<<

Universal Monsters Universal Monsters

19 THE BRIDE OF

1931 brachten die Universal Studios mit DRACULA und Universal City. Diese Vertrautheit hat freilich ihren Preis. FRANKENSTEIN zwei Filme heraus, die in einen zentra- Während zeitgenössische Zuschauer zu zitternden len Zyklus von Horrorfilmen mündeten und prägend für Nervenbündeln wurden, hat sich der Schockwert über das amerikanische Horrorkino wurden. Ihre Monster­ die Jahre vermindert und die Filme wirken heutzutage geschichten schockierten die Hüter der öffentlichen ausgesprochen zahm. Im Kontext des Jahres 1931 da- Moral und ergötzten das blutrünstige Publikum. gegen boten sie nie Gesehenes – eine Kreatur, die der Für den Kontext ist es wichtig sich zu vergegenwär- Todesruhe entrann, indem sie sich parasitisch vom Blut tigen, inwiefern das ursprüngliche Kinopublikum die der Lebenden ernährte; ein Etwas, künstlich zum Leben klassischen Monsterfilme der Universal Studios anders erweckt, gefertigt aus Kadavern vom Friedhof und vom erlebte als das heutige. An erster Stelle steht hier die Galgen … Kein Wunder, dass das Publikum dafür neue Vertrautheit. Wenige Filme sind in der Kultur so allge- Begriffe brauchte: Erst der doppelte Erfolg von DRACU- mein präsent wie diese. Nach 80 Jahren Hommagen LA und FRANKENSTEIN brachte den Terminus »Horror« und Parodien ist der Vampir im Abendanzug ein fast in den allgemeinen Sprachgebrauch. allgegenwärtiger Archetyp geworden, der uns von Ki- Um den Kontext zu begreifen, müssen wir weiter zu- nofilmen über Fernsehwerbung bis in die Sesamstraße rückgehen, noch vor die Entstehung dieser Filme. Die begegnet – doch stets aus demselben Ursprung: Bela Universal Studios wurden 1912 gegründet. Bis Ende Lugosi in Universals DRACULA. Ebenso die Silhouette der 1920er Jahre standen sie unter der Leitung ihres mit dem flachen Schädeldach, die ganz selbstverständ- Gründers, des vormaligen Kinobetreibers und Film- lich Frankensteins Monster kennzeichnet: Auch die verleihers Carl Laemmle, der seit 1909 auch Filme wurde bei der Universal erdacht. Rasende Dörfler mit produzierte. Er wurde allerseits »Uncle Carl« genannt, Fackeln und Heugabeln vor einer Spinnweben-verhan- was nicht nur der liebenswürdigen Persönlichkeit des genen Burg: Die Ikonographie des Horrors kommt aus gebürtigen Schwaben Rechnung trug, sondern auch 20 Universal Monsters James Whale und Ernest Thesiger Universal standbisdahinniefürGlamouroderPrestige, kurz»Junior«hieß.nannte undinHollywood DerName tung anseinenSohnJulius, dersich»CarlLaemmleJr.« dustrie durchden Tonfilm, UncleCarldieLei- übergab 1928, inderZeitUmwälzunggesamtenFilmin- alles anderealsunausweichlich. rikanische Horrorkinoentwickelnsollte, wardennoch Conrad Veidt alseinentstellterHeld)letztlichdasame- LAUGHS, einweitererPaul-Leni-Filmvon1928mit Schauergeschichten(wie makaberen THE MAN WHO und das StudiomitdemstärkstenHangzugrotesken selkomödie THE CAT AND THE CANARY (1927). Dass Paul Leni beispielsweise die Gru- drehte der Regisseur Melodramen inder Tradition desGrandGuignol: Hier Bereitschaftzusolchen bewies dieUniversalgrößte PHANTOM OF THE OPERA(1925). UnterallenStudios BACK