Neue Gliederung
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Die postkoloniale deutsche Literatur in Namibia (1920 – 2000) Von der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Stuttgart zur Erlangung der Würde eines Doktors der Philosophie (Dr. phil.) genehmigte Abhandlung vorgelegt von Thomas Keil aus Stuttgart Hauptberichter: Prof. Dr. Heinz Schlaffer Mitberichter: Prof. Dr. Walter Göbel Tag der mündlichen Prüfung: 24. Juli 2003 Literaturwissenschaftliches Institut der Universität Stuttgart 2003 Inhaltsverzeichnis Einleitung 1. Gegenstand und Problemstellung S. 7 2. Das Modell der graduellen Postkolonialität S. 16 3. Forschungsüberblick S. 27 4. Gegenstand, Thema und Begriff S. 48 5. Forschungsziel S. 58 Außerliterarische Faktoren 1. Geographie S. 72 2. Geschichte S. 84 3. Gesellschaft S. 97 4. Sprache S. 112 5. Buch- und Bibliothekswesen S. 126 2 Exkurs: Geschichte der deutschen Literatur in Süd- westafrika / Namibia im Überblick 1. Die Missionsliteratur S. 145 2. Die Berichte der Forschungsreisenden S. 174 3. Die Kolonialliteratur mit Bezug auf Deutsch-Südwestafrika S. 190 4. Die südwestafrikanische Literatur der Kolonialzeit S. 218 5. Die sogenannte »Südwester Literatur« der Zwischen- kriegszeit S. 237 6. Die westdeutsche Literatur mit Bezug auf Südwestaf- rika / Namibia S. 272 7. Die DDR-Literatur mit Bezug auf Südwestafrika / Namibia S. 285 8. Die deutsch-namibische Literatur als deutschsprachige Auslandsliteratur S. 295 3 Analyse ausgewählter Texte Kolonialrevisionismus am Beispiel von Bernhard Voigts Roman »Du meine Heimat Deutschsüdwest« (1925) 1. Der Autor und sein Werk S. 338 2. Handlung und Erzählweise S. 342 3. Umgang mit der kolonialen Vergangenheit S. 357 4. Die Darstellung der Menschen: die koloniale Siedler- gesellschaft S. 373 5. Blick in die Zukunft S. 401 Kolonialapologie am Beispiel von Hans-Otto Meissners Reisebericht »Traumland Südwest. Südwestafrika: Tiere · Farmen · Diamanten« (1968) 1. Der Autor und sein Werk S. 405 2. Aufbau und Erzählweise S. 413 3. Umgang mit der kolonialen Vergangenheit S. 427 4. Die Darstellung der Südwester Deutschen S. 440 5. Politik und Gesellschaft S. 447 6. Blick in die Zukunft S. 455 4 Kolonialkritik der Vergangenheit am Beispiel von Helga und Ludwig Helbigs Reisebericht »Mythos Deutsch- Südwest. Namibia und die Deutschen« (1983) 1. Die Autoren und ihr Werk S. 459 2. Aufbau und Erzählweise S. 461 3. Umgang mit der kolonialen Vergangenheit: Revision der Geschichtsschreibung S. 473 4. Die Darstellung der Südwester Deutschen S. 512 5. Politik und Gesellschaft S. 528 6. Blick in die Zukunft S. 538 Kolonialkritik der Gegenwart am Beispiel von Christine von Garniers Erlebnisbericht »Ich habe einen der letzten Kolonialherren Afrikas geheiratet. Ein namibisches Ta- gebuch« (1987) 1. Die Autorin und ihr Werk S. 540 2. Aufbau und Erzählweise S. 543 3. Umgang mit der kolonialen Vergangenheit S. 550 4. Die Darstellung der Menschen S. 558 5 5. Politik und Gesellschaft S. 561 6. Blick in die Zukunft S. 566 Die neue deutsch-namibische Literatur: die Darstellung der namibischen Multikulturalität am Beispiel von Gisel- her W. Hoffmanns Roman »Die Erstgeborenen« (1991) 1. Der Autor und sein Werk S. 569 2. Handlung und Erzählweise S. 571 