Ein Außergewöhnlicher Schneckencichlide Im Aquarium: Lamprologus Signatus - Der „Vielfachgebänderte Tanganjikaseebuntbarsch“
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DCG_Info_06_2016_HR_20160520_DCG_Info 20.05.2016 07:25 Seite 122 Ein außergewöhnlicher Schneckencichlide im Aquarium: Lamprologus signatus - der „Vielfachgebänderte Tanganjikaseebuntbarsch“ Sven Haustein Die Männchen können aufgrund ihrer Streifen problemlos von den Weibchen unterschieden werden. Spricht man in der Aquaristik von ihren südamerikanischen Verwandten chen Fische weisen allerdings interes- Zwergbuntbarschen, denkt man un- allerdings in nichts nach. Ganz im Ge- sante Farbschimmer auf, je nachdem weigerlich an die aus Südamerika genteil. Brutpflege und Aufzucht durch wie sie vom Licht angestrahlt werden. stammenden Apistogramma-Arten. die Elterntiere verlaufen äußerst inten- Aber auch in Afrika gibt es kleinblei- siv. Die afrikanischen Lamprologus- Der Name „Schneckenbuntbarsch“ ist bende Cichliden, die man ebenfalls und Neolamprologus-Arten werden mit keine wissenschaftliche Bezeichnung. so bezeichnen darf und die sich als bis zu acht Jahren auch deutlich älter. Er beschreibt lediglich eine Gruppe von äußerst dankbare Aquarienbewoh- Cichliden mit ähnlichem Verhalten. ner erweisen. Eine der relativ kleinen und vom Kör- Das heißt konkret, dass von manchen perbau her gesehen schlanken Arten ist Arten, wie z.B. Lamprologus signatus, Die sogenannten „Schneckenbuntbar- Lamprologus signatus (Synonym Neo- auch Höhlen als Unterschlupf oder zur sche“ aus dem Tanganjikasee sind die lamprologus signatus), deren deutsche Eiablage in Anspruch genommen wer- vielleicht bekanntesten Zwergcichliden Bezeichnung gelegentlich „Vielfachge- den. Man unterscheidet deshalb zwi- aus dem ostafrikanischen Grabenbruch. bänderter Tanganjikaseebuntbarsch“ schen obligatorischen und fakultativen Manche werden kaum größer als 4 oder lautet. Beide Geschlechter werden bis Schneckenhausbrütern. Die obligatori- 5 cm, und im Vergleich zu ihren Artge- zu fünf Zentimeter groß, unterscheiden schen Schneckenhausbrüter, wie z.B. nossen aus dem Malawisee sind sie sich aber deutlich in Zeichnungsmuster Neolamprologus brevis, laichen nur in längst nicht so aggressiv. Die Farben- und Färbung. Die Männchen zeigen ca. Schneckenhäusern ab. Bei den fakulta- pracht ist sicherlich geringer als bei den ein Dutzend dunkle Querstreifen, die tiven, so wie L. signatus, kann es so- meisten Apistogramma- oder Nanna- bei den Weibchen fehlen. Die auf den wohl ein leeres Schneckenhaus als auch cara-Arten. Im Verhalten stehen sie ersten Blick farblos wirkenden weibli- eine Höhle sein (STAECK 2010). 122 DCG-Informationen 47 (6): 122 -125 DCG_Info_06_2016_HR_20160520_DCG_Info 20.05.2016 07:25 Seite 123 Die meisten dieser kleinen Cichliden können problemlos mit anderen fried- lichen Arten gehalten werden. Man sollte allerdings auf die Ernährungsge- wohnheiten achten und es vermeiden, Fleischfresser (Carnivore), wie z.B. L. signatus, mit Pflanzenfressern (Herbi- voren), wie z.B. Tropheus moorii, zu- sammen zu halten (BAUER 2007). Lamprologus signatus sollte nach Mög- lichkeit im Artenbecken gepflegt wer- den, wie es auch KONINGS (1996) empfiehlt. Die Fische haben selbst bei anderen kleinen Arten, wie beispiels- weise Neolamprologus brevis, Pro- Die Weibchen haben im Vergleich zu den Männchen keine Querstreifen. bleme sich zu behaupten. Es besteht die Gefahr der Verdrängung, was mittel- rung ist Pflicht, denn schließlich kom- lich ist, steht einer optimalen Ernäh- fristig zum Verlust führen kann. Diese men die Buntbarsche aus einem See mit rung nichts im Wege. Feines Granulat Beobachtungen wurden vom Autor ge- hervorragender Wasserqualität. Das kann als Trockenfutter gelegentlich macht, der L. signatus gemeinsam mit Wasser selbst sollte leicht alkalisch (pH- ebenfalls angeboten werden. N. brevis in einem 200 Liter Aquarium Wert 7,5-9,5) und relativ hart (10-12 hielt, in dem es genügend Versteck- und °dGH) sein. Die optimale Temperatur Paarbildung und Zucht Ausweichmöglichkeiten gab. Zur Zucht liegt bei 25 bis 27 °C (HIRSCH 2006). empfiehlt es sich sogar, die Fische Die beiden Geschlechter von L. signa- paarweise zu pflegen. Hierbei kommt Artemia-Nauplien als optimales Le- tus sind untereinander gut verträglich. das natürliche Paarungsverhalten be- bendfutter Sobald sich ein Pärchen gefunden hat, sonders gut zur Geltung. wird ein relativ großes Revier mit meh- Schneckencichliden sind im Großen reren Schneckenhäusern eingenommen Aquarium und Wasserwerte und Ganzen anspruchslos. Das natürli- und gegen Eindringlinge verteidigt. Bei che Nahrungsspektrum besteht aus Zuchtversuchen hat sich die Einzel- Das Artaquarium für zwei Männchen winzigen Krebstieren und ähnlichem paarhaltung bewährt, wodurch unnöti- und drei Weibchen sollte nicht unter 80 Lebendfutter. Im Aquarium eignen sich ger Stress vermieden wird. Das Liter groß sein. Beispielsweise mit daher Salinenkrebse recht gut als Futter Weibchen beginnt dann, die Höhlen Lochsteinen kann man Reviere gut ab- sowohl für die jungen als auch die aus- bzw. Schneckenhäuser auf ihre Taug- grenzen, und die im Tanganjikasee vor- gewachsenen Buntbarsche. Ohne eine lichkeit für die Eiablage zu untersu- kommenden Vallisnerien (BAUER 2007) ausgewogene Ernährung mit überwie- chen. Im Gegensatz zu beispielsweise eignen sich als Pflanzen ebenso wie Ja- gend Lebendfutter ist die Zucht kaum Neolamprologus similis oder Neolam- vafarn und Anubias-Arten. Da sich L. möglich. Da der Ansatz von Artemia prologus brevis werden die Schnecken- signatus vorwiegend von kleinen Krebs- für jeden Aquarianer problemlos mög- häuser weniger bewegt oder eingegraben tieren ernährt, lassen sie jegliches Grün in Ruhe. Man sollte es aber mit der Be- pflanzung nicht zu sehr übertreiben, denn schließlich soll sich die Einrich- tung des Aquariums am natürlichen Vor- bild orientieren. Neben ausreichend leeren Schneckenhäusern (es sollten mindestens dreimal so viele wie Fische sein) können weitere kleine Höhlen, z.B. aus Ton, eingebracht werden. Auf dem Grund des Tanganjikasees findet man zahlreiche leere Häuser der Neothauma- Schnecke. Da diese schwer zu beschaf- fen sind, eignen sich Weinbergschnecken- häuser, die man z.B. bequem über das Internet bestellen kann. Eine gute Filte- Lamprologus signatus ist sehr produktiv. Man kann durchaus mit gut 40 Jungfischen rechnen. DCG-Informationen 47 (6): 122 -125 123 DCG_Info_06_2016_HR_20160520_DCG_Info 20.05.2016 07:25 Seite 124 (HAUSTEIN 2014). Auch das Befüllen der Eingänge mit Kies oder Sand, wie man es häufig bei N. brevis beobachten kann, findet kaum statt. Während das Weibchen die Eier tief im Inneren des Schneckenhauses ablegt, werden sie gleichzeitig vom Männchen besamt. Bei diesem Vorgang befinden sich dann beide Buntbarsche im Schneckenhaus. Die Pflege des Geleges übernimmt in erster Linie das Weibchen. Es fächelt den Eiern und den nach wenigen Tagen geschlüpften Larven Frischwasser zu. Nach einer guten Woche sind dann die Werden mehrere Männchen zusammen gehalten, sollte das Aquarium groß genug sein. Jungen zum ersten Mal am Eingang des Schneckenhauses zu beobachten. An- sich gelegentlich ohne Elterntiere aus cichliden typische „Etagenzucht“, bei schließend werden sie vom Weibchen dem Revier, ähnlich wie man es bei der mehrere Bruten von Jungfischen im regelmäßig in andere Behausungen Lamprologus ocellatus (Syn. Neolam- Revier der Mutter zu finden sind, lässt umgebettet. Es nimmt dabei die Jungen prologus ocellatus) beobachten kann, sich bei L. signatus nicht beobachten. ins Maul und transportiert sie in ein an- wie es aber bei z. B. N. similis undenk- Sobald sich die Jungen dauerhaft von deres Schneckenhaus. Dieses außerge- bar wäre (HAUSTEIN 2014). Sie bleiben den Elterntieren entfernen, sollten sie wöhnliche Verhalten unterscheidet L. dabei aber immer als Gruppe zusam- in ein separates Becken überführt wer- signatus von den meisten anderen men, und sowohl das Weibchen als den. Aufgrund der Tatsache, dass die Schneckenbuntbarschen. Man nimmt auch das Männchen sind in unmittelba- Jungen bei Gefahr in ein Schnecken- an, dass dieses Verhalten dem natürli- rer Nähe. Im Vergleich zu Neolampro- haus flüchten, kann man sie bequem chen Lebensraum geschuldet ist. Hier logus similis oder Neolamprologus aus dem Aquarium entnehmen. werden nämlich Höhlen in den schlam- multifasciatus ist Lamprologus signa- migen Bodengrund gegraben, die leicht tus sehr produktiv, ähnlich wie bei dem Mögliche Mitbewohner im zum Einstürzen neigen. Wahrscheinlich wohl bekanntesten Schneckenbunt- Schneckencichliden-Aquarium aus diesem Grund werden die Jungfi- barsch L. ocellatus. Man kann durchaus sche regelmäßig umgesiedelt. mit 40 Jungfischen und mehr rechnen. Grundsätzlich kann die Art mit anderen friedlichen Fischen vergesellschaftet Die Männchen von L. signatus nehmen Die Aufzucht mit Artemia ist problem- werden. Wie schon beschrieben besteht hierbei eine eher passive Rolle ein, sind los, und bei guter Fütterung wachsen allerdings die Gefahr, dass L. signatus aber indirekt an der Brutpflege betei- die Jungfische schnell heran. Im Ge- von anderen Arten verdrängt wird. In ligt. Wenn sich ein Jungfisch versehent- gensatz zu den weniger produktiven größeren Aquarien kann man kleine im lich aus dem Schneckenhaus verirrt, Arten, wie z.B. N. similis (maximal Tanganjikasee vorkommende Fieder- wird es auch schon mal vom Vater zu- acht bis zehn Junge), bleibt der Nach- bartwelse wie z.B. Synodontis lucipin- rückgesetzt. Sobald die Jungen das wuchs nur eine relativ kurze Zeit bei nis dazu setzen. Damit abgesunkene Schneckenhaus verlassen, entfernen sie der Mutter. Die für manche Schnecken- Futterreste verwertet werden, eignen Hier noch einmal zur Unterscheidung