F achzeitschrift fürP Behör DM AS A olizeibeamte unddenöffentlichenDienst G Bedenken und Kritik an der A den Z I N DNA-Analytik A

usweitung AUSGABE 3-2018 AUSGABE SCHMERZKLINIK BERLIN

Wer auf eine heiße Herdplatte fasst, zuckt sofort reflexartig zurück, denn Schmerz signalisiert Gefahr. Dieses Alarmsystem ist angeboren und bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Schmerz kann allerdings seine vorübergehende Warnfunktion verlieren und dauer- haft anhalten: Die Schmerzen werden chronisch.

Häufig gibt es dafür eine organische Ursache. Chronischer Schmerz kann jedoch auch Ausdruck einer seelischen Belastung oder psychiatrischen Erkrankung sein. Chronische Schmerzen können sich bereits nach drei Monaten zu einem eigen- ständigen komplexen Krankheitsbild entwickeln und müssen professionell behandelt werden. Wer unter chronischen Schmerzen leidet, weiß, wie stark der Alltag und die Lebensqualität von den Schmerzen bestimmt werden können. Die häufigs- ten Formen chronischer Schmerzen sind:

• Rückenschmerzen • Kopfschmerzen • Schmerzen bei degenerativen Erkrankungen • Nervenschmerzen • Ganzkörperschmerzen bei Fibromyalgiesyndrom • Schmerzen im Zusammenhang mit seelischen Erkrankungen

Die Schmerzklinik Berlin ist eine hochmoderne Spezialklinik für die Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen. In der Schmerzklinik Berlin sind unsere Ärzte für Sie da. Gemeinsam mit Ihnen entwickeln wir Ihren persönlichen Thera- pieplan. Wir behandeln Menschen mit chronischen Schmerzen individuell und nachhaltig. Weitere Informationen zu chronischen Schmerzen finden Sie unter: www.schmerzmedizin.berlin

»Schmerz lass nach!«

»Die Erinnerung überstandener Schmerzen ist Vergnügen.« JOHANN W. VON GOETHE

Dr. med. Jan-Peter Jansen CHEFARZT

www.schmerzmedizin.berlin Behörden AS

Vorwort D MAGAZIN Fachzeitschrift für Polizeibeamte und den öffentlichen Dienst

Liebe Leserinnen und Leser,

Der Begriff „Erweiterte DNA-Analysen“ wird heutzutage als Sammelbegriff Alle anderen, in deren Familiengeschichte irgendwann einmal „Ortsfremde“ für Erbgut-Analysen verwendet, die über die Feststellung der Identität einer hineingeraten sind oder die aus Gebieten stammen, in denen viel Zu- und Ab- Person hinausgehen. Mit Erweiterten DNA-Analysen sollen äußere Merkmale wanderung geschieht, oder in denen viele Menschen aus unterschiedlichen und Alter (DNA-Phänotypisierung) sowie die sogenannte „biogeografische Regionen friedlich miteinander leben, lassen sich aber nicht gut zuordnen Herkunft (bgH)“ bestimmbar sein. Sie werden daher in der öffentlichen De- – jedenfalls nicht mit 99,9% Wahrscheinlichkeit. Diese anderen sind entspre- batte oft auch als „genetisches Phantombild“ bezeichnet.Bisher ist es gesetz- chend in den meisten Referenzdatenbanken nicht repräsentiert. lich nicht erlaubt, diese Analysen in Ermittlungsverfahren einzusetzen. Diese Beschränkung wurde getroffen, da diese Bereiche keine persönlichkeitsrel- Wenn man die turbulente Geschichte der meisten Weltregionen bedenkt, evanten Aussagen zulassen sollen, also Aussagen über Aussehen, Charakter kann die korrekte Bestimmung der bgH also nur in wenigen Fällen gelingen. oder Gesundheit eines Menschen. Damit soll die Privatsphäre der von Ermitt- Die Referenzdatenbanken simulieren nämlich eine recht überschaubare Le- lungen betroffenen Menschen geschützt werden. benswelt: In der Region, aus die die Spur stammt, sollte es nie zu Vorkomm- nissen gekommen sein wie z.B. Wanderungen, Kulturkontakte, Mobilität, Der Einsatz erweiterter DNA-Analysen in der Forensik, insbesondere Handel, überregionale Familien, Kriege, Zwangsumsiedlungen, Massenverge- DNA-Phenotyping und die Bestimmung der sogenannten „biogeografischen waltigungen, Deportationen, Genozide etc. All das könnte eine Zuordnung Herkunft (bgH)“, wird derzeit deutschlandweit diskutiert. Seit November kompliziert, unzuverlässig, ja unmöglich machen. 2016 haben euphorische Medienberichte das öffentliche Stimmungsbild ge- prägt; darin erfuhr man viel über die Anwendungsmöglichkeiten und Chan- Stammt die DNA am Tatort von einer Person, deren Familie irgendwann mal cen, aber kaum etwas über Risiken, Fehleranfälligkeiten und ethische Proble- von solchen Ereignissen betroffen war, wird die DNA-Analyse die Ermittle- matiken dieser Technologien. Erst seit neuestem mischen sich nachdenkliche rInnen auf die falsche Spur locken – oder mit großen Fragezeichen zurück- bis kritische Stimmen in die Debatte ein. lassen.

Im Ausland, wo diese Technologien bereits zum Einsatz kommen, findet be- Wenn heute in Deutschland über den Sinn und Nutzen erweiterter DNA-A- reits seit einiger Zeit eine intensive und kritische Auseinandersetzung mit den nalysen diskutiert wird, berufen sich Befürworter auf die positiven Erfahrun- Bedingungen und Folgen statt. Sie haben zeigen können, dass es durchaus gen in den Niederlanden und Großbritannien. Was viele nicht wissen: Auch Missanwendungen dieser Technologien gab und geben kann, und versucht, in Deutschland sind bereits Erfahrungen mit dem Einsatz entsprechender Wege zur Vermeidung solcher Fehler aufzuzeigen. Damit sind schon viele Ver- Technologien in der Ermittlungsarbeit gesammelt worden. Dass Ermittlungen, besserungen anregt worden. Zudem konnten Wissenschaftler in bestehenden die sich der DNA-Forensik bedienen, durchaus nicht nur Erfolge hervorbrin- Strukturen, als Mitglieder entsprechender Ethikgruppen, Boards und Ent- gen, wird dabei aber gerne übersehen. Der bislang wohl spektakulärste Fall scheidungsgremien, unmittelbar mitentscheiden, wann und wie ein Einsatz DNA-basierter Fehlermittlungen war die Jagd nach dem »Heilbronner Phan- sinnvollerweise getätigt werden sollte und wann (oder wie) nicht. tom«. Dies war zugleich der erste Fall, in dem offiziell eine DNA-Analyse zur »biogeographischen Herkunft« einer mutmaßlichen Mörderin in kriminalpo- In Deutschland fehlt diese Forschungsrichtung derzeit noch, und auch von lizeiliche Ermittlungen in Deutschland einbezogen wurde. Und: Die zentrale multidisziplinären Entscheidungs- und Regulierungsstrukturen ist man hier- Verantwortung dafür lag bei der Kriminalpolizei eben jenes Bundeslandes, zulande noch weit entfernt. Eine ausgewogene, kritisch-konstruktive Debatte, welches bei der Forderung nach der Einführung erweiterter DNA-Analysen eine umsichtige Regulierung der Technologien kann so nicht stattfinden. seit jeher und auch aktuell die Vorreiterrolle einnimmt. Das Beispiel zeigt, welche Problematiken und Risiken mit der Anwendung neuer Technologien Problem Referenzdatenbanken einhergehen, wenn keinerlei Regulierungsinstanzen und Kontrollmechanis- Um eine DNA-Spur einer Population zuzuordnen zu können, werden Refe- men vorgesehen sind – wie dies nach dem aktuellen Stand der Diskussion um renzdatenbanken benötigt, in denen die DNA-Daten möglichst vieler reprä- eine Einführung der erweiterten DNA-Analyse zu erwarten ist. sentativer Individuen dieser Population gespeichert sind. Bestimmte Merk- male der DNA-Spur werden dann mit den Merkmalen der DNA-Spuren in den Prof. Dr. Anna Lipphardt von der Universität Freiburg setzt sich seit Jahren Referenzdatenbanken verglichen, um sie zu klassifizieren. kritisch mit dem Vorhaben der Erweiterung der DNA-Analyse auseinander. Hierzu wurde auch durch sie eine „Wissenschaftliche Initiative zu Erweiterten Diese Datenbanken sind keine polizeilichen Datenbanken, sondern öffentliche DNA-Analysen gegründet“. In ihren Beitrag auf Seite 8 skizziert sie die Ge- Forschungsdatenbanken. Eine Einverständniserklärung („informed consent“) schehnisse um das „Heilbronner Phantom“. der Personen, die der Aufnahme ihrer Daten in diese Datenbanken zuge- stimmt haben, für die entsprechende Verwendung ihres DNA-Datensatzes Das neue bayerische Polizeiaufgabengesetzes soll es der Polizei erlauben, müsste als Standard vorausgesetzt werden können. durch Analyse von DNA-Spuren auf das Aussehen eines Verdächtigen schlie- ßen zu können. Das ist nicht nur wissenschaftlich fragwürdig, sondern auch Der Abgleich zwischen einer DNA-Spur und einer Referenzdatenbank ist ar- ein Verstoß gegen Persönlichkeitsrechte. Carsten Momsen und Thilo Weichert beitsintensiv und alles andere als trivial. tragen in ihrem Beitrag auf Seite 27 rechtliche Bedenken gegen die Auswei- Referenzdatenbanken beruhen oft auf dem Prinzip, dass die ProbandInnen tung der DNA-Analyse vor. möglichst „ortstreu“ sein sollen: also aus Familien, die stets am selben Ort gelebt und deren Mitglieder stets in der Nähe geheiratet haben. Neue Wir wünschen Ihnen viel Spaß, informative Unterhaltung und Vergnügen DNA-Datensätze können entsprechend nur dann mit großer Wahrscheinlich- beim Lesen, bei Bedarf können wir Ihnen weitere Exemplare dieser Ausgabe keit einer solchen Population zugeordnet werden, wenn deren Referenzdaten zur Verfügung stellen. Teilen Sie bitte dem Verlag die Anzahl der noch benö- vorher nach genau diesen Kriterien erhoben worden sind. Kinder aus inter- tigten Hefte mit. Über Meinungsäußerungen und Leserbriefe würden wir uns kontinentalen Partnerschaften werden von der Technologie meistens einem sehr freuen. der beiden Eltern zugeordnet. Dabei lässt sich selbst diese Zuordnung nur dann einigermaßen verlässlich treffen, wenn beide Herkunftsfamilien zuvor „ortstreu“ waren und die „Mischung“ daher unkompliziert ist – so zumindest Ihr Redaktionsteam die Annahme der GenetikerInnen.

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 3 Inhalt Ausgabe 3/2018 DNA-Analyse und Diskriminierung 6 Prof. Dr. Anna Lipphardt Das Phantom von Heilbronn 8 Prof. Dr. Anna Lipphardt Überschätztes Beweismittel? 11 Thomas Bliwier Pro und Kontra Analyse von DNA-Bereichen zur Erstellung eines Täterprofils 15 Prof. Dr. Veronika Lipphardt, Prof. Dr. Peter Schneider Eine Technologie der Angstkultur 20 Sarah Weitz und Dr. Nicholas Buchanan Fahndung nach dem genetischen Phantom: Bayern will umstrittene DNA-Analyse erlauben 24 Prof. Dr. Anna Lipphardt, Prof. Dr. Peter Pfaffelhuber, Prof. Dr. Veronika Lipphardt DNA-Analyse im neuen Polizeigesetz ist voller Rechtsfragen und Risiken 27 Prof. Dr. Carsten Momsen und Thilo Weichert Kommissar Wattestäbchen 29 Thomas Uwer DNA-Analyse – NRW-Kriminaltechniker landen knapp 4900 Treffer 31 Katja Heins, dpa Verdächtig wegen der Hautfarbe? Mann klagt gegen „Racial Profiling“ 32 Florentine Dame, dpa Rauschgift-Kriminalität klettert auf Höchststand seit 20 Jahren 33 Frank Christiansen, dpa Zahl der Ermittlungsverfahren gegen Mafiagruppen gestiegen 33 Frank Christiansen, dpa Zollfahnder zerschlagen Zigarettenschmuggler-Bande 34 Florentine Dame, dpa Autos rasen in Garage und Vorgarten – Ermittlungen wegen Autorennens 35 Ulf Zimmermann, dpa Schwarz-gelbe NRW-Koalition entschärft neues Polizeigesetz 35 Dorothea Hülsmeier, dpa Grün-schwarzes Tauziehen um Reform des Polizeigesetzes 37 Bettina Grachtrup, dpa Polizei fehlt Trojaner zum Anzapfen von Whatsapp 38 Bettina Grachtrup, dpa Tod im Dienst 39 Jens Albes, dpa Land springt bei Schmerzensgeld für Polizisten und andere Beamte ein 40 Tatjana Bojic, dpa Freiburger Kripo-Chef fordert Ermittlung mit Kinderporno-Material 41 Angelika Resenhoeft, Jürgen Ruf, Anika von Greve-Dierfeld, dpa Gendarm und Kommissar – binationale Polizeiwache am Oberrhein 42 Jürgen Ruf, dpa Angriff auf Besucher einer Eisdiele – Ermittlungen wegen Hitlergruß 44 Julia Giertz, dpa Polizeigewerkschaft fordert Ausweitung der Schleierfahndung 45 Tatjana Bojic, dpa Polizisten von morgen? Nachwuchs misst sich in Fitness und Teamgeist 46 Christine Frischke, dpa www.behoerdenmagazin.de

gehören 20 Kinderärzte zu dem Team des KinderArztRUFs und der Service erfreut sich bei Eltern ständig wachsender Beliebtheit. Je nach „Bedarf“ haben einer odere mehrere Ärzte Dienst. Dabei ist Dr. Früchtenicht eines ganz wichtig: „Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu den niedergelassenen Kinderärzten, sondern als gute Ergänzung und als Service für die Eltern. Die Eltern bekommen von uns einen Arztbrief mit dem entspre- Schnelle Hilfe für kranke Kinder chenden Befund und wir verweisen für die weitere Behandlung immer zurück an den Der KinderArztRUF ist der einzige kinderärztliche Notdienst in Berlin, der nach Hause niedergelassenen Kinderarzt.“ Ist in Einzelfällen ein Krankenhausaufenthalt nicht zu kommt. vermeiden, berät der KinderArztRUF die Eltern und begleitete sie gegebenenfalls auch. Innerhalb von 60 bis 90 Minuten kommt der Kinderarzt ins Haus. Doch wenn die Krankheit diagnostiziert ist und ein Rezept ausgestellt, hören die Schwierigkeiten für manche Eltern ja nicht auf: Wie soll zum Beispiel ein alleinerziehen- Gibt es für Eltern etwas Schlimmeres als kranke Kinder? Oh ja! Kranke Kinder am des Elternteil mit kleinen Kindern nachts um zehn an die wichtige Medizin kommen? Wochenende oder nach 18 Uhr. Die Kinder-Bereitschaftspraxis ist entweder weit weg, „Dafür kooperieren wir mit der BerlinApotheke. Gegen einen geringen Aufpreis überfüllt oder gerade nicht geöffnet und aus den Notfallambulanzen der Krankenhäu- liefert diese die Medikamente auch nachts nach Hause“, so Dr. Früchtenicht, dessen ser kommt man selten unter drei Stunden Wartezeit wieder heraus. Eine Situation, die Pläne noch viel weiter gehen: „Kinderkrankheiten richten sich selten nach beruflichen Dr. Klaus-Dieter Früchtenicht schon lange ein Dorn im Auge war: „1998 habe ich den Zwängen der Eltern: Demnächst möchten wir deshalb auch mit einem qualifizierten KinderArztRUF gegründet. Nach Praxisschluss, an Wochenenden oder auch an Feier- „Babysitter-Service“ kooperieren. Dieser soll dann kurzfristig die stundenweise Betreu- tagen können Eltern unseren Notruf (0700 – 1972 0000) anwählen. Innerhalb von rund ung kranker Kinder zu Hause ermöglichen.“ 15 Minuten ruft ein erfahrener Facharzt für Kinderheilkunde zurück und in der Regel ermöglichen wir einen Hausbesuch des Kinderarztes innerhalb von 60 bis 90 Minuten KinderArztRUF – überall in Berlin“, erläutert Dr. Früchtenicht das Konzept des KinderArztRUFs. „Die Privatärztlicher Notdienst Behandlungskosten liegen üblicherweise zwischen 100 und 180 Euro pro Hausbesuch Notrufzentrale: 0700 – 19 72 00 00 und werden von privaten Krankenkassen in der Regel vollständig übernommen. Aber www.kinderarztruf.com auch immer mehr selbstzahlende Eltern – derzeit rund 15 Prozent – nutzen unseren Service.“ Sprechzeiten: Oft gelingt es den Kinderärzten schon am Telefon, die Situation einzuschätzen und die Wochentags nach 19 Uhr sowie ganztägig an Wochenenden und Feiertagen Eltern zu beruhigen. Die Untersuchung in der häuslichen Umgebung erspart nicht nur Eltern Stress und Nerven, sondern vor allem auch den Kindern. „In seiner gewohnten Kosten: Umgebung muss sich ein krankes Kind nicht noch zusätzlich ängstigen oder aufregen. Die Abrechnung erfolgt nach der Gebührenordnung für Ärzte. Wir legen größten Wert auf eine ruhige, kindgerechte Behandlung und nehmen uns die Abhängig von Wochentag und Uhrzeit liegen die Behandlungskosten für einen Hausbe- Zeit, Eltern ausführlich und umfassend zu beraten“, so Dr. Früchtenicht. Inzwischen such grundsätzlich zwischen 100 und 180 Euro. Privatkassen und Selbstzahler

Köln_Dimitrow_Augenärztin_Layout 1 27.09.13 10:27 Seite 1

„Es ist so weit:

Ich brauche eine Brille – damit ich wieder schaaf sehen kann!“

Individualmedizin sucht nach einer sanften, nachhaltigen Heilung, die neben schulmedizini- schen Behandlungskonzepten auch naturheilkundliche, homöopathische und psycho- somatische Ansätze berücksichtigt. In meiner Praxis profitieren Sie von einer individuell orientierten Medizin – sowohl als Privat- als auch als selbstzahlender Kassenpatient. Komplementärmedizin in der Augenheilkunde wie Akupunktur und Homöopathie • moderne Netzhautvorsorgeuntersuchung zur Abklärung/Prävention altersbedingter Privatärztliche Augenpraxis | Hauptstr. 136 | 50226 Frechen Makuladegeneration • moderne Glaukom-Diagnostik • Vorsorgeuntersuchung bei Diabetes Tel.: 0 22 34 | 12 10 1, 0 22 34 | 208 309 | Fax: 0 22 34 | 92 36 34 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen • Abklärung/Prävention frühkindlicher Fehlsichtigkeit www.privat-augenarzt-praxis.de (Sehschule) u.v.m.

  Titelthema - DNA-Analytik

DNA-Analyse und Diskriminierung

Diskriminierungseffekte erweiterter DNA-Analysen im polizeilichen Einsatz

Prof. Dr. Anna Lipphardt, Albert Ludwigs-Universität Freiburg

Anna Lipphardt ist Professorin für Kulturanthropologie an der Universität durch die bis ins Mittelalter zurückreichende Migrationsgeschichte der Freiburg. Zusammen mit ihrer Schwester Veronika Lipphardt ist sie Initiatio- Stadt und die Universität. Außerdem liegt sie in einer Grenzregion, durch rin einer multidisziplinären Wissenschaftlerinitiative, die sich seit Dezember die sich täglich hunderttausende Personen aus Frankreich und der Schweiz 2016 gegen deren unregulierten, wissenschaftlich, rechtlich und ethisch bewegen, viele von ihnen als Berufspendler. Stellen wir uns vor, in Freiburg nicht ausreichend fundierten Einsatz erweiterter DNA-Analysen einsetzt, so wäre eine erweiterte DNA-Analyse rechtlich möglich gewesen und dabei wie dies im aktuellen Gesetzesentwurf vorgesehen ist (mehr dazu unter wäre herausgekommen, dass der mutmaßliche Täter (der, wie wir inzwi- www.stsfreiburg.de). Ein Teil der hier dargelegten Argumente ist aus der schen dank konventioneller Ermittlungsmethoden wissen, aus Afghanistan gemeinsamen Arbeit der Initiative hervorgegangen. stammt) mit über 90% Wahrscheinlichkeit braune Augen, braune Haare so- Wenn in Ermittlungsverfahren mit den Ergebnissen von DNA-basierten Ana- wie einen leicht dunklen Teint aufweist und dass seine „biogeographische lysen der sogenannten „biogeographischen Herkunft“ eines mutmaßlichen Herkunft“ in Asien liegt. Mehr kann die Technologie nicht – sie kann weder Täters falsch umgegangen wird, birgt dies die Gefahr verschiedener Diskri- die Nationalität noch die ethnische Zugehörigkeit einer Person aufzeigen; minierungseffekte - auch wenn dies von den Ermittlern gar nicht beabsich- seriöse Forensiker stufen zudem Angaben über die subkontinentale Her- tigt ist. kunft bisher noch als wenig verlässlich ein. „Asien“ als „biogeografische Neben den wissenschaftlichen Unsicherheitsfaktoren in Bezug auf die DNA- Herkunft“ könnte außerdem auch eine weit zurückliegende Vorfahrenge- basierte Analyse der sogenannten „ biogeographischen Herkunft“ sind bei neration betreffen, über die weder der Pass noch der Nachname oder die ihrer Praxisanwendung in der polizeilichen Ermittlungsarbeit verschiedene, Familienerinnerung Auskunft gibt. Welche Gruppe hätten die Ermittler in von den Ermittlern nicht beabsichtigte, potentielle Diskriminierungseffekte Freiburg aufgrund der Erkenntnisse aus einer erweiterten DNA-Analyse wie angelegt. und mit welchen weiterführenden Ermittlungsansätzen „eingegrenzt“? Wie Ermittler werden nämlich erstens ihren Fokus nur dann effektiv einschrän- lange hätte es gedauert, im Anschluss an die erweiterte DNA-Analyse alle ken können, wenn bei der DNA-Analyse einer unbekannten Täterspur Männer mit den entsprechenden Merkmalen zu erfassen? Wie aussagekräf- Merkmale vorhergesagt werden, die in der deutschen Bevölkerung selten tig wären die (Melde-) Daten, der sich die Polizei dabei hätte bedienen kön- auftreten. Man muss weder über juristische noch molekulargenetische nen (deutsche Meldebehörden speichern lediglich Lichtbilder sowie Anga- Fachkenntnisse verfügen, sondern lediglich über ein Grundverständnis von ben zu Staatsangehörigkeit und Augenfarbe; in deutschen Polizeiregistern Mengenlehre, um zu erkennen, dass die Technologien nur dann von Nutzen dürfen nach § 483 Abs. 1 StPO „für Zwecke des Strafverfahrens – soweit sein werden und weitere Ermittlungsschritte wie etwa eine DNA-Reihen- sie zum Zweck der Täteridentifizierung erforderlich“ sind, auch Angaben untersuchung oder eine fokussierte Öffentlichkeitsfahndung ermöglichen, zu Haut- und Haarfarbe gespeichert werden)? Wie lange hätte es aufgrund wenn sie auf Merkmale wie dunkle Haare, dunkle Augen, dunkle Haut und/ dieser Datenlage schließlich gedauert, alle Männer „asiatischer Herkunft“ oder eine eindeutige „biogeographische Herkunft“ in Asien oder Afrika hin- mit braunen Augen und Haaren sowie – im Vergleich zum Durchschnitts- weisen. Wenn das Ergebnis einer erweiterten DNA-Analyse hingegen lautet freiburger – einem etwas dunkleren Teint, dazu zu bringen, eine freiwillige „hellbraune Haare, blaue Augen, helle Haut, mitteleuropäische Herkunft“, DNA-Probe für eine Reihenuntersuchung abzugeben? Wie teuer wäre all werden Ermittler in Deutschland damit wenig anfangen können. Diese im dies gewesen? Und wie wäre in der Ermittlungspraxis mit den Fehlerquoten Ermittlungsansatz angelegte Ungleichgewichtung steht im deutlichen Wi- umgegangen worden, d.h. mit der in diesem Fall bis zu 10% hohen Wahr- derspruch zum Gleichbehandlungsprinzip nach Art. 3 des Grundgesetzes scheinlichkeit, dass der Täter keine braunen Augen, keine braunen Haare (siehe auch Causa-Beitrag von Carsten Momsen). und keinen dunkleren Teint aufweist und/oder nicht aus Asien stammt? Auf Erweiterte DNA-Analysen sind nur in Bezug auf Minderheiten von prakti- all diese Fragen gibt es noch keine Antworten – was allerdings auch daran schem Nutzen. Das widerspricht Art. 3 GG. liegt, dass Journalisten und politische Entscheidungsträger sie den Befür- Zweitens: Wenn aufgrund dieser Grundkonstellation über die Reihenunter- wortern bisher nicht gestellt haben. suchungen immer mehr DNA-Daten von Personen erfasst und gespeichert Genauso wenig ist, viertens, bisher geklärt, wie Öffentlichkeitsfahndung werden, die nicht zur Mehrheitsbevölkerung gezählt werden, wird sich dar- und Kriminalberichterstattung gestaltet werden sollen, die in vielen Fällen aus aller Vorrausicht nach mit der Zeit eine stetig wachsende Überrepräsen- im Anschluss an eine erweiterte DNA-Analyse zum Einsatz kommen. Das tation von Minderheiten in Polizeidatenbanken ergeben. Beispiel des „Heilbronner Phantoms“, dem ursprünglich der Mordanschlag Drittens scheint der Anwendungswert erweiterter DNA-Analysen durch auf die Polizistin Michèle Kiesewetter und ihren Kollegen zugeschrieben die transnationale und transkontinentale Vernetzung der Weltgesellschaft, wurde, gibt Aufschluss darüber, was dabei alles schiefgehen kann. Es ist der durch beständig zunehmende Migration und Multiethnizität begrenzt zu erste Fall in Deutschland, bei dem offiziell eine DNA-Analyse zur Feststel- sein – insbesondere in Ballungsräumen und Großstädten, in denen die lung der „biogeographischen Herkunft“ einer mutmaßlichen Täterin zum Mehrzahl der Schwerstverbrechen statt­fin­det, für die nun die Einführung Einsatz kam. Aufgrund der Vielzahl der weit voneinander entfernt liegenden der neuen Technologien gefordert wird. Tatorte, an denen man ihre DNA bereits zuvor gefunden hatte, ging die Po- Aufgrund von Migration und Multiethnizität ist der praktische Nutzen er- lizei davon aus, dass die Täterin hochkriminell und hochmobil sei. Um die weiterter DNA-Analysen für Ermittlungen begrenzt. Ermittlungen noch stärker zu fokussieren, ließ die Heilbronner SoKo im Rah- men einer Amts­hilfe am Rechtsmedizinischen Institut der Universität Inns- Nehmen wir zum Beispiel den Freiburger Mordfall, welcher von den Befür- bruck eine DNA-Analyse zur Feststellung der biogeographischen Herkunft wortern – allen voran dem Freiburger Polizeipräsidenten Bernhard Rotzin- der Täterin durchführen. Auch wenn die zuständigen Behörden (die Staat- ger – zum Anlass für die Forderung einer entsprechenden Gesetzesände- sanwaltschaft Heilbronn, das LKA Stuttgart und die Generalbundesanwalt- rung genommen wird. Freiburg ist eine Stadt mit gut 220.000 Einwohnern, schaft) dieses DNA-Gutachten bisher unter Verschluss halten, so lässt sich deren demographische Zusammensetzung sehr vielfältig ist – nicht zuletzt doch aus Medienberichten rekonstruieren, dass Walter Parson, der dafür

6 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Titelthema - DNA-Analytik

verantwortliche Innsbrucker Forensiker, zu dem Schluss kam, die DNA der hinein zwar beim Zentralrat der Sinti und Roma, wiesen jedoch zugleich den mutmaßlichen Täterin trete „gehäuft in Osteuropa und im Gebiet der an- Vorwurf zurück, die Ermittlungsbeteiligten hätten sich gegenüber Sinti und grenzenden Russischen Föderation auf“ (Heilbronner Stimme, 28.8.2008). Roma voreingenommen und diskriminierend verhalten – eine Einschätzung, Die Heilbronner Ermittler sahen sich jedoch in ihrem Verdacht bestätigt, es der sich 2016 auch der Erste NSU-Untersuchungsausschuss im Stuttgarter mit einer „hochkriminellen Zigeunerin“ zu tun zu haben, wie es in den Er- Landtag anschloss. mittlungsakten formuliert wurde. Bis zum Auffliegen der Wattestäbchen-Af- Fehlinterpretationen wie diese, bei der (vermeintlich) objektive molekular- färe im März 2009 wurde diese These von der Heilbronner SoKo in ihrer genetische Erkenntnisse aus dem Labor mit soziokulturellen Vorannahmen Medienarbeit immer wieder gezielt lanciert. Von vielen Journalisten wurde der Ermittler auf hochproblematische Weise zusammenwirken, werden sich sie ungefiltert aufgegriffen und verbreitet,­ umfassend unterfüttert mit Ste- beim fortgesetzten Einsatz der Erweiterten DNA-Analysen häufen – mit reotypen und Vorurteilen gegenüber Sinti und Roma, wodurch diese sich gravierenden Folgen für Personen, die (ethnischen) Minderheiten zugerech- einmal mehr unter Generalverdacht gestellt sahen. net werden. In den Niederlanden und Großbritannien wird der polizeiliche Parallel dazu erfolgte eine DNA-Reihenuntersuchung von Frauen, „deren Einsatz von erweiterten DNA-Analysen deshalb durchgängig von multidis- krimineller Hintergrund in das erstellte Raster passe“ – bei 800 Frauen, die ziplinären Gremien begleitet, die ein besonderes Augenmerk auf mögliche bereits in Polizeiregistern verzeichnet waren wie auch 3.104 Frauen, deren Diskriminierungseffekte legen, um diese zu verhindern. Im Gegensatz dazu DNA auf freiwilliger Basis erhoben wurde. Die DNA-basierte Herkunftsana- sind entsprechende Regelungen und Gremien für Deutschland bislang nicht lyse führte im Zusammenspiel mit den Vorurteilsstrukturen der Ermittlungs- vorgesehen. Die wissenschaftliche und juristische Diskussion steht bei uns beteiligten dazu, dass diese ihren Fokus fast zwei Jahre lang, trotz immer gegenwärtig noch ganz am Anfang. stärker werdender Widersprüche, auf die Verfolgung einer fiktiven „hochkri- Angesichts der Komplexität der Technologien und ihrer Anwendungen und Darmstadt_Kinderwunsch_ersteStelle_LayoutDarmstadt_Kinderwunsch_ersteStelle_Layout 11 12.05.1412.05.14 13:3013:30 SeiteSeite 11 minellen Zigeunerin“ richteten, während die tatsächlichen Täter – der NSU angesichts der absehbaren gesellschaftlichen Auswirkungen darf über die und seine mutmaßlichen Helfer – unbehelligt blieben. Einführung erweiterter DNA-Analysen nicht überhastet und hinter ver- Anschließende Ermittlungsmaßnahmen müssen verantwortungsvoll regu- schlossenen Türen entschieden werden – und nicht von einem Experten- liert werden, um Generalverdächtigungen zu verhindern. kreis, der auf Forensiker, PolizeipraktikerEEuur rundooppaa aaSicherheitspolitikerrrkkaaddeenn beschränkt In diesen knapp zwei Jahren gab es so gut wie keine öffentlich geäußerten bleibt. Den politischen EntscheidungsträgernBBrraattuussttrr aaseisssse emit 99 | | auf 6644 22den9933 DWegDaarrmm gegeben,ssttaaddtt Zweifel am Heilbronner Ermittlungsansatz – weder aus der Kriminalpolizei dass eine verantwortungsvolle RegulierungTTeell:: 006611 5viel511 5 5Zeit0000 9 9sowie88 00 konstruktiven, oder dem Justizwesen, noch von Forensikern oder Kriminologen. Sowohl der praxisübergreifenden Austausch braucht und nicht, wie bisher, durch po- FFaaxx:: 0066115511 550000 9988 550000 damalige baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall als auch pulistischDDrr.. mmeedd .. aufgeladene IInnaacckkeerr Öffentlichkeitskampagnen vorangetrieben werden DDrr.. mmeedd.. BBiillggiiccyyiillddiirriimm wwwwww..kkiinnddeerrwwuunnsscchhzzeennttrruumm--ddaa..ddee der damalige Präsident des BKA, Jörg Ziercke, entschuldigten sich im Nach- sollte. Darmstadt_Kinderwunsch_ersteStelle_Layout 1 12.05.14PPrrooff.. DDrr.. LL ee13:30yyeennddeecckk e eSeiterr 1

UUnnsseerr LLeeiissttuunnggssssppeekkttrruumm:: Europaarkaden -- SSppeerrmmiiooggrraammmmee Bratu-s- tIInrnasseesmmsieinn aa9ttiio o|nn e6enn4293 Darmstadt Tel: 06-- I1IVV5FF//1 IIC C5SSI0I BB0eeh h9aan8ndd ll0uunnggeenn -- IIMMSSII// HHiigghh--PPoowweerr--SSppeerrmmiiooggrraammmmee Dr. med. Inacker Fax: 0--6 BB1llaa5sst1tooz zy5yss0ttee0nnt tr9raan8nss ff5eerr00 -- VViittrriiffiikkaattiioonn Dr. med. Bilgicyildirim www.--k PPisnsyycdchheoorllowoggiuisscnchhseec BBheezggelleeniittuturnnugg m -da.de Prof. Dr. Leyendecker wwäähhrreenndd ddeerr KKiinnddeerrwwuunnsscchhbbeehhaannddlluunngg -- EEnnddookkrriinnoollooggiisscchhee SSpprreecchhssttuunnddee

-- EEnnddoo m m e e ttrriioosseezzeennttrruumm

Europaarkaden -- DDuurrcchhffü�ü�hhrruunngg aammbbuullaanntteerr uunndd Unser BratusstrasseLeistungssp e9k |t 64293rum: Darmstadt ssttaattiioonnäärreerr OOppeerraattiioonneenn Tel: 09151 500 98 0| Fax: 06151 500 98 500 -- BBeettrreeuuuunngg iinn ddeenn SSpprraacchheenn:: ttü�ü�rrkkiisscchh,, - Sperwww.kinderwunschzentrum-da.demiogramme aarraabbiisscchh,, eenngglliisscchh uunndd ffrraannzzöössiisscchh - Inseminationen - IVF/ ICSI Behandlungen - IMSI/ High-Power-Spermiogramme DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 7 - Blastozystentransfer - Vitrifikation - Psychologische Begleitung während der Kinderwunschbehandlung - Endokrinologische Sprechstunde

- Endo m e triosezentrum

- Durchfü�hrung ambulanter und stationärer Operationen - Betreuung in den Sprachen: tü�rkisch, arabisch, englisch und französisch Titelthema - DNA-Analytik

Das Phantom von Heilbronn Prof. Dr. Anna Lipphardt Erstausgabe „Freispruch, Heft 11, September 2017“

Prof. Dr. Anna Lipphardt ist Professorin am Institut für Kulturanthropologie Sondererfassung und Verfolgung von »Zigeunern« sowie von »nach Zigeu- und Europäische Ethnologie der Universität Freiburg und beteiligt an der nerart herumziehenden Personen«. Bis heute werden diese im polizeilichen Initiative von Wissenschaftler*innen zur erweiterten DNA-Analyse. Sprachgebrauch auch MEMs – »mobile ethnische Minderheiten« – oder Wenn heute in Deutschland über den Sinn und Nutzen erweiterter DNA-A- »reisende Gruppen« genannt, zu denen seitens der Polizei neben Sinti und nalysen diskutiert wird, berufen sich Befürworter auf die positiven Erfahrun- Roma auch Jenische gerechnet werden (oft unabhängig davon, inwieweit gen in den Niederlanden und Großbritannien. Was viele nicht wissen: Auch die Betroffenen tatsächlich reisen oder festansässig sind) sowie Angehörige in Deutschland sind bereits Erfahrungen mit dem Einsatz entsprechender mobiler Professionen wie Schausteller und Zirkusleute.1 Die These von der Technologien in der Ermittlungsarbeit gesammelt worden. Dass Ermittlun- hochmobilen, hochkriminellen Täterin war indes keine Erfindung der Heil- gen, die sich der DNA-Forensik bedienen, durchaus nicht nur Erfolge hervor- bronner Ermittler. Nach Feststellung der »uwP«-Spur war die »SoKo Park- bringen, wird dabei aber gerne übersehen. Der bislang wohl spektakulärste platz« in einen intensiven Austausch mit Ermittlerteams in Deutschland und Fall DNA-basierter Fehlermittlungen war die Jagd nach dem »Heilbronner Österreich getreten, wo die Spur an früheren Tatorten aufgefunden worden Phantom«. Dies war zugleich der erste Fall, in dem offiziell eine DNA-A- war. Insbesondere die Kripo Freiburg, genauer die »SoKo St. Georgen«, die nalyse zur »biogeographischen Herkunft« einer mutmaßlichen Mörderin in die »uwP«-Spur seit dem Mord an einem Freiburger Rentner 2001 verfolgte, kriminalpolizeiliche Ermittlungen in Deutschland einbezogen wurde. Und: beriet die Heilbronner Kollegen. Bereits diese SoKo arbeitete unter der Prä- Die zentrale Verantwortung dafür lag bei der Kriminalpolizei eben jenes misse einer hochmobilen, hochkriminellen Täterin. Bundeslandes, welches bei der Forderung nach der Einführung erweiterter Dabei wurden vier zentrale Hypothesen verfolgt, welcher Gruppe diese DNA-Analysen seit jeher und auch aktuell die Vorreiterrolle einnimmt. Das Person angehören könnte: einer Zeitschriftenwerber-Kolonne, dem Drogen- Beispiel zeigt, welche Problematiken und Risiken mit der Anwendung neuer milieu, Wohnsitzlosen oder »dem fahrenden Volk« wie Freiburger Ermittler Technologien einhergehen, wenn keinerlei Regulierungsinstanzen und Kon- gegenüber der Presse formulierten.2 Über 3.000 Frauen, die diesen Gruppen trollmechanismen vorgesehen sind – wie dies nach dem aktuellen Stand der zugerechnet wurden und sich in Tatortnähe aufgehalten hatten, mussten Diskussion um eine Einführung der erweiterten DNA-Analyse zu erwarten damals im Rahmen einer DNA-Reihenuntersuchung Speichelproben abge- ist. ben. Laut STERN recherchierte die Kripo Freiburg seinerzeit »auch bei den Am 25. April 2007 wurde die Polizistin Michèle Kiesewetter in ihrem Dienst- Mitgliedern von ‚mobilen sozialen Gruppen‘ wie Sinti und Roma, doch die wagen bei einer Pause auf der Heilbronner Theresienwiese erschossen. Ihr sind schwer zu erfassen. ‚Diese Gruppen kann man nicht flächendeckend Streifenkollege erlitt eine lebensgefährliche Schussverletzung. Beiden wur- speicheln‘«, stellte indes einer der Freiburger Fahnder bedauernd fest.3 de die Dienstwaffe gestohlen. Unmittelbare Tatzeugen gab es nicht; die Auch die Heilbronner Kollegen stützten alsbald ihren zentralen Ermittlungs- Spurenlage war komplex. Gut einen Monat nach der Tat kam die »Operative ansatz auf diese Überlegungen. Darin wurden sie u.a. auch von der OFA Fallanalyse« (OFA) des LKA Stuttgart zu folgender vorläufiger Einschätzung des LKA Stuttgart bestärkt, die bereits am 5.7.2007 das Täterprofil einer der Motivstruktur: unbekannten Verursacherin einer (vermutlich) weiblichen DNA-Spur unter »Das ursprüngliche Motiv […] dürfte in der Realisierung eigener Überle- Berücksichtigung aller bekannt gewordener Straftaten beisteuerte – was genheitsbedürfnisse bzw. in der Wiedergutmachung erfahrener Unterlegen- die ursprüngliche Theorie zweier Täter aus einem »engen zeitlichen und heit gegenüber der Polizei zu suchen sein […]. In dieses Motiv eingebunden geographischen Zusammenhang« zugunsten der Theorie einer hochkrimi- ist die Demonstration der eigenen Macht. […] Die […] Vorgeschichte ist nellen mobilen Täterin verwarf. mit hoher Wahrscheinlichkeit im zurückliegenden polizeilichen Einsatzge- Die Heilbronner SoKo ging allerdings noch einen Schritt weiter als die schehen […] im engen zeitlichen und geographischen Zusammenhang zu Freiburger Kollegen. In Österreich, wo die DNA der »uwP« bei mehreren suchen.[…] Die Täter dürften insoweit der örtlichen kriminellen Szene zuzu- Einbrüchen gesichert worden war, wurde im Rahmen einer Amtshilfe ein ordnen sein, die entsprechende Erfahrungen mit polizeilichen Maßnahmen Antrag zur Feststellung der biogeographischen Herkunft der mutmaßlichen gemacht haben und sich als Opfer polizeilicher ‚Übergriffe‘ sehen.«� Täterin gestellt – dem aufgrund der ihr in Deutschland zur Last gelegten Ausgangspunkt für die Erschaffung und Verfolgung des »Heilbronner Phan- Kapitalverbrechen stattgegeben wurde. Am 12.7.2007 wurde laut Beschluss toms« war das zufällige Zusammentreffen zweier Spuren: Zum einen er- des Landgerichtes Wels/Oberösterreich der Forensiker Walther Parson von gaben sich am 31.5.2007 zu einer DNA-Spur vom Heilbronner Tatort meh- der Universität Innsbruck mit »der Untersuchung der DNA-Spuren auf rere Treffer in der zentralen DNA-Datenbank (DAT) des BKA. Sie wurden mitochondrale DNA zur möglichen Feststellung der genetischen Herkunft einer »unbekannten weiblichen Person« (»uwP«) zugeschrieben, deren der Probe und der Untersuchung der x-chromosoten DNA zur Absicherung DNA-Spuren seit 1993 an zahlreichen Tatorten in Deutschland und Öster- des Geschlechts der Spurenträgerin beauftragt.«� Bereits eine Woche später, reich sowie in Frankreich sichergestellt worden waren und einer hochmo- am 17.7.2007, lag das Gutachten von Parson vor.� Sein Inhalt ist im Detail bilen und hochkriminellen Täterin zugeschrieben wurden. Angesichts dieser bisher unbekannt, weil es – wie ein Großteil der Akten, die sich auf die DNA-Spur schien nun ein Indiz relevant, das in der vorläufigen Tatrekonst- Fehlermittlungen zur uwP beziehen – nach dem Auffliegen der »Wattestäb- ruktion der OFA nicht als relevant bewertet worden war: Zum Tatzeitpunkt chenaffäre« bereits 2009 nicht länger als ermittlungsrelevant eingestuft und hielten sich am Tatort, dem Festplatz Theresienwiese, über 100 Schausteller aus der Hauptakte ausgelagert wurde.4 Wesentliche Punkte daraus lassen auf, die das Frühlingsfest aufbauten, sowie Angehörige einer Roma-Familie, sich aber durch Medienberichte rekonstruieren, wie z.B. einen Bericht aus die mit ihren Wohnwägen auf Durchreise waren. der HEILBRONNER STIMME von 28.8.2008 mit der Schlagzeile »Haut- und Wie alle Personen, die sich zum Tatzeitpunkt in der Nähe befanden, wa- Augenfarbe des Phantoms bleiben ein Geheimnis« und dem Untertitel »Die ren auch sie befragt worden. Allerdings waren sie die einzigen, für die laut DNA im Polizistenmordfall: ‚Die Österreicher dürfen vom Gesetz mehr als Aktenplan eine eigene gruppenbezogene Ermittlungskategorie eingerich- wir in Deutschland‘« Darin hieß es: »Den Gencode des gesuchten Phantoms tet wurde. Dies verweist wiederum auf die lange Tradition der polizeilichen hat das Institut für Gerichtliche Medizin Innsbruck genauer unter die Lupe

