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Die Studierendenzeitung der Humboldt-Universität zu Berlin | 21. Jahrgang | Juli 2010

Lehre vs. Leere

+++ Streik lustlos +++ S-Bahn-Streit194 +++ Grimm-Fach besetzt+++ Die Studierendenzeitung der Humboldt-Universität zu Berlin | 21. Jahrgang | Dezember 2009

HeldinnenBildung der JA,

, 189 +++ Frauen an der Uni +++ Lehramt in der Klemme +++ Streik auf Standby +++ ich will! die UnAuf im Abo!

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Einfach bestellen auf www.unaufgefordert.de Die Studierenden­ zei­ tung­ der Humboldt-­ Univer­ si­ tät­ zu Berlin­ Editorial Erstmals erschienen am 17. November 1989 Beste deutschsprachige Studierendenzeitung 2005 und 2008 He­raus­ge­geben vom: Was ist eigentlich gute Lehre? Wie ein Gespenst, das man Kuratorium des Freundeskreises der nicht fassen kann, geistert dieser Begriff durch die ehrwür- UnAufgefordert e.V. digen Gemäuer der Universitäten. Wir haben nachgefragt, Verantwortlich für diese Ausgabe: warum in den einzelnen Fächern so gelehrt wird, wie gelehrt Patrick Hansen, Heidi Simon (Chefredaktion),­ wird. Warum müssen sich Juristen vor dem Staatsexamen Florian Sander (Chef vom Dienst), David Danys ein Jahr lang in der Bibliothek einschließen? Warum füllen (Schlussredaktion) Sozial- und Geisteswissenschaftler Seminare mit schlech- Redaktion: David Danys, Faten El-Abbas, Katrin ten Referaten? Warum herrscht bei den Wirtschaftswissen- Ernst, Carolin Faustmann, Valentin Franklyn, schaftlern Frontalunterricht? Unser Autor Sebastian Kemp- Anna Gerhard, Patrick Hansen, Dena Kelishadi, kens gibt ab Seite 7 eine Antwort. Sebastian Kempkens, Bettina Malter, Christian Auch beim Bildungsstreik streiten sich Studierende und Po- Meckelburg, Anna Oechslen, Lina-Sofie Raith, litiker, was gute Lehre ist und wie man sie umsetzen soll. Martin Rosie, Stefan Ruppert, Florian Sander, Kaja Doch fragen sich die protestierenden Studierenden inzwi- Santro, Sara Schurmann, Caspar Schwietering, schen selber, ob hinter dem Bildungsstreik überhaupt noch Heidi Simon, Florian Thalmann, Christine genug Elan steckt, um Änderungen durchzusetzen . Ab Sei- Weingarten, Friederike Wenzel, Christian Wiese, te 13 geben Lisa Crinon und Dena Kelishadi einen Überblick Sara Wilde über die Lage. Anzeigen: Jelena Krsmanovic Tel: 0172 Nachdem andere Hochschulen in Berlin und Potsdam schon 3232682 und SD-Media, Tel: 030 36286430 längst die Entschädigungen für das S-Bahn-Chaos ausbe- Satz: Anne Weingarten Online-Redakteurin:­ zahlen konnten, müssen HU-Studis noch warten. Das Geld Christine Weingarten Fotos: Karim Benzakour, soll nun bald kommen. Mehr dazu auf Seite 14. Victor Rosenfeld, Philipp Hertel, Lisa Crinon, Anne Vielleicht bringen Euch die Zusatzeinnahmen dem Traum- Weingarten, Anna-Maria Weber, Tom Ruette urlaub ein bisschen näher. Es ist Sommer! Auch wir gehen Titelbild: Andreas Dymke Illustrationen: Stefan in die Sommerpause. Das nächste Heft erscheint im Okto- Ruppert, Moritz Luka Steiauf, Florian Thalmann, ber. Wenn euch die Zeit bis dahin zu lang wird, schaut auf ­ Anne Weingarten Lebenfoto: Philipp Hertel www.unauf.de vorbei. Die UnAufgefordert wird gefördert von der BMW- Viel Spaß beim Lesen, am besten draußen, wünscht Stiftung, dem Deutschen Fachjournalisten-Ver- band und der Humboldt-Universitäts-Gesellschaft Eure UnAuf

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Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 21. Juni 2010 Redaktionsschluss der Nr. 195: 4. Oktober 2010

UNAUFgefordert Juli 2010 3 Titel HU wählt Vizekanzlerin 7 Wie hältst Du‘s mit der Lehre, Universität? Was gute Lehre ist und warum man sie so selten erlebt Das Konzil der Humboldt-Universität (HU) hat am 22. Juni Dr. Ulrike Gutheil 11 »Mehr Geld für die Lehre« mit knapper Mehrheit zur Vizekanzlerin Informatik-Professorin Elfriede Fehr plädiert für neue Lehre gewählt. Die 51-Jährige war die einzige Kandidatin und erhielt 33 von 59 Stim- men. Mindestens 30 Stimmen hatte sie Politik benötigt. Sechs Mitglieder des Konzils waren nicht zur Wahl erschienen. Der 12 Streik mal wieder verhaltene Applaus spiegelte das Wahl- Was ist geblieben vom Bildungsstreik? ergebnis wieder. Wie der Tagesspiegel berichtete, erhoben sich nicht alle Mit- 14 Verscheckt glieder des Konzils. Nicht nur Studie- Warum die S-Bahn-Entschädigung noch nicht auf dem Fahrplan steht rendenvertreter waren unter den Sitzen- bleibern, auch einige Professoren ver- harrten auf ihrem Stuhl. Der designierte Studieren HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz sieht in Gutheil eine »sehr kompetente Partne- 15 Krach- und Fachgeschichten rin«, wie er dem Tagesspiegel sagte. Das Problem der reservierten Schließfächer im Grimm-Zentrum Trotz des knappen Ergebnisses zeigt sich Gutheil optimistisch. »Ich freue mich au- 16 Abgeschrieben ßerordentlich, dass sich die Humboldt- Wie Dozenten mit Google Plagiatssünder entdecken Universität für mich entschieden hat und danke allen für das Vertrauen in meine 17 Pack die Badehose ein! Arbeit und meine Person«, so die künf- Berlins schönste Badeseen im Portrait tige Vizepräsidentin nach der Wahl in ei- ner Pressemitteilung. Wenn sie im Okto- 18 Studieren in... Berlin – Eine Belgierin erlebt die Hauptstadt ber dieses Jahres ihr Amt antritt, möchte sie sich vor allem dafür einsetzen, dass 20 Reisegeld die Verwaltung serviceorientierter wird, Stipendienprogramme für den Auslandsaufenthalt um im Exzellenzwettbewerb bestehen zu können. Außerdem sollen Forscherinnen und Forscher von »bürokratischen Pro- Leben zessen« entlastet werden. Gutheil ist eine umstrittene Persönlich- 22 Email aus... Südafrika keit, über die es im Vorfeld viele Diskus- HU historisch – Bürokratische Republik Deutschland sionen gab. Momentan läuft noch ein Verfahren wegen Untreue gegen sie. Der 23 Demokratie, die nächste StuVe Landesrechnungshof hatte im Jahr 2008 Studentinnen drehen einen Film über die Wende an der HU beanstandet, sie lebe als Kanzlerin der TU auf Kosten der Universität. Laut Ta- gesspiegel hatte die Berliner Universität Kultur 60 000 Euro ausgegeben, um ihre Woh- nung zu renovieren. Außerdem wurde ihr 24 Die mit der Puppe tanzt Beamtenstatus in ein »öffentlich-recht- Durchgebrannt liches Auftragsverhältnis« umgewandelt, Verrückte Künstler auf den Straßen Berlins was mit einer Gehaltserhöhung verbun- den war. Kritiker monierten, dass sie die 25 Musik zum Erwachsen werden Vorteile einer Anstellung mit denen des Das neue von Beamtenstatus kombiniere. Als Gutheil eine Woche vor ihrer Wahl von Konzilmit- gliedern kritisch befragt wurde, zeigte sie sich begrenzt einsichtig. Sie beteu- erte, sie werde nie wieder in eine von der Rubriken Universität gestellte Wohnung ziehen. Auf die Vertragsumwandlung angespro- 3 Impressum & Editorial chen, sagte sie, es sei nicht »unanstän- 4 News dig« gewesen. In die Zukunft blickt sie 5 Glosse: Streik kopiert optimistisch und glaubt, dass die Staats- 6 Kommentar: Kommt zurück! anwaltschaft das laufende Verfahren ge- 26 Neulich ... bei der Abschlussarbeit gen sie einstellen wird. hsi

4 UNAUFgefordert Juli 2010 Erasmus-Rekord Glosse

Im Studienjahr 2008/2009 nahmen euro- paweit mehr Studierende am Erasmus- Illu: A. Weingarten Programm teil als jemals zuvor. Allein aus Deutschland gingen in diesem Zeitraum 27.900 junge Menschen mit dem Förder- programm der EU zu Studienaufenthalten ins Ausland. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg von mehr als sechs Prozent. Deutschland belegt damit nach Frankreich den zweiten Platz auf der Rangliste mit den meisten Teilneh- mern. Das europaweit beliebteste Ziel- land war Spanien, gefolgt von Frankreich und Deutschland. Die durchschnittliche Fördersumme lag bei 272 Euro. Stark an- gestiegen ist auch die Zahl der Studie- renden, die mithilfe der Erasmus-Förde- rung ein Praktikum im europäischen Aus- land absolviert haben. pha Charité-Reform Ab dem kommenden Semester erwartet Streik kopiert die Medizin-Erstis ein neues Studienmo- dell an der Charité: – Universitätsmedi- zin. In dem gerade erst entwickelten Mo- Der Bildungsstreik nimmt neue Formen an: Durch den Zulauf von Schü- dell soll den Studierenden schon während lern und Azubis wird das Bündnis der Aktivisten nicht nur jünger, auch des Studiums mehr Praxisnähe vermittelt der Kanon der Forderungen hat sich in eine pragmatischere Richtung werden, indem der Kontakt zu Patienten geändert. Im Gegensatz zu den Studierenden, die das Bildungs-/Fi- intensiviert wird. Auch die Forschung wird nanz-/Weltherrschaftssystem grundlegend verändern wollen, haben eine größere Rolle spielen. Ab dem zwei- sich die Schülerinnen und Schüler eines scheinbar trivialen Themas ten Semester können die Jung-Mediziner angenommen – der Kopierkosten. Wie ein Packen Papier schiebt sich Wissenschaftsmodule und Forschungs- dieser Kostenfaktor in die klaffende Lücke zwischen Arm und Reich. praktika belegen. Die letzte Reform gab Die Schüler von heute, also die Studierenden von morgen, haben die es 1999. Die Charité führte einen Reform- wahren Ungerechtigkeiten des Studiensystems erkannt. Schon jetzt studiengang für Medizin ein. Allerdings müssen sie die klammen Schulkassen mit einem Kopierkostenzu- studierten nur 63 Studierende nach die- schuss unterstützen. Halten sich diese Kosten während der Schulzeit sem Modell. Das soll sich nun ändern: Der in Grenzen, kommen während des Studiums riesige Kopierbatzen auf neue Studiengang wird für alle Studieren- sie zu. Frisch an der Uni angekommen, schlackert man ganz schön mit den eingeführt. hsi den Ohren, was alles kopiert werden muss: Reader, Buchauszüge für Hausarbeiten und Mitschriften der Kommilitonen, wenn man es selbst Alles Roger an der HU nicht zur Vorlesung geschafft hat. Um das Problem an der Wurzel zu packen, haben die Schüler im Juni eine Kopierkostendemo in Schöne- Der Buchautor und Fernsehmoderator berg veranstaltet. Vorbeischlendernde Passanten sollten das Problem Roger Willemsen wird Honorarprofessor sofort erkennen. Deshalb errichteten die Schüler eine Papierbarrikade, an der Humboldt-Universität. Ab dem die sie symbolisch von der Bildung fernhielt. kommenden Semester wird der Entertai- Wer allerdings weniger radikal, sondern eher rational veranlagt ist, sollte ner Seminare am Institut für Deutsche Li- ein Jura-Studium an der Humboldt-Universität in Betracht ziehen. Hier er- teratur geben. Der 54-Jährige soll nicht hält das Herz, was es braucht. Von Mac-Highspeed-Computern aus kön- nur Dozent, sondern auch Ansprechpart- nen Jura-Studenten 100 Kopien ausdrucken – und das jeden Monat. Ver- ner und Mentor für die Studierenden sein. mutlich huscht den Juristen nur ein mitleidiges Lächeln über die Lippen, Er selbst studierte Germanistik, Kunstge- wenn sie an das Grimm-Zentrum denken. Hier muss man 7 cent pro Kopie schichte und Philosophie in Bonn, Florenz, berappen. 800 Meter weiter nördlich sitzen die Germanisten und Skan- München und Wien. 1984 promovierte er dinavisten in ihrer Bibliothek am Hegelplatz und können ganze Romane über die Dichtungstheorie Robert Musils. wälzen, während der Internetbrowser angibt zu laden, um kurz bevor der Auch als Dozent konnte er bereits Erfah- Ladebalken voll ist, den Geist komplett aufzugeben. Aber die Geisteswis- rung sammeln. So unterrichtete er unter senschaftler verdienen später ja auch weniger. anderem in München und Bochum sowie Dena Kelishadi und Heidi Simon an der Akademie für Publizistik in Ham- burg. hsi

