Heft 1 | Januar 2014 | 36. Jahrgang | e 2,10 MAGAZIN

Kultur geht alle an! Eine Positionsbestimmung der CDU-Fraktion 6

„Der Löwe von Tradition und Moderne “: Alfons – Baufortschritt der Gerling im Portrait neuen Altstadt

PARTEILEBEN 16 AUS DEM RÖMER 36 INHALT | Januar 2014 Bild: dpa Bild: Bild: Bild:

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NACHRUF 4 PARTEILEBEN 10 AUS DEM RÖMER 26

WALTER WALLMANN GEDENKEN HAUSHALT 2014 Zum Gedächtnis 4 50. Jahrestag von Mehr Geld für den Schulbau 26 Kennedys Ermordung 10 KOALITION IM FOCUS 6 STRATEGIE Halbzeitbilanz von Näher zu den Menschen 10 Schwarz-Grün 28 KULTUR PERSÖNLICHES Jan Schneider neuer Stadtrat 28 Kultur geht alle an! Heinz Riesenhuber als PERSÖNLICHES Eine Positionsbestimmung Bezirksvorsitzender bestätigt 11 Michael zu Löwenstein nutzt der CDU-Fraktion 6 Hessischer Verdienstorden Carsharing 29 für Heinz Alexander 11 KOALITION EUROPA VOR DER WAHL Besuch bei Schwarz-Grün Über Europas Stärke 12 in Bonn 29 BERLIN / WIESBADEN SICHERHEIT Die Koalition kann starten 14 Interkommunale Impressum Politiker müssen eine Kriminalprävention 30 Lösung finden 14 Straßenmusik auf der Zeil 32 Herausgeber: CDU-Kreisverband, Hanauer Landstraße 7 (Zoopassage), WIESBADEN BILDUNG 60314 Frankfurt, Tel. (069) 153099-0, Ulrich Caspar – Förderschulen Eva-Maria Lang hospitierte [email protected], www.cduffm.de; sind unverzichtbar 15 in einer Kita 32 CDU-Fraktion, Bethmannstraße 3, 60311 Frankfurt, Tel. (069) 138728-0, WIESBADEN / FRANKFURT WIRTSCHAFT [email protected], Im Portrait – Alfons Gerling 16 Konzept „Osthafen 2050+“ www.cdu-fraktion-ffm.de gibt Bestandsgarantie 33 Redaktion: Wolfram Roos (wr), Ursula SUPERWAHLJAHR 2013 Linzmeier (ul) (v. i. S. d. P. für den Parteiteil), Rückblick auf den VERKEHR Dr. Joachim Rotberg (jr) Wahlkampf 2013 18 Bahnhöfe werden (v. i. S. d. P. für den Fraktionsteil) modernisiert 34 Freie Autoren (Kürzel): Ulf Homeyer (uh), CDU FRANKFURT Sylvia Hornung (sh), Mechtild Pfeiffer-Krahl Die neuen CDU-Stadtbezirks­ Neue Osthafenbrücke (mpk), Dr. Volker Wirtgen (vw), verbands­vorsitzenden 21 freigegeben 35 Prof. Dr. Matthias Zimmer MdB (mz) ALTSTADT Namentlich gekennzeichnete Artikel VEREINIGUNGEN geben nicht unbedingt die Meinung der Mit Elan ins Jahr 2014 22 Baufortschritt zwischen Dom und Römer 36 Herausgeber und der Redaktion wieder. Erika Pfreundschuh bleibt Bildnachweise der Titelseite: Archäo­ logisches Museum Ffm., dpa, Horchler, Vorsitzende 23 PERSÖNLICHES ISG (Uwe Dettmar), Marko Greitschus – Im Ehrenamt geht’s zur Sache 23 Edwin Schwarz Stadtältester 38 pixelio.de Auf dem JU-Deutschlandtag 23 Paul Labonté 90 38 Herstellung: Henrich Druck + Medien GmbH, Johannes Harsche Frankfurt, www.henrich.de MIT: Staatsminister Boris Rhein Redaktionsschluss für diese Ausgabe: ist neuer Vorsitzender 24 ist nachgerückt 39 Montag, 9.12.2013 CDA: Zum Koalitionsvertrag 24 Nils Kößler neuer Redaktionsschluss für die nächste Planungs-Sprecher 39 Ausgabe: Freitag, 28.4.2014 KOLUMNE Mal so gesehen 25

