Entwurf 02.2020

Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd 67433 Neustadt an der Weinstraße

Rechtsverordnung zur Feststellung des Überschwemmungsgebietes

an den Gewässern II. Ordnung

Schwarzbach und Hornbach

für das Gebiet

der kreisfreien Stadt

Zweibrücken

und

der Verbandsgemeinden

Rodalben, Thaleischweiler-Wallhalben, Waldfischbach-Burgalben, Zweibrücken-Land

in dem Landkreis Südwestpfalz

Aufgrund des § 76 des Gesetzes zur Ordnung des Wasserhaushaltes (Wasser- haushaltsgesetz - WHG) vom 31. Juli 2009 (BGBl. I, S. 2585), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 04.12.2018 (BGBl. I, S. 2254) und des § 83 Abs. 1 des Wassergesetzes für das Land Rheinland-Pfalz (Landeswassergesetz - LWG) vom 14.07.2015 (GVBl., S. 127), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 26.11.2019 (GVBl., S. 338), wird durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd als zuständige Obere Wasserbehörde folgendes verordnet:

§ 1 Grundlage

(1) Für die Gewässer II. Ordnung Schwarzbach und Hornbach im Bereich der Stadt Zweibrücken und der Verbandsgemeinden , Thaleischweiler- Wallhalben, Waldfischbach-Burgalben und Zweibrücken-Land im Landkreis Südwestpfalz wird ein Überschwemmungsgebiet festgesetzt.

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(2) Die Festsetzung des Überschwemmungsgebietes dient

- der Regelung des Hochwasserabflusses, insbesondere dem schadlosen Ab- fluss des Hochwassers und der für den Hochwasserschutz erforderlichen Wasserrückhaltung,

- der Erhaltung oder Verbesserung der ökologischen Struktur des Gewässers und seiner Überflutungsflächen,

- der Verhinderung erosionsfördernder Eingriffe,

- der Erhaltung oder Wiederherstellung natürlicher Rückhalteflächen und

- der Vermeidung und Minderung von Schäden durch Hochwasser.

§ 2 Geltungsbereich

(1) Das Überschwemmungsgebiet erstreckt sich rechts- und linksseitig des Gewäs- sers Hornbach (beginnend ab km 31,67 an der deutsch-französischen Landes- grenze in der Gemarkung und endend bei km 3,8 bei der Mündung in den Schwarzbach in der Gemarkung Zweibrücken) und rechts- und linksseitig des Gewässers Schwarzbach (beginnend ab km 31,4 bei Mündung der Moos- albe in der Gemarkung Burgalben und endend an der Bundeslandgrenze bei km 3,08 in der Gemarkung Zweibrücken) auf Flurstücken und Grundstücken der

1. Verbandsgemeinde Rodalben, Landkreis Südwestpfalz

2. Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben, Landkreis Südwestpfalz

3. Verbandsgemeinde Waldfischbach-Burgalben, Landkreis Südwestpfalz

4. Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land, Landkreis Südwestpfalz

5. Stadt Zweibrücken

(2) Der Geltungsbereich der Verordnung ist in folgenden, mit dem Feststellungs- vermerk der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd als Obere Wasserbehör- de versehenen Planunterlagen dargestellt:

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I. Textteil:

Erläuterungsbericht vom 19.01.2018 (ergänzt 22.08.2018)

II. Kartenteil:

Übersichtskarte M 1:55.000 Kartenblätter 1 bis 51 M 1:2.500

(3) Die Planunterlagen sind Bestandteil dieser Rechtsverordnung.

(4) Bei der

Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd Friedrich-Ebert-Str. 14 67433 Neustadt an der Weinstraße

und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz Fischerstraße 12 67655 Kaiserslautern liegen Ausfertigungen dieser Verordnung einschließlich der archivmäßig zu sichern- den Übersichts- und Kartenblätter zur kostenlosen Einsichtnahme während der übli- chen Dienststunden aus.

§ 3 Darstellung

In den Planunterlagen sind dargestellt:

- der Gewässerlauf als tiefblaues Farbband

- die Grenze des Überschwemmungsgebietes als rote durchgezogene Linie mit mittelblau hinterlegter Fläche

- die Grenze des überschwemmungsgefährdenden Bereichs als rot gestrichelte Linie mit hellblau hinterlegter Fläche

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§ 4 Schutzvorschriften

(1) Im Überschwemmungsgebiet ist die Errichtung oder Erweiterung von baulichen Anlagen nach den §§ 30, 33, 34 und 35 des Baugesetzbuches verboten.

Dies gilt nicht für Maßnahmen des Gewässerausbaus, des Baus von Deichen und Dämmen, der Gewässer- und Deichunterhaltung und des Hochwasser- schutzes sowie des Messwesens.

Die zuständige Wasserbehörde kann unter den erforderlichen Bedingungen und Auflagen von den Verboten des Satzes 1 Ausnahmen nach §§ 78 Abs. 2 bis 4, 78a Abs. 2 WHG zulassen, wenn im Einzelfall das Vorhaben

1. die Hochwasserrückhaltung nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt und der Verlust von verloren gehendem Rückhalteraum umfang-, funktions- und zeitgleich ausgeglichen wird,

2. den Wasserstand und den Abfluss bei Hochwasser nicht nachteilig verän- dert,

3. den bestehenden Hochwasserschutz nicht beeinträchtigt und

4. hochwasserangepasst ausgeführt wird

oder wenn die nachteiligen Auswirkungen durch Nebenbestimmmungen ausge- glichen werden können.

In den nach § 6 Abs. 2 dieser Verordnung neu ausgewiesenen Gebieten gemäß § 30 des Baugesetzbuches gilt für die Errichtung und Erweiterung von baulichen Anlagen die Ausnahmegenehmigung als erteilt, soweit diese den Vorgaben des Bebauungsplanes entsprechen, oder ihrer Bauart nach so beschaffen sind, dass die Einhaltung der Voraussetzungen dieses Absatzes gewährleistet ist.

Das Vorhaben ist der zuständigen Wasserbehörde rechtzeitig vor Beginn der Baumaßnahme anzuzeigen.

(2) Bauliche Anlagen der Verkehrsinfrastruktur, die nicht unter Absatz 1 fallen, dür- fen nur hochwasserangepasst errichtet oder erweitert werden.

(3) Im Überschwemmungsgebiet ist gemäß §§ 78a WHG, 84 LWG untersagt:

1. das Errichten von Mauern, Wällen oder ähnlichen Anlagen quer zur Fließrich- tung des Wassers, welche den Wasserabfluss behindern können,

2. das Aufbringen und Ablagern von wassergefährdeten Stoffen auf den Boden, es sei denn, die Stoffe dürfen im Rahmen einer ordnungsgemäßen Land- und Forstwirtschaft eingesetzt werden,

3. die Lagerung von wassergefährdenden Stoffen außerhalb von Anlagen,

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4. die Ablagerung und die Lagerung (auch nicht kurzfristig) von Gegenständen, die den Wasserabfluss behindern können oder die fortgeschwemmt werden können,

5. das Erhöhen oder Vertiefen der Erdoberfläche,

6. das Anlegen von Baum- oder Strauchpflanzungen, soweit diese den Zielen des vorsorgenden Hochwasserschutzes entgegenstehen,

7. die Umwandlung von Grünland in Ackerland (eine Erneuerung der Grasnarbe durch eine Neuansaat ist kein Grünlandumbruch und somit zulässig),

8. die Umwandlung von Auwald in eine andere Nutzungsart.

Satz 1 gilt nicht für Maßnahmen des Gewässerausbaus, des Baus von Deichen und Dämmen, der Gewässer- und Deichunterhaltung, des Hochwasserschutzes, einschließlich Maßnahmen zur Verbesserung oder Wiederherstellung des Was- serzuflusses oder des Wasserabflusses auf Rückhalteflächen, für Maßnahmen des Messwesens sowie für Handlungen, die für den Betrieb von zugelassenen Anlagen oder im Rahmen zugelassener Gewässerbenutzungen erforderlich sind.

Die zuständige Wasserbehörde kann Maßnahmen nach Satz 1 Nummer 1 bis 8 ausnahmsweise zulassen, wenn

1. Belange des Wohls der Allgemeinheit dem nicht entgegenstehen, der Hoch- wasserabfluss und die Hochwasserrückhaltung nicht wesentlich beeinträch- tigt werden und

2. eine Gefährdung von Leben oder erhebliche Gesundheits- oder Sachschä- den nicht zu befürchten sind

oder die nachteiligen Auswirkungen ausgeglichen werden können.

(3) Die Verlegung von Ver- und Entsorgungsleitungen im Überschwemmungsgebiet ist dann genehmigungsfrei, wenn das ursprüngliche Geländeniveau nach Ab- schluss der Bauarbeiten wieder hergestellt wird.

Die Baumaßnahme ist der zuständigen Wasserbehörde rechtzeitig vor Baube- ginn anzuzeigen.

(4) In Verbindung mit den Regelungen des LWG sind folgende Gebote zu beachten:

1. Unbeachtlich der gesetzlichen Regelungen zum Gewässerausbau bedarf die Verfüllung von Uferabbrüchen und Ausspülungen der Gewässerufer der vorherigen schriftlichen Zustimmung der zuständigen Wasserbehörde,

2. Im Außenbereich ist die Beseitigung/Ernte von standortgerechtem Bewuchs (Erlen, Weiden usw.) am Ufer sowie im Gewässerrandstreifen untersagt. Sofern kein Randstreifen festgesetzt wurde, gilt bis dahin das Verbot in einer Randstreifenbreite von 5 m. Die Entfernung von Totholz aus dem Gewässer ist im Außenbereich untersagt. Nach fachtechnischer Prüfung durch die

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zuständige Wasserbehörde kann ggf. eine Zustimmung erteilt werden. Die Einhaltung gesetzlicher Pflichten (ordnungsgemäße Gewässerunterhaltung, Verkehrssicherungspflicht o.ä.) bleibt unberührt.

(5) Sofern keine dauerhafte Erhöhung oder Vertiefung der Geländeoberfläche mit dem Vorhaben verbunden ist, bedürfen

 Einzelmasten  unterirdische Leitungen, ggf. mit Schutzrohren  durchströmbare Carports und Pergolen  Weidezäune  Balkonanbauten auf Stützen  Werbeanlagen, Hinweisschilder sowie Warenautomaten bis zu einem Volumen von 2m3 Retentionsraumverlust bzw. einer Fläche von 2 m2

dann keiner Ausnahmegenehmigung nach dieser Rechtsverordnung, wenn nach schriftlicher Anzeige des Vorhabens bei der oberen Wasserbehörde nicht binnen zwei Wochen nach Eingang bei der oberen Wasserbehörde eine an- derslautende Entscheidung getroffen wird. Die Regelungen des § 31 LWG blei- ben hiervon unberührt.

§ 5 Heizölverbraucheranlagen

(1) In Überschwemmungsgebieten ist die Errichtung neuer Heizölverbraucher- anlagen verboten.

(2) Die zuständige Wasserbehörde kann auf Antrag Ausnahmen zulassen, wenn

1. keine anderen weniger wassergefährdenden Energieträger zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten zur Verfügung stehen und

2. die Heizölverbraucheranlage hochwassersicher errichtet wird.

(3) Vorhandene Heizölverbraucheranlagen sind vom Betreiber bis zum 05. Januar 2023 nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik hochwassersicher nachzurüsten. Sofern Heizölverbraucheranlagen wesentlich geändert werden, sind diese zum Änderungszeitpunkt hochwassersicher nachzurüsten.

§ 6 Bauleitplanung im Überschwemmungsgebiet

(1) In Überschwemmungsgebieten dürfen durch Bauleitpläne oder sonstige Satzun- gen nach dem Baugesetzbuch keine neuen Baugebiete ausgewiesen werden; ausgenommen sind Bauleitpläne für Häfen und Werften.

(2) Die obere Wasserbehörde kann die Ausweisung neuer Baugebiete abweichend von Absatz 1 ausnahmsweise zulassen, wenn

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1. keine anderen Möglichkeiten der Siedlungsentwicklung bestehen oder ge- schaffen werden können,

2. das neu auszuweisende Gebiet unmittelbar an ein bestehendes Baugebiet angrenzt,

3. eine Gefährdung von Leben, erhebliche Gesundheits- oder erhebliche Sach- schäden nicht zu erwarten sind,

4. der Hochwasserabfluss und die Höhe des Wasserstandes nicht nachteilig be- einflusst werden,

5. die Hochwasserrückhaltung nicht beeinträchtigt und der Verlust von verloren gehendem Rückhalteraum umfang-, funktions- und zeitgleich ausgeglichen wird,

6. der bestehende Hochwasserschutz nicht beeinträchtigt wird,

7. keine nachteiligen Auswirkungen auf Oberlieger und Unterlieger zu erwarten sind,

8. die Belange der Hochwasservorsorge beachtet sind und

9. die Bauvorhaben so errichtet werden, dass bei dem Bemessungshochwasser, das der Festsetzung des Überschwemmungsgebietes zu Grunde gelegt wur- de, keine baulichen Schäden zu erwarten sind.

§ 7 Ordnungswidrigkeiten

Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig

1. im Sinne des § 103 Abs. 1 Nrn. 16, 16a, WHG entgegen den Regelungen des § 4 Abs. 1 bis 4 dieser Verordnungen Handlungen im Überschwemmungsge- biet vornimmt,

2. im Sinne des § 103 Abs. 1 Nr. 18 WHG entgegen der Regelung des § 5 Abs. 1 dieser Verordnung eine Heizölverbraucheranlage errichtet,

3. im Sinne des § 103 Abs. 1 Nr. 19 WHG entgegen der Regelung des § 5 Abs. 3 dieser Verordnung eine Heizölverbraucheranlage nicht, nicht richtig, nicht in der vorgeschriebenen Weise oder nicht rechtzeitig nachrüstet.

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§ 8 Aufhebung bisheriger Rechtsverordnung und Arbeitskarten

Die vorläufige Sicherung der Überschwemmungsgebiete Hornbach (Arbeitskarten vom 19.01.2018 und Schwarzbach (Arbeitskarten vom 19.01.2018), veröffentlicht im Staatsanzeiger Nr. 19 vom 04.06.2018 wird bezüglich der beiden Überschwem- mungsgebiete Hornbach und Schwarzbach aufgehoben.

§ 9 Inkrafttreten

Die Rechtsverordnung tritt am Tage nach ihrer Veröffentlichung im Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz in Kraft.

Neustadt an der Weinstraße

Az.: 312-281 3/18 Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd