Programmheftes
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3. SEPTEMBER BIS 20. OKTOBER 2021 JAN TROELL & BO WIDERBERG COLLECTION ON SCREEN Neorealismo Positionen. Renate Bertlmann, Tatjana Ivančić, Maria Lassnig ANNIK LEROY. Utopie und Entzauberung AMOS-VOGEL-ATLAS: Viva Zapatista! www.filmmuseum.at fm2021_09_Umschlag RZ KOR.indd 1 15.08.21 15:19 Willkommen im Österreichischen Filmmuseum Das Österreichische Filmmuseum widmet sich seit 1964 der Samm- lung, Bewahrung, Erforschung und Vermittlung des Mediums Film in all seinen Aspekten. Das beinhaltet ganz zentral die Ausstellung und Vermittlung von Film – als Kunstform, Kulturtechnik und Zeitdokument – in unserem Kinosaal, dem »Unsichtbaren Kino« in der Albertina. Wir zeigen Werke aus der Geschichte des Films grundsätzlich im jeweiligen Originalformat und in den weltweit bestmöglich erhalte- nen Filmkopien (35mm bzw. 16mm). Werke, die ursprünglich auf Video bzw. digital hergestellt oder präsentiert wurden, werden digi- tal projiziert. In seltenen Fällen präsentieren wir auf Film hergestellte Werke digital: Dies geschieht jeweils aus kuratorischen oder konser- vatorischen Gründen und wird speziell ausgewiesen. Filme werden bei uns grundsätzlich in ihrer originalen Sprach- fassung gezeigt und gegebenenfalls untertitelt. Für unsere inter - natio nalen Gäste weisen wir Vorführungen in englischer Sprache bzw. Untertitelfassung gesondert aus (siehe Legende S. 2). Screenings in English or with English subtitles are marked with this symbol ★ INHALT Allgemeine Informationen 2 Jan Troell & Bo Widerberg 3 Amos-Vogel-Atlas Kapitel 5: Viva Zapatista! 29 Collection on Screen: Neorealismo 36 Collection on Screen: Positionen. Renate Bertlmann, Tatjana Ivančić, Maria Lassnig 44 Felix Salten und das Kino 50 Lange Nacht der Museen 53 Annik Leroy. Utopie und Entzauberung 54 Zyklisches Programm. Was ist Film 1–14 58 Schule im Kino 64 Filmmuseum on Location. Blind Husbands im Wiener Konzerthaus 65 Spielplan. Alle Filme von 3. September bis 20. Oktober 2021 66 Dank / Impressum 71 Innerhalb eines Themas sind die Filme in der Reihenfolge ihrer Programmierung geordnet. ALLGEMEINE INFORMATIONEN Häufig gestellte Fragen zu den Corona-Maßnahmen finden Sie hier: www.filmmuseum.at/besuch/covid-19_massnahmen_faq SPIELORT/VEREINSSITZ 1010 Wien, Augustinerstraße 1 EINTRITTSKARTEN Kassa: geöffnet ab einer Stunde vor Beginn der ersten Vorführung Eintrittskarte für Mitglieder sowie Kinder und Jugendliche bis 18: 6 Euro Ermäßigung für Studierende mit Mitgliedschaft: 5 Euro bzw. 3 Euro für regelmäßige Programme (Collection on Screen, Was ist Film, Amos-Vogel-Atlas) Zehnerblock (für Mitglieder): 45 Euro Eintrittskarte ohne Mitgliedschaft: 10,50 Euro Herbstmitgliedschaft: 9,50 Euro Herbstpartnermitgliedschaft: 15,00 Euro Informationen zur Fördernden Mitgliedschaft finden Sie auf Seite 71 und auf unserer Website www.filmmuseum.at RESERVIERUNGEN T +43/1/533 70 54 oder www.filmmuseum.at Karten können ab dem 27. August reserviert werden. Reservierte Karten müssen spätestens 30 Minuten vor Beginn der jeweiligen Vorstellung abgeholt werden. BÜRO/BIBLIOTHEK 1010 Wien, Hanuschgasse 3, Stiege 2, 1. Stock Bibliothek: Benutzung nur mit Voranmeldung: [email protected]; Katalog online unter: www.filmmuseum.at/bibliothek/online-recherche Büro: Mo bis Do 10–18 Uhr, Fr 10–13 Uhr, T 01/533 70 54, E-Mail [email protected] SAMMLUNGEN 1190 Wien, Heiligenstädter Straße 175 (Hof), T 01/533 70 54 -232 FILMBAR IM FILMMUSEUM Täglich von 12 bis 23 Uhr ABKÜRZUNGEN R Regie B Drehbuch K Kamera S Schnitt M Musik D Darsteller*innen UT Untertitel ZT Zwischentitel • Veranstaltungen mit Gästen oder Einführungen ★ English language or subtitles TEXTE VON Petra Belc, Patrick Holzapfel, Christoph Huber, Michael Loebenstein, Jurij Meden, Ivana Miloš, Olaf Möller, Andrea Pollach, Harry Tomicek SEPTEMBER / OKTOBER 2021 2 9. SEPTEMBER BIS 20. OKTOBER 2021 Jan Troell & Bo Widerberg SWEDISH FILM INSTITUTE SWEDISH FILM Drei Jahre nach der kompletten Werkschau zu Ingmar Bergman wid- Elvira Madigan met sich das Österreichische Filmmuseum mit einer Doppelretro - (1967, Bo Widerberg) spektive der nächsten Generation schwedischer Meisterregisseure. Bo Widerberg (1930–97) und Jan Troell (*1931) stehen für den Aufbruch Schwedens in die Kinomoderne. Der jung etablierte Autor Widerberg hatte 1962 mit aufsehenerregender Kritik an Ingmar Bergman und dessen Generation eine Abkehr vom Alten und die Hinwendung zu re- alitätsnahen und zeitgenössischen Stoffen parallel zur französischen Nouvelle Vague gefordert. Als Regisseur gelang ihm mit preisgekrön- ten Filmen wie Barnvagnen (Kinderwagen, 1963) die sofortige Um - setzung seiner Thesen, wobei er anfangs mit dem vormaligen Volks- schullehrer und autodidaktischen Kameravirtuosen Troell zusammen - arbeitete, der sich schnell selbst als Filmemacher etablierte. Binnen we- niger Jahre reüssierten sie unabhängig voneinander auf internationa- len Festivals und schufen von Kritik und Publikum akklamierte Klassiker. SEPTEMBER / OKTOBER 2021 Jan Troell & Bo Widerberg 3 Welterfolgen wie Widerbergs lyrischer Liebesgeschichte Elvira Madigan (1967) oder Troells zweiteiliger Auswanderer-Saga Utvan- drarna (Emigranten, 1971) und Nybyggarna (Das neue Land, 1972) folgten Einladungen nach Übersee. Widerbergs Arbeitskampf-Bal- lade Joe Hill (1971) und Troells intimer Western Zandy’s Bride (1974, mit Gene Hackman) sind längst als Ausnahmefilme von »New Holly- wood« wiederzuentdecken, doch beide Regisseure kehrten letztlich unbefriedigt nach Schweden zurück. Sie realisierten ihre sehr persön- lichen Vorstellungen eines populären wie engagierten Kinos durch vielschichtige Chroniken ihrer Heimat, die bei allen spezifischen natio - nalen Qualitäten doch universale Wirkung entfalten. Trotz ihrer sehr unterschiedlichen Handschriften eint beide eine Vorliebe für ungewöhnliche Literaturverfilmungen und eine Haltung: kritischer Humanismus. Dadurch werden ihre Gestaltungen von pa- ckenden Menschenschicksalen und so reichhaltigen wie ambivalen- ten Gesellschaftsbildern zur großen Auseinandersetzung mit den Entwicklungen der Moderne: Schweden als sozialdemokratischer Wohlfahrtsstaat, der sich den Auswirkungen des weltweiten Sieges- zuges des Kapitalismus dennoch nicht entziehen konnte, erwies sich als idealer Brennpunkt für die Beschäftigung mit den widerstreiten- den Kräften, die das 20. Jahrhundert prägten. Widerberg verblüffte dabei auch durch seine Vielseitigkeit: In der Dramatisierung eines Wendepunkts der schwedischen Geschichte (Ådalen 31, 1969) fand er ebenso Stoff für seine Studien menschlicher und sozialer Abhängigkeiten wie in der entwaffnenden Fußball-Kin- derkomödie Fimpen (1974). In seine Adaptionen von klassischer (Knut Hamsun: Victoria, 1979) oder neuerer (Torgny Lindgren: Ormens väg på hälleberget / Der Weg der Schlange auf dem Felsen, 1986) Weltlite- ratur fügt sich nahtlos die kongeniale Umsetzung eines skandinavi- schen Krimi-Meisterwerks von Sjöwall/Wahlöö, mit dem Action-Furioso Mannen på taket (Der Mann auf dem Dach, 1976), das zugleich als eine der härtesten Bilanzen des sozialdemokratischen Scheiterns gelten muss. Wo Widerberg stilistisch immer wieder neue Herausforderungen suchte, etablierte Troell – meist in Personalunion als Regisseur, (Ko-) Autor, Kameramann und Schnittmeister – früh eine Form, bei der sich mit »fotografischem« Auge präzis eingefangene Details zum großen Mosaik fügten: Schon sein Langfilmdebüt Här har du ditt liv (Hier hast du dein Leben, 1966) – wie Widerbergs Kvarteret Korpen (Das Raben- SEPTEMBER / OKTOBER 2021 Jan Troell & Bo Widerberg 4 Ingenjör Andrées luftfärd (1982 , SWEDISH FILM INSTITUTE SWEDISH FILM Jan Troell) viertel, 1963) stets ganz vorne dabei bei Umfragen nach dem besten schwedischen Film – formt die autobiografische Tetralogie des späte- ren Literaturnobelpreisträgers Eyvind Johnson zu einem dreistündi- gen filmischen Entwicklungsroman, der zugleich wie eine Serie wun- derbarer Kurzfilme wirkt. Ähnliche Meisterleistungen gelangen ihm nicht nur mit seinem großen Auswanderer-Diptychon, sondern auch mit seinen Studien einer gescheiterten Polarexpedition in Ingenjör Andrées luftfärd (Der Flug des Adlers, 1982), den von seiner Bewunde- rung für die Nazis überschatteten späten Jahren des Literaturnobel- preisträgers Hamsun (1996) oder der Biografie einer Arbeiterfrau, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts als Fotografin durchsetzt (Maria Larsson eviga ögonblick / Die ewigen Momente der Maria Larsson, Alle Kopien dieser 2008). Retrospektive Gleichzeitig war Troell aber auch mühelos dazu imstande, seine (außer Zandy’s Bride) stammen komplexe Weltsicht durch dokumentarische Formen auszudrücken, aus der Sammlung beispielhaft in seinem wohl persönlichsten Werk Sagolandet (Das des SFI (Swedish Märchenland, 1988), oder sie in »kleinen« Geschichten zu verdichten. Film Institute). Einen Film wie Ole dole doff (Raus bist du, 1968), der die Konflikte Jan Troell wird seiner Zeit in der Erzählung von einem überforderten Pädagogen am 9. und 10. Sep- tember im Film - spiegelt, konnte in dieser Authentizität wohl nur ein Ex-Lehrer machen, museum zu Gast gleichzeitig verrät das Fehlen jeglicher Didaktik den neugierigen sein, Jon Weng- Blick eines besonderen Künstlers – auch darin treffen sich Widerberg ström vom Swedish Film Institute und Troell: Bei aller Ambivalenz vermitteln sie stets mit Leidenschaft von 9. bis 11. Sep- und Klarheit die Intensität des Lebens. (Christoph Huber) tember. SEPTEMBER / OKTOBER 2021 Jan Troell & Bo Widerberg 5 SWEDISH FILM INSTITUTE SWEDISH FILM Pojken och draken (Der Junge und der Drachen) R, B, S: Jan Troell, Bo Widerberg K: Jan Troell D: