Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

1 Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

Auftraggeber Werra-Meißner-Kreis vertreten durch Vize-Landrat Dr. Rainer Wallmann Schlossplatz 1 37269 Tel. 0 56 51/3 02-0 E-Mail: [email protected] Internet: www.werra-meissner-kreis.de

Auftragnehmer KEEA Klima und Energieeffizienz Agentur UG haftungsbeschränkt Heckerstraße 6 34121 Tel.: 0561 2577 0 E-Mail: [email protected] Internet: www.keea.de

Bearbeiter Armin Raatz Madlen Freudenberg Matthias Wangelin Sven Katzauer Rainer Gburrek Andreas Fröhlich Hannah Koch Jan Paternoster Beatrice Weiskircher

In Kooperation mit Wohnstadt Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft Hes- sen mbH Wolfsschlucht 18 34117 Kassel Tel.: 0561 1001-0 Internet: www.nhps-projektentwicklung.de Bearbeiter Ingolf Linke Karolin Stirn Uli Türk Veronika Schreck Clemens Exner Mahir Hassen Dominik Reimann

Seeger Engineering GmbH Industriestraße 25–27 37235 Telefon: 05602 9379-0 E-Mail: [email protected] Internet: www.seeger-engineering.eu Bearbeiter Markus Klockmann Tim Steindamm

Stand: September 2016

Eine Vorbemerkung zum Sprachgebrauch Mit Rücksicht auf die gute Lesbarkeit des Textes wird auf die gleichberechtigte Nennung der männli- chen und weiblichen Form verzichtet. In der Regel wird das männliche Genus verwendet, gemeint sind beide Geschlechter. Insofern nicht anders angegeben gilt für alle im vorliegenden Dokument verwen- deten Abbildungen als Quelle Klima und Energieeffizienz Agentur 2009–2016.

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ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

AGES Österreichische Agentur für SB Städtebau Gesundheit und Ernährungssi- TABULA Typology Approach for Build- cherheit GmbH ing Stock Energy Assessment AW Altersgerechtes Wohnen VDI Verein Deutscher Ingenieure BGS Bruttogeschoßfläche e.V. BMUB Bundesministerium für Umwelt, VM Verkehr und Mobilität Naturschutz, Bau und Reaktor- WDVS Wärmedämmverbundsystem sicherheit WEGE Werratal Energie- und Um- BV Bewusstseinsbildung und Ver- weltgesellschaft mbH netzung WFG Wirtschafts-Förderungs- CO2 Kohlenstoffdioxid Gesellschaft EE Erneuerbare Energien Werra-Meißner Kreis mbH EG Energetische Gebäudesanie- WI-Bank Wirtschafts- und Infrastruktur- rung bank EnEV Energieeinsparverordnung WV Wärmeversorgung EZFH Ein-oder Zweifamilienhaus FW Fernwärme GEMIS Globales Emissions-Modell integrierter Systeme GIS Geographisches Informations- system GWP Global Warming Potential HeRo Kompetenzzentrum Hessen- Rohstoffe e.V. HMWEVL Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung KEV kumulierter Energieverbrauch KfW Kreditanstalt für Wiederauf- bau KWK Kraft-Wärme-Kopplung MFH Mehrfamilienhaus MIV Motorisierter Individualverkehr ÖPNV öffentlicher Personennahver- kehr PEV Primärenergieverbrauch RDH Reihendoppelhaus

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INHALTSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ...... 3 INHALTSVERZEICHNIS ...... 4 EINLEITUNG ...... 7 1 DAS UNTERSUCHUNGSGEBIET...... 9 1.1 Werra-Meißner-Kreis ...... 9 1.2 Ringgau-Netra ...... 10 1.3 Das Quartier ...... 11

2 METHODIK ...... 12 2.1 Projektstruktur ...... 12 2.2 Kommunikations- und Beteiligungsstrategie ...... 13 2.2.1 Arbeitsgruppe ...... 14 2.2.2 Lenkungsgruppe ...... 14 2.2.3 Beirat...... 14 2.2.4 Zentrale Auftaktveranstaltung ...... 15 2.2.5 Bürgerdialoge ...... 15 2.2.6 Einzelgespräche und Interessensgruppen ...... 16 2.2.7 Abschlussveranstaltung ...... 17 2.3 Datenerhebung und –recherche ...... 17 2.3.1 Bestandserfassung vor Ort ...... 17 2.3.2 Energieverbrauchsdaten ...... 18 2.3.3 Demografiedaten ...... 20 2.3.4 Desk Research und vorhandene Konzepte ...... 20

3 ANALYSE ...... 21 3.1 Demografie ...... 21 3.1.1 Einwohnerzahl ...... 21 3.1.2 Bevölkerungsentwicklung ...... 21 3.1.3 Prognose Einwohnerentwicklung ...... 24 3.1.4 Altersstruktur ...... 24 3.2 Städtebauliche Situation ...... 26 3.2.1 Siedlungsstruktur ...... 26 3.2.2 Denkmaltopografie ...... 27 3.2.3 Bebauungsstruktur ...... 27 3.2.4 Nutzung und Funktion ...... 28 3.2.5 Gebäudetypologie ...... 28 3.2.6 Gebäudealter ...... 31

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3.2.7 Gebäudeelemente ...... 31 3.2.8 Freiraum...... 38 3.2.9 Verkehr und Mobilität ...... 39 3.3 Energetische Situation ...... 40 3.3.1 Wärmeverbrauch ...... 40 3.3.2 Stromverbrauch ...... 41 3.3.3 Wärmeversorgung ...... 41 3.3.4 Einsatz erneuerbarer Energien ...... 42 3.3.5 Verkehr und Mobilität ...... 43

3.3.6 Energie und CO2-Bilanz ...... 44 3.4 Ergebnisse aus den Bürgerdialogen ...... 48 3.4.1 Erster Bürgerdialog, 03. März 2016 ...... 48 3.4.2 Zweiter Bürgerdialog, 11. Mai 2016 ...... 49

4 POTENZIALE...... 50 4.1 Städtebauliche Potenziale ...... 50 4.1.1 Gebäude und Barrierefreiheit ...... 50 4.1.2 Freiraum und Barrierefreiheit...... 50 4.2 Energetische Potenziale ...... 52 4.2.1 Wärmeeinsparpotenziale ...... 55 4.2.2 Stromeinsparpotenziale ...... 56

4.2.3 CO2-Minderungspotenziale ...... 61 4.2.4 Potenziale zur Primärenergieeinsparung ...... 61 4.2.5 Energiekosteneinsparpotenziale ...... 61 4.2.6 Erneuerbare Energien ...... 62 4.2.7 Wärmenetze ...... 63 4.2.8 Potenziale Verkehr und Mobilität ...... 66

5 WEITERE INFORMATIONEN ZUR ENERGETISCHEN QUARTIERSENTWICKLUNG ...... 68 5.1 Ausbau der Solarstromnutzung ...... 68 5.1.1 Mieterstrommodelle ...... 68 5.1.2 Finanzierungsmodelle für PV-Anlagen ...... 69 5.2 Anpassung von Angebot und Nachfrage: „Demand Side Management“ und „Smart Metering“ ...... 70 5.3 Vollkostenvergleich verschiedener Heizsysteme ...... 72 5.4 Gebäudesanierung mit nachwachsenden Rohstoffen ...... 74

6 QUARTIERSENTWICKLUNGSSTRATEGIE ...... 76 6.1 Szenarien und Entwicklungstrends ...... 77

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6.2 Kommunales Leitbild und Leitlinien ...... 79 6.3 Quartiersbezogene Handlungsfelder und Maßnahmen ...... 80 6.3.1 Städtebau ...... 83 6.3.2 Verkehr und Mobilität ...... 90 6.3.3 Energetische Gebäudesanierung...... 92 6.3.4 Kostenübersicht ...... 98 6.3.5 Zeitplan Umsetzung im Quartier ...... 99 6.4 Interkommunale Zusammenarbeit ...... 100 6.4.1 Maßnahmen ...... 101 6.4.2 Kostenübersicht ...... 115 6.4.3 Zeitplan Umsetzung interkommunales Sanierungsmanagement ...... 116

7 MONITORING UND CONTROLLINGKONZEPT...... 117 8 SANIERUNGSMANAGEMENT ...... 121 9 FÖRDERPROGRAMME ...... 123 10 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK ...... 129 11 ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS...... 130 12 LITERATURVERZEICHNIS ...... 134 13 ANHANG...... 135

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EINLEITUNG

Um Fortschritte beim Klimaschutz und bei den Verpflichtungen des Kyoto-Protokolls1 zu erreichen, haben Deutschland sowie das Land Hessen maßgebliche Schritte zur Verminderung der Emissionen von Treib- hausgasen eingeleitet. So hat die Bundesregierung im Jahr 2010 ein Energiekonzept festgeschrieben, durch das eine Reduktion der CO2-Emissionen von mindestens 40 Prozent bis 2020 und von 80 bis 95 Prozent bis 2050 gegenüber 1990 erreicht werden soll. Kernpunkte des nationalen Konzepts sind der Ausbau erneuerbarer Energien und eine erhebliche Steigerung der Energieeffizienz. Als ein wesentli- ches Instrument dient hierzu das vorliegende „Integrierte Energetische Quartierskonzept“ - welches in diesem Fall als Modellprojekt vorliegt. Durch die Zusammenarbeit benachbarter Kommunen soll so zu- sätzlich ein Erfahrungsaustausch stattfinden und Synergieeffekte erschlossen werden. Die Finanzierung des Konzepts wird zu 65 % von der KfW übernommen. Kofinanziert wird das Projekt des Weiteren mit 30 % vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwick- lung. Der Eigenanteil beteiligter Kommunen ist in Höhe von 5 % der Projektkosten sehr moderat gehal- ten. Dieser kann in Form von geldwerten Eigenleistungen (Bereitstellung von Daten, Räumen und Dienst- leistungen etc.) verrechnet werden. Ziel des vorliegenden Projektes ist die Erarbeitung umsetzungsreifer Projektansätze und Handlungsstra- tegien unter Mitwirkung einer breiten Öffentlichkeit in den sechs ausgewählten Quartieren in Eschwege, Großalmerode, , Meißner-Germerode, Ringgau-Netra und im Rahmen des KfW-Programms „Energetische Stadtsanierung“. Unter Mitwirkung einer breiten Öffentlichkeit wurden dabei entsprechend der Förderrichtlinie die Themen Energie und Wohnen im Schwerpunkt bearbeitet. Landkreis und die beteiligten sechs Kommunen möchten hierdurch weiterhin eine Vorbildfunktion im Kli- maschutz einnehmen. Mit dem im Februar 2012 beschlossenen Klimaschutzkonzept hat der Kreistag eine Zielrichtung für die zukünftige Klimaschutzpolitik des Werra-Meißner-Kreises vorgegeben. Der Kreis hat sich dabei zu einer CO2-Reduzierung um 70 % gegenüber 2010 bis zum Jahr 2050 verpflichtet. Strom soll bis 2050 bilan- ziell zu 100 % aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. In verschiedenen kommunalen Konzepten wurde das Thema in den folgenden Jahren weiter bearbeitet. So befasste sich zum Beispiel Eschwege im Rahmen des Projekts „Eschwege den Hof machen!“ (Mai 2015) mit klimaangepassten Stadtinnenhöfen. Im Integrierten Handlungskonzept zum Stadtumbau der Stadt Großalmerode ist als ein Ziel die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien sowie als Maßnah- me die Sanierung von Wohngebäuden formuliert. Herleshausen befasste sich im Jahr 2010 mit der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung einer Wärmeversorgung der gemeindeeigenen Gebäude. Das integrier- te kommunale Entwicklungskonzept der Stadt Witzenhausen (2015) umfasst mit dem Handlungsfeld „Siedlungsentwicklung, Ortsbild, Wohnen“ das Ziel, öffentliche Gebäude und Einrichtungen energetisch zu sanieren. Weiterhin wird das Ziel eines natur- und landschaftsverträglichen Ausbaus der regenerati- ven Energien formuliert. Diese und weitere Beispiele zeigen exemplarisch auf, dass die Themen Klima- schutz und Energie wesentliche Schwerpunkte in Verwaltung, Politik und breiter Öffentlichkeit sind. Mit dem vorliegenden Quartierskonzept setzt der Werra-Meißner-Kreis in Zusammenarbeit mit den sechs ausgewählten Kommunen die Inhalte des Klimaschutzkonzeptes auf Stadt- und Ortsteilebene um und entwickelt, unter Einbindung der vorgenannten Aktivitäten, den Klimaschutzprozess auf kommunaler Ebene weiter. Dieser kann einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Städte und Gemeinden, aber auch der gesamten Region, leisten, denn Klimaschutz bedeutet konkrete Investitionen in die Zukunft des Landkreises und seiner Kommunen. Mit dem vorliegenden Konzept wird daher ein integrierter An-

1 Das im Februar 2005 in Kraft getretene Abkommen legt erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern fest, welche die hauptsächliche Ursache der globalen Erwärmung sind. Hierdurch soll die globale Erderwärmung auf maximal 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden. 7

Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra satz verfolgt, der verschiedene Aspekte aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales gleicher- maßen aufgreift.

In den Konzeptgebieten wurden für dieses Projekt etwa 7 % der Gebäude des gesamten Werra- Meissner-Kreises analysiert. Rund 6 % der Bevölkerung des Kreises sind Bewohner dieser Quartiere.

Tab. 1: Gesamtzahl Einwohner und Gebäude in zu sanierenden Quartieren (Quelle: NH; Regionaldatenbank Deutschland) Einwohner im Quartier Quartier Hauptgebäude im Quartier (Hauptwohnsitz) Eschwege 915 2.300 Großalmerode 169 400* Herleshausen 232 800* Meißner-Germerode 310 850* Ringgau-Netra 122 400 Witzenhausen 390 1.100* SUMME 2.138 5.850 * geschätzt

Gesamtzahl der Wohngebäude im Werra-Meissner-Kreis: 32.871 (Stand 2011) Gesamte Einwohner im Werra-Meissner-Kreis: 100.206 (Stand 2014) Gliederung Der vorliegende Teilbericht Ringgau-Netra ist Bestandteil des Modellprojekts integrierte energetische Quartierskonzepte in sechs Kommunen des Werra-Meißner-Kreises. Die Ausgangssituation im Landkreis und die Strukturdaten zum Quartier, sowie vorhandene Klimaschutz- aktivitäten in Ringgau-Netra sind in Kapitel 1 beschrieben. Die Projektstruktur, die Kommunikations- und Beteiligungsstrategie sowie die Methoden zur Datenerhebung werden in Kapitel 2 erläutert. In der Ist- Analyse werden in Kapitel 3 die demografische Entwicklung, die aktuelle städtebauliche und energeti- sche Situation sowie die Ergebnisse aus den Bürgerdialogen vorgestellt. In Kapitel 4 sind die sich aus der Analyse ergebenden Potenziale, sowohl aus stadtplanerischer, als auch aus energetischer Sicht abgebildet. Kapitel 5 beinhaltet Informationen allgemeiner Art zur energetischen Quartiersentwicklung. Erläutert werden bspw. Mieterstrom- und Finanzierungsmodelle für die Solarstromnutzung, Informatio- nen zu „smart metering“ und „demand side management“, Vollkostenvergleiche verschiedener Heizsys- teme und eine Übersicht möglicher Wärmedämmstoffe. In Kapitel 6 sind die Strategie zur künftigen Entwicklung des Quartiers sowie der Maßnahmenkatalog aufgeführt. Das Controllingkonzept zur Fort- schrittsüberprüfung der formulierten Maßnahmen ist in Kapitel 7 dargestellt. Kapitel 8 stellt das Modell für ein Sanierungsmanagement in den Quartieren vor. In Kapitel 9 wird ein Überblick über aktuelle (09/2016) Förderprogramme gegeben. Kapitel 10 fasst die wesentlichen Inhalte des vorliegenden Berichts zusammen und gibt einen Ausblick zum weiteren Vorgehen. Abschließend ist die verwendete Literatur in einem Literaturverzeichnis zusammengeführt sowie alle Grafiken, Fotos und Tabellen in ei- nem Abbildungsverzeichnis dargestellt. Im Anhang befinden sich Kartenwerke und verwendete Materia- lien zur Öffentlichkeitsarbeit und Presseartikel.

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1 DAS UNTERSUCHUNGSGEBIET

Im nachfolgenden Kapitel sind die lokalen Gegebenheiten des Werra-Meißner-Kreises und des Quar- tiers in Ringgau-Netra dargestellt. Hierzu gehören Lage, Größe, Siedlungsstruktur und Landnutzung sowie Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaftsstruktur und bisherige Klimaschutzaktivitäten.

1.1 Werra-Meißner-Kreis Der Werra-Meißner-Kreis liegt im Nordosten des Bundeslands Hessen und ist dem Kassel zugeordnet. Im Norden grenzt er an Niedersachsen mit dem Landkreis Göttingen und im Osten an Thüringen mit dem Landkreis Eichsfeld. Im Westen tangiert er den Landkreis Kassel und den Schwalm-Eder-Kreis, sowie im Südwesten den Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Der Landkreis umfasst eine Gesamtfläche von 1.024 km² mit 16 Gebietskörperschaften, die sich aus acht Städten und acht Ge- meinden zusammensetzen. Im Landkreis leben 100.156 Menschen (vgl. WFG 2016). Der Landkreis ist mit seiner Mittelgebirgslandschaft vorwiegend ländlich geprägt (vgl. WFG 2016). So entfallen 42 % auf Waldflächen und 44 % auf landwirtschaftliche Flächen. Höchster Punkt ist der na- mensgebende Hohe Meißner mit 754 m. Der Kreis wird von Südosten nach Nordwesten von der eben- falls namensbezeichnenden Werra durchflossen. Der Werra-Meißner-Kreis ist, gemessen an seiner Ein- wohnerzahl und Fläche, der kleinste der fünf nordhessischen Landkreise. Der Landkreis wird von vier Autobahnen und neun Bundesstraßen durchzogen. Mit dem Ausbau der A44 wird der Lückenschluss zwischen den westlichen und östlichen Oberzentren verfolgt. Weiterhin sollen die Ortsteile entlang der hoch frequentierten B7 entlastet werden. Im Landkreis gibt es derzeit sieben Stromtankstellen, mehr als 20 Ladestationen für E-Bikes sowie mehrere E-Bike-Verleihstationen (vgl. WEGE 2016).

Abb. 1: Der Werra-Meißner-Kreis liegt im Nor- Abb. 2: Kreisstadt des Landkreises ist Eschwege (Wikipe- den von Hessen (Wikimedia.org 2009a) dia.org 2009b)

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Tab. 2: Verteilung der Bevölkerungszahl auf die Gebietskörperschaften des Landkreises

Städte Einwohner Gemeinden Einwohner Eschwege 19.470 5.020 Witzenhausen 14.701 4.710 Hessisch Lichtenau 11.980 Meißner 3.080 Bad Sooden-Allendorf 8.350 Ringgau 2.925 7.510 Herleshausen 2.820 Großalmerode 6.540 Neu-Eichenberg 1.850 4.430 1.580 4.150 Weißenborn 1.070

Seit mehreren Jahren befasst sich die Region Werra-Meißner auf unterschiedlichen Ebenen mit den Themen Energieeinsparung, Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Klimaschutz. Ein Vorzeigepro- jekt ist mitunter die im Jahr 2015 erarbeitete und vom hessischen Umweltministerium geförderte Bio- masse-Strategie (Witzenhausen-Institut 2015). In diesem wurde seit März 2014 ein landkreisweites und stoffstromübergreifendes Nutzungskonzept erstellt, um Synergieeffekte durch gemeinsame Nutzung und Verwertung bisher kaum berücksichtigter holziger Biomasse zu erzielen. Im Jahr 2011 wurde die Werratal Energie- und Umweltgesellschaft mbH (WEGE) gegründet. Diese fungiert als regionaler Ansprechpartner zu Fragen bezüglich Energie, Umwelt und Klima. Die WEGE bietet kostenfreie Energieberatungen an, gibt Hilfestellungen zu Fördermöglichkeiten und unterstützt klimaschutzbezogene Initiativen. Beiträge der WEGE zu bereits umgesetzten Projekten reichen von Energieeinsparkonzepten über die Begleitung von Projekten zu erneuerbaren Energien wie Photovolta- ik-, Biogas- und Windenergieanlagen bis zur Begleitung von Studien und Konzepten. Im Jahr 2012 wurde die kreisweit aktive Energiegenossenschaft Bürgerenergie Werra-Meißner eG gegründet. Zu den bisher realisierten Projekten zählt eine im August 2014 in Betrieb genommene Kleinwasserkraftanlage in der Gemeinde Meißner im Ortsteil Germerode. Zurzeit (2016) beteiligt sich die Genossenschaft an der Realisierung des Windpark Rohrberg der Städtischen Werke Kassel. Des Weiteren ist der Kreis in 2015 dem Netzwerk 100%-Erneuerbare-Energien-Regionen beigetreten.

1.2 Ringgau-Netra Netra ist einer der sieben Ortsteile der Großgemeinde Ringgau, welche mit einer Fläche von 66,48 km2 die drittgrößte Gemeinde im Werra-Meißner Kreis ist. Netra liegt zusammen mit den anderen Ortstei- len in der Mitte Deutschlands zwischen dem Thüringer Wald und dem Hohen Meißner. Der Ort bildet mit dem Dorfgemeinschaftshaus den Verwaltungsmittelpunkt der Gemeinde und beherbergt 584 Ein- wohner auf 13,7 km2. Das Wahrzeichen Netras ist die historische Jakobskirche aus dem Jahr 1480, zu der der Elisabethpfad 2 bzw. Weg der Jakobspilger führt. Eine weitere Besonderheit stellt das zum Ende des 16. Jahrhun- derts erbaute Wasserschloss Netra dar. Touristisch attraktiv ist Netra auch durch die Wanderroute Premiumweg P13 und das Schloss Netra.

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1.3 Das Quartier Das ausgewählte Quartier erstreckt sich über eine Fläche von 14 ha. Im Norden wird das Quartier von der Kriegergasse, im Süden von der Brauhausstraße, westlich von der Lindengasse sowie östlich von der Schlossstraße und der K23 eingegrenzt.

Abb. 3: Abgrenzung des Quartiers in Netra Abb. 4: Evangelische Jakobskirche in der Kirchstraße Im Zentrum befindet sich das Dorfgemeinschaftshaus. Dieses beinhaltet das Gemeindezentrum und die Gemeindeverwaltung. Im Dorf sind ein Nahkauf, welcher vom Verein Aufwind e.V. betrieben wird, eine Poststelle, eine Gaststätte sowie ein Flüchtlingsheim zu finden. Zudem befindet sich im Quartier eine in der Brauhausstraße ansässige VR-Bank. Des Weiteren ist das Gemeindebild geprägt von eng stehenden Fachwerkhäusern, Einfamilienhäusern und den sich am Rande des Quartiers befindenden Bauernhäusern. Netra besitzt ein reges Vereinsleben mit vielen aktiven Bürgern. Zu den Vereinen gehören z.B. der För- derverein, der Heimatverein, die freiwillige Feuerwehr, der Kirchenchor und der TSV Netra.

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2 METHODIK

Im nachfolgenden Kapitel wird die für das Projekt entwickelte Kommunikationsstrategie vorgestellt. Dabei wird auf die einzelnen Beteiligten und während des Projektverlaufes gebildeten Gremien sowie die Bürgerveranstaltungen eingegangen. Weiterführend erfolgt die Erläuterung der im Projekt ange- wendeten Erfassungsmethoden durch die Projektbearbeiter.

2.1 Projektstruktur Auftraggeber des Modellprojekts ist die Kreisverwaltung des Werra-Meißner-Kreises, vertreten durch den stellvertretenden Landrat Dr. Wallmann und die WEGE. Herr Dr. Wallmann fungiert während des Projekts als Projektleiter auf Seiten des Auftraggebers. Vertreten wird er durch Frau Maxisch, die Energieberaterin beim Landkreis. Die WEGE ist mit der Gesamtprojektsteuerung betraut. Auftragnehmer des Modellprojekts ist ein Projektteam, bestehend aus den drei Ingenieurbüros Klima und Energieeffizienz Agentur aus Kassel (KEEA) (Konsortialführer), Nassauische Heimstätten Projektstadt aus Kassel (NH Projektstadt) und Seeger Engineering aus Hessisch Lichtenau. Die KEEA ist für die Ge- samtprojektleitung, -steuerung und -kommunikation, das Berichtwesen, die energetische Bestandserfas- sung und -bewertung, die Abbildung energetischer Potenziale sowie die Akteursbeteiligung zuständig. NH Projektstadt befasst sich mit städtebaulichen und Freiraum bezogenen sowie demographischen As- pekten. Seeger Engineering bearbeitet die Entwicklung von Wärmeversorgungslösungen. Die einzelnen Quartiere bzw. Städte und Gemeinden werden während des Projektverlaufs durch die Bürgermeister vertreten. Die Stadt Eschwege wird durch Herrn Heppe, Witzenhausen durch Frau Fi- scher, Großalmerode durch Herrn Nickel, Herleshausen durch Herrn Scheld, Ringgau-Netra durch Herrn Fissmann und Meißner-Germerode durch Herrn Junghans vertreten. Die Bürgermeister, die WEGE und Herr Dr. Wallmann sowie Frau Maxisch bilden zusammen mit Vertretern der Ingenieurbüros die Len- kungsgruppe (s. Kap. 2.2.2).

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Auftraggeber und Projektleitung Projektbearbeitung

Werra- Projektmanagement Stadtentwicklung Detailbetrachtung der Umsetzung Tel.: +49 5651 302-0 Energetische Untersuchung Demografie Wärmeversorgung Meißner- [email protected] Kreis KEEA Seeger NH Engineering Dr. Rainer Wallmann Gabriele Maxisch Klima und ProjektStadt Energieeffizienz Agentur GmbH Tel.: +49 5651 302-1020 Tel.: +49 5651 302-2751 rainer.wallmann@werra- gabriele.maxisch@werra- Tel.: +49 69 6069-0 meissner-kreis.de meissner-kreis.de Tel.: +49 561 25770 Tel.: +49 5602 9379-0 [email protected] [email protected] [email protected]

Armin Raatz Dominik Reimann Markus Klockmann Projektleitung AN Projektmitarbeiter Projektmitarbeiter Projektsteuerung und Projektkommunikation Tel.: +49 561 25 770 Tel.: +49 561 1001 – 1203 Tel.: +49 5602 9379-21 [email protected] dominik.reimann@nh- [email protected] projektstadt.de

WEGE Tel.: +49 5651 7449-70 [email protected] Werratal Energie- und Matthias Pöhler Umweltgesellschaft Projektkoordination AN [email protected] Michael Otto Maréen Schröder

Tel.: +49 5651 7449-73 Tel.: +49 5651 7449-70 michael.otto@werra- mareen.schroeder@wege-werra- Hannah Koch Herleshausen meissner-kreis.de meissner.de Teilprojektleiterin Ringgau-Netra & Witzenhausen [email protected] Meißner Eschwege Kommunale Vertreter Andreas Fröhlich Andreas Nickel Klaus Fissmann Teilprojektleiter Integrierte Großalmerode und Meißner energetische Tel.: +49 5604/ 9335-14 Tel.: +49 5651 7449-73 Quartierssanierung [email protected] [email protected] [email protected]

Madlen Freudenberg Großalmerode Ringgau Friedhelm Junghans Burckhardt Scheld Teilprojektleiterin Tel.: +49 5657 98 96 11 Tel.: +49 5654 9895-12 Herleshausen [email protected] [email protected] [email protected] Witzenhausen

Sven Katzauer Alexander Heppe Angela Fischer Teilprojektleiter Tel.: +49 5651 304-211 Tel.: +49 5542/ 508 101 Eschwege [email protected] [email protected] [email protected]

Lenkungsgruppe

Abb. 5: Die Innovation des Projekts besteht in der Zusammenarbeit zwischen Landkreis und sechs kreiseigenen Kommunen

2.2 Kommunikations- und Beteiligungsstrategie Eine erfolgreiche Umsetzung der Einzelmaßnahmen ist nur durch eine gute Zusammenarbeit vieler Ak- teure und durch eine Abstimmung mit lokalen Entwicklungsprozessen möglich. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund, dass die Entwicklung konkreter und umsetzungsorientierter Maßnahmen auf kommuna- ler Ebene nur möglich ist, wenn die jeweiligen lokalen Rahmenbedingungen (verfügbare technische Möglichkeiten, Menschen vor Ort) berücksichtigt und gemeinsam Projekte erarbeitet werden, die von den Akteuren vor Ort mitgetragen werden. Auch der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung mit anderen Akteuren in der Region können wesent- lich dazu beitragen, Umsetzungshemmnisse zu überwinden und Synergieeffekte zu nutzen. Um dies zu erreichen ist neben einer detaillierten Datenerhebung besonders die wertschätzende Einbeziehung der Verwaltung, der Bewohner, Unternehmer und weiterer Akteure in den Entwicklungsprozess von entschei- dender Bedeutung. Nur wenn die jeweiligen Akteure einen direkten oder indirekten Nutzen erkennen, kann sich eine Eigendynamik bei der Umsetzung entwickeln. Dabei kann dieser Nutzen sowohl materiel- ler als auch ideeller Gestalt sein.

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Abb. 6: Die Erstellung eines umsetzungsreifen Quartierskonzeptes setzt eine zielgruppenspezifische Kommunikati- onsstrategie voraus. Diese umfasst, neben niedrigschwelligen Informationsangeboten, auch Methoden zur Konsulta- tion und Mitbestimmung Zur übergeordneten Projektabstimmung mit den Bürgermeistern und weiteren relevanten regionalen Akteuren wurden im Rahmen des Modellprojektes eine Arbeitsgruppe, ein Beirat sowie eine Lenkungs- gruppe gebildet. Zur Abstimmung in den Quartieren fanden flankierend Treffen mit lokalen Arbeits- gruppen, Interessensverbänden sowie Interviews mit Einzelpersonen vor Ort statt. Zusätzlich wurden in jedem Quartier jeweils drei Bürgerdialoge durchgeführt (s. Kap. 2.2.5) Die Mitglieder der Lenkungsgruppe, des Beirates und der Arbeitsgruppe wurden mittels E-Mails zu den jeweiligen Abstimmungsveranstaltungen eingeladen. Über Artikel und Anzeigen auf den Internetauftrit- ten des Landkreises, der WEGE, der teilnehmenden Städte und Gemeinden sowie der Projektbearbei- ter wurde die breite Öffentlichkeit über den Projektverlauf und anstehende Veranstaltungen informiert. Zusätzlich wurde die Öffentlichkeit mittels Anzeigen in der Tagespresse (Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen (HNA), Werra Rundschau), durch die Verteilung analoger Projektflyer mittels Postwurfsen- dung in jedem Haushalt in den Quartieren und über Plakate auf das Projekt und die Veranstaltungen aufmerksam gemacht. Die Zeitungsanzeigen sowie die analogen Printmedien sind im Anhang darge- stellt.

2.2.1 Arbeitsgruppe Die Arbeitsgruppe umfasste die Projektleitung und -steuerung des Auftraggebers und des Auftragneh- mers, die Teilprojektleiter und jeweils einen Vertreter von NH Projektstadt und Seeger Engineering. Die Arbeitsgruppe diente zur Abstimmung zwischen dem Auftraggeber und der das Projekt bearbeitenden Ingenieursgesellschaft. Hierzu gehörten regelmäßige Berichte zum Projektstand sowie die Vorbereitung von Veranstaltungen. Die Arbeitsgruppentreffen fanden jeweils in Eschwege, in den Räumlichkeiten der WEGE am 08. September 2015 (internes Kick-Off), am 19. Januar 2016, am 04. Februar, am 18. April und am 14. Juli.

2.2.2 Lenkungsgruppe Die Lenkungsgruppe umfasste die Projektleitung und -steuerung des Auftraggebers und des Auftrag- nehmers, die Teilprojektleiter, jeweils einen Vertreter von NH Projektstadt und Seeger Engineering so- wie die sechs Bürgermeister. Die Lenkungsgruppe diente zur gemeinsamen Abstimmung über den Pro- jektverlauf, insbesondere aber der interkommunalen Vernetzung zu gemeinsamen Projektansätzen. Die Die Lenkungsgruppentreffen fanden am 25. Februar 2016 in den Räumlichkeiten der WEGE und am 08. September 2016 im Konferenzraum der Wirtschaftsförderung statt.

2.2.3 Beirat Der Beirat umfasst die Projektleitung und Projektsteuerung des Auftraggebers. Des Weiteren gehören ihm die Vertreter der beauftragten Ingenieursgesellschaft, die Bürgermeister, die Vertreter der Ener- gieversorger (EAM, Stadtwerke Eschwege), die Kreishandwerkerschaft, die Bürgerenergie Werra Meißner eG, Vertreter der Kreditinstitute (Sparkasse, Raiffeisenbank), Vertreter der Wirtschaftsförde-

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra rung, des LLH-Kompetenzzentrums für nachwachsende Rohstoffe (HeRo), des Vereins für Regionalent- wicklung und der Waldgenossenschaft des Werra-Meißner-Kreises an. Aufgabe des Beirats ist die Begleitung und Beratung des Projektprozesses aus lokaler Sicht. Die Mitglieder sind dazu angeregt Ideen, Ansätze und Kritik am und zum Projektverlauf zu äußern. Der Beirat tagte während des Projekt- verlaufes dreimal. Das erste Treffen fand am 16. November 2015 in Eschwege statt. Anlass des Tref- fens war die Vorstellung des Projekts und der Projektbearbeiter. Weiterführend erhielten die Mitglie- der des Beirats die Gelegenheit ihre Ideen und Erwartungshaltungen in den Prozess einzubringen. Das zweite Treffen fand am 25. April 2016 statt. Auf der Veranstaltung wurden den Mitgliedern des Bei- rats die Erfassungsergebnisse und erste Projektansätze vorgestellt. Das letzte Treffen fand am 12. Sep- tember statt. Während dieses Treffens wurden die entwickelten Maßnahmen und die Überlegungen zur Einsetzung eines gemeinsamen Sanierungsmanagement vorgestellt. Dabei wurde insbesondere die Möglichkeiten zur Beteiligung von lokalen Akteuren und die Möglichkeiten zur Kofinanzierung diskutiert.

Abb. 7: Zweites Treffen des Beirates mit Vorträgen Abb. 8: Auftaktveranstaltung auf dem 3. Klimaschutz- von Hr. Schweer (HMWEVL) und Hr. Seeger (BMUB) forum in Witzenhausen

2.2.4 Zentrale Auftaktveranstaltung Die zentrale Auftaktveranstaltung fand am 19. November 2015 von 10 bis 16 Uhr in der Ausstellungs- halle des Kompetenzzentrums HessenRohstoffe in Witzenhausen im Rahmen des 3. Klimaschutzforums statt. 40 Interessierte, darunter Vertreter aus Politik und Verwaltung, Handwerk und private Gebäude- eigentümer informierten sich über die Projektinhalte. Neben der Vorstellung der bisherigen Klima- schutzaktivitäten des Landkreises, stellte das Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH das Modellvorhaben „Holzige Biomasse im Werra-Meißner-Kreis – Ergebnisse und Perspekti- ven“ vor. Herr Schweer (Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung) referierte über den Stand der Energiewende in Hessen und neue Ansätze für kommunale Energiekon- zepte.

2.2.5 Bürgerdialoge Ziel der Veranstaltungen war die gezielte Information der breiten Öffentlichkeit über die Inhalte und Arbeitsschritte des Konzepts in den Quartieren sowie die aktive Einbindung der Einwohner. Insgesamt umfasste die Kommunikationsstrategie 20 Veranstaltungen (jeweils drei Veranstaltungen pro Quartier: eine Informationsveranstaltung, ein Themenworkshop und eine Abschlussveranstaltung, eine gemeinsame Auftakt- und Abschlussveranstaltung. Begleitend zu den Kurzvorträgen boten die Werratal Energie- und Umweltgesellschaft (WEGE) sowie das LLH-Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe (HeRo) umfangreiche Informationen zu Beratungsmöglichkeiten sowie zum Dämmen mit nachwachsenden Roh- stoffen an.

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Tab. 3: Übersicht über die während der Projektlaufzeit durchgeführten öffentlichen Veranstaltungen.

Titel Datum, Uhrzeit Veranstaltungsort 1. Runde Bürgerdialoge – Informationsworkshops Eschwege 01.03.2016, 19.30 Uhr Evangelisches Gemeindehaus Germerode 01.03.2016, 19.00 Uhr Dorfgemeinschaftshaus Großalmerode 02.03.2016, 19.00 Uhr Großer Rathaussaal Witzenhausen 02.03.2016, 19.30 Uhr Rathaussaal Netra 03.03.2016, 19.00 Uhr Dorfgemeinschaftshaus Herleshausen 03.03.2016, 19.30 Uhr Sitzungssaal der Mehrzweckhalle 2. Runde Bürgerdialoge – Themenworkshops Lebenswertes Herleshausen für 12.04.2016, 19.00 Uhr Sitzungssaal der Mehrzweckhalle Jung und Alt Eschwege – Fachwerkstadt mit 13.04.2016, 19.00 Uhr Rathaussaal Zukunft? Lebenswertes Großalmerode für Jung und Alt – Bereits heute an 19.04.2016, 19.00 Uhr Großer Rathaussaal morgen denken Schöner Wohnen in Netra – Mit 11.05.2016, 19.00 Uhr Dorfgemeinschaftshaus Musterhaus und Altersheim Lebenswertes Germerode für Jung und Alt – Bereits heute an später 12.05.2016, 19.00 Uhr Dorfgemeinschaftshaus denken Wohnen im Fachwerk Energetisch 19.05.2016, 19.00 Uhr Seminarhalle des LLH-HeRo Sanieren - Fördergelder nutzen Abschlussveranstaltungen in den Quartieren Herleshausen 29.09.2016 19.00 Uhr DGH Germerode 12.10.2016 19.00 Uhr DGH Netra 20.10.2016 19.00 Uhr DGH Witzenhausen 25.10.2016 19.00 Uhr Rathaussaal Eschwege 31.10.2016 18.00 Uhr Rathaussaal Großalmerode 01.11.2016 19.00 Uhr Rathaussaal Gesonderte Workshops Informationsworkshop Nahwärme- 10.05.2016, 19.00 Uhr Gemeindesaal netz Herleshausen

2.2.6 Einzelgespräche und Interessensgruppen Ergänzt wurden Information und Mitbestimmung durch die Konsultation lokaler Ansprechpartner wie Handwerker, Energieberater, Kirchenvertreter, private Hausbesitzer, Architekten, Energieversorger, Schornsteinfeger, Bauämter, Denkmalbehörden, Sozialdienstleister und Politiker. Ziel der Einzelgesprä- che war die Abfrage von Ideen und Anregungen zu Datenerfassung, einzubeziehenden Personen sowie Projektideen. Die Arbeitsgruppen und Einzelpersonen wurden über E-Mailabfragen, Telefoninterviews sowie vor-Ort-Gespräche in den laufenden Gesamtprozess eingebunden. Auf den folgenden Veranstaltungen haben Mitarbeiter der KEEA das Quartierskonzept vertreten und vorgestellt: Kreisversammlung der Schornsteinfeger in Witzenhausen am 21. April 2016, Klimatag an der Valentin-Traudt-Schule in Großalmerode am 27. April 2016 und auf der Woche der Witzenhäuser in Witzenhausen am 29. April 2016.

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2.2.7 Abschlussveranstaltung In jedem der sechs Quartiere fanden im September und Oktober 2016 quartiersbezogene Abschluss- veranstaltungen statt. Auf diesen wurden den Interessierten die wesentlichen Ergebnisse des Quartiers- konzeptes vorgestellt. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Darstellung der durch das Sanierungs- management in Abstimmung mit den lokalen Akteuren umzusetzenden Maßnahmen. Im Rahmen des 4. Klimaschutzforums des Werra-Meissner-Kreises werden die Ergebnisse Vertretern aus Politik, Verwaltung, Vereinen und Bürgerschaft insgesamt vorgestellt.

2.3 Datenerhebung und –recherche Im nachfolgenden Kapitel werden die notwendigen Methoden und Arbeitsschritte erläutert, die zur Erfassung der zur Projektlaufzeit vorherrschenden Situation in den Quartieren (Ist-Zustand) angewendet wurden.

2.3.1 Bestandserfassung vor Ort Die Datenerhebung in den Quartieren erfolgte mittels Ortsbegehung durch die Projektbearbeiter. Die Erfassung diente zur Beschreibung der energetischen Ist-Situation vor Ort. Jedes Gebäude im Untersu- chungsgebiet wurde nach Gebäudetypologie (z.B. Ein- und Zweifamilienhaus, Mehrfamilienhaus) sowie entsprechender Baualtersklasse eingeordnet. Zusätzlich wurde der Zustand einzelner Gebäudeelemente (Fassade, Fenster, Dach) bewertet und mit standardisierten Daten abgeglichen. Die Daten wurden in eine geoinformationsgestützte Datenbank (GIS) überführt.

Abb. 9: Die Quartiere wurden mittels Erkundung zu Abb. 10: Digitale Bestandsaufnahme mittels der GIS- Fuß begangen basierten und datenbankgestützten Erfassung

Mithilfe der Quartiersbegehung wurden zusätzlich folgende Gebäudeeigenschaften aufgenommen: . Nutzung, . Geschossigkeit, . Barrierefreiheit (Zugang von außen), . Fassade (Außenmaterial: z.B. Putz/Klinker, Dämmung, Zustand), . Dach (Dachform: z.B. Sattel/Flachdach, Dachmaterial, Zustand) und . Fenster (Rahmenmaterial, Zustand).

Über die Bestandsaufnahme vor Ort sind die von der Straße aus sichtbaren Gebäudeelemente wie Fassade, Fenster und Dach auf ihren Zustand bewertet worden. Die Bewertungskategorien waren: . gut: Das Gebäudeelement ist intakt und in einem gepflegten oder neuwertigen Zustand, . eher gut: Das Gebäudeelement ist intakt mit leichten bis typischen Altersspuren (z.B. Moos auf dem Dach), 17

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. eher schlecht: Das Gebäudeelement hat leichte technische und daraus resultierende optische Män- gel, und . schlecht: Das Gebäudeelement weist bautechnische Schäden auf und sollte erneuert werden.

Die Bewertung bezieht sich ausschließlich auf die Funktionsfähigkeit des Gebäudeelementes. Bewertet wurde nicht, ob das Gebäudeelement dem aktuellen Stand der Technik entspricht bzw. ob das Gebäu- deelement bauartbedingte energetische Defizite aufweist. So kann theoretisch eine Verglasung auch mit gut bewertet sein, wenn sich das Fenster in einem gepflegten bzw. neuwertigen Zustand befindet. Ziel war die Identifikation und Abschätzung vorhandener oder absehbarer Sanierungsbedarfe. Diese Informationen bilden die Basis für ein späteres Sanierungsmanagement. Mithilfe der Ergebnisse können Gebäudeeigentümer gezielt über die Möglichkeiten einer energetischen Sanierung informiert werden.

2.3.2 Energieverbrauchsdaten Die Datenlieferungen der Energieversorger erwiesen sich als sehr differenziert. Bei der Bewertung der Energieverbräuche der Wohnbebauung wurde aus Gründen der Vergleichbarkeit daher auf bundes- weit verwendete Durchschnittswerte zurückgegriffen. Die Basis bilden die in der Gebäudetypologie des EU-Projekts „Typology Approach for Building Stock Energy Assessment“ (TABULA) festgesetzten spezifi- schen Kennwerte. Sämtliche Wohngebäude im Untersuchungsgebiet sind über die in Tabelle 4 darge- stellte Gebäudetypologie klassifiziert. Jedem Gebäude kann somit ein spezifischer energetischer Ver- brauchskennwert nach Gebäudetyp und Baualtersklasse in kWh/(m²a) zugeordnet werden. Im EU-Projekt TABULA sind bundesweit Sanierungspotenziale ermittelt worden. Grundlage sind die in Deutschland vorherrschenden Gebäudetypologien. Das Beispiel eines Reihenhauses der 70er Jahre zeigt, welcher bauliche Grundzustand zugrunde liegt. In Abbildung 11 ist die Bau- und Anlagentechnik im Originalzustand abgebildet. Die Wandaufbauten sind in Massivbauweise erstellt. Es wird von einem U-Wert von 1 ausgegangen. Bei den Fenstern wird von einer Isolierverglasung mit Holzrahmen ausge- gangen, die einen typischen U-Wert von 3,5 haben. Die Wärmeerzeugung erfolgt mit einem Erdgas- Niedertemperaturkessel mit zentraler Warmwasserbereitung. Tab. 4: Gebäudetypologie mit Verbrauchskennwerten des EU-Projekts „Typology Approach for Building Stock Energy Assessment“ (TABULA), kWh/(m²a)

Baualter 1901 1946 1961 1971 1981 1986 1996 2001 2006 2014 bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis 1900 Bautyp 1945 1960 1970 1980 1985 1995 2000 2005 2013 2020 EZFH 268 249 266 229 239 198 214 189 165 165 144

RDH 237 219 240 185 209 208 176 153 163 163 142

MFH 222 247 234 207 212 195 200 168 154 154 134

Wohn- 205 222 221 209 195 195 200 168 154 154 134 block

Wohn- 191 191 191 191 190 190 190 190 190 190 134 hochhaus

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Abb. 11: Bau- und Anlagentechnik im Originalzustand (Loga et al. 2015) Die Einordnung der energetischen Referenzwerte der Nichtwohngebäude erfolgte auf Grundlage der VDI-Richtlinie 3807 „Energieverbrauchskennwerte für Gebäude“. Über die Angaben der „AGES“- Studie werden die Gebäude klassifiziert (s. Tab. 5).

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Tab. 5: Kennwerte der Nichtwohngebäude (AGES 2005)

Gebäudetyp Wärme [kWh/(m²a)] Elektrizität [kWh/(m²a)]

Verwaltungsgebäude 103 28

Finanzämter 72 24

Alten- und Pflegeheime 154 33

Schulen allgemein 117 12

Grundschule 114 10

Kindergärten 143 13

Gaststätten 290 144

Verkaufsstätten 153 k.A.

Werkstätten 138 20

Offene Lagergebäude 82 8

Geschlossene Lagergebäude 92 22

Sakralbauten 131 12

Stadthallen/Saalbauten 126 32

Für die Ermittlung des Energieverbrauchs werden die Kennwerte mit den Bruttogeschoßflächen (BGS) multipliziert. Die Bruttogeschoßfläche ist über die Grundfläche der Gebäude aus dem geografischen Informationssystem (GIS) multipliziert mit der Geschoßanzahl ermittelt worden. Ausgebaute Dachge- schosse gelten als Halbgeschosse. Jedem Gebäude kann somit über die gebäudetypologische Methodik ein spezifischer Kennwert und ein Endenergieverbrauch zugeordnet werden.

2.3.3 Demografiedaten Aufgrund des integrierten Ansatzes der energetischen Entwicklungskonzepte ist es notwendig, die de- mografischen, städtebaulichen und energetischen Entwicklungsaspekte miteinander zu verknüpfen. Die zentrale Schnittstelle dafür ist die prognostizierte demografische Entwicklung, da sie einerseits Einfluss auf den Flächenbedarf vor Ort hat und andererseits den zukünftigen Energieverbrauch in der Kommune beeinflusst. Die demografischen Daten der zurückliegenden 5 bis 10 Jahre wurden von den Städten und Gemeinden bereitgestellt. Bei den Prognosen wurde auf die aktuellen Gemeindedatenblätter der Hessenagentur sowie die Prognosen der Bertelsmann Stiftung zurückgegriffen.

2.3.4 Desk Research und vorhandene Konzepte Über Internetrecherchen, die Auswertung vorliegender Studien, Konzepte und Forschungsprojekte sowie die Sichtung der Tagespresse wurden Informationen über die beteiligten Städte und Gemeinden sowie bereits abgeschlossene oder sich zurzeit in Bearbeitung befindliche Projekte in projektrelevanten The- menfeldern erfasst. Die Rechercheergebnisse wurden teilprojektbezogen geordnet und in die Ak- teursanalyse und die Entwicklung der zielgruppenspezifischen Maßnahmen einbezogen.

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3 ANALYSE

Im nachfolgenden Kapitel sind die Erhebungsergebnisse der Bestandserfassung im Quartier sowie die darauf aufbauenden Bewertungen dargestellt. Neben einer Analyse der demografischen Entwicklung im Quartier werden Aussagen zur städtebaulichen Situation sowie zum Gebäudebestand und den Ener- gieverbräuchen getroffen.

Lesehilfe für die folgenden Tabellen und Diagramme Die in den Tabellen dargestellten Berechnungen stellen Querschnitts- bzw. Hochrechnungen dar, welche z.T. auf bundesdeutschen Durchschnittswerten, verbunden mit spezifischen statistischen Daten der Stadt beruhen. Diese dienen somit der Orientierung. Es wird darauf hingewiesen, dass in den Tabellen Summendifferenzen auftreten können, welche auf Rundungen zurückzuführen sind. Die Diagramme beziehen sich soweit nicht an- ders dargestellt auf das Jahr 2014.

3.1 Demografie Fortfolgend sind in diesem Unterkapitel die Daten und Fakten zur bisherigen und zukünftigen demogra- fischen Entwicklung im betrachteten Quartier dargestellt.

3.1.1 Einwohnerzahl Zurzeit leben in der Gemeinde Ringgau ca. 3.186 EW (Stand 31.12.2015) mit Haupt- und Neben- wohnsitz. Davon entfallen auf den Ortsteil Netra ca. 584 EW (Stand 31.12.2015). Die restlichen Ein- wohner verteilen sich auf 6 weitere Ortsteile in der Gemeinde.

3.1.2 Bevölkerungsentwicklung Die Einwohnerzahl der gesamten Gemeinde Ringgau ist im Zeitraum von 2000-2013 um ca. 404 EW gesunken. Aus Abbildung 1 ist ersichtlich, dass der Ortsteil Netra zwischen 2005 und 2014 einen Rück- gang von knapp 100 Einwohnern zu verzeichnen hatte. Im Jahr 2015 stieg die Einwohnerzahl auf Grund der Aufnahme von Flüchtlingen etwas an. Dies kann durchaus als Chance für den Ortsteil Netra gesehen werden.

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Abb. 12: Bevölkerungsentwicklung Ortsteil Netra 2005 bis 2015 (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Ringgau) Die Bevölkerungsentwicklung in den Jahren 2010-2014 für den Ortsteil Netra stellt sich wie folgt dar (vgl. Abbildung 13 und 14). Insgesamt sind im Ortsteil Netra ein negativer Wanderungssaldo und eine negative natürliche Bevölkerungsentwicklung in diesen Jahren zu verzeichnen. In der Summe ist hier ein Einwohnerrückgang von 40 EW zu registrieren.

Abb. 13: Wanderungsbewegung Ortsteil Netra 2010 bis 2014 (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Ringgau)

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Abb. 14: Natürliche Bevölkerungsentwicklung Ortsteil Netra 2010 bis 2014 (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Ringgau) Die Zu- und Wegzüge enthalten sowohl Umzüge innerhalb der Gemeinde, als auch Umzüge über die Gemeindegrenze hinweg. Die hohe Zahl an Wanderungsbewegungen, bezogen auf die Gesamtzahl der Einwohner in Netra zeigt aber auch, dass eine langfristige Stabilisierung der Einwohnerzahlen durch eine Wohnortbindung erhöht werden sollte. Junge Menschen oder Familien sind sonst schnell nach Netra zu-, aber auch schnell wieder weggezogen. Besonders durch attraktiven Wohnraum können lang- fristig auch junge Familien für das Plangebiet gewonnen werden. Derzeit leben kaum junge Familien im Plangebiet und es ist davon auszugehen, dass in diesem Bereich mittelfristig verstärkt mit altersbeding- ten Eigentumsübergängen zu rechnen ist. Der Ortsteil Netra kann auf diese vermutete Entwicklung durch die Beratung von Neueigentümern reagieren. Beispielsweise kann er die Besitzer bei der Vermarktung ihrer Objekte unterstützen und Vermittlungsangebote anbieten.

Abb. 15: Altersgruppeneinteilung Ortsteil Netra 2005, 2010 und 2014 (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Ringgau)

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3.1.3 Prognose Einwohnerentwicklung Im Zuge des Zensus 2011 wurde die Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen korrigiert. In Folge dessen wird für viele Kommunen ein deutlich stärkerer Rückgang der Einwohnerzahlen als bisher prognostiziert. Dies trifft auch für die Gemeinde Ringgau zu. Laut dem aktuellen Gemeindedatenblatt (Stand März 2015) wird die Gemeinde Ringgau bis 2030 mit einem Einwohnerrückgang gegenüber 2013 von ca. 13,5 % zu rechnen haben (vgl. Abbildung 5). Dies würde einer Abnahme um ca. 436 EW von 3.234 EW mit Hauptwohnsitz im Jahr 2013 auf ca. 2798 EW im Jahr 2030 entsprechen. Die Hessenagentur weist jedoch darauf hin, dass es sich bei diesen Prognosen um reine Fortschreibung der bisherigen Ent- wicklung handelt.

Abb. 16: Bevölkerungsvorausschätzung der Hessenagentur für die Gemeinde Ringgau im Regionalvergleich (Hes- senagentur, Stand März 2015) Für den Ortsteil Netra würde diese Prognose einen Rückgang von ca. 75 EW bedeuten. Für den ländli- chen geprägten Ortsteil wäre diese Entwicklung besonders im Ortskern eine große Herausforderung. Zumal eine generationsbedingte Wohnraumübernahme besonders im Plangebiet nicht zu vermuten ist. Prozentual gesehen liegt die Gemeinde damit bezüglich der Bevölkerungsverluste deutlich über dem Niveau von Hessen (-0,1 %) und dem Regierungsbezirk Kassel (-6,5 %). Im Vergleich mit dem Werra- Meißner-Kreis (-12,5 %) bewegt sich die Gemeinde Ringgau mit -13,5 % jedoch in etwa auf dem glei- chen Niveau. Der hohe prognostizierte Einwohnerrückgang geht vor allem auf eine negative, natürliche Bevölke- rungsentwicklung zurück, die auch durch Zuwanderungen nicht ausreichend kompensiert werden kann.

3.1.4 Altersstruktur Nachdem sich das Durchschnittsalter in der Gemeinde Ringgau im Zeitraum von 2000-2013 von 41,3 auf 47,0 Jahre erhöht hat, wird dieser Trend bis ins Jahr 2030 weiter anhalten. Dann werden die Ein- wohner der Gemeinde Ringgau im Durchschnitt 52,8 Jahre alt sein. Während die Gruppe der unter 20- Jährigen dabei auf relativ konstantem Niveau bleibt, wenn man von 2013 ausgeht, ist bei den 60- bis unter 80-jährigen eine signifikant deutliche Steigerung zu erkennen (siehe Abbildung 17). Die verschiedenen Altersgruppen bis unter 60 Jahre verlieren dementsprechend weiterhin an prozen- tualen Anteilen an der Gesamtbevölkerung Netras. Hier ist besonders bei der Altersgruppe der 40- bis unter 60-Jährigen ein deutlicher Rückgang bereits erfolgt, der sich bis 2030 weiter verschlechtern soll. Der Anteil verringerte sich hier von ca. 33,5 % im Jahr 2013 auf 29,5 % im Jahr 2020 und soll weiter auf 25 % bis 2030 zurückgehen.

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Die nachfolgende Abbildung zeigt die Altersstruktur der Bevölkerung in der Gemeinde Ringgau im Zeitvergleich (2000 bis 2030).

Abb. 17: Entwicklung der Altersstruktur der Gemeinde Ringgau bis 2030 (Hessenagentur, Stand März 2015) Im Vergleich zu den Nachbarkommunen und den sonstigen Kommunen im Werra-Meißner-Kreis ist be- züglich der prognostizierten Entwicklung der Altersstruktur positiv festzuhalten, dass die Altersgruppe der unter 20 Jährigen, ausgehend vom Jahr 2013, relativ konstant ist, bzw. nur einen leichten Rückgang verzeichnet. In allen anderen Altersgruppen liegt die Gemeinde Ringgau weitestgehend im Schnitt.

Exkurs 1 Zusammenhang von Altersstruktur und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen Die zunächst plausibel erscheinende Annahme, dass die Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen mit fortschreitendem Alter der Eigentümer sinkt und ab dem Eintritt ins Rentenalter quasi zum Erliegen kommt, haben verschiedene Untersuchungen als nicht haltbar identifiziert. Die Studie „Handlungsmotive, -hemmnisse und Zielgruppen für eine energetische Gebäudesanierung“ im Forschungsprojekt ENEF Haus hat durch Befragung von Sanierern ermitteln können, dass vor allem Eigenheimbesitzer im Alter von 50 bis 70 Jahren überdurchschnittlich häufig sanieren. Auch bei der Art der durchgeführten Maßnahmen konnten deutliche Zusammenhänge zum Alter der Sanierer identifiziert werden. Die Studie schreibt dazu: „Bei einigen Maßnahmen gibt es jedoch auffällige Zusammenhänge:

. Die Gruppe der 40- bis 49-Jährigen erweitert ihre Wohnflächen und baut ihr Dach überproporti- onal häufig aus. In dieser Altersgruppe wird auch die Dämmung des Daches überdurchschnittlich häufig durchgeführt.

. Die 30- bis 39-Jährigen dämmen überproportional häufig die oberste Geschossdecke und bauen ebenfalls überdurchschnittlich häufig neue Türen ein.

. Heizungen mit Niedrigtemperaturtechnik werden vor allem von älteren Sanierern eingebaut. Die

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Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen ist dabei stark überdurchschnittlich vertreten. Signifikante Zusammenhänge zwischen einzelnen Maßnahmen und dem Einkommen der Sanierer kön- nen nicht nachgewiesen werden. Eine Ausnahme bildet die Dämmung von Fassade und Außenwänden, die von Sanierern mit abgeschlossenem Studium und einem Haushaltsnettoeinkommen von über 3.000 Euro überproportional häufig durchgeführt wird.“2 Auch die Untersuchung der KfW Bankengruppe zusammen mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Auch hier wird ein deutliches Sanierungspotenzial bei älteren Eigenheimbesitzern identifiziert und das Alter nicht per se als ein Hinderungsgrund für Sanie- rungen darstellt.3 Für das Sanierungsmanagement im Werra-Meißner-Kreis bedeutet dies, dass Beratungsangebote zur energetischen Sanierung auch auf die Zielgruppe der Senioren eingehen sollten. Dabei kann einerseits der Nutzen für die Besitzer selbst im Mittelpunkt stehen. Darüber hinaus könnte aber auch der Aspekt der Vererbung des Eigentums an Kinder oder Enkel als Motivation angesprochen werden, da in der Gruppe der Senioren auch der Gedanke ein Rolle spielt, „dass man ja was Anständiges vererben möchte“.4

3.2 Städtebauliche Situation Im nachfolgenden Teilkapitel sind die städtebaulichen und mobilitätsbezogenen Erfassungsergebnisse dargestellt.

3.2.1 Siedlungsstruktur Netra ist einer von 7 Ortsteilen der Gemeinde Ringgau, die zwar mit rund 3000 Einwohnern im zah- lenmäßigen Mittelfeld des Werra-Meißner-Kreises liegt, von der Größe her aber eine der größten Flächenkommunen im Kreis ist. Die gleichnamige Region Ringgau stellt das Bindeglied zwischen nordhessischem Bergland und dem Thüringer Wald dar. Sie besteht zum einen aus dem Besiedlungsbereich im Tal des Baches Netra, der nach Westen über die Sontra in die Werra fließt mit den Orten Datterode, Röhrda und Netra. Zum anderen gehört die fast wasserlose Muschelkalk-Ringgauhochfläche um Renda und Grandenborn zur Region, zuletzt zählen im Osten die Orte Rittmannshausen und Lüderbach an der Wasserscheide dazu, deren kleine Bäche nach Osten über die in die Werra fließen. Bis in das 13. Jahrhundert war der Ringgau thüringisch, erst danach fiel er an Hessen. Geschichtliche Bedeutung erlangte er vor allem als Durchgangsgebiet eines Handelsweges der von nach führte: Die Straße „durch die langen Hessen“ zwischen Frankfurt - Gießen - Treysa - Wald- kappel - Datterode - Netra - Ifta - - Leipzig war als Geleitstraße bedeutender als die Straße „durch die kurzen Hessen“ zwischen Frankfurt - Grünberg - Alsfeld - Hersfeld - Eisenach - Leipzig, da sie mehr Schutz vor Straßenräubern bot. Dorf und Gericht waren seit 1366 in der Hand der Herren von Boyneburg, die im 16. Jhd ihren Besitz in Netra mit einem Schloss an der Stelle einer alten Wasserburg ausbauten. Nachdem der Besitz im 18.

2 Stieß, Immanuel / Victoria van der Land / Barbara Birzle-Harder / Jutta Deffner (2010): Handlungsmotive, -hemmnisse und Zielgruppen für eine energetische Gebäudesanierung – Ergebnisse einer standardisierten Befragung von Eigenheimsanierern, Arbeit im Rahmen des For- schungsprojektes ENEF Haus, Frankfurt am Main, S.25. 3 vgl.: KfW Bankengruppe, Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. (Hrsg.): Wohngebäudesanierer-Befragung 2010 - Hintergründe und Motive zur energetischen Sanierung des Wohnungsbestands, Frankfurt am Main, Juli 2010. 4 Stimmen von Anwesenden bei einer Veranstaltung zur Organisation des Eigentumsübergangs im Rahmen des Projekts Klimzug Nordhessen. 26

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Jahrhundert wieder zurück an den hessischen Landgrafen gefallen war, wurde das Gut 100 Jahre lang als Staatsdomäne geführt, nach dessen Auflösung wurden die Güter an die Netraer Bauern verkauft.

3.2.2 Denkmaltopografie Netra ist laut Denkmaltopografie als schützenswerte Gesamtanlage klassifiziert. Ein Schwerpunkt liegt auf Schloss und Kirche am westlichen Rand des Ortes. Hier liegt auch der ursprüngliche Ortskern, der sich mit typisch kleinmaßstäblicher Bebauung eng um die Kirche legt. Ein weiterer Schwerpunkt besteht entlang der Rimbachstraße, an der sich in östlicher Richtung eine Staffel stattlicher Hofanlagen mit re- präsentativen Wohnhäusern erstreckt. Der dritte Schwerpunktbereich besteht aus der dichten Bebauung in Unter- und Obergasse, hier handelt es sich um kleinbäuerliche Anwesen, die mit ehemaligen Tagelöh- nerhäusern durchsetzt sind. Es gibt 20 Einzeldenkmäler, von denen ein Gebäude in der Rimbachstraße vom Leerstand betroffen ist.

3.2.3 Bebauungsstruktur In der Vogelschau erscheint Netra als ein Ort mit einer kompakten Dorfsilhouette mit wenig ausfransen- den Rändern. Nördlich der Landstraße, außerhalb des Untersuchungsgebietes, gibt es ein älteres Neu- baugebiet von überschaubarer Größe, am nördlichen Rand des Untersuchungsgebietes liegt das aktuel- le Neubaugebiet „Graburgsweg“ mit 17 Bauplätzen, von denen erst fünf verkauft sind. Die Fachwerkhäuser im alten Dorfkern, die mit der Kirche ein Ensemble bilden, sind zu einem großen Teil sanierungsbedürftig. Leerstehende und teilweise einsturzgefährdete Gebäude bieten zurzeit kein attraktives Umfeld für die in Teilen über 600 Jahre alte Wehrkirche. Auch das Schloss, welches sich in privater Hand befindet, wird ohne räumlichen Bezug in einem unattraktiven Umfeld seiner historischen Rolle nicht gerecht. Das gesamte historische Ensemble, als ortsbildprägende Struktur des Dorfes, sollte aufgewertet werden.

Abb. 18: Schulstraße mit der historischen Fachwerkbe- Abb. 19: Gemeindezentrum in der Brauhausstraße bauung Da Netra Sitz der Gemeinde Ringgau ist, wurde im Jahr 1976 an der Kreuzung zur Bundesstraße (Rim- bachstraße / Brauhausstraße) ein damals modernes Gemeindezentrum mit Dorfgemeinschaftshaus, Feuerwehrgerätehaus und Bauhof errichtet. Das nicht barrierefreie Gebäude wurde dem damaligen Zeitgeist entsprechend nicht in die alte Dorfstruktur eingepasst, füllt aber die Rolle als Ortsmitte durch Standort und Funktion aus. Hier besteht hohes Potential, eine, an heutige funktionale und räumliche Be- dürfnisse angepasste, moderne Ortsmitte zu schaffen. Die Bebauung an der Rimbachstraße hat ihren ganz eigenen Charme und setzt die historische Achse der Obergasse sichtbar fort. Der Straßendorfcharakter dieses Dorfteiles leidet unter der nicht maßstäbli- chen Nutzung als überörtliche Bundesstraße (B7).

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3.2.4 Nutzung und Funktion Wie beschrieben gibt es an der Kreuzung Rimbach- und Brauhausstraße verschiedene öffentliche Ein- richtungen - wie das Dorfgemeinschaftshaus mit Gemeindezentrum und Bauhof. Das Feuerwehrgerä- tehaus ist mittlerweile in die Schloßstraße umgezogen, in der gegenüber ein Kindergarten existiert. Seit kurzem dient dieses Gebäude nur noch als Kinderkrippe für unter 2-Jährige. Für Kinder über 3 Jahren wurde in der nicht voll ausgelasteten Grundschule in Röhrda eine Eingliederung der Kindergartengrup- pe vorgenommen. Am westlichen Ortsrand gibt es einen öffentlichen Sportplatz, in der Rimbachstraße wurde Ende 2015 eine Flüchtlingsunterkunft eingerichtet. Bisher gibt es noch keine Altenpflegeeinrich- tung in Netra. In unmittelbarer Nähe zum Gemeindezentrum übernimmt der Dorfladen in der Obergasse eine wichtige Versorgungsfunktion. Wie das Marktwert-Zentrum in Ringgau-Datterode wird auch der Dorfladen Net- ra vom Verein Aufwind e. V. betrieben. In der Brauhausstraße und der Schloßstraße gibt es jeweils eine Bankfiliale. Die medizinische Versorgung vor Ort ist gut: Apotheke, Allgemeinmediziner, Zahnarzt und Physiotherapeutische Praxis sind vorhanden.

Abb. 20: Dorfladen in der Obergasse Abb. 21: Bankfiliale in der Brauhausstraße Am Ort sind außerdem ein Bauunternehmer, Dachdecker, Haustechniker, Steinmetz, Autohändler und Kaminholzhändler angesiedelt. Touristisch ist Netra bisher eher wenig erschlossen. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es hauptsächlich im benachbarten Ort Ringgau-Datterode. Allerdings führt der Elisabeth-Pilgerpfad, von Eisenach nach Marburg auf der alten Route „der langen Hessen“, jährlich eine geschätzte Zahl von 6000 Wanderern durch Netra hindurch; das Martin-Luther-Heim dient dabei als Pilgerherberge und öffentliche Toilette. Es fehlt in Netra ein Tourismuskonzept, in dem das Schloss und Kirche als Sehenswürdigkeiten des Ortes eingebunden sind. Im Dorfladen wird, als Antwort auf die im Sommer ansteigende Nachfrage, über eine Aufwertung des Cafébereichs nachgedacht.

3.2.5 Gebäudetypologie Der Großteil der Gebäude im Quartier in Netra sind Ein- und Zweifamilienhäuser (106). Zehn Gebäu- de wurden bei der Ortbegehung als Nichtwohngebäude klassifiziert. Nichtwohngebäude sind bei- spielsweise die Schul- und Verwaltungsgebäude im Zentrum des Quartiers sowie die Gewerbe- und Verkaufsstätten Am Anger. Des Weiteren befinden sich im Untersuchungsgebiet drei Mehrfamilienhäu- ser (s. Tab.6, Abb. 22 und Abb. 23).

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Tab. 6: Kennwerte der Nichtwohngebäude (AGES 2005)Gebäudebestand im Quartier (prozentual)

Gebäudetyp Prozentualer Anteil [%] Ein- und Zweifamilienhäuser (EZFH) 89,0

Nichtwohngebäude (NWG) 8,4

Mehrfamilienhäuser (MFH) 2,6 Das Quartier zeichnet sich durch eine hohe bauliche Homogenität aus. Der Großteil der Gebäude sind Fachwerkhäuser, die bereits vor 1900 erbaut wurden. Energetische Ansätze für einzelne Gebäudety- pologien lassen sich somit sehr gut auf weitere Gebäude im Quartier übertragen. Das Zentrum des Untersuchungsgebietes ist geprägt durch das Rathaus der Gemeinde Ringgau und den Supermarkt (Nahkauf). Der Rest des Quartiers besteht hauptsächlich aus teils noch unsanierten und teils bereits voll- ständig sanierten Wohngebäuden. Die Kirche befindet sich im Westen des Untersuchungsgebietes.

Abb. 22: Verteilung der Gebäudetypologie (räumlich) Abbildung 23 stellt die räumliche Verteilung der Geschossigkeit der einzelnen Gebäude im Quartier dar. Ein Großteil der Gebäude besitzt zwei Geschosse. Bei den Erhebungen vor Ort wurde ein ausge- bautes Dachgeschoss als halbes Geschoss bewertet, daher kommen auch nichtganzzahlige Kategorien wie 1.5 und 2.5 vor.

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Abb. 23: Verteilung der Geschossigkeit (räumlich) Mit Hilfe der Bestandsaufnahme vor Ort wurde zusätzlich die Zugänglichkeit der Gebäude erhoben. Abbildung 24 zeigt die verschiedenen Bewertungskategorien, bewertet wurde hierbei lediglich die Zugänglichkeit des Gebäudes von außen. Bei über 90 % der Gebäude sind entweder eine oder sogar mehrere Stufen vor der Haustür angebracht, sodass keine Barrierefreiheit gewährleistet ist.

Abb. 24: Verteilung der Zugänglichkeit (räumlich) Besonders vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist die Barrierefreiheit für viele Bewoh- ner ein wesentlicher Anlass sich mit einem Umbau ihres Gebäudes zu beschäftigen. Dies könnte auch ein geeigneter Anlass für eine gleichzeitige energetische Sanierung sein.

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3.2.6 Gebäudealter Über die Einteilung der Gebäude in verschiedene Baualtersklassen kann ein Vergleich zu statistischen Gebäudedaten vollzogen werden, um beispielsweise den Wärmebedarf zu ermitteln. Kategorisiert werden die Gebäude anhand typischer Merkmale wie Architektur, Fachwerk, Fassadengestaltung, Ge- schosshöhen, Fensterlaibungen etc., die auf die jeweilige Baualtersklasse schließen lassen. Im Untersuchungsgebiet dominiert ein hoher Bestand an historischen Ein- und Zweifamilienhäusern, die aus der Zeit vor 1900 entstammen. Vereinzelt gibt es über das Quartier hinweg verteilt auch einige neuere Gebäude aus den 60er und 70er Jahren, sowie zwei Neubauten. Eine detaillierte absolute Verteilung der Baualtersklassen zeigt Abbildung 25. In Abbildung 26 ist die räumliche Verteilung der einzelnen Gebäudealtersklassen dargestellt.

Abb. 25: Verteilung der Baualtersklasse (absolut)

Abb. 26: Verteilung der Baualtersklassen (räumlich)

3.2.7 Gebäudeelemente In der Bestandsaufnahme vor Ort wurden neben der Gebäudetypologie und der Baualtersklasse auch die einzelnen Gebäudeelemente (Fassade, Fenster, Dach) erfasst und bewertet. Zunächst wurde dabei die Bauweise genauer betrachtet.

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Wie Abbildung 27 zeigt sind etwa zwei Drittel der Gebäude in Fachwerkbauweise (braun) und ein Drittel der Gebäude in Massivbauweise (grau) errichtet.

Abb. 27: Verteilung der Bauweise (räumlich) Bei der Fassade wurde zuerst das eingesetzte Fassadenmaterial erhoben. Anschließend wurde geprüft, ob eine Dämmschicht an der Gebäudeaußenhülle vorhanden ist. Danach wurde der Zustand der Fassa- de mit den Kategorien „gut“, „eher gut“, „eher schlecht“ und „schlecht“ bewertet. Bei den untersuchten Fenstern wurde erhoben, welches Rahmenmaterial verwendet wurde. Anschließend folgte wiederum eine Bewertung des Fensterzustandes. Beim Gebäudeelement Dach wurde, soweit ersichtlich, die Dach- form und das Dachmaterial aufgenommen und anschließend der Dachzustand bewertet. Fassade Bei der Erfassung des eingesetzten Fassadenmaterials wurde immer das Material aufgenommen, das von außen ersichtlich ist. Das am häufigsten vorkommende Fassadenmaterial im Quartier in Netra ist Fachwerk. An zweiter Stelle steht Putz, des Weiteren kommen noch Holz, Klinker, Plattenelemente und Stein als Fassadenaußenmaterial vor.

Abb. 28: Baualtersklassen und die an den Gebäuden verwendeten Bau-, bzw. Fassadenmaterialien, sind im Quartier sehr heterogen. 32

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Abb. 29: Verteilung des Fassadenmaterials (räumlich) Laut Bestandsaufnahme ist der Großteil der Gebäude mit keiner äußeren Dämmschicht versehen. Nur etwa 2,5 % der Gebäude verfügen über eine Fassadendämmung mit einer Dämmstärke zwischen 1-10 cm.

Abb. 30: Verteilung der Fassadendämmstärke (räumlich) Die Bewertung des Fassadenzustandes ist einmal in absoluten Zahlen und einmal räumlich im Quartier verteilt dargestellt. Die Fassaden der Gebäude befinden sich überwiegend in einem eher guten Zu- stand. Bei der Bewertung des Fassadenzustandes im Untersuchungsgebiet fällt auf, dass viele Gebäu- deeigentümer ihre Fassade zwar in den letzten Jahren gestrichen, jedoch nicht energetisch optimiert haben.

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Abb. 31: Verteilung des Fassadenzustandes (absolut)

Abb. 32: Verteilung des Fassadenzustandes (räumlich) Fenster Laut der Bestandsaufnahme werden im Quartier, soweit von außen feststellbar, ausschließlich zweifach verglaste Fenster verwendet. Lediglich die Kirche ist mit einfach verglasten Fenstern ausgestattet.

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Abb. 33: Verteilung der Fensterverglasung (räumlich) Passend zur Fachwerkbauweise ist das am häufigsten vorkommende Fensterrahmenmaterial im Untersu- chungsgebiet mit etwa 57 % Holz. Ein Anteil von 40 % der Fensterrahmen besteht aus Kunststoff, am seltensten kommen Metallrahmenfenster mit nur knapp 3 % vor.

Abb. 34: Verteilung des vorhandenen Fensterrahmenmaterials (räumlich) Der Fensterzustand wurde wiederum mit den bereits eingeführten Kategorien gut, eher gut, eher schlecht und schlecht bewertet. Der Fensterzustand wird in Abbildung 35 einmal in absoluten Zahlen und in Abbildung 36 räumlich verteilt dargestellt. Wie beide Abbildungen veranschaulichen, sollte ein nicht unerheblicher Anteil der Fenster von knapp 30 %, die mit eher schlecht oder schlecht bewertet worden sind, mittelfristig ausgetauscht werden.

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Abb. 35: Verteilung des Fensterzustandes (absolut)

Abb. 36: Verteilung des Fensterzustandes (räumlich) Dach Bei den untersuchten Gebäuden wurde zunächst die Dachform erhoben. Dabei überwiegend im Quar- tier in Netra vor allem ein- und zweifamilienhaustypische Satteldächer. Zusätzlich gibt es einige Flach-, Pult- und Komplexdächer, die gemeinsam aber nur einen geringen Anteil der Dachformen einnehmen.

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Abb. 37: Verteilung der Dachformen (räumlich) Bis auf eine Ausnahme (Blech) im Osten des Quartiers werden ausschließlich Dachpfannen als Dachma- terial verwendet.

Abb. 38: Verteilung des Dachmaterials (räumlich) Die Bewertung des Dachzustandes wird einerseits in absoluten Zahlen dargestellt und andererseits als räumliche Verteilung abgebildet. Die Dächer im Untersuchungsgebiet befinden sich überwiegend in einem eher guten bzw. guten Zustand.

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120 Dachzustand 97 100 80 60 40 17 20 5 0 0 gut eher gut eher schlecht schlecht Abb. 39: Verteilung des Dachzustandes (absolut)

Abb. 40: Verteilung des Dachzustandes (räumlich)

3.2.8 Freiraum Netra ist eingebettet in eine landwirtschaftlich geprägte offene Landschaft mit wenig Bäumen. Im Nor- den wird diese Landschaft abgegrenzt von einer zusammenhängenden Waldfläche, im Süden durch die offene Hochebene. Auch im Ort selbst gibt es im Bereich des Gemeindezentrums an der Brauhausstraße nur einen geringen Baumbestand mit Linden, der Bereich des Sportplatzes ist von Großgehölzen ge- säumt. Insgesamt gibt es wenige landschaftsstrukturierende Elemente wie Alleen - weder an den Haupt- verkehrsstraßen, noch auf den Feldwegen. Dadurch hat der Freiraum allgemein auch weniger Aufent- haltsqualität. Außerdem gibt es keine attraktiven Spazier-oder Rundwege für Dorfbewohner.

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Abb. 41: Freiflächen am Gemeindezentrum Abb. 42: Dorflinde Brauhausstraße am Gemeindezent- rum Der Bachlauf der Netra verläuft außerhalb des Ortes als natürliche südliche Ortsrandbegrenzung - im östlichen Bereich ist er ohne Bepflanzung, bisher gibt es keinen bachbegleitenden Weg - der Leimbach, der einst den Wassergraben des Wasserschlosses speiste, ist in seinem Verlauf teilweise verrohrt. Ein hohes Potenzial bildet die Einbeziehung der Bachläufe in ein Fußwegenetz zur Attraktivierung der Frei- räume. Das Schloss als ortsbildprägendes Gebäude ist von einer wenig attraktiven Wiese umgeben, hier kön- nen ein kleiner Park oder die Reaktivierung der alten Wassergräben wesentlich zur Attraktivierung beitragen. Am Gemeindezentrum sind zwar öffentliche Freiflächen vorhanden, diese bestehen allerdings entweder aus Abstandsgrün oder sind in einzelne Bereiche, wie Parkplätze, Bauhof-Vorplatz, Lindenrondell und Sitzecke mit Möblierung abgetrennt. Multifunktionale Flächen können hier auch zu größeren Anlässen benutzt werden, Parkplätze ohne räumliche Abtrennung bieten beispielsweise am Wochenende Platz für andere Aktivitäten, wie z. B. einem Flohmarkt o.ä. Gegenüber dem Dorfladen befindet sich in zentraler Lage ein Kinderspielplatz, der allerdings nur mit einem Zugang von Süden her erschlossen ist und dadurch für nördlich der Landstraße wohnende Kinder nicht gut zu erreichen ist.

3.2.9 Verkehr und Mobilität Netra wird von der B7 durchquert; auf der ausgebauten „Landstraße“ von Westen aus Richtung Kassel kommend, knickt diese auf Höhe der Obergasse nach Osten in die Rimbachstraße Richtung Eisenach ab. Wegen des geringen Straßenquerschnitts (ca. 10m, enge Bebauung, schmale Gehwege) besteht hier ein Tempo 30 Gebot. Trotzdem stellen das hohe Verkehrsaufkommen, die Nichteinhaltung des Tempoli- mits und der durchfahrende Schwerlastverkehr (Ausnahmegenehmigung für Holztransporte) eine hohe Belastung für den Ort dar. Die temporären Absperrgitter, die Kinder aus der Flüchtlingsunterkunft vor der Gefahr schützen sollen, sprechen hier eine eindeutige Sprache. Der Kreuzungsbereich zwischen Rimbachstraße / Obergasse und Brauhausstraße / Landstraße bildet gleichzeitig das Zentrum des Ortes aus und ist daher stark von dem Nutzungskonflikt zwischen Durch- gangsverkehr und funktionaler Dorfmitte geprägt. Die Aufenthaltsqualität des Dorfzentrums hängt in starkem Maße vom Umgang mit diesem Konflikt ab.

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Abb. 43: B7 - Rimbachstraße Abb. 44: Kreuzungsbereich zwischen Rimbachstraße / Obergasse und Brauhausstraße / Landstraße Mit dem Bürgermobil verfügt der Ort über ein prämiertes Vorzeigemodell im Bereich des Öffentlichen Nahverkehrs. Hierbei arbeiten die Gemeinden Weißenborn und Ringgau zusammen und bieten an 2 Tagen der Woche für ihre Bürger einen Busservice an - der von freiwilligen Helfern getragen - be- stimmte Einrichtungen wie Dorfläden und Arztpraxen anfährt. Das Angebot wird von den älteren Mit- bürgern gut genutzt, die Praxis- und Öffnungszeiten sind mit dem Fahrplan abgestimmt. In diesem Zu- sammenhang ist der Kreuzungsbereich Rimbachstraße / Lindengasse defizitär ausgebildet, da hier die Patienten der Zahnarztpraxis die B7 überqueren müssen - in der Lindengasse ist ein Haltepunkt des Bürgermobils. Die Busse des NVV halten im Ort an 3 Haltestellen und sind an den Schülerverkehr angelehnt und fah- ren im 1- oder 2-Stunden Takt.

3.3 Energetische Situation Im nachfolgenden Teilkapitel sind die energetischen Erfassungsergebnisse abgebildet. Das Quartier in Netra wurde hinsichtlich des energetischen Ausgangzustands des Gesamtquartiers auf Gebäudeebene untersucht. Diese Einzelbetrachtungen ergeben in Summe Handlungsansätze hinsichtlich energetischer Potenziale im gesamten Quartier (vgl. Kap. 4.2).

3.3.1 Wärmeverbrauch Die gesamte Nachfrage von Wärmeenergie liegt im Quartier in Netra bei 6.698 MWh/a. Die Vertei- lung der Wärmenachfrage auf die einzelnen Gebäude im Quartier ist in Abbildung 45 in kWh darge- stellt.

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Abb. 45: Wärmeenergieverbrauch der einzelnen Gebäude (nach TABULA, AGES)

3.3.2 Stromverbrauch Die Gebäude benötigen insgesamt 562 MWh/a elektrische Energie. Für die Verkaufsstätten im Unter- suchungsgebiet ist in Anlehnung an den Kennwert für Nichtwohngebäude der Stromverbrauch ange- nommen worden.

Abb. 46: Stromverbrauch der einzelnen Gebäude (nach TABULA, AGES)

3.3.3 Wärmeversorgung Objekte im Bereich Schlossstraße, Kirchstraße und Obergasse wurden im Detail untersucht. Hierbei wurden im Zuge der Datenerhebung Angaben von 17 Objekten ermittelt.

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In Netra ist kein Gasnetz verlegt. Dementsprechend wurde eine Vielzahl von Ölkesseln vorgefunden. Weiter erfolgt die Wärmeversorgung (meist ergänzend zum Ölkessel), durch Elektro-Nachtspeicheröfen und zum Teil über Holz-Einzelöfen. Diese Anlagen werden i.d.R. nur kurzzeitig im Jahr betrieben. Wei- ter sind im untersuchten Bereich auch zwei Solarthermieanlagen sowie vier Scheitholz-Zentral-Anlagen und eine Holz-Pelletanlage installiert. Die über Öl, Holz und Sonne bereitgestellte Endenergie teilt sich wie in nebenstehendem Diagramm dargestellt auf (Summe ca. 677.000 kWh/a).

Abb. 47: Aktuell bereitgestellte Energie nach Energieträgern im detailliert untersuchten Straßen als Studie zur Nahwärmeversorgung

3.3.4 Einsatz erneuerbarer Energien In Ringau-Netra wurden im Quartier in den vergangenen Jahren 25 Photovoltaik-Anlagen installiert (Stand 2015). Dadurch werden etwa 68 % des Jahresstrombedarfs im Quartier erzeugt.

31,55%

68,45%

Solarstrom außerhalb des Quartiers erzeugt Abb. 48: Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Gesamtstromverbrauch im Quartier

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Die folgende Abbildung zeigt einen Vergleich der prozentualen Abdeckung des Strombedarfs durch lokale Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien aller Quartiere:

Eschwege

Großalmerode

Herleshausen

Meißner-Germerode

Ringgau-Netra

Witzenhausen

0,00% 20,00% 40,00% 60,00% 80,00% 100,00% Abb. 49: Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Gesamtstromverbrauch: Die 6 Quartiere im Vergleich

3.3.5 Verkehr und Mobilität Für die energetische Analyse im Bereich Verkehr und Mobilität wurde das Verursacherprinzip für die Berechnungen angewandt. Dem Konzeptgebiet werden also beispielsweise auch die von den Bewoh- nern verursachten CO2-Emissionen zugeschrieben, die außerhalb des Konzeptgebiets emittiert werden. Berücksichtig werden auch Emissionen durch den von Bewohnern des Quartiers verursachten Güterver- kehr. Der Energieverbrauch im Bereich Verkehr und Mobilität im Quartier in Ringgau-Netra liegt bei etwa 3,6 GWh/a. Daraus resultieren CO2-Emissionen von ca. 1.561 t/a. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen den Anteil der einzelnen Verkehrsmittel am Energieverbrauch und an den CO2-Emissionen.

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Schiene-GV Schiffs-GV Schiene-GV 0,5% 0,6% 0,1% Schiffs-GV LKW LKW 0,4% 32,5% 24,0% PKW PKW 33,2% Flug Energie 46,1% CO2 16,6% Kraftrad 0,3% Bahn ÖPNV 0,5% ÖPNV Flug Bahn Kraftrad 1,5% 2,8% 40,4% 0,0% 0,5% Abb. 50: Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel am Abb. 51: Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel an Energieverbrauch den CO2-Emissionen Mit ca. 46 % haben die Pkw den größten Anteil am Energieverbrauch. Durch den Flugverkehr werden etwa 40 % der CO2-Emissionen verursacht. Damit stellt der Flugverkehr den größten Anteil an den CO2-Emissionen im Sektor Verkehr und Mobilität. Besonders markant in dieser Darstellung ist der mit etwa. 17 % relativ geringe Anteil des Flugverkehrs am Energiebedarf im Vergleich zu den sehr hohen CO2-Emissionen von rund 40 %. Nachfolgend werden die Anteile der einzelnen Energieträger bzw. Kraft- oder Treibstoffe im Sektor Verkehr und Mobilität am Energieverbrauch sowie an den CO2-Emissioen abgebildet.

Kerosin Strom Strom 16,9% 1,6% 2,2% Benzin Kerosin Benzin 24,6% 39,6% 17,5%

Energie CO2

Diesel Diesel 56,9% 40,6%

Abb. 52: Anteile der jeweiligen Energieträger am Abb. 53: Anteile der jeweiligen Energieträger an den Energieverbrauch CO2-Emissionen

3.3.6 Energie und CO2-Bilanz Primärenergie Im Wärmebereich werden 6.698 MWh an Endenergie für das Quartier in Netra benötigt. Über einen spezifischen Emissionsfaktor von 1,333 kWh Primärenergie/kWh Endenergie werden somit etwa 8.931 MWh an Primärenergie benötigt. Bei einem Stromverbrauch von 562 MWh beträgt der Primär- energieaufwand 1.663 MWh. Im Sektor Verkehr und Mobilität werden jährlich etwa 6.285 MWh Pri- märenergie benötigt.

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Tab. 7: Primärenergieaufwand des Quartiers

Endenergie [MWh] Primärenergie [MWh] Wärmeverbrauch 6.698 8.931 Stromverbrauch 562 1.663 Verkehr und Mobilität 3.613 6.285 Summe 10.873 16.879

CO2-Emissionen Die Gebäudewärme benötigt im Quartier in Netra rund 6.698 MWh an Endenergie. Daraus ergibt sich ein CO2-Ausstoß von 1.970 tCO2aeq/a. Der Stromverbrauch des Quartiers beträgt rund 562 MWh. Hierdurch werden 333 tCO2aeq/a emittiert. Zusammengefasst werden durch die Strom- und Wärme- nachfrage jährlich 2.303 tCO2aeq emittiert. Durch den Sektor Verkehr und Mobilität werden jährlich CO2-Emissionen in Höhe von 1.561 tCO2aeq verursacht. Tab. 8: Beitrag der quartiersweiten Energieströme zum Klimawandel (nach GEMIS)

CO2-Emissionen [tCO2/a] Wärmeverbrauch 1.970 Stromverbrauch 333 Verkehr und Mobilität 1.561 Summe 3.864

Bezogen auf die Einwohner im Quartier betragen die CO2-Emissionenn pro Person im Jahr 6,7 Tonnen. Im Vergleich zu den anderen Quartieren (ca. 10 Tonnen pro Einwohner im Jahr) ist das ein niedriger Wert, da ihr Anteil an erneuerbaren Energien besonders hoch ist.

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Exkurs 2 – Primärenergie Für die Berechnung des Primärenergieeinsatzes werden alle erneuerbaren und nichterneuerbaren Energieströme für Gewinnung, Umwandlung, Transport und Lagerung/Speicherung erfasst. Diese wer- den zu einem spezifischen Primärenergiefaktor zusammengefasst, der sich auf den Endenergiever- brauch bezieht. Für die Berechnung der Primärenergie liegen unterschiedliche Berechnungsmethoden vor. Die Berech- nungsmethode nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) weist beispielsweise nur den nicht- regenerativen Anteil aus. Ein Holzpellet-Kessel z.B. hat demnach einen Primärenergiefaktor von 0,2. Demgegenüber steht die Berechnungsmethode nach dem globalen Emissions-Modell integrierter Sys- teme (GEMIS), worin ein Primärenergiefaktor von 1,08 (GEMIS 4.93) für den gleichen Kessel ange- nommen wird. Beispiel: Ein Gebäude verfügt über einen Holzkessel der 100 MWh an Pellets benötigt. Der Primärenergiebedarf nach EnEV würde 20 MWh betragen. Wird das GEMIS inkl. des regenera- tiven Anteils zugrunde gelegt, läge der Primärenergiebedarf bei 108 MWh. Die beiden Werte unter- scheiden sich somit um den Faktor 5. Da es bei der Wirkungsabschätzung in Quartierskonzepten nicht um einen normativen Nachweis nach EnEV geht, sondern um eine räumlich bezogene Berechnung der primärenergetischen Ströme, werden die Faktoren nach GEMIS (s. Abb. 50) verwendet. Beim GEMIS wird zur Begriffsentwirrung der Indikator als Kumulierter Energieverbrauch (KEV) bezeichnet. Im Sinne der Einheitlichkeit wird in der vorliegenden Ausarbeitung jedoch der Begriff Primärenergieverbrauch (PEV) verwendet.

Abb. 54: Spezifische Primärenergiefaktoren ausgewählter Endenergieträger (GEMIS)

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Exkurs 3 – CO2-Emissionen Der Wirkungsindikator für die Auswirkungen auf den Klimawandel wird als „Global Warming Poten- tial“ (GWP) bezeichnet. Das GWP fasst die bisher als Verursacher des Treibhauseffektes identifizier- ten Spurengase als einen aussagekräftigen Indikator zusammen. Für die Zeiträume von 20, 100 und 500 Jahren wurde die treibhausverstärkende Wirkung von einem Kilogramm-Spurengas im Vergleich zu einem Kilogramm-CO2 bestimmt und der Umrechnungsfaktor ermittelt. So kann bei bekannter Mas- se die treibhausverstärkende Wirkung ebenfalls in Kilogramm-CO2aeq angegeben werden. Dabei werden die emittierten Gase in Bezug zu ihrer Wirkung mit einem Faktor versehen. Methan hat beispielsweise eine höhere Wirkung auf den Treibhauseffekt als Kohlendioxid. Die emittierten Gase werden als Massenstrom mit ihrem Wirkfaktor multipliziert und bilden zusammen den Wirkindikator der Kohlendioxid-Äquivalente, kurz CO2aeq. Üblicherweise wird der Zeitraum der Wirksamkeit mit 100 Jahren angenommen. Tab. 9: Treibhausgaspotenziale einzelner Stoffeinträge in die Atmosphäre (IPCC 2006)

GWP 20 Jahre GWP 100 Jahre GWP 500 Jahre [kgCO2aeq] [kgCO2aeq] [kgCO2aeq]

CO2 Kohlendioxid 1 1 1

CH4 Methan 72 25 7,6 H1301 Halon 8.480 7.140 2.760

N2O Lachgas 289 298 153

SF6 Schutzgas 16.300 22.800 32.600

Abb. 55: Ausgewählte Wirkfaktoren auf den Klimawandel (nach GEMIS)

Die Relation zwischen Endenergie und CO2aeq wird als Faktor angegeben. Bei den Faktoren werden häufig die Emissionen der Energieträgeraufbereitung berücksichtigt. Bei einem Energieträger wie Heizöl wäre dies die gesamte Aufbereitung von der Bohrstelle über den Transport, dem Raffinieren, der Lagerung bis hin zur Verbrennungstechnik des Heizkessels. Bei einer Photovoltaikanlage umfasst die lebenszyklusweite Betrachtung die Emissionen bei der Herstellung, im Betrieb und beim späteren Rückbau der Anlage.

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So kann jedem Energiestrom und deren Nutzung die Relevanz zum Klimawandel zugeordnet werden. Die Einheit des Faktors ist üblicherweise kg/kWh Endenergie. Die Energieströme werden differenziert nach den Energieträgern mit CO2aeq-Faktoren versehen. Die Summe bildet den Beitrag zum Treibhaus- effekt. Da der Wert als Wirkindikator nicht dem tatsächlichen Massenstrom der Emissionen entspricht, ist eine Aussagefähigkeit nur im Vergleich gegeben. Bei der Gebäudesanierung beispielsweise ist nur ein Vergleich vor und nach der Sanierung um den Faktor n oder die eingesparten kg/CO2aeq sinnvoll. Für die Berechnung der quartiersweiten Auswirkungen auf den Klimawandel sind die Wirkfaktoren nach GEMIS verwendet worden. Diese beinhalten die Gase CO2, CH4 und N20. Die weiteren treib- hausrelevanten Gase bleiben wegen ihrem geringen Anteil unberücksichtigt. In Abbildung 51 sind ausgewählte Wirkfaktoren dargestellt.

3.4 Ergebnisse aus den Bürgerdialogen Nachfolgend sind die Inhalte und Ergebnisse der beiden Bürgerdialoge im Quartier Netra dargestellt. Zu beiden Veranstaltungen wurden im Quartier Einladungsflyer an die Haushalte verteilt. Zusätzlich wurde der erste Bürgerdialog mit einem Plakat beworben, welches quartiersübergreifend aufgehängt wurde.

3.4.1 Erster Bürgerdialog, 03. März 2016 Der erste Bürgerdialog in Netra fand am Donnerstag, den 03. März 2016 im Dorfgemeinschaftshaus statt. 7 Bürger, darunter Anwohner und Gemeindevetreter, nahmen an der Veranstaltung teil und nutz- ten die Gelegenheit, sich über den bisherigen Stand des Projektes zu informieren. Herr Dr. Wallmann leitete den Abend mit der Einführung in das Modellvorhaben „Holzige Biomasse“ ein. Anschließend gab Herr Duwe eine Einführung in das Thema Klimaschutz und Energie anhand der nationalen Klimaschutzziele und der Vorstellung des KfW-Programmes. Zudem erläuterte Herr Duwe die Prozessstruktur des Modellprojektes und zeigte die Weiterführungsmöglichkeiten auf. Der Bürgermeister Herr Fissmann richtete daraufhin das Wort an die Teilnehmer und nannte die Ziele, die mit dem Projekt verfolgt werden sollten: . Die Aufwertung des Ortes mit neuen Ideen und die Schaffung eines Dorfmittelpunkts . Die Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen durch ein Sanierungsmanagement In der Beteiligungsphase wurden die Themen „Bürgerbeteiligung aktivieren“ und „Altersgerechtes Woh- nen“ diskutiert. Die Anwesenden kamen zu dem Schluss, dass der Begriff „Quartier“ seitens der Einwoh- ner schlecht zu fassen sei sowie, dass generell das Interesse für das Thema bei den Bürgern geweckt werden müsse. Außerdem wurde erwähnt, dass in Netra Möglichkeiten zum altersgerechten Wohnen, wie z.B. Seniorenheime o.ä. nicht vorhanden seien. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung stellte Herr Steindamm das Nahwärmekonzept vor. Ein potenti- elles Nahwärmenetz wäre im Bereich der Ober- und Untergasse möglich. Die Rohre für die Nahwärme- versorgung könnten bei anfallenden Straßenarbeiten mitverlegt werden. Es kam der Einwand auf, dass Netra einen hohen Altersdurchschnitt mit niedrigen Einkommen vorweise und viele Bürger einen günsti- gen Zugang zu Brennholz hätten, mit dem sie heizten. Dem entgegnend betonte Herr Steindamm, dass der Preis sinken werde, je mehr Einwohner sich für den Anschluss an das Nahwärmenetz bereit erklär- ten. Die Projektidee „Modellhaus“ kam durch die Anmerkung auf, dass jüngere Menschen Angst hätten, Fachwerkhäuser zu sanieren. Es wurde ein Modellhaus für Netra empfohlen, d.h. dass ein altes Fach- werkhaus aus dem Dorf, zusammen mit Handwerkern aus der Region, energetisch und barrierefrei sa- niert würde, welches dann als gutes Beispiel mit Vorbildfunktion potenzielle Sanierer im Ort motivieren könnte. 48

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3.4.2 Zweiter Bürgerdialog, 11. Mai 2016 Auch der zweite Bürgerdialog - am Mittwoch, den 11. Mai 2016 - fand im Dorfgemeinschaftshaus in Netra statt. An diesem Abend nahmen Herr Fissmann (Bürgermeister), Herr Finke (Bauamtsleiter), Herr Raatz und Frau Koch (KEEA), Herr Steindamm (Seeger), die Referentin Frau Wetzestein und 3 Bewohner teil. In dieser Runde wurden über die Themen Nahwärmenetze, Fachwerk Musterhaus und über die Aktivie- rung von Bürgern diskutiert. Zudem hielt Herr Raatz einen Vortrag über Altersgerechtes Wohnen.

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4 POTENZIALE

Im nachfolgenden Kapitel sind die städtebaulichen und energetischen Potenziale im Quartier darge- stellt. Die vorhandenen Gebäude weisen sowohl in energetischer als auch in die Barriere reduzierender Hinsicht Potenziale zur Sanierung und Modernisierung auf. Grundlage für die dargestellten Potenziale bilden der aktuelle Stand der Technik und die derzeitigen Rahmenbedingungen der Sach- und Wirkungsanalyse. Beispiel: Bei den Gebäuden wird z.B. angenom- men, dass diese zum Zeitpunkt der Konzepterstellung saniert werden. Eine entscheidende Frage dabei ist, wie sich der Endenergieverbrauch, die Wirkungen auf den Treibhauseffekt, die Primärenergienach- frage und die Energiekosten einstellen werden. Die Potenziale im Quartier können also als die Summe der Einzelmaßnahmen beschrieben werden.

4.1 Städtebauliche Potenziale Für Netra stellt in städtebaulicher Hinsicht vor allem die noch vorhandene historische landwirtschaftlich geprägte Fachwerkbebauung ein Entwicklungspotenzial, aber natürlich auch eine Herausforderung dar. Dabei muss das Ziel sein, das gesamte historische Ensemble - als ortsbildprägende Struktur des Dorfes – zu sichern und zukunftsfähig zu sanieren bzw. modernisieren. Die vorhandene Baustruktur stellt ein Potenzial für ein spezielles Erwerberklientel da, die das Wohnen in historischem Umfeld bevorzugen und / oder eine starke Affinität für handwerkliche Betätigungen haben. Die teilweise auf den Grundstücken vorhandenen landwirtschaftlichen Nebengebäude bieten ideale Voraussetzungen für bspw. Hobbyhandwerker. Darüber hinaus bieten die Hofanlagen im Fall der Nutzungsaufgabe Möglichkeiten zur Umnutzung in Wohngebäude, so dass sich Wohnanfragen ortsbildangepasst im Bestand realisieren ließen. Der damit verbundene höhere Investitionsbedarf kann durch Förderprogramme abgedeckt werden. Mit dem Gemeindezentrum mit Dorfgemeinschaftshaus, Feuerwehrgerätehaus und Bauhof besteht ein funktionaler Bereich in Netra. Hier liegt hohes Potential, eine an heutige funktionale und räumliche Be- dürfnisse angepasste und moderne Ortsmitte zu schaffen. Bisher gibt es noch keine Altenpflegeeinrichtung in Netra. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels besteht auch hier ein Potenzial für altersgerechtes / betreutes Wohnen. Jährlich durchwandern ca. 6000 Pilger den Ort Netra. Allerdings fehlt bisher ein Tourismuskonzept, in das z. B. Schloss und Kirche als Sehenswürdigkeiten des Ortes eingebunden sind. Im Dorfladen wird, als Antwort auf die im Sommer ansteigende Nachfrage, über eine Attraktivierung des Cafébereiches nachgedacht. Hier steckt ebenfalls ein bisher noch nicht gehobenes Potenzial im Bereich des Tourismus.

4.1.1 Gebäude und Barrierefreiheit Sehr hohes Potenzial besteht im Abbau von Barrieren bei der Zugänglichkeit der Wohngebäude. Unter Berücksichtigung der prognostizierten demografischen Entwicklungen für Netra sollte hier ein Schwer- punkt liegen, um Bestandswohneigentum und Ladengeschäfte barrierefrei zugänglich zu gestalten. Da- bei sollte das Augenmerk nicht nur auf dem Alter, sondern auch auf körperlichen Beeinträchtigungen liegen, wie sie durchaus altersunabhängig auftreten können. Die möglichen Optionen reichen von einem Rückbau von Stufen über den Anbau von Rampen und Handläufen bis zum Anbau von Fahrstühlen. Ent- sprechende Fördermittel können bei der KfW-Bankengruppe in Anspruch genommen werden.

4.1.2 Freiraum und Barrierefreiheit Besonders die Aufenthaltsqualität an öffentlichen Plätzen und Straßenräumen in Netra bieten ein hohes Potenzial zur funktionalen Verbesserung. Besonders die Bereiche um das Gemeindezentrum mit dem Anger und dem Dorfladen besitzen – auch hinsichtlich der Pilger – ein besonderes Maß zur Umgestal-

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra tung. Multifunktionale Flächen können hier zu größeren Anlässen benutzt werden, Parkplätze ohne räumliche Abtrennung bieten beispielsweise am Wochenende Platz für andere Aktivitäten, wie z. B. einem Flohmarkt o.ä. Ebenfalls besitzen die Bereiche rund um das Wasserschloss und der Wehrkirche mit historischem Dorf- kern Potenziale für weiter touristische Anlaufpunkte in Netra. Besonders das Wasserschloss mit seinem Freiraum bietet ein großes Potenzial für die Gestaltung einer Parkanlage mit Wassergraben. Die Ver- marktung von Gästezimmern im Schloss – mit besonderer Anziehungskraft durch sein Alleinstellungs- merkmal – kann dazu beitragen auch Gäste, besonders die jährlichen Pilger, zu einer Übernachtung in Netra zu bewegen. Ein hohes Potenzial bildet außerdem die Einbeziehung der Bachläufe (Leimbach und Netra) in ein Fußwegenetz zur Attraktivierung der Freiräume. Der Kreuzungsbereich zwischen Rimbachstraße / Obergasse und Brauhausstraße / Landstraße bildet das Zentrum des Ortes aus und ist daher stark von dem Nutzungskonflikt zwischen Durchgangsverkehr und funktionaler Dorfmitte geprägt. Die Aufenthaltsqualität des Dorfzentrums hängt in starkem Maße vom Umgang mit diesem Konflikt ab.

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

4.2 Energetische Potenziale Nachfolgend sind die energetischen Potenziale im Gebäudebereich, zur Nutzung von Erneuerbaren Energien und in der Wärmeversorgung dargestellt.

Exkurs 4 – Potenzialvarianten der Gebäudesanierung Für die Gestaltung eines Entwicklungskorridors werden zwei Potenzialvarianten der Gebäudesanie- rung dargestellt: . Potenzial 1: Moderate Sanierung der Bestandsgebäude . Potenzial 2: Effektive Sanierung der Bestandsgebäude Als Datenquelle für die Wohnbauten werden die spezifischen Kennwerte nach TABULA verwendet. Das Potenzial 1 global warminentspricht etwa den Vorgaben der EnEV. Das Potenzial 2 entspricht den bau- und anlagentechnischen Möglichkeiten für den jeweiligen Gebäudetyp und orientiert sich an den für Passivhäuser üblichen Standards. Tab. 10: Endenergiekennwerte der Gebäude nach Potenzial 1 [kWh/(m²a)] (nach TABULA) 1901 1946 1961 1971 1981 1986 1996 2001 2006 2014 Wohn- bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bauten 1900 1945 1960 1970 1980 1985 1995 2000 2005 2013 2020 EZFH 140 129 160 131 137 115 141 153 143 143 143 RDH 139 109 127 97 114 132 111 112 135 135 135 MFH 123 126 122 107 115 109 114 122 116 116 116 Wohn- 113 112 111 105 100 109 114 122 116 116 116 block Wohn- 94 94 94 94 96 96 96 96 96 96 96 hochhaus

Das Maßnahmenpaket 1 (konventionell) wird für Potenzial 1 verwendet. Elemente des Modernisie- rungspakets 1 sind beispielsweise:

. die Dämmung des Sparrenzwischenraums (12 cm), . die Dämmung der Außenwände mit einem 12 cm starken Wärmedämmverbundsystem (WDVS), . der Einbau einer 2-Scheiben-Wärmeschutzverglasung, . die Dämmung der Kellerdecke (8 cm) sowie . der Einbau einer Gaszentralheizung mit Brennwerttechnik. Tab. 11: Endenergiekennwerte der Gebäude nach Potenzial 2 [kWh/(m²a)] (nach TABULA) 1901 1946 1961 1971 1981 1986 1996 2001 2006 2014 Wohn- bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bauten 1900 1945 1960 1970 1980 1985 1995 2000 2005 2013 2020 EZFH 37 40 55 42 52 32 50 57 50 50 50 RDH 41 31 44 24 35 42 29 28 44 44 44 MFH 38 47 47 38 44 39 43 45 41 41 41 Wohn- 32 40 40 36 33 39 43 45 41 41 41 block Wohn- 30 30 30 30 31 31 31 31 31 31 31 hochhaus Das Maßnahmenpaket 2 (zukunftsweisend) wird für Potenzial 2 verwendet. Die Maßnahmen sind deutlich umfangreicher als bei Potenzial 1. Elemente des Modernisierungspakets 2 sind unter anderem:

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

. die Dämmung des Sparrenzwischenraums (30 cm), . die Dämmung der Außenwände mit einem 24 cm starken Wärmedämmverbundsystem (WDVS), . der Einbau einer 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung inkl. gedämmten Rahmen, . die Dämmung der Kellerdecke (12 cm), . der Einbau einer Gaszentralheizung mit Brennwerttechnik in Kombination mit einer thermischen Solaranlage und einem Solarspeicher sowie . der Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Abbildung 52 sind die Maßnahmen von Modernisierungspaket 1 und 2 grafisch gegenübergestellt. Im Wohngebäudebereich besteht durch die hohe Elektrifizierung mit Haushalts- und Konsumgegen- ständen ein hohes Einsparpotenzial im Strombereich. Für das Potenzial 1 ist daher ein spezifischer Wert von 5 kWh/(m²a) BGF, für das Potenzial 2 ein Wert von 4 kWh/(m²a) BGF angenommen. Die Einordnung der energetischen Referenzwerte der Nichtwohngebäude erfolgt auf der Grundlage der VDI-Richtlinie 3807 „Energieverbrauchskennwerte für Gebäude“. Die Energieverbrauchskennwerte sind in Form von Mittel- und Richtwerten für verschiedene Gebäudearten bzw. Nutzungen ausgewie- sen. Für die Potenzialermittlung werden zwei Kennwerte genutzt. . Vergleichswert – Als orientierendes Ziel wird der Modalwert der bundesweit untersuchten Gebäu- de verwendet. Der Modalwert kann als mittlerer Vergleichswert herangezogen werden. Der Ver- gleichswert wird im Bericht als Potenzial 1 verwendet. . Zielwert– Als Richtwert für das Definieren von Zielen wird der untere Quartilsmittelwert der bun- desweit untersuchten Gebäude genommen. Der Zielwert wird im Bericht als Potenzial 2 verwendet. Die spezifischen Kennwerte der Gebäude werden mit der Bruttogeschoßfläche (BGF) multipliziert. Das Ergebnis ist der Endenergieverbrauch der Gebäude. Die Summe der Endenergieverbräuche aller Ge- bäude im Untersuchungsgebiet ergeben die Potenziale. Tab. 12: Potenziale der Nichtwohngebäude (verändert nach AGES 2005)

Nichtwohngebäude Wärme Strom [kWh/(m²a) BGF] Vergleichswert Zielwert Vergleichswert Zielwert

(Potenzial 1) (Potenzial 2) (Potenzial 1) (Potenzial 2)

Verwaltungsgebäude 95 59 18 10

Schulen 102 65 8 5

Verkaufsstätten 153 87 k.A. k.A.

Sakralbauten 60 37 4 3

Offene Lagergebäude 50 47 5 3

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Abb. 56: Verschiedene Sanierungsvarianten nach TABULA (www.building-typology.eu)

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4.2.1 Wärmeeinsparpotenziale Abbildung 53 zeigt, in welcher Höhe sich die Maßnahmen der Modernisierungspakete (Potenzial 1 und Potenzial 2) auswirken. Wird das gesamte Quartier nach Potential 1 saniert, führt dies zu einer Reduk- tion der Wärmenachfrage um etwa 45 % im Vergleich zum Ausgangszustand im Jahr 2014. Die geeig- neten Maßnahmen nach Potential 2 bewirken, dass nur noch etwa ein Fünftel der Endenergie bezogen auf das Basisjahr für die Wärmeversorgung notwendig ist. Den größten Anteil am Einsparpotential bietet dabei immer die Dämmung der Gebäudehülle.

