BRGÖ 2019 Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs

Marion DOTTER, Wien

Die Tiroler Frage in St. Germain und die Folgen*

The Tyrolian Question at the Peace Conference of St. Germain and its outcomes On 10th September 1919, the Austrian government ratified the peace treaty of St. Germain and thereby also confirmed the division of the county of into three (two Austrian and one Italian) parts. This decision, negotiated and fixated between Italy and its allies in the First World War, had a long history rooted in the 19th century as well as wide-ranging consequences after the First World War. This article will analyse the complex developments in Tyrol before and after the peace treaty with a focus on the immediate post-war-period. Keywords: Division of Tyrol – Minority rights – Nationalism – Post-World War I history – Tyrol

Einleitung und die italienische Besatzungszeit, sondern vor allem die Teilung ihres Landes verkraften Im November 1918 schrieb der an der Italienfront musste, brachte diese Zeit dramatische und trau- stationierte, österreichische Soldat Bernhard Veitl matische Erfahrungen. in sein Tagebuch: „Der Frieden naht. Endlich, Ziel dieses Textes ist es, Licht auf diesen Augen- endlich! Die Bedingungen sind sehr, sehr hart. blick des verdichteten Wandels zu werfen, um zu Aber was wird übrigbleiben. [...] So hätten wir verstehen, was sich für die Menschen veränderte, denn den Krieg verloren. Österreich zerfällt! […] welche Stabilitäten sie dabei aber gleichzeitig Was ich in den letzten 24 Stunden mitmachte, vorfanden oder sich selbst schufen. Die politi- spottet jeder Beschreibung. Es war ein völliger schen Entscheidungen, die in Saint Germain in Zusammenbruch. Wilde, regellose Flucht.“1 Bezug auf Tirol getroffen wurden, sowie deren Der Friede, so sehr er auch ersehnt wurde, bedeu- Konsequenzen für die Region, sollen längerfristi- tete für die Angehörigen des ehemaligen Habs- gen kontinuierlichen Entwicklungen, die über burgerreiches auch eine tiefgreifende Ernüchte- die Zäsur des Friedensvertrages hinausreichten, rung. Ihre Opfer waren vergebens gewesen, ganz gegenübergestellt werden. im Gegenteil veränderte sich die Welt um sie herum nun in unerwarteter Geschwindigkeit. Gerade für die Bevölkerung Tirols, die nicht nur den Frontverlauf entlang der eigenen Grenze

* Ich danke Stefan Wedrac, dass ich mich an dem For- lung zu dem Projekt, Anita Ziegerhofer für die freund- schungsprojekt „Die rechtliche Bedeutung des Vertra- liche und liebevolle Aufnahme darin. Schließlich gilt ges von St. Germain“ als Archivbeauftragte, an der mein Dank Jana Osterkamp, die mir zum Teil noch un- selbstständigen Publikation „Der hohe Preis des Frie- publizierte Texte für die Abfassung dieses Beitrages dens. Die Geschichte der Teilung Tirols“ als eigenstän- zur Verfügung gestellt hat. dige und gleichberechtigte Co-Autorin sowie an der 1 Tiroler Archiv für photographische Kunst und Doku- wissenschaftlichen Konferenz „Die Konsequenzen des mentation (TAP) Lienz, Sammlung Bernhard Veitl, Ta- Vertrages von St. Germain“ als Referentin beteiligen gebuch. konnte. Andreas Gottsmann danke ich für die Vermitt- http://dx.doi.org/10.1553/BRGOE2019-2s352 Die Tiroler Frage in St. Germain und die Folgen 353

