Ernst Herbeck
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Universität Paderborn Fakultät für Kulturwissenschaft Dissertation im Promotionsfach Musikwissenschaft zum Thema Die Oper ‚Das stille Zimmer’ von Michael Hirsch Dipl.-Ing. Jürgen Rinneberg Freibadstraße 39a 32758 Detmold 1 Vorbemerkung Im Mai des Jahres 2000 hatte ich Gelegenheit, die Uraufführung der Oper „Das stille Zimmer“ im Theater Bielefeld unter der Regie des Komponisten, Michael Hirsch, zu erle- ben. Das Werk hat mich so beeindruckt, dass ich mir vornahm, den Grund für die Faszina- tion von Text und Musik zu erschließen. Herr Prof. Gerhard Allroggen hat mein Vorhaben positiv aufgenommen und mich ermuntert, dem Projekt den Rahmen einer Dissertation zu geben. Dafür und für seine geduldige und ermunternde Begleitung dieser Arbeit über den unge- wöhnlichen Stoff bedanke ich mich bei Herrn Prof. Dr. Gerhard Allroggen sehr herzlich. Frau Dr. Irmlind Capelle danke ich für ihr Interesse an und ihre kritischen, aber außero- ordentlich hilfreichen Hinweise zu dieser Arbeit. Herrn Michael Hirsch, dem Autor der Oper „Das stille Zimmer“, und dem Theater Biele- feld, dort insbesondere Frau Sandra Meurer und Herrn Roland Quitt, habe ich wertvolle Arbeitsmaterialien und fachliche Anregungen zu verdanken. Für Effi. Detmold, im Juni 2004 Jürgen Rinneberg 2 Inhaltsverzeichnis Seite Deckblatt 1 Vorbemerkung 2 Inhaltsverzeichnis 3 Einführung 5 Introduction 6 Das Musiktheater in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts 7 Boris Blacher 7 Mauricio Kagel 8 György Ligeti 10 Karlheinz Stockhausen 12 Michael Hirschs Oper 15 Ernst Herbeck 15 Zur Person 15 Zum Werk 16 Michael Hirsch 21 Zur Person 22 Zum Werk 23 Zur Oper „Das stille Zimmer“ 25 Das Libretto 27 Prolog: Das stille Zimmer – der Traum 27 1. Bild: Der Morgen – die wilden Küsse der Bubenjugend 30 Der Zaubergarten 31 Der morgengraue Tag 32 Das Leben ist schön 35 In einer Stadt Trumau 38 Der Tod in der Schule als Mädel 49 Aufruhr 52 Weltuntergang 1 55 2. Bild: Das stille Zimmer – die Worte, die Mauern 58 3. Bild: Der Mittag – der Vulkan, das Leben der Berge 62 Verlautbarungen und Pegelstände 62 Dort in dem dunklen Wald 67 Gespräch über Farben 74 Fröhliche Wörter (Ein gedämpftes Saitenspiel) 78 Der Einzellne ist auch ein Elefant 79 Die Männer weisen das Leben ab 85 Weltuntergang 2 93 4. Bild: Das stille Zimmer – der Abgrund 94 5. Bild: Der Abend – die Welt geht unter, der Arzt geht heim 95 Lied an den Mond 96 Ein Anflug von Traurigkeit 97 Schwarz ist auch dunkel 100 Eine Danksagung 102 Weltuntergang 3 106 Epilog: Das stille Zimmer – die Nacht 106 3 Die Musik 109 Prolog: Das stille Zimmer – der Traum 109 1. Bild: Die wilden Küsse der Bubenjugend 110 A. Der Zaubergarten 110 B. Der morgengraue Tag 110 C. Das Leben ist schön 113 D. In einer Stadt Trumau 117 E. Der Tod in der Schule als Mädel 121 F. Aufruhr 127 G. Weltuntergang 1 131 2. Bild: Das stille Zimmer – die Worte, die Mauern 135 3. Bild: Der Mittag – der Vulkan, das Leben der Berge 136 A. Verlautbarungen und Pegelstände 136 B. Dort in dem dunklen Wald 140 C. Gespräch über Farben 148 D. Fröhliche Wörter (Ein gedämpftes Saitenspiel) 154 E. Der Einzellne ist auch ein Elefant 158 F. Die Männer weisen das Leben ab 160 G. Weltuntergang 2 165 4. Bild: Das stille Zimmer – der Abgrund 166 5. Bild: Der Abend – Die Welt geht unter, der Arzt geht heim 167 A. Lied an den Mond 167 B. Ein Anflug von Traurigkeit 172 C. Schwarz ist auch dunkel 177 D. Eine Danksagung 180 E. Weltuntergang 184 Epilog: Das stille Zimmer – die Nacht 186 Schluss 187 Literaturverzeichnis 188 Anhang 194 Die Besetzung 194 Das Orchester 194 Elektroakustik 195 „Das stille Zimmer“, Fotografien 196 Herbeck-Gedichte als Faksimile 197 Pressestimmen zu „Das stille Zimmer“ 198 Arbeitsgespräch mit M. Hirsch 205 Michael Hirsch – Werkverzeichnis 221 Solowerke 221 Kammermusik 222 Musiktheater 227 Radiophone Kompositionen 229 4 Einführung „Das stille Zimmer“ – so lautet der Titel der Oper, die Michael Hirsch als Auftragswerk für das Theater Bielefeld geschrieben hat und die dort am 5. Mai 2000 unter der Regie des Komponisten uraufgeführt wurde. In seinem Libretto verwendete Hirsch Gedichte des schizophrenen Dichters Ernst Herbeck, die er weitgehend wörtlich übernommen hat, zum Teil hat er auch Lexeme, Wortverbindungen, Sätze und Glossolalie ohne unmittelbar zu- gänglichen semantischen Gehalt und syntaktische Ordnung verarbeitet. Die Oper ist in einen Prolog, fünf Bilder und einen Epilog gegliedert. Der Wechsel zwischen dem titelge- benden „stillen Zimmer“ und dem vom Morgen bis zur Nacht fortschreitenden Tagesab- lauf gibt dem Text seine strukturelle Gliederung. Die personelle Besetzung besteht aus fünf Männern und fünf Frauen. Für das Orchester schlägt der Komponist eine mittelstarke, abgesehen vom Schlagzeug konventionelle Beset- zung vor. Klangfarbe