150 Jahre alpinwelt-Extra Oktober 2019 Sektion München und Deutscher Alpenverein alpinwelt Tourentipps INHALT

Wie alles begann 4 Die Gründung der Sektion München 150 Jahre in 150 Bergspitzen

150 Jahre Sektion München und Deutscher Alpenverein: Das ist eine reiche Geschichte. Aber „Geschichte“, das sind nicht nur die „großen“ politischen Ereignisse 1869–1919 oder gar „epochalen“ Entwicklungen. „Geschichte“, das sind auch die vielen scheinbar Die euphorischen Anfänge kleinen Geschichten: alpinistische Glanzlichter, besondere Bergmomente, berüh- rende Erlebnisse, Identifikationspunkte und -landschaften, Bergsteiger-Rituale und Edelweiß • Alpinismus • Alpenvereine • Mitglieder • 6 -Gewohnheiten, wegweisende Ideen und Gedanken, kulturelle Errungenschaften Bayerisches Hochland • Kultur • Publikationen • Vor- und Äußerungen – auch mit Mühe und ehrenamtlichem Engagement Geschaffenes tragswesen • Sektionslokal • Münchner Haus • Wetter- oder Verhindertes. stein • Watzmann • Sektion • Satzung/Statuten • Wege • Zum 150. Geburtstag am 9. Mai 2019 ist das Jubiläumsbuch „150 Bergspitzen“ erschie- Hütten • Münchner Schule nen (siehe hinterer Umschlag!). Darin sind 150 Schlaglichter aus 150 Jahren Alpenver- ein 150-fach verschieden dargestellt: 150 prominente Autoren aus Politik, Verbänden, Religion, Wissenschaft, Wirtschaft, Medien, Kunst, Kultur, Sport, Tourismus und 1919–1969 natürlich auch der alpinen Szene und des Alpenvereins selbst bringen dem Alpen- Bewegte Zeiten verein ihre ganz persönlichen Geburtstagsständchen. In dieser Extra-Ausgabe des Bergmagazins »alpinwelt« zur Jubiläums-Hauptver- Berg heil! • Bergvagabunden • Wenn wir erklimmen ... • sammlung des DAV am 25./26. Oktober 2019 in München erzählen wir die Geschichten 18 Hüttenordnung • Damen • Arierparagraf • Neugründung • und die Geschichte hinter diesen im Jubiläumsbuch versammelten „150 Bergspitzen“ Bergrettung • Abteilungen und Gruppen • Kniebundhose • – Bedeutendes und Exotisches, Lustiges und Beschauliches, Offizielles und Schräges Jubiläumsgrat • Jugend • Hochtouristen(-gruppe) • Expe- mit viel historischem Hintergrund und Zeitkolorit und mit Anekdoten und vielen ditionen • Selbstversorgerhütten • Massentourismus historischen Bildern gespickt. Viel Vergnügen mit 150 Bergspitzen aus 150 Jahren!

1969–2019

Ankunft in der Zukunft Frank Martin Siefarth, Chefredakteur [email protected] Bergsteigerstadt München • Service • ADAC der Berge • Digitalisierung • Ausbildung • Ehrenamt • Kooperation • 32 Familien • Bergsport • Grundsatzprogramm • Plastik • Heftl • Natur- und Umweltschutz • Klimawandel • Even- tisierung • Zukunft Impressum alpinwelt-Extra Oktober 2019 Inhaber und Herausgeber: Sektion München des Deutschen Alpenvereins e. V., Rindermarkt 3–4, 80331 München, www.alpenverein-muenchen-oberland.de Redaktion (verantwortlich): Frank Martin Siefarth, Redaktionsbüro DiE WORTSTATT, Herzogstraße 88, 80796 München Zeitraffer Texte: Joachim Burghardt; Recherche und Bildredaktion: Lubika Brechtel, Joachim Burghardt, Franziska Kucˇera, Frank Martin Siefarth, Dr. Jutta Siefarth 46 Konzeption, Gestaltung, Produktion: Agentur Brauer GmbH, München; Litho: M. Teipel GmbH, München Meilensteine aus 150 Jahren Alpenverein Druck und Verarbeitung: Kriechbaumer Druck GmbH & Co. KG

alpinwelt-Extraalpinwelt 2/2019 33 Wie alles begann und Zukunft nicht im Österreichischen Alpenverein, bei dem manche  1 Das Münchner Kindl von ihnen Mitglied waren, da dieser sich in eine theoretische und aka- als Bergsteiger. Motiv demische Richtung entwickelt hatte. Stattdessen stellten sie sich von Ernst Platz für Grußkarte der Allge- einen neuen Alpenverein vor: Dieser sollte zwar bildungsbürgerlich Die Gründung der meinen Deutschen geprägt sein, aber nicht elitär und zentralistisch, sondern ähnlich wie Sport-Ausstellung der 1863 gegründete Schweizer Alpen-Club aus dem Wirken vieler lo- München 1899  Sektion München kaler Sektionen heraus agieren. Sie wünschen sich einen pragmati- 2 Die DAV-Gründer- schen und aktiven Alpenverein, der an der Erschließung der Alpen väter: Hofmann, Stüdl, nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene mitwirkte, sondern der den Senn, Trautwein Bergsteigern im wahrsten Sinne des Wortes den Weg frei machte. 3 Das Gründungslokal: ie Geschichte des Alpinismus wurde und wird bekannter- ten, während sich im britischen Alpine Club schon seit über einem Und diesen Alpenverein, von dem sie träumten, den gründeten sie an die „Blaue Traube“ in Jahrzehnt ein erlesener Bergsteigerkreis über seine Alpenabenteuer maßen meist „mit viel Luft unterm Hintern“ geschrieben jenem 9. Mai 1869 nun selbst, indem sie die Sektion München aus der der Dienerstraße austauschte. – auf steilen Gipfeln und in schwierigen Wänden. Deut- Taufe hoben. Damit verbunden war die Hoffnung und die Aufforde- D lich seltener gehen alpine Taten in die Chronik ein, die im Noch bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein waren weite Tal vollbracht werden. Wer es darüber hinaus schafft, an einer alpi- Teile der Alpen so gut wie unbekannt und kaum erforscht. Bergstei- nistischen Sternstunde in sitzender Position mitzuwirken, der tut gen bedeutete: auf Alm- und Jagdsteigen hinaufsteigen, so weit man noch Bemerkenswerteres. Und nur an äußerst glücklichen, raren kommt, dann weglos weiter. Statt topografischer Karten und verläss-  Tagen gelingt es sogar im Wirtshaus! licher Führerliteratur hatte man bestenfalls mündliche Informationen rung, dass bald weitere Sektionen folgen mögen. Wichtigste satzungs- Ja, es ist möglich, wie der 9. Mai 1869 beweist. An diesem Sonntag von Einheimischen dabei, oder man ließ sich gleich von Jägern und gemäße Zielsetzung des jungen Vereins war zunächst der Bau von schrieben der Tiroler „Gletscherpfarrer“ Franz Senn, der Prager Kauf- Hütten und Wegen in den Ostalpen, deren bergsteigerische Erschlie- mann Johann Stüdl, der Münchner Student Karl Hofmann und der ßung und die Publikation von Informationen zu Alpenreisen und Münchner Buchhändler Theodor Trautwein Alpinismusgeschichte. Hochtouren. „Die Kenntniss der deutschen Alpen zu verbreiten und Sie initiierten etwas Neues, etwas Großes, indem sie im damaligen Was bewog die 36 Gründungs- zu erweitern, die Bereisung derselben zu erleichtern“, hielt man in § 1 Münchner Gasthaus „Zur Blauen Traube“ in der Dienerstraße gemein- der ersten Vereinsstatuten fest. sam mit 32 Mitstreitern ihre Unterschrift auf die Gründungsurkunde mitglieder zu ihrer Der Erfolg der Sektionsgründung übertraf alle Erwartungen: Inner- der „Münchner Section“ setzten. Der Deutsche Alpenverein war gebo- halb weniger Wochen formierten sich in vielen deutschen und öster- ren. schöpferischen Tat? reichischen Städten weitere Sektionen, sodass nach zehn Monaten Was war das für ein Same, der damals auf sehr fruchtbaren Boden fiel? bereits 22 Gruppierungen und 1070 Einzelmitglieder existierten. Der Welchem Umfeld entsprang jener Funke, der im Laufe von fünfzehn Es war ihre Bergbegeisterung! Traum von einem starken, aus vielen Sektionen heraus lebenden Jahrzehnten zu einem nicht für möglich gehaltenen Feuersturm der Deutschen Alpenverein wurde Wirklichkeit. Bergbegeisterung im Zeichen des Edelweiß anschwoll? Das Münchner Bergpanorama war dasselbe wie heute – doch vieles andere war da- mals, im Mai 1869, anders. Holzknechten hinaufführen. Kleidung und Ausrüstung waren impro- Bayern war Königreich! Der große, kurzlebige Münchner Alpinist des visiert und wogen schwer, und übernachtet wurde, wenn die Tour 19. Jahrhunderts, Georg Winkler, befand sich gerade noch im Mutter- nicht als Gewaltmarsch vom Tal aus durchgeführt wurde, in flohver- leib, auch Mahatma Gandhi und Lenin waren noch nicht geboren. Bis seuchten Holzverschlägen. Nicht die „einfachen Leut“ gingen unter Auf den zur Grundsteinlegung von Schloss Neuschwanstein sollte es noch we- diesen rauen Bedingungen zum Bergsteigen, sondern es waren meist folgenden Seiten nige Monate dauern. Noch ein Jahr bis zum Deutsch-Französischen Forscher, Vermesser, Offiziere, Adelige und Geistliche, die am Vor- finden Sie Krieg, zum Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes und zu Hermann abend der Alpenvereinsgeschichte die Erstbesteigungen unter sich von Barths Karwendel-Sommermärchen mit 88 Gipfeln. Fünf Jahre bis ausmachten. die Höhepunkte aus zum ersten Fußballspiel in Deutschland. Zehn Jahre bis zur Erfindung In diese Zeit also fällt die Geburtsstunde der Alpenvereinssektion 150 Jahren Sektion München: Anekdoten der Glühbirne. Gar hundert Jahre noch bis zur Mondlandung. Die Mel- München. Was bewog die 36 Gründungsmitglieder zu ihrer schöpfe- dung von der Erstbesteigung der Grandes Jorasses war noch ganz rischen Tat? Es war ihre Bergbegeisterung, eine ganz neu erwachende Entwicklungen frisch, Whympers Matterhorn-Erfolg kaum vier Jahre her, und der be- Bergbegeisterung! Diese hatten sie bereits in loser Form mit Stamm- Hintergründe reits 1862 gegründete Österreichische Alpenverein befand sich als tisch, Vorträgen, Diskussionsrunden und natürlich Bergtouren gelebt

Sechseinhalbjähriger gerade im kritischen Alter der Kinderkrankhei- und gepflegt – und wollten nun mehr. Zudem sahen sie ihre Heimat des DAV Archiv Fotos:

4 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 5 1892 Die Sektion München hält den ersten offiziellen Bergführerlehr- kurs ab

Nur fünf Jahre später stand der Deutsche Alpenverein bei seiner ers- keitsfeld abgesteckt hat. „Auf Dauer dem Berg im weitesten Sinne als ▲ ▲ Edelweiß 1869–1919 ▲ ten Generalversammlung in Sisis Geburtsstadt München vor der Lebensideal verbunden“ – ja, das Zitat von Eiger-Nordwand-Erst- Frage, welches Vereinssymbol er führen sollte. Karl Haushofer, Grün- durchsteiger Anderl Heckmair würde auch gut in die Präambel einer Was den Kanadiern das Ahornblatt dungsmitglied von 1869, hatte die Idee des Edelweiß, und eine Anek- Alpenvereinsverfassung passen. und den Japanern die Kirschblüte, dote erzählt, dass er diesen Geistesblitz bei der Sitzung am 26. Mai Herzstück und Ausgangspunkt des Alpinismus bleibt bei allem Die euphorischen was den Griechen der Olivenbaum 1870 seinen Vereinskollegen im wahrsten Sinne des Wortes dadurch Drumherum aber immer das tatsächliche Bergerlebnis, die physische und den Deutschen die Eiche, was schmackhaft machte, dass er kurzerhand ein Edelweiß aus Semmel- Konfrontation des Menschen mit dem Berg. Bergtouren, oder wie den Olympioniken der Lorbeerzweig – das ist den Bergsteigern das teig modellierte. Der Vorschlag wurde angenommen, und bis heute man früher sagte: ▲ ▲ Bergfahrten, gingen – wenn man nicht ge- Anfänge Edelweiß! (Bild oben: Jugendstil-Edelweiß des DuOeAV, um 1900.) Um ist das Edelweiß das offizielle Zeichen sowohl der Gründersektion rade als „führerloser“ Alleingänger unterwegs war – meist auf zwei nur wenige andere Pflanzen hat sich ein vergleichbarer Mythos ent- München als auch des gesamten Deutschen Alpenvereins. Die einen Arten vonstatten: Entweder man engagierte einen ▲ ▲ Bergführer, wickelt wie um das Alpen-Edelweiß, Leontopodium nivale oder alpi- sehen in ihm einfach nur ein Vereinsemblem, den anderen lacht aus oder man tat sich mit Gleichgesinnten zu einer▲ ▲ Gemeinschafts- Mit der Gründung der Sektion München am 9. Mai 1869 num, die Königin der Alpenblumen. Der Name „Edelweiß“ ist weltweit seinem Blütenstern die erhabene Schönheit des Hochgebirges ent- tour zusammen. Beide Formen wurden in der Sektion München von war der Startschuss für die Entwicklung des Deutschen in Gebrauch und dürfte zu den bekanntesten deutschen Wörtern gegen. der ersten Stunde an praktiziert, indem diese sowohl das Bergführer- überhaupt zählen. Freilich hat man den unauffälligen Korbblütler Alpenvereins gefallen. Entschlossen und tatkräftig wesen organisierte (also z. B. Bergführer ausbildete) als auch kollek- auch anders bezeichnet – „Bauchwehblüml“ etwa, oder in anderen tive Unternehmungen für alle Mitglieder durchführte. Bis heute hat machte man sich daran, die Alpen zu erkunden und zu Sprachen „Alpenstern“ (stella alpina), „Schneeblume“ (flor de las nie- sich das Doppelprinzip der Führungs- und Gemeinschaftstouren er- ves) und „Löwenfuß“ (pied-de-lion, leontopodium) –, aber sie alle be- kartografieren, neue Aufstiegsrouten zu finden, alpine ▲ ▲ Alpinismus halten: Ersteres im offenen Kurs- und Tourenprogramm »alpinpro- sitzen nicht die schlichte Strahlkraft des edlen, weißen „Edelweiß“. Wege anzulegen und zu unterhalten sowie Schutzhütten gramm« (mittlerweile nicht mehr hauptsächlich durch Bergführer, In den Alpen – in die es nach der letzten Eiszeit aus Asien eingewan- Das Bergsteigen in all seinen Spielarten: Das ist Alpinismus. Aber die heute selbstständig außerhalb des Alpenvereins organisiert sind, zu bauen – und über all dies in Wort und Bild zu berich- dert ist – spielte das Edelweiß in Sagen eine Rolle und war als Heil- nicht nur Bergsport, sondern die Auseinandersetzung mit den Bergen sondern durch Fachübungsleiter), Letzteres in den Sektionsgruppen. ten. Die Bereisung der Alpen zu erleichtern und die pflanze geschätzt, aber auch als Trophäe, die verwegene Burschen in auf unterschiedlichsten Ebenen: Das ist Alpinismus. Berge erkunden Ob allein, zu zweit oder in der Gruppe: Der Alpinismus beginnt am schwindelnder Höhe erbeuteten und ihrer Angebeteten als Liebes- und besteigen, Berge beschreiben und abbilden, Berge bewahren und Berg. Aber er endet dort nicht. Kenntnis über sie zu erweitern lautete in den ersten Jahr- beweis mitbrachten oder zur Demonstration ihres Mutes am Hut alpine Kultur leben: Das ist Alpinismus, und das ist die eigentliche zehnten das erklärte Ziel der in der Sektion engagierten führten. Nicht selten kam es hierbei zum (Absturz-)Tod beim Blu- Mitte, um die herum der Alpenverein in 150 Jahren sein weites Tätig- menpflücken! Höhere Bekanntheit errang das Edelweiß als Symbol- Bergfreunde. Bereits früh wurde klar, dass die Sektions- ▲ ▲ Alpenvereine pflanze von Kaiserin Elisabeth, die sich 1865 mit neun in ihr Haar gründung ein großer Erfolg war: Die Mitgliederzahl stieg geflochtenen Edelweiß-Sternen porträtieren ließ. Was hat der Alpenverein eigentlich mit Highlander und Rudi Völler kontinuierlich, und in großem Tempo formierten sich gemeinsam? Es kann – nach landläufiger, vorschneller Meinung – nur weitere Sektionen. Der Alpinismus im Zeichen des Edel- einen geben! Schließlich ist ja immer von „dem“ Alpenverein die Rede, und wer zur Sektion München oder zur Sektion Oberland geht, weiß erlebte einen rasanten Aufschwung, und immer geht eben einfach „zum Alpenverein“. Allerdings ist die Realität wie mehr Bergbegeisterte fanden den Weg ins Gebirge ... so oft komplexer. Und genauso, wie rot-weiß beschalte Münchner Nachwuchs-Fußballfans irgendwann der rätselhaften Tatsache ins Gesicht blicken müssen, dass da außer Papas Lieblingsclub auch noch ein anderer Münchner Verein ist – genauso passiert es, dass sich lang- jährige Mitglieder einer örtlichen Großsektion verwundert die Augen reiben: Holla die Gams, Alpenvereine gibt’s ja mehrere – und sogar Sektionen! Erfunden haben’s in diesem Fall die Briten, die 1873 am 22.12.1857 den ersten Alpenverein überhaupt Deutscher und ins Leben riefen: den Alpine Club mit Sitz in Lon- Österreichischer don, gerade zu der Zeit, als das Wettrennen um Alpenverein die Erstbesteigung der Alpen-Viertausender in verschmelzen zum die entscheidende Phase ging. Der erste Alpen- DuOeAV verein war also ein alpenferner Verein! Deutlich Fotos: Archiv des DAV, München des DAV, Archiv Fotos: näher dran war der Oesterreichische Alpenver- 1870 Das Edelweiß wird offizielles Signet des Deutschen Alpenvereins ▲ ▲150 Schlaglichter von 150 Autoren 150-fach verschieden dargestellt: Das Jubiläumsbuch „150 Bergspitzen“ – siehe hinterer Umschlag oder alpenverein-muenchen-oberland.de/150-bergspitzen

