MITTEILUNGEN des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz e.V., Freiburg i. B.r

Neue Folge BAND XI Heft 1-4,1973-1976

Freiburg im Breisgau 1976 Selbstverlag des Vereins

Mitt. bad. Landesver. Neue Folge Seite 61 Abb. Freiburg i. Br. Naturkunde u. Naturschutz Band XI 1-441 17 Taf. 1. August 1976 Druck: Druck und Verlag Emmendingen INHALT

Seite I. Geologie, Mineralogie, Petrographie

HILLE, H., MAUS, HJ. & MÖHRLE, K.: Mineralfunde bei Wieden, Landkreis Lör- rach, Baden. Mit Taf. 3 7

KRAATZ, R. & SIMON, W.: Fossilien aus alten Aufschlüssen im Kraichgau. Mit Taf 2 5 MüNzING, K.: Zur Stratigraphie Breisgauer Lösse (Südbaden). Mit Abb. 38 . . 257

PAUL, W.: Kaltzeitlich-kryoturbat verformte plio-pleistozäne Wutach-Schotter bei Göschweiler in der West-Baar. Mit Taf. 1 1

PAUL, W.: Zur Stratigraphie und Fazies des Unteren (ku) und Mittleren (km) Keu- pers (Ober-Ladin, Kam, Nor) der Westbaar und des Klettgaucs (1). Mit Abb. 21-22 und Taf. 5-7 87

STUBENDORFE, U.: Ein kryoturbates Sandlößprofil mit Eiskeilen bei Gottenheim 273

II. Ur- und Frühgeschichte

BRAUN, P.: Seit wann sind die heißen Quellen von Baden-Baden dem Menschen bekannt? Mit Abb. 23-26 99

III. Botanik

DüLL, R.: Moosflora von Süddeutschland, II. Teil: Die Laubmoose (MUSC1): 3. Fortsetzung 275

ENDRISS, G.: Kaffeeanbau am Kaiserstuhl? 223

GROSSMANN, A., L.: Zum Neufund der Pampastrespe — Bromus willdenowii KUNTH - in Lörrach 321

KNOCH, D.: Pilzkundliche Exkursion in die Oberrheinebene bei Forchheim/Weis- weil am 1.10.1972 55

KNOCH, D.: Pilzfunde der Gattung Phlegmacium (Schleimköpfe) in Südbaden (II) Mit T f 11 311

RASTETTER, V.: Fünfter Beitrag zur Moosflora des Ober-Elsaß 101

RASTETTER, V.: Dritter Beitrag zur Pilzflora des Ober-Elsaß 105

RASTETTER, V.: Zweiter Beitrag zur Phanerogamen- und Gefäß-Kryptogamen- Flora des Haut-Rhin 119

IV. Zoologie

BAUM, F. & ROPPEL, J.: Bemerkenswerte neue Käferfunde aus der Umgebung von Freiburg i. Br. 363

DUDERSTADT, R.: Untersuchungen zur Wanzenfauna des Istcincr Klotzes. Mit Abb. 31 und Taf. 8-9 147

EIDEL, K.: Die Steinfliegen () des Wutachgebietes. Mit Abb. 27-30 . . 135

EIDEL, K.: Die Köcherfliegen (Trichoptera) des Wutachgebietes. Mit Abb. 32-37 . 181 FRENZEL, P.: Nachweise zweier seltener Daphnia-Arten (Cladocera, Crustacea) in Südwestdeutschland. Mit Abb. 52-61 385 GAUSS, R.: Zweiter Nachtrag zur Hautflüglerfauna im badischen Raum. Mit Taf. 10 197 GAUSS, R.: Aberrante Gallen der Knoppern-Gallwespe (Andrtcus quercuscalicis BURGSD.) im Raum Stuttgart während einer starken Vermehrung. Mit Abb. 51 359 GELLER, W.: Verteilung und Schwankungsbreite einiger limnischer Ökofaktoren in den Gewässern des Taubergießengebietes (Oberrheinebene). Mit Abb. 12-20 45 HOFFRICHTER, 0. & TRÖGER, E., J.: Ceresa bubalus F (Homoptera: Membracidae) —Beginn der Einwanderung in Deutschland. Mit Abb. 9-11 und Taf. 4 . . 33 KAISER, H. & FRIEDRICH, R.: Die Libelle Orthetrurn albistylum am Oberrhein . . 145 KLIMETZER, D.: Die Variabilität der Standortansprüche hügelbauender Wald- ameisen der Formica rufa-Gruppe (Hymenoptera: Formicidae). Mit Abb. 1-8 9 KLIMETZEIC, D.: Vorläufige Mitteilung über das Vorkommen von Raptoformica sanguinea (LATR.) und Coptoformica exsecta (NYL.) im Südschwarzwald 27 KLIMETZEIC, D.: Bildschlüssel der Ameisenfauna Badens. Mit Abb. 41-50 . . . 345 KORMANN, K.: Blütenbesucher an Cirsium arvense (Diptera: Syrphidae,Conopidae) 29 KORMANN, K.: Schwebfliegen als Blütenbesucher an Umbelliferen (Diptera, Syrphi- dae) 203 KORMANN, K.: Beitrag zur Kenntnis von Mesembrius peregrinus Loew (Diptera, Syrphidae). Mit Abb. 39-40 337 KORMANN, K.: Schwebfliegen als Blütenbesucher an Rubus idaeus und Ranunculus repens (Diptera, Syrphidae) 341 SENF, E.: Die Odonaten-Fauna des westlichen Bodenseegebiets 327

V. Naturschutz und Landschaftspflege

BURGATH, K.: Ein Dia wird zur Antiquität — Streiflichter zur Zerstörung und Erhaltung unseres Naturraumpotentials. Mit Taf. 17 397 Der Kaiserstuhl — Weinplantage oder Weinlandschaft? Dokumentation einer Vor- trags- und Diskussionsveranstaltung am 13. Oktober 1973 211 Kreisbeauftragte für Naturschutz und Landschaftspflege 60 Neue Natur- und Landschaftsschutzgebiete 59 RASBACH, K.: Der Kaiserstuhl als Naherholungsgebiet. Mit Taf. 12-16 393

VI. Nachrufe

OEHME, R.: Gerhard Endriß zum Gedächtnis 403

VII. Vereinsnachrichten 63,225,407

VIII. Satzung des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz e. V. . . 231

IX. Bücher- und Zeitschriftenschau 71,235,419

MITTEILUNGEN cloAx&cfein Zucteme1/4 für (1\rt.w^ ,uncl,e unddratumdflut et/ AltNierf'

N. F. 11, Heft 1 (1973) 1. Oktober 1973 INHALT

Seite PAUL, W.: Kaltzeitlich-kryoturbat verformte plio-pleistozäne Wutach-Schotter bei Göschweiler in der West-Baar. Mit Taf. 1 1

KRAATZ, R. & SIMON, W.: Fossilien aus alten Aufschlüssen im Kraichgau. Mit Taf. 2 5

HILLE, H., MAUS, HJ. & MÖHRLE, K.: Mineralfunde bei Wieden, Landkreis Lör- rach, Baden. Mit Taf. 3 7

KLIMETZEK, D.: Die Variabilität der Standortansprüche hügelbauender Wald- ameisen der Formica rufa-Gruppe (Hymenoptera: Formicidae). Mit Abb. 1-8 9

KLIMETZEK, D.: Vorläufige Mitteilung über das Vorkommen von Raptoformica sanguinea (LATR.) und Coptoformica exsecta (NYL.) im Südschwarzwald 27

KORMANN, K.: Blütenbesucher an Cirsium arvense (Diptera: Syrphidae, Cono- pidae) 29

HOFFRICHTER, 0. & TRÖGER, E., J.: Ceresa bubalus F (Homoptera: Membracidae)— Beginn der Einwanderung in Deutschland. Mit Abb. 9-11 und Taf. 4 . . 33

GELLER, W.: Verteilung und Schwankungsbreite einiger limnischer Ökofaktoren in den Gewässern des Taubergießengebietes (Oberrheinebene). Mit Abb. 12-20 45

KNOCH, D.: Pilzkundliche Exkursion in die Oberrheinebene bei Forchheim/Weis- weil am 1. 10. 1972 55

Neue Natur- und Landschaftsschutzgebiete 59

Kreisbeauftragte für Naturschutz und Landschaftspflege 60 Vereinsnachrichten 63 Bücher- und Zeitschriftenschau 71

Mitt. bad. Landesver. Abb. 1-20 Freiburg im Breisgau N '. F. 1 1 - 86 Naturkunde u. Naturschutz Taf. 1 -4 1. Oktober 1973 — 1 —

Mitt. bad. Landesver. Taf. Freiburg ins Breisgau N . F 11 1 1-3 I Naturkunde u. Naturschutz . 1 1. Oktober 1973

Kaltzeitlich-kryoturbat verformte plio-pleistozäneWutach-Schotter bei Göschweiler in der West-Baar

von

WILLI PAUL, Vöhrenbach'' Mit Tafel 1

Die Kuppe „Auf der Wacht" (898,8 m + NN) NNW von Göschweiler in der West-Baar (TK 25, Bl. 8115 Lenzkirch, r = 34 48 200, h = 53 03 000) trägt auf ihrem höchsten Bereich im Umkreis von etwa 200 min kalkarmem bis -freiem, stark sandigem Lehmboden eine verhältnismäßig dichte Schotterstreu mit Komponen- ten aus Buntsandstein (sie sind nach Zahl und Größe — größter (75 bis 70 cm — mit Abstand vorherrschend), aus Silex des Mittleren Muschelkalkes — Hornstein, Kieseloolith, Zuckerkornquarzit (W. PAUL 1971) — und spärlichsten Porphyren und Apliten. Der Untergrund — nach den Verhältnissen an der Peripherie des Vorkommens zu urteilen, müßte es sich um Mittleren Muschelkalk handeln — blickt nirgends durch. Dieser Umstand ließ schon immer vermuten, daß der Schotterstreu eine Schotterdecke von allerdings nur geringer Dicke zugrunde läge, ähnlich wie im Gewann „Roßhag", 1,5 km weiter E, in der Umgebung der Do- line von 1954 (K. SAUER 1954). Diese Vermutung erwies sich bei Gelegenheit der Erstellung eines Hochbehäl- ters für eine regionale Wasserversorgung 1970/71 auf der erwähnten Kuppe als zutreffend. Die Baugrube erschloß zwischen einer etwa meterdicken Bodendecke und dunkelgrauen, dünnschichtigen, durch Auslaugung ihres ursprünglichen Kar- bonat- und vor allem Sulfatgehaltes beraubten Tonen, wie sie für die „Obere Sulfat-Zone" des Mittleren Muschelkalkes kennzeichnend sind, eine 2-3 m mächtige Schotterdecke. Sie bot, nachdem erst einmal die witterungsbedingte Schmutztapete der Aufschlußwände in den winterlichen Frostwechseln abgeplatzt war, ein eigenartiges und buntes Bild (Tafel 1). In einer meist kaffeebraunen, ver- hältnismäßig zurücktretenden Matrix von scharfsandig-lehmigem Charakter er- schienen flachscheibenförmige bis linsig-flasrige, ebenfalls sandig-lehmige, letzt- lich grusig zu nennende Einlagerungen, gegen die Matrix nicht ganz scharf ab- gegrenzt und in den verschiedensten Farbtönungen von weiß, grau, beige, gelb, grün und blaßrot. Bei näherem Zusehen entpuppten sich diese Einlagerungen als weitgehend vergruste schwarzwälder Magmatite und Metamorphite, die sich in dem einen oder andern Fall bestimmten Komponenten der (relativ) frischen jung- pleistozänen Wutach-Terrassenschotter der nächsten Umgebung zuordnen lie-

Anschrift des Verfassers: W. PAUL, D-7741 Vöhrenbach, Hagenreutestraße 6. ßen. Die eigenartige, auf keinen Fall ursprüngliche und augenscheinlich am zu- treffendsten als ausgewalzt zu bezeichnende Form dieser weit über neun Zehntel der ganzen Schottermasse ausmachenden magmatischen und metamorphi- tischen Komponenten dürfte wohl auf das Konto der unter unsern Breiten in den pleistozänen Kaltzeiten innerhalb der sogenannten Eisrinde (J. BÜDEL 1968) — d. i. der jahreszeitliche Auftaubereich des kaltzeitlichen Dauerfrostbodens — wirksam gewesenen Frostpressungen zu schreiben sein. Zuvor oder zumindest gleichzeitig mußten allerdings die Gerölle in ausreichendem Maße vergrust wor- den sein. Die vielfach zu beobachtende schalige Umschließung der mit Vorliebe hochgestellten (keiner warm- oder kaltzeitlichen Vergrusung zugänglich gewese- nen und daher nicht deformierten) Buntsandstein-Gerölle durch die ausgewalz- ten Kristallin-Gerölle weist ebenfalls auf kräftige Kryoturbation hin; mitunter konnte der Eindruck entstehen, als wären vor allem die größeren Buntsandstein- Gerölle mehr oder minder auch in der Vertikalen gewandert. Da bis jetzt keines der älteren Wutach-Schotter-Vorkommen in dem hier be- richteten Umfange eingesehen werden konnte, bzw. in absehbarer Zukunft wie- der eingesehen werden kann, dürften auch die sonstigen Beobachtungen verdie- nen, an dieser Stelle festgehalten zu werden: 1. Auf die absolut hohe Beteiligung der schwarzwälder Magmatite und Meta- morphite ist oben bereits hingewiesen worden. Vergleiche mit den anderen Vor- kommen sind mangels entsprechender Aufzeichnungen oder Aufschlüsse selbst im Falle der Roßhag-Schotter (W. MOLL & G. RAHM 1962) vorerst nicht möglich. Hinsichtlich der Güte der Erhaltung, jedenfalls des Ausmaßes der Vergrusung, sind zwischen dort und hier, also innerhalb der „Göschweiler Schotter" s. s., keine bedeutenderen Unterschiede festzustellen. Einzig gewisse auch von anderswo als recht verwitterungsresistent bekannte Magmatite, wie Gangporphyre oder Aplite, vermochten sich sogar als Lesestein zu halten. 2. Bei den Buntsandstein-Geröllen handelt es sich in der Hauptsache um typi- sches Material aus dem Mittleren Buntsandstein, der in der näheren Umgebung des Vorkommens überhaupt nicht zur Ablagerung gekommen ist und also aus größerer Entfernung herangeschafft worden sein muß (W. PAUL 1971). Daneben sind aus dem Oberen Buntsandstein in geringer Zahl die „hellfarbigen kieseligen Sandsteine" und mitunter auch typischer Plattensandstein zu finden. Alle diese Komponenten sind bemerkenswert wenig ausgelaugt oder entfärbt. Auffällig ist die Tendenz des Materials aus dem Mittleren Buntsandstein zur Bildung kleiner und großer (Dezimeter-Größenordnung!) fast idealer Scheibengerölle. Im Ver- band befindliche Konglomerate vom Typus des „Hauptkonglomerats" sind als Komponenten recht selten. Ihre quarzigen (weißen) oder quarzitischen (bunten) Gerölle — nunmehr auf zweiter Lagerstätte — sind nicht häufig zu nennen und durchschnittlich von geringerer Größe als auf dem Gewann „Roßhag". 3. Die sehr lösungs- und zersetzungsresistenten Silexbildungen des Mittleren Muschelkalkes (s. o.) sind selbst in der Schotterstreu viel weniger zahlreich als drüben am „Roßhag". Im Aushub der Baugrube „Auf der Wacht" muß man sie beinahe suchen, findet sie dann aber mitunter in recht großen Stücken, die nur geringsten Rundungsgrad aufweisen. Die Zuckerkornquarzite — auf dem „Roß- hag" recht häufig — sind auffallend selten. Schillquarzite aus dem Oberen Mu- schelkalk sind dort wie hier Zufallsfunde. 4. Eine eigentliche Stratigraphie ist der Schotterdecke „Auf der Wacht" nicht eigen, sehr im Gegensatz zu den diesbezüglichen Verhältnissen am „Roßhag". — 3 —

Nach alledem ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß den Wutach-Schottern „Auf der Wacht" ein anderes, geringeres Alter zukommt als den „Roßhag-Schot- tern". Dürftigkeit der Vorkommen, Seltenheit der Aufschlüsse und die Wirkung der zeitlichen Perspektive — Jungpliozän und Altpleistozän bedeuten ein Mehr- faches der seither verflossenen Zeit — gestatten jedem Bemühen um Aufhellung nur bescheidenste Fortschritte. Um so wichtiger wird jede Beobachtung.

Schrifttum:

BANGERT, V.: Zum Pleistozän des Blattes Lenzkirch (Nr. 8115), Südschwarzwald. — Jh. geol. Landesamt Baden-Württemberg, 2, S. 209-218, Freiburg i. Br. 1957. BÜDEL, J.: Hang- und Talbildung in Südost-Spitzbergen. — Eiszeitalter u. Gegenwart, 19, S. 240-243, Ohringen 1968. MOLL, W. & RAHM, G.: Zur Altersstellung der Göschweiler Schotter. — Ber. Naturf. Ges. Freiburg, 52, S. 89-101, Freiburg i. Br. 1962. PAUL, W.: Landschafts- und Flußgeschichte. In: Die Wutach, Naturkundliche Monogra- phie einer Flußlandschaft, S. 135-186. — Bad. Landesver. Naturkunde u. Natur- schutz e. V., Freiburg i. Br. 1971. SAUER, K.: Pleistozänes und holozänes geologisches Geschehen aus dem Wutachgebiet. 2. Der Erdfall im Muschelkalk von Göschweiler. — Mitt. bad. Landesver. Natur- kunde u. Naturschutz, N. F. 6, S. 82-84, Freiburg i. Br. 1954.

(Am 17. 4. 1973 bei der Schriftleitung eingegangen) Tafel 1

Fig. 1: Kryoturbation in vermutlich spätplio- bis frühpleistozänen Wutach-Schottern im Gewann „Auf der Wacht" bei Göschweiler in der West-Baar (Teilansicht der Wand eines temporären Aufschlusses. Maßstab: Kleinbildfilm-Schachtel). Nicht nur der ursprüngliche Verband der Schotter als Ganzes ist kryoturbat verformt, sondern auch die ursprüngliche Gestalt aller Magmatit- und Metamorphit-Ge- rölle. Trotz extremer, solche Verformung überhaupt erst ermöglichender Vergru- sung heben sich diese Schotterkomponenten vor allem farblich ganz ausgezeich- net von der verlehmten, kaffeebraunen Matrix ab. Die gegen Vergrusung resisten- ten und deshalb nicht verformten Gerölle aus Buntsandstein fallen u. a. auch durch vorherrschend senkrechte Orientierung auf.

Fig. 2: Kryoturbation in vermutlich spätplio- bis frühpleistozänen Wutach-Schottern im Gewann „Auf der Wacht" bei Göschweiler in der West-Baar (Detailaufnahme von der auf Fig. 1 gezeigten Aufschlußwand-Stelle). Aufnahmen: W. PAUL. WILLI PAUL, Kaltzeitlich-kryoturbat verformte plio-pleistozäne Tafel 1 Wutachschotter bei Göschweiler in der West-Baar.

Fig. 1

— 5 —

Mitt. bad. Landesver. I Freiburg irn Breisgau N. F. 11 . 1 5-6 Tat 2 Naturkunde u. Naturschutz 1. Oktober 1973

Fossilien aus alten Aufschlüssen im Kraichgau

von

REINHART KRAATZ & WILHELM SIMON, Heidelberg *

Mit Tafel 2

Die abgebildeten Versteinerungen belegen zwei der drei Stufen des oberen Muschelkalkes; sie werden in den Sammlungen des Geologisch-paläontologischen Institutes der Universität Heidelberg in der umfangreichen Kollektion KÖNIG aufbewahrt. HERMANN KÖNIG lebte von 1862 bis 1921 in Speyer und Heidelberg, war Journalist und Schriftleiter des Pfälzer Boten und hatte besonders während der letzten zwanzig Jahre seines Lebens eine beachtliche Sammeltätigkeit entwickelt. In dieser Zeit besuchte er regelmäßig die Aufschlüsse und Steinbrüche im Kraich- gau, so daß Schwerpunkte seiner Triassammlungen der untere, mittlere und obere Muschelkalk sind. KÖNIG ist bei seinen Bestimmungen sehr gewissenhaft vor- gegangen; nicht nur, daß er jedem gesammelten Stück ein handschriftliches Etikett mit sehr genauer Fundbezeichnung aufklebte, auch fremde Materialien sah er sich zum Vergleich an. So gingen immerhin 450 Stücke mit Pemphix-Resten (Taf. 2, Fig. 1) durch seine Finger; 220 davon beherbergen seine eigenen Sammlungen! Mit der Benennung des Ganoidfisches Colobodus königi (Taf. 2, Fig. 2) hat STOLLEY dem erfolgreichen Sammler KÖNIG schon zu dessen Lebzeiten ein Denk- mal gesetzt. über die Herkunft des Stückes lesen wir auf dem Etikett: „aus einer Tonbank 8 m über dem mittleren Muschelkalk; sog. Myophorienschichten." Der Aufschluß existiert nicht mehr; fast 60 Exemplare sammelte KÖNIG, jeder ein- zelne Fisch in einer Kalkkonkretion enthalten, die häufig die gekrümmte Form des mehr oder weniger körperlich erhaltenen Schmelzschuppers angenommen hatte. Die schönsten Stücke, zu denen besonders das abgebildete gehört, wurden im Senckenbergmuseum in Frankfurt präpariert. Die Ceratiten sind die charakteristischen Leitfossilien des oberen Muschel- kalkes, von denen der Ceratites nodosus der allgemein bekannteste ist. Wir haben hier die kleinere Varietät abgebildet (Taf. 2, Fig. 3). Dieses Stück wie auch die übrigen 200 Ceratiten der KÖNIG-Sammlung haben ROLF WENGER neben an- deren als Arbeitsmaterial für seine Ceratiten-Monographie vorgelegen. KÖNIG hat aufgrund seiner Sammlungen über die Schichtenfolge und den Fossilinhalt des unteren Trochitenkalkes eine Veröffentlichung geschrieben, zu der er von Prof. SALOMON-CALVI, dem Gründer und damaligen Direktor des Heidelberger Institutes, angeregt worden war. Darin legte er auch fest, daß seine Privatsammlung „... nach seinem Ableben in den Besitz des Geolog. Institutes

" Anschrift der Verfasser: Dr. R. KRAATZ, Prof. Dr. W. SIMON, Geologisch-Paläonto- logisches Institut der Universität, D-69 Heidelberg, Berliner Straße 17. -6—

Heidelberg übergehen wird". Daß auf diese Weise eine geschlossene Triassamm- lung von solch großem Ausmaß nicht in alle Winde zerstreut wurde, sondern zu- sammenblieb, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden; denn beim heu- tigen Stand der Aufschlüsse und angesichts des maschinellen Abbaues in den Steinbrüchen ist es unwahrscheinlich, daß sich solche Funde wiederholen.

Schrifttum:

KÖNIG, HERMANN: Zur Kenntnis des untern Trochitenkalkes im nördlichen Kraichgau. — Sber. Heidelbg. Akad. Wiss., Math.-nat. Kl., Abt. A, Jg. 1920, 13. Abh., 48 S., 1 Taf., Heidelberg 1920. STOLLEY, E.: Beiträge zur Kenntnis der Ganoiden des deutschen Muschelkalks. — Pa- laeontographica, 63, S. 25-86, Taf. 10-12, Stuttgart 1920. WENGER, ROLF: Die germanischen Ceratiten. — Palaeontographica, Abt. A, 108, S. 57 bis 129, 44 Abb., Taf. 8-20, Stuttgart 1957.

(Am 18. 4. 1973 bei der Schriftleitung eingegangen)

Tafel 2

Fig. 1 (oben links): Pemphix sueuri DESMAREST. Fast vollständiges Exemplar aus dem oberen Trochitenkalk von Baiertal, Stein- bruch am Ortsausgang nach Schatthausen, ca. 2/3 nat. Größe.

Fig. 2 (Mitte): Colobodus königi STOLLEY. Ein vollkommen körperlich erhaltener Fisch aus dem unteren Trochitenkalk von Nußloch, Steinbruch an der Straße nach Wiesloch, ca. 2/5 nat. Größe.

Fig. 3 (unten rechts): Ceratites nodosus minor PHILIPP!. Ein Ceratit mit gut herausgewitterten Lobenlinien aus dem Nodosuskalk von Waibstadt, Steinbruch an der Straße nach Sinsheim, ca. 2/5 nat. Größe.

Aufnahmen: KARL SCHACHERL, Geol.-Paläont. Inst. Univ. Heidelberg. REINHART KRAATZ & WILHELM SIMON, Tafel 2 Fossilien aus alten Aufschlüssen im Kraichgau.

Fig. 1 Fig. 2 Fig. 3

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Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau 1 N. F.. II 1 1 Taf. 3 Naturkunde u. Naturschutz I 7 1. Oktober 1973

Mineralfunde bei Wieden, Landkreis Lörrach, Baden

von

HELLMUT HILLE, HANSJOSEF MAUS, Freiburg i. Br. & KARL MÖHRLE, Münstertal Mit Tafel 3

1971 wurde von K. MÖHRLE im Fördermaterial des Anton-Ganges auf der 130-m-Sohle in einem stark mit Flußspat und Quarz durchsetzten Bleiglanzstück eine kleine Kluft gefunden. Ihre Fläche war etwa 15/25 cm groß, die Weite be- trug 3/5 cm. Die Wand der Kluft bestand aus Kappenquarzen von 3 bis 5 mm Größe und 1-2 mm großen Fluoritkristallen, teilweise als Rhombendodekaeder ausgebildet. Quarz und Fluorit waren von einer fest anhaftenden ockerartigen Schicht überzogen. Auf dieser Schicht saßen dicht bei dicht hellgrau-gelblich 1 mm breite und bis 2 mm lange Kristallpakete von Mimetesit und außerdem zahl- reiche glasklare durchscheinend bräunlich-gelbe Wulfenitplatten von 5 bis 10 mm Kantenlänge und 2 mm Dicke (Taf. 3, Fig. 1). Die Bestimmung der Kristalle er- folgte röntgenographisch. Beide Mineralien waren gleichzeitig entstanden, da sich die Kristalle gegenseitig durchwuchsen. Der Wulfenit zeigte tetragonal-klinoedri- sche Kristallstruktur in schönen Einzelkristallen, während der Mimetesit unter dem Mikroskop säulenartig in der Hauptachse aufeinander gewachsene Kristall- aggregate erkennen ließ, deren Einzelkristalle durch schmale Rillen voneinander abgegrenzt werden konnten. Die Mittelstücke der Säulen sahen dann weißlich- undurchsichtig aus, während die Spitzen honiggelb durchscheinend waren. In den Hohlräumen der Bleiglanzpartien fand man außerdem mikroskopisch kleine Silberhärchen. Im Februar 1972 wurde im gleichen Betrieb auf der 110-m-Sohle des Neue- Hoffnung-Ganges eine kleine, parallel zum Gang verlaufende Kluft angeschos- sen, in der unmittelbar dem Gestein aufsitzend Dolomit und Coelestin durch- einandergewachsen vorkamen. Der Coelestin hatte schöne wasserklare, hellblaue Kristalle von maximal 15 mm Länge in rhombisch-dipyramidaler Kristallform m (210) d (101) o (011) ausgebildet (Taf. 3, Fig. 2).

(Am 27. 3. 1973 bei der Schriftleitung eingegangen)

Anschrift der Verfasser: Prof. Dr. H. HILLE, D-78 Freiburg i. Br., Hermann-Her- der-Straße 7; Dr. HJ. MAUS, D-78 Freiburg i. Br., Albertstraße 5; K. WÖHRLE, D-7816 Miinstertal, Möhrle 24. Tafel 3

Fig. 1: Wulfenit-Platten und Mimetesitkristallpakete.

Fig. 2: Coelestin-Einzelkristall.

Aufnahmen: H. HILLE. Vergr. lin. 5fach. HELLMUT HILLE, HANS JOSEF MAUS & KARL MÖHRLE, Tafel 3 Mineralfunde bei Wieden, Landkreis Lörrach, Baden.

Fig. 1

Fig. 2

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Mitt. bad. Landesver. Abb. Freiburg im Breisgau N. 1 9-25 Naturkunde u. Naturschutz F. 11 1-8 1. Oktober 1973

Die Variabilität der Standortansprüche hügelbauender Waldameisen der Formica rufa- Gruppe (Hymenoptera: Formicidae)*

von

DIETRICH KLIMETZEK, DMnendingen ** Mit Abb. 1-8

1. Einleitung

Seit über 100 Jahren wird die Hege und künstliche Ansiedlung hügelbauender Waldameisen als eine vorbeugende Forstschutzmaßnahme betrieben. Hierfür kommen in Europa insbesondere die zur Formica rufa-Gruppe gehörigen poly- gynen Arten F. polyctena und F. lttgubris in Frage. Allerdings mußten die frü- heren, oft allzu optimistischen Vorstellungen über die Wirksamkeit des Ameisen- einsatzes inzwischen erheblich revidiert werden: so ist z. B. der Aktionsradius der Ameisen sehr gering, eine Dezimierung der Schädlingspopulation bis etwa 50 0/o wird nur innerhalb eines Umkreises von 30 bis 50 m um das Nest erreicht. Für einen ausreichenden Flächenschutz wären demnach ca. 4 Nester je ha in gleich- mäßiger Verteilung erforderlich. Aber auch dann ist eine Forstschutzwirkung nur in der Latenzphase bzw. beginnenden Gradation zu erwarten und zwar nur gegen freilebende, nicht oder nur schwach behaarte Raupen (WELLENSTEIN 1954, 1957; ADLUNG 1966; OTTO 1967). Aus den genannten Gründen sowie aus be- triebswirtschaftlichen Überlegungen kommt WELLENSTEIN (1973) zu der Auffas- sung, daß — abgesehen von Ausnahmefällen — die künstliche Ansiedlung von Waldameisen bei der finanziellen Lage der europäischen Forstwirtschaft nicht zu empfehlen ist. Als solche Ausnahmen können z. B. stark disponierte, von Raupenfraß peri- odisch heimgesuchte Waldungen in Wasserschutzgebieten oder in der Nähe flie- ßender Gewässer gelten, bei denen die Anwendung von Pestiziden aus wasser- wirtschaftlichen und waldhygienischen Gründen nicht erlaubt bzw. nicht ratsam ist. Allerdings bleiben die künstlich angelegten Nester nur selten in der angestreb- ten gleichmäßigen Verteilung im Revier erhalten, was die Forstschutzwirkung der Anlage stark mindert (GösswALD et al. 1968; OTTO 1968a; BÜTTNER 1971; WELLENSTEIN 1973). Dies ist jedoch nicht nur für künstliche Ansiedlungen kenn- zeichnend, vielmehr sind auch bei natürlichen Ameisenvorkommen solche Um- lagerungen und Standortwechsel sehr häufig (vgl. ECKSTEIN 1937; SCHERBA 1963;

Aus dem Forstzoologischen Institut der Universität Freiburg i. Br. "-"- Anschrift des Verfassers: FRef. Dr. D. KLIMETZEK, D-783 Emmendingen, Bahnhof- straße 13. — 10 —

ROSENGREN 1969; KUTTER 1970; KLIMETZEK 1972, 1973b). Daß der Standort für die Entwicklung der Waldameisen eine sehr große Rolle spielt, wird in der Literatur immer wieder betont (GösswALD 1951; WELLENSTEIN 967; OTTO 1968b; OTTO & PARASCHIVESCU 1968; WISNIEWSKI 1969; KLIMETZEK 1970; EICHHORN 1971; GASPAR 1972). Die Beobachtungen im Freiburger Untersuchungsgebiet las- sen jedoch erkennen, daß die Standortansprüche der hügelbauenden Waldameisen eine große Streubreite aufweisen; die Ergehnisse einmaliger Aufnahmen dürfen deshalb nur mit Einschränkungen interpretiert werden. Für die vorliegende Stu- die wurde eine Inventarisierung auf der gleichen Fläche zweimal im Abstand von jeweils drei Jahren wiederholt; es können hier also neueste Ergebnisse mit frühe- ren verglichen und die unterschiedliche Ausprägung bestimmter Merkmale im Laufe der Zeit vergleichend analysiert werden.

II. Beschreibung des Untersuchungsgebietes

In den Jahren 1966, 1969 und 1972 wurde ein 1640 ha großes Waldgebiet in der Vorbergzone des Schwarzwaldes nahe Freiburg i. Br. in den Sommermonaten jeweils lückenlos auf das Vorhandensein von Nestern hügelbauender Waldamei- sen der Formica rufe-Gruppe abgesucht.

Es handelt sich hierbei um die beiden Talhänge der in Ost-West-Richtung verlaufen- den Dreisam zwischen Freiburg und Stegen sowie die nach Westen offenen Talausläufer. Entsprechend ihrer Hauptexposition werden Süd (S)-, West (W)- und Nordhang (N) unterschieden (vgl. Abb. 1). Zum Südhang gehören zwei in östlicher Richtung sich an-

Abb. 1: Schematische Darstellung des Untersuchungsgebietes (vgl. Text). schließende, durch Taleinsc hnitte voneinander und von der Hauptfläche getrennte Hügel- rücken in der Nähe von Stegen. Der Westhang setzt sich aus zwei annähernd gleich gro- ßen Einzelflächen (W i /W2) nördlich und südlich der Dreisam zusammen. Das Unter- suchungsgebiet liegt zwischen 290 und 820 m ü. NN, umfaßt also einen Höhenbereich von über 500 m. Bei allen Hanglagen befinden sich mehr als 4/, der jeweiligen Fläche zwischen 300 und 600 m; für die Gesamtfläche beträgt der Flächenanteil dieses Höhenbereiches 87 °/o. — 11 —

Die Bestockungsverhältnisse im Untersuchungsgebiet sind nach Zusammensetzung der Baumarten und Altersklassenaufbau uneinheitlich; sie wechseln oft auf kleiner Fläche, es überwiegen Mischwaldungen. Nur vereinzelt ist — wie z. B. in den höheren Lagen der südlichen Talseite, wo Fichtenreinbestände vorkommen — eine gleichaltrige Bestockung auf größerer zusammenhängender Fläche anzutreffen.

III. Methode

Um die Nester möglichst vollständig zu erfassen, wurden kleinere, meist durch Wege in sich abgegrenzte Flächenstücke in hangparallelen Streifen abgegangen. Hierbei haben wir nicht nur die Nester in Sichtweite registriert, sondern auch den Boden gründlich nach Ameisen bzw. Ameisenstraßen abgesucht. Da dieses Verfahren bald zum Auffinden weiterer, versteckt gelegener Nester führte, arbeiteten wir nur an Tagen mit warmem und trockenem \Vetter. Die durchschnittliche Breite der Suchstreifen betrug in lichtem Altbestand ohne Unter- holz, wie er insbesondere auf der südlichen Talseite in größerer Höhenlage anzutreffen ist, etwa 80 m. Leicht wiedererkennbare Geländepunkte dienten als Markierung für die Anschlußstellen der folgenden Durchgänge. Dieses planmäßige Absuchen haben wir jedoch nicht starr beibehalten, sondern den jeweiligen Bestandes- und Geländeverhält- nissen angepaßt. Grundsätzlich wurde bei unübersichtlicher Bestockung und Gelände- ausformung — wie z. B. Auftreten von starken Erosionsrinnen — die Streifenbreite ver- ringert. Dies gilt besonders auch für Dickungen und deren Randgebiete. Die Umgebung der Ameisenhaufen wurde gründlich auf Vorhandensein von Nachbarnestern oder Nest- ablegern geprüft.

IV. Ergebnisse der Aufnahmen

1. Veränderungen des Ameisenbestandes Das stärkste Ameisenvorkommen im Untersuchungsgebiet fand sich bei der ersten Aufnahme im Jahre 1966 mit insgesamt 260 bewohnten Nesthaufen. Nach drei Jahren, 1969, war ein Rückgang auf 208 Nester festzustellen; dies entspricht einem Rückgang um 20,0 O/0 1. Im darauffolgenden Untersuchungsabschnitt nahm die Zahl bewohnter Ameisenhügel wieder auf 225 Nester zu. Für das Gesamt- vorkommen berechnet sich in der Reihenfolge der drei Aufnahmen somit eine Ameisendichte (NZ/100) je 100 ha von 15.9, 12.7 und 13.7; sie liegt erheblich über dem für Süddeutschland ermittelten Durchschnitt (vgl. KLIMETZEK & WEL- LENSTEIN 1970). Der Anteil der einzelnen Arten zu den verschiedenen Aufnahmeterminen ist aus Abb. 2 ersichtlich; auffallend ist insbesondere der ausgeprägte Rückgang von F. rufa gegenüber ihrem ursprünglich starken Vorkommen im Jahre 1966. Die Entwicklung des Ameisenvorkommens ergibt sich aus zwei gleichzeitig wirken- den Prozessen: einer für alle Arten meist sehr hohen Absterberate an Nestern während der einzelnen Untersuchungsabschnitte und einem im gleichen Zeitraum verschieden starken Zugang von neu begründeten Nestern (vgl. hierzu KLIMETZEK 1973b).

In einer früheren Arbeit (KLIMETZEK 1972) ist für diese „Gesamtmortalität" der Nester in der Zusammenfassung irrtümlicherweise der Wert 24,4 Vo angegeben und muß durch den Wert 20,0 °/o ersetzt werden. Entsprechend ist die Angabe für den „verbleiben- den" Ameisenbestand auf Seite 3, Absatz 2, letzte Zeile der genannten Arbeit durch den Wert 80,0 0/o zu ersetzen. - 12 -

F. rufe (L.) TER

NES F. polyctena (FORST.) R 2 F. protensis (RETZ

F. Lugubris (ZEIT.) ANZAHL DE

F. truncorum (F.)

Abb. 2: Veränderungen des Ameisenbestandes in den Jahren 1966-69-72.

2. Exposition

Tab. 1: Verteilung der Arten 1966 -1969 -1972 auf die verschiedenen Hanglagen (Zahl der Nester). Art Südhang Nordhang Westhang 1966 1969 1972 1966 1969 1972 1966 1969 1972

F. rufa 64 50 62 3 3 2 96 47 43 F. polyctena 39 58 69 8 6 4 6 6 5 F. pratensis 14 19 17 7 6 6 9 6 2 F. lugubris 12 5 6 ------F. truncorum 2 2 8 - 1 -

zusammen 131 134 162 18 15 13 111 59 50

Eine Gegenüberstellung der Nestverteilung (Tab. 1) zeigt, daß der Südhang immer sehr stark besiedelt war, während umgekehrt bei allen Aufnahmen am Nordhang nur ein geringer Teil der Ameisen vorkam. Auffallend ist das außer- gewöhnlich starke Vorkommen von F. rufa am Westhang im Jahre 1966. Allerdings sind die einzelnen Hanglagen mit verschiedenen Flächenanteilen im Untersuchungsgebiet vertreten. Um vergleichen zu können, erfolgte eine Umrech- nung der Daten aus Tab. 1 auf 100 ha (Tab. 2). Auch danach bleibt die ursprüng- liche Abstufung für die einzelnen Hanglagen bestehen.

Tab. 2: Ameisendichte (NZ/100) getrennt nach Arten und Hanglage.

Art Südhang Nordhang Westhang 1966 1969 1972 1966 1969 1972 1966 1969 1972

F. rufa 9,2 7,2 8,9 0,6 0,6 0,4 22,0 10,7 9,8 F. polyctena 5,6 8,3 9,9 1,6 1,2 0,8 1,4 1,4 1,1 F. pratensis 2,0 2,7 2,4 1,4 1,2 1,2 2,0 1,4 0,5

F. lugubris 1,7 0,7 0,9 ------F. truncorum 0,3 0,3 1,1 - 0,2 - -

zusammen 18,8 19,2 23,2 3,6 3,0 2,6 25,4 13,5 11,4 — 13 —

Das Vorkommen der Waldameisen ist stark abhängig von der Himmelsrich- tung. Zwar sind die hügelbauenden Arten in gewissem Umfang zur aktiven Re- gulierung des Temperaturhaushaltes ihrer Nestanlagen befähigt (RAIGNIER 1948), doch spielt auch für sie die Sonneneinstrahlung eine wesentliche Rolle (vgl. BRIAN BRIAN 1951). Diese ist je nach der Hanglage bzw. Nestexposition verschieden stark und lange andauernd. Entsprechend ist auch im Freiburger Untersuchungs- gebiet die Siedlungsdichte besonnter Hanglagen überdurchschnittlich hoch. Diese Bevorzugung eines nach Süden ausgerichteten Neststandortes wird noch deutlicher, wenn man die Exposition der einzelnen Nesthügel berücksichtigt, die infolge unregelmäßiger Geländeausformung von derjenigen der Hanglage ab- weichen kann. Deshalb wurde die tatsächliche Himmelsrichtung der Ameisen- haufen mit Kompaß am Neststandort ermittelt; bei der Auswertung sind Süd- West und Süd-Ost gleichmäßig auf die Hauptexpositionen verteilt. Es zeigt sich eine deutliche Bevorzugung der Südexposition, die bei F. polyctena am aus- geprägtesten ist und die bei den drei häufigsten Arten immer mindestens 60 0/0 der Nester aufweisen (Abb. 3). Nester in Ost- bzw. Westlage finden sich bei den einzelnen Arten mit unterschiedlichen Anteilen; eine direkte Nordexposition wies kein Nest der untersuchten Arten auf.

39 19 a 19 ‚Oh, 30 10 a 19 01. 30 10 0 19

0/. 10 N

10

30

50

0 = 67

70

F. rufa (L.) F. polyctena (FÖRST.) F. pratensis (RETZ.)

Abb. 3: Prozentuale Verteilung der Neststandorte auf die verschiedenen Expositionen.

Um festzustellen, ob für Wald-Feldränder dasselbe gilt, wurden die Nester dieser Grenzbiotope gesondert untersucht. Hierzu wurden auf einer Übersichtskarte die Wald- außenränder nach Exposition getrennt ausgemessen. Als am Waldrand liegend gel- ten dabei nur Haufen in weniger als 5 m Entfernung von diesem. Selbst wenn die Amei- sen tiefer im Bestand gelegener Nester durch ausgedehnte Straßen die besonders reich- haltige Randvegetation aufsuchen können, wirkt sich der Einfluß der hier herrschenden Ernährungs-, Belichtungs- und Windverhältnisse nicht mehr voll aus. Im Durchschnitt der drei Aufnahmen lagen jeweils etwa 18 °/o der Nester an Wald- Feldrändern 2 . Bezogen auf 10 km Waldrandlänge betragen die Werte im Mittel für Süd-

Da dieser Grenz-Biotop bei einer Breite von 5 m nur knapp 10 °/o der Fläche ein- nimmt, ist die Besiedlung hier also im Vergleich zum gesamten Untersuchungsgebiet merklich höher. — 14 — exposition 13 Nester, für Westen 4 und 1 für Osten. Wie für das Gesamtvorkommen zeigt sich also auch hier eine ausgeprägte Bevorzugung der Südexposition; insbesondere bei F. pratensis lag ein hoher Teil der Nester am Waldrand — und zwar ebenfalls aus- schließlich in Süd-Richtung. Dies zeigt besonders deutlich, wie sehr das Gedeihen dieser Art auf sonnige Nestlage angewiesen ist. Auch bei F. rufe zeigt sich ein überwiegen der nach Süden orientierten Nesthaufen. Für F. polyctena finden sich am Waldrand nach Süden bzw. nach Westen exponierte Nester in annähernd gleicher Anzahl; dies erklärt sich wohl aus der Tatsache, daß die individuenstarke F. polyctena im Kolonieverband den Temperaturhaushalt ungünstig gelegener Nester durch „Individuenaustausch" mit besonnten Nestern aufrechterhalten kann (LANGE, mündl. Mitt. 1967).

3. Höhenlage

Innerhalb des untersuchten Höhenbereiches zwischen 290 und 820 m Ü.N.N. bestehen erhebliche Unterschiede in der Siedlungsdichte der hügelbauenden Wald- ameisen (vgl. Abb. 4). Bei der ersten Aufnahme war die unterste Höhenstufe zwi- schen 300 und 400 m bei weitem am stärksten besiedelt, in größeren Höhen ging

30- NZA00 1966 ■ MIM •• 1969 1972

20-

1 0-

0 300 400 500 600 m 760

Abb. 4: Siedlungsdichte des Gesamtvorkommens innerhalb der verschiedenen Höhen- stufen.

die Ameisendichte demgegenüber zunehmend zurück. Während 1969 diese Ver- teilung trotz eines starken Rückganges der Besiedlung zwischen 300 und 500 m prinzipiell erhalten blieb, verlagerte sich der Bestand 1972 grundsätzlich: zwi- schen 400 und 500 m ging das Ameisenvorkommen weiter zurück, während es in den übrigen Höhenstufen deutlich zunahm; dies war in den höheren Lagen besonders stark ausgeprägt. — 15 —

Für die einzelnen Hanglagen ergaben sich bei allen Aufnahmen charakteristische Ab- weichungen von der für das gesamte Untersuchungsgebiet festgestellten Höhenverteilung: Im klimatisch ungünstigen Lokalklima. des Nordhanges siedeln die Ameisen am stärk- sten in der untersten Stufe; im Gegensatz zu den beiden anderen Hängen fanden sich hier oberhalb 600 m überhaupt keine Nester. Beim Süd- und Westhang lagen zwei Ma- xima der Besiedlungsdichte in der untersten sowie der letzten Höhenstufe mit einem Minimum zwischen 400 und 500 m.

Die einzelnen Arten sind von den Verschiebungen der Besiedlungsdichte zwi- schen den einzelnen Höhenstufen in unterschiedlichem Ausmaß betroffen (Abb. 5): Während bei F. rufa das ursprünglich starke Vorkommen in den beiden unteren Höhenstufen zurückging, ist für F. polyctena — bei nahezu gleichbleibender Dichte in den unteren Höhenlagen — seit 1966 eine stetige Zunahme zwischen 500 und 700 m festzustellen. Die wenigen Nester von F. lugubris fanden sich nur auf dem Südhang und zwar überwiegend in größeren Höhen. Ihr geringes Vor- kommen im Freiburger Untersuchungsgebiet erklärt sich daraus, daß das eigent- liche Verbreitungsareal dieser Art zwischen 1000 und 1500 m liegt (GössWALD et al. 1965). Nester von F. truncorum waren allgemein recht selten; sie sind un- regelmäßig auf die bewohnten Höhenlagen verteilt.

F. pratensis (RETZ,)

0

0

F. rufe (L.) 15

10-

5

0 300 400 500 600 m 700 Abb. 5: Siedlungsdichte der einzelnen Ameisenarten innerhalb der verschiedenen Höhen- stufen. — 16 —

4. Bestockung

Die Bestockung in Nestnähe bestimmt sowohl die Belichtungsverhältnisse als auch die Ernährungsbedingungen für die Waldameisen in entscheidendem Maße. Je nach der Disposition des Bestandes für Schädlingsvermehrungen besteht ein wechselndes Angebot an Insekten, von den Baum- und Straucharten hängt das Vorkommen honigtauerzeugender Pflanzenläuse ab. Außerdem beeinflußt der

Bestandesaufbau die Belichtungsverhältnisse des Standortes erheblich 3 : ein locker gestellter Altbestand läßt zwar weit mehr Licht auf den Waldboden gelangen als ein geschlossenes Stangenholz, doch können Gras und Unkrautwuchs in den ver- lichteten Partien die Nester bedrängen.

In der Bestockung des Untersuchungsgebietes herrschen Tanne, Fichte und Buche bei weitern vor (Tab. 3). Die Flächenanteile der besonders an den Wald-Feld-Grenzen ver- tretenen Strauch- und Heckenbiotope wurden nicht erfaßt. Die Zuordnung der Ameisen- vorkommen zu bestimmten Wald- und Bestandestypen ist problematisch, da die Ameisen infolge ihrer hohen Ansprüche an die Besonnung bevorzugt an Altholzrändern siedeln, denen ein jüngerer Bestand — mit häufig völlig anderer Baun-Jartenzusammensetzung — vorgelagert ist. In der vorliegenden Studie wurde in solchen Fällen der Neststandort im- mer dem älteren Biotop zugerechnet.

Tab. 3: Anteil der Baumarten.

Tanne 37,3 °/o Fichte 22,0 °/o Douglasie 7,7 °/o Buche 22,5 °/o Eiche 3,7 0/0 sonstige 6,8 °/o

Bei der ersten Aufnahme 1966 erwiesen sich Tanne-Fichte-Buche-Mischbestände mit einem höheren Anteil an Douglasie, Kiefer und Lärche sowie Tannen-Rein- bestände bzw. deren Randgebiete am ameisenreichsten. Diese am stärksten besie- delten Bestandestypen nehmen im Untersuchungsgebiet zusammen 42 °/o der Ge- samtfläche ein; hier fanden sich damals 73 04 der Ameisenhaufen (KLIMETZEK 1970). Diese Verhältnisse bestätigten sich bei den beiden folgenden Aufnahmen in hohem Maße.

V. Beschreibung des Ameisenvorkommens

1. Kleinstandörtliche Verbreitung der hügelbauenden Waldameisen im Freiburger Untersuchungsgebiet Betrachten wir nun die wechselnde Verteilung der Ameisennester und ihre Ver- lagerungen im Untersuchungsgebiet: Hierzu wurden in den Verbreitungskarten (Abb. 6-8) jeweils Neugründungen von Nestern und solche, die bereits bei den vorhergehenden Suchterminen vorhanden waren, mit verschiedenen Signaturen gekennzeichnet.

3 Nach EICHHORN (1971) erwies sich die Arten- und Nestzahl verschiedener — meist erdbewohnender — Formicinen in mitteleuropäischen Gebirgswäldern unter sonst ver- gleichbaren Standortbedingungen dem Lichtwert der Bestände direkt proportional. — 17 —

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• Abb. 7: Verteilung der Nester im Untersuchungsgebiet 1969 (vgl. Text).

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Abb. -20—

Diese Karten geben die Verteilung der Ameisenhaufen im Untersuchungsgebiet genau wieder; nur bei Nestverbänden erscheinen — infolge der Signaturgröße — die Ameisen- hügel weiter voneinander entfernt als in Wirklichkeit, so daß hier größere Areale be- zeichnet sind als die Kolonien tatsächlich einnehmen. Die am Außenrand der Karte ein- getragenen Koordinaten entsprechen der Einteilung im amtlichen Freiburger Stadtplan. Im Rahmen der unterschiedlichen Besiedlungsdichte der einzelnen Hanglagen bzw. Höhenstufen zeigt sich eine im Durchschnitt der drei Aufnahmen relativ gleichmäßige Verteilung der Nester im Untersuchungsgebiet. Wir können anhand dieser Darstellungen zunächst feststellen, daß das Ausmaß der Umlagerungs- prozesse sowohl in den stadtnahen Bereichen des Untersuchungsgebietes als auch in abgelegeneren Teilen gleichermaßen stark war; die Annahme häufigerer Nest- zerstörung in den von Spaziergängern stärker frequentierten stadtnahen Gebie- ten kann hiernach also nicht aufrechterhalten werden. Der überwiegende Teil der Nesthügel (durchschnittlich etwa 75 °/o) fand sich an der hangseitigen Böschung von Waldwegen, wo die Besonnung für die Amei- sen besonders günstig ist. Es fällt auf, daß die Nester sehr oft in kleinen Tal- einschnitten bzw. Dobeln liegen, die fast das ganze Jahr über wasserführend bzw. zumindest feuchter als das angrenzende Gelände sind und meist eine besonders artenreiche Hecken- und Strauchflora aufweisen. Dies ist bei Kolonien stark aus- geprägt: in den allermeisten Fällen liegt hier mindestens ein Teil der Nester in der Nähe von Wasser. Diese bevorzugte Besiedlung feuchter Areale kann auf der erhöhten Luft- und Bodenfeuchte beruhen, die für die Ameisen besonders wichtig sind (GösswALD 1938; O'ROURKE 1952). Möglicherweise liefern aber auch in- folge des besseren Wasserhaushaltes ihrer Wirtspflanzen die Pflanzenläuse auf diesen Standorten einen vermehrten Überschuß an Honigtau (vgl. ECKLOFF 1972) und verbessern somit entscheidend die Ernährungsbedingungen für die in der Nähe siedelnden Waldameisen.

2. Koloniebildung

Die beiden im Untersuchungsgebiet häufigsten Arten F. rufa und F. polyctena sind meist polydom, d. h. sie bilden oft Nesterverbände; die zugehörigen Hügel stehen durch ein ausgeprägtes Straßensystem miteinander in Verbindung. Die Fähigkeit zur Kolonie- bildung beruht auf dem Vorkommen mehrerer oder zahlreicher weiblicher Geschlechts- tiere in einem Nest. Während bei der polygynen F. polyctena, auch wenn sie nicht in Kolonien siedelt, regelmäßig außerordentlich viele Königinnen im Nesthaufen vorhan- den sind, wechseln bei F. rufa die Verhältnisse: als monogyne Form baut sie Einzelnester mit nur einer einzigen Königin, die olygyne Form mit mehreren Königinnen je Nest kann dagegen Kolonien bilden.

Im Jahre 1966 gehörte bei F. rufa und F. polyctena ein annähernd gleicher Anteil von Hügeln dieser Arten einem Nestverband an, doch lag bei F. rufa die durchschnittliche Zahl von Nestern je Kolonie mit 13,2 mehr als doppelt so hoch wie bei der letztgenannten Art, deren Kolonien im Durchschnitt nur 6,5 Nester umfaßten. 1969 und 1972 waren diese Verhältnisse jedoch merklich verschoben: Während bei F. polyctena eine deutlich verstärkte Koloniebildung einsetzte, ging bei F. rufa der entsprechende Anteil wie auch die durchschnittliche Koloniegröße deutlich zurück (Tab. 4). Dennoch ist auch jetzt noch die Koloniebildung bei F. rufa erheblich stärker ausgeprägt als z. B. in anderen südwestdeutschen Gebie- ten (vgl. WELLENSTEIN 1967). F. pratensis als überwiegend monogyne Art bildet nur in seltenen Ausnahmefällen Kolonien, die sich zumeist auf wenige Hügel — 21 —

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0 0) L N •.< — 22 — beschränken; im Untersuchungsgebiet kamen vereinzelt Doppelnester und ge- legentlich Kolonien mit drei Ameisenhaufen vor.

3. Siedlungbeziehungen zwischen den einzelnen Arten

In einigen Fällen fanden sich im Untersuchungsgebiet direkt an der Peripherie größerer Kolonien Einzelnester einer anderen Art. In der Literatur sind solche Fälle benachbarter Besiedlung mehrfach erwähnt. CHAUVIN et al. (1961) haben darüber hinaus nachgewiesen, daß es zwischen Angehörigen benachbarter F. rufa- und F. polyctena-Völker gelegentlich zu friedlichen Nachbarbeziehungen kom- men kann. Im Freiburger Untersuchungsgebiet handelte es sich bei solchen Fällen benach- barter Besiedlung durch verschiedene Arten meist um F. rufa-Nester am Außen- rand von F. polyctena-Kolonien sowie um F. pratensis-Nester am Rand von F. rufa-Kolonien. Diese Randnester haben sich z. T. über mehrere Jahre dort ge- halten, ihre Zahl vermehrt und sind dabei in freiwerdende Bereiche der Kolonie vorgedrungen. So wurde im Freiburger Untersuchungsgebiet mehrfach die Be- siedlung von Nestern durch andere Arten festgestellt''; diese sind in den Ver- breitungskarten (Abb. 6-8) durch senkrechte Striche gekennzeichnet. Es ist nicht bekannt, ob diese Nester zwischenzeitlich verlassen waren, bevor sie durch die „Folge-Art" besiedelt wurden, oder ob eine echte Vertreibung der Vorbewohner stattfand; hierüber sollen weitere Beobachtungen und Untersuchungen Aufschluß geben.

VI. Zusammenfassung

Anhand einer dreimaligen Aufnahme (1966/1969/1972) von Nestern hügel- bauender Waldameisen der Formica rufa-Gruppe (F. rufa [L.], F. polyctena [FÖRST.], F. pratensis F. lugubris [ZEIT.], F. truncorum [F.]) in einem 1640 ha großen Waldgebiet der Vorbergzone des Südschwarzwaldes (Höhenlage zwischen 290 und 820 m ü. N.N.) wurden folgende Standortfaktoren untersucht: 1. Anteil der Arten, 2. Höhenlage, 3. Exposition, 4. Kleinstandörtliche Verteilung, 5. Bestandesverhältnisse. Die Bewertung der einzelnen Standortfaktoren erfolgte anhand der Zahl von Nestern, die sich dem jeweils untersuchten Kriterium zuordnen ließen. Dabei er- gab sich folgendes: 1. Die Ameisendichte betrug 15,9 (1966), 12,7 (1969) und 13,7 (1972) Nester je 100 ha; bei allen Aufnahmen blieb die Rangfolge der Arten gleich. F. rufa war am häufigsten, es folgte F. polyctena und — mit Abstand — F. pratensis. Von F. lugubris und F. truncorum wurden nur wenige Nester gefunden. Der Anteil der in Kolonien liegenden Nester ist bei F. rufa und F. polyctena mit im Mittel 60 0/0 bzw. 80 °/o gleichermaßen sehr hoch, F. rufe weist jedoch die doppelte An- zahl von Nestern je Kolonie auf.

4 Dieser „Arten-Austausch" ist auch bei erdbewohnenden Formiciden wiederholt be- obachtet worden (z. B. SCHERBA 1964, BRIAN 1956 a, b). -2 3-

2. Die Besiedlungsdichte in den verschiedenen Höhenlagen war einem starken Wechsel unterworfen: Während sie 1966 in den unteren Lagen (300-500 m) am stärksten war, zeigte sie 1972 zwei Maxima (300-400 m bzw. 600-700 m); dies beruht insbesondere auf einer starken Zunahme von F. polyctena in den höheren Lagen des Untersuchungsgebietes. 3. Die Besonnung erwies sich bei allen Aufnahmen als der wichtigste Standort- faktor: Unabhängig von der Hang- und Höhenlage fanden sich jeweils über 60 0/0 der Nester der drei häufigsten Arten an nach Süden offenen Standorten. Hieraus ergibt sich, daß 4. die Besiedlung überwiegend an Stellen mit günstigen Belichtungsverhältnis- sen erfolgte und zwar meist an der hangseitigen Böschung von Waldwegen und am Waldrand (jeweils ca. 75 0/0 bzw. 18 0/0 des Gesamtvorkommens). Dabei wurden sehr oft Lagen in kleinen Taleinschnitten bevorzugt, die auch im Som- mer wasserführend sind, daher eine höhere Luft- und Bodenfeuchtigkeit sowie eine besonders reiche Strauch- und Heckenvegetation aufweisen. 5. Trotz der häufigen Verlagerungen des Ameisenvorkommens durch Nest- aufgabe und Neugründung zeigte sich im Untersuchungszeitraum eine gleich- bleibend deutliche Bevorzugung von Tanne-Fichte-Buche=Mischbeständen sowie Tannen-Reinbeständen und deren Randgebieten.

VII. Summary

By means of three successive total inventories (1966/1969/1972) of nests of red wood ants belonging to the Formica rufa-group (F. rufa L., F. polyctena FÖRST., F. pratensis RETZ., F. lugubris ZETT. and F. truncorum F.)in a wooded area of 1640 ha (i. e. 4100 acres) in the South-west Black Forest (altitude bet- ween 290 and 820 m), the following environmental factors were analysed: 1. abundance of the single , 2. altitude, 3. exposition, 4. ecological nest distribution, 5. type of wood near the nest. The evaluation of the specific environmental factors was based on the number of nests associated with the individual examined criterions. The results were as follows: 1. The population density varied between 15.9 (1966), 12.7 (1969) and 13.7 (1972) nests per 100 ha (i. e. 6.4 — 5.1 — 5.5 nests per 100 acres). The gradation of the single species remained constant all the time. F. rufa was most abundant, closely followed by F. polyctena. F. pratensis was less frequent. Only a few nests were found of F. lugubris and F. truncorum. A very high rate of nests of F. rufa and F. polyctena belonged to colonies (60 °/0 resp. 80 obo on the average); F. rufa, however, showed twice as much nests per colony as F. polyctena. 2. The population density in the different altitude levels varied considerably: Whereas in 1966 it was strongest in the lower altitudes (300-500 m), it showed two maxima in 1972 (300-400 m resp. 600-700 m). This results esp. from a remarkable increase of F. polyctena in the higher altitudes of the investigated area. — 24 —

3. Insolation proved to be the most impörtant environmental factor: more than 60 °/e) of the nests of the three most abundant species were always found in a southerly exposition independently of altitude and direction of the slopes in the investigated area. From this followed that' 4. the colonisation mostly took place at the sloping of forest roads and at the edge of the forest (ca. 75 0/0 resp. 18 °/o of all nests). Very offen locations in small valleys were preferred wich even in summer time have enough water and there- fore have a higher air- and soil-humidity as well as an abundant vegetation of shrubs and hedges. 5. The location of the ant nests was offen changed by abandonment and new foundations. However, mixed stands of fir, spruce and beech as well as pure stands of fir — resp. their marginal zone — proved to be clearly preferred by the ants.

Schrifttum:

ALDUNG, K., G.: A critical evaluation of European research an use of red wood ants (For- mica rufa group) for protection of forests against harmful . — Z. angew. Entomol., 57, S. 167-189, 1966. BRIAN, M., V.: Segregation of species of the ant Myrmica. — J. anim. Ecol., 25, S. 319 bis 337, 1956 (1956a). — Exploitation and interference in interspecies competition. — J. anim. Ecol., 25, S. 339-347, 1956 (19566). BRIAN, M., V. & BRIAN, A., D.: Insolation and ant population in the west of Scotland. — Trans. roy. ent. Soc., 102, S. 303-330, 1951. BÜTTNER, K.: Einfluß des Nestschutzes auf die natürliche Vermehrungsrate einer Wald- ameisenkolonie (Formica polyctena FOERSTER) im Gemeindewald Schwarzenau. — Waldhygiene, 9, S. 118-123, 1971. CHAUVIN, R. et al.: Sur la transmission d'isotopes radioactifs entre deux fourmilieres differentes (Formica rufa et Formica polyctena). — Ins. sociaux, 8, S. 99-107, 1961. ECKLOFF, W.: Beitrag zur Ökologie und forstlichen Bedeutung bienenwirtschaftlich wich- tiger Rindenläuse. — Z. angew. Entomol., 70, S. 134-157, 1972. ECKSTEIN, K.: Die Nester der Waldameisen Formica rufa L., Formica trunicola NYL. und Formica exsecta (NYL.) FOR. - Mitt. Forstwirtsch. Forstwiss., 8, S. 635-685, 1937. EICHHORN, 0.: Zur Verbreitung und Ökologie der Ameisen der Hauptwaldtypen mittel- europäischer Gebirgswälder. — Z. angew. Entomol., 67, S. 170-179, 1971. GASPAR, C.: Les fourmis de la Famenne. III. Une etude ecologique. — Rev. Ecol. Biol. Sol, 9, S. 99-125, 1972. GÖSSWALD, K.: Ober den Einfluß verschiedener Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf die Lebensäußerungen der Ameisen. I. Die Lebensdauer ökologisch verschiedener Ameisenarten unter dem Einfluß bestimmter Luftfeuchtigkeit und Temperatur. — Z. wiss. Zool., 151, S. 337-381, 1938. — Die Rote Waldameise im Dienste der Waldhygiene. — Lüneburg 1951. GÖSSWALD, K. et al.: Die geographische Verbreitung der hügelbauenden Formica-Arten (Hym., Formicidae) in Europa. — Zool. Jb. Syst., 92, S. 369-404, 1965. — über die Entwicklung eines Waldameisen-Einsatzgebietes (Formica polyctena) im Forstamt Kleve. — Waldhygiene, 7, S. 206-219, 1968. KLIMETZEK, D.: Die Bedeutung des Kleinstandorts für die Verbreitung hügelbauender Waldameisen der Formica rufa-Gruppe (Hymenoptera: Formicidae). — Z. an- gew. Entomol., 66, S. 84-95, 1970. — 25 —

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(Am 20. 3. 1973 bei der Schriftleitung eingegangen)

— 27 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau 1 N. F. 11 27-23 Naturkunde u. Naturschutz 1. Oktober 1973

Vorläufige Mitteilung über das Vorkommen von Raptoformica sanguinea (LATR.) und Coptoformica exsecta (NYL.) im Südschwarzwald*

von

DIETRICH KLIMETZEK, Emmendingen"*

Bei den Aufnahmen zu einer mehrjährigen Studie über den Bestand hügel- bauender Waldameisen in einem Gebiet des Südschwarzwaldes (KLIMETZEK 1973), wurden auch die Nester zweier nicht zur Formica rufa-Gruppe (vgl. BETREM 1960) gehörigen Arten festgestellt: es handelte sich um die blutrote Raubameise Raptoformica sanguinea (LATR.) und die Kerbameise Coptoformica exsecta (NYL.). Beide errichten gelegentlich Nesthügel geringer Volksstärke aus vegetabi- lischem Material. Untersuchungen über ihre Verbreitung und Ökologie sind sel- ten (z. B. ECKSTEIN 1937; GÖSSWALD et al. 1965; WESSELINOFF & HORSTMANN 1968). Während Erhebungen über die hügelbauenden Arten der Formica rufa-Gruppe in drei verschiedenen Jahren durchgeführt wurden, begann die systematische Re- gistrierung aller Nester von R. sanguinea und C. exsecta erst 1972. Auf dieses Jahr beziehen sich die folgenden Mitteilungen. Das Untersuchungsgebiet liegt östlich von Freiburg i. Br. zwischen 290 und 820 m ü. N. N. Es umfaßt eine Fläche von 1640 ha, deren Hauptteil sich in einer Höhenlage zwischen 300 und 600 m erstreckt. Tanne, Fichte und Buche sind die dominierenden Baumarten. Von C. exsecta wurde 1972 nur ein Nest in südlicher Lage festgestellt. Im glei- chen Jahr fanden sich von R. sanguinea insgesamt 28 bewohnte Ameisenhaufen; dies entspricht einer Siedlungsdichte (NZ/100) von 1,7 Nestern je 100 ha. Die Verteilung des Vorkommens auf die einzelnen Höhenstufen und Hanglagen ist in Tabelle 1 dargestellt.

Tab. 1: Verteilung der Nester von R. sanguinea auf Höhenstufen und Hanglagen (Stand 1972). Höhenstufe Hanglage 301-400 401-500 501-600 601-700 Nester i. g. NZI100 Südhang 3 10 2 3 18 2,6 Nordhang 4 2 — 6 1,2 Westhang — 1 3 4 0,9 zusammen 7 13 2 6 28 NZ/ 100 1,7 2,1 0,5 3,7 1,7

Aus dem Forstzoologischen Institut der Universität Freiburg i. Br. '* Anschrift des Verfassers: FRef. Dr. D. KLIMETZEK, D-783 Emmendingen, Bahnhof- straße 13. — 28 —

Der Südhang weist mit 18 Nestern die höchste Besiedlungsdichte auf. An zwei- ter Stelle folgt der Nordhang, bei dem allerdings infolge seines ungünstigen Lokalklimas Hügel nur in den beiden untersten Höhenstufen (300-500 m) an- zutreffen sind. Drei der vier Nester am Westhang liegen zwischen 600 und 700 m. Einheitliche Verhältnisse in bezug auf die Höhenverteilung sind für das Vor- kommen von R. sanguinea nicht zu erkennen; nach GössWALD & KNEITZ (1965) tritt diese Art — wie auch C. exsecta — weniger höhen- als vielmehr standort- gebunden auf. R. sanguinea kam im Untersuchungsgebiet etwa zur Hälfte in Hügelnestern aus vegetabilischem Material vor; diese waren meist an Stubben angelehnt oder auf am Boden liegenden Reisig errichtet. Alle fanden sich auf sonnigen Frei- flächen und Lichtungen mit trockenem, oft steinigen Standort, die Erdnester ge- legentlich auch an der Böschung von Waldwegen.

Schrifttum:

BETREM, J., G.: über die Systematik der Formica rufa-Gruppe. — Tijdschr. v. Entom., 103, S. 51-81, 1960. ECKSTEIN, K.: Die Nester der Waldameisen Formica rufa L., Formica trunicola NYL. und Formica exsecta (NYL.) FOR. — Mitt. Forstwirtsch. Forstwiss., 8, S. 635-685, 1937. GÖSSWALD, K. & KNEITZ, G.: Zur Verbreitung der Waldameisen im Bayerischen Wald (Gen. Formica, Hym., Formicidae). — Collana verde, 16, S. 145-174, 1965. GÖSSWALD, K. et al.: Die geographische Verbreitung der hügelbauenden Formica-Arten (Hym., Formicidae) in Europa. — Zool. Jb. Syst., 92, S. 369-404, 1965. KLIMETZEK, D.: Die Variabilität der Standortansprüche hügelbauender Waldameisen der Formica rufa-Gruppe (Hymenoptera: Formicidae). — Mitt. bad. Landesver. Na- turkunde u. Naturschutz, N. F. 11, S. 9-25, 1973. WESSELINOFF, G. & HORSTMANN, K.: Vergleichende quantitative Untersuchungen über die Beute der Ameisenarten Formica polyctena FÖRSTER und Coptoformica ex- secta (NYLANDER). — Waldhygiene, 7, S. 220-222, 1968.

(Am 20. 3. 1973 bei der Schriftleitung eingegangen) — 29 —

I Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau Naturkunde u. Naturschutz N. F. 1 29-31 1. Oktober 1973 1

Blütenbesucher an Cirsium arvense (Diptera:

Syrphidae , Conopidae)

von

KURT KORMANN, Walzbachtal (KA)*

Disteln werden von zahlreichen Insekten verschiedener Ordnungen besucht, von denen die Dipteren einen großen Anteil bilden. Auf dem Felde, in der Nähe von Gewässern und im Walde wird man dabei immer wieder von anderen Flie- genarten überrascht. Je nach Jahreszeit und Vorkommen, kann man eine unter- schiedlich zusammengesetzte Fauna erwarten. Besonders stark ist der Anflug der Conopiden, wenn auch nicht in Arten, so doch in der Anzahl der Individuen. SACK (1930) gibt Cirsium arvense für Volucella inanis und pellucens an, die beide auch festgestellt wurden. Für Conopiden führt KRÖBER (1930) einige Arten der Gattung Conops und die Gattungen Myopa, Occemyia, Sicus und Dalman- nia an. Für das Gebiet macht SCHUMACHER (1968) keine Angaben für die Beob- achtungspflanze. Eine allgemeine Aufzählung von Blütenpflanzen, an denen Insekten angetrof- fen werden, besagt schon mehr als nur Ortsangaben; doch die Eigenart einer Fauna läßt sich erst aus der Gesamtheit eines Biotops verstehen. So wurde in einer Waldlichtung beobachtet, die an Cirsium arvense vorkommenden Blüten- besucher registriert und Eigenarten aufgeführt. Der Biotop, eine Waldschneise, liegt ca. 2 km westlich von Jöhlingen, Krs. Karlsruhe an einem aufgelassenen Kalksteinbruch mit einem Durchmesser von a. 50 m. Zwischen niederen Fichten und an freien Stellen finden sich größere Flächen mit Cirsium arvense, dazwischen Carduus crispus, Cirsium vulgare, perforatum und Heracleum sphondylium. Beobachtet und gefangen wurde in verschiedenen Zeitabständen vom 22. 7. bis 6. 8. 1972 in der Zeit von 10 bis 13 Uhr. Besonders gut war das Ergebnis bei wechselhaftem Wetter, da in den Intervallen der Sonneneinstrahlung die Aktivi- tät des Blütenbesuchs sehr lebhaft war. Es scheint, daß die Fliegen in der kurzen Zeit mehr dem Nahrungserwerb nachgehen, während sie bei andauerndem Son- nenschein Ruhepausen einlegen, auf Blättern sitzen oder in der Luft schweben.

Artenliste Syrphidae Heringia maculipennis MEIG. vereinzelt. Sie kommt im Gebiet meistens zusammen mit virens vor, die wahrscheinlich hier übersehen wurde und sonst die häufigere Art bildet. Cilosia sonor ZETT. 1 g liegt vor. Chilosia variabilis PANZ. war nicht selten und saß meistens auf Blättern.

Anschrift des Verfassers: K. KORMANN, D-7519 Walzbachtal 2, Waldstraße 45. — 30 —

Chilosia impressa LOEW vereinzelt. Die Gattung Chilosia war sehr häufig an Heracleum sphondylium, vor allem Chilosia illustrata, die aber an Cirsium und Carduus nicht zu finden war. Platychirus albimanus FABR. vereinzelt. Platychirus peltatus MEIG. vereinzelt. Ist durch die Größe und das breite Abdomen von den häufigen Platychirus-Arten sofort zu unterscheiden. balteata DEG. war gemein. Der Höhepunkt der Flugzeit fiel in den Be- obachtungszeitraum. Epistrophe cinctella ZETT. Die sonst häufige Art war nur vereinzelt zu finden. Didea intermedia LOEW 1 y v. 29. 7. liegt vor. Die Art trifft man immer nur vereinzelt an. Lasiopticus pyrastri L. war sehr häufig auch an Heracleum sph. wie überall im Gebiet zur Beobachtungszeit. Syrphus ribesii L. nicht selten. Syrphus vitripennis MEIG. wie vorige Art. Syrphus corollae FABR. vereinzelt. Sphaerophoria scripta L. häufig, auch an Heracleum sph. Sphaerophoria menthastri L. wie vorige Art, nur nicht so häufig. Xanthogramma ornatum MEIG. schwebte größtenteils zwischen Cirsium arv. und an- deren Pflanzen. Es war kein Blütenbesuch zu beobachten. bicinctum L. 1 9 v. 6. 8., vereinzelt an Heracleum sph. Volucella pellucens L. vereinzelt. Vollucella inanis L. häufiger als vorige Art und durch ihre Färbung und Größe sehr auffällig. Der Höhepunkt der Flugzeit liegt nach eigenen Beobachtungen im Juli/August. Eristalomyia tenax L. war sehr häufig auch an Heracleum sph. Eristalis arbustorum L. nicht so häufig, sonst wie vorige Art. Eristalis pertinax L. wie vorige Art. Eristalis nemorum L. vereinzelt. Die Fliegen der Gattungen Eristalomyia und Eristalis gehörten zu den häufigsten Blü- tenbesuchern und bildeten neben den Conopiden das beherrschende Element. Tubifera trivittata FABR. eine sehr häufige Art, doch nur vereinzelt. Syritta pipiens L. war nicht selten. Sie ist im Gebiet überall zu finden und wird beson- ders an Umbelliferen angetroffen.

Conopidae Conops scutellatus MEIG. war seltsamerweise hier nicht zu finden, während sie am Waldesrand an Origanum vulgare (ca. 100 m entfernt) sehr häufig flog und auch ver- einzelt an Cirsium arvense auftrat. Conops flavipes L. war sehr häufig auch in Kopula zu beobachten. Conops flavipes var. melanocephala MEIG. 1 g liegt vor. Conops ceriaeformis MEIG. flog noch nicht während der Beobachtungszeit, doch konnte sie später hier und an anderen Plätzen nachgewiesen werden. Der Höhepunkt der Flug- zeit liegt Mitte August (KORMANN 1971). Conops quadrifasciatus DEG. nicht so häufig wie flavipes. Thecophora fulvipes ROBIN-DESV. 1 g v. 22. 7. liegt vor. Die Art scheint sehr sel- ten zu sein und wurde hier zum erstenmal für das Kraichgauer Hügelland nachgewiesen. Sicus ferruginerts L. war nicht selten. Die Art hat eine lange Flugzeit und ist fast über- all anzutreffen.

Überblick

Conopiden wurden nur an Disteln als Blütenbesucher beobachtet und dabei festgestellt, daß bevorzugt Cirsium arvense angeflogen wurde, während der Be- such von Carduus crispus und Cirsium vulgare nur vereinzelt erfolgte. Der grö- ßere Anteil von blauen Farbtönen (KuGLER 1952) kann einen verstärkten Reiz — 31 — auf die Fliegen ausgeübt haben. Außerdem liegt hier eine eindeutige Konkurrenz dieser Blütenfarbe gegenüber gelb (Hypericum perforatum) und weiß (Herac- leum sphondylium) vor. Beobachtungen an Origanum vulgare, die eine ähnliche Färbung aufweist, brachte dasselbe Ergebnis. Syrphiden konnte man an allen Pflanzen antreffen, doch war der Anflug an Cirsium arvense wesentlich höher und auch der Artenreichtum größer. Konkur- renzerscheinungen anderer Pflanzen konnten nicht eindeutig nachgewiesen wer- den, da außer Disteln keine größeren Bestände vorhanden waren. Nur Chilosien scheinen weiß zu bevorzugen und Chilosia illustrata war nur an Heracleum sphondylium zu finden.

Zusammenfassung

Es wurden 24 Syrphiden- und 6 Conopiden-Arten an Cirsium arvense beob- achtet und bei den Conopiden keine Konkurrenz anderer Pflanzen festgestellt.

Schrifttum:

KORMANN, K. Beitrag zur Conopidenfauna Südwestdeutschlands. — Beitr. naturk. Forsch. Südw.-Dtl., 30, 2, S. 147-152, Karlsruhe 1971. KRÖBER, 0.: Blasenkopffliegen oder Conopidae. — In: DAHL, Die Tierwelt Deutsch- lands, 20, S. 119-142, Jena 1930. KUGLER, H.: Schwebfliegen bestäuben Blumen. — Orion, 7, 6, S. 219-222, München 1952. SACK, P.: Schwebfliegen oder Syrphidae. — In: DAHL, Die Tierwelt Deutschlands, 20, S. 1-118, Jena 1930. SCHUMACHER, H.: Die Schwebefliegen im Raum Heidelberg. — Beitr. naturk. Forsch. Südw.-Dtl., 27, 2, S. 101-1C8, Karlsruhe 1968.

(Am 18. 1. 1973 bei der Schriftleitung eingegangen)

— 33 —

Mitt. bad. Landesver. Abb. 9-11 Freiburg im Breisgau N. F. 11 1 33-43 Naturkunde u. Naturschutz Taf. 4 1. Oktober 1973

Ceresa bubalus F 1 (Homoptera: Membracidae) — Beginn der Einwanderung in Deutschland

Ein Beitrag zum Programm „Erfassung der Europäischen Wirbellosen (E. E.W.)"

von

ODWIN HOFFRICHTER & ERNST jr . TRÖGER, Freiburg i. Br.* Mit Abb. 9-11 und Tafel 4

Resume

Au mois d'octobre 1972, il nous etait possible de demontrer que Ceresa bisba- lus F. (Homopteres Membracides) — nouvelle espece pour l'Allemagne — est repandue assez contimäment dans les regions limitrophes du Rhin de la Bade meridionale. La frontiere actuelle de son aire de repartition se trouve i. 12 km. environ ä l'est du fleuve. Les plantes principales de sa nourriture etant la Luzerne et la Verge-d'or, aucun degät par les femelles deposantes ses oeufs sous l'ecorce des arbres fruitiers ne pouvait etre constate. Des rnodalites possibles de la disper- sion sont discutees.

Einleitung

Das Areal einer Tierart ist durch historische Gegebenheiten bedingt und öko- logische Bedingungen der Jetztzeit begrenzt. Es ist leichter möglich, Umwelt- faktoren zu analysieren und ihre jeweiligen Grenzwerte für eine Art zu bestim- men, als den erdgeschichtlichen oder rezent-historischen Nachweis für eine be- stehende Verbreitung zu führen. In günstig gelagerten Fällen zeigt sich, daß auch heute die Arten nicht starr an festgelegten Grenzen haltmachen, vielmehr daß sie den besiedelbaren Raum in dynamischer Weise nutzen. Was eine Art veranlaßt, ihr bisheriges Siedlungsgebiet durch inselartige Vorposten oder durch eine konti- nuierliche Wanderung in zuvor unbesetztes Areal auszuweiten, ist vielfach un- bekannt. Aus dem mitteleuropäischen Bereich sind in diesem Jahrhundert beson- ders ins Auge springende Beispiele aus der Vogelwelt anzuführen, wie etwa die Besiedlung durch Girlitz und Türkentaube oder das in Deutschland noch immer isolierte Vorkommen des Alpenseglers in Freiburg i. Br. seit 1955. Weniger auf- fallende Tierarten und insbesondere Wirbellose mögen ganz entsprechende Er- scheinungen zeigen; doch entgehen solche leichter der Beobachtung.

1 Nach amerikanischen Autoren wird die Art in die nächste verwandte Gattung Sticto- cephala gestellt; da jedoch noch die neueste Darstellung der Phylogenie der Membracidae (SraiimPEL 1972) sowie sämtliche Arbeiten über die Biologie der Art den bisherigen Namen verwenden, behalten wir ihn ebenfalls bei. Anschrift der Verfasser: O. HOFFRICHTER, E. J. TRÖGER, Biologisches Institut I (Zoo- logie) der Universität, D-78 Freiburg i. Br., Katharinenstraße 20. — 34 —

Im Prinzip zwar dieselben, aber im Erscheinungsbild andersartige Verhältnisse liegen bei Arten vor, die in einen Raum eingeschleppt werden, der mit ihrem ur- sprünglichen Areal in keinem auch nur lückenhaften Zusammenhang steht. Be- kannt sind Fälle, in denen es sich um Tierarten handelt, die der Mensch zu seinen Schädlingen rechnet, wie etwa Bisamratte oder Kartoffelkäfer. Da sie zunächst nicht Glied einer bodenständigen Biozönose sind, fallen eine Reihe von Faktoren der Ausbreitungsbeschränkung fort, falls es ihnen überhaupt aus klimatischen Gründen möglich ist, im Verschleppungsgebiet zu überleben. So fehlen ihnen art- spezifische Feinde oder Parasiten, soweit diese nicht mitgenommen wurden; es können ihnen Konkurrenten fehlen, wenn sie in speziellen ökologischen Nischen leben, die im neuen Gebiet nicht schon von anderen Arten gebildet wurden; sie mögen durch das Fehlen stärkerer Konkurrenzarten in der Lage sein, ihre Nischen zu verbessern, etwa zusätzliche Nahrungsquellen sich zu erschließen. Da solche Neuglieder einer Fauna zunächst als Störpunkte des ausgewogenen Systems der einheimischen Formen auftreten, ist ihr ökologisches Verhalten und damit die Art als solche oft viel auffälliger, etwa für einen betroffenen Wirtschaftszweig, aber auch für den faunistischen Beobachter. Es hat den Anschein, als ob sich derartiges zur Zeit im Bereich des südbadischen Oberrheingebiets mit der Zikade Ceresa bubalus F. abspielt. Für diese Art möch- ten wir hier den Namen „Büffelzirpe" vorschlagen, in Anlehnung an das ameri- kanische „buffalo tree hopper" — dem auch mittlerweile französisch „Cicadelle bubale" und italienisch „Cicalina-bufalo" nachgebildet wurden —, nach dem Species-Namen und der allgemeinen deutschen Familienbezeichnung der Mem- bracidae als „Buckelzirpen" (Taf. 4). Die bisherige Wanderungshistorie dieses aus Nordamerika stammenden Insekts, das erstmalig 1912 in Europa (HoRvÄTH 1912) festgestellt wurde und sich seitdem in allen Mittelmeerländern ausgebrei- tet hat, ist nicht Thema dieser Darstellung. Die unserem oben genannten Raum nächsten bisher publizierten Fundorte liegen in der Schweiz bei Sion im Kanton Wallis (BoveY & LEUZINGER 1938), in Frankreich in den Departements Rhbne, Allier sowie Seine-et-Oise; dazu kommt, als bemerkenswertes Einzeldatum, der Fund zweier Exemplare bei Souffelweyersheim im Norden Straßburgs (SCHÜLER 1951, 1952, 1955). A. COUTURIER, dem ehemaligen Direktor des Institut Natio- nal de la Recherche Agronomique, Centre de Recherche de Colmar, Station de Zoologie, verdanken wir die Mitteilung, daß im März 1960 in Bartenheim bei Schlettstadt/Unterelsaß Gelege sowie im September 1963 in Colmar Imagines gefunden wurden. Es ist nicht auszuschließen, daß weitere Einzelfunde bereits vorliegen. Viele Faunisten, gerade auch unter den Entomologen, sind der zu- treffenden Ansicht, daß nicht jeder Neufund einer schon vorhandenen Art oder eine Minimalausweitung eines Areals der Publizierung bedürfe. Von der rechtsrheinischen Seite des südlichen Oberrheins lagen uns bisher fol- gende Funde und Beobachtungen vor, die hier ohne jeden Anspruch auf Voll- ständigkeit wiedergegeben werden sollen, soweit sie zu unserer Kenntnis gelang- ten: 16. 8. 1966 1 9 am Isteiner Klotz (K. VOIGT, Bruchhausen). 1969 1 Exemplar in Schopfheim-Langenau (C. BROCKHOFF, Worpswede). Sommer 1971 Umgebung Badberg/Kaiserstuhl (U. ATAK, damals Pflanzen- schutzamt Freiburg). Ende Juli 1971 Burkheim/Kaiserstuhl (Exkursion des Zoologischen Instituts Marburg). — 35 —

3. 9. 1971 Burkheim/Kaiserstuhl (Exkursion des Zoologischen Instituts der Freien Universität Berlin). September 1971 Gartengrundstück in Marlen/Kehl (W. KUNZ, Ettenheim). Nach Auskunft von Herrn K. VoIGT, der sich dankenswerterweise die Mühe der Durchsicht machte, ist die Art weder in der allgemeinen Badischen Samm- lung, noch in den Einzelsammlungen LEININGER, BICKEL, NoworNY (alle in den Landessammlungen für Naturkunde Karlsruhe) vertreten. Fräulein R. DUDERSTADT stieß anläßlich ihrer Staatsexamensarbeit über die Wanzen des Isteiner Klotzen am 31. 8. 1972 und später wieder auf das Tier. Diese Funde veranlaßten uns zu versuchen, ein möglichst geschlossenes Bild seiner Verbreitung im Oberrheingebiet zu gewinnen. Was uns zur Vermutung Anlaß gibt, sie sei bisher schon flächenmäßig stärker in Südbaden verbreitet gewesen, als diese wenigen Einzeldaten glauben lassen, soll die Darstellung ihres Vorkom- mens zeigen, wie wir es im Herbst 1972 ermitteln konnten.

Methodik

Nachdem sich erste Fälle von Massenvorkommen an Goldrute (Solidago gigantea und S. canadensis) und Luzerne (Medicago sativa) fanden, wurde der Versuch einer Verbreitungsanalyse für die südbadische Oberrheinebene unter- nommen, die ausschließlich auf der Kontrolle dieser Pflanzen basierte. Es wurden zwei verschiedene Prinzipien der Probennahme im Gebiet und damit der karto- graphischen Darstellung gewählt: 1. Die UTM-Gitter-Quadratmethode des Programms „Erfassung der Euro- päischen Wirbellosen", 2. die Koordinaten-Rechteckmethode der „Avifauna Baden-Württembergs".

Erläuterung zu den Methoden: 1. Anfang 1972 bildete sich in der Abteilung für Biogeographie des Geographischen Instituts der Universität des Saarlandes in Saarbrücken unter Leitung von Prof. Dr. P. MÜLLER eine für die Bundesrepublik Deutschland zuständige Zentrale des „European Invertebrate Survey" (Zentrum in Abbots Ripton/England) und der gleichgeordneten „Cartographie des Invertares Europens" (Zentrum in Gembloux/Belgien), welche die deutschsprachige Bezeichnung „Erfassung der Europäischen Wirbellosen" einführte. Spe- zialisten der verschiedenen Gruppen sind aufgerufen, an das zuständige Landeszentrum- inzwischen entstanden in anderen europäischen Ländern weitere oder sind im Aufbau begriffen — die regionale Verbreitung der von ihnen untersuchten Arten zu melden, wo sie zunächst gespeichert werden. Nach einem von der britischen Zentrale, die für ihren Bereich sich am längsten mit diesen Fragen befaßt, ausgearbeiteten System werden die Funddaten auf IBM-Lochkarten eingetragen, und zwar pro Funddatum und Fundort eine Karte. Diese werden von der Zentrale (oder dem Bearbeiter, „compiler") abgelocht und stehen damit einer Auswertung mit Hilfe eines Computers in unbeschränktem Um- fang zur Verfügung. Abb. 9 zeigt eine ausgefüllte, noch nicht gelochte Karte, wie sie an die Zentrale eingesandt werden soll; dabei sind nur die unerläßlichen Daten eingetragen. Für weitere Einzelheiten sei verwiesen auf MÜLLER & SCHREIBER 1972. Interessenten er- halten aus Saarbrücken Informationsmaterial und Arbeitsunterlagen. Für Südbaden ste- hen wir gerne mit Auskünften zur Verfügung.

Um einen Beitrag zu diesem Programm zu leisten — bisher liegen in Saar- brücken keine deutschen Daten für diese Art vor —, wurde die Bestandsaufnahme in den vorgeschriebenen Grundflächeneinheiten, den UTM-Gitter-Quadraten — 36 —

• GEN.. THE EUROPEAN INVERTEBRATE SURVEY GRID GEO-

S:Z: CARTOGRAPHIE DES INVERTEBRES EUROPEENS ERFASSUNG DER EUROPÄISCHEN WIRBELLOSEN RE ' CODE

LEG. ORDER NUM. GEN.. SPEC. NUM. ORDER NAME P. Blum Homoptera 1-4 5-9 (1-5) EG. Membracidae SPECIES 77-75 Ceresa 24-35 bubalus F. TJT-7E, k 911 011 9 7 2 11 -23 SUB -SPECIES 10 LOC. SOURCE FIELD 9 X GM REF. L T 9 36-39 (73 -76) Badenweiler MUSEUM GEO- CODE LIT. 44 -66 78 40 -43 (77-60)

MATERIAL STATUS . COMMENTS 6. COMPILER 2 3 .,,, INT. NIG. ATE. 76 0. Hoffrichter 79 STAGE 0' 9 y OVA LARV. PAPA l'›ot -67,,,, DREI. E. J. Troger 400. DATA mehrere Exemplare an ein- 80 7Plnen TamArnpRtrinapr

Abb. 9: Einzelfundkarte des E.E.W.-Programms.

vorgenommen (UTM = Universale Transversale Mercatorprojektion). Auf der Einzelfundlochkarte sind die Quadrate in den Spalten 36-39 einzutragen („grid reference"). Man entnimmt die Bezeichnung für diese Flächenstücke der im Han- del erhältlichen „Deutschen Generalkarte" im Maßstab 1:200 000; dort ist das UTM-Netz in violetter Farbe aufgedruckt. Stärkere Linien begrenzen 100-Kilo- meter-Quadrate mit Doppelbuchstaben-Gruppen; schwächere Linien markieren 10-Kilometer-Quadrate, die fortlaufend von 00 bis 99 zu zählen sind, senkrecht von unten nach oben und von links nach rechts schreitend. Da bei der Abrollung der Oberfläche eines Globus in die Ebene nur Teile einigermaßen ohne Verzer- rung wiedergegeben werden können, müssen zwischen den quadratischen Berei- chen regelmäßig spitzkonisch zulaufende Ausgleichszonen eingeführt werden; in diesen Gegenden — im Bereich der Bundesrepublik Deutschland etwa im Raum Landshut/Niederbayern — ist die Zuordnung zu einer Grundfläche manchmal sehr schwierig und im Extremfall nicht mehr möglich. Ähnliches gilt übrigens auch wegen der begrenzten Druck- und Ablesegenauigkeit auf den Karten für alle Quadrat-Linien und vor allem -Schnittpunkte.

2. Die in der Arbeitsgemeinschaft „Die Vögel Baden-Württembergs — Avifauna Ba- den-Württembergs" unter Leitung des Landesavifaunisten J. HÖLZINGER, Oberelchingen, erbrachten Befunde, die in einem - vor der Herausgabe des 1. Bandes stehenden, gleich- namigen Werk zur Veröffentlichung gelangen, werden kartographisch in Koordinaten- Rechtecken von geographischen Minuten dargestellt, die einer Fläche von ungefähr 2,3 km' entsprechen. Diese Einheit wurde gewählt, weil sie, auf die gesamte Landesfläche bezogen, für jene Publikation die kleinste im Druck durch einen getrennten Punkt dar- stellbare Größe besitzt. Der in unserem Fall bearbeitete Raum ist erheblich geringer, und damit kann eine Darstellung in kleinerem Maßstab vorgenommen werden. Durch Ein- zeichnen in diese Koordinaten-Rechtecke soll das Vorkommen belegt werden, da sich nicht selten herausstellt, daß Organismen syntop sind, aber nicht in einer Biozönose im engeren Sinn leben. Für solche Arten sind gleiche ökologische Faktoren von Wichtigkeit, nach denen zu suchen sinnvoll ist.

Wir nehmen in allen Fällen eine getrennte Eintragung vor, wenn verschiedene Funde innerhalb eines solchen Koordinaten-Rechtecks liegen, da die Vergröße- rung der Kartenausschnitte dies hier zuläßt. — 37 r.

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Abb. 10: Verbreitung von Ceresa bubalus im südbadischen Oberrheingebiet im 10-km- UTM-Gitter. — 38 —

Ergebnisse

Das verwendete Datenmaterial stammt von Exkursionen, die zwischen dem 26. 9. 1972 und 25. 10. 1972 durchgeführt wurden. Anstatt einer umfangreichen tabellarischen Dokumentation sollen die nachfolgenden Karten die Befunde sinn- fälliger demonstrieren. In Abb. 10 ist die Oberrheinebene mit aufgelegtem UTM- gitter wiedergegeben. Die Markierung der durch Funde positiv belegten Qua- drate ist in der Literatur zur E. E. W. bisher nicht einheitlich; LECLERCQ (1970 f.) füllt sie durch eingesetzte runde Zeichen praktisch völlig aus, SCHMIDT-KOEHL (1971) verwendet für das Saarland einen kleineren Maßstab, der größere Qua- drate und damit die Eintragung mehrerer Funde in einer Flächeneinheit erlaubt. Wir begnügen uns ebenfalls mit einem Eintrag pro Fläche, der jedoch nicht nor- miert, sondern realistisch vorgenommen wird (schwarze Dreiecke). Dabei ist in allen Quadraten, die mehr als einen positiven Nachweis enthalten, der jeweils dem Rhein entfernteste und/oder der höchstgelegene abgebildet. An jenen Stel- len, wo nur ein geringer Teil eines Quadrats auf die badische Seite übergreift, ist der Deutlichkeit halber das Belegzeichen auf die andere Rheinseite verlegt und durch einen Strich mit dem Winkelstück verbunden. Diese Art der Darstellung ist auch dadurch gerechtfertigt, daß in der E. E.W. ein Quadrat auch durch einen Fund an einer winzigen Randstelle als positiv belegt gewertet wird.

In Südbaden sind folgende UTM-Quadrate positiv für Ceresa bubalus: LT 87, 88, 96, 97, 98, 99. MT 06. LU 90, 91, 92, 93. MU 00, 01, 02, 03, 04, 05, 06, 07, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19. Aus Zeitgründen konnte der Raum zwischen Offenburg und der Regierungs- bezirksgrenze im Norden nicht mehr kontrolliert werden. Die genaue Lokalität des Fundes von C. BROCKHOFF von 1969 (in MT 17) wurde uns erst nach Abschluß unserer Bestandsaufnahme bekannt. Dafür wurden die Landkreise Emmendingen und Freiburg, in denen wir die ersten Massenfunde machen konnten, eingehender untersucht. Abb. 11 gibt ein detailliertes Bild der Befunde. Zwischen Herbolzheim im Norden und Hartheim im Süden sowie Breisach im Westen und Sexau im Osten sind sämtliche Gemar- kungen durch einen Kreis für den Ortsmittelpunkt eingezeichnet (ausgenommen die Kreishauptstädte); dabei sind neuere Gemeindezusammenschlüsse und Ein- gemeindungen unberücksichtigt geblieben und statt dessen alle getrennten Orts- kerne, deren Zwischenräume vollständig im genannten Raum überprüft wurden, im Gitternetz der Koordinaten-Rechtecke wiedergegeben. Ausgefüllte Dreiecke stehen für positive, leere für negative Befunde. Die letzteren sind jedoch nur im Bereich östlich des geschlossenen Besiedlungsgebiets der Zikade aufgeführt; an den Grenzen des Vorkommens überschneiden sich Nachweise und Fehlanzeigen durchaus, wie auch selbst im Bereich des Massenauftretens nicht sämtliches ver- fügbare Substrat besetzt wird. Es sei darauf hingewiesen, daß wir einen nega- tiven Befund nur dann gelten lassen, wenn ca. 95 ob einer Untersuchungsfläche kein Individuum erbrachten. (Mehr als einmal hielt sich das einzige Stück — etwa in einem Luzerne-Feld — am straßenfernsten Rand auf und mußte entspre- chend lange gesucht werden.) Nach Maßgabe des vorgenommenen Programms reicht aber ein Einzeltier als Nachweis eines geographischen Vorkommens aus. — 39 —

In dieser Feinaufnahme kommt Ceresa bubalus vor: Im rheinnahen Bereich, rund um den Kaiserstuhl, aber auch im Inneren, am Tuniberg, im mittleren Teil des Nimbergs in der March und in der Vorbergzone nördlich von Emmendingen, wo die Ostgrenze nicht festgestellt werden konnte.

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Abb. 11: Verbreitung von Ceresa bubalus in den Landkreisen Emmendingen und Frei- burg im Minuten-Rechteckgitter.

Diskussion

Unsere Untersuchungen zeigen, daß sich die Zikade auf wenigstens 120 Strom- kilometer rechts des Rheines befindet. Im 10 X 10-Kilometer-Maßstab betrachtet, kommt sie kontinuierlich von Grenzach bis Rheinbischofsheim vor. Die karto- graphische Analyse von Abb. 11 zeigt ein feineres Bild ihrer Verteilung. Es fallen einige zeichenleere Räume auf, so nördlich und südwestlich von Freiburg, nord- westlich von Emmendingen, westlich von Kenzingen. Hier handelt es sich um dichte Waldungen, große Wiesengebiete oder andere Kulturformen, wie Mais- — 40 — felder. In diesen Flächen war weder Goldrute noch Luzerne zu finden, auf welche sich die Nachsuche spezialisierte. Mit der Entfernung vorn Rhein nehmen im all- gemeinen die Individuenzahlen ab. Die größten Dichten lagen nordwestlich und südwestlich des Kaiserstuhls (über 50 Stück bei fünf Minuten Suchzeit). Auch in der Nähe des Hochrheins sowie im Hanauerland und in der Ortenau fanden sich keine solchen Massenvorkommen. Die durchschnittliche Maximalentfernung vorn Rhein beträgt ca. 12 km. Hiervon gibt es nur eine deutliche Ausnahme: im Nim- berggebiet beläuft sich der Abstand zum Rhein, auf wenigstens 16 km. Damit liegt die Annahme nahe, daß eine Rheinüberquerung tatsächlich im Bereich des Kaiser- stuhls stattgefunden haben könnte, wenn man den aktuellen Stand der Verbrei- tung ins Auge faßt. Es konnte zunächst nicht unsere Aufgabe sein, auch im Elsaß nach entsprechenden Belegen zu suchen; zwei Stichproben an den Straßenzügen Breisach—Colmar und Sasbach—Schlettstadt überzeugten uns vom dortigen Vor- kommen. Eine überprüfung von Osten her erbrachte auf der Baar zwischen Präunlingen/Hüfingen und Neustadt sowie im gesamten Zartener Becken bei Freiburg keinen Fund. Da die Büffelzirpe ein zusammenhängendes Gebiet be- siedelt, das sich bisher — mit der einen, keilförmig vorspringenden Ausnahme (Nimberg) — nicht weiter als 12 km vom Rhein erstreckt, dessen Grenze also keine markante Nord-Süd-Charakteristik besitzt, sondern dem Rheinlauf ziem- lich parallel folgt, darf man folgern, daß die Ausbreitung über den Rhein hin erfolgt ist und nicht über den Basler Raum. Die beiden vorpostenartigen Funde in MU 00 (Untermünstertal) und MU 01 (Freiburg-St. Georgen) lassen sich am besten bei einer Bewegungsrichtung von West nach Ost erklären. Für diese Wanderungsrichtung auf der rechtsrheinischen Seite sprechen ökolo- gische Gründe. Wir fanden die Tiere nur an Goldrute und Luzerne bei der Nah- rungsaufnahme. Daneben prüften wir mehrfach eine Reihe weiterer Pflanzen- arten, wie Rotklee, Weißklee, Esparsette, Hauhechel, Steinklee und andere Schmetterlingsblütler; an ihnen war nie ein Tier zu finden. In den Luzerne-Klee- Mischfeldern saßen sie stets an der Luzerne. Wenn also der Luzerne nahe ver- wandte Gattungen anscheinend kein Nahrungssubstrat bieten, so gab es doch öst- lich ihrer Verbreitungslinie genügend Luzernefelder, auf denen man sie hätte erwarten können, etwa im Freiburger Gebiet. Bei einer Ausbreitung von Süd nach Nord sollte man erwarten, daß die Zikaden sich erst die großen Nahrungs- angebote zunutze machten, bevor sie ökologisch weniger begünstigte, z. B. Einzel- stauden am Waldrand aufsuchten. Nimmt man als offensichtlich auch bevor- zugtes Substrat die Goldrute hinzu, so könnte der insgesamt zur Besiedlung ver- fügbare Raum noch schneller besetzt werden. Die Goldrute scheint geeignet zu: sein, über größere Areale von nicht nutzbaren Kulturen hinweg zu helfen. Die Zikade nimmt sowohl Einzelstauden im Kies des Rheinufergeländes wie auch gelegentlich Horste dieser Pflanze in größeren Waldungen an. Allerdings waren durch den ungewöhnlich trockenen Herbst dieses Jahres die meisten Goldruten- bestände schon verdorrt oder hatten ihre Blätter verloren (die Büffelzirpe saugt an den Blattstielen, wenigstens bevorzugt); daher kamen nur auf feuchten Böden oder geschützt stehende Goldruten und dabei besonders Jungpflanzen als Lock- und Fundstellen in Frage. Hiervon gab es keine Ausnahme. Im Bereich des Moos- waldes stünden genügend Goldruten zur Verfügung, die als Wirtspflanzen hätten angenommen werden können. Ob zwischen Goldrute und Luzerne eine Kon- kurrenz in bezug auf ihre Beliebtheit bei der Zikade besteht, kann bisher nicht gesagt werden. An Standorten mit beiden Pflanzen waren meist beide fündig; häufiger war jedoch die Luzerne noch in einem besseren Zustand. Auch ein ge- — 41 — pflegtes Luzernefeld gegenüber einem verwahrlosten oder aufgelassenen oder Einzelpflanzen besaß keine bevorzugte Attraktion. Da keine systematische Unter- suchung der Verteilung auf die beiden Wirtspflanzen vorgenommen wurde, sei auf die zahlenmäßige Differenzierung verzichtet. Trotz allem können wir auch jetzt nicht eine weiter östlich verlaufende Arealgrenze ausschließen. In der nord- amerikanischen Heimat der Art sind weitere Futterpflanzen unter Löwenzahn-, Wegerich-, Distel- und Ampferarten bekannt, aber auch der Rotklee wird dort bevorzugt angenommen. COUTURIER weist ferner auf Winde hin. Während wir die erstgenannten Pflanzen bei den Bestandsaufnahmen nicht berücksichtig- ten, fanden wir sie am Rotklee nie; es ist daher durchaus möglich, daß Ceresa bubalus auch bei uns noch widere Nahrungspflanzen besitzt. Im Becken östlich von Freiburg fand sich weder Luzerne noch Goldrute, auf den Höhen nördlich von Emmendingen wird wegen kalkarmer Böden die Luzerne vom Rotklee ab- gelöst; in diesen Räumen konnten wir aus den genannten Gründen für die Exi- stenz der Zikade keinen Beweis erbringen. Die Meereshöhen der Fundstellen deuten in ihrer Verteilung gleichfalls auf eine Ausbreitung in west-östlicher Richtung. Im Quadrat MU 00 beträgt der Höhenunterschied zwischen dem extremen Einzelfundplatz in Untermünstertal und dem nächstgelegenen der Ebene rund 130 m, vom Vogelsangpaß im Kaiser- stuhl bis Bötzingen in MU 02 ebenfalls 130 m, von Kenzingen bzw. Malterdin- gen in MU 03/13 bis Bombach 80 bzw. 60 m. Bei einer reinen Ausbreitungsten- denz von Süd nach Nord wäre weniger wahrscheinlich, daß Plätze bereits besetzt sind, die so beträchtlich über der mittleren Höhenlage der Rheinebene liegen. Zu- treffender erscheint die Annahme, daß sich die Art in die nach Osten verlaufen- den Täler und auf die Höhenzüge hinauf bewegt, weil sie ohnehin in dieser Rich- tung vordringt. Wir können über maximale Höhenbesiedlung keine Angaben machen. Nach Ansicht von COUTURIER liegt sie in Frankreich um 800 m. Schon von daher kann man Dturins (1953), der die Art für ausgesprochen thermophil hält, nicht ohne weiteres zustimmen; die von ihm angenommene Diskontinuität könnte sich auch für Frankreich als eine scheinbare herausstellen, wenn dort eine Bestandsaufnahme mit der Präzision vorgenommen würde, wie bei uns.

Biologische Bedeutung

Eine besondere Motivation, der Verbreitung der Art in unserem Raum nach- zugehen, gab uns ihre Biologie, von der bisher noch nicht die Rede war. Während die nur 2 1/2 Monate dauernde Larvalentwicklung und die Nahrungsaufnahme im allgemeinen sich auf den erwähnten, krautigen Pflanzen vollzieht, nehmen die erwachsenen Weibchen zur Eiablage einen Wirtswechsel vor. Sie legen in die jun- gen Zweige von Bäumen ab, vor allem von Obst und dabei besonders häufig von Äpfeln. Dies ist der Punkt, an dem sie schädlich werden können. Mit dem Lege- bohrer schneiden sie Schlitze in die Rinde, in welche sie dann portionsweise ihre Eier legen. Zahlreiche solche Schlitze können nahe beieinanderliegen; sie pflegen sich nicht zu schließen und reizen das pflanzliche Gewebe zu Wucherungen. Auch bestehen hier Gefahren des Eindringens phytopathogener Keime, besonders von Pilzen. Die Schädigung kann so bedeutend sein, daß man eine biologische Be- kämpfung versucht hat. Dies gelang in Nordamerika mit dem Eiparasiten Poly- nema striaticorne F. (Hymenoptera: Mymaridae). Man hat den Parasiten in Italien mit einigem Erfolg nachgeführt (VIDANo 1968); doch herrscht offenbar keine einheitliche Meinung über den Grad der Schadwirkung durch die Zikade. -42 -

COUTURIER hält nach seiner Erfahrung in Frankreich die Gefährdung für nicht so groß. Bei uns konnte H. K. KÖRNER die Eiablage im Freien an jungen Apfel- und Pfirsichbäumen feststellen und im Labor, wo die Tiere jetzt für histologische Untersuchungen in Kultur gehalten werden, durch Anbieten frischer Zweige das Ablegen erreichen. Zur weiteren Information über den Entwicklungszyklus und Experimente zur Wirtswahl und zum Larvalverhalten sei auf die Arbeiten von BALDUF (1928) und COUTURIER (1941, 1953) verwiesen. Einzelne Funde unter unseren Belegen — die nicht systematisch gesucht worden waren — stammen von Feldulme und Weide; diese sind als Wirtsarten auch aus Nordamerika bekannt. Besonders muß noch auf die Tatsache hingewiesen werden, daß auch der Wein- stock von Ceresa bubalus befallen wird (ausführliche Literaturliste in VIDANO 1963). Eine unserer Fundstellen lag an Luzernestauden inmitten eines ausgedehn- ten Rebgeländes. Im übrigen sind manche Stellen am Kaiserstuhl und Tuniberg nicht weit von Weinbergen entfernt. Wir haben regelmäßig notiert, wenn Luzerne in der Nähe von oder unter Obstbäumen vorkam und mit der Zikade besetzt war. Da die Weibchen anschei- nend niedrige oder junge Holzgewächse zur Ablage benutzen (CouTumER 1941) und alle Sichtfunde an Bäumen von Augenhöge lagen, mag eine hochgewachsene Obstbaumkultur gar keine sonderliche Bedeutung als Substrat für die Eiablage haben. Es werden sicher Entfernungen, die bisher nicht genauer begrenzt werden konnten, zwischen dem Ort des Schlüpfens der Larven und dem Ort ihrer weite- ren Entwicklung überwunden. Hieraus ergibt sich die Frage nach dem Ausbreitungsmechanismus. Der Ansicht, die Art sei ein schlechter Flieger, wie COUTURIER sie vertritt, können wir nicht zustimmen. Wir sahen sie mehrmals fliegen, und besonders bei höheren Tem- peraturen startete sie zuweilen gleich nach dem Fang wieder aus dem Käscher. Daß sie fliegend die Rheingrenze überqueren könnte, halten wir ohne weiteres für möglich. Viel schwieriger dürfte die Überwindung des breiten Waldgürtels der Oberrheinebene sein. Eine Windverdriftung erscheint in gewissem Maße als möglich. Eine andere Weise der passiven Verbreitung mag aber noch einen höhe- ren Wahrscheinlichkeitsgrad besitzen: Da das Ei rund 9 Monate nach der Ablage in den Zweigen liegt, bis die Larven schlüpfen, ist eine Verschleppung durch Stecklinge, Pfropfreiser oder Junggewächse gut vorstellbar. Von einer infizierten Baumschule aus könnte die Ausbreitung leicht einen größeren Raum gewinnen; passende Abwehrmaßnahmen hiergegen schlägt COUTURIER (1941) vor. Nach Auskunft von Herrn Dr. ENGEL, Pflanzenschutzamt Freiburg i. Br., werden Bäu- me von Frankreich her nur über Kehl eingeführt. Hier könnte eine lokalisierte Pforte für eine eventuelle Einschleppung bestehen. Allerdings werden die Bäume mit Blausäure begast. Die Beurteilung dieser angewandt-zoologischen Probleme muß den Fachleuten vorbehalten bleiben; wir haben mit unserem Beitrag versucht, darauf aufmerk- sam zu machen. Entomologen wie Praktiker seien angesprochen, von Juli an auf den entsprechenden Pflanzen nach den erwachsenen Zikaden zu suchen, um da- durch ein umfassenderes Bild vom Status und Vordringen der Art im Rechts- rheinischen zu erhalten und möglichen Schäden vielleicht schon in den Anfängen zu wehren. Für entsprechende Mitteilungen sind wir dankbar.

Wir danken Prof. Dr. G. OSCHE für Stimulation zu dieser Untersuchung und kriti- sche Stellungnahme zur Auswertung, unseren Kollegen P. BLUM, Frl. R. DUDERSTADT, Frl. A. KOBEL-VOSS, Dr. H. K. KÖRNER, Dr. H. REGENFUSS und W. PANKOW für ihre eigenständige Arbeit bei der Datengewinnung im Gelände, Dr. H. PSCHORN-WALCHER, — 43 —

Commonwealth Institute of Biological Control, Delmont, Dr. A. COUTURIER, Colmar, Prof. Dr. J. M. FRANZ, Darmstadt und Dr. W. WAGNER, Hamburg, für ihre freundliche Auskunft zur Situation in der Schweiz, Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland, Dr. H. ENGEL für die angebotene Unterstützung bei der weiteren Beobachtung im Frei- burger Raum und, last not least, Frl. A. WEIDEMANN für die Fertigstellung der Abbildun- gen und des Manuskripts.

Schrifttum:

BALDUF, W., V.: Observations an the buffalo tree hopper Ceresa bubalus FABR. (Mem- braciclae, Homoptera), and the bionomics of an egg parasite, Polynema striati- corne GIRAULT (Mymaridae, Hymenoptera). — Ann. ent. Soc. Am., 21, S. 419 bis 435, 1928. BOVEY, P. & LEUZINGER, H.: Presence en Suisse de Ceresa bubalus F., Membracide nui- sible d'origine americaine. — Bull. Soc. vaud. Sci. nat., 60, S. 193-200, 1938. COUTURIER, A.: Nouvelles observations sur la vie larvaire de Ceresa bubalus Fab. — C. r. Acad. Agric. , 27, S. 214-218, 1941. Observations sur le comportement larvaire chez Ceresa bubalus F. (Hemiptere Membracidae): choix du point de fixation sur — Act. Congr. , 72e Scss. Ass. fr. Avanc. Sei., S. 450-452, 1953. Durms, C.: Notes, remarques et observations diverses sur les Hemiptercs. Troisierne serie. VII. A propos de Ceresa bubalus (F.) (Membracidae). — Cah. Nat., N. S. 8, S. 29, 1953. HORVÄTH, G.: Rovartani Lapok, 19, S. 145-147, 1912 (nach VIDANO 1963). LECLERCQ, J., ed.: Atlas provisoire des Insectes de Belgique. — Gembloux 1970 f. MÜLLER, P. & SCHREIBER, H.: Erfassung der Europäischen Wirbellosen. — Mitt. bio- geogr. Abt. geogr. Inst. Univ. Saarl., 2, S. 1-12, 1972. SCHMIDT-KOEHL, W.: Lepidoptera Rhopalocera et Grypocera de la Sarre (Saarland). — In: LECLERCQ, J., ed.: Atlas provisoires hors-series. — Gembloux 1971. SCHULER, L.: Insectes nouveaux pour la faune d'Alsace. — Bull. Ass. philomath. Alsacc Lorraine, 9, S. 71, 1951. — Des pieges naturels. — Entomologiste, 8, S. 111-113, 1952. — SupplCment au catalogue des Homopteres d'Alsacc et de Lorraine. — Bull. Ass. philomath. Alsace Lorraine, 9, S. 146-147, 1955. STRÜMPEL, H.: Beitrag zur Phylogenie der Membracidae RAFINESQUE. - Zool. Jb. Abt. Syst. Ökol. Geogr. Tiere, 99, S. 313-407, 1972. VIDANO, C.: Eccezionali strozzature anulari caulinari provocate da Ceresa bubalus F. in Vitis. — Cent. Ent. alp. for. Cons. naz. Ric. Publ., 74, 108 S., 1963. - Precisione e labilitä fenologiche di un Calcidoideo Mimaride. — Atti Accad. Sci. Torino, Cl. Sci. fis., mat. nat., 102, S. 581-587, 1968.

(Am 7. 2. 1973 bei der Schriftleitung eingegangen) Tafel 4

Ceresa bubalus F. — 3 Exemplare an Pfirsich; lebhaft grün gefärbt, 7-10 mm Gesamt- länge (Aufnahme: H. K. KÖRNER). ODWIN HOFFRICHTER fz ERNST J. TRÖGER: Tafel 4 Ceresa bubalus F. (Homoptera: Membracidae) — Beginn der Einwanderung in Deutschland.

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Mitt. bad. Landesver. Abb. Freiburg im Breisgau N. F. 11 1 1 1 45-54 Naturkunde u. Natursdiutz 12-20 1. Oktober 1973

Verteilung und Schwankungsbreite einiger limnischer Ökofaktoren in den Gewässern des Taubergießengebietes (Oberrheinebene)'

von

WALTER GELLER, Konstanz

Mit Abb. 12-20

Im Rahmen der Bemühungen, eines der besterhaltenen Auwaldgebiete Deutsch- lands vor dem Zugriff der Zivilisation zu bewahren, ist das Taubergießengebiet im nördlichen Kaiserstuhlvorland in letzter Zeit wieder in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt. In diesem Zusammenhang sollen hier einige u. U. ökolo- gisch bedeutsame Daten, die in den Jahren 1968/69 im Rahmen einer limnologi- schen Untersuchung des Fließgewässernetzes erarbeitet wurden, in kurzer Form dargelegt werden. Die morphologische Gliederung des Gewässernetzes des Taubergießengebietes sowie seine Entstehung sind in ausführlicher Form beschrieben bei KRAUSE (1967, 1971). An dieser Stelle finden sich auch Angaben über die Herkunft des Wassers, das hier in vielen Quellwasseraustritten zutage tritt, über das jahresperiodische Temperaturverhalten in der Zeit vor 1967, über die Pflanzengesellschaften der Fließgewässer sowie eine Diskussion über die biozönotische Eingliederung. Zur Einführung in die vorhandene Literatur über das Gebiet wird ebenfalls auf den genannten Autor verwiesen. An dieser Stelle seien einige Untersuchungsergebnisse über die Tages- und Jahresperiodik der Gewässertemperatur, des Sauerstoffgehaltes, des pH-Wertes und des Calcium- und Magnesiumgehaltes mitgeteilt. Die Gewässer des Gebietes sind geprägt vom Gegensatz zwischen eurythermem Oberflächenwasser, das bei nicht zu starker Verunreinigung sauerstoffreich ist, und stenothermem, sauerstoffarmem Quellwasser. Die Quellwässer treten hier typischerweise in wenig bewegten Limnokrenen, Teichquellen mit Wasseraustritt am Grunde (THIENEMANN 1912), zutage. Die größte dieser Limnokrenen des Gebietes ist das sogenannte „Große Blauloch" im Norden, auf das im folgenden noch näher eingegangen wird. Das am Grunde dieser tiefen Quellen aus dem Kiesschotter hervortretende Wasser ist zunächst sauerstofffrei und schwefel- wasserstoffhaltig. Erst mit zunehmender Geschwindigkeit des Abflusses tritt eine

Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. H.-J. ELSTER für Beratung und Diskussion, den Fischern 0. SIGG, Rust und J. STEHLIN, Niederhausen, für ihre Unterstützung sowie der DPG für die Bereitstellung von Geldmitteln. "-* Anschrift des Verfassers: WALTER GELLER, Limnologisches Institut der Universität Freiburg, D-775 Konstanz-Egg, Mainaustraße 212. — 46 —

Vermischung mit dem atmosphärischen Sauerstoff und eine zunehmende Beein- flussung durch die Temperatur der Luft ein. Nach den von KRAUSE (1968) in den Jahren 1966/67 durchgeführten Tempe- raturmessungen herrschte in der Zeit kurz nach dem Ausbau eines Teiles der Fließwasserzüge des Taubergießengebietes allgemein das stenotherme Quell- wasser (Temperaturschwankung im Jahreslauf zwischen 7° und 13 °) vor. Nur die Elz mit der von ihr gespeisten „Blinden Elz" — diese wird nach der Ver- einigung mit den Abflüssen der „Blaulöcher" auf der Höhe von Kappel als „Tau- bergießen" bezeichnet — führten ausgeprägt eurythermes Oberflächenwasser (Winter < 5 ° C, Sommer > 17° C). Die Messungen des Jahres 1968/69 (Abb. 12) zeigen demgegenüber einen all- gemein vorherrschenden eurythermen Temperaturcharakter im gesamten Gebiet. Stenothermes Quellwasser ist innerhalb des Hochwasserdammes nur noch im jeweils unmittelbaren Quellbereich nachweisbar. Es wird vermischt und über- deckt von Wasser, das aus dem Rhein über drei Uferdurchlässe zugeführt wird. Nur außerhalb des Hochwasserdammes in größerer Entfernung vorn Rhein füh- ren im südlichen Teil des Gebietes ein „Krummkehl" genannter Quellbach und die Quellzuflüsse der „Blinden Elz" im nördlichen Teil über weite Fließstrecken ausgeprägt stenothermes Wasser. Der tagesperiodische Temperaturverlauf (Abb. 15) wurde im August 1969 innerhalb einer Schönwetterperiode mit maximalen Lufttemperaturen bis 27° C an vier charakteristischen Wasserläufen, die in Abb. 12 gekennzeichnet sind, im vierstündigen Abstand gemessen. Eine in den „Kleinen Rhein" einmündende Limnokrene bleibt ständig unter 14e C bei einer Schwankungsbreite von nur etwa 0,7°, die Quellwasser führende „Krummkehl" zeigt die gleiche Mitteltem- peratur, dabei jedoch eine Schwankungsbreite von 2° im Tagesverlauf. Die bei- den anderen Gewässer haben ungefähr eine gleich große Schwankungsbreite wie die „Krummkehl", die Mitteltemperatur aber liegt bei dem eurythermen Wasser- lauf bei 21° C, beim mäßig eurythermen „Innenrhein" bei 16° C. Unter geeigneten Wetterbedingungen — etwa im Hochsommer oder im Win- ter innerhalb einer Frostperiode — genügt also eine Messung der Wassertempe- raturen bei beliebiger Tageszeit, um innerhalb des angeführten groben Rasters von drei Kategorien die Schwankungsbreite der Temperatur im Jahresverlauf abschätzen zu können. Die stenothermen Quellgewässer fallen bei kaltem Winter- wetter durch ihre dampfende Oberfläche ins Auge. In ihrem Sauerstoffgehalt zeigen die Gewässer eine ähnliche Differenzierung wie im Temperaturverhalten (Abb. 13). Außer in dem Bereich von „Taubergie- ßen", „Innenrhein" und „Krummkehl" sind alle Fließgewässer des Gebietes über 70 0/0 mit Sauerstoff gesättigt. Der Vergleich mit der Verteilung der Wasser- temperaturen zeigt eine sehr genaue Übereinstimmung in der Verbreitung von kalt-stenothermem und sauerstoffarmem Wasser (<40 °/o O 2-Sättigung) einer- seits und von eurythermem und sauerstoffreichem Wasser (> 70 °/o 0 5-Sättigung) andererseits. Auch die Übergangsbereiche decken sich weitgehend. Dieser Zusammenhang zeigt, daß niedriger Sauerstoffgehalt im Taubergießen- gebiet durch Beimischung von Quellwasser natürlich ist. Wie auch im weiteren noch ausgeführt, kann eine Verunreinigung mit sauerstoffzehrenden Stoffen als Ursache für niedrige 0 2-Sättigung meist ausgeschlossen werden. Die Anreicherung des abfließenden Quellwassers mit Sauerstoff geschieht durch Gasaustausch mit der Atmosphäre und durch die Assimilationstätigkeit der Wasserpflanzen. Die Auswirkung der Photosynthese zeigt sich in der Tages-

— 47 —

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Grenztemperaturen: 7-14 °C, - -- 5 -17 °C— <5 ° , >17°C

Abb. 12: Verteilung der Wassertemperaturen 1968/69. — 48 —

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Abb. 13: Verteilung der Sauerstoffsättigung des Wassers 1968/69.

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pH -Wert : ••••• <7,7 ,• — 7,7, • — 7,8 , '--• Z9. — 8,0 - 8,5 , — >8,5 Abb. 14: Verteilung der pH-Maxima an einem heißen Sommertag (9. 8. 1969). — 50 — periodik (Abb. 16). Alle Wasserläufe haben während des Tages ein 0 2-Sätti- gungsmaximum und während der Nacht ein Minimum. Die Schwankungen sind dabei in den stenothermen Gewässern am geringsten, eine Tatsache, die sich aus dem geringen Pflanzenwuchs dieser Gewässer erklärt. Der Austausch mit der Atmosphäre geht in den abfließenden Quellwässern schneller vor sich als die Temperaturangleichung. So weist die Limnokrene am „Kleinen Rhein" bei kalt-stenothermem Temperaturverhalten eine 0 2-Sättigung zwischen 10 und 30 0/o auf, die ebenfalls kalt-stenotherme „Krummkehl" nach einer Fließstrecke von 1 bis 1,5 km dagegen 55-70 °/0 Sättigung. Dieser Zusam- menhang läßt sich auch anhand der Korrelation zwischen 09-Sättigung und der Strömungsgeschwindigkeit darlegen (Abb. 17). Im gesamten Taubergießengebiet wurde an 87 Probenstellen gleichzeitig der Sauerstoffgehalt und die Strömungs- geschwindigkeit gemessen. Das Zurücktreten des sauerstoffarmen Wassers in den mit höherer Geschwindigkeit fließenden Gewässern ist deutlich und belegt die Anreicherung mit Sauerstoff aus der Luft, sobald das Wasser beginnt, aus den eigentlichen Quellgebieten abzufließen. Sättigungswerte über 100 0/0 zeigen den Einfluß der photosynthetisch aktiven Wasserpflanzen auf den 0 9-Gehalt. Einen ähnlichen Tagesverlauf wie der Sauerstoffgehalt zeigt auch der pH- Wert (Abb. 18). Er ist bei Nacht am niedrigsten, bei Tage am höchsten, hat den absolut höchsten Wert in den eurythermen Gewässern und weist hier auch die höchste tägliche Schwankungsbreite auf, In der Limnokrene schwankt der pH nur zwischen 7,4 und 7,6, in der „Krummkehl" zwischen 7,5 und 7,7, in dem eury- thermen Wasserlauf zwischen 7,7 und 8,7. Abb. 14 zeigt die großräumige Verteilung der pH-Maxima an einem heißen Sommertag (9. 8. 1969) im gesamten Untersuchungsgebiet. Die Karte vermittelt nur einen fragmentarischen Überblick, da wegen der Unterschiede im Tagesgang nur Werte vergleichbar sind, die innerhalb weniger Stunden am selben Tag ge- messen worden sind. Doch auch diese unvollständige Darstellung zeigt deutlich übereinstimmung mit der Verteilung des Temperaturverhaltens und der Sauer- stoffsättigung. Stenothermes Wasser hat niedrigen, eurythermes Wasser hat zu- mindest im Sommer und bei Tage hohen pH. Im Zusammenhang mit dem Tages- gang der 02-Sättigung ist zu vermuten, daß die pflanzliche Assimilation gegen- über anderen beeinflussenden Faktoren der dominierend pH-steuernde Faktor ist. Die Verteilung der Ca-Konzentration des Wassers ist im Untersuchungsgebiet recht einfach gegliedert. In der Rheinebene ist hier ein Gehalt von 70-90 mg CaO/1 allgemein verbreitet, und nur „Krummkehl" und „Innenrhein" zeigen in ihrem südlichen Abschnitt etwa bis zur Höhe von Niederhausen eine Konzentra- tion von 90 bis 110 mg CaO/1. Die aus dem Urgestein des Schwarzwaldes kom- mende Elz hat naturgemäß einen sehr niedrigen Ca-Gehalt (10 - 30 mg CaO/1), der nach der Vereinigung mit dem Taubergießen ganz im Norden des Gebietes dann auf 50-70 mg CaO/1 ansteigt. Die bei Rust abzweigende „Blinde Elz" erhält mehrere Zuflüsse Ca-reicheren Wassers, so daß die Ca-Konzentration hin- ter der Einmündung des „Großen Blauloches" zwischen 70 und 90 mg CaO/1 liegt. Das Verhältnis von Ca zu Mg ist in allen Wässern des Gebietes ziemlich kon- stant: Ca/Mg, = 1,75 ± 0,13 (°dH/°dH). Bezogen auf mg,, Ca0/1 und mg MgO/1 beträgt der MgO-Gehalt also etwa 40 °/o des CaO-Gehaltes. Das „Große Blauloch" bei Kappel ist die größte der für das ganze Gebiet typi- schen Limnokrenen. Die Entstehungsgeschichte und die Herkunft des hier zutage tretenden Wassers ist dargestellt bei KRAUSE (1967). Die Vegetation des Blau- Abb. 15:TagesgangderTemperaturinrepräsentativenWasserläufen:•Altrhein; Abb. 16:TagesgangderSauerstoffsättigung (SignaturwieinAbb.15). Rhein. X NiederhausenerInnenrhein;+Krummkehl;0LimnokreneamKleinen 0 5.0 5. Wasserte mperatur 0 20 40 30 50 60 70 80 10 0 0 20 23 22 21 10 19 12 15 13 16 1 14 17 18 1 12 12 12 16 16 1 16 6 20 20 20 20 — 51 Uhrzeit Uhrzeit 24 24 24 24 4 4 4 8 8 8 12 12 12 12 0 22 23 20 15 16 19 21 12 13 17 18 10 14

—52— lochs beschränkt sich auf einen Randstreifen von Phragmites und eine den Grund bedeckende Schicht von Chara-Algen. Die an einigen Stellen ins Auge fallenden Hippuris-Wedel haben in ihrer begrenzten Masse für den Stoffhaushalt der Lim- nokrene keine Bedeutung.

Zahl der Messungen

28 25 7 9 4 4 100 0 •••••■••■,. 1 7T

-72 7,,

/7'7 ,/ 1 • • • • • 0

10.20 20 40 40-60 60 80 80 100 100 Strömungsgeschwindigkeit cm/s Abb. 17: Korrelation zwischen Sauerstoffsättigung des Wassers und Strömungsgeschwin- digkeit (eng schraffiert: > 100°/o; weit schraffiert: 70-100°/o; punktiert: 40 bis 70 °/o; weiß < 40 °/o).

Im August 1969 wurde bei sehr hoher Lufttemperatur im „Großen Blauloch" die Schichtung von Temperatur, pH-Wert und Sauerstoffgehalt untersucht. Die Werte wurden an vier Stellen gemessen, und zwar an der Spitze des nach Nord- westen gerichteten Armes (Meßpunkt I), in demselben Arm kurz vor seiner Ver-

12 16 20 24 4 8 12 9 9

8,5• • 8,5

8 •a

FLI * •

75• • 7,5 O

7 7 12 16 20 24 4 8 12 Uhrzeit Abb. 18: Tagesgang des pH-Wertes (Signatur wie in Abb. 15). — 53 — einigung mit dem südlichen Seitenast (Meßpunkt II), in der Mitte des südlichen Astes (Meßpunkt III) und nach der Vereinigung der beiden Äste oberhalb des das Blauloch querenden Fahrweges (Meßpunkt IV). Am Meßpunkt I ist der Quell- wasserzutritt am stärksten. Die Wassertiefe beträgt hier vier Meter, bei den an- deren Meßpunkten zwei Meter. In den Abb. 19 und 20 sind die Temperatur- und Sauerstoffwerte in ihrer Längserstreckung in Richtung des Abflusses dargestellt.

Temperatur 16 - °c

15 •

74

13 II III IV

Abb. 19: Temperaturschichtung des Großen Blaulochs im Sommer.

Die Temperaturschichtung wird im Längsverlauf bei abnehmender Tiefe und bei zunehmender Strömungsgeschwindigkeit geringer. Die Temperatur am Grunde nimmt im Längsverlauf ab. Da bei der zunehmenden Durchmischung das Gegenteil zu erwarten wäre, muß man annehmen, daß auf der gesamten Länge der Limnokrene am Grunde kaltes Quellwasser zutritt. Im unteren Teil des Blau- lochs ist die Oberflächentemperatur fast an die Ausgangstemperatur am Grunde angeglichen, das wärmere Oberflächenwasser im oberen Teil tritt hier an Menge gegenüber dem kälteren 'Tiefenwasser zurück. Allem Anschein nach fließt also aus dem Bereich des tiefen Quelltopfes (bei I) unter einer an der Oberfläche liegenden Warmwasserlinse nur das Tiefenwasser ab. Die Schichtung des Sauer- stoffgehaltes zeigt bei Punkt I die für einen Quellteich zu erwartenden Werte (Abb. 20): am Grunde ist der 0 2-Gehalt sehr gering, an der Oberfläche etwas höher. Im weiteren Längsverlauf kehren sich die Schichtungsverhältnisse um. Das am Grunde dicht über der Characeenschicht langsam abfließende Wasser wird mit Sauerstoff angereichert, während der Gehalt an der Oberfläche gleich bleibt.

02-Gehalt

3

2 •

0

Abb. 20: Schichtung des 0 3-Gehaltes im Blauloch. — 54 —

Im weiteren tritt Durchmischung ein, wobei der absolute 0 2-Gehalt noch weiter ansteigt. Die gleiche charakteristische Schichtenumkehr tritt bei III im Seitenarm auf. Eine Schichtung des pH-Wertes ist nur bei I vorhanden (Grund: pH 7,5, Oberfläche: pH 7,45). Im weiteren Längsverlauf ist ein Ansteigen des Wertes auf 7,75 bei gleichzeitigem Verschwinden der Schichtung zu beobachten. Dies weist ebenfalls auf die Photosyntheseaktivität des Pflanzenbewuchses hin. Es sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, daß die geschilderten Eigenschaften dieser Limnokrene eine tierische Besiedlung, wie sie in einem ste- henden Gewässer dieser Größe anzutreffen wäre, unmöglich machen. Niedriger Sauerstoffgehalt und Nährstoffarmut schließen die sauerstoffbedürftigen Crusta- ceen und Insektenlarven als Fischnährtiere sowie Fische aus. Maßnahmen zur künstlichen Eutrophierung, wie sie verschiedentlich diskutiert worden sind, be- rücksichtigen weder den bestehenden Unterschied zwischen einer von Quellwasser gespeisten Limnokrene und einem stehenden Teich, noch werden sie der Schutz- und Erhaltungswürdigkeit der hier in einmaliger Form bestehenden Teichquellen gerecht.

Schrifttum:

KRAUSE, W.: Zur Hydrographie der Rheinaue im nördlichen Kaiserstuhlvorland. — Arch. Hydrobiol., 63, S. 433-476, 1967. Beobachtungen zum Grundwasseraustritt in der Rheinaue vor und nach dem Bau des elsässischen Rheinseitenkanals, Stauhaltung Rheinau-Sundhausen. — Landes- pflege am Oberrhein, 10, 1968. Die makrophytische Wasservegetation der südlichen Oberrheinaue. — Arch. Hy- drobiol., Suppl., 37, S. 3S7-465, 1971. THIENEMANN, M.: Der Bergbach des Sauerlandes. — Int. Rev. ges. Hydrobiol., Suppl., 4, 1912.

(Am 3. 3. 1973 bei der Schriftleitung eingegangen) — 55 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau N. F. 11 1 55-58 Naturkunde u. Natursdiutz 1. Oktober 1973

Pilzkundliche Exkursion in die Oberrheinebene bei Forchheim/Weis weil am 1. 10. 1972

Führung und Bericht : DIETER KNOCI-I *

Nach Vorbergzone, Südschwarzwald und Baar war als Ziel der diesjährigen Exkursion das Laubwaldgebiet der Oberrheinebene im nördlichen Breisgau vor- gesehen. Entsprechend der landschaftlichen Gliederung in die höher gelegene Nie- derterrasse und die eigentliche Rheinniederung wurde eine Route gewählt, die beide Räume berührte. Der erste Teil der Exkursion begann im Forchheimer Wald an der Straße Kenzingen—Forchheim und endete im Bechtaler Wald an der Straße Kenzin-, gen—Weisweil. Auf Rheinschottern der Niederterrasse sind hier trockene bis mäßig frische Eichen-Hainbuchen-Wälder (Stellario-Carpinetum OBERD. 57) allgemein verbreitet. Sie gehören dem Typ der „Mooswälder" an, wie sie aus dem Raum westlich von Freiburg und aus dem Gebiet von Wasser—Teningen bekannt sind. Die Böden sind meist kalkfrei, sandig bis lehmig, manchmal gley- artig verdichtet und neigen zu leichter Versauerung. Die Baumschicht wird aus Stieleiche und Hainbuche gebildet. Gelegentlich sind Birken und Vogelkirschen eingestreut. Künstlich eingebracht sind Roteiche, Bergahorn, Robinie und Wald- kiefer. In der Krautschicht sind Hain-Sternmiere (Stellaria holostea), Flattergras (Mdium effusum) und Buschwindröschen (Anemone nemorosa), in der Moos- schicht Katharinenmoos (Catharinaea undulata) und Schönes Widertonmoos (Polytrichum attenuatum) vorherrschend. An feuchteren Stellen gewinnt das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) an Raum, und wo tonige Böden zur Ver- dichtung neigen, dehnen sich Massenbestände der Zittergras-Segge (Carex brizoi- des) aus. Die Pilzflora der Eichen-Hainbuchen-Wälder ähnelt in vieler Hinsicht derjenigen der Emmendinger Vorbergzone, doch fehlen hier Kalkpilze und Ar- ten, die an Fagus gebunden sind. Der zweite Teil der Exkursion begann in der Rheinniederung am ehemaligen Zollhaus beim Rheinstau Weisweil, führte durch verschiedenartige Auenwälder mit Altwassern und Schilfzonen und endete schließlich an der Straßenbrücke über den Leopoldskanal auf Gemarkung Oberhausen. Die vielfältige und dauernd wechselnde Auenwaldvegetation kann hier nur ganz knapp angedeutet werden. Die größten Flächen nimmt der Eichen-Ulmen-Auenwald (Querco-Ulmetum Isst.. 24) ein, dessen Baumschicht aus Stieleiche, Feldulme, Esche, Flatterulme und Silberpappel besteht (Hartholzaue). Er wird von Hochwässern nur noch gelegent- lich überschwemmt. Auf tiefer gelegenen und häufiger überfluteten Standorten ist ein Silberweidenwald (Salicetum albae Isst.. 26) ausgebildet (Weichholzaue).

0 Anschrift des Verfassers: Oberstudienrat DIETER KNOCH, D-783 Emmendingen, Mozartstraße 8. — 56 —

Die Böden der beiden Auenwaldgesellschaften sind infolge von Überflutungen kalk- und nährstoffreich und bedingen eine artenreiche Bodenflora. Die Pilzflora jedoch ist individuen- und artenarm, insbesondere was die mykorrhizabildenden Großpilze anbelangt. Mehr noch als in den ohnehin schon trockenen Jahren 1970 und 1971 war die Witterung im Herbst 1972 durch anhaltende Trockenheit geprägt. Pilzwachstum war nur noch ganz lokal möglich, wo eine dicke Laubstreu, Moospolster oder alte Baumstümpfe etwas Feuchtigkeit gespeichert hatten. Im Forchheimer Wald streiften die Pilzsucher zunächst durch ziemlich pilz- armes Gelände. In der tiefen Laubstreu von Eichen und Hainbuchen fand man schließlich verschiedene, für die Jahreszeit typische Pilze, insbesondere aus der Gattung der Trichterlinge (). Eine kleine weiße Art erwies sich als Clitocybe candicans. Etwas größer und schön fuchsbraun gefärbt war der Fuch- sige Trichterling (Clitocybe flaccida). Grüne Farben wies der nach Anis duftende Anis-Trichterling (Clitocybe odora) auf. Gelbliche bis weiße Töne zeigten Ocker- brauner Trichterling (Clitocybe gibba), Dufttrichterling (Clitocybe fragrans) und Starrer Trichterling (Clitocybe dicolor). Große Ähnlichkeit mit den Trichter- Engen zeigte der am gleichen Standort wachsende Bewimperte Filzkrempling (). Er ist aber an dem filzig behaarten. Hutrand und den dunklen Sporen bzw. Lamellen leicht zu erkennen. Eine Vorliebe für das Fall- laub zeigten auch der Grünspanträuschling (Stropharia aeruginosa), der Rettich- Helmling (Mycena pura) und ein kleiner rotstieliger Rübling (Collybia bresado- lae). Optimale Wuchsbedingungen findet an solchen Standorten — besonders bei feucht-warmem Wetter — auch der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phal- loides), der diesmal aber nur in wenigen Exemplaren gefunden wurde. — Ver- treter der Täublinge, Milchlinge und Röhrlinge waren wohl wegen Trockenheit und der schon fortgeschrittenen Jahreszeit kaum vorhanden. Zinnoberroter Täubling (Russula rosacea), Eichenmilchling (Lactarius quietus), Tannenreiz- ker (Lactarius necator), Wolliger Milchling (Lactarius vellereus) und Rotfuß- röhrling (Xerocomus chrysenteron) waren die einzigen Vertreter dieser arten- reichen Gruppen. Andere, für die Eichen-Hainbuchen-Wälder der Oberrhein- ebene sehr charakteristische Arten wie Purpurschwarzer Täubling (Russula atro- purpurea), Schwarzblauender Röhrling (Boletus pulverulentus), Hainbuchen- röhrling (Leccinum griseum), Hasenröhrling (Gyroporus castaneus) und Gold- blatt (Phylloportts rhodoxanthus) seien hier der Vollständigkeit halber erwähnt, obwohl sie am Exkursionstag nicht gefunden wurden. Von den Schleierlingen (Cortinarius) vermißte man den sehr typischen Weißvioletten Dickfuß (Cortina- rius alboviolaceus) und den gerade in diesem Waldtyp regelmäßig zu findenden giftigen Orangefuchsigen Schleierling (Cortinarius orellanus). Verhältnismäßig pilzreich waren Baumstümpfe und verrottetes Reisig. Es dominierten Weißstieliges Stockschwämmchen (Psatyrella hydrophila), Grüner und Ziegelroter Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare u. sublateritium). Vom Hallimasch (Armillariella mellea) wurden in jungen Laubholzschonungen Mas- senansammlungen festgestellt, so daß alle Teilnehmer ihre Körbe damit füllen konnten. Auf alten Eichenstümpfen siedelten sich typische Bewohner der Gat- tung Helmling (Mycena) an: Gelbstieliger Helmling (Mycena inclinata), Rill- stieliger Helmling (Mycena grammopodia), Rosablättriger Helmling (Mycena galericulata) und Gefleckter Helmling (Mycena maculata). Auf Reisig entdeckte man den farbenprächtigen Löwengelben Dachpilz (Pluteus leoninus) mit satt- gelber Hutoberseite und rosaroten Lamellen. Von den Porlingen fielen am mei- — 57 — sten die großen, sich auf Laubholzstümpfen ausbreitenden Gebilde des Riesen- porlings (Meripilus giganteus) auf. Kaum wahrzunehmen waren dagegen Küm- merformen des Löwengelben Porlings (Polyporus varius), die auf abgefallenen Laubholzästchen wuchsen. Als häufigste Holzpilze unter den Nichtblätterpilzen konnten die Striegelige Tramete (Trametes hirsuta), der Angebrannte Rauch- porling (Bjerkandera adusta) und der Behaarte Schichtpilz (Stereum hirsutum) festgestellt werden. In der Obstbaumzone bei Weisweil wurde an einem Apfel- baum der massige Fruchtkörper des Zottigen Schillerporlings (Inonotus hispidus) eingesammelt. Es handelt sich um eine wärmeliebende Art mit Verbreitungs- schwerpunkt in Südwestdeutschland. Mit Zunahme der Zittergras-Segge (Carex brizoides) traten bodenfeuchtere Waldformen auf. Neben dem für frische Eichen-Hainbuchen-Wälder sehr kenn- zeichnenden Widerlichen Ritterling (Tricholoma lascivum) und wenigen Pfiffer- lingen (Cantharellus cibarius) zeigten sich einige Exemplare des merkwürdigen Tintenfischpilzes (Anthurus muellerianus), der hier alljährlich in großer Zahl fruchtet. Am Wegesrand standen immer wieder Gruppen des Tränenden Saum- pilzes (Psatyrella velutina) und einmal auch der seltene Feuerfarbene Saumpilz (Psatyrella pyrotricha). Zu den Winzigkeiten am Wegesrand zählte der kleine, vermodernden Eichenblättern aufsitzende Tiegelteuerling (Crucibulum laeve). Anschließend ging es in die Rheinauen zwischen Weisweil und Oberhausen (südliches Taubergießengebiet). In der artenreichen und dichten Krautschicht der Eichen-Ulmen-Auenwälder gibt es nur wenige größere Bodenpilze. Zu den weni- gen, aber charakteristischen Arten gehören der Fransige Wulstling (Amanita stro- biliformis), der in einem kräftigen Exemplar gefunden wurde, und der Spitz- schuppige Wulstling (Amanita echinocephala), dessen Haupterscheinungszeit im Sommer liegt und der deshalb nicht mehr angetroffen wurde. Beide Arten sind wärmeliebend und gerne miteinander vergesellschaftet. Ähnliche Standorts- ansprüche zeigt der Spitzschuppige Schirmling (Lepiota acutesquarnosa), der in geringer Anzahl an verlichteten und vergrasten Stellen des Auenwaldes beob- achtet werden konnte. Gruppenweise sah man hie und da den Großen Kakao- Fälbling (Hebeloma edurum) und den Violetten Rötelritterling in einer kleinen Varietät (Lepiota nuda var. lilacina). Die Nähe von Schwarzerlen verrieten Er- lenkremplinge (Paxillus filamentosus). An einer etwas trockeneren Stelle wurde dann unter Hainbuchen noch eine Besonderheit, nämlich der Violette Klumpfuß (Cortinarius sodagnitus) entdeckt. Der am Stiel, Hut und im Fleisch violettfarbige Pilz erwies sich als Neufund für Südbaden. Von ähnlichen Klumpfüßen kann er leicht unterschieden werden, weil seine Huthaut mit Laugen eine schön weinrote Färbung ergibt. Von typischen holzbewohnenden Pilzen fand man an auf- geschichtetem Pappelholz prächtige Pappelschüpplinge (Pholiota destruens) in allen Altersstadien. Dieser auf Pappelholz spezialisierte Blätterpilz gehört zu den charakteristischen Arten der Rheinaue. In seiner Nähe taucht fast immer der Violette Schichtpilz (Stereum purpureum) auf, der geschlagenes Pappel- und Weidenholz mit dichten Rasen überzieht. Ein weiterer Schichtpilz mit orange- gelber Unterseite und durch Algen oft grüngefärbter Oberseite ist der Samtige Schichtpilz (Stereum subtomentosum). Er besiedelt bevorzugt moderndes Pappel- reisig. Von den Porlingen konnten nur zwei, wenn auch sehr kennzeichnende Arten gefunden werden. Die Dreifarbige Tramete (Trametes tricolor) ist auf totes Haselholz spezialisiert, während die Braune Borstentramete (Trametes ex- tenuata) Eschenholz bevorzugt. Beide Arten sind in Deutschland ziemlich selten, können jedoch in den Rheinauenwäldern als beinahe häufig angesehen werden. -58—

Bei der abschließenden Besprechung der Funde, die diesmal im Freien statt- fand, wurden insgesamt 80 Pilzarten konstatiert, ein Ergebnis, das nur durch die unermüdliche Suche der Teilnehmer ermöglicht wurde. Alle im Text. nicht er- wähnten Pilzarten werden nachfolgend aufgeführt. Die Nomenklatur folgt Mo- SER (1967; Röhrlinge und Blätterpilze), JAHN (1963; Porlinge) und MICHAEL- HENNIG (1960-1970; übrige Arten). Forchheimer Wald (Niederterrasse): Waldschneckling (Hygrophorus nemo- reus), Blauer Lackpilz (Laccaria amethystina), Rosa Lackpilz (Laccaria laccata), Seifenritterling (Tricholoma saponaceum), Braunknolliger Sklerotien-Rübling (Collybia tuberosa), Waldfreund-Rübling (Collybia dryophila), Wurzelrübling (Oudemansiella radicata), Gelber Knollenblätterpilz (Amanita citrina), Reh- brauner Dachpilz (Pluteus atricapillus), Riesenschirmling (Macrolepiota pro- cera), Gold-Mistpilz (Bolbitius vitellinus), Stockschwiimmchen (Kuehneromyces mutabilis), Zerbrechlicher Täubling (Russula fragilis), Birkenporling (Piptoporus betulinus), Semmelstoppelpilz (Hydnum repandum), Becherförmiger Kork- stacheling (Calodon cyathiformis), Flaschenbovist (Lycoperdon perlatum), Bir- nenbovist (Lycoperdon piriforme), Graue Koralle (Clavulina cinerea), Eselsohr (Otidea onotica), Stinkmorchel (Phallus impudicus), Vielgestaltige Holzkeule (Xylaria polymorpha). Rheinauenwald (Weisweil—Oberhausen): Gemeiner Weichritterling (Melano- leuca melaleuca), Hallimasch (Armillariella mellea), Gelber Knollenblätterpilz (Amanita citrina), Schopftintling (Coprinus comatus), Glimmertintling (Copri- nus micaceus), Hasenpfote (Coprinus lagopus), Sparriger Schüppling (Pholiota squarrosa), Psatyrella leucotephra, Gemeiner Spaltblättling (Schizophyllum commune).

Schrifttum:

BUCH-KREISEL, R. & H.: Höhere Pilze der Leipziger Auenwälder. — Z. Pilzk., 23, S. 4 bis 20, 1957. EINHELLINGER, A.: Die Pilze der Eichen-Hainbuchenwälder des Münchner Lohwald- gürtels. — Ber. bayer. bot. Ges., 37, S. 11-30, 1964. HÜGIN, G.: Die Rheinaue im Landschaftsschutzgebiet Taubergießen. — Naturschutz u. Bildung, S. 140-158, Stuttgart 1968. JAHN, H.: Mitteleuropäische Porlinge (Polyporaceae s. lato) und ihr Vorkommen in West- falen. — Westf. Pilzbr., 4, S. 1-143, 1963. JAHN, H., NESPIAR, A. & TÜREN, R.: Pilzsoziologische Untersuchungen in Buchenwäldern (Carici-Fagetum, Melico-Fagetum und Luzulo-Fagetum) des Wesergebirges. — Mitt. flor.-soz. Arbeitsgem., N. F. 11/12, S. 159-197, 1967. KNOCH, D.: Pilzkundliche Exkursion in die Emmendinger Vorbergzone am 21. 9.1969. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 10, S. 431-434, 1970. KNOCH, D. & BURCKHARDT, H.: Beitrag zur Holzpilzflora der Rheinauenwälder im Tau- bergießengebiet. — Der Taubergießen, Stuttgart 1973 (im Druck). MICHAEL, F. & HENNIG, B.: Handbuch für Pilzfreunde Bd. I—V. — Jena 1960-1970. MOSER, M.: Die Röhrlinge und Blätterpilze. — Stuttgart 1967. OBERDORFER, E.: Süddeutsche Pflanzengesellschaften. — Jena 1957. RUNGE, A.: Pilzsukzession in einem Eichen-Hainbuchenwald. — Z. Pilzk., 29, S. 65-72, 1963.

(Am 19. 3. 1973 bei der Schriftleitung eingegangen) — 59 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau N. F. 11 1 59 —61 Naturkunde u. Naturschutz 1. Oktober 1973

Neue Natur- und Landschaftsschutzgebiete

Regierungsbezirk Karlsruhe

Naturschutzgebiete:

Ritterbruch auf Gemarkung Kraichtal, Ortsteil Oberacker, Landkreis Karlsruhe. Einstweilige Sicherstellung nach § 17, RNatG durch das Landratsamt Karls- ruhe vom 7. März 1973. Bei dem Schutzgebiet handelt es sich um einen 0,8 ha großen, im Rahmen der Flurbereinigung angelegten Weiher (mit Schilfzone). Dieser trägt in dem wasser- armen Kraichgau zur Belebung des Landschaftsbildes und Bereicherung der Fauna (Vogelwelt) bei.

Landschaftsschutzgebiete:

Bergstraße -M itte auf den Gemarkungen Heidelberg, Ziegelhausen und Dossenheim, Rhein-Neckar-Kreis, durch Verordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe vorn 15. Januar 1973. Neufassung eines Teiles der alten Landschaftsschutzverordnung „Bergstraße" vom 12. Dezember 1953.

Regierungsbezirk Freiburg

Landschaftsschutzgebiete:

Rheinvor land, Gemarkungen Märkt, Efringen-Kirchen, Istein, Huttingen und Kleinkems, Landkreis Lörrach. Verordnung des Landratsamts Lörrach vom 30. Dezember 1972. Geschützt ist im wesentlichen die Uferzone des Rheins zwischen Kandermün- dung und Kleinkerns mit den bekannten Isteiner Schwellen. Die in der Nachbar- schaft aufragenden Malmkalkfelsen um den Isteiner Klotzen verleihen der Fluß- landschaft einen besonderen Reiz. — 60 — Kreisbeauftragte für Naturschutz und Landschaftspflege

Kreisbeauftragte für Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungsbezirk Karlsruhe

Baden-Baden: Forst.Dir. WANDRES, 757 Baden-Baden, Städt. Forstamt, Postfach 920

Calw: OBFRat Dr. EH, 7542 Schömberg, Staatl. Forstamt, BECHTHOLD, 727 Nagold, Kronenstraße 3

Enzkreis: Oberstudienrat H. SACHS, 7531 Büchenbronn, Panoramastraße 9

Freudenstadt: Dr. M. BUOB, 729 Freudenstadt, Turnhallenstraße 46, OBFRat FISCHER, 724 Horb, Staatl. Forstamt

Held elb erg-Stadt: Gartenbaudir. a. D. W. SIEBEN, 69 Heidelberg, Schröderstraße 58

Karlsruhe-Stadt: Prof. Dr. KÜHLWEIN, 75 Karlsruhe, Botan. Institut der Universität, Kaiserstraße

arlsruhe-Land : OBFRat Dr. FRANK, 7505 Ettlingen, Gottfried-Keller- Straße 10, OBFRat a. D. H. KRAMER, 752 Bruchsal, Bergstraße 2

Mannheim-Stadt: Prof. Dr. K. 0. MÜLLER, 68 Mannheim, Medicus- straße 5 Odenwald: Konrektor L. HASSEI, 6969 Hainstadt, Tannenhofweg, Landw.Schulrat PALM, 695 Mosbach, Pfalzgraf-Otto- Straße 25

Pforzheim -S tadt: Oberstudienrat M. HEINZ, 753 Pforzheim, Seeberg- straße 35

Rastatt: OBFRat BACH, 758 Bühl, Hauptstraße 2, Prof. Dr. M. WEBER, 755 Rastatt, Mainstraße 3

Rhein-Neckar: OBFRat a. D. W. FABRICIUS, 694 Weinheim, Gunter- straße 21, Forstdirektor GIHR, 683 Schwetzingen, Staatl. Forst- amt, Forsthausstraße, Dipl.Gärtner E. LANG, 69 Heidelberg, Heuauerweg 33, Gebäude II, Gartenbau-Ing. J. v. MALEK, 6909 Walldorf, Kurpfalzstraße 42 — 61 —

Kreisbeauftragte für Naturschutz und Landschaftspflege und deren Stellvertreter im Regierungsbezirk Freiburg Stand: 15. 6. 1973

Emmendingen: KB FDir. WILHELM BÜHLER, 7832 Kenzingen, Staatl. Forstamt Stv N.N. Freiburg-Stadt: KB N.N. Stv N.N.

Breisgau- KB OFRat REINIG, 7814 Breisach/Rh., Staatl. Forst- Ho chs chwa r zwa 1 d : amt Stv FDir. FRITZ HOCKENJOS, 7811 St. Märgen, Staatl. Forstamt Konstanz: KB N.N. Stv N.N. Lörrach: KB N.N. Stv N.N. Ortenaukreis: KB N.N. Stv N.N.

Rottweil: KB OFRat a. D. EDWIN FEIL, 721 Rottweil, Imster- straße 7 Stv OFRat FROBIN WEIGER, 721 Rottweil, Staatl. Forstamt

Tuttlingen: KB OFRat WOLFGANG KÄTZLER, 72 Tuttlingen, Uhlandstraße 7 Stv OFRat SATTLER, 7717 Immendingen, Staatl. Forstamt

Schwarzwald- KB OStRat WOLFGANG MARTIN, 773 Villingen, Baar-Kreis: Sebastian-Kneipp-Straße 110 Stv OFRat Dr. EKKEHARD KöLLNER, 771 Donau- eschingen, Staatl. Forstamt

Waldshut: KB OFRat Dr. GÜNTHER PLATTE, 7891 Chlingen, Staatl. Forstamt Stv OFRat SERAPHIM SCHMIEDER, 788 Säckingen, Anton-Leo-Straße 2

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Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau I N. F. 11 1 1 1 63-68 I Naturkunde u. Naturschutz 1. Oktober 1973

Vereinsnachrichten

Mitgliederversammlung für das Jahr 1972 am 7. April 1973, 16.15 Uhr im Museum für Naturkunde Freiburg i. Br.

Herr PRIER, der 1. Vorsitzende des Vereins, begrüßte die 23 zur Versammlung erschienenen Teilnehmer; er stellte die satzungsgemäße Einberufung fest und gab die Tagesordnung bekannt:

1. Bericht des 1. Vorsitzenden, 2. Bericht des Rechners, 3. Bericht des Schriftleiters, 4. Ehrungen, 5. Beratung und Abstimmung über die neue Satzung, 6. Verschiedenes. Herr PRIER berichtete zuerst über die Mitgliederbewegung im vergangenen Vereinsjahr. Am 1. März hatte der Verein einen Mitgliederstand von 575. Im vergangenen Jahr sind 27 Mitglieder ausgetreten bzw. ausgeschieden (Auflösung verschiedener Landkreise, Kreisstellen für Naturschutz) und 9 Mitglieder sind ge- storben. Demgegenüber stehen 28 Neuzugänge, so daß sich zum 1. März 1973 ein Bestand von 567 Mitgliedern ergibt. Die Anwesenden gedachten der seit der letzten Versammlung verstorbenen Mitglieder: Mitglied seit GÜNTHER HAROSKY, Vermessungstechniker, Freiburg 1962 Prof. Dr. WALDEMAR JACOBI, Edingen 1935 Prof. Dr. ERNST VOGT, Freiburg, Direktor i. R. des Staatl. Weinbauinstituts 1920 Oberstudienrat HANS-WILLI STOCK, Freiburg 1949 Prof. Dr. HERMANN SCHWARZWEBER, Freiburg 1931 Oberlandesgeologe Dr. WOLFGANG HAHN, Eschbach bei Freiburg 1971 Dipl.-Ing. Architekt OTTO RÖDER, Sölden 1961 Oberlehrer ROBERT KNAPP, Geisingen 1948 Buchhändler HANS-FERDINAND SCHULZ, Freiburg 1935 Es folgte der Bericht über die Vereinsveranstaltungen. Im vergangenen Jahr wurden 8 Vorträge im Museumshörsaal veranstaltet.

