Ausg. Nr. 117 • 1. April 2013 Unparteiisches, unabhängiges und kostenloses Magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf- Formaten • http://www.oe-journal.at Historische Verluste und eine Absolute

In Kärnten und Niederösterreich wurden am 3. März neue Landtage gewählt: LH Dörflers FPK verlor dramatisch, LH Prölls ÖVP konnte die Absolute Mehrheit halten. Foto: ÖVP Niederösterreich Foto: SPÖ Kärnten / Thomas Hude Staatsekretär Josef Ostermayer (l.) , der künftige Landes- Große Freude bei Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin hauptmann von Kärnten, Peter Kaiser, mit Lebensgefährtin Pröll mit Außenminister und Vizekanzler Michael Spindel- Ulrike Wehr und deren Sohn Michael freuen sich über den egger, seiner Frau Elisabeth, LH-Stv. Wolfgang Sobotka beeindruckenden Machtwechsel im südlichsten Bundesland. (verdeckt) und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Mit der Volksbefragung zum Thema Bundesheer (59,7 Prozent sind noch anhängig und werden wohl noch für einige Aufregung sor- der Bevölkerung haben am 20. Jänner für die Beibehaltung der Wehr- gen. Nun hatten sich die SPÖ, die ÖVP (unter neuer Führung) und pflicht gestimmt) wurde das sogenannte „Superwahljahr“ 2013 ein- die Grünen aufgetan, die Mehrheit der FPK zu brechen und einen geläutet. Vor allem auch das erstmalige Antreten der neuen Partei Wechsel im Land herbeizuführen. Und als am späten Nachmittag des „Team Stronach“ – unter Federführung und mit finanzieller Ausstat- Wahltages, exakt und 16 Uhr, die ersten von ORF und SORA erstell- tung des „Austro-Kanadiers“ Frank Stronach – sorgte für jede Menge ten Hochrechungen veröffentlicht wurden, gab es eine große Überra- Spekulationen vor den Landtagswahlen in Kärnten und Niederöster- schung: Mit einem Verlust von 28,04 Prozent (105.292 Stimmen) er- reich am 3. März. litt die FPK einen historischen Verlust, die SPÖ unter Peter Kaiser In Kärnten waren die bisher regierende „Die Freiheitlichen in Kärn- konnte 8,39 Prozent dazugewinnen und fuhr mit 37,13 Prozent der ten“ (FPK) unter Gerhard Dörfler angetreten, den Landeshauptmann Stimmen einen überraschend hohen Wahlsieg ein. und die Mehrheit im Landtag zu verteidigen. Massive Vorwürfe ge- In Niederösterreich war es dem seit 1992 amtierenden Landes- gen Regierungsmitglieder von FPK und ÖVP hatten die Staatsan- hauptmann Erwin Pröll gelungen, sich gegen seine MitbewerberIn- waltschaft auf den Plan gerufen, es gab daraufhin Gerichtsverfahren, nen zu behaupten – er erlangte neuerlich die Absolute Mehrheit… die mit (teil-)bedingten und Geldstrafen endeten, einige Verfahren Lesen Sie weiter auf der Seite 3 ¾

Sie sehen hier die Variante US Letter mit 300 dpi und hoher Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, zwei Landtagswahlen sind geschlagen – mit zwei mehr oder weniger überraschenden Ergebnissen: Einerseits hatte wohl niemand damit gerechnet, daß die in Kärnten regierende FPK einen völligen Macht- verlust erfahren hat, andererseits ist eine Absolute Mehrheit, wie sie LH Erwin Pröll mit seiner ÖVP in Niederösterreich errungen hat, mitt- lerweile eine Seltenheit. Die bevorstehenden Landtagswahlen in Tirol (28. April) und in Salzburg (5. Mai) werden wohl nicht so »spektaku- läre« Ergebnisse bereiten, spannend sind sie allemal – und sie wer- 75 Jahre »Anschluß« S 16 den wohl auch Auswirkungen auf die Nationalratswahl am 28. Sep- tember 2013 haben. Und es könnte durchaus sein, daß in der näch- sten Legislaturperiode erstmals drei Parteien die Regierung stellen… Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 117

Tirol wählt 11 aspern Die Seestadt Wiens 64 Neuer Verteidigungsminister 13 Verteilen statt vernichten 71 75 Jahre »Anschluß« 16 Den Fälschern auf der Spur! 74 Gedenkstätte »Gruppe 40« 20 Falstaff Restaurantguide 2013 76 Papstwahl: Regierungsspitze in Rom S 24 10 Jahre Österreichische Gustav »Ironimus« Peichl geehrt 78 Freunde von Yad Vashem 21 Qualität führt Regie 79 DÖW: 8000 Männer und Frauen 22 Häuser zum Leben 80 Endergebnis der Wiener Das Herz in der Petrischale 84 Volksbefragung 2013 23 Schleimfressern im Darm auf Papst: Staatsspitze war in Rom 24 der Spur 85 UNO-Soldaten bleiben nur bei Goffini-Kakadus handeln mit Sicherheit 27 Nüssen 89 Was sich die EU 2013 in der Licht-Pärchen aus Quantenpunkten 91 Außenpolitik vornimmt 28 High Tech Forschungsarbeit 92 aspern Die Seestadt Wiens S 64 Städteindex 2012: Wien als Star Trek – Into Darkness 93 innovativste Stadt Europas 29 Serie heimische Universitäten und Österr. Firmen in Spanien 31 Fachhochschulen. In der Folge 1: Wiener Ball in Berlin Die Universität Wien 95 Von Angéle Ksinski. 35 Theophil Hansen 1813 – 2013 Ehrung für Roland Klaus Pirker 38 Wohnbauten an der Wiener 10 Jahre radiowienerlied.at 39 Ringstraße 99 Ihr Herz schlägt für Afrika 40 »Brot & Wein« NÖ Landesausstellung 2013 104 ------Wolken-Hommage im »Burgenland Journal« Leopold Museum 107 Neuer Maßstab in Sachen Sicherheit 41 Wolken-Hommage im Leopold Museum S 107 Sattlers Kosmarama Ein Spatenstich für mehr Sicherheit 42 Ausstellung in der Hermesvilla 111 Regierungsklausur in Frauenkirchen 43 Alle meschugge? Startschuß für Mobilitätspreis 44 Ausstellung im Jüdischen Führungsebene wird weiblicher 46 Museum Wien 114 40 Jahre HTBLA Eisenstadt 47 WoMen At War – k.u.k. Bilder 1914 – 1918 im HGM 116 Technik fürs Leben-Preis 48 Ayasha tanzt Internationale Haydntage 49 Über ein beeindruckendes Buch Das Bett als Bühne interaktives App für IPad & Co. Schloß-Spiele Kobersdorf 50 Von Christa Mössmer. 118 ------»Aufbruch« – 37. Innsbrucker EU-Bürgerrechte 52 Festwochen der Alten Musik 122 Schiff Ahoi! Die Twin City Liner S 128 Südtirol: Vermarktung regionaler 9. Afrika-Tage Wien 124 Produkte vorantreiben 54 Diagonale 2013 endet Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Bozener Aussichtsturm neu eröffnet 55 mit BesucherInnenrekord 125 Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Erfreuliches von der Wirtschaft 56 Serie »Österreicher in Hollywood« von Rudolf Ulrich. Diesmal: der ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- Konsolidierungserfolge 58 Schauspieler John Banner 125 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- Wien: Neue Unternehmens- chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Schiff Ahoi! förderung für mehr Fachkräfte 59 S. 1: SPÖ Kärnten / Thomas Hude, ÖVP NÖ; S. 2: Twin City Liner – die faszinierende BMeiA / Minoritenplatz 8; HBF / Peter Lechner; The Sa- Windkraft schafft Arbeitsplätze 61 Verbindung zwischen Wien und muel Courtauld Trust, The Courtauld Gallery, London; Der Weg zur klimaneutralen Stadt 63 Bratislava 128 Central Danube Region Marketing & Development

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 3 Innenpolitik Foto: SPÖ Kärnten / Thomas Hude Großes Gedränge in der Parteizentrale der SPÖ Kärnten, wo Spitzenkandiat und Landesparteiobmann Peter Kaiser (links neben ihm Staatssekretär Josef Ostermayer) im Kreise seiner MitarbeiterInnen die Ergebnisse der Hochrechnungen verfolgte.

¾ Doch kehren wir vorerst nach Kärnten zu- schen Mitbewerbern noch gute Vorschläge Kaiser zu Gesprächen eingeladen werde, rück, von wo die Medien von einem „Erd- kommen würden. Eine Koaltion mit der ab- dann werde man die wirklichen Probleme rutsch“ berichteten. gewählten FPK schloß Kaiser deutlich aus. des Landes abarbeiten – das werde man auch In einer ersten Reaktion sagte Landes- Wolfgang Waldner, Spitzenkandidat nach diesem Wahlergebnis so weiter beibe- hauptmann Gerhard Dörfler (FPK) in der ÖVP Kärnten, sagte, es sei innerhalb halten. einem ORF-Interview, man solle ihn als „Lan- der Partei klar angekommen, daß der von Gerhard Köfer, Landesspitzenkandidat deshauptmann außer Dienst“ ansprechen, das Landesparteiobmann Gabriel Obernosterer des Team Stronach, sagte, seine Partei würde besser zur Situation des Abends pas- eingeschlagene neue Kurs der ÖVP Kärnten werde, wie schon angekündigt, keine Koali- sen. Er habe im Sport gelernt zu siegen und angenommen werde. „Und auch von den tionen eingehen, aber mit allen reden und auch zu verlieren, weshalb er Peter Kaiser, Kärntnerinnen und Kärntnern wurde dies zusammenarbeiten. Er werde aber Peter Kai- dem Spitzenkandidaten der SPÖ, zu dessen bestätigt. Wenn die SPÖ mit einer Einladung ser sicher zum neuen Landeshauptmann wäh- Wahlsieg gratulierte. „Für mich persönlich zu einer Regierungskoalition auf die ÖVP len. Darüber, daß er in Kärnten einen höhe- ist das eine bittere Niederlage und ich werde zukommt werden wir dafür bereitstehen.“ ren Stimmenanteil erzielt habe als Frank auch die Konsequenzen daraus zu ziehen Man werde zu den Bedingungen, die man Stronach, habe sich dieser als erfreut gezeigt haben“, so Dörfler. Er sei es gewohnt, auf vor der Wahl formuliert habe, mit all jenen und ihm dazu gratuliert. klare Ergebnisse auch klare Antworten zu Parteien reden, die bereit wären, den Proporz BZÖ-Bundesparteiobmann Josef Bu- finden und schloß einen Rückzug aus der abzuschaffen, wenn man es mit arbeitsfähi- cher erklärte, er sei – auch wenn es das BZÖ Politik nicht aus. gen Regierungsmitgliedern und sauberen nicht in die Landesregierung geschafft ha- Landesrat und SPÖ-Kärnten-Chef Pe- Personen als Gegenüber zu tun haben würde. be – die einzige Opposition im Kärntner ter Kaiser sagte, es sei klar gewesen, daß es Rolf Holub, Landesparteisprecher der Landtag und es sei ein großer Erfolg, daß zu einem Wechsel kommen würde: „Wenn Grünen, zeigte sich als „einigermaßen man sich auf der politischen Bühne „zurück- man als Partei 150.000 Hausbesuche gehabt zufrieden“. Er nehme an, daß er von Peter gemeldet“ habe. hat, dann war das Meistgehörte: ,Es muß einen Wechsel geben‘. In diesem Ausmaß Gesamtergebnis der Landtagswahl in Kärnten 2013 und in dieser Rigidität habe ich es nicht er- wartet.“ Er werde sich am Tag darauf sofort an die Arbeit machen und mit den Vorsitzen- den aller Parteien Gespräche führen und dann in Gespräche inhaltlicher Natur gehen. „Entscheidend ist, mit welchen Kräften es inhaltliche Übereinstimmung für die wich- tigsten Dinge in Kärnten gibt.“ Kaiser möch- te sich den „drei größten Bedrohungen Kärn- tens zuwenden und versuchen, Gegenstrate- gien zu entwickeln: der Armutsgefährdung, der Arbeitslosigkeit und der Abwanderung“.

Er sei auch überzeugt, daß von den politi- Grafik: SORA I SA

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Zeitreihe (in % der Deklarierten)

*2009 BZÖ/2013 FPK Grafik: SORA I SA

Die ersten Stellungnahmen aus den Bun- wahlstimmen haben zur Verschiebung eines schaft neben wieder mobilisierten Grün- desparteien haben wir nach der Analyse der Mandates vom BZÖ zu den Grünen gesorgt. WählerInnen auch aus ehemaligen Wäh- Wahl in Niederösterreich zusammengefaßt. lerInnen des BZÖ (19 %), der ÖVP (18 %) Wählerströme sowie der SPÖ (16 %) zusammensetzt. 9 % Die Analye Die SORA Wählerstromanalyse zeigt die der Grün-WählerInnen von 2013 sind ehe- Das SORA Institute for Social Research Wählerwanderungen. malige NichtwählerInnen. Wanderungen von and Consulting Ogris & Hofinger analysier- Die FPK („Die Freiheitlichen in Kärn- den Grünen 2009 an andere Parteien gehen te die Landtagswahl auf Basis der Daten der ten – FPK Liste Gerhard Dörfler“) kann nur vor allem an die SPÖ (4.000 Stimmen). Wählerstromanalyse sowie der ORF/SORA/ 29 % der WählerInnen aus dem Jahr 2009 Das Team Stronach kommt bei dieser ISA Wahltagsbefragung unter 1235 Wahlbe- (damals unter dem Namen „Die Freiheitli- Wahl auf 11,2 % der Stimmen. Davon stam- rechtigten. chen in Kärnten – BZÖ Liste Jörg Haider“ men fast die Hälfte von ehemaligen BZÖ- Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse angetreten) wieder für sich mobilisieren. WählerInnen. Ein Fünftel (21 %) der Wäh- daraus: Fast ein Viertel (22%) der BZÖ-WählerIn- lerInnen des Team Stronach sind Nichtwäh- Die FPK erreicht 16,85 % (minus 28,04 nen von 2009 haben sich diesmal für die lerInnen von 2009, 18 % kommen von der Prozentpunkte), die SPÖ 37,13 % (plus 8,39 SPÖ entschieden, 11% für das Team Stro- SPÖ und 7 % von der ÖVP. Prozentpunkte) und die ÖVP 14,4 % der nach und 23% sind diesmal nicht zur Wahl Das BZÖ – Liste Josef Bucher schaffte Stimmen (minus 2,43 Prozentpunkte). Die gegangen. bei dieser Wahl 6,4 %. Über die Hälfte die- Grünen kommen auf 12,1 % (plus 6,95 Die SPÖ gewinnt bei dieser Wahl 35.000 ser Stimmen (54 %) stammt vom BZÖ (2009 Prozentpunkte), das Team Stronach auf Stimmen vom BZÖ dazu sowie je 4.000 von als „Die Freiheitlichen in Kärnten – BZÖ 11,18 % und das BZÖ auf 6,4 %. Die Pira- ÖVP, Grünen und den NichtwählerInnen. Liste Jörg Haider“ angetreten). 10 % kom- tenpartei erreicht 0,99 %, die Allianz So- Verluste gehen an das Team Stronach (7.000 men von der ÖVP, 7 % von der SPÖ, 20 % ziales Kärnten 0,23 %, die Lebenswerte Stimmen), die Grünen (6.000) sowie die von NichtwählerInnen der vergangenen Partei Österreichs 0,58 % und die Liste Stark NichtwählerInnen (10.000). 70 % der SPÖ- Landtagswahl. 0,15 %. WählerInnen von 2009 haben sich auch dies- Die Listen „Piratenpartei Österreichs“, Auf Mandatsebene bedeutet das End- mal wieder für die SPÖ entschieden. „Allianz Soziales Kärnten/Aliansa Socialna ergebnis für die FPK 6, für die SPÖ 14 und Die ÖVP kann bei dieser Wahl 63 % ihrer Koroska“, „Liste Stark“ sowie „Lebenswerte für die ÖVP 5 Mandate. Die Grünen errei- WählerInnen von der letzten Landtagswahl Partei Österreichs“ werden in der Wähler- chen 5 und das Team Stronach 4 Mandate. wieder für sich mobilisieren. 12 % der ehe- stromanalyse als „Sonstige“ zusammenge- Das BZÖ kommt auf 2 Mandate, alle weite- maligen VP-WählerInnen gehen an die faßt. Je 2000 Stimmen kommen von BZÖ ren der zehn kandidierenden Listen erhielten Grünen verloren, 7 % an die SPÖ und 6 % an und SPÖ, je 1000 von FPÖ, Sonstigen und zu wenig Stimmen und ziehen damit nicht in die NichtwählerInnen. Zugewinne von je NichtwählerInnen der Wahl 2009. den Landtag ein. 3.000 Stimmen erzielt die ÖVP von BZÖ, Gesamt wurden in Kärnten 2013 19.692 SPÖ sowie ehemaligen NichtwählerInnen. Wer hat wen gewählt? Wahlkarten beantragt, die auch per Brief- Die Grünen erzielen Zugewinne von Die FPK wurde 2013 insbesondere von wahl abgegeben werden konnten. Die Brief- mehreren Parteien, sodaß sich die Wähler- Personen zwischen 30 und 59 Jahren ge-

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Wichtige Themen für Wahlentscheidung in Prozent aller Grafik: SORA I SA

wählt, die SPÖ hingegen erhielt überdurch- 13 % meinten, eine positive Entwicklung zu WählerInnen in erster Linie ebenfalls die Kon- schnittlich viele Stimmen von WählerInnen erkennen. trolle von Mißständen. Interessensvertretung über 60 Jahre. In dieser Altersgruppe war Diese Gruppe stimmte auch überdurch- und der Spitzenkandidat sowie der Anspruch auch die ÖVP stärker, Personen unter 30 schnittlich stark für die FPK, sie erreichte auf den Sessel des Landeshauptmannes wa- stimmten umgekehrt stärker für die Grünen hier 56 %. KritikerInnen der Entwicklung ren zusätzliche Gründe. und vor allem das Team Stronach, das hier Kärntens gaben ihre Stimme hingegen vor Eine fiktive Direktwahl des Landeshaupt- 20 % erreichte. Frauen wählten bei der Land- allem der SPÖ und den Grünen. mannes hätte Peter Kaiser mit 32 % für sich tagswahl stärker die SPÖ, sie kam hier auf entschieden, dahinter folgte Gerhard Dörfler 41 %. Die FPK wurde gleichermaßen von Wahlmotive mit 26 %. Die weiteren Kandidaten spielten Männern und Frauen gewählt, auch bei den Das wichtigste Wahlmotiv für Anhänger bei dieser Frage nur eine untergeordnete anderen Parteien gab es nur wenige Unter- der FPK war, daß Gerhard Dörfler Landes- Rolle. schiede nach dem Alter. Nur das Team Stro- hauptmann bleiben soll. Neben dem Spitzen- nach erhielt mehr Stimmen von Wählern. kandidaten waren die Interessensvertretung, Wahlkampfthemen die bisherige Arbeit und das Programm wei- Die Bekämpfung von Korruption und Wahlverhalten nach Tätigkeit tere Gründe für die FPK zu stimmen. Arbeitsplätze waren die wichtigsten Themen Bei der Landtagswahl Kärnten schnitt die Hauptmotiv für SPÖ-WählerInnen war, für die KärntnerInnen in ihrer Wahlentschei- FPK vor allem bei ArbeiterInnen überdurch- daß Peter Kaiser Landeshauptmann werden dung. Praktisch gleichauf lagen Bildung, die schnittlich stark ab, sie kam auf 32 % in die- soll. Die weiteren Motive lauteten vor allem Kosten des täglichen Lebens sowie Gesund- ser Gruppe. Die SPÖ konnte demgegenüber auf die Vertretung der Interessen, Tradition, heit und Pflege. rund 44 % der Stimmen der PensionistInnen die Kontrolle von Mißständen und das Pro- für sich verbuchen. Unter den Angestellten gramm. Wahlbeteiligung gab es keine besonders starke oder schwache WählerInnen der ÖVP stimmten vor Die Wahlbeteiligung bei der Landtags- Partei. allem aus Tradition und den von ihr vertrete- wahl beträgt 75,15 %, das sind 6,63 Pro- nen Interessen für diese Partei. Das Pro- zentpunkte weniger als 2009. Wahlverhalten und die gramm und die Kontrolle von Mißständen Die wichtigsten Motive der Nichtwäh- Entwicklung von Kärnten waren weitere Motive für eine ÖVP-Stimme. lerInnen für ihr Fernbleiben von der Wahl Im Rahmen der Wahltagsbefragung wur- Die Kontrolle von Mißständen war der waren die Enttäuschung über eine bisher de auch erhoben, wie sich das Bundesland Hauptgrund für Grün-WählerInnen, diese gewählte Partei (50 %) und Korruption bzw. Kärnten aus Sicht der Befragten seit der letz- Partei zu wählen. Alle weiteren Motive wa- Skandale in der Politik (49 %). 41 % wollten ten Landtagswahl 2009 entwickelt hat. Eine ren vergleichsweise schwach ausgeprägt, am auch ihren Protest gegen Politik und Poli- Mehrheit von 54 % der Befragten gab an, ehesten wurde noch die bisherige Arbeit der tikerInnen in Kärnten ausdrücken, für 41 % Kärnten habe sich eher negativ entwickelt. Grünen in Kärnten gelobt. war keine der Parteien und keiner der Kan- Für knapp 30 % hat sich nichts verändert, Vom Team Stronach erwarteten sich die didaten attraktiv.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 6 Innenpolitik Foto: SPÖ Kärnten / Thomas Hude Feierlaune bei der ÖVP Niederösterreich (v.l.): LH-Stv. Wolfgang Sobotka, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, Außenminister und VIzekanzler Michael Spindelegger, Elisabeth und LH Erwin Pröll, …

In Niederösterreich… Leitner an diesem Abend nicht beantworten. die Spekulationen und für einen besseren nahmen die Spitzenkandidaten der im Land- Barabra Rosenkranz, Landespartei- und billigeren Öffentlichen Verkehr als tag vertretenen Parteien am Ende der aktuel- obfrau der FPÖ, bedauerte, daß ihre Partei Oppositionspartei weiterführen. len Berichterstattung aus dem ORF-Landes- nicht mehr in der Landesregierung vertreten Der Spitzenkandidat der Liste FRANK, studio Stellung zum Ausgang der Wahl: sein werde. Sie wurde vom Team Stronach Frank Stronach, nahm an dieser In- Landeshauptmann Erwin Pröll dankte überholt und verfügt nur mehr über Sitze im terviewrunde nicht teil, er ließ ausrichten, seinen WählerInnen für das Vertrauen und Landtag. „Wir wollten Veränderung und das daß er sich vom Wahlkampf erholen müsse seiner ÖVP für die Intensität, in der sie die- Brechen der Absoluten, das ist uns nicht ge- und am Tag nach der Wahl seine Stellung- sen Wahlkampf getragen habe. Auf die Frage lungen. Wir haben unser Ziel nicht erreicht.“ nahme abgeben werde. der ORF-NÖ-Chefredakteurin Christiane Auch sie werde in ihren Parteigremien erör- Die ersten Stellungnahmen aus den Bun- Teschl, wie es für ihn sein werde, in den tern, wo der Grund für die Niederlage gele- desparteien haben wir nach der Analyse der nächsten Jahren in einer „umgefärbten“ Re- gen sein könnte und danach auch über Wahl in Niederösterreich zusammengefaßt. gierung zu arbeiten, meinte Pröll, das könne Konsequenzen entscheiden. er noch nicht sagen, da er nicht wisse, wer Madeleine Petrovic, Landessprecherin Die Analye von den traditionellen Parteien in der Regie- der Grünen, freute sich über ein deutliches Das SORA Institute for Social Research rung ihm künftig gegenübersitzen werde. Plus vor ihrem Wahlergebnis. „Es war auch and Consulting Ogris & Hofinger analysier- Was die neue Gruppierung (nämlich das ganz wichtig, daß wir uns auf einige wenige te die Landtagswahl auf Basis der Daten der Team Stronach, Anm.) anbelange, werde Themen konzentriert haben und auch diesen Wählerstromanalyse sowie der ORF/SORA/ man erst sehen, wie sich das entwickle. Je- Themen treugeblieben sind. Und unsere ISA Wahltagsbefragung unter 1235 Wahlbe- denfalls, so Pröll, gehe es nach dem Prinzip Grünen Akitivistinnen und Aktivisten sind rechtigten. „wie man in den Wald hineinruft, so kommt gelaufen, wie nie zuvor.“ Gestärkt durch die- Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse es zurück“. Der Wahltag habe gezeigt, „daß ses Ergebnis werde man dem Kampf gegen daraus: ein noch so tiefer Wahlkampf dazu angetan ist, daß man demokratisch einen guten Weg Gesamtergebnis der Landtagswahl in Niederösterreich 2013 nach vorne einschlägt. Heute ist der Beweis dafür gelungen“, so Pröll. Josef Leitner, Landesparteivorsitzender der SPÖ, sagte, die Sitzungen der Gremien würden in den kommenden Tagen zeigen, welche Konsequenzen man aus der Wahl- niederlage ziehen werde (er hat tags darauf seine Funktionen zurückgelegt, Nachfolger wurde St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler, Anm.). „Wir haben leider einige Prozentpunkte verloren, das muß natürlich Konsequenzen haben“, ob er selbst wieder in

die Landesregierung einziehen wolle, wollte Grafik: SORA I SA

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Zeitreihe (in % der Deklarierten) Grafik: SORA I SA

Bei der Landtagswahl Niederösterreich ÖVP von den Freiheitlichen gewonnen und Die KPÖ, die Liste „MUT – Die Mut- 2013 erreicht die ÖVP 50,8 % (minus 3,6 13.000 von der SPÖ. bürger“, die CPÖ sowie die Piratenpartei Prozentpunkte), die SPÖ 21,6 (minus 3,9 Die SPÖ mobilisiert 70% ihrer WählerIn- Österreichs werden in der Wählerstromana- Prozentpunkte) und die FPÖ 8,2 % der Stim- nen von der letzten Landtagswahl wieder für lyse als „Sonstige“ zusammengefaßt. 5.000 men (minus 2,3 Prozentpunkte). Die Grünen sich. Den größten Verlust erleidet die SPÖ Stimmen kommen von den Sonstigen der kommen auf 8,1 (plus 1,15 Prozentpunkte), an die NichtwählerInnen: 38.000 WählerIn- Landtagswahl 2008, 4.000 Stimmen von der die Piratenpartei auf 0,05 % und die KPÖ auf nen von 2008 sind nicht zu den Urnen ge- ÖVP, je 2.000 Stimmen von SPÖ, FPÖ und 0,77 %. Das Team Stronach erreicht 9,84 %, gangen. Je 13.000 SPÖ-WählerInnen von ehemaligen NichtwählerInnen. die Liste MUT 0,61 % und die Liste CPÖMP 2008 sind zur ÖVP und zum Team Stronach 0,09 %. gewandert. Dafür kann die SPÖ im Gegen- Wer hat wen gewählt? Auf Mandatsebene bedeutet das End- zug 17.000 ehemalige ÖVP-WählerInnen Die ÖVP in Niederösterreich war insbe- ergebnis für die ÖVP 30, für die SPÖ 13 und für sich gewinnen. sondere unter WählerInnen über 60 Jahre für die FPÖ 4 Mandate. Die Grünen errei- Die FPÖ hat mir einer Behalterate von stark, sie erreichte hier 56 %. Auch die SPÖ chen 4 und das Team Stronach 5 Mandate. nur 43% den höchsten Anteil an Wechsel- war mit 25 % in dieser Altersgruppe stärker Alle weiteren kandidierenden Listen erhiel- wählerInnen. 22.000 bzw. 20.000 Stimmen vertreten, die FPÖ hingegen punktete etwas ten zu wenig Stimmen und ziehen damit gehen an die ÖVP bzw. das Team Stronach mehr bei den 30- bis 59jährigen. Die Grünen nicht in den Landtag ein. verloren. 15.000 Stimmen gewinnt die FPÖ konnten insbesondere junge WählerInnen Insgesamt wurden in Niederösterreich von der ÖVP sowie 13.000 von ehemaligen für sich gewinnen, das Team Stronach wurde 2013 100.608 Wahlkarten beantragt, die auch NichtwählerInnen. von allen drei Altersgruppen in ähnlichem per Briefwahl abgegeben werden konnten. Die Grünen überzeugen bei dieser Wahl Umfang unterstützt. 63% ihrer UnterstützerInnen von 2008 wie- Frauen wählten überdurchschnittlich Wählerströme der für sich. 17.000 Stimmen für die Grünen stark die ÖVP, wobei vor allem Frauen über Die SORA Wählerstromanalyse, durch- kommen von ÖVP-WählerInnen der Land- 60 Jahren der Partei ihre Stimme gaben: Sie geführt im Auftrag des ORF, zeigt die Wäh- tagswahl 2008. 10.000 Stimmen gewinnen erreichte bei Wählerinnen 58 %. Männer lerwanderungen. sie von den NichtwählerInnen, an die im wählten häufiger FPÖ und das Team Stro- Die ÖVP kann bei dieser Wahl über vier Gegenzug 14.000 Stimmen verloren gehen. nach, SPÖ und Grüne erhielten etwas mehr Fünftel ihrer WählerInnen von 2008 wieder Die Wählerschaft der Liste FRANK setzt Stimmen von Wählerinnen, wobei vor allem für sich gewinnen. Je 3 % der ÖVP-Wäh- sich bei ihrem ersten Antreten in Niederös- die Grünen bei Frauen unter 30 stärker punk- lerInnen von 2008 entschieden sich dieses terreich wie folgt zusammen: Mehr als ein teten. Mal für die SPÖ, die FPÖ, die Grünen und Drittel (39%) sind ehemalige NichtwählerIn- das Team Stronach. 26.000 ÖVP-WählerIn- nen von 2008, 21% der WählerInnen stam- Wahlverhalten nach Tätigkeit nen (das sind 5%) von 2008 sind dieses Mal men von der FPÖ, 18% von der ÖVP, 14% Entsprechend den Unterschieden beim zuhause geblieben. 22.000 Stimmen hat die von der SPÖ, 5% von den Grünen. Alter konnte die ÖVP mit 56 % mehr Stim-

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Wichtige Themen für Wahlentscheidung In Prozent aller Befragten Grafik: SORA I SA

men von PensionistInnen gewinnen, bei Ar- mann bleiben sollte: 90 % der ÖVP-Wäh- Themen beiterInnen lagen hingegen SPÖ und FPÖ lerInnen stimmten dieser Aussage sehr zu. Die wichtigsten Themen für die Wäh- mit 24 bzw. 14 % besser. Die Grünen erhielten Weitere wichtige Motive waren neben dem lerInnen in Niederösterreich waren die Be- vergleichsweise viel Unterstützung von Per- Spitzenkandidaten das Argument der Stabili- reiche Gesundheit und Pflege, Arbeitsplätze, sonen, die derzeit in Ausbildung sind (17 %). tät, die bisherige Arbeit der Partei und das Sicherheit und Bildung. Wohnen, die Bedienstete im Öffentlichen Dienst stimm- Verteidigen der absoluten Mehrheit. Landesfinanzen und Zuwanderung spielten ten mehr für das Team Stronach (20 %). WählerInnen der SPÖ entschieden sich hingegen nur eine untergeordnete Rolle. vor allem aus Tradition und der Vertretung Wahlverhalten und die ihrer Interessen für diese Partei. Mit etwas Wahlbeteiligung Entwicklung von Niederösterreich Abstand folgten der Wunsch nach dem Die Wahlbeteiligung bei der Landtags- Im Rahmen der Wahltagsbefragung wur- Brechen der absoluten ÖVP-Mehrheit und wahl betrug 70,87 %, das sind 3,64 Pro- de auch erhoben, wie sich das Bundesland die Kontrolle von Mißständen. zentpunkte weniger als 2008. Niederösterreich aus Sicht der Befragten seit Von der FPÖ erwarteten sich die Wäh- Die wichtigsten Motive der Nichtwäh- der letzten Landtagswahl 2008 entwickelt lerInnen insbesondere eine Vertretung der lerInnen für ihr Fernbleiben von der Wahl hat. Knapp die Hälfte der Befragten gab an, eigenen Interessen. Weitere Motive waren waren Korruption und Skandale in der daß sich nichts verändert habe, 37 % sahen der Wunsch nach Kontrolle und das Ziel, die Politik (27 % trifft sehr/eher zu), die Ent- eine positive Entwicklung und weitere 14 % absolute Mehrheit der ÖVP zu brechen. täuschung über die bisher gewählte Partei negative Veränderungen. Personen, die eine Tradition war ein weiterer wichtiger Grund. (26 %) und die fehlende Attraktivität von negative Entwicklung Niederösterreichs sa- Die Interessensvertretung war auch bei den Parteien und KandidatInnen (25 %). Der hen, stimmten bei der Landtagswahl in erster Grünen ein wichtiges Motiv, gemeinsam mit Wunsch, Protest auszudrücken, spielte für Linie für die SPÖ, die FPÖ und das Team der Erwartung, daß die Partei für frischen knapp 20 % eine Rolle. Stronach. Die ÖVP erhielt hingegen bei Wind in Niederösterreich sorgen könnte und WählerInnen, die positive Veränderungen gleichzeitig Kontrolle ausüben sollte. Termin für Konstituierende Sitzung erkannten, 75 % der Stimmen. Alle anderen Vier von fünf WählerInnen des Team Nach den Osterfeiertagen beginnen die Parteien lagen in dieser Gruppe deutlich Stronach erhofften sich von der neuen Partei Parteiengespräche über die kommende Land- unter ihrem Gesamtergebnis. Personen, für einen frischen Wind im Bundesland. tagsperiode. In den Gesprächen geht es um die subjektiv gesehen alles gleich geblieben Eine fiktive Direktwahl des Landeshaupt- ein Arbeitsübereinkommen für die kommen- war, stimmten etwas stärker für die Grünen. mannes hätte Erwin Pröll mit 53 % für sich den fünf Jahre, auch die Zuständigkeiten in entschieden, dahinter folgte Josef Leitner der Landesregierung sind zu klären. Die kon- Wahlmotive mit 14 %. Alle weiteren KandidatInnen er- stituierende Sitzung des neu gewählten Das wichtigste Wahlmotiv für Anhänger reichten bei dieser Frage nur geringe Zu- Landtages wird am Mittwoch, dem 24. April der ÖVP war, daß Erwin Pröll Landeshaupt- stimmung. 2013, stattfinden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 9 Innenpolitik Foto: SPÖ Kärnten Die neue Spitze der Kärntner Landesregierung: Landeshauptmann Peter Kaiser (Mitte) und seine Stellvertreter Wolfgang Waldner (l.) und Rolf Holub (r.) unmittelbar nach der Präsentation des Koalitionsübereinkommens am 26. März

Kärnten, drei Wochen nach der Wahl „Heute ist ein historischer Tag für Kärn- an ihren Taten gemessen werden und wir tre- Jene drei Parteien, die mit dem Ziel zur ten. Der 3. März hat für unsere Heimat die ten gemeinsam an, um den Erwartungen der Wahl angetreten waren, die Mehrheit der Chance und den Auftrag zur Veränderung Kärntner Bevölkerung auch gerecht zu wer- FPK zu brechen, haben beschlossen, eine gebracht, dem sich in Kärnten nun erstmals den“, so Waldner. Ein Teil der Wahrheit, die Koalition zu bilden. In Kärnten sieht die eine Drei-Parteien-Koalition widmen wird“, den KärntnerInnen zumutbar sei, sei die Tat- Verfassung eine siebenköpfige Konzentra- betonte Kaiser, daß die gemeinsamen Prä- sache, daß die „Event- und Brot-und-Spiele- tionsregierung vor, in der (ab einer gewissen missen der Transparenz, Fairneß sowie die Politik“ künftig nicht mehr finanziert wer- Stimmenstärke) jede Partei proportional in Gespräche auf Augenhöhe, gepaart mit dem den könne, denn an erster Stelle müsse der der Landesregierung vertreten ist. Aktuell gemeinsamen Wunsch, das Beste für Kärn- Wunsch stehen, einen konsequenten Spar- bedeutet dies: drei Sitze für die SPÖ (Peter ten zu erreichen die gemeinsamen Grund- kurs mit Augenmerk auf das Wesentliche Kaiser, Beate Prettner und Gaby Schaunig), pfeiler der zukünftigen Zusammenarbeit sein umzusetzen. ein Sitz für die ÖVP (Wolfgang Waldner), werden. Zudem stehe der gemeinsame Spar- Holub unterstrich, daß „mit dem heutigen einer für die Grünen (Rolf Holub), einer für wille an erster Stelle der künftigen gemein- Tag die Verlogenheit und der Populismus in die FPK (Christian Ragger) und einer für das samen Regierungsarbeit, wie auch die Ab- der Kärntner Politik ein Ende haben“. Die Team Stronach Gerhard Köfer). schaffung des Proporzsystems*). „Wir kön- Zukunftskoalition habe eine hohe Verschul- nen mit Fug und Recht, im Wissen um unse- dung abzuarbeiten und dem werde auch Die Drei-Parteien-Koalition re Regierungsverantwortungen behaupten, gemeinsam unter Wahrung der Transparenz wurde schließlich am 26. März mit den Un- daß wir als Zukunftskoalition antreten, um und Fairness nachgekommen werden, wie terschriften von Kaiser, Waldner und Holub gemeinsam das beste Programm für Kärnten Holub betonte. „Sauberkeit und Transparenz besiegelt. In einer gemeinsamen Pressekon- zu bieten. Wir werden uns gewiß nicht mehr sollen in Kärnten wieder zeigen, daß Demo- ferenz traten der designierte Landeshaupt- alles leisten können, sondern mit neuer Be- kratie Spaß machen kann. Die Demokratie mann von Kärnten, SPÖ Landesparteivorsit- scheidenheit die Prioritäten neu ordnen müs- ist keine alte Dame, der man über die Straße zender Peter Kaiser, ÖVP Landesrat Wolf- sen“, so Kaiser, der unter anderem durch Ein- helfen muß, sondern eine junge, blühende gang Waldner (früherer Staatssekretär im sparungen bei der Parteienfinanzierung und Frau – und das soll durch die neue Kärntner Außenministerium) und zukünftiger Grünen- Personalkosten in den Bereichen der Parteien Politik auch spür- und erfahrbar werden, um Landesrat Rolf Holub erstmals als offizielle 2,5 Mio. Euro pro Jahr einsparen möchte. die Politikverdrossenheit in Kärnten zu lin- „Zukunftskoalition“ vor die Öffentlichkeit, Waldner betonte, daß das Koalitions- dern“, so Holub. um das Koalitionsabkommen mit ihren schiff nun im „Hafen eingelaufen ist“ und Als Fahrplan nannten die Koalitionspart- Unterschriften zu besiegeln. die gemeinsame Arbeit auf breit angelegter ner von SPÖ, ÖVP und Grünen einen Be- Basis zum Ziel habe, das Ansehen Kärntens schluß für einen ersten „Blitzkassasturz“, *) Damit wird damit zumeist die Praxis von Regie- wieder herzustellen. „Wir wollen wieder stolz aus dem die weiteren zu setzenden Schritte rungsparteien, besonders in Großen Koalitionen be- auf Kärnten sein können! Es ist klar, noch abgeleitet werden sollen. zeichnet, entsprechend ihrem jeweiligen politischen nie stand eine Regierung so sehr unter Be- Am 28. März wurden Kaiser, Waldner Stärkeverhältnis Posten im öffentlichen Dienst und in der verstaatlichten Wirtschaft an Parteigänger zu obachtung wie diese, die Erwartungshaltun- und Holub vom Kärntner Landtag für fünf vergeben. Quelle: http://de.wikipedia.org gen sind groß. Die Zukunftskoalition wird Jahre in ihre neuen Funktionen gewählt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 10 Innenpolitik

Peter Kaiser finde ich meinen Ausgleich vor allem im Was essen Sie am liebsten? Ich wurde am 4. Dezember 1958 in Kla- Sport. Grenadiermarsch und Schinkenfleckerl genfurt geboren. Mein Vater war Polizist, Bis zu meinem 37. Geburtstag spielte Was trinken Sie am liebsten meine Mutter arbeitete als Reinigungskraft. ich Fußball – zuerst als Mittelstürmer, dann Ein gutes Glas Rotwein Wir lebten bescheiden in einer Wohn- im Mittelfeld und zuletzt als routinierter Was wünschen Sie sich für Ihren Sohn? siedlung in Klagenfurt, bis ein Schick- Vorstopper. Schließlich begann ich mit dem Daß er sich seine Träume erfüllen kann, salsschlag unseren Alltag grundlegend ver- Laufen und entdeckte auch den Triathlon Gesundheit und daß er in Kärnten jene änderte. Mein Vater verstarb an Krebs, als für mich. Die Bilanz: 23 gefinishte Mara- Rahmenbedingungen vorfindet, die ihm ich gerade einmal 11 Jahre alt war. thons sowie 5 Ironmans. ein glückliches, zufriedenes Leben ermög- Während meine Mutter ihren beschwer- lichen. lichen Beruf weiter ausüben mußte, erhielt Und für Kärnten? ich die Aufgabe, Verantwortung für meinen Eine bessere Zukunft mit einer ehrlichen, kleinen Bruder und meine kleine Nichte zu anständigen und grundsatzorientierten übernehmen. Neben der emotionalen Be- Politik die Kärnten endlich wieder in lastung bestimmten nun auch Geldnöte und positive Schlagzeilen bringt. Existenzängste den Alltag unserer gebeu- Ihr liebster Platz in Kärnten? telten Familie. Cap Wörth und das Strandbad Klagenfurt, Vor diesem Hintergrund verstehen Sie, Bootshausbrücke liebe Leserin/lieber Leser, vielleicht, daß Welches Buch lesen Sie gerade? ich der Politik von Bruno Kreisky zutiefst Ich lese immer mehrere Bücher gleichzei- dankbar bin! tig, zur Zeit: Glattauer „Die siebte Welle“; Seinen mutigen Sozialreformen ist es zu Negt: „Arbeit und menschliche Würde“; verdanken, daß ich nach der Volksschule Sozialist, Gewerkschafter, Humanist – Hans das Gymnasium besuchen konnte. Anfangs Pawlik im Gespräch mit Peter Kaiser. gab es zwar noch keine Schülerfreifahrt, Was bedeutet für Sie Familie?

eigene Schulbücher und Schulveranstaltun- Foto: Amt der Kärntner Landesregierung Familie ist vielfältig, aber immer ein gen waren für uns selbstverständlich zu sicherer Hafen, wo man sich geborgen Das bisher schönste Ereignis in meinem teuer. fühlt und man sich gegenseitig bedin- Leben war die Geburt meines Sohnes Luca. 1970, in der 3. Klasse im Gymnasium, gungslos unterstützt. Wir wohnen zusammen mit meiner Le- kam es dann zu großen Veränderungen. Sind Sie ein zufriedener Mensch? benspartnerin Ulrike Wehr und Ulrikes Lange Fußmärsche, geliehene Schulbücher Prinzipiell ja! Ich freue mich, daß es mir Sohn Michael in Klagenfurt/Waidmanns- und Ausschluß von teuren Veranstaltungen und meiner Familie gesundheitlich gut dorf. Sie geben mir Halt und Kraft, bilden fanden ein jähes Ende. Bruno Kreisky war geht – das ist das Wichtigste. Mit der der- gemeinsam mit meiner Mutter meinen eng- Bundeskanzler und setzte mit seiner Politik zeitigen politischen Situation bin ich wie sten Familienkreis. Akzente, die ich deutlich spürte: Ich werde viele tausend Kärntnerinnen und Kärntner Neben dem Beruf des Politikers enga- nie meinen ersten Schulschikurs vergessen. aber sehr unzufrieden. giere ich mich noch als Präsident des Kärnt- Mit meiner Klasse waren wir damals am Welche drei Dinge würden Sie auf eine ner Volleyballverbandes sowie als Präsi- Katschberg im Gasthof Bacher. Ein wun- einsame Insel mitnehmen? dent des Österreichischen Jugendherbergs- dervolles Erlebnis. Erstmals fühlte ich Ein gutes Buch, einen iPod mit Musik von verbandes (ÖJHV). mich aus meinem Innersten heraus voll- Edith Piaf bis Nana Mouskouri und ein wertig. Dies zeigte mir, was verantwor- Schweizer Taschenmesser. tungsvolle Politik im Stande ist zu schaf- Nachgefragt Was war Ihr schönstes Erlebnis? fen: ein neues lebenswerteres, qualitätsvol- Was ist Ihr Lieblingssport? Die Geburt meines Sohnes Luca leres Leben. Triathlon Was war Ihr schlimmstes Erlebnis? Diese neue, sehr soziale Politik ermög- Wie heißt Ihrer Lieblingsmannschaft? Der Tod meines Vaters und der meines lichte mir nicht nur die Matura. Liverpool, The Reds Bruders. Ich konnte es mir anschließend neben Wie heißt Ihr Lieblingsbuch? Wovor fürchten Sie sich? der Arbeit (in der Kärntner Landesregie- „Alle Menschen sind sterblich“ von Vor einer Vereinsamung der Gesellschaft. rung, Buchhaltung und Kreditverwaltung Simone de Beauvoir Davor, daß jede und jeder nur mehr auf für Hochbau und Straßenbau) sogar leisten, Wie heißt Ihr Lieblingsfilm? sich selbst schaut ohne Rücksicht auf die an der Universität Klagenfurt das Studium Ich bin leidenschaftlicher Tatort-Fan Bedürfnisse, Ängste und Sorgen anderer. der „Soziologie und Pädagogik“ zu betrei- Wie lautet Ihr Lebensmotto? Was schenken Sie zu Weihnachten? ben. 1988 schloß ich das Magisterstudium Seid vor allem immer fähig, jede Unge- Kleine Geschenke, die von Herzen kom- und 1993 sogar das Doktorat der Philoso- rechtigkeit gegen jeden Menschen an men und die zeigen, wie wichtig mir phie ab. jedem Ort der Welt im Innersten zu fühlen. meine Familie ist, vorwiegend Lesbares Neben den wichtigsten Säulen meines Das ist die schönste Eigenschaft eines wie Bücher und – indirekt – Wein. Lebens – Familie, Bildung und Beruf – Revolutionärs. (Che Guevara) Quelle: http://kaiser-peter.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 11 Innenpolitk Tirol wählt Am Sonntag, dem 28. April 2013, wählt Tirol einen neuen Landtag. Der amtierende Landeshauptmann Günter Platter (ÖVP) tritt zum ersten Mal in dieser Funktion an.

irols amtierender Landeshauptmann Wesentlich beteiltigt an diesem Verlust Für die SPÖ zieht Gerhard Reheis als TGünther Platter (ÖVP) tritt zum ersten war das Antreten der Liste Fritz unter Fritz Spitzenkandidat in die Wahl und hofft, die Mal in seiner Funktion zur Wahl an. Er war Dinkhauser, der aus dem Stand heraus 18,35 Verluste an Dinkhauser im Jahr 2008 wieder bis Juni 2008 zuvor Verteidigungs-, dann Prozent erreichte und damit Platz 2 belegte. aufholen zu können. Der ehemalige Imster Innenminister. Sein Vorgänger an der Spitze Dinkhauser hat sich aus gesundheitlichen Bürgermeister war als Landeshauptmann- des Landes Tirol, Herwig van Staa, war nach Gründen von der Spitzenkandidatur zurück- stellvertreter für Soziales und Integration zu- Verlusten bei der Wahl 2008 zurückgetreten gezogen, nun führt Andrea Haselwanter- ständig und war somit in der vergangenen (und ist Tirols Landtagspräsident): die ÖVP Schneider, Klubobfrau im Tiroler Landtag, Legislaturperiode Platters Koalitionspartner. war damals von 49,5 auf 40 Prozent zu- die Partei in die Wahl und hofft darauf, den Er hofft wohl darauf, für die SPÖ den 2008 rückgefallen. zweiten Platz halten zu können. verlorenen Platz zwei zurückzuholen. http://www.tiroler-vp.at http://www.listefritz.at http://www.spoe-tirol.at Foto: ÖVP Tirol Foto: Liste Fritz Foto: SPÖ Tirol Günther Platter Andrea Haselwanter-Schneider Gerhard Reheis ÖVP Tirol Liste Fritz SPÖ Tirol Foto: FPÖ Tirol Foto: Grüne Tirol Foto: vorwärts Tirol Gerald Hauser Ingrid Felipe Johann Lindenberger FPÖ Tirol Grüne Tirol vorwärts Tirol

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 12 Innenpolitk

Für FPÖ geht Gerald Hauser ins Rennen. men werden. Die Wählerverzeichnisse lagen Er ist Bürgermeister der Gemeinde St. Jakob ab Montag, dem 25. Februar 2013, zur in Defereggen und er will den aktuell vierten öffentlichen Einsicht in den Tiroler Gemein- Platz seiner Partei verbessern, die zuletzt den auf. Um bereits von Anfang an in das 12,41 Prozent erreicht hatte. Wählerverzeichnis aufgenommen zu wer- http://www.fpoe-tirol.at den, mußte der Antrag auf Eintragung in die Die Landessprecherin der Grünen kandi- „Auslandstirolerevidenz“ somit vor dem 25. diert als Spitzenkandidatin bei der Land- Februar 2013 bei der Gemeinde einlangen tagswahl. Ingrid Felipe will die beim letzten (die „Auslandstirolerevidenz“ ist nämlich Wahlgang verlorenen Stimmen (4,8 Prozent- eine der Grundlagen für die Anlegung der punkte) wettmachen und hat sich eine Re- Wählerverzeichnisse). gierungsbeteiligung zum Ziel gesetzt. Sollte der angeführte Zeitpunkt versäumt http://www.tirol.gruene.at werden, konnte der Antrag auf Eintragung in „vorwärts Tirol“ tritt zum ersten Mal an. die „Auslandstirolerevidenz“ noch bis zum Spitzenkandidat ist der ehemalige SPÖ-Lan- 1. März 2013 (Ende der Frist für Einsprüche desrat Hans Lindenberger, der – gemeinsam gegen das Wählerverzeichnis) nachgeholt mit der ehemaligen ÖVP-Landesrätin Anna werden. In diesem Fall wurde eine zusätzli- Hosp und Innsbrucks Bürgermeisterin Chri- che Kontaktaufnahme mit der betroffenen stine Oppitz-Plörer – eine eigene Liste grün- Gemeinde (etwa per Telefon oder E-Mail) dete. Foto: Gurgiser&Team empfohlen, um sicherzustellen, daß diese http://www.vorwaerts-tirol.at Fritz Gurgiser den Antrag als Einspruch gegen das Wäh- Gurgiser&Team Transitforum AustriaGründer Fritz Gur- lerverzeichnis gelten läßt und dieses entspre- giser kandidierte ehemals als Mitstreiter auf in die „Auslandstirolerevidenz“ der Gemein- chend ergänzt. der Liste von Fritz Dinkhauser. Nach Mei- de des letzten Hauptwohnsitzes in Tirol ge- Da nicht alle Tiroler Gemeinden eine nungsverschiedenheiten führt er diesmal un- stellt wurde. Nach dem Ablauf von zehn Jah- Online-Antrags-Anwendung unterstützten, ter „Gurgiser&Team“ eine eigene Liste an. ren nach der Verlegung des Hauptwohnsitzes war ein Antrags-Formular für die Eintragung http://www.gurgiserteam.at in das Ausland endet das Wahlrecht jeden- in die Auslandstirolerevidenz sowie eine sei- Weiters treten an (wenn auch nicht alle in falls. Eine Verlängerung der Wahlbe- tens des Tiroler Verfassungsdienstes einge- allen Bezirken): Team Stronach (bis zu Re- rechtigung durch die neuerliche Stellung gangene weitere zusammenfassende Infor- daktionsschluß stand noch nicht fest, wer eines Antrages auf Eintragung in die genann- mation aufgeführt. Spitzenkandidat sein wird, denn es gab drei te Evidenz ist nicht möglich. Listen, die zur Wahl angemeldet wurden – Weitere Voraussetzung für die Eintragung Zuständige Stelle nur eine allerdings ist zugelassen) in die „Auslandstirolerevidenz“ ist, daß der ist der Bürgermeister / die Bürgermeisterin http://tirol.teamstronach.at (die) Antragsteller(in) vor dem 1. Jänner des der Gemeinde des letzten Hauptwohnsitzes in Patrick Pfurtscheller mit Jahres der Eintragung das 14. Lebensjahr Tirol, von der aus der Hauptwohnsitz direkt der Liste „Für Tirol“, vollendet hat. Zu einer bestimmten Land- ins Ausland verlegt wurde. Es war erforder- http://www.fuertirol.at tagswahl ist er (sie) jedoch nur wahlberech- lich, einen amtlichen Lichtbildausweis zu die KPÖ tigt, wenn spätestens am Wahltag das 16. scannen und den Scan dem Antrag anzu- http://tirol.kpoe.at Lebensjahr vollendet wird. schließen oder diesen digital zu signieren. „ und die Piraten http://www.piratenpartei-tirol.org Fristen In der Ausgabe 118 unseres „Österreich Das BZÖ wird nicht antreten. Um an der Landtagswahl 2013 teilzuneh- Journal“ pdf-Magazins lesen Sie bereits men, mußte auf den Zeitpunkt der Anlegung über die ersten Ergebnisse der Landtags- Wahlberechtigte des Wählerverzeichnisses Rücksicht genom- wahl in Tirol. Zum Landtag wahlberechtigt sind neben den Landesbürgern (also österreichischen Staatsbürgern mit Hauptwohnsitz in Tirol) Landtagswahl in Salzburg am 5. Mai auch österreichische Staatsbürger, die vor Keine Wahlberechtigung für AuslandsösterreicherInnen der Verlegung ihres Hauptwohnsitzes in das Ausland diesen in Tirol hatten, spätestens Am 5. Mai 2013 findet in Salzburg die bruar 2013 erfolgt. Im Wahlkalender sind die am Tag der Wahl das 16. Lebensjahr vollen- Landtagswahl statt. Der Salzburger Landtag Termine und Fristen zur Wahl festgelegt. det haben und vom Wahlrecht nicht ausge- setzt sich aus 36 Abgeordneten zusammen, Bei der Wahl am 1. März 2009 waren die schlossen sind (AuslandstirolerInnen), und die für die Dauer von fünf Jahren gewählt Stimmen wie folgt verteilt: SPÖ (39,4 %, zwar für die Dauer ihres Aufenthaltes im werden. Die Rechtsgrundlage für die Salz- Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und LH- Ausland, längstens für zehn Jahre. burger Landtagswahl ist die Salzburger Stv. Walter Steidl), ÖVP (35,5 %, LH-Stv. Landtagswahlordnung 1998. Die Kundma- Wilfried Haslauer), FPÖ 13,0 % (Karl Voraussetzungen chung über die Ausschreibung der Wahl des Schnell, FP-Klubobmann), Grüne (7,4 %, Das Wahlrecht darf aber nur dann ausge- Salzburger Landtages am Sonntag, 5. Mai Astrid Rössler) und BZÖ 3,7 (Robert Stark, übt werden, wenn ein Antrag auf Eintragung 2013, im Landesgesetzblatt ist am 14. Fe- nicht im Landtag vertreten). „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 13 Innenpolitik Neuer Verteidigungsminister Bundeskanzler Werner Faymann hat am 6. März den künftigen Verteidigungs- und Sportminister Gerald Klug, bisher SPÖ-Fraktionsvorsitzender im Bundesrat, gemeinsam mit dem scheidenden Ressortchef, Norbert Darabos, präsentiert.

ags zuvor, am 5. März, hatte das Präsi- Tdium der SPÖ im Zuge seiner Sitzung Personalvorschläge des SPÖ-Bundespartei- vorsitzenden, Bundeskanzler Werner Fay- mann, einstimmig bestätigt. „Ich habe diese Entscheidung vor einiger Zeit aus tiefer Überzeugung getroffen“, sagte Faymann im Zuge der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem designierten SPÖ-Bundesgeschäftsfüh- rer Norbert Darabos. Der Kanzler zeigte sich über die „herzliche und positive“ Unterstüt- zung der personellen Weichenstellungen erfreut. Darabos werde als Wahlkampfleiter „mit allen notwendigen Kompetenzen“ aus- gestattet. Dieser sei ein besonders versierter und erfolgreicher Wahlkämpfer, das habe er bereits bei Bundespräsidentschafts- und Na- tionalratswahlen eindrucksvoll unter Beweis Foto: Peter Lechner / HBF gestellt. Bundespräsident Heinz Fischer (l.) und Bundeskanzler Werner Faymann in der Gerald Klug als neuen Bundesminister Präsidentschaftskanzlei bei der Ernennung und Angelobung des Bundesministers für Verteidigung und Sport, Gerald Klug (r.) für Landesverteidigung und Sport zu nomi- nieren, sei ihm ebenfalls leicht gefallen: Die führer aller Zeiten wird jetzt durch den unfä- und ÖVP noch für diese Legislaturperiode an- SPÖ sei der Bevölkerung nach der Heeres- higsten Verteidigungsminister aller Zeiten gekündigten Reformen zu beginnen. „Wenn Volksbefragung im Wort und werde sich da- ersetzt“. Die Ablöse Darabos’ im Verteidi- Klug vernünftige, transparente und umsetz- für einsetzen, die Wehrpflicht attraktiver zu gungsministerium komme viel zu spät, dies bare Vorschläge macht, wird er unsere gestalten und zu reformieren. „Gerald Klug aber offenbar mit Absicht, denn: „Mit der Unterstützung haben“, kündigte Lugar an. ist der richtige Mann, um diese Reformen Personalrochade ein halbes Jahr vor der Wahl ohne Wenn und Aber umzusetzen.“ An Klug will man wohl vermeiden, daß die längst Angeblobung und Amtsübernahme schätzt der Kanzler, dessen „Erfahrung im notwendigen Reformprozesse bis September Gerald Klug ist am Montagvormittag von politischen Management“ sowie dessen Qua- noch eingeleitet werden, und stiehlt dem Bundespräsident Heinz Fischer als neuer litäten, „etwas auch umsetzen zu können“. durch sechs Jahre Darabos schwer in Verteidigungs- und Sportminister angelobt ÖVP-Wehrsprecher Oswald Klikovits Mitleidenschaft gezogenen Bundesheer ein worden. Fischer wünschte dem 44-jährigen sagte zum Rückzug Darabos’, das sei „eine weiteres wertvolles Jahr“, so Kickl. Grazer für seine "wichtige, verantwortungs- gute Nachricht für das Bundesheer und eine Der Sicherheitssprecher der Grünen, volle und sicher schwierige Aufgabe alles rasche Wehrpflicht-Reform“. Darabos werde Peter Pilz, erklärte, er sei froh, „daß Mini- Gute". Besiegelt wurde die Angelobung durch als Pleiten-, Pech- und Pannen-Minister in ster Darabos endlich seinen Sitzstreik im den Handschlag mit dem Bundespräsidenten die Geschichte eingehen. „Statt Reformen Verteidigungsministerium aufgibt und nach und die Unterzeichnung der Urkunden. anzugehen, hat er die Truppe demoralisiert der selbstverschuldeten Niederlage bei der Zu Mittag wurde der neue Minister von und im stillen Kämmerchen unseriöse Be- Volksbefragung sein Aussitzen beendet“. einer Ehrenabordnung der Garde im Innenhof rufsarmee- Konzepte entwickelt. Der neue Der neue Verteidigungsminister sei in der Si- des Ministeriums empfangen. Zur feierlichen Ressortchef wird dem Kader hoffentlich cherheitspolitik eine vollkommen unbekann- Amtsübernahme hatten sich dort auch die lei- wieder mehr Mut machen und zügig jene te Person und er, Pilz, habe „erst jetzt erfah- tenden Beamten des Ressorts eingefunden - Baustellen angehen, die Darabos in sechs ren, daß er Mitglied des Nationalen Sicher- darunter Generalstabschef Edmund Entacher, Jahren Amtszeit hinterlassen hat. Bei der heitsrates ist. Das war bisher unbekannt.“ Streitkräftekommandant Franz Reißner und Wehrpflicht-Reform kann Gerald Klug auf Team Stronach-Klubobmann Robert die Sektionschefs des Verteidigungsministe- die volle Unterstützung der ÖVP zählen. Wir Lugar ließ Gerald Klug wissen, daß es für riums. sind zu jeder notwendigen Hilfestellung ihn keine Schonzeit geben werde, „denn Klug stellte in seiner Antrittsrede fest, daß bereit.“ beim Warten auf eine umfassende Bundes- er die neue Aufgabe „mit einem guten Gefühl“ FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl heer-Reform ist schon zu viel Zeit verstri- übernehme. Schwerpunkt seiner Amtszeit bis kommentierte die Personalrochaden in der chen“. Kluges Vorgehen und rasches Han- zur Nationalratswahl im Herbst werde die SPÖ, der „unfähigste SPÖ-Bundesgeschäfts- deln seien nötig, um endlich die von SPÖ Reform des Wehrdienstes sein.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 14 Innenpolitik

Reform des Wehrdienstes nimmt Formen an „Die Reform nimmt Formen an. Die Ex- perten der beiden Ministerien arbeiten eng zusammen, das Zeitplanmanagement ist hoch- professionell, die Inhalte werden anspruchs- voll und ganz konkret aufbereitet“, waren sich Verteidigungsminister Gerald Klug und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner am 19. März nach der Sitzung der Politischen Arbeitsgruppe zur Reform des Wehrdienstes einig. Die „gemeinsame Zielerreichung, ein partnerschaftlicher Zugang bei den weiteren Arbeiten und die gemeinsame Präsentation von Zwischenergebnissen“ sind beiden Mi- nistern sehr wichtig. Erste konkrete Ergeb- nisse sollen bereits Anfang April präsentiert werden. „Das Reformkonzept wird bis Ende Juni stehen“, zeigten sich Klug und Mikl-Leitner Foto: Bundesheer / Carina Karlovits Der neue Verteidigungsminister Gerald Klug in seinem Büro überzeugt. Dieses müsse seriös und unter Einbeziehung aller relevanten Expertenmei- besserung des Präsenzdienstes.“ Sein erklär- bracht. „Weg von der Gießkanne und hin zur nungen aufbereitet werden. „Wir werden aber tes Ziel sei es, den Dienst im Bundesheer gezielten Projektförderung“, umriß er die dort Zwischenergebnisse präsentieren, wo attraktiver zu gestalten. Das Gesamtpaket Förderpolitik, die mit diesem Gesetz veran- dies möglich und sinnvoll ist“, sagte Klug. werde Ende Juni bereits stehen, verkündete kert werden soll. „Wir wollen bei zukünfti- Nach derzeitigem Stand ist die Präsentation der Verteidigungsminister, ein Teil der Re- gen Olympischen Spielen wieder Medaillen folgender Zwischenergebnisse geplant: „Re- formmaßnahmen solle bereits im Herbst machen.“ duktion von Funktionssoldaten“ bis Mitte wirksam und spürbar werden. Als weiteren Schwerpunkt des Sportres- April, „Wehrdienst und Sport“ Anfang Mai, Um die Reformen auf die Bedürfnisse der sorts nannte Klug abschließend das Thema „Wehrdienst und Miliz“ Anfang Juni. Grundwehrdiener abstimmen zu können, ha- „Tägliche Turnstunde“ an den Schulen. „Ich „Wir haben bei der heutigen Sitzung auch be er bereits eine Befragung unter den Grund- unterstütze diese Initiative mit voller Kraft. ein gemeinsames Verständnis zum Umgang wehrdienern in Auftrag gegeben: „Mir ist Ich will unsere Jugend wieder fitter machen.“ mit Rekruten gewonnen“, betonten die bei- wichtig, daß gerade jene zu Wort kommen, den Minister. „Mit der Allgemeinen Dienst- die direkt betroffen sind“, so Klug, „denn Unterstützung durch den Koalitions- vorschrift gibt es bereits eine, sogar von der gerade sie wissen, wo der Schuh drückt.“ partner und die Oppositionsparteien Bundesregierung erlassene Regelung“, erläu- Mit den finanziellen Mitteln werde man „Es ist kein alltäglicher Vorgang, wenn terte der Verteidigungsminister. „Jetzt geht weiter streng haushalten müssen, nur mit sechs Monate vor einer Nationalratswahl ein es uns gemeinsam darum, das Problembe- weiteren Evaluierungen aller Bereiche ließe Regierungsmitglied zurücktritt“, sieht ÖVP- wußtsein zu erhöhen, das bestehende Regel- sich die Bundesheerreform 2010 weiter um- Klubobmann Karlheinz Kopf bezüglich des werk besser in die Praxis umzu-setzen und – setzen. Rücktritts des bisherigen Verteidigungs- wo nötig – zu ergänzen“, so Mikl-Leitner. Das Österreichische Bundesheer habe ministers Darabos einen Zusammenhang mit „Ein respektvoller Umgang mit den Re- derzeit rund 1300 SoldatInnen im Ausland in dem Ergebnis der Volksbefragung vom Jän- kruten, die Wertschätzung der Fähigkeiten, 13 verschiedenen Missionen. „Unsere inter- ner. „Wenn wir in Zukunft mehr direkte De- die sie in das Bundesheer einbringen und vor nationalen Beteiligungen sind in Anbetracht mokratie üben wollen, sollten Ministerrück- allem auch die Wertschätzung der Leistun- der Größe Österreichs und seines Heeres ein tritte wegen Volksentscheiden allerdings gen, die während des Wehrdienstes erbracht Spitzenwert“, ist Klug überzeugt. Er wäre nicht zur Regel werden. Dann sollten wir uns werden, sind uns beiden sehr wichtig“, jedoch absolut entschlossen, der Sicherheit daran gewöhnen, daß das Volk auch einmal betonten Innenministerin und Verteidigungs- der SoldatInnen Vorrang gegenüber interna- anderes entscheiden kann, als wir es vor- minister. tionaler Reputation zu geben, betonte der schlugen.“ Verteidigungsminister. „Daher sage ich: Ja, Dank sprach der ÖVP-Klubobmann dem Antrittsrede im Hohen Haus wir leisten unseren internationalen Beitrag, neuen Minister Gerald Klug für dessen klare Die Befragung von Präsenzdienern zur aber nicht um jeden Preis.“ Beschreibung seiner Aufgaben und Zielset- Verbesserung des Grundwehrdienstes sei In seiner Funktion als Sportminister wer- zungen aus. „Das deckt sich 1:1 mit unseren eine seiner ersten Amtshandlungen gewesen, de er primär das Bundes-Sportförderungs- Erwartungen“, so Kopf. „Wir reichen Ihnen sagte Gerald Klug am 20. März in seiner An- gesetz verabschieden, erklärte Klug, damit die Hand zur Zusammenarbeit. Wir sind in- trittsrede im Parlament. Als Sportminister werde eine Erhöhung der Mittel für die Fach- teressiert, daß wir mit Ihnen in einem engen werde er sowohl den Spitzensport als auch verbände und den Spitzensport, mehr Trans- und guten Dialog ernsthafte Beiträge zur den Schulsport verstärkt fördern. „Das zen- parenz durch die Förder-Datenbank sowie Sicherheit im Interesse unserer Bevölkerung trale Projekt meiner Amtszeit ist die Ver- eine neue Förderpolitik auf Schiene ge- leisten können und werden.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 15 Innenpolitik

Die Erwartungen für die gemeinsame Ar- Gerald Klug, Bundesminister für Landesverteidigung und Sport beit in den nächsten Monaten seien groß, er- gänzte Kopf und nannte den raschen Be- Gerald Klug ist am 13. November 1968 Beruflicher Werdegang schluß der Sicherheitsstrategie, die Durch- in Graz geboren.  Facharbeiter (Dreher) - Firma Siemens führung der Wehrdienstreform und eine at- SGO, Verkehrstechnik 1987-1990 traktivere Gestaltung des Grundwehrdiens- Politische Funktionen  Sekretär der Gewerkschaft proge seit tes schon für jene jungen Menschen, die im  Klubvorsitzender-Stellvertreter der 1990 Sozialdemokratischen Parlamentsfrak- Herbst einrücken. Außerdem gelte es, struk-  Mitglied der Gewerkschaft proge seit tion Klub der sozialdemokratischen turelle Anpassungen auf Basis der Aufgaben 1990 zu machen, die die Sicherheitsstrategie defi- Abgeordneten zum Nationalrat, Bun-  Laienrichter am Oberlandesgericht desrat und Europäischen Parlament niert – nämlich eine militärische Landesver- Graz seit 2000 teidigung in Gleichgewicht von Inlands- und seit 27.10.2008  Mitglied des Unabhängigen Auslandsaufgaben und die Katastrophenhilfe.  Vorsitzender der Bundesratsfraktion Finanzsenats der Darüber hinaus wünsche sich Kopf für der SPÖ seit 30.11.2010 Finanzlandesdirektion Graz 2001-2011 die Zukunft eine intensivere Auseinanderset-  Mitglied des Bundesparteivorstandes Bildungsweg zung des Ministers mit dem Parlament, der SPÖ  Kammerrat der Kammer für Arbeiter  Volksschule in Stainz 1975-1979 „wenn es darum geht, Ableitungen aus der und Angestellte für Steiermark seit Sicherheitsstrategie festzulegen“, sprach der  Hauptschule in Stainz 1979-1983 1995 Klubobmann etwa Konzepte für die Streit-  Höhere technische Lehranstalt in Graz-  Vorstandsmitglied der Kammer für Gösting 1983-1984 kräftestruktur an. Arbeiter und Angestellte für Mario Kunasek, FPÖ-Sportsprecher  Berufsschule (erlernter Beruf: Dreher) Steiermark 2000-2005 1984-1987 und Mitglied des Landesverteidigungsaus-  Ersatzmitglied der Hauptversammlung  Otto-Möbes-Akademie in Graz 1989 schusses, sagte, vieles, was Klug bei seiner der Bundesarbeiterkammer für  Sozialakademie der Kammer für Vorstellungsrede gesagt habe, werde von der Arbeiter und Angestellte Arbeiter und Angestellte in Mödling freiheitlichen Fraktion geteilt, es bleibe am  Mitglied des Landesdirektoriums des Ende des Tages jedoch zu hoffen, daß es Arbeitsmarktservice Steiermark 2003- 1989-1990 nicht wie so oft in der Sicherheits- und Ver- 2005  Studium der Rechtswissenschaften an teidigungspolitik nur Überschriften seien,  Ersatzmitglied der Generalversamm- der Karl-Franzens-Universität Graz betont Kunasek. „Die Großbaustelle Bun- lung der Gebietskrankenkasse (Mag. iur.) 1992-2001 desheer wurde von einem Verteidigungsmi- Steiermark seit 2004  Präsenzdienst 1987-1988 nister hinterlassen, der nie in diesem Amt angekommen ist. Er ist heute wieder dort, nämlich nicht zu vermuten, daß große Re- künftigen Aufgaben geklärt werden müßten – wo er eigentlich immer gewesen ist, nämlich formen bis zum Herbst noch angegangen „diese Aussage fehlt beim Verteidigungs- in einem parteipolitischen System, wo er werden. „Die Reformdebatte im Bundesheer minister noch. Klug soll die Karten auf den nicht die Sicherheit Österreichs, nicht das gibt es seit 30 Jahren, weitergebracht haben Tisch legen!“, so Hagen, der den Wunsch Wohl des Bundesheeres, sondern parteipoli- Rot und Schwarz bis dato nur wenig. Still- des Team Stronach nach einem Freiwilligen- tische Überlegungen in den Mittelpunkt stand ist eingemeißelt – das ist die ÖVP- heer bekräftigte. gestellt hat.“ Reform“, so Widmann. Peter Pilz, Sicherheitssprecher der Kunasek kündigt jedenfalls an, dort, wo Es gehe nicht darum, den Grundwehr- Grünen, sprach dem neuen Verteidigungs- es um das Wohl des Bundesheeres, auch um dienst attraktiver zu machen, wie der Mini- minister angesichts seiner Aufgabe „ein herz- das Wohl der Soldatinnen und Soldaten, die ster in einem Interview meinte, sondern dar- liches Beileid“ aus. Die Vorschußlorbeeren ja hervorragende Leistungen auch bringen, um, die bestmögliche Sicherheit und den von seiten der FPÖ wertete Pilz als Zeichen geht, als FPÖ konstruktiv mitzuarbeiten. bestmöglichen Schutz für die BürgerInnen in dafür, daß die Freiheitlichen, ebenso wie die „Ich halte aber natürlich auch fest, daß dort, Österreich sicherzustellen. „Das Bundesheer ÖVP, die Erwartung hegten, der neue Mini- wo wir Mißstände erkennen, dort wo wir ist kein Wohlfühlverein. ster werde ihre Sicherheitspolitik umsetzen. Stillstand oder Reformverweigerung erken- Team Stronach Landesverteidigungs- Der Minister finde zwei große Baustellen nen, natürlich wieder wie gewohnt mit dem sprecher Christoph Hagen erklärte, das vor, die Wehrpflicht und die Eurofighter, Zeigefinger drauf zeigen werden, um gege- Verteidigungsressort sei eine massive Bau- meinte Pilz. Der neue Minister habe hier in benenfalls als kantige Opposition diese Miß- stelle, daran werde Klug in den verbleiben- der Frage der Eurofighter vieles aufzuklären. stände aufzuzeigen“, so Kunasek. Auch im den sechs Monaten dieser Legislaturperiode Der Rechnungshof habe zum Beispiel auf 40 Bereich Sport sagte Kunasek eine konstruk- wenig ändern können – auch wenn er als Mio. Euro hingewiesen, die die Bundesre- tive Mitarbeit zu. ehemaliger Grundwehrdiener mehr Einsicht gierung nicht von der EADS für Vertragsver- BZÖ-Bündnissprecher Rainer Wid- in die Probleme beim Bundesheer habe. Um letzungen eingefordert habe. Dieser Verzicht mann sagte, klüger sei es gewesen, „den rasch sinnvolle Reformen einleiten zu kön- sei aufklärungsbedürftig, meinte Pilz, und Posten des Verteidigungsministers gar nicht nen, bot Hagen an: „Die Wehrsprecher wür- die Flugzeuge seien nicht mehr „fliegendes nachzubesetzen“. Es spräche nichts dagegen, den gerne mit Ihnen zusammenarbeiten – Schmiergeld“, sondern mittlerweile „flugun- die Agenden des Militärs durch den Bundes- gemeinsam zum Wohl der österreichischen taugliches Schmiergeld“. „ kanzler für diese kurze Zeit bis zur Natio- Bürger!“ Kritik übte er, daß für die angekün- Quellen: Bundespressedienst, BMLVS, SPÖ, ÖVP, FPÖ, BZÖ, nalratswahl miterledigen zu lassen. Es sei digte Bundesheerreform zunächst die zu- Grüne, Team Stronach, Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 16 Innenpolitik 75 Jahre »Anschluß« Am 12. März fand im Großen Redoutensaal in der Wiener Hofburg ein Gedenkakt zum 75. Jahrestag des 12. März 1938 statt. Foto: BMeiA / Minoritenplatz 8 Gedenkakt zu »75 Jahre Anschluß« im Großen Redoutensaal in der Wiener Hofburg

m 12. März fand im Großen Redouten- Schriftsteller Carl Zuckmayer als Augen- Soldaten in Österreich und damit den soge- Asaal in der Wiener Hofburg ein Ge- zeuge die Ereignisse in den Straßen Wiens nannten Anschluß an Deutschland noch zu denkakt zum 75. Jahrestag des 12. März am Abend des 11. März 1938, die sich am verhindern. 1938 statt. Bundespräsident Heinz Fischer 12. März noch steigerten. Mit den Worten „Wir weichen der Ge- hielt die Eröffnungsrede – es gilt das gespro- walt“ verkündete er am 11. März 1938 um chene Wort! Was war geschehen? 19.47 Uhr in einer Radiorede seinen Rück- Der deutsche Reichskanzler tritt. Herr Bundeskanzler! Frau Präsidentin hatte am 11. März 1938 der österreichischen Die ungeheure Spannung dieser Tage und des Nationalrates! Geschätzte Mitglieder der Staatsspitze ein auf wenige Stunden befriste- Stunden verwandelte sich in kürzester Zeit österreichischen Bundesregierung und der tes Ultimatum gestellt, in dem unter ande- in ungeheuren Jubel aber auch in Entsetzen. gesetzgebenden Körperschaften! Meine Da- rem verlangt wurde, den Nationalsozialisten In Wien und anderen Städten wehten men und Herren Botschafter! Herr Vor- Seyß-Inquart noch am gleichen Tag zum noch am 11. März abends zahlreiche Haken- sitzender der Landeshauptleutekonferenz! neuen österreichischen Bundeskanzler zu kreuzfahnen, einige davon sogar am Ge- Geschätzte Vertreter der Religionsgemein- ernennen und eine geplante Volksabstim- bäude der Polizeidirektion am Wiener Schot- schaften und der Opferorganisationen! Mei- mung über ein selbständig bleibendes Öster- tenring, obwohl noch kein einziger deut- ne sehr geehrten Damen und Herren! reich abzusagen. scher Soldat seinen Fuß auf österreichischen Ich heiße Sie alle sehr herzlich willkom- Bundespräsident Miklas weigert sich Boden gesetzt hatte. men und bedanke mich, daß Sie die Ein- zunächst – wie wir ja auch im Film gesehen Lassen wir nochmals Zuckmayer zu Wort ladung zu dieser gemeinsamen Gedenk- haben – die Forderungen des Ultimatums zu kommen. Er schreibt: Viele Gesichter gli- stunde angenommen haben. „Als einen erfüllen, doch Bundeskanzler Dr. Schusch- chen verzerrten Fratzen. Die einen aus Hexensabbat des Pöbels“ und „ein Begräbnis nigg betrachtete seinen Rücktritt als die ein- Angst, die anderen in wildem, haßerfüllten aller menschlichen Würde“ beschrieb der zige Chance, den Einmarsch deutscher Triumph. Es war ein Aufstand des Neids, der

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fassung – die These von der sogenannten Selbstausschaltung des Nationalrates von der Regierung Dollfuß mit Polizeigewalt durch- gesetzt und damit der Parlamentarismus zu Grabe getragen. Der Bürgerkrieg vom Februar 1934 ver- schärfte die Konflikte und die Erbitterung in unserem ohnedies bereits zutiefst gespalte- nen Land, wo die Massenarbeitslosigkeit verzweifelte Menschen einem Schicksal ohne Zukunftsperspektive aussetzte – und radikalisierte. Die Nationalsozialisten drängten auch in Österreich an die Macht. Ihr Putschversuch vom 25. Juli 1934, in dessen Verlauf Bundeskanzler Dollfuß ermor- det wurde, konnte zwar niedergeschlagen werden, aber dennoch – oder gerade deshalb – richteten sich die Hoffnungen einer rasch wachsenden Zahl von Österreicherinnen und Österreichern auf Hitler-Deutschland. Hitler hatte in der Zwischenzeit seine Diktatur gefestigt. Aber er ging noch viel weiter: Er machte den Antisemitismus zur Staatsideologie, baute Deutschland zu einem Führerstaat um und rüstete massiv für den Foto: Peter Lechner/HBF Krieg. Bundespräsident Heinz Fischer während seiner Eröffnungsrede Sein Hang zum Größenwahn trat immer Mißgunst, der Verbitterung, der blinden bös- Krieges, die Angst vor dem in Rußland sieg- deutlicher zu Tage. Er versetzte Massen in willigen Rachsucht.... reichen Bolschewismus, die als schmachvol- hysterische Begeisterung, indem er ihren Hitler ließ sich durch die Erfüllung des les Diktat empfundenen Friedensverträge Nationalstolz mißbrauchte. – Er reduzierte Ultimatums jedenfalls nicht bremsen. von Versailles und Saint Germain und vor die Arbeitslosigkeit durch Aufrüstung für In den Morgenstunden des 12. März 1938 allem auch die dramatische wirtschaftliche einen Krieg. – Er bediente tiefsitzende überschritten deutsche Soldaten die Grenze und soziale Lage schufen Verhältnisse, in Vorurteile wie Fremdenfeindlichkeit und zu Österreich, marschierten Richtung Linz denen die gemäßigten Parteien der Mitte Antisemitismus. – Das alles gestützt auf eine und weiter nach Wien. (und mit ihnen auch die Parlamentarische perfekte Propagandamaschinerie, die von Überall trafen sie auf stürmischen Jubel Demokratie) in Deutschland – aber auch in Joseph Goebbels aufgebaut und skrupellos und große Begeisterung. Österreich – mit wachsender Geschwindig- gelenkt wurde. keit Ansehen verloren, während radikale „Ein Volk, ein Reich, ein Führer.“ Meine sehr geehrten Damen und Herren, Kräfte immer mehr Anhänger gewannen. Da wollten auch sehr viele Österreicher liebe Zuseherinnen und Zuseher! Bei den Reichstagswahlen im Juli 1932 und Österreicherinnen dabei sein und Der sogenannte „Anschluß“ Österreichs wurde die NSDAP mit 37,4 Prozent stim- schwenkten die Hakenkreuzfahnen im an Hitler-Deutschland hatte zur Folge, daß menstärkste Partei im deutschen Reichstag. Taumel von falschen Hoffnungen. Österreich als selbständiger Staat von der 6 Monate später, im Jänner 1933 wurde Landkarte verschwand, daß die österreichi- Adolf Hitler zum deutschen Reichskanzler Sehr geehrte Damen und Herren! sche Fahne durch die Hakenkreuzfahne ernannt – vor allem auf Grund der Un- Eines muß an dieser Stelle allerdings mit ersetzt wurde, daß wir bald darauf mit allen einigkeit und Schwäche der gemäßigten aller Deutlichkeit angemerkt werden: Es gab Konsequenzen in den Zweiten Weltkrieg Parteien, aber auch als Resultat einer totalen auch ein anderes Österreich. hineingezogen wurden und daß auch Öster- Fehleinschätzung seiner tatsächlichen Ab- Ich meine jene Menschen, die über die reicher massiv an Verbrechen der National- sichten. Und er machte sich sofort daran, Ereignisse im März 1938 entsetzt waren, zu sozialisten beteiligt waren. All das wurde zu Demokratie und Rechtsstaat gründlich zu fliehen versuchten oder sich in die innere Bestandteilen unserer Geschichte, die uns zerstören. Emigration zurückzogen. Manche setzten bis heute schmerzvoll beschäftigen. Auch in Österreich wurde die Chance ihrem Leben ein Ende, andere waren zum Dieser 12. März 1938 kam aber nicht aus versäumt, durch Bereitschaft zur Zusam- Widerstand bereit und entschlossen. Viele heiterem Himmel. Er hatte eine lange menarbeit ein starkes demokratisches Zen- wurden mißhandelt und/oder verhaftet. Vorgeschichte. trum zu bilden. Sie wußten: Hitler bedeutet Krieg. Mit voller Wucht setzte diese Vorge- Im März 1933, nur zwei Monate nach der Heute wissen es alle – oder müßten es schichte schon mit dem Ende des Ersten Machtergreifung Hitlers in Deutschland, zumindest wissen – daß der 12. März 1938 Weltkrieges ein. Die Millionen Opfer dieses wurde in Österreich – unter Bruch der Ver- ein Tag der Katastrophe war.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 18 Innenpolitik Foto: BMeiA / Minoritenplatz 8 (v.r.): Bundeskanzler Werner Faymann, 2. Nationalratspräsident Fritz Neugebauer (2. Reihe), Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger, Oberrabbiner Chaim Eisenberg (2. Reihe), Unterrichtsministerin Claudia Schmied, Bundessprecherin der Grünen Eva Glawischnig (2. Reihe), Finanzministerin Maria Fekter, Team Stronach-Klubobmann Robert Lugar (2. Reihe), Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek

Und im Hinblick auf die jubelnden Hunderttausende deutsche und österreichi-  Weitere 130.000 wurden vertrieben und Massen und im Hinblick auf die von der sche Familien bekamen Nachricht vom lebten über den ganzen Erdball verstreut. ersten Stunde an gedemütigten und entrech- „Heldentod“ engster Angehöriger. Sie mußten erfahren, was es heißt politi- teten jüdischen Bürgerinnen und Bürger war Die Wannsee-Konferenz vom 20. Jänner scher Flüchtling zu sein. Auch das sollten er auch ein Tag der Schande! 1942 hatte die Grundlage zur sogenannte wir nicht vergessen oder verdrängen. Diesem dramatischen, deprimierenden „Endlösung der Judenfrage“, also die Stra-  Rund 20.000 Menschen – Erwachsene Tag, der uns bis heute schmerzvoll beschäf- tegie zur physischen Vernichtung der euro- und Kinder – wurden im Zuge der soge- tigt, ist diese Gedenkstunde gewidmet. päischen Juden geschaffen. Das Resultat nannten Euthanasieprogramme ermordet. Ich darf daher mit besonderem Respekt waren sechs Millionen ermordete Juden –  90 Prozent der in Österreich lebenden die Vertreter und Vertreterinnen der Organi- Männer, Frauen und Kinder. Roma und Sinti wurden Opfer des Ter- sationen von Opfern des NS-Regimes und Die Lebensbedingungen in Deutschland rors. von Gedenkinitiativen, aber auch Angehöri- und Österreich verschlechterten sich rapid.  9500 Österreicherinnen und Österreicher ge des Dokumentationsarchives des österrei- Die Diktatur wurde immer brutaler, um je- wurden als Widerstandskämpfer hinge- chischen Widerstandes begrüßen, deren Ver- den Widerstand niederzuhalten. Aber der richtet oder kamen in -Haft ums dienste ich gerade heute würdigen möchte. Untergang des Deutschen Reiches rückte Leben. unaufhaltsam näher. Sehr geehrte Damen und Herren! Als sich Hitler und andere NS-Größen Eine unvorstellbare Bilanz des Grauens. Die Menschen, die Sorge hatten, daß am 30. April 1945 durch Selbstmord ihrer Niemand kann sie aus dem Buch der Hitler nicht nur Diktatur, sondern auch Krieg Verantwortung entzogen hatten und der Geschichte streichen. bedeutet, haben Recht behalten. Zweite Weltkrieg in Europa am 8. Mai mit Am 1. September 1939 marschierte die der totalen Niederlage des Großdeutschen Liebe Österreicher und Österreicherin- Deutsche Wehrmacht – in die das Österrei- Reiches endete, war die Bilanz entsetzlich. nen! chische Bundesheer innerhalb von 24 Stun- Alles in allem haben weltweit mehr als War der 12. März 1938 – jedenfalls in der den nach dem Anschluß durch ein Dekret 60 Millionen Menschen – Soldaten und Öffentlichkeit und in den Straßen – ein Tag Hitlers eingegliedert worden war – in Polen Zivilisten – im Verlauf des Zweiten Welt- des propagandistisch orchestrierten Jubels, ein und eröffnete damit den Zweiten Welt- krieges ihr Leben verloren. so war der 27. April 1945, also der Tag der krieg. Allein in Österreich lautet die – keines- Wiedererrichtung eines selbständigen, demo- Und am 22. Juni 1941 startete die Deut- wegs vollständige – Bilanz von Krieg und kratischen Österreich, für die meisten ein sche Wehrmacht den Krieg gegen die Sow- Diktatur wie folgt: Tag echter Freude und Erleichterung über jetunion. Zunächst mit unglaublichen Er-  247.000 zur Deutschen Wehrmacht einge- die Befreiung vom Nationalsozialismus und folgen an dieser und an anderen Fronten. zogene österreichische Soldaten waren tot. über das bevorstehende Ende des Krieges. Aber dann begann sich das Kriegsglück zu  35.000 zivile Kriegsopfer sind in Öster- Ein Aufatmen wie nach einem Alptraum. wenden. Der weitere Kriegsverlauf war im- reich ums Leben gekommen. Aber es gab auch Unsicherheit über das mer mehr durch dramatische Niederlagen  66.000 österreichische Juden und Jüdin- weitere Schicksal unseres Landes. Dazu der Deutschen Wehrmacht charakterisiert. nen wurden Opfer des Holocaust. Hunger, Not und Zerstörung. Und nicht

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 19 Innenpolitik zuletzt die Angst jener, die Schuld auf sich Wunden können ohne Entzündungsgefahr Ich möchte mich daher heute sehr herz- geladen hatten. heilen. Und dieses Saubermachen der Wun- lich bei all jenen in Österreich bedanken, die Denn nur durch die Mitwirkung sehr vie- den hat lange Zeit auf sich warten lassen. gedrängt und geholfen haben, daß das längst ler Fanatiker, Anhänger und Mitläufer des Wieso zunächst die Kraft – und vielfach Fällige in Angriff genommen wurde. NS-Regimes und auch durch gezieltes auch der Wille – gefehlt hat, das Unrecht, das Lange war auch der Weg bis die Ver- Wegschauen konnte das totalitäre System Österreicher an anderen Österreichern, aber nichtungsaktionen gegen Roma und Sinti – aufgebaut werden, konnte die „Banalität des auch an Menschen anderer Nationalität in die Verbrechen an Homosexuellen – oder Bösen“ (wie es die Philosophin Hannah der NS-Zeit begangen haben, mit aller Klar- auch die Deportationen von Kärntner Slo- Arendt zu benennen versuchte) täglich funk- heit anzusprechen, einzugestehen und die weninnen und Slowenen beim Namen ge- tionieren. überlebenden Opfer um Verzeihung zu bit- nannt wurden. Und es hat auch noch andere Die vielen Verbrechen des „Dritten ten, ist eine der großen, nicht restlos geklär- menschenrechtswidrige Deportationen mit Reiches“ hätten nicht begangen werden kön- ten Fragen der Zweiten Republik. vielen Opfern gegeben. nen, Todesurteile nicht verhängt, Juden nicht Die Antwort ist so vielschichtig und von Besonders lange bereitete es Probleme, massenhaft verhaftet, abtransportiert und Einzelfall zu Einzelfall so unterschiedlich, Verständnis und Respekt für Wehrdienst- ermordet, Roma und Sinti nicht umgebracht daß sie nicht in einer allgemein gültigen verweigerer wie Franz Jägerstätter, für die und Nachbarn nicht denunziert, ohne daß es Formel zusammengefaßt werden kann. Es Männer und Frauen der gescheiterten Wi- unzählige Täter, Mittäter, Denunzianten und hat wohl auch politischer Opportunismus derstandsaktion vom 20. Juli 1944 oder für Ariseure, das heißt, größere, mittlere und eine Rolle dabei gespielt und es darf darüber Deserteure aus der Deutschen Wehrmacht zu kleinere Räder in der Maschinerie des NS- hinaus angenommen werden, daß manche, bekunden. Staates gegeben hat. die im März 1938 am Heldenplatz und an- Desertion aus der Hitler-Armee war und Es stimmt schon: Nach der Niederlage derswo so hysterisch gejubelt haben, und der ist aber mit der Desertion aus der Armee Hitlers und dem Ende des Krieges wurden Nazi-Partei nicht rasch genug beitreten eines demokratischen Staates absolut nicht etliche Verantwortliche für die NS-Ver- konnten, früher oder später wieder zur vergleichbar. brechen in den Nürnberger Prozessen und in Vernunft gekommen sind und erkannt haben, Erst in letzter Zeit haben wir uns immer anderen Verfahren zur Verantwortung gezo- daß sie Statisten eines Betruges und Mit- deutlicher zu der Erkenntnis durchgerungen, gen und harte Strafen – auch Todesurteile – wirkende an einer schrecklichen Tragödie wie sehr die verschiedensten Formen des verhängt. Aber viele der mittleren oder klei- waren, indem sie der Hitlerbewegung eine Widerstandes gegen Hitler und sein System neren Räder, die das NS-System in Öster- Massenbasis verschafften. des Terrors Anerkennung verdienen und daß reich funktionsfähig erhalten hatten, lebten Jedenfalls ist festzuhalten, daß sowohl dieser Anerkennung auch Ausdruck verlie- weiterhin mit Opfern dieses Räderwerks im das Verbotsgesetz, als auch das österreichi- hen werden soll. gleichen Staat – oft auch im gleichen Ort – sche Strafgesetzbuch, aber auch die Judi- Der heutige Gedenktag ist eine gute mehr oder weniger unbehelligt zusammen. katur des österreichischen Verfassungsge- Gelegenheit, dies mit aller Deutlichkeit aus- In dieser „moralischen Gemengelage“ richtshofes nach 1945 eine klare und mit zusprechen! ! und unter den schwierigen Bedingungen der Sanktionen versehene Linie gegen jede Form Nachkriegs- und Besatzungszeit Gut und der nationalsozialistischen Wiederbetäti- Sehr geehrte Damen und Herren! Böse, Wahrheit und Unwahrheit, Befehls- gung vorgegeben haben. Auch der Frage, ob die Zeit reif ist für notstand und aktives Mitmachen, Reue und Diese Linie war Grundkonsens für den einen sogenannten Schlußstrich unter das Opportunismus, Schuld und Unschuld im Aufbau der Zweiten Republik und muß es was zwischen 1938 und 1945 geschehen ist, Einzelfall mit der für einen Rechtsstaat er- auch bleiben!! möchte ich nicht ausweichen: forderlichen Sicherheit unterscheiden zu Meine Antwort lautet: Schlußstriche un- können, war enorm schwierig – und viel- Sehr geehrte Damen und Herren! ter Verbrechen dieser Dimension können leicht auch nicht immer gewollt. Was das schwierige und schmerzvolle weder von einzelnen Menschen, noch von Die damals in Österreich weitverbreitete Kapitel der sogenannten „Wiedergutma- Regierungen oder Parlamenten dekretiert Opfertheorie lautete kurz und bündig: Das chung“ oder besser gesagt einer Geste der werden. Übel des Nationalsozialismus kam von Entschuldigung und der Entschädigung für Aber ich darf an ein Motto erinnern, das außen, die Befehle kamen von oben, und wir die jüdischen Opfer der NS-Zeit betrifft, gab eine große Österreicherin, die jahrelang die waren vor allem Opfer, die für all das was es einen langen Weg von den ersten zaghaf- Qualen der Haft in einem Konzentrations- geschehen ist keine Verantwortung tragen. ten Restitutionsmaßnahmen über viele wei- lager erleiden mußte, nämlich Rosa Joch- Auch auf der Präambel der österreichi- tere kleine Schritte bis zu einer sich allmäh- mann, an ihrem Lebensabend formuliert hat. schen Unabhängigkeitserklärung vom 27. lich ändernden Geschichtsbetrachtung. Dieses lautet: Vergessen nein, verzeihen ja. April 1945 lag und liegt der Schatten einer Klare Worte wie sie z.B. von Bundes- Das halte ich für ein hohes Ideal im geschönten bzw. unrichtigen Darstellung der kanzler Vranitzky und von Bundespräsident Umgang mit der Vergangenheit. historischen Wahrheit. Klestil Anfang der 90er Jahre ausgesprochen Liebe Österreicherinnen und Österrei- Man wollte die Katastrophe hinter sich wurden, spielten dabei eine wichtige Rolle. cher! lassen und die Zukunft des Landes auf einer Besonders wertvoll war meines Erachtens 75 Jahre nach dem 12. März 1938 leben neuen Basis in Angriff nehmen. auch die Gründung des Österreichischen wir heute unter völlig geänderten Umstän- Die tiefen Wunden der Vergangenheit Nationalfonds und der Entschluß zur Ent- den. sollten verheilen. Das kann ich verstehen. schädigung von Zwangsarbeitern und Die Gefahr des Kommunismus existiert Aber nur gereinigte und sauber gemachte Zwangsarbeiterinnen. in Europa nicht mehr, die Grenzen in Europa

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 20 Innenpolitik sind international anerkannt, der National- Achtung der Menschenwürde, also zwischen oder zwischen verschiedenen Religionen sozialismus hat so viel Schreckliches zu ver- damals und heute ist. gibt und in dem wir die nationalen Egoismen antworten, daß er bei jedem Menschen, der Auch der Unterschied unseres Verhältnis- aber auch den individuellen Egoismus in seiner Sinne mächtig ist, Abscheu erregen ses zu Deutschland könnte nicht größer sein. Grenzen halten. muß. 1938 war Deutschland eine übermächti- Ein friedliches und solidarisches Europa. Und auch die Europäische Union be- ge, brutale Diktatur, während heute unser Ein demokratisches und soziales Europa, trachte ich trotz mancher Schwächen als Verhältnis zu Deutschland so gut ist, wie nie das seinen Grundwerten verpflichtet ist. Bollwerk gegen die dramatischen Verirrun- zuvor in unserer Geschichte. Das gilt auch Dafür lohnt es sich zu arbeiten. Und wenn gen des 20. Jahrhunderts. für unsere anderen Nachbarstaaten. Der wir uns von diesen Werten und Prinzipien Der Rückblick läßt uns klar erkennen, Rückblick auf den März 1938 hilft uns darü- nicht abbringen lassen, dann dürfen wir wie groß und kostbar der Unterschied zwi- ber hinaus den Weg in die Zukunft zu finden. sagen: Wir haben aus der Geschichte gelernt. schen Diktatur und Demokratie, zwischen Unser Ziel ist ein Europa, in dem es kei- Ich danke Ihnen. „ Krieg und Frieden, zwischen Rassismus und nen Haß zwischen verschiedenen Nationen Quelle: Präsidentschaftskanzlei

»Gruppe 40« Auf dem Wiener Zentralfriedhof wurde eine Gedenkstätte für 1200 Menschen eingeweiht, die – meist wegen ihrer Widerstandstätigkeit – hingerichtet wurden.

undeskanzler Werner Faymann, Innen- Bministerin Johanna Mikl-Leitner und weitere Mitglieder der Bundesregierung so- wie VertreterInnen von Opferverbänden nah- men am 11. März im Wiener Zentralfriedhof an einem Festakt anläßlich der Einweihung der Gedenkstätte „Gruppe 40“ teil. Während der NS-Herrschaft wurden im Wiener Landesgericht fast 1200 Menschen hingerichtet, meist wegen ihrer Widerstands- tätigkeit. Viele von ihnen wurden in Schacht- gräbern der „Gruppe 40“ auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben. Dieses Gebiet war vor dem Zweiten Weltkrieg für Armenbe- gräbnisse genutzt worden. Ebenso wurden Soldaten, die aufgrund von Urteilen der Militärjustiz am Militärschießplatz Kagran

exekutiert worden waren, hier vergraben. Foto: BKA / Andy Wenzel Damit wurde dieser Teil der „Gruppe 40“ zur Bundeskanzler Werner Faymann (r.), Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (r.) letzten Ruhestätte für zahlreiche Opfer einer mit der KZ Ravensbrück-Überlebenden Katharina Sasso (m.) und einer Vertreterin willkürlichen Justiz. und einem Vertreter von Opferverbänden vor der eingeweihten Gedenkstätte „Diese Gedenkstätte soll an eine furcht- gegen Rassismus, Faschismus und Rechts- ken. Mikl-Leitner betonte die große Bedeu- bare Zäsur in unserer Geschichte, an die extremismus. Das heißt auch, gemeinsam tung von Erinnerungsorten: „Gedenkstätten Grausamkeit des unmenschlichen Nazi-Re- gegen das Unrecht aufzustehen, sich in aller wie diese stellen eine Art Brücke zwischen gimes erinnern. Wir dürfen nie die dunkelste Deutlichkeit von Unmenschlichkeit abzugren- Vergangenheit und Gegenwart dar und sol- Zeit in der Geschichte unseres Landes ver- zen. Die Erinnerung ist uns Verpflichtung, len ein immerwährendes Mahnmal für unse- gessen oder kleinreden“, sagte der Bundes- sie enthält die Botschaft ,Niemals verges- re Nachkommen sein, niemals den Weg der kanzler. „Unser Ziel ist es, alles dafür zu tun, sen!“‘, schloß der Bundeskanzler. demokratischen Freiheit zu verlassen.“ daß solche Verbrechen gegen die Mensch- „Die Gräber der ,Gruppe 40‘ führen uns Zwei Schulprojekte sollen auch Jugend- lichkeit nicht mehr möglich sind. Aber immer wieder das Ausmaß und die Uner- liche für die Bedeutung der Gedenkstätte Friede, Freiheit und Demokratie gibt es nicht bittlichkeit der nationalsozialistischen Ver- sensibilisieren: Von der Landesberufsschule ohne ein Mindestmaß an Gerechtigkeit. Wir folgungs- und Tötungsmaschinerie vor Au- für Steinmetze im niederösterreichischen brauchen die Rechtsstaatlichkeit ebenso wie gen“, sagte Mikl-Leitner beim Festakt. Die Schrems werden an mehreren Projekttagen ein Klima des Respekts und der Anerken- Innenministerin nahm die Einweihung der Ausbesserungsarbeiten an Grab- und Ge- nung für andere Weltanschauungen und Gedenkstätte auch zum Anlaß, um der Über- denksteinen vorgenommen und die Wiener Religionen. Die Garantie, daß sich die Ge- lebenden des NS-Regimes, Katharina Sasso, Berufsschule für Gärtner und Floristen in schichte nicht wiederholt, kann nur unsere für ihren Beitrag zur Aufarbeitung und ge- Kagran übernimmt die Pflanzung von roten gemeinsame Gesinnung sein, ein Bündnis schichtlichen Bewußtseinsbildung zu dan- Rosen am Areal der „Gruppe 40“. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 21 Innenpolitik 10 Jahre Österreichische Freunde von Yad Vashem Am 4. März begingen die Österreichischen Freunde von Yad Vashem ihre Jubiläums-Generalversammlung im Wiener Rathaus. Als Festredner nahmen die obersten Repräsentanten des Staates Stellung zu Österreichs NS-Vergangenheit.

undespräsident Heinz Fischer bezog Beinmal mehr Position gegen Antisemi- tismus und Fremdenfeindlichkeit. Es werde immer notwendig sein, an die NS-Zeit und den Holocaust zu erinnern, daran zu for- schen und darüber zu berichten. Er betonte, daß es auch darum gehe, Lebensverhältnisse zu schaffen, die verhindern, daß fremden- feindliche Parolen, Schlagworte und Appelle an die negativen Seiten in der menschlichen Seele wirksam werden. Der Bundespräsident bedankte sich auch ausdrücklich beim Österreichischen Freun- deskreis für dessen unermüdliches Engage- ment. Die Ehrenpräsidentin der Österreichi- schen Freunde von Yad Vashem, National- ratspräsidentin Barbara Prammer, ging in Foto: Österreichische Freunde von Yad Vashem v.l.: BM Nikolaus Berlakovich, Vorsitzender Günther Schuster, BM Johanna Mikl- ihren Worten auf den 75. Jahrestag des „An- Leitner, Bundespräsident Heinz Fischer mit Gattin Margit, Nationalratspräsidentin schlusses“ ein. Die Nazis hatten ihre Macht Barbara Prammer, der Botschafter des Staates Israel, S.E. Aviv ShirOn, General- von oben, aber auch von unten erhalten. Die sekretärin Ulrike Schuster, Wiens Oberrabbiner Prof. Paul Chaim Eisenberg und Verfolgung in Österreich sei härter und grau- Yad Vashem-Chefhistorikerin Univ.-Prof. Dina Porat samer gewesen als in Deutschland, die Ent- Der Botschafter des Staates Israel, S.E. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath- eignungen besser organisiert, die Exilierun- Aviv ShirOn, betonte die Bedeutung der Ar- Pokorny strich einerseits die Änderung des gen viel brutaler. beit der Freunde von Yad Vashem für die jü- kollektiven Bewußtseins im Hinblick auf die Die Nachkriegsjustiz habe bald das In- dische Gemeinschaft. Das Richtige zu tun, sei NS-Vergangenheit hervor. Bei der Restitution teresse an der Strafverfolgung der NS-Täter für die Menschen in der NS-Zeit nicht leicht, sei man weiter fortgeschritten als in Deutsch- verloren. Heute sei es Verpflichtung eines sondern gefährlich gewesen. Aber auch heute land. Andererseits verwies der Stadtrat auch jeden einzelnen, sich mit der Geschichte zu sei es nicht selbstverständlich, so ShirOn. auf die kommende Ausstellung der Freunde befassen. Die Präsidentin hob die Leistun- Wiens Oberrabbiner Prof. Paul Chaim von Yad Vashem, die den österreichischen gen des Österreichischen Freundeskreises in Eisenberg erinnerte daran, daß das Geden- „Gerechten unter den Völkern“ gewidmet den letzten zehn Jahren hervor. Sie warb um ken an die Shoah nicht nur eine Angelegen- ist. Diese 90 ÖsterreicherInnen hatten in der Mitgliedschaft für den Freundeskreis und rief heit der Juden sei, sondern alle Menschen NS-Zeit ihr Leben riskiert, um Juden vor der dazu auf, den Verein mit einer Basisförde- betreffe. Hinter dem Gedenken stünden Ermordung zu retten. rung auszustatten. keine Revanchegelüste, aber das Erinnern Einen großartigen musikalischen Rah- Vorsitzender Günther Schuster betonte in müsse weitergeführt werden. men bot das Roman Grinberg-Quartett Klez- seiner Rede, daß die Organisation der Öster- Die Chefhistorikerin Yad Vashems, Univ.- mood. reichischen Freunde von Yad Vashem im Jahr Prof. Dina Porat, strich die Bedeutung der Die österreichischen Freunde von Yad 2003 mit zehn Mitarbeitern die Arbeit auf- Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte als zen- Vashem unterstützen die Ziele von Yad nahm und heute von 600 Mitgliedern unter- trale Forschungsstelle der Shoa hervor. Die Vashem. Die Aufgaben bestehen im wesent- stützt wird. historische Wahrheit des Holocaust werde lichen in der Erinnerung an den Holocaust in Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, die heute bezweifelt und angegriffen. Es würden Österreich durch spezielle Gedenk- und Er- auch für die KZ-Gedenkstätte Mauthausen viele Versuche unternommen, sie zu verän- ziehungsprojekte. zuständig ist, bezeichnete es als persönliches dern oder als Lüge darzustellen. Dem müsse Durch kulturelle Veranstaltungen soll Anliegen, die Erinnerung an den Holocaust entgegengewirkt werden. Kaum einer der auch die vielerorts verloren gegangene jüdi- hochzuhalten. Nur wer die Vergangenheit ken- heute in Österreich lebenden Menschen sei sche Kultur wiederbelebt und in Erinnerung ne, habe eine Zukunft. Es bedürfe vieler hel- am Holocaust beteiligt gewesen, aber alle gehalten werden. fender Hände, die Erinnerungsarbeit weiter- Menschen auf dieser Welt seien verantwort- Georg Schuster zuführen. lich für das, was von nun an geschehe. http://www.yad-vashem.net

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 22 Innenpolitik 8000 Männer und Frauen Schon bisher konnten rund 63.200 Namen der insgesamt mindestens 66.000 österreichischen Holocaustopfer auf der Website des DÖW abgerufen werden. Nach mühevollen Recherchen kamen nun 8000 biographischen Angaben hinzu. as Dokumentationsarchiv des österrei- Dchischen Widerstandes (DÖW) präsen- tierte im Rahmen einer Pressekonferenz am 6. März das Ergebnis jahrelanger Forschungs- arbeit: Mindestens 110.000 ÖsterreicherInnen fielen der Verfolgung durch das nationalso- zialsozialistische Regime zum Opfer – sie wurden als JüdInnen, als Roma und Sinti oder aufgrund ihrer geistigen oder körperli- chen Behinderungen ermordet, sie starben wegen ihrer Widerstandsaktivitäten oder weil sie den Normen des NS-Staates nicht ent- sprachen. Die Namen und Todesorte von mehr als 70.000 dieser Opfer konnte das DÖW in mühevoller Forschungsarbeit fest- stellen und der Öffentlichkeit zugänglich machen. 63.200 Namen der insgesamt mindestens 66.000 österreichischen Holocaustopfer sind in einer Datenbank auf der Homepage des DÖW abzurufen. Als diese im Jänner 2001 erstmals online gestellt wurde, waren es rund 62.000, mehr als 1000 Namen konnten seither zusätzlich gefunden werden. Die Na- men werden mit Informationen zu Deporta- tionszielen und Todesorten ergänzt – von be- kannten wie Theresienstadt oder Auschwitz bis hin zu Ghettos wie Opole oder wenig bekannten Todesstätten wie Maly Trostinec. Auf der Grundlage der in diesem Projekt gesammelten Erfahrungen wurden in Ko- operation mit dem Karl von Vogelsang- Foto: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Institut zur Erforschung der Geschichte der Widerstand gegen das NS-Regime, dem Mit den Ergebnissen dieses Projekts legt christlichen Demokratie in Österreich in Begriff politische Verfolgung und dem das Dokumentationsarchiv des österreichi- mehrjähriger Arbeit die Namen der österrei- Schicksal der Verfolgten nach der Befreiung schen Widerstandes erstmals auf konkrete chischen Opfer politischer Verfolgung re- 1945. Da es aufgrund nicht mehr oder nur empirische Forschung beruhende Angaben cherchiert. Damit sind sowohl Widerstands- schwer allgemein erfaßbarer Quellen bislang zur Zahl der Opfer politischer Verfolgung kämpferInnen aufgrund ihrer politischen nicht möglich war, auch die Opfer der Mi- vor. Die Gesamtzahl all jener, die im Wider- oder religiösen Überzeugung Verfolgte und litärjustiz vollständig zu erfassen, muß auf- stand aktiv waren, muß selbstverständlich auch jene Menschen zu verstehen, deren grund von Schätzungen von einer Gesamt- viel höher angenommen werden. Ungefähr Verhalten den Vorstellungen der National- zahl von rund 9500 Opfern politischer Ver- 100.000 Personen wurden beispielsweise sozialisten widersprach und die deshalb vom folgung ausgegangen werden. Es wird sicher- aus dem einen oder anderen Grund von der NS-Verfolgungsapparat erfaßt wurden. Die lich auch diese Datenbank im Laufe der Gestapo erfaßt. Und manchen gelang es, den Namen von rund 8000 Männern und Frauen nächsten Monate und Jahre noch ergänzt Verfolgern zu entkommen oder gar nicht in stehen ab sofort in einer Datenbank auf werden können. Die Mehrheit dieser Men- deren Fokus zu geraten. Die nun vorliegende jedem Interessierten für eigene Nach- schen, knapp über 4300, wurde in Konzen- Datenbank zu den Opfern politischer Verfol- forschungen zur Verfügung. trationslagern ermordet oder fiel den Haft- gung versteht sich ebenso wie die anderen Zu diesen Namen finden sich weiterfüh- bedingungen zum Opfer, rund 2150 wurden auf der Website des DÖW zur Verfügung rende Informationen zu den Terrorinstrumen- von der NS-Justiz zum Tode verurteilt und stehenden Datenbanken auch als virtueller ten des Nationalsozialismus wie Gestapo, hingerichtet oder starben in der Haft in einer Gedenkort für die Menschen, die den Terror Konzentrationslager und Justiz. Weitere Justizanstalt. Für 687 konnte kein genauer der Nationalsozialisten nicht überlebten. „ Beiträge widmen sich dem österreichischen Todesort festgestellt werden. http://www.doew.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 23 Innenpolitik Endergebnis der Wiener Volksbefragung 2013 Bürgermeister Michael Häupl dankt WienerInnen »fürs Mitmachen«.

tadträtin Sandra Frauenberger gab am S12. März das Ergebnis der Wiener Volks- befragung 2013 bekannt, die von 7. bis 9. März abgehalten wurde. Die Abstimmungs- beteiligung lag bei 38,70 Prozent. In dieser Summe sind sowohl alle Stimmen der An- nahmestellen als auch alle bis zum 12. März, 14 Uhr, rückgelangten Briefstimmkarten berücksichtigt.

Das Ergebnis zu den einzelnen Fragen  Frage: Wie soll die Parkplatzsituation und Lebensqualität für Bezirksbewohner/in- nen verbessert werden? A. Es sollen für jeden Wiener Bezirk Parkraumregelungen eingeführt werden. B. Es soll Lösungen für einzelne Bezirke geben (mit Berücksichtigung der Foto: Michele Pauty/PID Interessen der Nachbarbezirke). Bürgermeister Michael Häupl und Stadträtin Sandra Frauenberger über das Ergebnis der Wiener Volksbefragung 2013 Gültige Stimmen: 344.433 Ungültige Stimmen: 55.548 Gültige Stimmen: 365.687 die Olympiafrage, ob Sommer oder Winter, A: 36,52 % (125.775) Ungültige Stimmen: 34.294 erledigt. Auch wenn ich es sehr schade fin- B: 63,48 % (218.658) Ja: 67,06 % (245.231) de“, meinte der Bürgermeister. Das bedeute Nein: 32,94 % (120.456) aber nicht, daß man den Sport nun beiseite  Frage: Soll sich die Stadt um die Aus- schiebe: „Wir werden einen alternativen tragung der Olympischen Sommerspiele Das detaillierte Ergebnis ist im Internet Weg zu Olympia gehen.“ Es werde alles dar- 2028 bemühen? unter http://www.wahlen.wien.at abrufbar. an gesetzt, um den Breitensport zu forcieren Gültige Stimmen: 386.661 und die nötigen Voraussetzungen für Spit- Ungültige Stimmen: 13.320 Der Bürgermeister dankt den zensport zu schaffen. Zentren für Schwimm- Ja: 28,00 % (108.247) WienerInnen »fürs Mitmachen« sport und Leichtathletik nannte er hier als Nein: 72,00 % (278.414) „Die Entscheidungen der WienerInnen Beispiele für den Infrastrukturausbau. Der werden uneingeschränkt zur Kenntnis ge- zuständige Sportstadtrat Christian Oxonitsch  Frage: Die kommunalen Betriebe bieten nommen", betonte Wiens Bürgermeister werde beauftragt, in Einbindung mit den der Wiener Bevölkerung wichtige Dienst- Michael Häupl am 12. März. Im Zuge des Fachverbänden eine Bedarfserhebung durch- leistungen. Zum Beispiel Wasser, Kanal, wöchentlichen Mediengespräches verkünde- zuführen. Müllabfuhr, Energie, Spitäler, Gemeinde- ten der Bürgermeister und Stadträtin Sandra Am wichtigsten sei Häupl Frage drei ge- wohnbauten und öffentliche Verkehrs- Frauenberger die vorläufigen Ergebnisse der wesen: 86,96 Prozent waren für den Schutz mittel. Sind Sie dafür, daß diese Betriebe Wiener Volksbefragung 2013. „Die hohe der kommunalen Betriebe vor Privatisie- vor einer Privatisierung geschützt wer- Stimmbeteiligung von 29,46 Prozent zeigt, rung, ein Ergebnis wofür er den WienerIn- den? daß die Gegen-Kampagne – es handelt sich nen sehr dankbar sei. Der Schutz des Was- Gültige Stimmen: 388.605 um Wischi-Waschi-Fragen und man soll die sers klinge selbstverständlich, „ist es aber Ungültige Stimmen: 11.376 Stimmkarte im Mistkübel entsorgen – gründ- nicht“. Immer wieder gebe es Diskussionen Ja: 87,17 % (338.754) lich schief gegangen ist“, so Häupl. Bei kommunale Betriebe, wie etwa Gemeinde- Nein: 12,83 % (49.851) Frage eins zum Thema Parkraumbewirt- bauten, zu privatisieren, hier sei Wachsam- schaftung waren 62,52 Prozent der gültigen keit gefragt. Auch, daß sich 66,06 Prozent  Frage: Soll die Stadt nach dem Beispiel Stimmen dafür, daß es Lösungen für einzel- für weitere Projekte wie BürgerInnen-Solar- der Bürger/innen-Solarkraftwerke weitere ne Bezirke geben solle und damit für kraftwerke aussprachen, freute den Bürger- erneuerbare Energieprojekte entwickeln, Variante B. meister. Denn es gehe nicht nur um Ideo- die mit finanzieller Beteiligung der 71,94 Prozent sprachen sich gegen eine logie, sondern auch um die Gewährleistung Bürger/innen realisiert werden? Olympiabewerbung aus. „Damit ist für mich der Versorgungssicherheit. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 24 Österreich, Europa und die Welt Staatsspitze war in Rom Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger nahmen an der Amtseinführung von Papst Franziskus I. teil. Foto: BKA / Andy Wenzel Ein Blick auf den Petersplatz am Tag der Amtseinführung von Papst Franziskus I.

apst Franziskus I. (Jorge Mario Bergoglio, »Kardinal der Armen« 21jähriger. Kurz nach seiner Priesterweihe P76) ist der erste Vertreter Amerikas auf Daß der charismatische neue Papst als 1969 brachte er es zum Provinzial seiner dem Stuhl Petri. Mit dem Argentinier und „Kardinal der Armen“ gilt, kommt nicht von Ordensgemeinschaft in Argentinien (1973). Jesuiten ist seit mehr als 100 Jahren auch ungefähr: Bergoglio stammt aus einer Fami- Später Theologieprofessor, wurde er 1992 wieder ein Ordensmann auf dem Stuhl Petri. lie mit fünf Kindern, deren Vater aus Italien zum Erzbischof-Koadjutor von Buenos Die katholische Kirche hat damit ein für das eingewandert war und in Argentinien bei der Aires, 1998 zu dessen Erzbischof ernannt. 21. Jahrhundert von vielen erwartetes Ober- Bahn arbeitete. Wie viele seiner Landsleute 2001 machte ihn Papst Johannes Paul II. haupt aus der Weltkirche. besitzt der 1936 geborene Kardinal auch zum Kardinal, der zuletzt Mitglied in der Als Erzbischof von Buenos Aires benutz- heute neben der argentinischen auch die ita- Lateinamerika-Kommission, des Familien- te Bergoglio öffentliche Verkehrsmittel, be- lienische Staatsbürgerschaft und spricht rates, der Kongregation für den Gottesdienst wohnte ein Apartment statt einer Bischofs- Spanisch und Italienisch, dazu nach einem und die Sakramentenordnung und der Kon- residenz und setze sich für Benachteiligte Dissertations-Aufenthalt in Deutschland 1985 gregation für die Ordensleute ist. ein. Er war unter den Außenseiten der „Papa- auch etwas Deutsch. Der diplomierte Che- Theologisch ist der Ordensmann als eher bili“ gereiht, jedoch als durchaus chancen- miker gilt als Multitalent – als guter Koch, gemäßigt und dialogbereit einzuordnen, zu- reicher. Opernliebhaber, Freund der griechischen dem steht er der konservativen und sozial Bereits 2005 war Bergoglio fast zum Klassik, Shakespeares und Dostojewskis als engagierten Bewegung „Communione e Nachfolger Petri gewählt worden. Er konnte guter Schwimmer und kräftig, obwohl er seit Liberazione“ nahe. Seine vergleichsweise damals beim Konklave bis zu 40 der 115 Stim- Kindheit mit Lungenproblemen kämpfte. wenigen Worte haben Gewicht im traditio- men auf sich vereinen. Erst sein Rückzug zu- 2010 durchlebte er eine schwere Grippe, von nell katholischen Argentinien, in dem sich gunsten des erstgereihten Kardinals Joseph der er sich allerdings wieder erholt hat. 90 Prozent der 40 Millionen Einwohner zum Ratzingers hatte dessen Wahl mit großer Bergoglios kirchliche Laufbahn begann katholischen Glauben bekennen. Zu Weih- Mehrheit möglich gemacht. mit seinem Eintritt in den Jesuitenorden als nachten und Ostern besucht Bergoglio ein

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 25 Österreich, Europa und die Welt

Krankenhaus für arme Kinder oder ein Ge- fängnis, wäscht den Kranken oder Gefange- nen die Füße, doch sind öffentliche Auftritte nicht seine Sache: Bergoglio ist wortkarg und medienscheu.

»Gemäßigt und dialogorientiert« Interessant scheint zudem, daß der weit- hin als kirchenpolitisch gemäßigt und dia- logorientiert bekannte Kirchenfürst früher zu politischen Streitereien möglichst Distanz hielt, seit hier jedoch eine Kehrtwende mach- te: Immer wieder eskalierten in den Folge- jahren Streitigkeiten mit dem damaligen Prä- sidenten Nestor Kirchner, den Bergoglio öf- fentlich kritisierte. Seine Regierung respek- tiere die demokratischen Institutionen nicht, sie handle konfrontativ und autoritär, warf er ihr vor. Ein Hauptstreitpunkt war die Sozial- und Sexualpolitik – so hatte Kirchner etwa gegen den Wunsch des Vatikans einen argen- tinischen Militärbischof entlassen, der sich kritisch zur Abtreibungspolitik geäußert hatte. Seit dem Tod Kirchners 2010 herrscht mit dessen Frau Cristina Fernandez Kirchner – der nunmehrigen Präsidentin der Gaucho- Nation – ein freundlicherer Ton.

Die Amtseinführung Offizielle Delegationen aus 132 Staaten nahmen am 19. März an der großen Messe von Franziskus zu dessen Amtseinführung teil. Die Leiter der Delegationen trafen un- mittelbar nach Ende des Gottesdienstes zu einer kurzen Begegnung mit dem Papst zusammen. Unter ihnen waren 33 Staats- oberhäupter, zwölf Regierungschefs sowie Foto: HBF / Peter Lechner sechs regierende Monarchen. Der Empfang Den neuen Papst kennzeichne seine Nähe zu den Menschen (siehe den ausge- im Petersdom für sie dauerte mehr als eine streckten Daumen im Bild), die Schlichtheit im Lebenswandel und eine tiefe Spiritualität, sagte Wiens Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn. Stunde. Unter ihnen: Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann einsetzt“, so der Bundeskanzler, der nach Wochen hat die Bedeutung und das Interesse und Vizekanzler und Außenminister Michael seiner Teilnahme an der Amtseinführung auf der Menschen eindrucksvoll gezeigt. 5,5 Mil- Spindelegger. seiner offiziellen Facebook-Seite schrieb, lionen Katholiken in Österreich und 1,2 Mil- Bundeskanzler Werner Faymann sagte „Papst Franziskus hat bei seinem heutigen liarden Katholiken weltweit haben auf diese am 13. März, „die heutige Wahl des neuen Amtsantritt im Petersdom keinen Zweifel wichtige Entscheidung gewartet.“ Er, Spin- Papstes ist für Millionen Katholiken auf der daran gelassen, daß Armutsbekämpfung sein delegger, freue sich über diese Wahl und Welt ein wichtiges Zeichen gewesen. Ich gra- dringlichstes Anliegen ist. Die Hoffnung und hoffe, „daß wir den neuen Heiligen Vater, so tuliere Papst Franziskus I. Für diese Aufgabe Begeisterung, daß der neue Papst zu einer wie die beiden vorigen Päpste, auch in Ös- wünsche ich ihm Kraft“, so Faymann. „Ich der brennendsten Fragen der Gegenwart so terreich willkommen heißen können. Ich hoffe, daß Franziskus den Dialog in den Mit- klare Worte gefunden hat, war deutlich zu wünsche dem neuen Papst Gottes Segen und telpunkt seines Pontifikats stellen wird. Die spüren. Ich bin sehr froh, an diesem histori- die Kraft, das Schiff der Kirche verantwor- Bestellung des ersten Papstes aus einem Land schen Ereignis teilgenommen zu haben.“ tungsvoll in die Zukunft zu steuern“, so der dieser Region ist ein wichtiges Zeichen für Vizekanzler und Außenminister Michael Vizekanzler. die vielen gläubigen Katholiken Lateiname- Spindelegger bezeichnete die rasche Eini- Kardinal Christoph Schönborn, Erz- rikas. Ich hoffe, daß sich der neue Papst für gung im Kardinalskollegium als „Zeichen der bischof von Wien, sagte gegenüber „Kath- Frieden, für arme Menschen und den Kampf Hoffnung und Beweis für die Einheit der press“ in einer ersten Stellungnahme, alles gegen die Armut – besonders in der heutigen katholischen Kirche“. „Die weltweite Auf- spreche dafür, „daß die Kardinäle einen sehr Zeit ist das von besonderer Notwendigkeit – merksamkeit der vergangenen Tage und guten Hirten gewählt haben“. Der Name

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 26 Österreich, Europa und die Welt

Franziskus des neuen Papstes sei program- matisch. Schon als Erzbischof von Buenos Aires habe der neue Papst ein sehr glaub- würdiges christliches Zeugnis gegeben, „nahe bei den Menschen und besonders bei den Armen, sehr engagiert im sozialen und gesellschaftlichen Bereich und zugleich auch den Priestern sehr nahe“. Schönborn: „Ich denke, wir werden mit Papst Franziskus noch gute und schöne Überraschungen erle- ben.“ Persönlich habe er sich über die Wahl des Kardinals aus Argentinien „riesig ge- freut“. Papst Franziskus habe auch schon kurz nach seiner Wahl erste beeindruckende Zeichen gesetzt, als er auf dem Balkon in der einfachen weißen Papst-Soutane aufgetreten war, ohne weitere Attribute und auch mit sei- nem einfachen bischöflichen Brustkreuz. Er habe auch zuerst als Bischof von Rom seine Diözese begrüßt, die Menschen um ihr Gebet für ihn gebeten und sich vor ihnen verneigt. Schönborn: „Das war eine beein- Papst Franziskus I. begrüßt Bundespräsident Heinz Fischer und Gattin Margit. druckende starke Geste.“ Der Kardinal ist überzeugt, daß der Papst die überfällige Reform der vatikanischen Kurie gelingen werde. Franziskus sei bei aller Herzlichkeit zugleich zielstrebig und konsequent und werde den von Papst Bene- dikt XVI. zum Teil begonnenen Weg weiter- führen. Notwendig sei vor allem eine Re- form der Struktur hin zu mehr horizontaler Kommunikation, sagte Schönborn. Das sei auch in den Diskussionen unter den Kardi- nälen bei den Generalkongregationen vor dem Konklave deutlich geworden. Den neuen Papst kennzeichne seine Nähe zu den Menschen, die Schlichtheit im Le- benswandel und eine tiefe Spiritualität, sagte Schönborn. In Rom herrsche große Freude bei den Menschen, ein „Frühlingswind des Evangeliums“ wehe durch die Stadt. Wie der Papst nach dem Sonntagsgottesdienst in der

Pfarre St. Anna allen Meßbesuchern die Hand Fotos: HBF / Peter Lechner geschüttelt habe, mache diese neue Freude v.l.: Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger, Bundeskanzler Werner und den neuen Wind spürbar. Faymann, Margit Fischer, Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und Der evangelisch-lutherische Bischof Bundespräsident Heinz Fischer nach den offiziellen Feierlichkeiten am Petersplatz. Michael Bünker gratuliert Kardinal Jorge dürfte durch sein bisheriges Wirken und die Dialog und weitere Schritte zu mehr Ge- Mario Bergoglio zur Wahl als Oberhaupt der Wahl seines Namens auch deutlich die Op- meinschaft“. Diese Fortschritte würden „drin- römisch-katholischen Kirche. „Ich freue tion der Kirche für die Armen herausstrei- gend gebraucht“. Notwendig sei ein „starkes mich mit der Schwesterkirche über die ra- chen. Er hoffe, daß der neue Papst gemäß Miteinander der Kirchen und Religionsge- sche überzeugende Entscheidung“, sagte seinem Namensgeber auch Reformfreude meinschaften in einer globalisierten Welt“, Bünker in einer ersten Reaktion. Vom neuen zeigen werde. Bünker verwies auf die öku- denn so würde jede einzelne Kirche glaub- Papst Franziskus I. erwartet der Bischof, der menische Offenheit der jesuitischen Theolo- würdiger. Wenn der Name „Franziskus“ auch Generalsekretär der Gemeinschaft gie der letzten Jahrzehnte, die sich etwa auch Programm sei, dann dürfe man vom neuen Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) beim zweiten Vatikanischen Konzil bei Papst auch erwarten, daß er den „ungezügel- ist, „ökumenische Offenheit“. Seine Wahl Theologen wie Karl Rahner gezeigt habe. ten Kapitalismus“ zähme. „ bewertet Bünker als sehr positives Signal für Das mache berechtigte Hoffnung auf Quellen: Präsidentschaftskanzlei, Bundespressedienst, Kathpress, die Universalität der Kirche. Der neue Papst Fortschritte in der Ökumene, hin zu „mehr Facebook, ÖVP, EpdÖ

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 27 Österreich, Europa und die Welt UNO-Soldaten bleiben nur bei Sicherheit Außenminister sieht mangelnden Respekt für Einsatz von Blauhelmen – und begrüßt Einigung im Bankenstreit zwischen Kroatien und Slowenien.

fenstillstandslinie zwischen Israel und Sy- rien. Die UNO-Soldaten sind wieder frei. Österreich ist gegenwärtig mit 371 Mann auf dem Golan vertreten.

Letztes Hindernis für Kroatiens EU-Beitritt ist aus dem Weg Spindelegger gratulierte – ebenfalls am Rande des EU-Außenministerrats in Brüs- sel – Slowenien und Kroatien zur Unter- zeichnung des Memorandums of Understan- ding zur Beilegung des Streits um die Ljubljanska Banka. „Erst der Wille der bei- den Regierungschefs zur Lösung dieses bila- teralen Problems hat den Durchbruch er- möglicht. Das sollte die gesamte Region inspirieren. Mit dieser Einigung ist der Weg für den EU-Beitritt Kroatiens endgültig frei“, freute sich der Vizekanzler.

Foto: BMeiA / Dragan Tatic „Diese Einigung stellt wieder einmal die Vizekanzler Michael Spindelegger beim Rat für Auswärtige Angelegenheiten Fähigkeit der europäischen Integration, Konflikte durch Verhandlungen friedlich zu ach der Entführung von auf den Golan- abzulehnen sind.“ Eine stärkere militärische lösen, unter Beweis.“, betonte Spindelegger. Nhöhen stationierten UNO-Beobachtern Auseinandersetzung führe nicht zum Frie- Er freue sich auf den Tag, an dem Kroatien hat Vizekanzler und Außenminister Michael den, sondern nur zu einer neuen Eskalation, gleichberechtigtes Mitglied der EU sei, denn Spindelegger am 11. März vor einem Abzug sagte Spindelegger. „Kroatien hat nicht nur eine wichtige Vor- von Blauhelmen gewarnt. Die österreichi- In Syrien müsse die EU daraufsetzen, daß bildwirkung für die anderen Staaten des schen UNO-Soldaten würden „vorerst blei- die Opposition mit Regierungsvertretern zu westlichen Balkans, es ist gleichzeitig auch ben“, sagte er vor Beratungen der EU-Aus- Gesprächen zusammenkommt, um eine neue Wegbereiter für die gesamte Region bei der senminister in Brüssel zu Syrien. „Aber klar Regierung zu bilden. Auf diese Art müsse Annäherung an die EU. Mit dem Beitritt ist schon, nur dann wenn auch ihre persönli- auch eine Perspektive für die Menschen in Kroatiens werden wir einen weiteren Partner che Sicherheit gewährleistet ist“, fügte Spin- Syrien greifbar werden. für gemeinsame Initiativen bei der Gestal- delegger hinzu. Die EU tue das richtige, indem sie Flücht- tung des Erweiterungsprozesses am westli- Immer mehr sei zu sehen, daß derartige linge an Ort und Stelle und in den Nach- chen Balkan gewinnen“, so der Vizekanzler. Grundfragen – wie die Blauhelme, die im barländern bei der Aufnahme unterstütze, Der langjährige Streit um ex-jugoslawi- Interesse beider Seiten dazwischen stehen, glaubt der Vizekanzler. Österreich habe hier sche Deviseneinlagen bei der kroatischen nicht mehr respektiert würden, mahnte der auch entsprechende Mittel aufgewendet, um Filiale der Ljubljanska Banka drohte den Außenminister. „Das wäre ein katastropha- menschenwürdige Unterbringungsmöglich- EU-Beitritt Kroatiens zu behindern. Die im les Signal, nicht nur für die Golanhöhen, keiten zu schaffen. Die Zusammenarbeit mit Memorandum of Understanding vereinbarte sondern insgesamt für UNO-Truppen.“ der Türkei, dem Libanon und Jordanien Lösung sieht vor, den Streit im Rahmen eines Ein „Hauptproblem“ sieht Spindelegger werde forciert, damit man die Menschen in Sukzessionsabkommens zur Rechtsnachfol- auch in der Uneinigkeit der syrischen Op- der Region halte und ihnen eine Rückkehr ge der Staaten Ex-Jugoslawiens zu lösen. position. Gäbe es dort eine Führungsstruk- nach der Befreiung Syriens ermögliche. Kroatien soll Klagsvollmachten für zwei tur, in der sich alle Gruppierungen aufgeho- 21 philippinische UNO-Beobachter wa- kroatische Banken für Zivilprozesse gegen ben fühlten, wäre in Syrien selbst die Un- ren am 6. März auf den Golanhöhen von einer die slowenische Bank einfrieren, Slowenien terstützung für Präsident Bashar-al-Assad bewaffneten Gruppe syrischer Rebellen als dafür den EU-Beitrittsvertrag mit Kroatien nicht so groß. „Ich sehe nur, daß alle radika- Geiseln genommen worden. Die Entführer ratifizieren. Dieser sieht den 1. Juli 2013 als len Tendenzen, ob auf der Seite der Regie- forderten den Rückzug syrischer Regierungs- Zieldatum für das Inkrafttreten vor. „ rungstruppen oder mancher Oppositioneller truppen aus der Region Jamla nahe der Waf- Quellen: BMeiA / APA

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 28 Österreich, Europa und die Welt Was sich die EU 2013 in der Außenpolitik vornimmt Erweiterungsprozeß und regionale Partnerschaften als Schwerpunkte

as EU-Arbeitsprogramm für das Jahr dem Gebiet der Meinungs- und Presse- in diesem Zusammenhang auf die Verstär- D2013 auf dem Gebiet der Außen- und freiheit. Die EU wolle aber den Dialog mit kung der österreichischen Präsenz etwa Europapolitik ist Gegenstand eines Berichts, der Türkei in weiten Bereichen vertiefen, um durch die Eröffnung der Österreichischen den Außenminister Michael Spindelegger eine konstruktive und positive Beziehung zu Botschaft in Baku oder die ADA-Schwer- Anfang März dem Parlament vorgelegt hat. ermöglichen, unterstreicht der Bericht. Ös- punktsetzung in Georgien und Armenien hin. Das umfangreiche Papier listet die zahlrei- terreich sieht die Türkei als einen wichtigen chen Initiativen der irischen, litauischen und Partner, doch seien ohne Intensivierung der Schwerpunkte Religionsfreiheit, griechischen Präsidentschaft auf und rückt Reformen keine Verhandlungsfortschritte Medienfreiheit, Kinderrechte dabei auch einzelne Punkte von besonderem und ohne Normalisierung der Beziehungen Die EU wird sich weiterhin für ein star- Interesse für Österreich, wie etwa die EU- zu Zypern keine Änderungen des Status Quo kes multilaterales Menschenrechtssystem Erweiterung in Richtung Westbalkan, die re- zu erwarten, gibt der Bericht zu bedenken. einsetzen, das es ermöglicht, die Umsetzung gionalen Partnerschaften oder das Engage- Die Verhandlungen müssen vor dem Hinter- von Menschenrechtsnormen unparteiisch zu ment der Union in Sachen Menschenrechten, grund der Aufnahmefähigkeit der EU ergeb- beobachten und alle Staaten zur Rechen- ins Bild. nisoffen bleiben, betonen die Verfasser. An- schaft zu ziehen, heißt es programmatisch gestrebt wird eine „maßgeschneiderte“ Lö- im Bericht. Österreich wird dabei als Mit- Der Westbalkan braucht eine sung, ein völliges Einfrieren der Verhandlun- glied des UN-Menschenrechtsrates verstärkt europäische Perspektive gen hält der Bericht für kontraproduktiv. seinen Beitrag leisten, kündigt das Papier an Die Länder des Westbalkans stehen im und hebt in diesem Zusammenhang die The- Zentrum der nächsten Schritte zur Erweite- Donauraum und Schwarzmeerregion menbereiche Religionsfreiheit und Schutz rung der Europäischen Union. Kroatien wird als regionale Partnerschaften religiöser Minderheiten, Medienfreiheit und als erster Staat der Region am 1. Juli 2013 Großen Stellenwert mißt der Bericht der Schutz von Journalisten sowie Kinderrechte der EU beitreten. Was die übrigen Länder EU-Strategie für den Donauraum zu, an der und Schutz vor Ausbeutung als besondere betrifft, unterstreicht der Bericht zunächst sich insgesamt 14 Donauländer beteiligen. Schwerpunkte des österreichischen Engage- die Rolle des Stabilisierungs- und Assozi- Österreich nimmt dabei eine wichtige Rolle ments hervor. Das Thema Menschenrechte ierungsprozesses bei der Stärkung der bilate- ein und koordiniert drei der zwölf Themen- klingt aber auch in den Passagen des Be- ralen, politischen und wirtschaftlichen Ver- bereiche – Binnenschifffahrt, Förderung von richts zum „Arabischen Frühling“ an. Die bindungen der EU mit der Region und der Humanressourcen sowie Stärkung der insti- Umwälzungen in der arabischen Welt reflek- Vorbereitung weiterer Reformen. Stabilisie- tutionellen Kapazitäten. Die Entwicklung der tieren das Streben der Bevölkerung nach rungs- und Assoziierungsabkommen sind Beziehungen zu den Ländern der Schwarz- Demokratie, Sicherheit und Gerechtigkeit, bereits mit allen Staaten des Westbalkans meerregion wiederum sieht der Bericht als heißt es darin. Die EU werde ihre Unter- unterzeichnet, Kandidatenstatus wurde, wie logische Fortsetzung der Donauraumstrate- stützung danach ausrichten. Der Erfolg des der Bericht erinnert, Mazedonien, Monte- gie und der von Österreich auf dem West- Übergangsprozesses in den einzelnen Staa- negro und zuletzt auch Serbien zuerkannt. balkan gewonnenen Erfahrungen. Demnach ten werde letztlich auch an der Einhaltung Aus österreichischer Sicht bleiben die west- stellt die Vertiefung der Beziehungen zu den der Menschenrechte und am Schutz der eth- lichen Balkanländer auch 2013 eine außen- Schwarzmeerländern auch 2013 wieder einen nischen und religiösen Minderheiten gemes- politische Priorität. Die europäische Per- Schwerpunkt der österreichischen Außen- sen werden, mahnt der Bericht. „ spektive dieser Staaten müsse weiter voran- politik dar, bekräftigt der Bericht und weist Quellen: Parlamentskorrespondenz getrieben werden, da sie für die fortgesetzte Stabilisierung und Entwicklung der Region 3, 7 Millionen Euro für Jugendprojekte in Österreich Westbalkan unersetzlich sei, heißt es dazu im Bericht. ie Fördermittel des EU-Programms „Mit ,Jugend in Aktion‘ unterstützt die D„Jugend in Aktion“ wurden erhöht: 3,7 EU außerschulische Projekte von und für Türkei: Österreich für Millionen Euro stehen dieses Jahr für Ju- junge Menschen. Ziel ist es, junge Leute zu »maßgeschneiderte« Lösung gendprojekte in Österreich bereit. Unter- motivieren selbst aktiv zu werden und an der In Sachen Türkei – der Bericht spricht stützt werden damit außerschulische Pro- Gestaltung eines gemeinsamen Europas mit- von einem „Sonderfall“ – werden mangeln- jekte von und für junge Menschen. Mehr als zuwirken“, freut sich Gerhard Moßhammer, de Fortschritte bei der Erfüllung der politi- 4000 junge ÖsterreicherInnen haben im Jahr Leiter des Interkulturellen Zentrums, wel- schen Kriterien für den Beitritt konstatiert. 2012 davon profitiert. Jugendliche von 13 ches als Nationalagentur für die Verwaltung Großen Aufholbedarf ortet die Union vor bis 30 Jahren sowie Vereine und Organisa- des EU-Programms in Österreich verant- allem bei der Verbesserung der Beziehungen tionen, die mit dieser Zielgruppe arbeiten, wortlich ist. „ zum EU-Mitgliedsland Zypern sowie auf können um Förderung ansuchen. http://www.jugendinaktion.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 29 Österreich, Europa und die Welt Städteindex 2012: Wien als innovativste Stadt Europas Unter 445 Städten weltweit auf dem 3. Platz hinter Boston und New York

er jährlich veröffentlichte „Innovation DCities Global Index“ der australischen Innovationsagentur 2thinknow, der weltweit 445 Städte hinsichtlich ihres Innovationspo- tentials miteinander vergleicht, brachte ein für die WienerInnen erfreuliches Ergebnis. Die Stadt Wien belegte dabei aktuell den 3. Platz, nur knapp hinter den beiden ex aequo gereihten US-Städten Boston und New York und machte damit gegenüber dem Jahr 2011 zwei Plätze gut. Innerhalb Europas gilt Wien damit sogar als die innovativste Stadt und liegt auf dem 1. Platz, knapp vor Paris, Mün- chen und London sowie vor Kopenhagen und Amsterdam. Gleichzeitig erhielt Wien von den Analysten des Instituts das Prädikat „Nexus City“ verliehen, das den 35 innova- tivsten Städten der Welt vorbehalten ist. Der Index wird alljährlich publiziert, um Innova- Foto: Alexandra Kromus / PID tionsträgern bei der Festlegung zu helfen, an v.l.: Wolfgang Müller (Magistratsdirektor-Stv.), Stadträtin Sandra Frauenberger, Vizebürgermeisterin Renate Brauner und Claus Hofer (GF ZIT) welchen Orten der Welt innovative Ideen die besten Rahmenbedingungen zur Realisie- ort getroffen werden“, freut sich Wirtschafts- ture durchgeführt hat. Durch die geförderten rung vorfinden. stadträtin Vizebürgermeisterin Renate Brau- Projekte wurden im vergangenen Jahr 1300 ner über die Auszeichnung Wiens als Europas Arbeitsplätze gesichert und geschaffen. 162 Bewertungskriterien innovativste Stadt. Bei der FFG, dem größten österreichi- Das Bewertungssystem der 2006 gegrün- „Wir freuen uns über jede Top-Plazie- schen Fördergeber für Forschung und Inno- deten Innovationsagentur 2thinknow enthält rung, denn sie veranschaulicht deutlich, wie vation, holen sich Wiener FördernehmerIn- laufend aktualisierte Daten von 1540 Städ- gut Wien im internationalen Vergleich auf- nen jährlich außerdem rund 100 Mio. Euro ten, von denen 445 in die Wertung genom- gestellt ist. Innovation ist wirtschaftlich ein- für Forschungsprojekte. Die Forschungs- men wurden. Bei der Untersuchung von 31 deutig meßbar – rund zwei Drittel unseres quote Wiens ist die letzten Jahre kontinuier- Innovationsbereichen stützt sich die Agentur realen Wirtschaftswachstums sind laut einer lich gestiegen und liegt 3,5 Prozent nach auf insgesamt 162 Indikatoren anhand derer WIFO Studie auf Innovation zurückzufüh- Forschungsstandort, 3,9 Prozent nach Unter- die Bewertung, Definition und Schaffung ren. Innovation schafft Arbeitsplätze sowie nehmensstandort klar über dem Europa- einer innovativen Stadt festgestellt werden Wettbewerbsvorteile und wirkt nachhaltig. schnitt. soll. Für den aktuellen Bericht wurden diese Mit konkreten Angeboten wie der neuen Indikatoren in drei Faktoren zusammenge- Ansiedlungsförderung für Betriebe, die sich Innovation als Standortvorteil faßt: Kulturgüter, humane Infrastruktur – vor in der Stadt neu ansiedeln oder ihren beste- Innovation schafft auch klare Standort- allem Mobilität, Startups, Bildung, Tech- henden Standort in der Stadt substantiell er- vorteile – so bietet die Stadt mit dem Expat nologie – sowie vernetzte Märkte. Auf Basis weitern wollen, setzen wir gezielt Anreize Center der Wirtschaftsagentur Wien seit dieser Faktoren wird gemessen, welche für nachhaltige Innovationen“, so Brauner zweieinhalb Jahren ein innovatives Service- Voraussetzungen es in den einzelnen Städten weiter. und Beratungscenter für internationale Fach- gibt, um innovative Ideen erfolgreich in Die Wirtschaftsagentur Wien Gruppe hat und Führungskräfte an, das in Europa mitt- regionale oder globale Innovationen umzu- im vergangenen Jahr rund 700 Projekte von lerweile einige Nachahmer gefunden hat. setzen. Wiener Unternehmen mit rund 33 Millionen Ein sichtbares Zeichen für die Inno- Euro gefördert. Innovation spielt dabei eine vationskraft der Wiener Wirtschaft findet Brauner: Top-Ranking Wiens bestätigt maßgebliche Rolle – ein Großteil der Förde- sich in der Seestadt. Hier hat die Wirtschafts- Innovations-Förderungen der Stadt rungen ist auf die Unterstützung von Inno- agentur Wien mit dem Technologiezentrum „Das hervorragende Abschneiden Wiens vation ausgelegt. Zum Beispiel das Pro- aspern IQ eine Gewerbeimmobilie der Zu- im weltweiten Innovationsranking ist eine gramm „Innovation“ der ZIT oder der Wett- kunft errichtet. Bei Planung und Errichtung weitere Bestätigung für die nachhaltigen bewerb „focus Kooperation“, den die Wirt- wurden höchste ökologische Standards Maßnahmen, die von der Stadt für den Stand- schaftsagentur Wien gemeinsam mit depar- umgesetzt. So produziert das aspern IQ mehr

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 30 Österreich, Europa und die Welt

Energie als es verbraucht, auf der Fassade als 40 Produkte und Dienstleistungen, die Wiener Stadtwerken und Wien Holding wächst Schilf und Heizkörper sind gänzlich bereits jetzt von der Stadt Wien und ihren Vorschläge, wie die Stadtverwaltung ein pro- überflüssig. Für die Unternehmen stehen Unternehmen eingesetzt werden“, freut sich fessionelles Innovationsmanagement imple- Büros, Labors aber auch Produktionsflächen die Vizebürgermeisterin über die Stadtver- mentieren kann. Die Koordination dieser zur Verfügung. Das aspern IQ bietet 6000 m² waltung als Motor für die Wiener Wirtschaft. Gruppe übernimmt die ZIT – Die Technolo- Platz für Zukunftsbranchen aus dem Techno- gieagentur der Stadt Wien. logiebereich, die ein großes Wachstums- Schritt zum professionellen potential in der Stadt haben. Unter den ersten Innovationsmanagement Die ZIT Mietparteien im Technologiezentrum ist die Bereits heute überprüft die für Beschaf- begleitet Wiener Unternehmen als Tochter research TUb, eine Tochtergesellschaft der fung zuständige MA 54 bei jedem Einkauf, der Wirtschaftsagentur Wien im gesamten TU Wien. Die Wissenschaftler wollen mit ob es eine innovative Alternative gibt. „Der Innovationsprozeß: mit Beratungsangebo- ihrem Unternehmen eine Brücke zwischen kontinuierliche Dialog mit innovativen Un- ten, monetären Förderungen, technologie- innovativen kleinen und mittleren Betrieben ternehmen und mit Forschungseinrichtungen spezifischen Immobilien sowie Kommuni- und angewandten Lösungen aus der For- nutzt uns nicht nur, um Lösungen einzukau- kation der Innovationen Wiener Unterneh- schung schlagen. In einem Forschungslabor fen“, so Stadträtin Sandra Frauenberger. men. Im Jahr 2000 als Tochter der Wirt- werden innovative Produktionslösungen „Auch für die Diskussion der Herausforde- schaftsagentur Wien gegründet, konnte die erarbeitet und es stehen auch eigene Pro- rungen von morgen müssen wir mitbeden- ZIT bislang alleine durch die Calls rund 250 duktionsmaschinen bereit. ken, welche technologischen Entwicklungen Projekte mit mehr als 40 Millionen Euro un- gerade passieren und ob sich daraus neue terstützen. Dadurch wurden Gesamtinvesti- Stadt kauft innovative Optionen für Wien ergeben.“ Als nächsten tionen von rund 130 Millionen Euro ausge- Wiener Lösungen Schritt erarbeitet eine Strategiegruppe mit löst. „ Über das Projekt WienWin der ZIT – Die ExpertInnen u.a. aus Magistratsdirektion, http://www.zit.co.at Technologieagentur der Stadt Wien GmbH wird die Stadt Wien als Einkäuferin stets über Innovationen von Wiener Unternehmen Wiener Umwelt Knowhow für Olmütz informiert. Auf http://www.wienwin.at sind mittlerweile über 300 innovative Lösungen ine hochrangige 30köpfige Delegation aus Wien zu finden. Viele davon – vom Eaus aus der tschechischen Stadt Olmütz, Feuerwehrroboter bis zum Rollerparkplatz – bestehend aus UmweltpolitikerInnen und werden bereits von der Stadtverwaltung ein- -expertInnen der Region sowie ProfessorIn- gesetzt. Die Stadt Wien ist damit Pionier- nen und StudentInnen der Juridischen Fakul- anwenderin und Entwicklungspartnerin für tät der Universität, informierten sich in Wien Wiener Unternehmen. Dazu wurden heute über Umweltrecht und Umwelttechnologie. über 150 ExpertInnen der Wiener Stadtver- Geleitet wurde die Gruppe vom neu gewähl- waltung ausgewählte Wiener Innovationen ten „Landeshauptmann“ (Hejtman) Jiri Roz- präsentiert. Die Initiatorinnen von Wien- boril, der die Bundeshauptstadt als seine erste Foto: Ivan Rastak Win – Vizebürgermeisterin Renate Brauner offizielle Auslandsdestination ausgewählt hat. GR Erich Valentin (l.) im Gespräch mit und Stadträtin Sandra Frauenberger – zogen An den Gesprächen nahmen auch die Leite- Hejtman Jiri Rozboril aus Olmütz. Bilanz am 6. März über deren Erfolgsge- rin der Botschaft der Tschechischen Repu- weiter. Wien und Olmütz kooperieren zudem schichte. blik, Ivana Cervenkova, und der Direktor des seit über einem Jahrzehnt im Rahmen der Tschechischen Zentrums, Martin Krafl, teil. interregionalen Organisation „Versammlung Wiener Stadtverwaltung als Motor für In seiner Begrüßung nannte Gemeinderat der Regionen Europas“. Die Zusammenar- die Wirtschaft und Landtagsabgeordneter Erich Valentin die beit soll auch auf die Entsendung von Stu- WienWin ermöglicht Wiener Unterneh- regionale Kooperation eine der wichtigsten dentInnen in den Magistrat Wien ausgewei- men einen leichteren Zugang zur Wiener Pfeiler der Umweltpolitik, einerseits hält sich tet werden. Stadtverwaltung als potenzielle Kundin oder die Umweltverschmutzung schließlich nicht Olmütz (Olomouc), Hauptstadt der gleich- Entwicklungspartnerin. Der Innovationsge- an Grenzen, andererseits ist sie ein wichtiges namigen Region, liegt rund 250 km nördlich halt aller wienwin.at präsentierten Produkte Instrument beim Umweltschutz und in der von Wien und hat rund 100.000 Einwoh- wurde von einer unabhängigen Fachjury be- Durchsetzung gegenüber Liberalisierungs- nerInnen, ist alter Universitäts- und Erzbi- stätigt. Das WienWin Team arbeitet laufend tendenzen auf europäischer Ebene. Den Ab- schofssitz und UNESCO Weltkulturerbe. Be- daran, die Richtigen zusammenzubringen: in lauf von Umweltverträglichkeitsprüfungen sondere Bedeutung hatte die Stadt im öster- über 80 „Stadtgesprächen“ wurden zu ausge- und die rechtlichen Grundlagen für die Er- reichischen Kaiserreich, unter anderem auch wählten Themen von IKT bis Verkehr Stadt- richtung von Müllverbrennungsanlagen er- als sich der Habsburgerhof nach Aufständen verwaltung und Wiener Unternehmen zu- läuterte Gerald Kroneder, stv. Leiter der MA hierher flüchtete und Ferdinand I. dem erst sammengebracht. „Mit WienWin unterstüt- 22 – Umweltschutzabteilung. Nach den Vor- 18jährigen Franz Josef 1848 die Kaiserwür- zen wir Unternehmen dabei, neue innovative trägen fand eine Exkursion in der weltweit de übertrug. Die tschechische Region, eine Produkte auf den Markt zu bringen und pro- modernsten Müllverbrennungsanlage Pfaffen- von 14, umfaßt den Norden Mährens und ist fitieren als Pionieranwender auch selbst au statt. Die Kooperation geht mit Besuchen mit über 5000 km² so groß wie das Bundes- davon. Wie gut das funktioniert, zeigen mehr von Wiener UmweltexpertInnen in Olmütz land Salzburg und hat 650.000 Einwohner. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 31 Österreich, Europa und die Welt Positive Bilanz Trotz konjunkturbedingten Unsicherheiten sehen zwei Drittel der österreichischen Firmen in Spanien weiterhin gute Geschäftschancen

rstmals führte das Außenwirtschafts ternehmen die aktuelle Wirtschaftslage Spa- ECenter Madrid der Wirtschaftskammer niens als mangelhaft oder gar schlecht ein- Österreich (WKÖ) eine Studie zur aktuellen schätzen. Wirtschaftslage in Spanien durch. 120 Ge- Was die Erwartungen für das eigene Un- schäftsführer österreichischer Niederlassun- ternehmen für 2013 anbelangt, sind auch gen und Tochterunternehmen in Spanien hier die Unternehmen weitgehend zuver- wurden dabei anonym und online befragt. sichtlich: Fast zwei Drittel gehen von einer Rund 200 österreichische Unternehmen sind Zunahme von Umsatz und Gewinn aus, bei in Spanien präsent. Sie haben das Land am gleichzeitiger Stagnation der Kosten. Grund- Mittelmeer als Standort gewählt, um hier zu sätzlich bleibt die Haltung aber abwartend: produzieren und ihre Produkte zu vertreiben. nur knapp ein Fünftel der Unternehmen plant Österreichische Firmen bearbeiten aber auch für 2013 eine Ausweitung der Investitionen von Spanien aus Drittländer, denn Spanien oder eine Aufstockung der Beschäftigten- gilt aufgrund seiner kulturellen bzw. geogra- zahl. phischen Nähe als Sprungbrett nach Latein- Bei den Standortbedingungen punktet amerika oder Nordafrika. Eine Reihe von Spanien mit guter Infrastruktur und der geo- Faktoren spielen für die Standortwahl eine strategischen Lage. Auch die Arbeits- und Rolle. Die Umfrage hat 17 Faktoren abge- Lohnkosten sind für die österreichischen Un- fragt. Besonders positiv wird Spaniens Infra- ternehmen ein positiver Standortfaktor. Spa- struktur sowie die geostrategische Lage be- lek: „Unzufriedenheit herrscht hingegen er- wertet. Die positiven Antworten übertreffen wartungsgemäß mit konjunkturbedingten mit 86 bzw. 58 Prozent weit jene der negati- Faktoren wie Wirtschaftswachstum und der ven. Nur 4 bzw. 7 Prozent geben hier ein ne- wirtschaftlichen Stabilität.“ Auch die Zah- gatives Urteil ab. lungsmoral lasse zu wünschen übrig. Über „Das erfreuliche Ergebnis: wenn auch die 70 Prozent der Unternehmen haben damit zu allgemeine Wirtschaftslage in Spanien als Foto: Österreichisches AußenwirtschaftsCenter Madrid kämpfen. Von der öffentlichen Hand wün- Michael Spalek, österreichischer überwiegend negativ eingeschätzt wird, Wirtschaftsdelegierter in Madrid schen sich die Firmen vor allem Anstren- sehen fast zwei Drittel der Unternehmen die gungen bei der Bekämpfung von Korruption aktuelle eigene Geschäftslage als sehr gut nien beurteilen die allgemeine Wirtschafts- und erhoffen sich Verbesserungen beim bis befriedigend. Nur 10 Prozent bewertet lage im Land negativ. Kein Unternehmen staatlichen Fördersystem und der öffent- sie als schlecht“, so Michael Spalek, öster- bezeichnet sie als sehr gut oder gut. Nur 7 lichen Verwaltung. reichischer Wirtschaftsdelegierter in Madrid. Prozent geben an, die derzeitige Situation als Ein Sonderteil der Umfrage war dem Die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro- Thema Verfügbarkeit und Qualifikation von Zone befindet sich Ende 2012 in der Rezes- Über 90 Prozent der Unternehmen Arbeitskräften gewidmet. Dabei hat sich sion. Die markanteste Abschwächung ist im bezeichnen die allgemeine Wirtschafts- gezeigt, daß österreichische Unternehmen Dienstleistungsbereich – Handel, Transport- lage als schlecht oder sehr schlecht mit der Verfügbarkeit und dem Ausbildungs- und Gaststättenwesen – zu beobachten. Rück- niveau von Akademikern weit zufriedener läufig sind ferner der Primärsektor und das sind als mit jenen von Facharbeitskräften. Baugewerbe. Einzig die verarbeitende In- Bei den praktischen Erfahrungen mangelt es dustrie kann Zuwächse aufzeigen, die wie- allerdings überall. Weder Akademiker noch derum auf die verstärkte Exporttätigkeit der Facharbeiter bringen bei Berufseinstieg aus- spanischen Wirtschaft zurückzuführen ist. reichend davon mit. Bei der Facharbei- Die Erwartung, bereits Mitte des Jahres terausbildung wünschen sich über 80 Pro- 2013 die Talsohle des Wirtschaftsab- zent der Unternehmen daher ein duales Aus- schwungs erreicht zu haben, rückt weiter in bildungssystem. Die Unternehmen, die an der die Ferne. Erst für Sommer 2014 zeichnet Umfrage teilgenommen haben, sind haupt- sich wieder ein Wirtschaftswachstum ab. Vor sächlich Klein- und Mittelbetriebe und stam- diesem Hintergrund wurden die österreichi- men vorwiegend aus den Bereichen Bau- schen Unternehmen gefragt, wie sie die all- und Infrastruktur, Erneuerbare Energien und gemeine Wirtschaftslage einschätzen. Grafik: Österreichisches AußenwirtschaftsCenter Madrid Umwelttechnik sowie Beratung und Engi- Die österreichischen Unternehmen mit befriedigend zu empfinden, während die neering. Mehr als zwei Drittel sind Ver- Niederlassungen oder Tochterfirmen in Spa- verbleibenden 93 Prozent der befragten Un- triebsniederlassungen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 32 Österreich, Europa und die Welt Justizministerin Karl: Euro-Fälschung EU-weit bekämpfen ustizministerin Beatrix Karl nahm am heute erstmals diskutieren“, so Karl in einer zur gegenseitigen Anerkennung zivilrecht- J11. März am Treffen des EU-Justiz- ersten Stellungnahme nach dem Justiz- licher Schutzmaßnahmen eine Einigung ministerrats teil. Zentrale Themen der Sit- ministerrat. erzielt, der Beschluß im EU-Parlament soll zung waren die Einführung unionsweiter Der Vorschlag sieht vor, für Geldfäl- am 20. Mai erfolgen, das Inkrafttreten mit strengerer Strafbestimmungen gegen Geld- schung eine EU-weite Mindeststrafe von Jänner 2015. Dadurch ergeben sich erhebli- fälschung und die innereuropäische Aner- sechs Monaten sowie eine Höchststrafe von che Erleichterungen für Gewaltopfer. kennung von zivilrechtlichen Schutzmaß- mindestens acht Jahren einzuführen. In Ös- Schutzmaßnahmen, wie etwa Annäherungs- nahmen, wie zum Beispiel von Betretungs- terreich müssen Geldfälscher derzeit schon verbote, müssen somit nach einem Umzug in verboten. „Es freut mich besonders, daß wir mit mindestens einem und höchstens 10 Jah- ein anderes Mitgliedsland nicht mehr erneut gerade am Frauentag diese wichtige Maß- ren Gefängnis rechnen. So gingen in Öster- vor Gericht erkämpft werden, sondern wer- nahme zum Schutz gegen Gewalt auf den reich auch die Verurteilungen wegen Fäl- den unbürokratisch anerkannt und voll- Weg bringen“, so die Justizministerin. schungsdelikten seit der Einführung des streckt. „Unsere gemeinsame Währung braucht Euro im Jahr 2000 stark zurück, während „Gerade im Opferschutz ist eine stärkere auch gemeinsamen Schutz. Mit einheitlichen EU-weit die Anzahl der Fälschungen in den Zusammenarbeit von besonderer Bedeutung, Standards vermeiden wir, daß sich Geldfäl- vergangenen zwei Jahren laut EU-Kommis- denn die Bürgerinnen und Bürger werden scher auf die Mitgliedsländer konzentrieren, sion Rekordwerte erreichte. immer mobiler und auch Gewalt endet nicht wo die Sanktionen am niedrigsten sind. In Den Schaden durch Euro-Fälschungen an Staatsgrenzen. Dieser Teil des Opfer- Österreich sind die Strafen für Geldfälschung beziffert die EU-Kommission seit Einfüh- schutzpakets bringt erhebliche Erleichte- schon jetzt strenger als die EU-Vorgaben. rung der gemeinsamen Währung auf immer- rungen für alle Betroffenen. Deswegen habe Wenn sich weitere Mitgliedsstaaten in Rich- hin 500 Mio. Euro. ich mich in den Verhandlungen stark für die- tung unserer hohen Standards bewegen, wür- Auch im Bereich Opferschutz brachte die sen Richtlinie eingesetzt“, so Karl nach der den wir das natürlich begrüßen. Insofern ist Justizministerratssitzung einen wichtigen Sitzung. „ es gut, daß wir diesen Richtlinienvorschlag Fortschritt. So wurde zur neuen Richtlinie http://www.bmj.gv.at 25 Jahre OeNB in New York ie Oesterreichische Nationalbank D(OeNB) feierte im März das 25jährige Bestehen ihrer Repräsentanz in New York. „Die Bilanz, die wir ziehen, ist äußerst posi- tiv. Für die OeNB war und ist es ein großer Vorteil, am wichtigsten Finanzplatz der Welt vertreten zu sein“, sagte Gouverneur Ewald Nowotny anläßlich der Jubiläumsfeier am 28. Feber in New York. Die Repräsentanz New York wurde 1987 mit dem Ziel gegründet, bei der Veranlagung der Währungsreserven im Dollar-Raum di- rekt vor Ort zu sein. Daneben waren auch der Aufbau von wichtigen Netzwerken und die Informationsbeschaffung über die neue- sten Entwicklungen am Finanzmarkt eine wesentliche Motivation. Darüber hinaus fun- gierte die Repräsentanz auch als Anlaufstelle für amerikanische Partner in bezug auf Fra- Foto: OeNB / 2013 David Gordon gen zum österreichischen Banken- und Bei der Festveranstaltung am 28. Feber in New York (v.l.): Botschafter Thomas Finanzsystem. Mayr-Harting, Leiter der Delegation der Europäischen Union bei den Vereinten „Die Nähe zu diesem Markt hat sich als Nationen in New York, Douglas L. Peterson, Präsident von Standard & Poor‘s zielführend und Ertrag bringend erwiesen. Ratings Services, und Univ.-Prof. Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichi- schen Nationalbank Das Ergebnis rechtfertigt den Aufwand bei weitem“, sagte Peter Zöllner, in der OeNB für der Zentralbanken. Seine Berufung in den delstätigkeit in New York eröffnete. Zwi- die Repräsentanz verantwortliches Direkto- Vorstand der Bank für Internationalen Zah- schenzeitlich sind mehrere Zentralbanken die- riumsmitglied und selbst wesentlich am Auf- lungsausgleich (BIZ), gegen starke interna- sem Beispiel gefolgt und haben bei der Vor- bau beteiligt. Er legte von 1987 bis 1991 als tionale Konkurrenz, ist ein Beleg für die Wert- bereitung und Aufnahme ihrer Geschäftstä- Repräsentant der OeNB in New York die schätzung seiner fachlichen Qualifikation. tigkeit auf die langjährige Erfahrung der Grundlagen für eine erfolgreiche Arbeit und Die OeNB war die erste Zentralbank des OeNB-Repräsentanz zurückgegriffen. „ gilt als einer der besten Treasurer in der Welt Eurosystems, die eine Repräsentanz mit Han- http://www.oenb.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 33 Österreich, Europa und die Welt Neuer Südtiroler Landtagspräsident zu Gast in Tirol einen offiziellen Antrittsbesuch beim STiroler Amtskollegen stattete der neue Südtiroler Landtagspräsident Maurizio Vez- zali (Il Popolo della Libertà) am 15. März Landtagspräsident Herwig van Staa am im Innsbrucker Landhaus ab. Auf die aktuelle politische Situation in Italien angesprochen, versicherte Präsident Vezzali, daß er sich bestmöglich für die Absicherung der Südtiroler Autonomie ein- setzen und die Interessen Südtirols vertreten werde. Auch die Zusammenarbeit im Rah- men des EVTZ Europaregion Tirol-Südtirol- Trentino solle weiter kräftig vorangetrieben werden. Präsident van Staa zeigte sich ein- mal mehr erfreut, daß es zwischenzeitlich gelungen sei, schon einige wichtige Projekte umzusetzen und daß man bei der Verwirkli- chung der Makroregion Alpenraum auf einem sehr guten gemeinsamen Weg sei. Beide Prä- sidenten waren sich auch einig, die Zusam- Foto: Die beiden Landtagspräsidenten Maurizio Vezzali (l.) und Herwig van Staa menarbeit der beiden Länder auf europäi- scher Ebene sowohl im Ausschuß der Regio- Trentino bevorstehenden Landtagswahlen Maurizio Vezzali wurde am 11. Novem- nen als auch im Kongreß der Gemeinden thematisiert. Der ursprünglich für 2013 ge- ber 1961 in Brixen geboren, er ist verheiratet und Regionen des Europarates weiter zu ver- plante nächste Dreierlandtag wurde auf- und Vater zweier Töchter. Er ist Rechtsan- tiefen. grund der Wahlen in allen drei Ländern be- walt mit Kanzleien in Bozen und Brixen. Schließlich wurden neben den letzten reits auf das Frühjahr 2014 verschoben. Ein Von 2005 bis 2008 war er Vizekoordinator politischen Entwicklungen in den beiden nächstes Treffen der drei Landtagspräsiden- von Forza Italia Südtirol. Vezzali ist seit 15. Ländern auch noch die Ende April in Tirol ten der Europaregion wird voraussichtlich Jänner 2013 Präsident des Südtiroler Land- sowie die im Herbst in Südtirol und dem im Sommer 2013 in Innsbruck stattfinden. tages. „ Kunstrückgabebeirat beschließt sechs neue Empfehlungen er Kunstrückgabebeirat empfahl in sei- Die Aquarell-Miniatur wurde im Jahr Italien, wurde jedoch dort 1940 interniert und Dner Sitzung vom 8. März die Rückgabe 1940 vom Heeresgeschichtlichen Museum 1944 nach Auschwitz deportiert. Sie erlebte von Teilen des Familienarchivs der Roth- von Eduard Epstein vor dessen Flucht in die die Befreiung und wanderte in die USA aus. schilds aus dem Österreichischen Staatsar- USA erworben. Da Eduard Epstein als Jude Schließlich stellte der Beirat fest, daß die chiv, die Rückgabe von einer Aquarell-Mi- von den Nationalsozialisten verfolgt war, ist Voraussetzungen für eine Rückgabe des im niatur aus dem Heeresgeschichtlichen Mu- die Veräußerung als Entziehung zu bewerten. MUMOK befindlichen Gemäldes von Geor- seum, die Rückgabe von acht Blättern aus Marianne Schmidl, die zu den ersten ge Grosz, Bündnis / Andenken nicht erfüllt der Albertina einer Bleistiftzeichnung eben- Ethnologinnen Wiens zählte, war Erbin einer sind. Das Gemälde war im Jahr 1986 vom falls aus der Albertina an die Erben nach bedeutenden Kunstsammlung. Die acht Blät- MUMOK aus dem Kunsthandel erworben Adella Feuer. Die Beratungen zu einem Austro ter stammen aus der Sammlung und wurden worden, der Beirat hatte sich mit dem Ge- Daimler, der sich heute im Technischen Mu- von Schmidl über Vermittlung eines Wiener mälde bereits in seiner Empfehlung vom 29. seum befindet, wurden vertagt. Kunsthändlers beim Leipziger Auktionshaus März 2006 befaßt und überprüfte nun die Das Familienarchiv der Rothschilds wur- C.G. Boerner in Leipzig im Jahr 1939 ver- Angelegenheit nach der durch die Novelle de 1938 von der Gestapo aus Wien nach Ber- steigert, wo sie von der Albertina erworben des Kunstrückgabegesetzes im Jahr 2009 ge- lin überführt und gelangte nach 1945 durch wurden. Schmidl wurde 1942 nach Izbica änderten Rechtslage. Da die relevanten und die Rote Armee nach Moskau. Die nun zur deportiert und ermordet. Da dieser Verkauf bekannt gewordenen Rechtsgeschäfte jeden- Rückgabe empfohlenen Teile des Familien- im Zusammenhang mit ihrer Verfolgung zu falls außerhalb des Gebietes des Deutschen archivs waren 1960 von der damaligen Sow- sehen ist, liegen die Voraussetzungen einer Reiches und vor der deutschen Besetzung jetunion dem Österreichischen Staatsarchiv Rückgabe an die Erben vor. der Niederlande stattfanden, sieht der Kunst- als „Aktenspende“ übergeben worden; die in Ähnlich gelagert ist der Fall Adella rückgabebeirat die Voraussetzungen auch Moskau verbliebenen Teile des Familien- Feuer, die im März 1939 eine anonyme Blei- unter der geänderten Rechtslage nach § 1 archivs wurden bereits im Jahr 2001 von stiftzeichnung des Wiener Bürgermeisters Abs. 1 Z 2a Kunstrückgabegesetz nicht ge- Rußland an die Familie Rothschild rücker- Leopold Rössler an die Albertina veräußerte. geben. „ stattet. Adella Feuer gelang 1939 die Flucht nach http://www.provenienzforschung.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 34 Österreich, Europa und die Welt Raiffeisen Bank erwirbt Privatkundenportfolio von Citibank RO ie Raiffeisen Bank S.A. in Bukarest, sagte RBI-Vorstandsvorsitzender Herbert denkonten und damit eine Fortführung der DTochter der Raiffeisen Bank Internatio- Stepic. hohen Betreuungsstandards zu gewährlei- nal AG (RBI), und die Citibank Romania Die Raiffeisen Bank und Citi sind be- sten. (Citi) haben am 21. März einen Vertrag zum strebt, einen nahtlosen Übergang der Kun- Die Raiffeisen Bank S.A. ist eine der füh- Verkauf des lokalen Privatkundenportfolios renden Universalbanken Rumäniens (Nr. 3 der Citi unterschrieben. Die Transaktion nach Kundenkrediten) und bietet die voll- steht noch unter dem Vorbehalt der behörd- ständige Produktpalette für Privatkunden, lichen Genehmigungen und soll im dritten Klein- und Mittelbetriebe sowie Kommerz- Quartal 2013 abgeschlossen werden. Der kunden. Die Raiffeisen Bank betreut rund Vertrag sieht die Übernahme eines Portfolios 2 Millionen Privatkunden, 105.000 Klein- und von mehr als 100.000 Kunden und Brutto- Mittelbetriebe sowie 7500 Kommerzkunden. aktiva im Gegenwert von mehr als 90 Zum Stichtag 31. Dezember 2012 hatte die Millionen Euro vor (zum Stichtag 31. De- Bank 5361 Mitarbeiter und ein Netzwerk zember 2012). Weiters werden alle Citi-Mit- von 525 Geschäftsstellen, 1100 Bankomaten arbeiter dieser Geschäftssparte in Rumänien und 11.000 Bankomatkassen. Die RBI hält von der Raiffeisen Bank übernommen. Über 99,49 Prozent der Aktien der Raiffeisen die Vertragsdetails wurde Stillschweigen Bank. vereinbart. Die Auswirkung auf die Kapital- http://www.raiffeisen.ro kennzahlen der RBI ist vernachlässigbar gering. Citi ist seit 1996 in Rumänien präsent „Rumänien ist einer unserer Märkte mit und wird weiterhin Firmenkunden und insti- den besten Geschäftsperspektiven, und hier tutionelle Kunden im Land betreuen (darun- wollen wir in Zukunft wieder selektiv wach- ter Klein- und Mittelbetriebe, Großunter- sen. Das gilt vor allem für das Geschäft mit nehmen, Finanzinstitutionen, öffentliche erstklassigen Firmen. Der zusätzliche Er- Unternehmen und Tochterfirmen ausländi- Foto: Raiffeisen BANK S.A. werb des Retail-Portfolios ist eine sehr gute Die Raiffeisenbank Bukarest am scher multinationaler Konzerne). „ Ergänzung unseres bestehenden Geschäfts“, Sediul Central Charles de Gaulle http://www.citigroup.com Kapsch erwirbt Bahngeschäft von NEC apsch CarrierCom verfolgt konsequent nikationssysteme. Diese können wir nun den Betrieb und die Kundenbetreuung zu- Kdie Strategie, als End-to-End Anbieter auch mit eigenen Endgeräten erfüllen, die ständig sein. Zu den Kunden, die Kapsch für Bahnkommunikation am globalen Markt optimal auf unsere Infrastrukturkompo- durch diesen Deal übernimmt, zählen unter aufzutreten. Durch die Akquisition von Tei- nenten abgestimmt sind“, so Kari Kapsch, anderem drei Bahnkunden in Portugal sowie len des global tätigen Technologieanbieters CEO von Kapsch CarrierCom. Bei den weitere in Spanien, Finnland, Saudi Arabien NEC hat Kapsch nun auch eigene Endgeräte Geräten handelt es sich um Cab Radios. und den Vereinigten Arabischen Emiraten. im Portfolio. Mit dem Erwerb des Bahn- Diese bestehen aus zwei Komponenten, die Im Vorfeld der Transaktion hat Kapsch in- geschäftes von NEC Portugal übernimmt in den Lokomotiven eingebaut werden: tensive Gespräche mit den Kunden geführt. Kapsch mehrere Verträge mit Bahnbetrei- einem Funkteil und einem Bediengerät mit bern in Portugal, Spanien, Saudi Arabien Display, in der Fachsprache DMI (Desktop Aufwertung des Produktions- und Finnland sowie alle Mitarbeiter in Por- Management Interface) genannt. Die Geräte standortes Österreich tugal. Die Produktion der Endgeräte wird aus der NEC Produktion zeichnen sich be- Während Forschung und Entwicklung für nach Österreich verlegt. sonders durch Integration von GPS (Global die Geräte in Portugal bleibt, wird die Pro- Bahnkommunikation ist die Grundlage Positioning System), einer W-Lan-Unter- duktion nach Österreich verlegt. Die Ferti- für einen reibungslosen und sicheren Betrieb stützung sowie durch die Möglichkeit, gungseinrichtungen von Kapsch Components, des Zugverkehrs. Kapsch stattet mehr als Software-Updates over the air (OTA) durch- wo bereits verschiedenste Geräte – wie etwa 70.000 Bahnkilometer mit GSM-R Techno- führen zu können aus. GSM-R Infrastrukturkomponenten – herge- logie aus, die genau das sicherstellt. Die stellt werden, erfüllen alle Voraussetzung für Integration der GSM-R-Sparte von Nortel Vergrößerung des Footprints und die Herstellung von Cab Radios. im Jahr 2010 hat Kapsch zum weltgrößten Erweiterung der Kundenbasis Kapsch CarrierCom ist ein global tätiger Infrastrukturanbieter und Systemintegrator Kapsch ist nun auch mit einer eigenen Systemintegrator und bietet End-to-End-Te- in diesem Segment gemacht. Ab sofort kön- Gesellschaft in Portugal präsent. Diese wird lekommunikationslösungen für Mobilfunk- nen bestehende und potentielle Kunden auch an den Standorten Aveiro und Lissabon der und Festnetzbetreiber, Bahnbetreiber, Unter- die dafür erforderlichen Endgeräte direkt neue Arbeitgeber für insgesamt 14 hochqua- nehmen des öffentlichen Personennahver- über Kapsch beziehen. „Unsere Bahnkunden lifizierte Mitarbeiter sein, die von NEC zu kehrs sowie Unternehmen, die Echtzeit- haben höchste Anforderungen an die Sicher- Kapsch wechseln. Sie werden weiterhin für Asset-Management-Lösungen benötigen. „ heit und Leistungsfähigkeit ihrer Kommu- Forschung und Entwicklung, das Testing, http://www.kapsch.net

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 35 Österreich, Europa und die Welt Wiener Ball in Berlin Traditioneller Wiener Ball der Österreichisch Deutschen Gesellschaft Berlin-Brandenburg – mit Vorabend in der Österreichischen Botschaft, geleitet durch das Österreichische Kulturforum Berlin am 7. und 8. Februar 2013.

Von Angéle Ksinski*) Fotos: Dieter Hoffmann Gruppenfoto der Ehrengäste und Mitglieder der Österreichisch Deutschen Gesellschaft Berlin-Brandenburg m Abend des 7. Feber, dem Vorabend und Helfern: „Der Einsatz für Österreich Ades „Wiener Balls“ der Österreichisch- verdient einen besonderen Dank.“ Werner Deutschen Gesellschaft e.V. Berlin-Bran- Götz schloß sich in seiner Ansprache diesem denburg (Ö.D.G.) wurden Gäste und Mit- Dank an und wies auch auf die Unterstüt- glieder des Vorstandes der Ö.D.G. zu einem zung durch die Botschaft und der Bundes- Liederabend des Österreichischen Kulturfo- länder Wien und Steiermark hin. rums in die Österreichische Botschaft Berlin Ursula Lackner überbrachte Grüße des eingeladen. Landeshauptmanns der Steiermark, Franz Gesandter Klaus Famira begrüßte in Ver- Voves, und dankte sehr charmant für die Ein- tretung des Österreichischen Botschafters, ladung, die kein Pflichttermin sei, sondern Ralph Scheide, die Geladenen, unter ihnen ein Herzensbedürfnis. Die Pflege der Part- die zweite Landtagspräsidentin der Steier- nerschaft mit der Steiermark werde vertieft, mark, Ursula Lackner, sowie zahlreiche das gelinge insbesondere durch die Präsen- Ehrengäste aus Österreich und Deutschland. tation von Renate Metlar (Büro für Aus- Er dankte allen, die zum Gelingen der Ver- landssteirer). anstaltungen beigetragen haben, insbesonde- Das anschließende Konzert bot eine mu- re dem Präsidenten der Ö.D.G., Werner Götz sikalische Reise durch die Epochen des und seinem Vorstand sowie allen Sponsoren Kunstliedes, von Maria Simma, moderiert. Von Ivan Eröd, W.A. Mozart, F. Schubert, R. *) Angéle Ksinski ist Vorstandsmitglied der ÖDG Beim Tanz: Sopranistin Claudia Goebel Bischof, D. Offenbachs, H. Wolf, V. Ull- Berlin-Brandenburg (Beirat). und Baßbariton Andreas Lettowsky mann, F. Kreisler bis zu A. Zemlinsky reich-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 36 Österreich, Europa und die Welt te das Programm, das von den Künstlern Claudia Goebl (Sopran), Andreas Lettowsky (Baßbariton), Christian Schwarzinger (Vio- line) und Lech Napierala (Flügel) vorgetra- gen wurde und langanhaltenden Beifall er- hielt. In den Räumen der Botschaft blieben die Gäste bei Wein, gespendet von Viktor Kat- tinger, Schilcher Sekt aus der Steiermark und delikaten Köstlichkeiten aus der Küche des Maritim-Hotels Berlin, das auch zu den Sponsoren gehörte, bei fröhlicher Musik eines steirischen Duos noch bis spät in die Nacht zusammen.

Der große Abend Festlich gekleidete Damen und Herren kamen am Abend des 8. Feber zum traditio- nellen „Wiener Ball“, ins Maritim Hotel Im Maritim Hotel Berlin: S.E. Botschafter Ralph Scheide … Berlin, der von der Österreichisch-Deut- schen Gesellschaft e.V. Berlin-Brandenburg (Ö.D.G.) unter der Schirmherrschaft S. E. des Botschafters der Republik Österreich, Ralph Scheide, und des Landeshauptmanns und Bürgermeisters der Stadt Wien, Michael Häupl, mit Unterstützung der Bundeshaupt- stadt Wien ausgerichtet wurde. Nach einem Sektempfang und der Über- reichung der Damenspende, ein schwarzer Spitzenfächer, betrat man den blumenge- schmückten Großen Festsaal, in dem die Ti- sche in den Landesfarben Rot-Weiß-Rot ge- deckt waren. Präsident Werner Götz begrüßte die Ge- ladenen sowie zahlreiche Ehrengäste, unter ihnen die Herausgeberin des „Diplomati- schen Magazins“, Irene Ernst. Der Ball ist stets ein Höhepunkt des Jahres. Er wies auf den Erfolg der Veranstaltungen hin, die nicht … und Präsident Werner Götz bei ihren Begrüßungsansprachen nur mit dem Ball, den Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag, sondern auch mit all den kleineren Veranstaltungen der Gesellschaft österreichische Kultur und Flair vermitteln. Ohne die ehrenamtliche Mitarbeit seines Vorstandes sei es gar nicht möglich, solch eine Veranstaltung zu stemmen, so Götz. Ihnen und allen Helfern galt sein besonderer Dank. Götz teilte auch mit, daß das Maritim Hotel Berlin bis 2017 als Veranstaltungsort für den Ball gesichert sei. Mit dem Wunsch auf eine besonders schöne Ballnacht übergab er das Mikrofon an S.E., Botschafter Ralph Scheide. Dieser sprach ebenfalls Gruß- und Dankesworte aus. Er betonte, daß der Ball sowie die Veranstaltung zum Nationalfeier-

tag ein Fixpunkt in seinem Terminkalender Fotos: Dieter Hoffmann Foto: Starfacestudio Foto: Starfacestudio seien. Auch er begrüßte die zahlreichen Ehren- Gesandter Klaus Famira, Christine Ziech, Präsident Werner Götz, 2. Landtags- gäste und hob dabei die Steiermark sowie präsidentin Ursula Lackner und Renate Metlar (Büro für Auslandssteirer)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 37 Österreich, Europa und die Welt Foto: Starfacestudio Im geschmückten Tanzsaal im Maritim Hotel Berlin: in den Landesfarben gedeckten Tische (o.) und »Alles Walzer« (u.) eine große Gruppe unter Klaus Brähmig (Mit- Ein weiterer Höhepunkt des Balls war der Mitternacht Marko Schiefer alias „Joe glied des Deutschen Bundestags) hervor, die Auftritt der drei Meister-Tanzpaare der S- Cocker – Man of Soul & Blues“ auf der aus Sachsen angereist war. Geschichtliche Klasse vom Askania Tanzsportclub aus der Bühne. Verbindungen, politische Brücken und Ver- Tanzschule Broadway, launig und humorvoll Bevor es nach 2 Uhr morgens im Wiener bundenheit würden so sichtbar werden. moderiert von Gerd-Achim Krieger. Tanz- Kaffeehaus mit zünftiger Heurigen-Life- Mit dem Eröffnungstanz, einem Potpourri schul-Chefin Monika Förschler erhielt für Musik weiterging, sprach Werner Götz noch- aus der Operette „Die lustige Witwe“ mit ihre langjährige Zusammenarbeit mit der mals herzliche Dankesworte und verwies auf TänzerInnen der Tanzschule Broadway wur- Ö.D.G. ein besonders herzliches Dankeschön. den „Wiener Ball“ im nächsten Jahr. de der Ball eröffnet. Die Stargäste aus Österreich, Claudia Bis in die frühen Morgenstunden feierten Das Salonorchester unter der Leitung von Goebl (Sopran) Mitglied der Wiener Volks- die BallbesucherInnen weiter und traten Christoph Sanft begleitete mit beschwingten oper, Andreas Lettowski (Baßbariton) aus wohlgestimmt und freudig den Heimweg an Melodien zum Tanz. Walzerträume, Flair, Salzburg und Christine Schwarzinger mit mit dem Gedanken im Kopf, „wir sind wie- Moderne und unvergeßliche Melodien bilde- ihrer Violine überreichten einen Melodien- der dabei beim ,Ball der Österreicher‘ am ten eine Einheit. Natürlich stand auch ein reigen aus Oper und Operettem von von 8. Februar 2014 im Maritim Hotel Berlin, exklusives Kalt-Warmes Buffet bereit. In Lech Napierala am Flügel begleitet. denn es war ein unvergeßliches, stimmungs- den Tanzpausen unterhielt das „Cafehaus Um auch den jüngeren Ballbesuchern volles Ballvergnügen.“ „ Duo“ mit einem Melodienreigen aus Wien. eine spezielle Freude zu bereiten, stand nach http://www.oesterreichisch-deutsche-ges.de

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 38 Österreich, Europa und die Welt Ehre, wem Ehre gebührt! Kanada ehrte den Austria-Kanadier Roland Klaus Pirker gleich zweimal.

m Jahre 1967 immigrierte Roland Pirker Imit seiner Frau Burgi nach Kanada. Zwei Monate nach seiner Ankunft begann er bei der Reifenfabrik Uniroyal zu arbeiten. Beim Heben von schweren Reifen zog er sich im Sommer 1968 eine Rückgratverletzung zu und lag vier Wochen lang gelähmt im Spital in Kitchener, wo er mit vielen freiwilligen Helfern in Kontakt kam, die den Kranken- schwestern zur Seite gestanden waren. Er versprach, wenn er wieder gesund aus dem Spital entlassen werden würde, das gleiche zu tun. Und er hatte sein Versprechen gehal- ten, denn 45 Jahre später ist er immer noch als freiwilliger Helfer tätig. Seit 1988 hatte er sich hauptsächlich für seine älteren Landsleute eingesetzt, welche vor 60 Jahren nach Kanada gekommen wa- ren, „The Austrian Society Ottawa“. Im Jah- re 1995 etablierte er gemeinsam mit Walther Roland Pirker mit dem Kanadischen Parlamentarier David McGuinty… Lichem, dem damaligen Österreichischen Botschafter in Kanada, eine nationale karita- tive Organisation, den „Austrian Canadian Council“, der bei seiner ersten Sitzung in Toronto den damaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky und Frank Stronach begrüßen konn- ten. Dieser Council unterstützt alle öster- reich-kanadischen Vereine, sowie alle in Ka- nada lebenden ÖsterreicherInnen. Roland Pirker spielte auch eine größere Rolle bei der Gründung eines österreichi- schen Lehrstuhls in Edmonton Alberta, dem „Wirth Institute“, wo er heute noch zu des- sen Erhaltung beiträgt. Vor 12 Jahren eta- blierte er einen neuen Verein, diesmal für die zweite und dritte Generation der Auslands- österreicherInnen, „The Friends of Austria Ottawa“. Im Jahre 1997 war er Mitgründer

des „Viennese Winter Ball Ottawa“, der heu- Foto: Roswitha Mayer, kanadische Botschaft Wien Foto: Rolando Pirker te noch mit dem erzielten Reingewinn viele … und mit SE John Barret, dem kanadischen Botschafter in Wien kanadische Organisationen unterstützt. Seit 2002 sitzt Roland Pirker ehrenamt- und Fußball-Coach für Kinder und Jugend- daille wurde ihm Ende Februar vom kanadi- lich im Vorstand des Auslandsösterreicher- liche in Ottawa, er half in Ottawa im Schul- schen Parlamentarier David McGuinty über- Weltbunds in Wien, der fast 500.000 Mit- wesen und bei der Stadtgemeinde bei ver- reicht. Und bereits Ende September 2012 glieder auf der ganzen Welt verzeichnen schiedenen Aktionen mit. erhielt er die „Go for Gold“-Auszeichnung kann. Nebenbei half Pirker auch noch bei vie- Sein Motto lautet: „Die Freude liegt im für besondere Verdienste um die Stärkung len NGO’s (Non Governmental Organisa- Geben und nicht im Nehmen.“ Für die vielen der kanadisch-österreichischen Beziehungen tions) mit, wie z.B. „Canadian Society of gemeinnützigen Tätigkeiten wurde Roland vom Kanadischen Botschafter in Wien, John Cinematographers“, „SOS Kinderdorf Cana- Klaus Pirker von Kanada ausgezeichnet. Barrett, in dessen Amtsräumen verliehen. „ da“, „Match International Centre“, „Unita- Und Kanada ehrte ihn gleich zweimal Das „Österreich Journal“ schließt sich rien Service Committee“, katholische und innerhalb von fünf Monaten: Vor kurzem gerne den vielen Gratulanten an und wir evangelische Gemeinden in Ottawa, noch wurde ihm „The Queen Elisabeth II Dia- freuen uns, über solche Landsleute berichten dazu betätigte er sich auch als Icehockey- mond Jubilee Medal“ verliehen. Diese Me- zu können!

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 39 Österreich, Europa und die Welt 10 Jahre radiowienerlied.at Der Wienerliedmusiker Erich Zib trägt mit seinen Sendungen »Wienerlieder von gestern und heute« dieses Wiener Kulturgut in die Welt hinaus.

m 6. April 2003 ist die erste Radiosen- Adung von Erich Zib auf Radio Orange und am 8. April auf Radio Fro in Linz aus- gestrahlt worden. Bereits kurze Zeit später hat sich Radio Austria 4 in der australischen Stadt Adelaide „angehängt“. Inzwischen haben 25 Stationen der Sendung einen fixen Sendeplatz eingeräumt. Für alle Leute außerhalb dieser Versor- gungsgebiete gibt es die Sendung jede Wo- che neu auf http://www.radiowienerlied.at Jede Woche wird eine 30 Minuten und eine 60 Minuten Sendung zur Verfügung ge- stellt. Dabei setzt Erich Zib aber auf Ab- wechslung und hatte daher vom 2. Juli 2006 bis 11. Juli 2012 Horst Chmela als Partner ge- habt, der insgesamt 105 eigene Sendungen gestaltet hat. Seit 3. Oktober 2010 macht Erich Zib die Sendung immer abwechselnd mit „Crazy Joe“, der Ende März bereits die 75. Sendung gestaltet und moderiert, die diesmal dem 10-Jahres-Jubiläum von radio- wienerlied.at gewidmet ist. Über Internet nutzen wöchentlich etwa 1000 Besucher dieses Service und hören sich die Radiosendung an. Völlig kostenlos kann man sich musikalische Wünsche erfüllen Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer Erich »Mr. Wienerlied« Zib mit seiner Tochter Marion im Wiener Stadtpark lassen und im Shop von Radiowienerlied gibt es inzwischen eine Auswahl von über Pension, aber der Wienermusik bleibt er auf der Donau, wobei Erich Zib dieses Jahr 600 Tonträgern und Musikbüchern. Die Ra- trotzdem erhalten. aber nur mehr bei einem Teil der Veran- diosendung wird übrigens ausschließlich Jeden letzten Dienstag im Monat treffen staltungen dabei sein wird. durch den Musikverlag finanziert. Öffentli- sich Freunde der Radiosendung im Augusti- Sie können Kontakt mit Erich Zib via che Förderung gibt es leider keine. nerkeller in Wien zum „Radio Wienerlied mailto:[email protected] oder per Tele- Den Gründer der Sendung, Erich Zib, Stammtisch“, der von Michael Perfler orga- fon unter ++43 / (0)664 / 487 30 52 aufneh- kann man als Motor des Wienerlieds be- nisiert wird. Und von Mai bis Oktober gibt men. „ zeichnen. Nicht nur die Radiosendung wur- es wieder die beliebten Wienerliedfahrten http://www.heurigenmusik.at de von ihm gegründet, vor 10 Jahren schrieb er auf Wunsch der Perlenreihe auch sein Wöchentliche Ausstrahlung Rainbow- Stream erstes Notenbuch „Gruß aus Wien“, das Radio Orange, Wien Das Liveradio inzwischen durch das Buch „Wienerlieder radioYpsilon Hollabrunn- Retz- Znaim fox-revolution von gestern und heute“ mit 118 Liedern, er- Radio FRO, Linz Happyfan Radio Delitzsch schienen im Kral Verlag abgelöst wurde. Radiofabrik Salzburg Radio Freirad Innsbruck Als Berufsmusiker war Erich Zib in fast Radio Proton Vorarlberg ABC Radio (ehemals Welle Wien) 18 Jahren bei über 5000 Veranstaltungen rund 1CMS Canberra Monatliche Ausstrahlung um den Erdball tätig. Da waren Tourneen Radio Herz, Kanada, USA Radio 5EBI Austria 4., Adelaide, AUS nach Australien, Japan, Hongkong, Singa- Radio Alpenstar Radio 4EB, Brisbane, Australien, AUS pur, Indien, Südafrika, Kenia, Syrien, Saudi Radio St. Florian am Inn 3zzz, Melbourne, AUS Arabien, Brasilien und Kanada dabei und fast Welle Murtal WKNY Kingston / New York alle Länder in Europa. Für seine Verdienste AustroWelle 100% Musik aus Österreich cfcr Saskatoon, Saskatchewan, Kanada wurde er übrigens mit dem Silbernen Ver- Radio Habibi Links zu den Senden finden Sie unter dienstzeichen der Stadt Wien ausgezeichnet. RundFunk Meißner e.V. (RFM) Hessen http://www.radiowienerlied.at/sender.asp Seit 1. Februar 1012 ist Erich Zib zwar in

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 40 Österreich, Europa und die Welt / »Zeit für Kärnten« Ihr Herz schlägt für Afrika

rigitte Brandmüller aus Hermagor woll- Bte immer schon Menschen, vor allem Kindern, helfen. Nach ihrer Pensionierung erfüllte sie sich diesen Herzenswunsch und flog 2005 das erste Mal nach Tansania. „Die Schwestern vom Kloster Wernberg haben Missionarinnen auf Zeit gesucht. Ich habe mich für dieses Projekt gemeldet und weni- ge Wochen später ging es schon für ein hal- bes Jahr nach Afrika“, erzählt sie. Mittler- weile organisiert Brandmüller auf eigene Faust Hilfsprojekte im ostafrikanischen Land. Jedes Jahr ist sie mehrere Monate lang vor Ort. Ihr aktuelles Projekt ist die Renovierung einer Schule. In Tansania kann sie auf einen eigenen Bautrupp vertrauen. Bezahlt wird alles aus Spenden, die sie das ganze Jahr über sammelt. „Dieses Geld kommt zu 100 Prozent den Menschen in Afrika zugute“, versichert sie. Brandmüller hilft vielfältig und nachhal- tig. Sie schickt Hilfsgüter, hält Workshops ab und hat einen Kindergarten errichtet. Zu- sammen mit einem Zahnarztehepaar aus Hermagor war es möglich, eine Zahnarzt- praxis in einem kleinen Krankenhaus am Foto: Privat Land zu errichten. Dort gibt es das einzige Brigitte Brandmüller hilft Kindern in Tansania. Panoramaröntgengerät im Umkreis von über ten auf ihre Initiative hin eine Glocke für Moshi, am Fuße des Kilimandscharo, hat sie 100 Kilometern. Angehende Mediziner der eine neugebaute Kirche in Tansania. Wie alle ein Gästehaus errichtet, von dem aus Ur- Uni Graz oder Mediziner im Ruhestand be- ihrer Hilfsgüter wurde auch die Glocke in lauberInnen Safaris, Kilimandscharo-Bestei- handeln die Menschen ehrenamtlich. Stolz freigebliebenen Containerkapazitäten kosten- gungen und Ausflüge zum Indischen Ozean ist Brandmüller auch auf die Nähklasse, die los nach Afrika geschifft. machen können. sie in einer berufsbildenden Schule einge- Menschen, die mithelfen wollen, findet Brandmüller hilft aber auch den Men- richtet hat. Brandmüller in Vorträgen bei Vereinen oder schen in Kärnten: Die Mutter zweier Töchter Die von den Jugendlichen erzeugten Ta- Schulen. „Ich habe sogar schon in Messen und dreifache Großmutter hat erst kürzlich schen, Kleidungsstücke, usw. werden an Be- anstelle der Predigt sprechen dürfen“, er- mit dem Roten Kreuz einen Besuchsdienst in sucherInnen und TouristInnen verkauft. „So zählt sie. Für rund 70 Kinder konnte sie Pa- Hermagor eingerichtet. 16 Mitarbeiter unter- haben wir auch ein finanzielles Standbein ten aus Österreich, Deutschland und Italien stützen sie dabei, gemeinsam schenkt man vor Ort und sind nicht allein von den Spen- finden, die die Kosten für Schul- und Berufs- BewohnerInnen von Pflegeheimen Zeit und dengeldern abhängig“, erklärt Brandmüller. ausbildung übernehmen. Viele Schüler und Aufmerksamkeit. „ Eines ihrer außergewöhnlichsten Projekte ist Pensionisten begleiten sie nach Tansania, um Markus Böhm wohl dieses: St. Veiter BürgerInnen spende- als Volontäre mitzuarbeiten. In der Stadt http://members.aon.at/tansania

Liebe Auslandskärntnerinnen len, teilen Sie uns bitte Ihre Postanschrift Bezug Sie noch zu Kärnten haben. Dazu und Auslandskärntner! mit. Sie können uns auch gerne die brauchen wir natürlich auch Fotos von Möchten Sie regelmäßig darüber infor- Adressen Ihrer Bekannten schicken, von Ihnen. Für die Beiträge gibt es ein kleines miert werden, was sich gerade in Kärnten denen Sie wissen, daß sie auch gerne das Dankeschön! tut? Im offiziellen Landesmagazin „Zeit für Magazin bekommen würden. Schreiben Sie bitte an: Kärnten“ berichten wir über die Tätigkeit Sie können aber auch selbst unser Kärntner Landesregierung, Pressebüro, aller Landesregierungsmitglieder, über die Magazin mitgestalten! Wir suchen laufend Arnulfplatz 1 Menschen im Landesdienst sowie über Beiträge von Kärntnerinnen und Kärntnern, A-9021 Klagenfurt Veranstaltungen, Wirtschaft, Kultur bis hin die im Ausland leben. Erzählen Sie uns, oder mailen Sie an [email protected] zum Sport. Wenn Sie die „Zeit für Kärnten“ von wo aus Kärnten Sie stammen, was Sie Sie können uns auch im Internet besu- sechsmal im Jahr kostenlos erhalten wol- in der neuen Heimat erleben und welchen chen unter http://www.ktn.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 41 »Burgenland Journal« Neuer Maßstab in Sachen Sicherheit Bei der Sicherheitsgala wurden die neue Sicherheitsstrategie vorgestellt und erstmalig ein Sicherheitspreis des Landes in sechs Kategorien vergeben. Foto: Innenministerin Joahnna Mikl-Leitner und Landeshauptmann Hans Niessl mit den Preisträgern sowie Sandra Krutzler, Projekt- managerin, und Jürgen Karall, Obmann des »Vereins Nachbarschaftshilfe« im neuen Kultur- und Kongreßzentrum Eisenstadt.

as neue Kultur- und Kongreßzentrum in täten und Weichenstellungen zur Erhöhung Gemeinden, der Landessicherheitszentrale, DEisenstadt war am Abend des 13. März der Sicherheit im Burgenland umgesetzt. die zu einer integrierten Leitstelle ausgebaut Veranstaltungsort der Sicherheitsgala 2013. Nicht ohne Grund stand das Jahr 2012 ganz werden soll, aber auch durch die Sicher- Neben der Verleihung des Sicherheitspreises im Zeichen der Sicherheit. Fakt ist: Das heitsvereinbarung mit dem Bundeministe- des Landes – die Auszeichnung wurde in den Sicherheitslevel ist generell hoch im Bur- rium für Inneres sind nachhaltige Weichen- Kategorien Bundesheer, Rettungswesen, genland. Und soll es auch bleiben, deshalb stellungen für die Zukunft des Landes gelun- Sicherheitsprojekt, Polizei, Feuerwehr und ziehen alle maßgeblichen burgenländischen gen.“ Diese Aktivitäten und zukünftige Zivilcourage vergeben –, stand die Sicherheitsdienstleister wie Polizei, Ret- Maßnahmen würden durch die nun vorlie- Präsentation der neuen Sicherheitsstrategie tungswesen, Bundesheer oder die Feuerwehr gende Sicherheitsstrategie des Landes zu im Mittelpunkt des Galaabends. Vertreten mit dem Land Burgenland an einem Strang. einem gemeinsamen Ganzen zusammenge- waren neben den Spitzen der Landespolitik, Mit der Präsentation der neuen Sicherheits- führt. „Es ist nicht übertrieben zu behaupten, angeführt von Landeshauptmann Hans strategie wird der eingeschlagene Weg kon- daß sich das Burgenland auch in der Sicher- Niessl, auch Innenministerin Johanna Mikl- sequent fortgesetzt. Das Ziel ist klar, betonte heit zu einer Musterregion entwickelt.“ Leitner und das „Who is Who“ der Bur- Landeshauptmann Hans Niessl: „Im Jahr der In Sicherheit und Freiheit zu leben sei ein genländischen Sicherheit, insgesamt rund Sicherheit ist es uns gelungen, die Rahmen- zentrales Grundbedürfnis der Menschen in 300 Personen. Die Sicherheitsgala wurde im bedingungen der Sicherheit im Burgenland Österreich, so die Innenministerin. Sie be- Rahmen des EU Projektes „Sicherheit im wesentlich zu verbessern. Mit der Sicher- grüßt die Bestrebungen des Burgenlandes, Burgenland“ organisiert. heitshomepage, der Freiwilligenversiche- eine eigene Sicherheitsstrategie für das Land Schon bisher wurden zahlreiche Aktivi- rung, einer Risikomanagementplattform für zu entwickeln: „Eine Sicherheitsstrategie ist

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 42 »Burgenland Journal« immer willkommen, deshalb freut es mich besonders, daß ich heute bei dieser Präsen- tation mit dabei sein kann.“

Sicherheit ein wichtiger Wert Sicherheit habe in der Gesellschaft einen besonders wichtigen Wert, so Prof. Martin Langer von der FH Campus Wien, Studien- gang Integriertes Sicherheitsmanagement. Die Fachhochschule hat die Entwicklung der Strategie wissenschaftlich begleitet. Langer selbst arbeitet in der Projektleitung und Ko- ordination des Strategieteams mit. Langer: „Langfristig ist nur sicher, wer aus Erfah- rungen lernt und sich weiterentwickeln kann. Das gilt für Einzelpersonen gleicher- maßen wie für Organisationen und Länder.“ Über ein Jahr lang haben Vertreter der unterschiedlichsten Behörden, Organisatio- nen und Unternehmen gemeinsam an der Foto: Bgld. Landesmedienservice Übergabe der Sicherheitsstrategie: Prof. Martin Langer (l.) mit LH Hans Niessl Entwicklung dieser Strategie gearbeitet. Da- bei wurden vier strategische Handlungsfel- Sicherheitspreis verliehen heer), Manuel Neuberger, Samariterbund der entwickelt, die gemeinsam eine umfas- Menschen, die mit viel Einsatz und En- (Kategorie Rettungsdienste), das Projekt sende Sicherheitsvorsorge sicherstellen sol- gagement besondere Leistungen für den „First Responder“ des Roten Kreuzes (Ka- len. Diese sind: Förderungen und Leistun- Bürger erbracht haben, vor den Vorhang zu tegorie Sichereitsprojekt), AbtlInsp. Johann gen; Information und Bewußtsein, Integrales holen, ist das große Ziel des neuen Sicher- Reisner (Kategorie Polizei), die Wettkampf- Risikomanagement; Zusammenhalt und Ver- heitspreises des Landes Burgenland, der in gruppe der Ortsfeuerwehr St. Martin a.d.R- netzung. Die Sicherheitsstrategie kann beim Kooperation mit BVZ heuer erstmals verge- Berg (Kategorie Feuerwehr). In der Katego- „Verein Nachbarschaftshilfe Sicherheit“ ben wurde. Der Sicherheitspreis wurde in rie Zivilcourage gewann Muharrem Idrizaj. angefordert werden. Eine kurzweilige ani- sechs Kategorien Bundesheer, Feuerwehr, In der Kategorie Zivilcourage und Sicher- mierte Präsentation der Strategie ist weltweit Polizei, Rettungsdienst, Sicherheitsprojekt heitsprojekt wurde der Preis direkt von einer auf youTube zu sehen. Langer: „Die Stra- 2012 und Zivilcourage vergeben. Jury vergeben, alle anderen Preisträger wur- tegie muß bekannt sein. Was nutzt die beste Die Preisträger sind: Militärhundeführe- den in einer Internetabstimmung gewählt. „ Strategie, wenn sie nicht bekannt ist?“ rin Petra Schneidhofer (Kategorie Bundes- http://www.sicherimburgenland

Ein Spatenstich für mehr Sicherheit

er Baubeginn der neuen Polizeidirek- mit der Bundesministerin eine Sicherheits- Stellvertreter Franz Steindl. „Gleich geblie- Dtion Frauenkirchen wurde am 13. März vereinbarung unterzeichnet, die unter ande- ben ist die hervorragende Zusammenarbeit eingeläutet. Den Spatenstich nahmen Innen- rem 30 zusätzliche Polizistinnen und Polizi- mit den Blaulichtorganisationen“. Er sei ministerin Johanna Mikl-Leitner, Landes- sten für die Region Nordburgenland vor- auch dankbar, daß nunmehr der Digitalfunk hauptmann Hans Niessl, Landeshauptmann- sieht, und eine Sicherheitsstrategie unter Ein- umgesetzt werde; dies sei ein wichtiger Stellvertreter Franz Steindl, Landespolizei- bindung aller Blaulichtorganisationen ausge- Schritt, der ein Mehr an Sicherheit bringe. direktor Hans-Peter Doskozil, Bürgermeister arbeitet. Es ist schon vieles umgesetzt: Wir Durch den Bau würden öffentliche Gelder Josef Ziniel und Alfred Kollar vom Bau- haben Polizisten aus Wien zurück ins Bur- ausgelöst, und dies bringe Wertschöpfung träger OSG bei einem Festakt in Anwesen- genland geholt, und es gibt seit zehn Jahren für das Land, so Steindl. heit zahlreicher Gäste aus Politik, Verwal- erstmals wieder einen Polizei-Ausbildungs- tung, Exekutive und der Bevölkerung vor. lehrgang im Burgenland.“ Er freue sich über 900.000 Euro Bauvolumen „Hier in der Grenzregion sind die Her- die neue Polizeidienststelle, die die Sicher- Das Bauvolumen des Projekts beträgt ausforderungen anders als in anderen Re- heit nicht nur für Frauenkirchen, sondern für 900.000 Euro, erklärte Alfred Kollar, Ge- gionen“, erklärte Mikl-Leitner. „Hier heißt die Region erhöhen werde, so Niessl. schäftsführer vom Bauträger OSG. Nach es Kompetenz zeigen.“ Der Neubau sei auf- Ostern werde man mit dem Bau beginnen, grund des schlechten Bauzustands des fast Neue Anforderungen der die Sanierung des Altbestandes und die 90 Jahre alten Gebäudes notwendig gewor- Die Anforderungen an die Sicherheit Errichtung eines zweigeschoßigen Zubaus den, „jetzt wird mit dem Neubau ein und an die Polizei hätten sich durch politi- beinhalte, der architektonisch an das alte Schmuckkasterl geschaffen“. sche Veränderungen, durch den Wegfall von Gebäude angepaßt wird. Die Übergabe der „Sicherheit kostet Geld, und dafür wird Grenzen in der Gegenwart wesentlich er- neuen Polizeidienststelle wird im April/Mai auch Geld da sein“, sagte Niessl. „Wir haben höht, erklärte Landeshauptmann- 2014 erfolgen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 43 »Burgenland Journal« Im Zeichen der Budgetkonsolidierung Regierungsklausur in Frauenkirchen – Doppelbudget, Verwaltungsreform, EU-Förderungen im Fokus Foto: Bgld. Landesmedienservice V.l.: Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Steindl, Landeshauptmann Hans Niessl, Finanzlandesrat Helmut Bieler

u einer Frühjahrsklausur trafen die den Bund werde man diesem demnächst ein möglichst niedrige Kostenbeiträge garantie- ZRegierungsparteien am 13. März in der gemeinsames Positionspapier vorlegen. „Wir ren zu können. St. Martins Therme & Lodge in Frauenkir- wollen das Optimum herausholen, einerseits chen zusammen. Auf der Tagesordnung stan- beim Additionalitätenprogramm, aber auch Spekulationsverbot den die Erstellung eines Doppelbudgets für bei spezifischen Förderungen“, so Steindl. „Es gibt keine spekulativen Geschäfte im 2014/2015 sowie die Verwaltungs- und Haus- Gemeindebereich im Burgenland“, sagte haltsreform. Es solle „mehr Transparenz, Schlanke Verwaltung, Steindl, alle Gemeinden bewegten sich im gläserne Kassen und ein Spekulationsver- modernes Dienstrecht gesetzlichen Rahmen. Man werde ein Spe- bot“ geben, so Landeshauptmann Hans „Die Verwaltung ist schlanker und effi- kulationsverbot beim Land oder den Ge- Niessl, der gemeinsam mit Landeshaupt- zienter geworden, im Bundesländervergleich meinden gesetzlich festschreiben. mann-Stellvertreter Franz Steindl und Fi- werden die Verfahren im Burgenland am nanzlandesrat Helmut Bieler die Ergebnisse raschesten durchgeführt“, erklärte Niessl. Keine neuen Schulden ab präsentierte. Diesen Weg wolle man weitergehen, indem 2016, mehr Transparenz man ein modernes Dienstrecht installiere. Es Einer der zentralen Punkte der Klausur Kampf um EU-Förderungen werde keine Pragmatisierungen mehr geben, sei die Erstellung des Doppelbudgets für Es sei ein sehr effizientes, konstruktives dies gelte ab 1. Jänner 2014 auch bei Amt- 2014/2015 gewesen, sagte Bieler. „Bereits Arbeiten in bester Atmosphäre gewesen, er- männern. Die Bezirkshauptmannschaften 2016 wird es keine Neuverschuldung mehr klärte der Landeshauptmann. Im besonderen sollen zu Kompetenzzentren werden, Be- geben, ab 2016 den Beginn der Schuldenre- Fokus stehe jetzt vor allem der gemeinsame dienstete bezirksübergreifend tätig sein. duktion“. Man werde aber weiter Impulse Kampf um eine Erhöhung der EU-Förde- Eine wichtige Änderung solle bei Kreis- setzen – so etwa bei der Bildung und beim rungen über die bis dato fixierten 56 Mio. ärztInnen vorgenommen werden: für diese Verkehr. Im Hinblick auf eine wirkungs- Euro hinaus. „Seitens des Landes werden werde es künftig eine leistungsorientierte orientierte Haushaltsführung und auf mehr wir aufgrund stabiler Finanzen auch die Ko- Bezahlung geben. Sparen ist auch bei der Transparenz werde man künftig in der finanzierung garantieren“, versicherte Niessl. Verwaltung der Lehrlings- und Schüler- öffentlichen Verwaltung die Doppik zusätz- Im Hinblick auf weitere Förderungen durch heime des Landes angesagt, um auch künftig lich zur Kameralistik einführen, so Bieler. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 44 »Burgenland Journal« Startschuß für Mobilitätspreis Die Mobilität im Burgenland ist klimafreundlicher geworden – LH Niessl, VCÖ und ÖBB-Postbus starten den 9. Mobilitätspreis Burgenland

ine aktuelle Untersuchung des Verkehrs- Eclub Österreich (VCÖ) zeigt, daß im Burgenland der Öffentliche Verkehr und das Radfahren an Bedeutung gewinnen. Das Mobilitätsbewußtsein der BurgenländerIn- nen hat sich verändert: Das Auto verliert für die Menschen an Bedeutung, ist für die mei- sten kein Statussymbol mehr. Immer mehr geht es darum, kostengünstig und rasch ans Ziel zu kommen. Die Nachfrage nach Bahn und Bus nimmt daher zu. Der VCÖ hat gemeinsam mit Landeshauptmann Hans Niessl und dem ÖBB-Postbus den VCÖ- Mobilitätspreis Burgenland gestartet. Der Preis widmet sich heuer dem Thema „Mobilität und Transport 2025+“. Gesucht sind Projekte, die zeigen, wie eine umwelt- freundliche Mobilität und ein effizienter

Gütertransport der Zukunft aussehen. Im Foto: Bgld. Landesmedienservice Burgenland wird dieser Preis zum neunten Gaben in Eisenstadt den Startschuß zum Mobilitätspreis 2013: Landeshauptmann Hans Niessl mit VCÖ-Geschäftsführer Willi Nowak (l.) und ÖBB-Postbus-Regional- Mal vergeben. manager Alois Ometzberger (r.). „Der Verkehr steht in den kommenden Jahren vor enorm großen Herausforderun- rund 15 Millionen Euro in die Hand, damit entwickelt hat. Zwischen den Jahren 2000 gen. Um die von Österreich und der EU be- der öffentliche Verkehr verbessert wird und und 2006 sind die mit privaten Pkw gefahre- schlossenen Ziele im Energie- und Umwelt- die burgenländischen Pendler entlastet wer- nen Kilometer von 1,58 auf 1,94 Milliarden bereich zu erreichen, braucht es eine Mobi- den, so Niessl: „Wir haben die Gelder dafür Kilometer gestiegen. Danach gab es trotz litätswende. Im Burgenland sind erste An- deutlich angehoben und neue Verbesse- Bevölkerungszuwachs einen Rückgang. Im zeichen dieser notwendigen Änderung des rungsschritte gesetzt.“ So bringe das vor Vorjahr wurden nach Berechnungen des Mobilitätsverhaltens bereits erkennbar“, wenigen Wochen vom Bund beschlossene VCÖ rund 1,85 Milliarden Kilometer mit bringt VCÖ-Geschäftsführer Willi Nowak Pendlerpaket mit einem Volumen von 150 den privaten burgenländischen Pkw zurück- eine aktuelle VCÖ-Untersuchung auf den Millionen Euro für Burgenlands Pendler ein gelegt. Punkt. Damit sich dieser Trend fortsetzt, Entlastungsvolumen von rund 8 Millionen Beim VCÖ-Bahntest 2012 haben 31 Pro- dazu soll auch der VCÖ-Mobilitätspreis bei- Euro. Ebenfalls spürbar entlastet werden die zent der Fahrgäste angegeben, daß sie zu- tragen. Landeshauptmann Hans Niessl ruft Pendler durch die Stützung der Zeitfahr- mindest bei einzelnen Strecken vom Auto zur Teilnahme auf: „Ich halte diesen Preis karten. Dafür wendet das Land rund 4,8 Mil- auf die Bahn umgestiegen sind. Als Haupt- für eine wichtige Initiative, er trägt dazu bei, lionen Euro auf. Dadurch werden die grund wurden die gestiegenen Spritpreise daß es in der Bevölkerung zu einem Um- Zeitfahrkarten günstiger. Als weitere wichti- angeführt. Etwa jede dritte Person im Bur- denkprozeß kommt. Es würde mich freuen, ge Maßnahmen, die umgesetzt wurden, genland nutzt in der warmen Jahreszeit das wenn es auch in diesem Jahr wieder viele nennt Niessl den Ausbau von Park & Ride- Fahrrad täglich oder mehrmals die Woche, Einreichungen gibt. Der VCÖ begeht heuer Anlagen – derzeit stehen an landesweit 33 ein weiteres Drittel fährt mehrmals im Mo- sein 25-Jahr-Jubiläum. Herzliche Gratulation Bahnhöfen bzw. Haltestellen in Summe nat oder zumindest ein paar Mal im Jahr. Das zu diesem Jubiläum und vielen Dank für den 2606 PKW-Stellplätze und 842 Bike & Burgenland hat im Verhältnis zur Bevölke- großen Einsatz für eine umweltfreundliche Ride-Plätze zur Verfügung –, und das Top- rungszahl mit 6,3 km pro 1000 Einwohner und nachhaltige Mobilität.“ Jugendticket. Auch die Auszeichnung der das größte Radwegnetz Österreichs, so der Das Land Burgenland unternehme große Busverbindung Oberwart-Wien (G1) mit VCÖ. Anstrengungen, damit der Öffentliche Ver- dem VOR-Award 2012 zeige, daß für die kehr attraktiver wird und Pendlerinnen und Pendler im Burgenland viel getan werde, so Positive Wirkung auf die Umwelt Pendler entlastet werden, betont der Landes- Niessl. Die VCÖ-Untersuchung zeigt, daß der hauptmann: „Wir setzen auf Nachhaltigkeit verstärkte Umstieg vom Auto auf das Fahr- in der Energieversorgung. Wir setzen auf Bahn gewinnt an Zuspruch rad und auf öffentliche Verkehrsmittel eine Nachhaltigkeit auch beim Verkehr.“ Das Der VCÖ hat untersucht, wie sich die positive Wirkung auf die Umwelt- und Ener- Land Burgenland nehme derzeit pro Jahr Mobilität im Burgenland seit dem Jahr 2000 giebilanz hat. So sind die CO2-Emissionen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 45 »Burgenland Journal«

des Verkehrs im Burgenland seit dem Jahr sind vorbildhafte Projekte gesucht, die schon meinden und Städte, Fachhochschulen, 2005 von 847.000 Tonnen auf rund 730.000 heute zeigen, wie die ökologisch verträgli- Schulen, Organisationen und Vereine teilneh- Tonnen gesunken. Der Energieverbrauch des che Mobilität der Zukunft aussehen kann. men. Privatpersonen können Projektideen Verkehrs ist im gleichen Zeitraum von Der Preis ist heuer dem Thema „Mobilität einreichen. „Als umfassender Mobilitäts- 11.584 auf rund 10.600 Terrajoule zurückge- und Transport 2025+“ gewidmet und wird in dienstleister sorgt der ÖBB-Konzern öster- gangen. Der Verkehr wird damit vom Erdöl Kooperation mit dem Land Burgenland und reichweit für die umweltfreundliche Beför- unabhängiger. dem ÖBB-Postbus durchgeführt derung von Personen und Gütern. Die ÖBB- Auch für die Luftqualität ist mehr um- Das Themenspektrum reicht vom Öffent- Postbus GmbH ist ein verläßlicher Partner weltfreundliche Mobilität positiv. Die vom lichen Verkehr über Gehen und Radfahren im Öffentlichen Verkehr in beinahe allen Re- Verkehr im Burgenland verursachten Stick- bis zur Elektro-Mobilität. Gesucht sind unter gionen des Landes. Bei unseren Bemühun- oxid-Emissionen sind seit dem Jahr 2005 anderem auch Unternehmen, die ihren gen noch mehr Menschen zum Umsteigen von 5.279 Tonnen auf rund 3.800 Tonnen im Beschäftigten das Öffi-Jobticket zur Ver- auf den Öffentlichen Verkehr zu bewegen, Vorjahr gesunken. Die extrem schädlichen fügung stellen, das heuer in Österreich neu ist der Fokus im gesamten ÖBB-Konzern Feinst-Staub-Partikel sind im gleichen Zeit- eingeführt wurde. Auch Maßnahmen für auch immer auf Umweltfreundlichkeit und raum um ein Drittel von 218 auf rund 130 eine verkehrssparende Raumordnung oder Nachhaltigkeit gerichtet“, stellt ÖBB-Post- Tonnen zurückgegangen. Für die Gesundheit Wohnprojekte, die optimal an die Bahn an- bus-Regionalmanager Alois Ometzberger der Bevölkerung sei es wichtig, daß diese gebunden sind und weniger Pkw-Stellplätze fest. Entwicklung fortgesetzt werde, so VCÖ- brauchen, können beim VCÖ-Mobilitäts- Die Einreichfrist endet am 30. Juni. Eine Geschäftsführer Nowak. preis eingereicht werden. Auch zum Thema Fachjury bewertet die Projekte, im Septem- Gütertransport erwartet sich der VCÖ viele ber wird das beste Projekt Burgenlands aus- VCÖ-Mobilitätspreis Burgenland Einreichungen aus dem Burgenland. gezeichnet. Einreichunterlagen sind beim sucht vorbildhafte Projekte Beim VCÖ-Mobilitätspreis Burgenland VCÖ erhältlich. „ Beim VCÖ-Mobilitätspreis Burgenland können Betriebe und Unternehmen, Ge- http://www.vcoe.at Auszeichnung für verdiente Persönlichkeiten Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: LH-Stv. Franz Steindl, Manfred Waba (Bühnenbildner Opernfestspiele St. Margarethen), Generaldirektor Bert Jandl (Vila Vita), LH Hans Niessl, Ferry Janoska (Komponist und Arrangeur), Medizinalrat Primarius Luc Bastian (Ärztl. Leiter KH Kittsee), Professor Walter Dujmovits (Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft; er erhielt das Goldene Ehrenzeichen der Republik) und Heinz Velich (Winzer und Hotelbetreiber aus Apetlon) n sechs Persönlichkeiten wurden am 19. des Burgenlandes beigetragen. Sie stehen der Landeshauptmann in seiner Festan- AMärz von Landeshauptmann Hans mit ihren Leistungen aber nicht nur für eine sprache. „Für die Fortsetzung des erfolgrei- Niessl und Landeshauptmann-Stellvertreter erfolgreiche Vergangenheit, sondern auch chen burgenländischen Wegs braucht es Per- Franz Steindl im Kultur- und Kongreßzen- für die Zukunft, weil sie schon seit vielen sönlichkeiten wie die heute Geehrten. Es trum in Eisenstadt Ehrenzeichen für ihre Jahren den Weg der Internationalisierung ge- braucht aber auch die sprichwörtlichen bur- Verdienste um das Land Burgenland verlie- gangen sind und damit wichtige Vorarbeit genländischen Tugenden wie Fleiß, Hilfsbe- hen. „Die heute ausgezeichneten Persönlich- für die Qualitätsmarke Burgenland, die wir reitschaft und vor allem das Miteinander keiten verdienen es in besonderem Maße, etablieren wollen, geleistet haben. Dafür aller Menschen im Land – durch sie wurde geehrt zu werden. Sie haben Großartiges für möchte ich ihnen meinen großen Dank, Re- die positive Entwicklung des Burgenlandes unser Land geleistet und viel zum Ansehen spekt und Anerkennung aussprechen“, sagte erst möglich gemacht“, so Niessl. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 46 »Burgenland Journal« Führungsebene wird weiblicher Projektabschluß »FRAUEN*Kompetent – Leitungskompetenz für burgenländische Frauen«

um Business-Frühstück lud abz*austria Z(Verein zur Förderung von Arbeit a, Bil- dung b und Zukunft z von Frauen in Öster- reich) gemeinsam mit Frauenlandesrätin Ve- rena Dunst die Teilnehmerinnen des Förder- projekts „FRAUEN*Kompetent – Leitungs- kompetenz für burgenländische Frauen“ am 5. März ins Hotel Spiegel in Bad Tatzmanns- dorf. 12 Kursteilnehmerinnen hatten im Jän- ner ihre Zertifikate erhalten, die Veranstal- tung stand unter dem Motto „Die Führung ist weiblich!? Ab durch die gläserne Decke“ und markierte den erfolgreichen Abschluß des Projekts und diente dem Erfahrungs- austausch und Netzwerken. Erfolgreiche „Role models“ berichteten aus der Praxis, wie Führungspositionen mit Familie und Privatleben unter einen Hut zu bringen sind.

Tenor: Frauen können alles; für Führungspo- Foto: Bgld. Landesmedienservice sitionen braucht frau neben entsprechender v.l.: Daniela Schallert (GF abz*austria), Sabina Schloffer (Schloffer Furniture), Qualifikation Selbstvertrauen, Mut, und Frauenlandesrätin Verena Dunst, Manuela Vollmann (GF abz*austria) und Marion Koidl (IBM-Leadership Development Center) Rückhalt in der Partnerschaft. Schritt zurück“, bemerkte Sabina Schloffer. es möglich ist, Karriere und Familie unter Es braucht weibliche Role-models Sie leitet mit ihrem Mann ein Möbelunter- einen Hut zu bringen. Da ist die Politik ge- „Wir haben einen Höchststand an weib- nehmen im Südburgenland und legt auf ma- fragt, den Ausbau der Kinderbetreuung vor- lichen Beschäftigten, leider noch immer zu ximale Flexibilität bei der Arbeitszeit großen anzutreiben. Im Burgenland ist bereits viel viele in Teilzeit. Und Frauen sind in Füh- Wert – bei Frauen wie bei Männern. Bei geschehen – wir sind österreichweit die Be- rungspositionen unterrepräsentiert“, stellte weiblichen Führungskräften sei „Delegie- sten bei der Betreuung der 3- bis 6jährigen. Dunst fest. „Es fehlt an weiblichen Role- ren“ im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Ich werden jedenfalls auch weiterhin Pro- models, vor allem in technischen Berufen. Beruf und Familie essentiell. jekte wie dieses nach Kräften unterstützen Es freut mich, daß durch dieses abz*austria- und auch die Kinderbetreuung weiter aus- Projekt nicht nur einige Teilnehmerinnen in Neues Selbstwertgefühl bauen“, so Dunst. leitende Positionen aufgerückt sind oder Was Mut, Selbstwertgefühl und Motiva- kurz davor stehen, sondern dieses Projekt tion anlange, stünden die Teilnehmerinnen Fit gemacht für Führungspositionen auch einen positiven Trend bewirkt und viel von „FRAUEN*Kompetent – Leitungskom- Frauen, die fachliche Kompetenz um eine Mut bei Frauen erzeugt hat“. petenz für burgenländische Frauen“ heute leitende Kompetenz erweitern wollen, aber ganz anders da als zu Beginn des Kurses, auch Wiedereinsteigerinnen waren die Ziel- Rahmenbedingungen ändern zog Schallert von abz*austria ein positives gruppe des von abz*austria in Pinkafeld „Spielregeln können geändert werden“ – Resümee. Das sehen auch die Frauen so: durchgeführten Projekts. Weiterbildung, sei für sie eine elementare Erkenntnis aus „Ich habe zwei Kinder, habe in der Karenz Wirtschafts- und Führungskompetenz, Kom- ihrem Berufsleben, diese sollten Frauen auf die abz-Ausbildung gemacht und heute einen munikation und der Umgang mit neuen Me- dem Weg in die Führungsebene beherzigen, tollen Job, alles hat perfekt funktioniert“, so dien standen in den Kursen ebenso am Pro- erklärte „Role-model“ Daniela Schallert, eine zufriedene Teilnehmerin. „Wenn man gramm wie die Persönlichkeitsentwicklung Geschäftsführerin abz*austria und zweifa- für eine Idee brennt, steckt man auch Rück- und Einzelcoachings. Mentorinnen begleite- che Mutter. MBA Marion Koidl vom IBM- schläge leichter weg. Das war eine ganz wich- ten die Teilnehmerinnen dabei, wobei deren Leadership Development Center hat die tige Lehre aus dem Kurs. Die Mentorinnen persönliche Rahmenbedingungen für eine „Spielregeln“ geändert und bei IBM ein gut waren uns dabei eine ganz wichtige Stütze“, Führungsposition ausgelotet wurden. funktionierendes Part-timer-Netzwerk ein- sagte eine andere. Die Gesamtkosten des Projekts betragen geführt; sie arbeitet selbst Teilzeit, merkt 96.000 Euro; ein Viertel davon wird aus aber an: „Für eine gute Idee braucht es auch Politik gefragt Landesmitteln, drei Viertel werden aus ESF- fördernde Umstände“. „Frauen machen beim „Einerseits muß Frauen klar gemacht Mitteln finanziert. „ ersten Widerstand oder Rückschlag einen werden, daß sie es können, andererseits, daß http://www.abzaustria.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 47 »Burgenland Journal« 40 Jahre HTBLA Eisenstadt Das 40 Jahr-Jubiläum wurde am 15. März mit einem großen Festakt mit Gästen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, dem Bildungsbereich begangen. Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: LSR-Direktorin Sandra Steiner, Anna Moser (Schulsprecherin), Direktor HR Stefan Wagner (LSR-Präsident) LH Hans Niessl, Min.Rat Christian Dorninger (Abteilungsleiter für das technisch-gewerbliche Schulwesen), Konstanze Binder (Abtei- lungssprecherin Werkstofftechnologie), Amtsführender LSR-Präsident Gerhard Resch, Stefan Lukovic (Klassensprecher Maschinenbau) und Michael Hochecker (Abteilungssprecher Maschinenbau)

Jahre und kein bißchen leise‘, präsen- zentrum, das nunmehr aufgrund Platzman- freute sich der Amtsführende Landesschul- 40tiere sich die HTL heute“, sagte Di- gels einen Zubau erhalten soll. ratspräsident Gerhard Resch. LH Hans Niessl: rektor HR Stefan Wagner bei der Begrüßung. „Die moderne, zukunftsorientierte Aus- „Wir können in einer modernen Wissensge- Seit der Gründung als „Höhere Abteilung für bildung an der HTL Eisenstadt garantiert sellschaft nur erfolgreich sein und im Maschinenbau“ im Jahr 1972 mit anfangs 39 beste Chancen im späteren Berufsleben. Die Wettbewerb bestehen, wenn es bestens aus- SchülerInnen hat sich die HTL zu einem mo- Nachfrage der Wirtschaft nach den Absol- gebildete junge Menschen gibt. Als eine der dernen, österreichweit angesehenen Bil- ventinnen und Absolventen ist enorm und größten Lehr- und Forschungseinrichtungen dungsinstitut im Bereich Technik mit rund kann gar nicht abgedeckt werden“, stellte des Landes leistet die HTL Eisenstadt dazu 1000 SchülerInnen in 39 Klassen und 130 Wagner fest. „Ich habe die Gründung der einen ganz wichtigen Beitrag. Zum 40 Jahr- LehrerInnen entwickelt. Großer Wert werde HTBLA als junger Personalvertreter miter- Jubiläum gratuliere ich herzlich und wün- auf eine enge Zusammenarbeit mit der lebt; wenn ich mir anschaue, was heute dar- sche viel Erfolg für die Zukunft.“ „ Wirtschaft gelegt, auf deren Bedeutung auch aus geworden ist, macht mich das stolz“, http://www.htl-eisenstadt.at Landeshauptmann Hans Niessl in seiner An- sprache verwies: „Die Vernetzung von Bil- dung, Forschung und Wirtschaft ist ein ganz Kreativ mit Energie wichtiges Anliegen. Sie ist der Schlüssel zu Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Die as Jahr 2013 wurde im Burgenland zum gibt es u.a. Handys, Tablet-PCs sowie Ther- HTL Eisenstadt ist ein Musterbeispiel für D„Jahr der Energiewende“ ausgerufen. meneintritte für die ganze Klasse. diese Vernetzung.“ Als erste Region Europas wird das Burgen- „Unsere Devise lautet ‚Windkraft statt Das Ausbildungsangebot umfaßt Maschi- land stromautark und damit so viel Strom Atomkraft‘, womit es eine nachhaltige und nenbau, Werkstofftechnik, Mechatronik; und aus Erneuerbarer Energie erzeugen, wie im sichere Versorgung mit Energie im Burgen- als einzige Schule in Österreich bietet die Burgenland verbraucht wird. Um dieses land gibt. Der Ausbau der Erneuerbaren Ener- HTL Eisenstadt den Zweig Flugtechnik ma- Thema auch im Bildungsbereich nachhaltig gie bringt neue Arbeitsplätze und Impulse turaführend an. Ergänzt wird das Angebot zu verankern und bei den künftigen Genera- für die Wirtschaft, vor allem aber einen durch eine vierjährige Fachschule für Ma- tionen bewußtseinsbildend zu wirken, wird wichtigen Beitrag in Richtung Klimaschutz schinen- und Anlagentechnik. Eine enge auf Initiative von Landeshauptmann Hans und intakte Umwelt. Das ‚Jahr der Energie- Zusammenarbeit besteht nicht nur mit der Niessl ein dementsprechender Schulwettbe- wende‘ soll auch durch eine Vielzahl an Ak- Wirtschaft, sondern auch mit Partnerschulen werb gestartet. Unter dem Motto „Kreativ tivitäten genutzt werden, um den Modell- in Ungarn. Anfangs an vier Standorten unter- mit Energie“ sind alle Volksschulen, Haupt- charakter des Burgenlandes beim Thema gebracht, übersiedelte die HTBLA im Jahr schulen, Neue Mittelschulen, Polytechni- Energie hervorzuheben. Einen wichtigen Bei- 1981 gemeinsam mit der Handelsakademie schen Schulen sowie alle AHS und BMHS trag dazu soll auch dieser Schulwettbewerb und der Handelsschule ins Bundesschul- zum Mitmachen eingeladen. Zu gewinnen leisten“, betonte der Landeshauptmann. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 48 »Burgenland Journal« Technik fürs Leben-Preis Elf SchülerInnen aus der HTL Pinkafeld geben Bosch-VertreterInnen einen ersten Einblick in ihre Projekte für den Bosch »Technik fürs Leben-Preis«. Foto: Robert Bosch AG/APA-Fotoservice/Jamnig HTL Pinkafeld-Schüler präsentierten Projekte zur Wasseraufbereitung für afrikanische Schule und berührungslose Pulsmessung.

nnovative Projekte aus Schülerhand zeich- Marke von Bosch Thermotechnik, zur Ver- Blick hinter die Kulissen Inen den Bosch „Technik fürs Leben-Preis“ fügung gestellt: „Die SchülerInnen montier- Bei ihrem Besuch der HTL Pinkafeld aus. Jahr für Jahr beweisen HTL-Schü- ten die Solaranlage selbst auf dem Gebäude haben die VertreterInnen der Robert Bosch lerInnen ihr Können – so auch für den der HTL Pinkafeld und können nun im Un- AG den jungen Frauen und Männern auch Wettbewerb 2013: Elf HTL-SchülerInnen terricht erfahren und testen, wie effizient einen Einblick in das Unternehmen Bosch gaben VertreterInnen der Bosch-Gruppe in eine Solaranlage arbeitet. Schließlich ist eine und die Karrieremöglichkeiten dort gegeben. Österreich einen ersten Einblick in ihre praxisorientierte Ausbildung an Schulen sehr Angelika Kiessling, Leiterin der Unterneh- Projekte für den Bosch Technik fürs Leben- wichtig und wird von uns nach Möglichkeit menskommunikation Bosch Österreich: Preis – Österreichs größtem, unternehmens- auch gerne unterstützt“, so Weinwurm. „Mit dem Bosch ,Technik fürs Leben-Preis‘ initiierten Schülerwettbewerb für HTL. Die suchen wir die besten Köpfe von morgen. jungen Techniktalente zeigten: Eine solarbe- Praxisorientierte Erfahrung Den Gewinnern des Wettbewerbs bieten wir triebene und wartungsarme Trinkwasserauf- in der Ausbildung mit der Siegesprämie – einem sechsmonati- bereitungsanlage für eine Schule in Togo Ilse Fiala-Thier, Direktorin der HTL Pin- gen Berufspraktikum bei Bosch – auch (Westafrika), ein Meßsystem zur berüh- kafeld, ist stolz darauf, daß die SchülerInnen gleich einen Startvorteil für ihre Berufs- rungslosen Erfassung von Herz-, Atmungs- neben einer 37 Stunden-Woche noch Zeit karriere.“ und Bewegungsfrequenz von Schlaflabor- finden, Diplomarbeiten „auf einem derartig Bis zum Einreichschluß am 30. April PatientInnen, eine Zeitmeßanlage für Feuer- hohen Niveau zu schreiben“. Denn auf pra- 2013 haben die vier Schülerteams der HTL wehrwettbewerbe und ein portables EKG xisorientierte Diplomarbeiten wird im Sinne Pinkafeld noch Zeit, an ihren Arbeiten zu mit Android- Visualisierung. der Begabungsförderung von der Schullei- feilen. Einreichen können sie ihre Projekte Von den Projekten der HTL Pinkafeld- tung besonderer Wert gelegt, wie Fiala-Thier in den drei Wettbewerbs-Kategorien Indu- SchülerInnen zeigte sich Helmut Weinwurm, erklärt: „Interessierten SchülerInnen kann strietechnik, Kraftfahrzeugtechnik, Energie Leiter Bosch Thermotechnik in Österreich mit solchen innovativen Projekten die Mög- und Gebäudetechnik. Doch die Konkurrenz und Slowenien, beeindruckt. Bereits Ende lichkeit gegeben werden, unter realen Bedin- ist groß: Denn es sind 124 Projekte von 312 2011 hat Weinwurm der HTL Pinkafeld gungen zu arbeiten und wichtige Erfahrun- SchülerInnen aus 25 HTLs in Österreich zum einen Besuch abgestatet. Damals wurde der gen für das spätere Berufsleben schon wäh- diesjährigen Wettbewerb angemeldet. „ Schule eine Solaranlage von Buderus, einer rend ihrer HTL-Ausbildung zu sammeln.“ http://www.bosch.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 49 »Burgenland Journal« Haydn & Beethoven Internationale Haydntage vom 5. – 22. September 2013 Foto: Bgld. Landesmedienservice Präsentierten das Programm der 25. Internationalen Haydntage 2013: Der Kuratoriumsvorsitzende der Internationalen Joseph Haydn Privatstiftung Eisenstadt, Josef Pratl, Kulturlandesrat Helmut Bieler, Bürgermeister Thomas Steiner und der Intendant der Haydn Festspiele Eisenstadt, Walter Reicher (v.l.)

aydn und Beethoven stehen im Mittel- lich erweitertes und qualitativ hochkarätiges nien in sechs Konzerten zur Aufführung Hpunkt der 25. Internationalen Haydn- Musikerlebnis“, erklärte der Kulturlandes- bringen wird. Erstmals wird Zaubergeigerin tage vom 5. bis 22. September 2013, die zum rat. Bürgermeister Steiner sagte, er sei stolz Julia Fischer mit der Academy of St. Martin Jubiläum mit einer um eine Woche verlän- auf dieses Festival: „Eisenstadt profitiert in in the Fields – eines der ersten internationa- gerten Spielzeit aufwarten. Das in mehrfa- besonderem Ausmaß von den Internationa- len Ensembles, die bei den Haydntagen auf- cher Hinsicht Rahmen sprengende Pro- len Haydntagen. Sie tragen einen erhebli- traten – zu Gast sein. Der Klaviermusik wird gramm präsentierten Kulturlandesrat Hel- chen Teil zum sehr guten internationalen Ruf mit Auftritten von Anima Eterna mit Jos van mut Bieler, Festspiel-Intendant Walter Rei- der Landeshauptstadt als ‚Haydnstadt‘ bei, Immerseel, Paul Badura-Skoda und Viviana cher, Josef Pratl, Kuratoriumsvorsitzender bringen internationales Publikum und hohe Sofronitsky Reverenz erwiesen. Das Publi- der Joseph Haydn Privatstiftung, und Eisen- Wertschöpfung“. Man werde deshalb seitens kum begeistern werden unter anderen auch stadts Bürgermeister Thomas Steiner am 14. der Stadt auch weiterhin mit finanziellen Sol Gabetta mit Beethovens Cellosonaten, März im Schloß Esterházy in Eisenstadt. Mitteln seinen Beitrag zum Gelingen des Angelika Kirchschlager mit Beethoven-Lie- Vom musikalischen Dialog zwischen Haydn Festivals leisten, so Steiner. dern und zum Abschluß Startenor Michael und Beethoven geleitet, wird von Künstlern, Schade im Haydnsaal. Dirgent Trevor Pin- Orchestern und Ensembles von internationa- Reicher: Weltmeisterschaft im Haydn- nock an der Seite des Salzburger Bachchors lem Rang die Bandbreite des Schaffens der Spielen und des Mozarteumorchesters sowie das beiden Musikgenies dargebracht, darunter Von einer kleinen Veranstaltung über fünf L’Orfeo Barockorchestor unter Michi Gaigg alle neun Beethoven-Symphonien – „ein Her- Tage seien die Internationalen Haydntage werden sich Haydns Oratorien widmen. zenswunsch von Maestro Adam Fischer“, so kontinuierlich gewachsen, man habe viele Intendant Reicher. Weltstars und die besten Haydn-Interpreten Haydn und Beethoven im Kino Zum Jubiläum ergänzen die Ausstellung zu Gast gehabt, alle Haydn-Werke gespielt, Erstmals wird der Haydnsaal zum Kino- „Ask for Haydn – 14 Blicke aus der Gegen- Symposien veranstaltet und auch neue Wege saal: Zwei Dokumentarfilme – „In search of wart“ und das musikwissenschaftliche Sym- beschritten: „Wir waren die Ersten, die auf Haydn“ und „In search of Beethoven“ – be- posium „Haydn & Die Künste“ das musika- Videowall, die Ersten weltweit, die eine leuchten die Biographien und das Schaffen lische Programm. Eine Premiere: Erstmals Oper live, im Jahr darauf das ganze Festival von Haydn und Beethoven. Begleitend zum wird der Haydnsaal bei den Haydntagen zum live im Internet übertragen haben. So wie Konzertprogramm wird die Ausstellung Kino. Haydn waren auch wir immer die Ersten“. „Ask for Haydn – Blicke aus der Gegen- „Zum 25-Jahr-Jubiläum treffen zwei Gi- wart“ im Projektraum der Landesgalerie ganten der Klassischen Musik aufeinander. Jubiläumsmischung mit Weltstars, Burgenland aus der Perspektive der zeitge- Haydn und Beethoven stehen zugleich auch Debütanten und »Wiederkehrern« nössischen bildenden Kunst gezeigt. Ergänzt für die Internationalität des Festivals. Dies 2013 wird es eine feine Mischung geben, wird das Jubiläumsprogramm vom musik- wird in der Programmatik mit vielen in- angefangen mit Maestro Adam Fischer, der wissenschaftlichen Symposium „Haydn & ternationalen Solisten und Orchestern unter- mit der Österreichisch-Ungarischen Haydn Die Künste“. „ strichen. Die BesucherInnen erwartet ein zeit- Philharmonie alle neun Beethoven-Sympho- http://www.haydnfestival.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 50 »Burgenland Journal« Das Bett als Bühne Georges Feydeaus »Die Dame vom Maxim« bei den Schloß-Spielen Kobersdorf Foto: Wolfgang Voglhuber Im romantischen Innenhof des Renaissanceschlosses haben bemerkenswerte Inszenierungen dieser Bühne Anerkennung gebracht.

in Feuerwerk an Aberwitz, das sich oft der burgenländische Getränkeerzeuger Mit William Shakespeares „Was ihr Ean den frivolen Geschichten entzündet, „Waldquelle“ rührt mit vier Millionen Eti- wollt“ in der Inszenierung von Werner Prinz die er selbst als Stammgast des legendären ketten auf seinen Mineralwasserflaschen konnten die Schloß-Spiele Kobersdorf unter Pariser Nachtlokals beobachten und erleben kräftig die Werbetrommel. „Durch diese der Intendanz von Wolfgang Böck 2012 mit konnte, steht mit Georges Feydeaus „Die bereits seit Jahren erfolgreich bestehenden knapp 11.700 Besuchern und einer 91%igen Dame vom Maxim“ von 4. bis 28. Juli 2013 Kooperationen wird den Schloß-Spielen Auslastung, wieder ein qualitativ und inhalt- bei den Schloß-Spielen Kobersdorf auf dem Kobersdorf auch in der diesjährigen Saison lich großartiges Ergebnis, das von drei wet- Programm. die Möglichkeit geboten, 2013 mit einer terbedingt abgesagten bzw. abgebrochen „Bei dieser Aufführung“, die, so Inten- komplizierten und irrwitzigen Verwechs- Vorstellungen beeinträchtigt war, verzeich- dant Wolfgang Böck, „von der kleinen Un- lungskomödie den qualitativen Höhenflug nen. wahrheit bis an den Rand des Irrsinns führt“, der vergangenen Jahre zu prolongieren, hoch- zeichnen Patrick Guinand für die Inszenie- wertiges Sommersprechtheater auf höchstem Zum Inhalt rung, Erich Uiberlacker für das Bühnenbild Niveau zu bieten und den Schloßhof zu Die zwei Freunde Petypon und Mongi- und die Lichtgestaltung, Gerti Rindler- einem Erlebnisraum für alle Sinne werden court haben eine Nacht im berüchtigten Lo- Schantl für die Kostüme, Oliver Binder für zu lassen“, betonte Landesrat Helmut Bieler. kal „Chez Maxim’s“ verbracht. Als Mongi- die Dramaturgie und Karin Gollowitsch für Seit 1972 stehen die Schloß-Spiele Ko- court am nächsten Mittag Petypon aufsucht, die Produktionsleitung verantwortlich. Das bersdorf im Mittelburgenland als Garant für entdecken sie in dessen Bett die Nachtklub- Stück, das 1899 in Paris uraufgeführt wurde, erstklassige Theatervorstellungen. Im roman- tänzerin Crevette. Petypons Gattin kann ge- feiert am 2. Juli 2013 in der Übersetzung von tischen Innenhof des Renaissanceschlosses rade noch abgelenkt werden, da taucht sein Hans Weigel Premiere. haben bemerkenswerte Inszenierungen die- Onkel auf, der verwitwete General Petypon Als Hauptsponsor fungiert die Energie ser Bühne weit über die Landesgrenzen hin- du Grêlé. Im Glauben, Madame Petypon vor Burgenland, die diese bereits langjährig wäh- aus Anerkennung gebracht. Wolfgang Böck sich zu haben, bittet er die Crevette, bei der rende Tradition auch in der neuen Unter- ist seit mittlerweile zehn Jahren für die künst- Verlobung seiner Nichte die Dame des Hau- nehmensstruktur fortführt, wie Vorstands- lerische Leitung verantwortlich und auf der ses zu geben. Der Bräutigam Leutnant Cori- sprecher Michael Gerbavsits betonte. Auch Bühne als Schauspieler zu sehen. gnon, ein ehemaliger Liebhaber der Crevette,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 51 »Burgenland Journal« entschuldigt sich bei Petypon für eine Duellforderung vom Vorabend, an die dieser sich gar nicht mehr erinnern kann. Dann rei- sen alle zur Verlobungsfeier in die Provinz – auch Madame Petypon, die nicht ahnt, daß dort die Crevette ihre Rolle spielen soll. Während des Festes auf dem Schloß des Generals kümmert sich die Crevette unter dem Namen von Madame Petypon um die Gäste und um die Braut. Die Damen der Provinz deuten ihr ungeniertes Verhalten als neuesten Pariser Chic. Dabei verdreht die Crevette dem Sohn der Herzogin den Kopf. Als Madame Petypon eintrifft, hält sie der General für Mongicourts Gattin. Der Leut- nant Corignon flieht mit der Crevette und läßt die Nichte des Generals sitzen. Dar- aufhin nennt der General Madame Petypon, Foto: Bgld. Landesmedienservice als die ihm die Crevette gilt, eine „liederli- v.l.: LAbg. Werner Gradwohl, Energie Burgenland Vorstandsdirektor Alois Ecker, Kulturlandesrat Helmut Bieler, Intendant Wolfgang Böck, Energie Burgenland che Person“. Madame Petypon bezieht das Vorstandssprecher Michael Gerbavsits und Bgm. Klaus Schütz mit dem auf sich und ohrfeigt den General. Der Gene- Bühnenbild zu Georges Feydeaus »Die Dame vom Maxim« ral, der Madame Petypon für Madame Mon- gicourt hält, ohrfeigt dafür Mongicourt. Zurück im Hause Petypon, wo der junge Herzog auf die Fortsetzung seiner Affäre hofft, möchte der General die Crevette, die er noch immer für Madame Petypon hält, mit seinem Neffen wieder versöhnen. Nachdem sich die zahlreichen Mißverständnisse auf- geklärt haben, reist der General ab – in Be- gleitung der Crevette. Zu Georges Feydeaus Lebzeiten war „Die Dame vom Maxim“ sein berühmtestes Stück. In Frankreich gilt es bis heute als In- begriff seiner Komödienkunst. Sein Titel atmet nicht nur die frivole Atmosphäre des berühmtesten Nachtlokals von Paris (das als Schauplatz nur in der Vorgeschichte eine Rolle spielt), in ihm treibt Feydeau auch jenen unerbittlichen Mechanismus zur Per- fektion, aus dem es vor lauter Mißver- ständnissen und Begegnungen zum ungün- stigsten Zeitpunkt kaum ein Entrinnen mehr gibt. Jede Kurskorrektur endet in der Kata- strophe, und wenn der Unaufrichtigkeit ein- Foto: Viktor Fertsak mal das Tor geöffnet ist, gibt es kein Halten Seit 1972 stehen die Schloss-Spiele Kobersdorf im Mittelburgenland als Garant für erstklassige Theatervorstellungen. mehr. Aus Angst vor der Wahrheit tritt man die Flucht in die Sackgasse der Halbwahrhei- Patienten von Doktor Petypon in selig nar- theater waren 1985 Mona Seefried (Cre- ten an. Je verzweifelter sich der ehrenwerte kotisierenden Schlaf. Feydeau hatte vermut- vette), Peter Matiæ (Petypon), Regine Lutz Bürger Petypon bemüht, die Fäden in der lich nicht damit gerechnet, sich einige Jahre (Mme. Petypon) und Hans Quest (General) Hand zu behalten, umso souveräner macht später mit einem gewissen Dr. Moutier, zu erleben. In einer Aufführung des Burg- ihm das leichte Mädel Crevette, mit der er einem Spezialisten für Elektrotherapie, vor theaters im Akademietheater spielten 1972 sich einmal eingelassen hat, einen Strich Gericht wieder zu treffen, der als geistiger Blanche Aubry, Rudolf Wessely, Jane Tilden nach dem anderen durch die Rechnung. Vater einer solchen Vorrichtung gegen den und Fred Liewehr. Die Übersetzung, die Hans Daß nichts so unglaublich ist, wie das Autor der Theatererfindung prozessierte. Weigel damals für diese Aufführung anfer- Leben selbst, zeigt die Geschichte um den Die schwindelerregenden Vorgänge rund um tigte, wurde den Schloß-Spielen Kobersdorf Ekstasestuhl, den Feydeau sich für „Die Da- die Nachtklubtänzerin Crevette wurden im- dankenswerterweise von Prof. Elfriede Ott me vom Maxim“ ausgedacht hatte: Er ver- mer wieder von den ersten Bühnen auf den zur Verfügung gestellt. „ setzt, an den Stromkreis angeschlossen, die Spielplan genommen. Im Berliner Schiller- http://www.kobersdorf.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 52 Europa Bürgerrechte Wirklichkeit werden lassen 500 Bürger-Informationszentren in ganz Europa Foto: European Union, 2013 Viviane Reding, Vize-Prasidentin der Europäischen Kommission und für Justiz, Grundrechte und Unionsbürgerschaft zuständig, mit Othmar Karas, Vizepräsident des Europäischen Parlaments, beim jährlichen Generaltreffen von »Europe Direct Network«

iviane Reding, die für Justiz, Grund- ten Jahr sind in den Zentren über eine Mil- Das Europe Direct-Netz spielt eine wich- Vrechte und Unionsbürgerschaft zustän- lion Anfragen eingegangen. Deswegen erwei- tige Rolle dabei, die Menschen vor Ort mit dige Vizepräsidentin der Europäischen Kom- tern wir jetzt unser Netz, damit die Zentren ihren Problemen unmittelbar anzusprechen mission, und Othmar Karas, Vizepräsident auch weiterhin Bürgeranfragen beantworten und ihnen Europa verständlich zu machen. des Europäischen Parlaments, haben am und zu einer Debatte über europäische The- Die Erneuerung des Netzes fällt in das Euro- 18. März die Erneuerung des Netzes der men auf lokaler Ebene beitragen können.“ päische Jahr der BürgerInnen – eine Ini- „Europe Direct“–Informationszentren einge- Die neuen Zentren wurden von der Euro- tiative für die Bürger und ihre Rechte. Wäh- läutet. Das neue Netz soll den Bürgern mehr päischen Kommission in offener Ausschrei- rend des gesamten Jahres werden Vizepräsi- Möglichkeiten bieten, praktische Informa- bung ausgewählt und sollen fünf Jahre lang dentin Reding und ihre AmtskollegInnen ge- tionen zu erhalten und Ratschläge zu ihren tätig sein. Die erfolgreichen Bewerber erhal- meinsam mit Landes- und LokalpolitikerIn- Rechten in der Europäischen Union einzuho- ten Zuschüsse von der Kommission und dür- nen Diskussionen mit Bürgern in allen len. Insgesamt stehen den 500 Millionen Men- fen die Bezeichnung „Europe Direct“–Infor- Mitgliedsstaaten der EU führen. Sie werden schen in der Europäischen Union inzwischen mationszentrum verwenden. Die meisten ihnen zuhören und Fragen beantworten. 500 Informationszentren zur Verfügung. Auch dieser Zentren werden von regionalen oder Kroatien wird dem Netz noch in diesem Jahr kommunalen Gebietskörperschaften, Ver- Hintergrund beitreten. Anlaß für die Ankündigung war bänden oder Handelskammern unterhalten. Das „Europe Direct“-Netz wurde im Jahr die jährliche Zusammenkunft des „Europe Die erste Generation des Europe-Direct- 2005 eingerichtet. Mit diesen Zentren möch- Direct“–Netzes in Brüssel. Informationsnetzes wurde im Jahr 2005 ein- te die Kommission die Öffentlichkeit in allen gerichtet. Seither werden diese Zentren von Mitgliedsstaaten vor Ort ansprechen. Die In unmittelbarer Tuchfühlung immer mehr BürgerInnen in ganz Europa in Leistungen der Zentren werden den Bürgen „Dank der Informationszentren von Anspruch genommen. Die zweite Genera- unentgeltlich angeboten. Europe Direct sind wir auf unmittelbarer tion dieser Zentren hat in den vergangenen Für ihre Informationstätigkeit über die Tuchfühlung mit den Bürgern – sie sind vier Jahren nahezu 3,3 Millionen persönli- EU erhalten die Zentren Zuschüsse von bis unsere Augen und Ohren und unser Sprach- che Anfragen bearbeitet, über 41.000 Veran- zu 25.000 Euro jährlich von der Europäi- rohr vor Ort“, so Vizepräsidentin Reding, staltungen organisiert und mehr als eine Mil- schen Kommission. Die Höhe der Gesamt- „Die Zahlen sprechen für sich: allein im letz- lion E-Mails beantwortet. mittel, die die EU für diese Zentren zur

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 53 Europa

Verfügung stellt, liegt wie bisher bei maxi- mal 11,4 Mio. Euro jährlich. Unter dem Markenzeichen „Europe Di- rect“ werden den Bürgern vier Einrich- tungen angeboten, deren Leistungen kosten- los in Anspruch genommen werden können: Die Informationszentrale „Europe Direct“ steht den Bürgern europaweit für Anfragen per Telefon, Post oder E-Mail zu sämtlichen EU-Themen zur Verfügung. Die „Europe Direct“–Informationszen- tren fungieren als Kontaktstellen vor Ort. Sie bieten Informationen und Auskunft zu allen EU-Angelegenheiten und stehen zur persön- lichen Bearbeitung von Anfragen unter Berücksichtigung der örtlichen Zusammen- hänge zur Verfügung. Geschulte Mitarbeiter wirken an der Organisation von Informa- tionsveranstaltungen in Schulen und Debat- ten mit Kommunal- oder Landespoliti- kerInnen mit und vertreten Europa auf Messen und Ausstellungen. Dank der mehr als eine Million Anfragen jährlich erhalten die politisch Verantwortlichen in Europa auch ein gutes unmittelbares Bild von den Anliegen und Sorgen der Menschen. Die Europäischen Dokumentationszentren fördern Bildungs- und Forschungsvorhaben zur europäischen Integration. Sie stellen eine große Bandbreite von Unterlagen zur euro- päischen Politik zur Verfügung und fördern die wissenschaftliche Befassung mit EU- Themen. Das Sprecherteam „Team Europe“ be- steht aus Fachreferenten, die auf Konferen- zen oder in Schulen und Hochschulen Vor- träge zu europäischen Themen halten. „ http://europa.eu/europedirect/index_de.htm Foto: European Union, 2013 Kommission will Rechtsschutz bei Bagatellforderungen im Ausland stärken

m zu sondieren, wie der Rechtsschutz lichter Bericht des Netzes der Europäischen Vizepräsidentin und EU-Justizkommissa- Ufür VerbraucherInnen und Gewerbetrei- Verbraucherzentren (EVZ-Netz) zeigt, ist rin Viviane Reding: „Verbraucherinnen und bende in grenzübergreifenden Fällen mit ge- dieses benutzerfreundliche Verfahren einer Verbraucher können dank des EU-Binnen- ringem Streitwert gestärkt werden kann, hat breiten Öffentlichkeit noch unbekannt und marktes grenzüberschreitend nach den gün- die Europäische Kommission am 19. März wird noch nicht oft genug genutzt. Die stigsten Angeboten Ausschau halten. Das In- ein öffentliches Konsultationsverfahren ein- Europäische Kommission fordert nun Ver- ternet macht die Suche nach solchen Ange- geleitet. Mit dem Europäischen Verfahren braucherInnen, Unternehmen und die breite boten heutzutage sogar noch einfacher. Doch für geringfügige Forderungen können grenz- Öffentlichkeit auf, ihre Meinung zur derzei- manchmal geht etwas schief, und es gibt Be- überschreitende Rechtsstreitigkeiten mit tigen Handhabung dieses Verfahrens darzu- anstandungen bei den Waren oder Probleme einem Streitwert unter 2000 Euro billig und legen und Vorschläge zu unterbreiten, wie es mit der Lieferung. In solchen Fällen sollten einfach geregelt werden. Die VerbraucherIn- verbessert, vereinfacht oder modernisiert wer- Verbraucher ihre Rechte in Europa wirksam nen können auf dieses Verfahren zurückgrei- den könnte. Auf diese Weise soll das Vertrau- durchsetzen können, ohne komplizierte, fen, um ihre Rechte durchzusetzen, wenn en in grenzübergreifende Geschäfte gestärkt teure und langwierige Gerichtsverfahren an- beispielsweise in einem anderen EU-Land werden, damit VerbraucherInnen und Unter- strengen zu müssen. Deswegen hat die EU bestellte Waren nicht geliefert wurden. Wie nehmen die Möglichkeiten des europäischen ihnen den Rechtsschutz erleichtert“. „ jedoch ein im vergangenen Jahr veröffent- Binnenmarktes voll ausschöpfen können. https://e-justice.europa.eu/home.do?action=home&plang=de&init=true

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 54 Aus Südtirol Vermarktung regionaler Produkte vorantreiben Das sei ein wichtiges Anliegen, sind sich Südtirols Landeshauptmann Durnwalder und der Tiroler Landwirtschaftslandesrat Steixner einig.

ie Södtirols Landeshauptmann Luis WDurnwalder in seiner Funktion als Landwirtschaftslandesrat und Präsident des Europäischen Verbunds für territoriale Zusammenarbeit EVTZ am 27. März bei der Vorstellung der Fachtagung „Sicherheit und Regionalität“ erklärte, geht das Projekt zur Vermarktung regionaler Produkte von einem Beschluß des Dreierlandtages Tirol-Süd- tirol-Trentino aus dem Jahr 2009 aus. Die Konsumenten, unterstrich er, seien bereit, für möglichst naturnahe Produkte ohne lange Transportwege mehr zu bezahlen. „Regiona- le Produkte“, führte er aus, „sind im Interes- se der gesamten Bevölkerung, sie fördern die Wirtschaft, schützen die Umwelt und die Ge- sundheit und steigern die Lebensqualität“. „In jeder Region“, so der Tiroler Lan- deshauptmannstellvertreter und Landwirt- Fotos: LPA / Pertl v.l.: EOS-Direktor Hansjörg Prast, Amtsdirektor Giuseppe Bax, LH Luis Durn- schaftslandesrat Anton Steixner, „bemühen walder, LH-Stv. Anton Steixner und EVTZ-Generalsekretärin Birgit Oberkofler sich alle, regionale Produkte noch besser zu vermarkten. Deshalb ist es wichtig, vonein- Südtirol“ vom 24. bis zum 26. Mai auf dem eine Tagung im Herbst in Trient und eine im ander zu lernen und über den Zaun zu schau- Waltherplatz in Bozen werden erstmals die Frühjahr 2014 in Innsbruck), die sich mit der en, um diese Entwicklung noch besser vor- Agrarmarketing-Gesellschaften von Tirol, Stärkung des Absatzes regionaler Produkte anzutreiben.“ Die Lebensmittelskandale, Südtirol und dem Trentino im Rahmen der im Handel, bei Großverteilern und im touri- wies er hin, führten dazu, daß KonsumentIn- Fachtagung „Regionalität und Sicherheit“ stischen Umfeld befassen; dabei geht es we- nen in verstärktem Maße über Lebensmittel am 24. Mai gemeinsame Wege aufzeigen sentlich auch um die Entwicklung besonde- nachdenken und regional erzeugte Produkte und vergleichen, wie regionale Produkte im rer Produktgruppen. Sie freue sich, schloß kaufen würden. Wichtig sei auch, die Jugend Handel besser plaziert werden können. Dies Oberkofler, auf ein „Euregio-Kochbuch“ am anzusprechen und über die Schulen zu infor- ist der erste von drei Kongressen (es folgen Ende dieser drei Symposien. „ mieren. In Vertretung des Trentiner Landwirt- Neuer Internetauftritt der Europaregion ist online schaftslandesrates Tiziano Mellarini lobte auch Giuseppe Bax, Direktor des Ufficio per it einem Klick hat Landeshauptmann region schafft und welche Vorteile sie jedem la promozione territoriale, den Erfahrungs- MLuis Durnwalder am 15. März die neue Einzelnen bringt.“ Ein gelungener Internet- austausch innerhalb der Euregio. Es sei Internetära der Europaregion Tirol-Südtirol- Auftritt sei heutzutage im digitalen Zeitalter wichtig, die Individualität der einzelnen re- Trentino eingeläutet: Auf europaregion.info die halbe Miete und können wichtige Ziel- gionalen Produkte zu stärken und Bündnisse werden den Internetnutzern u.a. die Schwer- gruppen optimal erreichen. zwischen Erzeugern, Verteilern und Konsu- punkte der grenzüberschreitenden Zusam- Zusammen mit Generalsekretärin Birgit mentInnen zu bilden. menarbeit der drei Länder erklärt. Der neue Oberkofler, Projektleiter Matthias Fink so- Auch Hansjörg Prast von der Export Or- Internetauftritt solle, so Durnwalder, die Zu- wie den Experten der Südtiroler Informatik ganisation Südtirol EOS nannte als grenz- sammenarbeit der drei Länder Tirol-Südti- AG Alfredo Iellici und Silvia Meotto erläu- überschreitendes gemeinsames Anliegen, die rol-Trentino unterstreichen und sichtbar terte Durnwalder Aufbau und Inhalte der regionalen Produkte zu vermarkten, vonein- machen. neuen Website. Ausgehend von einem über- ander zu lernen und sich zu verbessern. In seiner Funktion als Präsident der sichtlich gestalteten Layout können zehn EVTZ-Generalsekretärin Birgit Oberkof- Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino erklär- Schwerpunktthemen angeklickt werden, in ler erklärte, die Tagung sei der Auftakt für te Durnwalder: „Wir wollen den Menschen denen die Europaregion konkrete Projekte eine längere Zusammenarbeit: Anläßlich des dies- und jenseits des Brenners zeigen, was voranbringt. „ von der EOS organisierten „Genußfestivals wir tun, welchen Mehrwert die Europa- http://www.europaregion.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 55 Aus Südtirol Aussichtsturm in Kohlern neu eröffnet Die Sanierungsarbeiten des 36 Meter hohen und seit 2009 unzugänglichen Turms konnten abgeschlossen werden.

men) in drei Minuten gut zu erreichen, der Turm kann tagsüber jederzeit bestiegen wer- den. Zwischen 1989 und 1990 war der 36 Me- ter hohe Turm aus Lärchenholz errichtet worden. Erst 2001 wurde der kollaudierte Turm dann zugänglich. Im Winter 2009 hat der Zahn der Zeit zugeschlagen und ein paar tragende Strukturen in Mitleidenschaft gezo- gen. Eine genaue Untersuchung durch den Technischen Umweltdienst der Stadt Bozen ergab, daß ein Gutteil der Holzstrukturen in gutem Zustand waren, aber doch einige Sa- nierungsarbeiten durchgeführt werden muß- ten. Der Kohlerer Turm ist italienweit der einzige dieser Art. In der Kohlerer Feuerwehrhalle wurde auch das Projekt der SchülerInnen der ITI zur Sanierung der alten Mühle neben der ge- meindeigenen Blockhütte vorgestellt. Letz- tere wurde anlässlich des Aplini-Treffens im letzten Jahr von den Alpini als Geschenk an die Stadt wieder hergerichtet. Die Block- Foto: Stadt Bozen Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli lädt dazu ein, die Aussicht zu genießen. hütte wird Jahr für Jahr vor allem von Kin- dern und Jugendlichen im Rahmen von m 25. März haben Bürgermeister Luigi Kohlern ist ja mit der kürzlich rundum schulischen und von Ferienangeboten be- ASpagnolli, Vizebürgermeister Klaus La- erneuerten Seilbahn (der ältesten weltweit, sucht. „ dinser und Umweltstadträtin Patrizia Trinca- sie wurde 1908 erstmals in Betrieb genom- http://www.gemeinde.bozen.it nato den sanierten Aussichtsturm in Kohlern seiner Bestimmung übergeben. Der 36 Meter hohe Turm bietet einen ein- zigartigen Rundblick auf die Stadt Bozen. Seit 2009 war er wegen Schäden an der Holz- struktur geschlossen. Der Bürgermeister unterstrich die Ein- zigartigkeit dieses sechsgeschoßigen groß- teils aus Lärchenholz gebauten Turmes, und er lud dazu ein, die einzigartige Aussicht zu genießen. Mit dabei waren auch die ausführenden Betriebe und die PlanerInnen und Planer der Turmsanierung, allen voran die Leiterin des Amts für Technischen Umweltdienst Maria Cecilia Baschieri. Die statischen Berechnun- gen hat Primo De Biasi aus Bozen, die Ar- beiten wurden von der Spenglerei Ernst Pfei- fer aus Tiers durchgeführt. Mit dabei auch die MitarbeiterInnen der Reha-Werkstatt

Kohlern und die Freiwillige Feuerwehr so- Foto: Stadt Bozen wie KohlererInnen. 1989/1990 war der 36 Meter hohe Turm aus Lärchenholz errichtet worden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 56 Wirtschaft Erfreuliches von der Wirtschaft Ausfuhr-Plus 2012 bringt neues Allzeithoch - Erstmals Waren für 123,5 Milliarden Euro exportiert – Fokus der Internationalisierungsoffensive auf neue Märkte bewährt sich – Stimmungsaufhellung nach Wachstumsdelle in Österreich

ie heimische Außenwirtschaft hat den Dbisherigen Exportrekord aus dem Jahr 2011 noch einmal übertroffen, wie die am 8. März veröffentlichten Zahlen der Statistik Austria für das Gesamtjahr 2012 zeigen. „Österreichische Produkte sind weltweit be- gehrter denn je. Der neue Exportrekord ist ein Beleg für die Wettbewerbsfähigkeit un- serer Unternehmen und die guten Rahmen- bedingungen am Standort Österreich“, sagte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. „Trotz des anhaltend schwierigen weltwirt- schaftlichen Umfelds gehen wir davon aus, daß die Unternehmen auch 2013 wieder einen Rekord schaffen. Made in Austria steht für Qualität, Innovation und Erfolg“, so Mitterlehner. Das Wifo rechnete in seiner Dezember-Prognose mit einem Export-Plus von 3,8 % für 2013. Die im Vorjahr erzielte Ausfuhr-Steige- rung von 1,4 % auf den Rekordwert von 123,5 Milliarden Euro verdeutlicht auch den Erfolg der Internationalisierungsoffensive „go international“. „Durch den Fokus auf neue Märkte nützen wir die Markpotenziale in den wachstumsstärkeren Ländern außer- halb Europas und verteilen das Risiko bes- ser, wenn es in einzelnen Regionen zu Kon- junktureinbrüchen kommt“, verweist Mit- terlehner auf die bewährte Diversifizierungs- Strategie. Mit einem Plus von 6,5 % sind die Exporte in Drittstaaten außerhalb der Europäischen Union stark gestiegen, wäh- rend die Exporte in die EU-Länder um 0,8 % zurückgingen. Gleichzeitig profitiert Österreich von senem Haupthandelspartner Deutschland, wohin im vergangenen Jahr 30,65 % der Foto: BMWFJ österreichischen Exporte gegangen sind. Ins- Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner bei einer Pressekonferenz: »Österreichi- gesamt haben die Exporte in unser Nach- sche Produkte sind weltweit begehrter denn je.« barland Deutschland im Vorjahr 37,84 Mil- 9,7 %, die Russische Föderation mit 10,2 % rium die Internationalisierungsoffensive „go liarden Euro erreicht. und China mit 3,9 %. In der Rangliste der international“, die von der Außenwirtschaft Daß die Diversifikationsstrategie wirkt, Exportpartner fällt auf, daß die USA ihren Austria der Wirtschaftskammer Österreich zeigt insbesondere der auf 31,9 % gestiegene Top-3-Platz im Jahr 2012 ausbauen konnten (WKÖ) abgewickelt wird. Damit werden Anteil der Drittstaaten außerhalb der EU, und bereits einen Anteil von 5,62 % an den insbesondere kleine und mittlere Unterneh- 2011 waren es noch 30,3 %. Die außereuro- österreichischen Gesamtexporten haben. men unterstützt, die neue Märkte erschließen päischen Staaten hatten im Vorjahr einen An- wollen. „Wir helfen den Unternehmen beim teil von bereits 19,8 %, im Vergleich dazu wa- Internationalisierungs-Offensive ersten Schritt in den Export, bei der Erobe- ren es 2011 noch 18,6 %. Besonders positiv unterstützt Schritt ins Ausland rung von Fernmärkten und der Vermarktung entwickelt haben sich die Exportmärkte USA Um die Exporte der Unternehmen zu un- ihrer technologischen Innovationen“, so mit einem Plus von 8,6 %, Brasilien mit terstützen, finanziert das Wirtschaftsministe- Mitterlehner abschließend.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 57 Wirtschaft

Stimmungsaufhellung nach sonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte land gingen um 1,0 % auf 49,54 Mrd. Euro Wachstumsdelle in Österreich nach österreichischer Berechnungsmethode und aus Italien um 3,9 % auf 8,19 Mrd. Euro Im IV. Quartal 2012 ging die heimische bei 7,2 %. zurück. Die Versendungen nach Deutschland Wirtschaftsleistung leicht zurück. Die Wachs- verzeichneten eine leichte Abnahme um tumsdämpfung ist vor allem auf die Schwä- Wachstum in beiden Verkehrsrichtungen 0,5 %. Nach Italien wurden um 9,6 % weni- che der Weltwirtschaft und die damit ver- vom Handel mit Drittstaaten getragen ger Waren ausgeführt als noch 2011. Die bundene Verringerung der internationalen Wie Statistik Austria anhand vorläufiger größten absoluten Rückgange der Ausfuhren Kapital- und Handelsströme zurückzufüh- Ergebnisse errechnete, lag der Gesamtwert nach Italien zeigten sich in der Produkt- ren. Anfang 2013 zog die Weltkonjunktur der Einfuhren von Waren im Zeitraum Jän- gruppe „Brennstoffe und Energie“ sowie bei wieder an. Diese Stabilisierung wird in erster ner bis Dezember 2012 mit 131,96 Mrd. der wichtigsten Produktgruppe „Bearbeitete Linie von den Schwellenländern getragen. Euro um 0,7 % über dem Vorjahreswert, die Waren“ (-10,5 % auf 2,32 Mrd. Euro). Die weltweiten Wachstumsaussichten sind Ausfuhren von Waren verzeichneten einen Positiv entwickelte sich der Außenhandel jedoch weiterhin von Abwärtsrisiken auf- Zuwachs von 1,4 % auf 123,47 Mrd. Euro. mit Drittstaaten. Einfuhrseitig waren vier grund der europäischen Staatsschuldenkrise Trotz anhaltender internationaler Konjunk- und ausfuhrseitig drei der Top-10-Part- und der Unsicherheiten über die Entwick- turschwäche wurden die bislang höchsten nerländer Österreichs keine EU-Mitglieds- lung der Staatsfinanzen in den USA geprägt. Handelswerte aus dem Vorjahr in beiden Ver- staaten. Besondere Bedeutung kam dem Nach einer Abschwächung Ende 2012 kehrsrichtungen übertroffen – einfuhrseitig Außenhandel mit der Schweiz, den Vereinig- zieht die Weltkonjunktur seit Anfang 2013 um 0,96 Mrd. Euro und ausfuhrseitig um ten Staaten, der Russischen Föderation und wieder etwas an. Die Erholung ist aber sehr 1,70 Mrd. Euro. Nach einem Defizit von China zu, welcher fast durchgehend positive fragil. Gedämpft wird der Ausblick von der 9,23 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum wies Veränderungsraten aufwies, die weit über weiterhin ungünstigen Entwicklung im Euro- die Handelsbilanz nun ein solches von 8,49 dem globalen Schnitt lagen. Lediglich die Raum. Zwar deuten viele Vorlaufindikatoren Mrd. Euro auf. Importe aus der Schweiz gingen um 2,5 % auf eine Zunahme der Dynamik hin, die Un- Der Außenhandel mit Drittstaaten und zurück, wobei aber die wichtigste Produkt- sicherheit von privaten Haushalten und Un- jener mit den Mitgliedsstaaten der Europäi- gruppe „Chemische Erzeugnisse“ um 9,1 % ternehmen trübt jedoch die Wachstums- schen Union zeigten im Gesamtjahr 2012 anstieg. aussichten. eine gegenteilige Entwicklung. Aus den Mit- Einfuhrseitig ergaben sich Änderungen In Österreich sank das Bruttoinlands- gliedsstaaten der Europäischen Union bezog der Rangfolge der wichtigsten Partnerländer produkt im IV. Quartal 2012 gegenüber dem Österreich im Berichtszeitraum Waren im 2012 bei den Plätzen 7 bis 10. Eine besonde- Vorquartal real um 0,1 %. Nahezu alle Wert von 92,91 Mrd. Euro, das entsprach re Dynamik zeigte die importseitige Ent- Nachfragekomponenten entwickelten sich einem Rückgang um 0,7 % gegenüber dem wicklung der Russischen Föderation. Nach mäßig. Auf der Angebotsseite gingen vor Vorjahreszeitraum. Der Wert der in diese Rang 10 im Vorjahr war die Russische Föde- allem von der Sachgütererzeugung negative Länder versandten Waren betrug 84,14 Mrd. ration das siebent wichtigste Einfuhrpartner- Impulse aus. Für das gesamte Jahr 2012 ergab Euro, das war um 0,8 % weniger als in der land 2012. Dies war vor allem auf den gro- sich ein Wirtschaftswachstum von 0,8 %. Periode Jänner bis Dezember 2011. Der ßen Zuwachs bei „Brennstoffe und Energie“ Trotz der Wachstumsverlangsamung zum Außenhandel mit Drittstaaten zeigte im Ver- zurückzuführen – diese Produktgruppe zeig- Jahresende hellte sich das allgemeine Stim- gleich zum Gesamtjahr 2011 einen Zuwachs te einen Anstieg von 24,7 % und machte mungsbild in Österreich bereits im Novem- bei den Importen um 4,3 % auf 39,05 Mrd. somit fast 90 % der österreichischen Importe ber 2012 auf. Die Konjunktur dürfte die Tal- Euro und bei den Exporten um 6,5 % auf aus der Russischen Föderation aus. Nahezu sohle zu Jahresbeginn durchschritten haben. 39,33 Mrd. Euro. Im Verlauf der letzten 50 % aller Importe aus China waren „Ma- Gemäß dem WIFO-Konjunkturtest vom Fe- 5 Jahre verschoben sich die Anteile der EU- schinen und Fahrzeugen“ zuzuordnen bruar 2013 erwarten die heimischen Indu- bzw. Drittstaaten am österreichischen Ge- (+19,9 % auf 3,09 Mrd. Euro). Mehr als ein strieunternehmen einen Aufwärtstrend. Die samthandel. So erhöhte sich im Vergleich zu Drittel der Importe aus den Vereinigten Vorlaufindikatoren zeigen auch für wichtige 2008 der Anteil der Drittstaaten einfuhrseitig Staaten entfielen auf „Chemische Erzeug- Exportmärkte, insbesondere Deutschland, um 3,2 und ausfuhrseitig um 4,1 Prozent- nisse“ (+19,6% auf 1,52 Mrd. Euro). eine Besserungstendenz. punkte. 2012 wurden bereits 29,6 % aller Ausfuhrseitig blieb die Rangfolge – im Die Inflationsrate lag im Jänner bei 2,6 % österreichischen Einfuhren und 31,9 % aller Vergleich zum Berichtsjahr 2011 – weitge- und war damit etwas niedriger als in den österreichischen Ausfuhren dem Drittstaa- hend unverändert. Die Vereinigten Staaten, Vormonaten. Der Preisauftrieb wurde im tenhandel zugeordnet – das war importseitig welche 2011 die Schweiz als wichtigstes Jänner einmal mehr von der Verteuerung in um 1,0 % bzw. exportseitig um 1,6 % mehr Ausfuhrpartnerland außerhalb der EU von den Bereichen Wohnung, Wasser und Ener- als 2011. Platz 3 abgelöst hatten, belegten auch 2012 gie sowie Nahrungsmittel bestimmt. wieder diese Position. Die Exporte von Laut vorläufigen Zahlen überstieg die Österreich und seine „Maschinen und Fahrzeugen“ machten 2012 Zahl der unselbständig aktiv-Beschäftigten wichtigsten Handelspartner über 50% des gesamten Ausfuhrvolumens in das Vorjahresniveau im Februar um 27.000. Deutschland und Italien stellten auch die Vereinigten Staaten aus (+7,6% auf 3,77 Dies entspricht einem Zuwachs von 0,8 %. 2012 in beiden Verkehrsrichtungen die wich- Mrd. Euro). Fast 40 % der österreichischen Gleichzeitig nahm die Zahl der Arbeitslosen tigsten Außenhandelspartner Österreichs dar, Exporte in die Russische Föderation waren weiter zu: Im Februar waren rund 326.000 obgleich mit beiden Ländern sowohl ein- ebenfalls dieser Produktgruppe zuzuordnen Personen arbeitslos gemeldet, um 16.000 fuhr- als auch ausfuhrseitig Rückgänge ver- (+15,0 % auf 1,28 Mrd. Euro). „ mehr als im Februar des Vorjahres. Die sai- zeichnet wurden. Die Eingänge aus Deutsch- Quellen: BMWFJ, WIFO, Statistik Austria

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 58 Wirtschaft Konsolidierungserfolge Wachstumsschwacher Einzelhandel Umsatz wuchs 2012 nominell um 2 Prozent und stagnierte preisbereinigt – Schwache Wachstumsaussichten für 2013 und 2014 – Ertragslage hat sich verbessert

sterreichs Einzelhandel hat ein schwa- Ertragslage hat sich verbessert Öches Wirtschaftsjahr hinter sich. 2012 lag In diesem Umfeld sind die Zuwächse der das Umsatzwachstum von 2 Prozent nomi- Einzelhandelserträge der letzten Jahre be- nell deutlich unter dem langfristigen Wachs- merkenswert, und dokumentieren den Erfolg tumsniveau, wie der aktuelle Branchenbericht von Restrukturierungsmaßnahmen, aber der Bank Austria Ökonomen zeigt. In Sum- auch die ausgeprägte Krisenresistenz der me erlöste die Branche 55,1 Milliarden Eu- Branche im gesamtwirtschaftlichen Ver- ro. „Preisbereinigt stagnierte der Einzelhan- gleich. Im Branchendurchschnitt ist der Net- delsumsatz 2012 und konnte den Rückgang tobetriebsüberschuß von 2007 bis 2011 um aus 2011 nicht ausgleichen. Maßgeblich für durchschnittlich 7,9 Prozent im Jahr gestie- das schwache Ergebnis war die Inflations- gen, in der Industrie zugleich um 2,3 Prozent rate, die das zweite Jahr in Folge die Real- gesunken; die Ertragslage in der Gesamt- einkommen und damit die Kauflust der Be- wirtschaft stagnierte in dem Zeitraum. völkerung dämpfte“, analysiert Bank Austria Ökonom Günter Wolf. 2013 wird die Kauf- Preisdruck zum Vorteil freudigkeit etwas Schwung gewinnen, ge- für die Konsumenten stützt auf leicht steigende Realeinkommen Der Preisdruck, einerseits maßgeblich für als Folge der niedrigeren Inflation im Ver- die relativ schwache Ertragslage vieler Ein- gleich zu 2012. zelhandelssparten, entlastet andererseits die Auch wenn dem Einzelhandel ein Teil der Konsumenten an den Kassen. Während die Mehrausgaben 2013 von der Onlinekonkur- Verbraucherpreise seit 2005 um durchschnitt- renz wieder entzogen wird, wächst der lich 2,2 Prozent im Jahr gestiegen sind, wur- Branchenumsatz stärker als 2012 – in etwa den Waren, die im Einzelhandel vertrieben im Bereich von 2 bis 3 Prozent nominell. werden, nur um 1,9 Prozent im Jahr teurer. Voraussichtlich kann der Einzelhandel wie Preistreiber waren in erster Linie die Woh- schon 2012 ein weiteres Mal von der Zu- nungsausgaben, die Energiekosten und Mie- rückhaltung bei den Pkw-Neuanschaffungen ten, die um durchschnittlich 3,2 Prozent im profitieren. Preisbereinigt bleibt das Um- Jahr zulegten. Von den einzelhandelsrelevan- satzwachstum unter der 1 Prozent-Marke. ten Waren sind vor allem Lebensmittel teurer Trotz der weiteren Verbesserung des Kon- geworden, seit 2005 jährlich um 2,8 Prozent, junkturumfelds wird sich das Einzelhandels- industriell erzeugte Einzelhandelsgüter ohne wachstum 2014 nicht nennenswert beschleu- Nahrungsmittel und Treibstoffe im Schnitt nigen, da das Konsumausgabenwachstum Foto: http://www.biöderbox.biz nur um 1,3 Prozent im Jahr. durch die wieder leicht steigende Sparquote Von den einzelhandelsrelevanten Der Preisanstieg lag damit allerdings Waren sind vor allem Lebensmittel gedämpft wird und private Haushalte ver- teurer geworden… über den Vergleichswerten im Euroraum- mutlich wieder mehr für Fahrzeuge ausge- durchschnitt von jährlich 0,8 Prozent bei ben werden, womit dem Einzelhandel Elektronikwaren, Bekleidung, aber auch industriell erzeugten Verbrauchsgütern und Kaufkraft entzogen wird. Lebensmittel. Bank Austria Volkswirt 2,3 Prozent bei Lebensmittel im Zeitraum Günter Wolf: „Private Haushalte in Öster- 2005 bis 2012. In der restlichen EU erhöhten Dem Einzelhandel fehlen nennens- reich verwenden nur mehr 34 Prozent ihrer sich jedoch die Lebensmittelpreise sogar werte Wachstumsperspektiven Konsumausgaben für die Anschaffung ein- etwas stärker als in Österreich. „In Öster- Die Nachfrage nach einzelhandelsrelevan- zelhandelsrelevanter Waren. Mitte der 80er reich stiegen die Einzelhandelspreise etwa ten Waren wird durch mehrere Faktoren ge- Jahre waren es noch 42 Prozent. Eine Trend- seit Mitte der 2000er Jahre schneller als im bremst: das schwache Bevölkerungswachs- wende ist nicht in Sicht. Auch wenn ver- Durchschnitt der anderen Euroländer, nach- tum, der in vielen Bereichen längst hohe stärkt höhere Produktqualitäten und damit dem in den zehn Jahren davor die Preis- Sättigungsgrad der Konsumenten und die oft auch teurere Produkte gekauft werden, dynamik schwächer war. In Summe legten Tatsache, dass die Haushaltsbudgets zuneh- bleiben beim Einkauf günstige Preise ein die Einzelhandelspreise von 1995 bis 2012 mend für Dienstleistungen verwendet wer- Leitmotiv.“ Letztendlich wird der Konkur- in Österreich gleich wie im Euroraum- den beziehungsweise verwendet werden renz- und Preisdruck im Einzelhandel noch durchschnitt zu. Dies gilt auch für Lebens- müssen, weil Wohnen und Energie beispiels- zulegen, verstärkt von internationalen Kon- mittel“, sagt Günter Wolf von der Bank weise wesentlich rascher teurer werden als kurrenten im Internet. Austria abschließend. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 59 Wirtschaft Wien: Neue Unternehmens- förderung für mehr Fachkräfte Von der Hilfskraft zur Fachkraft – gemeinsame Initiative von waff und AMS Wien für Wiener Unternehmen

ür Unternehmen, die ihre Hilfskräfte in FPersonalentwicklungsmaßnahmen ein- beziehen und damit höher qualifizieren wol- len, gibt es ab 1. April ein gemeinsames Un- terstützungsangebot von waff (Wiener Ar- beitnehmerInnen Förderungsfonds) und AMS Wien. Zusätzlich wird es Förderungen für Sprachkurse geben. Die Fachkräfteinitiative von AMS und waff steht im Rahmen des Qualifikationsplans Wien 2020. Ziel des von Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner initiierten Qualifikations- plans ist es, den Anteil von Personen mit höchstens Pflichtschulabschluß bis 2020 deutlich zu reduzieren. Denn sie werden es auf dem Arbeitsmarkt in Zukunft noch schwerer haben, darin sind sich alle Wirt- schaftsforscher einig. Dramatisch höhere Arbeitslosigkeit, geringeres Einkommen, fehlende berufliche Entwicklungschancen sind nur einige der negativen Konsequenzen Foto: David Bohmann / PID einer fehlenden Berufsausbildung. Bereits Ende Jänner 2013 wurde eine neue, umfassende Strategie zur Verringerung Der Qualifikationsplan richtet sich auch des Anteils formal gering qualifizierter Personen in Wien präsentiert. Der Qualifika- tionsplan Wien 2020 wird von den Sozialpartnern mitgetragen und wurde in ge- an Unternehmen: Sie sollen durch entspre- meinsamer Anstrengung von Expertinnen und Experten aller bildungs- und chende Fördermodelle unterstützt werden, arbeitsmarktrelevanten Institutionen entwickelt. Im Bild (v.l.): Fritz Meißl (waff), das Potenzial formal gering qualifizierter Petra Draxl (AMS), Herbert Tumpel (AK), Erich Foglar (ÖGB), StR Christian Oxo- nitsch, Vizebürgermeisterin Renate Brauner, StRin Sandra Frauenberger, Wolfgang MitarbeiterInnen zu nutzen, um ihren Fach- Hesoun (Siemens), Brigitte Jank (WK-Wien) und StRin Susanne Brandsteidl kräftebedarf abzudecken. Schon bisher konnte das AMS mit seinem Förderinstru- Meidlinger. „Diese hervorragende Koopera- einen Zuschuß bis zu 3000 Euro zu den Kurs- mentarium Förderungen an Unternehmen für tion zwischen den Arbeitgeber- und den Ar- kosten gewähren“, so Meidlinger. „Und auch betriebliche Schulungsmaßnahmen von beitnehmervertreterInnen in den Gremien des diese Maßnahme nützt nicht nur den Arbeit- Hilfskräften oder älteren ArbeitnehmerInnen waff ist mir nicht nur ein besonders wichti- nehmerInnen, sondern auch der Wiener Wirt- gewähren. Durch ein neues Förderangebot ges Anliegen, sie ist letztendlich auch der Ga- schaft.“ des waff, das die bestehenden Fördermög- rant für die rasche und erfolgreiche Umset- lichkeiten des AMS ergänzt, können nun zung von Maßnahmen und Projekten im Rah- Fachkräftemangel? Die aber Lücken geschlossen werden. Ab An- men des Qualifikationsplans Wien 2020.“ Lösung liegt häufig im Betrieb! fang April gibt es eine generelle Fördermög- Meidlinger begrüßt in diesem Zusam- „Immer wieder klagen UnternehmerIn- lichkeit für Betriebe, wenn Hilfskräfte beruf- menhang auch die Initiative von Bundesmi- nen über einen Fachkräftemangel. Dabei lich qualifiziert werden. nister Rudolf Hundstorfer, ein Fachkräfte- liegt die Lösung manchmal ganz nahe, näm- stipendium für ArbeitnehmerInnen mit ge- lich im eigenen Betrieb! Mit Hilfe unseres Gute Zusammenarbeit zwischen ringer oder mittlerer Qualifikation einzufüh- gemeinsamen Unterstützungsangebotes wol- Wiener Sozialpartnern ren. „Das ist ein weiterer wichtiger Schritt, len wir für die Unternehmen bewusst An- Für den Vorstandsvorsitzenden des waff, um ArbeitnehmerInnen das Nachholen von reize schaffen, auch Hilfskräfte in Personal- Christian Meidlinger, bringt die gemeinsame Bildungsabschlüssen zu ermöglichen und entwicklungsmaßnahmen einzubeziehen. Im Fachkräfteinitiative eine win win Situation, ein wichtiger Beitrag für bessere berufliche Mittelpunkt steht dabei das Nachholen eines weil davon Unternehmen und MitarbeiterIn- Entwicklungschancen von ArbeitnehmerIn- Lehrabschlusses oder einer vergleichbaren nen in gleichem Maße profitieren. Sie sei vor nen. Wenn die gesetzlichen Regelungen zum Ausbildung: Aus Hilfskräften sollen Fach- allem aber auch ein Beispiel für die gute und Fachkräftestipendium mit 1. Juli in Kraft tre- kräfte werden“, erläutern AMS-Wien-Chefin lösungsorientierte Zusammenarbeit zwischen ten, wird deshalb der waff für Wiener Be- Petra Draxl und waff Geschäftsführer Fritz den Wiener Sozialpartnern, unterstreicht zieherInnen eines Fachkräftestipendiums Meißl den Kern der gemeinsame Initiative.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 60 Wirtschaft

„Aber wir fördern auch Unternehmen, wenn  Für UnternehmerInnen in Betrieben mit zu vermitteln sind, hat das AMS Wien bereits es nicht um das Nachholen eines Bildungs- maximal 10 Beschäftigten: Förderungen jetzt sehr attraktive Förderungen. Wir freuen abschlusses geht. Uns ist generell wichtig, durch den waff in der Höhe bis zu 1000 uns darauf, den Personalverantwortlichen dass MitarbeiterInnen ohne abgeschlossene Euro. zeigen zu können, was alles möglich ist“, so Berufsausbildung die Möglichkeit zur inner-  Höherqualifizierte, die z.B. einen zweiten AMS Wien Landesgeschäftsführerin Petrat betrieblichen Weiterbildung erhalten und Lehrabschluß nachholen, werden eben- Draxl.“ auch dafür gibt es Geld vom AMS und vom falls unterstützt. Waff und AMS Wien wollen die Wiener waff.“ Die AMS Förderung ergänzen und erweitern Unternehmen mittels eines gemeinsamen Ein weiterer wichtiger Aspekt des diese Möglichkeiten. „Für die Beschäftigung Folders auf dieses kompakte Angebot auf- gemeinsamen Förderangebots ist die Stär- von Menschen, die sehr lange einen Job ge- merksam machen. „ kung der Sprachkompetenz von Mitarbei- sucht haben oder aufgrund ihres Alters oder http://www.ams.at/wien terInnen im Betrieb. Zukünftig können Un- gesundheitlicher Einschränkungen schwer http://www.waff.at ternehmen mit einer Förderung rechnen, wenn sie MitarbeiterInnen mit maximal Pflichtschulabschluß den Besuch von Sprach- Wirtschaftsagentur Wien fördert kursen ermöglichen. Dabei gibt es keine Einschränkungen: Deutsch, Englisch, Tür- unternehmerischen Innovationsgeist kisch, Spanisch, usw., alles was die sprach- lichen Fähigkeiten von MitarbeiterInnen ie Traditionstischlerei mit hochmoder- Jahr beim Förderwettbewerb eingereicht, stärkt, ist kann gefördert werden. Aber auch Dner Zuschnittanlage, ein Start-up, das fast jeder zweite Betrieb wurde gefördert. besser qualifizierte MitarbeiterInnen können eine Smartphone-App für Bonuskarten ent- „Wir sehen Innovation als treibende Kraft, davon profitieren: für sie gibt es Förderun- wickelt oder die Fertigung innovativer Kom- um den Wirtschaftsstandort nachhaltig zu gen, wenn sie Deutschkurse besuchen. ponenten für Windkraftanlagen: Mit den bei- stärken. Daher stehen wir im ständigen Aus- Erstmals können aber auch Unterneh- den Förderwettbewerben „Dienstleistungs- tausch mit den Unternehmen in Wien, ken- merInnen selbst von den Förderungen des aktion“ und „Sachgüteraktion“ unterstützt die nen die Herausforderungen und entwickeln waff profitieren. In Betrieben mit bis zu 10 Wirtschaftsagentur Wien gezielt Innova- unser Angebot klar an den Bedürfnissen des Beschäftigten kann auch der „Chef“ oder die tionsprojekte von Wiener Betrieben. 78 in- Standortes und der Unternehmen weiter“, „Chefin“ eine Förderung für den Besuch novative Projektideen von Wiener Sach- erklärt Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der eines Deutschkurses erhalten. Dazu waff güter- und Dienstleistungsunternehmen hat Wirtschaftsagentur Wien. Seit 2007 hat die Geschäftsführer Meißl: „Schon lange hat der die Wirtschaftsagentur Wien 2012 mit insge- Wirtschaftsagentur Wien mit den beiden waff einen Weiterbildungs-Tausender für samt fünf Millionen Euro gefördert. Die Förderaktionen rund 400 Innovationsprojek- Wiener ArbeitnehmerInnen! Jetzt gibt es Umsetzung der geförderten Projekte löste in te von Wiener Betrieben mit knapp 27 Mil- aber auch den Weiterbildungs-Tausender für Summe Investitionen von rund 26 Millionen lionen Euro gefördert. Insgesamt bedeutet Wiener UnternehmerInnen!“ Euro aus. Mit diesen Aktivitäten wurden am das Investitionen von knapp 118 Millionen Standort Wien über 1250 Arbeitsplätze gesi- Euro am Standort Wien. Die Fakten zur Förderung von Perso- chert oder neu geschaffen. Die besten und Aus den zahlreichen Einreichungen wer- nalentwicklungsmaßnahmen für Hilfskräfte innovativsten Ideen wurden zudem mit dem den jährlich die Top-Projekte in sechs ver- mit höchstens Pflichtschulabschluß: Sachgüter- und Dienstleistungs-Award aus- schiedenen Kategorien ausgewählt und mit  Nachholen eines Lehrabschlusses (oder gezeichnet. dem Sachgüter- und Dienstleistungs-Award eines vergleichbaren Abschlusses): Der „Innovative Unternehmen sind ein wich- prämiert. Zu den Preisträgerinnen und Preis- waff kann Förderungen bis zu 3000 Euro tiger Faktor für einen attraktiven Wirt- trägern 2013 zählt beispielsweise die Wiener gewähren, vom AMS gibt es für seinen schaftsstandort. Neben einer unternehmer- Traditionstischlerei Seliger. Mit einer neuen förderbaren Personenkreis unter Umstän- freundlichen Wirtschaftspolitik setzen wir in Zuschnitt- und Kantenbearbeitungsanlage den sogar noch höhere Förderungen. Wien verstärkt auf Entbürokratisierung und will das Unternehmen einen Meilenstein in  Andere berufsbezogene Weiterbildungs- noch effizientere Serviceleistungen, um die der Fertigungsinnovation realisieren und den maßnahmen einschließlich Sprachkurse Wiener Betriebe bei ihren Innovationsvor- Fertigungsablauf auf den neuesten Stand der jedweder Art: Der waff kann Förderun- haben zu unterstützen. Die Fördergelder sind Holzbearbeitungstechnik bringen… gen bis zu 1000 Euro gewähren, auch in bei den Unternehmerinnen und Unterneh- Auch heuer können Wiener Unternehmen diesen Fällen gibt es vom AMS für seinen mern gut angelegt, denn sie schaffen Ar- ihre innovativen Projekte bei der Sachgüter- förderbaren Personenkreis unter Umstän- beitsplätze und sichern den Wohlstand in und Dienstleistungsaktion einreichen. Die ma- den sogar noch höhere Förderungen. unserer Stadt“, so Wirtschaftsstadträtin und ximale Förderhöhe beträgt 100.000 Euro pro Förderungen für die Verbesserung der Wirtschaftsagentur Wien-Präsidentin Vize- Projekt. Zusätzlich zur Fördersumme erhal- Deutschkenntnisse: bürgermeisterin Renate Brauner. ten GründerInnen bei der Dienstleistungs-  Für alle MitarbeiterInnen ab Lehrabschluß- Mit der Sachgüter- und der Dienstlei- aktion 2013 erstmals einen Gründungsbonus niveau: Der waff kann Förderungen bis zu stungsaktion fördert die Wirtschaftsagentur in Höhe von 5000 Euro. Detaillierte Infor- 1000 Euro gewähren, vom AMS gibt es Wien Unternehmen, die innovative Dienst- mationen zu den Förderaktionen finden Sie für seinen förderbaren Personenkreis un- leistungen oder Produkte entwickeln oder auch über die kostenlose App „Förderguide“ ter Umständen sogar noch höhere Förde- neue Produktionsprozesse einführen. Rund der Wirtschaftsagentur Wien. „ rungen. 160 UnternehmerInnen haben im letzten http://wirtschaftsagentur.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 61 Wirtschaft Windkraft schafft Arbeitsplätze Betonturmwerk für Windradtürme von Arbeitsminister Hundstorfer eröffnet

m 15. März wurde die weltweit größte ABetonturmfertigung für Windradtürme des Windkraftanlagen Herstellers Enercon außerhalb Deutschlands von Minister Rudolf Hundstorfer und Landeshauptmann Hans Niessl eingeweiht. An die 200 Personen fer- tigen in diesem Werk bis zu 200 komplette Windradtürme im Jahr. „Die Windenergie nimmt eine wichtige Stellung ein indem durch sie Wachstumsimpulse und neue Ar- beitsplätze entstehen. Das Betonturmwerk in Zurndorf ist ein herausragendes Beispiel dafür“, freut sich der Arbeitsminister. Seit Jahresbeginn steht in Österreich ein großes Produktionswerk für Windradtürme. Enercon, einer der größten Windradher- steller der Welt, hat dieses in Zurndorf er- Foto: Bgld. Landesmedienservice In Anwesenheit von (v.l.) Bürgermeister LAbg. Werner Friedl, LAbg. Edith Sack, richtet. 120 ArbeiterInnen fertigen dort der- Landeshauptmann Hans Niessl, Bundesminister Rudolf Hundstorfer, ENERCON zeit bereits 45 Betonturmsegmente pro Gesamtproduktionsleiter Klaus Peters, Enercon-Werksleiter Stephan Leipe, Klub- Woche für Windräder des Typs E-101/3 obmann LAbg. Christian Illedits und NR Erwin Preiner wurde das Enercon-Beton- MW. Schrittweise wird die Produktion auf turmwerk in Zurndorf offiziell in Betrieb genommen. 24 Turmsegmente pro Tag hochgefahren und auch über weitere Projekte der lokalen Wert- von mehr als 210 MW. „Die Nutzung erneu- die Angestelltenzahl auf 200 angehoben. Mit schöpfungskette nachzudenken“, erklärt Ste- erbarer Energien schafft neue Beschäfti- diesen Turmteilen wird in den nächsten Jah- fan Moidl, Geschäftsführer der IG Wind- gungsmöglichkeiten und Arbeitsplätze. ren ausschließlich der österreichische Markt kraft, und führt weiter aus: „Stabile Rah- Dazu ist die Anpassung der Berufsbilder beliefert. Später wird das Werk auch für den menbedingungen sind unerläßlich, wenn der und der Bildungsangebote in Österreich er- Osteuropäischen sowie für den Süddeut- Ausbau der erneuerbaren Energien auch forderlich“, betont Arbeitsminister Hundstor- schen Markt produzieren. langfristig die geschaffenen Arbeitsplätze fer. „Mit einer Fachhochschule für Erneuer- LAbg. Christian Illedits: „Windkraft statt sichern soll.“ bare Energien in Pinkafeld und einer eigenen Atomkraft ist für uns kein leeres Lippenbe- Allein durch den Windkraftausbau in den Lehrwerkstätte für Windkrafttechniker in kenntnis. Wir schaffen damit ‚Green Jobs‘ – Jahren 2012 und 2013 sind 4.300 Personen Mattersburg ist das Burgenland auch in die- Arbeitsplätze mit besten Zukunftsaussichten auf den Windradbaustellen beschäftigt. Zu- sem Bereich Vorreiter der Branche“, freut und kurbeln damit auch die Wirtschaft und sätzlich wurden durch die Errichtung knapp sich Burgernlands Landeshauptmann. „Das den Arbeitsmarkt an. Auf Grund dieser Be- 400 Dauerarbeitsplätze neu geschaffen. Burgenland übernimmt damit einmal mehr strebungen wird bei uns auch die Lehrlings- Allein durch das Engagement der Firma die Vorreiterrolle im Bereich der Nutzung von ausbildung für diesen Sektor ganz groß ge- Enercon sind bereits mehr als 450 Mitar- erneuerbarer Energie. Windenergie ist der- schrieben.“ Denn in einem völlig neu errich- beiterInnen in Österreich an drei Standorten zeit die sinnvollste Alternativenergie, denn teten Übungslabor absolvieren Lehrlinge in (Wolkersdorf, Neusiedl am See und Zurn- Windenergieanlagen können sehr rasch er- der Lehrwerkstätte in Mattersburg die Fach- dorf) beschäftigt. „Aufgrund des hohen richtet werden und haben einen hohen Wir- arbeiterintensivausbildung Mechatronik mit Bedarfs an Betonturmsegmenten in dieser kungsgrad. Das Burgenland wird damit zu Schwerpunkt Windenergietechnik. Das Land Region hatte sich Enercon zum Bau der einer Öko-Modellregion für ganz Europa! Burgenland, das BFI, das AMS und die irma Fabrik entschlossen. Hinzu kommen die Wir hoffen, daß sich andere Länder unserem Enercon haben mit dieser Initiative für junge langjährige Partnerschaft mit dem burgen- Weg anschließen. Das Ziel des Landes ist Menschen die Möglichkeit geschaffen, einen ländischen Energieversorger Energie Bur- klar: 2013 werden wir so viel Strom aus er- Beruf im Bereich der erneuerbaren Energie genland und die gute Zusammenarbeit mit neuerbaren Energien erzeugen, wie im Land zu ergreifen. Derzeit läuft bereits der zweite dem österreichischen Bundesland“, bestätigt verbraucht wird“, so der Landeshauptmann. Ausbildungslehrgang für die Windkraftan- Klaus Peters Gesamtproduktionsleiter von Moidl betont abschließend: „All das lagentechniker. Enercon, die Wichtigkeit von Stabilität. braucht aber zwingend stabile und langfristi- ge Rahmenbedingungen. Jene, die ständig Die Wichtigkeit des Ökostromgesetzes Windradtürme Made in Austria Systemänderungen des Ökostromgesetzes Der Bau des Turmproduktionswerks in Diese Windradtürme aus Zurndorf haben herbeiwünschen, wollen in Wahrheit nur den Zurndorf wurde erst durch das Ökostromge- einen sehr kurzen Transportweg. Derzeit ste- Ausbaustopp der Erneuerbaren und zurück setz 2012 ermöglicht. „Nur ein wachsender hen im Burgenland bereits über 70 Wind- in die fossil atomare Energiewirtschaft“. „ Ausbau der Windenergie macht es möglich räder dieses Typs mit einer Gesamtleistung http://www.ig-windkraft.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 62 Wirtschaft Österreich auf Platz 3 im weltweiten Tourismus Ranking m aktuellen Ranking des World Economic der Vergangenheit liegen die deutschsprachi- „Preisweltmeister“ sind der Iran, Brunei und IForum (WEF) liegt Österreich auf Platz 3 gen Regionen vorne, der Abstand zu den Gambia. „Hier scheint das Ranking dann der wettbewerbsfähigsten Tourismusdestina- nachfolgenden Ländern verringert sich aber doch etwas verzerrt", so Schenner, der dafür tionen der Welt. Gemäß „Travel & Tourism zusehends. plädiert eine Kategorie „Preis/Leistung“ ein- Competitiveness Report 2013“ konnten die zuführen. Schweiz und Deutschland ihre Positionen Österreich punktet mit Infrastruktur, Für WKÖ-Schenner beweisen die tollen eins und zwei behaupten und bilden nun – Kultur, Natur, Sicherheit und Kulinarik Ergebnisse einmal mehr: „Die Tourismusde- gemeinsam mit Österreich – die Top 3 Natio- Die Stärken Österreichs liegen, neben der stination Österreich steht für Natur, Kultur, nen weltweit. Frankreich – 2011 noch auf Tourismus-Infrastruktur, wo Österreich welt- Sport, Kulinarik, Erreichbarkeit, betriebliche dem dritten Platz – rutschte auf Rang 7 ab. weit den 1. Platz erringen konnte, bei der Infrastruktur und Sicherheit. Aus den Gäste- Weltweit führend ist Österreich bei der Tou- Sicherheit sowie bei der Tourismusgesin- befragungen wissen wir, daß genau diese rismus-Infrastruktur. „Ein respektabler Er- nung der Bevölkerung (jeweils Rang 7). Im Faktoren entscheidend für einen Österreich- folg für unseren Tourismus-Standort“, kom- Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit liegt Besuch sind.“ mentiert Hans Schenner, Obmann der Bun- Österreich auf Rang 6 im weltweiten Ver- Die Bundessparte Tourismus und Frei- dessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft gleich. Die kulturellen Ressourcen – unter zeitwirtschaft in der WKÖ ist die Interessen- in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), anderem neun Weltkulturerben – werden mit vertretung für über 90.000 Tourismusbetrie- das erfreuliche Ergebnis. Rang 12 gewürdigt. Weitere Stärken sind die be aus den Branchen Gastronomie, Hotel- Hygiene, die Wasserqualität und die Gesund- lerie, Freizeit- und Sport, Reisebüros, Kinos, 140 Staaten gelistet heitsversorgung. Im oberen Drittel schneidet Kultur- und Vergnügungsbetriebe sowie Ge- Der Report listet in einem Index 140 Österreich in den Bereichen der politischen sundheitsbetriebe. Jeder 5. Vollzeitarbeitsplatz Staaten nach ihrer Wettbewerbsfähigkeit im Rahmenbedingungen (Rang 37) und bei der in Österreich ist direkt oder indirekt von Reise- und Tourismussektor auf. Auf den Erreichbarkeit mit dem Flugzeug ab (Rang Tourismus und Freizeitwirtschaft abhängig. weiteren Plätzen rangieren Spanien, Groß- 30). Weit hinten gereiht wird Österreich beim Die Branche erwirtschaftet eine jährliche britannien, die USA, Frankreich, Kanada, Thema Preis (Rang 131) – immer noch vor Bruttowertschöpfung von rund 42 Mrd. Euro, Schweden, Singapur und Australien. Wie in dem Gesamtsieger Schweiz auf Rang 139. das sind mehr als 15 Prozent des BIP. „ Wien: Nächtigungsrekord im Februar mit plus 5,6 Prozent in Anstieg der Gästenächtigungen um selbstveranstaltete Auftritte in der „Welt- herbergungskapazität um rund 1.790 Betten E5,6 Prozent gegenüber dem Vergleichs- hauptstadt der Musik“ zu absolvieren, haben (+ 3,4 Prozent) von Februar 2012 auf Fe- monat 2012 bescherte Wien heuer seinen für 1.280 Nächtigungen gesorgt. bruar 2013. Die durchschnittliche Zimmer- bisher besten Februar – er schlug mit Ordentlich zugelegt haben auch die Tür- auslastung betrug rund 46 Prozent (2/12: 624.000 Nächtigungen zu Buche. Für die kei (+ 40 Prozent), Brasilien (+ 20 Prozent) rund 45 Prozent). Jänner und Februar 2013 ersten beiden Jahresmonate ergeben sich da- und alle arabischen Länder in Asien. Aus kumuliert, weisen 1,298.000 Nächtigungen mit 1,298.000 Nächtigungen, das ist ein Plus einer ganzen Reihe von Ländern gab es aus aus, um 2,5 Prozent mehr als die ersten bei- von 2,5 Prozent. Der mittlerweile vorliegen- verschiedensten Gründen ungewöhnliche den Jahresmonate 2012. Die Betten waren in de Netto-Nächtigungsumsatz der Wiener Zuwachsraten: Für das Plus von 25 Prozent diesem Zeitraum zu durchschnittlich 37,0 Hotellerie für Jänner 2013 beträgt 29,4 Mio. aus Polen sind die dortigen Winterferien ver- Prozent ausgelastet, die Zimmer zu rund 46 Euro, ein Vergleich zu Jänner 2012 ist aller- antwortlich, die voriges Jahr in den Jänner Prozent. dings nicht darstellbar, und das betrifft heuer fielen, für die 47prozentige Steigerung aus Der nunmehr vorliegende Netto-Nächti- alle Monate: die seit 1. Jänner 2013 geänder- Australien ist es die Aufnahme der Flug- gungsumsatz der Wiener Hotellerie für Jän- te Steuerbemessungsgrundlage läßt valide verbindung Adelaide-Wien via Dubai durch ner 2013 beträgt 29,420.000 Euro. Die Ent- statistische Vergleiche der Hotellerieumsatz- die Linie Emirates. An den außergewöhnli- wicklung gegenüber Jänner 2012 ist aller- Zahlen erst 2014 wieder zu. chen Steigerungen von Dänemark (+ 85 Pro- dings nicht darstellbar, weil die seit 1. Jänner Wiens zehn nächtigungsstärkste Her- zent), Finnland (+ 41 Prozent) und Schwe- 2013 gültige Veränderung der Steuerbemes- kunftsländer im Februar zeigen sehr unter- den (+19 Prozent) hat die viertägige Euro- sungsgrundlage keinen statistischen Ver- schiedliche Entwicklungen: Zweistellige päische Konferenz für Windenergie kräftig gleich zuläßt: Die bis Ende 2012 steuerlich Zuwachsraten hatten die Nächtigungen aus mitgewirkt, von deren rund 10.000 Teilneh- absetzbaren Posten Heizungszuschlag und Rußland, Großbritannien, den USA und Ja- merInnen überproportional viele aus diesen Bedienungsgeld wurden abgeschafft und pan, einstellig wuchsen Deutschland und Ländern stammten, weil Windenergie dort durch eine vereinfachte, einheitlich elf Pro- Rumänien, Rückgänge gab es aus Öster- eine große Rolle spielt. zent betragende „Internationalisierungs- reich, Italien, Frankreich und der Schweiz. Die gute Nächtigungsentwicklung im Fe- pauschale“ ersetzt. Ein Vergleich mit dem Knapp die Top-Ten verfehlt hat Spanien bruar kam allen Hotel-Kategorien mit Aus- Vorjahr würde daher unrealistische Steige- trotz stattlicher + 18 Prozent. Japans 19pro- nahme der 3-Sterne-Betriebe zugute, und rungsraten ergeben. Das gilt heuer für alle zentige Steigerung ist zu einem großen Teil Wiens durchschnittliche Bettenauslastung Hotellerieumsatz-Zahlen, deren Vergleich- musikalisch bedingt: Zwei große Chöre von erhöhte sich auf 37,4 Prozent (2/2012: 36,4 barkeit ist erst wieder 2014 (zu 2013) gege- dort, die auf eigene Kosten anreisten, um Prozent), trotz einer Erweiterung der Be- ben. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 63 Chronik Der Weg zur klima- neutralen Stadt Als lebenswerteste Stadt der Welt wird Wien auch weiter federführend sein. Das konkrete Ziel: Wien schrittweise in die Ära der modernen Smart City zu führen. Ein Gespräch mit Thomas Madreiter, Wiener Planungsdirektor.

Von Tag zu Tag entwickelt sich Wien mehr zur Wie wird sich das Alltagsleben in einer Welche Verbesserungen bringen die künfti- SMART City. Was versteht man darunter? Smart City verändern? gen Energie- und Verkehrsmaßnahmen für die Bewohner in den Zielgebieten der Stadt- Madreiter: Smart City bezeichnet eine Stadt, Madreiter: Wir werden in Zukunft mehr Mög- entwicklung? die mit schlauen und intelligenten Ideen den lichkeiten haben unseren Alltag positiv zu Weg Richtung klimaneutraler Stadt be- organisieren. Gut sieht man das heute schon Madreiter: An erster Stelle stehen Kosten- schreitet. Unser Ziel ist, den CO2-Ausstoß so am Beispiel Carsharing. Die Frage ist dann gering wie nur möglich zu halten. ersparnis und erhöhter Komfort. Die Preise nicht mehr primär, ob ich ein Autofahrer bin, für fossile Energie werden wohl auch weiter Welche Grundpfeiler sind maßgeblich für massiv steigen. In Smart City Gebieten wird eine Smart City? der Energieverbrauch durch intelligente Madreiter: Energie, Mobilität, Siedlungswe- Systeme massiv reduziert. Weniger Autos be- sen und moderne Kommunikationsmethoden deuten auch weniger Lärm und Schad- sind die wichtigsten technischen Säulen in stoffemissionen. Und vor allem – das ist einer funktionierenden Smart City. Minde- quer durch die Stadt heute unser aller Kern- stens ebenso wichtig ist allerdings auch die problem – werden Autos dank Carsharing soziale Verträglichkeit dieser neuen Lösun- Modellen künftig nicht mehr die Straßen gen. Es geht im Kern darum, wie wir in Zu- verstellen. Wir müssen Fahrzeuge nämlich kunft leben und arbeiten. Netto-Null-Ener- nicht besitzen, um sie zu nutzen. Ein Car- gie-Gebäude scheinen jetzt noch ferne Zu- sharing Auto steht aufgrund der kurzen Pro- kunftsvisionen zu sein. Das sind sie aber Thomas Madreiter Tag-Nutzungsdauer von Privatwägen für sie- Foto: Stadt Wien nicht. Diese Gebäude sind bereits in Planung ben übliche Fahrzeuge. Darin liegt ein enor- und werden nicht mehr Energie verbrauchen oder nicht, sondern welche technischen und mes Einsparungspotential. Durch die Fülle als sie generieren. Auch die Mobilität ist im logistischen Mittel gerade zu meinem Mo- dieser Maßnahmen wird die Lebensqualität Begriff sich zu verändern. Der Anteil des In- bilitätsbedürfnis passen. Die Bewohner einer nachhaltig verbessert. dividualverkehrs wird weiter sinken, für Rad- Smart City, die „smart citizen“, können frei Geplant ist die Realisierung der Smart City fahrer und Fußgänger wird es gut vernetzte wählen, alles ist verfügbar. Das eigene Auto Ziele in Wien bis 2050. Was sieht der aktuel- Wege und generell mehr Freiraum geben. gehört nicht in das Konzept einer Smart City. le Aktionsplan bis 2015 vor? Als kompakte Stadt ist Wien bereits jetzt gut Was wird sich in den eigenen vier Wänden aufgestellt. Doch wir müssen uns auch die Madreiter: Im Bereich Neubau wird die See- verändern? Frage stellen, welche städtischen Formen stadt Aspern bereits als Smart City Muster- neue Siedlungen haben müssen. Das allein- Madreiter: Wir kennen das alle: In der Woh- stadt aufgebaut. Aber auch die Verbesse- stehende Haus ist nämlich nicht mehr in nung brennt das Licht, ohne daß es gebraucht rungsmöglichkeiten in der bereits dicht be- Einklang mit dem CO2-Ausstoß zu bringen. wird, die Geräte sind auf Standby geschaltet siedelten Stadt sind ein großes Thema. Hier und verbrauchen unnütz Strom. Die Vision geht es um die optimierte Nutzung von be- Hat das Einfamilienhaus in den Stadtent- einer nachhaltigen Lebensführung in der stehenden Gebäuden – beispielsweise in wicklungsgebieten somit ausgedient? Smart City ist, daß technische Systeme er- einem Projektgebiet in Liesing. Zudem ar- Madreiter: Wir setzen auf kompaktere Sied- kennen können, was gerade von den Bewoh- beiten wir eng mit der Smart City Agentur lungsformen. Das bedeutet kürzere Wege und nern benötigt wird. So schaltet sich das Licht Tina zusammen. Diese unterstützt hat auch bautechnisch einen großen Vorteil. automatisch ein oder aus, ebenso die Geräte, die Stadt Wien bei allen Aktivitäten im Be- Weniger Außenflächen bedeuten auch weni- Heizung oder Klimaanlagen. Alles ist über reich „Smart City Wien“. Dazu gehören ger Energieverbrauch. Zudem kommen aus- das Smartphone steuerbar und der eigene auch Maßnahmen zur intensiven Einbindung schließlich intelligente Energiesysteme unter Energieverbrauch wird transparenter. der Bürger ins Thema. Jeder soll sich umfas- Verwendung Erneuerbarer Energien, wie et- send informieren, austauschen und seinen Das ergibt eine Menge an sensiblen Daten wa Photovoltaikanlagen, zum Einsatz. Die- Beitrag zur neuen Smart City Wien leisten über das private Nutzungsverhalten. se Gesamtsysteme können dann auch Er- können. neuerbare Energie speichern. So kann man je Darin sehe ich kein prinzipielles Problem. Wir danken für das Gespräch. „ nach Bedarf auch in anderen Stadtquartieren Datensicherheit ist etwa beim e-Banking auch für einen Energieausgleich sorgen. längst garantiert. http://www.smartcity.wien.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 64 Chronik aspern Die Seestadt Wiens Inmitten des 22. Wiener Gemeindebezirks entsteht eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas.

spern bietet beste Wohn- und Arbeits- die in den letzten Jahren im Städtebau in Realisierung erfolgt, abhängig vom je- abedingungen für Menschen, die urban Vergessenheit geraten sind: Anstelle anony- weiligen Projekt, ab dem zweiten Quartal und bewußt leben möchten. Für Unterneh- mer Gebäudeblöcke sind gemischte Struk- 2013. men ist aspern ein Standort mit ausgezeich- turen geplant, sodaß beispielsweise inner-  Rund 1600 Wohnungen entstehen im neter Infrastruktur und einem attraktiven, halb der Wohngebäude auch Flächen für Rahmen der Wiener Wohnbauinitiative. lebenswerten Umfeld für ihre Mitarbeiter. Büronutzungen möglich sind. Der von der Stadt Wien durchgeführte Der fünf Hektar große See mit dem angren- Call endete im April 2012. Ein Partner- zenden neun Hektar großen Seepark bildet Drei Modelle für den Wohnbau konsortium, bestehend aus Vienna In- das Zentrum der Seestadt. Großzügige öf- Insgesamt entstehen auf dem 240 ha gro- surance Group und Erste Bank, hat sich fentliche Räume und die Nähe zum Natio- ßen Areal rund 10.500 Wohnungen, wovon durchgesetzt und bebaut gemeinsam mit nalpark Donau-Auen in Kombination mit bis 2015 im ersten Realisierungsschritt rund neun Bauträgern 14 Bauplätze in der einem anspruchsvollen architektonischen 2600 Wohnungen im Südwesten des Pla- Seestadt. Die Projekte wurden von einem und Raumplanungskonzept schaffen eine nungsareals fertig gestellt sein werden. Die Fachbeirat geprüft. Die Realisierung be- neue Qualität des Wohnens und Arbeitens. ersten SeestädterInnen können bereits Ende ginnt plangemäß im zweiten Quartal Die generellen Vorgaben für den Wohn- 2014 einziehen. 2013. Die Projekte zeichnen sich allesamt bau in aspern Seestadt bilden fünf Schwer-  Am 15. Dezember 2011 wurde der erste durch ein hochwertiges Wohnungsange- punkte, die auch in die Ausschreibungen der Bauträgerwettbewerb für rund 760 Woh- bot für die unterschiedlichsten Wohn- Bauträgerwettbewerbe aufgenommen wur- nungen und 300 Studentenheimplätze bedürfnisse aus. Dazu zählen Wohnungen den: Klimaneutralität, Leistbarkeit, soziale von der Gelup GmbH in Zusammenarbeit für Familien und Singles, betreutes Nachhaltigkeit, funktionale Durchmischung mit dem wohnfonds wien und der Wien Wohnen oder Wohngemeinschaften. und architektonische Vielfalt. Bei der Ge- 3420 AG ausgelobt. Die Jurierung wurde  Auch Baugruppen spielen im Wohnbau in bäudeplanung greift aspern Qualitäten auf, im Herbst 2012 abgeschlossen und die aspern eine wichtige Rolle – das Baufeld

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 65 Chronik

D 13 in attraktiver Lage neben dem Bil- dungscampus aspern Seestadt und dem Hannah-Arendt Park mit insgesamt ca. 170 Wohnungen wird diesem selbstorga- nisierten und selbstbestimmten Modell gewidmet. Alle Baugruppen suchen noch interessierte Mitglieder: http://blog.aspern-seestadt.at aspern Seestadt – Wirtschaftsstandort mit Fokus F&E Aufgrund ihrer Lage und Infrastruktur, ihres flexiblen Raumangebotes für Betriebs- ansiedler, ihres strukturreichen Umfelds und des multifunktionalen Entwicklungskon- zeptes weist die Seestadt immense Vorteile gegenüber anderen Standorten auf. Durch die zahlreichen Vorleistungen der Stadt Wien, der Eigentümer sowie des Bundes – von hochwertiger, nachhaltiger Planung über die gesicherten rechtlichen Grundlagen und leistungsstarken Verkehrsanbindungen bis hin zu unternehmerischen Kooperationen – bietet die Seestadt eine optimale Basis für sichere Investitionen. Ein wesentlicher Impulsgeber für die See- stadt als Wirtschaftsstandort mit Fokus auf die Bereiche Forschung und Entwicklung ist das im Oktober 2012 eröffnete Techno- logiezentrum aspern IQ. Inhaltliche Schwer- punkte der Positionierung sind die Bereiche Energie & Mobilität, Umwelt und Produk- tionstechnik sowie die Themen Technologie- und Know-how-Transfer. Schon jetzt setzt das aspern IQ, ein Projekt der Wirtschafts- agentur Wien, österreichweit neue Maß- Foto: Magistratsdirektion der Stadt Wien / Kurt Kuball stäbe. Die im Plus-Energie-Standard errich- Ein wesentlicher Impulsgeber für die Seestadt als Wirtschaftsstandort mit Fokus auf die Bereiche Forschung und Entwicklung ist das Technologiezentrum aspern IQ. tete Gewerbeimmobilie ist die erste ihrer Art in Wien. Sie bietet Unternehmen und for- die internationale Vernetzung wird die bensgefühl, unseren Unternehmenswerten, schungsorientierten Einrichtungen aus dem Qualität der F&E-Leistung gesichert und es unserem Leistungsethos und dem Anspruch, Bereich der Energie- und Umwelttechnolo- werden die Vorteile der Seestadt über die den wir an uns selbst als Innovations- und gieentwicklung modernste Arbeitsbedingun- Landesgrenzen hinaus kommuniziert. Technologieführer stellen, entspricht,“ so gen. Insgesamt werden im aspern IQ 250 Als erster Großbetrieb entschied sich Martin Komischke, CEO und Vorsitzender Arbeitsplätze für die angewandte Forschung Hoerbiger im Februar 2013 für den Standort der Konzernleitung. Die Hoerbiger Holding und die Entwicklung neuer Technologien ge- aspern Seestadt. Den in Wien beschäftigten AG mit Sitz in Zug, Schweiz, ist ein in der schaffen. Das Investitionsvolumen beträgt MitarbeiterInnen stehen ab 2016 im neuen Kompressortechnik, Automatisierungstech- rund 15 Millionen Euro. Firmengebäude auf rund 24.000 m² Brutto- nik und Antriebstechnik weltweit führender Eine der ersten Mieterinnen des aspern Geschoßfläche rund 300 Arbeitsplätze im Technologiekonzern, der seit über 100 Jah- IQ ist die Technologietransfergesellschaft Verwaltungsbereich sowie 230 Arbeitsplätze ren in Wien tätig ist. Die rund 6700 Mitar- research TUb GmbH. Research TUb eta- im Produktionsbereich zur Verfügung. beiterInnen der Holding erzielten 2012 einen bliert in aspern Seestadt rund um das Thema Neben der hochmodernen Produktion in der Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro. flexible „plug&produce“ Automatisierungs- Kompressortechnik setzt Hoerbiger in Wien technik einen Technologiecluster zur Stär- vor allem auf Forschung und Entwicklung. aspern Seestadt - Umwelt- kung Wettbewerbsfähigkeit der lokalen pro- Am neuen Standort werden dafür umfangrei- verträgliche Stadt und Baustelle duzierenden Wirtschaft, liefert einen wesent- che Einrichtungen geschaffen. Die Gesamt- 2010 gab die Wiener Landesregierung lichen Ansiedlungsanreiz, intensiviert die investition in den neuen Standort beträgt mit dem Beschluß der Städte- und der anwendungsnahe Forschung insbesondere rund 45 Millionen Euro. „Unser Ziel ist es, Straßenbau-Umweltverträglichkeitsprüfung an der TU Wien und unterstützt so den Wert- in der Seestadt eine moderne Arbeitswelt für (UVP) grünes Licht für die Entwicklung für schöpfungsanteil in der Region Wien. Durch die Zukunft zu entwerfen, die unserem Le- den Südwesten des Stadtentwicklungsge-

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biets aspern Seestadt. Die UVP ist Grund- wird als Chance verstanden, zukunftswei- fitting, Stadtumbau und Stadtentwicklung. lage für alle Maßnahmen in punkto Nach- sende Forschung mit notwendigen Entwick- Als größtes und ambitioniertestes Stadt- haltigkeit und trägt maßgeblich zum Ge- lungsschritten zu verknüpfen und so auch entwicklungsgebiet Wiens bietet aspern See- samtkonzept und zur Qualitätssicherung von den Standort Wien als Stadt der Lebensqua- stadt ideale Voraussetzungen für die Erfor- der Baustelle bis hin zum bezugsfertigen, lität für die künftigen Generationen zu schung und Implementierung neuer Tech- funktionierenden Stadtteil bei. „Hohe Um- sichern. Als Querschnittsmaterie umfaßt nologien und Strategien für das künftige, weltstandards werden in der Seestadt bereits Smart City Wien alle Bereiche des städti- intelligente Stadtleben. Intelligent ist, was während der Bauzeit umgesetzt. 500.000 m³ schen Lebens, Beruf wie Freizeit gleicher- das Leben einfach macht. Für den Städtebau Material aus dem Seeaushub verwenden wir maßen, und reicht von Infrastruktur, Ener- bedeutet das, daß der urbane Organismus in zum Beispiel gleich vor Ort wieder – bei- gie, Mobilität bis hin zur gesamten Stadt- seiner Gesamtheit funktionieren muß. Daß spielsweise für Geländemodellierungen wie entwicklung. Smart City Wien hat sich daher Einzelmaßnahmen vernetzt gedacht werden die asperner Terrassen oder für den Straßen- die konsequente und kontinuierliche Moder- müssen. So kann die Stadt den Anforderun- bau. Dadurch konnten wir konkret im Pro- nisierung der Stadt zum Ziel gesetzt, um gen des Lebensstils des 21. Jahrhunderts ge- jekt asperner Terrassen bereits 18.000 LKW- Energieverbrauch und Emissionen signifi- recht werden und bei hoher Lebensqualität Fahrten einsparen“, erklärt Rainer Holzer, kant zu senken, nachhaltige Mobilität und zur Erreichung der globalen Energie- und Vorstand der Wien 3420 AG. den Einsatz Erneuerbarer Energien zu för- Klimaschutzziele beitragen. aspern Die See- dern. Smart City Wien steht für die „intelli- stadt Wiens steht für Ganzheitlichkeit in der aspern Seestadt - ein Living Lab gente Stadt“, für innovative Lösungen, für Stadtentwicklung und wird im Rahmen von für das künftige Stadtleben den bewußten und verantwortungsvollen Smart City Wien zum Labor für das künftige Smart City Wien ist eine langfristige Umgang mit Ressourcen. In mehreren Living Stadtleben. Initiative der Stadt Wien zur Bewältigung Labs in Wien werden innovative Lösungen der Herausforderungen in den Bereichen für die Stadt der Zukunft entwickelt. Der aspern Seestadt - Infrastruktur Klimaschutz und Energieversorgung. Sie Fokus liegt dabei auf den Bereichen Retro- und Verkehrsanbindung Hochwertige Infrastruktur und Verkehrs- anbindungen sind für die Lebens- und Ar- beitsqualität in aspern Seestadt von großer Bedeutung. In 15 Minuten erreicht man künftig den Flughafen Wien Schwechat und in einer halben Stunde die Wiener City oder Bratislava. Bereits im Herbst 2013 bietet die U-Bahnlinie U2 mit zwei Stationen in der Seestadt eine direkte Anbindung an die Wie- ner Innenstadt. Zusätzlich sorgen Straßen- bahn- und Busverbindungen sowie eine An- bindung an die Bahn und an ein leistungsfä- higes Straßennetz für eine ausgezeichnete Vernetzung. Innerhalb der Seestadt gilt das Prinzip „Straße fair teilen“: Fußgänger, Radfahrer und der öffentliche Verkehr wer- den gegenüber dem motorisierten Individual- verkehr aufgewertet. Die Entschleunigung sorgt für mehr Lebensqualität, attraktive Geh- und Radwege laden dazu ein, kurze Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu bewältigen.

aspern Seestadt – der öffentliche Raum als zweites Wohnzimmer Rund die Hälfte der Grundfläche der See- stadt ist dem öffentlichen Raum vorbehalten, mit Straßen, Plätzen, Grün- und Erholungs- flächen. Das ist ein sehr hoher Anteil im Ver- gleich zu anderen Städten mit durchschnitt- lich rund 30 Prozent. Der öffentliche Raum ist das Gesicht einer Stadt und vermittelt ihr Lebensgefühl, denn dort geht man einkau- fen, trinkt eine Melange im Straßencafé oder

© beyer.co.at images treibt Sport. Darum wird seine Gestaltung Intelligent ist, was das Leben einfach macht. Für den Städtebau bedeutet das, zwischen den Gebäuden in der Seestadt nicht daß der urbane Organismus in seiner Gesamtheit funktionieren muß… dem Zufall überlassen. Das Planungshand-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 67 Chronik © Wien 3420 AG aspern Die Seestadt Wiens - dieser Funktionsplan mit Umgebung gibt ein wenig Gefühl für die Größenordnung des Projekts.

buch „Partitur des öffentlichen Raums“ der Eine gute Möglichkeit, aspern die See- der zum Entdecken der eigenen und anderer renommierten dänischen Freiraumplaner stadt Wiens vor Ort kennenzulernen, bieten Kulturen und Werte, zum Erproben neuer Gehl Architects schreibt Grundsätze für die Veranstaltungen im Rahmen von „Pub- Ideen und zum Experimentieren einlädt. aspern fest, an denen sich die Straßen- und lik“ – das Kommunikationsprogramm von Im Rahmen verschiedener Veranstal- Freiraumplaner orientieren. Dies stellt die aspern Seestadt, das Stadtkultur, die Kultur tungsformate fordert „Publik“ zur aktiven Qualität für zukünftige Generationen sicher. des Zusammenlebens, thematisiert, aktiviert Auseinandersetzung mit der zukünftigen See- und fördert. Inmitten von Österreichs bald stadt und den ihr zugrunde liegenden Werten aspern Seestadt – Entwicklung größter Stadtbaustelle – jenem Areal im 22. auf. Im Sinne eines dialogorientierten Stadt- im Dialog Wiener Gemeindebezirk, auf dem innerhalb werdungsprozesses prägt und fördert die Offene Kommunikation und Information der kommenden Jahre aspern Die Seestadt aktive Beteiligung der BürgerInnen an der spielten von Beginn an eine wichtige Rolle Wiens entsteht - schafft „Publik“ bereits vor Entwicklung des Ortes. Aktuelle Programm- bei der Entwicklung von aspern Seestadt – dem Ankommen der neuen Stadt einen tem- informationen sind online abrufbar: schon im Masterplanprozeß wurden die porären, öffentlichen Ort der Begegnung, http://blog.aspern-seestadt.at . Bürger aktiv miteinbezogen. Seit Beginn der Bautätigkeit ist der laufende Kontakt mit den AnrainerInnen und Interessierten besonders wichtig. Um laufend aktuelle Infos zum Bau- geschehen in aspern zu bieten sowie die wichtigsten Kontakte und Ansprechpart- nerInnen zu nennen, wurde von der Wien 3420 AG eine interaktive Bauinfo-Plattform eingerichtet: http://www.aspern-seestadt.at/bauinfo Auch geführte Stadtspaziergänge oder Baustellenführungen werden angeboten. Nach wie vor ist auch der Infopoint im Fle- derhaus – das Service- und Informations- zentrum direkt auf dem Areal der Seestadt –

Treffpunkt und Anlaufstelle für alle Inter- Foto: Wiener Linien essierten. An der Verlängerung der U2 wird von den Wiener Linien bereits hart gearbeitet.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 68 Chronik © schreinerkastler Bild oben: Die aspern Seepromenade: So könnte ein Spaziergang durch die künftige Seestadt aussehen. Bild unten: Ergebnis eines internationalen landschaftsarchitektonischen Wettbewerbs, den im April 2011 das junge Berliner Büro Lavaland in Zusammenarbeit mit TH Treibhaus-Berlin für sich entscheiden konnte – eine traumhafte Parklandschaft. © lavaland, laura vahl landschaftsarchitektur

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 69 Chronik aspern Seestadt – Akteure in die Bereiche Promenade und Parkflächen. Der Park ist rund zwei ha groß. Die ver- Die Wien 3420 Aspern Development AG Die urbane Promenade ist das verbindende schiedenen Orte bieten vielfältige Angebote ist für die Entwicklung von aspern Die Element zwischen der Stadt und dem land- zur Entspannung, zum Verweilen aber natür- Seestadt Wiens zuständig. Sie betreibt das schaftlich gestalteten Park. Der westlich an- lich auch zum ausgelassenen Spielen. Die Standortmarketing, die Akquisition von grenzende, rund 21.500 m² große Yella- eingesetzten Gehölze korrespondieren mit Partnern und die Verwertung von Flächen. In Hertzka-Park (ehem. Westpark) wird als Frei- dem Seepark und weisen grundsätzlich enger Kooperation mit der Stadt Wien wer- raum mit starkem Bezug zu seinen angren- Standortbezug auf. den die städtebauliche Planung, die Flächen- zenden Wohnbauten gestaltet. Sein Zentrum In einem gemeinschaftlich betreuten widmung und die infrastrukturelle Erschlies- eine wellenförmig angelegte, extensiv ge- Bereich werden auch Obstbäume kultiviert. sung vorangetrieben. Sie ist zentrale An- pflegte Blumenwiese. An den Rändern wer- Der Wechsel von Rasen- und Wiesenflächen sprechpartnerin für potenzielle Projektwer- den Hügel und Senken die Wegelinien op- erhöht die Artenvielfalt und erlaubt interes- ber. Weitere Informationen finden Sie unter tisch begleiten und Eingänge markieren. Die sante Naturbeobachtungen für Jung und Alt. http://www.wien3420.at Planungen für den Yella-Hertzka-Park wur- Über befestigte Fußwege ist auch die rasche Seit 1. September 2011 gibt es seitens der den wie auch der Seepark vom jungen Ber- Erreichbarkeit aus den östlichen Wohngebie- Stadt Wien für aspern Seestadt eine Projekt- liner Büro Lavaland in Zusammenarbeit mit ten gewährleistet. „ leitung. Damit hat die Stadt Wien einen wei- TH Treibhaus-Berlin erarbeitet. http://www.park.wien.at teren Schritt gesetzt, um die Verwandlung dieses Gebietes in einen attraktiven Stadtteil zu forcieren. Die Aufgaben der in der aspern Die Seestadt Wiens: Facts & Figures Stadtbaudirektion angesiedelten Projektlei-  aspern Die Seestadt Wiens zählt, ge-  Bildungscampus aspern Seestadt: Inve- tung sind per Erlaß geregelt und beziehen meinsam mit der Hafen City in Ham- stitionsvolumen Teil 1 ca. 23 Mio. Euro; sich hauptsächlich auf die Abstimmung der burg oder den zentralen Bahnflächen in elfgruppiger Kindergarten, 17 Klassen Projekterfordernisse zwischen der Wien München, zu den größten europäischen Ganztagsvolksschule, Schule für Kin- 3420 AG und den 20 beteiligten Dienst- Stadtentwicklungsprojekten. der mit besonderen motorischen Be- stellen der Stadt Wien sowie mit darüber  Ziel ist die Errichtung eines neuen, dürfnissen 8 Klassen. hinaus involvierten ProjektentwicklerInnen multifunktionalen Stadtteils für Wien –  Der fünf Hektar großer See in einem und InvestorInnen. mit Wohnungen, Flächen für Büros und neun Hektar großen Park bilden das Dienstleistungsunternehmen sowie ei- Herz der Seestadt; rund 100.000 LKW- Seepark und Yella-Hertzka-Park nem Gewerbe-, Wissenschafts-, For- Fahrten wurden durch intelligente Bau- Die Planungen für den Seepark basieren schungs- und Bildungsquartier. logistik beim Aushub des Sees einge- einerseits auf dem Masterplan des schwedi-  Die Seestadt entsteht in mitten des 22. spart; die Seestadt zeichnet sich durch schen Architekten Johannes Tovatt für Wiener Gemeindebezirks im Nordosten einen besonders hohen Anteil (50 Pro- aspern Die Seestadt Wiens, der im Mai 2007 Wiens – mit Anbindung an die Bahn- zent) an qualitativen öffentlichen Räu- einstimmig im Wiener Gemeinderat be- höfe, Flughäfen und Zentren der Twin men aus. schlossen worden ist, und andererseits auf Cities Wien und Bratislava. dem Ergebnis eines internationalen land-  Auf einer Gesamtfläche von 240 Hek- Verkehrsanbindung: Verlängerung der U- schaftsarchitektonischen Wettbewerbs, den tar (das entspricht in etwa 340 Fußball- Bahnlinie U2 in die Seestadt mit zwei Sta- im April 2011 das junge Berliner Büro Lava- feldern) entstehen Neubauten mit einer tionen („Aspern-Nord“ und „Seestadt“) im land in Zusammenarbeit mit TH Treibhaus- geplanten Bruttogeschoßfläche von Planugnsareal; 360 Mio. Euro Investition; Berlin für sich entscheiden konnte. Der See mehr als 2,2 Mio. m². 120.000 m³ Beton verbaut; 4,2 km Strecken- ist vom Grundwasser gespeist und weist da-  Insgesamt 4 Mrd. Euro werden in die länge. Weiters ist eine Anbindung an das her schwankende Wasserstände auf, die Ober- Entwicklung von aspern Seestadt inve- Sekundärnetz der Wiener Linien (Busse, fläche beträgt bei mittlerem Wasserstand stiert; 300 Mio. Euro investiert die Straßenbahn), an das Eisenbahnnetz über etwa 4,8 ha. Wassergebundene Uferwege und Wien 3420 AG in die Schaffung der den Bahnhof Wien – Aspern (Schnell- befestigte Promenaden erschließen den Park Infrastruktur bahn/Regionalbahn S80/ R80, ÖBB Inter- und bieten Angebote für verschiedenste Nut-  Rund 10.500 Wohneinheiten für 20.000 cityanbindung Bratislava) geplant. zungsansprüche. Der Bezug zum Wasser Menschen und 20.000 Arbeitsplätze Für den motorisierten Verkehr machen steht dabei natürlich im Vordergrund. Die entstehen in der Seesadt. (15.000 im Park&Ride-Anlagen sowie eine Verbin- Planung erfolgt in enger Verzahnung mit Segment Büros und Dienstleistungen dung zur Autobahn A 23 durch eine lei- dem weiter westlich an die Wohnbebauung sowie 5000 im Bereich Gewerbe, Wis- stungsfähige Stadtstraße und Spange zur angelagerten Yella-Hertzka-Park, der das senschaft, Forschung und Bildung). S1 (2017) die Seestadt attraktiv. Thema am Westrand des Sees aufnimmt und Rund 2600 Wohneinheiten für rund weit in das Wohngebiet hineinzieht. Der 6000 Menschen bis 2016. Projektdaten die beiden Parkanlagen: Seepark auf einer Fläche von rund 44.600 m²  4000 m² Fläche für Geschäfte, Lokale,  Gesamtfläche: ca. 66.000m² bildet als zentraler Park den Kernbereich des Kleingewerbe entstehen in der Ein-  Gesamtkosten: ca. 6,6 Mio. Euro, EU- Parkgefüges der zukünftigen seestadt. Als kaufsstraße der Seestadt; zentrales Ma- kofinanziert Bindeglied zwischen See und seestadt bietet nagement durch SES Spar European  Baubeginn: März 2014 er vielfältige Angebote für die Bewoh- Shopping Centers.  Fertigstellung: November 2014 nerInnen der seestadt. Der Park gliedert sich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Foto: Christanell

Smart City Wien. Intelligent ist, was das Leben einfacher macht. Mobilität neu denken, Umwelt schonen, intelligente Technologien, Lebensqualität.

X Nicht nur an heute denken, sondern auch für zukünftige Generationen planen. Jetzt schon überlegen, was Menschen in zehn, zwanzig, dreißig oder sogar vierzig Jahren brauchen und die richtigen Schritte setzen. Intelligente Städte müssen vor allem in den Bereichen Stadtplanung, Mobilität und Energieversorgung neue, innovative Wege gehen und sich kontinuierlich modernisieren. Smart City Wien- das heißt mit Innovationen die Lebensqua- lität der Menschen erhöhen, gleichzeitig Ressourcen und Umwelt schonen.

Bezahlte Anzeige So wird Wiens Zukunft! http://www.smartcity.wien.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 71 Chronik Verteilen statt vernichten 2012 waren die über 400 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Wiener Tafel ins- gesamt 19.758 Stunden im Einsatz und transportierten gesammelte Lebensmittel zu 12.000 Armutsbetroffenen in inzwischen 85 Sozialeinrichtungen. Foto: Wiener Tafel Über 400 ehrenamtliche MitarbeiterInnen bilden eine Menschenkette unter dem Motto »Verteilen statt vernichten«.

ie Wiener Tafel – der Verein für sozia-  ermöglicht sozialen Einrichtungen, ihr kein Werbeaufwand, sowie hoch motivierte Dlen Transfer – rettet täglich bis zu drei Lebensmittel-Angebot für Bedürftige und professionelle MitarbeiterInnen garan- Tonnen Lebensmittel vor dem Müll und ver- abwechslungsreicher und gesünder zu tierten für unbürokratisches, effizientes und sorgt mit den wertvollen Warenspenden gestalten und flexibles Handeln. Da es weder Büro noch 12.000 Armutsbetroffene in 85 anerkannten  stellt eine Brücke zwischen Überflussge- Lager gibt, ist die Wiener Tafel stets dort, wo Sozialeinrichtungen (Mutter-Kindwohnhäu- sellschaft und Bedarfsgesellschaft dar gerade sich der/die jeweilige MitarbeiterIn ser, Obdachlosenherbergen, Frauenhäuser, befindet Die gesamte Kommunikation, Or- Flüchtlingsbetreuungseinrichtungen, Essens- Ein (nicht vollständiger) Rückblick ganisation und Logistik werden per Telefon ausgabestellen Drogenberatungsstellen, Ta- Die Wiener Tafel wird am 9. September und e-mail abgewickelt. geszentren und Übergangswohnhäuser für 1999 von Studierenden der Akademie für 2004 kreiert die Wiener Tafel gemeinsam Wohnungslose). Sozialarbeit – unter ihnen Obmann Martin mit einer Werbeagentur ihre erste groß ange- Die Wiener Tafel ist ein unabhängiger Haiderer – ins Leben gerufen. Gemeinsam legte Werbekampagne, die zur Gänze von spendenfinanzierter Sozial- und Umwelt- wird sie nach deutschem Vorbild gegründet. SponsorInnen finanziert wird. Dadurch wird verein und funktioniert wie eine „Sozial- 5000 Schilling (360 Euro) Startkapital und Österreichs älteste Tafelorganisation einer Spedition“. viel Optimismus und Einsatzfreude müssen breiten Öffentlichkeit bekannt. Die über 400 ehrenamtlichen Mitarbei- für die ersten drei Jahre Aufbauarbeit rei- 2005 gelingt es der Wiener Tafel gemein- terInnen der Wiener Tafel sammeln mit fünf chen. sam mit SponsorInnen das erste eigene Hilfs-Lieferwagen von Handel, Industrie Im Winter 1999/2000 kann mit den ersten Hilfslieferfahrzeugen anzuschaffen. Die und Landwirtschaft bis zu drei Tonnen über- Lieferungen begonnen werden. Zunächst Kühlfunktion macht es möglich auch ver- schüssige, genußtaugliche Lebensmittel pro fährt die Wiener Tafel mit einem geliehenen derbliche Lebensmittel zu transportieren. Tag, die nicht mehr für den Verkauf be- Kleintransporter und privaten PKWs. 2001 2006 macht die ständige Expansion der stimmt sind und daher vernichtet würden. stellen zwei Sponsoren der Wiener Tafel ihre Wiener Tafel die Anschaffung eines weiteren ersten eigenen Kleintransporter zur Verfü- Transportfahrzeuges für die Hilfslieferungen Die Wiener Tafel gung. Dadurch kann mit regelmäßigen Hilfs- notwendig. Im Sommer 2006 macht die  kämpft gegen Armut und Hunger, lieferungen begonnen werden. So wird in „Sozialspedition“ einen großen Schritt in die  betreibt Bewußtseinsbildung, kürzester Zeit aus der Wiener Tafel nicht nur Zukunft: Erstmals wird Personal für die Lo-  hilft die Umwelt zu schonen, wertvolle die sozialste, sondern auch die wirtschaft- gistik angestellt, da diese ehrenamtlich nicht Ressourcen zu bewahren und Müllberge lichste Spedition Österreichs: Keine Perso- mehr zu bewältigen ist. Die Anstellung von zu vermeiden, nalkosten, keine Büro- und Lagerkosten, Personal macht auch Büroräumlichkeiten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 72 Chronik nötig und so eröffnet der Sozial- und Um- weltvereinverein pünktlich zu seinem sie- benten Geburtstag seine Logistikzentrale im Arsenal in Wien, Landstraße (Dritter Wiener Gemeindebezirk). Im Jänner 2008 erhält die Wiener Tafel den „Dr.-Karl-Renner-Preis“ für humanitä- res Engagement von Kulturstadtrat Mailath- Pokorny überreicht. Im Herbst wird gemein- sam mit dem Wiener Dorotheum die erste „Wiener Tafel artCharity“ veranstaltet . Über 60 angesehene zeitgenössische KünstlerIn- nen (von Valie Export bis Franz West) spen- den Werke, die zugunsten der Wiener Tafel versteigert werden. Im Dezember wird zum ersten Mal in zahlreichen Wiener Lokalen die „Suppe mit Sinn“ ausgeschenkt und wärmt die Mägen von Gästen und Armutsbetroffenen gleicher- maßen – denn von jeder verkauften Portion Suppe geht ein Euro als Spende an die Wie- Foto: Wiener Tafel ner Tafel. Mit einem Euro kann die Wiener 92 Unternehmen zählten 2012 bereits zu den treuen, langfristigen Partnern der Wiener Tafel und gewährleisten den kontinuierlichen sozialen Transfer. Tafel bis zu zehn Armutsbetroffene mit Le- bensmitteln versorgen. Ein „Opernabend“ mit Anna Netrebko 400 ehrenamtliche MitarbeiterInnen der Im darauffolgenden Jänner wird das sorgt 2010 für hohe Spendeneinnahmen, die Wiener Tafel waren insgesamt 19.758 Stun- Projekt „Unser täglich Brot" mit großem es der Wiener Tafel ermöglichen, ihre sozia- den im Einsatz. Sie legten mit den fünf Engagement ins Leben gerufen: Dank tat- le Transferarbeit weiter auszubauen. Wiener Tafel-Hilfslieferfahrzeugen 92.489 kräftiger Sponsoren – Mercedes Benz – Ös- 2011 gewinnen Wiener Tafel und IBM km zurück um insgesamt 462.400 kg ein- terreichische Vertriebsgesellschaft m.b.H., Österreich 100.000 Dollar für das Koope- wandfreie genusstaugliche Lebensmittel und Raiffeisen Evolution und IT-eXperience – rationsprojekt – als eines von weltweit elf Hygieneprodukte vor dem Müll zu retten wird ein neuer Kleintransporter (Mercedes sozialen Projekten des IBM Centennial Jah- und zu 12.000 Armutsbetroffenen in inzwi- Vito) angeschafft und die Logistik erstellt, res wird „IBM Grant: die Kooperation“ mit schen 85 Sozialeinrichtungen zu transportie- um täglich über 500 kg Backware vor dem der Spende von IBM-International gefördert. ren. Dies bedeutet Zuwächse in allen zentra- Müll zu retten und einer sinnvollen Bestim- Die Geldsumme ist an die Weiterentwick- len Tätigkeitsbereichen der Wiener Tafel! mung zuführen zu können – der Versorgung lung der Wiener Tafel Logistik gebunden von Armutsbetroffenen. und beinhaltet auch den Einsatz von IBM- 50%iger Zuwachs bei Im August geben sich bei der Wiener Tafel IT-ExpertInnen, die mithelfen, daß die von WarenspenderInnen! Golf-Charity unter dem Motto „Loch im den Lieferteams zurückgelegten Wegstrek- Die Zahl der Warenspender konnte 2012 Rasen statt im Magen“ zahlreiche Größen ken im Sinne der Nachhaltigkeit und Ökolo- auf 183 gesteigert werden. 92 Unternehmen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik ein gie noch kürzer werden: Weniger CO2- zählten bereits zu den treuen, langfristigen Stelldichein. Die Einnahmen dieser Wohl- Ausstoß und noch mehr Effizienz bei den Partnerunternehmen der Wiener Tafel und tätigkeitsveranstaltung kommen allesamt der Hilfsliefertouren duch intelligente IT- gewährleisten den kontinuierlichen sozialen Finanzierung der Hilfslieferungen der Wie- Lösungen. Transfer. Mit 91 neuen WarenspenderInnen, ner Tafel zugute. 2012 veranstaltet die Wiener Tafel mit die 2012 zum ersten Mal mit der Wiener Die Gala anläßlich des 10. Geburtstages Unterstützung der Kunstsammlerin Agnes Tafel zusammenarbeiteten, konnte der Kreis der Wiener Tafel ist der feierliche Höhe- Essl und des Auktionators Otto Hans Ressler an KooperationspartnerInnen maßgeblich punkt des Jahres 2009. Dieses Fest wird im Kunstauktionen unter dem Titel „Meister- erweitert werden! „Besonders erfreulich ist „Studio 44“ der Österreichischen Lotterien Werke die Hunger stillen“ eine Kunstauktion die große Anzahl an gleich bleibenden in Anwesenheit zahlreicher Größen aus im Schömer Haus in Klosterneuburg mit Wer- WarenspenderInnen aus Handel, Industrie Politik, Wirtschaft, Kultur und namhafter ken 60 namhafter zeitgenössischer Künst- und Landwirtschaft, welche der Wiener Sozialeinrichtungen gefeiert. Im Laufe der lerInnen, die über 100.000 Euro Spenden für Tafel regelmäßig und teilweise laufend Veranstaltung wird auch die Festschrift mit die soziale Transferarbeit einbringt. Lebensmittel und/oder Hygieneprodukte für bunten Rückblicken, Momentaufnahmen Mit einer 12%igen Steigerung der geret- den sozialen Transfer übergeben“, betont und Stimmungsbildern der vorangegangenen teten Lebensmittelmengen von 2011 zu 2012 Nadine Zielonke, stellvertretende Obfrau der Dekade präsentiert. und einem Anstieg des Gesamtwertes der Wiener Tafel. Ein zu erwähnendes Highlight aus dem Warenspenden von Handel, Industrie und Bereich Spenden ist der Anstieg der gesam- Landwirtschaft zu Gunsten Armutsbetrof- Lebensmittelrettung ausbaufähig ten Spenden im Jubiläumsjahr 2009 um fast fener um 8% fällt die Wiener Tafel Bilanz „Die Wiener Tafel arbeitet laufend daran, 46 Prozent. für das Vorjahr sehr positiv aus: Mehr als noch größere Lebensmittel-Mengen aus In-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 73 Chronik Niederösterreich privat rivate Filmdokumente sind ein wichtiges PZeugnis der (Alltags)geschichte eines Landes. Durch den medialen Fortschritt besteht jedoch die Gefahr, daß die analogen Amateurfilme zusehends verloren gehen. Das Land Niederösterreich hat daher in Ko- operation mit dem Filmarchiv Austria das Projekt „Niederösterreich privat“ ins Leben gerufen, einen landesweiten Aufruf an alle NiederösterreicherInnen, ihre privaten Film- dokumente abzugeben und archivieren zu lassen. Es geht darum, dieses wichtige Kul- turgut zu erhalten. Im Gegenzug erhalten die Filmemacher ihr Material kostenlos digitali- siert in Form von DVDs zurück.