Die Tiroler Frage in St. Germain dung eines Völkerbundes aus.6 Zur Verwirkli- chung dieser Idee benötigte er die Zustimmung Die Bestimmungen des Vertrages von Saint Ger- seiner Kriegspartner, wollte sie aber auch durch main waren der Endpunkt einer langen Reihe die Unterstützung der neu entstandenen Staaten von Diskussionen und Forderungen, die die itali- Osteuropas, vor allem Jugoslawiens, stärken. enische Politik seit dem 19. Jahrhundert bewegt Dementsprechend sah er die Notwendigkeit, Ita- hatten: Die Irredentisten drängten auf eine „Be- lien Zugeständnisse zu machen, ohne im östli- freiung der unerlösten Gebiete“ und eine endgül- chen Adriaraum zu großzügig zu agieren.7 Er tige Festlegung der italienischen Grenzen im überließ der italienischen Delegation daher rela- Norden der Apenninenhalbinsel,2 die Imperialis- tiv rasch Südtirol bis zur Brennergrenze, sowie ten versuchten Italiens Stellung im „Konzert“ der das Puster- und Sextnertal.8 Diese Entscheidung europäischen Großmächte zu festigen.3 Diese An- konnte die Italiener jedoch nicht befriedigen: strengungen kulminierten zunächst im Vertrag Nach langwierigen Verhandlungen um die An- von London, in dem die Alliierten – Großbritan- sprüche im Adriaraum, insbesondere um die Ha- nien, Frankreich und Russland – 1915 dem Kö- fenstadt Fiume, und einem moralischen Appell nigreich für seinen Kriegseintritt zahlreiche Zu- Wilsons an die italienische Bevölkerung, verließ geständnisse, unter anderem „le Tyrol cisalpin deren Delegation die Konferenz, nur um wenig avec sa frontière géographique et naturell (la später unter noch schlechteren Voraussetzungen frontière du Brenner)“ machten.4 zurückkehren zu müssen.9 Rasch setzte sich da- Mit dem Krieg veränderten sich aber auch die Po- her die Vorstellung eines „verstümmelten Frie- sitionen der Italiener und ihrer Bündnispartner: dens“ durch, der der jungen Nation das verwehrt Während erstere die schweren Verluste und das hatte, was ihr schon im Zuge des Risorgimento Leid der Bevölkerung durch noch größere Forde- zugestanden wäre. Tatsächlich waren es aber die rungen kompensieren und der nationalistisch italienischen Politiker selbst, die ihre eigenen, aufgeheizten Bevölkerung nach den Kampfhand- großen Erwartungen nicht erfüllen konnten.10 lungen einen diplomatischen Sieg präsentieren wollten,5 hatte die Intervention der USA den Konflikt in eine globale Auseinandersetzung um Die Legitimation der eine gerechtere Weltordnung verwandelt. Insbe- sondere der amerikanische Präsident Woodrow Entscheidungen von St. Germain Wilson, der mit seinen 14 Punkten die Grundli- Durch den Ersten Weltkrieg entstanden aus dem nien des neuen Friedenskonzeptes geliefert hatte, großen Vielvölkerreich der Habsburger eine sprach sich (zumindest implizit) für das „Selbst- Reihe kleinerer Vielvölkerstaaten. Neben beson- bestimmungsrecht der Völker“ und für die Grün- ders deutlichen Beispielen, wie der Tschechoslo- wakei und dem SHS-Staat, hat auch Italien mit

2 RUSINOW, Italy's Austrian heritage 15. Pustertal und Sexten siehe: TLA, Nachlass Franz Schu- 3 VOLPI, Lost Victory 321f. macher, Position III: Bericht an die Tiroler Landesre- 4 GIANNINI, Documenti 8. Zum Vertrag von London gierung vom 3. 6. 1919. siehe etwa: HARMAT, Treaty of London. 9 Für die italienische Position auf der Friedenskonfe- 5 THOMPSON, White War 388; MCMILLAN, Friedensma- renz siehe etwa: MCMILLAN, Friedensmacher 371–405; cher 372. ALBRECHT-CARRIÉ, Italy 59–200; ZIVOJINOVIC, America. 6 Siehe dazu weiterführend: WAGEMANN, Scheitern. 10 VOLPI, Lost Victory 326–329. 7 Siehe dazu mit weiteren Literaturhinweisen: DOTTER, WEDRAC, Der hohe Preis 113–116. 8 Siehe zu den genauen Zusammenhängen und der Po- sition Wilsons: SCHOBER, Tiroler Frage 71–124; Zum

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den Slowenen und den Südtirolern zwei Minder- zur Dreiherrnspitze. Die Idee einer eindeutigen heiten gewonnen, die es nun in das Staatsgebilde Wasserscheide, die Süd von Nord und damit den zu integrieren galt. Die Alliierten in Saint Ger- mediterranen vom mitteleuropäischen Raum main, die mit dem Selbstbestimmungsrecht der trennt, ist auch im Vertrag von Saint Germain ein Völker geworben hatten, und die Nationalpoliti- wesentlicher Referenzpunkt der Grenzbestim- ker der neuen Einzelstaaten schufen so „little Em- mungen.15 Nichtsdestotrotz war der genaue Ver- pires“. Diese plötzlich entstandene ethnische und lauf der Wasserscheide nicht immer eindeutig zu sprachliche Vielfalt mussten die politischen Eli- erkennen, weshalb für die Festlegung und Ver- ten mit neuen Nationserzählungen legitimieren.11 markung der Grenze der sogenannte österrei- Wesentliche Vorarbeit in diesem Bereich hatte in chisch-italienische Grenzregelungsausschuss ge- Italien der Irredentist Ettore Tolomei aus Rove- schaffen wurde.16 Die langwierigen Inspektionen reto geleistet. In seiner, seit 1906 jährlich erschie- und Diskussionen dieser internationalen Kom- nen Zeitschrift „Archivio per l´Alto Adige“ baute mission über einzelne Grenzabschnitte zeigen al- er auf historische Traditionen und gab dem von lerdings, dass die angeblich aus der Natur her- ihm beanspruchten Südtirol willkürlich ein itali- vorgehenden Grenzmerkmale nicht selten künst- enisches Gepräge. Ziel der Publikation war es, lich sichtbar gemacht oder rekonstruiert werden der Leserschaft auf der Apenninenhalbinsel die mussten. Ein Mitglied des österreichischen Region in geschichtlicher, geographischer, kultu- Grenzregelungsausschusses schrieb in sein Tage- reller und sprachwissenschaftlicher Hinsicht nä- buch: „Im Großen und Ganzen hielt sich der ital. herzubringen und dabei das italienische Element Unterkommissär strenge an die Wasserscheide, in der Vergangenheit und Identität Südtirols her- die an nicht klaren Punkten fast meterweise ab- vorzuheben.12 Mit dieser zweifelhaften Lesart gepflockt wurde […]. Erst, als ich auf die Kompli- konnte sich Italien bei den Friedensverhandlun- ziertheit und Gekünsteltheit einer solchen Staats- gen schließlich durchsetzen, zu der Vorstellung grenze hinwies, hatte sich der ital. Unterkommis- einer ethnisch-linguistischen Grenze, die den an- sär […] zu ganz wenig toleranter Anschauung geblich homogenen Nationalstaat umrahmen bekannt.“17 sollte, gesellte sich aber auch das räumliche Kon- zept einer natürlichen Grenze. Diese sollte dem italienischen Königreich zusätzlich Schutz gegen Autonomie und Eingliederung Deutschland bieten,13 wurde – wie es in den In Saint Germain wurde aus Italien also ein mul- Quellen heißt – „aus den natürlichen Bodenkon- tiethnischer Staat, eine Entscheidung, die für die figurationen“14 abgeleitet und von den italieni- deutschsprachige Bevölkerung eine unerträgli- schen Verhandlern in Saint Germain am Alpen- che Ungerechtigkeit bedeutete. Viele Südtiroler hauptkamm entlang der Wasserscheide verortet, empfanden die Einverleibung durch Italien als ei- also vom Reschenpass über die Ötztaler Alpen nen unehrlichen Sieg, da diese das Gebiet nicht und den Brennerpass zu den Zillertaler Alpen bis erobert hätten, sondern lediglich einmarschiert

11 JUDSON, Habsburg 564–576; OSTERKAMP, Welche 14 OeStA, AdR, BKA-I SL Zentralgrenzkommission, Selbstbestimmung 23. Mai 2018, Wien. Für Osteuropa 1919–1924, 8048, 1d/8. siehe dazu auch: JUDSON, Constructing nationalities. 15 VStG, II. Teil, Österreichs Grenzen, Art. 27. 12 ROMEO, Fluß 164. Kritisch zu bewerten ist der Text 16 Siehe dazu: DOTTER, WEDRAC, Der hohe Preis 161– von PALLABAZZER, Archivio per l'Alto Adige 11. Zu To- 190; KÖNIG, Festlegung; EGGER, Teilung Tirols. lomei und seiner Zeitschrift siehe auch: FRAMKE, Im 17 ÖStA, AdR, BKA-I SL Zentralgrenzkommission, Kampf um Südtirol. 1919–1924, 8053, 5b/105. 13 SCHOBER, Tiroler Frage 36, 80, 121.

