Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 14 / 6961 14. Wahlperiode 27. 09. 2010

Kleine Anfrage des Abg. Martin Rivoir SPD und

Antwort des Innenministeriums

Bundeswehrstandorte im Stadtkreis , im Alb-Donau- Kreis und im Landkreis

Kleine Anfrage

Ich frage die Landesregierung:

1. Welche Einheiten der sind gegenwärtig im Stadtkreis Ulm, im Alb-Donau-Kreis und im Landkreis Biberach an welchen Standorten sta- tioniert?

2. Wie viele militärische und wie viele zivile Beschäftigte sind den jeweili- gen Standorten zuzuordnen?

3. Welche Wertschöpfung bzw. Wirtschaftskraft bringen diese Standorte ihren jeweiligen Standorten?

4. Welche Einheiten aus dem genannten Bereich sollen nach den Vorstellun- gen der Bundesregierung verlegt und welche Standorte sollen geschlossen werden und falls diese Informationen nicht zugänglich sind: Welche Ein- heiten bzw. Standorte sind nach Auffassung der Landesregierung gefähr- det?

5. Wie viele Beschäftigte im militärischen und im zivilen Bereich wären von einer Verlegung gegebenenfalls betroffen?

6. Wie beurteilt sie solche Überlegungen und wie wird sie sich für den Ver- bleib der Einheiten am jeweiligen Standort in der Region einsetzen?

27. 09. 2010

Rivoir SPD

Eingegangen: 27. 09. 2010 / Ausgegeben: 22. 10. 2010 1 Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 14 / 6961

Begründung

Nach Presseberichten gibt es ernstzunehmende Überlegungen, das Komman- do „Operative Führung der Eingreifkräfte der Bundeswehr“ nach Potsdam zu verlagern. Dies wäre ein schwerer Einschnitt für die Standorte der Bundes- wehr in der Region Ulm und würde unweigerlich zum Abbau von Arbeits- plätzen führen.

Antwort

Mit Schreiben vom 18. Oktober 2010 Nr. 5–1820/9 beantwortet das Innenmi- nisterium im Einvernehmen mit dem Wirtschaftsministerium die Kleine An- frage wie folgt:

Ich frage die Landesregierung:

1. Welche Einheiten der Bundeswehr sind gegenwärtig im Stadtkreis Ulm, im Alb-Donau-Kreis und im Landkreis Biberach an welchen Standorten sta- tioniert?

Zu 1.:

Das Stationierungskonzept des Bundesministeriums der Verteidigung vom November 2004 sieht folgende Standorte vor:

Stadtkreis Ulm:

Heeresmusikkorps 10, Kommando Operative Führung Eingreifkräfte mit Unterstützungsbataillon, eine Kompanie des Feldjägerbataillons 452, Kreis- wehrersatzamt Ulm, Standortverwaltung (jetzt: Bundeswehr-Dienstleistungs- zentrum) Ulm, Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Lazarettregiment 41, Sanitäts- zentrum Ulm.

Alb-Donau-Kreis:

Standort Dornstadt: Kraftfahrausbildungszentrum Dornstadt, Kraftfahrausbil- dungskompanie und Fahrsimulator Kette Dornstadt, Logistikregiment 47, Logistikbataillon 71, Teile Standortverwaltung Ulm, Sanitätsstaffel Dorn- stadt.

Standort Setzingen: Munitionslager.

Landkreis Biberach:

Standort Laupheim: Mittleres Transporthubschrauberregiment 25, Teile Standortverwaltung Ulm, Sanitätszentrum Laupheim.

Standort Ummendorf: Luftwaffeninstandhaltungsgruppe 12, Teile der Stand- ortverwaltung Ulm.

2. Wie viele militärische und wie viele zivile Beschäftigte sind den jeweiligen Standorten zuzuordnen?

Zu 2.:

Die Zahl der aktuell Beschäftigten an den jeweiligen Standorten ist der Lan- desregierung nicht bekannt und variiert u. a. je nach Einsatzauftrag.

