Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord Stresemannstraße 3-5 Postfach 20 03 61 I 56003 Koblenz 56068 Koblenz Telefon 0261 120-0 Verbandsgemeindeverwaltung Telefax 0261 120-2200 Schlossberg 6 [email protected] www.sgdnord.rlp.de 54439 Saarburg

Nachrichtlich: 19.02.2018

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Kreisverwaltung -Saarburg Willy-Brandt-Platz 1 54290 Trier

Planungsgemeinschaft Region Trier - im Hause

Abteilung 2 - Gewerbeaufsicht - - im Hause

Referat 31 - Zentralreferat Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz - - im Hause

Referat 34 - Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz Trier - - im Hause über Herrn AL 3

Referat 42 - Naturschutz - - im Hause

Referat 43 - Bauwesen - - im Hause

Zentralstelle der Forstverwaltung Le Quartier Hornbach 9 67433 Neustadt an der Weinstraße mit Überdruck für Forstamt Saarburg

Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz - Dienststelle Trier - Gartenfeldstraße 12 a 54295 Trier

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Mein Aktenzeichen Ihr Schreiben vom Ansprechpartner(in)/ E-Mail Telefon/Fax 14 91-235 05/41 24.01. und 18.09.2017 Julia Zabel 0261 120-2144 Bitte immer angeben! [email protected] 0261 120-882144

Antrag der Verbandsgemeinde Saarburg auf Zulassung einer Abweichung von a) Zielen des verbindlichen regionalen Raumordnungsplans Region Trier 1985/ 1995 inklusive Teilfortschreibung Kapitel Energieversorgung/ Teilbe- reich Windenergie 2004 gemäß § 6 Abs. 2 Raumordnungsgesetz (ROG) in Ver- bindung mit § 10 Abs. 6 Landesplanungsgesetz (LPlG) und b) Zielen der 3. Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms (LEP) IV gem. § 6 Abs. 2 ROG in Verbindung mit § 8 Abs. 3 LPlG für den sachlichen Teilflächennutzungsplan „Windenergie“ der Verbandsge- meinde Saarburg

Sehr geehrte Damen und Herren, die Verbandsgemeinde Saarburg beabsichtigt im Rahmen der „Teilfortschreibung Windenergie“ ihres Flächennutzungsplans Sonderbauflächen für Windkraftanlagen darzustellen.

Im Einzelnen handelt es sich hierbei um folgende Standorte:

 Sonderbaufläche 5a/ 5b Gemarkungen /  Sonderbaufläche 6 Gemarkungen /  Sonderbaufläche 8a/ 8b/ 8c Gemarkungen Kirf/ Palzem  Sonderbaufläche 14 Gemarkung  Sonderbaufläche 17b Gemarkungen /  Sonderbaufläche 17c Gemarkungen Serrig/ Taben-Rodt

Das bisher im Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Saarburg dargestellte Vorranggebiet für die Windenergienutzung „Kirf 1“ des regionalen Raumordnungs-

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plans Region Trier - Teilfortschreibung Kapitel Energieversorgung/ Teilbereich Wind- energie - 2004 (regionalplanerische Teilfortschreibung Windenergie 2004) wird in der verfahrensgegenständlichen „Teilfortschreibung Windenergie“ weiterhin nachrichtlich als Sonderbaufläche für Windkraftanlagen dargestellt.

Die Größenordnung der zusätzlich geplanten Sonderbauflächen beträgt nach den vorgelegten Unterlagen insgesamt rd. 520 ha. Zuzüglich des bereits im derzeit ver- bindlichen vorbereitenden Bauleitplan nachrichtlich dargestellten regionalplanerischen Vorranggebiets „Kirf 1“ (Sonderbaufläche 6) in einer Größenordnung von ca. 104 ha ergibt sich insgesamt eine Gebietskulisse für die Windenergienutzung von rd. 624 ha. Dies entspricht einem Flächenanteil von 3,14 % bezogen auf das Gesamtgebiet der Verbandsgemeinde Saarburg von rd. 19.914 ha.

Mit der geplanten Darstellung dieser Sonderbauflächen für Windkraftanlagen in der „Teilfortschreibung Windenergie“ des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Saarburg sollen die Rechtswirkungen nach § 35 Absatz 3 Satz 3 Baugesetzbuch (BauGB), die Ausfüllung des Planvorbehalts, begründet werden. Nach dieser Rechts- vorschrift stehen öffentliche Belange der Windenergienutzung in der Regel dann ent- gegen, soweit hierfür durch Darstellungen im Flächennutzungsplan eine Ausweisung an anderer Stelle erfolgt ist.

Die Kreisverwaltung Trier-Saarburg - untere Landesplanungsbehörde - hat in ihrer landesplanerischen Stellungnahme gemäß § 20 Landesplanungsgesetz (LPlG) vom 11.06.2012 festgestellt, dass die zusätzlich geplanten Sonderbauflächen für Wind- kraftanlagen der „Teilfortschreibung Windenergie“ des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Saarburg gegen folgendes zu beachtende Ziel der Raumordnung im Sinne von § 3 Absatz 1 Nr. 2 ROG der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 (Kapitel I. Energieversorgung – Ziele und Grundsätze, Windener- gie, Seite I/II.1) verstößt:

„Außerhalb der Vorranggebiete [für die Windenergienutzung] ist die Errichtung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen ausgeschlossen.“

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Da die zusätzlich geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen außerhalb der regionalplanerisch festgelegten Vorranggebiete für die Windenergienutzung liegen, steht dieses Ziel der Raumordnung der regionalplanerischen Teilfortschreibung Wind- energie 2004 (Ziel des „Außenausschlusses“) der „Teilfortschreibung Windenergie“ des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Saarburg, die nach § 1 Absatz 4 BauGB den Zielen der Raumordnung anzupassen ist, entgegen.

Des Weiteren verstößt die kommunale Windenergieplanung der Verbandsgemeinde Saarburg insoweit gegen die Ziele der Raumordnung, als die geplanten Sonderbau- flächen 14, 17b und 17c innerhalb einer Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück lie- gen. Ziel 163 d, erster Satz, der am 21.07.2017 in Kraft getretenen 3. Teilfortschrei- bung des Landesentwicklungsprogramms (LEP) IV lautet wie folgt:

„Die Errichtung von Windenergieanlagen ist in den Kernzonen der Naturparke ausgeschlossen.“

Vor diesem Hintergrund kann die geplante „Teilfortschreibung Windenergie“ des vor- bereitenden Bauleitplans der Verbandsgemeinde Saarburg rechtskonform nur durch- geführt werden, wenn die Abweichung von den vorgenannten Zielen der Raumord- nung zugelassen wird.

Die gesetzlichen Voraussetzungen für die Abweichung von einem Ziel des Landes- entwicklungsprogramms sind in § 6 Abs. 2 ROG i.V.m. § 8 Abs. 3 LPlG geregelt. Da- nach kann die obere Landesplanungsbehörde im Einvernehmen mit den fachlich be- rührten Stellen der oberen Verwaltungsebene die Abweichung zulassen, wenn diese aufgrund veränderter Tatsachen oder Erkenntnisse unter raumordnerischen Gesichts- punkten vertretbar ist und das Landesentwicklungsprogramm in seinen Grundzügen nicht berührt wird.

Bezüglich der gesetzlichen Voraussetzungen für die Abweichung von einem Ziel des regionalen Raumordnungsplans wird auf § 6 Abs. 2 ROG i.V.m. § 10 Abs. 6 LPlG verwiesen. Danach kann die obere Landesplanungsbehörde im Benehmen mit den fachlich berührten Stellen der oberen Verwaltungsebene und der jeweiligen Pla- nungsgemeinschaft die Abweichung zulassen, wenn diese aufgrund veränderter Tat-

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sachen oder Erkenntnisse unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und der regionale Raumordnungsplan in seinen Grundzügen nicht berührt wird.

Die Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg hat mit Schreiben vom 24.01.2017 für die „Teilfortschreibung Windenergie“ des Flächennutzungsplans die Zulassung einer Ab- weichung von dem Ziel des „Außenausschlusses“ der regionalplanerischen Teilfort- schreibung Windenergie 2004 beantragt. Dieser Antrag ist der SGD Nord - obere Landesplanungsbehörde - am 27.01.2017 unmittelbar zugegangen.

Der qualifizierte Vorlagebericht der Kreisverwaltung Trier-Saarburg datiert vom 08.05.2017 und ging am 11.05.2017 in der oberen Landesplanungsbehörde ein.

Die Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg reichte mit Schreiben vom 21.03.2017 ergänzende Unterlagen nach. Mit Schreiben vom 18.09.2017 ergänzte sie ihren Ziel- abweichungsantrag dahingehend, dass auch eine Abweichung von Ziel 163 d, erster Satz, der am 21.07.2017 in Kraft getretenen 3. Teilfortschreibung des LEP IV begehrt wird.

Hierzu legte die Kreisverwaltung Trier-Saarburg unter dem Datum vom 26.09.2017 einen ergänzenden Vorlagebericht bei der oberen Landesplanungsbehörde vor.

Diese hat daraufhin die Anhörung der im Zielabweichungsverfahren zu beteiligenden Stellen mit Schreiben vom 27.10.2017 eingeleitet.

Sie hat hieran die fachlich berührten Stellen der oberen Verwaltungsebene und die Planungsgemeinschaft Region Trier beteiligt. Weiterhin wurde die Zentralstelle der Forstverwaltung mit dem Forstamt Saarburg angehört.

Die Forstverwaltung sollte sich insbesondere auch zu der Frage äußern, ob die ge- plante Darstellung der Sonderbauflächen für Windkraftanlagen dem Ziel 163 d, letzter Satz, der 3. Teilfortschreibung des LEP IV - (Ausschluss der Windenergienutzung in Gebieten mit zusammenhängendem Laubholzbestand mit einem Alter über 120 Jah- ren), entspricht. Zudem sollte die Forstverwaltung in ihrer Stellungnahme darauf ein- gehen, ob die geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen, die sich in Teilberei-

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chen mit Vorranggebieten für Forstwirtschaft nach dem Entwurf des neuen regionalen Raumordnungsplans Region Trier (RROPneu-E) überlagern, Bedenken begegnen.

Zusätzlich wurde die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz - Dienststelle Trier - wegen der Überlappung von Teilbereichen der geplanten Sonderbauflächen für Wind- kraftanlagen mit Vorranggebieten für Landwirtschaft des RROPneu-E in das Zielab- weichungsverfahren einbezogen.

Die beteiligten Stellen haben sich zu der beantragten Abweichung von den Zielen der 3. Teilfortschreibung des LEP IV und der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 zusammenfassend im nachstehenden Sinne geäußert.

Die Planungsgemeinschaft Region Trier geht zunächst auf die landesplanerischen und regionalplanerischen Vorgaben zur Windenergienutzung ein. Sie nimmt hierbei die 3. Teilfortschreibung des LEP IV, Kapitel 5.2 Energieversorgung Leitbild „Nachhal- tige Energieversorgung“ in den Blick. Zur Reduzierung der Emission von Klimagasen und zur Erhöhung des Anteils heimischer Energieträger will das Land Rheinland-Pfalz den Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamtenergieversorgung weiter aus- bauen. Mit der am 21.07.2017 in Kraft getretenen 3. Teilfortschreibung des LEP IV wird die Umsetzung dieses Ziels angestrebt. Die vorhandenen Potenziale u. a. in dem Bereich Windenergie sollen zur Erreichung der energiepolitischen Ziele planerisch gesichert werden. Im Gegensatz zur bisherigen abschließenden Steuerung der Wind- energienutzung in der Region Trier durch die Regionalplanung soll nach den Zielen der 3. Teilfortschreibung des LEP IV sowohl durch die Regionalplanung als auch durch die kommunale Bauleitplanung ein geordneter Ausbau der Windenergienutzung sichergestellt werden.

Mit der sachlichen Teilflächennutzungsplanung "Windenergie" will die Verbandsge- meinde Saarburg den Ausbau der Windenergie in ihrem Gebiet fördern und durch die bauleitplanerische Steuerung für eine geordnete Entwicklung sorgen. Damit entspricht die Verbandsgemeinde den genannten Zielen der 3. Teilfortschreibung des LEP IV.

Zu den regionalplanerischen Vorgaben verweist die Planungsgemeinschaft auf den Grundsatzbeschluss der Regionalvertretung vom 19.12.2016. Danach wird bei Fest-

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halten des Landes an der 3. Teilfortschreibung des LEP IV dieselbe ungeachtet der grundsätzlichen Ablehnung durch den Träger der Regionalplanung - aufgrund der dann letztlich höher zu bewertenden und zeitnah erforderlichen einheitlich wider- spruchsfreien Planungsvorgaben für die Kommunen hinsichtlich der bauleitplaneri- schen Steuerung der Windenergienutzung - für den RROPneu-E übernommen und dessen Fachkapitel "Energieversorgung" daran angepasst.

Das bedeutet, dass die bisherigen Vorranggebiete der regionalplanerische Teilfort- schreibung Windenergie 2004 auch im RROPneu als Vorranggebiete für die Wind- energienutzung festgelegt werden sollen. In der Verbandsgemeinde Saarburg ist in dieser regionalplanerischen Teilfortschreibung das Vorranggebiet für die Windener- gienutzung „Kirf 1“ festgelegt. Dieses Vorranggebiet ist unter Beachtung der Ziele der 3. Teilfortschreibung des LEP IV somit auch weiterhin als Sonderbaufläche für Wind- kraftanlagen in der verfahrensgegenständlichen Flächennutzungsplanung der Ver- bandsgemeinde Saarburg darzustellen.

Zu den im Ziel 163 d der 3. Teilfortschreibung des LEP IV festgelegten Ausschlussge- bieten für die Windenergienutzung stellt die Planungsgemeinschaft fest, dass im vor- liegenden Entwurf des sachlichen Teilflächennutzungsplanes "Windenergie" der Ver- bandsgemeinde Saarburg die geplanten Sonderbauflächen 14, 17b und 17c mit einer Gesamtfläche von rd. 442 ha innerhalb einer Naturparkkernzone liegen und somit ge- gen diese Zielvorgabe der 3. Teilfortschreibung des LEP IV verstoßen. Einer Darstel- lung dieser geplanten Sonderbauflächen kann von Seiten der Regionalplanung daher nur dann zugestimmt werden, wenn dieser Punkt des verfahrensgegenständlichen Zielabweichungsverfahrens positiv entschieden wird. Soweit dies von Seiten der Re- gionalplanung beurteilt werden kann, ist festzustellen, dass darüber hinaus keine der im vorliegenden Entwurf der verfahrensgegenständlichen Flächennutzungsplanung vorgesehenen Sonderbauflächen für Windkraftnutzung innerhalb der sonstigen Aus- schlussgebiete der 3. Teilfortschreibung des LEP IV liegt. Diese Feststellung steht unter dem Vorbehalt, dass die verfahrensgegenständliche Flächennutzungsplanung die in der 3. Teilfortschreibung des LEP IV festgelegten Ausschlussgebiete beachtet hat und somit nicht in Widerspruch zu diesen steht und dies von den zuständigen Fachbehörden und der verfahrensführenden Stelle bestätigt wird.

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Im Hinblick auf Ziel 163 g der 3. Teilfortschreibung des LEP IV - planungsrechtliche Möglichkeit der Errichtung von mindestens drei Windenergieanlagen im räumlichen Verbund - gibt die Planungsgemeinschaft ihre Zustimmung zu der in Rede stehenden Flächennutzungsplanung unter der Voraussetzung, dass von Seiten der verfahrens- führenden Behörde die Einhaltung dieses Konzentrationsgebotes als erfüllt bewertet wird.

Bezüglich der nach Ziel 163 d der 3. Teilfortschreibung des LEP IV einzuhaltenden Mindestabstände zu den dort genannten Baugebieten erfolgt seitens der Regionalpla- nung die Zustimmung zu der Planung unter dem Vorbehalt, dass von Seiten der ver- fahrensführenden Behörde die Einhaltung dieser Mindestabstände bestätigt wird.

Das Gleiche gilt hinsichtlich der Zielvorgabe zum Repowering (siehe Ziel 163 i der 3. Teilfortschreibung des LEP IV).

Für die verbleibenden Restgebiete (Verbandsgemeindegebiet abzüglich der Vorrang- gebiete der regionalplanerischen Teilfortschreibung 2004 abzüglich der Ausschlussku- lisse gemäß LEP IV) erfolgt keine raumordnerische Steuerung der Windenergienut- zung. Diese sind städtebaulichen Standortkonzepten im Rahmen der kommunalen Bauleitplanung zugänglich. Mit dem vorliegenden Entwurf der sachlichen Teilfort- schreibung "Windenergie" des Flächennutzungsplans beabsichtigt die Verbandsge- meinde Saarburg nach den Ausführungen der Planungsgemeinschaft die Windenergie in ihrem Verbandsgemeindegebiet zu fördern und durch die bauleitplanerische Steue- rung für eine geordnete Entwicklung zu sorgen. Sie setzt damit die ihr eingeräumte planerische Option um.

Unter dem Vorbehalt, dass

 der beantragten Abweichung von Ziel 163 d der 3. Teilfortschreibung des LEP IV stattgegeben und somit der geplanten Darstellung der Sonderbauflä- chen 14, 17b und 17c in einer Naturparkkernzone zugestimmt wird,

 die sonstigen in der 3. Teilfortschreibung des LEP IV festgelegten Ausschluss- gebiete für die Windenergie in der sachlichen Teilfortschreibung "Windenergie"

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des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Saarburg umgesetzt und die Einhaltung des Konzentrationsgebotes und der vorgegebenen Mindestab- stände von der verfahrensführenden Behörde bestätigt werden, entspricht die mit der verfahrensgegenständlichen Flächennutzungsplanung verfolgte Intention zur Steuerung der Windenergienutzung durch die kommunale Bauleitpla- nung den geänderten landesplanerischen Vorgaben und den Beschlüssen der Pla- nungsgemeinschaft zur künftigen Regelung der Windenergienutzung im RROPneu.

Zum vorliegenden Entwurf des sachlichen Teilflächennutzungsplanes „Windenergie“ der Verbandsgemeinde Saarburg stellt die Planungsgemeinschaft zur sachgerechten Berücksichtigung der regionalplanerischen Erfordernisse Folgendes fest:

 Die geplante Sonderbaufläche 17b liegt teilweise in einem festgesetzten Was- serschutzgebiet und die vorgesehene Sonderbaufläche 17c grenzt unmittelbar an dieses festgesetzte Wasserschutzgebiet an. Unter Beachtung von Ziel 5.5.3 des regionalen Raumordnungsplans Region Trier 1985/ 1995 (RROP) steht die Zustimmung der Regionalplanung zur geplanten Darstellung der Sonderbauflä- che 17b in der verfahrensgegenständlichen Flächennutzungsplanung unter dem Vorbehalt, dass eine Beeinträchtigung dieses berührten Wasserschutzge- bietes durch die Windenergienutzung im weiteren Bauleitplanverfahren und bei der Projektrealisierung ausgeschlossen werden kann. Diese Gebiete sind so zu schützen, dass sie bei Bedarf uneingeschränkt für die Trinkwasserversorgung genutzt werden können.  Ansonsten ist festzustellen, dass die Belange der Regionalplanung im Rahmen der Restriktions- und Eignungsanalyse beachtet und berücksichtigt worden sind.

Der vorliegende Entwurf des sachlichen Teilflächennutzungsplanes „Windenergie“ der Verbandsgemeinde Saarburg wird von Seiten der Regionalplanung unter dem Vorbe- halt der Klärung der Verträglichkeit der geplanten Sonderbaufläche 17b mit den Be- langen zur Sicherung von Wasservorkommen als Ziel der Regionalplanung sowie der Zustimmung durch die jeweils zuständigen Fachbehörden und die verfahrensführende Behörde als qualifiziert angesehen. Die Belange der Regionalplanung sind, abgese-

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hen von den vorgenannten Punkten, im Rahmen der Restriktions- und Eignungsana- lyse beachtet bzw. berücksichtigt worden. Seitens der Regionalplanung werden damit - vorbehaltlich der Berücksichtigung der ausgeführten Anregungen - die Vorausset- zungen für eine Zielabweichung grundsätzlich als erfüllt angesehen.

Des Weiteren weist die Planungsgemeinschaft darauf hin, dass die verfahrensgegen- ständliche Flächennutzungsplanung der Verbandsgemeinde Saarburg in Einklang mit den Vorgaben des RROP zur Sicherung der Energieversorgung (Kapitel 3.4.3) und den geplanten Festlegungen des RROPneu-E zur Nutzung regenerativer Energiequel- len (Kapitel II.4.2) steht.

Fazit der Planungsgemeinschaft: Unter Berücksichtigung bzw. dem Vorbehalt, dass  das in der Verbandsgemeinde Saarburg in der regionalplanerischen Teilfort- schreibung Windenergie 2004 festgelegte Vorranggebiet für die Windenergie- nutzung „Kirf 1“ auch in der verfahrensgegenständlichen Flächennutzungspla- nung der Verbandsgemeinde Saarburg unter Beachtung der Ziele der 3. Teil- fortschreibung des LEP IV weiterhin als Sonderbaufläche für die Windkraftnut- zung dargestellt wird,  der beantragten Abweichung von Ziel 163 d der 3. Teilfortschreibung des LEP IV stattgegeben und der geplanten Darstellung der Sonderbauflächen 14, 17b und 17c in einer Naturparkkernzone zugestimmt wird und somit die mit der ver- fahrensgegenständlichen Flächennutzungsplanung verfolgte Intention zur Steuerung der Windenergienutzung durch die kommunale Bauleitplanung den geänderten landesplanerischen Vorgaben und den Beschlüssen der Planungs- gemeinschaft zur künftigen Regelung der Windenergienutzung im RROPneu entspricht,  die im RROPneu-E festgelegten Nutzungen und Funktionen gesichert werden bzw. ihre Entwicklungsmöglichkeiten erhalten bleiben und daher notwendige Kompensationsmaßnahmen zur Sicherung und Entwicklung der jeweils be- troffenen Nutzungen und Funktionen (u. a. Aufbau des regionalen Biotopver- bundsystems, Sicherung und Entwicklung der Erholungsfunktion der Land- schaft, Sicherung und Entwicklung der Waldfunktionen, Sicherung der Grund- wasservorkommen) beitragen sollen,

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 die sachliche Teilfortschreibung „Windenergie“ des Flächennutzungsplanes der Verbandsgemeinde Saarburg in Einklang mit den Vorgaben der Regionalpla- nung zur Sicherung der Energieversorgung steht,  die Verträglichkeit der geplanten Sonderbaufläche 17b mit den Belangen zur Sicherung von Wasservorkommen geklärt wird, und  keine sonstigen Belange der Regionalplanung der Fortschreibung „Windener- gie“ des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeine Saarburg grundsätzlich entgegenstehen, stimmt die Regionalplanung der beantragten Abweichung von dem Ziel des in der re- gionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 festgelegten „Außenaus- schlusses“ unter dem Vorbehalt zu, dass im weiteren Planverfahren die Ziele und Grundsätze der 3. Teilfortschreibung des LEP IV beachtet bzw. berücksichtigt werden.

Das Referat 34 - Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz Trier - als obere Wasserbehörde nimmt aus Sicht der Wasserversorgung, des Schut- zes und der Bewirtschaftung des Grundwassers (Wasserschutzgebiete - WSG) fach- lich wie folgt Stellung:

Bei den geplanten Sonderbauflächen 14, 17b und 17c sind folgende WSG betroffen.

Nr. / Gemarkung /Bezeichnung WSG-Nr., Zonen-Einteilung

14 Freudenburg - „Holscheider Wald“ WSG-Nr. 466, Zone III 17b Irsch/Serrig - „Am Jagdhaus Neunhäuser“ WSG-Nr. 433, Zone III 17c Serrig/Taben-Rodt - „Am Forsthaus Hundscheid“ Geplantes WSG der Gemeinde Mettlach/Saarland

Betroffene WSG im Bereich des Landes Rheinland-Pfalz: WSG-Nr. WSG-Bezeichnung Gemarkungen Status

466 Taben-Rodt –Brunnen Taben-Rodt, Freudenburg Befindet sich im Verfahren Breinsbach Es besteht keine rechtsgültige WSG-RVO.

433 –Kreck u.a. Irsch, Serrig, , Grei- WSG-RVO vom 02.06.1998 merath

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Zu dem Status „Befindet sich im Verfahren“ hinsichtlich der WSG-Nr. 466 weist das Referat 34 auf Folgendes hin:

Es liegt seit Mai 2009 ein hydrogeologisches Gutachten des Fachbüros HG, Gießen, vor, das von den Verbandsgemeindewerken Saarburg als Träger der öffentlichen Wasserversorgung in Auftrag gegeben wurde. In diesem Gutachten wird einleitend darauf hingewiesen, dass für den Brunnen Taben-Rodt (Brunnen Breinsbach) der Verbandsgemeindewerke Saarburg ein Trinkwasserschutzgebiet durch entsprechen- de Rechtsverordnung bis zum 01.06.2009 festgesetzt war. Da dieser Brunnen von den Verbandsgemeindewerken Saarburg auch langfristig für die Trinkwasserversor- gung eingeplant sei, werde somit eine Neufestsetzung der Wasserschutzgebietsgren- zen durch Rechtsverordnung erforderlich.

In einer Bewertung dieses Gutachtens durch Referat 34 und das Landesamt für Geo- logie und Bergbau vom 17.01.2017 werden die vorgeschlagenen WSG-Zonen II und III bestätigt. Eine Abgrenzung ist bisher nicht erfolgt. Die Regionalstelle Wasserwirt- schaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz Trier weist hierzu darauf hin, dass es die gesetz- liche Aufgabe der oberen Wasserbehörde ist, zusätzliche Risiken auch in einem noch nicht abgegrenzten und festgesetzten Wasserschutzgebiet mit Blick auf die hohe Be- deutung des Schutzgutes „Wasser“ grundsätzlich zu vermeiden. Ziel eines Wasser- schutzgebietes ist insbesondere die Abwehr neuer Gefährdungspotentiale für das Einzugsgebiet einer Wassergewinnungsanlage.

Hinsichtlich der geplanten Sonderbaufläche 17c ist kein rheinland-pfälzisches WSG betroffen. Nach Kenntnis des Referates 34 plant die saarländische Gemeinde Mett- lach im Bereich dieser vorgesehenen Sonderbaufläche das länderübergreifende „WSG Eschenbruch/ Hundscheid“. In einer früheren Stellungnahme des Referates 34 gegenüber der Verbandsgemeindeverwaltung (VGV) Saarburg wurde angeregt, dass die VGV Saarburg sich bezüglich dieses geplanten saarländischen „WSG Eschen- bruch/ Hundscheid“ mit den saarländischen Behörden, u.a. der Gemeinde Mettlach und der Fachbehörde Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA), Saarbrücken, in Verbindung setzen sollte. Ob dies geschehen ist, ist dem Referat 34 nicht bekannt. Das Referat 34 weist ergänzend auf eine E-Mail-Korrespondenz zwischen dem Um- weltministerium des Saarlandes und dem Zentralreferat Wasserwirtschaft, Abfallwirt-

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schaft, Bodenschutz der SGD Nord (Referat 31) vom 05.04.2017 hin. Danach hat das Umweltministerium des Saarlandes das LUA gebeten, einen aktuellen Übersichtsplan des vorgesehenen Wasserschutzgebietes mit Einzeichnung der Schutzzonen und Wassergewinnungsanlagen zu erstellen. Auch hier weist das Referat 34 unbeschadet der Tatsache, dass eine Abgrenzung noch nicht erfolgt ist, auf die Bedeutung dieses in Aussicht genommenen Wasserschutzgebietes mit Blick auf die hohe Bedeutung des Schutzgutes „Wasser“ hin. Auf die Ausführungen zur WSG-Nr. 466 wird verwie- sen.

Die obere Wasserbehörde sieht die Darstellung der geplanten Sonderbaufläche 17b mit Blick auf die teilweise Überlagerung mit dem festgesetzten Wasserschutzgebiet Nr. 433 auch als nicht vereinbar mit den Zielen 5.5.3.1 und 5.5.3.2 des Kapitels „Si- cherung von Wasservorkommen“ des RROP an.

Nach alledem kann seitens der oberen Wasserbehörde aus fachbehördlicher Sicht eine Zustimmung zur Errichtung von Windenergieanlagen im Bereich der geplanten Sonderbauflächen 14, 17b und 17c nicht in Aussicht gestellt werden. Das Referat 34 erteilt das Benehmen zur Zielabweichung für diese Flächen nicht.

Gegen die geplanten Sonderbauflächen 5a/ 5b, 6, 8a/ 8b/ 8c bestehen seitens der oberen Wasserbehörde keine Bedenken. Das Benehmen zur Zielabweichung für die- se Flächen wird hergestellt.

Das Referat 42 - Naturschutz (Obere Naturschutzbehörde - ONB) - führt Folgen- des aus:

Die geplanten Sonderbauflächen 14, 17b und 17c liegen in einer Kernzone des Natur- parkes Saar-Hunsrück. Aufgrund der Zielvorgaben der 3. Teilfortschreibung des LEP IV geht die ONB davon aus, dass die Darstellung dieser Sonderbauflächen für Windkraftnutzung in einem Flächennutzungsplan unzulässig ist und die Zulassung einer Abweichung von Ziel Z 163 d der 3. Teilfortschreibung des LEP IV aus landes- planerischen Gründen nicht in Betracht kommt. Die Frage, ob eine Befreiung gemäß § 67 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) gewährt werden kann, ist dabei nicht ent- scheidungsrelevant. Ebenso ist nicht relevant, dass sich die geplanten Sonderbauflä-

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chen 17b und 17c teilweise mit Vorranggebieten für den regionalen Biotopverbund nach dem RROPneu-E überlappen. Nach den Ausführungen des Referates 42 be- steht in Bezug auf die von ihm angenommene Nicht-Zulassung einer Abweichung von Ziel 163 d der 3. Teilfortschreibung des LEP IV für die geplanten Sonderbauflächen 14, 17b und 17c Einverständnis mit Blick auf seine fachliche Beurteilung als ONB.

Soweit die Zielabweichung für die übrigen Flächen zugelassen werden soll, müsste die Entscheidung sich auf die naturschutzfachliche und -rechtliche Beurteilung der Kreisverwaltung Trier-Saarburg stützen. Nach dem Vorlagebericht der Kreisverwal- tung bestehen bezüglich dieser Flächen noch nicht ausgeräumte Bedenken in Bezug auf den Artenschutz und die Verträglichkeit mit Natura 2000-Gebieten. Konflikte mit dem regionalen Biotopverbund bestehen bei diesen Flächen nicht.

Seitens des Referates 43 - Bauwesen - wird aus städtebaulicher Sicht wie folgt Stel- lung genommen:

Geplante Sonderbauflächen 5a und 5b Sofern es bei der Überplanung der Vorranggebiete für Landwirtschaft des RROPneu-E nicht zu planungsbedingten Nachteilen für die Landwirtschaft kommt und von Seiten des Forstes geklärt wird, dass keine zusammenhängenden Laubholzbe- stände (> 120 Jahre) betroffen sind, kann das Benehmen für diese Flächen aus städ- tebaulicher Sicht hergestellt werden.

Geplante Sonderbaufläche 6 Nach der vorgelegten Planurkunde des Flächennutzungsplanentwurfs wird für diese Fläche lediglich das bestehende Vorranggebiet für die Windenergienutzung der regio- nalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 übernommen. Aus städtebaulicher Sicht bestehen gegen die nachrichtliche Übernahme dieses Vor- ranggebietes keine Bedenken, so dass das Benehmen für diese Fläche hergestellt werden kann. Die folgenden Anregungen sollten entsprechend berücksichtigt werden. Die vorgesehene Sonderbaufläche 6 wird gemäß der Planurkunde sowohl als nach- richtliche Darstellung „rechtskräftiges Vorranggebiet Windenergie (Regionalplan 2004)“ als auch im Detailplan als Bestandsfläche „Konzentrationsflächen für Wind- kraftanlagen“ gem. § 5 Abs. 2 Nr. 2b BauGB aufgenommen. Es wird angeregt, die

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Bestandsdarstellung gemäß § 5 BauGB in der Planurkunde entfallen zu lassen, da ansonsten der Eindruck entstehen könnte, dass es sich um eine konstitutive Pla- nungsentscheidung des Verbandsgemeinderates handelt. Da die Mindestabstände zu den Siedlungsflächen von 1.000 m, die als weiche Tabukriterien formuliert wurden, nicht eingehalten werden können und vor dem Hin- tergrund, dass gemäß Ziel 163 h der 3. Teilfortschreibung des LEP IV bei der Errich- tung von Windenergieanlagen ein Mindestabstand dieser Anlagen von mindestens 1.000 Metern zu reinen, allgemeinen und besonderen Wohngebieten, sowie zu Dorf-, Misch- und Kerngebieten einzuhalten ist, sollte die geplante Sonderbaufläche 6 ledig- lich als nachrichtliche Übernahme dargestellt werden. In der Planurkunde werden die Konzentrationsflächen für Windkraftanlagen laut § 5 Abs. 2 Nr. 2b BauGB dargestellt. Gemäß BauGB-Kommentierung (vgl. Söfker in Ernst/ Zinkahn/ Bielenberg/ Krautzberger; Lfg. 109, Juni 2013, Rd-Nr. 25) beziehen sich die Darstellungen nach § 5 Absatz 2 Nr. 2 BauGB auf Einrichtungen und Anlagen selbst und nicht auf die Darstellung der Flächen für solche Einrichtungen und Anla- gen. Insofern wird empfohlen, die Flächen gemäß § 5 Abs. 2 Nr. 1 BauGB darzustel- len.

Geplante Sonderbaufläche 8 Für diese Fläche, d. h. die Teilfläche 8, wird von Seiten der unteren Naturschutzbe- hörde eine Funktionsraumanalyse für den kartierten Rotmilanhorst im angrenzenden Saarland gefordert, um die artenschutzrechtlichen Voraussetzungen nachzuweisen. Diese artenschutzrechtliche Prüfung gehört mit zum Abwägungsmaterial, da sie von erheblicher Bedeutung für die Darstellung von Konzentrationsflächen im Flächennut- zungsplan ist. Im Hinblick darauf, dass die Teilfläche 8a nach den Angaben der unteren Natur- schutzbehörde noch randlich in der 1.500 m Tabuzone um diesen kartierten Rotmi- lanhorst liegt, kann das Benehmen aus städtebaulicher Sicht erfolgen.

Geplante Sonderbauflächen 14, 17b und 17c Diese Flächen befinden sich in der zweiten Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück „Saartal-Leuckbachtal". Gemäß Ziel 163 d der 3. Teilfortschreibung des LEP IV ist die Errichtung von Windenergieanlagen in den Kernzonen der Naturparke ausgeschlos- sen.

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Insoweit bestehen gegen die geplante Darstellung der Sonderbauflächen 14, 17b und 17c Bedenken, sofern die ONB nicht zu einer anderen naturschutzrechtlichen Beurtei- lung kommt. Das Benehmen wird von Seiten des Referates 43 erteilt, sofern von Sei- ten der ONB keine Bedenken erhoben werden. Darüber hinaus liegt die Fläche 17b in einem festgesetzten Wasserschutzgebiet (Wasserschutzzone III). Sofern die zuständige Wasserbehörde eine Ausnahmege- nehmigung für die Errichtung der Windenergieanlagen in dieser Wasserschutzzone in Aussicht stellt, bestehen von Seiten des Referates 43 keine Bedenken und das Be- nehmen kann hergestellt werden.

Die Zentralstelle der Forstverwaltung teilt in Abstimmung mit dem örtlichen Forst- amt Saarburg Folgendes mit:

Die in den geplanten Sonderbauflächen für Windkraftnutzung des Flächennutzungs- planentwurfs der Verbandsgemeinde Saarburg teilweise ausgewiesenen Vorrangge- biete für Forstwirtschaft des RROPneu-E beruhen auf Ergebnissen der Waldfunktio- nenkartierung, die den Wäldern bestimmte Schutzfunktionen zuweist, sowie auf Flä- chen, die für die Forstwirtschaft von besonderer Bedeutung sind.

In der Stellungnahme der Zentralstelle der Forstverwaltung vom 05.12.2017, welche diesem Zielabweichungsbescheid als Anlage beigefügt ist, sind Kartenauszüge ent- halten. In diesen Kartenauszügen sind in den Bereichen der geplanten Sonderbauflä- chen für Windkraftnutzung die betroffenen Vorranggebiete für Forstwirtschaft des RROPneu-E in grüner Farbe eingetragen.

Vor diesem Hintergrund erfolgt aus forstfachlicher Sicht nachstehende Beurteilung zu den geplanten Sonderbauflächen.

Geplante Sonderbaufläche 5a/ 5b Gemarkungen Palzem/ Wincheringen Diese Fläche ist bis auf einen schmalen Streifen im Osten von 5a waldfrei. Dieser Waldstreifen ist Teil eines Vorranggebietes für Forstwirtschaft des RROPneu-E (siehe Grün-Eintragung). Der forstfachliche Grund für diese regionalplanerische Ausweisung liegt darin, dass die Waldfläche in der Gemarkung Wincheringen einen Anteil von un- ter 20% hat (Wald in waldarmen Gebieten). Grundsätzlich bestehen gegen diese ge-

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plante Sonderbaufläche für Windkraftnutzung keine Bedenken. Zusammenhängender Laubholzbestand mit einem Alter über 120 Jahren im Sinne des Ziels 163 d, letzter Satz, der 3. Teilfortschreibung des LEP IV ist nicht betroffen. Es handelt sich um eine Waldfläche des Forstzweckverbandes Obermosel. Im immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren sollte geprüft werden, ob diese Fläche tatsächlich bebaut werden muss. Ein derzeit stabiler Waldrand würde dadurch in Hauptwindrichtung an- gerissen.

Geplante Sonderbaufläche 6 Gemarkungen Kirf/ Merzkirchen Es ist weder ein Vorranggebiet für Forstwirtschaft des RROPneu-E noch zusammen- hängender Laubholzbestand mit einem Alter über 120 Jahren im Sinne des Ziels 163 d, letzter Satz, der 3. Teilfortschreibung des LEP IV betroffen.

Geplante Sonderbauflächen 8a/ 8b/ 8c Gemarkungen Kirf/ Palzem Für diese Flächen gelten die gleichen Ausführungen wie zur vorgesehenen Sonder- baufläche 6.

Geplante Sonderbaufläche 14 Gemarkung Freudenburg Auch hier ist weder ein Vorranggebiet für Forstwirtschaft des RROPneu-E noch zu- sammenhängender Laubholzbestand mit einem Alter über 120 Jahren im Sinne des Ziels 163 d, letzter Satz, der 3. Teilfortschreibung des LEP IV betroffen. Allerdings sind insbesondere im nördlichsten Teil kleinflächig ökologisch wertvolle alte Laubbäume, 183-jährig, betroffen, die auch durch die Biotopkartierung erfasst sind (BT 6405-0438-2007 bzw. BK 6405-0074-20017 Eichen-Buchen-Mischwald). Auch in den anderen Waldbereichen stehen kleinräumig alte Eichen und Buchen mit einem Alter zwischen 153 und 177 Jahren. In einem möglichen immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren sollten durch die Wahl der Einzelstandorte der Windenergie- anlagen in diesem Gebiet ökologisch wertvolle alte Bäume möglichst geschont wer- den. Es wird darauf hingewiesen, dass diese Fläche innerhalb eines 3 km-Radius um das seit 2015 im Staatswald Taben etablierte Schwarzstorchnest liegt.

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Geplante Sonderbaufläche 17b Gemarkungen Irsch/ Serrig Das Vorranggebiet für Forstwirtschaft des RROPneu-E, das sich im Osten dieser Flä- che in einem Band von Norden nach Süden zieht, wurde ausgewiesen wegen der Be- deutung des Waldes als Erholungswald. Aus forstfachlicher Sicht bestehen hier keine Bedenken gegen die Ausweisung als Sonderbaufläche für Windkraftnutzung. Die bei- den kleineren gekennzeichneten Flächen stehen jedoch für forstliche Versuchsflä- chen. Sie dürfen nicht überbaut oder in anderer Weise, z. B. durch Zuwegung, beein- trächtigt werden. Die beiden Versuchsflächen müssen aus dieser geplanten Sonder- baufläche für Windkraftnutzung ausgegrenzt und als Ausschlussgebiet behandelt werden.

Geplante Sonderbaufläche 17c Gemarkungen Serrig/ Taben-Rodt Das Vorranggebiet für Forstwirtschaft des RROPneu-E im Osten dieser Fläche beruht auf dem dort durch die Waldfunktionenkartierung ausgewiesenen Erholungswald. Aus forstfachlicher Sicht bestehen keine Bedenken gegen die Darstellung als Sonderbau- fläche für Windkraftnutzung. In der Fläche befinden sich zwei kleinere Altholzreste mit 167- und 137-jähriger Buche. Sie stellen wichtige Trittsteinbiotope dar und sollten bei der nachgelagerten Planung geschont werden. Es wird auch hier darauf hingewiesen, dass Teilflächen der geplanten Sonderbauflä- che 17c innerhalb eines 3 km-Radius um das seit 2015 im Staatswald Taben etablier- te Schwarzstorchnest liegen.

Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz - Dienststelle Trier - stellt fest, dass die geplanten Sonderbauflächen 5a/ 5b sowie 8 fast ausschließlich landwirtschaftliche Nutzflächen umfassen, die zum großen Teil als Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Landwirtschaft im RROPneu-E ausgewiesen sind.

Durch die Realisierung von Windenergieanlagen innerhalb dieser geplanten Sonder- bauflächen für Windkraftanlagen werden durch den Bau der Anlagen selbst sowie die erforderlichen Erschließungsanlagen direkt Flächen bebaut und damit dauerhaft der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Hierdurch entstehen für die Landwirtschaft Nachteile, die andererseits jedoch zumindest finanziell durch entsprechende Entschä- digungs- und Pachtzahlungen regelmäßig ausgeglichen werden. Auf Grund des relativ geringen punktuellen Flächenbedarfs für die Anlagen sind die Flächenverluste jedoch

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insgesamt als geringfügig anzusehen, so dass die Grundzüge des regionalen Raum- ordnungsplanes bei einer überlagernden Darstellung der geplanten Sonderbauflächen für Windkraftnutzung mit Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für die Landwirtschaft des RROPneu-E nach Auffassung der Landwirtschaftskammer nicht berührt werden. Ein regionalplanerischer Schutz der landwirtschaftlichen Nutzflächen bleibt nach der Stel- lungnahme der Landwirtschaftskammer auch weiter bestehen. Durch den Bau von Windkraftanlagen können neben der unmittelbaren Wirkung auf die Landwirtschaft aber auch mittelbare Nachteile entstehen, z. B. durch landespflege- risch erforderliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen oder durch neue Erschlie- ßungswege mitten durch größere landwirtschaftlich genutzte Schläge. Diese Nachteile sind jedoch von der konkreten Planung der einzelnen Anlagen abhängig und bei Be- rücksichtigung landwirtschaftlicher Belange in dieser Planung zu vermeiden bzw. min- destens zu minimieren.

Insgesamt bestehen aus landwirtschaftlicher Sicht keine grundsätzlichen Bedenken gegen eine Überplanung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für die Landwirtschaft des RROPneu-E durch die geplanten Sonderbauflächen für Windkraftnutzung.

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Ergebnis des Zielabweichungsverfahrens

Nach Prüfung und Auswertung der vorgelegten Unterlagen und der eingegangenen Stellungnahmen der Verfahrensbeteiligten ergeht unter Beachtung der Ziele der Raumordnung des LEP IV und des RROP sowie unter Berücksichtigung der Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung (hier: der in Aufstellung befindlichen Ziele des RROPneu) nach Abwägung gemäß § 6 Absatz 2 ROG in Verbindung mit § 10 Absatz 6 LPlG (Ziffern 1. und 2.) sowie nach § 6 Abs. 2 ROG in Verbindung mit § 8 Abs. 3 LPlG (Ziffer 3.) folgende Entscheidung:

1. Hinsichtlich der geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen 5a/ 5b sowie 8a/ 8b/ 8c des sachlichen Teilflächennutzungsplans „Windenergie“ der Verbandsgemeinde Saarburg wird die Abweichung vom Ziel der Raumordnung der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004, nach dem außerhalb der Vorranggebiete [für die Windenergienut- zung] die Errichtung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen ausge- schlossen ist, zugelassen.

2. Für die geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen 14, 17b und 17c des sachlichen Teilflächennutzungsplans „Windenergie“ der Verbandsge- meinde Saarburg wird die Abweichung vom Ziel der Raumordnung der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004, nach dem au- ßerhalb der Vorranggebiete [für die Windenergienutzung] die Errichtung von raumbedeutsamen Windenergieanlagen ausgeschlossen ist, nicht zu- gelassen.

3. Bezüglich der geplanten Sonderbaufächen für Windkraftanlagen 14, 17b und 17c des sachlichen Teilflächennutzungsplans „Windenergie“ der Verbandsgemeinde Saarburg wird die Abweichung vom Ziel der Raumordnung der 3. Teilfortschreibung des LEP IV (Ziel 163 d, erster Satz), wonach die Errichtung von Windenergieanlagen in den Kerzonen der Naturparke ausgeschlossen ist, nicht zugelassen.

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Die positive Entscheidung nach Ziffer 1. ergeht unter folgenden Bedingungen und folgender Auflage:

Bedingung 1: Bei der Darstellung der geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen 5a/ 5b so- wie 8a/ 8b/ 8c sind die Ziele der Raumordnung der 3. Teilfortschreibung des LEP IV, insbesondere die Ziele 163 h (Abstandsregelungen) und 163 g (Bau von mindestens 3 Windenergieanlagen im räumlichen Verbund), zu beachten.

Bedingung 2: Das in der Verbandsgemeinde Saarburg in der regionalplanerischen Teilfort- schreibung Windenergie 2004 festgelegte Vorranggebiet für die Windenergienutzung „Kirf 1“ ist in der verfahrensgegenständlichen Flächennutzungsplanung als Sonder- baufläche für Windkraftanlagen darzustellen, soweit es den Zielen der 3. Teilfort- schreibung des LEP IV entspricht.

Auflage: Im Falle der Errichtung von Windkraftanlagen bzw. der Durchführung entsprechender Erschließungsmaßnahmen (Trassenführung der Zuwegungen und Leitungen) in den Vorranggebieten des RROPneu-E ist eine frühzeitige Abstimmung mit der jeweiligen Fachstelle im Vorfeld des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens er- forderlich. Die Anlagengenehmigung steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der jeweiligen Fachstelle.

Fachlich zuständig sind bei a) Vorranggebieten für Landwirtschaft die Landwirtschaftskammer Rheinland- Pfalz - Dienststelle Trier b) Vorranggebieten für Forstwirtschaft die Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt mit dem örtlich zuständigen Forstamt Saarburg

Darüber hinaus ergeht dieser zu Ziffer 1. mit folgenden Hinweisen:

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Hinweis 1: Die Aussagen der landesplanerischen Stellungnahme der unteren Landesplanungs- behörde vom 11.06.2012, die auch nach dem Inkrafttreten der 1. Teilfortschreibung des LEP IV am 11.05.2013 und der 3. Teilfortschreibung des LEP IV am 21.07.2017 unverändert Gültigkeit haben (z. B. die ergänzenden fachplanerischen Hinweise zu Abstandsregelungen etc.), sind in den weiteren Verfahrensschritten zu berücksichti- gen.

Hinweis 2: Im RROPneu-E festgelegte Nutzungen und Funktionen des Raums sollten soweit als möglich gesichert bzw. ihre Entwicklungsmöglichkeiten erhalten werden. Notwendige Kompensationsmaßnahmen sollten vorrangig zur Sicherung und Entwicklung be- troffener Nutzungen und Funktionen des Freiraums umgesetzt werden (u. a. Aufbau des regionalen Biotopverbundsystems, Sicherung und Entwicklung der Erholungs- funktion der Landschaft, Sicherung und Entwicklung der Waldfunktionen, Sicherung der Grundwasservorkommen).

Hinweis 3: Die Anregungen des Referates Bauwesen der SGD Nord zur Darstellung der Sonder- baufläche 6 (Übernahme des Vorranggebietes „Kirf 1“ der regionalplanerischen Teil- fortschreibung Windenergie 2004) sollten im weiteren Bauleitplanverfahren berück- sichtigt werden.

Hinweis 4: Der positive Zielabweichungsbescheid nach Ziffer 1. der Entscheidung auf Seite 20 dient der Zulassung einer Abweichung von überörtlichen und überfachlichen Zielen der Raumordnung. Fachgesetzliche Bestimmungen werden durch ihn nicht berührt. Ob die verfahrensgegenständliche kommunale Windenergieplanung der Verbands- gemeinde Saarburg insoweit mit fachgesetzlichen Vorgaben und Bestimmungen (ins- besondere dem BauGB) übereinstimmt ist, ist in der weiteren Bauleitplanung zu prü- fen.

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Dem Antrag der Verbandsgemeinde Saarburg auf Zulassung einer Abweichung vom Ziel der Raumordnung („Außenausschluss“) der regionalplanerischen Teilfort- schreibung Windenergie 2004 für die Teilfortschreibung „Windenergie“ ihres Flächen- nutzungsplans wird im dargelegten Umfang stattgegeben, weil die gesetzlichem Vo- raussetzungen nach § 6 Absatz 2 ROG in Verbindung mit § 10 Absatz 6 LPIG hierfür erfüllt sind.

Im Einzelnen ergibt sich hinsichtlich der Zulassung der Zielabweichung nach Ziffer 1. auf Seite 20 dieses Bescheids anhand der gesetzlichen Tatbestandsvoraussetzungen die nachstehende Beurteilung.

1. Veränderte Tatsachen oder Erkenntnisse

Seit dem Verbindlichwerden des RROP am 20.10.1986 und der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 am 07.06.2004 haben sich Tatsachen und Er- kenntnisse verändert.

Der Deutsche Bundestag hat im Juni 2011 ein Gesetzespaket beschlossen, das den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergienutzung bis 2022 bei gleichzeitigem Aus- bau erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz vorsieht. Nach § 1 Absatz 2 der am 01.08.2014 in Kraft getretenen Neufassung des Gesetzes für den Ausbau erneu- erbarer Energien (EEG) ist es Zielsetzung des Bundes, den Anteil des aus erneuerba- ren Energien erzeugten Stroms am Bruttostromverbrauch stetig und kosteneffizient auf mindestens 80 Prozent bis zum Jahr 2050 zu erhöhen. Dieser Anteil soll 40 bis 45 Prozent bis zum Jahr 2025 und 55 bis 60 Prozent bis zum Jahr 2035 betragen. Auch im Zuge der in der 27. Kalenderwoche 2016 von Bundestag und Bundesrat beschlos- senen Novelle des EEG wird an diesen gesetzlichen Bestimmungen festgehalten.

Das Land Rheinland-Pfalz will die erneuerbaren Energien weiter ausbauen. Dabei kommt der Windenergie auch künftig eine wichtige Rolle bei der umweltfreundlichen Stromerzeugung zu, wobei die geplante Nachsteuerung bei der Ausweisung von Flä- chen für die Windenergienutzung Gegenstand der am 21.07.2017 in Kraft getretenen

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3. Teilfortschreibung des LEP IV ist. Das Land sieht in einer planbaren Ausgestaltung und Fortsetzung der Energiewende einen zentralen Schlüssel zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der rheinland-pfälzischen Unternehmen im internationalen Kon- text. Zu diesen grundsätzlichen Positionen bekennt sich die seit Mai 2016 im Amt be- findliche rheinland-pfälzische Landesregierung.

Nach dem Grundsatz 163 der 1. Teilfortschreibung des LEP IV aus dem Jahre 2013 der im Zuge der 3. Teilfortschreibung des LEP IV unverändert geblieben ist, soll ein geordneter Ausbau der Windenergienutzung durch die Regionalplanung und Bauleit- planung sichergestellt werden. Ziel 163 e der 1. Teilfortschreibung des LEP IV besagt, dass die außerhalb der nach Ziel 163 d der 1. Teilfortschreibung des LEP IV genann- ten Gebiete und der Vorranggebiete liegenden Räume der Steuerung durch die Bau- leitplanung in Form von Konzentrationsflächen vorbehalten sind. Das Ziel 163 e der 3. Teilfortschreibung des LEP IV hat den gleichen Wortlaut. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass die Ausschlusskulisse für die Windenergienutzung im Zuge der 3. Teil- fortschreibung des LEP IV im Ziel 163 d auf weitere Tatbestände „ausgeweitet“ wor- den ist.

Die verfahrensgegenständliche Flächennutzungsplanung der Verbandgemeinde Saarburg entspricht hinsichtlich der geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen 5a/ 5b sowie 8a/ 8b/ 8c den vorgenannten Erfordernissen der Raumordnung des LEP IV. Sie trägt insoweit auch den diesbezüglichen Beschlüssen der Planungsgemein- schaft Region Trier zur künftigen Regelung der Windenergienutzung im RROPneu Rechnung. In diesem Zusammenhang ist insbesondere auf den in der Sitzung der Regionalvertretung am 19.12.2016 gefassten Grundsatzbeschluss zu verweisen. Da- nach wird bei Festalten des Landes an der damals in der Anhörung befindlichen 3. Teilfortschreibung des LEP IV dieselbe ungeachtet der grundsätzlichen Ablehnung durch den Träger der Regionalplanung - aufgrund der dann letztlich höher zu bewer- tenden und zeitnah erforderlichen einheitlich widerspruchsfreien Planungsvorgaben für die Kommunen hinsichtlich der bauleitplanerischen Steuerung der Windenergie- nutzung - für den Entwurf der Neuaufstellung des Regionalplans (RROPneu-E) über- nommen und deshalb Fachkapitel „ Energieversorgung“ daran angepasst. Da die 3. Teilfortschreibung des LEP IV zwischenzeitlich in Kraft getreten ist, werden die Vorgaben der 3. Teilfortschreibung des LEP IV im weiteren Verfahrensgang für den

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RROPneu-E übernommen und das Fachkapital „ Energieversorgung“ entsprechend angepasst.

2. Vertretbarkeit unter raumordnerischen Gesichtspunkten

Die Zulassung der Abweichung vom Ziel des „Außenausschluss“ der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 ist auch unter raumordne- rischen Gesichtspunkten im zuvor dargelegten Umfang vertretbar. „Vertretbar sein“ in diesem Sinne bedeutet, dass die Zulassung der Zielabweichung raumordnerisch sinn- voll ist und eine effektive Verwirklichung der Ziele und Grundsätze der Raumordnung im Übrigen nicht erschwert wird (siehe hierzu auch Abschnitt 2.3 „Tatbestandsvoraus- setzungen“ des Positionspapiers des Ausschusses für Recht und Verfahren der Minis- terkonferenz für Raumordnung, Oktober 2010 - Zielabweichungen nach § 6 Absatz 2 ROG (und nach landesrechtlichen Regelungen) - Hinweise für die Pra- xis).

Mit der Darstellung von Sonderbauflächen für Windkraftanlagen im Flächennutzungs- plan beabsichtigt die Verbandsgemeinde Saarburg, wie bereits dargelegt, die Rechts- wirkungen des § 35 Absatz 3 Satz 3 BauGB - Ausfüllung des Planvorbehaltes - zu begründen. Ziel dieser kommunalen Windenergieplanung ist es, durch die Darstellung von Sonderbauflächen für Windkraftanlagen der Windenergienutzung in substanzieller Weise Raum zu verschaffen und sie auf den übrigen Flächen des Gemeindegebietes auszuschließen. Das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) hat hierzu in seinem Urteil vom 24.01.2008 - 4 CN 2.07- festgestellt, dass die Gemeinde der Privilegierungsent- scheidung des Gesetzgebers Rechnung tragen und für die Windenergienutzung in substanzieller Weise Raum schaffen muss.

Mit der Ausfüllung des bundesgesetzlichen Planvorbehalts kann eine unkoordinierte Entwicklung der Errichtung von Windenergieanlagen vermieden und damit auch einer Überfrachtung der Landschaft mit einzelnen Windenergieanlagen, die bei einem Ver- zicht auf eine Steuerung nach § 35 Absatz 3 Satz 3 BauGB aufgrund der dann grei- fenden Privilegierung von Windenergieanlagen möglich wäre, vorgebeugt werden. Durch die Darstellung von Sonderbauflächen „Windenergie“ kann die erneuerbare

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Energiequelle „Wind“ möglichst effektiv bei einer sparsamen und schonenden Inan- spruchnahme der Naturgüter genutzt werden.

In diesem Zusammenhang wird auch auf § 249 Abs. 1 Satz 1 BauGB verwiesen. Da- nach folgt aus der Tatsache, dass in einem Flächennutzungsplan zusätzliche Flächen für die Nutzung von Windenergie dargestellt werden, nicht, dass die vorhandenen Darstellungen des Flächennutzungsplans zur Erzielung der Rechtswirkungen des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB nicht ausreichend sind.

Die in Rede stehende Flächennutzungsplanung Windenergie der Verbandsgemeinde Saarburg, für welche die Zielabweichung zugelassen wird, entspricht auch dem Grundsatz 163 f der 1. TF LEP IV EE, wonach durch die Ausweisung von Vorrangge- bieten und Konzentrationsflächen eine Bündelung der Netzinfrastruktur erreicht wer- den sollen.

Im Ergebnis ist die Zulassung der Zielabweichung im zuvor dargelegten Umfang (Zif- fer 1. dieses Bescheids auf Seite 20) raumordnerisch sinnvoll, weil die Verbandge- meinden Saarburg, indem sie zusätzlich geplante Sonderbauflächen für Windkraftan- lagen darstellt, ihren Planungsspielraum nutzt, der ihr durch die 1. Teilfortschreibung des LEP IV und den RROPneu-E (Umsetzung der eingeräumten planerischen Option für die verbleibenden Restgebiete ohne raumordnerische Steuerung der Windener- gienutzung) eröffnet wurde.

Zudem steht die Flächennutzungsplanung „Windenergie“ der Verbandsgemeinde Saarburg in Einklang mit den Vorgaben des RROP zur Sicherung der Energieversor- gung und den geplanten Festlegungen des RROPneu-E zur Nutzung regenerativer Energiequellen.

Auch ist nicht erkennbar, dass durch die Zulassung der Zielabweichung im zuvor dar- gelegten Umfang eine effektive Verwirklichung der Ziele und Grundsätze der Raum- ordnung im Übrigen erschwert wird.

Hier ist zunächst auf die Ziele der seit dem 21.07.2017 verbindlichen 3. Teilfortschrei- bung des LEP IV abzustellen.

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So verstößt die sachliche Teilfortschreibung „Windenergie“ des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Saarburg bezüglich der geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen 5a/ 5b sowie 8a/ 8b/ 8c nicht gegen die Ausschlusskulisse des Ziels 163 d des LEP IV. Mit Blick auf den letzten Satz dieser Zielvorgabe ist auf die Stel- lungnahme der Forstverwaltung zu verweisen, wonach Gebiete mit zusammenhän- gendem Laubholzbestand mit einem Alter über 120 Jahren von diesen geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen nicht betroffen sind.

Nach Ziel 163 h der 3. Teilfortschreibung des LEP IV ist bei der Errichtung von Wind- energieanlagen ein Mindestabstand dieser Anlagen von mindestens 1.000 Metern zu reinen, allgemeinen und besonderen Wohngebieten, zu Dorf-, Misch- und Kerngebie- ten einzuhalten. Beträgt die Gesamthöhe dieser Anlagen mehr als 200 Meter, ist ein Mindestabstand von 1.100 Metern zu den vorgenannten Gebieten einzuhalten. Ent- sprechend der Begründung/ Erläuterung hierzu gilt dieses Erfordernis sowohl für die bereits vorhandenen als auch für die geplanten im einzelnen aufgezählten Gebiete.

In der Begründung zum Zielabweichungsantrag führt die Verbandsgemeinde Saarburg hierzu pauschal aus, sie habe dem Schutz von Siedlungen in ihrem eigenen Kriterien- katalog einen hohen Stellenwert beigemessen und bereits einen Abstand von 1.000 m festgelegt.

Mit Blick auf das zu beachtende Ziel 163 h der 3. Teilfortschreibung des LEP IV erfolgt die Zulassung der Zielabweichung für die unter Ziffer 1. dieser Entscheidung auf der Seite 20 genannten geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen zur Sicherstel- lung einer LEP IV konformen Planung unter der Bedingung, dass die Darstellung die- ser geplanten Sonderbauflächen in der sachlichen Teilfortschreibung „Windenergie“ des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Saarburg diesem Ziel, welches die Abstandsregelungen festschreibt, entspricht.

Damit wird sichergestellt, dass durch die Planung eine effektive Verwirklichung dieses Ziels der Raumordnung nicht erschwert wird.

Mit Blick auf den einzuhaltenden Mindestabstand bei Windenergieanlagen mit einer Gesamthöhe von mehr als 200 Meter wird ergänzend auf ein Schreiben der obersten

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Landesplanungsbehörde im Ministerium des Innern und für Sport verwiesen. Diese hat mit Blick auf die Zielabweichungsverfahren zu Flächennutzungsplänen Windener- gie in der Region Trier mitgeteilt, dass bei Windenergieanlagen mit einer Gesamthöhe von mehr als 200 Meter und den insoweit einzuhaltenden Mindestabstand von 1.100 Meter grundsätzlich eine entsprechende textliche Darstellung im vorbereitenden Bau- leitplan genügt. Allerdings wird seitens der obersten Landesplanungsbehörde auch in diesem Falle eine geeignete zeichnerische Darstellung der die verschiedenen Min- destabstände gemäß Ziel 163 h der 3. Teilfortschreibung des LEP IV einzuhaltenden Flächen empfohlen.

Hinsichtlich der in diesem Zielabweichungsverfahren weiterhin zu beachtenden Ziele des LEP IV ist auf die Zielvorgabe 163 g der 3. Teilfortschreibung des LEP IV zu ver- weisen. Danach dürfen einzelne Windenergieanlagen nur an solchen Standorten er- richtet werden, an denen der Bau von mindestens drei Anlagen im räumlichen Ver- bund planungsrechtlich möglich ist.

Laut Begründung/ Erläuterung hierzu ist ein räumlicher Verbund grundsätzlich dann gegeben, wenn die Anlagenstandorte in einem Standortbereich (= Sonderbaufläche für Windenergieanlagen) mit einer Mindestgröße von 20 ha liegen. In Einzelfällen kann auch eine Fläche von 15 ha ausreichen.

Diese Flächengrößen stellen kein zwingendes rechtliches Kriterium, sondern einen Anhaltspunkt für das Vorliegen eines räumlichen Verbundes dar.

Mit Blick auf die in der Begründung/ Erläuterung genannten Flächengrößen ergibt sich hinsichtlich der verfahrensgegenständlichen Flächennutzungsplanung der Verbands- gemeinde Saarburg mit Blick auf Ziffer 1. dieses Bescheids die nachfolgende raum- ordnerische Betrachtung.

Die geplante Sonderbaufläche 5a hat eine Größe von rd. 21,2 ha und die Größenord- nung der vorgesehenen Sonderbaufläche 5b beträgt rd. 16,9 ha. Damit sind beide Flächen, die durch die Kreisstraße 111 getrennt ohnehin nur rd. Meter 150 voneinan- der entfernt liegen, größer als die in der Begründung/ Erläuterung des Ziels 163 g der

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3. Teilfortschreibung des LEP IV als Anhaltspunkt genannte „Mindestfläche“ von 15 ha.

Die geplanten Sonderbauflächen 8 a/ 8b/ 8c sind rd. 20 ha, ca. 1,3 ha sowie ca. 17,4 ha groß. Der Abstand der „in der Mitte gelegenen“ vorgesehenen Sonderbau- fläche 8b mit ca. 1,3 ha zur vorgesehenen Sonderbaufläche 8a beträgt rd. 60 Metern und zu geplanten Sonderbaufläche 8c ergibt sich ein Abstand von ca. 140 Metern.

Damit ist ein räumlicher Verbund der vorgesehenen Sonderbauflächen 8a/ 8b/ 8c im Sinne der Zielvorgabe 163 g der 3. Teilfortschreibung des LEP IV mit dem Bau von mindestens drei Anlagen planungsrechtlich möglich.

Nach alledem wird davon ausgegangen, dass die zugelassenen Sonderbauflächen für Windkraftanlagen nach Ziffer 1. dieser Zielabweichungsentscheidung (siehe Seite 20) dem Ziel 163 g der 3. Teilfortschreibung des LEP IV entsprechen und auch insoweit LEP IV- Konformität hergestellt wird.

Auf diese Weise wird sichergestellt, dass durch die Planung für die zugelassenen Sonderbauflächen für Windkraftanlagen eine effektive Verwirklichung dieses Ziels der Raumordnung nicht erschwert wird.

Auch werden keine naturschutzfachlichen Belange von regionalplanerischer Bedeu- tung, die für die raumordnungsrechtliche Zielabweichungsentscheidung nach Ziffer 1. auf Seite 20 rechtserheblich wären, von der Plankonzeption „Windenergie“ der Ver- bandsgemeinde Saarburg betroffen. So tangieren die zugelassenen Sonderbauflä- chen für Windkraftanlagen insbesondere auch keine offen zu haltenden Wiesentäler im Sinne des zu beachtenden Ziels der Ziffer 5.3.3.4 des RROP.

Die ONB hat daher aus der Sicht der von ihr zu vertretenden fachlichen Belange auch keine grundlegenden Bedenken gegen die Erteilung der Zielabweichung für die ge- planten Sonderbauflächen 5a/ 5b sowie 8a/ 8b/ 8c erhoben. Das Benehmen hierzu ist mit der ONB hergestellt.

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Soweit die ONB hinsichtlich der vorgeannnten Sonderbauflächen mit Blick auf die Ausführungen der Kreisverwaltung Trier-Saarburg auf noch nicht ausgeräumte Be- denken in Bezug auf Artenschutz und die Verträglichkeit mit Natura 2000-Gebieten bzw. insoweit noch vorzunehmende Abklärungen verweist, ist festzustellen, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht davon ausgegangen werden muss, dass der Planung insoweit dauerhafte rechtliche oder tatsächliche Vollzugshemmnisse von vornherein entgegenstehen.

Diese Auffassung wird von der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, wie eine abschließen- de Abstimmung mit dieser am 05.02.2018 ergab, geteilt.

Hinsichtlich der geplanten Sonderbaufläche 8a, die ebenso wie die vorgesehenen Sonderbauflächen 8b und 8c unmittelbar an der Grenze zum Saarland liegt, weist die Kreisverwaltung Trier-Saarburg - untere Naturschutzbehörde - darauf hin, dass diese noch randlich in der 1.500 m Tabuzone um einen im angrenzenden Saarland kartier- ten Rotmilanhorst liegt. Die Planung von Windenergieflächen innerhalb dieses Min- destabstandes kann aber auf Grundlage einer speziellen Funktionsraumanalyse erfol- gen.

Nach den ergänzenden Ausführungen der Kreisverwaltung Trier-Saarburg stellt der zwischenzeitlich verbindlich gewordene Flächennutzungsplan der saarländischen Nachbargemeinde Perl unmittelbar entlang der Landesgrenze ebenfalls eine Sonder- baufläche für Windkraftanlagen in fast gleicher Größe und Ausdehnung dar. Diese Sonderbaufläche ist dort an die Abstandsempfehlungen des Leitfadens zur Beachtung artenschutzrechtlicher Belange beim Ausbau der Windenergienutzung im Saarland der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland so- wie dem Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz des Saarlandes aus dem Jahre 2013 angepasst worden. Dieser Leitfaden enthält - ebenso wie der Naturschutzfachli- che Rahmen zum Ausbau der Windenergienutzung in Rheinland-Pfalz der genannten Staatlichen Vogelschutzwarte sowie des damaligen Landesamtes für Umwelt, Was- serwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz aus dem Jahre 2012 - die Ab- standsempfehlungen der Länderarbeitsgemeinschaft Vogelschutzwarten Deutschland.

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Ein Gesichtspunkt, dem mit Blick auf die zu berücksichtigenden Grundsätze der Raumordnung Relevanz zukommt, sind die Belange der Landwirtschaft. So überla- gern die geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen 5a/ 5b sowie 8a/ 8b und 8c sich weitestgehend mit sehr gut bis gut geeigneten landwirtschaftlichen Nutzflä- chen des RROP. Diese Gebiete mit einem größeren Anteil landwirtschaftlich gut ge- eigneter Nutzflächen und Flächen, die aufgrund ihrer strukturellen Bedeutung für die Landwirtschaft in der Region erhalten bleiben müssen, dürfen nach Ziffer 5.3.1 in Ver- bindung mit Ziffer 5.1.1 des RROP nur in unabweisbaren Fällen anderweitig in An- spruch genommen werden. Bei allen raumbedeutsamen Maßnahmen ist darauf zu achten, dass sowohl die natürliche Eignungsgrundlage dieser Gebiete als auch deren wirtschaftliche Nutzbarkeit erhalten bleibt bzw. nach Möglichkeit verbessert wird.

Die Erfordernisse der Raumordnung der Ziffern 5.1.3 und 5.1.1 des RROP erfüllen nicht die Voraussetzung an ein Ziel der Raumordnung nach § 3 Abs. 1 Ziffer 2 ROG. Es handelt sich bei diesen regionalplanerischen Festlegungen um Grundsätze der Raumordnung nach § 3 Abs. 1 Ziffer 3 ROG (siehe Urteil des Oberverwaltungsge- richts Rheinland-Pfalz vom 31.01.2001- 8 C 10001/98). Die geplanten Sonderbauflä- chen für Windkraftanlagen, für welche die Zielabweichung zugelassen wird, wider- sprechen diesen Grundsätzen der Raumordnung nicht. Es ist unter Berücksichtigung der Stellungnahme der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz - Dienststelle Trier - nicht ersichtlich, dass durch die Zulassung einer Zielabweichung im dargelegten Um- fang eine effektive Verwirklichung dieser regionalplanerischen Grundsätze mit Blick auf die Belange der Landwirtschaft erschwert wird.

Somit ist im Zuge der zu prüfenden Tatbestandsvoraussetzung Vertretbarkeit unter raumordnerischen Gesichtspunkten noch zu klären, ob durch die Zulassung der Ziel- abweichung im zuvor dargelegten Umfang (siehe Ziffer 1 auf Seite 20 dieses Be- scheids) eine effektive Verwirklichung der sonstigen Erfordernisse der Raumordnung, vorliegend der in Aufstellung befindlichen Ziele der Raumordnung (siehe § 3 Abs. 1 Ziffer 4 ROG), erschwert wird.

Hierzu ist grundsätzlich festzustellen, dass die Berücksichtigung sonstiger Erforder- nisse in ihren faktischen Auswirkungen der von planerischen Grundsätzen ähnelt, weil sie zumindest räumlich und sachlich konkret bzw. konkretisierbar sind (vgl. Rand-

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nummer 220 auf Seite 97 betreffend Ziffer 6.2.1.2 „Berücksichtigung von sonstigen Erfordernissen der Raumordnung“ zu § 4 ROG der Kommentierung „Raumordnungs- und Landesplanungsrecht des Bundes und der Länder“ von Bielenberg, Runkel und Spannowsky).

Die sonstigen Erfordernisse der Raumordnung unterliegen ebenso wie die Grundsätze der Raumordnung nach § 4 ROG in Abwägungs- oder Ermessensentscheidung der Berücksichtigungspflicht.

Die künftigen Ziele der Raumordnung sind in einem Zielabweichungsverfahren als Abwägungs- und Ermessensentscheidung mit zu behandeln. Dies ergibt sich auch aus dem Sinn und Zweck dieses Verfahrens. Der Regelungszweck des Anpassungs- gebots des § 1 Abs. 4 BauGB liegt nämlich in der „Gewährleistung umfassender mate- rieller Konkordanz“ zwischen der übergeordneten Landesplanung und der gemeindli- chen Bauleitplanung. Die Pflicht zur Anpassung, die § 1 Abs. 4 BauGB statuiert, zielt nicht auf „ punktuelle Kooperation“, sondern auf dauerhafte Übereinstimmung der bei- den Planungsebenen (siehe Urteil des BVerwG vom 17.09.2003, 4 C 14.01). Anders als bei der Präklusionsvorschrift des § 214 Abs. 3 Satz 1 BauGB, der sich nur auf die Abwägung in der Bauleitplanung bezieht, geht es in einem Zielabweichungsverfahren um die dauerhafte Einhaltung materiellen Rechts. Daher müssen in diesem Verfahren die zum Zeitpunkt der Entscheidung materiellen Rechts. Daher müssen in diesem Verfahren die zum Zeitpunkt der Entscheidung über die Zielabweichung relevanten Erfordernisse der Raumordnung und Landesplanung einbezogen werden.

Durch die beantragte Zielabweichung für die geplanten Sonderbauflächen 5a/ 5b so- wie 8a/ 8b und 8c werden künftige Zielfestlegungen des RROPneu-E wie nachfolgend dargelegt betroffen.

So überlappen die geplanten Sonderbaufläche 5a/ 5b sowie 8a/ 8b und 8c sich wei- testgehend mit Vorranggebieten für Landwirtschaft des RROPneu-E.

Nach der künftigen Zielaussage 148 des RROPneu-E ist in den Vorranggebieten für die Landwirtschaft der landwirtschaftlichen Produktion absoluter Vorrang vor konkur- rierenden Raumansprüchen einzuräumen. In diesen Gebieten kommt eine Inan-

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spruchnahme der Flächen für andere Nutzzwecke nur dann in Betracht, wenn die landwirtschaftliche Nutzung nicht beeinträchtigt wird.

Hierzu ist zunächst auf die Begründung/ Erläuterung zu Ziel 163 d der 1. Teilfort- schreibung des LEP IV zu verweisen. Danach stehen Vorrangausweisungen zuguns- ten der Landwirtschaft der Windenergienutzung in der Regel nicht entgegen. Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz - Dienststelle Trier - als zuständige Fachstel- le hat im Zielabweichungsverfahren auch keine grundsätzlichen Einwände gegen die Windenergieplanung der Verbandgemeinde Saarburg erhoben.

Zudem hat die obere Landesplanungsbehörde zu der Frage der Überlappung von Standorten für die Windenergienutzung mit regionalplanerischen vorranggebieten Landwirtschaft mit Schreiben vom 26.06.2009 nachfolgende grundsätzliche Ausfüh- rungen gemacht.

Für den Fall, dass Windenergieanlagen auf Basis einer positiven fachlichen Prüfung in Vorranggebieten Landwirtschaft möglich sind, kann grundsätzlich nicht davon ausge- gangen werden, dass es sich bei Vorranggebieten Landwirtschaft und Windenergiean- lagenstandorten um konkurrierende Raumansprüche handelt. Windenergieanlagen stellen, wenn die Erschließung über bestehende (Feld)-Wege gesichert ist und ergän- zende Einrichtungen, wie z. B. Einspeisestationen, außerhalb des Vorranggebiets er- richtet werden, nur punktuelle Eingriffe innerhalb des Vorranggebiets dar und ermögli- chen ansonsten eine uneingeschränkte Nutzung des Vorranggebiets im Sinne der Zielfestlegung. Bei der nur punktuell anderweitigen Nutzung bleibt die Vorrangfestle- gung erhalten und wird durch die Zulassung einer solchen Anlage in der Regel nicht in ihrer Funktionsfähigkeit im Ganzen beeinträchtigt.

Eine weitere ordnungsgemäße landwirtschaftliche Nutzung und einzelne punktuelle Eingriffe auf einem Teilstück der Fläche schließen sich nicht grundsätzlich aus, so- dass unter Berücksichtigung der fachlichen Stellungnahme der Landwirtschaftskam- mer vorliegend davon ausgegangen werden kann, dass die mit der künftigen raum- ordnerischen Zielfestlegung Vorranggebiet für Landwirtschaft verfolgte räumliche und funktionale Entwicklungsabsicht für das Gebiet faktisch weiterhin wirksam werden kann. Demnach wird im Einzelfall durch die Errichtung von Windenergieanlagen eine

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effektive Verwirklichung dieses sonstigen Erfordernisses der Raumordnung nicht er- schwert.

Nach alledem ist festzustellen, dass die beabsichtige Windenergienutzung nach der Plankonzeption der Verbandsgemeinde Saarburg den Vorranggebieten für Landwirt- schaft des RROPneu-E nicht entgegensteht.

Auf die Auflage dieses Bescheids (einschließlich Begründung) wird ergänzend ver- wiesen.

Des Weiteren sind künftige Zielfestlegungen des RROPneu-E insoweit betroffen, als ein schmaler Streifen im Osten der geplanten Sonderbaufläche 5a von einem Vor- ranggebiet für Forstwirtschaft überdeckt wird.

Nach Ziel 153 des RROPneu-E ist in den Vorranggebieten für Forstwirtschaft der Wald gemäß seiner jeweiligen Funktion zu sichern und zu entwickeln. Alle raumbe- deutsame Nutzungen oder Funktionen, die zu Beeinträchtigungen der jeweiligen Waldfunktionen führen, sind unzulässig.

Die Forstverwaltung hat mit Blick auf das von der vorgesehenen Sonderbaufläche 5a betroffene Vorranggebiet für die Forstwirtschaft keine Einwände zur beantragten Ziel- abweichung erhoben, sodass insoweit von keiner Nutzungskollision ausgegangen werden kann.

Auf die Auflage dieses Bescheids (einschließlich Begründung) wird ergänzend ver- wiesen.

Nach alledem wird durch die Zulassung der Zielabweichung nach Ziffer 1. auf Seite 20 dieses Bescheids eine effektive Verwirklichung der in Aufstellung befindlichen Ziele des RROPneu-E nicht erschwert.

Die Bedingungen und die Auflage auf Seite 21 dieses Bescheids werden wie folgt begründet und erläutert:

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Bedingung 1: Diese Bedingung resultiert, wie dargelegt, aus der Notwendigkeit einer rechtskonfor- men Ausgestaltung der kommunalen Windenergieplanung der Verbandsgemeinde Saarburg mit den Zielen der 3. Teilfortschreibung des LEP IV, insbesondere Ziel 163 h (Abstandsregelungen) und Ziel 163 g (Bau von mindestens 3 Windenergieanlagen im räumlichen Verbund). Sie ist mit Blick auf die gesetzlich vorgeschriebene Anpas- sungspflicht der Bauleitpläne an die Ziele der Raumordnung (siehe § 1 Abs. 4 BauGB) notwendig.

Bedingung 2: Die Forderung, das für das Gebiet der Verbandsgemeinde Saarburg in der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 festgelegte Vorranggebiet für die Windenergienutzung „Kirf 1“ in der verfahrensgegenständlichen Flächen- nutzungsplanung als Sonderbaufläche für Windkraftanlagen (siehe Sonderbaufläche 6) soweit darzustellen, wie es den zu beachtenden Zielen der 3. Teilfortschreibung des LEP IV entspricht, ergibt sich aus der Normenhierarchie. Denn bei Divergenz zwischen den Zielen des LEP IV und der Regionalplanung gelten die höherrangigen Ziele des LEP IV unmittelbar. Zudem entspricht diese Bedingung auch der Beschlusslage in den Gremien der Planungsgemeinschaft.

Auflage : Zwar haben die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz - Dienststelle Trier - sowie die Forstverwaltung mit Blick auf die betroffenen Vorranggebiete für die Landwirtschaft sowie für die Forstwirtschaft des RROPneu-E, für welche die Zielabweichung zuge- lassen wird, keine grundlegenden Bedenken gegen eine Windenergienutzung erho- ben. Gleichwohl ist im Falle der Errichtung von Windkraftanlagen bzw. der Durchführung entsprechender Erschließungsmaßnahmen (Trassenführung der Zuwegungen und Leitungen) in diesen Vorranggebieten des RROPneu-E eine frühzeitige Abstimmung mit den in dieser Auflage genannten Fachstellen erforderlich. Hierzu wird insbesonde- re auch auf den Hinweis 2 dieses Bescheids verwiesen, der sich aus der Forderung der Planungsgemeinschaft Region Trier ergibt, die im RROPneu-E festgelegten Nut-

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zungen und Funktionen - soweit als möglich - zu sichern bzw. ihre Entwicklungsmög- lichkeiten zu erhalten.

Der Hinweis 1 resultiert aus der Berücksichtigungspflicht der landesplanerischen Stel- lungnahme als sonstigem Erfordernis der Raumordnung im Bauleitplanverfahren (vgl. § 4 i.V.m. § 3 Abs. 1 Ziffer 4 ROG).

Die Ausführungen der Planungsgemeinschaft Region Trier zur Sicherung bzw. Ent- wicklung der im RROPneu-E festgelegten Nutzungen und Funktionen des Raums wurden aufgegriffen und finden sich, wie dargelegt, im Hinweis 2 dieses Bescheids wieder.

Der Hinweis 3 ist im Hinblick auf die erforderliche Bestimmtheit und Eindeutigkeit der Darstellung dieser Sonderbaufläche im Flächennutzungsplan nach den maßgeblichen Vorschriften des BauGB angezeigt.

Durch den Hinweis 4 wird klargestellt, dass die Übereinstimmung der Planung mit fachgesetzlichen Vorgaben und Bestimmungen insbesondere in dem Verfahren nach dem BauGB zu prüfen ist. Eine andere Betrachtungsweise würde sich für den Fall er- geben, dass der Vollziehbarkeit der Planung im Sinne von § 1 Abs. 3 BauGB dauer- hafte rechtliche oder tatsächliche Vollzugshemmnisse von vornherein entgegenstehen würden. Dies ist mit Blick auf die zugelassenen Sonderbauflächen 5a/ 5b sowie 8a/ 8b und 8c nicht der Fall. Auf die Ausführungen auf Seite 30 dieses Bescheids wird ver- wiesen.

Zusammenfassend wird festgestellt, dass durch die Zulassung der Abweichung vom Ziel des „Außenausschlusses“ der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windener- gie 2004 im zuvor dargelegten Umfang unter raumordnerischen Gesichtspunkten ver- tretbar ist.

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3. Nicht-Berührtsein der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 in ihren Grundzügen

Die dritte gesetzliche Voraussetzung für die Zulassung der Abweichung von dem Ziel des „Außenausschlusses“ der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 ist bezüglich der Ziffer 1. auf Seite 20 dieses Bescheids ebenfalls erfüllt. Durch die Zulassung werden weder der RROP noch die Teilfortschreibung Windenergie 2004 in ihren Grundzügen berührt. Unter Berücksichtigung der Rechtsprechung (siehe Urteil des BVerwG vom 16.12.2010 - 4 C 8.10 -) wird grundsätzlich davon ausgegan- gen, dass die Abweichung durch das raumordnungsplanerische Wollen gedeckt sein muss, um mit den Grundzügen des Raumordnungsplans vereinbar zu sein. Es muss mithin angenommen werden können, dass die Abweichung noch im Bereich dessen liegt, was der Träger des Raumordnungsplans gewollt hat oder gewollt hätte, wenn er die weitere Entwicklung einschließlich des Grundes für die Abweichung vom Ziel der Raumordnung gekannt hätte.

Vorliegend muss insbesondere auch der Tatsache Rechnung getragen werden, dass der sich in Aufstellung befindliche RROPneu-E an die höherrangige 1. und 3. Teilfort- schreibung des LEP IV als höherrangiges Recht angepasst wird. Auf den Beschluss der Regionalvertretung der Planungsgemeinschaft Region Trier vom 19.12.2016 wird in diesem Zusammenhang nochmals verwiesen.

Die zugelassene Zielabweichung gemäß Ziffer 1. dieser Entscheidung ist unter den formulierten Nebenbestimmungen mit dem RROPneu-E vereinbar.

Somit sind alle drei gesetzlichen Voraussetzung für die Zulassung der Zielabweichung im zuvor dargelegten Umfang nach § 6 Abs. 2 ROG in Verbindung mit § 10 Abs. 6 LPIG erfüllt.

Die Zulassung der Abweichung von diesem Ziel der Raumordnung der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 erfolgt im Ermessen. Die Abweichung wird im zuvor dargelegten Umfang zugelassen, da sich im vorliegenden Zielabweichungsverfahren auch im Rahmen des auszuübenden Ermessens keine

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anderen entscheidungserheblichen Gründe herausgestellt haben, die gegen die Zulassung der Zielabweichung sprechen.

Die Zulassung der Abweichung vom raumordnerischen Ziel des „Außenauschlusses“ der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 nach Ziffer 1. dieses Bescheids ergeht gemäß § 10 Abs. 6 Satz 1 LPIG im Benehmen mit der Planungsgemeinschaft Region Trier, der Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz Trier als zuständige obere Wasserbehörde, der oberen Naturschutzbehörde und dem Referat Bauwesen sowie nach Anhörung der Zentralstelle der Forstverwaltung mit dem tangierten Forstamt Saarburg.

Die Nicht-Zulassung der Zielabweichung nach den Ziffern 2. und 3. auf Seite 20 dieses Bescheids wird anhand der gesetzlichen Tatbestandsvoraussetzungen wie folgt begründet:

Da die Ablehnung der Zielabweichung nach Ziffer 2. mit der Nicht-Zulassung nach Ziffer 3. korrespondiert, wird zunächst auf den ablehnenden Bescheid nach Ziffer 3. hinsichtlich der geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen einer Naturpark- kernzone (siehe Ziel 163 d, erster Satz, der 3. Teilfortschreibung des LEP IV) einge- gangen.

Dem Zielabweichungsantrag vom 24.01.2017 mit der hierzu vorgelegten Antragsbe- gründung (Stand: 10.01.2017) liegt die Planungsabsicht der Verbandsgemeinde Saarburg zugrunde, die geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen 14, 17b und 17c in der „Kernzone „Saartal - Leuckbachtal“ des Naturparks „Saar-Hunsrück“ darzustellen. Die obere Landesplanungsbehörde hatte von dieser Planungsabsicht im Zusammenhang mit der von der Verbandsgemeinde Saarburg erbetenen grundsätzli- chen Klärung, ob für diese Windenergienutzung in einer Naturparkkernzone eine Be- freiung gemäß § 67 BNatSchG in Betracht kommen könne, im Jahre 2016 Kenntnis erhalten. Nachdem der Ministerrat des Landes Rheinland-Pfalz in seiner Sitzung am 27.09.2016 den Verordnungsentwurf zur 3. Teilfortschreibung des LEP IV für das An- hörungs- und Beteiligungsverfahren nach dem LPlG freigegeben hatte, waren die hier- in enthaltenen in Aufstellung befindlichen Ziele der Raumordnung als sonstige Erfor-

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dernisse der Raumordnung im Sinne von § 3 Abs. 1 Ziffer 4 ROG nach § 4 ROG zu berücksichtigen.

Der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg wurde daraufhin von der oberen Lan- desplanungsbehörde mit Schreiben vom 04.11.2016 u. a. Folgendes mitgeteilt:

„Da die Entscheidung, ob Windenergieanlagen in Naturparkkernzonen zugelassen und entsprechende Flächendarstellungen vorgenommen werden können, mit der ein- geleiteten Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms eine raumordneri- sche ist, ist die Durchführung des naturschutzfachlichen Befreiungsverfahrens (oder die Prüfung der Inaussichtstellung einer Befreiung) losgelöst von der raumordneri- schen Entscheidung nicht mehr zielführend. Daher können Zielabweichungsverfahren vom Regionalen Teilplan Wind 2004 beantragt und durchgeführt werden, auch wenn noch nicht über die Befreiungslage hinsichtlich der Naturparkkernzone entschieden ist.“ Weiter heißt es in dem Schreiben, dass nach damaligem Kenntnisstand (Entwurf der 3. Teilfortschreibung des LEP IV) Zielabweichungszulassungen für Windenergieflä- chen und –anlagen in Naturparkkernzonen grundsätzlich nicht mehr in Aussicht ge- stellt werden könnten.

In ihrem Schreiben vom 24.01.2017 weist die Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg darauf hin, dass die im vorstehenden Schreiben der oberen Landesplanungsbehörde geäußerte rechtliche Beurteilung nach ihrer Einschätzung nicht genügt, ein Aus- schlusskriterium für das laufende Flächennutzungsplanverfahren zu definieren. Daher würden die im Flächennutzungsplanentwurf enthaltenen Potenzialflächen, d. h. auch die geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen 14, 17b und 17c mit der Bitte um Prüfung und Bescheidung im Zielabweichungsverfahren vorgelegt.

Die SGD Nord hat der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg daraufhin mit Schreiben vom 07.02.2017 mitgeteilt, dass die Verfahrensdauer zur Durchführung eines Zielabweichungsverfahrens (gemeint ist damit der Zeitpunkt ab Vollständigkeit der Unterlagen mit der dann folgenden Anhörung der zu beteiligenden Stellen) grundsätzlich drei bis vier Monate betrage. Im vorliegenden Falle seien die Unterlagen nicht komplett, sodass das Verfahren noch nicht eingeleitet werden könne. Es wurden

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dann die noch fehlenden Unterlagen aufgeführt und konstatiert, hieraus ergebe sich, dass das Zielabweichungsverfahren nicht bis zum vorgesehenen Zeitpunkt des Inkrafttretens der 3. Teilfortschreibung des LEP IV zum Abschluss gebracht werden könne.

Weiter heißt es in diesem Schreiben: „Dies ist vorliegend insofern von Bedeutung, als rd. 87 % der zusätzlich geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen in einer Naturparkkernzone liegen, einem Ausschlusskriterium der 3. Teilfortschreibung des LEP IV. Sobald die insoweit ein- schlägige Zielvorgabe 163 d Verbindlichkeit erlangt, bedürfte es nach Inkrafttreten dieser 3. Teilfortschreibung des LEP IV neben einer Abweichung vom Regionalen Teilplan Wind 2004 auch einer Abweichung von diesem LEP IV Ziel. Der Zielabwei- chungsantrag wäre dann, für den Fall, dass an der Planung festgehalten werden soll- te, entsprechend zu ergänzen.

Wir weisen aber bereits jetzt darauf hin, dass eine Abweichung von diesem Ziel der 3. Teilfortschreibung des LEP IV rechtlich nicht infrage kommen kann. Eine positive raumordnerische Entscheidung würde nämlich schon an der ersten gesetzlichen Vo- raussetzung einer Zielabweichung, dem Vorliegen „veränderter Tatsachen oder Er- kenntnisse“, scheitern. Der Beschluss zur Freigabe der 3. Teilfortschreibung des LEP IV durch den Ministerrat am 27.09.2016 erfolgte in Kenntnis der diversen kommunalen Planungen insbesondere in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück, so auch konkret in Kenntnis der Planungen der Verbandsgemeinde Saarburg. Der Verord- nungsgeber hat sich dennoch nach bisherigem Stand für einen umfassenden und ausnahmslosen landesplanerische Ausschluss der Windenergienutzung in den Natur- parkkernzonen entschieden. Nach dem Inkrafttreten der 3. Teilfortschreibung des LEP IV in der bekannten Entwurfsfassung können insoweit für Ihren Flächennutzungsplan- entwurf keine veränderten Tatsachen oder Erkenntnisse geltend gemacht werden. Im Hinblick darauf, dass für das Vorliegen einer Zielabweichungszulassung die drei ge- setzlichen Voraussetzungen kumulativ erfüllt sein müssen, die Entscheidung zur Ziel- abweichung vom LEP IV dann noch im Einvernehmen mit den fachlich berührten Stel- len der oberen Verwaltungsebene zu treffen ist und im Ermessen der oberen Landes- planungsbehörde liegt, wird ein Zielabweichungsantrag für Windkraftplanungen in ei-

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ner Naturparkkernzone spätestens nach Inkrafttreten der 3. Teilfortschreibung des LEP IV nicht mehr positiv beschieden werden können.“

Die Verbandsgemeindeverwaltung wurde daher gebeten zu prüfen, ob dennoch an dem Antrag auf Zielabweichung festgehalten werden soll.

Zudem erfolgte seitens der oberen Landesplanungsbehörde der Hinweis, dass ihre Ausführungen davon ausgingen, dass keine inhaltlichen Änderungen an dem ausnahmslosen Ausschluss der Windenergienutzung in Naturpark-Kernzoenen im Rahmen der 3. Teilfortschreibung des LEP IV erfolgten.

Der Verbandsgemeinderat Saarburg hat dann in seiner Sitzung vom 27.06.2017 beschlossen, in Ergänzung zum bereits gestellten Antrag auf Zielabweichung von der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 einen weiteren Antrag auf Zielabweichung und zwar von der 3. Teilfortschreibung des LEP IV, soweit diese die Naturparkkernzonen als Ausschlusskulisse für die Windenergienutzung festlege, zu stellen.

Soweit in der Beschlussvorlage zu dieser Beschlussfassung ausgeführt wird, die SGD Nord habe empfohlen, einen solchen ergänzenden Zielabweichungsantrag zu stellen, trifft dies nicht zu. Wie sich aus der vorstehenden Wiedergabe der wesentlichen Ausführungen des Schreibens der oberen Landesplanungsbehörde vom 07.02.2017 ergibt, hat diese „lediglich“ auf die Rechtslage hingewiesen und vor diesem Hintergrund um Prüfung und Mitteilung gebeten, ob der Träger der vorbereitenden Bauleitplanung an seinen Planungsabsichten zur Darstellung von Sonderbauflächen für Windkraftanlagen in einer Naturparkkernzone festhält.

Der ergänzende Zielabweichungsantrag wurde von der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg mit Schreiben vom 18.09.2017 auf dem Dienstweg vorgelegt.

In der ergänzenden Antragsbegründung (Stand: 18.07.2017) zur begehrten Abwei- chung von Ziel 163 d des LEP IV - Ausschluss von Sonderbauflächen Windenergie in

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der Naturparkkernzone - führt die Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg Folgendes aus:

Schutzzweck des Naturparks Saar-Hunsrück sei die „Erhaltung der landschaftlichen Eigenart, Schönheit und des für Langzeit- und Kurzurlaub besonderen Erholungswer- tes. Zusätzlicher Schutzzweck für die Kernzonen sei die „Erholung in der Stille“. Im Antrag der Verbandsgemeinde Saarburg auf Klärung der Befreiungslage innerhalb der Naturparkkernzone sei auf Basis der „Risikoanalyse Landschaftsbild und Erholung im Hinblick auf die Beurteilung von Windkraftstandorten für das Gebiet des Landkreises Trier-Saarburg, der Stadt Trier und der Verbandsgemeinde Thalfang am Erbeskopf (Karlheinz Fischer, Landschaftsarchitekt BDLA 2012) anhand aktueller Daten und Un- tersuchungen, mittels Sichtfeldanalysen und Fotomontagen, eine detaillierte Bewer- tung der Vereinbarkeit der Planung der Verbandsgemeinde Saarburg mit dem Schutz- zweck erfolgt.

Demnach seien innerhalb der Naturparkkernzone die visuellen Fern- und Nah- Wirkungen aufgrund der Vorkommen geschlossener Waldgebiete und topografischer Sichtverschattung in dem bewegten Gelände sehr gering und nur an wenigen exponierten Stellen (z.B. Weg- und Waldschneisen) wahrnehmbar. Die Sicht auf die Anlagen außerhalb der unmittelbaren Standorte seien überwiegend verdeckt. Die Auswirkungen einer Bebauung in den Flächen 17b und 17c auf das Landschaftsbild und die Erholungsnutzung seien daher gering. Eine Wahrnehmbarkeit von Windenergieanlagen von der Traumschleife Greimerather Höhenweg sei von den innerhalb der Naturparkkernzone gelegenen Wegeteilen sehr unwahrscheinlich. Zudem liege diese Traumschleife im unmittelbaren Umfeld der Windenergieanlagen des bestehenden Windparks Britten auf dem Judenkopf im Saarland und das Landschaftsbild besitze hier eine nur mittlere Wertigkeit.

Weiterhin wird Bezug genommen auf lärmarme Räume mit Bedeutung für die Erholung in der Stille mit einer Größe von über 10 km². Diese träten erst in mehr als 1,5 km Entfernung zu den Planflächen auf und lägen somit außerhalb des lärmrelevanten Wirkradius der Flächen 14, 17b und 17c. Untergeordnete lärmarme Räume mit hoher Bedeutung für die Erholung fänden sich im südlichen Teil der Prüffläche 14; solche mit mittlerer Bedeutung für die Erholung innerhalb aller

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Prüfflächen mit Ausnahme der Teilfläche 17c-Nordost. Aktuell seien diese Bereiche nur durch örtliche Wanderwege erschlossen. Eine besondere Konfliktlage mit der Erholung in der Stille sei daher aufgrund der aktuellen Nutzung nicht erkennbar.

Im weiteren Verlauf ihrer Begründung verweist die Antragstellerin auf eine ihres Erachtens vorhandene Vorbelastung des fraglichen Bereiches durch fünf bestehende Windkraftanlagen auf saarländischer Seite im Windpark Britten auf dem Judenkopf in direkter Nachbarschaft der Naturparkkernzone und in < 300 Meter Entfernung zur geplanten Sonderbaufläche für Windkraftanlagen 17c, eine geplante Sonderbaufläche für Windenergie auf saarländischer Seite im direkten Anschluss zur geplanten Sonderbaufläche für Windkraftanlagen 14 sowie Waldbestände mit geringen Quali- täten für die Erholungseignung (in den geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen 14, 17b und 17c dominierten undefinierte Mischforsten und Nadelforsten, im südlichen Teil der Prüffläche 17c kämen einige größere Schlagfluren/ Windwurfflächen hinzu, vgl. Karlheinz Fischer, Landschaftsarchitket BDLA 2015: Landschaftsplan zum Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Saarburg).

Aus alledem zieht die Antragstellerin die Schlussfolgerung, dass die Vereinbarkeit mit dem besonderen Schutzzweck der Kernzone „Saartal - Leuckbachtal“ des Naturparks „Saar-Hunsrück“ gegeben sein könne. Die Lage der geplanten Konzen- trationsflächen, d. h. der geplanten Sonderbauflächen, 14, 17b und 17c innerhalb der Naturparkkernzone stelle daher die Grundzüge des LEP IV in seiner 3. Änderung nicht grundsätzlich in Frage und stehe dem Schutz bedeutender Gebiete nicht grundsätz- lich entgegen. Eine Abweichung von dem Ziel 163 d sei daher in diesem Punkt vertretbar und zur Erfüllung der Grundsätze 163 a und 163 c nach der 3. Änderung des LEP IV sinnvoll.

Im Fazit der Antragsbegründung wird abschließend ausgeführt, dass die Verbands- gemeinde Saarburg als eine Gebietskörperschaft mit dicht beieinander liegenden Siedlungen, einem hochwertigen Landschaftsbild und einer entsprechend hohen Bedeutung für den Tourismus und die Naherholung ohne die Ausweisung von Flächen in der Naturparkkernone keine Möglichkeit sehe, der Windenergie substanziell Raum zu geben und ihr annähernd zwei Prozent einzuräumen, um damit den Grundsätzen 163 a und 163 c nach der 3. Änderung des LEP IV zu entsprechen.

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Die geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen in der Verbandsgemeinde Saarburg beachteten das Wollen des Verordnungsgebers, der Windenergie mehr Raum zu geben und führten - wie dargelegt - nicht dazu, dass die Grundzüge der 3. Änderung des LEP IV grundsätzlich in Frage gestellt würden. Die Vereinbarkeit mit dem besonderen Schutzzweck der Kernzone „Saartal - Leuckbachtal“ des Naturparks „Saar-Hunsrück“ könne - zumindest in Teilen - gegeben sein. Eine Abweichung von dem Ziel 163 d sei daher in diesem Punkt vertretbar und zur Erfüllung der Grundsätze 163 a und 163 c nach der 3. Änderung des LEP IV sinnvoll. Hierzu ist seitens der oberen Landesplanungsbehörde festzustellen, dass es für die Zulassung einer Zielabweichung zur Errichtung der geplanten Sonderbauflächen 14, 17b und 17c in einer Naturparkkernzone schon an der ersten gesetzlichen Voraussetzung des § 8 Abs. 3 LPlG der „veränderten Tatsachen oder Erkenntnisse“ fehlt. Diese veränderten Tatsachen oder Erkenntnisse müssen sich seit dem Inkrafttreten der 3. Teilfortschreibung des LEP IV am 21.07.2017 ergeben haben.

Die der von der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg vorgetragene Antragsbe- gründung beinhaltet keine veränderten Tatsachen oder Erkenntnisse, die sich seit dem Inkrafttreten der 3. Teilfortschreibung des LEP IV ergeben haben.

Sie befasst sich vielmehr mit der Frage der Vereinbarkeit der geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen 14, 17b und 17c mit dem besonderen Schutzzweck der betroffenen Kernzone des Naturparks „Saar-Hunsrück.“ Dieser Gesichtspunkt ist aber in raumordnungsrechtlicher Hinsicht für die vorliegend zu treffende Zielabweichungsentscheidung nicht relevant.

Es war und ist der Wille der Landesregierung Rheinland-Pfalz als Verordnungsgeber für das LEP IV, Naturparkkernzonen in Gänze von einer Windenergienutzung freizuhalten. Auf diese Absicht des Landes wurde bereits in dem Schreiben von Herrn Staatssekretär Kern (MdI) vom 15. Juni 2016 in Sachen „Teilfortschreibung 2016 Windenergie - Künftige Steuerung der Windenergienutzung in Rheinand-Pfalz - das den Trägern der vorbereitenden Bauleitplanung zur Kenntnis gebracht wurde, hingewiesen.

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Hierin kommt unmissverständlich zum Ausdruck, dass zusätzlich zu den bereits festgelegten Ausschlusstatbeständen die Windenergie künftig auch in den Kernzonen der Naturparke ausgeschlossen sein wird.

Dieser generelle Ausschlusstatbestand wurde in Ziel 163 d, erster Satz des Verordnungsentwurfs, zur 3. Teilfortschreibung des LEP IV festgeschrieben. Diese Zielvorgabe ist in unveränderter Form am 21.07.2017 in Kraft getreten. Auf die beiden „vorauslaufenden“ Schreiben der oberen Landesplanungsbehörde vom 04.11.2016 und 07.02.2017 an die Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg nach Freigabe des Verordnungsdentwurfs durch den Ministerrat am 27.09.2016 wird in diesem Zusammenhang nochmals hingewiesen.

In der Begründung/ Erläuterung zu dieser zu beachtenden raumordnerischen Zielvorgabe heißt es: „In den in Z 163 d genannten rechtsverbindlich festgesetzten Naturschutzgebieten, … in den Kernzonen der Naturparke… ist aufgrund der besonderen Schutzwürdigkeit dieser Räume eine Nutzung für die Windenergie ausgeschlossen.“

Aus alledem ergibt sich, dass es dem Land Rheinland-Pfalz um einen generellen Ausschluss von Windenergie in den Naturparkkernzonen geht. Von daher kann eine Einzelfallbetrachtung mit Blick auf den Schutzzweck der betroffenen Naturpark- kerzone, wie von der Verbandsgemeinde Saarburg vorgenommen, nicht zum Erfolg führen.

In diesem Zusammenhang wird auch auf die Kommentierung von Herrn Ltd. Ministerialrat Rolf Bäumler (MdI - oberste Landesplanungsbehörde) zum LPlG Rheinland-Pfalz verwiesen. Hier heißt es unter Ziffer 4. „Zulassung von Abweichungen“ zu § 8 LPlG:

„Sachlich müssen bei der Zulassung einer Abweichung also folgende Voraus- setzungen vorliegen:

- Seit dem Inkrafttreten des LEP müssen sich Tatsachen (z.B. räumliche Gegebenheiten, Entwicklungstendenzen, äußere Einflüsse auf das Land oder

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seine Teile) oder Erkenntnisse (evtl auf Grund fortschreitender technischer Entwicklung) verändert haben.“

Auch anhand dieser Kommentierung wird klar, dass es bereits an der ersten gesetzli- che Voraussetzung für die begehrte Zielabweichung mangelt. Wie bereits dargelegt, wurde die Antragstellerin hierauf bereits durch das Schreiben der oberen Landespla- nungsbehörde vom 07.02.2017 hingewiesen.

Mit Blick auf die Argumentation der Antragstellerin ist noch ergänzend festzustellen, dass auch die in ihrer Antragsbegründung genannten Grundsätze 163 a und G 163 d des LEP IV nicht zu einer anderen Beurteilung führen können. Im Grundsatz 163 a wird nicht darauf abgestellt, dass einzelne Gebietskörperschaften zur Ermöglichung eines substanziellen Beitrages zur Stromerzeugung zwei Prozent ihrer Fläche für die Windenergienutzung bereitstellen sollen. Vielmehr heißt es in dieser Grundsatz- formulierung, dass die Regionen des Landes hierzu entsprechend ihrer natürlichen Voraussetzungen einen anteiligen Beitrag leisten. Entsprechendes gilt nach Grundsatz 163 c hinsichtlich der zwei Prozent der Fläche des Waldes, die landesweit für die Nutzung der Windenergie zur Verfügung gestellt werden sollen. Im Übrigen kann die Einhaltung von raumordnerischen Grundsätzen nicht gegen einen Verstoß gegen ein Raumordnungsziel aufgerechnet werden.

Da die drei Tatbestandsvoraussetzungen für eine Zielabweichung kumulativ erfüllt sein müssen, der Antrag aber bereits an der ersten Voraussetzung scheitert, erübrigt sich eine Prüfung der beiden weiteren gesetzlichen Voraussetzungen.

Auch die Kreisverwaltung Trier-Saarburg sieht die Voraussetzungen für eine Abweichung von Ziel 163 d, erster Satz, der 3. Teilfortschreibung des LEP IV als nicht erfüllt an. Sie weist in ihrem ergänzenden Vorlagebericht vom 26.09.2017 zutreffend darauf hin, dass die seitens der Verbandsgemeinde Saarburg vorgetragenen Gründe für die beantragte Abweichungszulassung sich im Wesentlichen auf rein naturschutzfachliche Argumente stützen, die auch im Antrag auf Klärung der Befreiungslage für die Inanspruchnahme der Naturparkkernzone zur Errichtung von Windenergieanlagen vorgetragen worden seien. Dieser Antrag wurde von der VGV Saarburg am 24.06.2016 bei der ONB eingereicht. Insoweit können allein von der

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Zeitchronologie her mit dem Inkrafttreten der 3. Teilfortschreibung des LEP IV am 21.07.2017 hieraus keine veränderten Tatsachen oder Erkenntnisse abgeleitet werden.

Nach alledem konnte dem Antrag auf Abweichung von Ziel 163 d, erster Satz der 3. Teilfortschreibung des LEP IV, für die geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen 14, 17b und 17c nicht stattgegeben werden (siehe Ziffer 3. der Entscheidung auf Seite 20).

Ergänzend wird seitens der oberen Landesplanungsbehörde noch auf Folgendes hingewiesen:

Die geplante Sonderbaufläche 14 hat nach den Angaben auf Seite 2 der ergänzenden Antragsbegründung eine Größe von rd. 13,4 ha. Daher würde hier neben dem Ausschlussgrund „Naturparkkernzone“ noch infrage stehen, ob der Zielvorgabe 163 g des LEP IV entsprochen werden könnte. Die in der Begründung/ Erläuterung hierzu als Anhaltspunkt genannte Mindestgröße von 15 ha zur Errichtung von mindestens drei Windenergieanlagen im räumlichen Verbund wird jedenfalls nicht erreicht. Auch gibt es in der Nähe dieser Fläche keine weiteren geplanten oder wirksamen Sonderbauflächen, mit denen ein räumlicher Verbund gebildet werden könnte.

Die geplante Sonderbaufläche 17b verstößt nicht nur gegen Ziel 163 d, erster Satz, der 3. Teilfortschreibung des LEP, sondern darüber hinaus auch noch gegen die Zielaussagen der Ziffern 5.5.3.1 und 5.3.3.2 in Kapitel 5.5.3 „Sicherung von Wasservorkommen“ des RROP.

Nach Ziffer 5.5.3.1 sind die für die Grundwasserentnahme geeigneten Gebiete von allen Nutzugen freizuhalten, die der Trinkwassergewinnung abträglich sind und so zu schützen, dass sie bei Bedarf uneingeschränkt für die Trinkwasserversorgung genutzt werden können.

Die folgende Ziffer 5.5.3.2 besagt, dass zu diesen Gebieten auch bestehende und geplante Wasserschutzgebiete gehören.

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Das Referat 34 hat in seiner Stellungnahme darauf hingewiesen, dass die geplante Sonderbaufläche 17b in Teilen innerhalb des durch Rechtsverordnung festgesetzten Wasserschutzgebietes Nr. 433 (Zone III) liegt. Es sieht daher eine Windenergienut- zung in diesem Bereich als nicht vereinbar mit den Zielen 5.5.3.1 und 5.5.3.2 des Ka- pitels „Sicherung von Wasservorkommen“ des RROP an. Die obere Landesplanungs- behörde kommt unter Berücksichtigung der Stellungnahmen des Referates 34 und der Planungsgemeinschaft Region Trier zu dem Ergebnis, dass hier ein Verstoß gegen die Zielaussagen 5.5.3.1 und 5.5.3.2 des RROP vorliegt, da es sich um ein bestehen- des Wasserschutzgebiet nach Ziffer 5.5.3.2 handelt, das der raumordnungsrechtlichen Zielbindung der Ziffer 5.5.3.1 unterfällt.

Die Kreisverwaltung Trier-Saarburg hat in ihrem qualifizierten Vorlagebericht vom 08.05.2017 darauf hingewiesen, dass der geplanten Sonderbaufläche 17b neben dem Ausschlusskriterium „Naturparkkernzone“ nach ihrer Bewertung auch grundlegende wasserwirtschaftliche Belange entgegenstehen, die nicht überwunden werden kön- nen.

Schließlich kann auch der Antrag auf Abweichung vom Ziel des „Außenausschlusses“ der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 für die geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen 14, 17b und 17c nicht erfolgreich sein.

Dies ergibt sich schon daraus, dass die zweite Tatbestandsvoraussetzung „unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar“ nicht erfüllt ist. Denn eine Abweichungszulassung vom regionalplanerischen Ziel des „Aussenauschlusses“ für die genannten Sonderbauflächen würde eine effektive Verwirklichung des Ziels 163 d, erster Satz, der 3. Teilfortschreibung des LEP IV in den fraglichen Bereichen nicht nur erschweren, sondern unmöglich machen. Von dieser raumordnerischen Zielvorgabe kann aber, wie dargelegt, auch eine Abweichung nicht in Betracht kommen.

Weitere Ausführungen hierzu erübrigen sich, da alle drei Tatbestands- voraussetzungen kumulativ erfüllt sein müssen, es vorliegend aber schon an einer dieser Voraussetzungen fehlt.

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Somit war auch der Antrag auf Zulassung einer Zielabweichung vom „Außenausschluss“ der regionalplanerischen Teilfortschreibung Windenergie 2004 für die geplanten Sonderbauflächen für Windkraftanlagen 14, 17b und17c negativ zu bescheiden (siehe Ziffer 2. der Entscheidung auf Seite 20).

Dieser Zielabweichungsbescheid ist in Gänze im Rahmen der kommunalen Bauleitplanung zu beachten. Er unterliegt nicht der Abwägung durch den Träger der kommunalen Bauleitplanung.

Die Beachtenspflicht dieses Zielabweichungsbescheids gilt auch für das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren. Die Zielabweichungs- zulassung erstreckt sich somit nicht nur auf die ihr zugrunde liegende Bauleitplannung, sondern auch auf die mit dieser Bauleitplannung planungs- rechtlich zulässigen Genehmigungen nach dem Bundesimmissions- schutzgesetz.

Insoweit wird auch auf die Kommentierung „Raumodnungs- und Landesplanungsrecht des Bundes und der Länder“ von Bielenberg, Runkel und Spannowsky verwiesen.

Hier heißt es unter Randnummer 229 zu § 4 ROG auf Seite 101: „In Aufstellung befindliche Grundsätze der Raumordnung zählen nicht zu den sonstigen Erfordernissen der Raumordnung ( vgl. L § 3 Rdnr. 7). Gleichfalls gehört hierin nicht das in § 6 Abs. 2 geregelte Zielabweichungsverfahren, da dessen Ergebnis eine materielle Befreiung von einem Ziel der Raumordnung ist. Diese Befreiung bindet die nachfolgende Planungs- und Genehmigungsebene und steht nicht im Sinne einer Berücksichtigunspflicht zu deren planerischer Dispotion“.

Zu dieser Genehmigungsebene gehört das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren, in dem über die Zulässigkeit von Windenergieanlangen mit einer Gesamthöhe von mehr als 50 Metern entschieden wird.

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Rechtsbehelfsbelehrung

Gegen diesen Bescheid kann innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe Widerspruch erhoben werden.

Der Widerspruch ist bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord einzulegen.

Der Widerspruch kann

1. schriftlich oder zur Niederschrift bei der

Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Stresemannstr. 3-5, 56068 Koblenz oder Postfach 20 03 61, 56003 Koblenz oder

2. durch E-Mail mit qualifizierter elektronischer Signatur1 an:

[email protected] Fußnote: 1vgl. Artikel 3 Nr. 12 der Verordnung (EU) Nr. 910/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Juli 2014 über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen im Binnenmarkt und zur Aufhebung der Richtlinie 1999/93/EG (ABl. EU Nr. L 257 S. 73). erhoben werden.

Bei der Verwendung der elektronischen Form sind besondere technische Rahmenbe- dingungen zu beachten, die auf der Homepage der SGD Nord unter https://sgdnord.rlp.de/de/service/elektronische-kommunikation/ aufgeführt sind.

Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag

Emil Barz

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Anlagen: Ergebniskarte (Maßstab 1: 45 000) Analysekarte (Maßstab 1 : 45 000) Stellungnahme der Zentralstelle der Forstverwaltung vom 05.12.2017 (nur für Antrag- stellerin)

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Zielabweichungsbescheid für die Darstellung von Sonderbauflächen für Windkraftanlagen in der Verbandsgemeinde Saarburg, Landkreis Trier-Saarburg, vom 19.02.2018 -Analysekarte- ±

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5b

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6

17b

8a 8b

8c 14 17c

Legende

Geplante Sonderbauflächen sachlicher Teilflächennutzungsplan (lt. ZA- Antrag vom 24.01.2017, ergänzt am 18.09.2017)

Vorrang Wind (RROP 2004)

Vorrang Landwirtschaft (RROPneu- E 2014)

Vorrang Forstwirtschaft (RROPneu- E 2014)

Vorrang Grundwasserschutz (RROPneu- E 2014)

Vorrang regionaler Biotopverbund (RROPneu- E 2014) Technische Bearbeitung: C. Bode Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord - Ref. 41 Naturparkkernzone "Saartal-Leuckbachtal" Bearbeitungsstand: Februar 2018 Maßstab 1 : 45 000 Datenquelle: Raumordnungskataster SGD Nord,Geobasisinformationen der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz - © 2016 Zielabweichungsbescheid für die Darstellung von Sonderbauflächen für Windkraftanlagen in der Verbandsgemeinde Saarburg, Landkreis Trier-Saarburg, vom 19.02.2018 -Ergebniskarte- ±

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8c 17c

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Legende Geplante Sonderbauflächen sachlicher Teilflächennutzungsplan "Windenergie"

Zulassung der Zielabweichung

(Vorbehalt: LEP- und RROP neu-E konform) Technische Bearbeitung: C. Bode Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord - Ref. 41 Bearbeitungsstand: Februar 2018 Maßstab 1 : 45 000 Nicht- Zulassung der Zielabweichung Datenquelle: Raumordnungskataster SGD Nord,Geobasisinformationen der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz - © 2016