Landschaftsplan Piano paesaggistico

Gemeinde Gsies di Valle di Casies Landschaftsplan der Gemeinde Gsies Beschluss der Landesregierung Nr. 312 vom 17.03.2015 Piano paesaggistico del Comune di Valle di Casies Delibera della Giunta provinciale n. 312 del 17/03/2015

Planverfasser / Redattore del piano: Dr. KONRAD STOCKNER Tel.: 0471-417739 Amt für Landschaftsökologie / Ufficio Ecologia del paesaggio www.provinz.bz.it/natur-raum/ AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI - ALTO ADIGE

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Erläuternder Bericht

1. Ausgangslage und Zielsetzungen 2

2. Gebietsbeschreibung 3

3. Schutzmaßnahmen 6

Gebiete von landschaftlichem Interesse...... 6 Landschaftliche Bannzonen ...... 9 Biotope...... 12 Naturdenkmäler...... 13 Schutzwürdige Erlenbestände...... 15 Landschaftliche Strukturelemente ...... 16 Baumschutz und urbanes Grün...... 16 Archäologische Schutzgebiete ...... 17

4. Landschaftsentwicklung und -pflege 18

Unterschutzstellungen reichen nicht aus ...... 18 Landschaftsentwicklungskonzept für die Gemeinde ...... 18 Bürgerbeteiligung und Information...... 18 Fördermaßnahmen...... 18 Landschaftsleitbild Südtirol...... 19

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1. Ausgangslage und Zielsetzungen

Der derzeit gültige Landschaftsplan der gen. In den Bannzonen gilt ein absolutes Gemeinde Gsies wurde mit Dekret des Bauverbot, wobei allerdings in diesen Landeshauptmannes von Südtirol vom Zonen für Projekte eine allgemeine Ermäch- 10. Oktober 1983, Nr. 142/V/81 genehmigt. tigungspflicht durch die Landesbehörde für Die Ausarbeitung des Planes erfolgte also Landschaftsschutz nicht mehr vorgesehen vor ca. 30 Jahren. Da sich in der Zwischen- ist. zeit die allgemeinen Bestimmungen, die Planungskriterien, der Gemeindebauleitplan Wie bereits im Artikel 6 des Landesgeset- sowie die Erfordernisse des Natur- und zes vom 25. Juli 1970, Nr. 16 so festgelegt, Landschaftsschutzes stark verändert haben, sind von landschaftlichen Bindungen die erschien eine Überarbeitung des Planes, Wohnbau- und Gewerbegebiete mit geneh- auch aufgrund der Wünsche der Gemeinde, migten Durchführungsplan ausgenommen. als vordringlich. Durch verschiedene Abänderungen des Bauleitplanes und dessen Überarbeitungen Des Weiteren kam es in der Natur- und haben sich für die Baugebiete und Zonen Landschaftsschutzarbeit auf Landesebene für Infrastrukturen wesentliche Veränderun- zu neuen Weichenstellungen durch die Ver- gen ergeben. Der überarbeitete Land- abschiedung des LEROP-Fachplanes Land- schaftsplan soll dieser Situation Rechnung schaftsleitbild Südtirol. Einen besonderen tragen. Anstoß zur Überarbeitung des Landschafts- planes stellt die notwendige Neufestlegung Landschaftsentwicklung und –pflege der Naturdenkmäler, Biotope und Bann- zonen dar. Völlig neu ist im überarbeiteten Land- schaftsplan der Bereich Landschaftsent- Unterschutzstellungen wicklung und –pflege. Zu einem nachhalti- gen Umgang mit Natur und Landschaft Die landschaftlichen Unterschutzstellungen gehören heute nicht nur Unterschutzstel- erfahren teilweise gegenüber dem Land- lungen, sondern auch die Pflege wertvoller schaftsplan aus dem Jahr 1983 erhebliche Kulturlandschaften als auch Revitalisie- Veränderungen, sowohl bezüglich deren rungsmaßnahmen für verarmte Land- Abgrenzungen als auch deren Schutzbe- schaftsräume. Zentrale Bedeutung nimmt stimmungen. die Wahrnehmung von Tendenzen in der Landschaftsentwicklung vor Ort ein. Mit Durch die Erweiterung des Biotops Pidig- Hilfe von kommunalen Landschaftsleitbil- bach, die Neuausweisung von vier Natur- dern oder -entwicklungskonzepten können denkmälern, die Kennzeichnung der einzel- negative Entwicklungen aufgezeigt und nen Feuchtbereiche und Auwaldreste, Gegenmaßnahmen festgelegt werden. Aber sowie die Festlegung von Schutzbestim- auch positive Tendenzen gilt es zu erken- mungen für eine Reihe von Landschafts- nen und zu verstärken. Das Landschafts- elementen, wie Feldhecken und Wasserläu- leitbild Südtirol mit seiner tiefgehenden Ana- fen, soll der Lebensraumschutz im über- lyse der Landschaftssituation in Südtirol und arbeiteten Landschaftsplan verstärkte Be- den zahlreichen Maßnahmenvorschlägen rücksichtigung finden. Der überarbeitete zur Lenkung der Landschaftsentwicklung Landschaftsplan enthält auch bezüglich der stellt eine wichtige Grundlage für die Land- Landschaftsschutzzonen einige Neuerun- schaftsschutzarbeit in der Gemeinde dar.

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2. Gebietsbeschreibung

Das Gebiet der Gemeinde Gsies umfasst grenze des Waldes treffen wir auf Zirben- das Gsiesertal, das sich in einer Länge von bestände, die jedoch vielfach der Alm- ca. 20 km von Welsberg bis zum Gsieser rodung zum Opfer gefallen sind. Außerhalb Törl (2.205 m) erstreckt. Die Meereshöhe der eigentlichen Almflächen erstreckt sich schwankt von 1.190 bis zu 2.837 m. Nur ein ein ausgedehnter Zwergstrauchgürtel mit schmaler Streifen in den tieferen Tallagen Alpenrose ( Rhododendron ferrugineum ) und wird landwirtschaftlich genutzt. Die durch- Heidelbeere ( Vaccinium myrtillus ) an den wegs steilen Talflanken sind bewaldet, wäh- Schattenhängen. An den Sonnenhängen rend sich in den Hochlagen ausgedehnte fehlen kompakte Zwergstrauchbestände. Alm- und Felsregionen erstrecken. Hier überwiegen die Nardeten ( Nardus stricta ), in denen Besenheide ( Calluna vul- garis ), Wacholder ( Juniperus communis ) Das Klima ist mitteleuropäisch- bis und Immergrüne Bärentraube (Actostaphy- alpin geprägt. Die jährliche Niederschlags- los uva-ursi ) eingestreut sind. menge liegt in Gsies bei 884 mm. Der inneralpine Trockeneinfluss des Pustertales ist klar erkennbar. Die mittleren Jahrestem- peraturen betragen ca. 6°C.

