02 Master F-374R PDF 06032011
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10.13146/OR-ZSE.2011.001 Moderne Rabbinerausbildung in Deutschland und Ungarn Ungarische Hörer in den deutschen Rabbinerseminaren (1854-1938) PhD – Dissertation Gábor Lengyel Hannover 2011 Jewish Theological Seminary Doktorvater: University of Jewish Studies, Hungary Prof. Dr. Shlomo Spitzer 10.13146/OR-ZSE.2011.001 לזכר תלמידי בתי המדרש לרבנים שנספו בשואה Zum Andenken der Hörer der Rabbinerseminare, die in der Schoa umgekommen sind. 2 10.13146/OR-ZSE.2011.001 V orw o rt Vorwort Warum schreibt ein 70jähriger Diplom-Ingenieur, geboren in Budapest, wiedergeboren in Israel 1956 und aktiv im jüdischen Leben in Deutschland ein Doktorat über moderne Rabbinerausbildung und ungarische Hörer in deutschen Rabbinerseminaren? Ich stamme aus einer orthodoxen Familie. Meine von den Nazis ermordete Mutter (s. A.) war aus Verbó (Vrbové, heute Slowakei) gebürtig, wo im 19. Jahrhundert drei Jeschiwot gab. Mein Vater (s. A.) hatte von 1925 bis zu seinem Tode 1956 eine verantwortliche Position im Verband der Ungarischen Juden in Ungarn inne. Mit meinem seligen Vater pflegte ich Hand in Hand in die Synagoge in der Ó-Strasse und später in jene in der Dessewffy Strasse in Budapest zu gehen. In den Sommerferien, in dem jüdischen Erholungsheim in Balatonfüred, hörte ich Anfang der 1950er Jahre mit Erstaunen und mit Begeisterung die Anekdoten von den großen Rabbinern Ungarns, z.B. von Dr. Sándor Scheiber, Dr. József Katona, Dr. Ottó Komlós, Dr. Imre Benoschofsky. War das vielleicht der unbewusste Ausgangspunkt für mein Interesse an Rabbinern? 2003, nach Beendung meiner beruflichen Karriere in der Industrie, aber immer noch aktiv im jüdischen Leben, kam die erneute Begegnung mit Prof. Rabbiner Dr. Alfred Schıner in der Landesrabbinerschule in Budapest. (Meine erste Begegnung mit ihm fand im Jahr 1986 statt in der Dohány-Synagoge.) Rabbiner Schıner regte mich dazu an, an der Doktorandenschule der OR-ZSE (Országos Rabbiképzı – Zsidó Egyetem) zu studieren. Mein Leben bekam eine Wende! Prof. Dr. Michael Brocke aus Duisburg gab mir den Anstoß, mich mit den Rabbinerseminaren in Deutschland und insbesondere mit ihren Hörern aus Ungarn zu befassen. Und so begann für mich ein fesselnder Lebensabschnitt, gekennzeichnet durch intensive Forschungsarbeit: ich habe deutsche, hebräische, ungarische und englische Literatur und Quellen gelesen und Archive in Ungarn, Deutschland, Israel und den USA aufgesucht. Unzählige neue Kontakte mit Professoren, Lehrern, Studenten, Archiv- und Bibliotheksmitarbeitern haben mein Leben bereichert. Es wäre mir ein Bedürfnis, alle 3 10.13146/OR-ZSE.2011.001 Menschen, die mich bei meiner Arbeit unterstützt haben, zu erwähnen und jedem einzelnen von ihnen zu danken, doch die Liste wäre zu lang. Fünf Jahre lang hatte ich das Privileg, die Vorlesungen und die Erzählungen der hervorragenden Professoren und Dozenten der Doktorandenschule in Budapest hören zu dürfen. Für mich, der leider die ungarische Sprache nach 1956 langsam verloren hat, waren diese Tage und Stunden intellektuell, aber auch gefühlsmäßig Höhepunkte in meinem Leben. Die Wände in der Landesrabbinerschule strahlten für mich ungarisch- europäische, jüdische, aber auch persönliche Geschichte aus. Insbesondere bin ich den Professoren Tamás Staller und Tamás Lichtmann zu Dank verpflichtet, die mich immer wieder bei meiner Forschungstätigkeit ermunterten. Auch Professor Dr. Géza Komoróczy in der ELTE in Budapest hat meine Arbeit mit zahlreichen Anregungen und Ratschlägen begleitet. Professor Dr. György Dénes in Budapest hat mir unendlich viel bei der Findung, Nennung und Zuordnung von Geburtsorten geholfen. Parallel zu meinen Studien in Budapest habe ich eine Rabbinerausbildung am Abraham Geiger-Kolleg in Berlin absolviert. Diese neugegründete Institution möchte die Nachfolge der 1940 geschlossenen Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin antreten. Auch hier fand ich Professoren, die meine Forschungstätigkeit moralisch unterstützt haben: Prof. Dr. Walter Homolka, Rektor des Kollegs und Prof. Dr. Admiel Kosman aus der Universität Potsdam (in Israel an der Bar Ilan Universität in Ramat Gan). 2008 hatte ich einen kleinen inneren und gesundheitlichen Schwächeanfall. Ich hatte das Gefühl, es wachse mir alles über den Kopf. Und so blieb die Arbeit liegen. Bei meinem Israelaufenthalt im Sommer 2010 traf ich Prof. Dr. Shlomo Spitzer. Prof. Spitzer, mein geschätzter Professor in Budapest, hatte bereits in Budapest Interesse für meine Forschungstätigkeit bekundet. Nun, in Israel, sagte er zu mir: "Gábor, du hast deine PhD-Arbeit in Budapest fast fertig. Du musst die Arbeit für OR-ZSE und für die am ungarischen Rabbinerwesen interessierten Menschen zum Abschluss bringen!