BSB-Journal.de 1/2014 Theologische Zeitschrift für Gemeinde und Mission

Nr. 7 Juni 2014 Bibelseminar Bonn e.V. Ehrental 2-4 53332 Bornheim

Texte zur Predigerkonferenz 2014

www.BSB-Journal.de Inhalt

Dietmar Schulze. Vorwort der Redaktion ...... 3 Dietmar Schulze. Foreword by the Editor ...... 5 Heinrich Derksen. Grußwort ...... 7 Heinrich Derksen. Greeting ...... 8

Vorträge ...... 9

Jürgen von Hagen. Die Gemeinde – Das Zuhause erneuerter Menschen ...... 9 Frank S. Page. Caring for the Lonely + Cloning the Church ...... 21 Eduard Friesen. Die Gemeinde – Eine geistliche Gemeinschaft ...... 29 John Neufeld.The Mystery of Christ & His Church ...... 40 Viktor Hamm. Der eigenen Generation dienen ...... 48 Ulrich Parzany. Die Gemeinde – und die Evangelisation der Welt ...... 59 Mac Brunson. The Foundation for Thanksgiving ...... 65 Friedhelm Jung. Interview ...... 77 Andy Wiebe. Rückblick auf die 4 . Predigerkonferenz ...... 81

Workshops ...... 83

Bob Pearl. Deconstructing the individual To Reconstruct the Biblical Worldview . . . 83 Waldemar Harder. Der Leiter ein Diener, Teil 1 ...... 90 Jakob Tissen. Der Leiter ein Diener, Teil 2 ...... 92 Sascha Neudorf. Ethik als Wahrheit ...... 94 Daniel Hildebrandt. Junge Prediger zurüsten ...... 96

Buchbesprechungen ...... 103

© Bibelseminar Bonn e.V., Ehrental 2-4, 53332 Bornheim, Herausgeber: H. Derksen, F. Jung, G. Schmidt. Redaktion: D. Schulze, [email protected], Satz: J. Dyck 2 BSB-Journal.de 1-2014 ISSN: 2192-421X Vorwort der Redaktion

iebe Leser und Leserinnen, L ich freue mich, dass unser Journal offensichtlich Themen anspricht, die Sie interessieren. So wurde die letzte Ausgabe über 1500-mal aufgerufen. Nun bin ich gespannt, ob wir diese Zahl mit der neuen Ausgabe noch übertreffen werden. Gemeinde Jesu – Säule der Wahrheit, ein Thema, das zeitlos, umfassend und sehr aktuell ist. Der ers- te Teil des Themas ist eine Ansage, wem Gemeinde eigentlich gehört. Das ist eine wichtige Erinnerung, wenn Streitigkeiten über Banalitäten das Gemein- deleben vergiften und Animosität statt Liebe das Miteinander bestimmt. Gemeinde Jesu heißt auch, dass dies kein religiöser Ort ist, an dem Gottesvor- stellungen unterschiedlichster Couleur konstruiert und verehrt werden. Nein, es ist der Ort an dem Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott, angebetet wird. Der zweite Teil des Themas – Säule der Wahrheit – befasst sich mit Wahr- heit und deren Stabilität. Individualistische Wahrheit, die Teil der postmodernen Weltanschauung ist, ist ja nur so stabil wie das Individuum, das sie vertritt. Die Wahrheit von heute könnte somit bald Schnee von gestern sein. Eine Säule da- gegen symbolisiert Beständigkeit. Ich muss an Pfeiler von Brücken und Viadukten in den Alpen denken. In schwindelerregender Höhe fahren Züge oder Autos über halsbrecherische Schluchten. Die Beständigkeit und Stabilität ist Garant für eine sichere Überquerung. Der große Theologe Thomas von Aquin schrieb ein beachtliches Werk „Über die Wahrheit“. In der deutschen Übersetzung sind es über 1000 Seiten. Er wählte die Form der Disputation, des Lehrgesprächs. Ich zitiere aus dem Vorwort von Bruno Kern: Eröffnet wird die Disputation mit reihum [von den Studenten] vorgebrachten Gegen- argumenten zur aufgestellten These, die mit der Floskel videtur quod non [es scheint nicht…] eingeleitet werden. Nun ist es zunächst die Aufgabe des Baccalaureus [wissen- schaftlicher Assistent], diese Einwände zu entkräften. […] Am Tag drauf schlägt dann die Stunde des Magisters [Professor]. Er schlägt seine […] abschließende Entscheidung zur

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Frage, vor und begründet sie ausführlich. Im Anschluss geht er dann nochmal auf die vorgebrachten Einwände ein, bestätigt dabei entweder die Antwort des Baccalaureus oder bringt neue Argumente ins Spiel.1 So wurde versucht mit Hilfe des Intellekts sich der Wahrheit zu vergewissern. Vielleicht sollten wir wieder häufiger solche intellektuellen Übungen durchfüh- ren. Wir ahnen, wie wichtig hier eine solide theologische Ausbildung war und welche Verantwortung die Professoren hatten. Allerdings zeigte sich bald, dass es in der Argumentation um die Wahrheit nicht immer zu einem klaren Ergebnis kam. Auch auf Theologen lies und lässt sich das jüdische Sprichwort anwenden: zwei Juden – drei Meinungen. So wurden immer neue Formen der Erkenntnis- theorie entwickelt, bis irgendwann der alte Fritz sagte: „jeder soll nach seiner Façon selig werden.“ Allerdings war damit der Streit um die Wahrheit nicht dau- erhaft geschlichtet. Heute leben wir in einer Zeit, in der einerseits es nicht mehr politisch korrekt ist, von der Wahrheit zu reden. Andererseits haben namhafte Naturwissenschaftler, wie z.B. Hoimar von Ditfurth, ganz im Sinne von Thomas argumentiert: „Wahrheit ist unteilbar.“2 Für Thomas von Aquin war klar, der Maßstab für Wahrheit ist der göttliche Geist, in dem es zur Übereinstimmung des göttlichen Wesens und der Erkennt- nis kommt.3 Und damit sind wir beim Ausgangspunkt unserer Erkenntnis. Jesus spricht: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ (Joh 4, 24). Jesus identifizierte sich mit dieser Wahrheit. (Joh 14, 6). Wahrheit ist ein zentrales biblisches Thema, was nicht nur die vielen bibli- schen Stellen belegen. Wahrheit ist das Original, alles andere ist Fälschung. Der größte Fälscher aber ist Satan, weil er der Vater der Lüge ist (Joh 8, 44). In diesem Journal veröffentlichen wir Manuskripte zu den Vorträgen von der Predigerkonferenz 2014. Diese Texte sind eine gute Ergänzung zu den Audio- bzw. Video-Dateien, die inzwischen zum Download bereit stehen (http://www.predi- gerkonferenz.com/de/downloads). Alle Texte von der Konferenz wurden verfasst, um in einem Vortrag präsen- tiert zu werden. Das hat dazu geführt, dass Manuskripte revidiert und gekürzt wurden. Fußnoten sind in der Regel keine vorhanden. Die Anordnung der Texte orientiert sich am Konferenzprogramm. Neben den Vorträgen im Plenum werden auch einige Handouts zu den Workshops veröffentlicht. Am Ende des Hefts finden Sie wie gewohnt Buchbesprechungen. Viele Freude beim Lesen wünscht Dietmar Schulze, Redaktion .

1 Thomas von Aquin. Über die Wahrheit – Queastiones disputatae de veritate . In der Übersetzung von Edith Stein. Wiesbaden: marixverlag, 2013. S. 20. [Original erschien erstmalig 1256-59 n.Chr.] 2 http://hoimar-von-ditfurth.de/welt.html, zuletzt besucht am 29.6.2014. 3 Vgl. S. 59. 4 BSB-Journal.de 1-2014 Foreword by the Editor

ear readers, D I am pleased that our journal discusses topics that interest you. The last edition had been downloaded more than 1500 times. I am curious if we will -ex ceed that number with the new issue. Church of Jesus—pillar of truth, a theme that is timeless, yet very comprehen- sive and up to date. The first part of the topic is an announcement about church ownership. This is an important reminder when disputes over banalities poison the church life and animosity instead of love determines community. Church of Jesus also means that it is not any religious site that is constructed on vague ideas of God and where all sorts of deities are being worshiped. No, it's the place where Jesus Christ, true man and true God is worshiped. The second part of the theme—Pillar of Truth—is concerned with truth and their stability. Individualistic truth, which seems to be typical for postmodern worldview, is as stable as the individual who represents it. The truth of today could therefore soon be yester- day's news. A column on the other hand symbolizes reliability. I have to think of piers of bridges and viaducts in the Alps. In dizzying heights trains or cars are driving over breakneck canyons. The permanence and stability of those pillars is a guarantee for a safe crossing. The great theologian Thomas Aquinas wrote a remarkable work “Disputed questions on Truth”. In the German translation, there are over 1000 pages. He chose the form of disputation, the teaching c