Handbuch zum Auftakt des neuen Bürgerdialogs

Jahresabschluss 2012

Version 1.0

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in am 2

Impressum

Auftraggeber

Stadt , Stadtplanungs- und Stadtmessungsamt Technisches Rathaus, Ritterstraße 17, 73728 Esslingen Kontakt: Daniel Fluhrer | [email protected] | Tel.: 0711-3512-2357

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Burkhard Nolte | [email protected] | Tel.: 0711-3512-2495 Kristina Breuninger | [email protected] | Tel.: 0711-3512-2531

Auftragnehmer agl | Hartz • Saad • Wendl angewandte geographie, landschafts-, stadt- und raumplanung Großherzog-Friedrich-Straße 16-18, 66111 Saarbrücken, www.agl-online.de Kontakt: Andrea Hartz | [email protected] | Tel.: 0681-96025-14 Christine Schaal-Lehr | [email protected] | Tel.: 0681-96025-16

Inhaltliche und redaktionelle Bearbeitung Stadt Esslingen am Neckar, Stadtplanungs- und Stadtmessungsamt Stadt Esslingen am Neckar, Grünflächenamt Netzwerk für Planung und Kommunikation, Bürogemeinschaft Sippel.Buff Planung+Umwelt, Planungsbüro Prof. Dr. Michael Koch agl | Hartz • Saad • Wendl, Saarbrücken Kartographie, Abbildungen und Fotos wurden, soweit nicht anders angege- ben, von den Bearbeitern zur Verfügung gestellt.

Gestaltung und Satz Stephanie Bächle (agl)

Oktober 2014 Inhalt

1. Der neue Bürgerdialog 4 3 2. Möglichkeiten der Beteiligung: Wie kann ich mich einbringen? 10 3. Das Profil der Stadt und der Stadtteile 14 4. Esslingen in der Region 32 5. Fokusthemen 5.1 Wohnen, Daseinsvorsorge und Infrastruktur 44 5.2 Wirtschaftsstruktur und gewerbliche Entwicklung 58 5.3 Städtische Mobilität und Verkehr 62 5.4 Nutzung und Schutz von Landschaft 70 5.5 Erholung, Sport und Gesundheit 78 5.6 Umwelt: Klima, Energie, Lärm und Luft 82 6. Finanzierung der Stadt 92 7. Steuerungsinstrumente der Stadtentwicklung 94 Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Kapitel 1 Der neue Bürgerdialog: Gemeinsam Perspektiven für Esslingen entwickeln

4 Die Esslinger Bürgerinnen und Bürger diskutieren seit 2007 über Ziele und Per- spektiven der Entwicklung ihrer Stadt: im Strategieprozess ES 2027 wie auch im Leitbildprozess zum Flächennutzungsplan 2030. Der Flächennutzungsplan (FNP) soll als zentrales Instrument der Stadtentwicklungsplanung die langfris- tige Planung bis 2030 festlegen und Handlungsoptionen sichern. Die räumli- che Entwicklung der Stadt ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben von Politik und Verwaltung. Sie hat unmittelbare Auswirkungen auf die Lebensqualität der Menschen, die in Esslingen leben und arbeiten. 2012 wurde ein Vorentwurf des Flächennutzungsplans öffentlich vorgelegt.

Die kritische öffentliche Resonanz auf den FNP-Vorentwurf haben Gemeinde- rat und Verwaltung dazu bewogen, das Verfahren zu unterbrechen und „zwei Schritte zurück zu gehen“. Vor diesem Hintergrund wurde Anfang 2014 der Dialogprozess zur räumlichen Entwicklung der Stadt neu gestartet. Alle Betei- ligten setzen auf einen transparenten und konstruktiven Dialogprozess.

„Mir ist wichtig, dass sich die „Wir wollen offen über die zentralen Bürgerinnen und Bürger in dem Entwicklungsperspektiven unserer Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog neuen Dialogprozess wiederfin- Stadt reden und die Kriterien für den und sich aktiv in die Zu- eine sozial, ökonomisch und ökolo- kunftsgestaltung unserer Stadt gisch ausgeglichene Stadtentwick- einbringen.“ lung gemeinsam bestimmen.“ Oberbürgermeister Erster Bürgermeister Dr. Jürgen Zieger Wilfried Wallbrecht

„Die große Herausforderung liegt darin, die hochkomplexen Themen der Stadtentwicklung in nachvollzieh- bare und transparente Fragestellungen im Dialogprozess aufzugliedern.“ Daniel Fluhrer Amtsleiter des Stadtplanungs- und Stadtmessungs- amts, Projektleiter des Bürgerdialogs

„Wir hoffen, dass wir mit diesem Neustart Vertrauen zurückgewinnen können. Beteiligungsprozesse sind immer auch Lernprozesse für alle Beteiligten!“ Burkhard Nolte Amtsleiter des Grünflächenamts, stellvertretender Projektleiter des Bürgerdialogs Was sind die Ziele des neuen Bürgerdialogs? 5

Der Bürgerdialog schlägt ein neues Kapitel der Diskussion über die zukünftige räumliche Entwicklung der Stadt auf, er knüpft damit an bisherige Prozesse und deren Ergebnisse an. Gleichwohl bedeutet „zwei Schritte zurückzutreten“ auch, Raum zu schaffen für eine vertiefte Auseinandersetzung mit grundsätz- lichen und zukunftsrelevanten Fragen! Im Bürgerdialog soll deshalb eine Ver- ständigung über die zukünftigen Leitziele der Stadtentwicklung erreicht und eine positive Vision zur Zukunft Esslingens erarbeitet werden. Diese Leitziele werden vor dem Hintergrund gesellschaftlichen Wandels, der Rolle Esslingens in der Region und der Beziehung der Stadt zu ihren Nachbargemeinden disku- tiert. Dabei umfasst eine ganzheitliche Betrachtung der Stadtentwicklung die unterschiedlichsten Lebensbereiche und ihre räumliche Einbettung; sie bezieht sich auf die Gesamtfläche der Stadt Esslingen am Neckar mit ihrer Vielfalt an Raumtypen.

Der Bürgerdialog wird sich zudem damit beschäftigen, wie die Leitziele umge- setzt werden können. Hier rücken die Stadtteile in den Fokus. Es sollen Strate- gien zur Sicherung und Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität vor Ort und zur Sicherung und Entwicklung von Arbeitsplätzen erarbeitet werden. zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog

Schließlich soll der Bürgerdialog auch dazu genutzt werden, neue Wege des Miteinanders von Stadtgesellschaft, Politik und Verwaltung zu finden.

Die Ergebnisse der bisherigen Beteiligungsprozesse fließen in das neue Dialogverfahren ein:

Der Stadtstrategieprozess ES 2027 startete 2008 und hatte zum Ziel, nachhaltige und zukunftsfähige Strate- gien für die Stadtentwicklung aufzuzeigen. Der Name „ES 2027“ bezieht sich dabei auf den Zeithorizont der ge- planten Strategien und verweist gleichzeitig auf das 1250-jährige Stadtjubiläum im Jahr 2027. In drei großen Forumsveranstaltungen und in drei Workshopsequenzen entwickelten Bürgerinnen und Bürger, Experten und politische Vertreter strategische Leitlinien in neun Zukunftsfeldern für das Esslingen der kommenden 20 Jahre. Das Ergebnis, ein umfassender Katalog mit qualitativen Zielkriterien, aber auch konkreten Maßnahmenvor- schlägen zu wichtigen städtischen Themenfeldern, fand und findet Eingang in die stadtpolitischen Entschei- dungsprozesse und das städtische Verwaltungshandeln. Weitere Informationen: www.esslingen.de/ES2027

Der Leitbildprozess zum Flächennutzungsplan 2030 wurde in den Jahren 2011 und 2012 durchgeführt. Er bot den Esslinger Bürgerinnen und Bürgern in Informationsveranstaltungen und Bürgerwerkstätten so- wie über ein Online-Portal vielfältige Möglichkeiten, ihre Ideen und Anregungen zu den verschiedenen Bau- steinen des räumlichen Leitbilds einzubringen. Auch im Rahmen des begonnenen formalen Verfahrens zum FNP-Vorentwurf konnten Bürgerinnen und Bürger bereits Stellungnahmen einbringen. Die Ergebnisse werden für das neue Verfahren ausgewertet, aufbereitet und in die Diskussion eingebracht. Weitere Informationen: www.fnp2030.esslingen.de, Dokumente und Pläne des FNP-Vorentwurfs: www.esslingen.de/ruhend_+FNP+2030 6 Das „Mandat“ zum Dialogprozesse brauchen eine gute Vorbereitung! Bürgerdialog finden Sie zum Download unter Aus diesem Grund wurde Anfang 2014 eine Vorbereitungsphase auf den Weg www.stadtentwicklung. gebracht. Diese wichtige Etappe diente dazu, zunächst eine Verständigung esslingen.de über das zukünftige Verfahren zu erzielen. Hierzu wurde ein Runder Tisch mit Schlüsselakteuren eingerichtet.

Das Ergebnis dieser ersten Phase ist im Mandat, einer Art „Geschäftsord- nung“ für den neuen Bürgerdialog, festgehalten. Das Mandat beschreibt Ziele und Themen des Bürgerdialogs und zeigt auf, wie die Bürgerinnen und Bürger mitwirken können. Kernpunkt des Mandats sind die sogenannten „Prinzipien“: Dies sind die Regeln, an die sich die Beteiligten im Prozess (Bürgerinnen und Bürger, Politik und Verwaltung) halten wollen.

Im Rahmen eines öffentlichen Informationsabends am 22. Mai 2014 wurden das Mandat und die geplanten Beteiligungsmöglichkeiten einer breiten Öf- fentlichkeit vorgestellt. Zudem bestand die Möglichkeit, auf Postkarten oder an Kommentarwänden eigene Anregungen und Kommentare zum Verfahren einzubringen und Themen vorzuschlagen, die im Rahmen des Bürgerdialogs

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog diskutiert werden sollen.

Das Mandat wurde noch vor der Sommerpause 2014 dem Gemeinderat vorge- legt und am 28. Juli 2014 beschlossen. Im Herbst 2014 startet nun die inhaltli- che Diskussion zu den Themen der Stadtentwicklung. Diese Phase des Dialog- prozesses bietet vielfältige Beteiligungsoptionen für interessierte Bürgerinnen und Bürger. Sie soll bis zur Sommerpause 2015 abgeschlossen werden.

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar

Regeln Transparent, sachlich Flexibel und und dialogorientiert; anpassungsfähig; Ergebnis- ergebnis- und ressourcenorientiert! offener lösungsorientiert ! Prozess ! Vielfalt repräsentieren; Frühzeitige und Balance zwischen unter- kontinuierliche schiedlichen Interessen Information ! und Gemeinwohl ! Ergebnisse würdigen Flächennutzungs- und bei Planungen und plan-Verfahren Entscheidungen ange- wird ausgesetzt ! messen berücksichtigen! 7 Die Prinzipien des Dialogs

Die grundsätzlichen Regeln für den Beteiligungsprozess sind in den „Prinzipien des Dialogs“ festgehalten:

1. Der Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen ist ein ergebnisoffener Prozess. Das bedeutet, es ist ein offener Dialog über alle Themen zur Stadtentwicklung möglich. Die Vielfalt der Meinungen und Perspektiven trägt zum Argumentationsspektrum im Verfahren bei. Rechtliche und gesetzliche Vorgaben bilden die Rahmenbedingungen für die räumliche Stadtentwicklung. Essentiell für einen konstruktiven Dialog ist, diese Rahmenbedingungen aufzuzeigen.

2. Der Beteiligungsprozess ist transparent, sachlich und dialogorientiert angelegt. Er ist ergebnis- und lösungsorientiert. Ziel ist, einen konstruktiven Umgang mit Konflikten zu entwickeln und auch in Konfliktsituationen nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. Dabei sind sich die Beteiligten im Kla- ren darüber, dass nicht bei allen Konflikten Konsens erzielt werden kann. Doch die Arbeit in kleinen Schritten, das Aufzeigen von Alternativen und ihrer jeweiligen Wirkungen sowie die nachvollziehbare Darlegung von Entscheidungen können helfen, gemeinsame Lösungen zu finden oder Konflikte zu- mindest zu minimieren.

3. Der Prozess ist in seiner Ausgestaltung flexibel und anpassungsfähig. Darüber hinaus ist er ressour- cenorientiert: Dies bezieht sich sowohl auf die zeitlichen Ressourcen der beteiligten Bürgerinnen und zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Bürger als auch auf die finanziellen und personellen Ressourcen der Stadtverwaltung. Gleichzeitig soll er ausreichend Zeit und Raum für den Dialog bieten.

4. Im Rahmen des Dialogs wird versucht, die Vielfalt der Gruppierungen in der Stadtgesellschaft zu repräsentieren und möglichst viele Perspektiven in den Prozess einzubinden. Es wird auf eine Ba- lance zwischen den unterschiedlichen Interessen und dem Gemeinwohl geachtet. Durch die aktive Mitarbeit der Schlüsselakteure im Rahmen des Runden Tisches wird eine ausgewogene Integration vielfältiger Perspektiven gefördert.

5. Im Bürgerdialog wird auf eine frühzeitige und kontinuierliche Information der Beteiligten Wert ge- legt. Dies umfasst zum einen eine verständliche Information zu wichtigen Aspekten der Stadtentwick- lung in Esslingen. Zum anderen geht es darum, Anregungen und Vorschläge aus der Bevölkerung zu sammeln und in den Prozess einzuspeisen.

6. Die Ergebnisse des Bürgerdialogs werden in ihrer Vielfalt und Differenzierung dokumentiert und nachvollziehbar aufgearbeitet. Die politischen Gremien und die Verwaltung der Stadt verpflichten sich dazu, die Ergebnisse zu würdigen und im Rahmen der weiteren Planungs- und Entscheidungs- prozesse zur Stadtentwicklung in Esslingen angemessen zu berücksichtigen. Gleichwohl gilt es zu betonen, dass die Entscheidungen im Verfahren dem Gemeinderat obliegen und dieser hierfür in der Verantwortung steht. Der Gemeinderat verpflichtet sich dazu, seine Entscheidungen transparent und nachvollziehbar zu begründen.

7. Das Flächennutzungsplan-Verfahren wird für die Phase 2 der Bürgerbeteiligung ausgesetzt. Verwal- tung und Gemeinderat sichern zu, insbesondere städtebauliche Planungen, die strittige Punkte des FNP-Vorentwurfs berühren, nicht weiter voranzutreiben. Allerdings können laufende FNP-Änderungs- und Bebauungsplanverfahren nicht gestoppt und zurückgestellt werden. 8 Der Runde Tisch begleitet das Verfahren

In der Vorbereitungsphase zum Bürgerdialog wurde ein Runder Tisch ein- berufen, an dem ca. 30 Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen, Vereinen, Verbänden und Institutionen aus Esslingen sitzen. Sie reprä- sentieren die Vielfalt der Esslinger Stadtgesellschaft. Der Runde Tisch übernahm damit eine wichtige Aufgabe: Er verständigte sich mit dem Prozessteam auf die Regeln für das zukünftige Beteiligungsverfahren und strukturierte den weiteren Prozess.

Der Runde Tisch wird das Beteiligungsverfahren auch weiterhin begleiten und die Ergebnisse der Beteiligungsveranstaltungen mit den vertretenen Institutionen, Organisationen und Netzwerken rückkoppeln.

Mitglieder des Runden Tischs: • Katholische Gesamtkirchenge- meinde, Kath. Verwaltungszen- • Vertreterinnen und Vertreter trum der AG Bürgerausschüsse in • Kinder- und Jugendbeirat Esslingen (3 VerteterInnen so- • Naturschutzbund Deutschland

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog wie Bürgerausschuss Berkheim) e. V., Ortsgruppe Esslingen • Vertreterinnen und Vertreter • Planungsbeirat Esslingen am des Aktionsbündnisses Lebens- Neckar wertes Esslingen (Esslinger • Sportverband Esslingen am Gemüsebauern, BI Hegensberg, Neckar e.V. BIs Oberesslingen, Initiative • Stadtseniorenrat Neckarhalde/ RSKN) • Türkisch-muslimische Vereine • Baugenossenschaft Esslingen Esslingen EG • Wasserverband Esslingen-Weil • BUND, Bezirksgruppe Esslingen und Kornhalde • Bundesverband Mittelstän- • Wirtschaftsjunioren der Stadt dische Wirtschaft, Unterneh- Esslingen merverband Deutschland e.V. (BVMW) Eingeladen waren auch: • City Initiative Esslingen e.V. • Allgemeiner Deutscher Fahrrad- • Deutscher Mieterbund Club (ADFC), Esslingen-Göppingen e.V. Kreisverband Esslingen • Evangelischer Kirchenbezirk • Fachrat für Migration und Esslingen Integration (FMI) • Gesamtelternbeirat der all- • Jugendgemeinderat gemeinbildenden Schulen • Kreishandwerkerschaft Esslingen a.N. Esslingen-Nürtingen • Haus & Grund Esslingen • Verfasste Studentenschaft der • Hochschule Esslingen Hochschule Esslingen • IHK Region , Bezirks- kammer Esslingen-Nürtingen Was soll das Handbuch leisten? 9

Stadtentwicklung und Flächennutzungsplanung sind hochkomplexe Themen, die zahlreiche Fachressorts berühren und Fachwissen in vielerlei Bereichen er- fordern. Damit alle am Bürgerdialog Interessierten auch mitreden können, stellt das Handbuch anschaulich und leicht verständlich die Grundlagen zum Beteili- gungsverfahren sowie zur räumlichen Stadtentwicklung dar. Es beschreibt die Rahmenbedingungen, die bei Planungen zu beachten sind.

Die Version 1.0 konzentriert sich dabei auf die Zusammenstellung von Daten, Fakten und vorliegenden Analysen zu den verschiedenen Aspekten der Stadt- entwicklung. Sie enthält keine planerischen Ziele oder Maßnahmen. Im wei- teren Prozess kann sich das Handbuch weiterentwickeln und Ergebnisse des Dialogs veranschaulichen.

Das Handbuch richtet sich an alle, die sich beteiligen wollen. Es ist als Ar- beitsgrundlage für die unterschiedlichen Themen des Bürgerdialogs gedacht. Es wird allen Interessierten zur Verfügung gestellt, ist zu den Sprechzeiten als gedruckte Version im Bürgerbüro Bauen im Technischen Rathaus, Ritterstraße

17, oder im Aktivbüro im Neuen Rathaus, Rathausplatz 2, erhältlich und wird zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog auf der Website zum Bürgerdialog unter www.stadtentwicklung.esslingen.de zum Download bereitgestellt. Kapitel 2 Möglichkeiten der Beteiligung: Wie kann ich mich einbringen?

10 Der Bürgerdialog möchte ein möglichst breites Spektrum der Esslinger Stadt- gesellschaft für die Auseinandersetzung mit der zukünftigen städtebaulichen Entwicklung gewinnen. Der Dialog findet daher auf drei Ebenen statt: der ge- samtstädtischen Ebene, der Stadtteilebene und der themen- bzw. zielgruppen- spezifischen Ebene.

Drei Stadtkonferenzen – die gesamte Stadt als Thema

Auf gesamtstädtischer Ebene geht es um grundsätzliche Fragen und Aspekte der räumlichen Entwicklung. Drei Stadtkonferenzen dienen dabei zum einem Die Themen der der Information über sachliche Inhalte oder den Stand des Prozesses, zum an- Stadtkonferenzen: deren dem Austausch und der Diskussion. Sie stehen allen Interessierten offen, 1. Zukunftsfragen stellen finden an einem Freitag spätnachmittags oder einem Samstag statt und dau- … und gemeinsam mit ern ca. fünf bis sechs Stunden. Neben informativen Vorträgen besteht auch ExpertInnen diskutieren Raum für eigene Beiträge und Aktivitäten. 2. Leitbilder, Leitziele und Auf der ersten Stadtkonferenz am 7. November 2014 wollen wir uns grund- Strategien für die räum- sätzliche Fragen zur Zukunft der Stadt stellen und gemeinsam mit ExpertInnen liche Entwicklung der Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog diskutieren. Hier werden die „großen“ Themen der Stadtentwicklung ange- Stadt sprochen wie Wohnen, Arbeiten, Mobilität oder Umwelt. Darüber hinaus wird 3. Bilanz: Wo stehen wir? ein Blick auf die allgemeinen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen … und Ausblick Trends geworfen. Dabei können die Ergebnisse aus dem Stadtstrategieprozess

Runder Runder Runder Tisch Tisch Tisch

Im Fokus Stadtteil- Themen, Vorhaben, konferenzen Zielgruppen 1. Mandat Stadt- konferenz Die Termine für 2014: 1. Stadtkonferenz am 7. November 1. Runde Handbuch Online- 1.0 Diskussion Stadtteilkonferenzen am 19., 20., 25. und 26. Gemeinderat / Lenkungskreis November 1. Online-Diskussion Verwaltungsinterne Projektgruppe vom 7. bis 27. November Juli 2014 Nov. 2014 ES 2027, die Daten und Fakten wie auch die vielfältigen Anregungen, Einwände 11 und Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern aus dem Aufstellungsverfahren zum FNP 2030 als Ausgangspunkt der Diskussionen dienen.

Die zweite Stadtkonferenz widmet sich Leitbildern, Leitzielen und Strategien zur räumlichen Entwicklung der Stadt. Sie greift auf die Ergebnisse der vor- angegangenen Stadtteilkonferenzen und themen- oder zielgruppenbezogenen Veranstaltungen zurück. In der dritten Stadtkonferenz wird schließlich Bilanz gezogen und die weitere Zukunft des Bürgerdialogs diskutiert.

Online-Foren – Beteiligung von zuhause aus

Zu allen Stadtkonferenzen werden zwei- bis dreiwöchige Online-Foren an- geboten. Sie stehen jedem offen. Das erste Online-Forum startet am Tag der Stadtkonferenz. So kann man sich auch von zuhause aus beteiligen, sich erst in Ruhe informieren und dann seine Argumente formulieren. Wir hoffen, auf diesem Weg vor allem auch Zielgruppen zu erreichen, die an Veranstaltungen nicht teilnehmen können oder wollen, aber den neuen Medien offen gegen-

über stehen. Im Online-Forum können Anregungen, Ideen und Beiträge direkt zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog über ein Dialogportal eingegeben werden. Die Diskussion wird von einer Mo- deration begleitet, strukturiert und ausgewertet.

Runder Runder Runder Tisch Tisch Tisch

Im Fokus Themen, Vorhaben, Stadtteil- Zielgruppen konferenzen 2. 3. Gesamt- Stadt- Stadt- dokumen- konferenz konferenz tation

Online- Handbuch Online- Diskussion 2.0 Diskussion

März 2015 Juli 2015 12 Die Stadtteilkonferenzen

Die Stadtteilkonferenzen richten ihren Blick auf die Wohn- und Lebensqua- lität vor Ort, also auf die Stadtteile und Stadtquartiere. Sie verfolgen einen querschnittsorientierten und integrierten Ansatz. Es werden Stärken und Schwächen im Stadtteil sowie Handlungsansätze für eine zukunftsorientierte räumliche Entwicklung diskutiert. In diesem Zusammenhang können zudem Milieufragen und soziale Herausforderungen beleuchtet werden. Dabei bauen die Stadtteilkonferenzen inhaltlich auf den Ergebnissen der vorangegangenen Stadtkonferenzen, Fokus-Veranstaltungen und Online-Foren auf.

Eine Stadtteilkonferenz ist auf eine Dauer von ca. vier Stunden ausgelegt. Die Veranstaltungen werden in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Bürger- ausschüssen vorbereitet. Sie richten sich vor allem an die Bürgerinnen und Bürger der Stadtteile. Es sind zwei Runden mit Stadtteilkonferenzen geplant. Wichtige Themen und Zukunftsaufgaben im Stadtteil und die Frage, wie wir unseren Stadtteil positiv weiterentwickeln können, stehen im Mittelpunkt der ersten Runde von Stadtteilkonferenzen, die für November 2014 geplant ist. Die zweite Runde beschäftigt sich mit den weiteren Entwicklungsmöglichkeiten Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog der Stadtteile und mit deren Einbindung in die Gesamtstadt.

Um den zeitlichen und logistischen Aufwand für die Stadtteilkonferenzen in einem überschaubaren Rahmen zu halten, war es notwendig, die Stadtteile zu vier Gruppen zusammenzufassen. Die Einteilung hat der Runde Tisch in Abstimmung mit den Bürgerausschüssen vorgenommen.

Gebiet D Gebiet C RSKN, Wäldenbronn/Serach/ Liebersbronn/Oberhof/ Hohenkreuz/Obertal, Sankt Hegensberg/Kimmichs- Bernhardt/Kennenburg/ weiler, Oberesslingen, Zell Wiflingshausen

Gebiet A Innenstadt, Pliensauvor- stadt, /Weil/Brühl

Gebiet B Sirnau, Zollberg, Berkheim Im Fokus: Themen, Vorhaben, Zielgruppen 13

Bei den Stadt(teil)konferenzen können spezifische Themenfelder der Stadtent- wicklung nur in begrenztem Rahmen betrachtet werden. Doch vielfach besteht Themen im Fokus: gerade im Hinblick auf einzelne Aspekte oder besondere Projekte verstärkt • Wohnen, Daseinsvorsorge Diskussionsbedarf. In Themen- und Projektwerkstätten beschäftigen sich die und Infrastruktur Beteiligten mit solchen Fokusthemen. Hier können beispielsweise die Ansätze • Gewerbliche Entwicklung zu Innen- und Außenentwicklung, Nachverdichtung und Arrondierung vertieft • Städtische Mobilität und zur Diskussion gestellt werden. Auch die Flächenbedarfe und -ansprüche der Verkehr verschiedenen Nutzungen oder verkehrliche Aspekte können ein Thema sein, • Nutzung und Schutz von ebenso die Herausforderungen im Klima-, Natur- und Umweltschutz. Dabei Landschaft geht es nicht nur um Quantität und Flächen, sondern vor allem auch darum, • Erholung, Sport und wie die Stadtentwicklungs- und Flächennutzungsplanung zu einer qualitati- Gesundheit ven Weiterentwicklung der Stadt beitragen kann. • Umwelt: Klima, Energie, Neben den Themen- und Projektwerkstätten wollen wir Veranstaltungen anbie- Lärm und Luft ten, die sich an jene Zielgruppen wenden, die erfahrungsgemäß bei Großveran- staltungen oder Werkstätten nur vereinzelt vertreten sind. Mit Hilfe der Schlüs- selakteure am Runden Tisch sollen insbesondere junge Menschen, SeniorInnen

www.stadtentwicklung. zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog oder MigrantInnen mit auf sie zugeschnittenen Angeboten angesprochen und esslingen.de zur Teilnahme an der Diskussion über die Zukunft der Stadt angeregt werden. stadtentwicklung@ esslingen.de Möglichkeiten der Information

Kommunikation und Information sind wichtige Voraussetzungen für einen transparenten und offenen Beteiligungsprozess. Das Informationsmanage- Prozesssteuerung ment ist daher ein zentraler Baustein. Dieses Handbuch gehört ebenso dazu Die Prozesssteuerung wird wie die Website www.stadtentwicklung.esslingen.de. Letztere begleitet den durch eine verwaltungs- Bürgerdialog mit Informationen zu Inhalten und Ergebnissen der verschie- interne Projektgruppe denen Veranstaltungen. So werden hier die Stadt- und Stadtteilkonferenzen, geleistet, die durch das die Werkstätten und Projektgruppen angekündigt. Die Moderation fertigt von Büro agl | Hartz • Saad • allen Veranstaltungen Ergebnisprotokolle an; diese Dokumentationen werden Wendl aus Saarbrücken auf der Website zum Download bereitgestellt. Zum Ende des Bürgerdialogs unterstützt wird. Die agl wird eine umfassende Gesamtdokumentation alle Ergebnisse zusammenfassen übernimmt auch die Kon- und für den weiteren Planungsprozess aufbereiten. zeption und Moderation Steuerung und Koordination des Informationsmanagements übernimmt die der Veranstaltungen. verwaltungsinterne Projektgruppe, die bei Bedarf von externen Fachbüros Im Lenkungskreis zum unterstützt wird. Sie ist zudem für die Auswertung der Ergebnisse und ihre Dialogprozess kommen Ver- mögliche Einbindung in das weitere planungsrechtliche Verfahren zur Neuauf- treter der Gemeinderats- stellung des Flächennutzungsplans zuständig. In dieser Gruppe sind das Stadt- fraktionen hinzu. planungs- und Stadtmessungsamt, das Grünflächenamt sowie das Büro des Oberbürgermeisters vertreten. Die kontinuierliche Rückbindung der Ergebnisse in den politischen Raum und die Vorbereitung von Gremienentscheidungen ist Aufgabe des Lenkungskreises. Kapitel 3 Das Profil der Stadt und der Stadtteile

14 Die Stadt Esslingen liegt im direkten Umfeld der Landeshauptstadt Stuttgart und ist Teil der Metropolregion Stuttgart, also einer Region mit hoher Bevölke- rungs- und Wirtschaftskonzentration. So nehmen die Siedlungs- und Verkehrs- 1: Struktur- und Regionaldatenbank Statistisches Landesamt Baden-Würt- flächen einen Großteil, etwa 42% der Gemarkungsfläche, ein. Die Landwirt- temberg, LIS, Stand 2014 schaftsflächen liegen bei ca. 30%, Wald bei ca. 25% der Gemarkungsfläche.1

Was prägt Profil und Wahrnehmung der Stadt? Hierzu zählen insbesondere folgende Aspekte: • Die Wahrnehmung Esslingens, sowohl durch die Bevölkerung als auch von Seiten der Besucher, ist in hohem Maße durch die historische Altstadt ge- prägt. Die Stadt wirbt mit ihrer historischen Innenstadt, der prominenten Burg und zahlreichen Baudenkmalen. • Die historische Innenstadt bildet zudem eine attraktive Kulisse für die Ein- kaufsstadt Esslingen als Mittelzentrum: Die kleinteilige Handelsstruktur kombiniert mit dem historischen Ambiente locken die Kunden. • Der Neckar ist die zentrale Achse der Stadt. Das Neckartal prägt mit seinen Kanälen sowie den Streuobstwiesen und Wäldern in Hanglagen das Bild der Gesamtstadt. Insbesondere der Weinbau an den Südhängen des Neckartals

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog bildet eine markante Kulisse für die Altstadt. • Der Wirtschaftsstandort Esslingen hat eine sehr lange Tradition und wird heute von mehreren international tätigen Firmen wie Daimler AG, Festo AG & Co. KG, Eberspächer Climate Control Systems GmbH & Co. KG oder die INDEX-Werke GmbH & Co. KG Hahn & Tessky getragen. Damit geht auch ein regional bedeutsames Arbeitsplatzpotenzial einher. • Aufgrund der guten Ackerböden, insbesondere auf den Fildern und im Neckartal, hat der Gemüseanbau in Esslingen eine besondere Bedeutung. Auf den Wochenmärkten in der Stadt werden daher vor allem lokale Pro- dukte angeboten. • Esslingen ist nicht zuletzt ein hochwertiger und begehrter Wohnstandort. Gründe hierfür liegen in der Nähe zur Landeshauptstadt Stuttgart, der ho- hen Wohnqualität in der Nähe der Arbeitsplätze, der guten Infrastrukturaus- stattung sowie in den gut zugänglichen Erholungs- und Freizeitangeboten. • Eine weitere, wichtige Facette ist die kulturelle Vielfalt Esslingens. Ein hohes bürgerschaftliches Engagement ist Ausdruck der Bereitschaft der Esslingerinnen und Esslinger, sich für ihre Stadt einzusetzen. Während sich die Außenwahrnehmung besonders auf die Innenstadt fokussiert, zeigt sich in der Binnensicht eine hohe Identifikation der Einwohnerschaft mit ihrem jeweiligen Stadtteil. Diese wird durch geografische Bedingungen, beispielsweise die Han- glange oder die Lage am Neckar, noch verstärkt. Ausgeprägte bürgerschaftliche Strukturen und Bürgerausschüsse in allen Stadtteilen fördern das Verantwor- tungsbewusstsein für das Umfeld. Zahlreiche Straßenfeste, Vereinsaktivitäten, kleinräumliche Bürgerinitiativen und Interessensgruppen belegen die Verbun- denheit der Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Stadtteil. 15

Färbt man alle Gebäude eines Stadtplans schwarz ein, lässt sich die Siedlungsstruktur einer Stadt verdeutlichen. (Stand 2012)

Esslingen: eine „polyzentrale“ Stadt

Die Stadt Esslingen besteht aus insgesamt 24 Stadtteilen. Sie besitzt einen aus- geprägt polyzentralen Charakter mit einer kompakten Kernstadt in Tallage und peripheren Stadtteilen in den Hang- und Höhenlagen. Die Polyzentralität ist vorrangig der ausgeprägten Topographie geschuldet und besitzt hinsichtlich der Wohnqualität erhebliche Vorteile: Sie sorgt für eine lange Außenkante des

Siedlungskörpers zur offenen Landschaft und damit für einen engen Bezug zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog zum umgebenden Freiraum. Daraus entstehen attraktive Wohnlagen mit hoher Wohnqualität.

