ISSN 1860-4188

LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM

Die digitalen bibliotheken heute Angebote SHERLOCK meiner Bibliothek Herausgegeben vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz 1/2015, Jg. 11 KOMBINIERT AUCH

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EINE KAMPAGNE DES MIT UNTERSTÜTZUNG VON Die Themen

online Rückblick auf die Bibliothekstage Rheinland-Pfalz 2014 Bibliothek. Information. Technologie. Das Bibliotheksgesetz für Rheinland-Pfalz Die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier Das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Wir richten Bibliotheken ein! beraten Im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz (LBZ) sind die Bibliotheca Bipontina in Zweibrücken, die Pfälzische planen Landesbibliothek in Speyer, die Rheinische Landesbibliothek in Koblenz sowie die Landesbüchereistelle in Koblenz und Neustadt/Weinstraße zu einer bibliothekarischen Dienstleistungseinrichtung vereint. Das LBZ ermöglicht den einrichten Zugang zu weltweiten Informationsangeboten und die Nutzung moderner Informationstechnologien. Zusammen betreuen bilden diese Einrichtungen ein leistungsstarkes Kompetenzzentrum für alle Fragen im Bereich der Medien- und Informationsvermittlung, der Leseförderung sowie der Beratung und Unterstützung von Bibliotheken in den Kom- munen und Schulen. In enger Abstimmung arbeiten sie gemeinsam am Aufbau eines leistungsfähigen Bibliotheks- systems für das Land Rheinland-Pfalz und fördern die Kooperation und Vernetzung der Bibliotheken im Land, u.a. durch die Koordinierung landesweiter und regionaler Bibliotheksprojekte. Auch die Aus- und Fortbildung von Bib- liotheksfachkräften und die vielfältige Unterstützung von Ehrenamtlichen sind wichtige Anliegen des LBZ. Die detaillierten Aufgabenschwerpunkte und Angebote des LBZ finden Sie unter www.lbz.rlp.de

Impressum bibliotheken heute ISSN 1860-4188

㄰ Herausgeber: 㤵 Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz INTERNATIONAL 㜵 Bahnhofplatz 14 SCHULZ SPEYER 56068 Koblenz Bibliothekstechnik AG Postfach 1780 Telefon: 0261 91500-101 D-67327 Speyer Telefax: 0261 91500-102 Tel.: 0 62 32 / 31 81-0 ㈵ [email protected] Fax: 0 62 32 / 31 81-800 [email protected] 㔀 www.lbz.rlp.de www.schulzspeyer.de

Redaktion: Dr. Annette Gerlach (V.i.S.d.P.) (Koblenz), Telefon: 0261 91500-101, E-Mail: [email protected] Angelika Hesse (Neustadt), Telefon: 06321 3915-14, E-Mail: [email protected] Dr. Barbara Koelges (Koblenz), Telefon: 0261 91500-474, E-Mail: [email protected] Sandra Reiss (Koblenz), Telefon: 0261 91500-473, E-Mail: [email protected] 䉩扬楯瑨敫敮⁨敵瑥㈰ㄵⴱ 䙲敩瑡本′〮⁆敢牵慲′〱㔠〹㨲〺㔱 Hannelore Tropf (Speyer),Telefon: 06232 9006-245, E-Mail: [email protected]

Titelbild: Impressionen zu den Bibliothekstagen Rheinland-Pfalz 2014 (von oben nach unten, von links nach rechts): Jugend- buchautor Jochen Till zu Gast in Grünstadt (Foto: Kym Christine Schober). - Künstler, Zeichner und Illustrator Felix Scheinberger in der Stadtbibliothek (Foto: Thomas Müth). - Bibliothekstage-Preisrätsel für Kinder (Foto: An- gelika Huber). - Buchkunst-Objekt „Piepshow“ von Christel Hartz (Foto: Christel Hartz). - Rainer Rudloff unterhielt in -Weinheim (Foto: Stefanie Riedinger). - Gewinn-Auslosung der Bibliothekstage-Preisrätsel mit Anton Neu- gebauer (MBWWK), Dr. Annette Gerlach (LBZ), Uwe Wöhlert (Landesbausparkasse Rheinland-Pfalz) und Ute Bahrs (LBZ) (Foto: LBZ). - Musikalisches Kabarett mit „TersenVäle“ in Holler-Untershausen (Foto: Ruth Kowski-Meyer). - Ibo Ndaye zu Gast in Hachenburg (Foto: Röder-Moldenhauer).

Preis: Jahresabonnement (3 Hefte): 22,50 Euro, Einzelheft: 7,50 Euro. Das Abonnement kann zum 31.12. eines Jahres gekündigt werden. Kommunale öffentliche Bibliotheken, wissenschaftliche Bibliotheken, Schulbibliotheken sowie kirchliche Büchereien in Rheinland-Pfalz erhalten die Zeitschrift kostenlos.

Elektronische Ausgaben von „bibliotheken heute“, Anzeigenpreise und Hinweise für Autorinnen und Autoren: unter http://lbz.rlp.de/ueber-uns/publikationen/bibliotheken-heute/

Druck: Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz, 56073 Koblenz bibliotheken heute wird gefördert vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Mainz bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11

INHALTSVERZEICHNIS

Rückblick auf die Bibliothekstage Rheinland-Pfalz INTERNET, NEUE MEDIEN Das waren die Bibliothekstage 2014...... 2 Onleihe RLP erfolgreich seit fünf Jahren ...... 37 „Buchkunst – Kunst in Bibliotheken“: UB Mainz verstärkt Aktivitäten in E-Science eine Ausstellungsreihe...... 4 und Science 2.0 ...... 38 Rege Beteiligung bei den Bibliothekstage-Preisrätseln für Kinder ...... 9 SCHULE UND BIBLIOTHEK Vegane Kochshow und ein Drache namens Kokosnuss Von der Schulbibliothek zum Lern- und in Emmelshausen...... 11 Medienzentrum: Maria Ward-Schule Mainz ...... 40

Vorleseväter in der Gemeindebücherei Göllheim...... 12 TAGUNGEN, FORTBILDUNG Außergalaktisch witzig – Lesung für Jugendliche in Gemeinsame Bibliothekskonferenz der hauptamtli- Grünstadt...... 13 chen Bibliotheken 2014 ...... 42 Schwarzer Humor der anderen Art in Hachenburg.....14 Jahrestagung ehrenamtlicher Büchereien im Zeichen Forscher wider Willen in Sulzheim ...... 15 von Austausch und Fortbildung...... 44 „Lesen verzaubert“ in Trier ...... 16 AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM Teilnehmende Einrichtungen...... 16 Neues aus dem LBZ...... 45 BIBLIOTHEKSPOLITIK Neue URL und veränderter Webauftritt des LBZ...... 46 Das Landesbibliotheksgesetz ...... 19 LBZ kooperiert mit der Gesellschaft BIBLIOTHEKSPRAXIS für mittelrheinische Kirchengeschichte...... 47 Inkunabel aus dem Kloster Maria Laach jetzt Eingruppierung einer Bibliothekarin nach BAT im LBZ Koblenz...... 47 bzw. TVÖD ...... 23 Schenkung an das LBZ Speyer im Rahmen des HISTORISCHE BESTÄNDE NS-Raubgut-Projektes...... 48 Die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier ....24 Clemens Jöckle – Gedenkveranstaltung im LBZ Speyer ...... 49 NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN Wie Gott uns groove – Bibliothekskonzert 25 Jahre Kreisbibliothek Daun...... 26 im LBZ Speyer...... 50 20 Jahre Stadtbibliothek Bad Kreuznach...... 29 Lernen vor Ort – Wissenschaft im LBZ Zweibrücken...... 51 LESEFÖRDERUNG UND Neuer Workshop „Bücherei 2020 – Von der Vision VERANSTALTUNGEN zum Konzept“...... 52 „Nimm mich mit“ – Stadtbücherei Selters schickt Romane auf die Reise...... 32 AUS DEN VERBÄNDEN...... 53

In Lahnstein wurde Halloween zum Lesefest...... 33 KURZINFORMATIONEN ...... 54 Tag der offenen Büchereien in Hargesheim, Roxheim und Rüdesheim...... 34 ORTS-, PERSONEN- UND 200 Jahre Preußen am Rhein...... 35 SACHREGISTER ...... 56

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Das waren die Bibliothekstage Rheinland-Pfalz 2014

Einzigartige und vielseitige Veranstaltungen landesweit in rund 150 Bibliotheken

Die siebte Auflage der „Bibliothekstage Rheinland-Pfalz“ bildete unter dem Motto „Bibliotheken – ein- zigartig und vielseitig“ den kulturellen Höhepunkt im Herbst 2014. Nach sechs Jahren fanden die Biblio- thekstage Rheinland-Pfalz erstmals wieder „eigenständig“ statt, nachdem die bundesweite Kampagne „Treffpunkt Bibliothek“ 2013 beendet wurde. Geblieben ist der Starttermin 24. Oktober, der bereits für die ersten Bibliothekstage 2001 gewählt worden war. Auf Wunsch der teilnehmenden Bibliotheken erstreckte sich der Veranstaltungszeitraum auf drei Wochen: Vom 24. Oktober bis 13. November 2014 fanden in 150 Bibliotheken über 300 Veranstaltungen statt. Auf den folgenden Seiten bieten wir einen Rückblick auf die Höhepunkte dieser Veranstaltungsreihe, die inzwischen zum festen Fahrplan vieler Bibliotheken wie auch deren Besucher gehört.

Erstmalig hatte Ministerpräsidentin Malu Dreyer die darauf hin, dass „ein spektakulärer Bibliotheksbau Schirmherrschaft über die „Bibliothekstage Rheinland- nicht ausschlaggebend für den Erfolg einer Bibliothek Pfalz“ übernommen und in ihrem Geleitwort ange- ist. Die Millionen Besucher in den kleinen und großen, merkt: „Bibliotheken sind weit mehr als reine Archive den öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken des Wissens und der Literatur. Ihr besonderer Wert liegt in Rheinland-Pfalz beweisen es jedes Jahr aufs Neue. darin, Menschen auf ganz unterschiedlichen Wegen zu- Die Stadtbibliothek Koblenz zeigt allerdings, wie stark sammenzubringen und sie zum Austausch über Wissen, eine erfolgreiche Bibliotheksarchitektur die öffentliche Literatur, Kunst und Kultur anzuregen. Die Bibliotheken Wahrnehmung der Bibliotheksangebote unterstützen in Rheinland-Pfalz, ob groß oder klein, wissenschaft- und fördern kann.“ Staatssekretär Walter Schumacher lich, öffentlich oder kirchlich, stellen sich dieser Her- zeigte sich in seinem Grußwort erfreut über die kon- ausforderung Tag für Tag und bereichern damit unser tinuierlich gute Resonanz dieser Veranstaltungsreihe Zusammenleben.“ und die wichtige Arbeit, die die Bibliotheken im Flä- chenland Rheinland-Pfalz leisteten. „Bibliotheken sind heute Orte im mehrfachen Sinne: Orte von Wissen und Information, Orte für Begegnungen und Kommunika- tion, Orte zum Lernen und Arbeiten, Orte für Kultur und Bildung und nicht zuletzt ebenso virtuelle Orte“ betonte Staatssekretär Schumacher. Unter dem Titel „Vom Schönen, Guten, Wahren … und vom Albernen, Überflüssigem und Banalen“ unterhielt Literaturkritiker Bibliothekstage Denis Scheck die rund 200 Gäste mit einem amüsanten Rheinland-Pfalz Durchgang durch die Vielfalt der Neuerscheinungen. Bibliotheken – einzigartig und vielseitig 24.10. bis 13.11.2014 Lesereisen-Angebot und besondere Höhepunkte

Bibliotheksbenutzer und interessierte Teilnehmer konnten sich im Vorfeld und während der dreiwöchigen Start im Forum Confluentes in oblenz Aktionszeit über die Vielfalt der Angebote auch über die Bibliothekstage-Webseite www.bibliothekstage- Der Auftakt der Bibliothekstage Rheinland-Pfalz 2014 rlp.de informieren. Im Zentrum der Aktionswochen fand in der Stadtbibliothek Koblenz statt. Wie der dbv- standen abermals über einhundert zentral vom Landes- Landesvorsitzende Manfred Geis in seiner Begrüßung bibliothekszentrum, den kirchlichen Fachstellen und beschrieb, „findet die Eröffnung in der derzeit wohl dem dbv-Landesverband organisierte Autorenlesungen schönsten Bibliothek in Rheinland-Pfalz statt“. 2013 er- mit Kinder- und Jugendbuchautoren, Puppentheater- hielt die Stadtbibliothek im Forum Confluentes den ihr aufführungen aber auch zahlreiche Begegnungen mit angemessenen Platz im Zentrum der Stadt und meldet Romanautoren für Erwachsene, Bibliotheksnächte, seither laufend neue Rekorde bei Besuchern und ange- Kabarett- und sogar vegane Kochabende auf dem Pro- meldeten Benutzern. Allerdings wies Manfred Geis auch gramm.

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Die Buchkunst spielte während der vergangenen Biblio- Fällen wurden Termine in der Woche nach den Biblio- thekstage immer wieder eine Rolle, aber 2014 bildete thekstagen und Anfang Dezember nachgeholt. sie einen Schwerpunkt (siehe Bericht auf den folgenden Seiten). Mehr als zehn Ausstellungen landesweit wid- meten sich auf ganz unterschiedliche Weise dem The- Fachlicher Workshop im LBZ ma. Dank der besonderen Förderung durch die Lotto- Stiftung Rheinland-Pfalz erschien erstmals eine kleine Den Abschluss der Bibliothekstage bildete ein Fach- Broschüre, die in den Ausstellungsbibliotheken kosten- Workshop im Landesbibliothekszentrum in Speyer (s. los erhältlich war und auch jetzt noch beim Landesbib- Bericht „bibliotheken heute“ Heft 3/2014, S. 146-147) liothekszentrum in Koblenz angefordert werden kann. am 13. November 2014. Unter dem Titel „Bibliotheken in der Öffentlichkeit – zwischen Event und Alltags- Ein Höhepunkt für Kinder bis zu 12 Jahren waren si- routine“ beleuchteten internationale Gäste mit ihren cherlich die Preisrätsel. Neben dem etablierten Kreuz- Vorträgen, wie Bibliotheken wahrgenommen werden, worträtsel für Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren wurde welches Selbstverständnis sie haben und welches sie erstmals ein Bilderrätsel zum Ausmalen für Kinder bis suchen – in einer Zeit digitaler Herausforderungen, die 7 Jahre angeboten. Insgesamt fanden 5.800 Einsen- Selbstverständlichkeiten in Frage stellt und zu einem dungen ihren Weg in die teilnehmenden Büchereien. ständigen Veränderungsprozess zwingt. Das Landes- Die Preise wurden im Dezember 2014 ausgelost und bibliothekszentrum Rheinland-Pfalz veranstaltete den danach in den Büchereien an die Gewinnerinnen und Workshop anlässlich seines zehnjährigen Bestehens. Gewinner übergeben (siehe Bericht S. 9 - 10).

Positive Bilanz nach Abschluss

Was bleibt nach Abschluss der siebten Bibliothekstage 2014 als Fazit festzuhalten? Die Veranstalter sind sich einig, dass die Bibliothekstage mit rund 16.000 Besu- cherinnen und Besuchern alle Mühen wert waren; eini- ge Büchereien würden sich jedes Jahr Bibliothekstage wünschen, denn die zentrale Organisationsleistung und die zentralen Werbemitteln erleichtern gerade den eh- renamtlich geführten Büchereien die Arbeit; die zent- rale Finanzierung von Reise- und Übernachtungskosten entlastet den schmalen Geldbeutel im Bereich Öffent- lichkeitsarbeit. Im Durchschnitt nahmen je Veranstal- Auslosung der Gewinnerinnen und Gewinner der Kinder-Preisrätsel im tung über 50 Besucherinnen und Besucher teil, einige Landesbibliothekszentrum Speyer durch (v.l.n.r.) Anton Neugebauer Veranstaltungen waren mit weit über einhundert Teil- (Referent im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung nehmerinnen und Teilnehmern ausgezeichnet besucht. und Kultur), Dr. Annette Gerlach (Leiterin des Landesbibliothekszen- Organisiert wurden die „Bibliothekstage Rheinland- trums) und Uwe Wöhlert (Vorstand Landesbausparkasse Rheinland- Pfalz). Hinten: Ute Bahrs. Pfalz“ vom Landesverband Rheinland-Pfalz des Foto: LBZ Deutschen Bibliotheksverbandes e.V. (dbv) in en- ger Kooperation mit dem Landesbibliothekszentrum Dem Bahnstreik getrotzt Rheinland-Pfalz, den kirchlichen Büchereifachstellen der Bistümer und Landeskirchen sowie dem Beirat für Ihr Improvisationsvermögen und ihre Einsatzbereit- das öffentliche Bibliothekswesen im Mainzer Ministe- schaft stellten die Bibliothekarinnen und Bibliothekare rium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kul- während des Bahnstreiks vom 6. bis 9. November unter tur. Ohne die „Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur“, die Beweis. Im LBZ wurden Fahrdienste für die vom Bahn- dankenswerterweise erneut als Hauptsponsor auftrat, streik betroffenen Lesereisen organisiert. Zum Teil hol- sowie der Unterstützung weiterer Werbepartner aus ten die Büchereileitungen „ihre“ Autorinnen und Au- Rheinland-Pfalz und der Lotto-Stiftung Rheinland-Pfalz toren persönlich ab und brachten sie am Folgetag zur wäre die Aktionswoche nicht realisierbar gewesen. nächsten Veranstaltung. Die betreffenden Kolleginnen und Kollegen haben ein ganz dickes Dankeschön ver- Ute Bahrs, dient. Keine Veranstaltung fiel aus; in einigen, wenigen dbv-Landesverband Rheinland-Pfalz

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„Buchkunst – Kunst in Bibliotheken“

Eine Ausstellungsreihe im Rahmen der Bibliothekstage 2014

„Bibliotheken – einzigartig und vielfältig“, so lautete „H.C Andersens Märchen „Die Nachtigall“ als Holz- das Motto der „Bibliothekstage Rheinland-Pfalz“ im schnitte von drei KünstlerInnen ganz unterschiedlich Jahr 2014. Buchkunst – Kunst in Bibliotheken hat schon interpretiert – im Rahmen der rheinland-pfälzischen Bi- immer eine Rolle gespielt bei dieser Veranstaltungs- bliothekstage bot sich für die Stadtbibliothek Bingen/ reihe und in diesem Jahr stellte sie einen besonderen Rhein die Gelegenheit Buchdruckkunst auf sehr hohem Schwerpunkt dar. künstlerischen Niveau zu präsentieren. Die Ausstellung In 14 Bibliotheken des Landes fanden Ausstellungen inmitten der Bibliotheksmedien stieß auf eine sehr posi- statt – von Zweibrücken im Südwesten bis Diez an der tive Resonanz seitens unserer Kunden.“ Lahn im Nordosten des Landes. Das Themenspektrum Satu Bode, Leiterin der Stadtbibliothek Bingen war so vielfältig, wie es das Motto der Bibliothekstage versprach: Es reichte von den mittelalterlichen Handschriften des Katalanen Ramon Llull, die in der ehrwürdigen Martinus-Bibliothek in Mainz gezeigt wurden, bis zur Präsentation zeitgenössischer Kunst mit Projekten von Studierenden der Hochschulen in Mainz, Koblenz und Höhr-Grenzhausen, die in der Pfalzbibliothek Kaisers- lautern und der neuen StadtBibliothek in Koblenz zu sehen waren.

Ich danke all denen, die zu dieser Reihe beigetragen ​ha- ben. Den ausstellenden Bibliotheken gebührt mein be- sonderer Dank, da sie ​neben ihrem Alltagsgeschäft im- mer wieder ihre Bereitschaft zeigen, auch neue Wege zu gehen, um auf ihre vielfältige Arbeit aufmerksam zu machen. Besonders dankbar bin ich der LOTTO Stiftung Bei der Eröffnung: (von links) Bingens Oberbürgermeister Thomas Fe- ser, Bibliotheksleiterin Satu Bode, Manfred Geis, Verleger Dr. Thomas Rheinland-Pfalz für die großzügige Förderung des Son- Müth. derprogramms „Buchkunst“, ohne die dieses Vorhaben Foto: Martina Berg nicht möglich gewesen wäre.

Manfred Geis, MdL, Vorsitzender In der Ausstellung der Bibliothek des Umwelt-Cam- pus Birkenfeld mit dem Titel „figu e et écriture“ wur- des Landesverbandes Rheinland-Pfalz den figürliche und skulpturale Arbeiten von Klaus Fre- im Deutschen Bibliotheksverband (dbv) senius gezeigt. Bei den ausgestellten Werken handelte es sich um Aquarelle und Acrylmalereien. Dabei waren abstrakte Kalligraphien sowie Schriftbilder neben Mo- Stimmen und Eindrücke von den Buch- notypien und Tuschpinselzeichnungen zu sehen. kunst-Aktionen während der Biblio- thekstage „The more I thougt about it“: hinter dem Titel der Aus- stellung der Koblenzer Künstlerin Ute Bernhard in der In der Stadtbibliothek Bingen wurden Holzschnitte Stadtbibliothek Diez verbirgt sich Buch- und Schrift- von Frank Eißner, Franziska Neubert und Petra Schup- kunst, die eine ganz neue Sichtweise auf Bücher und penhauer ausgestellt. Die drei KünstlerInnen haben je- Objekte erlaubt. Doch nicht nur dies steht im Vorder- weils ihre eigene Version des Märchens „Die Nachtigall“ grund; es sind auch die Ideen, die von der Künstlerin von Hans Christian Andersen interpretiert und in Holz entwickelt und in mühevoller Fleißarbeit in Farben und geschnitten. Drei Pressendrucke, jeweils im gleichen Formen umgesetzt wurden. Den Eröffnungsabend be- Format, komplett originalgrafisch illustriert, waren als reicherte Maria Wedekind mit einer Lesung aus ersten Ergebnis zu bestaunen. Werken.

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Eröffnung der Ausstellung „Edition Cuadro“ in Kaiserslautern. Foto: Fabian Striehl

In der StadtBibliothek Koblenz erwartete die Besucherinnen und Besucher die Ausstellung „Künstlerbücher&mehr – aktuelle Entwicklungen“, die zwölf unterschiedliche Positionen rund um das Thema Künstlerbuch zusammenführte. Beteiligt waren Isabel- Die Künstlerin Ute Bernhard bei der Eröffnung der Ausstellung. le Faragallah, Dorothea-Gillert-Marien, Julia Walther, Foto: Wilma Rücker Berit Jäger und Anna Regenauer von der Kunsthoch- schule Mainz; Rebecca Müller und Carolin Lahmeyer, die an der Hochschule Mainz Kommunikationsdesign In der Stadtbücherei Frankenthal stellte Claudia Gab- studieren, mit einer gemeinsamen Arbeit; Irene Mai- ler unter dem Titel „Gefühlsterroristen“ Lyrik und Col- er und Maria Wedekind vom Institut für Künstlerische lagen vor. Dabei möchte Gabler ihren Arbeitsprozess Keramik und Glas Höhr-Grenzhausen; Anna Balthasar als „Collagieren“ verstanden wissen, da sie jeweils mit von der Uni Koblenz; Sara Hoffmann von der Folkwang- den vorhandenen Sprach-, Sprech- und Bildmaterialien Universität Essen sowie Jue Löffelholz aus Frankfurt am arbeitet und diese zu einem Gesamtwerk kombiniert. und der in Amerika lebende Künstler Max Stolkin.

Die Pfalzbibliothek Kaiserslautern präsentierte die Ausstellung „Edition Cuadro“. Drei Studentinnen der Kunsthochschule Mainz – Julia Walther, Imran Utku und Vicky Stratidou – entwickelten auf Initiative von Mario Hergueta ein experimentelles Druckwerk, mit dem sie den Einfluss von Bildkreationen in unserer Zeit beleuchteten. Mit ihrem Magazin erkunden sie die graphischen und künstlerischen Möglichkeiten der Darstellung von Printmedien und präsentieren sowie erweiterten die darin angesprochenen Fragestellun- gen unter der Einbeziehung des Bibliotheksraumes. Die erfolgreiche Ausstellung wurde abgeschlossen mit einer Finissage der Klangkünstlerin Ketty van Doln – ein ungewöhnlicher Schlusspunkt eines Projektes, das für Kuratorin Nadine Nitsche (links) bei ihrer Eröffnungsrede in der Stadt- alle Beteiligten viele neue und anregende Erfahrungen Bibliothek Koblenz. brachte. Foto: Manfred Geis

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„Die Buchkunstausstellung in der StadtBibliothek ist eine hung von Kunstwerken. Hierbei spielen vor allem vi- super Idee! Ich bin sowieso schon gerne hier. Die Biblio- suelle Erinnerungen, Fragmente und Bild-Erfahrungen, thek ist ein schönes Arbeitsumfeld für alles, was mit dem aus denen nach und nach ein wertvolles und sehr per- Studium zu tun hat. Es gibt aber auch viele Ecken zum sönliches Bildarchiv entsteht, die entscheidende Rolle. Entspannen wie zum Beispiel die Abteilung für Musik, das macht sie mir ein bisschen sympathischer als die Uni- Die Martinus-Bibliothek Mainz präsentierte eine her- Bibs. Und die Kunstausstellung war da noch eine echte vorragende Reihe von Drucken der Schriften des mal- Bereicherung. Interessant, inspirierend, und hat wunder- lorcinischen Philosophen, Logikers, Dichters und Theo- bar hier hereingepasst, so etwas sollte es öfter geben!“ logen Raimundus Lullus (Ramon Llull; ca. 1232-1316) Jennifer Reitz, Studentin aus Koblenz aus ihrem Bestand. Glanzpunkte der Präsentation wa- ren zwei katalanische Llull-Handschriften aus der ers- „Kunst wird nicht nur in Museen oder Galerien inszeniert, ten Hälfte des 15. Jahrhunderts. sondern kann auch an lebendigen und öffentlichen Or- ten, wie zum Beispiel der StadtBibliothek Koblenz, er- lebt werden. Gerade eine Bibliothek verzaubert mich als Kunst- und Philosophiestudentin, denn der Charme all der Bücher schafft eine ganz besondere Stimmung. Ich hatte richtig Spaß, mit all den anderen Künstlerinnen und Künstlern an dieser schönen Ausstellung für zeitge- nössische Kunst teilzunehmen. Kunst in Bibliotheken ist einfach magisch!“ Anna Balthasar, Studentin aus Koblenz, die in der StadtBibliothek mit ausstellte Katalanische Llull-Handschrift. Foto: Martinus-Bibliothek Mainz In der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz konnte der Besucher in die Welt der „Skizzenbücher“ von Felix Scheinberger eintauchen. Der Künstler ist Die Bibliothek des Arp-Museums Bahnhof Roland- einer der renommiertesten deutschen Zeichner und Il- seck zeigte hervorragende Künstlerbücher, die sich lustratoren, zur Zeit Professor an der Fachhochschule neben Monografien, Werkverzeichnissen und Ausstel- Münster. Das Anfertigen von Skizzen als Vorformen di- lungskatalogen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts verser Illustrationen für Bücher und Zeitschriften, sind in ihrem Bestand befinden. Es handelte sich um Werke für Scheinberger die spannendste Phase in der Entste- von Michael Ashkin, Pidder Auberger, Franz Bernhard, Ulrich Erben, Ludwig Harig, Hans Dahlem, Candida Hö- fer, Chris Newman, Maria Nordman und Florian Slota- wa.