8 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Titelthema - DNA-Analytik

genommen. […] Die DNA ‚tritt gehäuft in Osteuropa und im Gebiet der Busunternehmen, das von Heilbronn aus regelmäßig nach Rumänien fährt, angrenzenden Russischen Föderation auf‘, lautete das Ergebnis« Allerdings etappenweise aber auch nach Österreich und Frankreich. Am Tag des Po- wies der Leiter des Rechtsmedizinischen Instituts in Innsbruck, Professor Ri- lizistenmordes soll ein Bus nach Rumänien gefahren sein. Und schließlich chard Scheithauer, im selben Artikel darauf hin, dass es sich dabei lediglich hielten sich an jenem verhängnisvollen 25. April mehrere Sinti- und Roma- um eine »geographische, keine ethnische Zuordnung« handele. Familien mit ihren Wohnwagen keine hundert Meter vom Tatort entfernt auf Genau letzteres nahmen dann aber die Heilbronner Ermittler vor. Hatte der der Theresienwiese auf. Doch niemand will etwas gesehen haben.« Fokus einige Jahre zuvor in Freiburg noch auf vier Gruppen gelegen – den bereits erwähnten Zeitungswerbern, Wohnsitzlosen, Drogensüchtigen und Die ZEIT berichtete am 24.4.2008 in ihrem Dossier »Die Unsichtbare«, das Frauen aus reisenden Familien –, so wurde er in Heilbronn auf die letz- den Heilbronner Ermittlungen gewidmet war: te Gruppe verengt. Diese Sichtweise unterstützte auch das Täterprofil der »[Kommissar Huber, Leiter SoKo Parkplatz, AL] sagt, er schließe aus, dass es Stuttgarter OFA, das am 30.10.2007 zu folgenden Schlüssen kam: sich bei der DNA-Spur um einen Irrtum handele. […] Einer […] Hypothese »Regionalität. […] Hier u.a. häufig wechselnde Handlungsorte über einen zufolge könnte die Frau einer Sippe des sogenannten »fahrenden Volkes« größeren geographischen Raum hinweg […] lassen den Schluss zu, dass die entstammen, Roma oder Sinti, im Volksmund auch abfällig Zigeuner ge- Person oft und viel unterwegs ist, gewissermaßen ein vagabundierendes Le- nannt.« ben führt.5 […] Lebenssituation. […] Es folgt mit hoher Wahrscheinlichkeit Das »Heilbronner Phantom« wurde im Zusammenspiel von Ermittlern (un- […] ein Aufenthalt in randständigen Lebens- und Existenznischen, von wo terstützt durch die Staatsanwaltschaft und das Amtsgericht Heilbronn) und aus die ansässige Gesellschaft im Sinne von Beutezügen und nomandisie- Journalisten erfunden. »Das war halt ein extrem geiler Fall, den wollte sich renden Streifzügen kontaktiert wird. […] Es wird einem Lebensentwurf in keiner von uns durch die Lappen gehen lassen«, äußerte sich mir gegenüber sozialer Unverbindlichkeit im gesellschaftlichen Abseits der Vorzug gege- etwa einer der Journalisten, der ausführlich zu dem Fall recherchiert und ben. Im Rahmen eines vagabundierenden Lebensstils wird der Lebensun- exklusiven Zugang zur SoKo Parkplatz erhalten hatte. Die große Nähe zu terhalt mit der Begehung von Straftaten bestritten.6 […] Mobilität […] Ge- den Ermittlern, deren unkonventionelle Ermittlungsmethoden die berich- hört selbst zwar eher nicht zu einer festen Gruppe eines ‚fahrenden Volkes‘ terstattenden Journalisten seinerzeit erkennbar beeindruckten, war jedoch (Landfahrer, Sinti/Rom, Schausteller, Zirkus, o.ä.), hat aber vermutlich ihre nur auf Basis einer längerfristigen Beziehungspflege möglich und ging für Wurzeln dort.«7 die meisten von ihnen mit starken Loyalitätsverhältnissen einher und damit auch mit einer gewissen Betriebsblindheit. Alle Journalisten, mit denen ich Der Bezug zu »Zigeunern« und selbst Roma wird hier – im Unterscheid zu gesprochen habe, bedauern heute selbstverständlich, dass sie damals nicht anderen Dokumenten aus den Ermittlungsakten – nicht explizit gemacht, es kritischer nachgefragt haben. Nur einer von ihnen hat sich mir gegenüber ist aber, auch angesichts des dem Täterprofil beigefügten Schaubilds klar, selbstkritisch dazu geäußert, dass er – wie die meisten anderen Kollegen welche Gruppe man in den Fokus nahm (Schaubild rechts stehend).� auch – damals die diskriminierende Wortwahl und die z.T. rassistisch fun- Auch die Kriminalberichterstattung und Medienarbeit der SoKo Parkplatz, dierten Aussagen in Bezug auf Sinti und Roma ungefragt von den Ermittlern die diese pro-aktiv betrieb, richtete sich ganz danach aus. Am 29.6.2007 übernommen habe. hieß es etwa unter der Schlagzeile »Die Jagd nach dem Phantom« in einer Neben der gezielten Pressearbeit, mit der man hoffte, weitere Zeugenaus- ausführlichen Reportage des STERN: sagen zur »uwP« zu gewinnen, bediente sich die SoKo Parkplatz, wie einige »Die Spur in Kreisen der Sinti und Roma gilt im Moment in Heilbronn als Jahre zuvor die SoKo in Freiburg, einer DNA-Reihenuntersuchung. Auch dar- die heißeste. Offiziell will das niemand bestätigen, aber ‚wir prüfen auch über wurde in der Presse breit berichtet. Im bereits erwähnten ZEIT-Dossier intensiv im Zigeunermilieu‘, sagt ein Ermittler vage und politisch unkor- vom 24.4.2008 hieß es beispielsweise: rekt. Inzwischen reicht der Aktionsradius der Frau bis nach Frankreich. […] »Kriminalpsychologen der ‚Operativen Fallanalyse‘ in den Landeskrimina- Tatorte wie Freiburg, Heilbronn oder Worms liegen in der Nähe bekann- lämtern erstellen Profile. […] Seit Mitte Januar dieses Jahres seien 800 ter Stützpunkte großer Sinti- und Roma-Clans. Viele von ihnen nutzen ein Frauen, deren krimineller Hintergrund in das erstellte Raster passe, gespei-

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 9 Titelthema - DNA-Analytik chelt worden – manche hätten keinen festen Wohnsitz und hätten aufwen- mord – der NSU und seine Unterstützer – unbehelligt blieben, versuchte dig gesucht werden müssen. Manche lebten mittlerweile im Ausland.« Klaus Hiller, der damalige Präsident des LKA Baden-Württemberg, auch dies Im Gegensatz dazu differenzierte der Anordnungsbeschluss des Amtsge- auf der Pressekonferenz immer noch als Ermittlungserfolg zu verkaufen: richts Heilbronn vom 11.12.2007 nach mehreren möglichen Gruppen, aus »Wir haben eine Frau gesucht, und wir haben eine Frau gefunden.«9 denen die mutmaßliche Täterin stammen könnte und lehnte sich dabei an Doch mit dem Auffliegen der Wattestäbchen-Affäre war das »Heilbron- die bereits in Freiburg zum Tragen gekommenen Kategorien an, die durch ner Phantom« für die SoKo Parkplatz immer noch nicht gestorben: Knapp neue Ermittlungserkenntnisse aus Österreich ergänzt worden waren: zwei Wochen später, am 9.4.2009 stellte sie, wie der NSU-Untersuchung- »Nach § 81h Abs. 1 und 2 StPO wird angeordnet, dass 1. bei weiblichen sausschuss im herausarbeitete, beim Landesamt für Verfas- Personen, geboren im Zeitraum zwischen 1940 bis 1990, gegen die polizei- sungsschutz eine Anfrage bzgl.relevanter Erkenntnisse »aus dem Milieu liche Erkenntnisse wegen Straftaten gegen das Leben, Körperverletzungs- Schausteller und Landfahrer«, gefolgt von einer gemeinsamen Bespre- delikten, besonders schwerer Fälle des Diebstahls oder Verstoß gegen das chung von SoKo und Landesamt für Verfassungsschutz über »Hinweise zu Waffengesetz in [BaWü, RLP, BAY, Hessen] vorliegen, […] oder 3. […] auf ‚Schaustellern und Landfahrern‘ unterschiedlicher Ethnien« am 21.4.2009. die eines der weiteren Prüfungsmerkmale zutrifft: a. sogenannte Landfahrer Am 27.4.2009 – also noch exakt einen Monat nach dem öffentlichen Ein- (Angehörige reisender Familien); b. ohne festen Wohnsitz; c. Anhaltspunk- geständnis, einer Trugspur gefolgt zu sein – stellte die Heilbronner SoKo te für Betäubungsmittelkonsum; […] d. Vorliegen [schwerer Straftaten]; e. eine Anfrage an den Bundesnachrichtendienst zu »‚Quellen‘ im Bereich von konkrete Bezüge zu den in Österreich mit den dortigen Taten bekannt ge- Angehörigen reisender Familien (sog. ‚Landfahrer‘)«. Auch die Telefon- und wordenen Straftätern aus dem ehemaligen Jugoslawien, Polen, Slowakei KfZ-Überwachung verdächtigter Roma-Familien wurden z.T. noch bis in den und Moldawien; Körperzellen [zur Feststellung des DNA-Identifizierungs- Sommer 2009 weitergeführt.� musters und Abgleich] entnommen […] werden können.«� Was bleibt, ist die Frage, was die Fiktion der unbekannten weiblichen Per- Ein Aktenvermerk in den Ermittlungsakten hielt am 10.12.2007 fest, dass son so derart wirkmächtig gemacht hat, dass die Heilbronner Ermittler auch zunächst von 8oo Frauen DNA-Proben zu entnehmen seien, die wegen nach Bekanntwerden des Wattestäbchen-Skandals weiter an ihr festhiel- Vergehen bereits aktenkundig und in Polizeiregistern verzeichnet seien; ten – trotz der immensen professionellen Blamage und trotz der enormen in einem späteren Aktenvermerk vom 24.3.2010 ist die Rede von 3.104 öffentlichen Kritik? Vergleichsproben, die bis Ende März 2009 zum Abgleich mit der »uwP« Eine Erklärung könnte sein, dass die DNA-Gläubigkeit der Polizei- und Jus- genommen worden waren. Um festzustellen, wie hoch dabei der Anteil tizbehörden diese regelrecht blind machte gegenüber den Grenzen foren- an Frauen aus Roma-Familien ist die damals erfasst wurden, müssten die sischer DNA-Analyse. Die DNA-basierte Herkunftsanalyse, die im Zuge einzelnen Erfassungsbögen in den Spurenakten und entsprechende Daten- der Heilbronner Ermittlungen durchgeführt wurde und auf eine mögliche bankeinträge überprüft werden. Unabhängig davon stellen sich folgende osteuropäische Herkunft der Tatverdächtigen hinwies, war zwar nicht das Fragen: Unter welchen Kategorien waren die betreffenden Frauen in den einzige Indiz - doch im Zusammenspiel mit den Vorurteilsstrukturen der Polizeidatenbanken erfasst, um sie entsprechend dem im Anordnungsbe- Ermittlungsbeteiligten wurde diesem Indiz eine solch zentrale Bedeutung schluss angegebenen Kategorien herauszufiltern? Können wir sicher sein, zugemessen, dass man sich zwei Jahre lang auf die Ermittlungsthese von ei- dass ihre DNA-Daten wirklich nur zum Abgleich verwandt und unmittelbar ner hochmobilen, hochkriminellen Täterin aus einer Roma-Familie versteifte. danach – spätestens aber nach dem offiziellen Auffliegen der »Wattestäb- So unwahrscheinlich die Hypothese einer solchen Täterin, die über längeren chen-Affäre« im März 2009 – vernichtet wurden, angesichts der Tatsache, Zeitraum vollkommen unterschiedliche Delikte in verschiedenen Ländern dass zumindest die 800 Frauen, von denen im ersten Aktenvermerk die Rede begeht, scheinen mag, so sehr passte sie offenkundig in das Gesamtbild, das ist, bereits Einträge ins Strafregister hatten, wofür individuelle DNA-Profile die Ermittler von Roma haben. Dies zeigen sowohl die enormen Ressourcen, aus Ermittlersicht eine wertvolle Ergänzung darstellen würden? die in die Suche nach dem »Heilbronner Phantom« investiert wurden, wie Hatte es intern in Ermittlerkreisen schon lange Vorbehalte gegen die Ermitt- auch die Tatsache, dass es bis zum Auffliegen der Wattestäbchen-Affäre so lungstheorie der Heilbronner Soko gegeben, so dauerte es bis zum 27. März gut wie keine öffentlich geäußerten Zweifel von Polizeibeamten, Juristen, 2009, bis das Stuttgarter LKA bekannt gab, dass es sich bei der »uwP«-Spur, Forensikern und Kriminologen gab. um eine Trugspur handelte, die durch die Kontamination mit der DNA einer Die Enttarnung des »Heilbronner Phantoms« hat bei der Kriminalpolizei Mitarbeiterin in der Herstellerfirma entstanden war.8 Nach Fehlermittlun- in Baden-Württemberg seit 2009 zu einer grundlegenden Überarbeitung gen, die immense Ressourcen und fast zwei Jahre in Anspruch genommen der technischen Abläufe und der Qualitätskontrolle bei DNA-Analysen ge- hatten, während derer die tatsächlichen Mörder im Heilbronner Polizisten- führt.10 Was die gruppenbezogenen Vorurteile und Fahndungsansätze anbe-

10 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Titelthema - DNA-Analytik langte, die die Heilbronner Ermittlungen prägten, die auf der DNA-Spur der • Die entstehenden Kosten sind ins Verhältnis zum potentiellen Ermittlungs- »uwP« aufbauten, so stelle Reinhold Gall, der damalige SPD-Innenminister nutzen zu setzen. des Landes 2009 hingegen fest: »Mit den heutigen Erkenntnissen aus der • Und - last but not least - die Entscheidungen über diese Fragen dürfen Retrospektive […] den ermittelnden Kriminalbeamtinnen und Kriminalbe- nicht allein bei den unmittelbar beteiligten Ermittlern, Staatsanwälten und amten diskriminierende Motivation bei der Bearbeitung einzelner Spurenla- Untersuchungsrichtern liegen. Zum einen, weil die einzelnen dabei zu be- gen zu unterstellen, ist nicht gerechtfertigt. […] Eine gezielte, die Sinti und rücksichtigenden Sachverhalte so vielfältig und komplex sind, dass sie ohne Roma diskriminierende Medienstrategie der Polizei gab es nicht.«11 Diesem die Hinzuziehung vertiefender Expertise sachgerecht nicht möglich sind. Urteil schloss sich der Erste NSU-Untersuchungsausschuss im Stuttgarter Zum anderen, weil gerade in Ermittlungsverfahren zu Schwerverbrechen die Landtag an.13 Ermittlungsbeteiligten unter enormem Druck stehen, was unausweichlich Wenn nun in Deutschland, wie von und Thomas de Maiziè- dazu führen wird, dass sie in dieser Situation nicht alle wissenschaftlichen, re angekündigt, erweiterte DNA-Analysen in absehbarer Zukunft für die rechtlichen und ethischen Aspekte berücksichtigen können, die es hier zu polizeiliche Ermittlungsarbeit zugelassen werden, dann sollte der Fall des würdigen und ins Verhältnis zu den tiefgreifenden Grundrechtseingriffen zu »Heilbronner Phantoms« zuvor in vollem Umfang aufgearbeitet werden, setzen gilt, die unweigerlich mit erweiterten DNA-Analysen einhergehen. um detaillierten Aufschluss zu erlangen, an welchen Stellen im Ermittlungs- verfahren mögliche Fehlerquellen und ethische Problematiken verborgen Fußnoten 1 Vorläufige Rekonstruktion des Tathergangs durch die OFA des LKA Stuttgart, 21.5.2007, S. 18 f. sein können. Bereits jetzt lassen sich diesbezüglich aus dem Heilbronner 2 vgl. etwa Andrej Stephan, »Kein Mensch sagt HWAO-Schnitzel« - BKA-Kriminalpolitik zwischen beständigen Ermittlungsfiasko wichtige Lehren ziehen: Konzepten, politischer Reform und »Sprachregelungen«, in: Immanuel Baumann u.a. (Hg.) Schatten der Vergan- genheit. Das BKA und seine Gründungsgeneration in der frühen Bundesrepublik, Köln 2011, 247-312; ders., »Der • Es bedarf eines fortlaufenden Fehlermanagements in Bezug auf das Zu- Begriff Sonderbehandlung ... war mir damals unbekannt.« Dr. Josef Ochs (1905-1987), ein »Zigeunerexperte« sammenwirken der labor-basierten Erkenntnisse, ergänzender Indizien und mit Erinnerungslücken, in: ebd., 313-322; Daniel Strauß, »da muß man wahrhaft alle Humanität ausschalten...“« Zur Nachkriegsgeschichte der Sinti und Roma in Deutschland, in: Zwischen Romantisierung und Rassismus. Sinti der soziokultureller Deutungen, die in die Interpretation von DNA-Daten und Roma 600 Jahre in Deutschland, LpB Baden-Württemberg, Stuttgart, 1998, 26-36. (Beide Bücher sind online einfließen. verfügbar). 3 3 : vgl. etwa DIE ZEIT, Die Unsichtbare, 24.4.2008; Berliner Zeitung, Seit 15 Jahren suchen deutsche Polizisten • Dies muss begleitet werden vom fortlaufenden selbstkritischen Hinter- nach einer Frau, 25.4.2008; Fudder, Die Spur der Spurlosen, 2.6.2008 fragen sozio-kultureller Deutungen und gruppenbezogener Vorannahmen 4 STERN, Die Jagd nach dem Phantom, 29.6.2007 5 Beschluss des Landgerichts Wels/Oberösterreich 12.7.2007, , in: Ermittlungsakten Heilbronn, Ordner 2, Ablage seitens aller Ermittlungsbeteiligten, einschließlich der unmittelbar beteilig- aller Beschlüsse ten Ermittler und weiterer kriminalpolizeilicher Experten, der Forensiker, der 6 6 : Vgl. Verweis auf das am 17.7.2007 von Parson gestellte Gutachten über spurenkundliche DNA-Untersuchung im Schreiben der Polizeidirektion Heilbronn an Walter Parson vom 7.8.2007, S.2, in: Ermittlungsakten Heilbronn, Staatsanwälte und Untersuchungsrichter sowie externer Gutachter. Ordner 23, Untersuchungsanträge DNA • Parallel dazu gilt es, alternative Spuren und Ermittlungsansätze weiter- 7 Mein aktuell anhängiger Antrag auf Akteneinsicht bei der GBA hebt die Bedeutung eines schnellen Zugangs zu diesem Gutachten für die aktuelle Debatte um erweiterte DNA-Analysen hervor. zuverfolgen. Es darf keine exklusive Fokussierung auf den DNA-basierten 8 Ermittlungsakte, S. 7 Ermittlungsansatz geben – was zugegebener Maßen im Widerspruch zur 9 ebd., S. 13 10 ebd., S. 15 Praxis in den Niederlanden und in Großbritannien steht, wo erweiterte 11 ebd.; S. 14 DNA-Analysen nur als »last resort« zum Einsatz kommt, wenn alle anderen 12 in: Ermittlungsakten Heilbronn, Ordner 18 Ablage aller Beschlüsse 13 Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Heilbronn und der Landeskriminalämter Saarland und Ansätze ausermittelt sind. Baden-Württemberg, Heilbronner Polizistenmord: Soko Parkplatz identifiziert unbekannte Spurenverursacherin, • Kriminalberichterstattung und Öffentlichkeitsfahndung müssen mit größ- DNA-Fremdkontamination von Wattestäbchen hat sich bestätigt, Stuttgart, 27.3.2009. 14 Nach DNA-Panne: LKA-Chef wehrt sich gegen Kritik, Stuttgarter Nachrichten, 31.3.2009. ter Sensibilität gehandhabt werden, um zu vermeiden, dass ganze Gruppen 15 Bundestag-Abschlussbericht NSU-Untersuchungsausschuss, 2014: 644 f. unter Generalverdacht geraten und ihre Angehörigen (weiter) stigmatisiert 16 Dazu en detail Andreas Stenger, Prozessorientierte Qualitätssicherung im Bereich Spurensicherung und DNA-A- nalyse, Vortrag beim Symposium ERWEITERTE DNA-ANALYSEN IN DER FORENSIK: MÖGLICHKEITEN, HERAUSFOR- werden. DERUNGEN, RISIKEN, Freiburg 9.-10.6.2017 (Ein Podcast des Vortrags ist unter https://stsfreiburg.wordpress.com/ • Für die Gestaltung von DNA-Reihenuntersuchungen, die auf Erkenntnis- vortragsmanuskripte-und-video-podcasts/ aufrufbar). 17 Bericht des Innenministeriums Baden-Württemberg zu den Bezügen der Terrorgruppe Nationalsozialistischer sen aus erweiterten DNA-Analysen aufbauen, müssen strikte Regularien Untergrund (NSU) nach Baden-Württemberg, 2014: 74-75. geschaffen werden sowie eine unabhängige Kontrollstelle, die die Recht- 18 Landtag von Baden-Württemberg, Bericht und Beschlussempfehlung des Untersuchungsausschusses »Die Auf- arbeitung der Kontakte und Aktivitäten des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) in Baden-Württemberg mäßigkeit der einzelnen DNA-Erhebungen, -Auswertungen und -Speiche- und die Umstände der Ermordung der Polizeibeamtin M.K.«, Drucksache 15/8000, 28.04.2016; s. Abschnitt Be- rungen umfassend überprüft. wertung 4.14. Kein struktureller Rassismus in der Ermittlungsarbeit, 899.

Überschätztes Beweismittel?

Nicht erst die erweiterte DNA-Analyse bringt Probleme mit sich. Auch der habe seine Überzeugung von der Täterschaft des Angeklagten zwar auf eine bereits zulässige DNA-Beweis ist fehleranfällig. Thomas Bliwier beschreibt Gesamtwürdigung der mit seinem tatsächlichen Erscheinungsbild über- die Schwachstellen und zeigt, dass und wie gegen den ‚DNA-Beweis‘ ver- einstimmenden Täterbeschreibung des Geschädigten, die auch in übrigen teidigt werden kann. festgestellten Fällen typische Art und Weise der Tatbegehung durch Kon- Thomas Bliwier ist Strafverteidiger in Hamburg und Mitglied der Hambur- taktaufnahme und unmittelbare körperliche Nähe sowie »insbesondere« ger Arbeitsgemeinschaft für Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger e.V. auf die Übereinstimmung der DNA des Angeklagten mit einer am Tatort Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Organisationsbüros der Straf- gesicherten Spur gestützt. Das Landgericht habe aber die Wahrscheinlich- verteidigervereinigungen, zuerst erschienen Strafverteidigertag 11/2017. keit nicht angegeben, mit der dem Angeklagten die gesicherte DNA-Spur Die forensische DNA-Analyse hat sich als Beweismittel in strafrechtlichen zugeordnet werden könne. Über die Qualität der Spur sei ebenfalls nichts Ermittlungsverfahren etabliert. Als scheinbar unwiderlegbarer Sachbeweis mitgeteilt worden.� liefert sie den Ermittlungsbehörden und den Tatgerichten häufig den zen- Diese Entscheidung geht zurück auf eine Entscheidung ebenfalls des 5. tralen Baustein bei der Überführung eines Beschuldigten, nicht selten bildet Strafsenats vom 22.2.2017 in welcher ausgeführt wird, dass bei einer auf sie den einzigen Beweis bei der Urteilsfindung. Die Tatgerichte handhaben einer molekulargenetischen Wahrscheinlichkeitsberechnung beruhenden jedoch den Sachbeweis nicht immer revisionssicher. Beweisführung der Tatrichter jedenfalls angeben müsse, wieviele Systeme So hob der 5. Strafsenat eine Entscheidung des Landgerichts mit der Be- untersucht wurden, ob und inwieweit sich Übereinstimmungen in den un- gründung auf, die Anforderungen an die Darstellung des Ergebnisses einer tersuchten Systemen ergeben haben und mit welcher Wahrscheinlichkeit molekulargenetischen Untersuchung seien nicht genügend. Das Tatgericht die festgestellte Merkmalskombination zu erwarten sei.1

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 11 Titelthema - DNA-Analytik

Das Landgericht Dresden hatte sich auf die Feststellung beschränkt, ein • Es muss weiter Einsicht genommen werden in die Erhebungsbögen des DNA-Gutachten habe ergeben, dass es der Angeklagte gewesen sei, der Labors (schon im Ermittlungsverfahren); an sämtlichen in seiner Wohnung aufgefundenen Betäubungsmitteln aus- • die Ergebnisse der Auswertungskurven müssen abgeglichen werden mit schließlich seine DNA-Spuren hinterlassen habe. An einem Schlagstock sei den Tabellen aus dem Gutachten. in einer Mischspur auch die DNA des Angeklagten festgestellt worden. Wei- • Ist die Technik auf dem aktuellen Stand? tere Ausführungen zu den Gutachten enthielt das Urteil nicht. Dies führte • Welche Datenbanken wurden verwendet? zur Aufhebung. • Wie groß ist die verwendete Vergleichspopulation? Diese erstaunlichen Fehler der Tatgerichte im Umgang mit DNA-Analysen • Welche Vergleichspopulation wurde verwendet? geben der Verteidigung erheblichen Spielraum. Die Dinge sind also nicht ... um nur einige Aspekte zu nennen. so aussichtslos, wie sie scheinen. Darüberhinaus lassen spektakuläre Fehler im Zusammenhang mit DNA-Analysen in jüngerer Vergangenheit Zweifel Zum letzten Punkt sei auf Entscheidung des 2. Strafsenats vom 24.3.2016 wachsen an der vermeintlichen Allmacht des Sachbeweises DNA. hingewiesen. Im Leitsatz wird ausgeführt, der Umstand, dass der Ange- So fand sich die DNA einer unbekannten Frau im Mordfall M. Kiesewetter, klagte einer fremden Ethnie angehöre, müsse nicht dazu führen, dass das der durch die Rechtsterroristen des NSU getöteten Polizistin in Heilbronn. Tatgericht bei der Würdigung des Gutachtens die Herkunftspopulation des Die DNA dieser unbekannten Frau war schon im Zusammenhang mit zahl- Angeklagten zu Grunde zu legen hätte.2 reichen Straftaten unterschiedlichster Art aufgefunden worden. Die Ermitt- Speziell zur Problematik der Bewertung von DNA Mischspuren sei hier hin- lungsbehörden fahndeten lange nach dem sog. »Phantom von Heilbronn« gewiesen auf die allgemeinen Empfehlungen der Spurenkommission aus bis sich herausstellte, dass die bei der Spurensicherung verwendeten Watte- dem Jahr 2007.3 stäbchen beim Hersteller verunreinigt worden waren. Hieraus folgt, dass niemals der Verlesung eines »Gutachten« in der Haupt- Erst 2016 fand sich die DNA des NSU-Terroristen Böhnhardt im Zusammen- verhandlung nach § 256 StPO zugestimmt wird, sondern stets auf der Ein- hang mit der Leiche des getöteten Kindes Peggy. Auch in diesem Fall soll vernahme des Sachverständigen bestanden werden muss. es nach dem Ergebnis aufwendiger Ermittlungen durch das BKA so gewe- Erstaunlich oft wird von der Verteidigung nicht verlangt, vor der Hauptver- sen sein, dass offenbar der Messstab der Polizei, mit dem der Auffindeort handlung Einsicht in die Laborunterlagen zu erhalten. Es handelt sich dabei der Leiche des Kindes untersucht worden war, verunreinigt war. Es wur- auch keineswegs um Aufzeichnungen des Sachverständigen, die möglicher- de das gleiche Werkzeug bei der Spurensicherung verwendet wie 2011 in weise nicht dem Recht auf Akteneinsicht unterliegen. Sämtliche Erhebun- dem Wohnmobil, in dem Böhnhardt und Mundlos sich erschossen hatten. gen sind Befundtatsachen, also Grundlagen des Gutachtens, die ohne jede Unzweifelhaft hätte die Spur von Böhnhardt an der Leiche des getöteten Einschränkung zur Verfügung gestellt werden müssen. Hier werden Vertei- Mädchens für den Erlass eines Haftbefehls gereicht - wäre Böhnhardt noch digungsmöglichkeiten aus der Hand gegeben, auch wenn es vielleicht nur am Leben gewesen. darum geht, zu klären, ob die Daten aus den Erhebungsbögen richtig in die Gutachtentabelle übertragen worden sind oder zu prüfen, ob das Laborge- Für eine ordnungsgemäße Verteidigung bedeutet dies, dass die Fehlerquel- rät geeicht war. Eine immer gebotene Frage an den Sachverständigen in der len bei der Erhebung von DNA–Befunden und deren wissenschaftlicher Hauptverhandlung geht dahin, zu klären, wie es zu den in den Kurvenver- Analyse erkannt und thematisiert werden müssen. läufen festzustellenden »Stutterpeaks« kommt und zu beantworten, warum es sich dabei angeblich nicht um DNA handelt, sondern um Artefakte, die Zu fragen ist: mit dem Gutachten in keinem Zusammenhang stehen. • Wie wurden die Spuren gesichert? Selbst wenn nach sorgfältiger Befassung mit der Erhebung der Spur und de- • Wie wurden die Spurenträger verpackt? ren wissenschaftlicher Aufbereitung der Schluss naheliegt, dass keine Fehler • Welches Material wurde verwendet? gefunden werden, ist dies nicht das Ende der Verteidigungsbemühungen. • Ist das beauftragte Labor nach DIN zertifiziert? Wie verhält es sich also mit der Zigarette am Tatort, der Blutspur in der • Nimmt das Labor an Ringversuchen teil? Tatwohnung oder den Hautpartikeln am Einbruchswerkzeug. • Liegen DNA-Proben aller Mitarbeiter vor? Unverändert geht die Rechtsprechung bis heute davon aus, dass • Liegen DNA-Proben der Ermittlungsbeamten vor? »die DNA-Analyse lediglich eine statistische Aussage enthält, die eine Wür- • Hat es einen Abgleich (mit den Vergleichsprobe) gegeben? digung aller Beweisumstände nicht überflüssig macht«.4

12 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Titelthema - DNA-Analytik

Der Senat hat ausgeführt, dass das Tatgericht rechtsfehlerfrei vorgegangen nandergesetzt habe, ob zwischen der DNA-Spur und der Tat ein Zusammen- wäre, »wenn es den Angeklagten als durch die DNA-Analyse stark belaste- hang bestehe. Ein solcher Zusammenhang verstehe sich nicht von selbst. ten Tatverdächtigen angesehen und sich unter Berücksichtigung der weite- Das Landgericht hätte sich mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob die ren Indizien von der Täterschaft überzeugt hätte.«5 Spur durch eine andere Weise als die Beteiligung des Angeklagten an dem So auch der 3. Strafsenat in seiner Entscheidung vom 6.3.2012. Dort wird Überfall an die Umhängetasche gelangt sein könnte.10 ausgeführt, nach der Rechtsprechung des BGH sei das Ergebnis eines DNA- »Jedenfalls hätte sich das Landgericht mit Rücksicht auf den allenfalls ge- Vergleichsgutachtens nur als ein - wenn auch bedeutsames - Indiz anzuse- ringen Beweiswert des von ihm für ausschlaggebend erachteten Umstandes hen, das der Würdigung im Zusammenhang mit anderen für die Täterschaft damit auseinandersetzen müssen, ob und wieweit die Spur möglicherweise sprechenden Beweisanzeichen bedürfe.6 In der aufhebenden Entscheidung auf andere Weise als durch unmittelbare Beteiligung des Angeklagten an wurde beanstandet, das Landgericht habe sich von der Täterschaft des dem Überfall an die Umhängetasche gelangt sein konnte. Dazu hätte es Angeklagten überzeugt aufgrund der gesicherten DNA-Spur an einer Zig- weiterer Feststellungen und Erörterungen im Urteil bedurft. Die Kammer arette und der Art und Weise, wie der Zigarettenrest während der Tat in - worauf der GBA zutreffend hinweist - hätte etwa mitteilen müssen, um das Wohnzimmer der Geschädigten gelangt sein musste. Der Senat führt welche Art von Spurenträger es sich handelt und an welcher Stelle der Ta- aus, ein DNA-Gutachten enthalte lediglich eine abstrakte, biostatistisch be- sche diese gesichert wurde. Namentlich die Feststellung des Spurenträgers gründete Aussage über die Häufigkeit der festgestellten Merkmale inner- – z.B. Fingerspur oder Haar des Angeklagten - hätten indiziell dafür sein halb einer bestimmten Population. Der Senat befand es als rechtsfehlerhaft, können, ob die DNA-Spur auf die Anwesenheit des Angeklagten am Tatort dass der Tatrichter dem Umstand, dass die DNA des Angeklagten an dem hinweist, oder auch ohne Verbindung zum Tatgeschehen dorthin gelangt Zigarettenrest gesichert worden war, einen ausschlaggebenden Beweiswert sein könnte.«11 beigemessen hatte.7 Nach dieser Entscheidung erschließt es sich zwingend, dass die Vertei- Selbst wenn der Tatrichter feststellt, dass bei einem Seltenheitswert im Mil- digung sich in Vorbereitung auf eine Auseinandersetzung mit dem DNA- lionenbereich es gerechtfertigt sein könnte, festzustellen, dass die am Tatort Gutachten durch Einsicht in die Spurenkarten damit befassen muss, wo die gesicherte Spur vom Angeklagten herrührt,8 bleibt es dabei, dass es sich jeweiligen DNA-Spuren gefunden wurden, welche Intensität sie hatten und lediglich um ein Beweisanzeichen handelt. Neuhaus führt in seiner Anmer- ob es andere Erklärungen für deren Existenz gibt, als ausgerechnet die An- kung zu der obigen Entscheidung zutreffend aus, dass unabhängig von der wesenheit des Beschuldigten am Tatort - womit dann auch noch nichts über notwendigen Kontrolle einer DNA-Analyse und der Zuordnung einer Spur eine Tatbeteiligung an welcher Tat auch immer gesagt wäre. Es ist tatsäch- zu einer bestimmten Person dies bei einem zutreffenden Ergebnis noch lich die entscheidende Frage – unterstellt die Proben wurden ordnungsge- nichts darüber sage, ob es einen Zusammenhang zwischen der Spur und mäß erhoben und wissenschaftlich einwandfrei untersucht - ob sie auch der Tat gebe. Es müssten DNA-Spuren des Beschuldigten an einem Tatwerk- ohne Verbindung zum Tatgeschehen an den jeweiligen Fundort gelangt sein zeug nicht zwingend für eine Täterschaft sprechen, zum Beispiel dann nicht, können, möglicherweise vor der Tat oder nach der Tat oder ohne jede Ver- wenn der Beschuldigte berechtigten Zugang zu dem Werkzeug gehabt habe bindung zur Tat durch Dritte (Händedruck, Übertragung über eine Türklinke oder sonstige Antragungsmöglichkeiten einer DNA-Spur durch Dritte beste- oder ähnliche Übertragungswege). Es wird sehr deutlich, dass die Blutspur hen könnte.9 des Beschuldigten am Tatort jedenfalls für sich genommen keinen zwingen- Dies führt uns zu einem entscheidenden Punkt in der Verteidigung gegen den Rückschluss auf eine Tatbeteiligung zulassen muss. Die Zigarettenkippe DNA-Gutachten: Unabhängig von den Anforderungen, die an die Erörterun- an einem frei zugänglichen Tatort hat ebenfalls für sich genommen keine gen einer DNA-Spur in den Urteilsgründen zu stellen sind - Überprüfung der Aussagekraft über eine mögliche Tatbeteiligung. Wahrscheinlichkeitsberechnung, Grundlagen der biostatistischen Häufigkeit Die Revision hatte dementsprechend Erfolg, weil die Kammer es unterlassen einer Merkmalskombination - gewinnt ein anderer Aspekt zentrale Bedeu- hatte mitzuteilen, um welche Art von Spurenträger es sich gehandelt habe, tung, der Zusammenhang zwischen der Spur und der Tat. an welcher Stelle der Tasche die Spur gesichert worden sei und ob sich an In einer insofern zentralen Entscheidung hatte der 1. Strafsenat unter Auf- der Tasche die DNA von weiteren Personen befunden habe.12 Entscheidend hebung einer Entscheidung des Landgerichts Aachen die Beweiswürdigung stellt der 3. Strafsenat darauf ab, dass diese Auseinandersetzungen vor al- gerügt. Das Landgericht hatte die Verurteilung maßgeblich gestützt auf lem in Hinblick auf den »allenfalls geringen Beweiswert« des für ausschlag- eine DNA-Spur des Angeklagten, die sich an einer nach einem Raubüber- gebend gehaltenen Umstandes erforderlich gewesen wären.13 fall zurückgelassenen Tasche befunden hatte. Die Beweiswürdigung sei Diese Entscheidung steht nicht allein. Auch der 2. Strafsenat hat auf die lückenhaft, weil das Landgericht sich nicht hinreichend mit der Frage ausei- allgemeine Sachrüge eine Entscheidung des Landgerichts aufgehoben und

