musikprotokoll.ORF.at IM STEIRISCHEN HERBST, GRAZ PROGRAMMBUCH

mp17 Programmbuch_166x240.indd 1 05.09.17 16:48 http://musikprotokoll.ORF.at INHALT infos/programm/biografien/archiv Vorwort 2 Homages 4 Patrick Pulsinger / Andrea Sodomka / Peter Ablinger / Peter Herbert / Mia Zabelka / Max Nagl / Christian Fennesz / dieb13 / Bernd Klug / Bernhard Lang / Veranstalter / Organizers Olga Neuwirth / Demi Broxa / Elisabeth Harnik / Mira Lu Kovacs / Elisabeth Schimana Primen 14 Peter Jakober / Ferdinand Schmatz / Gerd Kenda

„dieses Echo“ 22 Fotos aus 50 Jahren musikprotokoll 24 mp 1968/2017 60 Kooperationen / Co-operations composedconfusion 64 Ensemble PHACE 68 Francesco Filidei / Christof Dienz / Hannes Kerschbaumer /Pierre Jodlowski

deranged orchestra / Ornamentrauschen 76 Studio Dan 80 Oxana Omelchuk / George Lewis

Quatuor Diotima 86 Enno Poppe / Rune Glerup / Mikel Urquiza / Petr Bakla / Alberto Posadas

Tanzmusik für Fortgeschrittene 96 50 Jahre musikprotokoll

Peter Herbert & Barry Guy 102 Crystal Sounds Lab 106 Aleph Quartett / Barry Guy / Maya Homburger 110 Zeynep Gedizliogˇlu / Frantis˘ek Chaloupka / Marko Nikodijevic / Mauricio Sotelo

The Sound of the Internet of Things 118 Josef Klammer / Seppo Gründler / Stefan Doepner

Förderer / Supporters Händl Klaus beim musikprotokoll 122 Anna Meredith 124 Electric Dreams 126 SiS_Mic 130 Happy New Fear 134 Medienpartner / Media partners Battle-ax & Jung An Tagen / Thomas Ankersmit 138 Ö1 Sendungen 146 www.skug.at Service: Tickets & Orte 147 musikprotokoll 2017 – english 148 Kalendarium 160

1 musikprotokoll 2017

Leitung: Stehlen, Elke Tschaikner (AT) Kuratiert von: Träumen, Susanna Niedermayr (AT) Elke Tschaikner (AT) Christian Scheib (AT) Tanzen Fränk Zimmer (AT/LU) Inhaltliches und Thematisches zum musikprotokoll 2017 musikprotokoll..at

Wir feiern 50. Geburtstag. Aber deswegen blicken wir nicht zurück. der unerwarteten Art. Künstler wie Stefan Fraunberger und Andreas Produktion: Wir wollen auch bei der 50. Ausgabe mit vielen jungen Künstler/innen Trobollowitsch vertreten mit performativen Installationen bezie- steirischer herbst die Zukunft im Auge behalten. Sogar bei der einen Ausnahme zu dieser hungsweise ritualhaften Konzerten die Künstler/innen-Plattform Österreich 1 Feststellung ist das so: Um Geburtstag zu feiern, spielt das RSO Wien im „SHAPE“, ein Projekt des Festival-Netzwerkes ICAS, das heuer eben- ORF Steiermark Stefaniensaal des Grazer Congress kein Konzert, sondern spielt auf zum falls einen runden Geburtstag feiert: Vor zehn Jahren wurde es vom Tanz. Im Ernst. Die Tanzenden sind die Besucher und Besucherinnen des musikprotokoll mitbegründet. Last but not least findet im Stiegen­ In Kooperation mit: musikprotokoll im steirischen herbst, also das Publikum. ­Getanzt wird haus des großartigen Stadtwerke-Hauses im Grazer Zentrum ein Kunstuniversität Graz, Ö1 Kunst- nach Musik von Komponist/innen wie ­Johanna Doderer, ­Jorge Sanchez- musikprotokoll-Projekt statt, das in Zusammenarbeit mit dem Aus- radio, Deutschlandradio Kultur – Chiong, Johannes Kalitzke, Gerald Resch, Gerhard E. Winkler, auch trian Cultural Forum New York entsteht: 15 österreichische Musik­ Hörspiel/Klangkunst, CTM Festival, Bernd Richard Deutsch und Johannes Staud sind unter denen, die schaffende gestalten eine Hommage an Musikerpersönlich­keiten, SHAPE – Heterogeneous Art and neue Stücke für das Format Tanzmusik für ­Fortgeschrittene mit dem die eng mit der Stadt New York verbunden sind. Olga Neuwirth zu Performance in Europe, ICAS – Inter- RSO Wien schreiben. Selbst wenn wir also in leichter Jubiläumsir­ onie Patti Smith, Andrea Sodomka zu Yoko Ono, Patrick Pulsinger zu national Cities of Advanced Sound, auf ein so altes Format wie einen „Ball“ zum ­Geburtstagsfeiern Philip Glass, Peter Ablinger zu Morton Feldman ... Austrian Cultural Forum New York, zurückgreifen, schauen wir musikalisch natürlich augenzwinkernd EUNIC, Holding Graz, ­fluxguide, in die Zukunft. Oder zumindest in die Gegenwart. Das Motto des steirischen herbstes „Rückblicke, Ahnungen & Auf- Akademie Graz, designforum brüche ins Unbekannte“ inspirieren das musikprotokoll im Jubilä- ­Steiermark, AVL Cultural Foundation, Von Mittwoch – mit einer großangelegten Uraufführung von Peter umsjahr, aber das musikprotokoll lässt die orchestrale Tanzmusik Goethe-Institut, SoCCoS – the Sound ­Jakober zur Eröffnung – bis Sonntag spannt sich rund um diesen und unsere Feierlaune titeltechnisch und projektbezogen ein wenig of Culture, the Culture of Sound ­Tanzabend ein Reigen von Ur- und Erstaufführungen. Das ­Ensemble übermütiger und verspielter sein: Diebe, Träumer, Tänzer. Wir Diebe Initiative, FH JOANNEUM – Institut PHACE und Studio Dan, das Quatour Diotima und das ensemble nutzen die Vergangenheit für die Zukunft, wir Träumer glauben an für Design und Kommunikation. ­zeitfluss sind unter den Mitwirkenden und stellvertretend für die vielen das Zukünftige im Gegenwärtigen, wir Tänzer schwingen das Tanz- sensationellen Premieren sei genannt, dass der legendäre, britische bein der Vergangenheit für die Gegenwart. Diebe, Träumer, Tänzer; Das Projekt „Homages“ wird von Ausnahmekontrabassist Barry Guy gleich zwei Premieren feiert: Zum oder: Wir stehlen mit Vergnügen in der Vergangenheit für unsere AKG Acoustics unterstützt. ersten Mal spielt er mit seinem österreichischen Kollegen Peter Herbert Zukunft. im Duo und tags darauf mit der Barockgeigerin Maya Homburger ein Konzert gemeinsam mit dem Aleph Gitarrenquartett. Music for Strings Christian Scheib

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mp17 Programmbuch_166x240.indd 2 05.09.17 16:48 23/09 – 08/10 Stadtwerke-Haus (Holding Graz), Akademie Graz, designforum Steiermark

Di – Fr 10.00 – 17.00 Sa & So 12.00 – 19.00 Eintritt frei

Eröffnung So 24/09, 16.30 designforum Steiermark

Anmeldung: Bitte reservieren Sie Ihre Audioplayer-/Kopfhörer-Einheiten Homages ab So 10/09 unter musikprotokoll.ORF.at/homages Austrian artists pay tribute to New York music Der Startpunkt ist im designforum Steiermark.

Mit Musik von Wenn Olga Neuwirth eine Hommage an Patti Smith gestaltet Peter Ablinger (AT) und Andrea Sodomka eine an Yoko Ono, Patrick Pulsinger eine Demi Broxa (Agnes Hvizdalek / an Philip Glass und Christian Fennesz eine an Cyndi Lauper: Jakob Schneidewind) (AT) Dann heißt das, das musikprotokoll goes New York. In Zusammen­ dieb13 (AT) arbeit mit dem Austrian Cultural Forum New York, dem ACFNY, Christian Fennesz (AT) entstanden fünfzehn solcher Hommagen. Es geht um die historische Elisabeth Harnik (AT) Moderne und den Umgang damit, wenn, im selben Kontext, Peter Herbert (AT) Peter Herbert sich ­musikalisch auf Charles Mingus bezieht und Bernd Klug (AT) Peter Ablinger auf Morton Feldman. Um die historische Moderne Mira Lu Kovacs (AT) der Stadt Graz geht es, wenn das musikprotokoll diese Hommagen Bernhard Lang (AT) ausgerechnet im 1931 von Rambald von Steinbüchel-Rheinwall Max Nagl (AT) entworfenen Grazer-Stadtwerke-Haus zeigt, dem einzigen Gebäude Olga Neuwirth (AT) der Grazer Innenstadt, das je im Stil einer damaligen Moderne Patrick Pulsinger (AT) erbaut wurde. Das phänomenale Stiegenhaus des Stadtwerke- Elisabeth Schimana (AT) Hauses und auch seine architektonischen Nachbarn Akademie Andrea Sodomka (AT) Graz und designforum Steiermark sind die Spielorte der Hommagen Mia Zabelka (AT) von Graz an New York in Form einer raffinierten, über Kopfhörer erfahrbaren Klangausstellung. Kuratiert von Christian Scheib (AT)

Konzeption und Realisation Fränk Zimmer (AT/LU)

ACFNY Leitung Christine Moser

Produktion ORF musikprotokoll, Austrian Cultural Forum New York

In Kooperation mit steirischer herbst, EUNIC, Holding Graz, fluxguide, Akademie Graz, designforum Steiermark

Mit Unterstützung von AKG Acoustics

4 5 Graz in New York, New York in Graz Eine Kooperation von ACFNY und musikprotokoll

Ein stilles Feuerwerk entzündete das Austrian beiden Welten so eng wie möglich. Fünfzehn Cultural Forum New York zu seinem fünfzehnjäh- österreichische Komponierende gestalteten eine rigen Jubiläum im April 2017 in jenem markanten Hommage an New Yorker Künstler/innen. Ein und von Beginn an legendären Haus, in dem es Kaleidoskop von Reverenzen, das, so die Idee, seine Manhattener Heimstatt hat. Still war dieses über die österreichischen Künstler und Künstlerin- Feuerwerk, das nun ab dem 23. September 2017 nen genauso viel erzählt wie über jene, denen die auch in Graz zu erleben sein wird, allerdings nur Referenz gewidmet ist. Entstanden sind Homma- vorgeblich. Wer sich in den Tagen der Feierlichkei- gen an großartige Künstlerinnen wie Maryanne ten in Raimund Abrahams New Yorker Österreich- Amacher, Jeanne Lee, Laurie Anderson, Pauline Haus begab, konnte mit Kopfhörern ausgerüstet Oliveros, Cyndi Lauper, Patti Smith und Yoko Ono, eine wahre Kaskade an strahlenden, klanglichen gestaltet von österreichischen Komponistinnen Explosionen erleben. Fünfzehn österreichische wie Andrea Sodomka und Olga Neuwirth, Mira Lu Komponistinnen und Komponisten widmeten Kovacs und Elisabeth Harnik. Unter den weiteren jeweils eine Miniatur einer Musikerpersönlichkeit, finden sich noch Hommagen von unter anderem deren Schaffen und Leben mit New York verknüpft Patrick Pulsinger à Philipp Glass, Peter Herbert à ist. Still war und ist das Ganze nur deswegen, weil Charles Mingus, Max Nagl à John Zorn und für den es als eine Hörausstellung konzipiert ist, die nur Pianisten und Elektronikkomponisten David Tudor für jene wahrnehmbar ist, die sich via Kopfhörer konnten wir Agnes Hvizdalek und Jakob Schneide- eben auch wirklich hörend darauf einlassen. wind gewinnen, also das Vokalelektronikduo Demi Homage à Philip Glass by Patrick Pulsinger ­Oberflächlich beschallt wird hier niemand. Broxa. Und weil eine Art Vorläuferinstitution des ACFNY von Menschen gegründet wurde, die Öster- Homage à Yoko Ono by Andrea Sodomka New York war in den letzten Jahrzehnten ja un- reich wegen der Nazis verlassen mussten, widmen Homage à Morton Feldman by Peter Ablinger glaublich vieles. Laut und gefährlich, gezähmt und wir eine dieser Hommagen auch liebend gerne ei- domestiziert, pleite und reich, schön und absurd, nem Österreicher, der sein Heimatland damals als Homage à Charles Mingus by Peter Herbert geschwätzig und gesprächig, aufbruchsbereit und erfolgreicher Komponist verlassen musste und in Homage à Pauline Oliveros by Mia Zabelka rückzugsverliebt, man konnte das gewissermaßen New York über Jahrzehnte an einer neuen Existenz von Straße zu Straße, von Avenue zu Street, von als Komponist für damals neue, elektronische und Homage à John Zorn by Max Nagl Stadtteil zu Stadtteil sowieso, man konnte das al- in seiner Absicht theatralische Musik gearbeitet Homage à Cyndi Lauper by Christian Fennesz les – zum Teil auch noch zeitgleich – erleben. In der hat, an den Komponisten Max Brand, dem die Musik, die aus dieser Stadt kommt, war das immer österreichische Komponistin Elisabeth Schimana Homage à Grandmaster Flash & the Furious Five by dieb13 mitzuhören. Wir waren im Proto-Punkclub CBGB’s eine Hommage widmet. oder in Robert Ashley’s Loft, in Phill Niblocks ex- Homage à Maryanne Amacher by Bernd Klug perimenteller Downtown-Konzertserie oder in den Weil das ganze Projekt eine Koproduktion von ACF Homage à Robert Ashley by Bernhard Lang schon alten, aber immer noch aufregenden Clubs New York und dem vom ORF produzierten Festival Village Vanguard oder Sweet Basil. Und im Lincoln musikprotokoll im steirischen herbst ist, war die Homage à Patti Smith by Olga Neuwirth Center ebenso wie in der legendären Town Hall. Hörausstellung mit all ihren fünfzehn Stationen Homage à David Tudor by Demi Broxa Und weil die Musik, die aus dieser Stadt kommt, nicht nur ab dem 19. April 2017 für eine Woche weithin wahrgenommen wird, spiegelt sich all das in New York zu erleben, sondern wird es auch im Homage à Jeanne Lee by Elisabeth Harnik auch in der Musik aus Ländern, die fern von New Herbst 2017 von Beginn des steirischen herbstes Hommage à Laurie Anderson by Mira Lu Kovacs York zu sein scheinen. Deswegen aber, und weil an bis zum Ende des musikprotokolls im Grazer- das Austrian Cultural Forum es als seine Aufgabe Stadtwerke-Haus und der Akademie Graz und dem Hommage à Max Brand by Elisabeth Schimana sieht, österreichische Kunst mit jener in New York designforum Steiermark hörend zu erfahren sein. in ein möglichst fruchtbares Verhältnis zu setzen, verknüpfen wir für dieses Jubiläumsprojekt diese Christian Scheib

6 7 Patrick Pulsinger (*1970, DDR) Andrea Sodomka ist Komponistin, Peter Ablinger (*1959, AT) Der Kontrabassist/Komponist Mia Zabelka, Violinistin und Der aus Oberösterreich stammen- produziert und komponiert seit Medienkünstlerin und Kuratorin. absolvierte 1974–76 ein Graphik­ P­ eter Herbert führt mit ca. 100 ­Vokalistin, studierte Violine bei de Saxophonist Max Nagl erhielt mehr als zwanzig Jahren Musik Sie arbeitet in den Bereichen studium an der HTL Linz und Konzerten und 100.000 Reise- Alexander Arenkov am Konser- bereits in jungen Jahren Klarinet- und hat sich in vielen Bereichen Intermedia, Soundart, Radiokunst studierte von 1977–79 Jazz- meilen pro Jahr ein sehr beweg- vatorium der Stadt Wien sowie ten- und Klavierunterricht. Später einen Namen gemacht. Seine und Interaktive Kunst. Sodomka Klavier an der Musikhochschule tes Künstlerleben. Der Hans- ­Komposition und elektroakusti- folgten ein Klavierstudium am ersten Solo-Veröffentlichungen studierte an der Hochschule Graz. Ab 1979 nahm er privaten Koller-Preisträger 2001 spielt als sche Musik an der Universität für Brucknerkonservatorium Linz und Anfang und Mitte der 1990er-Jahre für angewandte Kunst und an Kompositionsunterricht­ bei Interpret nicht nur Solokonzerte, Musik und darstellende Kunst ein Saxophonstudium am Konser- entstanden aus der, auf Computer der Hochschule für Musik und Gösta Neuwirth in Graz, parallel sondern überzeugt auch in Duos, Wien. Sie beschäftigt sich mit vatorium Wien. Mittlerweile ist er und Analog-Synthesizer basieren- darstellende Kunst (Institut für dazu bis 1982 auch bei Roman wie mit David Tronzo oder Carol der Entwicklung experimenteller auf vielen Jazzfestivals in Europa den, Grundidee des Techno. Im Elektroakustik und experimentelle Haubenstock-R­ amati in Wien. Robinson. In Wien ist die Zusam- ­Improvisationstechniken mit mit eigenen Projekten und Bands Jahr 1993 wurde Pulsinger zum Musik) in Wien. Sie ist Mitbegrün- Seit 1982 lebt Ablinger in Berlin menarbeit mit dem Koehne Quar- ­Violine und Stimme. Hierbei präsent, zuletzt auch mit seinem Mitbegründer des Labels Cheap derin von alien productions. 1997 als freischaffender Komponist. tett oder mit dem Celloquartett geht es um die Auslotung des zehnköpfigen Orchester. Konzert- Records. Aus seiner intensiven als KünstlerInnen-Netzwerk für 1988 gründete er das Ensemble eXtracello zentrale künstlerische Verhältnisses von Körper, Gestik, tourneen führten ihn u. a. in die ­Beschäftigung mit analogen Arbeiten in Theorie und Praxis Zwischentöne. Die Auseinander­ Betätigung. Er spielt in diversen Klang und Raum. Dabei dienen USA, nach Taiwan, Australien und Aufnahmetechniken und Improvi­ neuer Technologien und Medien setzung mit unüblichen Instru­ Jazzformationen und mehr als 150 immer wieder electronic devices Nordafrika. Nagl erhielt Kompo- sationen entstanden Koopera­ gegründet, steht alien productions menten, Spielorten, Aufführungs- CD-Aufnahmen dokumentieren und diverse Präparierungen zur sitionsaufträge für verschiedene tionen mit Musikern wie Christian­ insbesondere für Kooperationspro- praktiken und Notationsformen seine Arbeit auf diesem Gebiet. Er­zeugung erweiterter Klang­ Ensembles und hat in letzter Fennesz, Hilary Jeffery und jekte mit anderen KünstlerInnen, sind paradigmatisch für die Peter Herbert ist als vielseiti- spektren. Seit 2006 ist Zabelka Zeit als Komponist für Theater, Hans-Joachim Roedelius. Zurzeit TechnikerInnen, TheoretikerInnen Arbeit des Ensembles. Neben ger Komponist mit Arbeiten für künstlerische Leiterin des Klang- Tanztheater, Hörspiel und Film auf ist er u. a. als Produzent in seinem und WissenschafterInnen aus seiner kompositorischen Tätig­ verschiedene Orchester und haus Untergreith in der Südsteier- sich aufmerksam gemacht. 1999 eigenen Aufnahmestudio in Wien den verschiedensten Bereichen. keit initiierte und leitete er Kammermusikensembles tätig. mark und seit 2009 künstlerische mit dem Hans-Koller-Musikpreis tätig. Er hat neben vielen anderen Andrea Sodomka lebt und arbeitet etliche ­Festivals. Gemeinsam 1999 etablierte er sein eigenes ­Leiterin des internationalen ausgezeichnet, ist Nagl auf seinen etwa mit Elektro Guzzi, Killed by in Wien. mit Bernhar­ d Lang, Klaus Lang, Internet-Plattenlabel Aziza Music. ­Festivals für improvisierte und oft filmisch collagierten CDs vor 9 Volt Batteries, BulBul, Hercules Nader Mashayekhi und Siegwald Seit 2007 unterrichtet Herbert am ­experimentelle Musik Phono- allem durch den souveränen Um- and Love Affair, David Holmes, Ganglmair gründete er den Verlag JIM der Anton Bruckner Privat­ femme in Wien. Zudem spielte gang mit unterschiedlichen Stilen Grace Jones und den Pet Shop Zeitvertrieb Wien Berlin und ist universität in Linz. sie zahlreiche Konzerte in Europa, hervorgetreten. Boys zusammengearbeitet. Film- seit 2012 als Forschungsprofessor den USA und Asien. musik, u. a. für Stefan ­Ruzowitzky, an der Universität Huddersfield sowie Musik­ für Theater und tätig. Ballett zählen­ ebenso zu seinem Schaffen.

8 9 Der österreichische Gitarrist, Hinter dem Künstlernamen Bernd Klug ist Klangkünstler Bernhard Lang, geboren 1957 in Olga Neuwirth studierte in San Das Duo Demi Broxa, bestehend ­Komponist und Musiker Christian dieb13 verbirgt sich der 1973 und Kontrabassist. In Klang­ Linz, ist seit Jahren regelmäßig Francisco am Conservatory of aus Jakob Schneidewind (Bass, Fennesz ist einer der heraus­ geborene Dieter Kovac˘ic˘. Er ist installationen und ­Solokonzerten zu Gast beim musikprotokoll. ­Music und am Art College Malerei Elektronik) und Agnes Hvizdalek ragendsten Protagonisten Musiker, Komponist, Filmemacher, hinterfragt seine Musik die Nach seinem Studium in Graz und Film. In Wien führte sie ihre (Stimme), kombiniert elektroni- der ­aktuellen elektronischen ­Programmierer für Opensource Wahrnehmung von Klang, Raum arbeitete Lang mehrere Jahre als Studien an der Hochschule für sche Klangwelten mit abstrakten Musik. Nachdem er zu Beginn Musiksoftware, Serverbetreiber, und zwischenmenschlicher Kom- Komponist, Arrangeur und Pianist ­Musik und darstellende Kunst Stimmklängen und minimalisti- der 1990er-Jahre erste Kontakte Veranstalter u. v. m. Seit Mitte munikation. Seine Installationen mit verschiedenen Jazzgruppen ­sowie am Elektroakustischen sche musikalische Strukturen mit mit der Wiener Techno-Szene der 1990er-Jahre ist er in der nutzen ­akustische Phänomene und beschäftigte sich am IEM Institut weiter. Bereits in jungen organischen Improvisationen. Die geknüpft hatte, entschied sich Elektronik-, Improvisations- und wie ­Feedback, Resonanzen und Graz mit der Softwaregenerierung Jahren interessierte sich Neuwirth Musik bewegt sich im Spannungs- der klassisch ausgebildete Noisemusikszene aktiv. Über 500 elektromagnetische Wellen und zur computergestützten Kompo- für Wissenschaft, Architektur, feld zwischen elektronischer und Gitarrist und Musik­ethnologe für Auftritte auf vier Kontinenten erforschen Materialien als audio- sition. Heute unterrichtet er an Literatur, Film und bildende Kunst akustischer Musik. Hypnotisieren- das Komponieren. Er schuf sein sowie Veröffentlichungen auf visuelle Komponenten. Zuletzt hat der Kunstuniversität Graz sowie und ließ daher in vielen ihrer de Clubmusik wird mit bizarren eigenes klangliches Universum über 30 Labels als Solist und mit Klug seine Werke in Einzel­aus­ international. Langs umfangreiche Stücke seit den frühen 1990er- Klangereignissen gepaart. Ihr und entwickelte ein unverwech- unterschiedlichen Orchestern, stellungen (NYC 2013 und 2015, NJ Beschäftigung mit dem Musik- und Jahren Ensemble, Elektronik und Debut-Album Zakeri, welches die selbares musikalisches Idiom, großen und kleinen Ensembles, 2014) sowie in der Zusammenar- Tanztheater begann 2003 mit der Videoeinspielungen zu einem musikalische Zusammenarbeit des indem er seine Gitarre an den Bands und Duos säumen sein beit mit Johanna Tiedtke (AT 2015) Uraufführung seines Theater der genreübergreifenden visuellen Duos seit 2013 dokumentiert, ist Laptop anschloss und ihren Sound künstlerisches Schaffen. Zudem präsentiert. Seine instrumentale Wiederholungen beim steirischen und akustischen Sinnerlebnis 2015 auf dem Wiener Label Listen bearbeitete und ver­fremdete. Sein ist Kovac˘ic˘ Gründer und Betreiber Solo-Arbeit konzentriert sich auf herbst und führte ihn zur Zusam- verschmelzen. Aus diesem Closely erschienen. erstes Studio­album Hotel Paral. der experimentalmusikalischen die Welt im Inneren und um den menarbeit mit Xavier Le Roy, Willi vielfältigen Interesse heraus lel (1997) wurde mit dem Award Internetplattform klingt.org. Kontrabass. Bogen, Körper und Dorner, Christine Gaigg und Silke entstanden auch verschiedene of Distinction for Digital Musics Raumfrequenzen legen den Grund- Grabinger (Moving Architecture). Klanginstallationen, Ausstellungen des Prix Ars Electronica ausge- stein für eine radikale Reduktion Aktuell setzt Bernhard Lang seine sowie Theater- und Filmmusiken. zeichnet. Fennesz hat mit vielen sowohl der Rolle des Komponis- Loop-basierte Kompositionsserie Sie kollaborierte mit Größen MusikerInnen, FilmemacherInnen ten als auch der Tradition der Differenz/Wiederholung fort. der experimentellen Jazz- und und TänzerInnen zusammenge- musikalischen Erzählung. Klug Improvisations-Szene und erhielt arbeitet. Aus den Begegnungen war Artist in Residence am IEA der zahlreiche Preise und Stipendien, verschiedener Kunstformen sind Alfred University, der Wave Farm u. a. 2010 den Großen Österreichi- auch einige regelmäßige Koope- (NY) und Kärntner Jahresstipendiat schen Staatspreis. rationen sowie außergewöhnliche für interdisziplinäre Kunst 2015. Er Studioalben hervorgegangen. Sein erhielt Kompositionsaufträge von letztes ­Soloalbum wurde 2014 New Music USA und dem österrei- ver­öffentlicht und trägt den Titel chischen Bundeskanzleramt. Bécs. 2016 erschien It’s Hard for Me to Say I’m Sorry, eine Kollabo- ration mit Jim O’Rourke.

10 11 Die freischaffende Komponistin Mira Lu Kovacs ist Sängerin, Gitar- Seit 1983 arbeitet Elisabeth und Pianistin Elisabeth Harnik ristin, Songschreiberin und Texte- Schimana als Komponistin, Per- wurde 1970 in Graz geboren. Die rin. Bekanntheit erlangte sie vor formerin und Radio-Künstlerin. Sie klassisch ausgebildete Pianis- allem durch ihre Band Schmieds studierte elektroakustische und tin begann ihre künstlerische Puls (ausgezeichnet mit dem FM4 experimentelle Musik an der Hoch- Laufbahn sowohl als Interpretin Award 2016), mit der sie bereits schule für Musik und darstellende ihrer eigenen Kompositionen als zwei Alben veröffentlicht hat und Kunst in Wien, Computermusik- auch als Pianistin und Sängerin sowohl Europa als auch Nordame- Komposition am IEM Graz und Mu- in verschiedensten Bereichen rika bespielte. Zudem widmet sie sikwissenschaften und Ethnologie der ­improvisierten Musik. Später sich anderen Projekten wie z. B. an der Universität Wien. In ihren ­folgte das Kompositionsstudium der Kollaboration mit der Jazz/ Arbeiten beschäftigt sie sich seit bei Beat Furrer an der Kunst­ Electro-Improv-Band Kompost 3 vielen Jahren mit Raum/Körper/ universität in Graz. Als Pianistin und zahlreichen anderen Produk- Elektronik. Sie kooperiert laufend ist sie solo und in Ensembles mit tionen, u. a. mit Richard Eigners mit dem ORF Kunstradio, gründete exponierten VertreterInnen des Ritornell, Bernhard Eder, Lukas das IMA Institut für Medienar- zeitgenössischen Jazz weltweit Lauermann, Cid Rim und Clemens chäologie und forscht im Bereich zu hören. Sie erhielt zahlreiche Wenger. Laut Robert Rotifer (FM4) Frauen, Kunst und Technologie. Aufträge und ihre Werke wurden sei das, „was diese Frau aus ihrer Schimana hält weltweit Vorträge in Österreich und darüber hinaus virtuos wandelbaren Stimme als und Kompositionsworkshops ab. aufgeführt. auch ihrer mit klassischer Finger- technik gezupften akustischen Gitarre herauszuholen versteht, auf die ruhigste vorstellbare Weise spektakulär.“

12 UA Mi 04/10, 19.30 Helmut List Halle Tagespass 19 €

Peter Jakober (AT) Komposition

Ferdinand Schmatz (AT) Text und Sprecher

Primen Gerd Kenda (AT) Musikalische Leitung Für drei Chöre und 12 Subdirigenten

Ein ewiges Licht an den Beginn einer Festivalgeschichte zu ensemble zeitfluss setzen, kann wohl nur abgefeimt symbolträchtige Absicht sein: Daniel Moser Viola 1968 wurde die erste Ausgabe des Festivals musikprotokoll im Myriam Garcia Fidalgo Cello steirischen herbst mit der damals noch jungen, 16-stimmigen Aline Privitera Cello Motette Lux Aeterna von György Ligeti eröffnet. Die Faszination Nikolaus Feinig Kontrabass am Instrument Stimme bleibt auch im Jahr 2017 eine scheinbar ewige und wiederum eine zeitgemäße.­ Drei Grazer Chöre, der chor pro musica graz Dirigent Gerd Kenda, zwölf ­Sub­dirigenten, vier Instrumentalisten Gerd Kenda Dirigent und der Literat ­Ferdinand Schmatz eröffnen die 50. Ausgabe dieses ­Festivals mit einer ­raumfüllenden Uraufführung eines Werks Vocalforum Graz des Komponisten Peter Jakober und beschäftigen sich mit Phäno- Franz Herzog Dirigent menen, die unser Sein bestimmen, ob wir es uns eingestehen oder nicht: Mit Manipulation des Wortes und somit Manipulation Domkantorei Graz des Menschen, mit den zarten Grenzen ­zwischen bewusst und Josef Doeller Dirigent un­bewusst, mit dem weiten Land am schmalen Grat zwischen Sinn und Sinnlichkeit von Sprache und Stimme.

Primen von Peter Jakober ist musikprotokoll-Emil- Breisach-Kompositionsauftrag 2017. Eine Koproduk- tion von steirischer herbst und musikprotokoll.

PRIMEN PETER JAKOBER · FERDINAND SCHMATZ

14 15 Peter Jakober / Ferdinand Schmatz Wörter verlieren absichtlich in Primen auf dem Weg des Artikulie- rens ihre Buchstaben, Silben – bis sie verschwinden, damit dann Primen UA neue Wörter entstehen können, die vom Inhalt her die alte Bedeu- tung verstärken oder abschwächen, oder die eine selbst gewählte Die Komposition ist Caroline und Yaron gewidmet und bewusste Bedeutung annehmen – und so den Sprecher und die Sprecherin von der vorgegebenen Aussagebestimmung befreien. Wir sprechen und werden gesprochen. Darum geht’s in Primen. Die Verarbeitung eines Wortes beeinflusst die Verarbeitung eines auf Ja, wir Sprechende werden frei und sprechen, wie uns der Schnabel dieses folgende Wort. Machen wir uns das bewusst und handeln wir gewachsen ist. Aber wir tragen unseren aktiven Teil dazu bei. danach. Verarbeiten wir etwas, das von uns selber herrührt, wenn wir es sprechen. Und eben nicht nach etwas, das uns vorgegeben Sie und er und wir arbeiten mit dem Mund aus Herz und Verstand ist. Oder sogar: aufgebürdet, aufgehalst wurde, so zu sein, wie es und kommunizieren das in lustvoller und aufgeklärter Weise. Und uns die Sprachform als Norm dann vorgibt. Die sich dann in uns zwar so: hineinschneidet und wir uns damit körperlich und mental abzugeben haben – an diesen Korsetten oder viel zu weit geschnittenen Röcken, die uns andere überstülpen. Das Hemd unseres eigenen Leibes aber muss uns wieder näher sein als der Rock, der Überzieher, den die Für das „Priming“ (das eine Wort zum anderen steht im Mittelpunkt) Institutionen der Macht in ihrem Interesse zugeschneidert haben. verwendete Wörter: Aufrichtig, Edel, Solidarisch, Hilfreich, Gut, Offen Herzlich, Ja – Vorsicht: die Manipulationen der Überzieher sind mehr als im Verlogen Gang! – verwandeln sich in: Wir wollen das aufzeigen, wir wollen das brechen, wir wollen da raufdichtig, lede, dolisarisch, rilfheich, tug, lerzhich, schädel, raus, auch wenn es scheitern sollte. Wir tun uns zusammen, wir sind schilfweich, unseicht, vielleicht, ruht, brut, Tug, Fofen, hoffentlich, gemeinsam, wir versuchen, die Wörter wieder von uns aus zu artiku- querstich, unsterblich, angetroffen, schurkig, kaufwichtig, vereint, lieren, und wir kehren zurück zu den Anfängen des Sprechens: dem modernd, unseicht, stratigesch, unseicht, falsch, unredlich, ge- Stammeln, dem Stottern, dem Schreien und dem Schweigen. Aber mein, unredlich, vereint, scheinheilig, schurkig, ehrbar, verbündet, dies miteinander fröhlich, traurig, friedlich und kämpferisch wild, nachtisch, unseicht, unsterblich, scheinheilig aufgebracht und lässig, – so wie wir leben wollen. Im sogenannten „Frosch“-Teil [die eine Silbe zur anderen steht im Aber: dafür müssen wir zunächst was anderes wollen – nämlich. Mittelpunkt (Frosch)] treten Silben stärker in den Vordergrund und der Prozess der gegenseitigen Beeinflussung wird verdichtet: Die im wahren Sinn des Wortes herrschenden Sprechweisen aus Es geht nicht mehr um ein Wort nach dem anderen, sondern um Wörtern, Wendungen und kommunikativen Mustern als die uns auf- Silben, die von einer anderen Stimmlage fortgeführt werden. erlegten Verhaltensweisen zu brechen. Unser Priming finden. Exakt würde man das Wort noch verstehen, aber da dies fast nicht möglich ist, zerbricht das Wort immer mehr in die Silben. Also der Das heißt: Wir müssen dagegensprechen, mitreden und danach Mensch selbst zerbricht durch das nicht maschinenhaft Genaue, das handeln. oktroyierte Sprachverständnis – und dafür werden folgende Worte kombiniert und zu Silben de-kombiniert: Das wollen wir zeigen: Singend, sprechend, musizierend. Mit selbst- gewählten Taktgebern, zwölf an der Zahl, alle ihr eigenes Tempo. Liebe, Laben, Leben Leiben, Habe, haben, Leiden, nebel, beben, Nichts, keine und keiner steht aber für sich allein, wir suchen den leib, bebenleben, habenleben, leibenhaben, leibbeben Kontakt, die Berührung – von einem Körper zum anderen, von einem Bewusstsein zum anderen: Im sogenannten „Pulsteil“ wird die Silbe emanzipiert, das Wortver- ständnis kann der Hörer selbst ausmachen.

Die Hörenden können, so sie wollen, die Silben, die singen gelassen Den Anfang in Primen bilden Wortreihen, die den Priming-Effekt werden, selbst zu einem Wort bringen, aber: Sie müssen das nicht aufgreifen und vorführen: mehr müssen.

Es hängt darin auch von der Stellung des Wortes ab, welche Zu- Durch die Tempi können andere Wörter entstehen, vorher so noch schreibung für jemanden oder für etwas gemerkt wird. Steht die nicht gedacht, freigemacht gute Eigenschaft am Anfang und die schlechte am Ende, dann bleibt die gute haften. Verschiebt sich das Ganze bis zur umgekehrten Rangordnung, dann bleibt die nun erstgereihte schlechte Zuschrei- bung im Bewusstsein der Betrachtenden fixiert.

16 17 Und dann erfolgt: Die Werke des 1977 geborenen – mit der „Harmonie 1“: – mit der „Harmonie 2“: – mit der „Harmonie 3“: P­ eter Jakober (Kompositions­ Le - Lei - E- Der plötzliche totale Bruch durch die Lesung, die ins befreiende studium in Graz) wurden bereits La - - Lie - -ben Stottern führt durch das Aleph Gitarrenquartett, Lo - - En - -den – das Ein-Lesen des gesprochenen Wortes in den musizierten Klang das ensemble recherche, das Lie - - den - Weg – die Stimme des Autors pur bis hin zum Verweben mit den singen- Klangforum Wien, das PHACE -ben - ben (e einmal kurz den und Sprechenden, den ganzen Chören ­Ensemble, das Arditti ­Quartett, dann lang) – auf das Gemeinsame hin bis auf den Schluss, der ein Anfang und das Thürmchen Ensemble Köln kein Ende ist, das konstruktive CHAOS: sowie durch MusikerInnen ­anderer ­Ensembles zur Auffüh- Es ist gut, dass ich bin. Dass wir sind. Ich bin sanft flüsternd rung gebracht. Jakober kann – mit der „Harmonie 4“: – mit der „Harmonie 5“: – mit der „Harmonie 6“: ­filigran. Ihr habt einen Leib. Ich labe ihn schüchtern scheu o zahlreiche Preise und Stipendien, A- Re - Bo – schreck. Brummend brausen draussen Liebende vorbei. Habe Aufführungen im ZKM Karlsruhe, - tem -den -den ich einen Grund wie sie? Profund? im Austrian Cultural Forum New Al Sen – Sä – York, im ­Konzerthaus Berlin, bei -ter -ken -en Wer ist so gut und schnattert mir was vor. Zischen zucken – den Klangspuren Schwaz, der ars ­plötzlich ein Schrei am Wasser. Eine Welle, eine Woge – da hilft nova des SWR Deutschland, bei nur Platschen: Patsch – ein Krachen in der Nacht! Ist da etwa MaerzMusik Berlin, dem musik- eine Schlacht? protokoll, bei Wien Modern, dem Ultima Festival in Norwegen sowie Unsere Würde wandelt sich. Unser aller Trieb trabt vertrackt. Kooperationen mit dem Choreo- graphen Paul Wenninger und dem Wer spricht aus euch, in mir auch? ensemble]h[iatus aus Frankreich für den sogenannten „70 Sekunden Teil“: vorweisen. An - fang - en - des - p(b)ot - schaft (Gehen wir gut auf Kurs: In Dis, in Moll. Toll. Mies)

Und der letzte gesungene Satz für den sogenannten „liegenden Ferdinand Schmatz Klangflächenteil“: (Das Libretto ist nur auszugsweise angeführt) Eine Mauer wird dort abgerissen, wo die Sprache aufhört

– die Mauer des Diskurses wird abgerissen: Die Auflösung der Wort- verständnisse durch den Klang, ein exzessives Silbenerlebnis – führt zum sogenannten „Clusterteil“, zur Silbenklangwolke, zur Auflösung der Sprache, dass Klang und Text und Raum verschmelzen:

Schi- Schuster, Schieben, Schielen, Schießen, Schinden, Schiri, Schimmel, Schiffen,

Schu: Schuster, Schuppe, Schuetzen, Schurke, Schule, Schunke, Schummel,

– und weitere Silben: Ver-, An-, -ken, Mel, den

– letztendlich: Men

18 Mit dem im Oktober 2003 gegründeten ensemble zeitfluss wollen Edo Micic (Di- rigent), Kiawasch Saheb Nassagh (Komponist) und Clemens Frühstück (Saxopho- nist) die spannende Entwicklung zeitgenössischer­ Musik und ihre – der breiten Öffentlichkeit zumeist verborgene – Schönheit hörbar machen. Das ensemble zeitfluss will vergessene, wenig gespielte und unbekannte Werke gegenwärtiger Musik zur Aufführung bringen. Der 1985 von J. M. Doeller initiierte Kammerchor DOMKANTOREI erfüllt mannigfaltige Aufgaben in der Domliturgie und in Sakralkonzerten. Schwerpunkte im Repertoire sind Musik des 17./18. und Werke des Vocalforum Graz Ferdinand Schmatz 20./21. Jahrhunderts. Im März 1998 eröffnete die DOMKANTOREI das im Grazer Konzertleben einmalige Ferdinand Schmatz schreibt Das Vocalforum Graz wurde 1986 von Franz M. Her- Projekt BACH XXI, in dem die Aufführung sämtlicher Gedichte, Prosa, Essays und zog gegründet.­ Bevorzugt widmet sich der Kammer­ geistlicher Kantaten nach ihrer liturgisch-zeitlichen Hörspiele.­ Seit 2012 hat er chor der geistlichen und weltlichen Musik des Bestimmung geplant ist. Dieses Vorhaben wird im Mai die ­Professur und Leitung des Frühbarock und der Gegenwart. Zahlreiche Ur- und 2018 zu Ende geführt. Im Grazer Kulturhauptstadtjahr Instituts für Sprachkunst an der österreichische Erstaufführungen­ bekunden das star- 2003 brachte die DOMKANTOREI die Passion Leiden Universität für angewandte Kunst ke Interesse für Neue Musik. So gelangte 2013 Iván und Tod unseres Herrn und Heilands Jesus Christus in Wien inne. 2004 erhielt er Eröds 3. S­ ymphonie Øresund gemeinsam mit recrea- von Michael Radulescu gemeinsam mit der Dom- den Georg-Trakl-Preis, 2006 den tion Graz zur Uraufführung oder 2014 Ein weststeiri- kantorei St. Pölten, dem Domorchester und Studio H.C.-Artmann-Preis und 2009 den scher Wasserfall von Georg Nussbaumer im Rahmen Percussion Graz zur Uraufführung. Ernst-Jandl-Preis, um nur einige des steirischen herbst. Mit dem Projekt Lumen, ein zu nennen. Zu seinen aktuellsten A-cappella Abend gemeinsam mit dem Lichtkünstler Veröffentlichungen zählen Durch- ensemble zeitfluss Marc Thomas Merz und dem Team von OchoReSotto, leuchtung. Ein wilder Roman aus konnte das Vocalforum Graz seit 2015 bei zahlreichen Danja und Franz (2007), quellen. Konzerten das Publikum begeistern. Der Chor ist Gedichte (2010) sowie aus 2016 Preisträger internationaler Chorwettbewerbe und produzierte eine Reihe von CDs. Chorreisen führten aufSÄTZE! Essays zur Poetik, Gerd Kenda studierte an der Grazer Musikhochschule Musikpädagogik, das Vocalforum in zahlreiche Länder Europas, in die ­Literatur und Kunst und das Sologesang sowie Gesangspädagogik und absolvierte Meisterkurse USA und nach Südafrika. gehörte feuer. orphische für Chorleitung bei Eric Ericson, Erwin Ortner und Johannes Prinz. Seit skizzen (Prosa, Gedichte). 1987 geht er einer Lehrtätigkeit an der Kunstuniversität Graz in den Fachbereichen Stimmbildung, Gesangsdidaktik und zeitgenössische vokale Kammermusik nach. Kenda ist Solist im Bereich Oratorium und zeitgenössische­ Oper (seit 1995 als Mitglied des Vokalensembles NOVA). Er ist u. a. zuständig für die Choreinstudierungen von Opern der Zukunft DOMKANTOREI am Opernhaus Graz und seit 1985 Leiter des chor pro musica graz.

Der chor pro musica graz wurde 1979 gegründet, 1985 übernahm Gerd Kenda die musikalische L­ eitung. Bedingt durch die Ensemblegröße liegt der Schwer- punkt der musikalischen Arbeit auf Vokalliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts. In Eigenregie oder auf Einladung anderer Veranstalter werden aber auch Chor-Orchester-Werke anderer Epochen erarbeitet. Im Rahmen von Graz Kulturhauptstadt 2003 hat der Chor mit großem Erfolg Arvo Pärts Werk In Principio uraufgeführt. Seit 2004 war der Chor häufig bei der styriarte oder dem Festival PSALM zu Gast. Zwischen chor pro musica graz 1989 und 1999 fungierte der chor pro musica graz als Veranstalter des international renommierten Gerd Kenda Abonnementzyklus ORFEO – Eine Reihe vokaler ­Ereignisse. Konzertreisen in die USA und in zahl­ reiche Länder E­ uropas sowie erfolgreiche Teilnahmen an eur­ opäischen Wettbewerben ergänzen die regio- nale Konzerttätigkeit.

20 21 Mi 04/10, 20.30 Helmut List Halle, Foyer

Händl Klaus (AT) Veronica Kaup-Hasler (AT) Elke Tschaikner (AT) „dieses Echo“ Eröffnung musikprotokoll 2017

Fünfzig Jahre lang scheuten wir uns nicht, Filmprojektion (ausgewählte Cuts) jene Stimmen erklingen zu lassen, von denen „50 x Gegenwart – 50 x musik­protokoll“

wir dachten, es seien die Stimmen, die zwar Gestaltung: noch ungehört sind, aber nicht ungehört Günter Schilhan und bleiben sollten. Christian Scheib

Ligeti und Cerha am Anfang, also in den späten 60er Jahren, Eine Produktion von ORF musik­protokoll ­Penderecki und Lutoslawski gleich danach, Luna Alcalay und im steirischen herbst und ORF Steiermark Adriana Hölszky auch, und wenn wir jetzt ein paar Jahrzehnte überspringen, Olga Neuwirth, Isabel Mundry, Chaya Cernowin, Georg Friedrich Haas, Beat Furrer, Bernhard Lang, Klaus Lang und hunderte andere.

Und insbesondere bei Jubiläen dachten wir auch gern an musi­ Sendetermin: kalische Sprachkünstler. Auf Patrick Hahn 2015 folgt nun 2017, matinee am Sonntag, also heuer, der Literatur-, Libretto- sowie Musikfilmerfahrene 1. Oktober 2017, Händl Klaus. Während all unserer fünf Festivaltage wird er präsent um 09.35 Uhr in ORF 2 sein und in verschiedenen Auftritten seine eigenen Visionen und Versionen von Sprachmusik, der Musik als Sprache, hören lassen.

Zwanzig Jahre zuvor trat auf unsere Einladung hin aus gleichem Grund auch schon ein anderer Großer der österreichischen Literatur, nämlich Gert Jonke, beim musikprotokoll auf, und sein Echo ist uns immer noch im Ohr: „Denn ich glaube, daß unser Paradies oder unsere ewige Seeligkeit, wie man das in den Kirchen hört, am Ende, wenn die Zeit nicht mehr weitergeht, aus dem Echo alles bisher je Gehörtem besteht. Für die Beschaffenheit dieses Echos und die Qualität dieses Paradieses, das sag ich jetzt vielleicht etwas merkwürdig, für dieses Echo in aller Ewigkeit, sind die Musiker irgendwie wesentlich mitverantwortlich. Dankeschön.“

Diese Mitverantwortung des immerwährenden Echos tragen wir weiter. Für zumindest die nächsten fünfzig Jahre.

22 23 Fotos aus 50 Jahren musikprotokoll

1969 Sinfonieorchester Radio Straßburg Dirigent: Roger Albin © Stefan Amsüss i

g 1970 Akademie-Kammerchor Graz Zeitung lesend © Peter Philipp

f 1971 h Pierre Boulez, Probe 1968 Stefaniensaal György Ligeti © steirischer herbst © steirischer herbst

g 1972 Publikum bei der musikprotokoll /Internationale Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) Festivalausgabe

g 1969 Ernst Krenek © Stefan Amsüss f 1974 Koglmann-Lacy-Quintett © Peter Philipp

g 1972 Kharmadharmadrama von Anestis Logothetis © Peter Philipp

f 1973 Krzysztof Penderecki © Peter Philipp

h 1974 Banjar Gruppe Berlin © Peter Philipp

g 1973 Gunter Hampel and f his Galaxie Dream Band 1974 mit Jeanne Lee Masters of Unorthodox Jazz © Peter Philipp © Peter Philipp g f 1974 1975 Otto M. Zykan Gruppe Acezantez Zagreb gemeinsam mit © steirischer herbst HK Gruber © Peter Philipp

f 1975 Pachelbel, Promenade Musik für die Grazer Altstadt von Robert L. Moran Publikum © steirischer herbst

f 1975 Ennio Morricone © Peter Philipp

f g 1976 1975 Bernard Van Beurden Heinrich Schiff Jugendmusizieren © Peter Philipp © Peter Philipp g f 1977 1977 Josef Anton Riedl „Glas-Spiele“ Leif Segerstam, © Peter Philipp ORF Radio-Symphonieorchester Wien © Peter Philipp

g 1978 Pro-Arte-Ensemble Graz f Stiegenkirche 1977 © Peter Philipp Elektronische Musik Franziskanerkirche © Peter Philipp

g 1977 f I Solisti Veneti 1979 Schloss Eggenberg Nancy Bello © Fotos: steirischer herbst © Peter Philipp f 1980 Krenek Personale Pro-Arte-Orchester Graz Pro-Arte-Chor Graz © Peter Philipp

g 1979 Emanuel Amtmann, Orgel © Peter Philipp

g f 1979 1981 die reihe Nouvel Orchestre Dirigent: HK Gruber Philharmonique Grazer Messe de © Peter Philipp © steirischer herbst

f 1981 Vinko Globokar, Ensemble Musique Vivante © steirischer herbst

g 1979 Werner Jacob, Orgel Grazer Dom © Peter Philipp g g 1982 1985 Weltmusikfest der IGNM Uraufführung „Miroirs“ von Vienna Art Orchestra Roman Haubenstock-Ramati Leitung: Mathias Rüegg Foyer Oper Graz Grazer Congress © Peter Philipp © Peter Philipp

g 1982 Weltmusikfest der IGNM György Ligeti, f Conlon Nancarrow 1986 Eröffnung, Mürzzuschlag Karlheinz Donauer, Pantomine © steirischer herbst © Peter Philipp

g g 1983 1987 Probe Penguin Cafe Orchestra Herz-Jesu-Kirche Steiermarksaal © Peter Philipp © Angelika Gradwohl g 1988 Hába Quartett Frankfurt Grazer Congress © Peter Philipp

h h 1989 1990 Vinko Globokar, „Laboratorium“ Alte Remise Theater im Palais 1990 © steirischer herbst © Fotos: Angelika Gradwohl Robyn Schulkowsky und Studio Percussion Alte Remise © Angelika Gradwohl i g 1992 Christophers Garden von Fred van der Kooij und Daniel Weissberg Orpheum – Haus der Jugend © steirischer herbst, Haring

f 1992 Fifty-Eight John Cage Landhaushof Graz © steirischer herbst, Haring g 1996 Gunter Schneider, Burkhard Stangl, Olga Neuwirth, Dennis Russell Davies, RSO Wien Grazer Congress © Katarina Noever

h 1992 g Fifty-Eight 1992 John Cage Fifty-Eight Landhaushof Graz John Cage f © steirischer herbst, Haring Landhaushof Graz 1996 © steirischer herbst, Haring Diaphonie #1 Andrea Sodomka Grazer Congress, Foyer 1997 © Martin Breindl James Tenney: Diaphonic Study UA Tetras Streichquartett Grazer Congress f © Fotos: Renner Tontechnik 1996 i Diaphonie #1 Andrea Sodomka Grazer Congress, Foyer © Martin Breindl f 1999 Orchester 33 1/3 © Christian Scheib

g 1996 Roscoe Mitchell (2. v. r.) und Wolfgang Reisinger (3. v. r.) Graz, Restaurant Santa Clara © Seiichi Furuja

f 1999 Bernhard Lang und Interpret/innen bei der Uraufführung von „Differenz/Wiederholung 2“ 1998 © Katarina Noever Jim O’Rourke, Burkhard Stangl © Katarina Noever i

h 1997 Gert Jonke, Eröffnungsrede © Katarina Noever

f 2001 Alien City alien productions © ORF musikprotokoll g g 2002 2001 Filmstill aus: „Film ist“ Sitting in my Chair Gustav Deutsch Elisabeth Schimana Schubertkino © ORF musikprotokoll © ORF musikprotokoll

g f 2003 2002 Ghosts Radio for Graz Die Apparatur zu den Phill Niblock Grundlagen der Physik Medienturm Peter Brandlmayr © ORF musikprotokoll © Peter Brandlmayr

f f 2001 2003 Die bewachte Hotelzimmertür sub_dc im Hotel 3 Raben zur Michael Pinter Installation „cavaetona“ von Norbert Walter Peters © ORF musikprotokoll f 2004 Quadraturen III Wirklichkeit Peter Ablinger, Winfried Ritsch © ORF musikprotokoll

f 2007 Buddha Boxing FM3 generalmusikdirektion © Susanna Niedermayr

f g 2007 2007 Auf Liegen und Polstern Popular Mechanics sha. Pierre Bastien Stadtmuseum Dom im Berg © Susanna Niedermayr © Susanna Niedermayr

f 2007 Closed Enough Staalplaat Soundsystem Helmut List Halle © Susanna Niedermayr

g 2007 de-Radia transversal Tetsuo Kogawa Dom im Berg © Susanna Niedermayr 2008 Kitchen Orchestra generalmusikdirektion © ORF musikprotokoll i h h 2007 2008 Emil Breisach, it’s a small world Georg Nigl, fru fru Friedrich Cerha © ORF musikprotokoll Grazer Congress © Katarina Noever

f 2008 lost spaces Sebastian Meissner & Serhat Karakayali © Susanna Niedermayr

g 2009 Ion-Gun GX Jupitter-Larsen Dom im Berg © ORF musikprotokoll

g 2008 Kongsberg Silver Mines Natasha Barrett © ORF musikprotokoll g 2009 Lucky Dragons Dom im Berg © Susanna Niedermayr

f 2009 talking landscapes Christine Clara Oppel Funkhausteich – ORF Landesstudios Graz © Susanna Niedermayr

g 2009 Peter Eötvös, Marisol Montalvo, RSO Wien © ORF musikprotokoll

f 2010 not by note Sebastian Meissner und Serhat Karakayali GrazMuseum © Stefan Just

f 2010 State of Sabotage (SoS) Robert Jelinek & Nik Hummer Helmut List Halle, Vorplatz © Susanna Niedermayr

f 2009 Breathing Music Chordos String Quartet Foyer Helmut List Halle © Wolf Silveri g f 2010 2011 Nowhere Der Pfad zur linken Hand Marino Formenti Marcus Maeder stadtmuseum graz Stadtraum Graz © Wolf Silveri © ORF musikprotokoll, Martin Gross

f 2010 Molekularorgel Constantin Luser Puls 4 für 35 Röhren Peter Jakober © Peter Jakober

f 2011 ensemble recherche Helmut List Halle © ORF musikprotokoll, Martin Gross

g 2011 Esperanza Werner Dafeldecker, Lawrence English Helmut List Halle © ORF musikprotokoll, Martin Gross

g 2011 CineChamber Recombinant Media Labs (RML) Dom im Berg © ORF musikprotokoll, Martin Gross g 2012 Cage stehlen mit dieb13 Installation Besucher/innen © ORF musikprotokoll, Clemens Nestroy

h h 2011 2011 Hauntings – Sonic Spectres Marko Nikodijevic Leyland Kirby ORF Radio-Symphonieorchester Wien & Peter Eötvös generalmusikdirektion Helmut List Halle © ORF musikprotokoll, Martin Gross © ORF musikprotokoll, Martin Gross

f 2012 missa brevis g Daniel Lercher 2012 Heilandskirche Cantus Ensemble © ORF musikprotokoll, © ORF musikprotokoll, Clemens Nestroy Clemens Nestroy

f 2013 Metamusic alien productions GrazMuseum © ORF musikprotokoll, Martin Gross

f 2012 Instrumentarium I. > hermetik_ku Boris Hegenbart & Felix Kubin © ORF musikprotokoll, Clemens Nestroy f 2014 molluscs and insects Klaus Lang & Dafne Vicente-Sandoval © ORF musikprotokoll, Martin Gross

g 2013 Environmental Auditors Schloßberg Graz © ORF musikprotokoll, Martin Gross g 2014 The Enclave Richard Mosse Videoinstallation im Kunsthaus Graz © ORF musikprotokoll, Martin Gross

f 2013 Patrick Pulsinger, RSO Wien & Gottfried Rabl Dom im Berg © ORF musikprotokoll, Martin Gross

2014 g Der Zukunft des Radios 2014 2014 auf der Spur Let’s merry-go-round! Personal Soundscapes ∏-node Karmeliterplatz BORG Deutschlandsberg herbst Festivalzentrum 2014 © ORF musikprotokoll, Martin Gross © ORF musikprotokoll, Martin Gross © ORF musikprotokoll, Martin Gross i i f 2015 Let’s merry-go-round! Höhenrausch Linz © ORF musikprotokoll, Martin Gross

g 2015 Hildur Guðnadóttir Dreifaltigkeitskirche © ORF musikprotokoll, Martin Gross

h 2015 Nixe / Das Schiff musikprotokoll-Eröffnung durch Bundespräsident Dr. Heinz Fischer Murinsel © ORF musikprotokoll, Martin Gross

g f 2016 2015 Cold Songs Pure Elektronik Aleph Gitarrenquartett & Konzertreihe im Rahmen des Daisy Press 50 Jahr Jubiläums des IEM Helmut List Halle © ORF musikprotokoll, Martin Gross © ORF musikprotokoll, Martin Gross f 2016 Alvin Lucier Workshop Kunstuniversität Graz / Aula © ORF musikprotokoll, Martin Gross

g 2016 Die Logik der Engel Llullophon & Vocalensemble NOVA © ORF musikprotokoll, Martin Gross

g 2016 black burst sound generator Susanna Gartmayer & Brigitta Bödenauer Dom im Berg © ORF musikprotokoll, Martin Gross

f 2016 Blixa Bargeld Dom im Berg © ORF musikprotokoll, Martin Gross

h 2015 Die Logik der Engel: Himmelsleiter Höhenrausch Linz © ORF musikprotokoll 23/09/2017 – 08/01/2018 GrazMuseum

Mi – Mo 10.00 – 17.00 und Do 10.00 – 20.00 Eintritt frei

Eröffnung So 24/09, 13.00

Redaktion: Elke Tschaikner, Susanna Niedermayr, Christian Scheib, Fränk Zimmer

Konzeption und Design: Fränk Zimmer

Stories-Statements, Gestaltung: Rainer Elstner, Susanna Niedermayr, Andreas Maurer mp 1968/2017 und Alina Samonig

50 x Diebesgut und Fundstücke Redaktion, Kunstradio Story: Elisabeth Zimmermann

Redaktion, Metamusic-Story: Seit 1968 ist das musikprotokoll im steirischen herbst der zeit­ Alien Productions, Susanna genössischen Musik in vielen Spielformen verpflichtet. Über Niedermayr 2.000 Aufführungen in 50 Festivaleditionen – dahinter verbergen sich ­Geschichten, Experimente, Erfolge und Persönlichkeiten. Redaktion, ICAS/SHAPE-Story: ­Entsprechend vielstimmige Echos aus fünf Jahrzehnten sind im Susanna Niedermayr ­Rahmen der Jubiläumsausstellung im GrazMuseum zu erleben: Akustische Spiegelungen aus 50 Festivalausgaben und 50 Jahren Film „50 Jahre mukprotokoll“: Radio, objets trouvés zum Hören, Sehen und Lesen. Christian Scheib und Günter Schilhan Es gibt einen schönen Ausdruck: „Daham einkaufen“. Man geht also zu seinem alten Kleiderschrank und sucht etwas raus, das man Animationen, Fotobearbeitung: Jahre oder Jahrzehnte nicht in Händen hatte. Und dann wird man .siacus) gefragt, wo man das jetzt gekauft habe. Eben, daheim einkaufen. Analog dazu sind wir aus Anlass des fünfzigsten musikprotokoll in Lektorat: den Keller gegangen. Das heißt, in den Keller des ORF Landesstudios Lisa Kaufmann Steiermark, in dem sich das Archiv des musikprotokoll befindet. Dann haben wir Sachen rausgesucht, die Jahre oder Jahrzehnte Übersetzungen: niemand mehr zu Gesicht bekommen hat. Und manchmal fühlt man Friederike Kulcsar sich dabei, wie ein indiskreter Dieb, der in fremden Kleiderkästen und Briefesammlungen wühlt. Daheim einkaufen ist nicht immer Technik, Timewheel: unproblematisch. Man kann auch Dinge dabei entdecken, die man Thomas Musil gar nicht notwendigerweise entdeckt haben wollte. Zumeist und fast immer aber herrscht Freude über ungeahnte Fundstücke und Aufbau Hardware: ­Schätze. Jetzt zeigen wir eine kleine Auswahl daraus her, eben: Martin Gross Diebesgut und Fundstücke. Box-Korpus: MVD

ORF-Support: Lisa Eberan, Sylvia Rauter, Gerd Andreiz

60 61 Projekt: Cage stehlen mit dieb13, präparierte Schallplatten (2012)

Projekt: Metamusic, essbare Geige für Papageien (alien productions, 2015) Projekt: Labil Heute, Denk an Morgen, Papiertragtasche (Art Protects You, 1996)

Dank an mp in a box Film Andrea Sodomka, Angelika Castello, Der musikprotokoll Pavillon im GrazMuseum ist eine mit Screens, Jeweils zwei Besucher/innen können Platz nehmen im Mikrokino. Bernhard Lang, Karlheinz Essl, Lautsprechern und Touch-Interfaces bestückte und begehbare Box. Der Film „50x Gegenwart - 50x musikprotokoll“ von Günter Schilhan Sven Harberger, Karl Maier, In 5 Stationen sind Schlaglichter auf die vielfältige Geschichte des und Christian Scheib wird im Inneren der Ausstellungsbox gezeigt. Reinhard Kager, Lothar Knessl, Festivals multimedial zu erleben. 5 Jahrzehnte in 5 Kapiteln, eine Dokumentation bestehend aus TV- Christian Edlinger, Friedrich Cerha, Berichten des ORF zum musikprotokoll. Heinrich Deisl, Ute Pinter, Martin Siewert, Elisabeth Schimana, Töne Reni Hofmüller, Klaus Dorfegger, Die Ö1 Redakteur/innen Elke Tschaikner, Ursula Strubinsky und Bilder Winfried Ritsch, Martin Gasser Christian Scheib präsentieren Aufnahmen von 50 exemplarischen 50 Ausgaben des musikprotokoll bieten auch eine Vielzahl von und Rosalinde Vidic Werken aus 50 Festivaleditionen. Besucher/innen können mittels sehenswerten Schnappschüssen. Eine Fotoauswahl an der Stirn- „Timewheel“ in dieser moderierten, akustischen Auswahl navigieren. seite der mp-Box liefert einen Eindruck, wessen Karrieren hier in Graz begonnen haben und wessen Musik in Graz präsentiert und interpretiert worden ist. Objekte Auch die Zeitkunst Musik braucht Objekte, um realisiert zu werden. Eine Produktion des ORF musikprotokoll im steirischen herbst. Mehrere Expeditionen in unser musikprotokoll- Archiv haben Briefe Geschichten In Kooperation mit dem GrazMuseum von Kurator/innen an Komponist/innen, Musikutensilien, Ausstel- Die lange musikprotokoll Geschichte in kurzen Geschichten. Neben und dem steirischen herbst. Dieses Pojekt ist Teil der Ausstellung Diese lungsobjekte u.v.m. zu Tage gebracht. Auf einem Screen kann durch Stories zu besonderen Projekten wie dem Kunstprojekt metamusic Wildnis hat Kultur – 50 x steirischer herbst. einen virtuellen Fundstücke-Katalog geblättert werden. von Alien Productions, bei dem Papageien zu Künstler/innen wurden oder Marino Formentis legendärer Marathon Nowhere werden spezi- elle Facetten des Festivals in den Mittelpunkt gestellt. Als animierter Kurzfilm wird beispielsweise die Geschichte des mp in Zahlen nach- zuvollziehen sein, die Rolle des musikprotokoll in dem Festivalnetz- werk ICAS und dessen Plattform SHAPE wird beleuchtet, aber auch die Publikationsgeschichte des Festivals ist ein Thema von vielen.

Projekt: Quadraturen III Wirklichkeit – Studien für mechanisches Klavier (Schaufensterstück), Papiertasche (Peter Ablinger, 2004) Projekt: CavoeTona (Höhlenton), Zünder Nachdruck (Norbert Walter Peters, 2001)

62 63 ÖE Mi 04/10, 21.30 Helmut List Halle Tagespass € 19

Andreas Trobollowitsch (AT) Komposition

composedconfusion

Gitarre spielende Ventilatoren, Melodika spielende ­Kompressoren, Marcelo Cardoso Gama (BR) Basstrommel spielende Zitronenbäume, zeichnende Walkmans – Alexander Kranabetter (AT) es sind die Grenzbereiche, die Andreas Trobollowitsch in ­seiner Cinthia Mendonça (BR) ­künstlerischen und musikalischen Arbeit interessieren; jene Matija Schellander (AT) Spannungs­felder, die sich auftun, wenn Theorie auf Praxis, Andreas Trobollowitsch (AT) ­Konkretes auf ­Abstraktes, Physisches auf Konzeptionelles und Instrumentalist/innen ­Visuelles auf ­Auditives trifft. In dem Stück composedconfusion, das Trobollowitsch Anfang 2016 während eines mehrwöchigen Artist-in-Residence-Aufenthalts in Buenos Aires entwickelt hat, greifen einige der in den letzten Jahren entwickelten Techniken nun ineinander.

Auf der Suche nach gemeinsamen (Klang-)Texturen werden die eingesetzten Gegenstände und Materialien auf ihre Belastbarkeit überprüft. Dabei geraten die fünf Performerinnen und Performer, die in diesem semi-installativen Setting in ein kompositorisches Regelwerk eingespannt sind, immer wieder an ihre körperlichen und spieltechnischen Grenzen – unter ihnen der Komponist selbst, der sich in die komponierte Konfusion mit Verve hineinstürzt.

In Kooperation mit SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe. Gefördert durch das Programm „Creative Europe“ der Europäischen Union. Andreas Trobollowitsch ist SHAPE Artist 2017. COMPOSEDCONFUSION ANDREAS TROBOLLOWITSCH

64 65 „Es geht permanent darum zu schauen, was passiert, wenn“, so Andreas Trobollowitsch. „Was etwa passiert, wenn sich zwei ­Materialien aneinander reiben?“ Die künstlerische Klangforschung sei wohl die Grundmotivation, aus der heraus sich alles speist. Als Jugendlicher fing Trobollowitsch in der Buckligen Welt in Nieder­österreich an, in diversen Bands zu spielen – Tuba, Gitarre, E-Bass, Schlagzeug. Schon in dieser Zeit begann er seine Instru- mente zu präparieren. Dass er mit dieser musikalischen Methode in einer ­bereits langen Tradition stand, lernte er erst während ­seines ­Studiums der Musikwissenschaft. Damals gründete er auch ­gemeinsam mit Johannes Tröndle das Duo Nörz, etwas später Acker Velvet. Eine interessante und sicherlich wegweisende Laborsituation sei das gewesen, erinnert sich der Künstler und Musiker zurück, in der alles Mögliche zum Instrument umfunktioniert wurde.

2011 reichte Andreas Trobollowitsch im Rahmen einer Ausschreibung des Festivals Klangmanifeste das Konzept zu seiner Installation minigit ein, das von den Veranstalterinnen dann auch ausgewählt wurde. Die Klangmanifeste verstehen sich als eine „Hörschau im Grenzbereich von bildender Kunst und aktueller Musik“ und so war Trobollowitsch aufgerufen, der visuellen Umsetzung seines Projek- tes genauso viel Aufmerksamkeit zu schenken, wie der akustischen. Im Mittelpunkt von minigit stehen vier an der Wand hängende, akustische Gitarren. Davor rotiert jeweils ein Motor, der gebaut wurde, um die Rotorblätter eines Ventilators in Gang zu halten. Der Künstler ersetzte den Propeller durch Cellobogenhaare. Durch die Drehbewegung versetzen sie die Gitarren-Saiten in Schwingung und erzeugen dabei Klangflächen aus sich permanent verändernden Obertonschichten. „Wie kann ich eine Situtation schaffen, in der das Kompositorische, das Visuelle, das Klangliche und das rein Prakti- sche gleichermaßen funktionieren, darin sehe ich noch immer die Andreas Trobollowitsch spannende Herausforderung“, knüpft Trobollowitsch hier an.

Rückblickend betrachtet löste die Realisierung dieser ersten Installa- Andreas Trobollowitsch (*1980) studierte Musikwissenschaft und tion eine wahre Flut an unterschiedlichen Projekten aus. Viele Ideen Jazztheorie in Wien und Paris. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt auf kon- materialisierten sich nun, eine nach der anderen. Dabei bildeten sich zeptuellen Kompositionen, Klanginstallationen, Klangperformances und mehrere Entwicklungslinien heraus, die sich punktuell kreuzten und Zeicheninstallationen. Das Schaffen des Shape Artists 2017 umfasst Pro- miteinander verflochten. So ließ Trobollowitsch u.a. Kompressoren jekte und Arbeiten im Bereich der elektroakustischen Komposition und Melodika spielen oder Walkmans zeichnen und er ersetzte die an Improvisation sowie Kompositionen für Tanz, Theater, Filme, Klangkom- der Wand hängenden Gitarren durch Performer. Letztere Entwicklung positionen und Radiofeatures. Neben diversen Kompositionsaufträgen gipfelte schließlich im Bau seines Ventorganos. Zehn Motoren für und Förderungen erhielt er auch das Staatsstipendium für Komposition fünf Saiten stehen dem Performer hier zur Verfügung, die alle gleich- und das Startstipendium für Musik und darstellende Kunst des Bundes- Komponierte Konfusion zeitig gespielt werden können. kanzleramtes Österreich. Er gab Konzerte und gestaltete Ausstellungen in Europa, Südamerika, Asien und den USA. Nach CD-Veröffentlichungen In dem Stück composedconfusion greifen einige der bislang entwi- mit Nörz und Acker Velvet erschien im März 2016 sein Solo-Debut Roha ckelten Techniken nun ineinander. Alle – Gegenstände, InterpretInnen auf dem portugiesischen Label Crónica. wie auch eine Reihe von Pflanzen – werden von den ihnen ursprüng- lich zugedachten Aufgaben entbunden, denn sie sollen sich auf glei- cher Ebene begegnen können, so der Künstler auf die Frage, um wel- che Konfusion es sich im Titel dieses Stückes denn eigentlich handle. Dabei werden etwa präparierte Pflanzen zu neuartigen Klanggenera- toren, während herkömmliche Musikinstrumente den Platz stummer Requisiten einnehmen und sich MusikerInnen – den Anweisungen in der Partitur folgend – auf das Ausführen von Bewegungsabläufen konzentrieren, so lange bis die Rollen wieder neu verteilt werden.

Susanna Niedermayr

66 67 UA Do 05/10, 19.30 Helmut List Halle ÖE Tagespass € 24

Ensemble PHACE (AT) ENSEMBLE PHACE FRANCESCO FILIDEI · CHRISTOF DIENZ Ensemble PHACE HANNES KERSCHBAUMER · PIERRE JODLOWSKI Ein Klangkörper, dessen Gesicht sich ständig ändert, der durch Mit Musik von durchlebte Phasen reift. Der Name des Ensemble PHACE ist Francesco Filidei ­Programm für ein Programm wie jenes, mit dem es 2017 sein Christof Dienz ­musikprotokoll-Debüt absolviert: Von sinnlich bis gestisch, von Hannes Kerschbaumer spielerisch bis streng. Von Hannes Kerschbaumer, Pierre Jodlowski, Pierre Jodlowski Francesco Filidei, Christof Dienz. Simeon Pironkoff Dirigent Von Letzterem präsentiert das Ensemble eine Uraufführung Mira Lu Kovacs Stimme nach Texten des österreichischen Literaten und Bestsellerautors Walter Seebacher Klarinette ­Christoph Ransmayer. Zu hören ist also Musik eines Komponisten, Alfred Reiter Klangregie dessen ­künstlerische Lebensphasen schon eine Zeit als Fagottist im ­Orchester der Wiener Staatsoper, die Mitgliedschaft in der PHACE legendären Weltmusikformation „Die Knödel“ und ungewöhnliche Sylvie Lacroix Flöte Experimente mit der Zither umfassten. Man könnte auch Salvatore Walter Seebacher Klarinette Sciarrino zitieren: „Es geht nicht um intellektuelle Lösungen, Alvaro Collao Leon Saxophon sondern um das Erschließen einer kostbaren, poetischen Welt.“ Peter Lengyelvari Horn Mit diesen Worten beschrieb er wiederum die Klangwelt des Stefan Obmann Posaune 1973 geborenen Komponisten Francesco Filidei, dessen gestisch- Berndt Thurner Percussion poetische Musik eine weitere der vier sehr unterschiedlichen, Mathilde Hoursiangou Klavier zeitgenössischen Positionen ist, die das Ensemble PHACE beim Ivana Pristasova Violine ­musikprotokoll einnimmt. Roland Schueler Cello Alexandra Dienz Kontrabass Peter Rom E-Gitarre

68 69 Francesco Filidei wurde 1973 in Francesco Filidei Christof Dienz Walter Seebacher Klarinette Pisa geboren. Sein Musikstudium Mira Lu Kovacs Stimme begann er in Florenz zunächst im Fach Orgel, bald auch in Kom- Finito ogni gesto ÖE Der Fliegende UA Ensemble PHACE position. Den Abschluss machte Sylvie Lacroix Flöte er am Pariser Conservatoire für sechs Instrumente, 2010 Konzertstück für Klarinette, Gesang, Ensemble und Elektronik, 2017 Berndt Thurner Percussion National Supérieur, worauf eine Mathilde Hoursiangou Klavier kurze Zwischenstation am Pariser „Quando è finito ogni gesto d’amore“ lautet eine Zeile aus Edoardo Das Stück Der Fliegende habe ich für Walter Seebacher geschrieben, Ivana Pristasova Violine Forschungszentrum IRCAM folgte. Sanguinetis Gedicht Novissimum Testamentum, in dem eindrucks- mit dem mich eine langjährige, enge Freundschaft verbindet und so Roland Schueler Cello Als Organist und Komponist wurde voll die Liebe und der Tod der Liebe beschrieben wird. Aus dieser habe ich einen ganz privaten, persönlichen Zugang gesucht. Dabei Alexandra Dienz Kontrabass er von vielen wichtigen Festivals Zeile stammt auch der Titel meines Violoncellokonzertes Ogni gesto bin ich auf das Buch Der Fliegende Berg von Christoph Ransmayr Peter Rom E-Gitarre der zeitgenössischen Musik d’amore, das verwoben mit einer chromatischen Tonleiter einem ­gestoßen. Elektronik eingeladen und seine Werke langsamen Abstieg in die Hölle gleicht, bis sich schließlich ein wurden durch Orchester wie dem Lichtschimmer zeigt. Am 18. Mai 2010, ein paar Tage nur nach der Ein Prosatext, der in, wie es Ransmayr nennt, Flattersätzen geschrie- Die Komposition Der Fliegende ist ein Auftrags- werk von PHACE und ORF musikprotokoll WDR, SWR, RSO, Philharmonie­ Uraufführung des Stückes, starb Sanguineti ganz plötzlich an einem ben ist, also optisch wie ein Gedicht, über zwei Brüder, die sich nach orchester Tokio, und Ensembles Aneurysma. Sein Tod ist ein unersetzlicher Verlust für die verwüstete Tibet aufmachen, um einen Berg erstzubesteigen. Der Beginn des Christof Dienz wurde 1968 in wie 2e2m, Linéa, l’Itinéraire, Alter kulturelle Landschaft Italiens. Als ich die Wunde, die mir Ogni gesto Buches strahlt für mich eine berührende Stille und Ruhe aus, obwohl Innsbruck geboren und arbeitet Ego, Intercontemporain, Klang­ d’amore zugefügt hatte, nicht länger ignorieren konnte, beschloss sich der Protagonist in größter Not und in höchster Höhe befindet. als Komponist, Fagottist und forum Wien u. v. m. zur Aufführung ich, noch einmal den gleichen Weg zu gehen, also Form und Melodie Zitherspieler. 1991–1999 studierte gebracht. Div­ erse Lehraufträge auf einer absteigenden chromatischen Tonleiter aufzubauen. Diesem Die poetische Beschreibung einer Nahtoderfahrung in einer lebens- er Fagott an der Universität Wien an renommierten Hochschulen Weg zu folgen bis zum Wendepunkt, an dem ich das erste Mal gezö- gefährlichen und doch irgendwie vertrauten Gegend hat mich sehr für Musik bei Prof. Turkovic und sowie zahlreiche Preise (Musik- gert hatte. inspiriert. absolvierte das Konzertfach­diplom förderpreis Salzburg 2006, Takefu mit Auszeichnung. 1997–2000 war Festival Preis 2007, Siemens Und dann bin ich in die andere Richtung gegangen. Bei Der Fliegende habe ich versucht, eine eisige, sauerstoffarme, er Fagottist im Bühnen­orchester Musikförderpreis 2009, UNESCO ­zugespitzte Atmosphäre zu schaffen, in der der Solist sich ganz der Wiener Staatsoper und Picasso-Miró-Medaille des IMC Francesco Filidei ­alleine und unabhängig bewegt. Das Ensemble dient ihm als akusti- 1992–2000 Leiter und Komponist 2011, Franco-Abbiati-Preis 2015) sche Umgebung,­ in Form von Echo, Hall und kristallinen Klängen. des Ensembles Die Knödel (4 CDs, dokumentieren sein vielseitiges Übersetzung: Friederike Kulcsar Filmmusik zu 2 Kinofilmen, künstlerisches Schaffen. Die Stimme sollte natürlich sein und der Text dem natürlichen Sprach­rhythmus folgen, sie sollte aber auch elektronisch verfremdet Konzerte in Europa, USA, Kanada, sein, um die Unwirklichkeit der Situation zu unterstreichen. Mit Mira Mexiko, Südafrika, Japan, Tuva, Lu Kovacs habe ich für diese Idee eine ideale Interpretin gefunden. etc.). Seit 2000 ist Dienz als frei- beruflicher Komponist und Fagot- Christof Dienz tist tätig. 2003 wurde er bei den Klangspuren Schwaz ­portraitiert und 2005 war er Composer in ­Residence beim Komponisten­ forum Mittersill. Den Förderpreis der Stadt Wien erhielt er 2007.

Francesco Filidei Christof Dienz

70 71 Hannes Kerschbaumer Pierre Jodlowski Pierre Jodlowski Komposition und Video

Patina ÖE People / Time ÖE Pascal Baltazar Video für 5 Instrumente und resonierende Oberflächen, 2016 für Klarinette, Posaune, Schlagwerk, Klavier, Violine, Cello, Live-Elektronik und Video, 2003 Hannes Kerschbaumer ­studierte Ausgehend von einem rudimentären Klangobjekt, einem durch Komposition bei Gerd Kühr, Friktion zum Schwingen gebrachten Styroporobjekt, entfalten sich Wie viele Gesichter begegnen uns, ohne dass wir sie wirklich sehen, Pierre Jodlowski ist Komponist, Pierluigi Billone, Beat Furrer und differenzierte Geräuschqualitäten, welche einem unaufhaltsamen ohne dass wir irgendetwas von ihren Erinnerungen wissen? Warum Performer und Multimediakünst- Georg Friedrich Haas. Neben Alterungsprozess unterzogen werden: die tradierten Klangqualitäten sind wir mehr und mehr besessen vom Gewinn und vom Rausch der ler. Seine Musik, die oft durch vielfacher Zusammenarbeit mit der Instrumente ­werden in einem diskontinuierlichen Prozess von Geschwindigkeit? Was verbindet uns außer diesem Gesicht, das sich eine hohe Dichte gekennzeichnet Ensembles (Arditti Quartet, Vertixe einer neuen Klangschicht – gleich einer Patina – überzogen. verändert, einmal glatt ist, dann wieder zerfurcht? Die richtige Zeit ist, spannt den Bogen zwischen Sonora Ensemble, Streichquartett im Leben? akustischen und elektrischen des Klangforum Wien, Ensemble Da dieser Prozess ausschließlich unmittelbar an der Oberfläche Klängen und dreht sich um einen PHACE, Haydn Orchester u. v. a.) eines Gegenstandes stattfinden kann, wird auch dieser Aspekt in die People/Time erzählt eine Geschichte oder vielmehr einige Geschich- dramatischen und politischen ist er auch Mitbegründer des Musik übertragen: die Klangabstrahlung der durch Elektronik gene- ten: über ein Blatt, das verwelkt, über Straßen, deren weiße Leitlini- Kern. Seine Arbeit hat ihn durch Ensemble Chromoson, künstle- rierten Klangschicht findet dabei über die Instrumente selbst statt, en zum Zeitmaß werden, über Gesichter, die brennen, die ineinander Frankreich und ins Ausland rischer Leiter von „hörbar! – tag um somit die Verbindung zum Klangkörper stets aufrecht zu erhalten übergehen. geführt, wo er Veranstaltungsorte der neuen musik“ und Mitglied und den Eindruck zu verstärken, die neue Klangschicht wüchse aus In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler Pascal Baltazar wurde bespielt hat, die sich der neuen des Elektronik-Trios dark matter. den Instrumenten selbst hervor. ein Videokonzept entwickelt, das die instrumentale Geste um eine Musik, der Klangkunst sowie u.a. Er erhielt verschiedene Preise und visuelle Ebene erweitert, sie in eine neue Perspektive rückt, während dem Tanz, Theater, den bildenden Förderungen, darunter den SKE Hannes Kerschbaumer die Bilder selbst ihre Eigenständigkeit behaupten. Künsten, und elektronischer Musik Publicity Preis 2015 sowie das verschrieben haben. Parallel zu Staatsstipendium für Kompo­ Es besteht auch eine dialektische Beziehung: ob inhaltlicher oder ­seiner Tätigkeit als Komponist sition 2016. Seine Kompositionen rhythmischer Kontrapunkt, die Bilder hinterfragen alles und jeden. agiert er auch als Performer in erschaffen erweiterte, beinahe Dieses Stück ist jedoch kein dogmatisches Pamphlet, sondern verschiedenen Bereichen (experi- transzendente Klangräume und versucht mit Ironie und Vehemenz, uns in den anderen hineinzuver- mentelle Musik, Jazz, Elektronik), scheuen nicht vor experimenteller setzen, seine Geschichte zu betrachten, sie zu entdecken; die Zeiten solo oder zusammen mit anderen Spielweise klassischer Instru­ zu hören, die außerordentliche Kraft darin zu messen … Künstlern. Seit 1998 fungiert er mente zurück. als künstlerischer Co-Leiter des Pierre Jodlowski ­Studios éOle (Forschungs- und Produktions­studio in Blagnac) Übersetzung: Friederike Kulcsar sowie des Novelum-Festivals in Toulouse (bis 2014). Jodlowski ­arbeitet außerdem als Bühnen­ bildner bei verschiedenen Pro- jekten. Er wurde mit zahlreichen Aufträgen betraut und mit vielen Preisen bei internationalen­ Wett- bewerben geehrt.

Hannes Kerschbaumer Pierre Jodlowski

72 73 Ensemble PHACE Simeon Pironkoff

PHACE ist seit vielen Jahren in der zeitgenössischen Musikszene Der in Sofia geborene Komponist und DirigentSimeon Pironkoff studier- erfolgreich aktiv und zählt zu den innovativsten österreichischen te an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Kompo- Ensembles für zeitgenössische Musik. Neben dem Schwerpunkt der sition, Dirigieren und Korrepetition. Er hatte die Leitung von diversen zeitgenössischen Kammermusik inkludiert das künstlerische Spektrum Jugendsymphonieorchestern inne und arbeitete mit verschiedenen u. a. Musiktheaterproduktionen und spartenübergreifende Projekte mit Theaterhäusern und freien Bühnen in Europa zusammen. 1992 gründe- Tanz, Theater, Performance, Elektronik, Video, DJs, Turntablisten sowie te Simeon Pironkoff das ensemble on_line, das seit 2010 den Namen Installationen. Mehr als 200 Werke wurden bisher in Auftrag gegeben PHACE trägt. Seit 2004 ist Simeon Pironkoff außerordentlicher Professor und uraufgeführt. Der aktive Kern des Ensembles wird regelmäßig um für Dirigieren an der Musikuniversität Wien. Als Dirigent und Komponist MusikerInnen und Gäste aus den verschiedensten Kunstdisziplinen arbeitet er mit vielen Orchestern und Ensembles in Europa und Asien zu- erweitert. PHACE ist regelmäßig an den wichtigsten Konzerthäusern und sammen und nimmt regelmäßig an wichtigen europäischen Festivals teil. bei renommierten Festivals, sowohl in Österreich als auch im Ausland, Darüber hinaus produzierte Simeon Rundfunkaufnahmen und zahlr­eiche präsent. Seit Herbst 2012/13 hat PHACE seinen eigenen Zyklus im CD-Einspielungen von Werken des 20. Jahrhunderts. Wiener Konzerthaus und veröffentlicht seit 2015 Aufnahmen unter dem gleichnamigen Eigenlabel.

74 75 Do 05/10, 21.30 Helmut List Halle Tagespass € 24

deranged orchestra

Mit Stefan Fraunberger (AT) ensemble zeitfluss (AT)

ensemble zeitfluss Clemens Frühstück Barbara Gatschelhofer Christian Godetz Bernhard Holl deranged orchestra Siegfried Koch Franz Kreiner / Arnold Plankensteiner Thomas Tockner Ornamentrauschen

Fr 06/10, 22.30 Bei einer Klangforschungsreise in der Gangesebene hat Stefan Congress Graz, Foyer Fraunberger unlängst acht Muscheln gefunden, die ursprünglich aus Tagespass € 24 der Tiefsee geborgen wurden, um – nach dem Absägen ihrer Spitzen – den Brahmanen-Priestern als Instrumente zu dienen, mit denen Ornamentrauschen sie ihre Riten ankündigen und einleiten. In Fraunbergers „deranged orchestra“ werden die acht Tiefseemuscheln zu Signalhörnern, mit Mit denen der Komponist in einer gleichsam rituellen Darbietung eine Stefan Fraunberger (AT) „punktungleiche Permutation“ in der menschlichen Wahrnehmung auszulösen versucht. Trotz des Klimawandels begreift sich der Mensch noch immer als das Maß aller Dinge, anstatt wieder ver- DERANGED ORCHESTRA mehrt auf die Rhythmen der Natur zu hören. Auch beim „Ornamentrauschen“ ist Permutation ein Schlüsselbe- griff. Mit seiner elektronisch verstärkten Santur, einem persischen Hackbrett, webt Fraunberger sich laufend verändernde Klangmuster, /ORNAMENTRAUSCHEN in denen unterschiedliche Makam-Stimmungen ineinanderfließen. STEFAN FRAUNBERGER

In Kooperation mit SHAPE – Sound, Heterogeneous­ Art and Performance in Europe. ­Gefördert durch das Programm „Creative ­Europe“ der Europäischen Union. Stefan Fraunberger ist SHAPE Artist 2017.

76 77 Ein unmenschliches Pfingstoratorium

Susanna Niedermayr: Was spricht Dich an diesen Muschel-Instru- menten im Konkreten an? Stefan Fraunberger: Dieses Instrument wurde weder vom Menschen erdacht noch geschaffen. Die Muscheln sind, so sagt man, im Meer 1000 Meter unter der Wasseroberfläche gewachsen, ohne jegli- ches menschliches und kulturelles Zutun. Der Mensch hat lediglich das Ende der Muschel abgeschnitten, dort ist nun der Ansatz des Blasinstrumentes; dort tritt die Luftsäule in den Wirbel ein, der sich konzentrisch im Goldenen Schnitt ausbreitet und so eine massive Verstärkung des Tones bewirkt. Man kann sich das wie einen Tor- nado vorstellen. Es geht mir sehr stark darum, hier ein Instrument zur Verwendung zu bringen, das eigentlich unmenschlich ist. Hier spricht der selbst-erwachsene Wirbel in Zungen. Also Zungen im Sin- ne eines Pfingstoratoriums. Man könnte das „deranged orchestra“ Stefan Fraunberger auch als unmenschliches Pfingstoratorium betrachten.

SN: Der Name des „deranged orchestra“ verweist auf das Buch SN: Das Entwickeln einer aus sich selbst heraus generierenden Stefan Fraunberger ist ein öster- „The Great Derangement“ von dem aus Kalkutta stammenden musikalischen Sprache, darum geht es auch in Deiner Werkreihe reichischer Komponist, Musiker Sozialanthropologen und Schriftsteller Amitav Ghosh. Wo siehst Ornamentrauschen. Und sie richtet sich gegen die Homogenisierung und Klangkünstler. Seine Arbeit du hier Parallelen zu Deiner musikalischen Arbeit? von Stimmungssystemen … handelt von sonischer Archäolo- SF: Wenn der Mensch zum Thema Katastrophismus arbeitet, sich SF: Die Industrialisierung und Nationalisierung hat gleichzeitig zu gie, Transformation, Undenkbarem mit Dingen beschäftigt, die er sich nicht erklären kann, die für ihn einer Homogenisierung der Stimmungssysteme geführt, zuerst in und dem Einfluss von Natur auf unverständlich sind, dann kommen dabei so Kreaturen wie Fran- Europa. Dort war es zu Zeiten Bachs noch nicht klar, wo die genauen Kultur. Die Rekontextualisierung kenstein heraus, das zeigt Ghosh auf. Oder Phänomene werden architektonischen Begrenzungen innerhalb eines Stimmungssys- kultureller Wahrnehmung im in den religiösen Bereich abgeschoben, man behauptet, dass dies tems liegen. 100 Jahre später war es sehr klar. Hier hat sich eine Grenzbereich klanglicher und ein Fingerzeig Gottes sei. Der Mensch hat alle möglichen Formen architektonische Konvention in der Stimmung entwickelt, die man dialektaler Mehrdeutigkeiten wird gefunden, um sich nicht mit den Konsequenzen seines eigenen Tuns definitiv als homogenisiert betrachten kann. Das Gleiche ist zum in seinem Werk thematisiert. Seine konfrontieren zu müssen. Gosh meint, dass zukünftige Generatio- Beispiel bei einem nationalistischen Kongress der arabischen Arbeit umfasst Live-Konzerte nen unsere Zeit als „deranged“ beschreiben könnten. Also „deran- Hochkultur-Schaffenden in Kairo in den 1920er Jahren passiert, wo mit Hackbrettern in Clubs und ged“ im Sinne von Störung, Umnachtung und Durcheinander, das man sich auf eine homogenisierte arabische Skala in logarithmi- Kirchen, Werke für Ensembles und sind die Begriffe, die man dazu im Wörterbuch findet. Jedenfalls schen Vierteltönen geeinigt hat. Also das Gleiche, was wir in Europa konzeptuelle Klangarbeiten für können wir den größeren Kontext mit unserer menschlichen Sprache mit den Halbtönen gemacht haben, haben sie mit den Vierteltönen Wirbel und verlassene Orgeln an nicht begreifen. Wir haben es hier mit einer Sprache von Abläufen, gemacht und das stimmt eben nur begrenzt, weil man in den Ma- der Schnittstelle zwischen Körper- Zeitlichkeiten und Zuständen zu tun, die wir höchstens erfahren, kam-Stimmungssystemen eher von der alten griechischen Theorie lichkeit und Information. Fraun- aber mit unserem menschlichen Verstand nicht fassen können. Beim Pythagoras´ ausgegangen ist, die mit Achteltönen und mit ganzzahli- berger studierte elektroakustische „deranged orchestra“ geht es nun darum, auf einer musikalischen gen Brüchen arbeitet. Das hat zu verschiedensten Abstraktionen und Komposition, Arabistik & Islam­ Ebene eine unmenschliche Protest-Sprache aus dem Möglichkeits- Architekturen geführt, die dann wiederum alle in einer Viertelton- wissenschaften sowie Philosophie. horizont herauszuschälen. Skala homogenisiert worden sind. Ob sich diese Erkenntnis deduktiv Er lebte und arbeitete in Sibiu, auf andere gesellschaftliche Bereiche oder auf die Wissenschaft Aleppo, Varanasi, Teheran, London ausweiten lässt, das lasse ich jetzt offen, aber ich vermute es. und Brüssel. Fraunberger spielte bei internationalen Festivals, Susanna Niedermayr komponierte Filmmusik, veröffent- lichte auf unterschiedlichen Labels und ist Shape Artist 2017.

78 79 UA Do 05/10, 22.30 Helmut List Halle Tagespass € 24

Studio Dan Studio Dan

Beinahe schon als Legende des Avantgarde Jazz könnte man den Mit Studio Dan (AT) amerikanischen Posaunisten und Komponisten George Lewis, der an der New Yorker Columbia University unterrichtet, bezeichnen. Mit Musik von Das österreichische Ensemble Studio Dan wird gemeinsam mit George Lewis (US) dem ­grandiosen Posaunisten Matthias Muche ein neues Stück von Oxana Omelchuk (DE/BY) ­George Lewis beim musikprotokoll zur Uraufführung bringen.

Gegründet wurde Studio Dan im Jahr 2005 ursprünglich als Big Band Studio Dan für das erste Festival der Initiative JazzWerkstatt Wien. Im Laufe der Sophia Goidinger-Koch Violine Jahre hat sich gezeigt, zu welch enormer Flexibilität in Größe und Maiken Beer Cello Stilistik dieses Kollektiv fähig ist, je nachdem an welchen wellen- Manuel Mayr Kontrabass, E-Bass förmigen Grenzlinien des Experimentellen zwischen Improvisation, Thomas Frey Flöte Komposition, Jazz oder Prog-Rock es sich gerade bewegt. Diese Clemens Salesny Klarinetten, instrumentale und stilistische Offenheit ist wohl auch die ideale Saxophon Voraussetzung für die buntschillernde Musik der Komponistin Dominik Fuss Trompete Oxana Omelchuk, die ebenfalls mit einer Uraufführung an diesem Daniel Riegler Posaune, Abend vertreten sein wird. Die 1975 in Weißrussland geborene und Musikalische Leitung in Köln lebende Künstlerin, die gerade ihre Portrait – CD der Edition Michael Tiefenbacher Klavier, Keys Zeitgenössische Musik des Deutschen Musikrates vorbereitet, wurde Mathias Koch Schlagzeug seit ihrem Studium mit zahlreichen Preisen und Stipendien aus­ Gast: Matthias Muche Posaune gezeichnet und gehört zu den herausragenden Komponistinnen ihrer Generation.

Am 5.10., 11.00, wird in der ­Orangerie des Burggartens George Lewis im Rahmen des künstlerisch-wissenschaftlichen Festivals „AR­ Tikulationen“ der Kunstuniversität Graz einen Vortrag mit dem Thema „Why Do We Want Our ­Computers To Improvise?“ STUDIO DAN halten und dabei selbst am Flügel OXANA OMELCHUK · GEORGE LEWIS performen. ​

80 81 Oxana Omelchuk George Lewis

wow and flutterUA As We May Feel UA für 2 Posaunen und Ensemble für Kammerensemble (2017) In Weißrussland geboren, absol- Geschrieben für Studio Dan vierte Oxana Omelchuk ihr Magis- Mein nicht nachlassendes Interesse an der Vergänglichkeit von terstudium im Fach Komposition Dingen, das sich in der Reflexion über die Musik der Vergangenheit Meine Komposition Memex (für Sinfonieorchester, 2014) wurde Der amerikanische Posaunist bei Prof. Johannes Fritsch und ein widerspiegelt,­ führt mich diesmal in die Geschichte der Schallplatte. von einem Artikel inspiriert, den der US-amerikanische Ingenieur George E. Lewis ist Edwin-H.- Studium im Fach Elektronische Sowohl das Material, aus dem die Schallplatten gefertigt wurden, Vannevar Bush im Jahr 1945 publizierte. Unter dem Titel „As We May Case-Professor für Musik an der Komposition bei Prof. Michael als auch ihre verschiedenen Geschwindigkeiten und nicht zuletzt Think“ („Wie wir denken könnten“) beschrieb Bush eine technische Columbia University in New York. Er Beil. Neben Uraufführungen die Entdeckung unbekannter Namen, spannender Geschichten und Vision, den sogenannten Memex (Memory Extender, dt. Gedächtnis- ist Mitglied der American ­Academy ihrer Werke bei verschiedenen vor allem mir unbekannten­ musikalischen Repertoires stehen im erweiterer), ein Arbeitsgerät, „in dem eine Person all ihre Bücher, of Arts and Sciences und auswärti- Festivals erhielt sie Aufträge u. a. Zentrum meines kompositorischen Interesses. Namen wie Nikolaj Aufzeichnungen und Kommunikation speichert“ und das somit eine ges Mitglied der British Academy. vom Deutschen Musikrat, WDR, A. Manykin-Nevstruev, Irene Abendroth, François-Adrien Boieldi- „vergrößerte persönliche Ergänzung ihres Gedächtnisses“ ­darstellt. U. a. erhielt er 2002 den MacArthur Kunststiftung NRW, ON – Neue eu, Heinz Reinfeld, Eric Plesso­ w, Joe Jordan kennt kaum einer aus Bush glaubte, dass der menschliche Geist „mit Assoziationen Preis und 2015 das Guggenheim- Musik Köln, Ensemble Musikfab- meiner Generation, die Bedeutung der Personen für ihre Zeit ist aber arbeitet. Kaum hat er sich eine Information beschafft, greift er schon Stipendium. Lewis studierte Kom- rik, Festival ACHT BRÜCKEN und unbestritten. auf die nächste zu, die durch Gedankenassoziation nahegelegt position bei Muhal Richard Abrams dem SWR. Zusammenarbeiten mit wird“. Der Memex war eine Inspirationsquelle für das in den späten an der AACM School of Music und dem Klangforum Wien, Ensemble Dieser Spaziergang auf den Ruinen der Geschichte, das Bummeln Sechzigerjahren entworfene Hypertext-Konzept, das wiederum zur Posaune bei Dean Hey. Er arbeitet Garage (Köln), Ensemble hand auf dem musikalischen Flohmarkt hat das Ziel der Erkenntnis, dass Erfindung des World Wide Web führte. im Bereich der elektronischen und werk (Köln), Duo leise dröhnung Zeit unumkehrbar ist, für einen kurzen Moment zu widersprechen. Computermusik, computerbasier- (Köln-Frankfurt), Ensemble mosaik Bushs Memex-Modell der Denkprozesse wie auch andere, später ten Multimedia-Installationen und (Berlin), Schlagquartett Köln, SWR Oxana Omelchuk entstandene Vorstellungen vom Denken, Wahrnehmen und Fühlen notierter als auch improvisierter Vokalensemble Stuttgart, Theater sind nicht komplex genug, um die im Grunde improvisatorische Musik. Seine Werke sind auf über Triebwerk (Hamburg) werden ­Natur dieser drei Vorgänge zu berücksichtigen. Dass ich Bushs 150 Aufnahmen­ dokumentiert. durch Sendungen im Rundfunk Aufsatztitel übernehme und abwandle, bedeutet somit nicht, dass ­Zahl­reiche Aufträge gehören und ein Portrait in der Zeitschrift ich von einer starren Dichotomie von „Denken“ und „Fühlen“ das ebenso zu seinem Portfolio wie die für Neue Musik (2014) ergänzt. Worte rede, ich möchte vielmehr die Aufmerksamkeit darauf lenken, Aufführung seiner Kompositionen Oxana Omelchuk erhielt verschie- was diese Vorgänge miteinander gemeinsam haben: sie sind mit­ durch das London Philharmonia dene Preise und Stipendien. Sie bestimmt durch Improvisationsprozesse. Orchestra, das RSO Stuttgart, das lebt und arbeitet in Köln. Mivos Quartet, das Boston Modern Der von mir in As We May Feel und anderen aktuellen Werken Orchestra Projekt, das Talea Ensem- ­verfolgte kompositorische Ansatz basiert auf einem assoziativ­ en ble, das Wet Ink Ensemble u. v. m. Oxana Omelchuk ­Diskurs mit „behavior sets“, mit Gruppen von Elementen, die komplexe Strukturen bilden, sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten, sich mit anderen Gruppen neu kombinieren und in neuer Form und Gestalt wieder auftauchen. Obwohl das Stück keine Improvisation von den Mitwirkenden beinhaltet, dienen meine ­rekombinanten Strukturen als assoziative Assemblage, die sich erst in der Begegnung mit dem Hörer voll entfaltet, wobei die Aktivität des Hörens und die des Komponierens ineinanderfließen – als eine Form von Navigation, die erforscht, wie wir fühlen könnten. Es ist dies eine spielerische Beschäftigung mit Unbestimmtheit und Hand- lungsmacht, mit der Analyse des Gegebenen und der Unbeständig- keit der Erinnerung, mit dem unbeschreiblichen Moment, in dem eine Entscheidung fällt.

George Lewis

Übersetzung: Friederike Kulcsar George Lewis

82 83 musikprotokoll – Produkte

das rauschen Form – Luxus, Kalkül Bilder – Verbot und europäische meridiane Übertragung – Hrsg.: Christian Scheib, und Abstinenz Verlangen in Kunst neue musik territorien Transfer – Metapher Sabine Sanio Fragen, Thesen und und Musik Reportagen aus Ländern Kulturtechniken, Ihre Wolke-Verlag, Hofheim 1995 Beiträge zu Erscheinungs- Hrsg.: Christian Scheib, im Umbruch (dt./engl.) Visionen und Obsessionen ISBN 3923997663 weisen aktueller Musik Sabine Sanio Hrsg.: Susanna Niedermayr, Hrsg.: Christian Scheib, € 11,90 Hrsg.: Christian Scheib, Pfau-Verlag, Christian Scheib Sabine Sanio Sabine Sanio Saabrücken 2000 Pfau-Verlag, Kerber Verlag, Bielefeld 2004 Pfau-Verlag, ISBN 3897271303 Saabrücken 2003 ISBN 3936646880 Saabrücken 1999 € 11,90 ISBN 3897272482 € 22,95 ISBN 3897270854 2 Bände, 2 CDs, € 35,– € 11,90 für Ö1-Clubmitglieder € 30,– Studio Dan

Studio Dan wurde 2005 von Daniel Riegler im Rahmen des ersten Festivals der JazzWerkstatt Wien gegründet. Das Ensemble hat als Big Band be- gonnen und tritt mittlerweile in verschieden großen Formationen auf. Die Gruppe bewegt sich musikalisch an den Grenzlinien unterschiedlichster Spielformen der zeitgenössischen Musik: u. a. zwischen Improvisation und Neuer Musik, Jazz und Rock. Studio Dan produziert neue Programme und CDs in Eigenregie in Zusammenarbeit mit renommierten Institutio- musikprotokoll musikprotokoll 30 Jahre Musikprotokoll Dieb 13 restructing nen. Unter den künstlerischen Partnern finden sich Musiker wie Vinko im steirischen herbst 97 im steirischen herbst 98 Moderne aus Österreich 1968–1997 musikprotokoll 99 Edition Zeitton Edition Zeitton ORF MP 30, 6 CDs in einer Box ORF CD 260 charizma 13 Globokar, Elliott Sharp und Michel Doneda. Im Herbst 2017 präsentiert MP97 ORF 15 MP98 ORF 16 € 52,– € 14,– das Ensemble mehrere Programme in Kanada und den USA, unter ande- € 14,– € 14,– für Ö1-Clubmitglieder € 46,80 für Ö1-Clubmitglieder € 12,60 für Ö1-Clubmitglieder € 12,60 für Ö1-Clubmitglieder € 12,60 rem im New Yorker Roulette. Mit im Gepäck sind sowohl Stücke junger österreichischer und europäischer KomponistInnen (Johannes Kreidler, Mirela Ivic˘evic´, Caitlin Smith, Christian F. Schiller, Christoph Walder, Daniel Riegler), als auch das Programm des heutigen Abends.

Matthias Muche (geb. 1972) lebt in Köln und arbeitet als Musiker, Kurator DIE LOGIK DER ENGEL Musik aus dem 13., 14. und dem 21. Jahrhundert Vokalensemble NOVA und Medienkünstler. Er studierte Posaune an der Hochschule der Künste 1 Vito Zuraj Ueaueoi ...... 3:53 Aufgenommen am

2 Anonym C13 Dic Christi veritas ...... 2:20 2016 25/26/30.4. und 4.5.2016 im ORF Funk- 3 Erin Gee Mouthpiece XXVII ...... 3:01 haus Wien, Studio 3 4 Adam de la Halle Tant con je vivrai ...... 1:44 Idee: Elke Tschaikner 5 Mateu Malondra Flaquer 1231 ...... 3:23 Christian Scheib 6 Fränk Zimmer Philippe de Vitry In virtute nominum

in Amsterdam, in Rotterdam und an der Hochschule für Musik Köln sowie Decens carmen edere, Clamor meus ...... 2:47 musikprotokoll Aufnahmeleitung: Jens Jamin 7 Rudolf Jungwirth o angeli ...... 3:26 Tonmeister: 8 Solage Calextone qui fut ...... 3:45 Robert Pavlecka Schnitt: 9 Joanna Wozny from what height fallen ...... 3:37 Otmar Bergsmann bl Baude Cordier Tout par compas suy composés ...... 4:06 Engelflügel-Logo: bm audiovisuelle Medien an der Kunsthochschule für Medien Köln. Muche Fränk Zimmer Hannes Kerschbaumer Buchstabierend ...... 3:33 Visuelle Gestaltung: bn Anonym C13 Bulla fulminante ...... 0:49 Wolfgang Grossebner bo Agata Zubel The Alphabet of the Ars Brevis ...... 4:59 Produktion: DIE LOGIK DER ENGEL | Eva Quatember bp Anonym C14 Los set gotxs recomptarem ...... 4:23 DDD · ORF-CD 3199 LC 11428 π+© 2016 ­arbeitet in zahlreichen Formationen u.a. mit dem Timeart Ensemble, Alle Rechte vorbehalten Made in Austria

oe1.ORF.at

­Männer mit Motoren, Multiple Choice Orchestra, das Mollsche Gesetzt, CD 3199 Nils Klein Tentett, Schäl Sick Brass Band sowie u. a. mit Misha Mengel- reMI – DVD Alien City – DVD 40x Gegenwart – 40x musik- Dieb 13 restructing berg, Sidsel Endresen, Larry Ochs, John Tilbury, Elliott Sharp, Michel musikprotokoll 2000 musikprotokoll 2001 protokoll – DVD musikprotokoll 99 Doneda, Nate Wooley und Robyn Schulkowsky. Michaer Pinter: alien productions: Das ORF-Festival für ORF CD 260 charizma 13 Komposition, Konzeption Martin Breindl, Neue Musik im € 14,– Renate Oblak: Norbert Math, steirischen herbst für Ö1-Clubmitglieder € 12,60 Video, Konzeption Andrea Sodomka Ein Film von Kooperation: Kooperation: Günter Schilhan ORF-musikprotokoll/ ORF-musikprotokoll/ und Christian Scheib. tonto Zangi Music/ ORF DVD MP903 ORF DVD MP00705 OK Centrum für € 20,– € 20,– Gegenwartskunst OÖ für Ö1-Clubmitglieder € 18,– für Ö1-Clubmitglieder € 18,– ORF DVD MP01 706 € 20,– für Ö1-Clubmitglieder € 18,–

84 UA Fr 06/10, 18.30 Congress Graz, ÖE Kammermusiksaal Tagespass € 24

Mit Kompositionen von Quatuor Diotima Enno Poppe (DE)

Das Streichquartett als Seismograph des Zeitgenössischen: Das Sa 07/10, 18.30 renommierte Quatuor Diotima feiert heuer sein musikprotokoll- Helmut List Halle Debüt mit gleich drei Konzerten. Tagespass € 24

Das Streichquartett als Königinnendisziplin: Die instrumentale Mit Kompositionen von und kompositorische Faszination an der Konstellation aus vier Rune Glerup (DK) Streichern reicht von Joseph Haydn uneingeschränkt ins 21. Jahr- Mikel Urquiza (ES) hundert. Gerade das Quatuor Diotima, das intensiv mit Kompo- nierenden zusammenarbeitet, ist für seine intensiven, sinnli- chen, klangschönen und gleichzeitig intelligenten und präzisen Interpretationen neuer Musik berühmt. 1996 wurde das Ensem- So 08/10, 11.00 ble von Absolvent/innen des Conservatoire National Supérieur Mausoleum de Musique de Paris gegründet und gehört zu den gefragtesten Tagespass € 19 Streichquartetten Europas. Mit Kompositionen von Beim musikprotokoll präsentierten Yun-Peng Zhao, Constance Petr Bakla (CZ) Ronzatti, Franck Chevalier und Pierre Morlet eine Uraufführung Alberto Posadas (ES) und fünf österreichische Erstaufführungen. Stücke von Enno Pop- pe, Petr Bakla, Rune Glerup, Mikel Urquiza und Alberto Posadas bilden das spannende Ausgangsmaterial für drei „Happy Hours for String Quartet.“ Mit Quatuor Diotima (FR) Yun-Peng Zhao Violine Constance Ronzatti Violine QUATUOR DIOTIMA Franck Chevalier Viola ENNO POPPE · RUNE GLERUP · MIKEL URQUIZA Pierre Morlet Violoncello PETR BAKLA · ALBERTO POSADAS

86 87 Fr 06/10, 18.30 Enno Poppe Rune Glerup Sa 07/10, 18.30 Congress Graz, Helmut List Halle Kammermusiksaal Buch ÖE Perhaps thus Rune Glerup (DK) Enno Poppe (DE) (2016) the end Jahrelang dachte ich, man dürfe keine Streichquartette mehr sch- reiben. Aber ich habe vergessen, warum. Wahrscheinlich, weil man Streichquartett No. 2 (2017) das Streichquartett in seiner Vernünftigkeit für reaktionär und zu bürgerlich gehalten hat. Ich bin aber in einem Umfeld aufgewachsen, Dieses Stück wurde für das Diotima Quartett geschrieben, dem es Rune Glerup (*1981) studierte in dem Kammermusik ohnehin keine Chance hatte, repräsentativ auch zugeeignet ist. Als wichtige Inspirationsquelle dienten mir Komposition und Elektroakustik an zu sein. Streichquartette waren dort immer schon marginalisiert. vor allem die Werke von Samuel Beckett, aber auch Spaziergänge der Königlich Dänischen Musik­ Künstlerische Absetzbewegungen haben sich immer gegen das Eta- im Park, Zeitungsnachrichten, Biertrinken in einer verrauchten Bar, akademie Kopenhagen, verfolgte blierte gerichtet. Ich habe aber die Quartette von Beethoven nie als einsame Stunden auf dem Fahrrad in den Bergen sowie mein Unver- seine Ausbildung aber auch außer- etabliert empfunden, sondern als in ihrer Existenz höchst gefährdete mögen, die Enden, Anfänge, Wiederholungen, Anfänge, Enden dieser halb des Landes, u. a. bei Walter Kulturprodukte, die ohne Schutz nicht gedeihen. Auf eine aus- Welt zu verstehen. Zimmermann in Berlin und am sterbende Tierart soll man nicht schießen. Ein Künstler, der etwas IRCAM in Paris. Er erhielt zahlreiche Schutzbedürftiges abschaffen will, hat nicht verstanden, wofür man Rune Glerup Stipendien, u. a. von der dänischen kämpfen sollte. Kunststiftung Statens Kunstfond Übersetzung: Friederike Kulcsar sowie der Léonie-Sonning-Musik- Enno Poppe wurde 1969 in Hemer/ Buch für Streichquartett ist geschrieben im Gedenken an Pierre Bou- stiftung und wurde zudem 2013 mit Sauerland geboren. Er studierte lez. Sein Livre pour Quatuor ist eines der großartigsten, längsten, dem Bisballe-Preis ausgezeichnet. Dirigieren und Komposition an sprödesten, unverständlichsten und überwältigendsten Streichquar- Unter seinen Kompositionen finden der Hochschule der Künste Berlin, tette, die ich kenne. Obwohl ich mich seit zwanzig Jahren mit diesem sich viele Auftragswerke, z. B. u. a. bei Friedrich Goldmann Stück beschäftige, habe ich den Schlüssel dazu nicht gefunden. das Divertimento für die Athelas und Gösta Neuwirth. Studien im Buch ist dieser Schlüssel sicher nicht, eher eine Suchbewegung und Sinfonietta Copenhagen und das Bereich Klangsynthese und algo- eine Verneigung. Es ist dem Quatuor Diotima gewidmet. Festival Printemps des Arts de rithmische Komposition folgten. Monte-Carlo, Examples of Dust für Neben seiner Konzert­tätigkeit Enno Poppe das Ensemble intercontemporain als Pianist und als Dirigent ist und IRCAM sowie ein ebenfalls im er seit 1998 musikalischer Leiter Auftrag des IRCAM entstandenes des ensemble mosaik. Poppe war Klarinettenquintett, das von Alain bis 2004 Lehrbeauftragter für Billard und Quatuor Diotima urauf- Komposition an der Hochschule geführt wurde. 2012 spielte das für Musik Hanns Eisler Berlin. Radiosinfonieorchester Stuttgart Kompositionsaufträge erhielt des SWR sein Concerto für Klavier er u. a. vom Ensemble Modern, und Orchester bei der Biennale di Klangforum Wien, WDR. Seine Venezia und 2016 erfolgte die Pre- Werke wurden auf Festivals in miere seiner Symphonie durch das Berlin, München, Saarbrücken, Dänische Radiosinfonieorchester. Wien, Köln, ­Barcelona, Lemberg 2012–14 war Glerup künstlerischer (UKR), St. Petersburg, Paris und Berater der Athelas Sinfonietta und Witten aufgeführt. Im Jahr 2011 2013–15 einer der künstlerischen erhielt er den Happy New Ears Leiter von Klang, dem größten Fes- Komponistenpreis der Hans und tival für neue Musik und Avantgar- Gertrud Zender-Stiftung und 2013 de in Dänemark. den Hans-Werner-Henze-Preis.

Enno Poppe Rune Glerup

88 89 Sa 07/10, 18.30 Mikel Urquiza Petr Bakla So 08/10, 11.00 Helmut List Halle Mausoleum

Mikel Urquiza (ES) Indicio ÖE 2. Streichquartett Petr Bakla (CZ) (2016) Wie sich im Nachhinein herausstellte, markiert mein (im Winter 2015/16 komponiertes) Streichquartett No. 2 den Beginn einer Im Film Proof (Jocelyn Moorhouse, 1991) versucht ein blinder Foto- Reihe von Stücken, die durch ein bestimmtes Prinzip der rhythmi- Mikel Urquiza graf, durch seine Aufnahmen zu beweisen, dass sein Erleben der schen Organisation charakterisiert sind. „Erfunden“ habe ich es für Welt der Realität entspricht, auch wenn er zur Bestätigung immer dieses Quartett – angewendet habe ich es in fünf weiteren Kompo- die Augen anderer braucht. Seine Bilder sind vor allem Zeugnis, sitionen, die in rascher Folge entstanden. Die Arbeit an meinem 2. erzählen vielleicht eine Geschichte und werden nur beiläufig als Streichquartett ging jedoch nur langsam voran, ich hatte damals ästhetisches Objekt wahrgenommen. Mein Streichquartett möchte das Gefühl, mich orientierungslos wie im Nebel in einem unüber- diesen Gedanken auf den Bereich der Klänge übertragen. sichtlichen Gelände zu befinden (was beunruhigend, aber auch sehr aufregend war). Das Quartett hat deshalb etwas Mysteriöses Das Werk hat vier Sätze, die ohne Unterbrechung zu spielen sind. Die – da war (und ist) etwas, das mich intuitiv einen Weg finden ließ ersten beiden basieren auf Berichten, die durch die Presse liefen, als und später dazu ermutigte, meine Erkundungen fortzusetzen. Das ich mit der Komposition begann: último rinoceronte blanco verweist Wort „mysteriös“ mag Ihnen wie der berechnende Versuch eines auf das letzte männliche Weiße Nashorn, das in Kenia von bewaffne- Komponisten erscheinen, Ihre Aufmerksamkeit zu erregen, aber es ten Aufsehern bewacht wird (April 2015); superficie de Plutón wurde gibt kein besseres. Vergleichsweise dürfte ich die Stücke, die dem inspiriert von den im Juli 2015 von der NASA veröffentlichten ersten Streichquartett folgten, irgendwie „besser verstehen“ – aber muss scharfen Bildern von der Oberfläche des Pluto. Ein Beinahever- man Musik verstehen? schwinden und neue Entdeckungen, Kopf und Zahl der Schöpfung. Petr Bakla Der vierte Satz ist eine Hommage an Robert Rauschenbergs letzte Werkgruppe Gluts (1986–95), die Skulpturen aus Schrott umfasst. Übersetzung: Friederike Kulcsar Ich versuchte, eine entsprechende Technik anzuwenden und ar- beitete mit Musik, die ich normalerweise ablehne, tatsächlich aber den Großteil meiner akustischen Umgebung ausmacht: Klingeltöne, Kaufhausmusik, Warteschleifen, Mainstream-Pop und Dance Music. Petr Bakla, geboren 1980 in Prag, arbeitet in seinen Kompositionen Der dritte Satz, jardín nunca visto, zieht sich im Gegensatz zu den gerne mit elementaren schemati- anderen von der Welt zurück, sodass sich im Zentrum des Stückes schen Strukturen, die auf Ton- Mikel Urquiza (*1988, Bilbao) ein durch Introspektion zugänglicher Garten entfaltet. Im Film be- leitern basieren. Allerdings wird studierte Komposition bei Gabriel schreibt die Mutter des blinden Fotografen jeden Tag den Garten vor dieses Material in Situationen und Erkoreka und Ramon Lazkano am dem Haus, der Bub jedoch gerät ins Grübeln: Wenn sie die Wahrheit Kontexte eingebettet, in denen Musikene (San Sebastián) und bei sagt, dann kennt er den Ausblick in- und auswendig; wenn sie lügt, die zunächst nackten, unentwi- Gérard Pesson am Pariser Konser- ist jedes Vertrauen dahin. Wieso sollte sie ihn anlügen? Antwort des ckelten musikalischen Elemente vatorium. Er arbeitet eng mit dem Buben: Weil sie es kann. eine große Ausdruckskraft und Ensemble L’Instant Donné zusam- Energie entfalten können. Ebenfalls men, mit dem er in Les lueurs se Wenn ich Musik höre, habe ich den Eindruck, dass mir etwas ent- charakteristisch für Baklas Werke sont multipliées die Brüchigkeit geht, als ob zwei Ohren nicht die ganze Schönheit flüchtiger Klänge sind parallele Klangschichten, und Fragilität der Erinnerung er- einfangen könnten. Ich bräuchte mehr Ohren, dazu ein unbegrenz- die jedoch nicht auf Aspekte wie forscht, während Serpientes y es- tes, perfektes, fotografisches Gedächtnis. Manchmal, wenn ich auf- Vordergrund und Hintergrund caleras (serenata) die Gesten der merksam bin und die Sprache klar ist, erhasche ich einen Blick auf reduziert werden, sondern gleicher- Liebe und die Nuancen der Gewalt eine Vollständigkeit, so wie sich das Kind den beschriebenen Garten maßen wichtig sind, sodass ihre verhandelt. Kompositionen von vorstellt. Eine Vollständigkeit, die sich nicht festhalten lässt und da- „Reibung“ eine gewisse Spannung Mikel Urquiza wurden u. a. vom her größere Autorität als die Wirklichkeit hat, wahrer erscheint. Die und Ambiguität erzeugt. Bakla Ensemble intercontemporain, dem Kunst ist ein Mittel, Dimensionen zu erforschen, die uns entgehen studierte Musik an der Akademie Baskischen Nationalorchester, – ein nicht-wissenschaftliches Mittel, weil eine Verifizierung nicht der musischen Künste in Prag und dem SMASH Ensemble, Wilhem möglich ist. Wie das Kind, das seiner Mutter glauben möchte und ihr erhielt zahlreiche Stipendien und Latchoumia und dem Trio Talweg misstraut, muss man skeptisch wie auch voll blinden Vertrauens in Kompositionsaufträge. Seine Werke zur Aufführung gebracht, und dies den magischen Zauber eintauchen. wurden weltweit von renommierten bei den Quincena Musical in San Musikern und Musikerinnen aufge- Sebastián, dem MATA Festival in Mikel Urquiza führt. Besondere Bedeutung hat für New York, den Gaudeamus Musik- Petr Bakla ihn die Zusammenarbeit mit dem wochen und dem Lucerne Festival. Übersetzung: Friederike Kulcsar Ostrava Center for New Music.

90 91 So 08/10, 11.00 Alberto Posadas Mausoleum

Alberto Posadas (ES) Liturgia fractal (2016)

Liturgia fractal ist ein Zyklus aus fünf Streichquartetten, in dem für jedes Quartett ein anderes Fraktalmodell verwendet wird. Die Arbeit mit einem Fraktalmodell, quasi als Allegorie der Wellenbewegung, basiert auf dem Konzept eines Zyklus als „natürliche Entität“. Die Kombination der Idee der Selbstähnlichkeit (Fraktal) mit jener der Ausbreitung (Welle) reflektiert die Suche nach einem sich organisch, wie ein weiterer Teil der Natur, entwickelnden Klang.

Insgesamt besteht der Zyklus aus fünf Quartetten, es ist jedoch auch möglich, drei oder zwei in verschiedenen Kombinationen aufzufüh- ren, ohne die Ausgewogenheit, die im Gesamtwerk erreicht wird, zu verlieren. Eines von ihnen, Arborescencias, kann sogar als einzel- nes, eigenständiges Quartett interpretiert werden.

Ondulado tiempo sonoro ..., das erste Quartett, fungiert als Keim- zelle für die anderen. In ihm werden die wichtigsten musikalischen Materialien/Parameter präsentiert, um die sich das übrige Stück dreht. Jedes Quartett fügt den davor verwendeten Materialien neue hinzu, die dann ihrerseits wiederum in den nachfolgenden Quartet- Alberto Posadas ten dazukommen. Somit wirkt jedes Stück wie eine Art „transfor- mierte Gesamtsumme“ der vorhergehenden. gigen Bewegungen geregelt. Für die Verteilung der musikalischen Alberto Posadas (*1967) ­studierte Ondulado tiempo sonoro... Materialien wurde jedoch versucht, die verschiedenen Brown’schen in Madrid Komposition, unter In diesem Quartett wird die Brown’sche Bewegung als Fraktalmo- Bewegungen zueinander in Beziehung zu setzen. Und so modu- ­anderem bei Francisco ­Guerrero dell verwendet. Das ist zum Beispiel die Bewegung schwebender liert die der ersten Geige jene der zweiten, diese wiederum die der Marín, den er als seinen wich- Teilchen in einer Flüssigkeit. Die Makrostruktur des Werkes wird Bratsche und die dann wieder jene des Cellos. Somit entwickelt jede tigsten Mentor bezeichnet. von einer einzigen Brown‘schen Bewegung geregelt, die jedoch für der anfänglich eigenständigen und zufälligen Bewegungen eine Be- Posadas arbeitete am IRCAM an jedes Instrument mit einem anderen Grad an Ungenauigkeit gene- ziehung zu allen anderen. Dieses Quartett, das längste des Zyklus‘, inter­disziplinären Projekten mit riert wurde, wodurch sich die Makrostruktur zeitlich versetzt, also erzeugt eine sehr intime Atmosphäre von höchster Empfindsam- Live-Elektronik, wobei er sich auch wellenförmig verschiebt. Gleichzeitig wird die Brown’sche Bewegung keit. In ihm wird eine mikroskopische Welt mit sehr leisen Klängen mit der Verbindung zwischen Tanz/ mit fraktalen Inversionsprozessen bearbeitet, die eine topologische erforscht, wobei der Einsatz verschiedener Arten von Obertönen und Bewegung und der elektronischen Transformation von ihr erzeugen und alles, von der Dauer jedes Dämpfern (Tourte-, Holz- oder Tonwolf-Dämpfer) die Klangfarben- Transformation von Klängen Klangereignisses bis zur Verteilung der Tonlage, regeln. Das heißt, und Dynamikbereiche des Stückes bestimmen. beschäftigte. Er erhielt zahlreiche von der zeitlichen Sequenzierung des Tons bis zu seiner Dispositi- Kompositionsaufträge, darunter on im Raum. Interessanterweise ergeben diese Systeme fraktaler Órbitas vom IRCAM-Festival Agora in Paris, Inversion, auf Brown’sche Bewegungen angewendet, „unregel- Der Quartetttitel verweist bereits auf das Fraktalmodell, das für den den Donaueschinger Musiktagen, mäßige Symmetrien“, sehr ähnlich der annähernd konzentrischen Aufbau der Komposition verwendet wurde. Es wurden Bahnen von dem Festival Musica in Strasbourg, Wellenbewegung, welche im Wasser entsteht, wenn man einen Stein Punkten der berühmten Mandelbrot-Menge (benannt nach dem der Ars Musica in Brüssel wie auch hineinwirft. Das Resultat ist eine Musik, in der äußerst kraftvolle, Mathematiker, der die Fraktaltheorie formulierte) genommen. Diese von der Asociación Española de sehr energische, zeitlich (wie in Längswellenbewegungen) versetz- Punkte haben eine bestimmte Entfernung zu der Stelle im Raum, von Orquestas Sinfónicas und dem te Klangmaterialien Klängen gegenüberstellt werden, die beinahe der aus das Apfelmännchen gebildet wird. Die Entfernungen wurden Casa da Música in Porto. Seine verlöschen und dabei den Klangraum mehrfach in Schichten von für die Verteilung der Klangereignisse und die Festlegung der Werke wurden von renommierten Tonhöhen und Klangfarben zusammenfalten (wie quer verlaufende Struktur sowohl in Zeit umgewandelt, als auch in einen „musikali- Ensembles aufgeführt, u. a. Ensem- Wellen). schen Raum“, wobei unter „Raum“ alles, was mit der Verteilung des ble intercontemporain, ­Ensemble Frequenzbereichs zu tun hat, verstanden wird. In dem Werk gibt es L’Itinéraire, Arditti Quartet, Modulaciones eine topologische Verarbeitung der Obertöne, wobei nicht Musikno- Französisches Nationalorchester Auch im zweiten Quartett des Zyklus wird mit Brown’schen Bewe- ten verarbeitet werden, sondern Tonfrequenzen, die danach in Noten und Philharmonisches Orchester gungen gearbeitet, allerdings in einer anderen Weise. Diesmal wer- umgewandelt wurden. Mit diesem Quartett kehren wir wieder in eine von Luxemburg. Alberto Posadas den Instrumentation und Tonhöhen von vier voneinander unabhän- kraftvolle, an bestimmten Stellen emphatische Klangwelt zurück, unterrichtet seit 1991 Werkanalyse, Harmonik und Komposition.

92 93 die sich manchmal in zarten Klängen aufzulösen scheint, gleich verwischter Bilder in der Erinnerung.

Arborescencias Dieses Stück ist eine Ausnahme in dem Zyklus, weil es sich streng genommen um kein richtiges Streichquartett, sondern eher um ein Konzertstück für Geige Solo und Streichtrio handelt. Dank dieser außergewöhnlichen Situation ist es das einzige Stück aus dem Zyk- lus, das ohne die anderen aufgeführt werden kann, weil es für sich allein funktioniert. Das Werk dreht sich rund um zwei Kadenzen der ersten Geige. Zart spielen die übrigen Streicher in die zweite Kadenz hinein, ihr Spiel verwebt sich mit dem Part der Sologeige. Die in der Natur oft vorkommenden baumartigen Prozesse sind Prozesse mit fraktalem Wachstum. Jedes „Segment“ des Organismus hängt dabei immer von der Situation und Größe des vorigen Segments ab. Bei diesem Quartett wurde die Baumstruktur auf den Zeitfak- tor angewendet. In jedem Abschnitt ist die zeitliche Verteilung der Materialien immer von der Dauer des vorangegangenen Materials abhängig, genauso wie bei einer Pflanze die Länge eines Sprosses bei einer Verzweigung von der Länge des Sprosses der vorigen Ebe- ne abhängt. Dadurch wird das System extrem „sensibel“: schon die geringste Änderung in der Dauer eines Materials würde die Dauer aller nachfolgenden Materialien des Stücks drastisch verändern. Die musikalischen Materialien und die Bearbeitung der Tonhöhen werden mit einem Lindenmayer-System geregelt. Quatuor Diotima

Bifurcaciones Im letzten Stück von diesem Zyklus wird das Quartett wieder zum Im Jahr 1996 von Absolventen des Conservatoire National Supérieur de dichten, homogenen Block und, dem Konzept nach, zu einem ein- Musique de Paris gegründet, hat sich das Quatuor Diotima zu einem zelnen polyphonen Instrument. Das Werk beginnt mit dem Gestus der weltweit gefragtesten Ensembles entwickelt. Das Quartett hat sich einer rhythmischen Homophonie, mit dem das erste Stück des der zeitgenössischen Musik verschrieben, ohne sich jedoch durch diese Zyklus Ondulado tiempo sonoro ... geendet hat. Noch einmal wird limitieren zu lassen. In ihren Programmen ermöglichen sie durch die dieser Gestus auftauchen, am Ende dieses Quartetts, und damit Verschmelzung von klassischen mit zeitgenössischen Stücken einen den Bogen, der sich über die fünf Quartette spannt, schließen. Das neuen Blickwinkel auf Werke der großen Klassiker wie Bartók, Debussy hier angewendete Fraktalmodell ist eines zur Erzeugung verästelter und Ravel, den späten Quartetten Schuberts und Beethovens, sowie den Strukturen, im konkreten Fall des Blutgefäßsystems. Seit Leonar- Komponisten der Zweiten Wiener Schule oder auch Janác˘ek. Höhe- do da Vinci und seinen Pflanzenbeobachtungen kennen wir diese punkte der Saison 2017/2018 sind u.a. die Aufführung des kompletten Art von Strukturen. Aber erst dank jüngerer Studien gibt es nun Beethoven-Schönberg-Boulez-Zyklus im Muziekgebouw Amsterdam, Algorithmen, die diese Systeme sehr genau simulieren. Einer dieser mehrere Konzerte mit der Uraufführung und Erstaufführungen von Algorithmen, ursprünglich für die Simulation des Blutgefäßsystems Rebecca Saunders neuem Werk für Streichquartett (London Wigmore berechnet, kam hier zum Einsatz. Die Länge der Äste, die immer Hall, Stuttgart Eclat-Festival, Washington Library of Congress, Strasbourg von der Länge des jeweils vorigen Astes abhängig ist, bestimmt die Festival Musica und Rainy days Festival in Luxembourg) sowie dem Struktur der Materialien, während die Entstehungs- und Rotations- neuen Werk für Streichquartett von Miroslav Srnka (Paris Philharmonie, winkel der Verzweigungen für die Verteilung der Tonlagen und die Brüssel Beaux Arts, Heidelberger Frühling Streichquartett Festival, ). Verarbeitung der Tonhöhen verwendet wurden. Die Faszination für Mit großer Freude erwartet das Quatuor Diotima seine Debüts u.a. im die Anatomie und Physiologie der Natur und die Vorstellung, dass Kammermusiksaal der Elbphilharmonie, den Musiktagen Badenweiler, in Modelle aus der Natur für das künstlerische Schaffen anwendbar der Chamber Music Series des Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, sind, zeigt sich unmissverständlich in dieser „fraktalen Liturgie“, beim Musikprotokoll Graz, im neuen Pariser Saal La Seine Musicale, der „Liturgie der Natur“. beim Warschauer Herbst und beim Enescu Festival Bukarest.