Die schönsten deutschen Bücher 2013 waren im Lan- desbibliothekszentrum / Pfälzische Landesbiblio- thek in Speyer zu sehen. Der jährliche Wettbewerb „Die schönsten deutschen Bücher“ zählt zu den re- nommiertesten Preisen für Buchgestalter, Typographen und Grafi designer in Deutschland. Auch im Jahr 2013 zeichnete die 1965 gegründete Stiftung Buchkunst wie- der die 25 schönsten deutschen Bücher aus insgesamt 723 eingesandten Titeln aus. Die ausgezeichneten Wer- ke sind laut Stiftung Buchkunst „vorbildlich in Gestal- tung, Konzeption, und Verarbeitung“. Felix Scheinberger erfreute die Besucherinnen und Besucher sei- ner Ausstellungseröffnung in der Stadtbibliothek Mainz mit klei- „Deshalb kommen meine Frau und ich immer gerne zu nen, feinen Zeichnungen. Foto: Thomas Müth den „Schönsten Büchern“:

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1. Wir haben jedes Jahr bei dieser Ausstellung ein Buch Wandbehänge sowie Mosaiken an. oder mehrere Bücher gefunden, die wir - übrigens zum „Werner Persy ist sicherlich Triers bekanntester lebender Gefallen der Empfänger! - verschenken konnten. Künstler, doch ein Aspekt seines Werkes ist bislang we- 2. Meine Frau und ich lieben schöne Bücher. Wo kann niger gewürdigt worden: das Wechselspiel von Text und man sonst eine ansprechende Ansammlung von solchen Bild, von Schriftkunst und Buchillustration. Wie die Aus- Büchern finden sie in die Hand nehmen, etwas darin stellung zeigen wollte, steht dieser Aspekt jedoch ganz schmökern, wie in der Landesbibliothek Speyer? im Einklang mit Persys früher Entscheidung, seine Kunst 3. Die Atmosphäre ist dabei entspannt. Die Vorstellung in den Dienst der Kommunikation, der Vermittlung und der einzelnen Büchern sachkundig und ansprechend. der Hermeneutik zu stellen – ein Grundimpuls, der alle Kurz: Alles passt!“ Formen und Genres von Werner Persys so vielseitigem Dr. Adolf Leisen, ehemals Leiter des Hans-Purrmann- und vielfältigem Oeuvre durchzieht.“ Gymnasiums sowie ehemaliger Kustos des Purrmann- Dr. Hildegard Müller, Leitende Bibliotheksdirektorin der Hauses aus Speyer Universitätsbibliothek Trier

„In der Ausstellung kann man die Bücher anfassen, in ih- nen blättern und lesen - was will man mehr?“ Franz Dudenhöffer, Vorsitzender des Kunstvereins Spey- er und Leiter der städtischen Galerie Speyer

Der Künstler Werner Persy bei der Eröffnung der Ausstellung. Foto: UB Trier

Die Bibliothek im Schulzentrum Wörrstadt zeigte eine Ausstellung der Künstlerinnen Ellen Löchner und Anne-Karthin Schmitt, die sich, dem Ort gemäß, expli- zit auch an Kinder richtete. Die Formensprache von El- Eröffnung der Ausstellung in Speyer mit Franz Duden- len Löchner ließ einen direkten Zugang zu ihrem Werk- höffer. verständnis zu. Foto: LBZ Die Universitätsbibliothek Trier präsentierte eine „Ich habe die gestrige Vernissage in Wörrstadt besucht Ausstellung ausgewählter Arbeiten des Trierer Künst- und bin von den zwei Künstlerinnen sowie der Biblio- lers Werner Persy anlässlich seines 90. Geburtstags. thek im Schulzentrum sehr angetan. Die Einführung Der Schwerpunkt lag dabei auf seinem schriftkünst- von Frau Dr. Höfert war zudem sehr gelungen. Es ist lerischen und illustratorischen Werk. Der Künstler zwar nur eine der unglaublich vielen Veranstaltungen hat ein weites künstlerisches Betätigungsfeld. Neben im Rahmen der Bibliothekstage 2014, aber zu dieser Handzeichnungen, Aquarellen, Tafelbildern, Serigra- kann ich Ihnen gratulieren. Weiter ist die Broschüre phien und Holzschnitten, fertigt er Wandmalereien an sehr hochwertig und künstlerisch geworden, so dass sie sakralen und profanen Gebäuden, Entwürfe für textile mehr den Eindruck eines kleinen, sehr feinen Ausstel-

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lungskataloges vermittelt und zum Schmökern einlädt.“ Katharina Bornkessel von der „Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur“

Im Landesbibliothekszentrum / Bibliotheca Bipon- tina in Zweibrücken stellte Christel Hartz ihre viel- gestaltlichen Objekte unter dem Motto „Kunst – Bü- cher – Buchkunst“ aus. Die Künstlerin erzählt mit ihren Büchern ohne Worte dreidimensionale Geschichten. In symbolstarker Bildsprache führt sie uns durch Vertrau- tes zu ungewohnten Sichtweisen, so dass wir neue Be- deutungen wahrnehmen können.

Dem Buch von Ellen Löchner waren einige Köpfchen mit Kin- „Der Schierlingsbecher“ von Christel Hartz. dergedanken aus Märklinfigu en beigefügt. Foto: Christel Hartz Foto: Ellen Löchner

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Rege Beteiligung bei den Bibliothekstage-Preisrätseln für Kinder

Rund 5.800 Einsendungen und 60 Gewinnübergaben in den Bibliotheken

Alle Bibliotheksfans bis 12 Jahre konnten im Rahmen bibliothek Daun (Landkreis Vulkaneifel) freuen. Die der Bibliothekstage an einem Kreuzworträtsel mit rund Zentralbücherei Waldfischbach-Bu galben (Landkreis 50 Fragen aus der Märchen- und Bücherwelt teilneh- Südwestpfalz) übergab als 3. Preis ein Waveboard an men. 4.500 richtige Lösungsabschnitte wurden einge- den glücklichen Gewinner. sandt. Herauszufinden war der Satz: „Buecherei - da geh‘ ich hin.“ Erstmalig konnten sich auch Kinder bis 7 Jahre betei- ligen, die noch nicht lesen und schreiben gelernt hat- ten. Beim Bilderrätsel galt es zehn versteckte Bücher im Kinderzimmer von Leseratte Leslie zu finden. Rund 1.300 richtige Einsendungen fanden ihren Weg zu den Büchereien; viele davon wunderbar ausgemalt und aus- gestaltet.

Beim Kreuzworträtsel für Kinder bis 12 Jahre gewann Malika G. (Mitte) den 1. Preis, ein Tablet. Über einen Buchgutschein im Wert von 15 Euro freuten sich Lisa I. (vorne links), Benita F. und Lisa S. (nicht im Bild). Ers- te Beigeordnete Rosemarie Patzelt (hinten links) und Büchereileiterin Angelika Huber gratulierten in der Gemeindebücherei Limburgerhof. Foto: Gerlach (privat) Bilderrätsel für Kinder bis 7 Jahre (links) und beim Kreuzworträtsel für Kinder bis 12 Jahre.

Unter allen richtigen Einsendungen wurden pro Rätsel 30 Preise verlost. Mit der Auslosung der Gewinnerinnen und Gewinner der beiden Preisrätsel für Kinder fand am 12. Dezember 2014 im Landesbibliothekszentrum Speyer die letzte Aktion der Bibliothekstage Rheinland- Pfalz 2014 statt. Glücksfeen waren Dr. Annette Gerlach (Leiterin des Landesbibliothekszentrums Rheinland- Pfalz), Anton Neugebauer (Referent im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur) sowie Uwe Wöhlert (Vorstand Landesbausparkasse Rheinland-Pfalz, gleichzeitig Sponsor der Preise).

Die Gewinnerinnen und Gewinner wurden von „ihrer“ Bücherei über ihre erfolgreiche Teilnahme informiert, dort fanden auch die Preisübergaben statt. Chiara H. packt in Begleitung ihrer Klassenkameradinnen den 2. Preis, einen E-Book-Reader, aus. Landrat Heinz-Peter Thiel (Mit- Beim Kreuzworträtsel ging der 1. Preis, ein Tablet, nach te) und Christoph Susewind, Schulleiter des Thomas-Morus-Gym- Limburgerhof (Rhein-Pfalz-Kreis). Über den 2. Preis, ei- nasiums kamen zur Preisübergabe in die Kreisbibliothek Daun. nen E-Book-Reader, konnte sich Chiara aus der Kreis- Foto: Kreisverwaltung Vulkaneifel

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Das erstmals aufgelegte Bilderrätsel für Kinder bis 7 Bei beiden Rätseln erhielten weitere Gewinnerinnen Jahre fand großen Anklang. Die Spielwarengutscheine und Gewinner einen Büchergutschein im Wert von 15 im Wert von 150 Euro und 100 Euro gingen als 1. und Euro. Alle Gewinnerbibliotheken sind auf der Webseite 2. Preis an kleine Besucherinnen der Evangelischen Ge- der Bibliothekstage www.bibliothekstage-rlp.de zu fi - meindebücherei Bad Hönningen (Landkreis Neuwied) den. und die Katholische Öffentliche Bücherei St. Agatha Ute Bahrs, dbv-Landesverband Rheinland-Pfalz Wehlen in Bernkastel-Kues (Landkreis Bernkastel-Witt- Sandra Reiss, LBZ lich). Über den 3. Preis, einen Kickroller, kann sich Sa- mira aus der Gemeindebücherei Hahnstätten (Rhein- Lahn-Kreis) freuen.

Der Hauptgewinn über einen Spielzeug-Gutschein im Wert von 150 Euro wurde in der Evangelischen Gemeindebüche- rei Bad Hönningen überreicht: Büchereileiterin Annegret Tul- lius übergab den Preis an Sara S., die erfolgreich beim Bil- derrätsel für Kinder bis 7 Jahren teilgenommen hatte. Foto: privat

In der Gemeindebücherei Hahnstätten bekam die siebenjähri- ge Samira F. einen Kickroller als 3. Preis für ihre Teilnahme am Bilderrätsel von Ortsbürgermeister Joachim Egert überreicht. Foto: Selma Kärcher-Prüß

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Vegane Kochshow und ein Drache namens Kokosnuss in Emmelshausen

Gleich zwei sehr bekannte Autoren gaben uns anläss- örtlicher Bioladen sponserte Essen und Getränke. lich der Bibliothekstage die Ehre: Der Besitzer eines veganen Szenelokals und Kochbuchautor aus Berlin, Für Kinder ab 5 Jahren war der Kinderbuchautor und Björn Moschinski, sorgte für einen informativen und Erfinder des berühmten „Drachen Kokosnuss“ bei uns spannenden Abend mit einem allgemeinen Vortrag und zu Gast und las, spielte und zeichnete sich in die Her- einer Kochshow zum Thema Veganismus. Fragen zu zen der kleinen Zuschauer. Lautes Gelächter und Zwi- Massentierhaltung oder „Warum eigentlich ist in unse- schenrufe sorgten für eine sehr lebendige Lesung. Mit rer herkömmlichen Milch Eiter erlaubt?“ zeigten ganz lustigen Zeichnungen, ergänzt durch schauspielerische frei von schockierenden Bildern auf, wie die Industrie Elemente, erzählte Ingo Siegner, wie der kleine Drache Tiere zu Maschinen macht und den Konsumenten von aus seinem Ei schlüpft und zu seinem Namen kommt: Missständen wohlweislich fernhält. Er boxt das Ei nämlich mit Boxhandschuhen auf, schreit Der Autor sagt: „Vegane Lebensweise ist gesund, macht dabei ganz laut „Ischiuschiagauga“ und der Vater ruft Spaß und tut uns und den anderen Lebewesen auf die- erstaunt: „Der ist ja gerade mal so groß wie eine Ko- sem Planeten gut. Das Essen ist köstlich, schnell und kosnuss!“ Kokosnuss lebt auf der Dracheninsel, kann einfach in der Zubereitung.“ Sein Credo: „Geiler Ge- fliegen und Feuer speien, ist relativ mutig, hat auch mal schmack braucht kein Fleisch!“ Angst und vor allen Dingen ist er sehr neugierig. Den Beweis lieferte er mit einem veganen Eiersalat aus Ingo Siegner las im Alten Bahnhof aus der gerade er- Nudeln, Kichererbsen, einer Mayonnaise aus Sojamilch schienenen Geschichte „Der kleine Drache Kokosnuss und einem speziellen Salz. Dieser Salat und ein Mett und die Reise zum Nordpol“: Ein ausgehungerter Eis- wurden anschließend dem Publikum kredenzt, man bär wird auf einer Eisscholle an die Dracheninsel an- staunte und war sehr angetan. geschwemmt und muss dringend zurück zum Nordpol Viele Fragen und Gespräche rundeten diesen gelunge- gebracht werden. Ein schwieriges Unterfangen, bei dem nen Abend ab. Ein Gast und „Teilzeitveganer“ meinte Kokosnuss und seine Freunde auch viel Wissenswertes auf typisch Hunsrücker Art: „Ja, der kommt halt aus der über das Leben der Eisbären und die Arktis erfahren. Stadt und weiß nicht, dass man bei uns im Hunsrück Das junge Publikum war sehr begeistert und verließ den auch noch artgerechte und biologische Tierhaltung fi - Alten Bahnhof gut gelaunt mit vom Autor signierten det...“ So hatte jede Meinung ihren Platz. Büchern und Autogrammkarten. Für alle, die neugierig geworden waren, gab es die Bü- cher des Autors in der Stadtbücherei zur Ausleihe. Ein Jutta Tesch, Leiterin der Stadtbücherei Emmelshausen

Vegan-Koch Björn Moschinski (links) und Kinderbuchautor Ingo Siegner waren während der Bibliothekstage zu Gast in Emmels- hausen. Foto: Stadtbücherei Emmelshausen

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„Papa, komm wir gehen in die Bücherei“

Väter zum Vorlesen in die Gemeindebücherei Göllheim eingeladen

Die Gleichstellungsbeauftragten des Donnersbergkreises hatten im Rahmen der Bibliothekstage Rheinland-Pfalz zu einer Aktion „Papa, komm wir gehen in die Bücherei“ eingeladen. Unter dem Motto „Neue Väter gesucht!“ fanden im Kreis bereits im Frühjahr und Sommer mehrere Veran- staltungen für Väter statt. Da in mehreren Studien festgestellt wurde, dass Väter nur selten vor- lesen, obwohl dies für die Entwicklung von Lesemotivation gerade bei Jungen besonders wichtig ist, entwickelten die Gleichstellungsbeauftragten ein Konzept für eine Vorleseaktion, die sowohl in Bibliotheken als auch in Buchhandlungen durchgeführt werden konnte. Den Auftakt bildete die Veranstaltung am 8. November 2014 in der Gemeindebücherei Göllheim. (Red.)

Zehn Väter waren der Einladung des Frauennetzwer- Stefan Glass, selbst Papa von zwei Söhnen, las aus dem kes im Donnersbergkreis und dem Team der Gemein- Buch „Pfoten hoch“ den kleinen und großen Besuchern debücherei Göllheim gefolgt und zusammen mit ihren vor. Danach konnten die Papas mit ihren Kindern die Kindern in die Bücherei gekommen. Nach einer kurzen Bücherei erkunden. Spontan wurden Bücher, die die Begrüßung durch die Leiterin der Gemeindebücherei, Sprösslinge sich aussuchten, von den Vätern vorgele- Silvia Entenmann, stellte Ria Baumgärtner, Gleichstel- sen. Die Papas und ihre Kinder waren von der Atmo- lungsbeauftragte der Verbandsgemeinde Göllheim, das sphäre der Bücherei sehr begeistert und versprachen, Netzwerkprojekt „Väter“ vor. Es ist häufig so, dass vor auch in Zukunft die Bücherei zu besuchen. allem Mütter nach der Geburt des Kindes zumindest zeitweise aus dem Berufsleben aussteigen und in El- Ria Baumgärtner, ternzeit gehen. Bei dem Projekt sollen Männer zu Wort Gleichstellungsbeauftragte der VG Göllheim kommen, die zugunsten der Berufstätigkeit ihrer Frau- en den Schritt in die Elternzeit unternahmen. Dieser Beitrag erschien zunächst im Amtsblatt der Ver- bandsgemeinde Göllheim, Ausgabe 47/2014, S. 12. Wir „Vorleseväter sind genauso wichtig wie Vorlesemütter“. veröffentlichen ihn hier mit freundlicher Genehmigung Vielen Vätern ist nicht bekannt, dass sie als Vorleseväter der Verbandsgemeinde. für ihre Kinder gefragt sind. In einer Studie der Stiftung Lesen konnte auch gezeigt werden, dass Vorlesen in der Familie und die damit verbundene Verbesserung der Le- sekompetenz den Schulerfolg von Kindern maßgeblich beeinfluss . Deshalb zeigten sich Silvia Entenmann und Ria Baumgärtner auch sehr erfreut, dass so viele Väter mit ihren Kindern den Weg in die Gemeindebücherei gefunden haben.

Vorleseväter in der Gemeindebücherei Göllheim. Foto: Silvia Entenmann

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Außergalaktisch witzig

Bibliothekstage in Grünstadt – Lesung von Jugendbuchautor Jochen Till

Außergalaktisch witzig ging es am Dienstag bei der Le- mächtigen Zoff mit der Schule verfrachtet ihn seine sung von Jugendbuchautor Jochen Till in der Stadtbü- Mutter kurzerhand auf das Raumschiff seines Vaters, cherei Grünstadt zu: Vor Fünft- und Sechstklässlern des wo er mit einer Crew aus Robotern und Außerirdischen Leininger Gymnasiums gab der Schriftsteller anlässlich etliche Abenteuer bestreitet. der rheinland-pfälzischen Bibliothekstage Auszüge aus seinen Büchern zum Besten und stellte sich den Fragen Schräge Geschichten zu den noch schrägeren Zeich- der Schüler rund um sein Leben als Autor. Unterstüt- nungen von Illustrator Zapf, mit denen sich die jungen zung bekam er dabei von Christian Funk, der weite Teile Leser dank der Episoden mitten aus dem täglichen Le- der Lesung übernahm. ben auch ein Stück weit identifizie en können: „Ich zie- he die meisten Ideen aus meinem eigenen Leben, erin- „Der Christian wird lesen, weil ich das nicht so gut kann. nere mich, was ich so erlebt, gedacht und gefühlt habe. Überhaupt war ich in Deutsch nie gut und habe auch Den Rest erfinde ich drum herum“, erklärt Till. Fiktion, nicht gerne gelesen“, erzählt Jochen Till lachend und die gut bei den Schülern ankommt: „Ich fand´s super: trifft damit insgeheim bei so manchem Schüler mitten sehr witzig, aber auch spannend“, meint Christian (11), ins Schwarze. Vor allem Jungs seien ja bekanntermaßen auch wenn ihm die Zombies aus der außergalaktischen Lesemuffel und genau die wolle er mit seinen Büchern Bücherreihe um Conny Spacko nicht so ganz geheuer ansprechen und ihnen auf Lesungen wie in Grünstadt waren. Victoria (12) kennt Jochen Tills Bücher bereits zeigen: Lesen macht Spaß. „90 Prozent meiner Akti- von ihrem Bruder – gemeinsam mit Maren und Nina onen finden in Schulen statt und das ist gut so, denn (beide 11) ist sie sich einig: „So etwas könnten wir auch meine Zielgruppe würde kaum freiwillig zu einer Le- in der Schule mal lesen. Aber wir behandeln in Deutsch sung kommen. Meine Bücher sind witzig – nicht nur, gerade das Nibelungenlied“. Im Unterricht gehe es oft aber eben auch – und hinterher merken die Schüler: mehr um Wissen als um lustige Lektüre. Hey, das war gar nicht so öde, wie ich dachte“, erklärt Till seine Überzeugungsstrategie. Auch Pädagoge Thomas Böhmer hat es gefallen, ob- wohl er als Erdkunde- und Chemielehrer die Natur- Die geht zumindest in der Grünstadter Stadtbücherei wissenschaften vertritt: „Die Geschichten kamen bei an diesem Vormittag auf: Schon nach den ersten Zei- den Schülern sehr gut an und für mich persönlich war es hochinteressant, etwas aus dem Leben eines Autors len aus „Fette Ferien“, das er im Duo mit Christian Funk zu erfahren“. Dabei wäre der um ein Haar etwas ganz nach Dialogen liest, hat er die Lacher der jungen Zu- anderes geworden: „Eigentlich wollte ich Rockstar wer- hörer auf seiner Seite. Mit den Jugendlichen sprachlich den, aber da hätte ich wohl mehr üben müssen“, meint und emotional auf Augenhöhe, erzählt das Buch von Till augenzwinkernd. Glück für seine Leser, denn wer Protagonist Tobias, der von seinem Vater gegen seinen weiß: Vielleicht wird so aus manch einem Lesemuffel Willen in ein Ferienlager geschickt wird – und nach an- doch noch eine echte Leseratte. fänglicher „Null-Bock-Haltung“ merkt, dass es doch gar nicht so übel dort ist. Auch im Science-Fiction-Buch Infos zu Jochen Till und seinen Büchern gibt es auch im „Spackos in Space“ schlägt sich Hauptfigur Cornelius Internet unter www.jochentill.de „Conny“ Spacko mit den kleinen und großen Ärgernis- sen des Alltags eines Jugendlichen herum: Nach einem Kym Christine Schober

Dieser Artikel erschien erstmals in „Die Rheinpfalz“ Nr. 257 vom 6. November 2014. Wir veröffentlichen ihn hier mit freundlicher Genehmigung von „Die Rheinpfalz“ sowie der Autorin.

Weiß, wie er die jungen Zuhörer in seinen Bann ziehen kann: Autor Jochen Till (rechts) mit „Vor- leser“ Christian Funk bei seiner Leseshow. Foto: Kym Christine Schober

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Schwarzer Humor der anderen Art

Ibo Ndaye begeistert Publikum

Der senegalesische Germanist Ibo Ndaye bezeichnet Ibo wird mitgenommen, unangeleint, wie er betont, sich selbst als Wahl-Saarländer mit hoch dosiertem und darf sich zu seiner Erleichterung selbst „aufhän- Migrationshintergrund und Maximalpigmentierung. gen“. Mit seinem Humor und seiner charmanten Art Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Bibliothekstage schließt ihn die Familie schnell ins Herz. Schließlich ist Rheinland-Pfalz“ trat er in der Stadtbücherei Hachen- er ihr erster Schwarzer. burg auf. Büchereileiterin Delya Gorges und das Publi- kum begrüßten ihn mit einem fröhlichen „Jambo“. Ibo Ibo lacht sich mit seinem Publikum kaputt, und zur Er- stellte sich mit vollem Namen vor. Hadschi Halef Omar holung wird ein afrikanisches Pfadfinderlied aufgeführt. hätte den Kürzeren gezogen. „Auf der Reise wird man weise“, lautet die freie Über- setzung. Das stimmt sicher, aber auch der Reisende Aus senegalesischem Adelsgeschlecht stammend, ha- bringt ferne Weisheiten mit ins Gastland. „Die Europäer ben den Wortakrobaten die Weisheit seiner Großmut- haben die Uhr, die Afrikaner haben die Zeit“, orakelte ter und die Sprache Goethes und Schillers geprägt. Ei- schon die sokratische Großmutter. Als das 70-minütige gentlich wollte er seine Großmutter heiraten, verliebte Programm nach zwei Stunden allmählich zu Ende geht, sich aber dann doch in eine Mitschülerin. Als Ibo den ist auch dieser Satz bewiesen. verlegenen kleinen Jungen spielt, der den Heiratsantrag zurücknimmt, bleibt kein Auge trocken. Verlegen kne- Matthias Budde tet er den Saum seines afrikanischen Gewandes in den Händen und verdreht die Augen. „Liebe macht blind, die Ehe öffnet die Augen“, weiß die Oma. Neben kör- Dieser Beitrag ist erstmals in der Westerwälder Zeitung persprachlichem Ausdruck prägen vor allem Wort- und vom Freitag, 7. November 2014 auf Seite 25 erschienen. Sprachwitz die Performance des Humorbotschafters. Wir veröffentlichen ihn hier mit freundlicher Genehmi- Schwarzer Humor der anderen Art. gung der Rhein-Zeitung.

Sprache hat beschreibende und welterklärende Be- deutung und enthält rhythmische Elemente. Nicht zuletzt dient sie der Verständigung untereinander. Auf das Senegalesische und die deutsche Sprache trifft das zu. Aber auf den Saardialekt? Der junge Germanistik- student in Saarbrücken hat da anfangs seine Zweifel. In der Apotheke gibt es Mittel für gegen Schnuppen. Drei Imperative in einem Satz, wie „Komm, geh fort, bleib da!“ verwirren den Neuankömmling. In der Gegend um Pirmasens gibt es gar eine kulinarische Spezialität na- mens „Afrikaner“. Der tropenbehelmte Weiße im Kan- nibalenkochtopf lässt grüßen. Das schürt Ängste und lässt ihn zum Vegetarier werden. Schiller kennt man hier als „der wo nischt der annere ist“. Trost und Geborgenheit findet er bei der deut- schen Freundin. Auf seine geschliffene Ausdrucksweise reagiert sie mit einem schroffen: „Schwätz deutsch!“ Wahl-Saarländer mit hoch dosiertem Migrationshintergrund: Ibo Ndaye in Hachenburg. Dieser Satzbau wird jedoch nicht zum Ehehindernis. Foto: Röder-Moldenhauer Der Sprachgewandte passt sich an und wird bei den Schwiegereltern eingeladen. „Du, bring den doch mal mit“, lockt Mutter Inge. „Der Neger kommt mir nicht ins Haus“, poltert der Vater. „Ach Horscht, lass ihn doch erst mal Farbe zeigen“, gibt Inge sich weltoffen, ihre Mutter mochte als Kind den „Nickneger“ in der Kirche.

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Forscher wider Willen in der KÖB Sulzheim

„Nein, ich lege mein iPod nicht weg und ich gehe auch wegen des iPods nicht zum Experimentieren wollte, er- nicht zum Experimentieren für Kinder in die Bücherei…“ zählte mir stolz und aufgeregt: „Hier auf dem Blatt kann So hieß es von meinem Sohn vor dem Experimentie- man ein Kreuzworträtsel machen und sogar ein Tablet ren für Grundschulkinder in der Katholischen Öffentli- gewinnen!“. Die 6-jährige Tochter sagte: „Mama, wir chen Bücherei Sulzheim anlässlich der Bibliothekstage haben Backpulver in Essig getan und der ganze Schaum Rheinland-Pfalz. Die Schwester hingegen war „Feuer ist dann über den Tisch gelaufen. Können wir zu Hause und Flamme“ und so gingen beide Kinder doch fröhlich gleich weitere Experimente machen, ich habe auch ext- zum Experimentieren. Anfangs noch etwas schüchtern, ra hierfür ein Buch ausgeliehen?“. Zu Hause hat sie sich weil es eine Überraschung war, was alles experimentiert das Buch genau angeschaut, während wir alle zusam- wird und welche Kinder dabei sind. Es wurde Rotkohl- men das Kreuzworträtsel mit viel Spaß lösten und den saft hergestellt und zwar mit Hilfe einer Kaffeemaschi- interessanten Berichten der Kinder lauschten. ne, in die die klein geschnittenen Rotkohlschnipsel ka- Silke Marquardt, Büchereikundin men. Der gewonnene Saft wurde aufbereitet, mal sauer - mal seifig und es entstanden je nach „Geschmack“ unterschiedliche Farbtöne. Mit Lackmuspapier wurde der pH-Wert bestimmt und die Farben nach dem ent- sprechenden Farbspektrum sortiert. Als ich zum Abholen kam, hatten sich meine Kinder bereits ein Physikbuch und eines für Experimente aus- geliehen. Für mich war diese Freiwilligkeit der Sachbü- cherausleihe und die geweckte Neugier für Naturphä- nomene schon ein wahrer Erfolg. Das gleiche Kind, das

Gut gelaunte junge Forscherinnen und Forscher in der KÖB Sulzheim mit ihren Experimentier-Ergebnissen. Foto: Gabi Rothe

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„Lesen verzaubert“ in Trier

Rund 30 kleine und große Zuschauerinnen und Zu- schauer ließen sich im Pfarrsaal St. Agritius begeistern von der Show „Lesen verzaubert“ des Trierer Zauber- künstlers Jabutri. Eingeladen hatte die Katholische Öf- fentliche Bücherei St. Agritius im Rahmen der Biblio- thekstage Rheinland-Pfalz. Nachdem Jabutri einen meterhohen Zauberstab aus einer kleinen Tüte hervorgeholt hatte, durften immer ein oder mehrere Kinder auf der Bühne mitmachen und dem Zauberer auf die Finger schauen, z.B. als eine feh- lende Buchseite zwischen zwei Schreibtafeln auftauch- te. Nach etwa 40 Minuten mit viel Staunen und Gelächter las zum Abschluss die zwölfjährige Madeleine ein Re- zept aus einem Zauberkochbuch vor, und buchstäblich im Handumdrehen wurden aus den Zutaten im Topf Zauberkünstler Jabutri brachte die Kinder zum Staunen. Bonbons, die im Publikum verteilt wurden. Foto: KÖB St. Agritius „Viel schöner als im Fernsehen“ resümierte Iris Körholz, die mit ihrem siebenjährigen Sohn die Vorstellung mit- erlebt hatte.

Katholische Öffentliche Bücherei St. Agritius Trier

Bibliothekstage 2014: Teilnehmende Einrichtungen

53518 Adenau, Stadtbücherei 55765 Birkenfeld, Hochschule Trier Umwelt-Campus 67122 Altrip, Gemeindebücherei 57587 Birken-Honigsessen, 55232 Alzey, Kath. Öffentliche Bücherei St. Joseph Kath. Öffentliche Bücherei St. Elisabeth 55232 Alzey-Weinheim, 67240 Bobenheim-Roxheim, Gemeindebücherei Kath. Öffentliche Bücherei St. Gallus 67240 Bobenheim-Roxheim, 56626 Andernach, Stadtbücherei Kath. Öffentliche Bücherei St. Laurentius 55459 Aspisheim, Gemeindebücherei 67482 Böbingen, Gemeindebücherei 67459 Böhl-Iggelheim, 67098 Bad Dürkheim, Stadtbücherei Kath. Öffentliche Bücherei St. Simon und Judas 56130 Bad Ems, Stadtbücherei 56154 Boppard, Stadtbücherei 55543 Bad Kreuznach, Stadtbibliothek 57555 Brachbach, Kath. Öffentliche Bücherei St. Josef 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler, Stadtbibliothek 66892 Bruchmühlbach-Miesau, Medienzentren 55566 Bad Sobernheim, Öffentliche Bücherei 55774 Baumholder, Stadtbücherei 65558 Burgschwalbach, Gemeindebücherei 76756 Bellheim, Gemeindebücherei 66497 Contwig, Gemeindebücherei 54470 Bernkastel-Kues Wehlen, Kath. Öffentliche 67125 Dannstadt-Schauernheim, Bücherei St. Agatha Gemeindebücherei Dannstadt 57518 Betzdorf, Ökumenische Stadtbücherei 55276 Dienheim, Kath. Öffentliche Bücherei St. Josef 55411 Bingen, Stadtbibliothek 65582 Diez, Stadtbibliothek

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56281 Emmelshausen, Stadtbücherei 67117 Limburgerhof, Gemeindebücherei 67227 Frankenthal, Stadtbücherei 67360 Lingenfeld, Gemeindebücherei 57580 Gebhardshain, 65558 Lohrheim, Gemeindebücherei Evang. Öffentliche Bücherei „Lesestube“ 67059 Ludwigshafen am Rhein, 54558 Gillenfeld, Kath. Öffentliche Bücherei St. Andreas Stadtbibliothek und Kinder- und Jugendbibliothek 67307 Göllheim, Gemeindebücherei 67069 Ludwigshafen, Stadtteil-Bibliothek Edigheim 76857 Gossersweiler, Kath. Öffentliche Bücherei 67071 Ludwigshafen, Stadtteil-Bibliothek Ruchheim 67269 Grünstadt, Stadtbücherei 67363 Lustadt, Gemeindebücherei 67583 Guntersblum, Gemeindebücherei 55116 Mainz, Conseil régional de Bourgogne, Haus Burgund 57627 Hachenburg, Stadtbücherei 55116 Mainz, Bibliotheken der Stadt Mainz - 65623 Hahnstätten, Gemeindebücherei Wissenschaftliche Stadtbibliothek 57577 Hamm/Sieg, Evang. Öffentliche Bücherei 55116 Mainz, Martinus-Bibliothek - Wissenschaftliche 55595 Hargesheim, Gemeindebücherei Diözesanbibliothek im Priesterseminar 67454 Haßloch, Gemeindebücherei 55118 Mainz, Öffentliche Bücherei - Anna Seghers 76863 Herxheim, Kath. Öffentliche Bücherei 55124 Mainz, Stadtteilbücherei 76831 Heuchelheim-Klingen, Gemeindebücherei 55129 Mainz, Stadtteilbücherei Hechtsheim 56206 Hilgert, Gemeindebücherei 55127 Mainz, Stadtteilbücherei Lerchenberg 55585 Hochstätten, Gemeindebücherei 55120 Mainz, Stadtteilbücherei Mombach 56462 Höhn, 55130 Mainz, Stadtteilbücherei Weisenau Kath. Öffentliche Bücherei Mariä Heimsuchung 56727 Mayen, Stadtbücherei 56203 Höhr-Grenzhausen, Stadtbücherei 55590 Meisenheim, Öffentliche Bücherei 56412 Holler, Kath. Öffentliche Bücherei 54318 Mertesdorf, Kath. Öffentliche Bücherei St. Martin 65558 Holzheim, Gemeindebücherei 56357 Miehlen, Gemeindebücherei im Schinderhanneshaus 56410 Montabaur, Stadtbücherei 55743 Idar-Oberstein, Stadtbücherei 57555 Mudersbach, 76751 Jockgrim, Gemeindebücherei Kath. Öffentliche Bücherei Maria Himmelfahrt 57555 Mudersbach-Niederschelderhütte, 67655 Kaiserslautern, Pfalzbibliothek Kath. Öffentliche Bücherei St. Matthias 67663 Kaiserslautern, Universitätsbibliothek 56294 Münstermaifeld, 76870 Kandel, Stadtbücherei Kath. Öffentliche Bücherei St. Martin und Severus 67292 Kirchheimbolanden, Stadtbibliothek 67112 Mutterstadt, Gemeindebibliothek 55606 Kirn, Stadtbücherei 56068 Koblenz, Landesbibliothekszentrum / 56377 Nassau, Stadtbibliothek Rheinische Landesbibliothek 67141 Neuhofen, Gemeindebücherei 56068 Koblenz, Stadtbibliothek 76777 Neupotz, Gemeindebücherei 56075 Koblenz-Karthause, Evang. Öffentliche Bücherei 67433 Neustadt (Weinstraße), Stadtbücherei 56073 Koblenz-Moselweiß, 53577 Neustadt (Wied), Gemeindebücherei Kath. Öffentliche Bücherei St. Laurentius 56564 Neuwied, Stadtbibliothek 54329 Konz, Stadtbibliothek 56566 Neuwied-Engers, 54306 Kordel, Gemeindebücherei Kath. Öffentliche Bücherei St. Martin 66869 Kusel, Kreis- und Stadtbücherei 57629 Norken, Gemeindebücherei 65558 Oberneisen, Gemeindebücherei 56112 Lahnstein, Stadtbücherei 56299 Ochtendung, Kath. Öffentliche Bücherei 76829 Landau, Stadtbibliothek 67574 Osthofen, Schul- und Stadtbücherei 56379 Laurenburg, Gemeindebücherei 76774 Leimersheim, Kath. Öffentliche Bücherei St. Gertrud 66953 Pirmasens, Stadtbücherei

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54595 Prüm, Zentralbücherei 54295 Trier, Kath. Öffentliche Bücherei St. Agritius 54290 Trier, Stadtbibliothek Palais Walderdorff 66887 Rammelsbach, Schul- und Gemeindebibliothek 54290 Trier, Stadtbibliothek Weberbach / Stadtarchiv 67305 Ramsen, Christlich Öffentliche Bücherei 54296 Trier, Universitätsbibliothek 66877 Ramstein-Miesenbach, Stadtbücherei 54293 Trier-Ehrang, Kath. Öffentliche Bücherei St. Peter 53424 Remagen, Bibliothek des Arp-Museums 53424 Remagen, Evang. Öffentliche Bücherei 55430 Urbar, Kath. Öffentliche Bücherei St. Antonius 53424 Remagen-Kripp, 67482 Venningen, Kath. Öffentliche Bücherei St. Georg Kath. Öffentliche Bücherei St. Johannes Nepomuk 76764 Rheinzabern, Gemeindebücherei 67714 Waldfischbach-Burgalben, Zentralbüchere 66509 Rieschweiler-Mühlbach, Gemeindebücherei 66914 Waldmohr, Gemeindebücherei 67806 Rockenhausen, Stadtbücherei 67165 Waldsee, Gemeindebücherei 67688 Rodenbach, Mediathek 67366 Weingarten, Gemeindebücherei 67256 Weisenheim am Sand, Gemeindebücherei 67354 Römerberg, Mediathek 54578 Wiesbaum, Kath. Öffentliche Bücherei St. Martin 55593 Rüdesheim, Gemeindebücherei 54516 Wittlich, Stadt- und Kreisergänzungsbücherei 76761 Rülzheim, Kath. Öffentliche Bücherei St. Mauritius 55286 Wörrstadt, Bibliothek im Schulzentrum 67105 Schifferstadt, Stadtbücherei 76744 Wörth, Stadtbücherei 54614 Schönecken, Kath. Öffentliche Bücherei und 67752 Wolfstein, Stadtbücherei Gemeindebücherei 56242 Selters, Stadtbücherei 54313 Zemmer-Rodt, Gemeindebücherei 55469 Simmern/Hunsrück, Bücherei im Neuen Schloss 66482 Zweibrücken, Landesbibliothekszentrum / Bibliotheca Bipontina 53489 Sinzig, Kath. Öffentliche Bücherei St. Michael 66482 Zweibrücken, Stadtbücherei 67729 Sippersfeld, Gemeindebücherei 55595 Spabrücken, Kath. Öffentliche Bücherei Maria Himmelfahrt 67346 Speyer, Landesbibliothekszentrum / Pfälzische Landesbibliothek 67346 Speyer, Stadtbücherei 55576 Sprendlingen, Gemeinde- und Schulbücherei 67705 Stelzenberg, Gemeindebücherei 55442 Stromberg, Öffentliche Bücherei 55286 Sulzheim, Kath. Öffentliche Bücherei St. Philippus und Jakobus

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BIBLIOTHEKSPOLTIK

Das Landesbibliotheksgesetz

In der vergangenen Ausgabe von „bibliotheken heute“ berichteten wir bereits von der einstimmigen Verabschiedung des Landesbibliotheksgesetzes am 19. November 2014 im rheinland-pfälzischen Land- tag.1 In dieser Ausgabe drucken wir den Wortlaut des Gesetzes ab, das am 3. Dezember 2014 in Kraft getreten ist.

Landesgesetz zum Erlass eines Bibliotheksgesetzes und sensgesellschaft, die Wissen als Allgemeingut versteht, zur Änderung und Aufhebung weiterer bibliotheksbe- an dem jedes Mitglied der Gesellschaft teilhaben und zogener Vorschriften mitwirken kann. Sie stärken die Lese-, Medien- und In- Vom 3. Dezember 2014 formationskompetenz ihrer Nutzerinnen und Nutzer durch geeignete Maßnahmen sowie durch Zusammen- Der Landtag Rheinland-Pfalz hat das folgende Gesetz arbeit mit anderen Bildungseinrichtungen und unter- beschlossen: einander. Bibliotheken sollen mit den Schulen zusam- menarbeiten und unterstützen sie gemeinsam mit den Artikel 1 zuständigen Fachministerien beim Aufbau und dem Landesbibliotheksgesetz (LBibG) Betrieb von eigenen Bibliotheken.

(3) Das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz § 1 (LBZ) ist die Landesbibliothek für das Land Rheinland- Bibliotheken in Rheinland-Pfalz Pfalz. Zu seinen Aufgaben gehören die Vermittlung all- gemeiner und wissenschaftlicher Informationen, die Er- (1) Bibliotheken sind geordnete und erschlossene stellung und Bereitstellung der Landesbibliografie sowie Sammlungen von Büchern und anderen Medienwerken anderer landeskundlicher Verzeichnisse, die Sammlung, in körperlicher und unkörperlicher Form. Die Bibliothe- Erschließung und Bewahrung von Veröffentlichungen ken in Rheinland-Pfalz dienen der Erfüllung von Aufga- mit Landesbezug, die Pflege und Erhaltung historischer ben im Bereich der Kultur und Bildung, sie sind in ihrer Handschriften-, Buch- und Medienbestände sowie un- Funktion und Aufgabe unverzichtbar zur Erreichung der terstützende, planerische und koordinierende Aufgaben bildungs- und kulturpolitischen Ziele des Landes. Bib- in Absprache mit Bibliotheken kommunaler, kirchlicher liotheken sind Bildungseinrichtungen und als solche und anderer Träger in Rheinland-Pfalz. Die Fachstellen Partner für lebensbegleitendes Lernen. Sie sind Orte für das öffentliche Bibliothekswesen sind Teil des LBZ. der Wissenschaft, der Begegnung und der Kommuni- Sie haben die Aufgabe, die Träger und das Personal der kation. Sie fördern den Erwerb von Wissen und damit öffentlichen Bibliotheken, der Schulen und der Kinder- die gesellschaftliche Integration und die demokratische tagesstätten in allen bibliotheksfachlichen Fragen zu Teilhabe. Bibliotheken tragen zur Verwirklichung des in beraten und zu unterstützen, zentrale Dienstleistungen Artikel 5 des Grundgesetzes und Artikel 10 Abs. 1 der und Fortbildungen anzubieten sowie Projekte und an- Verfassung für Rheinland-Pfalz verbrieften Grundrechts dere landesweite Fördermaßnahmen zu planen und zu bei, sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehin- koordinieren. Soweit kirchliche Bibliotheken betroffen dert unterrichten zu können, und wirken aktiv an der sind, geschieht dies in Absprache mit den kirchlichen Weiterentwicklung der Gesellschaft mit. Bibliotheken Fachstellen. Die Benutzung der Bibliotheken des LBZ, bewahren Kulturgut und unterstützen mit ihren Be- insbesondere die Zulassung, die Sorgfaltspflichten, die ständen das Angebot anderer Kultureinrichtungen. Die- Haftung, den Ausschluss von der Benutzung und die ses Gesetz gilt unbeschadet der §§ 3, 4 und 9 für die Bi- Ausleihe regelt das für das Bibliothekswesen zuständi- bliotheken in Trägerschaft des Landes Rheinland-Pfalz ge Ministerium durch Rechtsverordnung. und der unter der alleinigen Rechtsaufsicht des Landes stehenden juristischen Personen. (4) Bibliotheken mit umfangreichen Beständen für wis- senschaftliche Forschung und Lehre (wissenschaftliche (2) Bibliotheken sind Dienstleister der modernen Wis- Bibliotheken) bestehen an den Hochschulen des Lan-

1 Vgl. Rheinland-Pfälzisches Bibliotheksgesetz einstimmig verabschiedet in: „bibliotheken heute“ 3/2014, S. 122-123.

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des. Sie stehen unbeschadet ihrer besonderen Aufga- (10) Um ihre Aufgaben erfüllen zu können, müssen Bi- ben für Forschung, Lehre und Studium jedermann für bliotheken Qualitätsanforderungen erfüllen, diese be- die private und berufliche wissenschaftliche Bildung zur ziehen sich auf: Verfügung. Dazu gehört auch die Förderung des freien 1. Öffnungszeiten, Zugangs zu wissenschaftlichen Publikationen im Inter- 2. Lage der Bibliothek in der Gemeinde, Schule oder net. Im Übrigen gelten die Regelungen des Hochschul- Hochschule, gesetzes. 3. Erwerbungsetat für aktuelle Medien, 4. Personalausstattung (Anzahl und Qualifikation) (5) Die wissenschaftlichen Stadtbibliotheken in Mainz, 5. Gebäude, Raumgröße, Mobiliar- und IT-Ausstattung, Trier und Worms bewahren reiches kulturelles Erbe des 6. Erschließung und Veröffentlichung der Medienbe- Landes, haben regionalbibliothekarische Funktionen, stände in Katalogen, die lokal und über öffentliche Net- stehen in Trägerschaft der jeweiligen Kommunen, sind ze zur Verfügung gestellt werden. organisatorisch mit den öffentlichen Bibliotheken des- selben Trägers verbunden und daher gemeinsam zu- ständig für die Literatur- und Informationsversorgung. § 2 Unabhängigkeit bei der Medienauswahl (6) Im Land bestehen außerdem eigenständige wissen- schaftliche Bibliotheken kirchlicher und privater Träger, Die für die Benutzung durch die Allgemeinheit be- zum Teil mit wertvollen Spezialsammlungen und histo- stimmten Bibliotheken sind bei der inhaltlichen Aus- rischem Kulturgut. wahl ihrer Medien unabhängig.

(7) Die von den kommunalen Gebietskörperschaften unterhaltenen allgemein zugänglichen Bibliotheken § 3 (öffentliche Bibliotheken) sowie die entsprechenden Pflichte emplarrecht Bibliotheken in kirchlicher und privater Trägerschaft dienen der schulischen, beruflichen und allgemeinen (1) Von jedem körperlichen Medienwerk, das im Gel- Bildung und Information; sie sind wichtige Orte der tungsbereich dieses Gesetzes verlegt wird, ist unmit- Begegnung, der Integration und Kommunikation und telbar nach Beginn der Verbreitung ein Exemplar an die fördern insbesondere die Medien-, Lese- und Informa- von dem für das Bibliothekswesen zuständigen Minis- tionskompetenz. Zur Förderung eines leistungsfähigen terium bezeichnete Stelle (LBZ und andere beauftragte öffentlichen Bibliothekswesens gemäß Auftrag des Ar- Bibliotheken) unentgeltlich und frei von Versandkos- tikels 37 Satz 1 der Verfassung für Rheinland-Pfalz, zu ten abzuliefern (Pflichte emplar). Die zuständigen Bi- Einrichtung und Ausstattung der Bibliotheken sowie zur bliotheken sind verpflichte , die Pflichte emplare zu Struktur des öffentlichen Bibliothekswesens in Rhein- sammeln, zu erschließen und für die Benutzung bereit- land-Pfalz erlässt das für das Bibliothekswesen zustän- zustellen sowie ihre Erhaltung und Benutzbarkeit dau- dige Ministerium eine Verwaltungsvorschrift. erhaft zu sichern.

(8) Bibliotheken für den Dienstgebrauch der Verwal- (2) Für das Pflichte emplar gewähren die Bibliotheken tung und der Gerichte (Behördenbibliotheken) sowie auf Antrag einen Zuschuss zu dessen Herstellungskos- die Bibliothek des Landtags stehen für die Allgemein- ten, wenn die entschädigungslose Abgabe eine unzu- heit (incl. Fernleihe) nur dann zur Verfügung, wenn die mutbare Belastung darstellen würde. Der begründete gewünschten Bücher und Medienwerke in anderen Bib- Antrag ist bei der Ablieferung zu stellen. liotheken des Landes nicht vorhanden sind und dienst- liche Belange nicht beeinträchtigt werden. Im Übrigen (3) Wird das Pflichte emplar nicht binnen eines Mo- entscheidet die Leitung der jeweiligen Dienststelle über nats seit Beginn der Verbreitung oder der öffentlichen den Zugang zur Bibliothek. Zugänglichmachung abgeliefert, ist die zuständige Bib- liothek nach Mahnung und fruchtlosem Ablauf weiterer (9) Die an den Schulen des Landes bestehenden Schul- drei Wochen berechtigt, die Medienwerke auf Kosten bibliotheken dienen in Zusammenarbeit mit öffentli- der Ablieferungspflichtigen anderweitig zu beschaffen chen und wissenschaftlichen Bibliotheken im beson- deren Maße der Lese- und Lernförderung sowie der (4) Ablieferungspflichtig ist, wer berechtigt ist, ein Vermittlung von Medien und Informationskompetenz. Medienwerk zu verbreiten oder erstmals öffentlich zu- gänglich zu machen und den Sitz, eine Betriebsstätte

20 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 BIBLIOTHEKSPOLITIK

oder den Hauptwohnsitz im Geltungsbereich dieses digung und zu Ausnahmen von der Ablieferungs- und Gesetzes hat. Übermittlungspflicht bei solchen Medienwerken, an deren Sammlung kein öffentliches Interesse besteht, (5) Ein Anspruch auf Aufnahme eines Medienwerks als sowie zu Ordnungswidrigkeiten durch Rechtsverord- Pflichte emplar in die Sammlung besteht nicht. nung zu regeln und die erforderlichen Verwaltungsvor- schriften hierzu zu erlassen. (6) Unkörperliche Medienwerke sind innerhalb einer Woche nach dem Beginn der öffentlichen Zugänglich- machung in geeigneter Weise an das LBZ zu übermit- § 4 teln. Nach Ablauf eines Monats nach dem Beginn der Amtsdruckschriften öffentlichen Zugänglichmachung kann das LBZ ein frei zugängliches unkörperliches Medienwerk in seinen Be- Das LBZ und die anderen beauftragten Bibliotheken und stand übernehmen und im Rahmen seines gesetzlichen Archive sammeln und erschließen die amtlichen Veröf- Auftrages nutzen. fentlichungen in körperlicher und unkörperlicher Form des Landes sowie der unter der Rechtsaufsicht des Lan- (7) Das LBZ erhält das Recht, das unkörperliche Medi- des stehenden juristischen Personen des öffentlichen enwerk dauerhaft zu speichern, zu vervielfältigen und Rechts. Die Einzelheiten des Verfahrens, die Anzahl zu verändern oder diese Handlungen in seinem Auftrag der abzuliefernden Exemplare und die begünstigten vornehmen zu lassen, soweit dies notwendig ist, um Einrichtungen sowie Ausnahmen von der Ablieferung das unkörperliche Medienwerk in die Sammlung auf- regelt das für das Bibliothekswesen zuständige Minis- nehmen, erschließen und für die Benutzung bereitstel- terium durch Rechtsverordnung. Für wissenschaftliche len zu können und seine Erhaltung und Benutzbarkeit Veröffentlichungen der Hochschulen gilt § 3. dauerhaft zu sichern. Entgegenstehende technische Maßnahmen sind vor der Ablieferung aufzuheben. § 5 (8) Mit der Ablieferung eines Medienwerkes in unkör- Bewahrung und Nutzung historischer und kulturell perlicher Form erhält die Bibliothek das Recht, das bedeutsamer Bestände Werk in ihren Räumen zugänglich zu machen. Sie ist verpflichte , ausreichende Vorkehrungen gegen eine (1) Historisch und kulturell bedeutsame Bestände in unzulässige Vervielfältigung, Veränderung oder Ver- den Bibliotheken sind im Rahmen der finanziellen und breitung zu treffen. personellen Möglichkeiten durch sachgerechte Auf- bewahrung und Erschließung sowie durch geeignete (9) Medienwerke sind alle Darstellungen in Schrift, Bild Maßnahmen insbesondere der Konservierung, Restau- und Ton, die in körperlicher Form verbreitet oder in rierung und Digitalisierung zu schützen, zu bewahren unkörperlicher Form der Öffentlichkeit zugänglich ge- und für den öffentlichen Gebrauch und zukünftige Ge- macht werden. Medienwerke in körperlicher Form sind nerationen zu erhalten. Im Übrigen gilt das Denkmal- alle Darstellungen auf Papier, elektronischen Datenträ- schutzgesetz. gern und anderen Trägern. Medienwerke in unkörperli- cher Form sind alle Darstellungen in öffentlichen Net- (2) Von einem Medienwerk, das unter wesentlicher Ver- zen. Filmwerke sowie Rundfunksendungen unterliegen wendung von historischem Buchbestand, Handschrif- nicht der Ablieferungs- und Übermittlungspflich , so- ten oder Nachlässen entstanden ist, ist unaufgefordert weit sie nicht als körperliche Werke publiziert werden. nach der Veröffentlichung ein Beleg bei der Bibliothek, die den bearbeiteten Bestand besitzt, in der veröffent- (10) Als innerhalb des Geltungsbereiches dieses Geset- lichten Form unentgeltlich abzuliefern (Belegexemp- zes verlegt gelten auch solche körperlichen Medien- lar). Ist die kostenfreie Ablieferung, insbesondere wegen werke, die einen Ort innerhalb des Geltungsbereiches einer niedrigen Auflage oder hoher Herstellungskosten, als Verlagsort nur in Verbindung mit einem anderen Ort nicht zumutbar, gilt § 3 Abs. 2 entsprechend. nennen.

