OHLENDORF

DORFERNEUERUNGSPLAN

STADT - REGION HANNOVER

OHLENDORF

DORFERNEUERUNGSPLAN

Auftraggeber:

Stadt Hemmingen Rathausplatz 1 30966 Hemmingen

Auftragnehmer:

Planungsgruppe Lärchenberg Stadtplanung ● Landschaftsplanung ● Architektur ● Tragwerksplanung Siegesstraße 5, 30175 Hannover Tel.: 0511/853138, Fax: 0511/282038

Bearbeitung:

Christine Feller, Dipl.-Ing. Architektin / Stadtplanerin - Assessorin des Baufachs -

Olaf Steuer, Dipl.-Ing. Stadt- und Regionalplaner - Bauassessor -

in Zusammenarbeit mit der Stadt Hemmingen und dem Arbeitskreis für Dorferneuerung in Ohlendorf

Stand: Februar 2009

Ohlendorf

Oldendorpe

Alden Thorpe

Altes Dorf

„Das alte Dorf - Und alte Dörfer verzetteln sich nicht. Sie halten zusammen, wie eine Herde sich beim Wetter drängt, die Köpfe nach innen. Von draußen sieht man nur Obstbaumwiesen, Holunder- büsche, Wetterbäume, lange Dächer. Und die geschlossenen Seiten von Schuppen und Scheunen, mit Brettern verschlagen. Sie brechen den Wind. Fenster zeigt das alte Dorf nach innen, wo die Menschen sind.“ (Wieland, Dieter: Bauen und Bewahren auf dem Lande, Bonn 1984, S. 8)

Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

INHALT

1. Allgemeines 1 1.1 Anlass 1 1.2 Ziele und Aufgabe der Dorferneuerung 2 1.3 Plangebiet 4 1.4 Ablauf der Dorferneuerung / Vorgehensweise 5

2. Rahmenbedingungen 7 2.1 Lage im Raum und im Stadtgebiet 7 2.2 Annäherung an den Ort 9 2.3 Orientierung im Dorf 10 2.4 Historie 11 2.5 Naturräumliche und sonstige Grundlagen 15 2.5.1 Geländeverhältnisse 15 2.5.2 Bodenbeschaffenheit 15 2.5.3 Bodendenkmale 15 2.5.4 Altlasten 16 2.5.5 Emissionen 16 2.6 Ver- und Entsorgungssituation 17 2.6.1 Kommunikationsnetz 17 2.6.2 Strom-, Gas-, Trink- und Löschwasserversorgung 17 2.6.3 Abwasserbeseitigung 18 2.6.4 Oberflächenentwässerung 18 2.6.5 Abfallentsorgung 18

3. Bestehende Planungen 19 3.1 Raumordnung und Landesplanung 19 3.2 Flächennutzungsplan 20 3.3 Landschaftsrahmenplan 23 3.4 Landschaftsplan 23 3.5 Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung (AEP) 28 3.6 Planfeststellung (B 3) Ortsumgehung 28 3.7 Landschaftspflegerischer Begleitplan (B 3) Ortsumgehung 29 3.8 Forstlicher Rahmenplan 31

4. Bestandsaufnahme und Bewertung 32 4.1 Siedlungsstruktur 32 4.2 Gebäudestruktur 37 4.3 Nutzungsstruktur 50 4.4 Verkehrsstruktur 52 4.5 Grün- und Freiflächenstruktur 56 4.6 Orts- und Landschaftsbild – ein Spaziergang 59 4.7 Konflikte und Potentiale 67

Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

5. Planungen der Dorferneuerung / Handlungsempfehlungen 68 5.1 Öffentliche Maßnahmen 69 5.1.1 Bushaltestellen mit Querungshilfe 70 5.1.2 Straßenraumgestaltung innerorts 75 5.1.3 Mehrgenerationenplatz mit Backhaus 79 5.1.4 Ortsgestaltung 82 5.1.5 Verkehrsberuhigung 91 5.1.6 Renaturierung der „Arnumer Landwehr“ 95 5.1.7 Siedlungsentwicklung 97 5.2 Private Maßnahmen 98 5.2.1 Bepflanzungsmaßnahmen 102

6. Realisierung der Dorferneuerung 104 6.1 Kostenschätzung der öffentlichen Maßnahmen 104 6.2 Kostenschätzung der privaten Maßnahmen 105

Literatur

ANHANG

1. Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE)

2. Pflanzenlisten 2.1 Liste der heimischen Gehölze, Region Hannover 2.2 Empfehlungen für robuste Obstsorten

Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

KARTENTEIL

1. Orientierungsplan 2. Reinkarte von 1876 3. Siedlungsstruktur 4. Gebäudestruktur 5. Nutzungsstruktur 6. Verkehrsstruktur 7. Grün- und Freiflächenstruktur 8. Konflikte und Potentiale 9. Öffentliche Maßnahmen 10. Straßenraumgestaltung innerorts - Bestand 11. Straßenraumgestaltung innerorts - Planung 12. Siedlungsentwicklung

Kartengrundlagen: Kurhannoversche Landesaufnahme von 1781 © GLL/LGN Königlich Preußische Landesaufnahme von 1896 © GLL/LGN Reinkarte von 1876 © GLL/LGN Topographische Karte (TK 50) © GLL/LGN Deutsche Grundkarte (DGK 5) © GLL/LGN Geobasisdaten ALK © GLL/LGN

Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

1. Allgemeines

1.1 Anlass

Ohlendorf als Ortsteil der Stadt Hemmingen wurde im Juli 2007 in das Dorf- erneuerungsprogramm des Landes Niedersachsen aufgenommen. Die Stadt Hemmingen hat im Dezember 2007 den Auftrag zur Erarbeitung eines Dorferneuerungsplanes für Ohlendorf an die Planungsgruppe Lärchenberg, Hannover vergeben. Die Dorferneuerung soll der Kommune und den Bürgerinnen und Bürgern Ohlendorfs helfen, die durch sozioökonomische, baulich-räumliche, ökologische und kulturelle Werte geprägte, unverwechselbare Eigenart Ohlendorfs zu bewahren und das Dorf als Wohn-, Arbeits-, Sozial- und Kulturraum künftigen Erfordernissen anzupassen.

Neben den Folgen des landwirtschaftlichen Strukturwandels ist insbesondere der rasche Anstieg des motorisierten Individualverkehrs und die damit verbun- dene Möglichkeit der „Entdeckung“ neuer Wohn-, Freizeit- und Erholungsbe- reiche durch die Stadtbevölkerung zu nennen, wenn die Frage erörtert wird, warum vieler Orts die dörflichen Strukturen in ihrem baulich funktionalen Bestand gefährdet sind.

Das sehr moderate und verträgliche Wachstum lässt Ohlendorf bis heute als ländliches Dorf in Erscheinung treten. Aber auch hier sieht sich die Dorfgemein- schaft den Veränderungen und Folgen von gestiegener Mobilität, verändertem Konsum-, Freizeit- und Umweltverhalten sowie Veränderung der Erwerbsstruk- tur der Bewohner gegenüber.

Wegen seiner überwiegend landwirtschaftlich geprägten Gesamtsituation, seiner wertvollen - zum Teil denkmalgeschützten – Hofanlagen, der landschaft- lich attraktiven Lage im Einzugsbereich Hannovers und nicht zuletzt aufgrund seiner geringen Größe (rd. 250 Einwohner), welche auch kleinere und mittlere Veränderungen sehr stark wirken lassen, ist Ohlendorf in besonderem Maße von diesen Entwicklungen betroffen.

Obwohl sich Ohlendorf seinen dörflichen Charme bis heute erhalten hat, sind Veränderungen zu beobachten, die eine planerische Begleitung erfordern. So war beispielsweise der Wegfall von Funktionen wie: Verwaltungsnebenstelle, Großbäckerei und Lebensmittelladen zu verzeichnen, was angesichts der geringen Größe des Dorfes eine deutliche Veränderung bedeutete. Die geplante Verlängerung der Stadtbahnlinie bis Arnum und insbesondere die geplante Ortsumgehung (B 3neu), deren Anschluss an die Landesstrasse

1 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

(L 389) östlich von Ohlendorf vorgesehen ist, lassen die Großstadt „näher rücken“.

Dieser von der Stadt Hemmingen in Auftrag gegebene Dorferneuerungsplan für Ohlendorf beinhaltet folgende Arbeitsschritte: - Ermitteln der Rahmenbedingungen, - Aufnahme des städtebaulich maßgeblichen Bestandes einschließlich der naturräumlichen Situation mit Beschreibung, - Analyse und Bewertung des Zustands, - Darstellung in Karten, - Ermittlung der Bürgerinteressen, - Erstellung eines Maßnahmenkataloges für eine spätere konkretisierende und weitergehende Planung der Einzelmaßnahmen im Rahmen der Umsetzung der Dorferneuerung.

1.2 Ziele und Aufgabe der Dorferneuerung

Niedersachsen ist in weiten Teilen durch eine ländliche Siedlungsstruktur geprägt. Bei einer durchschnittlichen Siedlungsdichte von 160 Einwohnern/km2 stehen lediglich acht Großstädten 722 Gemeinden mit einer Bevölkerung unter 5.000 Einwohnern gegenüber. Große Teile des Landes weisen eine Bevölke- rungsdichte bis unter 100 Einwohnern/km2 auf. Durch die Erhaltung und Steige- rung der Attraktivität ländlicher Siedlungen als Wohn- und Arbeitsstandort soll auch einer Abwanderung der Bevölkerung aus den ländlichen Regionen in die Ballungszentren vermieden werden, um Entvölkerungs- bzw. Überalterungs- tendenzen vorzubeugen. Vorrangiges Ziel der Dorferneuerung ist deshalb die Verbesserung der Wohn- und Arbeitsverhältnisse im ländlichen Raum; es sollen die allgemeinen Lebens- verhältnisse gehoben werden. (Vgl.: Thomas, Klaus und Gülle, Helge: Dorfer- neuerung und Dorfentwicklung in Niedersachsen, Wiesbaden 1999)

Aufgabe der Dorferneuerung ist es, die ländlichen Siedlungen in ihrer charak- teristischen Vielfalt zu erhalten, neuen funktionalen Anforderungen anzupassen und in die Landschaft einzubinden.

Die Durchführung der Dorferneuerungsplanung ist eine kommunale Selbstver- waltungsaufgabe. Voraussetzung für ein aktives Geschehen im Rahmen der Dorferneuerung ist die Aufnahme in das Programm zur Förderung der Dorferneuerung in Nieder- sachsen. Im Juli 2007 wurde der Ortsteil Ohlendorf der Stadt Hemmingen in das Programm zur Förderung der Dorferneuerung in Niedersachsen aufge- nommen.

2 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Die Förderung von Einzelmaßnahmen setzt grundsätzlich eine fertig gestellte und anerkannte, auf das individuelle Dorf bezogene, Dorferneuerungsplanung voraus, die in Text und Karte die konkreten Ziele der Dorferneuerung und die zu ihrer Verwirklichung erforderlichen Maßnahmen und die Abstimmung mit ande- ren für die Entwicklung des Dorfes bedeutsamen Planungen und Maßnahmen näher darstellt.

Die neuen „Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung“ – kurz ZILE – geben eine umfassende Grundlage für den Einsatz der Fördermittel von EU, Bund und Land. Mit den Richtlinien ZILE nimmt das Land Niedersachsen die vom Planungsausschuss für Agrarstruktur und Küstenschutz beschlossenen neuen Grundsätze auf und fügt diese in die nach ELER- Verordnung bis 2013 bestehenden Förderungsmöglichkeiten von PROFIL ein. Fördermittel erhalten öffentliche und private Antragsteller in den Dörfern, die in das Dorferneuerungsprogramm des Landes Niedersachsen aufgenommen worden sind.

Im Rahmen von ZILE wird gefördert: - Dorferneuerungsplanung - Gestalterische, städtebauliche und landschaftspflegerische Betreuung sowie investive Maßnahme. Dazu gehören: - Verbesserung der innerörtlichen Verkehrsverhältnisse - Abwehr von Hochwassergefahren im Ortsbereich sowie Sanierung innerörtli- cher Gewässer - kleinere Bau- und Erschließungsmaßnahmen zur Erhaltung des ländlichen Charakters - Erhaltung und Gestaltung von land- und fortwirtschaftlich genutzter Bausub- stanz mit ortsbildprägendem Charakter einschließlich der dazugehörigen Hof-, Garten- und Grünflächen - Anpassung von land- und fortwirtschaftlicher Bausubstanz einschließlich Hofräume und Nebengebäude an zeitgemäßes Wohnen und Arbeiten - Erwerb von bebauten Grundstücken in Verbindung mit zuvor aufgeführten Vorhaben

Die Höhe der Förderung beträgt für Ohlendorf: - bei der Aufstellung des Dorferneuerungsplans bis zu 50 % der zuwendungs- fähigen Ausgaben - bei öffentlich-rechtlichen Zuwendungsempfängern bis zu 50 % der zuwen- dungsfähigen Ausgaben - bei sonstigen Zuwendungsempfängern bis zu 30 % der zuwendungsfähigen Ausgaben. Bei privaten Zuwendungsempfängern wird eine Höchstförder- summe von 25.000 Euro gewährt, mindestens muss die Fördersumme 2.500 Euro betragen.

3 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

1.3 Plangebiet

Der Dorferneuerungsplan soll die zukünftige Entwicklung Ohlendorfs in funktionaler, gestalterischer und ökologischer Hinsicht begleiten. Er bezieht sich als integriertes Dorfentwicklungskonzept auf die gesamte Ortslage, die angrenzende Gemarkung und alle sonstigen, die Planung beeinflussenden, fachlichen und räumlichen Bezüge.

Plangebiet – Gemarkung, Ortslage 4 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

1.4 Ablauf der Dorferneuerung / Vorgehensweise

Ohlendorf wurde im Juli 2007, mit der offiziellen Bekanntgabe am 19.07.2007 im Versammlungsraum in Ohlendorf, „Heifeld“ 10, in das Dorferneuerungs- programm des Landes Niedersachsen aufgenommen.

Die Auftragsvergabe für die Erstellung des Dorferneuerungsplanes Ohlendorf an die Planungsgruppe Lärchenberg, Hannover erfolgte am 12.12.2007.

Um alle Dorfbewohner Ohlendorfs in die Planung und spätere Realisierung der Maßnahmen einzubinden fand am 14.02.2008 als Auftaktsveranstaltung die 1. Bürgerversammlung im Versammlungsraum in Ohlendorf statt.

Während dieser Veranstaltung wurde der Arbeitskreis gebildet. Folgende Bürgerinnen und Bürger Ohlendorfs haben sich in die Liste für die Mitarbeit am Arbeitskreis eingetragen bzw. im Laufe der Arbeitskreissitzungen abgemeldet:

Rolf Hastenrath (AK-Vorsitzender) Dirk Niedick (abgemeldet) Mike Drunuzowski (abgemeldet) Andreas Prull Jürgen Grambeck Annemarie Reineke (abgemeldet) Manfred Heppner André Schulze (Protokollführer) Burghard Köhler Rolf-Henning Wilke Michael Köhler Anke Wulkopf (abgemeldet) Dr. Thomas Mundschick (abgemeldet) Friedhelm Wulkopf Raimar von Möllendorff Lutz Wulkopf

Im Laufe der Arbeitskreissitzungen sind dazu gestoßen: Karin Hastenrath Gudrun von Möllendorff Christa Heppner Geraldine Seegers Brunhild Köhler Ernst Wulkopf

An allen Arbeitskreissitzungen war außerdem Frau Angela Anders als Vertrete- rin der Stadtverwaltung Hemmingen beteiligt. Ihnen und allen anderen, die an dieser Arbeit mitgewirkt haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Gerade durch die Arbeitskreissitzungen und Bürgerversammlungen wird deut- lich, dass Dorferneuerungsplanung als ein iterativer Prozess zu verstehen ist, bei dem der Austausch zwischen den verschiedenen Interessengruppen im Vordergrund steht. Ziel ist dabei, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln und besonders zu gemeinschaftlichem Handeln anzuregen. Der Dorferneuerungs- plan kann für die weitere städtebauliche Entwicklung des Dorfes als Leitlinie dienen.

5 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Verfahrensdaten:

1. 14.02.08 1. Bürgerversammlung Information der Bevölkerung 2. 05.03.08 1. Arbeitskreissitzung Ortsbegehung 3. 04.04.08 2. Arbeitskreissitzung Vorbereitungs- und Informationsseminar 4. 05.04.08 3. Arbeitskreissitzung Vorbereitungs- und Informationsseminar 5. 23.04.08 4. Arbeitskreissitzung Organisatorische, Vorschläge für Einzelmaßnahmen 6. 29.04.08 1. Beteiligung der Träger öffentlicher Belange Informationssammlung, Hinweise und Anregungen 7. 14.05.08 5. Arbeitskreissitzung Planung von öffentlichen Einzelmaßnahmen 8. 18.05.08 Fragebogenverteilung an die Dorfbewohner Meinungssammlung zu den geplanten Einzelmaßnahmen 9. 14.06.08 Fahrt nach Westerloy Besichtigung durchgeführter Dorferneuerungsmaßnahmen 10. 09.07.08 6. Arbeitskreissitzung Gestaltung von öffentlichen Maßnahmen 11. 10.09.08 7. Arbeitskreissitzung weitere Gestaltungsvorschläge, Festlegung Prioritätenliste 12. 25.09.08 2. Bürgerversammlung und gleichzeitige Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses der Stadt Hemmingen Vorstellung des Entwurfes des Dorferneuerungsplanes 13. 29.12.08 2. Beteiligung der Träger öffentlicher Belange bis 30.01.09 zum Entwurf des Dorferneuerungsplanes 14. 11.02.09 8. Arbeitskreissitzung Vorstellung der eingegangenen Stellungnahmen / Abwägung 15. Beschluss des Rates der Stadt Hemmingen über den Dorferneuerungsplan Ohlendorf 16. 3. Bürgerversammlung Vorstellung des genehmigten Dorferneuerungsplanes Förderung öffentlicher und privater Maßnahmen

6 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

2. Rahmenbedingungen

2.1 Lage im Raum und im Stadtgebiet

Die Stadt Hemmingen befindet sich im Nahbereich Hannovers in einer Entfer- nung von ca. 7 km zum Stadtzentrum der Landeshauptstadt. Mit den sieben Ortsteilen hat die Stadt Hemmingen eine Größe von ca. 31,58 Km2 und 19.954 Wohnberechtigte Einwohner mit Stand vom 01.05.2007.

Ohlendorf als einer der kleinsten Ortsteile in der Region Hannover und hat eine Größe von 3,56 km2 und 249 Einwohner mit Stand vom 01.05.2007.

Der Ortsteil Ohlendorf ist vom Verwaltungssitz der Stadt (Hemmingen–Wester- feld) ca. 5 km entfernt (vgl. Übersichtskarte M. 1 : 50.000).

In fußläufiger Entfernung von Ohlendorf liegt in südwestlicher Richtung der Ortsteil Hiddestorf. Hier befinden sich Infrastruktureinrichtungen wie Grund- schule, Kindergarten, Sportanlagen und Einkaufsmöglichkeiten. Darüber hinaus bestehen Nahversorgungseinrichtungen in Arnum und Hemmingen-Westerfeld. In Ohlendorf selbst sind - bis auf einen kleinen Spielplatz - keine sozialen Infra- struktur- oder Nahversorgungseinrichtungen zu finden.

Die Ortslage Ohlendorfs bezieht sich auf Flächen südlich bzw. südöstlich der Landesstraße (L 389) und nördlich des „Wiesenweges“ (historischer Kirchweg) bzw. nördlich der „Arnumer Landwehr“ (Gewässer II. Ordnung), die sich südlich von Ohlendorf befindet.

Ohlendorf ist über die Kreisstraße (K 225) an Devese und Hemmingen- Westerfeld sowie über die Landesstraße (L 389) an Arnum angebunden. Weiterhin bestehen Busverbindungen in die umliegenden Ortsteile und die Landeshauptstadt.

Das nahe gelegene Unterzentrum ist über die Landesstraße (L 389) und die Kreisstraße (K 226) zu erreichen, und das Mittelzentrum ist über die Landesstraße (L 389) erreichbar.

7 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Übersichtskarte M. 1 : 50.000 8 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

2.2 Annäherung an den Ort

Ohlendorf liegt im Calenberger Land zwischen und Leine, südwestlich von Hannover. Die 356 ha große Gemarkung hat einen Waldbestand von 50 ha (davon 25 ha Staatsforst). Die Ortschaft ist von ausgedehnten Äckern großzü- gigen Zuschnitts umgeben. Die Waldflächen befinden sich im Nordwesten in einiger Entfernung von der Ortslage.

Nähert man sich Ohlendorf auf der Landesstraße aus Richtung Arnum, bilden die Höhenzüge des Deisters den Hintergrund für die Ortsansicht.

Das Dorf selbst grenzt fast an die Nachbarortschaft Hiddestorf, welche dement- sprechend bequem fußläufig zu erreichen ist. Nähert man sich dem Dorf aus Richtung Hiddestorf oder aus der freien Feld- mark, eröffnet sich der Blick auf die ziegelroten Dächer und Fassaden der alten Höfe.

Blick auf Ohlendorf von Hiddestorf aus

Ohlendorf zählt mit seinen rd. 250 Einwohnern zu den kleinsten Ortschaften in der Region Hannover. Der ausgeprägte dörfliche Charme Ohlendorfs ist - ohne nostalgisch kitschigen Beigeschmack - bis heute erhalten und erlebbar geblie- ben. Für eine landwirtschaftlich geprägte Ortschaft im unmittelbaren Einfluss- bereich der Landeshauptstadt Hannover ist dies alles andere als eine Selbst- verständlichkeit.

9 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Hinter dem Ortsbild, der äußeren Erscheinungsform des Dorfes in all seinen lebendigen Funktionsweisen, welches im Laufe der Zeit nur vergleichsweise geringen Veränderungen unterworfen war, steht das eindrucksvolle Phänomen, dass die Zahl der Hofstellen (6) in den letzten 400 Jahren trotz aller Widrigkei- ten und Wirren der Geschichte, trotz der technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen der modernen Zeit, nahezu konstant geblie- ben ist. Fragt man nach den Gründen, warum Ohlendorf vom Höfesterben der letzten Jahre verschont geblieben ist, muss insbesondere auf die günstigen Zuschnitte und Größen der rationell zu bewirtschaftenden Ackerschläge sowie die hervorragenden Böden (bonitiert bis zu 95 Bodenpunkten) hingewiesen werden. Derzeit bewirtschaften 5 Haupterwerbsbetriebe ca. 270 ha landwirt- schaftliche Flächen in Ohlendorf.

2.3 Orientierung im Dorf

Durch die klare Gliederung des historischen Reihendorfes finden auch Ortsfremde rasch ihren Weg (vgl. Karte: Orientierungsplan). Insbesondere vom zentralen Bereich „Heifeld“ Ecke „Sohlkamp“ ist ein Großteil des Dorfes gut zu überblicken.

Im Norden und Westen wird die Ortslage Ohlendorf von der Landesstraße begrenzt. Lediglich eine Feldscheune sowie ein Wohnhaus befinden sich nörd- lich der „Hauptstraße“.

