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Die Presse fremdelte, die Kunden kauften – mit dem Rekord A gelang 1964 der bis dahin erfolgreichste Rekordjahrgang überhaupt 50 Jahre Rekord A

„Ein Rekord im Nachempfinden frappante Ähnlichkeit mit dem seit aus dem Mutterkonzern wohlge - gelang der Rüsselsheimer anderthalb Jahren auf dem Markt merkt. Dann setzt lautes Wehklagen AG bei der Neuformung ihres Mittel - erfolgreichen Kompaktwagen Chevy ein, heute, aber auch schon 1963. klassewagens Rekord. Der Rekord II der amerikanischen Opel-Mutter Nur selten gelingt einem Designer 1963, der in der vergangenen Woche .“ Mit dieser säuerli - eine Form, die Jahrzehnte überdauern präsentiert wurde, hat äußerlich eine chen Wertung begrüßte der SPIEGEL kann. Der angesprochene NSU Ro80 1963 den neuen – und gehört dazu, der Porsche 911, der verschwieg, dass im Automobilbau Citroen DS, der Mini, aber auch der seit Jahr und Tag der eine vom ande - erste , aus dem in ren abguckt. Dem Audi-Modellpro - Etappen der Rekord hervorgehen gramm ist der NSU Ro80 noch sollte. immer anzusehen, im aktuellen Golf 1953 wurde aus dem Olympia der finden sich Elemente des Golf 1, der Olympia Rekord, abonniert auf Platz wiederum vom Simca 1100 beein - 2 der deutschen Zulassungsstatistik, flusst war, und Mercedes zitiert gern kritisiert für die nach US-amerikani - eine Dachform, die schon 1962 beim schem Muster jährlich vorgenomme - „Die große Fahrfreude“ – dank neuer Chrysler 300 abgekupfert war. Des - ne Modellpflege. 1957 folgte der Vorderachse und viel Detailarbeit sen Front übrigens Volvo kopiert hat. erfolgreiche Rekord P1, erstmals mit keine Übertreibung Wehe aber, Opel übernimmt etwas, vier Türen zu haben. Mit dem P2

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wuchs die Modellfamilie erneut an: Neben dem Zweitürer, dem Viertürer und dem Caravan war nun auch ein Coupé zu haben. Doch Vor - machtstellung in der Mittelklasse war nicht mehr in Stein gemeißelt – VW brachte für Aufsteiger vom Käfer den unausgegorenen 1500, Ford den gefälligen 17m P3, im Volksmund „Badewanne“ genannt. Der BMW 1500 beerbte Borgwards Isabella, Importe wie Peugeot 404, 1500 oder Volvo P121 drängten auf den deutschen Markt. Der Rekord blieb die Nummer 1, aber nicht mehr das Auto, das man eben in dieser Klasse kaufte. 1962 hatte Opel mit dem Kadett nicht Elegante Erscheinung – das Coupé, ab 1964 auch mit sechs Zylindern zu haben nur die Rückkehr in die kleine Klasse gestartet, sondern auch einen Bruch verbesserten die Lebensdauer ebenso in der Formensprache vollzogen: kein wie der Ölfilter. Die Kurbelgehäu - Zierrat mehr, klar gegliederte Flä - seentlüftung führte nun zum Verga - chen, viel Glas, gute Raumausnut - ser. zung. Dazu flotte Fahrleistungen und Besonders viel Mühe gaben sich die niedriger Verbrauch durch wenig Entwickler beim Verbessern des Gewicht. Der Kadett begann auf Fahrkomforts: Neue Motoraufhän - Anhieb, Opel Kunden zu verschaffen, gungen halfen, Schwingungen zu die bislang mit der Marke wenig reduzieren. Die Kardanwelle war anfangen konnten. Doch die Umset - zweiteilig, und die neu konstruierte Stein des Anstoßes – die Ähnlichkeit zung des mit dem Kadett begonnenen Vorderachse erhielt in Gummibuch - zum Chevy II Wandels auf den Rekord zu übertra - sen gelagerte Zugestreben. Vor allem gen erwies sich als schwierig: Die half sie aber, das zuvor häufig kriti - lich das Coupé verfügbar, mit dem zugleich sachliche und gefällige sierte Eintauchen beim Bremsen und 1,7-Liter-S-Motor gut motorisiert. Karosserie, typisch Opel raffiniert das Aufsteigen beim Beschleunigen Für eine kleine Sensation sorgte Opel raumökonomisch konstruiert, ver - zu reduzieren. im Juni 1964: Viertürige Limousine sprach mehr Modernität als das Paket Doch solche Verbesserungen sah der und Coupé konnten nun auch mit Rekord halten konnte. Motor und Kunde nicht auf Anhieb, während dem 2,6 Liter messenden Sechszylin - Getriebe kamen vom Vorgänger und eine Reihe Vereinfachungen ins Auge der des Kapitän bestellt werden. Der gingen im Prinzip noch auf den Ur- fielen: ein simpler Knebel statt der intern halb spöttisch, halb ehrfürchtig Olympia zurück. 55 PS leistete der bislang verbauten Drehbetätigung des „Rekortän“ genannte Hybride nahm 1,5 Liter, 60 bzw. 67 PS der 1,7 Liter. Ausstellfensters, billig wirkende den Commodore vorweg und hätte Reichlich im Vergleich mit den 39 PS Polsterstoffe oder eine schlichte weit mehr als die nur gut 12.000 des ersten Olympia, nicht viel im Stange, wo zuvor aufwendige Gelen - Einheiten erreicht, wäre Opel auf die Vergleich mit dem BMW 1500, der ke die Motorhaube offen hielten – Nachfrage eingestellt gewesen. Die 80 PS aus 1,5 Litern holte. Dass der diese Details sorgten für Erstaunen Fertigungskapazitäten in Rüsselsheim von der Fachpresse bereits für veral - bei langjährigen Opel-Fahrern. ließen einfach nicht mehr zu. Doch tet erklärte Opel-Motor hinsichtlich Schon im Februar 1962, lange vor ausgerechnet dieses vermeintlich der Elastizität immer noch den Maß - den sonst für die Produktionsumstel - unvernünftige Modell, das Entwick - stab in seiner Klasse setzte, wurde im lung genutzten Werksferien, begann lungschef Mersheimer gegen einige Vergleich der Papierwerte nicht die Fertigung der zweitürigen Limou - Widerstände durchgesetzt hat, erwies überall erkannt. Tatsächlich ließen sine mit 1,5 und 1,7 Liter-Motoren. sich schließlich als der Meilenstein die Opel-Ingenieure den Motoren viel Im April konnte das Stahlschiebedach der Baureihe: Es bestätigte, Opel Feinarbeit angedeihen: Für die Mehr - bestellt werden, im Juni Scheiben - konnte nicht nur mit dem flotten leistung sorgte in erster Linie eine bremsen. Im Juli folgten die viertüri - Kadett bei jungen Käufern punkten, neue Auspuffanlage, die auch einen ge Limousine und der Lieferwagen, sondern auch mit gediegen präsen - leiseren Motorlauf ermöglichte. Roto- im August das L-Paket für die Li - tierter Sportlichkeit bei arrivierten Caps, Ventildrehvorrichtungen, mousine. Im September war schließ - Kunden landen.

