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1.2020

LEBENS- MITTEL

Die erste Idee zu dieser Ausgabe war, aufzuzeigen, welch ein reichhaltiges Angebot wir in der Region haben, gesunde Lebensmittel direkt auf dem Bauernhof einzukaufen: Hier Themen das Lammfl eisch, da die Eier, die Milch, auch den Käse, dort die Kartoffeln, beim Jäger das Wildfl eisch … Wer kennt wen? Wo fi ndet man was? Geht es irgendwie einfacher? –Aber: Warum fahren wir rum und meinen, das wäre sinnvoll? Ist es gesünder, nicht im Supermarkt, sondern die „Mittel zum Leben“ frisch vom Feld zu kaufen? – Oho, wir kamen im Redaktions- Käse aus der Milch team auf dünnes Eis: Das überall gegenwärtige Thema „Ernährung“ – was ist richtig? was falsch? gesund? ökologisch? Fühlen wir uns besonders gut, wenn wir besonderes Essen zu uns nehmen? von der Kuh, Macht uns das zu besseren die vor dir auf der Menschen? – Puh! Nein, auf dieses Parkett wollten Weide steht! wir nicht gehen! Hofkäserei in Im Labyrinth Wir wissen darum, dass keiner und keine und nicht Das hier ist ein einziger perfekt ist. Keiner verhält sich so, wie er müsste; wie er weiß, dass es richtig wäre. Der Mensch, so wie wir unser aller Ding uns kennen, ist einer fehlerhaft, fehlhaftThemenfi und wird nicht allein ndung von der Ratio gelenkt. Sonst sähe unsere Hof Welt ja auch anders (besser?) aus. Und trotzdem, es ist nicht egal: Wir bleiben als Verbraucher in der Verantwortung, damit sich etwas ändern kann! Also gut: Kein Anspruch auf Vollständigkeit, und auch nicht das Thema „Gesundheit und Er- Regional erzeugte nährung“, sondern wir machen das, was wir können. Wir zeigen exemplarisch auf was Men- Produkte und schen dazu bewegt, Bauern zu sein, wir fragen sie nach ihrem Selbstverständnis und hören, was sie antreibt und wie sie ökonomisch überleben. Welchem Wandel sie sich stellen müssen. Wir Direktvermarktung staunen, wie komplex und weitreichend das Thema „Landwirtschaft und Lebensmittel“ ist. im Um dann wieder den Bogen zu uns zu fi nden. Was es für uns alle heißt, dass wir hier leben und uns ernähren können. Dann werden Begriffe wie Heimat und Zugehörigkeit spürbar, dann be- deutet Region Vernetzung, Austausch von Gütern und gegenseitiger Wertschätzung. Es bedeutet Autonomie und auch ein wenig mehr Unabhängigkeit von globalen Systemen. Vielleicht wie die Generationen Selbstversorgung vor uns, aber anders. Käserei Käserei

Mit einem Hoffest wurde im August 2019 auf dem Heinrichshof eine Käserei eröffnet. Es ist die erste EU-zugelassene Käserei im Kreis ! Wir möchten wissen, welche Käse aus der Milch von der Kuh, Beweggründe dahinter stehen und welche Perspektiven die Betreiber sehen? Der Heinrichshof ist ein langjähriger Fami- lienbetrieb, auf dem drei Generationen leben: vier Erwachsene, zwei Kinder. Dazu kommen die vor dir auf der Weide steht! eine festangestellte Person und drei bis vier Mitarbeiter auf 450-Euro-Basis. Neben dem unmittelbar sich das Klima auf eure Lebens- Kann-, Soll-, Muss-Bestim- landwirtschaftlichen Bioland-Betrieb bietet grundlage auswirkt. Aber lasst uns noch mal der Heinrichshof schon lange Aufenthalte für zurück kommen auf unser Thema, die Käse- mungen – ein Regelwerk, Feriengäste an und seit diesem Sommer nun rei. Sie ist jetzt ganz offiziell in Betrieb. Wie durch das alle durchmüssen: also auch eine Käserei mit Hofladenverkauf. war der Start? Hanna: Ja, ab Mai 2019 haben wir begon- die Betreiber und die Im Gespräch: Max Reifenhäuser und Han- nen, alle vier bis sechs Tage zu käsen. Sams- Mitarbeiter auf dem Alten- na Westhues (Heinrichshof) sowie Christina tags haben wir hier den Hofverkauf. Unser kirchener Veterinäramt. Schneider, Gerda Prinz und Axel Weigend Käse wird auch im Biohofladen Schürdt ver- (WIBeN-Redaktion) kauft. Mit weiteren Abnehmern sind wir im Gespräch. Der personelle Aufwand in der zwei Meter Höhe gefliest sein, wir brauchen Redaktion: Wie kam es zu der Idee mit der Käserei ist sehr hoch und die Vermarktungs- ein Desinfektionsbad für die Schuhe. Dann Käserei? struktur muss ja erst auch noch wachsen. müssen sämtliche Produktionsschritte genau Max: Zwischen 2012 und 2014 habe ich Zur Zeit verarbeiten wir 25 % unserer Milch protokolliert und sämtliche Chargen müssen meinen Landwirtschaftsmeister gemacht und zu Käse. Die Herstellung von Yoghurt und gekennzeichnet werden. Eine Käserei in den dabei ein Konzept geschrieben für die Milch- Quark wird vielleicht später folgen. Schweizer Alpen sieht dann schon mal so verarbeitung in der Käserei. In meiner Lehr- Max: Vielleicht können wir schon im kom- aus, wie eine alte Bauernküche. Der Käser zeit war ich in verschiedenen Betrieben tätig, menden Jahr 50 % unserer Milchproduktion arbeitet in den selben Klamotten, in denen er die Milch weiterverarbeitet haben, nicht nur verarbeiten, aber es wird noch eine Weile auch melkt, und hat kein Problem damit, in zu Käse, sondern auch zu Molkereiproduk- dauern, bis wir unser Ziel erreichen, sämtli- seiner Käserei auch mit Feuer zu hantieren ten, wie Yoghurt und Quark. So war ich auch che Milch verarbeiten zu können. Noch sind und zu frühstücken. auf dem Demeterhof im Bergischen Land, wir froh, dass die Upländer Molkerei (Uplän- Hanna: Wohlgemerkt, diese Unterschiede den Hannas Eltern zusammen mit anderen der Bauernmolkerei GmbH, 34508 Willin- entstehen durch die Auslegung der Grund- betreiben, und auf einer Schweizer Käsealp. gen-Usseln, Bioland) 75 % unsere Milch verordnungen. Es gibt Normen. Aber so wie Mein Vater hatte nach dem Wegfall der zum Bio-Marktpreis abnimmt. Das gibt uns in der Schweiz, werden bei uns die Käserei- Quote die Milchproduktion eingestellt. Eine erst mal etwas Sicherheit, auf die wir zur Zeit en sicherlich nicht aussehen. Im Rahmen der Wiederaufnahme der Milchwirtschaft auf nicht verzichten können. Europäischen Richtlinien gibt es „Kann-“, unserem Hof habe ich 2015 an die Vorgabe Hanna: Ansonsten kann ich sagen, dass das „Soll-“ und „Muss“-Bestimmungen. So kann gekoppelt, die Milch auch selber zu verarbei- Geschäft sehr gut angelaufen ist. Wir erhalten das zuständige Veterinäramt bei uns sagen, ten. Ich sehe die Erweiterung unseres Hofes viel Zuspruch. Es läuft besser, als wir erwar- dass das „Kann“ ein „Muss“ ist, während um die Käserei als Produktionsstätte auch tet haben. Ein Knackpunkt ist die Frage der in Frankreich der zuständige Veterinär sagt: vor dem Hintergrund, uns unabhängiger zu ten, immer mehr Milch mit immer größerem mer 2018 Sorgen bereitet, so dass wir über In diesem Jahr war der Mai für uns sehr gut, Verpackung. Wir würden gerne auf die Ver- „Das können Sie so machen, Sie können es machen von der Flächen-Förderung durch Aufwand produzieren zu müssen. Wir wollen zehn Wochen zufüttern mussten. Auch die kühl und feucht, aber dennoch werde ich auch wendung von Plastik verzichten. Wie schafft aber auch lassen“. Die Zusammenarbeit mit die EU, von der wir – auch durch unsere Ak- unsere Produkte nicht bis nach Köln liefern aktuelle Wetterlage (Sommer 2019) ist er- 2019 wieder zufüttern müssen. Man merkt in man es, den Vertrieb von Käse nachhaltig zu dem Altenkirchener Veterinäramt läuft gut, tivitäten im Bereich Naturschutz – besonders müssen, sondern gern im regionalen Bereich neut schwierig. Viel zu wenig Niederschlag diesem Jahr einfach, dass die Böden absolut bewerkstelligen? Es geht nur, wenn wir regi- auch wenn wir zuerst auf große Bedenken profitieren. bleiben, also im Radius von etwa 25 Kilo- und die hohe Verdampfung führen dazu, dass leergezogen sind. onal arbeiten. In dem Moment, wo wird weit gestoßen sind, als wir von unseren Plänen be- metern. Zuerst habe ich kalkuliert, dass wir durch schwaches Wachstum die Versorgung liefern, sind wir auf Plastikverpackungen an- richtet haben, Rohmilch verarbeiten zu wol- Weniger abhängig Mir ist wohler mit 20 Milchkühen zurechtkommen, habe über die Grünfläche für die Milchwirtschaft Redaktion: Heißt das dann, dass ihr Futter gewiesen. len. Hierbei spielt wieder die Tradition eine dabei, wenn es dann allerdings schnell gemerkt, dass das zum echten Problem wird. zu kaufen müsst? Max: Wir haben sehr strenge Auflagen bei Rolle. Im Käseland Frankreich ist es eher die von staatlichen uns gelingt, mit zu knapp gerechnet war. Jetzt sind wir bei Hanna: Nun ja. Im letzten Jahr haben wir der Verarbeitung zu beachten, was auch mit pasteurisierte Milch, die zur Herstellung von Förderungen – dem Hof eigen- 35 bis 40 Kühen. Das ist die Anzahl, die wir Redaktion: Wie viel Fläche braucht es für beschlossen „abzustocken“. Das heißt, wir der Eu-Neuzulassung zusammenhängt. Das Käse verpönt ist. ständig Einnah- gut mit unseren Weiden versorgen können. die 40 Kühe? haben alle männlichen Absetzer aus der Nach- bedeutet für uns wesentlich mehr Aufwand, mehr selbstständi- men zu erwirt- Wir haben nicht so viele zusammenhängende Max: Unser Hof hat insgesamt 163 ha. An zucht und die nichttragenden Kühe verkauft, als in den alteingesessenen Käsereien in tra- Redaktion: Heißt das jetzt, dass ihr bei euch ges Wirtschaften! schaften, zumal Flächen hier in dem recht eng geschnittenen Weidefläche haben wir etwa 25 ha und noch um Futter zu sparen. Und trotzdem mussten ditionellen Käseländern wie Frankreich oder nur pasteurisierte Milch verarbeitet? die EU-Förde- Tal, so dass ich mit meinen Kühen zwischen mal soviel für das Heu, also insgesamt 50 wir noch Heu dazukaufen. Das war allerdings der Schweiz. Max: Nein. Wir haben jetzt auch mit der rung immer wie- Burglahr, und Bürdenbach hin und ha. Dazu kommt gegebenenfalls noch 7 ha schwierig und ging nur über gute Kontakte, Herstellung von Bergkäse begonnen, der aus der kritisch diskutiert wird. Auf der anderen her ziehe. Es ist uns sehr wichtig, dass die Kleegras als hochwertiges Zusatzfutter aus zumal der Biobereich, aus dem heraus wir das Redaktion: Könnt ihr das genauer erläutern? Rohmilch gemacht wird. Dazu wird die Milch Seite sehen wir aber auch das Problem der Kühe raus kommen auf die Weide und wir sie dem Ackerbau. Allerdings, wie gesagt, die Heu kaufen, ja sowieso schon sehr eng ist. Max: Das fängt schon bei den Räumlich- lediglich auf 46 Grad erhitzt. Und ich möchte Milchbetriebe, wenn es um den Absatz der damit komplett versorgen können und eigent- Trockenheit macht uns zu schaffen. 2018 keiten an. Vorgeschrieben ist eine Hygie- betonen, dass das Veterinäramt uns bei allem Milch geht und die produzierten Mengen. lich haben wir dafür auch genügend Flächen. hatten wir eigentlich nur einen ersten Schnitt Redaktion: Da müssen wir schon schlucken, ne-Schleuse mit einer eigenen Mitarbeiter- sehr entgegenkommt. Wir sind der erste Kä- Wir wollen nicht in die Kostenspirale gera- Allerdings hat uns der viel zu trockene Som- im Mai. Danach folgte sehr wenig Aufwuchs. wenn wir aus eurem Munde erfahren, wie Toilette. Sämtliche Räume müssen bis auf sereibetrieb in ihrem Zuständigkeitsbereich. 2 3 3 Käserei Käserei

Für die Angestellten ist es Neuland, was wir nimmt man zum Beispiel unseren Gouda-Kä- Sie wird also erneut technisch auseinander elles Produkt, das dann immer etwas anders duktion nicht zentralisieren sollte. Ich halte schaftliche Aspekt scheint einer der schwer- hier tun, und sie müssen sich das auch erst se, den wir hier produzieren, der ist drei- bis genommen, um Bakterien herauszutrennen, schmecken darf. Genau genommen „frie- es für wesentlich besser, wenn wir uns darauf wiegendsten, der Kapitalismus ist zu groß. mal alles anschauen, wie bei uns produziert viermal so teuer, wie der Discounter-Gouda, die bei Silomilch auftreten und eine Käse- ren“ wir in dem Käse den Geschmack des besinnen, was wir regional gut erzeugen kön- Ich selbst bin in einer „Demeterwelt“ groß wird. Sie ziehen Proben und wir stehen in ei- fertigung unmöglich machen. Anschließend jeweiligen Tages ein, an dem wir die Milch nen. Wir müssen nicht von hier aus die Welt geworden, wo die Wertschätzung für gesunde nem guten Kontakt zueinander. Dazu kommt, Gouda und Gouda wird die Milch in den Käsefertiger gepumpt, gemolken haben, und können diesen Tag im ernähren und wir können entspannter die Lebensmittel großgeschrieben wird. Aber mir dass unser Hof eine EU-Zulassung hat, was sind nicht dasselbe! um das exakt standardisierte Endprodukt zu Winter essen. Wir haben die Milch also im Lebensmittel essen, die aus unserer Region ist auch klar, dass da draußen bei vielen Men- längst nicht für alle Käsereibetriebe gilt und erzeugen. Wesentlichen nicht verändert. Wir haben sie kommen. Das sagt mir mein Grundgefühl, schen der Preis ein ausschlaggebendes Argu- mit den zu verarbeiteten Mengen zu tun hat. Hanna: Um das Käseprodukt herzustellen, pasteurisiert, das heißt für eine halbe Stun- dass wir viele Sachen auf der Welt besser re- ment ist, wenn es um das Essen geht. Auf der anderen Seite aber bedingt das eben den der Verbraucher ja auch kennt. bedarf es keines Käsers, der daneben steht de auf 63 Grad erhitzt und sie anschließend geln könnten, wenn es die Globalisierung im auch besondere Qualitätsmerkmale. Und der fragt nach dem Grund dafür, wo und den Prozess begleitet, sondern eines auf 32 Grad abgekühlt. Dies ist der einzige Bereich der Lebensmittel nicht gäbe. ... Lebensmittel doch unsere Produkt kaum einen Transport- Maschinenführers, der die Programme des vorgeschaltete Arbeitsprozess. Wir arbeiten taugen nicht Redaktion: Schön zu hören, dass es eine weg oder Vermarktungs- und Infrastruktur- Käsefertigers überwacht, die ein standardi- mit der Milch so, wie die Kuh sie gibt, und Redaktion: Wie schätzt ihr euer Engagement wohlwollende Zusammenarbeit mit den Be- dienstleistungen beinhaltet. Es muss erst mal siertes Grundprodukt nach standardisierten der Gouda, der im März produziert wird, in Sachen Käserei ein? Auch vor dem Hinter- als Statussymbol. hörden gibt. Wie steht es denn um die grund- deutlich werden, dass unser Gouda ein völlig Abläufen bezüglich Erhitzung und Weiter- schmeckt völlig anders als der aus dem No- grund, den du da gerade schilderst, mit Blick

