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Mettingen von Jörg Segebarth

I. Lage und Entwicklung führt durch die Nachbargemeinden , Luftbild Mettingens und nach Osnabrück und Die Gemeinde Mettingen, eine durch den Lei- trifft in der Gemeinde Lotte auf die Autobahn nenhandel (Tüöttentum) früher weithin bekannte Hansalinie A l. Die im Süden des Gemeindege- Gemeinde, liegt im nördlichen Teil des Kreises bietes verlaufende L 501 mit West-Ost-Er- an der Landesgrenze zu Niedersachsen Unterzentrum in einer streckung verbindet mit Osnabrück. Die zwischen den beiden Industriestädten Osnabrück l2indlichen Zone mit fast parallel verlaufende Autobahn (A 30), süd- l0 000 bis 25 000 E. im und Rheine. Die Gemarkung Mettingen grenzt im von Mettingen auf Ibbenbürener Gebiet, Versorgungsbereich Nordwesten an die Gemeinde Recke, im Osten lich wichtige Position als West-Ost-Ver- an die Gemeinde Westerkappeln und im Süden nimmt eine und Westen an das Stadtgebiet Ibbenbürens. Ver- kehrsachse zwischen den Niederlanden sowie Einwohner: 1 I 303 folgt man die Gemeindegrenze Mettingens, so den Wirtschaftsräumen Osnabrück, Hannover wird deutlich, daß der gesamte südliche Teil der und Berlin ein. Fläche: 40,61 km2 Einwohner je km2: Gemeinde zum Schafberggebiet gehört. Der Neben der Hansalinie A l, welche eine Nord- jedoch Schafberg, ein etwa 150 m hohes, abge- Süd-Achse bildet, besteht eine weitere Verbin- flachtes Bergmassiv (Horst), gehört zum Teck- dung in den Süden über Ibbenbüren, von wo aus lenburg-Osnabrücker Hügelland. Der nördliche die B 219 über -Münster-Hamm und Teil des Gemeindegebietes reicht in das angren- Unna in die Hellwegzone führt. Die Bahnlinie der zende norddeutsche Tiefl and hinein. Tecklenburger Nordbahn von Osnabrück nach Eine unmittelbare Anbindung an das überge- Rheine, die das Mettinger Gemeindegebiet von H t?R 1? 224,58 ordnete Verkehrsnetz besteht u.a. durch die Osten nach Westen durchschneidet. dient nur Landstraße 599 (von Nordwesten kommend). Sie dem Güterverkehr. (Stild:31.12.92) ttl MsrrtNceN

Einwohner in ortsteilen: Die Geschichte Mettingens läßt sich bis in 1707 kam auch die Grafschaft das I l. Jahrhundert zurückverfolgen. Mettingen für einen Kaufpreis von 25.000 Talern an Preußen, Lage-Wiehe 1921 Nierenburg 640 war zusammen mit den Gemeinden Brochterbeck, so daß die beiden Grafschaften Lingen und Teck- Muckhorst- Ibbenbüren und Recke eines der vier ehemaligen lenburg nach langer Trennung wieder unter Höveringhausen 978 Kirchspiele in der Obergrafschaft Lingen. Im einem Fürsten vereint waren. Nach dieser Verei- Schlickelde-Bruch I 582 Jahre 1088 wurde ein befestigter adliger Gutshof, nigung Grafschaften die (Stmd: 25.05.87) der beiden wurde der den Haupthof in der Ortschaft bildete und den preußische Verwaltung eingeführt, und 1755 er- Namen "Mettingen" trug, erstmalig in einem Gü- hielten die Gemeinden in den Grafschaften eine

Gebäude- u. Freiflächen: terverzeichnis des Bistums Osnabrück genannt. Dorfordnung. Nach vorübergehender Besitznah- (1808-1813) 3,73kmz (g,2Ea) Das Kloster Iburg zog 1088 von Mettingen den me durch die Franzosen kam das davon sog. "Zehnten" ein, und 100 Jahre später wurde Gebiet wieder zu Preußen und Mettineen damit 54,2 7o Wohnbaufläche Mettingen erstmalig als Pfarre bezeichnet, aus zur Provinz Westfalen. 7,5 Vo Gewerbefläche der die Domkirche zu Osnabrück in den Jahren 7,2 Vo Mischnutzung Die fortschreitende Industrialisierung des 19. (Stmd: l160 - ll80 Einkünftebezog. Am Ende des 12. 1989) Jahrhunderts leitete eine neue Ara der Geschichte Jahrhunderts (1196) bis zur Mitte des 15. Jahr- Mettingens ein. Eine rege Bautätigkeit ließ den hunderts ist ein adliges Geschlecht von Mettin- Ort wachsen; Handel und Handwerk begannen gen nachzuweisen. Etwa 50 Jahre später (1493) wieder zu erblühen. Mit der Industrialisierung gehörte Mettingen mit den drei Kirchspielen kam es auch zu einer völligen Umstrukturierung bzw. Vogteien Brochterbeck, Ibbenbüren und des gesamten wirtschaftlichen Lebens. Wurde bis Recke zum Territorium der Obergrafschaft dahin hauptsächlich von der Landwirtschaft Lingen. Diese gehörte dem Grafen von Tecklen- sowie Leinenerzeugung und -handel gelebt, so burg, der Mettingen 1520 dem Herzog von verlagerte sich nun die wirtschaftliche Entwick- Geldern zu Lehen gab. Zwischen l54l und 1547 lung auf die industrielle Erzeugung von Gütern, war Mettingen wieder tecklenburgisch, und ab auf das Handwerk und sehr stark auf den Berg- 1548 kam der Ort wechselweise unter Herrschaft bau. Doch diese aufstrebende Entwicklung wurde der Spanier und Oranier. Am 25.03.1702 fiel durch den deutsch-französischen Krieg 1870/71 Mettingen dann im Erbgang mit der Ober- und und durch den l. Weltkrieg unterbrochen. Der Niedergrafschaft Lingen an das Königreich 2. Weltkrieg hatte den völligen Zusammenbruch Preußen. des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens zur Folge. Mit Engagement und Hilfsbereitschaft ge- lang es den Mettinger Bürgern, die Kriegsfolgen rasch zu beseitigen, indem u.a. durch die Bereit- stellung von Bauland sowohl die Wohnbebauung als auch die infrastrukturellen Einrichtungen er- neuert und erheblich ausgebaut wurden. Nach Ende der britischen Besatzungszeit gehörte Mettingen zum Amtsverband Mettingen-Recke, der jedoch im Jahre l95l aufgehoben wurde. Mettingen wurde zu einer selbständigen Gemeinde.

Der rege Leinenhandel hat Mettingen neben den Nachbargemeinden Recke und Hopsten als "Tüöttendorf' weithin bekannt gemacht. Die Tüötten oder Tödden waren Packenträger, die das in Handarbeit hergestellte Leinen im Hausierer- handel verkauften. Der Beginn des Tüöttentums geht bis in das Mittelalter zurück. Damals brach- ten vor allem besitzlose Landbewohner Flachs und auch fertige Leinwand zum Verkauf auf die Märkte, um so ihren geldlichen Verpflichtungen gegenüber den Grundbesitzern nachkommen zu können. Ein weiterer Grund für den Nebenerwerb war die Tatsache, daß die Erträge der "heimatli- chen Scholle" kaum zum Leben ausreichten. Das Heimathaus Absatzgebiet der Packenträger weitete sich er-

118 MnrrrNceN heblich aus; um 1830 kam es dann zur Gründung stellung von Wohnungen zur Linderung der all- Erwerbstätige:4 153 von Stüzpunkten (Läden) in den benachbarten gemeinen Wohnungsnot beizutragen. 2,8V0 Niederlanden. Namen wie Brenninkmeyer, Hett- lage, Lampe, Moormann und Voß gehörten da- Durch die Erschließung mehrerer Baugebiete mals zu den Gründern. Mit diesen Namen wird rund um den historischen Ortskern kam es zu heute noch der Handel mit Textilien verbunden einer weiteren Verdichtung des Ortes. Die rege *-,8),,.", (Hettlage, C&A Brenninkmeyer). Der Handel der Bautätigkeit wirkte sich entsprechend auf die Tüötten war einer der Hauptgründe für das Auf- Entwicklung der Einwohnerzahl aus. Erwerbstätige am blühen des wirtschaftlichen Lebens vor der Indu- Arbeitsort: 2 957 strialisierung, welches Mettingen zu einem sehr Tabelle I Bevölkerungsentwicklung 1950-1992 wohlhabenden Ort machte. Jahr Einwohner Die Gemeinde Mettingen gehört nach dem 1950 6.200 LEP I/II zu den ländlichen Zonen des Landes r970 10.011 Nordrhein-Westfalen. Die geringe Zahl derer, die 1915 10.100 von der Landwirtschaft leben, macht deutlich, 1980 10.300 Land- und daß Mettingen jedoch nicht mehr als landwirt- 7 Forstwirtschaft r 985 10.314 schaftlich geprägte Gemeinde eingestuft werden 1990 10.161 Produzierendes Gewerbe kann. Sie ist aber auch nicht als reine Arbeiterge- r992 l 1.303 7 meinde zu qualifizieren, obwohl nach Aussage Dienstleistungen der PREUSSAG (1991) 623 Erwerbstätige in der w Mettingen wird ein hoher Wohnwert zuge- Nachbargemeinde Ibbenbüren bzw. im Mettinger 25.05.87) sprochen. Dazu beigetragen hat seit 1975, daß Onsteil Wiehe im Bergbau beschäftigt sind. Auf der Ortskern sowo