448 Bayerischer Gemeindetag 10/2017

Der Industrie- und Gewerbepark -Ippesheim

Der Industrie- und Gewerbe- Ein Beispiel gelungener der Mitgliedsgemeinden und park Gollhofen-Ippesheim, kurz: interkommunaler dem/der Verbandsvorsitzenden. „GOLLIPP“, ist ein zentraler Jedes Verbandsmitglied entsen- Standort in der Südhälfte der Zusammenarbeit det pro 6,5% des Umlageschlüs- Bundesrepublik mit optimaler sels einen Vertreter in die Ver- Verkehrsanbindung unmittelbar Dr. Doris Klose-Violette, bandsversammlung. an der Schnittstelle der Verkehrs- Verbandsvorsitzende GOLLIPP und Die beteiligten Gemeinden und adern BAB 7 und B 13. Über das Erste Bürgermeisterin Markt Ippesheim ihr Umlage- und Ertragsvertei- nur 20 Kilometer entfernte Auto- lungsschlüssel: bahnkreuz zur BAB 3 liegt der Frankfurt International Airport 150 fen. Ebenso sollte dem Auspendler - Gemeinde Ergersheim 15 % Kilometer in nordwestlich, die Metro- überschuss entgegengewirkt werden. Gemeinde Gollhofen 20 % pole Nürnberg 80 Kilometer in östli- Vor mehr als 25 Jahren gründeten die Gemeinde 8 % cher Richtung. Ebenfalls weniger als acht Landgemeinden der Verwaltungs- Markt Ippesheim 20 % 200 Kilometer sind Stuttgart und gemeinschaft (Einwohner Markt 10 % Mannheim (via BAB 6) entfernt. aktuell ca. 7.350) im Landkreis Neu- stadt/Aisch-, Mittel- Gemeinde 8 % Warum interkommunale franken, einen Zweckverband mit Gemeinde 10 % Zusammenarbeit? dem Ziel, ein gemeinsames Gewerbe- Gemeinde 9 % Die durchgängige Inbetriebnahme gebiet auszuweisen und zu unterhal- Flexibilität ist eine der Grundvoraus- der BAB 7 im Jahr 1986 bildet einen ten, zunächst ohne konkrete Fest - setzungen für zeitnahes und bedarf- strukturellen Grundstein. Schon früh legung des räumlichen Wirkungsbe- sorientiertes Handeln. Die Mitglieds- erkannten die regionalen Verantwor- reiches. Bald folgte die Festlegung, gemeinden übertragen der Zweckver- tungsträger das Potential dieses Stand - die heute noch Gültigkeit hat: Das bandsversammlung – ein überschau- ortes, gleichzeitig auch die Notwen- Zweckverbandsgebiet erstreckt sich bares, kurzfristig verfügbares Gre - digkeit, auf den Strukturwandel im auf Flächen der Gemeinde Gollhofen mium – weitgehende eigene Entschei- landwirtschaftlich geprägten Raum und des Marktes Ippesheim. dungsbefugnisse. zu reagieren und nachhaltig zusätz - Interkommunale Zusammenarbeit – Der Zweckverband übernimmt bau- liche Erwerbsmöglichkeiten zu schaf- fast ein Novum in jener Zeit. Aber das planungs- und bauordnungsrechtli- Ergebnis eines Teilraumgutachtens be- che Befugnisse, lediglich die Flächen- stärkte die „Gründungsväter“ in ihrer nutzungsplanung bleibt Vorleistung Absicht: Gemeinsam konnten gleich- der beiden Standortgemeinden. Er gerichtete Interessen gebündelt und zeichnet verantwortlich für die Erschlie- Synergieeffekte genutzt werden; der ßung, ist Straßenbaulastträger und Landverbrauch wurde minimiert, be- satzungsrechtlich zuständig für die trächtliche Vorleistungen auf viele öffentlichen Einrichtungen Wasserver- Schultern verteilt. Ein Beispiel: Allein sorgung und Abwasserbeseitigung. die Investitionsumlage 1993 für Grund - Die Abwasserbehandlung erfolgt in erwerb und Darlehensfinanzierung der zentralen Kläranlage der Stand - betrug umgerechnet fast 1,2 Mio. Euro. ortgemeinde Ippesheim.