2 Januar 2014 | FRANKFURT MAGAZIN AUCH ZWEIZEILIG LAND EINZEILIG EDITORIAL

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN, LIEBE FREUNDE DER FRANKFURTER CDU, das Jahr 2014 hat gerade angefangen und wir hoffen, Sie hatten frohe Festtage und einen ­guten Rutsch. Das zurückliegende Jahr war mit der im September gleichzeitig stattfindenden Bundestags- und Landtagswahl ein wahres ­Superwahljahr. Da diese Doppelwahl für uns als Frankfurter CDU sehr wichtig wie auch fordernd war und wir mit vereinten Kräften unsere Wahl- ziele erreichen und alle Wahlkreise direkt ge­ winnen konnten, möchten wir uns noch einmal herzlich auch für Ihre Unterstützung bedanken. Ohne die zahl­losen helfenden Hände unserer engagierten Mitglieder und Freunde wäre dieser eindrucksvolle Wahlsieg nicht möglich gewesen. Mit den neuen Koalitionen in Berlin und Wies­ baden erhält die Bundes- und Landespolitik ­einen wich­tigen, auffrischenden Impuls, der mit der gewahrten Kontinuität durch eine maßgeb­ liche CDU-Beteiligung für unser Land nur för- satz, den wir mit den Grünen nun seit Jahren bei derlich sein kann – und damit schließlich auch 460 Punkten halten können. Der Erfolg dieser für unsere Heimatstadt Frankfurt am Main. schwarz-grünen Koalition auf kommunaler Ebe- ­Insofern blicken wir als Frankfurter CDU auch ne und ihr beständiger Zusammenhalt seit 2006 optimistisch auf dieses Jahr 2014, das uns nicht wird auch unsere Parteifreunde in der Landes- nur im Mai mit einer anstehenden Europawahl politik bestärken. Koalitionen, das ist so in einer einmal mehr fordern wird. parlamentarischen Demokratie, erfordern gleich­ wohl immer Kompromisse. Deshalb wollen und Im Frankfurter Römer bestimmen wir zusammen dürfen wir als CDU eigene Zielsetzungen nicht mit dem grünen Koalitionspartner in Magistrat aus dem Auge verlieren. Es ist deswegen sehr zu und Stadtverordnetenversammlung weiterhin begrüßen, dass die CDU-Frak­tion ein kultur­po­ die Richtlinien der Kommunalpolitik. Glauben litisches Grundsatzpapier be­raten und beschlos- Sie dem SPD-Oberbürgermeister nicht, der je- sen hat. Wir stellen es Ihnen in diesem Heft den Erfolg unserer Politik seiner Ini­tiative zu- ­näher vor. schreibt! Peter Feldmann will die Frankfurter­ innen und Frankfurter blenden, um von seinem eigenen Unvermögen abzulenken. Tatsächlich Alles Gute für das neue Jahr 2014 sind es CDU und Grüne, die durch ihre mehrheit- wünschen Ihnen lich gefassten Beschlüsse Jahr für Jahr 2.000 zu- sätzliche Wohnungen ermöglichen, die 150 Mio. Euro zusätzlich für Schulbausanierungen bereit- stellen und die zusätzliche Mittel für das geplan- te Romantikmuseum bewilligen. All dies lässt Uwe Becker Michael zu Löwenstein sich nur durch eine kluge Wirtschaftspolitik fi- Kreisvorsitzender Fraktionsvorsitzender nanzieren, die Frankfurt am Main für Zuziehen- de und für Unternehmen attraktiv macht. Dazu gehört für uns ganz wesentlich ein industriepo­ litisches Leitbild, an dem wir derzeit arbeiten, ebenso wie ein stabiler Gewerbesteuerhebe­

FRANKFURT MAGAZIN | Januar 2014 3 AUCH ZWEIZEILIG | LAND EINZEILIG NACHRUF WALTER WALLMANN

WALTER WALLMANN – ZUM GEDÄCHTNIS

Von Dr. h. c. Ernst Gerhardt

Walter Wallmann 1983 am Schreibtisch in seinem Haus in Frankfurt am Main.

