17146 Deutscher – 19. Wahlperiode – 137. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2019

Dr. (A) dann erwarten wir, dass auch ihr mitmacht und wir diesen Wenn es trotzdem nur begrenzt funktioniert, dann ist die (C) klugen Bundesratsentwurf, der die alte SPD-Forderung Frage, woran das liegt. aufgreift, hier im Bundestag verabschieden können. Wenn wir jetzt sagen: „Wir machen eine Mietpreis- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des bremse und nutzen als Instrument den Mietspiegel, und BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) wir schärfen dieses Instrument, indem wir den Betrach- tungszeitraum verlängern“, dann ist das alles Medizin für Eine gute Woche für die Mieterinnen und Mieter: Wir diese Krankheit, aber noch nicht die Heilung. Deswegen haben die Mietpreisbremse verlängert, wir haben sie ver- macht es schon Sinn, dass wir Maßnahmen ergreifen, die schärft. Wir haben die Maklergebühren halbiert. Und hier dämpfend wirken. Aber wenn wir uns darauf verlassen verlängern, erweitern wir jetzt den Betrachtungszeitraum würden, dass wir auf diese Weise bezahlbaren Wohnraum bei den Mietspiegeln um zwei Jahre. Eine gute Woche für schaffen, dann kann ich nur sagen: Das ist ein Irrglaube. – die Mieterinnen und Mieter. Wir müssen beides machen. Wir müssen in der Über- Vielen Dank. gangszeit, wo es nicht genug Angebot gibt, zusehen, dass die Mieten nicht überborden, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall des Abg. Christian Kühn [Tübingen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: und wir müssen dafür sorgen, dass es genügend Anreize Der letzte Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist zum Bauen gibt: der Kollege Karsten Möring, CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) von der Bereitstellung des Bodens bis zu einer vernünf- tigen Rendite. – Das alles sind Maßnahmen, die wir brau- Karsten Möring (CDU/CSU): chen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei Ein paar Bemerkungen zu einigen Vorrednern. Lieber allem, was ich in dieser Debatte von der Opposition Kollege Kühn, Sie sprachen von 680 000 Menschen ohne bisher gehört habe, gibt es einen Punkt, dem ich zustim- Wohnungen. Sie haben vergessen, zu erwähnen, dass un- me, nämlich dass der Markt, so wie er sich im Moment gefähr 440 000 davon Geflüchtete in Gemeinschaftsun- darstellt, offensichtlich nicht ausreicht, genügend Woh- terkünften sind, die dabei mitgezählt sind. Wenn Sie mit nungen, auch nicht genügend bezahlbare Wohnungen, zur Zahlen arbeiten, machen Sie es zielgenau und ehrlich. (B) Verfügung zu stellen. (D) Man kann dann sagen: „Es sind immer noch zu viele“ – Ich habe an anderer Stelle bei den zahlreichen Debat- da würde ich Ihnen sogar zustimmen –; aber übertreiben ten, die wir in den letzten Monaten geführt haben, schon Sie es nicht. Man muss auch noch den Blick für die Rea- einmal das Bild benutzt – das will ich noch einmal benut- lität haben. zen –, dass der Markt im Wohnungsbau krank ist. Er ist (Beifall bei der CDU/CSU) nicht ausgeglichen; Angebot und Nachfrage sind nicht ausgeglichen. Die Frage, wie man eine solche Krankheit Frau Lay, wenn wir den Betrachtungszeitraum tatsäch- heilt, ist ganz einfach: Wir brauchen mehr Wohnungen. lich auf die von Ihnen geforderte Dauer und auf sämtliche Mietverhältnisse ausdehnen würden, dann käme dabei (Beifall bei der CDU/CSU) zunächst einmal heraus, wie preiswert die Bevölkerung Das praktische Problem ist: Wer ist „wir“? „Wir“ ist insgesamt wohnt. nicht der Bund. „Wir“ ist nicht dieses Parlament. Das, ( [DIE LINKE]: Dann würden die was wir machen können, ist, Regelungen, Rahmenbedin- Mieten sinken! Das wäre mal was!) gungen zu schaffen, die andere dazu animieren, zu bauen. Und „andere“ kann heißen: Kommunen mit ihren Woh- Denn es gibt so viele alte Mietverhältnisse, die preiswert nungsbaugesellschaften, privatwirtschaftliche, gewinn- sind. Nur: Wenn Sie darauf aufbauen und sagen: „Dann orientierte Unternehmen, Genossenschaften, Privatver- darf man auch nur 10 Prozent mehr verlangen“, dann mieter – all die sind gemeint. Damit die das tun, verschaffen Sie den Mietern keine Atempause, sondern brauchen sie die Perspektive, dass es sich für sie lohnt; dann sorgen Sie dafür, dass der Wohnungsmarkt einen denn keiner schmeißt Geld aus dem Fenster. Das ist unser Atemstillstand hat. Problem. (Caren Lay [DIE LINKE]: Das ist doch Wenn ich mir in den einzelnen Ländern die Rahmen- Quatsch!) bedingungen, die geschaffen wurden, anschaue, dann kann ich nicht erkennen, dass sie überall einen zusätz- Dann ist er nämlich tot, weil dann in der Tat keiner mehr lichen Wohnungsbau fördern. Wir als Bund geben viel baut. Das ist nicht das, was wir brauchen, und auch nicht Geld ins System in die Länder hinein. Die Länder geben das, was wir erreichen wollen. Die Bestandsmieten stei- was dazu. gen, aber unser Problem sind die Neuvermietungen. Des- wegen ist es richtig, dass wir die Bezugsgröße für die (Caren Lay [DIE LINKE]: Das ist doch nicht Mietpreisbremse bei den Neuvermietungen verändern, viel Geld! Das ist 1 Milliarde im Jahr!) um damit die Ausschläge zu verkleinern. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 137. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2019 17147

Karsten Möring (A) (Caren Lay [DIE LINKE]: Das ist doch Zusatzpunkt 8. Abstimmung über die Beschlussemp- (C) Quatsch! Das macht die Mietpreisbremse fehlung des Ausschusses für Recht und Verbraucher- doch!) schutz zu dem Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Mietenexplosion stoppen – Bestandsmieten de- Aber noch einmal: Der entscheidende Punkt ist: Dies ckeln“. Der Ausschuss empfiehlt hier in seiner Beschluss- ist nur ein Hilfsmittel und nicht die Lösung unseres Prob- empfehlung auf Drucksache 19/4664, den Antrag der lems. Die müssen wir auf andere Weise suchen. Fraktion Die Linke auf Drucksache 19/2516 abzulehnen. (Caren Lay [DIE LINKE]: Haben Sie über- Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind haupt verstanden, worum es hier geht?) wieder die Koalition sowie die FDP und die AfD. Gegen- probe! – Grüne und Linke. Enthaltungen? – Keine. Die Ich will gar nicht gegen Berlin polemisieren; das wäre Beschlussempfehlung ist angenommen. sehr einfach und sehr billig. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf (Caren Lay [DIE LINKE]: Das ist einfach Drucksache 19/15264 an die in der Tagesordnung aufge- falsch, was Sie sagen!) führten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es weitere Über- weisungsvorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ver- Aber wenn Berlin das Geld nimmt, um Wohnungen zu- fahren wir so, wie vorgeschlagen. rückzukaufen, anstatt das Geld zu nehmen, um Wohnun- gen zu bauen, dann kann ich dazu nur sagen: Rechnen Ich rufe die Zusatzpunkte 9 bis 11 auf: können da manche offensichtlich nicht. ZP 9 Erste Beratung des von den Abgeordneten Roman (Beifall bei der CDU/CSU – Caren Lay [DIE Johannes Reusch, , Fabian LINKE]: Ja, Sie ja offenbar auch nicht!) Jacobi, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der AfD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Rechtsextremismus-Datei- Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Gesetzes Vielen Dank, Herr Kollege Möring. – Ich schließe die Aussprache. Drucksache 19/16052 Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun- Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Inneres und Heimat (f) desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Verlän- Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz gerung des Betrachtungszeitraums für die ortsübliche Vergleichsmiete. Der Ausschuss für Recht und Verbrau- ZP 10 Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord- neten Roman Johannes Reusch, , (B) cherschutz empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschluss- (D) empfehlung auf Drucksache 19/15952, den Gesetzent- Stephan Brandner, weiteren Abgeordneten und wurf der Bundesregierung auf Drucksachen 19/14245 der Fraktion der AfD eingebrachten Entwurfs ei- und 19/14978 anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die nes Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbu- dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzei- ches chen. – Das sind CDU/CSU – und SPD-Fraktion. Wer Drucksache 19/9234 stimmt dagegen? – Das sind Bündnis 90/Die Grünen, FDP und AfD. Enthaltungen? – Die Linke. Der Gesetz- Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus- entwurf ist damit in zweiter Beratung angenommen. ses für Recht und Verbraucherschutz (6. Aus- schuss) Dritte Beratung Drucksache 19/11239 und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – ZP 11 Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord- Das ist wieder die Koalition: CDU/CSU und SPD. Wer neten Dr. Christian Wirth, , Marc stimmt dagegen? – AfD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen. Bernhard, weiteren Abgeordneten und der Frak- Enthaltungen? – Die Linke. Damit ist der Gesetzentwurf tion der AfD eingebrachten Entwurfs eines Ge- angenommen. setzes zum Verlust der deutschen Staatsbür- gerschaft bei Eintritt in eine terroristische Zusatzpunkt 7 b. Abstimmung zu der Beschlussemp- Organisation fehlung des Ausschusses für Recht und Verbraucher- schutz auf Drucksache 19/15952. Der Ausschuss emp- Drucksache 19/11127 fiehlt unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus- die Ablehnung des Antrags der Fraktion Bündnis 90/ ses für Inneres und Heimat (4. Ausschuss) Die Grünen auf Drucksache 19/14369 mit dem Titel „Rechtssichere regionale Mietobergrenzen für ange- Drucksache 19/16144 spannte Wohnungsmärkte ermöglichen – Mieterinnen und Mieter in bestehenden Mietverträgen schützen“. Hier ist wiederum eine Aussprache von 30 Minuten Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind beschlossen. die Koalition, die FDP und die AfD. Gegenprobe! – Ich eröffne die Aussprache. Es beginnt für die AfD- Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltungen? – Die Linke. Fraktion der Kollege . Die Beschlussempfehlung des Ausschusses ist damit an- genommen. (Beifall bei der AfD)