Im Süden von Ohlendorf fließt die „Arnumer Landwehr“ ein Gewässer II. Ordnung mit Fließrichtung Arnum (Osten). Südlich der alten Hofanlagen befindet sich der historische „Kirchweg“ der heutige „Wiesenweg“.

Die ehemalige Gaststätte an der nördlichen „Hauptstraße“ und die ehemalige Bäckerei an der südlichen „Hauptstraße“ wurden bereits vor vielen Jahren geschlossen, so dass neben Spielplatz und Friedhof keine weiteren sozialen Infrastruktureinrichtungen mehr existieren. Notruftelefon und Briefkasten sind im zentralen Bereich verortet.

Im Norden bzw. Nordwesten gehört zu Ohlendorf auch das „Ohlendorfer Holz“ und teilweise das „Bürgerholz“. Hier befindet sich das „Café Webstuhl“, welches von Ausflüglern gern besucht wird. Im Orientierungsplan ist darüber hinaus die Lage des ehemaligen „Gedenkstein Wilhelm Busse“ und des historischen Grenzsteines erkennbar. Die Grünschnittannahmestelle mit Wertstoffcontainern liegt östlich etwas außerhalb des Ortes, so dass alle Anlieferer durch das Dorf zur Annahmestelle fahren müssen.

10 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

2.4 Historie

Ohlendorf, im Kirchspiel Hiddestorf, findet unter dem Namen „Alden Thorpe“, der von den Ortsnamensforschern als „Zu dem alten Dorfe“ gedeutet wird, im Jahre 1185 erstmals urkundliche Erwähnung. Ausgrabungen lassen jedoch vermuten, das Ohlendorf wesentlich älter ist und zu den ältesten Siedlungen der Sachsen aus dem ersten Jahrtausend zu zählen ist. Berichte über den Fund steinzeitlicher Gräber und Urnen zeugen von der langen Besiedlungsgeschichte.

Anfang des Jahres 2008 wurden bei Erdarbeiten auf einer Ackerfläche des Nachbardorfes Hiddestorf, ca. 1000 m von Ohlendorf entfernt, Gefäßscherben, Schmuckstücke und Teile von Werkzeugen gefunden, welche von Fachleuten als Reste einer mehr als 2000 Jahre alten germanischen Siedlung gedeutet werden.

In der heute ca. 356 ha großen Gemarkung mit einem ansehnlichen Waldbe- stand ist die Flur des untergegangenen Ebbingehusen II aufgegangen. Diese Wüstung ist zuerst 1226 genannt und "Zu den Häusern des Ebbo" gedeutet worden. Sie lag nach Arnum zu, also auf der Grenze der alten Ämter Calenberg und Koldingen, und geht dem Namen nach auf den ersten Siedler in Ebbo = der Eber zurück, der vermutlich sächsischer Sippenältester gewesen sein wird. In den Urkunden der Grafen von Oldenburg zwischen 1226-1228 ist Ebbinge- husen für das Kloster Schinna erwähnt, also wahrscheinlich mit dem Heiratsgut der Gräfin Beatrix von Hallermunt an das Grafenhaus der Oldenburger und danach, wie andere Güter, an das Kloster gekommen.

Volkstümlich ist das Dorf Ebbinghausen (Evinghausen) als „Ewigehausen“ überliefert, das im dreißigjährigen Krieg vollkommen zerstört wurde und dessen Feldmark dann von Ohlendorfer Bauern in Besitz genommen wurde. Mancherlei Sagen von vergrabenen Schätzen und versunkener Kirche wurden vom Vater zum Sohne weitererzählt.

Für Ohlendorf ist nur ein urkundlicher Hinweis im Güterverzeichnis des Canonicus Jordan für das Stift Wunstof (um 1370 - 1376) bekannt, wo es heißt: "To Oldendorpe he gy un dat Stichte XII sol. In ener houe do hört in dat amecht to El. (=Evestorf)." Das ist sehr wenig und lässt vermuten, dass seit alters her die Lehns-, Zehnt- und Gerichtsverhältnisse im Dorf nicht den anderswo üblichen Wechseln unterzogen wurden und der feste Bestand der Höfe, der sich jahrhundertelang nicht veränderte, im Fleiß der damit bemeierten Bauern gesichert gewesen ist.

Im Jahre 1585, als in "Oldendurff" nach dem Tode Herzog Erich II: zehn wehrfähige Männer ihrem neuen Herzog Julius aus der Wolfenbütteler Linie

11 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

huldigten und fünf davon mit Lang- und Kurzrohr, die anderen mit dem Feder- spieß ihm zu dienen gelobten, haben hier drei Meiersleute (Anm.: Meier = Verwalter einer Landwirtschaft), zwei Halbspänner und zwei Köthner (Anm.: Köhtner, Kötner, Köttner oder Kötter = Dorfbewohner die einen Kotten bzw. eine Kate besaßen) gewirtschaftet, zu denen sich nur drei Häuslinge gesellten.

Als das Calenberger Lagerbuch 1592 aufgestellt wurde, erschienen auf den kleinen Hofstellen die bisherigen Namen, aber auf den Meierhöfen drei neue Familiennamen, dabei auf dem ersten Hofe der Gogrefe Curt vom Hofe, der - wie seine Vorgänger - die Bauern des Goes Pattensen "auf dem Horne" zwischen Pattensen und Hiddestorf zu den Gerichtstagen versammelte.

Im Jahre 1689 gehörten zu den Vollmeierhöfen erst 93, 95 und 98 Morgen Land, die beiden Halbmeier bewirtschafteten 41 und 49 Morgen, die Köthner entsprechend weniger. Unter den Beibauern wurden ein Leineweber, ein Schneider und ein Schafmeister geführt, erstmals auch eine Krüger im Ort, dessen Gaststätte schon seit langem nicht mehr existiert.

Aufstellung der Grundbesitzer in Ohlendorf vom 24. Januar 1817: Vollmeier / Witwe Wilken - 145 Morgen Acker / 10 M. Wiese / 2 M. Garten Vollmeier / Hans J. Wullkopf - 149 „ / 4 „ / 4 „ Vollmeier / Friedrich Wullkopf - 186 „ / 5 „ / 3 „ Halbmeier / Ludolph Wullkopf - 61 „ / 2 „ / 2 „ Halbmeier / Erich Schwertfeger - 70 „ / 3 „ / 2 „ Köthner / Witwe Ihssen - 38 „ / 1 „ / 1 „ Köthner / Conrad Meyer - 5 „ / 1 „ / 1 „ Köthner / Ernst Caspel - 6 „ / 1 „ / 0,3 „ Beibauer / Christoph Flockemann - 1,47 „ / 0 „ / 0 „ Beibauer / Friedrich Menze - 1,80 „ / 0 „ / 0 „ Beibauer / Friedrich Böllersen - 1,70 „ / 0 „ / 0 „ Beibauer / Friedrich Kölle - 0,00 „ / 0 „ / 0 „ Gemeinde / Ohlendorf - 1,15 „ / 2 „ / 0 „ Dazu kamen noch 17 auswärtige Grundbesitzer mit insgesamt 66 Morgen Ackerfläche.

Die Flurstücke damals extrem zerstückelt: Heidfeld - 53 Teilstücke Laubeneichenfeld - 40 Teilstücke Buchenfeld - 48 Teilstücke Rübenlandsfeld - 7 Teilstücke Eschen Acker - 20 Teilstücke Sohlkämpe - 13 Teilstücke Riepenfeld - 26 Teilstücke Evinghausen - 4 Teilstücke Die Hohen Acker - 77 Teilstücke

12 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Außerdem lagen noch Flächen in auswärtigen Feldmarken. In Ohlendorf gab es insgesamt ca. 740 Morgen Ackerland, 32 Morgen Wiesenland und 15 Morgen Gartenland.

Die Flurbereinigung wurde schon sehr früh (1848) vollzogen; dadurch entstand ein günstiges Wegenetz und bei der Kleinheit des Dorfes kurze Wege zu den Koppeln. Es wurden damals gute Straßen nach Hannover gebaut, die den Absatz der landwirtschaftlichen Erzeugnisse sicherten.

Bis vor ca. 140 Jahren waren die Dreifelderwirtschaft sowie eine ausgedehnte Schafhaltung die bevorzugten Bewirtschaftungsmethoden. Nachlassende Nachfrage nach heimischer Schafwolle und zunehmender Bedarf der benach- barten Landeshauptstadt Hannover nach Milch und Butter führten zu nachhalti- gen Veränderungen. Der höhere Stalldunganfall brachte ein größeres Bedürfnis nach Ackerland mit sich, das man durch Abholzung ausgedehnter Waldflächen und den Umbruch der Schafweiden befriedigte; die hervorragende Bodenquali- tät begünstigte den Zuckerrübenanbau.

Weitere Rationalisierungsmaßnahmen führten u.a. zur Motorisierung der land- wirtschaftlichen Betriebe; der Pferdebestand ging stark zurück, und jeder Hof hatte schon 1945 einen eigenen Schlepper.

Ohlendorf, das zu den kleineren Dörfern des alten Fürstentums Calenberg zählte, hat seinen ursprünglichen bäuerlichen Charakter bis in die Gegenwart behalten. Im Jahre 1821 wohnten hier 116 Einwohner, ca. 100 Jahre später waren es 153 und 1939 wurden 164 Bürger gezählt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Einwohnerzahl Ohlendorfs erheblich. Viele Menschen waren aus ihrer Heimat vertrieben worden; zu ihnen kam manch ausgebomter Einwohner Hannovers, der in Ohlendorf Unterschlupf fand. Der Wohnraum wurde streng bewirtschaftet, eine Kommission des Gemeinde- rates wachte über die gerechte Aufteilung des vorhandenen Wohnraums und über eine menschenwürdige Umterbringung.1950 betrug die Einwohnerschaft immerhin 350 Einwohner, sank aber bis Ende 1962 auf 237 ab und erreichte 1973 mit 186 einen Tiefpunkt. Heute wohnen, mit relativ gleich bleibender Tendenz, wieder rund 250 Menschen in Ohlendorf.

13 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Ortswappen der Gemeinde Ohlendorf

Aus der Begründung, Beschreibung und Beschlussfassung für das (neue) Ortswappen / vom 25.01.1963: „Davon ausgehend, dass zu den Höfen in Ohlendorf vor 300 Jahren erst rd. 100 ha bewirtschaftetes Ackerland gehörte, im übrigen aber der Wald das Land- schaftsbild beherrschte, von dem heute noch ein ansehnlicher Rest geblieben ist, legte der Heraldiker Brecht – Hannover (Anm.: Alfred Brecht) dem Rat der Gemeinde die Entwürfe zu einem neuen Ortswappen vor, die mit dem die Oberherrschaft der Welfenherzöge anzeigenden Löwen das Hirschgeweih verbinden, das hier den Wald symbolisieren soll. In der Sitzung am 24. Januar 1963 hat der Rat der Gemeinde Ohlendorf einstimmig beschlossen, den Entwurf 2 anzunehmen, der Rot : Silber geteilt, oben den schreitenden blaubewehrten (Anm.: d.h. blaue Waffen: hier blaue Krallen, blaue Zunge) goldenen Löwen (Anm.: urspr. für Orte im Großen Freien im Städtedreieck Hannover/Hildesheim/ Peine typisch), unten ein rotes Zwölf- ender-Geweih mit Grind (Anm.: Grind = Haupt der Hirscharten)’ bringt.“

14 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

2.5 Naturräumliche und sonstige Grundlagen

2.5.1 Geländeverhältnisse

Das Geländerelief im Bereich Ohlendorf fällt leicht nach Südosten zur „Arnumer Landwehr“ hin ab. Die Höhenlage beträgt im Norden, im Bereich der Landes- straße, ca. 67 m über NN und im Süden, nördlich der „Arnumer Landwehr“, ca. 63 m über NN.

2.5.2 Bodenbeschaffenheit

Nach der geologischen Wanderkarte des Landkreises Hannover M. 1:100.000 des Nieders. Landesamtes für Bodenforschung, 1979, stehen in Ohlendorf überwiegend ungegliederte quartäre Ablagerungen an. Es handelt sich dabei um Lößlehm, Löß über Flußablagerungen, drenthezeitlich (z.B. Mittelterrasse), der als Schluff über Sand, Kies beschrieben wird. Im Niederungsbereich der „Arnumer Landwehr“ handelt es sich um Lößlehm, Löß (z.T. umgelagert, z.B. Lößfließerde und Schwemmlöß), der als Schluff, schwach tonig, schwach feinsandig, z.T. kalkig beschrieben wird. Dieser Bereich ist überlagert mit Anmoor („Moorerde“), der als mineralische Bodenarte, je nach Untergrund, mit 10-30% organischer Substanz beschrieben wird.

2.5.3 Bodendenkmale

Die Region Hannover, Untere Denkmalschutzbehörde teilte mit, dass in und um Ohlendorf einige archäologische Fundstellen bekannt sind: Besonders interessant ist ein bekannter Siedlungsbereich am südlichen Rand des Ortes (Flurstück 52/1, wobei eine genaue Aussage zu Lage und Ausdeh- nung der Fundstelle ohne archäologische Untersuchung nicht gemacht werden kann), der Fundmaterial aus der Römischen Kaiserzeit (Jahrhunderte nach Christi Geburt) und dem Mittelalter erbrachte. Im Hinblick auf die einstmals süd- lich des Ortes verlaufene Arnumer Landwehr ist hier ebenfalls mit archäologi- schen Fundstellen zu rechnen. Im benachbarten Ort Hiddestorf konnten in vergleichbarer topografischer Situa- tion im Frühjahr dieses Jahres Teile einer mehrphasigen Siedlung (späte Bronze-/frühe Eisenzeit; Römische Kaiserzeit) entdeckt und untersucht werden. Des Weiteren ist östlich von Ohlendorf eine Fundstelle aus dem Übergang Späte Bronzezeit/Frühe Eisenzeit (etwa 8. Jh. v.Chr.) bekannt. Jegliche Pläne innerhalb von Ohlendorf – besonders im südlichen und südöstlichen Bereich – Flächen für die Bebauung auszuweisen, werden deshalb grundsätzlich die Notwendigkeit einer denkmalschutzrechtlichen Genehmigung gemäß § 13 NDSchG nach sich ziehen, die wiederum nur mit Auflagen erteilt werden kann. 15 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

2.5.4 Altlasten

In Ohlendorf selbst befinden sich altlastenverdächtige Flächen gemäß § 2 (4) des Bundesbodenschutzgesetzes (BBodSchG), da hier, bedingt durch die Nut- zung als Landhandel bzw. landwirtschaftliche Betriebe mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen wurde, bei denen der Verdacht schädlicher Bodenverun- reinigungen oder sonstiger Gefahren für den Einzelnen oder die Allgemeinheit besteht. Im Rahmen etwaiger Baugenehmigungsverfahren ist daher die Untere Bodenschutzbehörde der Region Hannover zu beteiligen.

Nördlich von Ohlendorf am Feldweg zwischen der Ortschaft und dem Café Webstuhl befindet sich eine verfüllte ehemalige Senke oder Grube mit Altabla- gerungen (vgl. Landschaftsplan Hemmingen). Genaue zeitliche Datierungen sind nicht möglich. Zeitzeugenbefragungen blieben ohne Ergebnis. Auch die Aktenauswertung ergab keine näheren Hinweise. Nach Kartenauswertung wurde die Fläche zwischen 1964 und 1987 verfüllt. Zur Ablagerung sollen nach bisherigem Kenntnisstand Haus- und Sperrmüll, Boden und Bauschutt gekom- men sein. Die Fläche wird heute als Weide genutzt.

Sollten bei etwaigen Bodenarbeiten im Rahmen von Ausführungsarbeiten der Dorferneuerung weitere Hinweise auf Abfallablagerungen, Boden- oder Grund- wasserkontaminationen auftreten, ist die zuständige Untere Wasserbehörde bzw. Untere Abfallbehörde der Region Hannover umgehend zu unterrichten; ggf. sind die Arbeiten zu unterbrechen.

2.5.5 Emissionen

Im Norden von Ohlendorf verläuft die Landesstraße (L 389), die durch ihr Verkehrsaufkommen das Dorf erheblich belastet. Neben dem Verkehrslärm der Landesstraße ist - durch die im Ort vorhandenen landwirtschaftlichen Betriebe - mit landwirtschaftlichen Emissionen zu rechnen. Dies ist eine Folge enger räumlicher Verflechtung lärmerzeugender und lärm- empfindlicher Nutzungen. Aufgrund des für Siedlungszwecke nur begrenzt zur Verfügung stehenden Grund und Bodens ist eine aus Gesichtspunkten des Lärmschutzes etwa erwünschten Nutzungstrennung und die Einhaltung wirk- samer Schutzabstände nicht in allen Bereichen möglich. Daher sollte dem aktiven wie passiven Lärmschutz als Teil des generellen Konfliktes zwischen Ökonomie auf der einen, sowie dem Ruhebedürfnis der Bewohner auf der anderen Seite, hohe Bedeutung beigemessen werden. Der beste Lärmschutz besteht in der Lärmvermeidung oder in der Lärmminde- rung bereits an seiner Quelle. Es lassen sich jedoch nicht alle lebensbedingten, lärmverursachenden Aktivitäten vermeiden oder unterbinden.

16 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

2.6 Ver- und Entsorgungssituation

Die technische Ver- und Entsorgung Ohlendorfs ist durch Anschluss an die örtlichen Leitungsnetze grundsätzlich sichergestellt.

2.6.1 Kommunikationsnetz

Ohlendorf ist an das Kommunikationsnetz der Deutschen Telekom ange- schlossen. Für die Koordinierung im Rahmen der Umsetzung einzelner Dorferneuerungs- maßnahmen ist es notwendig, dass Beginn und Ablauf der Baumaßnahmen der Deutschen Telekom AG, T-Com, Technische Infrastruktur Niederlassung Nord- west, PTI 21, Neue-Land-Straße 6, 30625 Hannover, Telefon (0511) 308-7521, so früh wie möglich vor Baubeginn, schriftlich angezeigt werden.

Die DSL-Versorgung von Ohlendorf wird als nicht ausreichend eingestuft. Die Deutsche Telekom AG wurde hierzu seitens der Stadt Hemmingen zur Stellungnahme aufgefordert. Sie kündigte an, dass sie, sobald sich ihrerseits Handlungsbedarf abzeichnet, erforderliche Tiefbauarbeiten im Rahmen der Dorferneuerungsmaßnahmen koordinieren will.

Die GLL - Amt für Landentwicklung - weist für eine mögliche Förderung einer besseren DSL-Versorgung von Ohlendorf auf die Richtlinie zur Breitbandver- sorgung vom 16.10.2008 des Landwirtschaftsministeriums sowie auf die Richt- linie zur Breitbandförderung des Wirtschaftsministeriums hin.

Mit Kabelfernsehen wird Ohlendorf von der ewt breitbandnetze gmbH versorgt.

2.6.2 Strom-, Gas-, Trink- und Löschwasserversorgung

Träger der Stromversorgung ist die E.ON / AVACON AG. Träger der Gasversorgung ist die E.ON / AVACON AG. Die E.ON /Avacon weist darauf hin, dass sie in der Ortslage von Ohlendorf einen umfangreichen Bestand an Versorgungsleitungen betreibt, deren sicherer Betrieb durch die Dorferneuerungsplanung nicht gefährdet werden darf. Zur frühzeitigen Information über den Leitungsbestand hat die E.ON / AVACON AG der Stadt Hemmingen Leitungspläne zur Verfügung gestellt.

Träger der Wasserversorgung ist die Purena. Die Trink- und Löschwasserversorgung wird aus den Trinkwasserleitungen sichergestellt. Die ehemaligen Löschwasserbrunnen in Ohlendorf werden derzeit nicht mehr genutzt.

17 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

2.6.3 Abwasserbeseitigung

Die Ableitung der Abwässer erfolgt im Trennsystem. Ohlendorf ist an die zentrale Schmutzwasserkanalisation der Stadt Hemmingen angeschlossen

2.6.4 Oberflächenentwässerung

Zur Beseitigung des Niederschlagswassers ist der überwiegende Teil der bebauten Grundstücke an den öffentlichen Regenwasserkanal angeschlossen. Das auf den unbebauten Grundstücken anfallende nicht verunreinigte Nieder- schlagswasser wird derzeit versickert bzw. fließt durch den natürlichen Abfluss in Richtung „Arnumer Landwehr“.

Ein derzeit verrohter Entwässerungsgraben, der einen Teil des in Ohlendorf anfallenden Niederschlagswassers in die „Arnumer Landwehr“ entwässert, soll südlich der vorhandenen Garage auf dem derzeitigen Spielplatz geöffnet werden. Es ist angestrebt, diesen Graben – möglichst als offenes, mäandrie- rendes Entwässerungssystem – in die neu zu gestaltende Fläche des geplanten „Mehrgenerationenplatzes“ zu integrieren. Um den Vorfluter bei Starkregener- eignissen nicht weiterhin zusätzlich zu belasten könnte zum Gewässerschutz im Süden des Mehrgenerationenplatzes auch eine Regenwassermulde angelegt werden um das Regenwasser zunächst zurückzuhalten und sodann gedrosselt - max. 3 l/sek./ha - in die „Arnumer Landwehr“ abzuleiten (vgl. hierzu auch Punkt 5.1.3 Mehrgenerationenplatz mit Backhaus).

Zur Erstellung einer Oberflächenwasserrückhaltemulde für Teile von Ohlendorf im südlichen Bereich des „Mehrgenerationenplatzes ist eine wasserrechtliche Erlaubnis gemäß § 10 des Nds. Wassergesetzes bei der Unteren Wasser- behörde der Region Hannover zu beantragen.

2.6.5 Abfallentsorgung

Die Abfallentsorgung erfolgt durch die aha-Abfallwirtschaft Region Hannover im Rahmen der Abfallbeseitigungssatzung. An der Grünschnittannahmestelle wurden von der aha-Abfallwirtschaft auch Sammelcontainer für Altglas, Altpapier und Verpackungsmüll des Dualen Systems aufgestellt.

18 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

3. Bestehende Planungen

Für die bebauten Flächen und die den Ort umgebenden Freiflächen bestehen formelle Planungen, die nach anderen gesetzlichen Vorschriften Festsetzungen treffen, sowie informelle Planungen, die Empfehlungen für die Entwicklung des Dorfes geben. Diese Planungen, soweit sie bekannt sind und vorliegen, werden bei der Aufstellung des Dorferneuerungsplanes für Ohlendorf beachtet.

3.1 Raumordnung und Landesplanung

Nach landesplanerischen Zielvorgaben gehört die Stadt Hemmingen zum Ordnungsraum Hannover. Im Regionalen Raumordnungsprogramm 2005 (RROP) der Region Hannover sind in der Stadt Hemmingen die Ortsteile Hemmingen-Westerfeld und Arnum als Grundzentrum festgelegt (vgl. Ausschnitt aus dem RROP) und haben diese Aufgabe wahrzunehmen.

Ausschnitt aus dem RROP

19 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Ohlendorf als Ortsteil von Hemmingen gehört zu den ländlich strukturierten Siedlungen mit der Funktion „Eigenentwicklung“. Damit wird eine regionalpla- nerische Zielaussage zur künftigen Entwicklung des Ortes getroffen. In den ländlich strukturierten Siedlungen mit der Funktion „Eigenentwicklung“ muss im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung eine angemessene Eigenentwick- lung zur Deckung des Grundbedarfs gewährleistet sein, darüber hinaus soll jedoch keine Entwicklung stattfinden. Der Eigenbedarf einer ländlich struktu- rierten Siedlung mit der Funktion „Eigenentwicklung“ ergibt sich aus dem Bedarf nach Wohnbaufläche, gemischten und gewerblichen Bauflächen. Die erlaubte Siedlungsentwicklung wird in Prozent zur Ausgangsfläche, also als Basiswert, angegeben. Der Basiswert, den jede ländlich strukturierte Siedlung mit der Funktion Eigen- entwicklung ohne jeden weiteren Nachweis für sich beanspruchen kann, beträgt i.d.R. 5% für Wohnbauflächen und gemischte Bauflächen. Er bildet die Grenze der zulässigen Entwicklung im zehnjährigen Geltungsbereich des RROP. Für Ohlendorf wurde mit Stand: 31.12.2005 die Ausgangsbasis der Siedlungsfläche 100% mit 112.526 m2 ermittelt. Der Basiszuschlag 5% beträgt demnach 5.626 m2.

Die bereits bebauten Flächen von Ohlendorf sind als "Vorhandener und bau- leitplanerisch gesicherter Siedlungsbereich“ nachrichtlich im RROP dargestellt.

Die Flächen um den besiedelten Bereich Ohlendorfs legt das RROP als „Vor- sorgegebiet für Landwirtschaft - auf Grund hohen, natürlichen, standortgebun- denen landwirtschaftlichen Ertragspotentials“ fest. Diese Flächen sind weiter nördlich von Ohlendorf mit der Darstellung „Vorsorgegebiet für Natur und Land- schaft“ und südlich von Ohlendorf mit der Darstellung „Gebiet für die Verbesse- rung der Landschaftsstruktur und des Naturhaushalts“ überlagert.

Für den Bereich der „Arnumer Landwehr“ südöstlich von Ohlendorf und nördlich im Bereich des Ohlendorfer Holzes und des Bürgerholzes („Vorsorgegebiet für Forstwirtschaft“ und „Vorsorgegebiet für Erholung“) findet sich im Regionalen Raumordnungsprogramm die Festlegung „Vorranggebiet für Natur und Land- schaft“.

Die „Hauptstraße“, Landesstraße (L 389) im Norden von Ohlendorf ist als „Hauptverkehrsstraße von regionaler Bedeutung“ und die neu geplante Trasse der Ortsumgehung (Hemmingen-Westerfeld und Arnum) Bundesstraße (B 3neu) ist bereits als „Hauptverkehrsstraße von überregionaler Bedeutung“ im RROP festgelegt.

Ziele der Raumordnung und Landesplanung, die durch die Umsetzung des Dorferneuerungsplanes entgegenstehen könnten, sind derzeit nicht erkennbar.

20 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

3.2 Flächennutzungsplan

Für die Stadt Hemmingen liegt ein rechtswirksamer Flächennutzungsplan vor. Er wurde am 20.06.1996 vom Rat der Stadt Hemmingen beschlossen, mit Verfügung vom 16.10.1996 von der Bezirksregierung Hannover genehmigt und mit seiner Bekanntmachung am 09.01.1997 wirksam.

Der Flächennutzungsplan stellt gemäß § 5 Abs. 1 Baugesetzbuch (BauGB) für das ganze Gemeindegebiet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennutzung nach den voraussehbaren Bedürfnissen der Gemeinde in den Grundzügen dar. Die verbindliche Bauleit- planung wird durch den Flächennutzungsplan vorbereitet.

Der derzeit wirksame Flächennutzungsplan (vgl. Ausschnitt aus dem wirksamen Flächennutzungsplan der Stadt Hemmingen) stellt für den besiedelten Bereich und die zur Siedlungsentwicklung vorgesehenen Bereiche Ohlendorfs „gemischte Baufläche“ (M) dar.

Die Ohlendorf im Norden tangierende Landesstraße (L 389) ist als „überörtliche Hauptverkehrsstraße“ und die nach Devese führende Kreisstraße (K 225) ist als „örtliche Hauptverkehrsstraße“ dargestellt. Entlang beider Hauptverkehrsstraßen und des nach Nordwesten führenden landwirtschaftlichen Weges ist die Darstellung von „Hauptfuß- / Radwegen“ im Plan enthalten. Die geplante Trasse der Verlegung der B3 (neu) ist als „überörtliche Hauptver- kehrsstraße“ (Planung) im Flächennutzungsplan bereits vermerkt.

Das Wäldchen am nordöstlichen Ortseingang ist als „Flächen für die Forstwirt- schaft“, der vorhandene Spielplatz sowie der Friedhof als „Grünflächen“ im Flächennutzungsplan enthalten. Südlich der Ortslage finden sich entlang der „Arnumer Landwehr“ „Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft“. Das „Ohlendorfer Holz“ und das „Bürgerholz“ im Nordwesten sind als „Flächen für die Forstwirtschaft“ mit einem „öffentlichen Parkplatz“ im Bereich des Café Webstuhl dargestellt. Die übrigen, derzeit landwirtschaftlich genutzten Flächen sind im wirksamen Flächennutzungsplan als „Flächen für die Landwirtschaft“ dargestellt. Innerhalb dieser Flächen verläuft im Norden Ohlendorfs, entlang des Wirtschaftsweges von Arnum Richtung Westen, der im F-Plan enthaltene Radwanderweg „Hemmingen – Deister“. Die „Schutzgebietsgrenze im Sinne des Naturschutzrechts“ für das „Land- schaftsschutzgebiet (L)“ LSG – H 22 „Landwehr-Süllberg“ nördlich von Ohlen- dorf wurde nachrichtlich in den Flächennutzungsplan übernommen.

21 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Ausschnitte aus dem Flächennutzungsplan der Gemarkung Ohlendorf

Ausschnitt aus dem Flächennutzungsplan des Ortsteiles Ohlendorf

22 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

3.3 Landschaftsrahmenplan

Der Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Hannover 1989 stellt ein gutachterliches Fachkonzept des Naturschutzes und der Landschaftspflege für das Gebiet des ehemaligen Landkreises Hannover, heute Region Hannover, dar. Der Landschaftsrahmenplan trifft für Ohlendorf keine über den Land- schaftsplan HEMMINGEN 1995 hinausgehenden wesentlichen Aussagen.

3.4 Landschaftsplan

Biotop- und Nutzungstypen Der Landschaftsplan HEMMINGEN 1995, erstellt vom Ingenieurbüro für Landespflege und Umweltplanung SCHMAL + RATZBOR, stellt für den Bereich Ohlendorf folgende Biotop- und Nutzungstypen dar:

Ausschnitt aus dem Landschaftsplan Hemmingen 1995 - Biotoptypen

23 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Im Bereich zwischen Arnumer Landwehr und Wiesenweg – Verlängerung Bruchweg: „Fettwiesen und –weiden, überwiegend frische Ausbildung“ und vereinzelt: „besonders großer, hoher Laubbaum“. - Am östlichen Ortsausgang (Bruchweg Richtung Grünschnittannahmestelle): „Ruderalvegetation“. - In Teilbereichen der Arnumer Landwehr: „Baumreihe“. - Nördlich des Wiesenweges: „Streuobstbestand, Obstgärten, Obstwiesen“. - Im Bereich des nördlichen Bruchwegs, auf der östlichen Straßenseite: „Hecke, Strauchreihe“. - Am nordöstlichen Ortseingang: „Bedingt naturnahe und naturferne Laub- wälder, -forsten und –gehölze“. - Entlang der Kreisstraße (K 225), auf der westlichen Straßenseite: „Laub- baum, einzelstehend“. - Für das Bürgerholz / Ohlendorfer Holz: „Bedingt naturnahe und naturferne Mischwälder, -forsten und -gehölze“; und weiter südlich kleinere Bereiche als „Grasreiche Ruderal- und Schlagfluren“, „Hecke, Strauchreihe“ und „feuchtes Intensivgrünland“ z. T. mit „Einzelsträuchern“. - Der weitaus überwiegende Teil der Flächen in der Umgebung Ohlendorfs ist im Landschaftsplan als „Acker“ dargestellt.

Weiterhin wurden dem Landschaftsplan Hemmingen die nachfolgenden Infor- mationen, Hinweise und Empfehlungen entnommen, die für Ohlendorf beson- ders relevant sind.

Arnumer Landwehr Südlich von Ohlendorf verläuft die begradigte Arnumer Landwehr (Gewässer II. Ordnung). Bei der Landwehr handelt es sich um ein begradigtes Fließgewässer, das in diesem Bereich noch Wasserpflanzen- und Grabenröhrichtvegetation aufweist. Am Ufer stehen einige landschaftsprägende alte Weiden und Pappeln. Das Gewässer wird im Landschaftsplan als „Gebiet mit besonderer Bedeutung für den Arten und Biotopschutz“ bewertet. Von den Fließgewässern II. Ordnung wurde die Arnumer Landwehr vom Landschaftsplanungsbüro ARUM (1990) aufgrund ihrer Ausstattung, der Entwicklung ihres Laufes und der Ufer- und Sohlenverhältnisse, wegen ihres naturfernen Ausbaus und ihrer intensiven Umgestaltung als naturfern bis naturfremd eingestuft.

Die Arnumer Landwehr war durch die inzwischen stillgelegte Kläranlage Lüder- sen zum Zeitpunkt der Untersuchungen des ehemaligen Landkreises Hannover noch stark mit Nährstoffen belastet. Im Oberlauf ist die Landwehr stark ver- schlammt, es kommt regelmäßig zur Massenentwicklung von Wasserschwa- den, in den Sommermonaten steht dort das Wasser, stellenweise fallt der Bach

24 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

trocken. Unterhalb Hiddestorfs verbessert sich die Situation des Gewässers: die Fließgeschwindigkeit nimmt zu, Faulschlammablagerungen treten nicht mehr auf, streckenweise wird das Gewässer beschattet; in der Folge kommt es zur Entwicklung einer fließgewässertypischen Zönose, d.h. zur Dominanz von Arten, die u.a. aufgrund ihrer physiologischen Ansprüche an Temperatur- und Sauerstoffverhältnisse ihren Verbreitungsschwerpunkt in Fließgewässern haben bzw. ausschließlich in fließendem Wasser vorkommen. Unterhalb Arnums verschlechtert sich die Gewässerqualität wieder, das Gewässer ist bei verrin- gerter Fließgeschwindigkeit stark verkrautet, Stickstoffzeiger dominieren. Im Landschaftsplan wird folgendes Fazit gezogen: „In Anlehnung an diese Kriterien (BREUER 1994) ist von den Gewässern II. Ordnung der Mittellauf der Arnumer Landwehr aufgrund der Gewässergüte von besonderer Bedeutung, (…).“

Der Landschaftsplan sieht folgende Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaß- nahmen für die Arnumer Landwehr vor: - Herausnahme eines 10 m breiten Uferrandstreifens aus der landwirtschaft- lichen Nutzung, Überführung in die Sukzession, Übergänge zu angrenzen- dem Grünland als Ruderalfluren mit jährlicher Pflegemahd - schonende Gehölzpflege - Aufstellung eines Renaturierungskonzeptes zur Benennung der notwendigen Maßnahmen - Aufstellung eines auf die Belange des Arten- und Biotopschutzes abgestimm- ten Unterhaltungsrahmenplanes - Extensivierung der Grünlandnutzung auf den angrenzenden Flächen

Wiesenweg Im Landschaftsplan wird auf eine weitere schützenswerte Besonderheit hinge- wiesen; eine aus einheimischen Straucharten aufgebaute Gehölzformation süd- lich von Ohlendorf, die durch das Überwachsen eines darunter herführenden Weges einen Hohlweg ausbildet. Die Hecke ist aufgebaut aus einem dichten Geflecht von Schwarzem Holunder (Sambucus nigra) und Eingriffligem Weiß- dorn (Crataegus monogyna), die z. T. an einem Stamm einer abgestorbenen Silberweide emporwachsen.

Für den Hohlweg südlich Ohlendorf („Wiesenweg“ / historischer Kirchweg) sieht der Landschaftsplan deshalb vor: - Erhalt des Gehölzbestandes - Ersatz / Auf-den-Stock-setzen überalterter Bäume

25 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Bürgerholz und Ohlendorfer Holz Im Landschaftsplan wird das Bürgerholz incl. des Ohlendorfer Holzes als Bereich mit hohem Erholungswert eingestuft. In Hinblick auf landschaftsbezo- gene Erholung überwiegt Feierabend- und Wochenenderholung, wobei der Landschaftsraum eine wichtige Erholungsfunktion nicht nur für die eigenen Bürger, sondern auch für die benachbarte Landeshauptstadt zu übernehmen hat. Reiner Fremdenverkehr spielt keine wahrnehmbare Rolle. Als erforderliche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen werden im Landschafts- plan für das Bürgerholz und das Ohlendorfer Holz folgende Punkte genannt: - Umwandlung der standortfremden Fichtenmonokulturen in standortgerechte Laubholzbestände - Entwicklung stufig aufgebauter Waldränder - keine Aufforstungen der Waldlichtungen - zumindest partielle Nutzungsaufgabe - Vernetzung mit anderen Waldgebieten, z.B. Deveser Holz - Entwicklung einer Pufferzone aus extensiv bewirtschaftetem Grünland

Gemeindliche Maßnahmen zum Arten- und Biotopschutz Als gemeindliche Maßnahmen zum Arten- und Biotopschutz werden im Land- schaftsplan neben dem Schutz und der Entwicklung von Grünland, Fließ- und Kleingewässern der Schutz und die Entwicklung von Baumreihen/Kleingehölzen genannt, da ihnen aufgrund ihres Potenzials zur Vernetzung isolierter naturna- her Landschaftsbestandteile (Wälder, Gewässerabschnitte), ihrer Schutzfunk- tion gegenüber Bodenerosion sowie ihres Beitrages zur Verbesserung des Landschafts- und Ortsbildes eine hohe Bedeutung zu kommt.

Folgende konkrete Maßnahmen werden hinsichtlich des Schutzes und der Entwicklung von Baumreihen/Kleingehölzen angeführt: 1. Anpflanzung von Baumreihen und Alleen außerhalb geschlossener Ortschaf- ten entlang der Kreis- und Landesstraßen. In Ortsnähe sind Anpflanzungen von Wildformen der Obstbäume (Holzapfel, Holzbirne) zu bevorzugen, gene- rell sind standortgerechte Baumarten zu verwenden. Der Pflanzabstand sollte ca. 7 m betragen. 2. Anpflanzen von Obstbaumreihen sollten vornehmlich in Ortsnähe an Feld- wegen entlang vorgenommen werden. Bei gegebenem Nutzungsinteresse sollten (ehemals) ortsübliche alte Kultursorten angepflanzt werden. 3. In Randbereichen von Bauernhöfen, Siedlungen oder Gärten sind Erhalt und Neuanlage von Streuobstwiesen zu fördern. Neuanlagen sollen vorwiegend mit (ehemals) ortsüblichen alten Kultursorten vorgenommen werden, die i.d.R. robust und wenig pflegeintensiv sind.

26 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

4. Entlang der Wirtschaftswege des Grünlandes sowie entlang größerer Acker- flächen, mit hoher Priorität aber auch als Verbindung benachbarter Wald- stücke, sind Hecken aus heimischen Gehölzarten zu entwickeln. 5. Innerhalb der großflächig ausgeräumten Äcker im Bereich der Pattenser Ebene sind vereinzelt Feldgehölze mit einer Mindestgröße von ca. 2.500 m2 anzulegen.

Zur möglichen Bebauung Heifeld Gemischte Baufläche (M) "Riepenfeld/Arnumer Landwehr“ im Flächennut- zungsplan der Stadt Hemmingen. Beeinträchtigungen ergeben sich hier vor allem durch die Nähe zu der für den Arten- und Biotopschutz wertvollen Streuobstwiese sowie durch Veränderung des von Einzelgehöften geprägten Ortsbildes. Da ein Ausgleich auf der Fläche weitgehend möglich ist, ergeben sich aus landespflegerischer Sicht insgesamt keine Bedenken.

Bei Realisierung der vorgesehenen Bebauung werden folgende Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen notwendig: Beeinträchtigungen des Ortsbildes lassen sich ausgleichen, indem für die gesamte Fläche Einzelhausbebauung auf großen Grundstücken festgesetzt und per Gestaltungssatzung pro Grundstück mindestens ein ortsüblicher Großbaum vorgeschrieben wird; Baugrenzen sollten ergänzend dazu so festgesetzt werden, dass nach außen hin Gärten entstehen. Durch letztere Maßnahme wird auch ein Schutz der angrenzenden wertvollen Streuobstwiese vor möglichen Beeinträchtigungen durch die Bebauung sicher- gestellt.

Landschaftsschutzgebiet (LSG H-22 „Landwehr-Süllberg“) Nördlich von Ohlendorf befindet sich das Landschaftsschutzgebiet LSG H-22 „Landwehr-Süllberg“. Das Landschaftsschutzgebiet ist aufgrund seiner Bedeu- tung für die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, als Lebensraum gefähr- deter Tier- und Pflanzenarten, sowie wegen der in Teilbereichen erhaltenen Schönheit des Landschaftsbildes geschützt. Als Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen benennt der Landschaftsrahmenplan des ehemaligen Landkreises Hannover (LRP): die Renaturierung der Gewäs- serufer, Maßnahmen nach dem Unterhaltungsrahmenplan, Verminderung des Nährstoff- und Schadstoffeintrages, Gehölzpflanzungen zur Biotopvernetzung der Waldbereiche, Neuanlage von Tümpeln, Vergrößerung des Laubwaldanteils (pnV), Extensivierung einzelner forst- und landwirtschaftlich genutzter Flächen, Ackerrandstreifenprogramm.

27 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

3.5 Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung (AEP)

Die Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung (AEP) Hemmingen / Leineterrassen der Landwirtschaftskammer Hannover empfiehlt für Ohlendorf und drei weitere Dörfer einen Antrag auf Dorferneuerung zu stellen und sie in das Dorferneue- rungsprogramm aufzunehmen. Darüber hinaus wurden Lösungsansätze und Maßnahmenvorschläge zwischen der Landwirtschaft und den übrigen Nutzern für das Untersuchungsgebiet im AEP aufgezeigt. Durch die Aufnahme Ohlendorfs im Juli 2007 wurde diesem Belang Rechnung getragen.

3.6 Planfeststellung Bundesstraße (B 3) Ortsumgehung

Aus dem Raum Hamburg kommend führt die im östlichen Niedersachsen in Nord-Süd-Richtung verlaufende Bundesstraße (B 3) über Hannover nach Göttingen und Kassel. In Südniedersachsen verbindet sie u.a. die Städte Alfeld, Holzminden, Einbeck, Elze und Pattensen sowie die Stadt Hemmingen mit der Landeshauptstadt Hannover. Die Bedeutung dieser Straße für den Wirtschafts- verkehr, ihre Funktion als Sammelachse für Pendlerströme aus dem Bereich südlich von Hannover und als Verbindungsweg zwischen Hannover und den Naherholungsgebieten der südlichen Leineaue sowie den Erholungsräumen Leine-Weserbergland bedingt ein hohes und ständig weiter ansteigendes Verkehrsaufkommen, das vor allem im Zuge von Ortsdurchfahrten zu erhebli- chen Beeinträchtigungen führt. Deshalb wurde für die Trasse der Ortsumgehung Hemmingen-Westerfeld und Arnum ein Raumordnungsverfahren durchgeführt mit der Landesplanerischen Feststellung vom 10.05.1996 durch den ehemaligen Landkreises Hannover.

In den folgenden Jahren wurde ein entsprechendes Planfeststellungsverfahren für die Verlegung der Bundesstraße (B 3) im Rahmen der Planung einer Orts- umgehung durchgeführt. Der Planfeststellungsbeschluss für die Bundesstraße (B 3) Ortsumgehung Hemmingen-Westerfeld und Arnum wurde am 15.09.2004 gefasst. Der Bau- entwurf vom Ingenieurbüro Schnüll & Haller, Hannover – 2003 wurde jedoch bislang noch nicht umgesetzt.

28 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

3.7 Landschaftspflegerischer Begleitplan (LBP B3)

Der Landschaftspflegerische Begleitplan (LBP) zur Planfeststellung B 3 Orts- umgehung wurde vom Planungsbüro Dipl.-Ing. Stefan Wirz, Hannover 1999 erstellt und enthält für den Bereich nördlich und südöstlich von Ohlendorf Planungen für Ausgleichsmaßnahmen. Ziel des LPB ist es, den durch die geplante Straßenbaumaßnahme zu erwar- tenden Eingriff in Natur und Landschaft (§ 7 Niedersächsisches Naturschutz- gesetz (NNatG)) darzustellen und Maßnahmen abzuleiten, die geeignet sind, diesen Eingriff soweit wie möglich zu vermeiden (§ 8 NNatG), unvermeidbare Beeinträchtigungen auszugleichen (§ 10 NNatG) und für nicht ausgleichbare Eingriffstatbestände – die Zulässigkeit des Vorhabens voraussetzend – Ersatz zu schaffen (§ 12 NNatG).

Für den Bereich nördlich von Ohlendorf sind entlang der Kreisstraße (K 225), die im Zuge der Umsetzung der Ortsumgehung zurückgebaut wird, folgende Maßnahmen vorgesehen, die dem Ausgleich der durch die Planung vorberei- teten Beeinträchtigungen dienen sollen (vgl. Ausschnitt aus dem Landschafts- pflegerischen Begleitplan (Ohlendorf Nord):

Ausschnitt aus dem Landschaftspflegerischen Begleitplan (Ohlendorf Nord)

29 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

1. Entsiegelung von rd. 10.000 m2 durch Rückbau der K 225 ab dem Gertraud- Kochanowski-Weg (Devese) bis zum Ausflugslokal „Webstuhl“ auf 3 m, vom Ausflugslokal bis zum Ortseingang Ohlendorf auf 4,75 m. Die Asphaltdecke wird aufgenommen und – soweit möglich – aufbereitet und für den Straßenbau verwendet oder schadlos entsorgt, Höhenunterschiede werden angeglichen, vorhandene Zufahrten zu den Grundstücken / landwirt- schaftlichen Flächen bleiben bestehen. Sie werden der Sukzession über- lassen. 2. Entwicklung von Hochstaudenfluren (Sukzession Typ B) auf dem entsiegel- ten Teilstück der K 225 zwischen Devese und Ohlendorf auf einer Fläche von rd. 10.000 m2. Auf den entsiegelten Fläche wird kein Oberboden angedeckt. 3. Auf den entsiegelten Streifen entlang der K 225 werden gruppen- und abschnittsweise insgesamt 50 Birken (Betula pendula) sowie 50 Ebereschen (Sorbus aucuparia) gepflanzt.

Für den Bereich südöstlich von Ohlendorf sind entlang der „Arnumer Landwehr“ ebenfalls Maßnahmen vorgesehen, die dem Ausgleich der durch die Planung der Ortsumgehung vorbereiteten Beeinträchtigungen dienen sollen (vgl. Aus- schnitt aus dem Landschaftspflegerischen Begleitplan (Ohlendorf Südost):

Ausschnitt aus dem Landschaftspflegerischen Begleitplan (Ohlendorf Südost)

30 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Beiderseits der Arnumer Landwehr zwischen Ohlendorf und Reuterwiese wird ein 12 m breiter Streifen aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen und der Sukzession überlassen (Flächengröße 19.800 m2). In Abstimmung mit den Unterhaltungspflichtigen wird abschnittsweise bepflanzt. Zur angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzfläche verbleibt ein Saumstreifen, der bei Bedarf 1 mal jährlich gemäht wird. Folgende Maßnahmen sind im Bereich der Süd- und Nordseite sowie am Gewässer selbst geplant:

Südseite: Initialpflanzung mit Bäumen (II. Ordnung, als Heister) und Sträu- chern; gewässernahe Anordnung – Bäume vereinzelt in Mittelwas- serlinie setzen, um geradlinigen Gewässerverlauf zu unterbrechen, Abgrenzung zur landwirtschaftlichen Fläche durch einen 3 m breiten Saumstreifen ohne Bepflanzung (Hochstaudenflur); Sicherung des Saumstreifens durch Eichenpfähle (ca. alle 25 m).

Nordseite: Ca. 3 m breiter Unterhaltungsstreifen entlang des Gewässers ohne Gehölze (befahrbar, aber nicht befestigt; Hochstaudenflur) In der Mitte des Randstreifens; lockere Strauchgehölzpflanzungen in Gruppen, Abgrenzung zur landwirtschaftlichen Fläche durch einen 3-5 m brei- ten Saumstreifen ohne Bepflanzung (Hochstaudenflur); Sicherung des Saumstreifens durch Eichenpfähle (ca. alle 25 m).

Gewässer: aufheben des Gewässerverbaus (soweit vorhanden)

Der Durchführungszeitpunkt für alle v.g. Ausgleichsmaßnahmen ist spätestens nach Beendigung der Straßenbauarbeiten.

3.8 Forstlicher Rahmenplan

Der Forstliche Rahmenplan des ehemaligen Großraums Hannover (Bezirksre- gierung Hannover 1997) weist ausgedehnte Bereiche zwischen Deveser Holz und Bürgerholz als Gebiete aus, „deren Aufforstung aus forstwirtschaftlicher Sicht vorrangig angestrebt wird“.

31 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

4. Bestandsaufnahme und Bewertung

4.1 Siedlungsstruktur

Auf der nachfolgenden Karte der „Kurhannoverschen Landesaufnahme“ von 1781 läßt sich die ursprüngliche Form von Ohlendorf erkennen, insbesondere die lineare Reihung der landwirtschaftlichen Höfe südlich der heutigen Straße „Heifeld“ mit ihren parallel verlaufenden Wirtschaftsflächen, nördlich des Niede- rungsbereiches der „Arnumer Landwehr“.

Ausschnitt aus der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1781

Die Struktur des Reihendorfes hat sich in den darauf folgenden Jahrhunderten nicht nennenswert verändert. Bis heute findet sich beispielsweise kein zentraler Dorfplatz in Ohlendorf.

Einige der ursprünglichen Wohnwirtschaftsgebäude wurden im Laufe der Zeit durch zweigeschossige Wohngebäude in Fachwerk oder Ziegelbauweise ersetzt.

Die vergleichsweise stringente Siedlungsstruktur eines Reihendorfes ist auf der nachfolgenden Karte - der „Königlich Preußischen Landesaufnahme“ von 1896- ebenfalls erkennbar. Die Straßen stoßen fast rechtwinklig aufeinander und sind

32 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

von funktionaler Breite. Organisch geschwungene Straßen mit Krümmungen und Verschränkungen, wie z.B. in alten Haufendörfern, sind nicht vorhanden.

Die Ortschaft wird im Norden und Westen durch die nach Hiddestorf führende „Hauptstraße“ klar begrenzt. Diese Begrenzung mit der historischen Straße „Heifeld“ führte zu einer Dreiecksform, deren Spitze die unverwechselbare Form des im 19. Jahrhundert dort angelegten Friedhofs bildet.

Neben der Bebauung der alten Hofanlagen sind auf der „Königlich Preußischen Landesaufnahme“ die Gebäude der ehemaligen Gaststätte an der Ecke „Hauptstraße“ / „Bruchweg“ sowie die Landarbeiterhäuser am „Sohlkamp“ und am südöstlichen „Bruchweg“ erkennbar.

Der Verlauf des „Wiesenweges“ (ehemaliger Kirchweg) nach Hiddestorf kann ebenfalls auf der genannten Landesaufnahme gut nachvollzogen werden.

Ausschnitt aus der Königlich Preußischen Landesaufnahme von 1896

Auf der Reinkarte ist die Entwicklung Ohlendorfs von 1876 bis 1950 durch die rot eingetragenen Ergänzungen besonders gut nachvollziehbar (vgl. Reinkarte von 1876). Das bisherige Liegenschaftskataster wurde mit der Einführung des Reichskatasters mit Wirkung vom 01. April 1950 ungültig.

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Erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts kam der überwiegende Teil der Bebau- ung an der „Hauptstraße“ hinzu. Die neuere bauliche Entwicklung vollzog sich hauptsächlich nördlich der Straße „Heifeld“ und am „Bruchweg“.

Die Unverwechselbarkeit und die Qualität eines Ortes hängt nicht so sehr vom einzelnen Gebäude ab, als vielmehr von seiner Struktur und der Struktur in die er eingebettet ist - die ihn umgebende Landschaft. Ein Gebäude oder eine Nut- zung kann kurzfristig geändert werden, eine beschädigte Siedlungsstruktur ins- gesamt nur ungleich schwerer.

Das Siedlungsgefüge Ohlendorfs ist - abgesehen von einzelnen Ausnahmen (Gebäude außerhalb des engeren Siedlungszusammenhangs und größere Freiflächen innerhalb) - insgesamt als kompakt zu bezeichnen. Die grünen Dorf- ränder sind klar definiert.

Die Gebäude und Höfe orientieren sich überwiegend zu den innerörtlichen Straßen. Nur zwei Gebäude an der nördlichen und die Gebäude an der westli- chen „Hauptstraße“ sind direkt von der Landesstraße aus erschlossen. Auffällig ist, dass die Bebauung im Südwesten von Ohlendorf durch eine Neu- bebauung leider fast an Hiddestorf herangewachsen ist. Es steht zu befürchten, dass die optische und siedlungsstrukturelle Eigenständigkeit Ohlendorfs verlo- ren geht, wenn diese bauliche Entwicklung weiter fortschreitet und die letzte wahrnehmbare „Lücke“ geschlossen wird.

Ortseingang Ohlendorf von Hiddestorf aus

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Auch heute noch bilden die alten Hofstellen den Kernbereich Ohlendorfs. Zwar ist kein eindeutiger Dorfmittelpunkt z.B. in Form eines Angers oder Dorfplatzes vorhanden; wahrnehmbar ist jedoch ein zentraler Bereich wo der „Sohlkamp“ auf das „Heifeld“ mündet. Hier hat man einen Ausblick in Richtung „Bürgerholz“ im Norden, in die freie Feldmark im Westen und zu der Parkanlage im Einmün- dungsbereich zum „Bruchweg“ im Osten.

Ortsplan im Bekanntmachungskasten - zentraler Bereich „Heifeld“ / „Sohlkamp“

Die alten, prägenden Hofanlagen befinden sich im denkmalpflegerischen Interessenbereich. Denkmalpflegerische Interessenbereiche sind meist iden- tisch mit den alten historischen Ortslagen. Der Denkmalpflegerische Interes- senbereich Ohlendorfs ist in der Karte: „Siedlungsstruktur“ dargestellt. Das Niedersächsische Denkmalschutzgesetz (NSchG) kennt den Begriff des denkmalpflegerischen Interessenbereichs nicht. Er ist nicht identisch mit dem § 8 NDSchG, der den Umgebungsschutz von Baudenkmalen regelt. Bei Planungs- und Bauvorhaben innerhalb von denkmalpflegerischen Interessen- bereichen sollte die Denkmalpflege jedoch frühzeitig beteiligt werden. Darüber hinaus könnten im Rahmen von städtebaulichen Planungen mit Mitteln der Gestaltungssatzung oder des Erhaltungsgebots historische Bausubstanz und andere für die Ortschaft wichtige Strukturen oder Zeitzeugnisse, die mit dem NDSchG vor Veränderungen und Zerstörungen nicht geschützt werden können, bewahrt werden.

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Denkmalschutz In Ohlendorf befinden sich einige Baudenkmale, die gemäß Niedersächsischem Denkmalschutzgesetz (NDSchG) geschützt sind. Es handelt sich dabei um Baudenkmale als bauliche Anlagen (Einzeldenkmale) gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG sowie eine Gruppe baulicher Anlagen gemäß § 3 Abs. 3 NDSchG.

Gruppe baulicher Anlagen gemäß § 3 Abs. 3 NDSchG

Die Bedeutung der Landwirtschaft spiegelt sich auch in dem vorhandenen Denkmalbestand sowie dem denkmalpflegerischen Interessenbereich wieder. So waren früher fast alle landwirtschaftlichen Gebäude von denkmalpflegeri- schem Wert. Es handelte sich um Wohn-, Wirtschafts- und Scheunengebäude, die jedoch im Laufe der Jahre so stark verändert oder gar abgerissen wurden, dass sie heute im Denkmalverzeichnis der Unteren Denkmalschutzbehörde der Region Hannover nicht mehr zu finden sind.

Die Auswertung von Fallstudien bzw. die Betrachtung der Ergebnisse von Dorf- erneuerungen in jüngerer Zeit zeigen: „Die Umsetzung der vergleichsweise erhöhten handwerklichen Abforderungen im Rahmen der Sanierung von Denk- malen im dörflichen Raum setzt den einsichtigen, gestaltungswilligen und relativ finanzstarken Bauherrn voraus. Ein Ausgleich der erfahrungsgemäß höheren Kostenaufwendungen gegenüber einer „normalen“ Umbau- oder Modernisie- rungsmaßnahme allein aus den bereitgestellten Fördermitteln der Dorferneue- rung ist selten möglich.“ (Grube: 2006, S. 176)

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4.2 Gebäudestruktur

Die Gebäudestruktur Ohlendorfs ist geprägt von den großen landwirtschaftli- chen Gebäuden mit ihren roten Ziegeldächern und Backsteinfassaden, die meist giebelständig zur Straße orientiert sind (vgl. Karte: Gebäudestruktur). Bei den Hofanlagen handelt es sich überwiegend um Dreiseithöfe, bei denen durch die quer gestellten Gebäudeflügel die Hof- und Wirtschaftsbereiche funk- tional zugeordnet und zur Straße hin orientiert sind. Lediglich ein landwirtschaftlicher Betrieb hat durch Abriss eines Hallenhauses von 1804 und Neuerrichtung einer Maschinenhalle sowie eines Wohnhauses die historische Gebäudestruktur des Hofes vollständig verändert.

Neben den Gebäuden der landwirtschaftlichen Betriebe finden sich in Ohlendorf auch ein- bis zweigeschossige Wohngebäude der neueren Zeit. Reine Neubau- gebiete, wie z.B. in anderen Ortsteilen von Hemmingen, sind in Ohlendorf jedoch nicht entstanden.

Form und Farbe der Dächer tragen wesentlich zum Erscheinungsbild eines Dorfes bei und prägen die Dachlandschaft und die Ortssilhouette. Satteldach und Krüppelwalmdach (für große langgestreckte landwirtschaftliche Gebäude) sind die ortstypischen Dachformen in Ohlendorf; rote Dachziegel das historisch angemessenen Material. Ein großer Teil der ab ca.1950 entstandenen Bebauung Ohlendorfs weist aller- dings dunkelbraune und schwarze Eindeckungsmaterialien auf. Erst bei den in den letzten ca. 15 Jahren entstandenen Gebäuden ist – bis auf wenige Ausnahmen – wieder ein erfreulicher Trend zu den ortstypischen, historisch angemessenen roten Dachziegeln festzustellen.

In den letzten Jahren sind in Ohlendorf auch Solaranlagen auf den großen süd- orientierten Dachflächen zu finden. Insbesondere auf den roten Ziegeldächern im südlichen Bereich Ohlendorfs wirken diese Flächen durch Reflektionen in den Landschaftsraum und stellen entsprechende Beeinträchtigungen des Land- schaftsbildes dar. Grundsätzlich ist zwischen dem Eingriff ins Landschaftsbild und der ökologisch wertvollen Energiegewinnung abzuwägen. In Ohlendorf sind diese Beeinträchtigungen jedoch untergeordnet, da der Ortsrand durch die Begrünung im Süden der Ortslage diesbezüglich relativ unempfindlich ist.

Des weiteren finden sich auf den landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden teil- weise großflächige rot-braune und graue Eterniteindeckungen. Dasselbe Material wurde teilweise auch für Giebelverkleidungen verwendet.

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Um 1850, waren entlang der Leine, zahlreiche Ziegeleien entstanden, die das Baumaterial für die umliegenden Dörfer und die ständig wachsende Stadt Hannover lieferten. Deshalb sind bei den historischen Gebäuden in Ohlendorf überwiegend Ziegelfassaden zu finden. Verwendet wurden die Ziegelsteine für Ausfachungen von Fachwerkgebäuden oder für reine Backsteinfassaden.

Neben den ortsbildprägenden roten Ziegelfassaden sind in Ohlendorf auch verputzte Fassaden zu finden. Bei den historischen Gebäuden handelt es sich dabei um die weiß gestrichenen Ausfachungen der Fachwerkgebäude; bei den Gebäuden aus neuerer Zeit finden sich reine Putzfassaden. Ortsuntypische gelb-ocker Töne für Vormauerziegel sind die Ausnahme und scheinen auch in den letzten Jahren nicht mehr bevorzugt zu werden.

Neben den Gebäudekörpern selbst sind insbesondere die Einfriedungen der Grundstücke ortsbildprägend. Dorftypische Einfriedungen wie senkrechter Holzlattenzaun, Ziegelmauern und Hecken stehen in Ohlendorf untypischen Einfriedungen wie Jägerzaun, Nadelgehölz, geschlossenen oder quergelatteten Zäunen sowie Einfriedungen aus ortsfremden Materialien gegenüber.

Ortsbildprägende Gebäude im denkmalpflegerischen Interessenbereich Aufgrund ihres hohen siedlungsstrukturellen und ortsbildprägenden Charakters werden die Gebäude bzw. Hofanlagen - beginnend im Westen Ohlendorfs – beschrieben. Die Beschreibung fällt in sofern etwas ungleich gewichtet aus, da sämtliche Bauakten der historischen Gebäude Ohlendorfs bei einem Brand auf dem Dachboden der Region Hannover (ehemals Landkreis) vernichtet wurden, und die noch vorhandenen Informationen von den Eigentümern nur in sehr unterschiedlichem Umfang zur Verfügung gestellt wurden.

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Heifeld 4: Hof der Familie Reineke, bewirtschaftet seit 1580 (in zehnter Generation) Fachwerkscheune von 1866, Fachwerk-Wohnhaus von 1863

Heifeld 6: Wulkopf-Hof große Maschinenhalle und Mehrfamilienhaus anstelle eines 1966 durch Sturm beschädigten und dann abgerissenen Hallenhauses von 1804

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Heifeld 8: Hof der Familie Köhler (Vorfahren bis 1602 nachweisbar) Ziegel-Wohnhaus von 1883, Fassade mit hohem Mittelgiebel und originalgetreu renovierten Fenstern, Fachwerkscheune von 1863,

Heinrich-Friedrich Wulkopf erbaute 1863 die Scheune und 1883 das Wohn- haus, um den landwirtschaftlichen Betrieb an die Verkehrsstraße anzubinden. Das Wohnhaus und die Betriebsgebäude lagen vorher südlich im Garten zum Wiesenweg herunter. Die meisten Gebäude ließ er damals dort abbrechen. Ein altes ehemaliges Backhaus blieb dort unten bis in die sechziger Jahre hinein stehen. In dem Wohnhaus wohnten die Erben Familie Emma und Adolf Prellberg, danach Familie Marie-Luise und Klaus Dietrich Köhler und heute Familie Burkhard und Brunhild Köhler. Die Bewohner des Hauses waren jeweils zu ihrer Zeit auch die Bewirtschafter des landwirtschaftlichen Betriebes. Das Wohnhaus ist innen sowie außen von den Bewirtschaftern des Hofes umgebaut und modernisiert worden. In den sechziger Jahren: Anbau eines Vorbaus mit darüber liegendem Balkon. Die Klinker des Vorbaus wurden wie beim Haus auf alten Sandsteinblöcken aufgebaut. Eine Ölzentralheizung für das gesamte Haus wurde ebenfalls in den sechziger Jahren eingebaut. Heute ist die Anlage auf Gas umgestellt. Die größten Reparaturen wurden in den Jahren 1997 und 1998 durchgeführt: 1997: Einbau von neuen Fenstern (48 Stück) 1998: Renovierung der Fassade: Reinigung, Absäuern und Verfugen der Klinker. Eindecken des Daches mit Tonziegeln. Erwähnenswert ist noch, dass in den Nachkriegsjahren z. Zt. der größten Flüchtlingsströme ca. 56 Menschen in diesem Haus Unterkunft gefunden haben. Während in der näheren Vergangenheit immer zwei Generationen und Lehrlinge (2 männlich, 2 weiblich) unter einem Dach gewohnt haben, wohnt heute nur das Ehepaar Köhler dort, zusammen mit ihren 3 Kindern.

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Heifeld 9: Bauernhof Flohr Ziegelhaus von 1923 anstelle eines alten Fachwerkhauses

Heifeld 10: ehemals Kötnerhof, restauriertes Wohnhaus, ehemaliger Stall beherbergt Saal für private Kammerkonzerte (wird und wurde vom Eigentümer freundlicherweise auch für Wahlen und für Arbeitskreissitzun- gen im Rahmen der Dorferneuerung zur Verfügung gestellt)

Der Kötnerhof wurde erbaut von Heindrich Meyer. Das vordere Haus wurde entsprechend dem Datum des Schuldscheins voraus- sichtlich 1856/57 erbaut. Die vorderen zwei Drittel des Hauses dienten ursprünglich zu Wohnzwecken einschließlich des Obergeschosses und des Zwerchhauses; das hintere Drittel des Hauses war zu etwa einer Hälfte die Tenne und zur hinteren Hälfte Stallun- gen für Schweine und Rinder.

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Der Wirtschaftsteil des Bauernhauses, der ursprünglich als Heuboden genutzt wurde, dient heute ebenfalls als Wohnraum; im Wirtschaftsteil des Erdgeschos- ses befindet sich heute ein ca. 80 m2 großer Saal für private Kammerkonzerte sowie dörfliche Zwecke wie z.B. Wahlen, Versammlungen etc. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude wurde auch zu Wohnzwecken umgebaut.

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Heifeld 12 / Ecke Bruchweg: Wilke-Hof DENKMAL Wohnwirtschaftsgebäude, zweistöckiger Wandständerbau mit ehemaligem Queraufschluß auf der Hofseite (zweigeschossiges Fachwerkhaus) von 1823, Besonderheit: großes Einfahrtstor nicht an der Giebelseite, sondern als Queraufschluß an der Hofseite, langgestreckte Längsdurchfahrtsscheune in Ziegel unter Halbwalmdach mit Sandsteintoreinfassung und aufwendigen Ziegelmustern von 1869, Stallgebäude von 1938, Gesamtanlage als Gruppe baulicher Anlagen gemäß 3 (3) NDSchG geschützt

Bruchweg 18 (Heinrich-Selle-Weg): Wohnhaus, Fachwerkscheune mit Ziegelausfachungen Der Hof der Familie Selle (Selle-Hof) ist seit über 300 Jahren nachgewiesen. Das Fachwerkwohnhaus wurde 1872 erbaut, die Erteilung der Baugenehmi- gung ist noch vorhanden. Die Scheune wurde 1866 in Fachwerkbauweise erstellt; 1872 wurde auch ein Viehstall errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Viehstall durch einen größeren Stall ersetzt. Der Zugang zum Selle-Hof erfolgt über eine kleine Privatstraße vom Bruchweg.

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Bruchweg 20: Hof der Familie Wulkopf (Bestand seit über 300 Jahren, schon vor dem 30-jährigen Krieg nachgewiesen) war früher als Gruppe baulicher Anlagen gemäß 3 (3) NDSchG geschützt; heute ist nur noch die Fachwerkscheune als Einzeldenkmal gemäß § 3 (2) NDSchG im Denkmalverzeichnis enthalten. Typischer Dreiseithof, gebildet von: Quergestelltem zweigeschossigen Fachwerkwohnhaus in Wandständerbau- weise von 1863 (aus dem Verzeichnis der Kulturdenkmale aufgrund nicht denkmalgerechter Veränderungen am Gebäude gestrichen), Fachwerkscheune DENKMAL, Stall

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Weitere ortsbildprägende Gebäude sowie Zeitzeugnisse in Ohlendorf Neben diesen siedlungsstrukturell bedeutsamen Hofanlagen finden sich noch weitere ortsbildprägende und identifikationsstiftende Gebäude, Denkmale und Zeitzeugnisse in Ohlendorf.

Bruchweg 2: Villa DENKMAL Wohnhaus um 1890, zweigeschossiger Ziegelbau durch Gesimse, Lisenen und Fensterachsen horizontal und vertikal symmetrisch gegliedert, das Erkerhaus unter kleinem Satteldach mit Eck- und Firsttürmchen, wird durch den Eingang unter kleinem Austritt auf geschwungenen Sandsteinkonsolen besonders hervorgehoben.

Das Nebengebäude des ehemaligen Gasthauses wird derzeit zu Wohnzwecken umgebaut.

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Bruchweg 32: Auffällig waren noch in den 80er Jahren die über längsrechteckigem Grundriss erstellten Landarbeiterwohnhäuser im Bruchweg, die jedoch, in damals schon völlig verändertem Zustand, abgerissen wurden; ein Nebengebäude ist noch erhalten

Sohlkamp 3: Das noch erhaltene ehemalige Arbeiterhaus im Sohlkamp 3 ist von dem damaligen Hofbesitzer Heifeld 8 um 1850 gekauft worden. Es war zuvor eine auslaufende Kötnerhofstelle gewesen. Das zusätzliche Haus wurde benötigt, weil der Viehbestand des Hofes und der beginnende Zuckerrübenanbau zahlreiche Hilfskräfte für die Landwirtschaft forderte. Später wohnten dort ein Melker mit Familie, ein Schweinemeister und ein Treckerfahrer mit Familie. Ende der sechziger Jahre ersetzten Maschinen viele Hilfskräfte und das Haus mit den Wohnungen wurde fremd vermietet. In dem Haus sind viele Wände entfernt worden, um großzügigeren Wohnraum zu schaffen, z.T. stehen die alten Balken noch in den Räumen. Eine Gaszentralheizung wurde eingebaut. Im Sommer 2004 ist das komplette Dach mit Tonziegeln eingedeckt worden. Entfernt werden „musste“ ein Schuppen (früher vielleicht Stall) auf der linken Seite vor dem Haus; der Schuppen auf der rechten Seite ist erhalten geblieben und ebenfalls neu eingedeckt worden. Eine alte Linde, mittig vor dem Haus, musste gefällt werden, eine Zweite ist schon in den achtziger Jahren vom Sturm umgestürzt.