ir trauern um Walter Wallmann, den CDU-Bundestagsfraktion als Parlamentarischer ehemaligen Oberbürgermeister von Geschäftsführer, als großer Mitstreiter von Alf- WFrankfurt. Viele wussten, dass er red Dregger. Alles sprach dafür, dass ihm wahr- schwer erkrankt war. Er hat sehr gelitten und viel scheinlich weitere verantwortungsvolle Aufga- erdulden müssen. Nun ist er erlöst von seinem ben auf der Ebene des Bundes bevorstanden. Leiden. Walter Wallmann hat hohe Verdienste um Frankfurt am Main, der Stadt, die zu seiner Dennoch konnte die Frankfurter CDU ihn für das Stadt geworden ist. Vor seiner Frankfurter Zeit Amt des Oberbürgermeisters in Frankfurt ge- hatte Walter Wallmann schon eine beachtliche winnen. Es war damals die Zeit des politischen politische Laufbahn hinter sich – als Kommunal- Aufbruchs der CDU allerorten. Überall konnte politiker in Marburg, als debattenfreudiger Red- im Jahre 1977 die CDU in den hessischen Ge- ner im Hessischen Landtag, in der Führung der meinden und Landkreisen die politische Füh-

4 Januar 2014 | FRANKFURT MAGAZIN NACHRUF | WALTER WALLMANN

rung übernehmen. Frankfurt jedoch, als rote Ministerpräsident Regierungsverantwortung in Stadt verschrien, war der Höhepunkt des CDU- Hessen. Erfolges. Eine über Jahrzehnte von den Sozialde- mokraten als deren Hochburg geprägte Stadt Seine Stadt Frankfurt hat er dabei nie vergessen. wurde für die CDU gewonnen. Es war eine Sen- Manche bundes- und landespolitische Entschei- sation – eine niemals erahnte absolute Mehrheit dung hat er mit Blick auf Frankfurt beeinflusst, für die CDU für Frankfurt am Main! Und damit so u.a. den endgültigen Sitz der Bundesbank in begann eine große Zeit – für Walter Wallmann, Frankfurt, eine wesentliche Voraussetzung für aber vor allem für unsere Stadt. den Standort der Europäischen Zentralbank.

Nie erahnte absolute CDU-Mehrheit Die Frankfurter Bürger haben Walter Wallmann Liberale und freiheitliche Kräfte hatten nun eine auch nach seiner Zeit als Frankfurter Oberbür- Chance zur Mitgestaltung, die verkrustete Funk- germeister als Einen der Ihren betrachtet. Sie tionärsatmosphäre war Vergangenheit. Die freie wollten ihn in ihrer Mitte haben. So werden sie Bürgerstadt – dies war nun das politische Pro- ihn auch nach seinem Tode ehrend in Erinnerung gramm. Viele in der Stadt tätige Träger und Or- behalten. ganisationen waren nun willkommen für eine verantwortliche Mitgestaltung. Vor allem seine politischen Freunde werden sein Andenken bewahren – als einen der Großen in Für den Frankfurter Magistrat hatte Walter Wall- der Geschichte der Frankfurter CDU. ■ mann fachlich und politisch hoch qualifizierte Mitglieder gewinnen können. Er zeichnete sich durch einen souveränen Führungsstil aus. Den Dezernenten überließ er einen ausreichenden Gestaltungs- und Spielraum. Dies war Ansporn und Grundlage des gemeinsamen Erfolges. So konnte jedes Magistratsmitglied mit seinen Mit- arbeitern auf allen Feldern städtischer Verant- wortung tätig sein und die Stadt weiter entwi- ckeln, mit Respekt und Liebe zur historischen Vergangenheit, aber auch in Richtung Weltstadt mit zentralem Rang. 1977 1981