UNAUFgefordert Juli 2010 5 Kommentar Ruf mich an

Die HU richtet zum 1. Juli die Uni-Hot- line »Compass« ein. Der Telefon-Infoser- vice ist mit studentischen Hilfskräften be- setzt. Hier können Bewerber beispiels- weise den Stand ihres Antrags erfahren oder Studierende erfragen, ob die Rück- meldung für das kommende Semester in Ordnung ist. Eigentlich hätte der Start- schuss bereits einen Monat früher fallen sollen. Vom 1. Juni bis 15. Juli läuft die Be- werbungsphase, in der die HU mit beson- Foto:Rosenfeld V. ders vielen Anfragen kämpft. »Die bau- lichen Maßnahmen und die Schulung der Mitarbeiter haben länger gedauert als er- wartet«, erklärt Jochen Ley, Leiter der Ein- richtung. Die Hotline ist unter 030/2 09 37 03 33 oder [email protected] zu er- Kommt zurück! reichen. hsi Schwan für Berlin Es hätte ein großes Comeback werden können: Die große De- monstration vom 09. Juni sollte den Bildungsstreik endlich wie- Prof. Gesine Schwan wurde Mitte Juni der zurück auf die politische Tagesordnung bringen. Stattdessen vom Board of Trustees zur Präsidentin der bot sich ein trübes Bild. Außer zahlreichen Schülern, die ihren Humboldt-Viadrina School of Governance Unterrichtsausfall feierten, hatten sich nur wenige Studierende in Berlin gewählt. »Wir wollen in den kom- zur Kundgebung vor das Rote Rathaus bemüht. In den Medi- menden Jahren einen Beitrag zur besse- en wurde der bundesweite Aktionstag höchstens am Rande er- ren Kooperation von Politik, Wissenschaft wähnt. Ist der Bildungsstreik damit erledigt? und Zivilgesellschaft auf wissenschaft- Dabei hätte es an Gründen für einen energischen Protest nicht licher und praktischer Ebene leisten«, er- gemangelt: Erst wenige Wochen zuvor hatte Bildungsministerin klärt Schwan ihre Ziele. Das Partnerpro- Schavan auf der »Nationalen Bologna-Konferenz« demonstriert, jekt zwischen der HU und der Europa-Uni- wie gleichgültig ihr die Proteste sind. Statt die Forderungen versität Viadrina in Frankfurt (Oder) bietet der eingeladenen Studierenden zu diskutieren, sprachen Wirt- seit dem vergangenen Jahr den Master- schaftsvertreter über ihre Erwartungen. studiengang »Master of Public Policy« an, Dabei fing alles so hoffnungsvoll an, als im Sommer 2009 in ganz der immer zum Wintersemester beginnt. Deutschland hundertausende Schülerinnen, Schüler und Stu- Bewerber müssen zwei Jahre Berufserfah- dierende auf die Straßen gingen und Hörsäle besetzten, um für rung mitbringen. Für den viersemestrigen bessere Studienbedingungen und mehr Freiheit im Bachelor- Studiengang sind Gebühren von insge- und Mastersystem zu protestieren. Tatsächlich konnten abseits samt 18 000 Euro zu entrichten. hsi der üblichen Verständnisbekundungen aus der Politik überra- schend schnell reale Veränderungen durchgesetzt werden. So Bildung mit Gefälle schaffte der Akademische Senat an der HU prompt die Anwe- senheitspflicht ab. Ein neuer Bericht des Instituts zur Quali- Es scheint, als sei die Mehrzahl der Studierenden wieder in eine tätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) resignative Haltung zurückverfallen. Und das wohl kaum, weil an der Humboldt-Universität macht auf sich die Studienbedingungen radikal verbessert hätten. Abhan- frappierende Leistungsunterschiede zwi- den gekommen scheint vielmehr das Bewusstsein, dass Verän- schen Neuntklässlern verschiedener Bun- derungen zumindest lokal möglich sind. desländer aufmerksam. Außerdem hebt Die Universität ist kein anonymes System, das ausschließlich er die Bedeutung der sozialen Herkunft nach den Regeln einer übergeordneten Politik funktioniert. Sie beim Bildungszugang hervor. Hierfür hat besteht neben den Lehrenden letztlich aus uns, den Studie- das Institut in den letzten beiden Jahren renden. Deshalb ist es nicht nur unser gutes Recht, sondern die Deutsch- und Fremdsprachenkompe- auch unsere Pflicht, Studium und Universität engagiert mitzu- tenzen von bundesweit 36 000 Schülern gestalten. Und das bedeutet, gegebenenfalls lautstark auf die getestet. Das auf Initiative der Kultusmi- Straße zu gehen! Der letzte Sommer hat gezeigt, dass Verände- nisterkonferenz (KMK) eingerichtete IQB rungen so durchgesetzt werden können. ist seit 2003 federführend bei der Entwick- Patrick Hansen lung und Überprüfung einheitlicher natio- naler Standards im deutschen Schulwesen. Die Ergebnisse können unter www.iqb.hu- ­berlin.de eingesehen werden. dad

6 UNAUFgefordert Juli 2010 Titel

Alle machen es, viele reden darüber, keiner findet es wirklich gut: Die UnAuf hinterfragt, einen Grundpfeiler der Ausbildung. Wie hältst dus mit der Lehre?

Illu: M. L. Steiauf

Es gibt ein Phantom an der Universität, das wir alle kennen, von stunden für Jura-Studierende »in familiärer Atmosphäre«. dem aber niemand wirklich etwas weiß. Es heißt »Lehre«. Nie- Warum braucht es Institutionen, bei denen das sechsmona- mand weiß wirklich, warum es in der Volkswirtschaft beina- tige Lernen fürs erste Staatsexamen bis zu 7200 Euro kostet? he nur Vorlesungen mit Hunderten von Studierenden im Hör- Kraatz ist nervös, das merkt man. Er möchte, dass seine Aka- saal gibt und Seminare mit Frontalunterricht. Niemand weiß, demie gut dasteht. Schließlich ist er abhängig davon, dass ge- warum in vielen Geisteswissenschaften unzählige, oft inkom- nügend Kunden kommen – Jurastudierende von allen Berliner petente Referate gehalten und selten andere Lehrmethoden und einigen Brandenburger Universitäten. Und er möchte zei- ausprobiert werden. Niemand weiß, warum Jura-Studierende gen, dass er einen guten Job macht. mehr als tausend Euro auf den Tisch legen müssen, um mit ei- Warum gibt es Ihre Akademie, Herr Kraatz? Was können Sie, ner guten Note durchs Staatsexamen zu kommen. Immer lau- was die Uni nicht kann? »Naja, die Uni schafft es einfach nicht, tet die Antwort nach dem »Warum?« der Lehre: »Gute Frage«. die Leute adäquat auf die Prüfungen vorzubereiten«, erklärt Bei der Suche nach Gründen macht es Sinn dort anzufangen, er. Kraatz steht auf und geht gestikulierend im Raum auf und wo die Lehre von der Universität gleichsam geflüchtet ist. Wo ab. Jura sei einfach ein Fach, in dem alles von den sieben man selbst in Berlin Geld bezahlen muss, um etwas zu lernen. Prüfungen des Staatsexamens abhänge. »Da kann man kei- Manche sagen: Dort, wo die Universität versagt hat. ne Punkte mitnehmen, das funktioniert nicht. Die Abschluss­ »Jura einfach verstehen« verspricht die Akademie Kraatz, eine prüfungen sind die große Herausforderung«, sagt Kraatz. Und Lernfabrik, die kommerzielle juristische Repetitorien anbietet. deswegen komme es eben auf das Jahr vor der Prüfung an, Hier kommen Studierende hin, um sich aufs Staatsexamen vor- den »Endspurt«. Dass man da nicht auf chaotische Massenver- zubereiten: 32 Wochen lang, zwei Tage die Woche, drei Stun- anstaltungen in der Uni setze, sei klar. den am Tag, 49 Euro die Stunde für den Einzelunterricht. Klar ist aber auch: 7200 Euro kann nicht jeder locker machen, In der Akademie Kraatz in Charlottenburg ist das Licht kaputt, auch nicht, wer sechs Semester lang gearbeitet hat. Cedric zumindest in der Küche. In der Ecke steht eine Leiter. Alles ist hat sein Jura-Studium im zweiten Semester abgebrochen. Aus frisch gestrichen. Es riecht noch nach Farbe. Herr des Hauses Angst vor dem »dicken Ende«, wie er es formuliert. »Ich muss ist Mario Kraatz, Rechtsanwalt und seit längerem Privatdozent. arbeiten, um meine Wohnung bezahlen zu können und meine Gemeinsam mit fünf anderen Rechtsanwälten und juristischen täglichen Kosten zu decken«, sagt der 21-Jährige. Selbst die Assistenten bietet der 30-Jährige Einzel- oder Kleingruppen- 14 Euro pro Stunde bei weniger rennomierten Privatinstituten

UNAUFgefordert Juli 2010 7 Titel - 1.1 Anekdote einfallen. Erst einmal löb Um die sterile Formein des Schauspiel Referats aufzulockern, ließen sich - drei Studierende lich. Wer wünscht sich nicht etwas Abwechslung? Aufgrund der fehlenden Theatererfahrung war der Begriff »Proben« of fensichtlich fremd, wodurch die Premiere im Chaos endete: »Wie war noch mal dein Name?« »Nein, du musst das doch bma jetzt sagen!« »Mann, konzentrier‘ dich mal! Schon wieder falsch!« Die Kreativität der Lehre hat also auch ihre Grenzen.

1.2 Anekdote

Ein Kommilitone hatte sich wegen Krankheit an der Ausar beitung des gemeinsamen Referats nicht beteiligen können.- könne er nicht stemmen. Und ohne kommerzielles Repetitori- Die Note sollte er trotzdem bekommen und musste deswe - um zum Staatsexamen? Das habe er sich dann doch nicht zu- gen auch am Vortrag beteiligt werden. Bleich, mit zittriger getraut, zu viele »Horror-Geschichten« kursierten. Stimme und sichtbarem Unverständnis las der Kommilitone Natürlich: Auch in der Schule bekommen manche Nachhilfe- die ihm völlig unbekannte Powerpoint-Präsentation vor. unterricht. Und Jura ist durch seinen Studienablauf für Repeti- Nach Ende »seines Teils« rannte er erst auf die Toilette und torien prädestiniert. Es braucht ein Jahr Wiederholung, um all den Stoff in der Prüfung parat zu haben. Aber ist es in Ordnung, verließ danach das Seminar, ohne den Schluss des Referats dass Lehre institutionell ausgelagert wird? abzuwarten. Uwe Jens Nagel, Vizepräsident für Studium und Internationa- fos les an der HU, sagt: »Gut und billig gibt es nicht.« Für gute Leh- re müsse die Universität auch etwas investieren. »Je schlech- ter die Betreuungsrelation, je veralteter die Laborausstattung, re Voraussetzungen zu schaffen. je bescheidener die Bibliothek, desto schwieriger ist es gut zu Dass Angehörige des Mittelbaus in den Geisteswissenschaften lehren.« Es braucht also kleine Lerngruppen oder sogar Ein- nicht alles wissen können, ist nicht weiter verwunderlich. zelunterricht wie bei Mario Kraatz, um wirklich gute Lehre ge- Schließlich sind frische Doktoranden oft selbst noch mit der währleisten zu können. Keine ganz neue Erkenntnis. Gleich- Einarbeitung in ein Thema beschäftigt. Was dann bei den ers­ zeitig bestätige an der Uni die Ausnahme oft die Regel: Eine ten Sitzungen schwerfällig anfängt, wird mit der Zeit nicht un- engagierte Dozentin, so Nagel, könne mit einer motivierten bedingt einfacher. Denn teilweise bringen Seminarteilnehmer Kleingruppe praktisch ohne große finanzielle Mittel auskom- durch andere Veranstaltungen schon Vorwissen mit und spie- men. In Berlin stützen sich die Hochschulen vor allem auf das len mit den Dozierenden gewissermaßen in einer Liga. Das vom Senat aus Masterplanmitteln finanzierte »Berliner Zen- Problem: Während Lehramtsstudierende zumindest ein Refe- trum für Hochschullehre«, das 2009 unter anderem gegründet rendariat durchlaufen müssen, werden die Dozenten an der wurde, um Wissenschaftlern Lehrkompetenz zu vermitteln, an Uni oft einfach ins kalte Wasser geschmissen. Und plötzlich der es in Deutschland im Gegensatz zu Großbritannien oder stehen sie vor fragenden Augen und müssen ihr selbst noch den skandinavischen Ländern noch mangele. Berlin fördert spärliches Wissen vermitteln. das Zentrum mit jährlich 500000 Euro. »Aber ohne die Master- Die Musikwissenschaftlerin Kristina stört das nicht weiter. »Re- planmittel habe ich Sorge, ob dieses Angebot zukünftig reali- ferate sind eine gute Form, sich in Themen selbstständig ein- siert werden kann«, sagt er. zuarbeiten«, sagt sie. »Uni darf ja auch nicht gleich Schule sein, Im Oktober 2009 hat die HU erstmals einen Preis für gute Leh- wo man alles schön auf dem Tablett serviert bekommt.« Starke, re vergeben, dotiert mit 10000 Euro. Und auch einzelne Fakul- faszinierende Lehrpersönlichkeiten seien trotzdem wichtig, täten loben solche Preise aus, oft im vierstelligen Euro-Bereich. schließlich müsse auch mal jemand zeigen, wo es lang geht. Lehre gewinnt an Bedeutung, gerade auch in der öffentlichen »Die Lehrperson ist die Notbremse«, erklärt Didaktik-Professo- Diskussion – und scheint dennoch weiterhin der Forschung rin Sigrid Blömeke von der HU, die gleichzeitig Direktorin des untergeordnet zu sein. Zentrums für Bildungsforschung ist. Wenn im Seminar nichts Wenn Clara die Summen des HU-Lehrpreises hört, dann sagt mehr gehe, komme der oder die Lehrende ins Spiel, um zu sie: »Da kann ich nur lachen!«, lacht aber nicht. Die 21-Jährige erklären und zu kontextualisieren. Die Expertise müssten sich studiert im zweiten Semester Sozialwissenschaften an der HU. »die Studis« schon selbst aneignen. »Da muss ich mal eine Lan- Ihre Erinnerung an die Schule ist noch relativ frisch. »Im Grun- ze für den Mittelbau brechen«, sagt sie. »Die machen super Ar- de kamen mir die Lehrpersonen in der Schule oft kompetenter beit.« vor, als jetzt an der Uni«, sagt sie etwas enttäuscht. Viele Do- In den Wirtschaftswissenschaften schaut Lydia Meyer genau zenten hätten gar kein bedeutend größeres Fachwissen haben hin, wie »super« die Arbeit der Lehrenden wirklich ist. Meyer als die Studierenden, allzu oft falle bei den Lehrenden der Satz: koordiniert die Evaluation der Lehre in den Wirtschaftswissen- »Das muss ich nochmal nachschauen.« An Motivation mangele schaften. »Bei uns spielt sich alles in Vorlesungen und Übungen es eigentlich selten, »deshalb finde ich, dass 10 000 Euro für ei- ab«, sagt sie. Seminare mit Diskussionen oder Referaten wie nen Lehrpreis zum Fenster rausgeworfenes Geld sind.« Lieber bei den Geisteswissenschaftlern gebe es nicht - und genau solle man dem Dozenten mehr bezahlen, um strukturell besse- das vermisse sie. »Was wir hier lernen, wenden die wenigsten

8 UNAUFgefordert Juli 2010 Titel 1.3 Anekdote An der Straßburger Universität geriet ich im Rahmen eines Semi nars mit dem übersichtlichen Titel ‚Sociology‘ an meine wissen schaftliche Toleranzgrenze. Die frisch diplomierte Dozentin mit eher wackeligen Englisch-Kenntnissen und dem obligatorischen - französischen Akzent war anscheinend dazu verdonnert worden, - den allgemeinsten aller Einführungskurse zu geben. Die Heraus forderung für die Studierenden lag in der englischen Sprache. Die Schmerzgrenze erreichte ich während der Vorstellung einer Ma 1.6 Anekdote ster-Arbeit. Es ging um Foucault, so viel konnte ich herausfinden. - Die Referentin fing systematisch ihre Sätze auf Englisch an und In fatalem Vertrauen auf meine Lateinkenntnisse hatte ich - schloss sie verzweifelt auf Französisch ab. Zulassungsvorausset - mich bereit erklärt, eine wenig bekannte mittelalterliche Ur zung für Soziologie waren solide Englischkenntnisse. Ohne eigenes Verständnis - lic kunde im Seminar vorzustellen. las ich die kopierte Interpretation aus der einzigen Veröffent - What a pity! lichung zum Thema ab und ließ auch jedes Engagement für das Thema vermissen. Vor Nervosität wagte ich nicht, zum Professor zu schauen. Nach Ende des Referats herrschte - drückende Stille im Raum. Als der Dozent mit einem herz Ei- haften Schnarcher erwachte, war mir klar: Ich war gerettet!fos Macht eu- 1.4 Anekdote - hsi Eine Studentin erklärt im Referat linguistische Zusammenhänge. ne andere Studentin aus dem Plenum ruft in den Raum: » ch keine Sorgen, wenn ihr das nicht verstanden habt! In der näch sten Stunde erklär‘ ich es nochmal.« lich

1.5 Anekdote - - In der Schule hatte eine Mitschülerin ihr Referat so ordent auswendig gelernt, dass sie sich zur Unterstützung in der Stunde hsi nur die Satzanfänge des sorgfältig getexteten Vortrags auf Kar teikarten notierte. Vor »Scheiße!«der Klasse traf schmiss sie ein sie vollständiger die Karteikarten Black out. Mit einem lauten weg und rannte weinend aus dem Klassenzimmer.1.7 Anekdote - Vorlesen ist eine Kunst, die man beim Referieren nicht benötigt. Nur leider hatte ein Studierender das nicht verstanden. Stolz hat - später so an. Es ist viel wichtiger, sich Präsentati- onsfähigkeiten anzueignen«, erklärt sie. Schließlich te er fünf Seiten ausformuliert und saß vor dem Seminar, den Kopf- sei beispielsweise Politikberater ein beliebtes Job- nach unten gebeugt und las mit monotoner Stimme vor. Die Hoff- profil für Wirtschaftswissenschaftler. Hierauf bereite nung, dennoch folgen zu können, gab die Mehrheit der Teilneh- die Uni aber kaum vor.

In den gut 100 Seiten fassenden Evaluationsbögen der mer spätestens nach dem dritten Thomas-Mann-Satz und meh Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, die der Un- reren nicht erklärten Fremdwörtern auf und wendete sich wichbma Aufgefordert vorliegen, zeigt sich: Viele Studierende tigeren Dingen zu als dem Kampf des Verstehens: Sudoku spielen. wünschen sich eine »Vergeisteswissenschaftlichung« ihrer Fächer, also: mehr Diskussion, kleinere Veranstal- tungen, mehr Anwendung, mehr Referate. Dass die Lehrveranstaltungen bei den Ökonomen so Experimentierlust, hoch sind, liegt für Didaktik-Professorin Blömeke in der was Lehre angeht. Niemand Natur der Sache: »Bei denen muss man viel mehr in die wagt es, die etablierten Strukturen zu durchbrechen. Breite gehen als zum Beispiel in den Geisteswissenschaften«, Klar ist aber auch, dass Lehrende methodisch extrem einge- sagt sie. Während man in Fächern wie Geschichte eher ex- schränkt sind, wenn in den Modulbeschreibungen Teilnahme- emplarisch, aber en detail, arbeite, sei das VWL-Studium ein leistungen wie Referate, Input-Talks und Thesenpapiere vor- Grundlagenstudium. Lehrmethoden, die sie für sinnvoll hält, geschrieben sind. seien da oft gar nicht einzusetzen. Fragt man Mario Kraatz von der Akademie Kraatz nach Lö- Klar ist, dass die jeweiligen Lehrmethoden mit ihren Fächern sungsansätzen, dann muss der Jurist kurz überlegen. Schließ- zusammenhängen. Das ist keine neue Erkenntnis: Es macht lich sagt er: »Nachhilfegutscheine wären sinnvoll, dann könnte wenig Sinn, mathematische Probleme endlos in Gruppendis- jeder zu kommerziellen Repetitorien kommen.« Dass Lehre an kussionen zu debattieren und Juristen müssen nun einmal ein die Uni gehört und Gutscheine nur das Symptom lindern wür- Jahr lang höllisch pauken, um voll befriedigend durchs Examen den, weiß er aber wahrscheinlich auch. zu kommen. Was aber verwundert, ist die auffallend geringe Sebastian Kempkens

UNAUFgefordert Juli 2010 9 Titel

Lehramtsstudierende sammeln zu wenig Praxiserfahrung. Ein Berliner Projekt hilft. lehrend lernen Illu: M. L. Steiauf

Gelangweilte Schüler, lärmende Klassen, keiner versteht die Aufgabenstellung. Ein Alptraum für jeden angehenden Lehrer. Damit die nächste Unterrichtsstunde dem Pädagogen nicht den Schlaf raubt, hilft nur praktische Erfahrung – doch die kommt in den meisten Lehramtsstudiengängen zu kurz. Im Berliner Programm »Studenten machen Schule« des unab- hängigen Bildungsträgers S.W.iM. werden Schülerinnen und chendes praktisches Training leisten. Dazu soll das Referenda- Schüler Lehramtsstudierenden in Methodenkompetenz unter- riat dienen. Doch das beginnt erst, wenn die Studierenden den richten. Das Projekt gibt es seit 2007; 40 Studierende arbeiten Master abgeschlossen haben. »Wenn man dann feststellt, dass derzeit in den Workshops und lernen dabei, mit Schülern um- man sich nicht hundertprozentig wohl fühlt, zieht man das trotz- zugehen. dem durch«, glaubt Julia. »Fünf Jahre Studium wirft man ja nicht Bei der Frage wie man sich den Respekt der Schüler sichert, kann einfach weg.« Sie selbst studiert Grundschullehramt im sechs- man anfangs tricksen, verrät Anne Piezunka von »Studenten ma- ten Semester in Potsdam. Julia wird Mathe, Deutsch und Kunst chen Schule«: »Frauen binden sich die Haare zusammen, Män- unterrichten. Während ihres dreijährigen BA-Studiums hat sie ner tragen Hemd und Jackett statt T-Shirt und Pulli.« Probleme in jedem Fach nur einen »Lehrversuch«, steht also höchstens nicht ernst genommen zu werden, haben die Junglehrer nicht. drei Mal vor einer Klasse. »Wenn man Glück hat, erwischt man Die Workshops werden für unterschiedliche Altersstufen ange- noch ein Seminar, in dem man mit Schülern arbeiten kann,« sagt boten. Grundschüler üben in den Workshops beispielsweise ar- sie. »Bei den anderen Praktika handelt es sich um Hospitanzen.« gumentieren, Oberstufenschüler lernen, wie man wissenschaft- Erst im Masterstudium ist ein komplettes Praxissemester vor- lich arbeitet und sich richtig auf die fünfte Prüfungskomponen- gesehen. te im Abitur vorbereitet. Auch die Lehrer werden bei Bedarf in Studierende können im Projekt alle Altersklassen unterrichten. separaten Kursen auf den neuesten Stand in Sachen Methoden Und das, ohne vorher stundenlang die Inhalte vorbereiten zu gebracht. Eine nützliche Ergänzung zum inhaltlichen Unterricht müssen. »Dabei haben schon einige angehende Oberstufenleh- finden auch Lehrer und Eltern, die die Junglehrer engagieren. rer gemerkt, dass ihnen Grundschule doch mehr Spaß macht Für die Studierenden ist die Arbeit nicht nur ein wertvoller Vor- – oder andersherum«, berichtet Anne. Wer das früh genug fest- sprung in der Praxis, der bei der Bewerbung um einen Referen- stellt, könne oft noch umsatteln. dariatsplatz Punkte bringt, sondern ein richtiger Job, mit dem sie »Das Lehrersein ist auch eine Frage der Persönlichkeit«, meint Geld verdienen. Julia. »Und die sollte man bei praktischen Einheiten im Studium »Bei der Arbeit vor der Klasse stellen Lehramtsstudenten oft testen und entwickeln können.« Nur wer als Studierender schon fest: Nach sechs Stunden lautem Sprechen ist ihre Stimme weg« regelmäßig vor einer Klasse steht, kann überhaupt einschätzen, berichtet Anne. »Oder sie begegnen Kindern mit Aufmerksam- ob ihm das Lehren liegt. Der Geschäftsführer des studentischen keitsdefizitsyndrom und wissen nicht, wie sie mit ihnen umge- Bildungsunternehmens, Robert Greve, hat in der Praxis festge- hen sollen.« stellt, dass er sich zwar für Bildungsvermittlung begeistert, aber Praktische Probleme kommen im Studium oft zu kurz. Die Aus- nicht unbedingt unterrichten will. Nach dem Bachelor konnte bildung der Lehrer ist in jedem Bundesland und an jeder Uni an- er problemlos umschwenken und einen Master in Bildungsma- ders. Jedoch können die Hochschulen in keinem Fall ein ausrei- nagement machen. Sara Schurmann Anzeige

10 UNAUFgefordert Juli 2010 Titel

Kein alter Wein in neuen Schläuchen: Informatik-Professorin Elfriede Fehr bringt die Lehre ins Web 2.0. »Mehr Geld für die Lehre«

Prof. Elfriede Fehr, Studiendekanin am Institut für Informatik der land sein, ohne ein umfangreiches Austauschprogramm. Freien Universität Berlin (FU), hat die Akkreditierung der Infor- matikstudiengänge begleitet. Aktuell wirkt sie an der Systemak- In der Medizin gibt es einen Studiengang, der die Lehrenden kreditierung der Uni mit. an Hochschulen didaktisch weiterbildet. Könnten Sie sich so etwas auch vorstellen? Wie würden Sie die aktuelle Lehrsituation Gerade wenn es darum geht, beschreiben? auf die Fächer bezogene Kon- Die Lehre ist geprägt von zuviel Studierenden, die zepte zu entwickeln, kann ich auf zu wenig Lehrende treffen. Das liegt daran, mir sehr gut vorstellen, auch

dass die Kapazitätsberechnungen nicht der Rea- Foto:privat hier so etwas zu entwickeln lität entsprechen. und damit zu experimentieren. Erste Erfahrungen mit neuen Und welchen Stellenwert hat die Lehre bei didaktischen Konzepten haben den Professoren? wir punktuell schon gemacht, Ich habe den Eindruck, dass sie zunehmend an aber für systematische wissen- Bedeutung gewinnt. Es wird bei Berufungen ver- schaftliche Untersuchungen stärkt auf didaktische Fähigkeiten geachtet. Das braucht man mehr Personal, kann ich zumindest für die FU und unseren Fach- Zeit und Ressourcen. bereich sagen. Womit beschäftigen Sie Bei der Diskussion um die Umstellung auf sich gerade? Bachelor-/Masterstudiengänge hört man oft Wir entwickeln die Web 2.0-An- den Vorwurf, dass die alte Lehre nur in ein wendung »Bologna Life«, die neues System gepresst würde. als Informationsportal für Stu- Das Thema »Alter Wein in neuen Schläuchen« se- dierende schnelle, unbürokra- he ich anders. Ich glaube nicht, dass man sich von tische Auskünfte über die An- einer strukturellen Umstellung versprechen kann, erkennung von im Ausland ab- dass alles neu gemacht wird. Die Informatik und solvierbaren Modulen geben auch die Mathematik sind Disziplinen, die sich soll. Zugleich werden Modul- ständig weiterentwickeln. Das heißt, dass auch schon während verantwortliche eingeladen, dieses Netzwerk zu nutzen, um sich des Diploms die Studiengänge kontinuierlich neu durchdacht über Inhalte und didaktische Konzepte ihrer Lehrveranstaltungen wurden. Stets kam Neues hinzu und man musste sich von alten auszutauschen und die Gleichwertigkeit von Modulen wechselsei- Zöpfen trennen. tig festzustellen und zu dokumentieren.