sätzliche Förderung und Unterstützung auf anderes Produkt ist, als der Käse aus dem verarbeitung etc. erzeugt. Zu guter Letzt wird vember, auch wenn das Grundrezept eines auf Globalisierung. Welche Perspektive seht Andererseits freue ich mich sehr darüber, dass kommunal-politischer Seite? Supermarkt, der ebenfalls Gouda heißt. das Produkt direkt in Folie gepresst, um es Goudas natürlich immer noch zu spüren ist. ihr für euch? Wo soll das hingehen? gerade jetzt mit fridays for future viele junge Max: Der Stall erhält eine Premium-Förde- darin reifen zu lassen. Aber Grasmilch schmeckt eben anders als Hanna: Uns ist schon klar, dass wir mit Leute über den Klimawandel im Zusammen- rung, da er alle Tierschutzrichtlinien erfüllt. Redaktion: Könnt ihr das etwas genauer er- Max: Die Milch für die industrielle Käse- Heumilch und auch die Konsistenz ist an- unserem Käse eine kleine Nische besetzen. hang mit Nachhaltigkeit und Globalisierung Die Käserei wird mit 25% gefördert. Hätten klären? fertigung wird also grundsätzlich sehr stark ders, mal mehr mal weniger cremig. Wie ge- Aber ich nehme ein zunehmendes großes In- nachdenken und ein wahrnehmbares Umden- wir unsere Pläne in ein Leader-Projekt ge- Max: Es fängt schon damit an, dass wir für mechanisch bearbeitet, worunter auch das sagt, um auf diesem Wege Käse herzustellen, teresse an regionalen Produkten wahr. Immer ken stattfindet. packt, wären wir vielleicht auch auf den 40% den Käse Milch verwenden, die deutlich fri- Fett leidet. Im Gegensatz dazu wird bei uns braucht es Erfahrung und eine intensive Aus- mehr Menschen interessieren sich dafür, wo Fördersatz gekommen. Wir liegen damit in scher ist als solche, die quer durch die Repu- die Milch genau einmal gepumpt und zwar einandersetzung mit den Arbeitsschritten, die Sachen her kommen, die sie essen, und Redaktion: Wie seht ihr in diesem Zusam- den gängigen politischen Rahmenbedingun- blik gekarrt wurde. Im industriellen Bereich von der Melkstation in den Tank. Dieser oder, wie man so schön sagt, viel personellen was da eigentlich drin ist. Also wir besetzen menhang die Entscheidung von Lidl, „Bio- gen auf Landesebene. Die Wirtschaftsförde- wird die Milch dann, nachdem sie in den ist so hoch installiert, dass die Milch per Einsatz. eine Nische, die größer wird, wenn ich auch land“-Produkte im Sortiment aufzunehmen? rung im Kreis Altenkirchen ist für uns kein Tanklaster rein und dann auch wieder her- Schwerkraft in den Kessel zur Weiterver- nicht glaube, dass regionale Bio-Produkte Max: Ich persönlich halte da nicht viel von. Thema. Die Förderungen laufen über land- ausgeht, anschließend durch einen Separator arbeitung fließen kann. Je nach Jahreszeit, Regionale Versorgung – einmal den größeren Teil der Versorgung der Lidl steht für Billigprodukte und wirbt mit wirtschaftliche oder EU-Töpfe. Von Kom- geschickt und weiter mechanisch bearbeitet. also ob die Kühe im Sommer das Weidegras ein Weg raus aus dieser Bevölkerung ausmachen werden. Schweinekoteletts für vier Euro. Aus Sicht munalpolitikern vor Ort erhalten wir positive Das heißt, die Milch von einer großer Anzahl oder im Winter das Heu fressen, ist auch eines Landwirtes ist das der falsche Weg. Rückmeldung. ganz unterschiedlicher Betriebe wird zusam- der Fett- und Eiweißgehalt ein anderer. Der Turbo-Globalisierung! Redaktion: Wie kommst du zu dieser Ein- Die Bundesregierung strebt 20 % Bioproduk- men gekippt und Fett und Eiweiß werden Fettgehalt kann zwischen 3,7 % bis zu 5 % schätzung? te an, im Moment sind wir bei 7% bis 8% und Redaktion: Erhaltet ihr Resonanz von euren separiert. Um anschließend ein standardisier- liegen. Obwohl wir natürlich auch vorgege- Hanna: Es ist ja nicht damit getan, dass das schon jetzt, wo bereits so manche Betriebe Kunden? Wie schätzt ihr die ein? Habt ihr tes Ausgangsgemisch mit einen genauesten bene Arbeitsabläufe beim Käsen haben, kann Redaktion: Warum macht ihr das? Warum Interesse an regionalen Produkten wächst. gerade in Ostdeutschland auf Bio umstel- Wünsche oder was erwartet ihr? festgelegten Fett-und Eiweißgehalt schaffen es dann eben schon mal sein, dass wir die geht ihr diesen aufwendigen Weg? Hat das Du musst dich informieren, du musst die len, gibt es Absatzschwierigkeiten, weil der Max. Nun ja, mit den Wünschen und Er- zu können. Dazu kommt aber auch noch, Kulturen etwas länger reifen lassen müssen. vielleicht einen gesundheitlichen Aspekt? Produkte suchen, musst dich auf den Weg Markt nicht mitwächst. Dazu kommt der Ge- wartungen an den Verbraucher bin ich erst dass die Milch aus den Regionen, die keine Oder wir erhöhen die Temperatur ein wenig, Max: Grundsätzlich bin ich erst mal der machen und sie finden. Und dann musst du treideanbau aus Rumänien und der Ukraine mal vorsichtig. Wer zu uns kommt, der hat Heumilch Tradition haben, wie hier bei uns, um die Molke herauszuholen. Je nach Gefühl Auffassung, dass man die Lebensmittelpro- bereit sein, ein Vielfaches von dem Super- zum Beispiel, wo mit wesentlich größeren sich natürlich schon mal entschieden. Aber, durch die Baktrifugen gepumpt werden muss. und Erfahrungen erzeugen wir ein individu- marktpreis dafür zu zahlen. Und dieser wirt- Anbauflächen gearbeitet wird und wo man 4 5 Käserei Milch global

an das Thema Bio ganz anders herangeht. Jeder soll sehen kön- zu bringen? Denkt ihr über eine Zusammen- Hinter dem Aufbau eines verbindlichen Kun- Da entsteht für deutsche Betriebe wieder ein arbeit mit den Supermärkten vor Ort nach? denstamms steckt viel Arbeit. Das erleben neuer Konkurrenzkampf. Alnatura ist es üb- nen, wie unsere Tiere Was gibt es sonst noch für Möglichkeiten der wir gerade bei Freunden von uns, die mit rigens ziemlich egal, woher das Biogetreide leben und welches Vermarktung? wirklich viel Mühe eine Basis für ihre CSA Das System für ihr Mehl kommt. Max: Die Perspektive, mit Supermärkten zu- (Community Supported Agriculture) aufbau- Hanna: Für uns ist das Argument „regional“ Futter sie bekommen. sammen zu arbeiten, ist noch nicht klar. Die en. Wir kennen die Solawi in Stopperich und das eigentlich wichtigere. Im Gespräch mit Handelsspanne, die da berechnet wird, für die in Hennef. den Kunden erwähne ich meist gar nicht un- ten der Menschen machen, wenn wir sie mit letzten drei Meter vom Produkt zum Kunden, Max: Aus unserer Sicht dürften die unseren Milch ser Bio-Label. Wir sind überzeugte Biohof- Ackerbauprodukten füttern, wo sie das als ist schon schmerzhaft. Beim Käse würden Käse gern mit in ihrem Programm aufneh- Ob Milch ein gesundes Lebensmittel ist oder der Konsum auch gesund- Betreiber, keine Frage, wir stehen dazu und Wiederkäuer eigentlich nicht braucht. Und unsere Produkte einige wenige unter vielen men, auch ohne dass die Kunden direkt Ern- heitliche Risiken birgt, wird kontrovers diskutiert. „Das System Milch“ legen wert auf biologische Landwirtschaft, Bio-Kraftfutter dazu zukaufen birgt die Ge- sein. Durch den Aufschlag, den der Markt für teanteile bei uns zeichnen müssen. Aber ge- aber bringt die Perversion der agrar-industriellen Lebensmittelproduk- fahr, einem möglichen neuen sich berechnet, würde er nochmals empfind- klärt haben wir diese Möglichkeit noch nicht. tion und unseres Lebensmittelkonsums auf den Punkt. Aus dem gleich- Zertifikatsskandal zum Op- lich teurer, als er schon bei uns ist, und ein- Beide CSA sind auch Milchproduzenten und namigen Film haben wir einige Aspekte zusammengetragen. fer zu fallen, weil die genau- mal aufgeschnitten, könnte er dann ja auch liefern an die Upländer Molkerei. Der Betrieb Zur Vertiefung empfehlen wir: „Das System Milch“, ard-Mediathek en Produktionsbedingungen verderben und weggeschmissen werden. in Hennef liebäugelt mit dem Gedanken, sel- (aufgerufen 11.2.2020). außerhalb Deutschlands oder ber in die Käseproduktion einzusteigen. Die gar Europas nicht besonders Redaktion: Ein anderer Weg sind Netzwerk- regionale Lebensmittelherstellung und Ver- 1/ Die Kuh als „Milchmaschine“ vertrauenswürdig sind. Trans- konzepte für regionale Produkte und Direkt- marktung entwickelt ständig weiter. parenz ist uns ein sehr wichti- vermarkter. Dazu gibt es bereits einige gute Redaktion: Vielen Dank für dieses Gespräch. Global operierende Molkereikonzerne sehen sich vergleichbar mit ges Anliegen. Beispiele und ein ganzes Netz an Regional- einer Raffinerie, wo aus dem möglichst billigen Rohstoff Milch die vermarktungsinitiativen. Heinrichshof, Baumgarten 10, unterschiedlichsten Produkte entwickelt und vermarktet werden. Das Die Kuh sollte nicht zum Hanna: Das Konzept „Abholstationen“ – als 57632 Burglahr, 02685.495 zentrale und gleichzeitig schwächste Glied im „System Milch“ sind die Nahrungskonkurrenten der kleinen Großhandel sozusagen – scheint mir [email protected] Kühe. Sie werden zweckoptimiert indem die Zuchtvorgaben auf Leis- Menschen gemacht werden. ein guter Weg. Online und mit der passenden www.heinrichshof-westerwald.de tungssteigerung hin orientiert werden. Dabei wird außer Acht gelassen, Das passiert, wenn wir sie mit App können Bestellungen von regional her- Das Interview fand im August 2019 auf dem dass die Tiere Euter entwickeln durch deren Größe sie kaum noch lau- Ackerbau-Erzeugnissen füt- gestellten Produkten aufgegeben und dann Heinrichshof in Burglahr statt. fen können. Ohne Trächtigkeit zur Garantie der Milchproduktion ver- tern, die sie als Wiederkäuer bei den Stationen abgeholt werden. Aber lieren sie ihre Existenzberechtigung. Eine Kuh hat im Allgemeinen eine eigentlich nicht braucht. auch dieses Format braucht erst mal umfang- Lebenserwartung von etwa zwanzig Jahren, eine Hochleistungsmilch- reichen logistischen und administrativen Auf- kuh von kaum mehr als fünf. Redaktion: Also das heißt, wand. ihr wollt wirklich dieses LEBENSMITTEL Im Januar 2020 haben wir im WIBeN Netzwerk nach- 2/ Das Problem der Gülle Fleckchen Erde, das ihr hier Redaktion: Was haltet von Solidarischer gefragt, wer sich aktuell dafür interessiert, woher die bewirtschaftet, in einem Landwirtschaft (Solawi)? Seht ihr eine Mög- alltäglichen Lebensmittel kommen, wo sie gekauft Eine Kuh, die Gras frisst, ist kein Klimakiller. Man kann Kühe zu 100% Kreislauf halten? lichkeit, den Käse in das System der verbind- werden und wie es um das Vertrauen bezüglich Her- von Gras ernähren. Kühe machen aus dem für den Menschen minder- Hanna: Aber ja, wir möch- lichen sicheren Abnehmerverpflichtungen stellung, Inhaltsstoffe und Vermarktung steht. wertigen Rohstoff Gras hochwertige Milchproteine. In Regionen, wo ten gern Produkte erzeugen einzubringen? klimatisch bedingt nicht ganzjährig Ackerbau betrieben werden kann, und vermarkten, die wir hier Hanna: Die Idee der Solidarischen Landwirt- hat das traditionell einen Beitrag zur Ernährung gesichert. Es ist aber auf unserem Hof herstellen – schaft ist klasse, auf jeden Fall. Die Leute er- Sami Fayed eine gigantische Verschwendung, wenn Kühe zur Leistungssteigerung mit dem, was bei uns wächst, halten Kontakt zu ihren Lebensmittel, fühlen „Ja, das Thema Ernährung ist ein Thema – ein sehr nur noch zu einem Drittel mit Gras gefüttert werden und zu zwei Drit- für Menschen, die hier in der sich als Teilhabende am Hof, wollen dann großes! Ich interessiere mich sehr für meine Nah- teln mit auf Ackerflächen produziertem Futter, z.B. Soja, dessen Ener- Region leben. Das heißt jede aber auch gerne informiert, vielleicht auch rungsmittel, und mir ist es sehr wichtig zu wissen, wo gie sie wiederum nur zu einem Drittel verwerten können. Da Proteine Menge Überstunden und Ide- „betüddelt“ werden. Auf der andere Seite sie herkommen. Immer bekomme ich das nicht hin, zu einem großen Teil aus Stickstoff bestehen, wird durch den Einkauf alismus, aber auch eine gute sehe ich, dass wir als Verbraucher verwöhnt aber sehr oft. von Protein als Futter eine große Menge Stickstoff eingeführt, der nicht Vermarktungsstrategie. sind und uns über ständige Vielfalt freuen. Das Fleisch kommt seit längerem nur noch aus lokalen mehr rücktransferiert wird. Diese Fütterung ermöglicht die Haltung aber für viele Kunden ist das überzeugende Max: Dabei möchte ich die beiden Wege bio Wenn es dann im Winter Wochen lang nur Quellen, oft kenne ich die Tiere sogar. Wild vom Jä- einer Anzahl von Tieren, die nicht mehr im Verhältnis zur verfügbaren Argument, dass der Käse von hier stammt, und konventionell aber nicht gegeneinander Kartoffeln oder Möhren gibt, überspitzt ge- ger hat einen festen Platz in unserer Küche. Schwein Fläche steht. Die so anfallende Gülle belastet die Böden und gefährdet von Kühen, die hier auf den Weiden stehen. ausspielen. Ich bin da eher vorsichtig. Ein sprochen, dann gibt es schon mal „lange Ge- wurde durch Wildschwein ersetzt oder von Konrad Mo- das Grundwasser. Die ganze Komplexität, die hinter der Bio- guter konventioneller Bauer, der nicht alle sichter“. So kommt es, dass manch einer nach ckenhaupt (Biohofladen Schürdt). Geflügel wird, wenn In jedem dritten Brunnen in Deutschland ist die Nitratbelastung zu produktion steht, der Gedanke der Kreislauf- seine Möglichkeiten ausschöpft, kann nach- relativ kurzer Zeit seine Beteiligung kündigt. überhaupt, auch bei ihm gekauft, sonst nirgends. Zum hoch. In den Niederlanden sind die Böden so hoch belastet, dass die wirtschaft interessiert viele Menschen gar haltiger wirtschaften, als ein schlechter öko- Metzger gehe ich gar nicht mehr, wenn Wurst, dann Regierung mit dem Stopp der Milchproduktion gedroht hat. Eine nicht. logischer. Wir arbeiten hier in Burglahr seit Redaktion: Der Gedanke, wie auch bei einer entweder auch aus Schürdt oder selbst gemacht. (Schein-) Lösung der niederländischen Molkereiwirtschaft ist der Ex- Max: Wir kaufen ja zum Beispiel auch keine dreißig Jahren sehr gut mit den konventionell Genossenschaft, sich finanziell an der direk- Milch und Käse kaufen wir auf dem Heinrichshof in port der überschüssigen Gülle ins Ausland. Futtermittel dazu, außer vielleicht Salzleck- wirtschaftenden Kollegen zusammen. Auch ten Lebensmittelerzeugung zu beteiligen, Burglahr, das Brot backt ein Freund in unserer Straße, Bei extensiver Viehhaltung kann Mist zu hochwertigem Kompost ver- steine und so etwas. Es wäre für uns wirt- wenn ich nicht immer alles gut finden, was macht ja Sinn. Das könnte ein Beitrag sein Honig kommt von befreundeten Imkern. Unser Oliven- arbeitet oder über die Weidehaltung direkt dem Nährstoffkreislauf zu- schaftlicher, Getreide als Kraftfutter nicht der andere so macht. zur Unabhängigkeit gegenüber den global öl erhalten wir von privat und aus vertauenswürdiger gefügt werden. Voraussetzung ist, dass die Anzahl der Tiere in Relation selbst anzubauen, auch wenn wir pro Jahr nur agierenden Supermarktketten. Wäre das ein Quelle aus Italien. zur verfügbaren Fläche steht. etwa 500 Kilo pro Tier verfüttern. In der kon- Redaktion: Regionalität ist ein wichtiges Ar- Weg für euch? Zum Beispiel, wenn ich euch Gemüse wächst im eigenen Garten. Und ja, manche ventionellen Kuhhaltung ist ein Vielfaches gument. Wir sehen, dass es mehr Höfe gibt, verbindlich jeden Monat eine Kilo Käse ab- Lebensmittel, wie Schinken und Bratwürste, Marmela- 3/ Immer mehr Milch davon üblich. bei denen, ähnlich wie bei euch, eine nachfol- nähme? de stellen wir selbst her. Aber grundsätzlich bedenklich finde ich, gende Generation mit neuen Ideen einsteigt. Hanna: Für uns ist es nicht wirklich prakti- Mittlerweile vertraue ich der Nahrungsmittelindustrie Das Milchsystem setzt die Bauern unter Druck, ruiniert unsere Umwelt dass wir die Kuh zum Nahrungskonkurren- Was braucht es, um „die Dinge auf den Weg“ kabel, weil wir nicht so viel Produkte haben. grundsätzlich gar nicht mehr.“ und führt die Kuhzucht ad absurdum, dennoch wird immer mehr Milch 6 7 Milch global Milch lokal

