Fötag Band 4 2016
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Fundberichte aus Österreich Tagungsband 4 t 2016 Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt Fachgespräch » Archäologie in Kartausen« 17. Oktober 2014, Mauerbach (Niederösterreich) Martin Krenn und Nikolaus Hofer (Hrsg.) Sigel: FÖTag 4, 2016 Wien 2016 Gratis-Download: http://www.bda.at © 2016 by Bundesdenkmalamt Alle Rechte vorbehalten http://www.bda.at Verlag: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., 3580 Horn http://www.verlag-berger.at Herausgeber: Mag. Dr. Martin Krenn und Mag. Nikolaus Hofer Bundesdenkmalamt, Abteilung für Archäologie Hofburg, Säulenstiege, 1010 Wien [email protected] [email protected] ISSN: 2410-9193 Redaktion: Mag. Nikolaus Hofer Bildbearbeitung: Stefan Schwarz Satz und Layout: Martin Spiegelhofer Layoutkonzept: Franz Siegmeth Covergestaltung: Franz Siegmeth Coverbild: Kartause Seitz, ehemalige Domus superior; Foto: Danijela Brišnik Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., 3580 Horn Inhaltsverzeichnis Martin Krenn 7 Fachgespräch »Archäologie in Kartausen« am 17. Oktober 2014 in Mauerbach (Niederösterreich) Meta Niederkorn 9 silentium – Architektur der Stille Julia Wilding und Iris Winkelbauer 15 Archäologische Forschungen in den Kartausen Aggsbach, Gaming und Mauerbach Alfred Galik und Günther Karl Kunst 23 Archäozoologische Untersuchungen in der Kartause Mauerbach Alfred R. Benesch 29 Kartäuserlandschaft Aggsbach – MeGKA. Die Klausurgartenanlagen der Kartause Aggsbach und ihre ›Reditierung‹ Laurent Auberson 41 Die ehemalige Kartause Oujon (Waadt, Schweiz). Eine landschaftsgeschicht liche und -archäologische Untersuchung Elke Nagel 51 Grundrissdispositionen von Kartausen Katarina Predovnik, Danijela Brišnik und Miha Murko 61 Archäologische Forschungen zu Kartausen in Slowenien 80 Abkürzungsverzeichnis Fachgespräch »Archäologie in Kartausen« am 17. Oktober 2014 in Mauerbach (Niederösterreich) Martin Krenn Am 17. Oktober 2014 fand auf Einladung des Bundesdenkmal- amtes in Kooperation mit dem Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien in der Kartause Mauerbach ein Fachgespräch zum Thema »Archäologie in Kartausen« statt, das als Grundlage für die Ausarbeitung eines umfangreichen Forschungsprojektes zu den österrei- chischen Kartausen aus archäologischer Sicht gedacht war. Ziel war daher die Zusammenführung der bislang national und international nur verstreut vorhandenen Basisinforma- tionen zu diesem Fachbereich. Teilnehmer aus insgesamt acht europäischen Staaten (Niederlande, Deutschland, Schweiz, Polen, Slowakei, Un- garn, Slowenien und Österreich) fassten sehr konzentriert den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema zusammen.1 In einem ersten Block wurde anhand von Einzelergebnissen zu den österreichischen Kartausen der nationale Stand der For- schung referiert. In einem zweiten, weitaus größeren Block wurden dann vergleichbare internationale Untersuchungen vorgestellt. Neben der Präsentation von Einzeluntersuchun- gen (Városlőd, Roermond, St. Johannisberg bei Freiburg im Breisgau und Oujon) standen hierbei Überblicksreferate im Vordergrund, die den jeweiligen nationalen Forschungs- stand aufzeigten (Slowakei, Slowenien und Polen). Ergänzt wurde der internationale Teil durch ein bemerkenswertes Referat von Elke Nagel (Technische Universität München) zu Grundrissdispositionen von Kartausen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass hier erstmals eine internationale fachliche Zusammenkunft zu dem Thema »Archäologie in Kartausen« stattgefunden hat, wobei die komprimierte Form eines eintägigen Fachgesprä- ches eine konzentrierte Zusammenführung des Forschungs- standes ermöglichte. Autor Mag. Dr. Martin Krenn Bundesdenkmalamt Abteilung für Archäologie Hoher Markt 11, Gozzoburg 3500 Krems an der Donau [email protected] 1 Zusätzlich zu den in diesem Band veröffentlichten Beiträgen wurden folgende Vorträge gehalten: Artur Boguszewicz, Kartausen in Polen Petra Smetanova, Kartausen in der Slowakei László Gere und Márta Vizi, Die Ergebnisse der Ausgrabung im Kartau- senkloster in Városlőd Birgit Dukers, Archaeology and Building Archaeological research in the Charterhouse of Roermond Frank Löbbecke, Die Kartause St. Johannisberg bei Freiburg im Breisgau – vom Kloster zur Schule FÖTag 4, 2016 7 silentium – Architektur der Stille Meta Niederkorn Der Titel einer Tagung, die im Jahr 2008 in Mauerbach statt- fand1, beschreibt die Kartause als Raum und das Tun der Menschen in diesem Raum. Das Thema ist seither in der For- schung – auch interdisziplinär – weiterhin aufgegriffen wor- den und bietet darin die Möglichkeit, den Bestand einer Kar- tause vor dem Hintergrund der Ordensregel einerseits und vor dem Hintergrund der Regional- und Landesgeschichte andererseits zu beleuchten. Rahmenbedingungen für das Leben im Kloster, das durch seine Existenz im Umfeld vielfältigen Einfluss ausübt, schafft die Architektur, die grundsätzlich so weit durch die Ordensregel bestimmt wird, als die Gebäude die vorgese- hene Lebensweise der Kartäuser in den Einzelzellen ebenso ermöglichen wie auch jene Räume vorhanden sein müssen, die von der Gemeinschaft genützt werden. Zentraler Raum ist die Kirche, die gleichzeitig auch die Schnittstelle in zwei- facher Hinsicht darstellt: Zum einen begegnen einander Chormönche und Laienbrüder in der Kirche; auch wenn sie nicht gemeinschaftlich sitzen. Zum anderen finden in der Kirche immer wieder Gottesdienste statt, zu welchen Laien Zutritt haben (müssen). Im Folgenden ist nun das Augenmerk darauf zu richten, Abb. 1: Darstellung einer Kartäuserkirche aus dem Liber Chronicarum wie die Ordensregel in den Gebäuden Mauerbachs realisiert (Schedel 1497, fol. 194 r). werden konnte und wie wiederum daraus ablesbar ist, wel- chen Einfluss die landesfürstlichen Stifter und deren Nach- folger auf Gebäude wie Leben der Kartause nahmen. Werden in der hoch- und spätmittelalterlichen Historio- graphie Bilder verwendet, so wird eine Kartause durch Mauer, Oberkirche und Unterkirche sowie Zellen charakterisiert. Damit wird einerseits die Abgeschlossenheit zum Ausdruck gebracht, die an sich ja für jedes Kloster im Sinn der Clausura beziehungsweise des Claustrum vorgesehen ist. Für die Kar- täuser spezifisch sind die Einzelzellen, die als Häuserzeile an- gezeigt werden. Die Kirche nimmt auch in der Darstellung bei Hartmann Schedel2 aus dem Jahr 1497 (Abb. 1) das Zentrum des Bildes ein. Sie hat keinen Turm, sondern lediglich einen Dachreiter, in dem sich die Glocke befindet. Ebenso charakte- ristisch für die Kartause ist hier die sogenannte Unterkirche, die kleinere Kirche, die in der Ordensregel der Laienbrüderkir- che entspricht. Die Errichtung der Kartause erfolgt den Con- Abb. 2: Darstellung der Errichtung einer Kartause aus der Vita Brunonis suetudines (Statuten) entsprechend durch die Brüder, wie (Blomevenna 1515). auch die Darstellung, die sich in der Vita des hl. Bruno von Peter Blomevenna findet (Abb. 2), illustriert. zum tatsächlichen Klosterleben vergehen unterschiedlich Die geographischen Bedingungen an den Orten, an wel- lange Zeiträume. Die Dauer hängt natürlich davon ab, wie chen Kartausen errichtet beziehungsweise gestiftet wur- rasch eine Stiftung tatsächlich realisiert werden kann und den, tragen diesem Ideal aus der Regel so weit Rechnung, als auch die Zustimmung seitens des Ordens erhält, wie groß die Gegebenheiten auch tatsächlich Grund und Boden dafür das Stiftungsgut ist und wie rasch daher die Gebäude am bieten.3 Vom Entschluss zur Errichtung eines Klosters bis ausgesuchten Ort errichtet werden können. Die Geschichte der Kartause Mauerbach spiegelt nicht nur wider, dass von den ersten Schritten, eine Kartause zu er- richten, bis zur Ausfertigung des feierlichen Stiftsbriefes, der 1 Ausstellung der Kartause Mauerbach, 29. bis 31. Mai 2008. den Stiftungsvorgang abschließt, rund drei Jahre vergehen. 2 Schedel 1497, fol. 194r. 3 Siehe den Beitrag von Elke Nagel in diesem Band. Johann von Viktring berichtet zum Jahr 1313, dass Friedrich FÖTag 4, 2016 9 Meta Niederkorn Abb. 3: 25. Mai 1317. Gerlach, Pfarrer von Traiskirchen, stiftet zu Mauerbach ein Siechenhaus mit sechs Priestern und einem Laienbruder aus dem Kartäuserorden. 4 den Entschluss gefasst habe, eine Kartause zu errichten. Der Matthias9, Ferdinand II. im Jahr 162310 und in umfassender feierliche Stiftsbrief im Namen Friedrichs des Schönen und Form 162411 sowie Karl VI. 171412 belegt. Die Privilegienbestä- seiner Brüder, der Herzöge Albrecht, Heinrich und Leopold, tigung des Matthias Corvinus13 ist summarisch gehalten; sie wird 1316 ausgefertigt. In diesem Stiftsbrief wird bereits bestätigt alle Privilegien für die durch den Prior von Mauer- auch die »Zu-Stiftung« des Pfarrers Gerlach inkludiert und bach wie auch andere Prälaten erwiesene Akzeptanz seiner bestätigt (Abb. 3): Herrschaft. »auch han ich mîn grabnuste erwelt in demselben chloster ze Diese Reihe der Privilegienbestätigungen, die immer wie- Allerheiligen tal, dar ich mîn vorgenantes almusen gegeben der auch summarisch – vereinzelt auch mit vollständiger han, daz dieselben pruder und ir nachkomen Got ewichlich Aufnahme älterer Privilegien – ausgestellt werden, verdeut- umb mich pitten, als si fur îr gewizzen behalten wellen vor Got licht die Position eines Klosters; hier im Besonderen zwi- an dem Iungisten tage.«4 schen Kartause und Landesfürsten. Die Urkunden belegen Auch der Stifter, Herzog Friedrich der Schöne, findet in der – abgesehen von diesen Privilegien und deren Bestätigung Kartause, wie er es in seinem Testament 1327 vorsieht, seine – die Interaktion des Klosters mit dem Orden und zeugen in Grablege. Damit ist der Konvent für die Memorialliturgie