So funktioniert es Angenommen werden alle Filme, die ent- weder in Niederösterreich gedreht wurden

Foto: Wiener Tafel oder von NiederösterreicherInnen in anderen Ein Mitarbeiter der »Wiener Tafel« mit dem »Gurken-Logo« Bundesländern oder im Ausland. Abgabe- stellen sind die Büros der Kulturvernetzung dustrie, Handel und Landwirtschaft vor dem tet – Überproduktion, Logistikfehler, Fehl- sowie je eine Stelle in Wien und St. Pölten. Müll zu retten“, schildert Zielonke, „das etikettierung, optische Mängel und kleine Eine Zwischenbilanz nach zeigte bereits: Potential ist nach Einschätzung der ExpertIn- Verpackungsschäden sind häufig Gründe „Niederösterreich privat“ ist ein Riesen- nen groß, wenngleich aus den Bereichen dafür, daß einwandfreie genußtaugliche erfolg. In den ersten vier Wochen haben sich Handel und Industrie noch keine gesicherten Lebensmittel im Müll landen. mehr als 1200 Interessierte gemeldet. aussagekräftigen Zahlen über Mengen ent- In Wien werden täglich so viele Back- Bisher wurden vor allem Filme im For- sorgter Lebensmittel vorliegen.“ waren vernichtet, wie täglich in ganz Graz mat Super 8 abgegeben, gefolgt von Normal verzehrt werden. Jedes vierte frisch gebacke- 8, aber auch sehr seltene Nitrofilme (35mm). Großer Bedarf in Sozialeinrichtungen ne Brot landet im Müll. Es handelt sich um Urlaubsfilme, Aufnah- Die Wiener Tafel führt regelmäßig Be- Österreichweit landen jährlich etwa men von privaten Feiern (Weihnachten, darfserhebungen in den belieferten Sozial- 96.000 Tonnen genießbare Lebensmittel im Hochzeit, etc.), zahlreiche Dokumente über einrichtungen durch um die Armutsbe- Restmüll der Privathaushalte – mit dieser Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr und troffenen zielgerichtet und möglichst ihren Menge könnte die gesamte Bevölkerung deren Feste, aber auch sehr spezielle Film- Bedürfnissen gemäß beliefern zu können: Innsbrucks ernährt werden. dokumente wie ganze audiovisuelle Ge- „Vor allem haltbare Lebensmittel und fri- Derzeit wirft jede/r Österreicher/in im meinde-Chroniken über mehrere Jahrzehnte sches Obst und Gemüse werden noch in gros- Schnitt rund 12 kg genießbare Lebensmittel oder Filme aus den Kriegsjahren und der sen Mengen benötigt“, faßt Zielonke die im Jahr in den Restmüll – durch einen be- Nachkriegszeit in Niederösterreich. Ergebnisse zusammen, „die Kluft zwischen wußteren Umgang mit Lebensmitteln könn- Dazu Landeshauptmann Erwin Pröll: Überflußgesellschaft und Bedarfsgesell- ten pro Haushalt jährlich ca. 400 Euro „Wir freuen uns sehr darüber, daß die Nie- schaft ist jedenfalls noch lange nicht über- gespart werden… derösterreicherinnen und Niederösterreicher brückt.“ dieses Angebot so zahlreich annehmen. So Spenden helfen weiter ist es uns möglich, dieses wertvolle audiovi- Der Hintergrund Wenn Sie die Wiener Tafel unterstützen suelle Erbe auch für künftige Generationen Rund eine Million Menschen in Öster- wollen, gibt es mehrere Möglichkeiten – die zu bewahren, und den Teilnehmern an der reich, das sind 12 Prozent der Bevölkerung, Sie unter untenstehender Adresse erkunden Aktion wird es ermöglicht, ihre Erinnerun- leben in Armut oder sind armutsgefährdet – können. Über die Überweisung einer Geld- gen wieder lebendig werden zu lassen und und das, obwohl Österreich eines der reich- spende auf dessen Konto mit anderen zu teilen, da sie ihr Material ja sten Länder der Welt ist. Wien weist mit 17 Erste Bank, BLZ: 20111 gratis auf DVD zurückbekommen und so Prozent der Bevölkerung das größte Armuts- Kto.Nr.: 31005303005 problemlos herzeigen können.“ risiko auf. Armut macht krank und einsam. IBAN: AT092011131005303005 „Niederösterreich privat“ läuft noch bis Sie grenzt aus, entwürdigt den Menschen, BIC: GIBAATWW Ende Juni 2013. Wenn Sie unsicher sind, ob schwächt ihn und die Gesellschaft. freut sich der Verein und dankt dafür im Vor- Sie teilnehmen wollen oder nicht, nehmen Allein in Wien wird jedes Jahr etwa ein aus. „ Sie doch einfach Kontakt auf! „ Viertel der erzeugten Lebensmittel vernich- http://www.wienertafel.at http://www.noe-privat.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 74 Chronik Den Fälschern auf der Spur! Eine Ausstellung im Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank von 20. März 2013 bis 31. Jänner 2014 © OeNB, Geldmuseum. Federzeichnung mit unterschiedlicher Tinte: Die von Kolo Moser entworfene 100 Kronen-Banknote von 1910 war eine der am häufigsten gefälschten österreichischen Banknoten.

eldfälschung ist so alt wie das das Geld- in siedendem Öl oder bis in das 19. Jhdt. hin- In der Ausstellung sind Fälschungen von Gwesen selbst. Bereits kurz nach dem ein am Strang, später im Kerker. Manche Münzen und Papiergeld aus zwei Jahrtau- Aufkommen der ersten Münzen im 7. Jhdt. erlangten sogar eine gewisse Berühmtheit, senden zu sehen: Originale Fälscher- v. Chr. traten die ersten Falschmünzer auf wie Österreichs „genialster“ Geldfälscher, utensilien, eine Druckplatte für das britische den Plan. Die neue Ausstellung im Geldmu- Peter Ritter von Bohr. Sein Fall hatte beson- Pfund der „Operation Bernhard“, die erste in seum der Oesterreichischen Nationalbank dere Brisanz, war Bohr doch Mitbegründer Österreich entdeckte Euro-Fälschung oder (OeNB) begibt sich auf eine Spurensuche der Ersten österreichischen Spar-Casse und der Fund von Werfen mit seinen 1020 ver- durch die österreichische Geld- und Krimi- verfügte über Kontakte bis zum Kaiserhof. fälschten Münzen aus dem 16.Jh., bilden nalgeschichte. Mit mehr als 300 zum Teil noch Im Laufe der Zeit wurde Falschgeld auch besondere Highlights. Die Gegenüberstel- nie gezeigten Exponaten spannt sich ein immer wieder als politisches Instrument ein- lung von Original und Fälschung ermöglicht Bogen von gefälschten Goldmünzen aus kel- gesetzt. So ließ Napoleon zwischen 1805 direkte Vergleiche und gibt Einblicke in den tischer Zeit bis zu Fälschungen der Gegen- und 1809 in großem Maßstab Wiener Stadt- technologischen Wettstreit zwischen Bank- wart und den Sicherheitsmerkmalen der Banco-Zettel fälschen, um Österreich wirt- notendruckern und Fälschern. Die Bekämp- ersten neuen „Hightech-Banknote“ der Euro schaftlich zu schwächen. Ähnliche Ziele fung von Falschgeld bzw. die Prävention war Serie II, die ab Mai 2013 in Umlauf kommt. verfolgte das NS-Regime mit der „Operation stets ein wesentliches Anliegen der Präge- Das Spektrum der Fälscher reicht von dilet- Bernhard“ gegen England. Diese größte anstalten und Notenbanken. Heute setzt man tantischen Einzeltätern über organisierte staatliche Fälschungsaktion der Geschichte dabei vor allem auf die Information der Be- Banden bis zu politisch motivierten staat- wurde nicht zuletzt durch den Oscar prä- völkerung und Verbesserungen beim Fäl- lichen Aktionen. Viele Fälscher blieben un- mierten Film „Die Fälscher“ von Stefan schungsschutz, um Fälschern technisch im- erkannt, andere endeten auf dem Richtplatz Ruzowitzky weltbekannt. mer einen Schritt voraus zu sein.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 75 Chronik

Die selten gezeigten einschlägigen Sammlungsobjekte der OeNB wurden für die Ausstellung durch Leihgaben des Öster- reichischen Bundeskriminalamts, von Euro- pol (Den Haag), dem Institut für Numis- matik und Geldgeschichte der Universität Wien, dem Archäologischen Park Carnun- tum, dem Münzkabinett des Kunsthisto- rischen Museums, der Österreichischen Nationalbibliothek, dem Österreichischen Staatsarchiv, dem Wiener Kriminalmuseum, dem Stadtarchiv Steyr sowie dem Stadt- archiv und dem Stadtmuseum Wiener Neu- stadt und privater Leihgeber ergänzt.

Geld in Österreich – Von der Antike bis zur Gegenwart Das Geldmuseum der Oesterreichischen

Nationalbank stellt die Entwicklung des © OeNB, Geldmuseum Geldwesens von den Anfängen bis heute dar Peter Ritter von Bohr gilt als einer der genialsten österreichischen Geldfälscher. und macht Währungspolitik im Spiegel der Der Fall war auch gesellschaftlich brisant, war Bohr doch Mitbegründer der Ersten österreichischen Spar-Casse mit Verbindungen zum Kaiserhof. Geschichte einem breiten Publikum zugäng- lich. In der Dauerausstellung „Geld in Öster- reich“ ist eine repräsentative Auswahl von Sammlungsexponaten, sowie eine Darstel- lung der Banknotenproduktion zu sehen. Die wechselnden Sonderausstellungen informie- ren auf abwechslungsreiche Art über ein breites Themenspektrum rund ums Geld. Je- der Besucher hat überdies die Möglichkeit, nach Besichtigung der größten Goldmünze Europas, seine Kräfte selbst einmal an einem echten Goldbarren zu erproben. Vor rund 2.500 Jahren entstanden im kleinasiatischen Königreich Lydien aus genormten Edelmetallklümpchen die ersten Münzen und bildeten damit die Grundlage des Geldwesens.

Auf dem Gebiet Österreichs traten die © OeNB Geldmuseum und Staatsanwaltschaft Leoben, Foto: ersten Münzen Mitte des zweiten vorchrist- Während des Zweiten Weltkriegs ließen die Nationalsozialisten im KZ Sachsen- lichen Jahrhunderts auf. Ausgehend von die- hausen in großem Maßstab Pfund-Noten fälschen, geplant waren auch US-Dollars. sen frühen keltischen Prägungen, spannt sich der Bogen der österreichischen Geldge- schichte über die mittelalterlichen Pfennige, die prächtigen Talermünzen der Habsburger und den Schilling, bis hin zu Weltwährungen wie Mariatheresientaler und Euro. Mit der Einführung des Papiergeldes unter Maria Theresia vor rund 250 Jahren wurden Geldscheine zum festen Bestandteil des österreichischen Zahlungsverkehrs. Realisierte und nicht realisierte Entwürfe sowie verschiedene Druckplatten gewähren kleine Einblicke in die Entwicklung der Banknotenherstellung seit Gründung der Oesterreichischen Nationalbank 1816 bis heute. Zeithistorische Dokumente und Aktien runden die Ausstellung zusätzlich ab. „ Foto: Oesterreichische Nationalbank / Geldmuseum http://www.geldmuseum.at Fälschung einer Banknote zu 20 Euro unter UV-Licht.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 76 Gastronomie & Kulinarisches Falstaff Restaurantguide 2013 Rekord: 210.000 Votings ermöglichen den Überblick über 1500 Restaurants.

er druckfrische Falstaff Restaurant- Dguide 2013 ermöglicht den Vergleich von 1500 Restaurants österreichweit. „Der Dank dafür gebührt nicht zuletzt den 17.000 hochmotivierten Falstaff Gourmetclubmit- gliedern, die bei ihren Restaurantbesuchen regelmäßig die Bereiche Essen, Service, Wein- und Getränkekarte sowie Ambiente bewerten. Damit bietet Falstaff den größten Überblick über die heimische Gastronomie- szene“, so Falstaff-Herausgeber Wolfgang Rosam. Auch in diesem Jahr bringen die Er- gebnisse eine Reihe Neuerungen: Insgesamt geht der Pfeil in der österreichischen Gastro- nomie für Aufsteiger 629 Mal nach oben, zeigt allerdings auch 188 Mal nach unten. Ins- gesamt wurden von der Gourmetclub Com- munity 210.000 Votings abgegeben – das ist ein neuer Rekord!

Die Österreich-Sieger: Ikarus Hangar-7, Landhaus Bacher, Silvio Nickol & Steirereck im Stadtpark Zum zweiten Mal seit seinem Erscheinen

weist der Falstaff Restaurantguide vier Ös- Foto: Falstaff Verlags GmbH/APA-Fotoservice/Schedl terreich-Sieger auf, und zwar ex aequo mit Falstaff-Herausgeber Wolfgang Rosam (l.) mit Eva und Ewald Plachutta 99 Punkten in der Gesamtwertung. Zum wiederholten Male an der Spitze: das Ikarus Burgenland/Schützen: Ewald Plachutta gebührt die Hangar-7 (Salzburg) mit Roland Trettls welt- Taubenkobel (96 Punkte) Anerkennung für sein Lebenswerk weit einzigartigem Restaurantkonzept und Steiermark/Leutschach: Am 16. Juni 2013 wird Ewald Plachutta das Steirereck im Stadtpark (Wien) von Bir- Kreuzwirt am Pössnitzberg (97 Punkte) 73. Wer ihn kennt, würde dieses Alter nie git und Heinz Reitbauer, dessen konkurrenz- Oberösterreich: Tanglberg in Vorchdorf vermuten. Denn er ist jugendlich, agil und lose Beständigkeit auf Top-Niveau gepaart und Verdi in Linz (95 Punkte) immer noch voller Kraft, Tatendrang und hat mit eigenständigen Innovationen die Bezeich- Kärnten/Techelsberg: 100 Ideen im Kopf. Für Österreich und Wien nung „Weltklasse“ verdient. Vorjahres-Neu- Seerestaurant Saag (95 Punkte) entdeckte er Tafelspitz & Co. neu und be- einsteiger Silvio Nickol geht unbeirrbar sei- Tirol/Ischgl: gründete mit „Plachutta“ die erfolgreichste nen Weg und setzt im Palais Coburg weiter- Paznauner Stube Trofana Royal (98 Punkte) Restaurantorganisation Österreichs mit in- hin auf eine durchkonstruierte und technisch Vorarlberg/Lech: zwischen sechs Betrieben. aufwendige Architektur der Gerichte und Griggeler Stuba (97 Punkte) 2003 wurde Ewald Plachutta das Goldene Texturen. Mit viel Fingerspitzengefühl und Ehrenzeichen der Stadt Wien verliehen, und technischer Brillanz kreiert Thomas Dorfer Die Kategoriesieger zwei Jahre später wurde er Professor. Er ge- im Landhaus Bacher seine Gerichte und Luxus/High End: wann alles, was man im Laufe einer Koch- sorgt für unvergeßliche Genußerlebnisse. Ex aequo Ikarus Hangar-7, Salzburg; karriere nur gewinnen kann: Gault-Millau- Landhaus Bacher, Mautern/NÖ; Silvio „Koch des Jahres“, einen Michelin-Stern und Die Bundesland-Sieger Nickol, Wien; Steirereck im Stadtpark, unzählige weitere Auszeichnungen. Neben Wien (und Österreich-Sieger): Wien (jeweils 99 Punkte) seinem unglaublichen Erfolg als „Großmei- Steirereck im Stadtpark und Silvio Nickol Klassisch/Traditionell: ster des Rindfleischtopfes“ reüssierte er vor im Palais Coburg (99 Punkte) Triad, Bad Schönau/NÖ (95 Punkte) allem aber auch als Bestseller-Autor. Von Niederösterreich/Mautern Modern/Kreativ: seinen mehr als einem Dutzend Büchern (und Österreich-Sieger): Seerestaurant Saag, Techelsberg/K verkaufte Plachutta über eine Million Exem- Landhaus Bacher (99 Punkte) (95 Punkte) plare, so viele wie noch kein Sachbuch-Autor Salzburg (und Österreich-Sieger): Ethno/International: vor ihm in unserem Land. Ewald Plachutta Ikarus Hangar-7 (99 Punkte) Toro Toro, Hallein/S (93 Punkte) ist bereits zu Lebzeiten ein Teil der österrei-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 77 Gastronomie & Kulinarisches

lang vor rund zehn Jahren. Damals bereiste Andreas Döllerer die halbe Welt, ließ sich von Köchen und Trends inspirieren. Daraus entstand seine unvergleichliche „Cuisine Alpine“, die Handschrift eines hochtalentier- ten Kochs.

Hermann Lankmaier ist Sommelier des Jahres Erstmals verleiht der Falstaff Restaurant- guide die Auszeichnung „Sommelier des Jahres“. Gewinner ist Hermann Lankmaier – der „Burgherr des Weins“. Schon bei seiner ersten Saisonanstellung im Seefelder Klo- sterbräu erhielt der gebürtige Steirer die Chance, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen: Zufällig kündigte der Sommelier des Hauses und Lankmaier konnte an dessen Stelle treten. Der Virus hatte ihn gepackt – er nutzte so gut wie jede freie Minute, um sich in das Weinthema einzulesen. Bereits in der v.l.: Schauspieler Peter Weck, »SOKO Kitzbühel-Kommissarin« Kristina Sprenger und »Falstaff«-Herausgeber Wolfgang Rosam mit dem neuen Guide folgenden Saison bewarb er sich bei Familie Lucian in Oberlech, seit 1993 verbringt er jeden Winter im Hotel Burg – und mittler- weile auch den Sommer. Das besondere Ver- trauensverhältnis zwischen Eigentümerfa- milie und Mitarbeiter sowie die Affinität der Hausherren Gerhard und Christian Lucian zum Wein ermöglichten es Lankmaier, einen umfangreichen Keller anzulegen: Rund 50.000 Flaschen lagern heute dort, darunter viele hervorragende Weine aus Bordeaux, Burgund, und eine Auswahl feinster Ita- liener. Ein Schwerpunkt liegt auch beim Be- sten, was Österreich zu bieten haben.

Starke Partner Die Preise für die Gastronomen des Landes überreichen neben dem Falstaff-Her- ausgeber Wolfgang Rosam sowie dem Spon- sor der Vöslauer-Falstaff-Awards Alfred

Fotos: Falstaff Verlags GmbH/APA-Fotoservice/Schedl Hudler, Vorstandsvorsitzender der Vöslauer v.l.: Ottakringer-Vorstandsvorsitzender Sigi Menz, Ottakringer-Vorstandsmitglied Mineralwasser AG, die Schauspieler Kristina Christiane Wenckheim, »Falstaff«-Herausgeber Wolfgang Rosam und Vöslauer- Sprenger und Peter Weck. Vorstandsdirektor Alfred Hudler Die Marketingpartner des Falstaff Gour- chischen Küche geworden. Als begabter siger Küche. Eine Mammutaufgabe – und metclubs heißen: Erste Bank, Wiener Städ- Hobbygitarrist und Liebhaber der französi- eine Millioneninvestition. Mit Andreas Döl- tische und T-Mobile. Sie stellen die Falstaff- schen Küche ist er gemeinsam mit seiner Ehe- lerer steht im neuen Restaurant nicht nur Leistungen ihren besten Kunden kostenlos frau Eva auch privat ein großer Gastgeber. einer der momentan besten Köche Öster- zur Verfügung und laden exklusiv in den reichs am Herd, er repräsentiert auch in vier- Falstaff Gourmetclub ein. Andreas Döllerer ist ter Generation das gastronomische Familien- Gastronom des Jahres 2013 Imperium: Eine Genußwelt, die aus Restau- Der Falstaff Restaurantguide 2013 Wohl kaum eine Familie in der österrei- rant, Wirtshaus, Fleischhauerei, Hotel, Eno- Der Falstaff Restaurantguide ist im Buch- chischen Gastronomie hat 2012 derart von teca und Weinhandel besteht. und Zeitschriftenhandel, in allen Trafiken, sich reden gemacht: Die Döllerers in Golling Vieles verdankt der 34jährige seinem Va- bei Wein & Co sowie an Tankstellen zum bei Salzburg bauten sechs Monate lang um, ter Hermann, der das 1909 von seinen Groß- Preis von 9,90 Euro erhältlich. Auf 566 erwarben zwei Nachbarhäuser, erweiterten eltern gegründete Gasthaus mit Fleisch- Seiten werden rund 1500 österreichische Re- ihr Hotel auf zwölf Zimmer und Suiten und hauerei in eine echte Gourmet-Institution staurants beschrieben und bewertet. „ schufen ein völlig neues Restaurant mit rie- verwandelte. Der endgültige Durchbruch ge- http://www.falstaff.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 78 Personalia Gustav »Ironimus« Peichl geehrt Kulturministerin Claudia Schmied »überraschte« Architekt Peichl mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.

igentlich hatte sich Gustav Peichl am EAbend des 7. März auf eine Präsentation seines neuen Buchs „Der Doppelgänger“ eingestellt. Umso größer war seine Überra- schung, als er im Zuge der Veranstaltung von Kulturministerin Claudia Schmied das Ös- terreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse erhielt. „In der Architektur war Ihnen die Quali- tät das Allerwichtigste und nicht das Schaf- fen von Quadratmetern“, so Schmied in ihrer Begrüßung. „Sie haben wie kaum ein ande- rer zeitgenössischer Architekt Kulturland- schaften mitgestaltet und nachhaltig geprägt. Beides – Ihre Bauten und Ihre Bilder – haben sich in unsere Alltagswelt einge- schrieben und kommentieren die Geschichte unseres Landes mit jener feinen Prise Ironie, die es möglich macht, trotzdem zu lachen.“ Josef Winkler, Präsident des Österreichi- schen Kunstsenats, sprach einführende Worte zu Peichls Werk und Leben. Darin verlieh er auch seiner Hoffnung Ausdruck, daß Peichl Kulturministerin Claudia Schmied mit Architekt Gustav »Ironimus« Peichl als „das längsdienende Mitglied des Kunst- senats“ diesem noch lange als „treues, hu- morvolles, kritisches und vor allem kämpfe- risches Mitglied erhalten“ bleiben möge. Robert Fleck, der die Lebenserfahrungen Peichls in „Der Doppelgänger“ schriftlich festgehalten hat, meinte, das Buch sei „nicht nur die halbe Autobiographie von Gustav Peichl, sondern auch eine österreichische Geschichte für junge Leser“. Wie kurzweilig es außerdem ist, bewies anschließend die Schauspielerin Mavie Hörbiger, die einige Episoden daraus las. „Ich bin sprachlos“, bekannte Peichl an- gesichts der überraschenden Verleihung des Ehrenkreuzes. In seiner Dankesrede bewies er einmal mehr das satirische Talent, für wel- ches er bekannt ist. Insbesondere dankte er Foto: VBK Wien, 2013 Foto: Hartl/HBF Auch im Karikaturmuseum zu sehen: Gustav Peichl, »Fertig zum Gefecht«,1959 den elf Bundeskanzlern, die er erlebt hatte, sowie den elf Chefredakteuren, unter denen eröffnete er ein eigenes Architekturbüro. stellung im Jahr 1964, sechs ORF-Studios er arbeiten durfte. „Ich bin ein eigenartiger Bereits ein Jahr zuvor veröffentlichte er sowie die Kindertagesstätte in Berlin. Von Mensch – ich will immer Recht haben. Aber erste Karikaturen unter dem Künstlernamen 1973 bis 1996 war er Professor an der Aka- das geht nicht“, so Peichl. Zuletzt dankte er Ironimus. Peichl zeichnete unter anderem demie der bildenden Künste Wien und Leiter „allen, die heute gekommen sind. Und allen, für Die Presse, die Süddeutsche Zeitung und der Meisterschule sowie ab 1987 einige Jah- die nicht gekommen sind“. den ORF. Gemeinsam mit Manfred Deix hat re lang als Rektor tätig. „ Gustav Peichl wurde am 18. März 1928 er eine permanente Ausstellung im Karika- Bis zum 1. September 2013 ist im Kari- in Wien geboren. Als Schüler von Clemens turmuseum in Krems an der Donau. katurmuseum Krems die Sonderausstellung Holzmeister studierte er Architektur an der Zu Peichls bekanntesten Werken als Ar- „Ironimus. Qual der Wahl“ zu sehen… Akademie der bildenden Künste Wien. 1955 chitekt zählen der Pavillon für die Weltaus- http://www.karikaturmuseum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 79 Personalia Qualität führt Regie Michael Haneke erhielt Preis für humanistische Altersforschung.

ichael Haneke, Christoph Waltz und MStefan Ruzowitzky – alle drei durften ihn bereits in den Händen halten: den Aca- demy Award, besser bekannt unter dem Na- men Oscar, der jährlich für die besten Filme des Vorjahres verliehen wird. Neben den Golden Globes, den Filmfestspielen von Cannes, Venedig oder Berlin sowie dem Eu- ropäischen Filmpreis ist der Oscar das deut- lichste Zeichen dafür, daß im letzten Jahr- zehnt österreichische Filmproduktionen ver- mehrt ausgezeichnet wurden. Die Qualität und Professionalität der ös- terreichischen FilmemacherInnen, Künst- lerInnen und SchauspielerInnen hat bestän- dig zugenommen. Dazu hat sich auch im Bereich der Filmförderung strukturell eini- ges getan. „Wir leisten mit der Wiener Film- förderung einen Beitrag und stellen jährlich 11,5 Millionen Euro zur Verfügung. Damit sind wir einer der größten regionalen Film- förderer in Europa“, hielt dazu Wiens Kul- turstadtrat Andreas Mailath-Pokorny fest. Neben der Projektentwicklung, Kinoförde- rung und Fernsehproduktionen wird vor allem die Herstellung von Kinofilmen vom Filmfonds Wien unterstützt. Bei den Kri- terien, ob ein Film unterstützt wird oder nicht, geht es vor allem um dessen Qualität, also die kulturelle, wirtschaftliche und

künstlerische Bedeutung. Foto: Michael Yada / A.M.P.A.S. Der vielfach ausgezeichnete Preisträger Michael Haneke mit dem »Oscar« Haneke als Seriensieger Zu den größten Filmerfolgen der letzten „Michael H. – Profession: Director“ in der und Trends. Er widmet sich universellen und Jahre zählen „Die Fälscher“ von Stefan Ru- Regie von Yves Montmayeur. zeitlosen Themen, die uns alle betreffen kön- zowitzky, „Atmen“ von Karl Markovics so- Am Abend danach fand im Festsaal des nen. Zudem hat Haneke eine eigene Film- wie „Paradies: Glaube“ von Ulrich Seidl. Aber Wiener Rathauses die Überreichung des „Wie- sprache entwickelt, die auf der ganzen Welt vor allem Michael Haneke hat sich mit sei- ner Preises für humanistische Altersfor- verstanden wird.“ nen Filmen „Die Klavierspielerin“, „Caché“, schung“ der Österreichischen Gesellschaft für „Das weiße Band“ und „Liebe“ den Status Geriatrie und Gerontologie an Michael Ha- Wien als »Österreichs Hollywood« eines Seriensiegers erarbeitet. Neben vier neke statt – als Würdigung für die qualitäts- Alle genannten Filme wurden durch den Auszeichnungen beim Filmfestival in Can- volle Auseinandersetzung mit Lebensbedin- Filmfonds Wien unterstützt, der es sich zur nes gewann der Wiener dreimal den Euro- gungen der älteren Generation. Aufgabe gemacht hat, die internationale Be- päischen Filmpreis, zweimal den „Golden Unmittelbar im Anschluß führte Haneke deutung Wiens im Bereich des Filmschaf- Globe Award“ und den Oscar für den besten im Rahmen der „Wiener Vorlesungen“ mit fens zu stärken. Ein Unterfangen, das nun fremdsprachigen Film. Nicht zuletzt deshalb dem Direktor des Filmmuseums, Alexander erste Früchte trägt, wie man an den ausge- ehrte die Stadt Wien den Ausnahmeregisseur Horwath, ein Gespräch über „Film und zeichneten Filmen erkennen kann. Aber mit einem speziellen Haneke-Schwerpunkt Kino“. „Michael Haneke hat den Olymp er- auch die Wiener Wirtschaft profitiert von am 20. März: Das Votivkino zeigte als einzi- reicht: Mit dem Oscar für den besten nicht- diesem Trend, immerhin arbeiten rund 7000 ges Kino der Stadt um 15.30 Uhr „Amour“ / englischen Film bricht er alle Rekorde“, Personen in der österreichischen Filmbran- „Liebe“ anläßlich Hanekes Oscar-Triumphs hielt der Kulturstadtrat fest, „Haneke ist im- che, die sich vor allem auf Wien konzen- zum ermäßigten Preis in der Originalfassung mer unbeirrt seinen künstlerischen Weg ge- triert. „ mit Untertitel sowie die Dokumentation gangen, unabhängig von kurzlebigen Moden http://www.filmfonds-wien.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 80 Leben Häuser zum Leben Garantiertes Wohnen im Alter – mit rund 8800 BewohnerInnen ist das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) der österreichweit größte Anbieter von Wohnen und Pflege im Alter. Foto: KWP / Frühauf Das Haus Rosenberg wurde nach Plänen der Architektin Silvia Koci umgebaut und mit einem Zubau erweitert.

Häuser zum Leben und 165 Pensio- leisten können. Für BewohnerInnen des Frisch gekocht schmeckt's am besten 31 nistenklubs bieten ein breites Angebot KWP, deren Einkommen oder Vermögen Das Essen hat für die BewohnerInnen für Wiener SeniorInnen. Um auch für die nicht ausreicht, übernimmt die Stadt den und somit auch für das Unternehmen einen Zukunft gut gerüstet zu sein, hat das KWP in Fehlbetrag. 20 Prozent der Pension sowie sehr hohen Stellenwert. Auch sind die Kü- den letzten Jahren ein modernes Wohn- und der 13. und 14. Monatsbezug verbleiben da- chen der Häuser zusammen die größte Frisch- Betreuungskonzept umgesetzt. „Betreutes bei immer bei den BewohnerInnen. Dabei ist küche Wiens: Rund 40.000 Mahlzeiten pro Wohnen“ bietet für ältere Menschen indivi- für die Notwendigkeiten – eine Wohnung in Tag wandern auf die Teller der Bewoh- duelle Betreuung – vom vollkommen selbst- einem der Häuser zum Leben, fünf Mahl- nerInnen und MitarbeiterInnen. Gekocht ständigen Leben in einem der Häuser bis hin zeiten pro Tag und bis zu 24 Stunden Pflege wird dabei vermehrt mit saisonalen, regiona- zur 24-Stunden-Pflege. wenn nötig – auf jeden Fall gesorgt. Die ein- len und biologischen Zutaten und nach „Das KWP bietet seit 2012 ‚Betreutes zigen Voraussetzungen für einen Platz im einem Komponenten-Speiseplan, der Wirt- Wohnen‘ an, ein erweitertes Leistungspaket, KWP sind ein Hauptwohnsitz in Wien für schaftlichkeit, Nahrhaftigkeit und Verfüg- das Bewährtes mit Neuem verbindet und mindestens sechs Monate sowie eine öster- barkeit perfekt aufeinander abstimmt. Und Wohnen, Betreuung und Pflege ganz indivi- reichische oder EU-Staatsbürgerschaft. das in einer Qualität, die auch international duell auf den Bedarf unserer Bewohnerinnen Die Häuser zum Leben sind bei den überzeugt: Das KWP-Kochteam konnte bei und Bewohner abstimmt“, so Geschäfts- WienerInnen aufgrund der Leistbarkeit für der Olympiade, bei der sich im Oktober führerin Gabriele Graumann. alle und der hohen Servicequalität sehr 2012 die Besten der Welt im deutschen beliebt. Die Vergabe der Wohnungen erfolgt Erfurt messen konnten, die Bronzemedaille Wohnen im Alter ist garantiert daher nach Bedarf: Wer mehr Betreuung erringen. Wien als soziale Stadt sorgt auch für Bür- braucht, bekommt diese früher. Die Vergabe Die Aufmerksamkeit, die das Essen für gerInnen, die sich Betreuung und eventuell von Wohnungen im KWP erfolgt über den die BewohnerInnen der Häuser zum Leben notwendige Pflege nur schwer oder gar nicht Fonds Soziales Wien. http://www.fsw.at genießt, spiegelt sich in einer besonderen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 81 Leben

Neuerung im Jahr 2013 wider. Während nämlich bisher Frühstück und Mittagessen in Buffetform zur Verfügung standen, werden im Lauf des Jahres alle Häuser in den Genuß von an den Tisch servierten Mahlzeiten kom- men. Zum einen ist das ein Vorteil für die BewohnerInnen: kein Anstehen mehr, und das vorab ausgewählte Lieblingsmenü ist garantiert verfügbar. Für das KWP liegt der Nutzen in der leichteren Planbarkeit, denn die Anzahl der benötigten Menüs – pro Tag gibt es drei bis vier zur Auswahl – ist bereits im Vorfeld bekannt. Das verringert die Ab- fallmenge drastisch und erhöht die Effizienz in der Beschaffung. Damit werden Ressour- cen gezielter eingesetzt. Dadurch gewonne- ne finanzielle Mittel können somit gezielt und bedarfsorientiert wieder eingesetzt wer-

den. Denn mit der Einführung der servierten Foto: KWP / Frühauf Mahlzeiten werden diese für Gäste – Ange- Im Lauf des Jahres werden die BewohnerInnen aller Häuser in den Genuß von an hörige und Freunde von BewohnerInnen – den Tisch servierten Mahlzeiten kommen. deutlich billiger. Das KWP bekennt sich da- Generation sind die SeniorInnen-Wohnge- blicke auf die Grinzinger Weinberge. Für mit zu seiner sozialen Funktion, denn die meinschaften. In jedem der drei Regelge- Neueinzüge ab Pflegestufe 3 steht das Haus Preissenkung bedeutet, daß auch Bewoh- schoße sind drei Bereiche mit jeweils zwei ab 2014 zur Verfügung. nerInnen mit weniger Pension ihre Freunde Wohngruppen angeordnet. Die Wohngrup- Die moderne, wegweisende Architektur und Verwandten öfter zum Essen ins Haus pen bestehen wiederum jeweils aus 14 Woh- des Hauses fördert die Geselligkeit durch einladen können. nungen und bieten großzügige Gemein- viele offen angelegte Kommunikationsorte. schaftsräume, Kochgelegenheiten sowie Ter- Angefangen von den Wohngruppen über den Leben im Haus Döbling rassen für sonnige Tage und laue Abende. multikonfessionellen Andachtsraum, den Am 20. März 2013 wurde das neueste Im Haus Döbling gibt es 252 Einzelwoh- original Grinzinger Gewölbekeller – der und modernste Haus des KWP – das Haus nungen, die jeweils 31 m² groß sind. Sie auch für private Feste verwendet werden Döbling – feierlich eröffnet. Das Besondere können mit eigenen Möbeln individuell ge- kann – bis hin zum großen Markt.Platz in der an dem Pensionisten-Wohnhaus der neuen staltet werden und bieten wunderbare Aus- Lobby ist das gesamte Haus darauf ausge- Foto: KWP / Frühauf Am 20. März 2013 wurde das neueste und modernste Haus des KWP – das Haus Döbling – feierlich eröffnet.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 82 Leben Fotos: KWP / Frühauf Die Gemeinschaftsterrassen der Wohngruppen im Haus Döbling laden zum Verweilen ein.

legt, Geselligkeit bei Bedarf und Privat- ten Umkreis befinden sich Dutzende der tra- dem Dach des Hauses befinden sich 52 un- sphäre auf Wunsch zu bieten. Die Umge- ditionellen Heurigen und Buschenschenken, geförderte Wohnungen, die ein völlig selb- bung trägt das Ihre zu einem komfortablen, die von gut und günstig bis hin zu nobel und ständiges Leben im Alter ermöglichen – und geselligen Leben bei: Die Straßenbahn ist hochklassig das gesamte Angebot an gutem zwar mit der Sicherheit eines Unternehmens, nur wenige Schritte von der Eingangstür ent- Wiener Wein und Hausmannskost vom Fein- das seit 50 Jahren in der Altenbetreuung fernt und bringt die BewohnerInnen inner- sten abdecken. federführend ist. halb weniger Minuten in die pulsierende In- Die modernen, barrierefrei ausgeführten nenstadt von Wien mit ihren Kultureinrich- Leben über den Dächern von Döbling Wohnungen befinden sich in den oberen bei- tungen, Shopping-Meilen und einem überra- Im Haus Döbling ist auch eine Premiere den Stockwerken des neuen Gebäudes. In genden gastronomischen Angebot. Im direk- für das KWP zu verzeichnen. Denn unter drei Größen von 30 bis 61 m² können sie so- wohl allein als auch als Paar bewohnt wer- den. Ein eigener Lift bringt die MieterInnen ins 4. und 5. Stockwerk, auf eigenen Gemein- schafts-Terrassen können sie den Blick in die Grinzinger Weinberge genießen. Die Be- wohnerInnen der Dachwohnungen sind vom Betrieb des Pensionisten-Wohnhauses weit- gehend unabhängig. Mit zwei wichtigen Aus- nahmen: Bei Bedarf können Betreuungs- und Pflegeleistungen jederzeit zugekauft werden. Und die BewohnerInnen können sich auf Wunsch in Halb- oder Vollpension von der Frischküche des Hauses versorgen lassen. Drei Menüs stehen täglich zur Aus- wahl, die großteils aus saisonalen, regiona- len und biologischen Zutaten hergestellt und auf Wunsch auch direkt in die Dachwoh- nungen geliefert werden. Mit dabei im Preis sind außerdem die

Foto: KWP / Schaub Walzer regelmäßige Reinigung sowie die Mitbenut- Die offene, wegweisende Architektur des Hauses Rosenberg fördert die Geselligkeit zung von Einrichtungen wie etwa dem Haus- durch viele offen angelegte Kommunikationsorte. klub oder dem urigen Gewölbekeller.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 83 Leben

Ein Einzug in diese nicht geförderten Wohnungen ist vor allem für Menschen interessant, die ein individuelles Leben füh- ren, dabei aber nicht auf einen gewissen Grad an Betreuung und vor allem die Mög- lichkeit professioneller Hilfe innerhalb we- niger Minuten verzichten wollen. Die Wohnungen unter dem Dach wenden sich an SeniorInnen, die keinen erhöhten Betreu- ungs- und Pflegebedarf haben. Die formalen Voraussetzungen für einen Einzug sind die- selben wie für alle Pensionisten-Wohnhäu- ser, eine finanzielle Förderung durch die Stadt Wien ist allerdings nicht möglich.

Die Vorteile der Wohnungen unter dem Dach Das wirklich Besondere sind jedoch die Zusatzleistungen, die von BewohnerInnen

jederzeit in Anspruch genommen werden Fotos: KWP / Frühauf können. Darunter fallen beispielsweise Be- Markt.Platz in der Lobby des Hauses Döbling treuungsleistungen durch das KWP-Fach- personal, Handwerksleistungen durch das Rosenhügels im 13. Wiener Gemeindebezirk de Gebäude gliedert sich in zwei halbmond- technische Team im Haus, Internet sowie Hietzing wird das Haus Rosenberg umge- förmige Wohntrakte mit Erdgeschoß, drei Garagen-Stellplätze, die maximale Mobilität baut. 2010 wurde mit den Sanierungs- und Obergeschoßen und einem eingeschoßigen garantieren. Im Preis inkludiert sind Notfall- Zubau-Arbeiten des 1978 erstbezogenen Gemeinschaftstrakt als Abschluss zur Ro- Leistungen über einen in die Wohnungen in- Hauses begonnen, sodass mit Herbst 2013 senhügelstraße. Auch nach der Generalsa- tegrierten Seniorenalarm. Durch dieses Ser- das Haus im neuen Glanz und am letzten nierung des Bestandes bleiben die beiden vicepaket verbinden die Wohnungen unter Stand der Technik erstrahlen wird. Zusätz- ruhigen, windgeschützten Innenhöfe weiter- dem Dach ein selbstbestimmtes Leben mit lich zu den allgemeinen Leistungsangeboten hin nach Süden geöffnet. Der dreistöckige der Sicherheit, daß Hilfe nur einen Knopf- der Häuser zum Leben werden hier Bewoh- Zubau bildet mit seiner roten Fassade einen druck weit entfernt ist. nerInnen mit demenziellen Erkrankungen markanten Kontrast zum Bestandsgebäude. besonders umfassend betreut. Die architektonische Klarheit des äußeren Sanierung des Hauses Rosenberg Das Haus Rosenberg wurde nach Plänen Erscheinungsbildes wird auch im Inneren Doch nicht nur im 19. Bezirk wird ge- der Architektin Silvia Koci umgebaut und des Objektes fortgesetzt und schafft damit baut, auch auf der Anhöhe des parkartigen mit einem Zubau erweitert. Das zu sanieren- eine attraktive und freundliche Atmosphäre. Es orientiert sich vor allem am absoluten Höhepunkt dieses Hauses in bester Lage: dem atemberaubenden Blick über Wien, der vom Rosenhügel – der im Westen der Stadt liegt – über die gesamte Stadt reicht. Einsam wohnen betagte WienerInnen in dieser un- verbauten und an einen Apfelgarten an- schließende Lage nicht: Denn die Busse der Wiener Linien halten direkt vor dem Haus und fahren in kurzen Takten direkt ins Zen- trum von Hietzing. „ Ob Sie nun selbst daran denken, eines der Häuser zum Wohnen zu beziehen und dort ihren wohlverdienten Ruhestand zu verbrin- gen oder Sie eine/n Ihrer Verwandten gut versorgt wissen wollen: Wenden Sie sich einfach an das Kuratorium Wiener Pensionisten- Wohnhäuser (KWP) Seegasse 9

Foto: KWP / Simlinger A-1090 Wien Viele offene und für alle BewohnerInnen zugängliche Räume laden zu Spiel, Spaß Telefon: ++43 / (0)1 / 313 99-0 und Geselligkeit ein. http://www.haeuser-zum-leben.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 84 Wissenschaft & Technik Das Herz in der Petrischale Herzgewebe neu herstellen statt Spenderherzen transplantieren: An der TU Wien wurden Substanzen entwickelt, mit denen man funktionsfähige Herzzellen wachsen lassen kann. Foto: TU Wien Die Vision an der TU Wien: Chemische Wirkstoffe sollen in Zukunft bei der Regeneration von Herzmuskel-Gewebe helfen.

ufgeschürfte Haut wächst rasch wieder in unterschiedliche Zelltypen umwandeln, wicklung von Herzgewebe haben. Wir haben Anach, geschädigtes Herzgewebe kaum – haben aber schon ein deutlich geringeres Dif- systematisch Verbindungen mit cardiogenem daher hinterläßt ein Herzinfarkt oft schwere ferenzierungspotential. „Welche Mechanis- Potential synthetisiert und getestet“, erklärt langfristige Schäden. An der TU Wien wurden men die Differenzierung von Stammzellen Thomas Linder, der zusammen mit Kollegin nun Substanzen entwickelt, die körpereigene zum Gewebe im Detail beeinflussen, ist Moumita Koley an der TU Wien über die Vorläuferzellen in funktionsfähige, schla- heute bei weitem noch nicht verstanden“, Differenzierung von Herzgewebe arbeitet. gende Herzmuskelzellen umwandeln. Diese sagt Prof. Marko Mihovilovic (Institut für Diese maßgeschneiderten Substanzen wer- Entdeckung könnte die Tür zu einer ganz Angewandte Synthesechemie, TU Wien). den dann an der Medizinischen Universität neuen Art der regenerativen Medizin öffnen. Seiner Forschungsgruppe gelang es nun al- Wien an den Vorläuferzellen von Mäusen Prof. Mihovilovic von der TU Wien wurde lerdings, Substanzen herzustellen, mit denen getestet. „Mit unseren neuen Triazin-Deriva- dafür mit dem silbernen Inventum-Preis des sich diese Differenzierung ganz gezielt steu- ten gelang eine dramatische Effizienzstei- Österreichischen Patentamtes ausgezeichnet. ern läßt: So kann man Vorläuferzellen zu gerung im Umwandeln von Vorläuferzellen neuem Herzgewebe werden lassen, das zu Herzzellen im Vergleich zu bereits be- Schlagende Herzmuskelzellen im Labor schließlich direkt in der Petrischale zu schla- kannten Substanzen, die bislang erprobt Embryonale Stammzellen können sich zu gen beginnt. wurden“, sagt Marko Mihovilovic. Das Team beliebigen Gewebetypen weiterentwickeln. „Von verschiedenen Substanzen ist be- der TU Wien hat die neuen Verbindungen Adulte Stammzellen können sich auch noch kannt, daß sie eine Auswirkung auf die Ent- inzwischen patentiert.

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deln es mit einem Cocktail verschiedener Chemikalien und lassen dadurch neues Ge- webe entstehen“, sagt Mihovilovic. Die Synthesechemie soll helfen, die beschränkte Regenerationsfähigkeit des Herzens zu über- winden. Wenn sich die Therapie auf den Menschen übertragen läßt, würde das die Lebensqualität der PatientInnen drastisch verbessern und auch die Kosten für das Ge- sundheitssystem verringern.

Auszeichnung durch das Österreichische Patentamt Das Österreichische Patentamt zeichnete am 4. März die besten Patente des vergange- nen Jahres mit dem „Inventum-Award“ aus. Die Synthesechemie-Forschungsgruppe an der TU Wien errang dabei den zweiten Platz und kann die silberne Inventum-Trophäe mit nach Hause nehmen. „Wir freuen uns über

Foto: TU Wien diese Anerkennung unseres ersten großen Prof. Marko Mihovilovic (l) und Thomas Linder im Labor Schrittes auf dem Weg zum maßgeschnei- derten Herzgewebe. Wir hoffen, daß wir die Baukastensystem für Moleküle sogar möglich den umgekehrten Weg zu ge- nächsten Schritte genauso erfolgreich setzen Der entscheidende Vorteil der Synthese- hen und aus ausdifferenzierten Zellen wieder können“, sagt Marko Mihovilovic. „ verfahren, die an der TU Wien entwickelt pluripotente Zellen zu generieren, die sich Youtube-Movies wurden, ist ihre Flexibilität: „Unsere modu- danach zu unterschiedlichen Gewebetypen Herzmuskelzellen aus dem Labor laren Synthesestrategien kann man mit entwickeln können. „Unsere Zukunftsvision http://youtu.be/Wb9hMuq-_y0 Lego-Bausteinen vergleichen: Aus sehr ein- ist: Wir verwenden Zellmaterial, das leicht The Heart in the Petri Dish fachen Grundbausteinen läßt sich rasch ein zu entnehmen ist, etwa aus der Haut, behan- http://youtu.be/Bjn3TwMr4xs hohes Maß an Komplexität schaffen“, sagt Marko Mihovilovic. So können viele ver- Kick für den Körper schiedene Abwandlungen der Substanzen hergestellt werden, ohne jedes Mal ein neues affee ist mehr als nur Genuß: Die dun- dagegen ist der positive Effekt von Koffein Syntheseverfahren entwickeln zu müssen. Kkle Bohne macht wach, erhöht die Lei- während kurzzeitiger Muskelaktivität, wie stungsfähigkeit und wirkt stimulierend. zum Beispiel bei Sprung- oder Wurfbewe- Die Tür zu neuer Medizin Auch bei SportlerInnen ist dieser Effekt zu gungen. Im ersten Schritt seiner von Ao. Nun geht es darum, aus dem neuen phar- beobachten: „Die Zugabe von Koffein führt Univ.-Prof. Sigrid Thaller betreuten Arbeit makologischen Werkzeug einen echten zu einer Steigerung der Maximalkraft“, weiß maß Höher den Zusammenhang zwischen Wirkstoff zu entwickeln, der für den Men- Philip Höher, Dissertant am Institut für Koffeingabe und dem Kraft-Geschwindig- schen eingesetzt werden kann. „Wichtig ist Sportwissenschaft der Karl-Franzens-Uni- keits-Verhältnis im Muskel über den gesam- es, den genauen Wirkmechanismus aufzu- versität Graz. Er untersucht in seiner Dok- ten Bereich der Kontraktionsgeschwindig- klären. Wir wollen auf molekularer Ebene torarbeit, wie sich die Kraft-Geschwindig- keit. Nicht zu unterschätzen ist bei diesen verstehen, wie unsere Substanzen Einfluß keits-Beziehung im Muskel, speziell bei Messungen der Placebo-Effekt, betont Thal- auf die Zellentwicklung nehmen“, sagt Mi- schnellen Bewegungen, durch Koffein ver- ler: „Auch ProbandInnen, die entkoffeinier- hovilovic. Kennt man diesen Mechanismus, ändert. Ziel ist es, diese individuellen Un- ten Kaffee zu sich genommen haben, können sollte es möglich sein, gezielte Therapie- terschiede mathematisch zu modellieren. einen Kraftanstieg um bis zu 10 Prozent ver- formen zu erarbeiten. Ein reges Zusammenspiel vieler Faktoren zeichnen.“ Die Ergebnisse der Pilotstudie „Wir wollen die Tür zu einer völlig neuen führt zum Leistungsschub, den Kaffee- fließen in ein Modell ein, das den Einfluß Art der regenerativen Medizin aufstoßen“, LiebhaberInnen schätzen: Das Koffein fördert von Koffein auf die Kraft-Geschwindig- hofft Mihovilovic. „Derzeit steht die Trans- die Ausschüttung zahlreicher Neurotrans- keitskurve individuell beschreibt. Die ma- plantationsmedizin im Vordergrund, doch mitter, wie etwa Dopamin oder Serotonin, es thematische Modellierung funktioniert dabei viel besser wäre es, im Labor das passende regt das zentrale Nervensystem an und er- wie ein Blick in den Körper – allerdings neue Gewebe herstellen zu können – mit der höht die Fettspaltung. „Dadurch kontrahieren ohne diesen mit invasiven Messmethoden zu Original-DNA der Patienten, sodaß Ab- Muskel schneller, ziehen sich also rascher verletzen. Neben Höhers Dissertation sind stoßungsreaktionen ausgeschlossen sind.“ zusammen, was gerade bei Ausdauersport noch viele weitere Untersuchungen am Nicht nur die Differenzierung von Vor- von Vorteil ist“, erklärt Höher. In diesem Be- Institut für Sportwissenschaft in den For- läuferzellen zu funktionalem Gewebe kann reich ist die leistungssteigernde Wirkung von schungsschwerpunkt „Modelle und Simula- man durch chemische Signale steuern. Es ist Koffein eindeutig belegt. Kaum untersucht tion“ der Uni Graz eingebunden. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 86 Wissenschaft & Technik Schleimfressern im Darm auf der Spur Einem Team der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien ist erstmals gelungen, in den Darm hineinzuschauen und Mikroorganismen beim Fressen der Darmschleimhaut zu beobachten. Foto: Frederik Schulz, Universität Wien Arno Schintlmeister, Michael Wagner und David Berry mit der NanoSIMS-Facility der Universität Wien

er das Forschungsprojekt von Michael somit möglicherweise die Besiedelung und Ökologie der Universität Wien. Dazu haben WWagner und seinem Team verstehen den Abbau dieser Barriere durch Krank- MikrobiologInnen mit Unterstützung der will, muß bereit sein, dem Wissenschafter in heitserreger unterdrücken. Teams um Thomas Decker vom Department die Untiefen des Mäusedarms zu folgen. für Mikrobiologie, Immunbiologie und Ge- Michael Wagner, Professor für Mikrobielle Kooperation: Department für Mikrobielle netik der Max F. Perutz Laboratories und Ökologie der Universität Wien, erklärt das Ökologie und Max F. Perutz Laboratories Bärbel Stecher von der LMU München eine vereinfacht so: „Wie die Kuh auf der Wiese Das Team um Michael Wagner und Ale- Aminosäure mit stabilen Isotopen markiert, weidet, so weiden dort die Bakterien auf dem xander Loy wollte im Rahmen ihres durch von der man weiß, daß ein Gutteil nach der durch die Darmschleimhaut ausgeschiede- das österreichische Genomforschungspro- Aufnahme in die Blutbahn im Schleim lan- nen Schleim. Sie ernähren sich also nicht vom gramms GEN-AU unterstützten Projektes det. Wagner sagt: „Nach wenigen Stunden Futter der Mäuse. Es gibt eine Gruppe von wissen: Für welche Organismen in gesunden konnten unsere Kooperationspartner Andreas Mikroorganismen, die darauf spezialisiert ist, Mäusen ist die Mucosa, die Darmschleim- Richter und Wolfram Wanek vom Department Ausscheidungsprodukte ihres Wirts zu fres- schicht, eine Delikatesse? „Wir haben uns für Terrestrische Ökosystemforschung der sen.“ Die Schleimschicht im Darm ist eine einen Versuchsaufbau ausgedacht, mit des- Universität Wien mit Hilfe der Isotopenver- wesentliche Barriere für das Eindringen sen Hilfe es uns weltweit zum ersten Mal hältnis-Massenspektrometrie tatsächlich fest- krankheitserregender Mikroorganismen in gelungen ist, in den Darm hineinzuschauen stellen, daß die Isotopen im Darmschleim den Körper und spielt auch bei entzünd- und die Organismen beim Abweiden des angekommen sind und dort von Bakterien lichen Darmerkrankungen eine große Rolle. Schleims direkt zu beobachten und zu mes- abgebaut wurden.“ Damit waren die Voraus- Darum interessiert sich die Wissenschaft da- sen, wie viel Schleim von ihnen aufgenom- setzungen geschaffen, um jene Bakterien für, welche Bakterien im gesunden Organis- men wurde“, erklärt Gruppenleiter Alexan- identifizieren zu können, die sich von der mus diese Schleimschicht bewohnen und der Loy vom Department für Mikrobielle Schleimschicht ernähren.

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Forschungserfolg durch NanoSIMS- Facility der Universität Wien Schlüsseltool bei den Untersuchungen war die hochauflösende Sekundärionen-Massen- spektrometrie, kurz NanoSIMS genannt. Da- bei handelt es sich um ein mehr als zwei Millionen Euro teures Gerät, das seit Fe- bruar 2010 an der Fakultät für Lebenswis- senschaften der Universität Wien im Einsatz ist und seitdem vom Team um Michael Wag- ner für Anwendungen in der Mikrobiologie und Ökologie weiterentwickelt wird. „Mit Hilfe dieser Technik können wir für jede Mikrobenzelle in einer Darmprobe die Menge an aufgenommenen stabilen Isotopen genau quantifizieren“, erläutert Arno Schintlmei- ster, der das Gerät an der Fakultät als Ope- rator betreibt. „Die Invesititonskosten für das Nano SIMS-Gerät waren sehr hoch, und es hat eine Weile gedauert, bis wir dieses hochkom- plexe Gerät in unsere Forschung vollständig integrieren konnten. Jetzt werden wir aller- dings belohnt: Die Universität Wien hat da- © Mikrobielle Ökologie, Universität Wien mit weltweit die erste Studie, bei der man die Korrespondierende FISH- (links) und NanoSIMS- (rechts) Analysen von Darm- mikroorganismen. Bacteroides bzw. Akkermansia-Zellen wurden mit Hilfe von Funktion einzelner Darmbakterienzellen Gensonden und FISH spezifisch angefärbt. Der Gehalt derselben Zellen am stabi- nicht nur indirekt abzuleiten versucht, son- len Isotop 15N wurde mittels NanoSIMS analysiert. Je höher der 15N-Gehalt einer dern wirklich direkt mißt“, so Mikrobiologe Zelle, desto mehr Darmschleim wurde von ihr aufgenommen. Weiße Pfeile zeigen Michael Wagner. Dieser Forschungsansatz auf Zellen, die Schleim aufgenommen haben. Die mit einem grünen Pfeil markierte Bacteroides-Zelle hat sich nicht von Schleim ernährt. hat großes Potential und ist ein Thema, das am Department für mikrobielle Ökologie in Beteiligte Institutionen chen, Department für Mikrobiologie, Im- den von David Berry und Alexander Loy Fakultät für Lebenswissenschaften der munbiologie und Genetik an den Max F. geleiteten Arbeitsgruppen einen Schwer- Universität Wien, Max-von-Pettenkofer In- Perutz Laboratories der Universität Wien punkt in den nächsten Jahren darstellen stitute of Hygiene and Medical Microbio- und der Medizinischen Universität Wien. „ wird. logy, Ludwig-Maximilians-Universität Mün- http://www.microbial-ecology.net

Darm-Mikrobiota ist heißes Forschungsthema FH St. Pölten erhält internationales Zertifikat Die durch die NanoSIMS-Facility ver- messenen Bakterienzellen wurden anschlies- amit BürgerInnen der Europäischen FH-Rektor Hannes Raffaseder betont die send mit Hilfe der Fluoreszenz-in-situ- DUnion ihre Bildungsabschlüsse interna- Vorteile der Anerkennung für die Studieren- Hybridisierung – kurz FISH genannt – im tional vergleichen und Institutionen Ausbil- den der FH St. Pölten: „Das Diploma Supp- konfokalen Laser Scanning Mikroskop iden- dungen aus anderen Ländern leichter aner- lement Label fördert die Berufsfähigkeit tifiziert. „Wir konnten eine Reihe von kennen können, hat die EU unter anderem unserer Absolventinnen und Absolventen. schleimfressenden Mikroorganismen ein- das Diploma Supplement Label eingeführt. Sie erhalten mit dem Dokument eine objek- deutig identifizieren. Die wichtigsten Player Es legt Qualitätsstandards für die Form der tive Beschreibung der erzielten Ergebnisse sind Akkermansia muciniphilia und Bacte- Studienabschlußdokumente fest: Diese müs- und erworbenen Kompetenzen nach interna- roides acidifaciens“. erläutert Wagner und sen zweisprachig und mit erläuternden Tex- tionalen Standards.“ weiter: „Die Darm-Mikrobiota ist weltweit ten ausgestattet sein. Das Label garantiert ein ganz heißes Forschungsthema, da viele damit Studierenden und Lehrenden die aka- Paß für Bildung in Europa Krankheiten mit der Zusammensetzung un- demische Anerkennung auf internationalem Das Diploma Supplement Label ist zu- serer Darm-Mikroorganismengemeinschaf- Umfeld und erhöht die Transparenz beim sammen mit Lebenslauf, Sprachenpaß, Mo- ten zu korrelieren scheinen – von Fettleibig- Vergleich von Studienabschlüssen. bilitätsnachweis und Zeugniserläuterung Teil keit über Autismus bis zu entzündlichen Insgesamt besitzen 14 heimische Hoch- des Europasses. Der ermöglicht europäischen Darmerkrankungen.“ schulen diese Auszeichnung – ein Drittel BürgerInnen, ihre erworbenen Fähigkeiten Die Ergebnisse dieses Forschungspro- aller Universitäten im Land, womit Öster- einheitlich darzustellen. An der Europaß- jektes sind aktuell in der renommierten Zeit- reich laut dem Österreichischen Austausch- Initiative nehmen mehr als 30 europäische schrift „Proceedings of the National Aca- dienst OeAD im europäischen Spitzenfeld Länder teil. „ demy of Sciences“ (PNAS) erschienen. liegt. http://www.fhstp.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at http://www.krummefinger.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 89 Wissenschaft & Technik Goffini-Kakadus handeln mit Nüssen Dem Team um Alice Auersperg vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien ist es in Tauschexperimenten gelungen, die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung bei Kakadus zu beobachten. Foto: Alice Auersperg Die Experimenterin eröffnet dem Goffini-Kakadu den »Marktplatz«: Ihre Hände enthalten unterschiedliche Futterstücke.

akadus zeigen die Fähigkeiten, zu tau- zeigte, daß jene Kinder, die sich für das von Futter für mehr als eine Minute verzich- Kschen und zu warten. ForscherInnen um Warten entschieden, mehr Erfolg im Er- ten, um damit „besseres“ Futter als Beloh- Alice Auersperg vom Department für Ko- wachsenenleben hatten als jene, die die nung zu erlangen. gnitionsbiologie der Universität Wien ist es Süßigkeit sofort verspeisten. in einem Tauschexperiment erstmals gelun- In der Kognitionswissenschaft gilt die Die Spekulationsgeschäfte gen, die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung Fähigkeit, auf eine verspätete Belohnung der Goffini-Kakadus bei Papageien zu beobachten. Sie publizie- warten zu können, als höchst anspruchsvolle ForscherInnen des Departments für Ko- ren dazu aktuell im renommierten wissen- kognitive Leistung, denn sie setzt nicht nur gnitionsbiologie der Universität Wien konn- schaftlichen Journal Biology Letters. direkte Impuls-Kontrolle voraus, sondern ten diese bemerkenswerte Fähigkeit nun erst- auch die Fähigkeit, den positiven Wert eines mals in Goffini-Kakadus, einer Spezies die Wer klug ist, wartet Gewinnes relativ zu dem Einsatz, der mit der erst kürzlich für ihre Fähigkeit, Werkzeuge zu Das „Stanford Marshmallow Experi- gewarteten Zeitspanne einhergeht, zu bewer- bauen und zu benutzen, Schlagzeilen mach- ment“ sorgte in den 1970er Jahren für ers- ten. Gleichzeitig muß die Vertrauenswür- te, beobachten. „Den Tieren wurde ein Stück taunliche Erkenntnisse zu Selbstbeherr- digkeit des Gegenübers eingeschätzt wer- Futter angeboten, das sie in den Schnabel schung bei Kleinkindern: Die Kinder wur- den. Diese Eigenschaften werden als Vor- nehmen sollten. Sie hatten die Gelegenheit, den vor die Entscheidung gestellt, einen gänger wirtschaftlicher Entscheidungskom- dieses Futter nach einem länger werdenden Marshmallow entweder sofort zu essen, oder petenz betrachtet und konnten im Tierreich Zeitintervall direkt in die Hand des Experi- einige Zeit damit im Raum zu warten und bislang selten beobachtet werden. Nur weni- menters zurückzugeben. Wenn es bis dahin damit einen weiteren Marshmallow als ge Tiere, typischerweise solche mit großen noch nicht angeknabbert war, bekam der Vo- Belohnung zu „erwirtschaften“. Die Studie Gehirnen, können auf den sofortigen Verzehr gel dafür entweder anderes Futter, das er

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 90 Wissenschaft & Technik Foto: Alice Auersperg Schematische Darstellung des Experiments: Zunächst werden dem Vogel beide Futterstücke präsentiert. Das weniger präfe- rierte Stück darf mit dem Schnabel aufgenommen werden (1). Nun muß der Kakadu die Entscheidung treffen, das Futter- stück entweder sofort zu verspeisen, oder bis zu 80 Sekunden lang abzuwarten. Während der Wartezeit verschließt die Experimenterin ihre Hand (2). Entschließt sich der Vogel, zu warten, öffnet die Experimenterin ihre Hand. Dem Vogel steht nun frei, die Nuß in die geöffnete Hand zu retournieren (3) und dafür mit einer stärker präferierten Nuß belohnt zu werden (4). noch lieber hatte als das erste, oder eine grös- weiterer Faktor scheint Auersperg bemer- sere Menge des ersten Futters“, erklärt Isa- kenswert: „Menschen oder Affen hatten in belle Laumer, die die Daten für das Experi- ähnlichen Aufgaben den Vorteil, daß sie das ment sammelte. „Obwohl wir als erstes Futter erste Futter in der Hand halten konnten. Die Pecannüsse verwendeten – die die Tiere sehr Goffinis mußten das Futter jedoch in ihrem gerne mögen und normalerweise sofort essen Schnabel aufbewahren – also direkt neben würden – haben in diesem Versuch alle 14 ihren Geschmacksorganen. Stellen Sie sich Vögel bis zu 80 Sekunden gewartet, um da- vor, Sie würden einem Kleinkind ein Keks in durch noch besseres Futter, etwa Cashew- den Mund legen und ihm ein Stück Scho- nüsse, zu bekommen“, berichtet Laumer. kolade dafür in Aussicht stellen – und das Kind dürfte über eine Minute nicht an dem Die Evolution der Selbstkontrolle Keks knabbern“, schmunzelt sie. Alice Auersperg, Leiterin des Goffin Lab „Bis vor kurzem ist man davon ausge- am Department für Kognitionsbiologie der gangen, daß Vögel keinerlei Selbstbeherr- Universität Wien, sagt: „Die Goffinis han- schung besitzen“, so Thomas Bugnyar, der delten erstaunlicherweise wie Wirtschafts- im Vorfeld ähnliche Studien an Raben und agenten und entschieden sich sorgfältig und Krähen durchgeführt hat: „Wir konnten aber flexibel zwischen sofortigen und zukünfti- feststellen, dass Krähenvögel im Experiment gen Gewinnen. Wesentlicher Faktor war auf weiteres Futter warten. Das führte zu dabei nicht nur die Länge der Wartezeit, son- Spekulationen über mögliche sozio-ökologi- dern auch die Wertdifferenz zwischen dem sche Bedingungen, die die Evolution solcher ,Zahlungsmittel‘ und den zu erwerbenden Fähigkeiten bedingen konnten. Um unsere ,Gütern‘: Sie tolerierten längere Wartezeiten Annahmen zu testen, brauchten wir kluge und tauschten das erste Futter deutlich lieber Vögel, die nur entfernt mit Rabenvögeln gegen ihr Lieblingsfutter als gegen eines mit verwandt sind. Papageien dafür heranzuzie-

mittlerem Präferenzwert. In einem Kontroll- Foto: Julia Auersperg hen war naheliegend – und die Ergebnisse versuch, in dem sie das bessere Futter zuerst Alice Auersperg, mit den Goffinis zeigen, daß wir uns auf dem bekamen, verweigerten sie den Handel.“ Ein Leiterin des Goffini Labors richtigen Weg befinden.“ „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 91 Wissenschaft & Technik Licht-Pärchen aus Quantenpunkten Dem Institut für Experimentalphysik an der Universität Innsbruck ist ein Durchbruch in der Quantenforschung gelungen. Foto: Uni Innsbruck Mit einem gepulsten Laser (rot) werden in Quantenpunkten gezielt einzelne Photonenpaare erzeugt

leine Halbleiterstrukturen zeigen ähnli- „Wir wählen die Frequenz des Anregungs- sant, Photonenpaare kontrolliert und damit Kche Quanteneffekte wie einzelne Ato- lasers so aus“, erklärt Gregor Weihs vom ununterscheidbar zu erzeugen“, sagt Gregor me. Solche sogenannten Quantenpunkte nut- Institut für Experimentalphysik der Univer- Weihs. „Auch lassen sich diese Photonen zen Physiker der Universität Innsbruck, um sität Innsbruck, „daß sie genau zwischen den miteinander verschränken und so zum Bei- paarweise Lichtteilchen zu produzieren. Das Frequenzen der beiden Photonen liegt. So spiel für die Quantenkryptografie oder für Team um Gregor Weihs kann so erstmals können wir das Photonenpaar eindeutig nach- optische Quantencomputer verwenden.“ gezielt einzelne Photonenpaare erzeugen weisen, ohne daß der Anregungslaser unsere Technologisch sind Quantenpunkte als und auch direkt nachweisen. Messung stört.“ Die Experimente der Photonenquellen deshalb so interessant, weil Die Innsbrucker Physiker verwenden für Gruppe um Gregor Weihs belegen, daß die sie analog zu herkömmlicher Computerchip- ihr Experiment Quantenpunkte aus Indium- neue Photonenpaarquelle extrem effizient Technologie auf einem Halbleiterchip inte- arsenid, einem Halbleitermaterial. Jeder arbeitet, es können gezielt einzelne Photo- griert und mit optischen Schaltkreisen ver- Quantenpunkt besteht aus rund 10.000 Ato- nenpaare erzeugt werden. „Dies ist ein gros- bunden werden können. men und verhält sich aufgrund seiner nano- ser Vorteil gegenüber den heute gängigen Die international zusammengesetzte For- skopischen Struktur ähnlich wie ein einzel- Quellen aus Halbleiterkristallen, bei denen schergruppe der Universität Innsbruck arbei- nes Atom. Mit flüssigem Helium werden die die Photonen relativ unkontrolliert erzeugt tete bei dem Experiment mit Wissenschaft- in einem geschichteten Material eingebette- werden“, freut sich Weihs über diesen lern des Joint Quantum Institute in Mary- ten Quantenpunkte stark abgekühlt. Um Durchbruch. „Auch der technische Aufwand land, USA, zusammen und wurde unter an- Photonenpaare zu erzeugen, regen die Phy- ist gegenüber den bisher entwickelten derem vom Europäischen Forschungsrat siker die Quantenpunkte mit einem gepul- Einzelphotonenquellen deutlich geringer.“ ERC und dem österreichischen Wissen- sten Laserstrahl an. Die von einem einzelnen schaftsfonds FWF unterstützt. Die Ergebnis- Quantenpunkt emittierten Photonen sam- Geeignet für Chiptechnologie se wurden nun in der Fachzeitschrift Physi- meln sie mit einem Mikroskop-Objektiv. „Für viele Anwendungen ist es interes- cal Review Letters veröffentlicht. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 92 Wissenschaft & Technik High Tech Forschungsarbeit Neues Christian Doppler-Labor für Monitoring und Evolution großer Softwaresysteme an der Johannes Kepler Universität Linz

oftware ist für den Erfolg von Unterneh- Smen von zentraler Bedeutung, unterliegt aber aufgrund neuer Anforderungen, Tech- nologien und Marktbedingungen einem stän- digen Wandel. Die langfristige Evolution großer Softwaresysteme ist daher eine zen- trale Herausforderung der Industrie. Im neuen Christian Doppler (CD)-Labor für „Monitoring and Evolution of Very-Large- Scale Software Systems“ entwickelt das Team von Prof. Paul Grünbacher (Institut für Systems Engineering und Automation) ge- meinsam mit den Unternehmenspartnern Siemens VAI, KEBA AG und Compuware Austria GmbH Methoden und Werkzeuge zur systematischen Evolution von Software. Das neue Labor wurde am 20. März offi- Foto: JKU ziell eröffnet. „Die Gründung des bereits 9. v.l.: Erich Peter Klement (Dekan der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät Christian Doppler-Labors an der JKU be- an der JKU), Kurt Herzog (Siemens VAI Metals Technologies GmbH), Judith deutet eine weitere Stärkung des For- Brunner und Reinhart Kögerler (Christian Doppler Forschungsgesellschaft), Gabriele Kotsis (Vizerektorin für Forschung an der JKU), Landesrätin Doris schungs- und Wirtschaftsstandorts OÖ. Da- Hummer, Prof. Paul Grünbacher (JKU) und Franz Höller (KEBA AG) mit wird einmal mehr eindrucksvoll unsere funktionierende ‚Chain of Innovation‘ bestä- standort Oberösterreich für die Zukunft zu schungsstellen an unserer Fakultät in diesem tigt, nämlich das hervorragende Zusammen- sichern!“ wichtigen Bereich geschaffen werden“, so spiel zwischen Bildungseinrichtungen, Wis- Klement. senschaft und Wirtschaft“, freut sich Ober- High Tech Forschungsarbeit österreichs Forschungslandesrätin Doris Wie bei allen Christian Doppler-Labors Software-Evolution Hummer. wird dieser neue Forschungsschwerpunkt Die Forschungsschwerpunkte sind anfor- „Im internationalen Wettstreit der Ideen durch die Zusammenarbeit von öffentlicher derungsbasiertes Monitoring und Diagnose, sind Modelle wie das CD-Labor wichtiger Hand und Unternehmen möglich: Die Hälfte Modellierung in Software-Ökosystemen so- denn je, weil sie das Wissen der Universi- des Laborbudgets wird von den öffentlichen wie Application Performance Management. täten effizient für Unternehmen nutzbar Fördergebern – dem Wirtschaftsministerium Diese Aspekte werden immer wichtiger, da machen. Das neue CD-Labor unterstreicht und der Nationalstiftung für Forschung und sich komplexe Softwaresysteme über einen die langjährige Forschungskompetenz der Technologieentwicklung – getragen, die an- langen Zeitraum ständig weiterentwickeln. Johannes Kepler Universität und deren Be- dere Hälfte von den beteiligten Unterneh- „Im neuen Labor entwickeln wir die Grund- deutung für die Wettbewerbsfähigkeit unse- men. Abgewickelt wird das Förderprogramm lagen, Methoden und Werkzeuge, um die rer Wirtschaft“, sagt Wirtschaftsminister von der Christian Doppler Forschungs- Anpassung großer Softwaresysteme an neue Reinhold Mitterlehner, dessen Ressort das gesellschaft. Deren Präsident, Prof. Reinhart Anforderungen zu unterstützen und die ge- CD-Labor mitfinanziert. Kögerler, freut sich, daß die JKU nun bereits wünschten Eigenschaften zu überwachen“, neun CD-Labors Heimat gibt und ihr ehrgei- beschreibt Laborleiter Prof. Paul Grün- Freude bei der JKU ziges Ziel von 10 CD-Labors in greifbare Nä- bacher die Aufgabenstellung. Auch Gabriele Kotsis, Vizerektorin für he gerückt ist: „Was CD-Labors angeht, ist Forschung an der JKU, sieht in dem Labor die JKU damit mit den großen Technischen Enge Zusammenarbeit mit Wirtschaft eine Stärkung des Forschungsstandortes Universitäten Österreichs vergleichbar – eine Die geplanten Forschungsarbeiten wer- Linz. „Das neue Labor stärkt die Konzen- unglaubliche Entwicklung dieser jungen den in Kooperation mit drei heimischen Top- tration der JKU auf Zukunftsfelder wie In- Universität, die gleichzeitig auch den In- Unternehmen im Rahmen des CD-Labors formatik“, sagte Kotsis, die dem Land OÖ dustriestandort Oberösterreich erheblich durchgeführt. Gemeinsam mit Siemens VAI und den Unternehmenspartnern für deren stärkt.“ Auch der Dekan der Technisch-Na- Metals Technologies GmbH, KEBA AG und Hilfe dankte. „Diese Zusammenarbeit zwi- turwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Erich Compuware Austria GmbH arbeiten die schen der JKU und der heimischen Industrie Peter Klement, sieht in dem Labor eine Stär- JKU-Wissenschafter in den nächsten sieben zeigt, daß wir alle dasselbe Ziel haben – kung des Forschungsstandortes Linz. „Ich Jahren an für die Praxis wichtigen Frage- nämlich den Forschungs- und Wirtschafts- freue mich, daß acht neue Vollzeit-For- stellungen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 93 Wissenschaft & Technik Star Trek – Into Darkness Ars Electronica Futurelab und Ascending Technologies inszenierten eine Show in London: 30 Quadcopter flogen für Paramounts Foto: Getty Images For Paramount Pictures Als Vorbote von Paramounts Kinofilm «Star Trek – Into Darkness« schwebten 30 LED-bestückte Quadcopter über dem Londoner Potter’s Fields Park an der Tower Bridge und zeichneten im Anschluß ein dreidimensionales Star-Trek-Logo in den Himmel. ach der Weltpremiere bei der Linzer und Entwicklungsleiter vom Quadcopter- mit von der Partie, sieht das genauso: „Als NKlangwolke im September 2012 ließ Hersteller Ascending Technologies ebenfalls das Futurelab zum ersten Mal bei uns ange- das Ars Electronica Futurelab seinen compu- tergesteuerten Schwarm von Mikrohelikop- tern, sogenannten Quadcoptern, am 23. März erneut fliegen. Anlaß und Bühne ließen keine Wünsche offen: Als Vorbote von Paramounts Kinofilm „Star Trek – Into Darkness“, der am 9. Mai in den Kinos star- tet, schwebten 30 LED-bestückte Quadcop- ter vom Typ AscTec Hummingbird über dem Londoner Potter’s Fields Park direkt an der Tower Bridge und zeichneten im Anschluß an die Earth Hour ein dreidimensionales Star-Trek-Logo in den Nachthimmel. „Das Ganze war eine Riesen-Heraus- forderung, genau deshalb aber auch so reiz- voll“, freut sich Horst Hörtner, Leiter des Linzer Ars Electronica Futurelab, und: „Ganz nebenbei zeigt dieser Auftrag von Para-

mount Pictures, was für Wellen unsere Show Foto: Quadcopter Software / Michael Kaczorowski bei der vergangenen Klangwolke weltweit Die Kommunikation unter den Quadcoptern wie auch zur Bodenstation wurden geschlagen hat.“ Daniel Gurdan, als CEO von Quadcomputer Software komplett neu gestaltet.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 94 Wissenschaft & Technik

diese Aufgabe gerüstet: Klein, agil, robust und mit eigens entwickelten GPS Modulen ausgestattet, sind sie sehr präzise zu steuern. Um die gleichzeitige Ansteuerung gleich meh- rerer Quadcopter ebenso robust zu gestalten, wurde die komplette Kommunikation unter den Quadcoptern wie auch zur Bodenstation neu gestaltet. Um die notwendigen Reak- tionsgeschwindigkeit der Quadcopter ohne allzu große Latenzzeit zu bewerkstelligen, läuft die gesamte Kommunikation zwischen Schwarm und Flight-Control in der Boden- station über eine eigens hierfür entwickelte 2,4 GHz Übertragungsstrecke. Der Entwicklungsabteilung von Ascen- ding Technologies gelang es das Flugver- halten der einzelnen Quadcopter im Hinblick auf Agilität, Präzision und Robustheit so weit zu optimieren, daß komplizierte Ma- növer im Schwarm überhaupt erst möglich Foto: Quadcopter Software / Michael Kaczorowski werden. Gemeinsam konnten das Ars Elec- Die AscTec Hummingbird Quadcopter sind klein, agil, robust und mit eigens ent- tronica Futurelab und Ascending Techno- wickelten GPS Modulen ausgestattet, sind sie sehr präzise zu steuern. logies damit ein Gesamtsystem realisieren, klopft hat, hab ich mir noch gedacht, daß die Ascending Technologies hingegen kon- mit dem völlig neue Visualisierungen selbst völlig verrückt sind. Schnell hat sich aber zentrierte sich auf die Hardware. Grundsätz- an so sensiblen, mit hohen Sicherheitsauf- herausgestellt, daß die sehr genau wissen, lich sind die nur einige 100 Gramm schwe- lagen verbundenen Orten wie der Londoner was sie wollen und diese Show hier in Lon- ren, mit LEDs bestückten AscTec Hum- Innenstadt, umgesetzt werden können. „ don führt eindrucksvoll vor Augen, was wir mingbird Quadcopter geradezu perfekt für http://www.aec.at/aeblog/ gemeinsam in nicht einmal einem Jahr alles geschafft haben!“

Ars Electronica Futurelab & Ascending Technologies halten Weltrekord Seit 1. September 2012 halten das Linzer Medienkunstlabor Ars Electronica Futurelab und der Münchner Quadcopter-Hersteller Ascending Technologies einen Weltrekord: Niemandem sonst ist es bislang gelungen einen Schwarm von insgesamt 50 Quadcop- tern völlig automatisch fliegen zu lassen. Und das outdoor, wo dichter Funk- und WLAN- Verkehr, Windböen, Luftfeuchtigkeit oder gar Regen sowohl Hard- als auch Software vor enorme Herausforderungen stellen.