würde Subventionen überfl üssig machen, den Milchproduzenten eine reale Kalkulation er- Bei der Beschäftigung mit regionaler Lebensmittelversorgung hörten wir im Redaktionsteam möglichen und den Verbraucher steuerlich von einer „Milchtankstelle“ in der Region. Was das wohl ist, wer dahinter steckt und wie es entlasten, da die Subventionen letztlich steuer- funktioniert, waren Fragen die Axel Weigend und ich durch einen Besuch auf dem Biomilchhof fi nanziert sind. der Familie Seegers in Kaffroth klären wollten. Empfangen wurden wir von Heike und Ludwig

Gerda Prinz Seegers und ihrer Tochter Linda, die mit ihrer 3jährigen Tochter auch auf dem Hof lebt und 5/ Und wir wissen … arbeitet. Ich war beeindruckt von dem sehr harmonisch gestalteten Hofgelände. Die gewachse- ne Struktur aus altem Baumbestand, traditionellen und neuen Gebäuden, Hochbeeten mit Salat Weltbank und UNO haben 2008 das Wissen und Gemüse, aber auch Blumenbeeten, dazwischen Kinderspielzeug, Gummistiefel aufgereiht über weltweite Landwirtschaft zusammen- neben der Haustür und ein gemütlicher überdachter Sitzplatz wirken einladend und lassen uns getragen (siehe www.weltagrarbericht.de). erst mal ankommen. Das ganze Gelände spiegelt die lange Familientradition des Hofes. Demnach ist der entscheidende Faktor zur Verringerung des Hungers nicht steigende Produktivität sondern die Verfügbarkeit von Lebensmitteln und ihrer Produktionsmittel vor Ort. Die besten Garanten für fl ächendecken- de Ernährungssicherheit sind kleinbäuerliche Strukturen. Ein Großteil der Agrarindustrie lehnt diese Ergebnisse ab.

6/ … was zu tun wäre

Wir brauchen einen Paradigmenwechsel. Die Form der intensiven Landwirtschaft hat die Böden ausgelaugt. Selbst durch immer mehr Düngung werden die erwarteten Erträge nicht mehr erzielt. Nicht die Pfl anzen müssen ge- düngt, sondern der Boden in seiner Qualität aufgebaut und erhalten werden. Pfl ege und Aufbau des Bodens dienen als nachhaltige Le- bensgrundlage und müssen erforscht und ge- fördert werden. In der Agrarpolitik und den landwirtschaftli- chen Verbänden sind die Ökonomen vorherr- schend und haben die Landwirtschaft in eine Sackgasse geführt. Sie vertreten die Interessen von zehn Prozent der Bauern, die eine indus- trielle Landwirtschaft betreiben, die sich an produziert. Die gesamte Lebensmittelindustrie gerung der Milchproduktion. Eine Annahme, den Interessen exportorientierter, global agie- Die Geschichte ständliche Mitarbeit auf dem Hof. Als wei- hat einen Umsatz von 1,4 bis 1,5 Billionen die sich nicht bewahrheitet hat. Zwar wurden render Lebensmittelkonzerne orientiert. tere Konsequenz aus den Erfahrungen seiner Euro, damit liegt sie noch vor der Automobil- durch Kampagnen neue Märkte erschlossen, Auf regionaler Ebene sind mit kleineren Ein- Der Hof ist ein Familienbetrieb in 4. Gene- Jugend engagiert er sich für die Ausbildung industrie und der chemischen Industrie. sogar in Ländern, die traditionell kaum Milch- heiten und Versorgungsstrukturen Alternati- ration. Der Großvater von Ludwig Seegers von Landwirten außerhalb des familiären Im Jahr 2000 wurde die bis dahin stark regle- produkte kannten, gleichzeitig entwickelte ven möglich. hat den Hof zunächst als Pächter bewirt- Hofes. Zu seiner Zeit gab es darüber noch mentierte Agrarpolitik der EU gegenüber dem sich aber der Preiskampf zwischen den kon- schaftet und ihn schließlich 1945 erworben. keine Diskussion, schon in der Ausbildung Weltmarkt geöffnet. Es ging nicht mehr um kurrierenden Konzernen. Nach der Übernahme durch seinen Vater waren die jungen Familienmitglieder wich- die europäische Lebensmittelversorgung, wie Inzwischen wird die zu Dumpingpreisen ver- wurde Ludwig Seegers auf dem elterlichen tige Arbeitskräfte, ein Aspekt, der wie Heike es bis dahin das erklärte Ziel der EU-Agrar- marktete Überproduktion zu einem erhebli- Hof zum Landwirt ausgebildet und hat ihn Seegers betont, noch heute auf vielen Höfen politik war, sondern die europäischen Bauern chen Teil energieaufwändig zu Milchpulver dann als konventionellen Milchviehbetrieb gilt. Seit vielen Jahren ist Ludwig Seegers sollten nun auch für den Export produzieren. verarbeitet. Im Interesse global agierender weitergeführt. Er versteht sich als „Landwirt daher selbst in der Meisterausbildung für Der Gedanke war, von Europa aus die Welt Molkereikonzerne hat die EU spezielle Frei- aus Leidenschaft“ und hat schon 1994 durch Landwirte engagiert. Auch seine Tochter zu ernähren. Die wachsenden Märkte in Chi- handelsabkommen mit afrikanischen Staa- die Gründung einer bis heute bestehenden sollte „schauen, was in der Welt vor sich na, Afrika und Südamerika ermöglichten das ten geschlossen, die ermöglichen, dass das Betriebsgemeinschaft als Gesellschaft bür- geht“ und hat über 6 Jahre Teile ihrer Aus- Wachstum der europäischen Agrarindustrie, durch Subventionen verbilligte Milchpulver gerlichen Rechts (GbR) fortschrittliche Im- bildung außerhalb des eigenen Hofes absol- eine ständige Steigerung der Produktivität pro der EU mit seinen Produkten den afrikani- pulse gesetzt. Zu den wesentlichen Zielen viert. Die Grundhaltung über den Tellerrand Hektar ist das Ziel. schen Markt überschwemmt und dort den der GbR gehören auch ganz praktische Ko- hinaus zu schauen, Innovation und Entwick- regionalen Milchproduzenten die Existenz- operationen, wie gegenseitige Vertretung. lung zu suchen, wird an vielen Stellen des 4/ Immer größere grundlage entzieht. Auch hierzulande ist der So wurden Urlaub und Freizeit für die Fa- Betriebes sichtbar. Sie zeigt sich in Solar- Abhängigkeiten Milchpreis, den die Bauern bekommen, so milien möglich, Freiheiten, die Ludwig See- paneelen auf den Stallungen, dem Aufbau gering, dass ihre Existenz ohne EU-Agrar- gers in seiner Jugend noch vermisst hat. Für einer Biogasanlage, bis hin zu der Entschei- Abnahmeversprechen und die Hoffnung auf subventionen nicht gesichert wäre. seine Kinder gehörten diese Freiheiten aber dung den Milchbetrieb auf biologische Be- steigende Milchpreise führten zu einer Stei- Ein Aufschlag von wenigen Cent je Liter dann ebenso zum Alltag wie die selbstver- wirtschaftung umzustellen. Die Milch von der Kuh, Die Milch von steht dir auf der Weide die vor 8 9 Milch lokal

Abhängigkeiten, für sie keine Option. Ins- die monatelange Vollsperrung der Straße mussten. Seit 2020 wird die Milch zur Bay- en aber nicht entsprechend mitgewachsen cher. Er muss in einer schier unübersicht- Ein neues Kapitel gesamt sei dann die Umstellung der Acker- Richtung Asbach brach der Absatz deutlich rische Milchindustrie eG (BMI eG) geliefert. ist, sind hier einerseits Engpässe für die lichen Produktpalette eine Wahl treffen. bewirtschaftung auf ökologischen Anbau die ein, normalisiert sich nun, nach Abschluss Da die langen Transportwege, wie sie zur Zeit Weiterverarbeitung entstanden, aber auch Unterschiedliche Biolabel, aber auch unter- 2015 wurden Veränderungen in der Betriebs- größere Herausforderung gewesen, die Um- der Baustelle, aber langsam wieder. in Kauf genommen werden müssen, nicht im industrielle Strukturen mit entsprechenden schiedliche Verarbeitungsstufen, die Ein- gemeinschaft notwendig in deren Folge die stellung in der Tierhaltung habe nur wenig Inzwischen gibt es in der kleinen Blockhüt- Sinne einer ökologischen Wirtschaftsweise Konzentrationsprozessen und unverhältnis- fl uss haben auf Zusammensetzung, Quali- Milchwirtschaft aus der GbR herausgenom- Veränderung erfordert. te auf dem Hofgelände neben Milch auch sein können, entstand die Milchtankstelle als mäßigen Transportwegen und –kosten. Eine tät, Geschmack und Haltbarkeit, erfordern men wurde und an Linda Seegers überging. Wenn Linda Seegers von ihren Kühen spricht, andere eigene Produkte, wie abgepacktes kleine Lösung und die Zukunftsvision eine Möglichkeit dem entgegen zu wirken, sieht ein komplexes Wissen. Aber ist das Wissen Die staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin ist ihre emotionale Verbindung zu den Tieren und tiefgefrorenes Fleisch, Wurstwaren und regionale Bio-Molkerei aufzubauen. Ludwig Seegers in der Stärkung oder dem über die Unterschiede zwischen Rohmilch, entschied sich mit der Übernahme den Milch- immer wieder spürbar, aber auch die positive Schinken, aber auch Bio-Eier von einem Ko- Wiederaufbau von regionalen Versorgungs- frischer Milch und steriler Milch oder auch betrieb auf biologische Bewirtschaftung um- Resonanz der Kundschaft auf die Umstellung operationspartner und Käse vom Heinrich- Die Idee einer regionalen strukturen. Er erinnert sich noch an eine über die Haltungsbedingungen der Tiere, die zustellen. Die Bewirtschaftung ohne Pestizi- bedeutet der jungen Landwirtin viel. shof in Burglahr. Molkerei Molkerei, die es früher in der Region gab damit verbundenen Auswirkungen auf die de und mineralische Dünger fühlte sich für Da auch diese Produkte in Verkaufsautoma- und beschreibt die Idee einer Bio-Molkerei Umwelt, sowie die Produktions- und Verar- sie einfach besser an, bestärkt sah sie sich Zahlen und Fakten ten angeboten werden, sind sie unabhängig Als Hintergrund für die Idee einer regiona- für den Westerwald. beitungsbedingungen Bestandteil der Kauf- auch durch die in dieser Hinsicht zunehmend von Öffnungszeiten, jederzeit zugänglich. len Bio-Molkerei erläutert Ludwig Seegers Um regionale Biomilch auf einem satten entscheidung des Verbrauchers oder geht kritische Haltung ihrer Kunden. „In der kon- Der Hof ist feste Einkommensquelle für drei zunächst die komplexen Zusammenhänge Markt zu platzieren, braucht sie entsprechen- sie letztlich doch in der Hauptsache über ventionellen Landwirtschaft gibt es keinen Familien, für Heike und Ludwig Seegers und des Milchmarktes und verweist dabei auf de Alleinstellungsmerkmale. Regionalität, den Preis? An dieser Stelle wird bei Fami- Ausweg aus dem Hamsterrad, da geht nur inzwischen auch für die Töchter Linda und zwei Dokumentationen der ARD. Beide die Verpackung in Glasbehältern, ein La- lie Seegers einerseits Skepsis deutlich, aber wachsen oder weichen“, so beschreibt Heike Theresa mit ihren Familien, je nach Saison „Akte D - Die Macht der Bauernlobby“ und bel und eine genossenschaftliche Betriebs- auch der Wille zu gestalten und nach Lösun- Seegers die Situation, in der die Familie sich kommen noch Aushilfen hinzu. „Das System Milch“ wurden 2019 ausge- form, in der ausdrücklich auch Verbraucher gen zu suchen, die eine Alternative zum be- für den neuen Weg entscheidet. „Die jungen – 120 Milchkühe, davon 60 aus der Nach- strahlt, können aber in der Mediathek der als Genossen gewünscht sind, sollen die stehenden „System Milch“ sein können. Sie zucht ARD weiterhin angesehen werden. Verbraucheridentifi kation und -bindung sind überzeugt, dass Produzenten mit ihren – 80 ha Ackerbau, Getreide wird überwie- Durch die Struktur des Marktes sind Milch- stärken. Die Produktpalette soll um andere Produkten das Vertrauen der Kunden recht- gend als Futter verwertet, evtl. Überschüsse bauern gefangen in dem wirtschaftlichen Milchprodukte, wie Yoghurt, Butter etc. er- fertigen müssen, sehen aber auch die Ver- werden vermarktet Zwang zu ständiger Ertragssteigerung. Da weitert werden. Für die Vermarktung denkt braucher durch ihr Konsumverhalten in der – 80 ha Grünland, davon 30 ha als Weide- sie keinen Einfl uss mehr auf die Vermark- er vor allem an inhabergeführte Märkte, Mitverantwortung für die Entwicklung des fl ächen genutzt, der Rest liefert Heu für den tung der Milch haben, sind sie von den Prei- wo direkte, persönliche Beziehungen mög- Lebensmittelmarktes. Winter sen global agierender Molkereikonzerne ab- lich sind. Als entscheidenden Faktor sieht Eine regionale Bio-Molkerei wäre ein gro- – 2016 Umstellung der Flächen auf biologi- hängig und letztlich auf EU-Subventionen er die bei einem regionalen Produkt wieder ßes Projekt, letztlich auch ein wirtschaftli- sche Bewirtschaftung angewiesen. Der Milchpreis allein kann die entstehende Nähe zwischen Produzenten, ches Risiko. Würden Verbraucher wirklich – März 2017: Umstellung der Tiere auf bio- Existenz der Bauern nicht mehr sichern, Handelspartnern und Verbrau- mitziehen? Wie kann ein solches logische Haltung. Um Weidehaltung zu er- insbesondere seit dem im Jahr 2000 die bis chern. Sie befördert Vertrauen, Projekt gestemmt werden? Im möglichen, wurde das Melksystem vom dahin stark reglementierte Eu-Agrarpoli- lässt die Wertschätzung für das Rahmen von Leader soll eine Melkroboter auf Melkstand umgestellt. Beim tik für den Weltmarkt geöffnet wurde. Der Produkt wachsen und damit Machbarkeitsstudie diese Fragen Melkroboter werden die Kühe über das Fut- Preis für Biomilch ist etwas stabiler, weil auch die Bereitschaft, die Kauf- einschätzen. ter zum Melken gelockt. Wenn sie zum fres- die Molkereien die Biomilchbauern zeitwei- entscheidung nicht allein über Wir danken Familie Seegers für sen in den Melkroboter eintreten, werden sie, se anhalten die Produktion zu regulieren, den Preis zu treffen. Hier steht den sehr informativen Einblick wann immer sie kommen, vollautomatisch um entsprechende Preise halten zu können. Milch beispielhaft als ein Bau- in die Komplexität rund um ein gemolken. Der Melkstand dagegen ermög- Die zunehmende Nachfrage und der stabi- stein für einen bewussteren scheinbar „einfaches“ Produkt. licht, dass die Tiere auf der Weide grasen, Wirtschaftliche Verfl echtungen lere Preis haben insgesamt die Menge der Umgang mit Lebensmitteln. aber morgens und abends zum Melken in den produzierten Biomilch dennoch wachsen Dabei wachsen die Anfor- Biomilchhof Melkstand geführt werden. Die bei der Wei- Der Betrieb ist Mitglied in der Milch-Er- lassen. Da die Kapazität der Biomolkerei- derungen an den Verbrau- Familie Seegers dehaltung größere Bewegungsfreiheit für die zeugergemeinschaft Rheinland-Pfalz (MEG Kaffroth 2a, 57632 Rott Kühe wirkt sich positiv auf ihre Gesundheit RLP), deren Milch über die Berliner Milch- Tel. 02685 7914 aus, sie haben z.B. weniger Klauenprobleme. einfuhrgesellschaft (BMG) vermarktet wur- Die Tiere wurden auch schon vor der Umstel- de. Die zunächst positive wirtschaftliche lung überwiegend homöopathisch behandelt, Entwicklung nach der Umstellung wurde der Behandlungsbedarf ist aber jetzt noch unterbrochen, als die BMG im März 2018 mal geringer. Die Milchleistung ist von 8.500 unerwartet Insolvenz angemeldet hat. Neue bis 9.000 kg pro Jahr und Kuh auf etwa 7.500 Vermarktungswege zu erschließen gestalte- kg gesunken. te sich als schwierig. Die Biomilch musste Leute wollen neue Impulse setzen, was Eige- einige Zeit unter Wert konventionell ver- nes machen“ und obwohl biologische Land- Milch selber zapfen marktet werden, da die umliegenden Bio- wirtschaft in der Ausbildung kaum eine Rolle molkereien keine Aufnahmekapazität hat- spielte und dort eher Inhalte der industriellen Seit März 2019 gibt es auf dem Hofgelände ten. Zum 1.6.2018 ist die Milch über Almil Landwirtschaft vermittelt wurden, entschied die Milchtankstelle. Hier kann Rohmilch li- in Oberwesel vermarktet worden, die aber sich Linda Seegers als einzige von 75 Aus- terweise, in die vorgehaltenen Glasfl aschen kurz darauf signalisiert hat, dass sie an der bildungskandidaten ihres Jahrganges für oder mitgebrachte Behälter gezapft werden. Abnahme von Biomilch langfristig nicht in- diesen Weg. Konventionell zu wachsen war, Der Liter kostet 1,20€. Der Absatz an Milch teressiert sei. 2019 wurde die Milch bei der wegen der damit verbundenen Verschuldung ist sehr schwankend, an Wochenenden kön- Hofmilch GmbH in Sonthofen, also fast 600 für größere Stallungen, neueste Technik etc. nen es bis zu 70 Liter pro Tag sein, an den km entfernt, verarbeitet, wo Abschläge von sowie den daraus entstehenden Zwängen und Wochentagen im Schnitt 30-40 Liter. Durch 6-8 Cent für den Transport kalkuliert werden 10 11 Boden Boden

Die Machbarkeitsstudie klärt auch Fragen Die unterste Schicht, das Ausgangsmate- „Westerwälder Bio- nach der Vermarktung und der Vertriebs- rial bzw. die Gesteinsschicht, fi ndet ihren wege: Was ist ein angemessener Milchpreis Ursprung aus vulkanischer Aktivität, aber für die Bauern? Welche Verpackung ist ver- auch aus Sedimenten vom Meeresgrund, die milch“ – kann daraus nünftig? Wie können Vertriebs- über Millionen von Jahren durch Plattenver- wege aussehen? Wie können schiebung und Absetzung zu einer harten, eine Marke werden? Verbraucher motiviert werden, steinigen Masse verfestigt wurden. Die Mi- Ulli Gondorf regionale Biomilch wertzuschät- neralzusammensetzung des Gesteins und der zen und einzukaufen? Welche Grad der Verwitterung (Sand, Schluff, Ton) Seit Jahren ist WIBeN mit seinen 100 Mit- studie für die Direktvermarktung von Bio- anderen Milchprodukte sind machbar? Ziel bestimmen die Fruchtbarkeit des Bodens. gliedern ein Teil des Verbands für Wirtschaft milch im Westerwald in Auftrag gegeben ist es, die Wertschöpfung in der Region zu Diese drei Schichten, auch A-, B- und C-Ho- und Umwelt e.V. (VWU) in Rheinland-Pfalz. werden könnte. Zusammen mit mir, als Ver- halten! rizonte genannt, bilden den gesamten Boden. Durch diese Mitgliedschaft sind alle WI- treter für die Wirtschaft im LEADER-Steue- Ergebnisse dieser Studie werden im Spät- Es gibt auch Böden, die nur zwei Horizonte BeN–Betriebe auch mit „UnternehmensGrün rungskreis der Raiffeisenregion, kamen wir sommer 2020 erwartet. Wer weiß – viel- aufweisen. Abhängig vom Entstehungszeit- e.V.“, dem bundesweiten Netzwerk für die überein: Der VWU stellt den Antrag, die Eu- leicht sind die Ergebnisse ja auch auf Eifel raum, den klimatischen Bedingungen, des grüne Wirtschaft, und mit „ecopreuneur“, ropäische Union fördert die Studie über das und Hunsrück zu übertragen? Standortes und der Bewirtschaftung bilden dem europäischen Netzwerk ökologisch ori- Programm LEADER, die Interessen der re- Die Flammersfelder Regionalgenossen- sich unterschiedliche Horizonte, mit unter- entierter Unternehmen, verbunden. gionalen Biomilch-Bäuerinnen und -Bauern schaft begleitet und organisiert die Unter- schiedlichem Charakter. Diese werden dann Als gemeinnütziger Träger kann der VWU bilden den Ausgangspunkt und im Netzwerk stützung dieses Projektes. Wer sich für re- Bodentyp genannt. Der häufi gste in Deutsch- Bildungs-, Forschungs- und Sozialprojekten unterstützt jede Organisation das Projekt gionale Wertschöpfung engagieren will, ist land ist die Braunerde. einen sinnvollen Rahmen geben, den WIBeN nach ihren Kräften. herzlich willkommen: Zeichnen Sie zwei allein so nicht schaffen könnte. So entstand Anstoß dieser Geschichte ist, dass es hier in Anteile zu je 250 EUR und werden Mitglied Fruchtbarer Boden – in den letzten Monaten gemeinsam mit dem der Region keine Molkerei-Kapazitäten gibt, in unserer Genossenschaft – Sie warten die- ein komplexes Geschehen! „Förderverein für nachhaltiges regionales die die Biomilch aus dem Westerwald ver- se Pionierphase nicht ab, sondern bekennen Wirtschaften e.V.“ (u.a. Träger des Regional- arbeiten könnte. Die Biomilch muss zum Teil Farbe für regionale Entwicklung! Ober- und Unterboden sind keine vonein- laden Unikum) aus Altenkirchen und dem vom Westerwald bis nach Südbayern trans- ander getrennten Schichten, sondern gehen VWU, eine Planung, wie eine Machbarkeits- portiert werden. Infos bei Ulli Gondorf, [email protected]. – bei optimalen Bedingungen – ineinander über. Oberboden, der organische, lebendige Teil des Bodens, besteht aus 60 % Kohlen- Wir nutzen die Böden der Welt, als wären sie unerschöpfl ich, und stoff, 6–8 % Stickstoff, 1–2 % Phosphor, Den Boden unter heben dabei von einem Konto ab, auf das wir nicht einzahlen. 0,8–1,5 % Schwefel, ca. 30 % aus Mineralien Denn es braucht häufi g mehrere tausend Jahre bis sich eine dünne und natürlich aus einer Unzahl von Bodenle- den Füßen verlieren … Schicht fruchtbarer Oberboden bilden kann, aber nur eine Stunde bewesen. Es ist ein organisch-mineralischer- starken Regens, um ihn zu verlieren. Böden sind in menschlichen Komplex. ist die Beschreibung eines bedrohlichen Erlebens. Dass es ständig Zeiträumen nicht erneuerbar. […]“ Damit sich dieses komplexe Geschehen ent- im wörtlichen Sinne passiert, realisieren wir kaum. Wir zitieren hier auszugsweise Barbara Unmüßig u.a. „Bodenatlas falten kann, reicht es nicht aus, einfach nur – Vorwort und Einführung“, 8.1.2015 Der Bodenatlas gibt einen alle Komponenten zusammenzubringen. „Boden scheint unerschöpfl ich. Er ist einfach da. Unter unseren sehr anschaulichen Einblick ins Thema, den wir Interessierten nur Boden Mit anderen Worten, bringt man auf einem ein vielschichtiges Geschehen! Füßen. Unter den Feldern, dem Gras und den Bäumen. Wir leben empfehlen können. fast reinen mineralischen Boden (häufi g im von und auf dem Boden, doch wir schenken ihm kaum Beach- Jasper Franzmann Ackerbau) Unmengen von Mist oder Kom- tung. […] Quelle: Barbara Unmüßig, Klaus Töpfer, Hubert Weiger und Bar- Erst einmal ganz simpel: Boden ist ein Ge- will ich hier nicht von „tot“ oder „toter orga- post (orangische Dünger) auf, hat das mit Aber Böden sind nicht nur wichtig für die Lebensmittelproduk- bara Bauer „Bodenatlas – Vorwort und Einführung“, 8.1.2015, in: misch aus mineralischen und organischen nischer Substanz“ sprechen, sondern nenne einem fruchtbaren Boden noch nicht viel tion. Sie fi ltern Regenwasser und schaffen so neues, sauberes https://www.boell.de/de/bodenatlas, aufgerufen am 27.2.2020 Bestandteilen, die in Schichten übereinander diese Bodenschicht einfach nur „Oberboden“ zu tun. Ein fruchtbarer Boden ist ein bio- Trinkwasser. Sie regulieren das Klima, denn sie sind nach den liegen. bzw. „Krume“. Der lebendige Teil des Ober- logischer Prozess, der aus einer Symbiose Ozeanen der größte Kohlenstoffspeicher der Erde: Sie speichern bodens besteht aus Bakterien, Pilzen, Regen- zwischen Pfl anzen (Photosynthese) und zahl- mehr Kohlenstoff als alle Wälder der Welt gemeinsam. Bodenhorizonte würmern und anderen unzähligen kleinen reichen Bodenlebewesen (mikrobieller Ak- Und Böden sind höchst lebendig! Tierchen, welche insgesamt als „Bodennah- tivität) zustande kommt (Lebendverbauung In einer Handvoll Erde leben mehr Organismen als Menschen auf Der Oberboden, auch „Krume“ genannt, rungsnetz“ bezeichnet werden. der Bodenkrümel). unserem Planeten. Zwei Drittel aller Arten der Welt leben ver- ist der organische, lebendigere Teil des Bo- Nach dem Oberboden folgt der mineralische Hier gehe ich im Besonderen auf die Photo- steckt unter der Erdoberfl äche. Die Weltgemeinschaft hat sich drei dens. Sein Humusgehalt, in der Fachliteratur Unterboden, der aus gröberen Geröll und synthese ein. Pfl anzen sind autotroph. Das wichtige Ziele gesetzt: Der Verlust der Biodiversität soll gestoppt als „Toter organischer Anteil“ beschrieben, feineren verwitterten mineralischen Parti- heißt, Pfl anzen sind in der Lage, sich selbst werden, die Klimaerwärmung soll auf höchstens 2° Grad Celsius macht normalerweise auf landwirtschaft- keln, wie Sand, Schluff und Ton besteht (die zu ernähren – mit Hilfe der Sonne, Kohlen- ansteigen und jeder Mensch das Recht auf ausgewogene Nahrung lichen Nutzfl ächen 0,5 bis 8 Prozent aus; er Mischung aus Sand, Schluff und Ton nennt dioxid und Wasser. Das Endprodukt ist Glu- haben. Ohne fruchtbare Böden wird keines dieser Ziele erreicht entsteht durch die Verstoffwechselung von man Lehm). Die Verwitterung von groben cose (Zucker) und Sauerstoff. Die Glucose werden. Denn Böden erfüllen all ihre Funktionen nur, wenn das unzersetzten organischen Anteilen, wie Ern- zu feinen Partikeln fi ndet sehr langsam über wird zum großen Teil von der Pfl anze selbst Bodenleben intakt, die Humusschicht gesund und die Landrechte teresten, Wurzelresten, Laub, Totholz, abge- physikalische, chemische und biologische genutzt, der kleinere Teil, ca. 30 %, wird in gesichert sind. Doch trotz ihrer lebenswichtigen Funktionen und storbenen Bodenorganismen und Aas. Der Prozesse statt. Beispiele für physikalische den Wurzelbereich verlagert. Dort ernährt sie zentralen Bedeutung schützen wir die Böden nicht. unzersetzte organische Anteil nennt sich De- Verwitterung sind Frost-, Salz- und Tempe- zahlreiche Bodenlebewesen, die auf Glucose Tatsächlich gehen durch falsche Nutzung jährlich rund 24 Milliar- tritus. ratursprengung; für eine chemische Verwit- angewiesen sind. Dazu zählen Bakterien und den Tonnen fruchtbarer Boden verloren. […] Diese Auf-, Um- und Abbauprozesse haben terung sind es Lösungs- und Säureverwitte- Pilze. Aber die Pfl anze stellt die Glucose nicht eine starke biologische Aktivität, deshalb rung. umsonst zu Verfügung. Als Gegenleistung be- 12 13 Boden

kommt sie zum Beispiel von den Mykorrhi- zusammen mit der Hauptfrucht oder zeitver- Vegetationszeiträume besser nutzen. Ähnli- za-Pilzen Stickstoff, Phosphor und Schwefel setzt, wenn die Hauptfrucht schon Vorsprung che Vorteile lassen sich mit Zwischenfrüchten sowie viele weitere Nährstoffe aus den Fein- hat. Untersaat besteht in der Regel aus niedrig erreichen. Um einen Boden also nachhaltig poren des Bodens, die nur die feinen Pilzhy- und langsam wachsenden Pflanzenarten, die fruchtbar zu machen oder zu erhalten, ist es phen erreichen und von ihnen in pflanzenver- keine Konkurrenz zur Hauptfrucht darstellen wichtig, ihn dauerhaft mit den genannten fügbare Form umgebaut werden. und die sich im Schatten der Hauptfrucht zu- Maßnahmen zu schützen, egal, ob im privaten 85–90 % der Nährstoffaufnahme für Pflanzen rückhalten. Erst wenn die Hauptfrucht geern- Hausgarten, Gemüsebau, Weinbau oder in der werden über Mikroben vermittelt. Also ohne tet wird, kann die Untersaat ihr Potenzial ent- Landwirtschaft. Pflanzen keine Mikroben und ohne Mikroben falten und richtig loswachsen. Sie schützt und –––––– keine Pflanzen. Und somit keinen fruchtbaren versorgt das Bodennahrungsnetz und verhin- Jasper Franzmann, Jahrgang 1992, Tischler Oberboden. dert Erosion. Sie verbessert die Bodenstruktur (Ausbildung in der Schreinerei Klaus Schnei- „Es kann kein Leben ohne Boden und kein Bo- durch ihre Feinwurzeln und damit die Wasser- der, ) und Landwirt (Ausbil- den ohne Leben geben. Sie haben sich zusam- aufnahmefähigkeit, sie trägt zu einer besseren dung auf dem Bioland-Hof Schürdt, Konrad men entwickelt.“ (Charles E. Kellogg, United Befahrbarkeit bei. Mit ihr lassen sich kurze Mockenhaupt). States Department of Acriculture (USDA), Jahrbuch der Landwirtschaft 1938) Fruchtbarer Boden ist also das Resultat einer Symbiose zwischen Mikrobiota und Pflanzen, die Photosynthese betreiben. Im Laufe der Evolution entstand im Boden eine Vielzahl von Lebensformen, die an unterschiedliche Pflanzen angepasst sind. Außerdem gibt es frei lebende Mikroorganismen. Diese Bakte- riengesellschaften spielen ebenso eine wichti- ge Rolle im Bodenstoffwechsel. Aber zurück zu den Pflanzen: Zirka 80–85 % aller an Land wachsenden Pflanzen sind an Mykorrhiza-Pil- Das hier ist unser ze gebunden. Sie werden als „Mykorrhizierte Pflanzen“ bezeichnet. Um also eine gewisse Vielfalt von Mikroben im Boden zu erhalten oder zu bekommen, ist eine Vielfalt von ver- aller Ding: live2give schiedenen Pflanzen unerlässlich. Ein gutes Beispiel ist Grünland. Grünland hat Riesige Folientunnel glitzern in der Sonne, daneben Felder mit langen Reihen: private kleine Läden, in Städten gründeten Artenvielfalt und in der Regel Humusanteile Salat, Kohl, Wirsing, Zwiebeln, Lauch, Tomaten, Paprika, Gurken und sogar Melonen – sich „Kooperativen“, interne Verteilsysteme, von 5–10 Prozent je nach Nutzung. Und mit all das auf den Höhen des rauen Westerwaldes mit seinen Lehmböden. die Bio-Gemüsekisten organisierten und aus Blick auf die Photosynthese: Was hat Grün- der Garage heraus weiterverkauften. land noch im Gegensatz zu einem Acker? Sie Am Info-Tag im August 2019 hält Johannes kam erst vor etwa zwölf Jahren hinzu. Ende Und so begann das auch in Dickendorf: Die hat DAUERHAFTE Begrünung! Stellen Sie Storch informativ und kurzweilig einen Vor- der 1970er Jahre suchten ein paar junge Leu- Gruppe baute ein „Familien-Garagen-Ver- sich einen Acker in dem Zeitraum von Ende trag über Gemüsebau mit dem Schwerpunkt te einen Platz, wo man etwas aufbauen kann. teil-System“ auf, das viele Jahre lang funkti- Juli bis Ende September vor. Was sehen Sie? des Mulchsystems. Danach wird es kon- Es war auch noch keine „Glaubensgemein- onierte. Irgendwann wurde aber klar, dass es Meistens Stoppeln! Also keine einzige grüne kret sicht- und erlebbar: Es gibt Feldbege- schaft“, denn so formiert war das damals in auf ein professionelles Niveau gehoben wer- Pflanze, die Photosynthese betreibt und somit hungen und Verköstigung aus dem hofeig- Deutschland noch gar nicht. den musste und so entstand Ende der 1990er unser Bodennahrungsnetz versorgt. nen Food-Truck. Im Hof-Laden findet man Peter Storch gehört zu dieser Handvoll jun- ein Laden – mit einem ausreichend großen Ist es nicht schade um all die wertvollen LEBENSMITTEL eine große Auswahl von Gemüse, Getreide, ger Leute. Sortiment, mit Öffnungszeiten und für alle Sonnenstrahlen, die zu dieser Jahreszeit den Brot, Öle und Sojaprodukte, zum großen Teil zugänglich. Es war nur Ein- und Verkauf, höchsten Effekt auf die Photosynthese-Leis- Hans Kneilmann aus der hofeigenen Manufaktur. Alles, was Peter Storch: Ich habe damals hier in der noch keine eigene Produktion. Aber von Be- tung unserer Pflanzen haben? hier wächst und verarbeitet wird, beruht auf Nähe gewohnt. Wir suchten einen Platz, auf ginn an war die Richtung klar: Es ging um „Ja, wir interessieren uns dafür, was wir essen und Pflanzen; es gibt keine Tierhaltung, die in den dem wir zum Beispiel Literatur herstellen rein pflanzliche Ernährung. Photosynthese Photosynthese was da drin ist. Bisher kauften wir bei Rewe in landwirtschaftlichen Kreislauf von Geben und drucken oder einen Treffpunkt unterhal- Photosynthese Altenkirchen ein (ehem. Jumbo), der hat nun ge- und Nehmen eingefügt wird. – Im Gespräch ten könnten für die, die sich dieser Glaubens- Hans-Peter Hahn: Bald danach kam die schlossen. Auf dem Markt in Betzdorf geht unser sind Peter Storch und Hans-Peter Hahn gemeinschaft zugehörig fühlten. Wir fanden Frage auf, ob wir aus den guten Zutaten, Ab dem Zeitpunkt der Ernte bis zur nächs- Weg immer zum Stand des Biohofladens Schürdt. (live2give) sowie Christina Schneider. hier in Dickendorf die Waldschänke, ein die wir zum Teil sogar aus England holten, ten Hauptfruchtsaat könnte eine Untersaat Nein, wir haben keine besonderen Vorlieben, und heruntergekommenes Gasthaus, das verstei- denn dort war der Gedanke von ökologi- den Boden schützen und den wichtigen bio- wir haben keinen Geheimtipp. Wir vertrauen auf den Christina Schneider: Es ist eine christliche gert wurde. Wir waren die einzigen Bieter, so scher Ernährung schon fortgeschrittener als logischen Prozess der Photosynthese weiter Biohofladen Schürdt und Infos aus der Zeitung, z.B. Glaubensgemeinschaft, die den Ort gegründet, konnten wir es preiswert erwerben. in Deutschland, etwas machen könnten. Wir befördern. Je nach Betriebsstruktur kann die taz, Rhein-Zeitung, Schrot & Korn aufgebaut hat und erhält. Erzählen Sie bitte die fingen an, vollwertige, gesunde Backwaren Untersaat auch als Futter benutzt werden, zum Wir stellen ein paar Lebensmittel selbst her, im Gar- Geschichte des Hofes. Wie kam es, dass Sie Uta Dura, die Schwester von Peter Storch, herzustellen. Ein Bäcker aus Italien zog zu Beispiel für die Viehfütterung. ten am Haus und in unserem Feld-Garten (vor allem hier anfingen? brachte schon damals das Interesse nach uns, der mit Kamut experimentierte. Kamut Was genau meint Untersaat? Untersaat be- Kartoffel), und ja, wir kochen Marmelade und pres- Hans-Peter Hahn: Die Geschichte des Hofes gesunder Ernährung in die Gruppe ein. Vor ist ein helles Getreide, so dass die dunklen, schreibt das Aussähen einer zweiten Frucht sen Apfelsaft (BI ). Früher buken wir unser kann man eigentlich nicht als „die Geschichte rund vierzig Jahren gab es keine Bioläden körnigen, manchmal etwas trockenen voll- oder einem Gemenge aus mehreren Arten – Brot selbst.“ des Hofes“ bezeichnen. Die Landwirtschaft wie heute. Es gab Reformhäuser und manche wertigen Backwaren nun hell, weniger grob, 14 15 Gemüse Gemüse

ÜBERBLICK DER BEREICHE feiner im Geschmack wurden. Es war etwas wurde aus dem Gemüsegarten das, was heute reich, Frankreich, England. Denn Gemüse- und Spanien. Die Direktvermarktung finan- dukte zu maßvollen Preisen anzubieten und Neues! mit allen Sinnen wahrnehmbar ist! bau – auch der biologische – laugt den Boden Bio-Gemüsehof: Auf acht Hektar und ziert die Fahrtkosten, einen fairen Lohn für Überschüsse, wenn sie überhaupt anfallen, in Peter Storch: Und dann nochmal fünf Jahre In der Natur ist Boden durchwurzelt oder am meisten aus. So auch in einer Nachricht 1.650 qm Gewächshausfläche werden die spanischen Bauern (oft das 5fache von die gemeinnützige Arbeit fließen zu lassen. später, um 2006, zog ein Bauer nach Dicken- bedeckt, damit wird die Bodenfruchtbarkeit eines Bio-Bauers an Peter Storch: „Aktuell etwa fünfzig verschiedene Gemüsekultu- dem, was sie auf dem Großmarkt bekom- Viele Unterstützer tragen mit Mitteln, Zeit dorf, der in Süddeutschland seinen Bio-Hof erhalten. Wüsten entstehen, wenn dem Bo- sind wir auf der Suche nach einem Weg aus ren angebaut. men würden) und in Deutschland erhalten und Einsatz zum Gelingen bei. Dennoch ist aufgegeben hatte. Er fing an, hier auf etwa den die Bedeckung und die Durchwurzel auf der Misere, die sich hier nach dreißig Jahren Manufaktur: Bäckerei und Ölmühle die Kunden Orangen „frisch vom Feld“ zum es bei der bunten Mischung an Aufgaben per- 1.000 Quadratmetern einen Garten anzule- Dauer fehlen. Gemüsebau eingestellt hat. Der Boden hat Hofläden in Dickendorf und in Gießen: gleichen Preis, wie wenn man sie im deut- sonell immer sehr knapp, so mussten schon gen, um Obst und Gemüse für die Gemein- In Dickendorf sorgen die Landwirte für Bo- kaum noch Humus (1,2–2,4%* im Freiland) Verkauf von dem, was auf dem Hof wächst schen Großmarkt eingekauft hätte. Es sind manche Projekte im Laufe der Jahre wieder schaft zum eigenen Verbrauch zu ernten, denbedeckung durch Mulchen, Untersaa- und der Unkrautdruck mit Samenunkräutern und hergestellt wird. Die Trockenwaren sehr kleine spanische Betriebe, deren Exis- eingestellt werden. vielleicht ein paar Kräuter für die Produktion. ten bzw. Zwischensaaten. Eine organische ist gigantisch.“ Es braucht also Systeme, die werden bei Phönix, einem Bio-Großhänd- tenz dadurch gesichert wird. Peter Storch: Wissen Sie, das hier, wie soll Unser Sohn Johannes, damals noch Schüler, Bodenbedeckung bietet Bodenorganismen dem Boden wieder etwas zurückgeben. ler in Hessen, zugekauft. Zusätzlich gibt Restaurant in Gießen ich sagen, ist unser aller Ding! Sie werden war davon mehr und mehr angetan, so dass Schutz und Nahrung. Die Mulchschicht Die Bauern müssen mit den Konsequenzen es einen Zukauf von Obst und Gemüse aus Foodtruck niemanden hier finden, der sagt, er sei hier er sich nach seinem Schulabschluss 2009 für schützt den Boden vor Erosion und ver- des Klimawandels umgehen, die Herausfor- Katalonien: Einmal in der Woche pendelt Online-Shop angestellt, jeder fühlt wie ein Unternehmer. das Studium der Landwirtschaft entschied. ringert die Verdunstung. Mulch ist ein „be- derungen an alle Bauern ist enorm – auch an ein hofeigener Truck zwischen Dickendorf MULCHTEC, Maschinenbau Ich will das hier mit allem unterstützen, was Die Gemeinde trug diese Entscheidung mit. Ab triebseigener“ Dünger. Pflanzen wachsen die ökologisch denkenden Landwirte. ich habe, und ich erfreue mich daran, an der da veränderte sich viel zu dem hin, was heu- mit ihren Feinwurzeln in die Mulchschicht Das Mulchsystem ist dabei innovativ und Entwicklung, am Wachstum – und natürlich te zu sehen ist. Es ist enorm gewachsen. Wir und nehmen dort Nährstoffe auf. Zusätzlich eröffnet Perspektiven: Es puffert unter ande- auch an dem, was wir weitergeben können. konnten Flächen dazukaufen oder pachten. unterdrückt die Mulchdecke bei ausreichen- rem Starkregen ab und speichert Feuchtigkeit Seien es die „Feldtage“, die Vorträge, die ge- der Stärke alle Samenunkräuter, sodass auf für Trockenzeiten. Die Erde wird insgesamt Religiösität und Gesundheit, folgerichtig und uns in einem ganz ursprüng- sunden Produkte im Laden, aber auch der Be- jegliche mechanische Unkrautregulierung durchlässiger. (Siehe Artikel von Jasper Forschung, Bildung – lichen Sinn selbstverständlich. reich der Gesundheit … Landwirtschaft ist ja Die Natur als Vorbild verzichtet werden kann. Wurzelunkräuter Franzmann, Seite 13) eine lange Tradition, die bis heu- Hans-Peter Hahn: Und ein weiterer Folge- nur ein Bereich unter den anderen. Und dann können die Mulchschicht jedoch durchstoßen te ihre Gültigkeit hat schritt leitet sich ab. Erst einmal habe ich die freuen wir uns über das Interesse der ande- Johannes Storch konnte während seines Stu- und müssen präventiv bekämpft werden. Religion, daraus sehe ich die Verpflichtung ren, die es aufgreifen und dann selbst wieder diums an der Uni Kassel auf deren Ressour- Durch diese Art der Bodenbedeckung wird, Die Gemeinschaft in Dickendorf nennt sich von Gesundheit und auch von Bildung – als weitergeben. Nur so kann es doch gehen! cen zurückgreifen, er lernte, konnte zu Hause wie in Dickendorf erfahrbar, trotz Gemüse- Sabbatruhe-Advent Gemeinschaft. Sie ist als „Gesundheit des Geistes“, wie man sagen experimentieren, anwenden und wieder zu- bau der Humusgehalt allmählich sogar er- *) Humusgehalt in Böden: <1 % = sehr gering / Bewegung aus den Adventisten entstanden könnte – und dann: Wozu? Wo führt mich … und die nächsten zehn Jahre? rückkoppeln zur Forschung: Es entstand eine höht. Diese Bewirtschaftung stößt auf großes 1–2% = gering / 2–6% = mittlerer Humusgehalt / und hat sich seit den 1950er Jahren mehr und das hin? Die Antwort darauf spiegelt sich in Bodenverbesserung unter dem Stichwort überregionales Interesse. Es kommen Land- >6% = gut / Quelle: https://www.bodenwelten.de/ mehr eigenständig entwickelt. Heute sind sie unserem Namen: „live2give“ („leben um zu Christina Schneider: Was ist Ihre Vision für content/humusgehalte-den-boeden-europas, aufge- „Mulchsystem“. Innerhalb von zehn Jahren wirte aus ganz Deutschland, Schweiz, Öster- rufen am 27.1.2020 in keinerlei Weise mehr miteinander verbun- geben“). Das heißt, wir sind kein abgeschlos- die nächsten 10 Jahre? den. Die Sabbatruhe-Advent Gemeinschaft sener Klub, der gute Ziele für sich hat und Hans Peter Hahn: „live2give“ mit dem effek- führt keine Mitgliederlisten, es ist ein freier sich selbst genießt, sondern das, was wir hier tivsten Werkzeug rüberzubringen, und wenn Zusammenschluss von Menschen, die sich leben, geben wir weiter, in die Gesellschaft es morgen nicht mehr der Gemüsebau ist, zugehörig fühlen. hinein. dann wird uns etwas anderes einfallen. Die Gemeinschaft verbindet Glaube und Ge- Das ist die Grundlage unserer Gemeinschaft „live2give“ in Dickendorf ist entstanden auf- sundheit miteinander. Ziel und Verantwor- – und von denen, die hier leben und arbeiten. grund der Bedingungen der Umgebung hier tung ist es, die Schöpfung – und damit auch und der Fähigkeiten, die die Gruppe hier den eigenen Körper – gesund zu erhalten. In hat. In anderen Ländern kann das ganz an- der Bibel heißt es „ihr seid ein Tempel des „live2give“ – ders aussehen, wie in Neuseeland, dort ist der Heiligen Geistes“, also ein Körper, den man eine gemeinnützige Schwerpunkt von „live2give“ die pädago- pflegen und gesund erhalten wird. Gesellschaft gische Arbeit mit Schulen und gesunder Er- Die frühen Adventisten in Amerika gründe- nährung. Es geht darum, das, was jeder von ten Restaurants, Krankenhäuser, leiteten Re- Bei „live2give“ in Dickendorf arbeiten rund uns als Fähigkeit hat, in „live2give“ einzu- formen ein – immer mit der Frage, wie kann zwanzig Angestellte, die zum Teil mit ihren bringen. die Gesunderhaltung oder die Wiederherstel- Familien in Dickendorf und Umgebung le- Peter Storch: Die Vision ist, dass wir Ant- lung von Gesundheit verbessert werden? ben. Es gibt immer wieder Freiwillige, die worten finden werden, auf das, was uns als dazukommen und in ihrer Freizeit mit anpa- Herausforderung begegnet. Wir wollen nicht Hans-Peter Hahn: Zu diesen lebensgrund- cken wollen. tatenlos oder hilflos daneben stehen. Ich bin sätzlichen Fragen unserer Glaubensväter „live2give“ ist eine gemeinnützige Gesell- mir sicher, und das kommt auch aus dem stehen wir auch heute noch. Religion ist für schaft, die wissenschaftliche Forschung be- Glauben heraus: Gott hat Antworten auf die uns kein „traditionelles Formenwesen“ sozu- treibt und die viele Aspekte der Gesundheit Krisen, die uns als Menschheit treffen. Und sagen, sondern etwas täglich Gelebtes. Glau- fördert. Neben der klassischen Arbeit am diese Antworten zu finden und auch weiter- be und das Bemühen um Gesunderhaltung Gemüsehof, in den Läden und im Restaurant zugeben, das ist für uns Teil der Aufgabe für gehören für uns zusammen. Mich gesund zu gibt es noch viele weitere Aufgaben: Veran- die Zukunft. ernähren ist für mich in gewisser Weise Re- staltungen und Kurse zu Gesundheitsthemen, Christina Schneider: Nehmen wir das als ligion. persönliche Beratung, Sozial- und Integrati- Schlusswort. Vielen Dank! Peter Storch: Und auch unsere Haltung onsarbeit sowie die Ausbildung von Studen- gegenüber der Natur und den Dingen, die ten aller Altersgruppen. live2give gemeinnützige GmbH uns so wichtig sind, wie Klima, Boden usw., Der Hof, die Läden und das Restaurant als Waldstraße 37a, 57520 Dickendorf hängt damit zusammen. Wir haben auch eine wirtschaftliche Bereiche arbeiten kostende- 02747.57 60 222 Verantwortung für die Schöpfung. Aus dem ckend und erwirtschaften keinen nennens- [email protected] heraus sind Ökologie und Nachhaltigkeit werten Gewinn. Es ist ein Anliegen, die Pro- https://live2give-manufaktur.de 16 17 Handel

Heute ist der Anspruch, dem Kunden ein Na- tung dieser langjährig gewachsenen vertrau- Betriebe unter Druck geraten. Diese Betriebs- turkostfachgeschäft mit Vollsortiment zu bie- ensvollen Zusammenarbeit spürbar, die er als aufteilungen in konventionell und zeitlich ten. So werden die gewachsenen Ansprüche Qualitätsversprechen an seine Kunden weiter- befristete ökologische Bewirtschaftung wird der Kunden befriedigt, die unterschiedlichste gibt und für das er persönlich steht. von Anette Mockenhaupt als für den Bio- Produkte, in unterschiedlichen Gebinden und Auch Caroline Giese betont, wie wichtig ihr markt insgesamt kritisch gesehen, da es nicht differenziertem Preisniveau erwarten. Qualität ist, und erläutert, dass der Naturkost- mehr um gelebte Überzeugung, sondern um Aber wie kann der Laden bei wachsendem fachhandel zur Zeit nicht die Zuwächse hat Gewinnabschöpfung gehe, die letztlich das Biosortiment in den Supermärkten zukunfts- wie das Biosegment in den Supermärkten. Vertrauen der Kunden in Bioprodukte gefähr- fähig aufgestellt werden? Dort habe der Verbraucher aber auch kaum den könne. Ein wesentlicher Unterschied zu den anony- Information über die einzelnen Produkte und men Produkten der Lebensmittelketten liegt in ihre Produktionsbedingungen, bis hin zu den Gegensteuern kann hier ein Verbraucherbe- dem großen Angebot an hofeigenen und regio- unterschiedlichen Kriterien der verschiedenen wusstsein, dass die Kaufentscheidung nicht nalen Produkten. Hier hat sich z.B. eine sehr Biolabel. Darüberhinaus können große Le- nur am Preis, sondern auch an der Nachhal- ausgeprägte Kooperation mit dem Bio-Ge- bensmittelketten ihre Produkte quer subventi- tigkeit der Qualität orientiert. Dies ist aus der müsehof Dickendorf entwickelt, wo zweimal onieren, eine Möglichkeit, die der Fachhandel Sicht unserer Gesprächspartner am ehesten pro Woche ein regelmäßiger Warenaustausch in dem Maße nicht hat. So wird ein Preisni- über persönliche Beziehungen in möglichst erfolgt. Der Gemüsehof nimmt Kartoffeln ab, veau erreicht, das der Fachhandel nicht bieten regionaler Produktion zu erreichen, so dass die sie selbst nicht anbauen, und liefert eine kann. Der Naturkostfachhandel kann demnach nach ihrer Auffassung der Markt für Biopro- Vielfalt an Gemüse und Salat aus deren An- nur über das glaubwürdig größere Verspre- dukte an dieser Stelle immer ein Stück geteilt bau. Aber auch anderen Anbietern aus der chen an Qualität und Produktionsweise eine bleiben wird. Gefragt nach Grenzen bei Sorti- Region bietet der Hofl aden eine zuverlässige entsprechende Kundenbindung erzielen. ment und Kundenwünschen, wie „Erdbeeren Regionalbiologistik Gerda Prinz „Regional“ und „Bio“ tauchen bei dem Thema Lebensmittel häufi g als Verkaufsargumente auf. Das Biosegment in den Supermärkten wächst, aber auch mit Regionalität werden Pro- dukte beworben. Ist „regional“ das neue „bio“, ist bio noch bio, wohin entwickelt sich der Biomarkt?Diese Fragen sind Ausgangspunkt für unser Gespräch mit Anette und Konrad Mockenhaupt und ihrer Tochter Caroline Giese auf dem Biolandhof in Schürdt. Wir wollen aber auch mehr über den Betrieb seine Perspektiven und die Hintergründe landwirtschaft- licher Produktion erfahren.

Als Anette Mockenhaupt den elterlichen Hof – 120 Schweine/Jahr chen Betriebsteils ist der Kartoffel- und Ge- Vermarktungsmöglichkeit, Informationen zu Zu den Angeboten von Bioprodukten in Su- zu Weihnachten“ als Klassiker, sieht Caroline 1981 übernommen hat, stand für sie und Kon- – Etwa 70 Limousin-Rinder, es werden alle treideanbau. Auf vier bis fünf Hektar werden den vielen regionalen Anbietern fi nden sich permärkten erläutert Konrad Mockenhaupt Giese für sich keine Zwickmühle. Ihr Ziel ist rad Mockenhaupt die Umstellung auf ökolo- Nachkommen in Herdenhaltung aufgezogen etwa 100 Tonnen Kartoffeln/Jahr produziert. auf der sehr informativen Homepage des Bio- eine aus seiner Sicht problematische Entwick- es, so viele regionale Produkte wie möglich gischen Anbau von Beginn an außer Frage. und nach zwei Jahren vermarktet, es ist eine Beim Getreide wird der Hafer zum großen Teil landhofs Schürdt. Caroline Giese betont, dass lung. Demnach greifen auch auf dem Bio- anzubieten, aber darüber hinaus ein Vollsorti- Inzwischen sind der Hof und sein Laden seit reine Fleischvermarktung, keine Milchver- als Haferfl ocken, Dinkel und Roggen werden jeder Anbieter von regionalen Produkten in markt Konzentrations- und Differenzierungs- ment, einschließlich Tiefkühlware, so dass der über drei Jahrzehnten fester Bestandteil der wertung. direkt oder über die Erzeugergemeinschaft zertifi zierter Bioqualität sich an den Hofl aden prozesse um sich, die den ursprünglichen Kunde seinen Bedarf möglichst vollumfäng- Öko-Szene im Westerwald. Die Oecothropho- – Zwei Hühnermobile mit je 220 Hühnern lie- Kornbauern RlP vermarktet. Hier hat sich der als Vermarktungsmöglichkeit wenden kann. Ideen einer ökologischen Landwirtschaft nicht lich in bester Qualität zu einem angemessenen login Caroline Giese ist nach ihrer Tätigkeit fern die Eier, drei Mal im Jahr werden circa Ausbau der Lagerkapazität vor zehn Jahren Durch hervorgehobene Präsentation der eige- immer ausreichend entsprechen. Insbesondere Preis decken kann. Nicht angeboten werden beim Bioland-Verband 2015 auf den heimi- 150 Masthähnchen vermarktet. bewährt, durch die zeitlich fl exible Vermark- nen (Kleeblüte als Hofl ogo) und der regiona- der wachsende Bedarf über die Vermarktung Flugware und konventionelle Produkte. schen Hof zurückgekehrt, ihr Einstieg stärkt Die Vermarktung aller Tiere erfolgt überwie- tung kann nun eine bessere Wertschöpfung er- len Produkte sollen werden diese zukünftig für in Lebensmittelketten zieht die Aufweichung die Zukunftsorientierung des Betriebes. gend über den Hofl aden, der Rest über die zielt werden. die Kunden im Laden noch deutlicher sichtbar der Richtlinien nach sich. Es entstehen zum Der Lieferservice Bioland Erzeugergemeinschaft Rheinland- Ackerbohnen zur Eiweißversorgung und Wei- werden. Beispiel vermehrt Betriebsaufteilungen, wo Zahlen und Fakten Pfalz. Die Erzeugergemeinschaft Kornbauern zen werden als Futter für Hühner und Schwei- Ein weiterer wichtiger Kooperationspart- einzelne Felder für einen begrenzten Zeitraum Unter der Regie von Caroline Giese wurde in gibt es schon sehr lange, die Erzeugergemein- ne selbst genutzt. In geringem Umfang werden ner ist seit vielen Jahren der Biogroßhändler auf Bioproduktion umgestellt und auch kurz- den letzten Jahren der Lieferservice mit On- Es gibt zwei Betriebsteile, die „GbR Hofl a- schaft Bio-Rind und Fleisch wurde vor etwa auch Sellerie, Kürbis und Zucchini angebaut, Bernd Weiling. Weiling betreut und berät sei- fristig so genutzt werden, um sie dann wieder lineshop des Hofl adens aufgebaut. Mit „mei- den“, sie gehört Anette und Konrad Mocken- fünf Jahren gegründet, an ihrem Aufbau war aber Gemüseanbau im größeren Stil ist vorerst ne Kunden qualifi ziert, auf die Qualität seiner in den konventionellen Anbau zurückzufüh- ne Bio-Kiste“ bringt der Lieferservice frische haupt, und die „GbR Landwirtschaft“, für die Caroline Giese über ihren früheren Arbeitge- nicht geplant, da das zusätzliche Kapazitäten Produkte ist Verlass, Qualität ist hier wich- ren. Auf diese Weise werden zwar die höheren Biolebensmittel zu den Kunden nach Hause. Caroline Giese und Konrad Mockenhaupt ste- ber beteiligt. Die landesweiten Erzeugerge- erfordert, die nicht freigestellt werden können. tiger als der günstigste Preis. Er wählt seine Gewinne abgeschöpft, es erfolgt aber keine Es gibt ein vielfältiges Angebot an Kisten wie hen. Zum Gesamtbetrieb gehören diese drei meinschaften erfordern zwar Kommunikation, Produzenten sorgfältig aus, langfristige Ge- nachhaltig ökologische Bewirtschaftung mit Gemüse- und/oder Obstkiste, Mutter-Kind- Betriebsleiter und 25 Mitarbeiter in Lieferser- ermöglichen durch die Bündelung aber eine Der Hofl aden schäftsbeziehungen ermöglichen Planbarkeit entsprechender Fruchtfolge und Bodenpfl e- Kiste, Bürokiste oder ganz individuell per vice, Hofl aden und der Landwirtschaft. gleichmäßige Vermarktung und weitgehen- für beide Seiten. Weiling bietet ein hohes Maß ge. Auch der Druck durch Unkräuter ist bei Online-Bestellung. Geliefert wird je nach Lie- de Preisstabilität. Die Schlachtung und Ver- Bei seiner Gründung im Jahre 1986 war der an Information und Transparenz, auch bezüg- kurzfristig umgestellten Flächen nicht in dem fergebiet an einem festen Tag mit den eigenen Die Landwirtschaft arbeitung der Rinder und Schweine erfolgt bei Hofl aden zunächst zur Vermarktung eigener lich der ausländischen Produzenten. Es wird Maße gegeben. Der ökologische Ansatz wird Kühlautos. Kühlware wird nochmal zusätzlich der Landmetzgerei Siegel in Kleinmaischeid, Produkte gedacht. Aber schnell wurde klar, ausschließlich Bio-Qualität, überwiegend aus hier der ökonomischen Gewinnorientierung in Kühlkisten verpackt, so dass die Kühlkette Alle Tiere werden ausschließlich mit hofeige- etwa 25 km entfernt. dass eine Erweiterung des Sortimentes zu dem Bioland-Verband, vermarktet. In Konrad untergeordnet und entfacht ein Preisdumping erhalten bleibt, auch wenn der Kunde nicht zu- nem Futter versorgt. Ein weiteres Standbein des landwirtschaftli- einer besseren Kundenbindung führen würde. Mockenhaupts Schilderung wird die Bedeu- bei dem die dauerhaft ökologisch arbeitenden hause ist. 18 19 Handel Handel

Auch feste Abo-Kisten kann der Kunde im Das Gespräch führten Gerda Prinz und Axel Das andere Thema ist die Vernetzung der Rewe-Markt am Bahnhof angeboten. Onlineshop oder telefonisch ergänzen oder ab- Regional erzeugte Weigend (Redaktion WIBeN-Zeitung). Landwirte untereinander. Sie auf Verwal- ändern. Zu den Lieferungen gibt es noch eine tungsebene bei der Vermarktung ihrer Er- Dietrich: Ja genau, wir müssen das Rad nicht Auswahl an Rezeptvorschlägen. Redaktion: Das Thema „Lebensmittel beim zeugnisse im Blick auf Einzelhandel, Touris- neu erfi nden. Für uns ist es wichtig, dass wir Produkte und Bauern vor Ort zu kaufen“ ist nicht neu. Aber mus und Gastronomiem zu unterstützen. das Thema auch hier im Hause haben, so dass Die Vision für die Zukunft in jüngster Zeit rückt es mehr und mehr ins die Kreisverwaltung nicht nur als Gegner Bewusstsein. Bei der Frage, welche Rolle die Redaktion: Wie sieht das konkret aus? empfunden wird, der Aufl agen macht, son- Hier sieht Konrad Mockenhaupt vor allem Direktvermarktung kommunale Politik in diesem Themenfeld Lina Dietrich: Im Kleinen geschieht das dern dass wir als ein aktiver Förderer für die sein persönliches Kürzertreten, seine Nach- spielt, sind wir auf Sie gestoßen. Was ist Ihre ganz pragmatisch, zum Beispiel vermittle regionale Lebensmittel-Vermarktung wahr- folge für den landwirtschaftlichen Betriebsteil im Westerwald Aufgabe, was sind Ihre Anliegen? ich bei meinen Besuchen bei den Betrieben genommen werden. ist vakant. Diese Frage zu klären, wird eine Lina Dietrich: Ich bin Leiterin des 2-jäh- Kontakte von Erzeugern zu Händler vor Ort. wichtige Aufgabe für die Zukunft des Gesamt- Die Landkreise Altenkirchen, rigen Leader-Projekts „Regionale Produk- Im Größeren sind wir gerade dabei, eine Lis- Redaktion: Das Westerwälder Initiativen betriebes sein. Neuwied und Westerwald te und Direktvermarktung“. Wir haben in te von Erzeugern aufzubauen und nach den und Betriebe Netzwerk, für dessen Zeitung Aktuell bedeutet Kürzertreten für ihn aber erst schreiben sich die Unterstüt- unserer Region eine große Anzahl landwirt- Kapazitäten zu fragen, um auf der anderen wir dieses Interview hier führen, steht unter einmal keine „neuen Baustellen“, im Sinne zung der regionalen Land- schaftlicher Betriebe, auch Imker, Winzer Seite zum Beispiel in lokalen Rewe-Märkten anderem für das Engagement in ökologischen neuer Produktionsfelder zu eröffnen. Dagegen wirtschaft auf die Fahnen. und Kleinbetriebe, die sich mit großem En- in einem eigenen Regal regionale Produkte Belangen und wir freuen uns darüber, dass es freut er sich über Kooperationspartner, die Im Oktober 2019 startete ein gagement für die Erzeugung hochwertiger anbieten zu können. Als kommunale Ver- in unserer Region einen überdurchschnittlich neue Dinge, wie zuletzt die Käserei vom Hein- Programm, um regionale Le- Lebensmittel einsetzen. Viele Menschen fi n- waltung haben wir eine ganz andere Kraft, hohen Anteil an landwirtschaftlicher Fläche richshof anbieten. Wünschenswert wäre z.B. bensmittel-Erzeuger bei der den das zwar grundsätzlich gut, kaufen aber in dem wir die Angebote von mehreren Er- gibt, die von Bio-Betrieben bewirtschaftet aus seiner Sicht noch eine Molkerei mit ent- Vermarktung ihrer Produkte zu dennoch woanders ein. In Zeiten von Greta zeugern bündeln, um somit eine dauerhafte wird. Ist das auch auf Kreisebene ein Argu- sprechenden Produkten, aber auch eine regio- helfen. Wir haben die Projekt- Thunberg und „fridays for future“ wollen Belieferung organisieren können. ment für eine attraktive Region? nale Bäckerei könnte eine Bereicherung sein. leiterin Lina Dietrich in ihrem wir zeigen, welche Vorteile Produkte aus der Dietrich: Wir haben hier im Westerwald sehr Die Zukunftsvision von Caroline Giese, der Büro in der Kreisverwaltung Region für uns alle haben. Eine meiner Auf- Redaktion: Das geschieht ja bisweilen viele Dauergrünfl ächen, Wiesen, die klein- Altenkirchen besucht und sie gaben ist es, die Menschen zu informieren, schon. Zum Beispiel wird Fleisch von ver- gliedriger sind als in anderen Agraregionen. zu ihren Plänen befragt. zu sensibilisieren und sie dafür zu begeistern. schiedenen Biolandhöfen im Altenkirchener Es gibt eine Menge Betriebe, die Mutterkuh-

LEBENSMITTEL te noch immer wieder feststellen, ist es ein das Georg anbaut, wird über die Bioland-Er- langsam wachsen und ausprobiert werden, ob Anna Arwen Schochow grundlegendes Problem, dass in je kleinerem zeugergemeinschaft direkt an Mühlen, Bäcker, es auch umsetzbar ist, damit wir uns nicht Stil etwas angebaut wird, umso mehr Zeit ein- andere Landwirte etc. vermarktet. völlig verzetteln. Das Thema Lebensmittel und Ernährung bzw. geplant werden muss, da es sich nicht lohnt, In diesem Winter (2019/2020) haben wir nun Die nächste Idee ist jetzt, uns Hühner zuzu- Nahrung beschäftigt mich schon seit meinem sich die eigentlich benötigte (meist recht mit der Fleisch-Direktvermarktung begonnen. legen, um Bio-Eier vermarkten und natürlich Aus- und Aufbau von Laden und Lieferser- Studium (ich bin Diplom Agrar-Ingenieurin), kostspielige) Maschinerie und Technik zuzu- Das ist – so ganz am Anfang – doch sehr auf- auch für den Eigenbedarf haben zu können. vice, ist weitgehend realisiert, für sie steht vor das ich 2003 begonnen hatte. Eigentlich sogar legen. wändig, weil erst mal ein Kundenstamm auf- Und so kommt eins zum anderen und wächst allem eine Phase der Konsolidierung an. Die schon länger über meine Eltern. Ich bin auf Also habe ich erstmal nur weiter Gemüse an- gebaut werden muss. Und hier ist es uns ge- und wächst … sehr aufreibenden letzten Jahre, mit den vie- einem kleinen Bauernhof aufgewachsen und gebaut und konnte damit, was für mich auch nauso wichtig (und das kenne ich auch schon Bioland-Betrieb Georg Nestle, (bald Hauptstr. len Neuerungen, haben Kraft gekostet. Kaum meinen Eltern war es immer wichtig, weitge- immer wichtig war, doch einiges an Geld spa- seit Jahren durch den Betrieb meines Vaters): 34) , Kontakt: [email protected] hat sie dies geäußert, wird klar, in Gedanken hend unabhängig leben zu können. Dazu zählt ren. Ich blanchiere das Gemüse und friere es Wir wissen, wo das Fleisch herkommt, das wir ist sie doch schon wieder mit neuen Ideen be- dann eben auch die Herstellung von Lebens- ein habe somit Vorrat für den Winter. essen, und wissen, wie es den Tieren in ihrem schäftigt, z.B. Gewächshäuser für Gemüse- mitteln. Seit 2014 wohne ich mit Georg zusammen. Leben ging. spezialitäten und Kräuter würden ihr gefallen. Im Laufe meines Studiums dachte ich immer Wir haben nun einen größeren Gemüsegarten Außerdem bauen wir seit ein paar Aber aktuell liegt ihr vor allem die Ausgestal- mehr darüber nach, warum es wichtig ist, und auch ein Gewächshaus für Tomaten, Gur- Jahren Speisezwiebeln an, die wir tung des Entstandenen am Herzen. Der Hof möglichst autark leben zu können und fand ken und Paprika. So schaffen wir es, mit dem teilweise über den Biohofl aden soll als Einkaufsstätte nicht nur den täglichen die Idee, eigene Lebensmittel zu „produzie- Gemüse (fast) über den gesamten Winter zu in Schürdt vermarkten, aber Bedarf der Kunden decken, sondern Raum ren“ zunehmend wichtiger. Es ist also in der kommen, was mich sehr stolz macht! Die To- auch direkt ab Hof. Gern bieten für Kontakt und Begegnung. Auch als Erziehung doch so einiges hängen geblieben maten koche ich gebrauchsfertig in Gläser ein möchten wir den Gemü- Arbeitsplatz soll er so gestaltet sein, dass Mit- ;-) und damit kann unsere kleine Familie (unser seanbau mehr in unsere arbeiter gerne zur Arbeit kommen. Angedacht Seit ich 2010 aus Bonn wieder zurück in den Töchterlein liebt Tomatensoße!) über das Jahr Landwirtschaft ein- ist durch Verkostungen und andere Veranstal- Westerwald gezogen bin, bewirtschafte ich mit Tomatensoße versorgen. bauen, aber da ist uns tungen Informationen und Hintergründe zu meinen eigenen kleinen Gemüsegarten. Ein [Hervorhebung, vielleicht als mittigen Kasten nun erst einmal die vermitteln, sowie den Bezug von Produzenten paar Jahre baute ich verschiedene Kräuter an der bisherigen Absätze] Ich weiß einfach, was Familienplanung da- und Verbrauchern zu stärken. und stellte einen eigenen Kräutertee her (so- ich esse und kenne die Pfl anzen meist vom zwischen gekommen. gar bio-zertifi ziert), den ich auch verkaufte. Samen an! Da wir keine hohen Wir danken unseren Gesprächspartnern für Leider war das alles sehr arbeitsaufwändig. Seit 2016 haben Georg und ich nun unseren fi nanziellen Mittel den Einblick in die vielfältige Betriebsstruktur Und nachdem die Schafe meines Vaters die eigenen landwirtschaftlichen Betrieb, der bio- einsetzen können, um und die Hintergründe einer auf vertrauensvol- Kräuter auch zum Fressen gern hatten, habe zertifi ziert ist. Wir verwenden also keine syn- schnell etwas Großes len und soweit möglich regionalen Handelsbe- ich die Kräutertee-Produktion wieder aufgege- thetischen Dünge- oder Spritzmittel. auf die Beine zu stellen, ziehungen beruhenden Vermarktung. ben. Denn leider, das müssen wir auch heu- Das Speise- und auch teilweise Futtergetreide, muss das, was wir tun, Autonomie undAutonomie Selbstversorgung