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 13 Titelthema - DNA-Analytik festgestellt, das Landgericht habe seine Überzeugung von der Täterschaft nem zweiten Schritt die entscheidende Frage, ob zwischen der Spur und der des Angeklagten rechtsfehlerhaft darauf gestützt, dass nicht ausgeschlossen Tat überhaupt ein Zusammenhang besteht.17 Hier liegen erhebliche Vertei- werde konnte, dass sich die DNA des Angeklagten an einem Benzinkanister digungsmöglichkeiten. Es ist nach alledem rechtsfehlerhaft, allein von einer befunden habe. Das Landgericht habe rechtsfehlerhaft von der Existenz der DNA-Spur auf die Täterschaft eines Angeklagten zu schließen. Es gilt her- Spur auf die Täterschaft des Angeklagten geschlossen. Wenn sich durch die auszuarbeiten, ob es andere Erklärungen für die Existenz einer DNA-Spur Auswertung einer Mischspur an einem Tatwerkzeug der Angeklagte als Ver- gibt, ob die Spur bei anderer Gelegenheit an den Spurenträger gelangt sein ursacher lediglich nicht ausschließen lasse, dürfe dieses Beweisanzeichen kann, ob der Angeklagte einen berechtigten, erklärbaren Zugang zu dem nicht die alleinige Grundlage der Überzeugungsbildung von der Täterschaft Spurenträger behaupten kann, ob eine Antragung durch Dritte erfolgt sein des Angeklagten bilden.14 kann.18 Die Rechtsprechung wahrt hier eine bemerkenswerte Kontinuität seit der Im Ergebnis bedeutet dies, dass die DNA des Beschuldigten an einer Ziga- insofern grundlegenden Entscheidung in BGH 38, 320 ff.: rettenkippe am Tatort, die Blutsspur am Tatort oder Hauptschuppen am Tat- »Das LG wäre bei dieser Sachlage rechtsfehlerfrei vorgegangen, wenn es werkzeug zwar einen gewissen Beweiswert haben, ihre Brisanz aber häufig den Angekl. als durch die DNA-Analyse stark belasteten Tatverdächtigen nur im Zusammenhang mit anderen Beweismitteln gewinnen, in aller Regel angesehen und sich unter Berücksichtigung der weiteren Indizien von der die durch den Vorhalt der Ermittlungsbeamten herbeigeführten Aussage des Täterschaft überzeugt hätte. In dieser Weise ist das LG aber bei der Beweis- Beschuldigten, man habe seine DNA am Tatort gefunden, ob er eine Erklä- würdigung nicht vorgegangen. Es hat sich vielmehr ausschließlich aufgrund rung dafür habe. Natürlich wären Urteilsfeststellungen rechtsfehlerhaft, die der DNA-Analyse davon überzeugt, dass der Angekl. entgegen seiner Ein- eine Verurteilung auch maßgeblich darauf stützen, der Angeklagte habe die lassung Geschlechtsverkehr mit Frau R gehabt hat, und hat die weiteren Existenz der Spur nicht plausibel erklären können oder wollen.19 Beweismittel und Indizien lediglich bei seiner Überzeugungsbildung zum Der Beschuldigte muss eine Spur nicht erklären. Verteidigungsmöglichkeiten »eigentlichen« Tatgeschehen herangezogen. Damit hat es dem Ergebnis der bestehen aber darin, in Zweifel zu ziehen, ob die von den Ermittlungsbe- DNA-Analyse einen zu hohen Beweiswert zugemessen. Der Tatrichter setzte hörden gezogenen Schlüsse zwingend sind. Tatsächlich gewinnt aber der bei der Gesamtschau aller Indizien bereits als erwiesen voraus, dass der Beweiswert einer DNA-Spur eine Aufwertung durch die Einlassung des Angekl. entgegen seiner Einlassung Geschlechtsverkehr mit dem Opfer hat- Beschuldigten, die unter dem Vorhalt abgegeben wird, man habe »seine« te. Dieser Umstand ist aber allein durch die DNA-Analyse nicht bewiesen, DNA am Tatort gefunden. Es wäre zu thematisieren, ob dieser Vorhalt den weil ihr der hohe Beweiswert, wie ihn das LG voraussetzt, nicht zukommt. Umständen nach zulässig war oder einen unzulässigen Vorhalt darstellt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das LG die Glaubhaftigkeit der Es kann aus alledem letztlich geschlussfolgert werden, dass die DNA-A- Aussage der Belastungszeugin in Zweifel gezogen hätte, wenn es das Er- nalyse zwar – fehlerfreie Erhebung und Analytik vorausgesetzt, die es zu gebnis der DNA-Analyse nicht als bindend, sondern lediglich als ein - wenn überprüfen gilt - ein naturwissenschaftliches Beweisanzeichen sein kann. auch ein bedeutsames - Indiz angesehen hätte. Die fehlerhafte Beweiswür- Ein zwingendes Argument für Anwesenheiten von Personen an einem (Tat-) digung kann der Senat nicht durch eine eigene ersetzen.«15 Ort oder gar aus den Funden geschlussfolgerte deliktische Handlungsketten Es bleibt also dabei, dass die DNA-Analyse unabhängig von ihrer hohen sind sie nicht. Für eine vorschnelle Aufgabe der zur Verfügung stehenden Wahrscheinlichkeitsaussage tatsächlich nur eine statistische Wahrschein- Verteidigungsmöglichkeiten angesichts einer scheinbar belastenden DNA lichkeit liefert und ihr Beweiswert als bedeutsames Indiz herangezogen Spur oder eines Treffers in der DNA-Datenbank spricht nichts. werden kann, immer aber eine Würdigung im Zusammenhang mit anderen Fußnoten: Beweisanzeichen erfolgen muss.16 1 BGH Beschl. v. 11.7.2017-5 StR 171/17,BeckRS2017,120089 2BGH Beschl. v. 22.2.2017-5 StR 606/17,BeckRS2017, 103721 Im Rahmen der Verteidigung gegen belastende DNA-Gutachten haben ver- 3BGH, Urt. v. 24.3.2016,-2StR 112/14-,NStZ 2016,490 schiedene Prüfungsschritte zu erfolgen. In einem ersten Schritt muss bereits 4NStZ 2007, 447 ff. 5BGH Urt. v. 12.8.1992-5StR 239/92, NStZ 1992, 554 im Ermittlungsverfahren - dies gilt besonders bei Haftsachen - sorgfältig 6 ebd. untersucht werden, ob die entsprechenden Befunde ordnungsgemäß erho- 7BGH Beschl. v. 6.3.2012-3 StR 41/12, NStZ 2012, 464 8 ebd. ben worden sind und einer wissenschaftlichen Überprüfung standhalten. Es 9BGH Beschl. v. 21.2.2009-1 StR 722/08, StraFO, 2010, 343 ist keinesfalls ein Einzelfall, dass Tatortspuren – Kleidung, etc. - zusammen 10Neuhaus, Anm. zu 1 StR 722/08 in StraFO 2010, 343, 344 11BGH Beschl. v.12.10.2011-2StR 362/11, StV,2012,522 in großen Plastiktüten verwahrt werden und hinterher keine belastbare 12ebd. Aussage darüber getroffen werden kann, wo die DNA-Spuren tatsächlich 13BGH, StV 2012,522,523 14ebd. gesichert worden sind. Selbstverständlich müssen die Analysedaten und 15BGH, Beschl. v. 16.11.2016, -2 StR 141/16 Diagramme eingesehen werden. Ebenso selbstverständlich muss die Befas- 16BGH 38, 320 ff. 17KK Ott , 7. Auflage 2013, § 261 Rn. 31 h sung mit dem Analyselabor sein. 18ebd. mit Verweis auf BGH StV 2012, 522 Wenn dann feststehen sollte, dass die DNA ordnungsgemäß erhoben und 19Neuhaus, StraFO 2010, 346 ff. wissenschaftlich einwandfrei untersucht worden sein sollte, stellt sich in ei- 20BGH Beschl. v. 12.10.2011-2StR362/11, StV2010,522 ff.

14 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Titelthema - DNA-Analytik

Pro und Contra: Analyse von DNA-Bereichen zur Erstellung eines Täterprofils

Prof. Dr. Veronika Lipphardt, Prof. Dr. Peter Schneider, zuerst erschienen Ärzteblatt 30.03.2017

Berlin – Ein Gesetzentwurf des Landes Baden-Württemberg zur Erweiterung werden zudem nur Eigenschaften ermittelt, die später zwangsläufig aufge- des Umfangs der Untersuchungen von DNA-fähigem Material in Strafver- deckt werden, sollte die Spur später auf Grundlage eines konventionellen fahren liegt dem Bundesrat vor. Demnach soll die Strafprozessordnung (§ DNA-Profils einer konkreten Person zugeordnet werden, deren Aussehen 81e) geändert und eine „erweiterte DNA-Analyse“ möglich werden. Bislang und Herkunft dann bekannt ist. darf ausschließlich nicht codierende DNA ausgewertet werden. Die Erweite- rung würde ein Identifizierungsmuster anhand codierender DNA-Abschnitte Veronika Lipphardt: Die biogeografische Herkunft wird oft missverstanden ermöglichen, um die Farbe der Augen, Haare und Haut, aber auch das Alter als Ethnie oder äußeres Aussehen, was zu Fehlpriorisierungen führen kann. festzustellen. Viele Argumente sprechen gegen die derzeitige Gesetzesvorlage: Zunächst müssen Mindestanforderungen an die Qualität der wissenschaftlichen Das Land Bayern hat sich dem Gesetzesentwurf aus Baden-Württemberg Methoden definiert werden. Deren heutiger Stand reicht nicht aus, um die bereits angeschlossen und eine Erweiterung um die Analyse der biogeo- oben genannten Merkmale und biogeografische Herkunft (bgH) einer DNA- grafischen Herkunft gefordert. Am 21. März 2017 waren DNA-Analysen in Spur sicher zu ermitteln. Die im Gesetzesantrag angegebenen hohen Wahr- der Forensik Thema eines Fachsymposiums im Bundesministerium der Justiz scheinlichkeiten von etwa 98 Prozent bei der Unterscheidung von heller und für Verbraucherschutz. Rechtsmediziner, Ermittler, Ethiker und Verfas- von dunkler Haut sind nicht prevalence adjusted und daher in der Praxis sungsrechtler diskutieren, was technisch möglich, kriminalistisch sinnvoll, nicht verwendbar: Die posterior probabilities können weit unter 50 Prozent ethisch vertretbar ist und was das Grundgesetz erlaubt. liegen. Das gilt auch für die bgH.

Anlass für die Gesetzesinitiative war, dass ein vermutlich aus Afghanistan Zudem schwankt, je nach Methode, die Repräsentativität der Referenzda- Geflüchteter unter Verdacht steht, eine Medizinstudentin in Freiburg ermor- tenbanken. Repräsentativität ist jedoch der Kern korrekter Zuordnungen. Bei det zu haben. Einige Forscher befürchten, dass das Gesetz in der jetzigen Personen mit gemischtem genetischem Hintergrund sind Fehlzuordnungen Fassung einen Eingriff in die Grundrechte sowie eine Massendiskriminie- häufig. Öffentlichkeit, Ermittler und Politiker mißverstehen bgH mitunter rung zur Folge haben könnte. Welche Argumente für die Analyse codie- als Ethnie oder äußeres Aussehen, was zu Fehlpriorisierungen führen kann. render DNA-Abschnitte bei Strafverfahren sprechen und welche dagegen, Ein Analyseergebnis „blond-blauäugig-Europäer“ böte hierzulande keinen erläutern Veronika Lipphardt, Biologin und Historikerin an der Universität sinnvollen Ermittlungsansatz. Freiburg, Ko-Autorin eines offenen Briefes zu DNA-Analysen in der Forensik und Peter Schneider, Vorsitzender der Gemeinsamen Spurenkommission der Dies beträfe vor allem Minderheiten. Praktikable Einschränkungen ergäben rechtsmedizinischen und kriminaltechnischen Institute, die eine Stellung- sich nur für seltene Merkmalskombinationen. Die Anwendung kommt nur nahme zur Thematik veröffentlicht haben. dann infrage, wenn (wie in UK und den Niederlanden) folgendes gilt:

Peter Schneider: Dem Risiko einer Verletzung der genetischen Privatsphäre • Verständnis wissenschaftlicher Grundlagen bei den Ermittlungsbeteilig- und des Datenschutzes wird dadurch Rechnung getragen, dass überhaupt ten keine Erfordernis einer Speicherung der erweiterten genetischen Daten be- steht. • nur zur Prioritätensetzung in Ermittlungen, wenn alle anderen Methoden ausgeschöpft sind Eine erweiterte DNA-Analyse in Bezug auf äußere Körpermerkmale, Her- kunft und Alter ist nur dann in Betracht zu ziehen, wenn das konventionell • Klärung offener Datenschutzfragen, zum Beispiel Umgang mit Informa- erhobene individualisierende DNA-Profil auf Grundlage nicht codierender tionen zu Krankheitsdispositionen, Datenspeicherung DNA-Bereiche in der DNA-Analysedatei (DAD) beim BKA keinen Treffer er- zielt und es bei schweren Straftaten auch aus anderen Quellen keinerlei • Anwendungsentscheidung jeweils im Einzelfall Hinweise auf mögliche Tatverdächtige gibt. Für Pigmentierung und Her- kunft gibt es bereits forensisch validierte Tests auf der Grundlage von SN- • Einbindung multidisziplinärer Experten in jede Entscheidung P-Analysen, während die Vorhersage des Alters auf einer Analyse der DNA- Methylierung bestimmter Promotor-Regionen beruht und derzeit nur bei • dynamische Regulierung Blutspuren möglich ist.

Möglichen Risiken in Bezug auf eine Verletzung der genetischen Pri- vatsphäre und des Datenschutzes wird dadurch Rechnung getragen, dass überhaupt keine Erfordernis einer Speicherung der erweiterten genetischen OFFENER BRIEF ZUM KRITISCHEN UMGANG MIT Daten in der DAD besteht. Die Ergebnisse der Vorhersagen können aus- schließlich in Form von Wahrscheinlichkeiten für die vorhergesagten äuße- ERWEITERTEN DNA-ANALYSEN IN DER FORENSIK ren Körpermerkmale, das Alter oder die biogeografische Herkunft an die 8. Dezember 2016 Ermittlungsbehörden mitgeteilt werden. Die genetischen Rohdaten verblei- Prof. Dr. Veronika Lipphardt1, Prof. Dr. Anna Lipphardt2, Dr. Nicholas Buch- ben im Labor und können später gelöscht werden, da keine Notwendigkeit anan1, Dr. Mihai Surdu1, Dr. Victor Toom3, Dr. Matthias Wienroth4, An- besteht, sie in Ermittlungsakten zu übernehmen. Durch die konsequente Be- ne-Christine Mupepele1, Cedric Bradbury,1 Prof. Dr. Thomas Lemke schränkung der erweiterten DNA-Analyse auf Aussehen, Herkunft und Alter 1 University College, Universität Freiburg

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 15 Titelthema - DNA-Analytik

2 Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Universität Es steht nichts Geringeres als das Verhältnis von Staat und Mensch auf dem Freiburg Spiel. Umso frappierender der Mangel an gesellschaftlichem Bewußtsein 3 Institut für Soziologie, Goethe Universität, /Main für die rechtsstaatliche Tragweite dieser Technologien, obwohl prinzipiell 4 King’s College London jeder (nicht nur Minderheiten) von Fehlzuordnungen und -interpretationen betroffen sein könnte. Hier geht es um Datensicherheit und den Schutz der Die Anwendung von DNA-Technologien in der Ermittlungsarbeit ist weder Privatsphäre; rechtliche Prinzipien wie Unschuldsvermutung, Beweislast einfach noch trivial. Wer eine Ausweitung der polizeilichen Möglichkeiten in und Verhältnismäßigkeit der Mittel; aber eben auch um Sicherheit, Recht diesem Bereich fordert, sollte zunächst die Komplexität dieser Ermittlungs- und Gerechtigkeit. Wo setzt man Grenzen bei der Anwendung von DNA-A- instrumente zur Kenntnis nehmen: Sie birgt rechtliche, ethische und soziale nalysen? Welche DNA-Datenbanken können von der Polizei und anderen Risiken, die jeden einzelnen Bürger treffen können. Sicherheitsorganen genutzt werden, und auf welche Weise? Was wird mit derart gewonnen Daten gemacht? Sollen Informationen verschiedener Da- Der Mord an einer Medizinstudentin hat die Freiburger Stadtgesellschaft tenbanken – Sozialfürsorge, Gesundheit, Bildung, Versicherung, Bankdaten, in den vergangenen Wochen tief bewegt und verunsichert. Die Ermittlun- usw. – mit biologischen Daten verbunden werden dürfen? Von wem, zu wel- gen, vor allem der Fund einer DNA-Spur an der Leiche, haben Forderungen chem Zweck, in welcher Situation, und für wie lange? Es geht nicht darum, nach einer Gesetzesänderung provoziert: Neue DNA-Analysen sollten, so Täter zu schützen, sondern um den Schutz der Rechte aller. der Tenor bis in Regierungskreise, für Ermittlungen genutzt werden dürfen, um den Täterkreis hinsichtlich der geografischen Herkunft sowie der Haar-, Um welche Technologien geht es? Haut- und Augenfarbe einzugrenzen. Und wie zuverlässig sind sie? Erst vor kurzem fanden die Ermittler ein schwarzes Haar am Tatort. Die na- Alles, was technisch machbar scheint, sollte auch rechtlich möglich sein, türliche Farbe hätte man eventuell auch von der DNA ableiten können, wo- so der Wunsch vieler. Unkritische Technikgläubigkeit stellt jedoch ein ernst- bei diese Technologie in einem von zehn Fällen irrt. Aber selbst ein korrektes haftes Risiko für Demokratien und – besonders sichtbar im aktuellen Fall Ergebnis hätte die Ermittler nicht viel weitergebracht, denn schwarzhaarige – für rechtsstaatliche Prinzipien dar. Dies zeigen internationale Forschungs- Personen gab es auf den Video-Aufnahmen sicherlich viele. Entscheidend ergebnisse, die den forensischen Einsatz von DNA-Technologien wie auch waren die Hinweise auf die auffällige Färbung, die Länge, die ungewöhnli- Risiken von DNA-Technologien in mehreren Ländern untersuchen – unter che Frisur. Nur so konnten Videoaufnahmen und Haardaten zusammenwir- Beteiligung von mehreren geistes- und sozialwissenschaftlichen Experten ken. DNA hätte diese Umstandsdaten niemals liefern können. aus Deutschland, die im Feld der Wissenschaftsforschung weitreichende Kenntnisse verschiedener DNA-Anwendungsbereiche erworben haben. Vielmehr sind solch neue DNA-Analysen hochkomplexe Technologien, deren Wie mit jeder Technologie werden die Entscheidungsträger auch in diesem technische Zuverlässigkeit für forensisches Arbeiten im Polizeidienst keines- Fall besser beraten sein, möglichst ausgewogene, differenzierte Expertise wegs einwandfrei geklärt ist. Verschiedene Länder haben unterschiedliche heranzuziehen. Im vorliegenden Fall geht es um drei verschiedene Techno- Erfahrungen mit diesen Technologien gemacht: Es hat spektakuläre Fahn- logien: familiäre Suche mittels DNA-Datenbanken der Polizei; die Ableitung dungserfolge gegeben, wie etwa in einem Mordfall in den Niederlanden; äußerer Merkmale aus einer einzelnen DNA; und die Vorhersage von bio- aber auch desaströse Beispiele für technische Fehler sowie verfehlte An- geografischer Abstammung anhand großer DNA-Datenbanken. Alle drei wendungen und Interpretationen, wie etwa im Fall des „Heilbronner Phan- können technische Fehlzuordnungen produzieren. Gesellschaftliche Wer- toms“ (s.u.). Es ist also keineswegs eins-zu-eins möglich, in der DNA wie in tungen sind ihnen bereits inhärent sowie bestimmend in ihrer Anwendung; einem perfekt verschlagworteten Katalog bestimmte Personeneigenschaf- deshalb sind verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedlich stark von ten einfach nachzuschlagen. Zudem steht eine wissenschaftlich fundierte Fehlzuordnungen betroffen. Evaluation ihrer Anwendbarkeit im rechtlichen Kontext noch aus, und es ist ungewiss, wie sie erreicht werden kann: Weder gibt es derzeit genü- Erstens geht es um den Abgleich einer am Tatort gefundenen DNA-Spur mit gend Ressourcen noch Strukturen, um die technische Zuverlässigkeit und einem oder mehreren bereits bestehenden DNA-Profilen aus ungelösten die gesellschaftlichen, ethischen und sozialen Risiken solcher Technologien Kriminalfällen in Polizei-DNA-Datenbanken. Das ist auch in Deutschland schnell und umfassend zu erfassen. legal: Die deutsche Datenbank enthielt im Juni 2015 fast 840.000 Profile

16 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Titelthema - DNA-Analytik von Verdächtigten, Verhafteten und Inhaftierten. Hiermit lassen sich unter Neugeborenen an ein militärforensisches Labor transferiert, ohne irgend- gewissen Umständen auch biologische Verwandte eines unbekannten Ver- eine Art von Einverständnis der Eltern. Dasselbe geschieht anderswo mit dächtigen finden, die bereits in der Datenbank erfasst wurden – obwohl biomedizinischen Daten aus Kliniken. In England und Wales sowie Texas sie keineswegs immer kriminell sein müssen. Diese Suche – als ‚familial sind die rechtlichen Grundlagen der Anwendung von genetischen Technolo- searching‘ bekannt – kann den Verdacht auf ‚kriminelle Familien‘ nähren, gien im Polizeidienst grosszügig ausgelegt. Das bedeutet eine Gefährdung was sich auch auf die Behandlung dieser Individuen im Justizsystem aus- bestimmter Rechte, die hierzulande sicher nicht alle hinzunehmen bereit wirken könnte. Diese Technologie wird zum Beispiel in der Polizeiarbeit in wären – wenn sie denn darüber Bescheid wüßten. Wer eine Gesetzesände- den Niederlanden sowie in Großbritannien, genauer gesagt in England und rung anstrebt, muss also enorm viel leisten, um die Grundrechte von Min- Wales, eingesetzt. derheiten sowie von viel größeren Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten. Die beiden letztgenannten DNA-Anwendungen können unter Umständen Zweitens geht es um die Bestimmung von äußeren Merkmalen wie Haar- ganze Bevölkerungsgruppen in Verdächtige verwandeln. Und wäre es in und Augenfarbe anhand der Analyse jener Gene, die genau diese Eigen- solch einem Fall gerechtfertigt, von den Angehörigen der verdächtigten schaften mitbestimmen. Andere Merkmale wie Gesichtsform, Hautfarbe Population (alle Schwarzhaarigen) aufgrund der statistischen Wahrschein- oder Körpergröße gelten noch als genetisch zu komplex, um zuverlässig lichkeit eines bestimmten Aussehens oder einer bestimmten Herkunft einen vorausgesagt werden zu können. Obwohl schon viel erreicht worden ist bei Unschuldsbeweis zu verlangen? Strafprozessordnungen regeln üblicherwei- Haar- und Augenfarben, können nicht alle Varianten mit derselben Wahr- se, wie gezielt ein Verdacht sein muss, damit unverhältnismäßige General- scheinlichkeit vorausgesagt werden; bei der Ableitung von heller oder dunk- verdächtigungen vermieden werden. ler Augenfarbe, zum Beispiel, liegt die Treffsicherheit bei 90-95 Prozent, bei der Zwischenstufe (die grau, grün und hellbraun umfasst) dagegen weitaus Es bedarf einer Menge biowissenschaftlicher, ethischer und sozialwissen- niedriger. schaftlicher Expertise, um die Aussagekraft dieser Technologien und die Eig- Drittens geht es um die Bestimmung der ‚biogeografischen Abstammung’, nung der Datenbanken ausgewogen beurteilen zu können. Vor allem den Er- also der genetischen Verwandtschaft mit einer vordefinierten Bevölke- mittlern würde ein solches Instrumentarium viele zusätzliche Kompetenzen rungsgruppe, z.B. ‚nordeuropäisch’ oder ‚ostasiatisch’: Hier werden zahlrei- abverlangen, denn DNA-Daten können nicht einfach intuitiv mit klassischen che, speziell ausgewählte Stellen im Genom in Betracht gezogen und ihre Ermittlungsmethoden kombiniert werden. relative Ähnlichkeit zu denselben Stellen in Genomen zahlreicher anderer Menschen eingeschätzt. Grundlage dieser biogeografischen Abstammung Ein Beispiel aus Baden-Württemberg: ist die Annahme, dass die Häufigkeit gewisser Genom-Stellen mit bestimm- ten Bevölkerungsgruppen assoziiert werden kann. Konkret: In einer Refe- Das „Heilbronner Phantom“ renz-Datenbank sind die Daten mehrerer Tausend Genome gespeichert; für Letzendlich erfolgt die Interpretation von DNA-Spuren im Rahmen polizei- jedes Individuum in dieser Referenzdatenbank wird die ‚biogeografische licher Ermittlungsarbeit immer an der Schnittstelle von vermeintlich objek- Abstammung’ im Datensatz mitgeliefert. Solche Datenbanken sind in meh- tiver, exakter Naturwissenschaft und soziokultureller Deutung, durch das rere Referenzpopulationen unterteilt, wie etwa African Americans, Europe- Zusammenwirken von wissenschaftlichen Erkenntnissen und polizeilichem an Americans, Asians, Hispanics etc. in den USA. Es handelt sich hierbei Erfahrungswissen. Welche Risiken und Fehlerquellen darin angelegt sind, nicht um polizeilichen Datenbanken, sondern um kommerzielle, biomedizi- hat der Fall des sogenannten „Heilbronner Phantoms“ deutlich gemacht: nische oder wissenschaftliche. Die SoKo Parkplatz, die im Mordfall der im April 2007 erschossenen Po- lizistin Michèle Kiesewetter ermittelte, stellte am Tatort DNA-Spuren fest, Die Aussagekraft ebendieser letztgenannten Datenbanken ist zweifelhaft: die laut DNA-Datenbank des BKA einer „unbekannten weiblichen Person“ Für keine einzige existierende Datenbank kann beansprucht werden, dass („UwP“) zugerechnet wurden, die von Frankreich über Deutschland bis sie menschliche genetische Vielfalt ausgewogen darstellt. Die Zuverlässig- Österreich an einer Vielzahl von Verbrechen beteiligt war. Aus Österreich, keit, mit der ein Mensch einer Population zugeordnet werden kann, hängt wo DNA-Proben auf die sogenannte „biogeographische Herkunft“ geprüft jedoch z.B. davon ab, wie stark diese Population in der Datenbank unter- werden dürfen, vermeldeten die Kollegen, dass die genetischen Marker oder überrepräsentiert ist. Hinzu kommt, dass jeder Proband nur einer ein- der „UwP“ auf eine osteuropäische Herkunft hinwiesen. Aus der außerge- zigen Population zugeordnet wird, daß Populationsnamen recht willkürlich wöhnlichen Mobilität der mutmaßlichen Täterin, ihrer durch DNA belegten gewählt werden, und Probanden auch nicht alle nach einheitlichen Kriterien osteuropäischen Herkunft und dem hohen Maß an Kriminalität folgerte die diesen Populationen zugeordnet werden. Die Möglichkeit der genauen Zu- „SoKo Parkplatz“ damals, dass es sich bei der „UwP“ vermutlich um eine ordnung einer DNA zu einer Referenzpopulation der Datenbank ist nicht „Zigeunerin“ bzw. „eine Angehörige einer Reisenden Familie“ osteuropäi- für alle Personen gleich hoch: Je nach individueller Abstammungsgeschichte scher Herkunft handele – wie es in Presseberichten und Ermittlungsakten und Selbstzuschreibung können die Zuordnungen vollkommen falsch liegen. wahlweise hieß. Dieser Verdacht wurde über zwei Jahre lang verfolgt – u.a. Zudem verwechseln viele Ermittler, Wissenschaftler und andere Interessierte mittels einer von massiven Vorurteilen getragenen Medienarbeit – welche, ‚biogeografische Abstammung’ mit ‚Ethnizität’. Daß hierfür auf vorhandene wie im Rahmen von Ermittlungsverfahren üblich, aus enger Zusammen- kommerziellen, biomedizinischen oder wissenschaftlichen Datenbanken zu- arbeit von Polizei und Journalisten hervorging. Vor allem aber auch auch rückgegriffen werden muss, birgt wiederum andere Risiken. mittels einer DNA-Reihenuntersuchung, in deren Rahmen mindestens 800 Frauen, „die dem kriminellen Profil der UwP“ entsprachen, „gespeichelt“ Rechtliche, ethische, gesellschaftliche wurden, um mit der BKA-Datenbank abgeglichen zu werden. Einwände Im März 2009 stellte sich indes heraus, dass die Wattestäbchen, mit de- nen viele Polizeidirektionen ihre DNA-Spuren nahmen, bereits bei der Her- Eine Gesellschaft, die die Ausweitung von DNA-Analysen fordert, muss stellung durch eine Fabrikmitarbeiterin polnischer Herkunft verunreinigt sich darüber im Klaren sein, dass dafür Datenbanken wahrscheinlich deut- worden waren, bevor im November 2011 aufgedeckt wurde, dass Michèle lich erweitert werden, aber dass dann ganz besonders umsichtig mit den Kiesewetter mutmaßlich von den Terroristen des NSU ermordet wurde. Daten umgegangen werden muss. Das ist keineswegs selbstverständlich. Mehr als zwei Jahre standen in Folge dieser DNA-Fehlinterpretation Ange- In England und Wales darf die Polizei bei Verdacht oder Festnahme jeden hörige Reisender Familien unter Generalverdacht, während die eigentlichen Menschen zur DNA-Abgabe auffordern. Die Daten landen in der Nationa- Täter, der NSU und seine Unterstützer, unbehelligt blieben. Der damalige len DNA Datenbank des Innenministeriums; bestimmte Personengruppen baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall (SPD) entschuldigte – junge Männer etwa, oder Minderheiten – sind überrepräsentiert, weil die sich 2012 zwar offiziell für die falschen Verdächtigungen beim Zentralrat Polizei sie überdurchschnittlich oft kontrolliert. Diese Profile werden dann der Sinti und Roma, nach unseren Erkenntnissen jedoch nicht bei den be- auch überprüft, wenn familiäres Suchen eingesetzt wird. troffenen Frauen und deren Familien. Bis heute ist unklar, ob alle damals in die BKA-DNA-Datenbank eingespeisten und über Interpol in ganz Europa In den USA hat die Polizei schon des Öfteren Zugang zu kommerziellen verbreiteten Datensätze überall restlos gelöscht wurden. Datenbanken erwirkt. Vor einem Jahr wurden in Texas die Blutproben von

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 17 Titelthema - DNA-Analytik

Schlussfolgerung Molekulargenetiker könnten uns etwa sagen, dass der Speichel vom Tatort auf einen Mann schließen lässt, der mit 87-prozentiger Wahrscheinlichkeit Während die technischen Standards in der Anwendung von DNA-Analysen schwarze Haare hat, zu 98 Prozent weiße Haut und zu 95 Prozent dunkel- mittlerweile sehr gut sind und stetig verbessert werden, kann es doch an braune Augen. Genau solche Erhebungen und Berechnungen verbietet uns anderen Stellen und Momenten in der polizeilichen Ermittlung zu Verunrei- zurzeit aber die Strafprozessordnung. nigungen, Verwechslungen, und Missverständnissen kommen. Es ist zum Beispiel sehr wichtig, einen Unterschied zwischen dem Nutzen von DNA- In anderen Ländern gibt es solche Beschränkungen nicht – und deshalb Mustern zur Identitätsfeststellung und denen der Ableitung von Merkmalen steht nicht nur politisch, sondern auch in der Fachwelt die Frage im Raum, und Abstammung zu machen. Letztere lassen einen ungemein grösseren ob wir uns mit der engen Regelung unserer StPO nicht unnötig Wissen ver- Ermessensspielraum in der Interpretation der DNA- Analysen zu, der durch sagen, das zur Aufklärung schwerster Straftaten beitragen könnte. kulturelle und institutionelle Praxen und Einstellungen sehr stark geprägt ist. Fehlverdächtigungen könnten sich dramatisch häufen, wenn polizeiliche Das Für und Wider ist dabei hier in Deutschland eng verknüpft mit zwei DNA-Analysen durch die drei vorgestellten Technologien erweitert würden, Städtenamen: Freiburg und Heilbronn. ohne deren soziale, ethische, rechtliche und kulturelle Aspekte in der Ge- setzesgebung derart einzubinden, dass Polizeiarbeit weitaus bewusster mit Es war ein schreckliches Verbrechen in Freiburg, das die Diskussion, die wir DNA-Analysen und deren Interpretation umgehen würde. Wer behauptet, heute führen, neu angefacht hat. Dort wurde letzten Oktober eine Medizin- DNA-Analysen in der polizeilichen Ermittlungsarbeit seien einfach, trivial, studentin vergewaltigt und getötet. Die Wochen nach dem Fund der Leiche zuverlässig, unproblematisch und eindeutig, und damit impliziert, die Tech- bis zur Festnahme des mutmaßlichen Täters haben nicht nur die Stadtgesell- nik bedürfe keiner sozialen, ethischen und rechtlichen Eingrenzung, der irrt schaft dort stark aufgewühlt. nicht nur: Er handelt unverantwortlich. Am Tatort fanden die Ermittler zwar ein Haar, allerdings war die Person der Weiterführende Literatur Polizei nicht bekannt: Ein Abgleich mit der Datenbank ergab keinen Treffer. Cole SA and Lynch M (2006) The social and legal construction of suspects. Annual Review of Law and Social Science 2: 39-60. Heinemann T, Lemke T and Prainsack B (2012) Risky profiles: societal dimensions of forensic uses Nach intensiver Fahndung nahm die Polizei schließlich einen jungen Mann of DNA profiling technologies. New Genetics and Society 31(3): 249-258. fest. Hindmarsh R and Prainsack B eds. (2010) Genetic suspects: Global governance of forensic DNA profiling and databasing. New York: Cambridge University Press. Jasanoff S (1998) The eye of everyman witnessing DNA in the Simpson Trial. Social Studies of Manche haben sich da gefragt: Hätte man das nicht schneller erreichen kön- Science 28(5-6): 713-740. nen, wenn es zulässig gewesen wäre, aus der DNA-Spur auch phenotypi- Lynch M, Cole SA, McNally R and Jordan K (2010) Truth machine: The contentious history of DNA sche Merkmale zu ermitteln, um etwa Alter und biogeographische Herkunft fingerprinting. Chicago and London: University of Chicago Press. M’charek A (2008) Silent witness, articulate collective: DNA evidence and the inference of visible des Gesuchten auch eingrenzen zu können? traits. Bioethics 22(9): 519-528. M’charek A, Toom V and Prainsack B (2012) Bracketing off populations does not advance ethical Stellen wir uns nur einmal vor, ein Zeuge hätte die Tat beobachtet. Ihn hätte reflec- tion on EVCs: a reply to Kayser and Schneider. Forensic Science International: Genetics 6(1): e16-e17. man danach befragen können, wie der Täter aussah – selbstverständlich Santos F, Machado H and Silva S (2013) Forensic DNA databases in European countries: is size mit dem Bewusstsein, wie fehleranfällig solche Aussagen sein können, wie linked to performance?. Life Sciences, Society and Policy 9(1): 1-13. sehr sich Zeugen von Vorurteilen leiten lassen, wie unzuverlässig oft ihre Toom V (2012) Bodies of science and law: forensic DNA profiling, biological bodies, and biopower. Erinnerung ist. Journal of Law and Society 39(1): 150-166. Toom, V., Wienroth, M., M’charek, A., Prainsack, B., Williams, R., Duster, T., … & Murphy, E. (2016). Approaching ethical, legal and social issues of emerging forensic DNA phenotyping (FDP) techno- Also: Könnte nicht genauso auch die DNA Aufschlüsse über das Aussehen logies comprehensively: Reply to ‘Forensic DNA phenotyping: Predicting human appearance from des Täters geben – nicht besser oder schlechter als ein Zeuge das kann? crime scene material for investigative purposes’ by Manfred Kayser. Forensic Science Internatio- nal: Genetics, 22, e1-e4. Wienroth M, Morling N and Williams R (2014) Technological innovations in forensic genetics: Meine Damen und Herren, social, legal and ethical aspects. Recent Advances in DNA & Gene Sequences 8(2): 98-103. den Chancen einer Ausweitung der DNA-Analyse stehen allerdings Risiken gegenüber und dafür steht auch ein Fall aus Heilbronn. Fachsymposium zur DNA-Analyse in der Forensik In seinem Eingangsstatement wies der damalige Bundesminister der Justiz, Dort fahndete eine Sonderkommission jahrelang nach einer vermeintlichen Heiko Maas, auf die Chancen und Risiken einer solchen gesetzlichen Ände- Schwerkriminellen, die laut DNA-Spuren angeblich in zig Verbrechen ver- rung hin. wickelt war, auch in den Mord an einer Polizistin in Heilbronn.

Herzlich willkommen hier im Ministerium zu unserer Diskussion um die Dass es sich bei der Gesuchten um eine Frau handelte, das hatte die Rechts- DNA-Analyse. Wir wollen uns auf diesem Symposium damit beschäftigen, medizin zweifelsfrei festgestellt. Aus Österreich kam die Erkenntnis, dass wie wir diese Technik in Zukunft nutzen wollen. Aber es wird auch um die es sich um eine Osteuropäerin handeln müsste – in Österreich ist die Ent- größere Frage gehen, ob wir alles, was wir technisch können, auch wirklich schlüsselung der biogeographischen Herkunft mit Hilfe der DNA bereits wollen, und das vor allem unter rechtlichen Gesichtspunkten. erlaubt.

Die DNA-Analyse hilft uns bereits heute in vielen Fällen, Verbrechen aufzu- Anhand dieses Täterprofils gerieten vor allem Roma und Sinti-Frauen in klären. Massenscreenings haben in der Vergangenheit bereits mehrfach zur ganz Europa in Verdacht. Aufklärung von schweren Verbrechen geführt; vor allem aber der Abgleich Heute wissen wir: von Tatortspuren mit der Analyse-Datei einschlägig bekannter Beschuldig- ter beim BKA ist längst Routine geworden in der Praxis der Kolleginnen - Das so genannte „Phantom von Heilbronn“ war vor allen Dingen tatsäch- und Kollegen der Polizei. Wie wertvoll diese Methode für die Ermittler ist, lich ein Phantom. Die Person, die so viele Straftaten begangen haben soll, das machen uns immer wieder spektakuläre Altfälle deutlich, in denen die die gab es in Wirklichkeit nicht. Fahnder die Akten wieder öffnen und den Täter oder die Täterin doch noch stellen können – nur anhand von alten Spuren aus den Asservatenkammern. - Die falsche Spur beruhte auf der Verunreinigung der Wattestäbchen, mit Die Debatte, die wir heute führen wollen, dreht sich um die Frage, ob wir denen die DNA an vielen Tatorten gesichert worden war. diese Technik nicht auch dann noch besser nutzen können, wenn wir zwar eine DNA-Spur haben, aber eben noch keinen Verdacht, wer der Täter sein - Die Mörder der Polizistin waren vermutlich Männer des NSU; die anderen könnte. dem Phantom zugeschriebenen Straftaten sind größtenteils nie aufgeklärt Zurzeit darf anhand einer DNA-Spur nur das Geschlecht einer Person er- worden. mittelt werden. Dabei wäre technisch allerdings noch viel mehr möglich.