Was ist also wichtig? Wie ist ihre Erfahrung mit anderen Ländern? Bezogen auf mein eigenes Fach ist es wichtig, dass man Ver- In den nordischen Ländern ist der didaktische Zugang weiter ent- bindungen schafft. Wenn man Grundlagen und Konzepte lehrt, wickelt als bei uns. Es gibt dort mehr Möglichkeiten, auf die un- sollten stets Beziehungen hergestellt werden, wo diese verwen- terschiedlichen Bedürfnisse der Studierenden angemessen zu re- det werden und wozu sie dienlich sind. agieren. Für die Lehrenden an den Universitäten gibt es dort eine professionelle Ausbildung. Wie erreicht man das? Eine Möglichkeit ist, von Anfang an projektorientierte Begleitse- Wie kann man die Lehre in Deutschland verbessern? minare, Übungen oder Praktika anzubieten, sodass Studierende Erstens sollte es eine bessere Betreuungsrelation geben. Die Ka- ihr Wissen nicht losgelöst vom Kontext beziehungsweise ihren pazitäten müssen den realen Bedürfnissen angepasst werden. Zielvorstellungen lernen, sondern erfahren, was sie damit spä- ter tun können. Und welcher Schritt sollte dann folgen? Danach ist es wichtig, fachspezifische Impulse zu setzen und die Gibt es in Ihrem Fachbereich ein besonderes Lehrangebot? Didaktik verschiedener Fächer für Hochschulen zu entwickeln Wir bieten in den Sommerferien die sogenannte »ProInformatik« an. und umzusetzen. Dabei ist die finanzielle Voraussetzung aller- Ein Modul wird in der Sommerpause innerhalb von vier Wochen dings entscheidend. Daher muss mehr Geld in die Hochschulen abgeschlossen. Wir laden dazu auch ausländische Studierende ein. investiert werden. Das soll die Mobilität fördern und eine erste ­Erfahrung in Deutsch- Bettina Malter

UNAUFgefordert Juli 2010 11 Politik

Ist die Luft raus? Wie es weitergeht mit dem Bildungsstreik. Streik mal wieder

Am 9. Juni trafen sich Schülerinnen, Schüler und Studierende zum dritten Mal seit Herbst 2009 um unter dem Motto »Bildung für alle, und zwar umsonst« gegen die Bologna-Reform zu de- monstrieren. Bis zu 7 000 Studierende trugen laut den Organi- satoren des Streiks »ihren Unmut auf die Straße« – die Polizei zählte 1500. Neben ver.di, Linksjugend, Jugendantifa und dem Bündnis »Wir zahlen nicht für Eure Krise« waren erstaunlich viele Schüler vertreten. »Die nutzen die Demo bloß als Ausrede, zum Blaumachen«, meinen Marvin und Valentin vom Fichtenberg- Gymnasium in Berlin-Steglitz. Neben der Gelegenheit mit Be- gründung zu schwänzen, motiviert die Schüler auch der Wunsch zum Abitur nach 13 Jahren zurückzukehren und »ein bisschen Angst um die Zukunft«. Und wo bleiben die Studieren- den? Schon die geringe Teil- nahme an der letzten Vollver- Kaum mehr, sammlung ließ ahnen: Die Luft Foto:L.Crinon als ein Wandertag: ist raus. Das findet auch Clara, Der Bildungsstreik Masterstudentin der Sozialwis- am 9. Juni senschaften und selbst Mitor- ganisatorin des Bildungsstreiks. Bei den heutigen Bologna-re- formierten Studierenden ver- schieben sich die Prioritäten. Jobben ist ihnen beispiesweise wichtiger als demonstrieren. Für Franziska, Bachelorstudentin der Erziehungswissenschaften, gilt die Ausrede »Zeitmangel wegen Arbeit« nicht. Der Ne- benjob diene doch eher der Er- höhung des Lebensstandards als der Deckung des Grundbe- darfs. Die Zeiten ändern sich, die Prioritäten werden ange- passt. er selbst einräumt. »Die CDU macht da viel falsch«. So zeichne Vereinheitlichung, Ökonomisierung und Verschulung sollten beispielsweise die Pläne für das Nationale Stipendienprogramm nicht als Ausdruck des Zeitgeistes in die Studiengestal- eine immer konkreter werdende Gefahr der »einseitigen Eliten- tung übernommen werden, heißt es beim Bildungsstreik. Der bildung« aus. Doch die Forderung des Bündnisses nach einer fi- ­Unions-nahe RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studieren- nanziellen Unterstützung für alle hält der RCDS-Vorsitzende für der) kritisiert, dass »Kritik an der Bildungspolitik nur als Vehikel »großen Quatsch«. »Der Staat ist nicht dafür da, dass irgend- für Proteste an der Gesellschaftsordnung« diene. Für den Vor- welche Studenten drei Jahre etwas studieren, das niemandem sitzenden des RCDS Constantin Klemm ist klar, das Streikbünd- nutzt«, argumentiert Klemm weiter. Auch die Organisatoren des nis begnüge sich mit einer »bequemen Fundamentalkritik«. Laut Bildungsstreiks fragen sich: Wenn die Stipendienvergabe eine Klemm gehöre für viele das Demonstrieren zum Bild des Studie- bereits privilegierte Handvoll an Studierenden unterstützt und renden einfach dazu. »Irgendetwas findet man immer, um zu de- für die restlichen Studierenden der Staatsetat nicht angetastet monstrieren«. werden muss, wo soll dann die soziale Gerechtigkeit in Deutsch- Dabei gäbe es einigen Reformbedarf in der Bildungspolitik, wie land herkommen?

12 UNAUFgefordert Juli 2010 Politik Foto:Hertel P.

verfügen nun einmal nicht über die gleichen Landeszuschüsse wie etwa einige süddeutsche Universitäten«, so Markschies. Die Unzufriedenheit mit der Studiensituation sei nicht auf sogenann- te arme Bundesländer beschränkt. Auch in Bayern und Baden- Württemberg litten die Studierenden unter dem Leistungsdruck und der teils stark reglementierten Studienstruktur an den Uni- versitäten. Gibt es bei selbstverständlichen Einschränkungen und geteiltem Leid keinen Grund für weitere Proteste? Erreicht hat der Bildungsstreik bislang die Abschaffung der An- wesenheitslisten und die Abkehr von einer Bachelor-Regel- studienzeit von sechs Semestern. Doch »jetzt sind die großen ­Themen durch«, so Klemm. Große Einflussmöglichkeiten sieht er für den Bildungsstreik und dessen »unrealistische Anliegen« nicht. Selbst die Engagiertesten würden zwischen Hoffnung und völliger Resignation schwanken. Spätestens, wenn die Abitu­ rientinnen und Abiturienten ab Oktober 2010 einen Studienplatz beanspruchten und keinen bekämen, könne die Bewegung wie- der an Zulauf gewinnen, so Clara. »Schüler haben noch Kraft, die Studierenden nicht mehr.« Leere in der Lisa Crinon und Dena Kelishadi Vollversammlung

»Es kann nicht sein, dass immer die Gleichen gefördert werden«, Anzeige empört sich Bildungsstreikmitglied Clara. Bildungsstreikanhän- ger und -gegner sind sich einig: »die Würfel, die über soziale Qualifikation schafft Zukunft! Chancen entscheiden, sind schon im Kindergarten gefallen«, wie es Klemm formuliert. Liegt hier nicht ein weiterer Grund, die Um- setzung sozialer Gerechtigkeit in Frage zu stellen und für mehr davon zu protestieren? Was aber, wenn keiner mitprotestieren Einstieg als Trainee (m/w) will? »Die Leute beim Bildungsstreik fühlen sich wahnsinnig po- litisch, am Ende bleiben aber wenige in den Gremien«, meint der RCDS-Vorsitzende. Ersten Abschluss geschafft! Berufsstart mit Führungsstudium kombinieren! Die Studierenden verlören allmählich aus den Augen, welche General Management MBA Privilegien ihr Status böte, so Clara. Und eben aus diesem Grund will die Protestbewegung diejenigen einbeziehen, die sonst nicht Start am 25. Oktober 2010 (ganzjähriger Einstieg möglich) zu Wort kommen. Was für Gegner wie Klemm eine Versamm- – 12 Wochen (Mo–Sa) in 5 Semestern mit Präsenz in Dresden und Krems lung linksradikaler Streitlustiger ist, sehen die Protestierenden – staatlich anerkannter Universitätsabschluss mit 120 ETCS-Punkten der Donau-Universität Krems (Österreich) vielmehr als eine Austauschplattform für alle, die die Zukunft – international akkreditiert durch FIBAA (2003–2013) der Universität etwas angeht. Den mittlerweile deutlich links- – kostenfreies Bewerbungs- und Vermittlungsverfahren für alternativen Akzent bestreiten sie nicht. Mag sein, dass er auf Absolventen aller Fachrichtungen potentielle Mitstreiker abschreckend wirkt, doch für alle gilt das – Partnerunternehmen im gesamten Bundesgebiet Grundprinzip der Bewegung: Jeder, dem etwas nicht passt, kann – Studiengebühren trägt das Unternehmen (ESF-Förderung möglich) sich einmischen. Für Clara machen es sich viele Leute zu einfach, Informationsveranstaltungen: 21. 08. und 18. 09. 2010 in Dresden indem sie sich heraushalten. Open-Class: 16.–21. 08. 2010 in Dresden Der Präsident der Humboldt-Universität (HU) Christoph Mark- schies sagt, er habe großes Verständnis für die Anliegen der Ihr Ansprechpartner: Studierenden. Die aktuellen Streikaktionen seien legitim, bein- Dipl.-Kfm. (FH) Georg Knobloch, MBA halteten aber in seinen Augen keine elementaren Neuerungen. Europäisches Institut für postgraduale Bildung an der TU Dresden e. V. Dass die Bundesregierung mit ihren neuen Sparmaßnahmen ei- Goetheallee 24 · 01309 Dresden ne effektive Kürzung des HU-Etats vornähme, was die Probleme Tel.: +49 351 44072-17 · E-Mail: [email protected] der Studierenden verschärfe, sieht er nicht so. Die Haushalts- situation des Landes Berlin sei schon lange so problematisch, dass sie selbstverständlich eine konstante Einschränkung im www.EIPOS.de/MBA Handlungsspielraum der Universitäten mit sich brächte. »Wir

UNAUFgefordert Juli 2010 13 Politik

So pünktlich wie die S-Bahn: Studierende warten auf ihre Entschädigung

Verscheckt Illu: F. Thalmann

Für gewöhnlich findet sich im studentischen Briefkasten eher Be- arbeiten nicht durchgeführt und Wartungsprotokolle gefälscht langloses wie Beschwerden der Nachbarn oder Ärgerliches wie worden waren. Rechnungen. Aber manchmal kann das Ritual des Briefedurch- Daraufhin hatte die Bahn bereits im Oktober eine schnelle Ent- schauens auch zu unerwarteter Freude führen. Unter den Blaue- schädigung der Stammkunden in Aussicht gestellt; die betrof- Tonne-Kandidaten findet sich ein Stück Papier, dessen Bedeu- fenen Studierenden in Berlin und Umland sollten von dieser Re- tung einige wohl nur aus grauer Vorzeit kennen: ein Scheck. Da- gelung jedoch ausgenommen werden. Die S-Bahn begründete bei handelt es sich um die Entschädigung der S-Bahn in Höhe dieses Vorgehen damit, die Semestertickets seien ohnehin schon von 26,44 Euro, die der Erfolg der konsequenten Verhandlungen vergünstigt und die Studierenden bräuchten die Fahrkarten in der Studierendenvertretungen mit der Tochter der Deutschen den Semesterferien nicht. Erst auf den geschlossenen Druck Bahn AG (DB) ist. Bis hierher war es ein weiter Weg. der Studierendenvertretungen der betroffenen Hochschulen Ein Blick zurück: Nach kleinen technischen Schäden im Win- war der Betrieb zu einem »Entgegenkommen« bereit und stellte ter 2008/2009 folgte der Super-GAU im Mai 2009 mit dem Rad- zunächst einen Monat kostenfreie Fahrt in Aussicht. bruch eines Zuges des mit Abstand am häufigsten eingesetzten Doch dann brach der nächste Konflikt mit der S-Bahn aus: Sie er- S-Bahn-Modells. Als die daraufhin vom Eisenbahnbundesamt wartete von den Hochschulen die Verteilung der Zahlungen und (EBA) angeordneten zusätzlichen Wartungen nicht befriedi- die Übernahme der mit dem Verwaltungsaufwand verbundenen gend durchgeführt wurden, zog das EBA die ungeprüften Züge Mehrkosten. Während sich viele der betroffenen Hochschulen

Anzeige aus dem Verkehr. Plötz- auf diesen Handel einließen, verhandelte der Referent_Innen- lich waren nur noch 165 Rat der HU weiter, um auch diese Gelder einzufordern, was nach der sonst 632 Züge zäh- einem halben Jahr endlich gelang. Weil die HU die Studieren- lenden Flotte einsatz- denadressen aus Datenschutzgründen nicht an die Bahn weiter- bereit. Nicht nur, dass geben wollte, wurde die uni-eigene Druckerei mit dem Druck der die Bahn aufgrund ge- Schecks beauftragt. Diese war aber bereits mit der Anfertigung schlossener Werkstätten der Rückmeldeunterlagen ausgelastet, weshalb sich die Zustel- und entlassener Mitar- lung weiter verzögerte. beiter nicht in der Lage Für das laufende Jahr wurde eine andere Regelung gefunden. war, in einem angemes- Zwei Monatsbeiträge – 54,50 Euro – sind mit der Rückmeldege- senen Zeitraum die Feh- bühr verrechnet worden. Studierende, die sich zum Winterseme- ler zu beheben, es folgte ster 2010 exmatrikulieren, gehen dadurch leer aus. Das Immatri- im September ein wei- kulationsbüro findet diesen Vorgang unfair, könne aber nichts terer Skandal: Das EBA dagegen tun und empfiehlt den Betroffenen, sich ans Semester- fand heraus, dass auch ticketbüro zu wenden. Bremsen beschädigt wa- Ob das letzte Wort gesprochen wurde, ist zweifelhaft. Der von ren – die endgültige Ent- der Bahn versprochene Normalisierungstermin hat sich von De- tarnung krimineller Ma- zember 2009 auf Dezember 2010 verschoben, aber Probleme bis chenschaften. Untersu- 2013 scheinen laut Berliner Senat nicht ausgeschlossen. Mit Si- chungen ergaben, dass cherheit müssen sich die Studierenden der Hauptstadt und des aus Sparzwang bereits Umlands auch in den kommenden Semestern auf S-Bahn- und ab 2004 vorgeschrie- Entschädigungschaos einstellen. bene Instandhaltungs- David Danys