“ Prof. Spitzer hat mir die Kraft dazu gegeben, die Arbeit zu beenden. Ich dachte an Pirkei Awot (Mischna Avot 2,16): לאעליך המלאכהלגמורולאאתהבן חורין ליבטל ממנה. 4 10.13146/OR-ZSE.2011.001 „Es ist nicht an dir, die Arbeit zu vollenden, aber du bist auch nicht frei, dich von ihr loszusagen.“ Im Verlauf meiner Forschungstätigkeit haben mich viele Menschen unterstützt, und dafür bin ich unendlich dankbar. Sie haben in meinem Auftrag Material in Archiven und Bibliotheken gesucht, insbesondere Frau Malgorzata Piekarz in Berlin, Warschau und Wroczlaw, Hanan Bierenzweig in Jerusalem und Gábor Tabajdi in Budapest. Pastor und Dozent Dr. Alexander Deeg, damals an der Universität Erlangen, hat meine Arbeit immer wieder kritisch geprüft und mit Anregungen bereichert. Andrea Székely in Hannover hat Texte aus dem Ungarischen ins Deutsche und umgekehrt übersetzt. Besonderer Dank gebührt Frau Chaya-Bathya Markovits in Israel. Sie hat die Arbeit stilistisch verfeinert und mich bis zum Schluss mit Fragen motiviert, um dieselben zu klären. Meiner Frau Anikó bin ich dankbar für die Geduld, die sie mit mir hatte. "Im Ruhestand" soviel zu reisen, tagelang in Bibliotheken zu sitzen, zu Hause nächtelang zu schreiben – das sind wohl kaum die Erwartungen einer Frau an ihren Mann. Sie hat jedoch die ganze Arbeit kritisch begleitet, eine umfangreiche Übersetzungsarbeit geleistet und mich immer wieder dazu ermuntert, meine Forschung zum Abschluss zu bringen. Ohne sie wäre die Arbeit unvollendet geblieben. Gábor Lengyel Hannover, Februar 2011. 5 10.13146/OR-ZSE.2011.001 INHALTSVERZEICHNIS VORWORT ..................................................................................................................... 3 TEIL 1 .............................................................................................................................. 9 1. EINLEITUNG ........................................................................................................... 10 1. 1 Zielsetzungen ...................................................................................................... 10 1.2 Aufbau der Arbeit ............................................................................................... 11 1.3 Anmerkungen zu den Quellen ............................................................................. 11 1.3.1 Das Jüdisch-theologische Seminar in Breslau .................................................... 12 1.3.2 Die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin .......................... 13 1.3.3 Das Rabbinerseminar für das orthodoxe Judentum in Berlin ............................. 13 1.3.4 Die Landesrabbinerschule in Budapest (Országos Rabbiképzı Intézet) ............ 15 1.3.5 Weitere Anmerkungen zu den Quellen ............................................................... 15 1.4 Zeitlich-räumliche Eingrenzung ......................................................................... 17 2. GESCHICHTLICHER RAHMEN ......................................................................... 19 2.1 Aufklärung und Emanzipation in Deutschland ................................................... 19 2.2 Die Auswirkungen der Emanzipationsbestrebungen in Ungarn ......................... 29 3. EINFLUSS AUS DEUTSCHLAND AUF REFORM UND ORTHODOXIE IN UNGARN ....................................................................................................................... 40 3.1 Der Einfluss der deutsch-jüdischen Presse vor der Revolution 1848 ................. 40 3.2 Der Einfluss der deutsch-jüdischen Presse auf die Spaltung des ungarischen Judentums............................................................................................................ 46 3.3 Die Folgen der Emanzipation und der Kongress 1868/69 .................................. 54 4. RABBINERAUSBILDUNG ..................................................................................... 61 4.1 Jüdisches Lernen und jüdische Werte zwischen Tradition und Reform ............. 61 4.2 Die Wissenschaft des Judentums ........................................................................ 64 4.3 Moderne Rabbinerausbildung ............................................................................. 66 4.4 Das Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau ................................................... 68 4.4.1 Die Vorgeschichte ............................................................................................... 68 4.4.2 Die Eröffnung ..................................................................................................... 71 4.4.3 Die Organisation des Seminars ........................................................................... 72 4.4.4 Der Lehrkörper .................................................................................................... 74 4.4.5 Von 1904 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 ........................................