18 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Titelthema - DNA-Analytik

Meine Damen und Herren, stellen können, das man ganz ohne Zeugen, nur auf Grundlage von einem der Freiburger Mordfall steht beispielhaft für die Hoffnungen, die viele in Tropfen Blut erstellen kann. den kriminaltechnischen Fortschritt setzen. Und vielleicht wird man irgendwann sogar sagen können, ob die gesuchte Und der Fall ist auch unter einem weiteren Aspekt exemplarisch: DNA-fähi- Person krank ist, oder welche Krankheiten sie hatte – es gibt Leute, die so ges Spurenmaterial fällt gerade bei schwersten Sexual- und Gewaltstrafta- etwas tatsächlich für möglich halten. ten an, in denen der Aufklärungsdruck gerade besonders hoch ist. Solche Informationen über eine Person zu erheben und gar ganze Persön- Das „Phantom von Heilbronn“ zeigt dagegen sehr deutlich: lichkeitsprofile zu erstellen, das wird aber mit unserer Verfassung kaum zu vereinbaren sein. In einem Rechtsstaat gilt der Strafanspruch des Staates Wie alle anderen Beweismittel ist auch die Erhebung von DNA und die an- nie absolut. Merkmale, die den absoluten Kern der Persönlichkeit betreffen, schließende Analyse durchaus fehleranfällig – und ihre Interpretation durch sie zu dekodieren, das wäre ein schwerwiegender Eingriff in die Rechte, die den Menschen dann noch einmal. Wir sollten deswegen vor allem über drei unser Grundgesetz garantiert. Das hat das Bundesverfassungsgericht auch Dinge nachdenken: bereits klargestellt.

Erstens: Zahlen und Prozente wirken zuverlässiger und objektiver als Zeuge- Meine Damen und Herren, naussagen. Man muss sich aber fragen, ob das wirklich so ist. was ist also technisch möglich, was kriminalistisch sinnvoll, was ethisch vertretbar und was nach dem Grundgesetz überhaupt erlaubt? Die Fähigkeit, das Geschlecht eines Menschen mit 99-prozentiger Genauig- All das ist von Bedeutung hier in unserer Diskussion für unser Thema. Des- keit einzuschätzen, klingt erst mal sehr sicher. Aber gemessen an der gesam- wegen ist es so wertvoll, dass hier Rechtsmediziner, erfahrene Ermittler, ten Bevölkerung Deutschlands gäbe das immer noch in hunderttausenden Ethiker und Verfassungsrechtler zusammenkommen, um sich mit unserer Fällen falsche Ergebnisse, zumindest in der Theorie. Frage aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln zu beschäftigen, weil sie es in ihrer Praxis schon längst vielfach getan haben. Einige bringen auch Die Wahrscheinlichkeitsangaben beim Phenotyping liegen oft weit unter 99 Erfahrungswerte aus dem Ausland mit, etwa aus den Niederlanden, Öster- Prozent. Die Eigenschaft „blond“ können die Forensiker derzeit anhand der reich oder Großbritannien, wo die Gesetze weiter gefasst sind als bei uns DNA nur mit etwa 70-prozentiger Genauigkeit entschlüsseln. in Deutschland.

Zweitens: Eine Hypothese, die allein auf DNA-Spuren gestützt wird, kann in Ich freue mich, dass sie heute dieses Wissen austauschen und mit uns teilen die Irre führen. Wer sich per Brief zu einem Mord bekennt, muss nicht der wollen. Das hilft uns dabei, uns darüber klar zu werden, wo wir hinwollen – Mörder sein, auch dazu gibt es einen Beispielsfall. Die jahrelange Suche und wo die Grenzen liegen. ausschließlich nach dem Urheber der DNA am Bekennerbrief kann dann dazu führen, dass der wahre Täter nicht ermittelt wird. So können wir dem Bundestag wertvolle Hinweise geben, wie wir die gro- ßen Chancen dieser Technik am besten nutzen können, was genau uns bei Außerdem lässt sich das Aussehen verändern. Haare können gefärbt wer- der Aufklärung schwerster Kriminalität weiterhelfen kann und welchen Pfad den, ergraut oder ausgefallen sein, die Augenfarbe mit gefärbten Kontakt- wir vielleicht besser auch nicht beschreiten sollten. linsen verändert werden. Alter und sogar Größe sieht man einer Person oft nicht richtig an. Die DNA kann hier nicht mehr liefern, als einen ungefähren Weil das eine Diskussion ist, die nicht nur im Bundestag geführt wird, son- Hinweis. dern die auch in den Ländern und auch in der nächsten Justizministerkonfe- renz eine große Rolle spielt, erhoffen wir uns von diesem Symposium viele Drittens: Die Bestimmung von Augen-, Haar- und Hautfarbe, Alter und Her- Impulse, die wir dann dahin weitertragen wollen. Ich wünsche uns eine er- kunft sind möglicherweise erst der Anfang einer Entwicklung. An Berech- tragreiche Diskussion, und danke Ihnen für Ihre Bereitschaft, mit Ihrem Rat nungen zu genetisch bedingtem Haarausfall oder Gesichtsform wird bereits und Ihrem Wissen, die Kriminalpolitik unseres Landes ein wichtiges Stück geforscht – eines Tages werden wir vielleicht sogar ein Phantombild er- voranzubringen. Herzlichen Dank!

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 19 Titelthema - DNA-Analytik

Eine Technologie der Angstkultur Von Sarah Weitz und Nicholas Buchanan.

Sarah Weitz ist wissenschaftliche Hilfskraft am Institut Science folgen sie immer einem bestimmten Muster: Sie sind eng an aufsehenerre- and Technology Studies der Universität Freiburg. Dr. Nicholas gende Gewaltverbrechen - wie Vergewaltigung und/oder Mord an jungen Buchanan ist Wissenschaftshistoriker am University College Frauen - gekoppelt. Politiker, Medien und Experten nehmen diese Krimi- Freiburg. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Or- nalfälle zum Anlass, den Einsatz neuster DNA-Technologien einzufordern. ganisationsbüros der Strafverteidigervereinigungen, zuerst Über die Zeit betrachtet bilden diese Ereignisse gewissermaßen Punkte auf erschienen Strafverteidigertag 11/2017. einem Zeitstrahl. Diese Punkte, um die die Berichterstattung kreist, nen- nen wir »Flashpoints«. 2016 waren solche Flashpoints die Vergewaltigung Wir möchten Prof. Dr. Veronika Lipphardt und Prof. Dr. Anna Lipphardt für und der Mord an der 27- jährigen Joggerin Carolin in Endingen und die ihre Anregungen und Beiträge für den Artikel danken. Vergewaltigung und Ermordung der 19- jährigen Medizinstudentin Maria in Freiburg. (2016 bis Juni 2017 erschienen 171 Medienberichte über er- Dass die erweiterte DNA-Analyse in der Öffentlichkeit überwiegend unkri- weiterte DNA-Analyse – 2015 waren es nur zehn). Der Fall des Heilbronner tisch gesehen wird, ist nicht selbstverständlich. Der Schutz eigener Daten ist Phantoms von 2007 bis 2009 führte ebenfalls zu einer breiteren Diskussion ein sensibles Thema. In der Auseinandersetzung um die erweiterte DNA-Ana- über die erweiterte DNA-Analyse. Vereinzelt werden aber auch Fälle aus lyse greifen aber verschiedene Diskurse ineinander, mittels derer die Techno- dem Ausland in die deutsche Debatte mit einbezogen. Dazu gehören die logie als alternativlos und Kritiker als ‚Täterschützer‘ dargestellt werden. brutale Vergewaltigung einer 26-jährigen Frau 2015 im Schweizer Emmen Am 17. November 2016 veröffentlichte die BADISCHE ZEITUNG den Artikel - sie ist heute paralysiert -, der Mord an Marianne in den Niederlanden im »Grenzen für DNA-Analysen: Ein Gesetz, das Mörder schützt«. Dort wer- Jahr 1999 sowie der Mordfall Eva 1997 in Spanien. den einige Fragen aufgeworfen: Welche Geheimnisse können Forensiker der Die zentrale und sich wiederholende Rolle solcher Flashpoints als Motoren DNA auf dem heutigen Stand der Möglichkeiten entlocken? Was ist derzeit der öffentlichen Debatte »ist ein ... bekanntes Ritual«, schreibt die STUTT- erlaubt bzw. was sollte erlaubt werden? Wird mit der aktuellen Gesetzesla- GARTER ZEITUNG (10.12.2016): »Wenn sich wieder einmal ein besonders ge die Sicherheit der Bevölkerung aufs Spiel gesetzt? Die Antwort: die Ein- schlimmes Verbrechen ereignet hat, werden sofort Rufe nach schärferen Ge- schränkung des Einsatzes der erweiterten DNA-Analyse sei eine Art von Tä- setzen laut. Ein paar Tage lang schlagen die Wellen hoch, dann verebbt die terschutz, gesetzliche Schranken, die Mörder vor Strafverfolgung schützten. Diskussion wieder - oft ohne Folgen«. Wenn es um die komplexen Details der Gentechnik, Bioethik und Forensik Auffallend bei fast allen Flashpoints ist, dass die (im Falle des Heilbronner und um die damit verbundene Gesetzgebung und etwaige Gesetzesände- Phantoms zu Unrecht) als Täter Verdächtigten bzw. die tatsächlichen Täter rungen geht, sollte nicht vergessen werden kritisch zu untersuchen, wie die der jeweiligen Verbrechen einer ethnischen Minderheit angehören: Ein Ru- Öffentlichkeit diese Technologien wahrnimmt und welche Vorstellungen mäne ist wegen der Tötung von Carolin E. angeklagt; im Fall von Marias L. sie damit in Verbindung bringt. Für den Sozialwissenschaftler ist dabei be- ist ein afghanischer Flüchtling als mutmaßlicher Mörder ermittelt worden; sonders bedeutsam, dass Menschen oft glauben, eine Technologie könne und als die Polizei das Heilbronner Phantom suchten, fiel der Verdacht auf- mehr leisten, als sie tatsächlich kann - Technologie wird so zum Symbol der grund »osteuropäischer« DNA und der geographischen Streuung der Ver- Hoffnung und zum Symbol der Ängste. Wenn sich eine Gesellschaft für eine brechen auf Roma. Vor diesem Hintergrund scheint es fraglich, ob die For- Technologie entscheidet, kann es gut sein, dass diese Entscheidung weit derung nach der erweiterten DNA-Analyse so unabhängig von ethnischen stärker mit bestimmten Hoffnungen und Erwartungen verbunden ist als mit Zuweisungen ist, wie gerne behauptet wird. einer realistischen Einschätzung der Vorteile und Risiken dieser Technologie. Häufig wird im Umfeld der Flashpoints die Schutzbedürftigkeit von Bür- Daher ist es wichtig zu fragen, woher diese Hoffnungen stammen, welche gerinnen und Bürgern - vor allem aber der Bürgerinnen - hervorgehoben. Formen sie annehmen und welche Bedeutung sie haben. Zudem werden einzelne Delikte als Beleg einer allgemeinen Gefahr heran- Um diese sowie auch andere Fragen beantworten zu können, haben wir gezogen; die über den Einzelfall hinausreichende Bedeutung eines Mordes qualitativ über 500 Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, Transkripte, Blogposts oder einer Vergewaltigung wird hervorgehoben, ein konkretes Verbrechen und Aussagen von Politikern, Polizisten und Regierungsvertretern analysiert, wird zum Sinnbild einer umfassenden Bedrohung. In diesem Sinne äußert die sich auf die erweiterte DNA- Analyse beziehen. Mit diesem Volltextar- sich bspw. Professor Manfred Kayser: »Aber werden die Skeptiker weiterhin chiv lässt sich nachvollziehen, wie sich Argumente, Wahrnehmungen und gegen diese Art der Forschung sein, wenn direkt in ihrer Nachbarschaft je- Positionen verändern; es ermöglicht aber auch, übergreifende Themen im mand vergewaltigt wird?« (in DAS MAGAZIN.CH, 18.06.2016) Verlauf der Debatte zu untersuchen. Im vorliegenden Artikel werden wir ei- Vor diesem Hintergrund heben Befürworter aus unterschiedlichen Lagern nige der Themen darstellen, die in der öffentlichen Debatte, und hauptsäch- die Notwendigkeit der erweiterten DNA-Analyse hervor: Diese werde die lich in Aussagen der Befürworter, zur erweiterten DNA-Analyse eingebun- Ermittlungen der Polizei schneller und vor allem effizienter gestalten. » Die den sind. In ihrer Gesamtheit wird hier die Technologie als »technological Auswertung weiterer DNA-Merkmale würde die Chancen, Täter zu fassen, fix« für eine weit verbreitete Verunsicherung dargestellt, ihr wird mehr mehr deutlich erhöhen’, sagt Jan Reinecke, Landesvorsitzender des Bundes Deut- zugeschrieben, als nur ein Hilfsmittel polizeilicher Ermittlungen zu sein. scher Kriminalbeamter (BDK). Dieser (derzeitige) Zustand ist nicht mehr tragbar’«. (BERGEDORFER ZEITUNG, 09.01.2017) Eine Auffassung, die von Eine Debatte, die sich aus aufsehenerregenden vielen politischen Parteien geteilt wird: »Wenn es technisch möglich sei, aus DNA mit hoher Wahrscheinlichkeit etwa die Augen- oder Haarfarbe festzu- Kriminalfällen speist stellen, müsse die Polizei diese Hinweise auch verwenden dürfen. Die Polizei kann dann Ermittlungskräfte konzentrieren und Täter schneller ermitteln’«, Forderungen nach der Erweiterten DNA-Analyse sind nicht neu; schon vor sagt bspw. der rechtspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Johannes Fech- Jahren wurden sie im öffentlichen Diskurs in Deutschland erhoben. Dabei ner, der BADISCHEN ZEITUNG (15.02.2017). Und die AfD in der Hambur-

20 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Titelthema - DNA-Analytik

ger Bürgerschaft weist darauf hin, dass die Technologie »de[n] Täterkreis die Sicherheit der Gesellschaft insgesamt. »Schauen Sie nach Holland. Dort schneller [eingrenzen] und ein Täter schneller ermittelt werden [könnte]« ist man in dieser Hinsicht schon weiter«, sagte der Innenexperte der CDU/ (Bürgerschaft Hamburg, Antrag der AfD vom 18.01.2017). CSU-Fraktion im Bundestag, Armin Schuster, dem SÜDKURIER (05.12.2016) Inwiefern und ob sich die Ausweitung der DNA-Analyse überhaupt nen- im Hinblick auf Ermittlungsschritte, die dort erlaubt und in Deutschland nenswert auf Ermittlungserfolge auswirken würde, ist jedoch schwer zu verboten sind. Mit solchen Aussagen wird das Gefühl geweckt, Deutsch- prognostizieren. Es gibt keine wissenschaftliche Untersuchungen zu Verän- land hinke bei der Gewährleistung öffentlicher Sicherheit anderen Ländern derungen der Aufklärungs- und Verurteilungsquote in den Ländern, die die hinterher. Die erweiterte DNA-Analyse sei dringend notwendig, um diese erweiterte DNA-Analyse eingeführt haben, und auch das Justizministerium vermeintlichen Sicherheitslücken zu schließen. in Stuttgart räumte gegenüber der BADISCHEN ZEITUNG (01.04.2017) ein: Dabei wird freilich übersehen, dass die erweiterte DNA-Analyse in ande- »Untersuchungen über einen sich aus der Erweiterung der Möglichkeiten ren Ländern sehr streng reguliert wird, jedenfalls aber strenger, als dies zur Untersuchung von DNA-fähigem Material ergebenden Fahndungserfolg nach den derzeit vorliegenden Gesetzentwürfen in Deutschland der Fall sind dem Justizministerium nicht bekannt«. wäre. Beim Vergleich zwischen der Gesetzgebung der Niederlande und Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Einführung einer neuen Techno- der im Gesetzesantrag Baden-Württembergs und Bayerns vorgesehenen logie und damit verbunden eine häufigere Nutzung der DNA-Analyse Er- werden Äpfel mit Birnen verglichen. Während in den Niederlanden stren- mittlungen tatsächlich beschleunigen würden. In einigen Bundesländern ge Regulationsmechanismen, multidisziplinäre Entscheidungsfindung und wie Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen oder Berlin kämpfen LKA-Labore mehrere Begleitmaßnahmen zur Verhinderung von Stigmatisierung und schon jetzt mit einer Flut von DNA-Proben. Tausende solcher Tatortspuren Diskriminierung vorgesehen, in Großbritannien mehrere Instanzen in die schaffen es gar nicht erst in die Analyse. Laut einem Antrag der CDU im Entscheidungsfindung und in die Anwendung eingebunden sind, sieht der nordrhein-westfälischen Landtag (07.03.2017) führt dies zu einem Stau, Gesetzantrag für Deutschland keinerlei vergleichbare Maßnahmen vor. Die aufgrund dessen »fast die Hälfte aller 2016 übersandten Anträge ... im De- Befürworter fördern so das Gefühl von Rückständigkeit, indem sie Regelun- zember [selbigen Jahres] noch nicht abgearbeitet worden [war]«; am Ende gen in anderen Ländern bewusst oder unbewusst ausblenden. lagen »dem Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) mit Stand Vielfach wird behauptet, es klaffe eine Lücke zwischen dem, was technisch 08.12.2016 insgesamt 27.712 nicht abschließend bearbeitete Anträge zur machbar, und dem, was gesetzlich erlaubt ist. Die Vorstellung, dass sich Ge- Spurenuntersuchungen« vor. setzgebung und Wissenschaften mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit Neben dem Effizienzargument lassen sich in den um die Flashpoints krei- bewegen, ist nicht neu und grundsätzlich auch nicht falsch. Die Befürworter senden Forderungen nach der erweiterten DNA-Analyse aber noch weitere aber zeichnen einseitig das Bild einer viel zu langsamen deutschen Geset- unterschiedliche und doch verbundene Themen ausmachen. zesänderung, die der technologischen Entwicklung hinterherhinke. Die Poli- zei sei durch die Gesetzgebung stark behindert, schreibt die STUTTGARTER »Die Gesetzgebung in Deutschland ZEITUNG (05.12.2016), da sie einschlägige Technologie nicht nutzen dürfe: »Die Grünen (in BW) als Koalitionspartner begrüßten Wolfs Vorschlag, eine hinkt hinterher« Erweiterung der Rechte gründlich zu prüfen. Das Recht muss mit der techni- schen Entwicklung bei der Analyse von DNA-Material Schritt halten’, sagte So wird die deutsche Gesetzgebung gerne mit der in anderen Ländern - z.B. der Innenexperte Uli Sckerl«. Doch ganz so rückschrittlich ist das deutsche oft mit derjenigen in den USA, Großbritannien und den Niederlanden aber Recht bei diesem Thema gar nicht. auch Frankreich - verglichen, wobei die Befürworter der erweiterten DNA-A- Zum einen wurde die erweiterte DNA-Analyse 2003 in Deutschland ledig- nalyse behaupten, die deutsche Gesetzgebung sei nicht auf dem neusten lich deshalb nicht erlaubt, so Professor Henning Ernst Müller, »weil man Stand. Darunter litten sowohl die polizeiliche Ermittlungsarbeit als auch wissenschaftlich noch nicht so weit war« (17.11.2016, COMMUNITY.BECK.

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 21 Titelthema - DNA-Analytik

DE), während das niederländische DNA-Gesetz, das im selben Jahr die Un- (09.12.2016). Dieser Vergleich, der auf sprachlicher Ebene eine Ähnlichkeit tersuchung der DNA auf Geschlecht, Haar-, Hautfarbe, biogeographische zwischen DNA- Analyse und Augenzeugenbericht konstruiert, dient dazu, Herkunft und Gesichtsform erlaubte, ein Fall von prospektiver Gesetzge- die erweiterte DNA-Analyse als unproblematische Technologie darzustellen; bung war, in dem das Gesetz »dem wissenschaftlichen Fortschritt voraus- es handele sich dabei nur um eine Art natürliche Weiterentwicklung des eilt[e]« (TECHNOLOGY REVIEW, 24.08.2009). »Denn (damals) fehlten für Augenzeugenberichts. Die rhetorische Parallele erlaubt zudem, eventuel- verlässliche Genanalysen noch die Methoden, und bis heute lässt sich die le Datenschutzbedenken der Kritiker zu umgehen. Die wenigsten würden Gesichtsform nicht vorhersagen.” (ebd.) Zum anderen wurde in Deutschland behaupten, ein Augenzeugenbericht verletze die Privatsphäre des Täters 2003 durchaus in den Raum gestellt, »künftig eine weitere Ergänzung des unrechtmäßig. Gesetzes zu erwägen« (17.11.2016, COMMUNITY.BECK.DE). Die deutsche Wenn der DNA-Beweis und Augenzeugenberichte tatsächlich so ähnlich Gesetzgebung zeigt sich so technischen Entwicklungen gegenüber offen. wären, würden Datenschutzbedenken entkräftet. Außerdem sind sich Wissenschaft und Recht keineswegs immer (oder fast Andererseits wird die erweiterte DNA-Analyse als etwas völlig Neues prä- nie) einig, was als legitimer oder ausreichender Beweis zu gelten hat. Da sentiert, weit objektiver und weniger fehleranfällig als jeder Augenzeugen- es im Strafrecht um Freiheitsstrafen geht, ist eine strenge Definition von bericht. »‘Die Objektivität einer forensischen Typisierung liegt deutlich hö- Gewissheit gefragt; diese können die Wissenschaften aber zuweilen gar her als der Zeugenbeweis‘, verrät CDU- Politiker Schuster dem SÜDKURIER nicht erbringen. So ist es nicht verwunderlich (und vielleicht sogar ganz (09.12.2016) und begründet das mit der Subjektivität des Zeugenbeweises. gut), dass nicht jede neue wissenschaftliche Entwicklung auf direktem Weg Der Zeuge ist ein Mensch, und dieser könne sich nun einmal irren, während in die Strafverfolgung Einzug hält. die DNA eine biologische Tatsache referiere, die unverrückbar sei - und nicht Mit der Darstellung der derzeitigen gesetzlichen Regelung als rückständig so vergesslich wie ein Mensch«. geht zugleich eine drastische Abwertung des Datenschutzes einher. Der Schutz persönlicher Daten, der in Deutschland umfassend geregelt ist und »Täterschutz« in der Rechtsprechung als hohes Gut behandelt wird, scheint nun zu einem Unsicherheits- und Risikofaktor geworden zu sein. Viele der gesetzlichen Ein weiteres zentrales Thema ist der sogenannte »Täterschutz«, ein Begriff, Einschränkungen der (erweiterten) DNA-Analyse in Deutschland sind dem mit dem eine kritische Haltung zur erweiterten DNA-Analyse und zu den Datenschutz geschuldet: der Vorstellung, dass genetische Informationen ein Gesetzesanträgen diskreditiert werden soll. Wer der Polizei nicht alle mög- wertvoller Bestandteil der persönlichen Identität sind und daher besonde- lichen Ermittlungsmethoden zur Verfügung stelle, schütze die Täter. So wird ren Schutz genießen sollten. In der aktuellen Debatte wird oftmals über- die aktuelle Gesetzgebung in den Medien oft als »Mörderschutzgesetz« sehen, dass die restriktive Ausrichtung der StPO ihren Ursprung in einer oder »ein Gesetz, das Mörder schützt« bezeichnet (DIE KOLUMNISTEN am vormals positiv empfundenen Hervorhebung der individuellen Privatsphäre 19.11.2016 und BADISCHE ZEITUNG, 17.11.2016). In einem zweiten Schritt hat. Infolgedessen wird die bisherige Gesetzgebung als Gefährdung der in- wird der vermeintliche Täterschutz dann gegen den »Opferschutz« abge- neren Sicherheit dargestellt und wahrgenommen. wogen. »Leider wird in Deutschland immer noch Täter- über Opferschutz gestellt«, schreibt die NEUE WESTFÄLISCHE ZEITUNG (14.12.2016). Auch »Subjektive Zeugen, objektive Technologie« der Datenschutz wird (vor dem Hintergrund einer verstärkten Sicherheits- gesetzgebung vor allem im digitalen Bereich) ebenfalls mitunter als Täter- Befürworter vergleichen die Aussagekraft der erweiterten DNA-Analyse schutz verunglimpft. häufig mit der von Augenzeugenberichten. Einerseits wird die erweiterte Politiker und Kommentatoren äußern sich gerne auch mit Theorien darüber, DNA-Analyse als »biologischer Zeuge« dargestellt. »Die DNA ist ein stum- was den vermeintlichen Täterschutz begünstige. Zum einen wird suggeriert, mer Zeuge - ein Zeuge wie jeder andere auch. Wir wollen nicht mehr sehen dass übertriebene »political correctness« und die Befürchtung möglicher als das, was ein anderer Zeuge sehen und berichten kann«, sagte Michelfel- rassischer Diskriminierung - in Deutschland immer noch ein Tabuthema - der, der frühere Polizeipräsident von Aalen, im HAMBURGER ABENDBLATT Menschen dazu bewege, sich von der Technologie zu distanzieren. »Wenn

22 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Titelthema - DNA-Analytik die DNA auf afrikanische oder asiatische Wurzeln hindeuten würde? Simpel Als Ursache für das wachsende Unsicherheitsgefühl werden sowohl der ra- gesagt: Dann wäre das halt so. Unsere offene Gesellschaft müsste ja auch sante soziale Wandel als auch Risiken größerer Dimension - insbesondere aushalten, wenn auf einem Phantombild ein Mensch mit Migrationshinter- »Terror« - angegeben. Die Schweizer Zeitschrift DAS MAGAZIN versuchte grund zu erkennen wäre. Die Angst, dass ein Ermittlungsstand rassistische am 18.06.2016 die Entwicklung so zu erklären: »Immer mehr Menschen be- Ressentiments schüren könnte, darf die Polizei nicht ausbremsen« (BADI- gannen sich [Ende der 80er Jahre] vor einem Überwachungsstaat zu fürch- SCHE ZEITUNG, 17.11.2016). ten. Heute dagegen fürchten viele Bürger vor allem Gewalt und Terror«. Zum anderen bildeten unbegründete Datenschutzbedenken einen Grund- Woher die Gefahr kommt? Die AfD macht die »importierte Kriminalität ..., stein dieses Täterschutzes. »Hier geht offensichtlich Täterschutz über Op- die mit den offenen Grenzen im allgemeinen und der Asylkrise im spezi- ferschutz und Aufklärung«, wird die CDU-Fraktion der Gemeinde Teningen ellen einhergeht« verantwortlich (AfD-Berlin, 08.06.2016: http://afd.berlin/ (Baden) in der BADISCHEN ZEITUNG (29.11.2016) zitiert. »Es dürfe nicht pazderski-kritisiert-steigende-auslaenderkriminalitaet/); auch Vertreter der sein, dass Mörder und Sexualverbrecher von der Feigheit der Politik und Union beklagen die »Besorgnis erregend[e]« Kriminalität der Flüchtlinge angeblichem Datenschutz profitieren«. Dieser Gedanke findet auch in der (KÖLNER STADTANZEIGER, 13.04.2017). Die Unsicherheitsgefühle der Be- STUTTGARTER ZEITUNG Widerhall: »Nun ist es Zeit, die Grenzen zwischen völkerung hängen stark mit der gefühlten Präsenz des bedrohlichen »Frem- Datenschutz, Täterschutz und Opferschutz neu zu vermessen. In der Ab- den«, des »Anderen« in der Gesellschaft zusammen. wägung gegenüber dem Eingriff in Grundrechte müssen die Aufklärung Dieser Diskurs ist besonders beunruhigend, da die erweiterte DNA-Analyse schwerster Straftaten und der Schutz vor Tätern, die noch auf freiem Fuß als eine Art »technological fix« für diffuse und wenig trennscharf artiku- sind, ein höheres Gewicht erhalten. Alles andere würde die Mehrheit der lierte soziale Probleme gesehen wird. Es ist allerdings unwahrscheinlich, Bürger, von denen sich viele zunehmend Sorgen um ihre Sicherheit machen, dass sie imstande sein wird, diese Probleme effektiv zu lösen, wenn man kaum verstehen« (10.12.2016). Auch in diesem Zusammenhang weisen Be- berücksichtigt, wie weitreichend und schlecht definiert letztere sind. Aber fürworter einer Neuregelung darauf hin, dass ohne erweiterte DNA-Ana- genau als einen solchen ‚Heilsbringer‘ scheinen viele Menschen die erwei- lyse nicht nur die Ermittlungsarbeit, sondern auch der Schutz der ganzen terte DNA-Analyse in ihrer Sehnsucht nach Sicherheit und Stabilität zu se- Gesellschaft vor Gewaltdelikten erheblich behindert werde. So bedauerte hen – und genau in diesem Sinne wird für sie von unterschiedlichsten Seiten der Freiburger Polizeipräsident Bernhard Rotzinger 2017: »In manchen Be- aus unterschiedlichsten Beweggründen Stimmung gemacht. reichen müssen wir bildlich gesprochen mit der Fußfessel Verbrecher ja- gen, unsere Ermittler raufen sich manchmal die Haare« (DER SONNTAG, Eine Technologie für die Angstkultur 01.01.2017). Ein weiteres Argument im »Täterschutz«-Diskurs lautet, dass nicht nur die Die Debatte über die erweiterte DNA-Analyse ist ein Beispiel für eine wach- Opfer vergangener Delikte und deren Angehörige geschützt werden müs- sende Angstkultur in Deutschland. Ihr Ursprung liegt aber nicht nur in tat- sten, sondern auch potentielle Opfer zukünftiger Verbrechen. Unbestreitbar sächlicher, sondern auch – oder vielleicht sogar hauptsächlich – potentieller ist: Jeder kann zum Opfer werden. Nach Sebastian Wippel, Sprecher der Kriminalität, es ist eine Angst vor einer unsicheren Zukunft, der Verletzlich- AfD-Fraktion im Sächsischen Landtag, könnte nun »[d]ie Auswertung von keit des Unbekannten. DNA-Spuren ... zur besseren Fahndung nach Tätern beitragen. ... Jeder er- Das kann weitreichende Folgen haben und bis in jeden Winkel des politi- mittelte und aus dem Verkehr gezogene Verbrecher stellt keine Gefahr für schen Diskurses vordringen. Die Angstkultur birgt das Risiko in sich, dass die Allgemeinheit mehr dar. Wir dürfen deshalb keinen falschen Täterschutz Beziehungen zwischen Bürgern wie auch die Beziehung zwischen Bürger betreiben, sondern müssen potentielle Opfer präventiv schützen, indem wir und Staat neu definiert werden – unter dem Vorzeichen unausgesetzter auf alle zur Verfügung stehenden Ermittlungs- und Beweismittel zurückgrei- Verdächtigung. Der Staat hätte dann sowohl den Bürger als ein potentiel- fen« (SEBASTIAN-WIPPEL.DE am 07.12.2016). les Opfer als auch die Gesellschaft vor dem Bürger als einem potentiellem Da die Kategorie des potentiellen Opfers so weit gefasst ist - ich, du, ihr, Sie Verbrecher zu schützen. und vor allem: wir -, wird Opferschutz erstaunlich leicht auf allgemeinen In einer Kultur der Angst ist Sicherheit ein Nullsummenspiel, und so wird Bürger- und Gesellschaftsschutz ausgedehnt: »Und was ist mit möglichen es auch in der Debatte über die erweiterte DNA-Analyse dargestellt. Es sei weiteren Opfern? ... Hier geht es um den Schutz der Gesellschaft« (JUN- eine Frage von Datenschutz oder Sicherheit, den Rechten der Verdächtigen GE FREIHEIT am 16.11.2016). Dieser Logik zufolge werde dem Staat ohne oder den Rechten der Opfer; man könne nicht beides leisten. Dies hat er- eine gesetzliche Genehmigung der erweiterten DNA-Analyse ein wichtiges hebliche Auswirkungen auf Bürger, die versuchen, sich eine Meinung über und wirksames Instrument vorenthalten, schwere Gewaltverbrechen, einem diese Technologie zu bilden - und wir müssen uns darüber im Klaren sein, als zentral dargestellten Problem unserer Zeit, wirkungsvoll entgegenzu- ob unsere Einschätzung der Lage auf Hoffnungen und Ängsten oder auf treten. Dass der überwiegende Teil schwerster Gewaltverbrechen im engen Fakten gegründet ist. sozialen Nahbereich geschieht und die Aufklärungsrate insbesondere bei Tötungsdelikten bereits extrem hoch ist, spielt in diesem Diskurs scheinbar keine Rolle. Wer zur Vorsicht mahnt und etwa an die Unschuldsvermutung erinnert, sieht sich unvermittelt in die Rolle des Komplizen von Verbrechern versetzt. www.behoerdenmagazin.de

DNA-Analyse als »technological« fix

für Sicherheitsgefühle Unsere Suchtprävention wirkt. Genau wie der Begriff Opferschutz am Ende die gesamte Gesellschaft ab- Mit unseren abwechslungsreichen Projekten erreichen wir Kinder und Jugendliche nachhaltig. deckt, reicht auch der Nutzen der erweiterten DNA-Analyse (vermeintlich) immer weiter, nicht zuletzt als psychologischer »Heilsbringer«. Hier wird Website & Shop argumentiert, die erweiterte DNA-Analyse böte nicht nur eine Lösung für einzelne Kriminalfälle, sondern auch ganz allgemein für empfundene Sicher- Schulprojekte Outdoor-Camps heitsdefizite. Befürworter präsentieren die Technologie als probates Mittel, Klassenfahrten um dem in der Gesellschaft weitverbreiteten und wachsenden Gefühl so- zialer Unsicherheit zu begegnen. So ist im Gesetzesantrag des Landes Ba- den-Württemberg zu lesen: »Schwerwiegende Straftaten wie Entführungs- und Mordfälle oder Sexualstraftaten berühren in besonderem Maße das Unterstützen Sie unsere Kooperation mit dem Behördenmagazin – Fachzeitschrift für Polizei- Sicherheitsgefühl der Bevölkerung« (Bundesrat Gesetzesantrag des Landes beamte und den öffentlichen Dienst! Vielen Dank. Baden-Württemberg am 03.02.2017). Das sei ein schlagender Grund für die Ausführliche Informationen zu unseren Projekten finden Sie unter www.kmdd.de. Wir freuen uns über Ihre SUCHTPRÄVENTION FÜR Einführung der neuen Technologie. Anfragen an 089 85639961 und [email protected]! KINDER UND JUGENDLICHE

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 23 Titelthema - DNA-Analytik

Fahndung nach dem genetischen Phantom: Bayern will umstrittene DNA-Analyse erlauben

Prof. Dr. Anna Lipphardt ist Kulturanthropologin, Prof. Dr. Peter Pfaffelhuber eingestuft. Diese Angaben finden sich auch in den Gesetzesanträgen von Statistiker und Prof. Dr. Veronika Lipphardt Wissenschaftsforscherin, alle drei Baden-Württemberg und Bayern für eine entsprechende Änderung der unterrichten und lehren an der Universität Freiburg. Matthias Wienroth ist Strafprozessordnung sowie in einer Expertise des Bundeskriminalamtes Postdoc Fellow am Policy, Ethics & Life Sciences Research Centre der New- für die Innenministerkonferenz vom Sommer 2017. Für die Vorhersage der castle University (UK). Die AutorInnen sind Mitglieder der interdisziplinä- Pigmentierung, also der Hautfarbe, bezieht man sich dabei auf eine Über- ren Wissenschaftlerinitiative STS@Freiburg (https://stsfreiburg.wordpress. blicksstudie (Kayser 2015); für die der BGA auf eine Stellungnahme der Spu- com/), die sich seit Dezember 2016 für einen differenzierten Umgang mit renkommission von Dezember 2016. erweiterten DNA-Analysen in der Polizeiarbeit einsetzt. Zuerst erschienen in Die disziplinübergreifende Wissenschaftsinitiative STS@Freiburg hat diese Netzpolitik.Org 14.05.2018. übertrieben hohen Wahrscheinlichkeitsangaben seit März 2017 mehrfach Morgen stimmt Bayerns Landtag über ein neues Polizeigesetz ab. Die Politik kritisiert: Zum einen wurden in der Überblicksstudie von Kayser (2015) nur erlaubt darin den Behörden, DNA-Spuren auf Haar-, Haut- und Augenfarbe summarische Wahrscheinlichkeitswerte (sogenannte AUCs, „areas under sowie die sogenannte „biogeographische Herkunft“ zu analysieren. Aus the curve“) berichtet, die die Vorhersagegenauigkeit belegen sollen. Für wissenschaftlicher Sicht sorgt dieses Ermittlungsinstrument allerdings für die Ermittlungspraxis viel relevanter sind jedoch prädiktive Werte, da diese erhebliche Bedenken. Ein Gastbeitrag. die Wahrscheinlichkeit abschätzen, mit der eine Person braune Augen hat, Das neue Polizeiaufgabengesetz (PAG) in Bayern führt eine Fülle an hoch- tatsächlich braune Augen hat, wenn die Methode braune Augen vorher- komplexen technologiebasierten Ermittlungsansätzen ein. Diese sollen – so gesagt hat – die Technik kann nämlich auch irren. Für prädiktive Werte ist verspricht es die bayerische Landesregierung – die Gefahrenabwehr dem entscheidend, wie häufig ein bestimmtes Merkmal in der Bevölkerung ist; neuesten Stand der Forschung und Technik anpassen und für mehr Sicher- er ist also populationsabhängig und kann viel niedriger als der AUC sein. In heit sorgen. Das Polizeigesetz soll schon morgen im bayerischen Landtag der Tat berichtete eine Studie aus dem Frühjahr 2017, die die Vorhersage- von der CSU-Mehrheit beschlossen werden. Zu den geplanten Maßnahmen genauigkeit in acht verschiedenen europäischen Ländern testete, dass die gehören auch die sogenannten Erweiterten DNA-Analysen. Wie wir in die- Wahrscheinlichkeit einer korrekten Vorhersage brauner Augenfarbe in den sem Text zeigen wollen, steckt die umstrittene Technik allerdings noch in nördlicheren Ländern trotz sehr hoher AUCs unter 70% liegt. der Entwicklungsphase. Ihr bald wohl flächendeckender Einsatz lässt viele Entsprechend stellte ein Aufsatz von Caliebe, Krawczak und Kayser Ende Fragen offen und birgt große Risiken. 2017 fest, dass sowohl das Grundlagenverständnis in Bezug auf äußere Die Erweiterten DNA-Analysen sollen es in Zukunft ermöglichen, aus ge- Merkmale als auch die Vorhersagemodelle „noch unvollständig“ seien. Die netischen Spuren eines Unbekannten Rückschlüsse auf dessen äußere Autoren schlussfolgern, dass für jedes Merkmal sowie für jede Ausprägung Merkmale wie Augen-, Haar- und Hautfarbe zu ziehen. Das nennt man eines Merkmals, für jedes Vorhersagemodell und jede Zielpopulation noch „DNA-Phänotypisierung“. Zum anderen zählt zur Erweiterten DNA-Analyse weiterführende empirische Grundlagenforschung durchgeführt werden auch die Analyse der „biogeographischen Herkunft“, vom englischen Fach- müsste, bevor die DNA-Analysen „sinnvoll in Ermittlungsverfahren einge- begriff „biogeographical ancestry“, kurz BGA. Viele der Befürworter meinen setzt“ werden können. fälschlicherweise, die Technologie erlaube es, Aussagen über die Ethnie ei- Zudem berichten die zentralen Studien von Kayser und seinen KoautorIn- ner von der Polizei gesuchten Person zu machen. nen, dass sämtliche Wahrscheinlichkeitswerte schlechter ausfallen, wenn es Die umstrittenen Techniken könnten bald nicht nur in Bayern zum Einsatz sich um „gemischte“ Ausprägungen eines Merkmals handelt: Nur sehr helle kommen. Im Sommer 2017 brachten Bayern und Baden-Württemberg im und sehr dunkle Farben werden gut vorhergesagt. Bundesrat eine gemeinsame Gesetzesinitiative zur Zulassung erweiterter DNA-Analysen für die Strafverfolgung (§ 81e StPO) in den Bundesrat ein. Minderheiten im Visier Damals sahen die anderen Bundesländer jedoch noch weiteren Beratungs- bedarf. Auf Initiative der Union wurde die Einführung der DNA-Phänotypi- Im Anwendungsfall würden solche gemischten genetischen Ausprägun- sierung inzwischen im Koalitionsvertrag (S. 124) von Unionsparteien und gen in Deutschland meistens bedeuten, dass das Analyse-Ergebnis für SPD festgeschrieben. die Ermittlungen nutzlos ist: Entweder deutet die DNA-Analyse auf einen In Bayern sollen die Erweiterten DNA-Analysen künftig bei drohender Ge- hell pigmentierten Europäer hin – dann gibt es davon zu viele, um sinn- fahr eingesetzt werden. Der bayerische Innenminister Joachim Hermann voll Prioritäten für die Ermittlungen zu setzen. Oder es deutet auf einen nannte als Anlassfall etwa eine mögliche Bombenbastler-Werkstatt, in der „gemischt-pigmentierten“ Menschen, z. B. mit mittelbraunen Haaren und eine DNA-Spur gefunden wird, die einem (potentiellen) Bombenleger (d. h. grünen Augen hin – dann ist aber die Vorhersagegenauigkeit zu schlecht. einem möglichen Gefährder) zugeordnet wird. Mit der Genanalyse soll sich Nur wenn das Ergebnis auf eine dunkel pigmentierte Person hinweist, kön- flugs dessen Aussehen und Herkunft feststellen lassen. Allerdings sprechen nen Ermittler in Deutschland weitere Ermittlungsschritte anschließen. Der zahlreiche wissenschaftliche Argumente gegen den effizienten und ver- damit verbundenen Gefahr der Diskriminierung und Stigmatisierung – etwa antwortungsvollen Einsatz Erweiterter DNA-Analysen in der polizeilichen durch Anschlussmaßnahmen wie DNA-Reihenuntersuchungen oder eine Arbeit. entsprechende Öffentlichkeitsfahndung – sind sich ExpertInnen im Ausland sehr bewusst. Bei den politischen Entscheidungsträgern und Polizeivertre- Spiel mit der Wahrscheinlichkeit tern, die die Einführung Erweiterter DNA-Analysen in Deutschland voran- treiben, scheint diesbezüglich kaum ein Problembewusstsein vorhanden zu Die Befürworter der Erweiterten DNA-Analysen argumentieren mit außer- sein. Zumindest haben sie sich bisher öffentlich nicht dazu geäußert, wie sie ordentlich hohen Vorhersagegenauigkeiten: Augenfarbe 90-95%, Haarfar- mit dieser grundlegenden Problematik umzugehen gedenken. be 75-90%, Hautfarbe 98%. Die „kontinentale BGA“ wird gar bei 99,9%

24 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Titelthema - DNA-Analytik

Begrenzte Aussagekraft brief“ sollte man in der öffentlichen Kommunikation auf jeden Fall beachten und nicht den Eindruck erwecken, dass technisch schon viel mehr möglich Die Analyse der sogenannten „bio-geographischen Herkunft“ ist nur unter sei, als die Methode in Wirklichkeit hergibt. ganz bestimmten Voraussetzungen zuverlässig möglich. 99,9% Vorhersa- gegenauigkeit in Bezug auf die kontinentale Herkunft werden nur dann Fehlende Einsatz-Statistiken erreicht, wenn drei Bedingungen erfüllt sind: Erstens, die Analyse berück- sichtigt DNA-Sequenzen aus verschiedenen Quellen des Spurenlegers. Die In einigen Fällen in den Niederlanden und in Spanien, wo Erweiterte menschliche Erbinformation verteilt sich in der Zelle auf verschiedene DNA- DNA-Analysen zugelassen sind, haben diese entscheidende Hinweise für Moleküle: Im Zellkern finden sich die beiden Geschlechtschromosomen (X Ermittlungen zu schweren Straftaten geliefert. Bisher gibt es jedoch keine und Y) und die 22 Paare der Autosomen, dazu kommt ein kleines DNA-Mo- statistischen Angaben darüber, in wie vielen Fällen insgesamt Erweiterte lekül in den Mitochondrien. In Großbritannien ist es forensische Praxis, für DNA-Analysen in der Verbrechensaufklärung eingesetzt wurden. Damit eine valide Analyse Daten aus allen diesen Quellen zu kombinieren. Wäh- bleibt die für die rechtliche Abwägung der Verhältnismäßigkeit zentrale Fra- renddessen halten es Experten in Deutschland für ausreichend, Aussagen ge offen, in welchem Verhältnis die „erfolgreichen“ zu den „nicht erfolg- nur auf die Verwendung einer der verschiedenen DNA-Moleküle zu stützen, reichen“ Fällen stehen, sprich: In wie vielen Fällen der Einsatz erweiterter obwohl dies unter Umständen zu irreführenden Ergebnissen führen kann. DNA-Analysen die Ermittler vorangebracht hat und in wie vielen der Einsatz Zweitens, die Vorfahren der gesuchten Person dürfen ausschließlich aus ei- der Technologie keinen Beitrag zur Aufklärung geleistet hat. ner bestimmten Region stammen; d. h. Personen, die einen „gemischten“ In Deutschland führte die Technik in einem wichtigen Fall die Ermittler sogar Hintergrund haben, wie GenetikerInnen sagen, sind nicht verlässlich zuzu- in die Irre und verzögerte damit tragischerweise seine Aufklärung. Der Mord ordnen. Drittens, es müssen bereits andere Menschen mit derselben BGA in an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn wird heute der rechtsex- der Referenzdatenbank enthalten sein. Keine der öffentlich zugänglichen tremen Terrorgruppe NSU zugeschrieben. Doch u.a. wegen Angaben zur bio- DNA-Referenzdatenbanken enthält weltweit repräsentative DNA-Proben. geografischen Herkunft, die auf eine mögliche Herkunft der mutmaßlichen Der Nahe und Mittlere Osten sind in relevanten Datenbanken besonders Täterin „aus der Russischen Förderation oder angrenzenden Gebieten“ hin- schlecht repräsentiert. Weiter ist das Ergebnis einer erfolgreichen BGA-A- wiesen, suchten die Beamten lange fälschlicherweise nach einer Täterin aus nalyse im Ermittlungsfall von umstrittenen Nutzen, da sich daraus nur sehr einer osteuropäischen Roma-Familie. begrenzt Aussagen über das Aussehen eines DNA-Trägers und keine direk- Zuverlässige Einsatzstatistiken über die Technologie fehlen bisher – selbst te Aussage über seine ethnische Zugehörigkeit, seine Staatsangehörigkeit in Ländern, in der diese rechtlich zugelassen ist. Doch nun sollen trotzdem oder seinen Geburtsort treffen lassen. Davon gehen jedoch irrtümlicher- politische Entscheidungsträger beurteilen, ob die immensen Kosten für die weise nicht nur viele Laien, sondern auch zahlreiche Polizeivertreter, poli- Technologie, die Schulungen für Kriminalbeamte, Staatsanwälte und Richter tische Entscheidungsträger, Journalisten und wissenschaftliche Experten in sowie der gravierende Eingriff in Grundrechte und Datenschutz, die mit Er- Deutschland aus. weiterten DNA-Analysen einhergehen, in einem angemessenen Verhältnis zur Effizienz der Technologien stehen. Genetische „Phantombilder“: zu hohe Erwartungen Externe Labore im Einsatz

Obwohl viele Innenpolitiker es wiederholt behauptet haben: Die Erweiterten Offen bleibt in Bayerns neuem Polizeigesetz, wie auch in den anderen DNA-Analysen können keine genetischen Phantombilder erzeugen, darauf Gesetzesanträgen, wer die Erweiterten DNA-Analysen durchführen soll. hat bereits letzten Sommer der Leiter der gemeinsamen Spurenkommission, Bereits jetzt leidet in der forensischen Molekularbiologie die universitä- Prof. Peter Schneider hingewiesen, der die Abteilung für Forensische Mo- re Ausbildung und Forschung darunter, dass in Deutschland Aufträge für lekulargenetik am Institut für Rechtsmedizin der Uni Köln leitet. Allenfalls DNA-Analysen, die von den Kriminaltechnischen Instituten der Landeskrimi- könnte man diskutieren, inwiefern sie für die Erstellung eines „genetischen nalämter mengenmäßig nicht bewältigt werden, über offene, europaweite Steckbriefs“ taugen. Den Unterschied zwischen „Phantombild“ und „Steck- Ausschreibungen vergeben werden. Dabei werden meist kommerzielle An-

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 25 Titelthema - DNA-Analytik bieter bevorzugt, die aus vielerlei Gründen kostengünstiger arbeiten. seine wissenschaftlichen Hausaufgaben zu machen, oder ob hier – unter Sollten in Zukunft die Landeskriminalämter und kommerzielle Institute die dem Deckmantel einer behaupteten Wissenschaftlichkeit – Erwartungen in Erweiterten DNA-Analysen durchführen, hat dies weitreichende Folgen. der Bevölkerung geweckt werden, um möglichst rasch ein weitreichendes Zum einen würde sich dadurch das technologische Gefälle zwischen DNA- Ermittlungsinstrument zu etablieren. Dies vermag zwar einer verunsicherten Forensik in den Ermittlungsbehörden sowie kommerziellen Laboren einer- Bevölkerung und unter Druck stehenden Ermittlern viel zu versprechen, ist seits und den rechtsmedizinischen Instituten an den Universitäten ande- aber momentan weder wissenschaftlich ausreichend validiert noch rechtlich rerseits vergrößern. Wegen der begrenzten Investitionen der Hochschulen verantwortungsvoll reguliert. würden diese endgültig den Anschluss verlieren. Zum anderen stellt sich Unter diesen Voraussetzungen sind Ermittlungsfiaskos, die enorme Kosten die Frage, wie eine Qualitätskontrolle dieser wissenschaftlich äußerst vor- und Zeit verschlingen werden, nicht zu vermeiden. Für solche Fehler wird aussetzungsreichen Analytik gewährleistet werden soll, da hiermit auch die allerdings, gerade aufgrund der hohen Erwartungen, nicht besonders viel Entstehung einer der DNA-„Geheimwissenschaft“ an den Kriminaltech- Verständnis in der Bevölkerung zu erwarten sein. Dasselbe gilt freilich auch, nischen Instituten und den kommerziellen Instituten droht. Deren Wissen wenn die Ermittler schwierig zu deutende Ergebnisse erhalten und diese ist dann der allgemeinen Forschung nicht zugänglich und somit auch der unberücksichtigt lassen: Die Bevölkerung wird nach der übertriebenen Dar- Überprüfung durch die kritische Selbstkontrolle der wissenschaftlichen stellung der Technologien in der Öffentlichkeit kaum verstehen, weshalb die Community entzogen. Erweiterten DNA-Analysen oft auch unzuverlässige Ergebnisse liefern.

Einseitige Expertise Aufruf zur Verantwortung

Mit der einseitigen Expertise, auf die sich sämtliche Gesetzesänderungen Dass der bayerische Innenminister Joachim Herrmann die vielfältige, diffe- zur Einführung der Erweiterten DNA-Analysen stützen, wird ein Grundprin- renziert vorgebrachte Sachkritik am PAG seit Beginn der Debatte pauschal zip demokratischer Legitimation für die politische Entscheidungsfindung als „Lügenpropaganda“ diffamiert, ist zutiefst besorgniserregend. Das gilt verletzt. Wie etwa Hannah Arendt 1964 in einem Interview argumentierte gerade für uns als Angehörige der wissenschaftlichen Community. Ange- (1:04:20-1:06:18 min), müssen sich Politiker bei Entscheidungen über kom- sichts der Komplexität der neuen Technologien und ihrer Anwendungen plexe Sachverhalte, die sie selbst nicht vollständig überblicken, notgedrun- und angesichts der absehbaren, weitreichenden gesellschaftlichen Aus- gen auf Expertisen stützen. „Jeder vernünftige Staatsmann“, sagte Arendt, wirkungen darf über die Einführung der Erweiterter DNA-Analysen nicht „holt sich entgegengesetzte Expertisen ein, denn er muss die Sache ja von überhastet entschieden werden – und nicht unter dem Druck populistischer allen Seiten sehen. Dazwischen muss er urteilen und [darin] äußert sich der Stimmungsmache. Für eine verantwortungsvolle Regulierung braucht es Gemeinsinn.“ Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass politische Entschei- Zeit, eine vielfältig aufgestellte wissenschaftliche, juristische und ethische dungen, die sich auf derartig einseitige Expertisen stützen wie im vorliegen- Expertise, die Einbeziehungen von erfahrenen ExpertInnen aus dem Ausland den Fall, nicht dem Gemeinsinn verpflichtet sind. sowie einen konstruktiven, sachorientierten und praxisübergreifenden Aus- Die Befürworter Erweiterter DNA-Analysen führen als zentrales Argument tausch. Sollte der bayerischen Staatsregierung also an einer umsichtigen oft an, das Recht müsse dem wissenschaftlichen Fortschritt angepasst Regelung gelegen sein, die sich nicht an überzogenen Kontrollfantasien und werden. Mit den seit Dezember 2016 aufgeworfenen offenen Fragen und einseitigem parteipolitischen Kalkül ausrichtet, sondern dem Gemeinwohl Kritikpunkten der Wissenschaft und Fachwelt haben sie sich offensichtlich der bayerischen Bevölkerung verpflichtet ist, tut sie gut daran, die Novelle kaum auseinandergesetzt. In Bezug auf das PAG in Bayern stellt sich somit des PAG nicht wie vorgesehen am 15. Mai zu verabschieden, sondern diese die Frage, ob das bayerische Innenministerium einfach nur versäumt hat, sorgfältig zu überarbeiten.

Königstein_Humanmedicum_Chirurgie_Layout 1 27.11.14 08:32 Seite 1

EndoskopiEzEnTrum nEunkirchEn Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis

Dr. med. Markus Hoffmann-Cornely Dr. med. Claudia Strubel Dr. med. Martin Kößler (angest.) Dres. M. Köbel & Ch. Stolz,

Fachärzte für Innere Medizin,Gastroenterologie, Notfallmedizin Dr. P. Heinzelmann, Dr. H. B. Henke Im Facharzt Zentrum Königstein Endoskopie, Magen-/Darmspiegelung, Kapselendoskopie, Vorsorgekoloskopie, Bischof-Kaller Straße 1A | 61462 Königstein | Tel: 06174-9552-500 Polypenentfernung/Mukosektomie, Ultraschall/Punktion, Hämorrhoidenbehandlung Spezialsprechstunden: Lebererkrankungen und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Praxis Oberursel | Nassauer Str. 10 | 61440 Oberursel | Tel: 06171-56690 [email protected] | www.humanmedicum.de Boxbergweg 3, 66538 Neunkirchen Tel. 0 68 21/ 2 22 25, Fax 0 68 21/17 82 26 [email protected] | www.endo-nk.de Dr. med. Manuela Nader Internistische Praxis Gastroenterologische Diabetologie kardiologische/ angiologische Diagnostik

Tel 089 - 8 41 90 48 82110 Germering Fax 089 - 8 94 99 76 Tulpenstraße 26 [email protected] www.nader-internisten.de Inh.: Antonio Lasalvia Luitpoldstraße 13 Sprechzeiten: Mo - Fr 8.00 - 13.00 Uhr Mo, Di, Do 15.00 - 18.00 Uhr 85072 Eichstätt Tel.: 0 84 21 93 75 332 www.ristorante4jahreszeiten.de Fax: 0 84 21 93 75 336 [email protected]

26 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Titelthema - DNA-Analytik

DNA-Analyse im neuen Polizeigesetz ist voller Rechtsfragen und Risiken Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. Momsen, zuerst erschienen in Focus-online am 14.05.2018

Das neue bayerische Polizeiaufgabengesetzes soll es der Polizei erlauben, dass mit dieser Maßnahme ein Eingriff in das Recht auf informationelle durch Analyse von DNA-Spuren auf das Aussehen eines Verdächtigen schlie- Selbstbestimmung stattfindet. Es werde aber nicht in den Kernbereich der ßen zu können. Das ist nicht nur wissenschaftlich fragwürdig, sondern auch persönlichen Lebensführung eingegriffen, da ja nur Informationen zu äußer- ein Verstoß gegen Persönlichkeitsrechte. lich erkennbaren Merkmalen erfasst würden. Seit knapp zwei Jahren findet eine öffentliche Diskussion über den poli- Für die Gesetzesinitiatoren war der Umstand, dass es sich bei Gendaten zeilichen Einsatz von Genanalysen statt. Dabei geht es insbesondere um um besonders sensitive Daten handelt, keiner Erwähnung wert. Damit wird die Ableitung äußerer Merkmale und der „biogeografischen Herkunft“ aus ignoriert, dass am 25. Mai dieses Jahres europäische Datenschutzregelun- DNA (künftig etwas verkürzt „DNA-Phänotypisierung“ genannt). Auslöser gen wirksam werden, die Gendaten unter einen besonderen Schutz stellen. der Debatte waren zwei Mordfälle in Südbaden. Die DNA-Phänotypisierung Der Grund: Gendaten, die von der Befruchtung der Eizelle bis weit nach dem ist bisher in Deutschland weder im Strafprozessrecht noch im der Gefahren- Tod eines Menschen weitgehend unverändert bleiben, verraten höchstper- abwehr dienenden Polizeirecht erlaubt. Das soll sich nach der Vorstellung sönliche Informationen zur Person z. B. über seelische oder Krankheits-Di- von Politikern ändern, die damit werben, dass man aus der DNA von an spositionen. Sie können zur eindeutigen Identifizierung von Menschen ge- einem Tatort gefundenen Spuren ein „genetisches Phantombild“ des Spu- nutzt werden, wobei winzige Proben von Speichel, Haut, Haaren, Blut oder renlegers erstellen könnte. sonstiges Gewebe genügen, die wir fast überall unbewusst, z. B. auf einem zurückgelassenen Bierglas, hinterlassen. Da Gendaten zugleich Aussagen Das bayerische Polizeigesetz über biologische Verwandte ermöglichen, können auch diese von Analysen betroffen sein. Aktuell steht der am 15. Mai geplante Beschluss des Bayerischen Landtags Dass DNA-Daten hoch sensitive Eigenschaften offenbaren können, ver- mit der CSU-Mehrheit zur Diskussion. Dabei soll in Artikel 32 des Polizei- anlasst den Gesetzgeber, insofern Untersuchungen zu untersagen. Dabei aufgabengesetzes (PAG) unter der Überschrift „Datenerhebung“ in einem legte er zugleich offen, dass er die komplexen Mechanismen von DNA-A- Absatz 2 die „molekulargenetische Untersuchung aufgefundenen Spuren- nalysen nicht verstanden hat. Anders als in einem Computercode sind die materials“ erlaubt werden „zum Zwecke der Feststellung des DNA-Identi- Merkmalsdaten in der DNA voneinander nicht fein separiert gespeichert. fizierungsmusters, des Geschlechts, der Augen-, Haar- und Hautfarbe, des Vielmehr bestehen vielfältige, teilweise noch wenig erforschte Wechselbe- biologischen Alters und der biogeographischen Herkunft des Spurenverur- ziehungen, insbesondere, wenn die sog. „biogeografische Herkunft“ iden- sachers […], wenn die Abwehr der Gefahr auf andere Weise aussichtslos tifiziert werden soll. oder wesentlich erschwert wäre.“ Je aussagekräftiger diese Feststellung sein soll, umso mehr Snips in der DNA müssen analysiert werden. Dabei kann nie ausgeschlossen werden, dass diese auch Relevanz für höchst Sensitives haben. So sind die Brust- Die Autoren krebsgene BRCA1 und BRCA2 sowie die Blutgerinnungskrankheit des Fak- tor-XI-Mangels unter aschkenasischen Juden viel weiter verbreitet als bei Carsten Momsen lehrt an der Freien Universtität Berlin Strafrecht und Straf- anderen Bevölkerungsgruppen. Auch zwischen genetischen Markern für prozessrecht. Thilo Weichert war bis 2015 Datenschutzbeauftragter von äußere Merkmale und Krankheiten bestehen signifikante Korrelationen, z. Schleswig-Holstein und arbeitet für das Netzwerk Datenschutzexpertise B. korreliert eine blaue Augenfarbe mit einer signifikant höheren Disposition und gehört dem Vorstand der Deutschen Vereinigung für Datenschutz an. bezüglich Asthma. Dieser bayerischen Zulassung der sog. erweiterten DNA-Analyse gingen im Jahr 2017 entsprechende Bundesratsinitiativen von Baden-Württemberg und Bayern zur Strafprozessordnung (StPO) für Zwecke der Strafverfolgung Unwissenschaftliche Gesetzgeber voraus. Diese Initiativen wurden wegen vielen offenen Fragen vom Bundes- rat zurückgewiesen. Grundsätzlich keinen Beratungsbedarf sahen dagegen Die Gesetzgeber lassen sich bisher von wissenschaftlich falschen Aussa- im Frühjahr 2018 die Koalitionspartner CDU/CSU und SPD auf Bundesebene, gen blenden. So behaupten sie weiterhin, es lägen aussagekräftige DNA- die Folgendes verabredeten: „Die DNA-Analyse wird im Strafverfahren auf Tests vor, die ermöglichen, „aus kleinsten DNA-Mengen die kontinentale äußerliche Merkmale (Haar, Augen, Hautfarbe) sowie Alter ausgeweitet (§ Herkunft einer Person mit einer Wahrscheinlichkeit von über 99,9 Prozent 81e StPO).“ zu bestimmen“. Die Wissenschaftler, auf die diese Aussagen zurückgehen, Das bayerische Polizeiaufgabengesetz sieht zusätzlich die Erkennung der haben diese Behauptung inzwischen korrigiert. „biogeografischen Herkunft“ vor. Kurz vor Verabschiedung wuchs die öf- Die angeblichen Vorhersagewahrscheinlichkeiten sind Gegenstand der fentliche Kritik am gesamten geplanten bayerischen Gesetz und kumulier- aktuellen Forschung. Die erzielbaren Wahrscheinlichkeitsaussagen sind te in einer Demonstration in München am 10. Mai mit mehr als 30.000 abhängig von dem gesuchten Merkmal, der untersuchten Gruppe, der Re- Teilnehmenden, die gegen diese und viele weitere polizeilichen Befugnisse ferenzgruppe sowie von der verwendeten Methode. Pauschale forensische protestierten. Die Kritik veranlasste die Gesetzesinitiatoren kurzfristig, ein Aussagen über die Wahrscheinlichkeit von DNA-Merkmalen sind nicht mög- Verbot von Untersuchungen zu anderen als den genannten Merkmalen vor- lich, nötig ist jeweils eine Beurteilung im Einzelfall. zusehen. Die Vorhersage seltener Merkmale ist mangels Referenzdaten zumeist un- genauer. Da aber die Fokussierung auf eine kleinere Gruppe für Sicherheits- zwecke besonders nützlich zu sein scheint, ergibt sich bei der Methode der DNA-Daten sind hoch sensibel phänotypisierenden DNA-Analyse systembedingt ein doppeltes Diskriminie- rungsrisiko in Bezug auf Personengruppen mit seltenen Merkmalen. Wie bei vielen anderen der geplanten Polizeimaßnahmen sieht der CSU- Legitimiert wird die Erhebung damit, es handele sich nur um „äußerlich Gesetzgeber – anders als etwa Anwälte und Datenschützer – keine ver- sichtbare Merkmale“ Die Haarfarbe ist oft vom Alter abhängig. Bei der fassungsrechtlichen Probleme bei dieser Regelung. Zwar wird zugestanden,

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 27 Titelthema - DNA-Analytik

soll. Der „Gefährder“ ist keine Kategorie des geltenden Rechts. Menschen oder Gruppen werden zu potentiellen Straftätern erklärt, die man gleichsam in Vorwegnahme einer späteren Strafe mit polizeirechtlichen Mitteln sank- tioniert. Die ebenfalls im PAG vorgesehene Präventivhaft zeigt dies in aller Deutlichkeit. Deshalb sind die Vorschläge verfassungs- und europarechtswi- drig. Sie berücksichtigen nicht die höchstpersönlichkeitsrechtliche Relevanz von Gendaten und die damit verbundenen Diskriminierungsrisiken. Symbolträchtiger gesetzgeberischer Aktionismus ist gefährlich. Vor einer Regulierung bedarf es einer seriösen Diskussion über Möglichkeiten und Risiken sowie darüber, wie diese Risiken gebannt werden können. Derzeit wird ein von der EU gefördertes übergreifendes Forschungsprojekt durch- geführt, mit dem Genmarker für die Farbe von Augen, Haaren und Haut sowie biogeografische Herkunft analysiert werden sollen. Die Erkenntnisse von VISAGE (VISible Attributes through Genomics) müssen abgewartet und dann zur Grundlage der weiteren Diskussion genommen werden. Augenfarbe muss schon genau hingeschaut werden. Das äußere Erkennen Eine Zulassung der DNA-Phänotypisierung im Strafverfahren darf aus Grün- des „biologisches Alters“ tendiert zum Ratespiel. Dies gilt auch für die den des Persönlichkeitsschutzes nur in seltenen Ausnahmefällen bei kapita- „kontinentale Herkunft“. Dabei wird von der nicht nur fehleranfälligen, len Verbrechen erfolgen. Sie kann nur als letztes Mittel zugelassen werden, sondern vorurteilsbelasteten Annahme ausgegangen, dass „biogeografi- wenn keine anderen Ermittlungsansätze Erfolg versprechen. Gerade dann, sche Herkunft“ „Ethnizität“ sei und mit definierten äußeren Merkmalen wenn bestimmte Bevölkerungsgruppen aufgrund äußerer Merkmale oder in Verbindung gebracht werden könne. Eine derartige Identifizierung von ihrer Herkunft in den Fokus von Ermittlungen geraten können, ohne dass „Fremdländischen“ knüpft an dunkle Zeiten in der deutschen Geschichte es konkrete Verdachtsmomente gibt, sind die vielgestaltigen Fehlerquellen an und bedient eher vorurteilsbelastete Wählerschichten als dass sie sicher- noch wesentlich genauer zu analysieren. heitsbehördliche Erkenntnisse fördert. Die Probleme mit unzureichenden oder Misch-Spuren sind bekannt. Unter- suchungen im Zusammenhang mit der sehr viel fortgeschritteneren Feh- lurteilsforschung in den USA zeigen, dass es gerade bei den hier in Rede Geeignetheit und Verhältnismäßigkeit stehenden komplexen Analysen exponentiell mehr Gründe für fehlerhafte Ergebnisse und Interpretationen gibt als bei der herkömmlichen Vergleich- Der bayerische Gesetzgeber will die DNA-Phänotypisierung und die Bestim- sanalyse. Um offene oder auch verdeckte Diskriminierungen zu vermeiden, mung der „biogeographischen Herkunft“ zur Gefahrenabwehr verwenden. bedarf es eines transparenten wissenschaftlichen Verfahrens, das es ermög- Gefahren sind zumeist dringend. Deren Bekämpfung erfordert schnelle vali- licht, die Ergebnisse qualifiziert zu hinterfragen. de Erkenntnisse. Diese kann die forensische Wissenschaft nicht liefern. Nie- Die Transparenz muss sich auf die Referenzdatenbanken und die angewen- mand konnte bisher plausibel erklären, wie Wahrscheinlichkeitsaussagen deten Auswertungsmethoden beziehen. Ein Zertifizierungsverfahren für etwa über die Augenfarbe oder die biogeografische Herkunft zur Gefahren- die Auswertungsprozesse sollte festgelegt werden. Hinzukommen müssen abwehr relevant werden könnten. Regulierungsmechanismen, die das mit diesem Ermittlungsansatz einher- Es stellt sich generell die Frage, wie eine zukünftige (drohende) Gefahr gehende Diskriminierungspotential minimieren oder ganz ausschalten. durch die Phänotypisierung abgewehrt werden kann. Findet sich zu einer Um Fehlinterpretationen zu vermeiden, muss gewährleistet sein, dass die z. B. an einem Sprengstoff aufgefundenen DNA-Spur eine Vergleichsspur ermittelnden Beamten umfassend geschult und beraten werden; bei den in einer Datenbank, so lässt dies Hinweise auf den sog. „Gefährder“ oder Ermittlungsergebnissen muss erkennbar sein, dass sie aus einer Genanalyse eine Person in seinem Umfeld zu. Es bedarf dafür keiner Phänotypisierung. stammen und errechnete Wahrscheinlichkeitswerte benennen. Öffentlich- Die einzig mögliche Aussage wäre, dass der „Gefährder“ oder Personen aus keitsfahndungen auf dieser Grundlage sind auszuschließen. seinem Umfeld bestimmte äußere Merkmale aufweisen können oder ihre Die Referenzdatenbanken stellen ein Risiko für die Probengeber dar. Da- Vorfahren aus einem mehr oder weniger bestimmbaren Herkunftsgebieten für müssen Datenschutzstandards entwickelt werden, über die unzulässige stammen könnten. Bei längerfristig angelegten strafrechtlichen Ermittlun- zweckwidrige Datennutzungen ausgeschlossen werden. gen mag dies anders sein, etwa wenn über derartige Wahrscheinlichkeits- angaben die Zahl von Verdächtigen reduziert werden kann. Es gibt also viel zu forschen und zu diskutieren, bis die DNA-Phänotypi- Die Geeignetheit der Maßnahme wird dadurch eingeschränkt, dass äuße- sierung im Sicherheitsrecht zugelassen und rechtsstaatlich durchgeführt re Merkmale gezielt manipuliert werden können (z. B. Färben von Haaren, werden kann. Die Methode eignet sich nicht für populistische Gesetzge- farbige Kontaktlinsen). Wenn eine Eignung für strafrechtliche Ermittlungen bung. Ihr populistischer Wahlkampfeinsatz zeugt allenfalls von Ignoranz besteht, um die es aber bei der Novelle des PAG nicht geht, dann allenfalls gegenüber den vielfältigen Gefahren eines übereilten Einsetzens oder von ermittlungsintern. Die öffentliche Kommunikation genetisch abgeleiteter der Bereitschaft, die Diskriminierung und Ausgrenzung von Minderheiten zu wahrscheinlicher Tätermerkmale zu Fahndungszwecken birgt die Gefahr nutzen, um vermeintlich „billig“ Wählerstimmen zu gewinnen. falscher Hinweise und damit der Fehlausrichtung von Hinweisen sowie die Gefahr einer gesellschaftlichen Diskriminierung von seltenen Merkmalsträ- gern. Hinzu kommt eine erhebliche Gefahr, vorurteilsgeleiteter Interpretati- Kaufbeuren_Winstel_Layout 1 01.08.12 08:22 Seite 1 on mehrdeutiger Analyseergebnisse, sog. „kognitiver Dissonanzen“.

Was ist zu rechtlich zu bedenken ERNST WINSTEL GmbH Die Forensik wird bei DNA-Analysen Fortschritte machen und kann sicher in einzelnen Fällen dazu beitragen, schwere Straftaten aufzuklären. Für Gefah- AUTOMATENAUFSTELLUNGEN renabwehr ist das Instrument untauglich. Die bisherigen Gesetzesinitiativen SPIELOTHEKEN sind völlig ungeeignet für rechtsstaatliche Ermittlungen, da sie keine bzw. keine wirksamen Schutzvorkehrungen vorsehen. Es besteht Anlass zu der Befürchtung, dass die Ergebnisse gleichsam durch die Hintertür zu Strafver- Schrader Straße 4 folgungszwecken nutzbar gemacht werden sollen. Hierfür bedarf es jedoch 87600 KAUFBEUREN anderer Legitimationsgrundlagen. Telefon 0 83 41 / 1 38 70 Die Anknüpfung dieser Maßnahmen an den äußerst vagen Begriff der „dro- henden Gefahr“ spricht dafür, dass die Grenze zwischen der Abwehr drohen- der Gefahren und der Verfolgung potentieller Straftäter verwischt werden

28 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Titelthema - DNA-Analytik

Kommissar Wattestäbchen Darüber, dass die erweiterte DNA-Analyse kommen wird, herrscht unter Experten weitgehend Einigkeit.

Ein Symposium am ‚Freiburg Institute for Advanced Studies‘* dis- fremder DNA (durch Polizeibeamte, Zeugen, Forensiker), über Kontaminatio- kutierte nun auch die Risiken, die damit einhergehen. Einige der nen im Labor und fehlerhaftes Arbeiten dort (falsches Übertragen von Daten Expert*innen haben wir um einen Beitrag gebeten. Eine Einleitung in Tabellen, Zahlendreher etc.), bis hin zu fehlerhaften Rückschlüssen auf- von Thomas Uwer. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des grund des Untersuchungsergebnisses. Dass die DNA einer Person an einem Organisationsbüros der Strafverteidigervereinigungen, zuerst er- Ort gefunden wird, sagt eben nicht zwingend etwas darüber aus, wie diese schienen Strafverteidigertag 11/2017. dorthin gelangt ist. Was das für die Strafverteidigung gegen den DNA-Be- weis bedeutet, beschreibt Thomas Bliwier in diesem Heft. Horst Herold hatte einen Traum: »Ich erstrebe einen Strafprozess, der ... frei Beispiele für fehlerhafte DNA-Beweise oder gravierende Fehlinterpretatio- ist von Zeugen und Sachverständigen. Der sich ausschließlich gründet auf nen vorliegender Analysen gibt es einige. In vielen Fällen hatten sie drasti- dem wissenschaftlich nachprüfbaren, messbaren Sachbeweis.« Kommissar sche Folgen für die fälschlich Beschuldigten. Da ist der Fall von Adam Scott, Computer, wie Herold genannt wurde, glaubte fest daran, dass der techni- der wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung einer Frau in Manchester fünf sche Sachbeweis in naher Zukunft bereits die fehlerhafte richterliche Wahr- Monate in Untersuchungshaft saß, weil ein Gutachten behauptete, seine heitsfindung ablösen würde. »Nach meiner Theorie wäre, so schrecklich das DNA sei im Genitalbereich des Opfers gefunden worden. Dem DNA-»Be- klingt, auch der Richter entbehrlich.« Spuren sollten mit neuen technischen weis« wurde blind gefolgt, obwohl vieles für Scotts Behauptung sprach, Verfahren ausgewertet, Daten zum automatisierten Abgleich computerge- er sei in seinem ganzen Leben nicht in Manchester gewesen. Tatsächlich stützt gespeichert werden. wurde Scotts DNA im untersuchenden Labor irrtümlich auf die Tatortspuren Mitte der 80er Jahre schien es soweit: In den USA wurde die DNA-Analyse übertragen. erstmals in der Forensik eingesetzt, um Tatortspuren einem Verdächtigen Da ist der Fall Amanda Knox, der »Engel mit den Eisaugen«, wie die Presse zuordnen zu können (Colin Pitchfork Case 1985). Das ultimative Beweis- sie nannte, die gemeinsam mit ihrem Freund fälschlicherweise der Beteili- mittel schien gefunden. Zwar erhielt die erste Begeisterung für den ‚Su- gung am Mord an ihrer Mitbewohnerin im italienischen Perugia beschuldigt perbeweis’ DNA bereits 1989 einen empfindlichen Dämpfer, als in einem wurde und vier Jahre in Haft saß, bis sie von einem Berufungsgericht frei- New Yorker Verfahren die angewandte DNA-Analyse vom entscheidenden gesprochen wurde. Die DNA des Mordopfers, die zusammen mit derjenigen Gericht als unzulänglich erklärt wurde (People v. Castro 1989). Wissen- von Amanda Knox an einem Brotmesser gefunden wurde, ist vermutlich schaftliche Fortschritte erlaubten es Forensikern aber bald nicht nur, immer durch Ermittlungsbeamte »eingeschleppt« worden. kleinere Mengen an Spurenmaterial auszulesen (bereits Anfang der 90er Und da ist der Fall des Phantoms von Heilbronn, über den Anna Lipphardt Jahre: sichtbare Spuren im Millimeterbereich) und die Analyse mit Hilfe des in dieser Ausgabe schreibt. Die DNA-Spur einer »unbekannten weiblichen autosomalen Short Tandem Repeat Profiling (STR) in deutlich kürzerer Zeit Person« war aufgrund kontaminierter Materialträger in halb Europa an al- zu leisten, sondern machten die Methode auch verlässlicher. Bei der heute len möglichen Orten und im Zusammenhang mit den unterschiedlichsten üblichen Analyse liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei einer Über- Straftaten identifiziert worden. In der Vorstellung der (männlichen) Ermittler einstimmung zweier vollständiger DNA-Profile nicht um dieselbe Person aus Baden-Württemberg entstand dann das Bild einer hochmobilen, extrem handelt, im Bereich von eins zu so vielen Milliarden, dass sie als praktisch kriminellen und kaltblütigen Osteuropäerin. Zigeunerromantik verschmolz nicht vorhanden gelten kann, auch wenn dies theoretisch möglich ist. Der mit Kill Bill zu einer Super-Roma, die mordend und stehlend durch Europa DNA-Analyse haftet daher der Ruch der Unfehlbarkeit an. Zeugen mögen zieht und die Polizeibehörden zum Narren hält. Man muss keine zwanzig lügen, sie mögen Entscheidendes vergessen haben oder sich täuschen - die Semester Psychologie studiert haben, um eine Idee davon zu bekommen, Blut- oder Spermaspur lügt nie. Oder doch? aus welcher dunklen Ecke des Unbewussten dieses Phantom gekrochen In der Praxis ist die forensische DNA-Analyse viel fehleranfälliger, als gerne kam. behauptet wird. Die Aussagewahrscheinlichkeit sinkt mit mangelnder Qua- Die ganze Affäre wäre nur komisch, wären nicht über lange Zeit - und selbst lität oder Vollständigkeit des Materials dramatisch. Und da immer kleinere nach Bekanntwerden der Panne noch - Unschuldige aufgrund ihrer Zuge- Spuren ausgewertet werden können, ist das Material, das tatsächlich aus- hörigkeit zur in Deutschland stets verdächtigten Minderheit der Roma ins gewertet wird, auch immer bruchstückhafter. Mischspuren mehrerer Perso- Visier der Ermittler geraten und wäre damit nicht schon wieder eine derje- nen führen zu erheblichen Fehlerquellen, Spuren werden eingeschleppt. Die nigen Minderheiten für eine Tat des NSU verantwortlich gemacht worden, Spannbreite der Fehlerquellen reicht von der Kontamination des Tatorts mit gegen die sich Hass und Gewalt eben jener Nazi-Terroristen richtete. Ausgerechnet aus Baden-Württemberg kommt nun der Vorstoß, über die bislang mögliche DNA-Spur hinaus die sog. »erweiterte DNA-Analyse« einzuführen. Und der hat es in sich. In dem gemeinsam mit Bayern einge- brachten Entwurf werden in § 81e Absatz 2 StPO folgende Sätze 2 und 3 eingefügt: »Ist unbekannt, von welcher Person das Spurenmaterial stammt, dürfen auch Feststellungen über das Geschlecht, die Augen-, Haar- und Hautfarbe, das biologische Alter sowie die biogeographische Herkunft der Person ge- troffen werden.« Damit wandelt sich die Funktion der DNA-Analyse grundlegend. Während bisher die am Tatort aufgefundene DNA mit derjenigen eines konkret Tat- verdächtigen abgeglichen wird, dient die Analyse eines DNA-Profils nun der Ermittlung möglicher, noch unbekannter Tatverdächtiger. Über die Herkunft-

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 29 Titelthema - DNA-Analytik

Was bedeutet aber umgekehrt die Information, dass die am Tatort eines Gewaltdeliktes gefundene Spur zu einer hohen Wahrscheinlichkeit (über 90 Prozent) von einem schwarzhaarigen Mann stammt, der mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (um die 50 Prozent bezogen auf die Vaterschaftslinie) ei- nem vorderasiatischen Land »entstammt«? Nur hartgesottene Funktionäre der Polizeigewerkschaften würden behaupten, dass eine solche Information zu einem frühen Zeitpunkt der Ermittlungen diese nicht entscheidend in eine Richtung lenkten, unabhängig davon, wie unterschiedlich die Wahr- scheinlichkeitsaussagen tatsächlich sind. Kosten und Nutzen sind selbstverständlich auch bei der Einführung neuer Ermittlungsmethoden zu kalkulieren, oder - anders formuliert - der Gewinn muss den möglichen Schaden rechtfertigen. Dieser Schaden ist größer, als die Befürworter der Einführung der erweiterten DNA-Analyse gerne glau- sanalyse, die Haut-, Haar- und Augenfarbe eines Spurenlegers soll der Kreis ben machen möchten, wie Carsten Momsen in seinem Beitrag nahelegt. möglicher Verdächtiger aufgrund äußerer Merkmale und der (vermeintli- Nicht zuletzt greift - im Unterschied zur bisher zulässigen DNA-Analyse, die chen) Herkunft eingegrenzt werden. sich auf den nichtkodierenden Bereich beschränkt - die erweiterte DNA-A- Idealerweise gehört der Spurenleger dabei einer Minderheit an - ergibt nalyse auch auf den kodierenden Bereich zu. das DNA-Profil in Niedersachsen, dass der Spurenleger blond bis rotblond, Der Preis, der für »Kommissar Wattestäbchen« zu entrichten wäre, ist hoch weiß, in etwa blauäugig (aber zumindest nicht braunäugig) ist und mit ei- - die meisten Parteien in Deutschland sind offenbar aber nur allzu bereit, ner gewissen Wahrscheinlichkeit aus Nordeuropa stammt, dann ist diese ihn zu zahlen. Neben Bayern wird die aktuelle Initiative maßgeblich von Information, was die Ermittlung möglicher Tatverdächtiger anbetrifft, einen der grün-schwarzen Landesregierung Baden-Württembergs getragen. Auch Blumentopf wert. Ergibt dieselbe Spur in einem niedersächsischen Dorf sozialdemokratische Politiker vor allem aus Baden-Württemberg haben sich (sagen wir beim Harz) mit jahrhundertelanger Inzest und einer kleinen, bereits für eine erweiterte DNA-Analyse ausgesprochen. Im Wahlprogramm aber verbissen angefeindeten Flüchtlingsunterkunft, dass es sich mit ho- der Unionsparteien zur Bundestagswahl 2017 (i.O. »Regierungsprogramm«) her Wahrscheinlichkeit um einen dunkelhäutigen Spurenleger mit braunen wird die erweiterte DNA-Analyse explizit genannt. Wie zäh der Widerstand Augen und schwarzen Haaren handelt, dessen Vaterschaftslinie statistisch der Liberalen bei einer möglichen schwarz-gelben Koaltion nach der Bun- gehäuft irgendwo zwischen Istanbul und Teheran vorkommt, dann sieht die destagswahl ausfallen wird, darf sich jeder anhand des FDP-Wahlkampfes Sache schon anders aus. Peter Pfaffelhuber geht in seinem Beitrag genauer (»Digital first. Bedenken second.«) selbst ausrechnen. darauf ein. Auch die Medien stehen der erweiterten DNA-Analyse vielfach nicht nur Damit ist auch bereits ein Teil des Problems benannt: Herkunftsanalysen positiv gegenüber, sondern sehen in der Kritik daran sogar »Täterschutz«. sind - wie die Analyse äußerer Merkmale (Auge-, Haut- und Haarfarbe) - Sarah Weitz und Nicholas Buchanan beschreiben in ihrem Beitrag die medi- nur dann eine möglicherweise sinnvolle Ergänzung von Ermittlungen, wenn alen Diskurse über die erweiterte DNA-Analyse. die Spur nicht aus einer Mehrheitsbevölkerung stammt. Anders formuliert: Die erweiterte DNA-Analyse wird also mit großer Wahrscheinlichkeit kom- Sie dienen der Identifizierung von Minderheiten. Dies ist umso problemati- men. Horst Herolds Traum einer »Verobjektivierung des Strafverfahrens« scher, als die Zuverlässigkeit der verschiedenen Analysen stark variiert und wird sie uns indessen nur scheinbar näherbringen - nicht zuletzt, weil die wissenschaftlich sehr unterschiedlich eingeschätzt wird (siehe auch hierzu Fehleranfälligkeit der Methode mit der Erweiterung steigt. Zuletzt aber den Beitrag von Peter Pfaffelhuber in diesem Heft). Aussagen zur sog. bio- steht am Ende auch jeder fehlerfreien Analyse immer deren Bewertung. geographischen Herkunft werden auf der Grundlage einer vergleichswei- Thomas Uwer ist Geschäftsführer des Organisationsbüros der Strafverteidi- se kleinen Datenbasis bestimmt, sind ungenau (Kontinentalbestimmung) gervereinigungen. und letztlich »historische Forschung«. Im Zuge steigender Mobilität von Menschen bereits seit Beginn der Industrialisierung sagen die mit hohem technischem Aufwand analysierten Daten der Vaterschaftslinien nur noch wenig über das tatsächliche Erscheinungsbild und die Herkunft einer Person aus. In klassischen Einwanderungsländern wie den USA, Kanada oder Israel, aber auch bereits in Städten wie London oder Paris, sogar in Berlin-Spandau ist die von Rassisten perhorreszierte Durchmischung von Herkunftslinien längst erfreulich weit fortgeschritten. Welche »biogeographische Herkunft« aber hat die Tochter eines koreanischen Vaters und einer spanischen Mutter, deren Vater wiederum ein durchreisender Australier war und dessen Mutter noch die genetische Spur eines irischen Missionars in sich trägt? Und was würde sie für die Ermittlungen in einem Gewaltdelikt bringen?

Praxis für Radiologie ŶKernspintomographie (MRT) und Nuklearmedizin kurzfristige Termine Dr. Andreas Dawid | Rolf Wiehn unter: 06332 - 566 30 Wolfgang Elbert | Dr. Michael Keßler ŶComputertomographie (CT) ŶMammographie ŶRöntgen 66482 Zweibrücken Schillerstraße 8 ŶSonographie Nuklearmedizin Telefon: 06332 - 566 30 www.radiologie-zweibruecken.de Ŷ Telefax: 06332 - 566 366 [email protected]

30 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Regional - Nordrhein Westfalen

DNA-Analyse: NRW-Kriminaltechniker landen knapp 4900 Treffer Katja Heins, dpa

Tatserien aufgedeckt, Tötungsdelikte und Einbrüche aufgeklärt: 260 Experten arbeiten in den Labors des Landeskriminalamtes. Ihre DNA-Analysen lieferten 2017 wieder viele Treffer.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Einbrüche, Tötungsdelikte: Die Kriminaltechnik des NRW-Landeskriminalamtes hat 2017 fast 4900 Treffer bei der Untersuchung von DNA-Spuren erzielt und so einen wichtigen Beitrag zur Verbrechens- bekämpfung geleistet. Die Trefferzahl ging zwar im Vorjahresvergleich um rund 1600 zurück, doch die überdurchschnittlich hohe Zahl von damals sei hauptsächlich durch einen Rückstau von Analysen aus dem Vorjahr zu- stande gekommen, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) auf dpa-Anfrage. Nun habe die Treffer-Quote wieder Normalmaß erreicht. In fast 4000 Fällen stießen die Techniker auf bestehende Personendaten- sätze - vielfach «alte Bekannte» der Justiz. Unter anderem konnten so Tötungsdelikte aufgeklärt werden. Der überwiegende Teil der Treffer seien Einbrüche gewesen. Daten nicht zwangsläufig direkt zu einem Täter, sagte LKA-Sprecher Frank 2016 hatten die Techniker mit 6548 Treffern einen neuen Rekord seit der Scheulen. In 996 Fällen, die die Techniker als «Spur-Spur»-Treffer bezeich- Einführung der DNA-Analysedatei 1998 erzielt. 2015 gab es 4772 Treffer, nen, ließen sich im vergangenen Jahr Verbrechen zunächst nur einem unbe- ein Jahr zuvor werteten die Kriminalisten 4907 DNA-Spuren erfolgreich aus. kannten Täter zuordnen. Dafür konnten aber Tatserien oder -muster erkannt BadSalzuflen_Kuhmann_Orthopädie_Layout 1 03.02.15 12:33 Seite 1 Allerdings führe ein erfolgreicher DNA-Abgleich mit bereits bekannten werden.

Mit der Auswertung von Spuren sind im Landeskriminalamt NRW 260 Wis- senschaftler und Techniker beschäftigt. Im vergangenen Jahr gingen in den Laboren 46 000 Untersuchungsanträge ein, damit verbunden waren 120 000 Asservate.

In der bundesweiten DNA-Analyse-Datei sind rund 1,2 Millionen Datensät- Orthopädische Privatpraxis ze gespeichert. NRW trägt laut Scheulen mit 264 247 Informationen den größten Anteil bei. Darunter sind die «genetischen Fingerabdrücke» von mehr als 193 000 Menschen und mehr als 70 800 Spurendaten. Orthopädische Privatpraxis D r. m e d. C .- D. S c h m i d t FACHÄRZTE FÜR ORTHOPÄDIE Dortmund_Tran_Augenarzt_Layout 1 29.04.14 10:56 Seite 1 Dr. med. C. Kuhlmann UND UNFALLCHIRURGIE

O

Orthopädische Privatpraxis telefon 0 52 22 - 94 49 60 Dr. med. C.- D. Schmidt telefax 0 52 22 - 94 49 62 9 Dr. med. C. Kuhlmann e-mail [email protected] Hoffmann Str. 8a internet www.drschmidt- 32105 Bad Salzuflen drkuhlmann.de

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 31 Regional - Nordrhein Westfalen

Verdächtig wegen der Hautfarbe? Mann klagt gegen „Racial Profiling“ Florentine Dame, dpa

Die Polizei will am Bahnhof einen Mann kontrollieren, weil er ihnen Laut Kölner Gerichtsakten gaben die Polizisten an, der Mann habe sich be- verdächtig vorkommt. Weil er überzeugt ist, dass es vor allem seine sonders auffällig verhalten: Er habe seine Kaputze ins Gesicht gezogen, sich Hautfarbe ist, die die Beamten dazu veranlasst, zieht der Mann aus hinter einem Fahrstuhlschacht verborgen und immer wieder die Beamten Witten vor Gericht. Der Vorwurf: Racial Profiling bei der Polizei. beobachtend hervorgelugt. Gleich mehrere Befürchtungen seien dann zum Tragen gekommen: Zum einen müsse man an Bahnhöfen Taschendiebe und Münster/Witten (dpa/lnw) - Er ist geboren und aufgewachsen in Witten, Dealer befürchten - darunter seien besonders häufig nordafrikanische Täter- spricht mit Ruhrpott-Einschlag - und fühlt sich doch als Opfer rassistischer gruppen. Zum anderen sei Bochum Treffpunkt für Islamisten und Salafisten, Polizeiarbeit. Er ist überzeugt, dass es sein Äußeres ist, das ihn so verdächtig die den Bahnhof als Reisewegs nutzten. Die Kleidung und der längere Kinn- erscheinen lässt, dass er immer wieder ins Visier von Polizeikontrollen ge- bart des Klägers hätten daher eben mit ins Gesamtbild gepasst. rate: Er hat nigerianische Vorfahren und eine dunkle Hautfarbe. Gegen das Das alles empfindet der Kläger als Eingriff in seine Persönlichkeitsrechte. Verhalten der Polizei klagt er nun schon in zweiter Instanz. Die Kontrolle - von anderen beobachtbar - versehe ihn mit dem Makel des Aus seiner Sicht steckt dahinter sogenanntes Racial Profiling - jene gegen scheinbar gefährlichen Störers. Er fürchte, dass so etwas wieder und wieder das Gleichbehandlungsgebot verstoßende Polizeipraxis, bei der äußerliche vorkomme. Merkmale wie Hautfarbe polizeiliches Handeln steuern. Am Dienstag landet Der Vorwurf, Polizei behandele Angehörige einer Minderheit ungleich, sei so der Fall vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster. alt wie die Polizei selbst, sagt Rafael Behr, Professor für Polizeiwissenschaf- ten an der Akademie der Polizei Hamburg. Auch er glaubt, dass die Einsatz- routinen von Polizisten regelmäßig diskriminierende Aspekte enthielten, etwa bei der Frage von verdachtsunabhängigen Personenkontrollen oder auch bei Verkehrskontrollen. «Polizeiarbeit geht nicht ohne Raster», sagt er. Aus erlernten Alltagserfah- rungen würden Strategien der Verdachtschöpfung. Auch Alter oder sichtba- rer sozialer Status könnten zum äußerlichen Merkmal werden, das eine Ras- terbildung, eben ein «Profiling», in Gang setze und dann Entscheidungen von Polizisten rechtfertigen soll. «Ursprung dessen ist aber nicht ein kollek- tiver Rassismus in der Polizei, sondern es sind lang erlernte Alltagserfahrun- gen, die Polizisten bei ihrer Arbeit gemacht haben», sagt Behr. Die Stereotypen seien dabei geprägt von der Tätigkeitswelt von Polizeibe- amten: Das sei eben nicht die Welt der sich zunehmend ins Private zurück- ziehenden Mittelschicht, sondern öffentliche Räume mit ihren Drogen- und Rotlichtszenen. Dort träfen sie eben auch überproportional häufig auf Mig- ranten, die entsprechend dieser Milieus kriminell seien oder werden könnten. In der Polizeiausbildung müsse daher viel stärker ein entsprechendes Ein- fühlungsvermögen geschult werden. «Ich appelliere an meine Studenten, sich die Stereotype so gut wie möglich bewusst zu machen und in einem Dabei geht es um einen Novemberabend im Jahr 2013: Der Kläger wartet Einsatz offen zu bleiben», sagt Behr. am Bochumer Bahnhof auf seine Freundin, als zwei Beamte ihn auffordern, sich auszuweisen. Er weigert sich, streitet mit den Polizisten, später auch Rassistische Polizeiarbeit? auf der Wache, weil er sich dort deren Dienstausweise zeigen lassen will. So zumindest erzählt Vera Egenberger die Geschichte des Mannes, den sie Streit um Ausweiskontrolle vor Gericht als Geschäftsführerin des Vereins Büro zur Umsetzung von Gleichbehand- Münster/Witten (dpa/lnw) - Das Oberverwaltungsgericht befasst sich am lung (BUG) betreut. Um ihn zu schützen, will sie nicht, dass sein Name ge- Dienstag mit der Frage, ob Polizisten sich bei einer Ausweiskontrolle von nannt wird. Das BUG leistet Betroffenen von Diskriminierung rechtlichen rassistischen Vorurteilen haben leiten lassen. Ein Kläger wirft der Bundespo- Beistand - immer wieder geht es dabei auch um den Vorwurf des Racial Pro- lizei sogenanntes Racial Profiling vor. Er war am Hauptbahnhof in Bochum filing. Es fehle an statistischen Belegen, sagt Egenberger. «Aber aus lang- von zwei Polizisten aufgefordert worden, seinen Ausweis vorzuzeigen. Er jähriger Erfahrung mit Betroffenen wissen wir, dass Menschen, die durch ihr glaubt, dass seine dunkle Hautfarbe alleiniger Grund für die Kontrolle gewe- Äußeres als Nicht-Deutsche kategorisiert werden, überproportional häufig sen sei und will, dass das Gericht sie für rechtswidrig erklärt. verdachtsunabhängig kontrolliert werden.» Die Beamten halten die Ausweiskontrolle für zulässig: Sie hätten nicht allein Die beiden Bundespolizisten bestreiten, diskriminierend vorgegangen zu aufgrund seines äußeren Erscheinungsbildes gehandelt, sondern in erster sein - und bekamen in erster Instanz vor dem Verwaltungsgericht Köln weit- Linie deswegen, weil er sich verdächtig verhalten habe. Durch die Erkennt- gehend Recht. Die Ausweiskontrolle am Bahnhof sei kein Verstoß gegen das nisse zu Straftaten am Bahnhof - etwa mit Blick auf Taschendiebstähle, im Grundgesetz verankerte Gleichbehandlungsgebot gewesen, befanden die häufig von Nordafrikanern verübt würden, oder Bochum als Treffpunkt die Richter. Allein, dass man noch gemeinsam zur Wache gegangen sei, sei der salafistischen Szene, sei die Ausweiskontrolle gerechtfertigt. In erster unrechtmäßig. Die beiden Beamten hätten glaubhaft gemacht, dass die Instanz hatten die Richter des Kölner Verwaltungsgerichts den beiden Poli- Hautfarbe des Klägers nicht das ausschlaggebende Kriterium für ihren ers- zeibeamten weitgehend Recht gegeben. ten Verdacht gewesen sei.

32 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Regional - Nordrhein Westfalen

Rauschgift-Kriminalität klettert auf Höchststand seit 20 Jahren Frank Christiansen, dpa

In Nordrhein-Westfalen ist die Drogenkriminalität in nahezu allen Der Anstieg ist überwiegend verursacht durch die Konsumentendelikte Bereichen gestiegen. Sorgen bereitet den Ermittlern vor allem der (+11,3 Prozent). Handel und Schmuggel von Drogen wurden seltener auf- rasant wachsende Onlinehandel. gedeckt (-11,8 Prozent). Die aufgedeckten Fälle der Einfuhr von größerer Drogenmengen schnellten dagegen um 46 Prozent in die Höhe. Die Zahl der Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Rauschgift-Kriminalität ist in Nordrhein-West- Rauschgifttoten blieb in NRW mit 203 Fällen nahezu konstant (Vorjahr 204). falen auf den höchsten Stand seit 20 Jahren gestiegen. Das geht aus dem Cannabis scheint in NRW besonders auf dem Vormarsch zu sein: Die Zahl aktuellen Lagebild des Landeskriminalamts NRW zur Drogenkriminalität der Delikte und der Verdächtigen stieg in diesem Bereich ebenso an wie die hervor. Demnach stieg die Gesamtzahl der Drogendelikte im vergangenen beschlagnahmten Mengen der Droge. Jahr gegenüber dem Vorjahr um 6,9 Prozent auf 66 300. Nach jahrelangem Rückgang stieg auch die Zahl der Straftaten im Zusam- Der Onlinehandel und Postversand von Drogen habe stark an Bedeutung menhang mit Heroin in den vergangenen beiden Jahren wieder an - allein gewonnen. 2017 sei die Zahl der Ermittlungsverfahren in diesem Bereich im vergangenen Jahr um 9,5 Prozent auf 3630 Taten. Einen deutlichen An- um 25 Prozent nach oben geschnellt auf 3061 Verfahren. Nordrhein-West- stieg der Delikte stellte die Polizei auch beim Kokain fest - von 3000 auf falen habe sich zum «Logistikstandort» für den weltweiten Versand aller 3500 binnen eines Jahres. Arten von Drogen entwickelt. Ein ähnliches Bild ergab sich auch bei den synthetischen Drogen: ein An- Die Online-Bestellung von Drogen und die unauffällige Zustellung per Post- stieg der Delikte um 13,7 Prozent auf 11 400 Taten im Jahr 2017. Während versand breite sich nahezu unbehelligt in alle Bereiche der Gesellschaft aus. die Konzentration der Wirkstoffe bei Cannabis und Ecstasy stieg, war sie bei Dies werde die zukünftige Rauschgiftkriminalität bestimmen, heißt es in Kokain, Heroin und Amphetamin leicht rückläufig. dem Bericht.

Zahl der Ermittlungsverfahren gegen Mafiagruppen gestiegen Frank Christiansen, dpa

Mehr Ermittlungsverfahren, mehr Verdächtige: Die Organisierte händlerringe in NRW. Die Gewinne würden per Hawala-Banking nach Ni- Kriminalität beschert der Polizei in Nordrhein-Westfalen reichlich geria transferiert. Auf das Konto einer polnischen Mafiagruppe gingen drei Arbeit. Tötungsverbrechen und zwölf Raubüberfälle auf Geldtransporter. Im Bereich der Rockergruppen kam es demnach zu einem Anstieg der Ge- Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Zahl der Ermittlungsverfahren und der Verdäch- walttaten gekommen. Die Gebiets- und Konkurrenzkämpfe seien wieder tigen im Bereich der Organisierten Kriminalität ist in Nordrhein-Westfalen aufgeflammt. Eine Rockergruppe sei zudem mit Kredithai-Geschäften samt deutlich gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Lagebericht des Landeskri- brutalem Inkasso aufgefallen. minalamts in Düsseldorf hervor. Nach 68 Verfahren im Jahr 2016 waren es Die Zahl der registrierten Straftaten im Bereich der Organisierten Krimina- ein Jahr später 80 Verfahren - ein Plus von 17,7 Prozent. Es ist demnach der lität war deutlich rückläufig. Während im Vorjahr ein Verfahren mit einer höchste Stand seit mehr als zehn Jahren. Kryptowährung den registrierten Schaden durch Organisierte Kriminalität in Die Zahl der Verdächtigen stieg um 10,3 Prozent auf 1660. Deutsche sind die Höhe getrieben hatte, sank dieser im vergangenen Jahr mit 25,4 Millio- laut Lagebericht mit einem Anteil von etwa einem Drittel vertreten. Die nen Euro auf den tiefsten Stand seit Jahren. Hälfte der Verfahren befasse sich mit dem Drogenhandel und -schmuggel. Bei ihrer Untersuchung der Kryptowährung «OneCoin» landeten die Er- Italienische Mafiagruppen seien weiterhin in NRW aktiv. So stecke hinter mittler unterdessen bei einer Firma im Münsterland. Investoren sollen 360 zwei Überfallserien auf Juweliere in Ostwestfalen die sizilianische Cosa Millionen Euro in die Währung gesteckt haben, hinter der die Ermittler ein Nostra. 13 mutmaßliche italienische Mafiosi seien im vergangenen Jahr in Schneeballsystem vermuten. NRW festgenommen worden. Ein Ermittlungsverfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität dauerte Nigerianische Menschenhändlergruppen schleusten Frauen ins Land, um durchschnittlich eineinhalb Jahre und beanspruchte den Einsatz von durch- sie in Bordellen als Prostituierte auszubeuten. Nigerianerinnen, sogenannte schnittlich fünf Ermittlern. Die Organisierte Kriminalität ist durch mafiaarti- Mesdames, fungierten als Statthalterinnen der internationalen Menschen- ge kriminelle Strukturen gekennzeichnet.

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 33 Regional - Nordrhein Westfalen

Zollfahnder zerschlagen Zigarettenschmuggler-Bande Florentine Dame, dpa

Essen (dpa/lnw) - Nach mehr als zwei Jahren Ermittlungsarbeit hat das Zollfahndungsamt Essen einen Erfolg gegen großangelegten Zigaretten- schmuggel vermeldet. Die mindestens siebenköpfige Bande soll mit der gewerbsmäßigen Einfuhr von insgesamt 16,5 Millionen unversteuerten Zig- aretten einen Steuerschaden von 2,8 Millionen Euro verschuldet sowie mit mehr als 24 Kilogramm Marihuana gedealt haben, wie das Zollfahndung- samt am Mittwoch mitteilte. In den vergangenen Monaten hatten Gerichte im Ruhrgebiet mehrjährige Haftstrafen gegen die deutschen Drahtzieher und mehrere Bandenmitglieder ausgesprochen.

Seit 2016 waren die Ermittler der Tätergruppe auf der Spur, 2017 konnten sie zunächst fünf Männer im Ruhrgebiet festnehmen. Zwei weitere hatten sich in die Slowakei und nach Polen abgesetzt, wo sie schließlich ebenfalls gefasst werden konnten. Freiheitsstrafen zwischen fünf und sechs Jahren verhängte das Landgericht Essen unter anderem gegen den 41-Jahre al- ten Organisator der Drogentransporte sowie gegen seinen deutschen Ge- schäftspartner, der von der Ukraine aus als Zigarettenlieferant fungierte.

Dr. med. Karsten Paust www.behoerdenmagazin.de Susanne Köhler Kölnstr. 54, 53111 Bonn Fon 0228 67 41 09 Fax 0228 68 97 865 www.bonner-augen.de

Gemeinschaftspraxis Dr. med. Melanie Teschendorf BONNER Dr. med. Nicola Rothmeier Fachärztinnen für Hals- Nasen- Ohrenheilkunde AUGEN plastische Operationen . Schlafmedizin Stimm- und Sprachstörungen . ambulante und stationäre Operationen Ebertstraße 20 | 45879 Gelsenkirchen Tel.: (02 09) 21 00 -5 / -6 | Fax: (02 09) 20 74 16 GEMEINSCHAFTSPRAXIS www.hno-team-gelsenkirchen.de | [email protected] für Radiologie & Nuklearmedizin

ÄRZTE FÜR INNERE MEDIZIN UND GASTROENTEROLOGIE DR. RUPERT MAYERSHOFER | DR. PHILIPP ZUMFELDE DR. KARIN ROSENHAUER VON DEIMLING | DR. S. WÖHRLE ASTROENTEROLOGIE AM BURGWEIHER Dr. Martin Gierenz Dr. Gudrun Manshausen Dr. Wolfgang Ohndorf Wolfgang Schmitz DARMKREBSVORSORGE KAPSELENDOSKOPIE Gemeinschaftspraxis SPEZIALSPRECHSTUNDE M. CROHN/ für Radiologie & Nuklearmedizin COLITIS ULCEROSA ENDDARMERKRANKUNGEN Anmeldung & Terminabsprache 0221 / 92 57 50-0

AM BURGWEIHER 54 53123 BONN DUISDORF 0028 T 61 10 44 F 62 88 19 Hahnenstraße 15 . 50667 Köln . Fax 0221 / 92 57 50-119 INFOGASTROENTEROLOGIEAMBURGWEIHER.DE [email protected] . www.radiologie-nuklearmedizin-koeln.de WWW.GASTROENTEROLOGIEAMBURGWEIHER.DE

34 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Köln_Ohndorf&Schmitz&Gierenz&Manshausen_Radiologie/Nuklearmedizin.indd 1 16.11.16 15:15 Regional - Nordrhein Westfalen

Autos rasen in Garage und Vorgarten Ermittlungen wegen Autorennens Ulf Zimmermann, dpa

Herford (dpa/lnw) - Zwei Autos sind in Herford in die Garage und den Vorgarten eines Hauses gerast und haben dabei einen er- heblichen Sachschaden verursacht. Die Polizei teilte am Freitag auf dpa-Anfrage mit, dass wegen des Verdachts eines illegalen Autorennens ermittelt werde - das wäre der zweite Unfall inner- halb von zwei Tagen, dem möglicherweise ein illegales Autoren- nen vorausging. Dabei war am Mittwochabend im Hochsauer- landkreis eine unbeteiligte Frau gestorben.

In Herford kamen den ersten Untersuchungen zum Unfallher- gang zufolge beide Fahrzeuge am frühen Freitagmorgen in ei- ner scharfen Kurve von der Fahrbahn ab. Ein Pkw raste in eine frei stehende Garage, durchbrach das Garagentor, eine Wand, zwei massive Pfeiler und kam an der Hauswand zum Stehen. Der zweite Wagen rutschte durch den Vorgarten, überfuhr einen Zaun und blieb vor der Außentreppe des Hauses stehen.

Beide Autos waren mit jeweils einem Mann und einer Frau be- setzt, die vier Personen konnten sich nach Angaben der Ret- Die Garage ist den Angaben zufolge einsturzgefährdet. Ersten tungskräfte selbst befreien und erlitten leichte Verletzungen. Den Schätzungen zufolge entstand ein Schaden von 25 000 Euro. beiden Fahrern wurden Blutproben entnommen, weil der Ver- Die Schadenshöhe an den Fahrzeugen soll sich laut Polizeian- dacht auf Alkohol- oder Drogenkonsum bestand. gaben auf jeweils 5000 Euro belaufen.

Schwarz-gelbe NRW-Koalition ent- schärft neues Polizeigesetz Dorothea Hülsmeier, dpa

CDU und FDP wollten das bisher schärfste Anti-Terrorgesetz für NRW durchsetzen. Doch Verfassungsrechtler durchkreuzten die Pläne. Nun rudert die Koalition zurück.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Nach massiver Kritik von Verfassungsrechtlern hat die schwarz-gelbe Koalition in Nordrhein-Westfalen ihr geplantes neues Polizeigesetz entschärft. Der umstrittene Begriff der «drohenden Gefahr» als Rechtsgrundlage für erweiterte Polizeibefugnisse bereits im Vorfeld von möglichen Straftaten ist nun gestrichen. Der Polizeigewahrsam wird nicht so stark ausgeweitet wie geplant. Darauf einigte sich Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag mit den Fraktionen von CDU und FDP.

«Wir haben die Bedenken und Argumente Ernst genommen», sagte Reul. «Was bringt das beste Gesetz, wenn es am Verfassungsgericht scheitert?» Der korrigierte Entwurf begrenze «das verfassungsrechtliche Risiko auf ein

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 35 Regional - Nordrhein Westfalen

Minimum». Ziel bleibe es, der Polizei in Zeiten terroristischer Gefahren die wieder auf «konkrete Gefahren» konzentriere. Es dürfe nicht einfach «eine notwendigen Befugnisse an die Hand zu geben. «Wir brauchen dafür ein große Anzahl von Menschen unter Generalverdacht» gestellt werden. zeitgemäßes Update.» POLIZEIGEWAHRSAM: Der sogenannte Unterbindungsgewahrsam zur Das neue Gesetz soll nun im Dezember vom Landtag verabschiedet werden. Verhinderung einer unmittelbar bevorstehenden Straftat kann von derzeit Reul hofft auf breite Unterstützung auch aus der Opposition. SPD-Frakti- maximal 48 Stunden auf zwei Wochen ausgeweitet werden. Ursprünglich onschef Thomas Kutschaty signalisierte Zustimmung. Er hatte der Koalition waren hier vier Wochen vorgesehen. Hinzu kommt eine Verlängerungsopti- Zusammenarbeit angeboten und war am Korrekturprozess beteiligt worden. on für weitere 14 Tage. Bayern hat sogar eine Dreimonatsfrist. Unverändert Die SPD will die Details prüfen und den neuen Entwurf in einer weiteren bleibt, dass etwa bei der Verweigerung der Identitätsfeststellung bis zu sie- Sachverständigenanhörung erörtern lassen. «Ich bin optimistisch, dass wir ben Tage Gewahrsam möglich sind und bei häuslicher Gewalt bis zu zehn das gemeinsam auf den Weg bringen können», sagte Kutschaty. Tage Freiheitsentzug.

Ursprünglich sollte das Sicherheitspaket mit den verschärften Anti-Terror- DIGITALE ÜBERWACHUNG: Die Polizei darf künftig mit richterlicher An- maßnahmen für NRW schon im Sommer durch den Landtag gehen. Experten ordnung auch auf verschlüsselte Whats App- oder andere Messengerdienste hatten jedoch verfassungsrechtliche Bedenken gegen einzelne Maßnahmen zugreifen. Allerdings muss für das Auslesen ein neuer «Staatstrojaner» in geäußert. Die FDP-Politiker Burkhard Hirsch und Gerhart Baum hatten sogar NRW den strengen Anforderungen des Bundeskriminalamtes (BKA) erfüllen. mit einer Verfassungsklage gedroht. Im Sommer waren mehrere Tausend Ein «Staatstrojaner» ist eine Software, die sich heimlich im Gerät einnistet Menschen gegen das neue Polizeigesetz auf die Straße gegangen. und Daten weitergibt.

VIDEOBEOBACHTUNG: Die Beobachtung von Plätzen ist laut Reul künftig Die Korrekturen im Gesetz: nur zulässig, wenn «auf der anderen Seite der Kamera auch ein Polizist sitzt», der jederzeit eine Streife zu dem betroffenen Ort schicken können DROHENDE (TERRORISTISCHE) GEFAHR: Diese Begriffe als Vorausset- müsse. «Es ist keine Überwachung, sondern Beobachtung», sagte Reul. zung für die Ausweitungen von Polizeimaßnahmen im Vorfeld von mögli- chen Straftaten wurden aus dem Gesetzestext komplett gestrichen, da sie REAKTIONEN: Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßte die Entschär- verfassungsrechtlich möglicherweise keinen Bestand gehabt hätten. Laut fung. Die Polizei brauche im Digitalzeitalter zwar andere Instrumente als Reul kann die Polizei dennoch künftig bei drohender Terrorgefahr eingrei- früher. Aber die Eingriffsmöglichkeiten müssten gut begründet und von der fen. In dem Gesetz wird jetzt aufgeführt, was genau terroristische Strafta- Bevölkerung akzeptiert sein. «Die Polizei braucht für ihr Handeln eine klare ten sind. SPD-Fraktionschef Kutschaty begrüßte, dass das Gesetz sich damit Rechtsgrundlage, die von der Mitte der Gesellschaft getragen und akzep- tiert wird», sagte der GdP-Landesvorsitzende Michael Mertens.

Die Grünen hätten auch nach der Gesetzeskorrektur «große verfassungs- rechtliche Bedenken», sagte Fraktionschefin Monika Düker. «Insbesonde- re, wenn es weiter möglich sein soll, allein zur Identitätsfeststellung für sieben Tage eingesperrt werden zu können.» Dieser Grundrechtseingriff sei von Verfassungsrechtlern als unverhältnismäßig kritisiert worden. Auch die Sicherheitsbedenken bei der digitalen Überwachung seien nicht aus- geräumt.

36 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Regional - Baden-Württemberg

Grün-schwarzes Tauziehen um Reform des Polizeigesetzes Von Bettina Grachtrup, dpa

Um Terrorgefahren besser abwehren zu können, möchte CDU-In- nenminister Strobl Gesetze verschärfen. Dazu liegt ein Entwurf vor. Ein Punkt dürfte aber mit dem grünen Regierungspartner nicht zu machen sein.

Stuttgart (dpa/lsw) - In der Terrorbekämpfung zeichnet sich ein neues Tau- ziehen der grün-schwarzen Regierungspartner ab. Innenminister (CDU) hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, um das Polizeigesetz zu überarbeiten. Er enthält auch die umstrittene Online-Durchsuchung von Computern, die die Grünen sehr kritisch sehen. Es handelt sich dabei um das heimliche Durchsuchen ganzer Festplatten von Computern, um Terrorpla- nungen zu vereiteln. Strobl begründete die Maßnahme am Montag in Stutt-

setzt werden. «Wir werden dieses Grundrecht verteidigen. Die Hürden sind auch hier zu Recht sehr hoch.» Nach einem Bericht der Zeitung «Mannheimer Morgen» und der «Heilbron- ner Stimme» (Dienstag) plant Strobl auch, dass die Polizei an den Grenzen zu Frankreich und zur Schweiz in einem 30 Kilometer breiten Korridor ohne konkreten Verdacht Menschen kontrollieren kann («Schleierfahndung»). Bisher seien der Polizei in Baden-Württemberg solche Kontrollen nur ent- lang der großen Verkehrsachsen erlaubt. Kürzlich war bekanntgeworden, dass Teile der letzten Gesetzesnovelle noch gar nicht angewandt werden können, weil die technischen Voraussetzungen dazu auf sich warten lassen. So fehlt etwa ein Programm, über das die Er- mittler zum Beispiel Whatsapp-Nachrichten abfangen könnten. Die Grünen sind gegen das Aufspielen des dafür nötigen Trojaners, solange damit auch die im Südwesten bisher verbotene Online-Durchsuchung möglich ist. Einen gart mit der anhaltend hohen Terrorgefahr auch in Baden-Württemberg. solchen Trojaner gibt es bisher nicht. Er kenne die Bedenken des Koalitionspartners. «Trotzdem müssen wir darü- ber sprechen», sagte Strobl, der auch Vizeregierungschef ist. Er räumte ein, dass die Gespräche nicht einfach würden. 2017 hatten die Grünen die Onli- ne-Durchsuchung abgewehrt - es ist nicht erkennbar, dass sie sich nun dar- auf einlassen wollen. Grünen-Innenexperte Uli Sckerl sagte den «Stuttgarter Nachrichten» (Montag): «Es hat nach unserer Überzeugung keine Änderung Marek Rozalski der Sicherheitslage gegeben, die Verschärfungen notwendig machen.» Das Motto «Viel hilft viel» sei sicherheitspolitisch der falsche Ratgeber. Facharzt für Orthopädie Die Landesregierung hatte das Polizeigesetz schon vor einem Jahr erneuert, Chirotherapie um Polizei und Verfassungsschutz neue Befugnisse im Kampf gegen den Terror an die Hand zu geben. Grün-Schwarz steuerte damals vor dem Hin- tergrund des Terroranschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt von Ende 2016 nach. Damals waren zwölf Menschen getötet worden. Das neue Ge- Richard-Wagner-Straße 2 setzespaket trat im Dezember 2017 in Kraft. 68165 Mannheim Strobl will bei der jetzt anstehenden Novelle unter anderem auch erreichen, Telefon 06 21 . 40 30 81 dass gefährliche Menschen, etwa aus dem islamistischen Spektrum oder Fax 06 21 . 40 41 56 der organisierten Kriminalität, länger als 14 Tage vorbeugend in Polizei- gewahrsam genommen werden können. Zudem soll dem Entwurf zufolge der Einsatz von Bodycams (Schulterkameras) von Polizisten nicht nur auf öffentlichen Plätzen möglich sein, sondern auch in Wohnungen, Arbeits-, Betriebs- und Geschäftsräumen. Dr. A. Fr. Hund Sckerl sagte, über den Umgang mit Gefährdern könne man reden. «Klar Fachärztin für Allgemeinmedizin ist, dass die Schwellen für den präventiven Gewahrsam zu Recht hoch sind und hoch bleiben müssen.» Der Einsatz von Bodycams in Wohnungen ohne Bonfelder Str. 1 richterliche Anordnung verstoße gegen den grundgesetzlich garantierten 74078 Heilbronn-Biberach Schutz der Wohnung, wenn die Kameras nicht nur zum Eigenschutz einge- Tel. 07066 / 70 01 | Fax -90 17 08

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 37 Regional - Baden-Württemberg

Polizei fehlt Trojaner zum Anzapfen von Diensten wie Whatsapp Bettina Grachtrup, dpa

Ende 2017 haben die Polizisten neue Instrumente zur Verhinde- rung von Terrorakten an die Hand bekommen. Genutzt werden sie bislang spärlich - und manchmal hapert es auch an der Technik.

Stuttgart (dpa/lsw) - Fast ein Jahr nach der Verschärfung des Polizeige- setzes im Südwesten fehlt den Beamten offensichtlich noch ein zentrales, technisches Instrument zur Verhinderung von Terrorakten. Dabei geht es um einen Trojaner für die sogenannte Quellen-TKÜ (Telekommunikations- überwachung). Das meint das Abfangen internetbasierter, verschlüsselter Kommunikation über Internet, etwa über Dienste wie Whatsapp. Darüber berichteten am Mittwoch auch «Stuttgarter Zeitung» und «Stuttgarter Nachrichten». So einen Trojaner müssten die Beamten etwa auf ein Smart- phone spielen, von dem die Kommunikation ausgeht. Betroffen wäre die laufende Kommunikation. Der Landtag hatte im November 2017 nach langem grün-schwarzen Tau- Die Grünen hatten in den Verhandlungen mit der CDU durchgesetzt, dass ziehen um die Details ein novelliertes Polizeigesetz beschlossen. Es trat am nur Trojaner verwendet werden dürfen, die nicht gleichzeitig die umstritte- 8. Dezember in Kraft. Damit bekamen Polizei und Verfassungsschutz in Ba- ne Online-Durchsuchung ermöglichen. Die Online-Durchsuchung ist im Süd- den-Württemberg neue Befugnisse an die Hand, um mögliche Terrorakte westen nicht erlaubt. SPD-Innenexperte Sascha Binder sagte: «Stand heute früh verhindern zu können. Die grün-schwarze Landesregierung war die Ge- gibt‘s diese Software noch nicht.» Beauftragt mit der Entwicklung, die als setzesänderungen unter dem Eindruck des Terroranschlags auf einen Berli- höchst anspruchsvoll gilt, ist das Bundeskriminalamt (BKA). Binder ergänzte ner Weihnachtsmarkt angegangen, bei dem 2016 zwölf Menschen getötet am Mittwoch, die Innenpolitiker warteten bis heute auf den versprochenen worden waren. Nun steht noch einmal eine Novellierung des Gesetzes an, Termin beim BKA, um sich einen fertigen Trojaner anzusehen zu können. um es weiter zu verbessern, wie ein Sprecher des Innenministeriums sagte. Auch Grünen-Innenexperte Uli Sckerl sagte: «Uns ist bisher nicht bekannt, Nach Angaben des Innenministeriums wurden andere Befugnisse aus dem dass eine solche Software vorliegt.» So lange es keine Lösung gebe, die Gesetz bislang zurückhaltend angewandt. Islamistische Gefährder können die Abgrenzung zur Online-Durchsuchung rechtssicher vornehme, gebe es präventiv mit einer elektronischen Fußfessel kontrolliert werden. Das pas- auch keine Quellen-TKÜ. Das CDU-geführte Innenministerium wollte sich siert laut Ministerium derzeit in einem Fall. Das Spezialeinsatzkommando aus «einsatztaktischen Gründen» nicht zum Stand bei der Quellen-TKÜ äu- (SEK) der Polizei kann seit der Gesetzesnovelle Explosivmittel wie Hand- ßern. CDU-Innenexperte Thomas Blenke wies aber den SPD-Vorwurf zurück, granaten einsetzen, um den Weg zu Terroristen frei zu sprengen, die sich die Regierung habe ein Gesetz entwickelt, ohne die Software für die Um- verschanzen. Bislang ist hierzu kein Fall öffentlich bekannt. Innenminister setzung zu haben. «Andersrum wird ein Schuh draus: Niemand würde eine Thomas Strobl (CDU) meinte: «Es war immer und von vornherein klar: Das Software entwickeln, ohne zu wissen, wie nachher die gesetzliche Regelung sind Instrumente, die nicht massenhaft angewendet werden.» Wenn es aber dazu ist.» darauf ankomme, müssten die Sicherheitsbehörden sie haben.

38 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Regional - Baden-Württemberg

Tod im Dienst Neue Gedenkstätte für Polizisten

Von Jens Albes (Text) und Thomas Frey (Foto), dpa

«Er lag vor seinem Tod noch jahrelang im Koma»: Eine Erinnerungs- stätte listet die Namen von 45 getöteten Polizisten seit dem Zwei- ten Weltkrieg auf. Innenminister Lewentz übergibt die Stele nun ihrer Bestimmung.

Büchenbeuren (dpa/lrs) - 2010 erschießt ein Rocker in Anhausen im Kreis Neuwied durch seine Haustür einen Elitepolizisten. Dieser ist das letzte Op- fer unter den 45 Namen der neuen Gedenkstätte für die im Dienst ums Le- ben gekommenen Polizeibeamten in Rheinland-Pfalz. Innenminister Roger Lewentz (SPD) übergibt die Basaltstele bei der Hochschule der Polizei (HdP) neben dem Hunsrück-Flughafen an diesem Freitag (2. November) ihrer Be- stimmung. Frank, ein Polizist, der seinen Nachnamen nicht nennen will, sagt neben der Gedenkstätte: «Rund 350 Gäste werden erwartet, darunter viele Angehörige. Das wird wohl recht emotional werden.»

Der ehemalige Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Ernst Die Projektleiterin für die Gedenkstätte an der HdP, Cornelia Blesius, betont: Scharbach, sagt, die GdP habe schon nach dem tödlichen Schuss von An- «Das ist hier die zentrale Einrichtung der Polizei in Rheinland-Pfalz. Jeder hausen vor achteinhalb Jahren die Gestaltung einer Gedenkstätte angeregt. Polizist beginnt hier seine Ausbildung und kommt später zu Fortbildungen «Man hat verschiedene Orte überlegt, zum Beispiel auch vor dem Polizei- zurück.» Es gehe nicht um Heldenverehrung, sondern um die Erinnerung an präsidium in Mainz, und sich dann für die Hochschule entschieden.» jedes tödliche Schicksal in der Polizei.

Die Gedenkstätte befindet sich vor dem Tagungszentrum der HdP. Nahe ei- nem Baum umringen zehn Basaltblöcke zum Sitzen und Innehalten eine drei Meter hohe Basaltstele mit 45 Bronzetäfelchen mit den Namen sowie Geburts- und Todestagen der getöteten Polizisten. Unten finden sich die Daten des Todesopfers von Anhausen, ganz oben diejenigen des frühesten Todesfalls eines Polizisten im heutigen Rheinland-Pfalz - er ist 1945 kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gestorben.

«Seitdem sind ausschließlich Männer ums Leben gekommen, keine Frau», berichtet Blesius. Ganz unten an der Stele steht auf einer größeren Bron- zetafel: «Erinnerung ist eine Form der Begegnung» - ein Zitat des libanesi- sch-amerikanischen Dichters und Philosophen Khalil Gibran.

Scharbach blickt auf 43 Dienstjahre zurück. In der Schweiz hat er schon vor längerer Zeit eine ähnliche Erinnerungsstätte gesehen: «Andere Länder gedenken sehr viel mehr ihrer getöteten Polizisten und Soldaten. Deshalb ist es gut, dass wir nun auch so eine Gedenkstätte haben.»

Vorangegangen ist ein Projekt mit 35 HdP-Studenten. Dessen Leiterin Ble- sius erzählt: «Die Studierenden haben Akten ausgewertet und in Archiven gestöbert.» Im Tagungszentrum der HdP lassen sich nun auf Bildschirmen Kurz-Biografien der 45 Todesopfer lesen. «Die Studierenden haben dabei Wichtiges gelernt», meint Blesius.

Sie spricht von «ganz vielen tragischen Fällen». Dazu zählen Polizisten, die bei der Aufnahme eines Unfalls oder bei einer Verkehrskontrolle von einem Auto tödlich erfasst worden sind. Oder Polizeibeamte, die bei einer Verfol- gungsjagd ums Leben gekommen sind. Und auch der Kollege, der nach Wor- ten von Blesius 1971 in Kaiserslautern «kaltblütig von der Baader-Meinhof- Bande erschossen worden ist».

Dieser Fall hat genauso wie der tödliche Schuss in Anhausen 2010 die rheinland-pfälzische Polizei besonders aufgewühlt. Ihr Beruf ist und bleibt gefährlich. Scharbach sagt: «Da, wo andere weglaufen, müssen wir hin-

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 39 Regional - Baden-Württemberg fahren.» Er erinnert sich an eine Festnahme, bei der der Beschuldigte im Mainzer Polizeipräsidium plötzlich mit einem im Gürtel versteckten Messer auf einen jungen Polizisten eingestochen habe: «Er lag vor seinem Tod noch jahrelang im Koma. Sein Vater ist nie darüber hinweggekommen.»

Der Todesschütze von Anhausen, damals Präsident eines Hells-Angels-Ver- eins, ist zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Der Bundesgerichtshof hat diese Strafe aufgehoben mit dem Hinweis auf irrtümliche Notwehr, denn der «Höllenengel» habe einen Angriff verfeindeter Rocker befürchtet.

In einem späteren Koblenzer Hells-Angels-Prozess um Revierkämpfe mit Körperverletzung, räuberischer Erpressung und unerlaubten Waffenbesitz hat der Todesschütze im Juni 2018 eine Strafe von drei Jahren und neun Monaten bekommen. Diese ist nach aktueller Auskunft der Staatsanwalt- schaft allerdings noch nicht rechtskräftig: «Insofern gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung fort.»

Land springt bei Schmerzensgeld für Polizisten und andere Beamte ein Tatjana Bojic, dpa

Sie werden beleidigt, bespuckt, verletzt - in besonders schweren zum Bespucken der Beamten und zur Körperverletzung. Zum Teil sei das Fällen wird Polizisten Schmerzensgeld in Höhe von bis zu 10 000 Schmerzensgeld entsprechend hoch. «Wir reden hier durchaus über Fälle, Euro zugesprochen. Nun sollen sie es auch sicher erhalten. bei denen es um 4000 bis 10 000 Euro geht», so Kusterer.

Stuttgart (dpa/lsw) - Ein betrunkener Randalierer verletzt einen Polizisten. Die neue Regelung soll auch bei Angriffen außerhalb des Dienstes greifen - Dem Beamten steht Schmerzensgeld zu, doch der Täter ist zahlungsunfähig allerdings nur, wenn der Angriff aufgrund der Arbeit des Beamten geschah. - dieser Situation sollen Beamte künftig nicht mehr ausgesetzt sein. Am Außerdem sollen alle Beamten darauf zurückgreifen können, beispiels- Dienstag hat die grün-schwarze Landesregierung beschlossen, einen ent- weise ein Lehrer, der von einem Schüler verletzt wird, oder verbeamtete sprechenden Gesetzentwurf in den Landtag einzubringen. Er sieht vor, dass Feuerwehrleute und Rettungskräfte. Nach Angaben des Deutschen Gewerk- das Land in solchen Fällen die Summe des gerichtlich festgestellten Schmer- schaftsbunds (DGB) in Baden-Württemberg wurden 2017 gegen Beschäf- zensgeldes erstattet. Vor allem für Polizisten sei das ein wichtiges Signal, tigte von Rettungsdiensten 165 Straftaten begangen und erfasst, bei Feuer- heißt es beim Südwest-Ableger der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). wehrleuten waren es 18. Beim Innenministerium geht man davon aus, dass sich pro Jahr rund 80 Beamte in der Situation befinden, einen Schmerzensgeldtitel zu haben, aber Insgesamt lasse sich beobachten, dass die Zahl der Straftaten in den ver- das Geld trotzdem nicht zu erhalten. «Es ist schlimm genug, wenn eine gangenen Jahren zugenommen habe, heißt es bei der Gewerkschaft. Des- Polizistin oder ein Polizist im Dienst verletzt wird«, begründete am Dienstag halb sie es positiv, dass Schmerzensgeldansprüche für Gewaltopfer des öf- Innenminister Thomas Strobl (CDU) den Gesetzentwurf. «Wenn das Opfer fentlichen Dienstes übernommen werden sollten. «Allerdings ist auch klar, dann eventuelle Schmerzensgeldansprüche nicht durchsetzen kann, weil dass weitere Maßnahmen folgen müssen», sagte die stellvertretende DGB- der Täter mittellos ist, ist das sozusagen ein zweiter Schlag ins Gesicht der Landesvorsitzende Gabriele Frenzer-Wolf am Dienstag in Stuttgart. So müs- Beamtin oder des Beamten.» Im Ministerium rechnet man mit Kosten von se das Land den Betroffenen bereits vorher Rechtsschutz gewähren; auch rund 100 000 Euro jährlich. Es wäre dann am Land als Dienstherr, sich das sollten Tarifbeschäftigte in die Regelung eingeschlossen werden. Geld vom Täter zurückzuholen.

Mit dem Gesetzesentwurf sei man dabei, die bundesweit polizeifreundlichs- te Lösung auf den Weg zu bringen, sagte Strobl. Das bestätigt auch der Lan- desvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer. «Manche anderen Bundesländer haben zwar ebenfalls solch eine Regelung, doch dort gibt es eine Bagatellgrenze.» So unterstütze beispielsweise Bayern seine Beamten erst ab einem Schmerzensgeldanspruch von mehr als 500 Euro. In Baden-Württemberg hingegen ist keine Mindestschadenshöhe vorgesehen. Die Rechtsschutzhilfe der Polizeigewerkschaft verzeichnet einen steten Anstieg von Schmerzensgeldklagen, sagt Kusterer. «Im vergangenen Jahr waren es rund 1000, dieses Jahr rechnen wir mit 1200 Fällen. Das, was wir täglich erleben und erdulden, ist eigentlich unglaublich.» Es fange klein an mit mangelndem Respekt von Schülern oder einfachen Beleidigungen und gehe hin bis zu harten Beleidigungen mit sexuellem Hintergrund, bis hin

40 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Regional - Baden-Württemberg

Die Neuregelung zum Schmerzensgeld wird auch für die 3600 Beamten in Demnach weist die Polizeiliche Kriminalstatistik Baden-Württemberg für den Justizvollzugsanstalten des Landes gelten. Justizminister Guido Wolf das Jahr 2017 im Südwesten insgesamt 4330 Straftaten gegen Polizeibe- (CDU), bezeichnete die Maßnahme als wichtiges Signal an die Bediensteten amte aus. Das waren geringfügig weniger als noch im Jahr zuvor (4394 im Vollzug: «Auch sie sorgen für die Sicherheit im Land und tragen mit ihrer Straftaten), aber über die Jahre gesehen steigt die Zahl an. So wurden im Arbeit in den Gefängnissen des Landes dazu bei, dass Baden-Württemberg Jahr 2012 insgesamt noch 3794 Straftaten gegen Polizisten gezählt. sicher ist und bleibt.» Zu den Vorfällen gehören in sehr wenigen Fällen Straftaten gegen das Le- Jedes Jahr Tausende Straftaten gegen ben - im Jahr 2017 waren dies jedoch immerhin fünf Fälle. Körperverletzun- gen machen schon mehr als die Hälfte aller Straftaten gegen die Beamten Polizisten im Südwesten aus, und auch Straftaten gegen die Freiheit und sexuelle Selbstbestimmung werden häufig erfasst, ebenso wie Bedrohungen und Widerstand gegen Po- Stuttgart (dpa/lsw) - Eine Frau beißt einem Polizist in die Hand, ein Duo lizeibeamte. verletzt drei Polizisten im Streit, fünf Männer attackieren eine Polizeistrei- fe - diese Auswahl aus Vorfällen der vergangenen Monate zeigt, wie ge- Gemäß dem Paragrafen 114 ist «bei tätlichen Angriffen auf Vollstreckungs- fährlich die Arbeit der Ordnungshüter ist. Dabei muss es sich gar nicht um beamte» eine Freiheitsstrafe zwischen drei Monaten und fünf Jahren mög- große Ausschreitungen wie beim G-20-Gipfel in Hamburg im Jahr 2017 in lich. Steht den Beamten Schmerzensgeld zu und kann der Täter nicht zahlen, Hamburg handeln, als nicht nur Demonstranten, sondern auch Hunderte will künftig das Land einspringen. Das gilt übrigens nicht nur für Polizisten, Beamte verletzt wurden. Gerade auch im ganz normalen Arbeitsalltag leben heißt es beim Innenministerium, sondern für alle Beamten - etwa wenn Leh- Polizisten gefährlich - das zeigen die Zahlen des baden-württembergischen rer von Schülern verletzt werden. Innenministeriums.

Freiburger Kripo-Chef fordert Ermittlung mit Kinderporno-Material Angelika Resenhoeft, Jürgen Ruf, Anika von Greve-Dierfeld, dpa

Erst durch einen anonymen Hinweis kommt die Polizei auf die Spur Freiburg (dpa/lsw) - Um Sexualstraftäter aus der Deckung zu locken, will der der Täter im Freiburger Missbrauchsfall. Den Ermittlern sind oft die Chef der Freiburger Kriminalpolizei mit computergenerierten Kinderpornos Hände gebunden, weil Pädophile im Internet vorsichtig sind. Än- Jagd auf Anbieter solcher Bilder im Darknet machen. «Wer sich in Chats dern könnte das der Gesetzgeber. Das will auch Justizminister Wolf. bewegt, wer sich in diesen Foren bewegt und mitmachen will, der muss Ma- terial liefern», sagte Peter Egetemaier am Montag im «Morgenmagazin» von ARD und ZDF. «Wer das nicht tut, wird sofort erkannt als Polizeibeamter. Das muss man dringend ändern.» Fälle wie der jahrelange sexuelle Mis- sbrauch eines Jungen aus Staufen bei Freiburg könnten so möglicherweise viel schneller aufgeklärt werden.

Unterstützung bekam Egetemaier von Justizminister Guido Wolf (CDU). Die- ser bezeichnete computergenerierte Kinderpornos als wichtiges Instrument für Ermittler im Kampf gegen Missbrauch von Kindern. Der Verfolgungs- druck im Darknet, dem anonymen Teil des Internets, müsse erhöht werden, sagte er. «Computeranimationen sind hier ein wichtiges Instrument, um den Ermittlern Zugang zu diesen Foren zu verschaffen und Kinderpornografie wirksam zu bekämpfen», betonte er.

In dem Fall will das Landgericht Freiburg an diesem Dienstag (9.30 Uhr) das Urteil gegen die Hauptangeklagten - die Mutter und deren Lebensgefähr- ten - sprechen. Sie hatten den Jungen an Vergewaltiger verkauft. Fahnder waren über einen anonymen Hinweis auf den Fall gestoßen. Sie hatten laut Polizei im Internet und im Darknet ermittelt, waren jedoch zunächst nicht weitergekommen.

Verdeckte Ermittler stoßen im Darknet bisher an Grenzen, erklärte der Kripo-Chef. In vielen Foren werden sogenannte Keuschheitsproben verlangt. Damit würden Nutzer verpflichtet, selbst kinderpornografische Inhalte in diese Foren einzubringen, damit sie dort bleiben dürfen. Der Polizei sei das bisher nicht möglich, da es sich dabei um einen Straftatbestand handele. Das behindere Ermittlungen und sollte geändert werden, sagte Egetemaier. Verbrecher nutzten diese rechtliche Lücke bewusst, um unter sich bleiben und die Polizei auf Abstand halten zu können.

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 41 Regional - Baden-Württemberg

Justizministerium hat Bedenken gegen Egetemaier betonte, dass die Polizei keine echten Kinderpornos anbieten wolle. Es gebe mittlerweile computergesteuerte Animationen, die reichten, computergenerierte Kinderpornos um Sexualstraftätern näher zu kommen. «Wir halten es für ein Unding, dass Düsseldorf (dpa) - Das Bundesjustizministerium findet den Vorschlag, Er- wir nicht in der Lage sind, unseren verdeckten Ermittlern im Darknet Ma- mittlern das Hochladen computergenerierter Kinderpornos zu erlauben, terial anzubieten», sagte Egetemaier. «Es gibt dort diesen Satz: Wer da- problematisch. Es gebe «grundsätzliche Bedenken gegen die Legalisierung zugehören will, muss liefern.» Im Kampf gegen Rauschgiftkriminalität sei strafbarer Handlungen für verdeckte Ermittler», sagte ein Ministeriumsspre- das einfacher. Verdeckte Fahnder könnten Drogen anbieten, um Täter zu cher der «Rheinischen Post» (Dienstag). Die Grenze zwischen polizeilichem überführen. und kriminellem Handeln dürfe nicht verwischt werden. «Das Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit des Handelns der Strafverfolgungsbehörde» dürfe Während der Justizministerkonferenz im Juni hatten die Minister über eine nicht erschüttert werden. Gesetzesinitiative diskutiert, die es den Ermittlern erlaubt, computergene- Der Chef der Freiburger Kriminalpolizei, Peter Egetemaier, hatte am Montag rierte Missbrauchsbilder hochzuladen. Entscheiden muss darüber aber das im ARD-Morgenmagazin gesagt, er wolle mit animierten Kinderpornos im Bundesjustizministerium. Die zuständige Ministerin (SPD) Internet Jagd auf Täter machen. solle sich des Themas annehmen, sagte Egetemaier. Es herrsche Handlungs- Um in entsprechende Internet-Foren vorzudringen, müssten Ermittler bedarf. «Wir brauchen hier jetzt schnell Rechtssicherheit, damit die Kinder- kinderpornografisches Material hochladen. Den Ermittlungsbehörden in pornografie im Internet effektiv verfolgt werden kann», betonte auch Wolf. Deutschland ist das bislang verboten. Einige Bundesländer haben das Bun- Egetemaier rief gleichzeitig die Bevölkerung zu Wachsamkeit auf. Bei Kin- desjustizministerium gebeten, eine mögliche Erweiterung der Befugnisse zu desmissbrauch brauche die Polizei Hinweise. Wer Verdächtiges sehe oder prüfen. Wie das Bundesministerium mitteilt, dauert diese Prüfung noch an. wahrnehme, solle die Polizei informieren. Entsprechende Hinweise würden Baden-Württembergs Justizminister Guido Wolf (CDU) gehört zu den Befür- von den Beamten vertraulich behandelt. wortern der Ausweitung. Der Verfolgungsdruck im Darknet, dem anonymen Teil des Internets, müsse erhöht werden.

Gendarm und Kommissar - binationale Polizeiwache am Oberrhein Jürgen Ruf, dpa

Französische Polizisten gehen in Deutschland Streife, nehmen Un- fälle auf und jagen Kriminelle. Sie arbeiten an der Seite von deut- schen Beamten. Rust bei Freiburg ist als Ort für das ungewöhnliche Projekt bewusst gewählt.

Rust (dpa/lsw) - Der französische Gendarm Patrick Aichholzer und sein deutscher Kollege Oliver Gremm arbeiten Hand in Hand. Sie kontrollieren einen jungen Mann aus Frankreich, der mit dem Auto in Deutschland un- terwegs ist. Gegenüber seinem Landsmann, dem Gendarm, gibt sich der Franzose auskunftswillig. Und räumt ein, Drogen dabei zu haben. Aichholzer und Gremm sind Beamte des bundesweit ersten deutsch-französischen Po- lizeipostens. Die Polizeistation in Rust bei Freiburg ist mit Polizisten beider Länder besetzt. Und dient damit als eine Vorzeigewache. Die bisherigen Er- fahrungen sind positiv.

Es ist ein überregional beachtetes Pilotprojekt, das Grenzen und Sprach- barrieren überwindet. Die Polizei in Deutschland kooperiert zwar schon seit Jahren mit der Polizei in Frankreich, etwa bei grenzüberschreitenden Einsät- zen, Fahndungen oder gelegentlich bei gemeinsamen Streifen. Doch Rust ist eine Premiere: Neu ist, dass eine gewöhnliche Polizeistation in Deutschland regulär mit Beamten beider Länder besetzt ist. Franzosen sind hier fester Be- standteil deutscher Polizeiarbeit. Sie sind in weiten Teilen gleichberechtigt, obwohl sie in einer anderen Nation im Einsatz sind.

«Es ist eine gute Zusammenarbeit. Wir lernen sehr viel voneinander», sagt der 48 Jahre alte Aichholzer. Seit 30 Jahren ist der Mann aus Straßburg in seinem Heimatland Polizist. Dienst schiebt er diesen Sommer auf deutscher Seite. In der rund 4200 Einwohner zählenden badischen Gemeinde Rust bil- den acht Polizisten aus Deutschland und zwei Beamte aus Frankreich die binationale Polizeistation.

42 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Regional - Baden-Württemberg

An diesem Tag stehen Autokontrollen an. Ein Wagen mit fünf Insassen wird die Arbeit. «Zumal in einer gemeinsamen Sprache vieles einfacher geht.» angehalten. Es ist ein Mietwagen aus den Niederlanden, besetzt mit Touris- Aichholzer und seine Kollegen aus Frankreich beherrschen aber auch die ten. Die Eltern und ihre zwei Kinder kommen aus Kabul und sind afghani- deutsche Sprache, damit die Kommunikation mit den Polizisten und Bürgern sche Staatsbürger. Die Großmutter im Fond hat einen französischen Aufent- in Deutschland funktioniert. haltstitel und Dokumente in französischer Sprache. In Deutschland tun sich Fragen auf. Gendarm Aichholzer klärt das Problem innerhalb von Minuten. Die deutsch-französische Polizeiwache ist nach Angaben des Innenministe- Er kann direkt Kontakt aufnehmen mit Frankreichs Behörden und hat Zugriff riums zunächst ein Versuch. Sie ist zwar das ganze Jahr besetzt. Polizisten auf dortige Datenbanken. aus Frankreich sind jedoch nur in den Ferienmonaten Juli bis September dabei. Den Rest des Jahres bleiben deutsche Polizisten unter sich. Laufe Mit den Papieren, so das Fazit der Kontrolle, ist alles in Ordnung. Ohne Aich- der Test erfolgreich, kann er laut Ministerium in den kommenden Jahren holzer und den französischen Schutzpolizisten Yohann Conesa, der ebenfalls fortgesetzt werden. in Rust arbeitet, hätte die deutsche Polizei einen großen Aufwand betreiben müssen, um an die notwendigen Informationen zu kommen. Und Sprach- Aichholzer und Gremm, die beiden Polizisten, wären dafür. «Es gibt zwi- probleme hätte es ebenfalls gegeben. schen der deutschen und der französischen Polizei große Unterschiede», sagt Gremm zwar. Dies reiche von der Ausbildung über die Ausstattung bis Rust passe zu dem Modell der binationalen Polizeiwache, sagt der Leiter des hin zu juristischen Abweichungen. «Letztlich verbindet uns aber die gemein- Postens, Martin Baumann. «Es ist ein internationaler Ort.» Die deutsch-fran- same Arbeit.» Die andere Nationalität spiele im täglichen Miteinander so zösische Grenze ist nur wenige Kilometer entfernt. Und mit Deutschlands gut wie keine Rolle. größtem Freizeitpark, dem Europa-Park, befindet sich ein internationales Touristenziel mitten im Ort. Die Franzosen bilden nach den Deutschen hier die größte Gruppe. Rund ein Drittel der Menschen, die in Rust im Sommer unterwegs sind, komme aus Frankreich, sagt Baumann. Es sind Besucher oder Mitarbeiter des Vergnügungsparks, der gleich neben der Polizeiwache ist.

Es ist die Größe einer Kleinstadt, die jeden Morgen nach Rust fährt und abends wieder heim. Täglich kommen laut Baumann bis zu 45 000 Men- schen und mehr als 10 000 Autos in das kleine Örtchen am Rhein. «Damit verbunden sind alle Phänomene einer solchen Stadt - vom einfachen Dieb- stahl bis hin zu schweren Verbrechen und Unfällen.»

Sind Franzosen betroffen, fühlten sie sich wohler, wenn ihnen vertraute Polizei vor Ort sei, sagt Polizeioberkommissar Gremm (48). Das erleichtere

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 43 Regional - Baden-Württemberg

Angriff auf Besucher einer Eisdiele - Ermittlungen wegen Hitlergruß Julia Giertz, dpa

Der mutmaßlich fremdenfeindliche Angriff auf Besucher einer Eis- diele war den Ermittlern zufolge von Nazi-Gebaren begleitet. Das macht den Verdacht gegen einen Polizei-Angestellten noch brisan- ter.

Wiesloch/Heidelberg/Stuttgart (dpa/lsw) - Bei dem mutmaßlich fremden- feindlichen Angriff auf türkischstämmige Gäste eines Eiscafés in Wiesloch sollen laut Staatsanwaltschaft der Hitler-Gruß gezeigt und «Heil Hitler» gerufen worden sein. Dies teilte die Behörde am Mittwoch auf Anfrage mit. Die Polizei ermittelt wegen Verdachts auf Volksverhetzung, Landfrie- densbruch, gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gegen sechs Männer aus dem Rhein-Neckar-Kreis und dem Kreis Karlsruhe. Darunter ist auch ein Tarifangestellter der Polizei. Drei der Verdächtigen rechnet die Polizei der rechten Szene zu. Dazu gehöre aber nicht der Polizei-Mitarbeiter, sagte ein Polizeisprecher. Entscheidung über seine berufliche Zukunft macht das Ressort vom Ergeb- nis der strafrechtlichen Ermittlungen abhängig. «Die Staatsanwaltschaft hat Bei dem Vorfall am 8. September erlitten fünf Gäste des Eissalons nach An- wesentlich größere Aufklärungsmöglichkeiten als wir», sagte ein Sprecher gaben der Polizei Prellungen und oberflächliche Hautabschürfungen. Die von Innenminister Thomas Strobl (CDU). verdächtigen Männer sollen laut Polizei im Rahmen eines Junggesellenab- schieds zunächst fremdenfeindliche Parolen skandiert und politisch moti- Gegen zwei mutmaßliche Rädelsführer der Attacke - 23 und 36 Jahre alt - vierte Schmähgesänge von sich gegeben haben. Danach hätten sie vor dem beantragte die Staatsanwaltschaft Haftbefehle. Sie wurden erlassen, jedoch Eiscafé sitzende Familien teils mit Mobiliar angegriffen. gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Eine 20-köpfige Ermittlungsgruppe der Polizei untersucht den Fall. Es seien Der FDP-Innenexperte und ehemalige Justizminister Ulrich Goll sagte: «Ge- bereits 50 Vernehmungen vorgenommen worden, erläuterte der Polizeispre- fragt sind in erster Linie die Ermittlungsbehörden.» Es sei richtig, den tat- cher. Es würden auch Videoaufnahmen ausgewertet. Bei Durchsuchungen verdächtigen Angestellten der Polizei aus dem Dienst zu nehmen, bis der der Wohnungen der Verdächtigen seien Beweismittel sichergestellt worden. Sachverhalt aufgeklärt sei. Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Hans-Jürgen Kirstein, sagte mit Blick auf Ermittlungen wegen des Verdachts, dass der Hitler-Gruß Die Beratungsstelle Leuchtlinie für Opfer von potenziell rechts, rassistisch gezeigt wurde: «Das ist unerträglich.» Wenn sich der Verdacht gegen den oder antisemitisch motivierten Gewalt- und Straftaten registriert wachsen- Tarifangestellten erhärte, müsse dieser entlassen werden. Sonst werde die de Fallzahlen im Südwesten. Die Zahl der Beratungen stieg nach Angaben Institution Polizei unglaubwürdig. In den Zeitungen «Heilbronner Stimme» der Einrichtung von 141 im Jahr 2016 auf 173 im vergangenen Jahr. Die und «Mannheimer Morgen» (Donnerstag) forderte er ein konsequentes Vor- Organisation rechnet damit, im Gesamtjahr 2018 dieses Niveau zu errei- gehen gegen rechte Tendenzen in der Polizei. Auch die Türkische Gemeinde chen oder zu überschreiten. Stand 19. September 2018 lag die Zahl der verurteilte den Vorfall. «So etwas darf nicht passieren», sagte Sprecher Wer- Beratungen bei 151. ner Schulz. Er warnte aber auch vor vorschnellen Verurteilungen. Polizei-Mitarbeiter wegen Verdachts der Volksverhetzung freigestellt Der 30 Jahre alte Tarifbeschäftigte der Polizei wurde nach Angaben des In- Ein Junggesellenabschied eskaliert: Sechs Männer greifen vorwiegend tür- nenministeriums freigestellt und von allen Aufgaben entbunden. Ihm kann die Entlassung drohen, falls sich der Verdacht erhärtet. Wo genau er bislang Stuttgart_Panificio_Layout 1 20.05.14 09:08 Seite 1 tätig war, gab das Ministerium aus Datenschutzgründen nicht bekannt. Die Panificio Sirignano GbR das ware italienische Brot aus Stuttgart seit 1987

Langwiesenweg 30 • 70327 Stuttgart tel. 0711/463081 • fax. 0711/461093

www.panificiosirignano.de

44 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Regional - Baden-Württemberg kischstämmige Besucher eines Eiscafés an - so die Darstellung der Ermittler. Wo genau der Tarifangestellte aus Baden-Württemberg bislang tätig war, Einer der Verdächtigen arbeitet bei der Polizei. gab das Innenministerium aus Datenschutzgründen nicht bekannt. Es sei der erste Fall dieser Art, sagte ein Sprecher. Die rasche Reaktion solle zeigen, Wiesloch/Stuttgart (dpa/lsw) - Nach einem mutmaßlich politisch moti- dass in der Polizei rechtsradikales Gedankengut keinen Platz habe. vierten Angriff auf vorwiegend türkische Gäste eines Wieslocher Eiscafés Mehrere Funkstreifen nahmen die zum Teil stark betrunkenen Männer un- wird auch gegen einen Polizei-Mitarbeiter ermittelt. Der Tarifbeschäftigte weit des Tatorts fest. Gegen zwei mutmaßliche Rädelsführer im Alter von 23 gehört nach Angaben des Innenministeriums zu einer Gruppe von sechs und 36 Jahren beantragte die Staatsanwaltschaft Haftbefehle. Diese wur- Männern aus dem Rhein-Neckar-Kreis und dem Kreis Karlsruhe. Ihnen wer- den erlassen, jedoch gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. den Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung, das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Der Inspekteur der Polizei, Detlef Werner, betonte: «Mit dem Innenminister Volksverhetzung vorgeworfen, wie die Mannheimer Polizei und die Staat- besteht Einvernehmen darüber, dass aus einem solchen Verhalten umge- sanwaltschaft Heidelberg am Dienstag mitteilten. hend personelle Konsequenzen gezogen werden müssen.» Der ranghöchste Polizeivollzugsbeamte in Baden-Württemberg fügte hinzu: «Nirgendwo in Der 30-jährige Mitarbeiter der Polizei wurde den Angaben des Ministeriums den Reihen der Polizei ist Platz für Straftäter oder fremdenfeindliches Ge- zufolge freigestellt und von allen Aufgaben entbunden. Sollten sich im Zuge dankengut.» des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens die Anschuldigungen gegen ihn erhärten, müsse er mit der Entlassung rechnen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete für den Rhein-Neckar-Kreis, Lars Castel- lucci, erinnerte daran, dass am Montag ein breites Bündnis gegen Rechts zu Der Fall erinnert an den Pegida-Anhänger, der beim sächsischen Landes- einer Demonstration für Toleranz und Vielfalt in Wiesloch aufgerufen hatte. kriminalamt beschäftigt war. Am Rande einer Pegida-Demonstration beim Daran hätten 800 Menschen teilgenommen. Er lobte das Innenministerium Dresden-Besuch von Bundeskanzlerin (CDU) am 16. August für das rasche Vorgehen. Keine Institution sei davor gefeit, dass Beschäftig- hatte er lautstark gegen Aufnahmen eines ZDF-Teams protestiert. In der Fol- te Fehlverhalten an den Tag legten. ge hatten Beamte die Reporter überprüft. Der als Eingriff in die Pressefrei- heit gewertete Vorfall löste bundesweit Kritik aus. Der Mann arbeitet nicht Insgesamt 20 Kriminalbeamte wollen in der Ermittlungsgruppe «Markt- mehr bei der Polizei. brunnen» das Tatgeschehen rekonstruieren.

Polizeigewerkschaft fordert Ausweitung der Schleierfahndung Tatjana Bojic, dpa

Schleierfahndung an der Grenze ist schon jetzt möglich. Die Polizeigewerk- erfahndung ist ein Erfolgsmodell. Die Zahlen sprechen für sich - auch die schaft will das ausweiten - und Schleppern damit das Leben schwer ma- Erfolge bei der Kriminalitätsbekämpfung», sagte DPolG-Landesvorsitzender chen. Ralf Kusterer der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Ob die Bereitschaftspolizei dafür eingesetzt werden könne, sollte man prü- Stuttgart (dpa/lsw) - Zur wirksamen Begrenzung illegaler Einreise fordert fen. Die Landespolizei könne die Aufgabe jedenfalls nicht alleine schultern. die Deutsche Polizeigewerkschaft von Innenminister Thomas Strobl (CDU), «Klar ist aber, dass Aufgriffe innerhalb der Schleierfahndung auch die Arbeit die seit 1996 bestehende Schleierfahndung im Südwesten zu intensivieren. der Polizei erleichtern und zum Erfolg beitragen kann», sagte Kusterer. «Die bayerische Lösung einer konzeptionellen und professionellen Schlei- Ein Sprecher von Strobl sagte, dass anders als zum Beispiel in Bayern eine Unterstützung der Bundespolizei bei der Durchführung von Grenzkontrollen durch die Landespolizei mangels einer speziellen Ermächtigung im Polizei- gesetz rechtlich nicht möglich und derzeit auch nicht beabsichtigt sei. Mo- bile Fahndung und Grenzkontrolle könnten aus Sicht von Kusterer nicht nur illegale Einwanderung bekämpfen, sondern auch der grenzübergreifenden Kriminalität wirksam entgegenwirken. «Wenn der Innenminister sich dazu entscheiden würde, hätte er uns an seiner Seite», betonte Kusterer.

Der Landtag in München hatte am Mittwoch der Gründung der bayerischen Grenzpolizei zugestimmt. Diese darf künftig Kontrollen an der deutsch-ös- terreichischen Grenze durchführen - aber nur mit Erlaubnis oder auf Anfor- derung des Bundes. Darauf hätten sich Staatsregierung und Bund geeinigt, erklärte Bundesinnenminister (CSU) am Sonntag. Unab- hängig kann die bayerische Grenzpolizei demnach nicht agieren, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Insbesondere dürfen die bayerischen Polizisten niemand an der Grenze zurückweisen und nach Österreich zurückschicken. Die bayerische Grenzpolizei startete ihre Arbeit bereits Anfang Juli mit 500

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 45 Regional - Baden-Württemberg

Beamten in Form einer intensivierten Schleierfahndung. Bis 2023 soll die Zahl der Beamten auf 1000 steigen. «Wer die Eingangstüre wie in Bayern Schleierfahndung - seit 1996 in zumacht, der darf nicht die Balkontüre - die Grenze zu Frankreich und der Schweiz - geöffnet lassen», sagte Kusterer. Baden-Württemberg Stuttgart (dpa/lsw) - Ob Schmuggler, Schleuser, Einbrecher, Autodiebe oder Eine Intensivierung der Schleierfahndung wie in Bayern zöge zwingend Drogenhändler: Von den offenen Grenzen innerhalb der Europäischen Union mehr Personal und eine bessere Ausstattung nach sich. «Auch müssten die profitieren seit Jahren auch Kriminelle. Um der Gefahr zu begegnen, führte Kollegen dazu fortgebildet werden», sagte Kusterer. Laut Ministeriumsspre- Baden-Württemberg ein Jahr nach Bayern 1996 die sogenannte Schleier- cher ist die anlassunabhängige Kontrolle eine wirksame Ausgleichsmaß- fahndung ein. Die meisten anderen Bundesländer zogen nach. nahme zum Wegfall der Binnengrenzkontrollen im Schengen-Raum. «Da die Regelung nicht auf einen Grenzkorridor beschränkt ist, ist eine Ausweitung Von Schleierfahndung ist umgangssprachlich die Rede, wenn Polizisten aus derzeitiger Sicht nicht erforderlich.» Passanten oder Reisende ohne konkreten Verdacht - also verdachts- und ereignisunabhängig - anhalten, durchsuchen und Personalien kontrollieren Dem Innenministerium zufolge passt die Landespolizei die Kontrollintensi- dürfen. Es reicht der kleinste Hinweis darauf, dass jemand verdächtig sein tät aufgrund aktueller Lagebewertungen fortlaufend an. «So werden aktuell könnte. Schleierfahnder kommen an Grenzposten, aber auch an Flughäfen, bis zu acht Polizeibeamtinnen und -beamte des Polizeipräsidiums Einsatz Bahnhöfen und in Fernzügen sowie auf Autobahnen, Europastraßen und zusätzlich eingesetzt, um die in der Nähe der deutsch-schweizerischen Gren- anderen Straßen von erheblicher Bedeutung für die grenzüberschreitende ze liegenden Polizeireviere des Polizeipräsidiums Freiburg zur Durchführung Kriminalität zum Einsatz. Solche Kontrollen können jetzt schon im ganzen von verdachts- und ereignisunabhängigen Kontroll- und Fahndungsmaß- Land geschehen - auch in Grenznähe. nahmen zu unterstützen», sagte der Sprecher des Innenministeriums.

Polizisten von morgen? Nachwuchs misst sich in Fitness und Teamgeist Christine Frischke, dpa

Mit Hindernisparcours und Feldbettenlager will die Polizei Ba- an ein Trainingslager erinnert, ist Teil der Nachwuchsgewinnung der Polizei den-Württemberg Jugendliche für den Beruf begeistern. Bei einem Baden-Württemberg. Zum dritten Mal hat sie zur «Polizei-Challenge» auf- Wettkampf in Böblingen geht es um Muckis und Köpfchen. Und gerufen. Mehr als 160 Jugendliche aus dem Südwesten und angrenzenden um Schmerzen. Bundesländern hatten sich um die 99 Plätze beworben.

Böblingen (dpa/lsw) - Mit verschwitzten Gesichtern beugen sich elf Jugend- «Sie sollen viele positive Erlebnisse mitnehmen und davon weitererzäh- liche über ein Klamottenknäuel am Boden. «Was ihr bisher gemacht habt, len», sagt Mustafa Binici, der an der Hochschule für die Personalgewin- war nur zum Warmmachen», dröhnt eine Stimme hinter ihnen. «Und los.» nung zuständig ist. «Wir hoffen natürlich, dass sich einige später hier Auf Kommando schnappen sie sich Jacken und Hosen, binden Ärmel und bewerben.» Nachwuchskräfte sind begehrt: 1800 Ausbildungsplätze gilt Beine der Kleidung aneinander und wickeln alles um zwei Tragestangen. Ei- es, bei der Polizei in diesem und im nächsten Jahr zu besetzen, in der ner setzt sich vorsichtig auf die behelfsmäßige Liege - sie hält. Dann sprintet Vergangenheit waren es nur um die 1100. Die Landesregierung hatte be- der Rest der Gruppe mit ihm obenauf auch schon los. In sieben Minuten sol- schlossen, zusätzliche Stellen zu schaffen. Zudem erhöht sich der Bedarf, len sie so viel Strecke wie möglich mit ihrem Konstrukt zurücklegen. «Jetzt weil viele Polizisten der einstellungsstarken Jahrgänge in Pension gehen. gebt mal Gas», schallt es ihnen nach. In diesem Jahr haben sich dem Innenministerium zufolge 5600 Bewerber gemeldet. Fast hundert Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren mühen sich an diesem Tag auf dem Gelände der Polizeihochschule in Böblingen ab. Sie Angst, zu wenig Interessenten zu haben, hat Binici daher nicht. «In Um- klettern mit kiloschweren Westen über Hindernisse, retten eine Puppe aus fragen zeigt sich immer wieder, wie attraktiv der Beruf für viele ist.» Man dem Wasser, rollen Reifen fast so groß wie sie selbst über die Wiese. Was konkurriere aber stärker als früher mit Unternehmen aus der Wirtschaft.