Vom geologischen Gesichtspunkt gehört das Tal großteils zur Zone der alten Gneise: Orthogneise wechseln sich ab mit Paragnei- sen und mit eingelagerten Schiefergestei- nen. Lediglich am Eggerberg trifft man auf eine andere geologische Formation, dem Brixner Quarzphyllit. Ein inselhaftes Vor- kommen von kalkigem Gestein ist im Be- Mitunter ist die Grünerle die dominierende Art im reich des Finsterbachtales anzutreffen, wo subalpinen Zwergstrauchgürtel. sich ein kleiner Aufschluss der südlichen Grauwackenzone befindet. Das Terrassen- In den subalpinen Taleinschnitten ist die gelände von Schindelholz ist von mächtigen Grünerle ( Alnus viridis ) häufig anzutreffen. eiszeitlichen Moränenschichten aufgebaut. Die Hauptvertreter der ab 2.300 m Meeres- Die Flächen im Talgrund hingegen sind höhe anschließenden alpinen Rasengesell- großteils mit Aufschüttungs- und nur am schaften sind die Krumm-Segge ( Carex Rande mit Moränenmaterial bedeckt. curvula ) und Hallers Schwingel ( Festuca halleri ). Längs des Gsieserbaches sowie teilweise In der Vegetation zeigen Tannenvorkom- auch auf den Schwemmfächern von Seiten- men am Nordhang des Eggerberges den bächen stehen interessante Erlenbestände Übergang vom ozeanischen zum kontinen- (Alnus incana ). talen Klimatyp. Die unteren Hänge bis auf eine Meereshöhe von 1.600 bis 1.700 m werden vom montanen Fichtenwald be- Die landwirtschaftliche Nutzung, fast aus- deckt. In tiefen sonnigen Lagen ist noch die schließlich Grünlandwirtschaft, beschränkt Föhre eingestreut. Darüber folgen die sub- sich größtenteils auf die Talsohle und die alpinen Fichtenwälder, die ebenfalls stark Hangfußbereiche. Die flachen Abschnitte mit der Lärche vermischt sind. An der Ober- der Talsohle waren vielfach bis in die jüng-

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Seite / Pag. 4 ste Vergangenheit versumpft. Durch die Größere touristische Einrichtungen, wie Begradigung des Gsieserbaches, die Sen- große Hotelkomplexe oder Skiressorts, feh- kung des Grundwasserspiegels und ver- len nach wie vor in Gsies. Trotzdem hat es schiedenen weiteren Entwässerungsmaß- auch in diesem Tal eine gewisse touristi- nahmen wurden die versumpften Böden in sche Entwicklung gegeben. Das Tal setzt intensive Kulturgründe umgewandelt. Da- vorwiegend auf sanfte Tourismusformen. durch ging ein vielseitiges, abwechslungs- Die intakte Kultur- und Naturlandschaft sind reiches Landschaftsbild mit interessanten das Aushängeschild von Gsies; vor allem Au- und Moorgebieten verloren. Nur kleine die ausgedehnten Almgebiete und Berg- Restbestände konnten durch strenge und bereiche, die viele Wandermöglichkeiten rechtzeitige Schutzmaßnahmen gesichert anbieten. Bekannt ist das Tal aber auch bei werden. Langläufern, Rodlern und Skitourengehern.

Während die steilen Talflanken eine landwirt- Die Kapaire Alm; das Gsiesertal ist bekannt für schaftliche Nutzung nicht zulassen, wird im Tal- seine ausgedehnten Almgebiete, die zu schönen boden intensive Grünlandwirtschaft betrieben. Wanderungen einladen.

Das Siedlungsbild ist vor allem durch klei- Die Wasserkraftnutzung hält sich in der nere Hofgruppen gekennzeichnet. Auch die Gemeinde Gsies noch in annehmbare einzelnen Ortschaften und Weiler haben nur Grenzen. Sie hat sich mehr auf die Seiten- eine beschränkte Ausdehnung. Die wichtig- bäche konzentriert als auf den Talbach sten davon sind Außer- und Innerpichl, selbst, von dem nur der Abschnitt in Unter- und Oberplanken, St. Martin und St. St. Magdalena hydroelektrisch genutzt ist. Magdalena. Durch die Ausweisungen eini- Größere Ausleitungen gibt es vor allem am ger relativ isolierter Bauzonen nördlich von Karbach, Versellbach und Tscherniedbach. St. Martin ist es in diesem Bereich zu eini- Jedes Ausleitungsbauwerk bedeutet eine gen Zersiedelungserscheinungen gekom- Unterbrechung des Fließgewässerkonti- men. Weitere Ausweisungen sollten näher nuums. Weiters bringt die Reduzierung der am Dorfkern erfolgen, damit diese Ortschaft Wasserführung in den Ausleitungsstrecken nicht noch mehr zerrissen wird. eine spürbare Einschränkung der gewässer- Die traditionelle Bausubstanz stellt in vielen ökologischen Funktion mit sich. Der Talbach Fällen eine erhaltenswerte Bereicherung weist zwar noch großteils die natürliche des Landschaftsbildes dar. Vor allem die Wasserführung auf, er wurde aber im intakten Höfeweiler in der Umgebung von Zusammenhang mit der Bonifizierung des St. Magdalena bilden einen wichtigen Be- Talbodens sehr stark reguliert, großteils be- standteil der charakteristischen Kulturland- gradigt und in ein enges Bachbett ge- schaft im oberen Gsiesertal. zwängt. Eine Verbesserung der Uferstruktur und insgesamt des Gewässerlebensraumes

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Seite / Pag. 5 könnte durch Bachaufweitungsprojekte erzielt werden.

Auch in Gsies trifft man an der Staatsgrenze auf einige, mittlerweile dem Verfall preis- gegebene militärische Anlagen. Allerdings nicht in dem Ausmaß wie in oder und beschränkt auf den Bereich am Gsieser Törl. Durch die Errichtung die- ser Anlagen wurden weithin sichtbare Wun- den in die Landschaft geschlagen. Sie stel- len gleichzeitig aber auch interessante historische Zeugnisse dar.

Verlassene Militäranlagen an der Staatsgrenze zwischen Italien und Österreich: Zeugnisse einer ehemals wichtigen militärischen Grenzlinie.

Kompakte Höfeweiler prägen nach wie die Gsieser Kulturlandschaft.

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3. Schutzmaßnahmen

Gebiete von landschaftlichem typischen Tierarten bilden und wesentlicher Interesse Bestandteil der Struktur des Gebietes, sei- nes ökologischen Gleichgewichts und sei-

ner Erholungsfunktion sind. Das gesamte Gemeindegebiet mit Aus- nahme der Wohnbau- und Gewerbegebiete Die Waldbereiche bedecken einen Großteil mit genehmigten Durchführungsplan im des Gemeindegebietes. Die Nutzung der Sinne des Artikel 6, Absatz 3 des Landes- Wälder wird in ausreichender Weise durch gesetzes Nr. 16/1970 wird als Gebiet von das Forstgesetz geregelt und von der Forst- landschaftlichem Interesse definiert. Dazu behörde kontrolliert; daneben erfüllen Wald- gehören somit auch all jene Bauzonen und gebiete vor allem im steilen Gelände eine Zonen für Infrastrukturen, die keinen Durch- wichtige Schutzfunktion. Zudem haben sie führungsplan aufweisen. Im Allgemeinen auch eine hohe ökologische Bedeutung, da reichen für diese Flächen die Raumord- sie als naturnahe Ausgleichsflächen in einer nungsinstrumente sowie die Forstgesetz- immer stärker urbanisierten Umwelt Rück- gebung aus, um deren nachhaltige Entwick- zugsgebiete für die Fauna darstellen und lung zu gewährleisten. Die Landschafts- auch dem Menschen eine Zuflucht als schutzermächtigung wird in der Regel vom Ruhe- und Erholungsraum bieten. In diesem Bürgermeister erteilt. Sinne ist bei der Bewirtschaftung der Wäl-

der auf ein möglichst breites Artenspektrum Eine besondere Bedeutung nimmt das zu achten, wobei neben den Baumarten das Landwirtschaftsgebiet ein. Die Landwirt- Augenmerk auch auf eine abwechslungs- schaftsflächen mit den charakteristischen, in reiche Kraut- und Strauchschicht zu richten typischer örtlicher Bauweise errichteten ist. Gehöften sind ein wichtiger Bestandteil der vorhandenen Landschaftstypologie. Sie stellen eine von Menschenhand im Laufe der Zeit umgewandelte Landschaft dar, die Ausdruck der geschichtlich-kulturellen Tra- dition des Gebietes ist. Die Ausweisung als Gebiet von landschaftlichem Interesse hat zum Ziel - ohne Einschränkung der land- wirtschaftlichen Tätigkeit - bei den zulässi- gen Bauten und Eingriffen eine harmoni- sche Eingliederung und Anpassung an die bestehende Landschafts- und Siedlungs- struktur zu gewährleisten.

Weitere wichtige Bereiche von landschaftli- chem Interesse sind der Wald , die Auwäl- Trockenmauern und alte Holzzäune bereichern der , die bestockten Wiesen und Weiden , an so mancher Stelle die alpine Kulturland- die Feuchtgebiete , das alpine Grün, die schaft. Weidegebiete , die Felsregionen sowie die Gewässe r. Aus der Sicht des Landschafts- Oberhalb der Wälder breitet sich das alpine und Umweltschutzes sind sie von besonde- Grünland aus. Während in der alpinen rer Bedeutung, sei es als wichtiger Faktor Region von Natur aus Rasengesellschaften des Mikroklimas und der Schutzwirkung, sei und Kleinsträucher vorherrschen, wurden es weil sie ein Habitat für eine Vielzahl von durch jahrhundertelanger Almbewirtschaf- tung auch in der montanen und subalpinen

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Stufe Mähwiesen und Almweiden geschaf- Gräben durchziehen unsere Wälder und die fen, die das Landschaftsbild bereichern und Kulturlandschaft und lockern diese mit der durch die Ausbildung einer eigenen Vege- Ufervegetation auf. Seen, Weiher und Tei- tation und Fauna zur ökologischen Berei- che schaffen ökologische Nischen und stel- cherung beitragen. Durch Intensivierung len häufig landschaftliche Höhepunkte dar, und Rationalisierung in der Bewirtschaftung die gerne als Ziele für die Erholung und von Almen und Mähwiesen ist heute die Freizeitaktivitäten genutzt werden. In die- hohe ökologische Vielfalt bedroht. Es ist die sem Sinne ist die Erhaltung der Gewässer Tendenz festzustellen, dass einerseits die aus landschaftsökologischer Sicht von günstigsten Flächen durch Bodenverbesse- hoher Relevanz, wobei der Wasserqualität, rungsarbeiten und Düngung intensiviert der natürlichen Wasserführung und der werden, während entlegene und ungünsti- möglichst angepassten Einbettung in den gere Standorte aufgeforstet werden. Ver- jeweiligen Landschaftsraum eine besondere loren gehen die landschaftlich zumeist reiz- Bedeutung zukommt. vollen und ökologisch wertvollen, extensiv genutzten Magerrasen und Streuwiesen.

Auch die Weidegebiete der mittleren und tiefen Lagen fallen in diese Kategorie. Sie sind leider in jüngster Vergangenheit viel- fach der Intensivierung oder Nutzungsauf- lassung zum Opfer gefallen. Umso mehr verdienen es die übrig gebliebenen Weide- flächen erhalten zu werden. Sie bieten inmitten der intensiv genutzten Landwirt- schaftsgebiete für eine Reihe von Tieren und Pflanzen letzte Zufluchtsstätten (unter den Vögeln sind es z.B. die Bodenbrüter, die sich wegen dem Verschwinden dieser Weidebereiche immer schwerer tun, geeig- Gsies ist relativ arm an stehenden Gewässern; nete Nistplätze zu finden). um so größere Bedeutung kommt den vorhande- nen Wasserflächen zu, auch wenn sie noch so

klein sind. Auch wenn nur in geringem Rahmen ge- nutzt, treten die Felsregionen zumeist land- Auch die in der Kartographie als bestockte schaftlich stark in Erscheinung. Die Berg- Wiesen und Weiden eingetragenen Flä- gipfel, Steilabbrüche, Schluchtwände, Ge- chen fallen in die Kategorie Gebiete von steinsformationen und Geröllhalden sind landschaftlichem Interesse. In den tieferen vielfach weitum sichtbar und prägen das Lagen sind nur einzelne kleinere Bereiche, Südtiroler Landschaftsbild. Sie erscheinen Wiesen und Weiden, die mit Lärchen oder zwar äußerst lebensabweisend, aber den- anderen Baumarten locker bestockt sind, in noch handelt es sich um interessante und extensiv genutzten Randbereichen anzutref- zumeist völlig intakte Naturlebensräume. fen. In den höheren Lagen - vor allem ent- Dabei trifft man nicht so sehr auf einen lang der oberen Waldgrenze - kommen großen Artenreichtum, dafür aber auf eine auch ausgedehnte Lärchenweiden und Reihe von besonderen hochspezialisierten -wiesen vor, in denen aber die Nutzung in Arten, die mit den kargen Lebensbedingun- jüngster Zeit sehr stark zurückgegangen ist, gen in den Felsspalten und auf den Schutt- weshalb sie immer stärker verwalden. halden zurecht kommen. Die lockere Bestockung bringt nicht nur eine Bereicherung für das Landschaftsbild mit Die Gewässer bestimmen in vielfältiger sich und gestaltet es abwechslungsreicher, Form das landschaftliche Erscheinungsbild sondern schützt diese Flächen auch vor und stellen eine ökologische Bereicherung Austrocknung: sie verbessert durch Wind- für ihre Umgebung dar. Bäche, Flüsse und schutz das Mikroklima, verhindert Schnee-

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Seite / Pag. 8 verwehungen, schließt wegen der tieferen auch die mittleren Lagen und die alpine Wurzeln der Bäume den Nahrungskreislauf Stufe sind im Gsiesertal eher arm an Moor- und dämmt die Sonneneinstrahlung etwas flächen. Wegen der vorhandenen Geomor- ein. Bessere Wachstumsbedingungen sind phologie (steile Berghänge mit wenigen, die Folge. klar begrenzten flachen Bereichen) kommen Grundsätzlich ist die forstliche Nutzung auf in der Gemeinde Gsies größere, zusammen den natürlichen Zuwachs zu beschränken hängende Feuchtgebiete nicht vor. Umso und für die Verjüngung der Bäume muss wichtiger erscheinen die noch vorhandenen gesorgt werden. Wo eine gewisse Verfich- vereinzelten Feuchtflächen. Neben den als tung feststellbar ist, sollte die Fichte vor den Biotop oder Naturdenkmal geschützten anderen Baumarten genutzt werden. Die Feuchtstandorten im Talboden, sind vor Fichte kann nämlich die anderen Baumarten allem einzelne kleinere Niedermoore in den verdrängen und verursacht neben einer Ve- Hochtälern Pidig, Pfoi, Tschernied, Pfinn, einheitlichung des Landschaftsbildes auch Kapaire, Versell und in den Hauserwiesen größere Beeinträchtigungen für die landwirt- entlang des Finsterbaches erwähnenswert, schaftliche Nutzung. Als Flachwurzler be- die großteils noch einen hohen Intakt- einflusst sie auf einer größeren Fläche das heitsgrad aufweisen. Graswachstum, sie wirft schlechter verrott- Feuchtgebiete erfüllen vielfältige land- bare Nadeln ab und erzeugt eine stärkere schaftsökologische Funktionen. Sie bedeu- Beschattung. ten Landschaftsreichtum und stellen vor Auf die Stockrodung soll verzichtet werden, allem wertvollste Lebensräume dar für eine da das bewegte Bodenrelief ein charakteri- Vielzahl von gefährdeten Pflanzen- und stisches Merkmal für diese bestockten Flä- Tierarten. Nicht unerwähnt bleiben darf chen ist und gerade die Stellen mit den auch ihre Bedeutung für den Wasserhaus- Baumstümpfen für die Baumverjüngung in halt wegen deren Funktion als Wasser- Frage kommen. speicher. Deshalb sind alle Feuchtflächen, auch wenn sie nicht eigens als Biotop oder Naturdenkmal unter Schutz gestellt sind, erhaltenswert und dürfen nicht trocken- gelegt werden.

Die noch vorhandenen Auwaldreste sind ebenfalls im Landschaftsplan eingetragen. Neben den einzelnen, im Talboden ver- streuten, kleinen Aurestbestände sind an gewissen Seitengerinnen, vor allem im Bergfußbereich, vor deren Einmündung in den Gsieserbach, kleinere Hangerlenwälder erhalten geblieben, die eine nicht minder wertvolle Vegetation aufweisen. Bei diesen Auwaldformationen handelt es Auch im alpinen Bereich hält sich das Ausmaß sich um besondere Naturlebensräume, die der Moorflächen in bescheidenen Grenzen; im eine spezielle Pflanzengemeinschaft und Bild ein Niedermoor oberhalb der Kasermähder. auch eine äußerst vielfältige Fauna beher-

bergen. Auwälder begleiteten ursprünglich Auch Feuchtgebiete sind in der Karto- in einem mehr oder weniger breiten Streifen graphie abgegrenzt. sämtliche Wasserläufe, vor allem in deren In den tiefen Lagen sind nur mehr kleine flacheren Abschnitten. Sie wurden durch die Restflächen von den einst ausgedehnten zunehmende Nutzung der Talböden von Au- und Feuchtgebieten übrig geblieben. Seiten des Menschen stark zurückgedrängt. Diese sind großteils bereits heute als Biotop Die übrig gebliebenen Restbestände sind oder Naturdenkmal ausgewiesen bzw. wer- heute vielfach durch Verbauungsmaßnah- den im überarbeiteten Landschaftsplan men an den Fließgewässern gefährdet. diesen Schutzkategorien zugeordnet. Aber

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Durch Vertiefung des Fluss- oder Bach- teils unverbaut geblieben, auch weil sie bettes und Errichtung von Dämmen oder bereits seit 1983 als Bannzone geschützt anderen Schutzbauten wird den anliegen- sind. Diese bereits bestehenden Schutz- den Waldflächen Wasser entzogen. Die gebiete werden somit im neuen, überarbei- Folge sind stark veränderte Standortbedin- teten Landschaftsplan mit einigen Grenz- gungen. Die für die Entstehung der Auwäl- korrekturen übernommen. Es werden auch der, aber auch für deren Fortbestand not- einige, für die Landschaftsgliederung sehr wendigen Wechselbeziehungen mit dem wichtige Bereiche in den Bannzonen neu Fließgewässer sind deshalb oftmals nicht eingegliedert. mehr gegeben. Für die noch vorhandenen Auwaldbestände ist der Erhalt optimaler hydrologischer Verhältnisse von existenziel- Im Einzelnen handelt es sich um folgende ler Bedeutung. Zonen:

- Die unverbauten Wiesenhänge, die sich Landschaftliche Bannzonen von Außerpichl zur Landesstraße hinun- terziehen und die Hügellage des Dorfes Die Ausweisung von Bannzonen hat zum in einzigartiger Weise unterstreichen. In Ziel, die für das Landschafts- und Sied- der Bannzone befinden sich auch die lungsbild der Gemeinde Gsies besonders unzersiedelten Umgebungsbereiche von charakteristischen und wertvollen Bereiche Unterplanken , Durnwald (mitsamt bestmöglich zu erhalten. Es handelt sich dem kleinen landschaftlich intakten dabei um die Umgebung von kulturhisto- Schwemmkegel oberhalb dieses Weilers) risch wertvollen, landschaftsprägenden und den Sinnerhöfen . Bauten, um markante und/oder exponierte Geländeformen oder um größere noch weit- gehend unverbaute Grünbereiche zwischen den besiedelten Bereichen, die wichtige Blickfelder darstellen und deren intakte Typologie ein wertvolles Element der vor- handenen Landschafts- und Siedlungsstruk- tur ist.

Intakte Landwirtschaftsflächen zwischen Oberplanken und Praindl.

- Die flachen Möser zwischen Unterplan- ken und Oberplanken sowie zwischen Oberplanken und Praindl , die zu den wenigen ausgedehnten siedlungsfreien Landwirtschaftsflächen des Tales gehö- ren und als solche zum landschaftlichen Die als Bannzone geschützten Wiesenflächen Abwechslungsreichtum beitragen. In die- rund um Außerpichl präsentieren sich noch sem Gebiet, das vielfach erst vor nicht all großteils unverbaut. zu langer Zeit durch Meliorierungen einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung Trotz der allgemein regen Bautätigkeit in zugeführt wurde, liegen außerdem die den letzten Jahrzehnten sind die genannten noch wenigen übrig gebliebenen Moor- markanten Grünbereiche intakt und groß-

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flächen, deren Umgebung vor negativen Beispiele der traditionellen Gsieser Höfe- Veränderungen geschützt werden muss. architektur unbedingt erhaltenswert sind und auch in ihrer Weilerstruktur eine außerordentliche Bereicherung des Landschaftsbildes darstellen. Besonde- res Augenmerk muss auf eine harmoni- sche architektonische Einbindung von eventuellen Erweiterungsbauten gelegt werden, wobei die Erhaltung der wei- lerartigen Siedlungsstruktur angestrebt werden muss. Neubauten sind so in die Hofgruppe zu integrieren, dass die Geschlossenheit des Weilers gewährlei- stet bleibt.

Diese Flächen sollen durch die Auswei- Das Marakirchl mit Harpfe: eine schönes sung als Bannzonen vor Zersiedelungen Ensemble auf einem exponierten Schuttkegel und Verdrahtungen möglichst verschont im Talgrund zwischen Praindl und St. Martin. werden. In den Bannzonen gilt ein abso- lutes Verbot für die Errichtung neuer - Die Wiesenhänge um das einsam oberirdischer Gebäude. Eine allgemeine stehende Marakirchl südwestlich von Ermächtigungspflicht durch die Landes- St. Martin . behörde für Landschaftsschutz für die möglichen Eingriffe und Projekte ist im Gegensatz zum alten Landschaftsplan nicht mehr vorgesehen.

Die Bewirtschaftung der Felder (inklusive Kulturartenänderungen) in diesen Land- schaftsschutzzonen unterliegt keinen zu- sätzlichen Einschränkungen und auch Me- liorierungsarbeiten, Wegebauten u.ä. sind nicht untersagt, womit die geltenden Geset- zesbestimmungen diesbezüglich unverän- dert bleiben. Da es sich bei den vorgeschlagenen

Schutzzonen größtenteils um wertvolle Kul- Die Umgebung von St. Magdalena ist ge- turgründe handelt, kommt dieser Schutz- prägt von den beiden markanten Schutt- maßnahme auch eine erhebliche Bedeu- fächern des Pfinn- und Köflerbaches, auf tung für die Landwirtschaft zu. Tatsächlich denen sich verstreut einzelne charakteristi- würde eine Verbauung und Zersiedlung sche Höfeweiler befinden. dieser Kulturgründe einen unersetzbaren Verlust für die Landwirtschaft darstellen. - Der untere noch siedlungsfreie Teil des Durch die Ausweisung als Bannzone wird Schwemmkegels oberhalb von hier die Priorität der landwirtschaftlichen St. Magdalena , der mit seinen ausge- Nutzung vor anderen Nutzungsansprüchen dehnten Wiesenflächen einen deutlichen unterstrichen. Akzent ins Landschaftsbild setzt, sowie die terrassenartigen freien Wiesenflä- chen östlich von St. Magdalena und in Eine neue Bannzone betrifft den talque- der Talsohle bis Kapaiern, mitsamt den renden Waldkorridor Mühlbach-Stacher- vorhandenen Hofgruppen in charakteri- bach , der in diesem Abschnitt des Gsieser- stischer Holzbauweise, die als typische tales erhalten geblieben ist. Solche quer

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Seite / Pag. 11 zum Tal verlaufende Naturkorridore sind in Populationen und deren langfristige Über- den intensiv genutzten Talbereichen Südti- lebensfähigkeit zu sichern. Insbesondere rols nur mehr selten anzutreffen und stellen kleinere Populationen gewisser Tierarten deshalb besonders wichtige Verbindungs- bleiben ohne diesen Austausch immer in elemente zwischen den Gebirgslebens- ihrem Bestand gefährdet. räumen dar. Deren Erhalt ist nicht weniger wichtig als der Schutz der hochwertigen Damit der in dieser Bannzone eingeglieder- Naturräume selbst. Ohne diese Korridore te Waldkorridor auch für die Zukunft seine bleiben letztere isoliert und somit auch Funktion als biologisches Vernetzungsele- deren Flora und Fauna. Vor allem für die ment erhalten kann, muss der Waldbestand Fauna sind naturräumliche Vernetzungen in der heutigen Ausdehnung erhalten blei- wichtig, um die Wandermöglichkeiten zwi- ben. Es wird deshalb für die Waldflächen schen den einzelnen Lebensräumen für innerhalb dieser Bannzone ein Kulturände- gewisse Tierarten gewährleisten zu können rungsverbot festgelegt. und somit den genetischen Austausch der

Der talquerende Waldkorridor Mühlbach-Stacherbach; solche Naturkorridore sind sehr wichtig für die Lebensraumvernetzung.

