Puchta, A., Schönenberger, A. & Steininger, A. (2017): Der Wiesenpieper (Anthus pratensis) im Kojenmoos (Riefensberg – / Österreich ­ und Oberstaufen – Bayern / Deutschland). inatura – Forschung online, 47: 30 S.

Nr. 47 - 2017 Der Wiesenpieper (Anthus pratensis) im Kojenmoos (Riefensberg – Vorarlberg / Österreich und Oberstaufen – Bayern / Deutschland) Anne Puchta1, Alwin Schönenberger2 & Agnes Steininger3

1 Dipl.-Biol. Anne Puchta, Linggstraße 8, D-88131 Lindau E-Mail: [email protected] 2 Alwin Schönenberger, Bucherstraße 44 , A-6922 3 Mag. Agnes Steininger, Schwende 8, A-6840 Götzis

Zusammenfassung

Im Juli 2013 hatte A. Schönenberger im Naturschutzgebiet »Kojenmoos« (ca. 1225 m, Gemeinde Riefensberg, Vorarlberg) und auf den Alpflächen im nahen bayerischen Grenzgebiet (Gemeinde Oberstaufen, Bayern) ein kleines Wiesenpieper-Brutvorkommen entdeckt. Bis dahin galt der Wiesenpieper (Anthus pratensis) in Vorarlberg als ausgestorben. Für Bayern sind es die höchsten bisher bekannten Brutnachweise der Art. Im Rahmen eines grenzüberschreitenden, von der inatura Erlebnis Naturschau GmbH, und dem Bayerischen Landes­ amt für Umwelt geförderten Projekt wurden 2017 in einem 244 ha großen Untersuchungsgebiet im vorarlbergisch-bayerischen Grenz­gebiet zwölf Wiesenpieper-Reviere erfasst. Acht Reviere befanden sich im beweideten Latschenhochmoor des Kojenmooses auf Vorarlberger Gebiet und vier Reviere auf den extensiv beweideten Borstgrasrasen der umliegenden Alpen auf bayerischer Seite. Die ersten Brutvögel waren bereits Anfang April im Gebiet eingetroffen und teilweise schon verpaart. Während eines späten Wintereinbruchs im April harrten die bereits anwesenden Wiesenpieper (oder wenigstens ein Teil von ihnen) im Brutgebiet aus. Spätestens Mitte Mai waren vermutlich alle Brutpaare im Untersuchungsgebiet eingetroffen und haben danach rasch mit dem Brutgeschäft begonnen. Anfang/Mitte Juni fütterten sieben Brutpaare, Mitte des Monats waren die ersten Jungen flügge und bis Ende Juni waren die Jungen der meisten Brutpaare ausgeflogen. In vier Revieren gab es starke Indizien für Zweitbruten. Die zahlreichen Beobachtungen fütternder und warnender Altvögel sowie flügger Jungvögel lässt auf einen vitalen Wiesenpieper- Bestand und einen guten Bruterfolg im Untersuchungsgebiet schließen. Die extensive Beweidung der Brutplätze schadet dem ­Wiesenpieper nicht, im Gegenteil: Durch die Beweidung nicht nur der Alpflächen sondern auch des Hochmoors wird die Land- schaft offen gehalten, durch den Viehtritt werden günstige Strukturen für die Nestanlage geschaffen und das Nahrungsangebot im Brutgebiet wird erhöht. Eine gründliche Literaturrecherche liefert eine Reihe von Hinweisen darauf, dass Brutvorkommen des Wiesenpiepers in hochmon- tanen bis subalpinen Lagen Bayerns bzw. Vorarlbergs viel weiter verbreitet sein könnten als bisher angenommen. Key words: Wiesenpieper, Anthus pratensis, Kojenmoos, Häderichmoore

1 Einleitung Brut­vogel im Rheindelta war, gab es besetzt. In beiden Jahren konnte A. danach nur noch einen Brutnachweis Schönenberger auch fütternde Paare Der Wiesenpieper (Anthus pratensis) 1980 im NSG »Gsieg« bei beobachten. 2015 stellten wir wieder- galt in Vorarlberg bis zur Entdeckung sowie zweimal Brutverdacht bei Lus- um mindestens drei Reviere im Gebiet eines Brutvorkommens im Natur- tenau bzw. (Kilzer & Blum fest, darunter ein fütterndes Paar. 2016 schutzgebiet (NSG) »Kojenmoos« 1991; Kilzer et al. 2002). Abseits des erfassten wir sechs Reviere, im Juni/ (Gemeinde Riefensberg, 1225 m) im Rheintals sind Brutvorkommen nie be- Juli drei oder vier fütternde Paare und Juli 2013 durch A. Schönenberger als kannt gewesen. Ende Juli mindestens neun flügge Jun- ausgestorben (Kilzer et al. 2011). Wäh- Die 2013 im Kojenmoos entdeck- ge. rend er bis 1966 noch regelmäßiger ten drei Reviere waren 2014 wieder

Eingegangen: 28.11.2017; Publiziert: 15.12.2017 1 In Bayern ist der Wiesenpieper im Al- des Kojenmooses, wo wir im Sommer Nachdem der Naturpark Nagelfluhket- penvorland zwar noch weiter verbrei- 2015 mindestens vier Reviere, im Som- te 2017 im Rahmen eines Interreg-Pro- tet, doch deutete sich im Zuge der mer 2016 zwei Reviere und in beiden jektes ein »Moorentwicklungskonzept Kartierungen für den Deutschen Brut- Jahren erfolgreiche Bruten feststellen Kojenmoos/Hochhäderichmoore« in vogelatlas in den Jahren 2004 bis 2009 konnten. Erste Hinweise auf dieses Auftrag gegeben hatte, lag eine enge und der landesweiten Wiesenbrü- Vorkommen hatten Beobachtungen Zusammenarbeit mit der Bearbeiterin terkartierung 2014/15 eine stark ne- von A. Schönenberger im Juli 2013 C. Siuda auf der Hand. Maßnahmen- gative Bestandsentwicklung an (Rödl gegeben. empfehlungen zur Optimierung der et al. 2012; Liebel 2015), die nicht auf Unsere bisherigen Beobachtungen im Wiesenpieper-Lebensräume, die sich Bayern beschränkt bleibt (Sudfeldt et Kojenmoos und auf den daran angren- aus unseren Untersuchungen ableiten al. 2013). In der neuen Roten Liste der zenden Alpflächen deuteten darauf lassen, sollen in das Entwicklungskon- Brutvögel Bayerns wurde der bislang hin, dass der Wiesenpieper unter den zept mit einfließen. auf der Vorwarnstufe geführte Wiesen- günstigen klimatischen Bedingungen pieper (Fünfstück et al. 2003) daher als der letzten Jahre, also bei frühem Ein- »Vom Aussterben bedroht« eingestuft setzen der Schneeschmelze in hoch- 2 Das Untersuchungsgebiet (Rudolph et al. 2016). montanen Lagen, auch in Habitaten Während in Baden-Württemberg erfolgreich brüten kann, die man in Unser Untersuchungsgebiet befindet Wiesenpieper-Bruten seit 1961 am Vorarlberg und Bayern bisher nur als sich im Naturraum Vorderer Bregen- Feldberg im Südschwarzwald in 1260 Lebensraum des Bergpiepers kannte. zerwald im Nordosten Vorarlbergs bis 1490 m Höhe bekannt sind (H. Mit der gegenständlichen Untersu- bzw. Südwesten Bayerns auf dem Ebenhöh in Hölzinger 1999) und in der chung, die im NSG »Kojenmoos« und Gebiet der subalpinen Molasse (Fal- Schweiz die ersten Bruten im Alpen- auf dem Gebiet der Moosalpe in Vorarl- tenmolasse; Abb. 1) und erstreckt raum bereits in den Sechzigerjahren berg, sowie auf den Flächen der Hoch- sich vom Lanzenbach auf 1200 m bis entdeckt wurden (Glutz von Blotzheim wies-Alpen, der Alpe Glutschwanden zum Höhenrücken des Kojen in etwa 1963; Appert 1970), lagen Brutnach- und dem Gebiet rund um die Hörmoos 1350 m Höhe. Es umfasst neben dem weise in Bayern bis vor rund 15 Jahren in Bayern durchgeführt wurde, sollte grenzüberschreitenden Moorkomplex ausschließlich aus tieferen Lagen bis diese Entwicklung weiterverfolgt und der Kojenmoore auch die daran an- maximal 850 m Höhe vor (mit Brutver- dokumentiert werden. grenzenden Alpweiden der Moosalpe, dacht bis 1100 m; Wüst 1986; Bezzel et Das grenzüberschreitende Projekt der Vorderen und Hinteren Hochwies- al. 2005). Für den Landkreis Oberallgäu wurde etwa zu gleichen Teilen von der Alpe und der Alpe Glutschwanden gibt Walter (2016b) den höchsten Wie- inatura Erlebnis Naturschau GmbH, sowie den Moorkomplex an der senpieper-Brutnachweis inzwischen Dornbirn sowie vom Bayerischen Lan- Hörmoos-Alpe mit den umgeben- mit 1030 m Höhe an: K. Pudimat be- desamt für Umwelt gefördert. den Alpflächen­ der Häderich-Alpen obachtete am 23. Mai 2003 zwei Futter tragende Altvögel bei Wiederhofen/ Missen (Walter 2004c). In den letzten Jahren wurden Brutvorkommen im Oberallgäu allerdings lediglich von den traditionellen Brutplätzen im Bet- zigauer Moos bei Kempten (728 m), vom Segelflugplatz Agathazell bei Sonthofen (729 m) und vom Tal der Konstanzer Ach bei Immenstadt-Rat- holz (725 m) gemeldet (Walter 2012, 2013, 2014, 2015, 2016a). Das Brutvor- kommen im Sinswanger Moos (790 m) bei Oberstaufen, das wir 2006 noch bestätigen konnten, war 2008 erlo- schen. Umso mehr überrascht die Entde- ckung des bislang unbekannten Wie- senpieper-Vorkommens auf dem Ge- Abb. 1: Blick vom Höhenzug des Kojen über die Hochwies-Alpen zur biet der Hochwies-Alpen (Gemeinde als einzigem Gebirgszug im Gebiet der subalpinen Molasse mit Rindalphorn (1821 m), Oberstaufen, 1225 m) im Randbereich Hochgrat (1834 m), Seelekopf und Eineguntkopf (Rohnehöhe, 1639 m). (Foto: A. Puchta) inatura – Forschung online 47 (2017) 2 erst Ende April/Anfang Mai schneefrei. Ausnahmen machen die Jahre 2007, 2011, 2014, 2015 sowie 2016, in de- nen die Flächen rund um die Hörmoos bereits ab Anfang/Mitte April vollstän- dig ausgeapert waren. Zu Winterrück- schlägen mit Schneefällen im Mai kam es 2004, 2007, 2013, 2014 und 2016. 2013 blieb der Schnee dann bis Ende Mai, 2007 sogar bis Anfang Juni liegen.

2.1 Kojenmoos

Im Biotopinventar Vorarlberg, Ge- meinde Riefensberg wird das NSG »Kojenmoos« als »eines der reichhal- Abb. 2: Blick vom Höhenzug des Kojen auf das NSG »Kojenmoos«; im Hintergrund ist tigsten und schönsten Moorgebiete der Hochhädrich (1566 m) als westlichster Gipfel der Nagelfluhkette zu erkennen. (Foto: Vorarlbergs« bezeichnet (Beiser & Zöh- Anne Puchta, 10.05.2017) rer 2009). Es handelt sich um einen ausgedehnten Moorkomplex aus zwei (Karte 1, im Anhang). Während die Seit 2004 betreibt der Bayerische La- großflächigen und weitgehend ur- Kojenmoore auf Vorarlberger Sei- winenwarndienst unweit der Alpe sprünglichen Latschenhochmooren, te mit einer Fläche von knapp 55 ha Hörmoos auf 1265 m Höhe eine Mess- die sich in einer großen sattelförmi- seit 1978 als Naturschutzgebiet (NSG) station, an der neben Temperatur und gen Karstmulde zwischen dem Hö- »Kojenmoos« unter Schutz gestellt Niederschlagsintensität auch die ak- henrücken des Kojen (1300-1351 m) sind, wurde der östliche, bayerische tuelle Schneehöhe erfasst wird (siehe im Norden und dem Hochhädrich Teilbereich zusammen mit dem Moor- Kap. 3). Demnach schwankten die ma- (1566 m) im Süden befinden B( eiser komplex an der Hörmoos-Alpe in jün- ximalen Schneehöhen in den letzten & Zöhrer 2009; Abb. 2). Die Latschen- gerer Zeit als 89 ha großes FFH-Gebiet 13 Jahren (2004 bis 2016) in den Mo- filze werden durch einen kleinen ­»Häderichmoore« ausgewiesen. Beide naten Januar bis Mai zwischen 88 cm mäandrierenden Bach getrennt, der Gebiete sind als Deckenmoor ausge- (2011) und 236 cm (2009), wobei die das am Hochhädrich entspringende bildet, bei dem meist geringmächti- größten Schneemengen in der Regel Quellwasser aufnimmt und dem Lan- ge Torfdecken ein bewegtes Gelände erst im März verzeichnet wurden. In zenbach, einem Zufluss der Weißach, überwachsen (Ringler & Dingler 2005) den meisten Jahren war das Gebiet zuführt. Beide Latschenhochmoore und gelten zusammen als das größte Hochlagenmoorgebiet der Nagelfluh- region. Das gesamte Untersuchungsgebiet hat eine Größe von 244 ha; davon liegen 84 ha auf Vorarlberger Gebiet und 160 ha auf bayerischem Gebiet. Der Waldanteil liegt unter 10 % (rund 21 ha, davon sind etwa 13 ha hoch- montaner Fichtenwald sowie von Tannen und Fichten dominierter Berg- mischwald und etwa 8 ha Fichten- moorwald). Die Jahresmitteltemperaturen des Untersuchungsgebiets liegen im langjährigen Durchschnitt bei 4-6 °C, die Jahresniederschlagssummen zwi- schen 2100 und 2400 mm. Im Winter Abb. 3: Bult-Schlenken-Struktur mit ausgedehnten Schwingrasen­ im Latschenhoch- sind Schneehöhen zwischen 150 und moor des Kojenmooses; im Hinter­grund der Falken (1561 m) und der Hochhädrich 200 cm die Regel (Auer & Werner 2001). (1566 m). (Foto: Anne Puchta, 23.08.2017) inatura – Forschung online 47 (2017) 3 von den Hochwies-Alpen (ca. 1225 m) im Norden abgesetzt. Kernstück des Gebietes sind die bei- den großen Latschenhochmoore, die durch einen Fahrweg zwischen der Hörmoos-Alpe und dem Hubertus- Haus voneinander getrennt sind. Sie weisen, ähnlich wie im Kojenmoos, eine ausgeprägte Bult-Schlenken- Struktur auf (Abb. 6). An die von aus- gedehnten Torfmoosteppichen ge- prägten Hochmoorstandorte grenzen Übergangsmoore, artenarme Braun- seggensümpfe und Borstgrasrasen im Wechsel mit verarmten Weiderasen an. Abb. 4: Der westliche Teil des Kojenmooses wird durch Beweidung offengehalten. Im An einen schmalen Fichten-Moorwald- Hintergrund die Alpweiden der Moosalpe am Südhang des Kojen-Höhenzugs (1300 m). Saum am Randgehänge des zentralen (Foto: Anne Puchta, 02.07.2015) Hochmoorkörpers an der Hörmoos- Alpe grenzt im Westen ein angestauter zeigen eine klassische Bult-Schlenken- Wasserlöcher vorhanden. Ihre Rand- Moorsee an, der von einem im Ober- Gliederung aus Latschen- und stellen- bereiche weisen Verbuschungen mit lauf stark mäandrierenden Bach ge- weise auch Torfmoobulten einerseits Öhrchenweide (Salix aurita), Moorbir- speist wird (nach Kortenhaus 2002, er- und Schlammseggen-Schwingrasen ke (Betula nana) und Fichte (Picea abi- gänzt durch eigene Beobachtungen). andererseits (Beiser & Zöhrer 2009; es) auf (Beiser & Zöhrer 2009). Abb. 3). Die westlich angrenzenden 2.3 Hochwies-Alpen Hochmoorflächen, die ursprünglich 2.2 Hörmoos ebenfalls latschenbestockt gewesen Während die schwach geneigten sein dürften (Beiser & Zöhrer 2009), wer- Der Moorkomplex um die Hörmoos- Weideflächen unterhalb der Vorde- den durch Beweidung offengehalten Alpe, südöstlich der Kojenmoore in ren Hochwies-Alpe intensiv genutzt (Abb. 4; siehe Kap. 2.5). Es handelt sich einer Höhe von etwa 1280 m unter- werden, werden die oberhalb der Alp­ um ein Gelände mit stark bewegtem halb der Falkenköpfe und des Hochhä- hütte gelegenen steileren Hänge nur Relief und einem entsprechend klein- derichs gelegen (Abb. 5), ist durch eine extensiv beweidet (Abb. 7). Die nord­ räumigen Mosaik aus verschiedenen, teils extensiv beweidete, teils bewal- exponierten, knapp 30° steilen Borst- eng ineinander verzahnten Pflanzen- dete Geländestufe von ca. 60 m Höhe grasrasen sind vergleichsweise arten- gesellschaften. Auf den Hochmoor­ standorten dominieren Bestände der Rasenbinse (Trichophorum cespitosum) und des Scheiden-Wollgrases (Erio- phorum vaginatum) (Rasenbinsen- Hochmoor), im Übergangsmoor und auf Niedermoorstandorten finden sich vor allem Braunseggensümpfe und Kleinseggenrieder, die an höher gelegenen Stellen in wechselfeuchte Silikatmagerrasen (Borstgrasrasen) übergehen (nach Bodenuntersuchun- gen und Vegetationserhebungen von C. Siuda, pers. Mitt., ergänzt durch ei- gene Beobachtungen). Der westlichste Teil des großen Hoch- moorkörpers wurde bis in die 1950er- Jahre abgetorft. Die Torfstiche rege- Abb. 5: Das Latschenhochmoor an der Hörmoos; im Hintergrund der noch schneebe- nerieren, teilweise sind noch offene deckte Hochhädrich (1566 m). (Foto: Anne Puchta, 07.04.2017 inatura – Forschung online 47 (2017) 4 Abb. 6: Bult-Schlenken-Struktur im Latschen­hochmoor an der Hörmoos. (Foto: Anne Puchta, 10.05.2017)

Abb. 7: Blick vom Kojen auf die Vordere (links) und Hintere (rechts) Hochwies- Alpe; hinter der bewaldeten Geländestu- fe liegt der Moorkomplex der Hörmoos; im Hintergrund links die Falkenköpfe (1561 m) und rechts die Nordostflanke des Hochhädrichs. (Foto: Anne Puchta, 08.06.2017)

Abb. 8: Hoher Strukturreichtum auf dem Borstgrasrasen der Vorderen Hochwies- Alpe. (Foto: Anne Puchta, 23.08.2017)

inatura – Forschung online 47 (2017) 5 werden gedüngt und sind mit Milch- vieh bestoßen (siehe Kap. 2.5). Einige Flächen weisen niedrige Einzelbüsche von Heckenrose, Wacholder und jun- gen Fichten auf. Besonders artenreich ist der nordöst- lich der Alpe Glutschwanden gele- gene, bis in 1350 m Höhe hinaufrei- chende, ca. 55° steile Borstgrasrasen (Abb. 9). Durch die Gunst der Lage und aufgrund der extensiven Beweidung hat sich hier eine bemerkenswert vielfältige Begleitflora mit etlichen Magerkeitszeigern und einigen Orchi- deen entwickelt (u. a. Arnika [­Arnica montana], Bärtige Glockenblume Abb. 9: Borstgrasrasen der Alpe Glutschwanden am Südhang des Kojen-Höhenzugs [Campanula barbata], Gewöhnliches (1350 m). (Foto: Anne Puchta, 07.04.2017) Sonnenröschen [Helianthemum num- mularium], Heidekraut, Hufeisenklee arm, weisen aber üppige Bestände des es sich um stark gestörte (ehemalige) [Hippocrepis comosa], Katzenpfötchen Schwalbenwurz-Enzians (Gentiana as- Hangquellmoore im Wechsel mit ar- [Antennaria dioica], Kleine Bibernelle clepiadea) und der Silberdistel (Carlina tenreichen Silikatmagerrasen (Borst- [Pimpinella saxifraga], Mücken-Hand- acaulis) auf und sind sehr strukturreich grasrasen), die rund um einige größe- wurz [Gymnadenia conopsea], Silber- (Abb. 8). Auffällig sind die zahlreichen re Nagelfluhblöcke erhalten geblieben distel, Stattliches Knabenkraut [Orchis mit Torfmoosen (Sphagnum spp.), Hei- sind (nach C. Siuda, pers. Mitt., ergänzt mascula], Thymian [Thymus sp.], Wald- dekraut (Calluna vulgaris), Heidelbeere durch eigene Beobachtungen). Ehrenpreis [Veronica officinalis], Weiße (Vaccinium myrtillus) und Preiselbeere Waldhyazinthe [Platanthera bifolia], (Vaccinium vitis-idaea) bewachsenen 2.4 Alpe Glutschwanden und Zittergras [Briza media]; Abb. 10). Buckel, die wohl ursprünglich auf die Moosalpe Besondere Erwähnung verdienen Tätigkeit von Ameisen zurückzufüh- ferner die Vorkommen des Thymian- ren sind. (Auf einer Waldlichtung im Die südexponierten Steilhänge des Ameisenbläulings (Phengaris arion), Südwesten der Alpfläche befindet Kojen werden überwiegend extensiv des Himmelblauen Bläulings (Poly­ sich eine Buckelwiese mit auffälligen als Rossweide bzw. Jungviehweide ommatus bellargus) und des Mittle- Nestbauten der Gelben Wegameise genutzt, nur die tiefer gelegenen, ren Perlmutterfalters (Argynnis niobe) [Lasius flavus]). Durch den Viehtritt alpnahen Flächen an der Moosalpe (­siehe Tab. 5 im Anhang). wird das Gelände zusätzlich gestuft. Zahlreiche junge, aufgrund von Vieh- und/oder Wildfraß sehr dicht und buschig wachsende Fichten, einzelne Wacholderbüsche (Juniperus commu- nis) sowie einige höhere Fichten und die Weidezäune sorgen für zusätzliche Strukturen. Zu den beweideten Flächen der Hin- teren Hochwies-Alpe gehören die von Torfmoosen, Rasenbinse, Haar- simse (Trichophorum alpinum) und Scheiden-Wollgras dominierten Hoch- moorstandorte rund um ein kleines Latschenhochmoor im bayerischen Teil des Kojenmooses sowie die dar- an angrenzenden Fadenseggen- und Braunseggenriede. Bei den höher ge- Abb. 10: Borstgrasrasen der Alpe Glutschwanden, Sommeraspekt vor der Beweidung. legenen und steileren Flächen handelt (Foto: Anne Puchta, 24.06.2017) inatura – Forschung online 47 (2017) 6 Auf einem höher gelegenen Teil­ bereich der Alpweide findet sich reich- lich Fichtenjungwuchs, in mittlerer Höhe macht sich Adlerfarn breit.

