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LIEDER ABEND FREITAG 29. MAI 2020 19.30 UHR MARIA BENGTSSON SARAH TYSMAN PROGRAMM ZUM PROGRAMM RICHARD STRAUSS 1864–1949 TEXT VON KONRAD KUHN Herr Lenz op. 37/5 Maria Bengtsson eröffnet ihr Recital, das ausschließlich Werken von Richard Allerseelen op. 10/8 Strauss gewidmet ist, mit einer Auswahl von Liedern. Sie entstammen vor Die Nacht op. 10/3 allem dem frühen Zyklus op. 10 – dem Erstling. Die acht Lieder entstanden Nichts op. 10/2 1885 auf Texte des damals beliebten Dichters Hermann von Gilm (1812– Ich trage meine Minne op. 32/1 1864). Einige davon, z.B. Allerseelen, zählen bis heute zu den am häufigsten Cäcilie op. 27/2 aufgeführten des gesamten Liedrepertoires. Neun Jahre später schenkte Ruhe, meine Seele op. 27/1 Richard Strauss seiner Braut, der Sopranistin Pauline de Ahna, eine Samm- lung von vier Liedern (op. 27) zur Hochzeit. Auch darunter findet sich mit Der Rosenkavalier, Komödie für Musik op. 59 Cäcilie eines der meistgespielten Strauss-Lieder. Besonders gut in unsere Schluss-Szenen des Ersten Aufzugs krisengeschüttelte Zeit passt Ruhe, meine Seele aus diesem Zyklus, mit dem mit der Feldmarschallin Fürstin Werdenberg der Lied-Teil des Abends endet. und Octavian, genannt Quinquin Richard Strauss war als Liedkomponist und Liedbegleiter am Klavier sowie als Capriccio, Konversationsstück für Musik in einem Akt op. 85 Dirigent und als Komponist seiner symphonischen Dichtungen längst weltbe- Streichsextett (Einleitung der Oper) rühmt, als ihm 1905 mit seiner dritten Oper Salome endlich der Durchbruch Schluss-Szene der Gräfin Madeleine im Musiktheater gelang. Als radikaler Neutöner erregte er mit Elektra auf einen Dramentext von Hugo von Hofmannsthal 1909 erneut großes Aufsehen. KEINE PAUSE Für viele unerwartet schlug er mit der 1911 in Dresden uraufgeführten »Komö- die für Musik« Der Rosenkavalier eine vollkommen andere Richtung ein. Zusammen mit Hugo von Hofmannsthal, mit dem ihn auch in den folgenden DIE KÜNSTLER*INNEN Jahren eine enge Zusammenarbeit verband, imaginierte Strauss ein fiktives 18. Jahrhundert: Laut Libretto spielt die Oper »um 1740, zur Zeit der ersten Regie- SOPRAN Maria Bengtsson rungsjahre Maria Theresias«. Im historisierenden Gewand und in der kunst- KLAVIER Sarah Tysman voll zwischen philosophischem Tiefsinn und derber, auch dialektgefärbter Komik changierenden Sprache Hofmannsthals wird als eigentliches Thema MEZZOSOPRAN Cecelia Hall das Verrinnen der Zeit angesprochen. Darüber macht sich die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg am Ende des Ersten Aufzugs nach einer turbulenten VIOLINE Dimiter Ivanov, Gesine Kalbhenn-Rzepka Begegnung mit ihrem Vetter, dem Baron Ochs auf Lerchenau, Gedanken, bevor VIOLA Martin Lauer, Ludwig Hampe ihr jugendlicher Liebhaber Octavian ihr erneut stürmisch seine Liebe zu versi- VIOLONCELLO Rüdiger Clauß, Kaamel Salah-Eldin chern versucht. Eine Liebe, die bald einer anderen, noch größeren weichen wird: Wenn Octavian als »Rosenkavalier« Sophie, der Tochter des neureichen Herrn von Faninal, die silberne Rose überreicht, um damit für den Baron Ochs Bitte applaudieren Sie erst nach den Liedgruppe bzw. am Ende der Szenenausschnitte. um ihre Hand anzuhalten. Lebensklug und im Wissen um die Endlichkeit allen Bedenken Sie bitte, dass lautes Husten die Konzentration der Künstler*innen und der Glücks auf Erden zieht sich