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Bruchweg - Alte Waage: ehemaliges Jagdhaus, braun-weißes Fachwerkhäuschen mit grünen Fenster- läden. Die Waage diente noch bis vor etwa 2 Jahren den Landwirten Ohlen- dorfs zum Wiegen der Ernte. Die alten Holzbohlen vor dem Fachwerkhäuschen sind, wie das gesamte Gebäude, in einem sanierungsbedürftigen Zustand.

Heifeld / Ecke Hauptstraße - Mausoleum: Mausoleum am Friedhof DENKMAL, über viele Jahre Bestattungsort der Fami- lie Wilke, Stahlbeton, in restaurierungsbedürftigem Zustand

Bruchweg – Kriegerdenkmal: Gedenkstätte DENKMAL Nach dem Zweiten Weltkrieg fasste der Ohlendorfer Gemeinderat unter dem Bürgermeister Pätzold, im Angedenken an die verlorene Heimat, den einstim- migen Beschluss, einen Gedenkstein am Bruchweg zu errichten. Der Vollmeier Wilke war bereit, mit seinem Lanz Bulldog, einen Findling aus der Heide nach Ohlendorf zu transportieren. Die Bürger von Ohlendorf legten mit Hand an, der Findling wurde an „Wilkes-Hecke“ platziert und mit einer Anpflanzung versehen. Auf Vorschlag von Klaus-Dietrich Köhler wurde der Spruch, der über dem Portal der Klosterschule in Rossleben angebracht war, als Inschrift in den Findling eingemeißelt: „Wir waren eins in der Liebe zur Heimat und haben ihr alles

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gegeben.“ 1953 wurde das Denkmal mit einer feierlichen Ehrenwache einge- weiht. Bis zur Gebietsreform pflegten die Bewohner das Denkmal liebevoll in Eigenleistung. Ab 1974 übernahmen Mitarbeiter der Stadt Hemmingen diese Aufgabe.

Ehrenwache bei der Einweihung 1953 Wilfried Flohr und Wolfgang Nogeitzig

Bürgerholz: Im nördlich gelegenen „Bürgerholz“ sind ein Grenzstein von 1768 und der Gedenkstein „Wilhelm Busse“ als DENKMALE im Denkmalverzeichnis der Region Hannover - Unteren Denkmalbehörde verzeichnet. Der Grenzstein konnte bei einer Ortsbesichtigung im Sommer 2008 nicht mehr aufgefunden werden, er ist möglicherweise umgestürzt und/oder zugewachsen. Der „Bussestein“, ein etwa anderthalb Meter hoher, aus Deistersandstein gehauener Gedenkstein, wurde dem im Jahre 1842 in der Nacht auf Himmel- fahrt im Empelder Holz von Wilderern ermordeten, königlichen Hofjäger Wilhelm Busse errichtet. Bis nach dem Ende des ersten Weltkrieges war der ursprüngliche Platz des Gedenksteines bei Empelde im freien Feld, denn das ihn vordem umgebende Waldstück, der sogenannte „alte Empelder Zuschlag“, war immer mehr der Axt und dem Pflug zum Opfer gefallen. Der Gedenkstein wurde dann ins „Bürgerholz“ verbracht und dort nahe der Försterei aufgestellt. 1997 wurde der „Bussestein“ wieder an seinen ursprünglichen Platz, den Ort des Verbrechens, nach Empelde an den Fuß der heutigen Deponie verbracht.

Bruchweg – Einmannbunker: Zeitzeugnis „Sie sind unscheinbar, vermüllt und stinken oft nach Urin. (…) Sie dienten den Menschen im Zweiten Weltkrieg als Splitterschutz und hatten verschiedene Bezeichnungen: Splitterschutzzelle, Luftschutzzelle, Brandwachenstand, Brand- wachenhaus, Postenhäuschen, freistehender Einzelschutzraum. Am geläufigs- ten war die Bezeichnung der Bevölkerung: “Einmannbunker“. Es hat über 50 Jahre nach Kriegsende gebraucht, dass diese Splitterschutz- zellen „wieder“ entdeckt wurden. (…) Das Land Brandenburg, Landkreis

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Oberhavel, nahm sogar zwei Schutzzellen unter Denkmalschutz.“ (Foedrowitz, 2007, S. 6.) In jüngster Zeit lassen sich verstärkte Bemühungen von z.B. Heimathistorikern feststellen, die sich der Erforschung derartiger Relikte aus dem zweiten Welt- krieg widmen. Allerdings liegt noch vieles - nicht zuletzt aufgrund der dürftigen Quellenlage – im Dunkeln und kann nur vermutet oder geschätzt werden. Sicher ist jedoch, dass die Splitterschutzzellen (SSZ) und Brandwachstände (BWS) die Beobachtungs- und Wachkräfte vor abgeworfenen Kleinkampfmitteln wie Stabbrandbomben und besonders vor Splittern schützen sollten. Einen Bombentreffer in nächster Umgebung überstanden sie in der Regel nicht, des- halb ist auch die Bezeichnung „Einmannbunker“ nicht ganz zutreffend.

Die Betonzelle am „Bruchweg“ in Ohlendorf ähnelt in ihrer Erscheinungsform der „Bauart Westermann“, welche vorrangig im norddeutschen Raum Verwen- dung fand. „Die Geschichte der Baufirma ist nicht ganz eindeutig. Nach einem Zeitungsartikel hatte die Fa. Westermann & Co in Broistedt, die ihren Stammsitz in Mellendorf hatte, 1942 die Fertigung der SSZ aufgenommen, wobei der Kies aus Handorf gekommen sei. Als Arbeiter wurden etwa 50 französische Kriegs- gefangene eingesetzt, die in einem kleinen Lager direkt neben den Produkti- onshallen untergebracht waren. Ende 1944, als die Regierungsaufträge aus- blieben, wurde die Produktion eingestellt.“ (Foedrowitz, 2007, S. 40). Nach dem Zweiten Weltkrieg forderten die Alliierten im Rahmen der geplanten Entmilitarisierung auch die Zerstörung aller Luftschutzbauten, worunter auch die „Einmannbunker“ zählten, welche zumindest unbrauchbar zu machen waren. Größtenteils geschah dies mittels Sprengungen, aber vielfach auch nur indem die Türen und Luken entfernt bzw. gebrochen wurden; oder man untergrub die Fundamente der Brandwachstände so lange, bis der Betonzylinder in die entstandene Grube umkippte und einfach übererdet werden konnte. In Ohlendorf findet sich neben dem „Einmannbunker“ am Bruchweg, der dem Vernehmen nach zwischenzeitlich als Räucherkammer benutzt wurde, ein wei- terer (umgestürzter) auf einem Privatgrundstück, der - als Zeitzeugnis - mögli- cherweise wieder an seinen ursprünglichen Platz verbracht werden könnte. Nach genauerer Bestimmung der Bauart, Herkunft und konkreten Funktion in Ohlendorf, wäre hierauf ggf. mit einer Informationstafel am Bunker hinzuweisen.

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Heifeld und Bruchweg – Feuerlöschbrunnen: Zeitzeugnisse Der Rat der Gemeinde Ohlendorf hat in seiner Sitzung am 22. September 1911 beschlossen, auf dem Gemeindegebiet 4 Stück Feuerlöschbrunnen errichten zu lassen: „Der Kaufmann Farke aus Hiddestorf soll die Betonringe zum Preis von 19,- Mark pro Laufenden Meter mit einem Durchmesser von 1,25 Meter liefern. Die Firma Heinrich aus Wettbergen baut die Brunnen für 13,- Mark pro laufenden Meter ein. Die Tiefe der Brunnen ergibt sich beim Einbau.“ Standorte der Brunnen: bei Menzes Garten, vor Baumgartens Scheune, vor Wilkes Park, vor dem Armenhaus. Auf dem Brunnen vor Wilkes Park liegt heute eine Eisenplatte, die darüber hinaus mit Mineralgemisch abgedeckt wurde. Der Brunnen vor dem Armenhaus wurde beim Abriss um 1971 zugeschüttet. Die beiden anderen Brunnen sind noch vorhanden.

Wiesenweg – Alter Kirchweg: Zeitzeugnis Der jetzige Wiesenweg wird seit weit über 200 Jahren (KHL) genutzt. Er war früher der „Kirchweg“, d.h., die Anlieger hatten eine kleine Pforte als Zugang zum jetzigen Wiesenweg und sind über diesen nach Hiddestorf zur Kirche gegangen. Heute dient der Weg den Ohlendorfern inzwischen auch als Schulweg, Spazierweg u.ä. Im rechtlichen Sinne wurde der Wiesenweg seit „unvordenklicher Zeit“ von der Öffentlichkeit genutzt, (noch vor Einführung des Straßenrechts) es galt damals das preußische Recht. Der alte „Kirchweg“ sollte in seinem historischen Zustand erhalten bleiben; ein Ausbau ist erwünscht.

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4.3 Nutzungsstruktur

In Ohlendorf sind derzeit noch sechs landwirtschaftliche Betriebe ansässig, die Ackerbau und Tierhaltung betreiben; davon fünf als Haupterwerbsbetriebe (HE) und ein Nebenerwerbsbetrieb (NE) (vgl. Karte: Nutzungsstruktur). Diese landwirtschaftlichen Betriebe dominieren auch heute noch die Nutzungsstruktur in und um Ohlendorf. Derzeit bewirtschaften 5 Haupterwerbsbetriebe ca. 270 ha landwirtschaftliche Flächen in Ohlendorf.

Nebenerwerbsbetrieb

Die Entwicklung als Wohnstandort verlief bislang sehr gemäßigt. Neben den Wohngebäuden der landwirtschaftlichen Hofanlagen, finden sich neuere Wohngebäude insbesondere nördlich der Straße „Heifeld“ und am „Bruchweg“. Die weitere Entwicklung der Wohnnutzung sollte weiterhin in einem moderaten Rahmen erfolgen; nachteilige Auswirkungen auf das Ortsbild oder auf die Belange der Landwirtschaft sind dabei unbedingt zu vermeiden.

Versorgungseinrichtungen für Güter des täglichen Bedarfs befinden sich nicht im Ort. Provisorien, wie z.B. mobile Verkaufswagen, sind nicht vorhanden. Ein Lebensmittelladen, eine Gaststätte sowie eine Bäckerei stellten bereits vor mehreren Jahren den Betrieb ein. Das Ausflugscafé „Café Webstuhl“ zählt zwar zum Ortsteil Ohlendorf, steht aber räumlich-funktional mit dem Dorf nicht in unmittelbarem Zusammenhang.

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Die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs erfolgt teilweise in Hiddestorf (Bäcker, Fleischer ...), sowie in Arnum und Hemmingen. Der über den täglichen und mittelfristigen Bedarf hinausgehende Bedarf wird in Hannover gedeckt. Hiddestorf ist über den „Wiesenweg“ durch die freie Landschaft - fußläufig oder mit dem Rad - bequem zu erreichen, so dass für die Bewohner Ohlendorfs die Einrichtungen der sozialen Infrastruktur, wie z.B. Kindergarten und Schule sowie Kirche mit Pfarrhaus und Altenwohnungen in erreichbarer Nähe liegen. Auch finden sich in Hiddestorf Vereine und Sportanlagen, die von den Ohlendorfern genutzt werden. Ohlendorf selbst hat keine eigenen Vereine. In Ohlendorf selbst befinden sich ein Kinderspielplatz, ein Friedhof, eine Grün- schnittannahmestelle, eine Notrufzelle sowie ein Postkasten.

Spielplatz Ohlendorf am „Bruchweg“

Temporäre, die Dorfgemeinschaft betreffende Veranstaltungen, wie z.B. Wahlen oder - im Rahmen dieser Dorferneuerung - die Bürgerversammlungen und Arbeitskreissitzungen, finden in dem privaten Saal „Heifeld 10“ statt. Hier werden gelegentlich auch private Kammerkonzerte von regionaler Bedeutung veranstaltet. Die am „Bruchweg“ erhaltene alte Waage wurde früher gemeinschaftlich genutzt und instand gehalten, bis eine neue Waage vor ca. 3 Jahren an der Feldscheune nördlich der „Hauptstraße“ eingerichtet wurde. Die ebenfalls am „Bruchweg“ gelegene großzügige alte Parkanlage wird ausschließlich privat genutzt.

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4.4 Verkehrsstruktur

Ohlendorf wird im Norden und Westen von der „Hauptstraße“ (Landesstraße L 389) begrenzt. Jenseits dieser überörtlichen Hauptverkehrsstraße befinden sich lediglich eine landwirtschaftlich genutzte Halle und ein Wohnhaus sowie in 1,5 km Entfernung, ein Ausflugscafé, das „Café Webstuhl“. Der Straßenverlauf der „Hauptstraße“ knickt im Bereich des alten Friedhofs scharf ab und verläuft in südlicher Richtung nach Hiddestorf (vgl. Karte: Ver- kehrsstruktur). Diese stark befahrene Landesstraße bildet die Hauptverbindung nach Hannover und schließt weiter südlich an die B 217 nach an.

Hauptverkehrsstraßen, Landesstraße (L 389) / Kreisstraße (K 225) Aus nördlicher Richtung von Devese kommend, mündet die Kreisstraße (K 225) auf die L 389. Die Kreisstraße wird von vielen Ortskundigen als kürzeste Verbindung nach Hannover benutzt, um die von Hemmingen nach Hannover führende - oft überlastete - Bundesstraße (B 3) zu meiden. Die innerörtliche Gemeindestraße „Sohlkamp“ mündet ebenfalls in diesem Bereich auf die L 389. In diesem Kreuzungsbereich befinden sich die Bushaltestellen an denen auch der Schulbus hält. Es handelt sich bei dieser Straßenkreuzung um einen Hauptgefahrenpunkt in Ohlendorf.

Kreuzungsbereich „Hauptstraße“ / „Sohlkamp“

Hier ereignen sich regelmäßig schwere Unfälle, bei denen bereits das dort befindliche Wartehäuschen beschädigt wurde, da oftmals die Vorfahrt der Landesstraße übersehen wird. Eine Querungshilfe ist nicht vorhanden. Die Fahrzeuge, gleich aus welcher Richtung kommend, passieren diese Kreuzung

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in der Regel mit überhöhter Geschwindigkeit. Auch das Überqueren mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen stellt sich als problematisch dar.

Der „Bruchweg“ mündet weiter östlich, kurz hinter dem Ortseingangsschild von Arnum kommend, auf die L 389. Die hier gefahrenen Geschwindigkeiten sind viel zu hoch, da von den Autofahrern der Ortseingang, aufgrund des vorgelagerten Wäldchens sowie der einseitigen Bebauung der Landesstraße, oft nicht wahrgenommen wird.

Ortseingang Ohlendorf: Einmündungsbereich „Bruchweg“ / „Hauptstraße“

Der Einmündungsbereich der Straße „Heifeld“ in die „Hauptstraße“ bietet aufgrund der spitzwinkligen Situation und der hohen Hecke (siehe Foto nächste Seite) keine Möglichkeit der Einsichtnahme in den Straßenraum, so dass auf das Einbiegen in die Landesstraße oder auf das Überqueren, von den meisten Anliegern und den Landwirten verzichtet wird. „Mutige“ konnten jedoch einige Jahre lang den Versuch unternehmen, sich mittels eines dort aufgestellten Spiegels in den fließenden Verkehr einzureihen, bis eine straßenverkehrsbe- hördliche Anordnung das Einbiegen auf die „Hauptstraße“ in diesem Bereich vollständig untersagte. Da in diesem Knick keine Möglichkeit einer direkten Einsichtnahme in die „Hauptstraße“ besteht, ist auch für Fußgänger, Radfahrer oder Reiter, die ins „Ohlendorfer Holz“ gelangen wollen, ein Überqueren der Landesstraße zum landwirtschaftlichen Weg sehr riskant

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Einmündungsbereich „Heifeld“ / „Hauptstraße“

Innerörtliche Straßen Als problematisch stellt sich nicht nur die hohe Verkehrsdynamik auf der Landesstraße dar; auch auf den innerörtlichen Straßen werden oftmals z.B. zur Grünschnittannahmestelle deutlich zu hohe Geschwindigkeiten gefahren.

Zufahrt zur Grünschnittannahmestelle

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Wichtige Wegeverbindung Der historische Kirchweg im Süden der alten Hofanlagen wird, obwohl es sich um einen schmalen Pattweg handelt, stark frequentiert. Ob mit dem Fahrrad oder zu Fuß, ist dieser idyllische Weg die schnellste Verbindung nach Hiddestorf und wird als Schulweg oder zum Einkaufen gerne benutzt. Darüber hinaus wird der Weg auch zum Erreichen der westlichen Bushaltestelle genutzt, die zwischen Ohlendorf und Hiddestorf liegt.

Entlang der Landesstraße (L 389) befindet sich im nördlichen Bereich einseitig ein Fuß- und Radweg. Im westlichen Bereich der L 389 befindet sich auf der Ostseite ein zusätzlicher, jedoch sehr schmaler, Fußweg. Darüber hinaus sind die landwirtschaftlichen Wege von Ohlendorf in die freie Feldmark für Fußgän- ger und Radfahrer gut geeignet. Neben den vorhandenen Fuß- und Radwegen fällt auf, dass ein Radweg entlang der Kreisstraße in Richtung Norden (Ausflugscafé und Devese) fehlt. Dieser wird spätestens im Zuge der Ortsum- gehung (B 3neu) und Rückbau der Kreisstraße entstehen (vgl. Punkt 3.6 Land- schaftspflegerischer Begleitplan). Trotz dieser Maßnahme - sowie den im Jahre 2004 zusätzlich angelegten Parkplätzen - wird es weiterhin bei dem erhöhten Parkdruck auf dem Parkplatz am „Café Webstuhl“ am Bürgerholz bleiben, da dieser Ausflugsort überwiegend mit dem PKW angefahren wird.

Zuwegung zum Ausflugscafé „Café Webstuhl“

ÖPNV-Verbindungen Die Buslinie 360 verkehrt über Devese nach Hannover „Wallensteinstraße“ und in der Gegenrichtung über Hiddestorf, Lüdersen zum Bahnhof in Bennigsen. Die Buslinie 366 verkehrt über Arnum, Devese, Westerfeld, Hemmingen zur „Peiner Straße“ und in der Gegenrichtung über Hiddestorf zum ZOB Pattensen. 55 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

4.5 Grün- und Freiflächenstruktur

Naturräumliche Situation Die Gemeinde Hemmingen gehört zum Naturraum „Calenberger Lössbörde“ und umfasst Teile der naturräumlichen Einheiten „Sarstedter Talung“ und „Pattenser Ebene“. Die Pattenser Ebene umfasst die Bördeflächen im Süden und Westen der Gemeinde mit den Ortsteilen Hiddestorf, Ohlendorf und Devese. Der geologi- sche Untergrund wird durch eiszeitliche Sand- und Kiesaufschüttungen bestimmt, die mit Löss überdeckt sind. Die Böden sind sehr fruchtbar und werden seit Generationen entsprechend intensiv landwirtschaftlich genutzt.

Südlich von Ohlendorf verläuft die begradigte Arnumer Landwehr (Gewässer II. Ordnung). Der ursprünglich meandrierende Gewässerverlauf ist sowohl auf der Königlich Preußischen Landesaufnahme wie auch auf der Reinkarte gut nach- vollziehbar. Bei der Landwehr handelt es sich um ein Fließgewässer, das im Bereich südlich von Ohlendorf noch Wasserpflanzen- und Grabenröhrichtvegetation aufweist. Am Ufer stehen einige landschaftsprägende alte Weiden und Pappeln. Das Gewässer wird im Landschaftsplan als „Gebiet mit besonderer Bedeutung für den Arten und Biotopschutz“ dargestellt.

Begradigte „Arnumer Landwehr“ (Gewässer II. Ordnung)

56 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Landschaftliche Situation Die Ortschaft ist überwiegend von großen Ackerschlägen mit intensivem Ge- treide- und Rübenanbau umgeben (vgl. Karte: Grün- und Freiflächenstruktur).

Ackerflächen westlich Ohlendorf

Gliedernde und raumbildende Grünstrukturen sind in diesem vom Ackerbau geprägten Bereich nur noch an der „Arnumer Landwehr“ erhalten. Südlich von Ohlendorf sind an der Landwehr einige als Weiden genutzte Grün- flächen erhalten geblieben. Eine größere Grünfläche im Westen Ohlendorfs wird als Pferdekoppel genutzt; daneben befinden sich Obstbaumwiesen.

Im Nordosten, am Ortseingang, grenzt ein kleines Wäldchen, mit teilweise altem Baumbestand, in dem die Esche dominant ist, an das Dorf.

Die Ortsränder fügen sich – vor allem durch den z.T. alten Laubbaumbestand – gut in die umgebene Landschaft ein. Insbesondere der südwestliche alte Orts- bereich ist durch Obstwiesen sehr harmonisch in die Umgebung eingebunden. Lediglich die im äußersten Westen vorhandene Bebauung fällt durch weitge- hend fehlende begrünte Übergänge zur Landschaft auf.

Die Windkraftanlagen im Südosten von Ohlendorf und die sehr dominante, unbegrünte landwirtschaftliche Halle nördlich der „Hauptstraße“ tragen zu einer Beeinträchtigung des Landschaftsbildes bei.

57 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Innerörtliche Grünstrukturen Bis heute wird der historische Siedlungsbereich Ohlendorfs von Einzelhöfen geprägt, welche alte ortbildsprägende Laubbäume und Gärten aufweisen. Die Obstwiesen am südwestlichen Ortsrand haben neben ihrer ortsbildprägenden Wirkung auch Bedeutung als Lebensraum für schutzbedürftige Pflanzen und Tiere. Als öffentliche Freiflächen sind der Friedhof und der Spielplatz zu nennen. Am Rand des Friedhofs stehen eine mehrstämmige Esche sowie zwei Säulenei- chen am Eingang. Auf dem Spielplatz stehen Eschen, Hainbuchen und Birken.

Typisch sind für Ohlendorf die breiten Grünstreifen in den Straßenräumen, welche von ortsbildprägenden Bäumen und raumbildenden Hecken begleitet werden. Die Grünstreifen sind durch den KFZ-Verkehr oftmals beschädigt.

Die älteren Dorfbereiche weisen vielfältig strukturierte Nutz- und Ziergärten sowie Wiesen mit teilweise altem Laub- und Obstbaumbestand auf.

Obstbaumwiese im Süden Ohlendorfs

In den neueren Siedlungsbereichen wurden neben relativ naturnah gestalteten Gärten auch Gärten mit vorstädtischem Charakter angelegt. Zwischen „Bruchweg“ und östlichem Ortsrand entstand ein privater, nicht öffent- lich zugänglicher Park, der vor allem durch einen alten Laubbaumbestand geprägt ist. Gestaltet wurde dieser Park Ende des letzten Jahrhunderts durch den damaligen Leiter des hannoverschen Berggartens Hermann Wendland.

58 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

4.6 Orts- und Landschaftsbild – ein Spaziergang

Das Ortsbild entspricht der optischen Überlagerung der aufgenommenen Strukturen des Bestandes. Bei der Beschreibung des Ortsbildes werden Poten- tiale und Mängel offensichtlich. Da eine Beschreibung immer linearen Charakter hat, findet eine Annäherung in Form eines (gedachten) Weges von außen nach innen statt.

Nähert man sich Ohlendorf aus Richtung Arnum kommend auf der schnurgera- den Hauptstraße oder auf dem begleitenden Rad-/Fußweg, fällt der Blick auf den begrünten Ortsrand. Die Höhenzüge des Deisters bilden den Hintergrund für die Ortsansicht. Die mächtigen Wipfel der Parkbäume, die hohe Weißdornhecke in Baumhöhe und das kleine Eschenwaldstück am Ortseingang lassen den Ort nur erahnen.

Ortsansicht von Arnum kommend

Augenfällig ist vor allem die große Halle des landwirtschaftlichen Betriebes auf der rechten Straßenseite vor der bewaldeten Kulisse des Deisters; daneben ein Wohngebäude.

Ähnlich stellt sich die Situation dar, wenn man auf der Kreisstraße aus Richtung Devese kommt; im Vordergrund das Wohnhaus und die Halle – jetzt allerdings mit Blick auf die nördliche Giebelseite - dahinter ein eingegrünter Ortsrand. Die eigentliche Ortschaft ist weitestgehend nicht sichtbar.

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Passiert man das Wäldchen linker Hand der „Hauptstraße“ Richtung Hiddestorf, fallen kurz hinter dem Ortseingangsschild / Ecke Bruchweg die beiden histori- schen Gebäude auf. Eine Eingangssituation in den Ort ist hier aber nicht deutlich ablesbar.

Dem weiteren Verlauf der „Hauptstraße“ folgend, wird das Dorf aufgrund der starken Eingrünung und Einfriedung (Hecken, Zäune, Ziegelmauer) sowie der Orientierung der Gebäude kaum wahrgenommen. Auch am Kreuzungsbereich „Hauptstraße“, „Kreisstraße“, „Sohlkamp“ besteht aufgrund der fehlenden Ortseingangsgestaltung für viele KFZ-Fahrer kein wahrnehmbarer Grund, ihre Geschwindigkeit herabzusetzen. Hier befinden sich auch die Bushaltestellen und auf der Ecke „Hauptstraße“ / „Sohlkamp“ ein Betonwartehäuschen. Querungshilfen fehlen an dieser stark frequentierten Kreuzung gänzlich.

Die relativ geschlossenen Begrünungen und Einfriedungen setzen sich nach der Kreuzung Richtung Hiddestorf weiter fort. Erst am alten Friedhof, dort wo die Hauptstraße scharf nach Süden abknickt, eröffnet sich der Blick auf die Bebauung östlich der Straße. Zusammen mit den nun ebenfalls sichtbar werdenden Häusern Hiddestorfs, entsteht möglicherweise der (falsche) Eindruck, erst jetzt die eigentliche Ortschaft erreicht zu haben. Dieser Eindruck hängt damit zusammen, dass sich im westlichen Bereich des von einer niedrigen Mauer umgebenen Friedhofs keine höhere Bepflanzung befindet.

Alter Dorffriedhof

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Ab hier wird die „Hauptstraße“ auch auf der östlichen Seite von einem Fußweg begleitet. Weiter in Richtung Ortsausgang finden sich mehrere Gebäude zur Straße ausgerichtet. Diese reihen sich mit überwiegend weißen und roten Fassaden sowie roter Dacheindeckung fast bis nach Hiddestorf. Jetzt nähert man sich der Ortsgrenze. Baulich und optisch sind hier Hiddestorf und Ohlendorf fast vollständig zusammengewachsen. Nur ca. 80 Meter nicht bebaute Freifläche trennen die beiden Ortsteile von einander.

An der Ortsgrenze von Ohlendorf kann man zu Fuß dem historischen Kirchweg, dem heutigen „Wiesenweg“, in Richtung Osten folgen. Dieser Weg verläuft nördlich der „Arnumer Landwehr“ anfänglich etwas monoton, von Äckern und Weiden sowie einem überhohen Bonanzazaun begleitet.

Ortsansicht vom „Wiesenweg“

Dem Weg folgend erblickt man zur Linken die Bebauung an der „Hauptstraße“. Diese tritt, auch aufgrund der überwiegend weißen Fassaden der Gebäude, als separate Einheit in Erscheinung. Weiter in Richtung Osten erblickt man das eigentliche Dorf und die z.T. histori- sche Bebauung der Höfe sowie den vorgelagerten alten Obstbaumbestand. Die „Arnumer Landwehr“ zur Rechten ist erst nur zu erahnen, später dann am Baumbestand ablesbar. Folgt man dem idyllischen, stellenweise stark einge- grünten Weg, erreicht man die Hofstelle Wulkopf am „Bruchweg“. Für Ortsun- kundige fehlt es in diesem Bereich an Orientierungshilfen.

61 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Kurz bevor man wieder die öffentliche Straße erreicht, wird die Aufmerksamkeit des Sparziergängers auf ein privat angelegtes „Insektenhotel“ gelenkt. Wenn auf den Einsatz von Spritzmitteln verzichtet wird, ist der Standort in Nähe der Obstwiesen gut gewählt.

Südlicher „Bruchweg“ bis Dorfende: Der „Bruchweg“ stellt sich in diesem Bereich als durchschnittliches Wohngebiet der neueren Zeit dar. Vor der Bebauung auf der nördlichen Straßenseite befin- den sich angelagerte Vorgärten. Die Einfriedungen sind sehr unterschiedlich und, wie auch die Gebäudegestaltung, dem jeweiligen Zeitgeschmack ange- passt. Im Straßenraum dominieren Birken, es finden sich aber auch Nadelgehölze in den angrenzenden Gärten. Wie an anderen Stellen in der Ortschaft sind auch hier die prägenden Grünstreifen durch Einfahrten unterbrochen. Von der histori- schen Bebauung ist leider nicht mehr viel vorhanden, nur noch ein Nebengelass der ehemaligen Landarbeiterhäuser. Verlässt man den Bebauungszusammenhang auf dieser Straße, so fällt die große Halle der Grünschnittannahmestelle auf, die ca. 80 m vom Ortsrand entfernt liegt. An der Grünschnittannahmestelle wurden von der Abfallwirtschaft der Region Hannover auch Sammelcontainer für Altglas, Altpapier und Verpackungsmüll des Dualen Systems aufgestellt.

Dem gegenüber befindet sich Grabeland (i. d. Kartengrundlage als Kleingarten benannt). Richtet man den Blick nach Süden über die Grünlandflächen, lässt sich der Verlauf der Landwehr an dem dort vorhandenen Schilfgürtel erkennen. Zurück aus der freien Feldflur kommend bildet die Hofanlage der Familie Wulkopf einen optischen Endpunkt. Geradeaus über die Betriebsfläche des Hofes erreicht man wieder den historischen Fußweg nach Hiddestorf, der allerdings für Ortsunkundige nicht unmittelbar wahrnehmbar ist.

62 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Die Rasenrandstreifen enden hier und gehen in wassergebundenen Belag bzw. in teilweise gepflasterte Flächen über. Hier knickt der „Bruchweg“ nach Norden ab.

Nördlicher „Bruchweg“ ab Einmündungsbereich „Heifeld“: Der „Bruchweg“ ist in diesem Bereich - mit Ausnahme eines zurückgelegenen Wohnhauses und der alten Waage - nur an der westlichen Seite bebaut. Abge- sehen von dem denkmalgeschützten Gebäude „Bruchweg“ 2 und dem älteren Nebengebäude im Einmündungsbereich, handelt es sich dabei um Gebäude neueren Datums. Diese treten hinter den begrünten Vorgärten zurück. Zusam- men mit dem Baumbestand und der hohen Weißdornbepflanzung auf der östlichen Straßenseite zum Ortsrand entsteht der Eindruck einer „Grünen Gasse“. Dieser Straßenabschnitt wird auf beiden Seiten von Rasen- bzw. Schotterstreifen begleitet.

Einmündungsbereich „Heifeld“ / „Bruchweg“: An ihrem östlichen Ende mündet die Straße „Heifeld“ auf den „Bruchweg“ und endet direkt vor dem Zaun der großzügigen privaten Parkanlage. Nähert man sich diesem Bereich, fällt der Blick auf die mächtigen alten Laubbäume (Kasta- nie, Rotbuche, Linde etc.). Nach der Anlage dieser Bäume zu schließen, handelt es sich um eine Art Eingangssituation. Dies ist jedoch rein äußerlich nicht unmittelbar wahrnehmbar. Der Bereich ist von allen Seiten von Jägerzäu- nen geschlossen. Die Bepflanzung der näheren Umgebung sowie die Einfrie- dungen werden der Situation insgesamt nicht gerecht.

Einmündungsbereich „Sohlkamp“ / „Heifeld“ (zentraler Bereich):

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Wie bereits angesprochen, besitzt das Dorf – auch historisch bedingt – keinen Dorfplatz. Dennoch gewinnt man dort, wo der „Sohlkamp“ auf das „Heifeld“ trifft, den Eindruck, einen zentralen Bereich erreicht zu haben. Das liegt daran, dass von hier aus ein Großteil des Dorfes überblickt werden kann und ein freier Blick bis hin zum „Bürgerholz“ und in die Feldmark im Westen eröffnet wird. Darüber hinaus befinden sich hier Notruftelefon, Postkasten, Streugutkiste und Altpa- piercontainer sowie gegenüber ein Bekanntmachungskasten in unmittelbarer Nähe.

Bekanntmachungskasten

Auch der raumprägende Laubbaumbestand – z.T. in Verbindung mit den Hof- anlagen – rahmt die Situation. Es handelt sich hier sicherlich nicht um einen Dorfplatz, aber um den zentralen Bereich in Ohlendorf.

„Sohlkamp“: Das Charakteristische ist die ungebrochene Blickbeziehung auf das „Bürger- holz“. Im „Sohlkamp“ findet sich der gleiche relativ breite Straßenquerschnitt wie im „Heifeld“. Der überwiegende Verkehr – insbesondere der landwirtschaftliche – fließt über diese Straße. Der Gehweg ist in einem verbesserungsfähigen Zustand; die Straßenbeleuchtung ist z.T. eingegrünt.

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Der „Sohlkamp“ ist geprägt durch Gegensätze: großkroniges Laubgehölz (Pappel und Kirsche) und Nadelgehölze, eine Unterbrechung des Bebauungs- zusammenhangs mit Blick auf ortsuntypische Wohngebäude (dunkelbraune Dächer und gelbe Vormauerziegel), historische Bebauung und Bebauung neue- rer Zeit, Hofanlage und Wohngebäude mit uneinheitlicher Gestaltung. Die Be- reiche vor den Gebäuden sind z.T. als Vorgärten z.T. als Stellplätze gestaltet.

„Heifeld“ zwischen „Hauptstraße“ und „Sohlkamp“: Die Straße „Heifeld“ zeichnet sich durch ihren Breite (ca. 12 m) und ihren geradlinigen Verlauf aus. Auf der nördlichen Seite wird die Straße von einem breiten Rasenstreifen und Kirschbäumen begleitet (vgl. Skizze: ortstypischer Straßenquerschnitt).

Auf der südlichen Seite befindet sich im Bereich der Pferdekoppel ebenfalls ein Stück Rasenstreifen, das dann in einen schlecht erhaltenen Fußweg mit wassergebundener Decke übergeht.

Mit Ausnahme der Pferdekoppel ist der Straßenraum überwiegend durch großkronige Laubgehölze im Straßenraum bzw. in den angrenzenden Gärten geprägt.

Ortstypischer Straßenquerschnitt

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Von besonderer Bedeutung für das Ortsbild in diesem Bereich sind die landwirt- schaftlichen Hofanlagen sowie die straßenbegleitenden Einfriedungen. Bei den Einfriedungen handelt es sich um Holzlattenzäune, Ziegelmauer und Hecken.

Auffällig und ortsuntypisch ist die Einfriedung der gehölzlosen Pferdekoppel mit einem Bonanzazaun, der sich unter anderem wegen der übermäßigen Höhe und Breite der Bretter nicht in das Straßenbild einfügt. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt der von Eichen gerahmte Eingang zum Friedhof. Das dort befindliche denkmalgeschützte Mausoleum wird in seiner optischen Wirkung durch den benachbarten, unmaßstäblichen Carport beein- trächtigt.

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4.7 Konflikte und Potentiale

Im Rahmen der Bestandsaufnahme und Bewertung haben sich folgende Kon- flikte und Potentiale für Ohlendorf herauskristallisiert (vgl. Karte: Konflikt und Potentiale): 1. Hauptgefahrenpunkte an der „Hauptstraße“, Landesstraße (L 389) Kreuzungsbereich „Hauptstraße“ / „Sohlkamp“ Einmündungsbereich „Hauptstraße“ / „Bruchweg“ Einmündungsbereich „Hauptstraße“ / „Heifeld“

2. Lärmemissionen der Landesstraße Beeinträchtigung der Gartenbereiche direkt an der „Hauptstraße“

3. Innerörtliche Straßenräume Beeinträchtigung der Straßenseitenräume durch parkende Autos und Befah- rung durch landwirtschaftliche Fahrzeuge Möglichkeit zur Verbesserung der derzeitigen Situation durch entsprechende Ausbaumaßnahmen

4. Soziale Infrastruktur Kein Dorfplatz, kein Treffpunkt für alle Dorfbewohner Möglichkeit zur Planung einer Kommunikationsstätte für Jung und Alt um die soziale Infrastruktur zu stärken

5. Baudenkmale und Zeitzeugnisse Derzeit zum Teil vernachlässigte Baudenkmale und Zeitzeugnisse Möglichkeit der Sanierung oder Revitalisierung sowie Beschreibung und Erklärung der Baudenkmale und Zeitzeugnisse insbesondere auch für die nachfolgende Generation oder Besucher Ohlendorfs

6. Natürliches Gewässer Derzeit stark begradigtes Gewässer Ursprünglicher Verlauf nicht wahrnehmbar Möglichkeit zur naturnahen Umgestaltung

7. Siedlungsentwicklung Bedarf und Verortung

8. Grün im Dorf Austausch standortfremder Nadelgehölze durch standortheimische Laubge- hölze in den Privatgärten Sicherung und Erhaltung der prägenden Grünstrukturen Möglichkeit für Ortsrandeingrünungen und Durchgrünungen im Straßenraum

67 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

5. Planungen der Dorferneuerung / Handlungsempfehlungen

Nachdem - unter tatkräftiger Mithilfe der Arbeitskreismitglieder – die Rahmen- bedingungen der Dorferneuerung eruiert wurden, die Bestandsaufnahme und die Analyse sowie die Bewertung des gesammelten Materials erfolgte, werden - unter besonderer Berücksichtigung der geäußerten Bedürfnisse bzw. Belange der Einwohner Ohlendorfs - folgende öffentliche und private Maßnahmen emp- fohlen, die dazu beitragen werden, Ohlendorf in seinem Bestand zu sichern, das Ortsbild zu verbessern, die landwirtschaftliche Nutzung zu stärken, die Dorfgemeinschaft zu fördern und den Ort insgesamt behutsam weiterzu- entwickeln.

Die wesentlichen thematischen Eckpfeiler sind dabei: - Verkehr und Erschließung - Ortsbild und Gestaltung - Dorfgemeinschaft und Identifikation mit dem Ort - Natur und Landschaft - Städtebauliche Entwicklung

68 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

5.1 Öffentliche Maßnahmen

Im Folgenden werden die mit dem Arbeitskreis gemeinsam erarbeiteten Vor- schläge für öffentliche Maßnahmen vorgestellt und erläutert. Dazu gehören neben den förderfähigen Dorferneuerungsmaßnahmen auch solche Maßnah- men der Stadt Hemmingen oder anderer Träger öffentlicher Belange, die von der GLL Amt für Landentwicklung nicht gefördert werden können, aber für eine dorfgerechte Ortsentwicklung notwendig und sinnvoll erscheinen.

Im Rahmen der Arbeitskreissitzungen wurde, gemeinsam mit den Arbeitskreis- mitgliedern, für die öffentlichen Maßnahmen zunächst die nachfolgende Prioritätenliste aufgestellt. Zum Zeitrahmen der Umsetzung der Maßnahmen wurde sodann eine einfache Einstufung vorgenommen: kurzfristig (1), mittelfristig (2), langfristig (3).

1. Bushaltestellen mit Querungshilfe (1)

2. Straßenraumgestaltung innerorts (1)

3. Mehrgenerationenplatz mit Backhaus (2)

4. Ortsgestaltung 4a - Umgestaltung zentraler Bereich „Heifeld / Sohlkamp“ (2) 4b - Restaurierung alte Waage (2) 4c - Sanierung Mausoleum (2) 4d - Revitalisierung der alten Brunnen (2) 4e - Schilder an Baudenkmalen und Zeitzeugnissen (2) 4f - Wiederherstellung der Streuobstwiesen (2) 4g - Ortsgestaltungssatzung (nicht förderfähig) (3)

5. Verkehrsberuhigung Landesstraße 5a - Umgestaltung Einmündung „Bruchweg“ (3) 5b - Umgestaltung Einmündung „Heifeld“ (3)

6. Renaturierung der „Arnumer Landwehr“ (3)

7. Siedlungsentwicklung (nicht förderfähig) (3)

Die v.g. geplanten öffentlichen Maßnahmen (vgl. Karte: Öffentliche Maßnah- men) werden nachfolgend erläutert.

69 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

5.1.1 Bushaltestellen mit Querungshilfe

Das Wartehäuschen an der Bushaltestelle „Ohlendorf“ wurde in den 70er- Jahren an dem unfallträchtigen Kreuzungsbereich „Sohlkamp - Hauptstraße (L 389)“ errichtet. Zwar ist der Wetterschutz so ausgerichtet, dass er gegen die Hauptwindrichtung steht, hat jedoch den entscheidenden Nachteil, dass die dort wartenden Fahrgäste, insbesondere Schulkinder, oftmals von dem aus Rich- tung Hiddestorf kommenden Bus übersehen werden. Deshalb sind wartende Fahrgäste gezwungen, sich außerhalb des Wetterschutzes aufzuhalten, was an dieser Kreuzung, in der in der Regel mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren wird, ein nicht unerhebliches Gefahrenrisiko darstellt. Hier ereignen sich regel- mäßig Unfälle, bei denen bereits das Wartehäuschen beschädigt wurde. Eine Querungshilfe ist nicht vorhanden. Die Überquerung des Kreuzungsbereiches mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen stellt sich ebenfalls als problematisch dar. Durch die angestrebte Planung wird deshalb auch für den landwirtschaftlichen Verkehr eine Verbesserung erwartet.

Bushaltestellen „Hauptstraße“ Landesstraße (L 387)

Der „Betonkasten“ wird von den meisten Einwohnern Ohlendorfs als Beein- trächtigung des Ortsbildes wahrgenommen. Auch für „Durchfahrende“ stellt sich der Bereich sehr monoton und wenig dörflich dar, man hat nicht den Eindruck sich innerhalb einer Ortschaft zu befinden; die Folge – Rücksichtslosigkeit. Deshalb stellen die Bürger Ohlensdorfs die funktionale und gestalterische Verbesserung des Kreuzungsbereiches an die Spitze der Liste der öffentlichen

70 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Maßnahmen, der sie im Rahmen der Dorferneuerung besondere Bedeutung bzw. Priorität beimessen.

Die Bushaltestellen und Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Bereich der Hauptstraße (L 389) in Ohlendorf wurden bereits mehrfach zwischen den Bür- gern Ohlendorfs und der Stadtverwaltung diskutiert. Aus unterschiedlichen Gründen konnte bisher kein zufrieden stellendes Ergebnis erreicht werden.

Bzgl. der Errichtung neuer Haltestellen gab es Verhandlungen mit der DSM (deutsche Städte-Medien) bzw. jetzt Fa. Ströer, mit der die Stadt einen Vertrag bzgl. Errichtung von Haltestellen im Stadtgebiet hat. Die DSM hat ihren Vertrag mehr als erfüllt und aufgrund der geringen Frequenz kein großes Interesse.

Das größere Problem bzgl. einer Neuerrichtung von Haltestellen war jedoch die Standortfrage. Bzgl. einer Verlegung der Bushaltestelle in Ohlendorf wurde bisher keine Möglichkeit gesehen, diese sinnvoll auf öffentlichen Flächen vornehmen zu können. Aufgrund des gering bemessenen Seitenraums entlang der Landestraße westlich der Einmündung Sohlkamp hätte dafür Grunderwerb erfolgen müssen (dies gilt auch für eine Errichtung einer neuen Haltestelle in entgegen gesetzter Fahrtrichtung). Ein Ankauf von Grundstücken war bisher nicht möglich. Neue Standorte für Bushaltestellen an der K 225 bzw. östlich der Einmündung

Sohlkamp wurden aufgrund der Abhängigkeit von der Planung B3neu nicht in

Erwägung gezogen (wird die B3neu nicht realisiert, würde der Bus weiterhin über die K 225 über Devese fahren, wird die B3neu realisiert, würde die Linienführung geändert und der Bus würde über Arnum fahren).

Im Rahmen der Dorferneuerung wurde zum ersten Mal eine Einengung der Landesstraße thematisiert und es wurde von der Landesbehörde für Straßen- bau und Verkehr in einem ersten Gespräch eine Zustimmung dafür in Aussicht gestellt.

Damit ergeben sich für die Verlegung der Haltstelle ganz neue und sinnvolle Möglichkeiten, da so ausreichend Raum auch im öffentlichen Bereich zur

Verfügung steht und die Maßnahme unabhängig von der Planung B3neu wäre.

Eine Verlegung der Haltestelle wurde auch von der Region Hannover – FB Verkehr begrüßt. Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Träger öffentli- cher Belange zum Dorferneuerungsplan Ohlendorf, hat der Fachbereich Verkehr der Region Hannover darauf hingewiesen, dass bei der geplanten Verlegung der Bushaltestellen entsprechende Abstände im Rahmen der Aus- führungsplanung einzuhalten sind (vgl. Barrierefreie Bushaltestelle Region Hannover).

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Idealtypische Haltestelle gemäß NVP:

Beispiel: Barrierefreie Bushaltestelle Region Hannover

Die dargestellte Umbauplanung des Knotenpunktes (K 225 / L 389) wird von der Region Hannover und der RegioBus Hannover GmbH befürwortet. Die Ausführungsplanung ist jedoch im Hinblick auf die Belange „barrierefreier ÖPNV“ und Sicherheit mit dem Fachbereich Verkehr der Region Hannover (Team 86.05) frühzeitig abzustimmen.

72 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Konsequenterweise bedarf es für eine sichere Erreichbarkeit der Haltestelle nördlich der Landesstraße einer Querungshilfe. Die Querungshilfe und Fahr- bahneinengung im Bereich der neu geplanten Bushaltestellen stellen wiederum wirkungsvolle Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Bereich der Landesstraße dar und führen voraussichtlich dazu, dass die vorgeschriebenen Geschwindig- keiten auf der L 389 eingehalten werden und das Gefahrenpotential im Kreu- zungsbereich für alle Verkehrsteilnehmer minimiert werden kann. Die Ausführungsplanung der Querungshilfe mit Straßeneinengung ist frühzeitig mit der Nds. Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr abzustimmen.

Planung: Bushaltestellen mit Querungshilfe

Die oben benannten Maßnahmen werden von den Ohlendorfern seit langem gewünscht, insbesondere auch, um in diesem Bereich das dörfliche Erschei- nungsbild zu stärken. Im Rahmen der Arbeitskreissitzungen wurden mehrere Varianten dorftypische Buswartehäuschen vorgestellt und diskutiert.

Beispiele: Dorftypische Buswartehäuschen

73 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Bestand: Buswartehäuschen

Der Arbeitskreis Ohlendorf hat sich für die unten aufgezeigte Variante mit einer senkrechten Holzverschalung und einem Fenster in Richtung des anfahrenden Busses ausgesprochen. Weiterhin soll im Rahmen dieser Maßnahme das Notruftelefon vom zentralen Bereich Kreuzung „Heifeld“ / „Sohlkamp“ in die Nähe der Bushaltestelle verlegt werden, da in diesem Bereich eher ein Bedarf gesehen wird.

Planung: Buswartehäuschen Ohlendorf 74 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

5.1.2 Straßenraumgestaltung innerorts

Die innerörtlichen Straßenräume Ohlendorfs sind durch breite Grünstreifen geprägt, die zum Teil durch KFZ stark beeinträchtigt bzw. beschädigt werden.

Straßenraum „Heifeld“ Straßenraum „Bruchweg“

75 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Skizze: Ortstypischer Straßenquerschnitt

Diese ortstypischen Straßenräume sollen so weit wie möglich erhalten, instand gesetzt und z.B. durch begrünte Parkflächen sowie Baumpflanzungen gestaltet werden.

Zunächst wurden alle innerörtlichen Straßen in ihrem Bestand erfasst (vgl. Karte: Straßenraumgestaltung innerorts – Bestand).

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Die Fahrbahn im öffentlichen Straßenraum ist durchgängig in allen Straßen- zügen mit einem Asphaltüberzug versehen. Die Entwässerung der Fahrbahn, in Form von Gossen, ist nur unzureichend oder, in Teilbereichen gar nicht vorhanden, so dass die Straßenseitenräume zwangsläufig stark vernässen und bei einer Befahrung durch KFZ entsprechend beeinträchtigt werden. Die Fußwege, sofern vorhanden, sind überwiegend in wassergebundener Decke ausgeführt. Neben den ortsbildprägenden Grünstreifen sind im Straßenseitenraum unter- schiedlichste Materialien vorzufinden. Dabei handelt es sich um Rasengitter- steine im Bereich von Flächen, die überwiegend zum Parken genutzt werden sowie um Asphalt und verschiedene Betonpflasterarten für Bereiche, die für Zufahrten und Zuwegungen genutzt werden. Die vorhandenen Laubbäume in den Straßen „Heifeld“ und „Sohlkamp“ sind straßenraumprägend, in Ihrem Bestand jedoch lückenhaft. Fehlende Straßen- bäume sollten ergänzt werden.

Zusammen mit den Arbeitskreismitgliedern sowie Tiefbauingenieuren wurde auf der Grundlage der Bestandsaufnahme für alle Teilbereiche der Straßenräume entsprechend der vorhandenen und zu erwartenden Nutzung eine Neugestal- tungsplanung erstellt (vgl. Karte: Straßenraumgestaltung innerorts – Planung).

Bei einer dorfgerechten Straßenraumgestaltung wird häufig die Verwendung eines dorfgerechten Pflasters auf öffentlichen Flächen empfohlen. Dabei sollte es sich im gesamten Ort möglichst um die gleiche Pflasterart handeln, um einen unschönen Materialmix zu vermeiden. Die - historisch gesehen - optimale Lösung wäre entweder ein Basaltsteinbelag („Katzenkopfpflaster“), welches in Ohlendorf noch in einigen Gossenbereichen zu finden ist, oder Klinkerpflaster aus Tonsteinen. Beide Varianten sind immens kostenträchtig und daher nicht zu verwirklichen. Als guter Kompromiss zwischen gestalterischem Anspruch und finanziell Machbarem fand das sog. „Römerpflaster“, ein dorfgerechter Beton- rechteckstein, in natursteinfarbener Farbzusammenstellung (Mischung der Steine aus: graphit, sandfarben, sand mittel, porphyr-braun) die Zustimmung der Arbeitskreismitglieder.

Es ist vorgesehen, dass der vorhandene Fahrbahnaufbau im Oberbau um ca. 11–15 cm aufgenommen wird und durch ein Betonsteinpflaster (Römerpflaster) Stärke 8 cm zuzüglich des notwendigen Bettungsmaterials ersetzt wird. Dabei wird derzeit davon ausgegangen, dass der Unterbau entsprechend tragfähig ist und auf einen neuen Unterbau verzichtet werden kann, da Setzungsrisse o.ä. bislang nicht aufgetreten sind. Die Stadt Hemmingen plant eine zeitnahe Unter- suchung des vorhandenen Fahrbahnaufbaus zur Erstellung einer konkretisie- renden Kostenkalkulation der Maßnahme.

77 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

In den Bereichen, in denen Entwässerungsgossen fehlen oder unzureichend bemessen sind, ist eine funktionsgerechte Straßenentwässerung geplant.

Die Fußwege in wassergebundener Decke sollen, da sie für Ohlendorf ortsbild- prägend sind, so weit wie möglich in ihrem ursprünglichen Charakter erhalten werden.

Im Vordergrund der Straßenraumgestaltungsplanung steht jedoch der Erhalt der vorhandenen Grünstreifen durch eine ordnungsgemäße Straßenentwässe- rung. Sofern die Grünstreifen als Parkplätze genutzt werden, ist der Einbau von Rasenplatten geplant, um hier begrünte Stellplätze herzustellen.

Für Nutzflächen, die zugleich befestigt und begrünt sein sollen, bietet sich eine Rasenkammerplatte z.B. Rasenplatten (bg-Platte System Schraubenbach) an. Rasenkammersteine schützen und stützen die weiche Grasnarbe und bieten reichlich Raum für Wurzelbildung und gesundes Wachstum. Der Öffnungsanteil liegt bei ca. 42 %. Diese sichere Befestigung erhält das Ortsbild und bietet eine „grüne“ Lösung für Zufahrtswege, Garagenzufahrten, Abstellplätze und Park- flächen.

Die vorgefundene Vielzahl unterschiedlichster Befestigungsmaterialien im Bereich der Zufahrten und Zuwegungen im Straßenseitenraum soll ebenfalls einheitlich durch Römerpflaster ersetzt werden.

Im Rahmen dieser öffentlichen Maßnahme sind darüber hinaus Baumpflanzun- gen zur Durchgrünung des Ortsbildes (vgl. Karte: Straßenraumgestaltung innerorts – Planung) sowie die Erneuerung der Straßenbeleuchtung durch dorftypische Leuchten geplant.

Im Zuge der Ausführungsplanung sind frühzeitig aktuelle Leitungsauskünfte der entsprechenden Versorgungsträger einzuholen.

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5.1.3 Mehrgenerationenplatz mit Backhaus

Wie bereits aus der Bestandsaufnahme hervorging, sind in Ohlendorf weder öffentliche Plätze (z.B. Dorfplatz oder öffentliche Parkanlagen), noch andere Einrichtungen (z.B. Dorfgemeinschaftshaus, Dorfläden oder Gaststätten) vor- handen, die ein zwangloses Treffen der Bewohner ermöglichen. Die Kommuni- kation zwischen den Einwohnern ist damit entweder auf die Privatbereiche oder auf die öffentlichen Straßen beschränkt. Das ist einerseits historisch bedingt, es hängt aber vor allem mit der geringen Einwohnerzahl Ohlendorfs zusammen, die derartige Einrichtungen kaum tragfähig erscheinen lassen. Trotzdem wurde im Rahmen der Dorferneuerungsplanung deutlich, dass die Einwohner Ohlendorfs diese Situation als großes Manko betrachten. Der Belang der Stärkung der Dorfgemeinschaft muss als wesentliches Ziel der Dorferneuerung gesehen werden. Projekte der Eigeninitiative bzw. Selbsthilfe setzen Engagement voraus, für das die direkte Kommunikation zwischen den Bürgern Voraussetzung ist. Die Erstellung eines Mehrgenerationenplatzes, der neben organisierten Veranstaltungen auch das zwanglose Treffen der Einwoh- ner zulässt, ist ein wesentlicher und nachhaltiger Beitrag zur Dorferneuerung in Ohlendorf.

Darüber hinaus soll ein angegliedertes Backhaus die lebendige Gemein- schaftsarbeit fördern und - vor dem Hintergrund dieser gemeinschaftlichen Tätigkeit - auch Gelegenheit und Raum für die Entstehung neuer Ideen zur weiteren Entwicklung Ohlendorfs bieten. Für diese Maßnahmen bietet sich insbesondere eine Fläche im Bereich des derzeitigen Kinderspielplatzes in Ohlendorf an. Der Spielplatz selbst befindet sich am südöstlichen „Bruchweg“ und hat eine Größe von ca. 280 m2. Dieser Spielplatz wird wegen der auf dem Grundstück vorhandene Garage, die einen Anteil von ca. 40 m2 der Fläche beansprucht, sowie seiner geringen Größe und wenig ansprechend Gestaltung derzeit nur gering frequentiert.

Kartenausschnitt: Spielplatz mit Garage

79 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Spielplatz mit Garage

Geplant ist, den vorhandenen Spielplatz nach Süden bis zur „Arnumer Land- wehr“ zu erweitern und durch eine attraktive Gestaltung einen Mehrgeneratio- nenplatz zu entwickeln, der Aufenthaltsqualitäten für alle Dorfbewohner bieten soll. Dabei wird, insbesondere für die Anwohner östlich des vorhandenen Spiel- platzes, eine Verbesserung der jetzigen Situation durch eine Entzerrung der bespielbaren Fläche bzw. Verlegung lärmintensiverer Spielbereiche nach Süden angestrebt. Weiterhin ist eine Schutzhütte im südlichen Bereich des Mehrgenerationen- platzes geplant. Hier können die Ohlendorfer sich zwanglos treffen, z.B. zum Kartenspielen und Grillen, oder einfach auch nur die Aussicht in die freie Land- schaft genießen (vgl. Planung: Mehrgenerationenplatz mit Backhaus). Ein derzeit verrohter Entwässerungsgraben, der das in Ohlendorf anfallende Niederschlagswasser in die „Arnumer Landwehr“ entwässert, soll südlich der vorhandenen Garage geöffnet werden. Es ist angestrebt, diesen Graben - mög- lichst als offenes, mäandrierendes Entwässerungssystem - in die neu zu ges- taltende Fläche zu integrieren. Artenschutzbelange in Bezug auf ein mögliches Feldhamstervorkommen sind bei der Planung zu berücksichtigen. Angestrebt ist eine Bepflanzung mit standortheimischen Laubgehölzen. Sie sollte linear in Nord- Südrichtung verlaufen, um die Entstehung dunkler, unübersichtlicher Bereiche zu vermeiden, Blickbeziehungen zur „Arnumer Landwehr“ herzustellen sowie die soziale Kontrolle in diesem Bereich zu gewährleisten.

80 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Planung: Mehrgenerationenplatz mit Backhaus

Darüber hinaus streben die Bürger Ohlendorfs - zur Stärkung der Dorfgemein- schaft und Förderung gemeinschaftlicher Aktivitäten - die Errichtung eines Backhauses in diesem Bereich an. Priorität hat dabei der Erwerb eines histori- schen Backhauses; alternativ wurde darüber nachgedacht, die im Bereich des Spielplatzes vorhandene Garage durch Umbau und ortstypischer Umgestaltung zu diesem Zweck zu nutzen. Die Garage könnte durch eine neue Dachein- deckung mit dorftypischer Dachneigung sowie entsprechenden Fenstern und einer Eingangstür zu einem Backhaus umgestaltet werden.

Beispiel: Backhaus Westerloy

81 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

5.1.4 Ortsgestaltung

Das Gelingen einer Dorferneuerung ist nicht nur von großen, kostenintensiven Planungen abhängig, sondern insbesondere auch von vielen kleineren Maß- nahmen, die zur Gestaltung des Ortsbildes, zur Verbesserung von Aufenthalts- qualitäten im öffentlichen Raum sowie zur Identifikation der Bewohner mit ihrem Dorf beitragen. Der Arbeitskreis hat sich vor diesem Hintergrund hinsichtlich der Ortsgestaltung Ohlendorfs für folgende Maßnahmen ausgesprochen: 4a - Umgestaltung zentraler Bereich „Heifeld“ / „Sohlkamp“ 4b - Restaurierung alte Waage 4c - Sanierung Mausoleum 4d - Revitalisierung der alten Brunnen 4e - Informationstafeln an Baudenkmalen und Zeitzeugnissen 4f - Wiederherstellung der Streuobstwiesen 4g - Ortsgestaltungssatzung (nicht förderfähig)

4a Umgestaltung zentraler Bereich „Heifeld“ / „Sohlkamp“ Dorfmitten und –plätze sind vielfach wesentlicher Inhalt von Dorferneuerungs- planungen. Wie bereits erläutert ist ein wirklicher Dorfplatz bzw. eine eigentliche Dorfmitte historisch bedingt in Ohlendorf nicht vorhanden. Lediglich einzentraler Bereich wird von den Ohlendorfern dann und wann zum kurzen Treffen genutzt.

Zentraler Bereich

82 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Meistens wurden die norddeutschen Dörfer als reine landwirtschaftliche Produktionsstandorte entwickelt und so besaßen nur wenige Dörfer einen Markt als Ortsmitte. Neben der Marktfunktion waren auch Nutzungen als Viehsam- melplatz, Standort der Waage oder Reinigungsplatz üblich. Auch diese Funktionen sind in Ohlendorf weder historisch noch städtebaulich zentral zu lokalisieren. Deshalb ist es auch nicht erstrebenswert, eine solchen Dorfmitte künstlich anzulegen. Allerdings findet sich in Ohlendorf der v.g. durchaus wahrnehmbare zentrale Bereich im Bereich „Heifeld“ / „Sohlkamp“. Hier einen ausgesprochen Kommu- nikationsmittelpunkt (der in Ohlendorf derzeit nicht vorhanden ist) anzulegen, wäre der Situation nicht angemessen; die (indirekte) identifikation-stiftende Wirkung durch behutsame Gestaltungsmaßnahmen zu stärken stellt jedoch einen wertvollen Beitrag zur Dorferneuerung in Ohlendorf dar und wird deshalb in den Katalog der öffentlichen Maßnahmen aufgenommen.

Der zentrale Bereich „Heifeld“ / „Sohlkamp“ in Ohlendorf soll aufgewertet werden und zum Verweilen einladen. Derzeit befindet sich in diesem Bereich eine Streugutkiste, ein Notruftelefon und ein Sammelcontainer für Altpapier auf einer teilweise mit Schotter und Asphalt befestigten Fläche.

Geplanter Aufenthaltsbereich

83 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Hier ist eine Aufwertung der derzeitigen Situation durch eine Pflasterung mit Römerpflaster und das Aufstellen einer Bank zum Verweilen geplant. Die Streugutkiste soll an die Landesstraße und das Notruftelefon an die neue Bushaltestelle versetzt werden. Auf den Altpapiercontainer kann ganz verzichtet werden, da im Containerbereich der Grünschnittannahmestelle ausreichend Kapazitäten vorhanden sind. Hier können die Altpapiercontainer zusammen mit den dort vorhandenen Containern für Gelbe Säcke, Glas und Altkleider ange- fahren werden.

Planung: Gestaltung zentraler Bereich

Die E.ON / Avacon weist darauf hin, das im Kreuzungsbereich „Heifeld“ / „Sohlkamp“ Mittelspannungs- und Niederspannungskabel verlaufen, die nicht mit Bäumen bepflanzt werden sollen. Es wird davon ausgegangen, dass für die Baumpflanzung neben der geplanten Bank ggf. Wurzelschutz für die v.g. Kabel erforderlich wird. Zunächst ist jedoch im Rahmen der Ausführungsplanung die genaue Lage der Kabel zu prüfen.

84 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

4b Restaurierung alte Waage Die alte Waage am „Bruchweg“ diente früher allen Ohlendorfer Landwirten zum Wiegen ihrer Ernte. Die Waage ist noch vorhanden, jedoch sind die Holzbohlen in einem sehr schlechten Zustand, so dass mit Einbruchgefahr zu rechnen ist. Zur Sicherung und zum Erhalt des alten Zeitzeugnisses sollen die Holzbohlen durch massive Eichenbohlen ersetzt werden. Südlich der Waage im Einmün- dungsbereich „Heifeld“ soll eine Bank zum Verweilen aufgestellt werden. Von hier aus hat man einen guten Überblick über das gesamte Geschehen im „Heifeld“ und auf dem „Bruchweg“.

Alte Waage mit Wiegehäuschen

Morsche Holzbohlen, teilweise ausgebessert

85 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

4c Sanierung Mausoleum Das Mausoleum auf dem kleinen Dorffriedhof ist sanierungsbedürftig. Mittler- weile ist es in einigen Bereichen zugewachsen. Die Bewehrung der Stahlbetonkonstruktion liegt teilweise frei. Durch mögliche herabfallende Betonteile könnte weiterer Schaden entstehen.

Mausoleum von der Straßenseite Mausoleum von der Friedhofsseite

4d Revitalisierung der alten Brunnen In Ohlendorf wurden aufgrund eines Beschlusses des Rates der Gemeinde im Jahre 1911 vier Feuerlöschbrunnen im Dorf angelegt. Ein Brunnen wurde im Zuge von Abrissarbeiten zugeschüttet, ein weiterer ist mit einer Eisenplatte abgedeckt. Die beiden anderen Brunnen sind in der Örtlichkeit noch wahrnehmbar.

Vorhandener Brunnen Beispiel: Revitalisierung eines Brunnens

86 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

4e Informationstafeln an Baudenkmalen und Zeitzeugnissen Denkmale und Zeitzeugnisse lassen sich nicht beliebig vermehren, geschweige denn planen. Oft bedarf es der Bewahrung durch bzw. der Überdauerung von mehreren Generationen, bis ein - wie auch immer gearteter - Kulturgegenstand oder zumindest die Relikte desselben im Bewusstsein der Menschen zu einem gewissen (Erhaltungs-) Wert heranreifen. Unterstützt werden kann dieser Prozess durch Information. Das ist oft der erste Schritt, um den Gegenstand überhaupt erst mal zum „Gegenstand der Betrachtung“ und später zum „Gegenstand der Achtung“ werden zu lassen. Dann aber wirken Denkmale und Zeitzeugnisse nicht nur historisch-informativ, sie können darüber hinaus auch einen wesentlichen Beitrag zur Identifikation der Menschen mit „Ihrem Ort“ beitragen. Deshalb sollen die Denkmale und Zeitzeugnisse Ohlendorfs in einen würdigen Zustand versetzt, und darüber hinaus mit angemessenen Informationstafeln versehen werden.

Es ist vorgesehen dieses Projekt mit einer anderen öffentlichen Maßnahme zu verbinden.

Zeitzeugnisse: Einmannbunker und alte Waage am „Bruchweg“

87 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

4f Wiederherstellung der Streuobstwiesen Im Süden von Ohlendorf befanden sich auf mehreren Freiflächen der landwirt- schaftlichen Hofanlagen alte Streuobstwiesen. Diese wurden jedoch im Laufe der Jahre stark dezimiert. Einige Obstbäume mussten aufgrund von Überalte- rung, Vitalität und Standsicherheit entfernt werden. Einige der noch vorhandenen Obstgehölze sind aufgrund der Nutzung der Frei- flächen in Mitleidenschaft gezogen. Zur Wiederherstellung bzw. Aufwertung des Orts- bzw. Landschaftsbildes in der südlichen Ortslage Ohlendorfs sollten deswegen geeignete Maßnahmen getroffen werden, um den ortsbildprägenden Charakter dieser ehemaligen Streuobstwiesen wiederherzustellen bzw. zu ergänzen. Darüber hinaus trägt diese Maßnahme als wertvoller Beitrag zum Biotop- und Artenschutz bei (Lebensraum für z.B. Bilche, Käuze, Fledermäuse, Insekten etc.).

Für das Anpflanzen von Obstgehölzen zur langfristigen Sicherung der Streu- obstwiesen sind die im Anhang aufgeführten robusten Obstsorten geeignet.

Wiederherstellung der Streuobstwiesen in diesem Bereich

88 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

4g Ortsgestaltungssatzung (nicht förderfähig) „In der dörflichen Umgebung treten ortsgestalterischen Missgriffe stärker in Erscheinung als in der Stadt.“ (Köhler: 1995, S. 54)

„Gemeinsam ist den Häusern im alten Dorf die Neigung der Dächer. Selbst Schuppen, Scheunen, Bienenhäuser und Backöfen übernehmen in allen Details das Dach des Wohnhauses. Gemeinsam sind das Material der Dachein- deckung, die Materialien der Baukörper, ihre Oberfläche, Putz, Holz oder Stein, das Maß von Tür- oder Fensteröffnungen, die in Form und Größe vom Bauma- terial abhängig waren. Und doch gab es bei dieser Beschränkung tausend Freiheiten für die Phantasie. Die Häuser ähneln sich, und doch hat jedes durch wenige, schlichte Verzierungen ein eigenes Gesicht.“ (Wieland: 1984, S. 12)

Im Rahmen der Arbeitskreissitzungen haben sich einige Mitglieder des Arbeits- kreises für die Aufstellung einer Ortsgestaltungssatzung ausgesprochen. Das Hauptinteresse lag dabei auf der Gestaltung der Einfriedungen. Insbesondere die historischen Lattenzäune, die in einigen Bereichen noch zu finden sind, sollten erneuert und als Vorbild für neue Einfriedungen dienen.

Ortstypische Holzlattenzäune

Für Ohlendorf könnten grundsätzlich örtliche Bauvorschriften aufgestellt werden, die einen Rahmen für die bauliche und städtebauliche Gestaltung des Dorfes setzen.

Auf Grund der dörflich geprägten Struktur Ohlendorfs, der Baudenkmale im Dorf, der Lage der historischen Hofanlagen im denkmalpflergerischen Interes- senbereich und zur Minderung des Eingriffs in das Orts- und Landschaftsbild bei Neu- und Umbauten könnten Festsetzungen getroffen werden, die ein gestalterisch dörfliches Gesamtbild gewährleisten.

89 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Örtliche Bauvorschriften sollen bewirken, dass neue Bebauung in ihrem Erscheinungsbild ausgewogen wirkt und zu einem ruhigen, in sich geschlosse- nen Weichbild im Siedlungsgefüge beiträgt bzw. bei Erneuerungen ortstypische Materialien verwendet werden (siehe Fotos).

Örtliche Bauvorschriften regeln auf der Grundlage des § 56 NBauO die wesentlichen Gestaltungselemente, die für die Gesamtwirkung des Dorfes von Bedeutung sind. Mit der Aufstellung einer ÖBV durch die Stadt Hemmingen könnte den Zielen der städtebaulichen Gestaltung Rechnung getragen, Eingriffe in das Landschaftsbild gemindert und ein wichtiger Beitrag zur Dorferneuerung geleistet werden.

90 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

5.1.5 Verkehrsberuhigung Landesstraße

Aufgrund der vielfach überhöht gefahrenen Geschwindigkeiten auf der Landesstraße kommt es immer wieder zu Unfällen. Dies hängt unter anderem mit der Tatsache zusammen, dass der Ortseingang Ohlendorfs aufgrund seiner derzeitigen Gestaltung nicht eindeutig wahrgenommen wird (vgl. Punkt 4.4 Verkehrsstruktur). Der Arbeitskreis hat sich im Rahmen der - Verkehrsberuhigung Landesstraße - für folgende Maßnahmen ausgesprochen: 5a - Umgestaltung Einmündung „Hauptstraße“ / „Bruchweg“ 5b - Umgestaltung Einmündung „Hauptstraße“ / „Heifeld“

5a - Umgestaltung Einmündung „Hauptstraße“ / „Bruchweg“ Für den Ortseingangsbereich, von Arnum kommend, wurden mehrere Möglichkeiten im Arbeitskreis diskutiert: Zunächst könnte ein „Geschwindigkeitstrichter“, wie von der Polizeistation Hemmingen im Rahmen der 1. Beteiligung der Träger öffentlicher Belange vorgeschlagen, im Ortseingangsbereich installiert werden. Dabei sollte die auf der Landstraße zulässige Geschwindigkeit von 100 km/h zunächst auf 70 km/h reduziert werden, bevor am Ortseingangsschild nur noch 50 km/h gefahren werden darf. Hierbei handelt es sich um eine straßenverkehrsbehördliche Anordnung und keine Dorferneuerungsmaßnahme.

Einmündungsbereich „Hauptstraße“ / „Bruchweg“ 91 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Weiterhin wurde die Möglichkeit besprochen, durch in den Straßenraum einge- stellte Barken, die gefahrene Geschwindigkeit der Kraftfahrzeuge zu verlang- samen. Dabei handelt es sich jedoch um keine dorftypisch gestalterische Maß- nahme, sondern lediglich um den technischen Einbau von Barken.

Eine Herstellung von Heißplastikabklebungen der Umrisslinien und Sperr- flächenmarkierung durch Farbgebung wird aufgrund der dorfuntypischen Gestaltung nicht empfohlen.

Nicht empfehlenswerte Verkehrsberuhigungsmaßnahme durch Farbgebung

92 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Eine weitere Möglichkeit ist die gestalterische Aufwertung in diesem Bereich durch Baumpflanzungen (Baumtor), die das Lichtraumprofil einengen und dadurch zur Geschwindigkeitsreduzierung beitragen. Darüber hinaus könnte durch Verlegung der Gossen und Pflasterung der Ortseingang markiert werden.

Planung: Verkehrsberuhigung Einmündungsbereich „Hauptstraße“ / „Bruchweg“ Blick aus Arnum kommend

5b - Umgestaltung Einmündung „Hauptstraße“ / „Heifeld“ In dem sehr unübersichtlichen Bereich „Hauptstraße“ / „Heifeld“ soll für Fuß- gänger und insbesondere für Reiter des nahe gelegenen Reiterhofes eine sichere Querungssituation entstehen.

Geplant ist in diesem Bereich ebenfalls eine Fahrbahneinengung analog zu 5a oder nur die Erstellung einer Querungshilfe, um ein sicheres Überqueren der Landesstraße in Richtung „Ohlendorfer Holz“ zu ermöglichen.

93 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Einmündungsbereich „Hauptstraße“ / „Heifeld“

Die Ausführungen der Maßnahmen 5a und 5b müssen im Detail mit der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr abgestimmt werden. Da noch keine Vermessung vorgenommen wurde, ist insbesondere zu prüfen, ob genügend Platz für das Pflanzen von Bäumen vorhanden ist.

94 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

5.1.6. Renaturierung der „Arnumer Landwehr“

Siedlungsgeschichtlich betrachtet, lässt sich heute wohl nicht mehr mit Sicher- heit bestimmen, welche Rolle die „Arnumer Landwehr“ für die ersten Siedler der Gegend bei der Entscheidung spielte, sich im Gebiet des heutigen Ohlendorfs nieder zu lassen.

Grundsätzlich war die (respektvolle) Nähe zum Wasser oder die günstige Lage an Verkehrswegen oftmals entscheidend für die Gründung einer Siedlung. Der ursprüngliche Verlauf der „Arnumer Landwehr“ lässt sich auf den historischen Karten gut nachvollziehen. Immer schon bildete dieses Gewässer die Sied- lungsbegrenzung bzw. natürliche Südgrenze Ohlendorfs. In der Natur der Sache liegend, tritt der Gewässerverlauf nur indirekt, vermittelt durch die das Gewässer begleitenden Grünstrukturen, in Erscheinung.

Die heute stark begradigte, naturfern ausgebaute „Arnumer Landwehr“ sollte entsprechend den Empfehlungen des Landschaftsplans Hemmingen (vgl. Punkt 3.3 Landschaftsplan) in ihrem Verlauf von Hiddestorf im Westen bis zur Brücke am Wulkopf-Hof renaturiert werden. In ihrem weiteren Verlauf sind bereits Ausgleichs- bzw. Renaturierungsmaßnahmen im Zuge der Umsetzung der

Ortsumgehung Hemmingen (B3 neu) vorgesehen, so dass, zusammen mit der im Rahmen dieser Dorferneuerung vorgeschlagenen Maßnahme, das Land- schaftsbild südlich von Ohlendorf komplettiert würde. (vgl. auch Punkt 3.6 Landschaftspflegerischer Begleitplan).

Die Landwehr könnte damit im Bereich Ohlendorfs in einen naturnahen und damit im übrigen auch historisch angemessenen Zustand versetzt werden (vgl. Reinkarte von 1876), mit einem ähnlichen Erscheinungsbild, wie es vielleicht einmal die „Urohlendorfer“ vorfanden, als sie sich entschlossen, hier ortsan- sässig zu werden.

Begradigte „Arnumer Landwehr“

95 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Beispiele einer Gewässerrenaturierung

Die geplante Gewässerrenaturierungsmaßnahme der „Arnumer Landwehr“ wird im Vorfeld der Ausführungsplanung mit dem Team Gewässerschutz – West der Region Hannover (Team 36.10) abgestimmt, da hierfür eine Genehmigung nach § 128 Niedersächsisches Wassergesetz (NWG) erforderlich ist.

Darüber hinaus wird die Planung vom Unterhaltungsverband 52 „Mittlere Leine“ ausdrücklich begrüßt. Die zwei Randbedingungen, die der Unterhaltungsverband jedoch bei der Planung des „Mehrgenerationenplatzes“ fordert: Zugang zum Gewässer zwecks Unterhaltungsarbeiten und Freihaltung eines 6 m breiten Randstreifens werden bei der Ausführungsplanung berücksichtigt. Die Renaturierungsmaßnahme der „Arnumer Landwehr“ sowie die Planung zum „Mehrgenerationenplatz“ werden frühzeitig mit dem Unterhaltungsverband abgestimmt.

96 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

5.1.7 Siedlungsentwicklung (nicht förderfähig)

Bei der Frage nach einer weiteren baulichen Entwicklung Ohlendorfs, sollte die vorhandene gewachsene Siedlungsstruktur, auch wenn sie sich nicht unmittel- bar aus der subjektiven Perspektive erschließt, als Richtschnur und Maßstab dienen, damit nicht aus kurzfristigen Überlegungen siedlungsstrukturelle Fremdkörper an den gewachsenen Ort angehängt werden. Beispielsweise ist es aus städtebaulicher Sicht sinnvoll, ein baustrukturelles Zusammenwachsen der Ortsteile Ohlendorf und Hiddestorf zu vermeiden, um die Identitäten der beiden Ortseile nicht zu verwischen. Städtebaulich scheint es ratsamer, die vorgefundenen Strukturen sinngemäß weiterzuführen bzw. abschließend zu arrondieren, als beispielsweise das Orts- bild mit den historischen Hofanlagen oder die optische Eigenständigkeit Ohlen- dorfs zu beeinträchtigen. Im Zuge einer weiteren Siedlungsentwicklung sollten die „gemischten Bauflä- chen (M)“ südlich der neuen landwirtschaftlichen Halle am „Heifeld“ im Flächennutzungsplan der Stadt Hemmingen zurückgenommen werden. Vgl. hierzu auch die Aussagen unter Punkt 3.3. Landschaftsplan Hemmingen: „Beeinträchtigungen ergeben sich hier vor allem durch die Nähe zu der für den Arten- und Biotopschutz wertvollen Streuobstwiesen sowie durch Veränderung des von Einzelgehöften geprägten Ortsbildes.“ Zwar wird im Landschaftsplan von 1995 ein Ausgleich von Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes in diesem Bereich grundsätzlich noch für möglich gehalten, doch vor dem Hintergrund der Errichtung der großen landwirtschaftli- chen Halle an dieser Stelle, sollte die baulichen Entwicklung, mit Rücksicht auf das Ortsbild in diesem überaus sensiblen Bereich, nunmehr als abgeschlossen betrachtet werden. Im Rahmen der Eigenentwicklung (vgl. Punkt 3.1 Raumordnung und Landes- planung) könnten noch ca. 5.600 m2 für Wohnbauflächen und/oder gemischte Bauflächen in Ohlendorf einer baulichen Nutzung zugeführt werden. Bei Bedarf sollten aber zunächst die vorhandenen Baulücken zu diesem Zweck herangezogen werden (vgl. Karte: Siedlungsentwicklung). Für einen etwaigen darüber hinaus gehenden Bedarf an Wohnbauflächen wird im Rahmen einer behutsamen bauliche Entwicklung Ohlendorfs, statt der im F- Plan dargestellten neuen Siedlungsflächen, eine Fläche nordöstlich des „Bruchweges“ vorgeschlagen (vgl. Karte: Siedlungsentwicklung). Unter der Vorrausetzung, dass die vorhandene Weißdornhecke zur Erhaltung festgesetzt wird und lediglich für zwei Zufahrten (Privatwege) einer max. Breite von 3,5 m unterbrochen wird, würde das Ortsbild nicht wesentlich beeinträch- tigt. Auch Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes lassen sich am östlichen Ortsrand durch eine großzügige (ergänzende) Bepflanzung im Bereich zwischen Eschenwäldchen im Norden und Privatpark im Süden nahezu vollständig vermeiden.

97 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

5.2 Private Maßnahmen

Im Rahmen der allgemeinen Bestandsaufnahme und Bewertung stellte sich auch die Notwendigkeit privater Maßnahmen heraus. Eines der wichtigsten Ziele der Dorferneuerung ist der Erhalt und die orttypische Instandsetzung der ortsbildprägenden Gebäude eines Dorfes.

Nach Genehmigung des Dorferneuerungsplanes durch die GLL, Amt für Land- entwicklung kann eine Förderung privater Maßnahmen bei Gebäuden, die vor 1945 errichtet wurden beantragt werden. Zunächst ist jede Maßnahme jedoch fachlich zu beurteilen, ein Kostenangebot einzuholen und den genehmigten Investitionsbeginn durch die GLL abzuwarten, bevor mit privaten Maßnahmen begonnen werden kann. Lediglich wenn Gefahr in Verzug ist (z.B. Sturmscha- den) besteht die Möglichkeit eines vorzeitigen Investitionsbeginns. Das Antragsverfahren ist trotzdem vorab durchzuführen; die Genehmigung ist abzuwarten. Folgende Maßnahmen sind an ortsbildprägender Bausubstanz im Rahmen der Dorferneuerung grundsätzlich förderfähig: - Erneuerung der Dacheindeckung mit örtsüblichen roten Tondachziegeln oder S-förmig roten Betondachsteinen (Betondachsteine nur bei landwirt- schaftlichen Nebengebäuden mit großen Dachflächen), - Maßnahmen zur ortstypischen Fassadensanierung (z.B. Instandsetzung von Fachwerk oder Sichtmauerwerk, Freilegung von Fassaden, die mit untypi- schen Materialien verhängt sind, Sanierung von Sockelmauerwerk etc.), - Erneuerung von Türen, Toren, Fenstern und Garagentoren, sofern ortsübli- che Formen und Materialien verwendet werden, Ersatz von Glasbausteinen durch Fenster, dabei keine Verwendung von Aluminium, Kunststoff oder Tropenhölzern, - Maßnahmen zur dorfgerechten Gebäudegestaltung bei Umnutzung ortsbild- prägender Bausubstanz, - Instandsetzen oder Herstellen ortsüblicher Einfriedungen (senkrechte Holz- lattenzäune sowie Ziegelmauern), - Dorfgerechte Gestaltung von Hofflächen und Zufahrten landwirtschaftlicher Betriebe. Grundsätzlich wird - auch für nicht förderfähige Gebäude - empfohlen, bei Um- baumaßnahmen, Errichtung von Garagen / Carports oder abgängigen Bautei- len, dorftypische Materialien wie z.B. rote Dachziegel für Dachneueindeckungen zu verwenden. Beim Austausch von Fenstern sollten nur Holzfenster mit einer dem Baukörper angemessenen Teilung eingebaut werden. Für die Erneuerung der Einfriedungen werden senkrechte Holzlattenzäune, rote Ziegelmauern sowie Heckenanpflanzungen empfohlen. Auf Nadelgehölzanpflanzungen sollte – da weder standortgerecht noch ortstypisch – verzichtet werden. Auch an die- ser Stelle soll noch einmal auf die Wichtigkeit der „Summe der Details“ bzw. von „Kleinstentscheidungen“ ausdrücklich hingewiesen werden. 98 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Foto 2008

Beispielmontage

99 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Foto 2008

Beispielmontage

100 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Foto 2008

Beispielmontage

101 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

5.2.1 Bepflanzungsmaßnahmen

„Aber die Garten-Center produzieren unaufhaltsam ihre Fließbandpflanzen weiter. Ihr Konservengrün von Bodendeckern. Eine Welt von Kunststoff- Pflanzen. Grüner Teer. Containerpflanzenhalden. Und das muss alles noch unter die Leute. Bataillone von Blaufichten stehen marschbereit. Im Angriff auf die letzten Reste des guten Geschmacks. Einheitsgrün für die letzten Dörfer, die noch wie Dörfer aussehen.“ (Wieland: 1990, S. 79)

Im Rahmen einer nachhaltigen Dorferneuerung ist bezüglich der Grün- und Freiflächenstruktur Ohlendorfs zunächst darauf zu achten, dass die vorhande- nen ortsbildprägenden Gehölze gepflegt und erhalten werden.

Weiterhin sollten vorhandene standortfremde Nadelgehölze in den Privatgärten durch standortheimische Laubgehölze ausgetauscht werden (vgl. Anhang: 2. Liste der heimischen Gehölze, Region Hannover und Empfehlungen für robuste Obstsorten).

Zusätzliche Anpflanzungen auf den Privatgrundstücken können darüber hinaus wesentlich zur Verbesserung der Grün- und Freiflächenstruktur beitragen. Diese Maßnahmen beinhalten keine großen Kosten, haben jedoch eine große positive Wirkung auf das Orts- und Landschaftsbild. Insbesondere durch Eingrünungs- bzw. Berankungsmaßnahmen dorfuntypi- scher Bausubstanz können – unter Vermeidung kostenintensiver Umbaumaß- nahmen - positive Ergebnisse erzielt werden. Als Beispiel kann in Ohlendorf die Halle an der Grünschnittannahmestelle genannt werden. Der Eigentümer der Halle hat vor Jahren mit Bepflanzungsmaßnahmen begonnen, die im Laufe der Zeit ihre positive Wirkung entwickelt haben (vgl. nächste Seite). Diese Maßnahme könnte auch für die Feldhalle nördlich der Landesstraße oder die im denkmalpflegerischen Interessenbereich in neuerer Zeit entstandenen landwirtschaftlichen Hallen als positives Beispiel dienen.

Darüber hinaus wurde festgestellt, dass einige Obstwiesen in den Gärten Ohlendorfs in den letzten Jahren durch abgängige Obstgehölze einen Teil ihres ursprünglichen Charakters eingebüßt haben. Durch Nachpflanzungen sollte das typische, unverwechselbare Ortsbild Ohlendorfs langfristig bewahrt werden. Für das Anpflanzen von Obstgehölzen zur langfristigen Sicherung der Obst- wiesen sowie auch als Empfehlung für die Bepflanzung der Privatgärten sind die im Anhang aufgeführten robusten Obstsorten geeignet.

Für den Austausch bzw. Neuanpflanzungen von heimischen Gehölzen werden von der Region Hannover, Fachbereich Umwelt Empfehlungen gegeben, die im Anhang aufgeführt sind.

102 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Grünschnittannahmestelle Sommer 2001

Grünschnittannahmestelle Sommer 2008

103 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

6. Realisierung der Dorferneuerung

6.1 Kostenschätzung der öffentlichen Maßnahmen

In der nachfolgenden Tabelle werden alle unter Punkt 5.1 geplanten förderfähigen öffentlichen Maßnahmen aufgeführt.

Die überschlägig geschätzten Kosten sind Nettopreise und sind als Richtwert zu verstehen.

Bei Planungskosten zur Umsetzung der geplanten Maßnahmen wurden nur die Leistungsphasen 5-8 der Verordnung über die Honorare für Leistungen der Architekten und der Ingenieure (HOAI) berücksichtigt.

5.1.1 Bushaltestellen mit Querungshilfe ca. 50.000∗ € 5.1.2 Straßenraumgestaltung innerorts inkl. Bepflanzung ca. 450.000 € und Straßenbeleuchtung 5.1.3 Mehrgenerationenplatz mit Backhaus inkl. ca. 200.000∗ € Bepflanzung und Grunderwerb 5.1.4 Ortsgestaltung insgesamt ca. 90.000 € 4a Umgestaltung zentraler Bereich „Heifeld/Sohlkamp“ 4b Restaurierung alte Waage 4c Sanierung Mausoleum 4d Revitalisierung der alten Brunnen 4e Schilder an den Baudenkmalen und Zeitzeugnissen i.V.m. den v.g. Maßnahmen 4f Wiederherstellung von Streuobstwiesen 5.1.5 Verkehrsberuhigung Landesstraße insgesamt ca. 20.000 € 5a Einmündungsbereich „Hauptstraße“ / „Bruchweg“ 5b Einmündungsbereich „Hauptstraße“ / „Heifeld“ 5.1.6 Renaturierung der „Arnumer Landwehr“ ca. 150.000 €

Im Bereich der öffentlichen Maßnahmen ist demnach für Ohlendorf ein Investitionsbedarf von ca. 1.000.000 € zu erwarten. Eine 50%ige, der ZILE-Richtlinie entsprechende Regelförderung, angenommen, besteht somit ein Zuwendungsbedarf von ca. 500.000 € (50%).

∗ Der Kostenansatz wurde im Rahmen der Festlegung des Förderrahmens modifiziert.

104 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Entsprechend der Dringlichkeit und Bedeutung für die integrierte Dorfentwick- lung sollten die geplanten Maßnahmen innerhalb des Förderzeitraumes entsprechend der nachfolgenden Priorität umgesetzt werden: kurzfristig (1), mittelfristig (2), langfristig (3).

• Bushaltestellen mit Querungshilfe (1) • Straßenraumgestaltung innerorts (1) • Mehrgenerationenplatz mit Backhaus (2) • Ortsgestaltung - Umgestaltung zentraler Bereich „Heifeld / Sohlkamp“ (2) - Restaurierung alte Waage (2) - Sanierung Mausoleum (2) - Revitalisierung der alten Brunnen (2) - Schilder an Baudenkmalen und Zeitzeugnissen (2) - Wiederherstellung der Streuobstwiesen (2) - Ortsgestaltungssatzung (nicht förderfähig) (3) • Verkehrsberuhigung Landesstraße - Umgestaltung Einmündung „Bruchweg“ (3) - Umgestaltung Einmündung „Heifeld“ (3) • Renaturierung der „Arnumer Landwehr“ (3) • Siedlungsentwicklung (nicht förderfähig) (3)

6.2 Kostenschätzung der privaten Maßnahmen

Der Bedarf an privaten Maßnahmen lässt sich nur ungenau einschätzen, da weder die Investitionsbereitschaft noch die Finanzierungsmöglichkeiten der Ohlendorfer Hauseigentümer bekannt sind.

Legt man die vor 1945 in Ohlendorf entstandenen förderfähigen Gebäude zugrunde, sind bei ca. 30 Altbausubstanzen der ZIELE-Richtlinie entsprechend förderungswürdige, gebäudeerhaltende bzw. gestaltverbessernde Maßnahmen möglich.

Bei einem geschätzten Mittelwert von ca. 15.000 € Kostenvolumen je Gebäude, lässt sich der Investitionsbedarf hochrechnen: Im privaten Bereich ist demnach ein Investitionsbedarf von ca. 450.000 € zu erwarten. Für private Pflanzmaßnahmen werden pauschal 30.000 € angesetzt.

Im Bereich der privaten Maßnahmen ist demnach für Ohlendorf ein Investitionsbedarf von ca. 480.000 € zu erwarten. Eine 30%ige, der ZILE-Richtlinie entsprechende Regelförderung, angenommen, besteht somit ein Zuwendungsbedarf von ca. 160.000 € (30%).

105 Dorferneuerungsplan Ohlendorf – Stadt Hemmingen

Literatur:

- Bezirksregierung Hannover (Hrsg.): Forstlicher Rahmenplan des ehemaligen Großraums Hannover, Hannover 1997. - Diverse (historische) Texte bzw. Mitteilungen der Teilnehmer des Arbeits- kreises „Dorferneuerung Ohlendorf“, Ohlendorf o. J. - Foedrowitz, Michael: Einmannbunker – Splitterschutzbauten und Brand- wachenstände, Stuttgart 2007. - Grube, Joachim: Lebensraum Dorf – Methoden, Inhalte und Ergebnisse der Dorferneuerung, Berlin 2006. - Gülle, Helge u. Thomas, Klaus: Dorferneuerung und Dorfentwicklung in Niedersachsen, Wiesbaden 1999. - Köhler, Horst: Stadt- und Dorferneuerung in der kommunalen Praxis / Sanierung – Entwicklung – Denkmalschutz – Baugestaltung, Berlin 1995. - Landwirtschaftskammer Hannover (Hrsg.): Agrarstrukturelle Entwicklungs- planung Hemmingen / Leineterrassen, Hannover 2000. - Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE) (RdErl. d. ML v. 10.06.2007 – 306 – 60119/3 – VORIS 78350). - Möller, Hans-Herbert (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutsch- land, Baudenkmale in Niedersachsen, Band 13.1 Landkreis Hannover, Braunschweig/ Wiesbaden 1988. - Planungsbüro Wirz: Landschaftspflegerischer Begleitplan (LBP B3) Orts- umgehung Hemmingen –Westerfeld und Arnum, Hannover 1999. - Region Hannover: Regionales Raumordnungsprogramm 2005 (RROP), 2006. - SCHMAL + RATZBOR Ingenieurbüro für Landespflege und Umweltplanung: Landschaftsplan HEMMINGEN, Hannover 1995. - Stadt Hemmingen: Flächennutzungsplan, Hemmingen 1996. - Wappenbuch des Landkreises Hannover, Hannover 1985. - Wieland, Dieter: Bauen und Bewahren auf dem Lande, Deutsches National- komitee für Denkmalschutz (Hrsg.), Bonn 1984. - Wieland, Dieter u.a. (Hrsg.): Grün kaputt – Landschaft und Gärten der Deutschen, München 1984.

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