LIEDER ABEND FREITAG 29. MAI 2020 19.30 UHR

MARIA BENGTSSON SARAH TYSMAN PROGRAMM ZUM PROGRAMM

RICHARD STRAUSS 1864–1949 TEXT VON KONRAD KUHN Herr Lenz op. 37/5 Maria Bengtsson eröffnet ihr Recital, das ausschließlich Werken von Richard op. 10/8 Strauss gewidmet ist, mit einer Auswahl von Liedern. Sie entstammen vor Die Nacht op. 10/3 allem dem frühen Zyklus op. 10 – dem Erstling. Die acht Lieder entstanden Nichts op. 10/2 1885 auf Texte des damals beliebten Dichters Hermann von Gilm (1812– Ich trage meine Minne op. 32/1 1864). Einige davon, z.B. Allerseelen, zählen bis heute zu den am häufigsten Cäcilie op. 27/2 aufgeführten des gesamten Liedrepertoires. Neun Jahre später schenkte Ruhe, meine Seele op. 27/1 seiner Braut, der Sopranistin , eine Samm- lung von vier Liedern (op. 27) zur Hochzeit. Auch darunter findet sich mit , Komödie für Musik op. 59 Cäcilie eines der meistgespielten Strauss-Lieder. Besonders gut in unsere Schluss-Szenen des Ersten Aufzugs krisengeschüttelte Zeit passt Ruhe, meine Seele aus diesem Zyklus, mit dem mit der Feldmarschallin Fürstin Werdenberg der Lied-Teil des Abends endet. und Octavian, genannt Quinquin Richard Strauss war als Liedkomponist und Liedbegleiter am Klavier sowie als , Konversationsstück für Musik in einem Akt op. 85 Dirigent und als Komponist seiner symphonischen Dichtungen längst weltbe- Streichsextett (Einleitung der Oper) rühmt, als ihm 1905 mit seiner dritten Oper endlich der Durchbruch Schluss-Szene der Gräfin Madeleine im Musiktheater gelang. Als radikaler Neutöner erregte er mit auf einen Dramentext von 1909 erneut großes Aufsehen. KEINE PAUSE Für viele unerwartet schlug er mit der 1911 in Dresden uraufgeführten »Komö- die für Musik« Der Rosenkavalier eine vollkommen andere Richtung ein. Zusammen mit Hugo von Hofmannsthal, mit dem ihn auch in den folgenden DIE KÜNSTLER*INNEN Jahren eine enge Zusammenarbeit verband, imaginierte Strauss ein fiktives 18. Jahrhundert: Laut Libretto spielt die Oper »um 1740, zur Zeit der ersten Regie- SOPRAN Maria Bengtsson rungsjahre Maria Theresias«. Im historisierenden Gewand und in der kunst- KLAVIER Sarah Tysman voll zwischen philosophischem Tiefsinn und derber, auch dialektgefärbter Komik changierenden Sprache Hofmannsthals wird als eigentliches Thema MEZZOSOPRAN Cecelia Hall das Verrinnen der Zeit angesprochen. Darüber macht sich die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg am Ende des Ersten Aufzugs nach einer turbulenten VIOLINE Dimiter Ivanov, Gesine Kalbhenn-Rzepka Begegnung mit ihrem Vetter, dem Baron Ochs auf Lerchenau, Gedanken, bevor VIOLA Martin Lauer, Ludwig Hampe ihr jugendlicher Liebhaber Octavian ihr erneut stürmisch seine Liebe zu versi- VIOLONCELLO Rüdiger Clauß, Kaamel Salah-Eldin chern versucht. Eine Liebe, die bald einer anderen, noch größeren weichen wird: Wenn Octavian als »Rosenkavalier« Sophie, der Tochter des neureichen Herrn von Faninal, die silberne Rose überreicht, um damit für den Baron Ochs Bitte applaudieren Sie erst nach den Liedgruppe bzw. am Ende der Szenenausschnitte. um ihre Hand anzuhalten. Lebensklug und im Wissen um die Endlichkeit allen

Bedenken Sie bitte, dass lautes Husten die Konzentration der Künstler*innen und der Glücks auf Erden zieht sich die Marschallin zurück, nachdem die Heirat von Zuhörer*innen beeinträchtigt. Die Stärke eines Hustens lässt sich durch den Filter eines Sophie und dem Baron durch eine Intrige verhindert wurde. Stattdessen macht Taschentuchs erheblich reduzieren. sie den Weg frei für die Liebe zwischen Octavian und Sophie. – Nachdem die Aus rechtlichen Gründen ist es untersagt, während der Vorstellung Bild- und Tonaufnahmen zu für Mai 2020 geplante Wiederaufnahme der umjubelten Inszenierung des machen. Das Bild- und Tonmaterial kann von Beauftragten der Intendanz eingezogen werden. Rosenkavalier von Claus Guth aus dem Jahr 2015 mit Maria Bengtsson in der

2 3 Rolle der Marschallin und Cecelia Hall mit ihrem Rollendebüt als Octavian wegen der Corona-Krise ausfallen musste, präsentieren die beiden Sängerin- LIEDTEXTE nen die letzten Szenen des Ersten Aufzugs in einer leicht gekürzten Fassung konzertant, begleitet von Sarah Tysman am Klavier. Gib mir nur einen deiner süßen Mehr als 30 Jahre nach der Uraufführung des Rosenkavalier schuf Richard RICHARD STRAUSS Blicke, Strauss mit dem einaktigen »Konversationsstück für Musik« Capriccio seine Wie einst im Mai. letzte Oper. Sie wurde 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, am Nationaltheater HERR LENZ München uraufgeführt. Ausgehend von der alten Streitfrage, ob dem Text oder Herr Lenz springt heute durch die Es blüht und duftet heut auf jedem der Musik der Vorrang gebühre (»Prima la musica o prima le parole?«), ent- Stadt Grabe, spinnen sich geistreiche Streitgespräche im Hause der Gräfin Madeleine, um In einer blauen Hose. Ein Tag im Jahre ist ja den Toten frei, deren Gunst der Dichter Olivier und der Komponist Flamand werben. Flamand Und wer zwei junge Beine hat, Komm an mein Herz, dass ich dich hat ihr ein Streichsextett gewidmet, mit dem die Oper eröffnet wird. Es Springt säftefroh, springt sonnensatt wieder habe, erklingt als kleines des Liederabends mit Musikern des Frankfur- Und kauft sich bei ihm Lose. Wie einst im Mai. ter Opern- und Museumsorchesters. – Olivier wiederum hat seiner Liebe zur Text: Hermann von Gilm zu Rosenegg Gräfin in einem Sonett Ausdruck verliehen, das Flamand sogleich vertont. Da Dort biegt er um das Giebelhaus, der Wettstreit offenbar nicht zu entscheiden ist, sollen beide zusammen mit Die Taschen voller Gaben, dem Theaterdirektor La Roche eine Oper entwerfen, die die Gräfin aufführen Da strecken sich die Hände aus, DIE NACHT lassen will. Als Sujet schlägt sie ihnen »die Ereignisse des heutigen Tages« vor. Ein jeder möchte einen Strauß, Aus dem Walde tritt die Nacht, Nur der Schluss der Oper ist noch offen. Beide wollen ihn am folgenden Tag Hei! Für sein Mädel haben. Aus den Bäumen schleicht sie leise, von der Gräfin erfahren – und damit wohl auch, wem ihr Herz zuneigt. Doch Schaut sich um in weitem Kreise, sie kann sich nicht entscheiden … Ich hole mir auch einen Schatz Nun gib Acht! Hinweg von Glas und Schüssel. Hut auf! Wir rennen übern Platz: Alle Lichter dieser Welt, Herr Lenz, für ihren Busenlatz Alle Blumen, alle Farben Ein'n gelben Himmelsschlüssel! Löscht sie aus und stiehlt die Garben

Text: Emanuel Freiherr von Bodman Weg vom Feld.

Alles nimmt sie, was nur hold, ALLERSEELEN Nimmt das Silber weg des Stroms, Stell auf den Tisch die duftenden Nimmt vom Kupferdach des Doms Reseden, Weg das Gold. Die letzten roten Astern trag herbei, Und lass uns wieder von der Liebe Ausgeplündert steht der Strauch: reden, Rücke näher, Seel’ an Seele, Wie einst im Mai. O die Nacht, mir bangt, sie stehle Dich mir auch.

Gib mir die Hand, dass ich sie Text: Hermann von Gilm zu Rosenegg heimlich drücke Und wenn man's sieht, mir ist es einerlei,

4 5 NICHTS CÄCILIE Ruhe, ruhe, Diese Zeiten Nennen soll ich, sagt ihr, meine Wenn Du es wüsstest, Meine Seele, Sind gewaltig, Königin im Liederreich! Was träumen heißt Deine Stürme Bringen Herz und Toren, die ihr seid, ich kenne Von brennenden Küssen, Gingen wild, Hirn in Not— Sie am wenigsten von euch. Vom Wandern und Ruhen Hast getobt und Ruhe, ruhe, Mit der Geliebten, Hast gezittert, Meine Seele, Fragt mich nach der Augen Farbe, Aug’ in Auge, Wie die Brandung, Und vergiss, Fragt mich nach der Stimme Ton, Und kosend und plaudernd – Wenn sie schwillt! Was dich bedroht!

Fragt nach Gang und Tanz und Wenn Du es wüsstest, Text: Friedrich Henckell Haltung, Du neigtest Dein Herz! Ach, und was weiß ich davon. Wenn Du es wüsstest, Ist die Sonne nicht die Quelle Was bangen heißt Alles Lebens, alles Lichts In einsamen Nächten, Und was wissen von derselben Umschauert vom Sturm, Ich, und ihr, und alle? – nichts. Da Niemand tröstet LIBRETTOTEXTE

Milden Mundes Text: Hermann von Gilm zu Rosenegg Die kampfmüde Seele – Wenn Du es wüsstest, die alte Fürstin Resi!« Wie kann ICH TRAGE MEINE MINNE Du kämest zu mir. RICHARD STRAUSS denn das geschehn? Wie macht denn Ich trage meine Minne das der liebe Gott? Wo ich doch Vor Wonne stumm Wenn Du es wüsstest, DER ROSENKAVALIER immer die gleiche bin. Und wenn er’s Im Herzen und im Sinne Was leben heißt, schon so machen muss, warum lasst Mit mir herum. Umhaucht von der Gottheit Marschallin er mich zuschaun dabei mit gar so Ja, dass ich dich gefunden, Weltschaffendem Atem, (allein) Da geht er hin, der aufge- klarem Sinn! Warum versteckt er’s Du liebes Kind, Zu schweben empor, blasne schlechte Kerl, und kriegt das nicht vor mir? Das alles ist geheim, Das freut mich alle Tage, Lichtgetragen, hübsche junge Ding und einen Pinkel so viel geheim. Und man ist dazu da, Die mir beschieden sind. Zu seligen Höhen, Geld dazu. (seufzend) Als müsst’s so dass man’s ertragt. Und in dem Wenn Du es wüsstest, sein. Und bildet sich noch ein, dass »Wie« (sehr ruhig) da liegt der ganze Und ob auch der Himmel trübe, Du lebtest mit mir. er es ist, der sich was vergibt. Was Unterschied.

Kohlschwarz die Nacht, Text: Heinrich Hart erzürn’ ich mich denn? ’s ist doch der Hell leuchtet meiner Liebe Lauf der Welt. Kann mich auch an Octavian Goldsonnige Pracht. ein Mädel erinnern, die frisch aus (tritt von rechts ein, in einem Morgen- Und lügt auch die Welt in Sünden, RUHE, MEINE SEELE dem Kloster ist in den heiligen anzug mit Reitstiefeln) So tut mir’s weh – Nicht ein Lüftchen, Ehstand kommandiert word’n. Die arge muss erblinden Regt sich leise, (nimmt den Handspiegel) Wo ist die Marschallin Vor deiner Unschuld Schnee. Sanft entschlummert jetzt? Ja, (seufzend) such’ dir den (ruhig, mit halbem Lächeln) Ah, du

Ruht der Hain; Schnee vom vergangenen Jahr! Das bist wieder da! Text: Karl Friedrich Henckell Durch der Blätter sag’ ich so: (ruhig) Aber wie kann das Dunkle Hülle wirklich sein, dass ich die kleine Resi Octavian Stiehlt sich lichter war und dass ich auch einmal die alte (zärtlich) Und du bist traurig! Sonnenschein. Frau sein werd? Die alte Frau, die alte Marschallin! »Siegst es, da geht

6 7 Marschallin Marschallin wie man nichts packen kann, wie meinen Schläfen fließt sie. Und Es ist ja schon vorbei. Du weißt ja, Nein, bitt’ schön, sei Er nur nicht, alles zerläuft zwischen den Fingern, zwischen mir und dir da fließt sie wie ich bin. Ein halb Mal lustig, ein wie alle Männer sind! wie alles sich auflöst, wonach wir wieder, lautlos, wie eine Sanduhr. halb Mal traurig. Ich kann halt greifen, alles zergeht wie Dunst und (warm) Oh, Quinquin! Manchmal meinen Gedanken nicht Octavian Traum. hör‘ ich sie fließen – unaufhaltsam. kommandier’n. (misstrauisch auffahrend) Wie alle (leise) Manchmal steh‘ ich auf mitten Männer? Octavian in der Nacht und lass die Uhren alle, Octavian Mein Gott, wie Sie das sagt. Sie will alle stehn. Allein man muss sich auch Ich weiß, warum du traurig bist, Marschallin mir doch nur zeigen, dass Sie nicht vor ihr nicht fürchten. Auch sie ist mein Schatz. Weil du erschrocken (schnell gefasst) Wie der Feldmar- an mir hängt. (Er weint.) ein Geschöpf des Vaters, der uns alle bist und Angst gehabt hast. Hab’ ich schall und der Vetter Ochs. erschaffen hat. nicht recht? Gesteh’ mir nur: du hast Marschallin Angst gehabt, du Süße, du Liebe, um Octavian Sei Er doch gut, Quinquin! Octavian mich, um mich! (nicht dabei beruhigt) Bichette! (mit ruhiger Zärtlichkeit) Mein Octavian schöner Schatz, will Sie sich traurig Marschallin Marschallin (weint stärker) machen mit Gewalt? Wo Sie mich da Ein bissel vielleicht, aber ich hab’ (mit Nachdruck) Sei – Er nur nicht, hat, wo ich meine Finger in Ihre mich erfangen und hab’ mir vorge- wie alle Männer sind. Marschallin Finger schlinge, wo ich mit meinen sagt: Es wird schon nicht dafür Jetzt muss ich noch den Buben dafür Augen Ihre Augen suche. Wo Sie stehn. Und wär’s dafür gestanden? Octavian trösten, dass er mich über kurz oder mich da hat – gerade da ist Ihr so (zornig) Ich weiß nicht, wie alle Män- lang wird sitzen lassen. (Sie streichelt zumut? Octavian ner sind. (plötzlich sanft) Weiß nur, ihn.) (heiter) Und es war kein Feldmar- dass ich dich lieb hab’, Bichette, sie Octavian Marschallin schall, nur ein spaßiger Herr Vetter, haben dich mir ausgetauscht, Über kurz oder lang? (heftig) Wer (sehr ernst) Quinquin, heut oder und du gehörst mir, du gehörst mir! Bichette, wo ist Sie denn! legt dir heute die Wörter in den morgen geht Er hin, und gibt mich Mund, Bichette? auf um einer andern willen, (etwas Marschallin Marschallin zögernd) die jünger und schöner ist (ihn abwehrend) Taverl, umarm’ Er (ruhig) Sie ist wohl da, Herr Schatz. Marschallin als ich. nicht zu viel. Wer allzuviel umarmt, Dass Ihn das Wort so kränkt! der hält nichts fest ... Octavian Octavian Ja, ist Sie da? Dann will ich Sie Octavian Willst du mit Worten mich von dir Octavian halten, dass Sie mir nicht wieder (hält sich die Ohren zu) stoßen, weil dir die Hände den (leidenschaftlich) Sag’, dass du mir entkommt! (leidenschaftlich) Packen Dienst nicht tun? gehörst! Mir! will ich Sie, packen, dass Sie es Marschallin spürt, zu wem Sie gehört, zu mir! Die Zeit im Grunde, Quinquin, die Marschallin Marschallin Denn ich bin Ihr und Sie ist mein! Zeit, die ändert doch nichts an den (ruhig) Der Tag kommt ganz von Oh, sei Er jetzt sanft, sei Er gescheit Sachen. Die Zeit, die ist ein sonder- selber. Heut oder morgen kommt der und sanft und gut. Marschallin bar Ding. Wenn man so hinlebt, ist Tag, Octavian. (sich ihm entwindend) Oh, sei Er gut, sie rein gar nichts. Aber dann auf Octavian Quinquin. Mir ist zumut, dass ich die einmal, da spürt man nichts als sie. Octavian (will lebhaft erwidern) Schwäche von allem Zeitlichen recht Sie ist um uns herum, sie ist auch in Nicht heut, nicht morgen! ich hab’ spüren muss, bis in mein Herz uns drinnen. In den Gesichtern dich lieb. Nicht heut, nicht morgen! hinein, wie man nichts halten soll, rieselt sie, im Spiegel da rieselt sie, in Wenn’s so einen Tag geben muss, ich

