ISSN 1614-6085 D 66624 GiP 14. Jahrgang Gleichstellung in der Praxis 3/2018

Aufsatz: Der Zweite Gleichstellungsbericht der Bundesregierung: Impulse für diese Legislaturperiode Aufsatz: Sexismus als Merkmal struktureller Diskriminierung oder die „Krise der Männlichkeit“? Rechtsprechung: Eingruppierung einer Gleichstellungsbeauftragten Urteil des Landesarbeitsgerichts Niedersachsen vom 26.9.2017 – 11 Sa 437/17 E Editorial

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, heute lesen Sie die Ausgabe 3 der GiP des Jahres 2018. Beurteilungssysteme „objektiv“ und diskriminie- rungsfrei ermitteln lassen. Diesen Zielen näher zu Schwerpunkte dieser Ausgabe sind die Vorstellung kommen, bedarf es erheblicher Anstrengungen. des zweiten Gleichstellungsberichts der Bundesregie- rung, abgeschlossen im Jahr 2017, und ein Aufsatz Der Aufsatz von Martini verdeutlicht, dass sexuelle zum Thema Sexismus, sexuelle Belästigungen von Belästigungen unverändert im Wesentlichen Proble- Silke Martini. me für Frauen schaffen, und stellt zugleich vor, auf welche Weise unter Einbeziehung von Männern Vor- Die kurze Darstellung des Werdegangs und Inhalts sorge gegen Wiederholungen getroffen werden kann. des zweiten Gleichstellungsberichts macht deutlich, dass alle mit Gleichstellungsarbeit befassten Perso- Aus den zahlreichen Buchempfehlungen greife ich nen dort eine Vielzahl von Ideen, Vorschlägen und heraus die Studie von Jochmann-Döll und Tondorf Anregungen zur eigenen Weiterarbeit finden. Der zur Entgeltordnung des TV-L. Beide Autorinnen ha- Bericht ist – auch – ein Steinbruch mit vielen wert- ben im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des vollen Fundstücken. Dies gilt insbesondere für die Bundes untersucht, ob diese Entgeltordnung die An- Anregungen für eine deutlich flexiblere Arbeitszeit- forderungen des Unionsrechts an eine diskriminie- gestaltung unter Aufgabe tradierter Muster. Gleich- rungsfreie Gestaltung erfüllt und kommen zu dem zeitig weist der Bericht auf die Gefahren entspre- wahrlich nicht überraschenden Ergebnis, dass diese chender Strategien hin, um eine Entgrenzung der Anforderungen weithin verfehlt werden. Die Unter- Arbeit auszuschließen. Es geht also stets um mehr als suchung liefert zugleich Hinweise darauf, wie andere nur darum, Arbeits- und Präsenzzeiten zu flexibili- Entgeltordnungen entsprechend differenziert auf ih- sieren, um Angehörigen beider Geschlechter die re Vereinbarkeit mit den Anforderungen einer Wahrnehmung von Care-Aufgaben besser zu ermög- Gleichbehandlung der Geschlechter geprüft werden lichen. können. Der Bericht spricht zutreffend auch das Problem der Wer sich die Durchsetzung einer geschlechtergerech- Personalbeurteilungen an und macht Vorschläge, auf ten Sprache zur Aufgabe macht, sei auf das im Du- welche Weise hier eine Verminderung von Diskrimi- den-Verlag neu erschienene Buch zur Geschlechter- nierungspotenzialen erreicht werden kann. Es ist ja gerechten Sprache hingewiesen. ein Irrglaube, dass sich Qualifikationen von Men- Gute Erkenntnisse beim Lesen dieser Ausgabe schen unterschiedlichen Geschlechts unter Anwen- wünscht Ihnen dung der jedenfalls im öffentlichen Dienst üblichen Torsten von Roetteken

3/2018 1 Inhalt

Die Herausgeber/innen der GiP: Aufsatz: 15 Der Zweite Gleichstellungsbericht der Bundesregierung: Impulse für diese Legislaturperiode Von Regina Frey und Katrin Lange Linktipps 22

Dr. Torsten v. Roetteken Aufsatz: 36 Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht a.D. Sexismus als Merkmal struktureller Diskriminierung oder die „Krise der Männlichkeit“? Von Silke Martini Veranstaltungstipps 42

Kristin Rose-Möhring Literaturtipps 47 Gleichstellungs­ beauftragte im BMFSFJ, Vorsitzende Rechtsprechung: 50 des Interministeriellen Arbeitskreises der GB der obersten Bundes- Eingruppierung einer Gleichstellungs- behörden (IMA) beauftragten Urteil des Landesarbeitsgerichts Niedersach- sen vom 26.9.2017 – 11 Sa 437/17 E – Inhaltsübersicht 3/2018 Vorschau 49 Editorial 1 Kein Cartoon 56 Aktuelles 3 Impressum 57

„Noch 217 Jahre bis zur Gleich­berechtigung“ (spiegel-online vom 2.11.2017)

Gleichstellung

2 GiP Aktuelles

Aktuelles

Gender in Handelsabkommen se Legislaturperiode endgültig am Widerstand der CDU-Landtagsfraktion gescheitert. Die Auswirkungen von Handelsabkommen in den Dort wird die Einführung einer Landesliste, die die Partnerländern der EU haben größte Folgen für die Aussichten von Frauen für erfolgreiche Kandidatu- Lebensumstände von Frauen in diesen Ländern. Nun ren vergrößern könnte, mehrheitlich abgelehnt, weil hat mit einer breiten Mehrheit das EU-Parlament die sie die traditionell guten Chancen direkt kandidie- Kommission aufgefordert, ein Gender-Kapitel in al- render Männer einschränken würde. Nach einer Sit- len künftigen EU-Handelsabkommen aufzunehmen zung des grün-schwarzen Koalitionsausschusses, auf (Drucksage 2017/2015 (INI)). der keine Kompromisslösung gefunden werden konnte, musste Ministerpräsident Kretschmann ein- Frauen Union fordert verbindliche volle räumen, dass man „die CDU-Fraktion nicht dazu zwingen“ könne, das Wahlrecht zu ändern. Deren Teilhabe von Frauen Vorsitzender Wolfgang Reinhart versprach „Verläss- lichkeit“ in allen anderen vom Koalitionsvertrag ab- „Mit 51 Prozent Frauen in der Gesellschaft, aber nur gedeckten Sachgebieten, verteidigte das vertragswid- 26 Prozent in der CDU genügen wir nicht den An- sprüchen einer Volkspartei“, erklärte die CDU-Vorsit- zende auf der 70-Jahr-Feier der Frauen Union (FU). In ihrer durch schonungslose Selbstkritik gekennzeichneten und eindeutig an die Mehrheit der Männer in der Partei adressierten Festrede räumte sie die Wirkungslosigkeit des in der CDU seit 2 Jahrzehn- ten auf dem Papier geltenden Frauen-“Quorums“ ein, das Frauen jeden dritten Platz auf den Wahllisten ver- spricht. Die FU-Vorsitzende Annette Widmann-Mauz zeigte sich empört darüber, dass der bei sei- nen Beratungen über eine anstehende Wahlrechtsre- form die Frage der paritätischen Teilhabe von Frauen bisher konsequent ausgeklammert habe. Die Delegier- ten der FU richteten einen Appell an den Bundestag, in dem dieser aufgefordert wird, in seine Wahlrechts- reform die „vollständige Gleichberechtigung von Frau- en in politischen Ämtern und Mandaten“ sicherzustel- len, nötigenfalls auch durch weitergehende gesetzliche Regelungen. Das innerparteiliche Frauen-Quorum soll von einem Drittel auf die Hälfte festgesetzt und mit Verbindlichkeit ausgestattet werden. Quelle: fpd 710/18

Ba-Wü: Keine Verbesserung der Chancen von Frauen bei Wahlen

In Baden-Württemberg ist die zwischen Grünen und CDU im Koalitionsvertrag vereinbarte Verbesserung der Chancen von Frauen bei Landtagswahlen für die- © Gabi Eder, pixelio.de

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rige Verhalten bei der Frauenförderung jedoch mit müssen“, sagt Marion Weckes, Expertin für Unterneh- dem Argument, mehr Frauen im Parlament sollten mensführung von der Hans-Böckler-Stiftung. Das nicht „von oben verordnet“, sondern „unten von der Erreichte genüge aber nicht: „Wir sind noch weit ent- Parteibasis nominiert werden“. Das derzeitige Land- fernt von einer hinreichenden, flächendeckenden Be- tagwahlrecht sei urdemokratisch, weil die Macht zur teiligung von Frauen in Leitungsgremien“, so Weckes. Aufstellung der Kandidatinnen und Kandidaten voll Der Geltungsbereich der Quote sei viel zu eng ge- bei der Parteibasis liege. steckt. Es sei nicht plausibel, warum sie nur für jene Quelle: fpd 710/18 börsennotierten Unternehmen gelte, die „voll mitbe- stimmt“ sind, wo den Beschäftigten also die Hälfte der Aufsichtsratssitze zusteht. Die Geschlechter- Mehr Quote wagen gleichstellung sei eine gesamtgesellschaftliche Aufga- be, die nicht nur den börsennotierten Unternehmen Seit 2016 gilt die Quote: 30 Prozent der Aufsichtsrats- mit paritätischer Mitbestimmung übertragen werden mandate der Kapitalgesellschaften, die börsennotiert könne. Zudem gebe es viele Firmen mit mehr als und zugleich paritätisch mitbestimmt sind, müssen 2000 Beschäftigten, die keinen paritätisch besetzten weiblich besetzt sein. So sitzen nun fast 29 Prozent Aufsichtsrat hätten. Frauen in den Kontrollorganen der 107 betroffenen Weckes plädiert dafür, den Geltungsbereich der Quote Unternehmen. 2015 waren es erst knapp 23 Prozent. auszudehnen und das Kriterium „voll mitbestimmt“ „Es war zu erwarten, dass alle die Quote erfüllen. An- zu streichen. Denkbar wäre, dass in einem ersten dernfalls hätten Stühle in Aufsichtsräten leer bleiben Schritt alle deutschen „kapitalmarktorientierten“ Ge- sellschaften verpflichtet werden. Langfristig fordert Weckes, die Aufgabe der Geschlechtergleichstellung allen großen Kapitalgesellschaften im Sinne des Han- delsgesetzbuchs (ab 250 Beschäftigte) zu übertragen, unabhängig davon, ob eine Kapitalmarktorientierung vorliegt. Dann wären nicht nur börsennotierte Aktien- gesellschaften, sondern auch inhabergeführte GmbHs mit gesetzlich vorgeschriebenem Aufsichtsrat ver- pflichtet, ihren Beitrag zur Geschlechtergleichstellung zu leisten. Insgesamt würde die Quote dann in rund 2250 Unternehmen gelten. Quelle: Böckler Impuls 04/2018

djb vermisst geschlechtergerechte ­Besetzung der Richterwahlausschüsse

„Dies ist frauenpolitisch ein denkbar schlechter Auf- takt“ kommentierte die Präsidentin des Deutschen Ju- ristinnenbunds e.V. (djb), Prof. Dr. Maria Wersig, die Besetzung der Wahlausschüsse für die vom Bundestag zu berufenden Richter/innen des Bundesverfassungs- gerichts und für die Wahl der Richter/innen der obers- ten Gerichtshöfe des Bundes, die am 22. März 2018 durch Wahl im Deutschen Bundestag erfolgte. Beide Ausschüsse werden künftig nur zu einem Drittel bzw. gar nur zu einem Viertel mit Frauen besetzt sein. „Der Schwund an weiblichen Abgeordneten im Deutschen Bundestag macht sich also deutlich bemerkbar. Wir können nur hoffen, dass bei den wichtigen Richter- wahlen der nächsten Jahre die vielen hochqualifizier- ten Juristinnen nicht übergangen werden“.

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Entgegen dem Trend haben die Regierungsparteien im Koalitionsvertrag vereinbart, die gleichberechtig- te Teilhabe von Frauen und Männern in Leitungs- funktionen des öffentlichen Dienstes bis 2025 zu er- reichen. Der Anteil der Bundesrichterinnen liegt bei den fünf obersten Bundesgerichten zwischen 27 Pro- zent am Bundesfinanzhof und 42 Prozent am Bun- desarbeitsgericht. Auch am Bundesverfassungsge- richt sind Frauen in der Minderheit. Quelle: djb-Pressemitteilung vom 23.3.2018

Diskriminierung in der juristischen Ausbildung

Deutsche Männer haben bessere Chancen als Frau- en und Personen mit Migrationshintergrund, die juristischen Staatsprüfungen mit Prädikatsexamen abzuschließen. Dies gilt umso mehr, wenn die Prü- fungskommission ausschließlich männlich besetzt ist – was in Nordrhein-Westfalen in den Jahren 2006 bis 2016 in 65 Prozent der mündlichen Prü- fungen so war. Dies zeigt eine aktuelle Studie für das Ministerium der Justiz des Landes Nordrhein- Westfalen. Die Präsidentin des Deutschen Juristin- nenbunds e.V. (djb), Prof. Dr. Maria Wersig, erklärt zu den Ergebnissen: „Wir müssen das Problem von Diskriminierung in der juristischen Ausbildung © Bernd Christian Gassner, pixelio.de systematisch und strukturell in den Blick nehmen. In einem interdisziplinären Team haben die Profes- Es braucht mehr Frauen als Vorbilder und Prüfe- soren Andreas Glöckner, Emanuel V. Towfigh und rinnen.“ Christian Traxler die Benotung in der staatlichen Die aktuellen Daten bestätigen: Die juristische Aus- Pflichtfachprüfung und in der zweiten juristischen bildung hat ein Diskriminierungsproblem. Der djb- Staatsprüfung in Nordrhein-Westfalen von 2006 bis Arbeitsstab „Ausbildung und Beruf“ fordert schon 2016 in einer methodisch aufwändigen Studie unter- länger eine stereotypenfreie Gestaltung von Ausbil- sucht. Die Ergebnisse ihrer Analyse von rund 18.000 dungsmaterial und mehr weibliche Lehrpersonen an Jura-Abschlüssen stellten sie am 26. April 2018 in juristischen Fakultäten und in der Referendar/innen- Berlin vor. Die Auswertung zeigt: Ausbildung. „„Frauen schneiden in beiden Staatsexamina sta- Die nun vorliegende Studie zeigt in einer wissen- tistisch schlechter ab als Männer – sowohl in der schaftlichen Langzeitstudie auf breiter Datengrund- schriftlichen als auch in der mündlichen Prüfung. lage, dass Frauen und Menschen mit Migrationshin- Für letztere gilt dies selbst dann, wenn sie zuvor tergrund in der Benotung statistisch signifikant in den schriftlichen Prüfungen gleiche Ergebnisse schlechter abschneiden. Frauen mit Migrationshin- erzielten. tergrund trifft diese Form der Benachteiligung dop- „„Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen die Schwelle pelt hart. Die Präsidentin des djb weiter: „In kaum zu einem Prädikatsexamen überwinden, ist deut- einem Fachgebiet hängt der berufliche Weg so sehr lich geringer als bei Männern. von der Abschlussnote ab wie in Jura. Ein Prädikats- „„12 Prozent weniger Frauen überspringen die über- examen ist auch heute noch in vielen juristischen Be- aus karriererelevante Notenschwelle von neun rufsfeldern Voraussetzung für die Einstellung. Diese Punkten. Nur wer mit einer Note von neun Punk- Aussagekraft der Abschlussnote ist zu hinterfragen, ten oder besser ein so genanntes Prädikatsexamen wenn die Note von Geschlecht oder Herkunft beein- vorweisen kann, wird zum Beispiel zum Staats- flusst ist.“ dienst zugelassen.

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„„Bezieht man weitere Faktoren wie Abiturnote, Die Teilnehmenden mussten in mehreren Runden Alter und Prüfungszeitpunkt in den statistischen Aufgaben lösen. Dabei gab es zwei Entlohnungsmo- Vergleich ein, sind die Unterschiede noch ausge- delle: Bei der Stücklohnvariante wurde jede korrekte prägter. Lösung mit 50 Cent vergütet. Bei der Turniervariante „„Noch deutlicher zeigt sich die ungleiche Benotung mussten die Teilnehmenden in Sechsergruppen ge- bei Absolventinnen mit Migrationshintergrund geneinander antreten. Die beiden Besten erhielten oder ausländisch klingendem Namen. Auch sie pro korrekt gelöster Aufgabe 1,50 Euro, die anderen erreichen mit deutlich geringerer Wahrscheinlich- vier gingen leer aus. keit ein Prädikatsexamen. „„Die Zusammensetzung der Kommission in der Zwischendurch gab es ein Feedback. Ein Drittel der mündlichen Examensprüfung beeinflusst deren Teilnehmenden wurde dabei lediglich über die eige- Notengebung. Wenn Frauen mitprüfen, verschwin- ne Leistung in Kenntnis gesetzt, ein weiteres Drittel det zumindest der Geschlechterunterschied in der über die Leistung sämtlicher Gruppenmitglieder. Das mündlichen Prüfung. verbliebene Drittel erhielt zusätzlich Informationen zum Geschlecht der Konkurrenz. Nach dem Feed- Quelle: Pressemitteilungen des djb vom 2.5.2018 und des idw vom back sollten die Teilnehmenden mitteilen, welche der 27.4.2018 beiden Tätigkeiten sie bevorzugen, um anschließend in der favorisierten Tätigkeit erneut in einem Turnier Ausführliches Feedback hilft Frauen gegen fünf andere anzutreten. Danach konnten sie sich entscheiden, ob sie in einer letzten Runde die be- vorzugte Aufgabe für einen Stücklohn verrichten Zu den gängigen Erklärungsmustern, warum weni- oder gegen Wettbewerber/innen antreten würden. ger Frauen in Spitzenpositionen zu finden sind, gehö- ren geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Die Ergebnisse sprechen dafür, dass Männer und Wettbewerbsorientierung. Demnach haben Frauen Frauen genauso leistungsfähig sind: Egal, welche häufiger Hemmungen zu konkurrieren und machen Phase oder Tätigkeit man betrachtet – signifikante daher seltener Karriere. Unterschiede zwischen den Leistungen der männli- chen und weiblichen Teilnehmer sind nicht nach- Ein Team um den Ökonomen Tarek Jaber-Lopez von weisbar. Erhebliche Differenzen gibt es dagegen bei der Universität Innsbruck hat sich experimentell mit der Entscheidung zwischen Stücklohn und Konkur- dieser These auseinandergesetzt. Den Ergebnissen der renzmodell in der letzten Runde des Experiments – von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie zu- zumindest bei denjenigen, die nur zur eigenen Leis- folge schrecken Frauen tatsächlich eher vor Wettbe- tung ein Feedback erhalten haben: In dieser Gruppe werbssituationen zurück. Feedbacks zur Leistungsfä- votierten 56,6 Prozent der Männer, aber nur 25 Pro- higkeit können jedoch dazu beitragen, die Differenz zent der Frauen für die Turniervariante. Demnach zwischen den Geschlechtern zu über­winden. scheinen Frauen also tatsächlich weniger wettbe- werbsorientiert zu sein als Männer. Die Differenz schmilzt allerdings zusammen, je in- formativer das Feedback ausfällt. Von den männli- chen Teilnehmern, die auch über die Leistungen der anderen aufgeklärt wurden, entschieden sich 53,3 Prozent für Wettbewerb, von den weiblichen 36,7 Prozent. Wenn es zusätzlich Auskünfte zum Ge- schlecht gab, blieb überhaupt kein signifikanter Un- terschied übrig. Die Fachleute erklären ihren Befund damit, dass Männer eher zu übersteigertem Selbstbewusstsein neigen. Befragungen der Teilnehmenden hätten ge- zeigt, dass die Männer anteilig deutlich häufiger als die Frauen die Erwartung hatten, dass sie zu den Tur- niersiegern gehören würden. Dieser Unterschied werde durch ein umfassendes Feedback verringert. Die Risikoneigung scheint dagegen keine Rolle zu

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spielen. Wenn Unternehmen Frauen gezielt fördern pen; und zwar je mehr das berufliche Anforderungs- wollen, sollten Beschäftigte ausführliche Informatio- niveau steigt. Selbst wenn der Einfluss von Personen- nen über ihre Leistungsfähigkeit im Vergleich zu den und Jobmerkmalen wie Arbeitszeit, Berufserfahrung, Kolleginnen und Kollegen erhalten, so die Schlussfol- Branche und Tarifbindung herausgerechnet wird, gerung. bleibt ein klarer Unterschied zwischen den Ge- Quelle: Böckler Impuls 5/2018 schlechtern bestehen: Steigt der CW-Index um eine Einheit – nehmen die Ansprüche an die Beschäftig- ten also zu –, steigt der Verdienst bei Männern um Abwertung der Erwerbsarbeit von Frauen mehr als sechs Prozent, bei Frauen um weniger als fünf Prozent. Anlässlich des „Equal Pay Day“ 2018 präsentierten das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni- versität Duisburg-Essen (UDE) und das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans- Böckler-Stiftung neue Forschungsergebnisse zur ge- schlechterbezogenen Lohnlücke. „Wir können erstmals statistisch nachweisen, dass weibliche Erwerbsarbeit systematisch abgewertet wird“, erklärt IAQ-Forscherin Sarah Lillemeier. Mög- lich wird das durch den „Comparable Worth-Index“ (kurz: CW-Index) den die Forscherinnen am IAQ und WSI in Anlehnung an ein geschlechtsneutrales Arbeitsbewertungsverfahren („Paarvergleich“ aus dem eg-check) entwickelt haben. Der CW-Index ist Die Forscherinnen kritisieren, dass vor allem in ein statistisches Messinstrument und erfasst zur Ar- weiblich dominierten Bereichen die Verdienste ge- beitsbewertung nicht nur Wissen und Können, son- ringer sind – etwa in Erziehung und Pflege –, obwohl dern berücksichtigt auch Faktoren wie Verantwor- hier die beruflichen Anforderungen und Belastungen tung für andere oder psycho-soziale und physische vergleichsweise hoch sind. „Hier gibt es einen ganz Arbeitsanforderungen und -belastungen. Er basiert zentralen politischen Handlungsbedarf, damit die auf den Angaben von 17.799 Erwerbstätigen (BIBB/ hoch relevanten personennahen Dienstleistungen BAuA-Erwerbstätigenbefragung). aufgewertet werden“, fordert IAQ-Direktorin Prof. Legt man den „CW-Index“ als Maßstab an, haben die Dr. Ute Klammer. Beschäftigten in der größtenteils von Frauen ausge- Quellen: Pressemitteilung des IDW vom 13.3.2018 und Böckler Im- übten Altenpflege ähnlich hohe Anforderungen und puls 5/2018 Belastungen zu bewältigen wie die in den männlich dominierten IT- und Technikberufen. Allerdings be- kommen die Beschäftigten in der Altenpflege durch- Entgelttransparenzgesetz schnittlich nur 14,42 Euro pro Arbeitsstunde und die muss umgestaltet werden Beschäftigten im Technik- und IT-Bereich zwischen 25,72 Euro und 27,92 Euro. Von der vielbeschwore- Der „Papiertiger“ Entgelttransparenzgesetz müsse nen Leistungsgerechtigkeit könne angesichts solcher „dringend zu einem effektiven Gleichstellungsrecht Differenzen keine Rede sein, kommentiert Sarah Lil- umgestaltet werden“, fordert der Deutsche Juristin- limeier. Vielmehr bestätige sich die sogenannte Deva- nenbund (djb). Auf „Freiwilligkeit der Arbeitgeber luationshypothese: Ein hoher Frauenanteil geht mit und Vereinzelung der Beschäftigten basierende An- einer schlechteren Lohnentwicklung trotz vergleich- sätze“ hätten sich „als nicht effektiv erwiesen, um barer Anforderungen und Belastungen einher. Mit Entgeltgleichheit herzustellen“, sagte djb-Präsidentin dem CW-Index lasse sich erstmals statistisch nach- Maria Wersig. weisen, dass Erwerbsarbeit von Frauen „von systema- Die Arbeitgeber müssten konsequenter in die Pflicht tischen Abwertungen betroffen“ ist. genommen werden. Dringend geboten sei ein Ver- Grundsätzlich klafft eine Verdienstlücke innerhalb bandsklagerecht. Über das Gesetz hinaus seien aber der einzelnen Anforderungs- und Belastungsgrup- noch weitere gesetzliche Maßnahmen erforderlich,

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Die aktuelle Steuerpolitik ziele an den Wünschen junger Paare nach mehr Partnerschaftlichkeit bei der Organisation von Familie und Erwerbsleben vorbei. „Die Einführung des Faktorverfahrens bei der Be- steuerung von Ehepaaren als Regelverfahren in Ver- bindung mit der Abschaffung der Lohnsteuerklasse V ist hier zielführend“, so Wildfeuer. Darüber hinaus müsse die Politik sich an neue Konzepte zur besseren steuerlichen Entlastung von Eltern mit Kindern wa- gen und die Lebensrealitäten von berufstätigen Müt- tern und Alleinerziehenden zentral einbeziehen. denn in frauendominierten Branchen würden gene- „Seit vielen Jahren werben wir dafür, im Besteue- rell erheblich geringere Entgelte gezahlt als in män- rungsverfahren den Kinderfreibetrag nicht wie bis- nerdominierten. Hier fehlten sowohl europäische als lang vom Einkommen, sondern als gleichen Steuer- auch nationale Rechtsgrundlagen. Wersig: „Das War- betrag direkt von der Steuerschuld abzuziehen – bei- ten auf die im Koalitionsvertrag für Juli 2019 verein- spielsweise durch eine Steuererstattung in der Ein- barte Evalutation des Gesetzes ist angesichts dessen kommensteuerveranlagung. Auch die Einführung offensichtlicher Schwächen nicht gerechtfertigt.“ eines allgemeinen Steuerabzugsbetrags in der Höhe Quelle fpd 708/18 des Existenzminimums eines Kindes, der zu einer auszuzahlenden Negativsteuer führen kann, ist eine denkbare Alternative und könnte das Kindergeld ab- Auch der Kunstbetrieb lösen“, führte Wildfeuer aus. benachteiligt Frauen finanziell Quelle: dbb frauen newsletter Nr. 09/18

Die neue Studie eines internationalen Forscherteams belegt, dass für Kunstwerke von Künstlerinnen auf Frauen zahlen nur 27 Jahre Auktionen bis zu 50 Prozent niedrigere Preise erzielt Rentenbeiträge werden als für Kunstwerke von männlichen Künst- lern. Durch zwei weitere Experimente konnte bestä- Männer zahlen in Deutschland durchschnittlich 39,6 tigt werden, dass das Geschlecht eine entscheidende Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung ein, die Auswirkung auf die Wertschätzung und deshalb auf durchschnittliche Beitragszeit für Frauen lag 2016 bei die Karriere der Künstlerinnen und Künstler hat. 27,6 Jahren. Das geht aus der Antwort (19/1222) der Quelle: idw Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (19/945) der Fraktion Die Linke hervor. Darin heißt es weiter, dass 2016 313.000 erwerbsfähige Leistungsberechtig- Steuerliche Entlastung te im Alter von 60 Jahren und älter Regelleistungen von berufstätigen Müttern und nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II), Alleinerziehenden gefordert also Arbeitslosengeld II, erhielten. Das waren 7,3 Prozent aller erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im SGB II. Die Armutsrisikoquote der Bevölkerung Zum Internationalen Frauentag am 8. März hat die ab 65 Jahren ist demnach nach den Daten des Mikro- dbb bundesfrauenvertretung die Konzeptionslosig- zensus von elf Prozent im Jahr 2005 auf 14,8 Prozent keit der neuen Bundesregierung bei der Besteuerung im Jahr 2016 gestiegen. Frauen sind mit 16,4 Prozent von Familien bemängelt. „Der Koalitionsvertrag lässt stärker betroffen als Männer mit 12,7 Prozent. kein zielführendes Konzept erkennen, wie Familien sinnvoll steuerlich entlastet werden können. Die Po- Quelle: Pressemitteilung hib – heute im Bundestag Nr. 188 vom litik setzt die steuerliche Förderung von Ehen und 26.3.2018 Familien nach dem Gießkannenprinzip fort, anstatt auf die Einführung von steuerlichen Erleichterungen für Alleinerziehende und den Abbau von Fehlanrei- Wünsche an den Arbeitsplatz zen durch das Ehegattensplitting hinzuwirken“, machte Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bun- Frauen wünschen sich einen sicheren Arbeitsplatz desfrauenvertretung, am 7. März 2018 deutlich. und eine interessante Arbeit. Flexible Arbeitszeiten

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sind ihnen dagegen weniger wichtig. Darin gleichen von sieben bis zehn Jahren ausgewertet. Sie zeigen, sich Frauen und Männer. Dies hat Mareike Bünning dass Eltern mit familienunfreundlichen Arbeitszei- vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialfor- ten zu mehr Strenge und negativem Kommunikati- schung (WZB) in einer neuen Studie zu den Arbeits- onsverhalten wie Schelten oder Schreien neigen. Für bedingungen von Erwerbstätigen in Deutschland he- Mütter wie Väter gilt: Der Erziehungsstil beeinflusst rausgefunden. entscheidend das Wohlbefinden der Kinder. Nur 14 Prozent der Erwerbstätigen sind flexible Ar- Weit folgenreicher als Wochenendarbeit sind Abend- beitszeiten sehr wichtig, was angesichts der Debatten und Nachtschichten der Eltern. Von den befragten um Vereinbarkeit von Familie und Beruf besonders Vätern arbeiten 23 Prozent regelmäßig nachts und 40 bei den weiblichen Erwerbstätigen erstaunt. „Mütter Prozent abends, unter den Müttern tun dies elf bezie- mit kleinen Kindern sind die Gruppe, die am meisten hungsweise 28 Prozent. Die Auswirkungen auf die Wert auf flexible Arbeitszeiten legt“, sagt Mareike Kinder wurden in vier Bereichen gemessen: Hyper- Bünning, „aber auch von ihnen finden nur 20 Prozent aktivität, emotionale Probleme, auffälliges Verhalten flexible Arbeitszeiten sehr wichtig. Während einige und Probleme mit Gleichaltrigen. Für alle Bereiche Frauen flexible Arbeitszeiten als hilfreich für die Ver- wurden negative Folgen der familienunfreundlichen einbarkeit ansehen, hilft es anderen mehr, wenn sie Arbeitsstunden festgestellt, am deutlichsten im Be- klar geregelte, feste Arbeitszeiten haben. “ reich des kindlichen Verhaltens. Auf die Plätze drei und vier der Liste setzen Frauen Wie komplex der Familienalltag ist, zeigt sich an ei- den Wunsch, bei der Arbeit Kontakt zu anderen nem interessanten Detail der Untersuchung: Abend- Menschen zu haben, und die Möglichkeit, selbstbe- und Nachtarbeitszeiten des einen Elternteils führen stimmt und unabhängig zu arbeiten. Jeweils 39 Pro- auch beim anderen Elternteil zu einer Veränderung zent ist dies sehr wichtig. Hier unterscheiden sich die des Erziehungsstils. Insbesondere für Männer von Geschlechter am stärksten. Männer legen im Ver- Frauen mit familienunfreundlichen Arbeitszeiten gleich zu Frauen mehr Wert auf Gestaltungsspielräu- lässt sich dieser „Spill-over-Effekt“ zeigen. Gleichzei- me (sehr wichtig bei 45 Prozent) und weniger Wert tig hat der väterliche Erziehungsstil noch deutlichere auf Kontakt zu anderen Menschen (32 Prozent). Auf Konsequenzen für die Entwicklung des Kindes. Platz fünf und sechs folgt bei Frauen wie bei Män- nern der Wunsch, anderen Menschen zu helfen und Quelle: Pressemitteilung des WZB vom 2.5.2018 eine Arbeit auszuüben, die nützlich für die Gesell- schaft ist. Zeitflexibles Arbeiten aus Sicht Positiv ist, dass die meisten Arbeitsplätze die Merk- der Beschäftigten male aufweisen, die den Erwerbstätigen besonders wichtig sind. Jeweils über 80 Prozent der weiblichen Arbeit wird räumlich und zeitlich zunehmend flexi- und männlichen Erwerbstätigen erklären, einen si- bler. Aber ergibt sich daraus wirklich eine ausgewo- cheren Arbeitsplatz zu haben, einer interessanten genere Work-Life-Balance oder belasten flexible Ar- und unabhängigen Arbeit nachzugehen und Kontakt beitszeitmodelle das Privatleben? Nachdem bereits zu anderen Menschen zu haben. Defizite gibt es laut im Juli 2017 die Resultate der IG Metall-Beschäftig- Selbsteinschätzung der Beschäftigten bei den Auf- tenbefragung 2017 zur örtlich selbstbestimmten Ar- stiegsmöglichkeiten und der Möglichkeit, ein hohes beit veröffentlicht wurden, befasst sich die nun pub- Einkommen zu erzielen. Diese beiden Bedingungen lizierte Studie „Flexible Arbeitszeiten – Arbeitszeit- finden Frauen mit 30 Prozent zudem deutlich selte- modelle und Flexibilitätsanforderungen“ mit der ner vor als Männer (40 Prozent). zeitlichen Dimension der Flexibilität. Basis der Un- Quelle: Pressemitteilung des WZB vom 6.3.2018 tersuchung bildet erneut die IG Metall-Beschäftig- tenbefragung 2017, bei der deutschlandweit ca. 680 000 Personen – zu einem sehr großen Anteil aus Wenn Eltern abends arbeiten dem verarbeitenden Gewerbe – teilgenommen ha- ben. Außerhalb der Schichtarbeit sind flexible Ar- Abend- und Nachtarbeitsstunden von Eltern haben beitszeitmodelle im befragten Teilnehmerfeld weit negative Auswirkungen auf das Verhalten und die verbreitet. Die meisten arbeiten heute im Modell emotionale Stabilität ihrer Kinder. Ein WZB-Team der Gleitzeit. Auf dem Vormarsch befindet sich zu- um Jianghong Li hat Daten von 838 Kindern im Alter nehmend jedoch die Vertrauensarbeitszeit, welche

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sich in Kombination mit mobiler Arbeit als häufiges Modell gerade für Führungskräfte erwies. Auf dem Prüfstein standen im Rahmen der Studie auch die gegenwärtigen gesetzlichen Grenzen der zeitlichen Flexibilisierung. Die Ergebnisse lassen er- kennen, dass zeitliche Flexibilisierung nicht selten auch diese Grenzen überschreitet, insbesondere dann, wenn auf eine Zeiterfassung verzichtet wird. Es zeigt sich anhand der Ergebnisse auch, dass aktive Betriebsratsarbeit beim Thema Arbeitszeit einen spürbaren Schutz gegen Entgrenzung darstellt. Dies betrifft etwa die Einhaltung der täglichen maximalen dend sind“, sagt Studienautorin Frauke Peter. „Das Arbeitszeit von zehn Stunden. unterstreicht, wie wichtig es ist, grundsätzlich allen Je stärker die Gestaltung der Arbeitszeit in Beschäf- Kindern und ihren Eltern Zugang zu früher Kinder- tigtenhand liegt, umso besser wird die Vereinbarkeit betreuung zu gewähren.“ von Arbeits- und Privatleben eingeschätzt. „Selbstbe- Seit die Politik im Jahr 2013 einen Rechtsanspruch stimmung ist hierbei das Zauberwort. Eine zuneh- auf einen Kita-Platz ab dem zweiten Lebensjahr ein- mende Arbeitsintensivierung geht klar zulasten die- geführt hat, sind die Betreuungskapazitäten für Kin- ser Selbstbestimmung, da sie jeden flexiblen Spiel- der unter drei Jahren noch stärker in den Fokus ge- raum nimmt. Zeitdruck und Stress in der Arbeit sind rückt. Vielerorts deckt der Kita-Ausbau aber noch nach den Ergebnissen der Befragung der größte Ge- immer nicht den Bedarf. Ähnlich war die Situation genspieler einer guten Work-Life-Balance. Solche Ende der 1990er Jahre, nachdem 1996 ein Rechtsan- psychischen Belastungen sollten in ihrer Bedeutung spruch auf Kita-Betreuung ab dem vierten Lebens- sehr ernst genommen werden“, kommentiert Studi- jahr eingeführt wurde. Da die Kommunen mit dem enautor Christian Piele die Analysen zum Meinungs- Ausbau nicht nachkamen, wurde eine Stichtagsrege- bild der Beschäftigten. Die Analyse zu den Auswir- lung erlassen: Nur Kinder, die vor Beginn eines Kita- kungen der Arbeitszeitgestaltung auf die Work-Life- Jahres im August oder September drei Jahre alt wur- Balance bildet ein weiteres Kernelement der Studie. den, bekamen noch im selben Jahr einen Platz, alle Quelle: Pressemitteilung des idw vom 8.5.2018 anderen erst ein Jahr später. Diese Konstellation ermöglichte es den Fachleuten, das Kita-Eintrittsalter ausschließlich in Abhängigkeit Die Auswirkungen eines zusätzlichen von den verfügbaren Plätzen zu betrachten. Andere Kita-Jahrs Einflussfaktoren auf das Eintrittsalter rechneten sie heraus – dazu zählen etwa der Bildungshintergrund Gehen Kinder ein Jahr früher in eine Kindertagesein- der Eltern oder das Haushaltseinkommen. Den Be- richtung (Kita) als andere, sind sie im Alter von etwa rechnungen zufolge sind Jugendliche, die Ende der 15 Jahren kommunikativer, durchsetzungsfähiger 1990er Jahre aufgrund ausreichend vorhandener und gewissenhafter. Das geht aus einer Studie des Plätze mit drei Jahren in eine Kita gehen konnten, Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW deutlich kommunikativer und durchsetzungsstärker Berlin) hervor, die als eine der ersten für Deutsch- als Jugendliche, die erst ein Jahr später einen Kita- land die längerfristigen Auswirkungen eines frühen Platz bekamen. Der entsprechende Effekt liegt bei Kita-Eintritts auf die Persönlichkeitseigenschaften acht Prozent, bei der Persönlichkeitsdimension Ge- im Jugendalter untersucht. Dafür haben die DIW- wissenhaftigkeit sind es sieben Prozent. Diese Ergeb- Bildungsökonominnen und -ökonomen Maximilian nisse haben auch dann Bestand, wenn man den mög- Bach, Josefine Koebe und Frauke Peter Daten des Na- lichen Einfluss durch die Persönlichkeitseigenschaf- tionalen Bildungspanels (NEPS) zu mehr als 4.500 ten der Eltern herausrechnet. Neuntklässler/innen analysiert, die entweder ab 1997 Auch wenn die Studienergebnisse auf Daten zu min- oder 1998 eine Kita besuchten. destens drei Jahre alten Kindern beruhen, die Ende der „Ein zusätzliches Kita-Jahr wirkt sich deutlich auf 1990er Jahre in die Kita gingen, ließen sich Parallelen Persönlichkeitseigenschaften aus, die auch für den zur heutigen Situation vermuten, sagt Bildungsökono- späteren Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg entschei- min Josefine Koebe: „Auch für das heute noch jüngere

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Kita-Eintrittsalter ist zu erwarten, dass ein Unterschied Kita-Leitungen vermissen Wertschätzung beim Kita-Eintritt um ein Jahr die Persönlichkeitsei- genschaften längerfristig beeinflusst.“ Der Kita-Aus- „Es ist ein Armutszeugnis für die Politik, wenn ge- bau sollte demnach noch mehr forciert werden, um rade einmal zwei Prozent der befragten Kita-Lei- den Bedarf zu decken. Mit Blick auf die Entwicklung tungen sagen, dass sie sich von ihr spürbar unter- der Kinder dürfe aber nicht in Vergessenheit geraten, stützt fühlen“, sagte Udo Beckmann, Bundesvorsit- dass auch die Kita-Qualität steigen müsse, betont Stu- zender des Verbandes Bildung und Erziehung dienautor Maximilian Bach. Das könne etwa durch ei- (VBE) mit Blick auf die Ergebnisse einer Studie des nen verbesserten Personalschlüssel oder mehr Vor- Deutschen Kitaleitungskongresses (DKLK). Danach und Nachbereitungszeiten für das pädagogische Fach- nehmen 80 Prozent der befragten Kita-Leitungen personal gelingen. „Davon würden nicht nur die Kin- die Wertschätzung durch die Politik als mangelhaft der selbst, sondern die Volkswirtschaft als Ganzes wahr. „Lässt die Politik ihren Versprechungen wei- profitieren – schließlich legt eine qualitativ gute früh- terhin keine Taten folgen, etwa indem sie die Fach- kindliche Bildung heute den Grundstein für gut ausge- kraft-Kind-Relation verbessert, zeitliche Ressour- bildete Erwerbstätige von morgen“, so Bach. cen für die Leitungsarbeit und Fortbildungen be- Quelle: Pressemitteilung des DIW vom 11.4.2018 reitstellt und für eine finanzielle Besserstellung von pädagogischem Personal sorgt, setzen wir die Zu- kunft unserer Kinder und damit unseres Landes Familie und Beruf aufs Spiel“, so Beckmann weiter. „Es kann von nie- mandem erwartet werden, sich dauerhaft hoch mo- Wie schwer Familie und Beruf in Europa zu vereinba- tiviert zu engagieren, wenn eine Würdigung der er- ren sind, zeigt eine Grafik aus Böckler-Impuls 3/2018. brachten Leistung und die notwendigen Gelingens- bedingungen versagt werden.“ Es laufe etwas grundsätzlich schief in Deutschland, wenn Kita-Leitungen die Herkulesaufgabe stetig stei- gender Anforderungen im frühkindlichen Bereich meistern müssten, gleichzeitig aber weiterhin drei Viertel der Befragten eine realitätsferne Wahrneh- mung ihrer Arbeit durch die Öffentlichkeit beklag- ten. Besonders alarmierend sei, dass insbesondere jüngere Leitungskräfte sich nicht wertgeschätzt füh- len. „Die Politik sollte sich bewusst sein, dass solche Ergebnisse mit Blick auf den prognostizierten drama- tischen Fachkräftemangel zusätzlich abschreckende Wirkung haben“, so Beckmann.

Anspruch auf Ganztagsschulplatz

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hat ermittelt: Insgesamt müssen bis einschließlich 2025 knapp 105.000 Grundschullehrer/innen neu eingestellt wer- den. Davon entfallen etwa 60.000 auf den Ersatz aus- scheidender Lehrkräfte. 26.000 Lehrer/innen werden außerdem benötigt, um die Unterrichtsversorgung bei steigenden Schüler/innenzahlen zu gewährleis- ten. Für den Ausbau von Ganztagsschulen werden weitere 19.000 Lehrkräfte benötigt. Allerdings stehen im gleichen Zeitraum nur 70.000 ausgebildete Absol- ventinnen und Absolventen für das Grundschullehr- amt zur Verfügung. Damit fehlen den Grundschulen mindestens 35.000 regulär ausgebildete Lehrkräfte. Erst ab 2026 zeichnet sich Entspannung ab. Die Stu-

3/2018 11 Aktuelles

die weist u.a. darauf hin, dass „fast 40 Prozenten aller Grundschullehrkräfte – überwiegend sind es Frauen – in Teilzeitarbeit arbeiten“. Es bedürfe entsprechen- der Anreize für eine Deputataufstockung von Teil- zeitkräften, z. B. einer verlässlichen Betreuung der Kinder von Lehrkräften und der Entlastung von nicht unterrichtsbezogenen Aufgaben.

Hebammen-Beruf muss aufgewertet werden

Hebammen sind in ländlichen Regionen, aber auch in Städten, immer seltener anzutreffen, obwohl die Geburtenrate derzeit wieder steigt. Die Landesar- beitsgemeinschaft der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbüros Niedersachsen (LAG) setzt sich für eine Aufwertung des Berufes der Hebamme ein, sie fordert die Akademisierung des Berufs, eine bes- sere Vergütung, auf Landesebene einen Runden Tisch aller Beteiligten sowie eine umfängliche Bedarfserhe- bung. Nach Ansicht der LAG müsste es einen Akti- © Stephanie Hofschlaeger, pixelio.de onsplan auf Landesebene geben mit einer breitange- legten Informations- und Werbekampagne für diesen gliedern des Deutschen Bühnenvereins über Konse- so wichtigen Beruf. Immerhin ist die gesunde Geburt quenzen aus der Missbrauchs- und Strukturdebatte nationales Gesundheitsziel. diskutiert. Die Arbeitsgruppe beschäftigte sich sowohl Quelle: Pressemitteilung der LAG vom 24.4.2018 mit Fragen der Diskriminierung als auch mit Macht- und Führungsfragen sowie mit Strukturproblemen. Der Bühnenverein plant Maßnahmen auf mehreren Beschwerdestelle gegen Gebieten: Sexismus in der Filmbranche „„Er wird eine neutrale Beratungsmöglichkeit für Mehr als zwölf Berufs- und Branchenverbände der Betroffene sexueller Belästigung einrichten. Ob Film- und Fernsehbranche gründen die erste überbe- und inwieweit eine Kooperation mit der kürz- triebliche Anlaufstelle für Betroffene sexualisierter lich für den Filmbereich angekündigten Anlauf- Belästigung, Gewalt und Diskriminierung. Das neue stelle beim Bund möglich und sinnvoll ist, wird Institut soll nicht nur als erste Anlaufstelle für Betrof- schnellstmöglich geklärt. „ fene von sexualisierter Belästigung, Gewalt und Dis- „Gemeinsam mit den Rechtsträgern soll daran ge- kriminierung dienen, darüber hinaus werden auch arbeitet werden, dass Führungskräfte im Bereich Aufarbeitung und Prävention zentrale Aufgaben sein. der Personalführung und betrieblichen Leitung zukünftig durch verbesserte Weiterbildungen und Quelle: ver.di Frauen- und Gleichstellungspolitik Qualifizierungsmaßnahmen unterstützt werden. „„Der Bühnenverein wird außerdem einen Verhal- tens- und Wertekodex entwickeln, der Regeln für Gegen Sexismus in einen angstfreien zwischenmenschlichen Umgang Theatern und Orchestern im Theater und Orchester formuliert, und der von den einzelnen Häusern im Sinne einer Selbstver- Am 6. März 2018 hat sich in Berlin eine Arbeitsgruppe pflichtung weiter ausgestaltet werden kann. des Deutschen Bühnenvereins zu den Themen Ge- „„Darüber hinaus wird der Bühnenverein das Wei- schlechtergerechtigkeit und Frauen in Führungspositi- terbildungsangebot für seine Mitglieder in diesem onen getroffen. Vertreter/innen der Leitungsebenen Bereich verstärken, beispielsweise bezogen auf die von Theatern und Orchestern sowie von Rechtsträgern Umsetzung des Allgemeinen Gleichbehandlungs- haben zusammen mit Vorstand und Präsidiumsmit- gesetzes (AGG).

12 GiP Aktuelles

„„Im Hinblick auf die Gleichstellung der Geschlech- ter haben sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe für eine paritätische Gremienbesetzung im Deut- schen Bühnenverein ausgesprochen. Mit diesen ersten Schritten will der Deutsche Büh- nenverein aktiv einen Kulturwandel in den Theatern und Orchestern anregen und einleiten. Quelle: Pressemitteilung des Bühnenvereins vom 9.3.2018 zugeschaltet. Am häufigsten wurde auf Arabisch, Russisch und Türkisch beraten. Fragwürdige Bundeswehr-Werbung Im Zeitraum von März 2013 bis Ende 2017 wurden Mit einer „fragwürdigen Kampagne“ habe die Bun- rund 69.000 hilfe- und schutzsuchende Personen an deswehr zum Girls´Day am 26. April Nachwuchs- Unterstützungseinrichtungen vor Ort weitervermit- werbung unter Schülerinnen ab 10 Jahren betrieben. telt, am häufigsten an Beratungsstellen für gewaltbe- Diesen Vorwurf erhob das Kinderhilfswerk terre des troffene Frauen und Mädchen (über 37.000-mal) und hommes (tdh). Wörtlich: „In einem Werbespot zer- Frauenhäuser (rund 18.000-mal). malmt eine Panzerfahrerin cool und lässig einen Quelle: Pressemitteilung des BMFSFJ vom 5.3.2018 Kleinwagen, der auf einem Frauenparkplatz abge- stellt wurde.“ tdh sieht dadurch die Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention und die besonderen Mehr Gewalt vor allem staatlichen Schutzpflichten gegenüber Minderjähri- gegen weibliche Polizeibeamte gen verletzt. „Kriege und Zerstörung sind kein Spaß“, erklärten Fast 72 000 Polizistinnen und Polizisten seien 2016 die Linken im Bundestag. Für deren frauenpolitische im Dienst bedroht, angegriffen, beleidigt oder ver- Sprecherin Cornelia Möhring, ist es „empörend, die letzt worden, teilte der DGB mit und erklärte: „Das lebensgefährliche Tätigkeit als Soldatin ... mit Spaß- Maß ist voll!“ Die Zahlen würden in der Polizeilichen faktor darzustellen“. Kriminalstatistik seit 2011 erfasst und seien seitdem meist gestiegen. Unter Berufung auf die Gewerk- Quelle: fpd 710/18 schaft der Polizei heißt es, gerade weibliche Polizis- tinnen hätten in zunehmendem Maße mit Beleidi- gungen, Bedrohungen und Demütigungen zu kämp- Fünf Jahre Hilfetelefon fen. Grundsätzlich sei der Umgang in der Gesellschaft „Gewalt gegen Frauen“ rauer geworden. Quelle: fpd 705/18 Seit März 2013 sind qualifizierte Beraterinnen an 24 Stunden und 365 Tagen im Jahr unter der Rufnum- mer 08000 116 016 und über die Webseite www.hil- Zum Rechtsanspruch auf fetelefon.de erreichbar – kostenlos, vertraulich und einen Frauenhausplatz zu allen Formen von Gewalt. Das Hilfetelefon „Ge- walt gegen Frauen“ ist damit das einzige bundeswei- Anfang März 2018 forderte die Niedersächsische So- te und anonyme Angebot, das Betroffenen zu jeder zialministerin Carola Reimann den Rechtsanspruch Zeit zur Seite steht. Am häufigsten wurde in den auf einen Frauenhaus-Platz. Hintergrund ist die gro- vergangenen fünf Jahren zu Fällen häuslicher Ge- ße Zahl der abgewiesenen Frauen, die trotz großer walt/Gewalt in Partnerschaften und sexualisierter Notlage keine Aufnahme in eines der 40 Frauenhäu- Gewalt beraten. ser Niedersachsens gefunden haben. Der Rechtsan- Auch als zentrale Anlaufstelle für gewaltbetroffene spruch auf einen Frauenhausplatz ist ein erster wich- Frauen, die nur wenig oder kein Deutsch sprechen, tiger Schritt, geht aber nicht weit genug, um die Not konnte sich das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ der Frauen zu lindern. Die Landesarbeitsgemein- etablieren. Insgesamt wurden zwischen 2013 und En- schaft der kommunalen Frauen- und Gleichstel- de 2017 rund 5.500-mal Dolmetscherinnen für in- lungsbüros Niedersachsen (lag) fordert deshalb: ein zwischen 17 Fremdsprachen zu den Telefonaten hin- niedersachsenweites Aktionsprogramm, mit Vorga-

3/2018 13 Aktuelles

ben und Empfehlungen, wie der Schutz der Frauen ist“. Sie führte aus, dass viele Länder im europä- auf allen Ebenen präventiv und infrastrukturell ge- ischen Ausland, z. B. Schweden, Norwegen, Ir- währleistet werden kann. land, Island, Frankreich und auch das ferne Kanada, bereits ein Prostitutionsverbot nach Die lag weist in diesem Zusammenhang auf die von schwedischem Vorbild umgesetzt haben. Das Deutschland im vergangenen Jahr ratifizierte Istan- schwedische Prostitutionsverbot bestraft nicht bul-Konvention hin, die den Staat verpflichtet, Frau- die Prostituierten, sondern die Sexkäufer, aber en vor jeglicher Form von Gewalt zu schützen. Dieses auch die Bordellbetreiber/innen und Men- Übereinkommen enthält umfassende Verpflichtun- schenhändler/innen. Die Prostituierten wer- gen zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt ge- den nicht bestraft, weil man weiß, dass sie gen Frauen und häuslicher Gewalt. Die Konvention kaum freiwillig in dem Dienst sind, sondern hat zum Ziel, Frauen ein gewaltfreies Leben zu er- dazu gezwungen werden. möglichen. In Deutschland sind 2016 363 Frauen in- folge häuslicher Gewalt von ihren Partnern, Ehemän- Nur in Deutschland herrsche unbeirrt aller kri- nern oder Ex-Ehemännern nach häufig langem Mar- tischen politischen Diskussion die Grundhal- tyrium getötet worden. Das Übereinkommen ist in tung vor, nach der jede Frau frei ihren Beruf Deutschland am 1. Februar 2018 in Kraft getreten. wählen kann. Diese liberale Haltung hat zur Folge, dass Deutschland zur Drehscheibe für „Immer mehr Frauen sind durch die intensive Be- Männer aus ganz Europa geworden ist, die richterstattung zum Thema häusliche Gewalt dafür Frauen für sexuelle Dienste kaufen. Auch Fak- sensibilisiert worden, dass die Gewalt, die sie durch ten, die das derzeitige System der Prostitution Partner oder Ex-Ehemann erleiden, ein Unrecht und in ein kritisches kriminelles Licht stellen, hin- strafbar ist,“ sagt lag-Vorstandsfrau Anne Behrends. derten die Bundesregierung nicht daran, die „Und Frauen wissen, dass diese Gewalt für sie per- Prostitution in dieser Form beizubehalten. Es sönlich tödliche Folgen haben kann“. wurde 2017 das Prostituiertenschutzgesetz ein- Die lag fordert Ministerin Reimann auf, ein Landes- geführt, mit dem man glaubt, den kriminellen aktionsprogramm aufzustellen, mit dem genaue Be- Machenschaften rund um die Prostitution ein stands- und Bedarfsanalysen erhoben werden, das Ende setzen zu können. Die Realität zeigt lei- Schritte für die praktische Umsetzung des Schutzes der ein anderes Bild: „Mehr als die Hälfte der von Frauen und Mädchen formuliert, das Standards Prostituierten hat bereits in der Kindheit Miss- festlegt, wie viele Frauenhaus-Plätze zum Beispiel pro brauch und sexualisierte Gewalt erlebt und die- Einwohnerinnenzahl vorgehalten werden müssen se Gewalterfahrungen setzen sich fort“, so und wie Sorge dafür getragen werden kann, dass ge- Schon. Selbst der Tod der Prostituierten ist kei- nügend Plätze für Frauen in Frauenhäusern bereitste- ne Seltenheit. hen. Das Aktionsprogramm soll auch eine Koordi- Schon machte deutlich, dass es in Deutschland nierungsstelle auf Landesebene vorsehen. Die lag will Ausstiegsprogramme mit konkreten Angebo- dabei auch den Bund in die Pflicht nehmen, Mittel ten, wie einer Ausbildung, eine sichere Woh- für die Umsetzung der Istanbul-Konvention in nung, Angebote der Gesundheitsfürsorge für Deutschland bereitzustellen. die Prostituierten geben müsse, denn daran Quelle: Pressemitteilung der lag vom 14.3.2018 scheiterten viele Ausstiegswillige. Insbesondere eingeschleuste Frauen müssen einen Aufent- haltstitel erhalten und bleiben können. Mit Kritischer Blick auf die Prostitution Zahlen konnte auch belegt werden, dass oft die Pornographie das Einfallstor für die Prostituti- Die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen on ist. Ein Blick in die Freierforen im Internet Frauen- und Gleichstellungsbüros Niedersachsen macht die ganze Frauenverachtung und Ent- (LAG) tagte mit ihrer Landeskonferenz am 19. April würdigung deutlich. Daran wurde schnell klar, in Stade zum Schwerpunktthema Prostitution. Die dass es die Gleichstellung der Geschlechter Soziologin Manuela Schon referierte zu dem Thema: nicht geben kann, solange Frauen ihren Körper „Die ‚Freier‘ im Fokus – Warum das Nordische Mo- für sexuelle Dienste „verkaufen“ müssen. dell des Prostitutionsverbots eine Erfolgsgeschichte Quelle: Pressemitteilung der LAG vom 24.4.2018

14 GiP Frey, Lange, Der Zweite Gleichstellungsbericht

Der Zweite Gleichstellungsbericht der Bundesregierung: Impulse für diese Legislaturperiode

Mitte 2017 wurde der Zweite Gleichstellungsbe- stellung wurde die Fachöffentlichkeit durch das Ein- richt der Bundesregierung veröffentlicht. Er ent- holen von Expertisen und die Zivilgesellschaft im hält grundlegende Ideen für die Neugestaltung Rahmen von Fachveranstaltungen mit einbezogen. von Erwerbs- und Sorgearbeit und geht damit Die Bundesregierung fügte den Sachverständigen- über den Diskurs von „Vereinbarkeit von Familie gutachten ihre Stellungnahme bei und legte beide Teile als „Gleichstellungsbericht“ dem Bundestag und Beruf“ hinaus. Das Gutachten der Sachver- 3 ständigen enthält zahlreiche Impulse für die aktu- und der Öffentlichkeit vor. Der Zweite Gleichstel- elle Legislaturperiode – teilweise wurden diese lungsbericht enthielt zudem eine Bilanz des Ersten auch im Regierungsprogramm von CDU/CSU Berichts. und SPD aufgegriffen. Andere (zentrale) gleich- Die regelmäßige Gleichstellungsberichterstattung stellungspolitische Maßnahmen fehlen wiederum ist ein wichtiges Element im Rahmen wirksamer ins- in der Koalitionsvereinbarung. Im vorliegenden titutioneller Mechanismen zur Durchsetzung von Beitrag stellen wir die Grundzüge des Zweiten Gleichstellung. Mit Hilfe von Gleichstellungsberich- Gleichstellungsberichts vor. Anhand von zwei ten wird eine Regierung darin unterstützt, eine empi- Themen gehen wir konkret auf Handlungsempf. risch abgesicherte, konsistente wie auch ziel- und im Bericht ein: Gleichstellung im öffentlichen wirkungsorientierte Gleichstellungspolitik zu entwi- Dienst und Strukturen und Instrumente für die ckeln und umzusetzen.4 Auch in vielen anderen Poli- Durchsetzung von Gleichstellung. Wir geben au- tikbereichen gibt es diese Berichte, wie zum Beispiel ßerdem einen Einblick, welche Themen des Be- den Altenbericht oder den Sozialbericht. richts in der neuen Legislaturperiode auf der Agenda stehen.

