gefördert vom

So geht Einheit Wie weit das einst geteilte Deutschland zusammengewachsen ist

+++ leistungsstarke Schüler im Osten und in Bayern +++ mehr Kinderlose im Westen +++ Re-Industrialisierung im Osten, aber noch keine Angleichung +++ Land-Stadt-Wanderung statt Ost-West-Wanderung +++ Mütter im Westen weniger erwerbstätig +++ Produktivität im Osten um ein Drittel niedriger +++ Rückzug der Religion jetzt auch im Westen +++ Ost-Immobilien nur halb so viel wert +++ Großunternehmen fast nur im Westen +++ Familien im Osten seltener +++ deutschlandweit mehr atypische Beschäftigung +++ Ostdeutsche in Sorge wegen Kriminalität +++ kulturelles Erbe der DDR wirkt beim Engagement nach +++ nur West-Klubs in der ersten Über das Berlin-Institut

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.

Das Berlin-Institut erstellt Studien, Diskussions- und Hintergrundpapiere, bereitet wissen- schaftliche Informationen für den politischen Entscheidungsprozess auf und betreibt ein Online-Handbuch zum Thema Bevölkerung.

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Berlin-Institut 1 Impressum

Originalausgabe Juli 2015

© Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Sämtliche, auch auszugsweise Verwertung bleibt vorbehalten.

Herausgegeben vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung Schillerstraße 59 10627 Berlin Telefon: (030) 22 32 48 45 Telefax: (030) 22 32 48 46 E-Mail: [email protected] www.berlin-institut.org

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Autoren: Theresa Damm, Daniel Geyer, Vera Kreuter, Klemens Maget, Ruth Müller, Wiebke Rösler, Florian Sievers, Stephan Sievert, Manuel Slupina, Nora Storz, Sabine Sütterlin, Franziska Woellert, Reiner Klingholz Lektorat: Tanja Kiziak, Sabine Sütterlin Organisation: Vera Kreuter, Sabine Sütterlin

Design: Jörg Scholz (www.traktorimnetz.de) Layout und Grafiken: Christina Ohmann (www.christinaohmann.de) Druck: LASERLINE, Berlin

Der überwiegende Teil der thematischen Landkarten wurde auf Grundlage des Programms EasyMap der Lutum+Tappert DV-Beratung GmbH, Bonn, erstellt.

Das Kapitel 8 zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01JC1116A gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt des Kapitels liegt beim Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung.

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung dankt dem GfK Verein und dem Förderkreis des Berlin-Instituts für die Ermöglichung dieser Studie. Informationen zum GfK Verein finden Sie unter http://gfk-verein.org/, zum Förderkreis unter http://www.berlin-institut.org/foerderkreis-des- berlin-instituts.html

ISBN: 978-3-9816212-7-3

2 So geht Einheit Inhalt

Editorial: Warum Einheit ein Prozess und 13. Einkommen und Vermögen: Mühsame kein politischer Willensakt ist...... 4 Annäherung...... 34

Interview mit Alt-Bundeskanzler : 14. Konsum: Überall Milka-Schokolade und „Die Polen haben die Deutschen gerettet“...... 6 Rotkäppchen-Sekt ...... 36

1. Bevölkerungsentwicklung: Der Osten 15. Medien: Westmedien erobern Tal der macht’s vor...... 8 Ahnungslosen...... 38

2. Kinderzahl: Wo Eltern keinen Trauschein 16. Umwelt: Von der Dreckschleuder zur haben...... 12 Vorreiterregion ...... 40

3. Zuwanderung: Mehr Vorurteile dort, wo 17. Kriminalität: Ostdeutsche leben nicht weniger Migranten sind...... 14 unsicherer, fühlen sich aber so...... 42

4. Binnenwanderung: Zuerst in den Westen, 18. Religion: Der Westen folgt dem Osten dann in die Stadt...... 16 bei der Säkularisierung...... 44

5. Partnerwahl: Im Bett kaum noch Mauern ...... 18 19. Zivilgesellschaftliches Engagement: Einsatz für das Gemeinwohl eher im Norden 6. Lebensformen: Familien werden auch im und Süden ...... 46 Westen Seltener...... 20 20. Gesundheit: Ohne Mauer lebt es sich länger...48 7. Kinderbetreuung: Was ist gut für die Kleinen – und für die Eltern?...... 22 21. Suchtverhalten: Im Rausch vereint...... 50

8. Bildung: STARKE SCHÜLER IM OSTEN, ABER 22. Parteien und Politik: Mehr Vielfalt seit AUCH VIELE ABBRECHER...... 24 der Einheit...... 52

9. Erwerbsformen: Die Arbeitswelt wandelt 23. Glück und Zufriedenheit: Der Blick nach sich – überall ...... 26 drüben bleibt...... 54

10. Arbeitsplätze: Arbeitslosigkeit teilt 24. Stereotype: Einheit in den Köpfen braucht Deutschland noch immer ...... 28 mehr als eine Generation...... 56

11. Frauenerwerbstätigkeit: Bundesweit 25. Ein Kessel Buntes...... 58 mehr werktätige Mütter...... 30 QUELLEN...... 62 12. Wirtschaft: Die Unterschiede bleiben...... 32

Berlin-Institut 3 Warum Einheit ein Prozess und kein politischer Willensakt ist

Wer in den vergangenen 25 Jahren in Doch diese Vereinigung war und ist weitaus Wie kaputt der Osten war, zeigte sich nicht Deutschland geboren wurde, und das sind schwieriger zu bewerkstelligen, als im Über- nur an den tatsächlichen Wirtschaftsdaten immerhin rund 19 Millionen Menschen, kennt schwang der Einheitsfeiern gedacht. Auch Ende der 1980er Jahre, welche die Partei- die Unterschiede zwischen DDR und BRD wenn die Landesteile nur 41 Jahre getrennt führung stets zu verschleiern wusste und vielleicht gerade noch aus Erzählungen oder waren – also während nicht einmal zwei Ge- die auch im Westen nicht in diesem Umfang dem Schulunterricht. Die mit allen Sinnen nerationen –, hatten West und Ost ihre Bür- bekannt waren. Sondern auch daran, dass wahrnehmbaren Eigenheiten des DDR-Alltags ger so unterschiedlich sozialisiert, dass ein die komplette Infrastruktur, Wohnhäuser, sind verschwunden: das Fehlen von Farbe rasches Zusammenwachsen im Nachhinein Fabrikanlagen, Straßen, Eisenbahnlinien, im Einheitsgrau des Ostens ebenso wie das utopisch erscheint. Die Menschen im Westen Telefonnetze und Wasserleitungen über Jahre röchelnde Klackern der Zweitaktmotoren auf waren mehrheitlich der Überzeugung, dass so stark vernachlässigt worden waren, dass den mit Betonplatten ausgelegten Straßen sie eher durch Tatkraft als durch Zufall dem sie über Nacht wertlos wurden. Viele Unter- oder der Gestank der Braunkohlefeuerung richtigen System angehörten. Schließlich nehmen hatten im Grunde einen negativen während der Heizperiode, die mitunter hatten sie das Wirtschaftswunder vollbracht Buchwert. Denn nach ihrer Abwicklung war zwölf Monate zu dauern schien. Das triste und aus den Trümmern von Drittem Reich ein Milliardenaufwand nötig, um die Umwelt- Bild entsprach dem Zustand der maroden und Zweitem Weltkrieg eine der erfolgreichs- schäden der DDR-Wirtschaft, die verseuchte Volkswirtschaft. ten Wirtschafts- und Wissenschaftsnationen Chemielandschaft um Bitterfeld, die Altlasten der Welt aufgebaut. von Braunkohle und Uranerzabbau zu Bald nach dem Mauerfall drang der Westen beseitigen. Erst danach waren viele Gebiete so knallig farbenfroh gen Osten vor, dass Dass dieses zur Selbstgefälligkeit neigende überhaupt wieder sicher bewohnbar. manche Zeitgenossen die lange befürchtete Selbstbild zu Spannungen mit den Menschen imperialistische Invasion heranrollen sahen: aus dem Geschwisterstaat im Osten führen Wie reich der Westen gewesen sein muss und Als die ersten Plakatwände an die bröselnden musste, war kaum zu vermeiden. Da ein das vereinte Land über all die Jahre geblieben Hauswände zwischen Greifswald und Gera starkes, erfolgreiches Gemeinwesen und ein ist, zeigt sich daran, dass Deutschland heute geschraubt waren, um für Westprodukte zu gescheitertes System zusammenkamen, sei trotz eines West-Ost-Transfers von bisher werben, sah das aus, als seien Außerirdische doch klar gewesen, dass die einen die Lehr- rund zwei Billionen Euro als stärkste Volks- gelandet. meister und die anderen die Lehrlinge sein wirtschaft Europas dasteht. Der Transfer würden, hat der ehemalige Bundestagsprä- kann also keine Fehlinvestition gewesen sein. Im Jahr 1990 kamen zwei denkbar un- sident Wolfgang Thierse einmal gesagt. Die Zudem ist Deutschland Hauptnettozahler terschiedliche staatliche Gebilde an der DDR war so heruntergewirtschaftet, dass sie in der EU geblieben, hat also auch noch Grenzlinie zwischen zwei verfeindeten, bis an sich trotz eines übermächtigen Polizei- und den Aufholprozess der neu aufgenommen die Zähne atomar hochgerüsteten Systemen Stasiapparats nach den friedlichen Protesten Länder aus Süd-, Mittel- und Osteuropa zusammen, um sich friedlich zu einem Staat ihrer Bürger ohne große Gegenwehr quasi mitfinanziert. Bei alledem sind die Arbeitslo- zusammenzuschließen. Allein dass dies selbst auflöste. Das Ende der DDR war für das senzahlen, die nach den zahllosen Betriebs- gelang, ist ein Wunder, das historische Ver- Regime eine Kapitulation vor dem eigenen schließungen in Ostdeutschland und dem gleiche sucht. Kein Zusammenschluss einst Versagen und vor dem Mut der Protestieren- Neuaufbau von modernen, aber jobarmen getrennter Staaten mit derartig unterschiedli- den. Unternehmen bis Anfang der 2000er Jahre chen politischen Systemen hat je so reibungs- bundesweit auf 4,9 Millionen gestiegen los geklappt. waren, bis heute auf unter 2,8 Millionen gesunken. Jeder heutige EU-Krisenstaat wäre froh, wenn er auch nur im Ansatz eine solche Erfolgsgeschichte vor sich hätte.

4 SoSo geht EEinheitinheit Dennoch: Nach diesem Kraftakt ohnegleichen Doch in anderen Bereichen, bei den Das dürfte bei der nächsten großen Feier im sind bis heute zwar ein paar blühende Land- Kinderzahlen, der Bildung oder den Um- Jahr 2040, anlässlich von 50 Jahren Einheit schaften entstanden. Von einer flächenhaften weltbedingungen hat sich die klare Teilung anders aussehen. Dann werden über die Hälf- Angleichung zwischen Ost und West kann Deutschlands aufgelöst. Sie ist einem te aller in Deutschland Lebenden nach der aber keine Rede sein. Die Einheit ist eben Flickenteppich gewichen, der sich über die Vereinigung geboren sein. Spätestens dann keine Folge eines politischen Willensaktes, ganze neue Republik ausbreitet. So weist der haben wir ein neues Deutschland. sondern ein schwieriger, langwieriger Pro- einst kaputte Osten heute die größte Dichte zess der Annäherung, der aus strukturellen an restaurierten Unesco-Kulturerbe-Stätten Berlin, im Juni 2015 Gründen vermutlich nie vollständig vollzogen auf. Boomende Städte wie Leipzig oder werden kann. Potsdam verfügen über eine Infrastruktur, die Reiner Klingholz der Westen selten zu bieten hat. Umgekehrt Direktor Berlin-Institut für Bevölkerung und Das Berlin-Institut hat versucht, an 25 finden sich in den neuen Ländern auch Entwicklung Themen deutlich zu machen, wo die beiden leerlaufende Landstriche, in der Altmark, der Landesteile zu Beginn des Einigungsprozes- Prignitz oder Vorpommern, wo sich Fuchs ses standen, welche Fortschritte sie gemacht und Hase gute Nacht sagen. Im damals wie haben und wo es nach wie vor größere heute reicheren Westen ist die Lage ebenfalls Unterschiede gibt. Dabei ging es uns nicht gespalten: Bankrotte Kommunen in den alten nur darum, den Aufholprozess des Ostens Industrierevieren und ganze Bundesländer, zu zeigen, sondern auch die Bereiche zu wie das Saarland oder Bremen, die vor lauter benennen, wo der Westen gegenüber dem Schulden kaum noch handlungsfähig sind, Osten einen Rückstand wettzumachen hatte, existieren neben prallen Wirtschaftswun- etwa bei der Kinderbetreuung oder bei der derzonen in Oberbayern und wachsenden Berufstätigkeit von Frauen. Metropolregionen wie Hamburg oder dem Rhein-Main-Gebiet. Problem- und Erfolgsge- Wir wollten wissen, mit welchen Vorstel- biete gibt es mittlerweile in Ost und West. lungen sich Ost und West vereinigt haben und was davon bis heute übrig geblieben Die Ostdeutschen haben mit der Wende ihre ist, was die Bürger in beiden Landesteilen Freiheit wiedergewonnen und den Zugang zu übereinander dachten und denken und was einem Lebensstandard, der zuvor im Westen sie sich von ihrem verdienten Geld leisten Europas normal war. Wie viel besser es den wollen und können. Dazu hat die Gesellschaft Ostdeutschen heute im Vergleich zu 1990 für Konsumforschung (GfK) eigens eine neue geht, zeigt sich am besten an der Lebenser- Befragung durchgeführt, deren Ergebnisse wartung, die damals um fast drei Jahre unter Sie auf den Seiten 56 und 57 finden. jener in Westdeutschland lag und heute prak- tisch Westniveau erreicht hat. Der Osten hat Das Ergebnis hat uns selbst überrascht. Denn mit der Einheit gewiss den größten Gewinn nach wie vor sind beide Teile Deutschlands eingefahren. Er hat aber auch den härteren erstaunlich verschieden, wie sich an vielen Teil des Einheitsprozesses getragen. Denn in der Karten auf den nächsten Seiten erkennen den neuen Bundesländern hat sich praktisch lässt. Ob bei der Bevölkerungsentwicklung, alles verändert, während saturierte Bürger der Wirtschaftskraft, den Vermögen, den Erb- aus Freiburg oder Gütersloh, wenn sie nicht schaften oder der Größe der landwirtschaftli- persönlich engagiert oder politisch interes- chen Betriebe: Überall zeichnet sich ziemlich siert waren, die letzten 25 Jahre überstehen exakt die alte Grenze ab, vom Ratzeburger konnten, ohne auch nur einen Gedanken See über Harz und Rhön bis in das Erzgebir- an die Einheit zu verschwenden. Dass viele ge, eine Grenze, die einst ein Todesstreifen Wessis Zeit ihres Lebens noch nie im Osten war und heute bestenfalls noch als grünes waren, ist nur ein Zeichen dafür, dass die Band zu erkennen ist, weil die Natur die Einheit länger braucht als eine Generation. Wunden geheilt hat.

Berlin-Institut 5 Interview mit Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt „Die Polen haben die Deutschen gerettet“

Helmut Schmidt, Jahrgang 1918, war von rufen. Da saßen zum ersten Mal alle gesell- atomwaffenfreie und entmilitarisierte Zone in 1974 bis 1982 Bundeskanzler und ist seither schaftlichen Kräfte einschließlich Solidarnosc Mitteleuropa einzurichten und dann in einer Herausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“. zusammen, um über ein Mehrparteiensys- gesamtdeutschen Konferenz die Schritte auf Von Hause aus Ökonom, warnte Schmidt be- tem, freie Wahlen und andere Reformen zu dem Weg zu einer Vereinigung auszuhandeln. reits kurz nach dem Fall der Mauer davor, die sprechen. Von diesem Zeitpunkt an erschien Diese Idee hatte sich bald erledigt. Schwierigkeiten kleinzureden, die sich bei es mir wahrscheinlich, dass in Deutschland der Vereinigung der beiden deutschen Staa- eine Vereinigung zustande kommen könnte. Der ökonomische Teil des Plans stammte ten mit ihren unterschiedlichen Wirtschafts- Dass es so schnell gehen würde, war aber von mir. Er sah vor, die wirtschaftliche und systemen ergeben könnten. In Aufsätzen und nicht abzusehen. soziale Wiedervereinigung in drei Stufen Reden hat er seither immer wieder die Prob- über fünf Jahre hinweg zu vollziehen. Denn es leme beim Zusammenwachsen analysiert und Hat der Zusammenbruch des Systems im war schon damals klar, dass es riskant wäre, Handlungsvorschläge vorgelegt. damaligen Ostblock die Möglichkeit der die Plan- und Zwangswirtschaft der DDR auf Vereinigung eröffnet? einen Schlag in das marktwirtschaftliche Sys- Hätten Sie sich zu Ihrer Zeit als Kanzler tem zu überführen. Der Deutschlandplan von bis 1982 vorstellen können, dass das Ende Den Systemzusammenbruch hat nicht die 1959 war natürlich 1989 völlig überholt. Aber der deutschen Teilung so schnell kommen Perestroika ausgelöst, die Michail Gorbat- die Analyse war immer noch richtig, dass die würde? schow ausrief, nachdem er 1985 Generalse- wirtschaftliche Vereinigung stufenweise und kretär der KPdSU geworden war und damit im Übergang staatlich gestützt hätte vollzo- Zu meiner Zeit als Kanzler hätte ich es nicht faktisch die Geschicke der Sowjetunion und gen werden müssen. für möglich gehalten, dass die DDR noch im des gesamten Ostblocks lenkte. Denn in der selben Jahrzehnt zusammenbrechen würde. damaligen Tschechoslowakei und auch in Es hat später weitere Studien über das Thema Wohl aber habe ich deutlich gesehen, dass der DDR änderte die Perestroika nichts. Es gegeben, die zum gleichen Ergebnis kamen. die DDR weit hinter dem Mond zurückgeblie- war Jaruzelski, der in Bezug auf die Sow- Ich erinnere mich zum Beispiel an Arbeiten ben war. Dass sie am laufenden Band Geld jetherrschaft ein gespaltenes Bewusstsein des Wirtschaftswissenschaftlers Bruno Gleit- brauchte und sich dieses unter anderem besaß und der einen Seite dieses gespaltenen ze. Kurt Biedenkopf hat Ende 1989 Ähnliches dadurch beschaffte, dass sie für jeden Bewusstseins nachgegeben hat, indem er den öffentlich dargelegt. Häftling hunderttausende D-Mark verlangte. Runden Tisch erfand. Die Polen haben die Alexander Schalck-Golodkowski, der Mann, Deutschen gerettet. Das Bundesministerium für innerdeutsche der dies vermittelte, war der wichtigste Beziehungen – so wurde das frühere Minis- Ökonom der DDR. Die SPD hatte schon 1959 einen „Deutsch- terium für gesamtdeutsche Fragen 1969 im landplan“ ausgearbeitet, um auf eine Zuge der neuen Ostpolitik genannt – stand Von wann an hielten Sie das Ende der mögliche Wiedervereinigung vorbereitet seit 1987 unter der Leitung von Dorothee Teilung für möglich? zu sein. Hatten die Regierungen der alten Wilms von der CDU. Unter ihrer Obhut sind Bundesrepublik jemals derartige Pläne in mit Sicherheit ernstzunehmende Papiere Im Frühjahr 1989 hat in Polen General der Schublade? entstanden, die mögliche Pläne für eine Ver- Wojciech Jaruzelski den Forderungen der einigung enthielten und auch auf mögliche oppositionellen Gewerkschaft Solidarnosc Den Deutschlandplan haben 1959 einige sozi- Probleme dabei hinwiesen. Aber sie traute nachgegeben und den „Runden Tisch“ einbe- aldemokratische Bundestagsabgeordnete auf sich wohl nicht, diese ihrem Chef Helmut Anregung von angefertigt. Er Kohl vorzulegen. enthielt unter anderem den Vorschlag, eine

6 So geht Einheit Nach dem Fall der Mauer und den ersten War für Sie absehbar, was mit dieser Wirt- setzt. Das musste zu einer Massenarbeitslo- freien Wahlen in der DDR war die Ver- schaft geschehen würde? sigkeit führen. Ich habe damals gedacht, das einigung zunächst eine von mehreren Richtigste wäre, es schrittweise zu machen möglichen Optionen. Welches war in Ihrer Es war klar, dass die DDR-Industrie meistbie- und vielleicht nach zehn Jahren bei einem Wahrnehmung der entscheidende Wende- tend verkauft werden würde. Weil aber die 1:1-Verhältnis anzukommen. punkt? Menschen im Osten kein Geld hatten, kauften fast nur Westler die Unternehmen auf und Dank der Wirtschaftskraft des Westens ist Ich habe die Rede mit dem Zehn-Punkte- haben sich damit die Konkurrenz vom Leibe die Einheit inzwischen doch immerhin sehr Plan, die der damalige Bundeskanzler Helmut gehalten. weit gediehen… Kohl Ende November im gehalten hat, für die entscheidende Weichenstellung „Helmut Kohl … nicht nur dank der Wirtschaftskraft, auch gehalten. Das sehe ich noch heute so. Kohl war von Hause aus dank der Fähigkeit zur Verwaltung. Ich weiß hatte da bereits sowohl Moskau als auch Wa- optimistisch“ nicht, wie viele hundert Wessis, Verwal- shington von der Notwendigkeit zu handeln tungsspezialisten und Juristen – darunter überzeugt. Auf dieser Grundlage konnte es Hat man diese Wirtschaftslage den Men- auch viele zweitklassige – nach der Einheit dann zu den 2+4-Verhandlungen kommen, schen in der ehemaligen DDR rechtzeitig das Finanzamt in Leipzig übernahmen oder bei denen die ehemaligen Siegermächte letzt- und ausreichend klar gemacht? sich um den Haushalt in Rostock kümmerten. lich der Wiedervereinigung zustimmten. Warum? Weil die Vereinigung von heute auf Nach dem Ende meiner Kanzlerschaft war morgen einige zehntausende Paragraphen War es notwendig, dass Kohl so vorpresch- ich fast jedes Jahr unterwegs in der DDR und in Kraft gesetzt hat und niemand damit umzu- te? habe da Vorträge gehalten, auf Einladung von gehen wusste. Manfred Stolpe, damals stellvertretender Vor- Er war von Hause aus optimistisch. Auch sitzender des Bundes der Evangelischen Kir- Die Wirtschaftskraft des Westens hat unter deshalb, weil er die ökonomischen Folgen chen in der DDR. Ich weiß nicht mehr genau, anderem dafür gesorgt, dass wir heute in der Vereinigung, so wie er sie anstrebte, wohl was ich da jeweils erzählt habe. Sicher nichts, Mecklenburg-Vorpommern bessere Straßen nicht wirklich einschätzen konnte. was ich nicht selbst glaubte. Aber auch nicht haben als zum Beispiel in Nordrhein-Westfa- alles, was ich wusste, dass es nämlich den len. Die Perspektive muss aber sein, dass die Braucht man diesen Optimismus in der Menschen schlecht ging, aber noch schlech- Marktwirtschaft auch die Uckermark erreicht. Politik? ter gehen könnte, wenn die Vereinigung käme. Anfang 1990 habe ich allerdings auf Rein theoretisch hätten Sie 1989 noch Manchmal. dem Marktplatz von Rostock gesagt: Ihr Kanzler sein können… müsst euch vorbereiten, ihr braucht Arbeits- War Ihnen 1989 klar, in welch desolatem ämter, ihr werdet massenhafte Arbeitslosig- Das ist eine ganz wilde Theorie. Zustand sich die DDR-Wirtschaft befand? keit haben, und ihr kriegt ein Problem mit der Finanzierung eurer Sozialausgaben. Das war Wären Sie gern Einheitskanzler gewesen? Die DDR-Industrie war immerhin noch besser eine einigermaßen richtige Diagnose. Vor großen Aufgaben haben Sie sich noch als die russische, wenn man einmal von nie gescheut. der Verteidigungsindustrie absieht – darin Was hätten Sie anders gemacht? Wäre waren die Russen absolute Spitze. Aber die ein symbiotischeres Zusammenwachsen Richtig. Aber ich bin 1918 geboren, ich war DDR-Industrie war weitestgehend überholt. von Plan- und Marktwirtschaft denkbar zu dem Zeitpunkt, als die Mauer fiel, schon Was sie produzierte, war entweder zu teuer gewesen? 70 Jahre alt. Das ist für einen Politiker ein oder taugte nichts. Sie war nicht gewohnt, sehr hohes Alter. Die heutigen Politiker, von den Zusammenhang zwischen Kosten und Die Planwirtschaft hat niemals richtig funk- Frau Merkel bis Sigmar Gabriel, sind alle zehn Preisen zu beachten. Sie war nicht gewohnt, tioniert. Die Übernahme des Marktsystems Jahre jünger. Ganz abgesehen davon, dass ich ihre Produkte zu vermarkten. Jedenfalls war war zwangsläufig. Aber die Übernahme des die Befreiung von der Verantwortung genos- sie in keiner Weise konkurrenzfähig mit der Währungssystems 1:1 war ein katastrophaler sen habe. Aber wenn ich zehn Jahre jünger westeuropäischen Industrie. Fehler. Der 1:1 Umtausch von DDR-Mark in gewesen wäre, hätte ich das als lohnende D-Mark galt sofort für alle Preise und für Aufgabe für mich gesehen. alle Löhne. Damit waren die Unternehmen schlagartig dem vollen Wettbewerb ausge-

Berlin-Institut 7 1 Bevölkerungsentwicklung Der Osten macht’s vor

Die Mauer war zwar gefallen. Doch entlang Neben der Abwanderung gen Westen, durch Nur der Westen gewinnt der ehemaligen innerdeutschen Grenze die der Osten rund 1,8 Millionen Einwohner durchzog das Land in den Jahren nach der an die alten Bundesländer verlor ( 4), war Im Jahr 2013 lebten in acht Bundesländern weniger Menschen als noch 1991. Neben dem Wiedervereinigung ein demografischer Riss. es vor allem der massive Einbruch bei den Saarland, Bremen und Berlin gehören alle Zwischen 1991 und 2013 verloren die fünf durchschnittlichen Kinderzahlen pro Frau fünf neuen Bundesländer zu den Verlierern. ostdeutschen Flächenländer zusammen über unmittelbar nach der Wende, der die ostdeut- Am stärksten traf der Bevölkerungsrückgang Sachsen-Anhalt, das jeden fünften Einwohner zwei ihrer einst 14,5 Millionen Einwohner. schen Bundesländer auf den demografischen eingebüßt hat. Bayern, Baden-Württemberg 3 Die alten Bundesländer hingegen wuchsen Abwärtstrend schickte. Im Jahr 1994 erreich- oder auch Schleswig-Holstein konnten hingegen und konnten ihre Einwohnerzahl im gleichen te die Fertilitätsrate mit 0,77 den niedrigsten deutliche Zuwächse verzeichnen. Der überall Zeitraum um zweieinhalb Millionen steigern.1 jemals gemessenen Wert.4 Nach diesem sichtbare Einbruch im Jahr 2011 ist Folge der korrigierten Bevölkerungszahlen durch den Auch wenn die neuen Bundesländer in vielen „Geburtenloch“ stieg die durchschnittliche Zensus 2011. Besonders deutlich musste etwa Bereichen des demografischen Wandels Kinderzahl je Frau wieder und näherte sich Berlin seine Einwohnerzahl nach unten berichti- „Vorreiter“ bleiben, die großen Ost-West-Un- allmählich dem Westniveau an. Aktuell liegt gen, wodurch die Hauptstadt wieder unter den terschiede verschwinden allmählich und die sie im Osten mit 1,49 sogar leicht über dem Wert von 1991 gefallen ist. 5 Trends gleichen sich nach 25 Jahren Einheit bundesweiten Durchschnitt ( 2). Bevölkerungsentwicklung in den Bundesländern zunehmend an. zum Basisjahr 1991 (Datengrundlage: Statistisches Bundesamt2)

110 Bayern Schleswig-Holstein Baden-Württemberg 105 Hamburg Rheinland-Pfalz Niedersachsen Hessen 100 Nordrhein-Westfalen Berlin

Brandenburg Bremen 95

Saarland 90

Sachsen 85 Mecklenburg- Vorpommern Thüringen

80 Sachsen-Anhalt Zensusknick

75 000 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

8 So geht Einheit Der ländliche Raum 1990 – 2012 2012 – 2035 schrumpft

Zwischen 1990 und 2012 haben vierzig Prozent aller Kreise an Bevölkerung verloren. Am gravierendsten war die Entwicklung dabei in den neuen Bundesländern, wo nur 10 der 76 Kreise sich dem demografi- schen Abwärtstrend entziehen konnten. Bis 2035 dürfte sich das Schrumpfen nach Westen ausweiten und auch hier vor allem ländliche Regionen fernab der Ballungsräume erfassen.

Entwicklung der Einwohnerzahl zwischen 1990 und 2012 in Prozent und prognostizierte Bevölkerungsentwicklung bis 2035, in Prozent (Datengrundlage: BBSR8)

unter -15 -15 bis unter -10 -10 bis unter -5 -5 bis unter 0 0 bis unter 5 5 bis unter 10 10 und mehr

Einen weiteren Rückgang der absoluten Bundesländern ohne Berlin von knapp 40 auf zog. Zumal sie sich nun den Wunsch vom Kinderzahlen kann dies jedoch nicht verhin- 25, im Westen ging dieser lediglich von rund eigenen Haus im Grünen erfüllen konnten dern, zumal in den kommenden Jahren die 33 auf 31 zurück. Gleichzeitig stieg die Zahl ( 4). Erst durch eine Vielzahl an Förderpro- „halbierte Generation“ der 1990er Jahre ins der über 64-Jährigen je 100 Menschen im grammen gelang es, die Innenstädte wieder Familiengründungsalter kommt. erwerbsfähigen Alter im Osten von 23 auf 39 aufzuwerten und zumindest in einigen Groß- und im Westen von 24 auf 33.7 städten Ostdeutschlands eine Trendwende Die Abwanderung der vorwiegend jünge- herbeizuführen. ren Menschen und der Einbruch bei den Comeback der Großstädte? Geburtenzahlen spiegeln sich auch in der Für Städte wie Potsdam, Dresden, Jena oder Altersstruktur der ostdeutschen Bevölkerung In den neuen Bundesländern vollzog sich Leipzig scheinen die Zeiten schrumpfender wider, die zum Zeitpunkt des Mauerfalls in den 1990er Jahren der Bevölkerungs- Bevölkerung zumindest vorerst vorbei zu deutlich jünger war als die westdeutsche. rückgang nahezu flächendeckend. Auch die sein. Doch sie sind weiterhin klar in der Zwar altert die Bevölkerung bundesweit, aber Großstädte konnten sich dieser Entwicklung Minderheit, denn von den 132 größten anders als im Westen verschärft das Fehlen nicht entziehen.11 Sie litten noch unter den ostdeutschen Städten haben gerade einmal der jüngeren Bevölkerung diesen Prozess im Jahrzehnten sozialistischer Stadtentwick- 15 Städte diese Trendwende geschafft. In 101 Osten zusätzlich.6 So sank der Jugendquoti- lung, die um die historisch gewachsenen von ihnen herrscht hingegen seit 1990 ein ent, also die Anzahl der unter 20-Jährigen je Innenstädte herum Plattenbauten hochzog, permanenter Bevölkerungsrückgang. Einige 100 Menschen im Alter von 20 bis 65 Jahren, während die alten Häuser dort verfielen. wie Eisenhüttenstadt oder Hoyerswerda zwischen 1991 und 2013 in den neuen Als Wohnort waren die Städte damit kaum haben bereits annähernd die Hälfte ihrer attraktiv. So ist es wenig verwunderlich, dass Bevölkerung eingebüßt.12 es die Menschen unmittelbar nach der Wende ähnlich wie zuvor im Westen ins Stadtumland

Berlin-Institut 9 1995 2012 2035 Anteil der unter 20-Jährigen unter 13 13 bis unter 15 15 bis unter 17 17 bis unter 19 19 bis unter 21 21 bis unter 23 23 bis unter 25 25 und mehr

Anteil der über 59-Jährigen unter 20 20 bis unter 23 23 bis unter 26 26 bis unter 29 29 bis unter 32 32 bis unter 35 35 bis unter 38 38 und mehr

Land der Alten

In ganz Deutschland altert die Bevölkerung. Doch in Regionen, aus denen junge Menschen fortziehen, schreitet die Alterung deutlich schneller voran. Waren die neuen Bundesländer in der ersten Hälfte der 1990er Jahre noch reich an Kindern und Jugendlichen, ist hier der Anteil der unter 20-Jährigen an der Gesamtbevölkerung seitdem besonders stark gesunken. Gleichzeitig stieg jener der über 59-Jährigen. Dieser Trend dürfte sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Im Jahr 2035 könnte in einigen Kreisen wie Suhl oder Elbe-Elster mehr als jeder zweite Einwohner 60 Jahre oder älter sein. Vergleichsweise jung dürften hingegen attraktive Großstädte bleiben – in Ost und West.

Prozentualer Anteil der unter 20-Jährigen sowie der über 59-Jährigen an der Gesamtbevölkerung nach Kreisen für die Jahre 1995, 2012 und 2035 (Datengrundlage: Statistische Ämter des Bundes und der Länder9, BBSR10)

10 So geht Einheit Auch im Westen haben viele Städte mit Eine Trendwende ist derzeit nicht in Sicht. Bevölkerungsrückgang zu kämpfen. Hier sind Denn vor allem junge Landbewohner zieht es es vor allem die Großstädte, in denen früher auf der Suche nach einem Ausbildungs- und die Kohle- und Schwerindustrie beheimatet Studienplatz in die Ballungsräume, in denen war. Im Ruhrgebiet oder im Saarland gingen sie später auch eher einen Arbeitsplatz fin- durch den wirtschaftlichen Strukturwandel den, der ihren Qualifikationen entspricht. Für viele Arbeitsplätze und Einwohner verloren. die ländlichen Regionen führt dies zu einem Einige Städte wie Essen oder Dortmund doppelten Verlust. Zum einen verlieren sie haben mittlerweile auf den Wachstumspfad durch die Abwanderung direkt an Bevölke- zurückgefunden.13 Ob sie langfristig zu den rung, zum anderen gehen mit den jungen prosperierenden Großstädten wie Hamburg, Menschen zugleich auch die potenziellen München, Köln oder Frankfurt aufschließen Familiengründer und es fehlt ihnen daher an können, bleibt jedoch fraglich. Nachwuchs.

Ländliche Regionen verlieren – Damit ist die demografische Entwicklung in Ost wie West weitgehend programmiert. Nach der neu- esten Bevölkerungsvorausberechnung des Abseits dieser Ballungsräume, in den entle- Statistischen Bundesamtes dürfte zwar der genen Landstrichen, verschärft sich indes Bevölkerungsrückgang bundesweit dank der der Bevölkerungsschwund. Vorreiter waren aktuell hohen Zuwanderung etwas geringer hier die ohnehin schon dünn besiedelten Re- ausfallen als zuvor angenommen. Abzuwar- gionen in den neuen Bundesländern. Längst ten bleibt jedoch, welche Regionen davon weitet sich das Schrumpfen auch auf das profitieren ( 3).14 Setzt sich der Trend fort, frühere Bundesgebiet aus. In Nordhessen, werden es auch weiterhin eher die attrakti- der Südwestpfalz oder Oberfranken verstärkt ven Großstädte sein, die wachsen, während sich der demografische Abwärtstrend. Die ländliche Regionen weiter an Bevölkerung demografische Trennlinie verläuft damit zu- verlieren. Alte und neue Bundesländer nehmend nicht mehr zwischen Ost und West, blicken dabei in eine ähnliche demografische sondern zwischen den großen, wirtschafts- Zukunft. starken Städten und den ländlichen Regionen weitab attraktiver Zentren. Wer schrumpft, altert

Das Medianalter teilt die Bevölkerung in eine ältere und eine jüngere Hälfte. Stark schrumpfende Gemeinden haben meist auch eine vergleichsweise alte Bevölke- 65 rung. Unter den wachsenden Gemeinden Büsum gibt es viele, die relativ jung sind – vor 60 allem Universitätsstädte und Kommunen, die einen Zuzug junger Familien verzeich- 55 nen, wie Tübingen oder Freiburg. Aber Hoyerswerda auch Gemeinden mit einem höheren Anteil Friedland 50 älterer Menschen können eine stabile oder wachsende Einwohnerzahl haben, wie 45 Teltow etwa das landschaftlich attraktive Büsum, das als Alterswohnsitz beliebt ist. Aschheim 40 Bevölkerungsentwicklung in Prozent 2006 Freiburg 35 Gießen Tübingen bis 2012 und Medianalter der Bevölkerung Medianalter der Bevölkerung 2012 2012, Gemeinden ab 5.000 Einwohnern 30 (Datengrundlage: Bertelsmann Stiftung15) -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 Bevölkerungsentwicklung von 2006 bis 2012 in Prozent

Berlin-Institut 11 2 Kinderzahl Wo Eltern keinen Trauschein haben

In Deutschland werden immer weniger Kin- In den Nachkriegsjahren stiegen die Kinder- stärker in den Vordergrund. Wenn darin der geboren. Kamen 1964 – dem Jahr mit den zahlen je Frau zunächst auf beiden Seiten Kinder vorkamen, ließen sie sich bewusster höchsten Geburtenzahlen nach dem Zweiten der innerdeutschen Grenze auf den Höchst- als zuvor planen. Weltkrieg – in beiden deutschen Staaten wert von 2,5 Kindern je Frau.2 Diese in den zusammengenommen knapp 1,4 Millionen Zeiten des Friedens und des Wiederaufbaus Die Reaktion auf den Einbruch der Kinder- Kinder zur Welt, sind es heute in der gesam- entstandenen geburtenstarken Jahrgänge, die zahlen hätte indessen nicht unterschiedli- ten Bundesrepublik etwas weniger als die sogenannten Babyboomer, rücken demnächst cher ausfallen können: In Westdeutschland Hälfte.1 Dabei unterscheiden sich die durch- ins Rentenalter vor. Danach sanken die wurde die Problematik schlichtweg ignoriert. schnittlichen Kinderzahlen je Frau zwischen Kinderzahlen je Frau sowohl im früheren Bun- „Kinder bekommen die Leute immer“, befand den alten und neuen Bundesländern kaum desgebiet als auch in der DDR sehr schnell Bundeskanzler schon 1957, noch. Doch dahinter verstecken sich eine und erreichten um 1972 einen Wert von 1,5 womit Familienpolitik für die nächsten Jahr- ganze Reihe unterschiedlicher Entwicklungen Kindern je Frau. Weil zeitgleich die Antibaby- zehnte in der Bedeutungslosigkeit versank. und gesellschaftlicher Veränderungsprozes- pille – in der DDR „Wunschkindpille“ genannt Als Folge pendelte sich die Kinderzahl je Frau se, welche die Familiengründung in Ost- und – auf den deutschen Markt kam, hat sich seit Ende der 1970er Jahre bei etwa 1,4 ein. Westdeutschland bis heute prägen. für diesen Einbruch der Name „Pillenknick“ Die DDR-Regierung dagegen wurde nicht nur eingebürgert. Grund dafür war jedoch vor durch den Geburtenrückgang aufgeschreckt, allem der damalige gesellschaftliche Wandel. sondern auch durch die steigende Zahl der Die Rolle der Frauen veränderte sich und der Ausreisewilligen. Sie sah das demografi- individuelle Lebensentwurf rückte immer

Im Westen Stagnation, im Osten Anpassung Kinderzahl je Frau 2,8 Die Fertilitätsrate hat sich in den beiden deutschen Staaten unter- Babyboom schiedlich entwickelt. Während westdeutsche Frauen nach dem „Pillen- 2,6 knick“ im Schnitt durchgehend nur noch um die 1,4 Kinder bekamen, schwankte die ostdeutsche Fertilitätsrate in der zweiten Hälfte des 2,4 letzten Jahrhunderts deutlich. Wie in Westdeutschland folgte nach dem „Babyboom“ der „Pillenknick“. Doch durch gezielte Fördermaß- 2,2 nahmen stieg die Kinderzahl je Frau in den 1970er und 1980er Jahren Honecker-Buckel zunächst wieder an („Honecker-Buckel“). Vor der Wende sanken die 2,0 durchschnittlichen Kinderzahlen jedoch und fielen in den Jahren nach Ost der Wende in das sogenannte „Geburtenloch“. Erst um die Mitte der 1,8 2000er glichen sich die Fertilitätsraten in Ost- und Westdeutschland wieder an. Heute bekommen Frauen in den neuen Bundesländern 1,6 durchschnittlich sogar wieder mehr Kinder als Frauen in den alten Bun- Pillenknick West desländern, was vor allem an der geringeren Rate der Kinderlosen liegt. 1,4

1,2 Zusammengefasste Geburtenziffern (Fertilitätsrate) in West- und Deutschland Ostdeutschland, 1950 bis 2013 (Datengrundlage: Statistisches Bundesamt9. Westdeutschland ab 1990 1,0 ohne Berlin, Ostdeutschland ab 1990 einschließlich Berlin; 1950 bis 1989 bezogen auf Frauen von 15 bis 44 Jahre, ab 1990 auf Frauen von 0,8 15 bis 49 Jahre. Die Berechnungen für 2011 beruhen noch auf der alten Geburtenloch Bevölkerungszahl aus der Fortschreibung früherer Volkszählungen) 0,6 1950 1950 1952 1954 1956 1958 1960 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012

12 So geht Einheit sche Ende des sozialistischen Experiments in Prozent Kinderlosigkeit vor allem im kommen und versuchte gegenzusteuern, 25 Westen verbreitet indem sie Anreize zur Steigerung der Gebur- tenzahlen setzte: Sie hob das Kindergeld an, Kinderlosigkeit, vor allem auch die ge- wünschte, ist in Westdeutschland merklich 20 baute die Betreuungsmöglichkeiten aus und weiter verbreitet als in Ostdeutschland. schuf Vergünstigungen für Familien, die in Im Jahr 2012 hatte nahezu jede vierte der vorherrschenden Mangelwirtschaft ihre westdeutsche Frau im Alter zwischen 40 15 und 44 Jahren keine Kinder – unter den Wirkung nicht verfehlten. Paare konnten ostdeutschen Frauen war dagegen nur etwa beispielsweise „Ehekredite“ erhalten, deren jede siebte kinderlos geblieben. Da ein Kin- Rückzahlung sie mit der Geburt eines jeden derwunsch jenseits dieses Alters nur noch 10 Kindes reduzieren – „abkindern“ –, beim sehr selten umgesetzt wird, dürfte kaum eine dieser Frauen noch eine Mutterschaft dritten sogar ganz tilgen konnten. Daraus erleben. resultierte zunächst ein Geburtenanstieg auf 5 1,9 Kinder je Frau, der gelegentlich unter der Anteil kinderloser Frauen nach Alters- Bezeichnung „Honecker-Buckel“ firmiert. gruppe/Geburtsjahrgang im Jahr 2012, in Prozent Doch die Wirkung dieser Maßnahmen hielt 0 (Datengrundlage: Statistisches Bundesamt8) nicht lange an. Denn der Zuwachs war vor 70 - 75 65 - 69 60 - 64 55 - 59 50 - 54 45 - 49 40 - 44 West allem dadurch zustande gekommen, dass 1937 - 1943 - 1948 - 1953 - 1958 - 1963 - 1968 - 1942 1947 1952 1957 1962 1967 1972 Ost die Frauen in jüngerem Alter und in kürzeren Alter/Geburtsjahr der Frauen Abständen, aber nicht mehr Kinder bekamen. So sank die Kinderzahl je Frau bald wieder auf ähnlich niedrige Werte wie zuvor. Die deutlichsten Unterschiede zwischen kinderlosen Frauen zwischen 20 und 39 ost- und westdeutschen Müttern finden sich Jahren äußerten 2003 im Westen 40 Prozent Kurz bevor die Mauer fiel, bekamen die heute noch beim Anteil der außerehelichen keinen eigenen Kinderwunsch, im Osten Frauen in der DDR durchschnittlich 1,6 Geburten. Dieser war in der ehemaligen dagegen nur 26 Prozent. Eine Ursache dafür Kinder, während der Westen auf knapp 1,4 DDR schon in den 1970er Jahren rasant könnte sein, dass westdeutsche Frauen nach Kinder je Frau kam. Doch unmittelbar nach angestiegen, vor allem nach der Einführung wie vor von dem traditionelleren Modell der Wiedervereinigung sackte der Wert im einer einjährigen Erziehungspause bei voller geprägt sind, nach dem die Familiengrün- Osten rapide auf einen absoluten Tiefstand Lohnfortzahlung. Diese konnten unverheira- dung mit einer (Hausfrauen-)Ehe verknüpft von knapp 0,8 ab. Dieses „Geburtenloch“ tete Frauen schon bei der Geburt des ersten ist. Lange galten Frauen, die ihrem Beruf der Nachwendezeit geht vor allem auf die Kindes in Anspruch nehmen, verheiratete nachgehen, anstatt sich ganztägig um ihren Unsicherheit der Menschen angesichts der Mütter jedoch erst mit dem Zweitgeborenen. Nachwuchs zu kümmern, im Westen als dramatischen gesellschaftlichen Umbrüche Zwar wurde 1986 das „Babyjahr“ auf alle „Rabenmütter“, in manchen Gegenden mag zurück. Viele junge Frauen entschieden sich, Erstlingsmütter ausgeweitet, doch da lag der dies sogar bis heute so sein. Unter diesem mit dem Heiraten und dem Kinderkriegen Anteil der unehelich geborenen Kinder schon gesellschaftlichen Druck fällt es vor allem gut erst einmal abzuwarten. Ähnlich wie die Frau- bei 30 Prozent.6 Für ostdeutsche Frauen war ausgebildeten Frauen schwer, Kinder in ihre en im Westen schoben sie die Familiengrün- es offenbar so sehr zur Normalität gewor- Lebensplanung aufzunehmen. 2012 waren im dungsphase nun auf – zwangsläufig, denn die den, sich unabhängig von einem Trauschein gesamtdeutschen Durchschnitt 20 Prozent Ausbildungszeiten verlängerten sich und es für Kinder zu entscheiden, dass sie auch der damals 45- bis 49-jährigen Frauen kin- wurde auch für sie schwieriger, Familie und nach der Wende nicht das traditionellere derlos geblieben, unter den Akademikerinnen Beruf zu vereinbaren.3 Hatten im Osten die westdeutsche Familienmodell übernahmen. sogar 28 Prozent. Dabei liegen die Anteile in politisch motivierten Anreize für eine frühe Vielmehr stieg die Quote der nichtehelich ge- den alten Bundesländern deutlich höher als Mutterschaft nachhaltig dafür gesorgt, dass borenen Kinder in den neuen Bundesländern in den neuen. Ostdeutsche Frauen profitieren Frauen ihr erstes Kind schon mit 22 oder weiter an. Sie liegt heute bei 62 Prozent. In offenbar bis heute von dem sozialistischen 23 Jahren bekamen – im Schnitt drei Jahre den alten Bundesländern stammen dagegen Frauenbild der DDR, in dem Kinder und be- früher als im Westen –, stieg nun das Alter nur 29 Prozent der Kinder von unverheirate- rufliche Selbstverwirklichung zusammenge- der Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes ten Müttern, überwiegend von jungen Frauen hörten. Damit stehen sie Frauen aus Ländern rasant an.4 Heute liegt es bei durchschnittlich unter 24 Jahren ( 6).7 mit einer fortgeschrittenen Gleichstellung der 28 Jahren und damit nur noch leicht unter Geschlechter – wie Frankreich oder Schwe- dem durchschnittlichen Alter westdeutscher Westdeutsche Frauen bleiben dagegen eher den – deutlich näher als viele westdeutsche Erstgebärender von etwas über 29 Jahren.5 kinderlos, viele von ihnen freiwillig: Von den Frauen ( 11).

Berlin-Institut 13 3 Zuwanderung Mehr Vorurteile dort, wo weniger Migranten sind

Zuwanderung hat in Deutschland Tradition. Nach dem Kriegsende 1945 kamen rund 12,5 Bei der Zuwanderung ist Deutschland Millionen Flüchtlinge und 11 Millionen Ver- noch immer gespalten triebene in das flächenmäßig geschrumpfte Die Gruppe der Migranten ist keinesfalls gleichmä- Land. Mit der Teilung Deutschlands ent- ßig über das Land verteilt. In den Ballungsräumen wickelte sich die Zuwanderung in Ost und Berlin, Hamburg und Bremen sowie in den großen West unterschiedlich. Die DDR hatte von Flächenstaaten Nordrhein-Westfalen, Hessen und Anfang an dagegen anzukämpfen, dass viele Baden-Württemberg liegt der Migrantenanteil bei über 25 Prozent, in den ostdeutschen Flächenländern ihrer Bewohner das Land verlassen woll- dagegen beträgt er nur zwischen 4 und 5 Prozent.9 ten. Zwischen 1949 und 1961 emigrierten Da Neuzuwanderer sich bevorzugt dort niederlassen, mindestens 2,7 Millionen DDR-Bürger. Erst wo sie die Chance auf eine Arbeitsstelle haben und der Bau der Mauer im Jahr 1961 stoppte wo sich schon Menschen aus ähnlichen Herkunfts- 1 regionen finden, profitieren wirtschaftsstarke diesen Strom. Um die Lücken auf dem Regionen und Städte auch heute noch überpro- Arbeitsmarkt zu füllen, warb die DDR Kräfte portional von der Zuwanderung. Periphere und aus den sozialistischen Bruderstaaten an. Bis strukturschwache Räume im Osten und Westen des Mitte der 1980er Jahre kamen etwa 500.000 Landes haben Zuwanderern dagegen wenig zu bieten. Die deutschen Schrumpfregionen schaffen es somit Personen, unter anderem aus Polen, Kuba, bis 5 nicht, ihre Bevölkerungsverluste durch Zuwanderung Mosambik, Angola und China.2 Ihr Aufenthalt 5,1 bis 10 auszugleichen. war zeitlich strikt begrenzt und der Aus- 10,1 bis 15 15,1 bis 20 Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund an tausch mit der einheimischen Bevölkerung der Gesamtbevölkerung in Prozent nach Bundeslän- 20,1 bis 25 ausdrücklich nicht erwünscht. Zur Wende dern, 2013 lebten nur gut 190.000 Ausländer in der über 25 (Datengrundlage: Statistisches Bundesamt16) DDR, etwa ein Prozent der Bevölkerung.3 Viele von ihnen kehrten auf Wunsch und mit finanzieller Unterstützung der Bundesregie- onen. Mit der Ölkrise und dem einsetzenden Direkt nach der Wende prägten hauptsäch- rung in ihre Heimat zurück. Erst im Jahr 1993 Konjunktureinbruch Anfang der 1970er Jahre lich Aussiedler (seit 1993 Spätaussiedler beschloss die Regierung eine Bleiberechtsre- verhängte die Regierung einen „Anwer- genannt) die Zuwanderung, also deutsch- gelung unter bestimmten Voraussetzungen.4 bestopp“. Die bis dahin in Deutschland stämmige Minderheiten aus dem ehemali- lebenden Gastarbeiter durften jedoch bleiben gen Ostblock. Bis heute sind mehr als vier Auch der Westen litt in den Zeiten des Wirt- und auch ihre Familien nachholen. Aus einem Millionen Aussiedler in die Bundesrepublik schaftswunders der 1950er und 60er Jahre vorübergehenden Arbeitsaufenthalt wurde eingewandert.7 Sie bilden die mit Abstand an Arbeitskräftemangel und begann, gezielt damit eine dauerhafte Einwanderung, die po- größte Migrantengruppe in Deutschland – Menschen aus anderen Ländern als Gastar- litisch jedoch weder gewollt war noch durch weit vor den Menschen türkischer Herkunft. beiter anzuwerben – in größeren Dimensio- Integra-tionsmaßnahmen unterstützt wurde.5 Als einzige Gruppe haben sie sich im ganzen nen als die damalige DDR. In den Hochzeiten Zudem machten in Westdeutschland seit den Land niedergelassen – auch weil ihre Ansied- der Zuwanderung verzeichnete die alte Bun- 1980er Jahren Flüchtlinge einen erheblichen lung staatlich gelenkt wurde. desrepublik ein jährliches Zuwanderungsplus Teil der Zuwanderung aus. Zwischen 1980 von mehr als 500.000 Personen. Bis 1973 und 1990 wurden im jährlichen Mittel mehr stieg die Zahl der Ausländer auf fast 4 Milli- als 70.000 Asylanträge gestellt.6

14 So geht Einheit Von 1994 an gingen die Zuwanderungszahlen jüngeren Jahrgangsstufen sogar bis zu einem Arbeitsmarkt nur schwer behaupten. Im Wes- stetig zurück. Ein Grund war die Verschärfung Drittel.8 Die Mehrheit dieser jungen Menschen ten zeigt sich das niedrige Bildungsniveau des Asylrechts, mit der die Bundesregierung kennt Migration nur aus familiären Erzählun- der ehemaligen Gastarbeiter noch deutlich in auf den anhaltenden Zustrom aus ärmeren gen. Sie selbst sind zumeist schon in Deutsch- den nachfolgenden Generationen. Doch sie Weltregionen und aus dem zerfallenden land geboren und besitzen in der Regel auch profitieren zumindest in den wirtschaftsstar- Jugoslawien reagierte. Die Gesetzesände- den deutschen Pass. ken Regionen vom stabilen Arbeitsmarkt.10 rungen spiegelten die in Öffentlichkeit und Politik vorherrschende reservierte Haltung Integrationspolitik und Willkommens- Die Einstellungen gegenüber Migranten gegenüber Zuwanderung wider. Doch es kultur in Ost und West unterscheiden sich ebenfalls. So wird die kamen auch kaum noch Arbeitsmigran- Integrationsbereitschaft der einheimischen ten. In den Rezessionsjahren 2008/2009 Vor der Wende hatten weder West- noch Bevölkerung in den ostdeutschen Bundes- wanderten sogar mehr Menschen ab als zu. Ostdeutschland viel Erfahrung mit einer poli- ländern als geringer eingestuft als in den Erst als sich die Wirtschaft erholte und ein tisch geförderten Integration von Migranten westdeutschen – und zwar von Ostdeutschen deutlicher Fachkräftemangel abzusehen war, gesammelt. Daran änderte sich auch in den mit wie ohne Migrationshintergrund.11 Auch erweiterte Deutschland die Einwanderungs- Jahren danach nicht viel. Integration fand, von rechtsextreme Meinungen kommen im Osten möglichkeiten wieder. Die Nettozuwanderung den Menschen selbst betrieben, dennoch statt, häufiger vor.12 Zudem driften die beiden steigt seitdem stark an. Vorläufige Zahlen für allerdings je nach Region unterschiedlich. Landesteile bezüglich ihrer Vorbehalte 2014 verweisen auf ein Plus von 470.000 auseinander: 2012 gab es kaum Unterschiede Migranten – der höchste Wert seit 1993. Wissenschaftlich gemessen wird der Erfolg in der Willkommenskultur zwischen Ost- und Davon kommen mindestens zwei Drittel aus von Integration erst seit einigen Jahren und Westdeutschland; 2015 sagte nur jeder EU-Staaten. Heute leben in Deutschland etwa mit unterschiedlichen Methoden, so dass es zweite Ostdeutsche, dass Zuwanderer in der 16,5 Millionen Menschen mit Migrations- keine Vergleiche der Integrationssituation vor Bevölkerung willkommen seien, während es hintergrund, also Ausländer sowie deutsche und nach der Wende gibt. Anhand der sozio- in Westdeutschland zwei von drei waren.13 Staatsbürger, die selbst zugewandert sind ökonomischen Lage von Migranten lassen Bleibt es bei dieser Tendenz, kann Zuwan- oder einen ausländischen oder selbst zuge- sich aber Unterschiede zu beiden Seiten der derung kaum als erfolgreiche Strategie zur wanderten Elternteil haben. Sie machen ein ehemaligen Grenze feststellen. Im Osten Abfederung des fortgeschrittenen demo- Fünftel der Gesamtbevölkerung aus, in den weisen Migranten deutlich bessere Bildungs- grafischen Wandels in den ostdeutschen abschlüsse auf als die einheimische Bevölke- Bundesländern dienen. rung, können sich aber auf dem schwachen Trotz Verbesserungen Fremdenfeind- lichkeit im Osten höher Ablehnung Zustimmung Extremmeinungen gegen Ausländer sind bei Men- schen im Westen deutlich schwächer ausgeprägt Ausländer begehen als bei jenen im Osten. Diese neigen nicht nur häu ger Stra aten anteilig stärker dazu, Ausländer in Deutschland mit negativen Auswirkungen zu verbinden. Sie lehnen auch deutlich häufiger mögliche positive Ausländer nehmen Deutschen Auswirkungen ab. Mangelnde Erfahrung im die Arbeitsplätze weg Zusammenleben mit Ausländern ist eine der Ursachen für die Vorbehalte. So gaben 2012 nur 17 Prozent der Menschen im Osten an, Kontakte zu Ausländer verknappen Ausländern in der Familie zu haben (Westen: 36 unsere Wohnungen Prozent), 18 Prozent in der Nachbarschaft (Wes- ten: 51 Prozent) und 33 Prozent am Arbeitsplatz (Westen: 62 Prozent).14 Ausländer unterstützen unser Rentensystem Anteile der maximalen Zustimmung (Skalenwerte 6 und 7 von 7) oder Ablehnung (Skalenwerte 1 und Ausländer bereichern 2 von 7) zu bestimmten Aussagen, in Prozent unsere Kultur (Datengrundlage: Allbus15)

1996 - West Ausländer scha­en 2006 - West Arbeitsplätze 1996 - Ost 2006 - Ost -60 -40 -20 0 20 40 60 in Prozent

Berlin-Institut 15 4 Binnenwanderung Zuerst in den Westen, dann in die Stadt

In ihrem jährlichen Bericht zum Stand der in Tausend Viele gingen, wenige kamen deutschen Einheit kam die Bundesregierung 300 2013 erstmals zu dem Ergebnis, die seit der Umzüge von Ost (einschl. Berlin) nach West Zu Beginn der 1990er Jahre zog 250 es besonders viele Ostdeutsche Wiedervereinigung anhaltende Abwanderung 200 gen Westen, vor allem auf der aus dem Osten sei beendet.1 Doch nur für die Suche nach Arbeit. Zur Mitte des wenigsten ostdeutschen Regionen bedeutete 150 Jahrzehnts flaute die Abwande- rungswelle aufgrund des Booms dies wirklich eine Trendwende. Denn an die 100 in der ostdeutschen Bauwirtschaft Umzüge von West nach Ost (einschl. Berlin) Stelle der Ost-West-Wanderung ist ein neuer ab, um dann bis zu ihrem zweiten Trend getreten: Vielerorts kehren überwie- 50 Höhepunkt im Jahr 2001 wieder gend junge Menschen ihrer ländlichen Hei- 0 anzusteigen. Seitdem sinkt die Zahl der Fortzüge und nähert sich mat den Rücken, um in eine Stadt zu ziehen. -50 jener der Zuzüge an. Der Ost-West- Bilanz Ost-West Wanderungssaldo war 2012 nahezu Als im November 1989 die Mauer fiel, er- -100 ausgeglichen. öffnete das den DDR-Bürgern eine bis dahin -150 Wanderungen zwischen den neuen weitgehend versperrte Möglichkeit: Sie konn- -200 Bundesländern einschließlich Berlin ten ihren angestammten Wohnort verlassen und dem früheren Bundesgebiet und anderswo ihr Glück suchen. Die Befürch- 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 1991 bis 2012 tung, es könnte binnen weniger Monate zu (Datengrundlage: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung3) einer Massenabwanderung aus dem Osten Deutschlands kommen, bewahrheitete sich zwar nicht. Aber seit der Wende haben die neuen Bundesländer unterm Strich rund 1,8 Zuerst gehörten vor allem die westlichen Jung und qualifiziert Millionen Menschen an den Westen verloren, Gebiete in räumlicher Nähe zu den neuen allein in den Jahren 1989 und 1990 jeweils Bundesländern wie Nordhessen, Oberfranken Vor allem jüngere Menschen verließen ihre fast 400.000. In den folgenden Jahren ebbte oder Hamburg samt Umland zu den bevor- ostdeutsche Heimat und machten sich auf in der Wanderungsstrom gen Westen zwar ab, zugten Wanderungszielen der Zuzügler aus den Westen. Die Fortzugsrate unter den 18- in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre setzte dem Osten. Weniger Ostdeutsche ließen sich bis 25-Jährigen (Bildungswanderer) und den jedoch eine zweite Abwanderungswelle ein, in den weiter entfernten Regionen nieder, 25- bis 30-Jährigen (Berufswanderer) war die 2001 ihren Höhepunkt erreichte. Seitdem etwa im Rheinland, im Rhein-Main-Gebiet deutlich höher als in den übrigen Altersgrup- geht die Abwanderung aus dem Osten zurück oder im Großraum Stuttgart – und das, pen.5 Dies überrascht wenig, da die Men- und der Saldo zwischen Ost und West ist obwohl diese einen attraktiven Arbeits- schen in diesem Alter überall in Deutschland derzeit nahezu ausgeglichen.2 Dennoch markt boten. Ab Mitte der 1990er bis zur am mobilsten sind. Der Osten nahm jedoch in können nur wenige ostdeutsche Kreise eine Jahrtausendwende verschoben sich dann den 1990er Jahren vor allem als Herkunfts- Nettozuwanderung verbuchen. die Wanderungsströme. Die wirtschaftlich region an diesem Wanderungsaustausch teil.6 starken Regionen wie München, Stuttgart, Junge Westdeutsche zog es selten in die neu- das Rhein-Main-Gebiet oder Köln verbuchten en Bundesländer. Zwischen 1991 und 2006 deutliche Zuwächse aus den neuen Bun- ging über die Hälfte der Wanderungsverluste desländern. Einzig Bonn verlor im Zuge des Ostdeutschlands auf junge Erwachsene im Regierungsumzugs nach Berlin Einwohner an Alter zwischen 18 und 30 Jahre zurück. Junge die neuen Bundesländer.4

16 So geht Einheit Erst ins Umland, dann in die Städte 1995 2003 2012

Mitte der 1990er Jahre verloren viele Städte noch Einwohner durch Abwanderung. Die Menschen zog es auf der Suche nach einem Haus im Grünen in das Umland. Städte wie Dresden, Berlin oder Köln mussten Wanderungsverluste verkraften. Seitdem sind Städte wieder deutlich lebenswerter geworden und die Wanderungsbe- wegungen haben sich weitgehend umgekehrt. Heute wirken die Großstädte wie Magnete – gerade auf junge Menschen. Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern haben sich Großstädte wie Dresden, Leipzig oder Erfurt zu Wachstumsinseln in einem Meer des Schrump- fens entwickelt.

Binnenwanderungssaldo pro 1.000 Einwohner der Kreise und kreisfreien Städte in den Jahren 1995, 2003 und 2012 (Datengrundlage: BBSR13)

unter -5 Der anhaltende Männerüberschuss unter den Jägerzaun ist aber zum Teil schon wieder -5 bis unter -1 Zuzüglern sorgte für ein massives Ungleich- verflogen und einige der Gebiete, die nach -1 bis unter 1 gewicht im Geschlechterverhältnis. Das der Wende mit Einfamilienhäusern zugebaut 1 bis unter 5 betraf 2005 fast alle ostdeutschen Regionen wurden, verlieren nun Bewohner. Kurze 5 und mehr mit Ausnahme weniger Universitätsstädte. In Wege zum Arbeitsplatz und die Aufwertung einigen Landkreisen wie Elbe-Elster, Parchim der Stadtkerne haben viele Menschen in die oder Demmin kamen in der Altersgruppe der Zentren zurückgelockt, vor allem nach Berlin, Menschen mit Abitur oder Fachhochschulrei- 18- bis 29-Jährigen auf 100 Männer keine 80 Leipzig oder Dresden. fe waren überproportional häufig unter den Frauen.10 Wanderern vertreten. Ihre Altersgenossen mit Im Osten und Westen gleichen sich Hauptschulabschluss waren deutlich seltener Raus aus den Städten die Wanderungsmuster an bereit, anderswo einen Ausbildungsplatz oder einen Job zu suchen.7 Der Osten verlor Während die einseitige Ost-West-Wanderung Damit werden sich die Wanderungsbewe- seine besten Köpfe, was zwar vorübergehend nach der Wiedervereinigung ein großes öf- gungen in Ost und West immer ähnlicher: den Arbeitsmarkt entlastete, aber langfristig fentliches Thema war, fand ein weiterer Trend Bundesweit verstärkt sich die Landflucht ein großer Verlust für die Wirtschaft war. lange wenig Beachtung. In Ostdeutschland aus den dünn besiedelten und entlegenen zog es die Menschen zunächst aus den gro- Regionen, wobei sie im Osten bereits die Eine Folge der Wanderungsbewegungen ßen Städten ins Umland. Diese Entwicklung Landkreise im Umland der Städte erfasst. war ein Mangel an jungen Frauen im Osten. hatte sich in Westdeutschland bereits seit Im Wesentlichen gibt es dafür zwei treiben- Bereits im Jahr 1995 gab es in der Alters- den 1960er Jahren gezeigt. Trotz der zeitli- de Kräfte: Zum einen zieht es viele junge gruppe der 18- bis 29-Jährigen etwa zehn chen Verzögerung ähnelten sich die Gründe Menschen zum Studium und auf der Suche Prozent mehr Männer als Frauen.8 Grund für die sogenannte Suburbanisierung: Es war nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz hierfür war allerdings nicht, dass Frauen ihre der Wunsch nach dem „Wohnen im Grünen“, in die wenigen großen Zentren. Zum anderen Heimat häufiger Richtung Westen verließen der die Menschen in West wie Ost aus den verlassen die Menschen die Städte heute als Männer, sondern dass umgekehrt deutlich Zentren trieb; im Osten war das erst nach der seltener, um sich zur Familiengründung im mehr Männer aus dem Westen in den Osten Wende möglich. An die Stelle des staatlich Umland niederzulassen.14 Gleiches lässt sich zogen. Ihr Anteil unter den Wanderern gen geplanten Wohnungsbaus mit großen Plat- auch in den alten Bundesländern beobach- Osten lag etwa im Jahr 1991 bei annähernd tenbauten traten nun Einfamilienhäuser vor ten. Dort ziehen die Bewohner aus Regionen 70 Prozent.9 Viele von ihnen dürften Rück- den Toren der Städte.11 Kreise im Umland der wie Nordhessen, dem Sauerland, Oberfran- kehrer gewesen sein, die sich zuvor in den großen Zentren wie Bad Doberan bei Rostock ken oder der Eifel fort und landen in den wirt- Westen aufgemacht, dort aber vermutlich oder der Halle umschließende damaligen schaftlich attraktiven Ballungsräumen. Nach weniger Wurzeln geschlagen hatten als die Saalkreis gewannen deutlich an Einwoh- der Ost-West-Wanderung ist also längst die Frauen oder beruflich nicht zufrieden waren. nern hinzu – zu Lasten vieler ostdeutscher Land-Stadt-Wanderung in den Vordergrund Großstädte.12 Der Traum vom Eigenheim mit gerückt – und zwar bundesweit.

Berlin-Institut 17 5 Partnerwahl Im Bett kaum noch Mauern

„Wir wollen doch einfach nur zusammen Gelegenheit macht Liebe Fest steht, dass Ost- und Westdeutsche sein“, sang der Musiker Udo Lindenberg 1973 sich immer stärker vermischen. Millionen über die Unmöglichkeit, mit einem „heißen Verschiedentlich finden sich Hinweise darauf, Menschen haben zumindest eine Zeitlang auf Mädchen aus Ost-Berlin“ mehr als nur eine dass Ostfrauen eher mit Westmännern der jeweils anderen Seite gelebt. Vielen von kurze Affäre einzugehen.1 Partnerschaften zusammenfanden.4 Dies erklärt sich zum ihnen fällt es schwer, sich klar als Ossi oder zwischen DDR-Bürgern und Bewohnern der Teil aus den geschlechtsspezifischen Wessi zu verorten – eher sind sie sogenannte alten Bundesrepublik waren, bedingt durch Wanderungssalden: Während etwa gleich Wossis. Für alle gilt, dass die Ansprüche an Mauer und Stacheldraht, extrem selten. Erst viele Männer wie Frauen von Ost nach West den richtigen Partner enorm gestiegen sind, seit 1989 können Männer und Frauen aus Ost zogen, gab es Anfang der 1990er Jahre einen wodurch Beziehungen häufiger als früher und West problemlos zueinanderfinden. deutlichen Überhang von Männern, die sich, nur auf Zeit eingegangen werden.6 Niedrig teils als Rückkehrer, von West nach Ost qualifizierte Männer und hoch gebildete Wie häufig das heute tatsächlich geschieht, aufmachten. Manche ostdeutschen Regionen Frauen haben dabei die schlechtesten Karten ist indessen nicht leicht zu ermessen. weisen daher bis heute ein europaweit – Bildung beeinflusst die Partnerwahlchan- Amtliche Daten zu Liebesbeziehungen gibt einmaliges großflächiges Frauendefizit unter cen von Männern positiv, die der Frauen ten- es nicht. Und bei Heiraten erfassen die Stan- jungen Erwachsenen auf ( 4). Dadurch sind denziell negativ.7 Am meisten verschlechtert desämter lediglich den aktuellen Wohnort dort die Partnerwahlchancen für Männer hat sich die Situation für niedrig qualifizierte der Brautleute, aber nicht die ursprüngliche gesunken.5 Männer, sie bleiben deutlich häufiger partner- Herkunft. Demnach werden lediglich 1,6 Pro- und auch kinderlos als früher. zent aller neu geschlossenen Ehen zwischen Die Aussichten, eine Partnerin zu finden, einem ost- und einem westdeutschen Partner haben sich für Männer im Osten zudem Reich und schön geht am besten geschlossen. Eine aktuelle Studie schätzt durch den sogenannten „Marriage Squeeze“ den Anteil von Ost-West-Partnerschaften verschlechtert: Der starke Geburteneinbruch Danach gefragt, was ihnen bei der Partner- an allen innerdeutschen nichtehelichen nach 1989 führte dazu, dass sich die Stärke wahl wichtig ist, unterscheiden sich Männer Lebensgemeinschaften auf 11 Prozent. Ihre der Geburtsjahrgänge für einige Jahre gegen- und Frauen deutlich stärker voneinander als Verbreitung nahm demnach seit 1990 stetig über vorher halbierte. Das typische Partner- Ost- und Westdeutsche.8 Dabei bestätigt sich zu und die meisten Ost-West-Paare leben wahlmuster heterosexueller Männer besteht das Muster, das sich auch in internationalen in Berlin.2 Genauso wahrscheinlich wie darin, sich nach einer jüngeren oder höchs- Studien findet: Männer legen etwas mehr ost-westdeutsche Partnerschaften nach der tens gleichaltrigen Frau umzusehen. Der Wert auf Schönheit und wählen im Schnitt Wende sind mittlerweile Partnerschaften von Heiratsmarkt für die Ende der 1980er Jahre jüngere Partnerinnen, Frauen achten eher auf einheimischen Deutschen mit Personen mit geborenen ostdeutschen Männer war somit Status.9 Migrationshintergrund: Von letzteren lebten doppelt beeinträchtigt: Erstens fanden sich 2013 in Deutschland 16,5 Millionen – 16,7 in den fraglichen, etwas jüngeren Frauenjahr- Millionen Einwohner zählte 1988 die DDR.3 gängen höchstens halb so viele potenzielle Partnerinnen wie für die vorangehenden Generationen. Zweitens verschärfte sich dies noch durch das herrschende Frauendefizit.

18 So geht Einheit Da Westdeutsche im Durchschnitt mehr Ostfrauen 4,0 verdienen, größere Vermögen besitzen und zudem häufiger Erbschaften zu erwarten ha- eher West selbstbewusst ben als Ostdeutsche ( 13), haben Westmän- ner im Vergleich zu Ostmännern tendenziell 3,5 bessere Chancen auf dem Partnermarkt. karriereorientiert 2002 ging eine Studie der Frage nach, welche gute Bildung von mir unabhängig Merkmale Studierende in Berlin eher Frauen schön gutes tolerant 10 oder Männern in Ost wie West zuschrieben. 3,0 Benehmen Dabei fanden über 80 Prozent der Befragten, dass Eigenschaften wie „schöner Körper“, beide gleich „gute Essmanieren“ oder „erotisch“ auf gutes Verhältnis zur Familie Ossis und Wessis gleichermaßen zutreffen. ähnliche kulturelle Präferenzen 2,5 Dagegen sahen nur 40 Prozent keinerlei zuverlässig Unterschiede bei Merkmalen wie „Fremd- sprachenkenntnisse“, „Selbstbewusstsein“ und „Weltoffenheit“. eher Ost 2,0 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 Geht es also mehr in die Einzelheiten, finden unwichtig sehr wichtig sich doch Ost-West-Unterschiede: Der Studie 4,0 von 2002 zufolge verbinden etwa Ostfrauen Westfrauen positive Eigenschaften wie Zuverlässigkeit oder Einfühlungsvermögen eher mit den eher West Ostmännern; bei ähnlichen politischen und selbstbewusst gute Bildung kulturellen Interessen fühlen sie sich diesen 3,5 gutes karriereorientiert Benehmen tolerant stärker verbunden. Selbstbewusstsein, ähnliche kulturelle Präferenzen Bildung und Karriereorientierung schreiben schön sie hingegen eher den Westmännern zu. von mir unabhängig Westfrauen äußern zwar die wenigsten 3,0

Vorurteile, trauen aber insgesamt den West- beide gleich zuverlässig männern mehr zu als den Ostmännern. Auch sie assoziieren vor allem beruflichen Erfolg, gutes Verhältnis zur Familie hohes Einkommen und gute Bildung stärker 2,5 mit Westmännern. Dennoch lehnen Westfrau- en Ostmänner nicht offen ab. Ein Grund dafür könnte das sogenannte Partnerwahlparadox sein: Einerseits bevorzugen Frauen in Kon- eher Ost 2,0 taktanzeigen oder Video-experimenten ein- 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 deutig Männer mit hohem Status, behaupten unwichtig sehr wichtig aber andererseits, diese Merkmale spielten nur eine untergeordnete Rolle.11 Wahrschein- Bei der Partnerwahl zählt Zuverlässigkeit am meisten licher ist jedoch die simple Erklärung, dass Westfrauen seltener mit Ostmännern in Ost- wie Westfrauen ist bei der Wahl eines Partners Zuverlässigkeit am wichtigsten: 12 Auf einer Skala von 1 bis 5 erreicht diese Eigenschaft bei beiden fast die Höchstbe- Kontakt kommen. wertung 1. Beide schreiben dieses Merkmal eher Ostmännern zu, Ostfrauen allerdings noch deutlicher als ihre westlichen Geschlechtsgenossinnen. Karriereorientierung, gute Bildung und Selbstbewusstsein hingegen ordnen Ost- und Westfrauen einhellig und ähnlich stark ausgeprägt Westmännern zu.

Welche Eigenschaften sind Ihnen bei Männern besonders wichtig? Und welche davon schreiben Sie eher Ost- beziehungsweise Westmännern zu? Ergebnisse einer Erhebung unter Frauen aus Ost- und Westdeutschland 2010 (Datengrundlage: Rösler 201013)

Berlin-Institut 19 6 Lebensformen Familien werden auch im Westen Seltener

In den vergangenen 25 Jahren sind die Noch keine Gesellschaft von der wird jedoch künftig deutlich wachsen, Haushalte in Deutschland – in Ost wie West Einzelgängern wenn die in den Babyboomjahren Geborenen – kleiner geworden. In ihnen leben heute ins Rentenalter kommen. Denn diese sind im Schnitt zwei Personen. Dabei ist die Somit lebt mit 41 Millionen eine knappe häufiger als frühere Jahrgänge unverheiratet Familie seit wenigen Jahren nicht mehr die Mehrheit der Menschen allein, mit Partner und kinderlos geblieben. dominierende Lebensform der Menschen: oder in anderen nichtfamiliären Wohn- oder Von den insgesamt knapp 40 Millionen Lebensgemeinschaften. Am meisten verbrei- Vor allem aber leben heute Menschen im Haushalten fallen 11,5 Millionen unter die tet ist der Paarhaushalt, mit oder ohne Ehe. jüngeren und mittleren Alter häufiger als Rubrik Familien, das heißt, dass mindestens Die Alleinlebenden machen etwa ein Fünftel früher – zumindest zeitweise – ohne Partner ein Elternteil mit mindestens einem ledigen der Bevölkerung aus. Noch ist Deutschland und Kind. Darunter finden sich Dauersingles, (leiblichen, adoptierten, Stief- oder Pflege-) also keine Gesellschaft von Einzelgängern, die auch im höheren Erwachsenenalter keine Kind zusammenlebt. Diese Familien machen auch wenn es heute mehr Singles gibt als in feste Bindung eingehen, ebenso wie junge mit 39 Millionen Menschen etwas weniger als den 1990er Jahren.1 Die Zunahme geht zu Leute vor der Familiengründung. Sie führen die Hälfte der Bevölkerung aus. einem kleinen Teil auf das Konto der gesell- ihren Einzelhaushalt überwiegend freiwil- schaftlichen Alterung: Etwas mehr als ein lig. Ein gutes Viertel der Alleinlebenden ist Drittel der Alleinlebenden zählt 65 Jahre oder dagegen verwitwet, fast genauso viele sind mehr. Der Anteil älterer und alter Alleinleben- Allein leben: nicht immer freiwillig

Die Zahl der Single-Haushalte hat seit der Wende deutschlandweit stark 1991 2013 zugenommen. Dabei leben Menschen im jüngeren und mittleren Erwachse- nenalter im Osten häufiger allein als ihre westdeutschen Altersgenossen. Sie ziehen früher aus dem Elternhaus aus und wohnen dann (zunächst) allein. Auch die 35- bis 55-jährigen Ostdeutschen sind häufiger ohne Partner und Familie – nicht immer aus freien Stücken, sondern auch aus demografischen Gründen: Es gibt in dieser Altersgruppe einen Männer- überschuss ( 4). Im Alter sind die Anteile Alleinlebender – gelegentlich unter 11 als „Silver Singles“ oder „ältere Wai- sen“ bezeichnet – dann im Osten und 11 bis unter 14 Westen wieder sehr ähnlich. 14 bis unter 17 17 bis unter 20 Anteil der Alleinlebenden an der 20 bis unter 23 Bevölkerung in Privathaushalten, in Prozent, 1991 und 2013 23 bis unter 27 (Datengrundlage: Statistisches 27 bis unter 30 Bundesamt3) 30 und mehr

20 So geht Einheit in Prozent West Ost 100 Alleinlebende Wie die Menschen zusammenleben 90 in sonstigen Lebens-/Wohn- Die Zahl der Alleinlebenden wächst – zulasten gemeinschaften der Familien. Heute sind Familienmitglieder, also 80 Elternteile und Kinder, im Osten in der Minderheit 70 in Paargemeinschaften und stellen im Westen gerade noch die Hälfte der Bevölkerung. „Alternative“ gemeinschaftliche nicht verheiratete Partner 60 Lebensformen wie Wohngemeinschaften sind verheiratete Partner zwar seit Mitte der 1990er Jahre im Westen um 50 ein Viertel, im Osten um zehn Prozent häufiger in Familien geworden; sie sind aber zahlenmäßig immer noch 40 eine Randerscheinung. Kinder 30 alleinerziehende Elternteile Verteilung der Bevölkerung im früheren Bun- nicht verheiratete Elternteile desgebiet (ohne Westberlin) und in den neuen 20 verheiratete Elternteile Bundesländern (mit Berlin) auf die Lebensformen, 10 1996 und 2013 (Datengrundlage: Statistisches Bundesamt7) 0 1996 2013 1996 2013 geschieden oder getrennt lebend – darunter bensform“ bezeichnet, sind vor allem in den Wende eher auseinander- als aufeinander zu die Ex-Partner der gewachsenen Zahl Allein- neuen Bundesländern aber längst eine ganz entwickelt: Mitte der 1990er Jahre hatten im erziehender. In den neuen Bundesländern normale Familienform. Westen mehr als 80 Prozent, im Osten gut 70 leben etwas mehr Menschen allein als im Prozent der Familien aus einem Ehepaar und Westen.2 Die Ehe hatte in den beiden deutschen Staa- dessen Kindern bestanden. ten unterschiedliche Bedeutung. Zwar ver- Im Osten immer öfter ohne schaffte die Eheschließung einem Paar nicht Unterschiedliche Moralvorstellungen über Trauschein nur in der alten Bundesrepublik Vergünsti- das Zusammenleben können kaum erklä- gungen, sondern auch in der DDR. Verheiratet ren, warum die wilde Ehe im Osten so viel Unter den Lebensformen mit Kindern ist die zu sein brachte hier jedoch weniger Vorteile verbreiteter ist. Denn die Nachkriegsgenera- klassische Kernfamilie in Deutschland nach wie etwa Steuererleichterungen. Und es gab tionen in beiden deutschen Staaten vertraten wie vor der statistische Normalfall: Bundes- mit dem „Babyjahr“ – also der Möglichkeit bereits in den Jahrzehnten vor der Wende weit bestehen etwa 70 Prozent der Familien für ledige Mütter, nach der Geburt ein Jahr zu deutlich liberalere Normen als die älteren. aus einem verheirateten Paar und dessen pausieren – auch einen Anreiz, das erste Kind Wie Befragungen aus der ersten Hälfte der Nachwuchs. In den alten Bundesländern ohne Trauschein zu bekommen ( 2). Zudem 1990er Jahre zeigen, hatten in Ost wie West sind es mit 72 Prozent etwas mehr. Im Osten war es unkomplizierter eine Ehe wieder zu lö- die meisten Menschen nichts (mehr) dagegen stellt diese Familienform dagegen mit 54 sen. Auch Versorgungsansprüche nach einer einzuwenden, dass Paare unverheiratet Prozent nur noch eine knappe Mehrheit. Die Trennung waren dabei kein Hindernis, weil zusammenleben; auch uneheliche Kinder zweitgrößte Gruppe stellen hier die Allein- die meisten Frauen voll erwerbstätig waren. fand die Mehrheit akzeptabel, im Osten mit erziehenden mit fast 30 Prozent, während es Die Scheidungsrate lag in der DDR denn auch 73 Prozent allerdings ein größerer Anteil als im Westen nur 22 Prozent sind. Familien mit höher als in der alten Bundesrepublik. im Westen (56 Prozent).6 unverheirateten Eltern haben im Osten einen Anteil von 17 Prozent, im Westen bilden sie Seit der Einheit gelten in Ost und West die Eher sind es handfeste Gründe wie die wirt- mit 6 Prozent eine kleine Minderheit.4 Paare gleichen sozial- und familienpolitischen Rah- schaftliche Selbstständigkeit der Frauen, die leben in den neuen Bundesländern häufiger menbedingungen. Bei der Frauenerwerbs- der Ehe als Versorgungsinstitution langsam, nicht nur als Übergangsstadium, sondern tätigkeit ist der Osten dem Westen nach wie aber sicher den Boden entziehen. Geheiratet längerfristig unverheiratet zusammen – auch vor weit voraus ( 11). Insofern hat die Ehe wird dann immer mehr allein aus romanti- nachdem sie gemeinsame Kinder bekommen für Paare im Westen in vielen Fällen noch schen Gründen – was viele Menschen für un- haben.5 Nichteheliche Lebensgemeinschaften eine Versorgungs- und Absicherungsfunktion, nötig halten, wenn sie die Partnerschaft ohne werden bisweilen noch als „alternative Le- die für Ost-Paare weniger bedeutsam ist. Trauschein als ebenso verbindlich erleben. Was das Heiratsverhalten angeht, haben sich die beiden Landesteile jedenfalls seit der

Berlin-Institut 21 7 Kinderbetreuung Was ist gut für die Kleinen – und für die Eltern?

Nimmt ein Kind Schaden, wenn die Eltern es in Prozent „Ein Kind, das noch nicht zur Schule Kommen die Kleinsten zu kurz? schon vom zartesten Alter an außerhalb der 70 geht, wird wahrscheinlich darunter leiden, wenn seine Mutter berufs- Familie betreuen lassen? Bei dieser Frage Noch 1994 meinten knapp 70 Prozent der Frau- tätig ist.“ en in Westdeutschland, ein Vorschulkind würde 60 offenbart sich bis heute eine deutliche Tren- West darunter leiden, wenn seine Mutter berufstätig sei. In Ostdeutschland stimmten dieser Aussage nung zwischen West- und Ostdeutschland. Ost Der Ursprung dieser Differenzen liegt in den 50 nur 30 Prozent der befragten Frauen zu. Auch wenn in den folgenden zwei Jahrzehnten unterschiedlichen ideologischen Systemen 40 die Vorbehalte westdeutscher Frauen der der beiden deutschen Staaten. außerhäuslichen Betreuung gegenüber langsam zurückgingen, ist in dieser Frage bis heute ein 30 In der DDR gehörte die flächendeckende deutlicher Unterschied zwischen West und Ost erkennbar. Tagesbetreuung von Kindern ab dem zweiten 20 Lebensjahr von Anfang an zur realsozialisti- Zustimmung west- und ostdeutscher Frauen zu schen Familien-, Bildungs- und Arbeitsmarkt- 10 nebenstehender Frage in Prozent („Stimme voll politik. Dabei verfolgte die SED-Regierung und ganz zu“ oder „Stimme eher zu“), Befragte ab 18 Jahren, 1994, 2002 und 2012 zwei Ziele: Zum einen sollten Mütter 0 5 1994 2002 2012 (Datengrundlage: Schober/Stahl 2014 ) möglichst schnell wieder in eine Vollzeittä- tigkeit einsteigen können, um dem Arbeits- kräftemangel entgegenzuwirken ( 11). Zum anderen galt die frühkindliche Erziehung als der unter Dreijährigen, 98 Prozent der drei- eine untergeordnete Rolle.3 Die Betreuungs- unterste Stufe eines Schulsystems, das eine bis sechsjährigen Kindergartenkinder und 35 quoten lagen zum Zeitpunkt der Wende einheitliche, ideologisch geprägte Bildung Prozent der Schulkinder mindestens halbtags deutlich unter denen im Osten: nur 6 Prozent bezweckte ( 8). So unterlag die Kinderbe- außerhäuslich betreut wurden.2 der Krippenkinder, 82 Prozent der Kinder- treuung schon bei den Jüngsten zentraler gartenkinder und 2 Prozent der Schulkinder Steuerung und hatte den Vorgaben der Partei In der alten Bundesrepublik dagegen verbrachten mindestens die Hälfte des Tages zu folgen.1 Der erzwungene „Töpfchengang“ unterlag die frühkindliche und vorschulische in außerhäuslicher Betreuung.4 zur festen Uhrzeit ist wohl das bekannteste Kinderbetreuung dem Leitgedanken, dass Beispiel der Erziehung zum sozialistischen Kinder im Krippen- und Kindergartenalter Das Geburtenloch senkt die Kollektivismus. Das System bot den Eltern sowie nachmittags auch die Schulkinder Nachfrage viele Vorteile: Es gab ausreichend Betreu- hauptsächlich in der Familie zu betreuen ungsplätze für alle Kinder ab zwei Jahren. seien – idealerweise durch die Mutter. Nur In den neuen Bundesländern ging nach Die Öffnungszeiten der Kitas waren an die wenn diese dazu nicht in der Lage war, sollte der Einheit die finanzielle Verantwortung Arbeitszeiten der Eltern angepasst. Schulhor- der Staat eingreifen, so die Idee. Frauen, die für die Kinderbetreuung – analog zum te hatten auch während der Ferien geöffnet. diesem Ideal nicht entsprechen konnten oder System in den alten Bundesländern – auf Und die Kosten für Betreuung inklusive Mahl- wollten, galten in der Gesellschaft schnell als die Kommunen über.6 Diese waren damit zeiten waren so gering, dass eine außerhäus- „Rabenmütter“. Freie Träger betrieben den oft überfordert und begannen, massiv liche Unterbringung sogar günstiger war als überwiegenden Teil der Betreuungseinrich- Plätze, aber auch Personal abzubauen. die Versorgung in der Familie. So wundert es tungen in der alten Bundesrepublik. Begüns- Von den 162.000 Arbeitsplätzen für nicht, dass zum Zeitpunkt der Wiedervereini- tigt durch das föderale System, setzten diese Erzieher im Jahr 1991 blieben 2002 noch gung in den neuen Bundesländern 62 Prozent jeweils eigene konzeptionelle Schwerpunkte. 92.000 übrig. Zeitgleich ließ in den neuen Der Bildungsgedanke spielte bei allen nur

22 So geht Einheit Bundesländern auch die Nachfrage nach und dies gar in Vollzeit, nachzugehen war für Prozentpunkten doppelt so groß wie im außerhäuslicher Betreuung nach. Grund war viele westdeutsche Frauen damit allerdings Osten. Das könnte auch daher rühren, dass vor allem das ostdeutsche „Geburtenloch“ noch immer nicht möglich. So mussten sich Kindertageseinrichtungen im Osten besser Anfang der 1990er Jahre ( 2).7 Hinzu weiterhin viele Frauen entweder ganz gegen an die Erfordernisse des Berufsalltages vieler kam, dass durch den Strukturwandel viele eigene Kinder oder gegen die Karriere ent- Eltern angepasst sind. Sie öffnen im Schnitt Arbeitsplätze wegfielen und Frauen wie scheiden – nicht nur zum eigenen Nachteil, früher und länger als jene im Westen.10 Männer häufiger als zu DDR-Zeiten von sondern auch zum volkswirtschaftlichen, Arbeitslosigkeit betroffen waren ( 10). denn so entgingen dem Arbeitsmarkt viele Dass sich Ost und West nicht nur in der Ostdeutsche Frauen nutzten daher vermehrt (teuer ausgebildete) Fachkräfte. Infrastruktur, sondern auch in der Einstel- die dreijährige Erziehungszeit, die mit lung zur außerhäuslichen Kinderbetreuung der Wiedervereinigung auch in den neuen Mehr Wahlfreiheit? weiterhin unterscheiden, zeigt die Diskussion Bundesländern eingeführt worden war, und um das Betreuungsgeld, auch als „Herd- blieben mit ihren Kindern zu Hause.8 Dies Beschleunigt durch den demografischen prämie“ verspottet. Vordergründig bietet es erklärt, dass es in den neuen Bundesländern Wandel hat die Vereinbarkeit von Beruf und Eltern die freie Wahl, ob sie sich lieber rund trotz des Abbaus an Betreuungsplätzen kaum Familie in den letzten Jahren im gesamten um die Uhr um ihren Nachwuchs kümmern zu Engpässen kam. Bundesgebiet immer mehr an Bedeutung oder ihn zeitweilig in fremde Hände geben, gewonnen. Mit dem 2007 eingeführten und finanzielle Entlastung, falls sie sich für Ganz anders in den alten Bundesländern. Elterngeld, das einen Anreiz setzt, nach einer Ersteres entscheiden. Vor allem die konser- Dort stieg zwar nach der Vereinigung die Zahl einjährigen Auszeit wieder in den Beruf vativen Kräfte aus CSU und CDU wollten der angebotenen Plätze langsam an, blieb einzusteigen, wuchs die Nachfrage nach damit dem traditionellen Leitbild der Frau als aber auf deutlich niedrigerem Niveau als im Krippenplätzen vor allem im Westen stark Hausfrau und Mutter Rechnung tragen, die Osten – während die Nachfrage immer drän- an. Der 2013 eingeführte Rechtsanspruch auf ihre Kinder auch nach deren erstem Lebens- gender wurde. Hintergrund war ein gesell- einen allerdings nur halbtägigen Krippenplatz jahr zu Hause betreut. Tatsächlich fragen schaftlicher Wandel: Frauen erreichten nicht und die damit verbundenen Fördermittel zum hauptsächlich westdeutsche Eltern das 2012 nur immer bessere Bildungsabschlüsse, son- Ausbau der Krippenplätze sollten dabei hel- eingeführte Betreuungsgeld nach: 359.000 dern wollten diese auch nutzen. Die Politik fen, den steigenden Bedarf zu decken. Doch Leistungsbezüge waren es im 4. Quartal reagierte zögerlich auf den steigenden Bedarf obwohl auch heute noch die Nachfrage nach 2014, in Ostdeutschland mit Berlin dagegen und führte 1996 einen Rechtsanspruch auf außerfamiliärer Betreuung in Westdeutsch- nur 28.000, also 13-mal weniger, obwohl die einen Halbtagskindergartenplatz ab dem drit- land niedriger ist als in Ostdeutschland, ist Gesamtbevölkerung im Westen nur viermal ten Lebensjahr ein.9 Mit Kindern einem Beruf, die Lücke zwischen Bedarf und tatsächlicher größer ist.11 Betreuungsquote im Westen mit rund 10 in Prozent Versorgungsquote Betreuungsquote Kaum Krippenkinder in westdeutschen Flächenstaaten 60 Direkt nach der Wiedervereinigung gab es im Osten rund 53 Betreu- ungsplätze je 100 unter Dreijährige. Die Versorgungsquote lag damit 50 weit über jener im Westen, wo gerade einmal ein Betreuungsplatz für je 100 unter Dreijährige zur Verfügung stand. In den folgenden Ost Jahren schwand die Versorgung im Osten rapide, während vor allem Flächenländer Ost die westdeutschen Stadtstaaten das Angebot an Krippenplätzen 40 langsam ausbauten. Da die Versorgungsquote nichts über die tat- sächlich genutzte außerhäusliche Betreuung aussagt, verwenden die Statistiker heute die Betreuungsquote (Anteil der betreuten Kinder 30 an allen Kindern einer Altersklasse). Die Diskrepanz zwischen Ost Stadtstaaten und West bleibt jedoch bestehen. 2014 lag die Betreuungsquote für Krippenkinder in Ostdeutschland mit 52 Prozent beinah doppelt so West 20 hoch wie in Westdeutschland (28 Prozent).12

Versorgungsquote (Betreuungsplätze je 100 Kinder) der unter Drei- 10 jährigen in ost- und westdeutschen Flächenstaaten und Stadtstaaten 1990 bis 2004, Betreuungsquote (Anteil der Kinder in Tageseinrich- Flächenländer West tungen, in Prozent) der unter Dreijährigen in Ost und West, 2006 bis 2014 0 (Datengrundlage: Bildungsbericht 200613, Statistisches Bundesamt) 2011 1991 2012 2013 1997 1992 1993 1995 2014 1994 1998 1996 1999 2001 2010 1990 2002 2007 2003 2005 2004 2008 2006 2009 2000

Berlin-Institut 23 8 Bildung STARKE SCHÜLER IM OSTEN, ABER AUCH VIELE ABBRECHER

Deutschland erlebt seit einigen Jahren eine Schnelles Ende der Einheitsschule und damit Zugang zu den Fachhochschulen wahre Bildungsexplosion. Immer mehr und Universitäten erlangten. Schon Mitte der Jugendliche besuchen ein Gymnasium, und Diese Unterschiede sind Spätfolgen der 1990er Jahre hatten ostdeutsche Mädchen in immer mehr Schulabgänger strömen an die 40-jährigen Teilung Deutschlands, die auch Sachen Abitur zu ihren westdeutschen Alters- Universitäten und Fachhochschulen. Im Jahr die Bildungssysteme in Ost und West auf genossinnen aufgeschlossen.5 Ostdeutsche 2012 verließen 37,4 Prozent der Absolventen sehr unterschiedliche Pfade führte. Denn die Jungen blieben dagegen deutlich hinter west- ihre Schule mit der Berechtigung zur Aufnah- Maxime der Gleichheit galt in der sozialisti- deutschen zurück. Bis Anfang der 2000er me eines Studiums – ein Rekord.1 schen DDR auch im Bildungssektor. Einheits- Jahre schafften ostdeutsche Mädchen zu 50 schule war die sogenannte Polytechnische Prozent häufiger das Abitur als die Jungen. Landesweit aggregierte Zahlen verdecken Oberschule (POS). Die meisten Schüler Auf der anderen Seite des Bildungsspekt- allerdings einige bedeutsame Unterschiede verließen diese nach der 10. Klasse mit rums sah es umgekehrt aus: Doppelt so viele – zwischen Jungen und Mädchen, zwischen einem Abschluss, der heute als Äquivalent Jungen wie Mädchen scheiterten selbst beim Kindern von Akademikern und Nicht-Akade- zur mittleren Reife gewertet wird, tatsächlich Hauptschulabschluss.6 Auch die geschlech- mikern und nicht zuletzt zwischen Ost- und aber häufig höhere Anforderungen beinhalte- terspezifischen Unterschiede in der Bildungs- Westdeutschland. Bis zur Wende lagen die te.3 Diese Qualifikation galt für die Mehrheit karriere gründen zum Teil auf der DDR-Ge- Abiturientenquoten in Ostdeutschland noch der jungen Menschen als ausreichend, schichte. Für die klassischen Männerjobs in deutlich unter jenen im Westen. Doch schon definierte sich die DDR doch als Arbeiter- und der Produktion galt eine höhere Schulbildung einige Jahre nach der Wiedervereinigung Bauernstaat. Nach Abschluss der POS stand als überflüssig. Für Frauen blieben bei dieser hatten sie sich angeglichen und verharren nur vergleichsweise wenigen Schülern die Arbeitsteilung häufig die Arbeitsplätze des seitdem auf ähnlichem Niveau. Deutliche Tür zur erweiterten Oberschule offen, deren gehobenen Dienstleitungssektors. Sie kamen Unterschiede zeigen sich dagegen weiterhin Besuch nach zwei Jahren zur Hochschulreife als Lehrerinnen oder Ärztinnen unter, wofür beim Bildungsstand der Gesamtbevölkerung, führte. das Abitur notwendig war.7 Erst Ende der die zu einem guten Teil ihre Schule vor der 2000er Jahre erreichte das Verhältnis von Wende abgeschlossen hat: Im Jahr 2013 Entsprechend weist die Statistik für das Jahr weiblichen zu männlichen Abiturienten in verfügten rund 40 Prozent der Erwachsenen 1991 aus, dass 43 Prozent der ostdeutschen Ostdeutschland Werte, wie sie auch in West- in Westdeutschland über maximal einen Bevölkerung über einen „mittleren“ Schul- deutschland üblich geworden sind: Auf 100 Hauptschulabschluss, im Vergleich zu 25 abschluss verfügten. Lediglich 15 Prozent junge Frauen mit Hochschulberechtigung Prozent in Ostdeutschland. Am oberen Ende besaßen zur gleichen Zeit eine Hochschul- kommen etwas mehr als 80 junge Männer.8 der Skala, bei der Hochschulreife, lagen die reife und knapp 40 Prozent höchstens einen Menschen in Westdeutschland mit einem An- Hauptschulabschluss.4 Bei Letzteren han- Wichtiger als das Ost-West-Gefälle sind teil von 30 Prozent dagegen leicht vor jenen delte es sich überproportional oft um ältere inzwischen Unterschiede zwischen den in Ostdeutschland (27 Prozent).2 Menschen, die ihren Schulabschluss noch vor einzelnen Bundesländern. So erreichten im der Staatsgründung der DDR gemacht hatten. Jahr 2012 etwa 37 Prozent der Schulabgänger in Brandenburg die Hochschulreife, aber nur Nach der Wiedervereinigung führten alle 27 Prozent in Sachsen-Anhalt.9 ostdeutschen Bundesländer ein gegliedertes Schulsystem nach westdeutschem Vorbild ein, worauf mehr Schüler Abitur machten

24 So geht Einheit Bei Pisa liegt der Osten vorn Von dem gesamtdeutschen Aufschwung Unterschiedliche Bildungserfolge profitieren allerdings nicht alle Bundesländer Wirkliche Bildungserfolge lassen sich gleichermaßen. Auffällig ist, dass an der Spit- Zwar haben sich die Abiturientenquoten in ze des innerdeutschen Rankings seit einigen Ost und West in den letzten 25 Jahren ange- allerdings längst nicht allein an Abschlüssen glichen, doch sind beim Anteil von Schulab- messen. Seit die Organisation für wirtschaft- Jahren fast ausschließlich ostdeutsche Bun- brechern weiterhin deutliche Unterschiede liche Zusammenarbeit und Entwicklung desländer zu finden sind. In einer deutschen erkennbar. In Sachsen-Anhalt und Mecklen- (OECD) im Jahr 2001 die Ergebnisse der Erweiterung der internationalen Pisa-Studie burg-Vorpommern verlässt mehr als jeder zehnte Schüler die Schule ohne Abschluss. ersten Pisa-Studie veröffentlichte, versuchen für Mathematik und Naturwissenschaften Ein ganz anderes Bild zeigt sich hingegen diverse Kompetenz-Untersuchungen, die belegten sie 2012 in den Fächern Biologie, beim IQB-Ländervergleich, der deutschen Fähigkeiten und Kenntnisse von Schülern Chemie und Physik jeweils die ersten fünf Erweiterung zur Pisa-Studie. Hier liegen direkt zu ermitteln. Im Laufe der Zeit hat sich Plätze und in Mathematik die Ränge 1, 2, 3, 5 die Ostländer gemeinsam mit Bayern ganz vorne. Interessanterweise geht eine größere Deutschland im internationalen Vergleich und 6. Einzig Bayern kann hier in die Phalanx Bedeutung des Gymnasiums deutschlandweit von einem unterdurchschnittlichen Rang an der fünf ostdeutschen Flächenstaaten einbre- mit signifikant niedrigeren Kompetenzwerten die Spitzengruppe herangetastet. Bemer- chen.11 beim Ländervergleich einher. Dies deutet auf erhebliche Qualitätsunterschiede in der Lehre kenswert dabei ist, dass die Unterschiede und bei den Anforderungen an Gymnasien zwischen leistungsstarken und leistungs- Warum Ostdeutschland bei den Schulleis- zwischen den einzelnen Bundesländern hin. schwachen Schülern entgegen dem internati- tungen so weit vorne liegt, ist unter Experten 10 umstritten. Eine Rolle spielt der geringe (Datengrundlage: IQB-Ländervergleich onalen Trend abgenommen haben. 12 13 Migrantenanteil. Aber auch die höheren 2012 , Statistisches Bundesamt 2013 ; Daten zu Schulabgängern ohne Abschluss Bildungsausgaben je Schüler, die kleineren sowie Abiturienten für Hessen und Nordrhein- Klassen und die aus der ehemaligen DDR Westfalen wegen Umstellung von G-9 auf G-8 übernommene hohe Wertschätzung für von 2012) Mathematik und Naturwissenschaften sind mögliche Erklärungsfaktoren.

Prozentualer Anteil von Schulabgängern mit Prozentualer Anteil der Schulabgänger ohne Durchschnittliche Punktzahl im allgemeiner Hochschulreife an allen Abgängern, 2013 Abschluss an allen Abgängern, 2013 IQB-Ländervergleich Mathematik, 2012

unter 28 unter 5 unter 490 28 bis unter 31 5 bis unter 7,5 490 bis unter 505 31 bis unter 34 7,5 bis unter 10 505 bis unter 520 34 bis unter 37 10 und mehr 520 und mehr 37 und mehr

Berlin-Institut 25 9 Erwerbsformen Die Arbeitswelt wandelt sich – überall

Arbeitslosigkeit, Gehaltsunterschiede, Prozent der Arbeitnehmer nach Tarif bezahlt in den letzten 20 Jahren Teilzeitstellen mit Arbeitszeiten – noch immer unterscheiden wurden, waren es in kleineren Unternehmen 20 Wochenstunden oder weniger, befris- sich die Arbeitswelten in den westlichen und mit 10 bis 50 Mitarbeitern gerade einmal 20 tete Stellen, Leiharbeit und geringfügige östlichen Bundesländern. Die Gründe dafür Prozent.6 Insgesamt werden im Osten 48 Pro- Beschäftigung deutlich zugenommen. Hinter sind vielfältig: Geringere Arbeitsproduktivi- zent der Arbeitnehmer nach Branchen- oder der sogenannten atypischen Beschäftigung tät, weniger Großunternehmen oder seltenere Firmentarifverträgen entlohnt – gegenüber verbergen sich häufig schlecht bezahlte Jobs, Tarifbindung im Osten erschweren bisher 57 Prozent im Westen.7 bei denen nach Ablauf der Vertragsdauer oft den Aufholprozess. Hinzu kommt, dass der nur die Arbeitslosigkeit bleibt. Gleichzeitig Arbeitsmarkt auch im Westen nicht stillsteht. Beschäftigte, die nach Tarif bezahlt wer- hat das Normalarbeitsverhältnis in Ost wie den, erhalten in Ost- wie Westdeutschland West an Boden verloren. Im Osten ist es je- Niedriglöhne häufiger im Osten annähernd den gleichen Lohn, denn das doch mit einem Anteil von knapp 70 Prozent von den Gewerkschaften ausgehandelte an allen Erwerbsverhältnissen noch weiter Die Löhne steigen zwar in ganz Deutschland Gehaltsniveau liegt mittlerweile im Osten bei verbreitet als im Westen mit 67 Prozent.12 kontinuierlich, die Lücke zwischen Ost 97 Prozent der Westlöhne.8 Die Tarifrunden und West wird indes nicht kleiner. Das spielten damit eine maßgebliche Rolle im 1993, kurz nach der Wende, lag im Osten durchschnittliche Bruttomonatsgehalt in Aufholprozess. Das Gehalt von Beschäftig- der Anteil teilzeitbeschäftigter Arbeiter und den neuen Ländern – derzeit rund 2.800 ten, die ohne Tarifbindung arbeiten, liegt Angestellter mit 8 Prozent deutlich unter Euro – stagniert bereits seit acht Jahren hingegen häufig unter dem Branchentarif.9 jenem im Westen (12 Prozent).13 Dieser bei etwa drei Vierteln des Westniveaus.1 Der Niedriglohnsektor ist dementsprechend Anteil stieg bis zum Jahr 2013 auf 27 Prozent Dies lässt sich darauf zurückführen, groß. Der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 und lag damit sogar 2 Prozentpunkte über dass die Arbeitsproduktivität, also das Euro, der am 1. Januar 2015 in Kraft getreten Westniveau. Der Trend zu mehr Teilzeitbe- Bruttoinlandsprodukt je Arbeitsstunde, ist, dürfte daher gerade im Osten eine große schäftigten lässt sich jedoch in Ost und West deutlich niedriger liegt als im Westen. Dort Wirkung entfalten. So verdienten im Jahr auf unterschiedliche Gründe zurückführen. befindet sich die Mehrzahl der großen 2013 noch 24 Prozent der Beschäftigten im Im Westen wird er durch die steigende Er- deutschen Industrie- und Produktionsstätten, Osten, aber nur rund 11 Prozent im Westen werbsbeteiligung von Frauen begünstigt, die welche höhere Löhne zahlen können ( 12).2 weniger als 8,50 Euro in der Stunde.10 häufig in Teilzeit arbeiten, um Familie und Beruf miteinander vereinbaren zu können. Im Osten spielen dagegen Landwirtschaft Trend zu atypischer Beschäftigung Im Osten hängt er auch damit zusammen, und einfache Dienstleistungsbranchen wie dass vormals in Vollzeit tätige Frauen in etwa die Fleischverarbeitung oder Callcenter Das Angebot an sozialversicherungspflich- Teilzeit wechselten ( 11). eine größere Rolle.3 Hier dominieren die tigen Stellen schwankt mit der Konjunktur. kleinen und mittleren Unternehmen. Sie Zudem hat die Liberalisierung der 1980er beschäftigen heute mehr als die Hälfte der und 90er Jahre einen Wandel der Erwerbs- Angestellten.4 Branchen- oder Firmentarif- formen in ganz Deutschland angestoßen.11 verträge gelten hier seltener.5 Während 2010 Die unbefristete Vollzeitstelle als Normal- in Betrieben ab 1.000 Beschäftigten 86 arbeitsverhältnis liegt längst nicht mehr in Reichweite aller. In ganz Deutschland haben

26 So geht Einheit in Euro Ostdeutsche verdienen weniger 4.000 Unmittelbar nach der Wiedervereinigung lag das durchschnittliche Monatsgehalt der 3.500 Ostdeutschen nicht einmal bei der Hälfte der Westlöhne. Bis Ende der 1990er Jahre 3.000 halbierte sich der Lohnabstand, sodass sich die Ostlöhne auf immerhin drei Viertel der Ge- Monatsverdienst West hälter im Westen anglichen. Seitdem stagniert 2.500 der Annäherungsprozess.

2.000 Durchschnittlicher Bruttomonatsverdienst bei Vollzeitarbeit in Euro, 1991 bis 2014 (Datenquelle: Statistisches Bundesamt15) 1.500 Monatsverdienst Ost 1.000

500

0 1991 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Wenn Menschen ihre Arbeitszeit nicht freiwil- lig reduzieren, sondern in Teilzeit arbeiten, in Euro Höhere Produktivität im Westen weil sie keine Vollzeitstelle finden können, 50 kann dies für die Betroffenen allerdings zur Der Produktivitätsrückstand des Ostens stellt seit der Wiedervereinigung eine große Belastung werden. Auch befristete Stellen Herausforderung dar – bis heute. 1991 lag die werden häufig nur angetreten, weil kein un- 40 Arbeitsproduktivität in den neuen Bundeslän- befristeter Vertrag in Aussicht steht. Im Osten dern bei 70 Prozent der westlichen und konn- te sich bis 2012 gerade einmal auf 73 Prozent liegt der Anteil der Angestellten mit einem verbessern. Wie viel Arbeiter oder Angestellte befristeten Arbeitsverhältnis bei rund 10 Pro- während ihrer Arbeitszeit erwirtschaften, zent und damit zwei Prozentpunkte höher als 30 beeinflusst maßgeblich die Höhe der Gehälter, im Westen. Doch während die Befristungen die Unternehmen zahlen können. im Westen kontinuierlich zugenommen ha- Bruttoinlandsprodukt je Arbeitsstunde der ben, hat sich im Osten die Lage im Vergleich 20 Erwerbstätigen in Euro, 1991 und 2012 zu 1993 wieder erholt.14 (Datengrundlage: BMWi16)

West (ohne Berlin) Eine weitere Entwicklung, die im Osten wie 10 Ost (mit Berlin) im Westen zu beobachten ist, ist die zuneh- mende Zahl an Leiharbeitern. Sie verdreifach- te sich innerhalb von zehn Jahren, nachdem die Bundesregierung den Arbeitsmarkt in der 0 Hoffnung auf neue Arbeitsplätze Mitte der 1991 2012 2000er Jahre weiter liberalisiert hatte.

Berlin-Institut 27 10 Arbeitsplätze Arbeitslosigkeit teilt Deutschland noch immer

Das deutsche Wirtschaftswunder der 1960er gleichermaßen für Männer und Frauen sowie tigung war weit verbreitet – auch, weil das Jahre sorgte in Westdeutschland für Vollbe- für Menschen mit körperlichen oder geistigen Arbeitskräftepotenzial die notwendige Zahl schäftigung. Bald fehlten sogar Arbeitskräfte, Einschränkungen. Entlassen zu werden war der Stellen diktierte und so häufig mehr weswegen Betriebe und Politik sogenannte praktisch unmöglich, außer bei Arbeits- Arbeiter zum Dienst erschienen als für die Gastarbeiter aus Südeuropa anwarben ( 3). verweigerern oder Menschen, die einen Produktion nötig waren. Auch Maschinen- Erst die Rezession infolge der Ölkrise von Ausreiseantrag gestellt hatten.4 Wer seiner ausfälle oder Materialengpässe sorgten 1973 beendete den wirtschaftlichen Höhen- Arbeitspflicht nicht nachkam und über einen für eine verdeckte Arbeitslosigkeit, die das flug. Die Arbeitslosigkeit stieg wieder.1 Nach längeren Zeitraum ohne Beschäftigung blieb, Münchner Ifo-Institut Ende der 1980er Jahre der zweiten Ölkrise 1979 waren erstmals in machte sich nach Artikel 249 des Strafrechts auf 15 bis 30 Prozent schätzte.7 der Geschichte der BRD über zwei Millionen des „asozialen Verhaltens“ schuldig und Menschen auf der Suche nach Arbeit.2 musste mit einer Strafe rechnen – in Extrem- Plötzlich Sorge um die Stelle fällen mit Gefängnis.5 Im Arbeiter- und Bauernstaat DDR dagegen Nach der Wiedervereinigung zeigte sich musste sich wegen Arbeitslosigkeit niemand Da vor der Wende in der DDR faktisch Voll- schnell, dass die wenig produktiven ost- Sorgen machen. Jeder hatte die Möglichkeit, beschäftigung geherrscht hatte, brauchte die deutschen Betriebe im neu einsetzenden eine bezahlte Stelle zu finden – und wer Zentralverwaltung für Statistik die Arbeits- Wettbewerb meist hoffnungslos unterlegen nicht wollte, bekam sie von den Ämtern für losenzahlen gar nicht erst zu erheben.6 Zwar waren. Betriebsschließungen und damit Arbeit zugewiesen. Denn die Bürger der DDR schuf die Planungskommission Arbeit und verbundene Entlassungen waren zu Beginn hatten laut Verfassung nicht nur das Recht, Lohn für alle, doch nicht immer hatten die der 1990er Jahre an der Tagesordnung. Die sondern von 1968 an auch die Pflicht einer Arbeiter auch etwas zu tun. Unterbeschäf- Treuhand, die dafür zuständig war, ehemals bezahlten Arbeit nachzugehen.3 Dies galt „volkseigene“ Staatsbetriebe in Privateigen-

Bevölkerungsrückgang lässt die Arbeitslosenquote Erwerbspersonen in Prozent Index: 1991 = 100 Arbeitslosigkeit sinken 25 125 In den Anfangsjahren des wiedervereinigten Deutschlands federten die Abwanderung aus dem Osten und arbeitsmarktpolitische 20 115 Sonderregelungen die steigende Arbeitslo- Ost West senquote ab. Dennoch kletterte sie im Osten wie im Westen immer weiter in die Höhe. 15 105 Doch seit Mitte der 2000er Jahre sinkt die Arbeitslosigkeit in Deutschland deutlich – im Osten noch stärker als im Westen. 10 95 West Entwicklung der Arbeitslosenquote bezogen auf abhängige zivile Erwerbspersonen in 5 85 Prozent und Entwicklung der Zahl abhängiger Ost ziviler Erwerbspersonen (Index: 1991=100), 1991 bis 2013 0 75 (Datengrundlage: Statistik der Bundesagentur für Arbeit18) 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

28 So geht Einheit tum zu überführen, verwaltete rund 14.000 Ländern um acht Prozent zulegte, waren es Die östlichen Bundesländer werden wohl bis ostdeutsche Unternehmen, von denen bis in den östlichen Bundesländern mit Berlin auf Weiteres nicht zum Rest der Bundesre- 1994 etwa 4.000 den Betrieb einstellen nur rund drei Prozent.14 Dies hängt vor allem publik aufschließen können. Und langfristig mussten.8 Die Arbeitslosigkeit stieg in der damit zusammen, dass die vom System der müssen sich beide Landesteile wohl noch Folge rasant, auf 10 Prozent im Jahr 1991 und DDR geerbte Strukturschwäche der neuen mit einem ganz anderen Problem auseinan- bis auf über 20 Prozent im Jahr 2005. Die Bundesländer noch immer nicht komplett dersetzen: dem drohenden demografisch Chancen auf eine neue Anstellung standen so überwunden ist ( 12). bedingten Fachkräftemangel. Bereits jetzt ha- schlecht, dass die neuen Bundesländer auch ben einige Betriebe Probleme, offene Stellen bei der Langzeitarbeitslosigkeit Negativ-Re- Dass sich der Abstand zwischen Ost und zu besetzen, während vor allem die westli- korde aufstellten: Ende der 2000er Jahre lag West bei der Arbeitslosigkeit trotzdem verrin- chen Ballungszentren von Zuzüglern aus dem diese etwa doppelt so hoch wie in den alten gert hat, geht vor allem darauf zurück, dass in Ausland profitieren ( 3).17 Arbeitslosigkeit Bundesländern.9 Die Lage wäre sogar noch Ostdeutschland die Zahl der Erwerbsperso- schließt also nicht aus, dass Betriebe keine schlimmer gewesen, hätte die Regierung die nen seit 2008 um etwa 400.000 Personen geeigneten Fachkräfte finden können. In- Effekte nicht durch flächendeckende Arbeits- zurückgegangen ist, eine Folge der Abwan- wiefern die Ausbildung der Arbeitskräfte mit beschaffungsmaßnahmen sowie Kurzarbeits- derung vor allem junger Menschen sowie dem übereinstimmt, was Betriebe verlangen, und Vorruhestandsregelungen abgefedert.10 des extremen Geburteneinbruchs zu Beginn dürfte sich deutlich in den nächsten 25 Jahren der 1990er Jahre.15 Im Westen der Republik zeigen, wenn die Babyboomer in Rente gehen Viele junge, arbeitswillige Ostdeutsche wächst die Bevölkerung im Erwerbsalter und mehr Arbeitsplätze frei machen, als von wanderten in die alten Bundesländer ab ( dagegen noch immer, vor allem durch Zuwan- den nachkommenden Generationen besetzt 4). Da in den 1990er Jahren zusätzlich etwa derung.16 werden können. Es ist eine Chance, wieder zwei Millionen Aussiedler aus dem ehema- näher an die Vollbeschäftigung heranzurü- ligen Ostblock nach Deutschland kamen, cken. Eine Garantie dafür ist es allerdings geriet auch der Arbeitsmarkt im Westen unter nicht. Druck.11 Nachdem der sogenannte Wieder- vereinigungsboom abgeklungen war, machte sich zudem die Krise der Weltwirtschaft bemerkbar. Auch im früheren Bundesgebiet stieg die Arbeitslosigkeit. Wo viele ohne Erwerb sind

Den Umbruch der Wendezeit haben die Den Wendepunkt markierte das Jahr 2005. östlichen Bundesländer bis heute nicht Bis dahin war die Arbeitslosenquote auf den ganz überwunden. Im Westen ist die bundesweiten Höchststand von 13 Prozent Arbeitsmarktlage nur in vereinzelten geklettert. Seitdem vermelden die Statistiker Gebieten, etwa in Nordrhein-Westfalen oder Bremen, kritisch. In den süddeut- von Jahr zu Jahr Verbesserungen. Die Arbeits- schen Kreisen finden Arbeitssuchende kräftenachfrage und die Zahl der Neueinstel- dagegen leichter freie Stellen, sodass lungen zeichnen ein positives Bild.12 Selbst die Arbeitslosigkeit deutlich unter 10 die Finanz- und Wirtschaftskrise konnte Prozent liegt. die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts Anteil der Arbeitslosen an allen abhängi- kaum erschüttern.13 gen Erwerbspersonen, in Prozent, 2014 (Datengrundlage: Statistische Ämter des 19 Trotz guter Entwicklung nicht Bundes und der Länder ) gleichauf unter 2,5 2,5 bis unter 5 Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist zwar 5 bis unter 7,5 sowohl im Osten wie im Westen so gut wie 7,5 bis unter 10 seit den frühen 1990er Jahren nicht mehr. 10 bis unter 12,5 Doch aufschließen konnte der östliche 12,5 und mehr Arbeitsmarkt in den letzten 25 Jahren nicht. Während die Zahl der Erwerbstätigen zwischen 2005 und 2013 in den westlichen

Berlin-Institut 29 11 Frauenerwerbstätigkeit Bundesweit mehr werktätige Mütter

Seit Jahren steigt im vereinigten Deutsch- Die DDR-Sozialpolitik war aus ideologischen einbaren können und der Staat unterstützte land die Zahl der Beschäftigten. Ende 2014 Gründen stets darauf ausgerichtet, Frauen sie dabei mit Betreuungsangeboten auch hatten 43 Millionen Personen einen Job. Der voll in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Weil für die Kleinsten sowie mit vergleichsweise Grund für die derzeitigen Rekordziffern sind die DDR nur wenige Gastarbeiter aus dem großzügigen Freistellungsmöglichkeiten, bei- vor allem die Frauen: 73 Prozent von ihnen Ausland anwerben konnte, war es anfangs spielsweise wenn die Kinder krank waren.4 waren 2014 am Erwerbsleben beteiligt, also auch notwendig, das vorhandene Arbeitskräf- erwerbstätig oder auf Jobsuche.1 Damit liegt tepotenzial so gut wie möglich zu nutzen. Das Hausfrau oder „Karriereweib“ Deutschland im EU-Vergleich weit vorn. passte gut zu dem erklärten Ziel, die Frauen Doch den Wert aus DDR-Zeiten haben die im Sozialismus gesellschaftlich gleichzu- Die alte Bundesrepublik dagegen war der Frauen damit längst noch nicht erreicht. stellen. Doch jenseits der wirtschaftlichen Prototyp eines „familialistischen“ Wohl- 1989, im Jahr des Mauerfalls, waren östlich Notwendigkeiten konnte auch im Osten von fahrtsstaats. Sozial- und Familienpolitik wa- der Grenze rund 78 Prozent der Frauen wie einer wirklichen Gleichstellung nicht die Rede ren darauf ausgerichtet, dass (Ehe-)Frauen Männer im Erwerbsalter berufstätig.2 Diese sein: Wie im Westen war die Haus- und Erzie- den Großteil der Sorge- und Erziehungsar- Beschäftigungsquote, in die Erwerbslose hungsarbeit überwiegend Sache der Frauen, beit innerhalb der Familie übernahmen und, nicht einberechnet werden, war damals bei denen damit eine Doppelrolle zufiel. Die wenn überhaupt, erst dann arbeiten gingen, den Männern im Westen und Osten Deutsch- soziale Kategorie der „Hausfrau“ gab es in wenn die Kinder mindestens im Schulal- lands etwa gleich. Bei den Frauen im Osten der DDR praktisch nicht. Stattdessen galt das ter waren. International vergleichende lag sie indessen um rund die Hälfte höher als Leitbild der „werktätigen Mutter“; werktätige Studien kommen zu dem Schluss, dass das im Westen.3 Väter, die ihrerseits Aufgaben in der Familie System der BRD die Nichterwerbstätigkeit übernahmen, kamen darin nicht vor. Frauen verheirateter Frauen so stark förderte wie sollten Arbeit und Familie miteinander ver- kaum ein anderes.5 Kein Wunder, dass sich

Im Osten zuerst: Abschied von der West traditionellen Hausfrauenrolle Ost in Prozent in Prozent in Prozent Dass sich die jahrzehntelangen unterschiedlichen 90 90 90 Rahmenbedingungen und Erfahrungen in Ost 80 80 80 und West kurz nach der Wende in unterschied- 70 70 70 lichen Einstellungen widerspiegelten, ist wenig 60 60 60 überraschend. Aber auch mehr als 20 Jahre später stimmten in Westdeutschland mehr Befragte 50 50 50 betont traditionellen Aussagen zu, obwohl heute 40 40 40 nur noch eine Minderheit den Aufgabenbereich 30 30 30 der Frau vorrangig in Haushalt und Familie 20 20 20 sieht. Das Bild von der Mutter, die Familien- und 10 10 10 Erwerbsarbeit vereint, ohne dass ihre Kinder 0 0 0 darunter leiden, ist heute in ganz Deutschland zu 1991 2012 1991 2012 1991 2012 der gesellschaftlichen Normalität geworden, die es 1991 im Osten bereits war. „Es ist für alle Beteiligten viel „Eine verheiratete Frau sollte „Es ist für ein Kind sogar gut, besser, wenn der Mann voll im auf eine Berufstätigkeit verzich- wenn seine Mutter berufstätig Zustimmung zu den jeweiligen Aussagen in Pro- Berufsleben steht und die Frau ten, wenn es nur eine begrenzte ist und sich nicht nur auf den zent („Stimme voll und ganz zu“ oder „Stimme zu Hause bleibt und sich um Anzahl von Arbeitsplätzen Haushalt konzentriert.“ eher zu“), Befragte ab 18 Jahren, 1991 und 2012 den Haushalt und die Kinder gibt, und wenn ihr Mann in der (Datengrundlage: Allbus8, eigene Berechnungen) kümmert.“ Lage ist, für den Unterhalt der Familie zu sorgen.“

30 So geht Einheit noch 1988 etwa 40 Prozent der weiblichen in Prozent Mütter im Osten arbeiten früher und Bevölkerung im Erwerbsalter als Hausfrauen 100 länger 6 einstuften. Da es wesentlich schwieriger als 90 in der DDR war, Arbeit und Kinder unter einen Frauen unterbrechen nach der Geburt eines 80 Kindes in den meisten Fällen zunächst ihre Hut zu bekommen, entschieden sich Frauen, Erwerbstätigkeit – in ganz Deutschland. Mütter die beruflich vorankommen wollten, häufig 70 im Osten steigen aber früher wieder ein und vor allem arbeiten sie dann, unabhängig vom gegen eine Familiengründung ( 2). Entspre- 60 Alter ihrer Kinder, viel häufiger in Vollzeit als chend fand das Bild der „Karrierefrau“ ohne 50 jene im Westen. Auch die teilzeitbeschäftigten Kinder noch zu Beginn der 1990er Jahre bei Frauen im Osten arbeiten rund sechs Wochen- Befragten in Westdeutschland deutlich mehr 40 stunden mehr als jene im Westen.13 Hier wirken Anklang als im Osten.7 Leitbilder aus der Vorwendezeit nach: In der 30 DDR gab es zwar Teilzeitbeschäftigung, sie 14 20 galt aber als „atypische“ Beschäftigung und Einige Elemente dieser familienpolitischen „berufliche Einstiegshilfe“15, jedenfalls nicht Ausrichtung haben sich auch im wiederverei- 10 als vollwertiges Arbeitsverhältnis. In der BRD nigten Deutschland erhalten, etwa das Ehe- war sie hingegen offiziell ein Instrument, das es 0 Frauen ermöglichte, Kinder und Berufstätigkeit

gattensplitting. Andere sind hinzugekommen, West Ost West Ost West Ost West Ost West Ost West Ost zu vereinbaren. so das landläufig als „Herdprämie“ bezeich- Jüngstes Kind unter 3 bis 6 bis 10 bis 15 bis kein nete Betreuungsgeld. Insgesamt aber hat sich ist... 3 Jahre unter 6 unter 10 unter 15 unter 18 Kind Anteil der Frauen mit minderjährigen Kindern/ Deutschland in den vergangenen Jahren von ohne Kinder, die in Teilzeit, Vollzeit oder gar nicht aktiv erwerbstätig nicht erwerbstätig sind, in Prozent, 2013 diesem Modell wegbewegt und jenem der Teilzeit (kinderlose Frauen: 2012). Frauen in Elternzeit zählen hier nicht als „aktiv erwerbstätig“. einstigen DDR angenähert. So ist es mit dem Vollzeit Ausbau der Kinderbetreuung für Mütter deut- (Datengrundlage: Statistisches Bundesamt16) lich einfacher geworden, berufstätig zu sein. Erklärtes politisches Ziel ist inzwischen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter zu Frauen aber behielten ihre starke Erwerbs- geworden. Die vorherrschende Arbeitsteilung fördern – nicht nur für Mütter, sondern immer orientierung bei. Das zeigt eine Befragung bei Paaren mit Kindern hat sich hier wie dort stärker auch für Väter. unter nicht erwerbstätigen Frauen zwischen auf das „modernisierte Ernährermodell“ 20 und 45 Jahren im Jahr 1993: Während im zubewegt. Das bedeutet, ein Partner arbeitet Nach der Einheit allerdings wurden die sozial- Osten mit 95 Prozent die überwältigende Voll-, der andere Teilzeit. Im Osten erfolgt und familienpolitischen Rahmenbedingungen Mehrheit dieser Frauen den Wunsch äußerte, diese Entwicklung zulasten des einstigen und Regelungen der alten BRD erst einmal in den nächsten drei Jahren (wieder) zu „gleichberechtigten Modells“ mit zwei Voll- auf Gesamtdeutschland übertragen.9 In Poli- arbeiten, war es im Westen nur etwas mehr zeiterwerbstätigen; im Westen zulasten des tik und Gesellschaft herrschte deshalb in den als die Hälfte.10 Heute sind im Westen gut 70 „Alleinverdienermodells“, bei dem klassi- 1990er Jahren die Erwartung vor, dass ost- Prozent, im Osten gut 75 Prozent der Frauen scherweise der Mann zur Arbeit geht und die deutsche Frauen ihr Verhalten langfristig an erwerbstätig oder auf Arbeitssuche. Frau zuhause bleibt.11 diese neuen Bedingungen und damit an das der westdeutschen Frauen anpassen würden. Kinder und Arbeit: im Osten kaum Die Möglichkeiten des Arbeitsmarktes ent- In Wirklichkeit war es jedoch umgekehrt. ein Thema sprechen nicht vollständig den Wünschen der Frauen. Wenn sie könnten, wie sie Umfragen Nach der Wiedervereinigung sanken zunächst Die Ost-West-Unterschiede beruhen dabei zufolge wollen, wären die Ost-West-Unter- die Erwerbsquoten der Frauen und Männer in heute nicht mehr auf jenen zwischen Ost- schiede größer: Etwa 30 Prozent der teil- den neuen Bundesländern, und das, obwohl und West-Frauen insgesamt, sondern auf zeitbeschäftigten Mütter in Ostdeutschland diese die Arbeitsuchenden mit erfassen: Weil jenen zwischen Ost- und West-Müttern. Von würden gerne mehr arbeiten und geben als ganze Branchen als Arbeitgeber wegbrachen, den Frauen, die (noch) kein Kind haben, Grund für die kurzen Arbeitszeiten an, dass verloren mit der Wende viele Menschen sind in beiden Landesteilen fast gleich viele „eine Vollzeittätigkeit nicht zu finden“ sei. Im ihren Job und fanden lange keine neue Stelle. erwerbstätig. Mütter mit Kindern unter zehn Westen sagen das nicht einmal fünf Prozent.12 Einige haben zumindest zeitweise resigniert Jahren gehen dagegen in Ostdeutschland Die offiziell verordnete Arbeitsethik der DDR, und sich ganz aus dem Arbeitsmarkt verab- häufiger einer bezahlten Arbeit nach – und wonach möglichst alle Erwerbsfähigen auch schiedet, also nicht einmal mehr nach einer arbeiten vor allem häufiger in Vollzeit. Auch werktätig waren, wirkt sich also bis heute als Beschäftigung gesucht. Die ostdeutschen dabei sind sich die Mütter in Ost und West Leitbild aus. in den vergangenen Jahrzehnten ähnlicher

Berlin-Institut 31 12 Wirtschaft Die Unterschiede bleiben

Im Jahr 1991 kehrte Hans B. Bauerfeind des Landes. Von dort waren zahlreiche als 70 Prozent der ostdeutschen Arbeitneh- zurück. Mehr als sechs Jahrzehnte zuvor hatte Unternehmer nach dem Ende des Zweiten mer in Betrieben beschäftigt, die nach 1990 sein Großvater im ostthüringischen Zeulen- Weltkriegs vor den sowjetischen Besatzern entstanden waren ( 9).2 roda eine Fabrik für orthopädische Strümpfe geflüchtet. Und wie bei Bauerfeind wurden etabliert. Damals war die Stadt ein Zentrum die zurückgelassenen Firmenbestandteile vor In den westlichen Besatzungszonen da- der industriellen Strumpfproduktion. Doch Ort häufig Teil eines volkseigenen Betriebs. gegen hatten nach dem Ende des Zweiten der Unternehmensgründer floh samt Betrieb Doch kaum einer der Fabrikanten kehrte nach Weltkriegs viele Unternehmen ihre Arbeit vor der drohenden Verstaatlichung im neu der Wiedervereinigung zurück in den Osten. fortsetzen können – und stiegen dann im entstehenden DDR-Staat nach Westdeutsch- Zuge des sogenannten Wirtschaftswunders land, ins niederrheinische Kempen. Dort stieg Schnelle Angleichung versprochen zu weltweit erfolgreichen Konzernen oder Bauerfeind zu einem der deutschen Bran- Mittelständlern auf. Noch heute sitzen darum chenführer für orthopädische Hilfsmittel auf. Dabei sollten sich doch Wirtschaft und Wohl- in den westlichen Bundesländern im inner- Nach dem Fall der Mauer kaufte der Enkel die stand in beiden Landesteilen schnell anglei- deutschen Vergleich überproportional viele Fabrik zurück – und verlegte schließlich auch chen, wie die Politik vor 25 Jahren versprach. Zentralen von Konzernen. Im Osten finden den Firmensitz wieder in die alte Heimat.1 Stattdessen prägten ab Mitte der 1990er sich, wenn überhaupt, nur deren verlängerte Jahre im Osten zunächst Massenarbeitslosig- Werkbänke. In den neuen Bundesländern Der Werdegang der Bauerfeind AG ist proto- keit, Abwanderung und Deindustrialisierung oder in Berlin hat kein einziger Dax-Konzern typisch für die Entwicklung der wirtschaftli- das Bild. Während die Treuhand ehemalige seine Zentrale. Der Versuch, am Chemie- chen Strukturen in Ost- und Westdeutschland Staatsbetriebe privatisierte und quasi eine standort Bitterfeld-Wolfen eine komplett – und zugleich eine große Ausnahme. Viele ganze Volkswirtschaft zum Verkauf stand, neue Photovoltaik-Industrie aufzubauen, erfolgreiche Firmen in den alten Bundeslän- mussten sich hunderttausende Menschen scheiterte nach anfänglichen erfolgen ( 16). dern stammen ursprünglich aus dem Osten neue Arbeitsplätze suchen – oder gründeten Die Konkurrenz aus Asien war zu stark. Statt- gleich neue Unternehmen. 1995 waren mehr dessen bestimmen in ganz Ostdeutschland heute vor allem kleine und mittlere Unterneh- men (KMU) das Bild.3 Kleine Unternehmen hemmen die in Prozent Entwicklung 50 Diese Kleinteiligkeit ist das größte Problem der Wirtschaft in den neuen Bundesländern. Im Osten Deutschlands arbeiten anteilig weit 45 mehr Menschen in kleineren Betrieben als im Denn während die zahlreichen Firmenzentra- Westen des Landes. Während die größeren 40 len im Westen mit Abteilungen wie Vertrieb, Unternehmen in den alten Bundesländern für Marketing oder Forschung und Entwicklung Wachstum und Produktivität sorgen, etwa weil 35 größere betriebliche Einheiten durch größere Jobs für Hochqualifizierte bieten und damit Produktmengen und geringere Stückkosten 30 höhere Löhne und Gehälter zahlen, bleibt Produktivitätsvorteile erzielen können, wird die für ihre Ost-Ableger maximal die mittlere 25 Wirtschaft der neuen Länder von ihrer Kleinteilig- Führungsebene. Dementsprechend erzielt keit gebremst. 20 der Osten seit Mitte der 1990er Jahre unver- Anteil der Betriebe in verschiedenen Größenklas- ändert nur eine knapp drei Viertel so hohe 15 sen (Anzahl der Beschäftigten) an allen Betrieben Wirtschaftsleistung je Arbeitsstunde der im verarbeitenden Gewerbe, in Prozent, Septem- 10 Erwerbstätigen wie der Westen ( 9).4 Zudem ber 2013 9 ziehen die Zentralen im Westen Zulieferer (Datengrundlage: Statistisches Bundesamt, DIW ) 5 und Dienstleister an, was wiederum die West 0 Wirtschaft dort in Schwung bringt.5 Ost 1 bis 50 bis 100 bis 250 bis 500 49 99 249 499 und mehr

32 So geht Einheit Immerhin investieren die ostdeutschen KMu cluster gegen kleinteiligkeit unter dem Strich hat sich Ostdeutschland zu- mit 5,5 Prozent ihres umsatzes überdurch- mindest teilweise re-industrialisiert. So liegt schnittlich viel in Forschung und Entwicklung Weil sie sich keine eigenen umfangreichen der Industrieanteil bei knapp 16 Prozent, in – der Bundesschnitt liegt bei fünf Prozent.6 Abteilungen für Forschung und Entwicklung Gesamtdeutschland sind es rund 23 Prozent.7 Trotzdem finden sich in den neuen Ländern leisten können, lagern viele der ostdeutschen Damit rangieren die neuen Bundesländer nur wenige Weltmarktführer und Hidden KMu diese Aufgaben an externe Anbieter zwar deutlich hinter den alten, sie sind aber Champions, also Betriebe, die mit lediglich wie etwa Fraunhofer- oder Max-Planck- mittlerweile gleichauf mit dem Eu-Schnitt. einem Produkt zu den weltweit erfolgreichs- Institute aus. um die Kleinteiligkeit auszu- Industrieunternehmen sind besonders ten gehören. Kein Wunder, schließlich ist ein gleichen, schließen sich zudem benachbarte wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung, Aufstieg zum Weltmarktführer normalerweise unternehmen aus denselben Branchen zu da sich ihre Produkte oft für überregionale eine Generationenaufgabe – und das haben Cluster-Netzwerken zusammen: Sie koope- Märkte eignen und sie dadurch Einkommen in den 25 Jahren seit der deutschen Einheit rieren etwa bei Produktentwicklungen oder und Wertschöpfung in der Region erhöhen nur vergleichsweise wenige ostdeutsche vermarkten sich gemeinsam. So haben sich können ( 13). unternehmen geschafft. im Raum Dresden Mikroelektronik-Hersteller niedergelassen, Jena ist ein zentrum der Insgesamt jedoch ist die Angleichung Optikindustrie, in Chemnitz und zwickau zwischen Ost- und Westdeutschland, die zwi- konzentrieren sich Automobilzulieferer. Eine schenzeitlich an Fahrt aufgenommen hatte, Sonderrolle nimmt Berlin ein. Wirtschaftliche ins Stocken geraten. Es fehlt an Wachstum Standbeine bilden hier nicht nur Startups der und Dynamik. um die Lücke zu schließen, Digitalwirtschaft, mehrere Kreativbranchen wären nach einer Schätzung der unter- und der Tourismus, sondern auch die Indus- nehmensberatung Roland Berger bis 2030 trie, die in veränderter Form zurückgekehrt Investitionen von mehr als einer Billion Euro ist: Anstelle der Schwerindustrie wie vor dem in den neuen Ländern nötig.8 Eine gewaltige zweiten Weltkrieg dominieren in der Bundes- Summe – nach den rund 2 Billionen, welche Industrie im westen, öffentlicher dienst hauptstadt heute Hersteller wissensintensi- die Einheit bislang schon gekostet hat. im osten ver, innovativer Produkte, vor allem aus den Branchen Biotechnologie, Medizintechnik Industrieunternehmen stellen häufig Produkte her, die sich überregional exportieren lassen – und so und Pharmazie, Informationstechnologie, für wertschöpfung in der eigenen region sorgen. Verkehrstechnik, Optik und Energietechnik. dies gilt vor allem für das verarbeitende gewerbe, das traditionell in westdeutschland stark ist. Im osten dominiert dagegen die Bauwirtschaft den generell schwächeren Industriesektor. weiterhin ist im osten der öffentliche dienst mit 30 Prozent stark vertreten. west west anteile der verschiedenen sektoren an der Brutto- wertschöpfung, in Prozent, 1991 und 2013 (datengrundlage: arbeitskreis volkswirtschaftli- che gesamtrechnung der länder, dIw10)

verarbeitendes und ost ost Baugewerbe, energie handel, verkehr, gastgewerbe, Information und kommunikation 1991 2013 finanz- und unternehmensdienste, wohnungswesen öffentlicher dienst, erziehung, gesundheit, sonstige dienste land- und forstwirtschaft, fischerei

Berlin-Institut 33 13 Einkommen und Vermögen Mühsame Annäherung

Die innerdeutsche Grenze steht noch. und München.2 Natürlich: Im Westen sieht es ses nur sehr begrenzt in Betriebsvermögen Zumindest auf Landkarten, die anzeigen, wo nicht nur rosig aus. Hier finden sich mit den investieren oder davon Aktien beziehungs- die 500 reichsten Deutschen wohnen. Auf Ruhrgebietsmetropolen Oberhausen, Herne weise Immobilien kaufen. Zudem hatte der diesen Karten mangelt es von Schleswig- und als Schlusslicht Gelsenkirchen auch die damalige Bundeskanzler Helmut Kohl zwar Holstein bis nach Bayern nicht an Superrei- problematischsten deutschen Kommunen durchgesetzt, dass laufende Einkommen und chen. Auch abseits von Zentren wie Hamburg überhaupt. Aber auf der Liste der 20 pros- Renten bei der Währungsunion 1990 eins zu oder München finden sich allerorts einige perierendsten Städte steht mit Jena nur eine eins in West-Mark umgerechnet wurden. Für sehr vermögende Menschen. In den neuen einzige ostdeutsche Gemeinde. Sparguthaben galt die Umstellung aber nur Bundesländern dagegen sieht es mau aus: im Verhältnis zwei zu eins. Damit schrumpf- Zwischen Ostsee und Erzgebirge zeigt die So wird vor allem der Westen immer wohl- ten viele private Rücklagen. Karte fast überhaupt keine Wohnsitze von habender, während der Osten nur mühsam sehr Wohlhabenden an. Gerade mal 20 der vorankommt. Nach wie vor verfügen Ost- Kein Mezzogiorno 500 reichsten Deutschen wohnen östlich deutsche im Schnitt über weniger Vermögen der ehemaligen Grenze, davon 14 in Berlin – als Westdeutsche, sie beziehen weniger Kohl wollte eine möglichst schnelle Annähe- zumeist im Westteil der Stadt.1 Einkommen aus Arbeit oder Kapital und ha- rung der Lebensverhältnisse zwischen Ost ben dementsprechend auch weniger Geld zur und West, also auch einen vergleichbaren Zwar wächst hierzulande allgemein der Verfügung, das sie für Konsum ausgeben oder Wohlstand. Doch davon sind die neuen Wohlstand, einer Kombination aus sinkender auf die hohe Kante legen können. Ein wesent- Bundesländer immer noch weit entfernt. Arbeitslosigkeit und steigenden Reallöhnen licher Grund dafür ist ihre schlechtere Start- Zwar sind die Ostdeutschen im Schnitt heute sei Dank. Allerdings tut er dies nicht überall position: Im Arbeiter- und Bauernstaat DDR weitaus wohlhabender als Bürger aus jenen in gleichem Maße. So boomen vor allem die war das Lohnniveau niedrig, und selbst wer osteuropäischen Ländern, die sich Anfang der – allesamt in Westdeutschland gelegenen – ein wenig Geld angehäuft hatte, konnte die- Autostädte Wolfsburg, Stuttgart, Ingolstadt

Mehr Edelkarossen im Westen Thüringen Sachsen-Anhalt Japanische und koreanische Marken wie Hyundai, Mazda, Mitsubishi und Nissan werden hierzulan- Sachsen de am meisten im einkommensarmen Mecklen- Mecklenburg-Vorpommern burg-Vorpommern gekauft. Auch in den anderen Brandenburg Ost-Bundesländern sind solche eher preiswerten Berlin Automarken führend. Im wohlhabenden Bayern bevorzugt man dagegen die lokale Marke BMW, in Niedersachsen Baden-Württemberg Mercedes. Insgesamt fahren Bayern Westdeutsche fast doppelt so häufig BMW wie Bremen Ostdeutsche, beim ehemals tschechischen Skoda Hessen ist es umgekehrt. Schleswig-Holstein Bestand an Personenkraftwagen ausgewählter Rheinland-Pfalz Marken nach Bundesländern, in Prozent des Nordrhein-Westfalen Gesamtbestandes am 1. Januar 2014 Hamburg 10 (Datengrundlage: Kraftfahrt-Bundesamt ) Baden-Württemberg Skoda Saarland BMW 0 2 4 6 8 10

34 So geht Einheit Immer noch unterschiede 120 die verfügbaren einkommen sind in den neuen 100 Bundesländern zwischen 1991 und 2012 rasant gestiegen. dadurch ist der einkommensunter- 80 schied zwischen ost- und westdeutschen deutlich kleiner geworden. trotzdem stehen jedem Bürger im osten deutschlands nur etwas mehr als 80 60 Prozent des einkommens eines westdeutschen zur verfügung. 40 verfügbares einkommen je einwohner 1991 und 2012 (deutschland = 100) 20 (datengrundlage: Bundesministerium für wirt- schaft und energie11) 0 1991 2012 West West Berlin) (ohne Ost Berlin) (ohne Berlin Brandenburg Sachsen Thüringen Sachsen- Anhalt Mecklenburg- Vorpommern

1990er ebenfalls vom Sozialismus losgesagt Prozent. Allerdings beachtet dieser statisti- Immobilien nur halb so viel wert haben. und Ostdeutschland ist auch nicht, sche Wert nicht die Kaufkraft sowie die regio- wie der Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt nal unterschiedlichen Preisniveaus, die dafür Ein wichtiger Grund für das Wohlstands- einst befürchtete, zu einem „Mezzogiorno sorgen, dass der gleiche Lebensstandard wachstum in Ost wie West ist der Wertzu- ohne Mafia“ geworden, also einem dauer- etwa in Mecklenburg-Vorpommern preiswer- wachs bei selbstgenutzten Immobilien, der haft wirtschaftlich abgehängten Landstrich, ter zu haben ist als in Baden-Württemberg. quantitativ wichtigsten Vermögensform ähnlich der Problemregion im Süden Itali- hierzulande. Doch auch der Grund- und ens.3 Trotzdem kommen die ostdeutschen Dennoch geht es bergauf im Osten, wenn Immobilienbesitz ist ungleich verteilt: 2013 Privathaushalte durchschnittlich immer noch auch langsam und von vorerst niedrigem Ni- machte er in Westdeutschland 85 Prozent auf nicht einmal die Hälfte des von West- veau aus. So liegt das verfügbare Einkommen des Nettovermögens aller Haushalte aus, deutschen angehäuften Vermögens, das im je Einwohner in den neuen Bundesländern während in Ostdeutschland der entsprechen- Schnitt 153.200 Euro pro Kopf beträgt.4 In ohne Berlin inzwischen bei immerhin fast 86 de Anteil bei nur 73 Prozent lag. Dies liegt Ostdeutschland gehören Personen mit einem Prozent des gesamtdeutschen Niveaus.6 zum auch daran, dass die ostdeutschen Immobi- Nettovermögen von mindestens 110.000 Vergleich: 1991 standen jedem neuen Bun- lien im Schnitt nur halb so viel wert sind wie Euro bereits zu den reichsten zehn Prozent desbürger statistisch gesehen gerade einmal die westdeutschen. Ein gebrauchtes Ein- oder der Erwachsenen – im Westen sind dafür 58 Prozent des Durchschnittseinkommens zweifamilienhaus kostet etwa im ostdeut- knapp 240.000 Euro erforderlich. zur Verfügung. Der Osten hat also aufgeholt. schen Landkreis Mansfeld-Südharz nur 440 Ostdeutsche können wegen der langen Er- Euro pro Quadratmeter, während in München Außerhalb der westlichen Problemregionen werbsbiografien der Frauen im Schnitt sogar 6.080 Euro pro Quadratmeter fällig werden.8 wie dem Ruhrgebiet, Bremen und Berlin sind auf höhere Renten als Westdeutsche hoffen.7 vor allem in Ostdeutschland viele Menschen zudem müssen sie wegen der Progression Aber Ost- und Westdeutschland gleichen einem Armutsrisiko ausgesetzt. Sie müs- der Einkommenssteuer anteilig weniger sich auch in der Eigenwahrnehmung an. So sen also von weniger als 60 Prozent des Steuern auf ihre – geringeren – Einkommen schätzt sich zwar in Brandenburg, Sachsen mittleren deutschen Einkommens leben. So zahlen. und während von 1993 bis 2013 und Sachsen-Anhalt nur ein Drittel der liegt die sogenannte Armutsgefährdungs- in Westdeutschland das durchschnittliche Einwohner als wohlhabend ein, während es quote in Sachsen (18,8 Prozent), Sachsen- Nettovermögen um gut ein Fünftel gewach- in Bayern und Hamburg mehr als die Hälfte Anhalt (20,9 Prozent) und Mecklenburg- sen ist, hat es im Osten sogar um drei Viertel sind. zugleich aber empfinden sich ebenso Vorpommern (23,6 Prozent) stark über dem zugelegt. viele Thüringer, Mecklenburger und Vorpom- Bundesdurchschnitt von 15,5 Prozent.5 zum mern wie Hessen und Rheinland-Pfälzer Vergleich: In Bayern und Baden-Württemberg als wohlhabend: Immerhin 40 Prozent der beträgt die Quote 11,3 beziehungsweise 11,4 Einwohner dieser ost- wie westdeutschen Bundesländer finden, dass es ihnen heute materiell gut geht.9

Berlin-Institut 35 14 Konsum Überall Milka-Schokolade und Rotkäppchen-Sekt

Auf kaum etwas freuten sich die DDR-Bürger im Osten aufgrund ihrer geringeren Einkom- und braten als Westdeutsche.8 Auch essen nach der friedlichen Revolution mehr als men jedoch weniger aus. So betrugen ihre Ostdeutsche deutlich weniger Fisch als West- darauf, endlich einfach kaufen zu können, Gesamtausgaben 79 Prozent dessen, was die deutsche, dafür umso mehr Lebensmittel aus was sie wollten. Dieses aus politischer Sicht Westdeutschen aufwendeten – während die Konserven.9 etwas ernüchternde Fazit legt zumindest Ost-Einkommen zur gleichen Zeit 80 Prozent eine Umfrage vom Dezember 1989 nahe: jener der Westdeutschen betrugen ( 9, 13). Allerdings sind diese Unterschiede vor Demnach erachteten über 90 Prozent der Mit etwa 35 Prozent der gesamten Konsum- allem unter Älteren ausgeprägt. Die jüngere Befragten Wirtschaftsreformen sowie Ver- ausgaben nahm sowohl in Ost- als auch in Generation, die überwiegend gesamtdeutsch sorgung und Warenangebot als sehr wichtig Westdeutschland der Bereich Wohnen und sozialisiert wurde, legt gerade bei den Le- – bedeutsamer als politische Reformen, Energie den größten Posten ein. Die beiden bensmitteln bundesweit gleiche Vorlieben an Demokratisierung und Reisefreiheit.1 nächstgrößten Ausgabenblöcke stellten eben- den Tag. Unter anderem verringern sich bei falls einheitlich mit jeweils etwa 15 Prozent den Jüngeren die beträchtlichen Unterschiede In der Folge nahmen viele Ostdeutsche Nahrungsmittel/Getränke und Mobilität.6 zwischen Ost- und Westdeutschen, was die schnell die Konsummuster der Westdeut- Vorliebe für Bier (Ostdeutsche) beziehungs- schen an. Die ersten Einkäufe beinhalteten Ess- und Trinkgewohnheiten der jün- weise Wein (Westdeutsche) angeht ( 21). häufig Levi’s-Jeans, Milka-Schokolade und geren Generationen gleichen sich an Videorekorder.2 Dagegen haben es nur weni- Im Osten weiterhin weniger Geld für ge Produkte aus DDR-Zeiten auch im Westen Betrachtet man jedoch spezifische Produkte, Nicht-Lebensmittel dauerhaft in die Supermarktregale geschafft.3 sind noch immer Unterschiede erkennbar. Versuche ostdeutscher Unternehmen, mit Im Bereich Essen und Trinken fallen diese Unterschiede gibt es nicht nur bei den Le- eigens entwickelten Erzeugnissen wie etwa besonders deutlich bei Markenprodukten bensmitteln. Auch für andere Waren variieren dem von Stardesigner Luigi Colani ent- aus, die es schon zu DDR-Zeiten gab. So die Konsumgewohnheiten in Abhängigkeit worfenen Fernseher den gesamtdeutschen erfreut sich die ostdeutsche Vita Cola im vom Wohnort. Detaillierte Auskunft über Markt zu erobern, scheiterten häufig.4 Einige Jahr 2014 mit Platz fünf der meistgekauften das Kaufverhalten der Deutschen liefert die typische „Ostmarken“ wie Rotkäppchen-Sekt alkoholfreien Getränke in Ostdeutschland GfK-Sortimentskaufkraft. Sie gibt an, wie viel oder Radeberger Pilsner, Bautz’ner Senf oder großer Beliebtheit. In Westdeutschland sucht Geld die Bewohner der einzelnen Landkreise Spee-Waschmittel haben die Wende aber man Vita Cola vergeblich unter den Top 10. für bestimmte Produkte im Vergleich zum überlebt und erfreuen sich bei Westdeut- Ähnliches gilt für Bier: Radeberger wird im Landesdurchschnitt zur Verfügung haben. schen sogar zunehmender Beliebtheit: Der Osten nach Beck’s am meisten gekauft, im Besonders Güter wie Uhren, Schmuck, opti- Westanteil am Umsatz der 40 bekanntesten Westen erreicht es nur den achten Platz. sche und Telekommunikationsgeräte können Ostprodukte ist zwischen 2007 und 2014 Der ostdeutsche Joghurt der Marke Lecker- sich die Westdeutschen leichter leisten als von 34 auf 42 Prozent gestiegen.5 mäulchen schafft es mit einem Marktanteil die Ostdeutschen. Zudem ist die Kaufkraft von vier Prozent gerade noch unter die zehn in (Groß-)Städten höher als in ländlichen Inzwischen setzen Ost- und Westdeutsche beliebtesten Joghurt-Produkte im Osten, Regionen. So stellt auch der Großraum Berlin beim täglichen Konsum weitgehend gleiche im Westen gelingt ihm dies nicht.7 Darüber für den Osten eine Ausnahme dar. Hier haben Schwerpunkte: 2012 wendeten sie nahezu hinaus gibt es weiterhin unterschiedliche die Menschen für Luxusgüter ähnlich hohe die gleichen Anteile ihrer privaten Konsum- Konsumgewohnheiten. Beispielsweise lässt Beträge übrig wie im Bundesschnitt. ausgaben für verschiedene Alltagsgüter auf. der Verbrauch von Butter und pflanzlichen Absolut betrachtet gaben die Verbraucher Fetten wie Margarine und Öl den Schluss zu, dass Ostdeutsche weniger mit Öl kochen

36 So geht Einheit Für andere Waren hingegen – beispielsweise Haushalte mit langlebigen Konsumgütern. Produkte der Informationstechnologie und Auch hier lassen sich in einigen Bereichen Unterhaltungstechnik – ist die Kaufkraft trotz noch Unterschiede zwischen den beiden des Einkommensgefälles bundesweit ver- Landesteilen erkennen, die aber langsam gleichbar hoch. Es gibt sogar Konsumgüter, in verschwinden. So war die Geschirrspülma- die Verbraucher im Osten überdurchschnitt- schine auch 2013 noch eher ein Kennzeichen Großstädter im Westen leisten lich viel investieren, etwa im Bereich Garten- westdeutscher Häuser und Wohnungen. Hier sich besonders viele Uhren und bedarf. Allerdings erstehen auch Nord- und waren 70 Prozent der Haushalte in mit einer Schmuck Süddeutsche gerne Gartenutensilien, nur in Spülmaschine ausgestattet. Im Osten waren Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland- es nur 60 Prozent – so viele, wie im Westen Die Kaufkraft für Waschmittel, Körperpflege- und andere Produkte Pfalz sowie bundesweit in den Städten ist schon zehn Jahre zuvor. Auch andere gängige des Nicht-Lebensmittelsortiments ist entweder Gartenarbeit nicht so wichtig oder Gebrauchsgüter, etwa PKW, Fahrräder oder im Osten nur geringfügig geringer als kein Garten vorhanden.10 Computer, sind tendenziell seltener in ost- im Westen. Auffällig sind dagegen die deutschen Haushalten anzutreffen. Allerdings Unterschiede bei Uhren und Schmuck. Daran zeigt sich besonders deutlich Mehr Geschirrspüler in west- hat sich hierbei der Abstand zwischen 2003 das Einkommensgefälle, das nach wie deutschen Haushalten und 2013 verringert. Bei den Fernsehern vor zwischen West und Ost besteht. und Telefonen ist der Angleichungsprozess 11 GfK-Sortimentskaufkraft für die Berei- Ein weiterer Indikator, der Rückschlüsse auf dagegen schon länger abgeschlossen. che Nicht-Lebensmittel (links) sowie das Konsumpotenzial und die Einkaufsge- Uhren und Schmuck (rechts) 2014 wohnheiten liefert, ist die Ausstattung der (Quelle: GfK SE12)

GfK Kaufkraft Deutschland 2014 GfK Kaufkraft Deutschland 2014 unter 72 Nonfoodbereich für Uhren, Schmuck 72 bis unter 80 80 bis unter 88 88 bis unter 96 96 bis unter 104 104 bis unter 112 112 bis unter 120 120 bis unter 128 128 und mehr

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Berlin-Institut 37 15 Medien Westmedien erobern Tal der Ahnungslosen

Mit Beginn des neuen Jahrtausends entdeck- Nur regional beständig ten ZDF, MDR, RTL, SAT1 und Prosieben die Junge Welt und Neues Deutschland erreichten Ostalgie-Shows für sich. Vierzig Jahre grauer in Millionen zu DDR-Zeiten früher Auflagenhöhen, von denen – mit Ausnahme DDR-Alltag präsentierten sich dem bundes- 1,6 2015 der Bild – die überregionalen westdeutschen deutschen Publikum plötzlich sehr bunt. Von Zeitungen nur träumen konnten. Beide Blätter 1,4 Nina Hagen bis zu den Puhdys, vom Kleinen haben die Vereinigung überlebt, doch erreichen sie heute nur noch einen winzigen Bruchteil des 1,2 Muck bis zu den Jungen Pionieren, von FKK Publikums von damals. Überregionale Tageszei- bis zur Aktuellen Kamera erlebte die Medi- tungen aus dem Osten der Republik gibt es damit 1,0 enwelt des Vorwende-Ostens eine heitere nicht mehr. Doch weil Zeitungsleser ohnehin lieber Renaissance. Politisches kam in den Sams- 0,8 zu regionalen Blättern greifen, verkaufen sich die ostdeutschen Tageszeitungen ähnlich erfolgreich tagabendshows bestenfalls am Rande vor. 0,6 wie die westdeutschen. Davon profitieren aber Hätten nicht Kinofilme wie „Goodbye Lenin“ ausschließlich westdeutsche Verlagshäuser. Von und Oscargewinner „Das Leben der Anderen“ 0,4 den 20 auflagenstärksten Tageszeitungen erscheint oder Romane wie Tellkamps Bestseller „Der keine in einem ostdeutschen Verlag. 0,2 Turm“ dieses verklärte Bild zeitgleich gerade Verkaufte Auflage ausgewählter überregionaler gerückt, hätte man meinen können, die Deut- 0 Zeitungen in Millionen um 1989 und im 1. Quartal schen hätten Stasi und Bautzen nach rund 2015 einem Dutzend Jahren bereits vergessen. In Verkaufte Auflage der 20 größten deutschen Tages- Neues Deutschland Frankfurter Allgemeine Zeitung Junge Welt Junge den Feuilletons rügten Kritiker die Macher Süddeutsche Zeitung zeitungen im 1. Quartal 2015 der Shows wegen ihrer Geschichtsverges- (Datengrundlage: Wilke, Verlage, IVW9) senheit – an Zuschauerzahlen von über 4,5 Millionen änderte das nichts.

2.220.875 überregionale Zeitung westdeutsche Regionalzeitung 700.000 ostdeutsche Regionalzeitung

600.000

500.000

400.000

300.000

200.000

100.000

0 Bild und B.Z. Bild Zeitung Allgemeine Westdeutsche Stadtanzeiger Kölner Süddeutsche Zeitung Allgemeine Augsburger Rheinische Post Südwest Presse Südwest Zeitung Allgemeine Frankfurter Thüringer Allgemeine NachrichtenNürnberger Münchner Merkur Presse Freie Sächsische Zeitung Die Rheinpfalz Neue Westfälische Hessische/Niedersächsische Allgemeine Kompakt + WELT WELT DIE Abendblatt Hamburger Volkszeitung Leipziger Rhein-Zeitung

38 So geht Einheit Kein Sendeplatz für Ossis auf als der Osten der Republik. Angesichts Mediums für Leser aus beiden Teilen der der größeren Bevölkerungszahl sowie der Republik zu verwirklichen. Doch der Erfolg Besonders beim ostdeutschen Publikum wirtschaftlichen und politischen Bedeutung blieb aus – die Ostdeutschen erkannten ihre weckten Ausschnitte aus der Unterhaltungs- vieler Weststandorte erscheint dies zwar alte Wochenpost nicht wieder und auf dem sendung „Ein Kessel Buntes“ oder Bühnen- angemessen. Doch speziell für Ostdeutsche westlichen Pressemarkt stieß der Neuzugang auftritte der sichtlich gealterten Popcombo relevante Informationen unterschlägt das auf wenig Interesse. Und auch die Neugrün- Karat mit ihrem Erfolgsschlager „Über gesamtdeutsche Programm oft.3 dungen in Ostdeutschland aus den frühen sieben Brücken musst du gehn“ liebevolle 1990er Jahren versagten darin, auf ihr Publi- Erinnerungen. Waren doch die Stars der DDR- Alte Bekannte mit neuem Gesicht kum einzugehen und stellten ihre Arbeit fast Musik- und Medienwelt mit der deutschen ausnahmslos kurz nach der Gründung wieder Einheit über Nacht aus den Fernseh- und Als regionale und lokale Informationsquellen ein.6 Einzig die im Hause Burda gegründete Radiosendungen verschwunden. Einzig dienen vielen Ostdeutschen deshalb die Ta- Superillu traf den Geschmack der Ostdeut- die Kommissare aus Polizeiruf 110 und geszeitungen. Diese wurden nach der Wende schen. Mit einer Reichweite von wöchentlich das Sandmännchen hatten den Sprung aus zwar von westdeutschen Verlagshäusern rund 2,5 Millionen Lesern gilt sie bis heute dem Ostprogramm in die westdeutsche übernommen, im Gegensatz zum Rundfunk- als die Illustrierte des Ostens – vor allem für Medienlandschaft geschafft. Der Rest des programm blieb das Zeitungsangebot der Frauen mittlerer bis höherer Altersklassen.7 DDR-Fernsehens hatte sich dagegen mitsamt DDR jedoch weitestgehend erhalten – ebenso dem Radioangebot im öffentlich-rechtlichen wie das Personal: Obwohl die Medien im Digitales Publikum Programm der Bundesrepublik aufgelöst. sozialistischen Einheitsstaat vor allem der Partei gedient hatten und damit gleichge- Insgesamt spielen innerdeutsche Unter- Auch wenn der Abschied von den beliebten schaltet waren, blieb es insgesamt bei der schiede für Programmplaner und Verlage Fernsehgesichtern schmerzlich gewesen sein Zusammensetzung der Ost-Redaktionen. heute aber eine eher untergeordnete Rolle dürfte, stellte die Umstellung aufs Fernsehen Journalisten aus der BRD übernahmen häufig im Kampf um Quoten und Verkaufszahlen. West die Sehgewohnheiten der Ostdeutschen Führungspositionen und begleiteten ihre Viel stärker als die Vereinigung wälzt die doch nicht gänzlich auf den Kopf. Denn DDR-Kollegen als Chefredakteure auf dem Digitalisierung die bundesdeutsche Medien- abgesehen von den sogenannten Tälern der Weg in eine freie Berichterstattung. Umfra- landschaft um. Seit Beginn der 1990er Jahre Ahnungslosen nahe Dresden und Rostock gen zufolge nahmen die Ost-Journalisten ist die Auflage der deutschen Tageszeitungen empfingen zu DDR-Zeiten 90 Prozent der die Herausforderungen eines freiheitlich- um insgesamt ein Drittel eingebrochen und Haushalte Westprogramme. Allabendlich demokratischen Mediensystems ernst und befindet sich weiterhin auf Talfahrt.8 Auch schaltete sich rund ein Fünftel bis ein Viertel fühlten sich ihrer Rolle als vierte Gewalt von das Fernsehen sucht händeringend nach pub- der Zuschauer den Sendern der Nachbarrepu- Anfang an verpflichtet.4 Erst Jahre nach der likumsträchtigen Formaten. Schon lange ver- blik zu. Das war zwar nicht offiziell verboten, Einheit sortierten die Redaktionen belastete mögen große Samstagabendshows wie noch aber auch nicht gerne gesehen. Ob Ost- oder Kollegen aus. bis 1992 der „Kessel Buntes“ der DDR oder Westprogramm, Fernsehen bedeutete für die „Wetten, dass“ der ARD nicht mehr die ganze DDR-Bürger vor allem eines: Unterhaltung. Für die ostdeutschen Lokalblätter barg diese Familie vor dem Bildschirm zu versammeln. Journalistische Angebote waren dagegen Kontinuität einen großen Vorteil: Denn die Und waren in den frühen 2000ern noch unbeliebt, unabhängig von ihrer Herkunft. Redakteure kannten die Region und damit Sendungen wie die Ostalgie-Shows nötig, um Nachrichten von ARD und ZDF galten als die Sorgen und Nöte der Menschen. Die die Sehnsucht der Menschen nach vergange- ebenso unglaubwürdig wie die „Aktuelle Lokalblätter galten deshalb als die einzigen nen Zeiten zu stillen, genügen heute wenige Kamera“ des Deutschen Fernsehfunks Medien, mit denen sich die ehemaligen Klicks auf Youtube, um die Höhepunkte der (DFF). Immerhin konnte letztere trotz aller DDR-Bürger identifizieren konnten – ganz im deutschen Fernsehgeschichte zurück in die Parteifärbung Orientierung im DDR-Alltag Gegensatz zu den überregionalen Tages- Wohnzimmer zu bringen. Sogar Karl-Eduard liefern. In den Westsendungen dagegen kam zeitungen aus dem Westen, die für viele von Schnitzlers antikapitalistische Propagan- Ostdeutschland quasi nicht vor.1 Ostdeutsche ohnehin kaum erschwinglich dasendung „Der schwarze Kanal“ ist hier für waren.5 Anders sah es bei den Wochenzeitun- die Nachwelt erhalten. Breitbandverbindun- Das sollte in den Nachwendejahren so blei- gen aus. Die Wochenpost, die zu DDR-Zeiten gen versorgen inzwischen auch die entle- ben. Im neuen gesamtdeutschen Fernsehen nach der Fernsehzeitschrift FF die zweit- gensten Täler der Ahnungslosen mit einem fühlten sich die Ostdeutschen oft unterre- höchste Auflage erreichte, musste 1997 den schier unendlichen Schatz an Informationen präsentiert.2 Tatsächlich taucht der Westen Betrieb einstellen. Nach der Wende hatte ein und Unterhaltung, sowohl im Osten als auch bis heute deutlich häufiger in den privaten gemischtes Team aus Ost- und Westjournalis- im Westen. und öffentlich-rechtlichen Programmen ten versucht, die Vision eines gemeinsamen

Berlin-Institut 39 16 umwelt von der dreckschleuder zur vorreIterregIon

„Chemie bringt Brot, Wohlstand und dicke luft im osten belastet. Im Süden des Landes litt fast jedes Schönheit“ – so hatte einst die DDR-Führung zweite Kind an Atemwegserkrankungen. das Industriezentrum im Dreieck zwischen Bitterfeld und andere umweltsünden wie Etwa 70 Prozent aller fließenden Gewäs- Merseburg, Halle und Bitterfeld angeprie- der Teersee im thüringischen Rositz, der bis ser waren für jede Entnahme von Wasser sen.1 In Anbetracht der Realität ein recht heute das Grundwasser kontaminiert und gesperrt, etwa ein Drittel aller Seen so stark zynischer Slogan. Denn die Gegend um stinkende Dämpfe entlässt, stehen sinn- verseucht, dass sie sich nicht mehr selbst Bitterfeld avancierte während DDR-zeiten zu bildlich für die umweltpolitische Ignoranz regenerieren konnten.5 einer der am stärksten belasteten Regionen der DDR-Führung. zwar bestand offiziell Europas.2 Die völlig veralteten Fabrikanlagen eine Reihe von umweltschutzgesetzen, die Die Verschmutzung war in den 1980er haben jahrelang Böden und Gewässer mit Wirtschafts- und Planpolitik hatte aber stets Jahren allgegenwärtig. Wer sie jedoch an- Schwermetallen und toxischen Chemikalien Vorrang. Fahrzeuge mit zweitaktmotoren und prangerte, galt als oppositionell und musste verseucht. Schwefeldioxid versauerte den ohne Katalysatoren sowie die flächendecken- damit rechnen, in den Fokus der Staatssi- Regen, Asche und andere Schadstoffe trübten de Nutzung von Braunkohle als Energieträger cherheit zu geraten oder gar ins Gefängnis die Luft, trotz weit in den Himmel ragender sorgten für dicke Luft. In der ehemaligen zu kommen. Trotz oder womöglich gerade Schornsteine.3 Ostrepublik lag der Schwefeldioxid-Ausstoß wegen dieses Drucks hatte die ökobewe- pro Quadratkilometer durchschnittlich sie- gung in der DDR, die ihren Widerstand unter benmal höher als in Westdeutschland.4 1988 dem Schutz der Kirche formierte, großen war rechnerisch jeder Einwohner der DDR Anteil an der friedlichen Revolution ( 19).6 umweltzufriedenheit gleicht sich an mit 313 Kilogramm Schwefeldioxid, 132 Kilo- gramm Staub und 21 Tonnen Kohlendioxid die große unzufriedenheit vor allem der ost- deutschen großstadtbewohner über den zustand der umwelt wich mit der wende schnell einer allgemeinen zufriedenheit. heute sehen ost- wie 7,0 westdeutsche den klimawandel als wichtigs- tes ökologisches Problem, sind aber mit den umweltbedingungen in ihrem wohnumfeld eher zuieden 6,5 zufrieden.10 zustimmung findet beiderseits der ehemaligen grenze auch ressourcenschonendes verhalten wie energiesparen oder die nutzung 6,0 öffentlicher verkehrsmittel. durchschnittliche zufriedenheit mit den umwelt- 5,5 bedingungen vor ort in Punkten auf einer skala von 1 = sehr unzufrieden bis 7 = sehr zufrieden, 5,0 unterteilt nach stadt- und gemeindetypen in ost und west 1990 bis 2012 (verlauf in Jahren ohne Befragungen geglättet) 4,5 (datengrundlage: BBsr11)

kleinstadt/ländlicher raum west 4,0 großstadt west kleinstadt/ländlicher raum ost unzuieden 3,5 großstadt ost 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

40 so geht einheit Mehr Braunkohle und Ökostrom im Osten

Die Energiewende ist ins Stocken geraten. Dies liegt auch daran, dass es der Politik nicht gelingt, die Erzeugung 6,9 von Elektrizität aus Kohle entscheidend zu drosseln. 20,6 19,6 Im Gegenteil: Die Braunkohleverstromung zieht in den 29,2 letzten Jahren wieder an. Die daraus resultierenden Emis- sionen machen die Hälfte des gesamten CO₂-Ausstoßes der Stromerzeugung aus.17 4,9 West 12,3 Ost Anteil an der Bruttostromerzeugung nach Energieträgern in West- und Ostdeutschland, in Prozent, 2012 50,7 (Datengrundlage: BDEW Bundesverband der Energie- 9,4 und Wasserwirtschaft e.V.18) 22,5 20,1 3,8 Kernenergie Erdgas Braunkohle Steinkohle Mineralöl Erneuerbare Energie