(11) Das für das Bibliothekswesen zuständige Ministe- § 6 rium wird ermächtigt, das Nähere zur Zuständigkeit Bibliothekarische Kooperation der Bibliotheken, zur Durchführung des Verfahrens, zur Ablieferungs- und Übermittlungspflich , zur Entschä- (1) Die Bibliotheken wirken bei der Erfüllung überregi-

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onaler Aufgaben, bei der Entwicklung neuer Dienstleis- oder für eine Gemeinde die bibliothekarische Versor- tungen, bei der Erwerbung im Rahmen von Konsortien, gung übernehmen. bei der Fernleihe sowie bei der Aus-, Fort- und Weiter- bildung in bibliothekarischen Berufen zusammen. Das (3) Soweit Benutzungsentgelte oder Gebühren erho- LBZ koordiniert die landesweite bibliothekarische Ko- ben werden, müssen diese sozial ausgewogen sein. operation.

(2) Für die Fernleihe gilt insbesondere die Ordnung des § 8 Leihverkehrs in der Bundesrepublik Deutschland, die Datenschutz von dem für das Bibliothekswesen zuständigen Minis- terium in geeigneter Weise bekanntgegeben wird. Zur Bibliotheken dürfen zur Erschließung und Verzeichnung Versorgung insbesondere auch der ländlichen Regionen ihrer Bestände personenbezogene Daten verarbeiten können darüber hinaus regionale Leihverkehrs-Dienst- und über öffentliche Netze zur Verfügung stellen. So- leistungen entwickelt und betrieben werden. weit es sich dabei um Nachlässe und anderes nicht ver- öffentlichtes Material handelt, finden die Vorschriften des Landesarchivgesetzes entsprechende Anwendung. § 7 Im Übrigen gilt das Landesdatenschutzgesetz. Finanzierung und Gebühren

(1) Die Bibliotheken werden von ihren Trägern fina - § 9 ziert. Ordnungswidrigkeiten (2) Das Land unterstützt entsprechend Artikel 37 der Verfassung für Rheinland-Pfalz die öffentlichen Bi- Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich gegen die Ab- bliotheken und fördert im Rahmen der verfügbaren lieferungspflicht nach § 3 Abs. 1 oder vorsätzlich einer Haushaltsmittel besondere Projekte, Dienstleistungen Rechtsverordnung nach § 3 Abs. 11 zuwiderhandelt, so- und Aufgaben und unterstützt die Aktualisierung des weit die Rechtsverordnung für einen bestimmten Tat- Bestandes. Die Fördermittel des Landes für die von bestand auf diese Bußgeldvorschrift verweist. Die Ord- den kommunalen Gebietskörperschaften getragenen nungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße bis zu 5000 Bibliotheken werden vom LBZ nach Maßgabe einer Euro geahndet werden. Zuständige Vollstreckungsbe- Förderrichtlinie (Verwaltungsvorschrift) nach § 1 Abs. hörde ist die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion. 7 Satz 2 bewilligt. Bibliotheken in kirchlicher oder pri- vater Trägerschaft können im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel gefördert werden. Vor allem können Veröffentlicht in: Gesetz- und Verordnungsblatt für solche kirchliche Bibliotheken gefördert werden, die das Land Rheinland-Pfalz, Nr. 18/2014 (12. Dezember überörtliche oder besondere Aufgaben wahrnehmen 2014), S. 245-247.

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BIBLIOTHEKSPRAXIS

Eingruppierung einer Bibliothekarin nach BAT bzw. TVöD

Arbeitsgericht Magdeburg

Die Bibliothekarin ist Leiterin einer Schul- und Gemein- gestellte mit abgeschlossener Fachausbildung für den debibliothek, in der es außer ihr keine weiteren Beschäf- bibliothekarischen Dienst an öffentlichen Büchereien tigten gibt. Alle anfallenden Arbeitsvorgänge werden (Diplom-Bibliothekare) mit entsprechender Tätigkeit von ihr eigenverantwortlich erledigt. Dazu zählen un- sowie Angestellte, die aufgrund gleichwertiger Fähig- ter anderem Bestandsaufbau und -pflege/Erwerbun , keiten und ihrer Erfahrung entsprechende Tätigkeiten Bestands- und Informationsvermittlung, EDV und On- ausüben, hier von der Bibliothekarin erfüllt werden. Sie leihe, Sach- und Formalerschließung, Entwicklung und ist unstreitig als Alleinkraft mit der Führung der Schul- Durchführung von Konzepten und Projekten, Öffent- und Gemeindebibliothek betraut. Die Schul- und Ge- lichkeitsarbeit sowie sämtliche Verwaltungsaufgaben meindebibliothek ist eine einheitliche Einrichtung, hat einschließlich Bearbeitung von Fördermittelanträgen, einen einheitlichen Medienbestand, einheitliche kei- Haushaltsplanung, Rechnungsbearbeitung und Mate- neswegs nur schulinterne Öffnungszeiten, einen ein- rialverwaltung. Die Bibliothek umfasst einen Bestand heitlichen Haushalt bzw. ein einheitliches Budget und von ca. 10.000 Medieneinheiten. Laut Arbeitsvertrag eine einheitliche Benutzungsordnung. Insofern kann wird sie nach Vergütungsgruppe VIb BAT-0 bzw. EGG hier nicht nach Tätigkeiten für die Schul- oder die Ge- 6 TVöD eingruppiert. Sie besitzt einen Abschluss als meindebibliothek unterschieden werden, da die aus- Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste zuführenden Arbeitsvorgänge inhaltsgleich sind. Im Fachrichtung Bibliothek, ein Fachhochschulstudium vorliegenden Fall steht fest und ist auch zwischen den oder Hochschulstudium mit dem Abschluss Bibliothe- Parteien unstreitig, dass die Bibliothekarin als kommu- kar (Bachelor/Master) oder Diplom-Bibliothekar hat sie nale Angestellte in einer Bücherei tätig ist und für ihre nicht. Die Bibliothekarin fordert ihre Eingruppierung Tätigkeiten gründliche und vielseitige Fachkenntnisse nach Vb BAT-0 bzw. EGG 9 TVöD. im Bibliotheksdienst und in nicht unerheblichem Um- fange selbständige Tätigkeiten erforderlich sind. Zwar Die Bibliothekarin ist der Auffassung, da sie als Allein- verfügt die Bibliothekarin nicht über einen Abschluss verantwortliche sämtliche in der Bibliothek anfallen- als Diplom-Bibliothekarin. Sie übt aufgrund gleichwer- den Arbeiten erledigt und damit all das an Arbeits- tiger Fähigkeiten und ihrer Erfahrung entsprechende leistung erbringt, was auch ein Diplombibliothekar an Tätigkeiten wie ein Diplom-Bibliothekar aus. Eine Be- Arbeitsleistung zu erbringen gehabt hätte, muss bei ihr trachtung der Tätigkeit der Bibliothekarin lässt hier nur von gleichwertigen Fähigkeiten und Erfahrungen aus- den Schluss zu, dass diese über die geforderten Fähig- gegangen werden. keiten und Erfahrungen verfügen muss sowie eine ent- sprechende Tätigkeit ausübt. Unstreitig übt die Klägerin Die Gemeinde ist der Auffassung, da es sich um eine sämtliche für die Führung der Schul- und Gemeinde- Schul- und Gemeindebibliothek handelt, handelt es bibliothek erforderlichen Tätigkeiten eigenständig, ei- sich um zwei getrennte Arbeitsvorgänge, von denen der genverantwortlich und im Wesentlichen allein aus. Ein die Schulbibliothek betreffende mehr als 50 Prozent Diplombibliothekar macht letztlich auch nichts ande- Zeitanteile ausmacht. Weiterhin ist die Bibliothekarin res und muss auch nichts anderes in einer öffentlichen nicht Leiterin, sondern lediglich einzige festangestellte Bibliothek machen, als das, was die Bibliothekarin hier Mitarbeiterin der Bibliothek. Zwar weist sie gründliche täglich leistet.1 und vielseitige Fachkenntnisse auf und erbringt in nicht unerheblichem Umfang selbstständige Leistungen, Andreas Richter, aber mangels hierfür erforderlicher Ausbildung und Tä- Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz tigkeit kommt die begehrte Höhergruppierung nicht in Betracht. Dieser Beitrag ist zunächst erschienen in „Zeit- schrift für Bibliothekswesen und Bibliographie“ Das Arbeitsgericht hat entschieden, dass die Bibliothe- (ZfBB) 61 (2014) 3, S. 171. Wir veröffentlichen ihn karin nach Vergütungsgruppe Vb Fallgruppe 17 bzw. hier mit freundlicher Genehmigung des Kloster- EGG 9 TVöD zu vergüten ist. Zur Begründung führt mann Verlages, der ZfBB-Redaktion und des Autors. es aus, dass die Tarifmerkmale der Fallgruppe 17 An- Webseite der ZfBB: http://zfbb.thulb.uni-jena.de

1 Arbeitsgericht Magdeburg, Urteil 110m 18.09.2013, Az.: 3ca 3411/12E

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HISTORISCHE BESTÄNDE Die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier – kulturelles Erbe aus Mittelalter und Früher Neuzeit

Am 14. November 2014 konnte nach etwa zweijähriger Bauzeit die neue Schatzkammer der Stadtbib- liothek Trier durch die Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, eröffnet werden. Der Trierer Bürgermeister Klaus Jensen betonte in seiner Festansprache die nationale und internationa- le Bedeutung der Trierer Sammlung. Das Spitzenstück, der „Codex Egberti“, gehört zum Weltdokumen- tenerbe der UNESCO, das „Ada-Evangeliar“, die „Trierer Apokalypse“ und die „Gutenberg-Bibel“ zählen zum kulturellen Erbe von Mittelalter und Früher Neuzeit.

Die hochkarätige Dauerausstellung der Schatzkammer lungs- und Seminarraum, ein großzügiges Forum mit trägt den Titel „100 Highlights – kostbare Handschrif- Museumsshop, ein Medienraum sowie ein Sanitär- und ten und Drucke“. Damit ist ein ambitioniertes Projekt Garderobenbereich, der in vollem Umfang den heuti- an sein Ziel gelangt, an dessen Finanzierung neben der gen Standards in puncto Behindertengerechtigkeit und Stadt Trier in erheblichem Umfang auch die Europäi- Inklusion Rechnung trägt. sche Union mit der von ihr getragenen Förderlinie zur Stärkung der regionalen Wirtschaft (EFRE) beteiligt Die von dem Trierer Architekturbüro Weltzel und Hardt war. Insgesamt flossen ca. 600.000 Euro in die neue betreute Umbaumaßnahme bezog auf hohem Niveau Schatzkammer, weitere Modernisierungen im angren- auch die Komponenten Sicherheits-, Klima- und Licht- zenden Bereich der Bibliothek belaufen sich auf noch- technik sowie Mediendidaktik ein. Es ist daher erstmals mals ca. 1,2 Millionen Euro. möglich, die fragilen und kostbaren Exponate auch über einen längeren Zeitraum hinweg zu zeigen, ohne Ge- fahr zu laufen, dass die physische Integrität der Objekte Konzeption und Baumaßnahme - Verknüpfung von hierbei Schaden nimmt. historischem Original und moderner Medientechnik Besonderen Wert gelegt wurde auf die Verknüpfung von historischem Original und moderner Medientech- Die Neukonzeption des Bereiches „Schatzkammer“ nik. So schafft ein Multitouchtable die Möglichkeit, die betrifft eine Gesamtfläche von ca. 360 qm. Neben der wertvollen Handschriften zu vergrößern und virtuell eigentlichen Schatzkammer gehören hierzu ein Schu- auf dem Bildschirm zu durchblättern. Daneben steht

Blick in die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier. Besucht werden kann die Ausstellung zu folgenden Zeiten: Montag bis Freitag von 10- 17 Uhr, Samstag von 10-16 Uhr und Sonntag von 11-15 Uhr. Foto: Stadtbibliothek Trier

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ein Audioguide-System zur Verfügung, das eine Füh- res geordnet. Der Malstil der Szenen des Egbert-Kodex rung durch die Ausstellung in vier Sprachen (Deutsch, wirkt stark antikisierend. Kleidung und Architektur wei- Englisch, Französisch und Niederländisch) bietet und sen deutlich Nachklänge an die römische Kunst und per App auf das Smartphone heruntergeladen werden Kultur auf. Wichtigster Maler der Handschrift war der kann. Letztendlich sorgen eigene Programme für Kinder nur mit seinem Notnamen bekannte „Gregormeister“. und Jugendliche wie eine Rallye durch die Ausstellung Er gilt als das das große Malergenie des 10. Jahrhun- oder Kurse zum Erlernen alter Drucktechniken für ein derts und wird in seiner Bedeutung mit Michelangelo familienfreundliches Begleitprogramm. verglichen. Man nimmt an, dass der „Codex Egberti“ zum persönlichen Gebrauch des Trierer Erzbischofs Inhaltliches Ziel der neuen Schatzkammer ist es, die geschaffen wurde, der die Handschrift im Trierer Dom international renommierten Bestände der Trierer verwendete. Hierauf deuten das Widmungsbild mit Stadtbibliothek in einer zugleich modernen wie nach- dem thronenden Erzbischof Egbert sowie die starke haltigen Form vor Augen zu führen. Hierbei stehen die Betonung des Apostels Petrus im Bildprogramm der „100 Highlights“ stellvertretend für den herausragen- Handschrift hin. Petrus ist der Patron der Trierer (Stadt- den historischen Bestand der Trierer Sammlung insge- patron) und zugleich des Trierer Domes. Im 14. Jahrhun- samt. Etwa 3.000 Handschriften aus dem Mittelalter dert an das Trierer Stift St. Paulin gelangt, übergab der und ebenso viele Drucke aus der Zeit Gutenbergs sind ehemalige Pauliner Stiftsherr Johann Wilhelm Goetten in den Regalen der Trierer Stadtbibliothek vorhanden. (1770-1851) den Kodex am 14. März 1810 an die Trierer Gegründet in einer Zeit, als die Stadt Trier französisch Stadtbibliothek. war (1804), entwickelte sich die Stadtbibliothek rasch zu einem gewaltigen Auffangbecken für die zahlreichen aufgelösten Klosterbibliotheken des Trierer Raumes. Der Deckel des „Ada-Evangeliars“ Kostbare Handschriften und Drucke stammen aus den Trierer Benediktinerabteien St. Maximin und St. Mat- Das „Ada-Evangeliar“ ist nach einer angeblichen thias, aus den Klöstern Echternach, Eberhardsklausen, Schwester Karls des Großen benannt. Die um 795/810 Himmerod und Prüm sowie aus verschiedenen Abtei- in der Aachener Hofschule entstandene Handschrift en des lothringischen und belgischen Raumes. Damit gilt als das typenbildende Muster der gesamten Hof- repräsentiert die Schatzkammer zugleich einen be- schule. Mehr als eintausend Jahre lag die prunkvolle deutenden Teil der kulturellen Hinterlassenschaft der Handschrift in der Trierer Abtei St. Maximin. Im Jahre Großregion Saar-Lor-Lux. 1499 ließ der damalige Abt des Klosters, Otto von El- ten, einen neuen Prachteinband für den ganz in Gold geschriebenen und mit bedeutenden Evangelistenpor- Der „Codex Egberti“ träts ausgestatteten Kodex anfertigen. Im Zentrum des Einbands erscheint ein geschliffener Stein (Kameo) aus Der nach dem Trierer Erzbischof Egbert (977-993) be- der Zeit um 325. Er zeigt die Familie Kaiser Konstantins nannte „Codex Egberti“ gehört zu den bedeutendsten mit seiner Mutter Helena, der Überlieferung zufolge Kunstwerken aus der Zeit um 1000. Die in Trier und auf eine gebürtige Triererin, an der Spitze. In den äußeren der Insel Reichenau Eckfeldern sind von links entstandene Hand- oben im Uhrzeigerzinn schrift enthält den äl- der Apostel Johannes testen Bildzyklus zum als Patron der Abtei, Bi- Leben Jesu in einem schof Agritius (mit Reli- Buch. Die zugehöri- quiar), Bischof Nicetius gen Texte beinhalten und Bischof Maximin zu die während der Mes- sehen. Die drei Trierer se gelesenen Auszüge Bischöfe sind der Über- aus den Evangelien lieferung zufolge in St. (Perikopen). Texte und Maximin bestattet. In Bilder sind nach dem den inneren Rechtecken Ablauf des Kirchenjah- erkennt man die vier Codex Egberti (Hs 24); der Codex Egberti ist eine der berühmtesten Deckel des Ada-Evangeliars (zu Hs 22); Entstehung: Trier, 1499. Handschriften des Mittelalters. Seit 2004 gehört er dem Weltdoku- Herkunft: St. Maximin mentenerbe der UNESCO an. Entstehung: Trier / Insel Reichenau, um Fotos: Stadtbibliothek Trier 980. Herkunft: Stift St. Paulin.

25 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN

Evangelisten in ihren Symbolen: oben Johannes (Ad- ler), links Lukas (Stier), unten Matthäus (Mensch) und rechts Markus (Löwe). Der reichhaltig mit Kupfer, Gold und Steinfluss verzierte Deckel ist vermutlich ein Pro- dukt der Werkstatt des Trierer Goldschmiedes Heinrich Wolff.

Die Gutenberg-Bibel

Die Trierer Stadtbibliothek besitzt den ersten von ins- gesamt zwei Bänden der Gutenberg-Bibel. Der als „Mann des Jahrtausends“ gefeierte Gutenberg war von Hause aus Goldschmied. Um das bis heute unübertrof- fen schöne Druckbild seiner Bibel herzustellen, schuf er etwa 290 Zeichen, die er so geschickt miteinander kombinierte, dass ein völlig regelmäßiges Layout ent- stand. Im Ganzen druckte Gutenberg ca. 180 Exemplare der Bibel, davon 150 auf Papier und 30 auf Pergament. Heute sind weltweit noch 49 Exemplare erhalten, al- lerdings zahlreiche nurmehr als Fragmente. Das Trierer Exemplar der Gutenberg-Bibel stammt vermutlich aus dem Stift St. Paulin. Im Jahre 1803 gelangte es durch Johann Hugo Wyttenbach, den ersten Direktor der Stadtbibliothek, in die Trierer Sammlung.

Die Gutenbergbibel (Inc 1924 2°); Entstehung: Mainz, um 1455/56. Michael Embach, Herkunft: Stift St. Simeon (?) Stadtbibliothek Weberbach Trier Foto: Stadtbibliothek Trier

NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN

25 Jahre und weiter geht’s …

Kreisbibliothek in Daun feierte ihr 25-jähriges Bestehen

Von der Pilotprojekt-Bibliothek bis zur Onleihe funktionen errichten. So übernahm der Landkreis die Aufgabe der Literaturversorgung. Da in Daun auch Mit einem Festakt wurde am 2. Oktober 1989 die zwei Gymnasien und eine Berufsbildende Schule ihren Kreisbibliothek nach zweieinhalbjähriger Aufbauar- Standort hatten, war sehr schnell klar, dass die Biblio- beit eröffnet. Sie war das erste Pilotprojekt des Landes thek gleichzeitig Schulbibliothek für diese Schulen wer- Rheinland-Pfalz, das zur Verbesserung der Literaturver- den sollte. In einem ehemaligen Internatsgebäude des sorgung im ländlichen Raum gefördert wurde. Eine Be- Thomas-Morus-Gymnasiums fand die Kreisbibliothek sonderheit damals war die Trägerschaft der Bibliothek. dann ihre Unterkunft. Das Erdgeschoss des Gebäudes Gemeinden und freie Träger konnten keine öffentliche wurde umfangreich umgebaut und so entstand auf 269 Bibliothek mit zentralen Aufgaben und Ergänzungs- qm Platz für die Unterbringung der Bibliothek.

26 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN

die Kreisbibliothek den Kinder- und Jugendbereich. Ne- ben dem Krimifestival nimmt die Kreisbibliothek immer wieder an den Bibliothekstagen und Leseförderaktio- nen des Landes Rheinland-Pfalz teil.

Bürgerprotest gegen Schließungspläne

Ende des Jahres 2011 gab es Überlegungen, die Kreisbi- bliothek auf Grund der schwierigen Haushaltslage des Landkreises zu schließen. Dies stieß auf großes Unver- ständnis in der Bevölkerung. Im April des Jahres 2012 gab es eine große Demonstration, die von Schülerinnen und Schülern des Thomas-Morus-Gymnasiums organisiert wurde und der sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger anschlossen. Außerdem lief eine Unterschriftenaktion, in der sich für den Erhalt der Bibliothek ausgesprochen wurde. Zum Ende des Jahres 2012 entschied dann der Kreisbibliothek Daun Kreistag, dass die Kreisbibliothek weitergeführt werden Foto: Karin Jaskowsky soll.

Die Bibliothek startete mit einem Bestand von 15.500 Medien. Der Zielbestand waren 30.000 Medien. In den Jubiläumswochen im Herbst 2014 25 Jahren des Bestehens gab es viele Veränderungen. Der Bestand von Büchern und Literatur-Hörspielkasset- Somit konnte die Kreisbibliothek dann im Oktober und ten wurde immer wieder erweitert, sodass heute auch November 2014 ihr 25-jähriges Bestehen feiern. Bei Hörspiel-CDs, Musik-CDs, CD-ROMs, Bilderbuchkinos den Vorbereitungen wurde sie von den beiden örtli- und E-Medien zu finden sind. Die Ausleihe wurde Ende chen Gymnasien kräftig unterstützt. Mit einer großen 1995 von der Handverbuchung auf Computer umge- Abendveranstaltung wurden die Jubiläumswochen er- stellt, seit 2013 ist der Bestand auch über das Internet öffnet. Der Abend wurde von Ralf Kramp moderiert recherchierbar. Im Jahr 2014 stieg die Kreisbibliothek in und Autor Sascha Gutzeit spielte eine Szene aus seinem den Onleihe-Verbund Rheinland-Pfalz ein. Krimi. Schülerinnen und Schüler präsentierten ihre Ge- dichte, die sie bei einem Poetry-Slam-Workshop mit Svenja Gräfen erarbeitet hatten, der im Vorfeld organi- Veranstaltungsarbeit der Kreisbibliothek siert worden war. So entstand ein abwechslungsreiches Programm, das auch eine Steampunk-Autorenlesung In 25 Jahren sind natürlich auch viele Veranstaltungen mit Thomas Finn, Judith und Christian Vogt enthielt. An durchgeführt worden. Neben Jugendbuchwochen und diesem Abend stellte Steampunk-Künstler Titus Timel- Aktionswochen, u.a. zu den Themen: „Rechts von der ess einige seiner Objekte aus. Bilderbuchkinos für die Mitte“ oder „Gegen Gewalt und Rassismus“, nahm die jüngeren Leserinnen und Leser sowie ein Vortrag über Bibliothek 1997 an dem Kultursommerprojekt „Erlebte das Ehepaar Tolstoi von der Referentin Caroline Re- Geschichte“ teil. Es entstanden immer wieder Koopera- zazada, die in Kooperation mit der Volkshochschule der tionsprojekte mit den Häusern der Jugend in Daun und Verbandsgemeinde Daun durchgeführt wurde, waren Gerolstein und den ehrenamtlich geleiteten Bücherei- weitere Veranstaltungen. Interessierte konnten sich in- en des Landkreises Vulkaneifel. formieren, wie man die Kreisbibliothek am besten für 1999 wurde die Criminale in Daun durchgeführt, die Schule, Studium, Beruf und Freizeit nutzen kann. Na- von der Kreisbibliothek mit organisiert wurde. Sie war türlich wurde bei dieser Gelegenheit auch die neu ein- auch mehr oder weniger die Initialzündung für das Kri- geführte Onleihe erklärt. mifestival „Tatort-Eifel“, das nunmehr seit 2001 zwei- jährig im Landkreis durchgeführt wird. Hier organisiert Eine besondere Aktion wurde von einer 8. Klasse des

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Geschwister-Scholl-Gymnasiums gestartet. Sie haben einen Werbefilm für die Kreisbibliothek gedreht, der bei Kreisbibliothek Daun der Jubiläumsveranstaltung uraufgeführt wurde und Freiherr vom Stein Straße 15a mehrere Monate im Werbeblock des Dauner Kinos lief. 54550 Daun Telefon: 06592 933 - 423 Somit geht es in der Kreisbibliothek hoffentlich auch E-Mail: [email protected] die nächsten 25 Jahre weiter und weiter und weiter … Leitung: Dipl.-Bibl. (FH) Stephanie Loenenbach Stephanie Loenenbach, Bestand: ca. 31.500 Medien Leiterin der Kreisbibliothek Daun Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag: 09.00 - 14.00 Uhr Dienstag: 09.00 - 14.00 Uhr 14.30 - 19.00 Uhr Samstag: 09.00 - 12.00 Uhr EDV-System: Bibliotheca Einwohner: Kreis: 60.765; Stadt: 7.963 (Stand 31.12.2013, Statistisches Landesamt RLP) Landkreis: Vulkaneifel

Landrat Heinz-Peter Thiel bei der Jubiläumsveranstaltung im Dauner Die Autoren der Steampunk-Lesung am 8. Oktober 2014: (v.l.n.r.) Forum am 6. Oktober 2014. Christian Vogt, Thomas Finn, Judith Vogt. Foto: Kreisverwaltung Vulkaneifel Foto: Kreisverwaltung Vulkaneifel

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Phönix aus der Asche

Stadtbibliothek Bad Kreuznach feierte ihr 20-jähriges Jubiläum

Geschichte der Stadtbibliothek Die Brandkatastrophe ist inzwischen fast vergessen. Wie Phönix aus der Asche ist die neue Stadtbibliothek Bereits im Jahre 1902 wurde in Bad Kreuznach die ers- mit ihren ca. 80.000 Medien seit Jahren ein stolzer Be- te Volksbücherei gegründet. Die folgenden Jahrzehnte standteil der städtischen Bildungs- und Kulturpolitik waren oft geprägt von den politischen Ereignissen der und mit knapp 140.000 Besuchern eine der am stärks- beiden Weltkriege. Aufgrund beengter Platzverhältnis- ten frequentierten Einrichtungen der Stadt. se wurden in den 50er Jahren Planungen für ein neues Gebäude angestellt. 1961 startete die neue Stadtbüche- rei in einem für damalige Verhältnisse relativ großzügi- gen Neubau ihren Ausleihbetrieb. Die Nutzungs- und Ausleihzahlen gingen deutlich nach oben. In den 70er Jahren gab es bauliche und konzeptionelle Verände- rungen, die erneut einen eindrucksvollen Benutzungs- aufschwung bewirkten. Die Planungen für ein neues Büchereikonzept wurden 1989 abrupt beendet: durch Brandstiftung wurde die Bad Kreuznacher Stadtbüche- rei weitgehend zerstört, die Beschädigungen an Inven- tar und Gebäude betrugen mehrere Millionen DM. Es folgte ein fünfjähriger provisorischer Büchereibetrieb mit einer Unterbringung von Ausleihe und Verwaltung in zwei getrennten Häusern. In dieser Phase wurde auch die elektronische Datenverarbeitung eingeführt. Haupteingang der Stadtbibliothek mit vorgelagertem Pavillon. Bei der Suche nach einem neuen Gebäude wurde man schließlich 1990 fündig. Das aus dem 19. Jahrhundert stammende und inzwischen leerstehende ehemali- ge Heimatmuseum sollte den Kernbau der künftigen Stadtbibliothek bilden. Es vergingen mit Planung und Bauzeit nochmals vier Jahre, bis im August 1994 die neue Stadtbibliothek in Bad Kreuznach feierlich eröff- net werden konnte. Am Rande der innerstädtischen Fußgängerzone entstand ein architektonisch höchst attraktives Gebäudeensemble. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude wurde vollständig entkernt, der neuen Nutzung angepasst und erhielt als Ergänzung einen zu- sätzlichen modernen dreigeschossigen Baukörper mit einem gerundeten, vollständig verglasten Seitenteil. In diesem spiegelt sich mehrfach gebrochen der Altbau, wodurch optisch eine Verschmelzung der beiden unter- schiedlichen Bauteile stattfindet und zugleich die Funk- tion ganz transparent nach außen demonstriert wird. Diese Kombination ist ein sehr beliebtes Fotomotiv, aber auch von innen kann das Gebäude mit vielfältigen funktionalen und optischen Reizen überzeugen. Die fünf Alt trifft neu: Das denkmalgeschützte Hauptgebäude (rechts im Bild) halbversetzten Ebenen mit knapp 1.700 qm Nutzfläche mit verglastem Anbau. Tagsüber spielgelt sich das alte Gebäude im Glasbau, nachts bietet die Glasfront einladende Blicke in die Biblio- sind über ein zentrales Treppenhaus und einen verglas- thek. ten Aufzug erschlossen und erlauben eine differenzierte Präsentation der verschiedenen Bibliotheksbereiche.