1. Gleichstellungsberichte der Bundes­ regierung: Auftrag, Zweck, Funktion Dr. Regina Frey, und Stellenwert für die Gleichstel- Politikwissenschaftlerin und lungspolitik Leiterin der Geschäftsstelle für den Zweiten Gleichstellungsbericht der Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD legte Bundesregierung 2005 erstmals fest, dass in jeder Legislaturperiode ein am Institut für Sozialarbeit und „Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Män- Sozialpädagogik e. V. in Berlin. (Foto: ISS) nern“ erstellt wird.1 Anlässlich der Ergebnisse des Ersten Gleichstellungsberichts von 2011 haben Bun- destag und Bundesrat beschlossen, dass auch weiter- hin einmal pro Legislatur ein Bericht zur Gleichstel- 2 Katrin Lange, lung von Frauen und Männern vorgelegt wird. Diplom Politikwissenschaftlerin und wissenschaftliche Die bisherigen Gleichstellungsberichte wurden von Mitarbeiterin einer von der Bundesregierung einberufenen Sach- in der Geschäftsstelle für den verständigenkommission verfasst. Diese arbeiteten Zweiten Gleichstellungsbericht unabhängig und ehrenamtlich. Sie formulierten ent- der Bundesregierung am Institut für Sozialarbeit und lang einer Leitidee gleichstellungspolitische Ziele Sozialpädagogik e. V. in Berlin. und Handlungsempfehlungen. In den Prozess der Er- (Foto: ISS)

3/2018 15 Aufsatz

2. Entstehungsprozess und Rahmen des befragung.9 Der Bundesrat nahm den Zweiten Zweiten Gleichstellungsberichtes Gleichstellungsbericht der Bundesregierung im Sep- tember 2017 zur Kenntnis.10 Im April 2015 setzte die damalige Bundesministerin Das über 190 Seiten starke Gutachten der Sachver- für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela ständigenkommission behandelt Gleichstellung in Schwesig, die Sachverständigenkommission zur Er- vier Kapiteln: In einem einführenden Teil werden stellung des Gutachtens ein. Im Mai 2015 konstituier- wichtige Grundlagen und der Fokus des Gutachtens te sich die Kommission unter dem Vorsitz der Juris- 5 erläutert. Der zweite Teil des Gutachtens geht auf die tin Eva Kocher. Die interdisziplinäre zwölfköpfige bestehenden gleichstellungspolitischen Herausforde- Kommission arbeitete knapp zwei Jahre lang am Gut- 6 rungen und Schieflagen ein und leitet gleichstel- achten. Die Geschäftsstelle Zweiter Gleichstellungs- lungspolitische Ziele ab. Im dritten Kapitel werden in bericht der Bundesregierung am Institut für Sozialar- zehn thematischen Abschnitten Handlungsempfeh- beit und Sozialpädagogik e. V. unterstützte die Arbeit lungen zu zentralen gleichstellungspolitischen The- der Kommission. men vorgestellt. Im vierten Kapitel werden vier wei- Das Gutachten für den Zweiten Gleichstellungsbe- tere Themen als aktuelle Herausforderungen in der richt wurde im Januar 2017 an die damalige Bundes- Gleichstellungspolitik behandelt. frauenministerin Manuela Schwesig übergeben und im März 2017 veröffentlicht.7 Am 21. Juni 2017 wur- Erarbeitung eines Veranstaltungssets „Weichen de der Zweite Gleichstellungsbericht der Bundesre- stellen durch Gleichstellung“: Nach dem Erschei- gierung im Bundeskabinett verabschiedet.8 Die nach- nen des Berichts wurde Informationsmaterial erar- folgende Bundesfrauenministerin beitet, das die Durchführung von Veranstaltungen informierte den Bundestag am gleichen Tag über den zum Thema Gleichstellung mit den Kernaussagen Zweiten Gleichstellungsbericht in einer Regierungs- des Berichts unterstützt. Das Veranstaltungsset gibt konkrete Hilfestellungen für die Durchführung von Veranstaltungen zu den Themen des Zweiten Gleichstellungsberichtes. Vorbereitetes Material (Flyer, Einladungsschreiben, Leitfäden, Power- Point-Präsentationen etc.) wird nach einem Login unter https://www.gleichstellungsbericht.de/vset kostenfrei zur Verfügung gestellt, s. auf S. 23.

3. Kernbotschaften des Zweiten Gleich- stellungsberichtes

3.1 Gleichstellung ist in Deutschland weiterhin nicht erreicht Die Erwerbsarbeit ist in Deutschland nach wie vor so organisiert, dass sie von einem Idealbild des in Voll- zeit tätigen Arbeitnehmers geprägt ist. Dies führt da- zu, dass diejenigen, die Sorgearbeit, also die Erzie- hung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen, übernehmen, Nachteile in ihrer beruflichen Entwick- lung und sozialen Absicherung haben. Zusätzlich verschärfen sich die Gleichstellungsprobleme bei der Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit an der Schnittstelle von privat und beruflich prekär organi- sierter Sorgearbeit. Private Sorgearbeit wird aus der Ökonomie ausgegrenzt, bezahlte Sorgearbeit darin abgewertet. Sowohl die bezahlte als auch die unbe- zahlte Sorgearbeit ist unter Frauen und Männern Abbildung 1: Coverfoto Zweiter Gleichstellungsbericht weiterhin deutlich ungleich verteilt – und somit auch

16 GiP Frey, Lange, Der Zweite Gleichstellungsbericht

die Chancen und Risiken im Lebensverlauf. Obwohl hofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt mittler- im Auftrag der Sachverständigenkommission zeigten weile rein numerisch sehr hoch ist, arbeiteten 2016 aber, dass viele Frauen und Männer mit Kindern un- 47 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäf- ter den gegebenen Rahmenbedingungen ihre Ar- tigten Frauen in Teilzeit, während es bei den Män- beitszeitwünsche nicht realisieren können und sich nern nur zehn Prozent waren.11 Das „Zuverdienst- hier einen größeren Ausgleich wünschen.14 Modell“ hat eine große Verbreitung und die Mehr- heit der Frauen folgt in ihrer Erwerbstätigkeit einem 3.3 Ein neuer Gleichstellungs-Indikator: Vierphasenmodell: Berufseinstieg, Elternzeit, an- Der Gender Care Gap schließende Teilzeitarbeit bis zum Wiedereinstieg in die volle Erwerbsarbeit.12 Dieses Modell schafft Gender Pay Gap und Gender Pension Gap sind in- gleichstellungspolitische Schieflagen: Wer mehr un- zwischen bekannte Instrumente, um Schieflagen in bezahlte Sorgearbeit übernimmt, ist ökonomisch ab- der Gleichstellung der Geschlechter zu benennen. hängiger und kann für die eigene Alterssicherung Die Sachverständigenkommission führt einen wei- weniger vorsorgen. teren Indikator in die Debatte ein, denn: Gesell- schaftliches Leben und wirtschaftliches Wachstum 3.2 Paradigmenwechsel in der Organisation von sind ohne die lebensnotwendigen Tätigkeiten der Erwerbs- und Sorgearbeit Sorgearbeit nicht möglich. Wirtschaftliche und ge- sellschaftliche Zusammenhänge können nur ver- Die Kommission formuliert in ihrem Gutachten standen werden, wenn auch die unbezahlte Arbeit zahlreiche Anregungen zur Neugestaltung von Er- einbezogen wird. Weil Frauen mehr (unbezahlte) werbs- und Sorgearbeit, damit sich diese gleichstel- Sorgearbeit leisten, können sie weniger einer Er- lungspolitischen Schieflagen verringern. Dabei geht werbsarbeit nachgehen, die sie bis ins Alter ökono- es um mehr als die Vereinbarkeit von Beruf und Fa- misch absichern wird. Doch jede Gesellschaft und milie – es geht um einen Paradigmenwechsel in der jede Volkswirtschaft ist auf die lebensnotwendige Organisation von Erwerbs- und Sorgearbeit. In An- Sorgearbeit angewiesen. Dennoch wurde sie histo- 13 lehnung an das von Nancy Fraser in den Fachdis- risch abgewertet und unsichtbar gemacht. Die Kom- kurs eingebrachte Earner-Carer-Modell („Caregiver mission beauftragte deswegen die Errechnung des Parity Model“), schlagen die Sachverständigen das Gender Care Gap15 und schlägt vor, diesen regel- „Erwerb-und-Sorge-Modell“ vor: mäßig zu ermitteln. Der Gender Care Gap bildet die Allen Menschen unabhängig vom Geschlecht soll ungleiche Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit es ohne Überforderung ermöglicht werden, neben zwischen den Geschlechtern ab. Er betrug 2012/2013 der Erwerbsarbeit auch private Sorgearbeit auszu- 52,4 Prozent. Das heißt, Frauen leisten durch- üben und gleichzeitig private Sorgearbeit jederzeit schnittlich täglich anderthalb Mal mehr unbezahlte zusammen mit Erwerbsarbeit zu leben. Sorgearbeit als Männer. Dies entspricht einem Zeit- aufwand von täglich einer Stunde und 27 Minuten Im Erwerb-und-Sorge-Modell reduzieren beide Part- mehr Sorgearbeit. ner/innen ihre Arbeitszeit und teilen sich einen gro- ßen Teil der Sorgearbeit. Der verbleibende Teil der Sorgearbeit wird ausgelagert. Das Modell fordert von 4. Handlungsempfehlungen der Politik die Schaffung entsprechender Rahmenbe- dingungen. Diese sollen die Probleme von Erwerbs- Um den von der Kommission geforderten Paradig- und Sorgearbeit beheben ohne – wie bisher – die ge- menwechsel in der Organisation von Erwerbs- und sellschaftliche Organisation der Sorgearbeit zu indi- Sorgearbeit zu bewerkstelligen, formuliert sie in the- vidualisieren: Zweiverdienst-Arrangements sollen matischen Abschnitten Handlungsempfehlungen. ohne Überforderung und ohne Nachteile für den weiteren Lebensverlauf und die eigene Existenzsiche- Das Gutachten enthält eine Vielzahl an Empfehlun- rung gelebt werden können. Das Modell funktioniert gen zu diesen zehn Themen in Abschnitt C und zu ebenso bei Alleinerziehenden. den vier Themen in Abschnitt D. Im Folgenden wer- den die Handlungsempfehlungen zu den Themenfel- Eine Politik, die es den Menschen ermöglicht, ein sol- dern Gleichstellung im öffentlichen Dienst (aus dem ches Modell zu leben, heißt nicht, das Erwerb-und- Abschnitt C. I.) und Strukturen und Instrumenten Sorge-Modell zum verbindlichen Leitbild zu erheben für die Durchsetzung von Gleichstellung (aus dem oder gar vorzuschreiben. Berechnungen des Fraun- Abschnitt D. IV.) vertiefend dargestellt.

3/2018 17 Aufsatz

Abbildung 2: Themen des Zweiten Gleichstellungsberichts (eigene Darstellung) 4.1 Gleichstellung im öffentlichen Dienst lung der Arbeitszeit, wenn keine betrieblichen Grün- 4.1.1 Flexible Arbeitszeiten und -orte de dagegen sprechen. Durch betriebliche Wahlar- beitszeitkonzepte, wie sie in einem Wahlarbeitszeit- Die vorherrschenden Rahmenbedingungen des gesetz möglich wären, könnten Beschäftigte mit Sor- „Normalarbeitsverhältnisses“ erschweren vielen geverantwortung ihre Arbeitszeiten an ihre Bedürf- Menschen mit Fürsorgeverpflichtungen ein partner- nisse anpassen, ohne langfristige Nachteile für den schaftliches Erwerb-und-Sorge-Arrangement zu le- weiteren Lebensverlauf und die eigene Existenzsiche- ben. Im Gutachten der Sachverständigen wird festge- rung zu erleiden.17 stellt: Häufig werde Gleichstellung in Unternehmen, Betrieben und Dienststellen auf Vereinbarkeit mit Die Sachverständigen warnen aber auch vor den Ge- familiären Aufgaben reduziert und Teilzeitarbeit re- fahren der Entgrenzung, Überforderung und Über- duziert auf ein Angebot für Frauen. Der Kommission lastung, die mit flexibler und mobiler Arbeit verbun- ist es deshalb wichtig, den Zusammenhang zu einem den sein könnten. Daher bedürfe es auch geeigneter lebensphasenorientierten Konzept von Arbeitszeit Schutzmaßnahmen. Am wichtigsten sei dabei eine herzustellen und das Erwerb-und-Sorge-Modell für gleichstellungsorientierte Personalplanung, die al- alle Menschen in gleicher Weise zu ermöglichen.16 Zu len Beschäftigten die Inanspruchnahme flexibler -Ar einer ausgewogeneren Verteilung von Erwerbs- und beitszeiten ermöglicht und dabei Arbeitsverdichtung Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern könnten fle- vermeidet. Welche Gefahren hier drohen, zeigen Er- xible Arbeitszeitkonzepte und mobiles Arbeiten bei- fahrungen aus dem öffentlichen Dienst. Hier ist die tragen. Die Kommission fordert daher die Einfüh- notwendige Entlastung bei Arbeitszeitverkürzung rung einer befristeten Teilzeit sowie die Einführung zwar oft gesetzlich geregelt (vgl. § 16 Abs. 2 BGleiG); eines allgemeinen Anspruchs auf eine flexible Vertei- in der Praxis jedoch reichen die Budgets häufig nicht

18 GiP Frey, Lange, Der Zweite Gleichstellungsbericht

aus, um für personellen Ausgleich zu sorgen.18 Inno- gemäß Koalitionsvertrag im Bundesgleichstellungs- vative Modelle der Arbeitsorganisation wie Tandem- gesetz aufgenommen werden.27 lösungen zur Stellenteilung scheitern im öffentlichen Dienst häufig daran, dass jeweils nur genau eine 4.1.3 Gleichstellungsgesetze Planstelle zur Verfügung stehe, die sich zwei Beschäf- Im öffentlichen Dienst gibt es zwar bereits verbindli- tigte dann allenfalls zu zweit mit jeweils 50 Prozent che Gleichstellungsgesetze, die einen institutionellen teilen können. Die Kommission empfiehlt daher eine Rahmen und Mindeststandards für eine gleichstel- Prüfung der Möglichkeit, im öffentlichen Dienst lungsorientierte Gestaltung der Erwerbsarbeit set- Tandemlösungen für (z. B.) zweimal 75 Prozent zu 19 zen. Die Kommission empfiehlt jedoch insgesamt ei- ermöglichen. Die Kommission empfiehlt darüber ne Analyse der Gleichstellungsgesetze auf ihre gleich- hinaus die Regelung von Mindeststandards zum stellungsorientierte Wirksamkeit hin. Denn es fehle Schutz von Sicherheit und Gesundheit der Beschäf- an systematischen und vergleichenden Evaluatio- tigten im Arbeitszeitgesetz. Dies beträfe insbesonde- nen, die einen Schluss erlauben würden, welche re die lückenlose Erfassung und Dokumentation der gleichstellungsrechtlichen Regelungen im öffentli- geleisteten Arbeitszeit und die geregelte, zeitliche Be- 20 chen Dienst sich als besonders zielführend erwiesen grenzung von Erreichbarkeit. haben. Hinweise aus der Praxis deuteten darauf hin, Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ist dass eine Stärkung sowohl der Rolle von Gleichstel- die Einführung eines Rechts auf befristete Teilzeit lungsplänen als auch der Stellung der Gleichstel- (erneut) vorgesehen.21 Zudem soll ein Rahmen (und lungsbeauftragten hilfreich wären.28 Modelle) geschaffen werden, „in dem Unternehmen, Beschäftigte und Tarifpartner den vielfältigen Wün- 4.1.4 Personalbeurteilungen schen und Anforderungen in der Arbeitszeitgestal- 22 Im öffentlichen Dienst, in dem berufliche Aufstiege tung gerecht werden können“ . Ebenso verpflichtet und Karrieren stärker als in der Privatwirtschaft for- sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag, „Teil- malisiert sind, komme der Personalbeurteilung eine zeittätigkeit in Führungspositionen [des öffentlichen 23 Schlüsselrolle zu. Problematisch seien Beurteilungs- Dienstes] stärker als bisher zu ermöglichen“ . Inwie- merkmale, die von den Beurteilenden nur subjektiv fern die Idee des von der Kommission vorgeschlage- eingeschätzt werden und sich auf Eigenschaften der nen Wahlarbeitszeitgesetzes als „Rahmen“ gesehen Person beziehen. Sie seien anfällig für den unbewuss- und entsprechend umgesetzt wird, ist unklar und ten Einfluss von Geschlechterstereotypen, individu- bleibt insofern abzuwarten. elle (Vor-)Urteile und andere leistungsfremde Aspek- te. In der Folge würde Teilzeittätigkeit, Telearbeit, 4.1.2 Frauen in Führungspositionen Eltern- und Pflegezeiten häufig negativ gewertet, Gemäß der Kommission stelle die zunehmend pri- auch wenn dies sachlich nicht gerechtfertigt sei.29 vatrechtliche Organisation öffentlicher Unterneh- Die Kommission schlägt die folgenden Mindestan- men die Effektivität des Gleichstellungsrechts vor forderungen an Beurteilungskriterien und -verfah- Herausforderungen: Viele Gleichstellungsgesetze be- ren vor, die in einschlägigen Gesetze und Richtlinien zögen öffentliche Unternehmen nicht unmittelbar in aufgenommen werden sollten:30 ihren Geltungsbereich ein. Die geringen Frauenan- teile in Führungspositionen öffentlicher Unterneh- „„ Beurteilungskriterien sollten konkretisiert wer- men seien ein Zeichen für die schwache Wirksamkeit den, um Transparenz zu schaffen. einer solchen Norm. Die Kommission empfiehlt auf „„Beurteilende sowie Beurteilte sollten geschult wer- dieser Grundlage, dass alle privatrechtlichen Unter- den, insbesondere hinsichtlich ihrer Genderkom- nehmen mit (Mehrheits-)Beteiligung der öffentli- petenz und über Diskriminierungsrisiken. chen Hand explizit in den unmittelbaren Geltungs- „„Gleichstellungsbeauftragte und Personalrat sollten bereich des jeweiligen Gleichstellungsgesetzes aufge- in weichenstellenden Phasen einer Beurteilungs- nommen werden sollen.24 Diese Forderung wird im runde beteiligt werden, insbesondere bei der De- Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung in finition der Beurteilungskriterien und bei Bespre- Form eines Prüfauftrages aufgegriffen.25 Zudem soll chungen von Beurteilerinnen und Beurteilern. eine „gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und „„Für die dienstliche Beurteilung von Führungskräf- Männern in Leitungsfunktionen des Öffentlichen ten sollte es eine Rolle spielen, inwieweit sich diese Dienstes bis 2025“26 erreicht werden. Dieses Ziel soll erfolgreich um Gleichstellung bemüht haben.

3/2018 19 Aufsatz

Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung Die Bundesregierung begrüßt diesen Vorschlag“.33 wird hierzu betont, dass bei „der Feststellung von Auch wird die Prüfung einer solchen Einrichtung zu- Kompetenzen im Rahmen dienstlicher Beurteilun- gesagt. gen […] Erfahrungen und Fähigkeiten aus Erziehung In der Koalitionsvereinbarung finden sich zwei der und Pflege zu berücksichtigen [sind]“31. Dies sieht vier Punkte wieder: Zum einen wird eine Gleich- bereits § 18 des Bundesgleichstellungsgesetzes stellungsstrategie und ein dazugehöriger ressort- (BGleiG) vor. übergreifender Aktionsplan festgelegt. Zum ande- 4.2 Strukturen und Instrumente für die Durchset- ren soll eine Bundesstiftung gegründet werden, „… zung von Gleichstellung die sich wissenschaftlich fundiert insbesondere Fra- gen der gerechten Partizipation von Frauen in Ge- Auch wenn Gleichstellungsberichte wichtige Impuls- sellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wid- geber für eine zielgerichtete und kohärente Politik met“34. sind: Zur Durchsetzung dieser Impulse bedarf es wei- terer Mechanismen. Solchen Mechanismen der Gleichstellung, widmet das Gutachten das letzte in- 5. Ausblick haltliche Kapitel (D. IV.). Vorgeschlagen werden vier Maßnahmen: Das Sachverständigengutachten, aber auch die Stel- lungnahme der damaligen Bundesregierung sind ein 1. Erstens sollen laut Kommission Gleichstellungs- Wissensschatz für gleichstellungspolitische Arbeit. aktionspläne und -strategien mit konkreten Ziel- Der Bericht enthält neben den hier vorgestellten The- vorgaben sowie einer Koordinierungsstruktur ge- men auch viele weitere Impulse für derzeit aktuell schaffen werden; hier wird darauf verwiesen, dass diskutierte Themen wie Pflege und Digitalisierung. dies in den meisten europäischen Mitgliedstaaten Neben der Vielzahl an Empfehlungen zu einer brei- ein übliches Instrument ist. ten Palette an Themen hat die Sachverständigenkom- 2. Zweitens sollen die gleichstellungsorientierte mission mit dem Erwerb-und-Sorge-Modell einen Gesetzesfolgenabschätzung verbindlich geregelt Ansatz in die gleichstellungspolitische Diskussion und verbindliche Standards (inklusive verbindli- gebracht, der einen wertvollen Orientierungsrahmen cher Relevanzprüfung) für den Prüfprozess defi- für die Zukunft bietet. nieren werden. 3. Drittens schlägt die Sachverständigenkommission Der Koalitionsvertrag enthält teilweise Maßnah- die Einführung einer gleichstellungsorientier- men, die im Gleichstellungsbericht empfohlen wer- ten Haushaltspolitik vor. Dies sei in Deutschland den. Hierzu lohnt es sich, nicht nur das Kapitel des schon deshalb angezeigt, da der Bundeshaushalt Koalitionsvertrages zur Kenntnis zu nehmen, das als Gesetz verabschiedet wird und hier die gleich- sich explizit mit Gleichstellung von Frauen und stellungsorientierte Gesetzesfolgenabschätzung Männern befasst. So enthält der Koalitionsvertrag anzuwenden ist. einige Maßnahmen zur Aufwertung von Sorgebe- 4. Viertens soll eine wissenschaftliche Beratungs-, rufen wie zum Beispiel flächendeckende Tarifver- Service- und Transfereinrichtung für die Gleich- träge in der Altenpflege oder Zuschüsse für die In- stellungspolitik etabliert werden. Eine solche anspruchnahme von haushaltsnahen Dienstleistun- Einrichtung solle laut Sachverständigenkommis- gen. Auch wenn entsprechende Maßnahmen im sion eine Schnittstelle zwischen Forschung und Gleichstellungsbericht weitaus konkreter beschrie- Anwendung sein, die den Transfer von Wissen ben werden, lassen sich hiervon positive Gleichstel- ermögliche und ein Gleichstellungs-Monitoring lungseffekte im Sinne des Erwerb-und-Sorge-Mo- mithilfe von Indikatoren unterstützt.32 dells erwarten. Die Stellungnahme der Bundesregierung greift expli- Das Regierungsprogramm weist jedoch in zentralen zit den vierten Punkt, die Einrichtung einer Trans- gleichstellungspolitischen Themenbereichen Leer- ferstelle auf. So heißt es hier: „Die Einrichtung einer stellen auf: So wird eine gleichstellungspolitische Re- in anderen Politikbereichen üblichen Einrichtung für form des Steuerrechts (Stichwort: Umbau des Ehe- begleitende Beratung und den laufenden Transfer gattensplittings) nicht thematisiert und die Minijob- von Fachwissen könnte eine laufende, an Zielen aus- Falle bleibt unangetastet. Auch auf einen geschlech- gerichtete, umsetzungsorientierte und evaluierende tergerechten Haushalt müssen die Menschen hier- Begleitung von Gleichstellungspolitik ermöglichen. zulande wohl noch länger warten.