Gleichzeitig macht die polyzentrale Grundstruktur den Siedlungskörper in der Erschließung und Versorgung aufwändig. Sie führt zu Nachteilen hin- sichtlich der Verkehrserschließung und trägt so auch zu starken Belastungs- situationen an vielen Esslinger Straßen bei.

Esslingen besitzt damit eine sehr vielschichtige räumliche Grundstruktur: • Im Neckartal bündeln sich die überörtlichen Verkehrsachsen und teils hoch- verdichtete Wohnquartiere aus verschiedensten städtebaulichen Phasen (historische Altstadt, gründerzeitliche Stadterweiterung, Quartiere der Vor-/ Nachkriegszeit). Zudem finden sich hier ausgedehnte, teils tradierte, teils aber auch neu entwickelte gewerbliche Flächen. • In den Hang- und Höhenlagen nördlich des Neckar konzentrieren sich mit Ausnahme des Hochschulstandorts an der Flandernstraße durchweg stark durch Wohnnutzung geprägte Stadtteile, die mit der Krummenacker- straße-Maienwalterstraße-Sulzgrieser Straße, der Schorndorfer Straße und der Hirschlandstraße-Rotenackerstraße-Talstraße über drei Achsen mit ent- sprechenden Belastungswirkungen an die Tallage angebunden sind. • Südlich des Neckartals liegen mit dem Zollberg und Berkheim zwei Stadt- teile, die bereits dem Filderraum zuzuordnen sind. 16 Esslingen: eine Stadt mit Baukultur

Esslingens Stadtbild wird von der Lage in einer stark bewegten Topografie be- stimmt: Dachlandschaften und Hangbebauung sind deshalb ein stetes Thema bei der Festlegung von Gestaltungsrichtlinien.

Die Qualität und der Anspruch einer mittelalterlichen Altstadt mit rund 830 Baudenkmalen sensibilisieren zwangsläufig im Umgang mit Architektur und dem Aussehen von Straßen, Grünflächen und Plätzen. Dies belegen öffentliche Vorschriften zum Schutz der innerstädtischen „Gesamtanlage“, zur Gestaltung von Sonnenschirmen, Werbeträgern, Stühlen und Tischen in den Fußgängerzo- nen, Bau- und Gestaltungsrichtlinien sowie Gestaltungsfibeln, Leitplanungen für den öffentlichen Raum und dessen Belichtung. Davon zeugen zudem eine sensibilisierte Bauherrschaft, die die Sanierung ihrer Häuser mit hohem En- gagement und finanziellem Aufwand betreibt wie auch eine kritische Öffent- lichkeit mit Bürgerausschüssen, Planungsbeirat oder Architektenkammer. Auch bei Neubauten wird viel Wert auf die Architektur gelegt: So gab es z. B. für die Siedlung Egert einen Gestaltungsbeirat. Für größere Bauaufgaben in der Stadt werden Architektenwettbewerbe durchgeführt. Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Der öffentliche Raum in der Innenstadt und in den Zentren der Teilorte wird in intensiven Beteiligungsverfahren zu einem qualitätsvollen, barrierefreien Stadtraum entwickelt. Die Stadtverwaltung versteht einen qualitätsvollen, ge- pflegten öffentlichen Raum als wichtige Voraussetzung nachhaltiger privater Investitionen in die angrenzenden Gebäude. 17 Mögliche Leitfragen für die Diskussion im Bürgerdialog ff Wie wollen wir gemeinsam leben und arbeiten? Was bedeutet für uns Wohn- und Lebensqualität in der Stadt? ff Welche Veränderungen kommen auf uns zu? Wie wollen wir mit die- sen zukünftigen Veränderungen umgehen? Was hat das für Folgen? ff Welchen Raum sollen wir Natur und Landschaft in der Stadt geben? ff Welchen Raum bzw. welchen Stellenwert sollen wir der Wirtschaft in unserer Stadt geben? ff Welche Qualitäten wollen wir in den öffentlichen Räumen erhalten bzw. fördern? ff Wie kann es in der weiteren räumlichen Entwicklung gelingen, das übergreifende städtische Profil noch weiter zu schärfen? ff Wie kann die Stadt Esslingen den – auch finanziellen – Herausforde- rungen begegnen, die die polyzentrale Stadtstruktur mit sich bringt? Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog ff Was sind wichtige Themen und Zukunftsaufgaben in den Stadtteilen? ff Wie können wir unsere Stadtteile positiv weiterentwickeln? ff Wie können wir die Entwicklung der Stadtteile in die Gesamtentwick- lung der Stadt einbinden? 18 Die Profile der Stadtteile

Die Stadtteile des Naturraums Filder

Die Einwohnerzahlen beruhen auf Nur zwei der 24 Stadtteile Esslingens, Berkheim und Zollberg, liegen am Rand dem Melderegister der Stadt Esslingen, der Filderhochfläche, in einer Höhenlage von 300 bis 370 m ü. NN und damit Stand 31.12.2013. Hinweis: Die Zahlen rund 100 Meter höher als die Kernstadt. Zwischen den beiden Stadtteilen liegt weichen von den Daten des Statis- tischen Landesamtes (Basis Zensus die Berkheimer Steige als Übergang zwischen der Filderhochfläche und dem 2011) ab. Die sozialversicherungs- Neckartal; hierüber erfolgt auch die Anbindung der Stadt an die A8. pflichtig Beschäftigten am Wohnort stammen von der Bundesagentur für Die Filder wurde aufgrund der fruchtbaren Lössböden schon frühzeitig durch Arbeit Nürnberg, Stand 31.12.2013. den Menschen besiedelt und landwirtschaftlich genutzt. Seit der Mitte des Der Stadtplan von 2012 wurde vom letzten Jahrhunderts fand ein starker Ausbau der Siedlungs-, Gewerbe- und Stadtplanungs- und Stadtmessungs- Verkehrsflächen statt. Dies hat zu einer zunehmenden Beanspruchung von amt der Stadt Esslingen am Neckar zur Landwirtschaftsflächen und Freiräumen geführt; hinzu kommen Belastungen Verfügung gestellt. insbesondere durch den Straßenverkehrs- und den Fluglärm. Die verbliebenen Freiräume stellen heute wichtige siedlungsnahe Erholungsräume dar. Darüber hinaus haben die Landwirtschafts- und Waldflächen eine hohe Bedeutung für

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog die Kalt- und Frischluftversorgung der klimatisch belasteten Siedlungsflächen im Neckartal.

Der Stadtteil Berkheim

Einwohner: 7.835 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 3.080 Berkheim kann auf eine lange Siedlungsgeschichte zurückblicken; archäolo- gische Funde reichen zurück bis in die Jungsteinzeit. Als bäuerliche Siedlung Qualitäten in Berkheim: • hohe Stadtteilidentität durch bestand Berkheim bereits im Mittelalter. Im Zuge der Industrialisierung ent- gewachsene Struktur wickelte sich das ehemalige Dorf im 19. und 20. Jahrhundert zu einer Wohn- • vorhandene soziale Infrastruktur gemeinde für die wachsende Industriearbeiterschaft Esslingens mit einer teil- und aktives Vereinsleben weise hoch verdichteten Bebauung. Im Jahr 1974 wurde Berkheim in die Stadt • noch gute Ausstattung mit Nah- versorgung, Bildung und Betreuung Esslingen eingemeindet. • verkehrsgünstige Lage zu A8 / B10 • Freiräume mit hoher Bedeutung Heute ist der Stadtteil mit 7.835 Einwohnern der drittgrößte Esslingens. Berk- für Landwirtschaft und Naher- heim verfügt noch über ein gutes Nahversorgungsangebot im Ortszentrum. holung Die Osterfeldhalle und das Freibad ergänzen das gesamtstädtische Angebot. Konfliktpunkte in Berkheim: Das Gewerbegebiet am Westrand des Stadtteils ist mit der Firma Festo als zent- • sehr hohe Lärmbelastung ralem Industriebetrieb Esslingens gleichfalls von gesamtstädtischer Bedeutung. insbesondere durch Flug- und Der Betrieb erweitert derzeit über die Berkheimer Steige hinweg in Richtung Straßenverkehrslärm Zollberg und schafft mit dem Hochhaus am südlichen Ortseingang eine expo- • starke Verkehrsbelastung im Ortskern aufgrund von Ziel- nierte Landmarke. Ein weiteres Gewerbegebiet liegt im Osten des Stadtteils. und Quellverkehren • stark belastete Berkheimer Steige Der größte unzerschnittene Freiraum ist die intensiv landwirtschaftlich genutz- mit Schleichverkehren durch die te Hochfläche zwischen Berkheim, Nellingen und Denkendorf, die insbesondere Ortslage und dem stark belasteten aufgrund ihrer Bedeutung für das Landschaftsbild und für die Naherholung Verkehrsknoten L 1192/ K 1268 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen wurde. Zum Neckartal hin bildet der Hangwald eine natürliche Siedlungsgrenze. Der Geländeeinschnitt zwischen 19 Berkheim und Zollberg stellt eine wichtige landschaftliche Verbindung zum Neckartal dar.

Der Stadtteil Zollberg

Einwohner: 5.258 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 1.935 Qualitäten in Zollberg: Zollberg ist eine junge städtebauliche Neugründung der Nachkriegszeit und • Wohnstandort in attraktiver Lage heute der fünftgrößte Stadtteil Esslingens. Der Stadtteil zeigt eine homogene • gute Vernetzung zur Kernstadt und auf die Filder Altersstruktur der Bebauung, die sich auch in der Bevölkerungsstruktur wider- • gute Versorgungsfunktion und spiegelt. Im östlichen Stadtteil wurde die Nahversorgung durch einen Neubau neue Quartiersmitte mit Tiefgarage und ergänzenden sozialen Infrastruktureinrichtungen gesichert. Konfliktpunkte in Zollberg: Der neu gestaltete Zollernplatz, der für Wochenmärkte und Feste sowie als • einheitliche Altersstruktur der Treffpunkt genutzt werden kann, übernimmt eine wichtige Zentrumsfunktion Bebauung erfordert zukünftig im Stadtteil. Am nördlichen Stadtteilrand entstand das Mehrgenerationenhaus hohe Investitionen in energeti- Zollberg mit einem offenen Gemeinschaftsraum. Der westliche Stadtteil wird sche und bauliche Sanierung und Erneuerung vorwiegend durch Reihenhäuser, der Ostteil weitestgehend durch Geschoss- • wenige unzerschnittene sied- wohnungsbau geprägt. lungsnahe Freiräume • räumliche Trennwirkung der Zoll- Zollberg liegt am Rand der Filderhochfläche. Zum Neckartal hin wird der Stadt- bergstraße innerhalb der Siedlung zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog teil von einem steil abfallenden Gürtel von Grünflächen, Gärten, Streuobst- wiesen und Wald umgeben. Im Süden grenzt die Gemarkung mit Landwirtschafts- und Siedlungsflächen von Nellingen und der Parksiedlung an. 20 Die Stadtteile im Neckartal

Die Innenstadt und sieben weitere Stadtteile liegen im Neckartal: im Westen Mettingen, Brühl, Weil und die Pliensauvorstadt, in der Mitte die Kernstadt und Oberesslingen, im Osten Sirnau und Zell.

Im Talgrund konzentrieren sich große gewerbliche Flächen, Verkehrstrassen sowie zahlreiche Wohngebiete mit einer fast durchgängig hohen baulichen Dichte. Dabei wirken die stark belastete B 10, der begradigte Neckarkanal mit seinen Schleusen und insbesondere die Bahntrasse Stuttgart- als räumli- che Barrieren. Die Siedlungsstruktur hat sich im Talraum bandartig entwickelt und weist nur noch wenige offene Fugen auf, die die Siedlungslagen gliedern und intensiv ackerbaulich oder gärtnerisch genutzt werden. An den nördlichen Talhängen dominieren Weinbau und Streuobstwiesen; die südlichen Talränder sind großflächig bewaldet.

Die Entwicklung der Stadtteile war erst nach Begradigung des Neckar mög- lich. Der Ausbau zur Schifffahrtsstraße begann nach dem ersten Weltkrieg und wurde 1968 mit der Eröffnung des Hafens in abgeschlossen.

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Der Neckar wird im Stadtgebiet durch drei Staustufen unterteilt, wodurch das Wasser nur sehr langsam fließt. An der mittleren Schleuse teil sich der Neckar in den Schifffahrtskanal und in den Hammerkanal, der zusammen mit dem Rossneckar die Kernstadt von Esslingen durchfließt. Bei Sirnau liegen zwei Ne- ckarinseln, denen eine große Bedeutung für die Freizeitnutzung zukommt.

Der Bezirk Mettingen-Brühl-Weil

Qualitäten in Mettingen: Mettingen: Einwohner: 4.864 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 1.875 • reizvolle Lage unterhalb der Brühl: Einwohner: 667 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 304 Weinberge • gute Anbindung an den öffent- Weil: Einwohner: 1.401 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 318 lichen Personennahverkehr Mettingen liegt im Nordwesten der Gemarkung und ist mit dem Stuttgarter • gute Versorgungssituation in fußläufiger Erreichbarkeit Stadtteil Obertürkheim zusammengewachsen. Der traditionelle Weinbauort • gute soziale Infrastruktur wird im Jahr 1229 erstmals urkundlich erwähnt. Das alte Ortszentrum liegt • reges Vereinsleben am Fuß der Weinhänge. Erst durch die Neckarbegradigung zu Beginn des 20. Konfliktpunkte in Mettingen: Jahrhunderts wurden die Ansiedlung von Industrie (Maschinenfabrik Esslingen • starke Lärmbelastungen im 1912, später Mercedes-Benz) in der Talaue sowie der Ausbau der Verkehrsin- Stadtteil frastruktur (Bahnlinie und Straßen) möglich. Im Anschluss an die historische • fehlende Freiflächen in der Talaue Ortslage entstanden nördlich und südlich recht dichte Blockrandbebauungen • hohe Zerschneidung und erschwerte Zugänglichkeit zu Er- und Geschosswohnungsbauten. Die Siedlung wird stark durch die Bahnstrecke holungsräumen und dem Neckar Stuttgart-Ulm und die K 1270 (Obertürkheimer Straße) belastet. durch Verkehrstrassen • hohe bauliche Dichte, hoher Die Freiräume um Mettingen sind in der Talaue begrenzt; die Orientierung auf Versiegelungsgrad mit teilweise den Neckar ist nicht ausgeprägt. Demgegenüber bieten die Weinbauhänge geringem Grünflächenanteil oberhalb des Ortes gute Spazier- und Aussichtsmöglichkeiten. Brühl zeigt eine ausgeprägte Insellage zwischen Neckar und B 10 und zwischen Qualitäten in Brühl: 21 den Stadtteilen Mettingen und Weil. Ausgangspunkt der Siedlungsentwicklung • unmittelbare Lage am Neckarufer war die Ansiedlung der Württembergischen Baumwollspinnerei mit der ersten • vorhandene denkmalgeschützte Arbeiterkolonie am Neckar im Jahr 1856. Teile der ehemaligen Spinnerei und Bausubstanz (Baumwollspinnerei) Weberei sind auch heute noch erhalten. Einen Großteil des Stadtteils nimmt Konfliktpunkte in Brühl: • fehlende Quartiersmitte und das Ausbildungszentrum der Firma Daimler-Benz ein. Die ehemalige Arbeiter- öffentliche Freiräume im Stadtteil siedlung wurde durch verdichteten Geschosswohnungsbau ergänzt. • ungünstige Verkehrsanbindung über Rampe der B 10 Nach Norden gibt es eine fußläufige Anbindung über den Neckar in Richtung • schlechte Vernetzung nach Weil Mettingen; angemessene Verbindungen nach Süden in Richtung Weil über die • hohe Lärm- und Luftbelastung hochbelastete B 10 hinweg fehlen. Der Stadtteil ist vollkommen überbaut, er durch Straßenverkehr auf der B 10 verfügt – bis auf einen Fuß- und Radweg entlang des linken Neckarufers – über • siedlungsstrukturell stark isolierte Lage keine nutzbaren und begehbaren Freiräume. Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog 22 Qualitäten in Weil: Weil liegt westlich der B 10 unterhalb der bewaldeten Hänge des Weiler Berges. Die • Nahversorgung durch Neckar- Siedlungsgeschichte von Weil geht zurück auf das Jahr 1230, als ein Kloster der center Dominikanerinnen gegründet wurde, das bis 1590 bestanden hat. Aus der Kloster- • Lage am Wald anlage wurde eine Staatsdomäne. Das im Jahr 1820 erbaute „Weiler Schlößchen“ • stark durchgrünte Wohnbereiche • gute Erreichbarkeit von Erho- blieb wie das derzeit leer stehende Gestütsgebäude bis heute erhalten. lungsgebieten und Freizeiteinrich- tungen Ab 1960 entstanden erste mehrgeschossige Wohnsiedlungen, später wurden Reihenhäuser sowie die Lukaskirche mit Kindergarten gebaut. Der Stadtteil ist Konfliktpunkte in Weil: • Lärm- und Abgasbelastung durch insgesamt baulich hoch verdichtet. Das Neckarcenter an der B 10 nimmt als den Verkehr der B 10 Einkaufszentrum eine überörtliche Versorgungsfunktion wahr, jedoch nicht die • eingeschränkte soziale Versor- Funktion eines Kommunikationsortes und sozialen Treffpunkts innerhalb des gungsinfrastruktur Stadtteils. Trotz der Begrenzung nach Norden durch die Bundesstraße B 10 • fehlende Quartiersmitte mit verfügt der Stadtteil über große, zusammenhängende und gut erreichbare entsprechenden Kommuni- kationsorten Freiräume. Östlich schließt sich ein Freizeitgelände mit dem Eberhard-Bauer- • fehlende Vernetzung in Richtung Stadion an. Ansonsten wird der östliche Teil der Gemarkung intensiv ackerbau- Brühl/Mettingen lich und gärtnerisch genutzt. Im Süden liegen ausdehnte Wald- und Kleingar- tenflächen, die nach Ostfildern-Ruit überleiten.

Die Innenstadt Esslingen Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Einwohner: 18.263 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 6.727

Qualitäten in der Innenstadt: Archäologische Funde belegen eine Besiedlung des Stadtgebiets seit der Jung- • historische Bausubstanz mit steinzeit; urkundlich wird Esslingen erstmals im Jahr 777 n. Chr. erwähnt. Im zahlreichen Denkmalen und Mittelalter erfolgte der Aufstieg Esslingens von einem Pilgerort zu einer be- Fachwerkhäusern deutenden Handelsstadt und zur freien Reichsstadt. Das Stadtrecht wurde • gute Versorgung mit Einzelhandel, Dienstleistungen und kulturellen 1229 verliehen. Die Altstadt wurde nördlich von Rossneckar und Hammerka- Angeboten nal auf einem Schwemmkegel des Geiselbachs errichtet. Durch Verlegung und • landschaftlich eindrucksvolle Lage Trockenlegung des Wehrneckarkanals mit dem Hauptstrom des Neckar nach am Fuß der Weinberge der Neckar- Süden konnte die ehemalige Pliensauvorstadt im 13. Jahrhundert durch eine halde und unterhalb der Burg Erweiterung der Stadtmauer in die Kernstadt integriert werden. Im 19. Jahr- • Gliederung der Altstadt durch Rossneckar, Wehrneckarkanal und hundert erfolgte der Siedlungsausbau in Esslingen im Zuge von Industrialisie- die Insel Maille rung und Eisenbahnbau. Ein bedeutender Industriezweig war insbesondere die • gute Anbindung an den schienen- Metallindustrie mit der Maschinenfabrik Esslingen2. gebundenen ÖPNV • gute Anbindung an das überge- Die Siedlungsstruktur der Kernstadt wird durch die historische Altstadt mit ordnete Straßenverkehrsnetz ihren bedeutenden Baudenkmalen geprägt. Die Altstadt ist durch eine traditio- nell hohe Baudichte und einen geringen Grünflächenanteil gekennzeichnet. Im zentralen Teil der Innenstadt liegt der Schwerpunkt der Einzelhandelsnutzung und Dienstleistungsbetriebe, der sich vom Bahnhof aus bis zum östlichen Rand der Küferstraße erstreckt.

Die Weststadt außerhalb des Altstadtrings ist ein ehemals überwiegend gewerb- lich-industriell geprägtes Quartier, das derzeit einen Umstrukturierungsprozess 2: Köhle-Hezinger, Christel (1991): Die mit Ansiedlung von Wohnungen und Dienstleistungen durchläuft. Hierzu zählt Maschinenfabrik Esslingen 1846–1965. auch das Projekt „Neue Weststadt“ auf dem Gelände des ehemaligen Güter- Eine Fabrik verändert die Stadt. Esslin- bahnhofs und des Hengstenbergareals. Östlich grenzt entlang der Achse der ger Bank, Schriftenreihe Esslingen Nr. 8 Obertorstraße in Richtung Charlottenplatz eine stark nutzungsgemischte Zone Konfliktpunkte in der Innenstadt: 23 an, die nach Oberesslingen in eine teilweise durchgrünte Blockrandbebauung • hohe bauliche Dichte und gerin- übergeht. Auch hier finden sich durchgängig hohe bauliche Dichten. ger Grünflächenanteil • unterschiedliche, teils konkur- Die Freiraum- und Grünstruktur des Innenstadtbereichs wird von Rossneckar rierende Nutzungsfunktionen und Wehrneckarkanal geprägt, mit der Maille als zentrale innerstädtische Frei- innerhalb der Altstadt (Handel, Gastronomie, Wohnen, Altstadt fläche. Zwischen Hammerkanal und Bahnhof erstreckt sich der Merkelpark, der als Veranstaltungsort) jedoch aufgrund der Bahntrasse recht isoliert bleibt. Die größte innerstädtische • Trennwirkung des Altstadtrings, Freifläche ist der Ebershaldenfriedhof; sie setzt sich in den parkartigen Freiraum aber auch der Bahntrasse des Krankenhauses nach Osten fort. Darüber hinaus führt eine Freiraumverbin- • starke verkehrliche Belastung des Altstadtrings, der Mettinger Stra- dung von der Obertorstraße über den Charlottenplatz, Schillerplatz und die ße und der Mülbergerstraße Grünflächen entlang der Heilbronner Straße hinweg nach Osten in Richtung • durchgängig hoher Parkierungs- Oberesslingen. Am renaturierten rechten Neckarufer zwischen Hammerkanal druck innerhalb der Altstadt und und Adenauer-Brücke liegt das Neckarfreibad. im weiteren räumlichen Umfeld • starke Erwärmung in den Sommermonaten Die Pliensauvorstadt • starke Immissionen aus dem Bahn- und Kfz-Verkehr Einwohner: 6.378 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 2.324 • eingeschränkte Zugänglichkeit Die Pliensauvorstadt liegt am linken Ufer des Neckar auf Höhe der Esslinger Alt- zum Neckar stadt. Ausgangspunkt der Besiedlung war der Bau eines Industriegebietes ab Qualitäten in der Pliensauvorstadt: zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog 1865. An den Hängen des Zollbergs entstanden vornehme Villen. Später wurden • gute Ausstattung mit Nahversor- Arbeiterwohnungen und nach dem 2. Weltkrieg Wohnungen für Vertriebene er- gung • gute soziale und Bildungsinfra- richtet. Die Siedlung wurde im Talraum durch stark verdichtete mehrgeschossige struktur Baublöcke ergänzt; zu den jüngsten Entwicklungen zählen die „Grünen Höfe“, • heterogene Nutzungsstruktur

Innenstadt 24 Konfliktpunkte in der Pliensau- die teilweise in Baugemeinschaften realisiert wurden. Im Norden erstreckt sich vorstadt: bandartig entlang der B 10 ein gewerblicher Standort, der nach Westen mit der • in Teilbereichen heterogene Nut- Firma Danfoss abschließt und der zwischen Dieselstraße und Stuttgarter Straße zungsstruktur (Gemengelagen) mit Wohnnutzung durchmischt ist. Im Osten liegt das neu entstandene Stadtteil- • hohe Lärm- und Abgasbelastun- gen aus dem Verkehr der B 10 zentrum Pliensauvorstadt, das mit Mehrgenerationen- und Bürgerhaus, Alten- • fehlender Zugang zum Neckarufer pflegeheim, betreutem Wohnen, Kindertagesstätte, Erziehungshilfestelle und öf- und Defizite in Vernetzung mit fentlichem Stadtteilplatz eine wichtige soziale Infrastruktur im Stadtteil darstellt. der Kernstadt durch die B 10 Die Nahversorgung wird über einen Neubau am Stadtteilzentrum gesichert.

Während des Landessanierungsprogramms (LSP) „Soziale Stadt“ wurden drei grö- ßere Grünflächen zu Spielplätzen ausgebaut.Im Westen der Gemarkung wird intensiver Acker- und Gartenbau betrieben; im Anstieg zu den Fildern im Sü- den dehnen sich Streuobstwiesen mit Kleingartennutzungen aus. Hier liegt auch der Pliensaufriedhof. Fußläufige Verbindungen bestehen zur Esslinger Innenstadt über die Pliensaubrücke sowie im Osten über den Alicensteg an den Merkelpark. Wegeverbindungen in die Weststadt fehlen derzeit, sind jedoch im Zuge der Umsetzung der Neuen Weststadt in der Diskussion.