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Nach dem Stationierungskonzept der Bundeswehr sind an den Standorten folgende SOLL-Zahlen an Dienstposten im militärischen und zivilen Bereich insgesamt vorgesehen (ggf. einschließlich Lehrgangsteilnehmer):

Dornstadt: 1.448, Laupheim: 1.660, Setzingen: 60, Ulm: 3.220, Ummendorf: 310.

3. Welche Wertschöpfung bzw. Wirtschaftskraft bringen diese Standorte ihren jeweiligen Standorten?

Zu 3.:

Die Bundeswehrstandorte sind eine Stütze für die Wirtschaftskraft der jewei- ligen Region. Zivile Mitarbeiter und Auszubildende finden hier Beschäfti- gung, die Unternehmen und der regionale Handel profitieren von den Investi- tionen der Bundeswehr und ihrer Soldaten. Zahlenmäßig kann jedoch nicht nachgewiesen werden, welchen Beitrag die Standorte zur regionalen Wert- schöpfung bzw. Wirtschaftskraft leisten.

4. Welche Einheiten aus dem genannten Bereich sollen nach den Vorstellun- gen der Bundesregierung verlegt und welche Standorte sollen geschlossen werden und falls diese Informationen nicht zugänglich sind: Welche Ein- heiten bzw. Standorte sind nach Auffassung der Landesregierung gefähr- det?

5. Wie viele Beschäftigte im militärischen und im zivilen Bereich wären von einer Verlegung gegebenenfalls betroffen?

Zu 4. und 5.:

Äußerungen des Bundesministers der Verteidigung zufolge sind Entscheidun- gen über Standortveränderungen und damit auch über Verlegungen von Ein- heiten nicht vor Mitte 2011 zu erwarten. Die dafür notwendigen politischen und strukturellen Entscheidungskriterien – beispielsweise die künftige Zahl an Dienstposten der Bundeswehr – sind noch nicht festgelegt. Aussagen über denkbare Standortveränderungen und die dadurch bedingten Auswirkungen auf Beschäftigte wären somit derzeit Spekulation.

6. Wie beurteilt sie solche Überlegungen und wie wird sie sich für den Ver- bleib der Einheiten am jeweiligen Standort in der Region einsetzen?

Zu 6.:

Die Landesregierung unterstützt die Absicht der Bundesregierung, die Bundeswehr an den Herausforderungen aufgrund internationaler Verpflich- tungen neu auszurichten. Dabei darf jedoch die Verankerung in der Zivilge- sellschaft nicht vernachlässigt werden, die auch durch das Bestehen vieler traditionsreicher Standorte zum Ausdruck kommt. An diesen Standorten – ge- rade im eher ländlichen Umfeld – sind rege soziale Kontakte zwischen der Bevölkerung und den dort stationierten Bundeswehreinheiten über viele Jahre gewachsen.

Wichtig ist zudem, dass die Bundeswehr weiterhin befähigt bleibt, im verfas- sungsrechtlichen Rahmen auch ihren Heimatschutzauftrag, etwa bei der Be- wältigung von Naturkatastrophen, zu erfüllen.

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Die Landesregierung tritt deshalb gegen einen Rückzug der Bundeswehr aus der Fläche und für den Erhalt möglichst vieler Standorte in Baden-Württem- berg ein. Mitglieder der Landesregierung stehen dazu bereits in Kontakten mit der Spitze des Bundesministeriums der Verteidigung, mit Abgeordneten des Deutschen Bundestags, Befehlshabern und Kommandeuren der Streit- kräfte sowie Repräsentanten der Wehrverwaltung im Land. Zudem ist das Innenministerium mit Bürgermeistern von Standortkommunen im Dialog.

Der Bundesminister der Verteidigung hat dem Innenminister des Landes Ba- den-Württemberg eine enge Abstimmung bei den weiteren Schritten des Re- formprozesses zugesagt.

Rech Innenminister

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