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wären.18 Misstrauen und Ablehnung gegenüber Vor dem Krieg wurde das Trentino als Teil des den sogenannten „Welschtirolern“ hatte es schon Kronlandes Tirol überwiegend von Innsbruck vor dem Krieg gegeben, durch den immer wieder aus verwaltet und verlangte seit dem 19. Jahr- beschworenen Verrat Italiens an den Mittelmäch- hundert eine föderale Landesteilung von Tirol ten und die veränderten politischen Verhältnisse mit einem eigenen Landtag,25 die Deutschtiroler nach dem Krieg verschärften sich die Gegensätze weigerten sich aber stets beharrlich eine „poli- zwischen den Bevölkerungsgruppen aber wei- tisch-historische Individualität Welschtirols“ an- ter.19 zuerkennen.26 Nach 1918 hatten sich die Verhält- Unmittelbar nach der Unterzeichnung des Ver- nisse, wie gesagt, ins Gegenteil verkehrt: Die trages von Saint Germain begannen daher die deutschsprachigen Südtiroler pochten auf ihre Autonomieverhandlungen für die neue Pro- Autonomie, die Trentiner auf die Einheit der Re- vinz.20 Die Südtiroler Vertreter fuhren mit großen gion. Die Situation blieb allerdings unverändert: Erwartungen nach Rom, erhoben sie doch um- Die vereinigte Provinz bestand weiterhin,27 auch fangreiche Forderungen nach einem eigenen weil die jeweiligen Zentralregierungen in Wien Landtag, Landesausschuss und Wahlkreis.21 Man und Rom vor wie nach dem Krieg die Gefahr zu wollte in allen wichtigen Bereichen, beispiels- großer föderaler Zugeständnisse erkannten: weise bei der Gesetzgebung, der Verwaltung, Diese konnten zu Segregation und Separation den Ordnungshütern, der Schule, der Landwirt- führen.28 schaft oder den Ortsnamen, den Status quo erhal- Nichtsdestotrotz war die lokale, von der Region ten, eine Einheit mit Italien sollte lediglich außen- ausgehende Herrschaftsausübung vor allem un- politisch, fiskalisch und juristisch vorherrschen.22 mittelbar nach dem Krieg wichtig, um das Zudem nahm das Autonomiekonzept keine Machtvakuum nach dem Wegfall des Imperiums Rücksicht auf die italienische und ladinische zu füllen und das Überleben der Menschen zu si- Minderheit in Südtirol.23 Diesen weitreichenden chern. In Österreich, das in besonderem Maße Maßnahmen, die beinahe zu einer Eigenstaatlich- von einer Hungerkatastrophe bedroht war,29 be- keit Südtirols geführt hätten, konnten und woll- mühte sich Tirol, das schon unter den Habsbur- ten die Italiener nicht entsprechen – nicht zuletzt, gern große Eigenständigkeit besessen hatte,30 da- weil vor allem im Trentino die Kritik an einer ei- her beispielsweise um eine unabhängige Versor- genständigen Provinz Südtirol stetig verschärft gungspolitik und stand bei Verhandlungen um wurde.24 Lebensmittellieferungen mit Nachbarstaaten

18 AUGSCHÖLL, Villanderer Geschichte 79; Siehe dazu 21 SOLDERER, Faschistenbeil 21f. die Aussagen vieler Zeitzeugen, beispielsweise von 22 Für den vollständigen Autonomieentwurf des Deut- Anna Amschl: „Sowie das wunderschöne Südtirol im schen Verbandes vgl.: ANONYM, Autonomiebestrebun- ersten Weltkrieg an die Italiener verloren. Sie haben es gen 1f. nicht erobert, sondern uns Südtirolern genommen, ein- 23 CORSINI, LILL, Südtirol 87. fach einmarschiert.“, Dokumentation lebensgeschicht- 24 PARTELI, FONTANA, Geschichte des Landes Tirol 70– licher Aufzeichnungen, Institut für Wirtschafts- und 72. Sozialgeschichte, Universität Wien, Anna Amschl; 25 SCHOBER, Geschichte des Tiroler Landtages 257. Aber auch zahlreiche Zeitungsberichte, z. B. HOCH- 26 BIER, Autonomiekampf 431. ENEGG, Zusammenbruch 5. 27 SOLDERER, Faschistenbeil 23. 19 Zu der antiitalienischen Propaganda Österreich-Un- 28 OSTERKAMP, Reich ohne Eigenschaften 456. garns während des Krieges und der Idee des „unehrli- 29 PALME, Wirtschafts–und Sozialgeschichte Tirols 384– chen Sieges“ siehe ÜBEREGGER, Kulturelle Mobilisie- 386. rung. 30 Siehe dazu: LENTZE, Problematik 938f. 20 PARTELI, FONTANA, Geschichte des Landes Tirol 60f, 65f; DI MICHELE, Italianisierung 70f.

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nicht selten in Konkurrenz zum Bund.31 Das Ver- „wegen Südtirol völkerrechtlich auf seine staats- hältnis zwischen Innsbruck und Wien war dem- rechtlich-historische Souveränität“ und zwang entsprechend schlecht, da man in Tirol die Zent- Wien zu einem „föderalen Kompromiss“, durch ralregierung nicht nur für die hohen Kriegsver- den die Bundesländer die Beteiligung an Gesetz- luste und die Niederlage verantwortlich machte, gebung und Verwaltung erreichten.37 sondern auch die weitere Lebensmittelabgabe in den Osten des Staates verweigerte.32 Unter dem Titel „Tirol den Tirolern“ schrieb der „Allge- Kontinuität und Neubeginn meine Tiroler Anzeiger“: „Einundfünfzig Mo- Obwohl Italien die Autonomieforderungen der nate Weltkrieg haben Tirol und den Tirolern nur Südtiroler abgewehrt hatte, war der Staat bei der allzu bitter gelehrt, was es von Wien zu erwarten Verwaltung der neuen Provinz auf die vorhande- hat! Eine gänzlich unfähige, nicht dem Volke, nen, imperialen Strukturen angewiesen. Unmit- sondern nur dem Großkapital dienende Zentral- telbar nach dem Ersten Weltkrieg setzten die Ita- regierung […]. Das arme Land Tirol hat aber am liener eine Militärkommission in den besetzten allerschwersten gelitten, weil es das patrio- Gebieten ein, die die Verwaltung der Territorien tescheste [sic!] war und deshalb – am schlechtes- noch unangetastet lassen sollte, da sie vor der ten behandelt wurde!“33 Unterzeichnung des Vertrages von Saint Ger- Dadurch verstärkte die Hungerkatastrophe in Ti- main offiziell noch nicht zu Italien gehörten. Dies rol dessen Autonomie- und Anschlusstenden- bezog sich allerdings insbesondere auf die Ge- zen,34 wobei man auch in diesem Bereich auf be- meinde- und Bezirksbehörden, bei staatlichen In- kannte Traditionen und Narrative zurückgreifen stitutionen war die Handhabe des italienischen konnte: Das „Deutschtum“ als nationales Identi- Militärs dagegen weit größer.38 tätskonzept speiste sich im Tirol des 19. Jahrhun- Sowohl unter der Militär-, als auch unter der im derts aus sehr unterschiedlichen Quellen und be- Sommer 1919 eingesetzten Zivilverwaltung für zog sich beispielsweise auf das österreichische Südtirol wurde auf umfassende Entlassungs- Kaisertum, auf Deutschland sowie auf das Land und Ausweisungswellen noch verzichtet, wohl Tirol.35 Dementsprechend wurde in der Presse aber kam es zu Drohgebärden der verantwortli- auch noch nach dem Krieg offen über die voll- chen italienischen Behörden, die die Menschen kommene Eigenständigkeit des Landes, ebenso verunsicherten und ihre Arbeit erschwerten.39 wie über einen Anschluss an die Schweiz oder Obgleich die Forschung immer wieder auf die die Weimarer Republik diskutiert.36 Obwohl administrativen Kontinuitäten zwischen dem diese Pläne fehlschlugen, konnte Tirol sein Ziel Habsburgerreich und seinen Nachfolgestaaten doch zumindest teilweise erreichen: Es berief sich

31 PALME, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Tirols 384– 36 Die deutsche Gendarmeriemannschaft, Tirol den Ti- 386. rolern 1. 32 VERDORFER, Zweierlei Faschismus 26; SCHOBER, Tirol 37 OSTERKAMP, Welche Selbstbestimmung; OSTERKAMP, 133, 152f. Reich ohne Eigenschaften 444. 33 Die deutsche Gendarmeriemannschaft, Tirol den Ti- 38 DI MICHELE, Unvollkommene Italianisierung 16. rolern 1. 39 Ebd. 122. Für Beispiele siehe: FONTANA, Unbehagen 34 Zu der Anschlussfrage Tirols zwischen 1918 und 184–200. 1938 siehe weiterführend: ALBRICH, EISTERER, STEININ- GER, Tirol und der Anschluss. 35 COLE, HEISS, Unity vs. Difference 53–56; Für die Lo- yalität zu Kaiser und Tirol siehe den Aufruf von ANO- NYM, Tiroler und Tirolerinnen 10.