Der Stadtteil Oberesslingen Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Einwohner: 13.321 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 4.883 Qualitäten in Oberesslingen: Die ältesten Spuren der Besiedelung von Oberesslingen stammen aus der Jung- • breite Mischung unterschiedlicher Bevölkerungsschichten steinzeit. Ungefähr ab 500 n. Chr. siedelten hier Alemannen, danach die Römer. • hohe Lagegunst der Wohnbe- Die erste urkundliche Erwähnung von Oberesslingen stammt von 1208. Auf der bauungen in den östlichen und Anhöhe der heutigen Gartenstadt befand sich eine frühmittelalterliche Sied- nördlichen Randlagen mit Nähe lung. Im Jahr 1913 wurde Oberesslingen nach Esslingen eingemeindet. zu angrenzenden Streuobstwiesen und dem Hainbachtal Der alte Dorfkern von Oberesslingen liegt im Hainbachtal im Bereich des heu- • gute Ausstattung mit sozialen tigen Wäsemlesplatzes. Die Siedlungsstruktur in der Neckaraue entwickelte und schulischen Einrichtungen sowie in der Nahversorgung sich rasterförmig entlang der Hindenburgstraße und der Plochinger Straße • gute Anbindung an den schienen- in Richtung Esslinger Kernstadt sowie in die Hanglagen nördlich des Neck- gebundenen ÖPNV und an das artals. Es entstanden sehr unterschiedliche Formen des Wohnens – gründer- übergeordnete Straßennetz zeitliche Baublöcke, Gartenstadtbebauung, Geschosswohnungsbau in den Konfliktpunkte in Oberesslingen: Lerchenäckern –, die jedoch fast durchgängig hohe Baudichten aufweisen. • Immissionsbelastungen entlang Nördlich der Bahnlinie zwischen Ulmer und Plochinger Straße sowie südlich der Schorndorfer und Hirschland- straße sowie durch die Hauptver- der Bahnlinie bis zum Neckar dehnt sich das größte Gewerbegebiet der Stadt kehrsachsen im Neckartal Esslingen „Neckarwiesen“ auf über 100 ha Fläche aus. • Lärmbelastungen aufgrund des Schienenverkehrs und einge- Die Freiraumstruktur von Oberesslingen wird durch das Hainbachtal und die schränkt des Luftverkehrs angrenzenden Hangbereiche mit Streuobstwiesen bestimmt. Der Hainbach ist • geringe Freiraumausstattung mittlerweile wieder in Teilabschnitten in der Ortslage erlebbar, im unteren Ver- innerhalb des Stadtteils lauf ab der Schorndorfer Straße bis zur Lilienthalstraße jedoch weiterhin ver- • fehlende Orientierung und Zu- gänglichkeit zum Neckar rohrt. Innerhalb des Stadtteils finden sich nur wenige größere nutzbare Frei- • fehlender Bezug zum Hainbach flächen, wie der Lammgarten und der Diakonissengarten. Der räumliche Bezug im Unterlauf, starke bauliche Ver- zum Neckar ist durch die Neckarbegradigung, die Siedlungsentwicklung und dichtung im unteren Hainbachtal durch den Bau der Eisenbahnlinie verloren gegangen. Der Stadtteil Zell 25

Einwohner: 4.345 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 1.686 Qualitäten in Zell: Zell wurde 1229 erstmals urkundlich erwähnt. Am 1. Juli 1974 wurde Zell nach • gute Ausstattung mit sozialen und Esslingen eingemeindet. Der alte Ortskern von Zell wurde auf einem Schwemm- schulischen Einrichtungen kegel des Forstbaches am Hangfuß der Schurwaldfilder errichtet. Ausgehend • reges Vereinsleben • gute Anbindung an das ÖPNV-Netz von der alten Ortslage hat sich der Stadtteil in das Neckartal und hangaufwärts • Nähe zu den in der Hanglage entwickelt. Die Bahntrasse trennt die Siedlungslage: Südlich der Bahntrasse liegenden Streuobstwiesen schließen sich Wohnbebauung mit Bildungseinrichtungen und Sportstätten Konfliktpunkte in Zell: sowie ausgedehnte gewerbliche Flächen an. Diese belegen nahezu die kom- • Lärmbelastungen des Schienen- plette Tallage des Neckartals. verkehrs und Trennwirkungen der Bahnlinie In den Hanglagen dominieren Streuobstwiesen. Nach Norden bestehen über • Lärm aus dem Flugverkehr das Tal des Forstbaches und landwirtschaftliche Wege gute Verbindungen zu • Lärm- und Abgasbelastungen des den Schurwaldhöhen. Nach Süden ist die Zugänglichkeit zur Neckaraue und Verkehrs auf der B 10 • Beeinträchtigungen des Land- zum Neckar durch die Bahnlinie, aber auch durch die ausgedehnten Siedlungs- schaftsbildes durch das Kraftwerk flächen eingeschränkt. Entlang des Neckar erstreckt sich mit dem Naturschutz- gebiete „Alter Neckar“ der einzige Bereich in der Stadt Esslingen, in dem der • fehlende Orientierung und Zu- Neckar noch eine naturnahe Situation aufweist. gänglichkeit zum Neckar Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog 26 Der Stadtteil Sirnau

Einwohner: 807 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 315

Qualitäten in Sirnau: Der Stadtteil umfasst Teile des Hangwaldes unterhalb von Berkheim sowie die • zahlreiche Vereine beiden Neckarinseln südlich von Oberesslingen. Sirnau ist einer der jüngsten • zahlreiche Einrichtungen für die Stadtteile Esslingens. Die erste Besiedlung geht zurück in die Frühgeschichte Freizeitnutzung (Gräberfunde aus alemannischer Zeit und der Hallstattzeit). Im Mittelalter be- • stark durchgrüntes Wohngebiet stand ein Kloster, zu dem auch das Hofgut Sirnau gehörte. Die heutige Sied- Konfliktpunkte in Sirnau: lung wurde 1932 als Gelände für eine „Randsiedlung für Esslinger Erwerbslose“ • starke Lärm- und Abgasbelastungen durch den Verkehr auf der B 10 und zur Verfügung gestellt. Nach 1937 und nach dem 2. Weltkrieg bis 1952 fanden der K 1215 sowie Fluglärm Siedlungserweiterungen statt. • stark isolierte siedlungsstrukturelle Lage Durch den Ausbau des Neckar zur Schifffahrtsstraße wie auch durch den Bau • fehlende Versorgung-, Bildungs- von B 10 und K 1215 wurde der Ortsteil siedlungsstrukturell weitgehend iso- und Sozialeinrichtungen liert. Sirnau besteht heute aus Wohnbebauung mit einer weitgehend homoge- nen baulichen Struktur und dem Gewerbegebiet Sirnau, das neben gewerbli- chen Betrieben auch großflächige Einzelhandelsstandorte umfasst.

Sirnau verfügt nur über wenige direkt zugängliche Freiflächen. Die Flächen nördlich des Hofgutes werden intensiv landwirtschaftlich und teilweise als Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Kleingärten genutzt. Die zwei Neckarinseln mit zahlreichen Freizeiteinrichtun- gen sind Freiräume von besonderer Bedeutung für den Stadtteil. Allerdings können sie nur über die Dieter-Roser-Brücke sowie fußläufig durch einen Tun- nel auf Höhe des Drosselwegs erreicht werden.

Durch den Bau des Schifffahrtskanals und der Schleuse wurde der Wasser- spiegel des Neckar angehoben. Die Flächen der Neckaraue liegen daher bis zu 4 m unter dem Spiegel des Neckar, wodurch sich eine große Hochwassergefahr ergibt, die mit dem Bau eines Polderpumpwerks reduziert wurde. Die Stadtteile des Naturraums Schurwald/Schurwaldfilder 27

Von den 24 Stadtteilen Esslingens gehören 14 dem Naturraum Schurwald/ Schurwaldfilder an: Die Stadtteile befinden sich auf der nördlichen Talflanke und in den Seitentälern des Neckartales unterhalb des Schurwaldes sowie auf der Hochfläche oberhalb der Neckarhalde (RSKN) in einer Höhenlage zwischen 300 und 470 m ü. NN.

Die Stadtteile werden vorrangig zu Wohnzwecken genutzt. Die Hangbereiche dienen einer extensiven Streuobstwiesen- sowie der siedlungsnahen Erho- lungsnutzung. Auf den ebenen Flächen findet eine intensivere landwirtschaft- liche, teilweise ackerbauliche Nutzung, auch in Form von Sonderkulturen, statt.

Der Bezirk Rüdern-Sulzgries-Krummenacker-Neckarhalde (RSKN)

Rüdern: Einwohner: 1.649 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 595 Sulzgries: Einwohner: 4.705 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 1.671 Krummenacker: Einwohner: 1.707 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 619 Neckarhalde: Einwohner: 941 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 277 Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Der Bezirk RSKN liegt auf der Hochfläche im Nordwesten der Gemarkung. Die Qualitäten in Rüdern-Sulzgries- ursprünglichen Weiler stammen aus der Stauferzeit. Erste urkundliche Erwäh- Krummenacker-Neckarhalde: nungen gehen auf das 13. Jahrhundert zurück. Bis ins 19. Jahrhundert wa- • gute Aussichtslage am Hang zum ren es landwirtschaftlich geprägte Dörfer. Die Neckarhalde wurde erst im Jahr Neckartal (Rüdern und Neckar- halde) 1908 bebaut. • z.T. sehr ruhige, zum Neckartal abseitige räumliche Lage Die städtebauliche Entwicklung, die teilweise zum Zusammenwachsen der ein- • direkter Zugang zur freien zelnen Dörfer führte, setzte erst nach dem 2. Weltkrieg mit der Erschließung Landschaft mit hohem Erholungs- neuer Baugebiete ein. Die Siedlungsstruktur ist auch heute in den Kernorts- wert (Aussichtstürme auf dem lagen teils dörflich geprägt. In den Stadtteilen dominiert die Wohnbebauung. Ailenberg, Katharinenlinde) Dabei gibt es in Sulzgries und Krummenacker neben Ein- und Zweifamilien- • starkes Zusammengehörigkeits- gefühl häusern auch verdichtete Quartiere mit Geschosswohnungsbau. In Rüdern und der Neckarhalde überwiegt hingegen lockere Bebauung. Konfliktpunkte in Rüdern-Sulz- gries-Krummenacker-Neckarhalde: Die Stadtteile Neckarhalde und Rüdern besitzen keine bzw. nur sehr einge- • Krummenackerstraße als Haupt- verkehrsachse in die Tallage des schränkte Infrastrukturaustattungen und sind stark auf Sulzgries orientiert, Neckar mit einer hohen Verkehrs- wo der Nahversorgungsschwerpunkt und auch der Schwerpunkt der sozialen belastung Einrichtungen liegen. • umwegige Anbindung an den schienengebundenen ÖPNV in der In den Ortslagen blieben bis heute ausgedehnte Streuobstwiesen erhalten. Die Tallage des Neckar guten Lössböden auf der Hochebene sind noch weitgehend unter landwirt- • fehlende bzw. nur eingeschränkt schaftlicher Nutzung. Im Zentrum der Landwirtschaftsflächen liegt der Eg- vorhandene Infrastruktur in einzelnen Teilorten (Neckarhalde, lisenhof. Die Ortsteile sind überwiegend stark durchgrünt. Das Geiselbachtal Krummenacker, Rüdern) wurde entlang der Krummenackerstraße überbaut; der Bachlauf ist verrohrt. 28 Der Bezirk Wäldenbronn-Hohenkreuz-Serach-Obertal (WHSO)

Wäldenbronn: Einwohner: 2.367 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 941 Hohenkreuz: Einwohner: 4.490 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 1.559 Serach: Einwohner: 1.690 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 491 Obertal: Einwohner: 317 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 115

Qualitäten in Wäldenbronn- In diesem Bezirk sind die Stadtteile im oberen Hainbachtal und auf dem west- Hohenkreuz-Serach-Obertal: lich gelegenen Höhenzug zusammengefasst. Bis ins 19. Jahrhundert bestan- • sehr gute Einzelhandelsversor- den die Dörfer Wäldenbronn, Serach und Obertal aus wenigen Häusern, die gung und gute Bildungsinfra- z. T. schon früh urkundlich erwähnt wurden (Wäldenbronn 1329, Serach 1257). struktur im Stadtteil Hohenkreuz • historisch bedeutende Gebäude Der Stadtteil Hohenkreuz entstand erst Anfang des 20. Jahrhunderts, ausgelöst (z. B. Palmsches Schloss in Ho- durch den Bau der Becelaere-Kaserne (1914) um das mittelalterliche Schloss henkreuz, Schlösschen Serach mit Hohenkreuz (Palmsches Schloss). Arboretum) • gemischte Sozialstruktur Eine starke Besiedlung des Bezirks fand nach dem 2. Weltkrieg, insbesondere in • ausgedehnte ruhige Ortsrand- den 1970er Jahren, statt. Wäldenbronn, Serach und Obertal verfügen über eine lagen mit Zugang zur freien weitgehend dörfliche bzw. aufgelockerte Baustruktur, während in Hohenkreuz Landschaft und noch spürbarem Bezug zum Hainbachtal auch mehrgeschossige Zeilenbauten und verdichteter Wohnungsbau errichtet wurden. Ein deutlicher Bevölkerungszuwachs erfolgte in Hohenkreuz durch die Konfliktpunkte in Wäldenbronn-

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Hohenkreuz-Serach-Obertal: Konversion der Becelaere- und der Funker-Kaserne in Wohngebiete. In Hohen- • Durchgangsverkehr in und aus kreuz gibt es einen Versorgungsstandort für den Stadtbezirk mit einem klein- Richtung Remstal teiligen Einzelhandel entlang der Wädenbronner Straße. • fehlende Versorgungsinfrastruktur in Serach und Obertal Prägendes Landschaftselement des Bezirks ist das obere Hainbachtal, das sich • teils abseitige Siedlungslage mit nach Norden zum Schurwald hin weitet. Die Hangbereiche des Hainbachtals starker Topographie und schwieri- mit Streuobstbeständen stellen die wichtigsten Freiräume dar. Oberhalb von ger Erschließungssituation Wäldenbronn und Obertal beginnen erste Ausläufer des Schurwaldes mit der ehemaligen Deponie Katzenbühl. Die ursprünglich landwirtschaftlichen Flächen in den Stadtteilen Hohenkreuz und Serach wurden vollständig überbaut. Am Hang zum Geiselbachtal prägen ausgedehnte Streuobstwiesen den Ortsrand.

Der Bezirk St. Bernhardt-Kennenburg-Wiflingshausen

St. Bernhardt: Einwohner: 3.961 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 1.394 Qualitäten in St. Bernhardt-Ken- Kennenburg: Einwohner: 578 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 120 nenburg-Wiflingshausen: Wilflingshausen: Einwohner: 1.200 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 421 • ausgedehnte Freiflächen am Hainbach und an den Hängen St. Bernhardt und Kennenburg liegen im mittleren Hainbachtal. Wiflingshau- zum Schurwald mit einer guten sen erstreckt sich vom Hainbachtal in nordöstlicher Richtung bis zu den Höhen räumlichen Verknüpfung zwischen des Schurwaldes. Ausgangspunkt der Siedlungsentwicklung von St. Bernhardt Tal- und Hanglage • gemischte Sozialstruktur war die gleichnamige Kirche, die bereits 1382 erwähnt wird. Noch in der Mit- • teilweise reizvolle und ruhige te des 19. Jahrhunderts bestand der Weiler aus wenigen Gebäuden. In Ken- Ortsrandlagen mit guter Aus- nenburg entstand 1840 zunächst eine Kaltwasser-Heilanstalt. Wiflingshausen sichtslage wurde erstmals um 1280 als Weiler erwähnt. Die bauliche Entwicklung erfolgte in Form einer fast reinen Wohnbebauung Konfliktpunkte in St. Bernhardt- 29 entlang der Wiflingshauser Straße, die aus dem Hainbachtal auf die Höhen Kennenburg-Wiflingshausen: des Schurwaldes führt bis fast an die obere Hangkante zum Dulkhäusle. Im • Durchgangsverkehr in und aus Bezirk liegt an der Kennenburg mit dem 1969 bis 1982 erbauten Alten- und Richtung Remstal • fehlende Versorgungsinfrastruktur Pflegestift eine gesamtstädtisch bedeutende Senioreneinrichtung. Der St. in Wiflingshausen und Kennenburg Bernhardt-Markt ist das Nahversorgungszentrum für den Bezirk. Die hier an- • teils abseitige Siedlungslage mit gesiedelte Hochschule Esslingen soll in die Neue Weststadt verlagert werden. einer starken Topografie Damit entstünden langfristig zusätzliche Potenziale für die Entwicklung neuer Wohnflächen.

Prägendes und verbindendes Landschaftselement des Bezirks ist das mittlere Hainbachtal, umgeben von Streuobstwiesen. Auf der Schurwaldhöhe breiten sich Äcker aus, zudem eine Kleingartenanlage sowie ein Segelflugplatz und Sportvereine. In Richtung Remstal grenzen die ausgedehnten Waldflächen des Schurwaldes an. Zwischen dem Stadtteil Hohenkreuz und St. Bernhardt ver- läuft eine Grünzone mit dem Friedhof an der St. Bernhardt-Kirche und den Freiflächen um das Hochschulzentrum. Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog 30 Der Bezirk Hegensberg-Liebersbronn-Kimmichsweiler-Oberhof

Hegensberg: Einwohner: 2.839 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 1.077 Liebersbronn: Einwohner: 1.524 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 461 Kimmichsweiler-Oberhof: Einwohner: 204 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 66 Die Stadtteile „vom Berg“ bestimmen den nordöstlichen Teil der Stadt. Bo- denfunde aus römischer und keltischer Zeit weisen auf eine frühe Besiedlung Qualitäten in Hegensberg- des Gebietes hin. Erste urkundliche Belege der kleinen Weiler stammen aus Liebersbronn-Kimmichsweiler- dem 13. Jahrhundert. Heute sind die Stadtteile Liebersbronn und Hegensberg Oberhof: mit Kennenburg und Oberesslingen zusammen gewachsen. Das weitestgehend • reizvolle Lage am Südhang des Schurwaldes mit teilweise guten aus Ein- und Zweifamilienhäusern bestehende Siedlungsband zieht sich von Blickbeziehungen den Höhen des Schurwaldes im Bereich des Jägerhauses weit ins Hainbachtal • hoher Freizeitwert und Zugang hinunter. Auf dem Hegensberg liegt für den Bezirk ein kleinteiliger Nahver- zur freien Landschaft sorgungsschwerpunkt, in Liebersbronn der Schulstandort. Die Stadtteile Kim- Konfliktpunkte in Hegensberg- michsweiler und Oberhof verfügen über keinerlei Nahversorgung. Liebersbronn-Kimmichsweiler- Oberhof: Das Hainbachtal und das Zimmerbachtal gliedern den Bezirk und haben einen • Lärm vom Verkehr der L 1150 und hohen Erlebniswert. Charakteristisch ist der sehr hohe Anteil an Streuobst- Fluglärm in Kimmichsweiler und wiesen am Südhang des Schurwaldes, die in die Streuobstwiesenbereiche von Oberhof Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog • fehlende Infrastruktur in Kim- Oberesslingen und Zell übergehen. Teile der Freiflächen um Kimmichsweiler michsweiler und Oberhof und Oberhof werden landwirtschaftlich genutzt. Auf den Höhen des Schurwal- • teils abgelegene Siedlungslage mit des gibt es entlang der Römerstraße zahlreiche Naherholungseinrichtungen stark bewegter Topografie und Sportstätten. 31 Quellen und weiterführende Informationen zum Profil der Stadtteile: www.esslingen.de/ Buergerausschuesse Landschaftspark Region Stuttgart: www.landschaftspark-neckar.de Rahmenkonzept Landschaftsraum Filder: www.unsere-filder.de Landesvermessungsamt Baden- Württemberg (1985): Topogra- phischer Atlas des Königreichs Württemberg in 55 Blättern 1821-1851, Stuttgart Bayer, Dorothee (1982): Esslinger Heimatbuch, Esslingen Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg (Hrsg., 2009): Kulturdenkmale in Baden- Württemberg. Stadt Esslingen am Neckar, Ostfildern Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Ottersbach, Chr.; Ziehr, C. (2001): Kunsthistorischer Stadtführer. Esslingen Kapitel 4 Esslingen in der Region

32 Esslingen übernimmt als Mittelzentrum eine wichtige Aufgabe in der Region

Esslingen liegt als Mittelzentrum inmitten des hoch verdichteten Ballungsraums Stuttgart, auf den Entwicklungsachsen Stuttgart-Ulm und Stuttgart-Metzingen. Der Regionalplan Stuttgart 2009 definiert Mittelzentren als zentrale Orte, „an denen öffentliche und private Dienstleistungs- und Versorgungseinrichtungen sowie soziale und kulturelle Angebote gebündelt vorgehalten bzw. angeboten werden“1. Esslingen besitzt damit über die Gemarkungsgrenzen hinaus eine re- gionale Bedeutung. Dies geht mit der Verantwortung einher, für diese Versor- gungsfunktionen entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten vorzusehen und in die Entwicklung der Stadt als Wohn- und Arbeitsstandort zu integrieren.

Beispiele sind • der Arbeitsplatz- und Wirtschaftsstandort Esslingen mit einem Arbeits- platzangebot von über 43.000 Arbeitsplätzen, • der Gesundheitsstandort Esslingen mit den Städtischen Kliniken, • der Bildungsstandort Esslingen mit dem Standort der Hochschule,

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog • der Einzelhandelsstandort Esslingen mit der historischen Altstadt und den großflächigen Handelsangeboten, • der Kulturstandort Esslingen mit der Landesbühne und den vielfältigen Kul- turangeboten, • der Verwaltungsstandort Esslingen mit dem Sitz des Landratsamts und der Stadtverwaltung sowie • der Sport-, Event- und Freizeitstandort Esslingen. Strukturkarte des Regionaplans Stuttgart 2009

1: Verband Region Stuttgart (2009): Regionalplan Stuttgart Esslingen ist mit der Region intensiv vernetzt 33

Als Mittelzentrum ist die Stadt Esslingen eng verknüpft mit ihrem räumlichen Umfeld. Diese Verknüpfung wird in der Landesplanung als sogenannter Mittel- bereich bezeichnet. Dazu gehören nach Landesentwicklungsplan 2002 neben der Stadt Esslingen die Städte und Gemeinden , Altbach, Baltmanns- weiler, , Denkendorf, Hochdorf, , Neuhausen auf den Fil- dern, Ostfildern, Plochingen, und (Neckar) mit insgesamt 212.614 Einwohnern (2012). Mit dem Mittelbereich ist im Landes- entwicklungsplan 2002 der Grundsatz verbunden, dass „in den Mittelbereichen auf eine mit den Versorgungs-, Arbeitsplatz- und Verkehrsangeboten abge- stimmte Verteilung von Wohn- und Arbeitsstätten sowie auf ausgewogene Raumfunktionen hinzuwirken ist“2. Eine Entwicklung der Stadt Esslingen ist damit immer in einem Abgleich mit der Entwicklung im räumlichen Umfeld zu sehen.

Der landesplanerische Mittelbereich ist sehr stark auf administrative Grenzen (Landkreis Esslingen) und die Achse beidseits des Neckartals stromaufwärts aus- gerichtet. In den Bereichen Wirtschaft und (Alltags-)Mobilität spielen darüber hi- naus jedoch weitere regionale Bezüge eine wichtige Rolle für die Stadt Esslingen: zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog • der räumliche Bezug zu den bandartig angeordneten Siedlungsflächen ent- lang des Neckar Richtung Altbach, Deizisau und Plochingen sowie entlang der Fils nach Osten, • der räumliche Bezug zur unmittelbar angrenzenden Landeshauptstadt, dem Oberzentrum Stuttgart, was Wettbewerbsvorteile aber auch -konkur- renz bedeutet, • der räumliche Bezug zum gesamten Filderraum als ökonomisch hochdy- namischer Raum als Wohn- und Arbeitsplatzstandort, aber auch als Raum mit wichtigen Infrastrukturen wie der Landesmesse, dem Flughafen, der A 8 und zukünftig dem Fernbahnhof und Fernomnibusbahnhof, • der räumliche Bezug über den Schurwald hinweg in das Remstal, der im Hinblick auf stark belastende Durchgangsverkehre eine Rolle spielt.

Räumlicher Verflechtungsbereich der Stutt- Remstal Stadt Esslingen mit Ihrem Umland gart Schurwald ES Filder Filstal 2: Landesentwicklungsplan 2002 Baden-Württemberg, Wirtschaftsmi- nisterium Baden-Württemberg Neckartal 34 Esslingen ist ein wichtiger regionaler Wirtschaftsstandort

Der Landesentwicklungsplan 20023 formuliert das Ziel, dass „Mittelzentren als Standorte eines vielfältigen Angebots an höherwertigen Einrichtungen und Arbeitsplätzen so entwickelt werden sollen, dass sie den gehobenen, speziali- sierten Bedarf decken können“.

Zwischen 2000 und 2013 sank die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäf- tigter in Esslingen um rund 3%; betrachtet man den Zeitraum 1990 bis 2013 beträgt der Rückgang sogar ca. 16%4. Vergleicht man die Stadt Esslingen dabei mit den übrigen Mittelzentren der Region Stuttgart, so ist ein Schrumpfen der Arbeitsplatzzahlen in einer ähnlichen Größenordnung von 2000 bis 2013 in Böblingen/Sindelfingen, Schorndorf und vorzufinden5, das Schluss- licht bildet im regionsweiten Vergleich die Stadt Geislingen/Steige mit einem Minus von knapp über 10% im Vergleichszeitraum von 2000-2013. Gleich- zeitig haben andere Mittelzentren in der Region zwischen 2000 und 2013 eine deutlich dynamischere Entwicklung aufzuweisen: Die Landeshauptstadt Stuttgart mit einem vergleichsweise großen Arbeitsplatzpotenzial von rund 369.000 Arbeitsplätzen verzeichnet ein Plus von ca. 5%, die Stadt Ludwigs- Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog burg als Mittelzentrum mit vergleichbarem Bevölkerungspotenzial ein Plus von ca. 8%, Nürtingen knapp 16% und als Spitzenreiter in der Region die Stadt Bietigheim-Bissingen mit einem Plus von ca. 18%6.

Der Rückgang der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Esslingen und damit die abnehmende Zahl der Arbeitsplätze hat Auswirkungen auf die Rolle Esslingens in der Region und die Attraktivität als Wirtschaftsstandort. Auch der

Entwicklung der sozialversicherungs- Land BW pflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Region Stuttgart im Vergleich zu den Mittelzentren bis Stuttgart 7 2013 in % Fellbach Unter sozialversicherungspflichtig Be- Waiblingen schäftigten versteht man alle Arbeit- Vaihingen nehmer einschließlich Auszubildende, Schorndorf die kranken-, renten- und pflegever- Nürtingen sicherungsbeitragspflichtig sind. Kornwestheim Ludwigsburg Leonberg Kirchheim / Teck Göppingen Geislingen 3: Landesentwicklungsplan 2002 Esslingen Baden-Württemberg, Wirtschaftsmi- Sindelfingen nisterium Baden-Württemberg Böblingen 4, 5, 6, 7: Struktur- und Regional- Bietigheim-Bissingen datenbank Statistisches Landesamt Backnang Baden-Württemberg, LIS, Stand 2014 80,0% 85,0% 90,0% 95,0% 100,0% 105,0% 110,0% 115,0% 120,0% 12,0 35 11,0

10,0

9,0

8,0 Entwicklung des Pendlersaldos, 7,0 d.h. der Differenz zwischen Ein- und Auspendlern, für 6,0 8 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2011 2012 2013 Esslingen pro 100 Einwohner abnehmende Pendlersaldo, der mit einer steigenden Zahl an Auspendlern einher- geht, kann langfristig eine Schwächung der Wirtschaftskraft der Stadt bedeuten. Die Verteilung der Arbeitsplätze nach Wirtschaftsbereichen spielt in Bezug auf die Robustheit des Branchenmix eine bedeutende Rolle für die Stadt. Zumal in Sozialversicherungspflichtig Beschäf- tigte am Arbeitsort 2013 nach ausge- der Region Stuttgart weiterhin eine hohe Abhängigkeit von der Automobilin- wählten Wirtschaftsbereichen9 dustrie und dem Maschinenbau besteht und sich in den Krisenjahren gezeigt hat, wie anfällig auch diese Branchen gegenüber Weltmarktveränderungen Produzierendes Gewerbe (48,6%) sind. Für Esslingen zeigt der regionale Vergleich, dass der Anteil an Arbeits- plätzen im produzierenden Gewerbe mit knapp 49% (2013) sehr hoch liegt.

Mit Ausnahme des durch den Firmenstandort des Daimler-Konzerns geprägten zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Sindelfingens (Anteil rund 70%) erreichen nur die Mittelzentren Bietigheim- Bissingen und Vaihingen/Enz diese Größenordnung. Auch im Vergleich mit Region (ca. 34%) und Land (ca. 37%) liegt der Anteil an Arbeitsplätzen im pro- duzierenden Gewerbe der Stadt Esslingen deutlich höher. Im Umkehrschluss ist der dienstleistungsbezogene Anteil der Arbeitsplätze in Handel/Verkehr/ Gastgewerbe und den sonstigen Dienstleistungen in Esslingen unterrepräsen- tiert (Anteil gesamt: ca. 51%). Im Vergleich liegen die Mittelzentren Böblingen, Ludwigsburg und Kornwestheim bei jeweils knapp 80% und auch die Landes- Handel, Verkehr und 10 hauptstadt Stuttgart weist hier einen Anteil von rund 80% auf. Dabei ist Gastgewerbe (16%) jedoch zu bedenken, dass die klassische Einteilung der Wirtschaftsbereiche die Sonstige Dienstleistungen (35,3%) interne Tertiärisierung, also die zunehmende Zahl von Dienstleistungsarbeits- plätzen im produzierenden Gewerbe, außer Acht lässt. In der Summe ist festzustellen, dass sich der Dienstleistungssektor in Esslingen seit 2000 weiter entwickelt hat; im regionalen Vergleich ist die Stadt jedoch weiterhin stark durch das produzierende Gewerbe geprägt. So liegt die Beschäf- tigtendichte der Stadt Esslingen im verarbeitenden Gewerbe (Beschäftigte je 11 1.000 EW) auf Rang 5 der 179 Städte und Gemeinden der Region Stuttgart . 8: Bundesagentur für Arbeit beim Dennoch ist die Stadt Esslingen im regionalen Vergleich noch immer ein Statistischen Landesamt 2014 Schwergewicht in der Region. So belegt Esslingen hinsichtlich der Berufs- 10, 13: Struktur- und Regionaldaten- bank Statistisches Landesamt Baden- pendler (Einpendler je 100 Auspendler bei den sozialversicherungspflichtig Be- Württemberg, LIS, Stand 2014 schäftigten) Platz 14 im Vergleich der 179 Städte und Gemeinden der Region 11, 12: Statistisches Landesamt Baden- 12 Stuttgart , was das Arbeitsplatzpotenzial der Stadt verdeutlicht. Die für den Württemberg (2014): Die Region im Handel wichtige Kennzahl der Kaufkraft am Wohnort lag in Esslingen 2009 je Blick Einwohner bei 29.283 EUR, also vergleichbar zur Region mit 29.240 EUR und über dem Landesdurchschnitt Baden-Württembergs mit 27.075 EUR13. 36 Esslingen ist ein Knotenpunkt im Verkehrsnetz der Region

Mit vier S-Bahn-Haltestellen und einem gut vernetzten innerstädtischen Bus- verkehr ist Esslingen hervorragend an das regionale schienengebundene Nah- verkehrsnetz angebunden. Damit kommt der Stadt eine besondere Rolle zu, da die zukünftige Siedlungsentwicklung in der Region am schienengebundenen Nahverkehr ausgerichtet werden soll. Die Bedeutung des öffentlichen Verkehrs zeigt sich auch an der vergleichsweise geringen Pkw-Dichte. So liegt Esslingen im regionsweiten Vergleich mit einer Motorisierung von 592 Pkw je 1.000 Ein- wohner auf Platz 175 von 179 Städten und Gemeinden14.

Demgegenüber ist die Stadt Esslingen aufgrund der räumlichen Lage im Ver- kehrsnetz der Region, der stark bewegten Topografie und der Rolle als Mittel- zentrum durch Durchgangs- sowie Ziel- und Quellverkehre im motorisierten Individualverkehr stark belastet. Dies gilt insbesondere für die Achse der B 10 mit 70.000 bis 80.000 Kfz/24h15 und den Anschluss an die A 8 über die L 1192 mit rund 27.000 Kfz/24h16. Zudem sind die Straßenverbindungen zum Schur- wald und zum Remstal mit regional ausgerichteten Durchgangsverkehren be- lastet, was zu erheblichen Problemen in den Siedlungslagen der Stadt Esslin- Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog gen führt (z. B. Achse Schorndorfer Straße).

Esslingen ist ein regional bedeutsamer Wohnstandort

Die Region Stuttgart mit ca. 2,65 Mio. Einwohnern – was etwa 25% der Bevöl- kerung Baden-Württembergs entspricht – hat sich zwischen 1990 und 2010 mit einer Bevölkerungszunahme von rund 7,8% äußerst dynamisch entwickelt. Dies entspricht einem Plus von knapp 163.000 Einwohnern17. Alleine zwischen 2001 und 2010 wanderten rund 46.500 Personen zu, trotz der in diesen Zeiten schwierigen wirtschaftlichen Situation im Zuge der Wirtschaftskrise. Die Regi- on ist somit insbesondere aufgrund ihrer ökonomischen Bedeutung und ihrer Attraktivität als Wohnstandort für eine Zuwanderung von außen interessant.

Die Stadt Esslingen ist dabei wegen ihrer guten Ausstattung an kommunaler Infrastruktur und der hohen Qualität als Wohnstandort im regionalen Vergleich 14: Statistisches Landesamt Baden-

Württemberg (2014): Die Region im ein Schwergewicht. Mit Blick auf die Bevölkerungsentwicklung in der Region ist Blick jedoch festzustellen, dass Esslingen unter den Mittelzentren neben Geislingen/ 15: Gutachten Büro BS Ingenieure/ Steige die einzige Stadt ist, die im Referenzzeitraum zwischen 1990 und 2010 Thomas und Partner, 2002/2003 eine faktische Bevölkerungsstagnation zu verzeichnen hatte: Das Saldo beträgt 16: Gutachten Modus Consult, 2006 zwischen 1990 und 2010 +45 Einwohner. Wanderungsgewinne wurden da- 17: Hinweis: Aufgrund der differen- bei durch Abwanderung aufgezehrt. Demgegenüber weisen Mittelzentren wie zierten Datenbasis nach Zensus 2011 Vaihingen/Enz (ca. +18%), Herrenberg (ca. +14%), Kirchheim/Teck (ca. +11%) ist ein Vergleich bis in das Jahr 2012 oder Ludwigsburg (ca. +6%) kräftige Bevölkerungszuwächse auf. Es zeigt sich nur eingeschränkt aussagefähig damit, dass die Stadt Esslingen trotz ihrer zentralen Lage und hervorragenden 18: Struktur- und Regionaldatenbank Statistisches Landesamt Baden-Würt- infrastrukturellen Ausstattungsqualität nicht am kontinuierlichen Bevölkerungs- temberg, LIS, Stand 2014 wachstum innerhalb der Region (+6,6%) partizipieren konnte.18 Auch im Vergleich mit den Nachbarkommunen liegt Esslingen, neben der Ge- 19, 20, 21: Struktur- und Regional- 37 meinde Aichwald (ca. -7%), im unteren Bereich der Bevölkerungszuwächse. datenbank Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, LIS, Stand 2014. Andere Städte und Gemeinden wie beispielsweise Weinstadt mit ca. +10% und Hinweis: Aufgrund der differenzierten Plochingen mit +11% sind dagegen deutlich stärker gewachsen. Eine Sonder- Datenbasis nach Zensus 2011 ist ein rolle spielt die Stadt Ostfildern mit einer Bevölkerungszunahme von ca. +26%, Vergleich bis in das Jahr 2012 nur was durch die Konversion des Scharnhauser Parks begründet ist. Dies bedeu- eingeschränkt aussagefähig tete in den letzten Jahren gerade aufgrund der räumlichen Nähe zu Esslingen eine starke Konkurrenzsituation.19

Vollzogene Bevölkerungsentwicklung im Vergleich zu den Mittelzentren 1990-201020

Land BW Region Stuttgart Fellbach Waiblingen Vaihingen Schorndorf Nürtingen Kornwestheim Ludwigsburg

Leonberg zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Kirchheim / Teck Herrenberg Göppingen Geislingen Esslingen Sindelfingen Böblingen Bietigheim-Bissingen Backnang

95% 100% 105% 110% 115% 120%

Vollzogene Bevölkerungsentwicklung im Vergleich zu den Nachbarkommunen 1990-201021

Esslingen

Weinstadt

Stuttgart

Ostfildern

Plochingen

Kernen

Denkendorf

Deizisau

Baltmannsweiler

Altbach

Aichwald

90% 95% 100% 105% 110% 115% 120% 125% 130% 38 22, 23: Struktur- und Regionaldaten- Nur ein deutlich geringerer Teil des Bevölkerungsgewinns in Stadt und Regi- bank Statistisches Landesamt Baden- on ist durch die natürliche Bevölkerungsentwicklung, also den positiven Saldo Württemberg, LIS, Stand 2014 zwischen Geburten und Sterbefällen, begründet. Die natürliche Bevölkerungs- entwicklung in der Region geht immer stärker zurück und führt zu einem Ge- burtendefizit. Dies wird derzeit regionsweit noch durch deutliche Zuwande- rungsgewinne ausgeglichen.

Bevölkerungssalden (Wanderungssalden und natürliche Bevölkerungsentwicklung) in der Region Stuttgart 1990-201222

40.000 Wanderungsaldo Natürliche Bevölkerungsentwicklung 35.000

30.000

25.000

20.000

15.000

10.000

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog 5.000

0

-5.000

-10.000

Bevölkerungssalden (Wanderungssalden und natürliche Bevölkerungsentwicklung) in der Stadt Esslingen 1990-201223

1.000 Wanderungsaldo Natürliche Bevölkerungsentwicklung 800 600 400 200 0 -200 -400 -600 -800 -1.000 -1.200 In Esslingen ist deshalb für die zukünftige Entwicklung des Wohnungsmarkts 24, 25: Struktur- und Regionaldaten- 39 von Bedeutung, wie sich sowohl die Zu- als auch die Wegzüge der Bevölke- bank Statistisches Landesamt Baden- Württemberg, LIS, Stand 2014 rung aus der Stadt in die Region darstellen. Dabei stellt man mit Blick auf Wanderungssalden mit den Nachbarkommunen fest, dass Esslingen zwischen 2003 und 2013 in der Summe deutlich Einwohner an die Nachbarkommunen verloren hat und nur aus der Landeshauptstadt ein Überschuss an Zuzügen besteht.24

Zuzüge nach Esslingen aus ausgewählten Nachbarkommunen und Wegzüge aus Esslingen in ausgewählte Nachbarkommunenzwischen 2003-201325

Stuttgart

Lichtenwald

Hochdorf

Baltmannsweiler

Reichenbach Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog

Wernau

Deizisau

Plochingen

Ostfildern

Neuhausen

Denkendorf Zuzüge Aichwald Wegzüge

0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 9.000 10.000 40 Der demographische Wandel verändert die Region auch zukünftig: Weniger? Älter? Bunter?

Der demographische Wandel in Deutschland wird mit den Schlagworten „we- niger, älter, bunter“ umrissen. Allerdings ergeben sich im Vergleich der Regio- nen deutliche Unterschiede hinsichtlich der Auswirkungen des demographi- schen Wandels. Vor allem in Ballungsräumen wie der Region Stuttgart zeigen sich durchaus gegenläufige Tendenzen gegenüber dem allgemeinen Trend. 26: Eckdaten für die Prognose (Hauptvariante): Weniger? Sinken die Bevölkerungszahlen in der Region oder bleibt die • des derzeitigen Geburtenniveaus von knapp 1,4 Region Stuttgart ein Wachstumsraum? Kindern je Frau, • Erhöhung des Durchschnittsal- Das Statistische Landesamt hat aktuell eine regionalisierte Bevölkerungs- ters der Mütter bei der Geburt vorausrechnung bis zum Zieljahr 2030 auf Basis der Zahlen des Zensus 2011 bis zum letzten Vorausrech- aufgestellt. Im Ergebnis wird prognostiziert, dass Baden-Württemberg bis zum nungsjahr um etwa 1,2 Jahre, Zieljahr 2030 weiterhin mit einem Bevölkerungswachstum von rund 2,2% • Anstieg der Lebenserwartung rechnen kann. Für die Region Stuttgart wird ein deutlich über dem Landeswert bis 2030 um ca. 2 Jahre, liegendes Wachstum von rund 3,2% prognostiziert. Dies bedeutet bis zum Jahr • Wanderungsgewinne für

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog 2030 eine Zunahme der Bevölkerung um rund 85.260 Einwohner. Es wird da- Baden-Württemberg für das erste Vorausrechnungsjahr von ausgegangen, dass sich diese Dynamik in der Region zwischen 2015 und 2013 von 70.000 Personen, 2030 abschwächt. eine lineare Absenkung für die Folgejahre bis 2020 auf 30.000 Auch für die Stadt Esslingen weist die Prognose ein über dem Landesschnitt Personen sowie zum Jahr 2030 liegendes Bevölkerungswachstum von knapp 2,9% bis zum Jahr 2030 auf, was ein jährlicher Wanderungsge- für die Stadt Esslingen einem Bevölkerungswachstum von rund 2.550 Perso- winn von 20.000 Personen. nen gleichkäme.26 26, 27: Struktur- und Regionaldaten- bank Statistisches Landesamt Baden- Württemberg, LIS, Stand 2014

Prognose der Bevölkerungsentwicklung der Stadt Esslingen 2012 bis 2030 im Vergleich zur Region Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg (Prognose mit Wanderungen, Prognosebasis: Zensus 2011, 2012=100%)27 104%

103%

102%

101%

100%

99%

Esslingen Region Stuttgart Land BW 98% 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 Älter? Wie entwickelt sich die Altersstruktur in Esslingen und der Region? 41

Vergleicht man den Altersdurchschnitt der Esslinger Bevölkerung von 43,3 Jah- ren im Jahr 2012 mit dem anderer Städte in der Region, so stellt man fest, dass Esslingen weder eine besonders „alte“ noch eine besonders „junge“ Stadt ist. Der Hochschulstandort wirkt dämpfend auf den Altersdurchschnitt in Esslin- gen, wobei sich in Stuttgart (41,9 Jahre) und Ludwigsburg (42,4 Jahre) stärkere Effekte zeigen.

Die Bevölkerungsprognose auf Basis der Zahlen aus dem Jahr 2011 lässt grund- legende Tendenzen für die Stadt Esslingen wie auch für die Region Stuttgart erkennen28: • Der Anteil der Kinder und Jugendlichen wird in der Stadt Esslingen minimal, in der Prognose für die Region Stuttgart etwas deutlicher zurückgehen. • Die Zahl der Erwerbstätigen zwischen 20 und 60 Jahren als Basis der Wirt- schaftsstruktur der Region wird absinken und zu weiteren längerfristigen Rückgängen in den nachwachsenden Generationen führen. Für die Stadt Esslingen erwartet das Statistische Landesamt bis zum Jahr 2030 einen Rückgang von insgesamt ca. 1.920 Personen in dieser Altersklasse, für die Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Region Stuttgart einen Rückgang von ca. 78.390 Personen. • Die Zahl der 60 bis 85-Jährigen wird sich in der Stadt Esslingen deutlich er- höhen (absoluter Zuwachs bis 2030: ca. 2.900 Personen). Ein ebenso starker Anstieg wird für die hochbetagten Altersklassen über 85 Jahre prognosti- ziert (absoluter Zuwachs bis 2030: ca. 1.580 Personen). Sowohl für die Stadt Esslingen als auch für die Region Stuttgart gilt, dass der noch auf Basis der Zahlen aus dem Jahr 2008 prognostizierte Jugendquotient (also der Anteil der Bevölkerung im Alter von unter 20 Jahren bezogen auf die erwerbstätige Bevölkerung von 20 bis unter 65 Jahren) (noch) relativ konstant bleibt, während sich jedoch der Altenquotient (also der Anteil der Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und älter bezogen auf die Bevölkerung von 20 bis unter 65 Jahren) prognostisch deutlich erhöhen wird.

Prognose des Alten- und Jugend- 45 quotienten 2008 und 203029 40 35 30 25 20 28: Die Trends zur Entwicklung der 15 Altersstrukturen beruhen auf einer 10 vorläufigen Prognosebasis des Statisti- 5 schen Landesamts aus dem Jahr 2014, 0 Stadt Stadt Region Region die auf den Zahlen des Zensus 2011 Esslingen Esslingen Stuttgart Stuttgart basiert. 2008 2030 2008 2030 29: Struktur- und Regionaldatenbank Jugendquotient 30,9 31,8 32,7 30,2 Statistisches Landesamt Baden-Würt- Altenquotient 36 43,8 31,8 44 temberg, LIS, Stand 2014 42 30: www.esslingen.de Die Entwicklung der Altersstruktur ist verbunden mit einer Vielzahl von 31: Struktur- und Regionaldatenbank Fragestellungen wie den Bedürfnissen der älteren Bevölkerung bezüglich Statistisches Landesamt Baden-Würt- Mobilität, Versorgung und Pflege, den abzusehenden Fachkräftemangel, temberg, LIS, Stand 2014 die künftige Auslastung von Bildungs- und Betreuungsinfrastrukturen 32: Verband Region Stuttgart 2014 für Kinder oder auch den zunehmenden Wettbewerb um junge Familien. 1850 Schon in diesen Aspekten wird deutlich, dass der demographische Wan- del kein Thema ist, das nur kommunal betrachtet werden kann. Viel- mehr ist ein abgestimmtes regional ausgerichtetes Handeln gefordert, insbesondere auch im Hinblick auf weitere Zuwanderungsgewinne bei gleichbleibender Wirtschaftsdynamik in der Region.

Bunter?

In der Stadt Esslingen leben Menschen aus 132 Ländern30. Im regi- onalen Vergleich ausländischer Bevölkerungsanteile liegt Esslingen 1900 auf Platz 6 nach Kirchheim am Neckar, Stuttgart, Sindelfingen, Korn- westheim, Magstadt und beim Anteil der ausländischen Schüler in den Grundschulen auf Platz 1 von 179 Städten und Gemeinden in der Region. Dieser Mix aus unterschiedlichen Nationen und Kulturkreisen Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog macht ein buntes und urbanes Leben aus.

Darüber hinaus lässt sich das „Bunter“ auch auf eine Ausdifferenzie- rung von Lebensstilen und Familienstrukturen, Wohn- und Lebensfor- men beziehen.

1960 Im Spannungsfeld zwischen Siedlungsentwicklung und Sicherung der Landschaft – Ein regionaler Blickwinkel

Die Siedlungsentwicklung (Wohnbauflächen, Gewerbeflächen etc.) hat in den letzten Jahrzehnten innerhalb der Region zu einer deutlichen Inanspruchnahme landwirtschaftlicher und untergeordnet auch forst- wirtschaftlicher Flächen geführt. Die Region entwickelte sich hin zu ei- 2000 nem suburbanen und durch Siedlungs- und Verkehrsflächen geprägten Raum. Dabei wurden nicht nur die Zentren der Region ausgebaut. Die polyzentrale Siedlungsstruktur der Region und das extrem dynamische Wachstum hatte Auswirkungen auf die Landschaft: So sank allein der Anteil landwirtschaftlich genutzter Flächen in der Region von 48,3% (176.375 ha) im Jahr 1992 auf 45,3% im Jahr 2012 (165.441 ha), in der Summe um ca. 11.000 ha31. Aber auch landschaftliche Qualitäten (Landschaftsökologie, Erholung, Landschaftsbild) gingen verloren bzw. wurden beeinträchtigt. Dennoch bleibt die offene Landschaft bis heute das qualitative Rückgrat der Region wie auch der Stadt Esslingen. Siedlungsentwicklung in der Region Stuttgart in den Zeitschritten 1850, 1900, 1960 und 200032 43 Mögliche Leitfragen für die Diskussion im Bürgerdialog ff Welche regionale Rolle spielt die Stadt Esslingen zukünftig als Arbeits- platzstandort: Wie können Potenziale für eine Weiterentwicklung ge- neriert werden? ff Welche regionale Rolle spielt die Stadt Esslingen als zentraler Wohn- standort in der Region und welche Rolle kann und soll Esslingen künftig spielen? Welche Maßnahmen sind am Wohnungsmarkt erforderlich? ff Wie kann die regionale Bedeutung der Stadt Esslingen als Mittelzent- rum gesichert und gestärkt werden (Erhaltung von regional bedeutsa- men Infrastrukturen, Handel, Kultur, Gesundheit…)? ff Welche strategisch-funktionale Rollenverteilung soll es zukünftig zwi- schen der Stadt Esslingen und ihrem regionalen Umfeld geben? ff Wie kann die Stadt Esslingen noch stärker mit dem regionalen Umfeld im ÖPNV verknüpft werden?

ff Wie können regional begründete Verkehrsbelastungen durch den mo- zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog torisierten Individualverkehr minimiert werden? ff Welche Bedeutung hat der Landschaftsraum, v.a. das Neckartal, im re- gionalen Kontext? ff Soll die qualitative Ausstattung der Nahversorgungsstandorte in den Stadtteilen gesichert bzw. verbessert werden? Kapitel 5 Fokusthemen Kapitel 5.1 Wohnen, Daseinsvorsorge und Infrastruktur

44 Der Aspekt des Wohnens stellt für ein Mittelzentrum wie Esslingen eine zen- trale Funktion dar, sowohl für das städtische Leben als auch für die Bevölke- rungsstruktur der Stadt. Es kommt darauf an, wie und wo man wohnt, welche individuellen Wohnwünsche vorhanden sind, welche Wohnangebote innerhalb der Stadt Esslingen nachgefragt werden und letztlich auch verfügbar sind. Die Spanne der Wohnformen und Zielgruppen ist dabei gerade in einem Mittelzen- trum von rund 90.000 Einwohnern so individuell wie vielfältig: Die Zielgruppen reichen von Studierenden über junge, haushaltsgründende Familien bis hin zu Seniorinnen und Senioren, die (neue) Wohnformen für das Alter suchen. Auch bei den Wohnformen herrscht Vielfalt: vom Single-Wohnen bis zu gemein- schaftlich getragenen Baugruppen, von Mietwohnungen über Eigentumswoh- nungen bis zu individuellen Bauformen, vom preiswerten, bezahlbaren Woh- nen bis zu hochpreisigen Wohnangeboten. Das Wohnen in der Stadt ist damit Spiegel unserer Gesellschaft und der unter- schiedlichen Lebensstile, die das städtische Leben ausmachen. Die Gesellschaft wird bunter, das Wohnen auch. Zentrale Faktoren, die den Städte- und Woh- nungsbau zukünftig verstärkt prägen werden, sind u.a. die zunehmende kultu- relle Differenzierung, vielfältigere Familienstrukturen, eine längere Lebenszeit

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog ohne berufliche Verpflichtungen im Alter. Die Ressource Wohnraum ist daher von zentraler Bedeutung für die Zukunft der Stadt.

So wohnt man heute in Esslingen

Die Stadt Esslingen verfügt über eine recht kleine Gemarkungsfläche von etwa 46,4 km². Rund 19,5 km² (ca. 42%, Stand 2012) entfallen auf Siedlungs- und Verkehrsflächen. Damit wohnen hier rund 4.540 Einwohner (EW) pro km² Sied- lungsfläche (45,4 Einwohner/Hektar) bzw. 1.902 EW/km² Gemarkungsfläche (Vergleich Landeswert 206 EW/km²)1. Im regionalen Vergleich liegt die Stadt Esslingen dabei in der Bevölkerungsdichte (Einwohner/ha) auf Platz 5 von 179 Städten und Gemeinden, nach Stuttgart, Asperg, Kornwestheim und Ludwigs- burg2. Rund 29% der Esslinger Wohnungen entfielen nach den Zahlen des Zensus 2011 auf Gebäude mit einer oder zwei Wohnungen, rund 34% auf Gebäude mit drei bis sechs Wohnungen und rund 37% auf Gebäude mit mehr als sieben Wohnungen3. 1: Struktur- und Regionaldatenbank Statistisches Landesamt Baden-Würt- Der „historische“ Bestand vor 1945 umfasste rund 7.000 Wohnungen und ent- temberg, LIS, 2014 sprach damit ungefähr 15% des heutigen Gesamtbestands. Der Esslinger Woh- 2: Statistisches Landesamt Baden- nungsbestand wurde somit zu einem großen Teil erst zwischen 1945 und 1975 Württemberg (2014): Die Region im gebaut: Rund 56% (rund 25.500 Wohnungen) stammen aus dieser Zeit4. Die Blick übrigen Anteile des Wohnungsbestandes entstanden nach 1975. 3, 5: Zensusdatenbank, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2014 90% der Esslinger Wohngebäude befinden sich in Privatbesitz in Form von 5 4: Wohnraumsituationsbericht der Privateigentum oder Wohnungseigentumsgemeinschaften . Von den Woh- Stadt Esslingen, 2011 nungen in Wohngebäuden (insgesamt 41.858 Wohnungen) wurden nach den Erhebungen des Zensus 2011 rund 41% von den Eigentümern selbst bewohnt, 6, 7: Zensusdatenbank, Statistisches 45 rund 55% zu Wohnzwecken vermietet6. Die im Jahr 2011 erhobene Leerstands- Landesamt Baden-Württemberg, 2014 quote von 4,5% (1.804 Wohneinheiten) liegt dabei in einem vergleichbaren 8: Statistisches Landesamt Baden- Württemberg (2014): Die Region im Rahmen zum Stuttgart (4,3%) und dem Landesdurchschnitt Blick (4,2%)7. Beim regionalen Vergleich im Rahmen des Zensus 2011 sortiert sich 9, 10: Struktur- und Regionaldaten- die Esslinger Leerstandsquote im Mittelfeld auf Platz 94 von 179 Städten und bank Statistisches Landesamt Baden- Gemeinden der Region Stuttgart ein8. Württemberg, LIS, 2014 In Esslingen lebten Ende 2012 88.295 Einwohnern in insgesamt 46.399 Woh- nungen9. Damit wohnten im statistischen Durchschnitt Ende 2012 nur noch ca. 1,9 Personen in einer Wohnung. Die Belegungsquoten in der Stadt Esslingen erreichen damit die Größenordnung von Ludwigsburg (1,96 EW je Wohnung) und der Landeshauptstadt Stuttgart (1,95 EW je Wohnung) und bleiben unter dem Regionsdurchschnitt von 2,1 EW je Wohnung. Blickt man zurück, so ist festzustellen, dass sich die durchschnittliche Zahl an Personen je Wohnung in den letzten Jahren deutlich verringert hat: So wa- ren es im Jahr 1990 noch ca. 2,3 Personen pro Wohnung. Der Grund hierfür liegt zum einen darin, dass im Sinne von gestiegenen Wohnansprüchen mehr Wohnfläche je Person nachgefragt wird. Zum anderen lässt sich der Rückgang der Bewohnerzahl je Wohnung mit gesellschaftlichen und demographischen zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Veränderungen begründen: Hier spielt vor allem die Zunahme der Singlehaus- halte, insbesondere im Alter, eine besondere Rolle.

Entwicklung der Belegungsdichte in der Stadt Esslingen 1980-2012 in Einwohnern je Wohnung10

2,50 Der deutlich erkennbare Sprung beim Rückgang der Belegungsdichte von Woh- 2,40 nungen im Jahr 2011 liegt in der neuen Da- tengrundlage des Zensus 2011 begründet, 2,30 die für die Stadt Esslingen eine deutlich niedrigere Bevölkerungszahl ergeben hat. 2,20

2,10

2,00

1,90

1,80

1,70

1,60

1,50 46 Geschosswohnungsbau zeigt sich Nicht jeder wohnt gleich: Formen des Wohnens in Esslingen in unterschiedlichen Formen: Das vielfältige Angebot an Wohnraum in der Stadt Esslingen zeigt sich in un- terschiedlichen Bautypen und Dichten. Der Geschosswohnungsbau und damit die höchsten Wohndichten finden sich in den Tallagen des Neckartals. Die eher auf Mietwohnungsbau ausgerichteten Wohnangebote im Geschosswohnungs- bau liegen damit in den einerseits durch Verkehrstrassen belasteten Tallagen des Neckartals, andererseits aber auch in gut erreichbarer Nähe zu den wichti- gen ÖPNV-Angeboten und Versorgungsstandorten. Hinzu kommen der östliche Gründerzeitliche Blockrandbebauung Teil des Zollbergs als besonderer Standort mit einem hohen Anteil an Geschoss- wohnungsbau, aber auch Einzelstandorte in Hohenkreuz, Sankt Bernhardt und Sulzgries. In der Gesamtheit lassen sich an den Dichtewerten (Zahl der Einwoh- ner pro Hektar) sehr gut die stark verdichteten und mit einem hohen Anteil an Geschosswohnungsbau belegten Standorte in der Stadt Esslingen ablesen.

Stärker verdichtete Wohnstandorte mit einem individuellen Wohnen auf kleinen Parzellen (vorrangig Reihenhäuser) entstanden ebenfalls im Neckar- tal, aber auch in den Stadtteilen Zollberg und Berkheim südlich des Neckar, in Zeilenbebauung der Nachkriegszeit Hohenkreuz, Sankt Bernhard, Krummenacker und Sulzgries wie auch auf dem Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Hegensberg nördlich des Neckar.

Klassische Ein- und Zweifamilienhäuser sind charakteristisch für die Hang- lagen des Neckartals und die nördlichen Höhenstadtteile. Der deutliche Hö- henunterschied zum Neckartal und die damit abgesetzte Lage sowie das re- duzierte Angebot an Nahversorgung und öffentlichem Verkehr kennzeichnen diese Standorte.

Punkthochhaus der 1970er Jahre Das Wohnen in der Altstadt ist eine Besonderheit des Esslinger Wohnungs- markts und hat in den letzten Jahren deutlich an Nachfrage gewonnen.

Weitere Wohnformen:

Individuelles Wohnen in Reihenhäusern Ein- und Zweifamilienhäuser Wohnen in der Altstadt 47 Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog

Bevölkerungsdichte in Baublöcken mit überwiegender Wohnfunktion in Einwohner/ha (Einwohnerzahlen: Einwohnermelderegister der Stadt Esslingen, Stand 2014) Hinweis: Baublöcke mit Sonderfunktionen (bspw. Schulstandorte, Kirchen) und Baublöcke, in denen das Wohnen nur eine untergeordnete Funktion innehat (z. B. Gewerbegebiete) wurden nicht betrachtet und sind gelb dargestellt. 48 Anteil der unter 15-jährigen in der Stadt Esslingen (Einwohnerzahlen: Einwohnermelderegister der Stadt Esslingen, Stand 2014) Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog

Anteil der über 75-jährigen in der Stadt Esslingen (Einwohnerzahlen: Einwohnermelderegister der Stadt Esslingen, Stand 2014) Unterschiedliche Altersgruppen mit unterschiedlichen 49 Bedürfnissen: Stadtteile im Wandel

Auch die Altersstruktur der Bewohnerinnen und Bewohner variiert in den Stadtteilen: Die Stadtteile der Höhenlagen weisen heute ein im Vergleich zur Gesamtstadt höheren Anteil älterer Menschen auf, während die Tallagen stär- ker durch jüngere Bevölkerungsgruppen geprägt sind. Zudem ist in den letzten Jahren in einigen Stadtteilen wie Zollberg, Gartenstadt oder Weil ein spürbarer Generationenwandel zu verzeichnen.

Die Gründe für die differenzierte Altersstruktur sind vielfältig: Sie liegen u.a. in unterschiedlichen Zeiten der Aufsiedlung, den Wohnangeboten oder den Kos- ten des Wohnens an den unterschiedlichen Standorten begründet. Daraus ent- wickelte sich in jedem Stadtteil eine spezifische Alters- und Bewohnerstruktur.

Dies hat zur Folge, dass in den Stadtteilen in den nächsten Jahren und Jahr- zehnten spezifische städtebauliche, freiraumplanerische und demografische Herausforderungen zu stemmen sind, die letztlich auch mit den individuellen Bedürfnissen der Altersgruppen zusammenhängen. Dabei reicht die Bandbreite der Aufgabenstellungen von der Ausstattung mit wohnortnaher Versorgung, zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Betreuungseinrichtungen und Bildungsangeboten bis hin zu Fragen der Mobi- lität und Aspekten der Freiraumgestaltung.

Darüber hinaus hat die Veränderung der Altersstruktur Auswirkungen auf die bestehende Gebäudesubstanz (Wird im Alter noch ausreichend in die Subs- tanz investiert?), auf die Belegung von Häusern und Grundstücken (Wie lange kann und will eine alleinstehende ältere Person noch in einem vormals für eine größere Familie konzipierten Gebäude wohnen?) und schlussendlich auf die städtebauliche Entwicklung im Quartier (Wird ein Gebäude nach dem Ge- nerationenwechsel wiederbelegt oder wird eine städtebauliche Neuordnung vorgenommen?). 50 Wohnen bedeutet mehr als nur ein Wohnangebot…

Zum Wohnen gehört mehr als das reine Angebot an Wohnungen: Die soziale Infrastruktur, d.h. Kindergärten, Schulen, Nahversorgung, aber auch Naherho- lungsangebot und Erschließung, bilden den Rahmen für die Wohnqualität und müssen auch in Bezug auf zukünftige Entwicklungen als Gesamtheit gedacht Lage von Versorgungsschwerpunkten werden. Dabei sind in Esslingen drei Aspekte von Bedeutung: innerhalb der Stadt Esslingen Zunächst fällt auf, dass es einen sehr starken räumlichen Bezug auf das Esslin- ger Zentrum gibt. Dort werden die wichtigen Versorgungseinrichtungen vor- gehalten, die die Stadt als Mittelzentrum von den umliegenden Kommunen abheben. Dazu gehören die Einzelhandelsangebote, soziale und kulturelle An- gebote ebenso wie die historische Altstadt als Herz und Zentrum der Esslinger Identität.

Allerdings lässt sich gleichzeitig auch eine ausgeprägte Dezentralität fest- stellen, die sich in starken Stadtteilen mit eigenen Versorgungseinrichtungen zeigt. So besitzen die Stadtteile Berkheim und Zollberg im Süden, Mettingen, Pliensauvorstadt, Oberesslingen und Zell im Neckartal sowie Hohenkreuz/Sankt

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Bernhardt, Sulzgries, Wäldenbronn und Hegensberg eigene Versorgungsinfra- strukturen mit einer angemessenen Ausstattung an Bildungs- und Betreu- ungseinrichtungen sowie einem eigenen Nahversorgungsangebot für den täg- lichen Bedarf. Für die Zukunft stellt sich die Frage, ob und wie die qualitative Ausstattung dieser Standorte langfristig gesichert werden kann, um die Stand- ortqualität zu erhalten und zu stärken. Darüber hinaus gibt es aber auch Stadtteile, in denen traditionell begleitende In- 51 frastrukturen fehlen oder in denen in den letzten Jahren vorhandene Infrastruk- turen weggebrochen bzw. nur noch sehr eingeschränkt vorhanden sind. Hierzu gehören die Stadtteile Neckarhalde, Rüdern, Krummenacker, Obertal, Wiflings- hausen, Liebersbronn, Kimmichsweiler und Oberhof. Diese Entwicklung ist aller- dings nicht nur auf die Zahl der Wohnbevölkerung im direkten Einzugsbereich zurückzuführen, sondern basiert auch auf einem grundlegend veränderten Ein- kaufsverhalten und einer seit Jahren andauernden offensiven Geschäftspolitik von Discountern und großflächigen Einzelhandelsversorgern.

Der Wohnungsmarkt: Wohnen in Esslingen ist teuer

Jeder, der selbst in Esslingen eine Wohnung zur Miete sucht oder Wohnei- gentum bilden möchte, weiß, dass der Markt angespannt ist. In der Folge sind die Preise für Mietwohnungen, Eigentumswohnungen oder auch Häuser in den letzten Jahren anhaltend hoch. Der Esslinger Wohnungsmarkt ist dabei nicht isoliert zu betrachten, sondern gekennzeichnet durch das generell hohe Preisniveau in der Region Stuttgart, begrenzte Neubauflächenpotenziale, eine geringe Eigentumsquote, die Zunahme an Singlehaushalten und einen stei- zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog genden Pro-Kopf-Flächenverbrauch.11

Die ortsübliche Netto-Monatsmiete für eine durchschnittlich ausgestattete Wohnung der 1990er Jahre beträgt laut Esslinger Mietspiegel zwischen 8,00 und knapp 10,00 EUR/qm12, der Preis für Wohnungseigentum im Neubau reicht bis 2.750 EUR/qm13. Die Grundstückspreise für ein Einfamilienhaus erreichen in Spitzenlagen über 600 EUR/qm14. Baulandgrundstücke bzw. Bauplätze liegen im Durchschnitt bei ca. 470 EUR/qm und haben sich seit dem Jahr 2000 um rund 7,5% verteuert15. Im Vergleich beträgt der Durchschnittspreis für bau- reifes Land in der Region Stuttgart ca. 387 EUR/qm, im Landkreis Esslingen ca. 326 EUR/qm, im Regierungsbezirk Stuttgart ca. 245 EUR und in Baden- Württemberg rund 184 EUR/qm16.

Aufgrund des hohen Preisniveaus kommen einkommensschwächere Haushalte im Wettbewerb um Wohnraum immer stärker unter Druck: So lag die Zahl der Wohngeldanträge im Jahr 2009 bei rund 1.500 Anträgen. Die Stadt Esslingen verfügte 2009 noch über 1.152 Belegungsrechte an Wohnungen für einkom- 11, 12, 14, 18: Wohnraumsituationsbe- mensschwächere Haushalte bei verschiedenen Baugesellschaften, Vereinen richt der Stadt Esslingen, 2011 17 und Privateigentümern, im Jahr 2012 waren es noch 1.078 Belegungsrechte . 13, 15: Geschäftsstelle Gutachter- Die Zahl der Belegungsrechte wird sich im Laufe der nächsten Jahre weiter ver- ausschuss der Stadt Esslingen, 2014 / ringern, da bestehende Bindungsfristen auslaufen18. Die Zahl der Belegungs- Wohnraumsituationsbericht der Stadt rechte wird sich im Laufe der nächsten Jahre weiter verringern, da bestehende Esslingen, 2011 Bindungsfristen auslaufen. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken und 16: Struktur- und Regionaldatenbank Statistisches Landesamt Baden-Würt- um in Esslingen ein Wohnungsangebot im mittleren und auch niedrigen Preis- temberg, LIS, 2014 segment sichern zu können, wurde vom Gemeinderat im Frühjahr 2014 ein 17: Amt für Sozialwesen, GR-Vorlage Grundsatzbeschluss gefasst: Wenn durch Bauleitplanung (s. Kap. 7) Grundstü- 50/198/2013 52 cke an Wert gewinnen und bei planerischen Entwicklungen auf städtischen Grundstücken, muss ein bestimmter Anteil an Wohnungen mit Belegungsrech- ten sowie für Haushalte mit mittleren Einkommen vorgesehen werden.

Eine Rückschau: Wie hat sich das Wohnungsangebot in Esslingen entwickelt?

Die Zahl der Wohnungen hat sich in der Stadt Esslingen zwischen 1990 und 2012 um rund 17% erhöht, was einem Plus von 6.947 Wohnungen entsprach. Im Vergleich zu den meisten Mittelzentren in der Region fällt der Zuwachs an Wohnungen in Esslingen deutlich geringer aus: Spitzenreiter sind im Ver- gleichszeitraum Herrenberg (+43%) und Vaihingen/Enz (+46%). Die gesamte Region verzeichnete ein Wachstum von +26%, die in der Einwohnergröße ver- gleichbare Stadt Ludwigsburg von +23%.

Ähnliches gilt mit Blick auf die Nachbarkommunen: Lediglich die Landeshaupt- stadt Stuttgart besaß mit +14% und die Gemeinde Aichwald mit +16% eine geringes Wachstum, während die Stadt Ostfildern mit +48% den Spitzenreiter Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog darstellt, gefolgt von und Weinstadt mit jeweils rund +31%19. Im Jahr 2012 lag die Stadt Esslingen im Vergleich zur Zahl der fertiggestellten Woh- nungen je 1.000 Einwohner auf Platz 124 von 179 Städten und Gemeinden in der Region Stuttgart20.

An welchen Standorten haben in den vergangenen Jahren Entwicklungen stattgefunden?

In den vergangenen Jahren vollzog sich die Wohnbauentwicklung in der Stadt Esslingen in erster Linie in drei Bereichen:

Die Chance zur Innenentwicklung in Form einer Nachnutzung großflächi- ger Brachflächen ergibt sich durch den Wegfall von Nutzungen oder durch Standortveränderungen. Beispiele sind: • Die Umnutzung ehemals militärisch genutzter Liegenschaften ist in der Stadt Esslingen bereits abgeschlossen: Die Wohnbauentwicklung in der Flandernstraße (ehemalige Funkerkaserne) wurde bis Ende der 1990er Jah- re planerisch umgesetzt. Von den geplanten 700 Wohnungen in Form von 19: Struktur- und Regionaldatenbank Neubau und Umnutzung wurden bislang ca. 75% realisiert. Im Bereich der Statistisches Landesamt Baden-Würt- Becelaere-Kaserne entstanden ca. 80 Wohneinheiten. temberg, LIS, 2014 20: Statistisches Landesamt Baden- • Die Umnutzung brach gefallener gewerblicher Flächen wurde an vielen Württemberg (2014): Die Region im Stellen der Stadt im kleinen und großen Maßstab bereits vollzogen. Beispie- Blick le hierfür sind die Weststadt, das Hengstenbergareal (335 WE für Studen- 21 Entwicklung der Zahl der Wohneinheiten zwischen 1990 und 2012 im Vergleich zu den Mittelzentren der Region Stuttgart (1990 = 100%) 53

Backnang 30,42

Bietigheim-Bissingen 30,53

Böblingen 24,98

Sindelfingen 24,25

Esslingen 17,61

Geislingen 21,35

Göppingen 19,21

Herrenberg 43,37

Kirchheim / Teck 36,11

Leonberg 28,71

Ludwigsburg 23,23

Kornwestheim 18,80

Nürtingen 23,84

Schorndorf 25,36

Vaihingen 45,90

Waiblingen 25,17

Fellbach 20,20

Region Stuttgart 26,06 zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog

Land BW 30,56

10 15 20 25 30 35 40 45 50%

Entwicklung der Zahl der Wohneinheiten zwischen 1990 und 2012 im Vergleich zu den Nachbarkommunen (1990 = 100%)22

Esslingen 17,61

Weinstadt 31,03

Stuttgart 13,93

Ostfildern 48,37

Plochingen 31,91

Kernen 30,94

Denkendorf 23,57

Deizisau 29,07

Baltmannsweiler 28,63

Altbach 21,47

Aichwald 16,40

0 10 20 30 40 50 60

21, 22: Struktur- und Regionaldaten- bank Statistisches Landesamt Baden- Württemberg, LIS, 2014 54 ten), der Klarissenhof in der Olgastraße (120 Mietwohnungen in sanierten Alt- und Neubauten) sowie weitere kleinere Flächen, z. B. die Bebauungs- pläne Rosen-/Halbergstraße oder Plochinger/Reutlinger Straße. • Die Umnutzung von brachliegendem Bahngelände ist mit der Neuen West- stadt in vollem Gange und eine Realisierung von ca. 600 Wohneinheiten bis zum Jahr 2021 zu erwarten. • Die Umnutzung nicht mehr benötigter kommunaler Infrastruktur ist eben- falls ein Thema in Esslingen. So werden z. B. aktuell im Umfeld des ehemali- gen „Zentrums“ in Zell rund 80 Wohneinheiten errichtet. Auch für den alten Sportplatz in Weil existieren aktuelle Planungen. • Neue Innenentwicklungsoptionen ergeben sich auch durch die geplante Verlagerung des Hochschulstandorts von der Flanderstraße in die Neue Weststadt. Die kleinteilige Innenentwicklung im Bereich bestehender Wohnbauflä- chen ist seit Jahren fortwährend im Gange. Hierunter fallen u.a. die Nutzung von Baulücken, die Bebauung von Blockinnenbereichen, der Abriss von Ge- bäuden und Neubau. Ob im Bereich der historischen Baublöcke oder in den Hanglagen des Neckartals: Die Innenentwicklung hat zu einem Angebot neuer Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Wohnungen geführt. Allerdings haben nahezu alle Innenentwicklungen im di- rekten Umfeld zu Kontroversen hinsichtlich befürchteter Folgewirkungen wie beispielsweise höherer Dichte, weniger Grün, Parkierungsengpässen oder Ver- minderung der Frischluftzufuhr geführt. Die Summe der neuen Wohneinheiten wurde in der Stadt Esslingen nicht separat erfasst.

Im Zuge des Vorentwurfs des Flächennutzungsplans wurde eine Erhebung der im Jahr 2012 vorhandenen Baulücken vorgenommen: Die Gesamtfläche der noch bestehenden Baulücken belief sich auf ca. 18,71 ha für eine wohnbauli- che Entwicklung und 0,74 ha an nicht bebauter Gemeinbedarfsfläche. Für eine mögliche Innenentwicklung auf bereits bebauten Flächen hat das Stadtpla- nungsamt ein Potenzial von ca. 9 ha ermittelt. In welchem Maße eine Mobili- sierung von Innenentwicklungspotenzialen tatsächlich erfolgt ist, wurde rück- blickend für den Zeitraum 2005-2011 bilanziert. Es zeigte sich, dass in diesem Zeitraum rund 1,66 ha dieser Potenzialflächen bebaut werden konnten, was einem Mobilisierungsgrad von 8,1% entspricht.

Die Außenentwicklung in Form neuer Baugebiete wurde im Vergleich zu den Nachbarkommunen zurückhaltend betrieben. Beispiele neuer Baugebiete der letzten Jahre sind die Gebiete Kastenäcker (Sulzgries), Spitalwald (Rüdern), Egert (Zell), Hochwiesenweg (Sulzgries), Mittlere Rosselen (Oberesslingen) und Strengenäcker (Berkheim). Im Querschnitt wurden sehr unterschiedliche Dich- ten und Wohnformen entwickelt. In der Summe entstanden so seit 1990 rund 450 Wohnungen (ca. 13,5 ha). Insgesamt war jedoch festzustellen, dass die Baugebiete ebenfalls zu Diskussionen bezüglich der ökologischen Eingriffe, der Verkehrserschließung oder auch der Veränderung des Siedlungsbilds führten. Wie sieht die Nachfrage nach Wohnraum in Esslingen aus? 55

Das Wohnungsangebot in der Stadt Esslingen hält mit der Wohnungsnachfra- ge nicht Schritt, sodass es bei der Wohnbevölkerung zu Abwanderungen in die Nachbarkommunen, aber auch in die weitere Region gekommen ist (s. Kap. 4).

In Zukunft stellt sich demnach die Frage, inwieweit und in welcher Form die Nachfrage nach Wohnraum gedeckt werden soll und kann. Im Hinblick darauf, welche Arten von Wohnangeboten zukünftig nachgefragt werden, bildet bei- spielsweise der Wegweiser Kommune23 Trends ab: • Die Zunahme des Anteils älterer Menschen hat neue Bedarfe und neue Nachfragen zur Folge. • Die Nachfrage wird zukünftig mehr von kleinen als von großen Haushalts- größen getragen. • Die Nachfrage wird sich in ihrem Querschnitt vielfältiger darstellen. • Zentrale Standorte und integrierte Ortslagen werden als Wohnstandorte attraktiver. • Kleinstrukturen und Nachbarschaften werden wichtiger. Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog • Neue Eigentumsformen gewinnen an Bedeutung, etwa Baugemeinschaf- ten, Wohngruppen, Genossenschaften oder auch neue Formen des nach- barschaftlichen Zusammenlebens und gemeinschaftlichen Lebens im Alter. Allerdings werden sie auch zukünftig Nischenprojekte bleiben. • In entspannten Märkten gefährden steigende Qualitätsanforderungen die Marktgängigkeit von Altbeständen. • In Wachstumsräumen steigt die Nachfrage nach preisgünstigem Wohn- raum. Mit der Schrumpfung der nachwachsenden Generation sinkt zudem deutsch- landweit absehbar die Nachfragedynamik dieser Gruppe der Wohnungssuchen- den (Haushaltsgründer) nachhaltig24. Hier muss jedoch berücksichtigt werden, dass starke regionale Unterschiede festzustellen sind und für die Region Stutt- gart zusammen mit München, , Berlin und Bonn prognostisch auch weiterhin überdurchschnittlich hohe Zuwächse bei der Wohnflächennachfrage erwartet werden25.

Wieviel Wohnraum wäre nun notwendig, um der Nachfrage gerecht zu wer- den? Der Wohnraumsituationsbericht für die Stadt Esslingen (2011) beinhaltet eine sehr genaue Analyse der vorhandenen Wohnraumsituation innerhalb der 23, 24: Bertelsmann-Stiftung (2014): Wegweiser Kommune – Wohnungs- Stadt. Er gibt, neben Aussagen zu einem nachhaltigen und sozial ausgewo- märkte im Wandel genen zukünftigen Wohnraumangebot, auch Empfehlungen zu einer quan- 25: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- titativen Entwicklung zur Sicherstellung einer angemessenen Versorgung mit und Raumforschung (2010): Woh- Wohnraum. nungsmärkte im Wandel 56 Dabei besitzt der Wohnraumsituationsbericht einen zeitlichen Zielkorridor bis zum Jahr 2020 und stellt bis dahin einen Gesamtbedarf von 3.200 Wohnungen fest. Dies entspräche einer Neubauleistung von 320 Wohnungen/Jahr26, die so- wohl über eine Innen- als auch über eine Außenentwicklung erfolgen kann. Zum Vergleich: • Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) geht im Jahr 2011 in der Wohnungsmarktprognose 202527 bezogen auf den Land- 26: Wohnraumsituationsbericht der kreis Esslingen von einem jährlichen Neubaubedarf von Wohnungen von 30 Stadt Esslingen, 2011 bis unter 40 Wohnungen je 10.000 Einwohner aus, woraus für Esslingen ein 27: Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, Raumforschung (BBSR) Wohnungs- jährlicher Neubaubedarf von ca. 260-350 Wohnungen entstünde. marktprognose 2025, Bonn 2011 • Die Landeshauptstadt Stuttgart diskutiert derzeit einen jährlichen Neubau- 28: BBSR Bonn 2009; Datenbasis: bedarf von rund 1.500 Wohnungen/Jahr, was einem Bedarf von rund 220 BBSR-Wohnungsmarktprognose Wohnungen/Jahr für die Stadt Esslingen gleichkäme. 2025; geometrische Grundlagen: BKG, Raumordnungsregionen, Stand • Der im Vorentwurf vorliegende Flächennutzungsplan 2030 für die Stadt 31.12.2006 Esslingen (Verfahren ruht seit März 2013) geht von einer jährlichen Neu- bauleistung von 192 Wohneinheiten/Jahr aus.

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Entwicklung der Wohnflächennach- frage insgesamt 2010 bis 2025 in %28 57 Mögliche Leitfragen für die Diskussion im Bürgerdialog ff Welche Rolle kann, will und muss Esslingen hinsichtlich seiner Bevöl- kerungsentwicklung in der Region einnehmen – auch im Vergleich zu seinen Nachbarkommunen und anderen Mittelzentren? ff Welche Wohnangebote für welche Zielgruppen sollen in den nächs- ten Jahren in der Stadt Esslingen prioritär entwickelt werden? Breites Aufstellen vielfältiger Wohnformen oder Konzentration auf spezifische Wohnformen? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? ff Welche spezifischen Handlungserfordernisse werden für die Entwick- lung der einzelnen Stadtteile gesehen (wohnbaulich, infrastrukturell)? ff Welche Potenziale bringen die einzelnen Stadtteile für die wohnbauli- che (räumliche) Entwicklung der Gesamtstadt ein? ff Wie kann der Stadtteil attraktiv bleiben/werden für die heutigen Bedürfnisse von Familien mit (kleinen) Kindern und für Ältere?

ff Wie können die bestehenden Versorgungsstandorte gesichert und ggf. zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog auch gestärkt werden, welche Maßnahmen werden hierzu gesehen? ff Kann bzw. wie kann die Stadt Esslingen den abzusehenden quantita- tiven Bedarf an Wohnbauentwicklung auf der räumlich begrenzten eigenen städtischen Gemarkung abdecken? ff Welche Konsequenzen ergeben sich für Esslingen, wenn der Bedarf an Wohnraum auf der eigenen Gemarkung nicht gedeckt werden soll? ff Welchen Stellenwert soll die Innenentwicklung für die weitere wohn- bauliche Entwicklung spielen? An welchen konkreten Standorten wer- den Optionen für eine bauliche Innenentwicklung gesehen? ff Wo liegen aber auch Grenzen der Innenentwicklung, welches Maß bil- det die Obergrenze, wo wird eine Sicherung der heutigen Strukturen als vorrangig gesehen? ff Welche Rolle soll und kann die Außenentwicklung spielen? An welchen Standorten werden mögliche Optionen für eine Außenentwicklung gesehen? Kapitel 5.2 Wirtschaftsstruktur und gewerbliche Entwicklung

58 Unter „Wirtschaft“ wird die Gesamtheit der Unternehmen, Märkte und Haushalte zusammengefasst, die in ihrem Zusammenspiel darauf abzielen, den menschli- chen Bedarf an Waren und Dienstleistungen zu sichern. Für die Stadt bedeutet das, Flächen und Infrastruktur für die Herstellung, Verteilung und den Verbrauch von Wirtschaftsgütern (Produkten und Dienstleistungen) in ausreichendem Maß zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus sichert eine funktionsfähige Wirtschafts- struktur in Esslingen Beschäftigung, Lebensstandard, Weltläufigkeit, Wissen und Bildung sowie über die Gewerbesteuer die Mitfinanzierung der städtischen Auf- gaben. Wirtschaftliche Schwerpunkte liegen in den Branchen Fahrzeugbau, Ma- schinenbau, Dienstleistung, Gesundheit und Pflege sowie Werkzeugtechnik.

Wirtschaftsstruktur

Esslingen ist geprägt durch eine Konzentration von großen Unternehmen des Automobil- und Maschinenbaus. Zu den größten Arbeitgebern in Esslingen am Neckar zählen industrielle Unternehmen wie Daimler AG, Eberspächer, Festo, Index-Traub, Borg Warner (ehemals Wahler) und andere. Die enge Verzahnung mit der in Esslingen ansässigen Hochschule sichert die Zukunftsfähigkeit der Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Betriebe. Weitere große oder bekannte Firmen aus anderen Branchen wie der Baustoffchemie, dem Internet-Fahrradhandel, der Pharmazie oder der Lebens- mittelherstellung ergänzen das Spektrum.

Wichtige Arbeitgeber in Esslingen sind zudem das Klinikum Esslingen mit rd. 1.400 Beschäftigten1, die Stadtverwaltung Esslingen am Neckar mit rd. 1.600 Beschäftigten2, die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, die Hochschule Ess- lingen, die städtischen Pflegeheime und die Volksbank Esslingen. Zudem ist im Mittelzentrum Esslingen auch der Groß- und Einzelhandel von hoher wirt- schaftlicher Bedeutung, z. B. Metro, SB-Großmärkte, Möbelhaus Rieger, Bau- markt Hornbach, Karstadt, Decathlon und Friedrich Kögel.

Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort3 ging von 43.444 im Jahr 2000 um rund 3% auf 42.158 im Jahr 2013 zurück, wohin- gegen sie in der Region im gleichen Zeitraum um 5% stieg. Damit ist festzustel- len, dass trotz der guten konjunkturellen Entwicklung in der Region Stuttgart in der Stadt Esslingen ein Rückgang des Arbeitsplatzpotenzials stattgefunden hat. Gründe hierfür liegen unter anderem darin, dass in den letzten Jahren 1: Homepage des Klinikums Esslingen eine Reihe von Unternehmen mit einem entsprechenden Arbeitsplatzpotenzial www.klinikum-esslingen.de, Juli 2014 aufgrund betrieblicher Erwägungen den Standort Esslingen geschlossen bzw. 2: Homepage der Stadt Esslingen am Neckar www.esslingen.de, Juli 2014 aufgegeben oder die Stadt Esslingen wegen fehlender Entwicklungsperspekti- 3: Struktur- und Regionaldatenbank ven vor Ort verlassen haben. Zudem hat bei einigen großen Arbeitgebern ein Statistisches Landesamt Baden-Würt- massiver Abbau an Beschäftigten stattgefunden. Diese Veränderungen konn- temberg, LIS, 2014. Dies umfasst alle in ten nicht vollständig durch Neuakquisitionen kompensiert werden. Esslingen Arbeitenden bzw. in Esslin- gen sozialversicherungspflichtig Be- Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des produzierenden schäftigten, unabhängig von Ihrem Gewerbes (Handwerk, Industrie) ist mit 20.470 Beschäftigten bzw. knapp 49% Wohnort. der Beschäftigten (Jahr 2013) hoch im Vergleich mit der Region (34%) oder mit 59 Ludwigsburg (20%)4. Durch die Kombination des hohen Anteils an Beschäftig- ten im verarbeitenden Gewerbe und der gleichzeitigen Konzentration von ca. 70% der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe auf vier große Firmen5 ist die Esslinger Wirtschaft in hohem Maße von den konjunkturellen Schwankun- gen in den Branchen Fahrzeug- und Maschinenbau abhängig – sowohl hin- sichtlich des Arbeitsplatzangebots als auch der Gewerbesteuereinnahmen.

Derzeitige Gewerbeflächenausstattung 4, 5: Struktur- und Regionaldatenbank Innerhalb der Stadt Esslingen konzentrieren sich aufgrund der bewegten Ge- Statistisches Landesamt Baden-Würt- temberg, LIS, 2014 ländestruktur die Gewerbeflächen auf wenige Standorte:

In der Talachse des Neckar liegen die traditionellen gewerblichen Standorte in Mettingen, Weil, Brühl, die Pliensauvorstadt, der Kernstadt, Oberesslingen, Zell und Sirnau. In der Summe prägen diese gewerblichen Standorte die Tallage des Neckar stark: Dabei hat sich entlang der Bahntrasse zwischen dem Merkel- park und der Gemarkungsgrenze in Zell eine nahezu durchgängige bandartige gewerbliche Struktur entwickelt, die sich zwischen dem Neckar und den Sied- zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog lungsflächen nördlich der Bahntrasse erstreckt und derzeit das Hauptpotenzial des Esslinger Gewerbestandortes darstellt. Der Standort „Neckarwiesen“ befin- det sich in Teilbereichen derzeit im Umbruch und ist zum Teil auch als Sanie- Gewerbliche Standorte in Esslingen rungsgebiet ausgewiesen. Innerhalb dieses Gewerbebandes spielt infrastruktu- rell insbesondere die Nähe zu den S-Bahn-Haltepunkten und die Anbindung an die B 10 eine wichtige Rolle. 60 Am Gewerbestandort in Sirnau haben sich großflächige Handelseinrichtungen (Metro, Möbel Rieger, Hornbach) angesiedelt. Der großflächige Gewerbestand- ort in Mettingen/ Brühl, wird vorrangig durch die Firma Daimler belegt. Der eher kleinteilige gewerbliche Standort in der Pliensauvorstadt entlang der B 10 befindet sich zurzeit im Umbruch; der gewerbliche Standort in Weil mit dem Neckarcenter ist ein weiterer großflächiger Handelsstandort.

Darüber hinaus gibt es weitere größere Gewerbeflächen am Rande der Filder- ebene im Stadtteil Berkheim, die sich in Richtung A 8 orientieren. Am Westrand Berkheims erweitert die Firma Festo aktuell ihren Standort. Am Ostrand von Berkheim liegt ein weiteres Gewerbegebiet, das zu verkehrlichen Problemen im Ortskern führt. Im Esslinger Norden konnten sich aufgrund der Topografie nur sehr wenige und kleinteilige gewerbliche bzw. handwerkliche Standorte ansiedeln.

Gewerbliche Flächenreserven

Gewerbeflächenpotenziale sind für Esslingen in erster Linie notwendig, um an-

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog sässigen Firmen und Betrieben Erweiterungs- oder Auslagerungsmöglichkeiten bieten zu können. Dies gilt vor allem für Bestandsbetriebe, die oftmals inner- halb der bestehenden Strukturen wenig Entwicklungsmöglichkeiten besitzen oder unter ungünstigen Rahmenbedingungen wirtschaften müssen (verkehr- liche Erschließung, ungeeignete Flächenzuschnitte etc.). Erst in zweiter Priori- tät ist der Bedarf an Gewerbeflächen für die Neuansiedlung von Firmen oder Betrieben von Bedeutung.

Gewerbliche Flächenreserven existieren in der Stadt Esslingen nur innerhalb von bestehenden Gewerbegebieten. Dabei handelt es sich oft um eher klein- räumige gewerbliche Flächen in den Neckarwiesen Oberesslingen, in Sirnau und Berkheim. Darüber hinaus stellt der ebenerdige Parkplatz der Daimler AG am Rande des Werks in Mettingen eine betriebseigene Fläche für eine mögli- che, eigene bauliche Weiterentwicklung dar.

Nur ein geringer Anteil dieser Flächenreserven gehört der Stadt. Die Aktivierung privater Eigentümer gelingt kaum. Neue gewerbliche Flächen können zurzeit nicht erschlossen werden. Auch die Reaktivierung untergenutzter gewerblicher Areale erfolgt nur langsam. Im Hinblick auf eine betriebliche Bestandsentwick- lung wird derzeit eine Erweiterungsfläche für die Firma Festo am Standort Ber- kheim realisiert, um dem für die Stadt Esslingen wichtigen Betrieb am dortigen Betriebsstandort eine mittelfristige räumliche Entwicklungsoption zu sichern. In der Neuen Weststadt entstehen in gemischten Strukturen Flächen für Woh- nen und Dienstleistung, wobei die Nachfrage nach Wohnraum überwiegt. Im Bereich des ehemaligen Danfoss-Bauer-Areals in der Pliensauvorstadt wird ak- tuell die Frage der Nachnutzung brachgefallener Flächen diskutiert und eine qualitative Aufwertung angestrebt. Gewerbesteueraufkommen 61

Das Gewerbesteueraufkommen Esslingens ist über die Jahre sehr starken Schwan- kungen unterworfen, die deutlich von den Durchschnittswerten vergleichbarer Städte nach unten abweichen (Esslingen: 112,6; Vergleichskommunen: 134,5 – Basis 2001 = Index 100). Auch die Summen der erzielten Steuereinnahmen sind unterdurchschnittlich.6 In Esslingen sind die größten Arbeitgeber international tätige Konzerne des industriellen Automobil- und Maschinenbaus, die teilweise starken konjunkturellen Schwankungen unterliegen und die vielfältige Möglich- 300 keiten zur Bemessung ihres Steueraufkommens haben. Die Stadt versucht, durch 280 Ansiedlung anderer Branchen ihre konjunkturelle Abhängigkeit zu reduzieren 260 und das Niveau des Steueraufkommens zu heben und zu stabilisieren. 240 220 300 Indizierte Darstellung der Gewerbe- 200 Esslingen 280 steuereinnahmen von 2001 bis 2013 in 180 Ludwigsburg 260 Esslingen und vergleichbaren Städten 160 240 in Baden-Württemberg7 140 220 Pforzheim 120 200 Ulm Esslingen 100 180 Ludwigsburg 80 zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog 160 Reutlingen 60 140 Pforzheim 40 120 Ulm 20 100 Heilbronn 0 80 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 60 40 20 6,7: Struktur- und Regionaldatenbank 0 Statistisches Landesamt Baden-Würt- 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 temberg, LIS, 2014

Mögliche Leitfragen für die Diskussion im Bürgerdialog

ff Wie kann eine gewerbliche Entwicklung innerhalb der Stadt Esslingen räumlich sichergestellt werden? ff Wo liegen Standorte mit Potenzial für eine gewerbliche Weiterent- wicklung? ff Welche Entwicklungsperspektive kann bestehenden erfolgreichen Fir- men in Esslingen geboten werden? ff Welche Bedeutung spielen gewerbliche Flächen bei der Innenent- wicklung? Bestehen Optionen zu gemischten Nutzungen? ff Wie können Rahmenbedingungen geschaffen werden, um den Bran- chenmix breiter aufzustellen, das Angebot an Arbeitsplätzen zu erhö- hen (oder zu stabilisieren) und die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt auf eine verlässlichere Basis zu stellen? Kapitel 5.3 Städtische Mobilität

62 Mobilität ist ein Grundbedürfnis der Menschen und Grundvoraussetzung für zahlreiche Aktivitäten: Freizeitgestaltung, Arbeiten, Wirtschaften und Sich- Versorgen, aber auch Teilhabe des Einzelnen am gesellschaftlichen Leben. Mo- bilität ist daher ein wichtiger Aspekt von Lebensqualität und Wirtschaftskraft in einer Stadt. Mobilität ist zwar grundsätzlich positiv belegt, allerdings bringt sie beim motorisierten Verkehr zahlreiche negative Begleiterscheinungen wie Lärm- und Luftbelastung, Trennwirkung oder Parkierungsengpässe in den Quartieren mit sich.

Der sogenannte „Modal split“ stellt die Verteilung der Verkehrsarten im Ver- kehrsgeschehen dar. Zum Verkehrsverhalten der Esslinger Bürgerinnen und Bürger wurde 2011 eine Haushaltsbefragung1 durchgeführt. Deutlich wird hierbei in Esslingen der grundsätzlich hohe Anteil an Verkehrsarten aus dem Bereich des Umweltverbunds. Dies sind alle Verkehrsarten außerhalb des mo- torisierten Individualverkehrs, also des Autos. Betrachtet man die Verteilung der Verkehrsarten innerhalb der Stadtteile, so zeigt sich, dass in den Höhen- stadtteilen die Nutzung des Pkw deutlich höher liegt als in den Stadtteilen der Talachse. So belegen im Anteil der Pkw-Nutzung die Stadtteile Wiflingshausen mit 59% und Liebersbronn/ Kimmichsweiler sowie Rüdern/ Sulzgries mit einem

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Anteil von 57% die Spitzenplätze innerhalb der Stadt Esslingen, während das Auto beispielsweise in Mettingen, Zentrum und Oberesslingen nur einen Anteil von 29 bis 35% besitzt.

Motorisierter Individualverkehr (MIV)

Die Motorisierung in Esslingen – im Durchschnitt bei knapp 600 Pkw/1.000 EW – ist im Stadtgebiet unterschiedlich stark ausgeprägt. In den (nördlichen) Wohngebieten mit überwiegend Reihenhaus- und Einfamilienhausbebauung werden Werte von über 600 Pkw/1.000 EW erreicht, teilweise sogar über 700 Pkw/1.000 EW. In den dichteren Wohngebieten der Neckartallage sind hinge- gen teilweise deutlich weniger als 500 Pkw/1.000 EW angemeldet.2 Dies dürfte u.a. auf dem vergleichsweise gut ausgebauten ÖPNV in der Tallage beruhen.

