Sammelverordnung

der Körperschaftsforstdirektion

über die Schonwälder

„Habsnest“, „Marktal“, „Plören“, „Wolfsschlucht“, „Burgfelsen“, „Salzert“

Vom 10.07.2003

Aufgrund von § 32 Absatz 6 Landeswaldgesetz (LWaldG) in der Fassung vom 31. August 1995 (GBl. S. 685) wird verordnet:

§ 1 Erklärung zum Schonwald

(1) Die in § 2 näher bezeichneten Schonwälder im Freiburg, Bo- denseekreis, Forstbezirke Engen und und Landkreis Lörrach, Forstbezirke Kandern, Lörrach und Schönau wurden durch Erklärung festgesetzt. Sie werden durch diese Rechtsverordnung neu ausgewiesen, ohne dass ihr Schutzzweck sowie ihre Abgrenzung wesentlich verändert werden.

Die Schonwälder führen folgende Bezeichnungen: 1. „Habsnest“ im Forstbezirk Stockach auf dem Gebiet der Gemeinde Eigeltingen, Gemarkung Eigeltingen, Landkreis . 2. „Marktal“ im Forstbezirk Stockach auf dem Gebiet der Gemeinde Bodman- Ludwigshafen, Gemarkung Bodman, Landkreis Konstanz. 3. „Plören“ im Forstbezirk Engen auf dem Gebiet der Gemeinde , Gemar- kung Hilzingen, Landkreis Konstanz. 4. „Wolfsschlucht“ im Forstbezirk Kandern auf dem Gebiet der Stadt Kandern, Ge- markungen Kandern und Riedlingen, Landkreis Lörrach. 5. „Burgfelsen“ im Forstbezirk Schönau auf dem Gebiet der Stadt Zell i. Wiesental, Gemarkung Adelsberg, Landkreis Lörrach. 6. „Salzert“ im Forstbezirk Lörrach auf dem Gebiet der Stadt Lörrach, Gemarkung Lörrach, Landkreis Lörrach.

§ 2 Schutzgegenstand

(1) Größe und Lage der Schonwälder:

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1. Der Schonwald „Habsnest“ hat eine Größe von ca. 10,7ha. Er liegt im Gemeinde- wald Eigeltingen auf Flurstück 442 Gemarkung Eigeltingen-Reute und 2673 Ge- markung Eigeltingen und umfasst den Dist. I, Abt. 3 u. 5 (z. T.). 2. Der Schonwald „Marktal“ hat eine Größe von ca. 5,8 ha. Er liegt im Gemeinde- wald Bodman-Ludwigshafen auf Flurstück 2498 Gemarkung Bodman und umfasst den Distrikt I, Abt. 1 u. 2 (z. T.). 3. Der Schonwald „Plören“ hat eine Größe von 7,7 ha. Er liegt im Gemeindewald Hil- zingen auf Flurstück 8512 (z. T.) und umfasst den Dist. XV z. T. 4. Der Schonwald „Wolfschlucht“ hat eine Größe von ca. 4,7 ha. Er liegt im Stadtwald Kandern auf den Flst. 1429 und 3698 (z. T.) Gemarkung Kandern und umfasst den Dist. XVIII, Abt. 5 des Stadtwaldes Kandern. 5. Der Schonwald „Burgfelsen“ hat eine Größe von ca. 7,3 ha. Er liegt im Stadtwald Zell i. Wiesental auf dem Flurstück 372 (z. T.), Gemarkung Adelsberg, Dist. V Abt. 5 (z. T.). 6. Der Schonwald „Salzert“ hat eine Größe von 26,1 ha. Er liegt im Stadtwald Lörrach auf dem Flurstück 7417 (z. T) Gemarkung Lörrach und umfasst den Dist. I, Abt. 6, 7, 8 (jeweils z. T.) jeweils z. T.

(2) Die Lage der Schonwälder ist jeweils in einer Übersichtskarte im Maßstab 1 : 25.000 mit schwarzer Linie und Punktsignatur dargestellt. Ihre Grenzen sind jeweils in einer Detailkarte im Maßstab 1 : 10.000 mit durchgezogener schwarzer Linie mit Punktsignatur eingetragen. Die Karten sind Bestandteil dieser Verordnung. Die Verordnung mit Karten wird bei der Forstdirektion Freiburg, bei den Staatlichen Forstämtern Engen, Kandern, Lörrach, Schönau und Stockach sowie bei der Städten Kandern, Konstanz und Lörrach und den Bodman-Lud-wigshafen, Eigeltingen und Hilzingen für die Dauer von drei Wochen, beginnend am Tag nach Verkündung die- ser Verordnung im Gesetzblatt, zur kostenlosen Einsicht durch jedermann während der Sprechzeiten öffentlich ausgelegt. (3) Die Verordnung mit Karten ist nach Ablauf der Auslegungsfrist bei den in Absatz 2 Satz 3 bezeichneten Stellen zur kostenlosen Einsicht durch jedermann während der Sprechzeiten niedergelegt, solange die Verordnung gültig ist.