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Biotope Bachstrecken mit träge fließendem Wasser wechseln ab mit seichten Tümpeln, wo sich Beim heute als Biotop geschützten Weit- die Wasserarme verästeln und sich eine riesermoor handelt es sich um einen Au- Verlandungsvegetation (Moose, Algen, und Feuchtbereich, der sehr ähnliche Merk- Sumpfpflanzen) ausgebreitet hat. Das male aufweist, wie die anderen flächen- Ganze ist ein Paradies für Wasserinsekten, haften Naturdenkmäler im Talboden von Lurche, Nattern, Sumpfvögel. Die angren- Gsies. Es wird deshalb vorgeschlagen, die zenden Flächen sind mit Erlenauwald diesbezügliche Fläche im neuen Land- bestockt, der einen mannigfaltigen Strauch- schaftsplan ebenfalls als Naturdenkmal und und Krautunterwuchs aufweist. Gegen den nicht mehr als Biotop einzutragen. Hangfuß hin dominiert die Fichte. In den höher gelegenen Schotterbänken trifft man Für eine andere Fläche ist hingegen die auf xerotherme Vegetationsgemeinschaften. Ausweisung als Biotop vorgesehen und An den Fließstrecken sollte der alte Bach zwar für jenen Teil des alten Pidig-Bach- durch flache Erddämme gestaut werden, bettes, der sich im Gemeindegebiet von um einerseits der durch die Bachverbauung Gsies befindet. Der restliche und wesentlich erfolgten Grundwasserabsenkung (welche größere Teil dieses Bach- und Aulebens- den Erlen- und Weidenbestand gefährdet) raumes befindet sich im Gemeindegebiet entgegen zu wirken; andererseits so durch von Welsberg-Taisten, wo er bereits als Bio- ineinander übergehende Teiche und Tüm- top Pidigbach ausgewiesen ist. Mit der pel die idealen Voraussetzungen für die Überarbeitung des Landschaftsplanes der Ansiedlung einer mannigfaltigen Gewässer- Gemeinde Gsies wird die Unterschutzstel- flora und -fauna zu schaffen. Das Biotop- lung dieses wertvollen Naturlebensraumes gebiet grenzt direkt an den bewaldeten somit weiter vervollständigt. Hangfuß und ist seit der Verlegung der Tal- straße vollkommen ungestört, so dass es - besonders nach der Austrocknung vieler Moorflächen im Gsiesertal - auch als Zug- vogelrastplatz an Bedeutung gewonnen hat. Dieser wertvolle Auwaldbereich entlang des ursprünglichen Wasserlaufes des Pidig- baches auf dem Gebiet der Gemeinde Welsberg-Taisten wurde bereits mit Dekret des Landeshauptmannes Nr. 101/V/LS vom 6. Oktober 1981 als Biotop unter Schutz gestellt. Nördlich davon – zu beiden Seiten der Gsieserstraße – befinden sich weitere gut erhaltene Auwald- und Feuchtflächen. Als der naturkundlich interessanteste Teil ist die Der östlichste Teil der Pidigau fällt ins Gemein- flache Mulde nördlich der Straße, zwischen degebiet von Gsies; er wird nun mit der Über- den Schuttkegeln des Rudl- und Moar- arbeitung des Gsieser Landschaftsplanes eben- baches, anzusehen. Diese sumpfig-moorige falls ins Biotop Pidigbach eingegliedert. Verflachung weist eindeutig Biotopmerk- male auf und wurde deshalb bei der Biotop Pidigbach Überarbeitung des Landschaftsplanes der Gemeinde Welsberg-Taisten in das Biotop Am Beginn des Gsiesertales wurde der miteinbezogen. Pidigbach vor einigen Jahrzehnten begra- Seggen und hochstaudenähnliche Vegeta- digt und in ein neues Bett verlegt, wobei der tion wechseln mit Nassstandorten und frühere Bachverlauf als Altarm erhalten moorigen Bereichen ab und werden in geblieben ist. Er wird von Quellen und natürlicher Sukzession von Erlenbeständen Bächlein, die vom bewaldeten Berghang abgelöst. Der hohe Grundwasserspiegel – kommen sowie von Grundwasser gespeist.

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Seite / Pag. 13 bedingt wohl auch durch ein langsam die größten Exemplare nicht mehr existieren fließendes Kleingewässer im Nordwesten – und somit die Lärchengruppe nicht mehr die schafft beste Voraussetzungen für eine Eigenschaften eines Naturdenkmales auf- feuchtliebende Tier- und Pflanzenwelt, die weist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die bestens angepasst an solche Lebensräume, noch vorhandenen Lärchen nicht trotzdem aber auch gleichzeitig völlig abhängig von erhaltenswert sind und die Forstbehörde hat diesen ist. auf jeden Fall die Möglichkeit Beeinträchti- Es handelt sich um ein ideales Laichgebiet gungen oder ein nicht notwendiges Fällen für Forellen, Elritzen und Lurchen und als der Bäume zu unterbinden. Lebensraum für viele unscheinbare Klein- tiere, aber auch für höher entwickelte Tierarten erfüllt dieser Feucht- und Auwald- bereich eine wichtige Funktion. Dies gilt in besonderem Maß für die Vogelwelt: er stellt einen wichtigen Brutplatz für einheimische Vogelarten sowie einen Rastplatz für verschiedene Zugvögel dar (Kiebitz, Reiher, Storch, Gänse- und Entenarten können beobachtet werden). Hervorgehoben werden soll das Vorkom- men des ästigen Igelkolbens, der nur mehr an wenigen Stellen im Oberpustertal zu finden ist. Auwaldbestände, die einmal sehr stark das Landschaftsbild des Gsiesertales mitpräg- ten, sind heute zur Seltenheit geworden und deshalb als besonders schützenswert anzu- sehen. Dazu gehört auch der kurze Abschnitt des alten Pidig-Bachbettes, der in das Gemeindegebiet von Gsies hineinreicht.

Naturdenkmäler

Die Naturdenkmallärche im Verselltal. Die Naturdenkmäler, die bereits der Land- schaftsplan von 1983 enthält, werden groß- Das so genannte Pfoiseabl wird hingegen teils wiederbestätigt. auch im überarbeiteten Landschaftsplan als Naturdenkmal übernommen. Es ist der ein- Darunter befinden sich einige Einzelbäume, zige nennenswerte Bergsee innerhalb der die durch Alter oder Größe im Landschafts- Gemeinde Gsies und ist landschaftlich sehr bild besonders auffallen. Es handelt sich schön gelegen. dabei um eine Zirbe beim Mooswalderhof , eine Esche beim Laferhof und eine Eine besondere Bedeutung in naturkund- Lärche im Verselltal . Eine ebenfalls als licher Hinsicht ist den letzten Überresten der Naturdenkmal ausgewiesene Hängefichte einst ausgedehnten Moor- und Aubereiche in Pidig-Stucka ist mittlerweile abgestor- im Talboden von Gsies zuzuschreiben. ben. In nächster Nähe befindet sich eine andere stattliche Hängefichte, die nunmehr Von den Moorflächen sind bereits heute das in diese Schutzkategorie aufgenommen Grubermoor , die Gruberheide und das wird. Kohlermoor als Naturdenkmal sowie das Die Lärchengruppe oberhalb des Kar- Weitriesermoor als Biotop geschützt. Die bachhofes ist im neuen Landschaftsplan drei Naturdenkmäler werden neu abge- nicht mehr als Naturdenkmal enthalten, da grenzt und wiederbestätigt; das Biotop

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Weitriesermoor wird ebenfalls neu abge- Das Weitrieser- und Praindlermoor sind grenzt und wegen der ähnlichen Merkmale lebende Hochmoore. Im Praindlermoor sind als Naturdenkmal und nicht mehr als Biotop überdies die Entwicklungsstufen Nieder- ausgewiesen. Neu dazu kommen das und Zwischenmoor noch vorhanden, im Praindlermoor und das Mooswalder- landschaftlich anmutenden Weitriesermoor moos . auch ein Stück Heidevegetation. Das Koh- lermoor zeigt den Übergang zur Heide- Im äußeren Gsiesertal zwischen Unter- und vegetation an, ähnlich das kleine föhren- Oberplanken sind fünf Moore von den und erlengesäumte Grubermoor. Hier zeigt Bonifizierungen verschont geblieben: Weit- sich der Übergang zur Ericaceenheide und riesermoor, Kohlermoor, Grubermoor Gru- zum Seggenried der Gruberheide, in deren berheide und Praindlermoor. Es handelt Rand sich außerdem ein kleiner Quellsumpf sich um kleinflächige Hochmoore, die als befindet. Reliktflächen anzusehen sind, aber trotz der Die Feuchtgebiete haben außerdem eine geringen Ausdehnung sind hier noch zahl- große Bedeutung für die Vogel- und Amphi- reiche charakteristische Hochmoorpflanzen bienfauna. vorhanden: weiche Torfmoosbulte ( Sfag- num ), die vier Beerensträucher der Gattung Vaccinium (Heidel-, Preisel-, Moos- und Rauschbeere), die überaus seltene Rosma- rinheide (Andromeda polifolia ), der fleisch- fressende Sonnentau ( Drosera ), die Besen- heide ( Calluna vulgaris ) sowie weitere cha- rakteristische Sumpf-, Moor- und Auwald- pflanzen.

Im Praindlermoor sind nach wie vor einige kleine Rest-Hochmoorflächen anzutreffen.

Die Hochmoorvegetation ist überhaupt unsere seltenste Pflanzengesellschaft, da sie in Südtirol im Talsohlenbereich auf ein- zelne wenige Relikte reduziert ist. Hoch- moore haben ein enormes Wasserspeicher- vermögen und sind deshalb auch von einer Klein, aber dafür umso schützenswerter, ist die gewissen Bedeutung für den Hochwasser- Restfläche des Weitriesermoores. schutz. Als Zeugen einer meist jahrtausendealten Im Kohlermoor weist das inselartige Vegetationsentwicklung sind Hochmoore Vorkommen der Latsche ( Pinus mugo ) auf (sie wachsen pro Jahr nur um ca. 1 mm) eine mikroklimatische Sonderstellung hin. von außerordentlicher naturhistorischer Be- Das Kohlermoor und auch das Weitrieser- deutung. Wirklich einzigartig an den Gsieser moor sind beide im Winter auch für den Moorgebieten ist, dass wir hier auf engstem Wildwechsel und die Wildäsung bedeutsam, Raum sämtliche vegetationshistorische Ent- da wegen der starken Grundwasserströme wicklungsstufen nebeneinander beobachten die Schneedecke niedrig bleibt. Im Praind- können: Niedermoor (Schilfmoor)‚ Zwi- ler- und Weitriesermoor trifft man noch auf schenmoor, Hochmoor, Ericaceenheide, die zierliche und sehr seltene Rosmarin- Seggenried, Erlenauwald. heide ( Andromeda polifolia ).

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Im Talschluss oberhalb St. Magdalena be- In diesem Feucht- und Wasserlebensraum findet sich das Mooswaldermoos , dessen ist der Verlandungsprozess bereits relativ Merkmale etwas anders gelagert sind. Im weit fortgeschritten. Mehr als die Hälfte der östlichen Bereich befindet sich ein üppiger Senke ist mit einem dichten Seggenteppich Weiden- und Erlenbestand, der vom bewachsen. Wasser- und Verlandungsflä- Gsieser Bach durchflossen ist. Durch die che stellen aber insgesamt einen sehr inte- Rückhaltesperre wird ein gewisser Wasser- ressanten Lebensraum dar. rückstau erzeugt und somit beste hydrologi- sche Verhältnisse für diesen Aubestand geschaffen. Der Feuchtbereich im west- Schutzwürdige Erlenbestände lichen Teil ist großteils von Seggen und in den Randbereichen von Erlen bewachsen. Grundsätzlich erhaltenswert sind auch alle Er weist den Charakter eines Niedermoores noch vorhandenen Auwaldreste, wobei die auf. Gespeist wird dieses Feuchtgebiet Erlenwaldinseln im ersten Abschnitt des durch Wasseraustritte an dessen Westrand. Gsiesertales zwischen der westlichen Ge- meindegrenze und Unterplanken (Sinnerau , Durnwaldauen und Unterplankenau) einen besonderen Stellenwert aufweisen, auch weil sie einer gewissen Gefährdung ausgesetzt sind. Es handelt sich durchwegs um reine Erlenwald- bestände mit einem gewissen Anteil an Weiden. Im Unterwuchs ist die typisch viel- fältige Strauch- und Krautvegetation vorzu- finden. Zum Teil ist dieser aber bereits mit Jungfichten durchsetzt und es droht an die- sen Stellen eine Verfichtung des Aubestan- des. Um dieser Entwicklung Einhalt zu

bieten, sollten Gegenmaßnahmen getroffen Das Mooswaldermoos weist eine besonders werden, wie die Entfernung der Fichten, hohe Lebensraumvielfalt auf. Einbringen weiterer Laubgehölze (Eschen, Ahorne, Pappeln, Vogelbeerbäume, Birken usw.), Erhöhung des Feuchtigkeitsgrades Schließlich sei noch ein letztes Naturdenk- durch das Einleiten von Wasserrinnsalen mal erwähnt, das ebenfalls neu vorgesehen oder das Absenken des Bodenniveaus. ist: die Seaberlacke westlich des Gsieser Törls auf ca. 2.250 m Meereshöhe.

Die noch erhalten gebliebenen Auwaldinseln im

Talboden sind allesamt absolut erhaltenswert. Die Seaberlacke.

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Landschaftliche Struktur- Krain, beheimatet sind und über Kärnten elemente und Osttirol bis ins Oberpustertal vorge- drungen sind. Für deren Erhaltung gewährt

die Landesverwaltung Beiträge. Alle Pflasterwege (und Überreste, auch wenn sie nicht in der Kartographie ein- getragen sind), Trockenmauern , aber auch Lesesteinwälle , Feldhecken und Flur- gehölze sind geschützt wegen ihrer ästhe- tischen Bereicherung für die Kulturland- schaft und dem Angebot an Kleinlebens- räumen für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten.

Den Bachläufen sowie Entwässerungs- gräben kommt als aquatische Lebensräu- me aus Naturschutzsicht eine besondere Bedeutung zu. Sie stellen wichtige Natur- korridore dar. Vor allem in den stärker anthropisierten Gebieten ist deren ökologi- Eine Harpfe in den Wiesen oberhalb St. Magda- sche Funktion aber vielfach erheblich beein- lena. trächtigt (durch Verbauung, Einengung, Begradigung, Wasserverschmutzung und Wasserableitung) und damit auch eine Flora Baumschutz und urbanes Grün und Fauna, die an solche Standorte gebun- den ist. Für Amphibien, aber auch für ande- Der Baumbestand und allgemein das re gefährdete Tierarten sind die Wasserläu- Grün in den Siedlungsbereichen erfüllen fe unersetzbare Lebensräume. Nicht zuletzt wichtige Aufgaben. Der vom Mensch be- sei an die Wasservögel gedacht, die beson- nötigte Siedlungsraum wird immer größer, ders während der Nist- und Brutzeit sehr weshalb auch die Notwendigkeit zunimmt, störanfällig sind. Wichtig ist auch die Prä- der Natur ihren Raum auch in diesen Flä- senz einer intakten, spontanen Ufervegeta- chen zu gewähren. Der Grünbestand be- tion, die einen integrierenden Bestandteil deutet nämlich Lebensraum für verschie- eines jeden Fließgewässers bildet. Aus die- dene Pflanzen und Tiere und somit Erhal- sen Gründen dürfen sämtliche Bachläufe tung der Biodiversität. Weitere wichtige und Entwässerungsgräben - auch wenn es Funktionen sind Wind- und Lärmschutz sich um kleine Abschnitte handelt, die in der sowie Staubbindung und Verringerung der Kartographie nicht aufscheinen - nicht zuge- Immissionen. Jeder Fleck urbanen Grüns schüttet oder verrohrt werden. stellt auch unversiegelten Boden dar und trägt somit bei, den Grundwasserspiegel zu Zäune stellen vielerorts einen wertvollen erhalten und den Oberflächenabfluss des Bestandteil der Kulturlandschaft und somit Regenwassers zu vermindern. Das Ortsbild ein interessantes landschaftsgestalterisches wird ebenfalls entscheidend mitgeprägt vom Element dar. Dabei ist darauf zu achten, vorhandenen Grünbestand, wobei natürlich dass die Umzäunungen in ortsüblicher Art hochstämmige Bäume besonders hervor- und Weise errichtet werden und dass vor stechen. Insgesamt trägt das Grün in den allem auch auf die Verwendung von Sta- besiedelten Bereichen wesentlich zur cheldraht verzichtet wird. Ansonsten bedeu- Lebensqualität des dort wohnenden Men- ten Abzäunungen eindeutige Störfaktoren in schen bei, zu dessen Grundbedürfnissen der Landschaftswahrnehmung. auch ein gewisser Naturkontakt zählt.

Vereinzelt sind in Gsies auch noch Harpfen Hervorgehoben werden soll bei dieser Gele- anzutreffen; hohe Holzgestelle zum Trock- genheit die Bedeutung der Streuobstbe- nen des Heues, die im slawischen Raum, in stände. Die alten Birn- und Apfelbäume in

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Seite / Pag. 17 den Dorfbereichen oder bei Einzelhöfen Siedlungsbereich noch zu verbessern, kann sind wertvolle Elemente der Kulturland- die Gemeinde weitreichendere Regelungen schaft und von großer landschaftlicher Rele- (Baumschutzsatzungen, einschlägige Be- vanz. Sie stellen Zeugen einer alten Obst- stimmungen für die Gemeindebauordnung) anbauweise dar und vielfach befinden sich festlegen. unter ihnen wunderschöne Baumexemplare, die nicht so sehr wegen ihrer Größe hervor- stechen als wegen ihrem Alter, den knorri- Archäologische Schutzgebiete gen Stämmen und der starken Verästelung. Blüte und Fruchtbestand unterstreichen Die archäologischen Schutzgebiete werden deren landschaftlichen Reiz. Schließlich gemäß den Angaben des Landesdenkmal- darf auch die Obstproduktion (wobei es sich amtes in die Kartographie aufgenommen, um Bioobst handelt) nicht vergessen wer- welches auch für Grabungsermächtigungen den, die durch einen verhältnismäßig gerin- zuständig ist. Das bereits ausgewiesene gen Pflegeaufwand erzielt werden kann. Schutzgebiet östlich von Unterplanken (Puregg) wird im überarbeiteten Land- Aus den genannten Gründen soll mit dem schaftsplan übernommen und etwas erwei- Grün- und Baumbestand möglichst scho- tert. Es werden aber auch vier neue archäo- nend umgegangen werden. Die Ermächti- logische Zonen – zwischen St. Martin und gung für die Schlägerung von Bäumen St. Magdalena (Harmer), in St. Magdalena innerhalb des verbauten Ortskerns erteilt (Burger) und am Gsieser Törl - im Plan (gemäß Landschaftsschutzgesetz L.G. eingetragen. In der Gemeinde Gsies konn- 16/1970 und dazugehörender Durchfüh- ten Funde aus verschiedenen Zeitperioden rungsverordnung) der Bürgermeister und getätigt werden, vor allem aus der Frühge- außerhalb des verbauten Ortskerns ist (ge- schichte (weitere Informationen zu den mäß Forstgesetz L.G. 21/1996) die Forst- archäologischen Schutzgebieten: Amt für behörde zuständig. Um den Baumschutz Bodendenkmäler, ArchaeoBrowser). und das Grünmanagement vor allem im

Der Bereich des Gsieser Törls ist neben seinem landschaftlichen Reiz auch in archäologischer Hinsicht von einem gewissen Interesse; die getätigten Funde stammen aus frühgeschichtlicher Zeit.

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4. Landschaftsentwicklung und -pflege

Unterschutzstellungen reichen dungen und zum zweiten bringt der enge nicht aus Kontakt mit der Bevölkerung Akzeptanz- vorteile mit sich.

Beim vorliegenden Plan handelt es sich fast ausschließlich um ein Schutzinstrument für einzelne Gebiete, für gewisse Tier- und Bürgerbeteiligung und Infor- Pflanzenarten, Natur- und Kulturobjekte mation usw. Schützen allein aber reicht nicht aus. Die Landschaft ist einer ständigen Ent- Für die Umsetzung von landschaftspflege- wicklung unterworfen, die gesteuert werden rischen Maßnahmen ist die Bürgerbeteili- muss. Vor allem die Bereiche der Land- gung von großer Bedeutung. Eine nach- schaftspflege und -aufwertung (Behebung haltige Landschaftsentwicklung kann nur landschaftsökologischer Defizite, Renaturie- gelingen, wenn die vorgesehenen Maß- rungen) bedürfen zusätzlicher Instrumente. nahmen von der Bevölkerung mitgetragen Dies betrifft sowohl die ländliche Kultur- werden. Deshalb ist es wichtig, sowohl bei landschaft als auch das Siedlungsgebiet. Es der Erstellung als auch bei der Umsetzung handelt sich dabei um Maßnahmen des eines Landschaftskonzeptes, am besten in aktiven Landschaftsschutzes, wofür die Form einer Arbeitsgruppe, sämtliche Land- Initiative von Seiten der örtlichen Behörden nutzer mit einzubeziehen, um mögliche Nut- bzw. der Landnutzer besonders gefragt ist zungskonflikte auszuräumen. Auch allge- und es wenig Sinn ergibt, wenn diese meine Information und Aufklärung ist im hoheitlich verordnet werden (wie dies formal Natur- und Landschaftsschutz großge- bei den Schutzmaßnahmen der Fall ist). schrieben, denn der Mensch achtet und schützt nur, was er kennt!

Landschaftsentwicklungskon- zept für die Gemeinde

Die Erarbeitung eines Landschaftsleitbildes oder landschaftlichen Entwicklungskonzep- tes ermöglicht es der Gemeinde, aktiv die Landschaftsentwicklung mitzugestalten. Auch ein Landschaftsinventar, eine Baum- schutzverordnung, ein Grünordnungsplan für den Siedlungsbereich oder ein Kultur- landschaftsprogramm tragen zu einer Ver- Wesentliche Berührungsbereiche zwischen besserung der Natur- und Landschafts- Raumnutzungen und Landschaftsschutz schutzarbeit in der Gemeinde bei. Schließ- (Quelle: Landschaftsleitbild Südtirol) lich sind die Entscheidungskompetenzen der Gemeinde ausgeweitet worden, wes- halb auch immer mehr Fachkompetenz in den Verwaltungen vor Ort gefragt ist. Die Fördermaßnahmen Gemeinde stellt für den Natur- und Land- schaftsschutz eine äußerst interessante Ein weiteres wichtiges Instrument für die Tätigkeitsebene dar: zum einen fallen in der Landschaftspflege sind die Fördermaß- Gemeinde für alle Projekte und Vorhaben nahmen. Das Land Südtirol vergibt über die wichtige Entscheidungen und Vorentschei- EU Verordnung 1698/2005 Landschafts-