Insgesamt steht dem motorisierten Verkehr in Esslingen ein 271 km langes Straßennetz zur Verfügung. Hauptachse ist die B 10 mit Verkehrsbelastun- gen um die 70.000 bis 80.000 Kfz/24h im Neckartal, die eine Hauptschlagader des regionalen Straßennetzes darstellt. Eine wichtige Netzverbindung zu den 1: Haushaltsbefragung 14.04.2011 Fildern und der A 8 ist die L 1192 mit Verkehrsbelastungen von ca. 27.000 (Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft mbH /Stuttgart). Hinweis: Erfasst Kfz/24h, die einzige leistungsfähige Straßenverbindung aus dem Neckartal in wurde die Verkehrsmittelwahl der den Filderraum und daher ebenfalls stark vom regionalen Verkehr befahren. Esslinger Bürgerinnen und Bürger für Strecken innerhalb der Stadt (Binnen- Ergänzt wird das Straßennetz durch die L 1150, die die Verbindung mit den verkehr), aus der Stadt heraus sowie in Schurwaldgemeinden und ins Remstal sowie in den Raum Schorndorf/Win- die Stadt hinein terbach herstellt. Diese Verbindung ins Remstal ist für den Schwerlastdurch- 2: KDRS, Kfz-Zulassungsstelle, Stand: gangsverkehr gesperrt. Die L 1199 hat zwischenzeitlich mit dem Bau des Kap- 30.06.2013 Verkehrsmittelwahl der Esslinger Bürgerinnen und Bürger

Gesamtverkehr (266.906 Wege) Pkw Kraftrad 44% 1% Fahrrad 7%

zu Fuß Pkw-Mitfahrer 24% 9% Verkehrsmittelwahl der Esslinger Wohnbevölkerung (Modal split) 63 Haushaltsbefragung 14.04.2011 (Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft mbH Aalen/Stuttgart)S-Bahn / Bahn 5% Bus Umweltverbund: 46 % Verkehrsmittelwahl der Esslinger Bürgerinnen und Bürger 10% Motorisierter Individualverkehr: 54 %

Gesamtverkehr Binnenverkehr Binnenverkehr (266.906 Wege) (185.702 Wege - 70% des Gesamtverkehrs) Pkw Fahrrad Pkw Kraftrad 37% Kraftrad zu Fuß 44% 1% 1% Fahrrad Fahrrad Werk-Bus 7% 9% Bus Pkw-Mitfahrer S-Bahn / Bahn 9% Pkw-Mitfahrer

zu Fuß Pkw-Mitfahrer 24% 9% zu Fuß Bus 32% 12% S-Bahn / Bahn Stadt Esslingen5% Bus Umweltverbund: 46 % Umweltverbund: 53 % 10% Motorisierter Individualverkehr: 54 % Motorisierter Individualverkehr: 47 % Entwicklung eines Verkehrsmodells für die Stadt EsslingenQuelle: Haushaltsbefragung am Neckar 14.04.2011 Binnenverkehr BinnenverkehrAbb. 1.1.1 (185.702 Wege - 70% des Gesamtverkehrs) Pkw Fahrrad 37% Kraftrad zu Fuß 1% Fahrrad Werk-Bus Projekt-Nr.: 4004 L:\4004\HHB\Verkehrsmittelwahl.xlsx Bus zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog 9% Datum: 04.08.2014 Pkw-Mitfahrer S-Bahn / Bahn 9% Pkw-Mitfahrer Verkehrsmittelwahl 50% 1% 7% in den Stadtteilen Rüdern, Sulzgries 13% 23.570 Wege 57% 1% 11% 13% 3% Serach 5% Wieflings- 11.932 6.003 hausen 18% zu Fuß Wege Wege Bus 32% 12% 8% 55% 2%1% Wälden- 6.483 11% 2% 2% bronn Wege Umweltverbund: 53 % 59% 2% Abgrenzung Stadtteile Motorisierter Individualverkehr: 47 %19% 2% 9% 2.888 Liebersbronn, Quelle: Haushaltsbefragung 14.04.2011 Wege Neckarhalde 8% Gemeindegrenze 10% 3% 12% Kimmichsweiler 12.310 62% 18.886 1% 8.101 Abb. 1.1.1 6% 57% Wege Wege 8.626 1% Fahrrad Mettingen 12% Wege Hohenkreuz 11% Wege 3% 2% 29% 6% 3% 47% St. Bernhard 14% 2% 1% 8.224 zu Fuß 3% 3% 4% 45% 1% Wege 4% 12% 19% 51% 24% 3% 3% Projekt-Nr.: 4004 L:\4004\HHB\Verkehrsmittelwahl.xlsx18% 2% 11% Bus 32% 21% Datum: 04.08.2014 14% 11% 6% 11% 5% 8% 8% 13% 9% S-Bahn / Bahn Zentrum 45% 2% 34% 18% 3% 1% 32.176 1%1% Pkw-Mitfahrer 2% Wege 7% 6% Oberesslingen 3 Kennenburg, 22.960 4% Hegensberg 28% Wege Pkw 6% 34% 3% 35% 7% 8% 9% 38% 1% 10% 5.460 15.003 Kraftrad Wege 7% 8% 14% Wege 41% Weil, Brühl 6% 16.780 3% 2% Oberesslingen 2 30% 11% Sonstiges 12% Wege 9% 30% 10.042 Oberesslingen 1 Pliensauvorstadt 9% Wege 4% 23% 38% 2% 10% 3% Zell Zollberg 1 10.285 4% Wege Zollberg 2 9.759 48% 4% 48% 2% 1% 5.452 Wege 5% Wege 38% 8% 41% 11% 1%1% 15% 5% 17% 19% 10% 7% 7% 2% 20% 10% 12% Sirnau 2.097 48% 2% 7% 14% Berkheim Wege 3% 8% 8% 24.036 47% 2% Wege 8% 15% 10% 22% 6% 8% 3% 10%

N Abb. 1.3

DR. BRENNER INGENIEURGESELLSCHAFT MBH Aalen/Stuttgart Projekt-Nr.: 4004 vp;o:\4004 Esslingen\Grafik\abb07.des Datum: 2011-08-26 64 pelbergtunnels und dem Anschluss der B 14 an die B 10 in Untertürkheim als Verbindungsstraße ins Remstal erheblich an Bedeutung verloren, dient aber als Ausweichstrecke und ist für den Schwerlastverkehr (noch) geöffnet. Die L 1150 und die L 1199 weisen nach wie vor hohe Verkehrsbelastungen auf (10.000 bis 28.000 Kfz/24h), durchqueren in Esslingen auf langen Strecken Bereiche mit Wohn- und mit gemischten Nutzungen und tragen so stark zur Lärmbelastung in der Stadt bei. Da diese Straßen häufig überlastet sind, werden benachbarte Wohnquartiere durch Ausweichverkehre beeinträchtigt.

Als Verkehrsverteiler in der Innenstadt hat der Altstadtring eine zentrale Be- deutung für den Ziel- und Quellverkehr der nördlichen Stadtteile sowie den Besucherverkehr der Altstadt. Auf den Altstadtring, der von 20.000 bis 30.000 3: Stadt Esslingen am Neckar 2008 Kfz/24h befahren wird, führen verschiedene Hauptsammelstraßen, die die Er- schließung der angrenzenden Stadtteile übernehmen.

Das Konzept der Straßennetzhierarchie3 sieht eine Bündelung des Verkehrs auf einem definierten Hauptverkehrsstraßennetz vor, das in der Vergangenheit zur Vernetzung der polyzentrischen Stadtstruktur und der Verbindung zu den Als Grundlage wurde 2008 Nachbarstädten entwickelt wurde. Hierbei wird der Verlauf der Hauptstraßen-

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog eine Straßennetzhierarchie achsen in Esslingen stark durch die Topografie und die historische Stadtstruk- entwickelt, in der das Stra- tur geprägt. Diese Achsen werden heute neben den genannten Durchgangs- ßennetz nach der Verkehrs- verkehrsströmen auch stark vom Quell- und Zielverkehr belastet. funktionalität gegliedert ist. Die im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit und die Struktur ihrer Randbebau- 65 ung am stärksten belasteten Straßenabschnitte (unabhängig von den Anteilen des Ziel-/Quell- und Durchgangsverkehrs) innerhalb von Esslingen sind: • die Schorndorfer Straße (L 1150) in Oberesslingen • die Achse Talstraße/ Rotenackerstraße/ Hirschlandstraße als zentrale zufüh- rende innerstädtische Achse entlang des Hainbachtals • die Achse Sulzgrieser Straße/ Maienwalterstraße/ Krummenackerstraße als zentrale zuführende innerstädtische Achse entlang des Geiselbachtals • die Mülbergerstraße als verbindende Zuführungsachse zum Altstadtring • der Altstadtring selbst als zentraler Verteiler um die Altstadt – hierbei ins- besondere der östliche Teil • die Mettinger Straße • die Anschlussstelle Mettingen-Weil • die Anschlussstelle Adenauer-Brücke • die Dieter-Roser-Brücke (Anschlussstelle B 10) Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog

Am stärksten belastete Straßenabschnitte in Esslingen 66 Eine Besonderheit im Esslinger Verkehrssystem sind die großen Brücken, die die B 10, den Neckar und in zwei Fällen auch die Bahnlinie queren. Die Brü- cken bündeln Verkehr zwischen den nördlich des Neckar gelegenen Stadtteilen und der B 10 sowie den südlichen Stadtbezirken. Da die Brücken zwischen den 1960er und 1970er Jahren erbaut wurden, besteht für nahezu alle großen Brü- cken im Stadtgebiet derzeit ein hoher Sanierungsbedarf (laut Tiefbauamt bis zu 100 Mio. EUR), der eine Herausforderung für den Esslinger Haushalt darstellt.

Gewerblicher Verkehr

Der gewerbliche Ziel- und Quellverkehr der Stadt Esslingen konzentriert sich auf das Hauptstaßennetz und belastet nur in Einzelfällen – wie in Berkheim die Erschließung des Gewerbegebiets Ost oder in der Pliensauvorstadt – angren- zende Wohnbereiche.

Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Das Grundgerüst des ÖPNV bilden die DB-Stammstrecken Stuttgart-Ulm und Stuttgart-Tübingen, die S-Bahn sowie das Busliniennetz des Esslinger Verkehrs- betriebs (SVE) und seiner Partner. Der schienengebundene öffentliche Verkehr bietet gute Nahverkehrsverbindungen in die gesamte Region, vom Flughafen über den Stuttgarter Hauptbahnhof in den ganzen Mittleren Neckar-Raum. Esslingen ist Mitglied des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS).

Die S-Bahn-Linie S1 des Verkehrsverbunds Stuttgart, die zwischen und Herrenberg über Stuttgart pendelt, hält an vier Haltestellen im Stadtgebiet und stellt damit einen großen Standortvorteil für Esslingen dar. Um den Umweg mit der S-Bahn über Stuttgart zum Flughafen zu umgehen, gibt es ab dem Esslinger Bahnhof die Buslinie 122 der END Verkehrsgesell- schaft. Sie führt über Scharnhausen zum Flughafen. Derzeit wird die Wirt- schaftlichkeit einer Stadtbahnverbindung zwischen Ostfildern und Esslingen untersucht, um den Filderbereich besser mit dem Schienenpersonenverkehr im Neckartal zu verbinden.

Die Stadt Esslingen mit ihrem Städtischen Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE) gehört zu den wenigen deutschen Städten, in denen Oberleitungsbusse ver- wendet werden. Oberleitungsbusse sind eine Mischung aus Omnibus und Stra- ßenbahn. Für diesen Betrieb stehen Niederflur-Gelenk-Oberleitungsbusse zur Verfügung. Aktuell betreibt der SVE zwei Linien elektrisch, mit denen jedoch ca. ein Drittel der gesamten Personenbeförderungsleistung des SVE erbracht wird.

Heute besteht der Esslinger Stadtverkehr aus über 20 Buslinien, die vom SVE, der END Verkehrsgesellschaft sowie drei Privatunternehmen betrieben werden. Für die Bedienung während der späten Abend- und Nachtzeiten stehen drei Ruftaxiverbindungen zur Verfügung. Im November geht der neue Zentrale 67 Omnibusbahnhof in der Stadtmitte in Betrieb. Die Buslinien werden durch ei- nen integralen Taktfahrplan zeitlich eng an die S-Bahn angepasst. Unter einem großen Dach ist das witterungsunabhängige komfortable Umsteigen zwischen Bussen und Bahnen möglich.

Seit 1994 gibt es in Esslingen die Möglichkeit zum Car-Sharing, das ursprünglich vom VCD betrieben und 2011 von Stadtmobil mit Sitz in Stuttgart übernommen wurde. Seit 2014 gibt es zusätzlich das Elektromobilitätsangebot Car2Go.

Radverkehr

Geradelt wird in Esslingen vor allem in der Talebene des Neckartals. Hier wer- den dementsprechend die höchsten Radverkehrsanteile erreicht – neben den Stadtteilen Berkheim und Zollberg auf den Fildern. Der Neckartalradweg bildet dabei als durchgehende, weitgehend ebene, kreuzungs- und autofreie Verbin- 4: Haushaltsbefragung 14.04.2011 dung zwischen den bevölkerungsreichsten Stadtteilen und der Innenstadt die (Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft Hauptachse. Verkehrsuntersuchungen zeigen, dass der Anteil des Radverkehrs mbH Aalen/Stuttgart) am Gesamtverkehr in den letzten 15 Jahren von 5% auf 7 bis 9%4 gesteigert zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog werden konnte. Radverkehrskonzept: In den vergangenen Jahren wurden im innerstädtischen Raum über 3 km neue www.esslingen.de/ Radwege gebaut oder eingerichtet. Derzeit ist ein wichtiger Lückenschluss im Radverkehrskonzept Bereich Innenstadt/Neue Weststadt und Neckartalradweg in Planung. Diese Maßnahmen werden ergänzt durch besondere infastrukturelle Angebote für Pedelecs wie Abstellanlagen mit Lademöglichkeiten, Fahrradverleih etc. Die Idee dahinter ist, mit dem verbreiteten Einsatz dieser Technik den durch die Topographie bedingten Nachteil auszugleichen und so den Anteil des Radver- kehrs am Gesamtverkehr zu erhöhen. Auch die Stadtverwaltung leistet hierzu mit ihrer Dienstpedelecflotte einen Beitrag.

Im April 2013 wurde mit der Hindenburgstraße die erste Fahrradstraße in Esslingen eingeweiht. Mit einer Länge von 900 m ist diese Straße nicht nur eine der längsten Fahrradstraßen in der Region Stuttgart sondern auch die erste Fahrradstraße im Land- kreis Esslingen.

Eröffnung der Fahrradstraße, April 2013 (Foto: Peter Dietrich) 68 Durch die Zusammenarbeit mit örtlichen Radfahrverbänden, die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen Baden-Württem- berg, das 19-Punkte-Programm zur Förderung des Radverkehrs sowie das im Jahr 2013 verabschiedete Radverkehrskonzept hat sich die Stadt eindeutig zur Förderung des Radverkehrs bekannt. Hierfür stehen neben sonstigen Projekt- mitteln jährlich 100.000 EUR zur Verfügung.

Fußgängerverkehr

Mit einem Anteil von 24% liegt der Fußgängerverkehr in Esslingen deutlich über den entsprechenden Werten vergleichbarer Mittelstädte5. Bezogen auf den Binnenverkehr werden Erledigungen heute zu einem Drittel zu Fuß ge- tätigt. Den Fußwegen kommt daher eine wichtige Rolle bei der Verkehrsfein- verteilung und der Sicherung wohnortnaher Versorgungsstrukturen zu. Ihre barrierearme Benutzbarkeit ist von großer Bedeutung für fast alle Bevölke- rungsgruppen. Ein attraktives und sicher nutzbares Fußwegesystem ist zudem Grundvoraussetzung dafür, einer alternden Gesellschaft so lange wie mög- lich die eigenständige Versorgung zu ermöglichen. Leider stellt die schwierige

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog 5: Haushaltsbefragung 14.04.2011 (Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft Haushaltslage der Stadt in den letzten Jahren den Unterhalt von Fußwegen mbH Aalen/Stuttgart) und Fußgängerbrücken zunehmend in Frage.

Verknüpfung unterschiedlicher Formen der Mobilität

Ein wichtiges Ziel der Stadtverkehrsplanung ist eine verstärkte Vernetzung der Verkehrsmittel des Umweltverbunds. Hierzu wurde ein Konzept für den Ausbau von 15 Mobilitätspunkten im Stadtgebiet entwickelt, an denen je nach Zent- ralität ein unterschiedliches Angebot im Hinblick auf umweltfreundliche Ver- kehrsmittel zur Verfügung gestellt wird. Kernpunkte sind die Bahnhaltestellen mit ihren Vernetzungen zu den städtischen Buslinien sowie zu Car-Sharing- Stationen und Rad-Abstellmöglichkeiten, z.T. in Vandalismus-, Wetter- und Diebstahl-sicheren Radboxen. Eine Sonderstellung besitzt die geplante Mobi- litätszentrale am Bahnhof Esslingen, in der neben den genannten Angeboten auch ein Fahrradverleih sowie eine Mobilitätsberatung erfolgen soll. In den Stadtteilen finden sich an den Mobilitätspunkten neben Haltestellen für Busse auch Radabstellplätze, Abstellplätze für Car-Sharing-Fahrzeuge sowie Elektro- ladesäulen. In den Linienbussen der städtischen Verkehrsgesellschaft besteht die Möglichkeit der Radmitnahme.

Zusammen mit den Maßnahmen am Bahnhof Stadtmitte, Netzergänzungen, der intelligenten Verknüpfung der Verkehrssysteme untereinander, den Image- kampagnen, der Förderung stadtverträglicher E-Mobilität sowie weiteren Ver- besserungen im Busverkehr soll es gelingen, den Anteil der Verkehrsmittel des Umweltverbundes an der Verkehrsmittelwahl weiter zu erhöhen. Ruhender Verkehr 69

In der Innenstadt stellt sich das Problem des ruhenden Verkehrs in besonde- rer Schärfe. In den Parkhäusern entlang des Altstadtrings stehen rund 3.000 öffentliche Parkplätze zur Verfügung. Der Parksuchverkehr wird über ein dy- namisches Parkleitsystem zu den einzelnen Parkierungsanlagen geführt. Trotz dieser hohen Zahl öffentlicher, gebührenpflichtiger Stellplätze besteht insbe- sondere im Umfeld der Kernstadt eine hohe Nachfrage nach Parkplätzen, die eine (gebührenpflichtige) Bewirtschaftung der Parkplätze im öffentlichen Stra- ßenraum erfordert.

Für die Einwohner wurden unterschiedliche Bewohnerparkzonen eingerichtet. Trotzdem ist in einigen Teilbereichen der Altstadt ein erheblicher Parksuchver- kehr zu verzeichnen. Hierfür wird derzeit ein Parkierungskonzept erarbeitet, das Vorschläge zur Lenkung dieses Verkehrs unterbreitet. Es verfolgt darüber hinaus das Ziel, zentrale Bereiche der historischen Innenstadt vom Parkverkehr zu befreien. Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog

Mögliche Leitfragen für die Diskussion im Bürgerdialog

ff Wie kann Mobilität in Esslingen nachhaltig gesichert und wie können gleichzeitig die negativen Auswirkungen des motorisierten Individual- verkehrs minimiert werden?

ff Wie können die Verkehrsarten des Umweltverbundes (Bus, Bahn, Fahr- rad, zu Fuß) weiter gestärkt werden? Wie kann eine intelligente Ver- knüpfung unterschiedlicher Verkehrssysteme in Esslingen gelingen?

ff Wie kann das Angebot des öffentlichen Personen-Nahverkehrs noch weiter verbessert werden? Soll die Elektromobilität im Busnetz weiter ausgebaut werden (Oberleitungsbus, Elektro-Hybrid-Bus)?

ff Wie können alternative Mobilitätsangebote (gemeinschaftliche Mobi- lität, z.B.: Car-Sharing, Elektro-Mobilität) gefördert und im Stadtraum attraktiver gemacht werden?

ff Soll eine weitere bauliche Entwicklung auf vorhandene ÖPNV-Knoten- punkte ausgerichtet werden, um zusätzlichen Individualverkehr zu ver- meiden?

ff Sind Ergänzungen im Esslinger Straßennetz sinnvoll und zielführend? Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es für die am stärksten belasteten Straßenabschnitte in Esslingen? Kapitel 5.4 Nutzung und Schutz von Landschaft

70 Schurwald/ Die Kulturlandschaft im Stadtgebiet von Esslingen hat Welzheimer Wald eine lange Tradition und ist außerordentlich vielfältig Stuttgarter Bucht Die Gemarkung von Esslingen ist Teil des Schwäbischen Keuper-Lias-Landes und liegt innerhalb der drei naturräumlichen Haupteinheiten Filder, Schur- wald/ Welzheimer Wald sowie Stuttgarter Bucht. Die drei sehr unterschiedli- Filder chen Naturräume wie auch das Neckartal mit seinen steilen Hängen prägen die Grundstruktur der Kulturlandschaft bis heute. Die drei naturräumlichen Hauptein- heiten im Stadtgebiet von Esslingen Das älteste Zeugnis der frühen Besiedlung des Stadtgebiets sind Funde aus der Mittelsteinzeit (Beginn etwa um 9600 v. Chr.). Eine dauerhafte Besiedlung ist seit der Jungsteinzeit (Beginn etwa um 2200 v. Chr.) belegt. Die vor- und früh- geschichtliche Besiedlung des Raumes ging mit der Umwandlung von Wald in Ackerland und Rebfluren einher, bevorzugt im Bereich der Filderebene und der ‚Stuttgarter Bucht‘.

Die Filder, deren Name 1229 erstmals belegt wurde und die alte Mehrzahlform von Feld darstellt, ist Altsiedelland. Aufgrund der fruchtbaren Lehmböden wie auch der günstigen klimatischen Verhältnisse wurde die Filderebene bereits

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog früh als landwirtschaftlicher Schwerpunktraum genutzt. Hier und im Neckar- tal entwickelte sich ein intensiver Acker- und Gemüseanbau, während sich in der Schurwaldfilder der Obstbau etablierte. Die Innere Fildermulde gehört trotz ihrer bereits großflächigen Überbauung auch heute noch zu den wertvollsten landwirtschaftlichen Gebieten Deutschlands; hier findet weiterhin intensive Landwirtschaft auf sehr guten Böden statt. Der Rand der Filderebene zum Ne- ckartal wird heute überwiegend von Siedlungsbereichen dominiert.

Der Schurwald im Norden erreicht als höchste Erhebung im Stadtgebiet knapp 500 m ü. NN. Das Gebiet ist auch heute noch zu einem Großteil bewaldet. Unterhalb des Schurwalds schließt sich bis zum Neckartal die landwirtschaft- lich genutzte Schurwaldfilder an. Hier liegen zwischen den Siedlungsbereichen große zusammenhängende Obstwiesen. Diese reichen oftmals vom Stadtrand bis an den Schurwald. Durch Siedlungserweiterungen sind in der Vergangen- heit große Teile der Streuobstwiesen überbaut worden, sodass ihr Anteil an der Gemarkungsfläche derzeit noch ca. 18% beträgt. Insbesondere in den Randla- gen der Siedlungen breiten sich Gärten aus, die zur Einzäunung großer, bisher freier Flächen führen. Lössbedeckte Bereiche werden z.T. noch ackerbaulich ge- nutzt. Die ursprünglich bäuerlichen Siedlungen der Schurwaldfilder wandelten sich zu Wohnvororten Esslingens.

Im Neckartal wurde neben Ackerbau vor allem Weinbau betrieben. Im Mittel- alter wurde Esslingen Zentrum von Weinbau und Weinhandel. Erste Begradi- gungen des Neckar zur besseren ackerbaulichen Nutzung im Talraum wurden im 19. Jahrhundert durchgeführt. Die Hänge des Neckartals mit Weinbergen, Streuobstwiesen und kleinteiligen Ackerflächen tragen maßgeblich zur beson- deren landschaftlichen Vielfalt bei. Der Neckar und das Die heutige Landnutzung in Esslingen (Stadt Esslingen; 71 Neckartal mit seinen steilen Talhängen prägen auch das Datengrundlage: Gliederung der Markungsfläche, Stand März 2013, www.esslingen.de//Markungsflaeche) Bild der gebauten Stadt. Die unbebauten Neckartalhänge sind aufgrund ihrer hohen Fernwirksamkeit von besonde- rer Bedeutung für die landschaftliche Eigenart des Pla- Verkehr (11,0%) Wald (25%) nungsraums. Sie akzentuieren den geschwungenen Ver- lauf des Neckartals mit vorspringenden Geländespornen wie am Zollberg, bei Berkheim und im Bereich des Pal- menwalds westlich von Weil sowie Ausbuchtungen wie Siedlung (31,0%) im Bereich Champagne.

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts, dem Zeitalter der In- dustrialisierung, entwickelte sich Esslingen zu einer be- Sonstige (1%) deutenden Industrie- (Textil- Leder-, Metallwaren und Werkzeugindustrie) und Motorenstadt (Maschinen- und Wasser (2%) Lokomotivenbau). Mit Ansiedlung der Maschinenfabrik Landwirtschaft (30,0%) Esslingen (heute Werk Mettingen von Daimler) wurde der Beginn der Industrialisierung in Esslingen eingeläutet, die sich vor allem im Neckartal vollzog. Bis 1950 nahm die

Bebauung im Neckartal im Zuge der Industrialisierung zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog sehr stark zu. Esslingen und Oberesslingen wuchsen durch Landwirtschaftliche Nutzungen in Esslingen neue Wohngebiete zusammen. Zahlreiche Gewerbe- und (Stadt Esslingen; Datengrundlage: Gliederung der Markungs- Industriebetriebe wurden in den Neckarwiesen und bei fläche, Stand März 2013, www.esslingen.de//Markungsflaeche) Mettingen errichtet. Durch den Ausbau des Neckar- kanals und der Straßen hat sich das Bild der Landschaft im Neckartal stark verändert. Als Folge der starken Sied- Obst (61%) lungsentwicklung sind bäuerliche Elemente im Neckar- tal nahezu verschwunden; der Talboden wird von einem Grünland (7%) zusammenhängenden Siedlungsband mit ausgedehnten Gewerbeflächen und wichtigen Verkehrstrassen (Straßen, Acker- und Schienen, Schifffahrt) eingenommen. Grünland (8%)

Die heutige Kulturlandschaft wird von einem Nutzungs- Acker (16%) mosaik geprägt, das die unterschiedlichen geologischen und topographischen Bedingungen widerspiegelt. Insbe- Wein (8%) sondere der Ausbau der Siedlungen und der Infrastruktu- ren orientierten sich maßgeblich an der Topographie des Stadtgebietes. Ca. 30% der Gemarkung Esslingens wird landwirtschaftlich genutzt. Davon wird auf etwa einem Drittel intensive Landwirtschaft (Acker, Grünland, Wein) betrieben und auf zwei Dritteln Obstanbau (überwiegend Streuobst). 72

Esslingen um 1840 (Ausschnitte Top. Atlas des Königreichs Württemberg 1:50.000, Blatt 17, 1840, und Blatt 25, 1836)

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Esslingen um 1900 (Ausschnitte der TK 1:25.000, Blatt 7221 Stuttgart, 1899, und Blatt 7222 Plochingen, 1904) 73

Esslingen um 1950 (Ausschnitte der TK 1:25.000, Blatt 7221 Stuttgart, 1955, und Blatt 7222 Plochingen, 1952) Gottlob Friedrich Steinkopf, Das Neckartal mit dem Gestüt Weil und der Grabkapelle auf dem Württemberg, 1830, Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Öl auf Leinwand, 150 x 203 cm, Staatsgalerie Stuttgart, Erwerbung 1920 74

Heutige Landnutzung in Esslingen (Biotop-Informations- und Manage- mentsystem BIMS, Verband Region Stuttgart 2010) Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog

Schutzausweisungen des Natur- und Landschaftsschutzes (Daten- und Kartendienst der LUBW 2012, Forstli- che Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg 2011) Der Schutz der Landschaft 75

Die Siedlungsentwicklung hat zu einer intensiven Überbauung großer Teile der Auenbereiche und Agrarflächen in Esslingen geführt. Die naturnahe Flusslandschaft ist bis auf wenige Stellen (Altarm bei Altbach) verschwunden. Unbebaute Freiräume sind in der Talebene des Neckar nur noch zwischen der Pliensauvorstadt und Weil sowie in kleinflächigen Bereichen wie den Mettinger Wiesen und dem Umfeld des Sirnauer Hofs anzutreffen. Die traditionell für den Gemüseanbau genutzten Flächen zwischen der Pliensau- vorstadt und Weil stellen den einzigen großen zusammenhängenden Freiraum im Esslinger Neckartal dar. Die Nordhänge des Neckartals sind durch die Bachläufe von Geiselbach, Hain- bach, Zimmerbach und Forstbach untergliedert. Bis auf das Geiselbachtal haben sich an den Gewässerläufen und ihren Seitenarmen Gehölzstrukturen erhalten, die vom Siedlungsrand bis zu den Höhen des Schurwalds reichen. Sämtliche Bachläufe sind im Unterlauf verrohrt, die ursprünglichen Mündungsbereiche wurden beim Ausbau des Neckar verlegt und überbaut.