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Nach 882.433 Einheiten wurde 1965 Individualisten, die darauf verzichten Wie schon vor 50 Jahren ist ein der Rekord A vom B abgelöst, op - können und das besondere im ver - Rekord A in erster Linie vernünftig. tisch nur retuschiert, aber nun mit meintlich banalen zu schätzen wis - Sein Reiz erschließt sich nur denen, den lange erwarteten neuen CIH- sen. Der ohv-Motor in seiner letzten die sich auf ihn einlassen. Und dann Motoren. Zum Millionenseller wurde Ausbaustufe etwa bietet Reife und dabei bleiben. Hans-Joachim Goerke erst der Rekord C, doch die Modell - hohen Gebrauchsnutzen, das Fahr - fährt seit Ewigkeiten Rekord A und politik, die diesen Erfolg schließlich werk einen deutlichen Fortschritt, den hat gerade in dZ 218 darüber berich - ermöglicht hat, hat mit dem Rekord Opel damals zum Slogan „Die große tet, aber auch Christoph Nehmes und A begonnen. Fahrfreude“ inspiriert hat. Dabei ist Winfried Leweling sind seit vielen In der Oldtimerszene kam der Rekord es nicht so hart wie das des späteren Jahren im A unterwegs. Auf der A erst spät an. Mit dem Rekord P1 Rekord C oder D. Üppige Platzver - nächsten Seite erzählt Thomas Oser und dem Rekord C konnten sich hältnisse und riesiger Kofferraum von seiner Langzeit- Liaison mit dem gleich zwei von vielen als besonders machen Opels erfolgreiche Mittel - Rekord A. charismatisch empfundene Modelle klasse bis heute zu einem guten schnell als Liebhaberfahrzeuge Reisewagen, der noch den Vorteil der Stefan Heins *1662 etablieren. Auch dadurch wurde dem Wartungsfreiheit vieler Bauteile Fotos: Opel Classic Archiv der Adam Rekord A lange nur wenig Aufmerk - mitbringt: Ab in den Urlaub, ohne Opel AG, Archiv Bart Buts *2307 samkeit zuteil. Seine Fahrer sind Fettpresse.

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