29 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN

Jubiläumsveranstaltung – bis auf den letzten Platz oder gar ihrer Notwendigkeit in Frage stellt. Natürlich belegt gebe es auch löbliche Entwicklungen und die Eröffnung der Stadtbibliothek in Bad Kreuznach vor 20 Jahren an Im Rahmen des 20-jährigen Bestehens der Stadtbib- diesem Ort war für die Stadt ein großer Gewinn. Das liothek in der Kreuzstraße und angesichts des Shakes- Haus besitzt eine enorme Anziehungskraft und ent- peare-Jubiläums im Jahr 2014 (450. Geburtstag) prä- sprechend hohe Besucherzahlen, ist ein offener und sentierte die Bibliothek in Zusammenarbeit mit dem einladender Ort für Menschen aus allen Generationen Verein „Freunde der Stadtbibliothek“ einen höchst und Kulturkreisen mit einem vielseitigen und attrakti- spannenden Kleinkunstabend. Mit seinen ziemlich ver- ven Angebot. Er schloss mit den Worten „Investitionen rückten Shakespeare-Programmen zählt das Schau- in Bibliotheken sind Investitionen in die Köpfe der Men- spieler- und Komikertalent Bernd Lafrenz zu den High- schen. Ich meine: besser kann man öffentliche Gelder lights der europäischen Kleinkunstszene. Er bot in der kaum einsetzen.“ Bibliothek „Macbeth“ als Einmannshow, verfremdet, federleicht interpretiert und komödiantisch, in einer Version, die Shakespeare-Kenner wie Theaterneulinge gleichermaßen fasziniert. Der Veranstaltungssaal der Bibliothek war bis auf den letzten Platz besetzt. Im Vorfeld gab es Grußworte von Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer und Kul- turdezernentin Andrea Manz. Die Oberbürgermeisterin sieht die Bibliothek als ein „Kraftzentrum“ in der Kreuzstraße. „Die Bibliothek steht da nicht nur räumlich als ein Schwergewicht am Ende der Fußgängerzone. Sie steht auch in einer viel- schichtigen inneren Beziehung zu den Einrichtungen in unserer Stadt“, womit sie auf die mannigfaltigen Kooperationen der Stadtbibliothek hinweist. Auch die verschiedenen gesellschaftlichen Funktionen einer gut ausgestatteten Bibliothek sind Themen ihrer Rede. Sie streift das Stichwort „PISA“ und damit verbunden den Bildungsauftrag explizit für Kinder und Jugendliche. Auch im Bereich der Integration sieht die Oberbürger- Offen und hell präsentiert sich die Stadtbibliothek ihren Besucherin- meisterin die Bibliothek in einer bedeutenden Rolle: nen und Besuchern. „Schauen Sie sich an einem x-beliebigen Tag in dieser Bibliothek um. Da werden Sie schnell feststellen, wie sich die Multikulturalität Bad Kreuznachs in diesem Hause spiegelt. Auch hier öffnet sich die Bibliothek für Bibliotheksangebot und Perspektiven die Gesellschaft ... und unterschätzen Sie nicht die Be- deutung, die solche offenen Orte, in denen man sich Das Angebot der Stadtbibliothek umfasst ca. 80.000 in einem zivilen Ambiente aufhalten, in denen man Medien. Die Bereitstellung und Vermittlung eines fa- kommunizieren und arbeiten kann, für den sozialen cettenreichen Medienangebots, real und digital, wird Frieden einer Gesellschaft haben.“ Zudem greift sie das weiterhin als Kernaufgabe betrachtet. Seit 2011 nimmt Schlagwort vom lebenslangen Lernen auf und betont die Bibliothek an der Onleihe Rheinland-Pfalz teil. Im die Wichtigkeit eines attraktiven Bibliotheksangebotes Hause stehen kostenlose Internetplätze und freies in Bezug auf Ausbildung, Beruf und Weiterbildung. WLAN zur Verfügung. Mit beinahe 100 Sitzgelegenhei- ten legt man hohen Wert auf eine angenehme Aufent- Diesen Hinweis nahm der Leiter der Stadtbibliothek, haltsqualität. Die Bibliothek als Lern- und Arbeitsort ist Stefan Meisel, in seiner Rede gerne auf. Er unterstrich hier schon lange Realität. die Bedeutung der Bibliothek für den Bildungsbereich Durch ein abwechslungsreiches Veranstaltungspro- und äußerte manchmal Erstaunen, dass man einerseits gramm und die Präsentation von Sachthemen- und gerne von der „Bildungsrepublik“ spricht, andererseits Kunstausstellungen unterstreicht man den Anspruch, aber sogenannte freiwillige Leistungen wie Bibliothe- das städtische Kulturangebot vor Ort zu bereichern und ken oftmals in Bezug auf eine adäquate Ausstattung zugleich als nicht kommerzieller Treffpunkt und Kom-

30 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN

munikationsort zu fungieren. Gerade in diesem Sektor der Kommune fordert ein hohes Maß an Kreativität, gibt es vielfältige Kooperationen mit anderen Instituti- um die vielfältigen Bedürfnisse der Bevölkerung ange- onen, Vereinen oder Initiativen. messen befriedigen zu können. Ziel muss es sein, tech- Die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten nologisch immer nah am Puls der Zeit zu bleiben. Der und damit verbunden die Leseförderung bildet einen digitale Sektor wird wachsen, ebenso wird die Vermitt- weiteren Schwerpunkt des Bibliotheksangebotes. lung von Informationskompetenz einen breiten Raum einnehmen und die Rolle der Bibliothek als nichtkom- merzieller Treffpunkt mit Netzwerkfunktion wird be- deutsamer. Mit einer service- und kundenorientierten Einstellung sowie einer rationellen Organisation fühlt man sich in Bad Kreuznach gut aufgestellt, um auch künftig erfolgreich als Leuchtturm im Bildungs- und Kultursektor fungieren zu können.

Stefan Meisel, Leiter der Stadtbibliothek Bad Kreuznach

Stadtbibliothek Bad Kreuznach

Kreuzstraße 69 55543 Bad Kreuznach Telefon: 0671 800-383 oder -240 E-Mail: [email protected] Homepage: www.stadtbibliothek.bad-kreuznach.de LESESOMMER-Abschlussfest im Freien vor der Bibliothek. Leitung: Dipl.-Bibl. (FH) Stefan Meisel Fotos: Stefan Meisel Bestand: ca. 80.000 Medien Öffnungszeiten: Montag und Der gesellschaftliche und technologische Wandel wird Mittwoch: 14.00 - 18:00 Uhr auch künftig die Aufgabenbereiche von Bibliotheken Dienstag, Donnerstag und sukzessive ändern. Wie in der Fachöffentlichkeit disku- Freitag: 10.00 - 1800 Uhr Samstag: 10.00 - 13.00 Uhr tiert man auch im engagierten Bad Kreuznacher Biblio- EDV-System: Bibdia theksteam über die zukünftige Rolle einer öffentlichen Einwohner: 43.946 (Stand 31.12.2013, Bibliothek. Klar ist, dass die traditionellen Angebote Statistisches Landesamt RLP) und Dienstleistungen an Relevanz verlieren werden. Landkreis: Bad Kreuznach Der Spardruck aufgrund begrenzter finanzieller Mittel

31 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 LESEFÖRDERUNG UND VERANSTALTUNGEN

LESEFÖRDERUNG UND VERANSTALTUNGEN „Nimm mich mit“ – Stadtbücherei Selters schickt Romane auf die Reise

Die originelle Lese-Aktion „Nimm mich mit“ der Stadt- bücherei einfinden, damit die Bücher und Kommentare bücherei Selters ging im Sommer 2014 in die zweite in der Veranstaltung „Selters liest vor“ (Leserinnen und Runde. Auf dem Wochenmarkt in Selters wurden im Leser stellen ihr Lieblingsbuch vor), – passend zum bun- Juli zwei verschiedene kurzweilige Romane („Hendl- desweiten Vorlesetag – am 21. November präsentiert mord“ von Ida Ding und „Es muss dunkel sein, damit werden konnten. man die Sterne sieht“ von Jenny Bünning) „ausgesetzt“. Tatsächlich fanden nur zwei Tüten ihren Weg zurück in Vorgesehen war, dass die Bücher von ihren Finderinnen die Stadtbücherei. Eines der Bücher hatte laut Kom- und Findern mit nach Hause genommen, gelesen und mentar im beigefügten Notizenheft eine Urlaubsreise kommentiert werden sollten. An verschiedenen Markt- nach Frankreich unternommen. Die Finder freuten sich ständen standen mehrere auffällige Tüten, versehen über die gefundenen Tüten, hinterließen ihre Eindrücke mit einem Aufkleber „Nimm mich mit“ bereit, in denen und wünschten dem Buch viel Glück auf seiner Weiter- sich neben dem Buch auch ein Notizenheft für Kom- reise. mentierungen zum Buch und der Fundstelle befand. Auch wenn nur ein kleiner Teil der Buchtüten wieder Die Idee des Bibliotheksteams war, dass der Finder oder den Weg zurück gefunden hat, glaubt das Team der die Finderin die Tüte mit dem Buch nach der Lektüre Stadtbücherei an den positiven Werbeeffekt und plant wieder an einer anderen Stelle auslegt, z.B. beim Arzt auch im kommenden Sommer weitere Bücher auf die oder im Café, damit es vom Nächsten mitgenommen Reise zu schicken. wird. Über vier Monate waren die Büchertüten unterwegs, Quelle: Pressemitteilungen Stadt Selters bis Mitte November sollten sie sich wieder in der Stadt-

Birgit Lantermann, Leiterin der Stadtbücherei Selters, schickt auf dem Wochenmarkt Büchertüten auf die Reise. Foto: Rita Steindorf

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In Lahnstein wurde Halloween zum Lesefest

Stadtbücherei begeisterte Kinder mit spannender Geschichte, Leckereien und Bastelideen

Gruselspaß und gemütliches Beisammensein – das gab Erfolg. es passend zu Halloween im kleinen Rahmen in der Das Gespensterfest war in diesem Jahr äußerst beliebt Stadtbücherei Lahnstein für Kinder im Alter zwischen – und die aufgrund noch begrenzter Räumlichkeiten ra- sechs und neun Jahren zu erleben. Nachdem in den bei- ren Anmeldeplätze heiß begehrt. Um 22 Uhr fand die den vorangegangenen Jahren bereits Leseabende mit Gruselei dann ein Ende, als die kleinen Gespenster von Bastel- und Spielelementen organisiert wurden, hat ihren Eltern abgeholt wurden. auch das diesjährige „Gespensterfest“ wieder eine po- sitive Resonanz gefunden. Jan Jacoby Die jungen Teilnehmer hatten sich für die um 19 Uhr beginnende Veranstaltung angemeldet. Als Hexen, Zombies und Vampire verkleidet, fanden sie sich im Dieser Beitrag ist erstmals in der Rhein-Lahn-Zeitung Bad Sitzkreis ein und lauschten gespannt der Vorlesung von Ems vom 4. November 2014 auf Seite 17 erschienen. Wir „Stichkopf und der Scheusalfinder , einem sowohl gru- veröffentlichen ihn hier mit freundlicher Genehmigung seligen als auch lustigen Kinderbuch, das für jeden Ge- der Rhein-Zeitung. schmack etwas bietet. Anschließend folgte der aktive Teil des Abends. Es wurden Spiele gespielt und alle Teilnehmer bastelten sich ihre eigene Insekten-Monster-Lampe zum Mitneh- men, wobei sich jeder kreativ austoben und seine Ideen verwirklichen konnte. Dazu gab es zur Stärkung selbst gemachte Hotdogs und Süßigkeiten, zur gruseligen Auswahl standen „essbare Friedhofserde“ und „leckere Blutplasmabeutel“. Das Gespensterfest ist nur ein Teil der Jugendarbeit der städtischen Bibliothek Lahnstein. Projekte wie „Le- sestart – Drei Meilensteine für das Lesen!“ für Kinder ab drei Jahren oder der „Sommerferien-Bücher-Club“ für Sechs- bis Zehnjährige, der sich während der Som- merferien wöchentlich trifft, bringen der Lahnsteiner Das Büchereiteam und die Kinder wissen, was in der dunklen Jahreszeit Jugend im Zeitalter von Internet und modernen Medi- wichtig ist: selbst hergestellte Insekten-Monster-Lampen. en Lesen und Bücher nah. Und das tun sie mit großem Foto: Stadtbücherei Lahnstein

33 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 LESEFÖRDERUNG UND VERANSTALTUNGEN

Tag der offenen Büchereien in Hargesheim, Roxheim und Rüdesheim

Einen gemeinsamen „Tag der offenen Büchereien“ veranstalteten die Gemeindebüchereien Hargesheim, Roxheim und Rüdesheim am Samstagnachmittag des 28. Februar 2015 zum ersten Mal mit gutem Erfolg. Waren die Angebote in den Büchereien an diesem Tag ganz unterschiedlich, so teilten alle Büchereiteams das Anliegen, möglichst viele Besucherinnen und Besucher zu gewinnen und für die Bücherei zu begeistern.

Die Bücherei Hargesheim bot für Erwachsene und Kin- der eine spannende Büchereirallye an. Eine der Fragen für Erwachsene lautete: „Wo ging Astrid Lindgren zur Schule?“ Unter drei möglichen Optionen Stockholm, Mit einem Blumenstrauß bedankte sich das Team der Roxheimer Malmö und Vimmerby konnten sich die Besucherin- Bücherei bei Heidrun Hahn für den interessanten Nachmittag. Foto: Gemeindebücherei Roxheim nen und Besucher für die richtige Antwort entscheiden. Astrid Lindgren schrieb die Geschichte über Michel Den Zauber der Edelsteine konnten die Kinder bei ei- von Lönneberga. Hier wurden die Kinder gefragt: „Wo nem Workshop in Rüdesheim erleben. Zu dieser Ver- wohnt Michel, in Bullerbü, Katthult oder in der Villa anstaltung brachte Dagmar Müller-Werle den Kindern Kunterbunt?“. Diese Frage beantworteten alle Kinder eine große Kiste mit, vollgepackt mit funkelnden Stei- richtig, war ihnen der Bauernhof Katthult aus dem nen. Die Expertin erklärte, dass es sich hier um Nachbil- Fernsehen bestens bekannt. Auf die Gewinner wartete dungen handelte, ansonsten hätte die Bücherei einen eine große Kiste mit neuwertigen Büchern. Sicherheitsdienst beauftragen müssen. Anhand einer Weltkarte erklärte Dagmar Müller-Werle die heutigen Fundgebiete, die über die ganze Welt verstreut sind. Ein Mädchen erzählte, dass ihr Vater bei Idar-Oberstein einmal einen Achat gefunden habe. Dass die Edelstei- ne bunt funkeln, konnten die Kinder erleben, als diese von Hand zu Hand weitergereicht wurden. Besonde- res Interesse fand der König unter den Edelsteinen, der Diamant. Dieser war ein Duplikat eines Edelsteines aus der Krone von Königin Elisabeth. Zum Abschluss erhielt jedes Kind einen echten Edelstein geschenkt. Während die Kinder beschäftigt waren, hatten die El- Erfolgreiche Teilnehmerinnen bei der Hargesheimer Büchereirallye. tern bei Kaffee und Kuchen Gelegenheit, sich über neue Foto: Gemeindebücherei Hargesheim Bücher zu informieren.

In der Roxheimer Gemeindebücherei konnten sich beim Gemeindebüchereien Hargesheim, Tag der offenen Büchereien die interessierten Besuche- Roxheim und Rüdesheim rinnen und Besucher zunächst bei einer Tasse Kaffee über aktuelle Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt informieren. Im Anschluss daran lud das Büchereiteam in den Mehrzweckraum der Roxheimer Grundschule ein. Auf einer Reise von der Felsenkirche in Idar-Oberstein bis zum Binger Mäuseturm konnten die Anwesenden den Sagen und Erzählungen von Heidrun Hahn lauschen und deren Gemälde bewundern. Die Bad Sobernheimer Künstlerin hat zahlreiche Burgen im Nahe-Hunsrück- Raum gemalt und kennt die historischen Daten sowie viele der Sagen rund um diese geschichtsträchtigen Ge- Dagmar Müller-Werle begeisterte in Rüdesheim Kinder für Edelsteine. mäuer. Foto: Gemeindebücherei Rüdesheim

34 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 LESEFÖRDERUNG UND VERANSTALTUNGEN

„200 Jahre Preußen am Rhein“ – Kooperation der Kultureinrichtungen in Koblenz

„200 Jahre Preußen am Rhein“ nehmen der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschafts- schutz und seine Kooperationspartner zum Anlass, das Jahr 2015 unter das Leitthema „Preußen“ zu stellen. DANKE* BERLIN ist das Motto, mit dem der Rheinische Verein an eine 200-jährige Beziehung mit Folgen erinnert. Durch das ganze Jahr hindurch sollen im gesamten Gebiet der ehemaligen preußi- schen Rheinprovinz verschiedenste Veranstaltungen unterschiedlichste Aspekte beleuchten.

Von April bis Oktober 2015 wird es in mehr als 400 Ver- der Stadt an Rhein und Mosel und der preußischen anstaltungen an wechselnden Orten nicht nur auf dem Herrschaft auseinandersetzt. Grundlegende Spannun- Gebiet der ehemaligen preußischen Rheinprovinz, son- gen, Gegensätze und Auseinandersetzungen prägten dern auch in Berlin darum gehen, ein breit gefächertes nicht nur die Anfangszeit der preußischen Herrschaft Themenspektrum zum Verhältnis des Rheinlandes zu am Rhein. Sie beeinflussten mehr als 100 Jahre lang die Preußen und umgekehrt seit 1815 kritisch zu präsen- Entwicklung und die Gesellschaft der Stadt Koblenz. tieren. Offizieller Start ist der 12. April 2015 mit einer Die Ausstellung wird aus diesem Grund die Zeit vom Eröffnungsveranstaltung in Düsseldorf. Die Abschluss- Beginn der preußischen Herrschaft bis in die besonders veranstaltung findet am 18. Oktober 2015 auf der Fes- konflikt eiche Phase der 20er Jahre des 20. Jahrhun- tung Ehrenbreitstein statt. derts zwischen den beiden Weltkriegen in den Fokus Die seit vielen Jahren bewährte Kooperation der Koblen- nehmen. zer Kultureinrichtungen zeigt sich auch bei diesem Jubi- läum. In Koblenz, das von der preußischen Herrschaft Dabei stehen neben der politischen Geschichte der besonders stark geprägt wurde, werden anlässlich des Stadt vor allem auch die Wirtschafts-, Alltags- und Jubiläumsjahres verschiedene Kooperationsprojekte, Kulturgeschichte und die erkennbaren kritischen Strö- Ausstellungen, Vorträge und weitere Veranstaltungen mungen und oppositionellen Bewegungen und Ausei- stattfinden, die gemeinsam beworben werden. Einige nandersetzungen mit der preußischen Herrschaft im seien hier kurz vorgestellt. Mittelpunkt der Ausstellung. Es ist in diesem Zusam- menhang besonders reizvoll, dass die Ausstellung in den Veranstaltungen der Generaldirektion Kulturelles Räumen des ehemaligen Oberpräsidiums der Rheinpro- Erbe vinz, der heutigen Struktur- und Genehmigungsdirekti- Einer der wichtigsten Partner des Projekts in Rheinland- on Nord präsentiert werden kann. Kooperationspartner Pfalz ist die Generaldirektion Kulturelles Erbe. Neben wie das Stadtarchiv Koblenz, das Mittelrhein-Museum der Ausstellung „Danke Berlin – preußische Soldaten und das Bundesarchiv steuern Exponate bei. im Bilde“ im Landesmuseum Koblenz stehen auf der Laufzeit: 9. Juni bis 28. August 2015 preußischen Festung Ehrenbreitstein und dem Hohen- Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Strese- zollernschloss Stolzenfels zahlreiche Veranstaltungen mannstraße 3-5, 56068 Koblenz zu zwei Schwerpunkten auf dem Programm: zum ei- nen die Festungsstadt und Garnison Koblenz und ihre städtebauliche Entwicklung im 19. Jahrhundert, zum anderen die nachhaltigen Veränderungen des Mittel- rheintals durch zahlreiche Bau- und Denkmalprojekte. Laufzeit: 19. Juni bis 25. Oktober 2015 Landesmuseum Koblenz, Festung Ehrenbreitstein, 56077 Koblenz

Preußens Gloria in Koblenz?! 200 Jahre Preußen am Rhein

Landeshauptarchiv Koblenz und Landesbibliotheks- zentrum Koblenz zeigen gemeinsam eine Ausstellung, die sich besonders mit den Gegensätzen, den Diskre- Der Kopf des Reiterstandbilds von Kaiser Wilhelm I. im Bollerwagen. panzen und Widersprüchen des Verhältnisses zwischen Foto: Landeshauptarchiv

35 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 LESEFÖRDERUNG UND VERANSTALTUNGEN

te weitestgehend in Vergessenheit geraten. Mit seiner Kabinettausstellung möchte das Mittelrhein-Museum an diese Zeit erinnern und zeigt dazu die unterschied- lichsten Exponate aus der Städtischen Kunstsammlung. Laufzeit: 12. Juni bis 16. August 2015 Mittelrhein-Museum Koblenz, Zentralplatz 1, 56068 Koblenz

Otto von Bismarck: Mensch – Staatsmann - Mythos

Aus Anlass seines 200. Geburtstages zeigt das Bundes- archiv vom 10. September bis zum 8. November 2015 Das ehemalige Oberpräsidium der Rheinprovinz, jetzt Struktur- und die Ausstellung „Otto von Bismarck: Mensch – Staats- Genehmigungsdirektion Nord. mann – Mythos“ der Otto-von-Bismarck-Stiftung, einer Foto: Landeshauptarchiv bundesunmittelbaren Politikergedenkstiftung öffentli- chen Rechts mit Sitz in Friedrichsruh und Schönhausen. Festungsstadt Koblenz 1815 Fotografien, Dokumente und Exponate aus den Archiv- Vor 200 Jahren wurde Preußen auf dem Wiener Kon- und Sammlungsbeständen der Otto-von-Bismarck- gress das Rheinland zugesprochen. Noch in Wien be- Stiftung sowie aus dem Bundesarchiv bieten einen an- schloss der preußische König Friedrich Wilhelm III. regenden Einblick in das Leben und politische Werk des sowohl Köln als auch Koblenz zu massiven Festungen ersten Reichskanzlers. ausbauen zu lassen. Schon nach kurzer Zeit veränderte die Stadt Koblenz nachhaltig ihr Gesicht. Die beschau- Laufzeit: 10. September 2015 bis 8. November 2015 liche kurtrierische Residenz wurde zur Festungsstadt. Bundesarchiv, Potsdamer Straße 1, 56075 Koblenz Dazu gehörten die Festung Ehrenbreitstein, die Feste Kaiser Franz auf dem linken Moselufer und die Feste Alexander mit dem Fort Konstantin auf der Karthause. Weitere Veranstaltungen Zudem wurde auch die gesamte Stadt einschließlich des Rhein- und Moselufers mit einer Umwallung um- Die Volkshochschule der Stadt Koblenz bietet zum The- geben. Das Mainzer- und das Löhrtor erwiesen sich als ma Vorträge und Führungen an, z.B. durch die Arenber- Nadelöhr; die extrem eingeschränkte Bewegungsfrei- ger Pfarrer-Kraus-Anlagen. heit behinderte Handel und Industrie. Solchermaßen eingeengt, konnte die Stadt nicht wach- sen. 75 Jahre lebten die Koblenzer in einer Art militäri- Informationen zu den bundesweiten Aktivitäten und schem Sperrgebiet. Doch die Erinnerung daran ist heu- Gesamtprogramm: www.danke-berlin-2015.de

36 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 INTERNET, NEUE MEDIEN

INTERNET, NEUE MEDIEN

Onleihe Rheinland-Pfalz erfolgreich seit fünf Jahren

Als im Jahr 2010 acht Bibliotheken unter Federführung zum Erwerbungsetat wurden im Verbund gemeinsam des LBZ die Onleihe Rheinland-Pfalz gründeten, zeich- festgelegt. nete sich zwar ab, dass E-Books und andere digitale Nach längeren Vorarbeiten ging die Onleihe offiziell im Medien den Buch- und Medienmarkt sowie die Ange- Oktober 2010 an den Start. Die Zahl der Bibliotheken bote der Bibliotheken verändern würden. Es war jedoch wuchs im Jahr 2011 auf 12 Bibliotheken an. Den größ- schwer einzuschätzen, inwieweit sich das digitale An- ten Zuwachs gab es 2014 mit 16 Bibliotheken. gebot zu einem festen Bestandteil des Medienangebots der Bibliotheken entwickeln würde. Denn viele Verlage waren zunächst sehr zurückhaltend bei der Bereitstel- Seit September 2014 beteiligen sich auch die Biblio- lung von Lizenzen für die digitale Ausleihe, was sich theken des LBZ – Bibliotheca Bipontina in Zweibrücken, leider noch immer als größtes Hindernis für die Erwei- Pfälzische Landesbibliothek in Speyer, Rheinische Lan- terung des Onleihe-Angebots darstellt. Dennoch ist desbibliothek in Koblenz – aktiv an der Onleihe. „Zeit die Entwicklung des Onleihe-Verbunds Rheinland-Pfalz für eine Halbjahresbilanz“, stellt die Leiterin des LBZ, eine Erfolgsgeschichte. Dr. Annette Gerlach fest. „Als aktiver Teilnehmer be- reichert das LBZ nun auch das Onleihe-Angebot durch In der Vorbereitung für den Start der Onleihe wur- den Ankauf wissenschaftlicher Titel“, erklärt Dr. Ger- de von den Bibliotheken viel Arbeit investiert, um ein lach. „Dieses Konzept der Beteiligung wissenschaftli- funktionierendes Kooperationsmodell für den Verbund cher Bibliotheken am Onleihe-Verbund und damit der zu entwickeln. Ein gemeinsames Bestandskonzept, die Erweiterung des Angebotes um wissenschaftliche Lite- Beteiligung der Bibliotheken durch die Übernahme ratur ist bisher einzigartig in Deutschland“, erläutert Dr. von Lektoraten oder anderer Aufgaben im Verbund, Gerlach weiter. die gemeinsame Entwicklung von Werbematerialien und die zentrale Koordinierung durch das Landesbib- Mittlerweile beteiligen sich landesweit 44 Bibliotheken liothekszentrum sind die tragenden Elemente der Ko- am Verbund. Der Bestand wurde, auch gefördert mit operationsvereinbarungen. Auch die Kriterien für die Landesmitteln, weiter ausgebaut und die Zahl der Ent- Berechnung der Beiträge der einzelnen Bibliotheken leihungen stieg von rund 40.000 im Jahr 2011 auf rund 350.000 im Jahr 2014. Im Vergleich zum Vorjahr 2013 lag die Ausleihsteigerung bei mehr als 60%, denn 2013 waren es erst rund 217.000 Entleihungen. Auch die Zahl

Bestand und Entleihungen

400.000 Bestand Entleihungen 350.000

300.000

250.000

200.000

150.000

100.000

50.000

0 2010 2011 2012 2013 2014

37 Bestand Entleihungen 2010 3.084 6.233 2011 6.835 40.131 2012 11.477 116.770 2013 19.537 217.811 2014 31.127 350.948

Bestand und Entleihungen

400.000 Bestand Entleihungen 350.000

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0 2010 2011 2012 2013 2014

Nutzer 2010 1087 2011 3124 2012 6081bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 INTERNET, NEUE MEDIEN 2013 10013 2014 13854

Nutzerinnen und Nutzer der Nutzer hat sich im Vergleich zu 2013 um rund 40% der Onleihe RLP 2010 - 2014 erhöht. Rund 14.000 Bibliothekskunden landesweit 16000 nutzen das Angebot. 14000 Die ersten beiden Monate des Jahres 2015 mit durch- 12000 schnittlich 35.000 Entleihungen lassen erwarten, dass 10000 auch 2015 ein erfolgreiches Jahr für die Onleihe Rhein- 8000 land-Pfalz wird. 6000 4000 Angelika Hesse, LBZ 2000 0 2010 2011 2012 2013 2014 Die Onleihe RLP konnte in den vergangenen fünf Jahren Zuwächse beim Bestand, bei den Entleihungen sowie bei den Nutzerzahlen verbuchen.

Universitätsbibliothek Mainz verstärkt ihre Aktivitäten in den Bereichen E-Science und Science 2.0

Die wissenschaftliche Arbeit entwickelt sich mehr und dass sich dadurch die bestehenden Forschungsprak- mehr hin zu einer völlig veränderten und primär digi- tiken und Publikationsprozesse fundamental ändern. talen Partizipation, Kommunikation und Diskussion in Organisatorisch ist der Forschungsverbund in der Leib- Forschungs- und Publikationsprozessen. Wissenschaft- niz-Gemeinschaft verankert und wird derzeit von 37 lerinnen und Wissenschaftler nutzen zunehmend Wikis, Verbundpartnern unterschiedlicher Disziplinen voran- Blogs und andere kooperative Kommunikationskanäle​ getrieben. Er besteht aus Leibniz-Einrichtungen sowie wie soziale Netzwerke, um Ideen, Theorien und Kon- universitären und außeruniversitären Forschungsein- zepte online zu teilen. Diese Art der Forschungsarbeit richtungen und Bibliotheken aus Deutschland, Öster- benötigt als Basis eine umfassend digitale Infrastruktur, reich und der Schweiz und gehört zu den größten der die alle relevanten Ressourcen für einen Forschungsbe- elf Leibniz-Forschungsverbünde. reich integriert und Werkzeuge zu ihrer Verarbeitung bereitstellt. Für die UB Mainz bedeutet die Mitgliedschaft in dem Die Universitätsbibliothek Mainz verstärkt ihre Aktivi- Forschungsverbund, sich in die aktuelle Debatte um täten in diesem Bereich durch die Mitarbeit im Leibniz- die Rolle von Science 2.0 aktiv einzubringen. „Die Forschungsverbund Science 2.0 und die Bereitstellung Entwicklung bringt eine grundlegende Veränderung einer neuen Serviceplattform zur Digitalisierung. der bisherigen Forschungspraktiken und Publikations- prozesse mit sich und bedeutet für uns, dass wir die Mitglied im Leibniz-Forschungsverbund Science 2.0 Dienstleistungen der Bibliothek entsprechend anpas- sen müssen“, erklärt Nicole Walger von der Univer- Die Universitätsbibliothek Mainz ist neues assoziiertes sitätsbibliothek der Johannes Gutenberg-Universität Mitglied im Leibniz-Forschungsverbund Science 2.0. Mainz (JGU). Dazu wird es auch nötig sein, die Rolle Der Verbund befasst sich mit der Nutzung moderner der Bibliotheken neu zu definie en, die in Zukunft ver- Internettechnologien in der Forschung und untersucht, stärkt als Berater für Science 2.0 auftreten werden. wie sich Science 2.0 auf Wissenschaft und Gesellschaft „Die Universitätsbibliothek Mainz möchte ihrerseits auswirkt. Indem Werkzeuge und Plattformen des Social zu dem Verbund beitragen, indem wir Erfahrungen mit Web zunehmend in den Wissenschaftsalltag integriert Science 2.0 aus der Praxis einer wissenschaftlichen Bi- werden, entstehen völlig neue Möglichkeiten der Kom- bliothek und Consulting Library erheben und weiterge- munikation und Zusammenarbeit. Es wird erwartet, ben“, so Walger mit einem Hinweis darauf, dass Mainz

38 INTERNET, NEUE MEDIEN bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 INTERNET, NEUE MEDIEN

insbesondere Erfahrungen auf dem Aktionsfeld Akade- Suche nach Textstellen wird gearbeitet. Wer sein Quel- mische Integrität besitzt – ein Thema, das für Science lenmaterial zur weiteren Forschung in anderen Syste- 2.0 von besonderer Relevanz ist. men bearbeiten möchte, kann die Daten in internati- onal standardisierten Formaten ausgeben lassen oder direkt in andere Softwaresysteme übernehmen. Es wird „Visual Collections“ – neue Serviceplattform für angestrebt, sämtliche im Portal erfassten Daten frei zu- Digitalisierungsvorhaben gänglich (Open Access) anzubieten.

Die Digitalisierung von Arbeitsmaterial gehört zur Grundvoraussetzung für vernetztes und digitales Arbei- ten im wissenschaftlichen Alltag. Mit dem Online-Por- tal „Visual Collections“ bietet die Universitätsbibliothek Mainz Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der JGU ab sofort eine Lösung zur digitalen Erschließung und Bereitstellung von Quellenmaterial. Die Universi- Die Universitätsbibliothek Mainz entwickelte die „Visu- tätsbibliothek startet das Portal mit den beiden Kollek- al Collections“ in einem Kooperationsprojekt mit den tionen Sammlung Clemens Brentano und Sammlung Forschungsschwerpunkten „Medienkonvergenz“ und Rotbuch Verlagsarchiv, weitere werden folgen. „Historische Kulturwissenschaften“ sowie dem Zen- Die im Portal veröffentlichten Kollektionen von digi- trum für Datenverarbeitung der JGU. Sie geht damit talisierten Materialien und deren Metadaten können einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einer digital ba- über eine komfortable Weboberfläche mithilfe zahlrei- sierten Infrastruktur für E-Science an der JGU. cher Such- und Anzeigefunktionen durchsucht werden. Die einzelnen Digitalisate lassen sich in verschiedenen Quellen: Pressemitteilungen UB Mainz Vergrößerungsstufen betrachten, auch an der gezielten und Informationsdienst Wissenschaft

39 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 SCHULE UND BIBLIOTHEK

SCHULE UND BIBLIOTHEK Von der Schulbibliothek zum Lern- und Medienzentrum

Maria Ward-Schule Mainz

Die Maria Ward-Schule (MWS) ist ein staatlich aner- baden in Zusammenarbeit mit der Schulleitung und kanntes Gymnasium für Mädchen mit den angeglie- drei Mitarbeiterinnen aus dem Bibliotheksteam. An der derten Berufsfachschulen Hauswirtschaft/Sozialwesen Finanzierung waren neben dem Schulträger das Land und Wirtschaft. Schulträger ist die kirchliche Maria Rheinland-Pfalz, das Bistum Mainz, Förderstiftung und Ward-Stiftung. Förderverein, private Sponsoren der Schule und die El- Bereits seit Jahrzehnten gab es in der Maria Ward- tern beteiligt. Schule eine funktionierende und gut ausgestattete Schulbibliothek mit großzügigen Öffnungszeiten, PC- Das Lern- und Medienzentrum besteht aus einem gro- Ausstattung (BibliothecaPlus) und einer Leseecke (seit ßen zentralen Raum mit Verbuchungstheke, Gruppen- 2008). Allerdings machte sich in den letzten Jahren und Einzeltischen, Bücherregalen und zwei Aufbewah- zunehmend ein Nutzungswandel und damit verbun- rungsmöbeln mit Schubladen für zurzeit 35 Laptops. Im den das Fehlen von PC-Arbeitsplätzen in ausreichender Eingangsbereich gibt es eine Garderobe mit Schließfä- Anzahl bemerkbar. Zudem war die zur Verfügung ste- chern, einen Kopierer und eine große gepolsterte Sitz- hende Fläche eher gering, Raumhöhe und Regale dafür bank; zwei weitere Lesesofas sind im hinteren Teil des hoch, Bücher oft schwer zu erreichen, die Einrichtung in zentralen Raums in den Regalen eingebaut und erfreu- die Jahre gekommen. en sich bei den Schülerinnen großer Beliebtheit. Gleichzeitig wurde deutlich: Eigenverantwortliches Ler- Jeweils durch große Glastüren abgetrennt sind auf ei- nen im Vormittagsunterricht und zunehmende Präsenz ner Seite die Leseecke mit Sitzpodesten und auf der an- der Schülerinnen am Nachmittag durch immer mehr deren Seite ein großer Seminarraum mit Arbeitstischen Ganztagsunterricht und AGs erforderten Raum für indi- und Bücherregalen, der eine ganze Schulklasse aufneh- vidualisiertes Arbeiten, für Hausaufgaben, zur Vorberei- men kann. Eine kleine Küchenzeile, ein Lagerraum und tung von Referaten, Präsentationen und Facharbeiten, eine behindertengerechte Toilette liegen im hinteren auch zum Entspannen. Teil. Alle Arbeitstische sind mit Elektro- und Internetan- Anfang 2013 kündigte sich die Möglichkeit der Verlage- schlüssen versehen, so können die Schülerinnen an der rung und Vergrößerung der Bibliothek mit völlig neuem Verbuchungstheke Laptops ausleihen und an allen Ti- Konzept im Rahmen des umfassenden barrierefreien schen damit arbeiten. Für Präsentationen gibt es zwei Umbaus eines Schulgebäudes an. Es wurde – nicht zum Beamer und Leinwände. ersten Mal – aussortiert, gleichzeitig geplant, die Bib- liothek zog für die Dauer des Schuljahres 2013/2014 Beim Innenausbau und bei der Möblierung wurde we- mit reduziertem Angebot in ein kleines, aber feines gen der eingeschränkten Raumhöhe und der Gaupen- Provisorium um und wurde mit Beginn des Schuljahres fenster Wert auf Helligkeit und Transparenz gelegt, das 2014/2015 als Lern- und Medienzentrum (LMZ) neu er- Bibliotheksteam wünschte eine größtmögliche Fle- öffnet. xibilität der Einrichtung. Farbliche Akzente setzen die statisch notwendigen Stützen, die in unterschiedlichen Die neuen Räume liegen im Dachgeschoss des soge- Farben gestrichen und mit dem Ausspruch der Gründe- nannten Fechenbacher Hofes, eines in den fünfziger rin der Congregatio Jesu und Schulpatronin Mary Ward Jahren wiederaufgebauten Barockgebäudes, in dem „Ich habe stets das Licht geliebt“ in verschiedenen sich auch Lehrerzimmer, Verwaltung und Kursräume Sprachen beschriftet sind. für die Oberstufe befinden, das grundlegend saniert Das Regalsystem ist überwiegend von einem Biblio- und den Erfordernissen des Brandschutzes angepasst thekseinrichter (Standardprogramm mit weißen Stahl- wurde. Zwei Architekturbüros kooperierten mitein- rahmen und weißen Holzfachböden); es wird durch ander: Die Leitung der gesamten Baumaßnahme lag Maßanfertigungen ergänzt, um möglichst viel Stellfl - in den Händen des Planungsbüros BSE, die Planung che auch in den Schrägen zu erhalten, auf Sonderaus- des Lern- und Medienzentrums mit 300 qm erfolgte stattungen wurde verzichtet. durch das Architekturbüro EckertHarms Mainz/Wies-

40 SCHULE UND BIBLIOTHEK bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 SCHULE UND BIBLIOTHEK

Wie bereits in der alten Bibliothek arbeiten wir mit Bi- geplant, interessierte Schülerinnen zur Mithilfe in be- bliothecaPlus von OCLC (zwei Arbeitsplätze, von denen stimmten Bereichen zu gewinnen, Anfragen dazu gibt einer in der Regel als LanOPAC genutzt wird), neu ist es bereits. der eOPAC von BVS, mit dem über das Internet der Me- dienbestand des Lernzentrums tagesaktuell eingesehen Die anfängliche Befürchtung, dass die Lage in der drit- werden kann. ten Etage Besucher abschreckt, hat sich nicht bewahr- heitet. Und wer den Weg nach oben geschafft hat, wird Der Einzug in das LMZ erfolgte in den beiden letzten auch von einem schönen Blick über die Dächer von Wochen der Sommerferien 2014. Am letzten Ferien- Mainz und auf die Domtürme belohnt. tag waren wir erleichtert, dass wir alle Bücher sinnvoll in den Regalen unterbringen konnten. Ab dem ersten Birgit Karn, Leiterin des Lern- und Schultag bis zu den Herbstferien wurden wir so von Medienzentrums Maria Ward-Schule Mainz Einzelbesuchern und durch viele Klassenführungen in Anspruch genommen und hatten mit den Tücken der Technik zu kämpfen, dass wir kaum zum Luftholen ka- men. Inzwischen, nach einigen Monaten, hat sich alles eingespielt, die Anfangsschwierigkeiten sind behoben und wir sind zum normalen Betrieb übergegangen.

Das LMZ ist an allen Schultagen ganztägig geöffnet und wird von einem Team von 25 ehrenamtlichen Mit- arbeiterinnen unter Leitung einer Teilzeit-Fachkraft be- treut. An den Vormittagen wird es hauptsächlich von Klassen und Gruppen sowie Oberstufenschülerinnen in deren Freistunden genutzt, in den Pausen und ab Seminarraum mit Arbeitsstationen, an denen Laptops angeschlossen der Mittagszeit vor allem von Einzelbesucherinnen al- werden können. ler Klassenstufen. Vor allem die Ganztagsschülerinnen der Unterstufe verbringen in ihrer Mittagspause gern Zeit in der Leseecke und auf den Leseliegen. Außerdem ist das LMZ Treffpunkt für Lese-AGs und bietet Raum für Abendveranstaltungen. Für die nächste Zukunft ist

Lern- und Medienzentrum der Maria Ward-Schule Mainz

Ballplatz 1-3 55116 Mainz Telefon: 06131 260555 Blick vom Hauptraum in den Seminarraum. E-Mail: [email protected] Fotos: Charlotte Schmidberger Leitung: Birgit Karn Bestand: 13.000 Medien Fläche: ca. 300 qm Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag: 08.30 - 16.00 Uhr Freitag: 08.30 - 14.00 Uhr EDV-System: BibliothecaPlus, eOPAC von BVS Architekt: Planungsbüro BSE, Mainz, EckertHarms, Mainz Einrichtung: Schulz Speyer Bibliothekstechnik Schülerinnen: ca. 1.400, Lehrer/innen ca. 110 Schulträger: Maria Ward-Stiftung

Verbuchungstheke, links davon ein Laptopwagen. Foto: Birgit Karn 41 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 TAGUNGEN, FORTBILDUNG

TAGUNGEN, FORTBILDUNG „Baustelle Zukunft“: Gemeinsame Bibliothekskonferenz der hauptamtlichen Bibliotheken 2014

Mainz am Mittwoch, 19. November 2014: mit den Dienstleistungen der Landesbüchereistelle sollen den Worten „Heute ist ein guter Tag für die Bibliotheken in Bibliotheken landesweit umfassend, passgenau, schnell Rheinland-Pfalz“, begrüßte Dr. Annette Gerlach, Lei- und aktuell bereitstehen.1 terin des Landesbibliothekszentrums, zu Beginn der Die Umsetzung des Konzepts hat in den beiden Stand- jährlichen Gemeinsamen Konferenz der hauptamtlich orten Koblenz und Neustadt an der Weinstraße zu- geleiteten Bibliotheken in Rheinland-Pfalz die Teilneh- nächst mit personellen Veränderungen begonnen. Im merinnen und Teilnehmer. nächsten Schritt wird nun eine neu strukturierte Aufga- benverteilung umgesetzt. Hoch über der Stadt im Konferenzraum des Ministeri- Damit war das Angebot der Landesbüchereistelle für ums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kul- die Zukunft der Bibliotheken umrissen. tur hatten sich auf Einladung des LBZ Vertreterinnen und Vertreter von über 40 Öffentlichen Bibliotheken in Pflaum widmete sich abschließend dem Thema Förde- Anwesenheit des zuständigen Referenten Anton Neu- rung des Öffentlichen Bibliothekswesens und gab hin- gebauer versammelt. Das Thema der Tagung: „Zukünf- sichtlich der Veränderungen ab 2015 nochmals einen tige Angebote und Dienstleistungen“. Überblick über die Regelungen der Verwaltungsvor- Nur unweit der Konferenz stand an diesem Tag im schrift zur Förderung des Öffentlichen Bibliothekswe- rheinland-pfälzischen Landtag die Verabschiedung des sens in Rheinland-Pfalz und der dazugehörigen Richt- lange angestrebten ersten Bibliotheksgesetzes für das linie.2 Land auf der Tagesordnung, eine neue Grundlage für moderne und zukunftsträchtige Bibliotheken. Neue Angebote und Dienstleistungen Wie sieht sie also aus, die Öffentliche Bibliothek der in Bibliotheken Zukunft in Rheinland-Pfalz? Welche Angebote und Dienstleistungen kann und soll sie bieten? Und welche Und wie positioniert sich die einzelne Öffentliche Bib- Unterstützung bietet das Land an? liothek zukünftig?

Wichtige Impulse zu dieser Frage gab Christoph Deeg Neuausrichtung der Büchereistellenarbeit in seinem engagierten und mitreißenden Vortrag. Vo- in Rheinland-Pfalz rangestellt hatte er ihm die Abbildung eines gelben Baustellenschildes mit der Aufschrift: „Hier entsteht Antworten auf diese Fragen gab der stellvertretende Zukunft“. Leiter des LBZ, Günter Pflaum, in seiner Präsentation Deeg ist Berater für Social-Media-Management und di- über die Neukonzeption der Büchereistellenarbeit in gitale Strategien, Gamer, bekennender Bibliotheksfan, Rheinland-Pfalz. Autor des Buches „Gaming in Bibliotheken“ und – er- klärtermaßen – ein Provokateur. In den Jahren 2013 und 2014 wurde in einem Struk- Seine Thesen, Ideen, Erkenntnisse, Erfahrungen, Anre- turprozess die zukunftsorientierte Neuausrichtung der gungen präsentierte er wie ein rasantes Spiel auf der Landesbüchereistelle geplant. digitalen Datenautobahn: schnell, laut, bunt. Reiz folg- Erarbeitet wurde die Konzeption „Büchereistellenarbeit te auf Reiz, im Kopf der Zuhörer entstanden Assoziatio- 2020“ für eine leistungsfähige zentrale Koordinierungs- nen, gleichsam öffnete sich Fenster auf Fenster. und Dienstleistungsorganisation. Ziele sind die best- Blitzlichter: „Wir schaffen eine Generation von digita- mögliche Unterstützung aller Bibliotheken im Land, len Analphabeten“, „Google ist ein Verb“, „Das größ- die Entwicklung neuer Dienstleistungen und Projekte te Wiki nach Wikipedia ist das für World of Warcraft“, sowie die Optimierung der inneren Organisation. Die „Wäre Facebook ein Land, wäre es das drittgrößte der

1 Vgl. die umfassende Darstellung der Konzeption von Pflaum, Günter: Die Landesbüchereistelle im LBZ, in: „bibliotheken heute“, Heft 3/2014, S. 112-117. 2 Nähere Informationen dazu sowie die aktuellen Antragsformulare gibt es unter www.lbz.rlp.de

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Erde“, „Collateral Learning – Lernen als Kollateral-Nut- und digitale Erfahrungen sein. Stichworte hier: „Akti- zen am Beispiel Pokemon“, „Verleihen ist cooler als Ver- vitheken“, „Unique Experiences“, „Neues Lernen“. kaufen – das uralte Geschäftsmodell der Bibliotheken wird von den kommerziellen Anbietern übernommen“, Deeg formuliert eine Zielsetzung für die Zukunft: Bi- „Wechseln Sie mal ab: statt Bibliothekartag lieber bliotheken als Schnittstellen zwischen analoger und Gamescom!“ digitaler Welt, eng orientiert an den sich schnell wan- delnden Lebensrealitäten der Menschen, für die sie ar- Wichtige Thesen kristallisierten sich heraus: beiten: Baustelle Zukunft.

■ Für das Lernen, die Kultur- und Wissensvermitt- Korrespondierend zu den Inhalten der Tagung rund lung werden Elemente des Gamings in der Zu- um das Thema Zukunft der Bibliotheken, hat unweit kunft immer wichtiger werden. der Tagungsräume der Landtag des Landes Rheinland- ■ Computerspiele zeigen, wie in Zukunft besser Pfalz das Bibliotheksgesetz an diesem Mittwoch, 19. gearbeitet, gelehrt und gelernt werden kann. November 2014, einstimmig angenommen. „Mit ■ Bibliotheken können Gaming für Projekte nut- dem Bibliotheksgesetz … legen (wir) das Funda- zen. ment für moderne, zukunftsträchtige Bibliotheken in ■ Gaming wird die Bibliotheksarbeit verändern. Rheinland-Pfalz. … Für die Bibliothekslandschaft ist das neue Gesetz ein Meilenstein.“, so Bildungs- und Deeg fordert ein, dass Bibliotheken bei der Konzeption Kulturministerin Vera Reiß in der Landtagsdebatte. ihrer Angebote die (digitalen) Lebensrealitäten ihrer re- Ein guter Tag für die Zukunft der Bibliotheken in Rhein- alen und potentiellen Kunden wahrnehmen. In Zukunft land-Pfalz. werde es immer wichtiger werden, möglichst allen Menschen Zugang –„Access“– zu digitalen Inhalten zu eröffnen, diese Inhalte –„Content“– zu kuratieren und Nächste Tagungstermine auch, Content zu produzieren, um selbstbestimmtes Lernen und Teilhabe zu ermöglichen. Die nächsten Konferenzen der hauptamtlich geleite- Und er stellt, als echter Bibliotheksfan, die Stärken der ten Bibliotheken finden im Süden am 22. April 2015 in Bibliothek heraus: Limburgerhof und im Norden am 4. Mai 2015 in Daun Sie ist ein realer Ort mit realen Menschen, sie kann den statt. notwendigen „Access“ schaffen zu analogen und digi- Der Termin für die nächste gemeinsame Tagung im talen Inhalten, sie kann realer Erlebnis-Ort für analoge Herbst ist der 25. November 2015, wieder im Ministe- rium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kul- tur (MBWWK) in Mainz.