3. Die Konfrontation der Kulturen: Bewußtmachung des Anderen S. 583 4. Blick in die Zukunft S. 602 Schlußbetrachtung und Ausblick S. 605 Anhang 1. Vorbemerkung zur Bibliographie S. 610 2. Bibliographie S. 619 3. Abkürzungen S. 776 6 Einleitung 1. Gegenstand und Problemstellung Besucher aus Deutschland versetzt es immer wieder in Erstaunen, wenn sie in Namibia den Zeugnissen deut- scher Kolonialvergangenheit begegnen.1 So finden sich 1 Namibia ist ein junger Staat, der erst 1990 seine staatliche Unab- hängigkeit erlangte. Der heutige Staatsname entstand zwar bereits in der Zeit des Unabhängigkeitskrieges, doch viel länger hieß das Land Südwestafrika. Beide Namen sind heute nicht mehr neutral zu gebrauchen, da sie mit politischer Programmatik besetzt sind. Süd- westafrika war zunächst eine geographische Bezeichnung. Das än- derte sich, als das Land deutsche Kolonie wurde und den Namen Deutsch-Südwestafrika erhielt, mit dem die koloniale Herrschaft auch im Landesnamen zum Ausdruck gebracht wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg, nachdem die Kolonie als Mandatsgebiet in die Verwaltung Südafrikas übergegangen war, fiel die auf Deutschland bezogene Zusatzbezeichnung weg und es hieß nur noch Südwestafri- ka. Mit der Anerkennung des Rechts auf politische Selbstbestim- mung durch die UNO wurde der Name Namibia 1968 von der inter- nationalen Staatengemeinschaft offiziell anerkannt. Er stand hinfort für die Forderung nach staatlicher Unabhängigkeit. In den achtziger Jahren setzte sich der Doppelname Südwestafrika / Namibia durch. Seit der Unabhängigkeit 1990 lautet er nur noch Namibia. Da der Name Südwestafrika im heutigen Namibia für koloniale Herrschaft und Apartheid steht, wird der neue Staatsname auch auf die früheren Epochen rückprojiziert. Die vorliegende Arbeit will dieser Legen- denbildung allerdings nicht folgen. Entsprechend der historischen Tatsachen wird der Name Namibia nur im Kontext des unabhängi- gen Staates Namibia angewandt. Nur solche Umstände früherer 7 in vielen Städten des Landes die architektonischen Hin- terlassenschaften dieser Zeit: alte Bahnhöfe, Wohn- und Geschäftshäuser im deutschen Jugendstil, selbst die im Stile mittelalterlicher Burgen erbauten Wohnsitze einiger deutscher Adliger sind erhalten geblieben – scheinbar eine deutsche Welt von gestern. Inzwischen hat auch die Tourismusindustrie das Werbepotential dieser kolonial- zeitlichen Relikte entdeckt und vermarktet sie dement- sprechend. Man sollte sich aber davor hüten, Namibia ausschließlich unter kolonialgeschichtlichen Gesichts- punkten wahrzunehmen. Allzu leicht übersieht man, daß es auch eine gegenwärtige, sehr lebendige Kultur gibt. Denn keineswegs ist die Zeit seit den Tagen der deut- Epochen, deren Wirksamkeit bis in das heutige Namibia reicht, wer- den gleichfalls unter dem Namen Namibia verbucht. Ansonsten sollen die historischen Namen Deutsch-Südwestafrika und Südwest- afrika weiterhin ihre Gültigkeit behalten, wenn über Dinge gespro- chen wird, die allein diese historischen Epochen betreffen. Darum wurde zum Beispiel auch der literaturgeschichtliche Überblick zur deutschen Literatur in Südwestafrika / Namibia in dieser Arbeit mit beiden Landesnamen überschrieben. Der Begriff Südwestafrika