similis | aktuell Aquaristik

Schneckenbuntbarsche aus dem Tanganjikasee Neolamprologus similis - Beobachtungen im

Neolamprologus similis

Es sind sicherlich das ausgeprägte Sozialverhalten darf und die in Aquarien zwischen 80 und 120 Li- und die oftmals intensiven Farben die Buntbarsche tern problemlos zu pflegen sind. Die sogenannten (Cichliden) aus dem Malawi- und Tanganjikasee so „Schneckenbuntbarsche“ aus dem Tanganjikasee beliebt machen und sie dadurch seit Jahrzehnten sind die vielleicht bekanntesten Zwergcichliden einen festen Platz in der Aquaristik haben. Die meist aus Ostafrika. Einige werden kaum größer als 3 bis relativ großen und teilweise aggressiven Buntbar- 5 cm und im Vergleich zu ihren Verwandten aus sche aus dem ostafrikanischen Grabenbruch werden dem Malawisee sind sie längst nicht so aggressiv. gerne mit Aquarien zwischen 300 und 1.000 Litern Der Name „Schneckenbuntbarsch“ ist allerdings in Verbindung gebracht. Aber nicht alle dieser Cich- keine wissenschaftliche Bezeichnung, sondern be- liden benötigen so viel Platz. Es gibt einige Arten, schreibt lediglich eine Gruppe von Cichliden mit die man durchaus als Zwergbuntbarsche bezeichnen ähnlichem Verhalten.

Der „Breitstreifen-Schneckenbunt- barsch“ Neolamprologus similis genannten Fakultativen, wie Neolamprologus ckenbuntbarschen zählen. Für eine Gruppe von similis, kann es sowohl ein leeres Schnecken- acht Tieren ist ein Aquarium mit den Standard- Die ersten Schneckenbuntbarsche wurden 1979 haus als auch eine andere kleine Höhle sein. maßen von 80 x 40 x 40 cm oder 50 x 50 x 50 (N. brevis und N. ocellatus) für den Zoofach- Der bekannte Buchautor AD KONINGS berichtet cm völlig ausreichend. Als Bodengrund sollte handel importiert. Neolamprologus similis ist in seinem Buch „Back to nature Handbuch für feiner Kies oder noch besser Sand verwendet ein kleiner, relativ friedlicher Schneckenbunt- Tanganjika Buntbarsche“ (Dähne Verlag) davon, werden. Da diese kleinen Buntbarsche Reviere barsch, der 1989 von HEINZ BÜSCHER entdeckt dass N. similis in ihrer natürlichen Umgebung bilden, kann man beispielsweise mit Hilfe von wurde. Die Art sieht Neolamprologus multi- überwiegend zwischen Geröll und kleinen Fels- Lochsteinen Bereiche innerhalb des fasciatus sehr ähnlich. Allerdings ist N. similis spalten leben. Im Aquarium werden allerdings abgrenzen. Da sie stark wühlen, ist die Bepflan- kontrastreicher gefärbt und die Streifen gehen problemlos leere Schneckenhäuser als Versteck zung etwas schwierig. Grundsätzlich lassen bis zum Auge. Die Männchen werden ca. 4 cm und Ablaichplatz angenommen. sie aber als „Fleischfresser“ jegliches Grün in groß und die Weibchen sind einen guten Zen- Ruhe. Vallisnerien, die auch im Tangnajikas- timeter kleiner. Schneckenbuntbarsche werden Das Aquarium se vorkommen, sowie Javafarn und Anubias in die beiden Gruppen der fakultativen oder eignen sich relativ gut. Sind die Reviere abge- obligatorischen Schneckenhausbrüter einge- Neolamprologus similis dürfte neben Neolam- grenzt, müssen ausreichend leere Schnecken- teilt. Die obligatorischen Schneckenhausbrüter prologus multifasciatus mit einer maximalen häuser auf dem Boden verteilt werden. Leere laichen nur in Schneckenhäusern ab. Bei den so- Länge von gut 4 cm zu den kleinsten Schne- Schneckenhäuser sind in der freien Natur eine 12 | VDA-aktuell | 3 - 2014 3 - 2014 | VDA-aktuell | 13 aktuell | Neolamprologus similis

wertvolle Ressource z.B. für Einsiedlerkreb- se und Schneckenbuntbarsche, da sie Schutz bieten. Auf dem Grund des Tanganjikasees findet man zahlreiche leere Häuser der

Aquaristik -Schnecke (Neothauma tan- ganyicensis oder Neothaum bicarinatum). Diese sind allerdings schwer zu beschaffen. Für Aquarianer eignen sich leere Weinberg- schneckenhäuser, die man z.B. bequem über das Internet bestellen kann. Die Menge der Schneckenhäuser sollte deutlich über der Anzahl der Barsche liegen.

Wasserwerte

Das Wasser sollte leicht alkalisch (ph-Wert 7,5-9,5) und relativ hart (10-12°dGH) sein. Diese Werte entsprechen auch ungefähr denen des Tanganjikasees. Die optimale Temperatur liegt bei 26°C. Zwei Weibchen beim „friedlichen“ Kampf um ein Revier. Bei diesen Kämpfen kommt es zu keinen Verletzungen. Paarbildung und Zucht

Sobald die Fische im Aquarium sind, fangen sie an, Reviere zu bilden. Insbesondere die Weibchen machen sich auf die Suche nach geeigneten Brutverstecken. Die Reviere sind allerdings kaum größer als zehn Quadratzen- timeter. Das Imponiergehabe dieser Zwerg- buntbarsche lässt sich gut beobachten. Die Fische stellen sich parallel zueinander und spreizen die Flossen. Es kommt dabei jedoch zu keinen ernsthaften Kämpfen oder Verlet- zungen. Schneckenbuntbarsche haben eine besondere Lebensweise und Fortpflanzungs- biologie, verbunden mit einer engen Bindung an Schneckenhäuser. Die leeren Schnecken- häuser werden sowohl als Wohnhöhle als auch zum Ablaichen von den Weibchen ge- nutzt. Zum Teil werden sie von den kleinen Barschen eingegraben oder so gedreht, dass Ein Pärchen von Neolamprologus similis bezieht ein Revier im Scheckenhaus. Die Eier nur noch eine kleine Öffnung zu sehen ist. werden sehr tief abgelegt, so dass sie von außen nicht zu sehen sind. Eindringlinge werden nicht akzeptiert. Selbst wenn sich z.B. eine Turmdeckelschnecke in ein Schneckenhaus verirrt, wird sie sofort mit dem chen sind allerdings immer alleine in ihren Ter- Maul entfernt (siehe YouTube Film „Neolam- ritorien und dringen nicht in das eines anderen prologus similis - Schneckenbuntbarsche aus Weibchens ein. Nach heftiger Balz kommt es dem Tanganjikasee“ von Sven Haustein). Dass dann zur Paarung und Eiablage im Schnecken- die Schneckenhäuser auch von Männchen als haus. Die Eier werden weit in das leere Schne- Unterschlupf genutzt werden, konnte nicht be- ckenhaus hineingelegt, so dass sie nicht mehr obachtet werden, eine Erfahrung, die auch bei zu sehen sind. Nach einigen Tagen schlüpfen anderen Autoren nachzulesen ist. Während die zwischen 8 und 10 Junge und schwimmen Weibchen die Reviere in Bodennähe unterei- dann über der Schneckenhausöffnung, in die nander ausmachen, legen die Männchen die sie bei Gefahr blitzschnell flüchten. Die Brut- Rangfolge im mittleren und oberen Bereich pflege übernimmt in erster Linie das Weibchen. des Aquariums fest und bilden Bezirke über Die Jungfische werden allerdings nicht geführt. den Revieren. Auch hier kommt es nicht zum Die Jungen bleiben lange bei der Mutter und Beschädigungskampf. Es kann durchaus sein, nach einigen Monaten leben mehrere Genera- Drohgebärde bei Neolamprologus similis. dass ein Männchen sich mit mehreren Weib- tionen (sog. „Etagenzucht“) in einem Revier Gut zu erkennen sind die Zähne im Unter- chen paart (polygame Lebensweise) und die zusammen. Da die Nachkommen das Revier kiefer. entsprechenden Reviere verteidigt. Die Weib- nicht verlassen und bei Gefahr ins Schnecken- 14 | VDA-aktuell | 3 - 2014 3 - 2014 | VDA-aktuell | 15 aktuell | Neolamprologus similis

haus flüchten, lassen sie sich damit gut aus dem Aquarium in ein Aufzuchtbecken über- führen. Dort kann man sie dann mit frisch geschlüpften Artemia-Nauplien aufziehen,

Aquaristik die im Übrigen auch gerne von den Eltern- tieren gefressen werden. Generell sind Ar- temia ein gutes Lebendfutter, das neben Wasserflöhen und Trockenfutter (kleines Granulat) gerne gefressen wird. Auch Tro- ckenfutter mit einem Spirulina-Anteil sollte regelmäßig angeboten werden.

Weitere Bewohner im Schneckencichliden-Aquarium

Kleine Kuckuckswelse wie etwa Synodontis lucipinnis können gut mit Schneckencichli- den vergesellschaftet werden. Im Vergleich zu anderen Synodontis-Arten lässt dieser Wels den Nachwuchs der Barsche in Ruhe Irgendwann zeigen sich die Jungfische, die in der Nähe des Schneckenhauses bleiben und und ist friedlich. Was auf keinen Fall fehlen bei Gefahr hinein schwimmen. sollte, sind Schnecken wie beispielsweise Renn- und Geweihschnecken, die die Futterres- te verwerten und somit für eine gute Wasser- qualität sorgen. Auch andere kleine Buntbarsche aus dem Tanganjikasee wie z.B. die „Prinzessin von Burundi“ (Neolamprologus brichardi) oder Julidochromis- und Paracyprichromis-Arten lassen sich gut mit Neolamprologus similis zu vergesellschaften. Da sich Neolamprolo- gus multifasciatus mit N. similis kreuzen kann, sollte man sich hier für eine Art im Aquarium entscheiden. Bei der Vergesellschaftung von Buntbarschen ist außerdem darauf zu achten, dass man nicht unbedingt Fleischfresser (Car- nivore) mit reinen Pflanzenfressern (Herbivore) zusammen hält. Man müsste bei der Fütterung Kompromisse eingehen, was in der Regel mit- telfristig zu gesundheitlichen Problemen bei den Tiere führt. -Cichliden eignen sich, Die Jungfische bleiben sehr lange im Revier der Mutter und leben in mehreren Generationen als Aufwuchs- und Pflanzenfresser, z.B. nicht zu in einem Revier zusammen. einer gemeinsamen Haltung mit Neolamprolo- gus similis, da ihnen tierische Proteine schaden. Was Buntbarsche wie der hier beschriebene mit Buchrezensionen; ferner ist ein Video auf „Breitstreifen-Schneckenbuntbarsch“ (Neolam- der Webseite der Fuldaer „Scalare“. Viele In- prologus similis) von vielen anderen Zierfischen teressante Informationen sind hier zu finden: unterscheidet ist sicherlich das ausgeprägte http://www.scalare-fulda.de/ Sozialverhalten, welches Cichliden „intelli- neolamprologus_similis.html gent“ wirken lässt. Als Aquarianer kann man seinen Schützlingen stundenlang zuschauen, Text, Fotos, Videos: Sven Haustein, ohne dass es langweilig wird. Schneckenbunt- Verein Scalare Fulda e. V. barsche wie Neolamprologus similis haben außerdem den Vorteil, dass sie aufgrund der Literaturnachweis: geringen Größe in überschaubaren Aqua- rien gehalten werden können und durch die HIRSCH HANS, „Schneckencichliden“, Bede „Symbiose“ mit dem leeren Schneckenhaus Verlag für jeden Zierfischliebhaber etwas ganz be- STAECK WOLFGANG, „Schneckenbunt- sonderes sind. Wer sich intensiver mit dieser barsch-Fibel“, Dähne Verlag Besonders geeignet sind leere Weinberg- Fischgruppe beschäftigen möchte, findet ganz BAUER RALF, „Tanganjikaseecichliden“, Bede schneckenhäuser, die von den Weibchen als viele Informationen, ausführliche Bilderserien Verlag Schutz und Ablaichplatz genutzt werden. 16 | VDA-aktuell | 3 - 2014 3 - 2014 | VDA-aktuell | 17