2.5 Alpwirtschaft im Unter­ suchungsgebiet

Die Alpdichte im Gebiet der Nagelfluh- kette gilt als die höchste im gesamten Alpenbogen. Die Gemeinde Oberstau- fen, im Zentrum des Nagelfluhgebie- tes gelegen, ist die alpflächenreichste Kommune Bayerns (Ringler 2010). Al- lein im Untersuchungsgebiet liegen elf Alpen (Kojen-Alpe, Moosalpe, Pfan- gere-Alpe und Gschlötter-Alpe auf Abb. 11: Schottische Hochlandrinder, Tiroler Grauvieh und Pferde auf der Vorderen Gemeindegebiet Riefensberg; Alpe Hochwies-Alpe; im Hintergrund die Hintere Hochwies-Alpe. (Foto: A. Puchta,24.06.2017) Glutschwanden, Vordere und Hintere Hochwies-Alpe, Hörmoos-Alpe, Unte- Auf den meisten Alpen werden 30-50 Auf der Vorderen Hochwies-Alpe wer- re Häderle-Alpe und Vordere und Mitt- Stück Jungvieh (ein- bis zweijährige den die höher gelegenen, steileren lere Häderichalpe auf Oberstaufner Rinder, überwiegend Braunvieh und Borstgrasrasen extensiv mit Schotti- Gemeindegebiet), sodass praktisch Holstein-Rind) und ein paar Pferde­ schen Hochlandrindern und Tiroler das gesamte Untersuchungsgebiet gesömmert. Auf der Kojenalpe, Grauvieh beweidet (Mutterkühe und alpwirtschaftlich genutzt wird. Wäh- Gschlötter-Alpe und Moosalpe ver- Kälber; Abb. 11). rend die Alpflächen nach Auskunft bringen auch jeweils 20-25 Milchkühe Auf der Hinteren Hochwies-Alpe und der Älpler früher nicht vor Mitte Juni den Alpsommer. Die mit Milchvieh auf der Alpe Glutschwanden wird das bestoßen wurden, wird das Vieh heu- bestoßenen Flächen befinden sich je- Jungvieh (45 bzw. 50 Stück) zunächst te zwei bis drei Wochen früher, schon doch fast ausschließlich außerhalb des auf die alpnahen, intensiver genutz- Ende Mai/Anfang Juni aufgetrieben. Untersuchungsgebietes. ten Alpflächen getrieben. Erst ab Ende Die Bewirtschaftung der Weideflächen Die Alpe Moos betreibt Pferdezucht, Juni/Anfang Juli werden auch die auf bayerischer Seite (ausgenommen wobei sich die Weideflächen für die höher gelegenen und steileren Borst- die Vordere Hochwies-Alpe) wird 16-18 Gebirgskaltblutpferde (Noriker) grasrasen beweidet. Der Pächter der durch das Bayerische Vertragsnatur- vor allem an den steilen Südhängen Alpe Glutschwanden trieb das Jung- schutzprogramm (VNP) gefördert. des Kojen befinden. vieh erst Mitte Juli auf den vom Wie- senpieper besiedelten Hang, nachdem er vom Wiesenpieper-Vorkommen auf seiner Alpe erfahren hatte. Auch das Hochmoor an der Hörmoos- Alpe und die Hochmoorflächen des Kojenmooses werden – nach Auskunft der Älpler »seit Menschengeden- ken« – beweidet und auf diese Weise offen gehalten. Lediglich die Pfeifen- grasstreuwiese auf dem Gebiet der Kojenalpe im Westen des Kojenmoo- ses wird im Herbst gemäht. 2017 wurde das Jungvieh der Pfan­ gere-Alpe ab Anfang/Mitte Juni auf die südlichen Teilflächen im NSG »Kojenmoos« getrieben. Die zur Gschlötter-Alpe gehörenden östli- Abb. 12: Holstein-Rinder und Braunvieh (Jungvieh) im bayerischen Teil des Kojenmoo- chen Teilflächen zwischen den beiden ses, Hintere Hochwies-Alpe. (Foto: Anne Puchta, 04.08.2016) Latschenfilzen wurden ab 26. Mai bis inatura – Forschung online 47 (2017) 7 Anfang September mit neun Rindern Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul (ein- bis zweijährig) und zwei Pferden -5,6 0,9 3,6 3 9,6 14,6 14,4 beweidet. Der vogelkundlich interes- sierte Älpler der Moosalpe wartete die Tab. 1: Mitteltemperaturen [°C] Januar bis Juli 2017 an der Station Hörmoos (1265 m) Zweitbrut der Wiesenpieper ab und nach Daten des Bayerischen Lawinenwarndienstes. ließ die nordwestlichen Teilflächen des Kojenmooses erst ab Mitte/Ende Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Juli mit fünf Noriker-Stuten und vier 203,1 97 205,4 190,5 166,6 190,7 365,8 Fohlen beweiden. Dabei achtet er je- des Jahr auf die aktuelle Witterung: Bei Tab. 2: Niederschlagssummen [mm] Januar bis Juli 2017 an der Station Hörmoos Trockenheit werden die Flächen früher (1265 m) nach Daten des Bayerischen Lawinenwarndienstes. beweidet als bei Nässe. Auf die zur Hinteren Hochwies-Alpe gehörenden über die vor rund 15 Jahren moder- März fielen überwiegend als Regen, bayerischen Teilflächen des Kojen- nisierte Imbergbahn ist das Gebiet in sodass das Gebiet ab 22./23. März bis mooses (Abb. 12) wurde das Vieh 2017 rund 30-minütigem Fußmarsch rasch auf wenige Schneefelder rund um die erst im Hochsommer (ab Juli/August) zu erreichen. Latschenfilze schneefrei war (Abb. 13). getrieben. Lediglich das auf 1280 m gelegene Hochmoor an der Hörmoos und die 2.6 Touristische Nutzung im 3 Witterung Alpweiden der Mittleren Häderich- Untersuchungsgebiet Alpe wiesen am 23. März noch eine Sofern nicht anders angegeben, bezie- geringmächtige, aber geschlossene Das Untersuchungsgebiet wird das hen sich alle Angaben zur Witterung Schneedecke auf. ganze Jahr über touristisch intensiv auf die Messstelle Hörmoos des Bay- Der April war mit einer Monatsmittel- genutzt. Seit Ende der 1970er-/Anfang erischen Lawinenwarndienstes, der temperatur von 3,0 °C kühler als der der 1980er-Jahre ist der Vorarlberger die Rohdaten dankenswerterweise zur März (Tab. 1). Mitte des Monats setzen Teil des Gebietes über eine Fahrstraße Verfügung gestellt hat. Die Wettersta- Schneefälle ein und bescherten dem erschlossen, die zu dem etwa im sel- tion befindet sich im südöstlichen Teil Gebiet bis 19. April einen Neuschnee- ben Zeitraum erbauten Skilift sowie des Untersuchungsgebietes unweit zuwachs von 55 cm. Bis zum 27. April zum Almhotel Hochhäderich am Fuße der Alpe Hörmoos auf 1265 m Höhe war die Schneedecke wieder auf we- des Hochhädrichs führt. Skilift und Ho- (N 47,4927°, E 10,006°). Hier werden nige Zentimeter geschrumpft, bevor tel wurden in den folgenden 20 Jahren u. a. Niederschlagsintensität, Lufttem- sie ein weiterer Kälteeinbruch erneut stetig erweitert und modernisiert. peratur und Schneehöhe alle 10 min auf 42 cm am 28. April anwachsen Heute gibt es vor dem Hotel einen gemessen. ließ (Abb. 14, 15). Mit den ab 30. April großen Parkplatz, von dem aus mehre- Der Januar 2017 gilt als einer der käl- kräftig ansteigenden Temperaturen re viel begangene Wanderwege ins Ko- testen Januar-Monate seit 30 Jahren schmolz der Schnee rasch, sodass das jenmoos, zu den umliegenden Alpen (ZAMG 2017). Die Monatsmitteltem- Kojenmoos vermutlich ab 6. Mai und und auf die Gipfel der Nagefluhkette peratur an der Station Hörmoos lag das Gebiet um die Hörmoos ab 7. Mai führen. Moosalpe, Alpe Glutschwan- bei -5,6 °C (Tab. 1). Die tiefsten Tem- wieder schneefrei waren. Die Südhän- den, Vordere Hochwies-Alpe sowie peraturen wurden Mitte des Monats ge des Kojen begannen bereits am 30. Hörmoos-Alpe sind bewirtschaftet. Im gemessen (-17,6 °C am 18. Januar und April allmählich auszuapern (Abb. 16). Hubertus-Haus und auf der Hörmoos- -17,2 °C am 24. Januar). Nach einem Mai und Juni waren mit Monatsmit- Alpe kann man übernachten. nahezu schneefreien Dezember setzte teltemperaturen von 9,6 bzw. 14,6 °C Im Winter führt eine Langlaufloipe am 2. Januar Schneefall ein. Bis zum ausgesprochen warm und mit Nie- durchs Kojenmoos und durch das Ge- 17. Januar wuchs die Schneedecke derschlagssummen von 166,6 bzw. lände an der Hörmoos, das Schnee- nach ergiebigen Schneefällen Mitte 190,7 mm auch verhältnismäßig tro- schuhwandern (auch in der Dämme- des Monats auf maximal 107 cm an. cken (Tab. 1, 2). Im 4 km entfernten rung und nachts) erfreut sich großer Damit war der Winter 2016/17 ausge- (790 m) fielen nur 75 bzw. Beliebtheit. Die Alpe Moos bietet Pfer- sprochen schneearm. 57 % der langjährigen Monatsnieder- deschlittenfahrten an. Februar und März waren mit Monats- schläge (Amt der Vorarlberger Landes- Der bayerische Teil des Untersu- mitteltemperaturen von 0,9 °C bzw. regierung 2017). Erst der Juli brachte chungsgebietes ist über eine schma- 3,6 °C ungewöhnlich mild (Tab. 1) und überdurchschnittliche Niederschläge le Mautstraße erschlossen, auf der im brachten keinen nennenswerten Neu- in Höhe von 365,8 mm an der Mess- Sommer Linienbusse von Steibis bis schneezuwachs mehr. Die überdurch- stelle Hörmoos (Tab. 2), davon fielen zur Hörmoos-Alpe verkehren. Auch schnittlich hohen Niederschläge im allein am 26. Juli 72,3 mm. In den inatura – Forschung online 47 (2017) 8 Abb. 13: Blick vom Hochhädrich auf das NSG »Kojenmoos«; im Vordergrund das Almhotel Hochhäderich, im Hintergrund die Moosalpe und die Südhänge des ­Kojen. (Foto: Anne Puchta, 23.03.2017)

Abb. 14: Blick vom Hochhädrich auf das NSG »Kojenmoos« nach dem Winter- einbruch im April; im Vordergrund (von Bäumen verdeckt) das Almhotel Hoch- häderich, im Hintergrund die Moosalpe und die Südhänge des Kojen. (Foto: Anne Puchta, 30.04.2017)

Abb. 15: Vordere Hochwies-Alpe nach dem Wintereinbruch im April; rechts der vom Wiesenpieper als Brutplatz ge- nutzte Steilhang. (Foto: Anne Puchta, 30.04.2017)

inatura – Forschung online 47 (2017) 9 ­Tagen zwischen 24. und 26. Juli kamen die Temperaturen zudem nicht über 6-11 °C hinaus.

4 Methoden

Im 244 ha großen Untersuchungs- gebiet wurden auf fünf Begehungen zwischen Anfang April und Ende Juni alle Brutvögel mit Ausnahme dämme- rungs- und nachtaktiver Arten nach der in der Feldornithologie üblichen und von Bibby et al. (1995) beschriebe- nen Methode der Revierkartierung er- fasst. Die »Methodenstandards zu Er- fassung der Brutvögel Deutschlands« Abb. 16: Der Borstgrasrasen an der Alpe Glutschwanden begann am ersten sonnigen Tag von Südbeck et al. (2005) wurden dabei nach den Schneefällen Ende April wieder auszuapern. (Foto: Anne Puchta, 30.04.2017) berücksichtigt. Die dort empfohlenen zeitlichen Vorgaben für die einzelnen einer möglichst vollständigen Erfas- im Vorarlberger Teilgebiet 35-37 Arten. Kartiergänge mussten allerdings den sung aller im Gebiet vorkommenden Neben dem Wiesenpieper kommen klimatischen Bedingungen des hoch- Vogelarten. Sowohl in Vorarlberg als mit Neuntöter (Lanius collurio), Klap- montanen Brutgebietes angepasst auch in Bayern wurde bei der Kartie- pergrasmücke (Sylvia curruca), Baum- werden. Alle Kartiergänge begannen rung des Wiesenpiepers Wert darauf pieper (Anthus trivialis), Bluthänfling in den frühen Morgenstunden. Auf- gelegt, singende Männchen und war- (Carduelis cannabina) und Goldammer grund der Größe des Untersuchungs- nende Altvögel so genau wie möglich (Emberiza citrinella) fünf weitere Arten gebietes dauerten sie in der Regel zu lokalisieren. Die Bestandserfassung im Gebiet vor, die zumindest in einem sechs Stunden. im Kojenmoos erfolgte mittels Spektiv, der beiden Länder als gefährdet oder Anfang Juni erfolgte eine Abendbege- auf den Alpflächen in erster Linie mit stark gefährdet gelten. Kuckuck (Cucu- hung zur Erfassung der Waldschnepfe Fernglas. lus canorus), Rauchschwalbe (Hirundo (Scolopax rusticola). Die Kartierungen wurden auf Vorarl- rustica), Fitis (Phylloscopus trochilus), Fünf weitere Geländetermine zwi- berger Seite von A. Schönenberger, Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola) schen Anfang Juni und Ende Juli auf der bayerischen Seite von A. Puch- und Zitronengirlitz (Serinus citrinella) dienten vorrangig der Erfassung des ta durchgeführt. stehen in Vorarlberg und/oder Bayern Bruterfolgs des Wiesenpiepers und auf der Vorwarnliste der gefährdeten blieben auf das Kojenmoos und die Arten. Alp­weiden der Hochwies-Alpen und 5 Ergebnisse und Diskussion Die Waldschnepfe konnte bei einer der Alpe Glutschwanden beschränkt. Abendbegehung am 8. Juni trotz op- Eine gezielte Nestersuche erfolgte da- 5.1 Artenspektrum und Sied- timaler Verhältnisse (windstille, milde bei nicht, um Störungen am Brutplatz lungsdichte und wolkenlose Nacht mit fast vollem so gering wie möglich zu halten. Mond) nicht im Gebiet nachgewiesen Eine Begehung Ende April lieferte ei- 5.1.1 Artenspektrum werden. Eulen und Käuze wurden nen Überblick über die Schneelage im Im gesamten 244 ha großen Unter- nicht systematisch erfasst. Untersuchungsgebiet. suchungsgebiet konnten wir in der Mehrere Arten erreichen im Untersu- Der Schwerpunkt der Erhebungen lag Brutsaison 2017 etwa fünfzig Brutvo- chungsgebiet die Obergrenze ihrer auf der Vorarlberger Seite auf der Be- gelarten nachweisen, die in Tab. 3 zu- Höhenverbreitung. Neben dem Wie- standserfassung des Wiesenpiepers, sammengestellt sind. Im bayerischen senpieper sind dies Sumpfmeise (Pa- auf der bayerischen Seite dagegen auf Teil des Gebietes sind es 45-47 Arten, rus palustris) (Bayern), Rauchschwalbe

Tab. 3 (folgende Seite): Im Jahr 2017 im Untersuchungsgebiet nachgewiesene Brutvögel – Gefährdung und Bestand im Gebiet. Fett gedruckt: Arten, auf die näher eingegangen wird; Bp = Brutpaar, UG = Untersuchungsgebiet.

Rote Liste Vorarlberg (Kilzer et al. 2002): NT = Near Threatend (Vorwarnstufe); VU = Vulnerable (gefährdet); EN = Endangered (stark gefährdet); RE = Regionally Extinct (in Vorarlberg ausgestorben).

Rote Liste Bayern (Rudolph et al. 2016): V = Vorwarnliste; 3 = gefährdet; 2 = stark gefährdet; 1 = vom Aussterben bedroht inatura – Forschung online 47 (2017) 10 Bestand Bestand RL RL Tabelle 3 Vlbg. Bayern Bemerkungen Vlbg. Bayern (84 ha) (160 ha) Stockente 0-1 3-4 Ringeltaube 0-1 1-2 Bestand ungenügend erfasst Mäusebussard 0 0 3 Bp in der Umgebung, nicht im UG Sperber 00 Turmfalke 0 0 1 Bp, Brutplatz außerhalb des UG Kuckuck NT V (1) 1 1 Revier grenzüberschreitend Waldkauz 0 1 keine vollständige Erfassung! Buntspecht 11 Schwarzspecht 0 1 1 Bp Grünspecht 0 0 1 Bp in der Umgebung, nicht im UG Neuntöter VU V 2 0 3. Revier außerhalb des UG Tannenhäher 01 Rabenkrähe 02 Kolkrabe (1) 1 1 Bp, Revier grenzüberschreitend Sommergoldhähnchen 4 22 Wintergoldhähnchen 18 Kohlmeise 11 Tannenmeise 4 17 Haubenmeise 11 Weidenmeise 12 Sumpfmeise 01 Rauchschwalbe NT V 1 3 2 weitere Bp knapp außerhalb des UG Berglaubsänger 1 0 am Rand des UG Zilpzalp 23 Fitis NT 8 7 Gartengrasmücke 31 Mönchsgrasmücke 08 Klappergrasmücke 3 3 3 Kleiber 0 0-1 Waldbaumläufer 04 Zaunkönig 21 Star 0 0 1 Bp 2015 und 2016 in Vlbg. Grauschnäpper 14 Rotkehlchen 3 14 Hausrotschwanz 5 10 Schwarzkehlchen NT V 2 0 Misteldrossel 21 Singdrossel 4 12 Amsel 56 Wacholderdrossel 25 Ringdrossel 0 0-2 Heckenbraunelle 10 24 Bachstelze 1 5-7 Gebirgsstelze 14 Baumpieper VU 2 3 8 2 weitere Rev. knapp außerhalb des UG Wiesenpieper RE184 Bergpieper 0 4-6 bis Mitte Mai 4 weitere Reviere im UG Buchfink 15 38 Gimpel, Dompfaff 14 Fichtenkreuzschnabel 0-1 1 Stieglitz V16 Erlenzeisig 16 Bluthänfling NT 2 5 4-5 Zitronengirlitz NT 0 0-1 Goldammer VU 9 8-10 Summe 115-118 262-275 Gesamtsumme 377-393

inatura – Forschung online 47 (2017) 11 (Bayern), Star (Sturnus vulgaris) (Vorarl- Brutvorkommen feststellen. Die Lage Ort einen Überblick über die Schnee- berg), Schwarzkehlchen (Vorarlberg), der Reviere 1-12 ist Karte 2 im Anhang lage im Gebiet zu machen. An diesem Stieglitz (Carduelis carduelis) (Bayern) zu entnehmen. Tag lag immer noch eine geschlossene und Goldammer (Bayern). Für das etwa 55 ha große Kojenmoos Schneedecke von etwa 20 cm im Ko- auf Vorarlberger Seite (ohne Waldan- jenmoos und gut 30 cm auf den um- 5.1.2 Siedlungsdichte teil) ergibt sich eine Siedlungsdichte gebenden Alpflächen (Abb. 14, 15), die Insgesamt wurden etwa 385 Vogel­ von 1,5 Rev./10 ha. Südhänge des Kojen aperten aber im reviere im Gebiet erfasst, davon Im Gegensatz zu den Revieren im Laufe des Tages bereits allmählich aus befanden sich etwa 116 Reviere in Kojen­moos befanden sich die Reviere (Abb. 16). Vorarlberg und etwa 279 Reviere an den Hochwies-Alpen und an der Im nordseitig gelegenen Revier an in Bayern. Damit ist die Siedlungs- Alpe Glutschwanden an einem nord­ der Vorderen Hochwies-Alpe (Revier dichte im Untersuchungsgebiet exponierten bzw. südexponierten 10, Karte 2) flog trotz Schneelage ein trotz des geringen Waldanteils von Steilhang (Steigung ca. 29 % bzw. 55 Wiesenpieper mit abgebrochener Ge- weniger als 10 % der Gesamtfläche %). sangsstrophe über das Gebiet. Im Ko- mit 16 Rev./10 ha erstaunlich hoch. Während die Reviere im Kojenmoos jenmoos flog ein Wiesenpieper über Die höchsten Siedlungsdichten und an der Alpe Glutschwanden eine das schneebedeckte Gelände (Revier 3 weisen Buchfink (Fringilla coelebs) Größe von etwa 1-2 ha aufwiesen, wa- oder 6, Karte 2) zur Moosalpe. Der vo- (2,2 Rev./10 ha), Heckenbraunelle ren die Reviere der Hochwies-Alpen gelkundlich interessierte Inhaber der (Prunella ­modularis) (1,4 Rev./10 ha) mit etwa 3,5 bzw. 6 ha bedeutend Alpe berichtete später, dass während und Sommergoldhähnchen (Regulus größer. In diesen Revieren nutzten der Schneefälle neben einigen Gold- ignicapilla) (1,1 Rev./10 ha) auf. Die die Brutpaare die steileren und hö- ammern auch bis zu 25 Pieper (wohl typischen »Alpenvögel« Berglaubsän- her gelegenen Borstgrasrasen als Wiesen- und Bergpieper) auf dem ger (Phylloscopus bonelli), Ringdrossel Bruthabitat,­ die intensiver genutzten Misthaufen neben seiner Alphütte (Turdus torquatus), Bergpieper (Anthus flacheren und tiefer gelegenen Alp- nach Nahrung gesucht hatten. An der spinoletta) und Zitronengirlitz, deren weiden dagegen zur Jungenaufzucht Alpe Glutschwanden konnten wir am Hauptverbreitung sich in hochmonta- (siehe Kap. 5.2.4). 30. April auf den eben erst ausapern- nen und subalpinen Lagen befindet, Abgesehen von einem erst ab Ende den Flächen neben etwa zwölf Berg- sind dagegen mit zusammen lediglich Juni besetzten Revier im Kojenmoos, piepern auch ein Wiesenpieper-Paar fünf bis acht Revieren (2-3 % aller Vo- in dem lediglich ein singendes Männ- bei der Nahrungssuche beobachten. gelreviere) nur schwach vertreten. chen festgestellt werden konnte, han- Demnach scheint wenigstens ein Teil delte es sich ausschließlich um Brut­ der frühen Reviervögel während des 5.2 Der Wiesenpieper (Anthus reviere. späten Wintereinbruchs im Brutgebiet pratensis) ausgeharrt zu haben. 5.2.2 Revierbesetzung, Verhalten Bei der nächsten Begehung am 10. 5.2.1 Anzahl, Größe und Verteilung während des Wintereinbruchs Mai war das Gebiet erst seit wenigen der Reviere Ende April 2017 Tagen wieder vollständig schneefrei. Der Wiesenpieper gehört zu den zehn Bei der ersten Begehung am 7. April Wiesenpieper konnten wir nur in vier häufigsten Brutvogelarten in unse- war das Untersuchungsgebiet seit Revieren feststellen, sie verhielten sich rem Untersuchungsgebiet. Insgesamt etwa zwei Wochen schneefrei. Zu die- sehr unauffällig. Singflüge konnten wir konnten wir zwölf Reviere erfassen: sem Zeitpunkt waren mindestens fünf nicht beobachten. Vermutlich waren acht Reviere im NSG »Kojenmoos« in Wiesenpieper-Reviere besetzt: drei die Reviervögel zu diesem Zeitpunkt Vorarlberg, (jeweils zwei auf Flächen Reviere im Kojenmoos und die beiden aber größtenteils bereits eingetroffen der Pfangere- und der Gschlötter-Alpe Reviere an den Hochwies-Alpen. Die oder trafen höchstens wenige Tage sowie vier auf Flächen der Moosalpe) Reviervögel der Vorderen und Hinte- später im Brutgebiet ein. und vier Reviere auf den Alpweiden ren Hochwies-Alpe waren bereits ver- in Bayern, davon jeweils zwei auf den paart. Gesangsaktivität konnten wir 5.2.3 Brutverlauf und Angaben zur Hochwies-Alpen und auf der Alpe noch in keinem der fünf Reviere fest- Brutbiologie Glutschwanden. Alle Reviere befanden stellen. Brutbiologische Untersuchungen an sich ungefähr in einer Höhenlage von Nach den ergiebigen Schneefällen kleinen Singvögeln sind ohne Nester- 1220-1260 m Höhe. Auf dem etwas Mitte/Ende April, die dem Gebiet suche und individuelle Markierung höher gelegenen Gelände rund um eine Neuschneedecke von einem gu- der Brutvögel mit erheblichen Schwie- die Hörmoos (1280-1300 m) konnten ten halben Meter bescherten (Kap. 3), rigkeiten und Unsicherheiten behaf- wir Anfang April zwar kurzen Boden- diente die nächste Begehung am 30. tet. Tabelle 4 gibt einen Überblick über gesang vernehmen, später aber keine April ursprünglich nur dazu, sich vor alle Wiesenpieper-Beobachtungen in inatura – Forschung online 47 (2017) 12 April Mai Juni Juli

03./ 22./ Revier 07.04. 30.04. 10.05. 25.05. 14.06. 24.06. 12.07. 08.06. 27.07.

1 + Fütt. Fütt. + juv.

2 + 1 ad.!

juv., 3 ++++Fütt. + 1 ad.! Kopula

4 + Fütt. 1 ad.! 1 ad.! Fütt. Fütt., juv.

5 + + Fütt. Fütt. 1 ad.!

6 + Balz Nest + 1 ad.! Fütt. Fütt., juv. juv.

7 + ++

8 1 ad.!

9 + + + + + Balz 1 ad.! +

1 ad.!, 10 +++++, Fütt.? + 1 ad.! juv. Fütt., 11 ++ + juv.? 1 ad!, 12 1 ad.! + 1 ad.! + Fütt.

Tab. 4: 2017 im Untersuchungsgebiet fest- Beobachtung Interpretation der Beobachtung gestellte Wiesenpieper-Reviere. Eingetra- + = anwesend im Revier, Gesang = anwesend im Revier, Gesang gen sind die einzelnen Beobachtungen, Balz = Balzfütterung (♂ füttert ♀) = Balz und Nestbau farblich hinterlegt ist die Interpretation Nest = Nestbau = Bebrütung der Beobachtungen. Zu beachten ist der Fütt. = Fütterung der Jungen = Jungenaufzucht (Nestlinge, flügge juv.) 1 ad.! = Warnrufe eines Altvogels unterschiedliche Zeitabstand zwischen juv. = flügge Junge den einzelnen Geländeterminen.