Auch die Westdeutschen sorgten sich auf 168 Millionen Tonnen zurückgegangen, Erneuerbare Energien machen hier fast 30 damals um die Natur, sensibilisiert durch in den alten Bundesländern nur von 700 auf Prozent des Strommixes aus, im Westen nur das Waldsterben und das Reaktorunglück 610 Millionen Tonnen.12 Das ehrgeizige Ziel 20,6 Prozent. Allerdings wird die Hälfte des von Tschernobyl. Ein Jahr nach der Wende der Bundesregierung, die Emissionen bis Stroms in Ostdeutschland aus Braunkohle waren sie aber deutlich zufriedener mit den 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu gewonnen. Dennoch zeigt die Umstellung auf Umweltbedingungen in ihrer unmittelbaren senken, dürfte wenn, dann überwiegend dank erneuerbare Energien große Perspektiven Wohngegend als die Ostdeutschen: Auf einer der milliardenschweren Sanierungen in den für die neuen Länder auf: 13,5 von 1.000 Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) neuen Ländern erreichbar sein.13 Beschäftigten arbeiten hier in der Umwelt- bis 10 (ganz und gar zufrieden) haben die wirtschaft, in der alten Bundesrepublik sind Menschen zwischen Flensburg und dem Bis 2020 sind weitere 162 Millionen Tonnen es nur 8,9 je 1.000 Beschäftigte. Bodensee ihre Zufriedenheit mit 6,3 Punkten CO₂ einzusparen. Dazu ist es auch notwendig, bewertet, ihre Landsleute zwischen Rügen den Primärenergiebedarf von Gebäuden Besonders die Solarbranche fühlte sich in und dem Erzgebirge nur mit 3,8 Punkten.7 zu senken. In den neuen Ländern wurde Ostdeutschland eine Zeitlang wohl. Sachsen, Die Schließung vieler Dreckschleudern, die bereits flächendeckend in die Sanierung und Sachsen-Anhalt und Thüringen verfügten Modernisierung der verbliebenen Fabriken Gebäudedämmung investiert. Die alten Bun- mit dem Cluster Solarvalley über die höchste und die rasche Durchsetzung bundesweiter desländer hingegen hinken bei der energeti- Dichte an Photovoltaikunternehmen in Eu- Umweltstandards, etwa durch das Nach- schen Sanierung hinterher, dort ist zukünftig ropa. Mittendrin die Stadt Bitterfeld-Wolfen, rüsten von Kraftwerksfiltern, haben Natur deutlich mehr Einsparpotenzial vorhanden neuerdings sogar mit schmuckem Yachtha- und Bürger in der Nachwendephase tief Luft als im Osten.14 fen. Der Rückgang der Solarzellenproduktion holen lassen.8 Inzwischen finden sich 7 von und die Übernahme des Vorzeigeunterneh- 14 Nationalparks und 8 von 13 Biosphärenre- Erneuerbare Energien – Zukunfts- mens Q-Cells durch die südkoreanische servaten in den neuen Ländern.9 Der Zustand markt im Osten in Gefahr Konkurrenz im Jahre 2012 haben die Branche von Flüssen und Wäldern unterscheidet sich jedoch schwer getroffen. Binnen eines Jahres kaum noch zwischen West und Ost. Schlüsselfaktor für das Erreichen der Kli- verlor fast die Hälfte aller Beschäftigten maziele ist die Umstellung auf erneuerbare im Photovoltaik-Dreieck um Bitterfeld ihre Neue Länder wahren Chance auf Energien. Fossile Brennstoffe und Kernkraft Arbeit.16 Erfüllung der Klimaziele tragen zwar nach wie vor die Hauptlast, auf die Erneuerbaren entfällt aber immerhin Der Ausstoß von Kohlendioxid (CO₂) ist in schon ein Viertel der Bruttostromerzeugung den neuen Flächenländern seit 1990 von 267 in Deutschland.15 Dabei ist die Energiewende im Osten deutlich weiter vorangeschritten:

Berlin-Institut 41 17 Kriminalität Ostdeutsche leben nicht unsicherer, fühlen sich aber so

Etwa 30 Prozent aller Deutschen machen mehr als in allen anderen der damals 15 definierte, existierten hier offiziell auch sich Befragungen zufolge heutzutage „große EU-Länder. 3 Die Westdeutschen lagen mit keine Neonazis. Allenfalls trieben „dekaden- Sorgen“ über die Entwicklung der Krimi- einem Anteil von 34 Prozent dagegen etwa te, asoziale“, möglicherweise vom Westen nalität. Medienberichte über zunehmende im EU-Durchschnitt. aufgehetzte, aber unpolitische „Rowdys“ ihr Wohnungseinbrüche und Millionenschäden Unwesen.5 Intensive Grenzkontrollen, Per- durch Diebstähle in grenznahen Regionen, Die Verunsicherung der Ostdeutschen sonenüberwachung und Meldevorschriften über Gewaltverbrechen oder politisch damals hatte mehr mit der gesellschaftlichen für ausländische Reisende machten es dem motivierte Straftaten tragen dazu bei, Wahrnehmung als mit dem tatsächlichen internationalen Verbrechen schwer, in der Ängste zu schüren. In den Jahren nach der Anstieg der Kriminalität zu tun. Nach der in DDR Fuß zu fassen.6 Wende empfanden sich allerdings weit mehr der DDR herrschenden Lehre brachte der Menschen durch Kriminalität bedroht: Mehr Kapitalismus sozialen Verfall und damit auch Mit dem Fall der Mauer änderte sich alles. als 50 Prozent im Westen berichteten 1994 Kriminalität mit sich. Zwangsläufig musste Einbrüche, Banküberfälle und Zigaretten- von großen Sorgen, im Osten waren es sogar die Verbrechensstatistik unter realsozialis- schmuggel nahmen sprunghaft zu – doch über 70 Prozent.1 Die „Zunahme der Krimi- tischen Bedingungen daher eine gleichblei- dieser Sprung erfolgte von einem sehr nied- nalität“ hatte in den neuen Bundesländern bende oder sinkende Tendenz aufweisen. So rigen Niveau auf eines, das sich in der alten schon 1992 auf Platz eins der Sorgenrang- zählten Delikte wie Hausfriedensbruch oder BRD längst als „normal“ etabliert hatte, im liste gestanden.2 Auch um ihre persönliche Ladendiebstahl vielfach nicht als Straftaten, Osten aber erst einmal erschreckte.7 Die Sicherheit im öffentlichen Raum fürchteten sondern galten lediglich als Verfehlungen.4 Anlaufschwierigkeiten beim Aufbau einer die Ostdeutschen: Gefragt, wie sicher sie sich Weil sich der „erste sozialistische Staat auf rechtsstaatlichen Justiz und Polizei dürften nachts in ihrer Wohngegend auf der Straße deutschem Boden“ per se als antifaschistisch sich zusätzlich negativ auf das Sicherheits- fühlten, antworteten 1996 fast 60 Prozent gefühl der Menschen ausgewirkt haben. mit „unsicher“ oder „sehr unsicher“ – weit

Verunsicherung im Osten in Prozent 60 Obwohl Kriminalität gar nicht ausdrücklich darin vor- kommt, gilt die Frage, wie sicher oder unsicher sich die Menschen fühlen, wenn sie alleine im Dunkeln in 50 ihrer Wohngegend unterwegs sind, als „Standardindi- Ost kator“ für Kriminalitätsfurcht. Zu Beginn der 1990er 40 Jahre stieg das Unsicherheitsgefühl der Menschen in Ostdeutschland sprunghaft an. Auch die Westdeut- schen waren etwas furchtsamer als zuvor. Dieses 30 Unsicherheitsgefühl hat ebenso wie die Sorge über eine hohe und steigende Kriminalitätsrate nicht allein West mit der tatsächlichen Kriminalität zu tun. Es steht 20 auch stellvertretend für andere Ängste, die schwerer zu greifen und rational zu verarbeiten sind.8

10 Anteil der Bevölkerung in Deutschland, der sich nachts draußen in der eigenen Wohngegend „unsi- cher“ oder „sehr unsicher“ fühlt, 1990 bis 2012 0 9 1990 1994 1998 2002 2006 2010 (Datengrundlage: BKA [1990-1998], European Social Survey10 [ab 2002])

42 So geht Einheit Am meisten Kriminalität in größeren Städten

In der polizeilichen Kriminalstatistik zeigt sich, was die Gesamtzahl der Straftaten angeht, eher ein Nord-Süd-Gefälle als ein Ost-West-Unterschied. So auch bei den (versuchten und vollendeten) Wohnungseinbrüchen, die Betroffene 2014 in mehr als 150.000 Fällen bei der Polizei anzeigten. Eine reprä- sentative Bevölkerungsbefragung ergibt für 2012 das gleiche Bild.16 Generell gibt es in Großstädten mehr Beschaffungskri- minalität von Drogensüchtigen.

Anzahl der polizeilich registrierten Wohnungseinbrüche je 100.000 Einwohner, 2014 (Datengrundlage: PKS 201417)

unter 100 100 bis unter 150 150 bis unter 200 200 bis unter 300 300 und mehr

Statistik mit begrenzter Aussagekraft

1993 wiesen Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg unter den Flächenländern die höchste Anzahl poli- zeilich registrierter Straftaten je 100.000 Einwohner auf, während die Polizei in Bayern, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und hängt nicht nur von ihrer tatsächlichen Häu- likte kommt in Osten Deutschlands häufiger Baden-Württemberg die wenigsten Straftaten figkeit ab, sondern auch davon, mit welchen vor als im Westen. Das Risiko, einem Raub, je Einwohner verzeichnete. Dabei kamen Au- Schwerpunkten die Beamten ermitteln und einem Diebstahl oder einer Körperverletzung todiebstahl, Raub oder Sachbeschädigung in wie viele Fälle die Betroffenen zur Anzeige zum Opfer zu fallen, ist besonders hoch in den neuen Bundesländern häufiger vor als in bringen. Wesentlich ausgeglichenere Verhält- Großstädten, weshalb Hamburg, Berlin und den alten, wo es umgekehrt mehr gefährliche nisse ergaben sich in einer repräsentativen Nordrhein-Westfalen in den Statistiken weit Körperverletzung, Betrug und Rauschgift- Untersuchung bei der Frage, ob die Menschen vorn rangieren. delikte gab.11 Ein deutlicher Ost-West-Unter- im zurückliegenden Jahr selbst Opfer von schied zeigt sich bei den politisch motivier- Straftaten geworden waren: Demnach lag So überrascht kaum, dass sich seit Mitte der ten Straftaten: Der Verfassungsschutzbericht 1993 das Risiko im Osten kaum höher als 1990er Jahre auch die Kriminalitätsfurcht in führt Straftaten mit linksextremistischem im Westen. Lediglich Autodiebstähle und beiden Teilen Deutschlands wieder gelegt Hintergrund – bezogen auf die Einwohnerzahl „Übervorteilung durch Immobilienmakler, hat. Sie ist jetzt insgesamt weniger drän- – überproportional häufig in den westlichen Versicherungs- und Anlageberater“ kamen in gend als in der ersten Zeit nach der Wende, Bundesländern auf, solche mit rechtsex- den Angaben von Befragten in Ostdeutsch- wobei sich die Menschen in Ostdeutschland tremistischem oder fremdenfeindlichem land signifikant häufiger vor.13 im Vergleich mit jenen in Westdeutschland Hintergrund eher in den östlichen.12 immer noch geringfügig besorgter äußern.15 Die Gesamtzahl der registrierten Straftaten Der gesellschaftlich-politische Umbruch liegt Die polizeiliche Kriminalstatistik zeichnet je- liegt heute gut zehn Prozent unter jener von zwar ein Vierteljahrhundert zurück, wirkt doch kein vollständiges Bild des Geschehens. 1993.14 Und die Befragung der tatsächlichen aber auch in dieser Hinsicht noch nach. Wie viele Straftaten in die Zählung eingehen, Opfer zeigt 2012: Keines der abgefragten De-

Berlin-Institut 43 18 Religion Der Westen folgt dem Osten bei der Säkularisierung

Vor beinahe 500 Jahren, so jedenfalls die Le- des Volkes galt. Während eine Kirchenmit- Keine Renaissance des Christlichen gende, hämmerte der Theologe Martin Luther gliedschaft in der Bundesrepublik nach dem in einer Nacht- und Nebel-Aktion 95 Thesen Zweiten Weltkrieg weiterhin ganz selbst- Wegen dieser tragenden Rolle rechneten an das Kirchentor der Schlosskirche zu Wit- verständlich zum bürgerlichen Leben dazu Kirchenleute nach der Wende zu beiden tenberg und setzte damit eine Reformations- gehörte, wurden Kirchenanhänger in der DDR Seiten der ehemaligen Grenze fest mit einem bewegung in Gang, welche die Weltordnung stets misstrauisch beäugt. Wiedererstarken des Christentums in Ost- in ganz Europa auf den Kopf stellen sollte. deutschland.3 Doch während es Menschen in Von dieser religiösen Aufbruchsstimmung Dennoch kam gerade der evangelischen Kir- vielen anderen postsozialistischen Ländern ist in Sachsen-Anhalt wie auch den anderen che innerhalb der DDR eine wichtige Position seit den 1990er Jahren verstärkt in die Kir- ostdeutschen Bundesländern längst nichts zu. Sie bildete die einzige staatsunabhängige chen zieht, hat in Ostdeutschland der Glaube mehr zu spüren: Waren in den 1950er Jahren Organisation und bot als solche über Jahr- keine Renaissance erlebt. Im Gegenteil. Die noch neun von zehn DDR-Bürgern Mitglied zehnte hinweg einen Schutzraum für gläubige Mitgliedschaftsquote ist weiter gesunken – einer Kirche, galt dies zur Zeit des Mauerfalls wie ungläubige Oppositionelle. Öffentlich von 37 Prozent der Bevölkerung im Jahr 1989 für nicht einmal mehr vier.1 Noch weniger verlieh sie ihrer systemkritischen Haltung auf heute knapp 23 Prozent.4 bezeichneten sich in Befragungen als „eher vor allem gegen Ende der 1980er Jahre religiös“.2 Der Rückzug des Christentums aus Ausdruck. Ermutigt durch die gesellschaftli- Während sich der Rückzug des Christentums der Geburtsstätte des Protestantismus ist che Aufbruchsstimmung erhoben Pfarrer in im Osten damit schlicht fortsetzte, nahm er das Ergebnis der marxistisch-leninistischen Predigten ihre Stimmen gegen das Regime im Westen Fahrt auf. Seit Gründung der Bun- Staatsdoktrin, der zufolge Religion als Opium und viele Kirchengemeinden unterstützen desrepublik bis zum Ende der 1980er Jahre aktiv jene Protestbewegung, die 1989 im hatten die Kirchen in den alten Bundeslän- Mauerfall mündete.

Wo Gott in den Familien keine Rolle spielt in Prozent West in Prozent Ost Mit der Gründung der DDR verschwand das Christ- keine 100 100 liche als Bestandteil der Kindererziehung beinahe eher keine 90 90 gänzlich aus den ostdeutschen Familien. In West- mittlere deutschland blieb es dagegen noch lange erhalten. 80 80 eher große Was Religion und Kindererziehung betrifft, scheint 70 70 sich der Westen dem Osten der Republik langsam an- sehr große zupassen. Spielte in den alten Bundesländern bei gut 60 60 der Hälfte der zwischen 1949 und 1969 Geborenen 50 50 Religion eine mittlere bis sehr große Rolle im Eltern- 40 haus, so ist dieser Anteil bei den Nachwendekindern 40 auf knapp über ein Drittel zusammengeschrumpft. Im 30 30 Osten hat sich dagegen nicht viel verändert. 20 20 Antworten auf die Frage „Bitte sagen Sie (…), welche 10 10 Rolle in Ihrem Elternhaus die religiöse Erziehung 0 0 gespielt hat“ (eigene Zusammenfassung einer Skala von 0 bis 10: 0 keine, 1-4 eher keine, 5 mittlere, 6-9 eher große, 10 sehr große Rolle), in Prozent, 2012 vor 1949 vor 1949-69 1970-89 1949 vor 1949-69 1970-89 nach 1989 (Datengrundlage: Allbus5) nach 1989 Jahrgänge Jahrgänge

44 So geht Einheit dern gerade einmal zwölf Prozent Mitglieder verloren.6 1987 waren weiterhin 85 Prozent evangelische Kirche der Westdeutschen Mitglied einer der beiden katholische Kirche muslimische Bevölkerung Volkskirchen. In den 25 Nachwendejahren Ost West jüdische Bevölkerung schrumpfte dieser Anteil auf etwa 66 Prozent andere oder keine Konfession zusammen.7

Der Mitgliedereinbruch hat verschiedene Atheistischer Osten, kirchentreuer Westen Ursachen. Zum einen verläuft der demografi- sche Wandel in der Kirche schneller als in der Drei Viertel der Ostdeutschen gehören keiner der großen Verteilung der Bevölkerung in Ost- und West- bundesdeutschen Bevölkerung: Deutschland- Religionsgemeinschaften an. Im Westen Deutschlands ist das deutschland auf die Religionsgemeinschaften weit gibt es nicht nur weniger Nachwuchs, Verhältnis umgekehrt. Auch wenn dort die Konfessionslosen (Datengrundlage: Statistisches Bundesamt einen ähnlich großen Bevölkerungsanteil bilden wie die Angehö- [2014]15, Evangelische Kirche in Deutsch- es lassen auch weniger Eltern ihre Kinder rigen der beiden christlichen Kirchen jeweils für sich genommen land16, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in taufen. Gleichzeitig altern die Kirchenmit- – Religion gehört, zumindest auf dem Papier, zum westlichen Deutschland17, Bundesamt für Migration und glieder. Auf eine Taufe kamen im Jahr 2012 Alltag dazu. Flüchtlinge18, eigene Berechnungen) rund 1,6 christliche Bestattungen. Diesen natürlichen Rückgang verstärken diejenigen, die im Erwachsenenalter den Kirchen den Die muslimischen Gemeinden des Westens Kurzer Boom jüdischer Gemeinden Rücken kehren. Allein 2012 traten viermal sind indes sehr lebendig. Im Vergleich zu den mehr Menschen aus der Kirche aus als Christen gelingt es den Muslimen recht gut, Im Gegensatz dazu leidet das Judentum an Neumitglieder hinzukamen.8 Angesichts der alle Generationen anzusprechen und ihre Überalterung. Mit knapp 53 Jahren liegt das demografischen Lage ist es wahrscheinlich, Glaubensgemeinschaft aufrechtzuerhalten.10 Medianalter der jüdischen Gemeinschaft dass der Schrumpfungsprozess zumindest Darauf deuten zumindest Umfrageergebnisse rund sieben Jahre über dem der gesamtdeut- in absoluten Zahlen weiter anhält. Ob aber hin: In der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage schen Bevölkerung. Diese religiöse Gruppe auch prozentual beim Glauben deutschland- (Allbus) des Leibniz-Instituts für Sozialwis- sieht sich Nachwuchsproblemen gegenüber, weit irgendwann ostdeutsche Verhältnisse senschaften aus dem Jahr 2012 geben 90 obwohl sie nach der Wende zunächst einen herrschen werden, ist ungewiss. Prozent der – allerdings nur in sehr geringer starken Mitgliederzuwachs erlebt hatte. Zahl befragten11 – Muslime im Alter zwischen Jüdische Gemeinden verzeichnen heute bun- Lebendiger Islam 18 und 29 Jahren an, „eher religiös“ oder desweit etwa 101.000 Mitglieder. Das sind „sehr religiös“ zu sein. Bei gleichaltrigen 3,5-mal mehr als noch 1990. In den neuen Was andere Religionsgruppen betrifft, ist Mitgliedern christlicher Organisationen Ländern hat sich die Zahl der Juden sogar der Osten der Republik erst recht ein weißer liegt dieser Anteil nur bei 40 Prozent. Auch fast verachtfacht und erreicht heute beinahe Fleck auf der Landkarte. Von bundesweit besuchen die meisten jungen Muslime mehr- 8.000. Zwar ist der Anteil der Juden an der etwa vier Millionen Muslimen (Stand 2008) mals im Jahr eine Moschee, manche sogar Gesamtbevölkerung mit nicht einmal einem leben gerade einmal zwei Prozent in den mehrmals pro Woche. Junge Christen nehmen halben Prozent weiterhin verschwindend neuen Bundesländern.9 Dieses Ungleichge- deutlich seltener an Gottesdiensten teil.12 Vor gering, doch war der schnelle Aufschwung wicht hängt stark mit der unterschiedlichen einem Nachwuchsproblem steht der Islam der jüdischen Religion und Kultur nach 1990 Zuwanderungspolitik von DDR und BRD im Gegensatz zum Christentum also nicht. beachtlich.13 zusammen ( 3). Denn während die wenigen Weil Muslime im Schnitt zudem deutlich Zuwanderer in der DDR mehrheitlich aus jünger sind als die durchschnittsdeutsche Er war aber nur von kurzer Dauer. Denn asiatischen Bruderstaaten kamen, vor allem Gesellschaft und muslimische Frauen etwas er ging vor allem auf den Zuzug jüdischer aus Vietnam, ließen sich seit den 1960er mehr Kinder bekommen als bundesweit Familien aus dem postsowjetischen Ausland Jahren Hunderttausende Türken im Westen üblich, dürfte die Zahl der Gläubigen in dieser zurück.14 Inzwischen sind diese Migrati- Deutschlands nieder – die Mehrheit von Gruppe weiter steigen. onsströme weitgehend versiegt. Wie in den ihnen muslimischen Glaubens. Später kamen christlichen Kirchen übersteigt die Zahl der muslimische Nordafrikaner und Flüchtlinge, Sterbefälle und Abwanderungen auch bei etwa aus dem Iran oder aus dem ehemaligen den Juden in Deutschland inzwischen die Jugoslawien. So blieb der Islam ein Westphä- der Neuzugänge und Geburten. Die jüdische nomen. Auch der heutige Zuzug von Flüchtlin- Gemeinde hat somit von der Wende nur kurz- gen aus anderen muslimischen Staaten wird fristig profitiert – und das gilt anders als bei daran mittelfristig wenig ändern. den anderen Religionen für Ost und West.

Berlin-Institut 45 19 Zivilgesellschaftliches Engagement Einsatz für das Gemeinwohl eher im Norden und Süden

Der typische bürgerschaftlich engagierte Wo viele Ehrenamtliche wirken Deutsche ist männlich, zwischen 35 und 49 Die Engagementquote, also der Anteil ehrenamtlich Jahre alt und trainiert in einem westdeut- tätiger Bürger an der Gesamtbevölkerung, hat sich schen Sportverein Kinder und Jugendliche. nach den seit 1999 alle fünf Jahre erhobenen Freiwil- Dies ergibt sich aus dem zuletzt erschiene- ligensurveys in Ost und West zunächst angenähert, nen Freiwilligensurvey der Bundesregierung verharrt jedoch seit 2004 auf jeweils gleichem Niveau. Der voraussichtlich 2016 erscheinende vierte von 2009. Demnach setzen sich 36 Prozent Freiwilligensurvey für 2014 wird zeigen, ob dieser der Bevölkerung ab 14 Jahre freiwillig und Trend anhält. Die Auswirkungen des demografischen unentgeltlich für die Gemeinschaft ein, ob bei Wandels dürften vor allem die Nachfrage nach der Feuerwehr oder in der Kirche, in einem Ehrenamtlichen steigen lassen, die sich um ältere Menschen kümmern. Zugleich ist es die wachsen- der über 600.000 Vereine, bei wohltätigen de Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen, die sich Organisationen oder in der Nachbarschafts- zunehmend engagiert und damit auch in Zukunft die hilfe.1 Doch zeigen sich hier erhebliche Un- Engagementquote positiv beeinflussen dürfte.3 terschiede zwischen Ost und West: So liegt Anteil der freiwillig engagierten Personen die Engagementquote in Ostdeutschland mit an der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahre unter 30 nach Bundesländern, in Prozent, 2009 30 Prozent deutlich unter dem durchschnitt- 30 bis unter 35 (Datengrundlage: Freiwilligensurvey4) lichen Wert von 37 Prozent für Westdeutsch- 35 bis unter 40 land. Die Spitzenreiter finden sich dabei im 40 und mehr Süden und im Norden der Bundesrepublik. In Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Niedersachsen übernehmen im Schnitt 41 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren ehren- und im ländlichen Raum (40 Prozent). In in den vielen entlegenen Regionen, wo die amtlich gemeinnützige Aufgaben.2 den Speckgürteln der westdeutschen Städte öffentliche Daseinsvorsorge bereits bröckelt, leben viele junge Mittelschichtfamilien mit bürgerschaftliches Engagement gerade Engagement im ländlichen Raum – Kindern, die von Trainern im Sportverein und besonders nötig wäre.6 im Westen Spitze, im Osten selten von ehrenamtlichen Kräften an Schulen und Kindertagesstätten betreut werden. Und wo Die Ursachen für das geringere Engagement Doch nicht nur zwischen Ost und West gibt ländliche Kommunen nicht die Versorgung im Osten sind vielschichtig. So leidet der es Unterschiede, sondern auch innerhalb der anbieten können, wie sie in den Städten ländliche Raum unter seiner Strukturschwä- beiden vormals getrennten Gebiete: Im Wes- anzutreffen ist, füllen häufig gut organisierte che und der Abwanderung der jüngeren, ten liegt die Engagementquote in den großen bürgerschaftliche Initiativen die Lücke.5 In tendenziell aktiveren Bevölkerung in die Städten auf ähnlich niedrigem Niveau wie in den neuen Ländern dagegen unterscheiden Städte, welche die Alterung der Gesellschaft Ostdeutschland (rund 30 Prozent). Hier wirkt sich die Engagementquoten zwischen Stadt zusätzlich beschleunigt ( 4). Denn generell sich die Vielfalt an Möglichkeiten, die Freizeit und Land nur unwesentlich und befinden gilt: Je weniger Kinder in einer Region leben zu gestalten, negativ auf das Engagement sich auf einem ähnlich niedrigen Niveau. Auf und je höher der Anteil an Menschen über 70 aus. Ein besonders hoher Anteil Engagierter dem Land sind hier also deutlich weniger Jahren ist, desto geringer die Engagement- findet sich im Westen dagegen im ländlich Menschen aktiv als im ländlichen Westen. quote. Daneben beeinflussen sozioökonomi- geprägten Umland der Städte (44 Prozent) Dies fällt umso mehr ins Gewicht, weil in sche Faktoren wie das Einkommen und der Ostdeutschland fast die Hälfte der Landesflä- soziale Status die Bereitschaft, sich für das che auf den ländlichen Raum verteilt ist und

46 So geht Einheit Gemeinwohl einzusetzen. Die Bereitschaft ist Trotz des geringeren Zulaufs spielten die Engagement braucht flächendecken- bei Erwerbstätigen mit höheren Einkommen Kirchen für das bürgerschaftliche Engage- de Infrastruktur am stärksten und damit in den tendenziell ment in der DDR eine entscheidende Rolle. einkommensschwächeren ländlichen Regio- So konnten sich vom Staat unabhängige Bür- Ob Bürgerstiftungen, Freiwilligenagenturen nen Ostdeutschlands geringer ausgeprägt.7 gerinitiativen zunächst nur in einem relativ oder Seniorenbüros – die meisten Einrich- kleinen Umfang unter dem schützenden Dach tungen, die freiwilligen Einsatz im Sinne des Kulturelles Erbe der DDR wirkt nach der Ostkirche entwickeln. Als der Unmut der Gemeinwohls fördern, sitzen in Kommunen Bevölkerung mit dem SED-Regime wuchs mit einer Bevölkerungsgröße von mindestens Die geringere Engagementquote in und die Bürgerbewegung in den 1980er 20.000 Einwohnern und ihre Zuständigkeits- Ostdeutschland hängt auch mit dem Jahren in Gang kam, trug die Kirche mit den bereiche sind eher auf größere Städte zuge- strukturellen Erbe der DDR zusammen. von ihr veranstalteten Friedensgebeten und schnitten. Der kleinstädtische und ländliche Zwar waren viele Menschen in den staatlich Mahnwachen maßgeblich zur friedlichen Re- Raum in den ostdeutschen Bundesländern organisierten und politisch kontrollierten volution bei. Das massenhafte Engagement ist somit benachteiligt.12 Dies zeigt sich auch Massenorganisationen aktiv, die fast alle der Ostdeutschen in der Bürgerbewegung bei der in Deutschland noch relativ neuen Or- gesellschaftlichen Bereiche abdeckten, von ließ nach der Wende jedoch schlagartig nach, ganisationsform der Bürgerstiftung, die erst der Arbeit bis zur Freizeitgestaltung, etwa der da ihre Rolle zunehmend von den neuen nach der Einheit entstanden ist und sich dem Freie Deutsche Gewerkschaftsbund, die Freie politischen Parteien übernommen wurde und gezielten Aufbau und der Organisation des Deutsche Jugend, die Volkssolidarität und der durch den Wendeschock die Sorgen um den bürgerschaftlichen Engagements verschrie- Deutsche Turn- und Sportbund, um nur einige sozialen Abstieg und die berufliche Zukunft ben hat. Seit der Gründung der ersten Bürger- der größten zu nennen.8 Eine Mitgliedschaft für den Alltag der Menschen zunächst wich- stiftung im westdeutschen Gütersloh im Jahr in einer solchen Massenorganisation galt tiger waren, als der Einsatz für Umwelt und 1996 haben aktive Bürger bundesweit 378 aber als gesellschaftliche Verpflichtung. Bürgerrechte.11 dieser Stiftungen neu gegründet. Davon sind Wer sich ihr entzog, hatte oft persönliche bisher nur 31 in den neuen Bundesländern und berufliche Nachteile hinzunehmen. Als angesiedelt.13 sich nach der Wende die meisten großen Betriebe und Massenorganisationen auflösten, brach auch die Infrastruktur, die bis dato das Engagement der Bürger Wo es an Bereitschaft geprägt hatte, schlagartig weg. Vereine, Thüringen mangelt, hilft auch Unter- Stiftungen, Selbsthilfegruppen und stützung nicht Bremen andere gemeinnützige Institutionen, Niedersachsen die in Westdeutschland traditionell 3.400 Einrichtungen, die freiwilli- bürgerschaftliches Engagement fördern ges Engagement unterstützen, gibt Brandenburg es heute in Deutschland. Die Mehr- und stärken, entstanden in Ostdeutschland Mecklenburg-Vorpommern heit davon ist in den vergangenen erst allmählich und erhielten nur spärlichen 15 Jahren entstanden. Aber auch wo Hessen Zulauf. So waren 2009 nur 28 Prozent der es im Verhältnis zur Einwohnerzahl Bevölkerung in den neuen Bundesländern viele derartige Institutionen gibt Sachsen wie in Thüringen oder Bremen, führt Mitglied in einer gemeinnützigen Baden-Württemberg dies nicht zwangsläufig zu mehr Organisation, gegenüber 40 Prozent in Engagement bei den Bürgern. Sachsen-Anhalt Westdeutschland. Nur 11 Prozent der Bevölkerung im Osten waren als Mitglieder Anzahl der Engagement fördernden Bayern Einrichtungen je 100.000 Einwoh- Rheinland-Pfalz eines Sportvereins registriert, im Westen ner, 2015 9 waren es doppelt so viele. Und während (Datengrundlage: Generali Zukunfts- Nordrhein-Westfalen es im Osten als Folge der atheistischen fonds14) Hamburg Staatsdoktrin der DDR deutlich weniger Ost Schleswig-Holstein Gläubige und damit auch weniger West kirchliche Angebote gibt, engagieren sich Saarland in Westdeutschland vergleichsweise viele Berlin Menschen in ihrer Kirchengemeinde oder 0 1 2 3 5 6 7 8 9 10 Religionsgemeinschaft ( 18).10

Berlin-Institut 47 20 Gesundheit Ohne Mauer lebt es sich länger

Das größte Geschenk, das die Wiedervereini- (Adipositas) waren deutlich stärker verbreitet Systemwechsel auch bei der Medizin gung den Ostdeutschen beschert hat, ist ein als im Westen.2 Andererseits hatte in der DDR längeres Leben: Heute zwischen Rostock und teilweise Impfpflicht bestanden, weshalb Bei der Wiedervereinigung kamen nicht nur Zwickau geborene Jungen können mit etwa ein höherer Anteil der Bevölkerung gegen politisch zwei unterschiedliche Systeme sechs Lebensjahren mehr rechnen als jene, Infektionskrankheiten wie Keuchhusten oder zusammen, sondern auch bei der medizini- die kurz vor der Wende zur Welt gekom- Masern geschützt war als im Westen.3 Die schen Versorgung. In der ehemaligen DDR men waren. Bei den Mädchen beträgt der Akzeptanz gegenüber Impfungen im Osten ist stand das Ziel im Vordergrund, die Arbeits- Zugewinn, je nach Berechnungsmethode, vier bis heute höher.4 Durch die Abschottung der kraft der erwerbstätigen Bevölkerung zu bis über fünf Jahre.1 Zu Beginn der 1990er Grenzen trat außerdem HIV/Aids in der DDR erhalten. Die Behandlung von Herz-Kreislauf- Jahre währte das durchschnittliche Leben seltener auf.5 Erkrankungen, von der hauptsächlich ältere für Männer im Osten 3,2 Jahre kürzer als im Menschen profitieren, war dagegen zweitran- Westen, für Frauen 2,3 Jahre. Inzwischen hat Schon 2009, nach 20 Jahren gemeinsa- gig – im Gegensatz zum Westen, wo die mo- sich die Lebenserwartung zwischen Ost und mer Entwicklung, waren die markantesten derne Medizin wesentlich dazu beitrug, die West bei den Frauen weitgehend angegli- Unterschiede verschwunden, wie das Robert Sterblichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen chen. Die Männer liegen noch um ein bis 1,4 Koch-Institut (RKI) analysiert hat. 2014 von Menschen im Rentenalter zu senken. Die- Jahre zurück. befand das RKI, die kleinräumigen regionalen se lag zu Beginn der 1990er Jahre für beide Lebens-, Arbeits- und Einkommensverhältnis- Geschlechter im Osten etwa eineinhalb Mal Die Menschen in der ehemaligen DDR lebten se spielten für die Betrachtung verbliebener höher als im Westen.7 Seither haben vor al- einerseits in vielem ungesünder als jene in Unterschiede beim Gesundheitszustand der lem die über 60-Jährigen im Osten aufgeholt: der alten Bundesrepublik. Sie tranken mehr deutschen Bevölkerung inzwischen eine Bis zu 80 Prozent aller hinzugewonnenen Alkohol und die Männer rauchten öfter ( 21). größere Rolle als der Vergleich zwischen Ost Jahre kann diese Altersgruppe für sich ver- Bluthochdruck und krankhaftes Übergewicht und West.6

in Jahren 85 Die Frauen im Osten haben aufgeholt, 83 Fortschreibung der Lebenserwartung der DDR (Frauen) die Männer noch nicht ganz Fortschreibung der Lebenserwartung der DDR (Männer) 81 Der Gesundheitszustand der Ostdeutschen hat sich seit der Wende deutlich verbessert. Das lässt sich am wichtigsten 79 Indikator ablesen: der Anzahl der Lebensjahre, mit denen Frauen West jedes Neugeborene statistisch rechnen kann. Bis Mitte der 77 1970er Jahre hatte die Lebenserwartung auf beiden Seiten der Mauer in annähernd gleichem Maße zugenommen. In 75 der alten Bundesrepublik setzte sich der Trend danach fort, Frauen Ost in der DDR dagegen verlangsamte er sich. Hätte der dor- 73 tige Trend angehalten, würden Frauen in Ostdeutschland heute durchschnittlich vier Jahre und Männer 5,7 Jahre 71 früher sterben als dies heute der Fall ist. Männer West 69 Lebenserwartung in Ost- und Westdeutschland 1956 bis Männer Ost 2011, Fortschreibung der Lebenserwartung einer nach 67 1990 weiter existierenden DDR bis 2008 anhand der Sterberaten in der DDR der 1970er und 1980er Jahre 65 (Datengrundlage: Human Mortality Database/Vogt 201321) 1956 1958 1960 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010

48 So geht Einheit Überall mehr stark Übergewichtige

Krankhaftes Übergewicht (Adipositas) zählt zu den Risikofaktoren für Herz-Kreislauf- Erkrankungen und für mehrere Krebsarten.22 Es tritt in den neuen Bundesländern nach wie vor häufiger auf als in den alten, insgesamt nähern sich die Werte jedoch an. Der Anteil der Erkrankten hat somit seit der Wiederver- einigung im Westen stärker zugenommen.23

Bevölkerungsanteil mit Adipositas nach Bundesländern, in Prozent, 1999, 2005 und 2013 (Datengrundlage: Statistisches Bundesamt24)

unter 10 10 bis unter 12 12 bis unter 14 1999 2005 2013 14 bis unter 16 16 bis unter 18 18 und mehr buchen.8 Nach Berechnungen des Rostocker Diese Unterschiede dürften im Wesentlichen Beim Brustkrebs weisen Frauen in den neuen Demografen Tobias Vogt hat jeder zusätzliche auf die Verbreitung von Herz-Kreislauf- Bundesländern bis heute deutlich niedrigere Euro an Sozialausgaben, der seit der Wende Erkrankungen zurückgehen. Verengungen Sterbe- wie Neuerkrankungsraten auf.16 Das an Menschen in den neuen Bundesländern der Herzkranzgefäße, akuter Herzinfarkt könnte daher rühren, dass Frauen im Osten floss, die durchschnittliche Lebensdauer um und Herzinsuffizienz („Herzschwäche“) ihr erstes Kind in jüngerem Lebensalter zur drei Stunden pro Jahr verlängert.9 führen bundesweit die Liste der häufigsten Welt brachten und bringen als im Westen Todesursachen an.12 Die höchste Herzinfarkt- ( 2). Frühe und mehrfache Geburten und Sachsen-Anhalt hat ein Herzproblem Sterblichkeit wiesen 2012 die fünf Ost-Bun- lange Stillzeiten vermindern das Risiko, an desländer auf, angeführt von Brandenburg Brustkrebs zu erkranken.17 Unklar bleibt Die durchschnittliche Lebenserwartung hat und Sachsen-Anhalt. Die höchste Sterblich- jedoch, warum Frauen in den neuen Bundes- sich zwar weitgehend angeglichen. Nach keitsziffer für die wichtigsten Herzerkran- ländern seltener an Lungenkrebs sterben als Bundesländern aufgeschlüsselt zeigen sich kungen zusammengenommen verzeichnet ihre Geschlechtsgenossinnen im Westen. Der jedoch noch Unterschiede. Die höchsten Sachsen-Anhalt.13 Epidemiologen wissen, Abstand hat sich von 1990 bis 2012 sogar Werte für Frauen wie Männer finden sich in dass nicht nur Veranlagung, Verhaltenswei- vergrößert.18 Womöglich haben die Frauen Baden-Württemberg (83,6 respektive 79,0 sen wie Rauchen und Bewegungsmangel im Westen früher damit begonnen, vermehrt Jahre), die niedrigsten für Frauen im Saarland sowie Vorerkrankungen wie Adipositas oder zur Zigarette zu greifen.19 Ebenfalls unklar (81,9 Jahre) sowie für Männer in Sachsen- Diabetes das Risiko für diese Erkrankungen ist, warum Magenkrebs in den östlichen Bun- Anhalt (75,8 Jahre).10 Noch ausgeprägter ist erhöhen, sondern auch sozio-ökonomische desländern häufiger auftritt als im Rest der das Gefälle bei der sogenannten ferneren Faktoren wie Arbeitslosigkeit oder geringe Republik. Ein möglicher Grund könnte darin Lebenserwartung: In Teilen Mecklenburg- Bildung.14 Bei einem Ländervergleich all die- liegen, dass die Medizin dort erst vergleichs- Vorpommerns und in Sachsen-Anhalt ser Risikofaktoren nahm Sachsen-Anhalt fast weise spät damit begonnen hat, die Keime, können 60-Jährige mit deutlich weniger durchweg den ersten oder zweiten Platz ein.15 die Magengeschwüre verursachen, mit Anti- verbleibenden Lebensjahren rechnen als ihre biotika zu bekämpfen. Insgesamt lagen die Altersgenossen in Baden-Württemberg und Todesursache Nummer zwei: Krebs Überlebensraten nach einer Krebsdiagnose Bayern, während Sachsen etwa gleichauf kurz nach dem Mauerfall im Westen deutlich mit Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Zur Zeit des Mauerfalls unterschieden sich höher als im Osten. Auch darin haben sich die dazwischen liegt.11 Ost und West hinsichtlich der allgemeinen wiedervereinigten Teile Deutschlands jedoch Krebssterblichkeit wenig. Und das ist so ge- angeglichen.20 blieben. Nach einzelnen Krebsarten differen- ziert finden sich allerdings Abweichungen:

Berlin-Institut 49 21 Suchtverhalten Im Rausch vereint

Im Jahr des Mauerfalls lag der Bierverbrauch Bei der Präferenz für Wein und Spirituosen Die schweren gesundheitlichen Auswirkun- pro Kopf in Westdeutschland bei 142,9 Liter, hingegen gibt es deutliche regionale Unter- gen von Pfeffi, Kumpeltod und Konsorten in der DDR sogar bei 146,5.1 Aber Europa- schiede, die sich mit der Teilung Deutsch- spiegeln sich in den amtlichen Todesstatis- meister im Biertrinken sind die Deutschen lands entwickelt haben. Dank der traditionel- tiken wieder. Im Jahr der Wiedervereinigung schon lange nicht mehr. Bereits zum vierten len Weinbauregionen Südwestdeutschlands waren in den neuen Bundesländern deutlich Mal in Folge liegen die Tschechen mit 144 hat sich im Westen der Rebensaft auf dem mehr alkoholbedingte Sterbefälle zu ver- Litern pro Kopf deutlich vor dem bundesdeut- zweiten Platz etabliert: Der Weinkonsum in zeichnen als in den alten. Alle neuen Bun- schen Durchschnitt von nur noch 107 Litern.2 der BRD hat sich von 1950 bis 1989 verfünf- desländer lagen über dem gesamtdeutschen Und der Bierkonsum geht stetig zurück. Nicht facht. In der DDR hingegen wurde Schnaps Mittelwert von 17,3 Sterbefällen je 100.000 einmal der Fußball-Weltmeistertitel in Brasi- zum zweitbeliebtesten Rauschmittel. In den Einwohner. In Mecklenburg-Vorpommern lien konnte ihn deutlich ankurbeln. Dennoch 1980er Jahren stieg der Konsum hochpro- starben 1990 sogar fast dreimal so viele bleibt Bier das mit Abstand beliebteste Ge- zentiger Spirituosen so stark, dass die DDR Menschen an den Folgen des Alkoholmiss- nussmittel aller Deutschen, in Ost wie West. inoffizieller Weltmeister im Schnapstrinken brauchs als im Bundesdurchschnitt. wurde.3 Zwischen 1950 und 1989 stieg der Schnapsgenuss von 1,3 Liter pro Einwohner auf über 15 Liter – Säuglinge und Greise eingeschlossen. Die Westdeutschen haben ihren Schnapskonsum im gleichen Zeitraum von 3 auf 6,2 Liter pro Kopf etwas mehr als verdoppelt.4

Erbe der DDR-Trinkkultur 50

Alkohol ist weltweit eine der häu- 45 figsten Todesursachen. Etwa 15.000 40 Menschen sterben hierzulande jährlich an den gesundheitlichen 35 Folgen. Das sind fast viermal so viele Opfer wie der Straßenverkehr fordert. 30 Experten schätzen die tatsächliche Zahl der Alkoholtoten sogar noch 25 höher ein. Denn das Statistische Bun- 20 desamt zählt nur jene Todesfälle, bei denen der Arzt einen Zusammenhang 15 mit Alkohol klar erkannt und auf dem Totenschein notiert hat. 10

Alkoholbedingte Sterbefälle je 5 100.000 Einwohner 1990 und 2013 (Datengrundlage: Statistisches 0 Bundesamt11) 1990 Berlin Bayern Hessen Bremen

2013 Sachsen Saarland Hamburg Thüringen Brandenburg Niedersachsen Sachsen-Anhalt Rheinland-Pfalz Schleswig-Holstein Baden-Württemberg Nordrhein-Westfalen Mecklenburg-Vorpommern

50 So geht Einheit in Prozent 50 Rauchen war in den 1990er Jahren angesagt, vor allem bei ostdeutschen Jugendlichen 45 Die Werbung der Tabakindustrie mit dem Ost Geschmack von Freiheit und Selbstbestimmt- heit fiel bei ostdeutschen Jugendlichen in den 40 Nachwendejahren offenbar auf fruchtbaren Boden. Rauchten im Jahr 1993 noch deutlich mehr west- als ostdeutsche Jugendliche, so drehte sich das West Verhältnis schnell. Infolge der flächendeckenden 35 Nichtrauchergesetze in den 2000er Jahren gehen die Rauchquoten bei Jugendlichen und Erwachse- nen langsam zurück. 30 Rauchquoten der Altersgruppe 12 bis 25 Jahre in West- und Ostdeutschland, in Prozent (Datengrundlage: Bundeszentrale für gesundheitli- che Aufklärung12) 25

20 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Im Jahr 2013 zeigt sich ein nahezu unverän- Synthetische Drogen breiten sich in Alkohol- und Tabakkonsum gleichen dertes Bild. Nach wie vor belegen die ost- Bayern und Sachsen aus sich allmählich an deutschen Bundesländer die Spitzenplätze in der Alkoholtotenstatistik. Die Gründe dafür Die meisten Rauschgifttoten sind dagegen Aktuelle gesamtdeutsche Trends zeigen, liegen zum einen an den Folgewirkungen des in Westdeutschland und in den beiden dass Alkohol und Zigaretten bei Jugendlichen Alkoholmissbrauchs während der DDR-Zeit, größten Stadtstaaten zu beklagen. In immer uncooler werden.7 Konnten im Jahr zum anderen an den sich nur langsam wan- Hamburg oder Berlin sterben dreimal 2001 noch über 80 Prozent der männlichen delnden Konsummustern. Besonders die ost- so viele Menschen an den Folgen Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren deutschen Männer sind gefährdet. In Sachsen harter Drogen wie im Bundesschnitt. von ersten Alkoholerfahrungen berichten, und Thüringen legen 39 Prozent von ihnen Großstädtische Milieus wirken anziehend sind es heute in den alten Bundesländern ein riskantes Trinkverhalten an den Tag. Die auf Abhängige, sie bieten Anonymität nur noch rund 73 Prozent, in den neuen westdeutschen Bundesländer liegen alle und leichtere Beschaffungsmöglichkeiten. Bundesländern sogar nur etwa 66 Prozent.8 deutlich darunter, einzig in Nordrhein-West- Bei den Flächenländern liegen einzig die Rückläufig ist auch das sogenannte Rausch- falen ist der Anteil der männlichen Risikotrin- westdeutschen Bundesländer Bayern und trinken oder Koma-Saufen. Seit 2007 hat sich ker mit 36 Prozent ähnlich alarmierend.5 Hessen über dem Durchschnitt. In der der Anteil an Jungen und Mädchen halbiert, DDR spielten illegale Drogen aufgrund der die angeben, in den letzten 30 Tagen eine strengen Grenzkontrollen keine Rolle ( 17). regelrechte Alkoholvergiftung erlitten zu Heute gelangen zunehmend synthetisch haben.9 Die Jugendlichen in Deutschland hergestellte Drogen wie Crystal Meth greifen auch immer seltener und später zum von Tschechien nach Bayern und in die Glimmstängel. Seit 2001 hat sich der Anteil grenznahen ostdeutschen Bundesländer. der Raucher unter den 12- bis 17-Jährigen 2013 hat die Polizei allein in Sachsen 1.237 mehr als halbiert. Auch bei den Erwachse- neue Konsumenten dieser Substanzen nen gehen die Raucherquoten bundesweit registriert, in Bayern fast 3.000.6 deutlich zurück und der durchschnittliche Verbrauch von Alkohol nimmt seit 1995 bei Männern und Frauen im Westen wie auch im Osten langsam ab.10

Berlin-Institut 51 22 Parteien und Politik Mehr Vielfalt seit der Einheit

Nach 40 Jahren Sozialistischer Einheitspartei Auch die FDP verzeichnete im Osten große mals seit Gründung der Bundesrepublik eine (SED) brachte die Wiedervereinigung endlich Erfolge. Die Sozialdemokraten dagegen Regierung durch Wahlen ablöste. Farbe ins politische Grau-in-Grau der ehema- lagen bei Erst- und Zweitstimmenanteilen ligen DDR. Mit Union, SPD, FDP, den Grünen in allen neuen Ländern unter dem Bundes- Doch als Kanzler Gerhard Schröder nach und dem aus der DDR-Bürgerbewegung durchschnitt und blieben damit hinter allen seiner Wiederwahl vier Jahre darauf mit der hervorgegangenen Bündnis 90 präsentierten Erwartungen zurück. Kohl hatte „blühende „Agenda 2010“ unter anderem die Hartz-IV- sich den Ostdeutschen bei der ersten verein- Landschaften“ versprochen, während der Gesetze einführte, formierte sich rund um die ten Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 SPD-Kanzlerkandidat Oskar Lafontaine ge- enttäuschten Genossen und Gewerkschaftler erstmals politische Alternativen. Als große warnt hatte, die Einheit sei ohne Steuererhö- mit der WASG (Arbeit & soziale Gerechtigkeit Gewinnerin der Einheit vermuteten viele hungen nicht zu finanzieren. Diese Bedenken – Die Wahlalternative) auch im Westen eine Parteienforscher die SPD – war der Osten stießen offenbar auf Ablehnung. Hinzu kam, linke Alternative zur SPD – mit dem früheren vor dem Krieg doch eine ihrer Hochburgen dass die Partei des Demokratischen Sozialis- SPD-Parteivorsitzenden und zeitweiligen Fi- gewesen. Zudem gab es Grund anzuneh- mus (PDS) als SED-Nachfolgerin in den neuen nanzminister Lafontaine als Zugpferd. Wegen men, dass mit dem Ende der DDR zwar der Ländern als vertrauenswürdige Konstante weitgehender programmatischer Über- autoritäre Staatssozialismus in Deutschland links der Mitte um die Wähler warb und der schneidungen gingen PDS und WASG bei zu einem Ende gekommen war, nicht aber SPD damit Stimmen wegnahm. der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 ein die grundsätzliche Unterstützung gemäßigter Wahlbündnis ein und erreichten gemeinsam sozialistischer Werte und Positionen. Aufwind für Linke beinahe neun Prozent Stimmenanteil. Kurz darauf fusionierten sie zur Partei Die Linke, Doch der Osten entschied anders. Die CDU Solange die PDS nur im Osten präsent war, die heute aus der bundesdeutschen Parteien- mit dem Einheitskanzler Helmut Kohl hatte bedeutete sie keine große Gefahr für die landschaft kaum noch wegzudenken ist. in allen neuen Bundesländern die Nase vorn westdeutsche Volkspartei. Den Sozialdemo- und erzielte dort teils sogar höhere Stimmen- kraten gelang 1998 sogar einer ihrer größten Der Aufstieg der Linken hat die SPD schon anteile als im bundesweiten Durchschnitt. Erfolge, als sie nach 16 Jahren schwarz-gelber mehrfach vor Zerreißproben gestellt. Bis heu- Koalition gemeinsam mit den Grünen erst-

Neue feste Größe 0 bis unter 5 Zur ersten Bundestagswahl im vereinten Deutschland 5 bis unter 10 begeisterte sich im Westen kaum jemand für die SED- Nachfolgepartei PDS. Dennoch schaffte sie es in den 10 bis unter 15 Bundestag, weil eine Sonderregelung galt: Die alten 15 bis unter 20 und die neuen Bundesländer bildeten jeweils ein se- 20 und mehr parates Wahlgebiet mit eigener Fünf-Prozent-Hürde. Heute sieht es ganz anders aus. Bei der Bundestags- wahl 2013 erhielt die aus PDS und WASG hervorge- gangene Partei Die Linke fast überall mindestens fünf Prozent der Zweitstimmen. Dabei gibt deren Anteil die Zustimmung zur jeweiligen Partei an, während die Erststimmen den Kandidaten gelten. Die Linke ist somit zum festen Bestandteil des bundesdeutschen parteipolitischen Gefüges geworden.

Prozentualer Anteil der Zweitstimmen für die Parteien PDS (1990) und Die Linke (2013) bei den Bundestagswahlen nach Bundesländern (Datengrundlage: Bundeswahlleiter8)

52 So geht Einheit in Prozent Keine Wahl 84 82,8 Seit 1998 sinkt die Wahlbeteiligung zu beiden Seiten 82 80,5 80,6 der ehemaligen Grenze. Im Osten fällt diese stets 80 80 niedriger aus als im Westen der Republik. Nur kurz 78,6 78,5 sah es so aus, als würden sich die alten und neuen 78 Länder angleichen.7 Die Finanzkrise scheint aller- West und Berlin-West dings das Vertrauen in die Politik im Osten stärker 76 erschüttert zu haben als im Westen. 74,5 74,3 74 72,2 72,4 Wahlbeteiligung in Prozent bei den Bundestagswah- 72 72,6 72,8 len 1990 bis 2013 (Datengrundlage: Bundeswahlleiter9) 70 Ost und Berlin-Ost 68 67,6 einem Parteiensystem, das sich schwer tut, in 66 einer vernetzten Welt verständliche Ant- 64,7 64 worten auf brennende Fragen zu liefern. In 1990 1994 1998 2002 2005 2009 2013 allen größeren Parteien – mit Ausnahme von Bündnis90/Die Grünen – sind die Mitglieder- zahlen zurückgegangen. Gleichzeitig stieg der te ist eine Zusammenarbeit auf Bundesebene lismus im Osten an Fahrt auf. In Sachsen, Anteil der Wechselwähler kontinuierlich an, für viele Parteigenossen kaum denkbar. Auf Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpom- von einem Fünftel in der alten Bundesrepu- Länderebene gehört die rot-rote Koalition mern erzielten NPD und DVU teils über zehn blik der 1980er Jahre auf heute bundesweit indes zum politischen Alltag und die Linke Prozent Stimmenanteile. Bis heute sind sie in ein Drittel.4 Die Wahlbeteiligung erreichte stellt in Thüringen mit Bodo Ramelow seit einigen ostdeutschen Landtagen vertreten. 1998 den vorerst letzten Höhepunkt in der 2014 erstmals einen Ministerpräsidenten – Nachwendezeit und ist seither abgesackt. mit SPD und Grünen als Juniorpartnern. In vielen strukturschwachen Regionen im Osten füllen rechte Gruppierungen als einzige Im Osten wie im Westen fühlen sich offenbar Rechtsruck zivilgesellschaftliche Organisationen ein viele Bürger von der Politik nicht ernst ge- Vakuum und stoßen damit gerade bei Jugend- nommen. Ihrer Unzufriedenheit verleihen sie Als Folge der Wende hat sich somit das lichen und sozio-ökonomisch Schwächeren daher vielfach außerhalb der traditionellen politische Parteienspektrum erweitert – auf Zuspruch. Viele im Westen denken daher: demokratischen Verhandlungsprozesse Luft. nicht nur nach links. In den 1990er Jahren „Die Ostdeutschen sind rechts.“ Tatsächlich Das zeigte sich etwa an den Demonstrationen gewann auch die Rechte Oberwasser. Erste sind bis heute fremdenfeindliche Einstellun- gegen das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21, an Anzeichen waren die fremdenfeindlichen gen in den neuen Ländern weiter verbreitet den Zeltlagern der Occupy-Bewegung mitten Ausschreitungen und Anschläge in Solin- als in den alten ( 3).1 Dass der Westen aber im Frankfurter Bankenviertel und an den gen, Mölln, Hoyerswerda und Rostock. Vom keineswegs immun ist gegen rechtspopulis- wochenlangen Protesten der sogenannten Kollaps der Sowjetunion und den stärksten tische Kräfte, zeigte zuletzt der Erfolg der eu- „Patriotischen Europäer gegen die Islamisie- Zuwanderungsströmen seit Gründung der ropakritischen und national-liberalen Partei rung des Abendlandes“ (Pegida) sowie ihrer Bundesrepublik überfordert, suchten viele Alternative für Deutschland (AfD). Ihr gelang Ableger in Leipzig und anderswo.5 Jüngere Wähler Orientierung bei rechten Parteien, nur wenige Monate nach ihrer Gründung bei Menschen erscheint es attraktiver, sich bei zunächst vor allem im Westen: Waren die Re- der Bundestagswahl 2013 ein Achtungserfolg Nichtregierungsorganisationen wie Attac publikaner bei der bayerischen Landtagswahl mit beinahe fünf Prozent Stimmenanteil.2 oder Human Rights Watch zu engagieren als 1990 noch knapp an der Fünf-Prozent-Hürde Dies war das bislang beste Ergebnis einer in den althergebrachten Parteien.6 gescheitert, schafften es rechte Parteien zwi- neu gegründeten Partei auf Bundesebene seit schen 1991 und 1993 in Bremen, Hamburg 1949.3 Dabei stand der Westen dem Osten in An die Stelle von eindeutigen Standpunkten und Schleswig-Holstein in die Parlamente. seinem Zuspruch für die AfD nicht nach. zu Zeiten des Ost-West-Konflikts ist damit ein Bis Ende der 1990er Jahre waren die rechten Potpourri von Themen, politischen Akteuren Mandatsträger allerdings größtenteils wieder Überall Politikverdrossenheit und Äußerungsformen getreten – deutsch- von den westdeutschen Abgeordnetenbän- landweit und global. ken verschwunden. Gleichzeitig aber nahm Dieser neuerliche Aufwind für den rechten der demokratisch legitimierte Rechtspopu- Teil des politischen Spektrums ist nicht zu- letzt Zeichen einer Protesthaltung gegenüber

Berlin-Institut 53 23 Glück und Zufriedenheit Der Blick nach drüben bleibt

Die meisten Ostdeutschen erhofften sich Ostdeutschland erholt sich vom deutschen erholten sich langsam von dem durch die Wiedervereinigung eine Verbesse- Wendeschock Umbruch. Große Infrastrukturprojekte und rung ihrer Lebensverhältnisse, materiell wie Transferleistungen bewirkten einen massi- immateriell. Objektiv ist diese 25 Jahre später Im ersten Jahr nach der Wiedervereinigung ven Aufschwung in den neuen Bundeslän- nachweislich eingetreten. So ist unter ande- nahm die Zufriedenheit der Ostdeutschen dern.3 In Westdeutschland dagegen hielt die rem die Lebenserwartung in Ostdeutschland ab. Hatten sie ihre Lebenssituation 1990 auf Euphorie über die Wiedervereinigung nur seit 1990 deutlich gestiegen ( 20).1 Die einer Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) kurz. Den Westdeutschen dämmerte schnell, Wirtschaftskraft, gemessen am Bruttoin- bis 10 (ganz und gar zufrieden) noch mit dass die Einheit hohe Investitionen erforder- landsprodukt, hat sich auf europäischem 6,5 bewertet, kamen sie im folgenden Jahr te. Die mäßige wirtschaftliche Entwicklung Niveau etabliert. Reise-, Wahl- und Meinungs- nur noch auf 6,0 und waren damit deutlich im Westen, der Balkankonflikt und steigende freiheit sind mittlerweile selbstverständlich.2 unzufriedener als ihre Landsleute in den Flüchtlingszahlen dürften zur Dämpfung der Doch wie empfinden die Ostdeutschen alten Bundesländern, die bei 7,3 lagen. Die Stimmung ebenfalls beigetragen haben. Erst nach einem Vierteljahrhundert im vereinten Umstrukturierung des Systems mit Massen- mit dem rot-grünen Politikwechsel stiegen Deutschland ihre Lebenssituation? Sind sie entlassungen und unsicheren Zukunftsaus- die Zufriedenheitswerte in Westdeutschland zufrieden mit sich und der Welt und genauso sichten hatte zu einem kurzzeitigen Wende- wieder an. glücklich wie die Menschen im Westen? schock geführt. In den folgenden Jahren bis zur Jahrtausendwende stieg die Zufriedenheit der Ostdeutschen kontinuierlich an. Die Ost-

8,0

Gute Stimmung im Westen 7,5

Im Osten sind die Menschen heute so zufrieden wie West nie zuvor seit der Wende – doch von den Werten im Westen sind sie immer noch weit entfernt. Der höchs- 7,0 te gemessene Zufriedenheitswert im Osten kommt gerade einmal an den niedrigsten Zufriedenheitswert im Westen heran. Dabei prägt die eigene wirtschaft- liche Lage das Auf und Ab der Zufriedenheitskurven 6,5 besonders stark. Doch auch einzelne wichtige Ereig- Ost nisse, etwa die Reaktorkatastrophe von Fukushima 2011, lassen sich in den Kurven ablesen.

Allgemeine Lebenszufriedenheit in West- und Ost- 6,0 deutschland in Punkten auf einer Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar zufrieden), 1984/1990 bis 2012 4 (Datengrundlage: DIW ) 5,5 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012

54 So geht Einheit Seither haben sich die beiden Zufrieden- West heitskurven zunächst im Gleichschritt und Ostdeutsche blicken beklommen dann langsam aufeinander zu bewegt. So in die Zukunft beurteilten die Menschen ihre Lebenssitu- In Ostdeutschland ist die Sorge um die 18,5 ation im Jahr 2004 sowohl in Ost- als auch persönliche wirtschaftliche Lage stärker 34,4 in Westdeutschland besonders skeptisch. verbreitet als in Westdeutschland. Hohe Die ins Stocken geratene Konjunktur und die Arbeitslosigkeit, Strukturwandel und 22,9 24,6 Abwanderung haben ihre Spuren im Ost arbeitsmarktpolitischen Folgen der Agenda Wohlbefinden der Menschen hinterlas- 2010 haben die Menschen verunsichert.5 sen. Krisen bedeuten in der Regel drastische Einschnitte in der subjektiven Beurteilung Angaben zu Sorgen um die Entwicklung der eigenen wirtschaftlichen Lage, in der Lebenslage. Dies zeigen nicht zuletzt die Prozent, 2012 südeuropäischen Staaten Griechenland oder (Datengrundlage: DIW12) Spanien, wo die Zufriedenheit von 2008 bis 2012 massiv gesunken ist – von 5,3 auf 3,7 große Sorgen respektive von 6,7 auf 5,9 Punkte. einige Sorgen 52,5 keine Sorgen Anders als diese Länder ist die Bundesrepu- 47,2 blik nicht von wachsender Arbeitslosigkeit, Rentenkürzungen oder Preissteigerungen geplagt. Hier nahm die Zufriedenheit im selben Zeitraum sogar zu.6 Aber auch wenn die Menschen ihre Lebenssituation zuletzt Wachsender Wohlstand allein führt demnach Die Arbeitslosigkeit im Osten liegt mit 11,6 wieder positiver beurteilten als zu Beginn der nicht zu größerer allgemeiner Lebenszu- Prozent immer noch deutlich über dem West- 2000er Jahre, die Unterschiede zwischen Ost friedenheit. Viel entscheidender ist, ob die niveau von 6,7 Prozent ( 10).13 Noch rund 25 und West bleiben vorerst bestehen.7 Menschen das Gefühl haben, gerecht behan- Jahre nach dem Mauerfall verfügen private delt zu werden. Erhebungen der Allgemeinen Haushalte in Ostdeutschland über nicht Mit dem Wohlstand steigt der An- Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaf- einmal halb so hohe Vermögen wie die in spruch ten (Allbus) belegen, dass zwei Drittel der Westdeutschland.14 Das verfügbare Einkom- Ostdeutschen meinen, nicht ihren gerechten men je Einwohner liegt um rund ein Fünftel Dass die Ostdeutschen trotz der messbaren Anteil am Wohlstand zu erhalten; nur ein Drit- unter dem westdeutschen Niveau ( 13).15 Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse zu tel fühlt sich fair behandelt. In den alten Bun- mehr Pessimismus neigen als die Westdeut- desländern ist dieses Verhältnis umgekehrt.9 Ostdeutsche haben somit gute Gründe, schen, dürfte erstens damit zusammenhän- Eine höhere Lebenszufriedenheit stellt sich pessimistischer zu sein als Westdeutsche. gen, dass Menschen stets vergleichen und auch dann ein, wenn sich das persönliche Allerdings mildert das unterschiedliche unzufriedener werden, wenn es anderen Einkommen und der Status im Vergleich zu Preisniveau in Ost und West die Einkom- besser geht. Zweitens steigen generell die anderen verbessern. Ostdeutsche sind bisher mensdifferenzen ab. So sind Mieten und materiellen Erwartungen und Ansprüche in jedoch vergleichsweise selten in Führungspo- Lebenshaltungskosten im Osten deutlich der Gesellschaft. Letzteres zeigt sich auch an sitionen aufgestiegen.10 günstiger als im Westen. Die Unterschiede in der Entwicklung des Zufriedenheitsniveaus der Kaufkraft zwischen West und Ost fallen in Westdeutschland: Obwohl ein deutlicher Auch die eigene wirtschaftliche Situation somit bei weitem nicht so gravierend aus wie Anstieg des materiellen Wohlstands im schätzen die Ostdeutschen weniger positiv die absoluten Einkommensdaten vermuten Zeitraum von 1984 bis 2012 zu beobachten ein als die Westdeutschen. In Westdeutsch- lassen. ist ( 13), liegen die Zufriedenheitswerte von land machen sich knapp 66 Prozent der 2012 knapp unter dem Niveau von 1984.8 Menschen Sorgen über die persönliche Wirt- schaftslage, 18,5 Prozent sogar große Sorgen. In Ostdeutschland sind es rund 77 respektive 24,6 Prozent.11

Berlin-Institut 55 24 Stereotype Einheit in den Köpfen braucht mehr als eine Generation

Die vorangegangenen Kapitel haben gezeigt, Verein 2015 für das Berlin-Institut durchge- Widersprüchliche Bilder dass sich Ost- und Westdeutsche in vielen führt hat, ist noch immer fast die Hälfte der Bereichen auch 25 Jahre nach der Wiederver- Deutschen der Ansicht, dass es Unterschiede Abgesehen davon, dass sowohl Ost- als auch Westdeutsche den jeweils anderen einigung noch unterscheiden, etwa bei den zwischen Ost- und Westdeutschen gibt – zuschreiben, besserwisserisch zu sein und Familienstrukturen oder der Arbeitslosigkeit. unter den Ostdeutschen sind es sogar 71 Pro- sich selbst für fleißig halten, weisen sie nach In anderen Bereichen, zum Beispiel bei den zent. Von denjenigen Ostdeutschen, die Un- der Betrachtung der fünf meistgenannten Eigenschaften keine Gemeinsamkeiten auf. Bildungsabschlüssen, haben sie sich dagegen terschiede sehen oder sich nicht sicher sind, Auch entsteht ein unterschiedliches Bild der stark angenähert. Eine Antwort auf die Frage, nimmt gut ein Drittel die Westdeutschen als West- und Ostdeutschen abhängig davon, ob wie gut die Deutschen in dem Vierteljahrhun- arrogant wahr. Diese wiederum haben ein sie sich selber beschreiben oder beschrieben dert seit der Wiedervereinigung tatsächlich weniger einheitliches Bild von ihren Mitbür- werden. Eine gewisse Einigkeit besteht nur darin, dass Westdeutsche arrogant sind und zusammengewachsen sind, liefern jedoch gern im Osten, sie empfinden sie teilweise Ostdeutsche einen größeren (Familien-) weniger die Wirtschafts- und Sozialindika- als anspruchsvoll und unzufrieden. Jedoch Zusammenhalt haben. Auffällig ist außerdem, toren. Wichtiger ist zu wissen, was in den denken die West- und Ostdeutschen nicht nur dass Ostdeutsche sowohl von sich selbst als Köpfen der Menschen vorgeht: Sehen sich negativ übereinander. Westdeutsche gelten auch von ihren Landsleuten im Westen ein deutlich klareres Bild haben als Westdeut- Ostdeutsche und Westdeutsche selbst als ein aus Sicht ihrer Landsleute auch als selbstsi- sche. Insgesamt erkennt rund ein Drittel der Volk? Mit einer gemeinsamen Identität, den cher, Ostdeutsche zeichnen sich umgekehrt Deutschen überhaupt keine Unterschiede. gleichen Werten, Stärken und Mängeln? durch großen (Familien-)Zusammenhalt aus. Insgesamt sehen die Ostdeutschen sich Zustimmung zu den fünf meistgenannten Eigenschaften in Prozent von denjenigen, die Die Frage lässt sich nur eingeschränkt beja- selbst auffallend positiv, während sie bei den generelle Unterschiede sehen oder sich nicht hen. Denn nach einer Befragung, die der GfK sicher sind (1.327 von 2.176 Befragten) (Datengrundlage: GfK Verein 20152, eigene Berechnung)

Ostdeutsche sind/haben … Westdeutsche sind/haben …

anspruchsvoll/wollen alles haben 8% arrogant/eingebildet 34% unzufrieden 5% besserwisserisch 10% besserwisserisch 4% egoistisch 8% aus der Sicht aus der Sicht eigensinnig/rechthaberisch 3% geldgierig 6% der Ostdeutschen

der Westdeutschen Fremdwahrnehmung Fremdwahrnehmung (Familien-)Zusammenhalt 3% selbstsicher 5%

bescheiden/genügsam 20% eißig/arbeitswillig/strebsam 17% eißig/arbeitswillig/strebsam 19% arrogant/eingebildet 7%

(Familien-)Zusammenhalt 13% gewissenha 4% 11% (welt-)oen 4% hilfsbereit aus der Sicht aus der Sicht

der Ostdeutschen Eigenwahrnehmung Eigenwahrnehmung der Westdeutschen ehrlich 10% pünktlich 4%

56 So geht Einheit Nachbarn im Westen viele negative Eigen- land in Kontakt zu stehen.7 Auch Umzüge von schaften verorten. Die Neigung, sich selbst West- nach Ostdeutschland sind weiterhin besser zu beurteilen als den anderen, zeigt selten.8 In Ostdeutschland pflegt immerhin sich auch bei den Westdeutschen, allerdings ein Drittel der Menschen regelmäßigen in geringerem Maße.1 Umgang mit Westdeutschen. Wo sich die Menschen gründlicher kennenlernen konnten, Gefühlte Unterschiede verringern sehen sowohl Ost- als auch Westdeutsche sich nur langsam die Klischeebilder des „Besser-Wessis“ und des „Jammer-Ossis“ im persönlichen Umgang Positive Selbstwahrnehmung Ein Vergleich von Einschätzungen aus den nicht bestätigt.9 Jahren 1990 und 2010 zeigt, dass sich die Ostdeutsche haben ein klareres Bild von West- deutschen als anders herum. Von denjenigen gefühlten Unterschiede seit der Wendezeit Bei all den gefühlten Unterschieden gibt es ostdeutschen Befragten, die generelle Unter- nur geringfügig verringert haben: Vor 25 aber auch positive Nachrichten. Trotz der schiede zwischen den beiden Landesteilen nicht Jahren ordneten im Mittel etwa 60 Prozent immer noch wahrgenommenen Differenzen abstreiten, fallen lediglich 23 Prozent keine für die Westdeutschen typischen Eigenschaften ein. der Befragten einer Infratest-dimap-Studie schwindet das Gefühl der Fremdheit zwi- Hingegen kann mit 42 Prozent ein weit größerer bestimmte Eigenschaften eindeutig Ost- oder schen Ost- und Westdeutschen. So fühlten Anteil der Westdeutschen keine typisch ostdeut- Westdeutschen zu, 2010 taten dies noch sich 2012 nur noch gut 20 Prozent der West- schen Eigenschaften benennen. Dazu passt, dass immer rund 50 Prozent. Insgesamt bewerte- deutschen fremd in Ostdeutschland – 2000 Westdeutsche auch sich selbst deutlich seltener spezifische Eigenschaften zuschreiben. Abermals ten Ost- und Westdeutsche sich 2010 damit hatte der Anteil noch bei gut 30 Prozent zeigt sich auch, dass die Selbstwahrnehmung in zwar etwas ähnlicher, aber besonders die gelegen.10 Dazu passt, dass in der jungen Ost und West deutlich positiver ausfällt als die Ostdeutschen urteilten 2010 kritischer über Generation, bei den 16- bis 29-Jährigen, mehr Fremdwahrnehmung. die Westdeutschen als noch 1990: Im Mittel als die Hälfte größere Unterschiede zwischen Anteil der Befragten, die Unterschiede zwischen gaben Ostdeutsche zu 14 Prozent an, dass Nord- und Süddeutschen empfindet als zwi- Ost- und Westdeutschland nicht abstreiten bestimmte positive Eigenschaften eher unter schen West- und Ostdeutschen – nur knapp (1.327 von 2.176 Befragten), danach kategori- Westdeutschen zu finden seien – 1990 waren ein Drittel spricht vom Gegenteil.11 Dies zeigt siert, ob sie eher positive oder negative Eigen- es noch 25 Prozent gewesen. Immerhin fiel auch, dass die Erwartung, Stereotype würden schaften genannt haben, in Prozent. Fehlende Prozentpunkte erklären sich durch neutrale die Zustimmung, dass bestimmte negative gänzlich verschwinden, nicht realistisch ist. Antworten und die Auswertung bei Mehrfach- Eigenschaften typisch westdeutsch seien, Denn diese sind mitunter nur das Ergebnis nennungen. von 41 auf 35 Prozent. Auch Westdeutsche regionaler Unterschiede und Abgrenzungen. (Datengrundlage: GfK Verein 20153, eigene dachten insgesamt etwas schlechter über Berechnung) ihre ostdeutschen Landespartner als früher.4 Fremdwahrnehmung: Eigenwahrnehmung: Doch entsprechen diese Einschätzungen So sieht der jeweilige Nachbar die … So sehen die Ost-und Westdeutschen sich selbst der Wahrheit? Oder prägen ein Vierteljahr- in Prozent in Prozent hundert nach der Vereinigung der beiden 70 70 deutschen Staaten immer noch die alten Stereotype das Bild in den Köpfen? Erwie- 60 60 senermaßen führen persönliche Kontakte 50 50 dazu, dass sich Vorurteile abbauen.5 Kurz nach der Wende hatte nur gut die Hälfte 40 40 der Westdeutschen innerhalb eines Jahres 30 30 Kontakt zu Ostdeutschen, 2012 waren es 20 20 schon etwa 70 Prozent. Die Ostdeutschen hingegen hatten bereits Anfang der 1990er 10 10 Jahre zu 80 Prozent mit Westdeutschen zu 0 0 tun gehabt – allerdings nicht unbedingt regel- Ostdeutschen Westdeutschen Ostdeutsche Westdeutsche mäßig.6 Gerade der wiederholte Austausch ist auch heute noch nicht der Regelfall. Nur eher positiv elf Prozent der im Westen Lebenden geben eher negativ an, regelmäßig mit Personen in Ostdeutsch- da fallen mir keine besonderen Eigenschaften ein

Berlin-Institut 57 25 Ein Kessel Buntes

Reiseziele: Ostdeutsche zieht es weniger in die Verkehrsunfälle: Im Osten enden sie häufiger tödlich Ferne als Westdeutsche als im Westen

Haben die Ostdeutschen die Reisefreiheit, die sie mit dem Fall Die Zahl der Menschen, die auf deutschen Straßen – Ost und der Mauer gewannen, genutzt, um die weite Welt kennenzuler- West – Jahr für Jahr ums Leben kommen, ist seit 1977 deutlich nen? Nicht wirklich: 1991 besuchten 67 Prozent der Reisenden gesunken – obwohl die Bevölkerung gewachsen ist und der aus den neuen Bundesländern das eigene Land. Neugierig auf Bestand an motorisierten Fahrzeugen lange Zeit zunahm. Neues waren sie dennoch, schrumpfte doch die Zahl derer, die Um 1991 gab es jedoch einen vorübergehenden Anstieg, der nach wie vor im Osten der Bundesrepublik Urlaub machten, ausschließlich auf das Konto der Ostdeutschen ging.1 Maß- binnen eines Jahres nach der Vereinigung von rund 50 auf 21 geblich dazu beigetragen haben dürfte, dass neu erstandene, Prozent. Unter den Reisezielen im Westen war Bayern das be- ungewohnt leistungsstarke PKW zu schnell auf den damals liebteste. Die Mehrheit der Westdeutschen verbrachte damals noch maroden Straßen im Osten oder auf den Autobahnen im die Ferien im Ausland, vorzugsweise in Spanien, Italien und Ös- Westen unterwegs waren. „Und wenn Ihr Eure Trabbis gegen terreich. Aber auch die 41 Prozent, die Urlaub im eigenen Land BMWs eintauscht, Ihr besser auf die kleine inn’re Stimme bevorzugten, fuhren am liebsten nach Bayern. In den Osten zog lauscht!“, warnte damals die Sängerin Nina Hagen. es nur vier Prozent der westdeutschen Reisenden.1 Auf den ersten Blick sind Ostdeutsche auch heute noch die Seither hat sich das nur leicht geändert. 2009 machten riskanteren Autofahrer. Mit Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Ostdeutsche weiterhin bevorzugt Urlaub in Deutschland. Ihre Thüringen verzeichnen drei ostdeutsche Flächenländer bun- Neugier hatten sie inzwischen wohl befriedigt: 27 Prozent der desweit die meisten Verkehrstoten je Einwohner. Das geht zum Reisenden erholten sich an den Stränden zwischen Boltenha- einen darauf zurück, dass tödliche Unfälle auf dem gefährlichs- gen und Usedom. Damit war die Ostsee wieder das Reiseziel ten Straßentyp, der Landstraße, besonders häufig geschehen. Nummer eins der Ostdeutschen – wie schon zu DDR-Zeiten. Un- Schon allein deshalb gibt es in Hamburg, Bremen und Berlin ter den westdeutschen Bundesländern hatte sich 2009 Bayern am wenigsten Verkehrsopfer pro Einwohner.2 Zum anderen ist als beliebtestes gehalten. Noch lieber als in den Freistaat am der Notarzt in den dünn besiedelten Regionen Ostdeutschlands Alpenrand fuhren ostdeutsche Urlauber nach Österreich, das weniger schnell zur Stelle, die Verletzten brauchen aufgrund schon 1991 an zweiter Stelle nach dem eigenen Land gestanden der geringeren Krankenhausdichte länger in die Klinik. Oft ent- hatte. Die Westdeutschen hingegen zog es auch 2009 eher scheiden Sekunden oder Minuten über die Überlebenschancen. in den warmen Süden. 30 Prozent entschieden sich wieder für ihre Lieblingsreiseländer Italien und Spanien. Innerhalb Deutschlands belegte Bayern bei ihnen noch immer Platz eins – gefolgt von Nord- und Ostsee.2 Waffenbesitz: Domäne westdeutscher Landbewohner

Legale Schusswaffen in Privatbesitz findet man in Deutschland am häufigsten bei der westdeutschen Landbevölkerung. So waren 2013 in einigen Kreisen der westdeutschen Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz und Bayern über 150 Schusswaffen pro 1.000 Einwohner registriert. In Ostdeutschland und in den Stadtstaaten, aber auch in den städtischen Regionen in Nordrhein- Westfalen waren es fast überall weniger als 60.1 Die deutsche

58 So geht Einheit Abgehängt Landwirtschaft: Große Betriebe im Osten – ein Erfolgsmodell? Zu DDR-Zeiten erreichten die genossenschaftlichen und staatlichen Agrar- betriebe im Osten etwa bei der Milch- und Getreideproduktion nur rund 80 Prozent der Erträge, die Bauern in der alten Bundesrepublik erbrach- Die Agrarstrukturen in Ost- und Westdeutschland unterschei- ten.4 Die Transformation der ostdeutschen Agrarwirtschaft war zwar mit den sich bis heute grundlegend. Während in Westdeutschland schmerzhaften Einschnitten und massenhaften Entlassungen verbunden, bäuerliche Familienbetriebe eine lange Tradition haben, wirkt aber sie ist gelungen: Betriebe im Osten weisen seit langem eine höhere Pro-Kopf-Bruttowertschöpfung auf als jene im Westen. sich die Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR der 1950er Jahre nachhaltig auf die betrieblichen Strukturen im Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigem in Land-, Forstwirtschaft und Osten aus: 1989 befanden sich hier nur 5,4 Prozent der land- Fischerei, 1991 bis 2013 wirtschaftlich genutzten Fläche in privater Hand. Den überwie- (Datengrundlage: Statistisches Bundesamt5) genden Teil bewirtschafteten landwirtschaftliche Produktions- genossenschaften (87 Prozent) sowie volkseigene Güter und in Euro kommunale Betriebe (7,6 Prozent). 40.000 35.000 Nach der Deutschen Einheit entschieden sich die Genossen- schafter dieser Großbetriebe besonders häufig für die Überfüh- 30.000 rung in eine eingetragene Genossenschaft oder GmbH. Noch 25.000 heute sind juristische Personen oder Personengemeinschaften 20.000 als Rechtsform landwirtschaftlicher Betriebe in Ostdeutschland 15.000 verbreitet: Bei der letzten Zählung von 2010 waren es in fast allen Gebieten über 10 Prozent. Keine westdeutsche Region 10.000 wies einen so hohen Anteil an Betrieben mit dieser Rechtsform 5.000 auf. Auch die Flächen der Betriebe im Osten waren – obschon 0 gegenüber DDR-Zeiten geschrumpft – mit zumeist 150 Hektar

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 und mehr im Schnitt größer als im alten Bundesgebiet. Dort bewirtschaftete noch 2010 im Norden ein Großteil der Betriebe Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigem West weniger als 75 Hektar, im Westen und Süden oftmals sogar Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigem Ost weniger als 50 Hektar.

Dank der großen Flächen, die eine weitgehende Mechanisie- rung erlauben, und einschneidender Rationalisierungsmaß- nahmen sind Höfe im Osten heute besonders leistungsfähig. Hatten etwa in Pflanzenbaubetrieben zu DDR-Zeiten noch rund 7,5 Personen je 100 Hektar Landfläche gearbeitet, waren es 2010 in den Flächenstaaten im Osten 1,3 bis 2,6 Personen – in den westdeutschen aber 2,5 bis 5,4 Personen.1 Aufgrund ihrer hohen Produktivität gilt die ostdeutsche Landwirtschaft oft als Tradition des Sportschießens konnte in der alten Bundesrepublik Erfolgsmodell – im Gegensatz zu den meisten anderen Wirt- fortbestehen, in der DDR wurde sie jedoch unterbrochen: Dort schaftsbranchen im Osten.2 Kritiker bemängeln indessen, die waren Schützenvereine und der private Besitz von Waffen und industrielle Landwirtschaft im Osten verdanke ihre Produktivi- Munition verboten.2 Dies wirkt sich offenbar bis heute auf die Zahl tät hauptsächlich den hohen EU-Subventionen, habe jedoch in der Schusswaffen in Privathaushalten aus. Folglich ereigneten den ländlichen Gebieten kaum Arbeitsplätze geschaffen.3 sich 2013 auch nur fünf der 27 durch registrierte Schusswaffen verursachten Todesfälle in der Region Ostdeutschland und Berlin. Allein in Rheinland-Pfalz waren es sieben.3 Die Westdeutschen gehen also einem durchaus gefährlichen Hobby nach.

Berlin-Institut 59 Profifußball: Viel Tradition, wenig Erfolg in Ost- Zwischen Rostock und Chemnitz höchstens zweitklassige deutschland Klubs

Nach der letzten DDR-Oberliga-Saison 1990/1991 schafften nur acht Zur neuen Fußballsaison 2015/2016 wird wieder kein Ost- Ost-Klubs den Sprung in den Profifußball. Die sogenannte 2+6-Regel legte verein im Oberhaus spielen. Während die Bundesliga zu den die Startbedingungen fest. Hansa Rostock und Dynamo Dresden durften attraktivsten Ligen der Welt gehört, die Westvereine immer als Meister und Vizemeister in der 1. Liga mitspielen. Rostock stieg in der höhere Sponsoring-Verträge abschließen und neue Zuschauer- gleichen Saison ab. Als letzter Erstligist aus dem Osten ist Energie Cottbus in der Saison 2008/2009 in der neu eingeführten Relegation abgestiegen. rekorde vermelden, leiden die Ost-Klubs unter jahrzehntelanger Misswirtschaft und einem Mangel an namhaften Sponsoren. Anzahl ostdeutscher Fußballvereine im Profifußball nach Ligazugehörigkeit So schaffte etwa der Traditionsverein 1. FC Magdeburg, seit der Saison 1991/1992 bis 2014/2015 2 Europapokalsieger von 1974, in der letzten Saison gerade mal (Datengrundlage: Deutscher Fußball-Bund ) den Einzug in die dritte Liga. Höher als in dieser spielt derzeit 10

keine der Mannschaften aus der letzten DDR-Oberliga-Saison 9 1990/1991.1 Auch nicht Hansa Rostock, Dynamo Dresden und 8 Energie Cottbus, die bis Anfang der 2000er Jahre immerhin noch hin und wieder in der 1. Bundesliga gekickt hatten. Doch 7 aus der dritten Liga zurückzukehren ist mühsam, denn hier 6

fließen weder üppige Fernsehgelder noch gibt es einträgliche 5 Vermarktungsmöglichkeiten wie ganz oben. 4 Neue Hoffnung auf Erstligafußball verspricht nun ausgerechnet 3 der milliardenschwere Konzern Red Bull, dessen Eigentümer 2

Dietrich Mateschitz den Fußball als Marketingplattform zu 1 schätzen weiß. Neben den Klubs Red Bull Salzburg und New 0 York Red Bulls hat er Leipzig als neuen Standort auserkoren.3 Die Rahmenbedingungen sind ideal. Die Leipziger Traditions-

vereine Lok und BSG Chemie sind in der sportlichen Versen- 1991/1992 1992/1993 1993/1994 1994/1995 1995/1996 1996/1997 1997/1998 1998/1999 1999/2000 2000/2001 2001/2002 2002/2003 2003/2004 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 2010/2011 2011/2012 2012/2013 2013/2014 2014/2015 kung verschwunden, das für die Weltmeisterschaft 2006 erbau- te Zentralstadion, seit 2010 in Red Bull Arena umbenannt, 1. Liga 2. Liga wartet auf die großen Momente im Fußball. 3. Liga (seit 2008/2009 Profiliga) Gelingt es RB Leipzig, sich im Profifußball zu etablieren, könn- ten vielleicht auch die vielen Talente länger in Ostdeutschland gehalten werden, die nach der Wende den Lockrufen der West- vereine folgten. Von diesem Aderlass konnte sich der Fußball Euro im Osten nie erholen. Die Schließung der DDR-Nachwuchsfuß- 2.500 ballzentren hat die Talentförderung weiter zurückgeworfen. Nationalspieler mit ostdeutschen Wurzeln wie Michael Ballack, 2.000 Bernd Schneider oder Jens Jeremies sind seltener geworen. Aus der aktuellen Weltmeister-Elf ragt nur Toni Kroos heraus. 1.500 Der gebürtige Greifswalder ist zudem Spielgestalter bei den 1.000 Königlichen aus Madrid. 500

0 Haushaltseinkommen Rente Rente Rentner Männer Frauen

60 So geht Einheit Rentner: Einheit in der gesetzlichen Rente, aber Sprache: Von Traktoristen, Klammeraffen und nicht beim Einkommen Schrippen

Nach der Wiedervereinigung wurden acht Millionen Einzahler Walter Ulbricht, Staatsratsvorsitzender der DDR, behauptete und vier Millionen Rentner der ehemaligen DDR per Renten- 1970 vor dem Zentralkomitee-Plenum, die einstigen Gemein- überleitungsgesetz in die Gesetzliche Rentenversicherung der samkeiten des Deutschen seien „in Auflösung begriffen“: hier Bundesrepublik aufgenommen. In einem komplizierten Verfah- die vom Humanismus geprägte Sprache der DDR, dort die ren wurden ihre Rentenansprüche neu berechnet mit dem Ziel, manipulierte, imperialistisch verseuchte der BRD. Aber auch in Ost und West ein vergleichbares Absicherungsniveau zu er- im Westen war in den Anfangsjahren der Teilung die Rede von reichen.1 Dies hatte zum Ergebnis, dass Rentner in Ostdeutsch- einer möglichen „Sprachspaltung“. Später gab es zumindest land bis heute etwas mehr Rente bekommen – dank ihrer vielen die Befürchtung, der alles durchdringende Jargon der Sozialisti- Beitragsjahre. Der Grund für die höheren Rentenzahlbeträge im schen Einheitspartei könnte die deutsche Sprache „zersetzen“.1 Osten sind die Frauen, die in der DDR häufiger und umfangrei- cher erwerbstätig waren als in der alten Bundesrepublik und Nichts davon hat sich bewahrheitet: Die Kombinate, Brigaden, dabei mehr Rentenansprüche erworben haben ( 11). Trotzdem Traktoristen und die bis zur Schmerzgrenze eingesetzten haben Ost-Rentner im Schnitt monatlich weniger Geld zur Attribute wie „umfassend“ oder „allseitig“ verschwanden mit Verfügung als West-Rentner. Denn das Einkommen von Ruhe- dem Ende der DDR in der Versenkung. Wie ehemalige DDR- standshaushalten stammt nicht allein aus den Zahlbeträgen Bürger bezeugen, wurden bürokratische Neuschöpfungen wie der öffentlichen Rentenkasse. Zusätzliche Einkünfte etwa aus „Wink-Elemente“ für Fähnchen oder der volkseigene Betrieb Betriebsrenten, privaten Versicherungen oder Vermögen erhö- „Erdmöbel“ für eine Sargtischlerei schon damals belacht. Von hen vor allem bei West-Rentnern das Haushaltseinkommen. So der atheistischen Umschreibung für Engel als „Jahresendflügel- verfügt der durchschnittliche Rentnerhaushalt im Westen über figur“ weiß bis heute niemand so recht, ob sie nicht bereits als ein um knapp 30 Prozent höheres Nettoeinkommen als sein humoristische Persiflage in die Welt kam.2 ostdeutsches Pendant und besitzt zusätzlich ein weit mehr als doppelt so großes Vermögen.2 Einiges aus dem alltäglichen Sprachgebrauch der untergegan- genen DDR hat sich dennoch erhalten. Die Redewendung „Fakt ist…“ hat sich sogar über die gesamte Bundesrepublik ausge- breitet. Auch die außerhalb der neuen Bundesländer praktisch Mehr Rente, weniger Einkommen ausgestorbene Ansprache Mutti für Mütter erlebt eine seltsame Renaissance, seit eine Frau aus dem Osten deutsche Bundes- Im Schnitt bekommen Rentnerinnen im Osten etwas höhere Bezüge aus der gesetzlichen Rentenkasse als im Westen, während die männlichen kanzlerin ist. Manche Begriffe sind hingegen zu regionalen Rentner in beiden Landesteilen gleichauf liegen. Weil die Lohnunterschie- Spezialitäten geworden: So sagen viele Ostdeutsche bis heute de in der DDR kleiner waren als im Westen und die Erwerbsbiografien der eher Plaste für Plastik, Kaufhalle für Supermarkt, Klammeraffe meisten kaum durch Arbeitslosigkeit unterbrochen, ist das Rentenniveau für Tacker, Aktendulli für Ordner-Heftstreifen oder Fahrerlaub- im Osten heute homogener – das dürfte sich in den kommenden Jahren ändern. nis für Führerschein. Ostdeutsche bezeichnen als Fleischer, was im Süden vorwiegend Metzger und im Norden eher Schlachter Durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen von Haushalten mit heißt. Ebenso nennen vor allem ältere Jahrgänge oft Broiler, was Rentner(in) als Haupteinkommensbezieher sowie durchschnittlicher in manchen Gegenden Bayerns als Hendl bekannt ist, im übri- Rentenzahlbetrag der Gesetzlichen Rentenversicherung an Männer und Frauen, jeweils in West- und Ostdeutschland (mit Berlin), 2012, in Euro. gen Deutschland als Brathähnchen. Und das Gebäck, das dem (Datengrundlage: Statistisches Bundesamt3; BBSR4) DDR-Frühstücksbrötchen am nächsten kommt, geht praktisch in der gesamten nördlichen Hälfte Deutschlands als Brötchen über Ost die Theke, im Südwesten als Weck(le), in Bayern und Teilen West Sachsens als Semmel. In Berlin und Brandenburg bestellen die Menschen dagegen Schrippen.3

Berlin-Institut 61 QUELLEN

1. Bevölkerungsentwicklung 4 Goldstein, J. et al. (2010): Familie und Partnerschaft 16 vgl. Endnote 8 1 Statistisches Bundesamt (Hg.) (2015): Fortschreibung in Ost- und Westdeutschland. Ergebnisse im Rahmen 4. Binnenwanderung des Projektes „Demographic Differences in Life Course des Bevölkerungsstandes. Wiesbaden. 1 Dynamics in Eastern and Western “. Rostock. Bundesministerium des Inneren (Hg.) (2013): Jahres- 2 vgl. Endnote 1 bericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen 5 Statistisches Bundesamt (Hg.) (2013): Geburtentrends 3 Einheit 2013. Berlin. Statistisches Bundesamt (Hg.) (2000): Wanderung. und Familiensituation in Deutschland 2012. Wiesbaden. Fachserie 1/Reihe 1.2. Wiesbaden. 2 Statistisches Bundesamt (Hg.) (2000): Wanderung. 6 vgl. Endnote 4 4 Statistisches Bundesamt (Hg.) (2014): Bevölkerung Fachserie 1/ Reihe 1.2. Wiesbaden. 7 vgl. Endnote 5 und Erwerbstätigkeit. Fachserie 1. Reihe 1.1. Wiesbaden. 3 Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2014): 8 5 Statistisches Bundesamt (Hg.) (2015): Zusammenge- vgl. Endnote 5 Wanderungen zwischen West- und Ostdeutschland, fasste Geburtenziffer nach Kalenderjahren. Berlin. 9 vgl. Endnote 1 1991 bis 2012. Wiesbaden. www.bib-demografie. 6 Die Beauftragte der Bundesregierung für die neuen 3. Zuwanderung de/DE/ZahlenundFakten/10/Abbildungen/a_10_04_ wanderungen_o_w_ab1991.html?nn=4958496 (abgeru- Bundesländer (2015): Demografische Situation in den 1 Bade, K./Oltmer, J. (2005): Migration, Ausländerbe- fen am 27.01.2015). ostdeutschen Ländern. Berlin. www.beauftragte-neue- schäftigung und Asylpolitik in der DDR. bpb Migrations- 4 Schlömer, C. (2004): Binnenwanderungen seit der laender.de (abgerufen am 29.05.2015). politik in der DDR. Bonn. 7 deutschen Einheit. In: Raumforschung und Raumord- Statistisches Bundesamt (Hg.) (2015): Genesis-Online 2 Butterwegge, C. (2005): Migration in Ost- und West- Datenbank. Wiesbaden. nung 62. H. 2, S. 96-108. Bonn. deutschland von 1955 bis 2004. bpb Dossier Migration. 5 8 Kubis, A./Schneider, L. (2008): Wanderungsverhalten Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung Bonn. der Ostdeutschen. Institut für Wirtschaftsforschung (Hg.) (2015): Raumordnungsprognose 2035 nach dem 3 vgl. Endnote 1 Halle. Halle (Saale). Zensus. Bonn. 4 DGB Bildungswerk (2005): 50 Jahre (Arbeits-)Migra- 6 9 vgl. Endnote 4 Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hg.) tion in Deutschland. www.migration-online.de/data/ 7 Schneider, L. (2005): Ost-West-Binnenwanderung: (2015): Fortschreibung des Bevölkerungsstandes. publikationen_datei_1135273254.pdf (abgerufen am Gravierende Verlust an Humankapital. Institut für Wiesbaden. 01-06.2015). 10 Wirtschaftsforschung Halle. Halle (Saale). vgl. Endnote 8 5 Woellert, F. et al. (2009): Ungenutzte Potenziale. Zur 8 11 Kröhnert, S./Klingholz, R. (2007): Not am Mann. Von Göddecke-Stellmann, J./ Wagener, T. (2010): Die Lage der Integration in Deutschland. 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(2015): Bevölkerungs- 13 9 vgl. Endnote 8 Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung fortschreibung Basis Zensus 2011. Düsseldorf. (2015): Inkar online. www.inkar.de (abgerufen am 10 vgl. Endnote 7 14 Statistisches Bundesamt (Hg.) (2015): 13. Koordinierte 10.05.2015). 11 SVR (Hg.) (2012): Integration im föderalen System: Bevölkerungsvorausberechnung. Wiesbaden. 14 Sander, N. (2014): Internal Migration in Germany, Bund, Länder und die Rolle der Kommunen. Jahresgut- 15 Bertelsmann Stiftung (Hg.) (2014): Wegweiser Kom- 1995-2010: New Insights into East-West Migration and achten 2012 mit Integrationsbarometer. Berlin. mune. Online-Informationssystem. Statistik: Kommuna- Re-urbanisation. Comparative Population Studies 39, 2, 12 le Daten. http://www.wegweiser-kommune.de/statistik/ Zick, A./Klein, A. (2014): Fragile Mitte – Feindselige S. 217-246. o.O. kommunale-daten (abgerufen am 22.6.2015). Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland. Bonn. 5. Partnerwahl 2. 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62 So geht Einheit 3 Statistisches Bundesamt (2014): Mikrozensus 2013: – Ein Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschland. In: 8. Bildung 16,5 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Klein, T./Lauterbach, W. (Hg.): Nichteheliche Lebensge- 1 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2014): Pressemitteilung 10.11.2014. www.destatis.de (ab- meinschaften. Analysen zum Wandel partnerschaftlicher Bildung in Deutschland 2014. Ein indikatorengestützter gerufen am 20.05.2015); Staatsverlag der Deutschen Lebensformen. Wiesbaden. Bericht mit einer Analyse zur Bildung von Menschen mit Demokratischen Republik (1990): Statistisches 6 Braun, M./Scott, J./Alwin, D.F. (1995): Nichtkonven- Behinderungen. Bielefeld. Jahrbuch 1989. www.digizeitschriften.de/dms/ tionelle Lebensformen in Ost- und Westdeutschland: 2 toc/?IDDOC=555819 (abgerufen am 20.05.2015). Statistisches Bundesamt (2013): Sonderauswertung Zwischen Pragmatismus und Moral. In: Sahner, H./ des Mikrozensus 2013. 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66 So geht Einheit 9 vgl. Endnote 7 14 Mackenbach, J. P. (2006): Health Inequalities: Europe 3 Kochan, Th. (2011): Blauer Würger. So trank die DDR. 10 Deutscher Bundestag (Hg.) (2002): Bericht der in Profile. An independent expert report commissioned Berlin. Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen by the UK Presidency of the EU. Rotterdam. http:// 4 vgl. Endnote 1 ec.europa.eu/health/ph_determinants/socio_econo- Engagements“. Bürgerschaftliches Engagement: auf dem 5 Robert Koch-Institut (Hg.) (2012): Daten und Fakten: mics/documents/ev_060302_rd06_en.pdf (abgerufen Weg in eine zukunftsfähige Bürgergesellschaft. Druck- Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland ak- am 18.04.2015). sache 14/8900. Berlin; Bundesministerium für Familie, tuell 2010“. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung Senioren, Frauen und Jugend (Hg.) (2010): Monitor 15 Stang, A./Stang, M. (2014): An inter-state comparison des Bundes. Berlin. Engagement. 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Endnote 2 Einkommen und Einnahmen sowie Ausgaben privater (abgerufen am 26.05.2015). 16 Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Haushalte (Laufende Wirtschaftsrechnungen). (2013): Wohnungsengpässe und Mietsteigerungen. In: Waffenbesitz 4 Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung: BBSR-Analysen kompakt Nr. 07/2013. Bonn. 1 Wiedmann-Schmidt, W. (2014): Waffenland Deutsch- INKAR Online land. Auch durch legale Pistolen und Gewehre gibt es 24. Stereotype viele Todesopfer. Eine Übersicht. In: ZEIT online. www. Sprache 1 1 GfK Verein (Hg.) (2015): 25 Jahre Wiedervereinigung. zeit.de/2014/04/waffen-deutschland (abgerufen am Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen Eine Studie zu Selbst- und Fremdbild der West- und 03.06.2015). (Hg.) (1985): Handbuch DDR. Stichwort: Sprache. Bonn. Ostdeutschen. 2 2 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen Mrozek, B. (2006). Wortmysterium "Jahresend- 2 vgl. Endnote 1 (Hg.) (1985): Handbuch DDR. 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68 So geht Einheit Aktuelle Publikationen des

Berlin-Institut für Bevölkerung Berlin-Instituts: und Entwicklung Schwach im Abschluss Warum Jungen in der Bildung hinter Mädchen Schwach Von Hürden zurückfallen - und was dagegen zu tun wäre im Abschluss und Helden (2015) Warum Jungen in der Bildung Wie sich das Leben auf dem Land neu erfinden lässt hinter Mädchen zurückfallen – und was dagegen zu tun wäre Von Hürden und Helden Wie sich das Leben auf dem Land neu erfinden lässt (2015)

Stadt für alle Lebensalter angsamer Wandel der Geschlechterrollen +++ Jungen erzielen schlechtere Bildungsabschlüsse als Mädche n +++ nach Geschlechtern getrennter Unterric +++ schwindende Bevölkerung auf dem Land +++ Versorgung dünnt aus +++ neue Ideen stoßen erst einmal auf Skepsis +++ hohe Standards hemmen Innovationen +++ Kommunen müssen gesetzliche Grenzen ausreizen +++ von Bürgern betriebene Dorfläden nicht als gemeinnützig anerkannt +++ überdimensionierte Wasserinf- Wo deutsche Kommunen im demografischen Deutschland größer als andersworastruktur +++ inJungenkrise schrumpfenden in Ostdeutschland Regionen +++ passéGemeinden +++ soziales müssen Umfeldvon der wichtigerEnergiewende als biologische einfacher profitieren Geschlecht könnenerunterschiede +++ herkömmlicher ++ öffentlicher Nahverkehr zu teuer und unflexibel +++ Pflegedienste fürchten Konkurrenz durch Ehrenamtliche +++ hohe Auflagen behindern Bürgerinitiativen +++ fahrende Arztpraxen verstoßen Wandel stehen und warum sie altersfreundlich werden müssen (2014)

Krise an Europas Südgrenze Discussion Paper 16 Berlin-Institut für Bevölkerung Welche Faktoren steuern heute und morgen und Entwicklung die Migration über das Mittelmeer? (2014)

Neue Potenziale Stadt für alle Lebensalter Krise an Europas Südgrenze Zur Lage der Integration in Deutschland (2014) Welche Faktoren steuern heute und Wo deutsche Kommunen im demografischen Wandel stehen morgen die Migration über das Mittelmeer? und warum sie altersfreundlich werden müssen Die Zukunft des Generationenvertrags Von Reiner Klingholz und Stephan Sievert Wie sich die Lasten des demografischen Wandels gerechter verteilen lassen (2014)

Anleitung zum Wenigersein

VorschlagAlle Städte für altern +++ eine Kommunen müssen Demografiestrategie ihre demografische Lage kennen +++ Großbritannien ist Europas Vorreiter in(2013) Sachen Alterspolitik +++ Abwanderung der Jungen prägt viele ostdeutsche Städte +++ Kommunen müssen Alter neu denken +++ Deutschlands Bevölkerung schrumpft, erfolgreiche Kommunen wachsen +++- Alte rung wirkt sich auf alle kommunalen Bereiche aus +++ Städte können von Erfahrungen aus anderen Ländern lernen +++ Altersfreundlichkeit nützt auch Familien +++ Kommunen profitieren vom Austausch in Netzwerken +++ Ältere sind aktive Bürger +++ Klassische Seniorenpolitik führt nicht weiter +++ Altersfreundlichkeit muss Berlin-Institut 1

Discussion Paper 14 Discussion Paper 12 Berlin-Institut für Bevölkerung Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung und Entwicklung

gefördert von

Die Zukunft des Neue Potenziale Generationenvertrags Anleitung zum Wenigersein –5,5 Zur Lage der Integration in Deutschland Wie sich die Lasten des demografischen Wandels –5,8 gerechter verteilen lassen Vorschlag für eine Demografiestrategie

Von Vera Kreuter, Manuel Slupina und Reiner Klingholz –3,0 + 6,0

2013 2030

2050 erer wird immer besser +++ Migranten verjüngen die deutsche Bevölkerung +++ Aussiedler sind den Einheimischen am ähnlichsten +++ Migrantenkinder l der Bevölkerung mit Migrationshintergrund wächst +++ hochqualifizierte Migranten aus Drittstaaten oft ohne adäquaten Job +++ viele ausländische Stu Berlin-Institut 1 Berlin-Institut 1

Diese und weitere Publikationen stehen Ihnen kostenlos als Download unter www.berlin-institut.org zur Verfügung. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung Schillerstraße 59 10627 Berlin

www.berlin-institut.org

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung dankt dem GfK Verein und dem Förderkreis des Berlin-Instituts für die Ermöglichung dieser Studie. Informationen zum GfK Verein finden Sie unter gfk-verein.org, zum Förderkreis unter www.berlin-institut.org/foerderkreis-des-berlin-instituts.html

ISBN: 978-3-9816212-7-3

+++ leistungsstarke Schüler im Osten und in Bayern +++ mehr Kinderlose im Westen +++ Re-Industrialisierung im Osten, aber noch keine Angleichung +++ Land-Stadt-Wanderung statt Ost-West-Wanderung +++ Mütter im Westen weniger erwerbstätig +++ Produktivität im Osten um ein Drittel niedriger +++ Rückzug der Religion jetzt auch im Westen +++ Ost-Immobilien nur halb so viel wert +++ Großunternehmen fast nur im Westen +++ Familien im Osten seltener +++ deutschlandweit mehr atypische Beschäftigung +++ Ostdeutsche in Sorge wegen Kriminalität +++ kulturelles Erbe der DDR wirkt beim Engagement nach +++ nur West-Klubs in der ersten