8 9 denk’ ihn nicht! So einen schreckli- Octavian CAPRICCIO (Sie erhebt sich und geht leidenschaft- chen Tag! Ich will den Tag nicht (leise) Wie Sie befiehlt, Bichette. (Er lich bewegt auf die andere Seite der sehn. Ich will den Tag nicht denken. geht ab.) Gräfin Bühne.) Ihre Liebe schlägt mir Was quälst du dich und mich, (nimmt das Sonett zur Hand, setzt sich entgegen, zart gewoben aus Versen Theres’? Marschallin an die Harfe und beginnt, sich selbst und Klängen. Soll ich dieses Gewebe (allein, fährt leidenschaftlich auf) Ich begleitend, das Sonett zu singen) zerreißen? Bin ich nicht selbst in ihm Marschallin hab’ ihn nicht einmal geküsst. Kein andres, das mir so im Herzen schon verschlungen? Entscheiden für Heut oder morgen oder den über- (Sie klingelt heftig. Lakaien kommen loht, einen? Für Flamand, die große Seele nächsten Tag. Nicht quälen will ich von rechts.) Nein Schöne, nichts auf dieser mit den schönen Augen – für Olivier, dich, mein Schatz. Ich sag’ was wahr Lauft’s dem Herrn Grafen nach und ganzen Erde, den starken Geist, den leidenschaftli- ist, sag’s zu mir so gut als wie zu dir. bittet’s ihn noch auf ein Wort herauf. Kein andres, das ich so wie dich chen Mann? – (Sie sieht sich plötzlich Leicht will ich’s machen dir und mir. (Sie besinnt sich.) begehrte, im Spiegel.) Nun, liebe Madeleine, Leicht muss man sein, mit leichtem Es ist gut, geht nur wieder. Und käm’ von Venus mir ein Angebot. was sagt dein Herz? Du wirst geliebt Herz und leichten Händen halten und (Die Lakaien ziehen sich zurück.) und kannst dich nicht schenken. Du nehmen, halten und lassen ... Die (ruft) Den Mohammed! Dein Auge beut mir himmlisch-süße fandest es süß, schwach zu sein, – du nicht so sind, die straft das Leben, Not, wolltest mit der Liebe paktieren, nun und Gott erbarmt sich ihrer nicht. (Der kleine Neger herein, klingelnd, Und wenn ein Aufschlag alle Qual stehst du selbst in Flammen und verneigt sich.) vermehrte, kannst dich nicht retten! Wählst du Octavian Ein andrer Wonne mir und Lust den einen – verlierst du den andern! Sie spricht ja heute wie ein Pater. Soll Marschallin gewährte, Verliert man nicht immer, wenn man das heißen, dass ich Sie nie mehr Das da trag’. Zwei Schläge sind dann Leben oder gewinnt? (zu ihrem Spiegelbild) Ein werde küssen dürfen, bis Ihr der Tod. wenig ironisch blickst du zurück? Ich Atem ausgeht? Neger will eine Antwort und nicht deinen (nimmt eifrig das Saffianfutteral.) (sich unterbrechend) Vergebliches prüfenden Blick! Du schweigst? Marschallin Müh’n, die beiden zu trennen. In eins – Oh, Madeleine! Madeleine! Willst (sanft) Quinquin, Er soll jetzt gehn, Marschallin verschmolzen sind Worte und Töne du zwischen zwei Feuern verbren- Er soll mich lassen. Ich wird’ jetzt in Weißt ja nicht wohin. Zum Grafen – zu einem Neuen verbunden. nen? Du Spiegelbild der verliebten die Kirchen gehn, und später fahr’ Octavian. Gib’s ab und sag’: Da drin Geheimnis der Stunde. Eine Kunst Madeleine, kannst du mir raten, ich zum Onkel Greifenklau, der alt ist die silberne Ros’n. Der Herr Graf durch die andere erlöst! kannst du mir helfen den Schluss zu und gelähmt ist, und ess’ mit ihm: weiß ohnehin. finden für ihre Oper? Gibt es einen, das freut den alten Mann. Und (Der Neger läuft ab.) Und trüg’ ich’s fünfmalhunderttau- der nicht trivial ist? – Nachmittag wird’ ich Ihm einen (Die Marschallin stützt den Kopf in die send Jahre, Lauffer schicken, Quinquin, und Hand und bleibt so in träumerischer Erhielte außer dir, du Wunderbare, Haushofmeister sagen lassen, ob ich in den Prater Haltung bis zum Schluss.) Kein andres Wesen über mich Frau Gräfin, das Souper ist serviert. fahr’. Und wenn ich fahr’ und Er hat Text: Hugo von Hofmannsthal Gewalt. (Vorhang) Lust, so wird Er auch in den Prater kommen und neben meinem Wagen Durch neue Adern müsst’ mein Blut Text: Stefan Zweig, , Clemens Krauss, Richard Strauss und Hans Swarowski reiten. Jetzt sei Er gut und folg’ Er ich gießen, mir. In meinen, voll von dir zum Überflie- ßen, Fänd’ neue Liebe weder Raum noch Halt.

