Stadt Göppingen Sozialplanung für Senioren

Gut Wohnen und Leben im Alter

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 3 1.1. Demografische Entwicklung und kommunaler Planungsbedarf 5 1.2. Instrument Sozialplanung 5 2. Demografische Entwicklung 7 2.1. Allgemein 9 2.2. Baden-Württemberg 11 2.3. Landkreis Göppingen 13 2.4. Stadt Göppingen 14 2.5. Bevölkerung in den Stadtteilen 18 3. Altersbilder 21 4. Alter und Armut 25 4.1. Armutsdefinition 27 4.2. Alt, arm, weiblich? 28 5. Alter und Migration 31 5.1. Allgemein 33 5.2. Ruhestand und Alterssicherung 33 5.3. Gesundheitssituation von Migranten 34 5.4. Pflegebedürftigkeit und Migranten 35 6. Hilfe- und Pflegebedarf im Alter 37 6.1. Pflegestatistik 39 6.2. Versorgungssituation heute 40 6.3. Prognose 41 6.4. Gesetzliche Pflegeversicherung, Elftes Sozialgesetzbuch 43 6.5. Hilfe zur Pflege 50 6.6. Ambulante Pflege 52 6.7. Teilstationäre Pflege 54 6.8. Vollstationäre Pflege 55 6.9. Palliative Pflege und Hospiz 57 7. Hilfe und Pflegebedarf in Göppingen 65 7.1. Das Pflegemonitoring - Methodische Hinweise 67 7.2. Auswertung Erhebung zum Versorgungsangebot in der Häuslichkeit 69 7.3. Kultursensible Pflege 72 7.4. Auswertung Pflegemonitoring Stationär 76

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8. Gerontopsychiatrische Erkrankungen des Alters 91 8.1. Depression 93 8.2. Demenz 94 8.3. Demenzkampagne Oktober 2010 - September 2011 97 8.4. Netzwerk Demenz Göppingen 99 9. Gesundheitsförderung 105 10. Wohnen im Alter 109 10.1. Allgemein 111 10.2. Besondere Wohnformen im Alter 113 11. Soziale Teilhabe 117 11.1. Soziale Teilhabe als Form der kommunalen Daseinsvorsorge 119 11.2. Bürgerhaus Göppingen 119 11.3. Städtische Beratungsstelle für Senioren 120 11.4. Städtische Angebote für Senioren 120 11.5. Kooperationen der Beratungsstelle für Senioren 122 12. Bürgerbeteiligung 125 12.1. Kriterien für die Auswahl des Stadtbezirks 127 12.2. Methode Zukunftswerkstatt 128 12.3. Expertenrunde 136 12.4. Lenkungsgruppe 137 12.5. Ergebnisse 137 13. Handlungsoptionen 141 13.1. Präventive Information für Senioren 143 13.2. Netzwerk Demenz Stadt Göppingen 145 13.3. Kommunale Gesundheitsförderung 146 13.4. Informationsbroschüre 146 13.5. Kultursensible Altenhilfe 146 13.6. Ausbau des Ehrenamtlichen Engagements Älterer 146 13.7. Sozialplanung in den Stadtbezirken 147 14. Literaturverzeichnis 149 15. Anhang 155 15.1. Programm Gesundheitstag Bartenbach 157 15.2. Konzeption Netzwerk Demenz, Göppingen 159 15.3. Flyer Schulungsreihe für Patinnen und Paten 161

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1. Einleitung

„Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf sie vorbereitet zu sein.“

Perikles

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1.1. Demografische Entwicklung und kommunaler Planungsbedarf

Sinkende Geburtenzahlen und die Zunahme des Anteils älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung bei allgemeinem Bevölkerungsrückgang beschreiben die Eckpunkte des demografischen Wandels. Hintergrund sind das Aufrücken geburtenstarker Jahrgänge ins Rentenalter, die steigende Lebenserwartung und der Rückgang der Fertilität.

Die demografische Entwicklung in der Stadt Göppingen entspricht in weiten Teilen der des Landkreises und des gesamten Landes Baden-Württemberg. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts hat für Baden-Württemberg in demografischer Hinsicht ein historisch neuer Zeitabschnitt begonnen. Erstmals seit Bestehen des Landes lebten hier zum Jahresende 2000 mehr ältere als jüngere Menschen.

Parallel zu dieser Entwicklung verändern sich auch die Sozialstrukturen: Traditionelle familiäre Bindungen lösen sich tendenziell weiter auf. Weitere Merkmale sind eine Individualisierung der Gesellschaft und eine Pluralisierung der Lebensformen. Andererseits sind viele ältere Menschen heute so gesund, kompetent und engagiert wie nie zuvor. Dieses Potenzial gilt es auch im Sinne einer verstärkten Partizipation beispielsweise an Planungsprozessen zu aktivieren und zu nutzen.

Sozialplanung für Senioren bezieht sich auf die Lebensbedingungen und Lebenschancen der älter werdenden und älteren Menschen im Zusammenhang gesellschaftlicher Veränderungen. Die kommunale Seniorenpolitik muss in diesem Kontext Maßnahmen entwickeln, die sich spezifisch an die ältere Bevölkerung richten.

Diese grundlegenden Veränderungen stellen auch die Kommunen vor große Herausforderungen. Die Neuausrichtung der kommunalen Seniorenpolitik stellt gleichzeitig eine Entwicklungschance für die ganze Stadt dar.

1.2. Instrument Sozialplanung

Ziel ist eine Demografie sensible Kommunalpolitik und dadurch eine langfristige Sicherung der Lebensqualität in Kommunen. Sie sollte dabei kleinräumig orientiert sein und sich an den jeweiligen Problemstellungen der Menschen in den Kommunen ausrichten. Sozialplanung für Senioren schafft mehr seniorenpolitische Transparenz, indem sie Problemstellungen deutlich macht und sensibilisiert. Sie soll Ziele formulieren und Strategien und Konzepte entwickeln sowie vorhandene Ressourcen einbinden.

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2. Demografische Entwicklung

Daten, Zahlen, Fakten

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2.1. Allgemein

Demografie ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der statistischen und theoretischen Entwicklung von Bevölkerungen befasst.

In Deutschland kam mit der politischen Debatte um die Aufrechterhaltung der Sozialversicherungen das Thema demografischer Entwicklung auf.

Bereits 1987 nannte Ursula Lehr (sie hatte zu diesem Zeitpunkt den ersten deutschen Lehrstuhl für Gerontologie in Heidelberg inne), 16 demografische Faktoren:

1. Zunahme der Lebenserwartung 2. mit dem Alter zunehmende Differenz der Anzahl Männer – Frauen 3. wachsender Anteil älterer Menschen 4. wachsender Anteil Hochbetagter und Über - 100 - Jähriger (Hochaltrigkeit, alte Alte) 5. zunehmende Differenzierung der Alten in verschiedene Lebens- und Verhaltensformen 6. Entwicklung zu einer alters - egalitären Gesellschaft 7. veränderte Relation der Altersgruppen 8. Rückgang der Drei-Generationenhaushalte, Zunahme Ein-Generationen- Haushalte 9. Singularisierung 10. Zunahme der Vier- und Fünf-Generationenfamilien 11. Veränderungen im Lebenszyklus 12. Verkürzung der Familienphase 13. Zunahme Rentnerkurorte 14. Zunahme von Pflegebedürftigkeit, Abnahme des Potenzials an häuslichen Pflegepersonen 15. Zunahme alt werdender Behinderter 16. Zunahme alt werdender ausländischer Bürger

Deutschland hat bis circa 1970 den sog. typischen demografischen Übergang erlebt. Danach setzte der „Demografische Wandel“ ein.

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Weltweit zeigt sich in den Industriestaaten der demografische Wandel. Während in Afrika nur ca. 4% der Bevölkerung über 64 Jahre alt sind, leben in den Industriestaaten mehr als 16% der Gesamtbevölkerung die älter als 64 Jahre sind.

In Europa werden nach Prognosen der Vereinten Nationen im Jahr 2050 etwa 40 Millionen Menschen weniger wohnen als heute.

Die Veränderung der Altersstruktur ist auch hier in Europa von großer Bedeutung.

Der Anteil der Bevölkerung, die 65 Jahre und älter waren, lag 1950 bei 8,2%, 2010 bei 16,2%. Die Prognosen für das Jahr 2050 gehen von 26,9% aus. Das bedeutet, jeder vierte Europäer wird 65 Jahre oder älter sein.

Waren 1950 nur etwa 8.000 Menschen in Europa 100 Jahre oder älter, wird für das Jahr 2050 mit insgesamt 760.000 Menschen gerechnet.

Das Durchschnittsalter in Europa ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen:

1950 29,7 Jahre

2010 40,1 Jahre

2050 45,7 Jahre

(Prognose UN / DESA)

Während in den Staaten der Europäischen Union die Personen im erwerbsfähigen Alter von 67,1% auf 57,1% im Jahr 2050 zurückgehen, wird der Anteil der älteren Menschen von 2010 15,5% auf 2050 28,8% ansteigen.

Der demografische Alterungsprozess findet ähnlich im gesamten Bundesgebiet statt, jedoch gibt es regionale Unterschiede.

Der Prozess der demografischen Alterung wird bedingt durch:

• Fertilität (Geburtsgeschehen): gleichbleibend niedriges Niveau • Mortalität (Sterbegeschehen): verlagert sich zunehmend ins höhere Lebens-alter; Lebenserwartung steigt • Migration (Wanderungsbewegungen)

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2.2. Baden-Württemberg

Ende des Jahres 2000 gab es in Baden-Württemberg erstmals mehr ältere Menschen als unter 20-Jährige

Bis zum Jahr 2050 wird der Anteil der unter 20-Jährigen auf etwa 15% sinken, der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung auf 47% zurückgehen.

Der Anteil der Älteren wird dagegen auf ca. 39% ansteigen.

Das Durchschnittsalter in Baden-Württemberg hat sich von 34,3 Jahre im Jahr 1950 auf 42,8 Jahren im Jahr 2010 schon deutlich nach oben verschoben. Im Jahr 2050 rechnet das Statistische Landesamt mit einem Durchschnittsalter von 49,8 Jahren.

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Land Baden-Württemberg, Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Bevölkerungvorausrechnung mit Wanderungen bis 2030 nach 5 Altersgruppen*)

Jahr Insgesamt Davon im Alter von bis unter ... Jahren unter 20 20 - 40 40 - 60 60 - 85 85 und mehr *) Für Gemeinden mit 5.000 und mehr Einwohnern. 20081) 10749506 2196778 2690322 3261448 2366317 234641 2009 10754038 2166265 2653489 3292076 2396695 245513 2010 10744789 2130308 2630945 3306795 2419900 256841 2011 10734519 2097966 2610752 3318352 2441809 265640 2012 10728058 2068727 2601621 3317134 2466626 273950 2013 10719970 2040895 2601883 3306609 2486702 283881 2014 10710978 2016825 2598356 3291858 2510779 293160 2015 10701096 1993931 2596193 3271274 2536542 303156 2016 10689980 1969171 2593861 3246720 2570427 309801 2017 10677021 1942932 2593739 3219054 2606694 314602 2018 10662064 1920916 2589649 3188219 2644890 318390 2019 10644428 1901448 2581129 3153378 2680012 328461 2020 10625379 1883415 2566367 3117538 2715662 342397 2021 10605221 1869687 2548418 3076632 2752869 357615 2022 10584558 1857767 2529197 3033555 2790852 373187 2023 10562383 1846871 2510566 2984702 2828521 391723 2024 10539193 1836091 2492214 2934121 2864541 412226 2025 10514459 1826837 2472354 2886174 2897620 431474 2026 10488660 1818322 2449769 2840256 2935316 444997 2027 10461539 1808545 2428299 2797785 2980970 445940 2028 10433309 1798734 2404766 2760391 3022645 446773 2029 10403628 1788831 2381884 2728588 3057989 446336 2030 10373552 1778689 2358078 2706281 3096593 433911

In verschiedenen Bereichen wird der demografische Wandel tiefgreifende Konsequenzen haben so beispielsweise im Bereich

• der Kinderbetreuung und der Schülerzahlen • der Erwerbsbevölkerung • der Sozialversicherung • des Gesundheitswesens • der Pflegebedürftigkeit und Pflegekräfte

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2.3. Landkreis Göppingen

Die Altersstruktur in der Bevölkerung wird sich auch hier bis zum Jahr 2030 deutlich verschieben.

Landkreis Göppingen, Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Bevölkerungvorausrechnung mit Wanderungen bis 2030 nach 5 Altersgruppen*)

Jahr Insgesamt Davon im Alter von bis unter ... Jahren unter 20 20 - 40 40 - 60 60 - 85 85 und mehr *) Für Gemeinden mit 5.000 und mehr Einwohnern. 20081) 254833 52981 60183 76300 59344 6025 2009 254735 52192 59285 77058 60019 6181 2010 254131 51230 58811 77404 60319 6367 2011 253450 50351 58351 77608 60566 6574 2012 252987 49475 58248 77547 61053 6664 2013 252468 48672 58277 77333 61369 6817 2014 251917 48031 58219 76913 61760 6994 2015 251385 47470 58120 76349 62209 7237 2016 250809 46842 58050 75685 62855 7377 2017 250250 46190 58067 75020 63531 7442 2018 249611 45637 57956 74221 64272 7525 2019 248943 45120 57771 73353 64940 7759 2020 248232 44666 57376 72492 65634 8064

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2021 247525 44301 56930 71506 66370 8418 2022 246835 44042 56470 70475 67090 8758

2023 246151 43797 55971 69331 67813 9239 2024 245332 43516 55502 68180 68426 9708

2025 244615 43328 55021 67097 68985 10184 2026 243841 43133 54488 65980 69800 10440 2027 243049 42929 53925 64947 70782 10466 2028 242226 42711 53373 64016 71661 10465 2029 241443 42482 52847 63213 72386 10515

2030 240558 42215 52291 62660 73214 10178

2.4. Stadt Göppingen

Die aktuellen Zahlen für die Stadt Göppingen:

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Göppingen ist seit 1956 große Kreisstadt und hat 55.599 Einwohner (Stand 30.06.2013). Sie ist die größte Stadt im Landkreis Göppingen.

Die Bevölkerungszahlen in den Innenstadtbereichen (Kernstadt, Nordweststadt, Südweststadt, Nordoststadt, Südoststadt, Nordstadt) sind ähnlich. Die Nordstadt und die Nordweststadt weisen eine erhöhte Zahl von Seniorinnen und Senioren im Alter von 60 - 79 Jahren auf. Der Seniorenquotient liegt in diesen Stadtteilen bei 60% bzw. 65%. Im Sektor der Hochbetagten (80 Jahre und älter) sind die Zahlen in der Kernstadt am Höchsten. Hier sind jedoch auch drei große Pflegeheime räumlich angesiedelt.

Die Stadt Göppingen hat im letzten Jahrzehnt eine weitgehend stabile Bevölkerungsentwicklung erlebt. Göppingen ist Wirtschaftsstandort und bietet eine hohe Anzahl qualifizierter Arbeitsplätze, was sich in der niedrigen Arbeitslosenquote zeigt. Göppingen als regionales Zentrum bietet eine gute Infrastruktur in den zentralen Lagen. Die Versorgung mit Ärzten, Fachärzten, Apotheken und Therapeuten ist in der Kernstadt durch eine hohe Dichte gekennzeichnet. Die Einkaufsmöglichkeiten im Stadtzentrum mit mehreren Bäckereien, Metzgereien, Drogeriemärkten und zwei Supermärkten sind vorhanden. Im Dienstleistungssektor sind Banken, Friseure und Bekleidungsgeschäfte ebenfalls in der Kernstadt (Fußgängerzone) vorhanden.

Mit der Alb--Klink Göppingen und dem Fachkrankenhaus Christophsbad Göppingen GmbH sind zwei Kliniken mit diversen Fachabteilungen vor Ort, die die Gesundheitsversorgung und die Notfallversorgung der Bürgerinnen und Bürger gewährleisten.

Die Bevölkerungsentwicklung wird in den nächsten Jahren analog zu der Entwicklung im Land und im Bundesgebiet zurückgehen. Der Anteil älterer Menschen wird gleichzeitig zunehmen. Vor allem im Sektor der hochaltrigen Menschen (80 Jahre und älter) wird ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen sein.

Durch die damit einhergehende Singularisierung und der dadurch bedingten Verringerung der Haushaltsgrößen wird der Trend zum innenstadtnahen Wohnen in fußläufiger Erreichbarkeit von vor allem medizinischer Infrastruktur (Ärzte, Fachärzte, Apotheken, Therapeuten) und Einkaufsmöglichkeiten anhalten.

Vorrangiges Ziel muss sein, wirtschaftliches Potenzial zu nutzen sowie Lebensqualität und Daseinsvorsorge der Bevölkerung langfristig zu sichern.

Dazu gehört für die ältere Generation vor allem bezahlbarer barrierefreier Wohnraum, um möglichst lange in der eigenen Häuslichkeit zu bleiben. Auch ambulante Dienste sowohl im Vor- und Umfeld von Pflege als auch ambulante Pflegedienste sind wichtig, um die Versorgung zu gewährleisten.

Gleichzeitig muss der Heterogenität des Alters Rechnung getragen werden: Die Bedürfnisse der „jungen Alten“ und der älter werdenden Migranten in Göppingen müssen beachtet werden. Generations- und kulturübergreifende Angebote und Aktionen können dazu beitragen ein generationenfreundliches Miteinander zu ermöglichen.

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Die vorhandenen Potenziale im Bereich des Bürgerschaftlichen Engagements in Vereinen und Verbänden sollen weiter gefördert werden. Sie werden im Hinblick auf die demografische Entwicklung weiter an Bedeutung gewinnen.

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2.5. Bevölkerung in den Stadtteilen

Die sieben Stadtbezirke Bartenbach, Bezgenriet, Faurndau, Hohenstaufen, Holzheim, Jebenhausen, Maitis nehmen drei Viertel der Gemarkungsfläche ein. Hier lebt circa die Hälfte der Einwohner Göppingens.

Die Altersstruktur in den einzelnen Bezirken ist ähnlich. In den Stadtbezirken Hohenstaufen und Manzen / Ursenwang sind die Anteile der Personen zwischen 60 – 79 Jahre etwas höher als in den restlichen Bezirken. Der Anteil der Hochaltrigen (80 Jahre und älter) ist sowohl in Bartenbach als auch in Manzen / Ursenwang erhöht. Als Grund können sicherlich die Einrichtungen der stationären Altenhilfe benannt werden.

Die Stadtteile haben teilweise urbanen Charakter, teilweise sind sie stark landwirtschaftlich geprägt.

Infrastruktur

Die Infrastruktur in den Stadtteilen ist sehr unterschiedlich: In den Stadtteilen Bezgenriet und Hohenstaufen sind nur noch Bäcker bzw. Getränkemarkt als Einkaufsmöglichkeiten vorhanden. In Bartenbach gibt es Bäcker, Metzger, Gärtner, der auch Gemüse verkauft und Getränkehändler sowie einen kleinen Laden innerhalb der Wilhelmshilfe e.V., der der gesamten Bevölkerung offen steht.

In Faurndau, Jebenhausen, Holzheim, Manzen / Ursenwang ist es gelungen einen Supermarkt zu erhalten bzw. in den letzten Jahren neu anzusiedeln. Die Versorgung für die ältere Bevölkerung ist hier fußläufig gewährleistet.

Ärzte und Apotheken

Insgesamt verfügt Göppingen über 17 Apotheken. In Bartenbach, Jebenhausen, Ursenwang und Holzheim sind je eine Apotheke vorhanden. Im Stadtbezirk Faurndau gibt es zwei Apotheken. Im restlichen Stadtbereich gibt es zehn Apotheken. Somit haben die Bürgerinnen und Bürger von Bezgenriet, Hohenstaufen, Maitis / Lenglingen keine Apotheken vor Ort.

Die Ärzteversorgung in der Kernstadt ist mit der derzeitigen Dichte von praktizierenden Ärzten für Allgemeinmedizin und dem Angebot an Fachärzten gut.

In Faurndau sind drei Praxen für Allgemeinmedizin sowie drei Zahnärzte vorhanden. In Jebenhausen gibt es eine Facharztpraxis für Allgemeinmedizin sowie eine zahnärztliche Gemeinschaftspraxis.

In Holzheim sind eine allgemeinmedizinische Arztpraxis sowie zwei Zahnarztpraxen vorhanden. In Manzen / Ursenwang sind ebenfalls zwei Arztpraxen vorhanden. In Bezgenriet ist eine allgemeinmedizinische Arztpraxis vorhanden, eine Zahnarztpraxis ist nicht vorhanden.

In den Bezirken Hohenstaufen, Maitis / Lenglingen sowie im Bereich Stauferpark sind weder Arztpraxen noch Zahnarztpraxen vorhanden.

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Bankfilialen In Bartenbach, Bezgenriet, Faurndau, Hohenstaufen, Holzheim, Jebenhausen sind jeweils Filialen der Kreissparkasse und Volksbank vorhanden. In Maitis gibt es eine Raiffeisenbank.

Postfilialen In Faurndau, Holzheim, Jebenhausen gibt es eine Postfiliale im Einzelhandel In Bartenbach, Bezgenriet, Hohenstaufen und Maitis gibt es keine Post oder Postfiliale mehr.

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3. Altersbilder

Die Mehrheit fühlt sich deutlich jünger

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Wann Alter beginnt ist nicht festgelegt. Alter ist ein Merkmal zur sozialen Unterscheidung und definiert sich aus Normen und Werten sowie individuellen und gesellschaftlichen Einstellungen.

Die Lebensphase „Alter“ ist so vielfältig wie alle anderen Lebensphasen auch.

Vielfach sind unsere heutigen Vorstellungen vom Alter geprägt durch die Wahrnehmung früherer Generationen.

Unser Bild vom Alter wird beeinflusst durch die Darstellung in den Medien (Werbung / Fernsehen / Printmedien / Internet), persönliche Kontakte zu älteren Menschen, dem Selbstbild Älterer, der öffentlichen Teilhabe sowie der Beschreibung älter Menschen in der Literatur.

Die oft mit dem Alter verbundenen negativen Altersbilder wie Starrsinn, Einsamkeit, körperlicher und geistiger Abbau stehen den positiven Eigenschaften wie Verlässlichkeit, Altersweisheit und wirtschaftliche Unabhängigkeit gegenüber.

Altersbilder wirken nicht nur individuell sondern auch gesellschaftlich und sind daher von großer Bedeutung.

Altersbilder sind jedoch auch einem Wandel unterworfen.

Die individuellen Altersbilder werden seit 1996 im Deutschen Alterssurvey (DEAS) regelmäßig ermittelt.

Es zeigt sich, dass diese Ansichten je nach befragter Altersgruppe variieren:

Jüngere verbinden mit dem Alter weniger Verluste als höhere Altersgruppen.

Auch gibt es Unterschiede hinsichtlich des Bildungsstands. Personen mit niedriger Bildung verbinden das Alter mit weit mehr körperlichen Verlusten als Personen mit höherer Bildung dies tun. Auch lassen sich in Befragungen regionale Unterscheide erkennen. Frauen und Männer haben jedoch dieselbe Vorstellung vom Älterwerden.

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Die Mehrheit der Senioren fühlt sich deutlich jünger als es ihrem Alter entspricht. Dies zeigt die Generali Altersstudie von 2013:

Auf kommunaler Ebene sind differenzierte Altersbilder wichtig. Sie beeinflussen die Umgangsweisen mit älteren Bürgerinnen und Bürgern, welche wiederum direkt oder indirekt in Vereinen, Verbänden, in der kommunalen Politik das aktuelle und zukünftige Städtebild prägen. Eine weitere enorme Bedeutung differenzierter Altersbilder ist das Wirken auf die Solidarität der Generationen.

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4. Alter und Armut

Alt, arm, weiblich?

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4.1. Armutsdefinition

Es gibt keine allgemein gültige Definition von Armut.

Nach Auskunft der Weltbank ist absolute oder extreme Armut gekennzeichnet durch ein Einkommen von etwa 1,25US Dollar pro Tag. Auf der Welt gibt es 1,2 Milliarden Menschen, die in diese Kategorie fallen.

Laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Entwicklungsausschuss der OECD (DAC) versteht man „unter Armut verschiedene Arten von Entbehrungen im Zusammenhang mit der Unfähigkeit, menschliche Grundbedürfnisse zu befriedigen. Zu diesen Bedürfnissen gehören vor allem der Konsum und die Sicherheit von Nahrungsmitteln, Gesundheitsversorgung, Bildung, Ausübung von Rechten, Mitsprache, Sicherheit und Würde sowie menschenwürdige Arbeit.“

„Als absolute Armut ist dabei ein Zustand definiert, in dem sich ein Mensch die Befriedigung seiner Grundbedürfnisse nicht leisten kann. Relative Armut beschreibt Armut im Verhältnis zum jeweiligen Umfeld eines Menschen.“

Die Dimensionen von Armut sind sehr vielschichtig.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH

Der 4. Armuts- und Reichtumsbericht 2013 der Bundesregierung sieht die Einkommens- und Vermögenssituation älterer Menschen als überdurchschnittlich gut an.

Zum Jahresende 2011 waren von den Leistungsberechtigten der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem SGB XII nur 2,6% über 65 Jahre und älter.

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Für die Bundesregierung ein Indiz, „dass Bedürftigkeit im Alter heute kein Problem darstellt.“

In der Praxis meldet die Bundesagentur für Arbeit in ihrer Statistik bundesweit einen Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen ab 65 Jahre im Jahr 2012 auf knapp 171.00 Menschen. Im selben Zeitraum waren 812.000 Minijobber, die älter als 65 Jahre waren, bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet. Quelle: Stern 11.06.2013

Armutsrisiken im Alter entstehen vor allem durch

• keine kontinuierliche Erwerbstätigkeit Familienzeiten, Pflege von Angehörigen, Arbeitslosigkeit • geringe private Vorsorge Personen mit niedriger Einkommenssituation können diese Lücke oft nicht schließen • Beschäftigung im Niedriglohnsektor Einkommen beträgt weniger als zwei Drittel des Medianlohns

Die Sozialwissenschaft geht davon aus, dass es in Zukunft einen Anstieg im Bereich der Armut im Alter geben wird,

• da das Rentenniveau für zukünftige Renten bereits abgesenkt wurde • Menschen heute oft keine durchgängige Erwerbsbiographie mehr haben • die Beschäftigung im Niedriglohnsektor nicht ausreicht, um entsprechend Vorsorge zu treffen

4.2. Alt, arm, weiblich?

Vor allem für Frauen erhöht sich dieses Risiko, obwohl die Beschäftigungsquote in den letzten Jahren angestiegen ist.

Frauen sind jedoch immer noch überwiegend in Teilzeit beschäftigt. Gleichzeitig sind es fast ausschließlich Frauen, die wegen Kinderbetreuung oder Pflege von Familienangehörigen ihre Berufstätigkeit unterbrechen oder ganz aufgeben bzw. aufgeben müssen.

Frauen verdienen weniger als Männer: Laut einer Studie von EUROSTAT verdienen Frauen im europäischen Mittel 23% weniger als Männer.

Durch Einführung des neuen Unterhaltsrechts 2008 wurde ein grundsätzlicher Versorgungsunterhalt ausgeschlossen. Es gilt jetzt die nacheheliche Eigenverantwortung. Anspruch auf Versorgungsunterhalt für die alleinerziehende Frau besteht, wenn ein gemeinsames Kind unter drei Jahren im Haushalt lebt und deshalb keine Berufstätigkeit möglich ist.

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Durch die höhere Lebenserwartung • leben Frauen im Alter meist alleine: die meist älteren Partner sind verstorben. • steigt die Wahrscheinlichkeit pflegebedürftig zu werden deutlich an. • leben die meisten Frauen im Alter in Ein-Personen-Haushalten und sind verwitwet oder geschieden. • und durch die gestiegene Scheidungsrate in den letzten Jahren werden zukünftig auch mehr Männer in Ein-Personen-Haushalten leben. Derzeit ist es aber noch so, dass Männer auch im höheren Lebensalter zu einer weiteren Ehe tendieren (Versorgungsehe).

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5. Alter und Migration

„Wir riefen Arbeitskräfte, aber es kamen Menschen.“ Max Frisch

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5.1. Allgemein

Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund betrug 2011 laut Destatis 19,5% der Gesamtbevölkerung.

Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist im Schnitt jünger als die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Im Jahr 2010 waren 9,4%, d.h. 1,5 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund 65 Jahre und älter. Zum Vergleich: 23% der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund waren in derselben Alterskohorte.

Nur wenige der älteren Migranten haben Rückkehrabsichten, vor allem familiäre Gründe bewegen sie in Deutschland zu verbleiben.

Die Gruppe der älteren Migranten ist heterogen: Sie unterscheiden sich dadurch, dass sie zu unterschiedlichen Zeiten, aus unterschiedlichen Ländern, aus unterschiedlichen Gründen nach Deutschland eingewandert sind.

Die Lebenslage älterer Migranten ist daher zweifach geprägt: • alterstypische Lebenssituationen • migrationsspezifische Lebenslagen: Herkunftsland, Nationalität, Aufenthalts- dauer, Aufenthaltsstatus, Religiosität, soziale und kulturelle Integration

5.2. Ruhestand und Alterssicherung

Bildungs- und Ausbildungsabschlüsse, Erwerbsbiografie und geschlechtsspezifische Unterschiede prägen Einkommen, Vermögen und Rentenniveau.

Aufgrund geringerer Qualifikation und ungünstiger Stellung auf dem Arbeitsmarkt sind die Haushaltseinkommen bei älteren Migranten im Durchschnitt niedriger. Die Ursache dafür ist in dem rund ein Zehntel niedrigeren Erwerbseinkommen, seltenerer Vollzeitbeschäftigung und längerer Arbeitslosigkeit begründet. Geringe Renten sind ein Grund für die stärkere Abhängigkeit von Transferleistungen wie beispielsweise Grundsicherung im Alter.

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Die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung, die bis 2004 in einem eigenständigen Gesetz (Grundsicherungsgesetz, GSiG) geregelt war, wurde ab 01.01.2005 als 4. Kapitel SGB XII (Zwölftes Sozialgesetzbuch) in die Sozialhilfe integriert.

Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden 2013

5.3. Gesundheitssituation von Migranten

Menschen mit Migrationshintergrund haben ein erhöhtes Gesundheitsrisiko aufgrund von: • Krankheiten Migranten aus Entwicklungs- oder Schwellenländern sind dort mehr negativen Lebens- und Umweltbedingungen ausgesetzt und leiden häufiger an Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Hepatitis B • Stressbelastungen Verlusterlebnisse, hohe existenzielle Verunsicherung, ungewohnte klimatische, kulturelle, soziale Determinanten

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• Arbeitsbelastungen Ungelernte und angelernte Arbeitskräfte unterliegen höheren Gesundheitsrisiken wie beispielsweise Akkord- und Schichtarbeit, Leistungs- und Zeitdruck, körperlich schwere Arbeit führt zu Erkrankungen • Sozialen Belastungen Schwierige Wohnverhältnisse, niedrige soziale Position, Diskriminierung • Lebensgewohnheiten Ernährung, Alkohol- und Tabakkonsum, Übergewicht

Gleichzeitig werden Gesundheitsleistungen weniger in Anspruch genommen. Obwohl Personen mit legalem Aufenthaltsstatus eine Krankenversorgung und somit Zugang zur Gesundheitsvorsorge haben.

Oft sind hier Kommunikationsprobleme bedingt durch Sprachbarrieren und Informationsdefizite ausschlaggebend. Gleichzeitig gibt es oft ein kulturell bedingtes Nutzungsverhalten. So nutzen Migranten häufiger Rettungsstellen als Hausärzte für den Erstkontakt. Weiterhin werden öfter in den Abend- und Nachtstunden sowie an Wochenenden Rettungsstellen aufgesucht.

Parallel werden • Vorsorge– und Früherkennungsuntersuchungen • Ambulante Pflegedienste • Rehabilitationsmaßnahmen unterdurchschnittlich in Anspruch genommen

5.4. Pflegebedürftigkeit und Migranten

Viele ältere Migranten haben ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland gefunden. Vermehrt werden sie von Pflegebedürftigkeit im Alter betroffen, dadurch entsteht ein erheblicher Hilfe- und Pflegebedarf.

Migrationssensitive Daten der Pflegeberichterstattung fehlen, daher ist eine Einschätzung aktueller und künftiger Bedarf kaum möglich. Doch auch hier ist anzunehmen, dass Versorgungsprobleme verdrängt und oft erst, wenn akuter Hilfebedarf entsteht, über Möglichkeiten nachgedacht wird.

Aufgrund der demografischen Entwicklung ist auch im Bereich der Migranten davon auszugehen, dass die Chance, durch pflegende Angehörige versorgt zu werden, immer mehr abnimmt:

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• Niedrige Geburtenhäufigkeit und Anstieg der Kinderlosigkeit • Weniger stabile Partnerschaften • Anstieg der Hochbetagten • Soziale und berufliche Mobilität: räumliche Entfernung zwischen Eltern und Kindern gestiegen • Anstieg der Erwerbstätigkeit führt zur Abnahme des familiären Pflegepersonals

Daher wird auch in diesem Segment die professionelle Pflege an Bedeutung gewinnen. Interkulturelle Kompetenz wird als Qualifikation der Gesundheitsberufe sowie zur besseren Ansprache von älteren Migrantinnen und Migranten in allen Bereich des täglichen Lebens wichtig sein. Leistungserbringer (zum Beispiel Ambulante Dienste, stationäre Einrichtungen) werden auf den spezifischen Bedarf von pflegebedürftigen Migrantinnen und Migranten zunehmend einstellen müssen. Kultur- und generationsübergreifende Angebote für mehr Lebensqualität können hier den Weg der Integration vor allem auch im Quartier nachhaltig verbessern.

Angebote in Göppingen AWO Alten- und Behindertenhilfe mit einem internationalen Pflegedienst

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6. Hilfe- und Pflegebedarf im Alter

Who cares?

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6.1. Pflegestatistik

Die Pflegestatistik wird von den statistischen Ämtern der Länder und des Bundes seit 1999 alle zwei Jahre durchgeführt. Laut den Zahlen des statistischen Bundesamts galten 2011 ca. 2,5 Millionen Menschen in Deutschland als pflegebedürftig. 70% oder 1,76 Millionen von ihnen wurden zu Hause versorgt, davon 1,18 Millionen ausschließlich von Angehörigen.

Die Mehrheit der Pflegebedürftigen (83%) waren 65 Jahre und älter, davon wiederum waren mehr als die Hälfte Frauen (65%). Bei den 70–75 Jährigen ist nur jeder zwanzigste (5%) pflegebedürftig. Bei den Hochaltrigen (90 Jahre und älter) liegt der Anteil bei 58%.

In Baden Württemberg sind laut Pflegestatistik 2011 etwa 27.8295 Menschen pflegebedürftig, das ist ein Anteil von 2,6% der gesamten Bevölkerung. Dies ist derzeitig der niedrigste Wert in ganz Deutschland. Von ihnen werden 68% (19.0325) zuhause versorgt. 8.797 (32%) werden vollstationär in Heimen versorgt. Somit ist heute etwa jeder 39. in Baden-Württemberg pflegebedürftig; 1999 war dies jeder 50. Bewohner Baden - Württembergs.

Bei Pflegebedürftigen, die zu Hause versorgt werden, hat die Mehrzahl (61%) Pflegestufe I. Der Anteil in Pflegestufe II beträgt 30%, der in Pflegestufe III 9%.

Die Pflegequoten in Baden Württemberg liegen im Bereich • der 75–85 Jährige bei 12,2% • 85–90 Jährige bei 34% • der über 90 Jährigen bei 51,2% (Quelle: Statistische Landesamt Baden - Württemberg)

Der Anteil der Frauen bei den Pflegebedürftigen liegt bei fast zwei Drittel. Aufgrund der höheren Lebenserwartung erreichen Frauen häufiger die pflegeintensiven Altersklassen. Frauen sind auch oft jünger als ihre Partner und leben somit im Alter häufig allein. Die Pflegequote bei den hochaltrigen Frauen in Baden Württemberg liegt bei 57,5%, die der Männer in dieser Altersklasse bei 33,8%. Im Landkreis Göppingen waren 2011 laut Pflegestatistik insgesamt 6.831 Menschen pflegebedürftig im Sinne der gesetzlichen Pflegeversicherung. Davon waren 2.450 Männer und 4.381 Frauen. Reine Pflegegeldempfänger waren 3.226 Personen, davon Männer 1.388 und Frauen 1.838.

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6.2. Versorgungssituation heute

Zwei Drittel aller Pflegebedürftigen im Land werden nach wie vor im häuslichen Umfeld versorgt und betreut. Die Pflege dort wird von Angehörigen und / oder durch ambulante Pflegedienste geleistet. Ein Großteil der Pflegebedürftigen, die zuhause gepflegt werden, ist in Pflegestufe I eingestuft.

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6.3. Prognose

Durch die Veränderungen der gesellschaftlichen und familiären Rahmenbedingungen können wir davon ausgehen, dass sich die Situation in der häuslichen Pflege verändern wird.

Aufgrund der demografischen Entwicklung werden die Zahlen der Hochaltrigen deutlich ansteigen und damit auch das Pflegerisiko.

Modellrechnungen des Statistischen Landesamtes gehen davon aus, dass die Zahl der Pflegebedürftigen auf ca. 352.000 Menschen im Jahr 2030 zunehmen wird. Dies entspricht einem Anstieg von 43%. Bis zum Jahr 2050 könnte die Zahl um 91% steigen.

Immer mehr ältere Menschen leben im Alter allein. Bundesweit leben bereits etwa 40% der Menschen über 65 Jahren in einem Single-Haushalt, 85% davon sind Frauen. Der Trend zur Singularisierung ist eindeutig sichtbar (Ledige, getrennt Lebende, Geschiedene) und wird zunehmen.

Alter ist weiblich. Frauen haben eine längere Lebenserwartung. In Partnerschaften übernehmen sie häufig die Pflegeaufgaben für den meist älteren Partner. Wenn dieser stirbt, sind die Frauen selbst auf professionelle Pflege angewiesen.

Durch die Veränderung der Familienstrukturen wird die Gruppe der helfenden / pflegenden Familienangehörigen immer kleiner werden. Der Anspruch an die Mobilität von Erwerbstätigen ist hoch, damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Angehörige nicht mehr in derselben Stadt wohnen, deutlich an.

Ebenso hat sich die Rolle der Frauen in den letzten Jahren deutlich gewandelt: Die Zahl der erwerbstätigen Frauen ist auf 71% (2011) gestiegen. Hierdurch nimmt das Frauenpflegepotential, auf welches Jahrzehnte lang gesetzt wurde, ab.

Zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflege hat die Bundesregierung 2012 die Einführung der Familienpflegezeit beschlossen. In der Familienpflegezeit können Beschäftigte ihre Arbeitszeit während einer Pflegephase von maximal zwei Jahren auf bis zu 15 Stunden Wochenarbeitszeit reduzieren. In der Praxis wird die Familienpflegezeit nicht angenommen, was sicherlich unter anderen daran liegt, dass kein Rechtsanspruch darauf besteht und nur eine vorübergehende Zeit für die Pflege von Angehörigen möglich ist.

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In Zukunft ist damit zu rechnen, dass der Bedarf an professioneller Pflege, sowohl ambulant wie auch stationär, ansteigen wird. Bereits 2011 hat die Bundesanstalt für Arbeit (BA) in ihrer Arbeitsberichterstattung darauf hingewiesen: „Die Besetzung offener Stellen im Gesundheitssektor, insbesondere bei Ärzten, Kranken- und Gesundheitspflegekräften sowie Altenpflegefachkräften fällt zunehmend schwerer. Fachkräfteengpässe zeigen sich nahezu in allen Bundesländern“.

2012 hat das Bundesministerium für Familie die Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege“ gestartet. Kernziele der Vereinbarung sind:

• Verstärkte Ausbildungsanstrengungen und bedarfsorientierte Erhöhung der Ausbildungs- kapazitäten bei Einrichtungen und Schulen • Erschließung des Nachqualifizierungspotenzials in der Altenpflege • Weiterbildungsförderung durch die Agenturen für Arbeit und Jobcenter • Weiterentwicklung der Pflegeberufe • Verbesserte Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen im Pflegebereich • Vereinbarkeit von Familie und Beruf / Familie und Ausbildung in der Altenpflege • Attraktive Arbeitsbedingungen in der Altenpflege • Gesellschaftliche Bedeutung des Berufsfeldes durch Öffentlichkeitsarbeit fördern • Rahmenbedingungen für die Altenpflege verbessern • Chancen der (Arbeitnehmer- ) Freizügigkeit (in der EU) nutzen

Der Pflegekräftemangel zeichnet sich bereits ab: Laut Tagesschau vom 13. August 2013 fehlen in Deutschland bereits 30.000 Pflegekräfte. Dieser Mangel wird sich angesichts der Prognosen noch sehr viel weiter ausdehnen. Fachleute gehen davon aus, dass im Jahr 2025 bereits ¼ Million Pflegekräfte in Deutschland fehlen werden. Dieser Mangel ist dann laut Arbeitgeberverband Pflege, Thomas Greiner, nur noch mit Zuwanderungen aus Europa und außerhalb Europas zu lösen.

Um dem Pflegekräftemangel zu begegnen muss das Berufsbild und die Arbeitszufriedenheit vor allem in den Bereichen Wertschätzung, Arbeitszeit und Entlohnung deutlich verbessert werden. Für die Zukunft wird die zentrale Frage sein: „Was ist uns gute Pflege wirklich wert?“

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6.4. Gesetzliche Pflegeversicherung, Elftes Sozialgesetzbuch

Die gesetzliche Pflegeversicherung wurde 1995 / 1996 eingeführt und in den vergangenen Jahren mehrfach reformiert, was zu einigen Leistungserhöhungen geführt hat.

Die Träger der Pflegeversicherung sind die Pflegekassen. Sie sind organisatorisch bei den Krankenkassen angesiedelt.

Im Jahr 2014 startet erstmalig die Dynamisierung der Leistungen der Pflegeversicherung. Dadurch soll gewährleistet werden, dass die Pflegeleistungen an die Preisentwicklung angepasst werden.

In der Pflegeversicherung gilt der Vorrang der häuslichen Pflege vor der teilstationären oder stationären Pflege in Einrichtungen gem. § 3 SGB XI:

§ 3 Vorrang der häuslichen Pflege. Die Pflegeversicherung soll mit ihren Leistungen vorrangig die häusliche Pflege und die Pflegebereitschaft der Angehörigen und Nachbarn unterstützen, damit die Pflegebedürftigen möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung bleiben können. Leistungen der teilstationären Pflege und der Kurzzeitpflege gehen den Leistungen der vollstationären Pflege vor.

Um Pflegeleistungen in Anspruch nehmen zu können, muss der Antragsteller in den letzten 10 Jahren vor der Antragstellung mindestens zwei Jahre in die Pflegeversicherung als Mitglied eingezahlt haben oder familienversichert sein.

Einen Rechtsanspruch auf Leistungen haben alle Versicherten, die pflegebedürftig im Sinne des Gesetzes sind, also wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung in erheblichem Maße Hilfe bedürften. Dieser Hilfebedarf muss auf Dauer, d.h. für mindestens sechs Monate bestehen.

Im Auftrag der Pflegekassen überprüft der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK), ob die Voraussetzungen der Pflegebedürftigkeit erfüllt sind. Entscheidend sind hierfür der Hilfebedarf in den Bereichen der Grundpflege (Körperpflege, Ernährung, Mobilität) und der hauswirtschaftlichen Versorgung sowie gegebenenfalls das Vorliegen einer erheblichen eingeschränkten Alltagskompetenz. Es gelten bundesweit einheitliche Begutachtungsrichtlinien.

Vom Bundestag wurde am 29.06.2012 das Pflege - Neuausrichtungsgesetz (PNG) beschlossen, seit 1. Januar 2013 sind nun alle neuen Regelungen in Kraft. Das PNG sieht eine deutliche Erhöhung der Leistungen für dementiell Erkrankte, Verbesserungen für pflegende Angehörige und eine staatliche Förderung für die freiwillige private Pflegevorsorge vor.

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Die Pflegeversicherung sieht vor, dass der Leistungsnehmer zwischen Pflegegeld, Pflegesachleistung oder Geld- und Sachleistungen kombiniert wählen kann. Pflegebedürftige haben somit die Wahlmöglichkeit darüber zu entscheiden, wie und von wem sie gepflegt werden.

Wahlmöglichkeiten • Pflegegeld Wenn die häusliche Pflege selbst sicher gestellt ist, kann Pflegegeld in Anspruch genommen werden. Das Pflegegeld wird dem Betroffenen überwiesen und er kann frei darüber verfügen. • Sachleistung Professionelle ambulante Pflegedienste übernehmen die häusliche Pflege. Die Abrechnung der erbrachten Leistungen erfolgt zwischen der Pflegekasse und dem ambulanten Dienst. • Kombinationsleistung Pflegegeld und Sachleistung werden auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt. Das Pflegegeld vermindert sich dann um den Wert der in Anspruch genommenen Sachleistungen

Betreuungsbetrag Personen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz können einen Betreuungsbetrag in Höhe von monatlich 100 Euro (Grundbetrag) bzw. monatlich 200 Euro (erhöhter Betrag) erhalten. Er dient unter anderem der Erstattung von Aufwendungen von niedrigschwelligen Betreuungsgruppen für dementiell Erkrankte, der Entlastung pflegender Angehöriger im häuslichen Bereich, der Tagesbetreuung in Kleingruppen u.a. Werden die Leistungen in einem Kalenderjahr nicht ausgeschöpft, kann der verbliebene Anspruch auf das nächste Kalenderjahr übertragen werden.

Verhinderungspflege / Urlaubsvertretung Die Pflegekasse übernimmt die Kosten der Ersatzpflege in z.B. Kurzzeitpflegeheimen o.ä. für maximal vier Wochen, wenn die private Pflegeperson Urlaub macht oder durch Krankheit vorübergehend die Pflege nicht erbringen kann. Seit 1. Januar 2013 erhalten auch Versicherte mit Pflegestufe 0 mit erheblichen eingeschränkter Alltagskompetenz diese Leistungen.

Wohnungsanpassung Pflegekassen zahlen einen Zuschuss von bis zu 2.557 Euro für Anpassungsmaßnahmen zur Erleichterung der häuslichen Pflege bzw. um eine möglichst selbstständige Lebensführung des Pflegebedürftigen wieder herzustellen. Zu den förderfähigen Maßnahmen zählen zum Beispiel Türverbreiterungen, Treppenlifte, Umbau des Badezimmers, Einbau von Rampen

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Pflegehilfsmittel Darunter versteht man Geräte und Sachmittel, die die häusliche Pflege erleichtern und dazu beitragen, dem Pflegebedürftigen eine selbstständige Lebensführung zu ermöglichen. Technische Hilfsmittel sind beispielsweise ein Hausnotrufsystem, ein Pflegebett oder ein Handlauf. Zu den Pflegehilfsmitteln zählen aber auch Verbrauchsprodukte wie Betteinlage oder Einmalhandschuhe. Die Pflegehilfsmittel werden meist leihweise überlassen, bei manchen Fällen wird ein Eigenanteil von 10% verlangt. Für Verbrauchsprodukte werden aktuell bis zu 31 Euro im Monat erstattet.

Finanzierung der Pflegeversicherung Arbeitnehmer und Arbeitgeber zahlen je die Hälfte des Beitrags zur Pflegeversicherung. Es gibt einen gesetzlich festgelegten Beitragssatz. Für Familienangehörige werden derzeit keine Zusatzbeiträge erhoben.

Die Arbeitsagentur übernimmt die Beiträge für Arbeitslose. Studenten sind in der gesetzlichen Pflegeversicherung pflichtversichert. Rentner zahlen ihre Beiträge allein. Die gesetzliche Rente sowie weitere Einkünfte dienen als Berechnungsgrundlage.

Eine private Vorsorge für den Fall der Pflegebedürftigkeit fördert das PNG mit bis zu 60 € im Jahr. Die Förderung ist unabhängig vom Einkommen. Die Voraussetzungen sind in § 126 ff. PNG geregelt.

Leistungen der Pflegeversicherung im Überblick auf den nächsten Seiten:

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6.5. Hilfe zur Pflege

Neben der gesetzlichen Pflegeversicherung, die 1995/96 eingeführt wurde, besteht die Hilfe zur Pflege schon in dem 1962 eingeführten Bundessozialhilfegesetz (BSHG). Die bisherigen Bestimmungen des BSHG sind ab 1. Januar 2005 von den Bestimmungen im Zwölften Buch Sozialgesetzbuch (SGB XII) abgelöst worden. Für Pflegekosten, die durch die gesetzliche Pflegeversicherung nicht abgedeckt sind, kann das Sozialamt die Kosten ergänzend übernehmen. Hilfe zur Pflege gem. Kapitel 7 SGB XII ist für ambulante Hilfen sowie teilstationäre und vollstationäre Pflege möglich. Gemäß § 61 SGB XII muss der Antragsteller bedürftig im Sinne des Gesetzes und „auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Monate in erheblichen oder höheren Maße der Hilfe bedürfen“.

§ 61 SGB XII Leistungsberechtigte und Leistungen

(1) Personen, die wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung für die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebens auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Monate, in erheblichem oder höherem Maße der Hilfe bedürfen, ist Hilfe zur Pflege zu leisten. Hilfe zur Pflege ist auch Kranken und behinderten Menschen zu leisten, die voraussichtlich für weniger als sechs Monate der Pflege bedürfen oder einen geringeren Bedarf als nach Satz 1 haben oder die der Hilfe für andere Verrichtungen als nach Absatz 5 bedürfen; für Leistungen für eine stationäre oder teilstationäre Einrichtung gilt dies nur, wenn es nach der Besonderheit des Einzelfalles erforderlich ist, insbesondere ambulante oder teilstationäre Leistungen nicht zumutbar sind oder nicht ausreichen. Auch im Bereich der Hilfe zur Pflege gilt ein genereller Vorrang der ambulanten häuslichen Pflege vor teil- oder vollstationären Pflegeleistungen (§ 62 SGB XII), der Vorrang ambulant vor stationär ist schon für die Sozialhilfe insgesamt in § 13 Abs. 1 SGB XII formuliert.

§ 62 SGB XII Bindung an die Entscheidung der Pflegekasse

Die Entscheidung der Pflegekasse über das Ausmaß der Pflegebedürftigkeit nach dem Elften Buch ist auch der Entscheidung im Rahmen der Hilfe zur Pflege zu Grunde zu legen, soweit sie auf Tatsachen beruht, die bei beiden Entscheidungen zu berücksichtigen sind.

Hilfe zur Pflege gem. SGB XII unterliegt der Subsidiarität, das heißt sie wird erst dann gewährt, wenn kein anderer Leistungsträger die Hilfe vorrangig erbringt. Die Gewährung ist einkommens- und vermögensabhängig und wird gem. § 85 (Einkommen) und § 90 (Vermögen) SGB XII berechnet.

§ 85 SGB XII Einkommensgrenze

(1) Bei der Hilfe nach dem Fünften bis Neunten Kapitel ist der nachfragenden Person und ihrem nicht getrennt lebenden Ehegatten oder Lebenspartner die Aufbringung der Mittel nicht zuzumuten, wenn während der Dauer des Bedarfs ihr monatliches Einkommen zusammen eine Einkommensgrenze nicht übersteigt, die sich ergibt aus 1. einem Grundbetrag in Höhe des Zweifachen der Regelbedarfsstufe 1 nach der Anlage zu § 28,

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2. den Kosten der Unterkunft, soweit die Aufwendungen hierfür den der Besonderheit des Einzelfalles angemessenen Umfang nicht übersteigen und 3. einem Familienzuschlag in Höhe des auf volle Euro aufgerundeten Betrages von 70 vom Hundert der Regelbedarfsstufe 1 nach der Anlage zu § 28 für den nicht getrennt lebenden Ehegatten oder Lebenspartner und für jede Person, die von der nachfragenden Person, ihrem nicht getrennt lebenden Ehegatten oder Lebenspartner überwiegend unterhalten worden ist oder für die sie nach der Entscheidung über die Erbringung der Sozialhilfe unterhaltspflichtig werden.

§ 90 Einzusetzendes Vermögen

(1) Einzusetzen ist das gesamte verwertbare Vermögen.

Der Anteil von Hilfe zur Pflege betrug im Jahr 2012 laut dem Statistischen Landesamt in Baden Württemberg 17,0 % (386,4 Mio. Euro) der gesamten Nettoausgaben für Sozialhilfeleistungen.

Örtliche Zuständigkeit Träger der Sozialhilfe im Kreis Göppingen ist das Landratsamt Göppingen. Der Antrag auf Leistungen nach dem SGB XII kann daher für die Kernstadt im Referat Bürgerangebote und Soziales, Pfarrstr.11, in den Stadtbezirken beim Bezirksamt oder direkt beim zuständigen Landratsamt Göppingen gestellt werden.

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6.6. Ambulante Pflege

Die ambulante Pflege lässt sich unterteilen in die von den Pflegekassen im Rahmen des SGB XI (gesetzliche Pflegeversicherung) und die im Rahmen der Krankenversicherung (SGB V) erbrachten Leistungen sowie die Angebote ohne Kassenleistung im Vor- und Umfeld der Pflege.

Hauswirtschaftliche Versorgung/ Mobile Soziale Dienste Die Unterstützung in diesem Bereich ist sehr vielseitig und reicht über Hol- und Bringdienste, hauswirtschaftliche Versorgung beispielsweise Einkaufen, Hilfe beim Zubereiten der Mahlzeiten, Waschen, Bügeln, Kehrwoche bis zu pflegeergänzenden Maßnahmen wie zum Beispiel Hilfe bei der Körperpflege, Hilfe beim Essen und Trinken, Hilfe beim Aufstehen / Zubettgehen. Die Hilfeleistungen erfolgen stundenweise. Diese Dienste werden sowohl von den Diakonie- und Sozialstationen sowie von den Mobilen sozialen Diensten angeboten. Angebote in Göppingen Ambulanter Pflegedienst Sonnenschein, AWO Alten- und Behindertenhilfe, Deutsches Rotes Kreuz, Diakoniestation Göppingen e.V., home-care Pflegedienst, Johanniter- Unfall-Hilfe, Sozialer Friedensdienst, Sozialstation St. Franziskus, Mobil Care

Essen auf Rädern Der Menüservice bringt das Essen direkt ins Haus. Das Angebot reicht von fertig zubereiteten warmen Mahlzeiten bis zur Tiefkühlkost, die Lieferung lässt sich individuell an einzelnen Tagen oder täglich buchen. Für alleinstehende Menschen ist dieser Dienst ein wichtiges Element, um eine selbstständige Lebensführung zu gewährleisten. Mit dem Auslieferer der Mahlzeiten kommt es oft zum einzigen regelmäßigen Sozialkontakt für diese Menschen. Angebote in Göppingen Ambulanter Pflegedienst Sonnenschein, DRK Göppingen, Diakoniestation Göppingen, Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Göppingen, Malteser Hilfsdienste e.V. Kreis Göppingen, Sozialstation St. Franziskus, Wilhelmshilfe e.V.

Mittagstische Für Personen, die noch mobil sind, bieten verschiedene Pflegeheime Mittagstische an. Diese bieten den Vorteil, neben dem Mitttagessen, noch soziale Kontakte zu ermöglichen und so der Vereinsamung und Depression entgegen zu wirken. Für viele ältere Menschen ist jedoch der Weg zu den Mittagstischen nicht mehr alleine zu bewältigen und die Kosten für einen Hol- und Bringdienst übersteigen oft ihre finanziellen Möglichkeiten. Angebote in Göppingen Im Stadtgebiet gibt es verschiedene Angebote für Mittagstische: Seniorenzentrum St. Martinus, Wilhelmshilfe Göppingen e.V. mit verschiedenen Standorten. Weiterhin werden von kirchlichen Einrichtungen wöchentlich oder monatlich Mittagstische angeboten. Einmal im Jahr wird im Rahmen der Vesperkirche ebenfalls ein Mittagstisch angeboten.

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Hausnotrufsysteme Hinter einem Hausnotrufsystem verbirgt sich ein auf der Telefontechnik basierendes System, dass es erlaubt, in Notfällen professionelle Hilfe zu rufen. Der Alarmknopf kann je nach Anbieter um den Hals oder wie eine Armbanduhr getragen werden. Die Basisstation ist an das Telefon angeschlossen. Durch die Freisprecheinrichtung kann die hilfesuchende Person mit der Notrufzentrale sprechen. Das Hausnotrufsystem ist ein anerkanntes Hilfsmittel für Pflegebedürftige, so dass die Kosten über die gesetzliche Pflegeversicherung bzw. das Sozialamt übernommen werden können. Angebote in Göppingen Ambulanter Pflegedienst Sonnenschein, Diakoniestation Göppingen, DRK Kreisverband Göppingen, Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Göppingen, Malteserhilfsdienste Kreis Göppingen, Wilhelmshilfe Göppingen.

Krankenpflegeverein und Sozialstationen Die Diakonie- und Sozialstationen sind ein unverzichtbarer Bestandteil in der ambulanten Versorgung älterer, kranker oder behinderter Menschen. Die örtlichen Krankenpflegevereine, ursprünglich gegründet zur solidarischen Absicherung, Fürsorge für Kranke, Arme oder Familien in Not, haben heute oft nur noch die Funktion als finanzielle Förderer der Diakonie- und Sozialstationen. Die Diakonie- und Sozialstationen bieten neben den eigentlichen pflegerischen Leistungen Krankenpflegeseminare, Treffen für pflegende Angehörige, Haus- und Nachbarschaftshilfen, Behandlungspflege, Beratung in allen Fragen der Pflegeversicherung, Pflegeberatung und Sozialberatung an.

Ambulante Pflegedienste Ambulante Pflegedienste bieten gleichartige Dienste wie die Diakonie- und Sozialstationen an, sind aber von gewerblichen Anbietern. Die Abrechnung der Leistungen erfolgt auch hier mit den zuständigen Kranken- oder Pflegekassen. Die ambulanten Pflegedienste sind im Vergleich zu den Diakonie- und Sozialisationen ein vergleichsweiser junger Dienst. Die ambulanten Dienste finden sich vor Ort oder im weiteren Einzugsgebiet, manche Dienste agieren bundesweit. Diese Angebote sind meist spezialisiert auf Heimbeatmungspatienten, 24-Stunden-Versorgung oder ähnliche Angebote. Angebote in Göppingen Ambulanter Pflegedienst Sonnenschein AWO Alten- und Behindertenhilfe Calendula Pflege und Hilfe zu Hause Deutsches Rotes Kreuz Göppingen Diakoniestation Göppingen e.V. Home-care Pflegedienst Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Sozialer Friedensdienst Sozialstation St. Franziskus Göppingen Sozialstation Wilhelmshilfe e.V. Göppingen Pflegende Engel

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6.7. Teilstationäre Pflege

Teilstationäre Pflege übernimmt die zeitweise Betreuung von Pflegebedürftigen in einer Einrichtung. Dies kann während des Tages oder in der Nacht sein. Die bekannteste Form der teilstationären Pflege ist die Tagespflege. Sie wird oft von Angehörigen in Anspruch genommen, wenn diese berufstätig sind. Die Höhe der Leistungen der Pflegekasse richtet sich nach der Pflegestufe. Zum Leistungsumfang gehören: • Pflegekosten • Aufwendungen für soziale Betreuung • Medizinische Behandlungspflege • Notwendige Beförderung von der Wohnung zur Einrichtung

Die Kosten für die Verpflegung müssen privat getragen werden.

Die Leistungen von Tages- und Nachtpflege können mit anderen ambulanten Sachleistungen oder dem Pflegegeld kombiniert werden.

§ 41 Tagespflege und Nachtpflege (1) Pflegebedürftige haben Anspruch auf teilstationäre Pflege in Einrichtungen der Tages- oder Nachtpflege, wenn häusliche Pflege nicht in ausreichendem Umfang sichergestellt werden kann oder wenn dies zur Ergänzung oder Stärkung der häuslichen Pflege erforderlich ist. Die teilstationäre Pflege umfasst auch die notwendige Beförderung des Pflegebedürftigen von der Wohnung zur Einrichtung der Tagespflege oder der Nachtpflege und zurück.

(2) Die Pflegekasse übernimmt im Rahmen der Leistungsbeträge nach Satz 2 die pflegebedingten Aufwendungen der teilstationären Pflege, die Aufwendungen der sozialen Betreuung und die Aufwendungen für die in der Einrichtung notwendigen Leistungen der medizinischen Behandlungspflege. Der Anspruch auf teilstationäre Pflege umfasst je Kalendermonat

(3) Pflegebedürftige können nach näherer Bestimmung der Absätze 4 bis 6 die Ansprüche auf Tages- und Nachtpflege, Pflegegeld und Pflegesachleistung nach ihrer Wahl miteinander kombinieren.

Angebote in Göppingen Sozialstation St. Franziskus: Tagespflege für Menschen mit Demenz Seniorenzentrum St. Martinus Wilhelmshilfe e.V. Bartenbach

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6.8. Vollstationäre Pflege

Ist eine häusliche oder teilstationäre Pflege nicht oder nicht mehr möglich, kann eine vollstationäre Unterbringung die Versorgung gewährleisten. Die Pflegekasse prüft die Notwendigkeit der Unterbringung durch den MDK. Sie zahlt einen pauschalierten Betrag monatlich an das Pflegeheim entsprechend der Pflegestufe: • Pflegestufe I 1.023 Euro • Pflegestufe II 1.279 Euro • Pflegestufe III 1.550 Euro , in Härtefällen 1.918 Euro Über den pauschalierten Betrag sind die medizinische Behandlungspflege, die soziale Betreuung sowie der Pflegeaufwand abgedeckt. Die Kosten der Unterbringung und Verpflegung, die Investitionskosten und evtl. anfallende sonstige Komfortleistungen muss der Pflegebedürftige selbst tragen. Einen Überblick über zugelassene Pflegeheime und die dort jeweils geltenden Pflegesätze und übrigen berechenbaren Kosten geben die Leistungs- und Preisvergleichslisten, die die Pflegekassen kostenfrei zur Verfügung stellen. Im Landkreis Göppingen sind laut Statistischen Landesamt 33 Pflegeheime mit 2.353 Pflegeplätzen vorhanden, davon sind 2.207 vollstationäre Dauerpflegeplätze (Stand 2011). § 43 Inhalt der Leistung (1) Pflegebedürftige haben Anspruch auf Pflege in vollstationären Einrichtungen, wenn häusliche oder teilstationäre Pflege nicht möglich ist oder wegen der Besonderheit des einzelnen Falles nicht in Betracht kommt.

(2) Für Pflegebedürftige in vollstationären Einrichtungen übernimmt die Pflegekasse im Rahmen der pauschalen Leistungsbeträge nach Satz 2 die pflegebedingten Aufwendungen, die Aufwendungen der sozialen Betreuung und die Aufwendungen für Leistungen der medizinischen Behandlungspflege.

Der von der Pflegekasse einschließlich einer Dynamisierung nach § 30 zu übernehmende Betrag darf 75 vom Hundert des Gesamtbetrages aus Pflegesatz, Entgelt für Unterkunft und Verpflegung und gesondert berechenbaren Investitionskosten nach § 82 Abs. 3 und 4 nicht übersteigen.

(3) Die Pflegekassen können in besonderen Ausnahmefällen zur Vermeidung von Härten die pflegebedingten Aufwendungen, die Aufwendungen der sozialen Betreuung und die Aufwendungen für Leistungen der medizinischen Behandlungspflege pauschal in Höhe des nach Absatz 2 Satz 2 Nr. 4 geltenden Betrages übernehmen, wenn ein außergewöhnlich hoher und intensiver Pflegeaufwand erforderlich ist, der das übliche Maß der Pflegestufe III weit übersteigt, beispielsweise bei Apallikern, schwerer Demenz oder im Endstadium von Krebserkrankungen. Die Ausnahmeregelung des Satzes 1 darf für nicht mehr als 5 vom Hundert aller versicherten Pflegebedürftigen der Pflegestufe III, die stationäre Pflegeleistungen erhalten, Anwendung finden. Der Spitzenverband Bund der Pflegekassen überwacht die Einhaltung dieses Höchstsatzes und hat erforderlichenfalls geeignete Maßnahmen zur Einhaltung zu ergreifen.

(4) Wählen Pflegebedürftige vollstationäre Pflege, obwohl diese nach Feststellung der Pflegekasse nicht erforderlich ist, erhalten sie zu den pflegebedingten Aufwendungen einen Zuschuss in Höhe des in § 36 Abs. 3 für die jeweilige Pflegestufe vorgesehenen Gesamtwertes.

(5) Bei vorübergehender Abwesenheit von Pflegebedürftigen aus dem Pflegeheim werden die Leistungen für vollstationäre Pflege erbracht, solange die Voraussetzungen des § 87a Abs. 1 Satz 5 und 6 vorliegen.

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Angebote in Göppingen Insgesamt sind im Stadtgebiet 628 Dauerpflegeplätze und 30 Kurzzeitpflegeplätze in folgenden Einrichtungen vorhanden: ASB Seniorenzentrum Hohenstaufen Christophsheim Göppingen GmbH Seniorenzentrum St. Martinus Wilhelmshilfe Göppingen e.V.: • Pflegeheim Bartenbach • Pflegeheim Faurndau • Pflegeheim Göppingen • Pflegeheim Karlshof • Pflegeheim Ursenwang

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6.9. Palliative Pflege und Hospiz

Für Pflegebedürftige mit einer unheilbaren, lebensbedrohlichen Erkrankung bietet die Palliativpflege eine ganzheitliche, bedürfnisorientierte Versorgung in allen Stadien des Leidens und Sterbens. Palliativpflege orientiert sich aktiv an den Wünschen, Bedürfnissen und Möglichkeiten des Pflegebedürftigen. Der Grundsatz „so viel wie nötig, sowenig wie möglich“ sowie die Würde und Autonomie des Gepflegten stehen an oberster Stelle. Auf Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist 1990 ein Positionspapier entstanden, in dem die Grundsätze für Palliative Care definiert wurden: • Tod und Sterben als normale Prozesse • Lebensqualität steht im Mittelpunkt • Ganzheitliche Versorgung durch ein multiprofessionelles Team (Palliative Care Team) • Selbstbestimmung • Rolle von Angehörigen • Zielgruppe

Palliative Care begreift den Menschen in seiner körperlichen Dimension (Symptomerfassung, Symptomlinderung), in seiner psychischen Dimension (Wut, Trauer, Hoffnungslosigkeit) und in seiner spirituellen und sozialen Dimension. Die Deutsche Gesellschaft für Palliative Medizin e.V. hat in ihrer Charta „Zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ Leitlinien entwickelt, sie formuliert Aufgaben, Ziele und Handlungsbedarf: Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Sterben unter würdigen Bedingungen.

Ambulante Hospizbewegung Ausgebildete ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter arbeiten ambulant in der Wohnung, in Kliniken oder in den Pflegeheimen. Sie begleiten sterbende Menschen auf ihrem letzten Lebensweg. Ambulante Hospizdienste, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, erhalten für die hauptamtlichen Koordinierungskräfte eine Förderung durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) nach § 39a, Abs.2 SGB V. Die dabei anfallenden aber nicht gedeckten Kosten des ambulanten Hospizdienstes erbringt der Träger durch Spenden. Für die Betroffenen sind die Leistungen der ambulanten Hospizdienste kostenfrei. Regelungen zur Qualität der geförderten ambulanten Hospizdienste enthält die entsprechende Rahmenvereinbarung. In der Regel sind gemeinnützige Vereine Träger der ambulanten Hospizdienste.

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Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)

Definition Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) dient – in Ergänzung zur allgemeinen ambulanten Palliativversorgung – dem Ziel, die Lebensqualität und die Selbstbestimmung von Palliativpatienten so weit wie möglich zu erhalten, zu fördern und zu verbessern und ihnen ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod in ihrer gewohnten Umgebung, in stationären Pflegeeinrichtungen bzw. stationären Hospizen zu ermöglichen. Nur ein Teil aller Sterbenden benötigt diese besondere Versorgungsform.

Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung richtet sich an Palliativpatienten und deren soziales Umfeld, wenn die Intensität oder Komplexität der aus dem Krankheitsverlauf resultierenden Probleme den Einsatz eines spezialisierten Palliativteams (Palliative Care Team) notwendig macht - vorübergehend oder dauerhaft. Sie erfolgt im Rahmen einer ausschließlich auf Palliativversorgung ausgerichteten Versorgungsstruktur. Diese beinhaltet insbesondere spezialisierte palliativärztliche und palliativpflegerische Beratung und / oder (Teil-) Versorgung, einschließlich der Koordination von notwendigen Versorgungsleistungen bis hin zu einem umfassenden, individuellen Unterstützungsmanagement. Multiprofessionalität, 24-stündige Erreichbarkeit an sieben Tagen in der Woche und Spezialistenstatus (durch Weiterbildung und Erfahrung) der primär in der Palliativversorgung tätigen einzelnen Leistungserbringer sind unverzichtbar.

Das Team führt regelmäßige multiprofessionelle Teamsitzungen und Fallbesprechungen durch und arbeitet eng mit den Strukturen der Primärversorgung (z.B. niedergelassene Ärzte, Pflegedienste, Krankenhäuser, stationäre Pflegeeinrichtungen) sowie den Einrichtungen der Hospizbewegung zusammen. SAPV kann als alleinige Beratungsleistung, Koordinationsleistung, additiv unterstützende Teilversorgung oder vollständige Patientenversorgung verordnet werden. Leistungen nach SGB XI sind jedoch nicht Bestandteil der SAPV(Definition DGP und DHPV 15.01.2009).

Wichtig: • Es ist immer eine Verordnung durch den behandelnden Arzt notwendig • Die SAPV wird als Sachleistung zur Verfügung gestellt.

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Stationäre Hospize

Ziel der Hospizarbeit ist es, ein Sterben zu Hause, in der gewohnten Umgebung zu ermöglichen. Sofern dies nicht möglich ist und eine Krankenhausbehandlung nicht notwendig oder gewünscht ist, kann die Aufnahme in einem stationären Hospiz erfolgen.

Stationäre Hospize sind baulich, organisatorisch und wirtschaftlich eigenständige Einrichtungen mit separatem Personal und Konzept. Sie verfügen mindestens über acht und in der Regel höchstens über 16 Betten. Stationäre Kinderhospize sind speziell auf die Bedürfnisse lebensverkürzend erkrankter Kinder ausgerichtet.

Im Mittelpunkt der stationären Hospizversorgung stehen die schwerstkranken Patientinnen und Patienten mit ihren Wünschen und Bedürfnissen. Eine ganzheitliche Pflege und Versorgung wird durch haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hospizes in Zusammenarbeit mit palliativmedizinisch erfahrenen (Haus-) Ärztinnen und Ärzten gewährleistet.

Voraussetzung für die Aufnahme in ein stationäres Hospiz ist, dass die Patientin bzw. der Patient an einer Erkrankung leidet, die progredient verläuft und bei der oder dem eine Heilung ausgeschlossen ist. Zu den weiteren Voraussetzungen zählen u.a., dass eine palliativ-medizinische und palliativ-pflegerische Versorgung im stationären Hospiz notwendig ist und eine Aufnahme von der Patientin bzw. dem Patienten gewünscht wird. Regelungen zur Qualität der stationären Hospizversorgung enthält die entsprechende Rahmenvereinbarung. Darüber hinaus hat sich ein Arbeitskreis von Vertreterinnen und Vertretern von über 40 stationären Hospizen in Deutschland auf Qualitätskriterien verständigt, die im Qualitätshandbuch SORGSAM veröffentlicht sind.

Eine Regelung zur Finanzierung stationärer Hospize wurde im Jahr 1997 in das SGB V aufgenommen und im Jahr 2009 überarbeitet. Danach werden die Kosten der stationären Versorgung in Hospizen für Erwachsene zu 90% von der jeweiligen Kranken- und Pflegekassen übernommen. 10% der Kosten werden durch das stationäre Hospiz bzw. den Trägern erbracht. Patientinnen und Patienten sind seit der Gesetzesänderung im Jahr 2009 (§39a Abs. 1 SGB V) von einem Eigenanteil befreit. In stationären Kinderhospizen werden 95% der Kosten durch Kranken- und Pflegekassen übernommen, den Rest erbringt auch hier das stationäre Hospiz bzw. der Träger durch Spenden.

Angebote in Göppingen Alb-Fils-Klinik Göppingen; Palliativstützpunkt mit Brückenpflege und Spezialisierte Ambulanter Palliativpflege(SAPV). In der Alb-Fils-Klinik Geislingen steht darüber hinaus eine Palliativstation zur Verfügung. In Göppingen gibt es seit 20 Jahren den Förderverein Hospizbewegung Kreis Göppingen e.V. für die ambulante Hospizarbeit. Der Dienst war bis vor kurzem in angesiedelt.

Sozialplanung für Senioren 59

Durch die Eröffnung des stationären Hospizes in der Villa Hammer in Faurndau konnte die Hospizarbeit an einem Ort zusammengeführt werden.

In der ehemaligen Villa im Hammerpark finden sich: • Förderverein Hospizbewegung Kreis Göppingen e.V. mit dem ambulanten Erwachsenen Hospizdienst • Die Malteser Hilfsdienste e.V. mit dem ambulanten Kinderhospizdienst • Stationäre Hospiz mit insgesamt 8 Zimmern in einem Neubau

Durch den Bau des Stationären Hospizes wurde eine Lücke in der Versorgung sterbender Menschen in der Stadt Göppingen - aber auch im Landkreis – geschlossen.

Sozialplanung für Senioren 60

Ambient Assisted Living (AAL) „Altersgerechte Assistenzsysteme für ein gesundes und unabhängiges Leben“

Unter AAL versteht man Techniken und Dienstleistungen, die die Selbstständigkeit und den Kontakt zum sozialen Umfeld älterer und / oder hilfsbedürftiger Menschen möglichst lange aufrechterhalten will.

Aufgrund der demographischen Entwicklung wird es einen steigenden Bedarf an Orientierungs-, Unterstützungs- und Hilfsangeboten geben.

Seit 2008 werden 18 Forschungsprojekte in Deutschland durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 45 Millionen Euro gefördert. Eine Liste der geförderten Projekte findet sich im Anhang.

Neben der Entwicklung wird auch die Weiterbildung und Zusatzqualifikation in den Berufsgruppen des Pflegebereichs, Handwerk und Technik gefördert. Weitere Förderprojekte sind „Mobil bis ins hohe Alter – nahtlose Mobilitätsketten zur Beseitigung, Umgehung und Überwindung von Barrieren“ und „Assistierte Pflege von morgen“. Als zentrale Veranstaltung findet einmal im Jahr der deutsche AAL-Kongress statt.

Altersgerechte Assistenzsysteme möchten:

• eine Verbesserung der medizinischen Versorgung • Sicherstellung der Selbstständigkeit im Alter • Entlastung pflegender Angehöriger

Einsatz in den eigenen vier Wänden Den Wunsch nach ambulanter Pflege in den eigenen vier Wänden äußern die meisten älteren Menschen. Auf Basis moderner Mikrosystem- und Kommunikationstechnik können altersgerechte Assistenzsysteme die Menschen in ihrem Selbstbestimmungsrecht stärken. Technische Systeme können hier einen Teil der Aufgaben erleichtern oder übernehmen.

Praktische Hilfen im Wohnumfeld können beispielsweise sein:

Sturzprävention durch Sensormatten Sensormatten erkennen, wenn eine Person sie betritt und senden einen Alarm an den Betreuer. Dieser kann daraufhin zu der pflegebedürftigen Person gehen und z.B. die Person zur Toilette begleiten wenn, sie aus dem Bett aufgestanden ist. Manche Produkte können auch genutzt werden, um automatisch ein Licht einzuschalten. Das Risiko, dass ein gangunsicherer Mensch stürzt, wird mit Hilfe von Sensormatten gemindert.

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Sturzprävention durch Bettsensoren Bettsensoren erkennen, wenn eine Person das Bett verlässt und senden einen Alarm an den Betreuer. Dieser kann daraufhin zu der pflegebedürftigen Person gehen und sie z.B. zur Toilette begleiten. Das Risiko, dass ein gangunsicherer Mensch stürzt, wird mit Hilfe von Bettsensoren gemindert.

Medikationskontrolle durch elektronische Medikamentenspender Elektronische Medikamentenspender besitzen neben den üblichen Dosierungsfächern eine zeitlich einstellbare Erinnerungsfunktion. Sie könnten bei der korrekten und regelmäßigen Einnahme der Tabletten helfen.

Automatische Wohnraumbeleuchtung Beleuchtungssysteme können durch Automatikfunktionen Räume und Laufwege auszuleuchten. Sie können in der Dunkelheit oder bei schlechten Lichtverhältnissen Orientierung geben und Stolperfallen sichtbar machen. Das Risiko, dass ein Mensch im Dunkeln stürzt, kann mit Hilfe von Beleuchtungssystemen gemindert werden.

Gegenstände mitnehmen durch Erinnerungsmelder Bestimmte Erinnerungsgeräte erinnern automatisch an eingespeicherte Aufgaben, wenn jemand einen bestimmten Bereich in seiner Wohnung betritt oder verlässt. Diese Produkte könnten zum Beispiel vergessliche Menschen dabei helfen, an wichtige Dinge zu denken, bevor sie das Haus verlassen.

Brandschutz durch Rauchmelder Rauchmelder warnen durch Signale, sobald sie Anzeichen eines Brandes registrieren. Sie dienen der Sicherheit des Hauses und seiner Bewohner vor Rauchvergiftung und Feuer. Rauchmelder können zum Beispiel eine Sicherheitsmaßnahme in der Wohnung eines vergesslichen Menschen sein.

Weglaufschutz durch Transpondertechnik Mit Hilfe von Transpondern kann festgestellt werden, wenn sich eine Person einem bestimmten Bereich oder einem Ausgang nähert. Hat eine Person mit Demenz Weglauftendenzen, dann könnte diese Technik dem Betreuer eine Hilfe sein, um rechtzeitig einzugreifen.

Weglaufschutz durch Sensormatten Sensormatten senden automatisch einen Notruf an den Betreuer, wenn sie betr