Gemeinsames Forschungsprojekt Das Futurelab entwickelte eine Software, mit der das Flugverhalten eines Quadcopter- Schwarms beliebig gestaltbar ist und GPS- Meßfehler hinsichtlich der Position einzel- ner Fluggeräte permanent berücksichtigt werden. Für die Choreografie des Schwarms schuf das Linzer Team ein 3D-Studio-Max- Grid, in dem genau wie bei 3D-Animationen beliebig viele Punkte definiert werden kön- nen. Das jeweilige Ergebnis wird an die Flight-Control-Software übermittelt, die den

Schwarm anschließend durch die Luft be- Foto: Getty Images For Paramount Pictures wegt. Die 30 Quadcopter aus Linz zeichnen das »Star Treck«-Logo in den Nachthimmel.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 95 ÖJ-Serie: Forschung und Lehre in Österreich

Wir portraitieren in dieser Serie heimische Universitäten und Fachhochschulen. In der Folge 1: Die Universität Wien ist die älteste Universität im deutschen Sprachraum und eine der größten Universitäten Mitteleuropas.

ie Universität Wien ist für die Entwick- Dlung Österreichs in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht von großer Bedeutung. Sie definiert sich aufgrund ihres breiten Fächerangebots als Volluniver- sität – mit einem Fokus auf interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die Universität Wien ist die größte Universität des Landes und eine der größten in Mitteleuropa. Die Universität Wien versteht sich als Forschungsuniversi- tät, die am Prinzip der Einheit von For- schung und Lehre festhält: Exzellente Lehre entsteht auf der Basis von exzellenter For- schung. Als internationale Universität ko- operiert die Universität Wien mit mit einem weltweiten Netzwerk von über 300 Partner- universitäten und rund 20.000 internationa- len Studierenden. Die nachhaltige Sicherung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandor- tes Österreich durch exzellente Ausbildung und Forschung gehört zu den zentralen Aufgaben der Universität Wien.

Die Geschichte der Universität Wien Am 12. März 1365 gründet Herzog Rudolph IV. (der Stifter) nach dem Vorbild der Pariser Sorbonne die Universität Wien, die „Alma Mater Rudolphina Vindo- bonensis“, wie sie in literarischen Quellen genannt wird. Die Angehörigen der „univer- sitas magistrorum et scholarium“ (der Ge- meinschaft der Lehrenden und Lernenden) sind von Steuern und Wehrdienst befreit, sie besitzen eine eigene Kleiderordnung und Gerichtsbarkeit; letztere wird vom Rektor ausgeübt.

Reformationszeit – Stagnation und Dominanz des Jesuitenordens Im Zuge der Reformation Martin Luthers ab 1520 erleidet die Universität Wien als Foto: Universität Wien Unter den Monumentalbauten der Wiener Ringstraße nimmt das Gebäude der „päpstliche Einrichtung“ einen starken Pre- Universität Wien eine bedeutende Stellung ein. stigeverlust. Durch die erste Türkenbelage- rung Wiens (1529), wiederkehrende Seu- en. Dazu beruft er 1551 den Jesuitenorden matica“. Dadurch wird der Jesuitenorden in chen, den wirtschaftlichen Rückgang der nach Wien und überträgt ihm zwei theologi- die Universität Wien eingegliedert und über- Stadt und die vermehrte Konkurrenz der sche Lehrkanzeln. nimmt den Lehrbetrieb an der theologischen Universitäten sinken die Studentenzahlen. In der Folge kommt es zu starken Span- und philosophischen Fakultät. Die Studen- König Ferdinand I. versucht mit Reformen nungen und Machtkämpfen zwischen der tenzahlen steigen wieder kräftig an. Der Je- gegenzusteuern und beginnt die Universität Jesuitenschule und der Universität. Kaiser suitenorden behält für die nächsten 150 Jahre Wien zum katholischen Bollwerk auszubau- Ferdinand II. erläßt 1623 die „Sanctio Prag- seine dominierende Stellung.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 96 ÖJ-Serie: Forschung und Lehre in Österreich Foto: Universität Wien In den Arkadengängen erinnern 154 Büsten und Ehrentafeln an berühmte Wissenschafter der Universität…

Aufgeklärter Absolutismus: Die Universität als staatliche Lehranstalt Kaiserin Maria Theresia drängt den Einfluß des Jesuitenordens auf die Univer- sität zurück, da dieser die „weltlichen“ Fa- kultäten zu sehr vernachlässigt hat. Durch die Ausschaltung der Kirche und der univer- sitären Selbstverwaltungseinrichtungen wird die Universität in eine staatliche Lehranstalt umgewandelt. Die Ausbildung von Beamten und Ärzten steht im Vordergrund, nicht aber die Ausbildung von Gelehrten. Mit der Durchführung der Reformen wird der kaiserliche Leibarzt, Gerard van Swie- ten, beauftragt. Seine Aufmerksamkeit gilt den medizinischen und naturwissenschaft- lichen Disziplinen. Er führt die Ausbildung der Medizinstudenten am Krankenbett ein Foto: Universität Wien und gründet neue Lehrkanzeln – Chemie und … und sie bieten den StudentInnen Raum für Fachgespräche – oder einfach Ent- Botanik. 1754 wird der Botanische Garten spannung, den in den Sommermonaten steht auch ein Café zur Verfügung. der Universität Wien am Rennweg eröffnet. Joseph II. setzt die theresianischen Re- sen. 1783 wird die deutsche Sprache als Un- ein Ende der Unterdrückung des geistigen formen fort. In seiner Regierungszeit werden terrichtssprache verpflichtend eingeführt. Lebens. Der nachhaltigste Erfolg dieses Be- die akademische Sondergerichtsbarkeit und strebens ist der bis heute gültige Artikel 17 im die Amtstrachten abgeschafft. Als Folge der 1867: »Die Wissenschaft Staatsgrundgesetz: „Die Wissenschaft und josephinischen Toleranzgesetzgebung kön- und ihre Lehre ist frei« ihre Lehre ist frei.“ Der Unterrichtsminister nen sich 1778 erstmals Protestanten an der Das Revolutionsjahr 1848 hat einschnei- Leo Graf Thun-Hohenstein reformiert das Universität einschreiben, 1782 werden Ju- dende Folgen für die Universität Wien. Stu- Bildungs- und Hochschulwesen grundlegend den zum Medizin- und Jus-Studium zugelas- denten fordern Lehr- und Lernfreiheit und und beruft zahlreiche Professoren nach Wien.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 97 ÖJ-Serie: Forschung und Lehre in Österreich

Das neue Hauptgebäude am Ring Universität Wien zur Folge. Die steigenden und 11 Doktoratsstudien. Mit rund 9500 1884 eröffnet Kaiser Franz Joseph I. das Studierendenzahlen machen Neubauten und MitarbeiterInnen, davon 6800 Wissen- nach Plänen von Heinrich von Ferstel erbau- Gebäudeadaptierungen notwendig. schafterInnen, ist die Universität Wien die te Hauptgebäude der Universität Wien an der größte Lehr- und Forschungseinrichtung in Ringstraße. Der historistische Prunkbau ist 21. Jahrhundert: Österreich. Es ist ihr Ziel, das breite Fächer- den berühmten italienischen Universitäten Neuorganisation – Status quo spektrum zu erhalten, neue und innovative der Renaissance nachempfunden. Der An- Mit dem Universitätsgesetz 2002 werden Forschungsfelder zu fördern und die Fächer spruch, ein all umfassendes, zentrales Uni- die Universitäten in autonome Institutionen stärker zu vernetzen. versitätsgebäude zu haben, wird nicht erfüllt, mit mehr Eigenverantwortung und Lei- Die Ziele der nächsten Jahre sind: von Anfang an finden nicht alle Institute stungsorientierung umgewandelt. Für die  Forcierung internationaler Spitzen- Platz. Die aufstrebende Wiener Medizini- Universität Wien hat dies eine völlige Neu- forschung, sche Schule benötigt mehr Raum, bis 1915 organisation zur Folge: Die Medizinische  Förderung von Interdisziplinarität in entstehen zahlreiche Institutsgebäude in der Fakultät wird mit 1. Jänner 2004 als eigene Forschung und Lehre, Nähe des Hauptgebäudes. Universität ausgegliedert. Derzeit setzt sich  Verbesserung der Betreuungsrelationen die Universität Wien aus 15 Fakultäten und in der Lehre, Frauen an der Universität Wien vier Zentren zusammen.  Ausbau der postgradualen Ausbildung 532 Jahre vergehen seit der Gründung, An der Universität Wien sind rund 92.000 und bevor es 1897 erstmals auch Frauen gestattet Studierende zugelassen. Sie können aus  Positionierung Wiens und Österreichs ist, sich zum Studium an der Universität einem Angebot von 188 Studien wählen, als bedeutenden Wissenschafts- und Wien, vorerst nur an der Philosophischen davon 56 Bachelor-, 117 Master-, 4 Diplom- Wirtschaftsstandort. Fakultät, einzuschreiben. Die Romanistin Elise Richter – sie inskribierte 1897 – habi- litiert sich 1907 als erste Frau an der Uni- versität Wien.

Kriegswirren und Wiederaufbau Der Aufschwung der Universität Wien er- fährt durch die Wirren des Ersten Weltkriegs eine jähe Unterbrechung: Das Hauptgebäude wird in ein Lazarett umfunktioniert, in dem der Große Festsaal als Speise- und Aufent- haltsraum, der Kleine Festsaal und diverse Hörsäle als Operationsräume genutzt werden. Die Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre nährt den Boden, der deutschnationa- les Gedankengut bis hin zu offenem Anti- semitismus auch an der Universität Wien aufkeimen läßt. 1938, nach dem „Anschluß“ an das Deutsche Reich, wird die „Gleich- schaltung“ der Universität rasch durchge- führt. Die Folge ist ein wissenschaftlicher Massenexodus: 45 Prozent aller Professoren und Dozenten werden aus politischen oder „rassischen“ Gründen entlassen. Bis Kriegsende wird das Hauptgebäude durch 26 Bombentreffer beschädigt. Das Glasdach des Lesesaals der Bibliothek birst. Die Rote Armee requiriert das Gebäude, aber bereits am 16. April 1945 erreicht der damalige Student Kurt Schubert (1923– 2007, Emeritus der Judaistik) die Räumung der Universität. Ende Mai 1945 beginnt trotz Wiederaufbauarbeiten der Vorlesungsbetrieb für das Sommersemester.

Bildungsboom und Expansion Der freie Universitätszugang in den

1970er Jahre löst einen Bildungsboom aus Foto: Universität Wien und hat eine unvergleichliche Expansion der Ein Blick in den Großen Lesesaal der Universitätsbibliothek im Haus am Ring

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 98 ÖJ-Serie: Forschung und Lehre in Österreich

Standorte. Das Zentrum bildet das histori- sche Hauptgebäude an der Wiener Ring- straße. Hier befinden sich die Universitäts- leitung, die Universitätsbibliothek, Verwal- tungseinrichtungen, einige Institute und De- kanate sowie viele Hörsäle und das Audi- max, der größte Hörsaal der Universität. Ein weiteres räumliches Zentrum bildet der nahe gelegene Campus der Universität Wien, in dem ein Großteil der kulturwissen- schaftlichen Institute untergebracht ist. Weitere große Standorte der Universität Wien sind das Sportzentrum Auf der Schmelz, das Universitätszentrum in der Althanstraße, das Juridicum in der Schottenbastei, das 2012 eröffnete Gebäude der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und der Infor- matik in der Währinger Straße und der Cam- pus und der Campus Vienna Biocenter in der Dr.-Bohr-Gasse.

Foto: Universität Wien Internationale Vernetzung Forschung und Lehre an der Universität Wien umfassen ein weites Spektrum an Die Universität Wien hat traditionell star- wissenschaftlichen Fächern. ke internationale Bezüge in Forschung und Forschung und Lehre trum für LehrerInnenbildung neu ein, dessen Lehre und baut diese Beziehungen laufend Aufgabe und Ziel der Universität ist es, Leitung mit Lutz-Helmut Schön ein ausge- aus. Sie ist Teil des ERASMUS/SOKRA- Forschung und Lehre in höchster Qualität zu wiesener Experte in allen Fragen der Leh- TES-Programms und ist Mitglied mehrerer schaffen und zu erhalten. Forschung und Leh- rerInnenbildung inne hat. internationaler Netzwerke, unter anderem im re werden dabei als untrennbare Einheit ver- Heinz W. Engl, Rektor der Universität ASEA-UNINET, im Netzwerk Europäischer standen („forschungsgeleitete Lehre“). Eine Wien, erklärte dazu, „die Weiterentwicklung Hauptstadt-Universitäten (UNICA) und in hohe Forschungsorientierung und die Kom- der Ausbildung von LehrerInnen hat in den der European University Association (EUA). bination von Grundlagenforschung und an- nächsten Jahren für die Universität Wien Von den 363 europäischen Partneruniver- wendungsorientierter Forschung machen die hohe Priorität. Wir brauchen gut ausgebilde- sitäten unterhält die Universität Wien mit Universität attraktiv für die besten Köpfe. te LehrerInnen, denn sie stellen im Unter- 350 Universitäten eine ERASMUS-Partner- Forschung und Lehre an der Universität richt die Weichen für die Zukunft der jungen schaft. Studierende aus rund 130 Staaten Wien umfassen ein weites Spektrum an wis- Menschen und damit der gesamten Ge- nutzen die über 10.000 Lehrveranstaltungen senschaftlichen Fächern: von der Katholi- sellschaft.“ pro Studienjahr an der Universität Wien. schen und Evangelischen Theologie, Rechts- Anton Zeilinger, Leiter der Gruppe Quan- wissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, tenoptik, Quantennanophysik & Quantenin- Positionierung Wiens und Österreichs Informatik, Historische Kulturwissenschaf- formation, sieht die Zeit an der Universität Die Aufgabe der Universität Wien ist es – ten, Philologische Kulturwissenschaften, als „eine wichtige Nabelschnur zur modern- im Verbund mit den anderen österreichi- Philosophie und Bildungswissenschaft, Psy- sten Forschung, die den KollegInnen an den schen Universitäten – durch exzellente Lei- chologie, Sozialwissenschaften, Mathema- Gymnasien Ermutigung gibt, in ihrer eige- stungen in Forschung und Lehre den Wis- tik, Physik, Chemie bis zu Geowissenschaf- nen Fortbildung an die derzeitigen Grenzen senschafts- und Wirtschaftsstandort Öster- ten, Geographie, Astronomie, Lebenswissen- der Forschung vorzustoßen.“ reich nachhaltig zu sichern und zu stärken. schaften, Translationswissenschaft, Sport- Anja Lembens, Professorin an der Uni- In den nächsten Jahren sollen verstärkt Ko- wissenschaft, Molekulare Biologie und versität Wien & Leiterin des Ö. Kompetenz- operationsmöglichkeiten mit der Wirtschaft LehrerInnenbildung. zentrums für Didaktik d. Chemie, weiß, daß im Fokus stehen, die österreichische Wirt- die an Universitäten ausgebildeten Gymna- schaft braucht die Wissenschaft – und umge- Größte LehrerInnen- siallehrkräfte höhere Werte im Fach- und kehrt. bildungsstätte Österreichs! Fachdidaktischen Wissen erreichen als Lehr- Der Wirtschaftsstandort Österreich lebt Die Weiterentwicklung der Ausbildung kräfte anderer Schulformen. „Der Wissens- von hochqualitativer Forschung – die Wis- von LehrerInnen ist ein besonderer Schwer- stand der LehrerInnen hängt deutlich mit der senschaft profitiert von der Umsetzung ihrer punkt an der Universität Wien. Mit 26 Un- Art der Lehramtsausbildung zusammen, nicht Forschungserkenntnisse. Darüber hinaus ist terrichtsfächern und 10.600 Lehramtsstudie- jedoch mit der Dauer der Berufserfahrung.“ die Universität für den Standort Wien ein renden ist die Universität Wien die größte wichtiger Arbeitgeber, mit 9500 Mitarbei- LehrerInnenbildungsstätte des Landes. Um Standorte der Universität Wien terInnen zählt die Universität Wien zu den die Kompetenzen zu bündeln, richtete die Die wissenschaftlichen Einrichtungen der größten Arbeitgebern im Land. „ Universität Wien mit 1. Jänner 2013 das Zen- Universität Wien verteilen sich auf über 60 http://www.univie.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 99 Architektur Theophil Hansen 1813 – 2013 Ein Stararchitekt und seine Wohnbauten an der Wiener Ringstraße – von 14. Mai bis 17. August 2013 im WAGNER:WERK Museum Postsparkasse © ÖNB, Inv.Nr.LW73350C K. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien: Genehmigter Plan zur Stadterweiterung, 1860, kolorierter Holzstich

us Anlaß des 200. Geburtsjubiläums des Entwicklung Wiens zur modernen Großstadt Die Wiener Ringstraße – Adänisch-österreichischen Ringstraßen- ebenso wie des Aufstiegs des Bürgertums – Ein europäisches Projekt architekten Theophil Hansen zeigt das gab Theophil Hansen die Möglichkeit, eini- Mit kaiserlichem Handschreiben vom 20. WAGNER:WERK Museum Postsparkasse ge der wichtigsten Repräsentativbauten der Dezember 1857 an Innenminister Bach ver- vom 14. Mai bis 17. August 2013 die Aus- Haupt- und Residenzstadt zu planen. Zu- fügte Franz Josef – gegen den Widerstand stellung „Theophil Hansen 1813 – 2013“. gleich wird die Ringstraße als europäisches der Armeeführung, die eine neuerliche Re- Ein Stararchitekt und seine Wohnbauten an Projekt erfahrbar. volution fürchtete – den Abbruch der Stadt- der Wiener Ringstraße. Präsentiert werden Ziel war ein Gesamtkunstwerk als sicht- befestigung. Damit wurde der größte Stadt- Skizzen und Entwurfszeichnungen, Pläne, barer Ausdruck der neuen gesellschaftlichen umbau in der Geschichte Wiens ausgelöst. Fotos, Möbel und kunstgewerbliche Einrich- Bedingungen – eine Parallele zum späteren Ein europaweiter Wettbewerb lieferte den tungsgegenstände von zahlreichen in- und Werk Otto Wagners, ja selbst zu Wagners „Grundplan“ für den Bau des Prachtboule- ausländischen Leihgebern. Schülern im späteren Gemeindebau des vards auf dem ehemaligen Glacis. Theophil Hansen, 1813 in Kopenhagen Roten Wien. Die Ausstellung konzentriert Noch im Weltausstellungsjahr 1873 war geboren, gehört zu jenen Architekten, die sich daher auf Hansens Wohnbauten und ein Großteil Wiens Baustelle. Zugleich wur- Wien in der zweiten Hälfte des 19. Jahr- bezieht seine öffentlichen Bauten insoweit de damit das Stadtwachstum beschleunigt – hunderts am stärksten geprägt haben. Der mit ein, als sie zum Verständnis des kulturhi- die Einwohnerzahl stieg innerhalb der näch- Fall der alten Stadtbefestigung und der Bau storischen – und immanent politischen – sten 50 Jahre von 400.000 auf zwei Millio- der Ringstraße – sichtbarer Ausdruck der Anspruchs dieser Bauten beitragen. nen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 100 Architektur Foto: © Wien Museum 1870: Ringstraße mit Heldentor und dem in Bau befindlichen Palais Epstein. Kunst- und Naturhistorisches Museum befinden sich noch in Planung, mit dem Bau wurde erst ein Jahr später begonnen, auch das Wiener Rathaus gab es erst im Jahr 1883.

Die Eröffnung der Ringstraße erfolgte am einer Internationalisierung der Architektur, 1. Mai 1865. Lediglich der Schottenring wur- die zu einer einheitlichen Form der kontinen- de erst in den 1880er-Jahren fertig gestellt. tal-europäischen Großstadt führen sollte. Theophil Hansens mehrgeschoßige Block- Tatsächlich kann die Wiener Ringstraße als bebauung im Stil der „Wiener Renaissance“ ein Projekt von europäischer Dimension be- wurde zum Vorbild für die gesamte Stadt- schrieben werden: Nicht nur rekrutierte sich erweiterung, zu Hunderten wiederholt in den die Mehrzahl der Financiers und Bauherren Vorstädten und Vororten. Gesellschaftspo- aus dem Kreis der „Zuwanderer“; auch die litisch symbolisiert die Wiener Ringstraße Architekten waren überwiegend „Auslän- vor allem den Anspruch des erstarkten Bür- der“ – darunter Ludwig von Förster, Gottfried gertums auf sichtbaren Ausdruck seiner – Semper, Friedrich von Schmidt, August Si- primär ökonomischen – Macht. Dies galt card von Siccardsburg und Theophil Hansen. zunächst für die öffentlichen Bauten; zur Machtdemonstration des Großbürgertums Die bürgerlichen Auftraggeber und „Industrieadels“ gehörte aber vor allem Theophil Hansens und deren Palais der repräsentative Wohnbau. Insbesondere in Simon Georg von Sina den Bauten der Bankiers- und Industriellen- Der griechische Gesandte in Wien gehör- familien Epstein, Todesco und Ephrussi wird te bereits in Athen zu Hansens wichtigsten dabei augenscheinlich, wie sehr die „anti- Förderern. Er war maßgeblich an der Ein-

ken“ Formen der öffentlichen Bauten auch © Gemäldegalerie der Akademie bildenden Künste Wien ladung Hansens nach Wien durch Ludwig im Inneren der Wohnungen eingesetzt wur- Bildnis Theophil Hansen von Förster beteiligt. Sina unterstützte den den, um deren Repräsentationsanspruch zu Christian Griepenkerl 1873, signiert, griechischen Freiheitskampf und die griechi- datiert, Öl/Leinwand, 63 x 50 cm unterstreichen. sche Gemeinde in Wien. Zu Hansens Bauten Mit dem als „schönstes Zinshaus der und Renaissance-Fassaden künftig praktisch für Sina gehören Palais in Wien und Venedig Welt“ gepriesenen Heinrichhof gegenüber das gesamte gründerzeitliche Stadtbild sowie der Erweiterungsbau der griechischen der Oper und der Zinshausgruppe am Schot- Wiens prägen sollten. Kirche am Fleischmarkt. Der Bankier galt tenring schuf Hansen den Typus des bürger- Theophil Hansen gab dem Bürgertum als der zweitreichste Mann Österreichs nach lichen Mietshauses, dessen Blockbauweise seinen eigenen Stil; zugleich bestand er auf Rothschild.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 101 Architektur

Ignaz von Ephrussi Die Familie Ephrussi stammte aus der jüdischen Gemeinde in Odessa und baute in Paris und Wien große Handels- und Bank- häuser auf. Ignaz von Ephrussi beauftragte 1869 Theophil Hansen mit dem Bau seines Zinspalais am Franzensring (heute: Uni- versitätsring), das mit seiner prächtigen Aus- stattung, der umfangreichen Bibliothek und der bedeutenden Kunstsammlung zum Mit- telpunkt der großbürgerlichen „Zweiten Gesellschaft“ wurde. Das Bankhaus über- stand den Börsenkrach 1873 und die Wirt- schaftskrise der 1930er-Jahre. 1938 wurde es arisiert; Ignaz’ Schwiegertochter Emmy be- ging Selbstmord, seinem Sohn Viktor gelang die Flucht nach England. Das gesamte Ver- mögen wurde geraubt und nach 1945 nur zu

Kupferstichkabinett der Akademie bildenden Künste, Wien einem geringen Teil restituiert. Theophil Hansen, Palais Epstein 1868 -1871, erster Entwurf. Gustav von Epstein Die Familie Epstein kam aus dem wohl- habenden jüdischen Bürgertum Prags. Gu- stav übernahm 1857 die Wiener Niederlas- sung des Handelshauses und wandelte dieses in eine Privatbank um. Epstein war auch Direktor der Nationalbank, Mitglied des Börsenvereins und Vorstandsmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde. Er förderte soziale und kulturelle Projekte wie die Ge- sellschaft der Musikfreunde. Das von Theo- phil Hansen errichtete Palais (mit dem jun- gen Otto Wagner als ausführenden Baumei- ster!), eines der ersten und prächtigsten am Ring, verlor er in Folge des Börsenkrachs 1873. Als Epstein 1879, erst 51jährig, starb, war vom enormen Reichtum des Bank- und Handelshauses so gut wie nichts geblieben.

Eduard von Todesco Die aus Rumänien stammende jüdische Familie Todesco (ursprünglich Todescu) war Anfang des 19. Jahrhunderts nach Wien ge- kommen. Eduard übernahm 1848 die Textil- fabrik in Marienthal. Das noch kleine Han- delshaus wandelte er in eine Privatbank um, die in der Folge wichtige Infrastrukturpro- jekte finanzierte. Im prachtvollen Ambiente des von Ludwig von Förster und Theophil Hansen erbauten Palais gegenüber der Hofoper führ- te Eduards Ehefrau Sophie geb. Gomperz einen der bekanntesten Wiener Salons, in dem später u.a. Johann Strauß und Hugo von Hofmannsthal verkehrten. Durch Verheira- tung seiner Töchter war Eduard von Todesco mit den Familien Lieben und Oppenheimer –

Foto: Wien Museum letztere wohnten ebenfalls im Palais – ver- Ausschnitt einer Postkarte von 1914: das Palais Epstein vom Parlament aus gesehen bunden.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 102 Architektur

Heinrich von Drasche 1811 in Brünn geboren, übernahm Hein- rich Drasche die Ziegelfabrik seines Onkels Alois Miesbach am Wienerberg und baute sie zum größten Ziegelwerk Europas aus. Außerdem kaufte er zahlreiche Grundstücke an und ließ fast 400 Zinshäuser errichten – darunter den von Theophil Hansen geplanten Heinrichhof gegenüber der Hofoper. Um die Jahrhundertwende beschäftigen die 1869 in eine Aktiengesellschaft umgewandelten Zie- gelwerke etwa 8000 Arbeiter. Die Arbeitsbe- dingungen waren allerdings berüchtigt und wurden durch Studien Victor Adlers über „die Sklaven vom Wienerberg“ öffentlich bekannt. 1870 wurde Drasche in den Adels- stand erhoben. Nach seinem Tod 1880 über- nahm sein Sohn Richard das Unternehmen.

Theophil Hansen – Das Gesamtkunstwerk Theophil Hansen widmete sich im Rah- men seiner Tätigkeit als Architekt in Wien auch der kompletten Innenraumgestaltung, die die gesamte Bauausstattung, Fenstergitter, Geländer, Beleuchtungskörper, Tapeten und Möbel umfassen konnte. Durch seine Aus- bildung in Kopenhagen und einen mehrjähri- gen Aufenthalt in Athen verfügte Hansen bereits über das nötige Rüstzeug als Gestal- ter von Gebrauchsgegenständen. Bei seinen Möbelentwürfen wandte der Architekt eine persönliche Formensprache an, die sich durch eine klare, sehr feine Detaillierung, der konsequenten Tektonik des Gesamtauf- baus und der Einbeziehung von vollplasti- schen Einzelmotiven wie Akanthusranken, Delphinen, Sphingen oder Putti auszeichnet. Hansen entwickelte seine Möbelentwürfe immer für konkrete Auftraggeber und im direkten Bezug zu den von ihm gestalteten Räumen. Abgesehen von den bereits ange- führten Bankiersfamilien zählen auch Kunst- handwerker und Industrielle, die als Produ- © Rupert Steiner/ courtesy of OFID zenten hochwertiger kunstgewerblicher Er- Der Innenhof des Palais Erzherzog Wilhelm zeugnisse aktiv an der Wiener Kunstgewer- bereform beteiligt waren, zu Hansens Auf- schmack wie Erzherzog Leopold Ludwig, in Tischtücher, aber auch Schmuckstücke und traggebern. Diese betrauten Künstler sowohl dessen Schloß Hernstein er auch für die besondere Ehrengaben wie Pokale und mit der Gestaltung ihrer Produkte als auch bewegliche Ausstattung – vom Altargerät bis Prunkeinbände. Dadurch war Hansen mit den mit der Ausstattung ihrer Wohnungen und zur Schreibtischgarnitur – verantwortlich bedeutenden Firmen der Wiener Ringstraßen- Geschäfte. Mit Lobmeyr verband Hansen zeichnete. Theophil Hansen mußte dabei zeit in Kontakt: die Bronzewarenfabrik eine besonders intensive Zusammenarbeit: seine gestalterischen Ideen mit den persönli- Hollenbach’s Erben, die erwähnte Glasfirma neben zahlreichen Glasgegenständen für die chen Wünschen der Kunden in Einklang J.& L. Lobmeyr, der Juwelier A.E.Köchert, Firma entwarf der Künstler auch die Woh- bringen. Der konstruktive Aufbau und die der Silberschmied Mayerhofer & Klinkosch nungseinrichtung des Firmenbesitzers Lud- Auseinandersetzung mit Vorbildern und Stil- u.a. wig Lobmeyr. zitaten waren dem Künstler auch bei den In der Ausstellung werden Möbel und Die Auftraggeber spielten insgesamt eine kunstgewerblichen Arbeiten ein Anliegen. Objekte aus dem Palais Epstein, aus der wesentliche Rolle. Simon Georg Freiherr Darüber hinaus lieferte er Entwürfe für Wohnung Lobmeyr und aus Schloß Hern- von Sina d.J. vertraute ebenso Hansens Ge- Tischgerät, Bestecke, Glasservice, Geschirr, stein in NÖ zu sehen sein.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 103 Architektur © MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst

oben: Bett für Erzherzog Leopold aus dem Schloß Hernstein (1856-1876). Mit Erzherzog Leopold hatte Hansen schon früh in Wien einen seiner wichtigsten Auftraggeber gefunden, für den er im Rahmen des 1856 in Auftrag gegebenen Schlosses Hernstein auch die komplette Innenausstattung und zahlreiche Dekorationsgegenstände schaffen konnte. Die Vorliebe für figürlichen Dekor und reiche Ornamentik wurde als »griechische Renaissance« bezeichnet.

rechts: Diadem, Entwurfszeichnung. Mehrere Entwürfe von Hansen entstanden auch für den K.u.K.Hof- und Kammer- juwelier A.E.Köchert und waren auf der Weltausstellung in Wien 1873 zu sehen. Dabei konnte Hansen seine von der Antike inspirierte persönliche Formensprache umsetzen, wie an dem Diadem Byzantine mit Palmetten und dem Set mit Schwänen, bestehend aus Collier und dazu gehörigen

Ohrgehänge, zu erkennen ist. © A. E. Köchert, Repro mit freundlicher Genehmigung aus „Jewellery Design 1810-1940“

Eine vielschichtige Beziehung: 1900 mit dem Gebäude der Postsparkasse gelingen. Architektonisch Theophil Hansen und Otto Wagner und stilistisch alle Wagnerschen Vorstellungen von „Moderne“ innen Otto Wagners Auseinandersetzung mit dem Klassizismus und und außen dem Betrachter präsentierend, bleiben trotz seiner totalen Theophil Hansen zeigen sich deutlich in Wagners früher Schaf- Absage an den Historismus bei der Postsparkasse wichtige fensperiode – hier finden sich bei Wagner sogar zitathafte Übernah- Verbindungen zu Theophil Hansen weiter bestehen. Wie das Par- men Hansenscher Lösungen. Das ist auch nicht weiter verwunder- lament ist auch die Postsparkasse durchdrungen von der Idee des lich. Wagner fungiert ab 1868 beim Hansenschen Palais Epstein, in Gesamtkunstwerkes – Otto Wagner entwirft hier ebenso jedes Möbel dem Hansen idealtypisch die Gestaltungsprinzipien des Wiener selbst; alle Interieurs bis zu den Türklinken und Teppichen werden Zinspalais an der Wiener Ringsstraße ausformuliert, als ausführender nach seinen Entwürfen eingerichtet. Aus dem Diskurs mit den Baumeister. Hier hatte sich Wagner erstmals mit der Bauaufgabe des Gestaltungsprinzipien von Theophil Hansen kommt Wagner zu sei- großbürgerlichen Zinspalais auseinanderzusetzen. Er lernt nicht nur, ner modernen Architektur. wie der Grundriß der noblen Beletagewohnung für den Bauherrn Zur Ausstellung wird ein Katalog erscheinen, herausgegeben von mustergültig zu organisieren und dessen Repräsentationsanspruch Monika Wenzl-Bachmayer, mit Beiträgen von Wolfgang Förster, nach außen mit der Fassade einzulösen sind, sondern insgesamt, wie Peter Haiko, Eva P. Ottillinger, Ulrike Scholda und Georg Töpfer. Er ein vielschichtiges funktionales und gleichzeitig repräsentatives wird rund 160 Seiten und etwa 200 Abbildungen enthalten. Ganzes darüber hinaus zu einem Gesamtkunstwerk wird und dies, ohne die bei einem Zinspalais immer eine Rolle spielenden ökono- Theophil Hansen 1813 – 2013. mischen Überlegungen zu vernachlässigen. Ein Stararchitekt und seine Wohnbauten an der Wiener Ringstraße Ideal und monumental verwirklicht hat Theophil Hansen seine ISBN 978-3-200-02646-9 Konzeption eines Gesamtkunstwerkes mit dem historistischen Er wird im Shop des WAGNER:WERK Museums erhältlich und per Monumentalbau an der Wiener Ringstraße schlechthin, dem Wiener Mail bestellbar sein unter mailto:[email protected] „ Parlament. Ein solches Bauwerk wird Otto Wagner erst kurz nach http://www.ottowagner.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 104 Kultur »Brot & Wein« Niederösterreichische Landesausstellung 2013 in Asparn an der Zaya und Poysdorf von 27. April bis 3. November 2013

Jahre spannende Kulturge- 8000schichte werden mit der Nie- derösterreichischen Landesausstellung 2013 unter dem Titel „Brot & Wein“ lebendig. In Asparn an der Zaya wird die knusprige Ge- schichte des Brotes aufgeschnitten und in Poysdorf die würzigpfeffrige Geschichte des Rebensaftes eingeschenkt. Noch nie wurden diese beiden Themen derart umfassend dar- gestellt und mit modernsten Methoden der Ausstellungsgestaltung zusammengeführt. Vor der malerischen Kulisse der Weinviertler Kellergassen begeben sich die BesucherIn- nen an die Orte des Geschehens dieser faszi- nierenden Kapitel der Menschheitsge- schichte.

Museum 2.0: Geschichte und Genuß erleben In der Präsentation kulturgeschichtlicher Themen setzt die Niederösterreichische Lan- desausstellung 2013 neue Maßstäbe. Mit 600 aussagekräftigen Exponaten von insge- samt 130 LeihgeberInnen im Urgeschichte- museum Niederösterreich in Asparn an der Zaya sowie im architektonisch beeindrucken- den Ausstellungsgelände der Weinstadt Poysdorf werden die Themen „Brot“ und „Wein“ mit zahlreichen interaktiven Statio- nen in Szene gesetzt. QR-Codes, ein „Ich- über-mich“-Album und ein Ausstellungsbe- gleiter bieten zusammen mit 65 Kulturver- mittlerInnen und dreisprachigen Raumtexten Foto: NÖ Landesausstellung / Manfred Horvath (Deutsch, Englisch, Tschechisch) eine opti- Die faszinierende Geschichte der Region wurde nicht nur im Schloß Asparn, sondern male Begleitung durch die Schau. auch in einem ausgedehnten Freibereich präsentiert. Im Rahmen des Vermittlungskonzeptes Asparn an der Zaya: sucherInnen dank dieser Objekte erlebbar treten Exponate, KuratorInnen, Objekte, Steinzeitarchitektur und wissen- gemacht. Die Niederösterreichische Landes- LeihgeberInnen und BesucherInnen in einen schaftliche Zukunftsmusik ausstellung 2013 ist für das Urgeschichte- Dialog. Die Gäste der Landesschau sollen Mit dem Aufbau eines Museums für Ur- museum Niederösterreich nun ein wichtiger also nicht nur Wissenswertes über „Brot & geschichte ging das Land Niederösterreich weiterer Schritt auf dem Weg zu einem Zen- Wein“ erfahren, sondern vor allem ihren in Asparn an der Zaya im Jahr 1967 neue trum für Ur- und Frühgeschichte, das hier eigenen Zugang zum Thema entwickeln. Wege. Die faszinierende Geschichte der Re- 2014 entstehen und wissenschaftliche Kom- Unter dem Titel „Brot – Der andere gion wurde nicht nur im Schloß Asparn, son- petenz in die Region bringen soll. Blick“ und „Wein – Der andere Blick“ lädt dern auch in einem ausgedehnten Freibe- Ein moderner Panoramalift, der einen die Niederösterreichische Landesausstellung reich präsentiert. Die originalgetreue Rekon- einmaligen Blick über das Freigelände eröff- 2013 sonn- und feiertags um 13:30 Uhr an struktion urgeschichtlicher Bauten ermög- net, bringt die BesucherInnen zum Aus- beiden Standorten zu Experimenten für alle licht wesentliche wissenschaftliche Erkennt- gangspunkt: Im Dachgeschoß startet die Aus- Sinne ein. Im „Brotlabor“ in Asparn an der nisse. Die so genannte „experimentelle Ar- stellung in einem Supermarkt. Über die Be- Zaya wird geknetet, gefühlt, gerochen und chäologie“ hilft bei der praktischen Arbeit dienung eines Barcode-Scanners wird deut- geschmeckt. In der „Genußwerkstatt“ in mit urgeschichtlichen Werkzeugen, neue lich, daß das so genannte „Neuromarketing“ Poysdorf wird der Geschmackssinn bis hin Erkenntnisse über diese Zeit zu gewinnen. mit den Instinkten der einstigen Jäger und zur Sinnestäuschung ausführlich getestet. Gleichzeitig wird diese Epoche für die Be- Sammlerinnen arbeitet. Sogleich wechselt

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jungsteinzeitlichen Langhauses dem größten Exponat der Niederösterreichischen Landes- ausstellung 2013 begegnen.

Poysdorf: Weinstadtidylle und Geschmackserlebnis Als Zar Alexander I. von Rußland auf dem Weg zum Wiener Kongreß 1814 in Poysdorf Station machte, schmeckte ihm der hiesige Wein so gut, daß er sich diesen fortan an den Zarenhof liefern ließ. Kein Ort eignet sich also besser als die Weinstadt Poysdorf, um die ebenfalls 8000jährige Kulturgeschichte des Weines in all ihren Facetten zu beleuch- ten. Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Festhalle mit einer vielsprachig gestalteten Fassade. Im Inneren stimmt die Festhalle mit einer Reihe von interaktiven Stationen für alle Das Zubereiten von Brot will gekonnt sein, vor allem auch die Gewinnung von Sinne auf das Thema ein. Sie erzählt über Mehl mittels jahrtausendealter Hilfsmittel. Weinlandschaften in Mitteleuropa, über man an einen bedeutenden Punkt der Ge- Schlaglichter. In nachdenklicher Stimmung Wein in Film, Musik oder Literatur, über das schichte, der auch den Anfang der Siedlun- werden die BesucherInnen nun in den Frei- Gesamtkunstwerk Wein oder lädt zum Zeit- gen in Niederösterreich markierte. Die so bereich entlassen, wo sie in Gestalt des vertreib auf einem Traubenspielplatz ein. genannte „Neolithische Revolution“ machte den Menschen seßhaft. Mit dem Anbau von Getreide gelangte das Brot auf den Speise- plan des Menschen, das in der Region des heutigen Weinviertels nachweislich bereits vor 8000 Jahren gebacken wurde. In einem originalgetreu rekonstruierten Ofen im Frei- bereich wird dieses Brotbacken auch den Gästen der Landesschau möglich sein. In thematischen Kreisen geht nun die fas- zinierende Zeitreise mit anschaulichen Ex- ponaten wie einem 3000 Jahre alten Brotlaib aus Ägypten weiter. Die religiösen Aspekte des Brotes werden über die Jahrtausende genauso beleuchtet wie der Berufsstand der Bäcker und Müller, die Zusammenhänge von Brot, Brei, Wein und Bier oder die Ge- schichte des Pfluges. Historische Ereignisse wie das so genannte „Massaker von Schletz“ in der Jungsteinzeit belegen erste bewaffne- te Konflikte um die Nahrungsmittelver- sorgung bis hin zu den Kriegen im vergan- genen Jahrhundert, in denen Brot und vor allem der Entzug von Brot zum Kampfmittel wurde. Voller Widersprüche zeigt sich die Dar- stellung des Lebensmittels „Brot“ im 21. Jahrhundert. Eine neue Genußkultur rund um Biolebensmittel steht den mächtigen Diskontern gegenüber. Nahrungsmittelkon- zerne designen die Superfrucht, während die historische Sortenvielfalt eine Renaissance erlebt. Genfood und Wasserknappheit, Bio- Fotos: NÖ Landesausstellung / Manfred Horvath energie versus Nahrung, der Lebensmittel- In der Weinstadt Poysdorf wirde die 8000jährige Kulturgeschichte des Weines in überschuß und Hungersnöte werfen weitere all ihren Facetten beleuchtet. Im Bild: das Weinstadtmuseum.

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dorf besucht, darf sich einen Spaziergang durch die Kellergasse und ein Gläschen Grü- nen Veltliner nicht entgehen lassen. Denn der Weinviertel DAC ist neben den Keller- gassen das Markenzeichen der Region.

Wiederkommen: Die Landesausstellung und mehr Neben den Ausstellungsstandorten Asparn an der Zaya und Poysdorf sind Schloß Wolkersdorf, das Museumszentrum Mistel- bach, die Thermenstadt Laa an der Thaya, das Museumsdorf Niedersulz und das Regionalmuseum in Mikulov (Tschechien) Partner der Niederösterreichischen Landes- ausstellung 2013. Sie bieten neben einem thematisch passenden Programm auch Er- mäßigungen mit dem Landesausstellungs- Ticket an. 139 Betriebe, unter ihnen Bäcke- reien, Beherbergungsbetriebe, Direktver- markterInnen, GastronomInnen, regional- wirtschaftliche Betriebe und WinzerInnen, haben sich zu „Regionspartnern Weinviertel“ zusammengeschlossen. Sie wollen die Gäste der Niederösterreichischen Landesausstel- lung 2013 gebührend empfangen. Mit der Ausstellung „Brot & Wein“ macht auch das Viertelfestival Niederöster- reich im Weinviertel Station und sorgt für ein vielfältiges und umfangreiches kulturel- les Programm in der Region. Nicht nur ein

Foto: NÖ Landesausstellung / Manfred Horvath Ausflug zur Niederösterreichischen Landes- Den Wein erleben am unmittelbaren Ort seines Ursprungs: Auch in den Poysdorfer ausstellung 2013 ist also gefragt: ein Wein- Kellergassen erfährt man alles, was es über den Rebensaft zu wissen gibt. viertel-Urlaub wäre die ideale Variante. Eine interaktive Wahrnehmungsstation the- Weinkultur im 21. Jahrhundert führt schließ- matisiert die Folgen des Alkoholmißbrauchs. lich unmittelbar in die Gegenwart. Auch das Das Weinviertel vor den Vorhang Ein Innenhof mit „Wein-Hüter“, einem Trau- Verfälschen von Wein hat Geschichte, die Im Weinviertel wird die Verbindung von bendach und einer Station über die Heraus- den BesucherInnen nicht vorenthalten wer- Kultur, Genuß und Lebensfreude besonders forderungen im Weinbau empfängt die den soll. Die Kapelle des ehemaligen Bür- spürbar: Ausgelassene Feiern, Weinfeste, Gäste. Ein ausgebauter Keller führt dann in gerspitals gibt nun den Anstoß, sich auch mit oder die Veranstaltungsreihe „Tafeln im das ehemalige Bürgerspital, das für die Lan- den religiösen Aspekten des Rebensaftes zu Weinviertel“ mit Spitzenprodukten und Spit- desschau in seine ursprünglichen räumlichen beschäftigen, von Dionysos über Bacchus zenköchInnen aus der Region erwarten die Strukturen rückgeführt wurde. Dort wird nun und Noahs unrühmliche Episoden aus dem Gäste. Das traditionelle Weinviertel Brot und die Geschichte des Rebensaftes chronolo- Alten Testament über den koscheren Wein saisonale Schmankerl sind Aushängeschil- gisch aufgerollt. Ein Weinetikett aus der bis hin zum Wein als Blut Christi. der der „Genußregionen“ des Weinviertels. ägyptischen Hochkultur thematisiert die Auch in Poysdorf rundet ein Freibereich Das Weinviertel verführt jedoch nicht nur Anfänge des Weinanbaus. Trinkgefäße aus das Ausstellungserlebnis ab. Ein dorfähnli- mit seinen kulinarischen Freuden und dem griechischer und römischer Zeit zeigen, daß ches Ensemble mit Schauweingarten, Preß- würzig-pfeffrigen Grünen Veltliner. Es bietet nicht nur die Eliten, sondern auch das Volk häusern und Schmiede lädt zum Entdecken auch eine einzigartige Landschaft. Die Wein- Wein trank. Im Mittelalter wurde die Kulti- und Verweilen ein. In den Gebäuden des straße Weinviertel führt auf 400 erlebnisrei- vierung des Rebensaftes zur klösterlichen Freibereichs ist auch die „Genußwerkstatt“ chen Kilometern durch malerisches, sanft Domäne, wovon Schriftwerke über den der interaktiven museumspädagogischen Pro- hügeliges Gelände und idyllische Weingär- Anbau von Wein zeugen. gramme untergebracht. Hier wird verkostet, ten, vorbei an stimmungsvollen Kellergas- In noch nie dagewesener Breite beleuchtet beschrieben, assoziiert, geraten, werden Ge- sen, urigen Weingasthöfen und Heurigen, die die Ausstellung die Geschichte des Weins an- rüche und Geschmäcker erlebt und beschrie- zur Einkehr einladen. Wer die genußvolle hand der Habsburger durch Renaissance, Ba- ben. Egal ob bei einer Traubensaftverko- Gelassenheit genießt und das Weinviertel und rock und Biedermeier. Die verwirrende Viel- stung, einer Geschmacksolympiade oder die WeinviertlerInnen schätzen lernt, der falt an Spezialweingläsern am Wiener Hof beim Geschmacksrad zählt viel mehr das kommt wieder. „ legt davon Zeugnis ab. Eine Installation über Experimentieren als das Ergebnis. Wer Poys- http://www.noe-landesausstellung.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 107 Kultur Wolken-Hommage im Leopold Museum Die Welt des Flüchtigen von Monet bis Warhol – von 22. März bis 1. Juli 2013 © The Samuel Courtauld Trust, Gallery, London Claude Monet, Herbststimmung in Argenteuil, 1873

ach der Erfolgsausstellung „nackte über Magritte zu Warhol, von Constable und tergrunderscheinung sind, sondern Haupt- Nmänner“ eröffnete am 21.03. die näch- Turner bis Richter einen Bogen von der akteure, oft sogar alleiniges Bildthema“. Das ste ungewöhnliche Ausstellung im Leopold „Erfindung“ der Wolken um 1800 bis zu Spiel von Wolken und Licht wird als Mittel Museum. Dem faszinierenden Thema Wol- Positionen der Gegenwart. „Die Aussage der Bildinszenierung eingesetzt, sorgt für ken widmet das Museum unter dem Titel Theodor W. Adornos, daß jedes Kunstwerk Dramatik und Bewegung. „Man kommt aus „Wolken. Welt des Flüchtigen“ die erste um- ein Augenblick ist, bewahrheitet sich in der dem Staunen schwer wieder heraus. 200 Jah- fassende Überblicksausstellung. Wolken-Ausstellung im doppelten Sinn“, so re Wolken und keine gleicht der anderen“, ür Leopold Museum-Direktor Tobias G. Natter. wie es die APA treffend formulierte. FNatter geht mit dieser Schau ein langge- hegter Wunsch in Erfüllung, nämlich „das Wolken als Hauptakteure Wolken: Träger von schwer Faßbare der Wolken in Meisterwer- Die von Direktor Natter und Sammlungs- Empfindungen und Botschaften ken aus ganz Europa“ zu präsentieren. Ver- kurator Franz Smola kuratierte Ausstellung Bildschöpfungen von der Zeit der Ro- blüffenderweise waren Wolken bislang kaum nähert sich dem facettenreichen Thema Wol- mantik bis heute führen vor Augen, wie sich Thema einer eigenen Ausstellung obwohl sie ken in zwölf höchst unterschiedlichen The- Künstlerinnen und Künstler von Wolken in zahlreichen bedeutenden Kunstwerken menbereichen. Natter zu Konzept und Ziel nicht nur inspirieren ließen, sondern Wol- eine entscheidende Rolle spielen. Nun span- der Wolken-Schau: „In der Ausstellung geht kendarstellungen zentral ins Bild rückten und nen mehr als dreihundert Werke, von Monet es um Bilder, in denen Wolken nicht nur Hin- sie zu Trägern unterschiedlicher Empfindun-

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Die Erfindung der Wolken um 1800 Daß der für die Schau ausgewählte Zeit- raum – 1800 bis heute – nicht zufällig ge- wählt wurde, erklärt Kurator Franz Smola: „Ausgangspunkt der Ausstellung ist die sprichwörtliche ,Erfindung‘ der Wolken in Kunst und Wissenschaft.“ Erst um 1800 wer- den sie naturwissenschaftlich erforscht und erhalten die noch heute gültigen Namen und Klassifizierungen. Davor galten Wolken als nicht faßbar, flüchtig und regellos. Parallel zur wissenschaftlichen Recherche fand auch die Malerei einen völlig neuen Zugang zur Thematik. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts widmen sich Künstler auffallend intensiv der akribisch-realistischen Darstellung von Wol- ken. Bahnbrechend sind etwa die herausra- genden englischen Landschaftsmaler Wil- liam Turner und John Constable – der wohl wichtigste Wolkenmaler überhaupt, ebenso

© Musée d´art et d´histoire, Ville deGenève Caspar David Friedrich, der Hauptvertreter Ferdinand Hodler, Der Thunersee mit symmetrischen Reflexen, 1909 der deutschen Romantik.

gen und Botschaften machten. Dabei treffen gen zu Menetekel. Lichterfüllte Wolkenstu- Himmel der Impressionisten – Zeichen poetischer Leichtigkeit und roman- dien treffen auf Industriewolken, Fiktion auf Wolke als Ornament tischer Interpretationen auf bizarre Gebilde, Wirklichkeit, Naturkatastrophen auf atoma- Meisterwerke von Claude Monet, Alfred werden geheimnisvolle Himmelserscheinun- ren Fallout. Sisley, Vincent van Gogh, Paul Cézanne u.a. © Kunstsammlungen Chemnitz Carl Gustav Carus, Blick auf Dresden bei Sonnenuntergang, um 1822

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 109 Kultur © The National Gallery, London. Bought 1982 Claude Monet, La Gare Saint-Lazare, 1877 richten den Blick auf den lichtdurchdrunge- Henri Cartier-Bresson, Hugo Henneberg, sind hier nicht, was sie scheinen. Die Meta- nen „Himmel der Impressionisten“. Wie um Heinrich Kühn, Gustave Le Gray, Edward morphose der Wolken ist das Spiel zwischen 1900 „Wolken als Ornament“ eingesetzt Steichen und Alfred Stieglitz sowie zeitge- bizarrer Verfremdung und dem Triumph des wurden, zeigen Werke von Ferdinand Hod- nössische Arbeiten von Six & Petritsch, Unberechenbaren, erlebbar in der Ausstel- ler, Kolo Moser etc. Die ästhetisch verfei- Olafur Eliasson u.v.m. lung durch herausragende Beispiele der sur- nerte Stilkunst verwandelte Wolken in orna- realistischen Kunst von René Magritte oder mentale Arabesken. Der Weg führte über die Über den Wolken: Der Blick Herbert Bayer. formale Reduktion hin zu geometrischer aus der Vogelperspektive Umdeutung. Neue Perspektiven bringt das frühe 20. Gewitterwolken Jahrhundert, als die ersten Wolkenkratzer in Wolken bestimmen den Himmel auf Fotografie: Das Festhalten den Himmel und über die Wolken hinaus unterschiedlichste Art und Weise, etwa als flüchtiger Natureindrücke schießen. Ursprünglich war der Blick von Krönung harmonischer Abendstimmungen Für die Kuratoren Natter und Smola war oben unerschrockenen Bergsteigern und For- oder als Projektionsfläche für wildromanti- es ein besonderes Anliegen, der um 1840 ein- schern vorbehalten, die von hohen Gipfeln sche Sonnenuntergänge. Andererseits kann setzenden Fotografie in der Ausstellung aus den Blick auf nebelige Täler werfen konn- der sich verfinsternde, wolkenverhangene einen gewichtigen Stellenwert einzuräumen: ten. Durch die revolutionäre Technologie der Himmel auch ein sich bedrohlich aufbauen- Sie revolutionierte die Möglichkeiten für das Luftfahrt und die konsequente Weiterent- des Gewitter ankündigen. Ein perfektes Bei- Festhalten von Natur und ihrer flüchtigen wicklung der Fotografie werden Darstellun- spiel aus den Beständen des Leopold Mu- Phänomene. Früheste Wolkenstudien um gen von Wolken aus der Vogelperspektive seum ist der dunkle Wolkenturm in Gustav 1850 sind besonders prominent in der Aus- rasch populär. Klimts „Aufziehendes Gewitter“. stellung vertreten, ebenso piktorialistische Arbeiten um 1900. Im Rahmen der Schau Metamorphosen Ungeheure Schönheit und Menetekel sind Lichtbilder in einer Qualität und Viel- Für den Surrealismus sind Wolken durch Auch die von Menschen geschaffenen falt vertreten, wie noch in keiner anderen das keine Grenzen Respektierende, ihre Un- Wolkengebilde, Rauchschwaden aus Indu- Ausstellung des Leopold Museum zuvor. Zu bestimmtheit, das Traumhafte und Unwirk- strieschloten, der Dampf von Lokomotiven sehen sind Fotografien von Ansel Adams, liche von besonderem Interesse. Die Dinge oder aus Kühltürmen, zeugen von einer

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neuen Ära. Industriewolken werden zum Symbol eines rastlosen Werkens, können aber auch als Menetekel, als unheilverkün- dende Warnung und Zeichen für die Zer- störung der Natur verstanden werden. Selt- sam berührt uns die eigenartige Ästhetik und ungeheure Schönheit der Bilder von Naturka- tastrophen, etwa jene der Aschewolken von Vulkanausbrüchen. Rauchwolken bei Groß- feuern oder Aufnahmen von Atompilzen fü- gen sich scheinbar nahtlos in diese Reihe.

Clouds revisited: Fiktion und Wirklichkeit Wolkeninterpretationen von der Pop-Art bis heute sind Thema des letzten Schwer- punkts. Andy Warhol läßt in den „Silver Clouds“ eine Vielzahl mit Helium gefüllter Luftkissen frei durch den Raum schweben. Die „Silbernen Wolken“ sehen nicht nur wie glitzernde Warenartikel aus, sie dürfen auch berührt und bewegt werden. Dadurch wech- selt der Betrachter in die Rolle eines Konsu- menten. Bei Gerhard Richters Wolkenbil- dern handelt es sich eigentlich um abstrakte Kunstwerke. Die Bilder weisen Ähnlichkei- ten mit einem konkreten Wolkenbild auf, obwohl sie eben nicht nach einer fotografi- schen Vorlage gemalt wurden. Den Künstler interessiert, wie sich in einem abstrakten Malprozeß ein Resultat erreichen läßt, das Assoziationen zu Naturphänomenen, in die- sem Fall zu Wolken, erlaubt. Weitere Werke stammen etwa von Cory Arcangel, Anselm © Sammlung Fritz Simak, Wien Herbert Bayer, Collage, 1931 Kiefer, Eva Schlegel, Studio ++, Dietrich Wegner u.a. Ein Vitrinenband, das sich sign der sorgfältig gestalteten Plattenhüllen Wolken-Rahmenprogramm durch die gesamte Ausstellung schlängelt, überrascht durch grenzenlosen Erfindungs- Begleitend lädt ein vielseitiges Rahmen- zeigt Cover von Langspielplatten. Das De- reichtum. und Kunstvermittlungsprogramm ein, sich mit dem Thema „Wolken“ vertiefend zu be- fassen. Veranstaltungen wie Vorträge, Le- sungen, Künstlergespräche und Themenfüh- rungen beleuchten das Thema aus verschie- denen Blickwinkeln, von der Kunst- und Kul- turgeschichte bis hin zur Meteorologie. Zu- sätzlich bieten Schulprogramme, Workshops für Erwachsene und das LEO Kinderatelier die Möglichkeit, sich aktiv mit der Vielsei- tigkeit dieser Thematik auseinanderzusetzen.

Katalog Es ist ein umfangreicher von Tobias G. Natter und Franz Smola herausgegebener Ka- talog bei Hatje Cantz erschienen. Das Buch umfaßt 368 Seiten und 323 Abb., Verlags- ausgabe Hardcover mit Schutzumschlag (ISBN 978-3-7757-3588-9): Euro 40,90; Museumsausgabe: Softcover (ISBN 978-3-

© Courtesy the Conner Family Trust und Michael Kohn Gallery/VBK, Wien 2013 9503018-4-7): Euro 29,90. „ Bruce Conner, Crossroads (Filmstill), 1976 http://www.leopoldmuseum.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 111 Kultur Sattlers Kosmarama Eine Weltreise von Bild zu Bild – Ausstellung in der Hermesvilla im Lainzer Tiergarten von 11. April bis 3. November 2013 © Salzburg Museum Hubert Sattler: »Das Wildbad Gastein mit seinem herrlichen Wasserfall«, um 1834

it dem Zeitalter der Entdeckungen mas, wuchs Hubert Sattler in das Metier Mkam auch bei der breiten Bevölkerung eines Reisemalers und Schaustellers hinein. die Sehnsucht nach fremden Ländern auf. Die ganze Familie bereiste von 1829 bis Dieses neuartige „Fernweh“ wurde im 19. 1839 große Teile Nord- und Westeuropas per Jahrhundert nicht nur durch Reiseliteratur Schiff, um das Panorama von Salzburg in gestillt, sondern auch durch „Optische Zim- München, Wien, Prag, Hamburg, Berlin, Ko- merreisen“, bei denen spezialisierte Reise- penhagen, Amsterdam, Paris, Brüssel und maler Landschafts- und Stadtansichten aus anderen Städten auszustellen. Um 1840 aller Welt präsentierten. Einer der besten und übernahm Hubert Sattler die Leitung des erfolgreichsten Vertreter seiner Zunft war Unternehmens, das sich inzwischen auch auf Hubert Sattler (1817 - 1904). Erstmals seit Kosmoramen – großformatige Darstellun- langem wird eine größere Auswahl seiner gen geografischer und kulturhistorischer faszinierenden Bilder wieder in Wien ge- Besonderheiten aus aller Welt – spezialisiert zeigt, die Ausstellung in der Hermesvilla hatte. Da Sattler großen Wert auf authenti- entstand in Kooperation mit dem Salzburg sche Wiedergabe legte, war sein Repertoire

Museum. © Salzburg Museum unmittelbar von seinen Reisen beeinflußt, Als Sohn Johann Michael Sattlers, des Bildnis Hubert Sattler, 1875 auf denen er eigenhändig Skizzen anfertigte Schöpfers des berühmten Salzburg-Panora- von Sebastien Stief und in späteren Jahren zusätzlich Fotos er-

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warb. Zu Hause fertigte Sattler dann, von diesen Vorlagen ausgehend, großformatige Gemälde an.