die Marschallin zurück, nachdem die Heirat von Zuhörer*innen beeinträchtigt. Die Stärke eines Hustens lässt sich durch den Filter eines Sophie und dem Baron durch eine Intrige verhindert wurde. Stattdessen macht Taschentuchs erheblich reduzieren. sie den Weg frei für die Liebe zwischen Octavian und Sophie. – Nachdem die Aus rechtlichen Gründen ist es untersagt, während der Vorstellung Bild- und Tonaufnahmen zu für Mai 2020 geplante Wiederaufnahme der umjubelten Inszenierung des machen. Das Bild- und Tonmaterial kann von Beauftragten der Intendanz eingezogen werden. Rosenkavalier von Claus Guth aus dem Jahr 2015 mit Maria Bengtsson in der 2 3 Rolle der Marschallin und Cecelia Hall mit ihrem Rollendebüt als Octavian wegen der Corona-Krise ausfallen musste, präsentieren die beiden Sängerin- LIEDTEXTE nen die letzten Szenen des Ersten Aufzugs in einer leicht gekürzten Fassung konzertant, begleitet von Sarah Tysman am Klavier. Gib mir nur einen deiner süßen Mehr als 30 Jahre nach der Uraufführung des Rosenkavalier schuf Richard RICHARD STRAUSS Blicke, Strauss mit dem einaktigen »Konversationsstück für Musik« Capriccio seine Wie einst im Mai. letzte Oper. Sie wurde 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, am Nationaltheater HERR LENZ München uraufgeführt. Ausgehend von der alten Streitfrage, ob dem Text oder Herr Lenz springt heute durch die Es blüht und duftet heut auf jedem der Musik der Vorrang gebühre (»Prima la musica o prima le parole?«), ent- Stadt Grabe, spinnen sich geistreiche Streitgespräche im Hause der Gräfin Madeleine, um In einer blauen Hose. Ein Tag im Jahre ist ja den Toten frei, deren Gunst der Dichter Olivier und der Komponist Flamand werben. Flamand Und wer zwei junge Beine hat, Komm an mein Herz, dass ich dich hat ihr ein Streichsextett gewidmet, mit dem die Oper eröffnet wird. Es Springt säftefroh, springt sonnensatt wieder habe, erklingt als kleines Intermezzo des Liederabends mit Musikern des Frankfur- Und kauft sich bei ihm Lose. Wie einst im Mai. ter Opern- und Museumsorchesters. – Olivier wiederum hat seiner Liebe zur Text: Hermann von Gilm zu Rosenegg Gräfin in einem Sonett Ausdruck verliehen, das Flamand sogleich vertont. Da Dort biegt er um das Giebelhaus, der Wettstreit offenbar nicht zu entscheiden ist, sollen beide zusammen mit Die Taschen voller Gaben, dem Theaterdirektor La Roche eine Oper entwerfen, die die Gräfin aufführen Da strecken sich die Hände aus, DIE NACHT lassen will. Als Sujet schlägt sie ihnen »die Ereignisse des heutigen Tages« vor. Ein jeder möchte einen Strauß, Aus dem Walde tritt die Nacht, Nur der Schluss der Oper ist noch offen. Beide wollen ihn am folgenden Tag Hei! Für sein Mädel haben. Aus den Bäumen schleicht sie leise, von der Gräfin erfahren – und damit wohl auch, wem ihr Herz zuneigt. Doch Schaut sich um in weitem Kreise, sie kann sich nicht entscheiden … Ich hole mir auch einen Schatz Nun gib Acht! Hinweg von Glas und Schüssel. Hut auf! Wir rennen übern Platz: Alle Lichter dieser Welt, Herr Lenz, für ihren Busenlatz Alle Blumen, alle Farben Ein'n gelben Himmelsschlüssel! Löscht sie aus und stiehlt die Garben Text: Emanuel Freiherr von Bodman Weg vom Feld. Alles nimmt sie, was nur hold, ALLERSEELEN Nimmt das Silber weg des Stroms, Stell auf den Tisch die duftenden Nimmt vom Kupferdach des Doms Reseden, Weg das Gold. Die letzten roten Astern trag herbei, Und lass uns wieder von der Liebe Ausgeplündert steht der Strauch: reden, Rücke näher, Seel’ an Seele, Wie einst im Mai. O die Nacht, mir bangt, sie stehle Dich mir auch. Gib mir die Hand, dass ich sie Text: Hermann von Gilm zu Rosenegg heimlich drücke Und wenn man's sieht, mir ist es einerlei, 4 5 NICHTS CÄCILIE Ruhe, ruhe, Diese Zeiten Nennen soll ich, sagt ihr, meine Wenn Du es wüsstest, Meine Seele, Sind gewaltig, Königin im Liederreich! Was träumen heißt Deine Stürme Bringen Herz und Toren, die ihr seid, ich kenne Von brennenden Küssen, Gingen wild, Hirn in Not— Sie am wenigsten von euch. Vom Wandern und Ruhen Hast getobt und Ruhe, ruhe, Mit der Geliebten, Hast gezittert, Meine Seele, Fragt mich nach der Augen Farbe, Aug’ in Auge, Wie die Brandung, Und vergiss, Fragt mich nach der Stimme Ton, Und kosend und plaudernd – Wenn sie schwillt! Was dich bedroht! Fragt nach Gang und Tanz und Wenn Du es wüsstest, Text: Friedrich Henckell Haltung, Du neigtest Dein Herz! Ach, und was weiß ich davon. Wenn Du es wüsstest, Ist die Sonne nicht die Quelle Was bangen heißt Alles Lebens, alles Lichts In einsamen Nächten, Und was wissen von derselben Umschauert vom Sturm, Ich, und ihr, und alle? – nichts. Da Niemand tröstet LIBRETTOTEXTE Milden Mundes Text: Hermann von Gilm zu Rosenegg Die kampfmüde Seele – Wenn Du es wüsstest, die alte Fürstin Resi!« Wie kann ICH TRAGE MEINE MINNE Du kämest zu mir. RICHARD STRAUSS denn das geschehn? Wie macht denn Ich trage meine Minne das der liebe Gott? Wo ich doch Vor Wonne stumm Wenn Du es wüsstest, DER ROSENKAVALIER immer die gleiche bin. Und wenn er’s Im Herzen und im Sinne Was leben heißt, schon so machen muss, warum lasst Mit mir herum. Umhaucht von der Gottheit Marschallin er mich zuschaun dabei mit gar so Ja, dass ich dich gefunden, Weltschaffendem Atem, (allein) Da geht er hin, der aufge- klarem Sinn! Warum versteckt er’s Du liebes Kind, Zu schweben empor, blasne schlechte Kerl, und kriegt das nicht vor mir? Das alles ist geheim, Das freut mich alle Tage, Lichtgetragen, hübsche junge Ding und einen Pinkel so viel geheim. Und man ist dazu da, Die mir beschieden sind. Zu seligen Höhen, Geld dazu. (seufzend) Als müsst’s so dass man’s ertragt. Und in dem Wenn Du es wüsstest, sein. Und bildet sich noch ein, dass »Wie« (sehr ruhig) da liegt der ganze Und ob auch der Himmel trübe, Du lebtest mit mir. er es ist, der sich was vergibt. Was Unterschied. Kohlschwarz die Nacht, Text: Heinrich Hart erzürn’ ich mich denn? ’s ist doch der Hell leuchtet meiner Liebe Lauf der Welt. Kann mich auch an Octavian Goldsonnige Pracht. ein Mädel erinnern, die frisch aus (tritt von rechts ein, in einem Morgen- Und lügt auch die Welt in Sünden, RUHE, MEINE SEELE dem Kloster ist in den heiligen anzug mit Reitstiefeln) So tut mir’s weh – Nicht ein Lüftchen, Ehstand kommandiert word’n. Die arge muss erblinden Regt sich leise, (nimmt den Handspiegel) Wo ist die Marschallin Vor deiner Unschuld Schnee. Sanft entschlummert jetzt? Ja, (seufzend) such’ dir den (ruhig, mit halbem Lächeln) Ah, du Ruht der Hain; Schnee vom vergangenen Jahr! Das bist wieder da! Text: Karl Friedrich Henckell Durch der Blätter sag’ ich so: (ruhig) Aber wie kann das Dunkle Hülle wirklich sein, dass ich die kleine Resi Octavian Stiehlt sich lichter war und dass ich auch einmal die alte (zärtlich) Und du bist traurig! Sonnenschein.
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