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haltung führen, bei denen die Kälber auf der Weide mitlaufen können. Es sind also ideale LEBENSMITTEL Bedingungen, um Rinder artgerecht halten zu stArK für die Region eG können. Viele Betriebe engagieren sich als Magdalena M. Mehmke Margret Staal Partnerbetriebe im Naturschutz. Damit leistet die Landwirtschaft einen wesentlichen Bei- In meiner Funktion als Heilpraktikerin und Schmerz- trag, um unsere schöne und auch im Sinne therapeutin interessiere ich mich sehr für Ernährung Wer, wenn nicht wir? aufzubauen und vielleicht auch tatkräftig des Tierbestandes attraktive Landschaft zu und regionale Lebensmittel. Ernährungstherapie ist so die Aussage der Initiativgruppe in Alten- an der einen oder anderen Stelle mit anzu- erhalten. ein wichtiger Schwerpunkt in der Versorgung von für den Aufbau einer Genossenschaft packen. Zunächst wird es keine Rendite aus Schmerzpatienten. Daher sind für uns Lebensmittel zur Belebung der Stadt durch verschiedene dieser Genossenschaft geben, sondern es ist Redaktion: Jetzt wird aktuell die Landwirt- wichtig, die regional, bio und möglichst ursprüng- Projekte und Aktionen. erst mal ein Einsatz für die Region – frei nach schaft ja sehr kontrovers diskutiert. Haben lich und unbehandelt sind. Entstanden ist die Initiative aus der Idee, ei- Raiffeisen „Was einer nicht schafft, schaffen Sie persönlich inhaltliche Schwerpunkte? Wir erzeugen noch keine Lebensmittel selbst, planen nen Stadtteilladen zur Nahversorgung in der viele“ … Dietrich: Viele Menschen haben den Bezug aber einen Wildkräutergarten. oberen Stadt zu verwirklichen, um die Lücke, Die Initiativgruppe vertraut darauf, dass es zur Landwirtschaft verloren. Mit liegt es am Am liebsten kaufen wir in einem Bioladen ein und die der Rewe Center lassen wird, aufzufan- ausreichend UnterstützerInnen geben wird, Herzen, dass die Arbeit der Landwirte wieder empfi nden es als Glück, den Biohofl aden Schürdt so gen. Schnell zeigte sich, soll die Idee Erfolg die Genossenschaft auf die Beine zu stellen, nah zu haben. Wir vertrauen im besonderen auf Le- wertgeschätzt wird. Dazu könnte die Direkt- haben, darf nicht nur die Nahversorgung ab- um das erste Projekt konkret umzusetzen. bensmitteln, die bio und regional sind. vermarktung einen guten Beitrag leisten. gedeckt werden, sondern der Schwerpunkt Nehmen Sie Kontakt zu uns auf. Wir freuen Ich bin zum Beispiel beeindruckt von der des Stadtteilladens oder „Landmarktes“ soll uns über Ihr Interesse: Matthias Gibhardt Arbeit und den Methoden der Bodenverbes- der Verkauf eines möglichst breiten Lebens- [email protected] serung auf dem Hof in Dickendorf oder von so eine Brücke zu schlagen von den globalen hang mit regionalen Produkten, hat aber im IMPRESSUM mittel-Angebotes von den umliegenden Er- der neuen Käserei auf dem Heinrichshof in Probleme hin zu regionalen Produkten. Hinblick auf die Lebensmittelvermarktung Zeitungsredaktion: Axel Weigend, Christina zeugern der Region sein. Burglahr. Aber grundsätzlich unterstützen eine begrenzte Kapazität. Schneider, Gerda Prinz | [email protected] Ein regionaler Marktplatz sozusagen, wo wir alle Betriebe – sowohl konventionelle Redaktion: Haben Sie Kontakt zur Regio- Bildnachweis: Sami Fayed, Axel Weigend, man Eier, Honig, Milch, Käse, Lammfl eisch als auch Biobetriebe. Wichtig ist doch, dass nalbewegung.de, die ja als Bundesverband Redaktion: Darüber hinaus bietet der Ver- Christina Schneider, Gerda Prinz, Biohof Schürdt, und Wildprodukte, aber auch Gemüse, Obst die Verbraucher direkt am Hof sehen können, zum Beispiel jeweils im Herbst einen Tag der ein gerade zu den regional wirtschaftlichen Anna Schochow, Jasper Franzmann, live2give, und vieles mehr aus der Region kaufen kann A. Rzadkowsky, unsplash.com, L. Dietrich, wie Lebensmittel erzeugt werden und welche Regionen ausruft. Themenfeldern ein Programm mit Vorträgen und nicht über viele Kilometer die einzel- Biohof Schürdt, Adobe Stock Foto Arbeit dahinter steckt. Der regionale Bezug Dietrich: Das Material der Regionalbewe- und Veranstaltungen an, das sehr gut besucht nen Hofl äden abklappern muss. Layout: Axel Weigend, Christina Schneider ist das Argument, das aussagekräftiger ist als gung liegt uns vor. Eine Aktion für 2020 hier wird. Können Sie sich vorstellen, die Arbeit Nein, es wird keine Konkurrenz zum Re- Bildredaktion, V.i.S.d.P. Axel Weigend ein anonymes Biolabel, das ein Produkt kenn- im Kreis Altenkirchen wäre durchaus vor- dieses Forums in Ihre Netzwerkbestrebungen gionalladen Unikum werden, sondern eine Druck: MÜHLSTEYN druck + verlag, 57580 , zeichnet, das vielleicht schon um die halbe stellbar. mit einzubeziehen? deutliche Umsetzung des so wichtigen An- Aufl age:1.000 St. Welt geschippert wurde. Dietrich: Wir sind im Austausch miteinan- Geschäftsstelle: WIBeN e.V.,Heimstraße 4, satzes, aus ökologischen und aus Gründen Redaktion: Sie haben ja bereits erwähnt, der, zumal ein Vorstandsmitglied des Ver- 57610 Altenkirchen | [email protected], der aktiven regionalen Entwicklung die Ver- Redaktion: Im Zusammenhang mit den dass Ihnen die Vernetzung ein wichtiges An- eins, Olaf Riesner-Seiffert, auch Mitarbeiter 0 26 85.2 11 20 00 sorgung mit regionalen Produkten nach Überlegungen zu einer Bio-Molkerei und liegen ist. Wird da jetzt schon ein Netz sicht- hier im Hause ist. Vorstand: Elke Willems, Anna Schochow, vorne zu bringen. Wichtig sind dafür kurze der Machbarkeitsstudie wurde deutlich, dass bar unter den verschiedenen Akteuren? Hermann Nick, [email protected] Wege zum regionalen Einkauf. lokale Produkte, wie zum Beispiel eine Wes- Dietrich: Eine Schwachstelle ist die Logis- Redaktion: Die große Kunst besteht also Feuerwehrfonds: J. Salowsky, [email protected] Der Regionalladen Unikum hat seit sechs terwälder Biomilch, es wirklich schwer ha- tik. Hier wäre ein digitaler Marktplatz eine darin, synergetisch alle Akteure zusammen- Gesundheits- und Sozialfond: Hermann Nick, Jahren diesen Ansatz erfolgreich umge- ben, sich gegenüber all den vergleichbaren sinnvolle Initiative. Es wäre sehr gut, wenn zubringen und zu vermeiden, dass Einzelini- [email protected] setzt. Die Bevölkerung ist an den Produk- Angeboten durchzusetzen. Wie schätzen Sie dieser möglichst schnell installiert würde! Im tiativen, Internetforen, lokale Direktvermark- ten sehr interessiert. Die breite Palette des die Chancen ein? Und wie können konkrete Erzeugerbereich gibt es bereits gute Ansät- tung etc. unbemerkt parallel agieren. Unikums bleibt erhalten mit Handwerk- Schritte aussehen, die Chancen zu verbes- ze, wo sich landwirtschaftliche Betriebe mit Dietrich: Dafür möchte ich mich als Leiterin lichem, Kunsthandwerk, Kleidung, Ge- sern? solchen zusammen tun, die die Erzeugnisse während der 2-jährigen Projektdauer einset- stricktem, Töpferware und einem kleinen Dietrich: Viele Menschen wissen einfach weiterverarbeiten können, also beispielswei- zen und sehe gute Chancen, auf Kreis- Sortiment an Lebensmitteln. nicht, wo sie was bekommen können. Im se Abfüllung und Etikettierung. Im Bereich ebene etwas bewegen zu können. Der Stadtteilladen „Landmarkt“ konzent- Fernsehen gibt es täglich Werbespots von Gastronomie und Tourismus gibt es großes riert sich auf das Thema Lebensmittel. Es Discountern, alle kennen die Reklamefl ut und Interesse an regionalen Produkten – diese zu- Redaktion: Wir bedanken uns wird ein kleiner Einkaufsladen mit allem, Zeitungsbeilagen. Es ist also eine Sache des sammen zu führen sehen wir als unsere Auf- herzlich für dieses was man braucht. Dafür wird der Laden von Marketings und der Kommunikation – ein gabe. Gespräch. einem Großhändler beliefert, aber alles, was erster wichtiger Schritt! es in unserer Region gibt, soll sich auch im Im Mai 2020 soll der Einkaufsführer in ge- Redaktion: in Altenkirchen gibt es ja den Sortiment wiederfi nden. So wird es im Be- druckter Form neu erscheinen. Jeder Hof Verein für nachhaltiges regionales Wirtschaf- reich Lebensmittel ein größeres Angebot kann sich darin präsentieren. Das natürlich ten. Vor dem Hintergrund eben dieser lo- als im Unikum geben, weil es noch viel auch auf einer Homepage und im Kontext mit gistischen Fragen, also wie kommt der mehr gibt in unserer Region. Wir-Westerwälder.de. Des weiteren planen Erzeuger mit seinen Produkten an den wir Aktionen, zum Beispiel für Kinder, die ei- Kunden, ist der Regionalladen UNIKUM Wir brauchen Menschen, nen Bauernhof besichtigen und anschließend entstanden. Haben Sie mit dem schon mal die sich engagieren! mit den Lebensmitteln vom Hof ihr Mittag- Kontakt aufgenommen? essen kochen. Auf allen Kanälen werden wir Dietrich: Ich schätze die Arbeit des UNI- Bevor dies aber starten kann, braucht Hintergrundinformationen liefern, die uns KUMs sehr. Wirklich eine tolle Sache auch es interessierte Menschen, die bereit alle bewegen, wie etwa das Thema CO2, um für die Öffentlichkeitsarbeit im Zusammen- sind, fi nanziell die Genossenschaft mit 22 23 Westerwälder Initiativen und Betriebe Netzwerk

n Bau & SaNIeruN g Architekturbüro Silke Düngen / Altbausanierung, Trockenbau, Jürgen Kottick / IMHAUS, Hans-Peter Nilges / Isofloc Montagebetrieb, Dämmtechnik, Jürgen Salowsky / WIBeN – gemeinschaftliches Handeln n BeratuN g & DIeNStleIStuN g Büroservice Erika Gondorf / Organi- sationsberatung, Ulli Gondorf / Rechtsanwalt Arnim Hammann / Texte Nadja Michels / Peter Müller & Partner Consulting / ProjektBuero Hermann Nick / Büro-Service Anna Schochow, in der Region! Wir wollen unser wirt- Dipl. Ing.agr. / Büro für strategische Kommunikation, Jörg Schulz / Büro-Service Sabine Trosiner n B Il DuNg & SozI aleS Kunsthaus Wäldchen Daniel Diestelkamp & Dorothé Marzinzik / Haus Felsenkeller e.V. / Ambulante Familienhilfe, Helmut Hellwig / Seminarhof Waldwiese, Melanie Liebscher / schaftliches Handeln sozial und öko- Neue Arbeit e.V. / Bildungsmanagement & Webseiten, Christoph Weber / Eselschule Elke Willems / Pension & Tagungshaus, Erika Uber n eNergIe Maxwäll Energie Genossenschaft eG, Vorstand Gerd Stein / Photovoltaikanlagen Weitershaus GmbH n FreI zeI t & g aStroN omI e Heinzelmännchen logisch ausrichten, solidarisch mit- Hofcafé / Ferienwohnung, Margret Staal n ge Su NDheI t & BeW eguN g impuls Fitness & Wellness, Bruno Beiring / Psychotherapeutische Praxis, Wolfgang Cleve-Prinz / Pferdedentalpraktiker nach IGFP, Peter Dieck / Tierärztin, Akkupunktur und Chiropraktik, Dörte Döring / Praxis für Beratung, Psychotherapie, Supervision und Coaching, Anne Kunzelmann / einander umgehen und unsere Praxis für Psychotherapie und Supervision, Anke Pfeffermann / Psychotherapeutische Praxis, Gerda Prinz / „In Bewegung“ Feldenkrais, Christina Schneider / Moveo Physiotherapie, Marion Schochow Über-zeugungen ins politische Leben n ha NDel UNIKUM Der Regionalladen / Geo Kreativ, Ralf Weber n h aNDWerk Bauwerk B & M GmbH, Jörg Baier / Tischlerei Winni Bay / Wärme, Wasser & mehr, Gerhard Bingger / Zupfinstrumentenmacher Jörg Coura / Tischlerei Jaeger & Thomas / K & L Autoservice GdbR / Autoviduell Martin Schäfer / Montageservice Klaus Schneider / Keramikmodelleur Werner Seidler einbringen. In der Außenwirkung geht / Kegel-Ofen, Stefan Sennewald-Kegel / Tischlerei Sommer / / Elektro Peter Stöckle/ Treibholz Zimmerei GmbH n k u NSt & k ultur Atelier & BüroFürFeineArbeiten, Hansjörg Beck / Rotes Haus e.V., Hermann Nick / Kultur-/Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller, Helmut Nöllgen / Keramikatelier Nordhoff-Zeile / künstleragentur klartext, Rebecca Staal / WindKunstKultur WiKuKu es uns um das Streben nach Gemein- n l a NDSchaF t & garteN Garten & Landschaftsbau Jörg und Jörina Deimling / Forstwirtschaftsbetrieb, Bernhard Paul / Forstbetrieb Daniel Seidel / Landschaftspflege Harry Sigg n l a NDWIrtS chaF t & eSSe N Biol. Landwirtschaft „Der Rübengarten“, Klaus & Tatjana Bay / wohl und nachhaltigem Handeln, im Hoben Hof, Teresa Brodesser-Bay / Biolandhof Schürdt, Anette & Konrad Mockenhaupt GbR / Bioland-Betrieb Georg Nestle / Bioland-Betrieb Heinrichshof, Iris & Dieter Reifenhäuser / Naturland-Hof Kescheid, Hannes Schochow / Bioland-Betrieb Roschelshof, Fred Schumacher eigenen Kreis um persönliche Verbin- n t echNIk, meDIe N, graFIk westerweb, Wolfgang Conzendorf / Photography Sami Fayed / mühlsteyn druck, Jörg Lerner / Kommunikationsdesign, Axel Weigend dungen und gegenseitiges Vertrauen. n SoNSt I ge Georg Brendebach / Niko Dedenbach / Uli Hüsch / Markus Kemper / Katrin und Dieter Kurzmann / Quintus Pareik / Les Ateliers de Viller n FörD ermI tglIeDer Ross & Rettig, Susanne Berling und Carsten Güttler / Rosen-Methode Körperarbeit, Wir freuen uns über Interesse Anna Brägger / Bildende Künste, Tanja Corbach / Landschaftsplanung, Elisabeth Emmert / Flüchtlingshilfe Flammersfeld e.V. / Andreas Frey / Gondorf IT-Service, Benjamin Gondorf / Lass-Leben Naturbaustoffe, Rudi Hehl / Pfettes Zimmern, Steffen Hollatz-Peth / Holz- und Bautenschutz an unserem Netzwerk! Frank Ibrom / Hans Kneilmann / Claudia Leibrock / IBL Ingenieurbüro für Bauwesen, Ralf Lichtenthäler / MANN Naturenergie GmbH & Co. KG / Klussenbedrijf Heleen van Nierop / Psychologische Psychotherapeutin Ulla Rhensius / S & S Haustechnik GmbH / www.WIBeN.de Seminarhof Schwarzpappelhof, Christine Schmücker & Anette Berg / Versicherungs- (hier finden Sie auch die Kontaktdaten zu allen links aufgeführten Namen) makler Reimund / Siewert Hörakustik, Axel Siewert / Gerd Stein / Yoga-Lehrerin Marita Wäschenbach / Ergotherapeutin Andrea Weinel- Aktuelle Liste der Pfeifer / Unger Berdes Hof, Grauvieh aus dem Westerwald, WIBeN Mitglieder, Familie Wolf /// 2020

WIBeN e.V. – gemeinschaftliches Handeln in der Region! Aus der Satzung: Wir wollen unser wirtschaftliches Handeln sozial und ökologisch ausrichten, solidarisch miteinander umgehen und unsere Überzeugungen ins politische Leben einbringen. In der Außenwirkung geht es uns um das Streben nach Gemeinwohl und nachhaltigem Handeln, im eigenen Kreis um menschliche Nähe, persönliche Verbindungen und gegenseitiges Vertrauen. Wir freuen uns über Interesse an unserem Netzwerk! www.wiben.de (hier finden Sie auch die Kontaktdaten zu allen oben aufgeführten Namen)

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