und Rhythmus werden durch die zweifach besetzten, instrumental vielseitig ausgestatteten Schlagzeuger maßgeblich geprägt und durch vorproduzierte Ton- bandeinspielungen und Kassettenaufnahmen von Kurzwellenempfängern noch verstärkt. Der Komponist setzt alle Werkzeuge klanglicher Gestaltungsmöglichkeiten ein. Mit seinen musiktheatralischen Mitteln scheint er den Patienten Schritt für Schritt zu innerer Ruhe und durch den Rückzug aller Klänge ins niente schließlich zur Akzeptanz seines Schicksals zu führen. Dieser Rückzug wirkt so eindringlich, dass sich der Zuschauer mental am Büh- nengeschehen beteiligt, in die raumgreifende Ruhe geradezu einbezogen fühlt. Die hier vorgelegte Arbeit setzt sich zunächst mit dem Libretto auseinander und geht dann der Frage nach, ob bzw. in welcher Weise sich die Faszination und der emotionale Gehalt der uns „Normaldenkenden“ oft rätselhaft erscheinenden Texte in Hirschs Musik wieder- finden lässt. Für die Textanalyse wurden bewusst und ausschließlich die Hilfen genutzt, die uns der Arzt und Freund des Dichters, Leo Navratil, zur Verfügung stellt. Sein Zugang zur Persönlichkeit des Patienten und sein dem damaligen Stand entsprechendes therapeutisches Wissen liefern den Schlüssel zum Verständnis. 5 Introduction „Das stille Zimmer” (The Quiet Room) - This is the title of the opera that Michael Hirsch wrote on a commission for the Bielefeld Theater, and which the composer himself con- ducted at its debut performance on May 5th, 2000. In his Libretto, Hirsch uses poems by the schizophrenic poet Ernst Herbeck extensively in their original literal form. He has also woven in lexemes, word combinations, sentences and glossolalia without directly accessible semantic content and syntactic order. The opera is divided into one Prologue, five Scenes and one Epilogue. The rotation between the title-related „quiet room” and the progression of the day, from the morning until night, gives the text its structural arrangement. The cast consists of five men and five women each. The composer recommends a middle- strength, conventional instrumentation for all the orchestra but the percussion section. The timbre and rhythm are distinctly characterized by the two diversely instrumental percussion posts, and are further reinforced by the integration of pre-recorded tape segments and cas- sette recordings of shortwave receivers. The composer deploys all of the tools of aural design possibility. With his musical-theater resources, he appears to lead the patient step-by-step to inner contentment, and with the withdrawal of all sound into niente, to acceptance of his destiny. This withdrawal has such a persistent effect that the audience is a mental participant in the events on stage and feels itself virtually a part of the quiet that pervades the room. The present work initially deals with the Libretto and then goes on to pursue the question of whether or in what manner the fascination and emotional content of the texts, which often appear mysterious to us „normal thinkers”, are echoed in Hirsch’s music. For analysis of the texts, the only aids used are those provided by the physician and friend of the poet, Leo Navratil, and this is done intentionally. The combination of his access to the personal- ity of the patient and the corresponding state of therapeutic knowledge at that time deliver the key to understanding. 6 Das Musiktheater in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Um die Oper Das stille Zimmer von Michael Hirsch in den Kontext des deutschen Musik- theaters einordnen zu können, sollen die prägenden Werke dieser Zeit in kurzer Form in Erinnerung gebracht werden: Boris Blacher Abstrakte Oper Nr. 1, Uraufführung 1953 Mannheim Text und Idee: Werner Egk Inhalt: Das Libretto weist keine geschlossene Handlung und keinen semantisch und syntaktisch geordneten Text auf, sondern liefert vielmehr Phoneme als narrative Elemente, an denen der Zuhörer und Zuschauer emotionales Erleben assoziieren soll. Die Szenentitel bezeich- nen menschliche Grundhaltungen. Die Titel lauten: Angst – Liebe I – Schmerz – Verhandlung – Panik – Liebe II – Angst. Sie werden durch drei Solisten (Sopran, Tenor Bariton) und kleinen gemischten Chor dar- gestellt. Für das Orchester gibt es alternativ eine kleine oder eine große Besetzung; Bläser und Schlagzeuger sind bestimmend, während die Streicher in beiden Fällen nur durch einen einzigen Kontrabass vertreten werden. Ein Klavier wird in der Art eines Continuo einge- setzt. Ausführung: Blacher arbeitet als erster Komponist mit auf elementare Bausteine reduziertem Text, in- dem er die verbal provozierten Emotionen aufgreift und mit musikalischen Mitteln wider- spiegelt. Als besonders deutliches Beispiel ist die mit Verhandlung überschriebene Szene zu nennen. Hier sitzen sich zwei Personen gegenüber, deren „Verhandlungs“-Gespräch