den einzelnen Revieren zwischen An- 25. Mai konnten wir nur in zwei Revie- Jungenaufzucht fang April und Ende Juli und versucht ren kurzen Bodengesang, jedoch kei- Fütterungen am Nest haben wir in ei- gleichzeitig, diese Einzelbeobachtun- nen Fluggesang feststellen. Dass die nem Revier im Kojenmoos (Revier 3 in gen zu interpretieren (farblich hinter- Zeitspanne der Reviergründung bis Karte 2 und Tab. 4) erstmals am 3. Juni legt). Dabei wird vorausgesetzt, dass zum Nestbaubeginn und mit ihr auch festgestellt, in drei weiteren Revieren sich die Reviergrenzen während der die erste Gesangsperiode verkürzt am 8. Juni. Auch der Schlüpftermin in Brutperiode nicht oder nur unwesent- werden kann, wenn die Brutplätze zwei oder drei Revieren auf den Alp- lich verschoben haben. Von Mitte April erst spät schneefrei werden, ist aus der weiden im bayerischen Teil des Unter- bis Juli soll die Lage der Reviere zuein­ ­Literatur bekannt (Pedroli 1975, zitiert suchungsgebietes muss auf Ende Mai/ ander recht stabil bleiben (Glutz von in Glutz von Blotzheim & Bauer 1985). Anfang Juni datiert werden, da wir hier Blotzheim & Bauer 1985). Der Bebrütungsbeginn dürfte – unter am 14. Juni bereits flügge Junge be- der Annahme einer Brutdauer von 11- obachten konnten. In Revier 3 im Ko- Brutbeginn und Bebrütung 15 Tagen (Glutz von Blotzheim & Bauer jenmoos waren die Jungen Mitte Juni Nach den starken Schneefällen im 1985) in den meisten Revieren Mitte/ ebenfalls flügge. Bis Ende Juni waren April und dem erneuten Ausapern Ende Mai gelegen haben (Tab. 3). Balz- die Jungen der meisten Brutpaare aus- der Flächen müssen die Wiesenpieper fütterung und Nestbau konnten wir in geflogen. Nur in Revier 6 wurden die sehr bald mit dem Brutgeschäft be- einem Revier im Kojenmoos aber auch Jungen der Erstbrut erst im Juli flügge. gonnen haben und waren zu dieser noch am 25. Mai bzw. 3. Juni beobach- In Revier 9 auf der Hinteren Hochwies- Zeit sehr heimlich. Ende Mai war die ten (Revier 6 in Karte 2 und Tab. 3). Alpe war die Erstbrut vermutlich nicht Gesangsaktivität äußerst gering, am erfolgreich. Insgesamt gab es wahr- inatura – Forschung online 47 (2017) 13 scheinlich in zehn von elf Erstgelegen und einer Nestlingszeit von 10-14 Ta- 5.2.4 Bruthabitat Schlüpferfolg. gen (Glutz von Blotzheim & Bauer 1985) An die Jungen verfütterten die Altvö- würde zwischen dem Ausfliegen der Brutplätze im Hochmoor gel vor allem Schnaken (Tipulidae) und Jungen der Erstbrut und dem Ausflie- Die Reviere des Wiesenpiepers im Ko- kleinere Dipteren, am südexponierten gen der Jungen der Zweitbrut eine jenmoos liegen überwiegend auf von Borstgrasrasen der Alpe Glutschwan- Zeitspanne von etwa 30 (26-34) Tagen Rasenbinse und Scheiden-Wollgras den auch Schmetterlingsraupen. In liegen, was mit den eigenen Beobach- dominierten Hochmoorstandorten. Revier 3 im Kojenmoos unternahmen tungen in Einklang steht. Aufgrund des kleinräumigen Vegeta- die Altvögel während der Jungenauf- Im Solothurner Jura (Schweiz), wo der tionsmosaiks finden sich in fast allen zucht Futterflüge an die Südhänge des Wiesenpieper schwerpunktmäßig in Revieren aber auch Elemente des Nie- Kojen unweit der Moosalpe. Höhenlagen zwischen 1100 und 1200 dermoors (vor allem Braunseggenra- m (max. 1400 m) brütet sowie am sen) sowie höher gelegene Bereiche Zweitbruten Feldberg im Hochschwarzwald (1260- mit wechselfeuchten Borstgrasrasen. Bereits 2016 hatte es erste Hinweise 1490 m) dürften zwei Jahresbruten die Hangkuppen sowie einzelne Fichten auf Zweitbruten in unserem Untersu- Regel sein (Denkinger 1994, H. Ebenhöh und Birken dienen als Singwarten. Die chungsgebiet gegeben. 2017 gelang in Hölzinger 1999). In beiden Gebie- Nester mehrerer Reviere befanden im Kojenmoos in Revier 3 Mitte Juni ten beginnt die Brutzeit des Wiesen- sich 2017 an vom Vieh ausgetretenen die Beobachtung eines kopulierenden piepers allerdings etwa zwei bis drei Hangkanten im Hochmoor-Randbe- Paars, dessen Junge eben erst ausge- Wochen früher als im Untersuchungs- reich (Abb. 17, 18), wo sie offenbar im flogen waren. Dieses Paar warnte Ende gebiet. Schutz überhängender Zweige dichter Juli erneut. Ob auch die zweite Brut Zwergsträucher von Heidelbeere und erfolgreich war, ist ungewiss. Ende der Brutzeit Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) In drei weiteren Revieren deuten un- Die Brutzeit endete 2017 mit dem angelegt wurden, wie dies ähnlich sere Beobachtungen auf Zweitbruten Ausfliegen der Jungen der Zweit- und aus dem Hochschwarzwald bekannt hin: In Revier 4 fütterte und warnte das Spätbruten Ende Juli. Gesang konnten ist (Ebenhöh in Hölzinger 1999). Ande- Paar im Juni und erneut Mitte Juli; ähn- wir letztmals am 22. Juli vernehmen, re Nester befanden sich vermutlich liches gilt für die Reviere 10 und 12. warnende Altvögel am 27. Juli. Meh- gut versteckt unter den Horsten der Demnach läge der Anteil der Reviere rere kleine Wiesenpieper-Trupps ver- Rasenbinse oder des Scheiden-Woll- mit zwei Jahresbruten bei mindestens weilten jedoch bis mindestens Anfang grases, wie es zum Beispiel von Appert 33 %. September im Kojenmoos. 2016 hatte (1970) für Neststandorte in einem Hötker & Sudfeldt (1982) ermittelten noch am 4. August ein Brutpaar im Ko- 1000-1020 m hoch gelegenen Hoch- anhand brutbiologischer Untersu- jenmoos gefüttert; auch Gesang war moor im Kanton Luzern beschrieben chungen an einer teilmarkierten bis Anfang August zu hören gewesen. wird. Ein Nestfund gelang nicht. Population in Niedersachsen einen Die von uns erhobenen brutbiologi- durchschnittlichen Zeitraum von 12,2 schen Daten weichen nicht vom bis- Brutplätze auf den Alpweiden Tagen zwischen dem Ausfliegen der her aus Bayern bekannten Muster ab Die Wiesenpieper-Brutplätze auf den Jungen der Erstbrut und der Eiablage (Wüst 1986, Bezzel et al. 2005). Alpweiden befinden sich auf den der Folgebrut. In zwei Fällen began- nen die Weibchen ein bis zwei Tage vor dem Ausfliegen der Jungen mit der Eiablage. Unsere Beobachtungen legen nahe, dass auch die Wiesenpie- per in unserem hochmontanen Un- tersuchungsgebiet nur wenige Tage zwischen dem Ausfliegen der Jungen und dem Beginn der Zweitbrut ver- streichen ließen. Bei einer Dauer von etwa fünf Tagen für die Eiablage, einer Bebrütungsdauer von 11-15 Tagen

Abb. 17: Vom Vieh ausgetretene Hang- kanten (Borstgrasrasen) im Hochmoor- Randbereich als Neststandort des Wiesen- piepers. (Foto: Anne Puchta, 08.09.2017) inatura – Forschung online 47 (2017) 14 Abb. 18: Vom Vieh ausgetretene Hoch- moor-Randbereiche (Rasenbinsen-Hoch- moor) als Neststandort des Wiesenpie- pers. (Foto: Anne Puchta, 08.09.2017)

Abb. 19: Singender Wiesenpieper an der Vorderen Hochwies-Alpe. (Foto: Hubert Salzgeber, 02.07.2015)

Abb. 20: Neststandort des Wiesenpiepers (gelber Pfeil) auf der Alpweide der Hinte- ren Hochwies-Alpe. (Foto: Anne Puchta, 27.07.2017)

inatura – Forschung online 47 (2017) 15 durch Viehtritt stark gestuften Borst- scheinlich sowohl die Erst- als auch die Anfang April waren in den Bruthabita- grasrasen, wo die Nester im Schutz Zweitbrut erfolgreich gewesen sein. In ten der Wiesenpieper allerdings auch überhängender Borstgrashorste (Nar- zwei weiteren Revieren konnten wir einige Bergpieper anzutreffen, die dus stricta) oder in Hohlräumen unter Fütterungen und über einen länge- dort offenbar das Ausapern ihrer hö- Heidelbeer- bzw. Rauschbeerbüschen ren Zeitraum warnende Altvögel fest- her gelegenen Brutplätze abwarteten. angelegt werden können. Junge Fich- stellen, sodass davon auszugehen ist, Ein Bergpieper-Paar, das sich auf dem ten und Heckenrosen, Weidezäune dass hier ebenfalls Junge ausgeflogen Gebiet der Vorderen Hochwies-Alpe und Nagelfluhfelsen dienen als Sing- sind. In weiteren drei Revieren warn- aufhielt, wurde vom dort ansässigen warten (Abb. 19). Die Wiesenpieper- ten die Altvögel intensiv, sodass wir Wiesenpieper-Paar vertrieben. Wei- Reviere an den Hochwies-Alpen er- annehmen, dass zumindest Junge ge- tere Bergpieper besiedelten den süd­ strecken sich bis in die angrenzenden schlüpft waren. Nur in einem einzigen, exponierten Borstgrasrasen der Alpe intensiv genutzten Weideflächen, die erst Ende Juni besetzten Revier gab es Glutschwanden und markierten hier zur Futterbeschaffung für die Nest- keinen Hinweis auf eine Brut. (Dieses Reviere (vier Sänger am 7. April). linge und später für die Aufzucht der Revier war auch im Vorjahr erst im Juni Während des späten Wintereinbruchs flüggen Jungen genutzt werden. Kurz besetzt worden, Anfang Juli hatten die Mitte/Ende April hielten sich Wiesen- vor dem Ausfliegen der Jungen wur- Altvögel gefüttert.) und Bergpieper nebeneinander an den diese Bereiche von den Männ- Das Nest, das wir Ende Juni auf der denselben nahrungsreichen Orten chen durch auffällige und teilweise Hinteren Hochwiesalpe gefunden hat- (Misthaufen an der Moosalpe) bzw. recht weite Singflüge markiert. ten, war bei der nächsten Kontrolle früh ausapernden Südhängen auf. 2016 konnten auf dem steilen Borst- Mitte Juli verlassen und aufgrund von An der Alpe Glutschwanden konnten grasrasen der Vorderen Hochwies-Al- Viehtritt und Beweidung nicht mehr noch am 10. Mai vier singende Berg- pe bettelnde Jungvögel in einem Nest auffindbar. Unklar ist jedoch, ob die pieper sowie zwei Brutpaare festge- dicht neben bzw. unter einem kleinen Beweidung auch die Ursache für die stellt werden. Außerdem waren die Fichtenbäumchen vernommen wer- Nestaufgabe war oder ob andere Fak- beiden später dort brütenden Wie- den. toren die entscheidende Rolle spielten senpieper-Paare mittlerweile einge- 2017 gelang Ende Juni ein Nestfund in (Störung am Nest durch die Beobach- troffen. Zu dieser Jahreszeit waren die einem nur leicht ansteigenden Borst- ter?). Nordhänge der Nagelfluhkette noch grasrasen zwischen Nagelfluhblöcken Aus den zahlreichen Beobachtungen bis auf etwa 1400 m, stellenweise auch auf der Hinteren Hochwies-Alpe. Der fütternder und warnender Altvögel bis 1300 m hinab schneebedeckt. Nistplatz befand sich in nur etwa sie- sowie flügger Jungvögel schließen Während der Großteil der Anfang Mai ben Meter Entfernung vom Wander- wir auf einen vitalen Wiesenpieper- am Südhang des Kojen angetroffe- weg und keine zehn Meter von einer Bestand und einen (vermutlich) guten nen Bergpieper mit dem Ausapern hohen Einzelfichte entfernt (Abb. 20). Bruterfolg im Untersuchungsgebiet. ihrer höher gelegenen Brutgebiete bis Das aus Grashalmen gebaute und mit Ende Mai abgezogen waren, brütete Moos ausgepolsterte Nest war unter 5.2.6 Wiesenpieper und Bergpieper ein Paar im Mai überraschenderwei- einem Borstgrashorst angelegt, des- (Anthus spinoletta) se unweit der Alpe Glutschwanden in sen überhängende Blätter zu einem Bergpieper brüteten im Untersu- nur ca. 1220 m Höhe in unmittelbarer runden seitlichen Eingangsloch von chungsgebiet fast ausschließlich in Nachbarschaft zu einem Wiesenpie- 3-4 cm Durchmesser zurechtgebogen Höhenlagen ab 1280-1300 m Höhe per-Paar. Am 14. Juni fütterte das Berg- waren. Der Eingang war hangabwärts auf den Alpflächen der Vorderen und pieper-Paar seine mittlerweile bereits orientiert. Die Bauweise des Nestes Mittleren Häderich-Alpe (jeweils zwei ausgeflogenen Jungen mit denselben wich somit nicht von den in der Litera- Reviere, Karte 3 im Anhang), wo auf grünen Schmetterlingsraupen, die tur beschriebenen typischen Wiesen- fünf Begehungen zwischen Anfang am selben Tag auch das benachbarte pieper-Nestern ab (Übersicht bei Glutz April und Ende Juni keine Wiesenpie- Wiesenpieper-Paar an seine flüggen von Blotzheim & Bauer 1985). per nachgewiesen werden konnten. Jungen verfütterte. Etwa einen Monat Am Hochhädrich konnte A. Schönen- später fütterte ein Baumpieper-Paar 5.2.5 Bruterfolg berger 2016 sogar erst in 1400 m Höhe etwa 100 m oberhalb der Brutplätze Eine genaue Ermittlung des Bruter- einen singenden Bergpieper feststel- von Berg- und Wiesenpieper in ca. folgs war im Rahmen der Untersu- len, während es in den 1980er-Jahren 1290 m Höhe seine Jungen, ebenfalls chung nicht vorgesehen und auch gar noch im Randbereich des Kojenmoo- mit kleinen Raupen. Zu dieser Jahres- nicht möglich. ses auf ca. 1230 m ein Revier gegeben zeit hatte das Bergpieper-Paar seinen In sechs Revieren konnten wir flügge hatte. Brutplatz geräumt, während eines der Junge beobachten, in einem oder zwei beiden Wiesenpieper-Paare zum zwei- dieser Reviere dürften höchstwahr- ten Mal Nachwuchs hatte. inatura – Forschung online 47 (2017) 16 5.3 Weitere wertgebende Häderich-Alpe (1300 m) gehören zu Junge nachweisen (in zwei Revieren ­Arten im Gebiet (Auswahl) den höchstgelegenen Brutplätzen in Vorarlberg und in einem Revier im in Bayern, die von Bezzel et al. (2005) bayerischen Teil des Kojenmooses 5.3.1 Neuntöter (Lanius collurio) mit 1300 m und 1345 m angegeben auf etwa 1220 m). Für das Oberall- (Karte 4 im Anhang) werden. Der höchste Brutnachweis gäu ist es der bislang höchste sichere Brutvorkommen des Neuntöters blei- aus dem Oberallgäu liegt auf 1310 m Brutnachweis, auch wenn Bruten bis ben auf das Vorarlberger Teilgebiet ­(Walter 2016b). in 1800 m Höhe wahrscheinlich sind beschränkt. 2017 befanden sich zwei Über den Bruterfolg im Untersu- (Walter 2016b). 2016 hatten wir im Vor- Reviere an den Südhängen des Kojen chungsgebiet haben wir nur teilweise arlberger Teil des Kojenmooses am 16. auf den Alpflächen der Moosalpe so- Kenntnis. Das Rauchschwalben-Paar Juni einen am Nest zwischen Latschen wie ein weiteres Revier außerhalb des der Moosalpe brütete zweimal, doch fütternden Fitis beobachten können. Untersuchungsgebietes auf den nord­ war nur die erste Brut erfolgreich. Die exponierten Alpweiden der Pfangere- Rauchschwalben der Gschlötter-Alpe 5.3.4 Schwarzkehlchen (Saxicola Alpe am Fuß des Hochhädrichs (Abb. brüteten nur einmal, die Jungen flo- rubicola) 21). Das erste Revier an der Moosalpe gen aus. (Karte 7 im Anhang) war bereits am 10. Mai besetzt. Als Vom 25. Mai bis 24. Juni bzw. vom 3. Nistplatz dienten hier junge Fichten 5.3.3 Fitis (Phylloscopus trochilus) bis 14. Juni sangen zwei Schwarzkehl- und Heckenrosengebüsch. Das Nest (Karte 6 im Anhang) chen im Vorarlberger Teil des Kojen- auf der Pfangere-Alpe befand sich in Der Fitis war 2017 mit einem Gesamt- mooses in etwa 1225 m Höhe. Bisher einem Weidenbusch; Nestbau konnte bestand von 14-16 Revieren (jeweils waren Vorkommen des Schwarzkehl- in diesem Revier am 8. Juni beobach- sieben oder acht Reviere in Vorarlberg chens in Vorarlberg ausschließlich aus tet werden. bzw. Bayern) im Untersuchungsge- dem Rheintal und dem Walgau bis in Alle drei Brutpaare hatten Bruterfolg biet auffallend häufig und erreichte Höhen von max. 680 m bei Thürin- und zogen im Juli zusammen neun mit einer Siedlungsdichte von 0,6-0,7 gen bekannt (Kilzer et al. 2011). Die oder zehn Junge groß (Moosalpe: zwei Rev./10 ha fast die Werte, die aus Un- höchstgelegenen Brutvorkommen im bis drei und vier flügge Junge; Pfange- tersuchungen in vergleichbar großen Oberallgäu befinden sich auf 860 m re-Alpe: drei flügge Junge). Gebieten aus (sub)montanen Lagen (Walter 2016b). bekannt sind (vgl. Bezzel et al. 2005). 5.3.2 Rauchschwalbe (Hirundo Bereits am 30. April waren im Kojen- 5.3.5 Baumpieper (Anthus trivialis) rustica) moos die ersten sechs Sänger (jeweils (Karte 8 im Anhang) (Karte 5 im Anhang) drei singende Männchen in Vorarlberg Im gesamten Untersuchungsgebiet Die ersten Brutvögel trafen bereits am und Bayern) eingetroffen – trotz ei- konnten elf Baumpieper-Reviere fest- 10. Mai ein (Untere Häderle-Alpe). Die ner geschlossenen Schneedecke von gestellt werden, davon lagen drei Re- Brutplätze an der Unteren Häderle- 20-30 cm (vgl. Kap. 3); am 10. Mai wa- viere in Vorarlberg und acht Reviere in Alpe (ca. 1280 m), an der Kräuteralpe ren bereits 14 Reviere besetzt. In drei Bayern. Alle Reviere befanden sich in Hörmoos (1280 m) und der Vorderen Revieren konnten wir im Juli flügge den extensiv genutzten Hanglagen. Im Hochmoor konnten wir lediglich Anfang Juni einen Sänger vernehmen, der vermutlich von einem Revier am Südhang des Kojen stammte. Hier reihte sich ein Revier an das andere (drei Reviere in Vorarlberg und drei Re- viere in Bayern mit weiteren Revieren außerhalb des Untersuchungsgebie- tes). Die ersten Reviervögel waren an diesen südexponierten Borstgrasrasen bereits Ende April eingetroffen, als die Hänge eben erst ausaperten (vgl. Kap. 3). 2011 hatten wir auf der Alpe Häuslers Gschwend, östlich unseres Untersuchungsgebietes, bereits am 17. April einen singenden Baumpieper vernommen. Abb. 21: Neuntöter-Weibchen im Kojenmoos. (Foto: Werner Türtscher, 02.07.2015) inatura – Forschung online 47 (2017) 17 In einem der drei Reviere auf der Alpe Über den Bruterfolg des Hänflings in Anfang April eingetroffen, fünf Revie- Glutschwanden brütete ein Baumpie- der Brutsaison 2017 ist nichts bekannt, re wurden jedoch erst zwischen Ende per in etwa 1290 m Höhe. Das Brut- flügge Junge konnten wir nicht beob- Mai und Mitte Juni besetzt. Während paar fütterte Mitte Juli am Nest, Ende achten. Im Gegensatz dazu war 2015 des Wintereinbruchs in der zweiten Juli waren die Jungen flügge. Sie hiel- auf dem Gebiet der Hochwies-Alpen Aprilhälfte hielten sich die bereits an- ten sich gut versteckt unter den brei- Anfang Juli ein größerer Hänfling- wesenden Brutvögel zusammen mit ten Wedeln des Adlerfarns auf. Auch Trupp mit mindestens sechs flüggen Berg- und Wiesenpiepern auf dem ein zweites Brutpaar hatte vermutlich Jungen sehr auffällig. Auch 2016 hat- Misthaufen der Moosalpe sowie den Bruterfolg: Ende Juli warnte ein Alt­ ten mehrere Brutpaare erfolgreich ausapernden Kojen-Südhängen auf vogel intensiv. Junge großgezogen. (vgl. Kap. 5.2.2). In sieben Revieren konnten wir auch 5.3.6 Bluthänfling (Carduelis canna- 5.3.7 Goldammer (Emberiza citrinella) Weibchen beobachten. Die Neststand- bina) (Karte 10 im Anhang) orte der meisten Brutpaare befanden (Karte 9 im Anhang) Die Goldammer gehörte mit 17-19 sich in Latschen im Hochmoor. Nur Der Bluthänfling kam 2017 mit zehn Revieren zu den fünf häufigsten Brut- ein Brutpaar hat auf einer Alpweide Revieren im Untersuchungsgebiet vor. vogelarten im Untersuchungsgebiet. oberhalb der Moosalpe gebrütet und Jeweils fünf Reviere befanden sich in Eine Siedlungsdichte von 0,7-0,8 sein Nest vermutlich in jungen Fichten Vorarlberg und in Bayern. Mit einer Rev./10 ha in dieser Höhenlage dürfte angelegt. Ausnahme konnten wir in allen Revie- nicht nur für Vorarlberg sondern ver- Familien mit flüggen Jungen konn- ren Brutpaare feststellen. mutlich auch für Bayern herausragend ten wir lediglich in zwei Revieren am In den meisten Fällen dienten dem sein. Im Juni 2015 hatten wir allein 12. Juli (im bayerischen Teil des Ko- Bluthänfling Latschenbüsche im Ko- im Kojenmoos und Umgebung (ohne jenmooses) und am 22./27. Juli (im jenmoos und im Hochmoor an der Alpe Glutschwanden und Hörmoos- Vorarlberger Teil des Kojenmooses) Hörmoos als Nistplatz, in drei Revieren Gebiet) sogar 18 Reviere festgestellt feststellen. In zwei weiteren Revieren befand sich das Nest (vermutlich) in (mindestens elf Reviere in Vorarlberg, war Ende Juni bzw. Mitte Juli am Nest niedrigen Fichtenbäumchen auf ex- sieben weitere auf bayerischem Ge- gefüttert worden. Die Brutnachweise tensiv genutzten Alpweiden. Auf dem biet). Ähnlich hohe Revierdichten gibt der Goldammer im bayerischen Teil Borstgrasrasen an der Vorderen Hoch- es nach unserem Kenntnisstand nur des Gebietes gehören zu den höchs- wies-Alpe sind diese Fichtenbäum- im Juget-Gebiet bei Oberstaufen/- ten im Allgäu. Walter (2016b) gibt als chen aufgrund von Vieh- oder Wildfraß Stiefenhofen in Höhen zwischen 900 höchsten Brutnachweis für den Land- so dicht und buschig gewachsen, dass und 1100 m. In beiden Gebieten sind kreis Oberallgäu 1270 m an, Brutver- sie sicher einen guten Schutz vor Re- uns Brutvorkommen in den 1980er- dacht gibt es jedoch bis in 1640 m. gen und spätem Schneefall, aber auch Jahren nicht bekannt gewesen. In Vorarlberg befand sich die bislang guten Sichtschutz gewähren. Am 10. In mindestens vier Revieren im Kojen- höchste Brut in Stuben am Arlberg auf Mai konnte hier ein Weibchen beim moos waren die Männchen spätestens 1450 m Höhe (Kilzer et al. 2011). Nestbau beobachtet werden. Im Au- gust gelang der Fund des Nestes in ca. 60 cm Höhe, nah am Stamm und von außen nicht sichtbar (Abb. 22). Die meisten am Nest fütternden Brut- paare konnten wir am 8. und 14. Juni beobachten. Im Latschenhochmoor an der Hörmoos warnte bereits sehr früh – schon am 10. Mai! – ein Hänf- ling-Paar am Nest, es waren bettelnde Junge aus dem Latschengestrüpp zu hören. Das Weibchen dieses Brutpaars muss während der Schneefälle im Ap- ril gebrütet haben. Walter (1996) zu- folge wird beim Brüten auch längerer Schneefall ertragen, »wie brütende ♀♀ unter Zweigen mit Neuschnee- hauben zeigten«. Abb. 22: Neststandort (blauer Pfeil) des Bluthänflings auf der Vorderen Hochwies-Alpe. (Foto: Anne Puchta, 23.08.2017) inatura – Forschung online 47 (2017) 18 5.4 Weitere interessante Art- Häderich-Alpe gebrütet. Weitere ähn- Allgäuer Alpen in Höhenlagen zwi- nachweise liche Beobachtungen aus den letzten schen 1220 und 1260 m erfolgreich Jahren im Allgäu und im Vorderen zu brüten. Dabei macht es keinen Waldwasserläufer (Tringa ochropus) Bregenzerwald zeigen, dass Gebäude­ Unterschied, ob sich die Brutplätze Eine Beobachtung am 10. Mai im Ko- bruten bei der Gebirgsstelze längst im Hochmoor oder auf Alpweiden jenmoos am Lanzenbach und eine nicht mehr Ausnahmen sind. befinden. Beobachtung am 14. Juni im Randbe- 2. Der kleine Brutbestand im Kojen- reich des Kojenmooses auf bayerischer moos und auf den umgebenden Seite. Brutverdacht bestand nicht. 6 Diskussion der Ergebnisse Alpflächen existiert seit nunmehr mindestens fünf Jahren unter Haubenmeise (Parus cristatus) Der Wiesenpieper gilt trotz seines wechselnden Witterungsbedingun- Im einzigen auf bayerischer Seite auffälligen Singflugs als schwierig zu gen, ohne dass Bestandseinbußen festgestellten Revier am 24. Juni und erfassende Art, dessen Bestand Glutz erkennbar wären. Eine Bestands- am 23. August ein Familien-Verband von Blotzheim & Bauer (1985) zufolge zunahme lässt sich aus unseren mit bettelnden, flüggen Jungen. Dies selbst bei ausschließlicher Untersu- Ergebnissen aufgrund des unter- könnte ein Hinweis auf eine Zweitbrut chung dieser Art »gewöhnlich unter- schiedlichen Erfassungsaufwands in sein. schätzt« wird. So empfehlen Seel & den einzelnen Jahren jedoch nicht Walton (zitiert in Glutz von Blotzheim & ohne Weiteres ableiten. Gartengrasmücke (Sylvia communis) Bauer 1985) für eine vollständige Erfas- 3. Es gibt starke Indizien dafür, dass Die ersten Sänger in den Latschen- sung die Sichtmarkierung des Gros der ein Teil der Brutvögel im hochmon- hochmooren im Kojenmoos und an Männchen sowie die Einplanung von tanen Brutgebiet zweimal brütet der Hörmoos konnten wir bereits am mindestens 20 Beobachtungs­tagen und sowohl Erst- als auch Zweitbrut 10. Mai vernehmen, noch vor dem Ein- im April/Mai. erfolgreich sein können. treffen der Mönchsgrasmücke. Unser Beobachtungsaufwand lag mit 4. Späte Schneefälle im Brutgebiet elf Terminen zwischen Anfang April führen nicht zur Aufgabe der Brut- Star (Sturnus vulgaris) und Ende Juli weit unter dem gefor- plätze. Stattdessen versucht der 2015 fütterte ein Star in einem Nist- derten Ideal, aber auch deutlich über Wiesenpieper, im Brutgebiet (oder kasten am Almhotel Hochhädrich den in den »Methodenstandards« an- in nächster Nähe) auszuharren und auf 1227 m. Auch für 2016 gibt es gegebenen vier Begehungen (Südbeck das neuerliche Ausapern seiner einen Brutnachweis aus dem Unter- et al. 2005). Die gute Gebietskennt- Brutplätze abzuwarten. suchungsgebiet. Es handelt sich um nis, die Erfahrungen aus den Jahren 5. Auf den Alpweiden können Wiesen-, einen der höchstgelegenen Brutplätze 2013-2016 sowie der gute Kontakt zu Berg- und Baumpieper nebenein- in Vorarlberg (höchste Nistplätze bis den Bewirtschaftern, die uns auf ih- ander vorkommen und erfolgreich 1200 m, H. Fink in Kilzer et al. 2011). ren Alpflächen »freie Bahn« gewähr- brüten. ten, erleichterten die Bestandserfas- Grauschnäpper (Muscicapa striata) sung erheblich. Dennoch können Welche Rolle spielt die Beweidung Mit fünf Revieren ist der Grauschnäp- wir nicht ausschließen, dass einzelne für das Vorkommen des Wiesen- per im hochmontanen Untersu- Reviere übersehen worden sind. Dies piepers? chungsgebiet relativ häufig vertreten. gilt insbesondere für den südexpo- Die Brutplätze des Wiesenpiepers im Den ersten Sänger konnten wir bereits nierten Borstgrasrasen an der Alpe Kojenmoos befinden sich ausschließ- am 10. Mai auf ca. 1280 m Höhe an der Glutschwanden, auf dem Wiesen- und lich auf den durch Beweidung offen Hörmoos feststellen. Bergpieper nebeneinander gebrütet gehaltenen Hochmoor- und Nieder- haben, aber nur der Bergpieper im moorstandorten. Die Nutzung dieser Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) ­April/Mai auffällig gesungen hat. Flächen als Weideland liegt schon 2016 fütterte ein Brutpaar am Nest, Trotz aller Vorsicht, die bei der Inter- viele Generationen zurück, doch ist das sich auf dem Fenstersims der Tal- pretation von Daten geboten ist, die anzunehmen, dass sie insbesondere station des Skiliftes am Hochhädrich im Freiland an einer nicht individuell im Laufe der letzten 30-40 Jahre eine befand. 2017 brütete das Paar am markierten Teilpopulation eines klei- Intensivierung erfahren hat. Almhotel Hochhäderich. Der Brutplatz nen Singvogels erhoben wurden, las- So nahm die Milchleistung einer Kuh eines weiteren Paares befand sich an sen sich folgende Rückschlüsse aus in den vergangenen Jahrzehnten jähr- einer kleinen Holzhütte unweit der unserer Untersuchung ziehen: lich um rund 1% zu; in ähnlichem Um- Kojenalpe knapp außerhalb unseres 1. Der Wiesenpieper ist (wenigstens fang nahmen auch die Fraßleistung Untersuchungsgebietes. Ein Brutpaar unter den derzeitigen klimatischen und die Düngerproduktion, in gerin- hat an der Alphütte der Mittleren Bedingungen) in der Lage, in den gerem Umfang Größe sowie Gewicht inatura – Forschung online 47 (2017) 19 pro Tier zu (Stöcklin, zitiert in Moosbrug- pers im Untersuchungsgebiet lässt Wann hat der Wiesenpieper das Un- ger 2014). Mit der Einkreuzung schwe- diesbezüglich aber bisher keine ne- tersuchungsgebiet erstmals besie- rer nordamerikanischer Rinderrassen gativen Auswirkungen erkennen. Dies delt? in das im Allgäu und in Vorarlberg ver- könnte zum Teil damit zusammenhän- Die Tendenz der letzten Jahre zu immer breitete Original Braunvieh (seit den gen, dass sich die Neststandorte des kürzeren Wintern mit Schneeschmelze 1960er-Jahren) kam es auch zu einer Wiesenpiepers überwiegend an Bö- bereits im März/April (vgl. Kap. 2) legt Zunahme von Trittschäden im Gelän- schungen befinden, wo sie im Schutz zunächst die Vermutung nahe, dass de. von überhängenden Zwergsträuchern die Besiedlung erst in jüngster Zeit Die Auswirkungen dieser Entwicklung oder Grashorsten einen gewissen erfolgte. Eine genauere Analyse lässt auf den Wiesenpieper sind schwierig Schutz vor Viehtritt genießen. Außer- aber rasch Zweifel aufkommen, ob zu beurteilen, da das Brutvorkommen dem erfolgte die Beweidung insbe- das frühzeitige Ausapern der Flächen ja erst seit wenigen Jahren bekannt ist. sondere auf den Flächen der Alpe überhaupt ein entscheidendes Kriteri- Die vom Vieh geschaffene Geländestu- Glutschwanden, der Vorderen Hoch- um für die Eignung eines Gebietes als fung nicht nur in den Steilhängen son- wies-Alpe und der Moosalpe extensiv Brutplatz für den Wiesenpieper ist. So dern auch im Hochmoor-Randbereich und unter großer Rücksichtnahme auf erfolgte die Entdeckung des Brutvor- bietet dem Wiesenpieper offensicht- die Wiesenpieper-Bruten (vgl. Kap. 2.5). kommens im Kojenmoos in der Brut- lich günstige Strukturen für die Nest- An der Alpe Glutschwanden zogen saison 2013, die auf einen langen und anlage (vgl. Kap. 5.2.4). Glutz von Blotz- nicht nur Berg- und Wiesenpieper son- überdurchschnittlich schneereichen heim (2000) hält es für möglich, dass dern auch die später brütenden Baum- Winter folgte und durch ein ausge- die Art »auf nassem Weideland mehr pieper erfolgreich ihre Jungen groß. sprochen kühles und niederschlags- als der Bergpieper von den mit zuneh- Wiesenpieper, deren Reviere sich in reiches Frühjahr hervorstach (ZAMG mendem Lebendgewicht des Viehs der Nähe von Alphütten befanden 2013). Nach Daten des Bayerischen La- auch stark zunehmenden Trittschäden (Reviere 3 und 6 im Kojenmoos sowie winenwarndienstes blieb der Schnee in der Vegetationsdecke« profitiert. die Reviere 9 und 10 an den Hoch- an der Messstelle Hörmoos in diesem Indirekte nachteilige Auswirkungen wies-Alpen), suchten während der Jahr bis 2. Mai liegen. Ein später Win- der Beweidung, zum Beispiel durch Jungenaufzucht gezielt die intensiver tereinbruch sorgte zwischen 21. und die Absenkung des Grundwasser- genutzten Weideflächen zur Futter- 29. Mai nochmals für eine Schnee­ stands, sind vermutlich ebenfalls nicht beschaffung auf. Dieses Verhalten decke von bis zu 15 cm. zu befürchten, solange die Flächen ließ sich bereits 2013, 2015 und 2016 Denkinger (1994) konnte im Schweizer nicht gezielt zum Zwecke der besseren beobachten, als sich Wiesenpieper- Jura gegenseitige Revierabgrenzung Beweidung entwässert werden. Mahd Familien in unmittelbarer Umgebung von zwei Wiesenpieper-Männchen in und Beweidung auf mit Moorkiefern der Vorderen Hochwies-Alpe, auf Zäu- einem größtenteils noch schneebe- bestockten Hochmoor-Standorten nen und sogar auf dem Dach des Ne- deckten Nordhang auf 1100 m fest- im Murnauer Moos warfen zwar die bengebäudes aufhielten. Das Gleiche stellen. Und unsere eigenen Beobach- Sukzession zurück, zogen aber keine gilt für die Moosalpe, wo wir Ende Juli tungen aus dem Jahr 2017 belegen, nachhaltige hydrologische Störung 2016 mehrere Familien auf den inten- dass der Wiesenpieper auch bei einer nach sich (Schwarz 2010). Ob dies auch siver genutzten Flächen direkt neben Schneelage von einem halben Meter für das Kojenmoos uneingeschränkt der Alpe bei der Nahrungssuche be- im Brutgebiet ausharren kann. gilt, werden die eingehenden Unter- obachten konnten. Während des spä- Besonders interessant sind in diesem suchungen von C. Siuda zeigen. ten Wintereinbruchs Mitte/Ende April Zusammenhang auch die Wiesen- Entscheidend für den Bruterfolg des war das Nahrungsangebot auf dem pieper-Brutvorkommen, die 2012 im Wiesenpiepers dürfte dagegen der Misthaufen neben der Alpe vermutlich Trattberg-Gebiet im Salzburger Land Beweidungsturnus sein. So warnt Den- essenziell für das erfolgreiche Aushar- entdeckt und in den Jahren 2013, 2014 kinger (1994) ausdrücklich vor einer ren der Brutvögel im Brutgebiet (vgl. und 2016 von B. Krisch bestätigt wer- kleinparzelligen Beweidung mit tran- Kap. 5.2.2). Somit dürfte sich die Be- den konnten (Medicus 2014, pers. Mitt. chenweisen Erweiterung und einem weidung sowohl auf den Alpflächen C. Medicus vom 11. September 2017). zu schnellen Beweidungsturnus, der als auch im Hochmoor in mehrfacher Die Brutplätze befinden sich auf süd- das Aufkommen von Ersatzbruten un- Hinsicht positiv auf das Vorkommen bis westexponierten Almwiesen in möglich macht. Auch auf die Tagfalter- des Wiesenpiepers auswirken: Die Höhen zwischen 1400 und 1640 m, wo fauna im Gebiet würde sich das fatal Landschaft wird offen gehalten, durch der Schnee bis weit in den Mai ­hinein auswirken (M. Schweighöfer, mdl. Mitt. den Viehtritt werden günstige Struktu- liegenbleibt. Wann die Brutvögel hier am 22. Juli 2017). ren für die Nestanlage geschaffen und eintreffen, ist nicht bekannt, Balz wur- Der gute Schlüpf- und mutmaßlich das Nahrungsangebot im Brutgebiet de im Juni beobachtet, Beobachtun- auch gute Bruterfolg des Wiesenpie- wird erhöht. gen Futter tragender Altvögel bleiben inatura – Forschung online 47 (2017) 20 auf die Monate Juli und August be- Kilzer mit Hinweis auf entsprechende Inzwischen wurden Wiesenpieper- schränkt, Zweitbruten sind unwahr- Vorkommen in der Schweiz ausdrück- Bruten sogar in alpinen Habitaten in scheinlich (pers. Mitt. C. Medicus vom lich als »denkbar« bezeichnet, obwohl Höhen zwischen 2000 und 2100 m 11., 13. und 18. September 2017). sie in Vorarlberg bisher nicht gefun- entdeckt, »wo man früher gar nicht Da der Schnee im Untersuchungsge- den wurden (vgl. hierzu die Übersicht auf die Idee gekommen wäre, dass die biet selbst nach strengen und schnee- in Kilzer & Willi 2011). Dazu heißt es Art dort vorhanden sein könnte« (H. reichen Wintern selten länger als bis wörtlich: »Möglicherweise wurden Schmid, Vogelwarte Sempach, pers. Anfang Mai liegenbleibt, erscheint es Vorkommen auch übersehen.« Aller- Mitt. vom 25. September). Auch Medi- möglich, dass das Brutvorkommen dings konnten im Rahmen der um- cus (2014) weist ausdrücklich auf die des Wiesenpiepers im Kojenmoos und fangreichen Kartierungen für den große Ähnlichkeit des Reviergesanges auf den angrenzenden Alpflächen zweiten Brutvogelatlas zwanzig Jahre von Berg- und Wiesenpieper sowie auf schon länger existiert als in der ein- später keine neuen Brutnachweise er- die zumeist großen Beobachtungs- gangs formulierten Arbeitshypothe- bracht werden (Kilzer et al. 2011). distanzen hin. Als bestes akustisches se angenommen. Vermutlich ist der In der Schweiz wurde der Wiesenpie- Unterscheidungsmerkmal nennt sie Wiesenpieper in hochmontanen und per bis 1960 als seltener und sporadi- den vor allem von Warten geäußerten schneereichen Gebieten aber, je nach scher Brutvogel in einigen Hochmoo- charakteristischen Warnruf des Wie- aktuellem Witterungsverlauf, nicht in ren im Jura und am Alpennordrand senpiepers. jedem Jahr in der Lage, zweimal zu betrachtet. Vor allem in den 1980er- Für die Alpe Glutschwanden, wo 2017 brüten. Ein Zusammenhang zwischen und 1990er-Jahren wurden Wiesen- Berg- und Wiesenpieper nebeneinan- Schneeschmelze und Legebeginn, wie pieper in zunehmendem Maße auch der vorgekommen sind, können wir von Pedroli (zitiert in Hötker & Sudfeldt in großflächigen, nicht zu intensiv ge- die oben geschilderten Erfassungs- 1982) im Schweizer Jura festgestellt, nutzten Wiesen- und Weidegebieten schwierigkeiten bestätigen. Der si- ist auch für unser Untersuchungsge- im Solothurner Jura sowie in den Vor- chere Nachweis des Brutvorkommens biet anzunehmen. Die knappe Zeit- alpen und Alpen entdeckt, sodass die gelang erst über den weichen, grillen- spanne zwischen dem Ausfliegen der Bestandszahlen kontinuierlich nach ähnlichen Warnruf des Wiesenpiepers, Jungen der Erstbrut und dem Beginn oben korrigiert werden mussten (Zingg der sich deutlich vom viel schärferen der Zweitbrut, wie es unsere Ergebnis- 1982; Denkinger 1994; Schmid & Denkinger Warnruf des Bergpiepers unterschei- se nahelegen, werten wir als Anpas- 1997; Maumary et al. 2007). Die auffal- det. sung an den kurzen Sommer in hoch- lende Zunahme sprach für eine lang Die Suche nach weiteren Wiesenpie- montanen Lagen. andauernde Ausbreitungsphase, die per-Vorkommen in anderen Moor- Dass Wiesenpieper auch in rauem und vor allem im Alpenraum wahrschein- gebieten ähnlicher Höhenlage im schneereichem kontinentalem Klima lich noch nicht beendet war. Die Ent- Bregenzerwald (Vorarlberg) durch erfolgreich brüten können, belegen deckung früher übersehener Vorkom- A. Schönenberger verlief bisher er- die Untersuchungen von Kovařík et men dürfte aber ebenso zu diesem folglos. Die Beobachtung von meh- al. (2009) im Riesengebirge an der Anstieg beigetragen haben (Denkinger reren Wiesenpiepern am 13. August tschechisch-polnischen Grenze. Hier in Schmid et al. 1998). 2016 in einem Moor bei Damüls auf befinden sich die Brutplätze der Art So vermutet Denkinger (1994), dass 1600 m Höhe könnte ein Hinweis auf in Höhen von 1300 bis 1480 m Höhe die gemischten Vorkommen im Ver- ein Brutvorkommen sein, doch ist um in subalpiner Vegetationsstufe. Dabei breitungsgebiet des Bergpiepers auf diese Jahreszeit schon mit umherstrei- unterschied sich das Bebrütungsver- montaner und subalpiner Stufe ver- fenden Jungvögeln (aus der Schweiz?) halten nicht wesentlich von dem an- breiteter sind als angenommen, da zu rechnen (Maumary et al. 2007). Eine derer Populationen in milderen Regio- Wiesenpieper aufgrund des sehr ähn- systematische Nachsuche auf Alpwei- nen. Die Weibchen erhöhten lediglich lichen Gesangs nur schwierig aus sin- den mittlerer Höhenlagen in den Brut- ihre Anwesenheit am Nest insbeson- genden Bergpiepern herauszuhören gebieten des Bergpiepers steht noch dere in den kalten Morgenstunden. sind. Schmid & Denkinger (1997) geben aus. zu bedenken, dass Einzelpaare sehr Aus dem Oberallgäu liegen dagegen Gibt es weitere Brutvorkommen des heimlich sein können und daher leicht aus dem Gebiet Missen/Wiederhofen Wiesenpiepers in hochmontanen übersehen werden. Außerdem kom- neben dem Wiesenpieper-Brutnach- oder subalpinen Gebieten Vor- me der Wiesenpieper in der Schweiz weis von K. Pudimat im warmen arlbergs und Bayerns, die bisher in Habitaten und Höhenstufen vor, Frühsommer 2003 (vgl. Kap. 1) weitere übersehen worden sind? welche von Ornithologinnen und Or- Beobachtungen von H. Stadelmann Im ersten Vorarlberger Brutvogelatlas nithologen eher selten aufgesucht im Juni 2002 (ein Brutpaar sowie ein (Kilzer & Blum 1991) werden Wiesenpie- und zudem oft gar nicht als »wiesen- Reviermännchen am 1. Juni auf 1150- per-Bruten in höheren Lagen von R. pieperverdächtig« eingestuft würden. 1200 m; in Walter 2004b) sowie eine ei- inatura – Forschung online 47 (2017) 21 gene Beobachtung vom 24. Mai 2015 Ansporn sein, zukünftig gezielt nach fristig zu standortgerechten und auf in ca. 1050 m Höhe vor. Auch wenn die weiteren hochmontanen (oder subal- die Situation der jeweiligen Alpe an- Nachsuche durch H. Stadelmann seit pinen) Wiesenpieper-Brutvorkommen gepassten Lösungen führen wird. Das 2010 erfolglos blieb (pers. Mitt. vom in Vorarlberg, den Allgäuer Alpen und »Fingerspitzengefühl« der Älpler wird 23. September 2017), wäre zu über- in den Bayerischen Alpen zu suchen. hierbei ebenso gefragt sein wie die prüfen, ob sich hier nicht ein weiteres Dabei wird sich die Frage, ob neu ge- fachliche Begleitung und Unterstüt- hochmontanes Wiesenpieper-Brutge- fundene Vorkommen wirklich auf eine zung durch den Naturpark Nagelfluh- biet befinden könnte. Neubesiedlung zurückzuführen sind kette. Weitere Brutvorkommen sind aus dem oder früher nur übersehen worden Mit einem Wiesenpieper-Bestandsmo- Hündle-Gebiet südlich Thalkirchdorf sind, vermutlich nicht mehr mit letz- nitoring im Abstand von zwei Jahren bekannt (Gemeindegebiet Oberstau- ter Gewissheit beantworten lassen. kann der Erfolg kontrolliert werden. fen, pers. Mitt. H. Stadelmann vom Sollte der Wiesenpieper tatsächlich Die genaue Kenntnis der Verbreitung 23. September und pers. Mitt. von K. schon lange unbemerkt in hochmon- und Häufigkeit des Wiesenpiepers in Weixler vom 25. Sep. 2017). Näheres tanen oder subalpinen Habitaten Bay- Vorarlberg bzw. Bayern wird für die war leider nicht in Erfahrung zu brin- erns und Vorarlbergs gebrütet haben, Formulierung von Schutzmaßnahmen gen. Die Brutplätze dürften hier in Hö- so dürfte er von der gegenwärtigen von entscheidender Bedeutung sein. hen zwischen 1000 und 1200 m liegen. klimatischen Entwicklung jedenfalls Das Brutvorkommen des Wiesenpie- Brutzeitbeobachtungen gibt Walter profitieren und die Nachsuche müsste pers in unserem Untersuchungsgebiet (2016b) für das Oberallgäu sogar bis sich lohnen. ist an extensiv genutzte Weideflä- 1740 m Höhe an. chen gebunden. Gerade Alpflächen Meldungen von Wiesenpieper-Vor- in Gunstlagen in Höhen von 1000- kommen in hochmontanen (bis subal- 8 Ausblick 1400 m, in denen zuallererst mit wei- pinen) Lagen reichen in Bayern jedoch teren Wiesenpieper-Vorkommen zu noch weiter zurück. Neben Vorkom- Die bisherigen Beobachtungen lassen rechnen wäre, unterliegen gegenwär- men im Rachelgebiet im Bayerischen keine gravierenden Beeinträchtigun- tig sowohl im Bregenzerwald als auch Wald zu Beginn des 20. Jahrhunderts gen der Wiesenpieper-Brutplätze im im Oberallgäu einer zunehmenden (in der Gipfelregion bis 1453 m Höhe) Untersuchungsgebiet erkennen. Es Intensivierung durch Technisierung nennt Wüst (1986) auch zwei Beob- handelt sich bei den Brutvorkommen und Mechanisierung der Land- bzw. achtungen aus dem Alpenraum: den im Kojenmoos und auf den angren- Alpwirtschaft (z. B. Kilzer & Willi 2011; Nachweis von zwei Paaren in 1700 m zenden Alpflächen um einen vitalen Moosbrugger 2014). In der Schweiz sind Höhe auf dem Älpele bei Oberstdorf Bestand mit mutmaßlich gutem Bru- Berg- und Baumpieper aufgrund fort- im Mai 1949 (aus Warnke 1950) sowie terfolg, der von der überwiegend ex- schreitender Nutzungsintensivierung »einen singenden Wiesenpieper un- tensiv betriebenen Weidenutzung im bereits weiträumig aus diesen Hö- ter Wasserpiepern«, der von E. Bezzel Gebiet profitiert. henlagen verdrängt worden (Glutz von und C. König im Juni 1967 östlich des Eine latente Gefährdung besteht aller- Blotzheim 2000), auch viele ehemalige Wankgipfels, ebenfalls in 1700 m, an- dings in einer weiteren schleichenden Brutvorkommen des Wiesenpiepers getroffen worden war. Weiter heißt Intensivierung der land- bzw. alpwirt- sind hier zwischenzeitlich erloschen es bei Wüst (1986): »Für den Alpenbe- schaftlichen Nutzung in Teilen des (H. Schmid, pers. Mitt. vom 25. Sep- reich konnten jedoch bis heute weder Gebietes. Wesentliche Aufgabe eines tember 2017). In Vorarlberg und im weitere singende ♂♂ noch Brutpaare Moorentwicklungskonzeptes wird es Oberallgäu zeichnet sich für Berg- und nachgewiesen werden.« Bezzel & - demnach sein, eine derartige Entwick- Baumpieper bereits eine ähnliche Ent- ner (1978) geben als höchste Brutplät- lung zu bremsen. Im Rahmen der im wicklung ab (Kilzer et al. 2011, Walter ze für das Werdenfelser Land 850 m an, Interreg-Projekt für das Winterhalbjahr 2004a). ergänzen aber: »Höhere Brutvorkom- 2017/18 vorgesehenen Workshops Sollte sich herausstellen, dass es in men, u. a. im Areal des Wasserpiepers, zusammen mit allen Bewirtschaftern hochmontanen und subalpinen Ha- sind bis jetzt nicht bestätigt.« müssen Maßnahmen gefunden wer- bitaten im Oberallgäu, im Bregenzer- Die hier beschriebenen Brutvorkom- den, die von allen Beteiligten mitge- wald und vielleicht auch in anderen men im Kojenmoos und auf den um- tragen werden können. Regionen Bayerns bzw. Vorarlbergs gebenden Alpweiden, die jüngsten Dabei wird man mit einkalkulieren weitere neue oder bisher unentdeckte Wiesenpieper-Beobachtungen im müssen, dass sich Erfolge nicht sofort Wiesenpieper-Vorkommen gibt, wird Raum Missen/Wiederhofen und bei einstellen können, sondern erst das sich auch die Gefährdung der Art an- Oberstaufen/Thalkirchdorf sowie die Ausprobieren und Kombinieren ver- ders darstellen als zum jetzigen Zeit- Brutnachweise im Trattberg-Gebiet im schiedener Maßnahmen nach dem punkt. Salzburger Land mögen Anlass und Prinzip von Versuch und Irrtum lang- inatura – Forschung online 47 (2017) 22 8 Dank 9 Literatur Glutz von Blotzheim, U. N. & Bauer, K. M. (1985): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd.

Unser Projekt hat Unterstützung von Appert, O. (1970): Ein Brutvorkommen des 10/II: Passeriformes (1. Teil). Motacil- zahlreichen Personen erhalten, denen Wiesenpiepers im Kanton Luzern. – Der lidae - Prunellidae. Pieper, Stelzer, Was- wir an dieser Stelle für die gute Zusam- Ornithologische Beobachter, 67: 37-40. seramseln, Zaunkönige, Spottdrosseln, menarbeit, den fachlichen Austausch Auer, I. & Werner, R. (Red.) (2001/2002): Klima Braunellen. – 676 S.; Wiesbaden (Aula). und für die Bereitstellung wertvoller von Vorarlberg. Eine anwendungsori- Hölzinger, J. (1999): Die Vögel Baden-Würt- Informationen bzw. Daten ausdrück- entierte Klimatographie. – 3 Bände; tembergs. – Bd. 3.1: Singvögel 1: 861 S.; lich danken möchten: (Amt der Vorarlberger Landes- Stuttgart (Ulmer). • Christiane Machold, Vorarlberger regierung). Hötker, H. & Sudfeldt, Ch. (1982): Untersu­ Umweltschutzabteilung Beiser, A. (Bericht) & Zöhrer, R. 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inatura – Forschung online 47 (2017) 24 Anhang

Tab. 5: Im Untersuchungsgebiet nachgewiesene Tagfalterarten (Zufallsbeobachtungen).

Rote Liste Vorarlberg (Huemer 2001): NT = Near Threatend (Vorwarnstufe); VU = Vulnerable (gefährdet); EN = Endangered (stark gefährdet); CR = Critically Endangered (Vom Aussterben bedroht); RE = Regionally Extinct (in Vorarlberg ausgestorben);

Rote Liste Bayern (Voith et al. 2016): V = Vorwarnliste; 3 = gefährdet; 2 = stark gefährdet

Art RL Vlbg. RL Bayern FFH-Art Lokalität

Würfel-Dickkopffalter Moosalpe, Vlbg. (Pyrgus spec.) Hochmoor-Gelbling CR 2 + Kojenmoos, Vlbg. (Colias palaeno ) Baum-Weißling VU Kojenmoos, Bayern (Aporia crataegi ) Grüner Zipfelfalter V Moosalpe, Vlbg. (Callophrys rubri ) Thymian-Ameisenbläuling 2 + Alpe Glutschwanden, Bayern (Phengaris arion ) Himmelblauer Bläuling NT 3 Alpe Glutschwanden, Bayern (Polyommatus bellargus ) Großer Perlmutterfalter NT V Kojenmoos, Bayern (Argynnis aglaja ) Feuriger Perlmutterfalter NT V Kojenmoos, Bayern (Argynnis adippe ) Mittlerer Perlmutterfalter NT 2 Alpe Glutschwanden, Bayern (Argynnis niobe ) Mädesüß-Perlmutterfalter VU V Kojenmoos, Vlbg. und Bayern (Brenthis ino ) Natterwurz-Perlmutterfalter 3 Kojenmoos, Bayern (Boloria titania ) Wachtelweizen-Scheckenfalter 3 Kojenmoos, Bayern (Melitaea athalia ) Baldrian-Scheckenfalter NT 3 Kojenmoos, Vlbg. (Melitaea diamina ) Braunauge 3 Vordere Hochwies-Alpe (Lasiommata maera ) Kleines Wiesenvögelchen Alpe Glutschwanden, Bayern (Coenonympha pamphilus ) Weißbindiger Mohrenfalter 3 Kojenmoos, Vlbg. und Bayern (Erebia ligea )

inatura – Forschung online 47 (2017) 25 Karte 1: Untersuchungsgebiet

Karte 2: Wiesenpieper-Reviere 2017 inatura – Forschung online 47 (2017) 26 Karte 3: Bergpieper-Reviere, Mai 2017

Karte 4: Neuntöter-Reviere 2017 inatura – Forschung online 47 (2017) 27 Karte 5: Brutplätze der Rauchschwalbe 2017

Karte 6: Fitis-Reviere 2017 inatura – Forschung online 47 (2017) 28 Karte 7: Schwarzkehlchen-Reviere 2017

Karte 8: Baumpieper-Reviere 2017 inatura – Forschung online 47 (2017) 29 Karte 9: Bluthänfling-Reviere 2017

Karte 10: Goldammer-Reviere 2017 inatura – Forschung online 47 (2017) 30