§ 3 Schutzzweck

Wesentlicher Schutzzweck des Schonwaldes 1. „Habsnest“ ist • die Erhaltung eines naturnahen Laubholzmischbestandes unter besonderer Berücksichtigung des Märzenbecher (Leucojum vernum) des Leber- blümchens (Hepatica nobilis). 2. „Marktal“ ist • die langfristige Erhaltung des eschenreichen Laubholzbestandes entlang des Bachlaufes.

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3. „Plören“ ist • die Erhaltung eines lockeren Kiefern-Fichten-Laubholzwaldes zur Sicherung der wertvollen Bodenflora (Küchenschelle, div. Orchideen). 4. „Wolfsschlucht“ ist • die langfristige Erhaltung und Verjüngung der naturnahen Laubholzbe- stockung aus Buche, Traubeneiche, Bergahorn, Esche, Ulme sowie einzel- nen Eiben. 5. „Burgfelsen“ ist • die Erhaltung des Buchen-Tannenwald-Naturwaldreliktes auf extremen Standort. 6. „Salzert“ ist • die Erhaltung, Pflege und langfristige, kleinflächige Verjüngung des natur- nahen Buchen-Eichen-Altholzes.

§ 4 Verbote

(1) In den Schonwäldern sind alle Handlungen verboten, die zu einer Zerstörung, Be- schädigung oder Veränderung der Schutzgebiete oder ihres Naturhaushaltes sowie zu einer nachhaltigen Störung oder zu einer Beeinträchtigung der wissenschaftlichen Erforschung der Schonwälder führen oder führen können, insbesondere die in Absatz 2 genannten Handlungen. (2) Insbesondere ist verboten: 1. Zum Schutz von Tieren und Pflanzen ist es verboten, a) Pflanzen oder Pflanzenbestandteile einzubringen, zu entnehmen, zu be- schädigen oder zu zerstören; b) Standorte besonders geschützter Pflanzen durch Aufsuchen, z.B. zum Fo- tografieren, Filmen oder durch ähnliche Handlungen zu beeinträchtigen oder zu zerstören; c) Tiere einzubringen, wild lebenden Tieren nachzustellen, sie mutwillig zu beunruhigen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder Puppen, Lar- ven, Eier oder Nester oder sonstige Brut, Wohn- oder Zufluchtsstätten die- ser Tiere zu entfernen, zu beschädigen oder zu zerstören; d) wild lebende Tiere an ihren Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtsstätten durch Aufsuchen, Fotografieren, Filmen oder ähnliche Handlungen zu stören. 2. Verboten ist es, bauliche Maßnahmen durchzuführen oder vergleichbare Ein- griffe vorzunehmen wie: a) bauliche Anlagen im Sinne der Landesbauordnung zu errichten oder der Errichtung gleichgestellte Maßnahmen durchzuführen; b) Straßen, Plätze oder sonstige Verkehrsanlagen anzulegen, Leitungen zu verlegen oder Anlagen dieser Art zu verändern; c) Waldwege mit Ausnahme von Fußwegen anzulegen; 4

d) fließende oder stehende Gewässer anzulegen, zu beseitigen oder zu ver- ändern sowie Entwässerungs- oder andere Maßnahmen vorzunehmen, die den Wasserhaushalt für die Vegetation verändern; e) Plakate, Bild- oder Schrifttafeln aufzustellen oder anzubringen mit Aus- nahme behördlich zugelassener Beschilderungen.

3. Verboten ist es, die Bodengestalt zu verändern, insbesondere durch Auffüllun- gen oder Abgrabungen.

4. Verboten ist es, Pflanzenschutzmittel, Düngemittel oder sonstige Chemika- lien zu verwenden. 5. Weiter ist es verboten: a) die Schutzgebiete außerhalb von Wegen zu betreten; b) die Gebiete auf Wegen unter 2 m Breite und außerhalb befestigter Wege mit Fahrrädern zu befahren; c) auf nicht dafür ausgewiesenen Waldwegen zu reiten; d) zu zelten, zu lagern, Wohnwagen oder Verkaufsstände aufzustellen oder Kraftfahrzeuge außerhalb ausgewiesener Parkplätze abzustellen; e) Abfälle oder sonstige Gegenstände zu hinterlassen oder zu lagern; f) außerhalb amtlich gekennzeichneter Feuerstellen Feuer anzumachen oder zu unterhalten; g) Lärm oder Luftverunreinigungen zu verursachen.

§ 5 Zulässige Handlungen

(1) Die Verbote des § 4 gelten nicht für die ordnungsgemäße Ausübung der Jagd mit der Maßgabe, dass 1. für die natürliche Waldverjüngung angepasste Wildbestände hergestellt oder beibehalten werden; 2. Hochsitze und Kanzeln landschaftsgerecht aus unbehandelten Hölzern errichtet werden; 3. keine Fütterungen angelegt werden. (2) Die Verbote des § 4 gelten weiter nicht für folgende im Einvernehmen mit der höheren Forstbehörde durchgeführte Maßnahmen: 1. Für behördlich angeordnete oder zugelassene Beschilderung; 2. für Zaunbauten, die zur Abschätzung des Verbissdruckes, zur Sicherung der natürlichen Verjüngung oder für wissenschaftliche Untersuchungen notwendig sind; 3. für Verkehrssicherungsmaßnahmen; 4. für wissenschaftliche Untersuchungen. 5

(3) Unberührt bleibt auch die bisher rechtmäßig ausgeübte nichtforstliche Nutzung der Grundstücke und Gewässer sowie der rechtmäßig bestehenden Einrichtungen in der bisherigen Art und im bisherigen Umfang sowie deren Unterhaltung und Instand- setzung.

§ 6 Schutz- und Pflegegrundsätze; forstliche Maßnahmen

(1) Die Verbote des § 4 gelten nicht für die ordnungsgemäße forstliche Bewirtschaf- tung mit der Maßgabe, dass folgende Pflegegrundsätze beachtet werden: • Die künftigen Waldgesellschaften setzen sich aus dem Spektrum stand- ortsgerechter, gebietsheimischer Baumarten zusammen; • die Baumartenvielfalt ist zu erhalten und zu fördern; • die kleinflächige, natürliche Verjüngung der Bestände hat Vorrang; • die Alt- und Totholzanteile (stehendes und liegendes) sind zu erhöhen, wo es die Verkehrssicherungspflicht und die Waldhygiene erlauben; • die vorhandenen Waldbiotope sind zu erhalten und zu pflegen; • die Lebensräume i. S. d. der FFH-Richtlinie 92/43/EWG sind zu sichern und zu erhalten.

(2) Im Einzelnen gilt::

1. Im Schonwald „Habsnest“: • Durch entsprechende Hiebseingriffe Schaffung von lichten Bestandes- strukturen; • sukzessiver Auszug des Nadelholzes und Verjüngung dieser Partien auf Laubholz; • Verzicht auf die Einbringung fremdländischer Baumarten. 2. Im Schonwald „Marktal“: • Auszug abgängiger Bäume und rechtzeitige, ggf. abschnittweise Wieder- verjüngung des Bestandes.

3. Im Schonwal „Plören“: • Erhaltung des lockeren Kronenschlusses zur Sicherung und Förderung der wertvollen Bodenflora; • Erhaltung der bestehenden Bestandeslücken. 4. Im Schonwald „Wolfsschlucht“: • Nur einzelstammweise Nutzung abgängiger Bäume, die aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht entfernt werden müssen; • Schutz und langfristige Sicherung des Eibenvorkommens (ggf. durch entsprechende Schutzmaßnahmen bzw. Pflanzung). 6

5. Im Schonwald „Burgfelsen“: • Durch entsprechende Hiebseingriffe die Verkehrssicherheit und langfris- tige Verjüngung des Bestandes zu gewährleisten.

6. Im Schonwald „Salzert“: • Erhalt der alten Mittelwaldeichen und Altbuchen; • Auszug der Fichte und sukzessiver Umbau in eine Eichen-Hainbuche- Bestockung mit sonstigen Laubbaumarten; • Zurückdrängung der Bergahorn-Verjüngung und Förderung der Natur- verjüngung von Eiche, Buche und Hainbuche; • Erhalt von Höhlenbäumen und ausreichend Totholz für seltene Insekten- arten (Hirschkäfer).

§ 7 Wissenschaftliche Betreuung

Die wissenschaftliche Betreuung der Schonwälder obliegt der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt -Württemberg.

§ 8 Befreiungen

Von den Vorschriften dieser Verordnung kann durch die höhere Forstbehörde Befrei- ung erteilt werden.

§ 9 Ordnungswidrigkeiten

Ordnungswidrig im Sinne des § 83 Abs. 3 LWaldG handelt, wer in einem der genann- ten Schonwälder vorsätzlich oder fahrlässig eine der nach § 4 dieser Verordnung verbotenen Handlungen vornimmt.

§ 10 Inkrafttreten

(1) Diese Verordnung tritt am Tage nach Ablauf der Auslegungsfrist gemäß § 2 Abs. 3 dieser Verordnung in Kraft. (2) Gleichzeitig treten folgende Schonwalderklärungen der Körperschaftsforstdirek- tion Freiburg außer Kraft:: 1. „Habsnest“ vom 9. August 1976; 2. „Marktal“ vom 27. Februar 1986; 3. „Plören“ vom 5. August 1986; 7

4. „Wolfsschlucht“ vom 3. August 1987; 5. „Burgfelsen vom 15.08.1988 6. „Salzert“ vom 6. November 1990;

Freiburg, den ......

Körperschaftsforstdirektion Stübler Freiburg Leiter der Körperschaftsforstdirektion Freiburg