10 11 KÜNSTLER*INNEN

MARIA BENGTSSON gilt als eine der schönsten lyrischen Sopranstimmen und für Musik und Theater in Hamburg, wo sie das Konzertexamen ablegte. Sarah wird international als außergewöhnliche Darstellerin gefeiert. An der Oper Tysman ist eine gesuchte Kammermusik-Partnerin und tritt regelmäßig mit Frankfurt ist die schwedische Sängerin regelmäßig zu Gast und überzeugte in Künstler*innen wie Anna Prohaska, Angelika Kirchschlager, Piotr Beczala, Partien wie Strauss’ , und Feldmarschallin sowie Flotows Benjamin Bernheim, Michael Volle, Rufus Wainwright und dem Cellisten Ste- Martha. Am Theater an der Wien war sie u.a. als Solveig / Die Rothaarige (Peer ven Isserlis auf; sie gastierte u.a. an der Wiener Staatsoper, dem Palais Garnier Gynt), Gräfin (Capriccio) sowie Rusalka zu erleben und kehrte zuletzt als Clara in Paris, der Mailänder Scala, der Londoner Wigmore Hall, beim Chamber dorthin zurück (UA der Oper Egmont von Christian Jost). Zu ihren Mozart- Music Festival in Prussia Cove, beim Festival in Verbier, in der Berliner Phil- Rollen gehören Pamina, Konstanze, Gräfin Almaviva, Fiordiligi, Donna Anna harmonie, im Konzerthaus Dortmund, der Tonhalle Zürich sowie zuletzt im und Elettra. In der letzten Spielzeit sang sie mit großem Erfolg die Titelpartie Rahmen einer Spanientournee u.a. im Palau de les Arts Reina Sofía in Valen- von Glanerts Oceane (UA an der Deutschen Oper Berlin). Maria Bengtsson war cia. Als Solistin war sie u.a. unter Kirill Petrenko mit Griegs Klavierkonzert nach einem ersten Engagement an der Volksoper Wien 2002–2007 Ensemble- sowie Skrjabins Prometheus zu erleben. Im Januar 2020 debütierte sie im Lie- mitglied der Komischen Oper Berlin, wo sie wichtige Partien mit Kirill Pet- derabend von Maria Bengtsson, mit der sie eine langjährige Zusammenarbeit renko erarbeitete. Sie gastierte u.a. am Teatro alla Scala in Mailand, an den verbindet, an der Oper Frankfurt. Staatsopern in Wien, Berlin, München und Hamburg, an der Opéra National in Paris, am Royal Opera House Covent Garden in London sowie bei den Fest- spielen in Salzburg und Aix-en-Provence. Anlässlich der Eröffnung der Elb- Ensemblemitglied CECELIA HALL gab in der Saison 2019/20 als Idamante ein philharmonie interpretierte sie Mendelssohns Lobgesang unter Thomas Hen- wichtiges Debüt und war anschließend als Irene (Tamerlano) zu erleben. Ihr gelbrock. Weitere Auftritte als Konzertsängerin und Liedinterpretin führten für Mai vorgesehenes Debüt als Octavian musste ausfallen; den Schluss des 1. Maria Bengtsson u.a. zum Carinthischen Sommer, zu den Berliner Festspielen, Aufzugs aus dem Rosenkavalier singt sie nun erstmals an der Seite von Maria ins Konzerthaus Wien, an den Musikverein Wien, das Gewandhaus Leipzig Bengtsson. An der Oper Frankfurt trat die amerikanische Mezzosopranistin und die Alte Oper in Frankfurt. Kürzlich gastierte sie in Tokio mit Beethovens mit Dorabella (Così fan tutte), Zerlina (Don Giovanni), Cherubino (Le nozze di Neunter sowie mit Kirill Petrenko im Konzerthaus Berlin und in Tel Aviv. 2018 Figaro) und Zweite Dame (Die Zauberflöte) mehrfach als Mozart-Interpretin in brachte sie mit der Pianistin Sarah Tysman eine CD mit Strauss-Liedern her- Erscheinung und beeindruckte zudem als Marguerite (La damnation de ), aus (Dabringhaus & Grimm). Humperdincks Hänsel, Purcells Dido und als Fulvia (Glucks Ezio). Die Absol- ventin der Juilliard School in New York trat bereits an der in und Iphigénie en Tauride sowie an der Lyric Opera Chicago in Elektra, SARAH TYSMAN ist Professorin für Gesangsrepertoire an der Universität der Lucia di Lammermoor und als Annio in La clemenza di Tito auf. Die Partie des Künste Berlin. Ab der Spielzeit 2020/21 geht die französische Pianistin auf Sesto (La clemenza di Tito) sang sie erstmals am Opera Theatre of St. Louis. Als Einladung von Philippe Jordan unter der neuen Direktion als Studienleiterin Rosina (Il barbiere di Siviglia) war sie an der Canadian Opera Company in an die Wiener Staatsoper; diese Position hatte sie 2012–2016 auch bei den Toronto zu Gast, als Cherubino an der Bayerischen Staatsoper in München und Salzburger Festspielen inne. Ihre Leidenschaft für die Arbeit mit Sänger*innen der Philadelphia Opera sowie als Komponist () unter Vladi- führte sie außerdem als Solo-Repetitorin im Festengagement an die Komische mir Jurowski in der Moskauer Philharmonie. Weitere Engagements führten Oper Berlin und das Opernhaus Zürich sowie als Gast u.a. an die Opéra Nati- Cecelia Hall u.a. an die Opernhäuser von Seattle und Santa Fe sowie zum Fes- onal de Paris, das Theater an der Wien und die Bayreuther Festspiele. Bereits tival in Aix-en-Provence. Die vielfach ausgezeichnete Künstlerin trat u.a. in im Alter von 11 Jahren hatte Sarah Tysman erste Soloauftritte als Pianistin u.a. der Carnegie Hall New York, der Wigmore Hall London sowie beim Mostly in der Salle Gaveau in Paris. Sie studierte Klavier, Kammermusik und Liedbe- Mozart Festival auf. gleitung am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris sowie Lied- begleitung an der Hochschule für Musik in Karlsruhe und an der Hochschule