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Seite / Pag. 19 pflegeprämien für eine ökokompatible ziele, Schutz- bzw. Gestaltungsziele und die Landwirtschaft . So gibt es Prämien für die für die Erreichung dieser Ziele notwendigen Bearbeitung und Pflege von artenreichen Maßnahmen beschrieben werden. Für die Bergwiesen, Magerrasen, Lärchenwiesen, tägliche Natur- und Landschaftsschutzarbeit Kastanienhainen, für Hecken sowie für in den Gemeinden kann deshalb gerade Beweidungsverzichte in Mooren und Auwäl- dieser Teil des Fachplanes eine interessan- dern, sofern sie als Biotop oder Naturdenk- te Hilfestellung darstellen. mal ausgewiesen sind. Die Gemeinde, in Zusammenarbeit mit der Forstbehörde, kann darauf einwirken, dass diese Förde- rungen verstärkt in Anspruch genommen werden. Weiters sind auch Beiträge für die Erhal- tung und Pflege von Landschaftselemen- ten , wie Schindel- und Strohdächer, traditio- nelle Zäune, Trockenmauern sowie weitere Zeugnisse bäuerlicher Architektur und tradi- tionelle Bewirtschaftungsformen und andere Landschaftspflegemaßnahmen (z.B. Entfer- nung von Drahtzäunen, unterirdische Ver- legung von Freileitungen, Schaffung von Amphibienteichen, Renaturierung verbauter Gewässer usw.) sowie umweltdidaktische Projekte vorgesehen.

Landschaftsleitbild Südtirol

Das Landschaftsleitbild Südtirol – der LEROP-Fachplan zum Bereich Natur und Landschaft – enthält umfassende Richtlinien und Umsetzungsstrategien für die lang- fristige Sicherung der Südtiroler Landschaft Das Gemeindegebiet von Gsies ist gemäß als Natur-, Lebens- und Wirtschaftsraum. Landschaftsleitbild Südtirol fünf Land- Dieses Ziel kann aber von der Landschafts- schaftseinheiten zuzuordnen. Im Folgenden schutzbehörde allein nicht erreicht werden. werden diese fünf Einheiten mit den vom Es muss gelingen alle Landnutzer (Land- Fachplan vorgesehenen und auf einen akti- wirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirt- ven Landschaftsschutz ausgerichteten schaft, Tourismus, Freizeit und Erholung, Steuerungsmaßnahmen aufgelistet: Raumplanung) in diese Aufgabe einzubin- den. Die Berührungsbereiche mit den ver- a) Landschaftseinheit – Siedlungs- schiedenen Landnutzern, mögliche Konflikt- räume potenziale als auch gemeinsame Interessen erfahren eine ausführliche Analyse. Weiters Maßnahmen: werden im Landschaftsleitbild Südtirol die Instrumente und Strategien des Natur- und • Vermeiden von Zersiedelung; Landschaftsschutzes dargestellt. • Fachgerechte bauliche Ausführung (Einbin- dung in Landschaft und Baubestand, Mate- Der Fachplan liefert auch eine Gliederung rialaufbau, Regenwassernutzung, Vermei- der Landschaft Südtirols in verschiedene dung von Bodenversiegelung, Versickerung von Niederschlagswasser usw.); Landschaftseinheiten, wobei für jede die • Erhalten und Schaffen von Grünräumen naturschutzfachliche Bedeutung, die jewei- (u.a. auch Dach- und Fassadenbegrünungen) ligen Probleme und Konflikte, Nutzungs- und naturnahe Grünpflege;

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• Erhalten ökologischer Elemente im Sied- • Gewässerschutz (ökologische Gerinnebe- lungsraum und ökologisches Vernetzen mit handlung, Revitalisierung, Gülleverordnung, dem Umland durch Hecken, Alleen usw.; Wasserschutzgebiete usw.); • Ökologische Durchführungs- und Wieder- • Landschaftsgerechte Kapazitätenfestlegung gewinnungspläne; für touristische Einrichtungen; • Erstellen von Grünordnungsplänen; • Erstellen von Landschaftsinventaren und Kul- • Ausarbeiten einer Baumschutzverordnung; turlandschaftsprogrammen. • Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes; • Einrichten attraktiver Naherholungszonen. d) Landschaftseinheit – Waldstufen b) Grünland- und ackerbaudominier- Maßnahmen: te Talböden und Randzonen • Erhaltung der Waldgesellschaften als gene- Maßnahmen: relles Ziel und Ausweisung von Schutz- • Förderungsstopp für die Beseitigung land- gebieten für repräsentative Waldbestände; schaftsrelevanter Strukturelemente sowie die • Ausgliederung von sensiblen Zonen für den Entwässerung von Feuchtlebensräumen und Schutz gefährdeter Arten (z.B. Greifvögel); die Bewässerung von Trockenstandorten, • Naturnahe Waldbehandlung; Förderung für Düngeverzicht; • Festsetzen von Pflegemaßnahmen für Wald- • Sicherung naturnaher Restflächen sowie ränder (Förderungen); Erhaltung und Förderung einer nachhaltigen • Beibehaltung traditioneller Mehrfachnutzun- Nutzung mit deutlich abgestuften Nutzungs- gen des Waldes (z.B. Waldweide); intensitäten (Nutzungsmosaik); • Anstreben einer differenzierten Wegenetz- • Ausarbeitung von Kulturlandschaftsprogram- dichte gemäß Bedarf, mit landschaftsscho- men und von Förderprogrammen zur Sicher- nender Bauweise; stellung artenreicher Wiesenflächen; • Festlegung und Erfüllung von Schalenwild- • Standortgemäße Viehdichten, Gülleverord- abschussplänen und Auflassen der Scha- nung, Reduktion der Düngemengen; lenwildfütterung; • Beibehaltung der Landschaftspflegebeiträge • Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten für die Erhaltung traditioneller Bewässe- und des Einsatzes von Schneekanonen. rungssysteme; • Reaktivierung natürlicher Retensionsräume e) Landschaftseinheit – Alpine Be- (z.B. Feuchtwiesen) sowie Erstellung von reiche und Hochlagen Richtlinien für die Revitalisierung von Fließ- und Stillgewässern sowie Gräben; • Festlegung von Tabuzonen für den Schotter- Maßnahmen: und Kiesabbau, Renaturierungsauflagen; • Landschaftsschonende Baunutzung; • Aufrechterhaltung der traditionellen Almwirt- • Landschaftsgerechte Kapazitätsfestlegung in schaft mit abgestuften Nutzungsintensitäten touristischen Regionen. (Anpassung der Viehdichten); • Nutzungssteuerung durch agrarisches Förde- rungswesen mit stärkerer ökologischer Orien- c) Landschaftseinheit – Bergland- tierung; wirtschaftszonen • Streichung der Fördersätze für Gelände- korrekturen und Entwässerung; Maßnahmen: • Erstellen von Landschaftsinventaren und Kul- turlandschaftsprogrammen; • Erhaltung bzw. Regeneration der ausgedehn- • Erhalten traditioneller Wirtschaftsformen und ten Moorgebiete, Schutz aller Torfvorkommen abgestufte Anpassung der Viehdichten; • und deren torfbildender Pflanzengesellschaf- Reduzieren der Intensitätsstufen mittels ten; Anreizen durch Landschaftspflegeprämien; • • Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten Förderungen für die Erhaltung und Pflege von und des Einsatzes von Schneekanonen; Landschaftselementen (Hecken, Trocken- • Nutzung des öffentlichen Wassergutes bzw. mauern, Lesesteinhaufen, Zäunen usw.); Regulierung der Gewässer nach ökologi- • Streichung der Förderungen für Gelände- schen Kriterien (z.B. ingenieurbiologische korrekturen, Beseitigung landschaftsrelevan- Sicherungsmaßnahmen); ter Strukturelemente, Entwässerung von • Gezielte Besucherlenkungskonzepte (Anlage Feuchtstandorten, Bewässerung von Tro- von Knüppelpfaden durch Moore, Abzäunung ckenstandorten); • kritischer Bereiche, Festlegen von Reitrouten, Überprüfung der Förderungen für Wegebau; Ausweisung von Wildruhezonen). • Standortbezogene Regelung der Waldweide;

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