Der Zweckverband Wirtschaftliche Entwicklung Die Rechtsform des Zweckverbandes Der Industrie- und Gewerbepark um- „GOLLIPP“ gründet auf dem Gesetz fasst ein Gebiet von 620.000 m². Einer über kommunale Zusammenarbeit ersten Teilerschließung im Jahr 1994 Dr. Doris Klose-Violette © Markt Ippesheim (KommZG). Seine Organe sind die Ver- folgten erste Ansiedlungen. Zwischen - bandsversammlung mit 13 Vertretern bilanz etwa zehn Jahre später: Auf 10/2017 Bayerischer Gemeindetag 449

einer Fläche von 136.000 m² hatten maschinen Verkaufs- und Service- der Haustür“ zu schaffen; finanzielle sich fünf Betriebe etabliert, die rund zentrum. Erträge für die beteiligten Gemein- 200 Arbeitsplätze boten. den stehen nicht primär im Focus. In den Folgejahren schien die Weiter- Arbeitsplätze und Ausbildung Mutig und visionär darf man die entwicklung zu stagnieren. Als Grün- „vor der Haustüre“ Gründerväter des interkommunalen de hierfür können sicher die zuneh- 500 Arbeitsplätze (zuzüglich Aushilfs- Gewerbegebietes „GOLLIPP“ nennen. mende Öffnung nach Osten mit Stand - kräften) wurden am Standort ge- Aber eine Einigung bei der nicht un - ortverlagerungen und die Häufung schaffen in einer Flächenregion, die erheblichen initialen Vorfinanzierung mitbewerbender Standorte, insbeson- nach wie vor geprägt ist von der zu finden, das darf man ohne Über- dere entlang der immer stärker fre- Landwirtschaft, mit nur knapp 50 Ein- treibung als zukunftsweisende Meis - quentierten Verkehrsader BAB 7, ins wohnern pro km² - der aktuelle Lan- terleistung bezeichnen. Feld geführt werden. desdurchschnitt liegt bei 182 Einwoh- Finanzielle Entwicklung Aber das Credo des „mit vereinten nern pro km². Laut Bayerischem Lan- Kräften“ blieb ungebrochen und wur- desamt für Statistik kann im Regie- Die Höhe der Umlagen, insbesondere de 2005 bekräftigt durch die Grün- rungsbezirk Mittelfranken eine vor- für Grunderwerb, laufenden Unterhalt dung der Kommunalen Allianz „Fran- sichtig positive Prognose für die Be- und Zinsleistungen beläuft sich für ken West“ mit ursprünglich elf Kom- völkerungsentwicklung gestellt wer- den Zeitraum 1993 bis 2017 auf munen. Als eines der Schlüsselprojek- den. Das Umfeld des Industrie- und knapp 3,6 Mio. Euro. Demgegenüber te stand und steht auch hier das inter- Gewerbeparks ist also durchaus als stehen die Erträge, die an die Mit- kommunale Standortmarketing an konjunkturstabil und dynamisch zu gliedsgemeinden entsprechend dem erster Stelle. bewerten. Verteilungsschlüssel weitergegeben Inzwischen hat die Weiterentwick- Viele der Betriebe setzen darauf, den wurden (Stand 31.12.2016): Grund- lung im „GOLLIPP“ wieder Aufwind Nachwuchs im eigenen Hause auszu- steuereinnahmen ab 1995 knapp 1,1 genommen. Heute sind neun Be - bilden. Etwa fünfzehn verschiedene Mio. Euro, Gewerbesteuereinnahmen triebe auf insgesamt 255.000 m² an- Ausbildungssparten werden angebo- ab 1998 mehr als 5,6 Mio. Euro. Der gesiedelt; ein weiterer wird im nächs - ten; mit der anstehenden Neuansied- derzeitige Darlehensstand liegt bei ten Jahr hinzukommen. Statistischen lung auch die Kombination zum dua- knapp 2,4 Mio. Euro, das Grundvermö- Analysen konform stammt ein Groß- len Studium. Zu beklagen ist nach wie gen (bebaubare Flächen) im Gewer- teil (im Fall des GOLLIPP 70%) der Ge- vor die Unterversorgung im Netz des bepark umfasst rund 55.000 m². Die werbe-Neuansiedlungen aus der na- ÖPNV. Junge Auszubildende verfügen finanzielle Entwicklung über den hen Region, Entfernung 50 Kilometer oft noch nicht über eine Fahrerlaub- Zeitraum ist in der Grafik dargestellt. oder weniger. Die übrigen Betriebe nis. Über betriebseigene Beförderungs- haben ihren Stammsitz im Freistaat möglichkeiten wird bereits nachge- „Weiche“ Standortqualitäten“ Bayern, vornehmlich Nordbayern. dacht. Schaffung von Arbeitsplätzen sichert Vielfältig ist die Bandbreite der im Oberstes Ziel war und ist, qualifizierte Lebensraum – Erwerbsmöglichkeit ist GOLLIPP angesiedelten Sparten: und qualifizierende Arbeitsplätze „vor Grundvoraussetzung für private An- • Tank- und Rastanlage – ein Geheim- tipp unter Truckern 'K>>/WWʹ &ŝŶĂŶnjŝĞůůĞŶƚǁŝĐŬůƵŶŐ • gleich nebenan – Freizeiterlebnis ϯ͘ϬϬϬ͘ϬϬϬ Kartcenter • Produktion Bau: Fertigbetonelemen- Ϯ͘ϱϬϬ͘ϬϬϬ te, innovative Abdichtungslösungen aus Flüssigkunststoff sonstige Pro- Ϯ͘ϬϬϬ͘ϬϬϬ duktion: konfektionierte Klebepro- ϭ͘ϱϬϬ͘ϬϬϬ