8 .0 0 0 M W h 6 .6 9 8 M W h 7 .0 0 0 M W h 6 .0 0 0 M W h 5 .0 0 0 M W h 3 .7 5 6 M W h 4 .0 0 0 M W h 3 .0 0 0 M W h 2 .0 0 0 M W h 1 .4 3 5 M W h 1 .0 0 0 M W h M W h 2014 Potenzial 1 Potenzial 2

Abb. 57: Wärmepotenziale im Quartier (in Anlehnung an TABULA)

8.000 M W h davon Wärme Nichtwohngebäude 7.000 M W h 6.000 M W h 1.355 M W h davon Wärme Wohngebäude 5.000 M W h 4.000 M W h 818 M W h 3.000 M W h 5.343 M W h 2.000 M W h 2.938 M W h 1.000 M W h 352 M W h 1.082 M W h M W h 2014 Potenzial 1 Potenzial 2

Abb. 58: Wärmeeinsparpotenziale im Quartier differenziert nach Wohn- und Nichtwohngebäuden (in Anlehnung an TABULA) Wie sich eine Sanierung nach Potenzial 1 bzw. Potenzial 2 auf die Wärmeverbräuche der einzelnen Gebäude im Untersuchungsgebiet in Netra auswirken würde, zeigen Abbildung 54 und Abbildung 55.

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Abb. 59: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 1 (in Anlehnung an TABULA)

Abb. 60: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 2 (in Anlehnung an TABULA)

4.2.2 Stromeinsparpotenziale Strom bietet über die Ausstattung der Gebäude mit zahlreichen z.T. veralteten elektrischen Geräten (Beleuchtung, Waschmaschine, Fenster usw.) ebenfalls ein hohes Einsparpotenzial. Werden die Möglich- keiten über Anzahl und Effizienz nach Potenzial 2 vollständig ausgeschöpft, so reduziert sich die Strom- nachfrage um mehr als ein Viertel bezogen auf den Ausgangszustand im Jahr 2014.

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600 M W h 562 M W h 488 M W h 500 M W h 417 M W h 400 M W h

300 M W h

200 M W h

100 M W h

M W h 2014 Potenzial 1 Potenzial 2

Abb. 61: Strompotenziale im Quartier (in Anlehnung an TABULA)

Wie sich eine Sanierung nach Potenzial 1 bzw. Potenzial 2 auf die einzelnen Stromverbräuche der jeweiligen Gebäude im Quartier in Netra auswirken würde, zeigt Abbildung 57 bzw. Abbildung 58.

Abb. 62: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 1 (in Anlehnung an TABULA)

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Abb. 63: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 2 (in Anlehnung an TABULA)

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Exkurs 5 – CO2-Einsparung durch LED-Straßenbeleuchtung Mithilfe der Umrüstung von Straßenbeleuchtungen auf LED-Leuchtkörper und der Anpassung des Schaltsystems lassen sich zusätzliche CO2-Emssionen einsparen. Maßgeblich für die Umrüstung der Straßenbeleuchtung sind unter anderem folgende Richtlinien wie die „Ökodesign-Richtlinie 2009“, „2015: Quecksilberdampf-Hochdrucklampe (HQL)“ und die „Legale Verwendung: Natriumdampf- Hochdrucklampen, LED-Lampen“. Außerdem sind Normen zur Außenbeleuchtung in Deutschland zu berücksichtigen, wie die „DIN 67523–Beleuchtung von Fußgängerüberwegen“, „DIN 67524– Beleuchtung von Straßentunneln und Unterführungen“, „DIN EN 13201–Straßenbeleuchtung“ und „DIN EN 67528–Beleuchtung von Parkflächen“. Primär sollte bei der Umrüstung auf eine Verknüpfung zwischen den Optiken und Betriebsgeräten, der Lichtlenkung in der Leuchte und den Umgebungsbedingungen geachtet werden. Verlustleistung von Vorschaltgeräten können dabei um 50–80 % gesenkt werden. Schaltsysteme . Autarke Lichtsteuerung: Die Steuerung erfolgt direkt am Leuchtkörper . Powerline-Verfahren: Die Steuerung erfolgt zentral über das Stromnetz. Die Meldung von Lampenausfällen erfolgt direkt an die Zentrale . Funk: Die Lichtsteuerung der Leuchtkörper erfolgt über Funk . Halbnachtschaltung: Ein Teil der Lichtpunkte wird in verkehrsärmeren Zeiten bei Nacht gedimmt oder z.T. vollständig abgeschaltet (Zwei-Stufen-Schaltung) Beispiele aus den Quartieren Eschwege 2013 wurde das Förderprojekt „KSI: Energetische Sanierung der Straßenbeleuchtung in der Stadt Eschwege“ durchgeführt. Die Leuchten stammen von der Firma Trilux. Bauherr des Projekts war die Stadtwerke Eschwege GmbH. Diese führte den Bau, den Betrieb und die Wartung der Beleuchtungs- anlagen, sowie die Beratung und die Erstellung eines Lichtmanagementsystems durch. Es wurden 283 alte Lampen mit 130 W durch neue LED-Leuchtkörper mit jeweils 33 W ausgetauscht. Die dadurch jährliche Einsparung beträgt 148.170 kWh. Hierbei handelt es sich um eine Reduktion von 78 %. und eine CO2-Minderung von 1.748 tCO2/a. Weiterführend wurden 2.708 der insgesamt 4.492 Leuchten auf energieeffiziente LED-Technologie umgerüstet. Die Leuchten verbrauchen anstatt 90 W nur noch 20 W. Durch die Umstellung konnte eine Einsparung von 60 % erfolgen. In Eschwege ist ein „Leitsystem“ mit zentraler Dämmerungsschaltung installiert, welches bei der Über-, bzw. Unterschreitung von 15 Lux die gesamte Beleuchtung entweder ein- bzw. ausschaltet. Im Jahr 2015 lagen die Betriebsstunden bei insgesamt 4.100 Beleuchtungsstunden. Ringgau-Netra Von 2012–2016 rüstet die Gemeinde Ringgau 290 der 630 vorhandenen Leuchten um. Realisiert wurde das Projekt durch die Stadtwerke Eschwege. Die Gesamtinvestition betrug 19.500 €, die Amortisation beträgt sechs Jahre. Zusammengefasst sinkt der Energieverbrauch von 212.000 kWh auf 107.000 kWh. Hierbei handelt es sich um eine CO2–Reduktion von 46 tCO2/a. Die Straßenbeleuchtung wird durch eine „Rundsteuerungstechnik“ geregelt. Sinkt der Wert unter 15 Lux, schaltet sich eine Dämmerungsschaltung ein. Eine Abschaltung der Beleuchtung findet um 23.00 Uhr statt. Ab 5.00 Uhr morgens wird diese wieder eingeschaltet und durch einen Dämmerungs- sensor automatisch ausgeschaltet, wenn der Wert von 15 Lux überschritten wird.

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

Germerode In Germerode wird ein Großteil der Straßenbeleuchtung zwischen 0:00 und 5:00 Uhr abgeschaltet. Die zentrale Steuerung erfolgt über die Stadtwerke Eschwege GmbH. In Germerode wird die Be- leuchtung mit der Dämmerung (unter 15 Lux) eingeschaltet und um 00:00 ausgeschaltet. Um 5:00 Uhr morgens wird sie erneut eingeschaltet und mit Hilfe des Dämmerungsschalters wieder ausgeschaltet. Daraus ergeben sich ca. 2400 Beleuchtungsstunden pro Jahr. An einigen Kreuzungen ist eine Punktbe- leuchtung vorhanden, die die gesamte Nacht in Betrieb ist. Herleshausen In Herleshausen wird die Helligkeit der Straßenbeleuchtung über ein 20 km entfernt liegendes Um- spannwerk geregelt. Netzbetreiber ist die Energienetz-Mitte GmbH. In Abhängigkeit von der Nachthelligkeit findet eine komplette Abschaltung zwischen 0:45–5:15 Uhr statt, außer an z.B. Fuß- gängerüberwegen, wo eine ganznächtliche Einschaltung vorhanden ist. Witzenhausen In Witzenhausen sind etwa 75 % der Straßenbeleuchtung bereits heute (2016) auf LED-Technologie umgerüstet. Diese ist halbnacht- bzw. ganznachtgeschaltet. D.h. in Abhängigkeit zur Helligkeit werden die Leuchtkörper zu 100 % angeschaltet. Um 23:00 Uhr erfolgt eine Reduzierung der LED-Leuchtkraft um 50 % die bis morgens um 5:00 Uhr andauert. Großalmerode Die Straßenbeleuchtung wird durch eine „Rundsteuerungstechnik“ geregelt. Sinkt die natürliche Be- leuchtungsstärke unter 15 Lux, schaltet sich eine Dämmerungsschaltung ein. Eine Halbabschaltung, bei der nur jede zweite Leuchte abgeschaltet wird, findet von 22.30 – 05.30 Uhr statt. Eine Modernisierung der Straßenbeleuchtung ist von 2015 bis 2017 vorgesehen. Insgesamt sollen rund 1200 HQL-Lampen (Quecksilberdampflampen) durch effiziente LED-Technik ausgetauscht wer- den - bis Ende 2016 werden so bereits circa 85 % ausgetauscht sein, der verbleibende Bestand wird 2017 erneuert. Die Investitionssumme von 56.000 € wird sich in weniger als 2 Jahren amortisiert ha- ben.

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

4.2.3 CO2-Minderungspotenziale Die Einsparpotenziale bei Strom und Wärme reduzieren die Wirkungen der Emissionen treibhausrele- vanter Gase. Der Zielkorridor der Bundesregierung ist eine Reduktion der CO2-Emmissionen um rund 80 % bis 2050. Die rückschließende Erkenntnis dieser Zielsetzung ist, dass die Gebäudesanierung auf dem Niveau von Potenzial 2 (zukunftsweisend) innerhalb der nächsten 35 Jahre durchgeführt werden muss, um die Klimaschutzziele des Bundes im Quartier Netra erreichen zu können.

2.500 to CO2/a S tro m 333 2.000 to CO2/a W ä rm e

1.500 to CO2/a 290 1.000 to CO2/a 1 .9 7 0

500 to CO2/a 1 .1 0 5 247 422 0 to C O 2 / a 2014 Potenzial 1 Potenzial 2

Abb. 64: Potenziale zur CO2-Einsparung im Quartier

4.2.4 Potenziale zur Primärenergieeinsparung Im Vergleich zur Endenergie werden beim Indikator Primärenergie die Vorketten für Erstellung, Trans- port und Lagerung in die Berechnungen mit einbezogen. Diese Tatsache führt in der Summe zu etwas höheren Werten als vergleichsweise bei der Endenergie. Die Primärenergienachfrage im Quartier nimmt bei Durchführung von Modernisierungsmaßnahmen nach Potenzial 1 bzw. Potenzial 2 deutlich ab. Bei Potenzial 2 beträgt die Primärenergie nur noch etwas mehr als ein Drittel des heutigen Verbrauchs.

12.000 M W h

10.000 M W h W ärme Strom 8.000 M W h

6.000 M W h 8.931 M W h

4.000 M W h 5.008 M W h

2.000 M W h 1.913 M W h 1.663 M W h 1.444 M W h 1.233 M W h M W h 2014 Potenzial 1 Potenzial 2

Abb. 65: Potenziale zur Primärenergie-Einsparung im Quartier

4.2.5 Energiekosteneinsparpotenziale Die Energiekosten sind an die Endenergie gebunden. Sollen die Energiekosten gesenkt werden, muss die Endenergienachfrage gesenkt werden. Wie Abbildung 61 zeigt, können die Energiekosten bei Moder- nisierungsmaßnahmen nach Potenzial 2 im Quartier in Netra um mehr als 60 % gesenkt werden. Vo- raussetzung dafür ist die Investition in die Gebäudesanierung.

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

1.200.000 € 989.897 € 1.000.000 €

800.000 € 604.989 € 600.000 €

400.000 € 297.450 €

200.000 €

€ 2014 Potenzial 1 Potenzial 2

Abb. 66: Potenziale für Einsparung von Energiekosten im Quartier

4.2.6 Erneuerbare Energien Der weitere Ausbau der Nutzung der Solarenergie zur Strom und Wärmegewinnung wird wesentlich von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängen. Ein Großteil der Gebäude in Netra verfügt noch über freie Dachflächen. Die Potenziale zur Nutzung von Solarenergie wurden mittels des Solar-Kataster Hessen5 in den Kon- zeptgebieten ermittelt. Dabei wurde die Nutzbarkeit der Dachflächen im Quartier erfasst. Das Solar- Kataster Hessen gibt für das Konzeptgebiet in Ringgau-Netra eine nutzbare Fläche von 13.800 m² an.

Abb. 67: Grafische Darstellung der Eignung der Dach- Abb. 68: Bereits installiertes Solarmodul auf einem flächen zur solaren Energiegewinnung im Konzeptge- Gebäude im Untersuchungsgebiet biet Rinngau.Netra. (Quelle: Solar-Kataster Hessen) Aufgrund der quartierstypischen Gebäudetypologie mit großem Anteil an denkmalgeschützten Fach- werksgebäuden, der allgemeinen Unschärfe der Methode und zum Teil nicht berücksichtigter Verschat- tungseffekte sind von dieser Fläche realistisch etwa 50 % nutzbar. Daraus ergibt sich eine Potenzialflä- che von 6.900 m², auf der Photovoltaikmodule im Jahr etwa 846.576 kWh elektrische Energie erzeu- gen könnten. Im Konzeptgebiet in Ringgau-Netra werden zurzeit etwa 45 % dieses Potenzials genutzt.

5 Solar-Kataster Hessen https://www.energieland.hessen.de/solar-kataster 62

Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

Witzenhausen

Ringgau-Netra

Meißner-Germerode

Herleshausen

Großalmerode

Eschwege

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 %

Abb. 69: Anteil der Nutzung von Photovoltaik relativ zum ermittelten Potenzial; Quartiere im Vergleich Ringgau-Netra könnte bei voller Nutzung der Potenzialfläche etwa 151 % seines Jahresstromver- brauchs mittels Sonnenenergie erzeugen. Es besteht also das Potenzial mehr Energie zu erzeugen also vor Ort verbraucht wird.

Witzenhausen

Ringgau-Netra

Meißner-Germerode

Herleshausen

Großalmerode

Eschwege

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 120 % 140 % 160 %

Abb. 70: Photovoltaikpotenziale der untersuchten Quartiere relativ zum Stromverbrauch Im Vergleich der verschiedenen Quartiere wird deutlich, dass in den unterschiedlichen Konzeptgebieten aufgrund unterschiedlicher Bebauungsstruktur und Gebäudetypologie mehr erneuerbarer Strom produ- ziert werden könnte als vor Ort verbraucht wird. Mit einem solchen Stromüberschuss könnten die Quar- tiere, in denen ein solch hoher Anteil des erneuerbaren Strom aus Sonnenenergie schlicht technisch nicht möglich ist, rechnerisch mitversorgt werden.

4.2.7 Wärmenetze Der Grundgedanke war eine Nahwärmetrasse mit einem zentralen erneuerbaren Wärmeerzeuger zu errichten. Hierbei wurde auf das Gebiet im Bereich Obergasse, Schloßstraße und Kirchstraße fokus- siert, da hier Erdarbeiten geplant sind und bei gleichzeitiger Verlegung einer Energietrasse erhebliche Kosteneinsparungseffekte genutzt werden könnten. Vor diesem Hintergrund wurde eine Bestandserhe- bung zur derzeitigen Wärmeversorgung durchgeführt, indem insbesondere die Art der Erzeuger und die Verbräuche festgehalten wurden. Hierzu kann festgestellt werden, dass die bereits installierten erneuerbaren Erzeugungsanlagen (Solarthermie- und Holzenergie-Anlagen) bestimmte Eigenschaften

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

aufweisen wie hohe spezifische Investitionskosten, die bereits getätigt sind, niedrige Betriebskosten und eine gute CO2-Bilanz. Allgemein lässt sich feststellen, dass ein hoher Anteil dieser Anlagen die Wirtschaftlichkeit einer neuen zentralen Anlage zur Versorgung einer Nahwärmetrasse mittels Erneuerbaren Energien, erschwert. Zu- dem könnten die Anlagen beim Vorhandensein einer Trasse in Zukunft mit längeren Laufzeiten genutzt werden und so den Anteil der Ölkessel zurückzufahren. Vor diesem Hintergrund wurden insbesondere zwei Szenarien betrachtet: 1. Zentrale Erzeugungsvariante und „große“ Nahwärmetrasse 2. Dezentrale Erzeugung durch Bestandskesselanlagen und „kleine“ Nahwärmetrasse im Bereich um die Verwaltung.

Objekt: Landstraße 1 Bedarf IST: 50.000 kWh/a Öl Geplant: Holzvergaser

Objekt: Nahkauf Bedarf IST: 10.000 kWh/a Öl Geplant: -

Objekt: Verwaltung Bedarf IST: 130.000 kWh/a Öl Geplant: -

Abb. 71: Luftbild vom Bereich der Verwaltung (Amt für Bodenma- nagement Homberg (Efze), August 2013)

Im Ergebnis zeigt sich, dass die geplanten Kosteneinsparungseffekte im Tiefbau nicht genutzt werden können, da eine Beplanung der Nahwärmetrasse nicht rechtzeig erfolgen kann. Berechnungen hierzu zeigten auch, dass bei aktuellen Ölpreisen, selbst unter Nutzung vorgenannter Synergien, kein konkur- renzfähiger Preis erzielt werden kann. Dies liegt insbesondere an der unzureichend hohen Energiedichte der Anschlussteilnehmer, vor allem aber auch an dem derzeitig niedrigen Ölpreisniveau, das die benö- tigten Investitionen, ohne Berücksichtigung externer Effekte wie die Klimafolgekosten, wirtschaftlich macht. Vor diesem Hintergrund wurde der Teilbereich untersucht, bei dem zum einen eine höhere Anschlussdich- te vorliegt und ein vergleichsweise hoher Anteil von Wärme über Öl, mit vergleichsweise hohen Kosten,

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra substituiert werden konnte und zudem die alternative Energiebereitstellung durch Scheitholz-Anlagen gedeckt werden kann, welche in unmittelbarer Nähe zur Verwaltung geplant sind.

Abb. 72: Heiztechnik in der Verwaltung In der Verwaltung ist derzeit ein Viessmann Ölkessel mit 115 kW Brennerleistung installiert (Baujahr

2003), sowie ein Pufferspeicher mit 500 Litern.

Abb. 73: Ermittelte Energieverbräuche und Wärmebedarfe der beiden Wärmeinseln in Netra

Netra – Abschnitt 1 (Verwaltung und Mehrere Wohnhäuser)

. Anlage: Bestandsanlagen mit neuem Scheitholzkessel kombinieren Zuschuss: 3.500 € (Bafa Basisförderung 2.000 €, Kombibonus Wärmenetz 500 €, Optimierung 65

Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

10 % der Netto-Investitionskosten bzw. max. 50 % Basisförderung) Programm: Marktanreizprogramm, Bafa-Mittel

. Anlage: Nahwärmenetz Zuschuss: 61.500 € (60 €/m Trasse, 1.800 €/HÜ-Station) Programm: KfW-Programm Erneuerbare Energien „Premium“, 271/281, 272/282 (Alternative: Landesförderung Hessen, nicht kumulierbar mit Fördermitteln des Bundes)

. Anlage: Pufferspeicher Zuschuss: -

Netra – Abschnitt 2 (Verwaltung und Wohnhaus)

. Anlage: Bestandsanlagen mit neuem Scheitholzkessel kombinieren Zuschuss: 3.500 € (Bafa Basisförderung 2.000 €, Kombibonus Wärmenetz 500 €, Optimierung 10% der Netto-Investitionskosten bzw. max. 50 % Basisförderung) Programm: Marktanreizprogramm, Bafa-Mittel

. Anlage: Nahwärmenetz Zuschuss: 8.400 € (60 €/m Trasse, 1.800 €/HÜ-Station) Programm: KfW-Programm Erneuerbare Energien „Premium“, 271/281, 272/282 (Alternative: Landesförderung Hessen, nicht kumulierbar mit Fördermitteln des Bundes) Anlage: Pufferspeicher Zuschuss: -

Wärmepreise Unter Berücksichtigung aller Kosten sowie möglicher Förderungen, ergeben sich für die Varianten fol- gende Wärmepreise (jeweils als Nettopreise): Abschnitt 1: 180 €/MWh Abschnitt 2: 173 €/MWh Vor dem Hintergrund der Wärmegestehungskosten von Haushaltskunden, welche bei Berücksichtigung der Investitionskosten sowie laufender Kosten (wie z.B. für den Schornsteinfeger) deutlich über den Brennstoffkosten für Öl / Gas liegen, empfehlen wir wie folgt: Wärmepreis < 130 €/MWh die Maßnahme wird zur Umsetzung empfohlen. Wärmepreis > 130 €/MWh < 160 €/MWh die Maßnahme wird zur Umsetzung empfohlen. Für die Realisierbarkeit der Maßnahme ist jedoch besonders wichtig, die Bürger in Bezug auf die Wärmepreise mitzunehmen und vor Investitionsentscheidungen die Akzeptanz (Bereitschaft zum Netzanschluss) zu er- mitteln. Wärmepreis > 160 €/MWh die Umsetzung der Maßnahme kann derzeit nicht empfohlen werden.

4.2.8 Potenziale Verkehr und Mobilität Das ermittelte Einsparpotenzial für den Bereich Verkehr und Mobilität liegt bei etwa 861 MWh End- energie bezogen auf den Ausgangszustand.

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

4 GWh/a Einsparungspotenzial

3 GWh/a PKW Krad

2 GWh/a ÖPNV Bahn

1 GWh/a Flug Güterverkehr

GWh/a IST POT

Abb. 74: Einsparpotenzial für den Sektor Verkehr und Mobilität Wie die nachfolgende Grafik zeigt, werden im Trend bis 2050 voraussichtlich die Personenverkehrsleis- tungen weiter ansteigen. Für den Güterverkehr zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Das Einspar- potenzial in diesem Sektor wird also voraussichtlich relativiert werden und liegt vorrangig in der Stei- gerung der Energieeffizienz.

10 Mio Pkm 8 Mio Pkm 6 Mio Pkm 4 Mio Pkm 2 Mio Pkm Mio Pkm 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050

PKW KRAD Bus Straßenbahn S-Bahn Fernbahn Flug

Abb. 75: Personenverkehrsleistungen, Trendentwicklung nach dem Verursacherprinzip

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5 WEITERE INFORMATIONEN ZUR ENERGETISCHEN QUARTIERSENTWICKLUNG

5.1 Ausbau der Solarstromnutzung Neben den beschränkten Möglichkeiten zur Nutzung der Dachflächen aufgrund des Denkmalschutzes in Witzenhausen bestehen noch weitere Hemmnisse zur Nutzung von Solarenergie. Die Nutzung des er- zeugten Stroms auf dem Dach eines Miethauses ist mit erheblichem organisatorischem Aufwand verbun- den, um hier eine wirtschaftlich interessante Lösung zu finden. Hier bieten Mieterstrommodelle eine inte- ressante Möglichkeit. Weiterhin können Finanzierungsmodelle auch über Energiegenossenschaften eine interessante Alternative zur Finanzierung aus Eigenmitteln oder Krediten sein.

5.1.1 Mieterstrommodelle Mehr als 1,5 Millionen Photovoltaik-Anlagen gibt es mittlerweile in Deutschland, überwiegend auf Ein- familienhäusern. Ein Teil des erzeugten Solarstroms wird hier direkt im Gebäude verbraucht, der Über- schuss ins Netz eingespeist. Der Vorteil für Eigenheimbesitzer besteht darin, dass Sie nicht nur eine Ver- gütung für den eingespeisten Strom erhalten, sondern sie sparen einen Teil des teureren Stroms aus dem öffentlichen Stromnetz und sichern sich damit gegen steigende Strompreise ab. Gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase ist eine Solaranlage damit eine lohnenswerte und zugleich ökologisch sinnvolle Investi- tion. Zudem erhöht die Solaranlage nicht nur den Wohnwert, sondern verringert auch den Primärener- giebedarf des Gebäudes, was zu handfesten Vorteilen im Hinblick auf die Anforderungen der Energie- einsparverordnung (EnEV) und bei der Nutzung von KfW-Krediten führen kann. Auch Mieter und Vermieter von Mehrfamilienhäusern haben jetzt endlich die Möglichkeit, vom Solar- strom-Eigenverbrauch zu profitieren. Denn Vermieter – seien es Privatpersonen, Eigentümergemein- schaften oder kommunale bzw. private Wohnungsunternehmen – können durch den Verkauf des Stroms im Gebäude Mehreinnahmen gegenüber der Netzeinspeisung erzielen, während die Bewohner durch einen niedrigeren Strompreis zugleich Geld sparen. Um Bewohner mit Strom vom eigenen Dach zu versorgen, ist es für Vermieter leider nicht damit getan, „einfach“ eine PV-Anlage auf dem eigenen Gebäude zu installieren und den Strom an die Bewohner zu verkaufen. Denn im Gegensatz zur Konstellation im Einfamilienhaus, wo der Anlagenbetreiber zugleich Stromverbraucher ist, handelt es sich im Mehrfamilienhaus stets um eine sogenannte „Stromlieferung an Dritte“, weil den Mietern als Stromverbrauchern die Anlage nicht gehört. Dies gilt selbst für den Fall, dass es sich bei den Bewohnern um nahe Verwandte, Mitglieder einer Wohnungsgenossenschaft, einer PV-Anlagenbetreiber-GbR oder einer Wohnungseigentümergemeinschaft handelt. Die Einstufung des Solarstrom-Eigenverbrauchs als „Lieferung an Dritte“ ist folgenreich und nicht zu unterschätzen: So wird damit der Vermieter au- tomatisch als Energieversorger eingestuft und hat als solcher u.a. Melde- und Transparenzpflichten gegenüber Netzbetreibern und Bundesnetza- gentur zu erfüllen, muss ein Messkonzept umsetzen, welches die freie Stromanbieterwahl für jeden Bewohner gewährleistet, hat sich über die Beschaffung benötigter Reststrommengen für Zeiten, in denen die Sonne nicht scheint, Gedanken zu machen und – zumindest unter dem derzeit gültigen Erneuerbare-Energien-Gesetz – die volle EEG-Umlage auf den gelieferten Solarstrom abzuführen. Weil dieser Aufwand als Kleinst- Energieversorger innerhalb des eigenen Mehrfamilienhauses den aller- meisten Vermietern verständlicherweise viel zu hoch ist, bleibt das enorme Potenzial derartiger Solarstrom-Modelle im Mehrfamilienhaus-Sektor bislang ungenutzt. Abb. 76: Richtfest in Niestetal Abhilfe schaffen hier Energiedienstleister wie zum Beispiel prosumergy aus Kassel. Die können nicht nur die Anlage optimal für das Gebäude auslegen, sondern auch die ge- 68

Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra samten energiewirtschaftlichen Prozesse bis zur Stromlieferung an die Mieter sowie die Abrechnung übernehmen. Wichtig ist, dass der Dienstleister nicht nur für einen rentablen Anlagenbetrieb sorgt, son- dern den Strompreis auch so kalkuliert, dass er günstiger ist als der örtliche Grundversorgungstarif. „Denn das Modell funktioniert langfristig nur, wenn Mieter und Vermieter von der Solaranlage profitie- ren“, so Christopher Neumann, Gründer und Geschäftsführer von prosumergy. Dass das Modell nicht nur mit großen Gebäuden funktioniert, zeigt ein aktuelles Projekt des Unterneh- mens in Niestetal. Hier hat prosumergy im August 2016 eine PV-Anlage auf einem 8-Parteien-Haus installiert. Nach Inbetriebnahme der Anlage im September werden die Bewohner in Kürze mit einer Kombination aus Solarstrom vom eigenen Dach und Ökostrom aus dem Netz beliefert. Für alle Mieter, insbesondere für jene, die bislang noch im teuren Grundversorgungstarif versorgt werden, geht dies mit erheblichen Einsparungen einher. Damit befähigt das Konzept die Mieter, erstmals wirklich aktiv an der Energiewende teilzuhaben und auch direkt von ihr zu profitieren. Der Trend des „Prosumierens“, also die Erzeugung eines Teils des eigenen Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen direkt vor Ort, wird damit endlich auch der breiten Masse der Mieter zugänglich. Im Rahmen eines Pilotprojektes fördert das Land Hessen die Einführung von Mieterstrommodellen bei Wohngebäuden. Dabei sollen in bis zu 1.000 Wohneinheiten in Wohngebäuden umgestellt werden. Gefördert wird die Umrüstung des Zählerkonzeptes (Summenzählermodell) und datenbankbasierte Abrechnungssysteme6.

5.1.2 Finanzierungsmodelle für PV-Anlagen Neben der Finanzierung der PV-Anlage über Kredite (Banken, KfW, etc.) bieten auch Energiegenossen- schaften für ihre Mitglieder Finanzierungmodelle an. So kann zum Beispiel bei der Bürgerenergiegenos- senschaft Kassel eine PV-Anlage auf dem eigenen Dach gemietet werden. An die Genossenschaft ist eine jährliche Miete in Höhe der Stromkosten zu entrichten, die Installation, Wartung und Betrieb der Anlage über 20 Jahre abdeckt. Nach 20 Jahren geht die Anlage in das Eigentum des Besitzers über. Bei effektiver Nutzung des erzeugten Stroms für den eigenen Verbrauch werden Stromkosten einge- spart, so dass sich die jährliche Kostenbelastung reduziert und der Hauseigentümer von zukünftigen Preissteigerungen beim Strom unabhängiger wird. Die folgende Abbildung zeigt einen Auszug aus dem Informationsblatt der Bürgerenergie Kassel&Söhre eG:

6 Nähere Informationen unter: www.energieland.hessen.de/pdf/2016-06-30_Merkblatt_Förderung_Mieterstrommodelle.pdf

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Abb. 77: Finanzierung einer PV-Anlage als Projekt der Bürgerenergie Kassel eG. (Quelle: Bürgerenergie Kassel& eG)

5.2 Anpassung von Angebot und Nachfrage: „Demand Side Management“ und „Smart Metering“ Unter „Demand Side Management“ (DSM) versteht man die Anpassung der Verbraucher an das vor- handene Energieangebot. Dies wird zukünftig immer wichtiger, da Erneuerbare Energien besonders bei der Stromerzeugung nicht kontinuierlich zur Verfügung stehen, sondern vom aktuellen Angebot von Son- ne und Wind abhängig sind. Dies gilt auch für die Wärmeerzeugung durch Solarthermie, wobei hier bei Hausanlagen Wärmespeicher notwendig sind, um Wärmeerzeugung und Wärmeverbrauch zu ent- koppeln. Bei der Stromerzeugung sind entsprechende Speicher noch recht teuer, daher gilt es in erste Priorität die Stromnachfrage dem Angebot anzupassen. Hierzu bestehen verschiedene Möglichkeiten, Verbraucher zu- oder abzuschalten. Wichtige Voraussetzung hierfür ist die Technik des „Smart Mete- ring“. Hierbei werden elektronische Zähler eingesetzt, die eine zeitgenaue Abrechnung erlauben und fernauslesbar sind. Die Stadtwerke Wolfhagen, die wie die Stadtwerke Witzenhausen und die Stadtwerke Eschwege zur Stadtwerke-Union Nordhessen (SUN) gehören, führen zurzeit ein Modellprojekt durch, das die Potenzia- le und Grenzen des DSM ermitteln soll. Die folgende Grafik zeigt die Struktur und die Elemente des Vorhabens:

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Abb. 78: Struktur und Elemente des Modellprojekts Demand Side Management (Quelle: Stadtwerke Wolfhagen)

Die Steuerung der Verbraucher erfolgt über ein Preissignal (je mehr Strom im Netz verfügbar ist, desto günstiger ist der Preis). Der Ablauf ist wie folgt: . Anhand von präzisen Wetterprognosen wird ermittelt, wann und in welchen Mengen in den kom- menden 24 Stunden Strom aus Wind und Sonne verfügbar ist. . In Zeiten großen Stromangebots, zum Beispiel in sonnigen Mittagsstunden, wird die Energie zum günstigsten Preis angeboten. Ein Rechner der Stadtwerke berechnet diese zeitvariablen Tarife und überträgt die Daten an den Optimierungsrechner im Haushalt. . Der Optimierungsrechner steuert die Haushaltsgeräte so, dass sie dann in Betrieb gehen (und Strom verbrauchen), wenn die Kilowattstunde nur wenig kostet. . Waschen, wenn sauberer Strom am günstigsten ist: Das geht mit intelligenten Geräten, die von Ferne per Computer bedient werden können. . Die Mittagsruhe bleibt gewahrt, denn die Einsatzzeiten lassen sich via Tablet –PC manuell än- dern. Auch Stromverbrauch und -kosten lassen sich überwachen. . Ein Smart Meter erfasst den Stromverbrauch zeitgenau und übermittelt die Daten an die Stadt- werke. . Auswertung und Abrechnung erfolgen präzise und auf die Minute genau.

Auf Nachfrage bei den Energieversorgern in den Quartieren werden bei der Neuinstallation von Zäh- lern bereits Geräte eingesetzt, die Verbräuche zeitgenau erfassen können. Daher können die Erfahrun- gen aus Wolfhagen schnell auf die Quartiere übertragen werden. Die Verknüpfung von Energie und Information wird in den nächsten Jahren noch viele neue Möglichkeiten eröffnen. Durch die Zusammen- arbeit der Stadtwerke in der Region bestehen gute Chancen, dass diese auch in der Region zur Wei- terentwicklung der Energiewende genutzt werden können

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5.3 Vollkostenvergleich verschiedener Heizsysteme Beim Vergleich der Kosten für die Wärmeversorgung von Gebäuden werden oft nur die reinen Brenn- stoffkosten betrachtet, da diese regelmäßig anfallen. Für einen Vergleich von verschiedenen Systemen sind allerdings die Vollkosten entscheidend. Dabei spielen nicht nur die Anschaffungskosten eine wichti- ge Rolle, sondern auch Wartungs- und Finanzierungskosten. Die nachfolgende Aufstellung zeigt am Beispiel eines typischen Einfamilienhauses einen Vollkostenvergleich von typischen Heizsystemen auf. Die Rechnung geht dabei von folgenden Annahmen aus: jährlicher Heizwärmebedarf: 20.000 kWh/Jahr; Arbeitszahl der Luft/Wasser Wärmepumpe: 3; Arbeitszahl der Sole/ Wasser Wärmepum- pe: 4; alle Preise sind Bruttopreise incl. Umsatzsteuer von derzeit 19 %. Die Tabelle ist nicht als statisch und endgültig anzusehen und kann nur eine Momentaufnahme darstellen Sie liegt im Excel-Format vor und wird dem zukünftigen Sanierungsmanagement zur individuellen Bera- tung von Eigentümern zur Verfügung gestellt. Preisentwicklungen bei den Energieträgern sind nicht be- rücksichtigt. Sollte sich der Preis für fossile Energieträger verdoppeln (Preisniveau von 2008) und Strom und Pelletpreise auf gleichem Niveau bleiben, ergeben sich folgende Gesamtkosten und Wärmepreise (anschließende Tabelle).

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Tab. 13: Vollkostenvergleich verschiedener Heizsysteme für das Einfamilienhaus

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Tab. 14: Kosten bei einer Verdopplung der Preise für fossile Energieträger

5.4 Gebäudesanierung mit nachwachsenden Rohstoffen Eine Besonderheit in den sechs Quartierskonzepten des Modellprojektes ist der hohe Anteil an Fach- werkgebäuden, die für die Region Nordhessen typisch sind. Diese Gebäude wurden mit Naturbaustof- fen wie Holz und Lehm errichtet und haben über Jahrzehnte eine hohe Haltbarkeit unter Beweis gestellt. In der Region ist mit dem Kompetenzzentrums HessenRohstoffe (HeRo) in Witzenhausen eine Institution im Werra-Meissner-Kreis ansässig, die in Hessen und darüber hinaus ein sehr umfassendes Beratungs- angebot zur Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen zur Gebäudeheizung und als Dämmmaterial anbietet. In der Konzeptphase hat Frau Eva Riks (HeRo) das Projektteam tatkräftig auf einigen Bürger- veranstaltungen mit Informations- und Anschauungsmaterial unterstützt. Weiterhin sind in der Region und in Südniedersachsen verschiedene Experten ansässig mit langjähriger Erfahrung und breitem Fachwissen in der Verarbeitung von natürlichen Baustoffen. Dazu gehört zum Beispiel die „Bürgergruppe Wan- fried“ (östliche Nachbarkommune von Eschwege), wo sich vor einigen Jahren engagierte Bürger zusam- mengeschlossen haben, um dem Verfall der Fachwerkhäuser im Ortskern entgegen zu wirken. Durch das beherzte Engagement konnte ein Musterhaus errichtet und ca. 20 Gebäude an neue Interessenten ver- mittelt werden. Die neuen Besitzer werden bei der Sanierung begleitet, wobei fast ausschließlich nach- wachsende Rohstoffe eingesetzt werden. Auch in Witzenhausen hat sich über den „Bürgerverein Bau- und Wohnkultur Witzenhausen e.V.“ ein ehrenamtliches Beratungsnetzwerk mit einer regelmäßigen Fachwerksprechstunde etabliert, in der ebenfalls viele Experten zum Bauen mit nachwachsenden Roh- stoffen vertreten sind. Dieses außerordentliche Fachwissen in der Region sollte genutzt werden, um das Bauen mit Baustoffen aus der Region und auf Basis nachwachsender Rohstoffe zu fördern. Nachwachsende Rohstoffe können sowohl zur Innen- als auch zur Außendämmung eingesetzt werden.