ist in diesem Zusammenhang keine politische Aussage. Er wird allein aus sachlichen Gründen verwendet und ist als eine wertneutrale Be- zeichnung für einen geographisch-historischen Raum gemeint. Zur Namensgeschichte siehe: Hangula, Lazarus: Die Grenzziehungen in den afrikanischen Kolonien Englands, Deutschlands und Portugals im Zeitalter des Imperialismus 1880 – 1914 (Europäische Hoch- schulschriften, Reihe III, Band 493), Frankfurt am Main; Bern; New York; Paris 1991, S. 79 – 82. 8 schen Kolonisation stehengeblieben. Namibia kann seit dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft auf eine be- wegte, zum Teil sehr dramatische Geschichte zurückbli- cken. Das gilt auch für die Deutschstämmigen, Nach- kommen der deutschen Siedler, die sich selbst lange Zeit als »Südwester« bezeichneten. Heute hat sich für diese Volksgruppe die Bezeichnung »Namibia-Deutsche« ein- gebürgert, obgleich die alte Bezeichnung immer noch lebendig ist – das hängt von der jeweiligen politischen Gesinnung ab.2 Im Laufe ihrer Geschichte war die deutschstämmige Bevölkerungsgruppe immer um den Erhalt ihrer kulturellen und sprachlichen Eigenart be- müht. Eigene deutsche Schulen und ein umfangreiches Vereinswesen garantierten das Überleben der deutschen Sprache in diesem Teil Afrikas bis zum heutigen Tag. Das findet seinen Ausdruck auch in einer deutschspra- chigen Literatur, die in Namibia selbst entsteht und kon- sumiert wird. Und auch der Besucher aus Deutschland, der etwa durch Windhoek oder Swakopmund bummelt, wird unweigerlich auf deutsche Buchhandlungen treffen, 2 Rüdiger, Klaus H.: Die Namibia-Deutschen. Geschichte einer Nati- onalität im Werden (Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte, Band 56), Stuttgart 1993. 9 in denen eine zeitgenössische deutschsprachige Literatur aus Namibia angeboten wird. Schnell ist man geneigt, diese Publikationen, deren Verlagsorte Windhoek oder Swakopmund lauten, der großen Gruppe deutschsprachi- ger Auslandsliteraturen zurechnen zu wollen.3 Doch dann entdeckt man, daß daneben auch Bücher aus Deutschland ausliegen, allerdings nur solche, die einen thematischen Bezug zu Namibia aufweisen. Hinzu kommen noch ko- lonialzeitliche Titel, die entweder antiquarisch angeboten werden oder aber in Namibia als Nachdruck neu aufge- legt wurden. Die deutschsprachige Literaturszene Nami- 3 Der Begriff wurde von Alexander Ritter geprägt. Er charakterisiert diese Literaturen wie folgt: Wesentliche Merkmale sind die Deutsch- sprachigkeit und entsprechenden Kompetenzerweiterungen als Bi-, Trilingualismus (Linguistischer Aspekt), das Entstehen ausserhalb des eigentlichen sprachlichliterarischen Kernraumes deutscher Lite- ratur in Mitteleuropa, der Bundesrepublik, der DDR, Schweiz und Österreich (regionaler Aspekt) durch Autoren, die als Deutschstäm- mige, Immigranten, Exulanten die deutschsprachige Minderheit in einem anderen nationalen Kulturbereich stellen (gesellschaftlich- soziologischer Aspekt). Dabei erscheint es uns nicht wesentlich, ob diese eine Literatur hervorbringende sprachliche Minorität organi- satorische, thematische oder auch formale Geschlossenheit zeigt, wie es eventuell die sich einbürgernden doppelt attribuierten Be- zeichnungen wie „deutschbrasilianisch“