14 UNAUFgefordert Juli 2010 Studieren

Zu viele Studierende wollten ein privates Schließfach im Grimm-Zentrum – die Allgemeinheit zahlt. Krach- und Fachgeschichten

Viele Studierende begehen vorsätzlichen Diebstahl – auch wenn zu den Münzen können die Schließfächer auch mit gelochten sie es für ein Kavaliersdelikt halten. Der Tatort: Das Unterge- Plastikkarten benutzt werden. Diese werden oft über Nacht im schoss des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums. Dort gibt es Schrank stecken gelassen, um am nächsten Tag auch mittags insgesamt 1000 Schließfächer. Genauer gesagt, Münzschließ- eins der begrenzt verfügbaren Fächer zu haben. Nach dem fi- fächer, die auch ohne Münzeinwurf funktionieren. Ein benut- nanziellen Schaden, den die Bibliothek durch das ständige Auf- zerfreundliches System dachte die Bibliotheksleitung, das den brechen der Fächer erleidet, fragen die Studierenden nicht. Eine Studierenden die Rennerei nach Geldstücken erspart und die Lösung für das Problem hat die FU bis jetzt nicht. Mitarbeiter nicht mit Besuchern belastet, die krampfhaft auf der Die Volkswagen-Bibliothek der Technischen Universität hat in- Jagd nach einem Euro sind. zwischen zum dritten Mal auf ein neues Schlosssystem umge­ Doch diese gut gemeinte Idee bewirkte nach noch nicht einmal rüstet. Zuerst gab es dasselbe wie im Grimm-Zentrum, das auch einem Jahr, dass bei 450 Schließfächern der Schlüssel fehlte. Die hier nicht funktionierte. Danach gab es Schließfächer, die die Mehrheit wurde bewusst entwendet. Es ist nämlich praktisch, zu Besucher mit einem Pincode öffnen konnten. Da den Studie- den Stoßzeiten ein Privatfach zu haben. renden trotz Warnungen nichts Besseres einfiel als 1-1-1-1 oder Der geneigte Schlüsseldieb schloss das Schließfach mit offener 1-2-3-4, waren Diebstähle an der Tagesordnung. Auch vergaßen Tür ab, wodurch er den Schlüssel einfach abziehen konnte. Für viele Nutzer ihre Nummer. Dazu kam noch, dass die Akkus der andere Besucher hieß das, zwischen hunderten offener Türen elektronischen Schlösser schnell schlapp machten. Die neue Lö- umherzuirren, um diejenigen zu finden, an denen noch Schüssel sung waren Vorhängeschlösser. Jeder Besucher muss nun sein steckten. eigenes Schloss mitbringen. »Die Bibliotheksleitung ging von normalem, bei einem solchen Auch die Grimm-Bibliothek hat sich für diese Lösung entschie- System üblichen Schwund an Schlüsseln aus«, erklärt Regina den. Inzwischen wurde begonnen, auf Fächer ohne Schlüssel Pfeifenberger von der Öffentlichkeitsarbeit. »Aber dass fast die umzustellen und sie der breiten Öffentlichkeit wieder zugäng- Hälfte aller Schlüssel gestohlen würde, damit hat keiner gerech- lich zu machen. Die Umrüstung der 450 Türen kostet 8 000 Eu- net.« ro. Geplant ist, alle Schließfächer umzustellen und nach Ende Die Videoüberwachung war keine Hilfe, um den Dieben auf die der Ausstellung noch weitere in der Eingangshalle aufzustellen. Spur zu kommen. Das sei aus datenschutzrechtlichen Gründen »Schade«, findet Martin, der seinen Bachelor in Kultur und Tech- nicht möglich. Die Kameras seien nur dafür installiert, Nach- nik macht. »Ich fand es mit den Schlüsseln besser. Aber offenbar forschungen anzustellen, wenn Eigentum der Besucher weg- sind Studenten zu egoistisch für dieses System.« komme. Auch der Versuch, eine Mitarbeiterin abzustellen, um Schuldige auf frischer Tat zu ertappen, wurde nach einer Stun- Bettina Malter de aufgegeben. Zu klein sind die Schlüssel, um die Vorgänge zu verfolgen. Schließlich versuchte es die Bibliotheksleitung mit freundlichen Aufrufen, die Schlüssel wieder zurückzubringen – erfolglos. »Ich fand es total ätzend. Es gab so viele freie Fächer und man musste trotzdem warten«, sagt eine Studentin. »Ich hab dann selber mal überlegt einen Schlüssel mitzunehmen.« Aber dann habe sie gedacht, dass könne man doch nicht machen. Viele Studierende haben sich jedoch anders entschieden. Leitgedan- ke: »Na wenn der das macht, darf ich das auch.« Um der Verlockung entgegen zu wirken, richtete die Bibliothek eine Garderobe in der Eingangshalle ein. Dafür stellte man sogar einen neuen Mitarbeiter ein. Zurzeit versucht die Bibilothekslei- tung eine Finanzierungsmöglichkeit zu finden, diesen Service auch am Wochenende anzubieten, bis eine andere Lösung ge- funden ist. Auch andere Bibliotheken in Berlin haben Probleme mit ihren Schließfächern. Das Beispiel der Phi- lologischen Bibliothek der Freien Universität Illu: F. Thalmann (FU) – auch bekannt als »Brain« – zeigt, dass Studierende es ausnutzen, wenn sie keinen Wert in die Schlösser in- vestieren müssen. Als Alternative

UNAUFgefordert Juli 2010 15 Studieren

Mogeln wird für Studierende immer schwerer. Dank Google entlarven Dozenten Plagiate schnell und einfach. Abgeschrieben

Ein Professor erhält seinen selbst geschriebenen Wikipedia-Ar- veaus hervor. Die Arbeit war in englischer Sprache verfasst und tikel als Seminar-Arbeit zurück. Eine Doktorandin stellt ihren Se- Weber-Wulff, selbst Muttersprachlerin, musste wegen des kom- minarteilnehmern eine Magisterarbeit zur Verfügung und be- plexen Vokabulars ein Wörterbuch zu Hilfe nehmen. Die Profes- kommt eine Hausarbeit eingereicht, die zu 80 Prozent daraus be- sorin wurde stutzig und gab die unverständlichen Begriffe bei steht. So dreist kann niemand sein? Genau das ist Lehrenden Google ein. Schnell fand sie das Vorbild der Arbeit im Internet. Mit schon passiert! frisch gewecktem Misstrauen kontrollierte sie auch die anderen »Vielen Studenten fehlt das Bewusstsein für wissenschaftliches Arbeiten genauer und fand schließlich zwölf Plagiate. Arbeiten«, sagt Prof. Debora Weber-Wulff von der Hochschule für Daraufhin setzte sie sich intensiver mit dem Thema auseinan- Technik und Wirtschaft Berlin. Seit 2001 beschäftigt sie sich in- der und nahm eine Typisierung der Mogler vor. Zum einen gibt es tensiv mit dem Thema Plagiate. Nach einem Seminar erhielt sie diejenigen, die komplette Arbeiten kopieren, andere übersetzen 34 Hausarbeiten. Eine stach besonders aufgrund ihres hohen Ni- fremdsprachige Essays, manche nehmen mal hier, mal da einen Absatz und formulieren ihn um. Aber auch umformulieren hilft nichts. Weber-Wulff ist sich sicher, dass Dozenten die meisten Be- trüger mithilfe von Google enttarnen können. Keine teure Plagi- atssoftware müsse angeschafft werden. »Es reicht, wenn man aus einem Absatz der Seminar-Arbeit drei bis fünf Wörter, am besten Substantive, herausgreift und sie bei Google eingibt«, erklärt We- ber-Wulff. Da Google angefangen hat, viele Bücher einzuscannen, haben Sucher gute Chancen auf einen Treffer. Dazu kommt noch, dass gerade kleine Fachverlage Verträge mit dem Suchmaschi- nenkonzern geschlossen haben. Zwar wird der eigentliche Inhalt nicht bei Google angezeigt, ist aber trotzdem erfasst. Das heißt, wer nach spezifisch wissenschaftlichen Themen sucht, wird auch auf das entsprechende Verlagsprogramm stoßen. Doch trotz dieser Hilfestellung bleiben wohl viele Plagiate un- entdeckt. »Bei uns werden alle Arbeiten in Papierform abgege- ben«, sagt eine Doktorandin der Kunstgeschichte, die ihren Na- men nicht in der Zeitung lesen will. Die meisten Dozenten würden sich auf ihr Gedächtnis verlassen. Sie hoffen sich an die Standard- Illu: S. Ruppert werke zu erinnern, wenn ihnen etwas bekannt vorkommt. Als es noch separate Institutsbibliotheken gab, konnten die Lehrenden schnell nachschlagen. Jetzt, da sie das Grimm-Zentrum aufsu- Anzeige chen müssten, ist das vielen zu aufwändig. Die Kunsthistorikerin hat die Erfahrung gemacht, dass gerade bei Handouts, die zu Referaten ausgeteilt werden, die Hemmschwelle niedrig ist, einfach abzuschreiben. »Eigentlich müsste man vor je- dem Seminar die Wikipedia-Artikel zu den besprochenen Themen durchlesen«, sagt sie. Doch das Abschreiben würde nicht einmal mit bösem Willen geschehen. Vielen Studierenden sei nicht be- wusst, dass sie etwas Unrechtes täten, sagt die Doktorandin wei- ter. Einmal hielt ein Student ein Referat im Duktus der 1930er/40er Jahre. Als sie die Studierenden darauf ansprach, ob ihnen etwas aufgefallen sei, erhielt sie zunächst keine Antwort. Sie musste den Seminarteilnehmern erst erklären, dass es unrecht sei, Textstellen zu übernehmen, ohne die Quelle anzugeben. Wie die Betrugsfälle geahndet werden, ist unterschiedlich und hängt vom Institut ab. Meist wird die Arbeit mit 5,0 bewertet. »Ich finde das nicht richtig. Ob jemand krank war und seine Arbeit nicht abgeben konnte, oder ob er ein Plagiat abgeliefert hat, wird mit der gleichen Note bei den Prüfungsbüros erfasst«, empört sich die Doktorandin. Heidi Simon

16 UNAUFgefordert Juli 2010 Studieren

Foto: S. Ruppert

Der Sommer treibt die Studierenden ans kühle Nass – Die UnAuf stellt vier erfrischende Möglichkeiten vor. Pack die Badehose ein!

Schlachtensee Plötzensee

Der Schlachtensee ist das Vanille-Eis unter den Berliner Seen: Ein kleines Schmankerl in der Berliner Seenlandschaft ist der bekannt, beliebt und vielleicht schon etwas langweilig - aber Plötzensee. Vom S-Bahnhof Westhafen ist er mit dem Fahrrad auch: leicht zu bekommen. Vom S-Bahnhof Schlachtensee sehr gut zu erreichen. Auch zu Fuß ist der Weg noch machbar. sind es nur wenige Schritte bis zum Wasser. Auf der Wiese Wer es konventionell mag, kann das Freibad aufsuchen. Hier gibt zwischen Bahnhof und See tummeln sich zu fast jeder Tages- es eine riesige Wiese, auf der es nie zu eng wird. Direkt am See zeit Schülergruppen und Freunde des kalten Biermixgetränks. gibt es auch einen Strandbereich, der allerdings nicht empfeh- Den schönen Waldweg um den See haben auch schon viele lenswert ist. Hier liegt wie auf Malle Pobacke an Pobacke und Jogger und Hundebesitzer für sich entdeckt. Wer sich aber ein aus der Strandbar dröhnt die entsprechende Musik. Für die Of- Stück vom Bahnhof entfernt, hat sehr gute Chancen auf ei- fenherzigen gibt es auch einen FKK-Bereich. Allerdings sollten ne ruhige Uferstelle. Unterwegs kann man die Villen der rei- sich Angezogene dahin nicht verirren, da sie einige böse Blicke chen Zehlendorfer bestaunen und sich hämisch darüber freu- und eventuell mahnende Worte ernten könnten. Wer keine Lust en, dass die Anwohner wenigstens keinen privaten VIP-Zu- auf Freibad hat, kann auch auf die Seite des Sees gehen. Hier gang zum See haben. gibt es viele kleine nette Buchten, die dazu noch kostenlos sind.

Der Müggelsee Die Krumme Lanke

Er ist der Größte von allen: mit 7, 4 Quadratkilometern und bis Das intimste Erlebnis unter Berlins legendären Seen bietet die zu acht Metern Wassertiefe ist der Müggelsee Berlins größtes Krumme Lanke in Zehlendorf. „Und dann saß ich wieder mit ihr Binnengewässer. Das Strandbad Rahnsdorf, leicht vom S-Bahn- auf der Banke“ besingt seit dem 19. Jahrhundert der Berliner sei- hof Rahnsdorf erreichbar, bietet nicht nur weißen Sand, sondern ne amourösen Erlebnisse am seltsam gurkenförmigen Gewäs- auch ein großes Publikum. Wer ausdauernd genug ist und die ser mit den zahlreichen Bäumen und kleinen Buchten, die auch langen bewaldeten Ufer des Sees abläuft, wird aber selbst an heute noch den Besuchern Schutz gewähren. Die Gegend hat Hochsommer-Wochenenden stets ein einsames Plätzchen am die Gutsherrschaft des Klosters Lehnin genauso überlebt wie Wasser finden. Ein absolutes Muss ist der Müggelsee allerdings die Stiefel der SS-Leute, die sich im dritten Reich im „Kame- besonders für Freunde des Wassersports: Gesegelt, gesurft und radschaftsheim“ erholten. Die kleinen modernistischen Sied- gepaddelt werden darf hier über die gesamte Breite des rie- lungen sind geblieben und machen schon den kurzen Weg vom sigen Gewässers. Zudem bieten zahlreiche Bootsverleiher auch U-Bahnhof Krumme Lanke zu einem erholsamen Erlebnis. Das dem Laien einen Ausflug aufs Wasser an. Lohnenswert ist in je- Fehlen großer Liegewiesen verstärkt den exklusiven Charakter dem Fall ein Blick ins beschauliche Rahnsdorf: Villenkolonien des Sees noch. Allerdings würden sich große Strände auch nicht aus dem 19. Jahrhundert und eine Promenade im brandenbur- lohnen: Mehr als einen Tauchgang im trüben Wasser des kleinen gischer Kurbad-Stil verleihen dem Dorf am Ufer einen besonde- Gewässers unternehmen nur die hartgesottenen Badegäste ren Charme. Patrick Hansen, Heidi Simon, Florian Sander und Margarete Stokowski

UNAUFgefordert Juli 2010 17 Studieren

studieren in...Berlin

Ich (Hollandrad) werde von einem anderen Radfahrer (fixed Bibliothek. Trotz Bolognareform scheint mir das Studentenleben ­gear) überholt. Er schimpft irgendetwas über »Linksfahrerei« und hier lockerer zu sein. Vor drei Jahren kam ich als Erasmusstuden- schaut mich dabei nicht mal an. Er hat recht, obwohl ich den Weg tin zum ersten Mal nach Deutschland, einem Land, wo man kei- zur FU durch Friedenau schon seit fast zwei Jahren fahre, staune ne Papierstapel durchmessen muss, bevor man Klausuren schreibt. ich immer noch über die wunderschönen Altbauten und verges- Die Hausarbeiten schreibt man in den Ferien, nicht während des se dabei auch mal die anderen Verkehrsteilnehmer. An das Ge- Semesters wie in Belgien. So kann man sich im Semester voll auf schimpfe in den Berliner Straßen habe ich mich längst gewöhnt. die Seminare konzentrieren, die nicht so lahm ablaufen wie an mei- Mit wechselndem Erfolg versuche ich inzwischen, mir die Berli- ner Heimatuni in Leuven. Dort lassen die Teilnehmer jeden Kommu- ner Schnauze anzueignen. Ich kann sie an der nächsten Kreu- nikationsversuch des Dozenten auflaufen, indem sie kollektiv aus zung, wo mich ein Autofahrer fast umnietet, direkt in der Praxis dem Fenster starren, fleißig die Stille protokollieren oder sich ähn- ausprobieren. Der Berliner Akzent fehlt mir zwar, aber das ver- lich verhalten wie der nun wirklich ärgerlich laut schnarchende Typ suche ich mit einem wahrscheinlich sehr ungelenk platzierten neben mir, nur damit sie nicht zu Wort kommen müssen. »wa« zu kaschieren. Hauptsache, man macht den Mund auf. Mein erstes Seminar an der HU war deutlich handlungsreicher: An der FU steige ich von meinem Rad. Zwar habe ich heute kei- Die Studierenden meldeten sich nicht nur freiwillig, sie disku- ne Veranstaltung, aber ich will in der Bibliothek ein paar Stünd- tierten auch aufmerksam mit. Ich war begeistert, endlich Leute chen an einer Hausarbeit schreiben. Es ist noch früh, aber rich- zu treffen, die sich leidenschaftlich für ihr Studium interessier- tig warm, der Sommer ist endlich auch in Berlin angekommen. ten, und die Diskussion nach der Veranstaltung bei einem Kaf- Vielleicht gehe ich nachher noch in den Park oder fahre an den fee (das Lieblingsgetränk des deutschen Studierenden, bevorzugt Schlachtensee. Ich suche mir einen Sitzplatz im »Brain«, wo es aus einem Pappbecher konsumiert) fortsetzten. Und was sie al- dank des leider zu lauten Lüftungssystems kühler ist und muss les wussten! Ich war davon überzeugt, dass dieses Studiensystem an meine Schwester und meine Freunde zu Hause denken. In Bel- viel erfolgreicher sein müsste als der abstumpfende Einbahnstra- gien soll es auch heiß sein. In den Park gehen die meisten trotz- ßenunterricht in Belgien. dem nicht, dort ist im Juni »Blok« angesagt – zwei vorlesungs- Für meinen Master hat es mich wieder nach Berlin verschlagen, freie Wochen, die man zur Vorbereitung die dreiwöchige Klausur- diesmal an die FU. Ich wäre keine Belgierin, wenn sich meine da- periode braucht. Ohne straffen Zeitplan und stählerne Disziplin malige Begeisterung inzwischen nicht ein wenig relativiert hät- schaffen die meisten das nicht. Und weil keiner die Klausuren im te. Schnell wurde mir klar, dass Deutsche überhaupt nicht so September wiederholen will, sitzen die belgischen Studierenden viel wissen, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. In von morgens bis abends am Schreibtisch und »blokken« mas- einem literaturwissenschaftlichen Seminar hatte niemand eine senweise Reader, Notizen und Bücher auswendig. Ich erinnere blasse Schimmer, wer Lord Byron war und ein promovierter Lin- mich an einen Stapel Papier, anderthalb Meter hoch, den ich ein guist fragte mich, ob Deutsch und Niederländisch eigentlich ver- Semesterende komplett auswendig gelernt habe. Man lebt nach wandte Sprachen seien. Es lässt sich mit den Deutschen hervor- einer todlangweiligen Routine in diesen Tagen. Traurige Höhe- ragend diskutieren, stellte ich fest. Sie haben eine Meinung zur punkte bilden die Klausuren in stickigen Hörsälen und die münd- Situation in Griechenland, zum letzten Kunstwerk von Banksy lichen Prüfungen in abgedunkelten Seminarräumen – manchmal und zum Klimawandel, aber das macht sie nicht zu Sachverstän- werden die Rollos so weit heruntergelassen, dass die ebenfalls digen. Die Seminare sind durch diese Erkenntnis nicht weniger übermüdeten Professoren während des Examens einschlafen. interessant, aber ich lasse mich längst nicht mehr von den Deu­ Neben mir schnarcht jemand, ein Student macht ein Nickerchen in tschen einschüchtern, auch nicht wenn sie sich schon achtzehn den bequemen roten Sesseln im dritten Stock der Philologischen Semester an der Uni rumtreiben. Ich glaube, in der ­Kombination

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belgischer ­Bildungstradition und deutscher Debattenkultur einen für mein Heimatland typischen Kom- Esther studiert seit promiss gefunden zu haben: Das dem Wintersemester 2008 stundenlange Pauken von Grund- den Masterstudiengang lagenkenntnissen ist doch nicht so Editionswissenschaften sinnlos, wenn man darauf eine kri- an der FU. tische Diskussion aufbauen kann. Ich schaue auf die Uhr: Es ist fast halb eins, ich treffe mich an der Mensa mit einigen Freunden. An- ders als in der Alma (die Leuvener Mensa) steht hier keine Riesen-

Foto:Ruette T: schüssel Mayonnaise zur Selbstbe- dienung bereit und gratis Pommes gibt‘s auch nicht. Dafür Veganes und Bio-Essen neben Billigfleisch: Dass die Deutschen in der Kü- che keine Lebensgenießer, sondern Zweckdenker sind, wurde mir schnell klar. Eine Mahlzeit soll entweder billig oder gesellschaft- lich verantwortbar sein. Am besten beides. Lecker und ausgiebig kommt dann erst auf dem dritten Platz. Das Tischgespräch dreht sich um die WM, einen ärgerlichen Professor, den anstehenden Urlaub, den Bundespräsidenten. Die Themen wechseln schnell und ich merke wieder, warum ich die Diskussionskultur der Deu­ tschen so liebe. Ein junger Mann kommt vorbei, drückt uns Flyer in die Hand. Er hofft, uns morgen auf der Demo in Friedrichshain zu sehen. Es geht um den Erhalt einer kommunistischen Partei in Südamerika. Über die Demonstrationsfreudigkeit der Deutschen habe ich mich schon immer gewundert. Ein Politiker zuckt mit der Wimper und schon stehen alle auf der Straße und fordern mehr Rechte für Transvestiten, Praktikanten oder Reisbauern in Südo- stasien (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge). Ich versuche mir eine ähnliche Situation in der Alma vorzustellen – die Diskussion wäre nicht weiter gekommen als eine Analyse des letzten »Can- tus« (ein Sauf- und Gesangsfest, auf dem, in der trügerischen Ab- sicht noch irgendwie akademisch zu wirken, lateinische Klassiker wie »Io Vivat« oder »Gaudeamus igitur« dargeboten werden), ge- flyert würde wohl nur für die nächste »TD« (thé dansant oder Stu- dentenparty). Ich fahre wieder nach Hause. Das Wetter ist immer noch wun- derschön. Ich schicke einige SMS und anderthalb Stunden später sitze ich mit Freunden im Tiergarten bei einem Nachmittagspick- nick. Es ist Freitag. Wir besprechen, was wir am Wochenende vor- haben und wieder muss ich mit leichtem Schmunzeln an mein Hei- matland denken. Freitag ist in Leuven der Tag des großen Exodus. Falls sich jemand am letzten Tag vor dem Wochenende aus Ver- sehen in diese provinzielle Kleinstadt verirrt, glaubt er bestimmt, dass die Bevölkerung einen kollektiven Urlaub gebucht hat. Laut rattern die Räder der Rollkoffer über die gepflasterten Straßen. Zielstrebig eilen alle in Richtung Bahnhof. Niemand kommt auf die Idee, am Wochenende an seiner Alma Mater zu bleiben. Zu Hause wartet nicht nur Mama, sondern auch ihre Waschmaschine und ihre leckeren Sonntagskroketten. Ich entscheide mich, den Sonn- tag grillend im Görlitzer Park zu verbringen – ohne Kroketten und ohne Mama, aber dafür in der schönsten Stadt der Welt. Und ich überlege, ob ich nicht auch eine Demo organisieren sollte, wenn ich das nächste mal in meinem Heimatland bin. Vielleicht würde sich da dann auch mal irgendetwas bewegen. Hauptsache, man macht den Mund auf. Esther De Soomer

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Wenn das Ausland ruft doch der Geldbeutel Illu: A. Weingarten schweigt – hier gibt‘s Hilfe. Reisegeld

Seit der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen ist tralasien, Südostasien und China erstmalig zusammen. die Zahl der Studierenden, die einen Teil ihres Studiums im Aus- Info: http://www.international.hu-berlin.de/EM-ECW land verbringen, drastisch gesunken. Mittlerweile entscheiden sich an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) jährlich weniger UV-Prgramme als fünf Prozent der Studierenden, ein oder mehrere Semester Die Humboldt-Universität zu Berlin hat außerhalb Europas rund im Ausland zu verbringen. Eine Befragung der Abteilung Inter- siebzig Partneruniversitäten, an die sie jährlich Studierende für nationales an der HU hat ergeben, dass die meisten Studieren- ein Auslandssemester oder -jahr schicken kann. Diese Univer- den zudem kaum über die zahlreichen Austauschmöglichkeiten sitätsverträge (»UV-Programme«) decken die ganze Welt ab – in Bescheid wissen. Bekannt ist den Nord- und Südamerika, La- meisten nur das ERASMUS-Pro- teinamerika, Afrika, Asien und gramm. Dabei steht den HU-Stu- Australien stehen Studieren- dis die ganze Welt offen – und das Beratung an der HU zu allen Angeboten den der HU Austauschplät- teilweise mit satten Stipendien: ze an hervorragenden Hoch- WO|ANDERS STUDIEREN - Dein Auslandssemester. schulen zur Verfügung. Da- PAD-Programm Tel: +49 30 2093 2491 bei werden in allen Fällen die Das Angebot des Pädagogischen Fax: +49 30 2093 2115 Studiengebühren an der Part- Austauschdienstes (PAD) ist ein E-Mail: [email protected] neruni komplett erlassen. Zu- besonderes Programm für alle, die Web:www.international.hu-berlin.de/ins_ausland/ sätzlich hat der DAAD der HU eine Sprache oder auf Lehramt studierende/studium gerade Mittel bewilligt, um für studieren und eine gewisse Zeit die Mobilität außerhalb Euro- in dem Land verbringen möch- Auslandsstudium für Studierende und Doktoranden pas Stipendien zu vergeben ten, dessen Sprache sie lernen. Mit Im Hauptgebäude, Unter den Linden 6, im internati- – das sogenannte PROMOS dem Fremdsprachenassistenzpro­ onalen Club »Orbis Humboldtianus« (Raum 3120, 2. Programm. Info: gramm kann es nach Australi- Etage, über dem Audimax): www.international.hu-berlin. en, China, Belgien, Frankreich, Ir- Montag und Dienstag 11–15 Uhr, Mittwoch und Don- de/ins_ausland/studierende/ land, Italien, Kanada, Neuseeland, nerstag 13–17 Uhr, Freitag 10 –13 Uhr studium Schweiz, Spanien, USA oder ins Vereinigte Königreich gehen. Fulbright Bei einer erfolgreichen Bewerbung Großzügige Jahresstipendien erhält jeder Teilnehmer automatisch ein Stipendium, dessen Höhe für den Studierendenaustausch bietet auch das deutsch-ameri- je nach Gastland zwischen 640 und 1 000 Euro liegt. Dazu müssen kanische Fulbright-Programm. HUStudierende können sich zur pro Woche zehn bis zwölf Stunden Deutsch unterrichtet werden – fachlichen Vertiefung und Ergänzung des Studiums an einer ame- womit gleich noch Arbeits- oder Lehrerfahrung gesammelt wird. rikanischen Hochschule bewerben. Stipendiaten sind als Vollzeit- Info: [email protected] Studierende für ein akademisches Jahr (Neun Monate) an einer Gasthochschule in den Vereinigten Staaten eingeschrieben. Das Erasmus Mundus-Programm Programm finanziert Studiengebühren und Lebenshaltungsko- Auch außerhalb der EU bietet das ERASMUS-Programm viele Mög- sten mit Vollstipendien bis zu 30 400 Dollar oder Teilstipendien bis lichkeiten. Wer den alten Kontinent verlassen möchte, wird dabei zu 21500 Dollar. Erstattet werden außerdem die Reisekosten, eine sogar mit Monatsstipendien von 1 000 bis 1500 Euro unterstützt. Nebenkostenpauschale und Kranken- sowie Unfallversicherung. Konsortien von circa 20 Universitäten aus der EU und Partner- Darüber hinaus gibt es Reisestipendien und Stipendien für Dok- ländern erhalten einen Zuschuss von zwei bis fünf Millionen Eu- toranden. Das Programm ist auch außerhalb der Universität sehr ro pro Jahr. Die Stipendien werden für ein Auslandsstudium so- angesehen, hat ein großes Alumni-Netzwerk und gilt als positives wie Forschung und Lehrbesuche von Mitarbeitern vergeben. Signal im Lebenslauf. Die HU ist an vier Konsortien beteiligt und arbeitet mit vielen Info: [email protected] ­Partnern in Russland, Weißrussland, Ukraine, Moldawien, Zen- Patrick Hansen

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Im Juli Foto:Hertrel P.

UNAUFgefordert Juli 2010 21 Leben E-Mail aus...Südafrika Foto:A.Weingarten Von: Konstantin Sacher Nach dem Deutschlandspiel ge- An: [email protected] gen Serbien war die ganze Stadt Betreff: Ohne Vuvuzela voller Deutscher. Man könnte meinen, die Deutschen hätten Liebe UnAuf, sich in vereinter Trauer gut ver- viele Grüße aus dem Land der Fußball-Weltmeisterschaft. Darauf standen, aber nichts derglei- wird Südafrika im Moment reduziert. Dabei hat das Land soviel chen! Ich wurde Zeuge eines mehr zu bieten: Vom wunderbaren grünen Kap mit seinen Wein- Streits zwischen zwei Landsleu- anbaugebieten, über Traumstrände, Nationalparks, die vor wil- ten. »Fettes Schwein« rief der eine dem anderen zu. Ruckzuck den Tieren nur so wimmeln, bis zum Fundort des Skelettes von hatte der Provokateur eine Faust im Gesicht. Als zufällig ein Poli- Mrs. Ples, eine unserer Vorfahrinnen, die vor circa drei Millionen zeiauto vorbeikam, holte er sich Verstärkung. Es gab genug Zeu- Jahren gelebt hat. Dazu kommt noch vieles, das ich aus Zeitgrün- gen. Der Schläger konnte seine Tat also nicht leugnen. Er war ein den nicht besuchen konnte. deutscher Auswanderer und kannte sich aus, zückte sein Porte- Das alles ist im Moment uninteressant oder bestenfalls ein Lü- monnaie, drehte sich zum Polizisten um und sagte: »What can I ckenfüller für die Zeit, in der keine Mannschaft auf dem Platz do to make you leave?« Nach kurzem Überlegen antwortete der steht. Alles ist hier auf die WM ausgerichtet. Als ich mit dem Auto Beamte: »No, I cannot take this. It is World-Cup, I really have to nach Durban zum ersten Deutschlandspiel fuhr, wollte ich gerne open the case!« Wäre nicht gerade WM, hätte der Mann in Blau Musik hören. Es gab drei Sender. Einer übertrug das Spiel zwi- das Geld genommen und wäre wieder verschwunden. schen Algerien und Slowenien auf Englisch, der nächste auf Afri- Selbst die korrupten Polizisten strengen sich an und wollen, dass kaans und der dritte auf Zulu. Die Radio-, Fernseh- und Plakat- ihr Land ich als Gastgeber der ersten Weltmeisterschaft auf afri- werbung dreht sich sowieso nur um Fußball, die unzähligen Stra- kanischem Boden von seiner besten Seite zeigt. Und tatsächlich ßenverkäufer haben sogar Fahnen von Nord-Korea im Angebot hinterlässt Südafrika als Ganzes einen guten Eindruck. und auch die Polizisten benehmen sich anders als sonst. Konstantin Sacher Humboldt Historisch Diesmal: Bürokratische Republik Deutschland

In ihren offiziellen kleinen ­Schritten die FDJ. Während die Studie- Auftritten gibt sich renden (Ost) noch beschäftigt waren, hatte die die Humboldt- Politik (West) feste Vorstellungen von Demo- Universität (HU) kratisierung: Die westdeutsche Hochschulge- heute als große setzgebung in den neuen Bundesländern ein- Wende-Gewinne­ führen, die suspekten Gesellschafts- und Kultur- rin. Der Umbau wissenschaften abwickeln und nach westlichem Illu: A. WeingartenA. Illu: Anfang der 1990er Modell mit unverdächtigem Personal neu eröff- Jahre erscheint nen. als zweites Grün- Jetzt gingen die Studierenden in Berlin auf die dungsmoment, Straße. Sie wollten das Recht auf eine Grundsi- von dem aus Hum- cherung behalten, das vom Einkommen der Eltern boldts Ideale di- unabhängige Studenteneinkommen der DDR. Ih- rekt in die Gegen- re Vertreter pochten gleichzeitig auf die drittelpa- wart geführt wur- ritätische Besetzung aller Universitätsgremien. Sie den. Hier haben wollten die Geschicke der Universität bestimmen, die selbsternann- nicht wie im westdeutschen Modell nur mitreden. ten Gewinner Geschichte geschrieben. Gegen die unfreiwillige Allianz aus westlichen Politikern und den Die Studierenden, die 1989 unerwartet und plötzlich die Gele- im Amt verbleibenden Ost-Kadern aber hatten die Studierenden genheit hatten, die Universität nach ihren Vorstellungen zu ver- keine Chance. Statt eigenständiger Umstrukturierung stellten sich ändern, dürften sich eher als Verlierer sehen. Schon die in den Studierende, Lehrende und Verwaltung auf westdeutsche Reali- Einrichtungen des DDR-Regimes eingeübte Hilflosigkeit ver- täten ein. Viele schafften den Sprung nicht und mussten die Uni- hinderte, dass die ersten frei gewählten Studierendenvertreter versität verlassen. Der Startschuss für die neue HU erfolgte auf die Revolution ausriefen. Zuerst forderten sie Kommunikation dem Rücken eines untergegangenen Landes namens DDR. und Transparenz auf allen Ebenen und entmachteten in vielen Florian Sander

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Wie unsere Studierendenvertretung entstand: HU-Studentinnen erzählen Geschichte als Film. Demokratie, die nächste Stuve

Spannung, Leidenschaft, Verrat – »Vorsicht StuVe« bringt eigent- ­zusammen, die dann auf eine aufführbare Länge von 39 Minuten lich alles mit, was ein Bollywood-Blockbuster verspricht. Aller- gekürzt wurden. »Das ist eindeutig der schwierigste Teil gewesen, dings ist die Story kein Fantasieprodukt. Das Objekt der Leiden- auch wenn die Recherche und die Dreharbeiten ebenfalls sehr schaft ist nicht ein rehäugiges Starlett, sondern die studentische intensiv gewesen sind«, erzählt Anna-Maria. Durch die Arbeit Mitbestimmung. an dem Film habe sich auch ihr Bezug zur Universität geändert, »Vorsicht StuVe« zeichnet die Umbrüche an der Humboldt-Universität (HU) zwischen 1989 und 1992 nach, als die Studierenden zuerst halfen, das restriktive DDR-System aufzubrechen und nach der Wiedervereini- gung neue Strukturen mitgestalteten. Da-

bei wechselt der Film z wischen historischen Foto:A.-M. Weber Aufnahmen, nachgestellten Szenen und rückblickenden Erzählungen ehemaliger Studierender, die aktive Mitglieder der Stu- dierendenbewegung jener Zeit waren. Alles beginnt damit, dass die Studierenden sich im Oktober 1989 den Protesten gegen das Regime anschließen – trotz der Risiken, die Kritik an der Regierung für sie barg. Sie fordern eine unabhängige Interessenver- tretung anstelle der einseitigen Repräsen- tation durch die »Freie Deutsche Jugend« (FDJ). Und sie haben Erfolg: Zum ersten Mal findet an der Universität eine freie Ur- abstimmung statt, in der sich die Studieren- den mit einer überwältigenden Mehrheit dafür aussprechen, ihre Vertreter aus der Gesamtheit der Studierendenschaft wäh- Die Wende im Focus: len zu dürfen. Eine Studierendenvertretung Seminarteilnehmerinnen beim Dreh (StuVe) entsteht, außerdem wird die »Un- Aufgefordert« als unabhängige Stimme ge- gründet. Nach der Wende sind es ebenfalls Studierende, die sich dafür einsetzen, dass eine Personalkommis- die sie jetzt viel mehr als historischen Ort wahrnehmen. Christi- sion prüft, welche Angestellten an der Universität bleiben dürfen ne wurde allerdings deutlich, dass sich Engagement und Studium und welche dafür zu eng mit dem DDR-Regime verbandelt waren. nicht immer einfach verbinden lassen: »Die richtig Engagierten Aber der Film zeigt auch die Schattenseiten und Frustrationen der haben zu der Zeit eigentlich alle nicht mehr studiert.« Und jetzt, Studierendenbewegung: Als sich Heinrich Fink, der erste Rektor wo die Studienordnungen an vielen Stellen mit der Einführung des der HU nach der Wende, als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi Bachelor- und Mastersystems noch verschulter geworden seien, herausstellt, ist das für die Studierenden, die sich intensiv für ihn falle es noch schwerer, beides zu verbinden. eingesetzt hatten, ein herber Rückschlag. Eine vielleicht noch grö- Ein wenig enttäuscht sind die drei Filmemacherinnen, dass ihnen ßere persönliche Enttäuschung erleben die Mitglieder des Studie- für den Film an der Universität kein größeres Forum geboten wur- rendenrates, als Malte Sieber, Studentenvertreter der ersten Stun- de. Ursprünglich war geplant, die Filme aus dem Seminar im Rah- de und erster Chefredakteur der »UnAufgefordert« gesteht, für die men der Jubiläumsfeier der HU aufzuführen, doch sei diese Idee Stasi gearbeitet zu haben. Doch in einem sind sich die ehemaligen »im Sande verlaufen«, so Anna-Maria. Doch was hätten die Stu- HU-Studierenden, die im Film zu Wort kommen, einig: dass sie Teil dentinnen für eine bessere Lehre aus ihrem Film ziehen können, von etwas Großem waren und es gemeinsam geschafft haben, die als die Sache selbst in die Hand zu nehmen und sich ihr Forum scheinbar unverrückbaren Verhältnisse zu verändern. selbst zu schaffen? Darum haben sie sich an verschiedene Kinos Christine Degner, Stephanie Paersch und Anna-Maria Weber ha- gewandt und jetzt vom Berliner »Babylon« eine Zusage bekommen, ben »Vorsicht StuVe« im Rahmen eines Filmseminars entwickelt das »Vorsicht StuVe« auch einem größeren Publikum zeigen will. und sich dabei intensiv mit diesem Stück HU-Geschichte aus- einandergesetzt. 30 Stunden Filmmaterial hatten sie am Schluss Anna Oechslen

UNAUFgefordert April 2007 23 Kultur

Die mit der Puppe tanzt Durchgebrannt

Bartuschka zog es 1991 aus der Slowakei nach Berlin. Hier besuchte sie drei Jahre lang eine Schule für darstellende Künste. Ein Schauspielstudium in London folgte. Seit 1997 ver- dient sie ihr Brot als freischaffende Pantomimin, Regisseurin und Moderatorin. Wer jedoch nach persönlichen Details sucht, findet sich schnell in ihrer Künstlerwelt wieder, in der Realität und Fiktion verschmelzen. Die selbsternannte Weltmei­sterin der Langstrecken-Pan- tomime erzählt vom Opa, der Bergziegen- weitwurfvizechampion ihres Dorfes in der Ho- hen Tatra war und vom langen Fußweg nach Berlin. Die ganze Wahr- heit weiß wohl nur sie selbst. Für Bartusch- ka, die ihr Publikum mit einem speziellen Stil vi- sueller Verbalcomedy unterhält, gehört Illusi- on dazu. »Meine Shows

sind subversives Enter- Foto:K. Benzakour tainment. Natürlich bin ich an der realen Welt Feuerbälle zischen durch die Nacht. Die Luft riecht nach Spi- und dem politischen ritus. Inmitten der Feuerkreise stehen drei Gestalten, die an- Geschehen interessiert, mutig flammende Kugeln (Pois) um ihre Körper schwingen. aber als Comedienne ­Dancing Fire – das sind Dörtje, Basti und Fio – drei Schü- kann man eine skurille ler, die mit Feuer jonglieren, es schlucken und spucken. Seit Weltsicht kreieren und drei Jahren üben die Geschwister Dörtje und Basti das riskante auch ein wenig provo- Spiel, Fio stieß im Januar dazu. »Es tut nicht weh und ist weit zieren«, sagt die Wahl- weniger gefährlich, als es aussieht«, sagt Basti, während er Foto:K. Benzakour berlinerin. sich einen schwarzen Rußfleck aus dem Gesicht wischt. Ihr beruflicher Weg Doch das vermeintliche Risiko ist auch der Reiz daran nicht führte sie unter anderem nach China, England, Frankreich und LED-Pois, sondern tatsächlich brennende zur Feuerjongla- Israel. Ihr aktuelles Projekt »Stage Diven« entstand 2004. Die ge zu benutzen, die wie eine grazile Mischung aus Tanz und einzige All-Women Varieté Show Berlins mixt Kabarett, Klein- Kampfkunst wirkt. Fios Mutter hat sich mit dem Hobby ihrer kunst und Musik und ist regelmäßig in der Berliner-Kabarett- Tochter mehr als arrangiert und freut sich über jeden Auftritt. Anstalt (BKA), der Scheinbar oder auf Tour zu sehen. Bartusch- Nur das Feuerschlucken macht ihr noch Sorgen: »Als die er- ka stellt dazu ein spezielles Ensemble aus Künstlerinnen zu- sten Haare versengt waren, wurde auch Fio vorsichtiger. Ich sammen, die singen, Klavier spielen, bauchtanzen, Burlesque vertraue auf ihren Instinkt, nicht übermütig zu werden.« Aus- oder Artistik aufführen. Sie selbst führt in wechselnden Rol- reden lassen sich die Drei ihre Leidenschaft nicht. len durch den Abend, jongliert und tanzt mit einer zwei Meter Die Utensilien immer dabei, wird geübt, wo und wann es mög- großen, sehr eigenwilligen Puppe. Dafür erhielt sie 2004 den lich ist. Inzwischen bekommen sie bereits regelmäßig Show- CABINET-Kleinkunstpreis. Anfragen und begeistern auf Firmenfeiern und Kindergeburts- Doch nicht alles läuft immer glatt in der Welt des Rampenlichts. tagen. Bartuschka, die immer mit dem Publikum interagiert, musste Dörtje, die gerade ihr Abi gemacht hat, zieht es in die weite schon oft improvisieren. Zum Beispiel in Spanien, als sie kurz Welt. Sie lernte die Jonglage während eines Austauschjahres vor der Show das gesamte Programm übersetzen ließ und es, in Frankreich von Freunden aus der Zirkusszene. Damit war des Spanischen nicht sonderlich mächtig, auswendig lernte. nicht nur das Feuer, sondern auch das Reisefieber entfacht. »Einige besonders gute Acts entstehen zunächst aus einem Während andere Uni-Bewerbungen schreiben, packt sie ihre Scheitern«, sagt sie. Ein Leben auf der Bühne heißt auch, sich Pois ein: One-Way nach La Reunion im Indischen Ozean. Dort täglich dem Urteil der Zuschauer zu stellen. Für die Vollblut- will sie arbeiten, neue Erfahrungen sammeln, sich ins Unbe- Entertainerin ist das eine Herausforderung: »Ich möchte erin- kannte stürzen: Das Risiko gehört dazu. nerungswürdige Kunst schaffen.« www.myspace.com/539276469 www.stagediven.de Katrin Ernst

24 UNAUFgefordert Juli 2010 Kultur

Von der Provinz in die Großstadt. Wir fühlen uns in das neue Album der The Gaslight Anthems. Musik zum Erwachsen werden

Die Jungs von The Gaslight Anthem legen nach und präsentie- tions« begann das zweite Studioalbum »The ‘59 Sound« und er- ren mit »American Slang« die Hymnen für den Sommer. füllte ­diese auch. »I saw tail lights in a dream about my old life!« Die neue Platte ist nun schon das dritte Studioalbum der US- Songs wie »Here’s Looking at You«, »Kid« und »Film Noir« sind Amerikaner innerhalb von vier Jahren und knüpft musikalisch echte Perlen, rockige »Männer«-musik von inbrünstigem, ei- an ihrem überaus erfolgreichen Vorgänger »The ‘59 Sound« an. gentümlich positivem Schwermut zwischen den Zeilen: »But »Dieses Album klingt mehr nach dem, was und wie wir sind«, er- boys will be boys and girls have those eyes/that’ll cut you to klärt Gitarrist Alex Rosamilia. »Es ist etwas dunkler geworden, ribbons sometimes/And all you can do is just wait by the moon / etwas trauriger. Und dennoch ist es immer noch hymnisch und and bleed if it’s what she says you oughta do.« wird uns gerecht.« Die Kritiker feierten und The Gaslight Anthem tourten dieses Seit 2005 formen er, Schlagzeuger Benny Horowitz, Bassist Alex Mal an der Seite der legendären Band Social Distortion durch Levine und Sänger und Gitarrist die Band mit dem Europa. Das jetzt etwas merkwürdigen Namen. Ihr gemeinsamer Ursprung ist erschienene Al- das beschauliche New Brunswick im Nordosten der Vereinigten bum »American Staaten. Aus der gleichen Gegend kam einst der »Boss« Bru- Slang« kommt ce Springsteen und eroberte die Welt. Mit ihm zusammen ha- n o c h e i n m a l ­e i n e ben The Gaslight Anthem bereits auf der Bühne ge- standen. Ein Ritterschlag, doch Fallon erinnert sich im Interview: »Gleichzeitig schoss mir durch den Kopf: Mein Gott, das müssen wir doch auch im Alleingang hinkriegen. Das ist doch der springende Punkt. Du musst dir deinen eigenen Platz schaffen.« Im September 2007 hatten die Jungs von The Gaslight Nummer glänzender und grö- Anthem einen ihrer ersten ßer daher. Die Band vertraut Deutschland-Auftritte im auf ihre Stärken und wirft al- westfälischen Münster. len Pathos in die Waagscha- Vor dem Konzert bekamen le. Davonstürmende Melodien die Gäste einen Kartoffel- und kernige Gitarren rahmen stempel auf den Handrü- diesmal ein Album zum Er- Fotos:Promo cken – das Set bestand nur wachsenwerden. Die »Juke- aus dem einen Album, das box Romeos« und »Diamond Sänger Brian Fallon im Anschluss eigenhändig über den Tre- Sinatras« machen den Blick zurück nach vorn. »God help the sen reichte. Geschätzte vierzig Fans gewannen The Gaslight man who says if you’d have known me when/old haunts are Anthem an diesem Abend, denn mehr passten nicht in die Dö- for forgotten ghosts.« Es muss weiter gehen – keiner der Jungs nerbude, in der der Auftritt stattfand. »Sink or Swim« hieß diese lebt noch in der Heimatstadt New Brunswick. Frontmann Fallon Bombe von einem Debut und gab sich rau und punkig. Gleich- hat es in den New Yorker Stadtteil Brooklyn verschlagen, woran sam nachdenklich und zart wirkten mitunter die Lyrics: »But re- auch das Artwork der Platte erinnert. Sein Songwriting hat sich asons always fade/the pain gives out someday/So I’m saying verändert, ist nun direkter, wodurch »American Slang« gleich- my good-byes to your deep blue eyes/‘cause I can’t stay still in zeitig den glaubwürdigen Kommentar der Punk-Rocker zum the pain«. American Dream liefert. »Dieses unbestimmte Gefühl im Leben. Der Name jedenfalls war Programm: Jetzt hieß es schwimmen! Ich weiß nicht, ob ich okay sein werde und wir es schaffen. Und The Gaslight Anthem wechselten das Label und wandten sich du bist in dieser Welt und jeder sagt: Oh, es ist Amerika! Du mit (Flogging Molly) und Ryan Mall einem erfahrenen kannst machen, was du willst und berühmt werden. Aber das ist Produzententeam zu. Der Sound – vom Visions-Musikmagazin nicht wirklich wahr und passiert nicht jedem.« Deshalb durch- als Springsteen-Punkrock beschrieben – war nun definierter, halten und weitermachen, The Gaslight Anthem! die Band verbesserte ihr Zusammenspiel. Mit »Great Expecta- Philipp Hertel

UNAUFgefordert Juli 2010 25 13 mm Platz unter jedem Absatz lassen wollte. Ich nicht. Fuß nicht. Ich wollte. lassen Absatz jedem unter Platz mm 13 Ziffern im Text nicht schwarz, sondern ganz, ganz, ganz dun ganz ganz, ganz, sondern schwarz, nicht Text im Ziffern Texte hätte mitschleppen müssen, wie in zwei Stabi-Tüten Stabi-Tüten zwei in wie müssen, mitschleppen hätte Texte Computer weigerte sich, mir im Hilfemenü zu erklären, wie erklären, zu Hilfemenü im mir sich, weigerte Computer haben gezählt Seiten die ich wie nicht, verstand Computer Einen Tag vor Abgabe fehlten nur noch die Seitenzahlen. Der Der Seitenzahlen. die noch nur fehlten Abgabe vor Tag Einen Eine Woche vor dem Abgabetermin wurde ich krank. Nichts Nichts krank. ich wurde Abgabetermin dem vor Woche Eine Erzfeind. Bis vor kurzem schrieb ich an meiner Abschlussarbeit – der der – Abschlussarbeit meiner an ich schrieb kurzem vor Bis Bibliothek wird nicht von mir allein Ich genutzt. hätte mir ei viele so Ganzen des Überarbeiten fürs ich weil Bibliothek, Das Formatieren warDas ein Formatieren weil Problem, der immer Computer man die Seitenzählung ändert. Ich weigerte mich, das zu ak zu das mich, weigerte Ich ändert. Seitenzählung die man nug, um zum Arzt zu gehen, aber schlimm genug um zu lei zu um genug schlimm aber gehen, zu Arzt zum um nug, persönlicher meinsind Seitenzahlen sehen. zu nicht sie ren wa druckt, schwarz nur Drucker mein Weil waren. kelblau notenziffern sind verschwunden, wenn ich den Text ausge Text den ich wenn verschwunden, sind notenziffern For mit mich matierungen, Fußnoten und Seitenzahlen. beschäftigte und also ich saß Da Zimmer. mein können mieten Grimm-Zentrum im Boxen kleinen dieser ne die denn geklappt, nicht hätte Das komme. Text benötigten passen. Ich hätte alles um meinen Tisch in der Bibliothek Bibliothek der in Tisch meinen um alles hätte Ich passen. und meine Texte überall verteilen kann. Ich nenne diese Box Box diese nenne Ich kann. verteilen überall Texte gelassen. meine und ich habe Das müssen. verteilen Texte meine da und Ich habe schon zu Hause so eine Box, in der ich alleine sitzen sitzen alleine in ich der Box, so eine zu Hause schon habe Ich das war vielleicht nur Einbildung. Kopfschmerzen hatte ich ich hatte Kopfschmerzen Einbildung. nur vielleicht war das vom Schulterschmerzen abends ich hatte Außerdem den. Mitbewohnern erzählt, Mitbewohnern biserzählt, sie auch Kopfschmerzen hatten. ich meinen Das habe weh. mir tat alles Eigentlich öfters. auch Aber verspannt. auch waren FingerMeine Maus-Schubsen. habe. druckt Irgendwann ist mir aufgefallen, dass einige der ausbreiten müssen, damit ich immer gleich an den gerade den an gleich immer ich damit müssen, ausbreiten wollte. Ich verstand nicht, warum er es nicht verstand. Der Der verstand. nicht es er warum nicht, verstand Ich wollte. der in mehr nicht ich war Da härteste. der war Monat letzte ikih clme, u en Eklug Nct clm ge schlimm Nicht Erkältung. eine nur schlimmes, wirklich neulich...bei der Abschlussarbeit neulich...bei ------Textmarker in allen Farben des Regenbogens, die ich nach nach ich die Regenbogens, des Farben allen in Textmarker zeptieren und fing an ihn zu beschimpfen. Er rächte sich, in sich, rächte Er beschimpfen. zu ihn an fing und zeptieren fungsbüro bringen. Drucker war gnädig. So konnte ich stolz drei, vom Binden Binden vom drei, stolz ich konnte So gnädig. war Drucker weiter mehr nicht wirklich ich dem in Moment, der war Das bliothek sie gehören. Meinen Computer. Bi welcher zu Hinweis einen ohne aber bliothekssignatur, bevor ich das System vergessen habe. Bücher mit einer Bi Prü zum Abschlussarbeit meiner Exemplare warme noch Co vom Mann nette Der andere. die fraß und aus Hälfte ne im Copyshop funktionierte nicht. die Derdruckte zweite ei kam, sah und sagte: »Mach den Computer aus und mach ihn aus und mach Computer den »Mach und sagte: sah kam, Umgang mit Computern. Ich schrie trotzdem nach ihr. Lise Lise ihr. nach trotzdem schrie Ich Computern. mit Umgang pyshop musste ihn auseinanderbauen. Die Papierfetzen, die und nach Panama auszuwandern – oder nach Lise zu schrei zu Lise nach oder – auszuwandern Panama nach und Ich mache jetzt erst einmal Urlaub und freue mich danach danach mich freue und Urlaub einmal erst jetzt mache Ich Ich fühle mich jetzt ein bisschen alleine ohne die Arbeit. An Arbeit. die ohne alleine bisschen ein jetzt mich fühle Ich auf die Prüfungen, die noch auf mich warten. Besonders, Besonders, warten. mich auf noch die Prüfungen, die auf abzugeben Abschlussarbeit keine schmeißen, zu Boden den dem er keine Daten mehr an den Drucker weiterleitete. Alles der nächsten Zeit nicht mehr sehen: Kleine gelbe Zettel, die die Zettel, gelbe Kleine sehen: mehr nicht Zeit nächsten der in hat, tun zu damit was vieles, auch ich möchte dererseits habe hinbekommen. ich auch noch die Seitenzählung auf Sekundärliteratur kleben und auf denen «Wichtig« steht. steht. «Wichtig« einem zumbestimmten System wollte,benutzen Markieren denen auf und kleben Sekundärliteratur auf dritte Der Text. mein als isich entpuppten herausangelte, er Drucker erste Der lassen. zu binden und ausdrucken alles um Copyshop, zum Morgen nächsten am ich ging PDF als Seiten formatierten und befußnoteten gezählten, den Mit im gut so nicht auch ist und zusammen mir mit wohnt Lise en. weil ich für die keine Fußnoten machen muss. weil ich für muss. die machen keine Fußnoten wusste. Es gab zwei Möglichkeiten: den Computer sofort auf den sofort Es Computer gab wusste. Möglichkeiten: zwei kam heraus. nur Papier als wollte, weißes was ich drucken wieder an!« Das tat ich. Danach ging der Drucker wieder und wieder ging Das der Danach Drucker tat ich. an!« wieder Sara Wilde ------

Illu: M.L. Steiauf

26 UNAUFgefordert Juli 2010 GREIFEN SIE EIN. MIT IHRER UNTERSCHRIFT.

Jede dritte Frau wird Opfer von Gewalt – unabhängig von ihrer Herkunft, Religion und Kultur. Frauen werden misshandelt, weil sie Frauen sind. Gegen solche Menschenrechtsverletzungen setzt sich Amnesty International ein. Häusliche Gewalt darf nicht ungeahndet bleiben. Unterstützen Sie uns dabei, öffentlichen Druck aufzubauen und Unrecht anzu- prangern. Mit Ihrer Unterschrift können Sie etwas verändern. www.amnesty.de/aktionen