OFNOTREDAME(1923)undbesonders THE Rollen in dank masochistisch-grotesker THE HUNCH- heraus. einStar BeiderUniversalwurdeLonChaney Komödien. GelegentlichbrachtemanEigenwilligeres sal warstandardisierteKinoware– , Serials, Der ganzüberwiegende Teil derProduktionUniver zahllose Verwandte.schäftigte seinem Hang zum Nepotismus: Sein Unternehmen be- - gewartet hatte, von Erfolg bewiesdernochgrößere das Publikuminder Weltwirtschaftskrise aufHorrornur Wie von Junior prophezeit, wurde der Film ein Hit. Dass wird. albtraumhafter Kraft, wennumMinasSeelegerungen te. zweiteHälfteentwickeltMomente Auch dieträgere - hat (1920) undDERLETZTEMANN(1924)fotografiert unter anderemDERGOLEM, WIE ERINDIE WELT KAM der KameramannKarlFreund war, derinDeutschland deutschen Kinoder1920erJahre. Wohl keinZufall, da te beschwörteine Atmosphäre, diesodichtistwieim chen schaurigenElementen. BesondersdieersteHälf- Schloss?) harmoniertwievonselbstmitdenzahlrei- düstere GemäuerwarjesospektakulärwieDraculas Verfall ProductionDesign(welches –dasgrandiose gänzlich un-ironische Verbindung vonPrachtund Stärkendieser Zu dengrößten Verfilmung zähltdie Juniors Begeisterungumstimmen. entsetzlichundließsichnurdurch Carl fanddenStoff Universal, gegenden Widerstand seines Vaters: Uncle einen dererstenOscars. ErbrachteauchDRACULAzur THE WESTERN FRONT(1930)undverdientesichdamit Filmedrehen,te größere erproduzierte ALL QUIETON nicht einmalfürbesondereKassenerfolge. Juniorwoll- FRANKENSTEIN, den das Studio unverzüglich in Angriff als die betont farblosen Helden, und sicher einprägsa- nahm, als sich abzeichnete, dass man mit DRACULA mer. Das Horrorgenre wurde so zum Zuhause für alle, einen Nerv getroffen hatte. Der Franzose Robert Florey, die sich als Außenseiter empfinden. der das Filmprojekt entwickelte und ursprünglich in- Oft kann man die Ausgrenzung spezifischer deuten, szenieren sollte, wurde durch den Briten James Whale wenn die Filme schwule Subtexte anbieten. Whale abgelöst. Die unverwechselbare Gestaltung der Kreatur selbst lebte offen schwul, besonders THE BRIDE OF reklamierte der Make-up-Künstler Jack Pierce später FRANKENSTEIN wird gerne in diesem Licht betrachtet, ganz für sich, doch in Wahrheit war das Design in en- mit dem einsamen, gejagten, ungeliebten Monster und ger Zusammenarbeit mit James Whale entstanden und Ernest Thesigers beispiellos aufgedreht-exaltiertem basierte auf Whales Skizzen von Boris Karloffs Physio- Spiel als Professor Praetorius, einem unerreichba- gnomie. ren Gipfel des camp. Auch in DRACULA’S DAUGHTER James Whale hielt sich bei FRANKENSTEIN ein wenig (1936) sind gleichgeschlechtliche Sehnsüchte ganz zurück; seine Filme sind sonst zumeist deutlich sub- unverstellt und direkt präsent. Interessant ist, dass die- versiver. Doch sein charakteristischer visueller Einfalls- se vermeintlichen Tabubrüche ausgerechnet unter der Universal Monsters reichtum ist ungebremst, angereichert mit pointierten 1934 verschärften Zensur geschahen, die die Anstän- kunsthistorischen Bezügen (so zu Johann Heinrich digen vor der Verderbtheit Hollywoods schützen sollte. 21 Füsslis Gemälde »Nachtmahr«) und direkten Verweisen Auch wenn es manchen Filmemachern wie Whale ge- auf deutsche Stummfilme. »Deutsch« waren auch die lang, die Sittenwächter auszumanövrieren, hatte der Sets des Dorfes, die aus ALL QUIET ON THE WESTERN oberste Zensor Joseph Breen ein besonders scharfes FRONT stammten. Augenmerk auf Horrorfilme. Universal hatte darunter Obwohl das Geschöpf am Ende des Filmes augen- stark zu leiden, und als 1936 die Falschmeldung kur- scheinlich umkam, dachte man angesichts des phä- sierte, Großbritannien habe Horrorfilme rundweg verbo- nomenalen Einspiels von FRANKENSTEIN umgehend ten, beschloss das Studio, dieses Genre fallenzulassen. an eine Fortsetzung. Whale war aber nicht interessiert Aber dann kamen DRACULA und FRANKENSTEIN und verfolgte andere Projekte, darunter THE INVISIBLE 1938 als Doppelprogramm zur Wiederaufführung in MAN (1933), eine meisterliche, hellsichtige Studie in die Kinos – frisch gekürzt und nach aktuellen Vorga- Terrorismus und Massenparanoia, an deren hintergrün- ben zensiert. Der Erfolg war sensationell und ein neues digem Humor ein ungenannter Autor Anteil hatte: Pres- Anschlussprojekt wurde prompt in Angriff genommen: ton Sturges. Whale gab seinen Widerstand gegen THE SON OF FRANKENSTEIN (1939) wurde der längste (99 BRIDE OF FRANKENSTEIN (1935) erst auf, als ihm das Minuten) und am großzügigsten ausgestattete Horror- Studio außergewöhnliche Gestaltungsbefugnisse zuge- film der Universal. Es war kein Laemmle mehr beteiligt stand. Anstatt des vom Studio erhofften Schockers, der (die Familie hatte das Studio 1936 verloren), ebenso- das Blut gefrieren ließ, lieferte Whale ›a hoot‹ (einen wenig James Whale (Rowland V. Lee inszenierte mit Stil Heidenspaß), er konterkarierte die schaurigen Elemente und Biss), doch Karloff war ein letztes Mal in der Rolle mit schwarzem Humor. des Monsters dabei. Das Monster ist die sympathischste Figur, es wird ge- Der erneute Kassenerfolg löste eine zweite Horror- hetzt und verfolgt, dabei sucht es nur Freundschaft. filmwelle aus, die sich insofern deutlich von der ers- Das äußerlich Fremde, »Missgestaltete«, verweist auf ten absetzte, als sie keine Prestigeproduktionen mehr ein bedeutendes Element im historischen Kontext: umfasste, sondern B-Filme für Doppelprogramme die entstellten Kriegsveteranen. In seinem Buch »The – Qualität, aber günstig, und immer ein besonde- Monster Show« führt David J. Skal den Horrorfilm-Boom res Vergnügen. Bevorzugte Hauptfigur der Filme der der 1930er Jahre darauf zurück, dass die physischen zweiten Welle war der Wolfsmensch Larry Talbot (Lon Verletzungen des Ersten Weltkriegs unleugbar im Alltag Chaney Jr.). Dieser tragische Held wurde in THE WOLF präsent waren. Auf der metaphorischen Ebene erkennt MAN (1941) eingeführt, an dessen Ende er starb, was man darin einen entscheidenden Faktor für den anhal- aber kein Problem war: Durch Grabräuber versehent- tenden Erfolg und die bleibende Relevanz der Monster- lich wiederbelebt, konnte er in weiteren Filmen seine filme der Universal: Die Monster sind Figuren am Rande Suche nach einem friedlichen Tod fortsetzen, wobei er der Gesellschaft, körperlich-seelisch Versehrte, Unvoll- einmal sogar auf Heilung hoffen durfte und unterwegs kommene und Unfertige, ganz anders als die Sieger, die des öfteren auf andere Universal-Monster traf: Bei der das US-Kino sonst gerne bevorzugt. Auch wenn sie am Universal gab es ein shared universe Jahrzehnte vor Ende sterben, sind die Monster wesentlich anziehender Marvels Superheldenfilmen. Dieser zweite Boom hielt während des Zweiten Welt- John L. Balderston | K: Karl Freund | D: , krieges an und endete 1945 mit HOUSE OF DRACULA, Helen Chandler, David Manners, Dwight Frye, Edward ein zeitliches Zusammentreffen, das einen Zusammen- Van Sloan | 75 min | OmU | Lon Chaney, ursprünglich hang zwischen filmischen Trends und Weltereignissen für die Titelrolle vorgesehen, starb, und der Bühnen- nahelegt. Das wäre zumindest eine mögliche Erklärung schauspieler Bela Lugosi stürzte sich mit einem Eifer für die nächste Monsterfilmwelle unter den atomaren in die Rolle, die an späteres method acting denken Bedrohungen der 1950er Jahre. Ein Beitrag der Univer- lässt. DRACULA war ein überwältigender Kassenerfolg sal war Jack Arnolds poetischer Schocker CREATURE und übt bis heute immensen Einfluss aus, nicht nur als FROM THE BLACK LAGOON (1954), dessen Kiemen- Ideenlieferant zahlloser späterer Filme, sondern auch mensch mittlerweile zum klassischen Monsterpersonal im vermeintlichen »Volksglauben« in Sachen Vampiris- zählt. Er bildet auch das Bindeglied zu einer späteren mus. DRACULA verwendet Musik noch ausschließlich Universal-Kreatur: Steven Spielberg klaute etliche Ein- über den Anfangs- und Schlusstiteln. Da wir heute ­­stellungen von CREATURE FROM THE BLACK LAGOON, gruselige Szenen und gruselige Musik zwingend mit- als er JAWS (DER WEISSE HAI, 1975) für die Universal einander verbinden, wirkt dieser Verzicht auf Filmmusik Universal Monsters drehte. sogar besonders unheimlich. 22 Bei Universal weiß man, was man an seinen Monstern Dienstag, 14. März 2017, 21.00 Uhr hat: Elf Filme dieser Reihe wurden mit großem Aufwand digital restauriert und liegen nun in brillanter Bild- und Drácula | USA 1931 | R: George Melford, Enrique Tonqualität wieder komplett unzensiert vor. Das Studio Tovar Ávalos | B: Baltasar Fernández Cué, nach dem bleibt weiter im Monstergeschäft, derzeit entsteht ein Drehbuch der englischen Version von Garrett Fort und neuer Zyklus zusammenhängender Filme rund um Dudley Murphy | K: George Robinson | D: Carlos Vil- die alten Monster. Alles im neuen Kontext, aktualisier- larías, Lupita Tovar, Barry Norton, Pablo Álvarez Rubio, te Blockbuster mit Lizenzgeschäft, die nicht allzu viel Eduardo Arozamena | 104 min | span. OmU | Ehe sich mit den Filmen von Junior & Co. gemein haben sollen. Nachvertonung und Untertitelung durchsetzten, drehten Immerhin belegt diese Wiederbelebung die anhaltende die Studios wichtige Filme in mehreren Sprachversio- Beliebtheit dieser Figuren – sie weigern sich wieder nen mit unterschiedlicher Besetzung. Der spanisch- mal, tot zu bleiben. sprachige DRÁCULA wurde jeweils nachts in denselben James Oliver / Christoph Michel Dekors gedreht. Da der Regisseur George Melford kein Wort Spanisch sprach, kam dem damals ungenannten Universal Horror (Horror ohne Ende) | R: Kevin Dialogregisseur Ávalos besondere Bedeutung zu. Der Brownlow | B: Patrick Stanbury | K: Gerald Saldo, John Vergleich zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Ames | M: James Bernard | Mit Ray Bradbury, Carla Filmen ist faszinierend, viele Filmhistoriker geben der Laemmle, Gloria Stuart, Fay Wray, David J. Skal | 95 spanischen Version in Rhythmus und Atmosphäre den min | OmU | Wie entstand der Horror-Boom und was Vorzug. Auch das erotische Element ist in der spani- wurde daraus? Kevin Brownlows facettenreicher Über- schen Version wesentlich expliziter. blick über das »Goldene Zeitalter« der Universal-Hor-  Dienstag, 21. März 2017, 21.00 Uhr rorfilme beginnt in der Stummfilmzeit und legt dar, wie die Gruselfilme das Studio über die Weltwirtschafts­ Frankenstein | USA 1931 | R: James Whale | B: Garrett krise retteten. Ungewöhnlich ist dabei, dass er auch die Fort, Francis Edwards Faragoh, nach dem Bühnenstück Filme anderer Studios ausführlich behandelt, wie DR. von Peggy Webling auf der Grundlage von Mary Shel- JEKYLL AND MR. HYDE (1931), MYSTERY OF THE WAX leys Roman | K: Arthur Edeson, Paul Ivano | M: Bernhard MUSEUM (1932) oder KING KONG (1933), und dass Kaun | D: Colin Clive, Mae Clarke, Boris Karloff, Edward auch die Wechselwirkungen mit Filmen jenseits der Van Sloan, Dwight Frye | 71 min | OmU | Universals Genregrenzen wie BEN-HUR (1925) beleuchtet werden. zweiter großer Monster-Hit des Jahres 1931 übergeht Einflüsse der bildenden Kunst erhalten ebenso Raum die metaphysischen Exkurse von Mary Shelleys Roman wie der Kult um die Universal-Klassiker. und verspricht zunächst Sensationalismus, steht aber  Dienstag, 7. März 2017, 21.00 Uhr letztlich ganz auf der Seite des Monsters. Ursprünglich sollte Bela Lugosi das Monster spielen, doch er lehn- Dracula | USA 1931 | R: Tod Browning | B: Garret Fort, te die dialoglose Rolle unter schwerem Make-up ab. Dudley Murphy, nach dem Roman von Bram Stoker und Carl Laemmle Junior erklärte, weshalb die Wahl auf den Bühnenbearbeitungen von Hamilton Deane und Boris Karloff fiel: »His eyes mirrored the suffering we need­ed«. Karloff fand es nicht schlimm, für alle Zeit mit The Invisible Man (Der Unsichtbare) | USA 1933 | dem Monster identifiziert zu werden: »The monster was R: James Whale | B: R.C. Sheriff | K: Arthur Edeson | the best friend I ever had.« M: Heinz Roemheld | D: , Gloria Stuart,  Dienstag, 28. März 2017, 21.00 Uhr William Harrigan, Una O‘Connor, Henry Travers | 71 min | OmU | John Fultons Effekteteam entwickelte ein The Mummy (Die Mumie) | USA 1932 | R: Karl Freund ganzes Bündel unterschiedlicher optischer und realer | B: John L. Balderston | K: Charles Stumar | M: James Tricks mit Drähten, Orthesen, Wandermasken, schwar- Dietrich | D: Boris Karloff, Zita Johann, David Manners, zem Samt und Animationselementen, um Claude Rains Arthur Byron, Edward Van Sloan, Bramwell Fletcher | verschwinden zu lassen. Die technische Virtuosität tritt 74 min | OmU | Universals Beitrag zur damaligen Faszi- bald in den Hintergrund, und das Thema der Mas- nation durch das alte Ägypten hatte einen ganz kon- senhysterie angesichts einer unsichtbaren Bedrohung kreten, handfesten Hintergrund: Der Drehbuchautor, aus der Mitte der Gesellschaft ist heute aktueller denn einmal mehr John L. Balderston, war 1923 als Journa- je. James Whales Inszenierung macht den zerrissenen list bei der Öffnung des Grabs von Tutanchamun dabei Menschen im größenwahnsinnigen Wissenschaftler Universal Monsters ge­wesen. Karl Freund inszeniert mit Stil und Virtuosität spürbar. Der britische Bühnenschauspieler Claude eine Geschichte vom Verlangen, das die Jahrtausende Rains ist in seiner ersten richtigen Filmrolle im Grunde 23 überdauert hat. Die Mumie selber ist kaum zu sehen, in nur einer Szene wirklich zu sehen und verleiht sei- doch die Szene der »Auferstehung« jagt einem noch ner Figur nur mit seiner Stimme eine ungewöhnliche heute Schauer über den Rücken, obwohl sie ganz Präsenz. ohne schockierende Bilder auskommt. Dem Forscher,  Dienstag, 11. April 2017, 21.00 Uhr der eine Inschrift murmelte und dadurch die Mumie weckte, bleibt nur noch hysterisches Gelächter: »He … The Bride of Frankenstein (Frankensteins Braut) he went for a little walk!« | USA 1935 | R: James Whale | B: William Hurlbut |  Dienstag, 4. April 2017, 21.00 Uhr K: John Mescall | M: Franz Waxman | D: Boris Karloff, THE BRIDE OF FRANKENSTEIN Colin Clive, Valerie Hobson, Ernest Thesiger, Elsa Lanchester, O.P. Heggie | 75 min | OmU | Nach den Schocks im ersten FRANKENSTEIN trotzte James Wha- le dem Studio weitreichende Freiheiten ab, um eine Ge- schichte mit Augenzwinkern, sarkastischem Witz und etwas genüsslichem Grusel zu erzählen. Sie beginnt mit Mary Shelley, die von Lord Byron im literarischen Wettstreit zur Fortsetzung ihres ursprünglichen Plots herausgefordert wird, und geht flugs in einen doppelten Erzählstrang über, der einerseits die fortgesetzte An- strengung Frankensteins schildert, Leben zu schaffen (Fortpflanzung ohne Frauen), andererseits die Sehn- sucht des Monsters, das nun sprechen kann, nach Zu- neigung und Liebe, dem jedoch überall Vorurteile und Universal Monsters Ablehnung entgegenschlagen. 24  Dienstag, 18. April 2017, 21.00 Uhr

Dracula’s Daughter (Draculas Tochter) | USA 1936 | R: Lambert Hillyer | B: Garret Fort | K: George Robinson | M: Heinz Roemheld | D: Gloria Holden, Otto Kruger, Marguerite Churchill, Edward Van Sloan, Nan Grey, Irving Pichel | 71 min | OF | Als Vorlage für die Fortsetzung des ersten voll entwickelten Horrorfilms der Universal, mit beinahe abstrakt anmutenden Sets. Boris Karloff oder vielmehr als ferne Inspiration, diente »Dracula’s trägt ein letztes Mal das Monster-Make-up, nach ihm Guest«, ein aus Stokers Romanmanuskript gestrichenes übernahmen wechselnde Darsteller die Figur. Kapitel, das dessen Witwe separat als Kurzgeschichte  Dienstag, 2. Mai 2017, 21.00 Uhr veröffentlichte. Draculas Tochter nennt sich Gräfin Zaleska und kommt nach London, um das Treiben ihres The Invisible Man Returns (Der Unsichtbare kehrt Vaters nicht fortzusetzen, sondern dem Vampirismus zurück) | USA 1940 | R: Joe May | B: Lester Cole, ein Ende zu bereiten. Sie stiehlt Draculas Leichnam Curt Siodmak | K: Milton Krasner | M: Hans J. Salter, und verbrennt ihn, und sucht professionelle Hilfe. Frank Skinner | D: Vincent Price, Sir Cedric Hardwi- DRACULA’S DAUGHTER ist einer der ersten Hollywood- cke, Nan Grey, John Sutton, Cecil Kellaway | 81 min | filme, die die Psychoanalyse thematisieren: Gräfin OmU | Die Filme um den Unsichtbaren motivierten ihre Zaleska begibt sich in Behandlung, um ihre schwierige Filmemacher stets zu außerordentlichen Arbeiten. THE Vaterbeziehung aufzuarbeiten. INVISIBLE MAN RETURNS ist ein Musterbeispiel für  Dienstag, 25. April 2017, 21.00 Uhr eine gelungene Fortsetzung, da er die Prämisse des ursprünglichen Films erweitert, anstatt sie nur wie- Son of Frankenstein (Frankensteins Sohn) | USA derzukäuen. Ein zu Unrecht wegen Mordes Verurteilter 1939 | R: Rowland V. Lee | B: Willis Cooper | K: George flieht mithilfe des Unsichtbarkeitsserums; er weiß, dass Robinson | M: Frank Skinner | D: , Jo- die Droge wahnsinnig macht, aber er will den wahren sephine Hutchinson, Boris Karloff, Bela Lugosi, Lionel Täter um jeden Preis entlarven. An der zweiten Hor- Atwill | 99 min | OF | Die nominelle Hauptrolle mag rorfilmwelle während des Zweiten Weltkrieges waren Basil Rathbone innehaben, spielt er doch den titelge- zahlreiche Emigranten beteiligt, die am eigenen Leibe benden Sohn, der eigentliche Star ist jedoch Bela Lu- Ausgrenzung und Verfolgung erlebt hatten. gosi als Diener Ygor, der schon einmal am Galgen hing,  Dienstag, 16. Mai 2017, 21.00 Uhr aber überlebte und seither einige Rechnungen mit den Würdenträgern des Ortes offen hat. Er will den heim- The Wolf Man (Der Wolfsmensch) | USA 1941 | R: gekehrten Sohn dazu bewegen, die Arbeit des Vaters George Waggner | B: Curt Siodmak | K: Joseph Valen- fortzusetzen. Unter allen Horrorfilmen der Universal hat tine | M: Charles Previn, Hans J. Salter, Frank Skinner SON OF FRANKENSTEIN eine Besetzungsliste, die fast | D: Claude Rains, Lon Chaney Jr., Evelyn Ankers, nur aus Stars besteht und die extravagantesten Bauten Warren William, Bela Lugosi, Maria Ouspenskaya | 71 min | OmU | Larry Talbot (Lon Chaney Jr.) kehrt aus nisvoller Graf Alucard aus Budapest besucht ein altes den USA heim nach England auf den Landsitz seiner Anwesen auf einer Plantage in den Sümpfen Louisianas Familie, wird von einem Werwolf gebissen und selber – die Besitzerin lud ihn ein, sie hat ein morbides Faible zum Werwolf, gegen seinen Willen und bei jedem Voll- fürs Okkulte. Die bodenständigen Südstaatler glauben mond; einzig eine Silberkugel kann ihn töten. All diese nicht an solchen Unfug wie Vampirismus. Die separate angeblich uralte Folklore stammt weder aus europäi- Fortsetzung von DRACULA (ohne Bezug zu DRACULA’S schen Werwolfmythen, noch aus den totemistischen DAUGHTER) erweist sich beim näheren Hinsehen als Legenden Nordamerikas. Es handelt sich gänzlich um eine kühne Paraphrase des ursprünglichen Romans Erfindungen des Autors Curt Siodmak. Die Verwandlung mit hoch interessanten Aktualisierungen. Die Brüder Si- führte der Make-up-Künstler Jack Pierce mit Hilfe von odmak gaben dem Blutsauger eine Ideologie von »Blut John Fultons Tricks durch. Bela Lugosi hat eine schöne und Boden«, die Bildgestaltung überwindet den »Gothic Rolle als der Wolfsmensch, der Larry »ansteckt«. Look« vorheriger Universal-Horrorfilme.  Dienstag, 23. Mai 2017, 21.00 Uhr  Dienstag, 6. Juni 2017, 21.00 Uhr Universal Monsters Frankenstein Meets the Wolf Man (Frankenstein Creature from the Black Lagoon (Der Schrecken trifft den Wolfsmenschen) | USA 1943 | R: Roy Wil- vom Amazonas) | USA 1954 | R: Jack Arnold, unter 25 liam Neill | B: Curt Siodmak | K: George Robinson | M: Wasser: James C. Havens | B: Harry Essex, Arthur Ross Hans J. Salter | D: Bela Lugosi, Lon Chaney Jr., Ilona | K: William E. Snyder | M: Henry Mancini, Hans J. Sal- Massey, Lionel Atwill, Maria Ouspenskaya | 74 min | ter, Herman Stein | D: Richard Carlson, Julia Adams, OF | FRANKENSTEIN MEETS THE WOLF MAN ist eine , Nestor Paiva, Antonio Moreno | 79 doppelte Fortsetzung. Larry Talbot wird aus dem Grab min | OF | 3D | Aus der Legende um einen Fischmen- geholt, in dem er nach THE WOLF MAN zur ewigen schen in Lateinamerika, die dem Produzenten zu Ohren Ruhe gebettet war. Aber auch THE GHOST OF FRAN- gekommen war, entstand einer der gelungensten, KENSTEIN wird fortgeschrieben, an dessen Ende das spannendsten und zugleich romantischsten Monsterfil- Gehirn Ygors (Bela Lugosi) in den Körper von Franken- me der 1950er Jahre. Eine amerikanische Expedition steins Monster transplantiert worden war. Somit ist es entdeckt in einem entlegenen Zufluss des Amazonas im Grunde nur logisch, dass nun endlich Lugosi das ein Wesen aus einer verblüffenden Seitenlinie der Evo- lution. Jack Arnold bringt 3D in einen neuen Kontext: Der oft beklemmenden und bedrohlichen Dschungel­ atmosphäre setzen die Unterwassersequenzen eine weitere, traumhafte Dimension entgegen.  Dienstag, 13. Juni 2017, 21.00 Uhr

Young Frankenstein (Frankenstein Junior) | USA 1974 | R: Mel Brooks | B: Mel Brooks, Gene Wilder | K: Gerald Hirschfeld | M: John Morris | D: Gene Wil- der, Peter Boyle, Marty Feldman, Madeline Kahn, Cloris Leachman | 106 min | OmU | Der Neurologe Frederick Frankenstein versucht, die Last seines Familiennamens abzuschütteln, doch eine schicksalhafte Erbschaft führt Monster spielt. FRANKENSTEIN MEETS THE WOLF MAN ihn zurück in das Labor seines Großvaters. YOUNG brachte Elemente ein, die dem Monsterkino zuvor fehl- FRANKENSTEIN ist von so tiefer Liebe und Bewunde- ten: packende, präzise Action, mitreißendes Tempo und rung für die Universal-Horrorfilme durchdrungen, dass einen geradezu apokalyptischen Schluss. der Film wirkt, als entstammte er selber jener Hochpha-  Dienstag, 30. Mai 2017, 21.00 Uhr se, obwohl er gar nicht bei der Universal entstand. Gene Wilder und Mel Brooks haben den Geist dieser Werke Son of Dracula (Draculas Sohn) | USA 1943 | R: Ro- so weit destilliert, dass es nicht einmal nötig ist, die bert Siodmak | B: Eric Taylor, nach einer Story von Curt einzelnen Filme zu kennen, um die Gags zu genießen Siodmak | K: George Robinson | M: Hans J. Salter | D: (und YOUNG FRANKENSTEIN ist einer der lustigsten Lon Chaney Jr., Louise Albritton, Robert Paige, Evelyn amerikanischen Filme der 1970er Jahre). Ankers, J. Edward Bromberg | 81 min | OF | Ein geheim-  Dienstag, 20. Juni 2017, 21.00 Uhr