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hinweist40 und tatsächlich auch in Südtirol die al- gelten sollte.43 Man verlangte von den neuen Mit- ten zunächst meist die neuen Beamten waren, bürgern daher einen Treuebeweis und eine Iden- stellte sich die italienische Machtübernahme für tifikation mit dem italienischen Staat, um die Be- die Betroffenen oft nicht einfach dar. In diesem amten sozusagen „umzuprogrammieren“.44 Sinne beschrieb der Brixner Gemeindebeamte Trotz der bereits erwähnten personellen Konti- Anton Just das Ende des Habsburgerreiches als nuität, konnte man so einen Neubeginn unter persönlichen Identitätsverlust: „Der Zusammen- veränderten Vorzeichen kreieren. Wie gesagt, lie- bruch des österreichischen Heeres, der sich vor ßen sich davon aber nicht alle Amtsträger beein- unseren Augen abrollte und damit der des alten, drucken: Der Bürgermeister von Obermais er- völkerverbindenden Reiches erschütterte mein klärte den italienischen Verantwortlichen nach im Grillparzer-Geist gebildetes Vaterlandsemp- dem Ablegen des Eides, „dass ich diese Eidesleis- finden auf´s schwerste. […] Ich musste notge- tung lediglich als Erfüllung einer Formalität in drungen später Italienisch lernen, um die neu ihre Hände abgelegt habe, nicht aber etwa als eingeführten Gesetze und Verordnungen, die Ausfluss eines frohen inneren Gefühles […]. Eine nur italienisch erschienen, verstehen und im Liebe zu Ihrem Reich und Ihrer Regierung kön- Amte durchführen zu können.“41 Seine Vorstel- nen Sie nicht verlangen“.45 Damit zeigte er, dass lung vom Beamtentum war mit der Donaumo- ein solcher, für ihn erzwungener Eid an seiner in- narchie untergegangen, die italienische Regie- neren Einstellung nichts ändern konnte. rung empfand er als unterdrückendes Regime, dem er sich nicht zugehörig fühlte. Wie für den zitierten Anton Just war es für viele Widerstand von allen Seiten Beamten schwer vorstellbar, unter einem neuen, Solche Vorfälle der Südtiroler Öffentlichkeit wa- bislang feindlichen Regime zu dienen. Den ren keine Seltenheit. Immer wieder fanden Par- Bruch, der sich daraus ergab, versuchten manche teien, Vereine oder Einzelpersonen die Gelegen- zumindest „symbolisch“ abzufedern und eine heit, ihrem Unmut gegen die italienische Herr- Art innere Kontinuität zu schaffen – so beispiels- schaft Ausdruck zu verleihen und symbolische weise mit Hilfe der Eidesleistung. Im Habsbur- Gesten für die Revidierung des Vertrages von gerreich war von jedem Beamten bei Amtsantritt Saint Germain zu setzen.46 Insbesondere die ka- die Ablegung eines Eides eingefordert worden, tholische Kirche fühlte sich berufen, der Südtiro- mit dem diese ihre Loyalität zum Kaiser be- ler Politik mit ihren Forderungen unterstützend schworen.42 Nach dem Zusammenbruch der Mo- zur Seite zu stehen. In der Habsburgermonarchie narchie und der Annexion Südtirols verlangte war Tirol jenes Land, das die größte Verwebung Italien eine neuerliche Ablegung des Amtseides, zwischen dem Klerus und der Politik aufgewie- da die Loyalität nun nicht mehr dem österreichi- sen hatte. Die Fürsterzbischöfe, die bis zum Ende schen Kaiser, sondern dem italienischen König des Ersten Weltkriegs Teil des Tiroler Landtags

40 JUDSON, Habsburgermonarchie 323; GOLDINGER, 43 DI MICHELE, Unvollkommene Italianisierung 91–93, Zentralverwaltung 117. 106. 41 Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnun- 44 BECKER, Eid als Loyalitätsprogramm. gen, Institut für Wirtschafts – und Sozialgeschichte, 45 ACS, PCM, UCNP, 73, 8/19, Giuramento e contegno Universität Wien, Anton Just, Aus meinem Denken, del Sindaco di Obermais. Werden und Weben (Linz 1931). 46 Siehe dazu Beispiele bei DOTTER, WEDRAC, Hoher 42 HEINDL-LANGER, Josephinische Mandarine 93; GOL- Preis 228–230. DINGER, Zentralverwaltung 117. Zum Eid siehe weiter- führend: PRODI, Sakrament.