20 GiP Frey, Lange, Der Zweite Gleichstellungsbericht

pressemitteilungen/bundesregierung-sieht-weiter-handlungsbedarf- Auf der Webseite www.gleichstellungsbericht.de in-der-gleichstellungspolitik/116932 (Abruf: 17.01.2018). können der Zweite Gleichstellungsbericht in Gän- 9 Bundestag (2017): Barley: Gleichstellung von Frauen und Män- ze, aber auch eine zusammenfassende Broschüre nern ist noch nicht erreicht, http://www.bundestag.de/dokumente/ textarchiv/2017/kw25-de-regierungsbefragung/509748 (Abruf: des BMFSFJ, Themenblätter zu einigen Kernthe- 28.03.2018). men des Gutachtens sowie die Expertisen, Stel- 10 Bundesrat (2017): Beschluss des Bundesrates. Zweiter Gleichstel- lungnahmen und weitere Hintergrundinformatio- lungsbericht. Erwerbs- und Sorgearbeit gemeinsam neu gestalten mit Stellungnahme der Bundesregierung. Drucksache 525/17, https:// nen heruntergeladen werden. Auch stehen Materi- www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2017/0501-0600/525- alien zum Bericht in Englisch, Französisch und 17(B).pdf?__blob=publicationFile&v=5 (Abruf: 17.01.2018). Chinesisch zur Verfügung, nähere Infos s. bei den 11 BA – Bundesagentur für Arbeit (2017): Die Arbeitsmarktsitua- tion von Frauen und Männern 2016. Berichte: Blickpunkt Ar- Linktipps auf S. 22 u.nd 23. beitsmarkt, https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/ Arbeitsmarktberichte/Personengruppen/generische-Publikationen/ Anmerkungen Frauen-Maenner-Arbeitsmarkt.pdf (Abruf: 7.5.2018), Seite 12. 1 CDU; CSU; SPD (2005): Gemeinsam für Deutschland. Mit Mut und 12 Ebd. „Bei weiblichen Beschäftigten steigt die Teilzeitquote bis zu Be- Menschlichkeit. Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD, https://www. ginn der 40er Jahre kontinuierlich an und erreicht in diesem Alter den cdu.de/system/tdf/media/dokumente/05_11_11_Koalitionsvertrag_ Höchstwert von 58 Prozent. Danach nimmt die Teilzeitquote bis zu Langfassung_navigierbar_0.pdf?file=1&type=node&id=1100 (Abruf: den rentennahen Altersgruppen stetig ab.“ 14.10.2015), Seite 119. 13 Fraser, Nancy (1994): After the Family Wage: Gender Equity and So- 2 Bundesregierung (2017): Zweiter Gleichstellungsbericht der Bun- cial Welfare. In: Political Theory 22 (4), S. 591–618. desregierung. BT-Drucksache 18/2840, Berlin, https://www.bmfsfj. 14 Bundesregierung 2017, Seite 154ff. de/bmfsfj/service/publikationen/zweiter-gleichstellungsbericht-der- 15 Klünder, Nina (2017): Differenzierte Ermittlung des Gender Care Gap bundesregierung/119796 (Abruf: 05.10.2017), Seite 5. auf Basis der repräsentativen Zeitverwendungsdaten 2012/13. Exper- 3 BMFSFJ – Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Ju- tise im Rahmen des Zweiten Gleichstellungsberichts der Bundesregie- gend (2017): Die Gleichstellungsberichte der Bundesregierung, https:// rung, www.gleichstellungsbericht.de/kontext/controllers/document. www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/gleichstellung-und- php/30.b/a/f83f36.pdf (Abruf: 24.01.2018). teilhabe/die-gleichstellungsberichte-der-bundesregierung/118040 16 Bundesregierung 2017, Seite 130. (Abruf: 28.03.2018). 17 Ebd., Seite 119. 4 Ebd. 18 Ebd., Seite 121. 5 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 19 Ebd., Seite 131. (2015): Moderne Gleichstellungspolitik für Frauen und Männer. 20 Ebd., Seite 121. Pressemitteilung, 8.5.2015, http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Presse/ 21 CDU/CSU und SPD (2018): Ein neuer Aufbruch für Europa. Eine pressemitteilungen,did=215706.html (Abruf: 14.10.2015). neue Dynamik für Deutschland. Ein neuer Zusammenhalt für un- 6 Sie setzte sich aus den folgenden zwölf Mitgliedern zusammen: Eva Ko- ser Land. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, https:// cher (Vorsitz), Universität Frankfurt (Oder), Thomas Beyer, Technische www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/2018/03/2018- Hochschule Nürnberg, Eva Blome, Universität Greifswald, Holger Bonin, 03-14-koalitionsvertrag.pdf?__blob=publicationFile&v=1 (Abruf: Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA), Ute Klammer, Universi- 28.3.2018), Seite 53. tät Duisburg-Essen, Uta Meier-Gräwe, Justus-Liebig-Universität Gießen, Ebenso war ein Recht auf befristete Teilzeit bereits im Koalitionsver- Helmut Rainer, ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an trag der vorangegangenen Regierung festgeschrieben. Ein entspre- der Universität München, Stephan Rixen, Universität Bayreuth, Christi- chender Gesetzentwurf wurde auch vom zuständigen Arbeitsminis- na Schildmann, Hans-Böckler-Stiftung, Carsten Wippermann, Katho- terium vorgelegt. Letztendlich konnte sich die damalige Regierung lische Stiftungsfachhochschule München und Delta-Institut für Sozial- jedoch nicht darauf einigen. Es bleibt abzuwarten, wie ein neuer Lö- forschung, Anne Wizorek, Autorin, Beraterin für digitale Medien, Aysel sungsansatz ausgestaltet sein wird. Yollu-Tok, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. 22 Ebd., Seite 52. 7 BMFSFJ – Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und 23 Ebd., Seite 24. Jugend (2017): 52,4 Prozent Gender Care Gap – Gleichstellung von 24 Bundesregierung 2017, Seite 131. Frauen und Männern noch nicht erreicht. Sachverständige veröf- 25 CDU/CSU und SPD 2018, Seite 24. fentlichen Gutachten für den Zweiten Gleichstellungsbericht. Presse- 26 Ebd. mitteilung, 7.3.2017, https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/presse/ 27 Ebd. pressemitteilungen/-52-4-prozent-gender-care-gap---gleichstellung- 28 Bundesregierung 2017, Seite 131. von-frauen-und-maennern-noch-nicht-erreicht-/114318 (Abruf: 29 Ebd., Seite 131 f. 17.01.2018). 30 Ebd., Seite 132. 8 BMFSFJ – Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Ju- 31 CDU/CSU und SPD 2018, Seite 24. gend: Bundesregierung sieht weiter Handlungsbedarf in der Gleich- 32 Bundesregierung 2017, Seite 230 f. stellungspolitik. Zweiter Gleichstellungsbericht vom Kabinett be- 33 Ebd., Seite 21. schlossen, 21.6.2017, https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/presse/ 34 CDU/CSU und SPD 2018, Seite 25.

3/2018 21 Links

Linktipps

Neue Gleichstellungsstrategie für den Zeitraum 2018-2023

Durch den Europarat wurde die neue Gleichstel- schiedet. https://rm.coe.int/strategy-en-2018-2023/ lungsstrategie für den Zeitraum 2018-2023 verab- 16807b58eb (auf Englisch)

Veröffentlichungen zum Zweiten Gleichstellungsbericht

Wie es um die Gleichstellung in Deutschland steht, „„Gleichstellung marginaler Beschäftigung – Vor- was erreicht wurde und was noch zu tun ist – eine schlag zur Reform der Minijobs (Bosch, Gerhard; neue Broschüre des BMFSFJ fasst die Erkenntnisse Weinkopf, Claudia) und Empfehlungen des Zweiten Gleichstellungsbe- „„(Solo)-Selbständigkeit als gleichstellungspolitische richts der Bundesregierung zusammen. Herausforderung (Gather, Claudia; Schürmann, Lena; Trenkmann, Jeannette) www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/zweiter- „„Gleichberechtigung und partnerschaftliche Wei- gleichstellungsbericht-der-bundesregierung/122402 terbildung (Käpplinger, Bernd; Kubsch, Eva) Zum Gleichstellungsbericht: www.bmfsfj.n2g32.com/ „„Differenzierte Ermittlung des Gender Care Gap reo51h7b-phnommwy-i6800qxf-23n auf Basis der repräsentativen Zeitverwendungsda- ten 2012/13 (Klünder, Nina) Themenblätter zum Gutachten: www.gleichstellungs „„Die „Vereinbarung zwischen der Bundesregierung bericht.de/de/topic/24.themenbl%C3%A4tter-zum- und den Spitzenverbänden der deutschen Wirt- bericht.html schaft zur Förderung der Chancengleichheit von „„Themenblatt 1: Erwerbs- und Sorgearbeit Frauen und Männern in der Privatwirtschaft“ und „„Themenblatt 2: Ziele und Indikatoren ihre Bilanzierung (Lange, Katrin) „„Themenblatt 3: Aufwertung der Sorgearbeit „„Wie können kleine und mittlere Unternehmen bei „„Themenblatt 4: Gleichstellung in Betrieben der Ermöglichung von Zeitsouveränität für ihre „„Themenblatt 5: Finanzielle Unabhängigkeit und Beschäftigten unterstützt werden? (Mahler Wal- Partnerschaftlichkeit ermöglichen ther, Kathrin) „„Themenblatt 6: Männer und Gleichstellung „„Themenblatt 7: Gleichstellung und Pflege „„Themenblatt 8: Strukturen und Instrumente zur Umsetzung von Gleichstellung „„Themenblatt 9: Aktuelle Herausforderung Digita- lisierung „„Themenblatt 10: Aktuelle Herausforderung Flucht „„Themenblatt 11: Alterssicherung „„Themenblatt 12: Kommune Expertisen zu den Themen: www.gleichstellungsbericht. de/de/article/51.expertisen.html „„Ganztagsschulen in der Primarstufe (Alt, Christi- an; Hüsken, Katrin; Lange, Jens) „„Entwicklung des Arbeitsmarktes unter ge- schlechtsspezifischen Aspekten (Baethge, Martin; Baethge-Kinsky, Volker) „„Die Arbeitsteilung im Paar (Boll, Christina) Quelle: Wikipedia

22 GiP Links

„„Economic Perspectives on the Income Taxation of „„Gewalt in Paarbeziehungen (Schröttle, Monika) Couples and the Choice of Tax Unit (Rees, Ray) „„Integration von Flüchtlingen unter einer Gleich- „„Gender und Sozialraumorientierung in der Pflege stellungsperspektive – Bestandsaufnahme und (Scheele, Sebastian) Forschungsbedarf (Schwenken, Helen) „„Das Ehegattensplitting (Spangenberg, Ulrike)

Veranstaltungsset zum Zweiten Gleichstellungsbericht

Mit dem Veranstaltungsset „Weichen stellen durch erPoint-Präsentation, das Sie bei Ihrem Vortrag Gleichstellung“ zum Zweiten Gleichstellungsbericht unterstützt; der Bundesregierung können Sie eigene Veranstal- „„Vorschläge für Einladungsschreiben, Handzettel- tungen zu diesem Thema ausrichten. Mit den bereit- und Plakatvordrucke, die Sie ganz einfach indivi- gestellten Materialien wird Ihnen die Arbeit für die duell anpassen können; Organisation und Durchführung Ihrer Veranstaltung „„acht Kurzinfos, um einzelne Themen des Zweiten erleichtert. Das Set enthält die folgenden Materialien: Gleichstellungsberichts vertiefen zu können; „„Zugang zu einem exklusiven Pool an externen „„einen ausführlichen Organisationsleitfaden, in Moderatorinnen und Moderatoren, die geschult dem zwei verschiedene Veranstaltungsformate worden sind und Sie bei Bedarf auf Ihrer Veran- (kurz und lang) ausgearbeitet sind; staltung unterstützen können. „„eine umfangreiche PowerPoint-Präsentation zu gleichstellungspolitischen Themen, die Sie nach Sie erhalten Zugang zum Veranstaltungsset über die- Bedarf anpassen können; sen Link: „„ein dazugehöriges Moderationsskript mit ausführ- www.gleichstellungsbericht.de/vset-download. lichen Notizen zu den einzelnen Folien der Pow-

Neuer UN Women Bericht

Die Frauenorganisation der Vereinten Nationen, genwärtigen Diskriminierung von Frauen und Mäd- stellte im Februar 2018 zusammen mit dem Bundes- chen weltweit zeigen. Die Daten belegen, dass die ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Gleichstellung der Geschlechter der Schlüssel zum Zusammenarbeit (BMZ), der Deutschen Gesellschaft Erreichen aller globalen Entwicklungsziele ist. Der für die Vereinten Nationen e.V. (DGVN) und dem Bericht beleuchtet deshalb alle 17 Ziele aus einer Ge- Deutschen Komitee für UN Women den neuen glo- schlechterperspektive und zeigt konkrete Möglich- balen Bericht „Den Versprechen Taten folgen lassen: keiten zu deren erfolgreicher Umsetzung bis zum Gleichstellung der Geschlechter in der Agenda 2030“ Jahr 2030 auf. mit zahlreichen aktuellen Daten zur Gleichstellung www.unwomen.de/schwerpunkte/die-agenda-2030- der Geschlechter vor. Erstmals seit Verabschiedung fuer-nachhaltige-entwicklung.html der Agenda 2030 und der globalen Ziele für nachhal- tige Entwicklung (SDG) im Jahr 2015 liegen nun Quelle: BAG-Newsletter Februar 2018 Zahlen vor, die das erschreckende Ausmaß der allge-

Gleichstellung sichtbar machen

An drei Modellstandorten in Niedersachsen soll mit von Gleichstellung etabliert bzw. verstärkt werden. Unterstützung lokaler Akteurinnen und Akteure – www.vernetzungsstelle.de/index.cfm?uuid=20D5C5 insbesondere der kommunalen Gleichstellungsbe- 4EB55A63D879E88E0DC37F2DD6&and_uuid=593 auftragten – die Vernetzung und Sichtbarmachung 94A49626442F7B1461665ADF9F967

3/2018 23 Links

Wie kann man Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsdaten erfassen?

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) soll die Broschüre „Wer nicht gezählt wird, zählt nicht“ Menschen vor Diskriminierungen schützen. Doch veröffentlicht. Darin werden Konzepte wie Intersekti- wie können Benachteiligungen gemessen werden? onalität erklärt und Gründe diskutiert, weshalb die Wie sinnvoll ist die Kategorie „Migrationshinter- Erhebung von Gleichstellungsdaten wichtig ist. grund“? Und wie kann die Erhebung von Daten zur Gleichstellung und interkulturellen Öffnung beitra- http://vielfaltentscheidet.de/gleichstellungsdaten- gen? Dazu hat die Organisation „Citizens for Europe“ eine-einfuehrung/?back=87

Demokratie braucht Feminismus

Rechtspopulisten und religiös-fundamentalistische gen Angriffe verteidigt werden müssen, hat die Hein- Gruppierungen stellen Gleichstellung zunehmend rich Böll Stiftung zusammengestellt. www.gwi-boell. infrage. Warum feministische Errungenschaften ge- de/de/demokratie-braucht-feminismus

Frauenanteil bei Regierungsbeauftragten hat sich halbiert

Die Bundesregierung hat laut „Rheinischer Post“ bei Frauen in der Union, Yvonne Magwas, kritisierte die der Auswahl ihrer Beauftragten und Koordinator/ mangelnde Frauenpräsenz in der Breite des Parla- inn/en Männer stark bevorzugt. Nach Berechnungen ments. Das hänge mit der mangelnden Aufstellung der Zeitung stieg die Zahl dieser Posten von 32 auf von Frauen als Direktkandidatinnen zusammen. Die 33, zugleich nahm jedoch die Zahl der mit besonde- Landesverbände müssten jetzt bereits damit begin- ren Themen im Regierungsauftrag berufenen Frauen nen, Frauen für die Bundestagswahl 2021 zu unter- von 14 auf sieben ab. Der Frauenanteil sank damit stützen und aufzubauen. Siehe dazu auch S. 3. von 43,7 Prozent in der vorhergehenden Regierung auf 21,2 Prozent. Als „fatales Signal“ verurteilte Grü- www.finanznachrichten.de/nachrichten-2018-04/ nen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt diese 43578823-rheinische-post-frauenanteil-bei- Entscheidungen. Die Vorsitzende der Gruppe der regierungsbeauftragten-hat-sich-halbiert-007.htm

Entgelt- und Gleichbehandlungs-Check

Vor dem Equal Pay Day am 18. März 2018 hat die se Treuhand Steuerberatungs GmbH sowie die Stadt- Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ads) mehre- werke Neustrelitz GmbH. re Unternehmen für ihr Engagement für Lohnge- rechtigkeit und Gleichbehandlung der Geschlechter gewürdigt. „Die Unternehmen setzen ein klares Sig- nal: Sie wollen Vorbilder für mehr Geschlechterge- rechtigkeit sein“, sagte die Leiterin der Antidiskrimi- nierungsstelle, Christine Lüders, in Berlin. „Das ist ein Gewinn für alle Beschäftigten: Denn alle profitie- ren von einer offenen und fairen Unternehmenskul- tur.“ Lüders zeichnete fünf Arbeitgeber dafür aus, sich einem Entgelt-Check mit dem anerkannten Vier weitere Unternehmen unterzogen sich außer- Lohnmessverfahren „eg-check.de“ unterzogen zu ha- dem dem „Gleichbehandlungs-Check“ (gb-check). ben. Zertifiziert wurden das Albert-Schweitzer-Fa- Mit dem Prüfinstrument können Arbeitgeber und milienwerk Mecklenburg Vorpommern e.V., die In- Interessenvertretungen potenzielle Diskriminierun- vestitionsbank Schleswig-Holstein, die mwh HIRSCH gen im Betrieb identifizieren, Ungleichbehandlungen Steuerberatungsgesellschaft mbH und die HST Han- vorbeugen und Maßnahmen entwickeln, um die

24 GiP Links

Chancengleichheit voranzubringen. Es können sechs Melsungen AG, der Bayerische Rundfunk und die Bereiche geprüft werden: die Stellenausschreibung, Deutsche Rentenversicherung Bund. der Bereich der Einstellung und des Aufstiegs, die Weitere Informationen zur Teilnahme am Projekt Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen, die be- „Gleicher Lohn“ finden Sie unter triebliche Weiterbildung, die Beurteilung und die Ar- www.antidiskriminierungsstelle.de. beitszeit. Den „gb-check“ nutzten die ALDI SÜD Dienstleistungs-GmbH & Co. oHG, die B. Braun Quelle: Pressemitteilung der ads vom 13.3.2018

Diskriminierungspotentiale des TV-L

Auch einheitliche Entgeltregelungen, die weder zwi- Regelungs-Checks zum Grundentgelt aus eg-check. schen Lohn und Gehalt noch zwischen Frauen und de intensiv geprüft. Ergebnis: Trotz der Reformbe- Männern unterscheiden, können im Ergebnis Ange- mühungen der letzten Jahre erfüllt die Entgeltord- hörige des einen Geschlechts benachteiligen; dies wä- nung des TV-L nicht in hinreichendem Maße die re dann mittelbare Diskriminierung nach dem AGG rechtlichen Anforderungen, die an ein diskriminie- und auch nach dem neuen EntgTranspG. Trifft dies rungsfreies Entgeltsystem gestellt werden. Damit the- für die neue Entgeltordnung des Tarifvertrages für matisiert die Untersuchung das rechtliche Verbot der den öffentlichenDienst der Länder (TV-L) zu? Oder mittelbaren Entgeltdiskriminierung aufgrund des werden frauen- und männerdominerte Tätigkeiten Geschlechts, das bereits seit mehr als 50 Jahren gilt. hier diskriminierungsfrei bewertet und eingruppiert? www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/ Im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bun- Downloads/DE/publikationen/Entgelt_UN_ des wurde die Entgeltordnung des TV-L mit Hilfe des Gleichheit/TV_L.html?nn=6575434

Neues Equal Pay Programm in Österreich

Unter dem Namen „Equal Pay – Zukunftsfit durch bei der Analyse des bestehenden und der Einführung faire Entlohnung“ wurde in Österreich ein umfassen- eines neuen, diskriminierungsfreien Gehaltssystems des Beratungsprogramm initiiert, das durch den Eu- sowie bei der Professionalisierung relevanter Hu- ropäischen Sozialfonds und das österreichische Sozi- man-Resource-Prozesse unterstützt. www.equalpay. alministerium finanziert wird. Unternehmen werden at/

Frauen empfinden häufig ihren Verdienst als gerechter als Männer

Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen be- sche Männer- und Frauenberufe unterteilten Ar- trug bei Vollbeschäftigten zuletzt immer noch 16 beitswelt. Dies zeigt nun erstmals eine für Deutsch- Prozent. Doch obwohl die meisten Frauen im Durch- land repräsentative Untersuchung auf Basis der Da- schnitt weniger verdienen als Männer, bewerten sie ten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel häufig ihr eigenes Einkommen als gerechter als dies (SOEP) am DIW Berlin. Männer tun. Ein wesentlicher Grund für diesen Be- fund liegt in einer immer noch weitgehend in typi- http://idw-online.de/de/news690889

Gender Experiment

Wie sieht es mit Chancengleichheit der Geschlechter mal als Mann auf dasselbe Jobangebot bewarben. Das und Lohngerechtigkeit aus? TERRE DES FEMMES Ergebnis: Der Frau wurde in einem Vorstellungsge- machte in Zusammenarbeit mit der Agentur Jung spräch bis zu 33 Prozent weniger Geld für die gleiche von Matt/SAGA dazu ein bislang einzigartiges Expe- Arbeit angeboten. riment: Mit versteckter Kamera wurden Transgen- derpersonen begleitet, die sich einmal als Frau, ein- www.gender-salary-experiment.de/de/

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Widerstand gegen Fair Pay

Überall auf der Welt ist Lohngerechtigkeit auf dem Vormarsch: In Deutschland können Beschäftigte Auskunft über die Gehälter der Kollegen verlangen, in Großbritannien sind Zahlen zum unterneh- mensinternen Gender Pay Gap Pflicht und in Island wird bestraft, wer nicht für Lohngleichheit sorgt. Zu- gleich melden sich derzeit besonders viele Lohnlü- ckenleugner/innen und Dinosaurier zu Wort. Laut Henrike von Platen vom Fair Pay Innovation Lab ist das ein sehr gutes Zeichen! www.fpi-lab.org/aktuell/fair-fairer-europa/ © Thommy Weiss, pixelio.de

Unzureichende Änderungen bei der Steuerbelastung von Frauen

Der Deutsche Juristinnenbund (djb) kritisiert unzu- re Beschäftigungsverhältnisse zu erleichtern. Das reichende Änderungen bei der Steuer- und Abgaben- NRP beschränkt sich jedoch nach wie vor auf margi- belastung von Frauen im Nationalen Reformpro- nale Änderungen beim Lohnsteuerverfahren: den gramm 2018 (NRP). Der djb hatte zum wiederholten seit dem 1. Januar 2018 erleichterten Wechsel in die Mal auf die hohe steuerliche Belastung von Zweitver- Steuerklassenkombination IV und die schon lange dienenden hingewiesen und angemahnt, Fehlanreize beschlossenen Erleichterungen bei der Beantragung zu verringern, die Zweitverdienende von einer Er- des Faktorverfahren ab 2019. Weiterlesen: www.djb. werbstätigkeit abhalten, und den Übergang in regulä- de/verein/Kom-u-AS/K4/pm18-15/

Digitalisierung – die perfekte Komplizin für Lohngerechtigkeit

Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt blieben: Noch immer verdienen Frauen signifikant enorm. Doch während die Technik, die Arbeitsbe- weniger als Männer. http://www.fpi-lab.org/ dingungen und die Formen des Zusammenarbeitens wirtschaft-unternehmen/digitalisierung-komplizin- neu sind, ist beim Thema Geld alles beim Alten ge- lohngerechtigkeit/

Digitalisierung

Die Digitalisierung revolutioniert gerade die Arbeits- „„Crowdworkerinnen können überall und jederzeit welt. Sie trifft auf einen Arbeitsmarkt, auf dem Frau- Geld verdienen – aber auch genug zum Leben? en noch immer benachteiligt sind. Wird die Digitali- sierung das ändern? Die Gender-Expertinnen der Hans-Böckler-Stiftung zeigen in einer aktuellen Ana- lyse, auf welchen Feldern sich diese Frage entschei- det. Kernpunkte: „„Mobiles Arbeiten kann die Vereinbarkeit von Be- ruf und Familie erleichtern, aber solange Arbeitge- ber Geschlechterstereotype im Kopf haben, zahlen Frauen für mobiles Arbeiten mit Karrierenachtei- len. „„Beim neuen Trend „agiles Arbeiten“ können Frau- en mit Skills wie Kommunikations- und Koopera- tionsfähigkeit punkten, aber wie kriegt man Ar- beitgeber dazu, das auch finanziell zu honorieren? © Konstantin Gastmann, pixelio.de

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Die Forscherinnen beschreiben, wo gehandelt wer- schungsstelle „Arbeit der Zukunft“. „Dabei geht es den muss, damit Frauen von der Digitalisierung des nicht nur um mobiles Arbeiten, sondern um ge- Arbeitsmarktes profitieren. „Die Potenziale sind rie- schlechtergerechte Arbeitsplatzbewertung, um eine sig, aber der Automatismus geht genau in die andere Weiterbildungsrevolution und Spielregeln für die Ar- Richtung: Wenn wir die Digitalisierung nicht gestal- beit auf digitalen Plattformen.“ ten, werden Frauen die Verliererinnen sein“, sagt Christina Schildmann, Leiterin der Stiftungs-For- www.boeckler.de/pdf/p_arbp_311.pdf

Frauen in der Arbeitswelt 4.0

Die fortschreitende Digitalisierung verändert die Automatisierung betroffen sind wurde im Rahmen Arbeitswelt in umfassender Weise: Wie sich diese der Podiumsdiskussion „Digital First, Frauen se- Veränderungen auf die Gleichstellung von Frauen cond? Welchen Einfluss hat Arbeit 4.0 auf die Ge- und Männern auswirkt, ob sich Chancen für Frauen schlechtergerechtigkeit?“ am 12. März 2018 in Dres- bieten, inwieweit Frauen von der Flexibilisierung den diskutiert. www.kompetenzz.de/Aktuelles/ profitieren und welche Arbeitsfelder besonders von Digital-first

Potenziale für mehr und bessere Beschäftigung

Die Auswirkungen des demografischen Wandels auf realistische Ziele: Die genannte Pufferwirkung um die deutsche Gesellschaft, gerade auch die Sozialsys- knapp zwei Drittel bis vier Fünftel lässt sich errei- teme, können durch eine bessere Wirtschafts- und chen, wenn in Deutschland bis 2050 eine Erwerbsbe- Arbeitsmarktpolitik auf etwa ein gutes Drittel bis ein teiligung erreicht wird, wie sie Schweden bereits heu- Fünftel reduziert werden. Damit blieben die Auswir- te hat. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Stu- kungen der gesellschaftlichen Alterung bis 2060 fi- die, die das Institut für Makroökonomie und Kon- nanziell gut beherrschbar, größere Eingriffe ins Ren- junkturforschung (IMK) der Hans Böckler Stiftung tensystem könnten dauerhaft vermieden werden. Der erarbeitet hat: Demografischer Wandel und Arbeits- Schlüssel dazu liegt in einer besseren Erwerbsinteg- markt von Erik Türk, Florian Blank, Camille Logeay, ration, indem die Erwerbstätigenquote vor allem von Josef Wöss, Rudolf Zwiener, https://www.boeckler.de/ Frauen und Migranten erhöht und Unterbeschäfti- pdf/p_imk_report_137_2018.pdf gung mit sehr kurzen Arbeitszeiten, insbesondere in Minijobs, abgebaut wird. Dabei geht es um durchaus Quelle: Pressemitteilung des IMK vom 18.4.2018

Mit der Frauenerwerbstätigkeit steigt das Care-Defizit

Der geschlechterpolitische Erfolg der zunehmenden ders ginge – wenn die Arbeit von Tagesmüttern* an- Erwerbstätigkeit von Frauen hat eine gravierende ders geregelt wäre. Daneben brauchen wir eine Dis- Schattenseite: Um Beruf und Familie vereinbaren zu kussion über den Umgang mit Zeit und eine Ände- können, geben Frauen die unbezahlte Sorgearbeit zu- rung des Normalarbeitsverhältnisses. nehmend an Dienstleisterinnen ab. Das ist indes oft www.gew.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/mit- mit prekären Arbeitsverhältnissen verbunden. Die der-frauenerwerbstaetigkeit-steigt-das-care-defizit/ GEW zeigt am Beispiel Frankreich, dass es auch an- * Das gleiche Problem stellt sich auch bei Putzfrauen.