Den zusammenhängenden Streuobstwiesen, den Waldflächen und Gewässer- zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog läufen kommt eine große Bedeutung für die Artenvielfalt und die Vernetzung Quellen Kap. 5.4: von Lebensräumen zu. Vor allem die noch vorhandenen Freiflächen in Hang- PLANUNG+UMWELT (2012): Vorent- lage erfüllen darüber hinaus wichtige Funktionen für das Siedlungsklima. Die wurf Landschafts- und Umweltplan, Freiräume im Stadtgebiet Esslingens spielen zudem eine große Rolle für die Stuttgart Naherholung der Bevölkerung. Huttenlocher, F.; Dongus, H. (1967): Geographische Landesaufnahme: die Auf Esslinger Gemarkung wurde 1990 vom Landratsamt das Landschafts- naturräumlichen Einheiten auf Blatt schutzgebiet „Esslingen“ (Schutzgebietsnummer 1.16.082) ausgewiesen. Es 170 Stuttgart, Bad Godesberg umfasst 7 Teilgebiete mit einer Gesamtflächengröße von rund 880 ha. Wesent- Konzeptgruppe Landschaftsrahmen- licher Schutzzweck ist die Erhaltung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit der programm (1979): Konzept Land- noch unbebauten Flächen, die insbesondere durch die Streuobstwiesen, durch schaftsrahmenprogramm Baden-Würt- temberg, Stuttgart die Weinberglandschaft, durch die Waldränder und sonstige schützenwerte Landschaftsraum Filder: Grünbestände geprägt sind. Diese Flächen bestimmen den landschaftlichen www.unsere-filder.de Charakter und sind als natürlicher Lebensraum für Pflanzen und Tiere beson- ders wertvoll. Weitere Schutzzwecke sind die Erhaltung von Erholungsraum 1: www2.lubw.baden-wuerttemberg. für die Allgemeinheit und der Schutz vor weiteren Beeinträchtigungen durch de/public/abt2/dokablage/oac_13/ Kleinbauten und Einfriedigungen.1 vo/1/81160000082.htm 76 Zuständig für das Ausweisungsverfahren ist die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt Esslingen. Eine Befreiung für Flächennutzungs- oder Be- bauungspläne, die dem Schutzzweck zuwiderlaufen, bedarf der Zustimmung durch das Regierungspräsidium Stuttgart als höhere Naturschutzbehörde. Weitere Schutzausweisungen wie Naturschutzgebiete, Naturdenkmale, ge- schützte Biotope usw. sind der Karte auf Seite 74 im Handbuch zu entnehmen. Viele Flächen haben mehrfache Schutzausweisungen, z.B. nach dem Landes- waldgesetz, dem Wassergesetz oder dem Denkmalschutzgesetz, bzw. erfüllen unterschiedliche Funktionen (Waldflächen mit besonderen Funktionen). Die hohe Anzahl und die Ausdehnung der Schutzausweisungen war ein Ausdruck der Schutzbedürftigkeit der ökologischen Funktionen als Folge der rasanten Siedlungsentwicklung in der Vergangenheit. Zum Schutz der Freiflächen weist der Regionalplan Grünzüge und Grünzäsu- Regionalplan: ren aus. Für die Weiterentwicklung der Landschaft wurden zudem regionale www.region-stuttgart.org/ Masterpläne mit einer Vielzahl von Projekten entwickelt (Landschaftspark Re- aufgaben-und-projekte/regi- gion Stuttgart/ Neckar und Filder). Im Rahmen des Landschaftsparks Neckar onalplanung/regionalplan/ des Verbands Region Stuttgart wurde ein Teil des Neckarufers auf Höhe des Landschaftspark Neckar: Freibads renaturiert und für den Rad- und Fußverkehr erschlossen. Erste Maß- Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog www.landschaftspark- nahmen zur Renaturierung der Bachläufe wurden im Mündungsbereich des neckar.de Hainbachs und des Zimmerbachs sowie am Zellerbach durchgeführt. Für den Landschaftsplan wurde in einem Fachbeitrag zur Tierwelt (Fauna)2 das Vorkommen von landesweiten Zielarten der Fauna auf der Esslinger Gemarkung untersucht (sog. „Biodiversitäts-Check“). Der Stadt Esslingen wird aus Landes- Zielarten sind vorrangig zu schüt- sicht eine besondere Schutzverantwortung für Streuobst, Rohbodenstandorte zende Arten. Anhand der Zielarten werden Maßnahmen des Natur- und und Kleingewässer sowie für strukturreiche Weinberge und Trockenmauern Landschaftsschutzes entwickelt, um zugewiesen. Auf der Esslinger Gemarkung wurden als Arten von landesweit ausgewählte, für eine Lebensge- höchster Schutzpriorität – sog. „Landesarten“ – u.a. die Vogelarten Wendehals meinschaft repräsentative Arten und Halsbandschnäpper, die ihren Lebensraum in den Streuobstwiesen haben, zu bewahren. Dabei wird vorausge- sowie die Amphibienarten Wechselkröte und Gelbbauchunke festgestellt, de- setzt, dass von Maßnahmen, die die anspruchsvollsten und am stärksten ren Restbestände sich auf den Schurwald und die ehemalige Sandgrube Non- gefährdeten Arten in einem Lebens- nenklinge beschränken. Seit Herbst 2011 schafft die Stadt Esslingen jährlich raum fördern, eine Vielzahl weiterer durch die Anlage von temporären Gewässern im Schurwald neue Lebensräume Arten profitieren kann. für die Gelbbauchunke. Die Wiedererrichtung von Naturstein-Trockenmauern in den Weinbergslagen wird seit Mai 2014 gefördert. Für (zunächst städtische, später auch private) Streuobstwiesen wird derzeit (Stand September 2014) eine Projektkonzeption für die Beweidung mit Ziegen und Schafen ausgearbeitet. Das Konzept soll Fördermöglichkeiten für die landschaftsökologisch positive Beweidung der Streuobstwiesen ausloten und eine fachgerechte Pflege lang- fristig sicherstellen. Der Naturschutzbund Deutschland e. V., Ortsgruppe Esslingen, hat eine vorläu- 2: Arbeitsgruppe Tierökologie und fige Rote Liste der Brutvogelarten in Esslingens Außenbereichen erstellt. Vor Planung, J. Trautner, , 2012 allem Vögel der Gewässer, der Feldflur und Äcker sind selten. 77 Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog

Regionale Grünzüge und Grünzäsuren (Regionalplan, Verband Region Stuttgart 2009)

Mögliche Leitfragen für die Diskussion im Bürgerdialog

ff Wie sieht ein zeitgemäßer Schutz von Natur und Landschaft unter Beachtung der rechtlichen Vorgaben heute aus?

ff Wo bestehen Entwicklungs-, Sanierungs-, Änderungs- oder Anpas- sungsbedarfe der Schutzgebietskulissen, über die die Stadt selbst ent- scheiden kann?

ff Gibt es Bedarf für neue schutzwürdige Zonen, um Esslingen noch lebenswerter zu machen? Kapitel 5.5 Erholung, Sport und Gesundheit

78 Natur- und Landschaftserleben spielen eine besondere Rolle für die Regenerati- onsfähigkeit des Menschen. Wesentliche Voraussetzungen sind der Erholungs- und Erlebniswert von Landschaften und Freiräumen sowie ihre Zugänglichkeit und Erreichbarkeit. Hierbei sind auch die Landschaftsbilder, insbesondere die Verbundenheit mit dem historischen Landschaftsbild, von Bedeutung. Beson- dere Relevanz für die Freiraumerholung besitzen zudem ruhige Bereiche ohne Lärmbelastung.

Bereiche für die landschaftsbezogene Erholung

Im Stadtgebiet von Esslingen bieten sich unterschiedliche Räume für die land- schaftsbezogene Erholung an. Die Basis dafür bilden die Landschaftseinheiten mit ihren vorherrschenden Nutzungstypen wie Weinbau, Streuobstgebiete, Ackerflächen oder Wälder, die das Landschaftsbild maßgeblich prägen.

Besondere Qualitäten für die Naherholung und das Landschaftsbild besitzen die großen zusammenhängenden Streuobstgebiete auf den Höhenlagen nörd- lich des Neckar, die den Übergang zum Schurwald darstellen, sowie die Wein-

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog bergsteillagen als landschaftliche Kulisse der Altstadt. Daneben prägen offene Acker-, Grünland- und Gartenstandorte die Schurwaldfilder. Die Siedlungen grenzen unmittelbar an wichtige Naherholungsgebiete an. In den nördlichen Höhenlagen und am Rand des Schurwaldes bieten sich von vielen Orten aus weite und spannende Ausblicke auf das Neckartal.

Alle Waldflächen werden intensiv zur Erholung genutzt (Spaziergänge, Rad- fahren, Reiten etc.). Der überwiegende Teil der Waldgebiete ist als Erholungs- wald ausgewiesen1.

Im Neckartal und auf den Fildern sind nur kleinflächige Streuobstbereiche vor- handen. Die landwirtschaftlichen Flächen östlich von Weil werden intensiv für den Gemüseanbau genutzt. Die Bereiche östlich von Berkheim sind dagegen durchsetzt von Grünland und gliedernden Strukturen wie Baumreihen und Hecken. Sie sind insbesondere für die siedlungsnahe (Kurzzeit-)Erholung von Bedeutung.

Der Flusslauf des Neckar hat schon immer eine zentrale Rolle für die Entwick- lung der Stadt gespielt, dennoch ist der Fluss oftmals kaum erlebbar: Die Stadt hat sich an vielen Stellen vom Fluss abgewandt. Eine Aufwertung der Uferare- ale hat bereits in Teilen durch das Projekt Landschaftspark Neckar stattgefun- 1: Ministerium für ländlichen Raum, den. So entstand im Bereich des Freibades ein Radweg auf der Neckarseite. Im Ernährung, Wirtschaft und Forsten weiteren Verlauf in Richtung Naturschutzgebiet „Alter Neckar“ wurden Sitzge- Baden-Württemberg (1994): Wald- funktionenkartierung Blatt L7322 legenheiten und verschiedene Zugangsmöglichkeiten zum Neckar geschaffen. Göppingen, Stuttgart Im Norden des Neckartals vernetzen Hain- und Geiselbachtal das Neckartal mit den umliegenden Höhenstadtteilen. Beide Talräume haben somit neben ihrer 79 Bedeutung für die Umweltsituation im Neckartal eine hohe Vernetzungswir- kung im Hinblick auf die Erholung.

Ob nun eine für die Erholungsnutzung geeignete Landschaft tatsächlich ent- sprechend genutzt oder ein weniger geeigneter Freiraum in bestimmten Zeiten stärker frequentiert wird, hängt wesentlich von deren Zugänglichkeit und Er- reichbarkeit ab. Für die Erlebnisfunktion von Bedeutung ist damit das Wege- Landschaftsbezogene Erholung netz. Es ist auf der Gemarkung Esslingen mit verschiedenen Wanderwegen, Radwanderwegen und einem Netz aus landwirtschaftlichen Wegen gut ausge- bildet. Allein die Waldflächen werden durch ein ca. 90 km langes Wegenetz er- schlossen. Ein Großteil der Siedlungsflächen liegt in einer guten Erreichbarkeit zu den umgebenden Erholungsflächen (Abstand max. 1,5 km). Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog 80 Erholungsschwerpunkte und -infrastrukturen im Stadtgebiet

Zu den Erholungsschwerpunkten im Stadtgebiet gehören spezifische Erlebnis- und Erholungsinfrastrukturen, z. B. öffentliche Grünflächen und Parkanlagen wie die Burg mit innerem und äußerem Burgplatz, die Maille, der Merkelpark, das Schäfergelände oder die kleinflächige Schilleranlage. Damit verfügt Esslin- gen im Vergleich zu anderen Städten über wenig öffentliches Grün im Innen- stadtgebiet. Dementsprechend hoch ist in der Regel der Nutzungsdruck.

Die Grünflächen entlang des Neckar und seiner Kanäle sind für Esslingen ein unverzichtbarer und stark frequentierter Freiraum. Die Neckaruferbereiche wurden und werden deshalb im Rahmen der Konzeption Landschaftspark Neckar des Verbands Region Stuttgart (VRS) schrittweise als Erholungsraum aufgewertet. In Planung befindet sich der Neckaruferpark „südlich Gleis 8“, der sich unmittelbar südlich der Neuen Weststadt befindet und für die künftig dort wohnenden und arbeitenden Menschen wohnungsnahen Freiraum bieten soll.

Ein Band mit vielfältigen Sportstätten erstreckt sich entlang der Römerstraße

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog im Norden von Esslingen. Hier konzentrieren sich Sportplätze, der Reitverein, der Hockeyclub, Tennisplätze, Minigolf, Sporthalle und weitere Sportanlagen sowie der Segelflugplatz und die Modellflieger. Auch der große Waldspielplatz und das Evangelische Waldheim, in dem Ferienfreizeiten angeboten werden, liegen in diesem Bereich.

Die Bachtäler Geiselbachtal und Hainbachtal stellen für die Bewohnerschaft in den Tallagen die wichtigsten Verbindungsachsen zwischen dem Neckarufer und den Grünflächen der Innenstadt sowie dem Sport-Schwerpunkt („Sportpark“) an der Römerstraße sowie den weitläufigen Streuobstgebieten im Norden dar. Für die fußläufige Erreichbarkeit der Freiräume und der Sportanlagen im Nor- den haben die Grünverbindungen durch die Bachtäler eine zentrale Funktion.

In der Stadt Esslingen gibt es derzeit ca. 100 städtische Spiel- und Bewegungs- räume einschließlich der Schulfreiflächen, die ebenfalls öffentlich zugänglich und für Kinder und Jugendliche mit Bewegungsangeboten ausgestattet sind. Der TSV Berkheim hat 2013 am Waldrand einen Bikepark errichtet. 2014 wird der Entreeplatz zum Gewerbegebiet Neckarwiesen unter der Adenauer-Brücke gestaltet und in diesem Zuge das Angebot für Skater erweitert. Auf der Ne- ckarinsel gibt es zudem ein Eisstadion. Von den Stadtwerken Esslingen (SWE) werden drei Bäder in Esslingen betrieben: das Merkel’sche Schwimmbad, das Neckarfreibad und das Hallen-Freibad Berkheim.

Damit auch ältere Bürger zur Bewegung animiert werden, hat Dr. Mar- tin Runge die sog. „Fünf Esslinger“ als intergeneratives Angebot entwickelt (www.fuenfesslinger.de): Sie stellen eine Auswahl an Übungen mit dem Ziel dar, eine optimale Erhaltung des Bewegungssystems zu erzielen. Für die Übun- gen wurden Stationen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet eingerichtet (Waldspielplatz am Jägerhaus, Spielplatz Moltkestraße in Berkheim und im Pa- 81 tientengarten des Klinikums Esslingen).

Auf Esslinger Gemarkung gibt es acht Kleingartenanlagen (z. B. Seracher Heide, Beckenhau, Untere Ebene in Zell etc., insgesamt ca. 31 ha), mehrere kleingar- tenähnliche Anlagen ohne Rechtsbezug zum Bundeskleingartengesetz (z. B. Zollberg-Ost, Pfostenacker, Krummenacker Heide) und neun Gartenhausgebie- te (z. B. Bührleshecken, Haarschwärz, Stöckenberg etc., gesamt ca. 42 ha).

Beeinträchtigungen der Erholungsfunktion

Insbesondere durch Lärmbelastung kann es zu einer starken Beeinträchtigung des Erholungswertes kommen. So führt die Bundesstraße B 10 aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens zu einer deutlichen flächenhaften Verlärmung im Neckartal; hinzu kommt die Lärmbelastung durch das weitere Straßennetz, die Bahnlinie und die Einflugschneise des Flughafens Stuttgart. Intensiv belastete Räume liegen im Neckartal, in der Nähe von stark befahrenen Straßen und, im südöstlichen Bereich der Gemarkung, in der inneren Fluglärmzone. Auch die Freiräume an den Talhängen mit den Weinbergen und den Streuobstwiesen und auf den Fildern sind einer mittleren bis starken Lärmbelastung ausgesetzt. zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog

Ruhige Landschaftsbereiche liegen überwiegend nördlich des Neckar: Hier zeichnen sich die nicht dem Neckartal zugewandten Bereiche der Schurwald- filder und des Schurwalds durch eine überwiegend geringe Lärmbelastung aus.

Mögliche Leitfragen für die Diskussion im Bürgerdialog

ff Welche Bedarfe und Erwartungen haben die unterschiedlichen Erho- lungssuchenden an den Freiraum? Wie kann der Freiraum diesen Er- wartungen jeweils entsprechen, welche Potenziale haben die verschie- denen Teilräume?

ff Welche geänderten Bedarfe wird es zukünftig für Erholung geben?

ff Wie kann der Neckar als zentrale Erholungsachse weiter entwickelt werden?

ff Reichen die vorhandenen innerstädtischen Grünflächen für die woh- nungsnahe Erholung aus?

ff Welche Qualitäten sollen für die Wochenenderholung gesichert werden?

ff Wie können die verschiedenen Erholungsbereiche über Grünverbin- dungen miteinander vernetzt werden (Bereich südl. Neckar mit Bereich nördlich Neckar, Neckartalachse mit südlichen und nördlichen Erho- lungseinrichtungen)? Kapitel 5.6 Umwelt: Klima, Energie, Lärm und Luft

82 Im Zuge des Klimawandels wird die Hitzebelastung in Stadt und Region ein zunehmendes Problem

Bis zum Jahr 2050 lassen die Ergebnisse der Klimamodelle für Baden-Würt- temberg einen Temperaturanstieg um ca. 2°C im Winter und 1,5°C im Sommer erwarten. Damit verbunden ist eine Zunahme der Sommertage (Maximaltem- peratur >25°C) um ca. 30 % sowie der heißen Tage (Maximaltemperatur >30°C) um nahezu das Doppelte1. Es deutet einiges darauf hin, dass sich Hitzesommer wie im Jahr 2003 künftig öfter wiederholen könnten.

In dicht bebauten Innenstadtbezirken wird sich der Wärmeinseleffekt durch das Aufheizen versiegelter Flächen noch weiter verstärken. Die Zunahme von Tagen und insbesondere von Nächten mit hohen Temperaturen belasten die menschliche Gesundheit: Es kommt zu Hitzestress und einer messbaren Be- einträchtigung insbesondere des Herz-/Kreislaufsystems für Ältere, Kinder und kranke Menschen. Im Sommer 2003 waren schätzungsweise 2000 Sterbefälle in Baden-Württemberg der hitzebedingten Mortalität zuzurechnen2. Angesichts des demografischen Wandels und der Zunahme des Anteils älterer und hoch- betagter Menschen wird auch die Zahl hitzeempfindlicher Menschen steigen. Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog 1, 2: Landeshauptstadt Stuttgart, Die stadtklimatische Situation in Esslingen wird im Wesentlichen durch das Amt für Umweltschutz, Abt. Stadt- klimatologie (2012): Klimaanpas- Neckartal bestimmt: Der Mittlere Neckarraum zählt zu den windärmsten Ge- sungskonzept Stuttgart KLIMAKS: genden Deutschlands. Die topografische Lage mit den gegen die Fließrichtung www.stadtklima-stuttgart. des Flusses verlaufenden Seitentälern verhindert hier bei windstillen Wetter- de/index.php?klima_kliks_ lagen einen effektiveren Luftaustausch. Vor allem über den versiegelten Berei- klimaanpassungskonzept chen der Innenstadt und Oberesslingens kann sich die Luft über Tage hinweg erwärmen. Es kommt zum Wärmeinseleffekt, der vor allem bei länger andau- ernden austauscharmen Wetterlagen zu einer fehlenden Durchmischung der Luft und einer Zunahme der Luftschadstoffe führt.

Diese einander verstärkenden Probleme werden sich im Zuge des Klimawan- dels weiter verschärfen. Bereits in den 1980er Jahren wurden die Probleme vor allem im Zusammenhang mit der seinerzeit schlechteren Luftqualität erkannt. Schon der geltende Flächennutzungsplan wurde auf Grundlage klimatologi- scher Untersuchungen des Nachbarschaftsverbands Stuttgart erarbeitet.

Einen wirksamen klimatischen Ausgleich leisten die durch die Bildung von Kaltluft entstehenden Hangabwinde: So fließt die aus dem Schurwald einströ- mende kühlere Luft hangabwärts. Die Freihaltung der Frischluftentstehungsge- biete und der Abflussbereiche, also der Leitbahnen für die kühlere Luft, bis in Siedlungsbereiche spielt daher eine besondere Rolle. Vor allem Streuobsthänge funktionieren als klimaökologische Ausgleichsräume, da sie bei ausreichender Größe eine Luftzirkulation zum darunterliegenden Belastungsraum ermögli- chen und die Luft dabei filtern. Von hoher Bedeutung sind in dieser Hinsicht die Seitentäler des Neckar, insbesondere das Hainbachtal und das Geiselbachtal. 83 Zweck des Klimaatlasses3 ist es, die für eine fehlerfreie Abwägung klima- tischer und lufthygienischer Belange benötigten Grundlagenmaterialien zu erarbeiten und für die Planungen des Verbands bzw. der Städte und Gemeinden in der Region Stuttgart aufzubereiten. Die Maßstäblichkeit der Untersuchungen ist dabei auf die Ebene der Regionalplanung bzw. Flächennutzungsplanung abgestimmt, speziell auf die Zuordnung von be- bauten und nicht bebauten Flächen. Der Klimaatlas enthält grundlegende Informationen über Wind, Sonnenstrahlung, Temperatur und Niederschlag in der Region Stuttgart. Darauf aufbauend werden Aussagen getroffen, wo Kaltluft entsteht und wie der Luftaustausch vonstatten geht.

Auszug aus dem Klimaatlas3: Tage mit Wärmebelastung in Esslingen Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog

Die Auswirkungen des Klimawandels betreffen praktisch alle Lebensbereiche

Auch bei den Niederschlägen machen sich die Klimaveränderungen deutlich bemerkbar. Es ist eine sehr ausgeprägte Erhöhung der Gebietsniederschläge im Winterhalbjahr um bis zu ca. 30 % zu beobachten, während die Niederschlä- ge im Sommerhalbjahr eher abnehmen. Im Sommer regnet es zwar weniger 3: Klimaatlas des Verbands Region 4 Stuttgart 2008, http://webgis.region- häufig, dann jedoch mit höherer Intensität als Starkregen zum Teil mit Hagel. stuttgart.org/Web/klimadaten/ Hier zeigt sich eine hohe Verwundbarkeit im Bereich der Flusslandschaften so- 4: Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Umweltschutz, Abt. Stadt- wie des Wasserhaushalts: Hochwasserrisiken nehmen zu; gleichzeitig bringen klimatologie (2012): Klimaanpas- Niedrigwasser und Wassermangel ökonomische Risiken mit sich. Erwartet wer- sungskonzept Stuttgart KLIMAKS: den Produktionsausfall, Probleme bei der Schiffbarkeit des Neckar, der Kühlung www.stadtklima-stuttgart. von Kraftwerken sowie bei der Bewässerung von landwirtschaftlich genutzten de/index.php?klima_kliks_ Flächen. klimaanpassungskonzept 84 Städte und Regionen müssen sich an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen

Neben Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels durch Reduzierung des

CO2–Ausstoßes sind Anstrengungen zur Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels erforderlich.

Um bisherige Aktivitäten in der Region Stuttgart zu bündeln und weiterzuent- wickeln, haben sich u.a. der Verband Region Stuttgart sowie die Städte Esslin- gen am Neckar und Ludwigsburg in dem Projekt „Raumentwicklungsstrategien 5 5: www.region-stuttgart. zum Klimawandel“ zusammengefunden . Es wurde von Mitte 2009 bis April org/aufgaben-und-projekte/ 2011 als eines von insgesamt sieben Modellprojekten durch das Bundesmi- regionalplanung/projekte/klimamoro/ nisterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und das Bundesinstitut für 6: www.klimamoro.de Bauwesen und Raumordnung gefördert und wissenschaftlich begleitet6. Im 7: Der Abschlussbericht zum Down- Rahmen des Modellprojektes wurde dargelegt, dass die Region Stuttgart sogar load: www.uni-stuttgart.de/ireus/ überdurchschnittlich von den Klimafolgen betroffen sein wird. Dazu gehören publikationen/Vulnerabilitaetsbericht_ Region_Stuttgart_Endfassung_ häufigere Hochwasserereignisse, die Verdrängung wärmeempfindlicher Pflan- Juni_2011_1.pdf zen, eine Zunahme der Erosionsgefahr und nicht zuletzt eine stärkere Belas- tung der Menschen durch zunehmende Hitze. Der Verband Region Stuttgart Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog setzt bei Maßnahmen gezielt an überörtlich relevanten Aspekten an, etwa um klimarelevante Freiflächen zu sichern. Der Abschlussbericht „Vulnerabilität in der Region Stuttgart“7 beinhaltet u.a. regionale Prognosekarten zu Sturmscha- denrisiko, Baumarteneignung und Vulnerabilität der Bevölkerung. Zurzeit ar- beitet die Stadt mit dem Verband Region Stuttgart und der Stadt Ludwigsburg Weitere Informationen: unter Förderung des Bundesumweltministeriums am Anschlussprojekt „KARS Klimaschutzkonzept: – Klimaanpassung Region Stuttgart“. Ziel ist es, Klimawandel- und Extremwet- www.esslingen-und-co. teraspekte in nachhaltiger Weise in die Stadtentwicklung einzubeziehen, um de/ESSLINGEN+_+CO/ Klimaschutzkonzept die Robustheit der Systeme und deren Zukunftsfähigkeit zu erhöhen. Klimaschutzinitiative Esslingen & CO: www.esslingen-und-co.de/ ESSLINGEN+_+CO.html Klimaschutz und energetische Stadterneuerung Energienutzungsplan: sind zentrale Themen in Esslingen www.esslingen-und-co. de/43+Projekte+_+mehr/ Ein großer Teil des Treibhauseffektes und des damit verbundenen Klimawan- Energienutzungsplan dels wird durch das urbane und industrielle Wachstum in den städtischen Bilanzberichte: www.esslingen- Ballungsräumen verursacht. Deshalb wird von Städten und Stadtregionen er- und-co.de/Unsere+Bilanzen wartet, nachhaltige Zukunftsmodelle mit dem Ziel einer Verringerung der kli- marelevanten Spurengase Kohlendioxid, Methan und Stickstoff zu entwickeln.

Alle tragen Verantwortung, die viel diskutierten Klimaschutzziele in die Tat umzusetzen. Dieser Verantwortung stellt sich Esslingen am Neckar bereits seit Langem. Seit 2001 ist die Stadt Mitglied im Klimabündnis und seit 2011 auch im europäischen Netzwerk Covenant of Mayors/ Konvent der Bürgermeister/ innen. Das politische Bekenntnis für ein gemeinsames Ziel im Klimaschutz und 85 die damit verbundene Verpflichtung wurde in Esslingen im Jahr 2007 durch den

Gemeinderatsbeschluss formuliert: 25% weniger CO2-Emissionen im Stadtge- biet Esslingen bis zum Jahr 2020 im Vergleich zu 2007. Um dieses Ziel zu errei- chen wurde ein Klimaschutzkonzept erarbeitet, das von einer hauptamtlichen Klimaschutzmanagerin (Stabstelle Klimaschutz) umgesetzt wird.

Das integrierte Konzept für Energie und Verkehr von 2010 enthält eine CO2-Bilanz für die gesamte Stadt, wonach Esslingen im Jahr 2007 über

1.028.000 t CO2 emittiert hat. Schwerpunkt des Konzeptes ist ein umfassendes Maßnahmenpaket aus 43 Bausteinen mit Kosten, Wirksamkeit und Zeitplan für die Umsetzung, von dem inzwischen einiges realisiert wurde: So konnten mit dem Kommunikationskonzept der Klima-Initiative Esslingen & CO2, alle Esslin- ger Akteure eingebunden und alle Projekte unter ein Dach gebracht werden8. 2009 wurde das Energiezentrum Esslingen als erste Anlaufstelle für Bürger- schaft, Gewerbe und sonstige Interessierte eröffnet. Insgesamt konnte im Jahr

2013 verglichen mit 2007 der CO2-Ausstoß um 13,7% gesenkt werden. Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Entwicklung der CO2-Emissionen und des Endenergieverbrauchs in der Stadt Esslingen9

Produkution erneuerbarer Energien in der Stadt Esslingen10

8: www.esslingen-und-co.de 9, 10: Klimabilanzbericht 2007-2013 der Stadt Esslingen, Juni 2014 86 Ein zentrales Projekt des integrierten Klimaschutzkonzeptes ist der Energie- nutzungsplan. Als strategisches, GIS-basiertes Planungsinstrument wird er bei der energetischen Planung und Entwicklung von Stadtteilen und Quartieren herangezogen. Er zeigt auf, wo das größte Energieeinsparpotenzial liegt und wo es Potenziale für die Nutzung und Erzeugung erneuerbarer Energie gibt. Das Planwerk dient als Grundlage für ein zukünftiges Konzept für erneuerbare Energien (Wind, Sonne, Geothermie, Biomasse). Der Energienutzungsplan wur- de im April 2013 vom Ausschuss für Technik und Umwelt beschlossen.

Auf dem Energienutzungsplan baut der Masterplan Energetische Stadter- neuerung auf. Dieser definiert 11 Gebiete in der Stadt, die ein großes Ener- gieeinsparpotenzial sowie z.T. städtebauliche Verbesserungspotenziale aufwei- sen. Der Masterplan beinhaltet Empfehlungen zur zeitlichen und fachlichen Priorisierung der Gebiete im Hinblick auf eine energetische Stadterneuerung/ -sanierung. Im Sommer 2014 wurde der Plan vom zuständigen Gremium be- schlossen.

Derzeit läuft eine Studie „Potenzial regenerativer Energien in Esslingen am Neckar“. Sie soll klären, in welchen Bereichen weitere Aktivitäten zur Nutzung

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog erneuerbarer Energien besonders sinn- und wirkungsvoll wären.

Auszug aus dem Masterplan Energeti- sche Stadterneuerung (Stadt Esslingen am Neckar, Stadtplanungs- und Stadt- messungsamt, September 2014) In Bezug auf die Windenergie hat sich die Stadt 2011 entschlossen, mit ei- 87 ner Teilfortschreibung des derzeit rechtskräftigen Flächennutzungsplanes frühzeitig geeignete Flächen für die Windkraftnutzung planerisch zu sichern. Der Vorentwurf dazu wurde im Juli 2012 beschlossen. Die Grundlage bildete eine Flächenpotenzialanalyse zur Windkraftnutzung. Hierbei wird eine formale Prüfung von Standortkriterien aus den Bereichen Infrastruktur, Städtebau und Umwelt durchgeführt. Die Kriterien, wie z. B. Lärmvorsorgeabstände zu Sied- lungen und Sicherheitsabstände zu Infrastruktureinrichtungen, orientieren sich am Windenergieerlass der Landesregierung Baden-Württemberg (2012) und stellen Ausschlusskriterien für eine Errichtung von Windkraftanlagen dar. In einem weiteren Schritt wurden Potenzialflächen mit geeigneten Windge- schwindigkeiten mit naturschutz- und forstrechtlichen Prüfflächen überlagert und einer Abwägung unterzogen: Mehrfach sich überlagernde und randlich liegende Prüfflächen wurden ausgeschlossen. So verbleiben aktuell insgesamt 3 Konzentrationszonen auf Esslinger Gemarkung mit einer Flächengröße von insgesamt ca. 273 ha als geeignete Flächen für Windkraft. Diese Flächen lie- gen teilweise im Bauschutzbereich des Flughafens Stuttgart. Anlagen sind dort ab einer bestimmten Höhe genehmigungspflichtig. Derzeit findet die Abstim- mung der unterschiedlichen öffentlichen Belange untereinander statt. Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog

Konzentrationszonen Windenergie (Rechtlicher Teilflächennutzungsplan Windenergie, Vorentwurf 2012, Stadt Esslingen am Neckar) 88 Hohe Lärmbelastung in vielen Bereichen des Stadtgebiets

Lärm ist nicht nur belästigend, er kann auch krank machen. Umfragen zufol- ge empfinden die Menschen in Baden-Württemberg den Straßenverkehr als Hauptlärmquelle, danach folgen Flugverkehr, laute Nachbarn und Schienen- verkehr. Industrie- und Gewerbeanlagen sowie Anlagen für Sport- und Freizei- taktivitäten stören demgegenüber nur an wenigen Orten11.