6 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 7 1876 Die spätere ein (OeAV), 1862 in Wien gegründet. Und dann zogen viele weitere Königin Maria gemacht werden, was sie sind: Ver- steiger. ▲ ▲ Herzogstand, Benediktenwand, Rotwand, Wendel- nach, kreisten die ▲ ▲ Alpen förmlich ein und durchdrangen sie: Theresia von Bayern eine, also Zusammenschlüsse von Mit- stein,▲ ▲ Kampenwand: Hier lag auch die Wiege der Sektion Mün- 1863 der Schweizer Alpen-Club (SAC) und der Club Alpino Italiano wird Mitglied der gliedern zu einem bestimmten Zweck. chen. Den zentralen Teil dieses „Bayerischen Hochlands“, die (CAI), 1869 die Sektion München und damit der Deutsche Alpenver- Sektion München Mit 36 Mitgliedern begann die Sektion Bergregion zwischen ▲ ▲ Isar und Inn, erklärte die Sektion 1877 zu ein (DAV), kurz darauf der Österreichische Touristenklub (ÖTK), 1872 München 1869; anno 1899, als auch die ihrem Arbeitsgebiet, um für Bau, Instandhaltung, Markierung und die Società degli Alpinisti Tridentini (SAT), 1874 der Club Alpin Fran- Sektion Oberland gegründet wurde, Beschilderung der Wanderwege zu sorgen. Um 1887 war sie sogar für çais (CAF) und 1893 endlich auch waren es 3100 (die 48 weiblichen Mitglieder mitgerechnet), heute beinahe die gesamte Region zwischen der Benediktenwand im Wes- der Slowenische Alpenverein sind es rund 90.000 (die knapp 85.000 Plus-Mitglieder der Sektion ten und dem Geigelstein im Osten zuständig, zudem auch für das (PZS). Oberland nicht mitgerechnet). Diese Mitglieder sind es, die mit ihren ▲ ▲ Wettersteingebirge sowie weite Teile des ▲ ▲ Karwendels Doch das sind nur wenige promi- Jahresbeiträgen einen Großteil der Finanzierung der Vereinsaufga- und der Brandenberger Alpen. Auch wenn sie bereits in den 1890er- nente Beispiele aus der unüber- ben sicherstellen, und die Mitglieder sind es selbstverständlich auch, Jahren die Zuständigkeit für viele dieser Gebiete wieder abgab, so schaubaren Menge von alpinen die Entscheidungen treffen und über die personelle Führung ihrer blieben der Sektion München doch eigentlich die gesamten Bayeri- Vereinen, Clubs, Sektionen, Grup- Sektion entscheiden können – das ist der eigentliche Sinn und Zweck schen Alpen – und augenzwinkernd darf man sagen: auch die eine pen, Gesellschaften, Gemeinschaf- der alljährlich im Frühjahr einberufenen Mitgliederversammlung, oder andere angrenzende Tiroler Gebirgsgruppe, so frei samma! – ten, Vereinigungen, Föderationen, auf der Beschlüsse mit Tragweite gefasst und bisweilen auch lebhafte immer eine Herzensangelegenheit, bis heute. Bünden, Kränzen, Kranzln und Debatten geführt werden. Alle anderen ▲ ▲ Versammlungen der Freunden, die sich seit jener Zeit Sektion – von denen es insbesondere in der Vergangenheit nicht we- neu oder wieder gründeten, umbe- nige gab, vom Herrenabend über die Sektions- und Vortragsabende nannten, abspalteten, einglieder- bis hin zum Edelweißfest – dienten eher der Unterhaltung und der ▲ ▲ Kultur ten und wiedervereinigten, die Traditionspflege. wuchsen und dahindümpelten, Ein ganz besonderes Neumit- ▲ ▲ Bayerisches Hochland Beim Thema „Kultur“ denken viele an einen verboten und wieder erlaubt wur- glied wurde am 23. Februar 1876 Konzertabend in der Philharmonie, an eine den, fusionierten, expandierten, begrüßt, als „Ihre königliche Ho- Wer im Jahr 2019 die Message postet, er sei am Wochenende im Baye- Buchbesprechung in der ZEIT, an BR-Klassik emigrierten und teilweise ver- heit Frau Prinzessin Ludwig von rischen Hochland unterwegs gewesen, dürfte nur wenige Likes, dafür und »arte«. Kultur im weiteren Sinne ist jedoch schwanden. Sie fächerten sich Bayern der Section die Gnade umso mehr fragende Smileys ernten. Bayerisches Hochland? Diesen viel mehr: Kultur ist alles, was der Mensch her- nach innen in Orts-, Jugend-, Fami- Höchst-Ihrer Mitgliedschaft zu Begriff umweht ein Hauch von Alter, Würde und Unverständlichkeit. vorbringt, materiell wie auch immateriell. lien-, Fach- und Interessengrup- erzeigen geruhte“, wie der Sek- Er findet sich heute nur noch in antiquarischen Bücherlisten, die ver- Somit sind auch Bergsteiger „Kulturschaffende“: indem sie schreiben, pen auf und verbanden sich nach tionschronist 24 Jahre später in raten, dass im 19. und 20. Jahrhundert (noch bis 1990!) zahlreiche malen und fotografieren, indem sie Vorstellungen, Regeln und Werte außen zu Interessensgemein- noch immer freudiger Erregung Reise- und Wanderführer erschienen sind, die das Bayerische Hoch- prägen, typische Verhaltensweisen kreieren und Grußformeln ver- schaften, überregionalen Sektio- vermerkte. Bis zu ihrem Tod 1919 land im Titel führten. Was ist gemeint? Es sind die bayerischen Berge, nentagen, Jugend- und Landes- hielt die letzte Königin Bayerns die die Münchner heute als ihre Hausberge bezeichnen würden – von verbänden, Ortsausschüssen, na- der Sektion die Treue. Seitdem hat sich vieles ver- den Ammergauer Alpen im Westen bis zu den Chiemgauer und tionalen Komitees, internationa- ändert: Aus einem Edelweißabzeichen wurde der Berchtesgadener Alpen im Osten. ▲ ▲ Hausberge – dieser Name len Dachverbänden wie UIAA, mit Jahresmarken beklebte ▲ ▲ Mitgliedsaus- signalisiert Vertrautheit, Nähe, Heimat, und er ist vor allem seit 1965 CAA, EUMA und vielem mehr – allesamt geeint durch ihre Begeiste- weis (Bild rechts) und später der Jahresausweis im mit den gleichnamigen Büchern von Walter Pause immer gängiger rung für die Berge. (Abb.: Schautafel im Alpinen Museum, 1920) Scheckkartenformat, der ▲ ▲ Sechste Grad ist geworden, während zugleich das „Bayeri- nicht mehr die Grenze des Menschenmöglichen, sche Hochland“ im Nebel der Geschichte und der Abseil-Dülfersitz nicht mehr State of the 1877 versank. Art. Gleich geblieben ist die Essenz dessen, was es Die Sektion München Ob Hochland oder Hausberge, diese ▲ ▲ Mitglieder heißt, Mitglied in einem gemeinnützigen Verein zu erklärt die Berge sind keine entlegene Wildnis, kein sein: „Gemeinsam etwas Gutes bewirken“ – jedes „Berge zwischen Isar extremes Hochtourengelände – sondern Wer den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, sollte seine Perspektive Mitglied darf seine eigene Mitgliedschaft ruhig und Inn“ zu ihrem seit jeher der nächste Bezugspunkt, der ändern. Ähnliches gilt für den Blick auf die Sektionen München und auch mal unter diesem idealistischen Aspekt sehen Arbeitsgebiet heimelige Sehnsuchtsort und der liebge- Oberland, die sich nach außen hin zwar mit Vorständen und Mitar- und das neuerdings manchmal aufflackernde Trugbild einer reinen wonnene Spielplatz der Münchner Berg-

beitern, mit Servicestellen, Hütten, Kletterhallen und Publikationen Dienstleistungs- und Konsumbeziehung beiseiteschieben. Seite unten) (rechte Carmen Fischer München; des DAV, Archiv Fotos: präsentieren, aber im Wesentlichen erst von den Mitgliedern zu dem

8 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 9 wenden, indem sie ▲ ▲ Hütten bauen und ▲ ▲ Alpenvereine Zu den inhaltlichen Höhepunkten zählen sicherlich die Spitzenvor- gründen. All das ist Teil der alpinen Kultur, und man hat es schon früh träge „Alpine Highlights“ im Münchner Kulturzentrum Gasteig (1998 als bewahrenswert und identitätsstiftend erkannt. bis 2018), bei denen sich die Stars der Szene – Messner, Diemberger, Der Alpenverein brauchte neben den vielen kleinen Sektionsarchi- Huber, Ondra und viele andere – die Klinke in die Hand gaben. Vom ven auch ein zentrales „Gedächtnis“, um seine akademischen Frontalreferat bis hin zum Unterhaltungsprogramm Ideen und Errungenschaften zu dokumentieren mit eng getaktetem Masskruggeklirr in Altmünchner Bierhallen- 1911 und zu erforschen und der Nachwelt zu erhal- atmosphäre, vom Schwarzweiß-Lichtbild bis zur topmodernen Mul- Eröffnung des ten. Bekommen hat er es Anfang des 20. Jahr- tivisionsshow mit Helmkamera-Video – Jahr für Jahr wurde der Fas- Alpinen Museums hunderts auf der Münchner ▲ ▲ Praterinsel, zination Berg in Wort und Bild nachgespürt und das Feuer der in München wo seine Bibliothek, sein Archiv und das Alpine Bergbegeisterung neu geschürt. Museum nach wechselvoller Geschichte heute unter einem Dach vereint sind. ▲ ▲ Sektion und ▲ ▲ Bundesverband arbeiteten hier oft Hand in Hand: So spendete u. a. die Sektion München Bücher aus ▲ ▲ Sektionslokal ihrer eigenen▲ ▲ Bibliothek, um die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Zentralbibliothek des DAV wieder aufzubauen. Die Archivbestände Unter Bergsteigern fanden sich immer schon 1874 der Sektion werden mittlerweile zentral vom ▲ ▲ Archiv des DAV schweigsame Einzelgänger, düstere Nord- gepflegt. Dort läuft seit 2006 ein ambitioniertes länderübergreifendes wandgesichter und grimmige Eigenbrötler, Erste wöchentliche Digitalisierungsprojekt: Im „historischen Alpenarchiv“ werden die doch der weitaus größere Teil der Alpinisten Sektionsabende erfassten Objekte online zugänglich, und kleine Schätze der alpinen bildet ein fröhliches, leutseliges Völkchen, das („Wochenversamm- Geschichte und Kultur – teils über 100 Jahre alt – kommen so wieder der geselligen Zusammenkunft bei Speis und lungen“) ans Tageslicht. Trank niemals abgeneigt ist. Auch die Grün- dungsväter der Sektion München schätzten das gemütliche Beisammensein und den Aus- Hütten- und Wegebauten ablief, ebenfalls. Doch das ist nur die eine tausch unter Gleichgesinnten. In zwangloser Runde traf man sich be- ▲ ▲ Publikationen Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht – von vielen unter- ▲ ▲ Vortragswesen reits 1866/67, also noch vor Gründung der Sektion, zu einem schätzt – das immense Werk der Veröffentlichungen, des Schrifttums, Dass der Alpenverein im Allgemeinen und die Sektion München im das der Alpenverein in seiner 150-jährigen Geschichte hervorgebracht Schon bei ihrer Gründung legte die Sektion München als Vereins- Besonderen eine entscheidende Rolle bei der ▲ ▲ Erschließung der hat. Sowohl der Gesamtverein als auch die Sektionen erarbeiteten zweck fest, „die Kenntnis der deutschen Alpen zu verbreiten und Alpen gespielt haben, ist bekannt. Dass diese Erschließung in Form von einen viele Regalmeter umfassenden alpinen Wissensfundus, doku- zu erweitern“ – womit gemeint war, die Ostalpen zu erkunden mentierten Erschließungstätigkeit und Forschungsergebnisse, und zu besteigen und das erworbene Wissen weiterzugeben; in verfassten Lehrschriften und beschrieben Aufstiegsrouten, brachten Schriftform, aber auch mündlich. Von Beginn an organisierte man Hüttenfaltblätter in Umlauf und debattierten über Bergsteigerethik, Vorträge, die neben alpinistischen auch topografische, kultur- oder warben für alpinen Naturschutz und kartografierten Gebirgsgruppen, naturwissenschaftliche Themen aufgriffen. Damit entspann sich informierten und erstatteten Bericht. schon in der Frühphase der Sektionsgeschichte eine Tradition der Von den Publikationen des ersten Jahrzehnts – der „Zeitschrift“ Geselligkeit, aber auch der Wissensvermittlung und der Pflege alpi- (heute: „Jahrbuch“) und den „Mitteilungen“ – über die topografischen ner ▲ ▲ Kultur, die bis zur gegenwärtigen Mitgliedervortragsreihe AV-Karten bis hin zum Bergmagazin »alpinwelt« und der smart - „Bergvisionen“ im Augustiner-Keller fortgeführt wird. phoneoptimierten Homepage im responsive design: Erst das Weiter- Eine nette Anekdote ist die „Stammtischfrage“, die zwischenzeitlich sagen, Schreiben und Publizieren hat Bergerlebnisse nachvollziehbar die Gemüter erregte: „Zillertaler“, „Zugvögel“, „Lustige Bergler“ und werden lassen und Fachwissen zugänglich gemacht. Erst durch seine andere hatten die Tische in den Vortragssälen wie Reviere unter sich Publikationen hat der Alpenverein ein unsichtbares einendes Band aufgeteilt, Nichtstammtischler hatten das Nachsehen; Ermahnungen um seine Mitglieder gelegt und die Berge bis in die Münchner Wohn- von höchster Stelle, die Stammtischlosen als Vereinsbrüder doch

zimmer gebracht. (linke Seite unten) Joachim Burghardt München; des DAV, Archiv Fotos: bitte recht nett und freundlich zu behandeln, fanden wenig Gehör.

10 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 11 12 alpinwelt-Extra dungsurkunde setzten. Für die nunmehr offiziellen nunmehr die Für setzten. dungsurkunde Bergfreunde zusammentraten und ihreunter die Unterschrift Grün- Mai 1869 neben Hofmann, Trautwein, Stüdl und Senn noch 32 weitere 11 Dienerstraße der penverein dann aber am 9. Mai 1869 in der Al- Deutsche der damit und München Sektion die wurde Gegründet ten. Gründungsmitglieder Karl Hofmann und Theodor Trautwein vertre- späteren die bereits waren Uralpinistenrunde“ „Münchner dieser In Isartor. dem nahe Wirtschaft bescheidenen einer in Stammtisch eben immer wieder zum Aufbruch zumAufbruch ... wieder immer eben es drängt Bergsteiger Augustiner-Keller. den in Neuhauser schließlich Straße, der in Augustiner-Gaststätten die in Straße, kirchner zwischendurch in den Mathäserfestsaal, ins „Zunfthaus“ in der Thal- tour durchgehen vom würde: Löwenbräukeller in Pschorrkeller,den Zech- veritable als die Stadt, die durch Linie imaginäre eine zog und madenleben, nutzte zum Teil auch verschiedene Lokalitäten parallel No- jahrzehntelangArt München eine Sektion die führte So kamen. Planungsphasedie hinaus- München“über nie jedoch die bauen, zu „Alpenvereinshaus eigenes ein Überlegungen, es gab 1898 Jahr Im anstiegen. kontinuierlich Teilnehmerzahlen die da Tagesordnung, „Edelweißfeste“ waren regelmäßige Wechsel des Vereinslokals an der lungen fr i Vrrg- n „etosbne ud ptr auch später und „Sectionsabende“ und Vortrags- die für , (Bild unten) (Bild , am heutigen Marienhof, wo am 9. am wo Marienhof, heutigen am , ▲ ▲ ▲ „Blauen „Blauen Traube“ ▲ ▲ ▲ Versamm- in andere aber liebten ihr „Münchner Wolkenhaus“ und nutzten es rege, war.Viele Auge im Dorn ein Zugspitze der Westgipfel dem auf mer) Lam-G.„Wurstelprater“ (E. der denen Plan, den auf Kritiker wieder tion Sek- die umgehend und verließen München Sektion die am Protest aus die Mitgliederversammlung, 11.12.1895 den Bau beschloss, zu führte einem Eklat, als 63 Mitglieder außerordentliche die Bereits höchste Photovoltaikanlage, diehöchste ... von fragwürdiger Relevanz: die höchste Bratwurst Deutschlands, die ten, polarisierte, beflügelte Fantasien und sammelt bis heute Rekorde Debat- an Anfang von Unterkunftshütte exponierte diese befeuerte 1894 geplant, 1895 und beschlossen 1896/97 verwirklicht des Münchner Hauses auf der Bau am nicht käme man Münchenbenennen, 50Sektion Jahren der Wollte man einen besonderen Wende- und Höhepunkt in den ersten ▲ ▲ aus und gründen die aus undgründen treten 63 Mitglieder ▲ Münchner Hauses Münchner Hauses Sektion BayerlandSektion Aus Protest gegen ▲ ▲ ▲ Münchner Haus den Bau des des den Bau ▲ 1895 Bayerland gründeten. Doch auch danach traten immer traten danach auch Doch gründeten. vor allem seit es ab 1926 auch per Seil- per auch 1926 ab es seit allem vor ▲ ▲ (Bild rechts). schutz, jenen zwei Herzen, die in in schlagen Alpenvereins die des Brust Herzen, der zwei jenen schutz, Natur- und Bergtourismus zwischen Widerspruch aufzulösenden ganz nie den Berg höchstem Deutschlands auf Fernost – und aus verkörpert ausgerechnet Blitzlichtgewitter zum bis West aus Orkanböen von – Stürmen allen Haus Münchner das trotzt heute Bis war. erreichbar bahn ▲ Zugspitze vorbei. 1893 angedacht, (Bild unten),

Fotos: Archiv des DAV, München; Joachim Burghardt (rechte Seite unten) ten mit der 1887 gegründeten Sektion Garmisch-Partenkirchen, ums Wegebau-Zuständigkei-um gerangelt: viel immer auch wurde stein Ruh’,GipfelnWetter- allen im über betrieb nicht war Allerdings . oben) Hütte (Bild kleine erste ihre 1873 ab Knorrhütte der mit sie wo und erklärte Arbeitsgebiet ersten ihrem zu München das Sektion also, die Gebirge großes besonders nicht gar flächenmäßig auch wenn prominentes, Hinsicht jeder in Ein dominiert. Umgebung die und ansteigt Höhe Meter 3000 fast auf gewaltigeFelsmauer,bis die eine breit: und Alpenvorland weit Relieferscheinung gesamten auffälligste die dem betrachtet aus überhaupt und Hochgebirge, nächstgelegene aus München von das Wetterstein doch das ist der, gipfel, die Haupt- sein schrieb,und schön so Sektionschronist erste der es wie Das Wettersteingebirge war von Beginn an der „Liebling der Section“, ▲ ▲ ▲ Wetterstein ▲ ▲ ▲ , ein begehrtes Prestigeobjekt. Kein Wun-Zugspitze, ein begehrtes egürr etclns n Esdrhtie dr berüchtigten Watzmann-Ostwand. der Erstdurchsteiger und Deutschlands Bergführer autorisierter erster „Kederbacher“, der Grill, Johann als kein Geringerer war Hüttenwirt Erster bot. Tal ins Aussichten herrliche und Watzmannhaus erbaut, das Generationen von Alpinisten Unterkunft ihr 1887/88 sie hat Watzmann-Nordflanke der in Falzköpfl nenden thro- Talkessel„vertreten“ Münchendem Sektion über dem Auf ist. er ist nach der Zugspitze der zweite große deutsche Berg, auf dem die top, Schauplatz von Tragödien und alpinistischen Sternstunden. Und Kult-onspunkt, und Werbeobjekt, Naturidyll einzigartiges und Geo- Felskoloss istdieser undbestiegen, Blickfang,erträumt Identifikati- Bergsteigern von verewigt, Bild und Ton Wort, in erhoben, Mythos zum Sagenumwoben, . 1890–99) um Compton, Theodore Edwardvon dem Land über Kindern Berchtesgadener den und Frau seiner Watzmann“, „König von Bergmassiv unverkennbare das thront Familie steingewordene Als ▲ ▲ ▲ ▲ wohl schlägt sagen so –,es imWetterstein. und Das Leidenschaft: Herz der Sektion München – ja, man kann es Aufregung ganzen der wegen auch vielleicht oder Trotz nennen. zu Brennpunkte einige derstand gegenderstand die Wi- erfolglosen beim später 1895, tionsintern ten neuen Hütte im eröffne- 2015 der Aussehen moderne das um ▲ ▲ Watzmann Münchner Haus Münchner ▲ ▲ ▲ ▲ 3 ▲ ▲ auf der Zugspitze sek-Zugspitze der auf (Bild oben: Karikatur nach einem Aquarell Aquarell einem nach Karikatur oben: (Bild , zuletzt Seilbahnen Höllental Höllental – um nur Bau des „Grathüttls“ des Bau Jubiläumsgrat auf dem alpinwelt-Extra 1914 13 14 alpinwelt-Extra ▲ ▲ und dann noch einmal 1967 gab es sehr konkrete Pläne zum Bau einer 1910er-Jahren den In gefehlt. nicht hätte Viel wissen: wenigsten die Eine völlig absurde Idee, eine Horrorvorstellung? Was heute nur noch Deutschlands? Bratwurst zweithöchsten der und Souvenirverkauf ginge wie auf der Zugspitze? Mit berguntauglichen Touristenmassen, zu-Watzmanngipfel am es es, wenn wäre Wie Szenario: fiktives Ein Dank. Der Watzmann geblieben. Dank. Der Berg undwilder istMythos sei München Sektion der Engagement wiederholten dem werden, ▲ ▲ ▲ ▲ Watzmann-Seilbahn. Gottlob konnte Frevel dieser verhindert

Sektion M München Sektion ▲ i dm A ud seiner und DAV dem Mit nate vorher erklärte höhere erklärte vorher nate Mo- „eigentliche“schon und das – Selbstzweck kein chen Mün- Sektion der Gründung werden. Andererseits war die Wirklichkeit materiell band Ver- als Sektionen, weiterer Entstehen dem mit später, erst ja konnte samtverein Ge- proklamierte zugleich der – Sektion gegründet München die „nur“ formal 1869 Mai 9. am wurde seits Einer- nachzugehen: kurz zumindest Gedankenspiel diesem reizvoll, ist es aber war, nicht da eindeutig beantworten, zuerst paradoxe wer die Frage, kann Man Ei: dem und Henne der mit wie bisschen ein es ist chen ▲ ▲ Münchner Mitglieder die Sektion Oberland die Sektion ▲ Mittenwald gründen Gründersektion Gründersektion der Sektion der Sektion 1899 Mün- ▲ band heran, der der DAV der der heran, band heute ist. Ver- bestehende Sektionen vitalen vielen aus starke, der wuchs Es vermieden. – Zerfall und Zentralisation – Extreme drohenden beide loben: Im Zusammenspiel aus und Sektionen Gesamtverein wurden von ihnen ausgeklügelte Organisationsstruktur des Alpenvereins nur ersten Aus heutiger Sicht kann man die Weitsicht der der und Gründerväter die Anmietung der 1904 Plan.Geschäftsstelle auf den trateinGeschäftsführer mit und eingestellt, derverwaltung aufgaben: Bald wurde ein „Hilfsschreiber“ für Bibliothek und Mitglie- zog. Mit ansteigender Mitgliederzahl wuchsen auch die Verwaltungs- Haustür zu Haustür von Laufbursche ein wie noch und wurde stellt ange- Mitgliedsbeiträge der Verwalten und Einkassieren zum extra ▲ chen chen ab 1875 die Aufgabe des sogenannten Mün- Sektion der bei war erledigt, SEPA-Lastschrift die heute Was band und einem für alle Sektionen gleich hohen Verbandsbeitrag(früher hohen gleich Sektionen alle für einem und Satzungsziele) eigenen ihrer Verwirklichung festgelegten die (für Sektionsanteil individuell Sektion jeder von einem aus zusammen sich setzen Diese erheben: Mitgliedsbeiträge die Sektionen die dass vor, an Beginn von die Verbandsstruktur sah Ebene finanzieller Auf Welt (Bildlinks:Schautafel bilden imAlpinen Museum,. 1920) penverein und damit die größte nationale Bergsteigervereinigung der dige Sektionen, die mit ihren 1,3 Mio. den Mitgliedern Al-Deutschen bis Berlin von Bozen weitere DAV-Sektionen. Städten Heute sind es 357 verschiedenen rechtlich selbststän- in sich formierten schnell Widerhall, erwünschten den fand Gründersektion der Aufruf Der mitge- schwebte. Bierkrügen den über undimmateriell schon dacht wurde an Anfang von ja, dass der Gesamtverein der Gründungsurkunde zeigt in Alpenvereins“ deutschen eines Section „Münchner zeichnung sollte. Selbstbe- die bereits Und sein tätig tisch prak- Alpenraum im und leben heraus Sektionen lokalen vielen aus OeAV satz zum zentralistischen Gegen- Schweizer im und Vorbild nach der Alpenverein, Deutscher angelegter groß ein war Gründungsväter der Ziel ▲ abgeführt werden muss.abgeführt ) Abführungsbeitrag pro Mitglied, der an den Plakette derSektionmitMünchner Kindl,1913 ▲ ▲ ▲ Vereinsdieners, der ▲ ▲ ▲ Bundesver-

Fotos: Archiv des DAV, München; Archiv alpinwelt (rechte Seite außen) enthalten. Das Ziel dem neuen Vereinszweck neuen dem ten neu hinzu: tra- Zudem widerspiegelt. Bergnatur der Bewahrer zum Erschließer erhalten“ Bergwelt der leevramug utni wr n it Vn e beiden den umbenanntePassus Von zwischenzeitlich der ist. noch nur ist Stunde und ersten der Vereinszielen war zuständig gliederversammlung Mit-jährliche die immer wofür beschlossen, Satzung der an rungen Im Laufe 150 der Jahreund Ände- zahlreiche wurden Erweiterungen tern.“ erleich- zu derselben Bereisung die erweitern, zu und verbreiten zu übernommen Alpenvereins wurde: „Zweck der Section ist, [...] Oesterreichischen die Kenntniss der deutschen Alpen des Satzung der aus wortgetreu fast der Satz, einziger ein nur sogar §1 in beschrieb sowie die Rechte und Pflichten der Mitglieder fest.Den Vereinszweck und Mittel des neu gegründeten Vereins, seine Organisationsstruktur nannt, legte in sehr übersichtlich gehaltenen neun Paragrafen Zweck „Statuten“ noch damalsMünchen, Sektion Satzungder erste ge- Die sind? Sektion der Organe drei die welche auswendig, Sie wüssten Oder stöbern. zu darin spannend, und aufschlussreich durchaus ist es – Internet im übrigens Sektionssatzung gültige aktuell die finden Sie fördern“ undalpineSportarten steigen . ▲ ▲ ▲ Satzung/Statuten ▲ ▲ ▲ ▲ ▲ ▲ ▲ „Bindung zur Heimat pflegen“ ▲ ▲ , was den Wandel des Alpenvereins vom vom Alpenvereins des Wandel den was , „Bereisung der Alpen erleichtern“ ▲ ▲ ▲ „Kenntnisse über die Gebirgedie über „Kenntnisse erweitern“ ▲ „Schönheit und Ursprünglichkeit und „Schönheit und ▲ ▲ ▲ wich 1927 „Berg- Mieminger Gebirge, 1891 amGuffert. im 1890 Rettenstein, am am 1888 Herzogstand, 1887 Watzmann, am 1886 Karwendel, im 1885 Bergen, Tegernseer und Schlierseer den in 1878 Brünnstein, am 1876 bachhorn, Wies- am 1875 Zugspitze, der an 1873 nahm: indem sie „Arbeitsgebiete“ unter ihre Fittiche tern“ tern“ Stunde ersten der Satzungsziel Das ▲ ▲ ▲ ▲ ▲ ▲ Erschließung ean i Skin oh o dm ütna drh die durch Hüttenbau dem vor noch Sektion die begann Wege der Gebirge mit Wegen und Steigen umzusetzen, „Bereisung der Alpen erleich- Alpen der „Bereisung 3 am Jubiläumsgrat ab Steiganlage Bau einer Bau 1909 alpinwelt-Extra 15 alpinwelt Tourentipps

um 1885 Um 1900 hatte die Sektion bereits 120 Wege und Steige zu betreuen! verunglückten Münchner Spitzenbergstei- Georg Winkler Bis zum Ersten Weltkrieg war der Bau von neuen Wegen weitgehend gers Georg Winkler „führerlose“ Bergtouren entdeckt den abgeschlossen, und der Erhalt des bestehenden Wegenetzes rückte gingen und sich 1892 zum Akademischen „Klettergarten“ in den Vordergrund. Im Laufe der Zeit wurden auch viele Arbeitsge- Alpenverein München zusammenschlossen; Buchenhain biete wieder abgegeben, meist an lokale Sektionen. Aktuell betreut auch in der ▲ ▲ Sektion Bayerland (ab 1895) die Sektion München die Wege in sechs Arbeitsgebieten: Wetterstein, waren einige von ihnen vertreten. Spitzinggebiet, Probstalmkessel an der Benediktenwand, Watzmann Als ▲ ▲ Hochtouristen und ▲ ▲ Kletterer schärferer Richtung (derzeit an den Nationalpark Berchtesgaden übergeben), Taschachtal dem Umbau 1873 auch die erste bewirtschaftete Hütte der Sektion setzten sie bis in die Zwischenkriegszeit neue Maßstäbe und leiste- in den Ötztaler Alpen, Wiesbachhorn. (Bild links). Es folgten die Kaindlhütte am Wiesbachhorn 1875/76, 1880 ten auch Beiträge zur Wissenschaft, Kunst und Literatur. Mit ihrer Damit könnte dieses die (Alte) Angerhütte im Reintal, 1887 die Herzogstandhäuser, 1888 pragmatischen Haltung gegenüber dem Gebrauch von Haken und kurze Kapitel bereits das Watzmannhaus, 1893 die Höllentalangerhütte, 1897 das Münch- Seiltechnik traten sie im ▲ ▲ „Mauerhakenstreit“ Anfang der wieder schließen. ner Haus, 1902 das Heinrich-Schwaiger-Haus, 1913 die Reintalanger- 1910er-Jahre in Opposition zur „Wiener Schule“, die sich an Doch sei noch daran hütte, 1926 die Gufferthütte und 1929 die Valepperalm (heute: den radikalen Idealen eines Paul Preuß orientierte. Vor allem im erinnert, dass kaum Albert-Link-Hütte) und die Schönfeldalm (heute: Schönfeldhütte). ein anderer Tätig- Damit endete eine rund 60-jährige „heiße Phase“ des Hüttenbaus keitsbereich der Sek- und -erwerbs. Im gleichen Zeitraum kamen allerdings noch zahlrei- tionen in seiner che Selbstversorgerhütten und offene Unterstandshütten dazu! Bedeutung für die Immer mehr Menschen drängten ins Gebirge, die Nachfrage nach Allgemeinheit so un- Schlafplätzen stieg stetig. terschätzt wird und Damit zeichneten sich bereits vor über 100 Jahren Entwicklungen ab, ohne die gebotene die bis in die Gegenwart reichen: einerseits die wachsenden Besu- Würdigung bleibt cherströme, die mit ihren ständig steigenden Komfortansprüchen wie der Unterhalt des ▲ ▲ Hütten und ihren Auswirkungen auf Natur und Umwelt bewältigt werden alpinen Wegenetzes. müssen, andererseits der mit dem Hüttenbesitz verbundene Sanie- Wege im Gebirge Erbsensuppe, ▲ ▲ Matratzenlager, Hüttenstempel und manchmal rungs- und Finanzierungsdruck, der auf den Sektionen lastet. Den- werden von den auch ein netter Ratsch mit dem Wirt: Was wäre der Alpenverein, ja noch sollte man die Hütten keineswegs nur als umweltpolitische und meisten Wanderern was wäre die ganze Bergsteigerei ohne die Hütten? Ursprünglich ge- finanzielle Problemfälle betrachten. Nicht außer Acht bleiben darf wie selbstverständ- dacht als „Schutzhütten“ und Unterkünfte auf halber Strecke zum lich eingefordert und ihr ideeller Wert: als alpine Landmarken und Orientierungspunkte, Gipfel, wurden die Berghütten bald auch zu Aushängeschildern und von Mitgliedern wie als bergsteigerische Heimat und Orte alpiner Kultur, und – ja, noch Prestigeobjekten, zu Schmuckkästchen und Publikumsmagneten, auch Nichtmitglie- immer! – als Schutzhütten. Hans Dülfer seilt mit der von ihm Georg Sixt in Buchenhain, 1909 mitunter auch zu Zankäpfeln und Sorgenkindern der Alpenvereins- dern unentgeltlich erfundenen Methode ab, ca. 1910 sektionen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entfesselte sich ein re- genutzt – aber wer gelrechter Hüttenbauboom, und auch die Sektion München trieb mit schaut je hinter die Wilden Kaiser tragen einige Meilensteine der Alpinismusge- Eifer mehrere Bauprojekte voran. ▲ ▲ Kulissen und kann schichte bis in den Sechsten Grad die Handschrift der „Münch- Die älteste Hütte der Sektion München ist die bereits 1855 (also 14 ▲ ▲ Münchner Schule ▲ ▲ ermessen, was es ner Schule“: von den Josef-Enzensperger-Touren am Totenkirchl und Jahre vor Sektionsgründung!) erbaute Knorrhütte im Wettersteinge- wirklich bedeutet, Wer der Frage nachgeht, wie München zur Bergsteigerstadt wurde, an der Kleinen Halt (1895) bis zu Hans Dülfers „Dülferriss“ und der birge. Sie wurde zunächst die erste Selbstversorgerhütte und nach für einen alpinen Steig verantwortlich zu sein, der immer wieder kon- wird sich sicherlich mit der Gründungsgeschichte des Deutschen Al- Direkten Totenkirchl-Westwand (beide 1913). Aber auch in anderen trolliert und unter hohem personellen wie auch finanziellen Auf- penvereins, dann aber bald auch mit der „Münchner Schule“ befas- Gebirgsgruppen wurde Großes geleistet, etwa 1913 mit der „Fiechtl/ wand instandgehalten, ausgebessert, mit Sicherungen versehen, sen. Diese war weder eine feste Institution noch eine geschlossene Herzog“ in der Schüsselkarspitze-Südwand im Wetterstein, 1924 in markiert und beschildert werden muss? Größere Zerstörungen durch 1887/88 Gruppe, sondern eher eine neue alpinistische Herangehensweise, der Wiesbachhorn-Nordwestwand (Rigele/Welzenbach) in der Glock- Muren, Steinschlag oder Lawinen erfordern manchmal sogar eine Bau des Watzmann- eine Wertegemeinschaft und Strömung, deren Hauptakteure in Mün- nergruppe oder 1925 mit der „Solleder/Lettenbauer“ in der Civetta- komplett neue Trassierung des Wegs. Und auch Naturschutzbelange chen angesiedelt waren. Ihre Wurzeln liegen in einer Handvoll junger hauses, erster eigener Nordwestwand in den Dolomiten – alles sagenumwobene Touren, müssen berücksichtigt, Abschneider und Nebenwege renaturiert bergsteigender Studenten und Künstler, die in der Nachfolge des 1888 Hüttenbau der Sektion von denen echte Bergsteiger auch heute noch träumen! werden. Da ist es nicht übertrieben zu sagen, dass die Sektion Mün- München chen gemeinsam mit allen anderen engagierten Sektionen Ihnen, Fotos: Archiv des DAV, München des DAV, Archiv Fotos: liebe Wanderer und Bergsteiger, seit 150 Jahren den Weg frei macht.

16 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 17 1934–36

Erste Grenzschließung „Berg heil“ nach wie vor ein unverzichtbarer Teil ihres Berggefühls mit sich brachte und sich mit dem zwischen Deutschland ,.,./,.-. und gelebte alpine Kultur – der Gruß ist daher noch immer oft zu Aufstieg der Nationalsozialisten und Österreich hören, meist als Glückwunschformel bei der Gipfelankunft. Reinhard Totalitarismus, Antisemitismus Kardinal Marx hat sich zu „Berg heil“ übrigens so geäußert: „Was für und Verrohung in einer neuen ein schöner Gruß! Man kann ihn religiös deuten oder auch nicht, aber Dimension anbahnten. Bewegte Zeiten immer wünscht man dem anderen damit etwas Gutes: Glück, Hoff- Damit soll in aller Kürze angedeutet werden, welche turbulenten nung, Schutz, eben das Gegenteil von Unheil.“ Umstände das öffentliche Leben der Zwischenkriegszeit prägten, und wie tiefgreifend die Verwerfungen waren, denen auch der Alpenver- Der Erste Weltkrieg markierte einen Epochenwechsel ein und seine Mitglieder ausgesetzt waren. Es passt ins Bild, dass in und läutete dramatische Jahrzehnte des Wandels ein. den Zwanziger- und Dreißigerjahren viele▲ ▲ Kletterer schärferer ▲ ▲ Bergvagabunden Richtung auf die Wirren und Nöte der Zeit mit Freiheitsdrang, Aben- Während auf politischer und gesellschaftlicher Ebene teuerlust und dem Rückzug ins Hochgebirge reagierten. Als „Bergva- Instabilität, Wirtschaftskrisen, Totalitarismus, ein Als die Sektion München im Jahr 1919 ihren 50. Geburtstag feierte, be- gabunden“ fanden sie, die oftmals von fand sich Deutschland wie weite Teile der Welt im Umbruch: Der Erste Arbeitslosigkeit und Armut unmittel- weiterer Weltkrieg und der Neuaufbruch danach die Weltkrieg war zu Ende, die Monarchie abgeschafft. Doch zu gesell- bar betroffen waren, Mittel und Wege, Menschen fortwährend in Atem hielten, vollzog sich schaftlichem Frieden und Wohlstand war der Weg noch weit. Par- der tristen gesellschaftlichen Realität zugleich eine technologische und touristische Revolu- teien, Arbeiterräte und bewaffnete Verbände rangen um Vorherr- zu entfliehen und ihre Bergleiden- schaft, die junge Weimarer Republik wurde von politischen Morden schaft auszuleben. Dabei bewältigten tion: Motorisierung und Seilbahnbau erleichterten ▲ ▲ Berg heil! und Putschversuchen erschüttert; Inflation, Arbeitslosigkeit und die sie nicht nur die monetären Heraus- den Weg in und auf die Berge, und der aufkommende „Den dir einsam Begegnenden grüße oder danke ihm für seinen Gruß Bedingungen des Versailler Friedensvertrags hatten das von Krieg und forderungen von Mobilität, Unter- Wintersport trug das Seine dazu bei, dass die Zahl der und mache abfällige Bemerkungen wenigstens erst dann, wenn er Hunger geschwächte Land fest im Griff. Nur eine kurze Phase der kunft und Verpflegung (beispielsweise außer Hörweite ist.“ – Was Luis Trenker in seinen „Zehn Bergsteiger- Stabilisierung und des kulturellen Aufblühens – die „Goldenen Zwan- indem sie Fahrrad fuhren, biwakier- Alpentouristen wie auch der Alpenvereinsmitglieder geboten“ in aller Kürze abhandelt, ist in Wirklichkeit eine hochkom- ziger“ – folgte, bevor die Weltwirtschaftskrise ab 1929 neues Elend ten und schnorrten), sondern brach- unaufhaltsam anstieg. Immer drängender stellte sich plexe Angelegenheit: das ▲▲ ▲ Grüßen am Berg. Bei näherem ten dabei auch noch bewunderns- die Frage nach alpinem Naturschutz, einem Ende der Hinsehen wird das ganze Ausmaß der Verzwicktheit deutlich: Soll werte alpinistische Leistungen zu- man verbale Entgleisungen wie „Moin Moin“, „Gun Dooch“ oder stande. Erschließung – und damit auch nach den zukünftigen „Hallöle“ mit einem Gruß erwidern oder pikiert schweigen? Greift Getreu ihrem Motto „Wer ko uns scho Zielen und Werten des Alpenvereins. man erzieherisch ein, wenn einem ein Kind ein wos doa?“ stürzten sich die extremen „Tschühüß“ hinterherflötet? Geht „Ciao“? ▲ ▲ Gipfelstürmer – oft von der „Bergsteigerstadt“ München aus – Selbst bei wohlklingenden Standardgrüßen in waghalsige Unternehmungen und schrieben Geschichte. Erschre- ist nicht immer klar: Sag ich zur einzelnen ckend viele ließen dabei ihr Leben, so z. B. Emil Solleder 1931 an der älteren Dame noch „Servus“ oder schon Meije, Hans Brehm und Leo Rittler 1931 an den Grandes Jorasses, Toni „Grüß Gott“? Grüßt man schon im Tal oder Schmid 1932 am Großen Wiesbachhorn, Leo Maduschka 1932 an der erst oberhalb von 1000 m? Dann die Grußlogistik bei Civetta, Rudolf Haringer 1934 an den Grandes Jorasses, Max Sedlmayr entgegenkommenden Gruppen: Jede Person grüßen? und Karl Mehringer 1935 sowie Toni Kurz und Anderl Hinterstoißer Oder nur jede dritte oder vierte? Dabei Grußformeln durchwechseln 1936 am Eiger. Doch es wurden auch große Erfolge mit glücklicher oder stoisch das immer gleiche „Serwas-Mantra“ murmeln? Und Heimkehr gefeiert, etwa bei den Erstdurchsteigungen großer Nord- wenn aus der Gruppe ein ganzer Strom aus Ausflüglern wird: Nur wände durch Emil Solleder und Gustav Lettenbauer 1925 an der Ci- noch nach dem Zufallsprinzip stumm nicken? Und irgendwann vom vetta, Hans Ertl und Franz Schmid 1931 am Ortler, der Schmid-Brüder Nicken ins Kopfschütteln übergehen? 1931 am Matterhorn (Bild oben), Rudolf Peters und Martin Meier 1935 An keinem Gruß aber zeigt sich die Tiefgründigkeit des Themas wie an den Grandes Jorasses – und 1938 am Eiger: Wiggerl Vörg, Mitglied bei „Berg heil“. Bereits im 19. Jahrhundert entstanden und im 20. Jahr- der Jungmannschaft der Sektion München, gelang mit Anderl Heck- hundert zum Berggruß schlechthin aufgestiegen, hat sich „Berg heil“ mair, Fritz Kasparek und die erste Durchsteigung der nach Ansicht mancher ein pikantes Gschmäckle und eine Aura des berüchtigten▲▲ ▲ Eiger-Nordwand (Bild links). Für die klassische

Nicht-mehr-Zeitgemäßen erworben. Für viele andere dagegen ist München des DAV, Jutta Siefarth, Archiv Fotos: Bergvagabundenzeit bedeutete dieser medienwirksamste aller Erfolge zugleich den Anfang vom Ende. 1921 Die Sektion München verzeichnet einen Mitgliederzuwachs von 40 % in einem Jahr ▲ ▲150 Schlaglichter von 150 Autoren 150-fach verschieden dargestellt: Das Jubiläumsbuch „150 Bergspitzen“ – siehe hinterer Umschlag oder alpenverein-muenchen-oberland.de/150-bergspitzen

18 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 19 1923 „Tölzer Richtlinien“: ▲ ▲ Wenn wir erklimmen ... Da Fahrten ins Gebirge meist schwer zu realisieren waren, stillten Kein Wunder, dass in den ersten Jahr- Der Neubau von die Bergvagabunden ihren Kletterdrang oft direkt vor der Haus- zehnten des 20. Jahrhunderts, als der Hütten und Wegen Die Bergvagabunden der Zwischenkriegszeit haben sich mit neuen tür und trainierten an den Nagelfluhwänden des Isar-Steilufers bei Besucherstrom ins Gebirge rapide an- wird verboten Kletterrouten und als berühmte▲ ▲ Seilschaften verewigt, sie sind ▲ ▲ Buchenhain, wo sich seit Georg Winkler 1885 ganze Genera- wuchs, die Forderung nach alpinen als Pioniere und Glücksritter, als alpine Helden und Hasardeure des tionen von Münchner Kletterern die Finger in den glatt gewetzten Verhaltensregeln laut wurde – vor ▲ ▲ Sechsten Grades und viel zu oft auch mit ihren Sterbedaten in Quergängen langzogen. Und wenn es doch klappte mit der Rad- oder allem dort, wo es am intensivsten die Geschichte eingegangen. Mindestens ebenso spannend wie ihre Zugfahrt ins Gebirge, war das ▲ ▲ Oberreintal ein bevorzugtes Ziel menschelte: in den Hütten. So kam bereits 1906 in den Mitteilungen alpinistischen Leistungen ist die Auseinandersetzung mit ihrem Le- – jenes weltentrückte Hochtal im ▲ ▲ Wetterstein mit dem Status des Alpenvereins die Idee eines „alpinen▲ ▲ Knigge“ auf. Die Berg- bensgefühl. Welcher Bergsteiger kennt es nicht, das Lied „Bergvaga- einer Pilgerstätte, in dem über Jahrzehnte hinweg eine für Kletterer wacht wurde, wie ihr Name noch heute verrät, 1920 gar mit dem Ziel bunden“, in dem ein draufgängerisches, intensives Leben besungen typische Lässigkeit zelebriert, legendäre Routen begangen und Ri- gegründet, Ordnung, Sitte und Anstand im Gebirge wiederherzustel- wird? „Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen, steigen dem Gipfel- tuale entwickelt wurden. Manchmal schallt der Oberreintal-Gruß len (erst später wurde die ▲▲ ▲ Bergrettung ihre Haupttätigkeit). kreuz zu, in unsern Herzen brennt eine Sehnsucht, die lässt uns nimmer- noch heute durchs steile Gewänd: „Hei, mi leckst am Arsch!“ – wie Weite Teile der heutigen „Hütten- und Tarifordnung“ des DAV gehen mehr in Ruh. ... Mit Seil und Haken, den Tod im Nacken, hängen wir an ein schwaches Echo aus der guten, alten Bergvagabundenzeit. auf die „Tölzer Richtlinien“ von 1923 zurück, als man den Betrieb und die Ausstattung von Alpenvereinshütten einheitlich regelte und vom ▲▲ ▲ Bergsteigeressen bis zur Hüttenruhe die Rechte und Pflichten der Hüttengäste festlegte. Und Luis Trenker setzte Anfang der 30er- ▲ ▲ Hüttenordnung Jahre mit seinen „Zehn Bergsteigergeboten“ noch ein moralisches Damoklesschwert drauf, das bis heute in heiligem Ernst über jeder Eines der letzten Probleme der Soziologie ist ja bekanntermaßen die Bergtour schwebt: „Du sollst in den Bergen deine Erziehung und Bil- umstrittene Frage, ob Bergsteiger die besseren Menschen sind. Wir dung nicht vergessen ...“ verraten hier nach jahrelanger Feldforschung die Antwort: Sie sind es nicht. Bergsteiger sind notorische Konditionsangeber, Wegab- schneider, Wildbiesler, Gipfelbenennungsbesserwisser, Gaststuben- sitzplatzreservierer, Wanderstockvertauscher, Frühstücksbuffetsem- ▲ ▲ Damen meldiebe und neuerdings immer öfter auch Warmduscher! Die erste amüsante Fußnote dazu ist, dass sich „echte“ Bergsteiger über derar- Sagen wir es ohne Umschweife gradheraus: Die Geschichte der Sek- tige Verhaltensniederungen hoch erhaben fühlen und das eigene tion München war bis weit ins 20. Jahrhundert hinein eine Ge- aufgenommen wurden. Ausgerechnet eine Frau legte dann im fol- Tun und Denken idealisieren – und zwar umgekehrt proportional schichte der Männer. 36 Männer (und keine Frau) gründeten die genden Jahr den Tourenbericht mit den meisten anspruchsvollen zum abnehmenden Sauerstoffgehalt der Luft: je höher, desto voll- Sektion, dreißig Jahre später standen 3149 männlichen Mitgliedern Gipfeln vor! Heute machen Mädchen und Frauen im Alpenverein kommener das Selbstbild. Die zweite, dass sie sich über das Fehlver- erst 49 weibliche gegenüber – darunter die bereits 1876 beigetretene rund 43 % der Mitglieder aus, in den Vorständen sind sie allerdings der steilen Wand ...“ Auch wenn dieses Lied erst später komponiert halten anderer Bergfreunde schon immer beschwert haben – vom Marie Therese von Österreich-Este, die von 1913 bis 1918 Bayerns weiterhin deutlich unterrepräsentiert. wurde, verrät es doch einiges vom Pathos der Bergvagabundenzeit. unsachgemäßen Umgang mit dem Eispickel über das frevelhafte letzte Königin war. Dieses Ungleichgewicht resultierte wenig über- Doch gehen wir noch einmal zurück ins Jahr 1900 und lassen Nepo- Neben den ▲ ▲ Bergliedern sind auch die Memoiren und Touren- Übernachten eines unverheirateten Paars in ein und demselben raschend aus der damaligen gesellschaftlichen Realität, die für muk Zwickh, den ersten Sektionschronisten, zu Wort kommen: „Es berichte der damaligen Akteure aufschlussreich: Sie künden von Raum (1920er-Jahre) bis hin zum ausufernden Zechgelage auf dem Frauen allzu oft vollständiges Verpflichtet-Sein für Familie und Haus- ist daher sehr erfreulich, dass auch die Damenwelt im Verein vertre- Frohsinn, Wagemut, Sturm und Drang, verraten oft eine gewisse Herzogstandhaus „mit viel Alkohol und zwei Jungschweinen“ halt bedeutete und kaum Freiräume – etwa zum Bergsteigen und zum ten ist, und ein Beweis des lebhaften Interesses der Damen an der al- Idealisierung und heroische Überhöhung des eigenen Tuns, beinhal- (1930er-Jahre), wie sich der Chronist mahnend erinnerte. vereinspolitischen Engagement – vorsah, schon gar nicht ohne den pinen Welt und ihrer neidlosen Bewunderung der zweiten Schönheit ten aber auch feinsinnige romantische Zeilen, die noch heute inspi- eigenen Ehemann (Bild rechts: zwei Wanderinnen 1920). der Natur, deren erste sie selbst sind.“ Gönnerhafter Herrenspruch rieren und poetische Kraft entfalten – nachzulesen etwa bei Leo Erst nach dem Zweiten Weltkrieg formierten sich Sektionsgruppen oder zeitlos galantes Kompliment eines Gentlemans? Jede Dame Maduschka. für Mädchen und Frauen: 1948 die weibliche Jugendgruppe, 1961 die möge selbst entscheiden! Zu den höchsten Idealen des Bergvagabundentums zählte die Kame- weibliche▲ ▲ Jungmannschaft. Auch die sogenannte „Ehefrauen- radschaft. Ein echter▲ ▲ Bergkamerad hatte zuverlässig und hilfs- Mitgliedschaft“ (ohne Mitspracherecht in Vereinsangelegenheiten) bereit zu sein, ein genügsamer Schicksals-, Leidens- und Freudens- wurde 1960 abgeschafft, fortan gab es nur noch die gleichberechtigte 1948 genosse zum Pferdestehlen, der allen Gefahren furchtlos die Stirn Partner-Mitgliedschaft. Und Anfang der 70er-Jahre folgten weitere Gründung der ersten bietet. Dass dieser an sich positive Wertekanon auch zu einem „Kult wichtige Schritte, als ab 1972 in den Jugendgruppen und Jungmann- weiblichen Jugend- der starken Männer“ übersteigert werden kann (und wurde), soll schaften nicht mehr nach Geschlecht getrennt wurde und 1973 gruppe der Sektion

allerdings auch nicht verschwiegen werden. München des DAV, Archiv Fotos: schließlich auch Frauen in die ambitionierte▲ ▲ Hochtouristengruppe München

1923 Willo Welzenbach erweitert die fünfstufige Dülferskala um einen sechsten Grad

20 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 21 ▲ ▲ Arierparagraf ▲ ▲ Bergrettung

Während die Geschichte des Alpinismus in der Zwischenkriegszeit Meistens geht alles gut beim Bergsteigen, und wir fahren mit schö- durch die▲ ▲ Bergvagabunden um ein aus heutiger Sicht roman- nen Erinnerungen und Glücksgefühlen wieder nach Hause. Doch es tisch wirkendes Kapitel reicher wurde, hatte der Alpenverein zugleich gibt da auch eine andere Seite. Wenn nämlich doch mal etwas schief- auch seinen Anteil an den dunklen und unrühmlichen Entwicklun- geht, wird es schnell dramatisch: Ein Gewitter im Hochgebirge, Er- gen der Zeit, namentlich dem immer salonfähiger werdenden Anti- schöpfung oder Unterkühlung, ein Stolperer oder ein Ausrutscher – semitismus bis hin zum Ausschluss von Juden aus dem öffentlichen vielfältig sind die möglichen Auslöser einer ernsten alpinen Notlage, Leben. Zuvor war der Antisemitismus in der Sektion München kein Doch es sind auch Handlungen und Entscheidungen dokumentiert, aus der man selbst keinen Ausweg mehr findet. Wie gut, wenn es großes Thema gewesen – ein jüdischer Zeitzeuge berichtete etwa, die eine andere Sprache sprechen: So schützte der Sektionsvorsit- dann mutige Helfer gibt, die alles stehen und liegen lassen und zum „ein echt-bayerischer Jude war in der Regel populärer als ein echt- zende Georg Leuchs einen bekannten Linken, und 1933 lehnte die Unfallort eilen; wie gut, dass es die Bergwacht gibt! preußischer Protestant“, und 1921 stimmte die Sektion noch gegen Mitgliederversammlung den Antrag ab, das ▲ ▲ Münchner Haus 1951 einen legalen Grenzübertritt verhinderte. So mussten die In der Frühphase des Alpenvereins war das noch anders: Damals exis- den Ausschluss der vorwiegend jüdischen Sektion auf der ▲▲ ▲ Zugspitze in Adolf-Hitler-Haus umzubenennen und Münchner Bergsteiger erst einmal wieder klein anfangen und sich tierte noch keine organisierte Bergrettung, die hemdsärmelig durch- 1938 Donauland aus dem DuOeAV. Doch bereits 1923 den Reichskanzler zum Ehrenmitglied zu ernennen. So bleibt neben auf die nahe gelegenen Hausberge, zum Beispiel die▲ ▲ Schlierseer geführten Einsätze waren leider öfter Bergungen als Rettungen. Und glaubte man, dem „Hereinströmen von Nicht- allen unbestrittenen antisemitischen Verfehlungen auch eine Un- Berge, konzentrieren. Einer der dortigen Alpinkletterklassiker, der es dauerte Jahrzehnte, bis sich ein stabiles, durchorganisiertes Ret- Ein „Arierparagraf“ ariern“ einen „Damm“ entgegensetzen zu müssen, schärfe im Zwischenkriegsbild der Sektion München und ihrer Ent- ▲▲ ▲ „Münchner Riss“ an der Ruchenkopf-Südwand, ist ein Kind tungssystem etablierte: wird offiziell in die und beschloss, Juden nur noch in Ausnahmefällen scheidungsträger, die der Nachwelt das Fällen eindeutiger Urteile jener Zeit, er wurde 1946 von Hermann Reinwald und Rudi Rößlhuber 1898 wurde unter Beteili- Vereinssatzung aufzunehmen. erschwert. erstbegangen. gung der Sektion München aufgenommen Zur Eskalation kam es 1924, als der „Ausschuss zur Bereits 1945 begann auch der Prozess der Neugründung des Alpen- der „Alpine Rettungs-Aus- Wahrnehmung der Interessen der jüdischen Mit- vereins – oder besser gesagt der Alpenvereine, denn in Österreich er- schuss München“ gegrün- glieder“, der sich innerhalb der Sektion München stand bereits 1945 der Oesterreichische Alpenverein und in Südtirol det, der sich die Rettung aufgrund der besorgniserregenden politischen Entwicklungen for- ▲ ▲ Neugründung 1946 der Alpenverein Südtirol, wodurch die bis heute bestehende na- Verunglückter nach organi- miert hatte, in einer ▲ ▲ Versammlung aufdeckte, dass in der Sek- tionale Dreiteilung der deutschsprachigen ostalpinen Alpenvereine sierten Abläufen zum Ziel tion München bereits seit Jahren ein euphemistisch als „Numerus Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 dauerte es Form annahm. Die Neugründung des Deutschen Alpenvereins erwies setzte. Bereits 1902 zog der Clausus“ bezeichneter „Arierparagraf“ zur Anwendung kam, der den nicht lang, bis der DuOeAV ins Getriebe der Gleichschaltung geriet sich als schwierigere Geburt und führte von einem ersten Treffen der Zentralausschuss des Beitritt jüdischer Mitglieder beschränkte. Als die Mehrheit der An- und in den „Deutschen Reichsausschuss für Leibesübungen“ zwangs- Vertreter von zwölf Münchner Sektionen 1945 und der Neugründung DuOeAV in das wesenden auch noch der offiziellen Beibehaltung dieser Regelung eingegliedert wurde. Ab 1938 war dann der ▲ ▲ „Nationalsozialis- der Sektion München als „Münchener Alpenklub“ 1946/47 über meh- gesamte Rettungswesen an mehrheitlich zustimmte, trat die Hälfte der rund 250 jüdischen Mit- tische Reichsbund für Leibesübung“ (NSRL) die Dachorganisation rere Zwischenschritte mit vielen Diskussionen über die Struktur und sich, übertrug der Sektion glieder empört aus der Sektion München aus. Überdies stimmte der des Sports und unterstand dem Reichsinnenministerium. Als „allei- Ausrichtung des zukünftigen Verbands am 22.10.1950 zum „Deut- München aber 1912 die Lei- Sektionsvorstand im selben Jahr mit einer Mehrheit der anderen Sek- nigem Fachverband für Alpinistik“ wurde dem Alpenverein „Eigen- schen Alpenverein e. V.“. Zwei Mitglieder der Sektion München waren tung der Bergrettung im tionen nun doch für den Ausschluss der Sektion Donauland aus dem gesetzlichkeit“ zugebilligt, wodurch die Satzung weitgehend erhalten an der Neugründung und der Leitung des Verbands maßgeblich be- ▲▲ ▲ Wetterstein. In der Alpenverein, der dann auch umgehend durchgesetzt wurde. werden konnte. In den Kriegsjahren kamen die Sektionsaktivitäten teiligt: Fritz Schmitt als geistiger Vater und Ludwig Aschenbrenner Zwischenkriegszeit über- aber nahezu zum Erliegen, lediglich der Bau der Albert-Link-Hütte als 2. Vorsitzender. Bis die Zeit jedoch für eine ausführliche Aufarbei- nahm die 1920 (wiederum 1939/40 stand als größeres Ereignis zu Buche (Bild rechts oben: Verbots- tung der Rolle des Vereins in den Jahren von 1919 bis 1945 reif war, unter Beteiligung der Sek- schild bei der Albert-Link-Hütte 1945). Das Münchner Haus auf der Zug- sollten noch Jahrzehnte vergehen ... tion München) gegründete spitze blieb ab 1941 geschlossen und wurde von der Luftwaffe genutzt, Münchner Bergwacht den 1943 zerstörte ein britischer Bombenangriff auf München die Ge- Rettungsdienst, seit 1935 schäftsstelle der Sektion. 1965 liegt auch offiziell die volle Mit der Auflösung der NSDAP und aller ihrer Organisationen nach Zuständigkeit bei der Berg- Walter Pauses Kriegsende 1945 endete formell zunächst auch die Geschichte wacht und nicht mehr „Münchner des Deutschen Alpenvereins und der Sektion München – doch mit beim Alpenverein. Den- Hausberge“ dieser Zäsur rissen natürlich nicht alle bergsteigerischen Aktivitäten noch blieb der DAV enga- erscheinen und Kontakte ab. Wer konnte, traf sich weiterhin mit Bergspezln giert und hilft bis heute oder fuhr in die Berge, wobei die von den Alliierten eingerichtete indirekt mit: etwa seit 1968 ▲ ▲Grenzsperre zwischen Deutschland und Österreich von 1945 bis Fotos: Archiv des DAV, München des DAV, Archiv Fotos:

22 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 23 in der Sicherheitsforschung oder konkret bei den Sektionen Mün- männlichen▲▲ ▲ Jugend, 1927 die ▲▲ ▲ Faltbootabteilung (Bild chen & Oberland seit 2007 in Form einer Erste-Hilfe-Ausbildungsof- unten), die das Flusswandern als eine Form des sportiven Naturerle- fensive für alle Sektionstourenleiter. bens für sich entdeckte, 1933 die männliche▲ ▲ Jungmannschaft So manche kritische Situation konnte durch die Bergrettung zum und 1948 die▲ ▲ Hochtouristengruppe – beide mit einer Vorliebe Guten gewendet werden. Wie 1937 im Wetterstein, als es dem Berg- für das ambitioniertere Bergsteigen –, ebenfalls 1948 die▲ ▲Natur- rettungspionier Wiggerl Gramminger gelang, den verunfallten 17-jäh- kundliche Abteilung und die weibliche Jugendgruppe, 1961 die weib- rigen Erwin Vuzem, Mitglied der Sektion München, nach neun Tagen liche Jungmannschaft und 1968 die Skischule. (!) ausgehungert und mit Erfrierungen aus der Hochwanner-Nord- Eine Geschichte, die sich bis heute weitererzählen lässt und die mit wand zu retten (Bild unten). Die Freude über die nicht mehr für mög- der▲ ▲ Seniorengruppe (1979, erste Seniorengruppe überhaupt im lich gehaltene Rettung wurde zwar durch den Tod von Erwins DAV), der▲ ▲ Gruppe Gilching als erster Ortsgruppe, der Berg-Ski- Seilpartner getrübt – und davon, dass Erwin infolge der Erfrierungen Gruppe, der Sportklettergruppe, der 1997 gegründeten M97 (ab 1998 seine Zehen verlor. Doch dies wiederum rettete ihm möglicherweise erste Mountainbikegruppe ein zweites Mal das Leben, da man ihn wegen seiner versehrten Füße im DAV), einer englisch- nicht zum Kriegsdienst einzog. Später wurde Erwin Vuzem sogar sprachigen Gruppe, einer Bergläufergruppe und vie- noch ein extremer Kletterer und Mitgründer der▲ ▲ Hochtouris- tengruppe der Sektion München. len weiteren immer wieder Premieren erlebte und exo- tische Blüten trieb. Ge- meinsam mit der Sektion Oberland sind es derzeit über 50 Interessen- und ▲ ▲ Abteilungen und Gruppen Ortsgruppen (die vielen Ju- Mit Zustimmung des Vorstands können sich Mitglieder der Sektion gendgruppen noch nicht zu Abteilungen oder Gruppen zusammenschließen. Was wie eine un- mitgerechnet!), die Touren, bedeutende vereinsinterne Fußnote klingt, ist einer der wichtigsten Exkursionen und Vorträge Schlüssel zum tieferen Verständnis der Sektion, ihrer Erfolgsge- veranstalten, sich aus- und schichte und dessen, was man „Vereinsleben“ nennt. Der Blick zurück fortbilden, zu Trainings in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts zeigt, worum es geht: Damals und Stammtischen zusam- besaß die Sektion München noch keine Abteilungen oder Interes- menkommen, Feste feiern sensgruppen und erreichte eine „kritische Größe“, die zu einer Ent- und Nachwuchsarbeit leis- fremdung der immer zahlreicheren Mitglieder und zu einer ten. Ihre gemeinsame Erstarrung des Vereinslebens führte. Neuen Schwung brachte die Grundlage ist, wie der Sek- tionschronist 1968 treffend Gründung der▲▲ ▲ Skiabteilung im Jahr 1913 (Bild oben), die zum Sammelpunkt insbesondere jüngerer Mitglieder wurde und mit schrieb, „nach wie vor das neuen Impulsen der Sektion einen Weg aus dem Dilemma des eige- Bergsteigen als solches mit all seinen charakterlichen und geistigen ▲ ▲ Kniebundhose nen Wachstums wies. Bildungswerten“. Und: Sie alle sind ehrenamtlich organisiert, in Die Bergwacht arbeitet damals wie heute unter hohem persönlichen Doch nicht nur die Größe der Sektion provozierte die Entstehung klei- ihnen schlägt das Herz der Sektion – das ist Vereinsleben im besten Die gute, alte Zeit – gab es sie jemals? Wenn ja, dann war es für die Einsatz, um Bergsteiger in Not sicher wieder ins Tal zu bringen – bay- nerer Untergruppen, sondern auch die zunehmende Diversifizierung Sinne des Wortes. kühnen▲ ▲Bergvagabunden wahrscheinlich die Zeit zwischen den ernweit mit 3500 ehrenamtlichen Einsatzkräften und nur 33 Mitar- des Alpinismus wie auch der Gesellschaft insgesamt. Neue bergstei- Kriegen, für breitere Kreise der Bevölkerung hingegen erst die Nach- beitern in der Verwaltung. Gerade in einer Zeit, in der eine egoistische gerische Spielformen, Technologien und Interessen erschienen auf kriegszeit. Viele kennen sie noch aus eigener Erinnerung, den Jünge- Vollkasko-Mentalität Schule zu machen scheint und es skandalöser- der Bildfläche, und parallel dazu wuchs das Bedürfnis einzelner Grup- ren ist sie von vergilbten Fotos und den Erzählungen der Älteren ein 1948 Begriff: jene Zeit von den 1950er- bis in die 70er-Jahre, als nach und weise immer häufiger zur Behinderung oder Beschimpfung von Ret- pierungen, im heimeligen Kreis unter sich zu sein, ohne dabei aber Gründung der Natur- nach der Wohlstand in deutschen Haushalten Einzug hielt und alles tungskräften aller Art kommt, gilt es ganz klar Flagge zu zeigen und den schützenden Mantel der Großsektion abzustreifen. Auf die Ski- kundlichen Abteilung noch a bissl ruhiger, beschaulicher, gmiatlicher war im Gebirg’ als allen Bergrettern wie auch allen anderen ehrenamtlichen Rettern abteilung 1913, deren Gründung auch das Aufkommen des Skisports und der Hochtouristen- heute. Man trug beim Wandern eine Kniebundhose, oft in der und Helfern ein großes DANKE zu sagen! und des Winteralpinismus abbildet, folgten 1921 die▲ ▲ Lichtbild- gruppe

abteilung zum Zweck der Pflege der Fotografie, 1923 die Abteilung der (ganz rechts) Thomas Strobl (rechts); Bayerischer Kanu-Verband Hans Schmied (links oben); München; des DAV, Archiv Fotos: 1968

Gründung des DAV-Sicherheitskreises

24 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 25 1936 Erste Winter- Alleinbegehung des 1930er-Jahre Jubiläumsgrats Die Kniebundhose aus Cordsamt erobert die Berge Nostalgie-Kombo mit rot- 1914/15 errichtete die Sektion auf dem Grat auch eine hölzerne Not- weißem Karohemd, Filz- unterkunft: die Höllentalgrathütte (heute: Jubiläumsgrathütte), das hut und Tauernrucksack. ▲ ▲ „Grathüttl“ (Bild S. 26 links unten). Sie wurde 1962 durch eine Auf der ▲ ▲Hütte nahm man für seinen (nicht schon Monate vorher metallene Unterkunft ersetzt (im Bild S. 26 rechts unten beide Biwak- reservierten) Platz im ▲ ▲ Matratzenlager eine ▲ ▲ Schlafmarke schachteln nebeneinander), und 2011 folgte an selber Stelle die jetzige entgegen und trug sich brav ins Hüttenbuch ein. Dann verzehrte man moderne Biwakschachtel, die nach wie vor Schutz, aber noch immer standesgemäß sein ▲ ▲ Bergsteigeressen, auch wenn’s die immer keinen Komfort bietet. Das alte Wellblechhütterl steht heute übrigens gleiche „Erbswurstsuppe“ war. Abends schrieb man seine Erlebnisse im Garten des Alpinen Museums in München (Bild links). Wer selbst mit liebevoller Akribie ins▲▲ ▲ Tourenbuch oder auf Postkarten. nicht oder nicht mehr hinaufkommt auf den Jubiläumsgrat, kann we- Man hatte damals noch kein Internet, dafür Zeit und seine Ruhe. zur Kammstation (noch in einiger Entfernung zum Gipfel), 1930 Baye- nigstens dort noch ein paar Minuten in Hochgebirgsatmosphäre ver- Wer nun nach Argumenten sucht, um dieses idyllische Bild als trüge- rische Zugspitzbahn zum Schneefernerhaus, 1931 Seilbahn vom träumen – bei Isarrauschen. risch zu entlarven, der findet sie natürlich – von der gesellschaftli- Schneefernerhaus zum Gipfel, 1963 Eibsee-Seilbahn, 1964 Tiroler Zug- 1948 bekam die Sektion auch eine weibliche Jugendgruppe, 1961 eine chen Großwetterlage bis ins alpinistische Detail: sei es die spitz-Gipfelbahn von der Kammstation bis zum Gipfel – und der einst- weibliche Jungmannschaft – doch schon ein Jahrzehnt später hielt Heile-Welt-Fassade einer geteilten Nation, die ihre dunkle jüngere mals stille, öde Fastdreitausender hatte sich in einen Touristen- man im Zuge der neuen Jugendordnung die Geschlechtertrennung Vergangenheit noch nicht aufgearbeitet hat, ein noch wenig ausge- Hotspot mit drei Seilbahnen verwandelt. Gut, dass nur einen Stein- ▲ ▲ Jugend nicht mehr für nötig, fasste alle Jugendlichen in ein und derselben prägtes Umweltbewusstsein, haarsträubende Sicherungsmethoden wurf weiter immer noch alles beim Alten ist: Da zieht der Jubiläums- Jugendgruppe zusammen (Bild oben) und führte eine Trennung nach beim Klettern oder das Fehlen eines Lawinenwarndiensts in Bayern grat in eine abgeschiedene Welt aus Fels und Eis hinaus, da herrschen Eine Sonderstellung unter den Gruppen und Abteilungen der Sektio- Altersgruppen ein. bis 1967. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen von der guten Weite und Erhabenheit – na gut, und manchmal kommt es auch dort nen München & Oberland nehmen die Jugendgruppen ein. Das ist Heute bereichern nicht weni- alten Kniebundhosenzeit! zum einen oder anderen Bergsteigerstau. weniger organisatorisch als vielmehr ideell gemeint, denn seit knapp ger als 27 Kinder-, Jugend- und 1897 erstmals komplett überschritten und 1927 auch im Winter be- 100 Jahren zählt die Ausbildung und Erziehung des bergsteigerischen Juniorengruppen inklusive gangen, stellt die lange Linie über den scharfen Felskamm bis heute Nachwuchses zu den Herzensangelegenheiten der Sektionen. Es geht dreier Jungmannschaften im eines der bergsteigerischen Paradeziele in den Ostalpen dar. Sein dabei um alpinistische Alter von 6 bis 27 das Sektions- ▲ ▲ Jubiläumsgrat Name rührt daher, dass 1894 einige Gründungsmitglieder der Sektion Ausbildung, aber eben leben bei München & Ober- München für ihr 25-jähriges Mitgliedschaftsjubiläum geehrt wurden auch um Persönlichkeits- land. Manche setzen auch Es war genau das halbe Jahrhundert nach dem Ersten Weltkrieg, in und aus diesem Anlass Geld zum Bau eines „Jubiläumswegs“ spen- bildung, wozu die Entwick- bestimmte alpinistische oder dem auf der▲ ▲ Zugspitze kein Stein auf dem anderen blieb. Zwar deten. Erst Anfang der 1910er-Jahre wurde dieser am Grat zwischen lung sozialer Fähigkeiten soziale Schwerpunkte – von stand bereits seit 1897 das▲ ▲ Münchner Haus der Sektion Mün- Zug- und Alpspitze auch tatsächlich gebaut, wobei keine regelrechte und die Übernahme von der Snowboardgruppe bis zum chen auf dem Westgipfel, doch der Zuwachs an Bergsteigern, der Wegtrasse und auch kein durchgehender Klettersteig entstand, son- Verantwortung zählt. Klettern mit Handicap. (Fast) durch die Alpenvereinshütte verursacht wurde, war verschwindend dern einzelne Gratpassagen versichert wurden. 1960 wurde der „Ju- Die erste Jugendgruppe der alle treffen sich im histori- gering gegenüber den Ausflüglerscharen, die erst mit den künstli- biläumsweg“ folgerichtig in „Jubiläumsgrat“ umbenannt, um nicht Sektion München for- schen▲▲ ▲ Kriechbaumhof chen Aufstiegshilfen kamen: 1926 Tiroler Zugspitzbahn von Ehrwald zu viele unbedarfte Wanderer anzulocken. mierte sich 1923 unter der in Haidhausen zum Basteln, Führung des Sektionsvor- Backen und Tourenplanen. sitzenden Dr. Georg Leuchs Nicht wenige Jungen und und nahm männliche Ju- Mädchen, die eine Jugendgruppe durchlaufen haben, kehren wenig gendliche im Alter von später selbst als Jugendleiter zurück, engagieren sich ehrenamtlich 14 bis 18 auf (Bild links: Win- und wachsen in weitere verantwortungsvolle Positionen innerhalb terlager 1935/36). Bald der Sektion hinein. wurde klar, dass eine weitere Gruppe nötig war, um den altersmäßig Wie wohltuend, dass die Jugend bei alledem nicht als Kaderschmiede der Jugendgruppe Entwachsenen weiterhin einen Rahmen innerhalb oder leistungssportliche Elite auftritt! Sie steht für Gemeinschaftlich- der Sektion zu bieten – darum folgte 1933 die Gründung der ▲▲ ▲ keit und Hilfsbereitschaft, packt beim Schneeschippen und Müll- Jungmannschaft für Bergsteiger im Alter von 19 bis 25 (Bild rechts). sammeln mit an, pflegt eine Willkommenskultur und zelebriert die Diese brachte viele ambitionierte und erfolgreiche Spitzenkletterer Freude am gemeinsamen Unterwegssein. Kurz: Da ist so richtig hervor, z. B. Ludwig Vörg, einen der vier Erstbesteiger der▲ ▲Eiger- Leben drin – Leben in seiner ganzen Breite, nicht nur an der Spitze. Nordwand (Bild S. 19 unten). 1947 Lizenz der amerikanischen Fotos: Archiv des DAV, München; Herbert Konnerth (links oben) Herbert Konnerth München; des DAV, Archiv Fotos: Militärregierung zur Wiedergründung der Jungmannschaft

26 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 27 alpinwelt Tourentipps

1955 1957 Gründung des „Fahrten- Erste HTG- dienstes“ des DAV, Expeditionen fenen Jugendabteilung gegründet einer der Vorläufer des ▲ ▲ Hochtouristen(-gruppe) nach Peru und Persien auf einem Achttausendergipfel, worden war. Nun setzte die HTG diese und Rüdiger Schleypen bezwang DAV Summit Club Das Schöne an den rund 80 Gruppen innerhalb der Sektionen Mün- Tradition also fort und bildete ihrer- in den 1980er-Jahren sogar sechs chen & Oberland ist nicht nur ihre bergsportliche und thematische seits eine neue Heimat für die „zu alt“ Achttausender. Erfolge, Rekorde, Vielfalt, sondern auch die Verbundenheit vieler Gruppen mit der Sek- gewordenen Jungmannen – wohlgemerkt zunächst nur für Männer; Spitzenleistungen – doch es sei daran erinnert, dass das Expeditions- tion wie auch untereinander, die sie als Teile eines organischen Gan- erst ab 1973 wurden auch Frauen in die HTG aufgenommen. Kern der bergsteigen auch nach den Nanga-Parbat-Katastrophen niemals ein zen und nicht als abgekapselte Einzelkämpferclubs ausweist. Dafür HTG-Aktivitäten war – und ist bis heute – der klassische, anspruchs- elegantes „Abräumen“ von Gipfeln geworden, sondern ein Wagnis könnte es kaum ein besseres Beispiel als die Hochtouristengruppe volle Alpinismus, bestehend aus Hochtouren, Skitouren und Alpin- Sektion München – etwa Ludwig Vörg, Adolf Göttner, Ludwig Schma- mit manchmal tragischem Ende geblieben ist. So wurden auf der (HTG) der Sektion München geben. klettereien, mittlerweile aber auch ergänzt um viele neuere derer und Herbert Paidar – konnten dabei große Erfolge erzielen, so Hindukusch-Kundfahrt 1964 drei Teilnehmer von einheimischen Die HTG entstand 1947/48 in der Zeit des neuen Aufbruchs der Sek- Spielformen wie Mountainbiken und Eisklettern. 1935 und 1936 am Uschba (4710 m) im Kaukasus (Bild rechts) u. a. die Trägern ermordet, und die Himalchuli-Expedition 1986 endete mit tion nach dem Zweiten Weltkrieg – übrigens nach dem Vorbild der Die Hochtouristen steuerten dabei nicht nur die Paradeziele der Erstbegehung der 2000 m hohen Westwand sowie 1936 und 1937 die dem Lawinentod zweier Münchner, darunter der damalige Leiter der gleichnamigen, bereits seit 20 Jahren existierenden Gruppe der Sek- Alpen an, sondern waren auch europa- und sogar weltweit aktiv. Zahl- Erst- und die Zweitbesteigung des Siniolchu (6888 m) in Sikkim, eines Hochtouristengruppe. tion Oberland. Zunächst bestand die HTG fast ausschließlich aus ehe- reiche Spitzenbergsteiger nahm die HTG in ihre Reihen auf oder der schönsten Berge der Welt. maligen Mitgliedern der▲▲ ▲ Jungmannschaft – die 1933 bereits brachte sie hervor, Erstbesteigungen konnten errungen und neue Weitaus öffentlichkeitswirksamer aber waren die deutschen Expe- selbst als altersmäßige „Anschlussgruppe“ zur 1923 ins Leben geru- Routen eröffnet werden – aber, und hier schließt sich der Kreis wie- ditionen zum▲ ▲ (8125 m) von 1932 bis 1939, die ohne der, die HTG driftete eben nicht in eine abgehobene leistungssport- Gipfelerfolg, dafür mit vielen Todesfällen endeten, weswegen das liche Nische ab, sondern engagierte sich seit jeher auch als Vorreiterin Schlagwort vom „Schicksalsberg der Deutschen“ durch die Medien für den▲ ▲ Naturschutz, ihre Mitglieder hatten oftmals auch eh- zu geistern begann und bis heute – mittlerweile im Abklingbecken renamtliche Sektionsämter inne und pflegen bis heute herzliche Ver- der alpinen Geschichte – eine schaurige Faszination ausstrahlt (Bild bindungen zu anderen Gruppen, vor allem zur Jungmannschaft. Und oben: Die Expeditionsmannschaft von 1934). Aus heutiger Sicht scheint sollte sich tatsächlich jemand auch für die Hochtouristengruppe zu in den 30er-Jahren die Zeit für einen Berg dieser Kategorie noch nicht alt fühlen, na, für den geht die Sektionskarriere dann eben in der reif gewesen zu sein, schließlich zählt der Nanga Parbat zu den ▲ ▲ Seniorengruppe weiter! schwierigsten Expeditionszielen weltweit. Doch damals bedeutete es für einen aufstrebenden Bergsteiger den ersehnten Karriere- sprung, mit zum Traumziel Nanga Parbat fahren zu dürfen – wohlge- ▲ ▲ Expeditionen merkt fahren, nicht fliegen! Auch hier waren Münchner Sektions-

mitglieder maßgeblich beteiligt, darunter u. a. Willy Merkl als Expe- Als mit der Durchsteigung der gro- ditionsleiter, Willo Welzenbach, Peter Aschenbrenner sowie die be- ßen Nordwände die vermeintlich reits genannten Göttner und Schmaderer. Bestiegen werden konnte „letzten Probleme“ der Alpen all- der Nanga Parbat bekanntermaßen erst 1953 durch Hermann Buhl mählich zur Neige gingen, streck- unter der Expeditionsleitung von Dr. Karl Herrligkoffer, welcher wie ten die „Extremen“ ihre Fühler sein 1934 verstorbener Halbbruder Willy Merkl ebenfalls Sektions- zunehmend nach neuen Heraus- mitglied war. forderungen in den Bergen der Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen Jungmannen der Sektion Welt aus. Auf die Erstbesteigung München im Jahr 1955 wieder mit dem Expeditionsbergsteigen des Pik Lenin (7134 m) u. a. durch und realisierten mehrere Erstbesteigungen in der peruanischen das Münchner Sektionsmitglied Cordillera Blanca. Daran schlossen sich in den 60er- und 70er-Jahren Karl Wien im Jahr 1928 – damals der weitere Expeditionen – oder wie es damals auch hieß: „Kundfahrten“ weltweite Gipfelhöhenrekord – – der Jungmannen und HTG’ler in die Anden an. Aber auch im folgte ein Jahrzehnt zahlreicher Ex- Hindukusch und im ▲▲ ▲ Himalaya waren Sektionsmitglieder peditionen unter deutscher Füh- immer wieder aktiv: 1964 wurden im Hindukusch 14 Fünftausender rung oder Beteiligung, vor allem in erstbestiegen, 1965 stand Hermann Köllensperger als Erster auf dem den Kaukasus, nach Peru und zu Gangapurna (7450 m), 1970 folgte in Nepal die Erstbesteigung meh- den hohen Bergen Asiens. Mitglie- rerer Sechstausender und 1973 sogar des Dhaulagiri III (7715 m).

der der▲ ▲ Jungmannschaft der (ganz Berger links) Rudi München; des DAV, Archiv Fotos: 1978 stand Karl Landvogt am Makalu als erstes Sektionsmitglied Totenkirchl-Westwand, 1961 (Wilder Kaiser)

28 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 29 1925 In München protestieren ▲ ▲ Selbstversorgerhütten dazugepachtet und -gekauft, um die Nachfrage nach winterlichen verhindert werden konnte; 4000 Menschen gegen die Stützpunkten fürs Skifahren zu befriedigen – darunter die Kampen- oft war das Engagement Erschließung der Zugspitze Wer sich mal wieder freimachen will von Anspruchsdenken, Leis- wandhütte an der▲ ▲ Kampenwand (Bild unten: Einweihungsfeier aber auch erfolgreich, zum tungsdruck und digitalem Bling-Bling, der findet vielleicht auf einer am 8.8.1920), die u. a. der▲ ▲ Jungmannschaft, der▲ ▲ Hochtou- Beispiel am Großglockner schlichten Selbstversorgerhütte im Gebirge genau den Rückzugsort, ristengruppe, aber auch ganz „einfachen“ Sektionsmitgliedern 1936–38, an der Rotwand 1962 und vor allem am▲ ▲ Watzmann den er sucht. Selbstversorgerhütten bieten einen wohltuenden Kon- immer wieder als wertvoller Kletter- und Skistützpunkt gedient hat. 1968, wo die Sektion München glücklicherweise dazu beitragen trast zu unserer urbanen Dienstleistungs- und Komfortwelt, sie Heute herrschen auf den Selbstversorgerhütten natürlich keine konnte, dass geplante Bahnen nicht gebaut wurden. Ein weiteres haben etwas Zeitloses, strahlen Ruhe aus, sind kleine Oasen am ganz so spartanischen Verhältnisse mehr wie früher, aus den floh- Beispiel ist die▲ ▲ Probstalm, jenes idyllische Hochtal an der Be- Berg. Und sie sind unverzichtbarer Bestandteil der „Philosophie“ der verseuchten Baracken der Anfangszeit sind gemütliche Schmuck- nediktenwand, das bis heute den größten Grundbesitz der Sektion Sektionen München & Oberland, die ihren Mitgliedern, vor allem kästchen geworden – was durch den unermüdlichen Einsatz ehren- München darstellt und für das Anfang der 60er-Jahre ein Kaufan- den Familien und Jugendgruppen, aktuell 22 solcher unbewirtschaf- amtlicher▲ ▲ Referenten, aber natürlich auch durch das verant- gebot vorlag. Doch die Sektion verkaufte nicht und verhinderte teten Stützpunkte zur Verfügung stellen. wortungsvolle Verhalten der Hüttenbesucher möglich wurde und damit womöglich ein weiteres Skigebiet mit Liften à la Brauneck. Schon die allererste Hütte der Sektion München, die 1872 übernom- wird. Vom rustikalen Holzhacker bis zum puristischen Plumpsklo- Ja, es ist ein Kreuz mit dem Massentourismus in den Alpen: Seit mene Knorrhütte an der Zugspitze, war zunächst eine Selbstversor- Romantiker, vom Spaghettigourmet bis zum Schafkopfkönig – in hundert Jahren schlägt sich der Alpenverein mit ihm herum – dabei gerhütte. 1890 kam auch das Alplhaus, die aktuell „dienstälteste“ den Selbstversorgerhütten tummelt sich ein buntes, lustiges Völk- Selbstversorgerhütte der Sektion München in deren Besitz. Ab den chen und verbringt gesellige Abende, bevor der nächste Morgen 1920er-Jahren wurden einige Alm- und Jagdhütten von der Sektion wieder zum Aufbruch ruft. ▲ ▲ Massentourismus

Wer hätte gedacht, dass die Diskussionen um den Massentouris- mus im Gebirge, die heute mit Schlagwörtern wie „Nutzungsdruck“ und „Overtourism“ geführt werden, hundert Jahre alt sind? Tatsäch- lich warfen viele der heutigen Probleme des Alpentourismus bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg ihre Schatten voraus: Immer mehr Bergsteiger und Ausflügler suchten und fanden den Weg ins Ge- birge, anfangs noch mit der Bahn, später mit dem Auto. Die Klagen über volle Hütten häuften sich, die Ansprüche an den Komfort stie- gen, und überall schossen▲ ▲ Seilbahnen wie Schwammerl aus dem Boden (Bild rechts: Der Zugspitzgipfel in den 50er-Jahren). Kaum auszudenken, wie unsere Bergwelt heute aussehen würde, hätte damals der Alpenverein nicht schnell begriffen, dass Gefahr in Verzug ist, und hätte er nicht umgehend Schutzmaßnahmen für die Natur ergriffen: Begonnen mit dem Appell, auf künstliche An- lagen im Hochgebirge zu verzichten, und dem Beschluss, nur noch in Ausnahmefällen neue Wege und Hütten zu bauen, über Regeln zur einfachen Hüttenbewirtschaftung ohne Luxus und einer gro- war er schon immer selbst Teil des Problems, denn nicht nur die ßen Protestaktion unter Federführung der Sektion München gegen Seilbahnbetreiber, sondern auch er selbst wies vielen Menschen den Bau neuer Seilbahnen, bis hin zum neuen Satzungsziel, die den Weg ins Gebirge. Was macht man, wenn man den Geist, den ▲▲ ▲ Schönheit und Ursprünglichkeit der Bergwelt zu erhalten, man gerufen hat, nicht mehr loswird? Man erfindet sich neu. Genau liest sich die Geschichte des Alpenvereins bereits in den Jahren von das hat der Alpenverein in den 50 Jahren von 1919 bis 1969 versucht. 1919 bis 1927 wie der fortwährende Versuch, mit dem Voranschrei- Sich vom Erschließer zum Bewahrer der Alpen zu wandeln, war ein ten des Massentourismus Schritt zu halten. langwieriger Häutungsprozess, der wieder einmal bestätigt: Wach- Und auch nach dem Zweiten Weltkrieg ergriff die Sektion München sen tut weh. immer wieder Partei für den Erhalt der wilden Bergnatur. Manch-

Fotos: Archiv des DAV, München, Archiv Familie Barth (ganz rechts) Familie Archiv München, des DAV, Archiv Fotos: mal misslang das, etwa im Rofan, wo der Seilbahnbau 1957 nicht

30 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 31 1969–2019 Ankunft

in der Zukunft ▲ ▲ Bergsteigerstadt München weise in ▲ ▲ Thalkirchen, wo die größte Kletterhalle der Welt steht, oder in ▲ ▲ Gilching, wo die Sektion München 2006 ihr eigenes Klet- München ist flach. Ein flaches Trümmerfeld: errich- ter- und Boulderzentrum eröffnet hat. Während das geteilte Deutschland vom Ost-West-Konflikt tet auf eiszeitlichem Schotter, mit nur wenigen Sogar zuagroaste ▲▲ ▲ Preißn ahnen dunkel: Alle Ersatzbeschäfti- über die 68er-Bewegung, die RAF-Attentate, Ölkrisen und künstlichen Hügeln, auch diese aus (Weltkriegs-) gungen, Parks, Flaniermeilen, Isarstrände und sogar Biergärten kom- Schutt. Nur die Isar, die ihre sprudelnden Geschich- men nicht gegen die Bergsehnsucht des Münchners an. Die ist stärker Tschernobyl bis hin zum Mauerfall turbulente Zeiten ten aus dem Karwendelgebirge vor sich hin wispert, – und reicht so weit, bis die Berge auf der anderen Seite der Alpen wie- erlebte, blieb es um den Alpenverein zunächst eher ruhig. hat sich erbarmt und ein paar natürliche Steilhänge der zu Ende sind: bis zum ▲ ▲ Gardasee. Der Münchner kann ein- Für Gesprächsstoff sorgten vor allem Entwicklungen aus dem Geröll gespült. Wie konnte München unter fach nicht ohne seine geliebten Berge. Er braucht sie. Warum? Weil sie diesen Umständen nur Bergsteigerstadt – manche sagen sogar: Berg- da sind. Und zugleich so unerträglich weit weg. innerhalb des Alpinismus, wie zum Beispiel die Sport- steigerhauptstadt – werden? Wie konnte es Heimat des Alpenvereins, kletterbewegung. In den 90er-Jahren wurde die Sektion Sitz vieler Sektionen und mehrerer Bergverlage, Wohnort unzähliger München jedoch mit voller Wucht vom Fortschritt der berühmter Bergsteiger, gefühltes Basislager der Bergleidenschaft werden? ▲ ▲ Service modernen Welt erfasst, professionalisierte Arbeits- Wie bei einem guten Wein muss es an einer speziellen Lage liegen: abläufe, stellte den Servicegedanken in den Mittelpunkt an der genau richtig austarierten Entfernung zu den ▲ ▲Alpen. Von Damit aus dem „alten“ der „neue“ Alpenverein werden konnte, musste und schloss eine Kooperation mit der zuvor rivalisieren- München aus sind die Berge nämlich zu weit weg, um zur täglichen er im 20. Jahrhundert mehrere grundlegende Veränderungen durch- Selbstverständlichkeit und zur störenden Barriere zu werden. Aber machen: vom Herrenclub zum Familienverein, vom zeitweiligen Hort den Sektion Oberland. Heute sehen sich die beiden zu sie sind nah genug, um präsent zu bleiben und das Bergweh dauer- deutschnationaler Gesinnung hin zu einer politisch neutralen Ge- 180 000 Mitgliedern angewachsenen Großsektionen haft am Köcheln zu halten – und es immer wieder zum Überkochen meinschaft, aber auch vom Erschließer zum Bewahrer der Bergnatur. genannt, bevor 2006 mit Gilching eine zweite und 2011 im Sporthaus zu bringen, wenn sie bei Föhn plötzlich noch näher an die Stadt München & Oberland einer Vielzahl von Herausforde - ▲ ▲ Damit war er aber immer noch nicht in der Moderne angekommen. ▲▲ ▲ Schuster sogar eine zwischenzeitliche dritte Servicestelle heranrücken und scheinbar direkt hinterm Perlacher Forst als Za- Um auch diesen letzten Schritt in die Jetztzeit zu tun, fehlte noch eine folgten. rungen gegenüber, von Naturschutzthemen wie Mobilität, ckenreihe aufragen. magische Zutat, ohne die kein zeitgemäßer Umgang und Austausch Heute befindet sich die Geschäftsstelle der Sektion München am Rin- Nachhaltigkeit, Nutzungsdruck und Klimaerwärmung Für die bergnarri- mit den eigenen Mitgliedern denkbar ist: „Service“ lautet das Zauber- dermarkt, während sich die beiden Servicestellen im Sport Schuster schen Münchnerin- über bergsportliche Trends, Ausbildung und Ethik bis zu wort! Mit anderen Worten: „Alle und alles für das Mit- und in Gilching ganz der Mitgliederbetreuung widmen. Von nen und Münchner glied“, wie der Leitspruch 1998 lautete. der alpinen Beratung und Tourenplanung über Fragen rund Fragen nach Selbstverständnis und Struktur des Vereins. ist das eine schwer Der weite Weg zum modernen Servicegedanken be- um die Mitgliedschaft bis zum Verleih von Ausrüstung, Bü- auszuhaltende Situa- gann bei der Sektion München bereits zu Beginn des chern und Karten, von der Kurs-, Touren- und Hütten-Bu- tion, wenn ihnen 20. Jahrhunderts, als ehrenamtliche Mitarbeiter allein chung bis zum Verkauf von ▲ ▲ Outdoor-Artikeln – den wieder einmal mes- die Verwaltungsarbeit nicht mehr bewältigen konnten: Sektionsmitgliedern wird heute eine Fülle von Services ge- serscharf vor Augen 1904 wurden erstmals Räume für eine ▲ ▲Geschäfts- boten, von denen man früher nur träumen konnte (Bild oben). geführt wird, dass stelle angemietet und ein Geschäftsführer eingestellt. Aber ist die Idee der Servicestelle wirklich so neu? Aus heu- man jetzt gerade statt Die Zahl der hauptamtlich Beschäftigten wuchs konti- tiger Sicht wirkt es fast wie eine prophetische Vision, wenn nuierlich mit den Mitgliederzahlen, und nach mehre- die Sektionschronik von den gescheiterten Plänen aus dem im Stau auch auf dem ▲ ▲ Jubiläumsgrat stehen könnte. Um bis ren Umzügen fand die Sektion in der Schillerstraße 28 Jahr 1898 berichtet, in München ein eigenes „Alpenvereins- zur nächsten Bergtour durchzuhalten, bleibt da nur eine Speedbestei- (1952–78) und in der Goethestraße 21 (1979–98) eine haus“ zu errichten, u. a. mit „Läden für alpine Bedürfnisse“. gung des Olympiabergs (50 Hm) oder Nostalgiebouldern an den Heimat (Bild rechts oben). Dann war es so weit: Mit Hätte man das Haus damals gebaut, wer weiß, vielleicht Nagelfluh-Steilwänden über der Isar bei ▲▲ ▲ Buchenhain. Oder dem Umzug in die Bayerstraße 21 am Hauptbahnhof wäre der Weg zur heutigen Servicestelle nicht ganz so weit

1998 man powert sich an einer künstlichen Kletterwand aus – beispiels- Mitte) C.(rechts Lucas Patricia Sektion München, Archiv des DAV, Archiv (oben), Joachim Burghardt Fotos: 1998 wurde die Geschäftsstelle erstmals Servicestelle gewesen! Aus der Geschäftsstelle in der Goethestraße wird die Servicestelle am Hauptbahnhof

▲ ▲150 Schlaglichter von 150 Autoren 150-fach verschieden dargestellt: Das Jubiläumsbuch „150 Bergspitzen“ – siehe hinterer Umschlag oder alpenverein-muenchen-oberland.de/150-bergspitzen

32 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 33 1999 Das modulare „Kurskonzept“ wird entwickelt

▲ ▲ ADAC der Berge sowie einige kleinere Überarbeitungen erlebt hat. Heute ist die Inter- nen Mitgliedern will netseite www.alpenverein-muenchen-oberland.de mit weit über er immer wieder und Neben der Etablierung des Servicegedankens vollzog die Sektion 100.000 Zugriffen monatlich zum tagesaktuellen Hauptmedium ge- immer neu all das München ab Mitte der 1990er-Jahre auch auf anderen Ebenen den worden, und auch die Mitgliederverwaltung ist natürlich längst nur vermitteln, was es endgültigen Wandel vom noch eher traditionellen Verein hin zur mo- noch digital vorstellbar. braucht, um selbst- dernen, nach außen hin aktiven und vernetzten▲ ▲Großsektion: Das Internet vergisst nichts, heißt es. Aber zugleich stellt sich die ständig und sicher im 1996 richtete sie ein Referat für Öffentlichkeitsarbeit ein und ging Frage: Was wird eigentlich bleiben – von uns und vom „Content“ un- Gebirge unterwegs mit einem eigenen Internetauftritt online, 1997 schloss sie einen serer Zeit, wenn unsere Nachfahren einmal ergründen werden, wer zu sein. Sponsoring-Vertrag mit einer großen Brauerei, 1999 öffnete die wir waren und was wir taten? Ein Datensalat mit Festplattenfragmen- Zwar veranstalten gemeinsam mit anderen Münchner Sektionen gebaute und betrie- ten und bunt darübergestreuselten Nullen und Einsen? (Nur so als die Sektionen Mün- bene Kletterhalle in Thalkirchen ihre Tore, und 2000 startete die Gedanke! Wenn er Ihnen gefällt, können Sie ihn nun im Geiste liken.) chen & Oberland ▲ ▲ Kooperation mit der Sektion Oberland. Und während sich diese auch buchbare Tou- Entwicklung mit Messeauftritten, Pressearbeit, Anzeigenmarketing ren, die eigentliche und der Bespielung neuer Kommunikationskanäle wie Facebook, Rolle der Sektionen Twitter und Instagram bis in die Gegenwart fortsetzt, hält auch der ▲ ▲ Ausbildung ist jedoch nicht die Mitgliederzuwachs weiterhin an. des Reiseveranstalters, sondern die des Ausbilders. Damit unterschei- Nun lässt sich leicht Kritik üben: Die Sektion sei In einer Zeit, in der die▲ ▲ Erschließung der Alpen offiziell beendet den sie sich vom DAV▲ ▲ Summit Club, der 1957 als „Fahrtendienst“ kein echter Verein mehr, sondern agiere wie ein ist und Themen des Natur- und Klimaschutzes immer mehr in den des DAV gegründet wurde und bis heute zwar auch Bergsteigerschule, profitorientiertes Unternehmen; sie betreibe Vordergrund rücken – wo wird da der Alpenverein auf bergsportli- in erster Linie jedoch Reiseveranstalter ist. ▲ ▲ Marketing und sei nur noch auf Mitglie- cher Seite eigentlich noch gebraucht? In der Ausbildung! Denn auch Herzstück der alpinen Ausbildung in der Sektion München ist das DAV derzugewinn aus, ja sie verkomme zu einem rei- DAV ▲ ▲ Digitalisierung wenn sich vieles andere verändert hat, die▲ ▲ alpinen Gefahren 1999 eingeführte modulare Kurssystem – eine Erfolgsgeschichte, die nen Dienstleister, einem „ADAC der Berge“, in sind gleich geblieben. Vielleicht fallen sie sogar stärker ins Gewicht von 63 Ausbildungskursen im Jahr 1996 zu über 800 in der Gegenwart dem der Naturschutz wie auch die bergsteigeri- Null. Und eins. Und wieder null. Und noch mal null. Und dann wieder als früher, weil das Tourengebiet Alpen aufgrund häufigerer Extrem- geführt hat. Tragende Säule dieses Systems sind die Kursleiter – die schen Ideale auf der Strecke bleiben. Doch eine eins. – So oder ganz ähnlich könnte es noch ein paar Seiten lang wei- Sektion München wetterereignisse, schmelzender Gletscher und auftauender Perma- vielen engagierten Fachübungsleiterinnen und Fachübungsleiter, die solche Argumentation übersieht, dass Vereine tergehen, und damit wäre treffend gesagt, was die digitale Welt im frostböden unberechenbarer wird. Zugleich gaukeln uns aber vor Trainerinnen und Trainer, die ihrerseits vom DAV-Bundesverband von der Größe der Sektionen München & Ober- Innersten zusammenhält – so gut es Worte eben vermögen. Warum allem digitale Medien eine immer unkompliziertere Verfügbarkeit ausgebildet werden und bei den Sektionen München & Oberland lau- land – bei der Mitgliederzahl nur noch vom FC Bayern übertroffen! – wir auch der Digitalisierung ein Kapitel widmen, wo doch das Berg- und Komsumierbarkeit der Berge vor, die es im wilden▲ ▲ Hoch- fend Fortbildungsmöglichkeiten erhalten. Sie vermitteln den Mit- heutzutage gar nicht anders können, als sich moderner und profes- steigen so herrlich körperlich, so physisch, so sinnlich und damit so gebirge niemals geben kann. Und je mehr wir uns im täglichen Leben gliedern den richtigen Umgang mit der▲▲ ▲ Ausrüstung, Kletter- sioneller Methoden der Verwaltung, der Mitgliederbetreuung und analog ist, wie es nur geht? Weil sie alle Bereiche des Lebens erfasst von Hilfsmitteln – beispielsweise einem „Navi“ – führen lassen, umso und Sicherungstechniken, Kenntnisse in Bereichen wie Tourenpla- der Außenkommunikation zu bedienen. Bereits die Erwartungen der und natürlich auch vor dem Alpenverein und seinen Mitgliedern mehr verkümmern unsere naturgegebenen eigenen Fähigkeiten, nung und Wetterkunde, aber auch Bergrettung und Naturschutz. Wer eigenen Mitglieder erfordern dies, aber auch der eigene Anspruch, nicht Halt macht. etwa zur▲ ▲ Orientierung. Daher ist das Thema alpine Ausbildung ein „richtiger“ Bergsteiger werden will, muss – und darf – vieles ler- in der Öffentlichkeit auf Augenhöhe mitzureden und mitzugestalten. Nein, sie bietet keine neuen Möglichkeiten des unmittelbaren Berg- aktueller denn je und dem Alpenverein ein wichtiges Anliegen. Sei- nen. Ein Leben lang. Wenn dann Erfolge sichtbar werden, wie z. B. nach dem unbeirrten erlebens – aber sehr wohl leistet sie hervorragende Dienste bei vie- Engagement der Sektionen München & Oberland für den Bayeri- lem, was „drumherum“ stattfindet: bei der Tourenplanung mit schen Alpenplan, jenen Garanten des alpinen Naturschutzes seit Online-Karten und Fahrplänen, bei der Wettervorhersage, bei der 1972, der durch die Skigebietspläne am Riedberger Horn zwischen- Fotografie, bei der▲ ▲ Orientierung mittels GPS, bei der Buchung zeitlich stark bedroht war, darf man durchaus froh sein um das von Hütten und von Leihausrüstung, aber auch bei der Kommunika- „Gewicht“ der Großsektionen. tion zwischen Sektion und▲ ▲ Mitglied. Dennoch gilt es immer wieder kritisch nachzudenken: Es war ein kleiner Schritt für den damaligen Webmaster, aber ein gro- Welche Rolle will der Alpenverein im rasanten lpinen ßer Sprung für die Sektion München, als am 25. November 1996 r a Na e tu Wandel der Zeit spielen? Wie weit muss er im d r um 22 Uhr der erste eigene Internetauftritt freigeschaltet tz u breiten Strom der gesellschaftlichen Entwick- h wurde und das digitale Zeitalter anbrach – gefolgt vom stolzen c n lungen mitschwimmen, und wann muss er S enpla Hinweis in Heft 1/97 der (gedruckten) „Mitteilungen“, dass m Alp sich aus eigener Kraft wie ein unverrückbarer eg vo n aktuelle Informationen der Sektion „nun sogar weltweit ab- r w r ge Eine Initiative von o Fels in die Strömung stellen, damit andere an Fin H rufbar“ seien. Seit dem 1. Dezember 1999 gibt es im Zuge der r ihm Halt und Orientierung finden? R e Kooperation einen gemeinsamen Onlineauftritt mit der Sek- e r g t t e e b tion Oberland, der bereits zwei große Relaunchs (2006, 2015) Sektion München Archiv Fotos: t d a s R i e d 1996 Der erste Internet- auftritt der Sektion München geht online

34 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 35 2000 Die „Plus-Mitgliedschaft“ eröffnet den Mitgliedern unendliche Weiten

