Offenes Parlament

Bilanz des Jahres 2005 OFFENES PARLAMENT

Impressum: Herausgeber und Medieninhalber: Parlamentsdirektion Redaktion: Mag.a Barbara Blümel, MAS ([email protected]) Graphische Gestaltung: Strobelgasse Werbegesellschaft m. b. H. Druck: TDS TypoDruckSares, Wien

Wien, im Januar 2006 2 EDITORIAL

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich freue mich, dass mit der Bilanz über das Parlamentsjahr 2005 die erste Ausgabe der neuen Schriftenreihe PARLAMENT TRANSPARENT vorliegt.

Es ist mir ein großes Anliegen, die Arbeit des Parlaments als Präsident nicht nur zu begleiten, sondern auch zu erklären. PARLAMENT TRANSPARENT wird hier in Zukunft eine Lücke schließen. Neben der regelmäßig vorliegenden Jahresbilanz werden wir uns auch bemühen, aktuelle Themen mit jeweils eigenen Bänden zu würdigen – seien es Biographien zu herausragenden Persönlichkeiten des parlamentarischen Lebens oder historische als auch politologische Fragestellungen. Nicht zuletzt natür- lich auch Arbeiten zu den „Häusern am Ring“ – dem Parlamentsgebäude und dem Palais Epstein.

Das Parlament mit seinem neuen Besucherzentrum ist noch mehr zu einem offenen Haus für Diskussion, Kunst, Literatur und Wissenschaft geworden – also zu einem Ort der Bürgergesellschaft. Der Dialog zwischen Bürgerinnen und Bürgern mit der Politik wird so weiter wachsen, ebenso wie das Zusammentreffen der vielen Organisationen mit den Vertreterinnen und Vertretern der gesetzgebenden Körperschaften. Es gilt das Parlament, das schon heute ein Zentrum der politischen, künstlerischen und allgemeiner Diskussionen ist, in diesem Sinne weiter auszubauen und zu stärken. Ein wichtiger Beitrag dazu wird der regelmä- ßig stattfindende „Tag der offenen Tür“ sein. Jener des Jahres 2005, übrigens der erste seit mehr als zehn Jahren, war ein großer Erfolg und damit Motivation als auch Auftrag.

Eine andere und neue Form des geforderten Dialogs des Parlaments mit den Bürgerinnen und Bürgern ist PARLAMENT TRANSPARENT. Das Parlament leistet so einen weiteren Beitrag zum besseren gegenseitigen Verstehen und damit zu mehr Bürgernähe als auch Transparenz in der Politik und ihrer Gestaltung.

Das österreichische Parlament ist auch in den europäischen und internationalen Diskussionsprozess einbezogen – ein Umstand der in der täglichen Berichterstattung manchmal übersehen wird. Die nun vorliegende Bilanz des Parlamentsjahres 2005 will hier für mehr Transparenz sorgen. Offenheit, Transparenz und Bürgernähe sind mir wichtige Anliegen, zu deren Verwirklichung PARLAMENT TRANSPARENT ein weiterer Schritt ist. So werden wir auch in Zukunft das Parlament in jeder Hinsicht öffnen. In diesem Sinne wünsche ich der neuen Schriftenreihe eine große Leserschaft.

Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Präsident des Nationalrates

3 OFFENES PARLAMENT

4 INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS

Bilanz der legislativen Parlamentsarbeit ...... Seite 6

Bericht des Österreich-Konvents – Besonderer Ausschuss des Nationalrates ...... Seite 12

Parlament und Europäische Union ...... Seite 13

Internationale Kontakte ...... Seite 15

Veranstaltungen im Jahr 2005 – Überblick ...... Seite 22

Tag der offenen Tür – Eröffnung des Besucherzentrums ...... Seite 32

Palais Epstein – Ein neues Haus für das Parlament ...... Seite 33

Ein neues Logo für das Parlament ...... Seite 35

Symposion „Widerstand in Österreich 1938 - 1945“ am 19. Januar ...... Seite 36

Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 4. Mai ...... Seite 58

Informationsangebote des Parlaments ...... Seite 84

Bildnachweis ...... Seite 86

5 OFFENES PARLAMENT

neuen Mehrheitsverhältnisse in der BILANZ DER LEGISLATIVEN zweiten Kammer des Parlaments, dem Bundesrat. SPÖ und Grüne verfügen dort PARLAMENTSARBEIT seit Anfang November gemeinsam über mehr als die Hälfte der Mandate und ha- Der Nationalrat kann auf ein intensives Arbeitsjahr 2005 zurückblicken. In insgesamt 42 ben seither bereits mehrere Einsprüche Plenarsitzungen verabschiedeten die Abgeordneten mehr als 160 Gesetze und geneh- gegen Nationalratsbeschlüsse erhoben. migten rund 60 Staatsverträge sowie eine Vereinbarung mit den Bundesländern. Neun Der Nationalrat kann bei Einsprüchen Berichte des Rechnungshofes und ein Bericht der Volksanwaltschaft wurden behandelt des Bundesrates auf seinen Beschlüssen und zur Kenntnis genommen. In der laufenden XXII. Gesetzgebungsperiode wurden 50,6 beharren, wie dies etwa bereits bei der Prozent der Gesetzesbeschlüsse einstimmig gefasst. Einrichtung eines Zukunftsfonds und ei- ner Stipendienstiftung aus Restmitteln des Zwangsarbeiter-Versöhnungsfonds Zu den in diesem Jahr beschlossenen Bereits im Frühjahr haben die Abgeord- erfolgt ist, die entsprechenden Gesetzes- Gesetzesvorhaben gehören unter ande- neten – nach vorhergehenden fünfwö- vorlagen müssen von den Abgeordneten rem die Verkürzung des Wehrdienstes chigen Beratungen – das Budget 2006 jedoch nochmals beraten werden. und des Zivildienstes, die Abschaffung unter Dach und Fach gebracht. der Zweidrittelmehrheit für Schulge- Dringliche Anfragen, Aktuelle setze und erste daran anknüpfende Sehr intensiv beschäftigte sich der Nati- Stunden und Misstrauensan- Schulreformen, eine weitreichende onalrat auch heuer wieder mit EU-Ange- träge Neugestaltung des Fremdenrechts, ein legenheiten. Neu in diesem Zusammen- Behindertengleichstellungsgesetz, ein hang ist die Abhaltung so genannter Im Rahmen der 42 Plenarsitzungen neues Kartellgesetz, die grundlegen- „Europatage“ – spezielle Sitzungen des hielten die Abgeordneten 11 Aktuelle de Modernisierung des Handelsrechts, Nationalrats, in denen ausschließlich ak- Stunden und 4 Fragestunden ab. Dazu ein Gesetzespaket zugunsten von NS- tuelle EU-Vorhaben diskutiert werden. kommen drei Debatten über die Erklä- Opfern, die Beschränkung des freien Im Mai ratifizierte der Nationalrat mit rung von Regierungsmitgliedern und Hochschulzuganges in einigen Fächern nur einer Gegenstimme die EU-Verfas- eine Reihe Erster Lesungen. In fast 80 sowie ein Maßnahmenpaket gegen die sung, diese liegt nach der Ablehnung in Entschließungen erhielt die Regierung Feinstaub-Belastung. Weiters stimmten Frankreich und den Niederlanden der- Arbeitsaufträge vom Nationalrat. die Abgeordneten für die Erhöhung der zeit allerdings auf Eis. Mindestpension auf 690 € pro Monat, Auch die parlamentarischen Minder- die gänzliche Steuerfreistellung von Besonders heftige Diskussionen im Na- heitsrechte wurden wieder vielfach in Trinkgeldern und strenge Lebensmittel- tionalrat löste die Gründung des BZÖ Anspruch genommen, in erster Linie kontrollen. („Bündnis Zukunft Österreich“) und das von der Opposition, zum Teil aber auch geschlossene Bekenntnis des freiheit- von den beiden Koalitionsparteien. So Als Reaktion auf die steigende Arbeits- lichen Regierungsteams zu dieser neu- verhandelte der Nationalrat bereits in losigkeit verabschiedete der Nationalrat en Partei aus. Die Opposition forderte den ersten elf Monaten des Jahres acht ein Wirtschafts- und Beschäftigungs- vehement Neuwahlen, was von den Dringliche Anfragen und sieben Dring- paket sowie ein Beschäftigungsförde- Koalitionsparteien jedoch mit der Be- liche Anträge und hielt rund zwanzig rungsgesetz. Unter anderem sind mehr gründung abgelehnt wurde, dass der Kurze Debatten zu schriftlichen Anfra- Budgetmittel für Forschung, finanzielle Freiheitliche Parlamentsklub nach wie gebeantwortungen der Regierung, zu Beihilfen für die Einstellung zusätzli- vor hinter dem Regierungsprogramm Fristsetzungsanträgen und zu Anträgen cher Lehrlinge und Sonderprogramme stehe und die Regierung damit weiter auf Einsetzung eines Untersuchungs- für arbeitslose Frauen vorgesehen. Für über eine mehrheitliche Unterstützung ausschusses ab. Autofahrerinnen und Autofahrer von im Nationalrat verfüge. In weiterer Fol- Bedeutung sind die Einführung eines ge kam es innerhalb der Freiheitlichen Alle Versuche der Opposition, einen Un- Vormerksystems für Verkehrsdelikte Fraktion vereinzelt zu einem unter- tersuchungsausschuss einzusetzen – in (Stichwort „Punkteführerschein“), die schiedlichen Abstimmungsverhalten, Bezug auf den Bau des Fußball-EM-Sta- Verpflichtung zum Fahren mit Licht am Gesetzesvorhaben der Regierung waren dions in Klagenfurt, den Kauf der Euro- Tag, die Erhöhung der Pendlerpauscha- dadurch aber nicht gefährdet. fighter und die Visa-Affäre – scheiterten le und des Kilometergeldes sowie die für jedoch. Gleiches gilt für einen gegen die 2006 in Aussicht genommene Einfüh- Deutliche Auswirkungen auf die Arbeit Regierung eingebrachten Misstrauens- rung des Scheckkartenführerscheins. des Nationalrates haben hingegen die antrag. 6 BILANZ DER LEGISLATIVEN PARLAMENTSARBEIT

Von den fünf Sondersitzungen in die- von Unterausschüssen. Dabei wurden geordneten an Regierungsmitglieder, sem Jahr fanden vier auf Verlangen der 46 Berichte der Bundesregierung ab- den Nationalratspräsidenten Ausschuss- SPÖ statt, eine auf Verlangen der Grü- schließend beraten und kamen daher obleute und den Rechnungshofpräsi- nen. Anlass waren die Wehrdienstver- nicht mehr ins Plenum. denten. Insgesamt wurden von Jänner kürzung, ein neuer Rechnungshofbe- bis Ende November 1.188 schriftliche richt zum Eurofighter-Kauf, die Spaltung Im Mai wurde zur Beratung der Ergeb- Anfragen eingebracht. An der Spitze der FPÖ, das Bekanntwerden neuer nisse des Österreich-Konvents ein Be- der Anfragesteller liegt die SPÖ mit 691 Arbeitslosendaten und die Situation im sonderer Ausschuss eingesetzt. Er soll Anfragen, gefolgt von den Grünen mit Bildungsbereich. Vorschläge für eine neue Verfassung 443. ÖVP-Abgeordnete stellten insge- ausarbeiten. Nach umfangreichen orga- samt 41 Anfragen, die Freiheitlichen 139 Ausschusssitzungen und nisatorischen Vorbereitungen nahm beschränkten sich auf 9. Vier Anfragen mehr als tausend schriftliche dieser Ausschuss im November seine wurden von mehreren Fraktionen Anfragen inhaltliche Arbeit auf. gemeinsam eingebracht.

Zu den Plenarsitzungen kommen 139 Im langjährigen Durchschnitt liegt die Ausschusssitzungen und 27 Sitzungen Zahl der schriftlichen Anfragen von Ab-

Übersicht über die Tätigkeit des Nationalrates in der XXII. Gesetzgebungsperiode (Beginn: 20. 12. 2002)

(Stand: 134. NR-Sitzung vom 21. Dezember 2005) XXII. GP 2003 2004 2005 GESAMT ANZAHL DER PLENARSITZUNGEN 40 50 42 134 davon „Sondersitzungen“ 4 5 5 14

VOM PLENUM BESCHLOSSEN, GENEHMIGT BZW. ZUR KENNTNIS GENOMMEN: Gesetze 110 148 163 421 davon Bundesverfassungsgesetze 2 3 4 9 Staatsverträge 45 43 63 151 Vereinbarungen gemäß Artikel 15a B-VG 4 7 1 12 Berichte des Rechnungshofes 4 3 9 16 Berichte der Volksanwaltschaft 2 – 1 3 Entschließungen 33 53 78 165

VON AUSSCHÜSSEN ZUR KENNTNIS GENOMMEN: Berichte der Bundesregierung oder ihrer Mitglieder 42 28 46 1) 116 1)

SCHRIFTLICHE ANFRAGEN 1287 1200 1188 2) 3690 2) davon dringliche Anfragen 12 17 8 37

FRAGESTUNDEN 3 9 4 16

AKTUELLE STUNDEN 10 10 11 31

AUSSCHUSSSITZUNGEN 131 129 139 3) 400 3) Unterausschuss-Sitzungen 41 34 27 3) 102 3) Untersuchungsausschuss-Sitzungen – – – – Sitzungen von Enquete-Kommissionen 1 1 1 3) 3 3)

1) Stand vom 1. Dezember 2005 2) Stand vom 30. November 2005 3) Stand vom 15. Dezember 2005 Quelle: Abt. Parlamentarische Dokumentation, Archiv und Statistik der Parlamentsdirektion 7 OFFENES PARLAMENT

Gesetzesbeschlüsse XXII. Gesetzgebungsperiode bis zur 134. Sitzung des Nationalrates vom 21. Dezember 2005 ABSTIMMUNG VOM PLENUM BESCHLOSSEN, XXII. GP GENEHMIGT BZW. ZUR KENNTNIS GENOMMEN: 2003 2004 2005 GESAMT einstimmig % mehrheitlich % Gesetze 110 148 163 421 213 50,59 208 49,41 davon Bundesverfassungsgesetze 2 3 4 9 8 88,89 1 11,11 Staatsverträge 45 43 63 151 137 90,73 14 9,27 Vereinbarungen gemäß Artikel 15a B-VG 4 7 1 12 10 83,34 2 16,66 Berichte des Rechnungshofes 4 3 9 16 – – 16 100,00 Berichte der Volksanwaltschaft 2 – 1 3 3 100,00 – –

Quelle: Abt. Parlamentarische Dokumentation, Archiv und Statistik der Parlamentsdirektion

Ordnungsrufe in der XXII. Gesetzgebungsperiode bis einschließlich 131. NR-Sitzung, 7. 12. 2005

GESAMTANZAHL FRAKTION PRÄSIDENT II. PRÄSIDENT/IN III. PRÄSIDENT GESAMT SPÖ 15 4 4 23 FPÖ 2 3 1 6 ÖVP 3 2 0 5 GRÜNE 6 5 1 12 GESAMT 26 14 6 46

NACH TAGUNGEN: 2002/2003 FRAKTION PRÄSIDENT II. PRÄSIDENT/IN III. PRÄSIDENT GESAMT SPÖ 1 0 0 1 FPÖ 1 1 0 2 ÖVP 2 1 0 3 GRÜNE 3 1 1 5 GESAMT 7 3 1 11

2003/2004 SPÖ 4 1 3 8 FPÖ 0 0 0 0 ÖVP 0 0 0 0 GRÜNE 1 1 0 2 GESAMT 5 2 3 10

2004/2005 SPÖ 8 3 1 12 FPÖ 1 2 1 4 ÖVP 1 1 0 2 GRÜNE 1 3 0 4 GESAMT 11 9 2 22

2005/2006 SPÖ 2 0 0 2 FPÖ 0 0 0 0 ÖVP 0 0 0 0 GRÜNE 1 0 0 1 GESAMT 3 0 0 3

Quelle: Abt. Parlamentarische Dokumentation, Archiv und Statistik der Parlamentsdirektion 8 BILANZ DER LEGISLATIVEN PARLAMENTSARBEIT

Beendigung der ordentlichen Tagung 2004/2005 der XXII. Gesetzgebungsperiode

In der 118. Sitzung des Nationalrates vom 8. Juli 2005 wurde der Beschluss gefasst, den Bundespräsidenten zu ersuchen, die ordentliche Tagung 2004/2005 der XXII. Gesetzgebungsperiode mit Montag, dem 11. Juli 2005, für beendet zu erklären.

Beginn der außerordentlichen Tagung 2005 der XXII. Gesetzgebungsperiode

Der Herr Bundespräsident hat den Nationalrat mit Entschließung vom 9. August 2005 gemäß Artikel 28 Absatz 2 des Bundes- Verfassungsgesetzes auf Grund eines von mehr als einem Drittel der Mitglieder des Nationalrates unterstützten Verlangens zu einer außerordentlichen Tagung der XXII. Gesetzgebungsperiode, beginnend mit dem 11. August 2005, einberufen.

Beendigung der außerordentlichen Tagung 2005 der XXII. Gesetzgebungsperiode

In der 119. Sitzung des Nationalrates vom 11. August wurde der Beschluss gefasst, den Bundespräsidenten zu ersuchen, die außerordentliche Tagung 2005 der XXII. Gesetzgebungsperiode mit dem Ablauf des 11. August 2005 für beendet zu erklären.

Beginn der ordentlichen Tagung 2005/2006 der XXII. Gesetzgebungsperiode

Mit Entschließung vom 5. September 2005 gemäß Artikel 28 Abs. 1 der Bundesverfassung hat der Herr Bundespräsident den Nationalrat für den 16. September 2005 zur ordentlichen Tagung 2005/2006 der XXII. Gesetzgebungsperiode einberufen. Die erste Sitzung fand am 21. September 2005 statt.

9 OFFENES PARLAMENT

DER BUNDESRAT IM ÖSTERREICHISCHEN POLITISCHEN SYSTEM

Die Mitwirkung der Länder an der Bun- jedes Bundesland entfallenden Bundes- Nationalrates) abgesehen, kann der desgesetzgebung stellt ein zentrales räte/-innen wird aus einem Verhältnis Bundesrat gegenüber Gesetzesbe- Merkmal eines jeden Bundesstaates dar. zwischen drei (Mindestvertretung) und schlüssen des Nationlrates binnen acht Eine bundesstaatliche Verfassung wird zwölf (Höchstvertretung) entsprechend Wochen begründeten Einspruch erhe- gerade durch die Teilung von Aufgaben der Bürgerzahl eines Landes ermittelt ben. und Verantwortung zwischen Bund und (Art. 34 B-VG). Burgenland und Vorarl- Ländern und durch die Beteiligung der berg stellen derzeit je drei, Kärnten und Zustimmungsrecht Länder an der Staatsgewalt des gesamten Salzburg je vier, Tirol fünf, Steiermark Für Verfassungsgesetze oder Verfas- Bundes charakterisiert. In Österreich sieht neun, Oberösterreich und Wien je elf sungsbestimmungen, durch die die das Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) und Niederösterreich zwölf Bundes- Zuständigkeit der Länder in Gesetzge- vor, dass der Bundesrat, eine parlamen- räte/-innen. bung oder Vollziehung eingeschränkt tarische Versammlung, das zentrale In- wird (Art. 44 Abs. 2 B-VG), gilt ein Zu- strument der Mitwirkung der Länder an Die Verfassung garantiert den Bundes- stimmungsrecht. der Bundesgesetzgebung ist. räten/-innen wie den Abgeordneten zum Nationalrat ein „freies Mandat“. Das be- Mitwirkung an Staatsverträgen Die Bundesräte/-innen werden von den deutet, dass Bundesräte/-innen nicht an Landtagen nach dem Verhältniswahl- den Willen des Landtages, der sie ent- Mitwirkung an der Vollziehung recht entsprechend der im Landtag ver- sandt hat, gebunden sind. Sie sind „ihrem“ Interpellations- und Resolutionsrecht; tretenen Parteien gewählt. Der zweit- Landtag gegenüber auch nicht politisch Vorschlagsrecht für drei Verfassungs- größten Partei im Landtag muss dabei verwantwortlich und können während der richter/-innen; Zustimmung zur Auflö- mindestens ein Sitz zufallen (Art. 35 Legislaturperiode nicht abberufen werden. sung eines Landtages durch den Bundes- B-VG). Da die Bundesräte/-innen auf die präsidenten. Dauer der Legislaturperiode des ent- Dem Bundesrat kommen wichtige Auf- sendenden Landtages gewählt werden, gaben in der Gesetzgebung und der Gemeinsamer Ausschuss nach § 9 Finanz- wird der Bundesrat laufend länder- Kontrolle der Regierung zu: Verfassungsgesetz weise teilerneuert. Im Bundesrat selbst Dieser besteht aus je 13 Mitgliedern von bilden die politischen Parteien unab- Einspruchsrecht Bundesrat und Nationalrat und entschei- hängig von den Ländervertretungen Von einigen Ausnahmen (z. B. Bundes- det über Einsprüche der Bundesregie- gemeinsame Klubs. Die Zahl der auf finanzgesetz; Geschäftsordnung des rung gegen Abgabengesetze der Länder.

Der Bundesrat im Jahr 2005

Am 1. Januar übernahm Mag. Georg Pehm für das Bundesland Burgenland als Präsident des Bundesrates für sechs Monate den Vorsitz, mit 1. Juli wechselte das Amt turnusmäßig zu Peter Mitterer (Kärnten) (1.7. - 31.12.2005).

Mag. Georg Pehm KR Peter Mitterer Präsident des Bundesrates, Präsident des Bundesrates, 1.1. - 30.6.2005 1.7. - 31.12.2005 10 BILANZ DER LEGISLATIVEN PARLAMENTSARBEIT

Zu Beginn des Jahres 2005 war die Sitzverteilung im Bundesrat wie folgt ÖVP 27 SPÖ 26 FPÖ 5 Die Grünen 4

Nach den Landtagswahlen des Jahres 2005 hat sich die Sitzverteilung wie folgt verändert ÖVP 26 SPÖ 29 Die Grünen 4 ohne Fraktions- zugehörigkeit 3

Einsprüche des Bundesrates Hintergrund dafür ist, dass der Bundes- zungsantrag vor, kommt der Gesetzes- rat grundsätzlich acht Wochen Zeit hat, beschluss nie auf die Tagesordnung Einsprüche des Bundesrates gegen Ge- um über einen etwaigen Einspruch zu einer Plenarsitzung. setzesbeschlüsse des Nationalrates haben entscheiden. Vor Ablauf dieser acht- aufschiebende Wirkung – der Nationalrat Wochen-Frist kann das Gesetzgebungs- Gleiches gilt, wenn der zuständige kann allerdings einen so genannten Be- verfahren nur dann fortgesetzt und das Ausschuss keine Empfehlung abgibt. harrungsbeschluss fassen. Nur bei Kom- betreffende Gesetz kundgemacht wer- Findet etwa ein von ÖVP-Mandata- petenzverschiebungen zwischen Bund den, wenn der Bundesrat – wie in den ren vorgelegter Antrag, keinen Ein- und Ländern und Angelegenheiten, die letzten Jahren grundsätzlich üblich – spruch gegen einen vorliegenden den Bundesrat selbst betreffen, hat die ausdrücklich beschließt, keinen Ein- Gesetzesbeschluss zu erheben, im Länderkammer ein absolutes Vetorecht. spruch zu erheben. Ausschuss keine Mehrheit und fasst Nicht jedem Gesetz, das SPÖ und Grüne der Ausschuss auch keinen anderen im Nationalrat abgelehnt haben, droht Der Bundesrat kann die acht-Wochen- Beschluss, gilt das Verfahren im Bun- jedoch automatisch ein Einspruch im Frist aber auch ohne eine ausdrück- desrat als „meritorisch erledigt“. Man- Bundesrat. Die Geschäftsordnung gibt liche Entscheidung verstreichen lassen. gels eines Ausschussberichts befasst der Opposition auch andere Möglichkei- Vertagt beispielsweise der zuständige sich auch das Plenum nicht mehr ten, unliebsame Nationalratsbeschlüsse Ausschuss des Bundesrates die Vorbera- mit der Gesetzesvorlage – die acht- zu verzögern, ohne sie ausdrücklich be- tungen so lange, bis die Einspruchsfrist Wochen-Frist muss dennoch abgewar- einspruchen zu müssen. abläuft und liegt auch kein Fristset- tet werden.

Einsprüche des Bundesrates (Stand: 21. 12. 2005)

ANZAHL XII. GP (1970 - 1971) 3 Quelle: Abt. Parlamentarische Dokumentation, Archiv und Statistik der Parlamentsdirektion XIII. GP (1971 - 1975) 4 XIV. GP (1975 - 1979) 14 XV. GP (1979 - 1983) 13 XVI. GP (1983 - 1986) 47 XVII. GP (1986 - 1990) 1 XVIII. GP (1990 - 1994) 1 XIX. GP (1994 - 1996) – XX. GP (1996 - 1999) – XXI. GP (1999 - 2002) – XXII. GP (2002 - ) 5

11 BERICHT DES ÖSTERREICH-KONVENTS OFFENES PARLAMENT

BERICHT DES ÖSTERREICH- KONVENTS – BESONDERER AUSSCHUSS DES NATIONALRATES

Der Österreich-Konvent hat rund eineinhalb Jahre an einer modernen, bürgernahen Verfassung gearbeitet. Ergebnis ist ein rund 1.200 Seiten starker Bericht, der eine umfassende Übersicht über die vom Konvent erzielten Ergebnisse enthält und von Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel dem Nationalrat vorgelegt wurde. Konsens konnten die Konventsmitglieder nur in Teilbereichen erzielen, schwierige Punkte wie etwa die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern blieben offen.

Mit der konstituierenden Sitzung hat hend auseinandersetzen wollen, sind: der Besondere Ausschuss des National- Grundrechte einschließlich Grundrechts- rates zur Vorberatung des Berichts des schutz, Staatsziele, Präambel (17. Jänner Österreich-Konvents am 11. Mai 2005 2006), Kompetenzverteilung, Bundes- seine Beratungen aufgenommen. Na- rat, Finanzverfassung, Zusammenwirken tionalratspräsident Dr. Andreas Khol von Bund, Ländern und Gemeinden in wurde mehrheitlich zum Vorsitzenden der Gesetzgebung (14. März 2006), des Ausschusses, Abgeordneter Herbert Sicherheitspolitische Grundsätze (19. Scheibner (F) gleichfalls mehrheitlich zu April 2006), Verwaltungsstruktur und seinem Stellvertreter gewählt. Landesverwaltungsgerichte (16. Mai 2006), Demokratische Kontrolle ein- Der Besondere Ausschuss des Nationalra- schließlich Rechtsschutzbeauftragte, tes, der zur Vorberatung des Berichts des Menschenrechtsbeirat und Rechtsschutz Österreich-Konvents eingesetzt wurde, (7. Juni 2006). Für den 4. Juli 2006 sind legte am 22. September seine weitere die Schlussberatungen in Aussicht ge- Vorgangsweise fest. Die Abgeordneten nommen. einigten sich darauf, Schritt für Schritt zu einzelnen Verfassungsmaterien Kon- Für die Sitzungen werden im Vorfeld sens zu suchen. Bis zum Juli 2006 wer- sämtliche vorhandenen Textvorschläge den dazu sieben Sitzungen abgehalten. zusammengestellt, darüber hinaus kann jedes Ausschussmitglied weitere Vor- Erster Schwerpunkt war am 8. Novem- schläge einbringen. ber 2005 das Thema Verfassungsberei- nigung, wobei zur Aufbereitung der Problemlage ein Vorbereitungskomi- tee eingesetzt wurde. Diesem Komitee Faksimile gehören insbesondere VfGH-Präsident „Bericht des Österreich-Konvents“ Univ.-Prof. Dr. und der Ver- fassungsexperte Univ.-Prof. Dr. Ewald Wiederin sowie der Leiter des Verfas- sungsdienstes des Bundeskanzleramtes, Univ.-Prof. Dr. Georg Lienbacher, an. Ko- rinek und Wiederin waren bereits im Ös- terreich-Konvent federführend mit dem Thema Verfassungsbereinigung befasst. Am 8. November hat der Besondere Aus- schuss den Zwischenbericht des Vorbe- reitungskomitees beraten. Die weiteren Themen, mit denen sich die Abgeordneten im Ausschuss einge- 12 PARLAMENT UND EUROPÄISCHE UNION

PARLAMENT UND EUROPÄISCHE UNION

Österreichs Vertreter/-innen wirken auf allen Ebenen aktiv an den europäischen Entscheidungen mit – und auch National- und Bun- desrat nehmen Aufgaben im Bereich der Europäischen Union wahr.

EU-Hauptausschuss 1. Informationsrechte 2. Recht auf Stellungnahme

Der EU-Hauptausschuss und der Ständi- National- und Bundesrat haben das Neben dem Recht auf Information be- ge Unterausschuss in europäischen An- Recht auf umfassende und umgehende steht auch das Recht, die Mitglieder gelegenheiten dienen der Mitwirkung Information bzw. Übermittlung der Do- der Bundesregierung durch sog. Stel- des Parlaments im europäischen Ent- kumente der EU, sei es durch die Mit- lungnahmen zu binden. Von so einer scheidungsfindungsprozess. Die Ein- glieder der Bundesregierung, durch die Stellungnahme darf das österreichische flussmöglichkeit des österreichischen europäischen Institutionen oder die Mitglied im Rat nur aus zwingenden au- Parlaments auf die Verhandlungspositi- Ständige Vertretung Österreichs in Brüs- ßen- oder integrationspolitischen Grün- on der Mitglieder der Bundesregierung sel. Diese Informationspflicht betrifft den abweichen. Die in Stellungnahmen im (Europäischen) Rat gilt als eine der mehrheitlich Dokumente des (Europäi- verwendeten Formulierungen sind im stärksten in der EU. Dieser Einfluss wird schen) Rates aber auch sämtliche Kon- Allgemeinen allerdings so gewählt, dass auf zwei Ebenen mit Leben erfüllt: zum sultationsdokumente der Kommission sie genügend Verhandlungsspielraum einen durch Informationsrechte und (Grün-, Weißbücher sowie Mitteilungen). eröffnen. zum anderen mit dem Recht auf Stel- Zudem müssen auch schon Vorschläge Will ein Mitglied der Bundesregierung lungnahme. der Kommission für EU-Gesetzgebung dennoch von einer bindenden Stellung- zeitgerecht den nationalen Parlamen- nahme abweichen, ist der Nationalrat ten übermittelt werden. (Hauptausschuss) neuerlich zu befas- sen. Bewirkt der betreffende EU-Rechts- akt eine Änderung des Bundesverfas- sungsrechts, ist eine Abweichung ohne Zustimmung des Nationalrates (Haupt- ausschusses) nicht möglich.

Europäische Angelegenheiten im österreichischen Nationalrat

EU-HAUPTAUSSCHUSS

GESETZGEBUNGSPERIODE ANZAHL DER EU-DOKUMENTE, ANZAHL EU-DOKUMENTEN ANZAHL DER DIE AN DAS PARLAMENT AUF DER TAGESORDNUNG VERABSCHIEDETEN ÜBERMITTELT WURDEN DES AUSSCHUSSES STELLUNGNAHMEN XIX. GP (1995 - 1996) 17.968 92 18 XX. GP (1996 - 1999) 75.958 155 13 XXI. GP (1999 - 2002) 72.950 38 4 XXII. GP (2002 - ) 64.734* 33* 1

* Stand 13. Dezember 2005

Quelle: Parlamentsdirektion; EU-Datenbank

13 PARLAMENT UND EUROPÄISCHE UNION OFFENES PARLAMENT

Europatage im Nationalrat des Geschäftsordnungsgesetzes des Na- des Hauptausschusses in EU-Angele- tionalrates die Möglichkeit, im National- genheiten auf der Tagesordnung sol- 2005 wurde im Parlament eine Reihe rat Plenarsitzungen zur ausschließlichen cher Sitzungen stehen. von Maßnahmen zur Verstärkung der Erörterung von EU-Themen abzuhalten. Mitwirkungsrechte von Nationalrat und Der erste Europatag fand am 29. Sep- Bundesrat in EU-Angelegenheiten ge- Dies können zum einen im Frühjahr und tember 2005 statt und setzte sich mit troffen, die von allen Parlamentspartei- im Herbst Sitzungen zur Beratung der den Themen „Europa: Arbeitsplätze, en getragen sind. So werden Berichte Arbeitsprogramme der jeweiligen Prä- Wachstum, Wirtschaft“, „Dienstleis- der einzelnen Bundesminister/innen sidentschaft sein. Zum anderen kann tungsrichtlinie – Binnenmarkt auf dem zu den Arbeitsprogrammen von EU- es Sitzungen mit von den parlamenta- Rücken der österreichischen Klein- und Kommission und Rat in den Fachaus- rischen Klubs vorgeschlagenen Themen Mittelbetriebe und der Arbeitnehmer“, schüssen beraten und die Ministerien aus den verschiedenen EU-Arbeitspro- „Kampf gegen Terrorismus: gemeinsame erstellen ausführliche Vorblätter zu grammen geben, wobei jeder Klub in Aufgabe für Europa“ und „Europäische EU-Vorlagen auf der Tagesordnung der abwechselnder Reihenfolge berechtigt Herausforderungen für die österreichi- EU-Ausschüsse. Als zentralen Punkt gibt ist, für diese Sitzung ein Thema vorzu- sche Hochschulpolitik“ auseinander. Für es seit Mitte 2005 durch eine Änderung schlagen. Zusätzlich können Berichte jedes dieser Themen wurde von der neu geschaffenen Abteilung EU-Koordination eine Informationsdossier für die Abge- ordneten erstellt, das als Grundlage der Diskussion diente. Den ersten Europatag bezeichnete der Präsident Nationalrates als „gemischten Erfolg“ und meinte, die Diskussionen werden in Zukunft kürzer sein und sich auf ein bis zwei Themen beschränken. Auch gehe es darum, die Europatage weitgehend „aus der innen- politischen Mühle herauszuhalten“. Dar- über hinaus werden Europatage nicht mehr an Plenartagen des Europäischen Parlaments stattfinden. Der nächste Europatag fand am 7. De- zember 2005 vormittags statt – das Thema lautete „Legislativprogramm der Kommission“. In einer Erklärung am 21. Dezember hat Bundeskanzler Dr. Wolf- gang Schüssel zudem den Nationalrat über die Ergebnisse des Europäischen Rates am 15./16. Dezember 2005 und das sich daraus ergebende Programm der österreichischen EU-Ratspräsident- schaft informiert. Als weitere Europater- mine sind der 30. März und der 24. Mai 2006 vorgesehen. Der Europatag soll künftig vier Mal pro Jahr stattfinden. Zur Unterstützung der Abgeordneten wurde zudem im Mai 2005 ein Büro des österreichischen Parlaments im Europä- ischen Parlament eingerichtet, das den Informationsfluss erleichtern und be- schleunigen helfen soll.

Zweiter Europatag im Plenum des Nationalrates am 7. Dezember 2005 14 INTERNATIONALE KONTAKTE

INTERNATIONALE KONTAKTE

Das österreichische Parlament war im ganzen Welt mit großer Wertschätzung Im Rahmen der EU, der WEU, des Europa- Jahr 2005 bei über 200 internationalen empfangen. Außerdem besuchten 13 rates, der NATO, der OSZE, der WTO und Aktivitäten auf parlamentarischer Ebene Delegationen von Parlamentarierinnen anderen Organisationen nahmen öster- vertreten. Der Präsident des Nationalra- und Parlamentariern vorrangig aus Euro- reichische Parlamentarierinnen und tes Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol konnte pa, aber auch aus Kolumbien und Japan Parlamentarier an einer Vielzahl inter- insgesamt elf Staatsoberhäupter im Ho- das österreichische Parlament. Der Prä- nationaler Sitzungen teil. Besonders hen Haus begrüßen. Gemeinsam mit dem sident des Nationalrates nahm darüber hervorzuheben ist im Jahr 2005 die Teil- Präsidenten des Bundesrates wurden hinaus 17 Termine im Ausland wahr, der nahme an sechs Wahlbeobachtungen auch 16 Amtskollegen/-innen aus der Präsident des Bundesrates sieben. im Rahmen der OSZE.

EU und internationale Besuche im Inland 10.1. Wien Sitzung des Büros der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 11.1. Italien Besuch von Mitgliedern der italienischen Delegation zur OSZE-PV 19. - 21.1. Mongolei Besuch des Präsidenten des Großen Staatskhurals Nambarijn Enkhbayar 3.2. Slowenien Besuch einer Delegation des Ausschusses für die Beziehungen mit den im Ausland lebenden Slowenen 21. - 25.2. Armenien Besuch des Parlamentspräsidenten Artur Baghdassarian 23. - 25.2. Belgien Besuch der Präsidentin des belgischen Senats Anne-Marie Lizin 24.2. Russische Föderation Besuch des Präsidenten der Staatsduma Boris Gryslow 24.2. WEU Besuch des Präsidenten Stef Goris 24. - 25.2. Wien 4. Wintertagung der OSZE-PV 24. - 25.2. Republik Montenegro Besuch des Parlamentspräsidenten Ranko Krivokapic 14.3. Tschechische Republik Treffen der Mitglieder der österr.-tschechischen parlamentarischen Freundschaftsgruppe mit den Mitgliedern der tschechisch-österr. parlamentarischen Freundschaftsgruppe 26.4. Kuwait Besuch einer Delegation der kuwaitisch-österr. parlamentarischen Freundschaftsgruppe 29.4. Wien Tagung der Mitglieder der Verkehrsausschüsse der Parlamente der Regionalen Partnerschaft 7. - 8.5. Russische Föderation Besuch des Vorsitzenden des russischen Föderationsrates Präsident Serguey Mironov aus Anlass der Feierlichkeiten um den österreichischen Staatsvertrag 10. - 11.5. Tschechische Republik Besuch des Präsidenten des tschechischen Senats Dr. Premysl Sobotka 23.5. Italien Besuch des Präsidenten der Provinz Neapel Dr. Riccardo Di Palma 24.5. Italien Besuch des Delegationsleiter der Z.E.I.-PV Francesco Stradella 24. - 25.5. Europäische Union Besuch des Präsidenten des Ausschusses der Regionen Peter Straub 25.5. Slowenien Besuch des Vorsitzenden des EU-Ausschusses Anton Kokalj 8.6. Deutschland Besuch des Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages Dr. Norbert Lammert 14.6. Finnland Besuch des Parlamentspräsidenten Paavo Lipponen 15.6. Tschechische Republik Besuch einer Delegation des Senatsausschusses für EU-Angelegenheiten 1.7. Europäische Union Besuch des Kabinetts der Kommissarin für Aussenbeziehungen und Nachbarschaftspolitik Dr. Benita Ferrero-Waldner 5.7. Deutschland Besuch einer Delegation des Finanzausschusses des Landtages von Baden-Württemberg 12.7. Aserbaidschan Besuch des Ersten Vizepräsidenten Arif Rahimzada 13.7. Europäische Union Besuch einer Delegation der Europäischen Kommission 25.8. Europäisches Parlament Besuch des Vorsitzenden des Unterausschusses für Sicherheit und Verteidigung Karl von Wogau

15 OFFENES PARLAMENT

EU und internationale Besuche im Inland 12. - 14.9. Schweiz Besuch des Präsidiums des Nationalrates unter Leitung von Parlamentspräsidentin Therese Meyer-Kaelin 26.9. Ungarn Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich an die Präsidentin der Nationalversammlung Dr. Katalin Szili 27. - 30.9. Jemen Besuch des Präsidenten des Konsultativrates Dr. Abdulaziz Abdulghani 29.9. Russische Föderation Besuch einer Delegation des Ausschusses für Arbeit und soziale Politik 29. - 30.9. Kanada Besuch einer Parlamentarierdelegation 3.10. Europäisches Parlament Besuch von Generalsekretär Julian Priestley 24.10. Slowakei Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich an den Präsidenten des Nationalrates Dr. Pavol Hrusovsky 24.10. Wien NATO-PV – Treffen des Politischen Ausschusses 25.10. Wien Außerordentliches Treffen der Präsidenten der Länder der Regionalen Partnerschaft an den Feierlichkeiten 3.11. Kolumbien Besuch einer Delegation des Menschenrechtsausschusses 3.11. Deutschland Besuch des Vorsitzenden der deutsch-österr. parlamentarischen Freundschaftsgruppe Georg Brunnhuber 7.11. Japan Besuch einer Delegation des japanischen Oberhauses 7. - 10.11. Litauen Besuch des Parlamentspräsidenten Arturas Paulauskas 8.11. Japan Besuch einer Delegation des Sonderkomitees für Verfassungsfragen des japanischen Unterhauses 11.11. Europäisches Parlament Besuch einer Delegation des EP-Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten 15.11. Irak Besuch des Vizepräsidenten der Nationalversammlung Hussain Al-Shahristani 16.11. Türkei Besuch des Oberhauptes der Orthodoxen Kirche, Seine Heiligkeit der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios I. 16.11. Russland Besuch einer Delegation unter Leitung des Präsidentenberaters Wiktor Iwanow 17.11. AWEPA Besuch des Präsidenten Jan Nico Scholten 20. - 23.11. Schweiz Besuch einer Delegation des Ständerates unter Leitung des Präsidenten Bruno Frick 22.11. Finnland Besuch einer Delegation des EU-Ausschusses 22. - 24.11. Mazedonien Besuch des Außenpolitischen Beraters des Präsidenten der Versammlung Emil Krsteski 23.11. Europäisches Parlament Besuch des erweiterten Präsidiums des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten 24. - 25.11. Europäisches Parlament Besuch einer Delegation des Ausschusses für Wirtschaft und Währung 25.11. Frankreich Besuch des Grand Chancelier General Jean-Pierre Kelche 28.11. Kroatien Besuch einer Delegation des EU-Ausschusses 29.11. Frankreich Besuch einer Delegation des Mouvement des Enterprises de (franz. Pendant der Wirtschaftskammer)

16 INTERNATIONALE KONTAKTE

EU und internationale Besuche im Ausland 16. - 18.1. Mexiko Sitzung der Kulturkommission der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Mexiko City und Oaxaca 19.1. Belgien EP-Vorbereitungstreffen in Brüssel 20. - 21.1. Schweden Treffen der IPEX-Arbeitsgruppe in Stockholm 22. - 24.1. Ukraine Besuch des Präsidenten des Bundesrates Mag. Georg Pehm 24. - 25.1. Belgien Sitzung des EP-Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten in Brüssel 24. - 28.1. Frankreich 1. Teil der ordentlichen Sitzungsperiode der PV des ER in Straßburg 25.1. Belgien Treffen des Politischen Ausschusses der Euromediterranen Parlamentarischen Versammlung (EMPV) in Brüssel 27.1. Polen Gedenkfeierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz 31.1. - 1.2. Italien Sitzung des Kulturausschusses der EMPV in Rom 9.2. Luxemburg Treffen der COSAC-Vorsitzenden in Luxemburg 10. - 11.2. Ungarn Vorbereitungstreffen der Generalsekretäre für die Konferenz der Präsidenten der Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in Budapest 22. - 23.2. Frankreich NATO-PV – Treffen des Wirtschafts- und Sicherheitsausschusses und OECD-Treffen in Paris 28.2. Polen Sitzung der Politischen Kommission der PV des ER in Warschau 1.3. Frankreich Sitzung der Gleichstellungskommission der PV des ER in Paris 2.3. Frankreich Sitzung des ad hoc Komitees der Flüchtlingskommission der PV des ER in Paris 3.3. U.S.A. IPU – 49. Session der Kommission über den Status von Frauen zum Thema „Peking – Follow up: Geschlechtergleichheit in der Politik“ in New York 10. - 11.3. Slowenien Besuch einer österreichischen Parlamentarierdelegation unter Leitung des Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol 12. - 13.3. Ägypten 2. Jahrestagung der EMPV in Kairo 12. - 14.3. Kroatien NATO-PV 59. Rose-Roth-Seminar in Dubrovnik 14.3. Belgien Sitzung der Flüchtlingskommission der PV des ER in Brüssel 14. - 15.3. Luxemburg Konferenz der Vorsitzenden der Außenpolitischen Ausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in Luxemburg 14. - 15.3. Belgien Hearing zum Thema „Migration, Integration und Entwicklung“ im EP in Brüssel 15.3. Tschechische Republik Tagung der Mitglieder der Finanzausschüsse der Parlamente der Regionalen Partnerschaft in Prag 15.3. Belgien Internationale Konferenz der Senate von Belgien und der Republik Kasachstan in Brüssel 16. - 17.3. Belgien Gemeinsames Treffen des EP und den nationalen Parlamenten zur Zukunft der Lissabon-Strategie in Brüssel 17.3. Frankreich Sitzung der Geschäftsordnungskommission der PV des ER in Paris 17.3. Frankreich Sitzung der Kulturkommission der PV des ER in Paris 18.3. Frankreich Sitzung der Ständigen Kommission der PV des ER in Paris 3. - 8.4. Philippinen 112. Interparlamentarische Konferenz in Manila 4. - 5.4. Belgien Hearing im EP zur Finanzvorschau 2007 - 2013 in Brüssel 6.4. Frankreich Sitzung der Juridischen Kommission der PV des ER in Paris 8.4. Frankreich 4. Kolloquium Paris-Berlin betreffend „Die Positionierung der deutsch-französischen Partnerschaft im erweiterten Europa?“ in Straßburg 8.4. Vatikan Teilnahme des Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol an den Trauerfeierlichkeiten anlässlich des Ablebens von Papst Johannes Paul II. 8. - 9.4. Bulgarien Internationale Konferenz zum Thema „Bulgarien, Österreich und die EU“ in Sofia

17 OFFENES PARLAMENT

EU und internationale Besuche im Ausland 8. - 9.4. Frankreich Symposium zum französischen Referendum über die EU-Verfassung in Paris 13.4. Kroatien Besuch einer österreichischen Parlamentarierdelegation unter Leitung des Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol 15.4. Belgien Sitzung der Arbeitsgruppe „Parlamentarische Zusammenarbeit des Stabilitätspaktes“ in Brüssel 18. - 19.4. Slowakische Republik Treffen der Europaausschüsse der Visegrad-Staaten in Casta-Papiernicka 18. - 19.4. Belgien Treffen der Verbindungsbeamten der nationalen Parlamente und des EP in Brüssel 18. - 21.4. Republik Iran Besuch einer Delegation der österr.-iranischen parlamentarischen Freundschafts gruppe unter Leitung von Abg. Dr. Werner Fasslabend 20.4. Tschechische Republik Besuch einer österreichischen Parlamentarierdelegation unter Leitung des Präsidenten des Bundesrates Mag. Georg Pehm 22. - 23.4. Frankreich Konferenz über die Verstärkung der Fähigkeiten der Parlamente in Sachen des inter- nationalen Umweltrechts in Paris 24.4. Vatikan Teilnahme des Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol an der feierlichen Inauguration des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. 25.4. Belgien Treffen des EP-Ausschusses für Wirtschaft und Währung zum Thema „Europäische Wirtschaftspolitik: Eine nationale und europäische Perspektive“ in Brüssel 25. - 26.4. Belgien Seminar zur Förderung der Grundrechtepolitik im EP in Brüssel 25. - 29.4. Frankreich 2. Teil der ordentlichen Sitzungsperiode der PV des ER in Straßburg 5. - 7.5. Slowakei Tagung des Parlamentarierkomitees der Z.E.I. in Bratislava 6. - 7.5. Ungarn Konferenz der Parlamentspräsidenten der EU-Mitgliedstaaten und des EP in Budapest 12. - 14.5. Norwegen OSZE-PV – 4. Subregionale Konferenz in Tromsø 14. - 22.5. Uganda Besuch der Entwicklungspolitischen Sprecher 17. - 18.5. Luxemburg XXXIII. COSAC in Luxemburg 18.5. Frankreich PES (Europäische Sozialdemokratische Fraktion) Tagung in Paris 21. - 22.5. Deutschland Besuch des Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol 23. - 24.5. Österreich Symposium zum Thema „10 Jahre EU-Mitgliedschaft Österreichs – Bilanz und Ausblick“ an der Universität 25. - 27.5. Niederlande XV. EUREKA-Konferenz in Den Haag 26. - 27.5. Südafrika AWEPA-Seminar über Kinder und Aids in Kapstadt 27. - 31.5. Slowenien NATO-PV – Frühjahrstagung in Ljubljana 29.5. - 2.6. Mexiko Teilnahme einer österreichischen Parlamentarierdelegation am Staatsbesuch von Bundespräsident Dr. 30.5. Frankreich Sitzung des Unterausschusses der Kommission für Außenbeziehungen der PV des ER in Paris 31.5. Frankreich Sitzung der Politischen Kommission der PV des ER in Paris 31.5. Deutschland Besuch des Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol 31.5. - 1.6. Estland Besuch des Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol 1. - 2.6. Bosnien u. Herzegowina Besuch des Präsidiums des Bundesrates beim Präsidium des Völkerhauses 3.6. Frankreich Sitzung der Gleichstellungskommission der PV des ER in Paris 7.6. Belgien Besuch des Präsidenten des Bundesrates Mag. Georg Pehm sowie des Vizepräsidenten des Bundesrates Jürgen Weiss 8.6. Deutschland Festveranstaltung zum Thema „10 Jahre Landesgleichstellungsgesetz von Rheinland-Pfalz“ in Mainz 8. - 9.6. Spanien OSZE-Konferenz über Antisemitismus und andere Formen der Intoleranz in Córdoba

18 INTERNATIONALE KONTAKTE

9. - 10.6. Slowenien Besuch des Präsidenten des Bundesrates Mag. Georg Pehm sowie des Vizepräsidenten des Bundesrates Jürgen Weiss 10. - 11.6. Slowenien Tagung der Präsidenten der Länder der Regionalen Partnerschaft in Bled 13. - 15.6. Frankreich WEU-PV – 1. Teil der 51. ordentlichen Tagung in Paris 5. - 16.6. Ukraine Besuch einer österreichischen Parlamentarierdelegation unter Leitung des Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol 16.6. Belgien Jahrestreffen der Haushaltsausschüsse mit den Vorsitzenden der Haushaltsausschüsse der nationalen Parlamente der EU in Brüssel 17. - 21.6. Ver. Arabische Emirate NATO-PV Treffen des Politischen Ausschusses in Abu Dhabi 20. - 24.6. Frankreich 3. Teil der ordentlichen Sitzungsperiode der PV des ER in Straßburg 22.6. Serbien Konferenz zum Thema „Die Rolle der lokalen und regionalen Gebietskörperschaften der EU im Demokratisierungsprozess im westlichen Balkanraum“ in Pristina/Kosovo 23.6. Frankreich Festveranstaltung der WEU-Versammlung aus Anlass des 50. Jahrestages in Straßburg 1. - 2.7. Spanien Sitzung der Umweltkommission der PV des ER in Santiago de Compostela 1. - 5.7. USA 14. Jahrestagung der PV der OSZE in Washington 17. - 18.7. Großbritannien Treffen der COSAC-Vorsitzenden in London 24.8. Slowenien Besuch des Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol 29.8. Ungarn Besuch des Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol 31.8. - 2.9. Monaco Treffen des Büros der Versammlung der PV des ER in Monaco 1. - 3.9. Deutschland 7. Konferenz der Vereinigung der Europäischen Senate in Berlin 7. - 9.9. USA 2. IPU-Weltkonferenz der Parlamentspräsidenten in New York 19.9. Belgien WEU-PV – Verteidigungsausschuss in Brüssel 20. - 21.9. Belgien Sitzung des Politischen Ausschusses der EMPV in Brüssel 3. - 5.10. Türkei Besuch einer österreichischen Parlamentarierdelegation unter Leitung des Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol 3. - 7.10. Frankreich 4. Teil der ordentlichen Sitzungsperiode der PV des ER in Straßburg 4. - 5.10. Belgien Sitzung des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und Verteidigungspolitik der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in Brüssel 6.10. - 30.11. USA 60. Session der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York 7. - 9.10. Serbien u. Montenegro OSZE-PV – Herbstkonferenz in Sveti Stefan 9. - 11.10. Großbritannien XXXIV. COSAC in London 10.10. Frankreich WEU-PV – Politischer Ausschuss in Paris 12. - 15.10. Ungarn, Kroatien, Serbien Besuch einer österreichischen Parlamentarierdelegation zu altösterreichischen Minderheiten 13. - 14.10. Belgien Symposium der Außenpolitischen Ausschüsse des EP in Brüssel 17. - 18.10. Mazedonien OSZE-PV – Seminar der parlamentarischen Troika des Stabilitätspaktes zum Thema „Situation der Flüchtlinge in Südosteuropa“ in Skopje 17. - 19.10. Schweiz 113. Interparlamentarische Konferenz in Genf 18. - 19.10. Russland Europäische Konferenz zu den Fragen der Sicherheit und gesetzgebenden Sicherung des Kampfes mit dem Terrorismus in Moskau 19. - 22.10. Großbritannien Parlamentarisches Seminar zum Thema „Afrika“ in London 20. - 22.10. Ägypten FGM-Informationstreffen mit Religionsführern in Kairo 21.10. Deutschland Besuch des Präsidenten des Bundesrates KR Peter Mitterer 26. - 31.10. China Besuch einer österreichischen Parlamentarierdelegation unter Leitung des Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol 27. - 28.10. Österreich Konferenz zum Thema „Subsidiarität anwenden: Regionen, Staaten und EU“ in Innsbruck

19 OFFENES PARLAMENT

EU und internationale Besuche im Ausland 30.10. - Großbritannien Konferenz der Vorsitzenden der Außenpolitischen Ausschüsse 1.11. der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in London 3.11. Frankreich Kolloquium zum Thema „Wege aus der europäischen Krise“ in Paris 3. - 5.11. Rumänien Sitzung des Umweltausschusses der PV des ER in Bukarest 3. - 5.11. Slowakei Parlamentarierversammlung der Z.E.I. in Bratislava 7. - 8.11. Großbritannien Konferenz der Verteidigungsausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitglied- staaten und des EP in London 8.11. Frankreich WEU-PV – Politischer Ausschuss in Paris 11. - 15.11. Dänemark NATO-PV – 51. Jahrestagung in Kopenhagen 14.11. Tschechische Republik Interparlamentarische Konferenz betreffend „Freizügigkeit von Arbeitnehmern in der EU“ in Prag 17.11. Niederlande Konferenz über ausgewogene Machtverteilung zwischen der EU und den einzelnen Mitgliedstaaten in Den Haag 18.11. Marokko Treffen der EMPV-Arbeitsgruppe „Frieden und Sicherheit im Nahen Osten“ in Rabat 20. - 21.11. Großbritannien Konferenz der Landwirtschafts- und Umweltausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in London 20. - 21.11. Marokko Außerordentliche Sitzung der EMPV in Rabat 23. - 24.11. Großbritannien Konferenz der Innenausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in London 25. - 26.11. Spanien 5. Konferenz der Präsidenten der Euromediterranen Parlamente aus Anlass 10 Jahre Barcelona in Barcelona 27.11. Deutschland 2. Internationales Parlamentarisches Form für erneuerbare Energien in Bonn 27. - 28.11. Großbritannien Konferenz der Vorsitzenden der Entwicklungspolitischen Ausschüsse der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten und des EP in London 28. - 30.11. Slowakei Besuch einer österreichischen Parlamentarierdelegation zu altösterreichischen Minderheiten

20 INTERNATIONALE KONTAKTE

Staatsbesuche 3.3. Serbien Besuch des Präsidenten Boris Tadic 4.4. Islamische Republik Iran Besuch des Staatspräsidenten Seyed Mohammad Khatami 7.4. Rumänien Besuch des Außenministers Mihai-Razvan Ungureanu 11.4. Georgien Besuch der Außenministerin Salome Surabischwili 21.4. Republik Bulgarien Besuch des Staatspräsidenten Georgi Parvanov 27.4. Afrika Besuch des Außenministers von Burkina Faso Youssouf Ouedraogo 4.5. Slowakische Republik Besuch des Staatspräsidenten Ivan Gasparovic 4.5. Republik Mazedonien Besuch der Außenministerin Ilinka Mitreva 13.5. Rumänien Besuch der Justizministerin Monica Luisa Macovei 6.6. Polen Besuch der Vizepremierministerin und Ministerin für Sozialpolitik Jaruga-Nowacka 8.6. Islamische Republik Iran Besuch des Vizeministers für Humanresourcen und soziale Sicherheit Dipl.-Ing. Taher Mohebati 13.6. Republik Griechenland Besuch des Staatspräsidenten Dr. Karolos Papoulias 28.6. Republik Montenegro Besuch des Staatspräsidenten Filip Vujanovic 29.6. Arabische Rep. Syrien Besuch der Ministerin für Auslandssyrer Dr. Bouthaina Shaaban 6.7. Serbien Besuch des Wirtschaftsministers Predrag Bubalo 12.7. Ukraine Besuch des Staatspräsidenten Viktor Juschtschenko 15.7. Republik Aserbaidschan Besuch des Innenministers Generaloberst Ramil Usubov 26.8. Republik Ungarn Besuch des Staatspräsidenten Laszlo Solyom 7.9. Republik Aserbaidschan Besuch des Außenministers Elmar Mammadyarov 26.9. Republik Mazedonien Besuch des Staatspräsidenten Branko Crvenkovski 27. - 29.9. Serbien u. Montenegro Besuch des stv. Außenministers Predrag Boskovic 15.11. Islam. Rep. Afghanistan Besuch des Staatspräsidenten Hamid Karzai 15.11. Islamische Republik Irak Besuch des Staatspräsidenten Jalal Talabani 16.11. Deutschland Besuch des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber 25.11. Frankreich Besuch der Europaministerin Catherine Colonna 25.11. Bulgarien Besuch des stellvertretenden Ministerpräsidenten und Ministers für auswärtige Angelegenheiten Ivaylo Kalfin 28.11. Tschechische Republik Besuch des Außenministers Cyril Svoboda

Wahlbeobachtungen 27.2. Kirgisistan OSZE-PV – Parlamentswahlen 6.3. Moldawien OSZE-PV und PV des Europarates – Parlamentswahlen 3.7. Albanien OSZE-PV – Parlamentswahlen 10.7. Kirgisistan OSZE-PV – Präsidentenwahlen 6.11. Aserbaidschan OSZE-PV – Parlamentswahlen

(Stand: 30.11.2005) 21 OFFENES PARLAMENT

der Bellen, des Klubobmannes der Frei- VERANSTALTUNGEN heitlichen Herbert Scheibner, des Klub- vorsitzenden der SPÖ Dr. Alfred Gusen- IM JAHR 2005 – ÜBERBLICK bauer, des Klubobmannes der ÖVP Mag. Wilhelm Molterer sowie Ansprachen des Das Parlament ist Ort der Gesetzgebung, parlamentsspezifische Veranstaltungen, Bundeskanzlers Dr. Wolfgang Schüssel, aber auch Ort der Begegnung. Zusätzlich Verleihungen, Festveranstaltungen/ des Vizekanzlers Hubert Gorbach, des zu den Veranstaltungen der parlamentar- Gedankenjahr/Gedenken und schließ- Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer und ischen Klubs fanden im Jahr 2005 etwa lich Informationsveranstaltungen/Dis- des Präsidenten des Bundesrates Mag. 100 sehr unterschiedliche Veranstalt- kussionen/Symposien/Vorträge. Georg Pehm. Zweitens das Symposium ungen statt, die von den Mitgliedern Drei Veranstaltungen im Gedenkjahr 2005 „Widerstand in Österreich 1938 - 1945“, der Präsidien des Nationalrates und haben das Parlamentsgeschehen be- das ab Seite 36 der vorliegenden Bilanz des Bundesrates organisiert wurden. sonders geprägt: Erstens die Auftaktver- 2005 zusammengefasst dargestellt Die folgende Darstellung ordnet die anstaltung anlässlich des Gedenkjahres wird. Drittens der Gedenktag gegen Veranstaltungen chronologisch in fol- 2005 im historischen Sitzungssaal am 14. Gewalt und Rassismus im Gedenken an genden Gruppen: Ausstellungen, Be- Jänner 2005 mit Reden von Dr. Andreas die Opfer des Nationalsozialismus, der suche und Empfänge, Buchpräsent- Khol, Präsident des Nationalrates, des Klub- am 4. Mai 2005 begangen wurde, und ationen, Kunst und Kultur, Medien, obmannes der Grünen Dr. Alexander Van ab Seite 58 näher betrachtet wird.

Ausstellungen VERANSTALTER Veranstaltung „Demokratie ist weiblich – 8. März Zweite Präsidentin des Nationalrates Frauen und Parlamentarismus“ und Mag.a Eröffnung der Sonderausstellung „Frauenwahlrecht“ Präsentation „Zeitgenössische Kunst im Parlament“ 20. Januar Präsident des Nationalrates 3. August Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Ausstellung anlässlich des 60. Jahrestages der 18. November Präsident des Nationalrates ersten Nationalratswahl am 25. November 1945 Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol als auch Eröffnung der Photoausstellung „Von der Befreiung zur Freiheit“ von Erich Lessing; Präsentation von apa-historisch – apa-Meldungen von 1955 - 1985 im Internet

Besuche und Empfänge VERANSTALTER Empfang des Präsidenten des Bundesrates 10. Januar Präsident des Bundesrates Mag. Georg Pehm anlässlich der Vorsitzübernahme Burgenlands im Bundesrat Besuch und Empfang für die Teilnehmerinnen und 23. Mai Zweite Präsidentin des Nationalrates Teilnehmer der International Mission on Diplomacy Mag.a Barbara Prammer Besuch der Teilnehmer am Global Young 13. Juni Parlamentsdirektion Leaders Summit Empfang anlässlich der Vorsitzübernahme 20. Juni Präsident des Bundesrates KR Peter Mitterer Kärntens im Bundesrat Empfang für die Teilnehmerinnen der 24. Juni Zweite Präsidentin des Nationalrates PES-Tagung und die Bundesfrauen Mag.a Barbara Prammer Empfang für die am 45. Intersteno-Kongress 28. Juli Parlamentsdirektion teilnehmenden IPRS-Mitglieder IFTAR-Mahl für Angehörige der 18. Oktober Präsident des Nationalrates muslimischen Glaubensgemeinschaft Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Empfang für die Teilnehmer an der 10. November Präsident des Nationalrates 54. Präsidialtagung der INTOSAI Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol

22 VERANSTALTUNGEN IM JAHR 2005 – ÜBERBLICK

Buchpräsentationen VERANSTALTER Präsentation des Buches „gelinde gesagt“ 22. Februar Zweite Präsidentin des Nationalrates von Linde Prelog (Hrsg.) Mag.a Barbara Prammer Präsentation des Buches „Vergessene Schicksale“ 15. März Präsident des Nationalrates von Abg. z. NR a.D. Anton Bayr Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Präsentation des Buches „Kaprun – Dokumentation der 12. April Zweite Präsidentin des Nationalrates Katastrophe am Kitzsteinhorn“ von Peter Obermüller Mag.a Barbara Prammer Präsentation des Buches „B-Gendarmerie, 19. April Präsident des Nationalrates Waffenlager und Nachrichtendienste: Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Der militärische Weg zumStaatsvertrag“ von Walter Blasi, Erwin A. Schmidl und Felix Schneider Buchpräsentation der Biographie „Dagmar Oster- 3. Mai Zweite Präsidentin des Nationalrates mann. Eine Lebensreise durch Konzentrationslager“ Mag.a Barbara Prammer herausgegeben von Martin Krist Präsentation des Buchs „Tabubruch – Österreichs 13. Juni Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Entscheidung für die Europäische Union“ Khol und das Herbert-Batliner-Europainstitut von Botschafter Dr. Manfred Scheich in Salzburg Präsentation des Buchs „O Jubel, O Freud – 14. Juni Präsident des Nationalrates Schatten und Schimären eines Jubiläumslandes“ Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol von Gerfried Sperl und Michael Steiner (Hg.) Präsentation des Buchs „Der Botschafter – Ein Leben 16. Juni Präsident des Nationalrates für Österreich“ von Staatssekretär a.D. Dr. Ludwig Steiner Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Präsentation des Buches „Der Onkel Julius oder: 13. September Präsident des Nationalrates Der Wiederaufbau Österreichs in Anekdoten“ Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol von Univ.-Prof. Dr. DDr. h.c. Karl Korinek (Präsident des Verfassungsgerichtshofes) Präsentation des Buches „Das Ende des Journalismus – 14. September Präsident des Nationalrates Plädoyer für einen bedrohten Beruf“ von Dr. Ernst Sittinger Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Präsentation des Buches „Übrigens – Gespräche mit 22. September Präsident des Nationalrates großen Geistern aus sechs Jahrhunderten“ Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol von Franz Josef Weißenböck Präsentation des Buches „Nataschas Winter“ 18. November Zweite Präsidentin des Nationalrates von ORF-Korrespondentin Dr. Susanne Scholl Mag.a Barbara Prammer Präsentation des Buches „Österreichs Außenpolitik 21. November Präsident des Nationalrates von 1945 bis zur Gegenwart – von der alliierten Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Besatzung zur Europäischen Gemeinschaft“ von Univ.-Prof. Dr. Michael Gehler Präsentation des Buches „Öffnungszeitengesetz – 22. November Zweite Präsidentin des Nationalrates Betriebszeitengesetz“ von Walter Nöstlinger Mag.a Barbara Prammer Präsentation der Bücher 13. Dezember Präsident des Nationalrates - „Der österreichische Staatsvertrag 1955. Internationale Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol und die Historische Strategie, rechtliche Relevanz, nationale Identität“ Kommission der Österreichischen Akademie der hg. Univ.-Prof. Dr. Arnold Suppan, Univ.-Prof. Dr. Gerald Wissenschaften Stourzh und Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Müller - „Sowjetische Politik in Österreich 1945 - 1955: Dokumente aus russischen Archiven“ hg. von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Müller, Univ.-Prof. Dr. Arnold Suppan et al. - “Die sowjetische Besatzung in Österreich 1945 - 1955 und ihre politische Mission“ von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Müller - „Um Einheit und Freiheit: Staatsvertrag, Neutralität und das Ende der Ost-West-Besetzung Österreichs 1945 - 1955“ von Univ.-Prof. Dr. Gerald Stourzh

23 OFFENES PARLAMENT

Kunst und Kultur VERANSTALTER Benefi zkonzert des Abgeordnetenchors und 4. April Präsident des Nationalrates des Vokalensembles St. Stephan Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Ausstellung zeitgenössischer Kunst aus Niederösterreich 18. Mai - 10. Juni Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Kunsthistorischer Vortrag zum Thema „Theophil Hansen – 30. Mai und Präsident des Nationalrates Das Parlament“ der Kunsthistorikerin des KHM Mag.a Jeanette Koller 10. Oktober Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Konzert des Zagreber Gitarrenquartetts im Rahmen des Festivals 2. Juni Präsident des Nationalrates der kroatischen Musik Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Diskussionsveranstaltung „Österreich : 15. Juni Zweite Präsidentin Jelinek. Eine Auseinandersetzung“ des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer Präsentation „Zeitgenössische Kunst im Parlament“ 20. Januar und Präsident des Nationalrates 3. August Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Ausstellung „Positionen junger Kunst aus Wien“ 15. November - Präsident des Nationalrates 2. Dezember Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol

Präsentation zeitgenössischer stellt die Präsentation der Kunstwerke jeweiligen Ausschusslokalen aufgehängt Kunst im Parlament am 3. sowohl eine Bereicherung für die Innen- werden. August räume des Hauses als auch eine För- derung der Künstler dar. „Das ist ein Der Kurator des Landesmuseums Joan- „Die Entscheidung, zeitgenössische Kunst Zeichen dafür, dass wir das Parlament in neum Graz und Kunstkurator des Hau- im Parlament auszustellen und dafür jeder Hinsicht öff nen. Es ist eine Dauer- ses, Peter Pakesch, konzipierte Anfang einen eigenen Kunstkurator zu bestellen, aufgabe, sich mit dieser zeitgenössischen dieses Jahres das Ausstellungskonzept zeigt von einer großen Wertschätzung Form der Kunst auseinanderzusetzen.“ „Zeitgenössische Kunst im Parlament“ für diese Künstlerinnen und Künstler. und ist als Kurator für die laufenden Ganz bewusst wollten wir nicht seit Die Werke der beiden Künstlerinnen Ausstellungen zuständig. Pakesch: „Die Jahrzehnten etablierten und vielfach Eva Schegel und Johanna Kandl, die Hängung von Werkgruppen aktueller ausgestellten Künstlern die Möglichkeit schon bei der ersten Reihe dabei waren, Kunst in den Ausschusslokalen des Par- bieten, sich hier im Parlament zu prä- bleiben noch. Neu sind hingegen die laments stellt eine mehrfache Herausfor- sentieren, sondern jenen, die mit großer Ausstellungsstücke von Manfred Will- derung dar: Heute Bilder in der historisti- Wahrscheinlichkeit die Kunstszene der mann, Erwin Bohatsch, Michael Kienzer schen Architektur von Theophil Hansen nächsten Jahre noch stärker, als sie es und Herbert Brandl. zu hängen ist nicht minder spannend, jetzt tun, mitbestimmen werden“, sagte wie diese Werke der bedeutenden Re- Nationalratspräsident Dr. Andreas Khol Zur besseren Präsentation werden die präsentanten der heutigen österreichi- anlässlich der Präsentation der zweiten Werke im Vergleich zum letzten Mal schen Kultur mit der politischen Sphäre, Reihe des Ausstellungszyklus „Zeitge- in der Säulenhalle gezeigt, bevor sie, die die tägliche Wirklichkeit darstellt, zu nössische Kunst im Parlament“. Für Khol rechtzeitig zu Sitzungsbeginn, in den konfrontieren.“

24 VERANSTALTUNGEN IM JAHR 2005 – ÜBERBLICK

Medien

VERANSTALTER Festakt anlässlich „25 Jahre Hohes Haus“ 25. Januar Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Jungjournalistenseminar/Katholische 9. Juni Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Medienakademie Übergabe des neuen Stadtstudios an den ORF 22. Juni Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol und die ORF-Generaldirektorin Dr. Monika Lindner Eröffnung des ORF-Stadtstudios 22. November Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol und die ORF-Generaldirektorin Dr. Monika Lindner

Das ORF-Parlamentsmagazin ner Ansprache, es sei außerordentlich, weile gehöre es genauso zum Program- „Hohes Haus“ feiert 2005 seinen dass das Parlament eine eigene Sen- mangebot des ORF wie die „Zeit im Bild“, 25. Geburtstag deleiste im ORF habe, und dankte der betonte sie. Ziel und Aufgabe des Ma- ORF-Redaktion für die objektive Bericht- gazins sei es, die parlamentarische Aus diesem Anlass luden Nationalrats- erstattung und die sorgfältigen Recher- Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger präsident Dr. Andreas Khol und ORF- chen. Seiner Meinung nach gehört die verständlich und nachvollziehbar zu Generaldirektorin Dr. Monika Lindner Sendung „Hohes Haus“ zum Pflichtpro- machen und ihnen eine Vorstellung am 25. Januar zu einem Empfang ins gramm eines jeden Mandatars. Die Live- von der Tätigkeit der Nationalratsabge- Parlament, bei dem nicht nur ein Blick Übertragung von Parlamentsdebatten ordneten und der Mitglieder des Bun- auf dieses Informationsmagazin des trägt Khol zufolge überdies dazu bei, die desrats zu geben. Gleiches gelte für die ORF, sondern auf die gesamte ORF-Par- Abgeordneten zu entmytholgisieren. Das Live-Übertragungen von Parlaments- lamentsberichterstattung im Fernsehen hehre Bild eines Politikers werde an der sitzungen, die seit 1981 zum Programm geworfen wurde. Die Bilanz der ORF- Realität gemessen, skizzierte er, „das ist des ORF gehören. Redakteurinnen und -Redakteure kann für uns eine große Herausforderung“. Das Parlamentsmagazin „Hohes Haus“ sich sehen lassen: Zu 3.500 Beiträgen in Die ORF-Generaldirektorin erinnerte daran, wird seit 1995 wöchentlich Sonntag 676 Sendungen „Hohes Haus“ kommen dass das Parlamentsmagazin „Hohes Haus“, Mittag ausgestrahlt und – ebenfalls seit 444 Stunden Live-Übertragung aus dem ursprünglich von Franz Kreuzer ins Le- zehn Jahren – von Gertrude Aubauer Nationalrat. ben gerufen, genau am 26. Januar 1980 moderiert. Leiter der ORF-Parlamentsre- Der Nationalratspräsident meinte in sei- das erste Mal auf Sendung ging. Mittler- daktion ist Robert Stoppacher.

Parlamentsspezifische Veranstaltungen

VERANSTALTER Enthüllung des Portraits des Präsidenten des 25. Februar Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Nationalrates a.D. Bundespräsident Dr. Heinz Fischer „Frauenparlament“ 18. März Zweite Präsidentin des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer „Rein ins Parlament“ – Zweites Jugendparlament 30. September Zweite Präsidentin des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer Festakt anlässlich des 80. Geburtstags von Präsident 8. November Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol des Nationalrates a.D. Rudolf Pöder und die Zweite Präsidentin des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer Enthüllung der Gedenktafel für Dr. 14. Dezember Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol im Parlament Festsitzung des Bundesrates in Erinnerung an das 19. Dezember Präsident des Bundesrates KR Peter Mitterer erste Zusammentreten des Bundesrates vor 60 Jahren

25 OFFENES PARLAMENT

Portrait von Bundespräsident Der Nationalratspräsident wies in seiner Dr. Heinz Fischer hatte das Amt des Fischer im Parlament enthüllt Eröffnungsrede darauf hin, dass Fischer Nationalratspräsidenten von November die Künstlerin Xenia Hausner selbst aus- 1990 bis Dezember 2002 inne, ehe er Zu einem recht ungewöhnlichen Ereignis gesucht habe. Es sei nicht einfach gewe- dieses, in Folge des Wahlsieges der lud am 25. Februar Nationalratspräsident sen, Fischer dazu zu bewegen, ein Por- ÖVP bei den Nationalratswahlen 2002, Dr. Andreas Khol ins Parlament. In Anwe- trät anfertigen zu lassen, unterstrich er. an den nunmehrigen Amtsinhaber Dr. senheit zahlreicher prominenter Gäste, Xenia Hausner, deren Bild sich, sowohl Andreas Khol abtreten musste. Damit unter ihnen der Bundespräsident selbst, was den Stil als auch das Format betrifft, ist Fischer – nach Anton Benya – der am wurde ein Porträt von Dr. Heinz Fischer erheblich von den anderen Porträts un- zweitlängsten dienende Nationalrats- enthüllt. Das von der Künstlerin Xenia terscheidet, äußerte die Hoffnung, dass präsident der Zweiten Republik. Hausner gestaltete Bild wird, einer alten sich die beauftragten KünstlerInnen Tradition folgend, im Empfangssalon des auch in Zukunft Format- und anderen Hohen Hauses aufgehängt, neben den Vorgaben widersetzen werden und eine Porträts der anderen ehemaligen National- „unordentliche und spannende Samm- ratspräsidenten der Zweiten Republik. lung“ im Parlament entstehe.

Portrait des Präsidenten des Nationalrates a.D. Bundespräsident Dr. Heinz Fischer 26 VERANSTALTUNGEN IM JAHR 2005 – ÜBERBLICK

Verleihungen VERANSTALTER Verleihung der „Social Responsible Awards“ 17. Februar Zweite Präsidentin des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer Verleihung des Johanna Dohnal-Stipendiums 18. April Zweite Präsidentin des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer Verleihung des Großen Silbernen Ehrenzeichens 19. April Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol an Parlamentsrat Dr. Stephan Toth Verleihung des „Wissenschaftspreises 2005“ 27. Juni Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. der Margaretha Lupac-Stiftung Dr. Andreas Khol und die Margaretha Lupac-Stiftung PaN-Ehrenzeichenverleihung 14. Juli Zweite Präsidentin des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer Verleihung des Käthe Leichter-Staatspreises für 21. September Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Frauen- und Geschlechterforschung und der und Frau Bundesministerin Maria Rauch-Kallat Käthe Leichter-Anerkennungspreise für Frauen- und Geschlechterforschung

Verleihung des „Wissenschafts- preises 2005“ der Margaretha Lupac-Stiftung am 27. Juni

Margaretha Lupac, die 1910 in Wien ge- boren wurde, war während des Zweiten Weltkrieges als Rot-Kreuz-Helferin und Sachbearbeiterin für wehrwirtschaftli- che Angelegenheiten tätig. Die Kriegs- erlebnisse, aber auch das soziale Elend, die Arbeitslosigkeit und die wirtschaft- liche Not in der 1. Republik haben aus Margaretha Lupac eine Patriotin gemacht, die Leopold Figls Appell vom „Glauben an Österreich“ zu ihrem Lebensmotto Präsident Khol mit den Preisträger/-innen des Wissenschaftspreises 2005 und den Mit- erhob. Sie starb am 17. Februar 1999 gliedern der Jury; von l nach r.: Martin Dolezal, Oliver Rathkolb, Monika Lindner, Sabine und vermachte ihr gesamtes Vermögen Westphal, Barbara Steininger, Patricia Heindl, Andreas Khol, Wolfgang C. Müller, Barbara in der Höhe von rund 1,5 Millionen Euro, Prammer, Wilfried Philipp, Sonja Puntscher-Riekmann und Manfried Welan das sie durch Ersparnisse und Erbschaf- ten aufgebaut hatte, der Republik Öster- dungen wissenschaftliche Expertisen führte breite Untersuchung, die die viel- reich für Zwecke des Parlaments. eingeholt werden. Außerdem werden fältigen Aufgaben der Parlamentarier Anlässlich der Verleihung des Wissen- Sachverständige in Ausschüsse und En- zum Inhalt habe. „Das ist einzigartig und schaftspreises 2005 der Margaretha queten beigezogen. hat es in dieser Form noch nicht gege- Lupac-Stiftung im Parlament hob Natio- Eine der ausgezeichneten Arbeiten, „Die ben“, so Khol. nalratspräsident Dr. Andreas Khol die österreichischen Abgeordneten – Indi- Zu der ebenfalls ausgezeichneten Arbeit Bedeutung des Verhältnisses zwischen viduelle Präferenzen und politisches „Die politische Partei im Verfassungs- Wissenschaft und Parlament hervor. Für Verhalten“, herausgegeben von einer recht. Parteiendemokratie, Parteibegriffe die Arbeit im Hohen Haus sei es wichtig, Autorengemeinschaft rund um Univ.- und Parteifreiheit“ von Univ.-Ass. Dr. dass immer wieder aktuelle wissen- Prof. Dr. Wolfgang C. Müller, werfe ein Patricia Heindl sagte Khol, dass deren schaftliche Impulse gesetzt werden, Bild auf den intensiven Arbeitseinsatz Thema „mehr als aktuell“ sei. So be- so Khol, der darauf hinwies, dass für der Abgeordneten in ihrer Funktion. Es leuchte Heindl in ihrem Werk, das vor die Vorbereitung politischer Entschei- handle sich um eine erstmals durchge- der BZÖ-Gründung erschienen ist, die 27 OFFENES PARLAMENT

Stellung der politischen Partei im Verfas- 15.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet einsetzen. Der Demokratiepreis der sungsrecht. „Es hat für die Arbeit große werden Personen bzw. Einrichtungen, Lupac-Stiftung wird alle zwei Jahre, Resonanz im Parlament gegeben, mit die sich im Rahmen ihres Lebenswerks alternierend mit einem Wissenschafts- Zustimmung der Autorin wurde sie auch oder ihrer täglichen Arbeit für Demo- preis, vergeben. Über die Zuerken- an alle Klubs weitergeleitet“, so Khol. kratie, Geschlechterdemokratie, Min- nung des Preises entscheidet eine Jury. derheitenrechte engagieren bzw. sich 2004 wurde der Demokratiepreis zum Im Jahr 2006 schreibt die Margaretha für Toleranz in der politischen Ausei- ersten Mal vergeben. Preisträger war das Lupac-Stiftung den Demokratiepreis nandersetzung, in der Kunst und in „International Business College“ in Wien- aus. Der – nicht teilbare – Preis ist mit der gesellschaftlichen Entwicklung Hetzendorf.

DATUM VERANSTALTER Festveranstaltungen Festakt anlässlich „10 Jahre Verband der Naturparke Österreichs“ 24. Mai Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Festveranstaltung anlässlich der Beschlussfassung des Bundes- 9. September Präsident des Nationalrates gesetzes über die Allgemeine Sozialversicherung (ASVG) Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol vor 50 Jahren gemeinsam mit dem BMSGK und dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger Feierstunde anlässlich des 100. Jahrestages der Verleihung 5. Dezember Präsident des Nationalrates des Friedens-Nobelpreises an Bertha von Suttner Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol

Gedenkjahr Auftaktveranstaltung anlässlich des Jubiläumsjahres 2005 14. Januar Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol und die Präsidentin des Bundesrates Anna Elisabeth Haselbach Übergabe der Münze „Wiedererrichtung der Republik Österreich“ 11. Mai Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol

Gedenken Interreligiöse Gedenkstunde für die Opfer der Flutkatastrophe 19. Januar Bundespräsident Dr. Heinz Fischer von Südostasien und Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken 4. Mai Präsident des Nationalrates an die Opfer des Nationalsozialismus: „Wege der Versöhnung – Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol und 10 Jahre Nationalfonds“ (siehe ab Seite 58) der Präsident des Bundesrates Mag. Georg Pehm Gedenkveranstaltung aus Anlass des Ablebens von Abgeordneter 20. Mai Zweite Präsidentin des Nationalrates zum Nationalrat a.D. Mag.a Waltraud Schütz Mag.a Barbara Prammer Kranzniederlegung des Präsidenten des Nationalrates 31. Oktober Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol bei den Gräbern ehemaliger Präsidenten des Nationalrates

28 VERANSTALTUNGEN IM JAHR 2005 – ÜBERBLICK

Auftaktveranstaltung anlässlich wegte er sich von der Vergangenheit – erinnerte daran, dass Österreich vor we- des Jubiläumsjahres 2005 Woher kommen wir eigentlich? – über nigen Tagen das erste Jahrzehnt seiner am 14. Januar 2005 im historischen die Gegenwart – Wo stehen wir heute? – Mitgliedschaft in der Europäischen Uni- Sitzungssaal des Parlaments in die Zukunft: Wohin gehen wir? Im on vollendet hat. Ganz besonders wich- Anschluss an die Rede des Nationalrats- tig sei die historische Tatsache, dass die Aus dem „Land, das keiner wollte“, sei präsidenten kamen die Klubobmänner Zweite Republik heuer auf einen erfolg- „Österreich ein Staat geworden, den alle der vier Fraktionen – in der Reihenfolge reichen und friedlichen Weg von genau wollen“, Österreich sei „zur Nation ge- (G), Herbert sechs Jahrzehnten zurückblicken könne. worden, an die seine Bürgerinnen und Scheibner (F), Alfred Gusenbauer (S) und Der Bundespräsident wies darauf hin, Bürger glauben, die sie lieben“. Wenn Wilhelm Molterer (V) zu Wort. Die Jubi- dass es im Lauf dieses Jahres noch weitere acht Millionen Menschen in einem Eu- läen des Jahres 2005 waren für Vize- wichtige Jubiläen geben wird, nicht zu- ropa der 500 Millionen „als Kultur- und kanzler Gorbach vor allem auch Anlass, letzt das halbe Jahrhundert seit dem Ab- Schicksalsgemeinschaft bestehen wol- der Nachkriegsgeneration für ihre Leis- schluss des Staatsvertrages. Es sei wichtig len, so brauchen sie den Grundkonsens tungen beim Wiederaufbau Österreichs darüber nachzudenken, „wie unser Ös- aller Kräfte in einer reich gegliederten zu danken. Rückblickend auf die öster- terreich das werden konnte, was es heute Bürgergesellschaft“. Das sagte National- reichische Geschichte der 2. Republik ist: Denn, nur wer weiß, woher er kommt, ratspräsident Dr. Andreas Khol bei der erinnerte Bundeskanzler Dr. Wolfgang kann die Richtung seines weiteren Weges Auftaktveranstaltung zum Jubiläums- Schüssel an die Friedensnobelpreisträ- auch beibehalten“, meinte Bundesrats- jahr 2005 im Parlament. gerin Bertha von Suttner. Ihre Forderung präsident Georg Pehm. Der Festakt klang „Die Waffen nieder!“ sei die Staatsmaxi- mit der gemeinsam gesungenen Bundes- Zu Beginn der Veranstaltung im histo- me Österreichs, das seine Neutralität als hymne aus. rischen Sitzungssaal des Parlaments Auftrag und als Friedensmission sieht. hatten die Teilnehmerinnen und Teil- Durch den Einsatz seiner Menschen sei Die Reden der Auftaktveranstaltung sind nehmer in einer Trauerminute der Opfer das Land heute zu wirtschaftlichen Spit- veröffentlicht worden: Parlamentsdirek- der Flutkatastrophe in Asien gedacht. zenleistungen aufgestiegen, wobei die tion (2005). Stenographisches Protokoll. Nach dem Trauerakt eröffnete Natio- Sozialpartnerschaft mit ihrer Kultur des Auftaktveranstaltung anlässlich des Jubi- nalratspräsident Dr. Andreas Khol das Dialogs die Basis für den Aufschwung läumsjahres 2005. Freitag, 14. Jänner 2005. Jubiläumsjahr 2005. In seiner Rede be- bildete. Bundespräsident Dr. Heinz Fischer Wien.

Auftaktveranstaltung zum Gedenkjahr

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DATUM VERANSTALTER Diskussionen Podiumsdiskussion zum Thema „Technologiestandort Burgenland“ 31. Mai Präsident des Bundesrates Mag. Georg Pehm Diskussionsveranstaltung mit Kulturprogramm „Harmful Traditions. 29. Juni Zweite Präsidentin des Nationalrates Die Frauenprojekte von Menschen für Menschen und der Kampf Mag.a Barbara Prammer gegen schädliche Traditionen“ mit Karl-Heinz Böhm Diskussionsveranstaltung „Rückblick mit Ausblick: Menschen mit 5. Dezember Präsident des Nationalrates intellektueller Behinderung von 1945 bis übermorgen“ Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol gemeinsam mit Vertreter/innen der Fraktionen

Informationsveranstaltungen Veranstaltung „10 Jahre österreichische Mitgliedschaft bei 14. März Präsident des Nationalrates partnership for peace“ Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol und der Abgeordnete zum Nationalrat Dr. Werner Fasslabend Fête de la Francophonie 15. März Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Präsentation der Arbeit der Austrian Children Foundation; 26. April Zweite Präsidentin des Nationalrates Podiumsdiskussion zum Thema Entwicklungszusammenarbeit Mag.a Barbara Prammer Präsentation „Die Insel Ischia stellt sich vor“ 23. Mai Dritter Präsident des Nationalrates Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn Veranstaltung anlässlich der „Dekade der Knochen und Gelenke“ 7. Juni Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Konferenz: Global Young Leaders Conference (ca. 450 Personen) 2. Juli Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol und Zweite Präsidentin des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer Jubiläumsfeier „40 Jahre Katastrophenhilfe Österreichischer Frauen“ 24. November Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol

Symposien Symposion „Widerstand in Österreich 1938 - 1945“ 19. Januar Präsident des Nationalrates (vgl. ab Seite 36) Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Konferenz zum Thema „Quo vadis Unternehmerin – Eine Standort- 4. März Zweite Präsidentin des Nationalrates bestimmung. Selbständige Frauen zwischen Beruf und Familie“ Mag.a Barbara Prammer gemeinsam mit Abg. z. NR Dr. Christoph Matznetter Symposion „Frauen und Wissenschaft“ 11. April Zweite Präsidentin des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer Tagung der Permanent High Level Group des Stabilitätspaktes 11. und 12. Juli Mit Genehmigung des Präsidenten für Südosteuropa des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol Nil/Donau-Konferenz von Sudanesinnen 26. August Zweite Präsidentin des Nationalrates Mag.a Barbara Prammer „Tourismus – High Tech; Spannungsfeld oder Symbiose“ 28. November Präsidenten des Bundesrates KR Peter Mitterer

30 VERANSTALTUNGEN IM JAHR 2005 – ÜBERBLICK

DATUM VERANSTALTER Vorträge Vortrag zum Thema „Perspektiven der Europäischen Außenpolitik“ 13. Mai Präsident des Nationalrates von Dr. Benita Ferrero-Waldner Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol und Abg. z. NR Dr. Werner Fasslabend Vortrag von Charles G. Koch „Inspired by the Austrian School. 12. September Präsident des Nationalrates Creating Jobs, Income and Security“ Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol und der Klub der ÖVP

Feier des internationalen Tages ischen Geschichte. So sei französisch die cophonie, stand für Damiba fest. Die der Francophonie im Parlament Sprache des Hofes unter Maria Theresia Botschafterin beglückwünschte Wien am 15. März 2005 gewesen, die Herrscherin habe sich in zum Beitritt zur OIF und meinte, Öster- ihren Briefen an ihre Tochter Marie An- reich bringe dadurch seine Verbunden- Die Säulenhalle des Parlaments bot den toinette der französischen Sprache be- heit mit den Idealen der Organisation Rahmen für das Fest der Francophonie, dient. Österreich habe immer das Ziel und sein Bekenntnis zur Pluralität der zu dem sich auf Einladung von National- verfolgt, Teil der Internationalen Organi- Sprachen und Kulturen zum Ausdruck. ratspräsident Dr. Andreas Khol und der sation der Francophonie zu werden und Damiba schloss mit einem „Vive la Vertretungen der francophonen Staaten unterstütze deren Ziele, die neben der solidarité au sein de la francophonie!“ zahlreiche Gäste aus den Bereichen Di- Pflege der Sprache auch die Bereiche plomatie, Politik und Kultur einfanden. Menschenrechte und Demokratie um- Barbara Cassin, Philosophin und For- Österreich, das im Jahr 2004 als beob- fassen, in vollem Umfang. schungsleiterin am CNRS in Paris, achtendes Mitglied in die Internationale wies auch ihrerseits auf die zuneh- Organisation der Francophonie (OIF) Béatrice Damiba, Botschafterin von Bur- mende Bedeutung der Vielfalt der aufgenommen wurde, konnte dabei kina Faso und Präsidentin der OIF, sah Sprachen hin und meinte, vor dem erstmals im Kreis der französischspra- die Ziele der OIF vor allem auch unter Hintergrund der Globalisierung bestehe chigen Länder den Internationalen Tag dem Blickwinkel von Solidarität und heute die Gefahr der Entwicklung einer der Francophonie feiern. Toleranz. Die Verbreitung des Friedens, vom Englischen abgeleiteten Einheits- der Demokratie und der Menschenrech- sprache, eines „globish“. Sprache sei Der Nationalratspräsident unterstrich in te, die Förderung der Erziehung, der aber mehr als ein blosses Verständi- seinen Begrüßungsworten die Bedeu- Bildung und der höheren Studien sowie gungsmittel, sie sei auch und vor allem tung der Sprachenvielfalt, der Diversi- die Zusammenarbeit für eine nachhalti- Ausdruck von kulturellen und politi- tät und des Dialogs der Kulturen und ge Entwicklung seien auch ein Beitrag, schen Realitäten. Cassin rief dazu auf, erinnerte an den hohen Stellenwert der die Globalisierung humaner zu gestal- diese Realitäten in ihrer Pluralität zu französischen Sprache in der österreich- ten. Die Globalisierung braucht Fran- bewahren.

31 TAG DER OFFENEN TÜR – ERÖFFNUNG DES BESUCHERZENTRUMS OFFENES PARLAMENT

TAG DER OFFENEN TÜR – ERÖFFNUNG DES BESUCHERZENTRUMS

Präsident Khol begrüßt die Besucher/-innen beim Tag der offenen Tür

Am 26. Oktober 2005 hatten die Bürge- den Weg in das Parlament gefunden ha- rinnen und Besuchern im neu errichteten, rinnen und Bürger erstmals Gelegenheit, ben.“ Der Nationalratspräsident kündigte frei zugänglichen Besucherzentrum, zeit- den neu gestalteten Eingangsbereich des wegen des großen Besucherandrangs für gemäß aufbereitete Information über das Parlaments – und natürlich das gesamte Mai 2006 einen außertourlichen Termin Parlament. Im Foyer werden multimedia- Hohe Haus – in Augenschein zu nehmen. an, an dem das Parlament und das Palais le Informationen über das Parlament als Der Nationalfeiertag war ein „Tag der of- Epstein für die Bevölkerung geöffnet wer- Ort der Geschichte, als Ort der Bundes- fenen Tür“ – genauer: ein Tag der offenen den. Darüber hinaus soll der 26. Oktober gesetzgebung und als Ort der Kommuni- Türen, denn auch das für das Parlament als Tag der offenen Tür eine bleibende kation mit den Bürgerinnen und Bürgern adaptierte Palais Epstein stand an diesem Einrichtung werden. angeboten. Ein kleines Café wurde eben- Tag für Interessierte offen. Die Erwar- Die Zahl der Besucher/-innen hat sich in falls eingerichtet. Für die Angebote des tungen des Nationalratspräsidenten be- den letzten Jahren von 15.000 auf 60.000 hauseigenen Shops wurde eine eigene züglich des Besucheransturms anläss- pro Jahr vervierfacht. Nach Fertigstellung Designlinie entwickelt. Die Produkte er- lich des Tages der offenen Tür wurden der Umbauarbeiten und der Eröffnung des freuen sich großer Beliebtheit. Im Inneren weit übertroffen. Insgesamt haben rund Palais Epstein wird eine Steigerung auf der Rampe entstand darüber hinaus ein 13.000 Menschen das Parlament und das 120.000 Besucher/-innen jährlich erwartet. Vortragsraum, der auch für Pressekonfe- neu adaptierte Palais Epstein besucht. Die neue Rampe dient nicht nur als zen- renzen genutzt werden kann, zusätzliche Khol zeigte sich erfreut über das große In- traler Eingang in das Parlamentsgebäude Archive und Bibliothekspeicher sowie das teresse: „Ich bin glücklich und stolz, dass und als Ausgangspunkt für Parlaments- neue ORF-Stadtstudio und ein Raum für so viele Bürgerinnen und Bürger heute führungen, sondern bietet den Besuche- private TV- und Radio-Stationen. 32 PALAIS EPSTEIN – EIN NEUES HAUS FÜR DAS PARLAMENT

PALAIS EPSTEIN – EIN NEUES HAUS FÜR DAS PARLAMENT

Seit dem Abschluss aufwändiger Ad- aptierungsarbeiten im Palais Epstein, das im 19. Jahrhundert – ebenfalls nach Plänen des Architekten Theophil Han- sen – errichtet wurde, wird das Palais als „2. Haus der Volksvertretung“ für Parlamentszwecke genutzt. Die Räum- lichkeiten werden für Abgeordnete und deren Mitarbeiter/innen sowie für Archive, (Ausschuss-) Sitzungen, Veran- staltungen und die Verwaltungstätig- keit der Parlamentsdirektion verwendet.

Um auch das Dachgeschoß für Büro- räume nutzen zu können, wurde von den Architekten Alexander Van der Donk und Georg Töpfer ein modernes Glasdach entworfen. Generell wurde aber, in Zusammenarbeit mit dem Bun- desdenkmalamt und der Akademie der Bildenden Künste, der Originalzustand des Gebäudes wiederhergestellt. So wurden z. B. auch die historischen De- korationen – Stuckmarmor, Deckenma- lereien und -gemälde sowie aufwändige Holzarbeiten – freigelegt und sorgfältig restauriert. Palais Epstein

Stil des Gebäudes und Bauherr Historismus gebaut wurde, trägt das werke – über. Später wurde es vom Ver- Gebäude vorwiegend Züge der italieni- waltungsgerichtshof gekauft, dann vom Das Palais wurde im Auftrag des Ban- schen Renaissance. Historismus war der Stadtschulrat für Wien genützt. Von kiers Gustav Ritter von Epstein (1828 - vorherrschender Baustil von ca. 1830 - 1938 bis 1945 war im Palais das Reichs- 1879) nach Plänen des Architekten The- 1890 und ist gekennzeichnet durch das bauamt untergebracht. Die sowjetische ophil Hansen errichtet. Otto Wagner war Zitieren vorangegangener Baustile, wie Besatzungsmacht richtete von 1945 bis ausführender Baumeister – er fungierte z. B. Romanik, Gotik, Renaissance, Ba- 1955 darin ihre Zentralkommandantur damals als Stadtbaumeister von Wien. rock. Die Architektur ist vornehmlich auf ein und schließlich zog 1958 wieder Die Fertigstellung erfolgte im Februar Repräsentation ausgerichtet. der Stadtschulrat ein. 1999 erfolgte die 1871 nach etwas mehr als einjähriger Übertragung des Gebäudes an die Bun- Bauzeit. Es stand als Symbol für einen Kurz-Abriss der Geschichte des des-Immobiliengesellschaft. kosmopolitischen Bildungsbürger der Palais Gründerzeit, der finanziell äußerst er- Ausstellungen im Palais Epstein folgreich und als Kunstmäzen tätig war. Nach dem Bankrott des Bankhauses Stilistisch ist das Palais Epstein der frü- Epstein ging das Gebäude 1883 in den Im Hinblick auf die wechselvolle Ge- heren „Ringstraßenzeit“ zuzuordnen, Besitz der englischen Gasgesellschaft schichte dieses Ringstraßenbaus war es jener Kulturepoche, die ihren Namen Imperial Continental Gas Association – dem Parlament und seinen Repräsen- dem Entstehen der Wiener Ringstraße sie besorgte die Gasversorgung Wiens tanten/-innen ein besonderes Anliegen, verdankt. Da zu dieser Zeit im Stil des bis zur Errichtung der städtischen Gas- im Palais Epstein eine Dauerausstellung 33 PALAIS EPSTEIN – EIN NEUES HAUS FÜR DAS PARLAMENT OFFENES PARLAMENT

Renovierter Ballsaal im Palais Epstein

zu präsentieren. Dokumentiert wird aus der facettenreichen Geschichte des neben der Geschichte des Hauses und Palais Epstein und seines Umfeldes. der Familie Epstein auch der Beitrag des Die Eröffnungsausstellung beschäftigt Judentums zur österreichischen Kultur sich mit der Stifterfamilie des Palais Ep- und zur Gestaltung der Wiener Bauwer- stein sowie – aus Anlass des 60. Jahresta- ke um die Jahrhundertwende. Bei der ges der Befreiung von der nationalsozia- Konzipierung der Ausstellung ist man listischen Gewaltherrschaft und des 50. in enger Abstimmung mit Leon Zelman, Jahrestages des Abschlusses des Staats- dem Leiter des Jewish Welcome Service, vertrages – mit der Zeit zwischen 1945 vorgegangen. Kuratiert wurde die Prä- und 1955, als das Palais Epstein Sitz der sentation von der Historikerin Dr. Brigitte sowjetischen Stadtkommandantur war. Hamann. Neben der Dauerausstellung finden auch Sonderausstellungen statt. Weitere Informationen finden Sie auf: Sie beleuchten einzelne Schwerpunkte www.palaisepstein.at

34 EIN NEUES LOGO FÜR DAS PARLAMENT

EIN NEUES LOGO FÜR DAS PARLAMENT

Parallel zu den Renovierungs- und Umbauarbeiten am Parlamentsgebäude lag es nahe, eine Neugestaltung der CD-Linie in Angriff zu nehmen. Die Neugestaltung gilt für alle Bereiche, in denen das Parlament bzw. die Parlamentsdirektion nach außen sichtbar auftritt: also vor allem für Internet, Drucksorten, Ausstellungskonzepte, Publikationen, Gestaltung von Hinweistafeln etc.

Zur Formulierung des Auftrages an ex- tion Ende Juni 2005 sechs renommierte Die Entscheidung fiel schließlich für den terne Anbieter, Durchführung eines Agenturen zu Präsentationen einge- Entwurf der Agentur Strobelgasse. Da- diesbezüglichen Anbotseinholungsver- laden. Aus diesen Bewerbern wurden bei ging die Kommission vor allem von fahrens und Erstattung eines Vorschla- durch die erwähnte Arbeitsgruppe der der Tatsache aus, dass sich im Meinungs- ges an den Herrn Präsidenten wurde Parlamentsdirektion schließlich drei forschungstest eine starke Präferenz für eine Arbeitsgruppe der Parlamentsdi- Unternehmen ausgewählt und zu einem dieses Logo gezeigt hat. rektion eingesetzt. Verhandlungsverfahren eingeladen. Die Kriterien Stabilität, Seriosität, Of- Die Vergabe des Auftrages an eine Agen- Die von den Agenturen am 2. August fenheit, Vertrauen und Würde werden tur erfolgte nach den Bestimmungen 2005 präsentierten Markenvorschläge durch den Entwurf Strobelgasse am des Bundesvergabegesetzes. Bei einem wurden einem Test seitens eines unab- Besten erfüllt. Auch in den Kommuni- solchen Verfahren wird eine beschränk- hängigen Marktforschungsinstituts kationskriterien hat dieser Entwurf die te Anzahl von geeigneten Unternehmen unterzogen, sowie durch einen Patent- besten Durchschnittsnoten zwischen zur Abgabe von Angeboten eingeladen. anwalt auf Markengleichheit geprüft. 1,5 und 2 erhalten. 82 % der Befragten Danach kann über den gesamten Auf- Unter dem Vorsitz von Präsident identifizierten das neue Logo (sehr) gut tragsinhalt verhandelt werden. Nach Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol hat eine mit dem Parlament – 85 % gaben dem diesen Verfahren wird der Bestbieter Jury bestehend aus der Zweiten Kriterium Gefälligkeit die Noten Sehr anhand der in den Angebotsunterlagen Präsidentin Mag.ª Barbara Prammer, gut und Gut. Speziell die Rot-Weiß-Rote festgelegten Zuschlagskriterien ermittelt. Bundesrat Prof. Herwig Hösele, Dr. Fahne im Logo hat einen hohen Anteil Gudrun Faudon und Parlamentsdirektor an Identifikation und Sympathie aus- Auf Empfehlung des externen Beraters Dr. Georg Posch in mehreren Vergabe- gelöst. Dr. Walter Holiczki, der als Sachverstän- kommissionssitzungen im August 2005 diger den gesamten Entwicklungspro- die von den Firmen abgegebenen An- Seit Anfang September 2005 läuft der zess betreute, hat die Parlamentsdirek- bote eingehend geprüft. Umsetzungsprozess.

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SYMPOSION „WIDERSTAND IN ÖSTERREICH 1938 - 1945“ AM 19. JANUAR 2005

Das Jahr 2005 sei kein Jubeljahr, sondern ein Gedankenjahr, sagte Nationalratspräsident Dr. Andreas Andreas Khol in seiner Anspra- che zur Eröffnung des Symposiuns „Widerstand in Österreich 1938 - 1945“ am 19. Januar im Parlament. Es gehe darum, mit scharfem Blick auch die Schattenseiten unserer Vergangenheit ins Auge zu fassen. Der Widerstand sei in Österreich nicht ohne Ambivalenz gesehen worden, die Identifikation mit ihm sei lange nicht so stark gewesen, wie dies wünschenswert gewesen wäre. Viele Wider- standsgruppen seien auch in der Bevölkerung isoliert gewesen. Inzwischen habe man gelernt, die Verantwortung für die Taten der Österreicher während der Zeit des Nationalsozialismus zu tragen, aber man würdige auch den tapferen Widerstand, den Österreicher dagegen leisteten.

Die unter der wissenschaftlichen Lei- Zum Thema „Widerstand von außen“ General Hubertus Trauttenberg und tung von Univ.-Prof. Stefan Karner ste- referierten dann Univ.-Prof. Dr. Sieg- Gerhard Vogl zu einer Podiumsdiskus- hende Veranstaltung wurde von der fried Beer über „Österreicher in den sion zusammen, um die zuvor in den Politischen Akademie der ÖVP, dem Karl westlichen Armeen und Geheimdiens- Vorträgen und Referaten aufgewor- Renner Institut, dem Dokumentations- ten“ sowie Mag. Dr. Peter Ruggentha- fenen Fragen einer eingehenden und archiv des österreichischen Widerstan- ler unter dem Titel „Österreicher bei vertiefenden Debatte zu unterziehen. des und der katholischen Kirche mit den sowjetischen Partisanen in Weiß- Unterstützung des Ludwig Boltzmann russland“. Botschafter a. D. Ludwig Steiner wür- Instituts für Kriegsfolgenforschung ver- digte in seiner abschließenden Rede anstaltet. Am Nachmittag wurde zunächst das das Symposion als klares Bekenntnis Thema „Einzel- und Gruppenwider- der Republik zum Widerstand und als Den Reigen der Wissenschaftler bei der stand“ behandelt. Univ.-Doz. Dr. Mar- Ausdruck des Respekts gegenüber Tagung eröffnete Univ.-Prof. Dr. Stefan tin Moll befasste sich mit „Legitimisten den Frauen und Männern, die die- Karner, Leiter des Ludwig-Boltzmann- und Monarchisten“; Dr. Annemarie sen Widerstand getragen haben; ein Instituts für Kriegsfolgenforschung Fenzl berichtete über „Kardinal Innit- so klares Bekenntnis habe es in den in Graz. Karner wies zunächst auf die zer, die Juden und die Hilfestellung 60 Jahren der II. Republik noch nicht Notwendigkeit hin, im Rahmen des Ju- für nichtarische Katholiken“, Sr. Dr. gegeben. Die Diskussion über dieses biläumsjahres 2005 auch einen Fokus Edith Ruth Beinhauer über „Sel. Sr. Thema könne damit aber nicht abge- auf jene Menschen zu werfen, die zum Restituta Helene Kafka – Märtyrerin in schlossen sein, sondern müsse weiter Nationalsozialismus nein gesagt hätten Proexistenz, Protest und Prophetie“. geführt werden. Dafür müssten al- und somit ein wichtiges Fundament der Mag. Harald Knoll widmete sich dem lerdings die Voraussetzungen – auch Republik Österreich bildeten. Weitere „Widerstand aus der Provinz am Bei- materieller Art – geschaffen und ein- Referate wurden von Dr. Wolfgang Neu- spiel der Steiermark“. Vom „Widerstand gefordert werden, betonte Steiner. gebauer, langjähriger Leiter des Doku- in den KZ’s und Lagern“ handelten in mentationsarchiv des österreichischen weiterer Folge die Referate von Univ.- Dokumentation der Beiträge Widerstandes (DÖW), em. Univ.-Prof. Dr. Doz. Dr. Florian Freund und von Obstlt. im Einzelnen Maximilian Liebmann und Dr. Winfried Mag. Dr. Hubert Speckner. Das Themen- R. Garscha vom Dokumentationsarchiv feld „Jugendliche und Widerstand“ be- Im Folgenden finden Sie die Reden des österreichischen Widerstandes ge- leuchtete dann Mag. Stephan Roth. von Nationalratspräsident Univ.-Prof. halten. Prof. Dr. Jonny Moser hielt so- Dr. Andreas Khol, Bundeskanzler Dr. dann einen Vortrag über den jüdischen In Abrundung der wissenschaftlichen Wolfgang Schüssel und Bundespräsi- Widerstand gegen den Nationalsozialis- Tagung kamen am Abend Univ.-Doz. dent Univ.-Prof. Dr. Heinz Fischer im mus. Augustin Malle, der Leiter des Slo- Dr. Brigitte Bailer-Galanda, wissen- Wortlaut. wenischen Wissenschaftlichen Instituts schaftliche Leiterin des DÖW, Dr. Kurt in Klagenfurt, befasste sich in seinem Scholz, Restitutionsbeauftragter der Daran anschließend sind die weiteren Referat ausführlich mit dem sloweni- Stadt Wien, der Verleger Fritz Molden, Beiträge zum Symposium zusammen- schen Widerstand in Österreich. Sektionschef i. R. Dr. Bernhard Stillfried, fassend dargestellt: 36 SYMPOSION „WIDERSTAND IN ÖSTERREICH 1938 - 1945“ AM 19. JANUAR 2005

Nationalratspräsident Univ.- Prof. Dr. Andreas Khol

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Ich begrüße Sie alle sehr, sehr herzlich hier im Hohen Haus am Ring, im Plenarsaal des Nationalrates. Wir begehen das Jahr 2005 als Gedankenjahr und ich freue mich, dass wir die zweite Veranstaltung in der Reihe der Veranstaltungen, die dieses Jahr prägen werden, dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus gewidmet haben. Und was mich besonders freut, ist, dass die Anmeldungszahlen alle Grenzen gesprengt haben, wir sind von 180 Teilnehmern ausgegangen und werden 500 im Laufe des Tages ha- ben. Das freut mich deswegen, weil der Widerstand nicht immer im Mittelpunkt des Interesses stand. Ich begrüße Sie alle sehr herzlich und besonders respektvoll und mit großer Freude unser Staatsoberhaupt, den Herrn Bundespräsident Dr. Heinz Fischer. Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel hat den ersten Gedanken an diese Veranstaltung gehabt und sie angeregt, und ich begrüße den Herrn Bundeskanzler, den Chef unserer Bundesregierung Dr. Wolfgang Schüssel sehr, sehr herzlich. Die zweite Präsidentin des Nationalrats, Frau Mag.a Barbara Prammer sei auch herzlichst begrüßt. Und mit einer ge- wissen Bewegung begrüße ich unter uns den Ministerpräsident a. D. der Slowakischen Republik, Jan Carnogurski, Widerständler der ersten Stunde. Widerstand nicht den gegen den Nationalsozialismus, Widerstand gegen den Kommunismus. Und auch er ist im Gefängnis gesessen. Lieber Jan Carnogurski, herzlich willkommen hier im Öster- reichischen Nationalrat. Es freut mich, dass die Frau Bundesministerin für Wissenschaft, Bildung und Kunst, Elisabeth Gehrer, unter uns weilt. Auch die Frau Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten, Dr. Ursula Plassnik, heiße ich herzlich willkommen. Und auch die Spitze der Gerichtsbarkeit, Herr Präsident Dr. Karl Korinek, herzlich will- kommen. Von politischen Parteien darf ich begrüßen: den Klubobmann Mag. Wilhelm Molterer, die Frau Dr. Helene Partik-Pable ist angesagt, wird sicher noch kommen. Ich habe den Herrn Abgeordneten Posch gesehen, den Sozialdemokraten unter uns, herz- lich willkommen. Die Frau Mag.a Stoisits habe ich auch gesehen, herzlich willkommen Frau Abgeordnete! Und von den Sozialdemokraten natürlich auch den Generalsekre- tär Mag. Darabos. Meine Damen und Herren, sehr bewegt mich, dass einer der letzten großen Widerstandskämpfer hier ist, Diplomvolkswirt Dr. Ludwig Steiner, Präsident des Versöhnungsfonds. Angesagt ist auch Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger, er hat bahnbrechende Werke zur Zeitgeschichte geschrieben. Ich möchte ihn herzlich begrüßen und ich möchte alle begrüßen, die diese Veranstaltung tragen und gestaltet haben. An der Spitze den wissenschaftlichen Leiter der Tagung Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner. Mag. Karl Duffek vom Renner-Institut, der zweite Mitveranstalter, für die Poli- tische Akademie, die ja auch die Veranstaltung trägt, ist Herr Univ.-Prof. Dr. Günther Burkert-Dottolo hier. Vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes begrüße ich Frau Dr. Brigitte Bailer-Galanda, herzlichen Dank für ihre Arbeit. Die katho- lische Kirche trägt diese Veranstaltung mit und Kardinal Schönborn hat auch seinen persönlichen Vertreter Msgr. Hugo Unterberger hier her entsandt. Der fünfte Mitver- anstalter ist das Bundesheer und ich sehe eine Reihe von Generalitäten hier. Günther Platter hat mich gerade angerufen, er hat eine Sportverletzung am Knie und muss ope- riert werden, es ist schade, er hat ein besonderes Interesse. Er hat sich entschlossen, das Denkmal für Robert Bernardis zu setzen und es wird auch für Major Szokoll eine sehr ehrende Geste am 6. April 2005 geben, die Minister Platter veranlasst hat.

Meine Damen und Herren, wir haben vor wenigen Tagen das Gedenkjahr begonnen, das Gedankenjahr, und es wurde richtig gesagt, dass wir kein Jubeljahr veranstalten sollten, sondern ein Gedankenjahr. Wir sollten mit scharfen Blicken die Schattenseiten unserer Vergangenheit ins Auge fassen, aber auch mit scharfem Blick das, was gute Seiten unserer Vergangenheit sind. 37 OFFENES PARLAMENT

Und wenn man sich an den Jänner 1945 erinnert, muss man die Schattenseiten, die es im Jänner 45 noch gab, und darauf hat Herr Van der Bellen hingewiesen, und mir ist das in die Glieder gefahren, muss man natürlich bedenken, dass die Mordmaschine des Nationalsozialismus vor 60 Jahren noch voll im Gange war. Das Konzentrationsla- ger Mauthausen mit seinen Hunderten Nebenstellen war in aller Bestialität noch voll im Betrieb. Es hat die NS-Mordjustiz Todesurteile verhängt und vollstreckt. Es haben die NS-Standgerichte „wahllos Menschen an Laternenpfählen aufgehängt“, das war al- les im Jänner des Jahres 1945. Aber wie der Bundeskanzler in seiner Rede gesagt hat, es gibt auch Hoffnung. Die Hoffnung war durch den Widerstand ausgedrückt, der Wi- derstand war zu dieser Zeit im vollem Gange. Es hat die Aktion „Walküre“ in Wien ge- geben, es hat die Befreiungsaktionen in Innsbruck gegeben, Innsbruck wurde befreit übergeben, es hat die O5 gegeben und ich freue mich, dass Fritz Molden unter uns ist, er hat gestern am Abend im Fernsehen gesagt, an die hunderttausend Menschen waren im Widerstand, 30.000 davon sind zu Grunde gegangen, so waren Deine Worte, ich freue mich, dass Du unter uns bist, Fritz!

Ich habe schon gesagt, dass der Widerstand nicht immer ohne Ambivalenz gesehen wurde. Ich selber kann mich noch eine beschämende Diskussion in meiner Heimat- stadt Innsbruck erinnern, wo es um eine Gedenktafel für Robert Mayer ging, der im Kampf um das Landhaus gefallen ist. Man hat die Gedenktafel so angebracht, mit einer so merkwürdigen Schrift, dass man es nicht lesen konnte. Die Diskussion hat dem dann abgeholfen, aber es zeigte sich, dass man einen Widerstand nicht als den eigenen Widerstand allgemein anerkannt hat, dass die Identifikation noch nicht jenes Ausmaß hatte, das wünschenswert ist. Peter Pirka hat ein beachtenswertes Buch eines Engländers herausgegeben, Patrick Smith, „Widerstand vom Himmel“. Er hat dokumentiert, wie englische Spezialkräfte mit dem Kärntner Widerstand gemeinsam in den Kärntner Bergen mit Partisanen, aber mit Gailtalern, mit Lesachtalern, mit Kärntnern, Widerstandsaktionen gemacht haben. Das für mich so Bewegende daran war, dass sehr genau dokumentiert ist, dass die Bevöl- kerung bei diesem Widerstand in keiner Weise mitgemacht hat. Sondern, dass diese Menschen völlig isoliert waren und auch unter dieser Isolation gelitten haben. Und diese Ambivalenz, das war Ablehnung des Widerstandes, das hat sich nach dem Ende des Krieges nicht einfach begeben.

Besonders schwer haben wir uns beispielsweise in Österreich mit dem 20. Juli 1944 getan. Erst bis vor wenigen Jahren wurde dieser Tag der Aufstand, der bewaffnete Auf- stand gegen den nationalsozialistischen Unrechtsstaat, wurde er nicht gefeiert, und ich habe eigentlich nicht verstanden, warum das nicht so war. Es hat lange gedauert, bis man das Widerstandsrecht und die Bedeutung des 20. Juli auch bei uns erkannt hat. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der Nationalsozialisten war nicht ein österreichi- scher Krieg, man hat sich daher auch nicht mit dem Aufstand dagegegen identifiziert. Inzwischen, meine Damen und Herren, haben wir gelernt, die Verantwortung für alles zu tragen, was wir zu verantworten haben. Für die Taten der Österreicher und Österrei- cherinnen im Dienste des Nationalsozialismus. Aber wir würdigen auch unbefangener den tapferen Widerstand, den Österreicher dagegen leisteten, beispielsweise Robert Bernardis, dem die Republik spät, aber doch ein wunderschönes Denkmal gesetzt hat. Der Herr Bundespräsident, der Herr Bundesminister Günther Platter, haben die Wor- te dazu gefunden. Und auch Karl Szokoll, der am 25. August 2004 verstorbene öster- reichische Widerstandskämpfer, den wir alle schätzen, wird am 6. April endlich durch eine Geste geehrt, in dem ein Hof in der Rossauer Kaserne, in der heute das Bundes- ministerium für Landesverteidigung ist, in Karl-Szokoll-Hof benannt und bezeichnet wird. Ich glaube, das ist eine späte Genugtuung. Für manche Soldaten der Wehrmacht stellte sich die Frage nach dem Recht, den Fahneneid zu brechen, für viele andere Bür- 38 SYMPOSION „WIDERSTAND IN ÖSTERREICH 1938 - 1945“ AM 19. JANUAR 2005

gerinnen und Bürger stellte sich die Frage nach dem Recht zum Widerstand.

Papst Leo XIII. hat viele Jahrzehnte vor dem Nationalsozialismus im 19. Jahrhundert diese Frage mit einem Satz beantwortet der heute eigentlich von allen akzeptiert wird: „Wenn aber die Staatsgesetze sich offen gegen das göttliche Recht auflehnen, dann ist Widerstand Pflicht!“ Viele Theoretiker haben diesen Satz inzwischen untermauert, ich freue mich, dass wir heute im Hohen Haus eine ganze Tagung dazu haben. Ich hoffe, dass die Ergebnisse dieser Tagung weiter dazu beitragen, in der Traditionspflege unse- res Bundesheers, dem Widerstand einen gehörigen und würdigen Platz einzuräumen, und ich hoffe, dass auch in den Schulen der österreichische Widerstand entsprechend Platz findet und gewürdigt wird. Ich danke den Veranstaltern für ihre Tätigkeit und ich wünsche der Tagung gute Ergebnisse.

Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel

Herr Bundespräsident, Herr Nationalratspräsident, meine Damen und Herren, wir ha- ben jetzt am Beginn dieses Gedankenjahres zwei Veranstaltungen. Am vorigen Frei- tag die sehr würdige und auch unglaublich spannende erste Präsentation der Fülle der Erinnerungen, die wir diesmal ins Zentrum stellen wollen. Und erinnern heißt ja immer auch standhalten und die Flamme der kollektiven Erinnerung wach halten. Denn sich nicht erinnern, heißt fliehen vor der Vergangenheit und damit letztlich auch die Gegenwart und möglicherweise sogar die Zukunft zu verspielen.

Ich freue mich ganz besonders, dass wir heute eine gemeinsame Veranstaltung des Renner-Instituts und der Politischen Akademie der Volkspartei, also SPÖ und ÖVP, machen. Wir veranstalten heute gemeinsam diese Tagung und die anderen politi- schen Parteien, Freiheitliche und Grüne, nehmen daran aktiv teil. Wir haben wertvolle und wichtige Referate zu hören und wir freuen uns ganz besonders, dass Jan Carno- gursky heute unser Gast ist. Wir wollen vor allem ein bisschen Revue passieren lassen, was eigentlich damals geschehen ist.

Denkt man im Jahr 2005 an das Jahr 1945 zurück, so muss man sich klarmachen, dass das ja nicht ein Jahr war, das mit der Ausrufung der Republik begann. Ganz im Gegenteil: Wir haben vier Monate bittersten Krieg gehabt, schwere Auseinanderset- zungen und brutale Vergeltungsschläge. Wenn man sich die Frontlinie ansieht, die Anfang 1945 quer durch Europa verlaufen ist, dann sieht man, dass die zentralen Wohngebiete Deutschlands und Österreichs im Grunde noch nicht betroffen waren. Es war noch eine relativ intakte Infrastruktur vorhanden. Umso brutaler waren daher die Vergeltungsschläge, die gegen den Widerstand geführt wurden. Es ist unser gemeinsames Interesse, dass diese Tagung Antworten findet. Von Bedeu- tung ist vor allem die Frage: Was haben wir selbst zu unserer Befreiung getan? Das ist eine wichtige Frage, denn man darf nicht vergessen, dass 1938 ein breit angelegter Widerstand an zwei Faktoren gescheitert ist. Zunächst einmal am unmittelbaren und wirksamen Zugriff der Nationalsozialisten auf alle Institutionen. Da ist tatsächlich von Anfang an ein fast flächendeckendes Kontrollsystem entwickelt worden. Gleich am Beginn, am 1. April 1938, sind mit dem so genannten „Prominententransport“ 150 führende Politiker und NS-Gegner ins Konzentrationslager nach Dachau gebracht worden. Der zweite Faktor ist die Stärke, die der Nationalsozialismus bereits zum da- maligen Zeitpunkt in Österreich gehabt hat. Niemand darf vergessen, dass es eine dreiviertel Million aktive NSDAP-Mitglieder gegeben hat, und das hat natürlich von Anfang an den Widerstand sehr erschwert. 39 OFFENES PARLAMENT

Lange Zeit ist ausschließlich die österreichische Opferrolle im Zentrum gestanden. Und vieles daran ist wahr. Das Land, seine Souveränität und seine Integrität sind tat- sächlich der nationalsozialistischen Aggressionsmaschine zum Opfer gefallen. Aber es hat eben auch sehr viel Schuld von vielen Österreichern gegeben, die spät, vielfach zu spät, ins Zentrum gerückt worden ist. Ich denke, dass es heute wesentlich besser geworden ist, so wie es Präsident Khol schon angesprochen hat. Viele Dinge werden heute endlich ausgesprochen und auch offen diskutiert: auch die Schuldfrage in den verschiedenen Institutionen, die nachfolgende Verdrängung auch nach 1945. All dies ist heute, Gott sei Dank, gut aufgearbeitet, wissenschaftlich dokumentiert, und das wird sicherlich noch weitergehen. Auch das ist ein Beitrag zu diesem Gedankenjahr 2005.

Andererseits ist es aber auch enorm wichtig, sich die positive Mitverantwortung an der Befreiung Österreichs vor Augen zu halten. Immerhin haben ja die Alliierten in der Moskauer Deklaration dies ausdrücklich erklärt. Österreich wird daran erinnert, dass es für die Teilnahme am Krieg an der Seite Hitler-Deutschlands eine Verantwor- tung trägt, der es nicht entrinnen kann, und dass anlässlich der endgültigen Abrech- nung Bedachtnahme darauf unvermeidlich sein wird, wie viel es selbst zu seiner Be- freiung beigetragen haben wird. Das ist ein wichtiger Punkt. In diesem Sinn ist der positive Beitrag des Widerstandes von nicht zu unterschätzender Bedeutung, auch für die heutige Zeit.

Einige Eigenschaften sind in diesem Zusammenhang besonders wichtig. Die Men- schen im Widerstand, und einige sind ja unter uns, haben damals vor allem zwei Din- ge gebraucht: Einerseits ein Gewissen, das über die notwendige Trennschärfe zwi- schen Gut und Böse verfügte. Ein Gewissen, das jeder für sich selber aussprechen, ansprechen und sich mit ihm konfrontieren musste. Eine innere Stimme, die ihm oder ihr gesagt hat: „Nein, hier mache ich nicht mit.“ Und als zweite Eigenschaft – um da- gegen zu handeln – hat es sehr viel Tapferkeit gebraucht. Nicht nur Mut, sondern echte Tapferkeit, ja gerade zu Tollkühnheit, sich angesichts einer so umfassenden Mordmaschine darauf einzulassen, sich aufs Spiel zu setzen, möglicherweise die ge- samte Existenz und auch die der eigenen Familie.

Gewissen und Tapferkeit, meine Damen und Herren, sind nicht angeborene, gene- tisch vorprogrammierte Eigenschaften. Niemand ist von vornherein davon ausge- schlossen. Aber der Test, ob man tatsächlich in einer solchen Situation standhalten kann, ist nur im Ernstfall wirklich möglich.

Meine Damen und Herren, es ist wichtig, dass heute herausgearbeitet wird, dass Wi- derstand kein Monopol einer bestimmten Gruppe ist, sondern dass, Gott sei Dank, Widerstand wirklich in vielen Gruppierungen gelebt und vorgezeigt wurde. In allen politischen Lagern: Es gab den Widerstand von Kommunisten und von Sozialdemo- kraten, wie es auch den Widerstand im bürgerlichen Lager gegeben hat, das schon gegen den Anschluss gekämpft hat. Es gab den Widerstand von Monarchisten und Legitimisten. Namentlich möchte ich hier etwa die Sozialdemokratin Käthe Leichter nennen, die ihre Agitation gegen den Nationalsozialismus im Konzentrationslager Ravensbrück mit dem Leben bezahlt hat. Ich möchte auch unseren Parteigründer Johannes Eidlitz nennen, der den Widerstand mitorganisiert hat, und leider heute nicht mehr unter uns sein kann.

Widerstand ist und war keine religiöse Frage. Es gab ihn unter Glaubenden und Nichtglaubenden, es gab ihn unter Katholiken, Protestanten und Juden. Und wer würde in diesem Zusammenhang nicht an den oberösterreichischen Mesner Franz 40 SYMPOSION „WIDERSTAND IN ÖSTERREICH 1938 - 1945“ AM 19. JANUAR 2005

Jägerstätter denken, der aus religiösen Gründen den Wehrdienst verweigerte und wegen Wehrkraftzersetzung hingerichtet wurde. Widerstand ist auch keine Frage des Standes. Es gab ihn unter einfachen Arbeitern und Bauern, ganz genauso wie unter Künstlern oder Aristokraten. Der Katholik und Legitimist Hans Karl Zessner-Spitzen- berg sei hier erwähnt, der als erster Österreicher an den ihm von den Nationalsozia- listen zugefügten Verletzungen bereits im August 1938 in Dachau gestorben ist.

Und der Widerstand ist sicher auch keine Frage des Alters gewesen. Gerade der Ein- satz und das Wagnis des jungen Menschen gegen Hitler berührt uns heute noch. Ich nenne hier etwa den Schriftsteller Jura Soyfer, der im Alter von 26 Jahren im KZ Buchenwald ermordet wurde.

Widerstand war auch keine Sache der Männer, des Geschlechts, nein, wir haben viele Frauen, die sich hier enorm engagiert haben. Und viele davon haben auch mit dem Leben bezahlt, wie etwa Schwester Restituta (Helene) Kafka, die als Krankenschwes- ter gegenüber Patienten regimefeindliche Äußerungen gemacht hat und dafür hin- gerichtet wurde.

Auch in der Armee hat es Widerstand gegeben. Widerstand war keine Frage von „zi- vil“ oder „militärisch“. Gerade in den letzten Kriegstagen sind Biedermann, Huth und Raschke zu nennen, die im Frühjahr ´45 Verbindung zu den Sowjets gesucht haben, um Wien kampflos zu übergeben und weitere Zerstörungen hintan zu halten. Sie wurden verhaftet und am Floridsdorfer Spitz öffentlich gehängt.

Diese Tagung soll auch daran erinnern, dass es eine unglaublich große Zahl von akti- ven Widerstandskämpfern gegeben hat, die nicht überlebt haben. 2.700 Österreicher sind in der Nazi-Zeit als aktive Widerstandskämpfer zum Tod verurteilt und hinge- richtet worden. Und über 30.000 sind in den Konzentrationslagern und Gefängnissen umgekommen. Und 15.000 Österreicher kamen als alliierte Soldaten, als Partisanen oder im europäischen Widerstand ums Leben. Ich denke, dass diese Veranstaltung dies auch zeigen soll.

Widerstand hatte nicht ein einheitliches Handlungsmuster, sondern er war sehr viel- fältig. Der Widerstand desjenigen, der sich an der Produktion oder an der Weitergabe verbotener Propaganda beteiligt hat, gehört genauso dazu, wie der echte bewaff- nete Widerstand. Der Widerstand derer, die mit den Angehörigen fremder Armeen Kontakt gesucht haben, aber auch der Widerstand in der Schule, am Arbeitsplatz, an der Universität. Der Widerstand der Priester von der Kanzel ganz genauso wie im gewerkschaftlichen Untergrund. Ich möchte hier auch Bischof Jachym besonders er- wähnen, den ich noch als Jugendbischof erlebt habe, als Student, und der gerade in der katholischen Jugendbewegung hier sehr viel beigetragen hat.

Aber nehmen sie auch die Wehrdienstverweigerung als eine Form des Widerstandes, genauso wie das Schutzgeben für Verfolgte. Der Widerstand in Gruppen ist genauso zu nennen wie der Widerstand des Einzelnen; und auch der Widerstand der Literatur. Es gab und gibt immer in solchen Situationen Menschen, die versuchen, über ihr literarisches Wirken den Namen – in dem Fall Österreichs – hochzuhalten. Horváth, Zuckmayer, Csokor sind hier zu nennen.

Alle diese Formen nötigen uns, das will ich ganz aufrichtig sagen, großen Respekt ab, und es ist auch kein Zufall, dass dies auch in der nachfolgenden Zeit nach 1945 sehr zum Ausdruck gekommen ist. Der ersten Regierung Figl gehörten immerhin 12 Verfolgte an, die damals Österreich wieder aufgebaut haben. 41 OFFENES PARLAMENT

Am Schluss will ich nur eine Frage stellen: Nach alldem was geschehen ist und nach alldem was mitgemacht wurde, wäre es doch eigentlich nachvollziehbar, wenn sehr starke Rache- und Hassgefühle die Folge gewesen wären. Das war aber nicht der Fall. Interessanterweise hat man ganz bewusst versucht, das Erlebte aufzuarbeiten und letztlich auch die Hand zur Versöhnung zu reichen, denen, die minder belastet ge- wesen sind, die nicht vorrangig in der Mordmaschine Hitler-Deutschlands tätig ge- wesen sind. Und man hat auch versucht, die unterschiedlichen Gruppierungen im Widerstand als den Nukleus des gemeinsamen, eines neuen Österreichs zu nehmen, und das ist wichtig.

Ich schließe mit Cioran, der in seinem Buch der Täuschungen gerade darüber ge- schrieben hat, ein „Gebet in den Wind“: „Bewahre mich, Gott, vor dem großen Hass … Lösche jenen schwarzen Punkt aus, der sich in mir entfacht, der alle Glieder durchfährt und im unendlich dunklen Brand des Hasses eine tödliche Flamme gebiert. Rette mich von den hasserzeugten Welten, erlöse mich von dem schwarzen Unendlichkeitsmeer, unter dem meine Himmel da- hinwelken. Schleudere einen Strahl in diese Nacht und lass die in meinem dichten Seelennebel verlorenen Sterne aufgehn.“ (E.M. Cioran, Das Buch der Täuschungen, Suhrkamp Verlag, 1990, S. 106.)

Ich finde, das ist die eigentliche Botschaft des österreichischen Widerstandes, dass ein solcher positiver Lichtstrahl in eine sehr schwierige Zeit gefallen ist. Danke.

Bundespräsident Univ.-Prof. Dr. Heinz Fischer

Sehr geehrte Damen und Herren! Vor wenigen Tagen hat hier im Parlament eine Gedenk- und Feierstunde zum Auftakt des Jubiläumsjahres 2005 stattgefunden, das sich, wie wir wissen, und wie bereits häu- fig betont wurde, mit mehreren historischen Ereignissen auseinandersetzen wird – beginnend mit der Wiedererrichtung unserer Republik im April 1945 bis zum Beitritt zur EU 50 Jahre später. Ich möchte diese Anlässe nicht einzeln aufzäh- len, aber meiner Überzeugung Ausdruck verleihen, dass sie wichtige Daten- und Wendepunkte der Zweiten Republik bezeichnen und es verdienen, dass wir uns mit ihnen in angemessener Weise beschäftigen. Es geht nicht um eine Choreogra- phie des Jubels, wohl aber darum, nachdenklich und lernbereit auf das Erreichte zurück zu blicken. Gedenktage sind Marksteine der historischen Entwicklung mit Relevanz für die Zukunft.

Wenn wir allerdings den Ursprung des Bauwerks namens „Zweite Republik“ be- stimmen und gleichsam den Grundstein ausfindig machen wollen, dürfen wir nicht nur bis 1945 zurückblicken. Wir müssen auch hinabtauchen in die dunkle Zeit der nationalsozialistischen Diktatur, als es ein Verbrechen war Jude zu sein oder eine ausländische Radiostation zu hören oder sich Österreich als einen eige- nen Staat zu wünschen. Wir müssen in den Jahren des Terrors nach den Menschen forschen, die ihren Glauben an Österreich unter Gefahr ihres Lebens beibehalten, oft aber auch mit dem Leben bezahlt haben. Auch all jene gilt es in unsere Rück- besinnung mit einzubeziehen, die aus ihrer Ablehnung des Nationalsozialismus und des Krieges heraus diesem Regime den Dienst verweigerten oder gegen die- ses Regime tätig wurden: Ich spreche vom Widerstand in- und außerhalb Öster- reichs, vom Widerstand in der Wehrmacht, vom Widerstand des Gewissens. 42 SYMPOSION „WIDERSTAND IN ÖSTERREICH 1938 - 1945“ AM 19. JANUAR 2005

Daher ist es sachgerecht und wichtig, dass am Beginn eines Gedenk- und Jubiläums- jahres auch eine historisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Wider- stand gegen Hitler steht. Die heutige Tagung schließt außerdem an Diskussionen an, die im vergangenen Jahr bei Veranstaltungen zur 60. Wiederkehr des Attentates gegen Hitler vom 20. Juli 1944 geführt wurden. Als Ergebnis dieser und vorangegan- gener Diskussionen konnten wir im Herbst letzten Jahres ein Denkmal für Oberst- leutnant Bernardis in der Unteroffiziersakademie in Enns enthüllen, und vor etwas mehr als einem Monat fand darüber hinaus ein Symposium zum militärischen Wi- derstand gegen das NS-Regime im Heeresgeschichtlichen Museum statt. Auch der Tod von Major Carl Szokoll, dem „Retter von Wien“, bot die Möglichkeit, die Rolle von Österreicherinnen und Österreichern im Kampf gegen den Nationalsozialismus zu beleuchten und zu diskutieren.

Meine Damen und Herren! Es drängt sich die Frage auf, warum denn viele Jahre verstreichen mussten, bis be- stimmte Fragen im Zusammenhang mit dem militärischen – aber auch zivilen – Wi- derstand richtig gestellt wurden und noch mehr Jahre bis begonnen wurde, richtige und angemessene Antworten zu geben. Ich wage es nicht, eine monokausale Ant- wort zu geben und zu behaupten, dass es schlicht und einfach politischer Oppor- tunismus und Gedankenlosigkeit jener Persönlichkeiten war, die im Nachkriegs-Ös- terreich und in den anschließenden Jahren die politische Verantwortung getragen haben. Solche Aspekte mögen auch eine Rolle gespielt haben, aber darüber hinaus war offenbar der Übergang von der NS-Diktatur zur demokratischen Republik im Detail und im Einzelfall ein so komplexer und schwieriger Prozess, dass eine nach- trägliche Beurteilung von zehntausenden und hunderttausenden Einzelentschei- dungen, aus denen sich dieser Prozess ja insgesamt zusammengesetzt hat, äußerst schwierig ist. Solschenizyn hat einmal geschrieben, dass die Grenze zwischen gut und böse oft mitten durch das Herz ein und desselben Menschen geht. Und daher war die bei hunderttausenden Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu treffende Grenz- ziehung zwischen denen, die trotz politischer Verfehlungen wieder voll und ganz in unser demokratisches Gemeinwesen integriert werden konnten, und jenen, wo das Wiederaufnehmen und die Wiederakzeptanz durch die Gemeinschaft in der damals praktizierten Form eigentlich nicht hätte stattfinden dürfen, aus meiner Sicht, d. h. aus der Sicht von jemanden, der im Jahre 1945 ein siebenjähriges Kind war, so unge- heuer schwierig.

Tatsache bleibt aber, dass sich auf der anderen Seite nicht wenige Widerstandskämp- fer nach 1945 ausgegrenzt fühlten oder sich zumindest um eine Anerkennung ihrer Tätigkeit im Widerstand gebracht fühlten. Tatsache bleibt auch, dass viele, denen un- ter Zurücklassung ihres gesamten Hab und Gutes und vielfach auch unter Zurücklas- sung von Verwandten oder Freunden die Flucht in die Emigration gelang, nach dem Krieg vergeblich auf eine Einladung zur Rückkehr in die alte Heimat gewartet haben. Und was die Gruppe der Deserteure aus der Hitler-Armee betrifft, ist deren Motiva- tion und deren extrem schwierige Situation oft bis heute nicht richtig eingeschätzt und entsprechend gewürdigt worden.

Bereits während meiner Tätigkeit im Parlament hat mich dieser Themenkomplex im- mer wieder beschäftigt.

Anlässlich der Denkmalenthüllung für Oberstleutnant Bernardis habe ich mir die Feststellung erlaubt, dass ich die Forderung für durchaus berechtigt halte, trotz der so genannten Befreiungsamnestie von 1946, alle Urteile der Wehrmachtsjustiz und vergleichbarer Sondergerichte wegen Wehrdienstverweigerung, Fahnenflucht, 43 OFFENES PARLAMENT

Hochverrat etc. durch einen demonstrativen Akt des Gesetzgebers und mit einer un- serem heutigen Erkenntnisstand entsprechenden Begründung aufzuheben. Dafür gibt es verschiedene Gründe, auf die ich jetzt nicht im Detail eingehen möchte, aber allein der Ausdruck „Befreiungsamnestie“ deutet auf einen Gnadenakt hin, was im vorliegenden Zusammenhang wohl als unpassend empfunden werden muss, weil es nicht um die Amnestierung eines begangenen Unrechts, sondern um eine neue Sicht auf den Widerstand in der Hitler-Armee geht. Die einschlägige Gerichtsbarkeit der NS-Gerichte hatte eben mit Recht und Gerechtigkeit nichts zu tun.

Der Krieg Hitlers war ein verbrecherischer Angriffskrieg und das Instrument dafür war die seinem Willen gehorchende Wehrmacht. Die Desertion aus der Hitler-Armee kann mit Desertion aus der Armee eines demokratischen Staates nicht verglichen werden.

Haben wir nicht in nachfolgenden Jahrzehnten Desertion und sogenannte Repub- likflucht aus der Volksarmee der DDR begrüßt und in keiner Weise als strafwürdig betrachtet?

Warum sollte die Desertion aus der DDR-Armee positiver beurteilt werden, als die Desertion aus der Wehrmacht Hitlers, die eine Blutspur durch ganz Europa gezogen hat?

Meine Damen und Herren! Die einzelnen Vorträge des heutigen Symposiums spiegeln die Bandbreite wider, die der Widerstand gegen den Nationalsozialismus kannte. Menschen der unterschied- lichsten Überzeugungen und mit den unterschiedlichsten Wertehaltungen waren sich darin einig, dass dieses menschenverachtende Regime beendet werden musste. Es waren Angehörige des Klerus und kommunistische Widerstandskämpfer, Sozialde- mokraten, Monarchisten, Liberale und Christdemokraten, Männer und Frauen, Zivilis- ten und Soldaten. Sie waren allerdings in den ersten Kriegsjahren während der Zeit der großen militärischen Erfolge Hitlers nur eine Minderheit, haben dann aber später mehr Zulauf erhalten. Nach dem Fehlschlag des 20. Juli 1944 wurde der Widerstand mit ganz besonderer Brutalität verfolgt. Er sollte mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden und war tatsächlich bis zur endgültigen militärischen Niederlage nicht mehr in der Lage, das Regime zu stürzen oder ernstlich zu gefährden. Dennoch ist die Op- ferbereitschaft von Tag zu Tag gewachsen. Die tatsächlichen Leistungen der Männer und Frauen des Widerstandes sind eben- so verschiedenartig, wie ihr Weg in den Widerstand. Hinter jeder und jedem Einzel- nen steckt ein Schicksal, eine ganz persönliche Geschichte mit den verschiedensten Facetten und Beweggründen. Der Mut, gegen ein solches Unrechtsregime aktiv zu werden, verdient jedenfalls großen Respekt. Und der Widerstand insgesamt verdient dankbare Aufmerksamkeit.

Meine Damen und Herren! Erinnern ist immer auch ein Prozess, der seine Wirkung in die Zukunft hin entfaltet. Und indem wir diese Erinnerung lebendig halten, stärken wir auch das geistige und moralische Fundament auf dem unser Gemeinwesen aufbaut.

Vielleicht sollten wir auch festhalten, dass in der sogenannten Moskauer Deklara- tion von Ende Oktober 1943 ein Zusammenhang zwischen Widerstand und der Wiedererrichtung Österreichs hergestellt wurde. Wörtlich heißt es darin: „Österreich wird aber auch daran erinnert, dass es für die Teilnahme am Kriege an der Seite Hit- ler-Deutschlands eine Verantwortung trägt, der es nicht entrinnen kann, und dass 44 SYMPOSION „WIDERSTAND IN ÖSTERREICH 1938 - 1945“ AM 19. JANUAR 2005

anlässlich der endgültigen Abrechnung Bedachtnahme darauf, wie viel es selbst zu seiner Befreiung beigetragen haben wird, unvermeidlich sein wird.“ Diesen Beitrag haben zunächst vor allem jene Österreicherinnen und Österreicher geleistet, die im Widerstand waren. Von 1943 an hatte ihr Tun und Handeln ein von den Alliierten Mächten zugesichertes und definiertes Ziel: Ein unabhängiges Österreich.

Dieses Österreich ist Wirklichkeit geworden. Es ist daher gut und richtig, dass wir uns gerade heute im Gedenkjahr 2005 auch zum Widerstand gegen den Nationalsozia- lismus bekennen.

Ich danke den Veranstaltern, dass sie die Mühe der Organisation des Symposiums „Widerstand in Österreich 1938 - 1945“ auf sich genommen haben und wünsche Ih- nen Erfolg und gute Ergebnisse.

Karner: Widerstand ist wichtiges Fundament der Republik Österreich

Den Reigen der Wissenschaftler bei der Tagung „Widerstand in Österreich 1938 bis 1945“ im Parlament eröffnete Stefan Karner, Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung in Graz. Er wies zunächst auf die Notwendigkeit hin, im Rahmen des Jubiläumsjahres 2005 auch einen Fokus auf jene Menschen zu werfen, die zum Nationalsozialismus nein gesagt hätten, und somit ein wichtiges Fundament der Republik Österreich bildeten. Es sei Aufgabe der Widerstandsforschung, diesen Menschen ein Gesicht zu geben, ihnen eine Biographie zurückzugeben, betonte er.

Karner zufolge saßen rund 100.000 Österreicherinnen und Österreicher während der NS-Zeit für einen Zeitraum von mehr als drei Monaten in Gefängnissen und Konzen- trationslagern, mindestens 2.700 Personen seien als aktive Widerstandskämpfer zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Diese und andere Zahlen könnten jedoch das Unrechtsregime in seiner Alltagswirklichkeit nicht wiedergeben, unterstrich er. Die Wirklichkeit sei, so der Historiker, nicht schwarz-weiß, sondern oft grau gewesen. „Niemand wird als Widerstandskämpfer geboren.“

Karner unterstrich, die Widerstandskämpfer hätten – oft bis zu ihrem Tod – nicht ge- wusst, ob und wann sich ihr Einsatz lohnen würde. Von den „Vorausinvestitionen“, die sie getätigt haben, zehre die heutige Republik jedoch immer noch. Der Historiker mahnte allerdings, die Beschäftigung mit dem Widerstand dürfe nicht dazu verleiten, über jene Millionen den Stab zu brechen, die diesen Weg nicht gegangen seien.

Neugebauer: Widerstand in einer Umwelt fanatischer Regime- anhänger

Wolfgang Neugebauer, langjähriger Leiter des Dokumentationsarchiv des öster- reichischen Widerstandes, gab in seinem Referat zu bedenken, dass die Organisa- tion des Widerstandes unmittelbar nach dem „Anschluss“ 1938 „auf nicht geringe Schwierigkeiten“ stieß. Die österreichischen Widerstandskämpferinnen und Wider- standskämpfer hätten in einer von Denunziation und fanatischen Regimeanhängern durchsetzten Umwelt wirken müssen. Auch habe es, wie Neugebauer ausführte, keinen gemeinsamen Widerstand in Öster- 45 OFFENES PARLAMENT

reich gegeben, vielmehr hätten verschiedene Widerstandsgruppen, etwa die organi- sierte Arbeiterbewegung und das katholisch-konservative, bürgerliche Lager, parallel gewirkt. Dennoch könne man von einem spezifischen österreichischen Widerstand sprechen, erklärte er, da eine organisatorische Trennung zwischen österreichischem und deutschem Widerstand bestanden habe.

Der Widerstand der Sozialisten habe zwar, ausgehend vom sozialistischen Exil, zu- nächst eine gesamtdeutsche Linie vertreten, schilderte Neugebauer, aber im Laufe des Krieges und insbesondere nach der Moskauer Deklaration sei ein Umdenken erfolgt. Vertreter des deutschen Widerstandes hätten mehrfach den Versuch un- ternommen, österreichische Sozialdemokraten und Christlich-Soziale zur Mitarbeit zu gewinnen, aber zur Kenntnis nehmen müssen, dass auf österreichischer Seite der Wunsch nach Unabhängigkeit stärker gewesen sei als die Verbundenheit mit Deutschland.

Die KPÖ habe, so Neugebauer, von Anfang an die Parole des aktiven Widerstandes ausgegeben und eine betont österreichisch-patriotische Position eingenommen. Ihr Versuch, eine überparteiliche österreichische Freiheitsfront zu bilden, sei aber erfolglos geblieben. Die vorrangige Methode der KPÖ sei, erklärte Neugebauer, die Verbreitung illegaler Druckwerke gewesen, um das Meinungsmonopol des NS-Re- gimes zu durchbrechen. Letztlich sei es der Gestapo jedoch gelungen, die meisten kommunistischen Widerstandgruppen aufzudecken.

Detaillierter setzte sich Neugebauer auch mit dem katholischen Widerstand aus- einander. Die katholische Kirche selbst sei als Institution nicht im aktiven Wider- stand gegen das Naziregime gestanden, skizzierte er, da sie ihre legale Existenz nicht gefährden habe wollen, allein ihre weltanschaulich-geistige Tätigkeit habe jedoch dem Nationalsozialismus entgegengewirkt und viele Katholiken bewegt, Widerstandsgruppen zu bilden.

Eher selten in Österreich waren nach Neugebauers Darstellung Sabotage und ge- waltsame Aktionen. Erst ab 1942 bildeten sich ihm zufolge, meist auf Initiative von Kommunisten, bewaffnete Widerstandsgruppen, zum Beispiel slowenische Partisa- nengruppen in Südkärnten und die Partisanengruppe Leoben-Donawitz.

Sehr spät in den Blick der Widerstandsforschung gerückt ist Neugebauer zufolge der individuelle Widerstand, obwohl dieser nicht weniger bedeutend als der po- litische Widerstand gewesen sei. Er erinnerte in diesem Zusammenhang etwa an Unterkunftsgewährung für vom NS-Regime verfolgte Personen.

Das Ausmaß und die Bedeutung des Widerstandes könne allerdings nur in einem Gesamtzusammenhang mit dem Verhalten aller Österreicherinnen und Österrei- cher gesehen werden, betonte Neugebauer. Die 700.000 NSDAP-Mitglieder den rund 100.000 Widerstandskämpfern gegenüberzustellen, wäre, wie er sagte, je- doch zu einfach, nicht zuletzt da letztere ihre ganze Existenz zu riskieren hatten.

Die praktischen Ergebnisse des Widerstands waren, gemessen an der Größenzahl der Opfer, nach Meinung Neugebauers „eher bescheiden“. Die Befreiung Öster- reichs von der NS-Herrschaft sei letztlich nicht das Werk einer Revolution von unten oder eines nationalen Befreiungskampfes gewesen, sondern das ausschließliche Werk der alliierten Streitkräfte, unterstrich er. Der Widerstand in Österreich habe sich allerdings bei den Bemühungen um den Staatsvertrag letztendlich als eminent wichtig herausgestellt. 46 SYMPOSION „WIDERSTAND IN ÖSTERREICH 1938 - 1945“ AM 19. JANUAR 2005

Liebmann: Katholischer Widerstand – der Umgang mit Priestern, die aus dem KZ zurück kamen

Maximilian Liebmann sprach in seinem Referat davon, dass bald nach der für das NS-Regime höchst erfolgreichen Volksabstimmung am 10. April 1938 gezielt die Un- terdrückung der katholischen Kirche einsetzte, und zwar mit der Entkonfessionali- sierung der Schulen, der Aufhebung katholischer Privatschulen, der Okkupation von zahlreichen Pfarrheimen, mit Beschränkungen und Schließungen im katholischen Pressewesen, der Beschlagnahme des Vermögens und der Vereinsheime katholischer Vereine, der Überführung der Caritas in staatliche Wohlfahrtspflege und der Verhin- derung pastoraler Betreuung von Kranken und Sterbenden in den Spitälern. Dem folgte der Widerstand im katholisch-kirchlichen Bereich. Der zündende Funke sprang, so Liebmann, beim Rosenkranzfest am 7. Oktober 1938 im Wiener Stephansdom und am Domplatz über. Die Rosenkranzandacht mit der Predigt Kardinal Innitzers, die in der Feststellung „Christus ist unser Führer“ gipfelte, wurde zu einer eindrucks- vollen Widerstandskundgebung der katholischen Jugend. Tags darauf wurde das erzbischöfliche Palais verwüstet, und der erzbischöfliche Sekretär Jakob Weinbacher konnte sich nur mit äußerster Kraftanstrengung dagegen wehren, aus dem Fenster geworfen zu werden, während Domvikar Johann Krawarik tatsächlich durch das Fenster in den Hof des Kurhauses gestürzt wurde.

Die Kirchenfeindlichkeit der nationalsozialistischen Ideologie kam am 13. Oktober auf dem Heldenplatz lautstark zum Ausdruck, fuhr der Referent fort. Nicht nur ge- gen Kirche und Klerus wurde geschrien und gejohlt, sondern auch gegen Juden und Judentum. Mit diesen Ereignissen habe die Kirche Österreichs einen Vorgeschmack dessen bekommen, was viele ihrer Gläubigen noch alles erwartete. Die Appease- mentpolitik der Bischöfe mit dem Nationalsozialismus, die in den Märzerklärungen und in Kardinal Innitzers „und Heil Hitler“-Gruß ihre markante Ausformung erlebt hatte, hatte ihr Ende gefunden.

Bei der so genannten „Reichskristallnacht“ im November 1938 schauten alle zu, be- troffen, verschämt, manche sogar schadenfroh, und man schwieg. Unerwähnt ließ der Referent nicht, dass ein österreichischer Priester, der Grazer Theologieprofessor Johannes Ude, dem NS-Regime seine Schandtaten in einem Brief an den Gauleiter, Landeshauptmann und Reichsstatthalter der Steiermark, Siegfried Ueberreither, vor- gehalten hat. Der Aufschrei in diesem Brief, der sowohl abgeschickt wurde als auch angekommen ist, gipfelt in den Worten: „Ich verurteile die banditenartigen, im ge- samten Deutschen Reich, wie es scheint, wohlorganisierten, in einer einzigen Nacht verübten Überfälle auf die jüdischen Synagogen, auf die jüdischen Zeremonienhal- len und auf die jüdischen Geschäfte, die man in Brand gesteckt, zertrümmert und verunehrt hat. Das ist in meinen Augen kommunistisch-bolschewistisches Vorgehen, das in einem Rechtsstaat niemals in so ungeheurem Ausmaß vorkommen dürfte.“

Dass der Nationalsozialismus in Kirche und Theologie seinen eigentlichen Widerpart sah, den es zu liquidieren galt, hat er hinsichtlich der Theologischen Fakultäten ex- pressis verbis zum Ausdruck gebracht, indem die Theologischen Fakultäten als „die Schulungsstätten des weltanschaulichen Gegners“ definiert wurden. Mit einem Schlag wurden zwei der vier Theologischen Fakultäten in Österreich im Sommer 1938 zugesperrt, die Grazer erlebte im April 1939 das gleiche Schicksal; die Wiener Theologische Fakultät wurde ausgetrocknet, indem bei Professorenabgängen die Lehrstühle nicht nachbesetzt wurden.

Die Loyalität zum NS-Staat habe die Kirchenführung nie in Frage gestellt, unterstrich 47 OFFENES PARLAMENT

Liebmann, „insofern war die Kirche als Bündnispartner in das NS-Herrschaftssystem eingegliedert“. Aber weder aus dem nationalsozialistischen Kirchenkampf noch aus ihrer Ablehnung von Ideologie und Zielsetzung des Nationalsozialismus hätten die Bischöfe die Folgerung gezogen, „dass der Katholik zum aktiven Widerstand ge- gen das NS-Regime berechtigt oder gar verpflichtet sei“. Die Unvereinbarkeit von Nationalsozialismus und Religion allgemein und katholischem Glauben im Beson- deren habe einzelne Gläubige und diverse Gruppen aus dem Katholizismus direkte Aktionen gegen das herrschende Regime suchen lassen. Diejenigen, die sich hierzu verpflichtet wussten, taten dies weitestgehend ohne Ermutigung durch die kirchli- che Obrigkeit, sondern aus Einsicht in ihre persönliche politische Verantwortung als Christen.

Im Zusammenhang mit dem Umgang mit den Opfern, den hingerichteten Priestern und den aus den KZ heimgekehrten Pfarrern stellte der Referent die Frage in den Raum, wo und wie sich die kirchliche Obrigkeit, wo und wie die Bischöfe das Wi- derstandsverhalten ihrer Priester und christ-katholischen Laien, die aus der Gestapo- Haft oder aus den KZs heimkamen, gewürdigt, sich bei ihnen bedankt hätte. Einmal, sagte der emeritierte Universitätsprofessor, wurde ein Priester, der vom KZ heimkehr- te, von der Pfarrbevölkerung festlich begrüßt und jubelnd empfangen, ansonsten wollte man den Priester (sei er Pfarrer oder Kaplan) in derselben Pfarre lieber nicht wieder angestellt wissen. Man wertete sie als „Sonderlinge“ und stempelte sie mehr oder minder ungewollt zu Außenseitern. Warum hat er sich denn so unklug verhal- ten, warum war er so unvorsichtig? Solche Fragen wurden gestellt, die letztlich nichts waren als der unausgesprochene Vorwurf: selber schuld. Der oberösterreichische Zis- terzienserpater Konrad Just, der sieben Jahre in KZ durchlitten hat, schrieb u.a. in die Pfarrchronik von Gramastetten: „Die Heimat hat zum Teil nicht oder sehr wenig gelernt. Wir verlangten keinen Triumph oder sonst dergleichen. Aber nicht einmal die Aufmerksamkeit, die man Bettlern schuldig ist aus christlicher Nächstenliebe, fanden wir mancherorts. Manche schlafen noch! Es war eine bittere Enttäuschung für uns. Man hat nicht den Eindruck, dass man die volle Gefahr des Hitlerismus erkannt hat.“

Garscha: Linker Widerstand – „Rote Hilfe“ – Arbeiterwiderstand

Winfried R. Garscha vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes setzte sich vorerst mit den Begriffen „Arbeiterwiderstand“ und „Linker Widerstand“ auseinander und meinte, „Arbeiterwiderstand“ bezeichne eine soziale Kategorie, die ihre organisatorische Verfestigung in den Betriebsgruppen der bis in die ersten Jah- re des NS-Regimes hinein aktiven „Sozialistischen Arbeiterhilfe“, vor allem aber der kommunistisch geführten „Roten Hilfe“ erfuhr. Diese Form des Widerstands entstand vielfach spontan, als Reaktion auf die Verhaftung von Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben und Dienststellen.

„Linker“ Widerstand hingegen bezeichne eine politische Kategorie: das Fortführen der politischen und organisatorischen Traditionen der Arbeiterbewegung, wobei die österreichische Spezifik u.a. darin bestehe, dass sich das Kräfteverhältnis zwischen der einst übermächtigen sozialdemokratischen und der eher winzigen kommunisti- schen Bewegung umkehrte. Die KPÖ, die bereits 1934 bis 1938 organisatorisch mit den Revolutionären Sozialisten (RS), der illegalen Nachfolgeorganisation der Sozial- demokratischen Arbeiterpartei Österreichs, gleichgezogen hatte, sei zwischen 1938 und 1945 die weitaus stärkste Kraft im linken Lager gewesen. Auch der größte Teil jener sozialistisch gesinnten Arbeiter, die nach der Stilllegung der RS politisch weiter 48 SYMPOSION „WIDERSTAND IN ÖSTERREICH 1938 - 1945“ AM 19. JANUAR 2005

aktiv bleiben wollten, schloss sich der KPÖ an. Viele unter ihnen kehrten allerdings nach der Wiederbegründung der SPÖ 1945 zur Sozialdemokratie zurück.

Angehörige illegaler Widerstandsgruppen hatten ein Höchstmaß an Vorsicht bei Ge- sprächen mit Arbeitskolleg/innen an den Tag zu legen, bei der Gewinnung neuer Mit- glieder musste stets die Möglichkeit einkalkuliert werden, dass der oder die Neue ein Spitzel der Gestapo sein könnte. Eine in den illegalen Gruppen diskutierte – und von den Sozialisten völlig abgelehnte – Variante, dennoch mit breiteren Schichten der Bevölkerung in Kontakt zu kommen und das politische Monopol des Regimes in Fra- ge zu stellen, waren konspirativ verbreitete Flugblätter. Jedes Flugblatt musste auf ei- ner Maschine, die nicht einfach zu verstecken war, vervielfältigt werden, und das auf Papier, das rationiert war, es musste unbemerkt zwischengelagert und schließlich so unter die Leute gebracht werden, dass zwar die Person, die es verbreitete, unbemerkt blieb, sein Inhalt aber registriert wurde, bevor die Person, die das Flugblatt fand, es erschrocken fallen ließ.

„Linker“ Widerstand habe dem aus katholisch-konservativer oder habsburgisch-legi- timistischer Gesinnung heraus geleisteten Widerstand eine wichtige Erfahrung vor- aus gehabt, sagte Garscha weiter: vier Jahre Widerstand gegen den austrofaschisti- schen Ständestaat. Doch die Gestapo war nicht die Polizei des Ständestaats, obwohl viele Polizisten nach 1938 weiterbeschäftigt wurden und unter der neuen Herrschaft zeigten, wozu sie fähig waren. Die RS-Führung zog daraus die bereits erwähnte Kon- sequenz der Stilllegung der Organisation. Doch die Organisation war von zentraler Bedeutung gewesen für die politische Identität. Das sozialdemokratische Milieu sei geprägt gewesen von der Organisation, sogar noch in der Zeit der Illegalität seit dem Februar 1934. Wo die Organisation wegfällt, „zerbrösle“ letztlich das Milieu – zualler- erst bei den Jungen, denen die Sozialisation in den sozialdemokratischen Jugendor- ganisationen fehlte, die die Generation der vor 1920 Geborenen geprägt hatte. Durch die Einberufungen zur Wehrmacht ab Kriegsbeginn wurden auch noch die verblie- benen informellen Strukturen unter den jüngeren Jahrgängen weitgehend zunichte gemacht. Trotzdem lebten sozialdemokratische Organisationsformen und sozialde- mokratisches Politikverständnis auch unter den Bedingungen der NS-Diktatur fort, wenngleich fast ausschließlich in nur lose zusammenhängenden Kleinstgruppen, die sich zu Freizeitaktivitäten trafen die jedem Gestapo-Spitzel als harmlos erscheinen mussten. Erwähnt wurde von Garscha auch die erfolgreiche Fluchthilfe für jüdische Funktionäre unmittelbar nach dem 11. März 1938.

Zentrales Anliegen der illegalen KPÖ war die Propagierung und organisatorische Vorbereitung des nationalen Befreiungskampfes gegen die hitlerdeutsche Fremd- herrschaft. Dazu wurden Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen und Einzel- personen gesucht, ab 1943 – als überparteilich konzipierte – Organisationen unter dem Namen „Österreichische Freiheitsfront“ gegründet. Kommunistisch inspirierte Partisanengruppen umfassten meist nur wenige Personen, sie entstanden zuerst in der Steiermark und Kärnten, später auch im Salzkammergut. Die Versorgung dieser Gruppen gehörte fortan zu den wichtigsten Aufgaben der Parteiorganisation, wobei sich insbesondere Frauen große Verdienste erwarben.

Das fatale Dilemma der kommunistischen Organisationen war laut Garscha, dass die Instruktionen von außen nur über wenige Relais-Stellen nach Österreich gelangen konnten – die wichtigsten waren Zagreb, Bratislava und Zürich – und von diesen sei- en zwei, nämlich Zagreb und Bratislava, von der Gestapo mit Konfidenten durchsetzt gewesen, sodass jeder ins Land geschickte Kurier, ohne es zu wissen, den Polizeispit- zeln den Weg in die Organisationen wies. Dass die Organisationen trotzdem nicht 49 OFFENES PARLAMENT

vollkommen aufgerieben werden konnten, zeuge von der Wirksamkeit der konspi- rativen Schutzmechanismen. Auch diese wurden übrigens zentral an die Organi- sationen weiter gegeben. Dort, wo kommunistische Organisationen auf sich allein gestellt aufgebaut wurden, d.h. dort wo die Anleitung fehlte, war – wie Beispiele aus Niederösterreich zeigen – die Wahrscheinlichkeit groß, dass Organisationsstrukturen aus der Zeit vor 1938 weitergeführt wurden. Dort, wo im sozialdemokratischen Be- reich Widerstand nicht nur lokal organisiert, sondern überregional vernetzt wurde, waren sozialistische Widerstandskämpfer denselben Gefährdungen ausgesetzt wie die KPÖ-Gruppen.

Neben der kommunistischen und sozialistischen, durch zentrale Funktionäre gelenk- ten Organisationstätigkeit entstanden Widerstandsgruppen aber auch spontan, wobei in den meisten Fällen Kontakt zu bestehenden Organisationen und Leitungen gesucht wurde. Ausgangspunkt dieser Organisationstätigkeit von unten waren in vielen Fällen Verhaftungen von Kolleginnen und Kollegen, nicht selten aber auch Willkürmaßnah- men der Betriebsleitung. Diese so genannten Betriebsgruppen sammelten in erster Li- nie Unterstützungsgelder und führten so die seit den zwanziger Jahren von der seitens der Kommunistischen Parteien aufgebauten internationalen Solidaritätsorganisation „Rote Hilfe“ unter veränderten Bedingungen fort. Von den NS-Behörden wurde jede derartige Unterstützungsleistung als Vorbereitung zum kommunistischen Hochverrat mit drakonischen Strafen verfolgt. Wirklich erfolgreich waren derartige lokale Organi- sationen meistens dort, wo in Form von Industriedörfern oder Arbeitersiedlungen eine kompakte, manchmal über Jahrzehnte gewachsene proletarische Subkultur bestand, in der die Angehörigen derartiger Widerstandsgruppen relativ sicher vor Denunziationen sein konnten. Die Verfolgung der Organisierung von Unterstützungsleistungen durch die „Rote Hilfe“ stieß bei vielen Arbeiterinnen und Arbeitern auf großes Unverständnis und führte den illegalen Gruppen erst recht Sympathisanten zu, was den NS-Behörden nicht gleichgültig sein konnte. Diese Betriebsgruppen bildeten die wichtigste Basis der Verankerung der illegalen KPÖ innerhalb der Arbeiterschaft. Besonders stark waren diese Betriebsgruppen innerhalb der Deutschen Reichsbahn. Diese Gruppen konnten außerdem die Funktion von unauffälligen Kurieren übernehmen, weshalb ihnen im Or- ganisationsgefüge nicht nur der illegalen KPÖ, sondern auch von revolutionärsozialis- tischen Gruppen eine besondere Rolle zukam.

Abschließend ging Garscha auf die Frage ein, wie SPÖ und KPÖ nach 1945 mit „ihrem“ Widerstand umgingen. Für die SPÖ ist eine klare Schwerpunktsetzung sowohl ihrer an- tifaschistischen Gedenkveranstaltungen als auch von Artikeln und Büchern auf das Jahr 1934 bzw. auf den Widerstand gegen den Austrofaschismus festzustellen, unterstrich er. Die Gründe hierfür liegen seiner Meinung nach auf der Hand: Sozialistische Wider- standsgruppen zwischen 1938 und 1945 waren eine rare Ausnahme gewesen, wäh- rend die Revolutionären Sozialisten vor 1938 eine relevante politische Kraft dargestellt hätten. Das Gedenken an diesen Kampf diente nicht nur der parteiinternen Selbstver- gewisserung, sondern passte auch in die trotz Großer Koalition heftig geführten ver- gangenheitspolitische Auseinandersetzung mit der ÖVP. Die KPÖ, die seit den Tagen der Befreiung 1945 mit dem Image der „Russenpartei“ zu kämpfen hatte, bezog einen Gutteil ihrer politischen Legitimität als Gründungspartei der Zweiten Republik aus ihrer überragenden Rolle im Widerstandskampf und der hohen Zahl ihrer politischen Opfer. Für die Mehrheit der Bevölkerung der Zweiten Republik bedeutete dies eine zusätzli- che Delegitimierung des Widerstands, nicht nur des linken, und eine Bestätigung der eigenen Rolle als Anhänger des NS-Regimes, Mitläufer oder Abseitsstehende. Das offi- zielle Österreich habe lange Jahrzehnte hindurch wenig bis nichts unternommen, um dieses Bild zu korrigieren. Es dauerte bis 1975, bis die Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer mit einer Befreiungsmedaille geehrt wurden. 50 SYMPOSION „WIDERSTAND IN ÖSTERREICH 1938 - 1945“ AM 19. JANUAR 2005

Moser: Österreichische Juden im Widerstand gegen das NS- Regime

Prof. Dr. Jonny Moser hielt sodann einen Vortrag über den jüdischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus, der „bislang zu wenig beachtet und oft übersehen“ worden sei. Die Resistance der österreichischen Juden im Inland bestand in einer Vielfalt von individuellen Aktivitäten und oppositionellem Verhalten. Bewaffneten Widerstand leisteten nur jene jungen jüdischen Menschen, die 1938 vom dem NS- Terror flüchten mussten. Nach Kriegsausbruch meldeten sich viele von ihnen in den Aufnahmeländern freiwillig zum Kriegsdienst. Diese jungen Exilanten in Westeuropa – nach dem Fall Frankreichs neuerlich vom nationalsozialistischen Terror bedroht – nahmen den Kampf in den Reihen linker und gaullistischer Truppen auf, erläuterte Moser. In historischen Darstellungen dieser Länder sowie in vielen Biographien wer- den sie nicht als Menschen jüdischer Abstammung bezeichnet; oft stand für die Be- troffenen selbst ihre jüdische Identität im Vergleich zu ihrer politischen Überzeugung im Hintergrund. Daher wirke der Anteil österreichischer Juden am Kampf gegen das NS-Herrschaftsregime etwas unklar und verzerrt, gab der Historiker zu bedenken.

Die einzigen Personen, die sogleich nach dem „Anschluss“ gegen die NS-Herrschaft opponierten, seien die Selbstmörder gewesen: Mit ihrem Freitod hätten sie gegen die pogromartige Judenhatz auf den Straßen Wiens sowie gegen den brutalen Terror der Gestapo protestiert. Es möge etwas befremdend klingen, die vielen jüdischen Suizide als eine Widerstandshandlung zu bezeichnen, meinte Professor Moser. Doch die Historie beweise, dass der Freitod schon weit zurück in der Vergangenheit der Selbstauslieferung in die Fänge verrohter Schergen gnadenloser Diktaturen vorge- zogen wurde. Zur Zeit des Novemberpogroms hätten sich viele Leute lieber das Le- ben genommen als sich in Konzentrations- oder Vernichtungslager verschicken zu lassen. Über die stark angestiegene Zahl der Selbstmorde unter den Wiener Jüdinnen und Juden schrieben westliche Zeitungen in großer Aufmachung, zumal sich darun- ter eine große Anzahl prominenter Persönlichkeiten befand. Diese Meldungen seien den Nationalsozialisten sehr unangenehm gewesen, weil sich dadurch in Westeuro- pa und in den USA ein negatives Image Nazi-Deutschlands entwickelte.

Trotz des brutalen Terrors der Nationalsozialisten, der die Mehrheit der Juden ein- schüchterte, hätten Einzelne sich nicht abhalten lassen, ihren Unmut über die gewalt- tätigen Exzesse offen auszusprechen, führte Moser weiter aus. Ein Widerstand gegen diskriminierende An- und Verordnungen sei während der ganzen NS-Zeit hindurch gut erkennbar und spiegle sich in den Tagesrapporten der Gestapo Wien wider. In der Fol- ge wies Moser auf die zahlreichen jüdischen Widerstandsaktivitäten hin, die vom Ver- senden von Schmäh- und Verwünschungsbriefen an Gauleitungen bis zur unerlaubten Rückkehr von deportierten Juden aus ihren Verbannungsorten reichte. Als die ersten Nachrichten über die Erschießung von Jüdinnen und Juden in den neu eroberten rus- sischen Gebieten in Wien verbreitet wurden, befolgte die Mehrheit der zu Deportieren- den die Einberufungsorder nicht mehr. 1941 sei zudem eine zunehmende oppositio- nelle Aktivität zu verzeichnen gewesen, zum Teil in Zusammenhang mit dem Angriff auf die Sowjetunion. Die Rückkehr Deportierter aus dem Generalgouvernement ließ die Gestapo bald erkennen, dass sich die Juden nicht mehr so leicht einschüchtern lie- ßen. Der Wille, den NS-Anordnungen zu trotzen, sei nie gänzlich zusammengebrochen, betonte Professor Moser. 1943 war die Zahl der in Wien verbliebenen Juden auf 8.000 geschrumpft. Dennoch sei die Zahl derer, die sich den NS-Maßnahmen widersetzten, verhältnismäßig hoch gewesen. So fanden sich etwa 1943 junge Menschen mit einem jüdischen Elternteil lose zur „Wiener Mischlingsliga“ zusammen, um gemeinsam mit anderen Widerstandsgruppen zu versuchen, das Regime zu stürzen. 51 OFFENES PARLAMENT

Der Widerstand der österreichischen Jüdinnen und Juden gegen das Nazi-Regime war nicht unbedeutend, resümierte Moser. In diesem Kampf erbrachten sie schwe- re Opfer. Die österreichischen Juden haben am gesamtösterreichischen Widerstand mitgewirkt und einen beachtlichen Beitrag im Kampf für die Wiedererrichtung Öster- reichs geleistet.

Malle: Der slowenische Widerstand

Augustin Malle, der Leiter des Slowenischen Wissenschaftlichen Instituts in Klagen- furt, befasste sich in seinem Referat ausführlich mit dem slowenischen Widerstand in Österreich.

Die vermutlich von Beginn an latent vorhandene Ablehnung der NS-Herrschaft ba- sierte auf jahrelanger Erfahrung mit totalitären Ideologien und mit an der Macht be- findlichen Regimen, in letzter Konsequenz auch mit dem Ständestaat, von welchem sich ein Teil der Kärntner Slowenen die Lösung der „Kärntner Frage“ erwartet hatte und darin schlussendlich enttäuscht wurde, leitete Malle ein. Die Kärntner Slowenen waren mit der Minderheitenpolitik nach 1920 unzufrieden, für die sie lokale Macht- faktoren verantwortlich machten. Diese Politik äußerte sich vor allem in einer rest- riktiven Sprachpolitik. So wurde etwa die Tätigkeit slowenischer kultureller Vereine von den Lokal- und Landesbehörden oft als „subversiver Widerstand“ verstanden. Auch die Schulsituation verschlechterte sich von Jahr zu Jahr. Bereits im April 1932 wurde in der Wochenzeitung des politischen und wirtschaftlichen Vereines „Korosˇki Slovenec“ die Befürchtung geäußert, dass es bei einer NS-Machtübernahme zu De- portationen kommen würde.

Der „Anschluss“ traf die slowenische Minderheit also keineswegs unvorbereitet, zeigte Malle auf. Die latent vorhandene und wachsende Ablehnung des Regimes war aber noch lange nicht soweit gediehen, aktive Widerstandshandlungen zu setzen. Bis zur Volksabstimmung am 10. April 1938 reichte die Behandlung der Minderheit durch die neuen Machthaber von tätlichen und verbalen Einschüchterungsversuchen über Verhaftungen, Drohungen und Erpressungen bis zu feierlichen Versprechungen. Das Abstimmungsverhalten der Slowenen bereitete den lokalen nazistischen Machtha- bern viel Kopfzerbrechen.

Schon in den Tagen vor der Volksabstimmung wurde die Gangart des NS-Regimes ge- gen Slowenen, vor allem Priester, verschärft, es kam zu Entlassungen aus dem öffent- lichen Dienst. Bald wurden einzelne Vereine aufgelöst, Veranstaltungen untersagt. Mehrere führende Slowenen wurden in den ersten drei Jahren der NS-Herrschaft verhaftet, in Konzentrationslager eingewiesen, einige erhielten Gauverbot. Mit dem Überfall auf Jugoslawien am 6. April 1941 fielen dann alle Schranken. Ziel antislo- wenischer Politik, unabhängig vom Verhalten der Minderheit, war es, die Slowenen insgesamt als eigenständige ethnische Gruppe zum Verschwinden zu bringen, hob Malle hervor. Die Zeit zwischen März 1938 und April 1942 war durch individuelle Widerstandshand- lungen gekennzeichnet. Trotz eines Aufrufs des Slowenischen Kulturverbandes, am 10. April 1938 geschlossen mit „Ja“ zu stimmen, gab es einen signifikant hohen Anteil an Nein-Stimmen in den Gerichtsbezirken Bleiburg/Pliberk und Eisenkappel/Zˇelezna Kapla. Auch das Festhalten an der Sprache war ein Zeichen des Widerstandes, vor al- lem ihre kollektive Pflege im Rahmen der Kulturvereine. Eine Reihe junger Slowenen entzog sich der Einberufung zur Wehrmacht, es gab erste Fälle von Desertion und 52 SYMPOSION „WIDERSTAND IN ÖSTERREICH 1938 - 1945“ AM 19. JANUAR 2005

Kaplan Anton Kutej verweigerte den Wehrdienst. Die Deserteure gingen ins benach- barte Slowenien. Im April und Mai 1941 kehrte ein Teil von ihnen in die Wälder in der Nähe ihrer Heimatdörfer zurück, bildete hier die so genannten Grünen Kader und schloss sich schlussendlich mit wenigen Ausnahmen der Widerstandsbewegung an. Aus dem slowenisch-italienischen Bereich wiederum streckte die Organisation TIGR ihre Fühler nach Kärnten aus, gewann einige Mitarbeiter unter den slowenisch- und deutschsprachigen Österreichern und führte von April bis Juni 1940 vier Sabotage- aktionen an der Eisenbahn durch.

Obwohl die Personalreserve für den Aufbau eines organisierten Widerstandes klein gewesen ist, waren es zwei Einheimische, die dies im Sinne der Osvobodilna fronta (OF)/Befreiungsfront im Sommer 1942 im östlichen Kärnten und ab Februar 1943 auch im westlichen Kärnten (im Rosental) in Angriff nahmen. Die OF entstand Ende April 1941 als „Antiimperialistische Front“ (ab 29.6.1941 Osvobodilna fronta) als Ko- alition von Parteien im Widerstand gegen den Nazifaschismus und die Okkupation sowie die Zerreißung Jugoslawiens, wobei die Kommunisten in der Koalition die füh- rende Rolle übernahmen.

Am 18. März 1944 überquerte eine verhältnismäßig starke Partisanengruppe die Drau, operierte im Sattnitzgebiet und beunruhigte Klagenfurt. Am 23./24. Juni setzte eine Partisanengruppe bei Schwabegg über die Drau und operierte bis in die Krei- se Wolfsberg und St. Veit hinein. Größere und kleinere Partisaneneinheiten waren in ständiger Bewegung, wichen „frontalen“ Auseinandersetzungen aus und zogen sich bei größeren Säuberungsaktionen in die obere Savinjska dolina und in die Logarska dolina im heutigen Slowenien zurück. Diese schwer zugänglichen Täler, die eine zeit- lang als „befreit“ galten, hatten also eine bedeutende Funktion für den slowenischen Widerstand in Kärnten. Ihre Bedeutung nahm noch zu, als 1944 die jugoslawische Volksbefreiungsarmee als alliierte Armee anerkannt wurde.

Sowohl österreichische als auch slowenische Historiker vertreten die Meinung, dass der Aufbau einer Widerstandsorganisation ohne politische und logistische Unterstüt- zung aus Slowenien zu Beginn nicht möglich gewesen wäre, führte Malle weiter aus. Neben der militärischen Bedeutung des partisanischen Widerstandes (Beschädigung oder Zerstörung von Verkehrs- und Kommunikationseinrichtungen, Angriffe auf Wirt- schaftsbetriebe und ihre Energiezufuhr, die personelle Schwächung von Betrieben durch Rekrutierung bzw. Mobilisierung) haben Partisanen auch die Stationierung einer Reihe von deutschen bewaffneten Formationen erzwungen, die an anderen Einsatzplätzen oder in der Wirtschaft fehlten. Angriffe auf lokale NS-Größen hätten außerdem zu einer Schwächung der Kampf- moral geführt. Valentin Sima unterstrich zudem die Rettung alliierter Flieger und entsprungener Häftlinge aus dem Mauthausen-Nebenlager am Loibl durch Partisa- nenorganisationen und meint, dass der slowenische Widerstand für die rechtliche Stellung der Slowenen in der Zweiten Republik Österreich eine bleibende Bedeu- tung errungen habe: „Zusammen mit den Territorialforderungen Jugoslawiens nach 1945 trug er entscheidend zur Aufnahme des Artikels 7 (Minderheitenschutz) in den Staatsvertrag von 1955 bei.“

53 OFFENES PARLAMENT

Beer und Ruggenthaler: Widerstand von außen

Zum Thema „Widerstand von außen“ referierten dann Univ.-Prof. Dr. Siegfried Beer über „Österreicher in den westlichen Armeen und Geheimdiensten“ sowie Mag. Dr. Peter Ruggenthaler unter dem Titel „Österreicher bei den sowjetischen Partisanen in Weißrussland“.

Moll/Fenzl/Beinhauer/Knoll: Einzel- und Gruppenwiderstand

Am Nachmittag wurde zunächst das Thema „Einzel- und Gruppenwiderstand“ behan- delt. Univ.-Doz. Dr. Martin Moll befasste sich mit „Legitimisten und Monarchisten“ ; Dr. Annemarie Fenzl berichtete über „Kardinal Innitzer, die Juden und die Hilfestel- lung für nichtarische Katholiken“, Sr. Dr. Edith Ruth Beinhauer über „Sel. Sr. Restituta Helene Kafka – Märtyrerin in Proexistenz, Protest und Prophetie“. Mag. Harald Knoll widmete sich dem „Widerstand aus der Provinz am Beispiel der Steiermark“.

Freund/Speckner: Widerstand in KZs und in der Lagern

Vom „Widerstand in KZ’s und in der Lagern“ handelten in weiterer Folge die Refera- te von Univ.-Doz. Dr. Florian Freund zu „Häftlingsgesellschaft und Widerstand im KZ Mauthausen“ und von Obstlt. Mag. Dr. Hubert Speckner zum Thema „Die Wachmann- schaften in den Kriegsgefangenenlagern der ‚Ostmark’“.

Roth: Jugendliche und Widerstand

Das Themenfeld „Jugendliche und Widerstand“ beleuchtete dann Mag. Stephan Roth, sein Vortrag trug den Titel „Die Rezeption der Widerstandsforschung durch Jugendli- che und junge Erwachsene“.

54 SYMPOSION „WIDERSTAND IN ÖSTERREICH 1938 - 1945“ AM 19. JANUAR 2005

Podiumsdiskussion

Um 18.30 Uhr moderierte Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner eine Diskussion – am Podium waren Univ.-Doz. Dr. Brigitte Bailer-Galanda, Fritz Molden, Obersenatsrat Dr. Kurt Sc- holz, General i.R. Hubertus Trauttenberg und Prof. Gerhard Vogl. Die wissenschaftliche Leiterin des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Wi- derstandes (DÖW), Brigitte Bailer-Galanda, wies darauf hin, dass derzeit ein Projekt zur namentlichen Erfassung der Opfer des Widerstandes durchgeführt werde, sodass man hoffe, bald konkrete Daten und Zahlen zu diesem Thema vorlegen zu können. Sodann ging sie auf die Widerstandsrezeption in der Zweiten Republik ein. Dabei sei festzustellen, dass die Republik lange Zeit einen sehr engen Widerstandsbegriff hochhielt, wodurch viele Personen nach dem Opferfürsorgegesetz nicht anerkannt wurden. Zudem sei bemerkenswert, dass die Politik bei jeder Maßnahme, die zuguns- ten der Opfer gesetzt wurde, auch den ehemaligen Nationalsozialisten Bonitäten zukommen ließ. Schließlich betonte Bailer-Galanda, dass die Widerstandsforschung unterfinanziert sei und hier entsprechende Verbesserungen wünschenswert wären.

Kurt Scholz, Restitutionsbeauftragter der Stadt Wien, ging darauf ein, wie sich die Thematik Widerstand an den Bildungseinrichtungen der Republik durchgesetzt habe. Hier könne man von einer Erfolgsgeschichte sprechen, wofür nicht unmaß- geblich das DÖW und sein Gründer Herbert Steiner sowie das Engagement der Zeit- zeugen verantwortlich gewesen seien. Zudem habe die österreichische Politik Worte zu diesem Thema gefunden habe, die einen stolz machten. Bei den Taten sehe es freilich noch etwas „durchwachsen“ aus, sodass gesagt werden müsse, hier könne weit mehr geschehen. Konkret kritisierte Scholz, dass die Arbeit des DÖW von der Politik in völlig ungenügender Weise finanziell unterstützt werde. Nur 0,002 Prozent des heimischen Bildungsbudgets würden für das Dokumentati- onsarchiv aufgewendet, hier müsse also dringend eine Kurskorrektur vorgenommen werden, forderte Scholz.

Der Verleger Fritz Molden ging auf sieben Jahre des Kampfes um die Freiheit und die Wiedererrichtung Österreichs ein und dankte allen an dieser Veranstaltung Beteilig- ten für ihre Arbeit und Mühe. Die Widerstandskämpfer seien keine Opfer, sondern vielmehr Täter gewesen, denn sie wollten etwas tun, um den NS-Terror zu beenden. Hier müsse man also zwischen den Opfern der Nazis und jenen, die aktiv gegen den Nationalsozialismus gekämpft hätten, unterschieden werden. Der Widerstand, den er kennen gelernt habe, sei keineswegs parteipolitisch motiviert gewesen, vielmehr sei man von dem Willen getragen gewesen, „Hitler loszuwerden“. Dieser aktive Widerstand habe zwei Phasen gehabt: jene der Wut und der Verzweif- lung über den Anschluss und jene, die der Moskauer Deklaration zu verdanken sei, durch die man wieder Hoffnung schöpfen und glauben durfte, man könne einen Bei- trag zur Befreiung leisten.

Sektionschef Bernhard Stillfried schilderte seine Erfahrungen in der Zeit des Natio- nalsozialismus und ging dabei besonders auf die Aktivitäten seines Vaters ein, der aktiv Widerstand geleistet und sich für die Wiedererrichtung Österreichs eingesetzt habe, wofür er auch entsprechend verfolgt worden sei. Besonders setzte sich Still- fried dabei mit den Ereignissen des Juli 1944 in Wien und mit der Gründung der Wi- derstandsgruppe O5 auseinander, wobei er auch die Rolle seines Onkels würdigte.

General Hubertus Trauttenberg fokussierte auf die Rolle der österreichischen Armee zu Beginn des Jahres 1938. Das Bundesheer wäre zum Widerstand gegen die Deut- schen bereit gewesen, wenn die Politik diesen zugelassen hätte. Einem solchen Wi- 55 OFFENES PARLAMENT

derstand wäre eine wichtige Bedeutung zugekommen, wie auch den Aussagen von Admiral Canaris zu entnehmen sei. Weiters thematisierte Trauttenberg den militä- rischen Widerstand während des Juli 1944 und im Rahmen der O5. Der Widerstand des Militärs gipfelte dabei in den Handlungen zu Kriegsende, so namentlich in Wien, in Innsbruck und in der Steiermark. Die Republik habe fast 60 Jahre gebraucht, um diesen Widerstand anzuerkennen, beklagte der General. Erst jetzt habe man Oberst- leutnant Robert Bernardis ein Denkmal gesetzt und nach Major Carl Szokoll einen Hof im Verteidigungsministerium benannt.

Gerhard Vogl sprach gleichfalls über den militärischen Widerstand und warf dabei die Frage auf, weshalb sich das Heer nach 1945 so schwer getan habe, die Aktivitäten von Bernardis, Szokoll und anderen entsprechend zu würdigen. Dabei wies Vogl auf die besonderen Schwierigkeiten hin, vor denen der militärische Widerstand von ös- terreichischer Seite gestanden sei. Es sei zu hoffen, dass im Bundesheer künftig mit Aspekten des Widerstandes offener umgegangen werde.

Steiner: Tagung war klares Bekenntnis der Republik zum Widerstand

Botschafter a. D. Dr. Ludwig Steiner würdigte in seiner abschließenden Rede das Sym- posion als klares Bekenntnis der Republik zum Widerstand und als Ausdruck des Re- spekts gegenüber den Frauen und Männern, die diesen Widerstand getragen haben; ein so klares Bekenntnis habe es in den 60 Jahren der Zweiten Republik noch nicht gegeben. Die Diskussion über dieses Thema könne damit aber nicht abgeschlossen sein, sondern müsse weiter geführt werden. Dafür müssten allerdings die Vorausset- zungen – auch materieller Art – geschaffen und eingefordert werden, betonte Steiner.

Steiner nannte dann einige Punkte, die weiterer Betrachtung bedürften: So habe die Haltung der Staatenwelt beim Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland bei vielen Österreichern den Eindruck hinterlassen, das Großdeutsche Reich habe Österreich und später das Sudetenland „legal erworben“ und „die ganze Welt“ habe das so zur Kenntnis genommen. Weiter zu untersuchen gelte es auch, weshalb keine wirkliche Exilregierung zu Stande gekommen sei. Schließlich müsse man bedenken, dass man vor dem Jahr 1938 ansetzen müsse, nämlich beim Jahr 1918 und den Umständen, unter denen die Republik entstanden sei.

Der Weg zum heutigen österreichischen Selbstverständnis sei weit gewesen, sagte Steiner. Es gehe darum, „die Dinge darzustellen, wie sie sind“, bei moralischen Bewer- tungen aber Zurückhaltung zu üben.

Sämtliche Referate des Symposions werden in einer eigenen Publikation der Politi- schen Akademie und des Dr. Karl Renner-Institutes veröffentlicht.

56 SYMPOSION „WIDERSTAND IN ÖSTERREICH 1938 - 1945“ AM 19. JANUAR 2005

57 OFFENES PARLAMENT

GEDENKTAG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

1997 haben sowohl Nationalrat als auch Bundesrat Entschließungen angenommen, die den Tag der Befreiung des Konzentrations- lagers Mauthausen (4. Mai) zum „Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“ erklären – ein Tag, der seither jährlich mit einer großen Gedenkveranstaltung begangen wird (vgl. E 90 (XX. GP) und E-176-BR).

5. Mai 1998 Im Rahmen dieses ersten Gedenktags gelangte die Oper „Das Tagebuch der Anne Frank“ von Grigori Frid zur österreichischen Erstaufführung. Die musikalische Leitung hatte dabei Asher Fisch, Inszenierung und Bühnenbild stammten von Erwin Piplitz, die Rolle der Anne Frank wurde von Anat Efraty gesungen. Eröffnet wurde der Gedenktag durch eine Ansprache des Präsidenten des Nationalrates Dr. Heinz Fischer, der insbesondere die beiden wesentlichen Elemente des Gedenktags hervorhob: einerseits das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und andererseits die Botschaft für Gegenwart und Zukunft als klare Absage an Gewalt und Rassismus. Zum Abschluss der Veranstaltung sprach der Präsident des Bundesrates Ludwig Bieringer.

4. Mai 1999 Wie bereits 1998 bildete eine zeitgenössische Oper den künstlerischen Höhepunkt des Programms. Der aus Dresden stam- mende Komponist Udo Zimmermann dirigierte seine Kammeroper „Weiße Rose“ in einer Produktion der Wiener Staatsoper mit Ildiko Raimondi und Hans Peter Kammerer in den Rollen von Sophie und Hans Scholl. Darüber hinaus wurde in der Säulenhalle eine Ausstellung des Malers Adolf Frankl (1903 - 1983) gezeigt. Der Künstler, ein Über- lebender des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, zeigt in seinen Werken, wohin Hass, Rassismus und Intoleranz führen, wobei sein erklärtes Ziel lautet, zu sozialen Frieden und zu Versöhnung beizutragen. Umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung durch die Reden des Präsidenten des Nationalrates Dr. Heinz Fischer und des Präsi- denten des Bundesrates Gottfried Jaud.

4. Mai 2000 Nach den Reden des Präsidenten des Nationalrates Dr. Heinz Fischer und des Ehrengastes, dem ehemaligen Außenminister der Republik Polen, Dr. Wladyslaw Bartoszewski wurde der Gedenktag mit dem „Faction-Drama“ „Pogrom – Der Wirtschaftsthriller“ fortgesetzt. Dabei handelte es sich um das dramatisierte Stenogramm einer „Besprechung über die Judenfrage“, die am 12. November 1938 im Reichsluftfahrtsministerium abgehalten worden war und an der u.a. Reichsmarschall Göring, Propagandaminister Goeb- bels, der Chef der Sicherheitspolizei Heydrich, Wirtschaftsminister Funk sowie der „Reichsbeauftragte Österreich“ Bürckel und der ehemalige österreichische Handelsminister Fischböck teilnahmen. Der Inhalt dieser Unterredung verweist bereits auf die „Wannsee-Konferenz“, bei der die „Endlösung der Judenfrage“ zum Programm erhoben und die Schoa beschlossen wurde. Es spielten Erwin Steinhauer, Heinz Weixelbaum, Thomas Maurer, André Pohl, Oliver Stern, Georg Schuchter, Herbert Föttinger und Martin Gesslbauer. Regie führte Thomas Gratzer.

4. Mai 2001 In der Präsidialkonferenz wurde kein Konsens über die Programmfolge für die Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassis- mus im Jahr 2001 erzielt, sodass diese Veranstaltung über Einladung des Herrn Bundespräsidenten Dr. am 4. Mai 2001 im Redoutensaal der Wiener Hofburg stattgefunden hat.

3. Mai 2002 Nach der Eröffnung durch den Präsidenten des Nationalrates Dr. Heinz Fischer folgte die Aufführung von Werken von Ernst Krenek und Arnold Schönberg durch das Ensemble Trio Plus Wien sowie eine Lesung von Elisabeth Orth aus den autobiographi- schen Aufzeichnungen des Kommandanten in Auschwitz Rudolf Höß. Der berüchtigte Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau Rudolf Höß (1900 - 1947) schrieb während seiner 58 GEDENKTAG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

Haft eine autobiographische Skizze, in der er sich reuelos zu seinem Handeln als Kommandant bekennt. Diese Autobiographie gehört zu jenen Texten, die Hannah Arendt dazu veranlassten, von der „Banalität des Bösen“ zu sprechen. Der Gedenktag 2002 wurde mit der Rede der Präsidentin des Bundesrates Uta Barbara Pühringer abgeschlossen.

5. Mai 2003 Der Präsident des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol eröffnete die bereits zum 5. Mal im historischen Sitzungssaal des Parlamentsgebäudes stattfindende gemeinsame Gedenksitzung des Nationalrates und des Bundesrates mit einer kurzen An- sprache. Daran anschließend folgte die Aufführung des Werkes von Franz Schubert „Tow Lehodos“ – Psalm 92 in hebräischer Sprache durch das Kantoralensemble Wien unter der Leitung des Dirigenten Rami Langer sowie eine Lesung von Miguel Herz- Kestranek unter dem Motto „Vergiss das Wort, vergiss das Land“ – Flucht und Exil im Spiegel vertriebener österreichischer Literatur. Vor der Abschlussrede des Präsidenten des Bundesrates, Herwig Hösele, erfolgte noch die Aufführung von „Glaube, Hoffnung und Liebe“ von Franz Schubert, durch das Kantoralensemble Wien.

5. Mai 2004 Der Gedenktag stand im Zeichen der Roma. Neben dem Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol thematisier- ten der Bundesratspräsident Jürgen Weiss und Prof. Rudolf Sarközi, Vorsitzender des Volksgruppenbeirats der Roma, in ihren Ansprachen die Verfolgung der Roma und Sinti während des NS-Regimes. Nach dem Lied „Und die Geigen verstummten“ ge- spielt von der Hans Samer Band lasen Frank Hoffmann und Christine Sztubics Texte mit Bezug zur Volksgruppe der Roma. Vom Leidensweg der Roma im Nationalsozialismus berichtete auch ein Text von Kathi Horwath, während das Märchen „Die große Liebe“, das die Künstler auf Deutsch und auf Romanes vortrugen, von der kraftvollen Poesie der Roma zeugte. Abgeschlossen wurde das Kulturprogramm mit „Ghelem, Ghelem“, der Hymne der Roma. Parallel zu der Gedenkveranstaltung wurde im Hohen Haus auch eine Ausstellung zum Thema „Ein Jahrzehnt Roma-Politik in Österreich“ gezeigt.

4. Mai 2005 Im Mittelpunkt der Veranstaltung mit dem Titel „Wege der Versöhnung – 10 Jahre Nationalfonds“ stand die Tätigkeit des Natio- nalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus. Nationalratspräsident Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol betonte, Österreich wolle mit dem Nationalfonds, dem Versöhnungsfonds und dem Allgemeinen Entschädigungsfonds seiner Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus auf österreichischem Gebiet nachkommen. Abseits der geleisteten Zahlungen sei es eine dauerhafte Aufgabe des Nationalfonds, die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen wach zu halten und das Leid der Opfer anzuerkennen. Hauptredner der diesjährigen Gedenksitzung war der ehemalige Vize-Außenminister und Sondergesandte der USA für Restitutionsfragen Stuart Eizenstat.

Zum Gedenktag sind folgende Publik- ationen erschienen:

Meissner, Renate (Hrsg.) (2005). „10 Jahre Nationalfonds. Einblicke. Ausblicke.“, Wien.

Meissner, Renate (Hrsg.) (2005). „10 Jahre Nationalfonds. Zahlen, Daten, Fakten.“, Wien.

Parlamentsdirektion (Hrsg.) (2005). „Wege der Versöhnung. 10 Jahre Nationalfonds. Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.“, Wien.

Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer der Nationalsozialismus am 4. Mai 2005 59 OFFENES PARLAMENT

Reden des Gedenktages 2005

Präsident des Nationalrates Dr. Andreas Khol

Herr Bundespräsident! Herr Bundeskanzler! Herr Kardinal! Festlich Versammelte! Vor neun Jahren haben beide Häuser des österreichischen Parlaments einstimmig – im Konsens aller politischen Parteien und mit ungeteilter Zustimmung der gesamten Bevölkerung – beschlossen, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Maut- hausen jedes Jahr als Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus zu begehen. Wir haben damit einen demokratischen Grundkonsens unseres Landes zum Ausdruck gebracht, dass die Vernichtungslager und Gaskammern des Nationalsozialismus mit ihren Millionen Opfern uns allen Ver- antwortung auferlegen: die Verantwortung des „Niemals wieder“, des Erinnerns, der Sorge für die Opfer.

Wer sich außerhalb dieses Grundverständnisses unseres Landes stellt, sollte in diesem Haus keinen Platz haben. (Beifall)

Zum achten Male begehen wir also hier im historischen Sitzungssaal des Parlamen- tes diesen Gedenktag. Ich begrüße Sie alle, meine Damen und Herren, sehr herzlich und danke Ihnen für Ihr Kommen. Einige wenige kann ich namentlich begrüßen. Ich heiße mit großem Respekt unser Staatsoberhaupt, Herrn Bundespräsidenten Heinz Fischer, mit seiner Gattin herzlich willkommen. (Beifall)

An der Spitze der Bundesregierung begrüße ich unseren Herrn Bundeskanzler Wolfgang Schüssel mit besonderer Herzlichkeit. (Beifall)

Mit großer Freude begrüße ich Kardinal Erzbischof Christoph Schönborn und die an- deren Spitzen der Kirchen und Religionsgemeinschaften. (Beifall)

Präsident des Nationalrates Meine Damen und Herren! An den bisherigen Gedenktagen haben wir stets der Opfer Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol des Nationalsozialismus in Österreich gedacht: vor allem der grausam verfolgten, hingemordeten und vertriebenen Juden sowie der Sinti und Roma.

Im heurigen Gedenkjahr wollen wir unter dem Titel „Wege der Versöhnung“ auch daran erinnern, dass vor zehn Jahren der österreichische Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus gegründet wurde. Diese Gründung leitete eine neue Pha- se des Umganges unserer Republik mit der Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus in Österreich ein. Nur wenige Jahre danach wurden der Versöh- nungsfonds für ehemalige Zwangs- und Sklavenarbeiter des NS-Regimes und der All- gemeine Entschädigungsfonds zur Lösung noch offener Fragen der Entschädigung von Opfern des Nationalsozialismus gegründet. Mit diesen Institutionen wollen wir uns heute bei dieser feierlichen Veranstaltung befassen. Ich bitte Sie daher, mit mir die Referentinnen und Referenten der heutigen Gedenkveranstaltung zu begrüßen: Unterstaatssekretär außer Dienst Stuart Eizenstat mit seiner Gattin (Beifall), der mit der österreichischen Bundesregierung die entscheidenden Vertragsverhandlungen für den Versöhnungsfonds und den Allgemeinen Entschädigungsfonds geführt hat. Präsidentin Maria Schaumayer, die im Auftrag der Bundesregierung Österreich dabei vertrat und die Verhandlungen zum Erfolg führte. Herzlich willkommen! (Beifall)

Ich freue mich mit Bewegung und ganz besonders darüber, dass Gideon Eckhaus, der Vor- sitzende der Vereinigung der Österreichischen Pensionisten in Israel, und Moshe Jahoda, der Vorsitzende des Jewish Claims Committee heute zu uns sprechen werden. (Beifall) 60 GEDENKTAG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

Ich begrüße auch Hannah Lessing, die seit der Gründung des Nationalfonds dessen Geschäfte führt und auch die Generalsekretärin des Allgemeinen Entschädigungs- fonds ist. (Beifall)

Ich freue mich auch, Herrn Staatssekretär außer Dienst Dr. Ludwig Steiner, den Vor- sitzende des Versöhnungsfonds, und seinen Generalsekretär, Herrn Botschafter Dr. Richard, begrüßen zu dürfen, die die Arbeit des Versöhnungsfonds wirklich mit Bra- vour geleistet haben. Herzlich willkommen! (Beifall)

Meine Damen und Herren, ich möchte Sie noch einmal herzlich begrüßen und vor allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller drei Fonds, die jetzt auch unter uns sind, herzlichen Dank sagen für ihre Arbeit. (Beifall)

Mit Nationalfonds, Versöhnungsfonds und Allgemeinem Entschädigungsfonds will Österreich seiner Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus in unse- rem Lande nachkommen. Bei meinem Besuch in Israel im Dezember 2004 begrüßte mich der Präsident des israelischen Parlaments, Reuven Rivlin, in einer offiziellen Sit- zung der Knesset mit warmen Worten der Freundschaft und anerkannte besonders die Bemühungen Österreichs um Wiedergutmachung und Entschädigung, wenn- gleich dies alles – ich zitiere – „a little late“, also ein wenig spät, erfolgt sei.

In der Tat war es ein langer und mühseliger Weg unseres Landes zur Erkenntnis, dass unsere Heimat, die Republik Österreich, zwar Opfer der Aggression des Natio- nalsozialismus geworden war, dass aber eine große Zahl von Österreicherinnen und Österreichern Täter waren, mitschuldig wurden – und wir für sie Mitverantwortung tragen.

In der berühmten Moskauer Deklaration wurde Österreich als erstes Opfer des Na- tionalsozialismus bezeichnet und im Staatsvertrag 1955 auch ausdrücklich entspre- chend behandelt. Darauf baute in den ersten vier Jahrzehnten unsere 2. Republik auf. Diese Opferrolle bestimmte Österreichs völkerrechtliche und staatsrechtliche Stellung.

Die gemeinsame Opfererfahrung nahezu aller Mitglieder der Bundesregierung un- ter Bundeskanzler im Jahre 1945 trug dazu bei, die Gräben zwischen den beiden großen Parteien zuzuschütten, die nach den ersten freien Wahlen 1945 die Geschichte der jungen 2. Republik lenken sollten. Zwei Parteien, die sich in der 1. Republik unversöhnlich auch mit der Waffe in der Hand gegenüberstanden. Ihr Aufbauwerk begann zu einem Zeitpunkt, da nur ein kleiner Anteil der Österreicherin- nen und Österreicher wirklich an die österreichische Nation glaubte. Die berühmten Worte von Leopold Figl zu Weihnachten 1945 waren auch ein Hilfeschrei: „Glaubt an dieses Österreich!“

In dem Ausmaß, in dem Österreich im Bewusstsein seiner Bürgerinnen und Bürger zur Nation wurde, in eben diesem Ausmaß bekannte sich diese österreichische Na- tion dazu, dass viele ihrer Bürgerinnen und Bürger Täter im nationalsozialistischen Unrechtsstaat geworden waren und die Republik dafür Mitverantwortung trägt.

Am 8. Juli 1991 hatte Bundeskanzler Franz Vranitzky von der Regierungsbank vor 61 OFFENES PARLAMENT

dem versammelten österreichischen Nationalrat erklärt, dass die österreichische Bundesregierung „eine moralische Mitverantwortung für Taten unserer Bürger“ im Zusammenhang mit den Verbrechen des Nationalsozialismus anerkenne. Vertieft wurde diese neue Haltung, weg von der reinen Opferrolle, in der Grundsatz- rede von Bundeskanzler Franz Vranitzky vom 9. Juni 1993, und zwar in der Hebrew University in Jerusalem: Österreich dürfe keine Kollektivschuld auferlegt werden, aber „wir anerkennen kollektive Verantwortung“. Kollektive Verantwortung für jeden von uns, sich zu erinnern und nach Gerechtigkeit zu suchen. Dieser Grundsatzerklä- rung folgten alle im Nationalrat vertretenen Parteien; sie stellte den neuen Konsens dar, der Voraussetzung für die Gründung des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus war.

Als ich im November 1994 in das Amt des Klubobmannes der Österreichischen Volks- partei, des kleineren Regierungspartners in der Regierung Vranitzky-Busek, gewählt wurde, war die Frage einer Geste der Wiedergutmachung an die Opfer des National- sozialismus eine der großen hängen gebliebenen politischen Baustellen der Repu- blik. Ziel war es, entsprechend einer Absichtserklärung der Bundesregierung, eine solche Geste bis zum 50. Jahrestag der Befreiung Österreichs zustande zu bringen. Der Klubobmann der SPÖ, Peter Kostelka – er war der Hauptbaumeister – und ich konnten auf der Basis dieses neu errungenen Konsenses über die Frage der Opfer- rolle Österreichs und der Täterschaft von vielen Österreicherinnen und Österreichern diese Baustelle abschließen und mit einem Initiativantrag im Nationalrat den Natio- nalfonds gründen.

In unserem Antrag hielten wir fest, dass Österreich verpflichtet sei, „sich an das un- ermessliche Leid zu erinnern, das der Nationalsozialismus über Millionen von Men- schen gebracht hat, und der Tatsache zu gedenken, dass auch Österreicher an diesen Verbrechen beteiligt waren. Das führt zu einer moralischen Mitverantwortung, das Leid, das Menschen in Österreich durch den Nationalsozialismus zugefügt wurde, an- zuerkennen und ihnen in besonderer Weise zu helfen.“ Mit dieser Gründung wurde eine neue, initiative Phase in der österreichischen Ge- setzgebung zur Rückstellung geraubten Gutes, zur Linderung der Schäden des na- tionalsozialistischen Regimes und zur Versorgung beziehungsweise zumindest teil- weisen Entschädigung der Opfer eingeleitet.

Wenn wir heute auf zehn Jahre Arbeit im Nationalfonds und auf die anderen später entstandenen Fonds blicken, so besteht noch kein Grund zum zufriedenen Rasten, zu beschaulichem Rückblick. Der Nationalfonds ist auf Dauer eingerichtet. Wenn sich auch immer weniger direkt Anspruchsberechtigte an ihn wenden, also immer weniger direkte Opfer der Verfolgung durch die Nationalsozialisten, so bleibt doch die zweite wesentliche Aufgabe des Nationalfonds bestehen: die Unterstützung von Projekten, die der geschichtlichen Erforschung des Nationalsozialismus und der Schicksale seiner Opfer dienen, die an das nationalsozialistische Unrecht erinnern beziehungsweise das Andenken an die Opfer wahren.

Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wach zu halten und das Leid der Opfer anzuerkennen, ist dauernde Aufgabe dieses Fonds, der beim National- rat eingerichtet ist.

Der Versöhnungsfonds für ehemalige Zwangs- und Sklavenarbeiter des NS-Regimes wurde ausdrücklich auf Zeit eingerichtet und hört nach Durchführung seiner Arbeit Ende dieses Jahres zu bestehen auf. Auch dieser Fonds wird seine Tätigkeit indirekt in die Zukunft erstrecken: Nicht alle der bereitgestellten Mittel wurden verbraucht, 62 GEDENKTAG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

es blieben rund 100 Millionen Euro übrig. Das Kuratorium des Versöhnungsfonds hat daher einen Grundsatzbeschluss über die zukünftige Verwendung dieser Mittel ge- fasst. Die entsprechende Gesetzgebung ist Aufgabe des österreichischen Parlaments in naher Zukunft. Zum Schluss kommend: Ein weites Feld der Arbeit hat der Allgemeine Entschädi- gungsfonds zur Lösung noch offener Fragen zu bearbeiten. Der völkerrechtliche Ver- trag, der ihm zugrunde liegt, bestimmt, dass die bereitgestellten Mittel verhältnismä- ßig auf alle angemeldeten und berechtigten Forderungen aufgeteilt werden müssen. Die Forderungen konnten bis 28. Mai 2003 angemeldet werden. Seither prüft unter der Aufsicht eines unabhängigen, internationalen Antragskomitees der große und ständig aufgestockte Stab des Fonds – unter Leitung von Hannah Lessing – die ange- meldeten Forderungen.

Damit diese Arbeit so schnell wie möglich fertig gestellt werden kann, haben wir die Zahl der prüfenden Mitarbeiter – unter großzügiger Hilfe der Bundesregierung – von ursprünglich 20 im Jahre 2002 auf heute 120 versechsfacht. Glauben Sie mir, meine Damen und Herren: Der Zeitdruck und die Verantwortung, möglichst schnell zur Aus- zahlung zu kommen, lastet auf uns allen als eine schwere Bürde. Und wir versuchen wirklich alles, dieser Bürde gerecht zu werden und mit Sorgfalt sowie großer Effizienz die Dinge zu prüfen. Wir müssen alles tun, um diese Arbeit genauso wirkungsvoll und sachkundig sowie so schnell wie möglich zu Ende zu bringen, wie dies auch in allen anderen Fonds geschieht. Und da spielt natürlich auch die Rechtssicherheit eine Rol- le, wobei diese noch nicht gegeben ist.

Dies möchte ich abschließend, als Vorsitzender dieser Fonds, allen versichern, die auf die Erledigung ihrer Anträge warten. Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Die Bilanz von zehn Jahren Arbeit des österreichischen Nationalfonds für Opfer des Nationalso- zialismus kann daher nur eine vorläufige – ergolgreiche – Zwischenbilanz sein.

Ich danke Ihnen. (Beifall)

63 OFFENES PARLAMENT

Stuart E. Eizenstat

Mr. Federal President Fischer! Mr. President of the Parliament Khol! Mr. Federal Chan- cellor Schüssel! Minsters of the Cabinet! Your Eminence Cardinal Schönborn! U.S. Am- bassador Brown – my ambassador –, and Excellencies from other countries! Excuse me for not addressing you in this majestic hall in German – but I am sure you would not want to hear my German.

It is a special privilege to be with you here, along with my wife Fran. is to be congratulated for these public remembrances of a painful period in Austrian history. I feel a very special bond with Austria today. My country liberated Mauthausen 60 years ago. A decade later the United States helped end the Allied and Soviet occup- ation of Austria, securing your independence and avoiding the fate of a long divided . And during my Holocaust restitution negotiations, on behalf of the U.S. Government, I was inspired by watching first hand how Austria was coming to terms with its past in a comprehensive and historic way.

What the American Army found 60 years ago, almost to the day, when they libera- ted Mauthausen caused a profound shock around the world. Some 66.500 prisoners remained, human skeletons, starved, beaten, worked to the verge of death. The U.S. Army buried 15.000 persons in mass graves at Mauthausen after the liberation. And there were 3.000 deaths that occurred after the American liberation, from disease and starvation.

To this day, there remains a dispute over the number of prisoners and the number who died at Mauthausen from 1938 to 1945. The most recent estimates are that 200.000 prisoners passed through the camp, of whom between 105.000 and 119.000 died, roughly a third of whom, 38.000, were Jews. Thirty thousand alone died in the last four months of the war, with many gassed even as the Red Cross was evacuating survivors just before the liberation, in a last spasm of killing.

While the exact numbers may be in dispute, what happened at Mauthausen is indis- putable. Based upon the set of seven “death books” entitled “Totenbuch-Mauthausen” captured by the American liberators and introduced as evidence at the Nuremberg trials, first-hand accounts from survivors, exhaustive research by historians, including your own, Austria’s own Mauthausen Museum, and, yes, the death bed confession by Franz Ziereis, the commander of the camp, we know all too well the following:

The Mauthausen concentration camp was constructed on the orders of Heinrich Himmler and opened on August 8, 1938, only a few short months after the Anschluss. It was located 20 kilometers from the town in which Adolf Hitler grew up, in Linz, Austria, at the site of the Wiener Graben granite quarry, leased by the SS from the municipal government of Vienna. The SS established it to supply slave labor to mine materials for the needs of Vienna itself, and also for the monumental buildings that were to be constructed after the war in the Führer’s honor, including a proposed Füh- rermuseum in Linz to house the best of the looted art obtained by the SS, primarily from Jews throughout Europe. For the SS, Mauthausen served a dual purpose: the eli- mination of political prisoners and Jews and a source of profit from the slave laborers. More than 10.000 SS guards served at Mauthausen, many of them Austrians.

Mauthausen was the only Class III concentration camp in the entire Nazi camp net- work, the most feared category for political prisoners, resistance fighters from Nazi- occupied countries, and those the Germans considered “criminals”, and later for Hun- 64 GEDENKTAG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

garian Jews, the last great concentration of Jews slaughtered by the Nazis. It was a camp from which no one was expected to survive – Rückkehr unerwünscht and Ver- nichtung durch Arbeit: return not desired, extermination by work.

The level of cruelty by the Nazi guards remains even today, at this solemn hour of commemoration, almost beyond human comprehension. People were murdered by every conceivable fashion, from gassing to starvation; from forcing people to hold hands and jump off the high cliffs overlooking the quarry, to spraying naked priso- ners with water in the depth of the Austrian winter.

The work itself was unbearable. Inmates were forced to carry huge stones on their backs up the infamous 186 steep steps, the Todesstiege or Stairs of Death, ascending to the top of the quarry, until they collapsed. They were then shot and their records simply said “trying to escape”. Perversely, all of this occurred in a camp with flowers planted along neat rows of brightly painted green and white-trimmed barracks.

How then do we properly honor the victims who died, those fortunate enough to survive, and their families and at the same time make this special Commemoration Day against Violence and Racism relevant to today’s 21st century world? We know we can’t restore the past. We cannot bring back to life musicians and writers, poets and artists, entrepreneurs, engineers and scientists, farmers and shopkeepers, ministers and rabbis and, yes, we can’t bring back to life mothers and fathers, and children never able to add their spark to the world. We cannot recreate the Yiddish language, which had been the transmission belt of European Jewish culture, now barely a whis- per, or the heart of Jewish culture in Europe torn asunder. All of these are irreplaceab- le. But, permit me to suggest three ways of remembering, in many of which Austria is taking the lead, and commendably so:

First and foremost is to perpetuate the memory of those who suffered by telling the brutal and harsh truth of Mauthausen and of Austria’s complicated role in World War II. And this Austria is now doing. Countries like Austria which face their past, even many decades later, are stronger for it. May I say, and this is important, please, that Austria is not alone among nations in struggling with the passage of time to confront the past. It took my country, the United States, over 40 years to provide an apology and com- pensation for Japanese-Americans who were placed in forced internment in camps on the West coast of our country during World War II, under the false proposition that they were somehow friends of our enemy in Japan. And even more so, it was over 100 years from President Lincoln’s emancipation of American slaves before African Americans even obtained full and equal legal rights as citizens, and then only after a difficult, painful and sometimes bloody struggle against Americans who refused to face our country’s past, many of them in my part of the country in the South. We have seen just within the last few weeks how Japan’s inability to fully face its past, the effort to rewrite some of their own textbooks to gloss over Japan’s own brutality to civilians during World War II, has caused tensions throughout Asia.

For decades after the War, Austria did not confront the full involvement of so many of its citizens in Nazi crimes against Jews and other enemies of the German Reich and in the confiscation of Jewish property, seeing Austria as the “first victim” of the Third Reich. This was by the way a view reinforced by the Allies in the 1943 Moscow Declaration noting that Austria was, in the terms of the Declaration, “the first victim of Hitlerite aggression”, although “reminding” Austria of its “responsibility which it 65 OFFENES PARLAMENT

cannot evade for participating in the war on Hitler’s side”. The qualifying clause was lost in the fog of history.

Neighbor turned on neighbor. One of the people I met during our negotiations, Kurt Ladner, an Austrian Holocaust survivor, recalled that as a boy over the first weekend following the Anschluss, his next door neighbor, who only months before had allo- wed him to take chocolate from his Christmas tree, opened his window and shouted at him, “Heil Hitler: Kill all the Jews.” Austria’s Jewish citizens were forced to flee, aban- don or sell their property at cut-rate prices; 56 000 were killed. The National Socialist Party in Austria had more than 500 000 registered members.

Clearly, Austria did suffer. The Austrian government resisted forced unification with Germany. The Nazis killed your own Chancellor. You lost your independence. I gained a perspective of the complexity of your history from two encounters. During one marathon negotiating session with Chancellor Schüssel, he movingly told me that he was born in 1945 to a mother hiding from Allied bombs while carrying him, the same bombs which destroyed part of the magnificent hall behind us. Madame Maria Schaumayer, my extraordinary negotiating partner in the slave labor talks, told me that when she was 8 years old, when Nazism swept across Austria in 1938, it led to the arrest of her father by the Gestapo immediately after the Anschluss for his opposition to Hitler and led to the confiscation of his property and the loss of his livelihood. Li- ving as a young girl near the Hungarian border, she told me of a haunting vision – the forced march of civilians in the bitterly cold winter of 1944/45. She said it was not until a half century later that she realized what she had seen were Hungarian Jewish slave laborers – a realization, I am sure, that helped motivate her to secure justice for slave laborers, which she did, with the chancellors backing, so well.

No one can precisely date when Austrians began to face the full picture of your warti- me involvement, but there clearly were at least two precipitating events which occa- sioned a rethinking, combined with politically courageous actions by several of your leaders. Former SS-Obersturmbannführer Walter Reder returned to Austria in 1985 to an official reception, following his lengthy imprisonment in for Reder’s responsi- bility in the killing of 1 830 victims, mostly older people, women, and children in the Italian village of Marzabotta, near Bologna. This caused an uproar in Italy, in your own country Austria, and internationally, leading to a first major debate in public about your role in World War II. Further momentum came from the revelations in 1986/87 about the role of former UN Secretary General and Austrian President in the German Army, and an international panel was appointed by your Government in 1988 to review Mr. Waldheim’s participation in the war.

Then several courageous Austrian political and religious leaders acted out of consci- ence and conviction. In 1987, Austrian Cardinal Franz König gave a speech implying that as Christians and Austrians his fellow citizens shared responsibility for crimes against Jews. Chancellor Franz Vranitzky made dramatic statements at the 50th anni- versary of the Anschluss in 1988 and again in the Austrian Parliament, this Parliament, in 1991, that “many” – and I am quoting him – “Austrians welcomed the so-called An- schluss, supported the National Socialist Regime,” and “participated in the machinery of suppression and persecution of the Third Reich, some of them at the forefront,” and thus, in his words, bore “moral co-responsibility”. In 1994, Federal President the late Dr. Thomas Klestil bowed his head to the victims and declared to the Israeli Knes- set that Austria “mustn’t be spared from encountering the historical truth, the whole truth” and that, in his words, “too often one has spoken only about how Austria has been the first nation to lose its liberty and independence to National Socialism and 66 GEDENKTAG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

way too seldom we have also spoken about the fact that some of the worst hench- men … had been in fact Austrian”.

Austria has moved commendably beyond these stirring words to institutionalize the telling of truth in a soul-searching way.

On October 1, 1998, at Chancellor Schüssel’s initiative, the Austrian Government cre- ated a Historical Commission chaired by Professor Dr. Clemens Jabloner, which pro- duced a comprehensive report on all aspects of Nazi-era confiscation in Austria. With the inspiration of Simon Wiesenthal and the leadership of Vienna Mayor Michael Häupl, a moving memorial to Austrian victims of the Holocaust was unveiled at Ju- denplatz in October 2000.

More broadly, Austria is to be congratulated for its active participation in the 20- nation Holocaust Education Task Force, which promotes teaching of the Holocaust in school systems throughout the U.S. and Europe, preserving monuments and sites, like Mauthausen, providing training for police and military, and encouraging tolerance – the very essence of the Commemoration Day Against Violence and Racism you have recognized today.

So future generations of Austrians will be exposed to your country’s complete warti- me history, its suffering under the heel of the German Nazis and the extent to which many of its citizens caused others to suffer. And Austria will become an even more tolerant and stronger society in the process.

A second way of remembering is to honor victims by doing justice to living survivors Stuart Eizenstat and their families during their lifetimes. Beginning in the 1990’s, Austria has taken a leadership role in the world in doing just that. We know that the Holocaust was not only history’s gravest and most systematic genocide, it was also the greatest theft in history – the massive confiscation of bank accounts and art, apartments, personal effects, insurance policies, and brutal, uncompensated slave labor, like that per- formed at the granite quarry at Mauthausen. Austria has taken giant steps to rectify this wrong.

The National Fund mentioned by President Khol, created in June 1995, well before – may I emphasize: well before! – there was international pressure to do so, and so ably run by Hannah Lessing, will soon celebrate its 10th anniversary. Inspired by Chan- cellor Vranitzky, the Fund has paid 28.000 people who were expelled from Austria or suffered here, over 140 million Euros, plus another 150 million dollars in personal effects and leased apartments from our negotiations.

The Austrian delegation headed by your distinguished diplomat Hans Winkler, was the first country in 1997 to agree to donate into a new Nazi Persecutee Relief Fund gold which had been looted by Germany from your Central Bank, and which after the War was recognized by the Tripartite Gold Commission as belonging to your coun- try. Ambassador Winkler said at the time that “We all have a moral obligation to the survivors of the Holocaust, and to make their remaining days better.” I can say with absolute certainty that taking this position on behalf of your government led the other Tripartite Gold Commission countries, some of whom were reluctant to give their gold back, to contribute it for the benefit of surviving victims.

Austria was the first country, and virtually the only one in the world, to transpose into your national law our Washington Principles on Art from our Washington Conference 67 OFFENES PARLAMENT

in 1997 dealing with looted art. Under the leadership of Minister for Education and Cultural Affairs Gehrer, Austria has been a leader in returning Nazi-era art from your federal museums to their owners. And I hope that, as she has urged, Austria’s non- federal museums and collections will take similar action.

Austria also recognized that there were flaws and gaps in the seven post-War resti- tution laws passed between 1946 and 1949. Inspired by Chancellor Schüssel and led by Maria Schaumayer and Ernst Sucharipa – our dear friend, who lies in a hospital in Vienna today, and we pray for his recovery –, we were able to negotiate in record time several sweeping agreements covering slave laborers (almost exclusively, by the way, non-Jews from Eastern Europe), personal and real property, insurance, and improved pensions and social benefits. Austria continues to implement these agreements with commendable efficiency.

There remains over 200 million dollars still unpaid into the General Settlement Fund for property claims, as President Khol mentioned, with thousands of worthy people now having waited over four years from our agreement. This is because there is not yet “legal peace” for Austria in our courts in the United States as a result of at least one major case. The attorneys and their supporters refuse to recognize that they are hur- ting the cause of survivors around the world by not dismissing the case. The delays are, frankly, an indictment of our own protracted legal system, which seems oblivious to the hardship continued delay is causing. And I hope that all the parties, including the U.S. judges responsible for this unconscionable postponement of justice, will be inspired by today’s commemoration to act immediately. I intend to intervene on my own in the case to stress the human dimensions of the delay. If the case can be dis- posed of, I hope that Austria will swiftly move to implement the General Settlement Fund and will expedite the research and processing of now some 20.000 claims. In the meantime, I also hope Austria will proceed to expeditiously implement parts of the property agreement unrelated to legal peace, like in rem restitution of publicly owned property, and also hope that all the Länder and major cities in Austria will opt into the in rem restitution process.

It is critically important on this special day for Austria to rededicate itself to support and sustain the tiny, struggling, but vibrant Austrian Jewish community that has emerged in the years after the War. While we provided some benefits to the Austrian Jewish community in our negotiations, permit me to say that more needs to be done financially and otherwise by the state to insure their health and survival. And I am very pleased to learn that progress is being made here and that this may help also expedite achieving legal peace in U.S. courts. The Austrian Jewish community should be nurtured and protected as a critical link between your past and your future.

Moreover, it is painfully evident that anti-Semitism in Europe did not end with the liberation of Mauthausen or with the end of World War II, as acts against Jewish pro- perty and citizens have re-emerged in countries like France, much of it from Europe’s disaffected Moslem youth. As I know you are committed to do and are doing, all forms of anti-Semitism, by word or deed, from whatever quarter, should be forceful- ly condemned and, where appropriate, punished. There is heartening evidence that anti-Semitism is now being addressed by the European Union and its member states with forcefulness and vigor, with your country, Austria, taking the lead. The OSCE Specialized Meetings on Combating Anti-Semitism met first in this great city, Vienna, in June 2003. You actively participated then and in the 2004 meetings in Berlin and, I know, will play a major role again in the June 2005 meeting in Cordova.

68 GEDENKTAG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

A third and last way to remember is by converting this Commemoration Day Against Violence and Racism into an action agenda. As a proud member of the European Union, and by virtue of your wartime history, Austria has a special call on the world’s conscience to protect human rights wherever they are at risk and to speak out force- fully to prevent genocides around the world. It is clear that the world has still not fully learned the lessons of Mauthausen and of the Holocaust when we consider the kil- ling fields of Cambodia, the ethnic cleansing in the Balkans, the genocide in Rwanda, and now another in Darfur. Austria has the moral stature to speak to the world.

What we sought together with Austria was justice for victims which depended upon the exposure of hard truths and the dissemination of knowledge. Austria today is delivering justice, it is delivering truth, and it is disseminating knowledge. You have come further faster in recent years than any country in the world in confronting its past. In the process the Republic of Austria is writing a happier chapter in your country’s long and illustrious history and returning Austria where it belongs, to its place in the center of Europe.

I am privileged to have been a part of your historic process which continues to un- fold. This indeed is the best commemoration for the 60th anniversary of the liberati- on of Mauthausen and for this special day against violence and racism.

Thank you for permitting me to address you. (Beifall)

69 OFFENES PARLAMENT

Dr. Maria Schaumayer

Herr Bundespräsident! Hohes Präsidium! Geschätzte Bundesregierung! Festliche Ver- sammlung! Im Bemühen um Versöhnung rückte ein weiteres trauriges Kapitel des Menschen verachtenden NS-Regimes in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, nämlich die Zwangs- und Sklavenarbeit, zu der Hunderttausende brutal verschleppt und oft lebensbedrohend eingesetzt worden waren.

Die österreichische Bundesregierung hatte im Jahre 1998 eine Historikerkommission unter dem Vorsitz des Präsidenten des Verwaltungsgerichtshofes Professor Dr. Clemens Jabloner zur Erforschung der Fakten eingerichtet. Als Bundeskanzler Dr. Schüssel im Februar 2000 eine neue Bundesregierung bildete, stellte die Historikerkommission gerade ihren Bericht über die Sklaven- und Zwangsarbeit des NS-Regimes fertig.

Dr. Schüssel erklärte vor dem Nationalrat seine Entschlossenheit, nun auch dieses düstere Kapitel der Vergangenheit aufzuarbeiten. Ich wurde als Regierungsbeauf- tragte damit betraut, eine Lösung für freiwillige Leistungen der Republik Österreich an ehemalige Sklaven- und Zwangsarbeiter, die vom NS-Regime auf dem Gebiet des heutigen Österreich Drangsal ausgesetzt waren, zu suchen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Völkerrechtlich, aber auch moralisch waren die Prämissen klar. Völkerrechtlich hatte der Staat Österreich seit der NS-Okkupation 1938 bis zur Befreiung durch die Alliierten 1945 nicht existiert. Daher handelte es sich um freiwillige Leistungen des heutigen Staates Österreich, der kein Rechtsnachfolger Deutschen Reiches ist. Ebenso klar sahen aber die österreichische Bundesregierung und das österreichische Parlament diese Leistungen als eine moralische Verpflichtung an. Und das kommt auch im Motto des Fonds „Versöhnung, Frieden und Zusammen- arbeit“ zum Ausdruck.

Ich bin Herrn Bundeskanzler Dr. Schüssel dankbar, dass er meine Anregung akzep- tierte, ungleich der Bundesrepublik Deutschland, Menschenschicksale und restliche Restitutionsfragen getrennt – wenngleich nicht ohne Konnex – zu verhandeln. Dieses getrennte Verhandeln ermöglichte es, in Sachen Sklaven- und Zwangsarbeit rasch Rechtsfrieden in den USA zu erlangen. Somit konnte der österreichische Versöh- nungsfonds mit seinen engagierten Mitarbeitern unter der exzellenten Leitung von Botschafter Dr. Wotava und Botschafter Dr. Steiner unverzüglich nach Abweisung der letzten Sammelklage im Jahre 2001 mit den vollen und kontrollierten Leistungen an die betagten ehemaligen Sklaven- und Zwangsarbeiter beginnen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Heute ist ein Gedenktag – und es ist auch ein Tag des Dankens. Den österreichischen Parlamentariern bin ich dankbar, dass alle Fraktionen mit einem Initiativantrag das Gesetz über die Errichtung des österreichischen Versöhnungsfonds noch im Juli 2000 verabschiedeten und bei den Kriterien der Leistungsberechtigung die menschlichen Schicksale in würdiger Weise differenzierten und überdies auch – ungleich der Bun- desrepublik Deutschland – individuelle Antragstellung beim Fonds ermöglichten. Österreich hat sich sehr bemüht, niemanden zu vergessen. Österreich hat sich sehr bemüht, besonderes Leid besonders zu berücksichtigen.

Wir haben aber auch den Opferorganisationen in Polen, in der Ukraine, in Weißruss- land, in der Tschechischen Republik, in Ungarn und in der Russischen Föderation zu danken: für ihre effiziente Mitwirkung bei der Identifizierung und Schätzung der Leis- tungsberechtigten und bei dem Bemühen, den betagten Menschen bürokratische 70 GEDENKTAG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

Mühen weitestmöglich zu ersparen. Die Organisationen der Opfer wurden zu Part- nern. Sie haben meiner Task Force und mir ganz wesentlich geholfen, die finanziellen und organisatorischen Erfordernisse einigermaßen richtig zu schätzen.

Ganz besonderer Dank aber geht in dieser festlichen Stunde an den damaligen stell- vertretenden US-Finanzminister Stuart Eizenstat, der als Repräsentant der USA ein harter, aber fairer Verhandlungspartner war, der auch als eminenter Jurist die öster- reichische Position verstanden hat, dass Rechtsfrieden in den USA und die Sicherheit vor neuen Sammelklagen unerlässliche Voraussetzung für die Bereitschaft der öster- reichischen Steuerzahler und der österreichischen Wirtschaft ist, ihren Beitrag zum Versöhnungsfonds zu leisten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Als Ergebnis aller gemeinsamen Bemühun- gen haben bisher rund 132.000 ehemalige Sklaven- und Zwangsarbeiter in mehr als 60 Ländern dieser Erde Leistungen aus dem österreichischen Versöhnungsfonds er- halten. Einschließlich der Einmalzahlung an die Jewish Claims Conference wurden bisher 352 Millionen Euro aufgewendet.

Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, fernab aller materiellen Überlegungen und aller finanziellen Bilanzen noch Folgendes sagen, gerade im Rahmen dieser heu- tigen festlichen Sitzung: Die Leistungen des österreichischen Versöhnungsfonds sol- len den Opfern der NS-Sklaven- und Zwangsarbeit dokumentieren, dass Österreich ihr Leid begriffen hat, dass es ihnen Mitgefühl entgegenbringt und dass es um dauer- hafte Versöhnung bemüht bleibt. Möge die moralisch-humanitäre Geste befriedend und befreiend für beide Seiten wirken! – Ich danke Ihnen. (Beifall)

Dr. Maria Schaumayer 71 OFFENES PARLAMENT

Gideon Eckhaus

Sehr geehrter Herr Bundespräsident! Sehr geehrter Herr Nationalratspräsident! Sehr geehrter Herr Bundesratspräsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Damen und Herren! „Wege der Versöhnung. – 10 Jahre Nationalfonds“, in diese Einladung ist viel hineingepackt worden. Das Jahr, in dem Österreich so vie- les feiert, haben Sie ein „Gedankenjahr“ genannt, ein Jahr, in dem Sie auch darauf hin- weisen, was vor den Tagen geschehen ist, die Ihnen heute Anlass zum Feiern sind.

Vor dem Kriegsende lagen sieben Jahre Nationalsozialismus in Österreich. Ich bin noch ein lebendiger Zeuge dafür, dass nicht alle in diesem Land am 12. März 1938 von deutschen Truppen überfallen und besetzt worden sind: Viele begrüßten den Ein- marsch der Hitlertruppen und stürzten sich sogleich auf ihre jüdischen Mitbürger! Mehr als 62.000 dieser Mitbürger wurden in den folgenden sieben Jahren ermordet.

Manche hatten Glück und überlebten. Glück? – Kaum eine Familie war mehr ganz! Großeltern waren für die meisten jüdischen Kinder, die nach dem Krieg gebo- ren wurden, etwas Unbekanntes. Keiner war mehr an dem Ort, an dem er sich am 12. März 1938 befunden hatte. Viele schleppten sich aus den Konzentrationslagern in ein Leben zurück, das ihnen in seiner Normalität fremd geworden war. Viele lebten in einem neuen Staat, der ihnen zum einzigen wirklichen und sicheren Hafen gewor- den war: Israel. Und aus diesem Staate komme ich heute zu Ihnen, habe aber nicht vergessen, wo ich geboren worden bin.

Ich verleugne meine österreichischen Wurzeln nicht. Ich vertrete hier die in Öster- reich geborenen heute noch lebenden Juden in Israel. Wir Überlebenden in Israel sind heute alt. Unsere Lebensläufe sind durch Verfolgung und Vertreibung gebro- chen. Viele von uns haben ihre Schulbildung abbrechen müssen, andere ihre Berufs- ausbildung.Der sich neu bildende Staat Israel war keine „Insel der Seligen“, auf der man sich hätte ausruhen können. Der Staat Israel wurde in harter und körperlicher Arbeit aufgebaut.

Als in Österreich mit Hilfe des Marshall-Plans der Wiederaufbau begann, als ein zuerst noch bescheidenes, aber eben doch ein Wirtschaftswunder hier erste Blüten trieb, haben wir in Israel dem Boden und dem Klima die ersten Ernten abgerungen. Und manch einer von uns hat sich damals daran erinnert, was er in Österreich zurück- lassen musste: Der eine Wohnung und Hausrat, der andere eine berufliche Position, ein Geschäft, ein wenig Schmuck oder ein Bild. Man erinnerte sich auch des Erspar- ten des Großvaters oder der Lebensversicherung der Eltern. Was von diesem, den jüdischen Mitbürgern während der Nazizeit abgepressten und geraubten Vermögen und von ihrem Eigentum nach dem Krieg noch vorhanden war, diente nun auch dem Aufbau des neuen Österreich.

Wir Überlebenden aus Österreich in Israel haben in den ersten Jahren nach dem Krieg unsere Toten betrauert; wir haben ein Land fast aus dem Nichts aufgebaut, haben Kinder gezeugt, um den Verlust durch tausendfachen Tod auszugleichen. Die Ver- handlungen darüber, zurückzubekommen, was uns genommen worden war, waren langwierig.

Wir ehemaligen Österreicher wurden zwischen Deutschland und Österreich hin-und hergeschickt. Wenn man die Sache nur anhaltend „in die Länge ziehen“ würde, dach- ten österreichische Politiker, würde sich das Problem von alleine lösen. – Und das hatte etwas für sich; die Zahl der heute noch Lebenden ist stark verringert. 72 GEDENKTAG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

Langsam aber hat sich das Bewusstsein in Österreich gewandelt, und so war es 50 Jahre nach Ende des Krieges und der Naziherrschaft endlich möglich, sich auch den Fragen der Restitution und der sozialen Fürsorge für die Opfer des Nationalsozialis- mus zu stellen.

Sie feiern heute hier zehn Jahre Nationalfonds. In diesen zehn Jahren wurde zwar viel Papier gedruckt, jedoch wenig exekutiert. Ich möchte aber an dieser Stelle ausdrück- lich jener Gruppe von Menschen danken, die in diesen zehn Jahren mühevolle Arbeit im Nationalfonds geleistet haben. Junge Österreicher, denen es ihres Landes unwür- dig erschien, sich seiner Mitverantwortung zu entziehen! Es ist nicht ihre Schuld, dass Tausende nach wie vor auf das ihnen zustehende Geld warten und dass viele eine Auszahlung nicht mehr erleben werden, wenn sich die Republik Österreich nicht doch noch einer weniger bürokratischen Auslegung des Vertrages besinnt!

Sie nennen die zehn Jahre Nationalfonds „Wege der Versöhnung“. – Das ist ein Nach- denken wert. Geld ist kein Weg der Versöhnung. Geld bedeutet nur ein bisschen Ge- rechtigkeit. Versöhnung kann nur von Herz und Geist ausgehen! Versöhnen können wir uns mit jenen Österreichern, die erkannt haben, was uns in diesem Land angetan worden ist; die das Schweigen brechen, die den jungen Men- schen erklären, wie das damals geschehen konnte – so, wie wir unseren Kindern er- klären und zeigen können wollen, das Österreicher heute verantwortungsbewusste Demokraten sind, die sich der Geschichte ihres Landes stellen.

Ich wünsche mir für die jungen Österreicher, für die jungen Juden und für die jungen Israelis eine Zukunft ohne Gewalt und Rassismus, eine Zukunft des Dialogs und der fruchtbaren Kooperation.

Wenn wir wollen, ist es kein Märchen. (Beifall)

Gideon Eckhaus 73 OFFENES PARLAMENT

Moshe H. Jahoda

Sehr geehrter Herr Bundespräsident! Herr Nationalratspräsident! Herr Bundesratsprä- sident! Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Damen und Herren! Hier sind wir also heu- te zusammen gekommen: sie und wir. Wir, die bis heute Überlebenden der Shoah. Und Sie, die hier versammelten österreichischen Volksvertreter.

Wir haben einiges gemeinsam: Die Sprache. Die Geburt in Österreich. Die Bibel. Und den Glauben, dass auf Grund unserer Geburt in Österreich, Österreich unsere Heimat ist – unsere Heimat sei oder wäre.

Was uns – leider! – jedenfalls unterscheidet, ist, dass wir nur durch Flucht und Über- lebenskampf in den Konzentrationslagern überlebten. Die meisten Juden konnten ihren Mördern nicht entkommen und erlitten einen grausamen Tod. Sehr empörend ist das vor unseren Augen stehende Bild der heimatlosen Waisenkinder der „Mutter Österreich“, der „Mutter Österreich“, die ihre Kinder und treuen jüdischen Bürger ver- ließ und in den Tod schicken ließ.

Ja, Österreich wurde erobert, „offiziell“, aber viele hier kooperierten leider willig mit je- nen Bestien in Menschengestalt, die sich – dem Trugbild „Messias“ Adolf Hitler hörig – zu Herren über Leben und Tod aufschwangen.

Mit 12 Jahren sah ich den Einmarsch Hitlers im offenen Wagen und seine Truppen in Wien. Ich habe miterlebt, wie viele begeisterte Österreicher ihren neuen „Trug-Mes- sias“ jubelnd empfingen. Ich war einer, der mit 13 Jahren Abschied nehmen musste: Abschied von sich selbst, von seiner Heimat Österreich, Abschied von seiner Familie; einer, der in die Fremde gehen musste, um gerettet zu werden und mutig ein neues Moshe H. Jahoda Leben begann.

Heute stehe ich hier: für Tausende von Opfern und Waisenkindern, die nicht mehr für sich selbst zu Ihnen sprechen können. Und ich bin Ihnen, Herr Präsident, dankbar, dass wir heute die Möglichkeit haben, vor den Vertretern eines neuen demokrati- schen Österreichs unserer Pietät Ausdruck zu geben – und Ihre Pietät zu empfinden. Eine Geste, von der ich mir wünsche, dass sie auch andere Welten erreichen wird: die Welten, in denen sich die Seelen der 65 000 unschuldig ermordeten österreichischen Juden jetzt befinden. Ich denke an die vielen berühmten Wissenschaftler, Künstler, Ärzte und andere treue Österreicher.

Ich suche kein Mitleid. Ich suche keine Barmherzigkeit. Nirgendwo auf der Welt. Ich habe meine Lektionen, die mich gestärkt haben, gelernt. Ich glaube an Ihre Bereitschaft, nachzuvollziehen, was es bedeutet, ein Leben lang den Gedanken an Schlachthaus Auschwitz vor Augen zu haben: Auschwitz, dort wo- Tausende und Abertausende Kinder, Erwachsene und Greise qualvoll mit Zyklon B er- stickt wurden, darunter auch meine schöne unschuldige elfjährige kleine Schwester Gerti sowie meine Eltern Robert und Hermine Jahoda.

Für mich als Mensch bleibt das Morden, bleibt die Vernichtung für immer unfassbar.

Wenn ich heute durch Wien gehe, durch die Strassen und über die Plätze, die mir seit meiner Kindheit vertraut sind, spüre ich den Aufschrei der Ermordeten und Vertrie- benen: Warum das alles?! War das der Wille Jesu?! Der Jude Jesus, der seine jüdischen Brüder so liebte?! Wie kam es, dass keiner der Gläubigen dem mörderischen Tun Ein- halt geboten oder selbst innegehalten hat?! – Nein. Fast niemand hat innegehalten. 74 GEDENKTAG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

Als kleiner Junge habe ich in der Religionsschule hier in Wien die Bibel gelesen: „Da sagte Jahwe zu Kain: ‚Wo ist Dein Bruder Abel?’ Er antwortete: ‚Ich weiß es nicht. Bin ich denn der Hüter meines Bruders?’ Darauf sprach er: ‚Was hast du getan! Höre, das Blut deines Bruders schreit zu mir von der Erde.’“ Wenig später begann der Massen-Brudermord in meiner Heimat Österreich. „Nie wieder“! – Dafür müssen und werden wir selbst sorgen. Und viele der Gerech- ten, die sich heute wahrscheinlich auch unter Ihnen befinden, werden dieses „Nie wieder!“ unterstützen.

Österreich hat sich in den vergangenen Jahren bemüht – und hat es geschafft –, den Lebensabend der österreichischen Opfer, jener Kranken und Greise überall auf der Welt zu erleichtern. – Das kam etwas spät, aber es war dennoch ein tapferer Schritt. Viele von uns schätzen es. Sie schätzen den Nationalfonds, den Versöhnungsfonds und die führenden Gestalten, die Menschenliebe bewiesen haben und welche sich auch heute hier unter uns befinden.

Doch trotz des guten Willens: Ein Teil der Entschädigungen zieht sich in die Länge. Und es erfüllt mich mit Trauer, dass täglich im Durchschnitt zwei österreichische Überlebende der Shoah sterben. Noch immer sind die Gerichtsprozesse in den USA nicht beendet. Und noch immer hoffe ich auf eine baldige Lösung durch den guten Willen aller Verantwortlichen und Beteiligten.

Wir waren vertriebene Kinder. Viele von uns fanden eine neue Heimat im Land unserer Ahnen, in Israel. Wir beteiligten uns enthusiastisch und mit großem Erfolg am Aufbau und an der Verteidigung unseres Landes. Doch der Zusammenprall zwischen zwei Völkern brachte leider weder Glück noch dauerhaften Frieden im Heiligen Land. Ei- ner der bedeutsamen und vielfach sehr unterschätzten Unterschiede ist sicher auch, dass das palästinensische Volk von 1,3 Milliarden Muslimen aus religiösen Gründen unterstützt wird. – Wir Juden hingegen werden nur von einem sehr kleinen Teil der Menschheit unterstützt.

Immer wieder lese ich in den Medien, dass es auch heute noch Menschen gibt, die glauben, dass die Shoah zu Ende gebracht werden sollte und dass die totale Vernich- tung und Eliminierung Israels die Welt erleichtern würde. Wäre das die Lösung? Wäre das Gottes Wille? Wäre es überhaupt ausführbar? – Nein!

Gehören auch Sie zu den Gerechten, die ehrlich die Existenz beider Völker anstreben und unterstützen! Das, was ich hier heute erlebe, ist der Akt einer noblen österreichischen Erinnerungs- kultur. Als hier in Österreich Geborener bete ich für die Existenz eines Österreich als Muster der Gerechtigkeit und Menschlichkeit in Europa. (Beifall)

75 OFFENES PARLAMENT

Generalsekretärin Mag.a Hannah Lessing

Sehr geehrter Herr Bundespräsident! Sehr geehrter Herr Nationalratspräsident! Herr Bundeskanzler! Herr Bundesratspräsident! Verehrte hohe Festgäste! Für den Nationalfonds der Republik Österreich, als deren Generalsekretärin ich heute zu Ihnen sprechen darf, ist es schwierig, eine Bilanz zu ziehen. Zahlen und Fakten allein kön- nen für das Gelingen unserer verantwortungsvollen Aufgabe kein Gradmesser sein, denn es ist uns wohl bewusst, dass nichts wieder gut gemacht werden kann.

Unser wichtigster Erfolg – so Sie mir den Ausdruck erlauben – sollen die vielen Briefe von den Menschen sein, die trotz Verfolgung, Not und Exil durch das NS-Regime auch nach Jahrzehnten im Herzen Ihr geliebtes Österreich nie vergessen haben.

Diesen Menschen will ich hier und heute eine Stimme leihen. So schrieb uns eine rassisch verfolgte Frau bereits im November 1995 aus den USA, kurz nachdem wir unsere Arbeit aufgenommen hatten:

„Ihr Brief erreichte mich einige Tage vor meinem 88. Geburtstag. Es ist für mich wie das schönste Geschenk eines für immer verloren geglaubten Freundes. 1908 in Wien geboren, bin ich durch einen unglaublichen Zufall die einzige Überlebende meiner Familie. In Wien blieben nur die Gräber meiner Groß- und Urgroßeltern. Seit 56 Jah- ren bin ich Amerikanerin, stolz auf meine Staatsbürgerschaft, aber meine Heimat ist Wien geblieben. (…) Sie haben mir (…) eine Brücke gebaut. Ich bin wieder Öster- reicherin geworden unter einer Regierung der Menschlichkeit. (…) Ihr großzügiges Geldgeschenk werde ich nur verwenden für Dinge, die ich mir sonst nicht leisten konnte, wie einen schönen, langen Urlaub in der Heimat nach nahezu 60 Jahren. (…) Sie haben eine alte Frau sehr glücklich gemacht.“ – Zitatende. Generalsekretärin Mag.a Hannah Lessing Die finanzielle Geste ist bei den Betroffenen oft in den Hintergrund getreten. Was für viele Opfer viel mehr Gewicht hatte, war die Anerkennung ihres Leidens durch das offizielle Österreich.

Ein Überlebender der sogenannten Spiegelgrund-Kinder schrieb uns: „Die späte Rehabilitierung vom lebensunwerten ‚Asozialen’ zum anerkannten Opfer bedeutet noch viel mehr als Geld. Die bösen Dinge die ich als Kind am Spiegelgrund erleiden musste sehe ich jetzt in einem anderen Licht – es gibt zum Bösen, auch das Gegenteil davon- eine schöne Erkenntnis die ich jetzt im alter erfahren durfte. (…) Wenn ich an die vielen toten Kinder denke, habe ich auch ein wenig ein schlechtes Gewissen, ob mir diese für einen Mindestpensionisten sehr, sehr große Summe auch moralisch zusteht. Meine persönlichen Bedürfnisse sind sehr gering und ich werde nichts Unüberlegtes kaufen. Ein paar neue Sessel für die Wohnung sind derzeit alles. Bei jedem Niedersetzen werde ich mich Erinnern, welchen Preis ich einmal dafür zah- len musste.“ – Zitatende.

Entgegen vielen Erwartungen ist es der Republik Österreich mit dem Nationalfonds gelungen, bei vielen Betroffenen eine Versöhnung mit einem neuen Österreich zu ermöglichen.

Wie ein rassisch verfolgter Mann aus den USA es formulierte: „Die verlorene Heimat ist unersetzlich – und Heimat ist viel mehr als Umwelt, Landschaft, Heim, Familie, Freunde und Bekannte. Sie ist ein allumfassender Begriff von Geborgen- heit, Glauben an das Gute und Edle, und Zugehörigkeit von Gestern, Heute und Morgen. All das ist uns geraubt worden, wenn uns auch das nackte Leben bewahrt blieb. 76 GEDENKTAG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

Als Überlebende und eingedenk der vielen, denen dies nicht gestattet war, sind wir dankbar dafür dass jetzt, mehr als 58 Jahre nach den Nazigräuel, eine neue, junge und schuldfreie Generation von Österreichern die Wahrheit erkannt hat und den Mut hatte zu sagen: ‚Es tut uns leid!’“ – Zitatende.

Unvergesslich auch ein Brief, in dem uns eine Wiener Exilantin aus den USA mitteilte: „Ich bin heute 94 Jahre alt. Ich war 36 Jahre jung, als ich weg musste. Eine typische Wienerin. Ich liebte Wien, unsere Musik, unser Theater und den Tanz. Ich gab jedem Bettler an jeder Straßenecke. Ich fühlte mich schuldig, dass ich alles hatte, was die Armen, Arbeitslosen und Hungrigen nicht hatten. Wien war arm. Es musste etwas geschehen. Es geschah und ich musste mich nicht mehr schuldig fühlen. Ich musste alles (zurück) lassen. Aber Gottes Liebe ist unendlich. Ich fand ein neues Leben in Amerika. Die Brücke ist geschlagen. Meine Tochter wird mich diesen Sommer nach Wien begleiten. Ich werde nach Döbling gehen, wo ich geboren bin, zum Türken- schanzpark, wo ich mit meinem Mann gewohnt habe. Ich werde in der Wipplinger- straße auf ein Haus schauen, wo mein Vater 30 Jahre im office fleißig gearbeitet hat. Auch ich habe dort 17 Jahre gearbeitet. Ob das Haus noch steht? Ich werde auf den Kahlenberg fahren, auf den ich gerne gelaufen bin. Ich werde zurück nach Hause, nach New York fliegen, dankbar, dass ich noch einmal in meinem Leben in Wien war. Vielen Dank.“ – Zitatende.

Sehr verehrte Damen und Herren! Wenn wir uns heute hier im Historischen Sitzungs- saal des Parlaments versammelt haben, um der Opfer des Nationalsozialismus zu ge- denken, so steht diese Stunde ganz bewusst unter dem Titel „Wege zur Versöhnung“. Im Wissen, dass es sich dabei nur um einen Versuch der Versöhnung handeln kann, bin ich gemeinsam mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die letzten zehn Jahre diesen Weg gegangen.

Die Republik Österreich hat dadurch Brücken wieder aufgebaut. Nun gilt es, diese Brücken zu festigen, zu bewahren und für die Nachwelt zu erhalten. – Vielen Dank. (Beifall)

77 OFFENES PARLAMENT

Dr. Ludwig Steiner

Herr Bundespräsident! Herr Präsident des Nationalrates! Herr Präsident des Bundesra- tes! Herr Bundeskanzler! Österreichischer Fonds für Versöhnung, Frieden und Zusam- menarbeit: Ist das nur ein Firmenname, nur ein Briefkopf? – Nein, es ist ein Leitmotiv, und zwar ein sehr anspruchsvolles, für unsere Arbeit der letzten fünf Jahre.

Diesem Leitmotiv in der täglichen Arbeit gerecht zu werden, erfordert ein hohes Maß an persönlichem Engagement und vor allem Einfühlungsvermögen für die Leiden der Betroffenen. Versöhnung kann nur von denen gewährt werden, die Unrecht, Deportation, Zwangs- arbeit erleiden mussten. Wir können durch unsere Arbeit bei den Betroffenen das Gefühl zu wecken versuchen, dass wir es mit dem Wunsch nach Versöhnung ernst nehmen, gerade auch mit Taten. Natürlich: Mit reinem Bürokratismus ist das nicht zu bewältigen.

Dabei kam man immer in das Spannungsverhältnis zwischen einer möglichst großzü- gigen Durchführung und der Verantwortung jenen gegenüber, von denen die Gelder stammen; diese Gelder mussten ja auch erarbeitet werden. Aber: In Zweifelsfällen gab es immer nur eine Entscheidung für die Betroffenen. Dieser materielle Teil kann jedoch niemals das zugefügte Leid wieder gut machen oder gar eine Entschädigung für verlorene Jahre sein.

Die tägliche Arbeit machte uns allen klar, wie wichtig für die Betroffenen das Erinnern an ihre Leiden, wie wichtig diese erstmalige Anerkennung ihres harten Schicksals ist und wie wichtig es ist, ihnen ein aufrichtiges Wort des Dankes zu sagen. Für Tausende war dies ein völlig neues Erlebnis in einem leidvollen Leben. Dr. Ludwig Steiner Das Schicksal der Deportierten war – je nach Herkunftsland und je nachdem, welche Arbeiten ihnen aufgezwungen wurden – sehr unterschiedlich. Was vor allem Frauen in dieser Lage mitmachen mussten, übersteigt einfach jede Vorstellungskraft. Besonders erschüttert stellten wir im Versöhnungsfonds fest, dass es sich bei den Be- troffenen um eine Personengruppe handelt, die meist auch in ihren Heimatländern zu den Vergessenen zählt, ja im ehemals sowjetischen Bereich wurden sie sogar als angebliche Kollaborateure und „Helfer des Feindes“ denunziert und waren größten Schwierigkeiten ausgesetzt.

Es war für uns immer wieder beeindruckend, wie sehr es ehemalige Zwangsarbei- terinnen und Zwangsarbeiter geschätzt haben, dass diese Geste der Republik Ös- terreich einstimmig von der Regierung und allen Abgeordneten in Nationalrat und Bundesrat getragen wurde. Dieser einhellige politische Entschluss, diesen Fonds zu gründen und mit entspre- chenden Mitteln auszustatten, war auch ein sichtbares Signal dafür, dass sich – über alle parteipolitischen Auseinandersetzungen hinweg – die entscheidenden politi- schen Kräfte des Landes und die Kräfte der Wirtschaft, repräsentiert durch die „Platt- form Humanitäre Aktion“, ihrer Verantwortung gegenüber den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern voll bewusst waren.

Nach anfänglichen Diskussionen stößt diese Geste heute in breitesten Kreisen der Bevölkerung auf Verständnis, ja es ist sogar eine Selbstverständlichkeit, dass eine Dankesschuld und eine moralische Verantwortung gegenüber den Zwangsarbeite- rinnen und Zwangsarbeitern besteht.

Diese Menschen waren nicht nur gezwungen, für die Rüstungsindustrie zu arbeiten, 78 GEDENKTAG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

sondern sie haben durch ihre Arbeit auf dem Gebiete der Infrastruktur und der Land- wirtschaft wertvolle Leistungen für unsere Bevölkerung erbracht. Auch das muss ein- mal hervorgehoben werden. Die konstruktive, ja freundschaftliche und von gegenseitigem Verständnis und Ver- trauen geprägte Art und Weise der Zusammenarbeit mit unseren sechs Partneror- ganisationen hat darüber hinaus einen wichtigen Beitrag für die Zusammenarbeit zwischen den jeweiligen Staaten und Österreich geleistet. Dafür möchte ich diesen unseren Partnerorganisationen ganz besonders danken.

Natürlich hat das auch eine kurze Zeitspanne gebraucht, bis sich die Partnerorganisa- tionen und der Versöhnungsfonds sozusagen aneinander gewöhnt haben.

Ich möchte aber nicht schließen, ohne allen, die am Zustandekommen und an der Durchführung dieses Projektes der Versöhnung beteiligt waren, sehr herzlich zu danken.

Die Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden des Kuratoriums, Bundeskanzler Dr. Schüssel, und den Mitgliedern des Kuratoriums sowie den Mitgliedern des Komitees, die alle die ihnen zukommende Verantwortung in großartiger und hilfsbereiter Weise erfüllt haben, war sicherlich ein entscheidender Faktor zum Gelingen unseres Vorhabens. Auf Grund meiner Erlebnisse und Erfahrungen in den letzten fünf Jahren möchte ich mich ganz besonders bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fonds – von den studentischen Hilfskräften an bis zu Generalsekretär Wotava – für ihr großartiges und menschlich sehr berührendes Engagement bedanken. Sie alle haben schwer ge- prüften Menschen ein Zeichen der Hoffnung gegeben.

Erwähnen möchte ich auch, dass wir in diesen Jahren mit all unseren Mitarbeitern ein sehr freundschaftliches Verhältnis hatten, das sicherlich auch ein wertvoller Teil einer wirksamen Arbeit war. Besonderes Lob verdient Botschafter Dr. Wotava, dem ich auch hier ganz besonders danken möchte.

Herr Präsident, gestatten Sie mir jetzt bitte noch ein kurzes Wort als einem alten Mann aus einer Generation, die diese Vergangenheit bewältigen musste – und das zu einer Zeit, als sie gerade stattgefunden hatte. Ich bin stolz darauf, dass ich unserer Republik im Versuch, eine Versöhnung mit diesen Menschen herbei zu führen, dien- lich sein durfte. Es war das für mich eine große Befriedigung nach all dem, was ich in meinem Leben erlebt habe. – Ich danke Ihnen. (Beifall)

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Präsident des Bundesrates Mag. Georg Pehm

Sehr geehrter Herr Bundespräsident! Herr Präsident des Nationalrates! Herr Bundes- kanzler! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte Ihnen kurz von Kobers- dorf erzählen, von einer kleinen, schönen und besonderen Gemeinde im mittleren Burgenland. Ich bin dort aufgewachsen, habe dort Familie und Freunde.

Wenn man auf einer Anhöhe außerhalb des Ortes steht und Kobersdorf gut über- blickt, dann erkennt man sofort die beiden Kirchen: die katholische und die evangeli- sche. Gleichzeitig sticht das alte Schloss mit seinen mächtigen Türmen ins Auge. Aber nur wer genau schaut und weiß, worauf zu achten ist, entdeckt auch den jüdischen Tempel, dort direkt beim Schloss.

Meine Oma hat mir einmal erzählt, dass eines Tages vor dem Krieg, dort auf der Schlossmauer beim Tempel, Kinder aus dem Dorf sitzen mussten: zehnjährige, zwölf- jährige, auch ein paar ältere. Und sie mussten mitansehen, wie Kobersdorfer, wie jüdische Bürgerinnen und Bürger gedemütigt, verspottet und misshandelt wurden. Juden, die noch nicht vertrieben waren aus ihrem Heimatort und die eigentlich blei- ben wollten. Aber dann, irgendwann, waren auch sie endgültig weg. Alle Juden aus Kobersdorf. Alle 172.

Meine Damen und Herren! Wir fragen uns schon so oft, unzählige Male: Wie konnte das geschehen? Über so viele Jahrhunderte hindurch sind doch Menschen in Kobers- dorf, im Burgenland, in unserem gesamten Land gut miteinander ausgekommen. Die Versuche, das Unbegreifliche irgendwie begreifbar zu machen, sind aber eben- so oft gescheitert, wie sie begonnen wurden. Der Massenmord der Nazis übersteigt Präsident des Bundesrates alles Denkbare. Mag. Georg Pehm Österreich trägt Mitverantwortung für das, was mit Bürgerinnen und Bürgern damals geschehen und was ihnen vielfach von Österreichern angetan worden ist. Es war da- her erstens ungemein wichtig, mit dem Nationalfonds von sich aus diese klare Geste des Bedauerns gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus zu setzen – und auch materiell zu helfen. Etwas wieder gut zu machen, Leid zu nehmen – das können wir freilich nicht. Jeden- falls aber wollen wir Versöhnung versuchen.

Zurück nach Kobersdorf sind nach der Nazi-Diktatur nur drei der 172 jüdischen Bür- gerinnen und Bürger gekommen. Viele, ja die meisten, sind umgekommen. Aber 52 jüdische Bürgerinnen und Bürger von damals, die aus Kobersdorf stammen und ihre Heimat verlassen mussten, wurden über den Nationalfonds in den letzten zehn Jah- ren erreicht. Es wäre wunderbar, wenn wir auch ihre Herzen erreicht haben.

Zweitens folgt daraus: Der Nationalfonds darf kein Ablaufdatum haben. Auch wenn die Gruppe derer immer kleiner wird, vor deren Leben und Leiden wir uns mit gro- ßem Respekt verneigen: Die Aufgaben des Nationalfonds sind noch lange nicht er- schöpft.

Meine Generation – ich bin 1964 geboren – trägt keine unmittelbare Verantwortung für das, was 1938, 1939 und während der ganzen Nazi-Diktatur geschehen ist, oder auch für das, was in den Jahren danach nicht geschehen ist.

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Aber wir tragen die Verantwortung dafür, dass all das nicht vergessen wird, damit nicht wieder – egal wo und egal wann – Menschen in unserem Land gedemütigt, verspottet, misshandelt oder getötet werden.

„Niemals wieder!“, das ist unsere Verantwortung heute. Durch umfangreiche Information, durch Aufklärung und Förderung des Dialogs, durch Projekte des Erinnerns, durch Forschung und vieles andere mehr: Dem Natio- nalfonds bleibt in der Tat ein weites Feld. Wir brauchen den Nationalfonds daher auch in Zukunft. – Ich freue mich, dass viele dies genauso sehen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus ist eine Erfolgsgeschichte. Auch ich möchte daher Dankesworte anschließen. Dass der Nationalfonds ist, was er ist, dafür ist auch Ihnen, sehr geehrter Herr Bundes- präsident, zu danken. Sie haben als einer der Initiatoren und als erster Vorsitzender des Kuratoriums des Nationalfonds nicht nur die ersten Buchstaben der Erfolgsge- schichte geschrieben, sondern ganze Kapiteln ermöglicht. – Herzlichen Dank, Herr Bundespräsident! (Beifall)

Damit verbinden möchte ich gleichzeitig den Dank an den Herrn Präsidenten des Nationalrates außer Dienst, Dr. Heinrich Neisser. Er hat den Fonds ebenfalls entschei- dend und von Beginn an mitgeprägt. (Beifall)

Die Republik ist aber auch vielen anderen Persönlichkeiten zu Dank verpflichtet, die in diesen zehn Jahren zu einer guten Entwicklung der Arbeit des Nationalfonds bei- getragen haben. Stellvertretend für viele Persönlichkeiten möchte ich dem derzeiti- gen Vorsitzenden des Kuratoriums, Herrn Nationalratspräsidenten Dr. Andreas Khol, danken. – Herr Präsident, herzlichen Dank auch Ihnen! (Beifall)

Dass der Nationalfonds für die Menschen, für die er da ist, auch ein Gesicht, eine Stimme, eine Berührung erhalten hat, dafür ist in ganz besonderer Weise der Gene- ralsekretärin des Nationalfonds, Ihnen, Frau Mag.a Hannah Lessing, und all ihren Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern sehr herzlich zu danken. – Vielen Dank, Ihnen allen! (Beifall)

Hinweisen möchte ich noch auf zwei Publikationen mit dem Titel: „10 Jahre National- fonds – Einblicke, Ausblicke“ beziehungsweise „Zahlen, Daten, Fakten“. – Beide Bände liegen für Sie auf Tischen bei den Ausgängen bereit. Nicht zuletzt danken möchte ich allen, die heute hier zu uns gesprochen haben. Dank auch dem NEXUS-Quartett, das mit Musik das Gesagte unterstrichen hat. – Danke Ihnen allen! (Beifall)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Treten wir entschieden jenen gegenüber – auch aktuell –, die aus einer „gestrigen“ Haltung heraus Versöhnung gefährden! Das heutige Österreich ist tief betroffen vom Leid, das die Opfer der Nazis erlitten ha- ben, das heutige Österreich sucht weitere Versöhnung – und das heutige Österreich sagt: „Niemals wieder!“ – Danke. (Beifall)

81 OFFENES PARLAMENT

Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung wurde gemeinsam die Bundeshymne gesungen.

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83 OFFENES PARLAMENT

INFORMATIONSANGEBOTE DES ÖSTERREICHISCHEN PARLAMENTS

Besucherzentrum Das Besucherzentrum bietet ein umfassendes multimediales Informationsangebot. So können sich Besucherinnen und Besu- cher über die Arbeitsweise und die Funktion des österreichischen Parlaments informieren, mit Hilfe eines Zeitrads in die jüngere Geschichte eintauchen oder sich zu einer virtuellen Entdeckungsreise durch das Hohe Haus aufmachen. Videoclips, News-Ticker und interaktive Medienstationen bieten darüber hinaus die Möglichkeit, die Mitglieder des Nationalrates und des Bundesrates besser kennen zu lernen, Genaueres über die Europäische Union zu erfahren und sich Grundbegriffe der parlamentarischen Demokratie anzueignen. Ein eigens gestaltetes Jugendquiz soll, moderiert durch humorvolle Animationsfiguren, helfen, das Wissen, das bei einer Führung vermittelt wird, spielerisch zu vertiefen. Das Besucherzentrum ist für alle Interessierten frei zugänglich. Der Eingang befindet sich auf der Ringstraßenseite unter der Parlamentsrampe, direkt hinter der Statue der Pallas Athene. Für einen barrierefreien Zugang ist Sorge getragen.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8:30 - 18:30 Uhr (in der tagungsfreien Zeit von 9:30 - 16:30 Uhr) Samstag 9:30 - 14:00 Uhr

www.parlament.gv.at Die Website des österreichischen Parlaments stellt nicht nur den Gesetzgebungsprozess und die parlamentarische Kontrolle um- fassend dar, sondern bietet auch vielfältige Informationen zu den Themenbereichen „Parlament und Europäische Union“, „Par- lament und Bürgerbeteiligung“ als auch „Parlament International“. Die Pressestelle berichtet ausführlich und tagesaktuell über alle Abläufe im Parlament. Zudem ist auf der Website sozusagen das „elektronische Archiv“ der Parlamentsarbeit seit 1996 im Volltext abrufbar. Aber auch der vorparlamentarische Diskussionsprozess wird abgebildet, in dem das Begutachtungsverfahren zu Regierungsvorlagen zur Gänze abrufbar ist.

Bürgerservice Das Bürgerservice steht telefonisch in der Zeit von Montag bis Freitag 9:00 - 15:00 Uhr zur Verfügung; via E-mail ist man rund um die Uhr erreichbar. Die Mitarbeiter/-innen beantworten alle Fragen zum parlamentarischen Ablauf und helfen bei Recherchen.

Kontakt: Tel.: 0810/312 560 (Ortsgebühr aus ganz Österreich) E-Mail: [email protected]

Parlamentsführungen Öffentliche Führungen: Alle öffentlichen Führungen werden in Deutsch und Englisch angeboten. Ticketverkauf: Montag bis Freitag 8:30 - 18.30 Uhr; Samstag 9:30 - 12:30 Uhr Bei öffentlichen Führungen ist für Einzelpersonen keine Anmeldung erforderlich. Termine: Montag, Dienstag (werktags): 10:00, 11:00, 14:00, 15:00 und 16:00 Uhr Mittwoch, Donnerstag (werktags): 10:00, 11:00, 14:00, 15:00, 16:00 und 17:00 Uhr Freitag (werktags): 10:00, 11:00, 13:00, 14:00, 15:00 und 16:00 Uhr Samstag (außer an Feiertagen): 10:00, 11:00, 12:00 und 13:00 Uhr

Gruppen-Führungen: Ab einer Gruppengröße von 15 Personen ist eine Anmeldung unbedingt erforderlich. Auf Anfrage sind Gruppen-Führungen auch in Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Ungarisch möglich. Termine: Montag, Dienstag, Freitag (werktags): 10:20, 11:40, 14:20, 15:40 und 17:00 Uhr 84 INFORMATIONSANGEBOTE DES ÖSTERREICHISCHEN PARLAMENTS

Mittwoch, Donnerstag (werktags): 10:20, 11:40, 14:20, 15:40 und 17:20 Uhr Samstag (außer an Feiertagen): 10:20 und 11:40 Uhr An Sonn- und Feiertagen werden keine Parlamentsführungen angeboten.

Zutritt Benützen Sie bitte unseren neuen Zentraleingang Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien (= Eingang zum Besucherzentrum), direkt hinter der Statue der Pallas Athene!

Kontakt: Tel.: +43 1 401 10-2715, 2577 oder 2665 E-Mail: [email protected]

Pressedienst Der parlamentarische Pressedienst, die Parlamentskorrespondenz, berichtet objektiv, umfassend und parteiunabhängig über das Geschehen im Parlament. Mit dem E-Mail-Abonnement der Meldungen der Parlamentskorrespondenz werden Sie automa- tisch per E-Mail über jede neue Aussendung informiert. Sie können sämtliche Aussendungen der Parlamentskorrespondenz abonnieren oder eine Auswahl nach Themenfeldern treffen. Dieses Informationsservice ist kostenlos.

Kontakt: www.parlament.gv.at; Menüpunkt: Aktuelles, dann: Pressedienst E-Mail: [email protected]

Bibliothek Die Parlamentsbibliothek bietet mehr als 310.000 Bücher, rund 500 aktuelle Fachzeitschriften und Zeitungen, über 200 Lose- blattausgaben und Zugang zu zahlreichen Datenbanken online oder auf CD-ROM. Seit Gründung der Bibliothek im Jahr 1869 werden in- und ausländische Parlamentsschriften, Gesetz- und Verordnungsblätter, oberstgerichtliche Entscheidungen, grund- legende Werke des Rechts, der Staatslehre und des Parlamentarismus, der Politik, der Volkswirtschaft, der Soziologie und der Europäischen Integration gesammelt.

Die Bibliothek ist von Montag bis Freitag zwischen 8 Uhr und 16 Uhr geöffnet, an Plenar- und Ausschusssitzungstagen des Na- tionalrates und des Bundesrates bis zum Ende der jeweiligen Sitzung. Externe Leser/innen sind nach Anmeldung zugelassen. Der Zugang zur Bibliothek erfolgt über über den Zentraleingang des Parlamentsgebäudes.

Auskünfte: Tel.: +43 1 401 10-2285 (Lesesaal, zentraler Informationsdienst + Entlehnung), - 2284 (Zeitschriften) Fax: +43 1 401 10-2825 E-Mail: [email protected] www.parlament.gv.at/bibliothek

Parlamentsarchiv/Parlamentarische Dokumentation Im Archiv des Parlaments werden die Archivalien der gesetzgebenden Körperschaften Österreichs seit 1861 verwahrt, weiters stehen ein Planarchiv mit den erhalten gebliebenen Originalplänen für das Parlamentsgebäude und ein Bildarchiv zur Verfügung. Externe Benutzer/innen können Archivalien auf zwei Archivbenützerarbeitsplätzen, die sich im 2. Stock des Parlamentsgebäudes (oberhalb der Kanzleistiege) befinden, einsehen, Voraussetzung ist die Vereinbarung eines Benützungstermines. Zugang über den Zentraleingang (Eingang Besucherzentrum).

Auskünfte: Tel.: +43 1 401 10-2788 Fax: +43 1 401 10-2537 85 OFFENES PARLAMENT

Bildnachweis: Titelbild (Seite 1) – Frontansicht des Parlaments; Photo: AnnA BlaU Portrait des Herrn Präsidenten des Nationalrates Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol (Seite 3); Photo: Helmreich Portrait des Präsidenten des Bundesrates Mag. Georg Pehm (Seite 10); Photo: Wiesleitner Portrait des Präsidenten des Bundesrates KR Peter Mitterer (Seite 10); Photo: Fritz – Press GmbH Faksimile „Bericht des Österreich-Konvents“ (Seite 12); Photo: Bernhard Kollmann Design Bild vom 2. Europatag (Seite 14); Photo: Johann Büchinger Portrait Bundespräsident Dr. Heinz Fischer (Seite 26); Photo: Edgar Knaack Bild Präsident Khol mit Jury und Preisträger/-innen (Seite 27); Photo: Mike Ranz Bild Auftaktveranstaltung Gedankenjahr 14.1.2005 (Seite 29); Photo: Mike Ranz Bild vom Tag der offenen Tür (Seite 32); Photo: Bettina Mayr-Siegl Bild Palais Epstein außen (Seite 33); Photo: Christian Hikade Bild Ballsaal Palais Epstein (Seite 34); Photo: Helga Loidold Bilder Gedenktag 2005: Überblickphoto (Seite 59), Andreas Khol (Seite 60), Stuart Eizenstat (Seite 67), Maria Schaumayer (Seite 71), Gideon Eckhaus (Seite 73), Moshe H. Jahoda (Seite 74), Hannah Lessing (Seite 76), Ludwig Steiner (Seite 78), Georg Pehm (Seite 80), Photo des Nexus-Quartetts (Seite 82); alle Photos: Mike Ranz 86 87 PARLAMENT TRANSPARENT Jg. 1, Nr. 1/2006

Offenes Parlament. Bilanz des Jahres 2005

Bilanz der legislativen Parlamentsarbeit ...... Seite 6

Bericht des Österreich-Konvents – Besonderer Ausschuss des Nationalrates ...... Seite 12

Parlament und Europäische Union ...... Seite 13

Internationale Kontakte ...... Seite 15

Veranstaltungen im Jahr 2005 – Überblick ...... Seite 22

Tag der offenen Tür – Eröffnung des Besucherzentrums ...... Seite 32

Palais Epstein – Ein neues Haus für das Parlament ...... Seite 33

Ein neues Logo für das Parlament ...... Seite 35

Symposion „Widerstand in Österreich 1938 - 1945“ am 19. Januar ...... Seite 36

Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 4. Mai ...... Seite 58

Informationsangebote des Parlaments ...... Seite 84