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waren, setzten sich im 19. und frühen 20. Jahr- ten sprachen sich immer vehementer für eine ent- hundert für die „Erhaltung der Glaubensein- schiedene Italienisierung Südtirols aus, da nur heit“, also gegen eine Religionsfreiheit für Protes- diese einen neuerlichen Verlust der Provinz ver- tanten in Tirol, ein.47 Nach 1918 fand auch die Kir- hindern könne.53 Schließlich nahmen sie das Ge- che plötzlich geänderte Verhältnisse vor: Unter setz in ihre eigenen Hände: Noch vor der Macht- einer liberalen und als antiklerikal verschrienen ergreifung Mussolinis in Rom marschierten seine italienischen Zentral- und Provinzialregierung48 Anhänger 1922 in Bozen ein, nahmen das Rat- sah man sich gezwungen die deutschsprachige haus in Besitz und zwangen den deutschsprachi- Bevölkerung in ihren Autonomiebestrebungen gen Bürgermeister der Stadt, Julius Peratoner, zu unterstützen, um nach einer Legitimierungs- zur Abdankung.54 Aus dem Wunsch heraus, den krise im Ersten Weltkrieg die eigene starke Posi- „verstümmelten Sieg“ von Saint Germain in ei- tion in der Südtiroler Gesellschaft zu erneuern.49 nen Triumph zu verwandeln, wollten Mussolini Immer wieder wurden kirchliche Feiertage, Feste und seine Anhänger den „letzten Krieg des Risor- und Prozessionen politisch umgedeutet und gimento“ zu Ende führen. Sie warben mit einer ihnen damit ein Protestcharakter gegeben. Beson- „neuen Gesellschaft“, die aus der „Revolution“ dere Bedeutung hatte diesbezüglich das im Juni des Krieges hervorgegangen sei, beriefen sich stattfindende Herz-Jesu-Feuer, ein Brauch, der gleichzeitig aber auf bekannte Argumentationen bereits bei seiner Entstehung Ende des 18. Jahr- und Schlagworte des 19. Jahrhunderts.55 hundert den Tiroler Widerstand gegen eine fremde Herrschaft symbolisiert hatte.50 Die italienische Reaktion auf solche Aktivitäten Resümee verschärfte sich mit der Zeit zusehends: Das ita- Der Bozner Sebastian Weberitsch berichtete über lienische Königreich hatte in Saint Germain mit die Konsequenzen für Tirol: „Nun kamen trau- dem Erwerb Südtirols zwar einen Sieg errungen, rige Tage für Bozen: der Einmarsch der Faschis- die neue Provinz entwickelte sich aber zu einer ten. Ich erlasse es mir, sie zu beschreiben. Dem Schwachstelle des liberalen Staates, da er nicht fä- deutschsprachigen Volk in Südtirol wurde seine hig war, die Minderheit zu integrieren. Die nati- Sprache genommen, und damit ist alles gesagt.“56 onalen Überzeugungen, die vor und während Erneut verstummte ein Zeitzeuge ob der großen des Krieges geschürt wurden, hatten sich ver- und beängstigenden Veränderungen, die sich vor selbstständigt und waren außer Kontrolle gera- seinen Augen abspielen. Die vier Jahre, die zwi- ten.51 Die italienische Regierung wurde zwischen schen den Erinnerungen des österreichischen den Forderungen und der Ablehnung der Südti- Soldaten Bernhard Veitl zu Beginn dieses Textes roler sowie dem polemischen Drängen der auf- und jenen des Arztes Sebastian Weberitsch lie- steigenden Faschisten aufgerieben und machte gen, begannen und endeten für Südtirol mit ei- sich handlungsunfähig.52 Vor allem die Faschis-

47 SCHOBER, Geschichte des Tiroler Landtages 235–237; weiterführend: SCHLAGER, Kult und Krieg. Zur Rolle HEISS, Evangelische Gemeinde 622. der Kirche und des Klerus im Tirol der Zwischen- 48 So beispielsweise der Generalzivilkommissar der kriegszeit siehe beispielsweise: GELMI, Tiroler Kirche. neuen Provinz, Luigi Credaro: ANONYM, Ernennung 51 RUSINOW, Italy's Austrian heritage 2f. 24; LAMA, Credaro 1. 52 Ebd. 68; LECHNER, Eroberung 35f, 234f. 49 HEISS, Kirche 88f. 53 TOLOMEI, Senato e Alto Adige 306. 50 ACS, PCM, UCNP, 56, 8/2, Alto Adige. Situazione 54 LECHNER, Eroberung 217–229. Festa S. Cuore, Manifestazione Antitaliana; DI MI- 55 THOMPSON, White War 387–389. CHELE, Unvollkommene Italianisierung 88f. Siehe dazu 56 WEBERITSCH, Aus dem Leben 552.