Abb. 79: IInnendämmung mit Schilfrohrmatten (Quelle: Abb. 80: Außendämmung: Korkschüttung mit FNR) Holzwolle-Dämmplatten auf Unterkonstruktion (Quelle: FNR)

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Die folgende Tabelle zeigt die verfügbaren nachwachsenden Wärmedämmstoffe mit ihren Eigenschaf- ten auf einen Blick: Tab. 15: Übersicht Wärmedämmstoffe7

In den meisten Fällen benötigen Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen weniger Energie zur Her- stellung und lassen sich auch einfacher entsorgen. Durch das höhere spezifische Gewicht tragen sie bes- ser zum Schallschutz bei als die Dämmstoffe Polystyrol oder Steinwolle. Vor der Entscheidung für einen Dämmstoff sollte daher möglichst auf den hohen Erfahrungsschatz der Akteure im Werra-Meissner-Kreis zurückgegriffen werden. Interessante Verknüpfungen zu diesem Thema können sich auch durch ein Projekt der Arbeitsgemein- schaft Deutsche Fachwerkstädte e.V. ergeben. Hier wurde ein Förderantrag beim Bundesumweltministe- rium für ein Kompetenzzentrum für Klimaschutz in Fachwerkstädten (KKF) positiv beschieden. In Kooperation mit der Region Nordhessen und dem Freilichtmuseum Hessenpark soll an verschiedenen Beispielen gezeigt werden, wie Fachwerkhäuser mit regionalen und nachwachsenden Baustoffen und einer angepassten technischen Gebäudeausrüstung fit für die Zukunft gemacht werden können.

7 Quelle: FNR, Altbausanierung mit nachwachsenden Rohstoffen 2016 75

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6 QUARTIERSENTWICKLUNGSSTRATEGIE

Im Folgenden wird die übergeordnete Quartiersentwicklungsstrategie für das Quartier Netra vorge- stellt. Diese setzt sich aus dem übergeordneten Leitbild und seinen Leitzielen sowie dem nach Hand- lungsfeldern geordneten Maßnahmenkatalog zusammen. Der Maßnahmenkatalog greift das Leitbild sowie die Leitziele auf und überführt diese in umsetzungsreife Projekte (Maßnahmen). Die Maßnahmen verteilen sich wiederum auf sieben Handlungsfelder. Durch die Quartiersentwicklungsstrategie wird ein langfristiger Prozess angestoßen, der dazu beiträgt, die nationalen Energieeinspar- und Klimaschutz- ziele zu erreichen. Die nationalen Energieeinspar- und Klimaschutzziele sind vom Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz, Bau und Reaktorsicherheit wie folgt formuliert: „Im Kontext der Verpflichtungen unter dem Kyo- to-Protokoll und des Ziels der Staatengemeinschaft, die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad Celsi- us gegenüber den vorindustriellen Niveau zu begrenzen, hat Deutschland maßgebliche Schritte einge- leitet um zur Reduktion von Treibhausgasen beizutragen. Ziel der Bundesregierung ist eine Reduktion der Emissionen von mindestens 40 Prozent bis 2020 und 80 bis 95 bis 2050 Prozent gegenüber 1990.“ (BMUB, 2014, http://www.bmub.bund.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/)

Abb. 81: Die Quartiersentwicklungsstrategie setzt sich aus den Komponenten Leitbild, spezifische Leitziele und zielgruppenspezifische Einzelmaßnahmen zusammen

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6.1 Szenarien und Entwicklungstrends Im Folgenden werden die Entwicklungstrends bei sukzessiver Ausschöpfung der energetischen Potenziale in den Bereichen Wärme, Strom sowie Verkehr und Mobilität bis 2050 grafisch dargestellt. Dabei wer- den die potenziellen Entwicklungen von Endenergieverbrauch, Primärenergieverbrauch sowie der CO2- Emissionen für das Quartier Ringgau-Netra betrachtet. Die Abb. 82 zeigt die voraussichtliche Entwicklung des Energieverbrauchs bei sukzessiver Sanierung nach Potenzial 1 bzw. Potenzial 2 im Bereich der Gebäudesanierung, nimmt also Bezug auf die Aspek- te Wärme und Strom. Deutlich wird dabei, dass die Sanierung nach Potenzial 2 langfristig betrachtet, zu erheblichen größeren Einsparungen führt, als lediglich eine Sanierung auf Basis von Potenzial 1. Bei der Orientierung an Potenzial 2 ist eine schrittweise Reduktion der Treibhausgasemissionen durch Wär- me- und Strombedarf auf rund 29 % des Ausgangsjahres möglich.

Abb. 82: Entwicklung des Endenergieverbrauchs (ohne Verkehr und Mobilität) bei einer sukzessiven Sanierung nach Potenzial 1 und 2 (in Anlehnung an TABULA) Im Bereich Verkehr und Mobilität ist mit einem Anstieg der Personenkilometer und des Güterverkehrs zu rechnen. Aus diesem Grund wird sich in diesem Sektor kaum eine Energie- bzw. CO2-Einsparung ab- zeichnen können.

1 2 G W h MOB S tro m W ä rm e

1 0 G W h

8 G W h

6 G W h

4 G W h

2 G W h

G W h 2017 2020 2030 2040 2050

Abb. 83: Entwicklung des Endenergieverbrauchs bei Ausschöpfung der Potenziale bis 2050

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4.000 to CO2/a MOB S tro m W ä rm e 3.500 to CO2/a 3.000 to CO2/a 2.500 to CO2/a 2.000 to CO2/a 1.500 to CO2/a 1.000 to CO2/a 500 to CO2/a 0 to C O 2 / a 2017 2020 2030 2040 2050

Abb. 84: Entwicklung der CO2-Emissionen bei Ausschöpfung der Potenziale bis 2050

Bereits ab dem Jahr 2028 könnte die Deckung des Strombedarfs im Quartier vollständig ohne den Ausstoß von CO2aeq erfolgen. Dabei fällt besonders ins Gewicht, dass das Quartier Ringgau-Netra er- hebliche Solarpotenziale und einen vergleichsweise geringen Strombedarf besitzt. Bei sukzessiver Aus- schöpfung der Potenziale können die CO2-Emissionen im Durchschnitt bis 2050 jährlich um etwa 50 t gesenkt werden. In Abbildung 85 ist die voraussichtliche Entwicklung des Primärenergiebedarfs bei einer schrittweisen Ausschöpfung der Potenziale dargestellt.

1 8 G W h MOB S tro m W ä rm e 1 6 G W h 1 4 G W h 1 2 G W h 1 0 G W h 8 G W h 6 G W h 4 G W h 2 G W h G W h 2017 2020 2030 2040 2050

Abb. 85: Entwicklung des Primärenergieverbrauchs bei Ausschöpfung der Potenziale bis 2050

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6.2 Kommunales Leitbild und Leitlinien Eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung eines Energiekonzepts ist ein Leitbild, auf das sich alle relevanten Akteure verständigen. In einem Leitbild werden Handlungsgrundsätze und langfristige Ziele einer lokalen Quartiersentwicklung formuliert. Eine solche Vision kann verbindlich als politischer Beschluss der zuständigen Gremien verabschiedet und entsprechend auch öffentlich kommu- niziert werden. Das Leitbild ist regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Dies ist notwen- dig, um die gesetzten Ziele tatsächlich zu erreichen. Ein Leitbild dient als wichtige Grundlage für eine fachliche und politische Verständigung zwischen Planung, Wirtschaft, Verwaltung und Bürger. Auf der Grundlage der der Ergebnisse des Quartierskonzeptes wurde von den Gutachtern der Entwurf eines Leitbildes erarbeitet.

Leitbild für das Quartier Netra Netra ist sich seiner Verantwortung im Klimaschutz bewusst und leistet durch ganzheitliche, integrative Klimaschutzaktivitäten unter Beteiligung aller relevanten Akteure einen aktiven Beitrag zur Reduktion des gesamten Energieverbrauchs als Beitrag zum Ressourcenschutz. Leitlinien zum Klimaschutz . Netra strebt eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen durch die Produktion von Wärme und den Einsatz von Strom um ca. 67 % bis zum Jahr 2050 gegenüber dem Basisjahr 2014 an. . Netra ist bestrebt, die noch vorhandenen Potenziale im Bereich der erneuerbaren Energien auszu- schöpfen, um langfristig mindestens eine vollständige Stromversorgung aus eigenen erneuerbaren Ressourcen zu erreichen. Beim Umbau des Energiesystems wird die Ortschaft darauf setzen, die re- gionale Wirtschaft zu unterstützen und somit die regionale Wertschöpfung zu erhöhen. . Netra engagiert sich beim Aufbau eines interkommunalen Sanierungsmanagements, um gemeinsam die Energiewende zum Nutzen der Gemeinde (z.B. durch die Erschließung von Fördermöglichkeiten) voran zu bringen. Leitlinien zu Städtebau und Mobilität . Netra erhält seinen historischen Ortskern. Sanierungen werden fachwerk- und stadtbildgerecht durchgeführt. Beim Umbau des Gebäudebestandes und des Freiraumes werden Belange der Barri- erefreiheit berücksichtigt. . Das innerörtliche Wohnungsangebot wird punktuell durch bedarfsorientierte und stadtbildgerechte Neu-, Ersatz- oder Ergänzungsbebauung fortlaufend optimiert. Neubau- und Ersatzbedarf im Ge- bäudebestand werden auf Innenentwicklungsflächen realisiert. Dabei werden aufgegebene Hofan- lagen für Wohn- oder Kleingewerbezwecke umgenutzt. . Die klimatischen Funktionen vorhandener Grün- und Freiflächen werden aufrechterhalten und ggf. verbessert. Innerortsstruktur (Oberflächenabflüsse, Kanalnetze) werden an zunehmende Extremwet- terereignisse angepasst. Der Anpassung an den Klimawandel wird durch die Schaffung zusätzlicher Schatten spendender Elemente, Entsiegelung und Dach- und Fassadenbegrünung gefördert. Leitlinien zur Umsetzung . Netra sieht in der Sensibilisierung der Bürger und in der Förderung von Akzeptanz entscheidende Grundlagen für eine erfolgreiche Dorfentwicklung. Die Gemeinde wird diese Prozesse durch eine zielgruppenspezifische Informations- und Beteiligungspolitik stärken und Klimaschutz zu wichtigen Bausteinen der Umweltbildung machen. . Netra ist bestrebt, über eine bessere Vernetzung der lokalen und regionalen Akteure, die Chancen für die Erreichung der gesetzten Energie- und Klimaschutzziele zu verbessern.

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6.3 Quartiersbezogene Handlungsfelder und Maßnahmen Im nachfolgenden Kapitel wird der auf dem Leitbild und den Leitlinien aufbauende zielgruppenspezifi- sche Maßnahmenkatalog vorgestellt. Dieser umfasst kurz-, mittel- und langfristig umsetzungsreife Pro- jekte. Die Maßnahmen und deren Priorisierung werden auf der Grundlage der Analysen in einem dialogori- entierten Prozess entwickelt. Die Maßnahmen sind lediglich als offene Vorschläge zu verstehen. Auf- grund sich ändernder Rahmenbedingungen im technischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich sollten diese Maßnahmen fortlaufend weiterentwickelt und an neue Rahmenbedingungen und handelnde Per- sonen angepasst werden. Eine Weiterführung und Ergänzung ist daher gewünscht. Der Maßnahmenkatalog unterteilt sich in individuelle, auf die Situation in Netra Bezug nehmende, Pro- jektansätze sowie in interkommunale Ansätze. Letztere sind als Maßnahmen angedacht, die in allen beteiligten Städten und Gemeinden gleichsam, auch und vor allem in Zusammenarbeit mit dem Land- kreis, erarbeitet werden können und sollten. Die Maßnahmenblätter beinhalten soweit möglich konkrete Aussagen zu Minderungspotenzialen und anderen Kennwerten, die es zu erreichen gilt. Eine Erfolgskontrolle erfolgt anhand von Zahlen und Ein- sparungen, sofern verfüg- beziehungsweise quantifizierbar. Einzelmaßnahmen, die eine besondere Ausstrahlkraft, auch über die Kommune hinaus aufweisen, werden im nachfolgenden Maßnahmenkata- log als Impuls-Maßnahmen bezeichnet. Aufgrund ihrer zumeist übergeordneten Wirkung sollte deren Umsetzung besonders vorangetrieben werden. Nachfolgend sind die Handlungsfelder aufgelistet: . Städtebau (SB), . Altersgerechtes Wohnen (AW), . Energetische Gebäudesanierung (EG), . Erneuerbare Energien (EE), . Wärmeversorgung (WV), . Verkehr und Mobilität (VM), . Bewusstseinsbildung und Vernetzung (BV).

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

Tab. 16: Darstellung der Maßnahmenblätter mit Erläuterungen der einzelnen Aspekte

Nummer und Titel der Maßnahme Handlungsfeld

Beschreibung & Zielsetzungen: Darstellung des Inhalts der Maßnahme, Relevanz im Hinblick auf das Klima- schutzziel, Hinweise auf Umsetzungshemmnisse und weitere Informationen, die für die Realisierung relevant sind.

Angaben zu den erwarteten Energieverbrauchs-, Energiekosten- und CO2-Minderungspotenzialen: Soweit quantifizierbar werden Einschätzungen zum erwarteten Energieverbrauchs-, Energiekosten- und CO2- Einsparpotenzial gegeben; dies ist jedoch vor allem bei sensibilisierenden beziehungsweise nicht-technischen Maßnahmen kaum bis gar nicht möglich. Aufgaben des Quartiersmanagements: Darstellung der Aufgaben des Klimaschutzmanagements zur Erleich- terung und Förderung der Umsetzung des Maßnahmenkatalogs als „Aktionsplan“.

Zeit bis zur Realisierung der Maßnahme; Einteilung in kurz- (1 Jahr), mittel- Umsetzungszeitraum (1 bis 4 Jahre) und langfristig (mehr als 4 Jahre)

Für die die Planung über die Umsetzung bis zum Monitoring einer Maßnahme Zuständigkeit wird ein konkreter Ansprechpartner beziehungsweise ein Verantwortlicher benötigt, der den Prozess initiiert und betreut. Dieser wird hier benannt.

Angegeben sind Partner, die an der Umsetzung beteiligt sind und diese unter- Beteiligte stützen. Das Klimaschutzmanagement begleitet die Maßnahmen unter ande- rem durch Öffentlichkeitsarbeit und Informationsweitergabe.

Maßnahmen richten sich an unterschiedlichste Interessens- beziehungsweise Zielgruppe Zielgruppen (Adressaten) wie z.B. Privatpersonen, Stadtverwaltung, Vereine o.ä. Diese sind hier aufgeführt.

Für die Umsetzung angenommene Kosten. Die Basis zur Ermittlung der finanzi- Erwartete Kosten ellen Mittel bilden Erfahrungswerte, Richtpreisangebote, Marktanalysen und Internetrecherchen.

Um die Umsetzung der Maßnahmen zu fördern, werden verschiedene Mög- Finanzierung/Förderung lichkeiten zur Deckung der anfallenden Kosten angegeben, ohne einen An- spruch auf Vollständigkeit zu erheben

Die Auswirkungen, die sich auf die regionale Wertschöpfung ergeben, werden Regionale Wertschöpfung abgeschätzt und mit sehr hoch, hoch, mittel und gering angegeben.

Die Priorität der Maßnahmen basiert auf einer Bewertung der Maßnahmen Priorität (sehr hoch, hoch, mittel, gering), die durch die Mitglieder des Begleitausschus- ses erfolgte.

Die Durchführung einer Maßnahme bedarf bestimmter Arbeitsschritte, welche Handlungsschritte vom zuständigen Ansprechpartner betreut werden.

Anhand der Handlungsschritte und Erfolgsindikatoren kann ein Controlling der Erfolgsindikatoren Klimaschutzaktivitäten erfolgen und das Erreichen der Klimaschutzziele ge- prüft werden

Einschätzung der Umsetz- Personen, verfügbare Ressourcen, Ereignisse o.ä. können die Umsetzung einer barkeit/ Risiken und Maßnahme begünstigen oder behindern. Daher gilt es die erwarteten oder Hemmnisse bereits bekannten Hemmnisse und Risiken möglichst realistisch abzubilden.

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Tab. 17: Übersicht Handlungsfelder und Maßnahmen.

CO2- Nr. Bezeichnung Priorität Bedeutung

Städtebau

Gering, hoch für Maßnahme 01 Leerstandsmanagement Netra Hoch Folgemaß- nahmen

Gering, hoch für Maßnahme 02 Stärkung als Wohnstandort und Versorgungsstandort Hoch Folgemaß- nahmen

Maßnahme 03 Weiterentwicklung Tourismuskonzept Gering Hoch

Sicherung und Weiterentwicklung öffentlicher Raum und Maßnahme 04 Gering Gering Dorfgrün

Verkehr und Mobilität

Maßnahme 05 Stärkung der Nahmobilität Gering Gering

Energetische Gebäudesanierung

Maßnahme 06 Energetische Sanierung aller Gebäude Hoch Hoch

Maßnahme 07 Austausch von Heizkesseln Hoch Hoch

Maßnahme 08 Ausbau der Nutzung Erneuerbarer Energien Hoch Hoch

Energetische Sanierung Gemeindeverwaltung / Dorf- Maßnahme 09 Hoch Hoch gemeinschaftshaus

Maßnahme 10 Energetische Sanierung Musterhaus Rimbachstraße Hoch Hoch

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6.3.1 Städtebau Die nachfolgenden Maßnahmen umfassen Aspekte der Stadt- und Freiflächenentwicklung. Dabei wer- den, neben den für den Klimaschutz relevanten Aspekten, auch solche in Bezug auf Anpassungsmöglich- keiten an die Folgen des Klimawandels aufgegriffen.

M01: Leerstandsmanagement Netra SB

Beschreibung & Zielsetzungen: Auf Grundlage der Analyse des energetischen Quartierskonzepts sollen Handlungsansätze für den Umgang mit dem demografischen Wandel und dessen Auswirkung auf Gebäudezustand und Gebäudenutzung sowie die gesamtstädtischen Gegebenheiten erarbeitet werden. Hierbei sollen besonders zielführende und praxisorientierte Strategien (bspw. Ideenwettbe- werbe) entwickelt und angewandt werden. Die städtebauliche Bestandsanalyse ergab folgende mögliche Handlungsansätze: Revitalisierung untergenutzter Flächen (Gemeindezentrum – Vorplatz und Parkplätze, Am Anger), Ordnungsmaßnahmen bei untergenutzten Nebengebäuden (Ensemble um die Wehrkirche), Leerstandsreduzierung durch innovative Ansätze und Zwischennutzungen wie Bike- Station, Ferienhäuser (Schulstraße, Schlossstraße), Ansprache von Eigentümern abgängiger Objekte (Kirchstraße). Ziel ist es, den Bürgerinnen und Bürgern zu verdeutlichen, dass Leerstand in ihrer Gemeinde bereits stattfindet und das Risiko von weiteren Leerständen besteht, wenn nicht gemeinsam entsprechende Handlungsansätze erarbeitet werden.

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Die Einsparung von Energie und CO2 durch diese motivieren- den und sensibilisierenden Maßnahmen kann nicht quantifiziert werden, allerdings werden Folge- maßnahmen mit hohem Einsparpotenzial erwartet. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Anlaufstelle für private Hauseigentümer und mögliche Investoren. Enger Austausch mit dem Leerstandsmanagement und gemeinsame Umsetzung von Projek- ten.

Umsetzungszeitraum Mittelfristig

Zuständigkeit Gemeindeverwaltung

Beteiligte Dienstleister, Kleingewerbe, Ladenbesitzer, Eigentümer

Zielgruppe Wohnraumsuchende, Dienstleister, Ladenbesitzer, Investoren

Erwartete Kosten 30.000–60.000 EUR / Jahr (je nach Aufgabenumfang)

Finanzierung/ Förderung Dorferneuerung

Regionale Wertschöpfung Hoch

Priorität Hoch

Handlungsschritte Kontaktaufnahme mit Haus- und Grundstückseigentümern

Erfolgsindikatoren Anzahl der in Nutzung gebrachten Objekte

Die Finanzierung muss durch die Gemeinde Ringgau erfolgen oder Einschätzung Umsetzbar- kann auch im Zuge eines Förderprogramms wie bspw. Dorfentwick- keit/ Risiken & Hemmnisse lung in Hessen finanziert werden. Die hohe finanzielle Belastung setzt allerdings einen Förderanreiz voraus.

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M02: Stärkung als Wohnstandort und Versorgungsstandort SB

Beschreibung & Zielsetzungen: Angesichts des demografischen Wandels stellt sich für viele Dörfer die Frage, wie sie in Zukunft mit ihrem Ortskern, ihren Flächen und Gebäuden umgehen. Durch Ausbildungsabwanderung und den demografischen Wandel entsteht zunehmend Leerstand. Gerade die Ortsmitte verliert mit jedem leer stehenden Gebäude ein Stück Funktion als Kommunikationstreffpunkt und Begegnungsstätte. Gleich- zeitig steigen die Kosten der oftmals überschuldeten Kommunen zur Unterhaltung der nicht mehr aus- reichend genutzten Kanalnetze und die Gemeinden stellen fest, dass die am Ortsrand ausgewiesenen Neubaugebiete sich nicht amortisieren. Vielerorts stellt sich auch die Frage, wie über barrierefreie Wohnangebote der Verbleib von Seniorinnen und Senioren im Dorf gesichert werden kann. Vor wel- chen Herausforderungen die Dörfer auch immer stehen, gemeinsam bleibt ihnen, dass Innenentwick- lung eine Daueraufgabe ist. Sie ist die planerische und bauliche Antwort auf soziale Veränderungen, bei der es immer um das Ziel geht, den Ortskern als Herz des Dorfes mit Leben zu erfüllen. Dörfliche Innenentwicklung erfordert Erfahrungswissen aus dem Ort, um das nötige Gefühl für dessen Entwick- lung und die Bedürfnisse seiner Bewohner zu haben. Die Zusammensetzung der ansässigen Bevölke- rung und das von ihr zur Verfügung gestellte Wissen und Humankapital bildet die Grundlage für die Innovationskraft von Regionen. Regionen können sich nur dann erfolgreich entwickeln, wenn sie ihr Human- und Sozialkapital als Entwicklungsressource begreifen und auch nutzen können (aus: Perspek- tiven der Regionalentwicklung in Schrumpfungsregionen, Dezembertagung des Arbeitskreises „Städte und Regionen“ der DGD, 2014). Um die Attraktivität eines Ortes als Wohn- und Versorgungsstandort zu erhalten und zu steigern be- darf es eines zielgruppenorientierten Gesamtpaketes von Standortfaktoren, wie u.a. soziale Hilfen, attraktive Freiräume, stadträumliche Qualitäten, passende Infrastruktur, barrierefreie Wege, kleine Mietwohnungen. Gelingt es einem Ort, „die Alten zu halten und die Jungen anzuziehen“, geht damit auch die Chance zur Steigerung der Auslastung der Versorgungsfunktion einher. Hieraus ergeben sich folgende Maßnahmenvorschläge für Netra: Sicherung und Entwicklung der al- ten ortsprägenden Bausubstanz im alten Dorfkern gegebenenfalls durch ein Städtebauförderungs- programm. Die bauliche und funktionale Modernisierung des Gemeindezentrums und seiner umlie- genden Flächen sollte zur besseren Verknüpfung der öffentlichen Funktionen mit dem Dorfladen ge- nutzt werden, sowie zur Neuorientierung beim Nutzungsprofil (z.B. Auslagerung Bauhof, Betreutes Wohnen im GZ) Förderung des Baus von kleinen vermietbaren barrierefreien Wohneinheiten und Aktivierung der Bevölkerung durch Zukunftswerkstätten, Arbeitsgemeinschaften und andere Formen der Bürgerbeteiligung.

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Die Einsparung von Energie und CO2 kann nicht quantifiziert werden, allerdings werden Folgemaßnahmen mit hohem Einsparpotential erwartet Aufgaben des Sanierungsmanagements: Unterstützung bei der Akquisition von Fördermöglichkei- ten, Moderation eines Bürgerbeteiligungsprozesses, Zusammenführen der Akteure.

Umsetzungszeitraum Mittelfristig

Zuständigkeit Bürgermeister, Eigentümer

Beteiligte Bewohner, Eigentümer

Zielgruppe Bewohner, Eigentümer, Touristen

Erwartete Kosten Derzeit nicht bezifferbar

Dorferneuerung, EFRE, LEADER, kommunale Mittel, Förderung von Finanzierung/ Förderung kommunalen Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekten sowie von kommunalen Informationsinitiativen (WI-Bank)

Regionale Wertschöpfung Mittel 84

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Priorität Hoch

Ansprache der Schlüssel-Akteure vor Ort / Förderung von Informati- Handlungsschritte onen und Kooperationen

Erfolgsindikatoren Anzahl angeschobener und umgesetzter Projekte

Bei der Umsetzbarkeit ist es wichtig, dass sich auch die Gemeinde- Einschätzung Umsetzbar- verwaltung Ringgau in solch einen Prozess mit einbringt und hier vor keit/ Risiken & Hemmnisse allem die Schlüssel-Akteure einbezieht.

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M03: Weiterentwicklung Tourismuskonzept SB

Beschreibung & Zielsetzungen: Laut Tourismusstrategie 2022 der Dachmarke Grimmheimat Nordhessen stellt die Lage Nordhessens in der Mitte Deutschlands ein noch zu wenig erkanntes Potential dar - kurze Anreisewege böten Vor- züge sowohl für geschäftliche Treffen, als auch für die aktuell stark nachgefragten Kurzurlaube, Rei- sen von älteren Menschen und auch von Familien mit kleinen Kindern. Trends zu einem gesundheitsori- entierten, umweltbewussten und gleichsam multioptionalen Reiseverhalten könnten durch die vorhan- dene Struktur mit qualitativ hochwertigen Angeboten bedient werden. Auch verfüge die Infrastruktur im Bereich Wandern und Radfahren über Qualitätszertifikate und könne auf hohem Niveau mit an- deren Destinationen konkurrieren. Dabei werden 43% der Übernachtungen in nur 3 Kommunen verzeichnet (Bad Wildungen, Kassel, Willingen), während offensichtlich wenig Bewusstsein für die Standortqualität der übrigen Region besteht. Besonders im ländlichen Raum bestehen Probleme, Investoren und Nachfolger für touristische Betriebe zu finden. Der demografische Wandel innerhalb der Region und die damit verbundenen Veränderungen der Bevölkerungs-, Siedlungs- und Versorgungsstrukturen definieren teilweise eine neue Ausgangslage für touristische Aktivitäten. Um den Folgen von Klimawandel und demografischem Wandel zu begegnen, empfiehlt die Tourismusstrategie 2022 einen ganzheitlichen Ansatz durch eine starke Verbindung von Stadtentwicklung und Stadtwerbung. Die Zukunft gehört, laut eines Work- shops der Roadshow Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen, (Grimmheimat Nordhessen, 2014) regionalen Entwicklungsansätzen, die „barrierefreie Angebote in starke Marken- und Themencluster integrieren und dabei auch bewusst Zielgruppensynergien nutzen“. Die Entwicklung sollte unter dem Begriff „Urlaubserlebnisse für Alle“ die Zugänglichkeit der Angebote für alle gewährleisten, Gäste und Einheimische, Rollstuhlfahrer, hör- und sehbehinderte Menschen und ältere Menschen, die sich selbst nicht als eingeschränkt empfinden. Der Maßnahmenplan 2016 des Tourismusverbandes „Erlebnisland Werratal“ folgt derzeit der Emp- fehlung einer Machbarkeitsstudie, die vorschlägt, eine zentrale Pacht- und Betreibergesellschaft zu etablieren, die regionaltypische hochwertige Ferienwohnungen (z.B. Fachwerkhäuser) aus der Region anmietet, einrichtet und vermarktet (Arbeitstitel: Projekt Feriendorf Grimmheimat Nordhessen). Außerdem soll das 2014 gestartete Projekt „E-Bike-Station Werratal“ mit dem Ziel des Aufbaus eines flächendeckenden Netzes aus Verleih- und Ladestationen weiter ausgebaut werden. Eine neue Produktlinie stellt das Projekt „Kirchwege“ dar, bei dem bereits regelmäßig geöffnete und touristisch relevante Kirchen, an oder in der Nähe von bestehenden Rad- und Wanderwegen, stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt werden. Für Netra könnte in diesem Sinne eine Aufwertung der historischen und kulturellen Alleinstellungs- merkmale der Kirche und ihres direkten Umfeldes sowie des Wasserschlosses und seines Umfeldes in Verbindung mit dem bereits bestehenden Elisabeth- und Jakobs-Pilgerpfad gesehen werden. Der Dorfladen ist mit der Planung einer Außenterrasse bereits im Begriff, sich auf die Gäste von außer- halb einzustellen, genauso wie die Kirche mit dem Martin-Luther-Heim, das provisorisch als eine öf- fentliche Toilette angeboten wird. Diese Initiativen gilt es von Seiten der Gemeinde aufzugreifen, zu verknüpfen und weiterzuentwickeln. Nicht zuletzt beinhaltet ein Tourismuskonzept die öffentliche Vermarktung der Angebote. Die attraktive Gestaltung von Freiräumen im Sinne von Verweilplätzen, v.a. am Gemeindezentrum und der Neubau von barrierefreien Spazierwegen entlang der Bäche Netra und Leimbach sowie deren Anbindung an überörtliche Wanderrouten können Teil eines Touris- muskonzeptes sein, das Synergieeffekte auch für die eigene Bevölkerung bewirkt. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Einspareffekte sind nicht quantifizierbar, durch mehr Nutzer ist der Erhalt der Infrastruktureinrichtung des Dorfladens und damit auch - trotz des demografischen Wandels - der Erhalt des dörflichen Lebens besser gewährleistet. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Akquisition und Zusammenführen von Akteuren Verknüp- fung von Dorfentwicklungskonzept und Tourismuskonzept

Umsetzungszeitraum Mittelfristig

Zuständigkeit Bürgermeister

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Beteiligte Bewohner, Eigentümer

Zielgruppe Bewohner, Eigentümer, Touristen

Erwartete Kosten Derzeit nicht bezifferbar

Dorferneuerung, EFRE, LEADER, kommunale Mittel, Förderung von Finanzierung/ Förderung kommunalen Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekten, sowie von kommunalen Informationsinitiativen (WI-Bank)

Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Hoch

Handlungsschritte Absprache mit der Gemeinde und Hessen Tourismus

Erfolgsindikatoren Ausbau des Tourismusangebots

Im Zuge eines Dorfentwicklungsprozesses kann diese Maßnahme Einschätzung Umsetzbar- durch die Projektsteuerung bearbeitet werden. Durch das hohe Bür- keit/ Risiken & Hemmnisse gerengagement ist die Umsetzbarkeit auch eigenständig durchaus vorstellbar.

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M04: Sicherung und Weiterentwicklung öffentlicher Raum und Dorfgrün SB

Beschreibung & Zielsetzungen: Das „Grünbuch Stadtgrün“ (BMUB, Mai 2015) nimmt folgende Definition vor: „Stadtgrün umfasst alle Formen grüner Freiräume und begrünter Gebäude. Zu den Grünflächen zählen Parkanlagen, Fried- höfe, Kleingärten, Brachflächen, Spielbereiche und Spielplätze, Sportflächen, Straßengrün und Stra- ßenbäume, Siedlungsgrün, Grünflächen an öffentlichen Gebäuden, Naturschutzflächen, Wald und weitere Freiräume, die zur Gliederung und Gestaltung der Stadt entwickelt, erhalten und gepflegt werden müssen. Auch private Gärten und landwirtschaftliche Nutzflächen sind ein wesentlicher Teil des Grüns in den Städten. Auch das Bauwerksgrün mit Fassaden- und Dachgrün, Innenraumbegrünung sowie Pflanzen an und auf Infrastruktureinrichtungen gehören dazu. Alle diese Formen des städtischen Grüns werden auch als „Grüne Infrastruktur“ bezeichnet, da sie - vergleichbar mit der „grauen Infra- struktur“ - zahlreiche wirtschaftliche, soziale und ökologische Leistungen erbringen. Die Funktionen und Effekte von Stadtgrün sind vielfältig: Urbane Parks, Grünflächen und Gärten verbessern die Luftqualität und das Stadtklima, sie dämpfen Lärm, sind Lebensraum für Tiere und Pflanzen und tragen so zum Artenschutz und zum Erhalt der Biodiversität bei, sind Reserveflächen für Hochwasser- beziehungsweise Starkregenereignisse, leisten einen Beitrag zur Grundwasserneubil- dung und zum Bodenschutz. Sie sind zudem Orte der Erholung und der Umweltbildung, sie können das nachbarschaftliche Miteinander und die Integration sozialer und kultureller Milieus fördern und sie können das Wohlbefinden und die Lebensqualität in der Stadt verbessern. In Bürgerbefragungen wird Stadtgrün als wichtig und sehr wichtig bewertet, dies mit wachsender Tendenz. Parks und Grün- anlagen sowie ein grünes und attraktives Wohnumfeld bedeuten Lebensqualität und Vitalität. Grüne Städte punkten im Standortwettbewerb. Nicht zuletzt ist Stadtgrün für Kommunen ein positiver Imageträger.“ Was für Großstädte gilt, ist im kleinen Maßstab auch auf kleine Kommunen übertragbar, obwohl diese oft von Natur umgeben sind. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird gerade das unmittelbare Wohnumfeld für mobilitätseingeschränkte Personen immer wichtiger, auch für Fami- lien mit Kindern ist eine wohnungsnahe, schnell erreichbare, attraktive grüne Infrastruktur ein wichti- ger Standortfaktor. In Netra betrifft dies in erster Linie die öffentlichen Flächen an Gemeindezentrum und Dorfladen, die neu geordnet, entsiegelt und begrünt eine neue Aufenthaltsqualität entwickeln können und damit die Funktion der zentralen Dorfmitte unterstützen werden. Weiter wäre denkbar, das Umfeld des Schlos- ses zu einer attraktiven öffentlichen Freifläche (Schlosspark) auszubauen und mit Spazierwegen an ein mit Bäumen begrüntes Spazierwegenetz am Rand des Ortes einzubinden. Gleichzeitig könnte damit der Bach Netra aufgewertet und erlebbar gemacht werden. Zur Förderung der Gesundheit aller Altersgruppen bieten sich öffentliche begrünte Flächen für Bewegungsparcours an. Die Dorfein- gänge würden mit einer Alleebepflanzung, beispielsweise mit den ortstypischen Linden, dem Dorf zu einem weiteren grünen Charakter verhelfen. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Eine verbesserte Aufenthalts- und Lebensqualität im Öffentli- chen Raum wirkt sich auf das Wohlbefinden der Bewohner aus, Kleinklima und Lufthygiene sowie der Wasserrückhalt bei Starkregenereignissen werden verbessert. Die Teilhabe älterer Mitbürger (und auch der jüngsten Mitbürger) am öffentlichen Leben wird unterstützt. Quantifizierbar sind die ge- nannten Effekte nicht. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Information und Einbeziehung der Bevölkerung, Aufzeigen von Fördermöglichkeiten

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Bürgermeister

Beteiligte

Zielgruppe Bewohner, Eigentümer, Touristen

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Erwartete Kosten Derzeit nicht bezifferbar

Dorferneuerung, EFRE, LEADER, kommunale Mittel, Förderung von Finanzierung/ Förderung kommunalen Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekten sowie von kommunalen Informationsinitiativen (WI-Bank)

Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Gering

Handlungsschritte Etablierung in einen Dorfentwicklungsprozess

Sensibilisierung der Bewohner, bzw. Anwohner / Anzahl der ange- Erfolgsindikatoren schobenen und umgesetzten Projekte Im Zuge eines Dorfentwicklungsprozesses kann diese Maßnahme Einschätzung Umsetzbar- durch die Projektsteuerung bearbeitet werden. Durch das hohe Bür- keit/ Risiken & Hemmnisse gerengagement ist die Umsetzbarkeit auch eigenständig durchaus vorstellbar.

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6.3.2 Verkehr und Mobilität Nachfolgend sind Maßnahmen rund um die Themen klimafreundliche Mobilität und Verkehr aufgeführt. Die Maßnahmen gehen dabei auf Verlagerungs- und Vermeidungsoptionen in den Bereichen MIV und ÖPNV ein.

M05: Stärkung der Nahmobilität VM

Beschreibung & Zielsetzungen: Unter Nahmobilität wird die Mobilität zu Fuß und mit dem Rad zu- sammengefasst, die heute als dritte Säule neben den motorisierten Säulen MIV und ÖPNV die Gleichberechtigung in der Verkehrspolitik einfordert. Etwa 1/5 der jährlichen Treibhausgase entstehen bei der Bewegung von Menschen und Gütern. Für etwa 95 % der CO2-Emissionen des Verkehrs ist dabei alleine der Straßenverkehr verantwortlich. Um die klima- und umweltpolitischen Ziele zu erreichen gilt es, Verkehr zu vermeiden, zu verlagern und verträglich abzuwickeln. Verkehr zu vermeiden heißt, Aktivitäten und Mobilitätsbedürfnisse mit möglichst wenig Verkehr zu erfüllen. Dazu gehört das Leitbild einer Stadt und Region der kurzen Wege. Hierfür bringen Dörfer und Kleinstädte ideale Voraussetzungen mit, nämlich – im Gegensatz zu den oft ausufernden Großstädten – eine enge räumliche Umgrenzung und durch die historische Bebauung, eine teilweise noch vorhandene Fußgänger-Infrastruktur aus automobillosen Zeiten. Flächenangebot und Fahrgeschwindigkeit sind die zentralen Aufgaben für die aktuelle Verkehrspla- nung. Selbst auf lärmenden Straßen halten sich Menschen auch dann gern auf, wenn viel Platz und Bewegungsfreiheit vorhanden ist, wenn sich nicht vor Unfällen gefürchtet werden muss und wenn ein gestalterisch ansprechendes Ambiente vorherrscht. Außerdem braucht gerade in der alternden Ge- sellschaft die Mobilität manchmal Nichtmobilität: Für den Erhalt einer eigenständigen Haushaltsfüh- rung können Sitzgelegenheiten essentiell werden indem sich Ältere in der Nähe ihrer Wohnung selbst versorgen können und auf den Wegen alle 80–100 Meter eine Bank zum Ausruhen finden. In Ringgau-Netra besteht Handlungsbedarf bezüglich einer Stärkung der Nahmobilität im Kreu- zungsbereich am Gemeindezentrum, der auch das eigentliche Zentrum des Ortes darstellt. Hier wäre, u.a. an eine Änderung des Straßenquerschnittes, an die Drosselung des Tempos auch im erweiterten Kreuzungsbereich, an die Schaffung von Überquerungsmöglichkeiten und die Verbesserung der Auf- enthaltsqualität für Fußgänger, z.B. mit Sitzmöglichkeiten, zu denken. Durch die Schaffung neuer bar- rierefreier Fußwege - beispielsweise entlang der Netra - bietet sich die Verknüpfung mit vorhande- nen alten Fußwegen und dem Pilgerweg an, die das alte Dorfzentrum, Kirche, Kindespielplatz, Was- serschloss und andere öffentliche Orte miteinander vernetzen. Voraussetzung für eine nachhaltige Stärkung der Nahmobilität ist die Lösung des Problems der unverhältnismäßig hohen Frequenz des Schwerlastverkehrs im engen Ortszentrum, hier muss dringend mithilfe von Tempomessungen und der Nachprüfung der Ausnahmegenehmigungen, zugunsten der Verkehrssicherheit innerhalb der Ortsla- ge, nachgebessert werden Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Eine verbesserte Aufenthaltsqualität im Straßenraum wirkt sich auf das Wohlbefinden der Bewohner aus, durch eine Geschwindigkeitsreduktion werden zusätzlich Kleinklima und Lufthygiene verbessert. Sichere Fußwegeverbindungen mit ausreichenden Sitzmöglich- keiten unterstützen die Teilhabe älterer Mitbürger (und auch der jüngsten Mitbürger) am öffentlichen Leben und sind eine der Voraussetzungen für eine selbstständige Lebensführung im Alter. Quantifi- zierbar sind die genannten Effekte nicht. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Unterstützung einer Fußwegeplanung mit der Aktivierung und Befragung der Bewohnerschaft, um Schleichwege und beliebte Orte miteinzubeziehen.

Umsetzungszeitraum Langfristig

Zuständigkeit Bürgermeister

Beteiligte Anwohner, Einzelhändler, Gewerbetreibende

Zielgruppe Bewohner, Eigentümer, Touristen

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Erwartete Kosten Derzeit nicht bezifferbar

Dorferneuerung, EFRE, LEADER, kommunale Mittel, Förderung von Finanzierung/ Förderung kommunalen Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekten sowie von kommunalen Informationsinitiativen (WI-Bank)

Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Gering

Handlungsschritte Etablierung in den Dorfentwicklungsprozess

Erfolgsindikatoren Anzahl der angeschobenen und umgesetzten Projekte

Im Zuge eines Dorfentwicklungsprozesses kann diese Maßnahme Einschätzung Umsetzbar- durch die Projektsteuerung bearbeitet werden. Durch das hohe Bür- keit/ Risiken & Hemmnisse gerengagement ist die Umsetzbarkeit auch eigenständig durchaus vorstellbar.

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6.3.3 Energetische Gebäudesanierung In diesem Handlungsfeld sind Maßnahmen zur energetischen Gebäudesanierung aufgeführt. Diese um- fassen sowohl kommunale Liegenschaften – Gebäude der Gemeinde – als auch private Wohngebäude.

M06: Energetische Sanierung der Gebäude EG

Beschreibung & Zielsetzungen: Zur Reduktion des Wärmeenergiebedarfs ist die Qualität der Ge- bäudehülle in den nächsten Jahren zu verbessern. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Eine Reduktion des Wärmebedarfs führt zu einer erheblichen Reduktion der CO2-Emissionen beim Einsatz von fossilen Energieträgern. Zudem werden lokale Ener- gieträger (Biomasse, Sonnenenergie) effizient eingesetzt. Daher sind alle Möglichkeiten zu nutzen, um Besitzer von Gebäuden zu motivieren, über investive Maßnahmen den Energiebedarf der Gebäude deutlich zu senken Aufgaben des Sanierungsmanagements: Durchführung von Energieberatungen vor Ort; Organisati- on von Informationsveranstaltungen, Fördermittelberatung, Begleitung der Umsetzung

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Ansprechpartner des Sanierungsmanagements

Ansprechpartner des Sanierungsmanagements in den Beteiligte Quartieren, Eigentümer, Energieberater vor Ort, Banken

Zielgruppe Private Hauseigentümer

Zur Kalkulation der Kosten wird angenommen, dass die energetische Sanierung im Rahmen einer grundsätzlichen Instandhaltung oder Baumaßnahme am Gebäude anfällt. Erwartete Kosten Dementsprechend werden Mehrkosten von 250 EUR/m² kalkuliert8. Die Vollkosten der Maßnahme sind wesentlich höher Jährliche (Mehr)kosten (Sanierungsrate 2 %): 150.000 EUR Diverse Förderprogramme von Bund und Land (KfW, Bafa, Finanzierung/ Förderung WIBANK), Eigenmittel Regionale Wertschöpfung Hoch

Priorität Hoch

Handlungsschritte Sanierungsanlässe suchen und Eigentümer individuell bera- ten Anzahl der Beratungen und Veranstaltungen, Besucher bei Erfolgsindikatoren Veranstaltungen, umgesetzte Maßnahmen incl. Investitions- volumen

8 Siehe Studie der dena (2013): Sanierungsstudie von Ein- und Mehrfamilienhäusern 92

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Einschätzung Umsetzbarkeit/ Risiken Hemmnisse: fehlende Eigenmittel und Perspektiven für die & Hemmnisse Nutzung des Gebäudes

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M07: Modernisierung von Heizkesseln EG

Beschreibung & Zielsetzungen: Durch den Austausch von Heizkesseln kann die benötigte Wärme- energie trotz des Einsatzes von fossilen Energieträgern mit einem deutlich reduzierten CO2-Ausstoß zur Verfügung gestellt werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Durch einen effizienten Brennwertkessel und die optimale Ab- stimmung des Verteilsystems (hydraulischer Abgleich) können die CO2-Emissionen bis zu 20 % redu- ziert werden. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Kontaktaufnahme zu den Gebäudeeigentümern, Informa- tionen zum Kesseltausch und zum hydraulischem Abgleich

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Private Hausbesitzer, lokales Handwerk, Sanierungsmanagement, Beteiligte Banken und Finanzinstitute

Zielgruppe Hausbesitzer

Bei einer Erneuerung von ca. 50 kW Heizanlagen (Austausch Kessel, Erwartete Kosten Wechsel Energieträger, etc.) pro Jahr fallen Kosten von ca. 40.000 EUR/Jahr

Finanzierung/ Förderung Förderprogramme von Bund und Ländern, Eigenmittel

Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Hoch

Handlungsschritte Informationskampagne durchführen, Eigentümer beraten

Erfolgsindikatoren Anzahl erneuerter Heizanlagen

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse bestehen in Informationsdefiziten, fehlenden Eigenmitteln keit/ Risiken & Hemmnisse und unklaren mittelfristigen Nutzungsperspektiven für die Gebäude.

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M08: Nutzung von Solarenergie EG

Beschreibung & Zielsetzungen: Solaranlagen sind auf den Verbrauch abzustimmen, um den Anteil der direkt genutzten Energie zu optimieren. Dies gilt für den Bereich der solaren Stromerzeugung (Photovoltaik, PV) und die solare Wärmeerzeugung (Solarthermie). Durch die gesunkenen Preise für Solarmodule und den gleichzeitig angestiegenen Strompreis, stellt die Eigenstromerzeugung bei rich- tiger Auslegung der Anlage eine kostengünstige Stromversorgung dar. Auf die Möglichkeiten zur Nutzung von Speichertechnologien sollte hingewiesen werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Durch die Nutzung von Solarenergie werden fossilen Energie- träger ersetzt. Eine PV-Anlage erzeugt pro kWp (ca. 9 m²) ca. 900 kWh/a. Bei einer Lebensdauer von 20 Jahren kann eine Strommenge von 18.000 kWh erzeugt werden. Bei einer Solarthermieanla- ge beträgt der Wärmeertrag ca. 500 kWh/(m²a). Eine Anlage mit zwei Kollektoren á 2,5 m² produziert ca. 2.500 kWh Wärmeenergie.

Aufgaben des Sanierungsmanagements: Vor-Ort-Beratung, Organisation von Veranstaltungen und Beratungsangeboten Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Hausbesitzer, evtl. auch Mieter (siehe Mieterstrommodell), lokales Beteiligte Handwerk

Zielgruppe Hausbesitzer Durchschnittlicher Preis einer PV-Anlage für ein Einfamilienhaus: ca. 1.600 EUR/kWp (Quelle: BSW; PV-Anlagen bis 10 kWp) Die Kosten für eine Solarthermieanlage (Warmwasserbereitung) Erwartete Kosten betragen 5.000 EUR. Starke Abhängigkeit von Rahmenbedingungen (Einbau separat, Länge der Verrohrung, etc.).

Die jährlichen Ausbaukosten betragen ca. 74.000 EUR/a

Finanzierung/ Förderung KfW, Banken, Eigenmittel

Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Hoch Zur Erstberatung einen „Solar-Check“ durch das Sanierungsma- Handlungsschritte nagement entwickeln Erfolgsindikatoren Anzahl Beratungen, Anzahl umgesetzter Maßnahmen

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse: niedrige Energiepreise, lange Amortisationszeiten keit/ Risiken & Hemmnisse

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M09: Energetische Sanierung Gemeindeverwaltung / Dorfgemeinschaftshaus EG

Beschreibung & Zielsetzungen: Geplant ist eine energetische und möglichst barrierearme Sanierung der Gemeindeverwaltung, welche auch das Dorfgemeinschaftshaus beinhaltet. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Durch die energetische Renovierung und Umrüstung des Ge- bäudes auf eine klimafreundliche Heiztechnik sowie Dämmung der Gebäudehülle werden hohe CO2- Einsparpotenziale erreicht. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement steht als Ansprechpartner für Beratungen zur Verfügung.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Gemeindeverwaltung

Beteiligte Lokales und regionales Handwerk, Energieberater, Architekten, KfW

Zielgruppe Gemeindeverwaltung, Bürger

Erwartete Kosten Je nach Maßnahme bis zu 75.000 EUR (siehe Gebäudesteckbrief im Anhang

Finanzierung/ Förderung KfW, Land, Eigenmittel

Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Hoch

Handlungsschritte Kontaktaufnahme durch das Sanierungsmanagement

Erfolgsindikatoren Umgesetzte Maßnahmen

Einschätzung Umsetzbar- Sehr hohe Umsetzungswahrscheinlichkeit keit/ Risiken & Hemmnisse

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M10: Energetische Sanierung Musterhaus Rimbachstraße EG

Beschreibung & Zielsetzungen: Geplant ist eine energetische und möglichst barrierearme Sanierung des historischen Fachwerkhauses in der Rimbachstraße. Angedacht ist, dass seit Jahren leerstehende Gebäude in einem gemeinsamen Projekt mit den in Net- ra ansässigen Flüchtlingen und Bewohnern des Dorfes zu sanieren und als energetisches Musterhaus mit Modellcharakter öffentlich zugänglich zu machen. Besucher können die Baustelle aus der Nähe erleben und so verschiedene Arbeitsschritte einer Sanierung kennenlernen. Auch das Einbinden des regionalen Handwerks ist vorgesehen. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Durch die energetische Renovierung und Umrüstung des Ge- bäudes auf eine klimafreundliche Heiztechnik sowie Dämmung der Gebäudehülle werden hohe CO2- Einsparpotenziale erreicht. Ein weiterer positiver Effekt könnte in der Leuchtturmwirkung des Projektes auf mögliche Sanierungen in der Nachbarschaft liegen. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement steht als Ansprechpartner für Beratungen zur Verfügung.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Eigentümer, Gemeindeverwaltung

Beteiligte Bürgergruppe Wanfried (Frau Wetzestein), lokales und regionales Handwerk, Energieberater, Architekten, KfW

Zielgruppe Private Hauseigentümer

Erwartete Kosten Für die Gemeinde fallen keine separaten Kosten an

Finanzierung/ Förderung KfW, Eigenmittel

Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Hoch

Kontaktaufnahme durch das Sanierungsmanagement; Verknüpfung Handlungsschritte mit weiteren Musterhäusern, Besitzer ist kürzlich verstorben. Das Ge- spräch mit den Erben sollte gesucht werden

Erfolgsindikatoren Umgesetzte Maßnahmen

Einschätzung Umsetzbar- Umsetzungswahrscheinlichkeit eher gering keit/ Risiken & Hemmnisse

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6.3.4 Kostenübersicht In der nachfolgenden Tabelle sind die jährlichen und die einmaligen Kosten beziffert: Tab. 18: Zusammenstellung der jährlichen und einmaligen Kosten der Maßnahmen; differenziert nach Kosten, die für die Kommune oder für Privatpersonen anfallen

Kosten Kosten Kosten Kosten Kosten Nr. Maßnahme Kommune / Kommune/ Private / Private / jähr- gesamt einmalig jährlich einmalig lich M01 Leerstandsmanagement 30.000 € 30.000 € Netra M02 Stärkung als Wohn- und Derzeit nicht

Versorgungsstandort bezifferbar

Weiterentwicklung Tou- Derzeit nicht M03 rismuskonzept bezifferbar Sicherung und Weiter- M04 Derzeit nicht entwicklung öffentlicher bezifferbar Raum und Dorfgrün M05 Stärkung der Nahmobili- Derzeit nicht

tät bezifferbar Energetische Sanierung M06 150.000 € 150.000 € der Gebäude Austausch von Heizkes- M07 40.000 € 40.000 € seln Nutzung Erneuerbarer M08 73.800 € 73.800 € Energien Energetische Sanierung M09 Gemeindeverwaltung / 75.000 € 75.000 € Dorfgemeinschafthaus Energetische Sanierung M10 Musterhaus Rimbach- 100.000 € 100.000 € straße SUMME 468.800 € 75.000 € 30.000 € 100.000 € 263.800 €

Tab. 19: Zusammenstellung der Investitionskosten für das Quartier Netra kurzfristig mittelfristig langfristig Netra 438.800 € 30.000 € nicht bekannt

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

6.3.5 Zeitplan Umsetzung im Quartier

Tab. 20: Umsetzungszeitplan

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6.4 Interkommunale Zusammenarbeit Im nachfolgenden Kapitel sind Projektansätze aufgeführt, die aufgrund ihres Charakters interkommuna- le Kooperationen und Netzwerke stärken können. Anders als die in Kapitel 6.2 aufgeführten, quartiers- spezifischen Maßnahmen, setzen die fortfolgend dargestellten Projektansätze eine enge Zusammenar- beit aller Städte und Gemeinden im Werra-Meißner-Kreis voraus. Die Innovation des Modellprojekts zeichnet sich insbesondere durch seinen interkommunalen Akteurscha- rakter aus. Sechs Städte und Gemeinden des Werra-Meißner-Kreises erstellen unter Beteiligung des Landkreises ein energetisches Quartierskonzept für ausgewählte Stadt- bzw. Ortsausschnitte. Bereits vor und während der Erstellung des Quartierskonzeptes gibt es im Werra-Meißner-Kreis, insbesondere unter den sechs beteiligten Gebietskörperschaften, interkommunale Kooperationen und gemeinsame Projekte. Hierzu gehören neben dem Regionalen Entwicklungskonzept9, der Studie Mobilisierung, Auf- bereitung und Verwertung holziger Biomassen im Werra-Meißner-Kreis10 auch das Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept11 des Landkreises. Der Landkreis verfügt über eine Bandbreite an themenspezifischen Beratungsstellen und Informations- angeboten. Hierzu zählen z.B. die Fachstelle Technik im Alter oder die kreiseigene Klimaschutzmanage- rin. Ziel der Zusammenarbeit ist daher auch die Zusammenführung und Bündelung von bereits vorhandenen Aktivitäten, aktiven Einzelpersonen und Interessensverbänden im Landkreis und seinen Gebietskörper- schaften.

9 http://www.vfr-werra-meissner.de/ 10 http://www.bio-regio-holz.de/download/BioRegioFlyer_3.pdf 11 http://www.werra-meissner- kreis.de/fileadmin/01_Homepage_Kreisverwaltung/Fachbereiche_und_Einrichtungen/FB7_Bauen_Umwelt/7.5_Abfallwirtschaft_und_Erneuer bare_Energien/Prospekt_Klimaschutzkonzept_0_.pdf 100

Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

6.4.1 Maßnahmen Maßnahmenübersicht Tab. 21: Übersicht über die interkommunalen Maßnahmen

Nr. Bezeichnung CO2-Bedeutung Priorität

Interkommunale- Gering, hoch für Installation eines Sanierungsmanagements Hoch Maßnahme 1 Folgemaßnahmen

Interkommunale- Vernetzung und Aufbereitung der Musterhäuser zum Gering, hoch für Hoch Maßnahme 2 Thema Sanierung und erneuerbare Energien Folgemaßnahmen

Interkommunale- Regelmäßige Beratungsangebote, zugehende Bera- Maßnahme 3 tung zum Thema: „Wohnen im Alter“ Gering Hoch

Interkommunale- Aufbau einer Tatenbank Maßnahme 4 Gering Gering

Interkommunale- Gemeinsame Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Maßnahme 5 Gering Mittel

Durchführung von Mitarbeiterschulungen in der Kreis- Interkommunale- verwaltung und den Stadt- und Gemeindeverwaltun- Maßnahme 6 Hoch Hoch gen

Interkommunale- Einrichtung eines interkommunalen Leerstandmanage- Maßnahme 7 ments Mittel Hoch

Interkommunale- Nutzung der Potenziale holziger Biomasse im Werra- Maßnahme 8 Meißner-Kreis Hoch Hoch

Interkommunale- Einführung lokaler, niedrigschwelliger Beratungen Gering, hoch für Gering Maßnahme 9 durch Quartierslotsen Folgemaßnahmen

Interkommunale- Durchführung von Baustellen- und Thermografiespa- Gering, hoch für Gering Maßnahme 10 ziergängen in den Quartieren Folgemaßnahmen

Interkommunale- Beratungsangebote zur Eigenstrom- und Solarthermie- Gering, hoch für Mittel Maßnahme 11 nutzung in den Quartieren Folgemaßnahmen

Interkommunale- Angebot eines Mobilitätspakets zur solaren Mobilität Maßnahme 12 (E-Bike und PV) Hoch Mittel

Bauherrenansprache durch die Gebietskörperschaften Interkommunale- zu den Themen Energie und Klimaschutz in den Quar- Gering, hoch für Maßnahme 13 Hoch tieren Folgemaßnahmen

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

IM01: Installation eines Sanierungsmanagements

Beschreibung & Zielsetzungen: Ziel ist die Installation eines interkommunalen Sanierungsmanage- ments, das die Umsetzung der Maßnahmen in den Quartierskonzepten fachlich begleitet. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Durch das Sanierungsmanagement werden die im Konzept entwickelten Maßnahmen begleitet und neue Maßnahmen initiiert. Durch die dezentrale und inter- kommunale Organisation stehen in den Quartieren Ansprechpartner zur Verfügung, die zeitnah Bera- tungen und Unterstützung bei Projekten anbieten können. Sie werden durch ein zentrales Sanierungs- management unterstützt. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Management hat die Aufgabe, auf der Basis des energetischen Quartierskonzepts den Prozess der Umsetzung fachlich zu begleiten, einzelne Prozess- schritte für die übergreifende Zusammenarbeit und Vernetzung wichtiger Akteure zu initiieren, Maß- nahmen der Akteure zu koordinieren, zu bewerben und zu kontrollieren und als Anlaufstelle für Fra- gen der Finanzierung und Förderung zur Verfügung zu stehen. Weiterhin unterstützt das Sanierungs- management die lokalen Akteure bei der Öffentlichkeitsarbeit und bildet die Schnittstelle zu ähnli- chen Initiativen auf Kreis-, Land- und Bundesebene.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Stadt- bzw. Gemeindeverwaltung mit Unterstützung der Zuständigkeit Kreisverwaltung

Bürgermeister der Quartiere, Kreisverwaltung, lokale Quartierslotsen, Energieversorger, Netzbetreiber, Bürger- Beteiligte energiegenossenschaft e.V., Verein für Bau- und Wohnkul- tur, HeRo, Energieberater

Private Hauseigentümer, Stadt- und Gemeindeverwaltun- Zielgruppe gen, Unternehmen, Interessensverbände

Erwartete Kosten Für alle Quartiere max. bis zu 430.000 EUR pro Jahr 65 % Zuschuss der förderfähigen Gesamtkosten aus KfW- Finanzierung/ Förderung Programm 432: Restbetrag aus Mitteln des Landes, von Sponsoren und/oder Eigenmittel der Kommunen Regionale Wertschöpfung Hoch

Priorität Hoch

Handlungsschritte Antragstellung durch den Kreis oder eine Stadt/Gemeinde als Konsortialführer bei der KfW Anzahl der Beratungen und Veranstaltungen, Besucher bei Erfolgsindikatoren Veranstaltungen, umgesetzte Maßnahmen incl. Investitions- volumen

Hemmnisse: fehlende Eigenmittel Einschätzung Umsetzbarkeit/ Risiken & Hemmnisse Chancen: Die Stadt Eschwege ist bereit, die Konsortialfüh- rerschaft zu übernehmen

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

IM02: Vernetzung und Aufbereitung der Musterhäuser BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Im Rahmen des vorliegenden Projekts wurde deutlich, dass insbe- sondere zum Thema energetische Gebäudesanierung Beratungsbedarf besteht. Auf lokaler Ebene gibt es aktive Einzelpersonen und Interessensverbände (Verein für Bau- und Wohnkultur Witzenhau- sen e.V., Herr Welzel (Witzenhausen), Herr Jäschke (Germerode), Frau Wetzestein (Eschwe- ge/Wahnfried), usw.) die bereits mehrere Gebäude saniert haben oder zurzeit sanieren sowie er- neuerbare Energien zur Energiegewinnung einsetzen. Diese Einzelprojekte gilt es miteinander zu ver- netzen, in die Öffentlichkeit zu tragen und um weitere Projekte aus dem Kreisgebiet zu ergänzen. So entstehen anschauliche Beispiele, welche Maßnahmen auf welcher Ebene praktisch umgesetzt werden können. Zur Vernetzung ist es ein jährliches Treffen geplant, auf dem sich Sanierungsinteressierte mit den Besitzern der Mustergebäude austauschen können. Die Einzelprojekte sollen zudem in der Taten- bank erfasst werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Keine direkten Einsparungen Aufgaben des Sanierungsmanagements: Kontaktaufnahme zu den Gebäudeeigentümern, Zusam- menführung der Musterhäuser, Bewerbung der Kampagne

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Gebäudeeigentümer der Musterhäuser (unter anderem Hr. Jäschke, Beteiligte Fr. Wetzestein, Hr. Heuckeroth, Hr. Welzel, u.a. )

Zielgruppe Sanierungsinteressierte Personen 2.500 EUR (Zusammengefasste Kosten für ein jährliches Vernetzungs- Erwartete Kosten treffen inkl. Catering und die Erstellung eines Faltblattes)

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement)

Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Hoch Fortlaufende Liste der Musterhäuser erstellen; Interesse weiterer Handlungsschritte Gebäudeeigentümer und Interessensverbände abfragen Erfolgsindikatoren Anzahl erfasster Projekte, Nachfragende Personen

Hemmnisse bestehen in den zeitlichen Ressourcen der beteiligten Einschätzung Umsetzbar- Personen und in der Bereitschaft, das eigene Gebäude zeitweise für keit/ Risiken & Hemmnisse Besichtigungen zur Verfügung zu stellen.

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IM03: Verstärkte Beratung zum Thema: „Wohnen im Alter“ AW

Beschreibung & Zielsetzungen: Während der Konzeptphase wurde deutlich, dass das Interesse am Thema „Wohnen im Alter“ deutlich zunimmt. Zur Erhöhung der Lebensqualität in den Quartieren und zur Verlängerung der Nutzungsperspektiven von Gebäuden muss das Thema: „Wohnen im Alter“ mit der energetischen Beratung eng verwoben werden. Aufbauend auf den Erfahrungen der Beratungs- stelle Wohnen im Werra-Meissner-Kreis und einzelnen Aktivitäten (z.B. Herr Jäschke/Germerode) sollen die Beratungsangebote weiter ausgebaut und verstetigt werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Keine direkten Einsparungen, aber Erhöhung der Bereitschaft Aufgaben des Sanierungsmanagements: Bewerbung des Themas, Organisation von Veranstaltun- gen und Beratungsangeboten

Umsetzungszeitraum Kurzfristig / Dauerhaft

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Beteiligte Beratungsstelle „Wohnen im Alter“, Sanierungsmanagement

Zielgruppe Personen mit körperlichen Einschränkungen

Erwartete Kosten Im Rahmen des Sanierungsmanagements

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement), Kommunen, Eigenmittel, Sponsoren

Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Hoch Sanierungsmanagement einrichten, Erfahrungen auswerten, Regel- Handlungsschritte hafte Beratungsangebote in die Energieberatung integrieren

Erfolgsindikatoren Anzahl Beratungen, Anzahl umgesetzte Maßnahmen

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse: Thema ist noch nicht bekannt, Handlung erst, wenn es keit/ Risiken & Hemmnisse unbedingt nötig ist.

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

IM04: Aufbau einer Tatenbank BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Die Tatenbank – angelehnt an die Tatenbank des Umweltbundes- amtes12 – fasst alle Aktivitäten zu den Themen Energie und Klimaschutz des Landkreises und seiner Gebietskörperschaften in einer digitalen Datenbank zusammen. Die gesammelten Projekte dienen als Ideengeber und Praxisbeispiele und laden zum Nachahmen ein. Die Tatenbank begünstigt die inter- kommunale Zusammenarbeit sowohl zwischen den Verwaltungen als auch zwischen einzelnen Privat- personen. Dargestellt werden die Projektinhalte, Laufzeit, bereits erreichte oder noch zu erzielende CO2-Minderungspotenziale, Verortung der Maßnahme und beteiligte Personen. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Keine direkten Einsparungen. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Einrichtung der Internetpräsenz, Bewerbung der Taten- bank in der Öffentlichkeit, Sammeln und Kategorisieren der Projekte; Pflege der Internetpräsenz.

Umsetzungszeitraum Mittelfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

IT-Abteilung der jeweiligen Verwaltung, Projektierer von Energie- Beteiligte und Klimaschutzmaßnahmen

Zielgruppe Breite Öffentlichkeit

3.700 €; einmalige Programmierung einer Homepage und Hosting Erwartete Kosten bei einer Laufzeit von drei Jahren

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement)

Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Mittel

Handlungsschritte Erfassung relevanter Projekte, Aufbau einer fortlaufenden Liste, Aufbau und Pflege einer Internetpräsenz Erfolgsindikatoren Anzahl erfasster Projekte

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse sind im Datenschutz zu erwarten keit/ Risiken & Hemmnisse

12 http://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/werkzeuge-der-anpassung/tatenbank 105

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IM05: Gemeinsame Presse- und Öffentlichkeitsarbeit BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Ziel ist die öffentlichkeitswirksame Darstellung umgesetzter Projekte in den Bereichen Energie und Klimaschutz im Werra-Meißner-Kreis. Leser sollen somit für die Themen sensibilisiert, miteinander vernetzt sowie zur Nachahmung animiert werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Keine direkten Einsparungen Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement wählt geeignete Projekte aus und verfasst die Pressetexte.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Werra-Rundschau, HNA, Gemeindeblätter, Meißner-Nachrichten, Beteiligte Witzenhäuser Anzeiger, Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Privat- personen, Unternehmen, Interessensverbände

Zielgruppe Breite Öffentlichkeit, Politik

Erwartete Kosten 24.500 €13; zwei Anzeigen pro Jahr über 3 Jahre

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement), evtl. Zuschuss lokale Förderer

Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Hoch

Handlungsschritte Kontaktaufnahme zu Presseagenturen

Erfolgsindikatoren Anzahl veröffentlichter Artikel

Einschätzung Umsetzbar- Umsetzbar, wenn über das Sanierungsmanagement Ressourcen für keit/ Risiken & Hemmnisse die Arbeit bereitgestellt werden können.

13 Der Kalkulation liegen Angaben der Preisliste für Anzeigen der Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) zugrunde; www.hna.de/bilder/2010/03/09/3867900/277776330-hauptpreisliste-nr-57a-2016.pdf; Textteilanzeige, Grundpreis Regional Hessen. 106

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IM06: Durchführung von Nutzerschulungen BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Über gezielte, themenspezifische und den Tätigkeitsfeldern der Zielgruppe angepasste Schulungen, werden diese für die Themen Klimaschutz und Energie sensibili- siert. Nutzer der kommunalen Einrichtungen wie beispielsweise Einzelpersonen (Hausmeister, Elektro- techniker, Verwaltungsfachangestellte) bilden zentrale Schlüsselfiguren in der Zukunftsaufgabe, den Energieverbrauch der öffentlichen Einrichtungen im Quartier zu reduzieren. Sie sind wesentliche Ak- teure für nicht bzw. gering investive Maßnahmen und haben zudem meist engen Kontakt zu weiteren Zielgruppen. Regelmäßig durchgeführte Energietreffs – die motivierende Ansätze und Wissensver- mittlung beinhalten – könnten erheblich zur Senkung des Energieverbrauchs und zum bewussten Um- gang mit Energie beitragen. Zusätzlich kann hierdurch die Kommunikation der Beteiligten untereinan- der nachhaltig optimiert werden.

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Die Einsparung von Energie und CO2 durch diese motivierende und sensibilisierende Maßnahme kann nicht quantifiziert werden, allerdings werden Folgemaßnah- men mit hohem Einsparpotenzial erwartet. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement plant, organisiert, dokumen- tiert und bereitet die Schulungen auf. Zusätzlich vernetzt es die Akteure und vergibt Unteraufträge an externe Berater.

Umsetzungszeitraum Mittelfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Beteiligte Externe Berater

Zielgruppe Verwaltungsmitarbeiter, interessierte Akteure in den Quartieren

ca. 5.000 EUR (4 Schulungstermine pro Jahr, pro Schulungstermin Erwartete Kosten 1.230 EUR, inkl. Verpflegungs- und Fahrtkostenpauschale)

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement)

Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Mittel

Ansprache der relevanten Verwaltungen/Ämter; Erfassung des Be- Handlungsschritte darfes

Erfolgsindikatoren Anzahl durchgeführter Schulungen, Teilnehmerzahlen

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse: Mitarbeiter für eine Schulung zu begeistern keit/ Risiken & Hemmnisse

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

IM07: Einrichtung eines interkommunalen Leerstandmanagements SB

Beschreibung & Zielsetzungen: Primärziel des Leerstandmanagements ist es, eine an die jeweilige Kommune angepasste Strategie zur Umnutzung vorhandener und bereits absehbarer Leerstände zu entwickeln. Dabei spielen die Leerstandkataster in der jeweiligen Kommune eine wichtige Rolle. Diese sollen im Rahmen eines gemeinsamen Sanierungsmanagements vernetzt werden, um Nutzungsansätze und Kundenwünsche besser bündeln und austauschen zu können. Zunächst werden Leerstände und deren mögliche Ursachen erhoben und analysiert, um in einem wei- teren Schritt den Handlungsbedarf zu eruieren. Gemeinsam mit den Akteuren vor Ort werden Nut- zungskonzepte und –Ideen entwickelt. Ein erfolgreiches Leerstandmanagement wirkt sich maßgeblich auf eine positive Wahrnehmung des Standorts aus und beeinflusst so die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt in entscheidendem Maße. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Keine direkten Einsparungen; Instrument zur Vorbereitung von Entscheidungen zur Investition in die Gebäude. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Ansprache von Gebäudeeigentümern, Ansprache potenzi- eller Investoren, Netzwerktätigkeit, Beratung der Stadt- und Gemeindeverwaltungen.

Umsetzungszeitraum Langfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Bewohner, Eigentümer, Kreis-, Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Beteiligte Regionalmanagement

Zielgruppe Wohnraumsuchende, Gewerbetreibende

Erwartete Kosten Annahme: 30.000 EUR pro Jahr

Finanzierung/ Förderung Stadtumbau, Dorfentwicklung

Regionale Wertschöpfung Hoch

Priorität Hoch

Etablierung in die Dorfentwicklungsprozesse/ Stadtumbauprozesse in den Quartieren, Kontaktaufnahme mit Haus- und Grundstücksei- Handlungsschritte gentümern, Kontaktaufnahme mit potenziellen Investoren, Vernetzung mit dem Regionalmanagement und Denkmalbehörde

Erfolgsindikatoren Anzahl der in Nutzung gebrachten Objekte

Die Finanzierung muss durch die Gemeinde erfolgen. Eine Kofinan- Einschätzung Umsetzbar- zierung im Zuge eines Förderprogramms wie bspw. der Dorfentwick- keit/ Risiken & Hemmnisse lung in Hessen ist möglich. Die hohe finanzielle Belastung setzt aller- dings einen Förderanreiz voraus.

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

IM08: Nutzung der Potenziale holzige Biomasse im Werra-Meißner-Kreis WV

Beschreibung & Zielsetzungen: Mit der Studie: „Mobilisierung, Aufbereitung und Verwertung holzi- ger Biomassen in der ländlichen Region am Beispiel des Werra-Meißner-Kreises“ wurde gezeigt, dass im Kreisgebiet durch dieses Material erhebliche Mengen an fossilen Energien eingespart wer- den können. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Die Studie weist ein energetisches Potenzial von 3,2 Mio. Liter Heiölaequivalent aus. Das bedeutet, dass rechnerisch ca. 1.000 Gebäude mit einem durchschnittli- chen Energieverbrauch von 3.000 Liter Heizöl pro Jahr aus regionalen Ressourcen versorgt werden könnten Aufgaben des Sanierungsmanagements: Im Rahmen der Konzeptentwicklung wurden in mehreren Quartiere Einsatzmöglichkeiten für Holzige Biomasse untersucht. Das Sanierungsmanagement entwi- ckelt die erfolgversprechenden Projekte weiter, führt weitere Bürgerveranstaltungen durch und be- gleitet fachlich und organisatorisch die Umsetzung.

Umsetzungszeitraum Mittelfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Bürgerenergie Werra-Meißner, Investoren, Energieversorger, Wit- Beteiligte zenhausen Institut

Private Hauseigentümer, Kreis-, Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Zielgruppe Interessensverbände

Erwartete Kosten Ca. 3 - 6 Mio EUR, je nach Standort

Investoren, Bürgerenergiegenossenschaften, Fördermittel von Land Finanzierung/ Förderung und Bund

Regionale Wertschöpfung Hoch

Priorität Hoch Erstellung von Informationsmaterial, Klärung der Betreiberfrage, Handlungsschritte Gespräche mit möglichen Kunden Anzahl umgesetzter Wärmekonzepte auf Basis holziger Biomasse, Erfolgsindikatoren Anzahl der angeschlossenen Haushalte

Hemmnisse: Resultierende Wärmekosten sind bei den aktuellen Einschätzung Umsetzbar- Weltmarktpreisen höher, als die Wärmeversorgung über Öl und keit/ Risiken & Hemmnisse Gas.

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

IM09: Einführung lokaler, niedrigschwelliger Beratungen durch Quartierslotsen BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Die Bürgerdialoge in den sechs Kommunen haben deutlich gemacht, dass durchaus Bedarf nach unabhängiger, fachlicher Beratung besteht. Die Beratungsangebote des Sanierungsmanagement werden durch die Einbindung bereits lokal aktiver Initiativen und Einzelper- sonen ergänzt. Hierbei kann auf eine bereits vorhandene Vertrauensbasis (Nachbarschaft, gemein- same Vereinstätigkeit, o.ä.) aufgebaut werden. Das Sanierungsmanagement kann dadurch auf eine Auswahl an lokalen Experten verschiedenster Fachrichtungen – barrierefreies Wohnen, erneuerbare Energien, Fachwerksanierung – in den Quartieren zurückgreifen und auf diese verweisen. Dadurch würde nicht nur die Vernetzung innerhalb der Quartiere sondern auch Kommunen übergreifend be- flügelt werden.

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Die Einsparung von Energie und CO2 durch diese motivierende und sensibilisierende Maßnahme kann nicht quantifiziert werden, allerdings werden Folgemaßnah- men mit hohem Einsparpotenzial erwartet. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement verknüpft die Akteure, be- wirbt die Quartierslotsen, koordiniert und verwaltet die Beratungstermine.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Quartierslotsen (Verein für Wohn- und Baukultur e.V., Herr Jäschke, Zuständigkeit Bürgerenergie Werra-Meißner e.G. (Liste ist nicht abschließend)

Beteiligte Sanierungsmanagement

Zielgruppe Private Hauseigentümer

75.600 Euro (42 Termine pro Jahr; über drei Jahre (Honorar pro Erwartete Kosten Beratung 600 Euro))

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement), evtl. Zuschuss lokale Förderer

Regionale Wertschöpfung Hoch

Priorität Hoch Kontaktaufnahme durch das Sanierungsmanagement zu den Quar- Handlungsschritte tierslotsen und Bewerbung der Maßnahme Anzahl durchgeführter Beratungen, Anzahl der durch die Beratung Erfolgsindikatoren initiierten Projekte

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse: geeignete Quartierslotsen finden und ausbilden, Finan- keit/ Risiken & Hemmnisse zierung der Maßnahme

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

IM10: Durchführung von Baustellen- und Thermografiespaziergängen in den Quartieren BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Mit Spaziergängen wird ein visueller Ansatz genutzt, um Sanie- rungsbedarf und energetische Schwachstellen bei Bestandsgebäuden aufzudecken und die Motivati- on für energetische Modernisierungen zu steigern. Der Spaziergang führt eine Gruppe interessierter Gebäudeeigentümer zu Beispielgebäuden in den Quartieren. Mittels vor Ort aufgenommener Ther- mographie-Bilder können Schwachstellen direkt aufgezeigt werden. Durch Kooperation mit einem Energieberater oder Architekten könnten darauf aufbauend konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der energetischen Effizienz entwickelt werden, um die Sanierungstätigkeit zu erhöhen. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Keine direkten Einsparungen; Instrument zur Vorbereitung von Entscheidungen. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement verknüpft die Akteure, be- wirbt die Maßnahme, koordiniert das Einladungs- und Rücklaufmanagement, beauftragt externe Fachberater und begleitet die Spaziergänge.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Beteiligte Externer Berater, Quartierslotsen

Zielgruppe Private Hauseigentümer

45.550 EUR (im Förderzeitraum von 3 Jahren 36 Termine (Honorar Erwartete Kosten pro Spaziergang 1.230 EUR, inkl. Verpflegungs- und Fahrtkosten- pauschale); Erstellung und Druck des Flyers 2.350 EUR)

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement), evtl. Zuschuss lokale Förderer

Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Hoch Erstellung eines Flyers zur Ansprache von interessierten Hausbesit- Handlungsschritte zern, Verteilung an die Gebietskörperschaften, Koordination Sanie- rungsmanagement Erfolgsindikatoren Anzahl durchgeführter Spaziergänge; Teilnehmerzahlen

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse bestehen evtl. in der Bereitschaft, die Schwachstellen des keit/ Risiken & Hemmnisse eigenen Gebäudes offenzulegen.

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

IM11: Beratungsangebote zur Eigenstrom- und Solarthermienutzung in den Quartieren BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Im Vordergrund der Maßnahme steht die niedrigschwellige und persönliche Beratung durch das Sanierungsmanagement zur Eigennutzung von Photovoltaik (Wirt- schaftlichkeit, Fördermöglichkeiten, Speichertechnologien). Die Bürgerdialoge in den Städten und Gemeinden haben deutlich gemacht, dass ein besonderer Bedarf bei der Beratung zur Eigenstrom- nutzung besteht. Auch Bewohner von Mietobjekten können durch die Realisierung von Mieterstrommo- dellen von der Nutzung des auf dem Gebäude produzierten Stroms profitieren. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Eine PV-Anlage erzeugt pro kWp (9 m² Fläche) am Standort Werra-Meißner-Kreis ca. 900 kWh pro Jahr. Bei einer Lebensdauer von 20 Jahren kann mit der Anlage eine Strommenge von 18.000 kWh erzeugt werden. Bei einer Solarthermieanlage beträgt der Wärmeertrag ca. 500kWh/m² und Jahr. Das bedeutet, dass eine Anlage mit zwei Kollektoren á 2,5 m² Kollektorfläche ca. 2.500 kWh Wärmeenergie produziert. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement steht Interessierten Bürgern beratend zur Seite.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Sanierungsmanagement

Klimaschutzmanager, Denkmalschutz, Energieberater, Handwerker, Beteiligte Energieversorger, Energiegenossenschaft, Experten Mieterstrommo- delle

Zielgruppe Private Hauseigentümer

Erwartete Kosten 60 Beratungen pro Jahr á 300 EUR: 18.000 EUR/a

Photovoltaik: EEG, Ersatz von Strombezug Finanzierung/ Förderung Solarthermie: Marktanreizprogramm der BAFA (Zuschuss) Regionale Wertschöpfung Mittel

Priorität Mittel Bewerbung des Beratungsangebotes, Durchführung von Einzelge- Handlungsschritte sprächen Erfolgsindikatoren Anzahl durchgeführter Beratungen, Anzahl installierter Solarflächen

Umsetzbarkeit: individuelle Beratung notwendig, dann können Einschätzung Umsetzbar- Hemmschwellen überwunden werden, Hemmnisse: Investitionsauf- keit/ Risiken & Hemmnisse wand, langfristige Amortisation

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

IM12: Angebot zur solaren Mobilität (E-Bike und PV) VM

Beschreibung & Zielsetzungen: Ziel der Maßnahme ist die kostengünstige Bereitstellung von Mög- lichkeiten zur Mobilität mittels E-Bike und eines kleinen Solaranlage. Das Paket wird in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Solarenergie (DGS) entwickelt und möglichst über die Bürger- energiegenossenschaft angeboten. Unter der Annahme eines durchschnittlichen Stromverbrauchs eines E-Bikes von 1kWh/100km und der Installation einer PV-Kleinstanlage (Installation zum Beispiel auf dem Balkon mit einer Spitzenleistung von 250W (jährlicher Stromertrag von ca. 220 kWh/Jahr) kann mit dem E-Bike durch die produzierte Energie eine Fahrstrecke von ca. 20.000 km/Jahr zurückgelegt werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Durch das E-Bike können besonders im Nahbereich der Quar- tiere Pkw-Kilometer ersetzt werden. Das bedeutet pro Jahr und Pkw bei einer Fahrleistung von ca. 3.000 km eine jährliche Einsparung von ca. 450 kg CO2 (Basis: durchschnittliche CO2-Emissionen eines Pkw: 150 g CO2/km). Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement begleitet das Projekt mit Rat und Tat und übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Initiator: Sanierungsmanagement; Anbieter zum späteren Zeitpunkt: Zuständigkeit evtl. Bürgerenergiegenossenschaft

Beteiligte Sanierungsmanagement, Quartierslotsen, Bürgerinnen und Bürger

Zielgruppe Private Käufer

1.950 EUR, für die Erstellung eines Informations-Faltblattes sowie den Druck von 1.500 Exemplaren, Kosten für E-Bike und PV- Erwartete Kosten Kleinstanlage: 2.000 - 3.000 EUR Kosten bei 20 Systemen pro Jahr: ca. 50.000 EUR/a Öffentlichkeitsarbeit: KfW (Sanierungsmanagement) Finanzierung/ Förderung E-Bike und PV-Anlage: private Investitionen Finanzierung evtl. über lokale Banken denkbar Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Hoch Gespräche mit DGS und Bürgerenergiegenossenschaft, Erstellung Handlungsschritte und Verteilung von Informationsmaterial durch das Sanierungsma- nagement in den Quartieren Erfolgsindikatoren Anzahl der installierten Systeme

Einschätzung Umsetzbar- Hemmnisse: Komplettanbieter finden, hohe Investition keit/ Risiken & Hemmnisse

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

IM13: Bauherrenansprache bei Besitzerwechsel BV

Beschreibung & Zielsetzungen: Ziel der Maßnahme ist die Sensibilisierung privater Käufer bzw. Bauherren für klimafreundliche Flächen- und Gebäudeentwicklung auf von ihnen erworbenen Grund- stücken. Dadurch soll vorbeugend klimafreundliche Siedlungsentwicklung begünstigt werden. Nach § 24 BauGB steht Städten und Gemeinden ein Vorkaufsrecht beim Erwerb von Grundstücken zu. Im Zuge der Prüfung des Vorkaufinteresses sollte aktiv das Gespräch mit dem potentiellen Käufer ge- sucht werden. Die Verwaltung lässt den Interessierten Informationen zu z.B. Fördermöglichkeiten zur energetischen Gebäudesanierung, zur Nutzung erneuerbarer Energien oder einer klimafreundlichen Flächenentwicklung zukommen. Die Kontaktdaten des Sanierungsmanagements sollten den Informati- onen beiliegen, sodass die Interessierten die Möglichkeit haben, das Sanierungsmanagement direkt zu kontaktieren.

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial: Die Einsparung von Energie und CO2 durch diese motivierende und sensibilisierende Maßnahme kann nicht quantifiziert werden, allerdings werden Folgemaßnah- men mit hohem Einsparpotenzial erwartet. Aufgaben des Sanierungsmanagements: Das Sanierungsmanagement steht den Stadt- und Ge- meindeverwaltungen beratend zur Seite und führt ggf. Einzelgespräche mit den Käufern/Bauherren.

Umsetzungszeitraum Kurzfristig

Zuständigkeit Bauämter der Städte und Gemeinden

Beteiligte Sanierungsmanagement, Quartierslotsen

Zielgruppe Private Käufer/Investoren

1.950 EUR, für die Erstellung eines Informations-Faltblattes sowie Erwartete Kosten den Druck von 1.500 Exemplaren, Beratung durch das Sanierungs- management

Finanzierung/ Förderung KfW (Sanierungsmanagement)

Regionale Wertschöpfung Niedrig

Priorität Hoch

Erstellung Informationsmaterial durch das Sanierungsmanagement, Handlungsschritte Verteilung an die Bauämter

Erfolgsindikatoren Anzahl geführter Gespräche

Einschätzung Umsetzbar- Neubesitzer müssen sich selbst melden, Angebot muss attraktiv dar- keit/ Risiken & Hemmnisse gestellt werden

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6.4.2 Kostenübersicht In der nachfolgenden Tabelle sind die Kosten pro Jahr beziffert: Tab. 22: Übersicht über die geplanten Kosten der interkommunalen Maßnahmen

Kosten San.- Kosten Kosten Kosten Nr. Maßnahme Manage- gesamt Kommunen Private ment14 IM01 Einrichtung Sanierungsmanage- 430.000 € 43..000 € 387.000 € ment IM02 Vernetzung und Aufbereitung im Rahmen der Musterhäuser Sanierungmanage- ment IM03 Verstärkte Beratung zum Thema Im Rahmen "Wohnen im Alter" Sanierungmanage- ment IM04 Aufbau einer Tatenbank im Rahmen Sanierungsmanage- ment IM05 Gemeinsame Presse und Öffent- im Rahmen lichkeitsarbeit Sanierungsmanage- ment IM06 Durchführung von Nutzerschulun- im Rahmen gen Sanierungsmanage- ment IM07 Einrichtung eines interkommuna- len Leerstandsmanagements 30.000 € IM08 Nutzung der Potenziale holziger Abhängig von Pro- Biomasse im Werra-Meißner- jektumfang Kreis IM09 Einführung lokaler, niedrigschwel- im Rahmen liger Beratungen durch Quar- Sanierungsmanage- tierslotsen ment IM10 Durchführung von Baustellen- und im Rahmen Thermografiespaziergängen in Sanierungsmanage- den Quartieren ment IM11 Beratungsangebote zur Eigen- im Rahmen strom- und Solarthermienutzung Sanierungsmanage- in den Quartieren ment IM12 Angebot zur solaren Mobilität (E- Bike und PV) (Infokampagne und 50.000 € 50.000 € 20 Systeme pro Jahr) IM13 Bauherrenansprache bei Besit- im Rahmen zerwechsel Sanierungsmanage- (Infozettel für alle Beteiligten ment Kommunen)

SUMME 510.000 € 43.000 € 50.000 € 387.000 €

14 Die Kosten des Sanierungsmanagement sollen durch Dritte finanziert werden (öffentl. Fördermittel, Sponsoren, etc.) 115

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6.4.3 Zeitplan Umsetzung interkommunales Sanierungsmanagement

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

7 MONITORING UND CONTROLLINGKONZEPT

Das Controlling umfasst das Steuerungs- und Koordinationskonzept zur zielgerichteten Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen (s. Kap.6). Das Maßnahmencontrolling dient dabei der Dokumentation, der Evaluation sowie der Darstellung und Kontrolle der erzielten Erfolge. Geprüft wird, welche und wie viele Maßnahmen umgesetzt sind oder sich in der Umsetzung befinden. Ein wesentlicher Bestandteil des Controllings ist das „Monitoring“, in dem eine systematische und regelmäßige Erfassung bzw. Erfolgsbi- lanzierungen erfolgt. Für eine regelmäßige Erfolgsbilanzierung müssen einzelne Maßnahmen registriert und einer Erfolgskontrolle zugeführt werden. Darüber hinaus sind aktuelle Entwicklungen (Politik, Gesell- schaft, Technik, Recht) zu erkennen und die sich daraus ergebenen möglichen neuen Handlungsoptionen abzuschätzen sowie in den fortzuschreibenden Handlungsrahmen einzufügen. Mithilfe des Controllings kann der Einsatz von bereitgestellten personellen und finanziellen Mitteln hinsichtlich Effektivität und Effizienz für das übergeordnete Ziel „Klimaschutz“ überprüft werden. Ziel des Maßnahmenkatalogs in Kapitel 6 ist eine Reduktion des Primär- und Endenergiebedarfs sowie des CO2-Ausstoßes in den Quartieren. Für ein sinnvolles und praktikables Controlling müssen daher die angestrebten Ziele klar und verständlich formuliert und einfach zu messen sein. Aufgrund der Vielfältig- keit der Maßnahmen erweist sich die Erfassung der Wirkungen der einzelnen Maßnahmen auf die ge- nannten Ziele jedoch oft als schwierig. Zu Beginn der Umsetzungsphase des Integrierten Energetischen Quartierskonzeptes ist die Zuteilung der Verantwortlichkeiten ein wichtiger erster Schritt. Die Ergebnisse sind von einer zentralen Erfassungsstelle (Sanierungsmanagement) zu sammeln, auszuwerten und möglichst öffentlichkeitswirksam und regelmä- ßig in Form eines kurzen Berichts – z.B. im Rahmen eines halbjährigen Evaluationsberichtes – zu präsen- tieren. Um einen Überblick zur Umsetzung der Maßnahmen zu erhalten, wird das Sanierungsmanage- ment gemeinsam mit den Maßnahmenträgern i.d.R. nach dem Freiwilligenprinzip mit Hilfe eines stan- dardisierten Fragebogens folgende Daten erfassen: . Eingesetzte Finanzmittel: Fördermittel, Eigenmittel und -leistungen, Drittmittel . Umgesetzte Maßnahmenbausteine, ggf. Abweichungen von der ursprünglichen Planung sowie dar- aus resultierende Auswirkungen auf die Erfüllung der Kriterien . Spezifische Wirkungen, z.B. CO2-Reduktion, Wertschöpfungs- und Kommunikationseffekte Zusätzlich wird das Sanierungsmanagement kontinuierlich die Verbrauchsdaten der öffentlichen Liegen- schaften, Daten zur energetischen Sanierung der öffentlichen Gebäude sowie über genehmigte und installierte Anlagenzahl und -leistung zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sammeln und in einheitlicher Form für die übergreifende Auswertung bereitstellen. In der nachfolgenden Tabelle sind den einzelnen Maßnahmen des vorliegenden Maßnahmenkatalogs sowie Indikatoren zur Beschreibung und Erfolgsmessung der genannten Einzelziele aufgeführt. Ebenfalls wird deren direkte Wirkung auf die verfolgten Oberziele wie Energiebedarfe und CO2-Ausstoß auf- gezeigt. Controlling der technischen Maßnahmen Unter technischen Maßnahmen werden solche Maßnahmen verstanden, deren Zielsetzung, Inhalt und Auswirkung sich in Zahlen und Maßeinheiten messen lassen. Bei der Sanierung eines öffentlichen oder privaten Gebäudes lassen sich beispielsweise die Ergebnisse anhand von Kennwerten wie dem Energie- verbrauch in kWh/m² ablesen. Zur quantitativen Bewertung der Zielerreichung durch technische Maß- nahmen im Hinblick auf die Ziele zur Reduzierung der CO2-Emissionen sollte in einem noch festzulegen- den Rhythmus (erstmals mit den Daten aus dem Jahr 2015) die Energie- und CO2-Bilanz auf Grundlage derselben Methodik aktualisiert werden.

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Controlling der flankierenden Maßnahmen Zu den flankierenden Maßnahmen zählen Maßnahmen, deren Einfluss auf die angestrebten Ziele zur Minderung von Primärenergiebedarf, Endenergiebedarf und CO2-Ausstoß in den Quartieren nicht di- rekt messbar sind. Flankierende Maßnahmen sind vorrangig solche der Öffentlichkeitsarbeit. Für die Umsetzungsphase des Quartierskonzeptes wird empfohlen, mittels stichprobenartiger Kurzinterviews der Beratungsempfänger oder über Fragebögen zu erheben, ob und inwieweit eine Beratung zu Investitio- nen oder Verhaltensänderungen geführt hat. Tab. 23: Indikatoren für die Evaluierung der quartiersbezogenen Maßnahmen in Netra Maßnahmen in Netra Maßnahme Ziele Direkte Wirkung Indikator

M01: Leerstandsmanage- Nachnutzung bzw. Um- Reduktion Leerstand Anzahl der in Nutzung ment Netra nutzung leerstehender gebrachten Gebäude Gebäude

M02: Stärkung als Wohn- Negative Auswirkungen Abwanderung durch Anzahl angeschobener und Versorgungsstandort des demografischen Attraktivitätssteigerung und umgesetzter Projek- Wandels auf die Infra- stoppen te struktur und den Ortskern minimieren

M03: Weiterentwicklung Aufwertung der histori- Erhöhung der Standort- Ausbau des Touris- Tourismuskonzept schen und kulturellen qualität, Synergieeffekte musangebots Alleinstellungsmerkmale für die Bevölkerung

M04: Sicherung und Wei- Wohnumfeldverbesserung Kleinklimaverbesserung Sensibilisierung der terentwicklung öffentlicher / Stärkung der Attraktivi- Bewohner, bzw. Anwoh- Raum und Dorfgrün tät ner / Anzahl der ange- schobenen und umge- setzten Projekte

M05: Stärkung der Nahmo- Mobilität zu Fuß und mit Verbesserte Aufenthalts- Anzahl der angeschobe- bilität dem Rad fördern qualität im Straßenraum, nen und umgesetzten Verbesserung Kleinklima Projekte und Lufthygiene

M06: Energetische Sanie- Zur Reduktion des Wär- erhebliche Reduktion der Anzahl der Beratungen rung der Gebäude meenergiebedarfs ist CO2-Emissionen /Veranstaltungen, umge- Qualität der Gebäude- setzte Maßnahmen incl. hülle in den nächsten Investitionsvolumen Jahren zur Verbessern

M07: Austausch von Heiz- Installation effizienter erhebliche Reduktion der Anzahl erneuerter Heiz- kesseln Brennwerttechnik, hydrau- CO2-Emissionen anlagen lischer Abgleich

M08: Nutzung von Solar- Kostengünstige Strom- erhebliche Reduktion der Anzahl umgesetzte energie bzw. Wärmeversorgung CO2-Emissionen Maßnahmen

M09: Energetische Sanie- Sanierung und Umbau Reduktion des Energie- Umgesetzte Einzelmaß- rung Gemeindeverwaltung des Gebäudes, barriere- bedarfs nahme / Dorfgemeinschaftshaus arm

M10: Energetische Sanie- Sanierung und Umbau Reduktion des Energie- Umgesetzte Einzelmaß- rung Musterhaus Rimbach- des Gebäudes; Bereit- bedarfs, Bewusstseinsbil- nahme straße stellung eines Musterhau- dung für potenzielle ses Sanierer

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Tab. 24: Indikatoren für die Evaluierung der quartiersübergreifenden Maßnahmen Quartiersübergreifende Maßnahmen Maßnahme Ziele Direkte Wirkung Indikator

IM01: Installation eines Sa- Maßnahmenumsetzung Vernetzung der Akteure, Anzahl umgesetzter nierungsmanagements begleiten Ansprechpartner vor Ort Einzelmaßnahmen

IM02: Vernetzung und Auf- Akteursvernetzung Interkommunale Zusam- Anzahl erfasster Projekte bereitung der Musterhäuser menarbeit (Teilnehmer)

IM03: Verstärkte Beratung Verlängerung der Nut- Erhöhung der Lebens- Anzahl durchgeführter zum Thema: „Wohnen im zungsperspektiven von qualität Beratungen bzw. umge- Alter“ Gebäudebesitzern setzter Einzelmaßnahmen höheren Alters

IM04: Aufbau einer Taten- Datenbank abgeschlos- Bewusstseinsbildung Anzahl erfasster Projekte bank sener und laufender Klimaschutzaktivitäten

IM05: Durchführung einer Information der breiten Bewusstseinsbildung Anzahl veröffentlichter gemeinsamen Pressearbeit Öffentlichkeit über Artikel Klimaschutzaktivitäten im Landkreis

IM06: Durchführung von Wissensaufbau kommu- Bewusstseinsbildung Anzahl durchgeführter Mitarbeiterschulungen in der naler Verwaltungsange- Schulungen, Teilnehmer- Kreisverwaltung und den stellter in energietechni- zahlen Stadt- und Gemeindeverwal- schen Belangen tungen

IM07: Etablierung eines Nutzung leerstehender Reduktion Gebäudeleer- Anzahl in Nutzung ge- Leerstandmanagements Gebäude stand/ Gebäudeverfall brachter Gebäude

IM08: Nutzung der Potenzia- Nutzung regionaler Reduktion von CO2- Anzahl umgesetzter le holziger Biomasse im Wer- nachwachsender Roh- Emissionen durch Wär- Wärmekonzepte auf ra-Meißner-Kreis stoffe zur Wärmever- meerzeugung aus nach- Basis holziger Biomasse sorgung wachsenden Rohstoffen

IM09: Einführung lokaler, Beratungen Interessier- Wissensgewinn Anzahl durchgeführter niedrigschwelliger Beratun- ter bezüglich Sanie- Beratungen gen durch Quartierslotsen rungsmaßnahmen und erneuerbarer Energien

IM10: Durchführung von Objektbegehungen mit Bewusstseinsbildung und Anzahl durchgeführter Baustellen- und Thermogra- privaten Hauseigentü- Wissensgewinn Spaziergänge, Teilneh- fiespaziergängen in den mern und aufzeigen von merzahlen Quartieren Schwachstellen am Gebäude

IM11: Beratungsangebote Beratungen Interessier- CO2-Einsparung durch Anzahl durchgeführter zur Eigenstrom- und Solar- ter über die Möglichkei- alternative Energien Beratungen, Anzahl thermienutzung in den Quar- ten der Eigenstrom- und installierter kW tieren Solarthermienutzung

IM12: Angebot eines Mobili- Bereitstellung von Mög- CO2-Einsparung durch Anzahl bereitgestellter E- tätspakets zur solaren Mobi- lichkeiten zur Mobilität alternative Mobilität Bikes / PV lität (E-Bike und PV) mittels E-Bike und einer kleinen Solaranlage

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IM13: Bauherrenansprache Information potentieller CO2-Einsparung durch Anzahl Beratungen durch die Gebietskörper- Bauherren über För- energetische Gebäude- schaften zu den Themen dermöglichkeiten, er- sanierung Energie und Klimaschutz in neuerbare Energien, den Quartieren Sanierungsmöglichkeiten

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8 SANIERUNGSMANAGEMENT

Zur Weiterentwicklung und Umsetzung der Projekte in den Quartieren wurden während der Konzept- phase intensive Überlegungen angestellt, um ein gemeinsames Sanierungsmanagement in den nächsten Jahren zu installieren. Obwohl alle Kommunen über sehr begrenzte Haushaltsmittel verfügen, wurde im Prozess der Konzeptentwicklung deutlich, dass die Bürger bei der Umsetzung der Energiewende eine wichtige Rolle spielen. Für die Realisierung von Projekten ist eine intensive Beratung und Begleitung notwendig, die durch das vorhandene Personal nicht gewährleistet werden kann. In vielen Fällen fehlen die zeitlichen Ressourcen und die Fachkunde. Daher wurden schon frühzeitig Überlegungen angestellt, wie ein gemeinsames Sanierungsmanagement organisiert werden kann. Die Stadt Eschwege hat sich bereiterklärt, gemeinsam mit dem Landkreis eine führende Rolle in der Organisation und Abwicklung einzunehmen und als Konsortialführer aufzutreten. Der Grundgedanke ist die Einrichtung einer interkommunalen Zentrale mit Sitz in Eschwege, die Berater vor Ort in den Quartieren unterstützt. Diese Berater können sowohl Mitarbeiter der Gemeinde, aber auch engagierte Bürgerinnen und Bürger sein. Eingebunden in den Prozess werden ebenfalls vorhande- ne Initiativen und Institutionen wie zum Beispiel der Verein für Bau- und Wohnkultur Witzenhausen e. V., Kompetenzzentrum HessenRohstoffe (HeRo) und die Bürgerenergiegenossenschaft Werra-Meissner. Die folgende Abbildung verdeutlicht die geplante Struktur:

Abb. 86: Geplante Struktur des gemeinsamen Sanierungsmanagements im Modellprojekt Werra-Meißner-Kreis Die Ausstattung des Sanierungsmanagements mit fachlichen und finanziellen Ressourcen wird im We- sentlichen von den weiteren Gesprächen zur Sicherstellung der Gegenfinanzierung zu den Fördermitteln der KfW abhängen. In den Gesprächen mit den lokalen Banken, dem Handwerk und weiteren mögli- chen Unterstützern ist das Projekt bisher auf großes Interesse gestoßen. Auch die Kreisverwaltung möchte sich gern weiter in das Vorhaben einbringen und auch dafür sorgen, dass die Erkenntnisse aus der Umsetzung möglichst auch für andere Kommunen des Kreises zugänglich werden. Dafür stehen in der obigen Abbildungen die 10 Quadrate am linken oberen Rand, die die restlichen 10 Kommunen darstellen, die nicht am Modellprojekt beteiligt sind.

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Alle Beteiligten hoffen, dass es gelingt, ein gemeinsames Sanierungsmanagement zu installieren, und damit eine Beratungs- und Unterstützungsstruktur zur Umsetzung von Maßnahmen zur energetischen Optimierung und zum Altersgerechten Wohnen in den Quartieren zu installieren, die zielgerichtet und individuell Hauseigentümer und andere Akteure unterstützt. Nur so kann es gelingen, die entwickelten Ideen und Projektansätze zu realisieren.

Abb. 87: Das vorliegende Quartierskonzept dient als Basis und Ideengeber für das darauf aufbauende Sanie- rungsmanagement

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9 FÖRDERPROGRAMME

Für Investitionen in den Klimaschutz existieren diverse Förderangebote. Die wesentlichen Programme werden nachfolgend vorgestellt. Aktuelle Informationen zu den jeweiligen Förderprogrammen sind im Internet abrufbar. Bei anstehenden Investitionen sollte immer eine Beratung in Anspruch genommen werden, um die zu diesem Zeitpunkt aktuellen Fördermöglichkeiten optimal nutzen zu können. Ansprech- partner sind Energieberater oder das Klimaschutzmanagement. Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Für alle vorgenannten Empfehlungen stehen Fördermittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Verfügung. Das Förderprogramm „Energieeffizient sanieren – Kommunen“ kann als Kreditvariante (Programmnummer 218) in Anspruch genommen werden. Das Programm im Einzelnen (Stand August 2016): . 100% Finanzierung der Maßnahme . Zinssatz ab 0,05 % effektiv pro Jahr . 10 Jahre Zinsbindung . Tilgungszuschüsse bei Erreichung von Effizienzstandards (bis zu 17,5 % bei Standard KfW70) Fördervoraussetzung für die Investitionen an einem Heizungssystem ist ein hydraulischer Abgleich. Alle Maßnahmen müssen von einem Sachverständigen begleitet werden. Sachverständige im Sinne der KfW sind Personen, die nach § 21 der Energieeinsparverordnung 2016 (EnEV) berechtigt sind, Nachweise nach der EnEV auszustellen oder zu prüfen. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) Das BMUB fördert aktuell (August 2016) durch investive Zuschüsse über den Projektträger Jülich (PtJ) folgende Maßnahmen: . Sanierung der Außen- und Straßenbeleuchtung . Sanierung der LED-Lichtsignalanlagen . Sanierung der Innenbeleuchtung . Sanierung der Hallenbeleuchtung . Sanierung von Raumlufttechnischen Geräten . Klimaschutz in Rechenzentren . Klimaschutz und Nachhaltige Mobilität Nähere Informationen zu den einzelnen Maßnahmen sind dem Merkblatt zu entnehmen, das hier: https://www.klimaschutz.de/sites/default/files/page/downloads/1600708_mb_investiv_0.pdf abgerufen werden kann.

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Tab. 25: Übersicht über ausgewählte Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene

Fördermittelge- Programm Zielgruppen Fördergegenstand Art Höhe Informationen ber

Bundesrepublik Deutschland

Privatpersonen, Wohnungseigentü- Darlehen . Kredit: bis 100% förderfähige Investitionskos- mergemeinschaften, Wohnwirt- 151 – Energieef- Bestandsimmobilie Sanierung zum KfW- mit Tilgungs- ten inkl. Nebenkosten (z.B. Architekt, Energiebe- schaft; alle Träger von Investitions- KfW fizient Sanieren - Effizienzhaus 55, 70, 85, 100, 115 und zuschuss rater); maximal 100.000 € pro Wohneinheit www.kfw.de/151 maßnahmen an selbstgenutzten und Effizienzhaus Denkmal vermietetem Wohnraum, Erstwerber eff. Zins: . Tilgungszuschuss von 7,5% bis zu 22,5% (je von saniertem Wohnraum 0,75% nach Effizienzniveau)

Energetische Einzelmaßnahmen: 152 – Energieef- Darlehen . Bis 100% förderfähige Investitionskosten inkl. Wärmedämmung, Erneuerung von Fenstern Nebenkosten (z.B. Architekt, Energieberater) KfW fizient Sanieren - Siehe 151 und Außentüren, Erneuerung/ Optimierung eff. Zins: www.kfw.de/152 Einzelmaßnahmen der Heizungsanlage, Erneuerung/ Einbau 0,75% . Maximal 50.000 € pro Wohneinheit einer Lüftungsanlage

Darlehen 159 - Altersge- eff. Zins: KfW Siehe 151 Beseitigung von Barrieren, Einbruchschutz . Kredit bis zu 50.000 € je Wohneinheit www.kfw.de/159 reicht Umbauen 0,75% - 0,85%

. Bis zu 6.250 € Zuschuss pro Wohneinheit (Ab- 455- Altersge- KfW Siehe 151 Beseitigung von Barrieren, Einbruchschutz Zuschuss bau Barrieren und Einbruchschutz www.kfw.de/455 recht Umbauen . Bis zu 1.500 € Zuschuss nur Einbruchschutz

Umstellung von Heizungsanlagen in Wohn- 167 – Energieef- gebäuden auf erneuerbare Energien: Darlehen . Bis 100% förderfähige Investitionskosten inkl. KfW fizient Sanieren - Siehe 151 (Solarthermie, Biomasse, Wärmepumpe, eff. Zins: Nebenkosten www.kfw.de/167 Ergänzungskredit Kombination erneuerbare- fossile Energie- 1,16% . Maximal 50.000 € pro Wohneinheit träger)

Privatpersonen, Wohnungseigentü- 430 - Energieef- Energetische Sanierung von Wohngebäu- . Bis zu 30.000 € pro Wohneinheit (abhängig mergemeinschaften, Wohnwirt- fizienz Sanieren - den, für die der Bauantrag oder die vom erreichten KfW-Energiestandard) KfW schaft; alle Träger von Investitions- Zuschuss www.kfw.de/430 Investitionszu- Bauanzeige vor dem 01.02.2002 gestellt maßnahmen an selbstgenutztem und . 10% bzw. 15% bei Optimierung der gesamten schuss wurde, auch Einzelmaßnahmen vermietetem Wohnraum Heizungsanlage incl. Wärmeverteilung

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Fördermittelge- Programm Zielgruppen Fördergegenstand Art Höhe Informationen ber

431 – Energieef- Privatpersonen, Wohnungseigentü- fizient Sanieren – mergemeinschaften, Wohnwirt- Planung und professionelle Baubegleitung Baubegleitung, Bis 50 % der förderfähigen Kosten und maximal KfW schaft; alle Träger von Investitions- energetischer Sanierung durch qualifizierte Zuschuss www.kfw.de/431 nur in Kombinati- 4.000 € je Vorhaben maßnahmen an selbstgenutztem und Sachverständige on zu 151/152 vermietetem Wohnraum oder 430

Errichtung, Erweiterung, Erwerb von Anla- gen und Netzen (nach EEG), Darlehen 270 / 274 – eff. Zins: Erneuerbare Unternehmen (auch mit öffentlicher, . Photovoltaik (PV) ab 1,11% KfW Energien – Stan- kirchlicher Beteiligung), Freiberufler, maximal 50 Mio. € je Vorhaben www.kfw.de/270 dard – Landwirte, natürliche Personen . Windkraft abhängig von Photovoltaik . Netze Risikobewer- tung . KWK-Anlagen

Darlehen und Tilgungs- zuschuss 275 – Erneuerba- Bis 100 % der förderfähigen Nettoinvestitionskosten Errichtung oder Nachrüstung einer PV- eff. Zins: KfW re Energien Siehe 270/ 274 www.kfW.de/275 Anlage jeweils mit Batteriespeicher ab 1,11% Tilgungszuschuss bis zu 25% (Inbetriebnahme bis „Speicher“ 30.06.16) abhängig von Risikobewer- tung

Errichtung, Erweiterung von Anlagen und Netzen im Wärmesektor Darlehen 271/281; . Solarkollektoren eff. Zins: 272/282 – 1,0% - Bis 100 % (80 % Tiefengeothermie)der förderfähigen . (KWK) Biomasse KfW Erneuerbare Siehe 270/ 274 1,41% Nettoinvestitionskosten und in der Regel www.kfw.de/271 Energien . Wärmenetze (erneuerbare Ener- max. 10 Mio. € pro Vorhaben „Premium“ gien), Biogasleitungen, abhängig von Wärmespeicher Laufzeit . Tiefengeothermie >400m

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Fördermittelge- Programm Zielgruppen Fördergegenstand Art Höhe Informationen ber

Darlehen und Tilgungszu- schuss für KfW- Privatpersonen, Wohnungseigentü- Effizienzhaus . Darlehen: Bis 100 % der Bauwerkskosten (ohne mergemeinschaften, Wohnwirt- Grundstück); maximal 100.000 € pro Errichtung, Erwerb und Erweiterung von 55, 40 und schaft; alle Träger von Investitions- Wohneinheit 153 – Energieef- Wohngebäuden 40plus KfW maßnahmen an neu zu errichtendem www.kfw.de/153 fizient bauen . Tilgungszuschuss: selbstgenutztem oder vermietetem . KfW-Effizienzhaus 40plus, 40 oder eff. Zins: KfW-Effizienzhaus 40Plus: 15% Wohnraum, Erstwerber von neu 55 (jeweils inkl. Passivhaus) 0,75% - KfW-Effizienzhaus 40: 10% errichtetem Wohnraum KfW-Effizienzhaus 55 : 5% 1,51% abhängig von Laufzeit (bis zu 20 Jahre)

kommunale Gebietskörperschaften 201 – Energeti- deren rechtlich unselbstständige Darlehen bis zu 100 % der förderfähigen Investitionskosten pro sche Stadtsanie- Investitionen in effiziente Wärme-, Was- KfW Eigenbetriebe Vorhaben, max. 2,5 Mio EUR pro Projekt www.kfw.de/201 rung – Quartiers- ser- und Abwassersysteme im Quartier eff. Zins: versorgung Gemeindeverbände wie kommunale 0,05% Tilgungszuschuss: 5% Zweckverbände

Energetische Sanierung gewerblich genutz- Darlehen: ter Gebäude Darlehen mit . Bis zu 100 % der förderfähigen Investitionskos- 276, 277, 278 – Tilgungszu- . KfW-Effizienzhaus -70,-100, - ten, maximal 25 Mio. € pro Vorhaben KfW- schuss Denkmal (Neubau, Sanierung) Energieeffizienz- . Tilgungszuschuss: eff. Zins: KfW programm – Unternehmen, Freiberufler Einzelmaßnahmen: Dämmen, Fenster / www.kfw.de/276 ab 1,0% . Sanierung: bei KfW-Effizienzhaus bis zu 17,5 Energieeffizient Außentüren, sommerlicher Wärmeschutz, % des Zusagebetrages und maximal 175 Bauen und Sanie- Lüftung, Klimaanlagen, Wärme- abhängig von €/m²; ren Kälteerzeugung, -verteilung /-speicherung, Risikobewer- Beleuchtung, Mess-, Steuer-, Regeltechnik, tung . Neubau: 5 % nur bei KfW-Effizienzhaus 55 Gebäudeautomation und maximal 50 €/m²

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Fördermittelge- Programm Zielgruppen Fördergegenstand Art Höhe Informationen ber

Solarkollektoren (thermisch) MAP (Marktan- reizprogramm) . Warmwasserbereitung: max. 2.000 € BAFA Wohngebäudeeigentümer Solarkollektoranlagen (thermisch) Zuschuss www.bafa.de . Heizungsunterstützung: max 5.600 € Solar zus. Innovations- und Kombinationsbonus möglich

. Pelletkessel bis zu 8.000 € MAP (Marktan- . Hackschnitzelkessel mit Speicher: 3.500 € reizprogramm) BAFA Wohngebäudeeigentümer Biomasseanlagen Zuschuss . Scheitholzvergaserkessel mit Speicher: 2.000 € www.bafa.de

Biomasse . zus. Innovations- und Kombinationsbonus mög- lich

. Gasbetriebene Wärmepumpe: 100€/kW, mind.: 4.500 € MAP (Marktan- reizprogramm) . Elektrische Wärmepumpe (Luft/Wasser) BAFA Wohngebäudeeigentümer Wärmepumpen Zuschuss 40€/kW, mind.: 1.500€ www.bafa.de

. Elektrische Wärmepumpe (Sole/Wasser) Wärmepumpe 100€/kW, mind. 4.500 € (Erdsonden), mind. 4.000 € andere

. 20% der Förderung nach MAP bei Ersatz einer APEE (Anreizpro- fossilen ineffizienten Heizung BAFA gramm Energieef- Wohngebäudeeigentümer Alle im MAP geförderten Anlagen Zuschuss www.bafa.de fizienz) . 600EUR bei Optimierung des Gesamtsystems (Verteilung, Heizkurze, Pumpen, etc.)

Erstellung eines energetischen Sanierungs- Eigentümer von selbst genutzten konzepts für 60% der förderfähigen Beratungskosten: oder vermieteten Wohngebäuden), . Wohngebäudesanierung (zeitlich . Ein-/Zweifamilienhäuser max. 800 € Wohnungs- zusammenhängend) zum KfW- eigentümergemeinschaften, Unter- . Wohnhäuser ab 3 Wohneinheiten: 1.100 € BAFA Vor-Ort-Beratung Effizienzhaus (Komplettsanierung) Zuschuss www.bafa.de nehmen, juristische Personen und oder . 100 % der förderfähigen Beratungskosten für sonstige Einrichtungen, die gemein- Zusätzliche Erläuterungen des Energieberichts in nützige, mildtätige oder kirchliche umfassende energetische Sanierung in Wohnungseigentümerversammlungen, max. 500 Zwecke verfolgen Schritten mit aufeinander abgestimmten € Einzelmaßnahmen (Sanierungsfahrplan).

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Fördermittelge- Programm Zielgruppen Fördergegenstand Art Höhe Informationen ber

Land Hessen

Beratung bei geplanten Fördervorhaben Vorfeldberatung Gebäudeeigentümer, Kommunen, zur energetischen Modernisierung, zur Kostenlose Beratung durch HessenEnergie, wenn bei Modernisie- www.energielandh Land Hessen Unternehmen Steigerung der Energieeffizienz oder zur Beratung Vorhaben durch das Land Hessen, den Bund oder die rungsmaßnahmen sparsamen und rationellen Energieum- EU gefördert werden essen.de wandlung und -nutzung

Wirtschafts- und Energetische Darlehen https://www.wiba Infrastruktur- Modernisierung Privatpersonen, Vermieter Mietwohnungen energieeffizient sanieren Bis zu 100.000 EUR je Wohneinheit nk.de/wibank/pri bank Hessen von Mietwohnun- Eff. Zins: vatpersonen (WIBANK) gen 0,6%

Energetische Wirtschafts- und . Bei Komplettsanierung bis zu 100.000 Eur pro Modernisierung Energetische Modernisierung und Reduktion Darlehen https://www.wiba Infrastruktur- Wohnung bei Wohnungsei- Eigentümergemeinschaften von Barrieren von Wohnung im Besitz von nk.de/wibank/pri bank Hessen Eff. Zins: gentumsgemein- Eigentümergemeinschaften . Bei Einzelmaßnahmen bis zu 50.000 EUR pro vatpersonen (WIBANK) 0,75% schaften (WEG) Wohnung

Für die förderungsfähigen Maßnahmen wird ein Kostenzuschuss bis zu 50 % v.H. gewährt. Höchstbe- Altersgerecht träge sind: Wirtschafts- und Umbauen – . Umbau von Wohnraum, um behinder- . Bad: Um-/Einbau: 5.000 Euro https://www.wiba Infrastruktur- Behindertenge- Eigentümer von selbstgenutztem ten Menschen die eigene Haushalts- führung zu ermöglichen sowie selbst- Zuschuss nk.de/wibank/pri bank Hessen rechter Umbau Wohnraum . Küche: Um-/Einbau: 5.000 Euro ständig und unabhängig leben zu vatpersonen (WIBANK) von Wohneigen- können, Barrierefreiheit . Lift-/Aufzugseinbau: 6.000 Euro tum . Alle anderen förderungsfähigen Einzelmaßnah- men: 2.500 Euro

Altersgerecht Umbauen – Wirtschafts- und Maßnahmen zur Darlehen https://www.wiba Infrastruktur- Finanzierung barrierereduzierender Maß- Barrierereduzie- Wohnungseigentümergemeinschaft Eff. Zins: Max. Kreditsumme: 50.000 EUR pro Wohnung nk.de/wibank/pri bank Hessen nahmen von Wohnungen in WEGs rung bei Woh- 0,75% vatpersonen (WIBANK) nungseigentümer- gemeinschaften

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10 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK

Im Rahmen dieses integrierten energetischen Quartierskonzepts wurden für den Ortskern von Netra verschiedene Ansätze zu energetischen Sanierung geprüft. Dabei zeigten sich nur wenige konkrete Um- setzungsmöglichkeiten. Die Idee, eine anstehende Straßenbaumaßnahme zur Verlegung einer Wärme- leitung zu nutzen, musste leider fallengelassen werden, da durch die geringe Anschlussdichte und die unklaren Nutzungsperspektiven der zu versorgenden Gebäude ein zu hoher Wärmepreis entsteht. Mit dem Projekt hat Ringgau-Netra aber große Chancen sich interkommunal zu vernetzen und hiermit ver- bundene Synergieeffekte bestmöglich auszubauen und zu nutzen. Die relevanten lokalen Akteure sollten bei der Begleitung und Umsetzung der formulierten Maßnahmen und Ideen auch zukünftig aktiv und wertschätzend eingebunden werden. Wie die Analyse zeigt, bestehen hohe Potenziale und Handlungsbedarf im Bereich der energetischen Gebäudesanierung. Außerdem wurde ein hoher Bedarf an unabhängigen Beratungsangeboten zu die- sem Thema festgestellt. Gerade der nachhaltige Umgang mit der für Netra typischen Bebauung stellt ein Kernelement des bestandsorientierten Gebäude- und Flächenmanagements dar. Neben der bau- technischen Beratung im Umgang mit Modernisierungen (Schwerpunkt: Energie und Altersgerechtes Wohnen) sollten durch proaktive Beratung auch wichtige Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für effizienzsteigernde Bauvorhaben aufgezeigt werden und so potenzielle Sanierungsprojekte aktiv unter- stützen. Um den Herausforderungen des demografischen und wirtschaftsstrukturellen Wandels zu begegnen, sollte dieser Prozess durch den Aufbau eines Immobilien- und Handwerkernetzwerks mit Leerstandser- fassung intensiviert werden. Ein saniertes Musterhaus kann gute Anregung und Hilfestellung für Eigentü- mer und Handwerker geben und als gutes Beispiel Teil einer Modernisierungsoffensive im Wohnungsbe- stand der Kommune sein. Begleitet wird dieser Prozess durch vielfältige gering-investive Maßnahmen wie etwa einer interkommunalen Pressearbeit, Durchführung von Baustellen- und Thermografiespazier- gängen und Beratungsangebote zur Eigenstrom- und Solarthermienutzung. Im Rahmen von Wohnstandort- und Infrastrukturanpassungen sollte des Weiteren der Fokus auf die Stärkung der Nahmobilität, die Belebung als Versorgungsstandort, die Aufwertung der Freiflächen und die Sicherung und Weiterentwicklung des öffentliches Raums - Stichwort: Dorfgrün - gelegt werden. Eine Aufwertung der historischen und kulturellen Alleinstellungsmerkmale, wie der Kirche und ihres direk- ten Umfeldes sowie des Wasserschlosses samt Umfeld, in Verbindung mit dem bereits bestehenden Elisabeth- und Jakobs-Pilgerpfad birgt weitere touristische Entwicklungspotenziale für die Ortschaft.

Zur Reduzierung der Feinstaubbelastung und des CO2-Ausstoßes bietet eine gemeinsame Wärmever- sorgung durch die Nutzung nachwachsender Rohstoffe grundsätzlich ein hohes Minderungspotenzial. Die Umsetzung der im Rahmen des Projekts betrachteten Wärmeinseln ist aufgrund der geringen Anschluss- dichte und dem daraus resultierenden hohen Wärmepreis zurzeit nicht zu empfehlen. Dennoch sollte die Gemeinde weiterhin aktiv potenzielle Wärmeabnehmer ansprechen bzw. für die Möglichkeiten sensibi- lisieren, um so durch eine sukzessive Erweiterung der Beteiligten die Wirtschaftlichkeit zu steigern. Eine fachliche Begleitung hierfür ist zu empfehlen, da die personellen, zeitlichen und fachlichen Ressourcen der Gemeindeverwaltung dies nicht abdecken können. Bei einer Umsetzung der gemeinsamen Überlegungen und Pläne zur Installation eines Sanierungsmana- gements bilden die entwickelten Projektansätze eine gute Basis zum Handeln. Allerdings sollte zukünftig die Ansprache der Menschen besser auf die örtlichen Verhältnisse angepasst werden. Eine Kritik im Rahmen der Bürgerveranstaltungen war (Originalzitat): „Was wollt ihr mit ´Integrierter energetischen Stadtsanierung´? Wir sind hier im Dorf“

Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

11 ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Der Werra-Meißner-Kreis liegt im Norden von Hessen (Wikimedia.org 2009a) ...... 9 Abb. 2: Kreisstadt des Landkreises ist Eschwege (Wikipedia.org 2009b) ...... 9 Abb. 3: Abgrenzung des Quartiers in Netra ...... 11 Abb. 4: Evangelische Jakobskirche in der Kirchstraße ...... 11 Abb. 5: Die Innovation des Projekts besteht in der Zusammenarbeit zwischen Landkreis und sechs kreiseigenen Kommunen ...... 13 Abb. 6: Die Erstellung eines umsetzungsreifen Quartierskonzeptes setzt eine zielgruppenspezifische Kommunikationsstrategie voraus. Diese umfasst, neben niedrigschwelligen Informationsangeboten, auch Methoden zur Konsultation und Mitbestimmung ...... 14 Abb. 7: Zweites Treffen des Beirates mit Vorträgen von Hr. Schweer (HMWEVL) und Hr. Seeger (BMUB) ...... 15 Abb. 8: Auftaktveranstaltung auf dem 3. Klimaschutzforum in Witzenhausen ...... 15 Abb. 9: Die Quartiere wurden mittels Erkundung zu Fuß begangen ...... 17 Abb. 10: Digitale Bestandsaufnahme mittels der GIS-basierten und datenbankgestützten Erfassung .... 17 Abb. 11: Bau- und Anlagentechnik im Originalzustand (Loga et al. 2015) ...... 19 Abb. 12: Bevölkerungsentwicklung Ortsteil Netra 2005 bis 2015 (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Ringgau) ...... 22 Abb. 13: Wanderungsbewegung Ortsteil Netra 2010 bis 2014 (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Ringgau) ...... 22 Abb. 14: Natürliche Bevölkerungsentwicklung Ortsteil Netra 2010 bis 2014 (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Ringgau) ...... 23 Abb. 15: Altersgruppeneinteilung Ortsteil Netra 2005, 2010 und 2014 (eigene Darstellung auf Grundlage von Daten der Gemeinde Ringgau) ...... 23 Abb. 16: Bevölkerungsvorausschätzung der Hessenagentur für die Gemeinde Ringgau im Regionalvergleich (Hessenagentur, Stand März 2015) ...... 24 Abb. 17: Entwicklung der Altersstruktur der Gemeinde Ringgau bis 2030 (Hessenagentur, Stand März 2015) ...... 25 Abb. 18: Schulstraße mit der historischen Fachwerkbebauung ...... 27 Abb. 19: Gemeindezentrum in der Brauhausstraße ...... 27 Abb. 20: Dorfladen in der Obergasse ...... 28 Abb. 21: Bankfiliale in der Brauhausstraße ...... 28 Abb. 22: Verteilung der Gebäudetypologie (räumlich) ...... 29 Abb. 23: Verteilung der Geschossigkeit (räumlich) ...... 30 Abb. 24: Verteilung der Zugänglichkeit (räumlich) ...... 30 Abb. 25: Verteilung der Baualtersklasse (absolut) ...... 31 Abb. 26: Verteilung der Baualtersklassen (räumlich)...... 31 Abb. 27: Verteilung der Bauweise (räumlich) ...... 32 Abb. 28: Baualtersklassen und die an den Gebäuden verwendeten Bau-, bzw. Fassadenmaterialien, sind im Quartier sehr heterogen...... 32 Abb. 29: Verteilung des Fassadenmaterials (räumlich) ...... 33 Abb. 30: Verteilung der Fassadendämmstärke (räumlich) ...... 33 Abb. 31: Verteilung des Fassadenzustandes (absolut) ...... 34 Abb. 32: Verteilung des Fassadenzustandes (räumlich) ...... 34 Abb. 33: Verteilung der Fensterverglasung (räumlich)...... 35 Abb. 34: Verteilung des vorhandenen Fensterrahmenmaterials (räumlich) ...... 35 Abb. 35: Verteilung des Fensterzustandes (absolut) ...... 36

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Abb. 36: Verteilung des Fensterzustandes (räumlich) ...... 36 Abb. 37: Verteilung der Dachformen (räumlich) ...... 37 Abb. 38: Verteilung des Dachmaterials (räumlich) ...... 37 Abb. 39: Verteilung des Dachzustandes (absolut) ...... 38 Abb. 40: Verteilung des Dachzustandes (räumlich) ...... 38 Abb. 41: Freiflächen am Gemeindezentrum ...... 39 Abb. 42: Dorflinde Brauhausstraße am Gemeindezentrum ...... 39 Abb. 43: B7 - Rimbachstraße ...... 40 Abb. 44: Kreuzungsbereich zwischen Rimbachstraße / Obergasse und Brauhausstraße / Landstraße . 40 Abb. 45: Wärmeenergieverbrauch der einzelnen Gebäude (nach TABULA, AGES) ...... 41 Abb. 46: Stromverbrauch der einzelnen Gebäude (nach TABULA, AGES) ...... 41 Abb. 47: Aktuell bereitgestellte Energie nach Energieträgern im detailliert untersuchten Straßen als Studie zur Nahwärmeversorgung ...... 42 Abb. 48: Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Gesamtstromverbrauch im Quartier ...... 42 Abb. 49: Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Gesamtstromverbrauch: Die 6 Quartiere im Vergleich ...... 43 Abb. 50: Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel am Energieverbrauch...... 44 Abb. 51: Anteile der verschiedenen Verkehrsmittel an den CO2-Emissionen ...... 44 Abb. 52: Anteile der jeweiligen Energieträger am Energieverbrauch ...... 44 Abb. 53: Anteile der jeweiligen Energieträger an den CO2-Emissionen ...... 44 Abb. 54: Spezifische Primärenergiefaktoren ausgewählter Endenergieträger (GEMIS)...... 46 Abb. 55: Ausgewählte Wirkfaktoren auf den Klimawandel (nach GEMIS) ...... 47 Abb. 56: Verschiedene Sanierungsvarianten nach TABULA (www.building-typology.eu) ...... 54 Abb. 57: Wärmepotenziale im Quartier (in Anlehnung an TABULA) ...... 55 Abb. 58: Wärmeeinsparpotenziale im Quartier differenziert nach Wohn- und Nichtwohngebäuden (in Anlehnung an TABULA) ...... 55 Abb. 59: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 1 (in Anlehnung an TABULA)...... 56 Abb. 60: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 2 (in Anlehnung an TABULA)...... 56 Abb. 61: Strompotenziale im Quartier (in Anlehnung an TABULA) ...... 57 Abb. 62: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 1 (in Anlehnung an TABULA)...... 57 Abb. 63: Energieeinsparpotenziale bei Sanierungspotenzial 2 (in Anlehnung an TABULA)...... 58 Abb. 64: Potenziale zur CO2-Einsparung im Quartier ...... 61 Abb. 65: Potenziale zur Primärenergie-Einsparung im Quartier ...... 61 Abb. 66: Potenziale für Einsparung von Energiekosten im Quartier ...... 62 Abb. 67: Grafische Darstellung der Eignung der Dachflächen zur solaren Energiegewinnung im Konzeptgebiet Rinngau.Netra. (Quelle: Solar-Kataster Hessen)...... 62 Abb. 68: Bereits installiertes Solarmodul auf einem Gebäude im Untersuchungsgebiet ...... 62 Abb. 69: Anteil der Nutzung von Photovoltaik relativ zum ermittelten Potenzial; Quartiere im Vergleich ...... 63 Abb. 70: Photovoltaikpotenziale der untersuchten Quartiere relativ zum Stromverbrauch ...... 63 Abb. 71: Luftbild vom Bereich der Verwaltung (Amt für Bodenmanagement Homberg (Efze), August 2013) ...... 64 Abb. 72: Heiztechnik in der Verwaltung ...... 65 Abb. 73: Ermittelte Energieverbräuche und Wärmebedarfe der beiden Wärmeinseln in Netra ...... 65 Abb. 74: Einsparpotenzial für den Sektor Verkehr und Mobilität ...... 67 Abb. 75: Personenverkehrsleistungen, Trendentwicklung nach dem Verursacherprinzip ...... 67 Abb. 76: Richtfest in Niestetal ...... 68 Abb. 77: Finanzierung einer PV-Anlage als Projekt der Bürgerenergie Kassel eG. (Quelle: Bürgerenergie Kassel& eG) ...... 70 131

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Abb. 78: Struktur und Elemente des Modellprojekts Demand Side Management (Quelle: Stadtwerke Wolfhagen) ...... 71 Abb. 79: IInnendämmung mit Schilfrohrmatten (Quelle: FNR) ...... 74 Abb. 80: Außendämmung: Korkschüttung mit Holzwolle-Dämmplatten auf Unterkonstruktion (Quelle: FNR) ...... 74 Abb. 81: Die Quartiersentwicklungsstrategie setzt sich aus den Komponenten Leitbild, spezifische Leitziele und zielgruppenspezifische Einzelmaßnahmen zusammen ...... 76 Abb. 82: Entwicklung des Endenergieverbrauchs (ohne Verkehr und Mobilität) bei einer sukzessiven Sanierung nach Potenzial 1 und 2 (in Anlehnung an TABULA) ...... 77 Abb. 83: Entwicklung des Endenergieverbrauchs bei Ausschöpfung der Potenziale bis 2050...... 77 Abb. 84: Entwicklung der CO2-Emissionen bei Ausschöpfung der Potenziale bis 2050 ...... 78 Abb. 85: Entwicklung des Primärenergieverbrauchs bei Ausschöpfung der Potenziale bis 2050 ...... 78 Abb. 86: Geplante Struktur des gemeinsamen Sanierungsmanagements im Modellprojekt Werra- Meißner-Kreis ...... 121 Abb. 87: Das vorliegende Quartierskonzept dient als Basis und Ideengeber für das darauf aufbauende Sanierungsmanagement ...... 122 Abb. 88: Anzeige in der Werra-Rundschau zur Auftaktveranstaltung vom 19. November 2015 in Witzenhausen...... 138 Abb. 89: Anzeige im Marktspiegel Witzenhausen vom 25. November 2015...... 139 Abb. 90: Die Plakate wurden im Vorlauf der Bestandserfassung vor Ort in den sechs Quartieren an mehreren öffentlich zugänglichen, zentralen Punkten aufgehängt. Die Plakate informieren über die Quartierszuschnitte unddie Inhalte des Projektes...... 140 Abb. 91: Die Informationsplakate wurden durch die Verteilung des unten dargestellten Informations- Faltblattes ergänzt. Dieses wurde per Postwurfsendung an die Haushalte in den sechs Quartieren verteilt. Das Faltblatt enthielt zudem einen Einleger, auf welchem die jeweilige Quartiersabgrenzung dargestellt war...... 141 Abb. 92: Dieses Plakat wurde an mehreren öffentlich zugänglichen, zentralen Punkten in den sechs Quartieren aufgehängt. Des Weiteren wurde das Plakat als DIN A5-Flyer an die Haushalte in den Quartieren als Postwurfsendung verteilt...... 143 Abb. 93: Einladungsflyer zum zweiten Bürgerdialog in Ringgau-Netra. Dieser wurde gemeinsam mit einem persönlichen Anschreiben von Bürgermeister Fissmann an alle Haushalte im Quartier verteilt. .. 144 Abb. 94: Anzeige zum ersten Bürgerdialog in Ringgau-Netra in der Werra-Rundschau vom 22. Februar 2016 ...... 145 Abb. 95: Anzeige zum zweiten Bürgerdialog in Ringgau-Netra in der Werra-Rundschau vom 03. Mai 2016 ...... 145

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Tabellenverzeichnis Tab. 1: Gesamtzahl Einwohner und Gebäude in zu sanierenden Quartieren (Quelle: NH; Regionaldatenbank Deutschland) ...... 8 Tab. 2: Verteilung der Bevölkerungszahl auf die Gebietskörperschaften des Landkreises ...... 10 Tab. 3: Übersicht über die während der Projektlaufzeit durchgeführten öffentlichen Veranstaltungen. . 16 Tab. 4: Gebäudetypologie mit Verbrauchskennwerten des EU-Projekts „Typology Approach for Building Stock Energy Assessment“ (TABULA), kWh/(m²a) ...... 18 Tab. 5: Kennwerte der Nichtwohngebäude (AGES 2005) ...... 20 Tab. 6: Kennwerte der Nichtwohngebäude (AGES 2005)Gebäudebestand im Quartier (prozentual) .. 29 Tab. 7: Primärenergieaufwand des Quartiers ...... 45 Tab. 8: Beitrag der quartiersweiten Energieströme zum Klimawandel (nach GEMIS) ...... 45 Tab. 9: Treibhausgaspotenziale einzelner Stoffeinträge in die Atmosphäre (IPCC 2006) ...... 47 Tab. 10: Endenergiekennwerte der Gebäude nach Potenzial 1 [kWh/(m²a)] (nach TABULA) ...... 52 Tab. 11: Endenergiekennwerte der Gebäude nach Potenzial 2 [kWh/(m²a)] (nach TABULA) ...... 52 Tab. 12: Potenziale der Nichtwohngebäude (verändert nach AGES 2005) ...... 53 Tab. 13: Vollkostenvergleich verschiedener Heizsysteme für das Einfamilienhaus ...... 73 Tab. 14: Kosten bei einer Verdopplung der Preise für fossile Energieträger ...... 74 Tab. 15: Übersicht Wärmedämmstoffe ...... 75 Tab. 16: Darstellung der Maßnahmenblätter mit Erläuterungen der einzelnen Aspekte ...... 81 Tab. 17: Übersicht Handlungsfelder und Maßnahmen...... 82 Tab. 18: Zusammenstellung der jährlichen und einmaligen Kosten der Maßnahmen; differenziert nach Kosten, die für die Kommune oder für Privatpersonen anfallen ...... 98 Tab. 19: Zusammenstellung der Investitionskosten für das Quartier Netra...... 98 Tab. 20: Umsetzungszeitplan ...... 99 Tab. 21: Übersicht über die interkommunalen Maßnahmen ...... 101 Tab. 22: Übersicht über die geplanten Kosten der interkommunalen Maßnahmen ...... 115 Tab. 23: Indikatoren für die Evaluierung der quartiersbezogenen Maßnahmen in Netra ...... 118 Tab. 24: Indikatoren für die Evaluierung der quartiersübergreifenden Maßnahmen ...... 119 Tab. 25: Übersicht über ausgewählte Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene ...... 124

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12 LITERATURVERZEICHNIS

Hessenagentur (2015): Hessisches Gemeindelexikon. Gemeindedatenblatt: Großalmerode (636004). Höger, U.; Pristl, T.; Brandt, H. (2008): Integriertes Handlungskonzept – Westliches Meißnervorland. Loga, T.; Stein, B.; Diefenbach, N.; Born, R. (2015): Deutsche Wohngebäudetypologie Beispielhafte Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz von typischen Wohngebäuden. 2. Aufl. Institut für Wohnen und Umwelt GbmH (Hrsg.). Umweltbundesamt (UBA) (2015): Europäischer Vergleich der Treibhausgas-Emissionen. https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimaschutz-energiepolitik-in- deutschland/treibhausgas-emissionen/europaeischer-vergleich-der-treibhausgas-emissionen, [Zu- griff: 23.07.2015]. Werra-Meißner-Kreis (2016): Broschüre "Klimaschutz im Werra-Meißner-Kreis". http://www.werra- meissner-kreis.de/fileadmin/_processed_/csm_Klimaschutz_im_WMK_cc5f90fe06.jpg, [Zugriff: 24.06.2016]. Werratal Energie- und Umweltgesellschaft mbH (WEGE) (2011): Der Werra-Meißner-Kreis. http://www.energienetz-werra-meissner.de/fileadmin/karte/karte_560.jpg, [Zugriff: 18.05.2016]. Werratal Energie- und Umweltgesellschaft mbH (WEGE) (2016): E-Mobilität. http://www.energienetz- werra-meissner.de/nc/e_mobilitaet, [Zugriff: 18.05.2016]. Wikipedia.org (2016a): Lage des Werra-Meißner-Kreises in Hessen. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/71/Hesse_ESW.svg/447px- Hesse_ESW.svg.png, [Zugriff: 18.05.2016]. Wikipedia.org (2016b): Städte und Gemeinden. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/3f/Municipalities_in_ESW.svg/600px -Municipalities_in_ESW.svg.png, [Zugriff: 18.05.2016]. Wirtschaftsförderungsgesellschaft Werra-Meißner-Kreis mbH (WFG) (2016): Zahlen, Daten, Fakten über den Werra-Meißner-Kreis. http://www.wfg-werra-meissner.de/wirtschaft/zahlen/, [Zugriff: 18.05.2016]. Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (2012): Integriertes Klimaschutzkonzept für die Region Werra-Meißner-Kreis. Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (2015): Mobilisierung, Aufbereitung und Verwertung holziger Biomassen in der ländlichen Region am Beispiel des Werra-Meißner-Kreises – Endbericht. Werra-Meißner-Kreis (Hrsg.).

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13 ANHANG

Seite 136: Plangebiet Ringgau-Netra, Ortsbild- und Freiraumanalyse Seite 137: Maßnahmenkonzept Städtebau Seite 138–145: Material für die Öffentlichkeitsarbeit und Presseartikel Seite 146–151: Gebäudesteckbrief: Gemeindeverwaltung Ringgau-Netra

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Ringgau-Netra: Ortsbild- und Freiraumanalyse

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Abb. 88: Anzeige in der Werra-Rundschau zur Auftaktveranstaltung vom 19. November 2015 in Witzenhausen.

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Energetisches Quartierskonzept für den Werra-Meißner-Kreis – Teilbericht Ringgau-Netra

Abb. 89: Anzeige im Marktspiegel Witzenhausen vom 25. November 2015. 139

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Abb. 90: Die Plakate wurden im Vorlauf der Bestandserfassung vor Ort in den sechs Quartieren an mehreren öffentlich zugänglichen, zentralen Punkten aufgehängt. Die Plakate informieren über die Quartierszuschnitte und- die Inhalte des Projektes.

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Abb. 91: Die Informationsplakate wurden durch die Verteilung des unten dargestellten Informations-Faltblattes ergänzt. Dieses wurde per Postwurfsendung an die Haushalte in den sechs Quartieren verteilt. Das Faltblatt ent- hielt zudem einen Einleger, auf welchem die jeweilige Quartiersabgrenzung dargestellt war. 141

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Abb. 92: Dieses Plakat wurde an mehreren öffentlich zugänglichen, zentralen Punkten in den sechs Quartieren aufgehängt. Des Weiteren wurde das Plakat als DIN A5-Flyer an die Haushalte in den Quartieren als Postwurf- sendung verteilt.

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Abb. 93: Einladungsflyer zum zweiten Bürgerdialog in Ringgau-Netra. Dieser wurde gemeinsam mit einem per- sönlichen Anschreiben von Bürgermeister Fissmann an alle Haushalte im Quartier verteilt.

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Abb. 94: Anzeige zum ersten Bürgerdialog in Ringgau-Netra in der Werra-Rundschau vom 22. Februar 2016

Abb. 95: Anzeige zum zweiten Bürgerdialog in Ringgau-Netra in der Werra-Rundschau vom 03. Mai 2016

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Gebäudesteckbrief Gemeindeverwaltung Netra

Gebäudesteckbrief: Gemeindeverwaltung Ringgau-Netra

Ansicht Ost (Haupteingang) Ansicht Süd-West (Terrasse vor Versammlungsraum)

Ansicht Süd (Garagen Bauhof) Ansicht Nord (Nebeneingang Versammlungsraum)

Aktuelle Nutzung

Das Gebäude wurde im Jahr 1976 als Mehrzweckeinrichtung richtet. Neben dem Verwaltungstrakt ist an das Gebäude der Bauhof angegliedert. Weiterhin gibt es einen Veranstaltungsbereich, der für Versammlungen und kleine Feiern genutzt wird. Das Gebäude wird mit einer Öl-Heizung beheizt (Baujahr 2003).

Nutzungsoptionen

Die Nutzung als Verwaltungsgebäude hat sich in den vergangenen Jahren bewährt. Es gibt Überlegungen zur Umnutzung des Versammlungsraums (kleine Wohnung, evtl. Begegnungsstätte).

Technische Gebäudeausrüstung

Heizwärme Öl-Zentralheizung

Warmwasser Elektrische Durchlauferhitzer

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Energetischer Ist-Zustand

Bauteil Beschreibung und U-Wert Wärmeverlust in kWh Wärmeverlust in Prozent

Oberste Ge- Oberste Geschossdecke mit 12cm schossdecke Dämmung U-Wert: 1,3 16.147 10,18%

Außenwand Sichtmauerwerk (36,5cm), innen verputzt U-Wert: 1,40 45.192 28,49%

Fenster Holzfenster mit 2-fach Verglasung U- Wert 2,4 5.644 3,56%

Kellerdecke Nur im Nebentrakt unterkellert, Standort der Heizung 21.504 13,56%

Lüftungsverluste Luftaustausch: 0,7 fache des Gebäu- devolumens pro Stunde 31.580 19,91%

Heizung Verluste Heizsystem 38.561 24,31%

SUMME 158.628

Summe Energiekosten auf Basis der Bedarfsrechnung: ca. 8.000 EUR pro Jahr

Energetische Sanierung (bestehender Öl-Kessel)

Bauteil Maßnahmen und neuer Investition Investition U-Wert gesamt energiebe-

dingt

Außenwand Keine Dämmung von außen mög- Energiekosten IST: 8.000 EUR lich, da Sichtmauerwerk Energiekosten SAN: 6.800 EUR Fenster Einbau neuer Fenster, 28.000 4.000 Einsparung Energiekosten: 1.200 U-Wert 1,1 EUR

Heizkörpernischen Dämmung der Heizkörpernischen 6.000 6.000 mit Calzimsilikatplatten o.ä. Amortisationszeit energiebeding- ter Oberste Ge- Einblasdämmung 20cm WLG 040 12.000 12.000 Aufwand (ohne Pumpen): ca. 18 schossdecke Jahre

Bodenplatte Dämmung nur bei Erneuerung der Bodenbelags möglich Die Amortisationszeit der neuen Umwälzpumpe Austausch der drei Umwälzpum- 1.200 1.200 Pumpen beträgt 3-5 Jahre, je pen gegen Hocheffizienzpumpen nach Laufzeit und Stromkosten

SUMME 47.200 23.200

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Technische Gebäudeausrüstung (Annahme: Hülle ist optimal saniert) Öl-Brennwertheizung

Bauteil Maßnahme Investition Investition gesamt energiebedingt Energiekosten SAN alter Kessel: 6.800 EUR Energiekosten SAN-BW-Kessel: 5.800 EUR Zentrale Austausch des NT- 16.000 4.000 Wärme- Heizkessels gegen ein Einsparung Energiekosten 1.000 EUR erzeugung Brennwert-Gerät

Amortisationszeit energiebedingter Aufwand: ca. 5 Jahre

Energetischer Zustand vor und nach der Sanierung (Maßnahmen an Hülle und neuer Heizkessel)

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Technische Gebäudeausrüstung (Annahme: Hülle ist optimal saniert) Pelletheizung

Bauteil Maßnahme Investition Investition Energiekosten SAN alter Kessel: 6.800 EUR gesamt energiebedingt Energiekosten SAN-Pellet-Kessel: 5.700 EUR Zentrale Einbau Pelletheizung incl. 27.000 9.000 Einsparung Energiekosten 1.100 EUR Wärme- Lagerraum und Heizkörper erzeugung Amortisationszeit energiebedingter Aufwand: ca. 8 Jahre

Die Pelletheizung bzw. die Versorgung mit Wärme aus Biomasse führt zu einer sehr umweltfreundlichen Wärmeerzeugung, da der CO2-Ausstoß auf ein Minimum reduziert wird. Zum Erreichen eines hohen KfW-Effizienzstandards ist eine Dämmung der Außenwände notwendig, so dass die Installation einer Pelletheizung über BAFA-Mittel gefördert werden kann. Wahrscheinlich führt dies aber nicht dazu, dass Tilgungszuschüsse für KfW-Kredite in Anspruch genommen werden können.

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Weitere Informationen

Pläne

Planung Baugenehmigung (Quelle: Gemeinde Ringgau)

Empfehlungen

Die Aufnahme des Ist-Zustands zeigt, dass die wesentlichen Wärmeverluste durch die geringe Dämmung der obersten Ge- schossdecke, die Heizkörpernischen und den alten Ölkessel entstehen. Der Tausch der Pumpen gegen Hocheffizienzanlagen sollte sobald als möglich durchgeführt werden.

Weitere Ideen

Sollte die gemeinsame Versorgung des Gebäudes der Familie Neitzel möglich sein, würde nicht nur der Raum für Lager und Heizung für andere Zwecke zur Verfügung stehen, sondern die Umweltbilanz des Gebäudes könnte wesentlich verbessert werden.

Fördermittel

. Energetische Sanierung – Kommunalprogramm - (KfW) . Zusätzliche Förderprogramme des Landes (WIBANK)

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Mögliche Hemmnisse

. Finanzierung . Umsetzungsbeschlüsse

Die nächsten Schritte

Was Wer Bis wann

Angebot für Umwälzpumpen einholen Verwaltung Ringgau Ende 2016 und Beauftragen

Fördermittel recherchieren Verwaltung Ringgau in Kooperation mit Anfang 2017 dem Sanierungsmanagement

Mittel für Dämmung der obersten Verwaltung Ringgau Ende 2016 Geschossdecke und der Heizkörperni- schen und die Kesselerneuerung in den Haushalt einstellen

Hinweis: Der Gebäudesteckbrief gibt eine erste Orientierung, ersetzt aber keine detaillierte Energieberatung. Die Berechnung der Einspareffekte beruht auf einer Nutzung des kompletten Gebäudes und kann daher von den tatsächlichen Verbrauchswerten deutlich abweichen. Der Kalkulation zur Amortisationszeit liegen folgende Energiepreise pro kWh zugrunde: Erdgas:6 Ct; Heizöl: 6 Ct, Holzpellet: 5 Ct, Fernwärme: 12 Ct; Nachtspeicherheizung: 21 Ct. Bei einer Vollkostenrechnung incl. Anlage ergeben sich folgende Preise: Erdgas: 10 Ct, Heizöl: 11 Ct, Fernwärme: 12 Ct, Nachtspeicherheizung 21 Ct

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