Abenteuerlust und Geschäftssinn Im Frühjahr 1842 brach Hubert Sattler zu seiner ersten Studienreise auf, die von Kon- stantinopel über Syrien und den Libanon ins Heilige Land führte. Von September 1844 bis Februar 1845 bereiste er Ägypten, Nu- bien und den Sinai. Sattler bewies mit seiner Unternehmung sowohl Abenteuerlust als auch Geschäftssinn, da diese Länder seit je- her eine besondere Faszination ausgeübt hat- ten. Kein anderer österreichischer Künstler konnte zu dieser Zeit behaupten, Ägypten aus eigener Anschauung zu kennen – die Reisebedingungen verbesserten sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die orientalischen Kosmoramen beeindrucken

links: Hubert Sattler, Ansicht der Haupt- promenade Paseo Isabel Segunda in Havanna, 1854 (Ausschnitt) unten: Hubert Sattler, New York (von Long

© Salzburg Museum Island aus), 1854 © Salzburg Museum

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 113 Kultur © Salzburg Museum Hubert Sattler, Die tausend Inseln im St. Lorenz-Strom in Kanada, 1856

mit ihrer bis ins letzte Detail glasklaren Wie- und 1870 häufen sich bei Sattler, der sich bei Irving machten ihre Aufwartung. An- dergabe und zeigen uns den Künstler auf der der Auswahl stark von kommerziellen Er- schließend gastierte Sattler mit seinen Bil- Höhe seines Könnens. Italien lernte Hubert wägungen leiten ließ, die Gebirgsmotive. dern auch in Boston und Philadelphia. Sattler auf seiner Rückreise von Ägypten Vertreten sind vor allem die Gipfel- und Während dieser Schaustellungen malte er 1845 kennen. Anhand von datierten Skizzen Gletscherregionen der Schweiz, Frank- eine Reihe neuer Werke und fand Zeit, nach können wir seinen Weg über Malta, Messina, reichs, Südtirols und der Pyrenäen. Der Motiven für künftige Bilder Ausschau zu Taormina, Neapel, Sorrent, Pompeji, Rom, Künstler achtete darauf, daß Fels und Eis halten. Zu diesem Zweck bereiste er Teile Padua, Venedig und Genua verfolgen. Sehr zwar in überplastischer Schärfe hervortraten, der Vereinigten Staaten, Mexiko, die westin- ergiebig war auch eine Reise durch Spanien, aber nicht als unbezwingbar erschienen. An dischen Inseln und Yukatan. Die für heutige die 20 Jahre später stattfand und besonders der Beherrschbarkeit der Natur sollte kein Betrachter besonders erstaunlichen Stadtan- eindrucksvolle Ergebnisse bescherte. Zweifel aufkommen. sichten von New York, Boston und Mexico Eine besondere Vorliebe hatte Sattler für City wurden bald nach Sattlers Heimkehr Hafenansichten und Schiffe. Das hängt ein- Erfolg am Broadway 1854 fertiggestellt. erseits mit der größeren Bedeutung des Fluß- Hubert Sattler tourte unermüdlich durch Als Hubert Sattler sich 1870 zur Ruhe oder Seewegs zur damaligen Zeit zusam- Europa, um seine Kosmoramen vorzuführen. setzte, überließ er das Panorama sowie sämt- men, andererseits aber mit Sattlers persön- Neben Naturwundern wie dem Grand Canyon liche Gemälde der Stadt Salzburg unter der lichen Lebensumständen – er hatte ja bereits zeigten sie auch die wachsenden Städte der Bedingung, sie auch künftigen Generationen als Kind etliche Seereisen mit seiner Familie Welt wie New York, Mexico City oder Kairo. zugänglich zu machen, wofür eine eigene unternommen. Während Sattler sonst konse- Zum finanziellen Erfolg des Unternehmens Panorama-Rotunde im Salzburger Kurpark quent einen sachlichen Darstellungsstil trug der Verkauf von Klein- und Kleinstge- errichtet wurde. pflegte und ohne reißerische Elemente aus- mälden bei. Höhepunkt von Sattlers Karriere Die Auswahl von 40 Bildern für die Wie- kam, ließ er bei den Seestücken Ausnahmen war ein ausgedehntes Gastspiel am New ner Ausstellung wurde von Nikolaus Schaf- zu. Die Tatsache, daß auch regelmäßig An- Yorker Broadway („für ein überaus mäßiges fer, Kurator des Salzburg Museums, getrof- sichten von Gebirgslandschaften gezeigt Eintrittsgeld von 25 Cents für die Person“), fen. Die Publikationen des Salzburg Museums wurden, läßt auf den hohen Kurswert dieses Berühmtheiten wie die Sängerin Jenny Lind zur Ausstellung sind im Shop der Hermes- Themas in der breiten Öffentlichkeit schlie- und die Schriftsteller James Fenimore villa erhältlich. „ ßen. Besonders in den Jahren zwischen 1860 Cooper, William Thackeray und Washington http://www.wienmuseum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 114 Kultur Alle meschugge? Jüdischer Witz und Humor – von den Wurzeln bis in die Gegenwart – im Jüdischen Museum Wien von 20. März bis 8. September 2013 Foto: ORF Karl Farkas und Ernst Waldbrunn in ihrer 100. Doppelconference im ORF

ie Ausstellung „Alle meschugge? Chelm (vergleichbar mit den Schildbürgern) Eulenspiegel-Figur) über die Geschichten DJüdischer Witz und Humor“ zeigt im oder von Herschel Ostropoler (eine Till- Scholem Alejchems bis zu den oft rauen Jüdischen Museum Wien, einem Museum Jargon-Stücken der Berliner Herrnfelds und der Wien Holding, das breite Spektrum des der Budapester Orpheumgesellschaft. jüdischen Humors. Der Bogen spannt sich von seinen Wurzeln in Osteuropa bis zu Von den Wurzeln bis in die Gegenwart - Ephraim Kishon in Israel sowie Billie Wilder, große Weisheiten und tiefe Einsichten Mel Brooks oder Woody Allen in Holly- Die Ausstellung gliedert sich in sieben wood. Dem jüdischen Humor im Wien und große Themenbereiche. Sie beginnt bei den Berlin der Zwischenkriegszeit und nach dem Wurzeln des jüdischen Witzes, die in der jid- Zweiten Weltkrieg kommt dabei ein beson- dischen Sprache zu finden sind. Traditio- derer Stellenwert zu, die Zeit der Shoah und nelle Geschichten, überlieferte Anekdoten, des Exils wird ebenfalls thematisiert. aber auch das talmudische Denken tragen zum Verständnis des jüdischen Witzes bei. Humor als wesentlicher Quasi als Nebenprodukt jüdischer Weisheit Bestandteil jüdischen Lebens gelten Witz und Humor. Manch kluger Rab- Humor reflektiert das innerjüdische Ver- biner beginnt seinen Vortrag humorig, um so halten und spiegelt den Umgang mit einer die Aufmerksamkeit des Publikums zu oft feindseligen Umwelt. Er verändert sich wecken und auf sich zu ziehen. Sprachliche im Laufe der Zeit immer wieder und paßt Codes kommen dabei zum Einsatz und

sich den veränderten Lebensbedingungen Foto: Jüdisches Museum Wien transportieren im Idealfall große Weisheiten an. Jüdischer Humor reicht von den traditio- Jüdisches Kabarett der und tiefe Einsichten in der kleinstmöglichen nellen Geschichten der weisen Männer von Zwischenkriegszeit in Wien Form.

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Hochblüte jüdisch geprägter Unterhaltungskultur Einer der Schwerpunkte der Ausstellung ist die Hochblüte der Unterhaltungskultur in Wien und Berlin in der Zwischenkriegszeit: Kabarett, Revue und Film – Karl Farkas, Fritz Grünbaum, Hermann Leopoldi, Friedrich Hollaender, Kurt Tucholsky und Ernst Lubitsch; das „Simpl“ und das „Kabarett der Komiker“. Das NS-Regime verfolgt jüdische und nichtjüdische Stars – Ermordung in Konzen- trationslagern oder die Flucht ins Exil been- den die Ära der großen, jüdisch geprägten Unterhaltungskultur. Doch sogar in There- sienstadt und anderen Lagern wird Kabarett gespielt. Anders als Berlin kann das Wien der Nachkriegszeit an die jüdische Tradition des Humors anknüpfen, dafür stehen Namen George Tabori, Ignaz Kirchner und Gert Voss wie Georg Kreisler, Gerhard Bronner, Hugo Wiener und Karl Farkas.

Jüdischer Humor in seiner Vielfältigkeit Die Ausstellung „Alle Meschugge“ führt bis in die Gegenwart, wobei die Weiterent- wicklung des jüdischen Humors in Israel und den USA einen besonderen Stellenwert einnimmt. Sie zeigt Filmausschnitte, Ton- dokumente und Objekte aus Nachlässen der Größen des jüdischen Humors, aber auch Programmhefte, Kostüme, Requisiten und Archivalien, die dokumentieren, wie vielfäl- tig die Welt des jüdischen Humors ist. Eini- gen herausragenden Persönlichkeiten des jüdischen Humors werden eigene Bereiche gewidmet, in denen die Besonderheit ihres Schaffens vorgestellt wird. Die Kabarettisten Sigi Hofer, Hans Moser, Armin Berg und Adolf Glinger Umfangreiches Begleitprogramm Eine Fülle von Veranstaltungen im Jüdi- schen Museum Wien mit Persönlichkeiten wie Miguel Herz-Kestranek, Horst Maria Merz, Vera Borek, Georg Markus oder Bernd Jeschek wird die Ausstellung beglei- ten. Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Filmarchiv Austria, der Stiftung Deutsches Kabarettarchiv, dem ORF und der Wienbibliothek statt. Jeden Sonntag ist um 14.00 Uhr ein Film in der Ausstellung zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein reich illu- striertes Begleitbuch mit Essays, Porträts und wissenschaftlichen Beiträgen zum Preis von 34,95 Euro (ISBN 978-3-85002-825-7), das im Bookshop Singer im Museum erhältlich ist. „ Foto: Österreichisches Filmmuseum Foto: Sammlung Moniak und Hans Schreiber Foto: Burgtheater http://www.jmw.at Chico, Harpo & Groucho Marx

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 116 Kultur WoMen At War – k.u.k. Bilder 1914 – 1918 Sonder-(Foto)Ausstellung im Heeresgeschichtlichen Museum Wien von 14. März bis 29. September 2013

u Beginn des 20. Jahrhunderts hatten Zsich trotz zahlreichen Widerstandes be- reits durchaus neue Dienstleistungsberufe wie Verkäufer oder Sekretär auch für Frauen und Mädchen eröffnet, die zunehmend auch verstärkt in die bisher ausschließlich männ- lichen Büros strömten. In der Familie galt der Mann jedoch weiterhin als das alleinige Oberhaupt, dem primär die Rolle des Er- nährers zukam und dessen Anordnungen sich die Familie unterzuordnen hatte. Obwohl zahlreiche Institutionen sich darum bemüh- ten, gerade den Töchtern aus dem Bürgertum eine bessere Ausbildung zu ermöglichen, um ihnen damit letztlich auch zu mehr Un- abhängigkeit zu verhelfen, blieb für junge Frauen die Berufstätigkeit zumeist nur eine sehr kurze Phase, die mit der Eheschließung unmittelbar wieder ihr jähes Ende fand. Der Erste Weltkrieg sollte auf diese gesellschaft- lichen „Normen“ jedoch großen Einfluß Foto: HGM / Schalek In Österreich-Ungarn erfolgte der Einsatz von Frauen und Mädchen im Frontgebiet nehmen: ausschließlich auf freiwilliger Basis und dann, um etwa durch die feindlichen Bei Kriegsausbruch 1914 herrschte zu- Linien zu schleichen und Informationen über den Gegner zu sammeln. nächst noch eine aus heutiger Sicht schier unverständlich anmutende Kriegsbegeiste- rung, die nachhaltig von der Kriegspropa- ganda aufrechtzuerhalten gesucht wurde. Beliebte Motive bildeten dabei immer wie- der Frauen in patriotischer Darstellung, die man sich auf diese Art für die Kriegsführung zunutze machte. Andererseits erschienen ge- rade Frauen und Kinder bei Kriegsbeginn besonders schutzbedürftig. In Wirklichkeit bedeutete der Abschied von dem in den Krieg ziehenden Mann, so schmerzlich er auch sein mochte, einen weiteren, wichtigen Schritt zur Aufwertung der Frau, da sie nun- mehr allein die Familie und damit die Existenz selbiger sichern mußte. Ihr oblagen damit aber auch das alleinige Sorgerecht um die Kinder sowie die wirtschaftliche Verant- wortung für Wohnung, Haus oder Hof. Mit Fortdauer des Krieges wurde dieser Kampf Foto: HGM um das tägliche Überleben immer schwieri- Zwei Frauen als Kriegsfreiwillige an der Front, Ukrainische Legion ger. Der Unterhaltsbeitrag, den der Staat den Familien Eingerückter bezahlte, reichte kaum vereinen, die sich an der „Heimatfront“ en- nung zahlreicher Ehepaare und Beziehungen zum Leben aus. Die wichtigste Aufgabe der gagierten, um Geld und Sachspenden zu führte zu einer immer stärkeren Sehnsucht Ehefrau und Mutter wurde daher die sparsa- sammeln. der Soldaten nach den Daheimgebliebenen me Haushaltsführung. Unterstützung kam Der Krieg beeinflußte zunehmend auch bzw. umgekehrt fehlten in der Heimat den hier primär von verschiedenen Frauen- die Sexualmoral. Gerade die räumliche Tren- Frauen vielfach die Partner. Eine Auslage-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 117 Kultur rung sexueller Beziehungen war die unmit- telbare Folge. Ein Umstand, der vor allem bei Frauen moralische und zum Teil auch juristische Sanktionen nach sich zog, da dies im Krieg geradezu als „unpatriotischer Akt“ gegenüber den Soldaten an der Front betrachtet wurde. In Österreich-Ungarn erfolgte der Einsatz von Frauen und Mädchen im Frontgebiet ausschließlich auf freiwilliger Basis, sei es, daß sie durch die feindlichen Linien schli- chen, um Informationen über den Gegner zu sammeln, sei es, daß sie die kämpfenden Truppen mit Lebensmitteln und Wasser in ihren jeweiligen Stellungen versorgten oder daß sie in zivilen und militärischen Dienst- stellen eingesetzt wurden, um so die benö- tigten Männer für die Front freizumachen. Im Grunde war aber weder in der k. u. k. Armee oder der k. k. Landwehr noch in der k. u. Honvéd der Einsatz weiblicher Solda- ten als regelrechte Kombattanten vorgesehen und auch nicht erwünscht. Allein der Krieg Eine der vielen Aufgaben, die Frauen zu erfüllen hatten, bestand in der Behand- lung und Pflege von verletzten Kriegsheimkehrern. erforderte den Einsatz zahlreicher Frauen in der Verwundeten- und Krankenpflege, teil- weise auch direkt an der Front. Um die rasch steigenden Verlustziffern auszugleichen, wurden immer mehr Männer in den Krieg geschickt, und Frauen drangen daher – zumeist nolens volens – in Tätig- keitsfelder vor, die bisher ausschließlich nur für Männer in Betracht gezogen worden waren. So gehörten bald Tramwayfahrerin- nen, Briefträgerinnen oder Straßenarbeite- rinnen zum gewohnten Alltag während des Krieges. Die Frauen drängten zu dieser Ar- beit, allerdings nicht nur aus Patriotismus, sondern vielmehr auch aus der Not heraus. Denn sie trugen im Grunde die Hauptlast an der Heimatfront. Überall dort, wo der Bedarf oder die Nachfrage am größten war, wurden Frauen verpflichtet – mit einer niedrigeren Entlohnung. Argumentiert wurde dieser Um- stand zumeist damit, daß Frauen auf Grund ihrer schwächeren körperlichen Konstitution Fotos: HGM weniger leisten würden. Wesentlich schwerer war jedenfalls die Arbeit in den Munitionsfabriken; das Bild zeigt Frauen in den Skodawerken Pilsen beim Ausladen von Geschoßen. Diese letztlich kriegsbedingt außerhäusli- che Berufstätigkeit sahen manche Frauen dumm – aber zur Arbeitspflicht für das Krieg- Arbeit der Männer betrachtet worden war aber oftmals auch als Chance für Unabhän- führen gescheit genug“ und stellte fest: „Als und den Heimkehrern gegenüber den weib- gigkeit und Selbstverwirklichung. Viele gin- Männerersatz haben die Frauen überall Ver- lichen Arbeitskräften letztlich wieder der gen daher aus dem Ersten Weltkrieg mit ge- wendung gefunden, wo menschliche Arbeit Vorzug gegeben wurde. stärktem Glauben an sich selbst heraus und gebraucht wird. Schweres und Unmenschli- Die Texte und Fotos dieser Ausstellung meinten, einen gewaltigen Schritt auf dem ches haben die arbeitenden Frauen im Krieg basieren primär auf der ursprünglich von den Weg zur Gleichberechtigung getan zu haben. erduldet. Die hergebrachten Redensarten aber Dolomitenfreunden im Museum Kötschach- Bei der Frauentagsversammlung vom 24. von der Frau, die ins Haus gehöre, könnte Mauthen im Jahr 2011 realisierten Sonder- März 1918 in der Wiener Volkshalle faßte man endlich aufgeben …“ Allein die Realität ausstellung „Frauen im Krieg“ und wurden die Frauenrechtlerin Adelheid Popp in ihrem sah anders aus und bald mußten die Frauen durch Sammlungsbestände des Heeresge- Referat die Situation der Frauen mit folgen- erkennen, daß die erbrachten Leistungen schichtlichen Museums ergänzt. „ den Worten zusammen: „Zum Wählen zu vielfach doch nur als billiger Ersatz für die http://www.hgm.or.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 118 Kultur Ayasha tanzt Über ein beeindruckendes Buch – und dessen weltweit erstmalige Verwandlung in eine multimediale und interaktive App für IPad & Co.

Von Christa Mössmer. Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer »Ayashas Tanz« wird von Dimitra Loes-Fellner dargestellt – und ist auch auf youtube zu sehen (Link am Ende des Beitrags).

eon Wille ist der Protagonist in diesem phie. Und er findet auch hochlyrische Ge- LRoman. Seine Frau Edda stirbt bei der Zeitleer unter’m gebeugten dichte, die seine Tochter verfaßt hat. Nie- Geburt ihrer Tochter. Einmal erklärte sie Himmer, komm ich aus morgen mand würde sie der Feder eines jungen Mäd- Leon, kurz vor ihrem Tod, „sie sei davon und gestern, alle Leben im Kopf. Es chens zuordnen… überzeugt, in einem vergangenen Leben ihre war einmal: Drei Worte aus Wolfgang Katzer gelingt es mit erzähleri- Tochter gewesen zu sein (...) und sie habe Immersein, Lichttränken im Dunkel, scher Lebendigkeit, den Alltag zwischen gei- geschrieben, nachts, wenn alle schliefen“. stigen Höhenflügen von philosophischen schläft im Gedächtnis das, was sein Es ist deshalb ein außergewöhnliches Buch, Weisheiten und Mythen einzubetten – bis hin weil es über unser gewöhnliches Denk- bzw. wird, gerade so, wie das, was war, zu exellentem Humor: Wenn es kein Fleisch Sehvermögen hinausführt, obwohl die ganze und keiner weckt es. Steht die mehr gibt, fressen wir Vegetarier. Der Leser Geschichte in einem durchschnittlichen bür- Neugier morgens mit uns auf, und wird unterhalten, wird angeregt und berührt gerlichen Milieu spielt. Der Witwer steht al- geht als Ahnung abends dann mit von der Erzählung über das autistische Mäd- so nach dem Tod seiner Frau mit seiner Toch- uns zu Bett, läuft uns im Schlaf chen namens Ayasha. Es spielt keine Rolle, ter alleine da, wobei diese kein gewöhnliches übers Meer, und kennt statt Jahr ob er seine Tochter gerade mit dem Auto zur Kind ist: Sie ist autistisch und hochbegabt. Schule fährt, sich später in einem Hotel mit und Tag nur jetzt und immer. Eines Tages findet Leon ein Video auf seiner Geliebten trifft und sie sich unterhalten dem Internet-Videokanal youtube, das seine Streichle mich, Sehnsucht, sing mir über „die Hopi-Indianer, nach deren Glau- Tochter beim Tanzen zeigt. In ihrem Zim- von Mondschnee und Dunkelsonne, ben die Welt bisher schon dreimal unterge- mer, das sie mit seiner Videokamera selbst wenn nachts die Hähne krähen. gangen war, weil sie ihrem Schöpfer immer aufgezeichnet hat. Und das ohne Musik, Ayasha wieder mißfallen hatte, was Wille nachfüh- medidativ und atemberaubender Choreogra- len konnte – hätte er sie locker ein viertes

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Mal untergehen lassen –, sie unterhalten sich weiter über Sternschnuppen, Gelsen und die psychodynamischen Voraussetzungen der Entstehung des Montheismus bei Sloter- dijk“, es bleibt die ganzen 500 Seiten span- nend und lesenswert. Die wißbegierigen Le- serInnen seien noch darauf hingewiesen, daß die psychodynamischen Voraussetzungen der Entstehung des Montheismus im Essay „Gottes Eifer“ von Peter Sloterdijk nachzu- lesen sind. Man wird einfach neugierig, wenn man das Buch sozusagen auch außerhalb weiterzulesen versteht. Ich habe beim Lesen dieses Buches zwei verschiedene Gangarten eingeschaltet. Zu- erst den leichtfüßigen Gang, mit dem ich die Geschichte eines mehr als hochbegabten autistischen Mädchens verfolge, deren En- gel – nach einer chassidischen Legende – sie bei der Geburt nicht küßte, was so viel bedeutet, daß sie all ihr Wissen über diese Foto: Wolfgang Katzer Wolfgang Katzer, Musikkomiker und Buchautor, mit seinem Buch »Ayasha tanzt« Welt beibehielt. Denn der Kuß hätte Verges- sen ausgelöst und Ayasha hätte beginnen Dann einen langsamen Gang, für jene Text kursiv dargestellt. Kostprobe: „Kein müssen, wieder alles zu lernen – wie jedes Texte, die das Mädchen im Alter von sieben Leben wird das andere sein (…) und doch neue Menschenkind auch. Jahren geschrieben hat. Im Buch wird der bestehen sie aus ich, der ich für sie nie gewe- sen bin, …“ oder „Steig in mich, Liebe, ich hab dich erwartet wie ein Kind die Mutter, hab deine Augen gesehen, Seele, als der Morgen blühte und der Mond fiel.“ Auch hier berührt die Lyrik – und läßt innehalten. Ich selber habe zuerst „die Seiten zwi- schen zwei Deckeln“ gelesen und war sehr gespannt auf die neue Art des App-Book, das es in dieser Form nun erstmals gibt.

Das App-Book „Immer wieder werde ich gefragt, wo der Unterschied zum ,Lesebuch‘, zum Hörbuch liegt“, sagt Autor Wolfgang Katzer. „Das App-Book soll keine Fortsetzung eines Ro- mans sein mit anderen Mitteln, sondern eine Bereicherung, eine Vervielfältigung durch die Möglichkeiten, die uns die Technik heute bietet.“ Und das äußerst innovative und kre- ative Team rund um Katzer, eine Gruppe von offensichtlich empfindsamen jungen Men- schen, hat ein ganzes Jahr lang höchst pro- fessionell daran gearbeitet und jede Menge dieser neuen Technik eingesetzt – und doch bleibt sie unaufdringlich und wirkt selbstver- ständlich. „App-Books gibt es ja schon in je- der Form, nicht aber so, wie wir es hier bie- ten“, sagt Katzer. „Es gibt App-Books zu Comics in den USA, es gibt – in Ansätzen – welche zu Phantasy-Romanen und Kinder- büchern. Es gibt sie aber nicht über ernsthaf- te Literatur, wie wir sie bieten können – über ,Ayasha tanzt‘ – in dieser multimedialen und

© Ibera Verlagsges.m.b.H. interaktiven Form.“

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Das Buch selbst gibt es ja schon seit über zwei Jahren, Katzer gibt es als Romanautor schon seit mehr als 25 Jahren – „meist unter Ausschluß der Öffentlichkeit“, wie er erzählt. Er habe sich ja schon sehr früh für Bücher interessiert. „Ich war als Kind schon in Buchgeschäften unterwegs, als ,Frühbucher‘, wie man heute sagt. Und habe eine Verkäuferin gefragt, ob sie etwas zu lesen hat für mich. ,In welcher Richtung denn?‘, fragte sie, und ich meinte, ,Ja, so von links nach rechts‘. Und habe wirk- lich so ein Buch bekommen, habe es sogar ausgelesen. Es war auch pädagogisch sehr geschickt geschrieben, denn es war genau am Schluß aus.“ Er hat, damals, in der Schule, wahnsinnig gerne Aufsätze geschrieben und unter jeden dazugeschrieben: „Alle Rechte vorbehalten, einschließlich Übersetzung und Verfilmung“. „Da haben sie damals schon gesagt, ,der wird einmal ein Komiker‘ – das bin ich ja Foto: Wolfgang Katzer & Team dann auch geworden und bin es heute, nach Ein Screenshot des App-Books »Ayasha tanzt« 35 Jahren, mit eigenen Showprogammen, noch immer.“ Aber nicht nur: „Die Schrift- küßt sie auf die Stirn. Im selben Augenblick gen. Die Frage ist nur: Was verstehen wir stellerei ist mir so ans Herz gewachsen, daß vergessen sie alles. Jedes Lernen im Laufe unter ,früher‘? Und: Wo liegt ,früher‘? Daß ich es jetzt zu meinem Beruf gemacht habe, des Lebens ist ein langsames Erinnern an all das Gedächtnis nicht unbedingt unserem ,schriftzustellen‘.“ das, was man damals vergessen hat. Laut Le- Willen gehorcht, weiß ich aus eigener Er- xikon ist ja Erinnerung das mentale Wieder- fahrung“, so Katzer. An eines könnten wir Zum Entstehen des Inhalts erleben früherer Erlebnisse und Erfahrun- uns trotz bestem Willens nicht mehr erinnern, Die Idee zu diesem Buch ist Wolfgang das andere, das wir gerne vergessen würden, Katzer in der Steiermark gekommen, „wo bleibe uns ewig im Gedächtnis. Vieles müß- man hinfährt, um sich zu erholen, mit der ten wir mühsam wieder erlernen, was wir berühmten Seele zu baumeln“. Da kommt von Geburt an gekonnt hätten. „Jedes man auch dazu, zu lesen. Er hatte sich ein Neugeborene kann schwimmen: Wir verler- Buch mitgenommen, das er schon lange vor- nen es nur wieder. Die Stimme: Würden Ba- hatte zu lesen, nämlich die 1946 erschiene- bies die Stimmtechnik nicht perfekt beherr- nen „Erzählungen der Chassidim“ des öster- schen, wären sie ständig heiser. Das heißt reichisch-israelischen jüdischen Religions- also, wir bringen vieles aus einem anderen philosophen Martin Buber. „Die Chassi- Leben mit, aus einem Leben, das vielleicht dim – oder auch Chassider – sind eine alte gar nicht unser eigenes war“, folgert Katzer. jüdische Bewegung mit einem sehr hohen Die Medizin nenne das Genetik, die Mystik moralischen Anspruch und einer sehr my- nenne das Reinkarnation. Und vielleicht stisch ausgeprägten Beziehung zwischen seien sich diese beiden Begriffe ähnlicher, Gott und den Menschen. Man erkennt sie als oberflächlich betrachtet anzunehmen sei. leicht an den großen schwarzen Hüten, den „Beide greifen auf die selben Inhalte zu, die langen schwarzen Mänteln – interessante von außerhalb unseres eigenen Lebensbe- Menschen. Und ganz typisch für sie sind reiches kommen. Vielleicht zwei verschiede kurze Erzählungen, wie Anekdoten, pointiert Zugänge zu dem selben Phänomen? Wir sind und philosophisch. Und die hat Martin Bu- viel mehr als nur eine Ansammlung von ber gesammelt. Und eine dieser Geschichten © Ibera Verlagsges.m.b.H. Zellen – und vielleicht kann man Erfahrun- hat es mir angetan.“ Wolfgang Katzer gen doch nicht nur selbst machen.“ Ayasha tanzt Grundlage von »Ayasha tanzt« Roman; gebunden, Schutzumschlag Zum Entstehen des Buches ist die Vorstellung, daß alle Kinder, wenn sie 512 Seiten, € 24,90 „Dieses Buch ist dadurch zustande ge- auf die Welt kommen, alle Neugeborenen, 2011, Ibera Verlagsges.mbH kommen, als ich eine Verlegerin gefunden sämtliches Wissen dieser Welt, das gesamte ISBN 3-85052-296-2 habe – und das, nachdem ich zuvor 25 Absa- Wissen dieses Universums in sich tragen, Zum Bestellen auf diesen Link klicken: gen erhalten hatte“, erinnert sich der Autor. alles wissen. „Und dann kommt ein Engel und http://www.ibera.at/index.php?page=shop.product_details&flypage=flypage.tpl&product_id=149&category_id=23&option=com_virtuemart&Itemid=64 Er sei aber draufgekommen, daß er in guter

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Gesellschaft sei: „,Der Name der Rose‘ von Umberto Eco wurde zig-Mal abgelehnt, Wolfgang Katzer ,Harry Potter‘ wurde elf Mal abgelehnt, an- geblich wegen Länge und Komplexität des Romans. Robert Schneiders Roman ,Schla- fes Bruder‘ kam auf 70 Ablehnungen. John le Carré wurde bescheinigt, er habe als Autor keine Zukunft. Titel seines ersten Buches ,Der Spion, der aus der Kälte kam‘.“

»Es ist besser, Sie schmeißen das Manuskript aus dem Fenster…« Es scheint, als sei es schwieriger, Romane zu veröffentlichen, als sie zu schreiben. Es war Katzer auch gesagt worden, sein Manu- skript an einen Verlag zu schicken, sei „Blödsinn“: „Es ist besser, Sie schmeißen Geboren 1950 in Mödling. das Manuskript aus dem Fenster. Die Chan- ce, daß zufällig unten eine Verlegerin oder Ab 1955 klassischer Klavierunterricht ein Verleger vorbeikommt, das auf den Kopf Ab 1971 Jazzkonservatorium Klavierklasse bekommt und sagt: ,Das ist aber interessant, Fritz Pauer das verlege ich‘, ist größer, als eine positive Pantomime Reinhardtseminar Antwort auf eine unaufgeforderte Einsen- Samy Molcho dung zu erhalten.“ Daß er in Brigitte Stro- bele vom Wiener Ibera Verlag trotzdem eine Sprechunterricht Schauspielschule Kraus, Verlegerin gefunden habe, bezeichnet er als Wien ein „ein Wunder“. Strobele ihrerseits meinte, Musikwissenschaft, Universität Wien sie sei Katzer sehr dankbar, daß er wegen des 1975 Gründung des Musikkomikerduos Manuskripts zu „Ayasha tanzt“ auf den „Fen- Muckenstruntz & Bamschabl zusammen sterwurf“ verzichtet und sie direkt angespro- mit Peter Traxler chen hätte. In Folge bis zum Tode Peter Traxlers 2011 Geniale multimediale Vernetzung ausgedehnte Tourneen durch ganz Europa, Wolfgang Katzer faßt das Wichtigste um Fernseh- und Filmauftritte sein App-Book wie folgt zusammen: „Sie Gleichzeitig mit dem Schreiben sämtlicher lesen den Originaltext des Romans, sehen Programme Publikationen von Satiren, dazu Videoclips zu Popsongs mit Lyrics aus Glossen und Gedichten in diversen dem Buch, sowie Moderationen vom Autor Magazinen und Zeitschriften selbst zu verschiedensten Themen aus dem 2005 erste Romanpublikation: „Till Till, Roman – literarisches Infotainment. Sie füh- Coke und Amok“ Schmidtverlag, len sich über weite Teile des Romans durch Freiburg BRD Musik zum Text sowie atmosphärische Ori- ginalgeräusche wie im Film, verschicken Ihre 2007 „Yellowstone“, Lieblingsstellen über Social Media, tauschen Echomediaverlag, Wien sich über Chatcorners mit anderen Lesern 2011 „Ayasha tanzt“, Ibera, Wien und dem Autor selbst aus, beteiligen sich Depp, neben barrierefreien Songs und aktiv an Aktionen im Zuge der Romanhand- Wolfgang Katzer, nicht ganz unbekannt Musik jenseits der Baumgrenze. Im lung und vieles mehr. Und alles, was Sie da- geblieben als ,,zwei Drittel des Komiker- Anschluß an die Vorstellungen erklärt der zu tun müssen, ist umzublättern.“ duos Muckenstruntz & Bamschabl“, tritt Künstler gern seine Gags und entwertet Schließlich sei noch angemerkt, daß auf mit seinem Soloprogramm für Menschen Bücher (eigene). dem Videokanal youtube.com die Videose- und anderes Publikum auf. quenz von Ayashas Tanz ohne Musik zur Erforderliche Bühnengröße: Wolfgang Verfügung gestellt wird mit dem Hinter- Zwei Stunden zum Vergessen (des Grauens Katzer spielt auf jeder Briefmarke, es grund, alle MusikerInnen auf dieser Welt im Alltag): Alles über SMS-Romane, sollte nur eine Sondermarke sein. dazu einzuladen, ihre eigene Musik dazuzu- Tragikkurse, artgerechte Gemüsehaltung, Technische Ausrüstung sowie Musik- komponieren und dann wieder auf youtube Schweigeseminare, Eintrachtsjodler, instrumente bringt der Künstler mit. zu veröffentlichen. „ Sprungkühe, Hinterseerzuseher, Russisch- http://www.ayasha.at Roulette-Schulen, Beethoven und Jonny http://www.wolfgangkatzer.at http://www.youtube.com/user/ayashatanzt Fotos: Wolfgang Katzer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 122 Kultur »Aufbruch« 37. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik von 7. bis 25. August 2013 50 Jahre Ambraser Schloßkonzerte am 9., 16., 23. und 30. Juli 2013

er künstlerische Leiter Alessandro De DMarchi stellte am 13. März im Rahmen einer Pressekonferenz das Programm der Innsbrucker Festwochen 2013 vor. Im Zen- trum stehen Mozarts Oper „La clemenza di Tito“, Blows „Venus and Adonis“, Purcells „Dido and Aeneas“ und die erste im Druck erschienene Oper „L’Euridice“ von Giulio Caccini. Gefeiert werden 50 Jahre Ambraser Schloßkonzerte. Bereits zum vierten Mal findet der Internationale Gesangswettbe- werb für Barockoper Pietro Antonio Cesti statt.

Innsbruck ist 2013 in Aufbruchsstimmung Vom 7. bis 25. August laden die Inns- brucker Festwochen der Alten Musik unter dem Motto „Aufbruch“ auf eine musikali- sche Reise in die Barock- und Renaissance- zeit ein. Die Geburtsstunde der Oper war Foto: Innsbrucker Festwochen / Vandory Giulio Caccinis L’Euridice, die Rinaldo Alessandro De Marchi, der Künstlerische Leiter der Innsbrucker Festwochen, im Riesensaal der Hofburg Innsbruck. Alessandrini mit seinem Concerto Italiano und einem erlesenen Sängerensemble, ange- führt von der Altistin Sara Mingardo, auf- führen wird, in einer Inszenierung von Hinrich Horstkotte, der das Geschehen auf der Bühne nahe ans Publikum bringt. Zwei Jahrhunderte später gelang Wolf- gang Amadeus Mozart mit seiner Oper „La clemenza di Tito“, die Krönung der barocken Opera seria. Alessandro De Marchi wird mit seiner Academia Montis Regalis eine Fas- sung von „La clemenza di Tito“ präsentie- ren, die im 19. Jahrhundert populär war. Neben der Mezzosopranistin Kate Aldrich sind unter anderem Nina Bernsteiner, Ann- Beth Solvang und Carlo Allemano auf der Bühne des Tiroler Landestheaters zu erle- ben. Regisseur Davide Livermore wurde überraschend und mit sofortigem Arbeitsbe- ginn zum Künstlerischen Leiter des „Centre de Perfeccionament Placido Domingo“ – am Foto: Innsbrucker Festwochen / Fadil Berisha Marti i Soler Theater im „Palau des les Arts Kate Aldrich (das Bild steht stellvertretend für die vielen anderen KünstlerInnen) singt und spielt in Mozarts »La Clemenza di Tito« Sesto, den Freund von Titus. Reina Sofia“ in Valencia bestellt und hat gebeten, von seinem Engagement bei den Bernuth, übernommen, der vergangenes Jahr höchsten Genuß Alter Musik: mitreißende Innsbrucker Festwochen entbunden zu wer- mit seiner Regie von Bontempis „Il Paride“ Interpretationen internationaler Künstler an den, konnte aber glücklicherweise für eine einen großen Erfolg gefeiert hat. historischen Orten der Tiroler Landeshaupt- künstlerische Zusammenarbeit im Jahr 2014 stadt, wie dem Spanischen Saal in Schloß gewonnen werden. Die Regie zu „La cle- Konzerte Ambras, dem Riesensaal in der Hofburg menza di Tito“ hat der Operndirektor der Die Konzerte der 37. Innsbrucker Fest- oder der barocken Stiftskirche in Wilten. Zu Innsbrucker Festwochen, Christoph von wochen stehen auch 2013 wieder für den den Konzerthighlights zählen die Auftritte

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von Giovanni Antonini, Fabio Biondi, Ric- werbs 2013 aufgeführt. Das Finalkonzert fin- bau erfahren und auch selbst zur Hobel grei- cardo Minasi, Emöke Baráth, Andreas det als öffentliches Konzert statt. Der Wett- fen. Im Archäologischen Museum findet Scholl, Schriftstellerin Donna Leon, Il Gia- bewerb ist für SängerInnen aller Nationen eine Märchenstunde mit musikalischer rdino Armonico, Il Pomo d’Oro, Europa ausgeschrieben. Anmeldeschluß ist der Umrahmung statt. Galante, der RIAS Kammerchor und viele 15. Mai. Auch dieses Jahr wird der Wettbe- mehr. werb live im Internet übertragen. 2012 konn- Ausblick auf 2014 te der Cesti-Wettbewerb bereits über 6000 In Koproduktion mit der Hamburgischen Barockoper:Jung Zugriffe auf den Live-Stream verzeichnen. Staatsoper wird 2014 eine wichtige Händel- Nach dem großen Erfolg der letztjährigen Oper auf dem Programm stehen. Die Pro- Barockoper:Jung-Produktion „L’Incoro- Rahmenprogramm duktion wird im Mai 2014 in Hamburg zur nazione di Poppea“, bietet 2013 Purcells Zweiter Hauptpunkt der Pressekonferenz Aufführung gebracht und im Sommer bei „Dido and Aeneas“ und Blows „Venus and war die Vorstellung des Rahmenprogramms, den Innsbrucker Festwochen. Adoni“ ausgewählten TeilnehmerInnen des das das umfangreiche Konzert- und Opern- Internationalen Gesangswettbewerbs für Ba- programm begleitet und weiterführt. Neben 50 Jahre Ambraser Schloßkonzerte rockoper Pietro Antonio Cesti 2012 die beliebten Traditionen, wie dem Schloßfest Eine europäische Attraktion war Schloß Möglichkeit, ihre stimmlichen und stilisti- Ambras am 15. August und den Lunchkon- Ambras in der Zeit der Renaissance und des schen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. zerten findet das Pre-OperRning statt mit Barock. Die Kunst- und Wunderkammer zog Regie führt Sänger und Regisseur Laurence einer Videoübertragung von Monteverdis viele Reisende an. Täglich kommen Men- Dale. „L’Orfeo“ in einer Produktion der Mailander schen aus aller Welt hierher, um die originel- Scala. Das Symposium widmet sich dem len musealen Sammlungen und die einmali- Cesti-Wettbewerb Pasticcio-Begriff mit hochkarätigen Refere- ge Verbindung von Kunst und Natur zu erle- Der Internationale Gesangswettbewerb ntInnen darunter Bundesminister für Wis- ben. Und seit fünf Jahrzehnten machen die für Barockoper Pietro Antonio Cesti hat sich senschaft und Forschung, Karheinz Töch- Schloßkonzerte mit Musik aus vergangenen in kurzer Zeit international etablieren kön- terle. Musik im Gottesdienst, ein Kinofrüh- Epochen Ambras auch wieder zum akusti- nen. Über 130 Anmeldungen gab es bereits stück und der Ö1 Klassik-Treffpunkt live aus schen Anziehungspunkt – zu einem Mekka bei der dritten Auflage 2012 und läßt für den dem Spanischen Saal auf Schloß Ambras der Alten Musik. Berühmte Künstler wie vierten Cesti-Wettbewerb wieder ein enor- runden das Programm ab. Nikolaus Harnoncourt, Jordi Savall, Sigis- mes Interesse erwarten. Bezeichnend für den wald Kuijken, René Jacobs und Eduard Mel- großen Bedarf an einem speziellen Kinderprogramm kus waren hier bereits zu Gast. Hier begann Wettbewerb für Barockoperngesang ist aber Die Opernprobenbesuche und Workshops die erste eigenständige Reihe der Pflege von auch das äußerst hohe Niveau, mit dem viele für Kinder, sowie der Kreativwettbewerb für Alter Musik in Österreich. TeilnehmerInnen die hochkarätige Jury und SchülerInnen sind für die kleinen Besucher An die Aufbruchsstimmung, die in den im Finalkonzert dann auch das Publikum der ideale Einstieg in die Welt der Alten 60er Jahren herrschte, erinnert das Motto im beeindrucken: das Repertoire umfaßt wieder Musik. Erstmals bieten die Innsbrucker Fest- Jubiläumsjahr. Zum runden Geburtstag er- Arien und Szenen aus Meisterwerken von wochen auch ein Musiktheater für Kinder ab klingen die schönsten Werke aus einem hal- Monteverdi bis Händel und diesmal zudem 4 Jahren an. Mit dem Stück „Hokus, Pokus, ben Jahrhundert Ambraser Schloßkonzerte von Cesti, der vor 350 Jahren als Kapell- Musikus“ werden die Kinder auf eine musi- u.a. mit der Akademie für Alte Musik Berlin, meister Innsbruck zum Opernzentrum mach- kalische Phantasiereise geschickt, begleitet More Hispano, dem Streichquartett Quatuor te. 2014 wird seine Oper „L’Orontea“ als von einer Sängerin, einem Schauspieler und Mosaïque und dem Vokalquintett Amarcord Barockoper:Jung bei den Innsbrucker Fest- zwei MusikerInnen. In einer Geigenwerk- Leipzig. „ wochen mit PreisträgerInnen des Wettbe- statt können Kinder etwas über den Geigen- http://www.altemusik.at Foto: Matthias Heyde Der renommierte RIAS-Kammerchor bestreitet ein Konzert auf Stift Stams.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 124 Kultur 9. Afrika-Tage Wien Festival der Sinne in der Sonne von 26. Juli bis 4. August 2013

ach langen, kalten Wochen ist die Zeit Nreif für ein endgültiges Winter-Kehraus: Schon bald werden die ersten Vorboten des Frühlings auch das graue Wien erreichen, die Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen und die Vorfreude auf das sommerlichste Festival der Stadt wird immer größer. Die Vorbereitungen der Afrika Tage Wien 2013 sind in vollem Gange und das Musik- programm ist finalisiert. Aus einer ungeheu- ren Vielzahl von Bewerbungen namhafter Interpreten freut es die Organisatoren, dieses Jahr wieder eine vielfältige Auswahl interna- tionaler Künstler zu präsentieren. Schon am ersten Wochenende spielen zwei absolute Top-Bands. Alpha Blondy, einer der erfolg- reichsten Reggae-Acts aller Zeiten, bekannt durch den Welthit „Jerusalem“, einer inoffi- ziellen Hymne der Völker- und Religions- verständigung, wird am Samstag 27. Juli mit seinen ergreifenden Texten beim Publikum Die Wiener Donauinsel wird wieder kurzfristig in ein exotisches Ferienziel mitten für Gänsehaut sorgen. in Wien verwandelt und alle urlaubshungrigen Besucher können sich mit kulinari- Am ersten Festivalsonntag, dem 28. Juli, schen Köstlichkeiten und pulsierenden Klängen verwöhnen lassen. schwingen wir dann von Roots-Klängen Melodien das Publikum diesen Sommer zum ativen Kinderprogramms: Es wird derzeit über zu Son Cubano und afro-kubanischer Schwingen bringen. Für weitere Highlights mit verschiedenen Partnern an der detaillier- Virtuosität: Soneros de Verdad heißt die For- von Kairo bis Zimbabwe, von Guinea bis ten Ausarbeitung getüftelt. Während den mation um Luis Frank Arias, der seine Com- Äthiopien ist gesorgt, Details dazu werden in kleinen Gästen die Einzigartigkeit des afri- pagnie selbst als die zweite Generation des Kürze veröffentlicht. kanischen Kontinents spielerisch in Bastel- Buena Vista Social Clubs beschreibt. Jaqee kursen, Trommelworkshops und Märchen- ist mit ihren unvergleichlichen Grooves vom Schwerpunkt Kinderprogramm reisen nähergebracht wird, bleibt den älteren diesjährigen Line-Up nicht wegzudenken Ein wichtiger Schwerpunkt der Afrika Besuchern Zeit, um genüßlich durch den und auch Alama Kante wird mit Afro-Zouk- Tage liegt stets in der Konzeption eines kre- afrikanischen Bazar zu bummeln. Aussteller aus Uganda, Senegal und ganz Afrika prä- sentieren dort ihre kunsthandwerklichen Be- sonderheiten, so etwa die Fraueninitiative „Cooperative Argan El Kheir“ Marokko, die dem Festivalpublikum ihre Produktionswei- se des kostbaren Argan-Öls vorführen wird. Durch verstärkte Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Vereinen und Organisatio- nen soll den Gästen zudem Einblick in die schwierige Situation vieler afrikanischer Länder gewährt werden. Für alle, die die Afrika Tage Wien erst kennenlernen möchten und natürlich auch für die eingefleischten Stammgäste, gibt es auch heuer wieder einen Tag der offenen Tür. Am 29. Juli werden alle Gäste bei freiem Eintritt herzlich willkommengeheißen. Auch an diesem Tag gibt es musikalische Live- Acts, Kinderprogramm und Trommelwork- Fotos: Afrika Tage Wien / Event Fokus GmbH shops. „ Wer möchte nich einmal auf einem Kamel durch den Bazar reiten? http://www.afrika-tage.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 125 Film Diagonale 2013 endet mit BesucherInnenrekord Mit den Screenings der PreisträgerInnenfilme ging am 17. März die 16. Ausgabe der Diagonale in Graz mit einem BesucherInnenrekord zu Ende. Foto: Diagonale / Klaus Pressberger Großes Abschlußfoto der Diagonale 2013 im Festivalzentrum Kunsthaus Graz mit allen Beteiligten von und hinter den Kulissen.

on 12. bis 17. März zeigte das Festival das Augenmerk bei der Diagonale auf die österreichischer Spielfilm wurde „Der Glanz Vdes österreichischen Films 156 Filme, zahlreichen viel versprechenden Produktio- des Tages“ von Tizza Covi und Rainer Frim- davon 98 im Wettbewerb. 38 Uraufführun- nen junger Filmschaffender, deren indivi- mel ausgezeichnet. „Fahrtwind – Aufzeich- gen und 21 Österreich-Premieren standen duelle Zugänge für frischen Wind sorgten. nungen einer Reisenden“ von Bernadette auf dem Programm. 101 RegisseurInnen wa- Wie immer fungierte das Festival als Ort der Weigel gewann den Großen Diagonale-Preis ren persönlich bei den Vorstellungen anwe- Begegnung und des Austausches von Film- und drei weitere Preise in der Sparte Doku- send. Volle Kinos und zahlreiche bis auf den branche und Publikum. mentarfilm. letzten Platz ausverkaufte Vorstellungen – Zu den Höhepunkten zählten die Prä- Der Preis Innovatives Kino ging an die Diagonale 2013 freut sich über einen sentation von Ulrich Seidls Paradies-Tri- „Forêt d’Expérimentation“ von Michaela deutlichen BesucherInnenanstieg. Das Festi- logie als Gesamtwerk und die beiden Josef Grill. Marco Antoniazzi und Gregor Stadlo- val zählte insgesamt rund 25.051 Besu- Dabernig und Michaela Grill gewidmeten ber erhielten für ihren Dokumentarfilm cherInnen, das sind um rund 1300 mehr als Personalen. „Schlagerstar“ den Publikumspreis. Mit den im Vorjahr. Als Magnete erwiesen sich das Mit Dominik Graf war eine Ausnahme- diesjährigen Schauspielpreisen wurden Jo- Branchentreffen, die Live-Performance von erscheinung der deutschsprachigen Produk- hanna Orsini-Rosenberg für ihre Rolle in Personale-Gast Michaela Grill und die zahl- tionslandschaft in Graz zu Gast. Viel Pub- „Soldate Jeannette“ (Regie: Daniel Hoesl) reichen mit Spannung erwarteten Premieren. likumszuspruch fanden auch die diversen und Johannes Nussbaum für seine Rolle in Auch abseits der Kinosäle – bei Werkstatt- Spezialprogramme. Positives Echo von den „Diamantenfieber - Kauf dir lieber einen gesprächen und Podiumsdiskussionen, bei rund 150 teilnehmenden FachbesucherInnen bunten Luftballon“ (Regie: Peter Kern) aus- Josef Dabernigs Ausstellung Panorama oder gab es außerdem auf das diesjährige Bran- gezeichnet. der Nightline, die das Festivalzentrum chentreffen „Modelle der Stoff- und Projekt- Bereits bei der Eröffnung war Maria Hof- Kunsthaus Graz bis spät nachts erfolgreich entwicklung“. stätter mit dem Großen Diagonale-Schau- belebte – herrschte großer Andrang. Das Im Rahmen der Diagonale wurden Preise spielpreis für Verdienste um die österreichi- Festivalprogramm spiegelte in einer fokus- im Wert von insgesamt knapp 155.000 Euro sche Filmkultur gewürdigt worden. Eine ge- sierten Auswahl die hohe Qualität des vergeben. Bei der Preisverleihung wurden naue Auflistung aller Diagonale-Filmpreise aktuellen österreichischen Filmschaffens 18 Filmpreise verliehen, darunter die mit je 2013 findet sich auf der Diagonale-Website. wider. 21.000 Euro dotierten Großen Preise für den Die Diagonale 2014 findet von 18. bis Nach einem von großen internationalen jeweils besten österreichischen Kinospiel- 23. März statt. „ Erfolgen geprägten Kinojahr richtete sich film bzw. Kinodokumentarfilm. Als bester http://www.diagonale.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 126 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 63. Folge portraitiert er John Banner Schauspieler

ohann (auch Jo, in den USA John) Banner, geboren am 28. Jänner J1910 in Wien, aus einer jüdischen Familie stammend, gab zwei Semester Jusstudium auf, um zur Bühne zu gehen. Seine Ausbildung erfolgte an der Dramatikschule des Deutschen Volkstheaters, An- fangs-Erfolge stellten sich bei der Mitwirkung an der Uraufführung des Robert Peiper-Stücks „Witwen-Café“ (zusammen mit Kurt Mei- sel und Ernst Hagen) im Studio 32 der Komödie in Wien ein. Banner, ein eleganter Bonvivant, wurde 1932/33 und 1934/35 an die deutsch- sprachigen Stadttheater Bielitz (Polen) und Reichenberg in Böhmen verpflichtet, 1935/37 spielte er am Deutschen Theater in Mährisch- Ostrau. Der „Anschluß“ Österreichs an Hitler-Deutschland 1938 be- wog ihn, aus seinem damals zweijährigen Engagement am Züricher Schauspielhaus nicht mehr in die Heimat zurückzukehren und in die Vereinigten Staaten zu übersiedeln. In New York fanden sich umgehend erste berufliche Möglich- keiten am Music Box Theatre in der musikalischen Revue „From Vienna“ (1939, 79 Auftritte) im Rahmen des von Herbert Berghof ge- leiteten Emigranten-Ensembles Refugee Artists Group. Ohne Eng- lisch-Kenntnisse konnte der Neuankömmling seinen Part nur phone- tisch wiedergeben. Der Wiener konzentrierte sich darauf, die Landes- sprache zu erlernen, nach einem weiteren Kurz-Engagement bei der Broadway-Produktion „Pastoral“ neben den damals noch weniger bekannten Stars Ruth Weston und Cornel Wilde ging er 1940 nach

John Banner in »Hogan's Heroes«, 1965–1971

Kalifornien. Von 1943 bis zum Kriegsende diente Banner im US- Army Air Corps. Während seiner Hollywood-Karriere stellte der Schauspieler auf- grund des Akzents und seines Aussehens häufig Osteuropäer und Deut- sche dar, einschlägige Nazi-Chargen, Gestapo-Agenten, Offiziere oder sonstige Wehrmachtsangehörige. Anfänglich ohne Namensnennung im Vorspann, ab 1942 mit „credits“ in Kriegs- und Spionagedramen wie „The Moon Is Down“, „They Came to Blow Up America“, „This Land Is Mine“ (alle 1943, vor dem Militärdienst), „The Beginning or the End“ (1947) oder „Go for Broke!“ (1951). Er verkörperte 1961 in dem anläßlich des Eichmann-Prozesses in Israel von Bischoff-Dia- mond Corp. hastig produzierten Streifen „Operation Eichmann“ Ru- dolf Höss, den Lagerkommandanten von Auschwitz und 1962 in der

links: Einige Monate nach dem Auslaufen der Serie »Hogan's Heroes« stand John Banner in »The Chicago Teddy Bears« für CBS erneut vor einer TV-Kamera. Die Serie, in einem Nacht- club Ende der Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Chicago spielend, wurde nach nur 13 Episoden (17. Septem- ber bis 17. Dezember 1971) wegen zu geringen Erfolgs einge- stellt. Im Bild von links: Art Metrano, ein Mafioso, John Banner als liebenswerter Uncle Latzi und Dean Jones, die beiden Be- sitzer des Nachtclubs. Nach drei weiteren TV-Auftritten been-

Fotos: Archiv Rudolf Ulrich dete Banner im März 1972 seine schauspielerische Tätigkeit.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 127 Serie »Österreicher in Hollywood« einzigen Three Crown-Produktion „Hitler“ den 1934 von den Nazis ermordeten NSDAP- Politiker der Frühzeit . Der- artige Rollen widerstrebten ihm, da alle seine in Wien verbliebenen Verwandten in deut- schen Konzentrationslagern umgekommen waren. Letztlich mußte er wie viele andere als „refugees“ in Hollywood tätige Schau- spieler akzeptieren, was die Branche anbot. Mit nicht ganz 50 Filmen, jedoch über 280 Fernsehauftritten in den meisten „major shows“ (live und verfilmt) war Banners Präsenz auf amerikanischen Bildschirmen ungleich größer als auf der Filmleinwand. Außergewöhnlichen Darstellerruhm erntete der Akteur erst ab September 1965 mit dem Porträt des sympathischen, leichtgläubigen, vom Publikum in den Wochen nach der TV- Fotos: Archiv Rudolf Ulrich Hauptakteure aus der TV-Serie »Hogan's Heroes« (1965-1971), die in einem fikti- ven deutschen Kriegsgefangenenlager spielt, in dem Gefangene der westlichen alliierten Streitkräfte festgehalten werden, wobei das Lager den Gefangenen unter Ausnutzung der karikaturhaften Bewacher als Basis zur Ausführung zahlreicher Sabotageakte dient, die den Kriegsanstrengungen der Alliierten dienlich sind (nach Wikipedia). Im Bild von rechts: (Col. Klink, Kommandant des Lagers), John Banner, der in allen Folgen mitwirkte (Sgt. Schultz), (Cpl. LeBeau), (Col. Hogan) und Richard Dawson (Cpl. Newkirk).

witz, Norbert Schiller, Karl Bruck, Otto it dem Buch „Österreicher in Holly- Waldis), brachte Banner den allerdings nicht Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf auf den Film durchschlagenden Erfolg zu Ulrich die lang erwartete Neufassung seines einem Zeitpunkt, als er daran dachte, die 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- Schauspielerei aufzugeben. kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen Darüber hinausgehend finden sich in der konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer Biografie Banners zwei weitere Theaterauftrit- revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- te, 1947 im New Yorker Booth Theatre in der gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist von dem Ungarn László Bús-Fekete stammen- nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern den und von Robert Montgomery inszenier- auch an die in der Heimat vielfach Unbe- ten Komödie „The Big Two“ und 1955 im Sar- kannten oder Vergessenen und den darüber- tu Theatre in Hollywood in einem von Felix hinaus immensen Kulturleistungen österrei- Premiere noch abgelehnten, später aber als Gerstman auf die Bühne gebrachten Stück chischer Filmkünstler „huggable Nazi“ geschätzten Master Ser- von Franz Molnár, „The Play’s the Thing“. im Zentrum der Welt- geant Hans Georg Schultz in der von Bing Obwohl inzwischen US-Bürger, zog sich kinematographie ge- Crosby Productions in verschiedenen Head- Banner 1972 mit seiner zweiten, aus Paris widmet: „Alles, was studios in Slapstickmanier hergestellten, in stammenden Ehefrau Christine Gremenne an etwas erinnert, ist einem deutschen STALAG spielenden Mili- von Sherman Oaks nach Frankreich zurück. Denkmal“, schließt tärklamotte „Hogan’s Heroes“ („Ein Käfig Anfang 1973 kamen die Banners nach Wien, der Autor. voller Helden“). Der Part fiel nach einem um sich hier zu etablieren. John Banner starb Rudolf Ulrich und durch den Regisseur Edward H. Feldman indes an seinem 63. Geburtstag, dem 28. Jän- der Verlag Filmar- durchgeführten Test an Banner, der in der ner 1973 im Sophienspital an Magenblutun- chiv Austria bieten Ihnen, sehr geehrte Serie, etwas unterspielend, zum ausgespro- gen. Die Bestattung erfolgte auf dem Fried- Leserinnen und Leser, die Möglichkeit, in chenen „scene stealer“ avancierte, wobei er hof in Wien-Mauer, das Grab fiel jedoch den kommenden Monaten im „Österreich es wichtig fand, die Menschen über Milita- inzwischen der Auflösung anheim. Journal“ einige Persönlichkeiten aus dem rismen zum Lachen zu bringen. Die bis An- Unter dem Titel „Auto Focus“ wurde 2002 Buch „Österreicher in Hollywood“ kennen- fang April 1971 und 168 Episoden umfas- das exzessive Leben des 1978 in einem Ho- zulernen. sende, jeden Freitagabend von CBS Net- telzimmer ermordet aufgefundenen „Hogan’s work ausgestrahlte Sitcom, in der auch der Heroes“-Stars Bob Crane verfilmt. Die Rolle Rudolf Ulrich gebürtige Wiener Leon Askin in der gleich- seines langjährigen Partners John Banner/ „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, falls tragenden Rolle des deutschen Generals Schultz in dieser Sony-Pictures-Classics-Pro- zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- Alfred Burkhalter mitwirkte, dazu mehrmals duktion übernahm der dem Wiener körper- terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; österreichische Emigranten (Walter Jano- lich ähnelnde Texaner Lyle Kanouse. „ http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 128 ÖJ-Reisetip Schiff Ahoi! Twin City Liner – die faszinierende Verbindung zwischen Wien und Bratislava – startete in die neue Saison

m 16. Juni 2006 besuchte Wiens Bür- lich wurde auf dem Oberdeck hinter dem Wochen wurden die beiden Schiffe für die Agermeister Michael Häupl seinen dama- Steuerplatz eine kleine Zusatzkabine einge- neue Saison durchgecheckt, generalgereinigt ligen Amtkollegen Andrej Dukovsky in der richtet, die Platz für weitere acht Personen und für den Saisonstart vorbereitet – dann slowakischen Hauptstadt Bratislava. Das bietet. Am dahinter liegenden Sonnendeck ging es mit voller Kraft in den Linienbetrieb: wäre ja nichts Besoderes gewesen, hätte das befinden sich zwölf zusätzliche Sitzplätze Am 22. März hat der erste Twin City Liner Wiener Stadtoberhaupt damals nicht erst- im Freien für Fahrten im Hochsommer. Die 2013 von der Schiffsstation City am Schwe- mals eine neue Schnellverbindung zwischen spezialisierten Fachkräfte der Werft haben denplatz in Richtung Bratislava abgelegt. den beiden Donaustädten benutzt: den Twin das Schiff in 25.000 Arbeitsstunden fix und Die ersten PassagierInnen an Bord waren City Liner – ein Tragflügelboot. Der Twin fertig gebaut. Dazu wurden 29 Tonnen Alu- rund 100 SeniorInnen, die sich auf einen tol- City Liner ist auch ein Musterbeispiel für die minium verarbeitet, fast tausend Liter Rost- len Tag in der slowakischen Hauptstadt freu- erfolgreiche Zusammenarbeit städtischer schutz und Farbe verstrichen und 60 m² Fen- ten. Beim Saisonstart mit dabei waren Dir. Pe- und privater Wirtschaftsunternehmen. Denn sterglas eingesetzt. ter Hanke, Geschäftsführer der Wien Hol- hier arbeitet die Wien Holding im Rahmen ding, Karl Blecha, Präsident des Pensioni- eines Public Private Partnership-Modells mit Die Saison 2013 hat begonnen stenverbands Österreichs und des Österrei- der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien als Part- Jetzt starteten die beiden Twin City Liner chischen Seniorenrates, Dir. Andreas Hopf, ner aus der Privatwirtschaft zusammen. Um in die neue Saison. In den vergangenen Leiter für den Bereich Centrope bei der Raif- den Twin City Liner zu realisieren, wurde die Central Danube Region Marketing & Development GmbH (CDR) gegründet, die Initiator, Projektentwickler und der Schiffs- eigner ist. An dieser Gesellschaft sind die Wien Holding und die RLB NÖ-Wien mit jeweils einem Anteil von 50 Prozent betei- ligt. Weitere Partner sind die DDSG Blue Danube Schifffahrts GmbH und die Wiener Donauraum Länden und Ufer Betriebs- und Entwicklungsgesellschaft. Beide Unterneh- men gehören ebenfalls zum Wien Holding- Konzern. Bereits zwei Jahre und rund 200.000 Fahr- gäste später, am 16. Mai 2008, wurde unter Beisein von Bundespräsident Heinz Fischer das zweite Schiff offiziell in Betrieb und mit 31. Mai in den Liniendienst genommen. Zwei mächtige 1000-PS-Dieselmotoren und zwei Waterjets blasen bei Fullspeed rund tausend Liter Wasser pro Sekunde her- aus und beschleunigen so das 34 Meter lange und acht Meter breite Schiff auf bis zu 70 km/h. Und die Fahrgäste haben es an Bord besonders komfortabel: Man nimmt Platz in bequemen Polstersesseln im weitläufigen Innenraum des Schiffes, große Glasfenster rundherum machen jeden Platz zu einer klei- nen Aussichtsplattform. Gebaut wurden die Twin City Liner übri- gens von der Werft Båtservice Mandal in Norwegen. Rund 3 Millionen Euro wurden in das zweite Schiff investiert. Die gesamte

Rumpfkonstruktion besteht aus Aluminium, Foto: Central Danube Region Marketing & Development GmbH die geräumige und komfortable Passagier- Der Twin City Liner – hier am Donaukanal auf dem Rückweg von Bratislava zur kabine faßt wieder 106 Sitzplätze. Zusätz- Anlegestelle am Schwedenplatz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 129 ÖJ-Reisetip

25. März bis 25. April: Halber Preis für SeniorInnen In der Vorsaison gibt es für SeniorInnen 50 Prozent Ermäßigung auf Tickets für die Twin City Liner. Dieser Preisnachlaß gilt für Fahrten bis zum 25. April und zwar von Montag bis Freitag (ausgenommen Feier- tage) und unter Vorlage eines PensionistIn- nenausweises. „Es freut mich ganz be- sonders, daß mit dieser Aktion auch an die älteren Generationen gedacht wird. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten macht es eine solche Initiative möglich, daß dieses tolle Reiseerlebnis auch für PensionistInnen erschwinglich wird“, so Karl Blecha, Präsi- dent des Pensionistenverbands Österreichs und des Österreichischen Seniorenrates.

25. März bis 25. April: Foto: Central Danube Region Marketing & Development GmbH Halber Preis für StudentInnen Die Twin City Liner Schiffsstation beim Schwedenplatz in Wien Bratislava und Wien sind beide Universi- feisenlandesbank NÖ-Wien AG und Ronald Aktionstage mit besonders tätsstädte. Deshalb möchte der Twin City Schrems, Geschäftsführer der Central Danu- attraktiven Preisen Liner auch den Austausch zwischen den bei- be Region GmbH, die den Twin City Liner „Auch in der heurigen Saison hat der den Städten auf universitärer und studenti- betreibt sowie Frantisek Stano, Tourismusdi- Twin City Liner wieder besonders interes- scher Ebene fördern. So reisen Studierende rektor von Bratislava. sante Aktionen zu bieten“, berichtet Ronald in der Vorsaison vom 25. März bis 25. April Der Twin City Liner steuert heuer bereits Schrems, Geschäftsführer der Central Danu- gegen Vorlage eines StudentInnenausweises in seine achte Saison. Und die wird eine be Region GmbH. „Spezielle Angebote für besonders günstig, und zwar mit einer Er- ganz besondere: „Denn für 2013 erwarten SeniorInnen und Familien sind genauso da- mäßigung von 50 Prozent. wir bereits den einmillionsten Fahrgast. Ich bei wie für Schulklassen und für StudentIn- freue mich sehr, daß der Twin City Liner so nen. Sie reisen zu bestimmten Aktionstagen Twin City Liner-Schulwochen viele Fans hat, nicht nur weil dieses Projekt und Aktionswochen besonders günstig. Da- im Juni und September ein wirtschaftlicher Erfolg ist, sondern auch mit wollen wir den Twin City Liner noch In den Schulwochen – vom 17. Juni bis weil der Twin City Liner eines der besten attraktiver machen, neue Kundenschichten zum 28. Juni sowie vom 2. September bis Beispiele für das Zusammenwachsen der gewinnen und die Menschen dazu motivie- zum 6. September – können Schulgruppen beiden Städte Wien und Bratislava ist. Die- ren, mehrmals pro Jahr mit unseren Schiffen ab 15 SchülerInnen bis zum 18. Lebensjahr sen Erfolgskurs wollen wir weiter fortsetzen, unterwegs zu sein.“ zum Sonderpreis von 25 Euro pro Person mit tollen Aktionen für Schulklassen, Fa- milien, StudentInnen und PensionistInnen, aber auch in Zusammenarbeit mit der Stadt Bratislava, die mit vielen Events und Veran- staltungen im Jahr 2013 ein besonders at- traktives Reiseziel ist“, so Peter Hanke, Geschäftsführer der Wien Holding. Betrieben wird der Twin City Liner, wie eingangs erwähnt, von der Central Danube, einem gemeinsamen Tochterunternehmen der Wien Holding und der Raiffeisenlandes- bank NÖ-Wien. „Wir sind eine Bankengrup- pe, der die umfassende Entwicklung der Centrope Region am Herzen liegt. Neben dem Vorzeigeprojekt Twin City Liner, bei dem wir als Investor und Partner sofort mit an Bord gegangen sind, setzen wir gemein- sam mit neuen Projekten wie der mit 1. April 2013 startenden Erlebniskarte von mycen- Foto: Eva Kelety trope.com starke Impulse zur Weiterent- Ronald Schrems (2.v.l., Central Danube Region) und Andeas Hopf (vorne Mitte, wicklung der Region“, so Andreas Hopf von Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien) und Peter Hanke (2.v.r. Wien Holding) zwischen der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG. PensionistInnen beim 8. Saisonstart des Twin City Liners

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 117 / 01. 04. 2013 130 ÖJ-Reisetip Foto: Österreich Journal / Michael Mössmer Ein Blick auf Bratislava (links im Bild die Burg, rechts der Turm der Donaubrücke) auf der Rückreise nach Wien. Die beiden 1000 PS starken Dieselmotoren und zwei Waterjets wirbeln das Wasser der Donau in beeindruckender Weise hoch. nach Bratislava und wieder zurück fahren. gen und Stadtfesten bis hin zum Krönungs- gattinnen. Das vor einigen Jahren wieder be- Zwei Begleitpersonen sind gratis mit dabei. fest“, weiß Frantisek Stano, Tourismusdirek- lebte Krönungsfest ist heute eines der meist Die Fahrt wird als Kombifahrt (Hinfahrt tor der slowakischen Hauptstadt. besuchten Stadtfestivals. 8.30 Uhr, Rückfahrt 14.30 Uhr oder Hinfahrt So sind erstmals seit zehn Jahren (8. März Die Monate Juli und August stehen ganz 9.00 Uhr, Rückfahrt 16.00 Uhr) angeboten. bis 2. Juni) die prachtvollen Bilder des im Zeichen des Kultursommers. Das Zen- tschechischen Künstlers Alfons Mucha, der trum der Stadt verwandelt sich in eine große Familienwoche vom auch durch seine Plakatkunst berühmt Bühne. Viele Street-Art Veranstaltungen be- 26. August bis 30. August wurde, wieder in Bratislava zu sehen. Neben leben die Gassen und dauern vom Nachmit- Im August 2013 wird das Reisen mit dem diesen Werken zeigt eine Ausstellung in der tag bis spät in die Nacht. Bratislava wird so Twin City Liner für Familien mit Kindern Secession in der Stadtgalerie auch noch zu „Partyslava“, auch dank der jungen Be- besonders günstig. In der beliebten Fami- Bilder von anderen tschechischen und slo- völkerung mit einem Durchschnittsalter von lienwoche (von 26. bis 30. August) kann von wakischen KünstlerInnen. 33 Jahren. Montag bis Freitag pro zahlenden Erwach- Von 10. bis 11. Mai lädt die Weinstadt Bra- Von 5. und 8. September steht das „Do- senen ein Kind bis 18 Jahre gratis mitfahren. tislava zur ersten slowakischen Weinausstel- naufest 2013“ auf dem Programm. Neben lung in das Pressburger Messezentrum ein. zahlreichen gastronomischen und kulturel- Mit Erlebniskarte – Upgrade Rund 100 Weinproduzenten sind dabei ver- len Schmankerln zeigen die Donauländer in die Captain's Lounge treten. Hintergrund für diese Veranstaltung dort ihre traditionsreiche Handwerkskunst. Tipp: BesitzerInnen der neuen Erlebnis- ist, daß der Weinwettbewerb der Welt, der Für das Bratislava des 21. Jahrhunderts hin- karte von http://mycentrope.com erhalten ein „Concours Mondial Bruxelles“, heuer in gegen stehen die modernen Shopping- und kostenloses Upgrade in die Captain’s Loun- Bratislava – und damit zum ersten Mal im Business-Center River Park und Eurovea, ge. Die neue Erlebniskarte bietet eine Fülle mittel- und osteuropäischen Raum – stattfin- die die Altstadt Bratislavas mit dem Donau- von Angeboten für die Centrope Region, det. Ufer verbinden. Bratislava, das bedeutet darunter auch Vergünstigungen für Hotels, Zwischen 21. und 23. Juni wird wieder „urban city life“, wie man es in einer Stadt, Cafés, Restaurants und Stadtrundfahrten in das Krönungsfest in Bratislava gefeiert, das die bis 1989 hinter dem Eisernen Vorhang Bratislava. heuer ganz im Zeichen des 450sten Jahres- lag, nicht vermuten würde. http://visit.bratislava.sk/de/ tages der ersten Krönung steht. Zur Historie: Bis zu fünf Mal täglich fährt der Twin Nachdem die Türken in Buda eingefallen City Liner von der Schiffsstation am Schwe- Bratislava heuer ganz waren, war Bratislava für fast 250 Jahre die denplatz Richtung Bratislava ab. Alle Infor- besonders eine Reise wert Hauptstadt Ungarns. Zwischen 1563 bis 1830 mationen, auch über Kartenreservierungen „Viel Neues gibt es auch in Bratislava. fanden die Krönungen in der Kathedrale und -buchungen und Fahrplanauskünfte, fin- Die Stadt lockt im Jahr 2013 mit vielen St. Martin statt. 19 Habsburger wurden dort den Sie unter Events und Veranstaltungen von Ausstellun- gekrönt, davon elf Könige und acht Königs- http://www.twincityliner.com

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