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nem Bruch, können aber insgesamt als Über- Abkürzungen: gangsphase verstanden werden. Von den Tradi- ACS Archivio Centrale dello Stato, Roma tionen und Kontinuitäten der Habsburgermonar- PCM Presidenza del Consiglio dei Ministri, Roma chie war diese ebenso geprägt, wie von den nati- TAP Tiroler Archiv für photographische Kunst onalen Tendenzen des 19. Jahrhunderts. Wäh- und Dokumentation, Lienz rend das Land noch mit den Entbehrungen des UCNP Ufficio Centrale per le Nuove Province, Roma Ersten Weltkrieges und dem unerwarteten Herr- Siehe auch das allgemeine Abkürzungsverzeichnis: schaftswechsel zu kämpfen hatte, warf der Fa- [http://www.rechtsgeschichte.at/files/abk.pdf] schismus bereits seine Schatten voraus. Der Vertrag von Saint Germain erscheint in die- sem Gefüge als Vollstrecker größerer und langle- Literatur: biger Prozesse, die sich bereits vorbereitet und ANONYMUS, Ernennung eines italienischen Statthalters nun konkrete Auswirkungen auf die Bevölke- von Südtirol, in: Neue Freie Presse Nr. 19794 v. rung hatten. Wie in vielen anderen Regionen Eu- 24. 7. 1919, 24. ropas konnte das Abkommen auch entlang der ANONYMUS, Autonomiebestrebungen der Deutschsüd- tiroler, in: Allgemeiner Tiroler Anzeiger Nr. 287 v. neuen österreichisch-italienischen Grenze keinen 16. Dezember 1919, 1f. dauerhaften Frieden stiften – ganz im Gegenteil: ANONYMUS, Tiroler und Tirolerinnen!, in: Allgemeiner Wie schon während des Krieges, waren die Men- Tiroler Anzeiger Nr. 254 v. 3. 11. 1928, 10. schen auch danach mit Gewalt, Lebensmittel- René ALBRECHT-CARRIÉ, Italy at the Paris Peace Confer- knappheit und Vertreibung konfrontiert.57 Die ence (Hamden 1966). Worte Anton Justs bewahrheiteten sich daher in Thomas ALBRICH, Klaus EISTERER, Rolf STEININGER (Hgg.), Tirol und der Anschluss. Voraussetzungen, dramatischer Weise: „Das Sehnen, das der lange Entwicklungen, Rahmenbedingungen 1918–1938 Krieg nach dem Frieden zeitigte, es wurde (= Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte 3, schwer enttäuscht. Nach dem Krieg der Waffen Innsbruck 1988). kam der scheußliche Krieg der Geister des Hasses Petra AUGSCHÖLL, Eine vielandere Geschichte? Die Vil- landerer Geschichte. Die Geschichte eines Südtiro- und der Gewalt.“58 ler Bergdorfes im Zeitraum von 1918–1945 (phil. Dipl., Univ. 1999). Peter BECKER, Der Eid als Loyalitätsprogramm. Vor- Korrespondenz: trag im Rahmen des Workshops „Der Eid in der öf- fentlichen Verwaltung“ 2. und 3. November 2017, Mag. Marion DOTTER Wien am 2. November 2017 [unpubliziert]. Collegium Carolinum Karl BIER, Der Autonomiekampf der Welschtiroler und Hochstraße 8 (2. Stock) die Stellung der deutschen Parteien und Regierun- D-81669 München gen, in: Veröffentlichungen des Museum Ferdinan- [email protected] deum in Innsbruck 16 (1936/1938) 417–525. ORCID-Nr. 0000-0002-9746-5693 Laurence COLE, Hans HEISS, Unity vs. Difference. The Politics of Region-Building and National Identities in Tyrol 1830–1867, in: Laurence COLE (Hg.), Differ- ent Paths to the Nation. Regional and National Identities in Central Europe and Italy 1830–70 (Ba- singstoke 2007) 37–59. Andrea DI MICHELE, Die unvollkommene Italianisie- rung. Politik und Verwaltung in Südtirol 1918–

57 JUDSON, Habsburgermonarchie 322. Aufzeichnungen, Anton Just, Mit den Wellen des Le- 58 Universität Wien, Institut für Wirtschafts- und Sozi- bens. Mein Lebenslauf. Zweiter algeschichte, Dokumentation lebensgeschichtlicher Teil [97], [98] 41.

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Die Tiroler Frage in St. Germain und die Folgen 361

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