Rhein--Zeitung / Nr. 59 / Seite 21 SPORT Montag, 12. März 2007

Ausstiegsklausel für Rangnick Falls der Erfolg ausbleibt Von Wolfgang Brück

Karlsruhe. Ronny Zimmermann sah sich in das vierte Spiel der TSG Hoffenheim in dieser Saison an. Im Ge gensatz zu Elversberg, wo die Hoffenhei mer 4:1 gewannen, brachte der Präsident des Badischen FußballVerbandes den Kraichgauern diesmal kein Glück. Der Rechtsanwalt aus Wiesloch, der am Sams tag beim badischen RegionalligaDerby von Amts wegen neutral sein musste, hät te nichts gegen einen Hoffenheimer Auf stieg. Im Gegenteil. Der Verband würde ein Prozent der ZuschauerEinnahmen in der zweiten kassieren. Für Zimmermann war der 1:0Sieg des „klei nen KSC“ verdient: „Die Karlsruher hat ten den größeren Siegeswillen. Vielleicht war es nicht gut, dass die TSG Hoffen heim zum Auftakt in Elversberg so hoch gewonnen hat.“ Trotz zweier siegloser Spiele ist Ot mar Schork vom Hoffenheimer Aufstieg überzeugt. „Wer soll es sonst machen? Die Stuttgarter Kickers haben durch den Die Hoffenheimer – auf dem linken Bild Copado, Cescutti und Göttlicher (v.l.) rannten in Karlsruhe vergeblich an. Nach dem 0:1 war nicht nur Sejad Salihovic (r. Bild) geknickt. Foto: paw24.de Weggang von Chris tian Okpala und Mirnes Mesic an Qualität einge büßt. Auch Siegen „Dann würden sich die Leute totlachen“ hat mit Marcel Hel ler, der zu Ein tracht Frankfurt Hoffenheimer 0:1-Niederlage auf dem Karlsruher „Drecksplatz“, doch die Experten halten ein Scheitern für unmöglich wechselte, seinen besten Spieler ver Von Wolfgang Brück sprechbar flüchteten die Verlierer in die Bubis, den Respekt abzulegen. Beim Tor Hoffenheim gezeigt, wunderte sich KSC loren, und Reutlin Kabine. Rangnick schimpfte auf den des Tages köpfte Thorsten Barg einen Präsident Hubert H. Rasse. „Kämpfe gen hat nicht die Karlsruhe. Vor zwei Wochen haben im „Drecksplatz“. Manager Jan Schindel Eckball ungehindert ein (41.). Weil Spila risch war das nicht überzeugend“, muss Qualität, um aufzu DietmarHoppStadion die Erweite meiser meinte: „Wenn wir in Führung ge cek nicht störte, musste der Karlsruher te TSGGesellschafter zu steigen.“ Aller rungsArbeiten für die 2. Bundesliga be hen, gibt es ein anderes Spiel. Wer auf die „nicht mal hoch hüpfen“, wie Rangnick stimmen. „Bobo“ Mayer räumte selbstkri Rangnick (r.) und Laux. dings fand auch gonnen. Dumm ist nur, dass d i e Abtei sem Platz angreifen muss, hat es schwe spitz anmerkte. tisch ein: „In einem solchen Spiel muss der langjährige Ma lung der TSG Hoffenheim, die maßgeb rer als die Mannschaft, die verteidigt.“ Die anschließenden Bemühungen der man an die Schmerzgrenze gehen und nager des SV Sandhausen den Hoffenhei lich für den Aufstieg zuständig ist, seit Das ist richtig. Um so unverständli TSG Hoffenheim waren wenig überzeu den Kampf annehmen.“ mer Auftritt im Wildparkstadion nicht dem nur noch wenig produktiv ist. Dem cher, dass die Hoffenheimer zu wenig da gend. Dumm hätten sich die Hoffenhei Ein mildernder Umstand: Zsolt Löw, überzeugend: „Vielleicht war die Mann 1:1 gegen Aalen folgte nun eine 0:1Nie für taten, um das erste Tor zu schießen. mer angestellt, meinte KSCBetreuer Gre Michael Zepek und Radek Spilacek merk schaft in der Anfangsphase zu dominant. derlage beim Karlsruher SC II. Der schö Gerade mal ein Viertelstündchen währte gor Krämer: „Auf unserem Platz darf te man an, dass sie lange nicht mehr ge Später merkte ich an der Körpersprache ne Vorsprung schmilzt. Die Stuttgarter die AnfangsOffensive mit Chancen für man keine Kurzpässe spielen und darf spielt haben. Auch Alois Schwartz wird eine gewisse Überheblichkeit.“ Kickers kamen auf sechs Punkte heran, Francisco Copado (1.), Sejad Salihovic nicht lange mit dem Ball laufen. Hoch gesehen haben, wo es bei Hoffenheim Eine beunruhigende Meldung kommt die Sportfreunde Siegen sind mit acht (7.) und Tomislav Maric (14.). und weit wäre das Rezept gewesen.“ klemmt. Der in dieser Saison fünfte (!) aus Pfullendorf. Nach dem 1:1 gegen die Zählern Rückstand in Sichtweite. Danach ließ der Favorit die Zügel Sandro Cescutti (53.), Christoph Jan Trainer des 1. FC Kaiserslautern II mach Sportfreunde Siegen am 24. Februar wur „Jetzt nur keine Panik“, beschwich schleifen und ermunterte damit die KSC ker (59.) und Michael Zepek (91.) hatten te sich eifrig Notizen und meinte vor dem de der Pfullendorfer Mark Lerandy posi tigt Präsident Peter Hofmann. Auch Trai den Ausgleich auf Fuß und Kopf, doch un Freitagspiel seiner Mannschaft im Diet tiv auf Doping getestet. Der Verteidiger ner Ralf Rangnick mahnt zur Gelassen verdient war der Sieg der Gastgeber marHoppStadion: „Wir planen zwar hatte, so teilte SCPTrainer Michael heit: „Unser Vorsprung ist noch genau so nicht. Der eingewechselte Haluk Türkeri schon für die Oberliga, hätten aber natür Feichtenbeiner mit, wegen einer Allergie groß wie in der Winterpause. Nur sind traf bei den Kontern in der Schlussphase lich nichts gegen den ersten Saisonsieg.“ gegen Meeresfrüchte ein vom Arzt ver wir jetzt drei Spieltage weiter.“ zwar nicht das Tor, dafür aber mit seiner Im Heimspiel gegen den abgeschlage schriebenes Asthmaspray benutzt. Lean Also, keine Gefahr in Verzug? Keine Einschätzung den Nagel auf den Kopf: nen Tabellenletzten werden Denis Bind dy droht eine Sperre. Sollten Siegen, das Sorge, dass es schief gehen könnte? Weit „Die Hoffenheimer wollten schönen Fuß nagel und Dragan Paljic möglicherweise bereits Protest eingelegt hat, die Punkte und breit ist niemand, der damit rechnet, ball spielen. Wir wollten gewinnen.“ wieder dabei sein, mit Sicherheit aber zugesprochen werden, würde sich der dass es die TSG Hoffenheim nicht Das war der entscheidende Unter Mirnes Mesic, der Samstag gesperrt war. Rückstand der Sportfreunde auf die TSG schafft. Die Mannschaft ist zu gut besetzt. schied zwischen AufstiegsAnwärter und Ralf Rangnick fordert ein „anderes Hoffenheim auf sechs Punkte verringern. Sagen die Experten. Mit Francisco Copa AbstiegsKandidat, um den „sorgfälti Auftreten“. Dietmar Hopp hält es mit Ralf Rangnick hat eine Ausstiegsklau do, dem ehemalige BundesligaProfi, gen Analysen“, die Schindelmeiser für den Experten und hat „keine Bedenken.“ sel. Sollte die TSG Hoffenheim in drei Zsolt Löw, dem ungarischen Nationalspie diese Woche ankündigte, etwas vorzugrei Doch wehe Gott, es klappt nicht mit dem Jahren noch immer oder wieder in der Re ler, Radek Spilacek, der ChampionsLea fen. „Vielleicht“, mutmaßte der Manager, Aufstieg. Dann muss Hoffenheim im für gionalliga sein, kann der Trainer davon gueErfahrung hat, Tomislav Maric, dem „hat die Frische gefehlt. Vielleicht muss zwei Millionen Euro umgebauten Stadi Gebrauch machen. Umgekehrt gilt dies japanischen Pokalsieger oder Michael Ze das Training dosiert werden.“ Vor ein on weiter Regionalliga spielen und der auch für den Verein. pek, dem JugendRekordnationalspieler. paar Tagen hieß es noch, dass die Laktat Gesellschafter fürchtet zu Recht: „Die Der Spatenstich fürs neue Stadion in Nur: Für die Großtaten von gestern werte ganz hervorragend seien. Leute würden sich tot lachen.“ ist terminiert. Ende Mai soll es gibt es ebenso wenig Punkte wie für die Wahrscheinlich ist die „kleine Talsoh Karlsruhe: Unger – Abele, Barg, Krebs, Gallego – Schröder – Hock, K. Müller, Stindl (90. Schnatterer) – an der Autobahn gegenüber dem Tech VorschlussLorbeeren von heute. In le“ (Schindelmeiser) eher ein Fall für den Traut (88. G. Müller), Bergheim (77. Türkeri). nikMusik losgehen. Optimisten hatten Karlsruhe reichten ein paar Unebenhei Psychologen. Das Problem sind nicht die Hoffenheim: Haas – Janker, Zepek, Göttlicher, Throm von Anfang April gesprochen, doch ten im Rasen und ein motivierter Gegner Beine, das Problem ist der Kopf. Die Golf – Spilacek (65. Mayer) – Keller, Copado, Salihovic, Matthias Keller (Mitte) war in Karlsruhe noch Löw (46. Cescutti) – Maric 61. Herdling). durch den Wechsel des Architektenbüros und vorbei war es mit der Hoffenheimer freunde und Klubchefs waren sich einig. Schiedsrichter: Kampka (Plüdershausen) – Zuschau- gab es Verzögerungen. Foto: paw24.de Herrlichkeit. Stieren Blickes und unan der emsigste Hoffenheimer. Foto: paw24.de „Ein bisschen wenig Herz“, hätten die er: 1.100 – Tor: 1:0 Barg (41.).

Das „Imperium“ erhält Verstärkung und dehnt sich aus KOMMENTAR Ralf Zwanziger, der Sohn des DFB-Präsidenten, und Xaver Zembrod sind neu – Drittes Förderzentrum in Ludwigshafen Groß frisst Klein Von Wolfgang Brück Von Wolfgang Brück erstes Etappenziel fast schon erreicht: bei den Talenttagen, die viermal im Jahr nen Euro der dritte Stützpunk eingerich Den Aufstieg in die Verbandsliga. „Bis in stattfinden, rekrutiert Hoffenheim den tet – in erster Linie für die jungen Fußbal Groß frisst Klein. Ein Naturgesetz. Hoffenheim. DFBPräsident Dr. Theo vier, fünf Jahren wollen wir ganz oben Nachwuchs. Born: „Viele Eltern sprechen ler des Ludwigshafener SC und des FSV Man muss Verständnis dafür haben, Zwanziger ist bekennender Fan von Tur sein, in der Bundesliga“, hat Anton Nagl, uns auch von sich aus an.“ Oggersheim. dass es die unterklassigen Vereine är bine Potsdam („Meine Turbinen“). Doch der erste Vorsitzende der Förderstütz Dass die Wechsel schmerzen, liegt auf Dietmar Hopp ist die Jugendarbeit gert, wenn ihnen die TSG Hoffenheim dem deutschen Meister im Frauenfußball punkte Jugendsport, klare Vorstellungen. der Hand. Wer verliert schon gerne seine lieb und teuer. Drei Millionen Euro gab die besten Spieler abwirbt. Anderer stehen schwere Zeiten bevor. Eine Reihe Ralf Zwanziger ist nicht der einzige besten Spieler? Anton Nagl hält dagegen: er unlängst, damit auf dem Waldhof – ei seits, sie würden es genauso machen von Spielerinnen wollen Potsdam verlas Neuzugang im „Imperium“. Ab Sommer „Bei uns erhalten die Talente eine optima nem sozialen Brennpunkt – ein weiteres und haben sich vermutlich sogar sen. Sollte auch Dr. Zwanziger von der wird Xaver Zembrod die Hoffenheimer le Förderung. Viele kehren gut ausgebil Jugendförderzentrum entstehen kann. schon das eine oder andere Mal bei Fahne gehen, es gäbe einen neuen Lieb CJugend trainieren und als Koordinator det zu ihren Heimatvereinen zurück.“ Hopps Engagement ist beachtlich, dass Nachbarn, die noch tiefer spielen, be lingsklub für den DFBChef. bei C und DJugend wirken. Zembrod 2,3 Millionen Euro jährlich lässt sich er dabei auch im Auge hat, möglichst alle dient. Auch die TSG Hoffenheim Die Damen der TSG Hoffenheim wol war bislang für den badischen Nach die DietmarHoppStiftung die Arbeit in Talente der Region für seine TSG Hoffen kennt die andere Seite der Medaille. len mittelfristig in die Bundesliga. Der wuchs zuständig. Manager Matthias den Förderstützpunkten Zuzenhausen heim zu gewinnen, ist legitim. „Das ist Torjäger Christoph Teinert wechselte Mann, der dabei helfen soll, ist Theo Born freut sich über die Verstärkung: und Walldorf kosten. Mitarbeiter wie Re der Sinn der Übung“, sagt der Mäzen, nach Mainz, MittelfeldAss Martin La Zwanzigers Sohn: Ralf Zwanziger ist Ma „Xaver ist nicht nur lizenzierter Fußball né Ottinger, Stefanie Ulrich oder Simone „wir haben den Ehrgeiz die beste Ausbil nig zu Greuther Fürth. nager beim Landesligisten und leitet den lehrer, sondern hat auch ein abgeschlosse Born sorgen für eine umfassende Betreu dung überhaupt anzubieten und damit Gleichwohl sollte der Regionalli Frauenstützpunkt in St. LeonRot. nes Sportstudium. Damit sind wir in al ung – in sportlicher, sozialer und schuli die Spieler an uns zu binden.“ gist bei der Talentsuche mit Sorgfalt Der Sohn arbeitet im Sinne seines Va len Bereichen bestens besetzt.“ scher Hinsicht. Ein Ideal, dem man mit der Verpflich vorgehen und im Zweifel auch mal auf ters. „Gerade bei den Mädchen und Frau Das sehen nicht alle so. Die RNZ er Vom Konzept „Anpfiff ins Leben“ sol tung von Bernhard Peters noch ein Stück den einen oder anderen Spieler ver en kann der Deutsche FußballBund reichte ein Leserbrief, in dem R. Bender len nun auch Jugendliche in Ludwigsha näher gekommen ist. „Er hat für frischen zichten. Gewiss ist die Nachwuchs noch neue Mitglieder gewinnen“, sagt aus die Frage stellt: „Kann fen profitieren. Dort wird für 2,3 Millio Wind gesorgt“, lobt Born. „Ein Glücks Förderung im Kraichgau vorbildlich. der 33jährige DiplomBetriebswirt, der sich die TSG Hoffen griff“, sagt Hopp über den emsigen und Doch auch bei den Kleinen wird ganze früher besser Handball als Fußball spiel heim keine guten Trai innovativen ehemaligen Bundestrainer Arbeit geleistet. Trotz oder gerade te und zuletzt für das WMOrganisati ner leisten?“ Bender der HockeyNationalmannschaft. weil die Bedingungen nicht so gut onsKomitee tätig war. beklagt, dass der Re Die JugendNationalspieler Manuel sind. Um so frustrierender ist es, wenn Ralf Zwanziger sieht seine Aufgabe gionalligist schon bei Gulde und Marcel Gruber sowie die Aus das, was mühsam aufgebaut wurde, deshalb auch darin, Vereine in der Metro den Kleinsten die Bes wahlspieler Pascal Groß, Marco Terrazzi mit einem Schlag zunichte gemacht polregion generell dabei zu unterstützen, ten abwerben würde. no, Robin Szarka, Philipp Maier und An wird, weil die Besten weggehen. Mädchen die Möglichkeit zu bieten, Fuß Matthias Born be tony Lovyso müssen nicht mehr über Entscheidend muss das Wohl des ball zu spielen. Die Spielgemeinschaft zieht Stellung: „Bis zeugt werden. Sie wollen vom VfL Necka Nachwuchsfußballers sein. Wer will St. Leon/Mühlhausen, die mit der TSG zur DJugend ma rau nach Hoffenheim wechseln. Die von Talenten Steine in den Weg legen, Hoffenheim zusammen geht, gilt mit meh chen wir gar nichts. ExProfi Stephan Groß trainierte Neckar wenn sie das Glück haben zu einem reren Meisterschaften im Nachwuchsbe Da sind die Spieler auer Jugendmannschaft erregte in den Verein vor der Haustür zu wechseln, reich als leuchtendes Vorbild. In St. Leon bei ihren Heimatverei letzten Jahren durch eine beispiellose Sie der eine hervorragende Betreuung und wird bis zum Herbst für 500.000 Euro ein nen gut aufgehoben. gesserie Aufmerksamkeit. beste Perspektiven bieten kann? neuer Kunstrasenplatz entstehen, im För Doch dann müssen Anton Nagl jedenfalls ist sicher, dass Wenn die einen mit Augenmaß und derzentrum genießen die Mädchen die wir handeln, weil das die TSG Hoffenheim auf dem richtigen die anderen mit Weitsicht handeln, gleichen Vorteile wie die Jungen in Wall die konkurrierenden Weg ist: „In der ganzen Bundesliga gibt dann gibt es keine Verlierer, sondern dorf und Zuzenhausen. Bundesligaklubs Ein starkes Team: Matthias Born, Stefanie Ulrich, Ralf Zwanziger, An- es keinen Verein mit einer Gesamtstruk nur einen Gewinner: Den Fußball. Die Hoffenheimer Damen haben ihr auch tun.“ Nicht nur ton Nagl und Simone Born (von links). Foto: paw24.de tur wie bei uns.“