Alberto Posadas

94 95 UA Fr 06/10, 19.30 Congress Graz, Stefaniensaal Tagespass € 24

ORF Radio-Symphonie­orchester Wien (AT) Johannes Kalitzke (DE) Dirigent

Tanzmusik für Fortgeschrittene 50 Jahre musikprotokoll

Das musikprotokoll feiert seine 50. Ausgabe und das RSO Wien spielt dabei mit Urauffüh- rungen österreichischer Komponistinnen und Komponisten zum Tanz auf.

Was seltsam klingen mag, ist aber tatsächlich so gemeint: Beim ORF-musikprotokoll im steirischen herbst wird getanzt, und zwar nicht von einer Tanzkompanie, sondern vom Publikum selbst. Das musikprotokoll übersiedelt daher für diesen Abend mit dem RSO Wien ganz bewusst wieder einmal in den altehr­ würdigen Stefaniensaal, nicht zuletzt der traditionsreichste Grazer Ort für Bälle aller Art. Vorfinden wird das Publikum an diesem Abend dort nämlich keine Sesselreihen, sondern ein leeres Parkett, einige Stehtische und eine Sektbar. Wir meinen es nämlich ernst: Das musikprotokoll feiert seine 50. Ausgabe und das RSO Wien spielt dabei mit Uraufführungen (meist) österrei- chischer Komponistinnen und Komponisten zum Tanz auf. TANZMUSIK FÜR FORTGESCHRITTENE 50 JAHRE MUSIKPROTOKOLL

Die Werke sind Kompositionsaufträge vom ORF Radio-Symphonieorchester Wien und dem musikprotokoll.

96 97 Tanzmusik für Fortgeschrittene Zur 50. Ausgabe des ORF musikprotokoll im steirischern herbst bittet das RSO Wien zum Tanz im Grazer Congress Christian Scheib zugleich“. ihr gesagt,bietensichunserem Zugriffanundentziehensichihm Töne undKlängeamHorizont desMalensundMusizierens, habt Denken undLeiden. Wörter, Sätze im Vollzug derSchrift,latente Nachdenkliches: „Esgibtsoetwaswieein Verschachteltsein von François Lyotard hatdanocheinSchäufleinnachzulegen,subtil Fluchtlinie,dasDazwischen.Kollegesondern dievertikale Jean- Natürlich istdas,worumesgeht,weder dasEine,nochAndere, beiden verläuft.“ dazwischen, dieGrenze oderFluchtlinie,dieFalllinie, zu dievertikal eins nochzwei, nochdieBeziehungzwischenbeiden,sondernesist Mitte, mankannesnurinderMitteerfassen.Ein Werden istweder Gilles Deleuze Walzer tanzen konnte:„Ein Werden istimmerinder Zentrum der Welt, das Zentrum jedes Walzers. Ohnezuwissen,ob sind dieBeineimeleganterotischen Clinch.AberdieMitteistdas Einundalles ist.Obenlehntmansichelegantauseinander, unten dass dasBeieinanderseinexaktinder„Mitte“desKörpers Wer Walzer tanzen kann,weiß, dassesumdie„Mitte“geht,darum, Sitzreihen ausdemParkett, umeine Tanzfläche bereitzustellen. fühlen, trinkenwireinGlasSektundderGrazer Congress räumtdie Tanzen. Damitwirunsallevon dererstenMinuteanbeschwingt ebendies wollenalleandiesemAbendBeteiligten: Tanzen, Tanzen, xon könntezumDenkenebensoAnlassgebenwie Tanzen und Dekonstruktivismus umgarntdas Vorgegebene. Letzteres Parado- entdeckt dieSubtilitätderKörperlichkeitvon Tanzschritten, der mus walztmitder Wiederholung, diedraufgängerische Avantgarde Tanz, dasGedachte die erotische Dünnhäutigkeit,derStrukturalis- sein Publikum zum Tanz, dieReflexion bittetdas Vergnügen zum andere ungewöhnliche Tanzpaare auch:Dasmusikprotokoll bittet des Festivals musikprotokoll. Eineungewöhnliche Tanzpaarung, wie Titel „Tanzmusik 2017die50.Ausgabe feiert fürFortgeschrittene“ Das Projekt mitdemsemi-ironischen unddoppelt-ernstgemeinten Projekte neuerMusikinÖsterreich seitJahren bei. nistinnen undKomponisten Tänze zueinemderungewöhnlichsten verschiedensten Szenen zeitgenössischer MusikensteuernKompo- FuentesResch legtnocheinenMambonach:Ausden undArturo Richard DeutschundJohannesKalitzke, eineBossaNova von Gerald Johannes MariaStaud, Judit Varga, Jorge Sanchez-Chiong,Bernd uraufzuführende orchestrale Proy,Tänze von Gabriele Peter Herbert, Eine Polka von Gerhard Winkler, ein Walzer von JohannaDoderer, ... Vorgegebene das umgarnt Dekonstruktivismus der Tanzschritte, körperlichen der Subtilität die entdeckt Avantgarde draufgängerische die Wiederholung, der mit walzt Strukturalismus der Dünnhäutigkeit, erotische die Gedachte das zum Tanz, Vergnügen das bittet Reflexion Die ... 98 Pussy-(r)-Polka Gerhard E. Winkler (5’) Heads Motor Patrick Pulsinger Charlie Chaplin àla Zeiten Moderne Hannes Löschel Nova Arabica Gerald Resch Bossa (4’) –Mambo Zyklus Lyrika FuentesArturo Wake-Up-Call Reinhard Fuchs (6’) Walzer Ein Johanna Doderer ORF Radio-SymphonieorchesterORF Wien (5’) (4’) (4’) (5’) UA Gold Ilsa –for Obstetrician Supervixen the of Raver Ilsa, Jorge Sánchez-Chiong Jump! Judit Varga Tanzmusik Peter Herbert UA Room Panic Johannes Kalitzke Kalamatianos Gabriele Proy Balera Bernd Richard Deutsch Pilotin! II: Adee, echt ist I: Alles Orchester für Tanzmusik UA Oryx Kaama Adenota Johannes MariaStaud UA UA UA UA 99 ­übernommen. lerischen Leiters desRSO Wien des ChefdirigentenundKünst- deBillydiePosition Bertrand ­September 2010hat Programm desSendersÖ1.Seit einen wesentlichen Beitrag zum ­leistet dasRSO pr Orchesterakademie undJugend mit dem musikalischenNachwuchs Große Aufmerksamkeitgilt und vielenErsteinspielungen. -mit Werkengeführt allerGenres umfangreichen Diskographie für CD-Produktionen hatzueiner des RSO und Wien fürdenORF DieAufnahmetätigkeit etabliert. der Wien auchalsOpernorchester sich dasOrchester im Theater an reichs. IndenletztenJahren hat vielseitigsten Orchester Öster- orchester Das ORFRadio-Symphonie Meister alsNachfolgerv ojekten. Als ORF-Orchester ojekten. AlsORF-Orchester ­ Gesprächskonz Wien isteinesder Wien auch erten, einer erten, ­ Cornelius on ­ ­ Judit Vargas stattliches Klavier- Johannes Maria Staud, geboren repertoire umfasst neben den 1974 in Innsbruck, studierte an wichtigsten klassischen Klavier- der Wiener Musikhochschule bei werken auch viele zeitgenössische Michael Jarrell, Dieter Kaufmann Der Komponist und Dirigent Johannes Kalitzke wurde 1959 Stücke. Als Komponistin hat sie Gabriele Proy zählt zu den und Iván Eröd sowie in Berlin bei in Köln geboren, wo er an der besonderes Interesse an Kurzfilm- bekanntesten zeitgenössischen ­Hanspeter Kyburz an der Hanns- Musikhochschule Klavier bei Aloys vertonungen und Theatermusik Komponistinnen Österreichs. Von Eisler-Hochschule. Meisterkurse Kontarsky, Dirigieren bei Wolfgang sowie an Kompositionen für 2001 bis 2013 war sie Präsiden- u. a. bei Brian Ferneyhough und von der Nahmer, Komposition bei multimediale Projekte. Sie erhielt tin des europäischen Forum Alois Pin˘os folgten. Die musika- York Höller, sowie Kirchenmusik u. a. das Staatsstipendium des Klanglandschaft. 2013 wurde sie lische ­Tradition, besonders Kom- Bernd Richard Deutsch (*1977) studierte. Ein Stipendium der BMUKK (2011 und 2014) und war mit dem Preis der Stadt Wien ponisten der ersten und zweiten studierte Komposition an der Studienstiftung des Deutschen zweimal für den Österreichischen für Musik geehrt. Ihre Komposi- Wiener Schule, dient Johannes Universität für Musik in Wien. Er Volkes ermöglichte ihm den Filmpreis in der Kategorie „Beste tionen für Chor, Orchester und Maria Staud als handwerklicher erhielt Aufträge von zahlreichen Studienaufenthalt am Pariser Filmmusik“ nominiert, den sie Kammermusik, die zahlreiche Wegweiser und künstlerische namhaften Ensembles und Institu- Forschungszentrum IRCAM. Dort 2014 für den Soundtrack zu Deine Preise erringen konnten, wurden Anregung. So bezieht er sich in tionen, u. a. von der Gesellschaft war er Schüler von Vinko Globokar, Schönheit ist nichts wert auch ge- ­Segue – Musik für Violoncello der Musikfreunde Wien, dem Jorge Sánchez-Chiong ist Kompo- u. a. vom Philharmonischen Chor wann. Ihre Kompositionen werden und Orchester (Uraufführung: in Köln von Hans Ulrich Humpert nist, Turntablist und Elektroniker. München, dem RSO Wien, dem Ensemble die reihe, den Klang- regelmäßig bei großen Festivals Wiener Philharmoniker unter (elektronische Musik). Sein erstes Geboren 1969 in Caracas (Vene- Wiener -Verein und dem spuren Schwaz, dem ORF, dem aufgeführt, darunter Wien Modern, ­Daniel Barenboim, 2006; die Engagement als Dirigent führte zuela), lebt Sánchez-Chiong seit Kammerorchester der ­Republik Tonkünstler-­Orchester Nieder­ Budapester Herbstfestival und revidierte Fassung 2008 ist Johannes Kalitzke 1984 an das 1988 als freischaffender Künstler Belarus in Europa, Belarus,­ Türkei, österreich, dem RSO Wien, dem Warschauer Herbst. Judit ­Varga Jean-Guihen Queyras gewidmet) Gelsenkirchener Musiktheater im in Wien, wo er bei Francis Burt Iran, Japan, Australien, Kanada, SWR, dem Staatstheater Stuttgart unterrichtet an der Universität auf ein Mozart-Fragment und in Revier, wo er in den Jahren 1988 und Michael Jarrell studierte. Er ist Lateinamerika und den USA sowie dem Festival Wien Modern. für Musik und darstellende Kunst seinem 2010 vom Arditti Quartet bis 1990 Chefdirigent war. Darüber Mitglied des NewTon Ensembles aufgeführt. ­Weitere wichtige Aufführungs- Wien und an der Budapester Franz mit dem RSO Wien uraufgeführten hinaus übernahm er dort 1986 und Mitbegründer der Kompo- stätten waren die Biennale Neue Liszt Musikakademie. Im Oktober Werk Über trügerische Stadt­ die Leitung des Forums für Neue nistengruppe Gegenklang. Seine Musik Hannover, die Bregenzer 2016 wurde ihre Oper Szerelem pläne und die Versuchungen der Musik in der Nachfolge von Carla Arbeiten, die an der Spontaneität Festspiele, das Festival ECLAT (Liebe) an der Ungarischen Staats- Winternächte (Dichotomie II) auf Henius. 1991 wurde er künstle- einer Improvisation ansetzen, Stuttgart, der Carinthische Som- oper uraufgeführt. Beethovens Große Fuge. 2014 rischer Leiter und Dirigent der sprengen häufig den rein musika- mer, das stART Festival Salzburg war Staud composer in residence Musikfabrik des Landesensembles lischen Rahmen und setzen sich sowie das Schleswig -Holstein beim Lucerne Festival und erhielt von Nordrhein-Westfalen. Seit im Bereich des experimentellen Musik Festival. Zudem arbeitete 2016 den Preis der Landeshaupt- 2009 ist er Mitglied der Akademie Theaters, der Videokunst, in Tanz er mit zahlreichen internationa- stadt Innsbruck für künstlerisches der Künste. und Elektronik fort. Sein Schaffen len Ensembles und Orchestern Schaffen. ist dabei durch die enge Zusam- zusammen. Zahlreiche Preise menarbeit mit KünstlerInnen dokumentieren den Erfolgsweg aus verschiedenen Sparten und des Komponisten, darunter der Stilrichtungen geprägt. Unter dem Förderungspreis für Musik der Namen JSX produziert und spielt Republik Österreich 2003, der er mit zahlreichen Figuren der Würdigungspreis des Landes Club-Culture, Noise- und Impro- Niederösterreich 2011, der Paul visationszene und ebenso mit Hindemith-Preis 2014, der Preis Ensembles und Orchestern. der Stadt Wien 2015 sowie der Paul Lowin-Preis 2015.

100 101 Fr 06/10, 21.30 Congress Graz, Kammermusiksaal Tagespass € 24

Barry Guy (GB) Peter Herbert (FR/AT)

Peter Herbert & Barry Guy

Die beiden kennen und verehren sich seit langem und sind sich in allen möglichen Weltgegenden auf ihren jeweiligen Tourneen immer wieder begegnet. Obwohl es beiderseits ein langgehegter Wunsch war: Noch nie haben die Kontrabassisten Peter Herbert und Barry Guy als Duo konzertiert. Dieser erste gemeinsame Auftritt zweier großartiger Improvisatoren ist also eine kleine Sensation beim musikprotokoll 2017. Auch wenn der Brite Barry Guy, der zuletzt im Jahr 1979 beim musikprotokoll aufgetreten ist, immer nur an „Zukunftsmusik“ und nie an „Vergangenheits- musik“ denkt: Das bisherige Oeuvre des heuer Siebzigjährigen ist bemerkenswert und bemerkenswert vielschichtig: Von Free Jazz bis Alte Musik, von Kooperationen mit Derek Bailey über Ewan Parker, das London Jazz Composers’ Orchestra bis zu Christopher Hogwoods Academy of Ancient Music reicht es. Diese Vielfalt und ein Bassisten-Selbstverständnis, das Groove mit experimentellen Spieltechniken verbindet, eint Barry Guy mit dem in Paris lebenden, musikalischen Weltenbummler Peter Herbert. PETER HERBERT & BARRY GUY

102 103 Der Kontrabassist/Komponist Seit über drei Jahrzehnten, von jenem Tag an, als er mit dem London Danke, Peter, dass du mich als „einen deiner Helden“ bezeichnest. Barry Guy (*1947, London) zählt P­ eter Herbert führt mit ca. Jazz Composers Orchestra in meiner Welt auftauchte, weckt der Im selben Absatz nennst du auch Barre Phillips, der einer meiner zu den innovativsten Kontrabass- 100 Konzerten und 100.000 Name Barry Guy in mir viele schöne Assoziationen. Wir haben beide Helden und besten Freunde und langjährigen Musikerkollegen ist. spielern und Komponisten. Mit Reisemeilen pro Jahr ein sehr einen klassischen Hintergrund, wir sind beide Komponisten und Dein beeindruckendes musikalisches Schaffen habe ich aus der seiner Begeisterung für das Ex- bewegtes Künstlerleben. Der wir haben sogar gemeinsame Freunde, mit denen wir zusammen- ­Ferne verfolgt, ich hatte aber noch keine Gelegenheit, mit dir Gedan- perimentelle wurde Barry Guy zu Hans-Koller-Preisträger 2001 spielt arbeiten, wie die Schlagzeuger Paul Lytton und Lucas Niggli. Wir ken auszutauschen, über unsere Kompositionen zu sprechen oder einem wesentlichen Neuerer der als Interpret nicht nur Solokon- experimentieren beide seit vielen Jahren mit erweiterten Spieltech- unser leidenschaftliches Interesse an erweiterten Spieltechniken. Improvisierten Musik. Seine Suche zerte, sondern überzeugt auch niken auf dem Kontrabass, und auf diesem Gebiet gibt es nur eine Wir konnten auch noch keine Ideen gemeinsam weiterentwickeln nach dem Ideal der musikalischen in Duos, wie mit David Tronzo Handvoll Bassisten und Bassistinnen, denen ich freundschaftlich und uns der schönen Herausforderung stellen, in intensiver, konti- Kommunikation ließ ihn 1970 zum oder Carol Robinson. In Wien ist verbunden bin, wie Joëlle Léandre, Mark Dresser oder Barre Phillips, nuierlicher Arbeit eine gemeinsame Sprache zu entwickeln. Unter Gründer des berühmten London die Zusammenarbeit mit dem und die mich immer noch inspirieren. So auch Barry. Wir haben uns diesen Umständen erscheint es mir noch viel spannender und auf- Jazz Composers Orchestra werden, Koehne Quartett oder mit dem vor vielen Jahren bei einem Festival kennengelernt, wo er ein Soloset regender, sich bei einem so renommierten Festival und in so einem für das er auch einen Großteil der Celloquartett eXtracello zentrale auf seinem 5-saitigen Reisebass spielte, den er mich Backstage faszinierenden Kontext zum ersten Male auf der Bühne zu treffen, Kompositionen schreibt. Sein pro- künstlerische Betätigung. Er spielt ausprobieren ließ. Das Konzert war natürlich grandios. Und jetzt wird um MITEINANDER aus dem Moment heraus „spontane Lösungen“ fundes und innovatives Schaffen in diversen Jazzformationen und auch noch ein Traum wahr, ein Duoset mit einem meiner Helden des zu finden und mit Freude und Begeisterung musikalische Entschei- spiegelt sich in einer außerge- mehr als 150 CD-Aufnahmen doku- Kontrabasses!!! dungen in Lichtgeschwindigkeit zu treffen. Danke für die Einladung! wöhnlichen Serie von Kompositio- mentieren seine Arbeit auf diesem nen für Kammermusikensembles Gebiet. Peter Herbert ist als viel- Peter Herbert Barry Guy und großes Orchester wider. Als seitiger Komponist mit Arbeiten Solist hat Barry Guy die Technik für verschiedene Orchester und Übersetzung: Friederike Kulcsar Übersetzung: Friederike Kulcsar für das Kontrabassspiel radikal Kammermusikensembles tätig. erweitert und neue Maßstäbe 1999 etablierte er sein eigenes gesetzt. Musiker wie Evan Parker, Internet-Plattenlabel Aziza Music. Barre Phillips, Irène Schweizer, Seit 2007 unterrichtet Herbert am Marilyn Crispell, Mats Gustafsson JIM der Anton Bruckner Privat­ und viele andere schätzen ihn universität in Linz. als langjährigen Partner in den unterschiedlichsten Formationen und Projekten.

104 105 Fr 06/10, 14.00 Helmut List Halle Eintritt frei

Andy Cavatorta (US) Tom Huber (DE)

Crystal Sounds Lab

Kristallklare Klänge und der Sound der Technologie werden im Labor von Andy Cavatorta und Tom Huber anhand eines neu entwickelten Musikinstruments vereint.

Im „Crystal Sounds Lab“ wird der Brückenschlag zwischen Kunst, Technik und Wissenschaft von innovativen Projekten und Kooperationen sichtbar. In Kollaboration mit dem New Yorker Künstler Andy Cavatorta und dem Münchner Musiker und Produzenten Tom Huber wird der spannende Kontrast zwischen analogen und digitalen Sphären ergründet und anhand eines neuartigen Musikinstruments erforscht. Als Klangquelle für das heterodyne Instrument dienen Quarz-ähnliche Galliumphosphat- Kristalle, die als Ergebnis eines langjährigen interdisziplinären Forschungsprojektes von AVL in einem weltweit einzigartigen Verfahren gezüchtet werden. Im Zuge des „Crystal Sounds Lab“ erhält das Publikum einen Einblick in die Entstehung und weitere Entwicklung dieses experimentellen Musikinstruments und hat zudem die Möglichkeit, am Entwicklungsprozess teilzuhaben. CRYSTAL SOUNDS LAB ANDY CAVATORTA · TOM HUBER

Produktion AVL Cultural Foundation. In Kooperation mit musikprotokoll und mit SHAPE – Sound, Hetero geneous Art and Performance in Europe.

106 107 Andy Cavatorta Tom Huber

Andy Cavatorta (*1968, USA) Der technische Fortschritt kennt keinen Halt, auch nicht vor der Im Zuge des „Crystal Sounds Lab“ (Lecture, Dialog, Klangerlebnis) Der Musiker, Komponist und erzeugt mit Hilfe von neuen Kunst. Längst werden Töne und Klangkonzepte dank MOX-Synthesi- erhält das Publikum einen Einblick in die Entstehung und weitere Produzent Tom Huber (*1966, D) Technologien ausdrucksvolle zer vollkommen digital erzeugt, DJs kreieren ihre Meisterwerke auf Entwicklung dieses experimentellen Musikinstruments und hat verbindet heute Menschen und Musik mit Feuer, Glas, Schwer- dem iPad und selbst klassische Musiker setzen bei ihren kostbaren zudem die Möglichkeit, am Entwicklungsprozess teilzuhaben. Marken durch Musik. Als Künstler kraft, Unterwasserakustik und Instrumenten zunehmend auf moderne Materialien. Im Zeitalter der spielte er internationale Konzerte Mikro-Wirbel. Seine Instrumente Digitalisierung sind – so scheint es – alle Antworten und Ausdrücke und arbeitete als Komponist und erforschen Möglichkeiten, das in den grenzenlosen Permutationen von Einsen und Nullen ent- Musiker u. a. mit Don Freeman, bisher Unausgedrückte auszu- halten. Sind sie aber tatsächlich verwendbar, oder nur theoretisch Svala, Yvonne Catterfeld, B3, drücken und durch Technologie vorhanden? Wo wird Kunst durch die unendliche Vielfalt ins Nichts Harold Faltermeyer und IVOTION. vermittelte Emotionen. Cavatorta verdünnt und wo schafft moderne Technik neue Sphären für die Mit seiner Soundagentur Novo ist Absolvent des MIT Media Lab Kunst? Sonic schafft er Kompositionen und Gewinner des Lincoln Prize. und Klangkonzepte für die größten Vergangene Kooperationen inklu- Unter der Schirmherrschaft der AVL Cultural Foundation ergründen deutschen Fernsehsender und dieren Arbeiten für Institutionen/ der in New York lebende Künstler Andi Cavatorta in Kollaboration für Firmen wie Nivea, BMW, Organisationen wie das MoMA, mit dem Münchner Musiker und Produzent Tom Huber die kreative ­McDonalds, Artemide und die TED, The Royal House, Vielfalt und den künstlerischen Freiraum an der Schnittstelle zur CeBIT. Neben einer goldenen CD Vice und Stella Artois und mit Technik. Den Kontrast zwischen analogen und digitalen Sphären wurde er mit dem Corporate Media Künstlern wie Björk, Gotye und vereinen diese in einem Musikinstrument der besonderen Art. Als & TV Award (Musik EADS/Airbus) Matthew Herbert. Klangquelle für dieses heterodyne Instrument dienen Quarz-ähnliche und diversen Preisen für Game- Galliumphosphat-Kristalle, die weltweit einzigartig in Graz gezüchtet sound (Tiptoi) ausgezeichnet. werden. Inspiriert wurde das Klangkonzept durch die vielfältigen Er studierte Gitarre und Kompo- „Nicht das Instrument macht die Ausdrucksmöglichkeiten der menschlichen Stimme. Ganz im Sinne sition am Musicians Institute, Musik, sondern der Künstler.“ Cavatortas steht der Künstler dabei mit Hilfe der Technik im Mittel- Los Angeles bei Tim Pierce (Rick punkt und nicht umgekehrt. Anders als in der gängigen digitalen Springfield, Joe Cocker), Alan Andi Cavatorta Welt wird der Ausdruck des Künstlers nicht durch das Instrument Hinds (Randy Crawford), Scott bestimmt, sondern beflügelt. Henderson (Chick Corea, Weather Report) und Carl Schröder, sowie bei Ric Molina in New York.

108 109 Sa 07/10, 19.30 Helmut List Halle Tagespass € 24

Aleph Gitarrenquartett ALEPH Mit GITARRENQUARTETT Aleph Gitarrenquartett Maya Homburger (CH) MAYA HOMBURGER Barry Guy (GB) & BARRY GUY

Aleph Gitarrenquartett Aleph Andrés Hernández Alba Gitarre Tillmann Reinbeck Gitarre Wolfgang Sehringer Gitarre Gitarrenquartett / Christian Wernicke Gitarre Barry Guy / Maya Homburger

Strings only. Ein Experiment auf Saiten: Das Aleph Gitarren­- Das Aleph Gitarrenquartett quartett, das immer wieder für großartig nuancierte Konzerte (gegründet 1993) ist ein Ensemble beim ­musik­protokoll verantwortlich zeichnete, trifft 2017 auf das zeitgenössischer Kammermusik Duo der ­Barockgeigerin Maya Homburger und des Kontrabassisten in außergewöhnlicher Beset- Barry Guy. Deren Duo spielt mit vergnüglichem und völlig natürli- zung. Zahlreiche KomponistInnen chem Aufeinander-wirken-lassen und verwebt barocke Musik von schreiben speziell Werke für das Georg Philip Telemann und Heinrich Ignaz Franz Biber mit neuen Gitarrenquartett, das als Ergebnis ­Kompositionen und Improvisationen. Auf eine Klangreise durch dieser engen Zusammenarbeit ein die Jahrhunderte haben Barry Guy und Maya Homburger das völlig neues Repertoire erschaf- Aleph Gitarrenquartett eingeladen, mit dem sie zum ersten Mal fen hat. Darüber hinaus regt das gemeinsam einen Abend ­gestalten werden. Die vier feinfühligen Quartett diese KomponistInnen zu ­Virtuosen des Gitarren­quartetts ­bringen für diese spannende Arrangements traditioneller Werke ­Unternehmung u.a. neue Kompositionen von Zeynep Gedizliogˇlu ­ an. Den exklusiven Charakter und Marko Nikodijevic mit. des Ensembles unterstreichen Andrés Hernández Alba, Tillmann Reinbeck, Wolfgang Sehringer und Christian Wernicke bei ihren Kon- zerten und verbinden dabei hohen Anspruch mit sinnlicher Präsenz. Die vier Musiker konzertieren regelmäßig auf Festivals Neuer Musik und 2011 erschien ihre vom SWR Baden-Baden produzierte, selbstbetitelte Portrait-CD bei NEOS.

110 111 Zeynep Gedizliogˇlu Frantis˘ek Chaloupka

Ort der The Aleph ÖE Gitarrenquartett Nr. 1 (2017) Entzifferungen UA In Jorge Luis Borges Erzählung ist das Aleph ein kleiner Punkt im Raum, Frantis˘ek Chaloupka wurde 1981 für vier Gitarren (2017) der alle anderen Punkte der Welt in sich enthält. Wer in das Aleph blickt, in der Tschechischen Republik kann alles im Universum sehen, aus allen Richtungen zugleich, ohne geboren und studierte zunächst Zeynep Gedizliogˇlu (*1977, Izmir) Ein von Musik erschaffener und durch Musik definierter Ort. Ein Ort, an Verzerrung. Der Lyriker Daneri braucht das Aleph, um ein episches Ge- am Janác˘ek Konservatorium in studierte Komposition in Istanbul, dem vier Spieler sich treffen, sich imitieren, einander überdecken oder dicht zu vollenden, das jeden Ort auf unserem Planeten bis ins kleinste Ostrava und dann Kompositi- Saarbrücken, Straßburg und Karls- offenbaren, sich unterbrechen, ignorieren, stoppen, sich gegenseitig Detail beschreibt. Der (Borges genannte) Erzähler trauert um seine on bei Martin Smolka in Brno. ruhe, sowie Musiktheorie. Zuletzt zuhören, variieren, miteinander spielen, gemeinsam schweigen, durch- geliebte Beatriz und beschließt, deren Familie in ihrem Hause aufzusu- Gastaufenthalte führten ihn nach erhielt sie das Stipendium der einander „sprechen“ und still sitzen, in die Stille hinein agieren und auf chen, wo sich auch das Aleph befindet. Den Haag zu Louis Andriessen Kunststiftung Baden-Württemberg hörbare Bewegungen reagieren. Ein Ort, der durch Bewegungen eröffnet und nach Wien zu Detlev Müller- (2010) und den Förderpreis der und begrenzt wird. Wie viele andere Erzählungen von Borges (z. B. Das Sandbuch, das ich Siemens. Er wurde im Rahmen der Ernst von Siemens Musikstiftung 2010 vertonte) behandelt auch Das Aleph das Thema Unendlichkeit. Ostrava Days for New Music 2005 (2012). Sie arbeitete am Institut Ein Ort der Erinnerung, des Verbindens und des Loslassens. Was die formale Struktur betrifft, ist meine Komposition in gewisser und 2007 ausgezeichnet. Seit 2011 für Musik und Akustik IRCAM in Weise eine „offene Partitur“ – obwohl die einzelnen Teile und die Motive ist er Stipendiat der Stiftung des Paris, wo ihre elektroakustische Zeynep Gedizliogˇlu notiert und im höchsten Maße definiert sind, bleibt ein kleiner, winziger Tschechischen Musikfonds. 2011 Komposition Breath for Mathilde Raum für den Zufall und für eine unendliche Zahl von Variationen, die gründete er das Dunami Ensem- uraufgeführt wurde. Seit 2012 lebt mit jeder Aufführung mehr werden. ble mit jungen tschechischen sie in Berlin. Neben europaweiten Musikern, die sich der neuen und Übertragungen im Radio wurden Frantis˘ek Chaloupka experimentellen Musik widmen, ihre Kompositionen auch bei inter- und führte 2012 seine Opern­ nationalen Festivals präsentiert. Übersetzung: Friederike Kulcsar installation Eve and Lilith am Zahlreiche Ensembles und Solis- NODO Festival (New Opera Days ten renommierter Orchester haben Ostrava) auf. 2016 veröffentlichte ihre Werke uraufgeführt, darunter er seine Doppel-CD Frantis˘ek das Ensemble Modern, ensemble Chaloupka: Selected Works recherche und das Arditti Quartet. 2006–2015 auf dem tschechischen Ihre diesjährige Uraufführung wird Label K.I. Records, welche Einspie- vom RSO und Klangforum Wien lungen von Kammermusik und dargeboten. Orchester­werken durch internatio- nal anerkannte KünstlerInnen und Ensembles enthält.

Ort der Entzifferungen ist ein Kompositions­ Zeynep Gedizliogˇlu Frantis˘ek Chaloupka auftrag des Aleph Gitarrenquartett.

112 113 Marko Nikodijevic Mauricio Sotelo endlos die nacht / Un mar de tierra

senza ritorno ÖE blanca … ÖE für Gitarrenquartett und Elektronik (2015) (2017)

Marko Nikodijevic wurde 1980 Das Stück endlos die nacht / senza ritorno verwendet wenige Frag- Der Titel meines Werkes stammt aus einem Gedicht von Federico García in Subotica (SRB) geboren. Erste mente aus Chopins Nocturne Nr. 20 in cis-Moll op. posthum. Diese in Lorca (1898–1936): Kompositionsstudien tätigte er bei Schleifen wiederholten Fragmente wurden mit dub-techno-typischen Srdjan Hofman in Belgrad, danach Effekten bearbeitet. Gitarren, Instrumente edler Nachtmusik, stemmen Un mar de sueño Ein Meer von Traum bei Marco Stroppa in ­Stuttgart. sich durch Tremolieren und digitale Delay-Schleifen entgegen ihrem Un mar de tierra blanca Ein Meer von weißer Erde ­Nikodijevic ist Preisträger­ eigenen kurzen Nachklang. Klavierresonanzen färben den Gitarrenklang Y los arcos vacíos por el cielo Und die leeren Bögen am Himmel verschiedener Wettbewerbe. Er immer mehr, bis er vollends in der Weite des Raumes verschwindet. (…) (…) erhielt u. a. den Kompositions- Das Stück ist in liebender Erinnerung an Adam Falkiewicz geschrieben. preis des 9. International Young Für die Umsetzung der Metapher ins Klangliche verwende ich einen Composers Meeting in Apeldoorn, Marko Nikodijevic sogenannten ‚Lorenz-Attraktor‘. den Franz Liszt Stipendiumspreis, sowie eine „Honorable Mention“ Formuliert wurde das System um 1963 von dem Meteorologen Edward für den Gaudeamus Music Week N. Lorenz, der es als Idealisierung eines hydrodynamischen Systems ­Mauricio Sotelo Preis. Sein Schwerpunkt liegt im entwickelte. Eng mit dem Lorenz-Attraktor verbunden ist das Schlagwort Bereich der digitalen Musik. Zur- des Schmetterlingseffektes (Metapher aus der Chaosforschung). Das Der spanische Komponist zeit lebt er in Deutschland. System von Differentialgleichungen stand wiederholt im Blickpunkt der Mauricio­ Sotelo (*1961) studierte Öffentlichkeit, die mit dem chaotischen Verhalten der mathematischen Komposition bei Francis Burt an Gleichungen Phänomene der realen Welt zu erklären versuchte: So soll- der Universität für Musik in Wien. te das Lorenz-System anschaulich machen, dass im atmosphärischen Er besuchte die Kompositions- Strömungsbild kleine Ursachen große Wirkung zeigen können ... klasse von Roman Haubenstock- (Wikipedia) Ramati und studierte außerdem elektroakustische Musik bei Das ‚Lorenz-System‘ wird im langsamen ersten Abschnitt des Werkes Dieter Kaufmann sowie Orchester­ präsentiert. Es bestimmt die Linien der Tondauern und der ‚Energie‘ dirigieren bei Karl Österreicher. (Dynamik) der 4 Gitarren, sowie die Klangfarben. Jedem Punkt der Unter den zahlreichen Preisen und wellenartigen Linie wird ein Klang (Flageolett-Ton oder ‚Multipho- Auszeichnungen seien nur der nic‘) zugeordnet. Der Lorenz-Attraktor hat auch einen Einfluss auf die Förderpreis der Stadt Wien (1990), Großform (bestimmt sozusagen, wohin die Reise geht) und hat – für der Daniel-Montorio-Preis und der mich als Komponist – auch eine rein ‚poetische‘ Funktion. Er dient als Reina-Sofía-Preis (2000) genannt. Inspirationsquelle für die Ausarbeitung der poetischen Klangqualität der Mauricio Sotelo lebt seit 1992 verschiedenen Texturen in jeder Phase. So können wir uns zum Beispiel als freischaffender Komponist in einen aus der Ferne wehenden Wind vorstellen, der immer stärker wird. Madrid. Seine Werke wurden im Er wird immer heftiger bis zum ‚tanzenden Wirbel‘ (Bulería/Scherzo = Rahmen der wichtigsten inter- Kadenz, Takte 199–249): sich nähernder Sturm und später der Geruch nationalen Foren aufgeführt. Als von feuchter Erde. Stellen wir uns eine Art klangliche Dreidimensiona- Dirigent hat Sotelo Ensembles wie lität vor, mit einer unendlichen Palette von Intensitäts-, Gewichts- und das Klangforum Wien, Concentus Helligkeitsgraden. Vocalis, Ensemble di Venezia, musikFabrik oder das Orquesta de Das Werk entfaltet sich in 10 Phasen bzw. Abschnitten. Córdoba dirigiert. Mauricio Sotelo Marko Nikodijevic ist Mitglied der „Consejo Superior Mauricio Sotelo de Enseñanzas Artísticas“.

114 115 Sa 07/10, 19.30 Helmut List Halle Duo Barry Guy, Maya Homburger Tagespass 19 € Maya Homburger – Barry Guy, Mit Maya Homburger (CH) Barockvioline Barockvioline und Kontrabass Barry Guy (GB) Kontrabass Schöpferische Spannung – Alte und Neue Musik

Die gebürtige Schweizerin Maya Maya Homburger und Barry Guy visieren den Brückenschlag Homburger studierte am Konser- zwischen Alter und Neuer Musik an in Konzerten, die Werke von vatorium Bern, wo sie mit dem Heinrich Ignaz Franz Biber und Johann Sebastian Bach mit moder- Solistendiplom bei Eva Zurbrügg nen Kompositionen und Improvisationen von Barry Guy und György abschloss. ­Weiterbildungskurse­ Kurtág zusammenbringen, wobei die Gemeinsamkeiten von Alter führten sie in die USA und und Neuer Musik in der Kunst der Variation und Improvisation sowie nach Wien. Zusammen mit dem deren Unterschiede in der Klangkonzeption, Harmonik und Rhyth- ­Cembalisten Andreas Erismann mik virtuos in schöpferische Spannung versetzt werden. Wenn Alte spielte sie für viele Festivals in und Neue, improvisierte und komponierte Musik zu hören sind, Deutschland, Österreich, Italien entsteht ein musikalisches „stretching“. So begegnen sich in diesem und in den USA. Gesamtauf­ Programm verschiedene Extreme des musikalischen Ausdrucks, aber führungen von J. S. Bachs sechs auch der Strukturen. In Breathing Earth zum Beispiel zitiert Barry Sonaten für obligates Cembalo Guy die “Verkündigung” Rosenkranzsonate von Heinrich Ignaz Franz und Violine und die Rosenkranz- Biber. „It resonates with the same exploratory flavour, joining tech- sonaten von H. I. F. Biber sind ihre nical brillance with spirituality, that Biber cultivated to such enticing Spezialität. Neben Solokonzerten, effect three and a quarter centuries ago”, schrieb dazu die BBC. sowohl im improvisierten Bereich als auch im Barockstil, und ihren zahlreichen Free Jazz Formationen konzentriert sie sich mit Barry Guy mehr und mehr auf Duo Konzerte (die Duo-CD Ceremony erschien Veni Creator Spritus Hymne (9. Jhdt.) (2’) Der böhmische Barock-Komponist György Kurtág (*1926, Rumänien) Der bedeutende Barock-Kom- auf ECM, Dakryon auf dem MAYA und Geiger Heinrich Ignaz Franz ist ein ungarischer Komponist, ponist Johann Sebastian Bach Label, die neueste CD Tales of H. I. F. Biber Verkündigung aus der Rosenkranzsonate Nr I (2’) Biber (1644–1704) gehörte zu Pianist und Musiklehrer und zählt (1685–1750) ist vor allem für seine Enchantment erschien auf Intact den virtuosesten Violinisten zu den bedeutendsten Komponis- geistlichen Werke bekannt, kom- Records). Zudem ­kümmert sie György Kurtág Hommage à J.S.B für Violine und Bass (2’) seiner Zeit. Seine Skordatur- ten der Gegenwart. An der Franz- ponierte jedoch auch Weltliches. sich um das ­Management ihres Werke (abweichende Stimmung Liszt-Akademie in Budapest, wo Der Kompositions-Autodidakt CD Labels MAYA Recordings. Barry Guy Peace Piece Solo Bass Improvisation (7’) bei Saiteninstrumenten) wie die er Komposition studierte, lernte nahm Einfluss auf die Musik­ Maya ­Homburger spielt auf einer Rosenkranzsonten für Violine er György Ligeti kennen, mit dem theorie seiner Zeit und als Multi­ ­italienischen ­Geige, die sich H. I. F. Biber Die Kreuztragung Rosenkranzsonate Nr IX (8’) und Basso continuo und seine ihn eine lebenslange Freundschaft instrumentalist beschäftigte er im ­barocken ­Originalzustand ­ Missa Salisburgensis à 53 voci, verband. Seine Werke, darunter sich auch intensiv mit Spieltechnik ­befindet. Barry Guy Aglais für Solo Violine und improvisierenden Bass (15’) welche nicht nur durch opulente Orchester- sowie Vokalwerke, und Instrumentenbau. Nach Bachs Besetzung beeindruckt, zählen Kammermusik, Kompositionen für Tod fand sein Werk nur wenig György Kurtág Hommage à John Cage für Violine (1’40”) zu seinen bekanntesten Werken. Soloinstrumente und elektroni- ­Beachtung. Erst durch aufkeimen- 1690 wurde er von Kaiser Leopold sche Musik, finden international des Interesse der ­Wiener Klassik I. in den Adelsstand erhoben. Anerkennung und werden weltweit und später der Wiener Schule György Kurtág Und so geschah es für Solo aufgeführt. 2013 wurde Kurtág die ­wurden seine Kompositionen (arr. für Violine und Bass von B. Guy ) (1’20“) Royal Philharmonic Society Gold wieder weiträumiger tradiert und Medal verliehen und 2015 erhielt fanden somit ihren Fixplatz im J.S. Bach Adagio aus der Solo Sonate in g Moll BWV1001 (3’40”) er den Preis der spanischen Stif- heutigen Kanon. tung BBVA „Grenzen des Wissens” György Kurtág Elegie für Piano Solo (arr. für Violine und Bass von B. Guy) (4’) in der Kategorie zeitgenössische Musik. György Kurtág Hommage à Eberhard Feltz basierend auf Samuel Beckett’s “Roundelay” (1976)) (1’30”)

116 117 Sa 07/10, 21.30 Helmut List Halle Tagespass € 24

Klammer&Gründler Duo mit Stefan Doepner

The Sound of the Internet of Things

Das Klammer&Gründler Duo erforscht schon seit Jahrzehnten Mit ­Grenzzonen zwischen Musik, Technologie und Medien. Josef Klammer (AT) 2017 beim musikprotokoll folgt gemeinsam mit Stefan Doepner Schlagzeug und Elektronik die nächste Etappe: „The Sound of the Internet of Things“. Seppo Gründler (AT) Elektronik und Text

Stefan Doepner (SI/DE) Elektronik THE SOUND OF THE INTERNET OF THINGS JOSEF KLAMMER · SEPPO GRÜNDLER · STEFAN DOEPNER

In Kooperation mit FH JOANNEUM – Institut für Design und Kommunikation.

118 119 Josef Klammer (*1958) arbeitete zunächst als Foto- graf, später studierte er Schlagzeug an der Musikuni- versität Graz. Seit Mitte der 80er-Jahre arbeitet Klam- The Sound of the mer kontinuierlich an der klanglichen Erweiterung seines Instrumentariums und an der Erforschung und Internet of Things Transformierung medienimmanenter Musikpotenzia- le. Er erhielt den Förderungspreis für Computer-Musik des österr. Bundesministeriums und 2015 den Award Welch wundervolle Häufung von Jubiläen: 50 Jahre live gesendet wie in einer Berliner Radiostation. of Distinction (Prix Ars Electronica). Ausstellungen, musikprotokoll, 30 Jahre Razionalnik, 20 Jahre Und genaugenommen konnte man die Addition Klanginstallationen und musikübergreifende Projekte RGB. Und das geht so: Vor dreißig Jahren initiier- der Räume nur im Medium Radio, nicht aber live führten ihn nach Hongkong, Sevilla, New York, Karls- ten die Musiker Josef Klammer und Seppo Gründ- hören. Nun, 2017, gehen Klammer&Gründler mit ruhe, Berlin, Darmstadt, Katzow, Rimini und Paris. Er ler ein legendär gewordenes Midi-Modem-Simul- dem Projekt „The Sound of the Internet of Things“ schrieb Musik für Radio, TV und Film; Hörspiele und tankonzert, das die Städte Graz, Ljubljana und beim musikprotokoll der Frage nach, wie das Sendungen für den ORF und komponierte Bühnen- Budapest verknüpfte. Es ging um die Erforschung Internet der Dinge klingt und erforschen den Raum musik für die Schauspielhäuser Hamburg, Stuttgart, der musikalischen Potenz von Datennetzen. autonomer, vernetzter Maschinen mit musikali- Schwerin, Gera, Ljubljana, Klagenfurt, Linz und Graz 10 ­Jahre später tauschten Berlin und Graz inner- schen Mitteln. Seppo Gründler: „Neben leibhafti- sowie für die Wiener Festwochen. Zahlreiche Konzerte halb des Projektes RGB Daten und Töne in einem gen Musikern mit ihren Instrumenten (Klammer/ und Tonträger mit vielen Ensembles für Neue Im- weiteren Simultankonzert im Rahmen des musik- Gründler) kommen eigens gebaute Klangroboter provisierte Elektronische und Experimentelle Musik protokoll aus: Seppo Gründler ­spielte mit ­einem aber auch Readymades des IoT oder gehackte dokumentieren sein Schaffen. Quartett, an dem unter anderem auch ­Werner Gadgets zum Einsatz. Auch die Smartphones des Dafeldecker und Klaus Lang beteiligt ­waren, im Publikums können eine Rolle spielen, Siri und Grazer ­Congress, während Josef ­Klammer mit Echo sowieso. Dazu kommt Stefan Doepner von einem Quartett in Berlin spielte. Der Titel RGB cirkulacija2 aus Ljubljana, der mit seinem Schwer- stand für Radio Graz Berlin, ebenso wie man ihn punkt auf technik-basierter Kunst, Robotics und als die drei Grundfarben Rot Grün Blau ­lesen Sound das Duo perfekt ergänzt. Bei allem bleibt Josef Klammer konnte, der Grundlage nicht zuletzt aller elek­tro­ die Musik im Zentrum.“ nischer Bildlichkeit. Es ging um Synchronisation und globale Medien und alles wurde in Ö1 ebenso Christian Scheib

Josef (Seppo) Gründler (*1956) beschäftigt sich mit Stefan Doepner (*1966) studierte Malerei, Experi- Klang- und Medienkunst, Sounddesign, Elektronics mentalfilm und intermediale Kunst an der Hochschule und Software. Seine Hauptinstrumente sind Gitarre für Künste Bremen und arbeitet vor allem in den und Computer/Elektronik. Seit 1982 auf dem Gebiet Bereichen technologiebasierte Kunst, Robotik und neuer Medien und Musik tätig, komponiert er Musik Sound. Er fokussiert sich dabei auf die künstlerische für Computerspiele, Theater, Film, Medien- und Erforschung und die kreativen Möglichkeiten von Klanginstallationen. Er lebt in Graz, ist Leiter des Technologie, wie sie heute unser Leben bestimmen. Master-Studiengangs „Communication, Media, Seine Neuerfindungen sind im Grunde den eigenen Sound and Interaction Design“ an der FH JOAN- Bedürfnissen angepasste technologische Werkzeu- NEUM, Visiting Professor für Sound Design an der ge, die oft in enger Zusammenarbeit mit anderen Donau-Universität Krems, im Vorstand des Instituts KünstlerInnen, ForscherInnen und TechnikerInnen für Medienarchäologie und bei V:NM. Seine Werke entwickelt werden. In seiner Arbeit versucht Doepner, präsentierte er unter anderem auf der Ars Electronica, die Glorifizierung der Technologie zu relativieren bei den Wiener Festwochen, beim steirischen herbst, bzw. zu profanisieren und die Beziehung zwischen the Knitting Factory New York, Sonambiente Berlin, Gesellschaft, Technologie, Sound, Wissenschaft und transmediale Berlin oder beim City of Women Festival Alltagsleben erfassbar zu machen, indem künstle- Ljubljana. Er hat zahlreiche CDs aufgenommen und risch-technologische Visionen in neuen Perspektiven konzertiert aktuell mit dem Klammer&Gründler Duo, und Facetten beleuchtet werden. Stefan Doepner ist der Urban Sound Band und solo. seit den frühen 90er-Jahren Mitbegründer verschiede- ner Künstlergruppen und Initiativen.

Josef (Seppo) Gründler Stefan Doepner

120 121 UA Ö1 Klassiktreffpunkt – live Sa 07/10, 10.00 Akademie Grazi

Händl Klaus (AT) Händl Klaus beim musikprotokoll

Begonnen hat es in Graz. 1994 veröffentlichte Händl Klaus mit Mi 04/10, 20.30 ­(Legenden) seinen ersten Prosaband im Grazer Liter­ aturverlag Helmut List Halle Droschl. Inzwischen ist Händl Klaus längst international Händl Klaus beim musikprotokoll I ­renommierter Schriftsteller, Filmregisseur und Dramatiker, dessen Lecture Performance Arbeiten sich durch eine zutiefst musikalische Herangehenswei- Uraufführung se auszeichnen. In seinem zweiten Film Kater aus dem Jahr 2016 beispielsweise, bei dem Händl Klaus für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnete, spielt das ORF Radio-Symphonieorchester Wien eine Hauptrolle. Gerne und oft schreibt er Libretti für zeit­ Do 05/10, 19.30 genössische Opern, beispielweise von Georg Friedrich Haas, Beat Helmut List Halle Furrer, Heinz Holliger, Klaus Lang und Hèctor Parra. Seine Liebe und Händl Klaus beim musikprotokoll II Leidenschaft gehört der neuen und neuesten Musik und somit war Lecture Performance es hoch an der Zeit, Händl Klaus zu seinem einschlägigen Lieb- Uraufführung lingsfestival einzuladen. Anlässlich unserer 50. Festivalausgabe kehrt Händl Klaus als Festivalschreiber mit mehreren literarischen Interventionen nach Graz zurück. Und am 7. Oktober ist Händl Klaus zu Gast bei Renate Burtscher im Ö1 Klassiktreffpunkt. Fr 06/10, 19.30 Grazer Congress Händl Klaus beim musikprotokoll III Lecture Performance Uraufführung

Sa 07/10, 19.30 Helmut List Halle Händl Klaus beim musikprotokoll IV Lecture Performance Uraufführung

Händl Klaus, 1969 in Rum/Tirol geboren, lebt als Schriftsteller und Fil- So 08/10, 11.00 memacher in Wien und am Bielersee. Nach seiner Schauspielausbildung Mausoleum folgte ein Engagement am Schauspielhaus Wien, gelegentliche Fernseh- Händl Klaus beim musikprotokoll V und Filmrollen kamen hinzu. Er erhielt den Robert-Walser-Preis, Rauriser Lecture Performance HÄNDL KLAUS Literaturpreis und neben vielen weiteren Kultur-, Film-, Theater- und Uraufführung Literaturpreisen erhielt er 2017 den Thomas-Pluch-Drehbuchpreis für seinen Film Kater. Händl unterrichtet an der Universität für Angewandte beim musikprotokoll Kunst Wien in der Klasse für Bühnen- und Filmgestaltung.

122 123 Sa 07/10, 23.00 Palais Attems Tagespass € 24

Anna Meredith (UK) & Band

ANNA MEREDITH

Anna Meredith

Dass sich im Grenzfeld von Avantgarde, Pop und zeitgenössischer Klassik faszinierende Synergien auftun, bewies die Komponistin Anna Meredith zuletzt mit dem als schottisches Album des Jahres ausgezeichneten Werk Varmints. Dieses oszilliert zwischen pul- sierenden Beats, pointilistischen Stakkatos und bombastischen Arrangements und lässt so Indie- und Orchestermusik auf geheim- nisvolle Weise eins werden. Live tritt Meredith dementsprechend mit einem Sextett aus Klarinette, elektrischer Gitarre, Celli, Tuba, Schlagwerk und elektronischen Instrumenten auf. Auch das ameri- kanische Musikmagazin Pitchfork hat ihr Höchstnoten gestreut und In Kooperation mit musikprotokoll, SHAPE – Sound, Heterogeneous Art Anna ­Meredith als einen der innovativsten Geister der modernen and Performance in Europe. ­britischen Musik bezeichnet. Dem ist so weit nichts hinzuzufügen. Anna Meredith ist SHAPE Artist 2017.

Anna Meredith, geboren 1978 in Tufnell Park nördlich von London, ist als Komponistin, Performerin und Produzentin von akustischer und elektronischer Musik tätig. Meredith studierte an der Uni- versity of York sowie dem Royal College of Music, ehe sie unter ­anderem als Komponistin für die BBC zu arbeiten begann. Neben- her ist sie auch als Elektronikmu- sikerin tätig und veröffentlichte 2012 ihre Debüt EP Black Prince Fury. 2016 folgte schließlich ­Merdediths Langspieldebüt Var- mints, das noch im selben Jahr mit dem Scottish Album of the Year Award ausgezeichnet wurde.

124 125 UA So 08/10, 19.30 MUMUTH Tagespass € 19

Matthew Shlomowitz (AU)

Wolfgang Hattinger Electric Dreams Musikalische Leitung Philipp M. Krenn Eine Zeitreise in alle Richtungen: Inszenierung Die Kunstuniversität Graz träumt sich Katharina Wraubek mit der Oper Electric Dreams in Ausstattung eine besondere Variante der Eighties. Dimitrios Polisoidis und Ein Hotelzimmer. Eine unbekannte Person kann nicht schlafen und Boris Brinkmann schaltet den Fernseher ein. Sie wechselt zwischen Dokumentar- Musikalische Einstudierung filmen, Verbraucher-TV, Sportberichten und Quizsendungen – ein ferngesteuertes Nebeneinander von Arien, Rezitativgesang und Background-Sängerchören. Fragen kommen auf: Befinden wir uns in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts oder in einem Matthew Shlomowitz postmodernen Traum über eine postmoderne Zeit? Oder handelt Komposition es sich gar um einen Angehörigen der Generation X, der in einem OPERA-80s-TV-Konzepthotel urlaubt? Misaki Morino, Klaudia Tandl Sopran Eine Zeitreise ist Electric Dreams des australischen Komponisten Matthew Shlomowitz allemal. Aber führt sie in die Zukunft oder Katia Ledoux in die Vergangenheit? Der Regisseur Philipp M. Krenn inszeniert Mezzosopran die Uraufführung mit Studierenden der Kunstuniversität Graz in ­Kooperation mit dem musikprotokoll und unter Wolfgang Hattingers Camilo Delgado musikalischer Leitung. Die Achtziger, das bedeutet hier Frisuren Tenor mit viel Haar und Schulterpolstern, Yachten und Einkaufsmeilen, zuckersüße Synthesizer, makellose Powerchords und hallende Christian Wester Schlag­zeugrhythmen, aber auch aufgemotzte Autos, Flanellhemden Bariton und Siebziger-Rockmusik. Lukas Schmidt Und dann gibt es noch die Achtziger der selbstreflexiven, aber Schauspieler anspruchslosen Kunst, die mal als geschichts- und politikbewusst gefeiert, mal als falsch und leer abgetan wird. Electric Dreams Isabel Zalami ELECTRIC DREAMS vereint all diese Varianten der guten alten Zeit zu einem traumhaft Video Design MATTHEW SHLOMOWITZ zeitgemäßen Opernereignis. PPCM-Studierende InstrumentalistInnen

Weitere Vorstellungen: Mo 09/10 & Mi 11/10, 19.30 im abo@MUMUTH

Produktion Kunstuniversität Graz/Gesellschaft der Freunde der Kunstuniversität Graz in ­Kooperation mit ORF musikprotokoll. Matthew Shlomowitz ist Johann-Joseph-Fux- Opernkompositionspreisträger des Landes Steiermark.

126 127 Gedanken zu Electric Dreams Electric Dreams

Matthew Shlomowitz (*1975) In seinem Werk Postmodernism, or, The Cultural Logic of Late Ca- Es beginnt in den 80er Jahren, als Computer zunehmend Teil unseres ist Komponist von Konzert­ pitalism / Postmoderne – zur Logik der Kultur im Spät­kapitalismus Lebens wurden. Waren sie anfangs noch unhandliche ­Ungetümer musik und Performancestücken.­ (1991) schreibt Fredric Jameson: gewaltigen Ausmaßes, passen sie heute problemlos in jede Hosen­ Aufge­wachsen ist er in Adelaide, tasche. Auch muss man kein Technikfreak mehr sein, um einen ­Australien, und lebt derzeit Die Postmodernen waren speziell von der ganzen „degradierten“ Computer bedienen zu können. Fasziniert von der ver­lockenden in ­London. Er hat Werke für Landschaft des Schundes und Kitsches fasziniert. Einer Kultur der Vorstellung, Technik erleichtere uns das Leben, verfügen wir mitt- asamisimasa,­ Calefax, Ensemble­ TV-Serien und Reader’s Digest-Ausgaben, der Werbung und Motels, lerweile ohne viel nachzudenken über unsere Geräte. Doch wer Offspring, Ives Ensemble,­ Nieuw der Spätabendsendungen und B-Hollywoodfilme, einer sogenann- bestimmt hier eigentlich wen? Beherrschen wir die Technik, oder ist ­Ensemble, ­Quatuor Diotima, ten Paraliteratur der Flughafen-Taschenbuchkategorien von Horror es vielleicht doch umgekehrt? Wer also hat die Fernbedienung in der ­Ricciotti Ensemble, Speak bis Romantik, populärer Biografien, Mordgeschichten, Science Hand? Percussion und We Spoke: Fiction oder Fantasy-Romanen. Alles Materialien, die nicht länger als New Music Company sowie für Zitat dienen, so wie es bei Joyce oder Mahler der Fall gewesen wäre, In Electric Dreams wird genau dieses Thema theatralisch aufgegrif- Claire Edwar­ des, Juliet Fraser, sondern gänzlich in die Substanz übernommen werden. fen und verarbeitet. Im Mittelpunkt stehen eine Person und ein Bild- Mark Knoop, Håkon Stene und schirm. Der vermeintliche Konsument wird vom Medium aufgesaugt, ­Stephane Ginsburgh komponiert. Jameson hinterfragt zeitgenössische Kunst und Kultur in seiner benützt und konsumiert, bis die Frage nach der Realität nicht mehr Seine aktuellen Projekte sind ­Analyse kritisch. Vereinfacht gesagt behauptet er, dass die post- beantwortet werden kann und sich im Traumzustand zwischen den Popular Contexts, eine Serie von moderne Kunst eine leere Kunst sei, die den Sieg des Kapitalismus Welten auflöst. Kompositionen, die Aufnahmen darstelle, wo alles, inklusive Kunst, zu leichter Kost gemacht wird. mit Instrumentalmusik verbinden; Ich gehöre genau zu jenen Künstlern, auf die er abzielt. Diese Oper Philipp M. Krenn Letter Pieces, bei denen körper­ enthält Synth-Pad-Rezitative, Spieleshows mit Zwölfton-Funk, ein Salzburg, am 25.7.2017 liche Handlungen und Musik Quiz über kultige Songs aus den 1980igern, Wetterberichte mit zueinander geführt werden sowie psychedelischen Melismen und Easy-Listening-Interpretationen Public Lectures about Music, eine ­österreichischer, spätromantischer, langsamer, sinfonischer Sätze, Reihe von Vortrags-Stücken, die weil mich Schund und Kitsch faszinieren; ebenso wie kulturelle ästhetische Wertung und seelische Kollisionen von hoch und tief, Vergangenheit und Gegenwart und Wirkung von Musik thematisie- stilistische Oberflächen. ren. Derzeit unterrichtet Matthew Shlomowitz Komposition an der Der Wert von Kunstwerken, die explizit soziale oder politische Kritik Universität von Southampton und einbauen oder eine utopische Alternative postulieren, definiert sich ist Co-Direktor des Ensembles selbst, ist erhaben und bewundernswert. Jamesons Analyse berührt Plus-Minus mit der Komponistin einen Nerv in mir, weil ich nicht in der Lage bin, ein so klares Ziel zu Joanna Bailie. artikulieren. Vielmehr fühle ich mich von den Werten der Verwirrung und des Widerspruchs angezogen. Ich möchte sowohl den emotio- nalen und psychologischen als auch den mentalen Elementen Raum geben, und mich mit der Welt und wie wir sie erfahren „unordent- lich“ beschäftigen und dabei chaotisch sein.

Matthew Shlomowitz

128 129 So 08/10, 22.00 ORF Landesstudio Steiermark, Studio 3 Live in Ö1 Kunstsonntag Tagespass € 19

Pôm Bouvier b. aka SiS_Mic (FR) SIS_MIC POM BOUVIER B.

SiS_Mic

Musik, so die multidisziplinär arbeitende Künstlerin Pom Bouvier b. aka SiS_Mic, lädt ein zu einer Reise, die uns durch die verschiede- nen Schichten unserer Erinnerung führt. Bouvier b. liebt es, wenn Grenzen durchlässig werden. In der Fragilität sieht sie eine Form der Zeit. Der Moment der Auflösung ist stets auch Bewegungs­ anstoß. Wer diesem folgt, der hört auf den Ruf des Lebens, denn in und um uns herum würde sich ständig alles in Bewegung befinden. Nach Graz wird Bouvier b. ihren selbst gebauten Klang-Tisch, ihren großen Feedback-Lautsprecher und unterschiedliche Materialien mitnehmen. In welche Richtung sich das Konzert entwickeln wird, entscheidet sich jeweils erst im Moment. Ein weiteres Instrument, das zum Einsatz gelangen wird, sei jedenfalls der Konzertraum, so die Künstlerin: „Und mir gefällt die Vorstellung, dass wir – ich und das Publikum – uns während des Konzertes im Inneren dieses ­Instrumentes befinden.“

In Kooperation mit SHAPE – Sound, Hetero­ geneous Art and Performance in Europe. ­Gefördert durch das Programm „Creative Europe“ der Europäischen Union. SiS_Mic ist SHAPE Artist 2017.

130 131 Mit Klang das Unsichtbare berühren

Pôm Bouvier b. aka SiS_Mic ist Nach dem Ursprung ihres Projektes SiS_Mic gefragt, erzählt Pôm Komponistin elektroakustischer Bouvier b. von ihrer Zusammenarbeit mit dem Performance-Künstler Werke und experimentiert mit William Petit. Einmal, da platzierte sie auf dem Holzboden der Bühne Soundimprovisationen und Kontaktmikrophone und Lautsprecher und plötzlich konnte sie die ­-installationen. Sie besuchte Bewegung ihrer Knochen durch den Boden hindurch resonieren die Schulen für bildende Kunst hören. Damit hätte sie schließlich zu arbeiten begonnen, sich selber in Grenoble und Lyon im Fach in Feedback-Schleifen eingespannt, um so den ganzen Raum zum visuelle Kunst, studierte elektro­ Klingen zu bringen. akustische Komposition bei Lucie Prod’homme und technische­ Obwohl die Künstlerin in zahlreichen Disziplinen tätig ist, war Klang Soundverfahren sowie elektro­ schon immer ihr bevorzugtes Medium. Mit Klang könne sie das akustische Komposition und Unsichtbare berühren. Klang kann durch die verschiedenen Ebenen Raumklangverfahren am l’institut der Zeit und unserer Erinnerung reisen, so Bouvier b. Mit seiner Hilfe Radio-Tipp national de l’audiovisuel in lässt sich eine Spur ziehen, eine neue Realität erschaffen, die all ­Frankreich. Viele Jahre lang be­ diese verschiedenen Ebenen miteinbezieht, sie verbindet. Genau das 22.10., 23.03, Österreich 1 teiligte sie sich an der Produktion würde sie auch mit ihrer Musik versuchen. Shape Lecture in Ö1 Zeit-Ton extended von Straßentheatern und arbeitete Eine Reise in die Geschichte der Tele- mit ChoreographInnen, Filme- Fragilität sei eine Form der Zeit. „Das Fragile ist instabil und Instabi- kommunikationskunst mit Seppo macherInnen und MusikerInnen­ lität ist der Anfang einer Bewegung“, führt die Künstlerin aus. „Wir Gründler und Susanna Niedermayr. zusammen. Für jedes dieser versuchen uns ein stabiles Umfeld zu schaffen, um uns sicher fühlen ­Kollaborationsprojekte ent­wickelte zu können, aber tatsächlich befindet sich alles ständig in Bewegung, sie eigene Instrumente und sowohl in uns als auch um uns herum.“ Als sie vergangenen Dezem- ­Systeme. Bouvier b.s Aufmerk- ber für unseren Shape Showcase beim Novas Frequencias Festival samkeit gilt dabei vor allem dem in Rio de Janeiro war, sei sie oft am Strand gesessen, schildert Pôm Raum und der Akustik, ­welche Bouvier b. dann noch: „Bilder wie diese finde ich einfach wunder- sie als Teile eines immersiven schön, so symbolisch!“ Instruments behandelt. Sie selbst beschreibt ihre Musik als Körper­ Susanna Niedermayr musik, da auch das Publikum zu einer körperlichen Teilnahme an- gehalten ist. Ihre Komposi­tionen wurden auf diversen Festivals in Frankreich, Brüssel, Athen und Buenos Aires aufgeführt.

Razionalnik, Entgrenzte Grenzen (1987) Seppo Gründler und Josef Klammer 132 So 08/10, 23.00 ORF Landesstudio Steiermark, Studio 3 Live in Ö1 Kunstsonntag: Radiokunst – Kunstradio Tagespass € 19

Rima Najdi

Happy New Fear

Was tut eine Gesellschaft in Angst? Hört sie auf zu funktionieren, Rima Najdi (LB) oder verdrängt sie und macht weiter? Leben wir allein mit ­unserer Regie und Performance Angst oder teilen wir sie? Wie können wir über solche Gefühle ­sprechen? Diese Fragen thematisierte die libanesische Performance- Kathy Alberici (GB) Künstlerin Rima Najdi 2014 in ihrer Performance Madame Bomba: Musik The TNT project. Mit einer Bombenattrappe um den Körper ging sie durch Beirut und personifizierte so, was alle dachten: An jeder Ana Nieves Moya (ES) Straßenecke könnte der nächste Anschlag auf mich warten. Ihre Visuals Gedanken und Erfahrungen als „Madame Bomba“ hat Rima Najdi in Zusammenarbeit mit der Komponistin und Musikerin Kathy Alberici zu einem eindrücklichen Radiostück verarbeitet, das die Hörer/innen nicht zuletzt mit ihren eigenen Ängsten konfrontiert. Beim musik­ protokoll wird es in seiner audiovisuellen Live-Version zu erleben sein. Dafür haben Najdi und Alberici weiters die Video-Künstlerin HAPPY NEW FEAR Ana Nieves Moya eingeladen. Happy New Fear gewann einen der beiden Produktionspreise beim CTM Radio Lab 2017. RIMA NAJDI

CTM Radio Lab 2017: Koproduktion Deutsch- landradio Kultur – Hörspiel/Klangkunst, CTM Festival. In Kooperation mit Goethe-Institut, ORF musikprotokoll, Ö1 Kunstradio, SoCCoS – the Sound of Culture, the Culture of Sound Initiative. Kathy Alberici war Shape Künstlerin 2015.

134 135 Die libanesische Performance- Rima Najdi Künstlerin Rima Najdi lebt Was tut zurzeit in Berlin. Im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit steht die eine Gesellschaft ­Erforschung von Zwischenräumen. Sie setzt sich mit den Prozessen der Stereotypisierung und der in Angst? Konstruktion von Identität aus­ einander und handelt scheinbar Madame Bomba ist eine Kunstfigur, die eine rote Bombenattrappe etablierte Verhältnisse mit und um ihren Brustkorb geschnallt hat. Die Bombe kann nicht explodie- über den Körper neu aus. Beson- ren, aber sie kann die Bombe auch nicht los werden. Madame Bom- deres Augenmerk richtet sie dabei ba reagiert nur mit Fragen, da sie überhaupt keine Antworten hat. vor allem auf die Verwundbar- Vollständige Sätze schreibt sie in ihr Tagebuch. Madame Bombas keit des Körpers im Hinblick auf Psyche ist ein wenig kompliziert. Sie glaubt an die Wirkung geheim- politisierte Tropen wie Gender, nisvoller Kräfte. Sie ist besessen von Begegnungen mit Fremden und Sicherheit, Mobilität und Reprä- verdächtigen Gegenständen. Sie hält sich selbst für ein Kunstobjekt. sentation. Ihr ist bewusst, dass die rote Bombenattrappe, die sie trägt, Angst und Argwohn hervorruft, aber sie findet, dass sie in einem Land lebt, in dem die meisten Menschen mit solchen Gefühlen vertraut sind. Darum hat sie sich entschieden, sie nicht mehr zu verstecken.

Ihre Hobbies sind Gedichte schreiben, in den Straßen spazieren gehen und in Cafés sitzen, um Leute zu beobachten. Die Geräusche, die Madame Bomba hört, sind dramatisch und beängstigend. Sie verklingen langsam, um dann zu explodieren. Sie kommen und gehen. Madame Bomba ist sich bewusst darüber, welchen Schaden sie verursachen kann, schließlich guckt sie jeden Abend um acht Uhr Beiruter Zeit Nachrichten. Sie macht es sich bequem, wenn sie Nach- richten guckt und starrt in altbekannte Gesichter. Die Gemütlichkeit macht sie nur noch unruhiger und die Nachrichten müder. Um ihre Kathy Alberici ist eine experimen­ Beklemmung zu verbergen, guckt sie sich alberne Fernsehshows an, telle Musikerin und ­Geigerin, um dann einzuschlafen. Und sie schläft nur, wenn sie wirklich müde die sich im flirrenden Raum ist. zwischen Noise, Soundscape und Drone ­bewegt. Sie setzt analoge Madame Bomba hat geheimnisvolle Kräfte, sie kann sich selbst aus Elektronik ein, manipuliert und ihrem Körper werfen. Sie selbst treibt umher, während ihr Körper an dekonstruiert Klänge, um all ihre seinem Ort bleibt. Manchmal weint Madame Bomba, wenn sich ihr Facetten auszuschöpfen. Sie lebt Selbst und ihr Körper voneinander entfernen. Wenn Madame Bomba und arbeitet in Berlin und ist u. a. weint, fängt sie an, sich Gedanken über ihr Dasein in solch einem im Kollektiv des Independent Körper zu machen; ein Körper, der ein verdecktes Thema mit sich Labels Small But Hard aktiv. trägt. Sie hasst den Umstand, dass es verdeckt ist. Madame Bomba Größere Bekanntheit erlangte sie durch ihre Zusammenarbeit­ mit weiß, dass du es kennst und dass dir ihre verdächtige, tickende, Ana Nieves Moya rote, gefakte Bombe vertraut ist. Es ist ihr egal, dass du dich viel- der Psychedelic-Doom-Band Drum leicht darüber lustig machst. Aber sie erträgt den Gedanken nicht, Eyes und dem Opernprojekt von diesen Teil ihres Körpers zu verstecken, wenn sie fremde Menschen Jan St. Werner von Mouse on Mars. Ana Nieves Moya ist eine Visualistin aus Spanien, die zurzeit in Berlin in der Stadt trifft. Sie ist emotional nicht bereit zu verstehen, warum lebt und arbeitet. Als leidenschaftliche Vertreterin einer in Echtzeit eine Gesellschaft ihre unbequemen Erinnerungen, unbequemen erzeugten Videokunst zeichnet sie für das visuelle Design und VJing bei Wunden, unbequemen Häute verstecken soll. Clubbings, Konzerten und Kulturevents in ganz Europa verantwortlich. Ihre Inspiration bezieht sie vor allem aus der Fusion von Tradition und Rima Najdi Moderne in Tanz und Musik. Zu sehen war die Arbeit von Ana Nieves Moya auf dem CTM Festival 2017, dem alternativen Film­festival Boddina- Übersetzung: Julia Tieke le, im Maxim Gorki Theater und bei Acud Macht Neu in Berlin, des Weite- ren im Sala Caracol (Madrid 2016) und bei der „Nuit blanche berlinoise“ (Nancy 2015). Sie war Teilnehmerin des Sundance Theatre Lab (Marokko 2016) und eine der GewinnerInnen des CTM 2017 Radio Lab.

136 137 Bálint András VA rgA drei Fragen an 73 Komponisten EUr 29,90 CB 1242 ISBN 978-3-940768-42-1 | Hardcover | 320 Seiten | mit zahlreichen Fotos MArk AndrE, gEorgE BEnjAMin, lUciAno BErio, HArrison BirtwistlE, PiErrE BoUlEz, joHn cAgE, UnsUk cHin, PAscAl dUsAPin, dEtlEV glAnErt, sofiA gUBAidUlinA, HEinz HolligEr, MAUricio kAgEl, györgy kUrtág, györgy ligEti, lUigi nono, ArVo Pärt, Enno PoPPE, rEBEccA sAUndErs, kArlHEinz stockHAUsEn, joHAnnEs MAriA stAUd, jörg widMAnn, iAnnis XEnAkis, HAns zEndEr...

„eine unerlässliche leKtüre Für alle, denen die musiK unserer Zeit am herZen liegt.“ (Sir Simon Rattle über die amerikanische Ausgabe)

Ein über drei Jahrzehnte hinweg währendes Interviewprojekt des ungarischen Musikredakteurs und -publizisten Bálint András Varga: Er stellte bedeutenden Komponisten jeweils dieselben drei Fragen. In dieser deutschen Ausgabe kommen auch zahlreiche Komponisten der jüngeren Generation zu Wort.

Mit freundlicher Unterstützung der ConBrio www.conbrio.de Radio-Tipp

Die Welt geht nicht zum ersten Mal unter. Dreißig Minuten vor der Apokalypse reist ein Überlebender aus dem Weltall auf die Erde, um den letzten Menschen den Spiegel vorzuhalten, während diese noch schnell ein Selfie mit dem Atompilz machen. 15.10., 23.03, Österreich 1 Der Tod des Anthropozäns Von Julian Bonequi Ö1 Kunstradio

g u s t a v Produktion: DKultur/CTM-Festival in Zusammenarbeit Marti N r e v mit Goethe-Institut, SoCCoS, ORF musikprotokoll a lvarO im steirischen herbst und Ö1 Kunstradio 2017 g leNN Bra N c a Michael Ma N t l e r Olga N e u w i r t h FeNNesz lOu r eed t he B u g Aktu elles B O d iddley Marquis de s a d e Peter Brötz M a NN & Archiv g a N g s t a r r a laN v e g a skug.at GUSTAV © Magdalena Blaszczuk 01/10, 22.05 Ö1 Zeit-Ton Extended

Battle-ax (AU) Jung An Tagen (AT) Battle-ax & Jung An Tagen

„Ich schätze die retroflexive Struktur seiner Musik“, so Battle-ax über Jung An Tagen, „dass man sie also zunächst auf einer kogniti- ven Ebene erfasst und dann plötzlich möchte man sich bewegen und es wird sehr physisch. Sie ist stabil, aber auch erratisch, - augen- blicklich. Hier, glaube ich, treffen wir uns auch. In unser beider Pro- jekte gibt es viel Unmittelbarkeit, auch wenn wir sehr unterschiedli- che Produktionsmethoden haben.“

Thomas Ankersmit

BATTLE-AX & Thomas Ankersmit auf den Spuren des holländischen Malers Piet Mondriaan, der in den 1920er Jahren auch eine neuartige Musik imaginierte, die Serge Tcherepnin, Rich Gold und Randy Cohen 1972 JUNG AN TAGEN zum Bau des Serge Modularsynthesizer inspirierte. In Kooperation mit SHAPE – Sound, Hetero­ geneous Art and Performance in Europe. Gefördert durch das Programm „Creative THOMAS Europe“ der Europäischen Union. Battle-ax ist SHAPE Artist 2017.

Battle-ax & Jung An Tagen und das Ö1 ANKERSMIT Radiokunst – Kunstradio mit Thomas Ankersmit sind auch noch während des musikprotokoll 7 Tage lang hörbar.

140 141 01/10, 23.00 Battle-ax & Serge & Mondriaan Ö1 Radiokunst – Kunstradio Thomas Ankersmit (NL) Auch das Ö1 Radiokunst – Kunstradio steht an diesem Tag ganz Jung An Tagen im Zeichen von Shape und präsentiert das neue Radiostück Serge & Mondriaan von Thomas Ankersmit, ein Auftragswerk, das in An der Viola fasziniert Beatrix Curran aka Battle-ax ihr voller, dunkler Kooperation mit unserem Partner-Festival TodaysArt in Den Haag Sound, den sie gerne mittels Effekt-Pedal noch eine Oktave tiefer entstanden ist. Zur Teilnahme an Shape eingeladen hat Ankersmit klingen lässt. Als die gebürtige Australierin 2009 im Rahmen eines das Berliner CTM Festival. Austauschprogrammes nach Wien kam, um dort Bildende Kunst zu Jung An Tagen studieren, entdeckte sie die Welt der Neuen Musik und die experi- Mit Serge & Mondriaan erforscht Ankersmit die visionären, jedoch Thomas Ankersmit (*1979, Leiden/ mentelle elektronische Club Musik. Letztere bezeichnete die Künstle- NL) lebt und arbeitet als Musiker Jung An Tagen ist eines von kaum bekannten musikalischen Ideen des holländischen Malers Piet rin 2015 in einer Ausstellung im Rahmen der Klangspuren in Schwaz und Komponist in Berlin und vielen Pseudonymen des in Wien Mondriaan. Diesem Pionier avantgardistischer Stilrichtungen in der in einer Text- und Fotoserie mit einem Augenzwinkern als vierte Amsterdam. Sowohl live wie auch lebenden Musikers und Künstlers bildenden Kunst schwebte auch in der Musik ein radikaler Umbruch Wiener Schule. im Studio ist seit 2006 der Serge Stefan­ Juster, der schon früh in vor: Schon in den frühen 1920ern propagierte er eine abstrakte, elek- Modularsynthesizer sein Haupt­ der Post-Noise Tape-Szene aktiv trisch generierte Musik aus puren, klanglich intensiven Frequenzen Zur Eröffnung der ersten Ausgabe des Hyperreality Festivals der instrument. Ankersmit arbeitet war und als Bobby Lazar, Cruise und Geräuschen, aus „Ton“ und „Nicht-Ton“. Mondriaans Ideen wur- Wiener Festwochen im Mai trat Battle-ax erstmals gemeinsam mit regelmäßig mit dem New Yorker Family, Alex Strelka und Stefan den von Ankersmit in elektronische Musik umgesetzt. Entstanden ist Stefan Juster aka Jung An Tagen auf, der vergangenes Jahr mit sei- Drone-Minimalisten Phill Niblock Kushima zahlreiche Veröffentli- die Komposition auf einem original 1970er Serge Modularsynthesizer nem Album „Das Fest der Reichen“, erschienen bei dem renommier- und dem italienischen Kompo- chungen auf verschiedenen Labels – einem Instrument, das von Mondriaans Arbeit inspiriert wurde und ten Label Editions Mego, aufhorchen ließ. Im Rahmen des Zeit-Ton nisten Valerio Tricoli zusammen. vorzuweisen hat. Auf dem ein- sich in der Sammlung des Gemeentemuseum in Den Haag befindet. extended am 1. Oktober, an dem wir nicht nur den 50. Geburtstag Seine Musik wird auf den Labels flussreichen Label Editions Mego von Ö1 sondern auch den 50. Geburtstag des musikprotokolls (vor) Touch und PAN veröffentlicht. folgte 2016 sein drittes Album als Akustische Phänomene wie Schallreflexionen, Infraschallvibrationen, feiern, werden die beiden nun ihre Zusammenarbeit fortsetzen. Aktuelle Projekte umfassen Auf- Jung An Tagen, das den Titel Das otoakustische Emissionen (vom Innenohr als Reaktion auf Stimuli Battle-ax ist eine jener MusikerInnen, die vom musikprotokoll für tragswerke für CTM und Berghain Fest der Reichen trägt und Ein- der Außenwelt erzeugte Töne) und präzise gesteuerte Klangprojek- Shape 2017 nominiert wurde. Die Plattform Shape für neue spannen- (Berlin), in denen er das Potential flüsse aus frühem­Detr oit Techno, tionen stehen im Zentrum von Ankersmits musikalischem Schaffen. de Projekte aus dem Bereich der Musik und audiovisuellen Kunst ist von Infraschall und Raumresonan- Trance und elektroakustischer Charakteristisch für seine Arbeit ist auch ein bewusster Missbrauch ein Projekt des Festivalnetzwerkes ICAS der International Cities of zen untersuchte, für GRM (Paris), Musik à la Parmegiani auf höchs- von Geräten, etwa durch den Einsatz von Feedback oder Störungen Advanced Sound. das auf der Forschung von Pierre tem Niveau verbindet. Ästhetisch des Signalflusses, sowie die Auseinandersetzung mit großen dyna- Schaeffer basierte, sowie neue eng mit seiner Musik verknüpft mischen Kontrasten und mit den oberen und unteren Extremen des elektronische Live-Musik mit Phill ist auch der visuelle Teil seines Frequenzspektrums, um auf diese Weise überaus dichte und doch Niblock. Schaffens. In einer abstrakten, an fragile, feingliedrige Schwärme elektronischer Klänge zu gestalten. den russischen Konstruktivismus erinnernden Bildsprache arbeitet Thomas Ankersmit Juster mit digitalen Medien und Video, wobei sich reduzierte, Übersetzung: Friederike Kulcsar quasi-geometrische Formen in aleatorischen Mustern über den Screen bewegen und eine synästhetische Verbindung mit der Musik eingehen.

Ihre Auftritte sind ebenso verstörend wie kultiviert und können jedoch locker mit den, bis aufs ­äußerste produzierten, Clubsounds mithalten. Mit einer Viola als Waffe spinnt Beatrix ­Curran aka Battle-ax den Klang- raum mit unerbittlichen Hall- und Verzerrungsketten ein und erzeugt so starke und sehr emotionale Klanglandschaften. Battle-ax verstärkt und untergräbt gleichzeitig ihre klassische Ausbildung. ­Geboren in Sydney, Australien, übersiedelte sie nach Wien, angezogen von der Musikge- schichte dieser Stadt. Erst als sie in den Clubs zu spielen begann, konnte sich ihr Improvisationsstil zwischen Romantik, Atonalität und einer energiegeladenen Wiederholung durchsetzen. Oft arbeitet und tritt sie In Kooperation mit SHAPE – Sound, Hetero­ gemeinsam mit dem in Wien lebenden Produzenten Forever Traxx und geneous Art and Performance in Europe. Gefördert durch das Programm „Creative dem Berliner Kollektiv Dawn Mok auf. Battle-ax bringt demnächst eine Thomas Ankersmit Europe“ der Europäischen Union. Neuerscheinung bei dem Antwerper Label Ultra Eczema heraus. Thomas Ankersmit ist SHAPE Artist 2017.

142 143 Graz_NZfM_Anzeige_Schott 17.07.17 14:19 Seite 1

Herzlichen Glückwunsch zum 50.!

Musikfestivals brauchen kritische Begleiter – die Neue Zeitschrift für Musik ist einer davon. Längst ist der Einsatz von Lichteffekten und Video-Animation bei Rock- und Pop-Konzerten selbstverständlich. Aber auch im übrigen n Ein Hauptthema – vielseitig beleuchtet Musikleben traten sie ihren Siegeszug an. Zwar wollten die Augen ÖMZ 4 2017 n Beiträge über KomponistInnen und MusikerInnen, ästhe- schon immer auf ihre Kosten kommen, wenn Musik ertönte. Doch tische Debatten, Forschung, traditionelle Musik, Jazz … im späten ‚ƒ. Jahrhundert hat das Verhältnis der optischen und der n Besprechungen von Festivals, Musiktheater, CDs, Büchern klingenden Dimension von Werken, Kreationen und Installationen Dynamik und Dominanz Musik in neuen Bildwelten und DVDs; Uraufführungs- und Radio/TV-Kalender neue Qualitäten gewonnen (und im Gegenzug frühere verloren?). Insbesondere auf dem Terrain des Musiktheaters sind Live-Video- n Jahresabo (6 Hefte): 54,- € (D; andere Länder + 10 €) Zuspielungen inzwischen kaum noch wegzudenken … inkl. Versandkosten Mit Beiträgen von Marko Ciciliani | Lothar Knessl | n Jahresabo plus+ (6 Hefte + 6 Wergo-CDs): Hartmut Krones u. a. 114,- € (D; andere Länder + 10 €) inkl. Versandkosten Österreichische Musikzeitschrift n Sonderpreise auf ausgewählte Bücher, CDs und DVDs Dynamik und Dominanz. Musik in neuen Bildwelten. ÖMZ / | ISBN ---- ca.  Seiten | , × , cm Bestellen Sie bei: Deutsch | Softcover | € , (A/D) mds Kundenservice, Telefon +49 / 6131 / 246857 Jahresabo |  Ausgaben | € , (A/D) (zzgl. Versand) E-Mail: [email protected] Erhältlich im Buch- und Zeitschriftenhandel, inserat_musikprotokoll2017_final_inserat_musikprotokoll12.qxdoder 19.07.17 über www.musikderzeit.de 13:39 Seite 1 musikprotokoll17_INSERAT_open_music_ef.qxp_Layoutals E-Book sowie unter: [email protected] 1 20.08.17www.oemz.at 12:34 Seite 1

OEMZ_Inserat_165x120_SteirischerHerbst_2017.indd 1 16.06.17 11:14 Sound ins Getriebe seit 2005 Eine Reihe heutiger Musik in Graz Programm | Organisation: Ute Pinter Lucas Abela . Peter Ablinger . Liz Allbee . Lotte Anker . Art Ensemble of Chicago . Austrofred . Aynur . Derek Bailey . Johannes Bauer . Tim Berne . Ernst Marianne Binder . Markus Binder . Martin Blume . Cordula Bösze 18. Oktober 2017 20.00 KUG . Florentinersaal Longleash . Carla Bozulich . Anthony Braxton . Tyonday Braxton . Bernhard Breuer . Peter Brötzmann . Didi Bruckmayr . | | Michael Bruckner . Bulbul . John Butcher . Rüdiger Carl . Angélica Castelló . Xavier Charles . Ornette Coleman Pala Garcia violin | John Popham cello | Renate Rohlfing piano Werke und ÖEA von Pauline Oliveros | Liza Lim | Ann Cleare | Suzanne Farrin | Yukiko Watanabe | Isabel Mundry . Alice Coltrane . John Coltrane . Tim Daisy . Michel Doneda . Kaja Draksler . Isabelle Duthoit . Ingrid Eder . Marco Eneidi . Katharina Ernst . Evangelista . Sandy Ewen . Viola Falb . Tanja Feichtmair . Rudi Fischerlehner 22. Oktober 2017 | 20.00 | Stockwerk Butcher | Lehn | Shipp . Elisabeth Flunger . freistil.klingt.org . Fred Frith . Maria Frodl . Wolfgang Fuchs . Fuckhead . Fugu & The John Butcher saxophone, feedback | Thomas Lehn analogue synthesizer | Matthew Shipp piano Cosmic Mumu . Susanna Gartmayer . Annette Giesriegl . Gigi’s Gogos . GIS Orchestra . Jimmy Giuffre. Dieter Glawischnig . Vinko Globokar . Heiner Goebbels . Gunda Gottschalk . Georg Graewe . Gravida . Jean-Luc 27. Oktober 2017 | 20.00 | Forum Stadtpark Trio Trara Guionnet . Mats Gustafsson . Mary Halvorson . Gilbert Handler . Elisabeth Harnik . Franz Hautzinger . Agnes Klemens Lendl Violine, Gesang | Peter Rom Gitarre | Manu Mayr Kontrabass Heginger . David Helbock . Hella Comet . Gerry Hemingway . Christoph Herndler . Anna Högberg . Maya 11. November 2017 20.00 Stockwerk Stephan Crump’s Rhombal Homburger . Charlotte Hug . Agnes Hvizdalek . Eva Jantschitsch . Mauricio Kagel . Slobodan Kajkut . Elena | | Kakaliagou . Irene Kepl . Carla Kihlstedt . Jan Klare . Katharina Klement . koenigleopold . Christof Kurzmann Ellery Eskelin tenor sax/clarinet | Adam O´Farrill trumpet | Stephan Crump acoustic bass | Richie Barshay drums . Anne La Berge . Sylvie Lacroix . Laibach . Bernhard Lang . Klaus Lang . Ingrid Laubrock . Okkyung Lee . 17. November 2017 20.00 WIST RelativE ResonancE György Ligeti . Paul Lovens . Low Frequency Orchestra . Radu Malfatti . Lasse Marhaug . Rob Mazurek . | | Chris Speed tenor sax/clarinet | Kris Davis piano | Chris Tordini bass | Devin Gray drums/composition Misha Mengelberg . Butch Morris . Joe Morris . Elise Mory . Lucas Niggli . Ninh Lê Quan . Nitro Mahalia . Ewald Oberleitner . Maja Osojnik . Hans Platzgumer . Polwechsel . Porn to Hula . Eddie Prévost . Philipp 6. Dezember 2017 | 20.00 | Forum Stadtpark Curious Chamber Players Quehenberger . Eliane Radigue . Werner Raditschnig . Reflector . Eva Reiter . Ushi Reiter . Dave Rempis . Werke von Hanna Hartman | Rei Munakata | Simon Løffler | Nicolai Worsaae | Elena Rykova | Malin Bång Huckey Renner . Lissie Rettenwander . Ilse Riedler . Max Roach . Hank Roberts . Billy Roisz . Paul Rutherford . Matija Schellander . Elisabeth Schimana . Ingrid Schmoliner . Dorothea Schürch . David Schweighart . Martin 13. Dezember 2017 | 20.00 | MUWA Preinfalk | Sterev | Polisoidis | Heilbron Siewert . Silent Block . Mathias Spahlinger . Erwin Stache . Burkhard Stangl . Studio Dan . Petra Stump . Sun Gerald Preinfalk Saxophon | Krassimir Sterev Akkordeon | Dimitrios Polisoidis Viola | Jonathan Heilbron Kontrabass Ra . Cherry Sunkist . John Tchicai . The Dorf . The Flying Luttenbachers . The International Nothing . The Werke und UA von Anahita Abbasi | Mauro Hertig | Javier Quislant | Sehyung Kim Georges| Aperghis Striggles . Tumido . Judith Unterpertinger . Valina . Ute Völker . Mariam Wallentin . Heimo Wallner . Stian Informationen und Westerhus . Manon Liu Winter . Christian Wolfarth . Joe Zawinul . Alfred Zimmerlin . John Zorn . weitere Termine unter www.openmusic.at Ö1 Sendungen Service

Tickets Normalpreis Ermäßigt 01/10/2017 22.05 Uhr Ö1 Kunstsonntag: Zeit-Ton Extended: Battle-ax & Jung an Tagen musikprotokoll Festivalpass € 89,– € 64,– Tagespass Mi 04/10 € 19,– € 14,– 01/10/2017 23.00 Uhr Ö1 Kunstsonntag: Radiokunst – Kunstradio: Thomas Ankersmit Tagespass Do 05/10 € 24,– € 19,– Tagespass Fr 06/10 € 24,– € 19,– 07/10/2017 10.05 Uhr Ö1 Klassiktreffpunkt: musikprotokoll 2017 Tagespass Sa 07/10 € 24,– € 19,– Tagespass So 08/10 € 19,– € 14,– 08/10/2017 19.30 Uhr Ö1 Kunstsonntag Spezial: Anna Meredith € 10,– € 10,– 50 Jahre musikprotokoll – Live aus dem Landesstudio Steiermark Mit u. a. einem Konzert von SiS_Mic (22.00 Uhr) und der Online-Tickets Radiokunst – Kunstradio Performance Happy New Fear von Rima Najdi, Sie können Ihre Tickets bei unserem Partner steirischer herbst bestellen: Ana Nieves Moya und Kathy Alberici (CTM Radio Lab 2017) (23.00 Uhr) www.steirischerherbst.at/tickets

09/10/2017 23.03 Uhr Zeit-Ton: Peter Jakober & Ferdinand Schmatz Info Tel.: +43 316 81 60 70; E-Mail: [email protected]

10/10/201 23.03 Uhr Zeit-Ton: Ensemble PHACE Verkaufsstellen • Graz: Ticketzentrum / Kaiser-Josef-Platz 10 / 8010 Graz / Tel. +43 316 8000 11/10/2017 23.03 Uhr Zeit-Ton Magazin: Crystal Lab der AVL Cultural Foundation • Mürzzuschlag: kunsthaus muerz / Wiener Straße 35 / 8680 Mürzzuschlag / Tel. +43 3852 56200 • Neuberg an der Mürz / Naturpark Mürzer Oberland / Hauptplatz 9 / 12/10/2017 23.03 Uhr Zeit-Ton: Andreas Trobollowitsch 8692 Neuberg an der Mürz / Tel. +43 3857 8321 • Wien: MQ Point / Info-Tickets-Shop im MuseumsQuartier Wien / Museumsplatz 1 / 1070 Wien / Tel. 0820 600 600 13/10/2017 19.30 Uhr Ö1 Konzert: Alpeh Gitarrenquartett, Barry Guy & Maya Homburger • sowie bei sämtlichen oeticket-Vorverkaufsstellen

13/10/2017 23.05 Uhr Zeit-Ton: Barry Guy & Peter Herbert Ermäßigungen Ermäßigte Eintrittspreise gelten für Schülerinnen und Schüler, Lehrlinge und Studierende bis zum Ö1 Kunstsonntag: Radiokunst – Kunstradio: 15/10/2017 23.03 Uhr vollendeten 25. Lebensjahr, Arbeitslose, Seniorinnen und Senioren, Präsenz- und Zivildiener und Mitglieder Der Tod des Anthropozaens Julian Bonequi (CTM Radio Lab 2017) des Ö1-Clubs, Standard Clubs der Leser und Kleine Zeitung Vorteilsclubs. Wir bitten Sie, Ihren Ermäßigungsnachweis unaufgefordert vorzuweisen. Umtausch und Rückgabe von erworbenen Karten sowie 16/10/2017 23.03 Uhr Zeit-Ton: Tanzmusik für Fortgeschrittene mit dem RSO Wien nachträgliche Reklamationen von allfälligen Ermäßigungen sind nicht möglich. Bei Kooperationen und im Vorverkauf können nicht alle Ermäßigungsstufen zum Tragen kommen. Bei der Kartenabholung bzw. beim 19/10/2017 23.03 Uhr Zeit-Ton: Stefan Fraunberger (1) Einlass ist allenfalls die entsprechende Ermäßigungsberechtigung vorzuweisen.

23/10/2017 23.03 Uhr Zeit-Ton: Studio Dan Hunger auf Kunst und Kultur Auch Menschen in finanziellen Schwierigkeiten haben ein Recht auf Kunst und Kultur. Die Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ kommt jenen zugute, die gerne am kulturellen Leben teilnehmen möchten, es sich 27/10/2017 23.03 Uhr Zeit-Ton: Josef Klammer, Seppo Gründler, Stefan Doepner aber finanziell nicht leisten können. Durch den Verkauf der herbst-Schokolade der Schokoladen-Manufaktur Zotter in den Info- und Kartenbüros sowie an den Abendkassen werden Eintrittskarten finanziert, die gegen Ö1 Kunstsonntag: Zeit-Ton extended: Eine Reise durch die Geschichte der 22/10/2017 23.03 Uhr Vorlage des Kulturpasses unentgeltlich vergeben werden. Unterstützen auch Sie diese Aktion! Telekommunikationskunst mit Seppo Gründler Locations 06/11/2017 23.03 Uhr Zeit-Ton: Quatuor Diotima (1) GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz Helmut List Halle / Waagner-Biro-Straße 98a / 8020 Graz 07/11/2017 23.03 Uhr Zeit-Ton: Quatuor Diotima (2) ORF Landesstudio Steiermark / Marburger Str. 20 / 8042 Graz-St.Peter designforum Steiermark / Andreas-Hofer-Platz 17 / 8010 Graz 09/11/2017 23.03 Uhr Zeit-Ton: Electric Dreams Akademie Graz / Neutorgasse 42 / 8010 Graz Stadtwerke-Haus (Holding Graz) / Andreas-Hofer-Platz 15 / 8010 Graz 10/11/2017 23.03 Uhr Zeit-Ton: Stefan Fraunberger (2) MUMUTH / Lichtenfelsgasse 14 / 8010 Graz Grazer Congress, Stefaniensaal / Albrechtgasse 1 / 8010 Graz Palais Attems / Sackstraße 17 / 8010 Graz Hier finden Sie Informationen, auf welchen Frequenzen Sie Radio Österreich 1 empfangen können: http://oe1.orf.at/frequenzen Mausoleum / Burggasse 3 / 8010 Graz Webstream: http://oe1.orf.at ORF Funkhaus Wien / Argentinierstraße 30a / 1040 Wien

146 147 23/09 – 08/10 musikprotokoll 2017 Stadtwerke-Haus (Holding Graz), Akademie Graz, designforum Steiermark Tue – Fri 10.00 – 17.00, Sat & Sun 12.00 – 19.00 Steal, dream, dance Admission free Opening Sun 24/09, 16.30 Centred on an unconventional ball, musikprotokoll spans a bridge from yesterday into tomorrow with designforum Steiermark numerous composition premieres. Registration musikprotokoll also turns fifty this year. To celebrate this year’s birthday, we are venturing a tongue-in- You will need an audioplayer/headphones. Please reserve your slot as of Sun 10/09 at //musikprotokoll. cheek step back in time: the Vienna RSO is set to play some old-school “ball” music in the Stefaniensaal ORF.at/homages at Grazer Congress. Visitors can shake a leg to some “Advanced Dance Music” composed by Johanna The starting point is designforum Steiermark. Doderer, Jorge Sánchez-Chiong, Johannes Kalitzke and many others. With music by Peter Ablinger (AT), Demi Broxa (Agnes Hvizdalek / Jakob Schneidewind) (AT), dieb13 (AT), Christian Fennesz (AT), Elisabeth Harnik (AT), Peter Herbert (AT), Bernd Klug (AT), Mira Lu Kovacs (AT), Aside from this, we are staying firmly in the present musically: the large-scale world premiere of a com- Bernhard Lang (AT), Max Nagl (AT), Olga Neuwirth (AT), Patrick Pulsinger (AT), Elisabeth Schimana (AT), position by Peter Jakober kicks off a series of (world) premieres. Performers include Ensemble PHACE Andrea Sodomka (AT), Mia Zabelka (AT) and Studio Dan, Quatuor Diotima, ensemble zeitfluss, and exceptional British player Barry Curated by Christian Scheib (AT) Guy. Stefan Fraunberger and Andreas Trobollowitsch represent the “SHAPE” platform – a project of the Concept and realisation Fränk Zimmer (AT/LU) ICAS festival network co-founded by musikprotokoll ten years ago – with performative installations and Produced by ORF musikprotokoll, Austrian Cultural Forum New York ritualistic . A project shared with the Austrian Cultural Forum New York takes place on the stairs In cooperation with steirischer herbst, EUNIC, Holding Graz, fluxguide, Akademie Graz, designforum of the Stadtwerke-Haus in the centre of Graz: fifteen Austrian musicians perform a tribute to figures Steiermark closely associated with New York. Supported by AKG Acoustics

True to the central theme of steirischer herbst in 2017, retrospective views, premonitions and departures into the unknown are also the inspirations for musikprotokoll, with its own deliberately high-spirited title: “Thieves, dreamers, dancers”. In other words: we take pleasure in stealing from the past for our Peter Jakober (AT) & Ferdinand Schmatz (AT) future. Primen For three choirs and 12 sub-conductors Elke Tschaikner A host of voices from Graz probe the voice as a manipulative instrument. The premiere of Peter Jakober’s composition features three choirs and a total of twelve conductors, among others.

Homages Creating an eternal light at the beginning of a festival history can probably only be a symbolic undertak- Austrian artists pay tribute to New York music ing verging on the foolhardy: the first iteration of the musikprotokoll festival at steirischer herbst in 1968 opened with György Ligeti’s as yet young sixteen-voice motet “Lux Aeterna”. With affectionate homages in an ingenious acoustic exhibition at the Stadtwerke-Haus (Holding Graz), Akademie Graz and designforum Steiermark, Austrian composers dedicate themselves to the city of New The fascination of the voice as an instrument remains both timeless and contemporary in 2017. Three York and its famous figures. Graz-based choirs, conductor Gerd Kenda, no fewer than twelve sub-conductors, four instrumentalists and a writer open this year’s musikprotokoll with a space-filling premiere of composer Peter Jakober. The musikprotokoll goes New York. In collaboration with the Austrian Cultural Forum New York (ACFNY), the conductors each conduct different tempi, with this overlap creating a very special acoustic experience. project has led to fifteen homages by Austrian musicians to artists inseparably linked with New York City. Author Ferdinand Schmatz recites his own text, the Graz-based ensemble zeitfluss sets the instrumental Olga Neuwirth, for example, devotes her homage to lyrical rock musician Patti Smith, Andrea Sodomka tone, and the varied voices of chor pro musica Graz, Vocalforum Graz and Domkantorei Graz unashamed- pays tribute to experimental artist Yoko Ono, Patrick Pulsinger honours minimal music star Philip Glass, ly venture an overt manipulation of their listeners. and Christian Fennesz conjures up the accomplishments of 80s’ icon Cyndi Lauper. After all, “Primen” deals with phenomena that define our being, whether we admit it or not: with the When Peter Herbert makes musical reference to Charles Mingus and, in the same context, Peter Ablinger manipulation of the word and the contingent manipulation of human beings, the delicate boundaries to Morton Feldman, the focus musically is on historical modernism and how it is handled. The historical between the conscious and the unconscious. Between the sense and sensuality of language and voice modernism of the city of Graz is woven into these transatlantic tributes: musikprotokoll is presenting there lies a thin line, and yet a wide sphere. these homages in the Stadtwerke-Haus of all places – a house built by Rambald von Steinbüchel-Rhein- wall in 1931, the only building in the centre of Graz that was ever built in the modernist style of that time. Premiere Its sensational staircase and its architectural neighbours – Akademie Graz and designforum Steiermark – Wed 04/10, 19.30 are the venues for the homages to New York in Graz, that visitors will be able to experience through Helmut List Halle headphones in an ingenious acoustic exhibition. Day pass € 19 Composition Peter Jakober (AT) Text and speaker Ferdinand Schmatz (AT) Musical direction Gerd Kenda (AT)

148 149 With ensemble zeitfluss (AT), Guitar-playing fans, melodica-playing compressors, bass-drum-playing lemon trees, drawing Walkmans chor pro musica Graz (AT) with conductor Gerd Kenda (AT), – it is the boundary areas that interest Andreas Trobollowitsch in his artistic and musical work; those Vocalforum Graz (AT) with conductor Franz Herzog (AT), dynamics fields that open up when theory meets practice, concrete meets abstract, physical meets Domkantorei Graz (AT) with conductor Josef Doeller (AT) conceptual, and visual meets auditory. In “composedconfusion”, that Trobollowitsch developed during a residency in Buenos Aires for several weeks at the beginning of 2016, various techniques developed over the past few years now intermesh.

“dieses Echo” In search of common (sound) textures, he reviews the objects and materials he uses in terms of their musikprotkoll opening 2017 resilience. Again and again, the five performers incorporated into a set of compositional rules in this semi-installative setting come up against their physical limits and the limits of their playing – among For fifty years now, musikprotokoll has not shied away from performing the unheard-of, giving sound to them is the composer himself, who plunges with verve into this composed confusion. the music of composers far beyond the mainstream. To begin with, in the late 1960s, it was György Ligeti and Friedrich Cerha, followed by Krzysztof Penderecki and Witold Lutoslawski, Luna Alcalay and Adriana Austrian premiere Hölszky, a few decades later Olga Neuwirth, Isabel Mundry, Chaya Cernowin, Georg Friedrich Haas, Beat Wed 04/10, 21.30 Furrer, Bernhard Lang, Klaus Lang and a hundred more. Helmut List Halle Day pass € 19 musikprotokoll has recurrently given account to the musicality of literary art too. Following Patrick Hahn Composition Andreas Trobollowitsch (AT) in 2015, this year writer Händl Klaus is our guest. He follows in the tradition of another musical great of With Marcelo Cardoso Gama (BR), Alexander Kranabetter (AT), Cinthia Mendonça (BR), Austrian literature, Gert Jonke, who accepted an invitation from musikprotokoll twenty years ago and Matija Schellander (AT), Andreas Trobollowitsch (AT) who described paradise as the echo of everything ever heard. “Although it may sound rather odd, I say In cooperation with SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe that musicians somehow have a major share in the responsibility for the make-up of this echo and the Supported by the “Creative Europe” programme of the European Union quality of this paradise, for this echo in all eternity. Thank you very much.” Andreas Trobollowitsch is SHAPE Artist 2017.

Wed 04/10, 20.30 Helmut List Halle, Foyer Day pass € 19 Ensemble PHACE Dienz / Filidei / Jodlowski / Kerschbaumer With Händl Klaus (AT), Veronica Kaup-Hasler (AT), Elke Tschaikner (AT) Appearing for the first time at musikprotokoll, the acclaimed Ensemble PHACE journeys into a precious Film world of poetry with an exquisite selection of New Music. “50 Jahre musikprotokoll” (selected cuts) An orchestra whose form is constantly changing, maturing as it passes through the various stages: the name of the Ensemble PHACE sets the pace for the programme at their 2017 musikprotokoll début: from sensual to gestural, from playful to stringent, from Hannes Kerschbaumer and Pierre Jodlowski to Franc- mp 1968/2017 esco Filidei and Christof Dienz. 50x stolen goods and finds The ensemble performs a premiere of Dienz based on writings of bestselling Austrian author Christoph Since 1968, musikprotokoll at the steirischer herbst festival has been dedicated to contemporary music Ransmayr. So what you’ll be hearing is new music by a composer who has so far in his artistic career in many different varieties. More than 2,000 premieres in fifty editions of the festival – that means any been bassoonist at the Vienna State Opera orchestra and a member of the legendary world music forma- number of stories, experiments, successes and personalities. Accordingly, the echoes from five decades tion “Die Knödel” who has also carried out productive experiments with the zither. in the anniversary exhibition at the GrazMuseum consist of many different voices: acoustic reflections from fifty iterations of the festival and fifty years of radio, objets trouvés to hear, see and read. Salvatore Sciarrino once wrote: “It is not a matter of intellectual solutions but of opening up a precious and poetic world.” It was with these words that he described the world of sound of composer Francesco 23/09 – 08/01/2018 Filidei born in 1973. His gestural, poetic music is also among the four very different contemporary posi- GrazMuseum tions assumed by the Ensemble PHACE at musikprotokoll. Wed – Mon 10.00 – 17.00 Thu 10.00 – 20.00 Premieres Admission free Austrian premieres Thu 05/10, 19.30 Helmut List Halle Day pass € 24 Andreas Trobollowitsch (AT) composedconfusion

In the dynamic field between concrete and abstract, Andreas Trobollowitsch’s “composedconfusion” takes five performers to their limits.

150 151 With Ensemble PHACE (AT) between improvisation, composition, jazz or prog rock. This openness with regard to instruments and With music by Christof Dienz (AT), Francesco Filidei (IT), Pierre Jodlowski (FR), Hannes Kerschbaumer (AT) style is also the ideal precondition for the iridescent music of Oxana Omelchuk, who also appears with a Conductor Simeon Pironkoff (AT) premiere the same evening. The artist, who was born in Belarus in 1975, lives in and is currently Voice Mira Lu Kovacs (AT) preparing her portrait CD for the Edition Zeitgenössische Musik des Deutschen Musikrates, has received Clarinet Walter Seebacher (AT) numerous prizes and grants since graduating and counts among the outstanding composers of her generation.

Premieres Stefan Fraunberger (AT) Thu 05/10, 22.30 deranged orchestra and Ornamentrauschen Helmut List Halle Day pass € 24 The state of suspension between modernism and culture and its (uncanny) states in the sense of ad- With Studio Dan (AT) vanced perception are the focal theme of Stefan Fraunberger’s acoustic research. With music by George Lewis (US), Oxana Omelchuk (DE/BY)

On an acoustic expedition on the Ganges Plain, Stefan Fraunberger recently found eight shells that were originally retrieved from the deep sea. After sawing off the tips, they were used by Brahman priests as instruments to announce and initiate their rituals. In Fraunberger’s “deranged orchestra”, the eight Quatuor Diotima deep-sea shells become signal horns with which the composer sets out to bring about an “uneven per- mutation” in human perception in a ritual-style performance. Despite climate change, human beings still The string quartet as a seismograph of the contemporary: the renowned Quatuor Diotima celebrate their see themselves as the measure of all things instead of listening more closely to the rhythms of nature musikprotokoll début with no fewer than three concerts this year. again. Permutation is also a key notion in “Ornamentrauschen”. With his santur, a Persian dulcimer, the Austrian composer weaves a web of constantly changing sound patterns in which different makam The instrumental and compositional fascination of Quatuor Diotima – aptly named after the wise woman moods run into each other. said to have explained the merits of Platonic love to Socrates – ranges from George Onslow into the 21st century, with all manner of stopping points along the way. deranged orchestra Thu 05/10, 21.30 This constellation of four strings was founded by graduates of the Conservatoire National Supérieur de Helmut List Halle Musique de Paris in 1996 and ranks among the most sought-after ensembles in Europe. Yun-Peng Zhao, Day pass € 24 Constance Ronzatti, Franck Chevalier and Pierre Morlet are renowned for working particularly closely With Stefan Fraunberger (AT), ensemble zeitfluss (AT) with composers. The four musicians are famed for their intense, sensual, mellifluous and, at the same time, intelligent and precise interpretations of very new music. Ornamentrauschen Fri 06/10, 22.30 One world premiere and four Austrian premieres by Enno Poppe, Petr Bakla, Rune Glerup, Mikel Urquiza Congress Graz, Foyer and Alberto Posadas make up the exciting material for three “Happy Hours for String Quartet”, a seismo- Day pass € 24 graphic exploration of current music.

With Stefan Fraunberger (AT) Premiere and Austrian premieres

In cooperation with SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe. Supported by the “Creative Europe” programme Fri 06/10, 18.30 of the European Union. Stefan Fraunberger is SHAPE Artist 2017. Congress Graz, Kammermusiksaal Day pass € 24 With compositions by Enno Poppe (DE)

Studio Dan Sat 07/10, 18.30 Lewis / Omelchuk Helmut List Halle Day pass € 24 No matter whether it’s big band or small ensemble: Studio Dan grooves flexibly with all experimental With compositions by Rune Glerup (DK), Mikel Urquiza (ES) waves – this time with iridescent premieres of avant-garde jazz trombonist George Lewis and composer Oxana Omelchuk. Sun 08/10, 11.00 Mausoleum American trombonist and composer George Lewis, who is currently teaching at Columbia University in Day pass € 19 New York, could almost be referred to as a legend of avant-garde jazz. The Austrian Studio Dan ensemble With compositions by Petr Bakla (CZ), Alberto Posadas (ES) joins the brilliant trombonist Matthias Muche to premiere a new piece by George Lewis at musikprotokoll. With Quatuor Diotima (Franck Chevalier (FR), Pierre Morlet (FR), Studio Dan was originally founded as a big band for the first festival of the JazzWerkstatt Wien initiative Constance Ronzatti (FR), Yun-Peng Zhao (FR)) in 2005. Over the years, it became clear how tremendously flexible this collective is in terms of size and style, depending on which wavy borderlines of experimentation they happen to be operating along –

152 153 Advanced Dance Music Andy Cavatorta (US) & Tom Huber (DE) 50 years of musikprotokoll Crystal Sounds Lab

A ball at musikprotokoll? Yes, seriously! Contemporary composers write, the Vienna RSO performs, and In their lab, Andy Cavatorta and Tom Huber combine crystal-clear sounds and the sound of technology the audience dances along. based on a newly developed musical instrument.

To celebrate the fiftieth edition of musikprotokoll, the Vienna Radio Symphony Orchestra are not giving The “Crystal Sounds Lab” builds a bridge between art, technology and science in innovative projects and a concert in the Stefaniensaal of Grazer Congress, no: they are striking up a dance – in all seriousness. cooperations. In collaboration with New York artist Andy Cavatorta and Munich musician and producer At the same time, there will be lots of fun: the dancers are visitors to musikprotokoll, so the dance-floor Tom Huber, they probe the fascinating contrast between analogue and digital spheres, exploring this belongs to the audience. There will be dancing to the music of such composers as Gabriele Proy, Judit sphere with the aid of an innovative musical instrument. Quartz-like gallium phosphate crystals cultivat- Varga, Jorge Sánchez-Chiong, Peter Herbert, Johannes Kalitzke, Bernd Richard Deutsch and Johannes Ma- ed by AVL in a world-first process as the result of a long-term interdisciplinary research project serve as ria Staud, who are writing new pieces for this dance evening format. Johannes Kalitzke is also conducting the source of sound for the heterodyne instrument. In the course of “Crystal Sounds Lab”, the audience the RSO on this occasion. gets an insight into the genesis and further development of this experimental musical instrument and also has the opportunity to get actively involved in the development process. Listen – and dance to – compositions by Johanna Doderer, Arturo Fuentes, Gerald Resch, Gerhard E. Winkler and many others. So even if musikprotokoll is harking back – with a slight touch of anniversary Fri 06/10, 14.00 irony – to such an age-old format as the “ball” for its birthday celebrations, musically, of course, this is a Helmut List Halle tongue-in-cheek nod to the future. At the same time, it is firmly rooted in the present. Admission free

Premiere By and with Andy Cavatorta (US), Tom Huber (DE) Fri 06/10, 19.30 Congress Graz, Stefaniensaal Produced by AVL Cultural Foundation. In cooperation with musikprotokoll. Day pass € 24

With ORF Radio-Symphonieorchester Wien (AT) With music by Bernd Richard Deutsch (AT), Johanna Doderer (AT), Arturo Fuentes (MX), Peter Herbert Aleph Gitarrenquartett / Barry Guy / Maya Homburger (AT), Johannes Kalitzke (DE), Gabriele Proy (AT), Gerald Resch (AT), Jorge Sánchez-Chiong (AT), Johannes Maria Staud (AT), Judit Varga (AT), Gerhard E. Winkler (AT) et al. A sensitive guitar quartet, a virtuos baroque violinist, and a legendary double bassist whisk you away on Conductor Johannes Kalitzke (DE) a rich and varied journey through the centuries.

Strings only. An experiment of strings of all kinds: in 2017 the Aleph Guitar Quartet, who have been good for many a finely nuanced concert at musikprotokoll in the past, meets baroque violinist Maya Homburg- Peter Herbert & Barry Guy er and double bassist Barry Guy. The duo play off each other enjoyably and totally naturally, weaving baroque music of Johann Sebastian Bach and Heinrich Ignaz Franz Biber together with new compositions Barry Guy comes to musikprotokoll for the first time, improvising with his highly regarded fellow double and improvisations of György Kurtág and others. bassist Peter Herbert. Hailing from London, Barry Guy counts among the most important double bass players and most influen- The two double bassists Peter Herbert and Barry Guy have known and admired each other for a long tial musicians of our time. Swiss violinist Maya Homburger has gained renown as an expert for baroque time, often meeting all over the world on their various tours. And although a long-cherished wish, they music with her Antonio della Costa violin from 1740. For more than twenty years, she and Barry Guy have have yet to perform as a duo in concert. So this first joint performance of two great improvisers is a been finely attuned to each other, with Guy also composing solo pieces for her. The two invite Aleph minor sensation at musikprotokoll 2017. Guitar Quartet to embark with them on a journey through the centuries, performing their first evening together. The four sensitive virtuosos of the guitar quartet bring along a number of new compositions by Even if British musician Barry Guy always thinks in terms of “music of the future”, but never of the Zeynep Gedizliogˇlu and Marko Nikodijevic, among others, on this fascinating venture. past, the seventy-year-old’s work so far is remarkable and strikingly multi-layered: it ranges from free jazz to Old Music, from cooperations with Derek Bailey and Evan Parker, the London Jazz Composers’ Sat 07/10, 19.30 Orchestra to Christopher Hogwood’s Academy of Ancient Music. Barry Guy shares this wide variety and Helmut List Halle his perception of himself as a bassist who combines groove with experimental playing techniques with Day pass € 24 Vorarlberg-born musical globe-trotter Peter Herbert, who has been living in Paris since 2003. With Aleph Gitarrenquartett (DE) Fri 06/10, 21.30 With music by Frantis˘ek Chaloupka (CZ), Zeynep Gedizliogˇlu (TR), Congress Graz, Kammermusiksaal Marko Nikodijevic (RS), Mauricio Sotelo (SP) Day pass € 24 With Barry Guy (GB), Maya Homburger (CH) With music by Johann Sebastian Bach (DE), Heinrich Ignaz Franz Biber (AT), With Barry Guy (GB), Peter Herbert (FR/AT) Barry Guy (GB), György Kurtág (HU)

154 155 Josef Klammer (AT) / Seppo Gründler (AT) / Stefan Doepner (SI/DE) “Electric Dreams” by Australian composer Matthew Shlomowitz is obviously a journey in time. But does The Sound of the Internet of Things it take us into the future or into the past? Director Philipp M. Krenn stages the premiere with students of the University of Music and Performing Arts Graz in cooperation with musikprotokoll, with Wolfgang Klammer&Gründler have always had their fingers on the pulse of time: following their projects “Razio­ Hattinger as conductor. The eighties, here that means big hair and shoulder pads, yachts and shopping nalnik”, that explored the musical potency of data networks thirty years ago, and “RGB”, that dealt with malls, saccharine synthesisers, impeccable power chords, and resounding drum rhythms, but also the subject of synchronisation at musikprotokoll twenty years back, the two musicians are now looking souped-up cars, flannel shirts and seventies rock music. into the question of what the Internet of things sounds like in “The Sound of the Internet of Things”, ex- ploring the space of autonomous, networked machines with musical means. Not only do they share the And then there is the eighties of self-reflective, but lowbrow art, celebrated by some as historically and stage with constructed sound robots but also with ready-mades from the Internet of Things and hacked politically aware, dismissed by others as false and vapid. “Electric Dreams” combines all these variations gadgets. The audience’s smartphones can also play a role. Siri and Echo go without saying. They are of the good old days to create a dream-like contemporary opera event. joined by Stefan Doepner from cirkulacija2 from Ljubljana, the perfect complement for the duo with his emphasis on technology-based art, robotics and sound. Music always remains the focal point, however. Premiere Sun 08/10, 19.30 Sat 07/10, 21.30 MUMUTH Helmut List Halle Day pass € 19 Day pass € 24 Composition Matthew Shlomowitz (AU) With Klammer&Gründler Duo (AT), Stefan Doepner (SI/DE) Conductor Wolfgang Hattinger (AT) Text Seppo Gründler (AT) Direction Philipp M. Krenn (AT) Setting Katharina Wraubek (AT) Musical production Dimitrios Polisoidis (AT), Boris Brinkmann (DE)

Händl Klaus at musikprotokoll Further dates Mon 09/10 & Wed 11/10, 19.30 It all began in Graz. In 1994 Händl Klaus published his first volume of prose, “Legenden”, with Graz- at abo@MUMUTH based publishers Literaturverlag Droschl. Meanwhile he has become an internationally renowned writer, film director and playwright whose works are characterised by a profoundly musical approach. In his Produced by Kunstuniversität Graz / Gesellschaft der Freunde der Kunstuniversität Graz in cooperation with ORF musikprotokoll. film “Kater” from 2016, for example, the Vienna Radio Symphony Orchestra plays a leading role. He Matthew Shlomowitz is winner of the 6th Johann-Joseph-Fux Competition for Opera Composition by Land Steiermark. often writes libretti for contemporary , for example by Georg Friedrich Haas. His love and passion belong to new and current music, and it was thus high time to invite him to his favourite festival in this sphere. To mark the fiftieth instalment of musikprotokoll, Händl Klaus is returning to Graz as a festival writer with literary interventions. SiS_Mic

Ö1 Klassiktreffpunkt – live Music, according to multidisciplinary artist Pôm Bouvier b. aka SiS_Mic, invites us on a journey that Sat 07/10, 10.00 takes us through the different layers of our memory. Bouvier b. loves to blur boundaries, seeing fragility Akademie Graz as a form of time. To her, the moment of dissolution always implies impetus for movement. As the artist Admission free sees it, whoever follows this impetus hears the call of life, as everything in and around us is in constant motion. Bouvier b. brings along her self-made sound table, her big feedback speakers, and various ma- With Händl Klaus (AT) terials to Graz. She will only decide which direction the concert takes on the spot. As the artist says, one of the instruments she will be using is the concert space itself: “And I like the idea that we – me and the audience – are inside this instrument during the concert.”

Matthew Shlomowitz (AU) Sun 08/10, 22.00 Electric Dreams ORF Landesstudio Steiermark, Studio 3 Day pass € 19 A journey through time in all directions: the University of Music and Performing Arts Graz dreams itself into a special version of the eighties with the opera “Electric Dreams”. With Pôm Bouvier b. aka SiS_Mic (FR)

A hotel room. An unknown person cannot sleep and switches on the TV zapping between documentaries, In cooperation with SHAPE – Sound, Heterogeneous Art and Performance in Europe. Supported by the “Creative Europe” programme of the European Union. SiS_Mic is SHAPE Artist 2017. consumer TV, sports reports and quiz shows – a remote-controlled medley of arias, recitar cantado, and background choirs. Questions arise: Are we in the eighties of the last century or in a postmodern dream about a postmodern time? Or is this in fact a member of Generation X holidaying in an Opera-80s-TV concept hotel?

156 157 Rima Najdi (LB) Happy New Fear

What does a society in fear do? Does it stop functioning? Does it repress everything and just carry on? Produktionsteam Are we alone with our fear, or do we share it? How can we talk about such feelings? Lebanese artist Konzept: Elke Tschaikner, Susanna Niedermayr, Christian Scheib und Fränk Zimmer Rima Najdi explored these questions and others in her 2014 performance “Madame Bomba: The TNT Koordination, Redaktion: Fränk Zimmer; Redaktion: Lisa Kaufmann project”. With a fake bomb strapped around her body she walked around Beirut, thus personifying what Übersetzungen: Friederike Kulcsar, Kimi Lum; Herausgeber: ORF musikprotokoll everyone was thinking: the next terrorist attack could be waiting for me around every corner. Together OMC Creation: Karl Markus Maier; Grafische Gestaltung: feinwork with composer and musician Kathy Alberici, Rima Najdi assimilated her thoughts and experiences in the Druck: ORF Hausdruckerei; © ORF 2017 role of “Madame Bomba” in a powerful radio play that confronts listeners with their own fears. “Happy New Fear”, that was awarded one of the two production prizes by CTM Radio Lab 2017, goes on show Impressum at musikprotokoll as an audiovisual live version accompanied by visuals developed by video artist Ana Österreichischer Rundfunk Nieves Moya. Landesstudio Steiermark/musikprotokoll Marburger Straße 20 Sun 08/10, 23.00 8042 Graz ORF Landesstudio Steiermark, Studio 3 Tel. (0316) 470-28227 ORF Kunstradio live http://musikprotokoll.ORF.at Admission free Direction and performance Rima Najdi (LB) Bildernachweis: Titelseite musikprotokoll 2017 Sujet © ORF Grafik / S. 4 Homages © ORF, Ursula Music Kathy Alberici (GB) Hummel & Fränk Zimmer / S. 6 Homages in New York © GaloStudioS. com/ACFNY / S. 8 Patrick Visuals Ana Nieves Moya (ES) Pulsinger © Lukas Gansterer / S. 8 Andrea Sodomka © Martin Breindl / S. 8 Peter Ablinger © Siegrid Ablinger / S. 9 Peter Herbert © Gerhard Klocker / S. 9 Mia Zabelka © Petra Cvelbar / S. 9 Max Nagl CTM Radio Lab 2017: Co-produced by Deutschlandradio Kultur – Hörspiel/Klangkunst, CTM Festival © Johannes Novohradsky / S. 10 Christian Fennesz © Kevin Westenberg / S. 10 dieb13 © Micke In cooperation with Goethe-Institut, ORF musikprotokoll, Ö1 Kunstradio, SoCCoS – the Sound of Culture, the Culture of Sound Initiative Keysendal / S. 10 Bernd Klug © Joachim Krenn / S. 11 Bernhard Lang © Harald Hoffmann / S. 11 Olga Neuwirth © Harald Hoffmann / S. 11 Demi Broxa © Lisi Charwat / S. 12 Elisabeth Harnik © Carmina Escobar / S. 12 Mira Lu Kovacs © Astrid Knie / S. 12 Elisabeth Schimana © Georg Lembergh / S. 13 Stadtwerkehaus © ORF, Fränk Zimmer / S. 14 Peter Jakober © Franz Reiterer / S. 19 Partitur © Peter Jakober / S. 20 Ferdinand Schmatz © Dirk Skiba / S. 20 © ensemble zeitfluss / S. 20 Gerd Kenda © Werner Kmetisch / S. 21 © Vocalforum Graz / S. 21 © DOMKANTOREI / S. 21 chor pro musica graz © Werner Kmetisch / S. 22 Planet musikprotokoll © ORF, Fränk Zimmer / S. 60–63 mp 1968/2017 Fotos © ORF, Fränk Zimmer / S. 64 © Andreas Trobollowitsch S.64 composedconfusion © Rodrigo Gallegos Pinto / S.67 Andreas Trobollowitsch © Clemens Mairhofer / S. 68 PHACE © Oliver Topf / S. 70 © Francesco Filidei / S. 71 Christof Dienz © Christoph Walder / S. 72 Hannes Kerschbaumer © rol.art images / S. 73 Pierre Jodlowski © Gilles Vidal / S. 74 PHACE © Oliver Topf / S. 75 © Simeon Pironkoff / S. 76 Muscheln © Stefan Fraunberger / S. 79 Stefan Fraunberger © Johanna Magdalena Guggenberger Crisma / S. 80 Studio Dan © Ditz Fejer / S. 81 Studio Dan © Eckhart Derschmidt / S. 82 © Oxana Omelchuk / S. 83 George Lewis © Emily Peragine / S. 86 © Quatuor Diotima / S. 88 Enno Poppe © Harald Hoffmann / S. 89 Rune Glerup © Caroline Bittencourt / S. 90 Mikel Urquiza © Susana Fernández Miravalles / S. 91 © Petr Bakla / S. 92 Alberto Posadas © H. Hoffmann ed. Durand / S. 95 Quatuor Diotima © Jérémie Mazenq / S. 96 RSO Wien, Tanzmusik © Markus Sepperer / S. 99 RSO Wien © Nancy Horowitz / S. 100 Judit Varga © Felvégi Andrea / S. 100 Jorge Sánchez-Chiong © Felvégi Andrea / S. 100 Gabriele Proy © Roland Hille / S. 101 Johannes Maria Staud © / S. 101 Bernd Richard Deutsch © Stefania Amisano / S. 101 Johannes Kalitzke © 3ECC1F/ LIVA / S. 102 Peter Herbert © Gerhard Klocker / S. 102 Barry Guy © Francesca Pfeffer / S. 106–109 Crystal Sound Labs © Katerina Kepka / S. 110 © Aleph Gitarren­quartett / S. 112 Zeynep Gedizliogˇlu © Manu Theobald, Ernst von Siemens Musikstiftung / S. 113 Frantisek Chaloupka © Paula Rebelo / S. 114 Marko Nikodijevic © ORF musikprotokoll, Martin Gross / S. 115 Mauricio Sotelo © Gemma Romero / S. 117 Maya Homburger, Barry Guy © Mark Mc Call / S. 118 Montage © Nick_Acorne_edited_by_Klammer, Klammer / S. 120 Josef Klammer © Eva_Maria_Traxler / S. 120 Seppo Gruendler © Nick Acorne / S. 120 © Stefan Doepner / S. 122 Händl Klaus © ORF, Sonia Neufeld / S. 124 Anna Meredith © Kate Bones / S. 128 © Matthew Shlomowitz / S. 130 Pôm Bouvier b. aka SiS_Mic © Bruno Vacherand / S. 133 Skizze Razionalnik © Josef Klammer / S. 133 Razionalnik, Klammer&Gründler © Otmar Klammer / S. 134 Happy New Fear © Rima Najdi / S. 137 © Rima Najdi / S. 137 © Kathy Alberici / S. 140 Battle-ax © Milica Balubdz˘ic / S. 141 Stefan Juster © Milica Balubdz˘ic / S. 143 Synthesizer © Thomas Ankersmit / S. 143 Thomas Ankersmit © Mich Leeman

158 159 Mi 04.10.2017 Do 05.10.2017 Fr 06.10.2017 Sa 07.10.2017 So 08.10.2017

10.00 Uhr Homages Homages Homages Homages Homages – Stadtwerke-Haus & Akademie Graz, Stadtwerke-Haus & Akademie Graz, Stadtwerke-Haus & Akademie Graz, Stadtwerke-Haus & Akademie Graz, Stadtwerke-Haus & Akademie Graz, 17.00 Uhr designforum Steiermark designforum Steiermark designforum Steiermark designforum Steiermark designforum Steiermark (12.00–19.00) (12.00–19.00) mp 1968/2017 mp 1968/2017 mp 1968/2017 mp 1968/2017 mp 1968/2017 GrazMuseum GrazMuseum (10.00–20.00) GrazMuseum GrazMuseum GrazMuseum

10.00 Uhr Ö1 Klassiktreffpunkt Akademie Graz

11.00 Uhr Quatuor Diotima Petr Bakla, Alberto Posadas Händl Klaus beim musikprotokoll V Mausoleum 14.00 Uhr Crystal Sounds Lab Andy Cavatorta & Tom Huber Helmut List Halle

18.30 Uhr Quatuor Diotima Quatuor Diotima Enno Poppe Rune Glerup, Mikel Urquiza Congress, Kammermusiksaal Helmut List Halle 19.30 Uhr Primen Ensemble PHACE Tanzmusik für Fortgeschrittene Aleph Gitarrenquartett Electric Dreams Peter Jakober, Ferdinand Schmatz, Francesco Filidei, Christof Dienz, RSO Wien und Jorge Zeynep Gedizliogˇlu, Marko Matthew Shlomowitz ensemble zeitfluss, Gerd Kenda, Hannes Kerschbaumer, Pierre Sanchez-Chiong, Nikodijevic, Mauricio Sotelo, MUMUTH chor pro musica graz, Vocalforum Jodlowski Peter Herbert, Gabriele Proy, Franticek Chaloupka Graz, Domkantorei Graz Händl Klaus beim musikprotokoll II Johannes Kalitzke, … Händl Klaus beim musikprotokoll IV Ö1 Kunstsonntag Helmut List Halle Helmut List Halle Händl Klaus beim musikprotokoll III Barry Guy & Maya Homburger Congress, Stefaniensaal Johann Sebastian Bach, Heinrich Ignaz, Franz Biber, György Kurtág, ... Helmut List Halle 20.30 Uhr dieses Echo Elke Tschaikner, Veronika Kaup-Hasler Händl Klaus beim musikprotokoll I Helmut List Halle, Foyer 21.30 Uhr composedconfusion deranged orchestra Peter Herbert & Barry Guy The Sound of the Andreas Trobollowitsch Stefan Fraunberger, Congress, Kammermusiksaal Internet of Things Helmut List Halle ensemble zeitfluss Klammer&Gründler, Stefan Doepner Helmut List Halle Helmut List Halle 22.00 Uhr SiS_Mic ORF Steiermark, Studio 3

22.30 Uhr Studio Dan Ornamentrauschen Oxana Omelchuk, George Lewis Stefan Fraunberger Helmut List Halle Congress, Foyer 23.00 Uhr Anna Meredith & Band Happy New Fear steirischer herbst Festivalzentrum Rima Najdi (Ö1 Radiokunst – Kunstradio) ORF Steiermark, Studio 3

Homages: 23.9.–8.10.2017 & Eröffnung: So 24.9., 16:30 Uhr 01.10.2017, 22.05 Uhr, Ö1 Zeit-Ton Extended: Battle-ax & Jung an Tagen mp 1968/2017: 23.09.2017–08.01.2018 & Eröffnung: So 24.9., 13:00 Uhr 01.10.2017, 23.00 Uhr, Ö1 Radiokunst – Kunstradio: Thomas Ankersmit mp17 Kalendarium