Praxisleitfaden familiengerechte Personalpolitik

Das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge nalpolitik – Gute Praxis nordrhein-westfälischer Un- und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen ternehmen“ zur Verfügung. Darin finden Sie neben stellt den Praxisleitfaden „Familiengerechte Perso- fachlichen Informationen und Daten rund ums The-

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ma „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ viele betrieblichen Alltag möglich ist. Die Publikation ist Good-Practice-Beispiele aus nordrhein-westfäli- kostenfrei unter der Nummer „2018/MKFFI 1005“ schen Unternehmen, die praxisnah und verständlich hier bestellbar: www.mkffi.nrw/broschuerenservice. aufzeigen, wie familiengerechte Personalpolitik im

Arbeitszeitgesetz verliert an Bedeutung

Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit ver- zuzurechnen sind. Unter den zusätzlich befragten schwimmen zunehmend. Schon heute verbringen 1.967 XING-Mitgliedern sind es sogar 87,6 Prozent. Arbeitnehmer/innen in ihrer Freizeit durchschnitt- http://idw-online.de/de/news690345 lich mehr als fünf Stunden pro Woche mit berufli- chen Aktivitäten. Das geht aus einer aktuellen Aus- wertung der Studie „Arbeiten in Deutschland“ her- vor, die das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) ge- meinsam mit dem Karrierenetzwerk XING durch- führt. In der repräsentativen Befragung gaben 62,8 Prozent von 1.809 Beschäftigten zwischen 25 und 54 Jahren an, sich auch in ihrer Freizeit mit Tätigkeiten zu be- schäftigen, die eigentlich ihrer regulären Arbeitszeit © Radka Schöne, pixelio.de

Vereinbarkeit für Väter

Damit Väter weniger arbeiten und sich mehr Zeit für www.erfolgsfaktor-familie.de/fileadmin/ef/ die Familie nehmen können, müssen Unternehmen Netzwerken/8_Wissensplattform/PDFs/171121_ Vätern Angebote machen. Das Forum „Väter und Leitfaden_Vaeter/2017_leitfaden_vaeter_und_ Vereinbarkeit“ hat einen Leitfaden für väterorientier- vereinbarkeit.pdf te Personalpolitik erstellt.

Vereinbarkeit dank Zuwanderung

Durch die Zuwanderung wächst auch das Angebot schen Frauen die Wahrscheinlichkeit, mehr Stunden an Haushaltsdienstleistungen, beispielsweise im Be- erwerbstätig zu sein. Gleichzeitig wenden die einhei- reich der Hauswirtschaft, der Kinderbetreuung oder mischen Frauen dann im Schnitt weniger Zeit für der häuslichen Altenpflege. Eine Studie des Instituts Kinderbetreuung und Hausarbeit wie Waschen, Ko- für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt: chen und Putzen auf. Ein Anstieg des Anteils der Migrantinnen an der Be- völkerung in einer Region erhöht bei den einheimi- http://idw-online.de/de/news688716

Zur Vereinbarkeit von Arbeit und Pflege

In Deutschland sind 3,3 Millionen Menschen pflege- schlecht vereinbaren, ergab eine Sonderauswertung bedürftig, etwa zwei Drittel von ihnen werden zu des DGB-Index Gute Arbeit. Hause versorgt. Jede/r elfte Beschäftigte muss daher den Job und die Pflege von Angehörigen unter einen www.dgb.de/themen/++co++dde051f8-0a80-11e8- Hut bringen. 71 Prozent können das jedoch zeitlich a822-52540088cada

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NRW: Frauen in Führung & Führen in Teilzeit

Eine Handreichung für die Praxis zum Thema Füh- Themas und die unterschiedliche Wahrnehmung, rungsfrauen wurde von einer Gruppe von nordrhein- Herangehensweise und Bearbeitung in den Kommu- westfälischen Gleichstellungskolleginnen in mehre- nen und Kreisen. ren Treffen im Jahr 2017 erarbeitet. Der intensive In- formations- und Erfahrungsaustausch sowie bereits www.frauenbueros-nrw.de/images/Handreichung_ erste Diskussionen zeigten die Vielschichtigkeit des Frauen_in_F%C3%BChrung.pdf

Vereinbarkeit in der Politik

Frauen sind in der Politik unterrepräsentiert. Ganz rinnen sind, darüber berichtet das Magazin „Der besonders gilt das für Mütter. Die Art, wie in Deutsch- Freitag“. land Politik betrieben wird, ist extrem familienfeind- www.freitag.de/autoren/der-freitag/brei-und- lich: oft keine Mittagspause, Sitzungen bis spät in die haerten Nacht – eine krassere Präsenzkultur ist kaum denk- bar. Dass es anders geht, zeigt Dänemark. Wer dort nach siebzehn Uhr gesichtet wird, muss sich fragen lassen: „Gibt es Probleme zuhause?“ Eine interfraktio- nelle Gruppe von Bundestagsabgeordneten mit klei- nen Kindern hat in der vergangenen Legislaturperio- de das Bündnis „Eltern in der Politik“ gegründet. Es setzt sich für eine bessere Vereinbarkeit von Mandat und Politik ein. www.eltern-in-der-politik.de/ Vor welch großen Herausforderungen junge Müt- ter stehen, die gleichzeitig Abgeordnete/Ministe- © Silke Kaiser, pixelio.de

Frauen in der Politik

Von gleichberechtigter Teilhabe von Frauen an politi- vermitteln und welche Rolle Frauen auf politischer schen Entscheidungsprozessen kann bislang keine Ebene spielen. Gleichberechtigte Teilhabe ist ein Rede sein. Stereotype und Erwartungshaltungen der Menschenrecht – und ein Umdenken dringend not- Gesellschaft stehen dem entgegen, indem sie die wendig. Sichtbarkeit und Wahrnehmung von Frauen beein- flussen. In der Studie „Frauen-Politik-Medien“ 2017 https://kommunikationsradar.wordpress.com/2018/ wird dargestellt, welches Frauenbild Medien aktuell 03/01/frauen-politik-medien-studie-2017/

Die 100 einflussreichsten Wirtschaftsfrauen

Sie managen Konzerne, leiten erfolgreiche Gründer- www.manager-magazin.de/fotostrecke/kurzpor firmen oder Dienstleistungsunternehmen: Das ma- traets-die-100-einflussreichsten-wirtschaftsfrauen- nager magazin präsentiert die 100 wichtigsten Busi- fotostrecke-157008-2.html ness-Frauen Deutschlands in Kurzporträts.

Kulturwandel in der Wissenschaft

Die Dokumentation der Konferenz „Gender2020. Frühjahr 2017 waren Fachleute zusammengekom- Kulturwandel in der Wissenschaft steuern“ steht in men, um über den dringend notwendigen Kultur- schriftlicher wie filmischer Form zur Verfügung. Im wandel für die Gleichstellung in der Wissenschaft zu

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diskutieren. Ein bisher einmaliges Format, das den der Hochschul- und Wissenschaftslandschaft mar- Beginn einer neuen Art von Vernetzung innerhalb kiert. www.gender2020.de/aktuelles/

Frauen als Priesterinnen

Die Initiative „Weiheämter für Frauen in der römisch- en zu Weiheämtern“, auf der Frauen-Synode ange- katholischen Kirche“ kämpft dafür, dass Frauen end- sprochen werden. lich auch Priesterinnen werden können. www. priesterinnen.net/index.html Quelle: füd 709/18 Auch der bekannte Benediktinermönch und christli- che Bestseller-Autor Anselm Grün sieht keine theolo- gischen Gründe gegen Priesterinnen, Bischöfinnen oder eine Päpstin. „Nur: Hier geht es um geschichtli- che Prozesse. So etwas braucht Zeit“, sagt er. www.domradio.de/themen/glaube/2018-03-30/ moench-anselm-gruen-haelt-bischoefinnen-und- paepstin-fuer-moeglich Die Bundesfrauenkonferenz des Bundes der Deut- schen Katholischen Jugend (BDKJ) unterstützt den Vorschlag der Päpstlichen Lateinamerika-Kommissi- on, eine „Bischofssyonode der Weltkirche über Frau- en“ einzuberufen. Auf der Konferenz in Münster wurde daruf hingewisen, Mädchen und Frauen seien weltweit stärker von Armut betroffen, sie würden schlechter bezahlt als Männer und seien zunehmend häuslicher Gewalt ausgesetzt. Die BDKJ fordert „So- lidarität und Unterstützung für Mädchen und Frauen von der gesamten Kirche“. Nur mit gleichberechtig- ten Mädchen und Frauen habe die Kirche eine Zu- kunft. Die Katholische Kirche könne aber „nicht glaubwürdig die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen in der Gesellschaft fordern, wenn sie in- nerhalb ihrer eigenen Strukturen Frauen die gleichen Rechte wie Männern verweigert“. Deshalb müssten „auch heiße Eisen, wie z. B. die Zulassung von Frau- © Thorsten Neuhaus, pixelio.de

Österreichisches Netzwerk

Die Sorority ist eine unabhängige Plattform zur bran- antreiben wollen. Aus diesem Grund gibt es monatli- chenübergreifenden Vernetzung und Karriereförde- che Mitgliederversammlungen zum informellen rung von Frauen in Österreich. Sie möchte all jenen Austausch, Workshops zur Weiterbildung oder Dis- ein Fundament bieten, die Berufliches feministisch kussionsveranstaltungen. denken und die Gleichstellung am Arbeitsmarkt vor- https://sorority.at/

Frauenanteil vs. Stereotype

Ab 22 Prozent Frauenanteil verringern sich stereoty- Managementpositionen agieren Entscheidende bei- pische Prägungen. Mit steigendem Frauenanteil in derlei Geschlechts fokussierter und kompetitiver. Die

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Einstellungen und Fähigkeiten von männlichen und Ergebnisse der aktuellen Studie „Post-Diversity-Ära“ weiblichen Managern gleichen sich ab einem Frauen- der Personalberatung Russell Reynolds. anteil von ca. 22 Prozent zunehmend an, wobei sich http://de.diversitymine.eu/studie-bestaetigt-ab-22- Frauen an Männer anpassen. Dies sind die zentralen frauenanteil-verringern-sich-stereotypische-praegun gen/

Seit wann es starke Frauen gibt

Männer sind heldenhafte Jäger, Frauen kümmern sich um Heim und Kind – soweit die gängige Vorstel- lung von der Steinzeit. Es gibt nur ein Problem: Das stimmt nicht! Ein Artikel von Hubert Filser auf SÜDDEUTSCHE.de vom 5.2.2018. www.sueddeutsche.de/wissen/gender-forschung- neues-aus-der-steinzeit-1.3850957?sc_src=email_ 48445&sc_lid=5963696&sc_uid=B6X3gWrbLd&sc_ llid=2418&utm_medium=email&utm_source= emarsys&utm_content=www.sueddeutsche.de%2F wissen%2Fgender-forschung-neues-aus-der-stein zeit-1.3850957&utm_campaign=PLAN+W+ © Rudolpho Duba, pixelio.de 2018-02-21

Wandel der Geschlechterrollen

50 Jahre lang malten amerikanische Kinder nur Män- https://ze.tt/kinder-forscherinnnen-draw-a- ner, wenn sie Forschende zeichnen sollten – jetzt scientist-gleichberechtigung/ nicht mehr! An einer neuen Studie lässt sich ablesen, dass es Fortschritte bei der Gleichberechtigung der Geschlechter gibt.

Gegen sexistische Werbung im Fußball

Zusammen mit der Initiative Pinkstinks hat der FC https://pinkstinks.de/fussball-ohne-sexismus-fc-st- St. Pauli ein Regelwerk für Werbekommunikation pauli-wird-vorbild/ aufgestellt. Darin gibt es die rote Karte für sexistische Werbung im Stadion und an der Bande. Zur Nachah- „Wir Frauen müssen unbequem und laut sein!“ mung für andere Fußballvereine empfohlen! Zoë Beck im Interview über Sexismus in der Buch- branche, https://detektor.fm/kultur/zoe-beck- sexismus-buchbranche

Diversität für Kommunen

Aus einem Projekt für Stadtverwaltungen hat sich das Verbände bei der Entwicklung ihres ganzheitlichen flexible Format „DiverseCity“ entwickelt, mit dem Diversity Managements unterstützt. http:// der Völklinger Kreis Unternehmen, Kommunen und diversecity.de/

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Sichtbarer Migrationshintergrund und Diskriminierungserfahrungen

Eine neue Studie des Sachverständigenrats deutscher http://www.antidiskriminierungsstelle.de/Shared Stiftungen für Integration und Migration (SVR) geht Docs/Kurzmeldungen/DE/2018/nl_01_2018/nl_01_ erstmals der Frage nach, wie sich ein sichtbarer und/ studien_und_veroeffentlichungen_2.html oder hörbarer Migrationshintergrund auf subjektive Diskriminierungserfahrungen auswirkt.

Diskriminierungserfahrungen ethnischer Minderheiten in Europa

Schwarze Menschen sehen sich in Deutschland öfter kriminierung in Deutschland für viele Menschen mit Herabsetzung und Gewalt ausgesetzt als im übrigen Migrationshintergrund Alltag ist und dass Bera- Europa. Das ist eines der Ergebnisse der jüngsten Un- tungsstrukturen für Betroffene gestärkt werden müs- tersuchung, mit der die Europäische Grundrechte- sen. Studienergebnisse (auf Englisch): http://fra. Agentur (FRA) Diskriminierungserfahrungen von europa.eu/en/publication/2017/eumidis-ii-main- Minderheiten in den 28 Mitgliedsstaaten der EU ab- results gefragt hat. Erneut zeigte sich, dass rassistische Dis-

Auf ewig Gast In Deutschland geboren sein und trotzdem sehr oft rassistisch beleidigt werden und zum Gast-sein ge- zwungen sein – der Heidelberger Rapper „Animus“ erzählt von seinen Erfahrungen. www.facebook.com/funk/videos/586510608368790/

© Barbara, Street-Art-Künstlerin

Diskriminierung an Schulen

Der Praxisleitfaden „Diskriminierung an Schulen er- Bereich Schule gibt und wie Schulen Antidiskrimi- kennen und vermeiden“ zeigt auf, wo in Schulen Dis- nierung verankern können. kriminierung stattfindet, welche Auswirkungen die www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/ Diskriminierungserfahrungen auf Betroffene haben, Kurzmeldungen/DE/2018/nl_01_2018/nl_01_studi welchen rechtlichen Diskriminierungsschutz es im en_und_veroeffentlichungen_1.html

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GEW: „Schulsystem muss sich stärker auf Mehrsprachigkeit einstellen“

Das Schulsystem muss sich mehr auf die Mehrspra- dung und die Curricula auf inklusive und diversitäts- chigkeit von Kindern und Jugendlichen einstellen. bewusste Lehrinhalte und Didaktiken auszurichten. Das hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissen- „Wir brauchen mehr Konzepte und Materialien, die schaft (GEW) mit Blick auf die PISA-Sonderauswer- vorurteilsbewusst sind und sich kritisch mit dem tung zum Schulerfolg und zur Lebenszufriedenheit Thema Rassismus auseinandersetzen“, betonte die von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshin- GEW-Vorsitzende. tergrund der Organisation für wirtschaftliche Zu- Die PISA-Sonderauswertung hatte offenbart, dass sammenarbeit und Entwicklung (OECD) gefordert. Schüler/innen mit Migrationshintergrund oft schwä- „Das ist ein wichtiger Baustein, um die Teilhabe die- chere Leistungen als erbringen und unglücklicher in ser Kinder und Jugendlichen an Bildung zu verbes- der Schule sind als ihre Klassenkameradinnen und sern“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe in Frank- -kameraden: www.oecd.org/berlin/publikationen/ furt a.M. „Es ist die Aufgabe von Schule, soziale Un- the-resilience-of-students-with-an-immigrant- gleichheiten und Diskriminierung abzubauen. Dieser background.htm. Herausforderung wird das Bildungswesen in Deutschland nicht ausreichend gerecht. Die GEW setzt sich dafür ein, die strukturelle Benachteiligung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshin- tergrund und deren Ausgrenzung zu beenden.“ „Deshalb müssen Sprachbildung und mehrsprachi- ges Lernen von Beginn an mehr ins Zentrum gerückt und systematisch in allen Bildungsbereichen veran- kert werden“, schlug Tepe vor. Dabei sollten auch Mo- delle integrierten Fach- und Sprachlernens sowie herkunftssprachliche Bildungsangebote systematisch ausgebaut werden. Zudem seien diskriminierungs- sensible Schulentwicklung und interkulturelle Eltern­ arbeit ebenso notwendig, wie die Lehrkräfteausbil- © Dieter Schütz, pixelio.de

G8: Höhere Lernintensität verringert Chancengerechtigkeit

Die Politik hat sich seit der Jahrtausendwende darauf Zugang zu Bildung: Langfristig sank im betrachteten konzentriert, das Bildungssystem in Deutschland ef- Zeitraum die Chancengerechtigkeit um mehr als 25 fizienter zu gestalten und die gymnasiale Schulzeit Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle von neun auf acht Jahre zu verkürzen (G8-Reform). Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsfor- Da nicht gleichzeitig auch die Inhalte verringert wur- schung (ZEW), Mannheim. den, ist die Lernintensität seitdem gestiegen. Diese https://idw-online.de/de/news693832 gestiegene Lernintensität führt zu weniger Chancen- gerechtigkeit von Schülerinnen und Schülern beim

Antidiskriminierungs-Beratungsstellen

Die Landschaft der Beratungsstellen hat sich in den www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/ letzten Jahren verändert. Deshalb hat die Antidiskri- Kurzmeldungen/DE/2018/nl_01_2018/nl_01_aus_ minierungsstelle des Bundes ihre Beratungsstellensu- der_arbeit_2.html che weitgehend aktualisiert und überarbeitet.

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Animationsfilm „Gleichberechtigt leben in Deutschland“

Der Erklär-Film „Gleichberechtigt leben in Deutsch- Flüchtlingsunterkünften oder Schulen und anderen land“ informiert insbesondere geflüchtete Frauen Bildungseinrichtungen. (und Männer) über ihre Rechte und das Verbot von Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Er steht in www.frauenrechte.de/online/index.php/themen- deutscher, englischer und arabischer Sprache zum und-aktionen/flucht-und-frauenrechte/ kostenlosen Download zur Verfügung. Der dreimi- aktuelles/2721-animationsfilm-gleichberechtigt- nütige Film ist vielseitig einsetzbar, zum Beispiel für leben-in-deutschland-von-terre-des-femmes-geht- Beratungsstellen, in Sprachkursen für Geflüchtete, in an-den-start

Fachdialog für geflüchtete Schwangere

Im November 2016 startete das dreijährige Modell- heitsdienst). So können die Maßnahmen zur Stär- projekt „Fachdialognetz für schwangere, geflüchtete kung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit Frauen“ zur Vernetzung der Fachangebote für diese und Rechte von schwangeren, geflüchteten Frauen Frauen. Im Mittelpunkt steht der Dialog und die Zu- aufeinander abgestimmt und die vorhandenen Po- sammenarbeit von institutionellen Fachkräften, die tentiale besser genutzt werden. Eine Datenbank bie- mit geflüchteten, schwangeren Frauen arbeiten (z. B. tet einen aktuellen Überblick über Angebote und Krankenhäuser, Hebammen, Beratungsstellen, Mig- Maßnahmen: www.fachdialognetz.de/start/ rationsdienste, Jugendhilfe, öffentlicher Gesund-

Frauennetzwerk zur globalen Gesundheitspolitik in Deutschland

Das neue Frauennetzwerk „Women in Global Health ten Gesundheitsbereich sind die Führungspositionen – “ soll Frauen in Führungspositionen im überwiegend von Männern besetzt. Bereich der globalen Gesundheit stärken. Denn gera- de in dem stark von weiblichen Fachkräften gepräg- www.womeningh.org/

Broschüre zur Istanbul-Konvention

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frau- „„das Übereinkommen des Europarats zur Verhü- en und Jugend bietet auf seiner Homepage die Bro- tung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen schüre „Gesetz zu dem Übereinkommen des Europa- und häuslicher Gewalt (in Deutsch, Englisch und rats vom 11. Mai 2011 zur Verhütung und Bekämp- Französisch) sowie fung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Ge- „„die Denkschrift. walt- Istanbul-Konvention“ zum kostenlosen Down- www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/gesetz- load an. Sie enthält zu-dem-uebereinkommen-des-europarats-vom-11-- „„das Gesetz zu dem Übereinkommen des Euro- mai-2011-zur-verhuetung-und-bekaempfung-von- parats vom 11. Mai 2011 zur Verhütung und Be- gewalt-gegen-frauen-und-haeuslicher- kämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusli- gewalt/122282 cher Gewalt,

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Frauen gegen Gewalt

Offen über sexuelle Belästigung zu sprechen und et- de/organisationen.html. Außerdem stellt diese Web- was dagegen zu tun, ist kein Makel, sondern ein Qua- site eine ausführliche Infothek zur Verfügung, in der litätsmerkmal von Arbeitgebern. Unverantwortlich über die unterschiedlichen Gewaltformen, aktuelle ist es, das Ausmaß von Belästigung und sexualisierter Termine, Stellungnahmen, Infomaterial und vieles Gewalt zu ignorieren. Eine Datenbank mit Fachbera- mehr informiert wird. tungsstellen gibt es hier: www.frauen-gegen-gewalt.

Dokumentation des Fachtags „Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigungen/Behinderungen“ Frauen mit Beeinträchtigungen bzw. Behinderung nen in Frauenschutz- und Opferunterstützungsein- sind überdurchschnittlich häufig von Gewalt betrof- richtungen sowie Einrichtungen der Behindertenhil- fen. Darüber hinaus stoßen sie beim Zugang zu Bera- fe und Pflege intensiv auseinandergesetzt. tung und Unterstützung auf eine Reihe von Barrie- ren. Mit diesen Themen haben sich Mitarbeiter/in- https://ms.sachsen-anhalt.de/index.php?id=35913

Informationen zum Thema Menschenhandel

Die Webseite der Polizeilichen Kriminalprävention schenhandel?“ konkret auf Rechte, Ansprüche, Hilfe der Länder und des Bundes wurde um das Thema und Unterstützung für Opfer und Bedrohte einge- Menschenhandel erweitert. Dort wird zusätzlich zu gangen. www.polizei-beratung.de/opferinformatio einem allgemeinen Informationsteil „Was ist Men- nen/menschenhandel/hilfe-und-unterstuetzung/

Ist der Feminismus zu weit gegangen? Natürlich! Es gehört zum Wesen des Feminismus, „zu weit zu gehen“ für die aktuell geltenden Normen. Weil sich sonst nichts verändert. (Margarete Stokowski, 6.3.2018, www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/weltfrauentag- ist-der-feminismus-zu-weit-gegangen-a-1196647.html)

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Sexismus als Merkmal struktureller Diskriminierung oder die „Krise der Männlichkeit“?

ganz unproblematisch, denn durch die Fokussierung Die Vorfälle in Amerika und das übergriffige Ver- auf den Einzelfall wird die politische Dimension des halten mächtiger Männer hat eine weltweite Dis- Themas häufig verkannt. kussionswelle über das Thema sexuelle Belästi- gung ausgelöst. Auch in Deutschland wurde und Dessen Bedeutung für das Geschlechterverhältnis wird dieses Thema bereits seit dem Jahr 2014 – deutlich zu machen, ist nun lohnende Aufgabe von nach den Äußerungen eines Politikers gegenüber Gleichstellungsarbeit, denn es geht um das Auflösen einer Journalistin – heftig diskutiert und führte der gesellschaftlichen Diskriminierung von Frauen. 2016 im Zusammenhang mit den Vorfällen am Silvesterabend 2015/16 sogar zu einer Novellie- rung unseres Strafrechtes. Immer geht es um die 1. Was hat sexuelle Belästigung mit selbstverständliche verbale oder auch körperliche Diskriminierung zu tun? Übergriffigkeit, der sich Frauen im Alltagsleben und am Arbeitsplatz ausgesetzt sehen. Millionen- Das Wort Diskriminierung kommt aus dem Lateini- fach haben Frauen ihre Erlebnisse unter #metoo schen und bedeutet zunächst nur trennen, absondern gepostet. Darunter Ministerinnen und weibliche oder unterscheiden. Ab dem 16. bis in das 19. Jahr- Parlamentsmitglieder ebenso, wie Studentinnen hundert hinein wurde es in diesem Kontext auch ver- und Arbeitnehmerinnen aller Branchen und Be- wendet. Erst ab dem früher 20. Jhd. wird das Wort reiche von Erwerbstätigkeit. Beispielhaft dafür ist negativ belegt und in der Bedeutung „herabsetzen, die Filmbranche in den Blickpunkt geraten. benachteiligen, verunglimpfen“ verwendet. Spätes- tens seit dem Inkrafttreten des allgemeinen Gleich- Es wäre allerdings fatal, das Thema nur exemplarisch behandlungsgesetzes (AGG) bezeichnet das Wort darauf zu beziehen. Vielmehr gehört Machtmiss- juristisch auch eine Benachteiligung wegen des Ge- brauch von Männern gegenüber Frauen zur Struktur schlechtes (§ 1 AGG), die es zu verhindern, oder so- unseres gesellschaftlich gelebten Geschlechterver- weit sie denn eingetreten ist, zu beseitigen gilt. hältnisses, denn sonst wären die Erfahrungen, die Frauen im alltäglichen Umgang damit machen, nicht In § 3 Abs. 4 AGG ist sexuelle Belästigung als expli- ziter Tatbestand der Benachteiligung wegen des Ge- in der Häufigkeit abgebildet, in der sie jetzt öffentlich 1 werden. Personalisierungen mit reißerischem Unter- schlechtes aufgenommen . Ein solches Verhalten ton zur „Entlarvung“ einzelner Täter sind dabei zwar kann im Arbeitsverhältnis mit Schadensersatz und Auslöser für öffentliche Diskussionen, aber nicht Schmerzensgeld geahndet werden. § 14 AGG enthält sogar ein Leistungsverweigerungsrecht der betroffe- nen Person, bei Untätigkeit des Arbeitgebers oder ungeeigneten Maßnahmen zur Abhilfe. Allerdings bleibt das Risiko – wie mehrere Untersu- chungen zeigen – bei den Opfern. Immerhin handelt es sich bei dem Arbeitsverhältnis um einen existen- ziellen Bereich des sozialen Miteinanders, den keine Person unnötig schnell belastet. Häufig entscheiden sich Betroffene entsprechend dafür, die Vorkomm- nisse nicht beim Arbeitgeber anzuzeigen, um nicht in den Fokus des Interesses zu geraten, oder das Be- Silke Martini, Rechtsanwältin, triebsklima nicht zu belasten. Da es sich bei einer se- Genderconsultings Hamburg xuellen Belästigung um eine Würdeverletzung han-

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delt, ist das erste Gefühl, das sich bei den Opfern ein- 2. Vornehmlich Frauen sind betroffen stellt, die Scham – und damit geht keine Person gerne in die Öffentlichkeit. Dazu kommt, dass je nachdem, Betroffene von sexueller Belästigung sind nachweis- wie das Verhältnis zum Belästiger von außen wahrge- bar in erster Linie Frauen, und zwar von Belästigun- nommen wird und welche Vorstellung von „ange- gen durch Männer. Auch Männer sind Betroffene – messenem“ Verhalten zwischen den Geschlechtern allerdings lange nicht in gleicher Häufigkeit wie im Betrieb vorherrscht, nicht selten Täter und Opfer Frauen – und vor allem nicht überwiegend durch vertauscht werden (…ja, wenn sie auch so einen kur- Frauen, sondern durch andere Männer. 81 Prozent zen Rock an hat…). der Belästigung von Männern werden durch andere 3 Beweisprobleme der häufig ohne Zeugen erlebten Si- Männer ausgeübt. tuation und verinnerlichte Rollenbilder, die zu Selbst- Das gesetzliche Verbot für belästigendes Verhalten beschuldigungen führen, sind weiterhin dafür ver- gilt zwar sowohl gegenüber Frauen als auch gegen- antwortlich, dass viele Fälle im Dunkeln bleiben. über Männern aber wir haben es seit jeher mit einem Durch #metoo wird diese Dunkelziffer jetzt erhellt starken Ungleichgewicht bezüglich der Geschlech- und das Ausmaß des Problems für Frauen auch in terverteilung hinsichtlich der Täter und der Opfer unserer Gesellschaft deutlich. Trotzdem bleibt es ein zu tun. Frauen sind mehr als doppelt so häufig Opfer hartnäckiger Mythos, dass Frauen sich durch die Be- von Belästigungen wie Männer4. Dabei ist zu berück- hauptung einer sexuellen Belästigung am Arbeits- sichtigen, dass die Verteilung von Täter zu Opfer platz einen betrieblichen Vorteil verschaffen könn- nicht 1 zu 1 vorgenommen werden kann, sondern es ten. Dadurch liegt die Aufmerksamkeit häufig eher im Verhältnis wenige Männer sind, die sich im Be- auf etwas, das kaum vorkommt, nämlich Missbrauch trieb belästigend verhalten. Allerdings werden diese des Vorwurfes einer sexuellen Belästigung, als auf der daran über Jahre hinweg nicht gehindert, da es nach Vertretung der Interessen der Opfer. Es sind vielmehr wie vor eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz für die überwiegend weiblichen Belästigungsopfer, die übergriffiges Verhalten von Männern zu Frauen gibt nach den dazu durchgeführten empirischen Erhe- und betriebliche Akteurinnen und Akteure sich da- bungen einen betrieblichen Nachteil erleiden, wenn für bisher nicht verantwortlich fühlten. Häufig wurde sie einen Fall von sexueller Belästigung betriebsöf- ein solches Verhalten als „nicht ernst gemeint“ auch fentlich machen. Nicht der Täter wird häufig als Stö- noch belächelt oder als sog. „Kavaliersdelikt“ einge- rer wahrgenommen, sondern die Frau stört den „Be- ordnet und die Brisanz in Bezug auf die Gleichstel- triebsfrieden“, die ihn als solchen benennt. Viele ha- lung der Geschlechter nicht erkannt. Dass es sich da- ben aufgrund des belasteten Betriebsklimas danach bei um Machtmissbrauch und nicht um Beziehungs- selbst gekündigt, oder sich versetzen lassen.2 verhältnisse auf Augenhöhe handelt, wird deutlich, Es handelt sich bei dem Thema sexuelle Belästigung wenn genauer auf die Täter/Opferstruktur geschaut also eindeutig um eine verbotene Diskriminierung wird. im Sinne einer Benachteiligung wegen des Ge- schlechtes und zwar weit überwiegend um die Be- 3. Sexuelle Belästigung ist nachteiligung von Frauen. Leider ist dieser Tatsache nicht allein mit Paragraphen entgegenzuwirken. Im Machtmissbrauch Gegenteil, eine Verkürzung auf juristische Tatbestän- de und Beweisbarkeiten lässt die geschlechterpoliti- Grundsätzlich kann jede Frau in unserer Gesellschaft schen Zusammenhänge außen vor. Genau hier aber jederzeit in jedwedem Zusammenhang Opfer sexuel- liegt die Brisanz des Themas, denn es offenbart eine ler Belästigung durch Männer werden, völlig unab- Menge Ungleichheit in der Wertigkeit und im Sozial- hängig von ihrem Aussehen, ihrem Alter oder ihrer verhalten der Geschlechter. Dies kommt zunächst in beruflichen Qualifikation. Es reicht ganz einfach aus, der Betroffenenstruktur zum Ausdruck. dass sie eine Frau ist. Allerdings gibt es drei Gruppen von Frauen, die besonders häufig Opfer von Belästi- gungssituationen werden, und das sind – entgegen landläufiger Auffassung – nicht die mit den beson- ders kurzen Röcken und den weiten Ausschnitten, sondern: 1. Ganz junge Frauen um die 20, die sich noch nicht wehren können oder deren Glaubwürdigkeit auf-

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grund geringer Betriebszugehörigkeit angezweifelt u. 3 Abs. 2 GG, i. V. m. § 1 AGG) und postuliert, dass wird und die aufgrund ihrer Stellung in der Hier- die Geschlechter gleichwertig und gleichermaßen in archie kaum durchsetzungsfähig sind. ihrer Würde zu schützen sind.5 Bei näherer Betrach- 2. Alleinstehende Frauen, denen der soziale Back- tung offenbart sich aber ein eklatanter Unterschied in ground abgesprochen wird, um sich Hilfestellung der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Wertigkeit zu holen oder gar „verteidigt“ zu werden. Auch des männlichen und weiblichen Geschlechts und in wird in diesem Zusammenhang gerne angenom- der zwischengeschlechtlichen Interaktion. men, dass eine grundsätzliche Bereitschaft beste- he, sich auf männliches „Balzverhalten“ einzulas- Wenn Männer wie Trump oder Berlusconi sich über Frauen äußern als wenn sie eine jederzeit verfügbare sen. Damit werden gleich mehrere schwere Fehler 6 in der Beurteilung einer Situation gemacht. Es geht Ware wären – „du kannst alles mit ihnen machen“ – bei sexueller Belästigung nämlich nicht um die oder sich in benevolenter (wohlwollender, positiver) Anbahnung einer Beziehung, sondern um Macht- Weise sexistisch äußern, indem sie etwa die Ehefrau des französischen Präsidenten als „großartig in missbrauch, und Frauen sind auch als Einzelperso- 7 nen zu schützen und nicht nur als „Eigentum eines Form“ bezeichnen oder sich in der Aussage ergehen, Besitzers“. dass Vergewaltigungen in Italien gar nicht zu vermei- den sind, weil die Italienerinnen dafür „viel zu schön“ 3. Die letzte Gruppe der besonders häufig von se- 8 xueller Belästigung betroffenen Frauen verwun- wären , dann offenbart sich darin eine hierarchische dert zunächst am meisten – erklärt sich aber bei Betrachtung des Geschlechterverhältnisses, die nicht genauerem Hinsehen aus dem gleichen Grund. Es nur diesen Herren vorbehalten ist. handelt sich nämlich um die Gruppe der behin- Männern generell wird im sexistischen Sinne die De- derten Frauen. Dass wir es hier mit schwachen finitionsmacht über Frauen zugesprochen und die Opfern zu tun haben, ist auf den ersten Blick er- Möglichkeit sie jederzeit bewerten, einordnen und sichtlich – zumal damit auch noch alle Geschlech- „benutzen“ zu dürfen. Wenn diese Macht sich dann terklischees auf den Kopf gestellt werden, die im auch noch mit Machtpositionen in Abhängigkeitsver- Alltagbewusstsein vieler Menschen verankert sind. hältnissen paart, ist das System geschlossen, aus dem Welcher Anstrengung es bedarf, im Einzelfall da- es für die Opfer häufig kein Entrinnen mehr gibt. gegen anzugehen, ist unschwer zu erkennen. Deshalb die späten Bekenntnisse inzwischen erfolg- Auf der Seite der Täter sieht es dagegen ganz anders reicher Schauspielerinnen, die ihren Bekanntheits- aus. Hier ergibt sich aus dem Datenmaterial, dass es grad sicherlich nicht erreicht hätten, wenn sie die Be- sich überwiegend um Männer handelt, die eine min- lästigungssituationen vor 15 oder 20 Jahren veröf- destens zehnjährige Betriebszugehörigkeit aufweisen fentlicht hätten. können und über mehr oder weniger betriebliche Macht verfügen. Wenn diese Männer dann in ihrem Das ein solches Verhalten aber nicht nur einzelne Po- Verhalten von der Betriebsöffentlichkeit toleriert tentaten in Machtpositionen zuzuschreiben ist, son- werden, erlangen sie eine große „Reichweite“, wie an dern den alltäglichen Umgang im Geschlechterver- den prominenten Fällen aus der Filmbranche deut- hältnis prägt, zeigt sich in sexistischer Werbung oder lich wird. Das Gleiche gilt allerdings auch für jeden dem sog. „cat calling“, also dem Hinterherpfeifen oder betriebsbekannten Belästiger z. B. in der Bauindust- den bewertenden Bemerkungen, denen Frauen im rie oder im Finanzamt – letztlich werden sie in ihrem alltäglichen Leben ausgesetzt sind ebenso, wie in der Verhalten bestätigt und gestützt, indem keine/r etwas großen Nachsichtigkeit gegenüber Männern, die sich dagegen unternimmt. sexistisch verhalten. In gleicher Weise, in der Frauen durch Sexismus zur „Ware“ werden, profitieren Män- Was sind also die Begründungszusammenhänge da- ner als Gruppe nämlich von der sog. patriarchalen für, dass ein solches Verhalten so lange toleriert Dividende, indem ihnen die „Auswahl“ zusteht. wurde?

5. Krise der Männlichkeit? 4. Sexismus als Ausdruck von Geschlechterhierarchie Eine solche Betrachtung des Geschlechterverhältnis- ses offenbart die unterschiedliche Wertigkeit, die Unsere Rechtsordnung garantiert zwar den Schutz den Geschlechtergruppen gesellschaftlich zugeord- vor Benachteiligung wegen des Geschlechtes (Art. 1 net wird. Dies wird als Sexismus9 bezeichnet, der auf

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der Vorstellung beruht, das männliche Geschlecht sei unterschiedlichen Altersgruppen unschwer abzu­ dem weiblichen von Natur aus überlegen. Damit wird rufen12. bis heute die Benachteiligung von Frauen gerechtfer- „„Männer sind aktiv und erobern Frauen, dafür muss tigt bzw. die „Krise der Männlichkeit“ begründet, die im Zweifel auch Widerstand überwunden werden. sog. „Maskulinisten“ durch Gleichstellungspolitik er- „„Frauen zieren sich, um nicht als Schlampe zu gel- kennen wollen. Dies drückt sich z. B. in Parteipro- ten. grammen rechter Organisationen aus und bildet auch „„Frauen sind passiv und warten, bis der Richtige die Grundlage dafür, dass Geschlechterforschung kommt. oder gleichstellungspolitische Maßnahmen als „Gen- „„Viele Sexualkontakte werten Männer auf und der-Wahnsinn“ gebrandmarkt werden.10 Frauen ab. Eine Gefährdung der jahrtausendealten Privilegien „„Frauen provozieren Männer zu übergriffigem Ver- des weißen, heterosexuellen Mannes erscheint ihnen halten. quasi als Untergang der Welt. Allerdings handelt es „„Frauen wird aus der Wahrnehmung durch Männer sich dabei nur um ihre Ansicht der Welt und wenn Wert zugesprochen. diese untergeht, wäre es ein Gewinn und kein Verlust Diese geschlechterstereotypen Zuordnungen füh- für die Gesellschaft. ren dann dazu, dass den Frauen die Verantwortung Gleichstellungspolitik bedeutet nämlich auch im Zu- für männliches Verhalten zugeschrieben wird, und sammenhang mit sexueller Belästigung oder Sexis- die weibliche „Provokation“ zur Entschuldigung für mus nichts anderes, als das Eintreten für die Gleich- übergriffiges Verhalten von Männern wird. wertigkeit der Geschlechter unter ausdrücklicher Männern wird gleichzeitig abgesprochen, sich selbst- Anerkennung der Andersartigkeit. Es geht also bestimmt verhalten zu können, und zugestanden, das nicht um Gleichmacherei von Unterschieden. Dies „Nein“ einer Frau nicht ernst nehmen zu müssen. muss leider immer wieder neu transportiert werden, weil gerne behauptet wird, Gleichstellungspolitik Auch wird Frauen dadurch verweigert, ihre sexuellen wolle die Geschlechterunterschiede abschaffen. Nie- Kontakte selbst bestimmen zu können. Vielmehr sol- mand will die Unterschiede zwischen Männern und len sie warten, bis ein Mann sie wahrnimmt und damit Frauen leugnen oder gar die Anziehungskraft, die sie aufwertet. Eine Ablehnung männlicher Avancen kann gerade aus diesem Grunde aufeinander ausüben kön- also in diesem Kontext gar nicht ernst gemeint sein, nen. Es geht lediglich um ein angemessenes Sozial- denn das würde ja gleichzeitig eine Ablehnung von verhalten auf „Augenhöhe“. Dass dies überhaupt ein- Wertsteigerung bedeuten und wäre in diesem Selbst- gefordert werden muss, liegt allein an der o.g. hierar- verständnis absurd. Entsprechend wird ein „Nein“ chischen Struktur im Geschlechterverhältnis. aus der uminterpretiert in den notwendigen Widerstand, den sich sexistisches, also abwertendes Verhalten von ein anständiges Mädchen dem Eroberer entgegenset- Männern gegenüber Frauen herleitet11. zen muss, um nicht als Schlampe zu gelten. Dass sich daraus keine stimmige Kommunikation auf 6. Stereotype und Leitbilder in der Augenhöhe und im gegenseitigen Respekt ergeben kann, ist offensichtlich. Interaktion der Geschlechter

Aus der hierarchischen Struktur dieser Geschlech- 7. Veränderung männlichen terbeziehung ergibt sich dann folgerichtig auch die Sozialverhaltens überwiegende Betroffenheit von Frauen als Opfer se- xueller Übergriffe durch Männer. Diese begründet Solange wir diese Muster also nicht bearbeitet und sich nämlich durch neue, gleichwertige ersetzt haben, nützt uns 1. aus der unterschiedlich zugeschriebenen Wertig- auch keine Verankerung des Grundsatzes „nein heißt keit der Geschlechter, nein“ für sexuelle Belästigungen im öffentlichen Raum 2. den typisierenden Leitbildern in der Interaktion, im neuen § 184i StGB. Dabei bleibt nämlich dem Ge- 3. den daraus resultierenden Vorurteilen durch ste- richt ein Interpretationsspielraum für die Frage, was reotype Schuldzuweisungen. für einen Mann in diesem Zusammenhang eine er- kennbare Ablehnung kennzeichnet. Wenn diese Inter- Diese Leitbilder und Verhaltenszuordnungen sind pretation wieder auf dem Hintergrund der alten Mus- in unterschiedlichsten Zusammenhängen und bei ter stattfindet, haben wir wenig gewonnen.

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Gegen strukturelle Diskriminierung nützen auch kei- xuelle Belästigung von Frauen werden ja nur verhält- ne Seminare der Marke: „Wie wehre ich mich erfolg- nismäßig wenige von Ihnen. Wichtig in diesem Zu- reich gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“. sammenhang ist aber noch einmal die Unterschei- Viele Vorkommnisse, die als belästigend erlebt wer- dung von Beziehung im gegenseitigen Einvernehmen den, ergeben sich nämlich aus dem täglichen Sexis- und Belästigung. mus, dem Frauen auch am Arbeitsplatz immer noch Wir stehen immer und überall miteinander in Bezie- ausgesetzt sind. Dieser ist in so vielfältigen Formen in hungen, auch am Arbeitsplatz. Daraus können sich der Gesellschaft präsent, dass er den meisten Men- Freundschaften oder sogar Liebesbeziehungen erge- schen gar nicht mehr auffällt. Daraus ergeben sich ben. Das soll bitte auch so bleiben und ist in diesem dann aber Verhaltensweisen, die sich im Einzelfall Zusammenhang nicht zu bewerten. Solange alle ein- zum Tatbestand der sexuellen Belästigung verdichten verstanden sind, können Beziehungen gestaltet wer- können. Wann das allerdings durch wen der Fall sein den wie immer sie wollen. Auch ein Flirt am Arbeits- wird, ist nicht vorhersehbar. Ebenso wenig wie die ei- platz ist nicht verboten und kann sogar als sog. „Ar- gene Reaktion darauf, da diese von so vielen Faktoren beitseros“ beflügelnd für das Arbeitsergebnis wirken. – insbesondere von Gefühlen – beeinflusst wird, dass sie gar nicht planbar ist. Entsprechend geht es nicht Im Zusammenhang mit sexueller Belästigung geht es um das Einüben von Reaktionen der Frauen auf eine aber nicht um gegenseitige Beziehungen, sondern sexuelle Belästigung durch Männer, sondern um das um die Belästigung einer Person durch das einseitige Verändern männlichen Sozialverhaltens. Dies wird Sozialverhalten einer anderen Person. Den Unter- aber gesamtgesellschaftlich nur gelingen, wenn wir schied dazwischen herauszufinden, ist jeder Person die Strukturen des Geschlechterverhältnisses verän- unschwer erkennbar. dern und den Sexismus überwinden. Jeder Mensch – ob männlich oder weiblich – hat ein gesundes Empfinden dafür, wann eine andere Person 8. Männer als Verbündete gewinnen durch das eigene Verhalten belastet ist und Grenzen überschritten werden. Männern war es nur bisher er- Bleibt die Auseinandersetzung mit der Frage: Wie laubt, den geschützten Bereich von Frauen nicht zu sollen sich Männer denn nun konkret verhalten, um wahren, ohne dafür in die Verantwortung genom- sich nicht dem Vorwurf der sexuellen Belästigung men zu werden. auszusetzen? Können sie jetzt zu keiner Frau mehr in Lediglich das soll sich in Zukunft ändern. Da dies den Fahrstuhl steigen, wie Herr Kubicki es vor hat13? den meisten Männern bereits jetzt schon gelingt, soll- Müssen sie Strafanzeigen befürchten, wenn sie einer te es auch in Zukunft kein Problem sein. Es geht ja im Frau die Tür aufhalten oder etwa ein Kompliment Betrieb bei sexueller Belästigung eher um das Sozial- machen? Darf man jetzt nicht mehr flirten oder fin- verhalten einer Minderheit der männlichen Ge- det eine „Hexenjagd“ auf alle Männer statt? schlechtergruppe. Dieses Verhalten wurde aber bis- Bei näherer Betrachtung sind dies alles populistische her von der Mehrheit (insbesondere) der Männer Märchen, um sich nicht mit den wahren Begrün- toleriert – und auch daran soll sich etwas ändern. dungszusammenhängen des Themas auseinanderset- Deshalb ist es gut, wenn Männer jetzt verunsichert zen zu müssen. Die Verunsicherung bezieht sich sind, weil sie sich mit dem Sozialverhalten ihrer Ge- nämlich bei näherem Hingucken lediglich auf das schlechtergruppe auseinandersetzen müssen, um Loslassen von stereotypen, geschlechterhierarchi- neue, angemessene Sicherheit im Umgang mit Frau- schen Mustern in der Interaktion mit Frauen. Die en zu erlangen. Auch hier gilt die alte Erkenntnis von meisten Männer sind darauf aber gar nicht mehr an- Lenin, dass Stagnation Rückschritt bedeuten würde. gewiesen und können sich als denkende Menschen in einer modernen Gesellschaft selbstbestimmt im Ge- schlechterverhältnis bewegen. 10. Männer in die Verantwortung nehmen

9. Verunsicherung nutzen und aufheben Dabei ist die wichtigste Botschaft, die es zu vermit- teln gilt, dass auch Männer für ihr Verhalten selbst Zur allgemeinen Beruhigung können wir feststellen, verantwortlich sind und allein daran gemessen wer- dass die meisten Männer sich einfach weiter so ver- den und nicht an dem Verhalten von Frauen, die sie halten können wie bisher – denn auffällig durch se- „provozieren“.

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Sollte dann immer noch die These vertreten werden, fahren, die wir uns auch für unsere betriebliche dass Männer eben auf weibliche Reize reagieren müssen Wirklichkeit wünschen sollten. und ihr Verhalten nicht selbst steuern können, werden sie damit selbst ins Abseits gedrängt. Menschen, die ihre Sinne nicht beherrschen können, sind nach unserer 11. Fazit Rechtsordnung nämlich als geschäftsunfähig einzustu- fen. Männer würden dann in relevanten gesellschaftli- Das Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und chen Zusammenhängen sowieso keine Rolle mehr spie- die metoo-Bewegung machen deutlich, dass der Se- len dürfen. Es findet also keine „Hexenjagd“ – schon der xismus nach wie vor noch tief in den Strukturen un- Begriff ist diskriminierend – gegen Männer statt, son- serer Gesellschaft verankert ist. Hier für Veränderung dern im Gegenteil, sie werden als selbstbestimmte We- zu sorgen, bleibt ein lohnendes Ziel von Gleichstel- sen ernst und in die Verantwortung genommen. lungsarbeit. Betriebliche Organisationen müssen sich dafür insbesondere dem präventiven Auftrag des Männer sollten dafür sorgen, diejenigen ihrer Ge- AGG öffnen – denn was verhindert wird, muss nicht schlechtsgenossen, die die Zeichen der Zeit noch nicht beseitigt werden! erkannt haben, auf ihr sexistisches Verhalten hinzuwei- sen, und damit sicherzustellen, dass dieses auch keine Anerkennung in der Männergruppe mehr genießt. Die- Anmerkungen se informelle Anerkennung als „toller Hecht, der sich 1 Dieser wurde modifiziert aus dem bis dahin geltenden „Beschäftig- was traut bei den Frauen“, war bisher nämlich häufig tenschutzgesetz“ übernommen. 2 Vgl. Untersuchung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Ber- sogar Motor für Belästigungen von Frauen durch ein- lin 2015. zelne Männer. Es ist also besonders an den Männern, 3 Mobbingreport der Bundesregierung von 2002. sich verantwortlich in die Diskussion um das Thema 4 Vgl. Untersuchung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Ber- lin 2015. einzubringen und sich deutlich von ihren Geschlechts- 5 Das betrifft insbesondere die Angehörigen der größten biologisch zu genossen abzugrenzen, die sich sexistisch verhalten. unterscheidenden Geschlechtergruppen – nämlich Frauen und Män- ner, schließt aber selbstverständlich alle Geschlechtergruppen mit Entsprechend kann weiterhin jeder Mensch – ob ein. weiblich oder männlich – einer anderen Person ein 6 Äußerungen von Donald Trump im amerikanischen Wahlkampf Kompliment machen. Wenn die Aussage ehrlich ge- 2016. 7 Ebenda. meint ist, wird sie auch als das ankommen, was ausge- 8 Berlusconi 2009. drückt werden soll – nämlich Wertschätzung und da- 9 Dieser Begriff war erst 1980 das erste Mal im Duden vertreten. rüber freut sich jeder Mensch. Ebenso sind Höflich- 10 „Das größte Problem ist, dass Deutschland, dass Europa ihre Männ- lichkeit verloren haben … nur wenn wir unsere Männlichkeit wieder keitsgesten im täglichen Miteinander als „Schmiersei- entdecken, werden wir mannhaft und nur wenn wir mannhaft wer - fe“ der sozialen Beziehung weiterhin wünschenswert den, werden wir wehrhaft … und wir müssen wehrhaft werden …“ und nicht zu beanstanden. Ein höfliches und wert- Björn Höcke (AfD)2015. 11 Strukturen entstehen nach Niklas Luhmann aus der Gesamtheit der schätzendes Umgehen miteinander hat noch keiner Beziehungen zwischen den Elementen eines Systems. Betriebskultur geschadet. 12 Dies konnte ich in der langjährigen Arbeit mit unterschiedlichen Gruppen von Beschäftigten aller Altersgruppen feststellen. Entsprechend hat die metoo-Bewegung in Amerika 13 Äußerungen des FDP Politikers im Rahmen eines eine Ergänzung durch #time´s up und #heforshe er- Spiegel Interviews 2014.

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Veranstaltungstipps

Rhetorik – die Kunst der (freien) Rede – Der Gleichstellungsplan als Reden schreiben und halten praxistaugliches Instrument der Personalentwicklung Ob die Begrüßung bei der Frauenversammlung, das Impulsreferat zur Frauenförderung oder die Vorstel- Die Erstellung eines Gleichstellungsplans ist in vielen lung des Gleichstellungsplans: Das sind alles Situatio- Gleichstellungsgesetzen vorgeschrieben. In der Pra- nen, die für viele unangenehm sind und im Extremfall xis treten häufig Fragen dazu auf, wie ein Plan ange- dazu führen, dass sie gemieden werden. Aber „Reden legt werden kann, dass er den gesetzlichen Vorgaben halten“ ist kein Hexenwerk, sondern ganz viel Hand- und der Struktur der eigenen Verwaltung gerecht werk, das frau lernen kann! In diesem Praxis-Work- wird. In diesem Seminar wird herausgearbeitet, wie shop haben Gleichstellungsbeauftragte die Möglich- ein solcher Plan praxisgerecht aufgestellt werden keit, sich in einem stressfreien Raum auszuprobieren. kann und inwiefern sich Frauenförderung und Per- Inhalte: sonalentwicklung gut ergänzen. Empfehlungen für den Maßnahmenteil und praxisorientierte Tipps „„Rede als spezielle Form der Kommunikation runden die Seminarinhalte ab. „„Signalarten der Kommunikation u. deren Wirkung „„Struktur und Aufbau einer Rede Antworten finden Sie zu folgenden Fragen: „ „Herstellen einer Rede „„Was ist ein Gleichstellungsplan? „ „Halten einer Rede „„Wer stellt den Gleichstellungsplan auf? Termin: 8. August 2018 „„Welche Rolle spielt die Gleichstellungsbeauftragte dabei? Anmeldeschluss: 18. Juli 2018 „„Wie lässt sich der Gleichstellungsplan in die Perso- Referentin: Doris Eyl-Müller, Gleichstellungsbeauf- nalentwicklung einbinden? tragte Kreis Neuwied Nach der Erarbeitung von theoretischen Grundlagen Infos: www.zww.uni-mainz.de/gender_2018.pdf im ersten Teil der Veranstaltung ist der zweite Teil der Praxis gewidmet. Hier ist Gelegenheit, den Gleich- stellungsplan der eigenen Verwaltung genauer unter „100 Jahre Frauenwahlrecht – die Lupe zu nehmen und auf Optimierungsmöglich- Jetzt erst recht!“ keiten hin zu untersuchen. Termin: 13. September 2018 Im November 1918 war es endlich soweit. Frauen er- hielten in Deutschland das aktive und passive Wahl- Anmeldeschluss: 23. August 2018 recht. Zahlreiche Frauen hatten im Vorfeld dafür ge- Referentin: Birgit Löwer, Gleichstellungsbeauftragte kämpft. Und wie sieht es heute aus, 100 Jahre später? Frankenthal (Pfalz) Was verbinden Frauen mit dem Wahlrecht? Vor dem Hintergrund von Politikverdrossenheit, Rechtspopu- Infos: www.gleichstellungsbeauftragte-rlp.de/?p=7773 lismus und einem Backlash zu teils tradierten Rollen- und Familienmustern fragen wir uns: Ist es für Frau- en nicht wichtiger denn je, von ihrer Stimme Ge- bukof 2018 brauch zu machen? Die Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstel- Termin: 3. September 2018 in Bonn lungsbeauftragten an Hochschulen e.V. (bukof) fin- Infos: www.fes.de/landesbuero-nrw/artikelseite-landes det vom 12. bis 14. September 2018 in Landshut buero-nrw/internationaler-frauentag-100-jahre- statt. Details: https://bukof.de/veranstaltungen/jahres frauenwahlrecht/ tagung-der-bukof-2018/

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Das Märchen von der Bundeskonferenz der BAG Genderverschwörung und wie man es entzaubert Die 25. Bundeskonferenz der Bundesarbeitsgemein- schaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstel- Seit einiger Zeit hören wir von Gender-Ideologie, lungsstellen (BAG) findet vom 16. bis 18. September von Gender-Gaga, Gender-Wahn oder Ähnlichem. 2018 in Karlsruhe statt. Details: www.frauen Ultrakonservative Gruppen und rechtspopulistische beauftragte.org/aktion/25-bundeskonferenz-2018- Kreise polemisieren aggressiv gegen alles, was mit ei- karlsruhe nem liberalen Verständnis von geschlechtlicher Iden- tität, sexueller Orientierung oder mit Gleichstel- AltWeiberSommerAkademie – lungspolitik zu tun hat. So unterschiedliche Dinge wie Geschlechterforschung, politische Gleichstel- Das Private ist politisch! lungsstrategien, Sexualaufklärung und Schwanger- schaftsabbruch werden in einen Topf geworfen und Wie verteidigen wir die Errungenschaften der Frau- verteufelt. Laut AfD-Grundsatzprogramm margina- enbewegung gegen die Neue Rechte? Das Private war lisiere die Gender-Ideologie naturgegebene Unter- einmal politisch. Die Frauenbewegung hat mit dieser schiede zwischen den Geschlechtern und wirke „tra- Perspektive vieles erreicht: Wir können leben, wie ditionellen Wertvorstellungen und spezifischen Ge- und mit wem wir wollen, arbeiten wo wir wollen und schlechterrollen in den Familien“ entgegen. Die tra- in die höchsten Positionen in Wirtschaft und Politik ditionelle Kleinfamilie (mit möglichst mehreren Kin- aufsteigen. Doch zurzeit geht es wieder einmal dar- dern) wird als „Keimzelle der Gesellschaft“ einer um, das Erreichte zu verteidigen, hat sich doch die volkswirtschaftlich nicht tragfähigen und konflikt- Neue Rechte auf die Fahnen geschrieben, den Gen- trächtigen Masseneinwanderung gegenübergestellt. derwahn zu bekämpfen. Dem müssen wir etwas ent- Beschworen werden nicht nur ein traditionelles, son- gegenstellen: in der Kommune, in der Nachbarschaft, dern ein völkisches Verständnis von Familie und die in Organisationen und in der Politik. Dabei sollen Vorstellung einer homogenen Nation, die an die Stel- unsere jetzige Lebensphase und unsere langjährigen le individueller Freiheitsrechte tritt. Wenn rechtspo- Erfahrungen als Vorkämpferinnen einer gerechten pulistische Denkfiguren auf der Straße, in Veranstal- Gesellschaft in den Mittelpunkt gestellt werden, um tungen oder am Stammtisch übernommen werden, Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. müssen politisch aktive Menschen dem entgegentre- Termin: 24.bis 26. September 2018 in Kochel ten. Kosten: 105,00 Euro im Doppelzimmer (Einzelzim- Bei diesem Argumentationstraining der Friedrich- merzuschlag) Ebert-Stiftung in Kooperation mit dem ver.di-Be- zirksfrauenrat Stuttgart soll überlegt und trainiert Kontakt: werden, wie auf solche Äußerungen reagiert werden Ruth Malzkorn kann. Georg-von-Vollmar-Akademie Schloss Aspenstein Termin: 13. September 2018 in Stuttgart 82431 Kochel am See Referentin: Barbara Stiegler, Dr. phil., Diplompsycho- Tel. 08851-780, Fax 08851-7823 login, Diplompädagogin, ehemalige Leiterin des Ar- www.vollmar-akademie.de beitsbereiches Frauen- und Geschlechterforschung in der Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Schlagfertigkeit – Ein Workshop Friedrich-Ebert-Stiftung für Gleichstellungsbeauftrage Kontakt: Sarah Hepp Es gibt immer wieder Situationen im Beruf oder auch Fritz-Erler-Forum im Alltag – sei es direkt im Gespräch oder in einer Werastr. 24 Besprechung – die uns für kurze Zeit sprachlos und 70182 Stuttgart unzufrieden machen. Statt uns über die „schlechte Tel. 0711-24839440, Fax 0711-24839450 Kommunikation“ unseres Gegenübers zu ärgern, är- www.fes.de/de/fritz-erler-forum/ gern wir uns über uns selbst. Oft sind es Kommenta- e-Mail [email protected] re, die uns treffen, die mit dem Geschlecht oder der

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Rolle als Gleichstellungsbeauftragte zu tun haben. gen Beschäftigungsverhältnis. Wenn nicht klar ist, Erst im Nachhinein fällt uns eine schlagfertige Ant- welchen Hut Sie gerade tragen, dann entstehen im wort ein, mit der wir auf die Provokation oder Mani- Alltag Interessen-, Loyalitäts-, Rollen- und Abgren- pulation hätten reagieren können. In diesem praxiso- zungskonflikte. rientierten Workshop geht es darum, wie Sie solchen Ziel dieses Seminars ist es, Sie als Gleichstellungsbe- Situationen mit klaren Strategien erfolgreich begeg- auftragte dahingehend zu stärken, ihr Amt souverä- nen, ohne selbst auf die negative Kommunikations- ner, klarer, leichter und wirkungsvoller ausüben zu ebene gehen zu müssen. Sie lernen die Motive der können. Sie lernen, einen gesunden Abstand zu hal- angreifenden Person kennen und verstehen – und ten und sich die Dinge weniger zu Herzen zu neh- können diese so besser einordnen und diesen ihre men. Dadurch steigern Sie Ihre Resilienz, Ihre ‚Macht‘ nehmen. Schlagfertigkeit, Ihre Diplomatie und Ihre Vermitt- Inhalt: lungsfähigkeiten, so dass Sie Verhandlungen künftig sicherer, gelassener und für alle Beteiligten gewinn- „„Schutz vor ‚Angriffen‘ – nicht alles persönlich neh- bringend führen. men „„Das Gegenüber verstehen lernen (oder einfach Das Seminar wird durchgeführt von Bärbel und Se- „mitspielen“) bastian Rockstroh, dem Autoren-Ehepaar des Buchs „„Differenzieren zwischen Konflikt und Angriff „Erfolg in Sicht – Selbstcoaching Frau und Karriere“. „„Kreative Tipps und Techniken wie Überraschung, Termine im zweiten Halbjahr 2018: Reframing „„Übungen „Spontan handeln in schwierigen Ge- „„10. – 12. September 2018 sprächssituationen“ „„23. – 25. Oktober 2018 „„20. – 22. November 2018 Termin: 26. September 2018 Seminargebühr: 735 Euro plus 20 Euro pro Seminar- Anmeldeschluss: 5. September 2018 tag für Verpflegung (optional) Referentin: Marion Bredebusch, Kommunikations- Seminarliteratur: Buch „Erfolg in Sicht“, 19,90 Euro und Gendertrainerin, Saarbrücken Infos und Anmeldung: www.betterthanpossible.de/ Kontakt: Erfolg-in-Sicht-statt-Frust-im-Amt.pdf Johannes Gutenberg-Universität Mainz Kontakt: [email protected] Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung Telefon: 06131 39 24 11 8 [email protected] Machtspiele www.zww.uni-mainz.de Mit einem wichtigen Auftrag unterwegs und gleich- Erfolg in Sicht statt Frust im Amt zeitig immer im Spannungsfeld von unterschied- lichsten Interessen: Das kennen Frauen-, Gleichstel- lungs-, Gender- und Diversitybeauftragte. Macht- Die hierarchisch strukturierte Geschäftswelt wurde spiele erkennen und eigenständig entscheiden, an von Männern geschaffen. Hier herrschen ungeschrie- welchen sich ein Mitspielen lohnt oder geradezu auf- bene Gesetze, die niemand den Frauen beibringt und drängt, ist ein Element. Das andere ist das Überlegen, deren Unkenntnis eine der Ursachen für das Schei- wie wir unser Mitspielen bewusst und fair gestalten. tern an der vielzitierten gläsernen Decke ist. Wie gut, Der gedankliche Austausch dazu macht sicherer und dass es Gleichstellungsbeauftragte gibt. Nur: Auch ist inspirierend. Sie gehören zu der Hälfte der Menschheit, die nicht auf die „Jungs-Regeln“ vorbereitet wurde. Deshalb Termin: 18./19. Oktober 2018 in Würzburg haben Sie manchmal das Gefühl, dem freien Spiel der Kosten: 195,00 Euro Kräfte hilflos ausgeliefert zu sein und wahlweise vor Betonmauern oder gegen Gummiwände zu laufen. Kontakt: Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass nur Stephanie Böhm wenige Gleichstellungsbeauftragte zu 100 Prozent Akademie Frankenwarte von ihrer sonstigen Dienstplicht freigestellt sind. Das Gesellschaft für Politische Bildung e.V. heißt, neben dem Amt stehen Sie in einem abhängi- Leutfresserweg 81-83

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97082 Würzburg „„Welche rechtlichen Grundlagen gibt es und welche Tel. 0931-80464-0, Fax 80464-44 kann ich nutzen/muss ich beachten? Landes- und e-Mail [email protected] Bundesgleichstellungsgesetze, AGG „„Effektive Gesprächs- und Verhandlungsführung, Rhetorik, Umgang mit Konflikten. 13. Kompakt-Fortbildung für „„Was tun bei Mobbing, sexueller Belästigung, Diskri- Gleichstellungsbeauftragte 2018 minierung? Einen professionellen Umgang finden. Externe Hilfe beachten und nutzen „„Was sind Gender Mainstreaming/Diversity/inter- kulturelle Öffnung und ist es meine Aufgabe? Wenn ja, wie gestalte ich diese Prozesse? Termin: 26. bis 29. November 2018 in Freiburg i. Br. Frauen– und Gleichstellungsbeauftragte sind in ihrer Kosten: 980,00 Euro inklusive Unterkunft im Einzel- Arbeit mit vielfältigen Anforderungen konfrontiert. zimmer und Vollverpflegung. (Frühbucher- und Sie benötigen eine fundierte Aus- und Fortbildung, Tandem-Rabatte möglich) um die an sie gestellten vielfältigen Erwartungen zu Info/Anmeldung: erfüllen. Dieses Angebot beinhaltet alle für diese pro phila Freiburg Funktion wichtigen Themen und versetzt die Teil- Gerhard Tschöpe nehmenden in die Lage, ihre Arbeit zukünftig Basler Str. 61 erfolgreich(er) zu gestalten. 79100 Freiburg Die Fortbildung richtet sich vorwiegend an Neuein- Tel: 0761-296 25 86 steiger/innen mit einer kurzen Berufserfahrung als [email protected] BFC bzw. GB von unter 4 Jahren. Alle anderen sind www.prophila-freiburg.de herzlich eingeladen, ihr Wissen und ihre Routine mit in die Fortbildung einzubringen und können natür- lich auch teilnehmen. Sie lernen alle wichtigen Equal Pay Day 2018 Grundlagen und Hintergründe für ihre Tätigkeit als Beauftragte. Zusätzlich trainieren sie effektive Ge- Der nächste Equal Pay Day ist am 18. März 2019, wie sprächs– und Verhandlungsführung und steigern ih- der Business and Professional Women (BPW) Ger- re Beratungskompetenz. Zusätzlich erleben Sie le- many e.V. verkündet hat. Auch 2017 hat sich am bendige Vernetzung und anregenden Austausch. Lohngefälle zwischen Männern und Frauen nichts ändert: Der Gender Pay Gap stagniert und liegt laut Themen: Statistischem Bundesamt wie im Vorjahr bei 21 Pro- „„Meine Aufgabe als Frauen- und Gleichstellungsbe- zent. Rechnet man den Verdienstunterschied von 21 auftragte. Wie nutze ich meine „Machtlosigkeit“? Prozent auf 365 Tage um, arbeiten Frauen 77 Tage Wie steigere ich meinen Einfluss? Wie erreiche ich umsonst. Damit fällt der Equal Pay Day als symboli- meine Zielgruppen? Wer sind meine Verbünde- scher Marker für die Lohnlücke auch in 2019 auf den ten? Wie nutze ich sie? Umgang mit Widerstand 18. März.

3/2018 45 Anzeige „Gleichstellungsrecht“

Hier ist das Gleichstellungsrecht zuhause.

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Aktuelle Nachrichten zwischen den Ausgaben der GiP

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Literaturtipps

Geschlechtergerechte Sprache

lich auch ein Duden-Ratgeber Auskunft – sozusagen zum vierzigjährigen Jubiläum des Themas. Seit die feministische Linguistik Ende der 70er-Jahre die ers- ten Vorschläge zur geschlechtergerechten Sprache gemacht hat, ist eine Vielzahl von Spielarten entstan- den, jeweils begleitet von breiter gesellschaftlicher Diskussion und erheblichen Widerständen. Der Rat- geber indes geht auf diese Diskussionen nicht näher ein, weist aber im Vor- und Nachwort darauf hin, dass auch die Sprache vom Gleichstellungsgebot des Grundgesetzes mit umfasst ist. Zugleich wird an die- ser Stelle erklärt, warum der „Prototyp der Zweige- schlechtlichkeit“ zugrunde gelegt ist. Der Ratgeber erläutert, was „richtig gendern“ bedeutet. Wobei kein Katalog von Begriffen geboten wird, vielmehr wer- den die zugrundeliegenden Regeln und Möglichkei- ten erklärt, so dass alle Leser/innen imstande sind, sich situationsbedingt und dem Zweck angemessen Das generische Maskulinum führt eindeutig – das für den richtigen Ausdruck zu entscheiden. belegen Studien – dazu, dass an Frauen als Referenz- Ach, hätte der BGH doch vor seinem Urteil zu „Kra- personen erheblich weniger oder gar nicht gedacht mer gegen Sparkasse“ diesen Ratgeber gelesen! wird. Mit anderen Worten: Frauen, die nicht genannt werden, verschwinden aus der Vorstellung. Das ist Dudenredaktion (Hrsg.)/Anja Steinhauer/Gabrie- frauenfeindlich. Wer sachlich richtig und gerecht for- le Diewald: Richtig gendern – Wie Sie angemessen mulieren will, kommt daher nicht umhin, Frauen und verständlich schreiben. Kartoniert, 120 Seiten, sprachlich einzubeziehen. Wie das geht, ohne dass 12,00 Euro, Duden Verlag, 2017, ISBN 978-3-411- die Sprache unästhetisch wird, darüber gibt nun end- 74357-5.

Gleichstellungsindikatoren

Dieses Buch schließt eine wichtige Lücke in den poli- wird auch auf die Rolle von Gender- und Gleichstel- tischen und wissenschaftlichen Debatten um Gleich- lungsindikatoren im Rahmen politischer Prozesse stellung, indem die zahlreichen Herausforderungen, eingegangen. die die Entwicklung und Bewertung von Indikatoren Angela Wroblewski/Udo Kelle/Florian Reith (Hrsg.): für Gleichstellung mit sich bringen, umfassend dar- Gleichstellung messbar machen: Grundlagen und gestellt und diskutiert werden. Auf dieser Basis wer- Anwendungen von Gender- und Gleichstellungsin- den allgemeine Kriterien für die Entwicklung von dikatoren. Kartoniert, 300 Seiten, 39,99 Euro, Gender- und Gleichstellungsindikatoren formuliert. Springer Verlag VS Verlag, Wiesbaden 2017, ISBN Neben den methodischen und gendertheoretischen 978-3658132361. Fragen, die hierbei berücksichtigt werden müssen,

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Analyse des Koalitionsvertrags

Was bringt der Koalitionsvertrag für die Frauenpoli- Die Analyse-Themen: tik? Frauenpolitisch betrachtet liegt ein differenzier- „„Ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie (S. 3) tes Ergebnis vor. Einerseits enthält der Koalitionsver- „„Vereinbarkeit von Familie und Beruf (S. 4) trag zahlreiche wichtige Reformen und Verbesserun- „„Situation Alleinerziehender verbessern (S. 5) gen für Millionen von Frauen, zurück bleiben aber „„Familienarbeitszeit (S. 7) auch empfindliche Leerstellen. „„Frauen auf dem Arbeitsmarkt (S. 8) Der ZWEIWOCHENDIENST hat in einer Sonder- „„Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit (S. 9) ausgabe die Schwerpunktthemen aus frauen- und ge- „„Sachgrundlose Befristung (S. 10) sundheitspolitischer Sicht für Sie herausgefiltert. Den „„Frauenquote (S. 11) Textauszügen aus dem Koalitionsvertrag sind inhalt- „„Bekämpfung der Altersarmut (S. 12) lich passende Passagen des Sondierungspapiers der „„Frauengerechte Gesundheitspolitik (S. 13) nicht zustande gekommenen Jamaika-Koalition vom „„Konzertierte Aktion Pflege (S. 13) 16.11.2017 und die Auszüge aus den Parteiprogram- „„Schutz vor Gewalt gegen Frauen (S. 14) men von CDU/CSU und SPD zur Bundestagswahl „„Geschlechtergerechte Steuerpolitik (S. 15) 2017 gegenübergestellt. Dadurch wird erkennbar, „„Gleichstellung in Wissenschaft und Kultur (S. 16) welche Partei oder Strömung sich politisch bei den Der GROKO-VERTRAG: Der Entwurf, Vergleiche, Koalitionsverhandlungen durchgesetzt hat. Letztlich Einschätzungen. zwd-extra, Ausgabe 357 vom wurden Stellungnahmen und Bewertungen von Op- 28.2.2018, Einzelpreis 10 Euro, zwd Mediengruppe positionsparteien, Gewerkschaften und Fachverbän- Berlin. den zu den einzelnen Themenblöcken – auch zu den Lücken im Vertrag – zusammengestellt und ein Resü- mee aus Redaktionssicht gezogen.

Passende Arbeitgeber für gute Vereinbarkeit finden

beides haben. Mit dem passenden Arbeitgeber! Wie Sie diesen finden, zeigt Nicole Beste-Fopma, die Chef- redakteurin von www.lob-magazin.de. Sie gibt einen Überblick über verschiedene Vereinbarkeitsmodelle, zeigt, was bei der Planung zu beachten ist und wie jede/r das für sich Passende findet. Sie antwortet un- ter anderem auf die Fragen: Wie erkenne ich, wie fa- milienbewusst ein Unternehmen ist? Wie interpretie- re ich Stellenanzeigen? Was ist für die Bewerbung und das Vorstellungsgespräch zu beachten? Ein Mut- mach-Buch, das zeigt, wie man auch mit Kindern sei- nen Traumjob bekommt. In die realistische und zu- gleich optimistische Darstellung ist die geballte Er- fahrung der Redakteurin und vierfachen Mutter ein- geflossen, herausgekommen ist ein sehr guter Ratge- ber. Nicole Beste-Fopma: Beruf und Familie – Passt! So finden Eltern den richtigen Arbeitgeber. Karto- Mütter und Väter müssen sich heute nicht mehr zwi- niert 227 Seiten, 22,95 Euro, Campus Verlag 2018, schen Beruf und Familie entscheiden. Beide können ISBN 978-3593508313.

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Kopftuch-Debatte sungsbeschwerdeverfahren einer hessischen Rechts- referendarin bat, stellte der Verband fest, dass seine Kopftuchverbote sind aus feministischer Sicht ein interne Willensbildung noch nicht hinreichend fort- zweischneidiges Schwert. Frauen, denen das Tragen geschritten war, um eine Stellungnahme abzugeben. eines muslimischen Kopftuchs in bestimmten öffent- Die notwendige Diskussion wurde daraufhin durch lichen Situationen verwehrt wird, fühlen sich in ihrer eine Schwerpunktausgabe der Verbandszeitschrift Religionsfreiheit verletzt und klagen dagegen. Befür- „djbZ“ angestoßen. Darin sind jeweils drei Stimmen worter/innen begrüßen Verbote, weil sie im Kopf- für die Pro- und die Contra-Position versammelt. tuch ein Instrument zur Unterdrückung von musli- Damit ist der Auftakt für eine ausgiebige juristische mischen Frauen sehen. Es geht um das Verhältnis Diskussion aus Gleichstellungssicht gegeben. von Staat und Religion, um Religionsverfassungs- recht und Antidiskriminierungsrecht. Deutscher Juristinnenbund e.V. (Hrsg.): djbZ, Zeitschrift des Deutschen Juristinnenbundes. Als das Bundesverfassungsgericht den Deutschen Ju- Nr. 1/2018, Nomos-Verlag, ISSN 1866-377X. www. ristinnenbund um eine Stellungnahme im Verfas- djb.de/publikationen/zeitschrift/

Empört euch!

Nicht neu, aber passend: Mit emphatischen Worten der Vereinten Nationen. An Tagen, an denen ich ruft der ehemalige französische Diplomat Stéphane mich frage, warum so wenig Frauen aus Protest auf Hessel in seiner Streitschrit „Empört euch!“ zum die Straße gehen – obwohl sie jede Menge sehr guter friedlichen Widerstand gegen die Missstände in un- Gründe dafür hätten – bauen mich diese Seiten wie- serer Gesellschaft auf. Er prangert den Finanzkapi- der auf. talismus an, die Verletzung von Menschenrechten, Stéphane Hessel: Empört euch. Taschenbuch, 32 Umweltzerstörung und die Politik Israels im Gaza- Seiten, 5,00 Euro, Ullstein-Verlag 2011, ISBN-13 Streifen. Der gebürtige Berliner war Mitglied der Ré- 978-3550088834. sistance, hat das KZ Buchenwald überlebt und ist ei- ner der Mitautoren der Menschenrechtserklärung Claudia Luz, Redaktion GiP

Vorschau

Ausgabe 4/2018 Erscheint im Oktober 2018

Themen: „„ Gender Mainstreaming in der Stadtentwicklung „„Zum 3. Heidelberger Gleichstellungs-Aktionsplan „„Frauen in Teilzeitführung, 2. Teil „„Forschungsstelle Antiziganismus

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Rechtsprechung

Eingruppierung einer Gleichstellungsbe- Hauptzollamt A-Stadt übertragen. Die Klägerin wur- auftragten de zur Gleichstellungsbeauftragten beim Hauptzoll- amt A-Stadt gewählt und trat dieses Amt zum 1.9.2006 an. Die Klägerin ist zu 100% von der Erbrin- Urteil des Landesarbeitsgerichts Nieder- gung der Arbeitsleistung freigestellt. Sie ist nach ent- sachsen vom 26.9.2017 – 11 Sa 437/17 E1 sprechenden Wiederwahlen weiterhin als Gleichstel- – juris lungsbeauftragte tätig. Die aktuelle Amtszeit der Klä- gerin läuft bis zum 31.8.2018. Im Wege des Bewäh- BGleiG § 4 Abs. 1, § 24 Abs. 2 S. 2, § 28 Abs. 1 rungsaufstieges wurde die Klägerin zum 1.9.2010 in die Entgeltgruppe 6 höher gruppiert. Als Ergebnis S. 1, Abs. 2 S. 1, Abs. 3, 4; TVöD §§ 12, 14 eines Bewerbungsverfahrens wurde die Klägerin ab dem 1.6.2016 auf einen Dienstposten nach Entgelt- Leitsatz: gruppe 9b Entgeltstufe 5 TVöD umgesetzt. Mit der am 27.12.2016 beim ArbG Oldenburg eingegangenen Auch wenn eine Gleichstellungsbeauftragte nach Klage begehrt die Klägerin die Höhergruppierung in dem BGleiG zu 100 % von der Arbeitsleistung frei- die Vergütungsgruppe EG 11 TVöD. gestellt ist, stellt die Tätigkeit in Ausübung ihres Amtes nicht die übertragene Tätigkeit im Sinn des 3 § 12 TVöD dar. Die Klägerin ist der Auffassung, sie habe Aufgaben zu erfüllen, welche mit gründlichen, umfassenden Fach- kenntnissen allein nicht mehr zu bewältigen seien, Aus dem Tatbestand: sondern ein beträchtlich gesteigertes fachliches Wis- 1 sen und Können verlangten. Sie hat als Anlage K 11 Die Parteien streiten um die Eingruppierung der Klä- eine standardisierte Tätigkeitsdarstellung- und be- gerin, die seit dem Jahr 2006 als Gleichstellungsbe- wertung vorgelegt. Sie hat dazu erläutert, diese sei auftragte zu 100 % von der Arbeitsleistung freigestellt von der Gleichstellungsbeauftragten der Bundesfi- ist. nanzverwaltung erstellt und spiegele die von allen 74 Gleichstellungsbeauftragten der Finanzverwal- 2 tung, somit auch der Klägerin, entfalteten Tätigkeiten Die am 00. 1953 geborene Klägerin hat ursprünglich in bewerteter Art und Weise wieder. Soweit sich die eine Ausbildung zur Kinderpflegerin absolviert. Seit Beklagte auf die Tätigkeitsdarstellung und -bewer- dem 10.5.1977 war sie bei der Beklagten beschäftigt, tung vom 20.6.2015 berufe, handle es sich um eine bis zum 10.8.1989 bei der Bundesanstalt für Arbeit. rein theoretische Darstellung angesichts des Umstan- Ab dem 11.9.1989 wurde ein neues Arbeitsverhältnis des, dass sie die dort niedergelegten Tätigkeiten wiederum bei der Bundesanstalt für Arbeit begrün- schon seit dem 1.9.2006 gar nicht mehr wahrgenom- det. Zum 1.1.2004 wechselte die Klägerin in den Be- men habe. Die Klägerin ist der Auffassung, soweit reich der Zollverwaltung. Die Geltung der jeweils dort eine fiktive Nachzeichnung ihres beruflichen maßgeblichen Tarifverträge für den öffentlichen Werdeganges zu Grunde gelegt werde, sei dies der Dienst ist vereinbart. Zum 1.11.2001 wurde die Klä- rechtlich unzutreffende Ansatzpunkt. gerin hochgestuft von der Vergütungsgruppe IX a in Vergütungsgruppe VIII MTA. Zum 1.9.2004 wurde 4 sie eingruppiert in die Vergütungsgruppe VII Fall- Die Klägerin hat beantragt, gruppe 1a BRT – entsprechend EG 5 TVöD. Zu die- 5 sem Termin wurden ihr die Aufgaben einer Mitarbei- festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, die terin im Geschäftszimmer Bereich der Finanzkont- Klägerin ab dem 1.12.2013 in die Vergütungsgruppe rolle Schwarzarbeit – heute Sachgebiet E – beim EG 11 TVöD einzugruppieren und ihr ab diesem

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Zeitpunkt eine Vergütung nach der Vergütungsgrup- 10 pe EG 11 TVöD zu zahlen und den Nettodifferenzbe- Bedenken gegen die Verfassungsmäßigkeit des § 28 trag zwischen tatsächlich gezahlter und beantragter BGleiG bestünden nicht und würden von der Kläge- Vergütung ab jeweiliger Fälligkeit mit 5 Prozent- rin auch nicht geltend gemacht. punkten über dem jeweils gültigen Basiszinssatz zu 11 verzinsen. Mithin komme es auch nicht auf die Frage an, ob von 6 einer vorübergehenden anderen Tätigkeit im tarifli- Die Beklagte hat beantragt, chen Sinne auszugehen sei. 7 12 die Klage abzuweisen. Gegen dieses … Urteil hat die Klägerin … Berufung eingelegt …. 8 Sie ist der Auffassung, für die Eingruppierung der 13 Klägerin sei nicht die Tätigkeit als Gleichstellungsbe- Im Gesetzgebungsverfahren zum aktuell geltenden auftragte maßgebend. Denn mit der Bestellung als BGleiG habe Einigkeit bestanden, dass die Tätigkeit Gleichstellungsbeauftragte aufgrund Wahl der wahl- einer Gleichstellungsbeauftragten typischerweise mit berechtigten Beschäftigten sei ihr keine Tätigkeit zu- einem Qualifikationszuwachs verbunden sei, wie gewiesen worden, welche sie aufgrund ihres Arbeits- schon das Instrument der Aufgabenbeschreibung in verhältnisses auszuüben haben. In diesem Sinne § 28 Abs. 3 S. 5 BGleiG deutlich mache. Es habe ge- handle es sich lediglich um eine vorübergehende Tä- golten, den dahinterstehenden gesetzlichen Gedan- tigkeit im Tarifsinne. Insbesondere sei die Klägerin ken zugunsten der das Amt ausübenden Beschäftig- nicht mit Arbeitnehmern in den Bundesländern zu ten unter Steigerung der Attraktivität des Amtes für vergleichen, welche hauptamtlich als Gleichstellungs- die Qualifikationsfeststellung nutzbar zu machen, da beauftragte eingestellt würden. Dementsprechend sei die fiktive Nachzeichnung des beruflichen Werde- hinsichtlich der Vergütung der Klägerin die berufli- gangs dies alleine nicht leisten könne. Das vom ArbG che Entwicklung fiktiv nachzuzeichnen. genannte Begünstigungsverbot verhindere gerade nicht eine Anhebung der Bezüge entsprechend der 9 Bewertung der Position als Gleichstellungsbeauftrag- Das ArbG Oldenburg hat … die Klage abgewiesen. te. Von einer Begünstigung könne dann nicht gespro- Zur Begründung hat es ausgeführt, die Klage sei zwar chen werden, wenn eine Gleichstellungsbeauftragte zulässig, aber unbegründet. Nach § 28 Abs. 1 BGleiG entsprechend der Bewertung ihrer Tätigkeit vergütet übe die Gleichstellungsbeauftragte ihr Amt ohne werde. Die von der Klägerin vorgetragenen Tätigkei- Minderung ihrer bisherigen Bezüge oder ihres bishe- ten seien von der Beklagten auch nicht bestritten rigen Arbeitsentgeltes aus und nehme am beruflichen worden. Aufstieg teil, wie dieser ohne die Übernahme des Amtes erfolgt. Nach dem Wortlaut dieser Norm sei 14 bei der Eingruppierung der Klägerin dementspre- Die Klägerin habe sehr umfangreich erstinstanzlich chend gerade nicht auf ihre Tätigkeit als Gleichstel- unter Beweisantritt dazu vorgetragen, dass ihre in lungsbeauftragte abzustellen. Wenn die Klägerin an dem Arbeitsvorgang zusammengefassten Tätigkeiten einem beruflichen Aufstieg aufgrund Übernahme die Voraussetzungen der Entgeltgruppe 11 TVöD, des Amtes der Gleichstellungsbeauftragten teilhaben aufbauend auf den Entgeltgruppen 9 b Fallgruppe 1 wolle, verstoße das gegen das Begünstigungsverbot sowie Fallgruppen 2 und 3 TVöD, erfülle. Das Ar- im Sinne des § 28 Abs. 1 S. 1 BGleiG. Zwar hätten ge- beitsgericht sei diesem Vortrag fehlerhaft nicht nach- mäß § 28 Abs. 3 S. 5 BGleiG die Dienststellen der gegangen. Gleichstellungsbeauftragten auf deren Antrag hin ei- 15 ne Aufgabenbeschreibung als Nachweis über ihre Tä- Dem stehe die fiktive Nachzeichnungspflicht nicht tigkeit als Gleichstellungsbeauftragte zu erteilen. § 28 entgegen. Dieser im Gesetz gewählte Begriff sei inso- Abs. 3 S. 1 bis 3 BGleiG sehe vor, dass die berufliche fern irreführend, als nicht die Nachzeichnung, son- Entwicklung der Gleichstellungsbeauftragten von dern die berufliche Entwicklung fingiert werde. Dies Amts wegen fiktiv nachzuzeichnen sei. Diese fiktive beziehe sich auf den Fall, dass eine Gleichstellungsbe- Nachzeichnung diene als Grundlage für Personalaus- auftragte von dieser Funktion entbunden werde und wahlentscheidungen. möglicherweise nach vielen Jahren ihre bisher inne-

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gehabte Stelle wieder einzunehmen hätte. Bei der vertrages notwendigerweise unberührt. Die Ver- Entscheidung des LAG Nds 7 Sa 105/06 E habe es gleichbarkeit der Gleichstellungsbeauftragten mit sich um eine andere Sachverhaltskonstellation ge- Mitgliedern der Personalvertretung unterstreiche handelt. § 28 Abs. 4 BGleiG. Deshalb könne das Begünsti- gungsverbot des § 28 Abs. 1 S. 1 BGleiG durchaus 16 verglichen werden mit dem Begünstigungsverbot des Die Klägerin beantragt, § 78 Abs. 2 BetrVG. das Urteil des ArbG Oldenburg v. 13.3.2017 – 22 4 Ca 486/16 E – abzuändern und festzustellen, dass Weshalb die Klägerin meine, vom 01.12.2013 an ei- die Beklagte verpflichtet ist, die Klägerin ab dem nen entsprechenden Anspruch begründen zu kön- 1.12.2013 in die Vergütungsgruppe EG 11 TVöD ein- nen, bleibe unklar. zugruppieren und ihr ab diesem Zeitpunkt eine Ver- gütung nach der Vergütungsgruppe EG 11 TVöD zu 23 zahlen und den Nettodifferenzbetrag zwischen tat- Selbst wenn all das unberücksichtigt bleibe, müsse sächlich gezahlter und beantragter Vergütung ab je- der Berufung der Erfolg versagt bleiben. Maßgeblich weiliger Fälligkeit mit fünf Prozentpunkten über dem für die Eingruppierung im Sinne des TVöD seien die jeweils gültigen Basiszinssatz zu verzinsen. übertragenden Tätigkeiten. Übertragen im Sinne des TVöD seien aber nicht die Tätigkeiten der Gleichstel- 17 lungsbeauftragten. Mit der Bestellung gemäß § 20 Die Beklagte beantragt, Abs. 1 S. 1 BGleiG werde lediglich das Wahlergebnis 18 nach § 19 Abs. 1 S. 5 BGleiG umgesetzt. Als Gleich- die Berufung zurückzuweisen. stellungsbeauftragte sei die Klägerin weisungsfrei und unterliege nicht dem Direktionsrecht ihrer 19 Dienststelle, § 24 Abs. 2 S. 1 BGleiG. Sie verteidigt das angefochtene Urteil. 24 20 … Es bestünden schon Bedenken an der Zulässigkeit 25 der Klage. … 21 Wenn die Berufung meine, eine Begünstigung nach Aus den Entscheidungsgründen: § 28 Abs. 1 S. 1 BGleiG läge dann nicht vor, wenn die Gleichstellungsbeauftragte entsprechend der tarifli- 26 chen Bewertung ihrer gesetzlichen Aufgabenstellung Die Berufung ist zulässig gemäß §§ 519, 520 ZPO, vergütet werde, verkenne sie die Rechtsstellung einer §§ 64, 66 ArbGG. Gleichstellungsbeauftragten. Die Beklagte habe be- 27 reits darauf hingewiesen, dass die Bundesländer und Sie bleibt aber unbegründet. Das ArbG hat die Klage der Bund verschiedene Modelle der Einrichtung von zutreffend abgewiesen. Gleichstellungsbeauftragten gewählt hätten. Jeden- falls stelle das BAG im Urteil vom 21.2.2001 fest, dass 28 die mit der Bestellung zur Gleichstellungsbeauftrag- 1. Die Klage ist als Eingruppierungsfeststellungsklage ten einhergehenden Rechte nicht zu einer inhaltli- zulässig. chen Änderung, Umgestaltung, Konkretisierung des 29 Anstellungsverhältnisses in dem Sinne führten, dass 2. Sie ist aber unbegründet. sie nunmehr arbeitsvertraglich eine Beschäftigung als Beauftragte und/oder eine entsprechende Vergü- 30 tung aufgrund veränderter Eingruppierung mit Er- a) Wieweit die Klägerin Ansprüche auf Entgelt aus folg verlangen könne. Bei einem „Verwaltungsmo- der Entgeltgruppe 11 TVöD, die vor dem 29.6.2016 dell“ werde gemäß §§ 19 Abs. 1 S. 5, 28 Abs. 2 S. 1 fällig waren, gem. § 37 Abs. 1 TVöD rechtzeitig gel- und Abs. 4 BGleiG mit der Tätigkeit als Gleichstel- tend gemacht hat, kann nicht abschließend festge- lungsbeauftragte fingiert, dass gleichzeitig der -Ar stellt werden. Die Klageschrift ist der Beklagten am beitsvertrag erfüllt werde. Bei einer ehrenamtlichen 29.12.2016 zugestellt worden. Die Klägerin trägt vor, Interessenvertretung bleibe der Inhalt des Arbeits- den Anspruch auch bereits mit der Klage ArbG Ol-

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denburg 3 Ca 706/12 E geltend gemacht zu haben; 40 die Akte ist nicht beigezogen worden. (Hierzu Protokollerklärung Nr. 2) 31 41 b) Die Voraussetzungen für eine Eingruppierung 3. Beschäftigte im Büro-, Buchhalterei-, sonstigen nach § 12 TVöD liegen schon deshalb nicht vor, weil Innendienst und im Außendienst, das Amt einer Gleichstellungsbeauftragten der Klä- 42 gerin unstreitig nicht dauerhaft übertragen worden deren Tätigkeit gründliche, umfassende Fach- ist. Auch die mehrfache Wiederwahl und -bestellung kenntnisse und selbständige Leistungen erfordert. ändert daran nichts. In Betracht käme allenfalls die Gewährung einer persönlichen Zulage gem. § 14 43 TVöD in Höhe des Differenzbetrages aufgrund einer Soweit der TVöD auf der Technik von Heraushe- nur vorübergehenden Übertragung eines höherwer- bungsmerkmalen aufbaut, wonach eine höherwertige tigen Amtes; dies hat die Klägerin in der mündlichen Tätigkeit sich aus der Beschreibung einer niedrigeren Berufungsverhandlung ausdrücklich mit einbezogen. Entgeltgruppe heraushebt, verlangt das BAG in st. Ob insoweit ein einheitlicher Streitgegenstand vor- Rspr., dass die Klägerin zur Anspruchsbegründung liegt oder ein eigenständiger weiterer Streitgegen- auch den wertenden Vergleich zwischen den ver- stand, der mit dem Berufungsantrag nicht wirksam schiedenen Entgeltgruppen bzw. Heraushebungs- geltend gemacht worden ist, mag dahinstehen. merkmalen anhand von konkretem Tatsachenvortrag darstellt. Soweit allerdings der Arbeitgeber selbst eine 32 bestimmte Eingruppierung für zutreffend hält, ist in- c) Es mag auch dahingestellt sein, ob die Vorausset- soweit seitens des Gerichts eine lediglich kursorische zungen einer Eingruppierung nach Entgeltgruppe 11 Prüfung ausreichend (vgl. zu diesen Grundsätzen et- TVöD im ersten Rechtszug ausreichend schlüssig wa BAG 21.1.15 – 4 AZR 253/13 – AP Nr. 44 zu vorgetragen sind. Die maßgeblichen Tarifvorschrif- §§ 22, 23 BAT-O; 9.12.15 – 4 AZR 11/13 – juris). Vor- ten lauten insoweit: liegend ist im Wege der Änderungsvereinbarung mit Wirkung vom 1.6.2016 eine Vergütung nach Entgelt- 33 gruppe 9 b festgelegt worden, ohne dass eine Fall- Entgeltgruppe 11 gruppe angegeben ist. Auch die zugrunde liegende 34 Tätigkeitsdarstellung vom 7.6.2016 weist keine Fall- Beschäftigte der Entgeltgruppe 9 b Fallgruppe 1, gruppe aus. Da die Fallgruppe 2 als Regelfall eine ab- geschlossene Hochschulbildung voraussetzt, ist eher 35 davon auszugehen, dass der Arbeitgeber die Fall- deren Tätigkeit sich durch besondere Schwierig- gruppe 3 zugrunde gelegt hat. Dann wären allerdings keit und Bedeutung aus der Entgeltgruppe 9 b komplizierte weitere Heraushebungen nachzuvollzie- Fallgruppe 1 heraushebt. hen. Grundstufe der Eingruppierung für den allge- 36 meinen Innendienst bei abgeschlossener Berufsaus- … bildung ist die Entgeltgruppe 5. Entgeltgruppe 9 b Fallgruppe 3 erfasst Tätigkeiten im Innendienst, de- 37 ren Tätigkeit gründliche, umfassende Fachkenntnis- Entgeltgruppe 9 b se und selbständige Leistungen erfordert. Darüber 38 hinaus erfordert die Entgeltgruppe 9 b Fallgruppe 1 1. Beschäftigte der Fallgruppe 2 oder 3, deren Tä- besonders verantwortungsvolle Tätigkeit. Erst Tätig- tigkeit sich dadurch aus der Fallgruppe 2 oder 3 keiten, die sich davon wiederum durch besondere heraushebt, dass sie besonders verantwortungsvoll Schwierigkeit und Bedeutung herausheben, errei- ist. chen die Entgeltgruppe 11. 39 44 2. Beschäftigte im Büro-, Buchhalterei-, sonstigen Selbst wenn man den Sachvortrag der Klägerin zu Innendienst und im Außendienst mit abgeschlos- der von ihr ausgeübten Tätigkeit als Gleichstellungs- sener Hochschulbildung und entsprechender Tä- beauftragte im ersten Rechtszug heranzieht, können tigkeit sowie sonstige Beschäftigte, die aufgrund Zweifel bestehen, ob alleine die gesetzliche Aufga- gleichwertiger Fähigkeiten und ihrer Erfahrungen benstellung einer Gleichstellungsbeauftragten geeig- entsprechende Tätigkeiten ausüben. net ist, in jedem Fall eine besondere Schwierigkeit

3/2018 53 Rechtsprechung

und Bedeutung anzunehmen, oder ob insoweit die wird, wonach das Amt der Gleichstellungsbeauftrag- konkreten Umstände in der jeweiligen Dienststelle zu ten als dienstliche Aufgabe übertragen und eine ent- bewerten wären, die nicht konkret vorgetragen sind. sprechende Vergütung zu zahlen ist. Als Schutzvor- Die von ihr vorgelegte Anlage K 11 – die aber nicht schrift geregelt ist lediglich, dass das Amt ohne Min- von der Beklagten autorisiert ist – weist eine Bewer- derung der bisherigen Bezüge ausgeübt wird. Aller- tung nach E 11 bzw. E 12 aus. Diese Fragen brauchen dings ist damit nur ein sehr spezieller Fall geregelt, jedoch nicht abschließend beantwortet zu werden. dass nämlich die Amtsinhaberin bereits zuvor ein höheres Leitungsamt innegehabt hat, das nach dem 45 TVöD oder Beamtenbesoldung überdurchschnittlich d) Denn das ArbG hat zutreffend angenommen, dass gut bewertet war. Zugleich kommt darin allerdings die Tätigkeit als Gleichstellungsbeauftragte für die ta- zum Ausdruck, dass die Tätigkeit der Gleichstel- rifliche Eingruppierung nicht rechtserheblich ist. lungsbeauftragten vom Gesetzgeber in der Wertig- 46 keit einem Leitungsamt nicht ohne Weiteres gleich- Es fällt in den Kompetenzbereich des Gesetzgebers, gestellt wird. Bezüglich des beruflichen Aufstieges die rechtliche Ausgestaltung und Bewertung der Tä- sieht das Gesetz in § 28 Abs. 1 S. 2 BGleiG ausdrück- tigkeit der Gleichstellungsbeauftragten zu bestim- lich eine Anknüpfung an die berufliche Entwicklung men. Der Bund und die Bundesländer haben inso- vor, so wie diese ohne die Übernahme des Amtes er- weit unterschiedliche Regelungen getroffen. Was die folgt wäre. Regelungen durch den Bundesgesetzgeber angeht, 48 enthält das BGleiG i.d.F. in der Fassung des Jahres Getrennt davon ist im 3. Absatz des § 28 BGleiG die 2015 eine Mischung aus verschiedenen Elementen. Verpflichtung der Dienststelle enthalten, die berufli- Einerseits ist die Stellung einer Gleichstellungsbeauf- che Entwicklung der Gleichstellungsbeauftragten fik- tragten organisatorisch der Behördenleitung zuge- tiv nachzuzeichnen. Nach der ausdrücklichen gesetz- ordnet (§ 24 Abs. 1 S. 1 BGleiG). Damit wird deutlich lichen Regelung dient diese als Grundlage für weitere gemacht, dass die Thematik der Gleichstellung für Das Personalauswahlentscheidungen. Diese Nachzeich- Gleichstellungsrecht die Leitung eine Dienstaufgabe darstellt (auch § 4 nungspflicht betrifft unzweifelhaft eine Anknüpfung Abs. 1 BGleiG). Andererseits ist die persönliche an die zuvor ausgeübte berufliche Tätigkeit. Da die und seine Anwendung in der Praxis. Rechtstellung der Gleichstellungsbeauftragten in § 28 Klägerin aller Voraussicht nach aus ihrem Amt un- BGleiG in deutlicher Parallele zu den Mitgliedern der mittelbar im Jahr 2018 in den Ruhestand eintreten Personalvertretung ausgebildet. In § 28 Abs. 4 BGleiG wird, spielt dieser Aspekt rechtlich vorliegend aber Jetzt anmelden! ist ausdrücklich auf die Mitglieder der Personalver- keine Rolle. tretung Bezug genommen worden. Gemäß § 28 Abs. 2 S. 1 BGleiG wird die Gleichstellungsbeauftrag- 49 te von anderweitigen Tätigkeiten in dem Ausmaß Im Ergebnis ist jedenfalls festzustellen, dass der Ge- entlastet, wie dies zur ordnungsgemäßen Wahrneh- setzgeber in § 28 Abs. 1 und Abs. 3 BGleiG sowohl Buchen Sie jetzt eines unserer Seminare mit Deutschlands mung ihrer Aufgaben als Gleichstellungsbeauftragte für die Entwicklung des konkreten Arbeitsentgelts als erforderlich ist, d. h. nicht notwendig zu 100%. Auch auch die weitere laufbahnmäßige Entwicklung einer führendem Gleichstellungsexperten Dr. Torsten v. Roetteken. dies entspricht dem Mechanismus in Personalvertre- Gleichstellungsbeauftragten an die zuvor ausgeübte tungs- und Betriebsverfassungsrecht. Danach hat die Tätigkeit anknüpft. Dies entspricht nach wie vor den Kooperation zwischen Gleichstellungs beauftragten und Ausübung eines Wahlamtes ehrenamtlichen Charak- Grundsätzen, die das BAG mit Entscheidung Personalräten/Schwerbehindertenvertretungen nach dem BGleiG ter. Es erfolgt lediglich eine Freistellung aus der bis- v. 21.2.2001 – 4 AZR 700/992 – BAGE 97, 135 – for- herigen Tätigkeit. Die rechtliche Ausgestaltung des muliert hat. Danach ist die Bestellung zur Gleichstel- Auswahlverfahren nach dem BGleiG zugrunde liegenden Anstellungsverhältnisses wird lungsbeauftragten jedenfalls keine Übertragung einer 520786/Juni 2018 WAN aber in keiner Weise berührt oder verändert. Im Üb- entsprechenden Tätigkeit im Sinne des § 12 TVöD. Gleichstellungsplan nach dem BGleiG rigen ist die Gleichstellungsbeauftragte in ihrer Tä- 50 Rechtliche und psychologische Aspekte von Beurteilungen – für tigkeit auch nicht weisungsgebunden (§ 24 Abs. 2 S. 1 e) Von Roetteken vertritt in der neuesten Auflage sei- BGleiG). Gleichstellungsbeauftragte und Angehörige von Personalverwaltungen nes Kommentars zum Bundesgleichstellungsgesetz 47 (dort § 28 Rn. 83 ff.) den Ansatz, dass sich ein höhe- Die Frage der Vergütung ist in § 28 Abs. 1 BGleiG rer Vergütungsanspruch aus Art. 157 AEUV ergeben vom Gesetzgeber ausdrücklich angesprochen. Inso- könne. Soweit ersichtlich, findet dieser Ansatz in Li- Infos, Termine und Anmeldung: weit liegt eine deutliche gesetzgeberische Entschei- teratur und Rechtsprechung aber bisher keine weitere www.rehm-verlag.de/gleichstellungsseminare 81677 München; im Fachbuchhandel erhältlich; Preisänderung vorbehalten! vorbehalten! erhältlich; Preisänderung 81677 München; im Fachbuchhandel Weitere Informationen unter www.rehm-verlag.de. www.rehm-verlag.de. Informationen unter Weitere dung darin, dass gerade nicht die Aussage getroffen Stütze. Zumindest bedürfte es dann aber ganz erheb- 8, Hultschiner Str. Hüthig Jehle Rehm GmbH, eine Marke der Verlagsgruppe ::rehm,

54 GiP Anzeige „Gleichstellungsrecht und seine Anwendung in der Praxis“

Rechtsprechung

licher argumentativer Auseinandersetzung, an wel- und sich dementsprechend auch nicht dazu geäußert, che Maßstäbe und Kriterien für die Begründung ei- wie sie die dazu zu stellenden Anforderungen be- ner „gleichwertigen“ Vergütung im Sinne des Art. 157 schreiben würde. Auch dieser Aspekt kann deshalb AEUV anzuknüpfen wäre. Im Übrigen hat die Kläge- dahinstehen. rin selbst in der Berufungsbegründung nicht zu er- Anmerkungen kennen gegeben, sich unmittelbar auf eine europa- 1 Revision anhängig beim BAG unter dem Az. 7 AZR 595/17 rechtliche Anspruchsgrundlage stützen zu wollen, 2 BGleiG-ES E.IV.7.2 § 20 HGlG Nr. 3

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3/2018 55 Kein Cartoon

Kein Cartoon

alles nonsenf eine frauenquote könnte auch nicht börsenkotierten unternehmen helfen, geschlechter zu werden, aber die wirtschaft jammert sie will lieber ihre verbale aufgeschlossenheit bei weitgehender verhaltensstarre unbehelligt weiter kultivieren wo kämen wir auch hin, wenn pfauen plötzlich so viel macht hätten wie männer? eine geschlechte sprache stünde allen im braterland gut zu gesicht aber ganz brüderlich der schultersch(l)uss sie zwitschern einen echauffieren sich, lassen ♀♀ ungeniert ungenannt wo kämen wir auch hin, wenn pfauen plötzlich von allem die hälfte hätten und das auch noch ausdrücklich?!

Claudia Luz

56 GiP Impressum

Impressum

GiP – Gleichstellung in der Praxis Erscheinungsweise, Bezugspreise und -bedingungen ISSN 1614-6085 „Gleichstellung in der Praxis“ erscheint viermal jährlich als elektroni- © Verlagsgruppe Hüthig-Jehle-Rehm GmbH sche Zeitschrift. www.rehm-verlag.de Jahresabonnement € 74,99 Der Preis versteht sich inkl. gesetzlicher MwSt. Der Abonnement- Herausgeber/innen preis wird im Voraus in Rechnung gestellt. Das Abonnement verlän- Dr. Torsten v. Roetteken, gert sich zu den jeweils gültigen Bedingungen um ein Jahr, wenn es Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht a. D. nicht mit einer Frist von 8 Wochen zum Ende des Bezugszeitraumes Kristin Rose-Möhring, gekündigt wird. Gleichstellungsbeauftragte im BMFSFJ, Vorsitzende des Interminis- teriellen Arbeitskreises der Gleichstellungsbeauftragten der obersten Fotos Bundesbehörden (IMA) Alle Fotos, bei denen keine andere Quelle angegeben ist, stammen Redaktion (verantwortlich) von pixelio (www.pixelio.de). Claudia Luz Tel. 06221 – 489 146 Urheber- und Verlagsrecht Fax 06221 – 489 17 146 Alle in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge, auch die bearbei- E-Mail: [email protected] teten Gerichtsentscheidungen und Leitsätze, sind urheber­rechtlich geschützt. Der Rechtsschutz gilt auch gegenüber Datenbanken und Redaktionsassistenz ähnlichen Einrichtungen. Kein Teil dieser Zeitschrift darf außerhalb Hendrick Lehmann der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ohne schriftliche Ge- Tel. 06221 – 489 214 nehmigung des Verlages in irgendeiner Form durch Kopie, Mikro- Fax 06221 – 489 17 214 film oder andere Verfahren reproduziert oder in eine von Maschi- E-Mail: [email protected] nen, insbesondere von Datenverarbeitungsanlagen verwendbare Sprache, übertragen oder weitergeleitet werden. Programmleitung Annette Brandenburg Manuskripte Der Verlag haftet nicht für Manuskripte, die unverlangt eingereicht Geschäftsführer werden. Die Annahme zur Veröffentlichung muss schriftlich erfol- Dr. Karl Ulrich gen. Mit der Annahme zur Veröffentlichung der Beiträge überträgt Hermann Damböck die Autorin/der Autor dem Verlag das ausschließliche Verlagsrecht Sabine Meuschke-Walbert für die Zeit bis zum Ablauf des Urheberrechts. Eingeschlossen sind insbesondere auch das Recht zur Herstellung elektronischer Versi- Verlag, Geschäftsführer und alle Verantwortlichen onen und zur Einspeicherung in Datenbanken sowie das Recht zu Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH deren Vervielfältigung und Verbreitung online oder offline ohne Im Weiher 10 zusätzliche Vergütung. Nach Ablauf eines Jahres kann die Autorin/ 69121 Heidelberg der Autor anderen Verlagen eine einfache Abdruckgenehmigung www.rehmnetz.de erteilen; das Recht an der elektronischen Version bleibt beim Ver- Bayerische Landesbank lag. BIC/Swiftcode: BYLADEMMXXX IBAN: DE16 7005 0000 0000 0360 10 Leser/innenbriefe Vertrieb und Aboservice Die Redaktion behält sich vor, Leser/innenbriefe in gekürzter Form Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH aufzunehmen. Abonnentenservice Frau Jutta Müller Gestaltung Hultschiner Straße 8 Wachter-Design, Einlaubstr. 7, 67487 St. Martin 81677 München Tel. 089 – 2183-7110 Fax 089 – 2183-7620 Satz [email protected] Strassner ComputerSatz, Konstanzer Str. 57, 69126 Heidelberg

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