21. Juni 2017

NICOLAS STEMANN UND BENJAMIN VON BLOMBERG LEITEN SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH AB DER SPIELZEIT 2019/20

In seiner Sitzung vom 20. Juni 2017 hat der Verwaltungsrat der Schau- spielhaus Zürich AG Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg als In- tendanten für das Schauspielhaus Zürich ab der Spielzeit 2019/2020 für die Dauer von fünf Jahren gewählt. Damit übernehmen ein international arbeitender und künstlerische Mass- stäbe setzender Regisseur sowie ein Dramaturg, der als Chefdramaturg bereits avancierte Theaterneustarts massgeblich mitgeprägt hat, die Leitung am Schauspielhaus Zürich. Mit dieser Wahl setzt der Verwaltungsrat ein Zeichen: Einerseits er- möglicht er zwei ambitionierten Theatermachern eine Weiterentwicklung ihrer künstlerischen und programmatischen Visionen und damit einen Ge- nerationswechsel auf institutioneller Ebene. Andererseits unterstützt er den Willen zur Teamarbeit und zu einer kooperativen Führung als Leitungsmodell der Zukunft.

Lokal verwurzelt – international vernetzt Die Co-Intendanz Stemann und von Blomberg wurde von der Findungskom- mission in einem mehrstufigen Verfahren aus einer Liste von rund 50 Persönlichkeiten ausgewählt. Sechs hoch qualifizierte Personen wurden eingeladen, ein Konzept für die Zukunft des Schauspielhauses einzu- reichen. Drei davon kamen in die engste Auswahl. Die Findungskommissi- on hat Stemann/von Blomberg einstimmig zur Wahl vorgeschlagen. Stemann und von Blomberg stehen für ein Theater, das sich zwar in der Tradition des klassischen Stadttheaters sieht, sich zugleich aber den Herausforderungen sich modifizierender Produktionsbedingungen und ei- ner sich verändernden Welt stellt und so neue Wege geht – und zwar so- wohl ästhetisch wie strukturell. In und für Zürich soll ein künstle-

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risch unverwechselbares, politisch relevantes Theater entstehen, das sowohl national wie international ausstrahlt.

Konzentration auf eine dem Schauspielhaus exklusiv verbundenen KünstlerInnen-Gruppe Stemann/von Blomberg möchten eine kleine Gruppe von Theatermacherinnen und Theatermachern unterschiedlicher Herkunft und ästhetischer Positi- onierung an das Schauspielhaus binden. Diese Gruppe wiederum wird dann gemeinsam ein starkes Ensemble aus Akteurinnen und Akteuren zusammen- stellen, das gleichfalls in seiner Diversität die unterschiedlichen Lebens- und Herkunftserfahrungen der Stadtbevölkerung repräsentiert. Es gilt das Vorhaben, hier gemeinsam zu leben und zu arbeiten. Am Schauspielhaus soll ein Ort entstehen, an dem der Theaterprozess als eine im Kern partizipative und soziale Kunstform wieder erlebbar ge- macht wird. Die Co-Intendanz möchte so einen offenen Austausch mit der vielfältigen Bevölkerung der Stadt Zürich und der Schweiz pflegen und dem Anliegen einer wieder verstärkten kulturellen und gemeinschafts- bildenden Teilhabe vieler Menschen entsprechen.

Nachwuchs-Pflege, Entwicklung neuer Theaterformen Dem Wunsch nach Entwicklung neuer Formen und Sprachen im Theater ent- sprechend soll ferner der künstlerische Nachwuchs gefördert und in die Arbeit am Schauspielhaus eingebunden werden. So ist u.a. eine intensi- ve Zusammenarbeit mit Ausbildungs-Instituten wie der Zürcher Hochschu- le der Künste (ZHdK) angestrebt, spezielle hierfür geeignete Formate sollen entwickelt werden.

Zusammenarbeit mit (inter)nationalen Kulturinstitutionen Das Schauspielhaus soll zudem ein Ort sein, welches sich einerseits mit Eigenproduktionen einer identifizierbaren und identifikationsstif- tenden KünstlerInnengruppe markant profiliert; und darüber hinaus mit nationalen und internationalen Partnerinstituten in Form von Koproduk- tionen und Gastspielen eng zusammenarbeitet und so Produktionen nach- 3

haltiger verwertet, austauscht und lebendig hält. Damit wird auch ein wesentlicher Beitrag zur Ausstrahlung der Stadt als europäisch bedeu- tender Kulturstadt geleistet werden.

Eindrücklicher Leistungsausweis der Intendanten Nicolas Stemann, geboren 1968 in , studierte Regie am Max- Reinhardt-Seminar in Wien und am Institut für Theater, Musiktheater und Film in Hamburg. Erste Arbeiten entstanden vor allem in der Ham- burger Kampnagelfabrik („Terror-Trilogie“, „Verschwörung“ u.a.). Seit- her inszenierte Stemann an vielen der wichtigsten Theater im deutsch- sprachigen Raum (u.a. Theater Basel, Schauspielhaus Hamburg, Hamburg, Deutsches Theater , Burgtheater Wien) sowie auch im Musiktheater (u.a. an der Komischen Oper Berlin, der Berliner Staatsoper, der Opéra Comique Paris). Seit 2015 arbeitete er verstärkt auch im französischsprachigen Raum (Théatre Vidy/Lausanne, Bobigny Pa- ris, Théâtre National Strasbourg, TNB Rennes etc.). Einladungen und Kooperationen mit Festivals wie den Salzburger Fest- spielen, Wiener Festwochen, Festival d'Avignon, Theater der Welt, Ruhrtriennale, Festival di Bogotà. Regelmässig wurden seine Arbeiten zudem zum Berliner Theatertreffen und den Mühlheimer Theatertagen eingeladen. Seit der Spielzeit 2015/16 ist Nicolas Stemann Hausregisseur an den Münchner Kammerspielen. Hier realisierte er „Der Kaufmann von Venedig“ als Eröffnungsinszenierung, die Uraufführung von Elfriede Jelineks „Wut“ sowie „Der Kirschgarten“ von Anton Tschechow. Zurzeit erarbeitet er zusammen mit dem Komponisten Philippe Manoury die Oper „Kein Licht“ für die Opéra Comique in Paris und die Ruhrtriennale. Seit dem Frühlingssemester 2017 ist Stemann Leiter des Studiengangs Master Regie an der ZHdK Zürich.

Benjamin von Blomberg wurde 1978 geboren, studierte Historische Musik- wissenschaften, Germanistik und Betriebswirtschaftslehre in Hamburg. Noch zu Studienzeiten war er gemeinsam mit dem Regisseur und derzeiti- 4

gem Intendanten des Luzerner Theaters, Benedikt von Peter, Mitbegrün- der der freien Operngruppe „evviva la diva“, mit der er u.a. in Ber- lin, Düsseldorf und Hamburg Produktionen als Dramaturg und Produkti- onsleiter betreute. Am Thalia Theater Hamburg gastierte er erstmals 2005 bei „Quixote in der Stadt“ (Regie Andreas Kriegenburg), von 2006 bis 2010 war er dort unter Intendant Ulrich Khuon und schliesslich un- ter Joachim Lux als Dramaturg tätig. Von 2010 an arbeitete Benjamin von Blomberg als freischaffender Dramaturg u.a. in Berlin, Hamburg, Hannover, bei den Salzburger Festspielen und in Zürich. Eine enge Zu- sammenarbeit verbindet ihn vor allem mit Nicolas Stemann, mit dem er wiederholt auch Stücke von zur Uraufführung brachte und regelmässig zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Von 2012 bis 2015 war Benjamin von Blomberg schliesslich Chefdramaturg und Leiter der Sparte Schauspiel am Theater Bremen. Seit der Spielzeit 2015/16 ist er Chefdramaturg an den Münchner Kammerspielen. Darüber hinaus veröffentlicht er in Fachmagazinen und ist regelmässig als Ju- ror und Vortragender tätig, u.a. für das Körber Studio Junge Regie und in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut Amsterdam und Seoul, Korea. 2012 wurde Benjamin von Blomberg von der Fachzeitschrift „Theater heu- te“ zum Dramaturg des Jahres gewählt.

Die Findungskommission zur Auswahl der Intendanz wurde von Peter Haer- le, Direktor Kultur der Stadt Zürich und Mitglied des Verwaltungsra- tes, geleitet. Ihr gehörten an: - Prof. Dr. Ursula Amrein, Verwaltungsrätin Schauspielhaus Zürich, Vertreterin des Kantons Zürich - Markus Bachofen Rösner, Verwaltungsratspräsident Schauspielhaus Zü- rich - Peter Haerle, Verwaltungsrat Schauspielhaus Zürich, Direktor Kultur Stadt Zürich - Jens Hillje, Co-Intendant des Maxim Gorki Theaters, Berlin, - turg, Autor, Kurator 5

- Anne Keller Dubach, Vizepräsidentin des Verwaltungsrates Schauspiel- haus Zürich - Dr. Petra Kohse, Sekretärin der Sektion Darstellende Kunst der Aka- demie der Künste, Berlin, Theaterwissenschaftlerin und Autorin - Thomas Oberender, Intendant Berliner Festspiele

Auskunft erteilt: Pressebüro Schauspielhaus Zürich Nicole Konstantinou Leiterin Pressebüro Tel. +41 44 258 72 90 [email protected]