Insbesondere die südöstlichen Teile der Gemarkungsfläche Esslingens sind nicht unerheblich von Fluglärm durch den Flughafen Stuttgart belastet. Die Stadt hat hier keine direkten Einflussmöglichkeiten; sie setzt sich jedoch im Arbeitskreis Filder für die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben sowie für eine Verbesserung der Situation ein. So wurde bis 2006 bereits ein Lärmschutzfens- terprogramm umgesetzt.

Neben dem Flugverkehr sind die für die Stadtentwicklung relevanten Lärm- quellen insbesondere der Schienen- sowie der Straßenverkehr. Die Senkung der verkehrsbedingten Lärmbelastung und der Schutz ruhiger Gebiete vor zukünf- tiger Verlärmung stehen daher nicht nur im Fokus der Öffentlichkeit, sondern

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog sind auch wichtige Handlungsziele für alle Ebenen in Politik und Verwaltung. Ein europaweit einheitliches Konzept, mit dem schädliche Auswirkungen durch Umgebungslärm vermieden oder gemindert werden sollen, legt die Richtlinie 2002/49/EG12 des Europäischen Parlaments und des Rates über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm fest. Ein bestimmter Lärmgrenzwert, der gegebenenfalls auch eingeklagt werden kann, ist nicht vorgesehen; es gibt jedoch Auslösewerte, ab denen ein Aktionsplan erstellt werden muss.

So ist auch die Stadt Esslingen am Neckar gesetzlich dazu verpflichtet, Maß- 11: www.lubw.baden-wuerttemberg.de nahmen gegen den Verkehrslärm zu erarbeiten. Nachdem im Jahr 2010 be- 12: http://eur-lex.europa.eu/legal- content/DE/TXT/?qid=1406112422610 reits die erste Stufe der Lärmaktionsplanung durchgeführt und umgesetzt &uri=CELEX:32002L0049 wurde (z. B. Flüsterasphalt und Geschwindigkeitsreduzierung auf der B 10, 13: www.lubw.baden-wuerttemberg. Lärmschutzwand Sirnau, Geschwindigkeitsüberwachungen), laufen derzeit de/servlet/is/67360/ die Arbeiten an der zweiten Stufe. Es liegen bereits Lärmkarten zum Ausmaß

Lärmschutzbereich des Flughafens Stuttgart (EDDS)13 des Verkehrslärms vor. Zu diesen findet aktuell ein Mitwirkungsverfahren statt, 14: www.esslingen.de/ 89 das der Bürgerschaft die Gelegenheit bietet, auf ihre Belastungssituationen laermaktionsplanung hinzuweisen und Vorschläge zur Reduzierung des Lärms zu machen14. Für die 15: ACCON GmbH (2003): Kommunale Lärmminderungsplanung Esslingen. vorgeschlagenen Maßnahmen werden dann Wirksamkeit, Realisierbarkeit und Lärmsituation und Maßnahmen. Im Kosten ermittelt. Damit soll auch ausgeschlossen werden, dass nicht Verbesse- Auftrag der Stadt Esslingen am Neckar. rungen an einer Stelle zu Verschlechterungen an anderer Stelle führen. Ein Ziel In der Gesamtlärmbelastung der der EU ist zudem, nicht nur innerhalb der Gebäude ruhige Bereiche zu haben, kommunalen Lärmminderungsplanung auch im Freien soll die Belastung erträglich sein. Schließlich werden die Maß- werden im Gegensatz zu aktuelleren Daten wie beispielsweise der Lär- nahmen priorisiert. Die Umsetzung erfolgt nach Beschluss des Gemeinderats maktionsplanung nach EU-Umge- und ist für 2015 vorgesehen. Alle fünf Jahre muss an die EU berichtet werden, bungslärmrichtlinie alle Schallquellen welche Maßnahmen ergriffen und welche Verbesserungen erreicht wurden. berücksichtigt (Straßen-, Schienen-, Fluglärm, Gewerbe- und Sportlärm).

In der Karte „Gesamtlärmbelas- tung tags“ werden die Ergebnisse

der Gesamtlärmbetrachtung für zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog das Jahr 2000 (tags und abends 6-22 Uhr) aus der kommunalen Lärmminderungsplanung der Stadt Esslingen dargestellt.15 90 Luftreinhaltung

Klima und Luft sind als wichtiger Belang der räumlichen Planung im Rahmen der Abwägung fester Bestandteil der Regionalplanung, der Bauleitplanung, von Umweltverträglichkeitsprüfungen und Standortuntersuchungen. Für eine sachgerechte Berücksichtigung dieser Belange werden flächenbezogene Infor- mationen benötigt.

Von 1982 bis 2003 wurde in der Fritz-Müller-Straße in Esslingen eine Hinter- grund-Luftmessstation des Landes betrieben. Für den Mittleren Neckarraum liegen inzwischen keine kontinuierlichen Messungen mehr vor. Als Planungs- grundlagen steht daher nur der Klimaatlas des Verbandes der Region Stutt- gart16 zur Verfügung. Klimaanalysekarten geben Auskunft über die Luftbelas- tung in verschiedenen Bereichen der Region Stuttgart.

Zwischen einzelnen Klimaelementen und der Luftverschmutzung bestehen teilweise erhebliche Abhängigkeiten. So sind in Frischluftentstehungs- und -abflussgebieten Luftbelastungen besonders problematisch, da jene die Luft in belasteten Bereichen im Talraum verdünnen und an Hitzetagen abkühlen sol-

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog len. Gefährdet sind aber auch Kaltluftsammelgebiete im Talraum, in denen sich Schadstoffe bei tagelanger fehlender Durchmischung anreichern. Besonders im Herbst kann dies im Zusammenhang mit Nebelbildungen zu gesundheitli- chen Belastungen führen.

16: www.region-stuttgart.org/ information-und-download/ veroeffentlichungen/klimaatlas/ 17: Daten zur Luftbelastung Amt für Umweltschutz, Stadt Stuttgart 2007

Luftbelastung in Esslingen im Regionalplan Region Stuttgart17 Quelle Kohlen- Fein- Kohlen- Stick- Schwefel- Treib- Gesamtemissionen (2004) in der 91 dioxid staub monoxid oxide dioxid hausgase Region Stuttgart in Tonnen pro Jahr18

CO2 PM10 CO NOx SO2 VOC Verkehr 4.571.192 1.234 62.347 16.574 76 4.925

Industrie und Gewerbe 5.332.853 550 2.127 2.935 1.471 8.253

Kleine/ mittlere Anlagen 4.998.851 229 6.597 3.158 2.352 550 (Hausbrand/ Heizungen) Sonstige technische Einrichtungen (Abfallwirt- 556.241 675 45.217 7.618 33 14.797 schaft, Abwasserreinigung, Gas- verteilung, Geräte, Maschinen)

Summe 15.459.137 2.688 116.288 30.285 3.932 28.525

Schadstoffquellen

Verkehr: Im Jahr 2006 wurden in der Grabbrunnenstraße von Februar bis April Voruntersuchungen für Spotmessungen durchgeführt, dabei wurden für Ruß 19 5,7 und für NO2 63 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen . Experten halten 5 Mikrogramm beim Ruß und 60 Mikrogramm beim Stickstoffdioxid für zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog problematisch20. Bis Ende 2014 entscheidet die LUBW, ob dort weitere Messun- gen vorgenommen werden.

Hausbrand, Heizung: Die Stadt hat über das gesamte Stadtgebiet eine Sat- zung „über die beschränkte Verwendung luftverunreinigender Brennstoffe“ er- lassen. Im Zusammenhang mit dem Klimaschutz und CO2-Minderungskonzept werden bei Holzpellet- und Holzhackschnitzelanlagen Ausnahmen zugelassen. 18: LUBW 2007, verändert 19: LUBW 2006 Industrie und Gewerbe: Belastungen durch Industrie und Gewerbe sind ins- 20: Aussagen Herr Valet in der gesamt zurückgegangen – sie treten eher lokal auf. Esslinger Zeitung vom Juli 2006

Mögliche Leitfragen für die Diskussion im Bürgerdialog

ff Wie kann sich die Stadt an die erwarteten Folgen des Klimawandels anpassen?

ff Welchen Beitrag kann die Stadtentwicklung zum Klimaschutz leisten (z. B. bei Sanierung und Neubau)?

ff Wie kann eine effiziente Energienutzung mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energie für Strom und Wärme aussehen?

ff Wie kann jeder einzelne umweltfreundlich mobil sein und emissions- arm heizen?

ff Wie können Verkehrsemissionen nachhaltig reduziert werden? Kapitel 6 Finanzierung der Stadt

92 Straßen und Brücken, Schulen und Kindergärten, Busse und Bahnen, Kranken- häuser und Kultureinrichtungen – dies alles und noch einiges mehr hält eine Stadt für ihre Bürgerinnen und Bürger bereit. Diese infrastrukturelle Ausstat- tung, die öffentlichen Angebote und Leistungen machen die Lebensqualität in einer Stadt aus. Sie müssen über den städtischen Haushalt finanziert werden. Verschiedene Einkommensquellen stehen einer Kommune dafür zur Verfügung.

Wie setzen sich die Einnahmen und Ausgaben von Esslingen zusammen?

Bei den folgenden Erläute- Einnahmequellen Ausgaben/Aufwendungen rungen handelt es sich um eine vereinfachte Darstellung • Öffentliche Abgaben: Steuern • Aufwendungen für Sach- /Dienst- (Gewerbesteuer, Gemeindeanteil leistungen, Personalaufwendungen der Sachverhalte. Einkommenssteuer, Grundsteuer, • Zuschüsse an Dritte (Vereine, freie Konkrete Zahlen hierzu sowie Gemeindeanteil Umsatzsteuer, sons- Träger etc.) tige Steuern), Gebühren, Beiträge ausführliche Erläuterungen • Abschreibungen • Finanzzuweisungen des Landes finden Sie im Haushaltsplan • Zinsen und ähnliche Aufwendun- Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog (FAG etc.) der Stadt Esslingen sowie gen • Verwaltungs- und Betriebseinnah- im Internet unter • Umlagen (Gewerbesteuer, FAG- men (Kostenerstattungen, Veräu- www.esslingen.de/finanzen Umlage, Kreisumlage) ßerungserlöse, Nutzungsentgelte/ Mieten, etc.) • Sonstige Aufwendungen • Zinsen, Erträge aus Finanzanlagen

Die wichtigste Finanzierungsquelle sind die Steuereinnahmen, die auf der Wertschöpfung der Bürgerinnen und Bürger sowie der örtlichen Industrie und des Gewerbes basieren1. Über die Hälfte der Einnahmen der Stadt beruht auf der Gewerbesteuer und dem Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer der Einwohner. Ändern sich die Einwohner- oder Arbeitsplatzzahlen oder auch die Bevölkerungsstrukturen in der Stadt, hat dies Auswirkungen auf die Höhe der städtischen Steuereinnahmen.

Wieviel woher? Die wichtigsten Finan- zierungsquellen der Stadt Esslingen2

Öffentlich- und privat- rechtliche Entgelte (6,8%)

Sonstige Erträge (8,0%) Steuern (62,8%) 1: Haushaltsrede 2014, Finanzbürger- meister der Stadt Esslingen a. N. Bert- ram Schiebel Zuwendungen (22,5%) 2: Präsentation der Stadtkämme- rei zum Haushaltsentwurf 2014, 14.10.2013 Bei den Ausgaben fließt das meiste Geld in Kinderbetreuung und soziale Auf- 93 gaben. Auch die Verwaltung und der öffentliche Verkehr sind große Ausgaben- posten.

Sport (5,4%) Wofür wieviel? Aufwendungen der Stadt Esslingen für folgende Produkt- bereiche (in Tsd. Euro)3 Öffentliche Sicherheit Kinderbetreuung und und Ordnung (6,5%) Soziales (23,0%)

Verwaltung und Steuerung (17,1%) Verkehr (15,5%)

Schule (11,0%) Bauen, Umwelt, Wirtschaft und Tourismus (11,5%)

Kultur (10,0%) zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog

Der Haushalt 2014 der Stadt Esslingen am Neckar weist ein Minus in Höhe von 6,2 Mio. EUR auf4. Im Vergleich zum Vorjahr stagnieren die Erträge oder Einnahmen, während zugleich die ordentlichen Aufwendungen oder Ausgaben zunehmen. Dieses bestehende Defizit fußt, so der Haushaltsplan 20145, auf 3: Informationsbroschüre zum Haus- einer unausgeglichenen Ertrags- und Aufwandsstruktur und stellt damit ein haltsplanentwurf 2014 strukturelles Defizit dar. Die steigenden Aufwendungen sind insbesondere auf 4: Haushaltsplan 2014: 54 zusätzliche Aufgaben und Investitionen zurückzuführen, beispielsweise höhe- 5: Haushaltsplan 2014: 41 re Personalkosten, höhere Abgaben an den Kreis, steigende Zuwendungen für 6: Haushaltsrede 2014, Finanzbürger- Kinderbetreuungseinrichtungen, höhere Betriebskosten neuer Kindergärten meister der Stadt Esslingen a. N. Bert- oder hohe Investitionen in Schulen.6 ram Schiebel

Mögliche Leitfragen für die Diskussion im Bürgerdialog

ff Wie viele und welche Einrichtungen will bzw. kann sich eine Stadt wie Esslingen leisten?

ff Kann die Stadtentwicklungsplanung einen Beitrag zur Finanzierung der Stadt leisten und welchen?

ff Wie kann die Nutzung von öffentlichen Einrichtungen gesichert bzw. gesteigert werden? Kapitel 7 Steuerungsinstrumente der räumlichen Stadtentwicklung

94 Die räumliche Stadtentwicklung, also die Frage, wie sich eine Stadt städte- baulich und landschaftsplanerisch weiterentwickeln kann und soll, ist eine der zentralen Aufgaben für Politik und Stadtverwaltung.

Die Stadt ist ein komplexes System; vielfältige Themen, Aspekte und auch Ent- scheidungen auf unterschiedlichen Ebenen greifen ineinander. Um das System „Stadt“, in dem Bürgerinnen und Bürger leben, arbeiten, sich erholen und sich versorgen, am Laufen zu halten, weiter zu entwickeln und Qualitäten zu si- chern, bedarf es einer planerischen Steuerung.

Das Planungssystem in der Bundesrepublik sieht für die kommunale Stadtent- wicklungsplanung zwei Ansätze vor, die sich oftmals eng verzahnen:

• informelle Planungsinstrumente und

• formale Planungsinstrumente.

Informelle Planungsinstrumente auf kommunaler Ebene

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Informelle Planungsinstrumente zeichnen sich dadurch aus, dass es keine (ge- setzlichen) Vorgaben gibt, wie das Verfahren ablaufen, wie eine Darstellung (Text und/oder Plan) erfolgen muss oder welche inhaltlichen Bestandteile er- forderlich sind. Auch ergibt sich für den Bürger aus informellen Planungen keine Rechtswirkung. Eine gewisse Verbindlichkeit der Planungen kann nur in Form einer Selbstverpflichtung der Stadt (z. B. durch einen Beschluss des Ge- meinderates) erreicht werden. Je nach Anlass und Bedeutung wird bei infor- mellen Planungsprozessen die Bürgerschaft einbezogen.

Informelle Planungen dienen dazu, Handlungsoptionen zu untersuchen und Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Sie können den späteren, formalen Instrumenten (Flächennutzungsplan oder Bebauungsplan) als Grundlage die- nen. Manche informelle Planungen beschäftigen sich mit konkreten Aufgaben, z. B. einer Platzgestaltung oder der Gestaltung einer Grünfläche. Sie bilden dann den Ausgangspunkt für die Erarbeitung von Realisierungs- bzw. Werkplä- nen. Die wichtigsten informellen Planungsinstrumente im Einzelnen:

Räumlich-städtebauliche Leitbilder

Räumliche Leitbilder sind ein strategisches Planungsinstrument und dienen dazu, einen Orientierungsrahmen bzw. eine Zielrichtung für die langfristige städtebauliche Entwicklung einer Stadt zu geben. Ein Leitbild arbeitet damit, dass es eine Vorstellung von einem zukünftigen Zustand skizziert. Leitbilder umfassen oftmals qualitative oder auch quantitative Zielaussagen, Entwick- lungsszenarien oder räumliche Visionen auf einer übergeordneten Ebene. Sie können zu einzelnen thematischen Teilbereichen formuliert werden, z. B. ein verkehrliches Leitbild, ein gewerbliches Leitbild, aber auch in Form von integ- 95 rierten Leitbildern für die Gesamtentwicklung der Stadt oder ihrer Stadtteile.

Leitbildprozesse dienen oftmals der Vorbereitung oder als Grundlage für weite- re Planungsinstrumente, beispielsweise Stadtentwicklungskonzepte oder auch Flächennutzungspläne.

Stadtentwicklungskonzepte

Im Vergleich zum Leitbild sind Stadtentwicklungskonzepte stärker umset- zungsorientiert. Es handelt sich in der Regel um integrierte, also übergreifende, ganzheitliche Entwicklungskonzepte für die Gesamtstadt, d.h. sie beziehen ein breites Spektrum an unterschiedlichen Aspekten der Stadt mit ein und werden im Rahmen eines kooperativen Planungsprozesses erarbeitet.

Ausgehend von einer Analyse der Ist-Situation (Stärken, Schwächen, Schwer- punktthemen) sowie beobachteter oder erwarteter Trends befassen sich Stadt- entwicklungskonzepte oftmals mit Leitbildern und Zielen für die Stadtentwick- lung. Jedoch gehen aktuelle Entwicklungskonzepte noch darüber hinaus: Es werden Handlungsfelder aufgezeigt und hierfür konkrete Maßnahmen und Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Aktivitäten erarbeitet. Viele Stadtentwicklungskonzepte beinhalten außerdem Umsetzungspläne mit inhaltlichen und zeitlichen Prioritäten und werden da- mit eher zu strategischen Handlungskonzepten.

Städtebauliche Rahmenpläne für Stadtteile oder Quartiere

Ein städtebaulicher Rahmenplan liegt von seinem Planungsmaßstab her zwi- schen dem Flächennutzungs- und dem Bebauungsplan. In dieser Mittlerfunk- tion dient er als Instrument zur Festlegung der Leitlinien der zukünftigen städ- tebaulichen Entwicklung in größeren Stadtbereichen (Stadtteile, Quartiere). In einem Rahmenplan können Themen wie Stadtraum/Stadtgestalt, Baustruktur, Nutzungsstruktur, Freiflächen und Verkehr aufgegriffen bzw. zusammengeführt

Weitere Informationen zum aktu- ell noch in Planung befindlichen großen Baugebiet im Westen der Innenstadt unter www.esslingen. de/Baugebiet+Neue+Weststadt

Auszug aus dem Rahmenplan „Die Neue Weststadt Esslingen“, Bereich Hengstenbergareal, Stand 7. September 2011 96 werden, um Lösungen für Konflikte aufzuzeigen und den Stadtteil/ das Quar- tier zukunftsfähig zu machen. Städtebauliche Rahmenpläne werden häufig im Zusammenhang mit der Vorbereitung einer Sanierung, mit Wettbewerbsver- fahren, einer Investorensuche oder Öffentlichkeitsbeteiligung genutzt.

Fachplanungen

Sowohl die informellen Planungsinstrumente als auch die nachfolgend darge- stellten formalen Planungsinstrumente sind ihrer Blickrichtung nach zumeist Gesamtplanungen, die für den jeweiligen Planungsraum integrierte Ansätze verfolgen. Daneben gibt es ein Vielzahl an sektoralen Fachplanungen, die sich thematisch auf einen Aspekt der Planung konzentrieren.

Dazu gehören Fachplanungen, denen es Kraft eines Fachgesetzes zusteht, rechts- verbindlich Regelungen zur Bodennutzung zu treffen, beispielsweise Fachpla- nungen für Bergbau, Energieleitungen, Naturschutz, überörtliche Verkehrst- rassen, Denkmalschutz, Wasserwirtschaft. Damit gehören sie zu den formalen Planungsinstrumenten (s.u.), und es besteht eine generelle gegenseitige Berück-

Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog sichtigungspflicht zwischen diesen Fachplanungen und der Bauleitplanung.

Darüber hinaus gibt es sonstige Fach- oder auch Ressortplanungen, die eine Radverkehrskonzept der Stadt Esslin- rechtliche Wirkung erst entfalten, wenn ihre Inhalte in die Bauleitplanung in- gen: Beseitigung von Netzlücken und tegriert werden. Hierzu gehören z. B. Schul-/ Sportstättenentwicklungspläne, geänderte Wegeführung, Stand April 2013 Wohnraumversorgungskonzepte, Einzelhandels- und Zentrenkonzepte, kom- munale Verkehrsentwicklungspläne, Klimaschutz- und Energienutzungskon- zepte oder auch Spielraumleitplanungen.

Bauleitplanung – die formalen Planungsinstrumente auf kommunaler Ebene

Die Bauleitplanung ist das zentrale Instrument der Stadtplanung. Sie befasst sich mit der baulichen und sonstigen Nutzung der Grundstücke in einer Kom- mune. Die Bauleitplanung erfolgt in der Regel in zwei Stufen:

1. Vorbereitender Bauleitplan: Flächennutzungsplan (FNP) und

2. Verbindlicher Bauleitplan: Bebauungsplan (BPlan).

Vorbereitender Bauleitplan: Flächennutzungsplan (FNP)

Der Flächennutzungsplan steuert als vorbereitender Bauleitplan die Art der Bodennutzung auf der Gemarkungsfläche einer Kommune. Er bündelt dabei übergeordnete Planungen (Anpassung an die Ziele der Raumordnung) und steuert gleichzeitig nachfolgende Planungen (Bebauungspläne). Ein Flächen- nutzungsplan stellt die vorhandenen und die geplanten Nutzungen für das Auszug aus dem noch gültigen FNP 97 gesamte Stadtgebiet dar (Maßstab i.d.R. 1:10.000). Hierbei muss er zwei Ziel- des Nachbarschaftsverbands Stuttgart für die Stadt Esslingen von 1984, richtungen im Auge behalten: zum einen die Berücksichtigung voraussehbarer Stand April 2014 Bedürfnisse von Stadtgesellschaft, Ökonomie und Ökologie entsprechend den Vorgaben im Baugesetzbuch, zum anderen den politischen Willen im Hinblick auf die beabsichtigte städtebauliche Entwicklung. Der Flächennutzungsplan ist auf einen Zeithorizont von 15 Jahren angelegt.

Als vorbereitender Bauleitplan ist der FNP kein „Ausführungsplan“ – er hat keine unmittelbare Rechtswirkung gegenüber dem Bürger. Das bedeutet bei- spielsweise, dass sich für den Bürger aus dem FNP kein Recht auf Bebauung ergibt. Auch lassen sich aus einem FNP keine verbindlichen Grundstückswerte ableiten. Die Darstellungen des FNP sind lediglich behördenverbindlich. Das heißt jedoch auch, dass im FNP dargestellte geplante Trassen und Flächen nicht zwangsläufig realisiert werden (Beispiele aus dem FNP von 1984: Rosselen- Trasse in der großen Variante, geplante Wohnbauflächen Greut Nord oder Rosselen II). Vielmehr ist die zentrale Aufgabe der Flächennutzungsplanung, die räumlich-städtebauliche Gesamtentwicklung der Stadt zu steuern und zu koordinieren. Indem das Instrument Flächennutzungsplan der strategischen

Ausrichtung der Stadt einen Rahmen gibt, hat die Stadt die Chance, sich mit zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog dem FNP (langfristig) Handlungsoptionen zu sichern.

In der Stadt Esslingen hat zum aktuellen Zeitpunkt noch immer der Flächen- nutzungsplan des Nachbarschaftsverbands Stuttgart aus dem Jahr 1984 Rechtskraft. Er wurde jedoch immer wieder in einzelnen Bereichen an neue Auszug aus dem Bebauungsplan Anforderungen angepasst. Inzwischen ist die 43. Planänderung rechtskräftig. „Neue Weststadt/Hengstenberg-Areal“, Entwurf vom 03.03.2014 (parallel zum Verbindlicher Bauleitplan: Bebauungsplan (BPlan) BPlan-Verfahren erfolgt ein FNP- Änderungsverfahren) Die im Flächennutzungsplan dargestellten Planungsabsichten der Kommune werden erst durch die Aufstellung von Bebauungsplänen für einzelne Teil- bereiche der Gemarkungsfläche verbindlich. Dabei sind die Bebauungspläne aus dem Flächennutzungsplan zu entwickeln. Bebauungspläne werden vom Gemeinderat als Satzungen beschlossen und sind damit auch für den Bürger verbindlich – Bebauungspläne schaffen damit Baurecht.

In einem Bebauungsplan wird durch Zeichnung (Maßstab i.d.R. 1:500) und Text festgesetzt, welche Nutzungen und welche (städte)baulichen Strukturen im Plangebiet zulässig sind. Neben Festsetzungen zu Art und Maß der baulichen Nutzung (Höhe, Geschossigkeit etc.) sind beispielsweise Vorgaben zur Bau- weise, zur überbaubaren und nicht überbaubaren Grundstücksfläche sowie zu Grün- und Verkehrsflächen möglich.

Bebauungsplanung ist Angebotsplanung: Ein BPlan legt nicht fest, wann letzt- lich gebaut wird, und fordert nicht, dass die Nutzungsmöglichkeiten ausgereizt werden1. Er stellt jedoch die Voraussetzung dafür dar, dass ein Bürger eine Baugenehmigung beantragen kann. 1: Ausnahme sind vorhabenbezogene Bebauungspläne nach § 12 BauGB 98 Ablauf und Inhalt der Bauleitplanung sind im Baugesetzbuch (BauGB), in der Baunutzungsverordnung (BauNVO), der Landesbauordnung (LBO) und der Planzeichenverordnung (PlanZV) geregelt. Die einzelnen Verfahrensschritte Flächennutzungsplan und müssen bei der Planaufstellung eingehalten werden, damit ein Plan geneh- Bebauungspläne können im migt werden kann. Wesentliches Element des Verfahrens ist eine mehrstufige Bürgerbüro Bauen, Ritter- Beteiligung der Bürgerschaft sowie der Träger öffentlicher Belange (Behörden, straße 17, zu den üblichen Institutionen, Verbände etc.). Öffnungszeiten eingesehen werden.

Ablauf von Flächennutzungsplan- und Bebauungsplanverfahren (Stadt Esslingen, verändert)

Aufstellungsbeschluss FNP Aufstellungsbeschluss BPlan

Vorentwurf (ggf. mit Umweltbericht) Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange Bürgerdialog zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog Auslage des Vorentwurfs Öffentliche Unterrichtung und Erörterung der Planung  Die eingegangenen Stellungnahmen werden geprüft und verwertet.

Entwurf mit Umweltbericht*

Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange Auslage des Entwurfs sowie der vorliegenden umweltbezogenen Stellungnahmen und Informationen Benachrichtigung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange sowie derjenigen, die Stellungnahmen vorgebracht haben  Die eingegangenen Stellungnahmen werden geprüft und verwertet.  Falls Änderungen am Entwurf notwendig sind, wird dieser Beteiligungsschritt wiederholt.

Feststellungsbeschluss Satzungsbeschluss

Genehmigung durch das Regierungspräsidium

In Kraft treten des BPlans Wirksamkeit des neuen FNP durch Veröffentlichung

Überwachung der Umweltauswirkungen* * nicht für alle BPläne erforderlich Stand der räumlichen Stadtentwicklung in Esslingen 99

Seit einigen Jahren beschäftigt sich die Stadt Esslingen mit besonderer Inten- sität mit dem Thema der Stadtentwicklung. Mit dem Stadtstrategieprozess ES 2027 wurden 2007/2008 die wichtigsten Zukunftsthemen der kommenden 20 Jahre in einem partizipativen Prozess analysiert und Ziele für Esslingen defi- Informationen zum Stadt- niert. strategieprozess ES 2027: www.esslingen.de/ES2027 Als Ende 2010 der Gemeinderat den Beschluss zur Neuaufstellung des Flächen- nutzungsplans fasste, war klar, dass der neue FNP auf einem abgestimmten räumlichen Leitbild basieren muss, damit er seine steuernde und integrierende Aufgabe erfüllen kann. Mit dem Stadtstrategieprozess ES 2027 waren hierfür wesentliche Vorarbeiten geleistet worden. Es galt daher, auf den Stadtstrate- gieprozess aufzubauen und die strategischen Aussagen mit städtebaulichen, stadtstrukturellen und landschaftsplanerischen Zielen zu verknüpfen. Neben ES 2027 diesen strategischen Entwicklungsbausteinen waren räumliche Szenarien der nächste Schritt. Diesen wurden schließlich zu einem räumlichen Leitbild für Esslingen zusammengeführt. Räumlicher Leitbildprozess

Das Leitbild setzte sich aus zwei Komponenten zusammen: einem quantitati- zur Stadtentwicklung in Esslingen am Neckar | Handbuch 1.0 Bürgerdialog ven Ziel hinsichtlich der künftigen Einwohnerzahl (Halten der Einwohnerzahl) und einer Szenarien-Kombination als räumliche Entwicklungsoption (Fokus In- FNP 2030 nenentwicklung kombiniert mit kleinteiligen städtebaulichen Arrondierungen und einer gewerblichen Außenentwicklung zur Unterstützung einer Innenent- wicklung).

Aufbauend auf diesem Leitbild wurde ein FNP-Vorentwurf erarbeitet und im Frühjahr 2013 öffentlich zur Diskussion gestellt. Die Planaussagen des Vorent- wurfs wurden innerhalb der Bürgerschaft sehr kontrovers diskutiert. Aus die- sem Grund haben sich Gemeinderat und Stadtverwaltung dazu entschieden, das Verfahren in dieser Form nicht weiter fortzuführen. Seit März 2013 ruht das Neuaufstellungsverfahren zum Flächennutzungsplan. Gleichzeitig soll je- doch der Prozess der Stadtentwicklungsplanung konsequent fortgeführt wer- Informationen zum den. Daher startete im Januar 2014 der neue Bürgerdialog zur Stadtentwick- ruhenden FNP-Verfahren: lung mit dem Ziel, sich nochmals mit der grundsätzlichen Ausrichtung und den www.fnp2030.esslingen.de Leitzielen der räumlichen Entwicklung Esslingens auseinanderzusetzen. Informationen zum neuen Bürgerdialog zur Stadtentwicklung: www.stadtentwicklung. esslingen.de Jahresabschluss 2012