▲ ▲ Ehrenamt Schließlich wagte man das Experiment einer engen Kooperation, die in der Folge von beiden Mitgliederversammlungen beschlossen und ▲ ▲ Familien „Arbeit ohne Bezahlung?“ oder „Uuuh, staubig!“, denkt manch einer von den Sektionsvorsitzenden Preuss (Oberland) und Sonnenbichler Die Geschichte der Sektion beim Lesen dieser Überschrift. Doch ehrenamtlich tätig zu sein, be- (München) am 28. Juli 1999 vertraglich ratifiziert wurde (Bild unten). München und des Alpenver- deutet weder, ausgebeutet zu werden, noch ist es unzeitgemäß. Im Die Kooperation trat offiziell zum 1. Januar 2000 in Kraft, doch bereits eins insgesamt wird meist Gegenteil, es ist ein Erfolgsmodell, ohne das unser gesamtes gesell- Ende 1999 startete die gemeinsame Vortragsreihe „Alpine High- unter dem Gesichtspunkt der schaftliches Zusammenleben in dieser Form nicht denkbar wäre. lights“, und der gemeinsame Internetauftritt ging online. Herzstück großen Themen Alpinismus, Man stelle sich nur den unermesslichen Verlust vor, wenn der ehren- der Kooperation ist die ▲ ▲ Plus-Mitgliedschaft, die den Mitglie- Erschließung der Alpen und amtlich erbrachte Dienst in Vereinen, Kirchen und Sozialverbänden dern die volle Nutzung der Angebote beider Sektionen ohne zusätz- Naturschutz erzählt. Anstatt plötzlich wegfallen würde! ums Geld geht, sondern um die „Ehre“, ums Gebrauchtwerden, ums liche Kosten ermöglicht; „Gesicht“ der Sektionen-Kooperation ist das aber immer nur zu fragen, was Dabeisein, ums Teilhaben oder wenigstens um einen ehrlichen und gemeinsame Mitglieder-Bergmagazin »alpinwelt«. der Alpenverein tut, könnte von Herzen ausgesprochenen, gewissermaßen unbezahlbaren Dank, Die „blauen Oberländer“ mit ihrem Enzian als Vereinszeichen und die man auch einmal beleuchten, über den man sich als ehrenamtlich Tätiger wiederum vielleicht „grünen Münchner“ mit ihrem Edelweiß einigten sich sogar auf ein für wen er es tut und wer die umso mehr freut. Ja, das Ehrenamt ist gelebter Idealismus, es stärkt gemeinsames neues ▲ ▲ Logo: ein blaugrünes Enzian-Edelweiß- Mitglieder sind, die überhaupt erst die Grundlage für seine Aktivitä- Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn. Ungetüm in drei verschiedenen Varianten. Wenige Jahre später ten schaffen. Auch diese „Sozialgeschichte“ des Alpenvereins ist Ganz auf wechselnde spontane Freiwillige kann sich eine Großsek- kehrte man jedoch wieder in die DAV-Familie zurück und tritt seit- spannend und voller Wendungen, und sie liest sich wie ein Öffnungs- tion wie München oder Oberland allerdings auch nicht verlassen, es dem mit dem Edelweiß-Logo des DAV-Bundesverbandes auf. prozess, ein Hineinwachsen in die gesellschaftliche Breite, eine Sen- braucht schon eine gewisse Konstanz und Sicherheit. Daher wurden Bis heute erinnert man sich gern an einen Spruch, der auf der Mit- sibilisierung für die Belange unterschiedlicher sozialer Gruppen. von Anfang an ▲ ▲ Referenten formell vom Vorstand berufen und gliederversammlung 1999 der Sektion München fiel, um Zweifler zur Ausgangspunkt waren die 36 Herren, die am 9. Mai 1869 die Grün- von der Mitgliederversammlung gewählt, denen die Verwaltung ein- Zustimmung zur Kooperation zu bewegen: „Bloß, weil ma mitanand dungsurkunde der Sektion München unterschrieben. Im Laufe der zelner Bereiche, z. B. die Betreuung eines Wegegebiets, oft über viele schnackselt, muaß ma ja need glei heiratn!“ Nun, da ist was dran. ersten Jahrzehnte kamen dann zögerlich auch Damen hinzu, Jahre hinweg oblag. Aber auch deren ehrenamtliches Wirken stieß Heute, nach 20 Jahren, sind die Sektionen München & Oberland noch ▲ ▲ sehr oft als „Anhang“ eines männlichen Vereinsmitglieds (Bild oben: Auch der Alpenverein würde ohne das Ehrenamt schlicht nicht exis- bei steigender Mitgliederzahl des Vereins und zunehmender Kom- immer nicht verheiratet, sondern kooperieren in wilder Ehe weiter. „Ehefrauenausweis“). In den Jahren um den Ersten Weltkrieg „ent- tieren. Ehrenamtliche engagieren sich in ihm als Vorstände oder plexität von Arbeitsabläufen irgendwann an seine Grenzen, und der Mal kriselnd, mal harmonisch – ganz wie im richtigen Leben! deckte“ man die Jugend und begann, über spezielle Förderung Referenten, sie leiten Kinder-, Jugend-, Familien- und Interessengrup- Einsatz hauptamtlicher Mitarbeiter wurde erforderlich. Heute prä- ▲ ▲ und Angebote für Jugendliche nachzudenken. Die Gründungen der pen, beteiligen sich an Naturschutzaktionen und Arbeitstouren (Bild sentiert sich die Sektion München als moderner Verein mit vielen ersten Jugendgruppe 1923 und der Jungmannschaft 1933 waren wie- unten: Müllsammelaktion um 1980), sie erhalten die ▲ ▲ Hütten (Bild professionellen Strukturen, doch das Ehrenamt hat darin immer noch derum zunächst eine rein männliche Angelegenheit, erst 1948 zog rechts oben: Kaminreparatur an einer Selbstversorgerhütte),▲ ▲ Wege seinen Platz und wird immer noch dringend gebraucht. An alle, die eine weibliche Jugendgruppe und 1961 eine weibliche Jungmann- und Kletteranlagen, betätigen sich als Rechnungsprüfer oder organi- einen Beitrag leisten: Euer Einsatz ehrt euch – danke! schaft nach. sieren Vorträge, Kletterwettkämpfe und Feste. Allein in der Sektion 1960 wurde die noch immer auf den Mann als unumstrittenes Haupt- München leisten über 700 Ehrenamtliche einen wertvollen Beitrag, mitglied verweisende „Ehefrauenmitgliedschaft“ zugunsten der nun- von dem letztendlich viele profitieren. mehr gleichberechtigten Formate der B- und der Familienmit- Man kann nun versuchen, diesen Beitrag ▲ ▲ Kooperation gliedschaft abgeschafft. Ein interessanter Sinneswandel setzte in den zu beziffern, kann soundso viele Tausend 60er-Jahren ein, als die männliche und die weibliche Jugendgruppe ehrenamtlich geleistete Arbeitsstunden In den 1990er-Jahren steuerten die da- immer mehr zusammenwuchsen, 1972 hob eine neue Jugendordnung als volkswirtschaftliche Wertschöpfung mals noch konkurrierenden Sektio- sogar die zuvor so selbstverständliche Geschlechtertrennung auf und in Höhe von soundso vielen Abertausend nen München und Oberland, die führte stattdessen eine Differenzierung nach Altersstufen ein. Euro darstellen – doch diese Zahlenspiele mitgliederstärksten im gesamten Nach der Gleichstellung der Frauen, der gezielten Förderung der Ju- drücken nicht das aus, was wirklich we- Deutschen Alpenverein, auf einen gend und der Aufhebung der Geschlechtertrennung folgte Ende der sentlich ist. Wesentlich ist das Engage- Showdown zu: Sie beide waren unab- 70er-Jahre der nächste Schritt, als sich Senioren in der Sektion Mün- ment als solches: die Bereitschaft und die hängig voneinander die unumstrittenen Platzhirsche in der Münch- chen zu einer eigenen Gruppe zusammentun wollten. Der Vorstand Einstellung, die dahinterstehen; die unei- ner Alpenvereinslandschaft, warben um neue Mitglieder und zeigte sich zunächst skeptisch und fürchtete das Entstehen eines gennützige Selbstverständlichkeit, mit kämpften um die Vorrangstellung. Zugleich gab es aber auch Visionen eher „tallastigen“ Kaffeekränzchens, stimmte dann aber doch der der viele Ehrenamtliche mit anpacken. von einem „Münchner Sektionen-Verbund“, sogar über eine Fusion Gründung der Seniorengruppe im Jahr 1979 zu, der ersten im Wesentlich ist vielleicht auch, dass es beider Sektionen dachte man nach, und die Vorstände trafen sich ▲ ▲ gesamten DAV. dabei gerade nicht – wie sonst so oft – wiederholt zu Gesprächen. alpinwelt Archiv Schermer (links oben), Rudi des DAV, Archiv Fotos: 1990er- Jahre Gründung der ersten Familiengruppe

36 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 37 1977 Einführung des siebten Kletter-Schwierigkeitsgrads 1998 In den letzten Jahrzehnten sprossen viele ▲ ▲ neue Bergsportarten Offenbar ist nichts mehr wie zuvor. Für den Bergsport als bizarre Verästelungen oder exotische Blüten am Baum des Alpi- braucht es keine Berge mehr – Brückenpfeiler oder Plas- In der Sektion München nismus und stellten die seit dem 19. Jahrhundert unangefochtene tikgriffe tun es auch. Manche modernen Bergsportler ba- gründet sich die erste Führungsrolle des klassischen Bergsteigens infrage. Beispielsweise lancieren auf „Waterlines“, „kiten“ über Bergseen und Mountainbikegruppe das Sportklettern, eine moderne, auf den sportlichen Bewegungsab- springen von „Basejump-Exits“ in die Tiefe – und haben im DAV lauf hin ausgerichtete Form des ▲ ▲ Freikletterns, die plötzlich ohne nichts, aber auch wirklich gar nichts mehr mit den 36 ▲ ▲Gipfel, letztendlich sogar ganz ohne Berg auskam – nötig waren Bergsteigern gemein, die die Sektion München und den dafür nur noch Felswände, die sich auch in außeralpinen Schluchten Alpenverein anno 1869 gründeten. Oder doch? und Wäldern befinden konnten (Bilder rechts: Kletterboom um 1985). Unabdingbar in dieser diffusen Gemengelange, in der alles um einen Ähnliches gilt fürs Mountainbiken, mit dem abermals neue Perspek- nicht näher definierten, aber zum sinnstiftenden Lebensglück tiven auf die Bergwelt und das vorhandene Wege- und Straßennetz hochstilisierten ▲▲ ▲ Outdoor-Begriff zu kreisen scheint, ist eine gewonnen wurden (und das mittlerweile einen vieldiskutierten ▲ ▲ Ethik, auf die sich all jene einigen, die da draußen unterwegs Nachfolger bekommen hat: das E-Mountainbiken). sind. Es braucht Grundsätze des gelingenden Miteinanders, des nach- Viele weitere Disziplinen und Spielformen mit teilweise alten Vorläu- haltigen Umgangs mit der Natur, aber auch der Auseinandersetzung fern betraten die Bühne – Bouldern, Schneeschuhgehen, Wasserfall- mit den Formen, Zielen und Werten unseres Tuns. Der Alpenverein kann hier als Leuchtturm dienen. Er kann gute Neuerungen fördern und bedenkliche ablehnen. Und erzählen, immer wieder begeistert Aus der anfänglichen Männerrunde war ein großer Verein mit erzählen, warum es auch heute noch erstrebenswert ist, sich ganz Frauen, Kindern, Jugendlichen und Senioren geworden – nun fehlte klassisch auf einen brüchigen Karwendelgipfel hinaufzuplagen und nur noch, die Familien als ganze anzusprechen und gemeinsamen von dort oben weit ins Land hinauszuschauen. Denn Bergsteigen Bergaktivitäten von Eltern mit ihren Kindern ab dem Kleinkindalter oder auch Alpinismus – das ist mehr als Sport. ein Forum zu bieten. Das geschah in den 90er-Jahren (Bild oben). Heute bieten München & Oberland ihren Mitgliedern nicht nur rund 40 Interessen- und Ortsgruppen für Erwachsene, sondern auch neun ▲ ▲ Grundsatzprogramm Familiengruppen, knapp 30 Kinder- und Jugendgruppen sowie zwei Gruppen für Senioren – wobei ausgerechnet die Senioren die Aktivs- Bereits die Doppelrolle als Berg- ten von allen sind, von wegen Kaffeekränzchen! sport- und Naturschutzverband, Und die beiden Sektionen schreiben die Geschichte weiter fort, wie aber auch die wachsende Vielfalt der in den letzten Jahren ihr gezieltes Zugehen auf Menschen mit Han- im Verein vertretenen Überzeugun- dicap, auf Flüchtlinge, auf Kinder mit krebskranken Eltern oder aus gen und Interessen zwingen den sozialen Brennpunkten und andere Gruppen mit besonderen Bedürf- DAV zu einem fortwährenden Rin- nissen zeigt. gen um Standpunkte, Bekenntnisse und Kompromisse. Weder dem Alpenverein als Ganzem noch der Sektion München als ältester und ▲ ▲ Bergsport größter Sektion kann man vorwer- fen, sich dieser Auseinandersetzung Bergsteigen bedeutete ursprünglich ganz wörtlich „auf einen Berg zu verweigern. Im Gegenteil: Die Bemühungen sind überraschend steigen“ – gehend, steigend, kletternd – und bildete den Kern des Al- zahlreich. pinismus, der als sehr weit gefasster Begriff neben dem eigentlichen klettern, Klettersteiggehen, Canyoning, Hallenklettern –, andere fä- 1977 erließ der DAV sein „Grundsatzprogramm zum Schutz und zur Bergsteigen unter anderem auch die geistige, wissenschaftliche und cherten sich in viele, teils hochspezialisierte Unterarten auf. Sogar nachhaltigen Entwicklung des Alpenraumes sowie zum umweltge- künstlerische Auseinandersetzung mit den Bergen beinhaltet. Seit das ▲ ▲ Wandern, obwohl gewissermaßen Mutter aller Fortbewe- rechten Bergsport“, das unter maßgeblicher Beteiligung der Sektion einiger Zeit ist jedoch immer öfter von „Bergsport“ die Rede, was den gungsarten, ist nicht mehr das, was es mal war, wie jeder halbwegs München 1994 erstmals überarbeitet wurde. Inhaltlich ist es eng mit Fokus mehr auf das Sportliche, Körperliche, Leistungsbezogene legt ambitionierte Speedhiker, Hüttentrekker, Jakobswegpilger, Nordic den 1991 gefassten Beschlüssen der Alpenkonvention verbunden, Walker, Barfußwanderer oder Megamarschfinisher weiß. aber auch mit dem 2001 proklamierten und 2012 überarbeiteten – und voll im Trend liegt. unten) (rechts Joachim Burghardt alpinwelt,des DAV, Archiv Fotos:

38 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 39 1968 Erster künstlicher Kletterturm auf dem Messegelände München

▲ ▲ Leitbild, das als übergeordnetes Führungs- lichkeit als extreme Indoor-Akrobatik an überhängenden Plastikge- instrument des DAV Selbstverständnis und Orga- bilden und genormten Vertikallaufstrecken. Mit den Bergen und den nisation des Vereins, wesentliche Aufgaben und alten Idealen des Alpenvereins hat diese zugegebenermaßen unter- Ziele sowie zentrale Werte festhält. Auch die Pro- haltsame Form des Turnens freilich rein gar nichts mehr zu tun. Aber klamation „Gegen Intoleranz und Hass“ 2001 ist – wenn das den Leuten Spaß macht, zu ihrer Gesundheit beiträgt, sie neben ihrer Rolle in der Auseinandersetzung mit der vom Fernseher wegholt und die eine oder andere Fahrt ins Gebirge eigenen Vergangenheit – als programmatische Ansage überflüssig macht, dann ist das doch gar nicht so schlecht. für die Zukunft zu verstehen. An der Ausformulierung einer bergsportlichen ▲ ▲ Ethik wiederum versuchte sich 2002 die soge- nannte „Tirol Deklaration“ mit ihren zehn Maximen für „optimales Handeln im Bergsport“. ▲ ▲ Heftl Nicht nur auf internationaler Bühne und auf Verbandsebene, auch innerhalb der Sektion München wurde immer wieder versucht, die Ob Zeitschrift oder Magazin, Zeitung oder Heftl (was überhaupt nicht Zeichen der Zeit zu erkennen und Entwicklungen mitzugestalten. So despektierlich, sondern nur zärtlich gemeint ist!) – das Schrifttum verfasste der Vorstand der Sektion im Jahr 2004 „10 Wegweiser für die der Sektion München hat im Laufe der Jahrzehnte eine immense Ent- Zukunft“, 2010 eine „Agenda 2015“ und 2018 eine „Agenda 2023“. wicklung durchgemacht. Vom einfachen Mitteilungsblatt der Früh- Grundsatzprogramme und Leitbilder, Konventionen und Positionen, zeit, der „Zeitung“, bis zum professionellen und weit über München Proklamationen und Deklarationen, Agenden und Maximen, Leitfä- 1968 ein Kletterturm auf dem Messegelände errichtet worden (Bild hinaus bekannten Bergmagazin »alpinwelt« – das war eine Wand- den und Richtschnüre – und weiterhin ja auch die eigene Satzung mit linke Seite oben), doch erst 1989 brach die Ära des Kletterns in der Stadt lung, die in Papierform auch den allgemeinen Weg der Sektion Mün- ihren Zielen und Aufgaben: Bei so vielen guten Vorsätzen heißt es wirklich an, als die Münchner Sektionen die Betonkletteranlage in chen widerspiegelt: von der kleinen zur großen Sektion, von der achtgeben, vor lauter ▲▲ ▲ Wegweisern den Weg nicht aus den München-Thalkirchen errichteten (Bild oben). ehrenamtlichen Betreuung zur professionellen Redaktion, vom Ver- Augen zu verlieren. Und: Bei allen klaren Positionen, die der Alpen- Auch das ▲▲ ▲ Wettkampfklettern nahm damals seinen Anfang: einsspezifischen hin zu einer großen the- verein von Zeit zu Zeit beziehen und die er sich immer wieder erar- 1985 fanden in Arco und Bardonecchia die ersten Kletterwett- matischen Vielfalt und einem attraktiven beiten muss, bleibt er in anderen Bereichen der ▲▲ ▲ Neutralität kämpfe Westeuropas statt – zunächst noch am Fels, doch bald Auftreten nach außen. verpflichtet, etwa wenn es um Parteipolitik oder um die religiöse, folgten erste Wettkämpfe an künstlichen Wänden, beispielsweise In die Moderne katapultiert wurden die weltanschauliche, sexuelle oder ethnische Identität seiner Mitglieder die 1. Internationale deutsche Sportklettermeisterschaft 1989 in Sektionsmitteilungen, als sich die Ereig- geht. Eine Politisierung des Vereins wie seit den 1920er-Jahren ganz eigenen Lebensgefühl verknüpfte, revolutionierte es in den München. Weitere Meilensteine in der Münchner Klettergeschichte nisse gegen Ende des alten Jahrtausends soll sich nie mehr wiederholen – auch das ist eine Maxime für die 1970er- und 1980er-Jahren ausgehend vom kalifornischen Yosemite waren die Eröffnung des DAV Kletterzentrums in ▲ ▲ Thalkirchen förmlich überschlugen: Auf die Einrich- ▲ ▲ Zukunft. Valley die Welt des Kletterns. Sportklettern fand zunächst immer am 1999 (Europas größte Kletterhalle, die nun auch das Indoor-Klettern tung eines ehrenamtlichen Referats für Fels statt, doch dieser musste sich nicht mehr in der Eiger-Nordwand bei jedem Wetter möglich machte), die 1. Münchner Stadtmeister- Öffentlichkeitsarbeit (1996) und die Neu- befinden, um für Spitzenkletterer interessant zu sein, sondern konnte schaft 2003, die Gründung des Kletterteams München & Oberland gestaltung und Umbenennung der „Zei- nun auch als zehn Meter hohe Steilstufe im Altmühltal aufragen. 2004, die Eröffnung des ▲▲ ▲ Kletterzentrums Gilching 2006, die tung“ in „München alpin“ (1997) folgte ▲ ▲ Plastik Auch wenn viele Pioniere des Sportkletterns wie Kurt Albert, Wolf- Boulderweltcup-Finals ab 2010 (Bild linke Seite Mitte), der Ausbau des bereits zwei Jahre später die Planung gang Güllich, Heinz Mariacher, Heinz Zak oder Stefan Glowacz den Kletterzentrums Thalkirchen zur weltgrößten Kletterhalle 2011 und einer neuen Zeitschrift als gemeinsames Unter den vielen alpinisti- echten Bergen und ihren großen Wänden nicht den Rücken kehrten, die Eröffnung des DAV Kletter- und Boulderzentrums in München- Mitgliedermagazin der ab dem Jahr 2000 schen Entwicklungen der vollzog sich mit dem Sportklettern doch eine bemerkenswerte Ent- Freimann 2015. Heute wird München nicht mehr nur Bergsteiger- miteinander kooperierenden Sektionen letzten 50 Jahre ist das Sport- wicklung: Der Bergsport eroberte die Täler – und bald sogar die stadt, sondern auch Welthauptstadt des Wettkampfkletterns München und Oberland. Die erste profes- klettern wohl die wichtigste. Städte. genannt, und die Nachwuchsathleten der Sektionen München & sionell konzipierte und realisierte Aus- Als eine Bewegung, die die Denn in den 1980er-Jahren begann der bis heute ungebrochene Boom Oberland zählen zu den besten des Landes. gabe 1/2000 erschien unter dem Namen Ideale des ▲▲ ▲ Freiklet- künstlicher Kletteranlagen, die völlig losgelöst von geologischen Ge- Und die Entwicklung geht immer weiter: Mittlerweile hat sich der „München & Oberland alpin“, alle wei- terns mit leistungssportli- gegebenheiten auch mitten in der Stadt gebaut werden konnten. Trend Bouldern zu einer eigenen, unabhängig vom Seilklettern prak- teren Hefte bis heute tragen den Titel cher Herangehensweise, Während die Kletterstars in den Mittelgebirgen die mittlerweile ge- tizierten Disziplin entwickelt, ganz eigene Boulderhallen sind ent- »alpinwelt – das Bergmagazin für Mün- neuartigen Trainingsmetho- öffnete Schwierigkeitsskala immer weiter nach oben erweiterten, standen. 2020 wird sogar ein Kombinationswettkampf aus chen & Oberland«. den, einer verbesserten Aus- wurde 1985 der erste künstliche Klettergriff entwickelt und 1986 die Leadklettern, Bouldern und Speedklettern erstmals bei ▲ ▲ Olym- Nicht nur wegen der großen Auflage von rüstung, aber auch einem pia vertreten sein. Damit präsentiert sich das Klettern der Weltöffent- erste künstliche Kletterwand gebaut. In München war zwar bereits (links Mitte) Kost Marco des DAV, Archiv Fotos: rund 110.000, sondern auch inhaltlich ist

40 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 41 alpinwelt Tourentipps

▲ ▲ Natur- und Umweltschutz bzw. „Natürlich auf Tour“; die Tourenbus-Angebote im »alpinpro- gramm« der Sektionen München & Oberland oder die in verschiede- Die Sektion München war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine der nen Medien veröffentlichten Tourentipps mit Bus & Bahn; 2012 die ersten Alpenvereinssektionen, die sich für den Naturschutz einsetz- „Resolution zum Schutz des oberen ▲ ▲ Isartals“; die Ablehnung ten. Als 1927 das Vereinsziel ▲ ▲ „Erhaltung der Ursprünglichkeit möglicher Olympischer Spiele 2022 in München und 2016 der Protest und Schönheit des Hochgebirges“ Eingang in die Satzung fand, wur- gegen die weitere Erschließung des Riedberger Horns; Umwelt-Ar- den bereits die ersten negativen Folgen des ▲ ▲ Massentourismus beitseinsätze und Müllsammelaktionen; 2017 die Einrichtung einer im Gebirge sichtbar, und immer mehr ▲▲ ▲ Seilbahnen verhalfen Zu diesem „größeren“ Denken trug das von hauptamtlichen Stelle für Natur und Umwelt in der Sektion Mün- den Ausflüglern zum schnellen und bequemen Gipfelerfolg. Bis nach der UNO ausgerufene ▲ ▲ Jahr der Berge chen, 2019 ebenfalls in der Sektion Oberland; schließlich der aktuelle dem Zweiten Weltkrieg war immerhin zunächst noch die Bahn das 2002 bei, das auch die Sektionen München Beschluss, das E-Mountainbiken nicht mit Akku-Ladestationen und üblichste Verkehrsmittel zur Anreise, erst mit dem Siegeszug des Pkw & Oberland zum Anlass für besondere Ak- Tourenangeboten zu fördern. entstand die bis heute akute Mobilitätsproblematik mit Abgasen, tionen nahmen. Bereits im Jahr zuvor hat- Letztlich wird der Erfolg all dieser Aktionen und Maßnahmen davon Lärm und Stau – und es war nicht mehr weit bis zur süffisanten Fest- ten sie mit der Wiederbelebung des „Bergsteigerbusses“ von abhängen, was jede und jeder einzelne von uns zu tun oder zu lassen stellung „Bergsport ist Motorsport“ (Bild rechts). Lenggries in die Eng im Karwendel einen wegweisenden Erfolg er- bereit ist. Der Alpenverein und die Sektionen können mit gutem Bei- Der alpine Naturschutz etablierte sich über die Jahrzehnte hin- zielt – und wer schon mal bei Oberau, am Tegernsee oder am Irschen- spiel vorangehen und Rahmenbedingungen schaffen – mit Leben fül- weg als Tätigkeitsfeld des Alpenvereins – und einzelne Engagierte berg im Stau gestanden hat (also jeder), weiß, dass der massive len müssen das Ganze wir alle. leisteten hier Gewaltiges –, aber er war noch nicht das zentrale und Ausbau der Angebote von ▲ ▲Bus & Bahn eine unübersehbar wich- alles berührende Thema, als das wir es heute kennen. Mit der tige Aufgabe ist. (Bild unten: der DAV-„Bergsteigerbus“) ▲ ▲ AGUSSMÜ („Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz der Sektion Für den Alpenverein im Allgemeinen und die Sektion München im München“) tat sich 1981 eine Naturschutzgruppe zusammen, doch Besonderen ist es mittlerweile zu einer Selbstverständlichkeit gewor- ▲ ▲ Klimawandel anders als der ein Jahr älteren AGUSSO der Sektion Oberland war den, sich auf allen Ebenen für den alpinen Naturschutz zu engagieren ihr kein dauerhafter Erfolg beschieden, die Gruppe löste sich wieder und jegliche Aktivität unter dem Gesichtspunkt von Umweltverträg- auf. Meist hing der alpine Naturschutz mit punktuellen sichtbaren lichkeit und Nachhaltigkeit auf den Prüfstand zu stellen. Problemen zusammen wie dem achtlosen Wegwerfen von Müll oder Nur wenige Beispiele können hier genannt werden: der Naturzerstörung bei einem Seilbahnbau. das 1996 eingeführte ▲ ▲ Umweltgütesiegel für um- Erst in jüngerer Vergangenheit begann sich immer mehr die Erkennt- weltgerechten Hüttenbetrieb (der Sektion München »alpinwelt« in der alpinen Zeitschriftenlandschaft zu einem Marken- nis durchzusetzen, dass Naturschutz nicht nur lokal, sondern global bisher verliehen für Albert-Link-Hütte und Höllental- zeichen geworden und steht insbesondere seit Einführung der ver- gedacht werden muss – wenngleich noch immer kein Weg am loka- angerhütte, der Sektion Oberland für Johannishütte und tieft behandelten Themenschwerpunkte 2005 für anspruchsvollen len Handeln, sprich am Kehren vor der eigenen Haustür vorbeiführt. Lamsenjochhütte); Projekte wie „Skibergsteigen umweltfreundlich“ Alpinjournalismus, der weit über die Ebene der Vereinsnachrichten hinausgeht, diese jedoch nach wie vor mit einschließt. Auch die Sektionsjugend, die zwischenzeitlich ihre eigene Zeitschrift heraus- gegeben hatte (1979–90: „Aufbruch“, 1995: „Absturz“), ist mit ihren Jugendseiten in der »alpinwelt« vertreten. Wie es im Zeitalter der▲▲ ▲ Digitalisierung weitergehen wird mit dem Magazin »alpinwelt«, vermag niemand vorherzusagen. Aber eines ist klar: Sich die Berge auf die Couch zu holen und in einem gut gemachten Heftl genüsslich zu blättern und zu schmökern, sich zu informieren und sich inspirieren zu lassen, sich in Erlebnisberichte Eines der größten Themen unserer Zeit, nicht nur innerhalb des Al- und Reportagen zu vertiefen, kontroversen Debatten zu folgen, aber penvereins, sondern auf globaler Ebene, ist der Klimawandel. Dass auch einfach scheene Buidl zu bewundern – das gehört zum Berg- das sensible Ökosystem ▲ ▲Alpen von der derzeitigen Erwärmung steigen halt einfach dazu! besonders betroffen ist, stimmt nachdenklich, ja traurig – und gerade wir naturverbundene Bergsteiger empfinden beim Anblick eines kümmerlichen Eis- und Schutthaufens, welcher einst ein majestäti-

1980/81 (ganz Schardt rechts) Robert unten), (rechts alpinwelt,Kost Archiv Marco des DAV, Archiv Fotos: scher Gletscher war (Bild oben: Schneeferner an der Zugspitze), nicht Die Umweltgruppen AGUSSO (Sektion Oberland) und AGUSSMÜ (Sektion München) gründen sich

42 alpinwelt-Extra alpinwelt-Extra 43 44 alpinwelt-Extra Ausstellung im Alpinen Museum 2003). 2003). Museum Alpinen im Ausstellung den im Gebirge. Sondern auch voller, enger und lauter lauter und enger voller, auch Sondern Gebirge. im den In den letzten 20, 30 Jahren ist nicht es nur deutlich gewor-wärmer ankommen.150sein Jahre später –dasistheute. Zuspät? werden und erst 150 Jahre später endgültig im weltweiten Bewusst- diskutiert und erkannt Phänomen menschengemachtes als lern Gange war. Diese sollte erst im rund 100 Jahre bereits später von Wissenschaft-Erwärmung globalen starken und schnellen natürlich gasen im Zuge der Industrialisierung der heimliche Beginn einer un- AusstoßvonTreibhaus- vermehrten ahnte, dem niemand mit dass 1869 zur Gründung des Deutschen Alpenvereins versammelten. Und der Sektion München vermutlich nicht bekannt, als sie sich im Jahr Zehn Jahre später waren Tyndalls Erkenntnisse den Gründervätern konnte. inprachtvollerdamals noch Maximalgröße bewundern del und damit zum Schmelzen jener Gletscher beitragen, die Tyndall steiger mit unserem Mobilitätsverhalten einen Teil zum Klimawan- und es ist eine bittere Pointe, dass ausgerechnet wir heutigen Berg- klimaschädlich ist, geht also letztlich auf einen Bergsteiger zurück, allesallemmit zusammenhängt unser – sönliche Betroffenheit. Wir ahnen und verstehen immer mehr, dass per- ganz eine auch intuitiv sondern Neugier, naturkundliche nur Wettstreit um zahlungskräftige Urlauber haben sich findige Touris- einer der Entdecker des Treibhauseffekts. Entdecker der einer des Die Erkenntnis, dass CO somit ist und Luft der Temperaturanstieg dem und Konzentration Kohlendioxid- erhöhten einer zwischen Zusammenhang den 1859 brechender sind Erkenntnisse: seine Er wissenschaftlichen bewies ger des Weisshorns (4505 m) im Jahr 1861 bekannt, doch noch bahn- Alpinist, ist uns vor allem als Matterhorn-Pionier und als Erstbestei- und Physiker irischer ein Tyndall, John sind. verbunden einander Auch der Blick in die Vergangenheit kann zeigen, wie die Dinge mit- insÖtztalFahrt verbrennen, Murenabgang miteinem imPitztal. fossilendie Kraftstoffe,teleuropaund Südasien, mit der auf wir die Mit- Klima, dem mit Ernährung unsere Alltagsgewohnheiten, ren einfallen lassen, den Flächenverbrauch vorangetrieben, künstliche Attraktionen neue immer Kommunalpolitiker und musmanager über über ständig neue Begrifflichkeiten,sich die kreiertwerden, um das Un- wundern und halten Schritt noch kaum Berge der tisierung Bodenständige, ruheliebende Bergfreunde können mit dieser Even- Methoden dieWerbetrommel aggressiven marktschreierisch gerührt. teils mit und inszeniert Kulissen alpine ▲ ▲ ▲ Eventisierung Vor allem aber schriller. Im schriller. aber allem Vor ▲ ▲ ▲ Bergsport (Bild oben: (Bild mit unse- mit verhindert eineSeilbahn verhindert Die Sektion München Die Sektion auf denWatzmann 2 1967/68 unten: „AlpspiX“ am Osterfelderkopf), Osterfelderkopf), am „AlpspiX“ unten: eigener Körperkraft, achtet auf den alpinen den auf achtet Körperkraft, eigener Bergtourismus entgegenzusetzen. Ervon steht fürFormen die Fortbewegung ausumweltverträgliche und nachhaltige Berge der sum Einwegkon- effekthascherischen dem versucht, Alpenverein Der zuwerden.ben verscho- oder ignoriert da, dazu sind Grenzen Und sein. niswelten nicht genügen Erleb- ganze bitteschön mehr,müssen es Erlebnisse ge- meinsam: ist Allen Oktoberfest. und up-Area Warm- Disneyland, zwischen gestrandet irgendwo gehetzt, getrieben, – leten Marathonath- zusammenbrechenden Schnee im Turnschuhen mit erschöpft die oder Partytouristen torkelnden Suff Après-Ski- im die ist: abstoßender dabei was nicht, gar spontan weiß man Und 2000 m Höhe und extreme Ultratrailläufe. auf Open-Air-Konzerte dröhnende hen ste- Veranstaltungskalender alpinen Im Fun imBikepark–save thedate! zum Speed Mit Destinationen. und nen mehr, sondern nur noch Skywalks Urlaubsziele noch nur sondern mehr, und Skigebiete formen, Aussichtsplatt- keine alpintouristische Marketingsprech der kennt So sagen. sagbare – oder besser: das Unsägliche – zu (Bild Are- ▲ ▲ ▲ Natur- und Um- und Natur-

Fotos: Mountain Wilderness Deutschland (links), Archiv Sektion München, Zeichnung: Erbse weltschutz weltschutz ist, gut tun, auch dem Alpenverein. Aber das ist nicht genug. Will der denenpermanentvon Spaltung, KrisenundBedrohungen dieRede turbulentenGelassenheitwenigdieserinvonEin Zeiten,würde in wollen nicht–siekommtwir undwird Gegenwart. oder ist das, was auf uns zukommt. Auch ohne unser rastloses Zutun, ob und genau so ist das Wort „Zukunft“ ursprünglich gemeint: Zukunft – lassen zukommen sich auf gelassen ganz einfach auch sie kann aber man geht ihr erwartungsvoll und optimistisch entgegen. Man Oder war. besser auch früher Zukunft die dass granteln, Valentin sagen: Jeder erlebt die Zukunft anders. Es lässt sich trefflich mit Karl man könnte Beinahe rosig. verheißungsvollund aber düster,oder lage ab, wie wir sie uns ausmalen: ungewiss und offen, trostlos und vorhersehen, und hängtoft von Stimmungs-unserer persönlichen Propheten den Kopf zerbrochen haben. Die Zukunft lässt sich nicht Etwas namens Zukunft, über das sich schon viele Philosophen und Was vor uns liegt, ist rätselhaft, für die Augen unsichtbar, ein trübes Blick in die andere Richtung werfen, verstohlenen sehen wir ...einen erst einmalauch nichts. München, Sektion der Geschichte rige Wenn wir nun, zum Abschluss unseres Streifzugs durch die 150-jäh- keine Geschmacksverstärker! brauchen unsere Berge Denn Die Berge selbst jedenfalls sollten von jeglicher weiteren solltenjedenfallsvonjeglicher selbst Berge Die noch steckt). eigentlich Sport diesem in Berg viel wie stellt, Frage die ja den Olympischen Spielen vertretene Klettern beweisen (wobei sich bei erstmals 2020 das um Hype der oder Skibergsteigen) im schaft Bundesverband finanzierte „SkimoTeamGermany“ vom (= die deutsche Nationalmann- das wie entziehen, nicht auch aber sports Berg- eventisierten des Faszination der DAV der sich kann Ganz zugutekommt.rung von Produktion Bevölke- einheimischen der auch regionale was – fördern zu Lebensmitteln die sowie Bergerlebnis“ „ehrlichen einem mit Tourismus sanften er „So versucht und Berge“ die schmecken „Bergsteigerdörfer“ wie Projekten Mit Augen: den aus felderkopf im Wettersteingebirge protestierte & Oberland gegen den absurden Aussichtssteg „AlpspiX“ am Oster- als 2009, wie – „Mountain Wilderness“ mit Fehl- werden Unterstützung der Sektionen auf München gemacht lautstark aufmerksam muss ist, entwicklungen verhindern zu nicht das Wo ben. schließung ▲ ▲ ▲ Zukunft und verliert dabei auch die auch dabei verliert und und von übertriebener Eventisierung verschont blei- verschont Eventisierung übertriebener von und ▲ ▲ ▲ (Bild linke Seite unten). Bergbewohner Bergbewohner olympische Sportart olympische ▲ ▲ Klettern wirdKlettern ▲ nicht Er- 2020 zurzukünftigen Sektionsstruktur). ▲ könnte. ohne zu sehen und ohne zu fürchten, was da alles auf sie zukommen Abenteuergewagt –nur ihre Ideale und Überzeugungen vor Augen; das haben Sie gründen. zu Alpenverein Deutschen den damit und anstatt umherzurirren bestimmteeineschlossenheitRichtungMut,gehen,in denzu und liebigkeit verkommen, braucht es neben der Gelassenheit auch Ent- zerrieben werden und nach endlosem Wachstum irgendwann zur Be- teressen und den rasanten Neu- und Fehlentwicklungen unserer Zeit Alpenverein nicht zwischen Modeerscheinungen, fragwürdigen In- egor Undwie auch damals, Bergtour.1869, als sich 36 Bergfreunde in der schwierigen einer bei wie Genau Unbeugsamkeit. wenig ein und Zielen treu bleiben, braucht es einen langen Atem, aber auch Fantasie ▲ ▲ ▲ „Blauen Traube“„Blauen (Bild unten: Projekt „Sektion München 150plus“ versammelten, um die Sektion MünchenSektion dieversammelten, um Willer seinen Überzeugungen und alpinwelt-Extra 45 Jede der 150 Bergspitzen erzählt eine andere Geschichte Erschließung, Großsektion, Bergsport, Mauerhakenstreit, Arierparagraf, Wettkampfklettern, Damen, Alpinismus, 150 Jahre im Zeitraffer Digitalisierung, Hausberge, Föhn, Faltbootabteilung, Klimawandel, Seilbahnen, Hüttenordnung, Matratzenlager, Massentourismus, ADAC der Berge ...

2019 Im Zuge der Jubiläumsaktivitäten erfährt der DAV enorme 2019 Resonanz in den Medien und in der Bevölkerung 2016 Auf Initiative der Sektionen München & Oberland kämpft der DAV Das (erfolgreich!) gegen die Aufweichung des Bayerischen Alpenplans 2015 Einweihung der neuen Höllentalangerhütte Buch zum 2011 Erweiterung des DAV Kletter- und Boulderzentrums München zur weltweit größten künstlichen Kletteranlage 150. Geburtstag 2002 Internationales Jahr der Berge der Sektion 2001 Der DAV verabschiedet sein „Leitbild“ München 2000 „München & Oberland“ erste Sektionen-Kooperation im DAV Dr. Charlotte Knobloch, 1999 Eröffnung des DAV Kletterzentrums München, der größten künstlichen Kletteranlage Europas Präsidentin der Israeliti- schen Kultusgemeinde 1998 In der Sektion München gründet sich die erste Mountainbike- Das etwas andere Jubiläumsbuch München und Oberbayern: gruppe des DAV der Sektion München 1989 Einweihung der künstlichen Freiluft-Beton-Kletteranlage in Viele Jahrzehnte nach dem München-Thalkirchen Ende aller „Arierparagrafen“ Persönlichkeiten aus Politik, Verbänden, Wissenschaft, Wirtschaft, Medien, Kultur, Sport, Tourismus 1984 Der DAV ist in Bayern anerkannter Naturschutzverband (bundes- ist der Alpenverein heute und der alpinen Szene bringen dem Alpenverein ihre ganz persönlichen Geburtstagsständchen. weit 2005) wieder das, was er immer sein OB Dieter Reiter, Sternekoch Hans Haas, ADAC-Präsident Dr. August Markl, Kardinal Reinhard Marx, 1979 In der Sektion München gründet sich die erste Seniorengruppe des DAV wollte: ein gemeinsames Willy Astor, TU-Präsident Prof. Dr. Wolfgang A. Herrmann, Uli Hoeneß, SZ-Chefredakteur Kurt Kister, 1977 Verabschiedung des „DAV-Grundsatzprogramms zur umwelt- und Forum für alle, denen die Alpen Stefan Glowacz, Wellbrüder aus’m Biermoos … am Herzen liegen – und eine sozialverträglichen Entwicklung und zum Schutz des Alpenraums“ Jetzt bestellen für nur 19 € unter 1972 Der Bayerische Alpenplan tritt in Kraft bedeutende Größe unserer 1969 Gründung des Verbands Deutscher Berg- und Skiführer Stadt. alpenverein-muenchen-oberland.de/150-bergspitzen 1968 Gründung des DAV-Sicherheitskreises 1967/68 Die Sektion München verhindert eine Seilbahn auf den Watzmann 1962 Die Sektion München verhindert eine Rotwand-Seilbahn Willy Michl, Bluesmusiker, Indianer, 1957 Gründung des „Fahrtendienstes“ des DAV Ex-Hüttenwirt: Die Geister des Berges, sie lieben 1950 Offizielle (Neu-)Gründung des DAV mein Herz, mein Herz ehrt den Wetterstein und dankt dem Berg. 1948 Erste weibliche Jugendgruppe der Sektion München 1946/47 Münchner Sektionen gründen sich als „Alpenklubs“ wieder 1945–51 Zweite Grenzschließung zwischen Deutschland und Österreich 1945 Der DAV wird von den Alliierten als nationalsozialistische Organisation verboten 1934–36 Erste Grenzschließung zwischen Deutschland und Österreich 1934 Der DuOeAV wird dem „Deutschen Reichsbund für Leibesübungen“ zwangseingegliedert 1927 „Erhaltung der Ursprünglichkeit und Schönheit des Hochgebirges“ wird DAV-Satzungsziel Dr. August Markl, Präsident 1924 Ausschluss der jüdischen Sektion Donauland des ADAC: Trotz seines Alters 1923 Gründung der (männlichen) Jugendabteilung der Sektion München wirkt das Modell DAV nicht in 1923 Die „Tölzer Richtlinien“ verbieten den Neubau von Hütten und Wegen die Jahre gekommen. Fast 1,3 1920 Gründung der Bergwacht Millionen Wanderer und Berg- 1913 Die Skiabteilung wird erste Unterabteilung der Sektion München steiger vertrauen dem „ADAC 1911 Eröffnung des Alpinen Museums in München der Berge“ 1909 Einführung der „Ehefrauen-Mitgliedschaft“ 1900 Gründung des „Vereins zum Schutze und zur Pflege der Alpenpflanzen“ 1899 Gründung der Sektion Oberland 1897 Eröffnung des Münchner Hauses auf der Zugspitze 1887/88 Das Watzmannhaus ist der erste Hüttenbau der Sektion München 1877 Die „Berge zwischen Isar und Inn“ sind das Arbeitsgebiet der Sektion München 1873 Deutscher und Österreichischer Alpenverein verschmelzen zum DuOeAV 1870 Einführung des Edelweiß als Vereinsabzeichen 1869 9. Mai 1869 Gründung der „Münchner Section eines deutschen Alpenvereins“

46 alpinwelt-Extra alpinwelt 2/2018