DIE SCHÖNSTEN STRASSEN DER WELT

FOLGE 15

ZEITREISE IN

ATEMBERAUBENDE BERGLANDSCHAFTEN MIT TIEFEN SCHLUCHTEN, WEITEN AUSBLICKEN UND URALTEN DÖRFERN: BEI EINER RUNDE ÜBER DIE TRAUMSTRASSE KORITA KANN MAN DIE VIELFALT ERLEBEN – UND DAS NUR WENIGE KILOMETER VON , DER HAUPTSTADT DES SÜDOSTEUROPÄISCHEN LANDES, ENTFERNT.

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Die „Runde über die Korita“ („Krug oko Korita“) chen, denn die Panoramastraße­ führt durch ist die erste voll ausgeschil-derte Panoramastraße einen von verschiedenen Landschaftsformen, Montenegros. Von der Kulturen und Religionen geprägten Landstrich. Hauptstadt Podgorica aus führt sie über 65 Kilo- meter durch die Bergwelt von Kuči und an den Rand Vor dem Start lohnt sich ein Rundgang durch die der Cijevna-Schlucht. Die Tour eignet sich Hauptstadt Podgorica mit ihrem alten Stadtviertel hervorragend als Tagesausflug, nur ein paar Stun- Stara varoš mit Uhrenturm, Dom und zahlreichen den genügen, um in eine andere Welt einzutau- historischen Brücken und Museen. Ein Highlight­

Foto | NTO MontenegroFoto | NTO

77 1 | In Medun erinnert eine 1 Büste an den Schriftsteller 2 | Outdoor-Paradies: die Cijevna-Schlucht 2

Alte Dörfer

geben einen

Eindruck vom sind beispielsweise die nördlich Im Ort Korita am Fuße des 1.833 Leben der des Stadtzentrums gelegenen Meter hohen Hum orahovski ste- Ruinen der Stadt , die als hen eine katholische und zwei Kolonie des römischen Imperi- orthodoxe Kirchen. In der ortho- Menschen auf ums im zweiten Jahrhundert doxen Kirche des heiligen Elijah erstmals urkundlich erwähnt trafen sich früher die Stämme, um wurde. sich bei wichtigen Entschei- dem Land dungen zu einigen. Das Gottes- Geschichtsinteressierte Reisende haus, das schon in den 50er-Jah- kommen auch beim ersten Stopp ren beschädigt war, wurde beim nach zehn Kilometern auf ihre großen Erdbeben von 1979 zer- Kosten: Die mittelalterliche Fes- stört und schließlich 1993 wieder tung Medun geht auf das illyri- neu aufgebaut. sche Castrum Meteon zurück, das im dritten Jahrhundert vor Halbzeit und Höhepunkt der Pa- Christus auf einem länglichen noramastraße ist die 4,8 Kilome- Steinhügel errichtet wurde. Es gilt ter lange Wanderung von Kučka als eines der ältesten Bau-werke Korita zum Aussichtspunkt „Grlo in diesem Teil des Balkans. Die sokolovo“. Der Weg führt vorbei römischen Legionen erober-ten an Feldern, Weiden, Kirchen und Medun im Jahr 167 v. Chr. und durch Buchenwälder bis an den nahmen den letzten illyri-schen Rand der Cijevna-Schlucht, wo König Genthios gefangen. Später man von der Aussichtsplatt- wurde Medun zu einer Stadt und blieb über zwei Jahr-tausende erhalten.

ALTE DÖRFER UND TIEFE SCHLUCHTEN

Die Weiterfahrt in Richtung Kučka

Korita führt durch den Ort Ubli, das traditionelle Zentrum des Kuči-Stammes, nach dem die Region benannt ist. Hier erhält man einen guten Eindruck, wie die Menschen in den landwirt- schaftlich geprägten alten Dör- fern früher lebten.

Über eine Serpentinenstraße er- reicht man nach etwa 30 Kilome- tern erst einen Nadelwald und wenig später das Plateau von Kučka Korita. In 1.300 Meter Höhe gibt es auf der Hochebene viele sonnige Tage mit angeneh- men Temperaturen im Sommer

und reichlich Schnee im Winter. A_Mikhail/Shutterstock,Fotos | NTO Montenegro

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Mittelmeer Montenegro

Fakten zur Strecke

Podgorica

Die Route

Die „Runde über die Korita“ führt über 65 Kilometer von der Hauptstadt Podgorica über Medun, Ubli, Korita und Stjepovo zurück nach Podgorica.

Reisedauer

Ein ausgedehnter Tagesausflug.

Verkehrsmittel

Die kurvige Strecke macht mit dem Auto, Motorrad oder einem kleinen Wohnmobil am meisten Spaß.

Hauptstadt mit Kontrasten Die 190.000-Einwohner- Stadt Podgorica besticht mit historischen Stätten und modernen Bauwerken.

Fotos | Dusko Miljani/NTOFotos | Montenegro

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1 | Eindrucksvoll: Kathedrale in Podgorica 2 | Rast mit 1

Aussicht: Bänke am Kreuz in Delaj 2

der 700 Meter tiefer fließenden Cijevna. Empfehlenswert ist ein kurzer Spaziergang zum Aus- sichtspunkt in Stjepovo.

Nach dem Dorf Rudine steigt die Straße lange an. Vom Pass aus bietet sich schließlich ein wun-

derbarer Ausblick auf das Prokle- tije- Massiv im Osten und Podgo- rica im Westen. Die Route führt nun weiter bergab nach , form einen der spektakulärsten benannt nach den 76 Quellen, mit Ausblicke Montenegros in die deren Wasserkraft in der Re-gion über 1.000 Meter tiefe Schlucht einst 30 Wassermühlen an-

genießen kann. Westlich von getrieben wurden. Dank einer Kučka Korita liegt der 1.557 Me- geografischen Lage mit viel Son- ter hohe Berg Sokol (übersetzt nenschein gilt Fundina als der „Falke“) – ein Berg, um den sich „Garten von Kuči“. Hier, auf einer TOURISMUS viele Legenden ranken. Es ist Höhe von bis zu 700 Metern, na-heliegend, dass die steil zur stoßen das mediterrane und das IM AUFWIND Cije-vna abfallenden Felswände Gebirgsklima aufeinander. Im al-

den Namen „Kehle des Falken“ ten Ort leben heute noch etwa 50 erhal-ten haben. Menschen – Mitte des ver- gangenen Jahrhunderts waren es noch 450. Es ist das einzige Dorf LANDSTRICH MIT in Kuči, in dem sowohl Ortho-doxe BEWEGTER GESCHICHTE als auch Katholiken und Muslime leben – und das schon immer in

Herceg Novi an der Adria Auf der Weiterreise führt die kur- Frieden und Harmonie. vige Straße durch Zatrijebač mit Weniger als zwei Flugstunden von München entfernt liegt der den Dörfern Delaj, Stjepovo und Ein weiterer Abstecher von der Staat Montenegro mit seinen Rudine. Immer wieder öffnet Panoramastraße und ein schöner 660.000 Einwohnern. Erst seit sichder Blick bis zum Skadarsee Abschluss der Route ist ein Be- wenigen Jahren boomt hier der am Horizont. Zatrijebač hat eine such beim Denkmal zur Erinne- Tourismus. Vielen Reisenden ist reiche und lange Tradition. Etwa rung an die Schlacht von Fundina das Land der Schwarzen Berge, der Helden und Piraten, die im 30 Haushalte gibt es hier heute 1876, wo das montenegrinische Mittelalter die Türken aus den noch – vor einem halben Jahr- Volk die Truppen des osmani- Bergen vertrieben und hundert waren es mehr als 300. schen Reiches bezwang. Der venezianische Schiffe Die Menschen leben hauptsäch- Ausblick erstreckt sich über den überfallen haben, noch immer lich von Landwirtschaft und unbekannt. Sowohl Skadarsee, entlang des Küsten- Viehzucht. Charakteristisch für Badeurlauber als auch gebirges und auf die Hauptstadt Wanderer kommen auf ihre die Dörfer sind die niedrigen Podgorica und die umliegenden Kosten: Der montenegrinische Steinmauern, mit denen Höfe Berge. Auf dem Rückweg lohnt ein Küstenstreifen ist knapp und Felder umfriedet sind. kurzer Stopp an der markan-ten 300 Kilometer lang, davon sind 70 Kilometer Strände. Spitzkehre, um einen Blick auf Von der Aussichtsterrasse im Eindrucksvoll ist auch das einen Wasserfall und die Reste Binnenland mit Bergen bis zu Dorf Delaj hat man einen weiten einer Wassermühle zu werfen, 2.500 Metern Höhe. Ausblick auf die Cijevna-Schlucht bevor man in Podgorica in die

und das türkisfarbene Wasser Gegenwart zurückkehrt. LegART/Shutterstock,Fotos | NTO Montenegro (2)

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WEITERE ROAD-TRIPS IM OSTEN

90 Kilometer Kurven oder ein Bad im Bergsee – im Osten Europas gibt es neben der Runde über die Korita weitere span-nende Panoramastraßen. In Serbien, Rumänien, Ungarn, Polen und Slowenien kann man mit dem Auto unberührte Natur, tolle Landschaften und spannende historische Stätten entdecken.

DURCH DIE WEINBERGE SERBIENS: 90 KILOMETER KURVEN: Die Traumstraße Transfagarasan in Von der Hauptstadt Belgrad führt die Rumänien führt durch die Bergregion der Karpaten. Die Strecke Autobahn E70 in den Norden durch die besticht nicht nur durch eine eindrucksvolle Landschaft, unterwegs Provinz Vojvodina, in das bedeutendste kann man auch das Schloss Poenari besuchen, das den Schriftsteller Weinanbaugebiet des Landes. Zwischen Bram Stoker zu seinem Roman über Graf Dracula inspirierte. malerischen Hügeln und Weinbergen führt die Strecke schließlich durch den Nationalpark Fruška Gora mit seinen 16 mittelalterlichen­ Klöstern.

23 NATIONALPARKS: Stołowe in der Region Kłodzko ist einer von 23 National- parks in Polen. Er bietet interessante Routen zum Radfahren und Wandern in den Tafelbergen, einem 42 Kilometer langen Gebirgszug in Polen und Tschechien.

SCHWIMMEN AM FUSS DER ALPEN: Unweit der DURCH DIE GESCHICHTE Julischen Alpen in Slowenien liegt die Kleinstadt UNGARNS: Wer durch Ungarn Bled, wo sich die Reisenden mit einem Bad im Bleder reist, sollte es nicht versäumen, See erfrischen können. die Hauptstadt Budapest zu besuchen. Ein Besuch der Innenstadt ist ein absolu- tes Muss.

Fotos (4), Pixabay (1) | SEAT

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