Modellvorhaben Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen

Modellregion Landkreis Ziele – Vorgehen – Ergebnisse

Das Modellvorhaben

Mit dem Modellvorhaben leistet das Bundes­ Zu den Zielgruppen zählen u. a. Jugendliche, ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Familien mit Kindern und Senior/innen. Durch einen Beitrag dazu, gleichwertige Lebensverhält­ ihre aktive Einbindung können ihre Ideen auf­ nisse in ländlichen Räumen zu gewährleisten. genommen und die Akzeptanz und Effizienz von Es soll die 18 Modellregionen dabei unterstützen, künftigen Lösungen gefördert werden. Daseinsvorsorge, Nahversorgung und Mobilität besser zu verknüpfen, um die Lebensqualität in Je nach Ausgangsbedingungen variiert der der Region zu verbessern und wirtschaftliche strategische Ansatz des Modellvorhabens in den Entwicklung zu ermöglichen. einzelnen Regionen. Während ein Konzept zur Bündelung von Standorten der Daseinsvorsorge In dem Modellvorhaben wird besonderer Wert in „Kooperationsräumen“ eher nur mittel- bis darauf gelegt, dass neben Politik, Verwaltung, langfristig umgesetzt werden kann, wird sich Zivilgesellschaft sowie Anbietern von Daseins­ ein integriertes Mobilitätskonzept auch schon vorsorgedienstleistungen und Nahversorgung in kürzerer Frist auf die vorhandene Verteilung von Beginn an auch die verschiedenen Ziel- und der Daseinsvorsorgeeinrichtungen ausrichten Nutzergruppen vor Ort aktiv in die Entwicklung können. In Verbindung mit dem Kooperations­ und Umsetzung von Standortkonzepten und raumkonzept muss dieses Mobilitätskonzept so Mobilitätsangeboten eingebunden werden. flexibel gestaltet werden, dass es jederzeit an die Umsetzung des Kooperationsraumkonzeptes angepasst werden kann.

Bestandsaufnahme Beteiligungs- • Standorte Daseinsvorsorge • IST-Mobilitätsangebot konzept • Kleinräumige • Haltestellen georeferenziert Bevölkerungsprognose • Nahverkehrsplan Nutzergruppen • Bedarfsanalyse von Versorgung und Mobilität • Kinder und • Bewertung der Angebote und Standorte Jugendliche • Familien Kooperationsraumkonzept Mobilitätskonzept •  Ältere • Festlegung von Kriterien zur • Hierarchischer Netzaufbau Menschen Abgrenzung • Erreichbarkeitsanalysen und • Bündelungsmöglichkeiten von Netzknoten Politik Aufgaben und Standorten • Mobilitätsangebote (überregional, regional, Öffentlichkeit Investive Binnenerschließung) Projekte • Integration von Kooperationsraum- und Mobilitätskonzept • Handlungsoptionen + Maßnahmenkatalog

Auswahl Piloträume und Umsetzung • Festlegung von Piloträumen • Maßnahmenplan in Piloträumen • Beschluss durch politische Gremien

Abb. 1: Arbeitspakete des Modellvorhabens (Quelle: BMVI) Die Modellregion Landkreis Leipzig

Die Region im Überblick

Abgrenzung der Region und den Handlungsempfehlungen weiterer Der Landkreis Leipzig umfasst 30 Kommunen mit abgeschlossener Vorhaben aufgebaut werden 20 Städten und zehn Gemeinden. wie „Wohnen im Landkreis Leipzig 2025 unter besonderer Beachtung der Alters­ Eckdaten Landkreis Leipzig 2016 gruppe 65Plus“ (2014), der „Entwicklungs­ Gemeinden: 30 strategie Multiple Häuser“ (2014) sowie den Fläche: 1.651 km² LEADER-Entwicklungsstrategien. Einwohnerzahl: 258.333 Bevölkerungsdichte: 156 Einw./km² Mit dem Landesentwicklungsplan 2013 und der anschließenden Fortschreibung der Regional­ Geografische und siedlungsstrukturelle pläne wurde ein weiterer Rahmen für das Besonderheiten, besondere Herausforderungen Modellvorhaben gesetzt. Dementsprechend Der Landkreis Leipzig grenzt an das stark wach­ knüpfte das Modellvorhaben an die 2016 durch sende Oberzentrum Leipzig an. Der Landkreis ist den Regionalen Planungsverband realisierte durch zum Teil anhaltende Bevölkerungsverluste Evaluierung des Zentrale-Orte-Systems und und gleichzeitig eine starke Überalterung ge­ die im Landkreis laufenden Vorhaben zur prägt. In einzelnen Orten konnten in den letzten Verbesserung­ der Versorgung und Mobilität an. Jahren Bevölkerungsverluste durch Zuwande­ Hierdurch waren die Ausgangsprämissen für die rung aus Leipzig abgefedert werden. Abgrenzung potentieller Kooperationsräume sowie die Prüfung der weiteren Ausgestaltung Aktiver Bergbau und die mit einer Bergbau­ von integrierten Mobilitätslösungen in der folgelandschaft verbundenen gravierenden Fläche gegeben. Strukturumbrüche sind für die Entwicklung des Landkreises prägend. Dabei bestehen starke Hervorhebenswert ist auch das seit 2016 regionale Entwicklungsunterschiede aufgrund laufende Pilotprojekt „Muldental in Fahrt“, unterschiedlicher wirtschaftlicher Ausgangs­ das zur weiteren Verbesserung des Angebotes situationen und einer teilweise sehr kleinteiligen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) Siedlungsstruktur. Diese Kleinteiligkeit stellt auf den Haupt- und Nebenstrecken sowie zur große Herausforderungen für die Sicherung Erschließung in der Fläche und neuer Nutzer­ der Versorgung sowie die Gewährleistung der gruppen schrittweise umgesetzt wird. Erreichbarkeit der Zentren und damit der Ver­ sorgungseinrichtungen dar. Im Landkreis Leipzig liegt der Fokus darauf, Angebote zur Mobilität für „Jedermann“ zu Ziele der Modellregion erreichen. Dazu zählen u. a. integrierter Takt­ Das Ziel ist es, die begonnene Neuausrichtung verkehr durch neue Haltestellen, Etablierung von Mobilitätsangeboten durch eine breite orts­ neuer Linien, Sicherung einer weitgehenden teilkonkrete Datenanalyse und die Erarbeitung Vertaktung (1h-, 2h-Takt), Erweiterung des des Kooperationsraumkonzeptes fortzusetzen. Wochenendverkehrs, neue Knoten, höhere Dabei liegt der Untersuchungsschwerpunkt auf Fahrtenhäufigkeit und gesicherte Umstiege der Kombination von Versorgung und Erreich­ möglichst bei gleichem oder nur leicht stei­ barkeitslösungen, vor allem in den drei Fokus­ gendem Betriebsaufwand (Kombination von gebieten des Landkreises. PlusBus, vertakteten Linien und SPNV). Der Schülerverkehr wird über den Taktverkehr Einordnung in den regionsspezifischen und Ergänzungslinien gesichert, was auch eine Planungs- und Entwicklungskontext Anpassung von Schulzeiten erforderte. Im dem 2015 beendeten BMVI-Projekt „Regional­strategie Daseinsvorsorge: Mobili­ Weiterer Baustein ist die Etablierung von trag­ tät und Infrastrukturen“ (FoPS) wurden für fähigen Stadtbuslinien in den Kleinstädten, um den Landkreis u. a. Handlungsräume für die die Attraktivität des ÖPNV zu erhöhen und die Verknüpfung von Versorgung und Mobilität Wahrnehmung der Zentrenfunktion zu unter­ abgegrenzt. Zudem konnte auf der Datenbasis stützen. Vorbereitende Untersuchungen für

2 Die Modellregion Landkreis Leipzig

den Südraum Leipzig und die Region Der Landkreis Leipzig präferierte eine vernetzte wurden parallel gestartet. Dementsprechend Herangehensweise bei der Umsetzung des steht im Modellvorhaben das Thema Erreichbar­ Modellvorhabens. Das bedeutet, dass zeitgleich keit im besonderen Fokus. durch den Landkreis angeschobene Vorhaben wie „Kleinstdörfer“ und „Modellvorhaben In den drei Fokusgebieten , und Elektromobilität“, die das Modellvorhaben in Thallwitz/ wurden die regionalspezi­ seiner Ausgestaltung unterstützen, abgestimmt fischen Bedarfe erfragt und Lösungsansätze umgesetzt werden (vgl. Abb. 3). herausgearbeitet, die dann zur Generierung von Vorhaben der Versorgung/Mobilität mit Mitteln aus LEADER umgesetzt werden. Hier galt es, bei der Erprobung alternativer Versorgungsansätze (z. B. multiple Häuser) zu deren Tragfähigkeit auch Bedarfe an Mobilitätslösungen zu eruieren.

Der geplante Aufbau und die Etablierung einer IT-gestützten Mobilitätszentrale als investives Teilprojekt für den Landkreis sollten in enger Zusammenarbeit mit dem Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) vorbereitet werden, um die Übertragbarkeit auf das gesamte Gebiet des MDV zu sichern. Abb. 2: Lage der Modellregion LK Leipzig

Modellvorhaben „Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen“ Schwerpunkt Mobilität

„ Fortschreibung eingebundene Projekte im Landkreis Leipzig Radverkehrskonzeption“ FR Regio 2016 – 2017

„ Elektromobilität“ Modellvorhaben BMVI 2016 – 2018

„Betriebe in Fahrt“ Fachkräfteallianz 2016 – 2018

„ Kleinstdörfer“ FR Regio Sachsen 2016 – 2017

Abb. 3: Zusammenspiel der parallelen Projekte und Vorhaben

3 Projektstruktur und Akteure

Projektstruktur

Das Vorgehen im Projekt erfolgte über einen Für die Fragen der Versorgung wurde aufgrund kooperativen Ansatz, der eine abgestimmte der eher lokalen Verortung von Lösungsansät­ Entwicklung in allen Phasen des Projektver­ zen auf bereits existierende Arbeitsstrukturen laufes und eine enge Verzahnung mit parallel in den Fokusgebieten zurückgegriffen. laufenden Vorhaben in der Region sichert.

Steuerungsgruppe Die Steuerungsgruppe bestand aus Vertretern der kommunalen Verwaltung, des Ministeriums, der Regionalplanung, LEADER-Managern sowie Fachleuten aus den Bereichen Verkehr, Wirtschaft und Daseinsvorsorge sowie der Regionalpolitik.

Die Steuerungsgruppe arbeitete projektüber­ greifend, um zum einen die Abstimmung zwischen Projekten mit Anknüpfungspunkten zu sichern und zum anderen die regionalen Akteure aufgrund vielfältiger Veranstaltungen nicht zu überlasten. Die Aufgaben der Steue­ rungsgruppe waren vor allem gerichtet auf die: – Abstimmung und Festlegung zum Projekt­ ablauf und zum jährlichen Arbeitsplan, – Festlegung der zu untersuchenden Fokusgebiete – Abstimmung zur inhaltlichen Schwerpunkt­ setzung in den Fokusgebieten – Abnahme der Berichterstattung durch den Auftragnehmer und Diskussion von weiteren Schritten

Fachliche Arbeitsgruppen Im besonderen Fokus stand für den Landkreis das Thema Mobilität. Dementsprechend wurde eine Arbeitsgruppe „Mobilität“ eingesetzt.

Damit wurde dem besonderen Abstimmungs­ bedarf im Rahmen des Modellvorhabens zur passfähigen Entwicklung der unterschiedlichen Projektansätze sowie in der Vorbereitung und Begleitung des investiven Teilprojektes Rech­ nung getragen.

Die Beteiligten des Modellvorhabens waren über die AG an allen Aktivitäten zur Diskussion von Mobilitätslösungen insbesondere auch unter Federführung des MDV beteiligt. Abb. 4: Projektstruktur, Prinzipschema

4 Vorgehen und Ergebnisse

Erhebung der Infrastruktureinrichtungen und des Mobilitätsangebotes

Die Gefährdung der wohnortnahen Versorgung Zudem kam es darauf an, die mit den laufen­ ist auf dem Land kein neues Thema. Der an­ den Mobilitätsprojekten erreichten Ver­ haltende, regional differenzierte Rückgang der änderungen zu berücksichtigen und den Blick Bevölkerung und die Verschiebung der Alters­ für Entwicklungserfordernisse zu schärfen. struktur haben direkte Auswirkungen auf die Die Ausstattung mit bzw. die Erreichbarkeit über die Jahre hin aufgebauten und gewachse­ von sozialer Infrastruktur wird zunehmend nen Angebote und Leistungen der öffentlichen zum entscheidungsrelevanten Standortfaktor. Infrastrukturen. Weniger Kinder und Jugend­ Dementsprechend brauchen die kommunalen liche benötigen weniger Kindergärten und Akteure verlässliche Informationen für die Schulen. Ein höherer Anteil älterer Menschen Ausgangssituation, um Schlussfolgerungen zur benötigt mehr speziell auf sie ausgerichtete weiteren Entwicklung ableiten zu können. Ein Angebote und eine Pflegeversorgung auch in Schwerpunkt war deshalb auch die Begleitung den Dörfern. der Projekte des Landkreises zur Neuausrich­ tung des ÖPNV. Dazu wurden im Rahmen des Dementsprechend stand im Projekt die Erhe­ ­Projektes Befragungen realisiert und ausge­ bung ortsteilkonkreter Daten zur Bevölkerungs­ wertet, z. B. im südlichen Leipziger Neuseen­ zahl, Altersstruktur sowie zu vorhandenen land. Im gleichen Kontext wurde u. a. auch das Versorgungseinrichtungen im besonderen Projekt „Betriebliches Mobilitätsmanagement“ Fokus. Abbildung 5 zeigt ein Beispiel für die im unterstützt. Modellvorhaben erstellten Infrastrukturkarten.

Abb. 5: Beispiel einer Infrastrukturkarte für Thallwitz und Lossatal

5 Vorgehen und Ergebnisse

Datenerhebung 30 Min.). Aufgrund der unterschiedlichen Die Datenerhebung nutzte insbesondere Handhabung von Fahrzeit und Gesamtreisezeit vorhandene Daten aus Vorgängerprojekten, in den oben genannten Planungsgrundlagen u. a. die Erhebung der IHK in Form des „Einzel­ wurde der reinen ÖPNV-Fahrzeit (inkl. Um­ handelsatlas“ und die Erhebung der Aus­ steigen) ein Toleranzbereich von +/- 5 Min. stattung im Rahmen des Projektes „Wohnen zugeordnet. Die Bewertung der zeitlichen im Landkreis Leipzig 2025“. Die Validierung Erschließungsqualität erfolgte in den drei der Daten und das Schließen von Datenlücken Kategorien: erfolgte schwerpunktmäßig über die Befragung – ausreichend: Fahrzeit ÖPNV ≤ 25 Min. der Kommunen, insbesondere zu informellem D. h. auch mit Berücksichtigung der Fußwege „Hintergrundwissen“. zur Zugangshaltestelle ist ein großer Teil der Fahrten zum nächsten Zentrum in 30 Min. Erreichbarkeitsanalysen möglich. Die Zielgröße 30 Min. wird in jedem Gemäß den Vorgaben des BMVI wurde für alle Fall erfüllt. Ortsteile des Landkreises die Erreichbarkeit mit – kritisch: Reisezeit ÖPNV > 25 Min. bis 35 Min. Öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖV) getrennt nach D. h. die Zielgröße 30 Min. Fahrzeit (gem. Schul- und Ferientagen erfasst. Betrachtungs­ NVP) wird nicht in allen Fällen erreicht, ein zeitraum waren die Wochentage. Grundlage zeitlicher Mehraufwand von bis zu 5 Min. war das Fahrplanangebot ab August 2017, das jedoch toleriert. Mit Berücksichtigung der bereits erste Umsetzungsschritte der aktuellen Fußwege zur Zugangshaltestelle sind 30 Min. ÖPNV-Projekte im Landkreis berücksichtigt. Die Gesamtreisezeit in den meisten Fällen nicht ortsteilgenaue Beurteilung der Erschließungs­ zu schaffen. qualität erfolgte jeweils über möglichst zentral – ungenügend: Reisezeit ÖPNV > 35 Min. gelegene Referenzhaltestellen mit dem derzeit D. h. die Erreichbarkeitszielgröße von 30 Min. und mutmaßlich auch künftig dichtestem Fahrzeit wird in jedem Fall überschritten. Je Angebot (z. B. S-Bahn-­Stationen gegenüber nach Zugangsweg ist der Zeitaufwand erheb­ Bus­haltestellen). Dabei wurden zwei Stufen lich größer, die Erreichbarkeit des nächsten realisiert: Für alle Ortsteile erfolgte eine Grob­ Zentrums ist nicht gewährleistet. analyse des Versorgungsgrades im ÖPNV mittels Darstellung der Anzahl Abfahrten pro 100 Die Bewertung der Bedienungshäufigkeit Einwohner (vgl. Abb. 5). In den Fokusgebieten erfolgte in 4 Stufen: erfolgte ergänzend eine Detailanalyse. – ≥ 13 Fahrtenpaare/Tag Bei Taktbetrieb ist ein Stundentakt zwischen Überprüft wurden die Verbindungsanzahl und 6 und 18 Uhr (bzw. mit einzelnen Lücken bis die Reisezeiten zum nächsten, für die Versor­ 20 Uhr) möglich. Dies entspricht den Min­ gung relevanten Zentrum. Das ist i.d.R. das destanforderungen der Kategorie „Plusbus“ Grund-, Mittel- oder Oberzentrum. Die Be­ des MDV. wertung der Reisezeiten (ÖV-Reisezeiten gem. – ≥ 7 Fahrtenpaare/Tag Fahrplan) orientierte sich an den Erreichbar­ Ab 7 Fahrtenpaaren ist ein 2h-Takt möglich keitszielgrößen1 der Richtlinie für integrierte (entspricht Kategorie „Taktbus“ im MDV). Netzgestaltung (RIN 2008), dem Regionalplan Die Forderung nach 4 – 6 Fahrtenpaaren Westsachsen (RP-Entwurf 2017) sowie dem pro Tag wird in jedem Fall erfüllt (gem. Nahverkehrsplan des Landkreises Leipzig (NVP). MDV-Leitlinie für ländlichen Raum mit Maßgebend im Sinne der Versorgung war die geringer Nachfrage). Reisezeit zum nächsten Zentrum innerhalb des jeweiligen Verflechtungsbereiches (Zielgröße:

1 RIN 2008: ÖV-Reisezeit vom Wohnort zum Grundzentrum in 30 Minuten (ohne Berücksichtigung der Fußwege); Regionalplan Westsachsen: Reisezeit zum Grundzentrum mit ÖV in max. 30 Min. (inkl. Fußweg); NVP Landkreis Leipzig: „Verbindungskategorie V“ zwischen Gemeinde und Grundzentrum in 30 Minuten Fahrzeit (inkl. Umsteigezeit) als Mindeststandard.

6 Vorgehen und Ergebnisse

– 2 – 6 Fahrtenpaare pro Tag vor Fahrplan­ Ein 2h-Takt ist nicht möglich, eine Mindest­ umstellung 2016 versorgung mit wenigstens 2 täglichen Fahrtenpaaren2 ist aber noch gewährleistet. – kein Angebot3 bzw. nur Einzelfahrten (z. B. ausschließlich einzelne Schulkurse)

Die Beurteilung von Bedienungshäufigkeit und Reisezeiten auf Ortsteilebene wurde für die Referenzhaltestellen in Form von unterschied­ lichen Qualitätsstufen der ÖV-Erschließung nach Fahrplan- zusammengefasst. Abb. 6 zeigt die angewende­ umstellung in 2017 te Bewertung.

Bedienungshäufigkeit (Fahrtenpaare /Tag) < 2, kein Beförderungszeit zum ≥ 13 ≥ 7 2–6 Mindest- nächsten Zentrum angebot (inkl. Umsteigen) ≤ 25 Min. 25–35 Min. >35 Min. Abb. 6: Bewertungsansatz zur Bedienqualität des ÖPNV in den OT Abb. 7: Vergleich des Erreichbarkeitsniveaus vor und nach Fahrplan- (Basis der Kartenauswertung) umstellung – Muldental in Fahrt

2 Mindestfahrtenangebot für den Linienverkehr gem. Regionalplan Westsachsen 2008 3 Die Auswertung und Darstellung räumlicher Erschließungslücken orientiert sich am aktuellen Nahverkehrsplan des Landkreises. Als durch den ÖPNV-Linienbetrieb nicht erschlossen gelten Gemeinde(teile) mit > 200 Einwohnern außerhalb eines Einzugsgebietes von 600 m bei Bushaltestellen und 1000 m bei Bahnhaltestellen.

Kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung

Der Landkreis Leipzig reicht von der Großstadt Die Analyse der Bevölkerungsentwicklung stellt Leipzig, dem in Wandlung begriffenen Südraum eine aktuelle Momentaufnahme der Situation mit seiner zunehmend attraktiven Seenland­ der Städte und Dörfer im Landkreis Leipzig schaft, dem durch die Städte und zum Stichtag 31.12.2016 dar (vgl. Abb. 8). Die geprägten Leipziger Muldenland bis Entwicklung wird geprägt durch die Nähe und hin zum ländlichen Kohrener Land. So vielfältig das gegenwärtige Bevölkerungswachstum des wie das Bild des Landkreises ist, vollzieht sich Oberzentrums Leipzig. Mit dem Bevölkerungs­ die Entwicklung. Über viele Jahre haben junge, zuzug nach Leipzig entsteht aktuell wieder ein gut ausgebildete Menschen, darunter überpro­ stärkerer Siedlungsdruck über die Grenzen der portional viele Frauen, die Region verlassen. Stadt Leipzig hinaus. Der Landkreis profitiert Das Geschlechterverhältnis ist bereits heute in hierbei besonders von seiner räumlichen Nähe der Altersklasse der 18- bis 25-Jährigen unaus­ zum Oberzentrum. Vorteile haben Räume mit geglichen. In der Region fehlen die potentiellen einer guten verkehrlichen Anbindung nach Mütter, um dem Geburtendefizit zu begegnen, Leipzig (Straße, ÖPNV, S-Bahn), aber auch die was sich in den nächsten Jahren mit dem Eintritt Orte im direkten Umkreis. Diese Entwicklung der geburtenschwachen Jahrgänge in das wird in den letzten Jahren zunehmend sichtbar. Familiengründungsalter weiter verschärfen wird. Das trifft auch die Mittelzentren wie Borna.

7 Vorgehen und Ergebnisse

Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Leipzig 2011 - 2016

Legende Einwohnerzahl kleiner 250 250 bis 500 501 bis 2000 2001 bis 5000 5001 bis 10000 größer 10000 Bevölkerungsentwicklung 2011 - 2016 in % größer 20 10,1 bis 20 0,1 bis 10

-10 bis 0 -20 bis -10,1

-30 bis -20,1 kleiner -30

Hergestellt durch Vermessungsamt Landkreis Leipzig Datengrundlage: Statistisches Landesamt Sachsen – ortsteilkonkrete Zensusdaten; Zuarbeit der Städte und Gemeinden zum Projekt "Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen, Erhebung LK Leipzig 2017",gefördert durch das BMVI Kartengrundlage: Geobasisdaten, Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen

Abb. 8: Bevölkerungsentwicklung im LK Leipzig 2011 – 2016

Damit haben sich die aktuellen (demografi­ die älteren Generationen, die mit viel Elan schen) Rahmenbedingungen für einen Teil der und kreativen Ideen Angebote ehrenamtlich Dörfer im Landkreis Leipzig spürbar verbessert. aufrechterhalten. Viele Initiativen klagen über Typische Problemlagen des ländlichen Raumes, mangelnden Nachwuchs. Aufgrund mangelnder wie sich verstärkender Bevölkerungsrückgang, Finanzierung wird jedoch die Lebens­fähigkeit starke Überalterung, hoher Leerstand von der Dörfer künftig noch mehr auf den ehrenamt­ Gebäuden, sind geringer ausgeprägt als in lichen Bereich angewiesen sein. anderen Landesteilen.

Die sich zurzeit abzeichnende verlangsamte Zuwanderung nach Leipzig wird in der Konse­ quenz nur für Teile des Landkreises den weite­ ren Bevölkerungsrückgang abfedern.

Die anhaltende innerregionale Wanderung führt zu einer weiteren Ausdifferenzierung. Es sind überwiegend junge, motivierte und gut ausge­ bildete Menschen, die in den „Schwarmstädten“ den Neuanfang wagen. Die ländlich-peripheren Räume bleiben die Verlierer mit negativen Folgen für ihre Innovations- und Leistungs­ fähigkeit. Die Zahl derjenigen, die sich für das Abb. 9: Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung Gemeinwesen engagieren und vor Ort etwas be­ (Quelle: Arbeitspapier des RPV Westsachsen zur Gesamt- fortschreibung des Regionalplanes 2008) wegen, geht zurück. Bereits heute sind es häufig

8 Vorgehen und Ergebnisse

Beteiligungskonzept und Öffentlichkeitsarbeit

Das Modellvorhaben zeigte, wie wichtig es ist, bei konfliktbehafteten gesellschaftlichen Themen die betroffenen Interessengruppen frühzeitig in die Planungen einzubinden. ­Gerade bei kontrovers diskutierten Themen wie Versorgung und Mobilität wächst die Bedeu­ tung einer aktiven Teilhabe. Genauso wichtig ist die frühzeitige Einbindung der unterschied­ lichen Fachplanungsträger und Verwaltungs­ akteure. Abb. 10 zeigt die im Modellvorhaben eingesetzten Beteiligungsverfahren.

Abb. 10: Beteiligungskonzept

Kooperationsraumkonzept

In ländlichen Gebieten scheint es unver­ Kooperationsraumkonzept als Kombination meidbar, Schulen, Gesundheitsversorgung, zentraler Orte und ländlicher Ergänzungsorte Pflegestützpunkte oder kulturelle Angebote zu soll die Basis dafür bilden, Erreichbarkeitslö­ konzentrieren und professionell zu betreiben. sungen passgenauer zu entwickeln und inter­ Die Mittel- und Grundzentren sind sehr wichtig kommunale Kooperationen zur Verbesserung für die Stabilisierung der Versorgung in der der Versorgung zu unterstützen. Region. Ihre Ausstattung muss attraktiv und aufeinander abgestimmt sein. Sie müssen Auswahlkriterien Kooperationsraum 9 Zentren für die Region sein, die mit zumut­ Basis waren die im Regionalplan Westsachsen festgelegten Grund-und Mittelzentren sowie barem Aufwand für alle erreichbar sind. Im 9 Sinne der kommunalen Feinjustierung galt deren Nahbereiche. Dabei wurden bereits grund­ es zu prüfen, inwieweit unter den konkreten zentrale Verbünde ausgewiesen, deren Fokus auf lokalen Bedingungen weitere Ergänzungsorte dem Ausbau der Versorgungskooperationen liegt. mit Bündelungsfunktion erforderlich sind. In den Gemeinden bzw. Ortsteilen, wo die Das Kooperationsraumkonzept baut auf dem Erreichbarkeit zum Grund- bzw. Mittelzentrum Zentrale-Orte-Konzept auf und ist somit eine geringe Qualität besitzt, wurde geprüft, in­ eine Ergänzung zu den bereits etablierten, wieweit Orte vorhanden sind, die aufgrund der raumplanerischen Festlegungen in Landesent­ Ausstattung und räumlichen Nähe als Nahver­ wicklungsplänen und Regionalplänen. Diese Zu­ sorger für eine Reihe umgebender Ortslagen ordnungen erfolgen auf Gemeindeebene und fungieren können. Basis für die Abgrenzung der können damit die tatsächlichen, kleinräumigen Ergänzungsorte und deren Kooperationsräume Versorgungsbeziehungen insbesondere bei bildeten vor allem funktionale Gesichtspunkte größeren Gemeindegebieten oft nur ungenau wie die Ausstattung mit Versorgungseinrich­ abbilden. Deshalb erfolgte ergänzend eine tungen (Bündelung im Kernort) sowie darauf differenziertere Analyse von Versorgungs­ ausgerichtete Versorgungsbeziehungen, die beziehungen, d.h. neben Verflechtungsbezie­ traditionell sehr differenziert sein können und hungen (z. B. Schul- /Pendlerverflechtungen) nicht von Gemeinde-, Kreis- oder ggf. sogar wurden auch Informationen zu bestehenden, Landesgrenzen bestimmt werden. Räumliche oft traditionellen Orientierungen in der Nähe und bereits bestehende Kooperations­ Nahversorgung einbezogen sowie Erreichbar­ beziehungen waren weitere wichtige Aspekte. keitsmuster auf Ortsteilebene analysiert. Das

9 Vorgehen und Ergebnisse

Im Gegensatz zur Herangehensweise bei Fokusgebiete der Ausweisung von Grundzentren liegt der Die Auswahl der Fokusgebiete erfolgte auf Schwerpunkt bei der Bestimmung von länd- Grundlage des FoPS-Vorgängerprojektes und lichen Ergänzungsorten auf der Sicherung der der Diskussionen im Vorfeld der Bewerbung Versorgung, d.h. Bündelung einer Mindestaus­ in der Kernarbeitsgruppe. Dies wurde infolge stattung für umgebende Ortsteile/Dörfer, wie der Diskussion in der Steuerungsgruppe weiter – Bildungseinrichtungen: Kindertagesstätte, präzisiert. Bei der Auswahl wurden unter­ Grundschule; schiedliche raumstrukturelle Aspekte beachtet: – Medizinische Versorgung: mindestens ein 1. Fokusgebiet Colditz (kleinteilige Siedlungs­ Allgemeinmediziner; struktur, dominiert durch ein Grundzentrum) – Sport- und Freizeiteinrichtungen: mindestens 2. Fokusgebiet Thallwitz/Lossatal (leistungs­ Sporthalle und ein Großspielfeld; fähige ländliche Orte im Umfeld des – Grundversorgung: Lebensmittelgeschäft Mittelzentrums Wurzen mit drei ländlichen (1 bis 2 Discounter). Ergänzungsorten) 3. Fokusgebiet Pegau (Teil des grundzentralen Durch das Ausweisen von Ergänzungsorten Verbundes -Pegau an der Landes­ wird eine Verbesserung der Erreichbarkeit für grenze zu Sachsen-Anhalt) die Bevölkerung angestrebt.

Abb. 11: Kooperationsraumkonzept

10 Vorgehen und Ergebnisse

Mobilitätskonzept

Im Landkreis Leipzig wurden parallel verschie­ dene Projekte zur Neuausrichtung des ÖPNV vorangetrieben. Nach intensiver Planungsarbeit von Landkreis Leipzig, MDV und Regionalbus Leipzig in Kooperation mit dem Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) und den beteiligten Kommunen startete im August 2017 das neue Regionalbusnetz im Muldental als Pilotprojekt für Sachsen. Es stellt den Beginn eines Paradigmenwechsels in Sachsen hinsichtlich des ÖPNV in ländlichen Regionen dar. Neben umfangreichen zusätzlichen Fahrtmöglichkeiten runden zahlreiche neu eingerichtete Haltstellen das Mobilitätsangebot ab. Die Buslinien verkeh­ ren nach integralem Taktfahrplan und bieten viele neue Verbindungen zwischen den Städten und Gemeinden im Projektgebiet. Dabei wurde Abb. 12: Verlauf der neuen Buslinien „Muldental in Fahrt“ beson­derer Wert auf die Erreichbarkeit der (Quelle: MDV) zentralen Orte, die Erleichterung von Umstiegen sowie die Vertaktung mit S-Bahn und Regional­ Die App-Lösung soll 2019 in einem Fokusgebiet zügen gelegt. Für rund 100.000 Einwohner/innen erprobt werden. Über die App sollen die Fahrt­ bringt „Muldental in Fahrt“ eine entscheidende angebote verknüpft und buchbar werden. Ziel Qualitätsverbesserung durch attraktive Angebote ist es, den „Digitalen Rufbus“ in den im MDV auch am Abend, am Wochenende und in den bereits etablierten IT-Ansatz „easy.GO“ einzu­ Schulferien. Ein Fahrgastzuwachs von über 10 % binden. Der Erwerb einer Dispositionssoftware seit August 2017 bestätigt dies. Erste Auswertun­ und deren Erprobung wurde im Rahmen des gen beweisen, dass das Angebot jungen Modellvorhabens gestartet. Menschen auf dem Land eine flexiblere Mobilität 2. Der Ausbau von Bedarfsverkehren mit ermöglicht. Auch Pendler und Senior/innen spezifischen Funktionen wie Einkaufs- oder nutzen die neuen Möglichkeiten zunehmend. Arztbus oder Nightliner wurden sowohl in den Befragungen als auch in den Zukunfts­ Schwerpunkt in dem Modellvorhaben war zum werkstätten thematisiert. einen, bestehende Lücken und neue Lösungen 3. Als wesentliches Mobilitätselement hat sich für den Linienbetrieb (PlusBus und TaktBus) zudem die bessere Ausgestaltung des Alltags­ herauszuarbeiten. Zum anderen sollte der radverkehrs herauskristallisiert. In vielen Bedarf an ergänzenden Lösungen in der Fläche Dörfern werden sichere Radwege zur Schule, diskutiert werden. Dazu startete in 2017 mit gute Anbindung an die S-Bahn, den PlusBus Unterstützung des ZVNL das zweite Projekt und damit zusammenhängend Bike & Ride- „Südliches Leipziger Neuseenland“, welches Lösungen von den Bürger/innen als wichtige aufbauend auf den Erfahrungen von „Muldental Ansätze angesehen. Dies wurde in der aktu­ in Fahrt“ auf eine breite Bürgerbeteiligung bei der ellen Radverkehrskonzeption des Landkreises Erstellung des Konzeptes setzte. Es wurden u. a. beachtet. folgende Ergebnisse erzielt: 4. Bei den Diskussionen in den Zukunftswerk­ 1. Bedarfsverkehre sollen selektiv eingesetzt stätten und in den drei Fokusgebieten wurden werden in Räumen und Zeiten geringer und auch alternative Lösungen berücksichtigt, z. B. schlecht bündelbarer ÖPNV-Nachfrage. Zur die Implementierung eines Bürgerbus-Angebo­ Unterstützung wurde im Modellvorhaben der tes unter der Voraussetzung der Organisation Aufbau einer App-basierten Fahrtwunschauf­ durch das Regionalbusunternehmen. nahme und -bündelung in Fahrtrouten – „Digi­ 5. Auch Überlegungen zur Vermarktung der taler Rufbus“ für Teile von zwei Fokusgebieten neuen Ansätze wurden angestellt. mit einer Machbarkeitsstudie untersucht.

11 Vorgehen und Ergebnisse

Umsetzungsmaßnahmen in Fokusgebieten

Multiples Haus Weitere sind in Vorbereitung. Wichtige Voraus­ Die Idee des Multiplen Hauses wurde vom setzung ist die breite Akzeptanz der Bevölke­ Büro rb Architekten entwickelt. Im multiplen rung und das Finden von entsprechenden Nut­ Haus können die Nutzungen täglich wechseln: zern und Dienstleistern. Die Umsetzung wurde Am Montag kommt der Arzt, am Dienstag und wird über LEADER-Mittel ermöglicht. berät die Sparkasse, am Mittwoch hilft die Physiotherapeutin, am Donnerstag kommt Ausbau von Bedarfsverkehren die Friseuse, am Freitag werden Lebensmittel Der Ausbau von Bedarfsverkehren mit spezi­ verkauft und abends und am Wochenende fischen Funktionen wie Einkaufs-, Arztbus oder gibt es Kaffeeklatsch, Skat-Abend, Tanz, Chor Nightliner sind wichtige weitere Bausteine, die und Internetkurse. Die fehlende Mobilität der von den Kommunen aufgegriffen und bei der Menschen wird ersetzt durch die Mobilität und weiteren Ausgestaltung des ÖPNV-Netzes be­ den zentralen Anlaufpunkt der „Dienstleister“. achtet werden. So wird im Fokusgebiet Colditz Nach dem Carsharing-Prinzip teilen sich die ein neuer Bedarfsverkehr (Einkaufsbus) geprüft. Dienstleister und sonstige Nutzer über Grund­ miete und Nutzungsgebühren das Haus. Das Mit dem ersten Baustein der Umsetzung des erste multiple Haus wurde in Böhlitz im Fokus­ Konzeptes „Südliches Leipziger Neuseenland“ gebiet Thallwitz 11/2016 eröffnet. wurde die Wochenenderreichbarkeit der Naherholungsziele im Leipziger Neuseenland 101 Borna – Kahnsdorf – Rötha – Böhlen – grundlegend verbessert. Damit wird ein wich­ 105 S-Bahnhof – Freizeitpark Belantis – Zwenkau tiger Beitrag auch zur Erhöhung der Standort­ 106 Großstädteln – Markkleeberg – Wachau – Probstheida / Auenhain – Störmthaler See – Böhlen attraktivität geleistet. Kern ist die PlusBusLinie

Probstheida 101, die ganzjährig das Mittelzentrum Borna und Markkleeberg, S-Bf. Nord 106 die grundzentralen Verbundstädte Böhlen und Forsthaus Raschwitz Markkleeberg, S-Bf. Zwenkau und deren umgebende Orte im 1- bzw. 105 106 Wachau, An der Hohle Cospudener See am Wochenende im 2-Stundentakt verbindet. Zöbigker, Schmiede Markkleeberg-Ost, Auenhain, Fasanenweg Seepromenade Auenhain, Seepark Freizeitpark Belantis Markkleeberger Großstädteln, Bf. See Störmthal, Gewerbepark Güldengossa 106 Auenhain, Kanupark Störmthal, Nord

Störmthal, Zwenkauer See Zwenkau, Hafen Störmthaler See Schäferei Störmthaler See, Zwenkau-Nord Zwenkau, Vineta (neu) Störmthaler See, Hafen Zwenkau, Harthsiedlung Großdeubener Weg Zwenkau, Sommerlust Zwenkau, Am Bahnhof Dreiskau Zwenkau, Konsum Zwenkau, Feuerwehr 101 105 Böhlen, Kulturhaus Zwenkau,Kotzschbarhöhe Zwenkau, Böhlen, Muckern Zwenkau, Schulstr Bergschlösschen Ärztehaus Rötha, Abzw nach Pötzschau Böhlen, Bf. August-Bebel-Str Zwenkau, 101 106 Espenhain, Schule Bushof Espenhain, Böhlen, Berufsschule Rötha, Markt Fußgängertunnel Rötha, Rietzschketal Rötha, Haeckel str. (neu)

Hainer See, Nordstrand (neu)

Kahnsdorf, An der Lagune (neu) Hainer See Zeichenerklärung Kahnsdorf, Siedlung Kahnsdorf, Hainer See Südspitze (neu) Haltestelle mit Umstieg Haltestellenstandort Neuer Haltestellenstandort Lobstädt, Großzössen, Werk 105 Linienverlauf mit Linie Glück-Auf-Str. Lobstädt, Bf. Dreiskau Haltestellenname 101 Borna, Bf Endhaltestellenname Borna, Gedenkstätte / Lobstädter Str.

Kartengrundlage: OpenStreetMap 2017

Borna, Bf. Borna, Am Pegauer Tor 101

Abb. 13: Neuseenlandlinien (Quelle: MDV)

12 Weiteres Vorgehen in der Modellregion

Weiteres Vorgehen

Umsetzung von Kooperationsraum- und Umsetzungsschritte „Mobilitätszentrale Mobilitätskonzept und Digitaler Rufbus“ Aufbauend auf der Machbarkeitsstudie ist ein Aktualisierung Regionalplan Westsachsen erster Schritt zur Etablierung „Digitaler Ruf­ Aufgrund fehlender landesplanerischer Grund­ busse“ die Beschaffung und Implementierung lagen ist eine Verankerung der ländlichen einer Dispositions-Software. Dies erfolgt in Ergänzungsorte im Regionalplanentwurf nicht enger Zusammenarbeit mit Regionalbus Leipzig möglich. Dies bleibt der weiteren Abstimmung und dem MDV, um eine zukünftige flächen­ zwischen Landkreis, Regionalem Planungs­ deckende Nutzung im MDV-Gebiet zu sichern. verband und Ministerium in Vorbereitung der Im Zuge der Implementierung der Dispositions­ Fortschreibung des Landesentwicklungsplanes software sind u. a. die regionalen Rahmenbe­ vorbehalten. dingungen einzupflegen. Die Erprobung erfolgt anhand von zwei Fallbeispielen: Fortschreibung Kreisentwicklungskonzept – Behindertenfahrdienst der AWO im Land­ Die im Modellvorhaben herausgearbeiteten kreis Leipzig sowie Handlungsempfehlungen zur Entwicklung der – Optimierung Bedarfsverkehre im Rahmen Versorgung und der Mobilität im Landkreis des Schülerverkehrs „Muldental in Fahrt“. stellen neben der erarbeiteten Datengrundlage einen wesentlichen Ausgangspunkt für die in Im nächsten Schritt ist u. a. die Verknüpfung 2018 startende Fortschreibung des Kreisent­ zu „easy.Go“ sowie zu den verfügbaren Soft­ wicklungskonzeptes dar. Das Kreisentwicklungs­ ware-Lösungen der Regionalbusunternehmen konzept als Handlungsrahmen für die nächsten erforderlich. Es wird angestrebt, den Zugang für 10 Jahre wird per Kreistagsbeschluss bestätigt. Nutzer von flexiblen Angeboten über Telefon, Internet und App-Lösung zu sichern. Das soll Erarbeitung Nahverkehrsplan die breitere Etablierung von Bedarfsverkehren Die im Modellvorhaben realisierten Unter­ und die nutzerfreundliche Kopplung mit den suchungen fließen in die ab Herbst 2018 ÖPNV-Linienangeboten ermöglichen. beginnende Fortschreibung des Nahverkehrs­ planes für den Landkreis Leipzig ein, der per Datenaktualisierung/Monitoring Kreistagsbeschluss den Handlungsrahmen für Die im Modellvorhaben gewonnenen Daten weitere Mobilitätslösungen bildet. und Informationen zur Bevölkerungsentwick­ lung und Versorgung wurden in das Geoportal Interkommunale Entwicklungsstrategien des Landkreises übernommen. Damit stehen Bei der Erarbeitung des Stadt-Umland-Konzep­ allen Bürgerinnen und Bürgern sowie regiona­ tes Wurzener Land (= Fokusgebiet Thallwitz/ len Akteuren transparente Informationen, z. B. Lossatal, Mittelzentrum Wurzen sowie Gemein­ für kommunale Planungen bis hin zu Wohnort­ de ) wurden die herausgearbeiteten entscheidungen von Familien, zur Verfügung. Ergänzungsorte aufgenommen und entspre­ chend verankert (Stand 03/2018). Für die Sicherung der Kontinuität des Monito­ rings sind die erhobenen Daten nur ein erster Umsetzung „Landkreis in Fahrt“ Schritt. Wichtig ist es, nach Lösungswegen zu Die bislang realisierten Teilkonzepte im Land­ suchen, um eine kontinuierliche, aktuelle Daten­ kreis wie „Muldental in Fahrt“ (Beschluss 2016 verfügbarkeit zu sichern. Der Landkreis Leipzig 1. Phase; Beschluss 2017 2. Phase) und „Süd­ beteiligt sich deshalb als Praxispartner am liches Leipziger Neuseenland“ (1. Beschluss Forschungsvorhaben: „Interko2 – Stadt-Land- 2017 zur Neuseenlandroute, Umsetzung Managementtool für ein qualitatives Land­ Alltagsverkehr als Beschluss 09/2018 geplant) management und zum Interessenausgleich setzen für ihre weitere Umsetzung Kreistags­ zwischen Kernstadt, städtischem Umland beschlüsse voraus. und ländlichen Räumen“. Wesentlicher Bau­ stein ist der Aufbau eines ortsteilkonkreten Monitoringsystems.

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Die zu etablierende laufende Raumbeobachtung Fortführung Steuerungsgruppe zielt darauf ab, ein Mindestmaß an kleinräumi­ Als wichtiges Arbeitsgremium hat sich die gen Daten zur Bevölkerungsentwicklung, zur Steuerungsgruppe aus Vertretern unterschied­ Ausstattung, zu Flächenverbrauch und Flächen­ licher Interessengruppen etabliert. Sie soll nutzung, zur Abbildung der Erreichbarkeit bis weitergeführt werden, um unterstützend not­ hin zu Indikatoren des Wohnungsmarkts zu wendige Entwicklungsprozesse zur Sicherung erheben und zu analysieren. Damit soll an die von Versorgung und Mobilität zu begleiten. gewonnen Erfahrungen aus dem Modellvor­ Dafür ist eine Mindestausstattung mit Mitteln haben angeknüpft und dies für weitere zum Initiieren von Vorhaben notwendig (Eigen­ Aspekte nutzbar gemacht werden. anteil für Förderprojekte).

Das Monitoring setzt die aktive Mitarbeit Interkommunale Kooperationen der Kommunen voraus, um ein praktikables Bestehende Kooperationen, auch landkreis­ Instrumentarium sowohl für die Fachämter des übergreifend, sind eine wichtige Voraus­ Landkreises als auch die Kommunalverwaltung setzung, um die Herausforderungen der auf Dauer zu gewährleisten. Zukunft zu meistern. Vor allem Mobilitäts- und Daseinsvorsorgelösungen erfordern ein Denken Für das angestrebte „integrierte Wohnflächen­ über Landkreisgrenzen hinaus. Der Landkreis konzept“ bilden zudem die gewonnenen muss dabei weiterhin als Moderator für neue Erkenntnisse zur Ausgestaltung von Mobilitäts­ Lösungsansätze im Bereich Mobilität mit ZVNL lösungen eine weitere wesentliche Grundlage. und MDV zusammenarbeiten.

Umsetzung in das politische Handeln Interkommunale Kooperationen helfen beim von Landkreis und Kommunen Abbau von Barrieren und bei der Umsetzung Grundlage für die Umsetzung der Handlungs­ neuer Ideen. Schließlich zeigt sich, dass viele empfehlungen ist die Bestätigung durch den Einzelanstrengungen oft ins Leere laufen, wenn Kreistag. Ausgehend von der Information der man nicht die nötige Unterstützung und Part­ Kreisräte werden projektbezogene Beschlüsse ner vor Ort findet. Das gemeinsame Gestalten z. B. zur weiteren Ausgestaltung von „Landkreis funktioniert dort, wo alle etwas für sich und in Fahrt“ realisiert. Ein Teil der vorgelegten ihre Interessen herausziehen können. Handlungsansätze liegt in kommunaler Hoheit. Über die regelmäßige Information in der Erschließung von Förderansätzen Bürgermeisterrunde und den jährlichen Präsen­ Die vielfältigen Förderangebote von EU, tationen und Diskussionen von Teilergebnissen Bund und Land sind zielführend für einzelne im „Überlandgespräch“ sowie der Veranstal­ Maßnahmen auszuwählen, z. B. in Form einer tung „spruchreif“ sind die Grundlagen gelegt, Umsetzung über die LEADER-Förderung in damit Handlungsansätze in kommunale Planun­ Sachsen. Hierbei übernimmt der Landkreis gen (wie das Stadt-Umland-Konzept Wurzener Beratungsfunktion. Die Beteiligung an weiteren Land) eingehen, die dann über Beschlüsse in konzeptionellen Förderungen wird von einzel­ den kommunalen Gremien umgesetzt werden. nen Teilräumen vorbereitet und vom Landkreis unterstützt.

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Marketingmaßnahmen verstetigen Digitalisierung im ländlichen Raum, autonomes Nicht zuletzt ist es wichtig, die Bevölkerung bei Fahren, aber auch Telemedizin, um nur ein paar neuen Umsetzungsmaßnahmen mitzunehmen. Beispiele zu nennen, sind weitere Herausforde­ Für ein breites Informieren sind vielfältige rungen, denen sich alle Akteure stellen müssen. Marketingmaßnahmen, wie die Nutzung des Landkreisjournals, notwendig.

Herausforderungen der Zukunft Das Modellvorhaben hat gezeigt, dass innovati­ ve Lösungen noch häufig an rechtliche Grenzen stoßen, die nur über politisches Handeln auf Bundes- und Landesebene beeinflusst werden können (z. B. die Flexibilisierung rechtlicher Grundlagen für die Personenbeförderung, Vorgaben für die Niederlassung von Ärzten). Abb. 14: Betriebsaufnahme der 1. Stufe von „Muldental in Fahrt“ Bei der Finanzierung des ÖPNV sind neue Wege zu denken. Die Diskussion in der Leipziger Region z. B. zum Bürgerticket oder zur Finanzie­ rung des ÖPNV über öffentliche Haushalte (wie in anderen Ländern etabliert) zeigt, dass ein ge­ sellschaftlicher Diskussionsprozess zur künftigen Herangehensweise unabdingbar ist.

Der kommt und kommt und kommt …

Die neuen Linien | Muldental in Fahrt: | 659 Falkenhain – Burkartshain → 613 Colditz – | 694 Wurzen – Grimma 689 Brandis – Gerichshain → mehr Haltestellen → bessere Anbindung → am Wochenende, am Abend und in den Ferien

Eine Gemeinschaftsinitiative von:

Abb. 15: Werbung – Muldental in Fahrt (Quelle: MDV)

15 Informationen und Impressum

Ansprechpartner / innen in der Modellregion

Landkreis Leipzig Stabsstelle des Landrates Wirtschaftsförderung / Kreisentwicklung Stauffenbergstraße 4, Haus 2 04552 Borna

Kontakt: Isabella Peißker E-Mail: [email protected]

Impressum

Herausgeber Redaktion Bundesministerium für Verkehr Modellregion Landkreis Leipzig und digitale Infrastruktur (BMVI) Invalidenstraße 44, 10115 Berlin Forschungsassistenz Hochschule Kontakt: Dr. Bernd Rittmeier Neubrandenburg / InnoZ GmbH E-Mail: [email protected] Satz und Grafik Wissenschaftliche Begleitung InnoZ GmbH, Berlin Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raum­ forschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen Druck und Raumordnung (BBR) Bundesamt für Bauwesen und Deichmanns Aue 31 – 37, 53179 Bonn Raumordnung (BBR), Bonn Referat I 5 Digitale Stadt, Risikovorsorge und Verkehr Stand Kontakt: Dr. Bernd Buthe September 2018 E-Mail: [email protected] Nachdruck und Vervielfältigung Forschungsassistenz Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Hochschule Neubrandenburg genauer Quellenangabe gestattet. Die von Brodaer Str. 2, 17033 Neubrandenburg der Redaktion vertretene Auffassung ist nicht Kontakt: Johann Kaether unbedingt mit der des Herausgebers oder der E-Mail: [email protected] wissenschaftlichen Begleitung identisch. Das Forschungsvorhaben wurde aus Mitteln des Innovationszentrum für Mobilität und BMVI finanziert. gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) GmbH EUREF-Campus 16, 10829 Berlin Kontakt: Dr. Melanie Herget E-Mail: [email protected]

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