So erfolgte historisch gerecht der Wiederaufbau Start in eine neue Zeit: des Römerbergs, das Westend wurde vor weite- Stadtverordnetenvorsteher­ rer Zerstörung bewahrt, Planungssünden aus Hans-Ulrich Korenke (CDU) ­ vereidigt Walter Wallmann am der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden wie- 15.6.1977 als neuen Frankfurter dergutgemacht. Kulturstätten wurden neu er- Oberbürgermeister. richtet, eine glaubhafte und wirksame Konzep­ Wiederaufbau der Altstadt: tion gab den Menschen eine soziale Heimat. OB Walter Wallmann schwingt 1981 auf dem Römerberg Eine einstmals seelenlose Stadt wurde zur Stadt symbolisch die Spitzhacke. der Mitmenschlichkeit, zur Stadt der kulturellen Teilhabe, aber auch zur Stadt des wirtschaftli- 1985 chen Erfolges. Im Licht der Paulskirche: Der Historiker Golo Mann (l.) Stadt der Mitmenschlichkeit ist 1985 mit dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet Walter Wallmann hatte offensichtlich seine worden. Im Bild rechts der Aufgabe als Frankfurter Oberbürgermeister als Laudator und damalige Mitherausgeber erfüllt angesehen, als er dann Abschied nahm, der FAZ, Joachim C. Fest. um als Bundesminister wieder bundespoliti- 2009 wurde Walter Wallmann Ehrenbürger der Stadt Frankfurt am Main. Feierstunde sche Verantwortung zu übernehmen. Und spä- im Kaisersaal des Römer, im Bild rechts: ter – unvergessen – errang er als erster CDU- OB Petra Roth. Bilder: dpa 2009

FRANKFURT MAGAZIN | Januar 2014 5 IM FOCUS | UNTERTHEMA

Pädagogik im Städel: Grundschüler malen das von Claude Monet 1868 geschaffene Gemälde „Das Mittagessen“ ab. Bild: dpa

KULTUR GEHT ALLE AN! ZUM KULTURPOLITISCHEN POSITIONSPAPIER DER CDU-FRAKTION

Kultur hat in Frankfurt am Main einen hohen Stellenwert. Das belegen in Zahlen die jährlichen Ausgaben von rund 160 Millionen Euro bzw. 9 Prozent der gesamten städtischen Haushaltszuschüsse. Die Summe beeindruckt umso mehr, als es sich dabei überwiegend um sogenannte freiwillige Leistungen handelt, die weder der Höhe, noch dem Grund nach, vorgeschrieben sind.

äre es nicht besser, in Zeiten knapper Heute ist die Alte Oper ein unverzichtbarer Be- Kassen auf diese Geldausgaben zu standteil der Stadt Frankfurt am Main. Wie wür- Wverzichten oder die Mittel in andere de Frankfurt ohne die städtischen Bühnen, die Politikbereiche umzulenken? Immerhin ließen Alte Oper und die vielen Museen, das Museums- sich für 160 Millionen Euro, um ein Beispiel zu ufer, die Ausstellungshallen und freien Theater nennen, jährlich vier Schulen von Grund auf sa- aussehen? Geben sie nicht Frankfurt ein unver- nieren. Solche Fragen sind nicht neu. Schon zum wechselbares Gesicht? Für unseren früheren Bau der Alten Oper kommentierte Stoltze die Oberbürgermeister Walter Wallmann war des- hohen Baukosten resignierend: halb Kulturpolitik einer der wichtigsten, wenn Von Dr. Thomas Dürbeck, nicht sogar der wichtigste Bereich der Kommu- kulturpolitischer Sprecher „Dem Wahre, Scheene, Gute, nalpolitik. Er hielt Kultur für ihr Ferment, um „ei- der CDU-Fraktion die Berjerschaft muß blute. nem Gemeinwesen Wärme zu geben, seinen Dem Scheene, Gute, Wahre, Bürgern zu ermöglichen, sich mit der Stadt zu der Magistrat sollt spare. identifizieren, Funktionalismus zu überwinden“ Dem Wahre, Gute, Scheene, (Walter Wallmann, Der Preis des Fortschritts, mer muss sich draa gewöhne“.1 Stuttgart 1983, S. 260).

6 Januar 2014 | FRANKFURT MAGAZIN Schon für Friedrich streben gehört, für seinen Lebensunterhalt und Stoltze war klar: Kultur gibt es nicht den seiner Angehörigen eigenverantwortlich zum Nulltarif. und ohne staatliche Hilfe zu sorgen. Dazu ge- Bild: dpa hört auch, die Freizeit sinnvoll und verantwor- tungsbewusst durch bürgerschaftliches Engage- ment zu nutzen. Kultur, das heißt die Beschäfti- gung mit Kunst und Wissenschaft, ist eine Form dieses bürgerschaftlichen Engagements. Sie ist für eine freiheitlich demokratische Gesellschaft Kulturpolitik als Ferment in dreifacher Hinsicht ein konstitutives Element. Kultur als Ferment der Kommunalpolitik kann aber nicht heißen: „Bei der Kultur darf nicht ge- Kultur ist Pflege der Überlieferung spart werden.“ Mit gleichem Grund könnte man Kultur ist Pflege der Überlieferung und der wis- das auf die Bildungs- und Sozialpolitik übertra- senschaftlichen Erkenntnisse. Dabei geht es gen. Dabei ist Sparen häufig eine Chiffre für nicht nur darum, die Vielfältigkeit der mensch­- „nicht mehr ausgeben“ und nicht für weniger l­ichen Schöpfung und Erkenntnisse für spätere ausgeben. Wenn also nicht gespart werden darf, Generationen zu bewahren und zu sichern. Pfle- dann bedeutet das im Umkehrschluss, es kann ge hat immer auch ein aktualisierendes Mo- mehr ausgegeben werden. ment, in dem Bezüge zwischen Vergangenem, Politik und politische Visionen ohne solides fi- Gegenwärtigem und Zukünftigem hergestellt nanzielles Fundament sind letztendlich leere werden. Dieser schöpferische Prozess ist not- Versprechungen. Das gilt für alle Politikfelder wendig auch immer experimentell. Sein Ergeb- und nicht nur für die Kultur. Und sehenden Au- nis kann scheitern oder Gegenstand der Überlie- ges weiterwirtschaften führt früher oder später ferung werden. Die Teilhabe an diesen Prozes- dazu, die Reißleine ziehen zu müssen. Das muss- sen findet unter anderem in Theatern, Ausstel- te Frankfurt in der Vergangenheit schmerzlich lungshallen, Museen, Archiven oder Bibliotheken erleben, auch bei seinen kulturellen Einrichtun- statt. Nicht nur die Teilhabe an diesen Pro­zessen, gen. Das finanziell Machbare in Einklang mit sondern auch die kulturellen Einrichtungen dem politischen Handeln zu bringen, dabei nicht den Blick für den Schuldenabbau und die finanzi- ellen Notwendigkeiten anderer Politikbereiche zu verlieren, ist verantwortliche Politik gegen- Oben: Experimentell: In der Reihe über den unmittelbar Betroffenen, aber auch ge- ­„Frankfurt liest ein Buch“ trägt genüber nachfolgenden Generationen. Das wa- Schauspieler Michael Quast in einem Hausdurchgang in der Valentin- ren die Ausgangsüberlegungen, von denen sich Senger-Straße aus dem Buch „Kaiserhof- die CDU-Fraktion bei der Beratung über das kul- straße 12“ von Valentin Senger vor. turpolitische Positionspapier „Kultur geht alle Unten: Erfolgreicher „Ring“: an“ leiten ließ. Terje Stensvold als Wotan und Thema Kasten Susan Bullock als Brünnhilde in einer Probenszene zu Richard Kultur ist kein Luxus Wagners „Die Walküre“ Mehr als jährlich zwei Millionen Besucher von an der Oper Frankfurt. HEADLINE Bilder: dpa Museen und Ausstellungen und eineinhalb Milli- onenPis Besucher eum idelibeaque von Theatern, sit quuntum Konzerten, quae saOper unddis Performances earum remolup und tianden literarischen ihiliquam Veranstal assit - tungenoditium in Frankfurt faceatecatem machen ratibus deutlich, eum dassnobis Kul - tur estkein atem Luxus dollibusae oder Beschäftigung maxim quiditem. von Inveelitären- Minderheitenrae rnaturmintias ist. Daneben demodio engagieren nemposs imolutsich viele Menscheniusapid quein Vereinen, intotate sitescia in der Jugendarbeit,nonEbisitat vo Par- - teien,lores Wohltätigkeitseinrichtungen volore reprate lacepudi reiur? und privaten Qui Stiftungen.bere repudipsant Dies alles ommo ist Ausdruck volore einer bürger- lichen Grundeinstellung, zu der nicht nur das Be-

FRANKFURT MAGAZIN | Januar 2014 7 AUCH ZWEIZEILIG | LAND EINZEILIG IM FOCUS KULTUR

Links: Erkennen und werten künstlerischer Ästhetik: Das Gemälde der Nürnberger Patrizier- und Kaufmannsfrau selbst stiften gemeinsame Identität. Das Gefühl und selbstbestimmte Individuen, auf die eine Elsbeth Tucher in der aktuellen für Gemeinsamkeiten ist Voraussetzung zur Be- freiheitlich demokratische Gesellschaft als Ak- Dürer-Ausstellung im Städel. wältigung gemeinsamer Aufgaben in einer hoch- teure angewiesen ist. Rechts: Hort der Romantik: gradig differenzierten und arbeitsteiligen Ge- Das Goethehaus in Frankfurt am Main. sellschaft, geprägt von einer Vielzahl von Parti- Anderer Kulturbegriff der SPD Bilder: dpa kularinteressen. Damit unterscheidet sich der Kulturbegriff des CDU-Positionspapiers diametral von dem der Kultur dient der individuellen SPD, wie sie der Oberbürgermeister in seinen Persönlichkeitsentwicklung Thesen zur Kulturpolitik in Frankfurt am Main Nach bürgerlichem Verständnis dient die Bil- vertritt. Darin wird Kultur als Teil der Sozialpoli- dung durch Musik, Kunst und Literatur der indi- tik und als Schnittstellenaufgabe der Sozial-, Bil- viduellen Persönlichkeitsentfaltung. Kultur und dungs- und Planungspolitik gesehen. Kulturpoli- Bildung gehören untrennbar zusammen. Die in- tik werde umso erfolgreicher sein, „je mehr sie dividuelle Persönlichkeitsentwicklung endet sich als Bildungsaufgabe und Schmiermittel nicht mit der Ausbildung in Schule, Lehre oder ­sozialer Infrastruktur, Wirtschaftsförderer und Universität. Sie geht lebenslang weiter. Das Er- ­Integrationsmotor, Stadtentwicklungsprogramm kennen und Werten ästhetischer und künstleri- und Präventionsstelle versteht“. Selbst der Bil- scher Ausdrucksformen fördert die Verände- dungsgedanke wird hier nicht im Sinne einer in- rungsbereitschaft, stärkt die Kreativität und dividuellen Persönlichkeitsentwicklung bege- überwindet eine durch Arbeitsteilung und Spe- griffen, sondern zur Schnittstellenaufgabe ins­ zialisierung geprägte Wahrnehmung der Welt. trumentalisiert. Kultur wird einem Nutzen un- tergeordnet, „dem Idol der Zeit, dem alle Kräfte Kultur schafft geistige Freiräume fronen und alle Talente huldigen sollen“, was Menschliche Kreativität setzt Freiheit voraus. Schiller im 2. Brief „Über die ästhetische Erzie- Freiheit ist Bedingung für Kultur. Wissenschaft hung des Menschen“ beklagt. und Kunst, denen das Grundgesetz einen hohen Natürlich haben Kunst und Wissenschaft eine verfassungsrechtlichen Stellenwert einräumt, gesellschaftliche Aufgabe. Selbstverständlich sind wichtige Elemente unserer freiheitlich de- gehört das kulturelle Angebot zum Standortfak- mokratischen Grundordnung. Die Freiheit der tor einer Stadt. Es ist nicht nur wichtig für den Kunst ist nicht nur vor staatlicher Beeinflussung Tourismus, sondern auch Faktor im Wettbewerb geschützt. Durch künstlerische Ausdrucksfor- um die Ansiedlung von Unternehmen und um men werden Sachzwänge überwunden, sie ste- Mitarbeiter. Im Vordergrund des im Positionspa- hen jenseits von Nützlichkeitserwägungen und pier vertretenen Kulturbegriffs steht aber nicht schaffen gerade in ihrer Vielfalt individuelle dieser konkrete Nutzen, sondern die Autonomie geistige Freiräume. Diese Freiräume sind not- von Kunst