Gemeinschaftspraxis dr.ulrichmarx UROLOGIE FACHARZT FÜR ORTHOPÄDIE // SPORTMEDIZIN // CHIROTHERAPIE Dr. Ralf Gnann | Dr. Peter Liske

• Vorsorgeuntersuchungen • Erektionsstörungen Filderbahnstraße• Tumortherapie 44 • FertilitätsdiagnostikTel.: 0711 - 71 07 08 70567 Stuttgart Fax: 0711 - 71 72 21 www.uropraxis-stuttgart.de [email protected] dr.ulrichmarx Filderbahnstraße 44 Tel.: 0711 - 71 07 08 SOPHIENSTRAßE 40 // 70178 STUTTGART 70567 Stuttgart Fax: 0711 - 71 72 21 FON: +49-07 11-838 89 40 // FAX: +49-07 11-838 89 415 www.uropraxis-stuttgart.de [email protected] WWW.DR-ULRICH-MARX.DE // MAIL: [email protected]

46 DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 Regional - Baden-Württemberg

Bei der dreitägigen «Challenge» - am Dienstag ging es los - lernen die dert, betont Michael Haug, Bundes- und Landesjugendleiter der Deutschen Teilnehmer die Einsatzgebiete und Aufgaben der Polizei kennen. Sie lassen Polizeigewerkschaft (DPolG). Aber: «Wir stellen mehr ein, ohne dass sich die sich etwa von der Hundestaffel Tricks zeigen oder verfolgen den Einsatz von Bewerberzahlen drastisch erhöht haben. Dadurch bekommen mehr Leute Wasserwerfern. Geschlafen wird auf Feldbetten direkt auf dem Kasernenge- einen Platz, die wir vor Jahren nicht genommen hätten.» lände. Selbst gefordert werden sie bei dem Wettkampf in zehn Disziplinen. Dabei gilt es, Fitness und Teamfähigkeit unter Beweis zu stellen. Wegen der Auch deshalb findet Haug es wichtig, mit Veranstaltungen wie der «Chal- Hitze hat die Polizei einige Anforderungen gesenkt und etwa die Dauer des lenge» für den Beruf zu werben. «Gerade wer nicht weiß, ob er bei der Hindernislaufs verkürzt. Polizei richtig ist, kann sich dort ausprobieren.»

«Ich habe es mir nicht ganz so anstrengend vorgestellt», sagt Anas Debsi, Gut möglich, dass sich unter den Teilnehmern einige der künftigen Nach- nachdem seine Gruppe die selbstgebaute Trage zwei Runden um den Platz wuchskräfte befinden. Pascal Fallert will sich auf jeden Fall nach seinem geschleppt hat. Ein Familienmitglied bei der Polizei hatte den 15-Jährigen Schulabschluss bewerben. «Das ist mein Kindheitstraum, davon bringt mich mit libanesischen Wurzeln für den Beruf begeistert. «Ich kann mir gut vor- nichts ab.« stellen, später zur Bundespolizei zu gehen.»

Auch Pascal Fallert lässt sich von seinen schmerzenden Armen nicht ab- halten. «Das macht echt Spaß, der Zusammenhalt im Team ist toll», sagt der 16-Jährige aus Baden-Baden. «Meine Freunde sehen mich total in dem Beruf, ich kriege von vielen Seiten Unterstützung.» Sein Vater allerdings sei zunächst weniger begeistert von den Berufsplänen gewesen. Wohl auch, weil Übergriffe und Gewalt gegen Polizisten zugenommen haben.

«Mein Vater war anfangs skeptisch», räumt auch Julia Bauer ein. Die 17-Jäh- rige aus der Nähe von Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) schätzt die Abwechs- lung an dem Beruf. «Ich mache gerne Sport und kann das toll verbinden.»

Neben Kraft und Ausdauer ist auch das Denkvermögen gefragt. Die Grup- pe hat kaum Probleme, sich ein Foto detailgetreu einzuprägen und später Fragen dazu zu beantworten. Schwieriger ist Station Nummer vier. «Wer kann Geografie?», heißt es, als es darum geht, Bundesländer und Landes- hauptstädte richtig zu benennen. Während ein Teil der Jugendlichen auf Zeit ein Puzzle zusammenbaut, knobelt der Rest über den leeren Feldern. Bei Thüringen und Sachsen-Anhalt müssen sie schließlich passen.

Wer später zur Polizei möchte, braucht ein Sportabzeichen in Silber und einen Notendurschnitt von 3,2 für den mittleren, 3,0 für den gehobenen Dienst. An den Anforderungen habe sich in der Vergangenheit nichts geän-

DAS BEHÖRDENMAGAZIN Ausgabe 3/2018 47 Sponsoren BM 3-18_Sponsoren MP 1 - 2010.qxd 04.12.18 10:21 Seite 1 DAS BEHÖRDENMAGAZIN

Wir unterstützen Keine Macht den Drogen e. V.

und die Bekämpfung der Drogenkriminalität

Aalen Cashtown/Cashcity • Rest. Defne • Olli´s Bistro • T4YOU mobile communication GMbH & Co. KG • Cashtown/Cashcity Abenberg Reifenhandel Egert Aichach MR-Stb-Gesellschaft • Wittelsbacher-Apotheke Ales- heim Ortner & Stöhr GmbH Alling Heiko Klee Altenkunstadt Motorgeräte Heinecke Althengstett Keck Parkett Altötting Dr. K. Bürger Annaberg-Buchholz Dipl. Med. Mario Meinig Ansbach Le Fiamme • Michae- la Hantke Aschaffenburg Firstwaters GmbH Aschheim Druck Service Gerstl • Dokuho J. Meindl Asperg Lichttechnik Udo Hein Augsburg RA Wolfgang Fahrenbacher-Lutz • Die Baufinanzierer Aying A.R.S. Druck GmbH Bad Aibling Dr. F. D. Hellmund Bad Grießbach Dr. R. Forthauser Bad Lausick Dr. S. Schmidt Bad Liebenzell Easy-Cut Beschriftungen Bad Reichenhall Dr. Ch. Danzl Bad Säckingen Rist. Laterna Bad Salzuflen Cafe Auf der Deele Bad Teinach-Zavelstein Sylvia Salloum Kosmetik-Atelier Bad Tölz Gabriele Göttinger Bad Wildbad Kfz-Weißschuh Bad Windsheim Eiscafe Sole & Luna Bad Wörishofen Prof. Dr. W. Pries Bad Wörishofen Rath, Anders, Dr. Wanner & Partner mbH Baden-Baden Rest. La Casserole • Hörgeräte Basler • Acikkol UG Nahkauf Acikkol • Dr. I. Kath • Griffin´s Pub • Jürgen Falk GmbH & Co. KG • Kurt´s Döneria • Dres. Paulus-Hartmann-Knoll • Dres. Wassmann & U. Paulus Badenweiler Maschenware Regine Klastat • Cafe Gerwing Bamberg Pietät Freudensprung GmbH • Peter Witter • W. Kieselbach • Autoservice Then GmbH • Die Vorsorgeplaner GmbH • Delikatess Müller OHG Bayreuth Hagen Schoder Bechhofen Bau Fischer Bechhofen Schellmann GmbH Beilngrieß Josef Bierschneider • Tenniscenter Neuzell • Robert Wein • Dr. R. Schmid- bauer Bensheim Tipico Norbert Hofmann Berchtesgaden Dr. W. Zern Berlin Bestattungshaus Cladow • Drs. P. & B. & G. Jakubek • Physiotherapie Römisch • K. Sowietzki Ing. Ges. mbH • Dr. B. Schönsee Besigheim Cafe Hirsch Biesenhard Gastwirtschaft Wellheim Bietigheim SBS Markant GmbH & Co.KG • Bistro Chaplin • Bistro Bone Ma • Eissalon Olivier • Gaststätte Treff Bietigheim-Bissingen Cafe Posto • Tip Center • Rest. East • Sanitätshaus Keller GmbH • Grill Imbiss Alexander Birkenfeld Autohaus Walter GmbH & Co. KG Böblingen Sultans Kebab Bogen Dr. B. L. Fuchs Bonlanden MMC Kebaphaus Breisach Autohaus Gutmann GmbH • Nastimotors • ES Gaststätten GmbH-Rist. Neutor BrettenTMC Sensortechnik GmbH • Schnitzel Akademie Bretten Bruchsal Peter Mandel & Markus Wunderlich Bruckberg Michael Schönfelder Brunn Natürlich Wild Buchenbach b. Freiburg CHP Contructions Bühl Abdo Automaten Burgebrach Gemeinde Burgebrach Burgoberbach Schrott Allabar • Dr. Ch. Krieglstein Buttenheim Meusel-Bräu Calw Dr. F. Dietzsch • Heim OHG • Skora Coburg Dr. U. Eberlein • Gasthof Goldene Sonne Coswig Dr. L. Eckardt Cottbus Michaela-Doreen Gereke Crailsheim Linde Bau UG Dachau Kay-Uwe Reuter Steuerberatungsges.mbH Darmstadt Hess Gastro • SAB Trading GmbH • Morbus Gravis Tattoo Datteln Ing.-Büro Dr. Bleiker GmbH Denkendorf J. S. Car Vision Denzlingen Hami Automatenaufstellungs GmbH • Apotheke im Kohlerhof Dettenheim Meier-Ballon GmbH • Dr. K. Wächter Deuerling Allianz Schneider e. K. Dietenhofen Robert Fees • Wening PC Dietfurt Berschl Bau GmbH Dinkelsbühl Onoldia Hausverwaltungs GmbH • BEDA GmbH • Dr. J. Grein • Dr. J. Grein Ditten- heim Stör Steuerungstechnik GmbH & Co. KG Ditzingen Drs. Artmann & Langsch & Bareis • EDEKA Center Matkovic • Gaststätte Spizzico Da Angelo • Spielcasino S1 • Leo Import & Export UG • Zentrum für Kieferortho- pädie • Efem Kebab • Ditzinger Pizza & Kebap DollnsteinBittlmayer Fuhrunternehmen • Bittlmayer Fuhrunternehmen DonauwörthDr. K. Eimannsberger DorstenKlinik AIDA DortmundDr. H. Scheidgen Dürrwangen Montageservice Sven Kader OHG • Heizungsbau Hilpert Düsseldorf Drs. Gelshorn, Borski, Ixkes & v. Kusserow Eckental Drs. H. Zeder & H. Biwank Eggolsheim Markt Eggolsheim Ehingen Schreinerei Fuchshuber Eich- stätt Fahrschule Graf • Praxis Dr. Grimm Eisingen Dr. U. Hübner Elzach Aqua-Service GmbH Endingen L & M Service GmbH • Weber GmbH Engelsbrand Rosen „Apotheke Erfurt Rest. Fellini Vitelloni GbR • Berufs- kleidung Gosda • Rist. Rossini • Eis Cafe Venezia T.E.C. • Brasserie zum Mainzerhof • G. S. Gaststättenbetriebs GmbH Pizza Risto. Eiskaffee Roma • Rist. La Piazzetta Ergersheim Gemeinde Ergersheim Ergolding Dres. Ch. & A. Wild Erlstätt Getränke Schwarz Eschlkam FPG Radsport EsslingenVukee Games GmbH & Co. KG • Bistro & Imbiss Blue Line • Cafe Bar Metropolitan • Pizzeria Al Forno • Reifen Reutter • Kfz-Europa • Cafe Bar P & P. • Cafe Bar Metropolitan • Life is Pain Tattoo • Coffee Bar Small • Gaststätte Treffpunkt • Rest. Theater Cafe • Pop´s Burger & Sports • Gaststätte Zwiebel • Pliensau-Apotheke OHG • Eiscafe Iannuzzi • Mexican Rest. Joe Pena´s EttlingenWerkzeugbau Herrmann • Dipl.-Ing. Elke Haser • E.O.Tec GmbH • Haus Weilgut GmbH • Arcadia Verw.-GmbH Feldkirchen Schnauder GmbH Fellbach New Paradise GmbH Feuchtwangen Orthopä- die Schuhtechnik Horn Filderstadt Schöllkopf GmbH • Dr. J. Väth Forchheim Hair Design Forst Rist. & Pizzeria La Storia Frankenthal Cafe Mirou • ADTV Tanzschule Meyer • Cafe IDEAL • Tabak & Lotto M. Kanbach • Andreas Pozywio e. K. Freiburg Rauscher Druckservice GmbH • Rheintacho Messtechnik GmbH • Küche & Co. Freiburg • Hotel Schemmer • Eis-Cafe Portofino • Russischer Laden Trojka • Gasthaus zum Rauhen Mann • Wer- beagentur Henneberg GmbH & Co.Kg • Skajo Gastronomie GmbH • L’ulivo Ital. Wein- und Lebensmittelhandel • Walter Kienzler • Autoplus • Goldschmiede Kaltschmidt • Homemade Sweet Company • Bluhotel Freiburg • Maria Bar Food Music, Hackl Zapfbar • Ariana-Orient-House GmbH - Stühlinger Supermarkt • El Bolero City • Indian Curryhouse • Lebens Rad GbR • Fahrrad Metzger UG • Mai Garden • Carli & Co Nachf. A. Braunstein KG • Dadan Grill • Restaurant Cigogna Zum Storchen • Hasslers Waldstube • Asia Rest. Onkel Le • Rest. Harmonie • Güven Market Freiburg • Franz Schneider GmbH • Kfz M & R • Hotel Classic Freising Dr. H. Hobmair Freu- denstadt GP Sicherheitsdienst Frickenhausen Markt Frickenhausen Fürth Dr. Ch. Langmann • Physio Team Fürth Verw. UG & Co. KG • J. Lauer Nachf. GmbH & Co. KG Gaimersheim Dr. Hardtke GmbH Gaißach Mon- signore Ludwig Scheiel Garching Cafe & Gelato Garmisch-Partenkirchen Dres. D. & S. D. Wohlmann • Kult Jeans Gärtringen CS Gebäudereinigung & Teppichwaschcenter • Textilreinigung Löwe Geislingen Pizzeria Europa • Gärtnerei Brobeil GeltendorfGasthof Alter Wirt GeorgensgmündCNC Power Heinloth & Stromberger GmbH & Co. KG • MEM GmbH GerlingenZweiradhaus Maier GermeringMlase AG • Mlase AG Germersheim Holger Busch Geroldsgrün Power Lounge Gerolzhofen Franken Werbung Gmund Steuerberatungsges. Oberland mbH Gmund am Tegernsee Probst Baugeschäft Göppingen AS Merkez Süpermarket GmbH • Pri- vileg • Hairstyling by Sternfrisuer • Rest. Orakel • Black Jack Göppingen • Club Lion • Rest. Ergün • Agi Art´s Tattoo • Game World • Tattoostudio Cactus • Golden Star • Juwelier & Reisebüro Aslan • König Kebap & Restau- rant • City Pool • Rest. Casablanca • Rock Cafe Göppingen • Blumen Oase • Goldschmied Ferahyan Gottenheim Cafe & Bistro Gerome´s Graben-Neudorf X7 Shop Gräfelfing RA Stefan Moertl Greding Elko Tours GmbH • Sebastian Koller • Ergotherapie Fiedler Gröbenzell Dr. B. Sommer-Edlinger Großeibstadt Markt Trappstadt Großwallstadt Gemeinde Großwallstadt Grünwald Rudolf & Christoph Otter GmbH • Bettina Böhmler Gundelfingen Dr. H. Behling Gundremmingen Reim-Consulting Gunzenhausen Agentur f. Deutsche Vermögensberatung • Ahorn Apotheke • Griech. Rest. Akropolis • Autohaus Kapfhammer & Rudel UG HaarTyp- wes GmbH Hamm KF Automobile • Bertronic • Uwe Conrad • Praxis Dr. Kewer Haßfurt Kugelfertigung Hoch KG • Drs. R. Bönning & St. Schneider Hassloch Dr. C. Brandner • HERRMANN GmbH & Co. KG • Kabeldeutsch- land Partner Shop Hechingen Dibis Kebap Heidelberg Bistro Joe Molese • Cafe Rossi • Hotel Holländer Hof GmbH & Co. Betriebs-KG • Rada-Coffee Raphael Pulgar-Schwartz • Le Coq Restaurant • Genthner Raumau- stattung GmbH • Dr. B. Thomas • Destille • Mandys Raststätte • Roter Ochse • Klinnilk Medienverknüpfung • Sportiv GmbH & Co. KG Kampmann Heidenheim Habermeyer • Zimmerei Beyer Heilbronn JD Spielautomaten • BO Augenoptik GmbH • Türkisches Bad Pascha Hamam • Saki’s A64 Sportwetten HeilsbronnGartengestaltung Kempf • Steinmetzbertieb Schwarz HeimbuchenthalGemeinde Dammbach (www.spesartraeuberland.de) Heimsheim Tadija Pejic GmbH • RBI GmbH Herrenberg Württembergische Gemeinde Versicherung Franz UG • Dr. J. Betz Herrieden Ing.-Büro Heller Herrsching Auto Pfrogner Heßdorf Quang Thai Tam Hiltpolt- stein Dr. L. Meyer • Ergotherapie Lugbauer Hirschaid Evelyn Pahlitzsch Hockenheim Reisecenter Alltours Höfingen Pizzeria Schweizerhaus Hofkirchen Markt Hofkirchen Höhenkirchen Dr. A. Bodura Hohenwart Automobile Pickl Holzkirchen Dr. Helga Streibl Homburg Dr. W. Metz Höttingen Wiedemann GmbH Hoyerswerda Thomas Lübke Iffezheim NC-TEC GmbH Ingolstadt Bäckerei Erhard • Auto Cataldo • Dr. U. Ritt • Eis Cafe Florian GmbH Ispringen Ehrmann Elektro • Autoservice Gerhardt • Varitec GmbH • Jürgen Morlock Kahl am Main Gemeinde Kahl am Main Kaiserslautern Eiscafe Dolomiten Kamen Ewa Maria Roll Kämp- felbach Siganl-Iduna Wessinger • H. Töpler Karlsbad Steller Tankservice Karlsdorf Sobek CNC Dreh- und Frästechnik GmbH Karlsruhe M & P Transportservice GdbR • Friesen-Apotheke Karlsruhe • Technologiefabrik GmbH • Cafe Emaille-Estedt GmbH • Haarsalon JAN • UBU Bar • Vietnam. Spezialitäten Phò • Nahkauf Thomas Auerswald e.K. • BFT Tankstelle • Spielarena • VIP Security • Copy 90 • Vinzenz Ludwig • Cafe Berry Su • Gast- stätte Pyramide • Kart & Eventcenter Spielmann GmbH • Luca´s Feinkost • Rheingold Karlsruhe • KWM-Kegries Wärmemessungen • Bahnhof Apotheke • The Cage Fight Shop • Rock Shop • Der KofferRaum • Schneider Automaten • Kliver-Maxikauf GmbH • Käsehütte Kaufbeuren Dr. A. Zalibera • Uwe Tietz Naturheilpraxis Kehl D.D.M. Maschinenbau GmbH Kelheim Andreas Schmitzer GmbH Keltern Alurex Geräte GmbH • Edmund Arnold GmbH • MTS More Than Solutions GmbH • Dorring GmbH • Eurosonic Neumann GmbH • Klaus Sessler GmbH Kirchehrenbach Norbert Pusch Kirchenlamitz Dr. A. Reul Kirchheim HaSeSa Hausmanagement • Queens GbR • Kabine 03 • Kirchheimer Reiseservice • Fernsehhaus Dreilich • Heidi´s • Akdeniz Kebap • Postplatz Apotheke Kleinostheim Gemeinde Kleinostheim Knittlingen Schilling Eduard Kolitzheim Gemeinde Kolitzheim Königsbach/Stein Praxis M. Vögele & J. Müller Königsbrunn Rae Gabrielli & Collegen Korntal-Münchingen Ottenbacher KG Kornwestheim Tiptorro • Casino Hollywood • Mrs. Sporty Kornwestheim • Bestattung Friedrich Kranschwitz Dr. K.-P. Lippold Kronach Cafe Riverside Krumbach Bistro-Pizza Denise Kulmbach Eiscafe Milchbar Buonissimo • Tabakwaren Koedel Lahr Kebel Lackierungen • Rist. Gold River • Orthopädie-Schuhtechnik Zorn & Bürkle • Zum Gerber • Zum Kleinen Prinzen Landau Modo-Mode Landshut Peter Kraus • Dr. E. Weishäupl • Trausnitz-Brautmode Langenaltheim Schmidtkonz GmbH Langquaid Ralf Steller GmbH • Christa Damian Laupheim Knauer Automaten Lebach Dr. Waldemar Stern Leimen Bistrorante Pama´s • Tipico Sportwetten Leimen Leinburg Gärtnerei Munkert Leipzig Dr. Thomas Kleinert • Dr. K. Kurszentat Leising Dr. A. Hillmann Lengerich Physio Therapie Zimmermann • Marlies Strätker-Gösling Leonberg Dres. R. Merk & S. Mundinger • Anne Christina Mess • endermaahs GmbH • SigmaData Systeme GmbH • Zeus-Games GmbH & Co. KG • Bellagio Casino Lichtenberg Lichtenberg DOC Lichtenfels Praxis Dr. Simon-Wagner • Optik Flieger Lippstadt Zahntechnisches Labor GmbH Lohr a. Main Stadt Lohr am Main Lörrach Foto Haus Trefzger • Lounge-Rest. Symposium • Dreiland Stickerei • Auto Service Bund Ludwigsburg Mexican Company Ludwigsburg OHG • Top Goal Ludwigsburg • Animatus GmbH • Ratskeller Ludwigsburg • Needles & Pins • Restaurant Kanone Ludwigshafen KfH Nierenzentrum • Restaurant Hemingway´s • Ristorante Pizzeria Milano Mainz Sixties GmbH & Co. Gaststättenbetriebs KG • Dr. R. S. Vogel-Köhler Malsch Benno´s Reha - Fit • Play Point Manching Erika Moor Mannheim Azteca Mexicana GmbH • HPY Bet • Barasti UG • Rest. Marly • The East • ADAG Cafe-Restaurant GmbH • Casino Las Vegas • Drs. D. Riebsamen, P. & R. Krifka • Akdeniz Cafe GmbH Marbach i dipfele • Juwelier Sherazade Oro • Lebe Elektrotechnik Markgröningen a.i.m. all in metal GmbH • a.i.m. all in metal GmbH Markt Berolzheim Kipf & Sohn GmbH • Cafe „No. 25“ • Mühlbach Apotheke Marktredwitz Psychologische Praxis Orlishausen Marxzell Marcus Weiß Maulbronn BoDiRa GmbH • Blumen Martina Herfort Mehlmeisel Gemeinde Mehlmeisel Meinheim Steuerberatungsges. Finanz- conzept GmbH MemmingerbergVerw.-Gemeinschaft Memmingerberg Menden Bonkers Gastronomie GmbH Merzhausen Rest.-Pizzeria Friedrichstal Metzingen Gaststätte Sonne Mistelgau Gemeinde Mistelgau Mistelgau/Glashütten Gemeinde Glashütten Mönsheim Hönes & Müller GmbH • WHF Kompensatoren • Hönes & Müller GmbH Moosburg Fußpflege U. Vogl-Führer • Praxis Stefan Gruber-Candel Mörnsheim Lamm Reisen Mühlacker Magic Electronix Mühltal Alexander Pongratz Mülheim Dr. Waltraud Reckelmann München 4 My Car • RA Regine Luczak • Face & Body • Kfz Reparaturen Maier • Praxis Derma-Hering • Fan-Shop GbR • Bauer & Kleber OHG • Alexander Stoll • Margot Bloch • Dr. N. Panin • Rae Peter Landstorfer & Marion Neusiedler • Physio Fleischmann • Wirth GmbH • Meta GmbH • Praxis Dr.Galia-Groß • Rest. Mr. Asia • Dr. M. Lede- rer • Dr. Th. Schrott • Dr. A. Will • Lubro Star • Minigolf Skiddl • RA Sabine Vortmeyer • Dr. J. Pinder • Dr. P. Haydn • Galerie Rieder GmbH • Dr. A. Obermüller • Josef Winkler GmbH & Co. KG • Rest. Italy GmbH • Lederer Ortho- pädie Technik • Srahlentherapie Nymphenburg u. Füstenfeldbruck • 4 My Car • Dr. M. Eppler-Tschiedel • Drs. W. Bleichrodt & R. Lorch • Massmöbel KARA GmbH • Fritz Kuschel & Söhne GmbH • Landstorfer-Immobilien OHG • Aquila Apotheke • RA Dr. Thilo Zimmermann • Fairplay - Saloon • Riesenfelder Getränke Markt • Gerhard Steichele • Katharina Schmid • Rae Schaumburg & Kollegen • MDC Vertriebs GmbH • Altmann-Santihanser • Ideal Lohnsteuerhilfe e.V. • Eichenlaub GbR • 4 My Car • Regina Ohl Immobilien • Thomas Ohl Finanzdienstleistungen • Barcode GmbH • Dr. W. Körber • Lab4more GmbH • CMT GmbH • Dr. M. Tzelepides • Kanzlei Haber-

48 Ausgabe 3/2018 SUCHTPRÄVENTION FÜR KINDER UND JUGENDLICHE SUCHTPRÄVENTION FÜR KINDER UND JUGENDLICHE Sponsoren BM 3-18_Sponsoren MP 1 - 2010.qxd 04.12.18 10:21 Seite 2 DAS BEHÖRDENMAGAZIN

Wir unterstützen Keine Macht den Drogen e. V.

und die Bekämpfung der Drogenkriminalität

mann • St. Benno-Einkehr Karl Walzl GmbH • Gebr. Wadas GmbH • VVP GmbH • Meta GmbH • Dres. H. Tittus, A. Wenk & M. Ibarra • Rögelein & Partner IGbR • Implen GmbH • RA Maria Dolores Arroyo Masero • Rae Jacob Associates • RA Thomas Thies • BHS Architekten • RA Dr. Günther Engler • Dr. M. Saban Münster Königs-Apotheke • Dres. Ho, Keller, Hötte & Wakat • Vinothek am Theater oHG • Orthopädie Reckermann oHG • System- Kosmetik GmbH • Cavete Münster • Stempel Weichert • Grand´s Cafe • Logo Pädie Lübbe Nagold Praxis Dr. Kabakci • Schmidsche Apotheke OHG • Bar Cucina Il Due • Wettbüro Nagold • Yuksel Frischmarkt • Taverne Myko- nos Neckarsulm Cafe-Bistro Zelle 18 Nersingen Dr. L. Kreiser Neu-Ulm Schubert Apotheke Neu-Ulm Neuburg a. d. Donau Dr. A. Bergmann Neuenbürg Mediznisches Versorgunszentrum Ahmed Khalaf GmbH Neu- endettelsau Dres. B.-E. Raum & K. Hein • Naturheilpraxis Ute B. Walz Neuhausen Tychematix GmbH Neulingen/Bauschlott Fa. Servay GmbH Neuötting Dr J. Kreuz Neustadt Times Shisha-Lounge • Restaurant Poseidon • OSM Heinz Olesch • Günter Brandl Nittendorf Almos Alfons Mosel Handels GmbH Nordendorf Dr. Mario Schöniger NürnbergVcam4 • Vcam4 • Dr. M. Wunderer • Rudolf Bleisteiner & Co. • Taxus Steuerbe- ratungs GmbH • Fleischer-Fachgeschäft S. Skolik • Rae Rau, Schneck & Hübner • Nazar-Kebap-Haus • Kosmetik Studio Larisa Mes • Enpros Consulting GmbH • Saman Aziz • Cafe Jobst • Rae Schnell & Kollegen GbR • Küch- le Kommunikationsdesign Nürtingen Maier & Jurke Uhren u. Schmuck Nürtingen La Buona Forketta Oberaurach Dr. R. Eberhard & W. Eisele Oberhaching EPM GmbH Obing Dr. D. Hohenleitner Oelde Dres. U. Brink- mann & D. Senge Oettingen Däubler Handels GmbH • Tierarztpraxis Ernst Heller Offenbach Dr. B. Sebastian • Gaststätte Biermichel • Schuhhaus Epperlein • Griech. Rest. Zeus Palast • Rainer Kronsbein • Friseur Emrah • Binkies GmbH • Fahrschule V3 • Pain-Department ÖhringenT.A. Systemgastro GmbH Olching Paulus-Kuisle-Giglberger GbR Ostfildern Filder Salzgrotte • Jeles Design • MP Fahrzeugservice Pappenheim Gerstner GmbH Passau Dres. K.-H. Göttl & O. Adjan Pegnitz Dr. G. Dumbach • Apotheke am Schloßberg Petersaurach KBH-Bauelemente GmbH Pfarrkirchen Dr. J. H. Petri Pföring Pollinger Postagentur • Heizungsbau Knö- ferl • Dr. W. Bergermeier Pforzheim Dr. M. Weigand • German Power GmbH • Neue Welt Döner & Pizza • EDEKA Berger • Cafe London • Olas Vegas • Unicat Fashion Store • Logopädie & Ergotherapie Bodden & Hallmann • Dr. I. Krebs • Growhaus GmbH • Provertha GmbH • Island of Tobacco • Christoph-Apotheke • Bar & Cocktails Rosenrot • Vay-Vay Steakhouse • Ceylan Supermarkt • Jet Tankstelle Manzak • Stadt Apotheke Pforzheim • Mecha SYS GmbH • Goldtime Edelmetallhandel • CNC Präzisionsteile Keuerleber • Rae Dr. K. & G. Nonnenmacher & R. Drotleff • Dr. M. Weigand • SC Isolierungen • Fiva-Fliesen GmbH • Hederich Fensterbau + Glaserei • Claudia Pietsch • Klaus Modelle GmbH & Co. KG • Dellentechnik Hachem • Hotel am Theater • Dental Esthetics Erich Vogt • Dolcefumo Pforzheim • MPS Rapid Prototyping GmbH • Praxis Dres. Breuer & Kollegen • Café Prag • DIATEC Diamanttechnik GmbH • Geiger Architektur • Neue Welt Döner & Pizza • Cavas Pforzheim • Gastro Master Aldinger GmbH & Co. KG • DTCG Consulting GmbH • Bachmaier GmbH • BavariaFluid.Systems • The Irish Pub • Nordstadt Apotheke • Roland Vogt • Dieter Setzer • Im Schlupf das Restaurant • Ofen Fischer GmbH & Co. KG • Mast & Oehlert GmbH Pirmasens Physiomed+fit Martin Krebs • Metro & Metro GmbH Planegg Simon Hagl GmbH Planegg, Martinsried Dannenberg Industrie-Versicherungsmakler GmbH Plankenfels Jürgen Arneth Plattling Praxis Dr. Nothaft & Partner • Dr. E. Brucker Pleinfeld HOT Wärme & Service • Pension Zott- mann • Spedition Feil GmbH & Co. KG • Jürgen Werner Pödeldorf Steuerbüro G. Ray Polsingen Kfz Loder Postbauer-Heng Dres. B. Böhmer & Ch. Schmidt Pulheim Dres. H.-P. Rodatus-Petrewitz & J. Scholz Pürgen Schenk & Lang Raitenbuch Bernd Lang GmbH Rastatt Rainer Ganz - Für Haare Regensburg Dr. P. Lehmann-Wittkop • Linke & Hentze GmbH & Co. KG • Seitenwind GmbH • XL Wash Alois Ederer GmbH • Dr. B. Ernst • Daniel Zienert • Karin Osterwinter • Bucher Steuerberatungsges. mbH • Rist.-Pizzeria Nino Verso • Oswald Vymetal • Prof. Dr. W. Niederer • Werbeagentur N. Werthmann Regenstauf Reifen Haas Regenstauf Uhren- Schmuck-Gspahn Reichersbeuern Ulrich Haushofer Reit im Winkl EDEKA Mayer Remchingen Bangusch Dönerproduktion GmbH • Asiatische Spezialitäten DUY • Sauer Schießsportbekleidung • Pebro GmbH • Has- Go GmbH Renningen Leuze & Co Kunststoffbeschichtungen GmbH & Co KG • Woll & Kreativstudio • Ellys Reutlingen Via-A-Vis GmbH • Taverna • Sanitätshaus Nusser & Co. • City-Spielothek • Cafe Zentrale • Olymbic Grill Rheinstetten Fahrner GmbH Röckingen Gemeinde Röckingen Rohr Elektro-Technik-Hummel Rohrbach Strub GmbH • KBW GmbH & Co. KG Rosenheim Lohi Bayern e. V. • Klapprott-Resa & Kollegen Stb. Ges. PartG mbH • Praxis Sigrid Feldl Roßdorf a. Forst Gemeinde Strullendorf Roßtal Pfarrer Wolfgang Jäger Roth Möbelschreinerei Kühnlein • Dr. R. Bauer • LS-Lang & Schmidt OHG • Schiweck & Hufnagel oHG • Bistro Mar- rakesh Röttenbach Gartenbau Fabianek • Dr. H. Mayer & G. Bihler Rottenburg Schwarzer Adler Rest. • Rest. Drei König Rötz Physio Brack RülzheimTorsten Schwab Konfektionierung Rutesheim Lusocar GmbH • Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG Rutesheim Krema Bonholz GmbH & Co. KG Saarbrücken Praxis Gospodinov & Projsner • Presse Emma Huy & Ziplies GbR • Juwelier Iris Jewels & Emotions Saarlouis 7ter Himmel Sas- bach Dr. D. Winterhalter Sauerlach Ursula Wagner Schernfeld Bernhard Biehler Schierling Markt Schierling SchifferstadtTupperware Bezirkshandlung Melanie Ragaller Schnaittach Markt Schnaittach Schnell- dorf Groninger GmbH & Co. KG Schöllkrippen FraRon Electronic GmbH Schömberg Auto Maisenbacher GbR • Apotheke Schömberg Schönau Knut Fiedler • Waldhauser Bräu Schonungen Dr. U. Kilian Schopfloch Schreinerei Ti Ma GbR • H + S Dienstleistungs GmbH SchrambergTierkrematorium Schwarzwald Schwäbisch Hall Bistro Relax Schwanstetten Gerhard Gründler Schweinfurt Cafe Blu Selb Heinrich´s Coffee-Food- Drink-Catering Selm Lierz & Drs. Münzenmeier & Paaris SengenthalTrend Creativ e. K. Sexau BHT Tritschler GmbH Simbach Kfz-Technik Loher e. K. Sindelfingen Cafe & Bar Almstadel • Handy Doktor Singen Dres. B. Oexle & B. Wiesendanger Sinsheim Obsthof Krebs • Ing.-Büro Baumgartner GbR • Obsthof Krebs • Stadt Apotheke Solnhofen Natursteine Friedel GmbH & Co. KG • Dr. Ch. Wünsche Spalt-Großweingarten Spalter Hopfen GmbH Speyer Tipico Sportwetten Speyer • Dentaltechnik Jean-Pierre Coissard • Druckbar • Sozial- u. Erlebnispädagogik Sepia St. Georgen Pflegedienst Schneiderham St. Ingbert Rats-Apotheke St. Leon- Rot Hundherum • Eiscafe Negri Italia St. Peter Gasthof-Hotel Jägerhaus Stadelhofen Hübner-Bräu Staufen Cafe Stadtbächle Stegaurach Heinrich Kißler Straubenhardt Dittler GmbH • Metzgerei Markus Kramer • Sportfreunde Feldrennach Straubing Dr. H. Limbrunner Straufhain Form Metall GmbH Stutensee Lackiercenter Gelmar GmbH • Sener Consulting GmbH Stuttgart Dres. B. Heinrich & E. Schmidt • Apotheke 55 • Gasthaus Im Eimer • Gaststätte Eisenmann • Zinsstag Augenoptik • Hotel Rest. Lindenhof • Nikolaos Sidirourgopoulos • Cafe Rest. Anno 1897 • Arslan-Kebap • Blitzrein • Zahntechniker Jörg Stehr • Wächter Automaten GmbH • Rest. Sultan Saray • Bar-Ristorante Perberro • Physiotherapie Burkhardt • Jack The Ripper Tattoo & Barbershop • Dr. J. Kurz • Monami Sportsbar • Gaststätte Tschäbblaberg • Friseur2000 • AD-SA Sanitär & Heizung GmbH • Thalamus GmbH • Folien-Express • Karastogios Vassilios • China Rest. Kings Palace • Kares Haarstudio • T.H.E Grand Casino Stuttgart GmbH • Neoimpladent Dr. Günther-Hans Gross • Textilreinigung Trieb • Design Media Studio e. K. • Tobi´s GmbH • Erciyes Süpermarket • Denoar Cafe-Bar • Mash Event GmbH • Cafe Bar Momona • Letzte Instanz • Black Ink U.t.h • Cafe Evelina • Kanzlei Soergel & Jauch-Wurster • Optik Sichtbar • INK Station Tattoo • La Piazza - B+T GbR • Bar Cafe Indigo • Sportrest. im Neckarpark • Üharma Import-Export Sulzfeld Badischer Hof Süßen 2-Rad-Köder Theilenhofen Schreinerei Baals Theissing Michael Beer Tie- fenbronn Küchenstudio Rottner GmbH • Leicht + Kilian GmbH • Küchenstudio Rottner GmbH • Birgit Walz & Barbara Dihlmann-Jost • KFZ Krautscheid GmbH Titisee-Neustadt Rest. Pferdestall Titting Gasthof zur Linde TögingTiepner GmbH Traunreut Gerhard Platz Treuchtlingen Dr. J. Glöckel • Obel Natursteine GmbH Tuttlingen Dufner GmbH • Como Coffee & More • Rest. Ilysia • Musti Kebap Pizza haus • Mobilcom Debitel S. Kilinc Übersee Hausarztzentrum Übersee Dr. M. Metz, Dr. S. v. Silva-Tarouca Ubstadt-Weiher Storchen Apotheke Uettingen Gemeinde Holzkirchen Ulm Dres. B. & E. J. Dawid • Bassenge Steuerberatungsgesell. mbH & Co. KG • Rampf Beratende Ingenieure PartGmbB Unna Rist. Pizzeria Canapé Unterföhring Dr. F. Werner Unterhaching Dr. H. Ehrlich • HRS GmbH Unterpleichfeld Gemeinde Unterpleichfeld Vaihingen Kfz-Brin- nig GmbH • Klassikwerk 74 • Big Mama´s Pizza & Kebap House Versmold Dr. A. Sinica Vestenbergsgreuth Markt Vestenbergsgreuth Villingen-Schwenningen Eis - Cafe „Venezia“ • Eiscafe Raben • Hajdli Balkan Grill • Rest. Ratskeller El Greco • Jan Marc Möbius • Hässler GmbH Waiblingen Reifen Öztürk • Ücler´s Autohilfe • Automatenaufstellung Ilias Kamenis Waischenfeld Brauereigasthof Krug Waldkirch Creatif Frisör Wald- kirchenDr. K. Edelmann WallhausenBertenbreiter Gerüstbau WaltershausenHelmut Hey WaltingLandgasthaus Zur Mühle WasserburgDr. F. Amann WassertrüdingenSteffen´s Fahrschule WeibersbrunnGemein- de Weibersbrunn Weidenbach Spedition-Logistik Bauer • Vermögensberatung Christ • Auto Wirth Weihenzell Geyer GmbH • Versicherung Johann Nölp Weil am Rhein CNC Drehtechnik Schiessel • CNC Drehtechnik Schiessel Weil der Stadt JL Fahrzeughandel & Service Weilheim HIC Hock Ingenieur Weiltingen Gasthof Zum Blauen Angler Weimar 36 Pho Co Weingarten City Casino Weingarten Weißenburg Ing.-Büro Kuhn • Dr. R. Lange • Natursteine Ganswindt GmbH & Co. KG • Notariat Helmut Stigler WeißenoheWeber Fertigungstechnik Wernau Bistro-Cafe City • Zeus Casino Wettstetten Kfz Millich GmbH Wiesloch Body Street Wies- loch • Gaststätte Friedrichshof • Rist. Artemis Winden Buro Präzisiondrehteile GmbH Wittlich Dr. R. H. Pschierer Wörth am Rhein Cash Town City • Gasthof-Cafe Arzberg-Stüberl • Dr. W. Kanis • Mürbeth & Tischler Elektro GmbH Zell i. Wiesental Schneider Elektronik Service GmbH Zellingen Markt Zellingen Zirndorf Die Zahnärzte im Weiherhof Zittau Dr. R. Bergmann Zuffenhausen Fanis Werkstatt Zweibrücken Hupfer GmbH • Plan B Gastro & V.A. GmbH • GLOR Graphics and More

Impressum

KARO Verlag GmbH & Co. KG Geschäftsführer: KARO GmbH Druck: Steinbacher Weg 12 SAXOPRINT GmbH 82387 Antdorf Herausgeber: Enderstr. 92c Tel.: 08856 / 935 89 11 Kriminaldirektor a. D. Gero Stoffl 01277 Dresden Fax: 08856 / 935 60 16 Tel: 0351 20 44 444 USt.-ID: DE 297 730 552 Chefredakteur: www.saxoprint.de HR AG München Oliver Bielmeier (V.i.S.d.P.) Alle Bilder Copyright dpa Handelsregister: HRA 103184

50 Ausgabe 3/2018

OBJECTS

MÜNCHEN T. +49 89 2 42 26 00 HEMMERLE.COM

DR_Behoerdenmag_Kerzenleuchter_12_2015_001Seitex1von1 1 07.10.15 09:17