12 13 Das FRANKFURTER OPERN- UND MUSEUMSORCHESTER , das seit der Saison 2008/09 von Sebastian Weigle als Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt geleitet wird, ist eines der bedeutendsten Orchester im deutschsprachigen Raum. Es wurde 2011 zum dritten Male in Folge in der Kritikerumfrage des Fachmagazins Opernwelt zum »Orchester des Jahres« gewählt. Zu den frühe- ren Generalmusikdirektoren zählen Sir Georg Solti, Christoph von Dohnányi, Michael Gielen, Sylvain Cambreling und Paolo Carignani. Der Name des Orchesters geht auf die Frankfurter Museums-Gesellschaft zurück, eine 1808 von Frankfurter Bürgern gegründete Liebhaber-Akademie für alle Künste, die sich 1861 zum Konzertinstitut Museums-Gesellschaft fortentwickelte. In den von der Museums-Gesellschaft veranstalteten Museumskonzerten tritt das Orchester der Frankfurter Oper bis heute als Konzertorchester auf. In einer Kammermusikreihe sind die Musiker*innen regelmäßig auch solistisch zu erleben – so wie beim heutigen Liederabend als Streichsextett.

IMPRESSUM Oper Frankfurt 2019/20 HERAUSGEBER Bernd Loebe REDAKTION Konrad Kuhn FOTO Maria Bengtsson (Monika Rittershaus)

Oper Frankfurt ist eine Sparte der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main GmbH GESCHÄFTSFÜHRER Bernd Loebe, Anselm Weber AUFSICHTSRATSVORSITZENDE Dr. Ina Hartwig HRB-NR. 52240 beim Amtsgericht Frankfurt am Main, STEUERNUMMER 047 250 38165