dukte überwiegend für den Fahr- hZK zeugbau • Freizeit- und Campingzubehör – ϭ͘ϬϬϬ͘ϬϬϬ Großhandelsunternehmen, europa- weit marktführend, am Standort an- ϱϬϬ͘ϬϬϬ sässig mit Hauptverwaltung, Schu- Ϭ lungseinrichtungen und Logistik ϭϵϵϯ ϭϵϵϰ ϭϵϵϱ ϭϵϵϲ ϭϵϵϳ ϭϵϵϴ ϭϵϵϵ ϮϬϬϬ ϮϬϬϭ ϮϬϬϮ ϮϬϬϯ ϮϬϬϰ ϮϬϬϱ ϮϬϬϲ ϮϬϬϳ ϮϬϬϴ ϮϬϬϵ ϮϬϭϬ ϮϬϭϭ ϮϬϭϮ ϮϬϭϯ ϮϬϭϰ ϮϬϭϱ ϮϬϭϲ • Bioerdgasanlage – Lieferverträge für hŵůĂŐĞŶ ^ĐŚƵůĚĞŶ 'ƌƵŶĚƐƚĞƵĞƌ 'ĞǁĞƌďĞƐƚĞƵĞƌ Energiepflanzen sichern Landwir- Finanzielle Entwicklung im GOLLIPP © Dr. Klose-Violette ten alternatives Einkommen Land- 450 Bayerischer Gemeindetag 10/2017

Auch weiche Standortfaktoren sind wichtig … © Weinparadies Franken siedlung. Darüber hinaus bietet der cher Expansionsflächen, bedarfsge- „GOLLIPP“ überzeugende sog. weiche rechte Erschließung und Schaffung Standortqualitäten im Hinterland: Be- neuer Arbeitsplätze mit Qualifikation zahlbarer Baugrund, Kindergärten und bei minimiertem Landverbrauch. Vor- Kinderkrippen direkt am Wohnort ausschauender Grunderwerb sichert ohne Wartezeiten, Grundschulen mit Konkurrenzfähigkeit im Wettbewerb. überschaubaren Klassenstärken, von Derzeit ist es kaum möglich, Flächen Mittelschule bis Gymnasium die ge- aus der landwirtschaftlichen Produk- samte Palette an weiterführenden tion ersatzlos zu erwerben, zumal es Schulen, Gesundheit Erst- und Grund- sich im Umgriff des „GOLLIPP“ durch- versorgung wohnortnah und regio- weg um Böden mit hoher Bonität nal gewährleistet. Die Region ist be- handelt. Ackerland ist in zunehmen- kannt für ihren Freizeit- und Erho- dem Maß zu einer stabilen Investi - lungswert. Historische Kleinode der tionsanlage geworden, schon seit ge- Architektur eingebettet in gewach - raumer Zeit sind die Marktpreise im sene Kulturlandschaft, ein interessan- Spitzensegment angekommen. Es gibt tes Wanderwegenetz, Wein an seinem erste Überlegungen, Nachbargemein- Ursprungsort verkosten und erleben, den im angrenzenden Landkreis für z.B. im „Weinparadies Franken“, ein eine Erweiterung des Verbandsgebie- weiteres mit dem Tourismuspreis aus- tes zu gewinnen, um vorhandene gezeichnetes Beispiel kommunaler Strukturen noch effizienter nutzen zu Allianz. Kurzum, hier, wo andere Ur- können. laub machen, lässt es sich gut leben. Weitere Informationen: Ausblick GOLLIPP Tel. 09842 / 20760 Das interkommunale Gewerbe- und [email protected] Industriegebiet Gollhofen-Ippesheim ist in der zweiten Generation ange- kommen. Auch in Zukunft bleiben oberste Maximen die Bestandspflege der ansässigen Betriebe, dazu gehört insbesondere die Vorhaltung mögli-