Gudrun Colling, Norbert Sprung, LBZ

Christoph Deeg referierte bei der gemeinsamen Bibliothekskonfe- renz der hauptamtlich geleiteten Bibliotheken. Foto: Cornelia Dietle

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Jahrestagung im Zeichen von Austausch und Fortbildung

Konferenz der ehrenamtlichen Bibliotheken im nördlichen Rheinland-Pfalz 2014

Ehrenamtliche Bibliotheken sind zunehmend vernetz- und vieles mehr – den Mitarbeiterinnen der ehrenamtli- te, kreative und lebendige Orte der Leseförderung und chen Bibliotheken gehen die Ideen so schnell nicht aus. Begegnung. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Das Landesbibliothekszentrum unterstützt diese viel- vielseitig interessiert und ständig auf der Suche nach seitige Veranstaltungsarbeit mit zentralen Dienstleis- neuen Ideen und pflegen gerne den Austausch. tungen und landesweiten Aktionen. Eine der bekanntes- Dies bewiesen rund 50 Teilnehmerinnen und Teilneh- ten und erfolgreichsten Aktionen ist der LESESOMMER mer aus ehrenamtlichen Bibliotheken im Norden des Rheinland-Pfalz. Landes bei ihrer traditionellen Jahrestagung am 28. und 29. November in Vallendar. Wie in den Vorjahren, hatte Am zweiten Tag widmeten sich die Teilnehmerinnen das Landesbibliothekszentrum (LBZ) ins Forum Vinzenz ganz dem Thema Jugendliche als Zielgruppe in Biblio- Pallotti eingeladen, um dort gemeinsam zwei Tage mit theken. Zu diesem Thema war der in Bibliothekskreisen intensivem Austausch und Fortbildung zu verbringen. bekannte Fachmann Robert Elstner angereist. Elstner ist Sachgebietsleiter in der Kinder- und Jugendbiblio- Anders als in den Vorjahren wurde in diesem Jahr der theksarbeit der Städtischen Bibliotheken Leipzig. Da- Austausch am ersten Tag mit Neuigkeiten aus dem LBZ rüber hinaus ist er seit vielen Jahren Jurymitglied bei und aus der Landesbüchereistelle eröffnet. verschiedenen bundesweiten Kinder- und Jugendlitera- Günter Pflaum, der stellvertretende Leiter des Landes- turpreisen sowie Initiator der Leipziger Jugend-Litera- bibliothekszentrums, stellte dabei die zukünftige Kon- tur-Jury. zeption der Büchereistellenarbeit des LBZ vor. Ziele da- In der Regel gelten die Jugendlichen in der Bibliothek für sind vor allem ein Ausbau der Bibliotheksberatung als schwer zu erreichende Zielgruppe, doch Elstner in- und der zentralen Unterstützungsleistungen für die spirierte mit einer gelungenen Literaturauswahl und Bibliotheken in Rheinland-Pfalz. Zudem sollen in den kreativen Vermittlungsmethoden wie Bookslam®, nächsten Jahren auch die weitere Vernetzung und Ko- Bookcasting oder Educaching. operation der Bibliotheken sowie deren Präsenz im In- Zum Ende der Tagung am Samstagnachmittag traten ternet verstärkt werden. Dazu gehört zum Beispiel, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versorgt mit vie- E-Book-Ausleihe im Rahmen der Onleihe Rheinland- len neuen Informationen, Methodenwissen und Tipps Pfalz auch auf die kleinen Bibliotheken und ihre Kunden für die Bibliotheksarbeit vor Ort den Heimweg an. auszuweiten. 2015 soll die Jahreskonferenz der ehrenamtlich geleite- Nach einem gemeinsamen Abendessen stellten Elke ten Bibliotheken im nördlichen Rheinland-Pfalz erneut Zedlitz und Anke Biehl anschließend in einer anre- in Vallendar stattfinden. Der voraussichtliche Termin genden Präsentation die Öffentliche Bücherei Bad für die Tagung wird der 6. und 7. November 2015 sein. Sobernheim und ihre Angebote vor. Die Bücherei ist Hierfür werden ab September gesonderte Einladungen entstanden aus einem Zusammenschluss der örtlichen verschickt. evangelischen und der städtischen Bücherei. Seit 2010 ist sie im Kulturhaus Synagoge untergebracht, sie hat Norbert Sprung, LBZ einen eigenen Förderverein und neben vielen interes- santen Veranstaltungen veröffentlicht die Bücherei unter dem Titel „Buchkribbeln“ regelmäßig eine Bro- schüre mit literarischen Neuerscheinungen und Veran- staltungsangeboten.

Zum Abschluss des Abends waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann in großer Runde aufgefordert von den Erfahrungen aus der Arbeit des vergangenen Jahres zu berichten und dabei wurde schnell klar, an Kreativi- tät mangelt es nicht. Von Lesenacht über Bücherpick- nick für Kinder bis hin zu Leseaktionen für Erwachsene sowie Lesungen mit Geschichtenerzählern, Autoren Jahrestagung der ehrenamtlich geleiteten Bibliotheken in Vallendar im November 2014. Foto: LBZ 44 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM

AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM

Neues aus dem LBZ

Rheinische Landesbibliothek erhält Druck des 16. Neuer Fachreferent im LBZ / Pfälzische Landesbib- Jahrhunderts als Geschenk liothek

Die Gesellschaft für Historische Hilfswissenschaften Daniel Fromme ist seit 1. Dezember 2014 neuer Fach- Koblenz hat dem Landesbibliothekszentrum / Rheini- referent für Musik, Theologie, Religionswissenschaft, sche Landesbibliothek einen wertvollen landeskundli- Tanz, Theater, Film, Sport und Spiel am LBZ-Standort chen Druck aus dem 16. Jahrhundert geschenkt. Es han- Pfälzische Landesbibliothek. Nach dem Studium der delt sich um den ersten Teil des Werkes „Libri officialis Musikwissenschaft und Germanistik hat er sein Refe- sive agendae S. Ecclesiae Treverensis“, einem Trierer rendariat an der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußi- Kollektar (Buch der Liturgie), das 1574 bei Rotaeus in scher Kulturbesitz absolviert und war zuletzt als Koor- Trier erschienen ist. dinator Musik in der Stadtbibliothek Hannover tätig. Daniel Fromme tritt die Nachfolge von Dr. Elisabeth Das Werk enthält auf seinen 246 Seiten unter anderem Diederichs an, die im Sommer in den Ruhestand verab- ein Kalendarium mit den Festtagen und Heiligenkalen- schiedet wurde. Neben den Fachreferaten übernimmt dern, die Beschreibung und Erläuterung der Bedeutung er Aufgaben im Bereich der Informationskompetenz der Heiligen Sakramente und ein Glaubensbekenntnis und der Öffentlichkeitsarbeit. auf lateinisch und deutsch. Kontaktdaten: Telefon: 06232 9006-247, E-Mail: [email protected] Es ist in rot und schwarz gedruckt und wird durch einen ganzseitigen Wappenholzschnitt von Jakob von Eltz auf LBZ-Stand bei der Buchmesse Rheinland-Pfalz der Rückseite des Titelblattes geschmückt. Jakob von Eltz war von 1567 bis 1581 Erzbischof und Kurfürst von Viele Besucher, interessante Gespräche – so laute- Trier. Seine Regierungszeit stellt einen deutlichen Ein- te das Fazit des Landesbibliothekszentrums bei seiner schnitt in der Geschichte des Trierer Erzbistums bzw. Teilnahme bei der ersten Buchmesse Rheinland-Pfalz Kurfürstentums dar. Er setzte zielstrebig die Reformde- im vergangenen Jahr. Darum wird das LBZ auch 2015 krete des Konzils von Trient in seinem Bistum um und wieder auf der rheinland-pfälzischen Buchmesse vom bemühte sich um die Vereinheitlichung der Liturgie, 29. bis 31. Mai in Mainz vertreten sein. Besucherinnen wozu das vorliegende Werk maßgeblich beitrug. und Besucher der Messe haben Gelegenheit sich am LBZ-Stand über die Angebote des Landesbibliotheks- zentrums zu informieren und mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen.

Gerd Martin Forneck (links), der erste Vorsitzende der Gesellschaft für Historische Hilfswissenschaften, überreicht dem Leiter der Rhei- nischen Landesbibliothek, Lars Jendral, den alten Druck. Fotos: LBZ Das LBZ präsentiert seine Angebote bei der Buchmesse Rheinland- Pfalz.

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Neue URL und veränderter Webauftritt des LBZ

Seit Januar 2015 präsentiert sich der veränderte Web- liotheken als Kunden der Landesbüchereistelle bietet auftritt des Landesbibliothekszentrums mit verbesser- sich der direkte Einstieg über den Button „Öffentliche ten Funktionalitäten und einer übersichtlicheren, auf Bibliotheken“ oder „Leseförderung“ auf der linken Sei- seine Dienstleistungen bezogenen Navigation, nach ten der Navigationsleiste an. Die Landesbüchereistel- wie vor eingebettet in das Corporate Design des Landes le unterstützt mit ihren Angeboten Öffentliche Bib- Rheinland-Pfalz. Unter der neuen URL www.lbz.rlp.de liotheken und deren Träger durch Beratung in allen stellt das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Fragen zur Einrichtung, Ausstattung und Förderung; seine Dienstleistungen in den Mittelpunkt. mit Medien aus den Ergänzungsbüchereien; durch An Stelle der einzelnen Standorte dominieren nun die praktische Unterstützung bei der fachlichen Medie- wichtigsten Angebote der Landesbibliotheken und der nerschließung und -bearbeitung; mit Fortbildungsan- Landesbüchereistelle. „Wir erhoffen uns von den vorge- geboten zur Qualifizierung des Bibliothekspersonals nommenen Veränderungen auf der Webseite eine kon- sowie durch die Organisation landesweiter Projekte. sequentere Ausrichtung auf unsere Dienstleistungen und Services“, erklärt die Leiterin des LBZ, Dr. Annette Neue Homepageadresse: www.lbz.rlp.de Gerlach. Bitte beachten Sie: Die E-Mail-Adressen des LBZ blei- ben erhalten, d.h. hier bleibt das Minus zwischen lbz Was ist neu? und rlp bestehen (z.B. info(at)lbz-rlp.de).

Auf der linken Seite der Navigationsleiste liegt der Fo- Pressemitteilung LBZ kus klar auf den LBZ-Dienstleistungen. Die Rubrik „Über uns“ mit allgemeinen Informationen über das Landes- bibliothekszentrum ist in der Navigationsleiste weiter unten platziert. Der sogenannte Content-Bereich in der Mitte der Webseite, besteht nicht länger automatisch aus den LBZ-Pressemitteilungen, sondern hier stehen jetzt aktuelle Meldungen, sowohl zu LBZ-weiten wie auch zu standortbezogenen Themen. Die Dauer der In- formation hängt somit nun vom Inhalt ab, nicht davon, wie viele Pressemitteilungen von den einzelnen Einrich- tungen des LBZ veröffentlicht werden. Die Pressemel- dungen sind fortan als Unterpunkt von „Über uns“ zu finden

Die sich auf der rechten Seite befindliche Highlight- spalte bietet einen Schnelleinstieg in die wichtigsten Rechercheinstrumente wie die Digitale Bibliothek, die Onleihe, das Digitalisierungsportal dilibri oder den Bu- chungskalender. Ansonsten finden Sie hier vor allen Dingen allgemeine Kontaktadressen oder konkrete An- sprechpartnerinnen und Ansprechpartner im LBZ. Auf der Einstiegsseite finden Sie unter dem Punkt „Stellen- börse“ ebenfalls unsere aktuellen Stellenangebote. Überarbeitete Webseite des LBZ unter www.lbz.rlp.de Wichtig ist auch der Schnelleinstieg in die Katalog- suche. Daher finden Kunden den Suchschlitz für den LBZ-Katalog zentral im Content-Bereich. Der LBZ-Ka- talog verzeichnet Bücher und Zeitschriften, aber auch elektronische Volltexte, Noten, Karten und audiovi- suelle Medien der wissenschaftlichen Bibliotheken im Landesbibliothekszentrum. Für die Öffentlichen Bib-

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Kooperation des Landesbibliothekszentrums mit der Gesellschaft für mittelrheini- sche Kirchengeschichte

Die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschich- er und der Bibliotheca Bipontina Zweibrücken sind die te e.V. ist ein Gemeinschaftswerk der Kirchenhistoriker Universitätsbibliothek Trier und die Stadtbibliotheken und der kirchengeschichtlich Interessierten in den Bis- Koblenz, Mainz, Trier und Worms sowie die Bibliothek tümern Fulda, Limburg, Mainz, Speyer, Trier und dem- des Priesterseminars Trier an dilibri beteiligt. Außerdem nächst auch Erfurt zur Erforschung der regionalen Kir- stellen zahlreiche Kooperationspartner, z.B. das Stadt- chengeschichte. archiv Koblenz, das Landeshauptarchiv, der Eifelverein Sie gibt im Selbstverlag die Zeitschrift „Archiv für mit- u.a. dem Landesbibliothekszentrum ihre teilweise ein- telrheinische Kirchengeschichte“ und die Schriftenreihe zigartigen Bestände zur Digitalisierung zur Verfügung. „Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kir- So auch die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchen- chengeschichte“ heraus. geschichte: Inzwischen sind die Jahrgänge 1949 bis 1958 des „Archivs für mittelrheinische Kirchengeschichte“ Um ihre Veröffentlichungen einem breiteren Publikum und zahlreiche Bände der „Quellen und Abhandlungen bekannt zu machen, wurden diese nun zum Teil in ei- zur mittelrheinischen Kirchengeschichte“ im Portal di- nem Kooperationsprojekt vom Landesbibliothekszent- libri frei zugänglich. Bisher sind dies 47 Titel der Schrif- rum Rheinland-Pfalz digitalisiert und im landesweiten tenreihe, die zwischen 1951 und 2005 erschienen sind. Digitalisierungsportal dilibri (www.dilibri.de) zugäng- „Mit Hilfe von dilibri können wir auf unsere Veröffent- lich gemacht. lichungen aufmerksam machen und Bürgern und For- Dilibri ist die digitalisierte Sammlung von landeskund- schern einen einfacheren Zugang ermöglichen“, freut lichen Werken zu Rheinland-Pfalz sowie von Beständen sich die Geschäftsführerin der Gesellschaft, Dr. Martina aus rheinland-pfälzischen Bibliotheken. Neben dem Lan- Knichel. desbibliothekszentrum mit der Rheinischen Landesbib- liothek Koblenz, der Pfälzischen Landesbibliothek Spey- Barbara Koelges, LBZ

Inkunabel aus dem Kloster Maria Laach jetzt im LBZ Koblenz

Das Landesbibliothekszentrum / Rheinische Landesbi- bliothek konnte in Absprache mit dem Kloster Maria Laach eine von einem Antiquariat angebotene Inkuna- bel erstehen, die ursprünglich aus der Klosterbibliothek Maria Laach stammt. Es handelt sich um eine Predigt- sammlung des Mystikers und Franziskaners Hendrik Herp (1400-1477) über die zehn Gebote. Sie entstand zwischen 1455 und 1460 und wurde 1481 bei Koberger in Nürnberg gedruckt. Hendrik Herp war ein flämischer Franziskaner und Au- tor mystischer Meditationsliteratur. Sein bekanntestes Lars Jendral, Leiter der Werk, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde, war Rheinischen Landesbiblio- der „Spiegel der Vollkommenheit“. Seine Schriften und thek im LBZ, mit der neu gesammelten Predigten wurden nach seinem Tode viel- erstandenen Inkunabel aus dem Kloster Maria fach übersetzt, gedruckt und verbreitet und waren im Laach. 16. und 17. Jahrhundert insbesondere in den Niederlan- Foto: Susanne Deubel

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den, Frankreich, Italien und Spanien von großem Ein- die Rheinische Landesbibliothek über einen kleinen Alt- fluss bestand, den sie jedoch kontinuierlich ausbaut. Neben Als Inkunabeln oder Wiegendrucke werden die zwi- den Sammelschwerpunkten „Illustrierte Rheinbücher schen der Fertigstellung der Gutenberg-Bibel im Jahr und historische Rheinlaufkarten“ und „Baedeker-Rei- 1454 und 1500 mit beweglichen Lettern gedruckten seführer“ wird der Bestand an landesgeschichtlich be- Bücher bezeichnet. Das Exemplar, zweispaltig mit goti- deutsamen Handschriften und alten Drucken aus und scher Type gedruckt, hat einen neuen geprägten Kalbs- über den Regierungsbezirk Koblenz, der ca. 2.600 Ob- ledereinband mit monierten alten Deckenspiegeln und jekte umfasst, systematisch ergänzt. Daher ist die nun Buckelbeschlägen. In dem Band befindet sich ein hand- erworbene Inkunabel eine wertvolle Bereicherung für schriftlicher Besitzvermerk, der die Herkunft aus Maria den Altbestand der Bibliothek. Laach belegt. Aufgrund ihrer späten Gründung im Jahr 1987 verfügt Pressemeldung LBZ

Schenkung an das LBZ Speyer im Rahmen des NS-Raubgut-Projektes

Im Rahmen des seit gut zwei Jahren laufenden NS- Nazi-Regimes gehört haben und durch Enteignung oder Raubgut-Projektes im Landesbibliothekszentrum / Zwangsverkauf in den Besitz öffentlicher Einrichtungen Pfälzische Landesbibliothek Speyer, erhielt die Lan- gelangt sind. Das Landesbibliothekszentrum in Spey- desbibliothek vor kurzem eine außergewöhnliche er ist die erste Einrichtung in Rheinland-Pfalz, die ihre Schenkung von Büchern und DVDs, die sich mit dem Bestände dahingehend überprüft. Die als NS-Raubgut Thema „Kindertransporte“ beschäftigen. Dieser Be- identifizierten Bücher sollen an die Nachfahren der NS- griff bezeichnet ein Rettungsprogramm der britischen Regierung, mit dessen Hilfe zwischen Dezember 1938 und September 1939 rund 10.000 jüdische Kinder vor der nationalsozialistischen Verfolgung in Sicherheit ge- bracht werden konnten. Die Kinder wurden von engli- schen Pflegefamilien aufgenommen. Zu diesen geret- teten Kindern gehörte auch Henry (Heinz) Mayer, der später in Longwood, Florida lebte. Er traf am 5. Januar 1939 elfjährig aus Speyer kommend in England ein. Sei- ne Eltern Anna und Friedrich Mayer mussten zu Hause auf ihre Auswanderung warten, die sich aufgrund der Einwanderungsquoten in den Aufnahmeländern verzö- gerte. Zu einer Emigration kam es aber nicht mehr, weil das Ehepaar Mayer zusammen mit über 6.500 anderen badischen und pfälzischen Juden bereits am 22. Okto- ber 1940 nach Gurs verschleppt wurde. Von dort wur- den sie im August 1942 nach Auschwitz deportiert, wo sie vermutlich kurz darauf ums Leben kamen.

Im Zuge der Untersuchungen des Bestandes der Pfäl- zischen Landesbibliothek auf NS-Raubgut wurden fünf Bücher mit dem Autogramm von Anna Mayer gefun- Anna und Friedrich Mayer aus Speyer, ermordet in Auschwitz. den. NS-Raubgut sind Kulturgüter, die Verfolgten des Foto mit Genehmigung von Patricia Rahr Mayer.

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Opfer zurückgegeben werden. Henry Mayer verstarb Zum anderen geschieht die Schenkung zur Erinnerung bereits im Dezember 2012 im Alter von 85 Jahren, zwei an ihre Schwiegereltern Anna und Friedrich Mayer, wo- Monate nach Beginn des Projektes. Seine Witwe, Patri- rauf die Bibliothek mit einem Geschenkexlibris in den cia Rahr Mayer, ist eine der beiden Erbinnen von Anna Publikationen hinweist. und Friedrich Mayer, an die das Landesbibliothekszen- trum Anna Mayers Bücher restituieren wird. Mit der Die geschenkten Medien waren im Februar für zwei Schenkung von sechs Büchern und zwei DVDs in engli- scher Sprache an die Bibliothek verbindet Patricia Rahr Wochen in einer Vitrine im Eingangsbereich ausgestellt Mayer zum einen die Hoffnung, das Gedächtnis an die und können vorgemerkt werden. „Kindertransporte“ wach zu halten. Sie und ihr Mann Henry hatten die meisten Autoren persönlich gekannt. Pressemitteilung LBZ

Clemens Jöckle – Ein Leben für die Kunst

Ein Abend zu Ehren seines 65. Geburtstages im LBZ Speyer

Am 15. April 2015 wäre Clemens Jöckle 65 Jahre alt ge- um eines seiner Fachgebiete, so sprudelte er förmlich worden. Leider verstarb er viel zu früh am 2. Juni 2014, vor Wissen und sein Enthusiasmus übertrug sich auf nachdem er – ausgelöst durch einen schweren Schlag- Gestik und Mimik. Gerne reicherte er seine Ausführung anfall – fast zwei Jahre im Wachkoma gelegen hatte. durch Anekdoten an. Mit ihm ist ein immenses Wissen über die Kunst ver- loren gegangen. Die Kunst war sein Leben – dieser Satz 1998 wurde Clemens Jöckle in den Vorstand des Kunst- trifft auf Clemens Jöckle voll und ganz zu. Ein starkes vereins Speyer gewählt, 2001 zum künstlerischen Lei- Moment bildete die sakrale Kunst des Christentums, ter der Städtischen Galerie Speyer bestellt. Im neu mit der sich der tiefgläubige Katholik leidenschaftlich errichteten Kulturhof Flachsgasse waren beide Insti- beschäftigte und sein Wissen in zahlreiche Kunstführer tutionen Tür an Tür beheimatet. Dies nutzte Clemens münden ließ. Seine besondere Vorliebe galt dem Werk Jöckle mehrfach für Gemeinschaftsausstellungen. Stets pfälzischer Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts. So beobachtete er aktuelle künstlerische Strömungen stammt das grundlegende Nachschlagewerk „Pfälzer und holte die entsprechenden Talente nach Speyer. In Künstler“ für das „Allgemeine Künstlerlexikon“ aus der Fachkreisen – d.h. in der Wissenschaft, bei den Künst- Feder von Clemens Jöckle. lern selbst, aber auch unter den Sammlern – genoss Clemens Jöckle absolutes Vertrauen und vorbehaltlose Vielen pfälzischen Einrichtungen, Organisationen, Anerkennung. Dies ermöglichte es ihm, Exponate aus Ausschüssen und Stiftungen hat er auf vortreffliche Privatsammlungen und somit Ausstellungen zu zeigen, Weise gedient und sich als unstillbare Wissensquelle die ohne ihn nicht zustande gekommen wären. ehrenamtlich zur Verfügung gestellt. Sein wichtigster Wirkungsort war sicherlich Speyer (Kunstverein, Städ- tische Galerie), aber auch der Kunstverein Villa Strec- Die Pfälzische Landesbibliothek gehörte zu Clemens cius e.V. und das Strieffle -Haus in Landau, das Otto- Jöckles Lieblingsorten in Speyer; kaum ein Tag verging Dill-Museum in Neustadt sowie das Museum Pachen ohne seinen Besuch. Er hat der Bibliothek das Geißler- in Rockenhausen verdanken ihm viel bzw. sind ohne Archiv vermittelt, eine Fundgrube zu Kunst und Künst- ihn nicht denkbar gewesen. Bei Fragen zur Einordnung, lern im Raum Pfalz-Rhein-Neckar bis in die 1980er Jah- Datierung oder Interpretation von Kunstwerken stell- re, deren eifrigster Nutzer er selbst war. Jöckles Wissen te Clemens Jöckle bereitwillig und uneigennützig sei- floss in zahlreiche Publikationen: Im LBZ-Online-Kata- ne Fachkenntnisse zur Verfügung. Aus dem Stehgreif log sind 244 Treffer bei einer Suche als „Verfasser“ für parlierte er zu jeglichen Kunstgattungen der Bildenden die Erscheinungsjahre 1978-2012 zu verzeichnen; in der Künste, Künstler sowie Techniken, gab Literaturhinwei- Rheinland-Pfälzischen Bibliographie ist er mit 428 Ein- se und erörterte die Forschungsmeinung. Ging es gar trägen für die Jahre 1973-2012 vertreten.

49 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM

Das Landesbibliothekszentrum in Speyer gedenkt sei- ner anlässlich seines 65. Geburtstages am 15. April 2015. Um 19 Uhr wird eine Ausstellung seiner publi- zierten Arbeiten eröffnet, Weggefährten erinnern sich, Musik darf auch nicht fehlen, denn Clemens Jöckle war ein großer Musikliebhaber.

Ute Bahrs, LBZ Eva-Maria Urban, Kunstverein Speyer

Clemens Jöckle (1950-2014) Foto: Peter Wilking Artwork

Wie Gott uns groove

Bibliothekskonzert am 17. April 2015 im LBZ Speyer

Die Neuen Wandermusikanten - diese Band spielt nicht nen die Gäste bei einem Glas Wein oder Wasser noch nur für das Publikum, sondern mit dem Publikum und im Gespräch verweilen oder durch die aktuell laufende ist damit mehr als eine feststehende Gruppe, die man Slevogt-Ausstellung schlendern. als Zuschauer bei Auftritten erleben kann. Auf Augen- Karten zu 12 Euro bzw. 8 Euro ermäßigt gibt es im LBZ höhe mit den Musikern erwartet die Zuhörerinnen und Speyer sowie zuzüglich der Vorverkaufsgebühren bei Zuhörer eine rasante Reise durch Raum und Zeit der allen Vorverkaufsstellen von reservix sowie unter www. Musikgeschichte. Die Bandbreite reicht von Pachelbel reservix.de. bis Pastorius, von Klassik bis Pop, von Volks- bis Film- Wie gewohnt findet das Bibliothekskonzert dank der musik über Jazz, Funk sowie afrikanischer und latein- freundlichen Unterstützung der Firma Schulz Speyer amerikanischer Musik bis hin zu Klängen vom Balkan. Bibliothekstechnik AG statt. In der Landesbibliothek sind die Neuen Wandermu- Ute Bahrs, LBZ sikanten als klassische Marching-Brass Band im Foyer unterwegs. Es spielen: Florian Wehse (Trompete), Igor Rudytskyy (Trompete), Bernhard Vanecek (Posau- ne), Roland Vanecek (Sousaphone), Thomas Hammer (Schlagzeug) und Arne Moos (Schlagzeug). Das Publi- kum kann sich auf eine eigene, einzigartige Dynamik des Auftritts freuen. Nach eigener Aussage wollen die Wandermusikanten „Musik unterschiedlichster Genres miteinander verbinden, um dadurch etwas ganz Neues zu schaffen. Da wir unsere Energie nicht aus der Steck- dose, sondern aus der Freude an spontanen, immer wie- der neuen Interpretationen ziehen und uns nicht durch festgelegte Strukturen einschränken lassen, heben wir die Grenzen zwischen U(nterhaltungs-) und E(rnster-) Musik auf – frei nach dem Motto Handgemacht und Mundgeblasen.“ Die Gäste sind ab 18.30 Uhr herzlich willkommen und werden mit einem Glas Sekt begrüßt. Eine Pause wäh- Die Neuen Wandermusikanten rend des Konzertes gibt es nicht. Ab ca. 20.15 Uhr kön-

50 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM

Lernen vor Ort – Wissenschaft im LBZ / Bibliotheca Bipontina

Neben den vielen komfortablen Serviceleistungen fentlichkeit aufzubereiten, für die jede/r eine Vitrine des Landesbibliothekszentrums stellt der Zweibrücker gestaltet. Die erarbeitete Werkschau „Lernen vor Ort: Standort, die Bibliotheca Bipontina, seit einiger Zeit die Universität in der Bibliothek“ vermittelte den Betrach- Aufgabe, ihren über 400 Jahre alten historischen Be- tenden in anschaulicher Vielfalt das, was den Lernen- stand mit seiner engen Bindung an die lokale Geschich- den besonders wichtig war. te benutzerfreundlich aufzubereiten und wissenschaft- lich zu erforschen, ins Zentrum seiner Arbeit. In diesem In diesen Kontext passte auch die erste Lesung des Jah- Zusammenhang wurden bereits mehrere Masterarbei- res 2015 im LBZ / Bibliotheca Bipontina: Die preisge- ten mit Themen über die Bücher der Herzöge von Zwei- krönten Wissenschaftsjournalisten Katja Betz und Prof. brücken geschrieben, eine Doktorarbeit zu einer der Dr. Heinrich Zankl stellten ihr neuestes Buch „Trotz- hauseigenen Handschrift über eine fürstliche Hochzeit dem genial“ vor. Auch hier geht es um Forschung: In wird bald beendet sein. fesselnden Kurzbiographien werden Wissenschaftler und große Denker gleichwelcher Fachrichtung vorge- Seit rund zwei Jahren entwickelte sich eine enge Verbin- stellt. Hatte Professor Zankl sich bereits Kampfhähnen, dung zum Lehrstuhl ‚Mittelalterliche Germanistik‘ an Scharlatanen, Schwindlern oder irrwitzig Forschenden der Universität Saarbrücken von Prof. Dr. Nine Miedema. in der Wissenschaft gewidmet, so hat die jüngste Pu- Spätmittelalterliche Handschriften der Bibliothek wer- blikation einen neuen Schwerpunkt: Sie schildert Men- den in mehreren Seminaren von Studierenden analysiert schen mit Behinderungen, seien sie physischer oder und transkribiert, ihre Publikation in Erwägung gezogen. psychischer Art, die Bedeutendes leisteten. Aus dieser Zusammenarbeit erwuchs nun auch das Hauptseminar: „Einführung in das Bibliothekswe- Sigrid Hubert-Reichling, LBZ sen der frühen Neuzeit, exemplarisch dargestellt am historischen Bestand des LBZ / Bibliotheca Bi- pontina“, das die Zweibrücker Standortleiterin als Lehrbeauftragte der Universität übernommen hat.

Die Studierenden hatten in diesem dreißigstündigen Blockseminar in den Bibliotheksräumen die seltene Möglichkeit, all das, was sie in der Theorie näherge- bracht bekommen hatten, auch in der Praxis zu erpro- ben. Für Lehrinhalte wie Handschriften-, Druck-, Schrift- und Einbandgeschichte bietet der fürstliche Bestand der Bibliotheca Bipontina eine Fülle von Originalen aus der Zeit von Renaissance, Reformation und Barock. Wertvollste alte Handschriften und Drucke können hier aus der Nähe betrachtet und ihre Besonderheiten am Beispiel erläutert werden. Die Seminarteilnehmenden konnten deshalb sogar ab und an, ausgestattet mit Handschuhen und anderen Schutzvorrichtungen, den einen oder anderen Schatz selbst erforschen. Zusätzlich zu Referat und Hausarbeit hatten die Stu- Studierende erforschen wertvolle Schriften aus dem fürstlichen dierenden eine zusätzliche Aufgabe: Die Ergebnisse Bestand der Bibliotheca Bipontina. ihrer Forschungen war für eine Ausstellung für die Öf- Foto: LBZ

51 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM

„Bücherei 2020 – von der Vision zum Konzept“

LBZ unterstützt ehren- und nebenamtliche Büchereien bei der Entwicklung von Zukunftskonzepten

Verändertes Benutzerverhalten, demografischer Wan- Weitere Informationen und Anmeldung auf unserer del, Migration, E-Books und Onleihe, Ehrenamt auf Zeit Homepage www.lbz.rlp.de unter „Veranstaltungen / – diese Schlagworte stehen für Entwicklungen, die auch Schulungen“ sowie bei Cornelia Dietle (Telefon: 06321 kleine Büchereien vor die Frage stellen, wie ihre Aufga- 3915-21, E-Mail: [email protected]). Anmeldeschluss ist ben und Ziele in den nächsten Jahren aussehen sollen. der 29. Mai 2015.

Die Landesbüchereistelle des Landesbibliothekszen- Cornelia Dietle, LBZ trums wird deshalb unter dem Titel „Bücherei 2020 – von der Vision zum Konzept“ einen dreiteiligen Workshop anbieten, in dem die Leiterinnen und Leiter ehren- und nebenamtlich geführter kommunaler Bü- Ausleihangebote der Landesbücherei- chereien ein individuell abgestimmtes Konzept für ihre stelle künftige Büchereiarbeit erarbeiten sollen. Sonja Bluhm, Bei der Landesbüchereistelle im Landesbiblio- erfahrene Bibliothekarin mit mehrjähriger Leitungser- thekszentrum können öffentliche Bibliotheken, fahrung, ausgebildete Fortbildungstrainerin und Team- Schulbibliotheken und Kindertageseinrichtun- coach, wird den Workshop leiten. gen in Rheinland-Pfalz Bücher und andere Me- dien zur Ergänzung des eigenen Bestandes oder Ausgehend von einer Umfeld-, Nutzer- und Statistik- für einzelne Projekte und Veranstaltungen aus- analyse werden klare und realistische Ziele für die ei- leihen. gene Bücherei definiert werden. Was kann die Bücherei Alle Angebote der Landesbüchereistelle so- leisten, was nicht? Was soll so bleiben, was muss sich wie Ansprechpartner/innen für Vormerkungen ändern? Wo soll die Bücherei in fünf Jahren stehen? und Bestellungen sind zu finden unter Ein schlüssiges Konzept für alle Bereiche der Bücherei- www.lbz.rlp. de. arbeit, vom Medienangebot über die Teamorganisation bis zur Veranstaltungsarbeit, ist das Ziel des Projektes. Folgende Angebote können auch online über Auch die grafische Aufarbeitung und Gestaltung sowie den Buchungskalender unter http://medien.lbz- die Veröffentlichung und Nutzung des Konzeptes ge- rlp.de recherchiert und gebucht werden: genüber dem Träger und in der Öffentlichkeit werden thematisiert. ■ Themenkisten ■ Klassensätze Der dreiteilige Workshop startet mit einer zweitägigen Bilderbuchkinos Veranstaltung am 26. und 27. Juni 2015 in der Spar- ■ kassenakademie Schloss Waldthausen in ■ Lesespaßkisten bei Mainz. Am 9. Oktober 2015 folgt der zweite Teil im ■ Geschichtenkoffer Landesbibliothekszentrum in Neustadt/Weinstraße. ■ Konsolenspiele Der Workshop endet mit dem dritten Teil am 25. Januar ■ Kamishibai 2016 im Landesbibliothekszentrum in Koblenz.

52 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 AUS DEN VERBÄNDEN

AUS DEN VERBÄNDEN Neues aus dem dbv-Landesverband Rheinland-Pfalz

3. Round Table von Bibliotheken und Volkshoch- Bibliotheksgesetz schulen in Rheinland-Pfalz Am 19. November 2014 verabschiedete der Landtag Die Kooperationen zwischen Bibliotheken und Volks- Rheinland-Pfalz einstimmig das Bibliotheksgesetz für hochschulen intensivieren sich seit einigen Jahren, auch Rheinland-Pfalz (s. S. 19-22 in dieser Ausgabe). Das in Rheinland-Pfalz. Aus diesem Grund fand 2011 erst- jahrelange Ringen hatte endlich zum Erfolg geführt (s. mals in Mainz und zum zweiten Mal 2013 in Bingen ein Bericht „bibliotheken heute“ 3/2014, S. 122f.). Doch sogenannter Round Table zwischen engagierten Mitar- was bringt das Gesetz den Büchereien und Bibliotheken beiterinnen und Mitarbeitern statt. In schöner Tradition ganz konkret im Alltag? Der Vorstand des dbv-Landes- wurde nach zwei Jahren nun zum 3. Round Table am verbandes will im Laufe des Frühjahrs seine Mitglieder 4. März 2015 nach Speyer eingeladen. Unter dem Titel anschreiben und sie ermutigen, sich bei schwierigen (Fi- „Grundbildung – querdenken!“ diskutierten die Teilneh- nanz-)Verhandlungen mit ihren Trägern konkret auf das merinnen und Teilnehmer im Bildungszentrum Villa Gesetz zu berufen. Das Gesetz unterstreicht schließlich Ecarius gemeinsam mit Rainer Christ (MBWWK) sowie den wichtigen bildungs- und kulturpolitischen Beitrag Prof. Dr. Richard Stang (HdM Stuttgart) über die ver- von Büchereien und Bibliotheken. Ministerin Vera Reiß schiedenen Möglichkeiten der Zusammenarbeit. lobte die soziale Integration und kulturelle Teilhabe, die in den Büchereien und Bibliotheken im Land gelingt. Als Gastgeber stellten Angela Magin (Stadtbibliothek Speyer) und Ewald Gaden (VHS Speyer) das gemein- same Projekt eines Lesegartens vor, der im Juni 2015 Neueintritte eröffnet werden soll. Richard Stang, der den Prozess der Zusammenarbeit in Rheinland-Pfalz seit 2011 begleitet Die Mitgliederzahl erhöht sich erfreulicherweise konti- hat und bundesweit in dem Bereich tätig ist, äußerte nuierlich. Seit dem 1. Januar 2015 zählt der dbv-Landes- sich grundsätzlich zur Entwicklung der Kooperatio- verband Rheinland-Pfalz 80 Mitglieder. Die Bibliothek nen von Bibliotheken und Volkshochschulen. In einem der Fachhochschule Bingen sowie die Bibliotheksge- zweiten Teil ging es um die konkrete Arbeit im Bereich sellschaft Mainz werden herzlich im Kreis der Mitglie- „Grundbildung“. Rainer Christ vom MBWWK berichtete der willkommen geheißen. über die Grundbildungsaktivitäten in Rheinland-Pfalz. Ein konkretes Ergebnis der erfolgreichen Kooperation Ute Bahrs, stellte Rudolf Fries mit den „Neuen Lernwelten“ im Bil- dbv-Landesverband Rheinland-Pfalz dungs- und Medienzentrum Trier vor, die im Mai 2014 eröffnet wurden. Im Anschluss bestand die Möglichkeit zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch.

53 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 KURZINFORMATIONEN

KURZINFORMATIONEN

Hochstetten-Dhaun Ludwigshafen Neue Räumlichkeiten für Gemeindebücherei „Klassenduell“ der Stadtbibliothek erhält Gütesie- Nachdem ihr bisheriges Domizil in der alten Schule ver- gel äußert wurde, hat die Gemeindebücherei Hochstetten- Der Bundesverband für Bildung, Wissenschaft und For- Dhaun (Kreis Bad Kreuznach) jetzt im evangelischen schung e.V. (BBWF) hatte im Jahr 2014 den mit 5.000 Gemeindehaus ein neues Zuhause gefunden. Orts- Euro dotierten „Innovationspreis Bildung 2014“ aus- bürgermeister Helmut Döbell und Pfarrer Michael Zeh geschrieben. Ausgezeichnet werden sollten Aktionen, begrüßen die Zusammenarbeit von Orts- und Kirchen- Initiativen, Ideen, die in besonderer Weise Bildung gemeinde. Trotz des neuen Standortes ist die Bücherei fördern. Vorgeschlagen worden war auch das Projekt überkonfessionell orientiert. „Klassenduell“ der Stadtbibliothek Ludwigshafen, das es seit 2013 gibt.

Holzheim Beim Klassenduell treten zwei Schulklassen derselben Frischer Wind in der Gemeindebücherei Jahrgangsstufe in einem Quiz über Bücher gegenein- Mit einem neuen Anstrich, neu verlegtem Fußboden ander an. Zu Beginn des Schuljahres findet meist als sowie um zwei gemütliche Sessel bereichert, startete Eröffnungsveranstaltung eine Autorenlesung statt. Die die Gemeindebücherei Holzheim (Rhein-Lahn-Kreis) Klassen erhalten bei dieser Veranstaltung eine Bücher- ins neue Jahr. Außerdem wurden die Außenwände des kiste der Bibliothek. Aus diesen Büchern können sich die Gebäudes wärmeisoliert. Das Team um Büchereileite- Schülerinnen und Schüler ihre Lieblingstitel auswählen rin Birgit Neuhaus krempelte die Ärmel hoch, um den und sich in kleinen „Expertengruppen“ mit einem ein- Bestand neu zu präsentieren. Hierfür wurden ältere zelnen Buch beschäftigen. Diese Gruppen werden so- Medien ausgesondert um die neuen Angebote besser wohl vom Klassenlehrer als auch vom Bibliotheksteam präsentieren zu können. betreut. Bei einer Abschlussveranstaltung geht es dar- um, Fragen zu den Büchern möglichst schnell und rich- tig zu beantworten. Sieger ist die Klasse, die die meis- Koblenz ten Fragen richtig beantwortet hat (wir berichteten in Lange Nacht der Hausarbeiten in der UB „bibliotheken heute“ 3/2013, S. 129 f.). Gemeinsam statt einsam schreiben! Die Universität Gefördert wird das Projekt von der Bürgerstiftung, dem Koblenz-Landau schloss sich am Campus Koblenz der Förderkreis der bundesweiten „Langen Nacht der aufgeschobenen Stadtbibliothek Hausarbeiten“ am 26. Februar 2015 an. Bereits seit und der Stiftung 2011 veranstalten Schreibzentren verschiedener Hoch- der ehemaligen schulen die „Lange Nacht der aufgeschobenen Haus- Stadtsparkasse arbeiten“. Auch am Campus Koblenz gab es die Gele- Ludwigshafen. genheit zum gemeinsamen Schreiben nun schon zum Nun erhielt das zweiten Mal. Die Veranstaltung fand in Kooperation von Projekt das „Gü- Ressourcen² - Studieren mit Berufserfahrung, mena, tesiegel“ des Women Career Center, der Universitätsbibliothek und BBWF. Es ge- dem Interdisziplinären Promotionszentrum statt. Ver- wann zwar nicht schiedene Workshops gaben Input für Geist und Körper. den Hauptpreis, Zwischen den Workshops standen den Besucherinnen aber der Ver- und Besuchern erfahrene Schreibcoaches sowie Mitar- band stufte das beiterinnen und Mitarbeiter der Universitätsbibliothek Projekt als „her- zur Seite, um Fragen zu beantworten und Anregungen vorragendes und empfehlenswertes Konzept“ ein und zu geben. Im Angebot waren auch „Räume der Stille“ bezeichnet es als „herausragende Bildungsinitiative“. für konzentriertes Arbeiten. Promovierende konnten in Eine Anerkennung, über die sich die Stadtbibliothek der „Doktorandensuite“ an ihren Doktorarbeiten oder sehr freut. anderen Schreibprojekten feilen. Um Mitternacht gab es für alle, die bis dahin durchgehalten hatten, einen Mitternachtssnack.

54 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11 KURZINFORMATIONEN

Trier hatte 1972 lediglich einen Schrank voller Bücher über- Lerntreff in der Stadtbibliothek hat sich etabliert nommen. Systematisch hat er die Bücherei ausgebaut Für den im Mai 2014 eröffneten Lerntreff in der Stadt- und insbesondere den Kindern mit einem breiten Ange- bibliothek Palais Walderdorff (wir berichteten in „bi- bot Lust auf das Lesen gemacht. Das Angebot und die bliotheken heute“ Heft 1/2014, S. 7-8) kann die Bib- Nutzung sind für die kleine rheinhessische Gemeinde liothek eine positive Bilanz ziehen, denn das Angebot mit nur wenig über 1.000 Einwohnern beachtlich: Mit wird gut angenommen, sowohl Stammkunden als auch rund 5.000 Medien wurden im letzten Jahr 8.600 Ent- neues Publikum nutzen das Selbstlern- und Beratungs- leihungen erzielt. zentrum. Neuen Angeboten gegenüber war Iwanowitsch immer Das Angebot richtet sich an alle, die ihre Fremdsprachen- aufgeschlossen, bot neben Büchern schon früh Kasset- oder Computerkenntnisse verbessern, eine Bewerbung ten und Videos an. Ebenfalls schon Mitte der 90er Jahre schreiben oder einfach nur (weiter)lernen möchten. nahm Iwanowitsch die Einführung einer Bibliotheks- Für Menschen mit Schreib- und Leseschwierigkeiten software in Angriff. Die Gemeindebücherei Uelvers- sind besondere Programme vorhanden. Ebenso bereit- heim war damit eine der ersten ehrenamtlichen Büche- gestellt werden Programme für Deutsch als Fremd- reien mit EDV-Ausstattung. sprache (auch gezielt für unterschiedliche Berufe). Bürgermeister Baumgarten würdigte das langjähri- Der Schwerpunkt des Lerntreffs in Trier liegt vor allem ge ehrenamtliche Engagement für die Gemeinde und in der Grundbildungsarbeit und soll unter anderem eine überreichte das Uelversheimer Glaswappen sowie ei- zentrale Anlaufstelle für bildungsferne Menschen, aber nen Konzertgutschein. Bereits 1993 wurde Alfred Iwa- auch für Akteure aus der Grundbildungsarbeit sein, wie nowitsch für sein Engagement mit der Ehrennadel des Lehrende, Lernpaten oder Multiplikatoren. Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.

„Jetzt wissen wir, wie schön die Heimat ist“: Aus- stellung in der UB Vor rund einem Dreivierteljahrhundert wurden an ei- nem einzigen Tag über 500 jüdische Menschen aus Neue Leitung in … der Region Trier/Luxemburg (dem damaligen „Gau Moselland“) in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) de- Altdorf, Gemeindebücherei: portiert. An sie erinnerte die Ausstellung „Jetzt wis- Ursula Drost (seit Januar 2015) sen wir, wie schön die Heimat ist: Überlebenskampf jüdischer Deportierter aus Luxemburg und der Trie- Essenheim, Gemeindebücherei: rer Region im Ghetto Litzmannstadt“, die vom 4. Fe- Sybille Aßmann (seit Januar 2015) bruar bis zum 30. März in der Universitätsbibliothek Trier zu sehen war. Die Ausstellung aus dem Jahr 2011 Kanzem, Buch und Wein, Vinothek und Bücherei: schilderte anhand zahlreicher Briefe, Fotos und Do- Ulla Volk (seit Januar 2015) kumente die Schicksale von 326 Frauen und Männern aus Luxemburg und 192 aus dem ehemaligen Regie- Uelversheim, Gemeindebücherei: rungsbezirk Trier vor und nach ihrer Deportation am Ina Hardt (seit Dezember 2014) 16. Oktober 1941. Nur 15 von ihnen überlebten, alle anderen wurden in den Vernichtungslagern ermordet. Winnweiler, Gemeindebücherei: Zur Ausstellung ist auch ein Katalog erschienen, konzi- Heilwig Dietrich (seit Januar 2015) piert von der Kuratorin Dr. Pascale Eberhard (Förderver- ein „Gedenken und Gestalten“, Wawern). Unterstützt wurde das Projekt von Dr. Thomas Grotum (Neuere und Neueste Geschichte, Universität Trier).

Uelversheim Bürgermeister und Gemeinderat ehrt langjährigen Büchereileiter In seiner Dezembersitzung verabschiedeten der Ge- meinderat und Ortsbürgermeister Rudolf Baumgarten den langjährigen Büchereileiter Alfred Iwanowitsch. Er

55 bibliotheken heute 1/2015, Jg. 11

ORTS-, PERSONEN- UND SACHREGISTER

Altdorf...... 55 Mainz...... 6, 38f., 40f. Maria Laach...... 47 Bad Hönningen...... 10 Marquardt, Silke...... 15 Bad Kreuznach...... 29ff. Meisel, Stefan...... 29ff. Bahrs, Ute...... 2f., 9f., 49f., 53 Baumgärtner, Ria...... 12 Neugebauer, Anton...... 3, 9 Bernkastel-Kues...... 10 Bibliotheksgesetz...... 19ff. Pilotprojekt...... 26ff. Bibliothekskonzert...... 50 Bibliothekstage...... 2ff. Reiss, Sandra...... 9f. Bingen...... 4 Richter, Andreas...... 23 Birkenfeld...... 4 Rolandseck...... 6 Budde, Matthias...... 14 Roxheim...... 34 Rüdesheim...... 34 Colling, Gudrun...... 42f. Schober, Kym Christine ...... 13 Daun...... 9, 26ff. Schumacher, Walter ...... 2 dbv...... 53 Selters...... 32 Dietle, Cornelia...... 52 Speyer...... 3, 6f., 48ff. Diez...... 4 Sprung, Norbert...... 42 ff. Dreyer, Malu...... 2 Sulzheim...... 15

Eingruppierung...... 23 Tesch, Jutta...... 11 Embach, Michael...... 24ff. Trier...... 7, 16, 24ff., 55 Emmelshausen...... 11 Essenheim...... 55 Uelversheim...... 55 Urban, Eva-Maria...... 49f. Frankenthal...... 5 Waldfischbach-Bu galben...... 9 Geis, Manfred...... 2, 4ff. Winnweiler...... 55 Gerlach, Dr. Annette...... 3, 9 Wöhlert, Uwe...... 3, 9 Wörrstadt...... 7f. Göllheim...... 12 Grünstadt...... 13 Zweibrücken...... 8, 51 Hachenburg...... 14 Hahnstätten...... 10 Hargesheim...... 34 Hesse, Angelika...... 37f. Hochstetten-Dhaun...... 54 Holzheim...... 54 Hubert-Reichling, Dr. Sigrid...... 51

Jacoby, Jan...... 33

Kaiserslautern...... 5 Kanzem...... 55 Karn, Birgit...... 40f. Das Heft enthält folgende Werbeanzeigen: Koblenz...... 2, 5f., 35f., 47 Schulz-Speyer Bibliothekstechnik, Speyer Koelges, Dr. Barbara...... 47 Buchhandlung Reuffel, Koblenz Lahnstein...... 33 „Netzwerk Bibliothek“, Kampagne des Deutschen Landesbibliotheksgesetz...... 19ff. Bibliotheksverbandes e.V. Limburgerhof...... 9 Loenenbach, Stephanie...... 26ff. Wir danken den Werbepartnern. Ludwigshafen...... 54

56 Das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Wir richten Bibliotheken ein! beraten Im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz (LBZ) sind die Bibliotheca Bipontina in Zweibrücken, die Pfälzische planen Landesbibliothek in Speyer, die Rheinische Landesbibliothek in Koblenz sowie die Landesbüchereistelle in Koblenz und Neustadt/Weinstraße zu einer bibliothekarischen Dienstleistungseinrichtung vereint. Das LBZ ermöglicht den einrichten Zugang zu weltweiten Informationsangeboten und die Nutzung moderner Informationstechnologien. Zusammen betreuen bilden diese Einrichtungen ein leistungsstarkes Kompetenzzentrum für alle Fragen im Bereich der Medien- und Informationsvermittlung, der Leseförderung sowie der Beratung und Unterstützung von Bibliotheken in den Kom- munen und Schulen. In enger Abstimmung arbeiten sie gemeinsam am Aufbau eines leistungsfähigen Bibliotheks- systems für das Land Rheinland-Pfalz und fördern die Kooperation und Vernetzung der Bibliotheken im Land, u.a. durch die Koordinierung landesweiter und regionaler Bibliotheksprojekte. Auch die Aus- und Fortbildung von Bib- liotheksfachkräften und die vielfältige Unterstützung von Ehrenamtlichen sind wichtige Anliegen des LBZ. Die detaillierten Aufgabenschwerpunkte und Angebote des LBZ finden Sie unter www.lbz.rlp.de

Impressum bibliotheken heute ISSN 1860-4188

㄰ Herausgeber: 㤵 Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz INTERNATIONAL 㜵 Bahnhofplatz 14 SCHULZ SPEYER 56068 Koblenz Bibliothekstechnik AG Postfach 1780 Telefon: 0261 91500-101 D-67327 Speyer Telefax: 0261 91500-102 Tel.: 0 62 32 / 31 81-0 ㈵ [email protected] Fax: 0 62 32 / 31 81-800 [email protected] 㔀 www.lbz.rlp.de www.schulzspeyer.de

Redaktion: Dr. Annette Gerlach (V.i.S.d.P.) (Koblenz), Telefon: 0261 91500-101, E-Mail: [email protected] Angelika Hesse (Neustadt), Telefon: 06321 3915-14, E-Mail: [email protected] Dr. Barbara Koelges (Koblenz), Telefon: 0261 91500-474, E-Mail: [email protected] Sandra Reiss (Koblenz), Telefon: 0261 91500-473, E-Mail: [email protected] 䉩扬楯瑨敫敮⁨敵瑥㈰ㄵⴱ 䙲敩瑡本′〮⁆敢牵慲′〱㔠〹㨲〺㔱 Hannelore Tropf (Speyer),Telefon: 06232 9006-245, E-Mail: [email protected]

Titelbild: Impressionen zu den Bibliothekstagen Rheinland-Pfalz 2014 (von oben nach unten, von links nach rechts): Jugend- buchautor Jochen Till zu Gast in Grünstadt (Foto: Kym Christine Schober). - Künstler, Zeichner und Illustrator Felix Scheinberger in der Stadtbibliothek Mainz (Foto: Thomas Müth). - Bibliothekstage-Preisrätsel für Kinder (Foto: An- gelika Huber). - Buchkunst-Objekt „Piepshow“ von Christel Hartz (Foto: Christel Hartz). - Rainer Rudloff unterhielt in Alzey-Weinheim (Foto: Stefanie Riedinger). - Gewinn-Auslosung der Bibliothekstage-Preisrätsel mit Anton Neu- gebauer (MBWWK), Dr. Annette Gerlach (LBZ), Uwe Wöhlert (Landesbausparkasse Rheinland-Pfalz) und Ute Bahrs (LBZ) (Foto: LBZ). - Musikalisches Kabarett mit „TersenVäle“ in Holler-Untershausen (Foto: Ruth Kowski-Meyer). - Ibo Ndaye zu Gast in Hachenburg (Foto: Röder-Moldenhauer).

Preis: Jahresabonnement (3 Hefte): 22,50 Euro, Einzelheft: 7,50 Euro. Das Abonnement kann zum 31.12. eines Jahres gekündigt werden. Kommunale öffentliche Bibliotheken, wissenschaftliche Bibliotheken, Schulbibliotheken sowie kirchliche Büchereien in Rheinland-Pfalz erhalten die Zeitschrift kostenlos.

Elektronische Ausgaben von „bibliotheken heute“, Anzeigenpreise und Hinweise für Autorinnen und Autoren: unter http://lbz.rlp.de/ueber-uns/publikationen/bibliotheken-heute/

Druck: Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz, 56073 Koblenz bibliotheken heute wird gefördert vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Mainz ISSN 1860-4188

LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM

Die digitalen bibliotheken heute Angebote SHERLOCK meiner Bibliothek Herausgegeben vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz 1/2015, Jg. 11 KOMBINIERT AUCH

DIGITAL Design: www.mor-design.de

Mehr Infos unter: www.netzwerk-bibliothek.de

EINE KAMPAGNE DES MIT UNTERSTÜTZUNG VON Die Themen

online Rückblick auf die Bibliothekstage Rheinland-Pfalz 2014 Bibliothek. Information. Technologie. Das Bibliotheksgesetz für Rheinland-Pfalz Die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier