Ausgabe 285 Februar 2019
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Nr. 285 Februar 2019 Die Zeitung der Kulturgemeinschaft n ow Br n- to ng ri ar C uo s D da n: le ie sp st fe ss lo ch S er rg bu gs wi ud L en d ei i b . Ma 23 Am »Ich sauf mich lila mit Tequila« Trotz Brexit: Viva Europa! »Charleys Tante« als Operette: In Fellbach ist die Die Ludwigsburger Schlossfestspiele bieten Klassik K ammeroper München zu Gast und Jazz, Tanz und sogar Comedy Wer noch Heinz Rühmann kennt, hat am ehesten gisseur und Autor Dominik Wilgenbus Instrumen- Ob Sinfonik, Kammermusik, Jazz, Musik-Satire, Kammermusik im kleinen Kreis verspricht ein diese Szene in Erinnerung: Mit Pumps, Kleid und talstücke von Ernst Fischer aus den dreißiger bis Ballett, Kunstlied, phantastische Musik-Szenerie Abend mit den französischen Klassikstars Gautier Federschmuck im Haar schlug der Komiker die fünfziger Jahren verwendet und vertextet hat. Seine oder Klassik im Freien mit Orchester und Feuer- Capuçon und Jean-Yves Thibaudet am 7. Juni im Saiten der Gitarre und sang mit verstellter Stim- kurzweilige Inszenierung ist bereits mehrere Jahre werk – die Kulturgemeinschaft hat all das bei den Theatersaal des Ludwigsburger Forums am me von seinem »Heimatland Brasilien«; da »platzt auf Tournee und macht nun am 11. und 12. Februar Ludwigsburger Schlossfestspielen von Mai bis J uli Schlosspark (20 Uhr). Auf dem Programm stehen jeder Mann vor Temperament«, drum ziehe es ihn auch Station in der Schwabenlandhalle Fellbach. diesen Jahres für ihre Mitglieder im Angebot. Cellosonaten von Claude Debussy, Johannes auch dorthin, »wo Leidenschaft wie Feuer brennt«. Die Handlung ist schnell erzählt: Der Student Am 12. Mai gibt der renommierte Jazz-Pianist und Brahms und Sergej Rachmaninow. Wenn der Die Szene war der komödiantische Höhepunkt der Charley will seiner Amy einen Heiratsantrag ma- Komponist Fred Hersch einen Solo-Abend im Or- C ellist Capuçon und der Pianist Thibaudet ge- Verfilmung von »Charleys Tante«. Rühmann chen, kann sie aber nur im Beisein einer An- denssaal des Ludwigsburger Schlosses (19 Uhr). meinsam Brahms’ hochromantischen Klassi- v erkleidete sich als ältliche Madame, um junge standsdame treffen. Deshalb überredet er kurzer- Der 1955 in Cincinnati geborene Musiker ist als zismus, Debussys farbige Klangzaubereien und Liebende bei einem Techtelmechtel nicht in hand seinen Freund Lord Babberley, in Frauen- Grenzgänger zwischen Jazz und Klassik unter- Rachmaninows episch weitgespannte Dialoge Schwierigkeiten zu bringen. Die prüden viktori- kleidung zu schlüpfen. Der mimt die reiche Witwe wegs. Nach frühem Klavierunterricht studierte ohne Worte lebendig werden lassen, darf man ein anischen Moralvorstellungen, die um 1900 in aus Brasilien allerdings so überzeugend, dass sich Hersch in Boston Musik und machte sich dann in musikalisches Gipfeltreffen erwarten. England herrschten, erforderten eben Täu- prompt ältere Herren wohlig erregt um sie bezie- New York als Begleitmusiker bei Band-Projekten Mit zwei neuen Produktionen kehrt am 15. Juni schungsmanöver. Die kannte man auch im hungsweise ihn scharen. Die Gefühlsverwirrun- von Stan Getz, Joe Henderson, Gary Burton, Art das Ballett am Rhein ins Ludwigsburger Forum Deutschland der fünfziger Jahre noch allzu gut, gen spitzen sich derartig zum Chaos zu, dass sich Farmer oder Charlie Haden einen Namen. Zu sei- zurück (20 Uhr). Mark Morris hat seinen fließen- in jener Zeit also, als der Film gedreht wurde. Charleys falsche Tante im Rausch des Rollentau- nen Vorbildern zählte damals Bill Evans. Es sollte den Tanzstil in »Pacific« mit Musik von Lou sches zuletzt sogar mit Lord Stephen Spettigue im nicht lange dauern, bis auch Herschs eigene Pro- H arrison kombiniert. Der hierzulande kaum Charleys Tante Schottenrock verloben will. jekte und seine in der Szene gern als »impressio- b eachtete Komponist wurde 1917 in Portland Ernst Fischer (Musik), nistisch« rezipierten Soloprogramme internatio- (Oregon) geboren. Die Spannweite seiner Werke Dominik Wilgenbus (Inszenierung) »So erfrischend komisch, nal aufhorchen ließen. In den 1990er Jahren hat- reicht von kirchentonaler Archaik und nicht- Schwabenlandhalle Fellbach dass man sich garantiert drei Tage lang ten seine Alben mit Paraphrasen bekannter Titel temperierter Stimmung bis zu Mikrotonalität, 11. und 12. Februar, jeweils 20 Uhr die Lach-Yoga-Übungen spart.« von Thelonious Monk und den Musical-Legenden e thnischen Elementen und zur Verwendung Karten für Mitglieder: 29 / 36 Euro Richard Rodgers und Oscar Hammerstein Erfolg. selbstgebauter Instrumente. Martin Schläpfers So suchen acht Personen, jung wie alt, auf der Büh- Choreografie der »44 Duos« für zwei Violinen Dem englischen Dramatiker Brandon Thomas ge- ne der Schwabenlandhalle ihr Glück. Die musika- Im Chaos des Brexits wurden ganze Handlungs- von Béla Bartók spürt Parallelitäten des Musiker- lang mit seiner Verwechslungskomödie »Charleys lischen Arrangements werden vom 14-köpfigen stränge von Puccinis »Turandot« verdreht und Tänzerlebens nach. Tante« 1892 ein riesiger Erfolg. Deshalb hat sich auch Salonorchester der Kammeroper München gespielt, die Kammeroper München den Stoff vorgenommen, wobei es auch ungewöhnliche Einlagen gibt wie ein Zur »kleinsten Operette der Welt« schrumpft bei dem »Orchester mit Flügeln« und mit den aber eine Operette daraus gemacht, für die der Re- Marimbaphon-Solo. Das Ergebnis sei »derart ko- britischen Music-Comedy-Duo Carrington-Brown Schwestern Katia und Marielle Labèque misch, dass man sich garantiert drei Tage lang die (Titelfoto) Giacomo Puccinis letzte Oper »Turan dot«. Lach-Yoga-Übungen spart«, meinte eine Kritikerin. Mit ihrem »einmaligen Bühnenspektakel« kommen Wie sein älterer Landsmann Fred Hersch ist Und auch andere Rezensenten waren sich einig, die beiden miteinander liierten, seit mehr als zehn der Komponist und Gitarrist Bryce Dessner, dass das etwas angestaubte Travestie-Stück in der Jahren im Zweierpack samt einem Cello namens Joe J ahrgang 1976, in Cincinnati aufgewachsen. Er hat Münchner Fassung erfrischend daherkomme, vor auftretenden Künstler Rebecca C arrington und Colin sich z unächst als Mitglied und Songwriter der allem, weil Maximilian Nowka die falsche Tante im Brown am 23. Mai ins historische Ludwigsburger I ndie-Rock-Band »The National« einen Namen Fummel ohne alle Peinlichkeiten und ohne allzu Schlosstheater (20 Uhr). Brown war unter ande- gemacht. Mittlerweile hat er weltweit auch Erfolg albernes Getue über die Rampe bringe. rem als Background-Sänger von Robbie Williams als Tonsetzer zeitgenössischer Kunstmusik. Knapp drei Stunden lang serviert die Kammer- auf Tournee, bevor er die Cellistin Ca rrington N amhafte Musiker wie das Kronos Quartet, das oper München überdrehte Dialoge, Slapstick und kennenlernte und mit ihr nach Berlin zog. Ensemble Intercontemporain, Steve Reich, akrobatische Tanznummern, bei denen es gern »Turnadot« heißt die in Ludwigsburg zur »Welt- M atthias Pintscher oder Gustavo Dudamel führen auch mal über Stühle geht. Es gibt Heiratsdurch- premiere« gelangende Schrumpf-Version der seine Werke auf. V. einander, zündende Couplets und Ensembles und Puccini-Vorlage. Den lädierten Namen der chine- Das Klavierduo Katia und Marielle Labèque hat im Kalauer wie »Ich sauf mich lila mit Tequila«. Der sischen Prinzessin und des Stücks erklärt das Duo Vorjahr Dessners neues Konzert für zwei Klaviere Bühnenbildner Peter Engel hat auf die Bühne eine mit dem Chaos des Brexits. In dessen Turbulen- mit dem London Philharmonic Orchestra aus der große Bücherwand gestellt mit Klassikern, aber zen seien nicht nur Sänger, Orchestermusiker Taufe gehoben. Jetzt präsentieren die beiden auch allerhand amüsanten Buchtiteln, an den Sei- und die ganze Crew der Produktion abhanden- b erühmten Schwestern diese Komposition am ten hängen Karten von Brasilien und Indien, die gekommen, sondern auch ein paar Handlungs- 28. Juni im Forum am Schlosspark (20 Uhr). Das das passende Ambiente bieten für diese Theater- stränge der Oper verdreht worden. »Im deut- Orchester der Schlossfestspiele spielt unter der reise ins viktorianische England. Auch die Kostü- schen Exil« habe man sich also daran machen L eitung seines Chefdirigenten Pietari Inkinen. me von Uschi Haug orientieren sich an der Zeit, müssen zu retten, was zu retten war. Das Publi- U nter dem Motto »Orchester mit Flügeln« erklingt erlauben sich augenzwinkernd aber ein ironisches kum kann sich auf eine musikalisch und textlich neben weiteren Stücken auch Bartóks beliebtes Spiel mit der Historie. Adrienne Braun brillante Problemlösung freuen. Konzert für Orchester. Fortsetzung Seite 3 Kulturgemeinschaft Stuttgart e. Willi-Bleicher-Straße 20, 70174 Stuttgart Anzeige ©Anton Corbijn EINZIGARTIG! Das Stuttgarter Ballett feiert JiříKylián FREE FALL Photographic Study by JiříKylián Vom 13. Februar -23. Februar 2019 im Kammertheater ONE OF AKIND Stuttgarter Erstaufführung // Choreographie von JiříKylián Vom 22. Februar -31. März 2019 im Opernhaus Karten unter: 0711/202090 // www.stuttgarter-ballett.de Kartenservice 0711 22477-20 Wählen Sie selbst! Alle Veranstaltungen mit diesem Symbol [email protected] Kultur sind wählbar im Rahmen des Wahl-Abos. 3 Szene Februar 2019 Trotz Brexit: Viva Europa! Fortsetzung von Seite 1 Einen Tag später bieten Spätr omantikers Loeffler und die »Arpeggione«- angekündigte Abend mit dem Titel »Berg« wird Tonsetzern das beliebte Klassik Open Air auf der C hristiane Karg (Sopran), Antoine Tamestit (Bratsche) Sonate von Schubert zu hören (20 Uhr). inszeniert von Arno Synaeve und dirigiert von Festinwiese beim Seeschloss Monrepos (21 Uhr) und Malcolm