10. 1. 1972 Dr. K. ZEEB, Tierhygienisches Institut, Freiburg i.Br.: „Neue Methoden der Tagesrhythmusaufzeichnung bei Huftieren" (mit Farblichtbildern). 28. 2. 1972 Dr. G. ENDRISS, Freiburg i. Br.: „Naturwissenschaftliche Reiseeindrücke von Südafrika" (mit Farblichtbildern). 6. 3. 1972 Dr. A. SCHREINER, Geologisches Landesamt Baden-Württemberg, Freiburg i. Br.: „Das neue Bild des Hegauvulkanismus" (mit Farblichtbildern). 20. 3. 1972 Hauptkonservator G. FUCHS, Bezirksstelle für Naturschutz und Land- schaftspflege, Freiburg i. Br.: „Naturschutzprobleme unserer Zeit". 23. 10. 1972 PETER DOBBITSCH, Donaueschingen: „Pilzflora von Ostschwarzwald und Baar" (mit Farblichtbildern). — 64 —

6. 11. 1972 Dr. H. ERN, Konstanz : „Die Gebirgswälder Zentralmexikos" (Bericht über die Teilnahme am Mexiko-Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft; mit Farblichtbildern). 27. 11. 1972 Prof. Dr. W. SIMON, Heidelberg: „Südtirol — Erdgeschichte und Kultur- historie" (mit Farblichtbildern). 11. 12. 1972 Dipl.-Ing. W. JEANMAIRE, Kollnau: „Reiseeindrücke aus Alaska". Farblicht- bildervortrag über eine Fahrt durch das Land und einen Aufenthalt im McKinley-Nationalpark. Die Vorträge waren von insgesamt 494 Personen besucht.

1972 wurden 7 Exkursionen, eine Besichtigung und ein „Pilzwochenende" (Lehrgang für angehende Pilzberater) durchgeführt:

15. 1. 1972 Besichtigung des Tierhygienischen Instituts und der Tierklinik Freiburg i. Br. Führung: Prof. Dr. H.-X. ENGLERT. 27. 2. 1972 Wasservogelexkursion in das Gebiet Stausee Kraft/Elsaß und Rheinstau Nonnenweier. Führung: G. HOLZWARTH, F. SAUMER. 23. 4. 1972 Gemeinsame Botanisch-geologische Exkursion mit der Societc: d'Histoire Naturelle de Colmar im Oberelsaß. Rouffach — Westhalten (Botanik) — Soultzmatt (Mineralquellen) — Graben von Wintzfclden (Geologie) — Firstplan (Morphologie und Geologie) — Boenlesgrab — Rouffach. Füh- rung: EHRHARDT (Rouffach), HAGEN (Westhalten), LINDER (Lille), SAUER (Freiburg). 14. 5. 1972 Ornithologische Exkursion in das Gebiet Taubergießen bei Kappel am Rhein. Führung: H. OPITZ, Seelbach. 4. 6. 1972 Botanische Exkursion zu den Eschbachwiesen bei Gallenweiler und Grunern, dem Messerschmiedfelsen bei Staufen und zum Kastelberg bei Ballrechten. Führung: Dr. F. WACKER, Freiburg i. Br. 18. 6. 1972 Naturkundliche Exkursion durch ein urwaldartiges, botanisch, ornitholo- gisch und wegen seltener Holzpilze interessantes Gebiet im unteren Schwarzatal. Leincgg — Berauer Halde — Roßfallenfelsen — Witznau (Schlüchttal). Führung: D. KNOCH, Emmendingen. 2. 7. 1972 Landschaftskundliche Exkursion in das Rheinwaldgebiet bei Altenheim. Niederungswald — Umgestaltung der Landschaft durch Bau der Rheinstau- stufe Straßburg und Folgebaumaßnahmen — Kieswerke — Rheinwald. Führung: Dr. A. KAPPUS, Altenheim. 16./17. 9. 1972 Pilzwochenende in Emmendingen für interessierte Pilzfreunde und an- gehende Pilzberater. Leitung: D. KNOCH und Dr. H. BURCKHARDT, Em- mendingen. 1. 10. 1972 Pilzkundliche Exkursion in die nördlichen Mooswälder bei Freiburg (Ge- biet Wasser—Teningen). Führung: Dr. H. BURCKHARDT und D. KNOCH, Emmendingen. An den Exkursionen haben insgesamt 358 Personen teilgenommen.

Der Vorsitzende gab dann bekannt, daß sich die Ornithologische Fachschaft des Vereins aufgelöst und in neuer Form dem Deutschen Bund für Vogelschutz angeschlossen hat. Man war der Überzeugung, daß man dort eine den Zielen der Fachschaft besser entsprechende Gemeinschaft finden werde. Die speziellen Frage- stellungen und Arbeitsweisen der Feldornithologie, welche in der Fachschaft ja besonders gepflegt werden, haben es wohl mit sich gebracht, daß die Fachschaft immer ein sehr ausgeprägtes Eigenleben geführt und sich wenig in den Verein integriert hat. So bedauerlich diese Wendung einerseits ist, so verständlich und konsequent ist sie aber auch auf der anderen Seite. Weiterhin gab Herr PRIER bekannt, daß er wegen des Taubergießen-Projektes — 65 — dem Regierungspräsidenten ein Protestschreiben übersandt habe; ebenso hat er namens des Badischen Landesvereins beim Landratsamt Freiburg unseren Protest zu Protokoll gegeben. Ein Schreiben an den Ministerpräsidenten betr. des Zuständigkeitswechsels für den Naturschutz auf der ministeriellen Ebene hat leider keinen Erfolg gehabt. Es war vorgesehen und ist inzwischen auch durchgeführt, die Zuständigkeit vorn Kultusministerium zur Landwirtschaft zu geben. Wir sahen darin eine für den Naturschutz ungünstige Lösung, da Landwirtschaft und Naturschutz bis zu einem gewissen Grade konkurrierende Institutionen sind. Der Protest mußte wohl wirkungslos bleiben, nachdem man sich für eine neue Kompetenzverteilung im größeren Rahmen entschieden hatte durch die Bildung eines Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt. Herr PATER. hat am 6. und 7. Oktober 1972 an der Mitgliederversammlung des Deutschen Naturschutzringes in Stuttgart teilgenommen. Der DNS will seine Effektivität insbesondere durch zwei Maßnahmen erhöhen: 1. Umzug von Mün- chen in die Bundeshauptstadt Bonn, 2. Erhöhung des Etats zur Durchführung gezielter Maßnahmen im Natur- und Landschaftsschutz. Auf der Tagung wurden eine neue Satzung und ein Beschluß über erhöhte, ge- staffelte Mitgliedsbeiträge beraten und verabschiedet. Von höheren Beiträgen sind besonders die großen Vereine betroffen, da der Beitrag nach der Mitglieder- zahl gestaffelt ist. Erfreulicherweise haben die großen, mitgliederstarken Vereine fast alle mitgezogen. Es wurde weiterhin ein neuer Vorstand unter dem bewähr- ten Vorsitz von Prof. Dr. ENGELHARDT gewählt. Anschließend gab Herr BÜRGER den Bericht des Rechners, der für 1972 folgen- des ausweist:

Einnahmen: DM Ausgaben: DM Stand am 31. 12. 1972 9 228,56 Mitteilungen 11 128,48 Beiträge 7 531,50 Porto 1 744,85 Bettelkasse und Vervielfältigungen 447,90 Exkursionen 284,19 Beiträge 82,— Spenden 365,— Ornith. Fachschaft 200,— Mitteilungen, Vorträge 130,— Veröffentlichungen u. a. 1 326,35 Sonstiges 1 385,— Sparbuch, Zinsen 571,17 15 118,23 19 306,77 Sparbuch 1 914,90 Giro 1153,64 Postscheck 1 120,06 Bar —,04 4 188,54 Insgesamt 19 306,77

Für die Rechnungsprüfer JENNE und STRAUSS stellte Herr STRAUSS fest, daß die Rechnungsführung im vergangenen Jahr ein Vielfaches an Arbeit gebracht habe. Die Prüfung ergab, daß alle Buchungen ordnungsgemäß durchgeführt wurden. Herr STRAUSS schlug die Entlastung des Rechners vor. Sie wurde ein- stimmig erteilt. Herr PATER dankte Herrn BÜRGER für seine gewissenhafte Arbeit und bat dann den Schriftleiter, Herrn SAUER, um seinen Bericht. Dieser gab einen Rückblick auf den Verlauf der Herstellung der Wutach- Monographie, die sehr gut bei den Mitgliedern und anderen Interessenten an- gekommen ist. Mehr als die Hälfte der Auflage ist bereits abgesetzt. Er dankte — 66 — den Autoren für ihre Bereitschaft, die Beiträge ohne Honorar zur Verfügung zu stellen, und auch der Druck- und Verlagsgesellschaft in Emmendingen für den hervorragenden Satz und Druck und Ausstattung des Werkes und nicht zuletzt dem Kultusministerium Baden-Württemberg für die sehr gute Unterstützung durch die Gewährung einer ansehnlichen Druckbeihilfe. Danach sprach er über das letzte Heft des Bandes 10 der N. F. der Mitteilun- gen und schloß mit einer Vorschau über den Inhalt von Heft 1 des Bandes 11. Mit Dank für die Arbeit bei der Herausgabe der „Mitteilungen" sprach Herr PRIER Herrn SAUER noch einen ganz besonderen Dank aus. Unter seiner verant- wortlichen Redaktion ist nunmehr die lang erwartete Wutach-Monographie er- schienen. Sie war schon vorn Sachlichen her ein schwieriges und komplexes Werk und es mußten unzählige Schwierigkeiten überwunden werden. Nur wer selbst schon redaktionell gearbeitet hat, weiß, wie aufreibend und entnervend diese Arbeit oft ist, vor allem bei einem Werk von 575 Seiten und 27 Autoren. Dazu kommt noch — last not least — die Finanzierung, eine Klippe, an der schon mancher stolze Plan gescheitert ist. Nicht so aber die Wutach-Monographie. Herr PRIER stellte fest, daß Herr SAUER dabei sein großes Geschick bewiesen habe. So konnte das Werk letzten Endes zu einem guten Ende gelangen. Er stellte weiter fest, daß Herr SAUER mit der Herausgabe des Werkes dem Verein ein neues An- sehen verschafft habe. Sein Dank galt weiterhin aber auch dem Mitherausgeber, Herrn SCHNETTER, und nicht zuletzt noch einmal den Autoren für ihre Arbeit. Es folgte Punkt 4 der Tagesordnung: Ehrungen. 1972 konnte eine große An- zahl von Mitgliedern auf eine langjährige Vereinszugehörigkeit zurückblicken.

25 Jahre sind Mitglied: Prof. Dr. EUGEN DANNECKER, Säckingen Oberreg.-Landwirtschaftsrat Dr. HERBERT ENGEL, Freiburg Oberlehrerin GERTRUD GAUSE, Freiburg Präsident Prof. Dr. FRANZ KIRCHHEIMER, Freiburg Kreisverwaltung Lahr (jetzt Ortenau-Kreis) Diplomlandwirt LUDWIG MARBE, Freiburg Prof. LUDWIG MAIER, Waldshut Pädagogische Hochschule Freiburg Oberreg.-Baurat i. R. WILLI RÖMER,. Freiburg Oberlehrerin i. R. JOHANNA SCHAAF, Freiburg Dozent Dr. MARTIN SCHNETTER, Merzhausen (Ehrenvorsitzender) Schulamt Fröhnd-Ittenschwand Prof. Dr. WOLFI-IARD WIMMENAUER, Freiburg Oberstudienrat Prof. Dr. OTTO WITTMANN, Lörrach

40 Jahre Mitglied: Prof. Dr. KARL EIDEL, Freiburg Dr. EDGAR FISCHER, Göttingen Prof. KARL HENN, Radolfzell Oberlehrer i. R. WILHELM JENNE, Freiburg

50 Jahre Mitglied: Prof. Dr. HELMUT GAMS, Innsbruck Prof. Dr. ERICH OBERDORFER, Freiburg Dr. EBERHARD SCHMIDT, Sulzburg Hauptlehrer JACOB WEBER, Stühlingen Oberjustizrat ALLMANN WUCHNER, Freiburg — 67 —

Herr PRIER dankte den Jubilaren für ihre langjährige treue Mitgliedschaft. Er gab dann bekannt, daß man beschlossen habe, zwei alte, verdiente Mit- glieder durch die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft zu würdigen. Es sind dies die Herren Prof. Dr. ERICH OBERDORFER und Prof. Dr. MAX PFANNENSTIEL. Herr SAUER begründete diesen Vorschlag und würdigte die Verdienste von Herrn PFANNENSTIEL um den Verein. Der 2. Vorsitzende, Herr KNOCH, verlas die Laudatio für Herrn OBERDORFER. Die anwesenden Mitglieder sprachen sich einstimmig für die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft aus; Herr PRIER überreichte Herrn PFANNENSTIEL die Ehren- urkunde. Herrn OBERDORFER, der wegen einer Reise nicht an der Versammlung teilnehmen konnte, wurde die Urkunde zu einem späteren Zeitpunkt übergeben. Herr PFANNENSTIEL dankte dem Verein mit herzlichen Worten für die er- wiesene Ehrung. Er wies u. a. darauf hin, daß er nach dem Krieg sich für die Wiedergründung und Zulassung der Vereinstätigkeit bei der damaligen Be- satzungsmacht eingesetzt habe. Im übrigen revidierte er sein Eintrittsjahr und stellte fest, daß er schon 1926 (nicht 1927) eingetreten sei. Es folgte Punkt 5 der Tagesordnung: „Beratung und Abstimmung über die neue Satzung". Im vergangenen Jahr wurde der Entwurf einer neuen Satzung von Herrn PRIER und Herrn LÖGLER fertiggestellt und im Vorstand eingehend beraten. Herr PRIER erläuterte vor der Versammlung den Entwurf dieser neuen Satzung und teilte mit, daß vom Finanzamt Freiburg aufgrund dieser neuen Fassung dem Verein die Anerkennung der „besonderen Förderungswürdigkeit als wissenschaft- licher Verein" in Aussicht gestellt wurde. Ein Antrag darauf kann jedoch erst ge- stellt werden, wenn die neue Satzung rechtsgültig ist. Der Entwurf der neuen Satzung war allen Mitgliedern vor der Mitglieder- versammlung zugeschickt worden, und es wurde um Anderungs- bzw. Ergän- zungsanträge gebeten. Bis zum festgesetzten Termin (30. 3. 1973) und auch dar- darüber hinaus waren keine schriftlichen Anträge zu diesem Punkt eingegangen. Es waren lediglich einige Anregungen mündlich an den Vorstand herangetragen worden, die im folgenden besprochen wurden. Betr. § 3, Abs. 1 hatte Herr ZIMMER angeregt, zu prüfen, ob das Wort „un- bescholtene" Personen stehenbleiben solle. Auf Vorschlag von Herrn PRIER wurde einstimmig beschlossen, „unbescholten" zu streichen. Es heißt dann: „Mitglieder können alle natürlichen Personen sowie juristische Personen und Behörden werden."

In Zusammenhang mit § 4, Abs. 3 hatte Herr ZIMMER außerdem gefragt, wie der Begriff „volljährig" zu verstehen sei. Der Passus wurde neu gefaßt und von den Anwesenden einstimmig gebilligt. Er lautet: „Das aktive und passive Wahlrecht der Mitglieder regelt sich nach den dies- bezüglichen gesetzlichen Bestimmungen für die Wahlen zum Deutschen Bun- destag."

Zu § 5, Abs. 3 hatte Herr RÖDERER, Merzhausen, angeregt, aus juristischen Gründen und zur Vereinfachung in der Vereinsführung folgenden Zusatz aufzu- nehmen: „Der 1. und der 2. Vorsitzende vertreten den Verein gerichtlich und außer- gerichtlich im Sinne des § 26, Abs. 3 BGB. Beide sind einzeln vertretungs- berechtigt." -65—

Dieser Vorschlag wurde einstimmig gebilligt; der Passus wird nach Abs. 3, 3 in die Satzung eingefügt. Für die Wahl der Vorstandsmitglieder wurde abweichend vorn vorliegenden Entwurf (5 5, Abs. 3, 8) eine neue Formulierung definiert. Sie lautet: „Die Mitgliederversammlung wählt die Vorstandsmitglieder mit einfacher Stimmenmehrheit auf 4 Jahre in geheimer Abstimmung. Die Mitglieder- versammlung kann einstimmig eine öffentliche Abstimmung beschließen. Die einzelnen Mitglieder usw...." Mit einer Gegenstimme und ohne Stimmenthaltung wurde diese neue Formu- lierung von der Versammlung angenommen. Nachdem keine weiteren Änderungsvorschläge zur Satzung mehr vorlagen, ließ Herr PRIER über die Annahme der neuen Satzung als Ganzes in der nun vorliegenden Form abstimmen: Bei einer Stimmenthaltung sprachen sich die anwesenden Mitglieder ohne Ge- genstimme für die Annahme aus. Herr PRIER wies schließlich darauf hin, daß es möglich sei, daß entweder vom Finanzamt oder vorn Registergericht noch irgendwelche Änderungen an dem nun verabschiedenen Entwurf aus zivil- oder steuerrechtlichen Gründen vorgenom- men werden müssen. Er bat deshalb die Mitgliederversammlung um Vollmacht für den Vorstand, eventuell aus zivil- oder steuerrechtlichen Gründen noch not- wendig werdende Änderungen am vorliegenden Entwurf ohne Befragung der Mitgliederversammlung vornehmen zu dürfen. Diese Genehmigung wurde ein- stimmig erteilt. Zu Punkt 6 der Tagesordnung „Verschiedenes" wurde angeregt, daß außer den üblichen Einladungen in besonderen Fällen Informationen über laufende Aktio- nen, Verfahren und Vorgänge, die den Verein betreffen, an die Mitglieder gege- ben werden sollen. Zur Vereinfachung des Verfahrens schlug Herr SAUER vor, daß Informationen, die den Naturschutz betreffen, vom zuständigen Beirat für Naturschutz gesammelt und weitergegeben werden. Herr LÖGLER sprach die Bitte aus, man möge nur schriftliche Meldungen und nicht etwa telefonische Durch- sagen erstatten. Wegen der Kosten für die Herstellung und den Versand sollten diese Benachrichtigungen so kurz wie möglich gehalten werden. Man einigte sich schließlich einstimmig auf den Vorschlag von Herrn SAUER, daß solche Kurz- informationen dem 2. Vorsitzenden, Herrn KNOCH, zugeleitet werden, der sie zur Veröffentlichung druckfertig macht. Herr KLEIBER gab bekannt, daß er aus Altersgründen als Kreisbeauftragter für den Bezirk Freiburg-Land zurückgetreten sei. Für ihn hat Herr Oberforstrat REINIG, Breisach, die Nachfolge angetreten. Der 1. Vorsitzende dankte zuletzt dem Vorstand für die im vergangenen Jahr geleistete Arbeit. Mit einem weiteren Dank an alle Vortragsredner, Exkursions- führer, die beiden Rechnungsprüfer und an alle zur Mitgliederversammlung erschienenen Damen und Herren schloß er die Veranstaltung. H. PRIER P. LÖGLER

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Dr.-ERwiN-SUMSER-Naturschutzfonds

Der in den letzten Mitteilungen veröffentlichte Kassenbericht über den Dr.- ERwnv-SumsER-Naturschutzfonds schloß mit dem Kontostand von 544,93 DM (Stand vom 16. 11. 1972). Seither sind 25,— DM Spenden eingegangen. Den Spendern sei herzlich dafür gedankt. Folgende Vorhaben und Pflegemaßnahmen wurden aus dem Naturschutzfonds unterstützt: Der Aktion Wanderfalkenschutz wurden zum Bau eines weiteren Wander- falkenbrutplatzes im Hotzenwald 250,— DM zur Verfügung gestellt (Frühjahr 1973). Im August 1973 mußte ein Wiesen- und Flachmoorgrundstück im Raum Wittenschwand/Ibach, für das der Naturschutz beantragt ist, gemäht und ge- pflegt werden. Die Mäharbeiten (meist von Hand) wurden mit 120,— DM ver- gütet. Mit 70,— DM wurde schließlich eine Aktion unterstützt, bei der Brut- bäume des Rauhfußkauzes durch Blechmanschetten gegen den Baummarder ge- schützt werden. Für die Pflege des vom Verein erworbenen Wiesengrundstückes im Kaiserstuhl, das gemäht und vom Buschwerk befreit werden muß, werden in nächster Zeit Mäh- und Pflegegelder benötigt. Wir bitten daher alle unsere Mitglieder und Freunde, uns in verstärktem Maß Spenden zukommen zu lassen. Wir können dann auch mehr Naturschutzvorhaben unterstützen. Ab jetzt können auf Wunsch auch wieder Spendenbescheinigungen für das Finanzamt ausgestellt werden.

Einnahmen: Alter Kontostand vom 16. 11. 1972 DM 544,93 Zinsen 1972 DM 29,02 Spenden DM 25,— Summe: DM 598,95

Ausgaben: Aktion Wanderfalkenschutz (Kunstbau) DM 250,— Mähgeld für Flachmoorgelände DM 120,— Blechmanschetten für vorn Baummarder gefährdete Brutbäume des Rauhfußkauzes DM 70,— Summe: DM 440,—

Somit verbleiben auf dem Konto (Neuer Stand vom 28. 9. 1973) DM 158,95

Konto des Dr.-ERwiN-SumsEa-Naturschutzfonds Nr. 5 310 427 bei der 'Öffentl. Spar- kasse Freiburg i. Br. D. KNOCH

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Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau N. F. 11 1 1 1 71 - 86 Naturkunde u. Naturschutz 1 1. Oktober 1973

Bücher- und Zeitschriftenschau

BAUER, jr. & TVRZ, F.: Der Kosmos-Mineralienführer. — 215 S., 10 Strichzeichm, 56 Farbfot. a. 72 Taf., Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1972, kart., DM 16,30. Mit dem wachsenden Interesse an Mineralien und schönen Steinen steigt auch die Zahl der Bücher, welche dem Liebhaber und dem Sammler eine Einführung und eine Hilfe sein wollen. Der Autor des vorgelegten Führers, der in Prag tätig ist, ebenso wie der Fotograf, welcher die Aufnahmen hergestellt hat, traf die Anordnung nach der Farbe, da sie nach seiner Meinung die auffallendste Eigenschaft der Minerale ist. Innerhalb der Farbe ist nach metallisch glänzenden und nicht glänzenden unterschieden. Innerhalb die- ser generellen Gliederung, die man ja auch aus anderen Kosmos-Büchern kennt, wird dann die Härte als Kriterium verwendet sowie das übliche chemische System der spe- ziellen Mineralogie. Hauptbestandteil sind eindeutig die farbigen Abbildungen, deren Vorlagen fast völlig aus der mineralogischen Sammlung der Technischen Universität Prag stammen. Der Rest kommt aus dem Mineralien-Kabinett des Prager Nationalmuseums. So ist denn auch die Einleitung, welche Grundbegriffe, stofflichen Aufbau, Klassifikationssystem, Ent- stehung, äußeres Bild, physikalische Eigenschaften der Mineralien und die Mineral- bestimmung beinhaltet, kurz. Entsprechend gedrängt sind auch die Angaben über Edel- steine und Gesteine. Da nun die Illustration wesentlicher Anteil des Buches ist, werden darüber einige kritische Bemerkungen angeführt. Bei den farblosen und weißen Mineralien stört öfters die an den Fotos deutliche Rottönung, besonders kraß z. B. bei Spodumen. Offen bleibt auch, ob es geschickt war, gerade bei dieser Kategorie die Stücke z. B. mit violetter oder karminroter Farbe zu unterlegen, was im übrigen auch für die anderen Farbgruppen gilt. Die Abbildungen der Ergußgesteine vermögen hinsichtlich der Farbe nicht zu über- zeugen und sind für den Anfänger nicht geeignet, da sie ihn auf eine falsche Fährte setzen. Beim Porphyr sind die typischen Eigenschaften nicht erkennbar. Die Angabe der geologischen Formation wäre bei den Sedimentgesteinen angebracht; bei diesen erscheint das Handstück, welches für das Konglomerat ausgewählt wurde, nicht besonders charak- teristisch. Die Bezeichnung Granulit, welche bei den Metamorphiten erscheint, ist über- holt. Bei allen Handstücken der Gesteine ist die Freistellung wenig befriedigend, die nicht beseitigten Schatten auf den sehr farbigen Unterlagen stören. Wenn diese Mängel in einer künftigen Auflage abgestellt werden, wird das Buch noch mehr als bisher für den Anfänger und für den Sammler im fortgeschrittenen Stadium eine noch wertvollere Einführung und eine noch bessere Bestimmungshilfe sein. K. SAUER

Joix, P.: Pilze. — übertragen ins Deutsche von H. HAAS, 255 S., 110 Farbfot., 52 Zeich- nungen, mit Vorwort von Prof. Dr. M. MOSER, Belser Verlag, Stuttgart 1973, geb., DM 14,80. Der Belser-Verlag, bekannt durch verschiedene, bestens illustrierte Naturbücher, be- reichert sein Angebot durch ein neues über Pilze. Im Bildteil sind 110 hervorragende Farbfotos von PH. JOLY und H. SCHREMPP enthalten, unter ihnen auch solche seltener oder selten abgebildeter Pilze wie Russula azurea, Tricholoma sejunctum, Tricholomop- sis decora, Amanita echinocephala, Gomphus clavatus, Dictyophora multicolor und — 72 — einige Ascomyceten. Das Betrachten der farbechten und fast durchweg gut gelungenen Fotos wird zu einem ästhetischen Erlebnis. Der von H. HAAS ins Deutsche übertragene Text stammt von dem französischen Autor P. JoLY. Im allgemeinen Teil, der sich zwischen den Bildseiten durch das ganze Buch zieht, wird ausführlich Anatomie, Fortpflanzung und Systematik der Pilze behandelt, in dieser Ausführlichkeit ein Novum für ein volkstümliches Pilzbuch. Viele Pilzfreunde werden diese weitgehende Einführung in die Mykologic begrüßen, obwohl man sich fragen muß, ob der Anfänger und Pilzsammler den komplizierten Sachverhalten bei der Entwicklung und Fortpflanzung etwa der Brand- und Rostpilze genügendes Interesse und Verständnis entgegenbringen wird. Der bildbegleitende Text behandelt in gediegener Weise Merkmale, Standort und Wert der Pilze. Die Nomenklatur bei Art- und Gattungsnamen ist leider nicht immer identisch mit der im deutschsprachigen Bereich üblichen, wie sie zum Beispiel in MOSER'S Bestimmungsbuch der Blätter- und Röhrenpilze angewandt wird. Dies erschwert die Benutzung, zumal hinter den lateinischen Artnamen keine Autorennamen angegeben sind und weder im Text noch im Literaturverzeichnis auf die dem Buch zugrunde liegende Taxonomie hingewiesen wird. Die Standortsangaben sind nach dem heutigen Kenntnis- stand viel zu allgemein gehalten. Hinweise auf kalkliebende bzw. kalkmeidende Arten, wie sie gerade für den Pilzsammler in Südwestdeutschland mit den geologischen Gegen- sätzen wichtig wären, fehlen völlig. Auch fehlen Angaben über bevorzugte Mykorrhiza- Partner und Substrate, so z. B. die Bindung des Butterröhrlings und der Krausen Glucke an die Kiefer, die Bindung der Rotkappe an die Espe bzw. Birke. Die Liste der Beispiele ließe sich fortsetzen. Solche Angaben erleichtern aber gerade in der Praxis dem Samm- ler das Auffinden, ja manchmal sogar das Bestimmen einer Art. Der Pilzfreund, dem es in erster Linie auf gute Bilder und allgemeine Information über die Biologie der Pilze und weniger auf detaillierte Standortsangaben ankommt, wird an dem preiswerten Buch viel Freude haben. D. KNOCH

WEBERLING, F. & SCHWANTES, H. 0.: Pflanzensystematik. Einführung in die Syste- matische Botanik. Grundzüge des Pflanzensystems. — 381 S., 104 Abb., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1972, Kst. flex., DM 19,80. Die beiden Gießener Botaniker haben nach dem Vorbild der „Grundlagen des Pflan- zensystems" von H. WALTER ein Kurzlehrbuch, wie sie es nennen, als Uni-Taschenbuch vorgelegt. Der Phyco- und Mycologe SCHWANTES schrieb die Abschnitte über die Spalt- pflanzen, Algen, Pilze und Flechten, der Morphologe und Systematiker WEBERLING die übrigen Abschnitte. Im Eingangsabschnitt wird betont, das Ziel der Systematik sei, ein natürliches System der Pflanzen zu schaffen, das die Abstammungs- und Verwandt- schaftsverhältnisse so gut als möglich berücksichtigt. Dabei wird auf die Schwierigkeiten, dieses Ziel zu erreichen, hingewiesen, aber auch auf die Mittel und Wege, sie mehr und mehr zu überwinden. Dazu gehöre das Auffinden neuer Arten in aller Welt, das immer bessere Kennenlernen der Verbreitung der Arten, ihres äußeren und inneren Baus und ihrer Physiologie. Genannt werden moderne Methoden, die hier weiterführen. Es folgt ein kurzer Oberblick über die Stufen der morphologischen Organisation und der ge- schlechtlichen Fortpflanzung im Pflanzenreich. Den Hauptteil bildet die Systematik, zu- nächst — aus didaktischen Gründen — der Angiospermen, der das Wesentliche über deren Bauplan, den ihrer Organe, Früchte und Samen, und über die Fortpflanzungs- weise vorangestellt ist. Die wichtigsten Gruppen und ihre Besonderheiten lernt der Leser kennen. Dasselbe gilt für die anschließende Beschreibung der übrigen Hauptgruppen des Pflanzenreichs, nämlich der Spaltpflanzen, Algen, Pilze, Flechten, Moose, Farne und restlichen Samenpflanzen. Der Text wird durch sehr gute, teils eigene, meist aber über- nommene, jedoch oft abgeänderte Abbildungen trefflich ergänzt. Hervorzuheben sind insbesondere die anschaulichen Darstellungen der Entwicklungskreisläufe. Ein Verzeich- nis grundlegender Literatur, das auch alle die Schriften umschließt, denen Abbildungen entnommen wurden, sowie ein Sach- und Namenregister sind angeschlossen. — 73 —

Im ganzen ein gelungenes Werk, das zwar weniger dem völligen Neuling als Lehr- buch — viele Grundbegriffe wie „Chromosom", „Genom", „Pyrenoid", „mitotisch", „haploid" u. a. sind nicht erläutert —, sondern dem schon etwas Fortgeschrittenen als Repetitorium und Nachschlagewerk dienen kann. Nicht nur Studierende, sondern jeder Freund der Botanik findet hier in einem handlichen Band zu erschwinglichem Preis in gedrängter Form alles Wesentliche der Pflanzensystematik nach dem neuesten Stand der Forschung beisammen. Beim Durchblättern wurde auf einige Versäumnisse und Unrichtigkeiten gestoßen: Bei Abbildung 18 fehlen an den Figuren die erläuternden Buchstabensymbole. — Nicht auf- genommen sind die Pedaliaceae. Ihre Erwähnung wäre wünschenswert, weil zu ihnen der Sesam, eine der ältesten Kulturpflanzen, gehört. — Beim Aufzählen der Arten der Gattung Triticum fehlt T. spelta (Dinkel), das doch bis zu Anfang dieses Jahrhunderts in Südwestdeutschland die Hauptbrotfrucht war. — Bei Einkorn und Emmer wird bei der Reife die Ährenachse und nicht, wie es S. 165 f. heißt, die Ärchenachse brüchig. Bei beiden zerfällt deshalb bei der Reife und beim Drusch die Ähre in die Ährchen, und die Körner fallen nicht heraus, wie fälschlich angegeben ist, sondern bleiben, anders als bei Triticum aestivum (Weizen), von den Spelzen fest umschlossen. Dasselbe gilt für T. spelta. — Im Literaturverzeichnis vermißt man unter den Schriften über die Heil-, Nutz- und Zierpflanzen die grundlegende deutsche Literatur über die landwirtschaft- lichen Nutzpflanzen. — Im Inhaltsverzeichnis fehlen, obwohl im Text erwähnt, Palmae, Piperaceae, Triticum. — Die Lateiner unter den Benutzern wird stören, daß das voran- gesetzte, CARL VON LINNE entnommene, lateinisch abgefaßte Motto einen Fehler ent- hält. F. WACKER

AICH•LE, D.: Was blüht denn da? — 400 S., 1200 farb. Bilder, 35. Aufl., Kosmos, Franckh'sche Verlaghandlung, Stuttgart 1973, kart., DM 19,80. Die 35. Auflage dieses vor mehr als 25 Jahren zum ersten Mal erschienenen Bestim- mungsbuches für den fachlich nicht vorgebildeten Pflanzenfreund zeichnet sich gegenüber den früheren durch die 1200 guten Farbbilder von Pflanzen aus, welche von MARIANNE GOLTE-BECHTLE in mehreren Jahren nach der Natur gemalt wurden. Das Buch ist nach Blütenfarben eingeteilt (weiß, gelb, rot, blau, violett, grün), wobei jeweils auf der linken Seite die 'Texte und auf der rechten die Pflanzenbilder erscheinen. Weitere Gliederungs- kriterien innerhalb der Farbe sind Blütenform, Standort und Blütezeit. Der Benutzer wird von der optischen Seite her angesprochen und kann sich damit sehr leicht orientieren. — Das Buch, welches Leitbild für die Kosmosführer wurde, liegt mit dieser Auflage in mehr als 540 000 Exemplaren vor. Angesichts dieser Zahl erübrigt sich seine eingehende Besprechung! Es besteht kein Zweifel, daß es aufgrund seiner nunmehr farbigen Illustrationen rasch weitere Anhänger gewinnen und seine Aufgabe noch besser als bisher erfüllen wird. K. SAUER

LANG, G.: Die Vegetation des westlichen Bodenseegebietes. — Pflanzensoziologie, Band 17. Aus der Reihe vegetationskundlicher Gebietsmonographien. — 451 S., 40 Abb. u. 30 Tab. im Text, 86 Tab. u. 16 Taf. im Anhang, G. Fischer Verlag, Jena, kart., DM 89,—. Die vorliegende Monographie untersucht und beschreibt auf der Grundlage von über 1200 pflanzensoziologischen Aufnahmen, vegetationskundlicher Kartierung, Auswertung von Luftbildern und pollenanalytischen Untersuchungen die Vegetation des westlichen Bodenseegebietes. Das Gebiet umfaßt den überlinger See mit dem nördlich anschließen- den Steilufer- und Hügelland, den Untersee, den Bodanrück mit Mindelsee und Marien- schlucht, den Schiener Berg mit Höri und im Süden den Thurgauer Seerücken (Schweiz). An den umfangreichen Geländearbeiten waren Programme der Geobotanischen Landes- aufnahme (ausgeführt von den Landessammlungen für Naturkunde in Karlsruhe), das — 74 —

„Bodenseeprojekt" der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Sonderstudien im Auftrag der Internationalen Gewässerschutzkommission beteiligt. Nach ausführlicher Beschreibung von Morphologie, Klima, Geologie, Böden und bota- nischer Erforschungsgeschichte sowie der Erörterung der angewandten Untersuchungs- methoden werden die einzelnen, im Gebiet festgestellten Assoziationen beschrieben. Da- bei wird so vorgegangen, daß im ersten Hauptteil die Bausteine der Vegetation (Assozia- tionen) beschrieben werden (analytische Betrachtungsweise), im zweiten Teil das Zu- sammentreten dieser Bausteine zu größeren, landschaftsökologischen Einheiten unter Mit- einbeziehung des geschichtlichen Werdeganges im Vordergrund steht (synthetische Be- trachtungsweise). Es werden 86 Pflanzengesellschaften behandelt und im Anhang durch Assoziationstabellen belegt. Zur besseren Übersicht werden im Text noch zusätzlich synthetische Übersichtstabellen verwandt. Im Gebiet herrschen flächenmäßig Buchen- wälder vor (überwiegend Asperulo-Fagetum, aber auch Luzulo-Fagetum und Carici- Fagetum). Von den übrigen Waldgesellschaften sei hier nur auf den artenreichen und für das Bodenseegebiet sehr charakteristischen Ahorn-Eschen-Schluchtwald (Aceri-Fraxine- tum) hingewiesen. Er findet sich besonders am Nordabfall des Bodanrücks. Ihm gegen- über, am Nordufer des Überlinger Sees, stockt das wärmeliebende Gegenstück, nämlich der Geißklee-Föhrenwald (Cytiso-Pinetum). Von den vielfältigen Grünlandschaften, deren Ausbildung von Feuchtigkeitsgrad, Schnitt, Beweidung und Düngung abhängt, sind einige floristisch sehr interessant und für das Bodenseegebiet kennzeichnend. Auf dem trockensten Flügel sind dies Enzian-Schillergraswiesen (Gentiano-Koelerietum) mit Gentiana germanica, cruciata, ciliata u. verna und der Esparsetten-Trockenrasen (Ono- brychido-Brometum). Auf dem feuchten Flügel interessieren vor allem die auf anmoori- gen Böden des Bodanrücks vorkommende Enzian-Pfeifengraswiese mit Schoenus ferru- gineus und Gentiana asclepiadea. Weiter die auf den Einflußbereich des Bodensees be- schränkte Distel-Pfeifengraswiese (Gentiano-Molinietum), die eine Fülle farbenpräch- tiger und seltener Pflanzen wie Gentiana pneumonanthe, G. utriculosa, Gladiolus pa- lustris, Ophioglossum vulgatum, Iris sibirica und viele andere beherbergt. Durch den Rückgang der Streunutzung geht auch der Bestand dieser prächtigen Gesellschaft immer mehr verloren. — Besondere Felsbandgesellschaften stellen die auf den südexponierten Molassefelsen bei Überlingen beobachtete Pfingstnelkenflur (Diantho-Festucetum) und am Nordabfall des Bodanrücks die Baldrian-Blaugrasflur (Valeriano-Seslerietum) dar. Zahlreich sind auch die Ried-, Moor- und Quellsumpfgesellschaften. Erwähnt sei die Mehlprimel-Kopfbinsengesellschaft (Primulo-Schoenetum) mit Primula farinosa, Schoe- nus-Arten, Tofieldia calyculata, Gentiana utriculosa und den hochseltenen Orchideen Spiranthes aestivalis und Liparis loeselii. — Eine Sonderstellung nimmt die Strand- schmielengesellschaft (Deschampsietum rhenanae) ein, die nur am Bodensee vorkommt und etliche Bodensee-Endemiten aufweist, unter ihnen Deschampsia rhenana, Myosotis rehsteineri, Armeria purpurea und Saxifraga oppositifolia ssp. amphibia. Als lückige Pioniergesellschaft besiedelt sie offene Kieflächen im Spülsaumbereich des Bodenseeufers, welche zu Zeiten der Sommerhochwasser monatelang überschwemmt sind. Durch zu- nehmende Eutrophierung sind diese Standorte akut gefährdet. Von dreißig Standorten der überhaupt nur am Bodensee vorkommenden Saxifraga-Art ist heute nur noch eine gefährdete Fundstelle am Horn bei Konstanz vorhanden. Im zweiten Hauptteil werden Fragen, die mit der Entstehung des gesamten Vegeta- tionsgefüges zusammenhängen, erörtert. Anhand zweier, vom Verfasser durchgeführter Moorbohrungen und danach erstellter Pollendiagramme (Mindelsee, Bahnholzmoor) wird die nacheiszeitliche Vegetations- und Florengeschichte des Gebietes beschrieben und die Einordung in die mitteleuropäische Gesamtentwicklung diskutiert. — Es folgen Block- bilder und Profile durch verschiedene Seen und Moore des Bodenseegebietes. Sie erläu- tern Entstehung, Verlandungsstadien und heutige Vegetation. Die Verbreitung bemer- kenswerter und seltener Sumpf- und Moorpflanzen wird auf Fundortskarten dargestellt. Einen wichtigen Raum nehmen schließlich Untersuchungen über die Vegetation des Litoral am Bodensee ein, die die Abhängigkeit von Untergrund, Wasserstandsschwan- kungen und der zunehmenden Eutrophierung durch Gewässerverschmutzung zum Ge- genstand haben. — 75 —

Sehr aufschlußreich ist eine Karte der potentiellen natürlichen Vegetation des Gesamt- gebietes, die LANG aufgrund der Verteilungsmuster der realen Vegetation, der Pollen- analyse und archivalischer Studien aufstellt. An die Stelle der kulturbedingten Grünland- und Ackerunkrautgesellschaften treten hier natürliche Wald-, Moor- und Röhrichtgesell- schaften. Zum Abschluß wird die Situation des Natur- und Landschaftsschutzes im west- lichen Bodenseegebiet beleuchtet und die Ausdehnung aller geschützten Landschaftsteile auf einer Karte dargestellt. Zwar existieren 16 Naturschutzgebiete und viele, teils grö- ßere Landschaftsschutzgebiete (z. B. Bodanrück, Schiener Berg), doch zeigt eine umfang- reiche Übersicht, daß noch lange nicht alle typischen und schützenswerten Pflanzengesell- schaften in einem NSG für die Zukunft gesichert sind. Auf die Gefährdung auch geschütz- ter Gebiete durch Verkehrs- und Bauvorhaben (Bodanrück, Wollmatinger Ried usw.) wird hingewiesen. Andererseits können auch indirekte Schadeinflüsse einwirken wie z. B. die Bodenseeverschmutzung auf die submerse Ufervegetation. Über 12 Seiten Literatur und 16 Fotos wichtiger Pflanzengesellschaften und Einzel- pflanzen runden das umfangreiche und gründliche Werk ab. Leider konnte die Vegeta- tionskundliche Karte des Blattes 'Oberlingen (Maßstab 1:25 000) samt Erläuterungsheft nicht mehr rechtzeitig fertig werden. Sie befindet sich aber im Druck und dürfte dem- nächst erscheinen. Nach Meinung des Referenten ist das trotz komplizierter Sachverhalte klar und all- gemein verständlich geschriebene Buch ein Musterbeispiel für eine pflanzensoziologische Gebietsmonographie, deren es im südwestdeutschen Raume nur wenige gibt. Es bildet eine unentbehrliche Grundlage für jede Art von Raum- und Landschafts- planung, wie sie gerade im Bodenseeraum, wo Wirtschaftsinteressen und Belange des Umwelt- und Naturschutzes hart aufeinanderprallen, so dringend notwendig ist. Man wünscht sich das Buch nicht bloß in die Amtsstuben der zuständigen Planungs- und Verwaltungsbehörden, sondern in die Hand all derjenigen Naturfreunde, die nicht nur seltenen Einzelpflanzen nachjagen, sondern um das ökologische Verständnis einer Landschaft bemüht sind. D. KNOCH

BRÜCKNER, J.: Der Wald im Feldberggebiet. — Eine wald- und forstgeschichtliche Untersuchung des Südschwarzwaldes. — 128 S., 9 Abb., 5 Tab., Verlag Konkordia, Bühl 1970, brosch., DM 19,80. Über waldgeschichtliche Fragen, insbesondere über die Waldentwicklung im Feldberg- gebiet und über die Bedeutung der Fichte sind mehrfach Arbeiten publiziert worden. Erinnert sei an die bekanntesten Autoren wie E. AICHINGER, J. BARTSCH, K. MÜLLER, E. OBERDORFER und H. STOLL. Die vorliegende Arbeit stellt insofern eine wertvolle Ergänzung zu den erwähnten Beiträgen dar, als hier alle historischen Quellen zum Thema zusammengetragen wurden, die sonst weit verstreut und dem Leser kaum zugänglich sind. Es handelt sich um Wald- und Forstordnungen, Forsteinrichtungswerke (Operate) und wichtige Auszüge aus Gemeinde- und Klosterarchiven, so z. B. solche aus dem ehe- maligen Kloster St. Blasien, die heute im Kloster St. Paul in Kärnten lagern. Aus vielen, solcherart gesammelten Mosaiksteinen entwirft der Verfasser ein anschauliches Bild der Waldgeschichte im Südschwarzwald, ergänzt durch sehenswerte Stiche und alte Drucke. Neben Archivalien werden vom Verfasser pollenanalytische Befunde und Kohlenmeiler- untersuchungen ausgewertet, um das Bild der ursprünglichen Waldvegetation zu rekon- struieren. Es werden die seit dem frühen Mittelalter einsetzenden Rodungen und Wald- nutzungen sowie das damit zusammenhängende Vordringen der Fichte geschildert. Bei sorgfältiger Deutung der heutigen und historischen Belege kann der Verfasser die im wesentlichen auch von früheren Autoren vertretene Auffassung bestätigen, daß im Süd- schwarzwald oberhalb der Tannen-Buchen-Stufe keine eigene Fichtenwald-Stufe mehr ausgebildet ist und daß die Fichte — von lokalen Fichtenwaldgesellschaften in Moor- randlage abgesehen — von Natur aus nur die Rolle eines indifferenten Begleitbaumes spielt. Die heutige Dominanz der Fichte beruht auf indirekter Förderung durch die früher übliche, raubbauartige Waldnutzung und durch spätere Aufforstungen von Weideflächen und aufgelassenen Hofgütern. — 76 —

Etwas ausführlicher hätte man sich die Berücksichtigung der vegetationskundlichen und pflanzensoziologischen Befunde gewünscht. Diesbezügliche Angaben basieren meist auf BARTSCH (1940). Wichtige neuere Arbeiten blieben unberücksichtigt wie z. B.: LANG, G.: Neue Untersuchungen über die spät- und nacheiszeitliche Vegetationsgeschichte des Schwarzwaldes I. Der Hotzenwald im Südschwarzwald (1954), II. Das absolute Alter der Tannenzeit im Südschwarzwald (1955). Oder: zwei wichtige Arbeiten von OBERDORFER, die sich mit Waldgesellschaften, Waldstandorten und Waldgeschichte der Ostabdachung des Südschwarzwaldes (1949/50 und 1953) befassen. Wesentliche, zum Thema gehörige Aspekte bringt auch OBERDORFER'S grundlegendes Werk: Süddeutsche Pflanzengesellschaften (1957). Weiterhin sind die Vegetationskartierungen des Blattes Freiburg und Lenzkirch (OBERDORFER 1954/55 bzw. 1956-58) zu nennen. Obwohl beide deutlich in das vom Autor umrissene Feldberggebiet hineinreichen, blieben die Ergebnisse unerwähnt. Gerade aus der erwähnten Kartierung „Lenzkirch" wäre hervor- gegangen, daß neben dem vom Verfasser erwähnten Acero-Fagetum und Abieto-Fage- tum (es fehlt das Luzulo-Fagetum) im Osten des Gebietes noch das Vaccinio-Abietetum eine nicht unwesentliche Ausdehnung hat. Hier sei auch noch auf das Vorkommen von bachbegleitenden Auenwaldgesellschaften (Stellario-Alnetum und Alnetum incanae) im Feldberggebiet hingewiesen. Sie sind forstlich zwar nicht relevant, doch läßt sich ihr Artengehalt gut mit demjenigen der Tannen-Buchen-Wälder parallelisieren. Schließlich hätte man da und dort die durch historische Quellen und Kohlenmeileruntersuchungen bewiesene Zugehörigkeit der Wälder zur Buchen-Tannen-Stufe durch floristische An- gaben aus der heutigen Zeit anschaulich untermauern können. Was könnte den Buchen- waldcharakter der Hochlagenwälder besser beweisen als beispielsweise die Vorkommen von Bärlauch (Allium ursinum), Sanikel (Sanicula europaea) und Waldmeister (Aspe- rula odorata) in Lagen von 1100 m bzw. 1300 rn, die sich ungeachtet der jeweils vor- handenen Baumschicht bis heute gehalten haben, oder die Hochgrasfluren (Calamagrosti- detum) mit Türkenbundlilie und Seidelbast, die sich an der Waldgrenze der höchsten Schwarzwaldgipfel ausbreiten, um nur aus vielen möglichen Beispielen einige wenige zu nennen! Sieht man von den kritischen Bemerkungen zum vegetationskundlichen Teil ab, stellt die Arbeit mit ihrer Fülle wertvollen Quellenmaterials eine unentbehrliche Arbeitsgrund- lage für denjenigen dar, der sich in irgendeiner Form mit Fragen der Waldgeschichte, Waldentwicklung oder Standortskunde im Südschwarzwald beschäftigt. Man wünscht ihr nicht zuletzt auch wegen der ansprechenden Aufmachung, der guten Lesbarkeit und vieler, auch für den Laien interessanter Details weite Verbreitung. D. KNOCH

STREBLE, H. & KRAUTER, D.: Das Leben im Wassertropfen. Mikroflora und Mikro- fauna des Süßwassers. — Ein Bestimmungsbuch mit 352 S., 1700 Abb., 25 Fot., Kos- mos, Frandsh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1973, geb., DM 39,50. Im Werbeprospekt des Verlages ist zu lesen, daß sich mit diesem Buch „alle mikro- skopisch kleinen Pflanzen und Tiere bestimmen" lassen. Das ist eine (un)gehörige und ganz unnötige Übertreibung, denn der von den beiden Autoren geschaffene Führer durch die mikroskopische Lebewelt des Süßwassers ist einzigartig in der Fülle und Darstellung der gebotenen Auswahl, die nun einmal notwendig ist. Sozusagen als Ouvertüre liest man wieder mit Vergnügen die Geschichte von Kribbel-Krabbel und dem Zauberer: ANDER- SEN'S „Der Wassertropfen". Im allgemeinen Teil wird etwas über „das Leben im Wasser- tropfen" und den Planktonfang gesagt sowie über das Ansetzen von Kulturen, über die Vorbehandlung der Organismen zur mikroskopischen Untersuchung (Narkose, Fixie- rung, Färbung), über das Arbeiten am Mikroskop, Mikrofotografie und Messen sowie eine Menge „Tricks und Kniffe". Sehr ausführlich sind die Wassergüteklassen mit ihren Leitorganismen, das klassische Saprobiensystem und die Trophiestufen dargestellt. Der allgemeine Teil schließt mit einer Kennzeichnung der Stämme, Klassen und Ordnungen der Kleinlebewesen. Daran knüpft der spezielle Teil zunächst mit einem Typenschlüssel an, der das Ansprechen der systematischen Großgruppen erleichtert. Die Gattungs- und — 77 —

Artbestimmung geschieht nicht anhand von Bestimmungstabellen, sondern von hervor- ragend klaren Zeichnungen und einem knappen zugehörigen Text. Darin liegt besonders für den Anfänger die Gefahr, einigermaßen Passendes mit der abgebildeten Art zu identifizieren. Die Bestimmung der Kopepoden, besonders der Harpacticiden, der Ostrakoden und Wassermilben ist sicher nicht möglich, Besonders originell und hilfreich ist eine Tafel, auf der u. a. Objekte dargestellt sind, die beim Mikroskopieren immer wieder Verwirrung hervorrufen: Eier und Gelege verschiedener Tiere, Pollen, unge- wöhnliche Organismen (z. B. Moorschnecke), Haare, Luftblasen, Fetttropfen u. a. m. Die Autoren haben an alles gedacht und bieten ein zuverlässiges Handbuch, das unein- geschränkt empfohlen werden kann. Nicht nur ANDERSEN'S Kribbel-Krabbel werden ihre Freude an diesem schönen Buch haben, sondern auch für den versierten Fachmann ist es von Wert, wenn er sich über Organismengruppen orientieren will, die ihm weniger geläufig sind. — Einige Verbesserungsvorschläge: Die Angaben über die ökologische Verbreitung der Organismen sollten ausführlicher und etwas sorgfältiger sein. Bitte für jede Gruppe die Anzahl der mitteleuropäischen Arten angeben. Die Gegenüberstellung von Saprobie und Trophie sollte unter Berücksichtigung des modernen Trophie-Kon- zepts (nicht: Nährstoffreichtum) neu formuliert werden. Das Foto auf Tafel 23 stellt Acroperus harpae, nicht Alonella nana, dar. J. SCHWOERBEL

GLUTZ VON BLOTZHEIM, U., N., BAUER, K., M. & BEZZEL, E.: Handbuch der Vögel Mit- teleuropas, Band 5 Galliformes und Gruiformes. — 700 S., 5 Farbtaf., 100 Abb., 21 Tab., Akademische Verlagsgesellschaft, Frankfurt a. M. 1973, geb., DM 112,—. In diesem Band werden die Hühnervögel sowie die Rallenartigen, d. h. Rallen, Kra- niche und Trappen beschrieben. Er ist mit seinen 700 Seiten wieder besonders umfang- reich, obwohl er nur 28 Arten enthält, von denen zudem noch 6 Irrgäste bzw. Zoo- flüchter sind (2 Sultanshühner, Purpurhuhn, Jungfernkranich, Zwerg- und Kragen- trappe). Außerdem gehören dazu 4 Hühnerarten, deren Einbürgerung als willkommene Jagdtiere mit unterschiedlichem Erfolg unternommen wurde. Die erweiterte Darstellung vieler Arten hat wohl verschiedene Gründe. Einmal hat dieses Werk die sich steigernde Zahl der Ornithologen und ornithologischen Arbeitsgemeinschaften sehr stark angeregt, im Sinne seines Arbeitsplanes besonders aktiv tätig zu sein. Dies zeigt sich vor allem darin, daß immer genauere und detailliertere Angaben über die Verbreitung in den einzelnen Gebieten, ihre Häufigkeit, ihre Populationsschwankungen, über Höhenver- breitung, Biotopabhängigkeit, Fortpflanzung, Verhalten und Nahrung gebracht werden können. Die bewährte Anordnung des Stoffes ist geblieben, bei deutlicher Rassengliede- rung in Mitteleuropa wird jedoch eine Rasse ausführlich beschrieben, bei den anderen nur deren Unterschiede behandelt. Hühner, Kraniche und Trappen haben allein schon wegen ihrer Größe seit je besondere Aufmerksamkeit gefunden. Vor allem sind es aber die jagdbaren Tiere, die immer stark beachtet wurden. So liegen seit Jahrhunderten Daten über ihre Verbreitung und Häufigkeit vor. Dabei geben Abschuß-, Preis- und Lieferlisten an Fürstenhöfe und Klöster, Schonbestimmungen usw. wertvolle Auf- schlüsse. Das gilt auch von den Einbürgerungsversuchen mit exotischen Hühnervögeln. Wenn auch für ein genaueres Studium der Einbürgerungsgeschichte auf spezielle Litera- tur verwiesen wird, so finden sich doch hier genügend interessante Angaben. Die zahl- reichen Versuche verliefen fast alle negativ, und so wird vor einer nicht wissenschaftlich genau überdachten und kontrollierten Neueinbürgerung gewarnt, zumal da die Gefahr der Einschleppung neuer Parasiten besteht. Wirklich eingebürgert hat sich bei uns wie in vielen Teilen der Welt der Fasan, der bereits von den Römern nach Süd- und West- europa mitgebracht wurde. In Mitteleuropa wurde er erst in der fränkischen Zeit ge- halten und hat sich etwa seit dem 11. Jahrhundert hier allmählich ausgebreitet. Die col- chicus-Rasse (ohne Halsring) stammte aus dem Vorderen Orient, die Rassen mit weißem Halsring wie torquatus und einige andere kamen erst seit dem 18. Jahrhundert aus Ost- asien. Daß auch die „Archäozoologie" wichtige Aufklärung geben kann, zeigen u. a. die Abbildungen von Ringfasanen auf römischen und mittelalterlichen Darstellungen. Sie — 78 —

besagen, daß Ringfasanen auch als spontane Mutation auftreten können. Einbürgerungen anderer Arten scheiterten trotz anfänglicher Erfolge wie beim Truthuhn (SW-USA), Chukar (Griechenland), Rothuhn (W-Europa), Moorschneehuhn (N-Europa) u. a. Der Königsfasan hat sich seit 1910 - 12 in der Oberrheinebene bei Lahr bis heute in ab- nehmender Zahl gehalten und ist durch Neuaussetzung 1969 vermehrt worden. Ohne ausreichende Winterfütterung können sich diese Vögel allerdings nicht halten. Die alten und vor allem die neueren Häufigkeitsangaben gestatten es, den Ursachen des Rück- ganges bzw. der lang- oder kurzfristigen Fluktuationen nachzugehen. Ihrer Erörterung wird ausführlicher Raum gegeben. Dazu gehören die Aufgabe der Dreifelderwirtschaft, das Verschwinden von Sümpfen und Brachflächen, Aufforstungen, Wechsel im Anbau von Feldfrüchten, schließlich die intensive Bewirtschaftung, die Anwendung von Bioei- den, die Zunahme der Besiedlung und des Verkehrs. Alle diese Faktoren haben zu einem starken Rückgang beigetragen, besonders gefährdet sind Birkhuhn und Kranich. Von ihm brüten in der Bundesrepublik nur noch wenige Paare in Niedersachsen und Schles- wig-Holstein im Anschluß an die größeren Bestände in der DDR. Aber auch klimatische Pendulationen wirken in manchen Fällen mit, so beim Rückzug des Rothuhns und der Zwergtrappe aus Mitteleuropa. Finnische Untersuchungen sprechen auch für kurzfristige Schwankungen im 3-4-Jahresrhythmus, wie man sie von den Nagern kennt. In jedem Einzelfall sind genaue Vergleiche und Untersuchungen zur Klärung notwendig. Eine Zunahme ist z. B. durch Vergrößerung der Felder möglich. Die 100 Abbildungen zeigen Verbreitungs- und Ringfundkarten, Verhaltensformen bei Balz, Kopulation, Sichern, Drohen, Kampf, Flucht u. a., weiter Sono- und Klang- spektrogramme der verschiedenen Rufe oder Strophen sowie zahlreiche Einzelfedern zum Vergleich der Geschlechter, Alters- und Jahreskleider und unterschiedliche Gestal- tung der Rosen und andern Kopfschmuckes. Auf den 5 Bunttafeln sind Küken verschie- dener Arten und der Geschlechter sowie die 5 Stammformen unseres Fasanes dargestellt. Die 21 Tabellen geben eine ausführliche Übersicht über die in Kropf und Magen ge- fundene Nahrung in Abhängigkeit von Jahreszeit oder Herkunftsländern, Gelegegrößc, Gewicht und Flügellänge. So gibt auch dieser Band eine Übersicht über jede Art in einem bisher nie gekannten Ausmaß. Das Werk kann dazu beitragen, der Ornithologie immer neue und besser geschulte Mitarbeiter zu gewinnen, durch Hinweis auf die noch vor- handenen Lücken die Tätigkeit der Ornithologen zu lenken und schließlich dem Schutz der heute in seiner Gesamtheit bedrohten Vogelwelt zu dienen (vgl. Besprechungen in dies. Z., 9, S. 426-427, 1966; 10, S. 240-241, 1969 und S. 660-661, 1972). M. SCHNETTER

BRUUN, B., SINGER, A. & KÖNIG, C.: Europas Vogelwelt in Farben. — 320 S., 516 farb. Abb., 34 Farbtafeln, 448 Verbreitungskarten, 2. verb. Aufl., Kosmos, Franckh'- sehe Verlagshandlung, Stuttgart 1973, geb., DM 48,—. Bei den Menschen der modernen Industriegesellschaft, die alltäglich die Zerstörung der natürlichen Umwelt erleben, wächst wohl in Reaktion darauf zunehmend das Interesse für die Natur, wie die Statistiken des Buchhandels beweisen. Ganz besonderer Vorliebe erfreuen sich neben den Blumen die Vögel, die uns durch Farbe, Flug und Gesang auf- fallen und uns überall begegnen, selbst in der Stadt, im Park, im Garten und am Futter- platz. Ein Beweis ist die ständig steigende Nachfrage nach Vogelbüchern, wie das vor- liegende Werk zeigt, das nach zwei Jahren bereits in 2. Auflage erscheint. Der Verfasser des Textes ist B. BRUUN, ein gebürtiger Däne, Arzt und weitgereister Ornithologe, der heute in New York lebt. A. SINGER ist ein berühmter amerikanischer Vogelmaler, gleich- zeitig auch ein erfahrener Feldornithologe. Beide haben bereits an anderen ornithologi- schen Werken mitgewirkt. C. KÖNIG, der Leiter der Vogelschutzwarte Ludwigsburg und Präsident des Deutschen Bundes für Vogelschutz, ist Übersetzer und Bearbeiter dieses Buches. Er hat Änderungen und Ergänzungen vorgenommen, die besonders die in Deutschland herrschenden Verhältnisse und den Vogelschutz berücksichtigen. Beschrieben sind 529 Arten, alle europäischen Brutvögel sowie alle regelmäßigen und unregelmäßigen Winter- und Sommergäste, die alljährlich als Zugvögel oder gelegentlich als Irrgäste in — 79 —

Europa erscheinen. Lediglich 79 ganz seltene Irrgäste, die weniger als fünfmal in diesem Jahrhundert beobachtet werden konnten, sind nur in einer Liste im Anhang aufgeführt. Die Kapitel und Unterkapitel entsprechen den Ordnungen und Familien bzw. Unter- familien der modernen Systematik. Ob BRUUN Familien oder Unterfamilien wählt, richtet sich nach dem stärkeren oder geringeren Grad gemeinschaftlicher Merkmale. So behandelt er z. B. die Familie der Raben Corvidae, dagegen die Unterfamilie der Ammern Emberizinae. Die Beschreibung dieser einzelnen Gruppen ist sehr umfassend und berücksichtigt praktisch alle Gebiete der wissenschaftlichen Ornithologie: Systematik, Verbreitung und Artenzahl in Europa und der übrigen Welt, morphologische, physio- logische und Verhaltens-Merkmale wie Lebensweise, Lebensraum, Nistgewohnheiten, Ei- zahl und -farbe, Balz-, Brut- und Revierverhalten, Nahrung und Nahrungsaufnahme, Flug- und Bewegungsformen auf dem Boden, in Busch und Bäumen oder an Felsen, Schwimmen und Tauchen, Gesang bzw. Stimmäußerung, Zugverhalten, Ausbreitung, Zu- oder Abnahme, Entwicklung zu Haustieren und Beziehung zur Religion. Das alles ist in einer recht fesselnden, verständlichen Art vorgetragen, ohne Bindung an eine feste Reihenfolge und Vollständigkeit. Immer aber bringt der Autor das für die Gruppe Charakteristische, gelegentlich wiederholt er sich. Die 516 farbigen Abbildungen sind einzeln oder in Gruppen von 2-5 Arten gleichmäßig jeweils an der entsprechenden Textstelle eingeordnet. Jede Art erscheint in ihren unterschiedlichen Kleidern nach Ge- schlecht, Alter, Jahreszeit, eventuell auch Phase. Jeder Vogel ist in einer für seine Art typischen Haltung dargestellt, die zugleich die unterscheidenden Merkmale klar erken- nen läßt. Nur selten fehlt ein Hinweis auf seinen Lebensraum, seien es einige Schilf- halme oder ein ganzer Spechtbaum. Schwer unterscheidbare Arten sind in Gruppen ver- eint. Zu jeder Art gehört noch ein kurzer, tabellarischer Text über Kennzeichen, Größe, Spannweite, Stimme, Biotop und Wanderungen. Die Aufteilung dieser Kurzbeschreibun- gen, des laufenden Textes und der Abbildungsgruppen auf jeder Seite ist in allen Fällen in so harmonischer Weise gelungen, daß das Werk wie ein künstlerisch wertvolles Bilder- buch wirkt, in dem zu blättern es immer große Freude macht. Eingestreut sind noch 34 ganzseitige Farbtafeln mit zusammen 47 Arten. Auch hier zeigt sich SINGER als ein wah- rer Meister in der Darstellung eines Vogels in der für ihn typischen Umwelt. Es ist erfreulich, daß die Farbwiedergabe eines jeden Vogels im Druck hervorragend gelungen ist und daß die Bilder groß genug sind, um auch feinere Einzelheiten wiederzugeben. Als Anhang finden sich in systematischer Reihenfolge kleine, farbige Verbreitungs- kärtchen, auf denen für jede Art das Brut- und Überwinterungsgebiet sowie Zugwege und Zugzeiten aufgezeichnet sind. Den Schluß bilden Literatur-, Zeitschriften- und Schallplattenquellen-Verzeichnisse. Jeder Naturfreund, ob Laie oder Fachmann, wird an diesem gelungenen Werk Gefallen finden. M. SCHNETTER

BRUUN, B., SINGER, A. & KÖNIG, C.: Der Kosmos-Vogelführer. Die Vögel Deutsch- lands und Europas in Farbe. — 317 S., 516 Farbbild., 448 Verbreitungskart., 2. Aufl., Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1972, brosch., DM 16,80. Es ist bekannt, daß die Zahl der Menschen, die in ihrer Freizeit Vögel beobachten, ständig zunimmt, daß immer mehr ornithologische Arbeitsgemeinschaften oder Fach- schaften gegründet werden und daß die Mitgliederzahl der ornithologischen Vereine und Gesellschaften stetig steigt. Das ist nicht nur bei uns sondern auch in den anderen Län- dern Europas und in den USA der Fall. Damit wächst der Bedarf an populären und wissenschaftlichen Vogelbüchern. Ganz besonders begehrt sind für den Anfänger, aber auch für den Fortgeschrittenen Taschenbücher, die auf kleinem Raum möglichst alle europäischen Vögel in übersichtlicher und prägnanter Form darstellen und dabei die feldornithologischen Merkmale hervorheben, mit deren Hilfe der Vogel in der Natur genau bestimmt werden kann. Taschenbücher mit ganzseitiger Abbildung einer einzelnen Art und einer tabellarisch gerafften Beschreibung erschienen bereits kurz nach dem Er- sten Weltkrieg. So z. B. von 0. FEHRINGER (Verlag Winter, Heidelberg) und 0. KLEIN- SCHMIDT (Verlag Quelle und Meyer) und neuerdings von C. KÖNIG (Verlag Belser, Stutt- — 80 — gart). Einen neuen Typ eines Taschenbuches brachte 1950 H. FRIELING (Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart) heraus, bei dem zahlreiche verwandte Arten auf einer Tafel farbig abgebildet sind und in einer gegenüberliegenden Tabelle weitere Merkmale und Angaben zur Biologie gebracht werden. Einen fast beispiellosen Erfolg erlebte dann das Taschenbuch der Vögel Europas von R. PETERSON, G. MOUNTFORT, P. A. D. Honom, das zuerst in englischer, 1954 auch in deutscher Sprache erschien. Nun ist ein neues, ähnliches Taschenbuch von zwei Amerikanern, B. BRUUN (Text) und A. SINGER (Abbildungen) herausgekommen, das C. KÖNIG übersetzt und zur besseren Übersicht zum großen Teil neu bearbeitet hat. Es ist die Taschenbuchform eines um- fassenden großen Bildwerkes der gleichen Autoren, das kurz vorher erschien (vgl. Refe- rat in diesem Heft). Dieser Vogelführer zeigt wie der „Peterson" die Meisterschaft der Angelsachsen in der Beschränkung auf das Notwendigste und Charakteristische sowie ihr didaktisches Geschick. Bei der Besprechung möchte ich vergleichsweise auf den „Peterson" hinweisen, da dieser den meisten Ornithologen bekamst ist. Beide Bücher besitzen im Umfang und Aufbau des Stoffes eine gewisse Ähnlichkeit, doch zeigen sie in Text und Bild deutliche prinzipielle Unterschiede. Auch dieser Führer beginnt mit einigen einleitenden Kapiteln über den Gebrauch des Buches, die Arbeits- weise des Feldornithologen, über Vogelzug und Vogelstimmen. Ganz besonders wird auf diejenigen Merkmale hingewiesen, die eine Bestimmung im Freien ermöglichen, nicht nur die morphologischen wie Größe, Proportion und Form der einzelnen Körperpartien, Färbung, auffällige Muster und Zeichen sondern auch die gleichwichtigen Verhaltens- weisen wie Wahl des Sitzplatzes, Art der Fortbewegung am Boden, im Geäst oder am Stamm, Form des Fluges, eventuell Balz- oder Beuteflug, Schwimmlage, Verhalten während des Gesanges auf Warte, im Flug oder mit ständigem Ortswechsel im Busch oder Baumkronen sowie Lautäußerungen und Biotopwahl u. a. Anfänger und Fort- geschrittene erhalten damit zahlreiche wertvolle Hinweise, die sie zu aufmerksamer und kritischer Beobachtung anregen. Es wird besonders betont, daß die Bestimmung eines Vogels im Freien nicht Selbstzweck sein sollte, sondern jedem die Möglichkeit schafft, bei der Beantwortung zahlreicher wissenschaftlicher Fragen mitzuhelfen, die heute die Ornithologie beschäftigen. Das Buch bringt eine lange Liste solcher Fragen und Probleme, zu deren Lösung die Mitarbeit eines großen Beobachterkreises notwendig ist. — Den Hauptteil des Buches bilden die zusammengehörigen Text- und Bildseiten. In dem aufs stärkste gedrängten Text werden für jede Art Kennzeichen, Größe, Flügelspannweite, Stimme, Biotop und Wanderungen verzeichnet. Farbige geographische Kärtchen von • Europa unterrichten über die Verbreitung, getrennt nach Brut- und Überwinterungs- gebieten, über Zugrichtung und Zugzeiten. Daneben werden zusätzlich für die einzelnen Ordnungen, Familien, Unterfamilien und oft auch für die Gattungen kurze gemeinsame Merkmale im Körperbau und Verhalten angegeben. Dies bringt eine hilfreiche Gliede- rung und Übersicht in die große Vielfalt. Am stärksten unterscheiden sich aber die bild- lichen Darstellungen des neuen Taschenbuches von denen Petersons. Auf dessen Tafeln sind, abgesehen von den gesondert dargestellten Flugbildern mehrerer Gruppen, alle Vögel gleichförmig in Seitenansicht abgebildet ohne Andeutung der Umwelt oder einer bestimmten Verhaltenssituation. Das ermöglicht eine gute Übersicht und zusammen mit den auf markante Kennzeichen hinweisenden Strichen einen leichten Vergleich. In unserm Werk sind die Tafeln und der zugehörige Text immer einander gegenübergestellt. Auf den Tafeln ist jede der 3 bis 6 Arten in verschiedenen Kleidern, Darstellungsformen und Situationen abgebildet: Stand- und Flugbilder, diese von unten und oben, gelegentlich als Flugsilhouette von vorn, typische Schwarmbilder, Sing- oder Beuteflug, Spiral- klettern vom Baumläufer u. ä. Neu ist die Gegenüberstellung der Silhouetten von Arten, die leicht verwechselt werden können. Schließlich ist den Arten immer als biologisches Attribut ein wenig Umwelt beigegeben wie Zweige, Gras, Wasser, Felsen, ja sogar ein Baumstamm bei den Spechten. Insgesamt wird also hier etwas mehr Biologie geboten, vielleicht manchmal auf Kosten eines leichteren Vergleiches. Dafür sind einige schwierige Gruppen auf besonderen Tafeln vergleichend zusammengestellt: Fliegende Greifvögel, kleinere Strandläufer im Ruhekleid, Irrgäste aus der Familie der Strandläufer, unaus- gefärbte Möwen sowie unausgefärbte und weibliche Ammern. Schließlich werden 79 Ar- — 81 — ten als sehr seltene Irrgäste mit weniger als fünf Nachweisen in diesem Jahrhundert erwähnt. Die Farbwiedergabe im Druck ist im allgemeinen als gut zu bezeichnen, bleibt aber hinter der im großen Werk zurück. Es sind dieselben Abbildungsvorlagen der 516 Arten wie in dem großen Werk, nur auf 2/3 verkleinert und in veränderter Gruppierung. Zusätzlich sind hier zahlreiche Flugbilder vorhanden. Die systematische Reihenfolge ist manchmal zugunsten eines besseren Vergleiches äußerlich ähnlicher Formen verändert. Neben einem kurzen Literatur- und Zeitschriftenverzeichnis findet sich ein Bezugsnach- weis für Schallplatten mit Vogelstimmen aus deutschen, französischen, englischen und schwedischen Quellen. — Ich meine, daß sich die Anschaffung dieses neuen Kosmos- Vogelführers, der bereits nach zwei Jahren im 100. Tausend erscheint, aus preislichen und didaktischen Gründen lohnt. Bei eifriger Benutzung und gewissenhafter Beobachtung kann der Vogelfreund bald in einer ornithologischen Arbeitsgemeinschaft mitwirken, was ihm in diesem Buch auch dringend angeraten wird. M. SCHNETTER

RUTGERS, A.: „Wellensittiche pfleglich gehalten und kundig gezüchtet". Über- setzung aus dem Englischen und deutsche Bearbeitung von ULRIKE & ERNST-AUGUST BIELEFELDT. - 198 S., 64 Farbbild., 20 Zeichn. und 30 Tab., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1972, Alkorphanband, DM 24,—.

Vor 130 Jahren brachte JOHN GOULD die ersten Wellensittiche von Australien nach Europa; heute gehört dieser Kleinpapagei mit zu den beliebtesten Heimtieren. Durch seine leichte Haltung und Zuchtwilligkeit hat er rasch die Gunst der Liebhaber und Züchter gefunden. Es wurde allmählich aus dem Wildtyp ein größerer und auch in der Gestalt veränderter Wellensittichtyp. Für die Vereinheitlichung in der Bewertung der verschiedenen Maßstäbe, nach denen in vielen Ländern mit unzähligen Zuchtvereinigun- gen die Ziele dieser Leistungszüchter gemessen werden, war es neuerdings notwendig, einen Nenner zu finden; man einigte sich auf einen internationalen Einheitsstandard, den englischen Standard von 1968. England gilt heute noch als die Hochburg der Schau- wellensittichzucht. Das Buch von A. RUTGERS, seit Jahren in England erfolgreich, liegt hier in deutscher Übertragung vor. Anhand der 64 Farbabbildungen werden die Stan- dard-Farbschläge dargestellt und in einer Beschreibung die Varietäten besprochen. Das Kapitel über die Zucht macht den Leser mit den Grundzügen der Vererbungslehre be- kannt und führt hin bis zu 30 Verpaarungstabellen über theoretische Zuchtergebnisse bei der Farbenvererbung. Sachkundige Ratschläge gibt der Autor zu Haltung und Pflege, wobei die Unterbringung in Käfig und Voliere, Zubehör, Fütterung, Krankheiten und Fortpflanzung ausführlich besprochen werden. Wer seinem Wellensittich das Sprechen beibringen will, findet hierzu hilfreiche Ratschläge. Das mit großer Sachkenntnis geschriebene Buch wird sowohl dem Anfänger, der sich „einen Wellensittich zulegen will", gute Hinweise geben, es wird aber auch manchem Liebhaber und Züchter neue Wege öffnen. P. LÖGLER

DE GRAHL, W.: Papageien in Haus und Garten. Sittiche, Kakadus, Unzertrennliche, Sperlingspapageien, Araras, Amazonen, Graupapageien und andere mehr. — 2., ver- besserte Aufl., 240 S., 14 Farbfot., 69 Schwarzweißfot., 4 Zeichn., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1972, DM 19,80. Wenn dieses Buch nach drei Jahren neu aufgelegt wurde (siehe ausführliche Bespre- chung in Band 10, Heft 2, 1970, S. 461), so ist das ein Beweis für die Vorzüge des Wer- kes. Der früheren positiven Beurteilung bleibt nichts hinzuzufügen. Der Textteil ist kaum verändert. Hinzugekommen sind 4 Farbtafeln (Rußköpfchen, Rosellas, Blaunacken-Sper- lingspapageien, Fächerpapagei). Die Tabelle mit den Richtpreisen wurde auf den neuesten Stand gebracht. Trotz neuer, sehr ansprechender Einbandgestaltung konnte der Preis gehalten werden. Nicht zuletzt aus diesem Grunde wird das Buch weiterhin einen guten Absatz haben. P. LÖGLER — 82 —

SCHMIDT, G.: „Kleinsäuger — Hamster, Meerschweinchen, Mäuse, Hörnchen in Heim und Garten". 214 S., 52 Abb., Verlag Eugen Ulmer, Stutgart 1973, Alkorphanband, DM 22,—. Um es vorweg zu sagen: Dieses Buch wendet sich weniger an den Laien und Tier- freund im allgemeinen, als an den geschulten und wissenschaftlich interessierten Lieb- haber und Züchter. Rez. schließt sich der Aussage an, daß es „ein zuverlässiger und er- giebiger Leitfaden" ist, in dem z. B. „die Kapitel über die Haltung, die Fütterung und über die Krankheiten der Nagetiere Informationen enthalten, wie man sie sich nicht besser wünschen kann". Allein die 42 (!) Titel des Autors im Literaturverzeichnis be- weisen sein fachliches Wissen und die vielseitige Erfahrung. Von den besprochenen Nagetieren werden Goldhamster, Meerschweinchen, Mäuse und Ratten mit ihren Unterarten ausführlich behandelt, der Chinesische Zwerg- oder Strei- fenhamster und die Streifenhörnchen sind nur kurz vorgestellt. Die beigegebenen Ab- bildungen sind nicht immer sehr informativ, manche überflüssig. Kulturgeschichtlich interessant ist das Kapitel „Von Mäusetempeln und göttlichen Katzen". P. LÖGLER

FELIX, J., TOMAN, J. & HISEK, K.: Der Große Naturführer. — 419 S., 63 Strichzeichn., 1193 farb. Abb., Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1972, geb., DM 22,—.

Die tschechischen Textautoren FELIX und TOMAN - HISEK hat die Farbbilder beige- steuert — haben das Buch für Naturfreunde geschrieben, die wissen wollen, welche Tiere und Pflanzen es sind, die ihnen beim Spaziergang, auf der Reise oder zu Hause begeg- nen. Die Übertragung des Textes ins Deutsche wurde von RUTH KASSUBE und WALTER KRAUS besorgt. Eine Auswahl der wichtigsten, vorwiegend in Mitteleuropa vorkommen- den Pflanzen und Tiere wurde getroffen, die farbig abgebildet und jeweils mit einem kurzen Text erläutert sind. Im botanischen Teil sind Arten ausgewählt, die nach Form und Farbe auffallen. Bei den Säugetieren, Vögeln, Kriechtieren, Lurchen und Fischen sind sehr viele oder fast alle Arten abgebildet. Bei Wirbellosen mußte selbstverständlich stark gesiebt werden. Die zum Verständnis erforderlichen Fachausdrücke sind jeweils vor den beiden Groß- kapiteln erläutert und z. T. durch Zeichnungen verdeutlicht. Die Farbbilder sind sehr naturgetreu und von hoher Qualität. Gerade gegenwärtig, wo sich doch ein Wandel in der Einstellung zur Natur vollzieht und mehr Menschen als früher sich ihr zuwenden, fällt dieser Veröffentlichung eine wich- tige Bedeutung zu. Sie wird viele ansprechen und veranlassen, sich mit Pflanze und Tier unter völlig neuen Gesichtspunkten zu beschäftigen. K. SAUER

HOLLE, G. (Herausgeber): Holles Tier-Enzyklopädie. — Band 1 (A bis Enz.), 327 S., zahlr. farb. Abb., Holle-Verlag GmbH, Baden-Baden 1973. Von dem auf 6 Bände veranschlagten Werk im Format 22 x 29 cm liegt der erste vor. Er umfaßt die Stichworte Affen bis Enzyme. Band 2 und 3 werden Ende Oktober auf dem Markte sein. Die Enzyklopädie ist die deutsche Ausgabe der 1972 in England er- schienenen „Elsevier's Encyclopedia". Die Verfasser der Stichworte sind infolge- dessen mehr als 200 international bekannte britische Biologen und Geowissenschaftler, da auch die fossilen Tiere in die Behandlung einbezogen sind. Darüber hinaus war noch ein britischer Stab von Wissenschaftlern beratend tätig. Für die deutschen Ausgaben sind als Berater tätig: HALTENORTH (München), JANUS (Stuttgart), KLEMMER (Frankfurt), KNIPPER (Karlsruhe), KÖNIG (Stuttgart), E. & G. MICKOLEIT (Tübingen), TEROFAL (München) und WERMUTH (Stuttgart). Der Verlag möchte eine Lücke schließen, um dem Benutzer von Tierbüchern beim Erfassen der vielfältigen wissenschaftlichen Namen und Begriffe zu helfen, mit denen er als Laie bei der Lektüre, im Gespräch oder bei Rund- funk- oder Fernsehsendungen nichts anzufangen weiß. In dem breit angelegten Nach- — 83 — schlagewerk sollen diese verständlich und doch wissenschaftlich einwandfrei erklärt und in den größeren biologischen Zusammenhang gestellt werden. Die Stichworte sind mit durchweg farbigen instruktiven Skizzen und Abbildungen nach fotografischen Vorlagen illustriert und verdeutlicht. Um dem Leser die Möglichkeit zu geben, die zahlreichen fossilen, also seit langem ausgestorbenen Tiere in Beziehung zu den rezenten zu setzen, ist eine kurze Einführung „Geologische Zeitalter und urgeschichtliches Leben" voran- gestellt, wozu der Rezensent meint, daß das Adjektiv urgeschichtlich falsch gewählt ist, da die Urgeschichte eine geisteswissenschaftliche Disziplin ist. Warum nicht erdgeschicht- liches Leben? Eine ausführliche Besprechung dieses umfangreichen Werkes, dem sicher große Bedeutung zuzumessen ist, wird nach dessen Abschluß im kommenden Heft 1974 dieser Mitteilungen erfolgen. K. SAUER

WILMANNS, OTTO & RASBACH, HELGA: Erläuterung zur Karte schutzbedürftiger Ge- biete im Kaiserstuhl. — 35 S., 21 Abb., 1 Karte 1:50 000, Beihefte Veröffentl. Lan- desstelle Naturschutz u. Landschaftspflege Baden-Württemberg, 2, Ludwigsburg 1973, brosch., DM 3,—. Die Diskussion um das zukünftige Schicksal der Landschaft im Kaiserstuhl hat ange- sichts der ausgedehnten, das Bild erheblich verändernden Rebumlegungsmaßnahmen verstärkt eingesetzt, wobei sich vielfach extreme Standpunkte ergehen. Die vorgelegte Schrift, die durch Aufnahmen von KURT RASBACH ausgezeichnet illustriert ist, will aus der Sicht der Biologie die Gefahren aufzeigen, die für Flora und Fauna zu befürchten sind, vor allem durch eine Verarmung der Arten, die sich an die bestehende Bewirtschaf- tungsform adaptiert haben. Aber auch die ungünstigen Entwicklungen, die an Land- schaftsbild und -form eintreten können, werden aufgeführt. Die Autorinnen bleiben aber nicht bei dieser ersten Stufe der Gefahrenaufzählung, sie machen vielmehr Vor- schläge für in der Wirkung abgestufte Schutz- und Schongebiete, die auf einer topogra- phischen Karte 1:50 000 in verschiedenen Farben umgrenzt und mit Abkürzungen be- nannt sind. Blau bedeutet aus wissenschaftlichen Gründen schutzwürdig, Grün aus land- schaftspflegerischen wichtig, Rot sowohl aus wissenschaftlichen wie auch landschaftspflege- tischen schützenswert, Violett Objekte wissenschaftlicher Spitzenklasse. Mit unterbroche- nen Linien werden Bestände bezeichnet, deren exakte Abgrenzung erst bei Detailplanung möglich ist. Die Signaturen bedeuten z. B. PF = Pionierfelsfluren, WO = Orchideen- reiche Strauch-Buchenwälder, RU = Rebunkrautfluren, K = typische Kaiserstuhl-Land- schaftsbilder, H = Hohlwege, um eine nur kurze Auswahl zu bringen. In diesem Zu- sammenhang sei die Anmerkung erlaubt, daß die Benutzbarkeit der Karte sehr gewon- nen hätte, wenn die Legende auf dieser ebenfalls abgedruckt worden wäre. Vielleicht läßt sich diese Anregung bei der nächsten Auflage, die mit Sicherheit bald kommen wird, ver- wirklichen. Man erspart sich dann das Blättern in den Erläuterungen. Die Schlußsätze, die nachstehend zitiert werden, kann man nur voll unterstreichen: „Will man — zweifel- los unumgänglich — Umgestaltungen im Kaiserstuhl vornehmen, so müssen hierbei in ganz besonderem Maße Sorgfalt, Verantwortungsbewußtsein und Sachverstand herr- schen." Wir meinen, daß die geforderten Tugenden und Kenntnisse nicht immer ein- gesetzt waren und es an der Zusammenarbeit zwischen den Partnern gefehlt hat. Die Karte mit den Erläuterungen kann zur Besserung verhelfen. Sollte man in einer späteren Neuauflage nicht auch die Bedeutung des Kaiserstuhls als erdwissenschaftliches Land- schaftsdokument eingehender herausstellen? K. SAUER

BUCHWALD, K. & ENGELHARDT, W. (Herausgeber): Landschaftspflege und Naturschutz in der Praxis. — 664 S., 259 Abb., 5 farb. Pläne, BLV Verlagsgesellschaft, München- Bern-Wien 1973, geb., DM 98,—. Der Begriff „Umweltschutz" wurde 1970 als Zusammenfassung der Maßnahmen zur Erhaltung der unentbehrlichen natürlichen Lebensgrundlagen geprägt. Aus organisato- rischen Gründen wird neuerdings bisweilen zwischen ökologischem (Landschafts- — 84 —

pflege und Naturschutz) und technischem (Reinhaltung von Luft und Wasser, Schutz vor Lärm) Umweltschutz unterschieden, wobei die Tendenz nicht zu verkennen ist, letzterem den Vorrang zu geben. Die Umwelt des Menschen ist aber unteilbar. Man muß von der Ökologie ausgehen. Um der Verflechtung zwischen dieser und den tech- nischen Möglichkeiten Gehör zu verschaffen, ist dieses Buch geschrieben worden, ge- wissermaßen als Leitfaden für Schutz, Pflege und Entwicklung unserer Wirtschafts- und Erholungslandschaften auf ökdlogischer Grundlage. Es ist eine Zusammenfassung des bereits vergriffenen vierbändigen „Handbuches für Land- schaftspflege und Naturschutz" derselben Herausgeber, dessen zweite Auflage gerade vorbereitet wird. Da diese sehr viel neuen Stoff aus Forschung, Lehre und Gesetzgebung verarbeiten muß, wird sie noch etwas auf sich warten lassen. BUCHWALD (Direktor des Instituts für Landschaftspflege und Naturschutz der TU Hannover) und ENGELHARDT (Präsident des Deutschen Naturschutzrings, Bundesverband für Umweltschutz) haben deshalb, um kein Vakuum entstehen zu lassen, diese Kurzfassung herausgebracht, die alle Teile des Handbuches enthält, die für den Praktiker wichtig sind. Es ist klar, daß bei der Vielfalt der zu behandelnden Themen viele Autoren beteiligt sind, deren namentliche Aufführung in dieser Rezension unmöglich ist. Die Hauptabschnitte sind: 1. Die Landschaft und ihre Gliederung; 2. Landschaft und Mensch; 3. Begriff und Stellung von Landschaftspflege und Naturschutz im Rahmen der wissenschaftlich-plane- rischen Disziplinen; 4. Forschung und Ausbildungswesen; 5. Besonders wichtige Probleme der Pflege der freien Landschaft; 6. Besonders wichtige Probleme der Pflege der besiedel- ten Landschaft; 7. Organisation und Schutzbestimmungen; 8. Landschaftsplanung und Ausführung landschaftspflegerischer Maßnahmen; 9. Baustoffe und Methodeen des Le- bendbaues und kombinierte Verfahren. Man muß für die Abschnitte 5 und 6 besonders dankbar sein, da sie für den Alltagseinsatz zum Schutz von Natur und Landschaft eine Fülle von Wissen vermitteln und Anregungen geben. Das Buch ist eine sehr nützliche Orientierungshilfe und ein Nachschlagewerk für alle, die aus Beruf oder Neigung sich mit der Erhaltung einer „funktionierenden" Umwelt befassen. Für alle, die sich mit Planungen beschäftigen, ist Abschnitt 8 von ganz besonderem Interesse! Viel zu oft wer- den bei der Raumordnung die ökologischen Grundlagen noch außer acht gelassen! Das Buch gehört in die Hand aller, die mit den Problemen der Umwelt befaßt werden, ins- - besondere in die von Architekten, Bauingenieuren der verschiedensten Sparten, der Lan- desplaner und der Vertreter der Industriebetriebe. Sein Studium kann vermeiden, daß „Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit", die der Nobelpreisträger KONRAD LORENZ in seiner Schrift herausgearbeitet hat, nicht mehr zu vergeben sind! K. SAUER

Landschaft + Stadt. — Beiträge zur Landespflege und Landesentwicklung. — Heraus- gegeben v. K. BUCHWALD u. v. a. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, Jahrespreis DM 45,—. Die Hefte 4 des Jg. 4 (1972) und 1 bis 3 des Jg. 5 (1973) liegen zur Rezension vor. Wieder können aus der großen Zahl Beiträge vielfältigster Zielsetzung nur einige her- ausgegriffen werden. Dabei wurden solche gewählt, die auch für das Vereinsgebiet be- sonders aktuelle Probleme behandeln. H. JACOB berichtet über „Planung eines Ge- wässerbiotops" (4, S. 168/76). Es handelt sich dabei um die Rekultivierung einer Bodenseitenentnahme (Baggersee) im Zuge des Trassenbaues des Elbeseitenkanals. Öko- logische Leitgedanken waren für die Gestaltung maßgebend, um ein Biotop für einen geschützten Lebensraum für Tierarten zu schaffen, wobei die Vegetation diesen weit- gehend angepaßt werden sollte. Die Arbeit gibt zahlreiche grundlegende Anregungen, die auch bei der Gestaltung der zahllosen Baggerseen im Rheintal Verwendung finden könnten. Man wird dabei an das beispielhafte Vorgehen der Vereinsmitglieder KLEIDER und SCHNETTER für das Vogelreservat im Stadtteil Tiengen der Stadt Freiburg erinnert. Die Abhandlung von K.O. KRAUSS „Landschaftsplanerischer Beitrag zur Standortwahl eines thermischen Großkraftwerkes in der südpfäl- z isc hen Rhein aue" (5, S. 49/69) ist von besonderer Aktualität. Es handelt sich dabei um den Raum Kandel/Wörth gegenüber Karlsruhe. Die technisch-ökonomischen — 85 —

Standortkriterien werden den Landschaftsökologisch und biologisch bedingten gegen- übergestellt und deren Unvereinbarkeit betont, solange die Beseitigung unbrauchbarer Produktionsrückstände einschließlich Oberwärme durch Verdünnung, Verwässerung und Verteilung auf größere Räume geschieht. Als Alternative wird die Verwirklichung um- weltfreundlicher Techniken erwähnt, die z. B. darin bestehen könnte, daß zwei Drittel der produzierten Überwärme konstruktiv verwendet werden (Nutzung in der Landwirt- schaft, für Gemüseproduktion, bestimmte Arten Fischzucht, Bade- und Erholungszwecke usw.). Das Studium der Arbeit ist gerade für den Bereich des südlichen Oberrheins be- sonders zu empfehlen, da viele Dinge aufgezeigt und Lösungen vorgeschlagen werden, um die man bei den derzeitig im Gespräch befindlichen Standorten ringt. Atomkraft- werkstandorte können die Belange der Landschaftserhaltung voll berücksichtigen. Höchst zeitgemäß ist ebenfalls die Darlegung von D. BOCKELMANN „Unfallrisiko d e r Kernkraftwerke aus der Sicht der Raumordnung" (5, S. 70/74). Für die Ornithologen interessant ist der Beitrag von F. GOETHE „Die Silbermöve a 1s Gebäudebrüter in Küstenstädten Niedersachsens", der zeigt, daß immer mehr Vogelarten ihren permanenten Lebensraum in menschlichen Siedlungen suchen. Ober die Fortführung seiner Rekultivierungsversuche berichtet IJ. SCHLÜTER mit „Die En t- wicklung der Heckenanlagen auf saurem tertiärem Abraummate- rial im Braunkohlerevier Helmstedt nach sechs Vegetationsperi- oden" (5, S. 42/48). Das Niveau der Zeitschrift ist außerordentlich beachtlich. Sie ge- hört mit ihren viele Gebiete des Natur- und Landschaftsschutzes überdeckenden Beiträgen in die Hand jedes mit der Umwelt und deren Schutz amtlich Befaßten wie auch der interessierten Laien. K. SAUER

GLÜCK, A.: Das Grundstück der 60 Millionen. Stadt und Land in der modernen Indu- striegesellschaft. — 221 S., BLV Verlagsgesellschaft, München-Bern-Wien 1973, geb., DM 24,—. Das Grundstück ist die von der Bundesrepublik Deutschland eingenommene Fläche. Gegenstand des Buches ist die Zukunft des darin vorhandenen ländlichen Raumes in der modernen Industriegesellschaft, die immer mehr zur Freizeit- und Konsumgesellschaft wird. Es ist als Information für den Staatsbürger zur Meinungsbildung gedacht an- gesichts der anscheinend konträren Appelle „Rettet unsere Städte jetzt" einer- und „Rettet das Land" andererseits. Der Verfasser kommt nach einer sehr scharfsinnigen und kritischen Analyse der Problemkreise, wie das Grundstück gegenwärtig genutzt ist, wie es genutzt werden soll, der Agrarpolitik als moderner Gesellschaftspolitik und der An- sätze zu einer Entwicklungsstrategie für das Land zu einer Zusammenfassung, die fol- gende vier Ziele als anstrebenswert bezeichnet: Chancengleichheit für die Bürger in allen Landesteilen, Sicherung der natürlichen Lebens- grundlagen und gesunde Umweltbedingungen, wirtschaftlicher Einsatz des Volksvermögens und weiteres qualitatives wirtschaft- liches Wachst um. Die Sorge um die Umweltbedingungen und die im Naturhaus- halt vorhandenen Reserven muß weit mehr als bisher alle Planungen vordergründig bc- bestimmen. Die Lebensfeindlichkeit der großstädtischen Räume muß beseitigt werden, wobei gegenwärtig nichts zur Annahme berechtigt, daß es gelingt, die Umweltprobleme der Verdichtungsräume durch Luftverschmutzung, Lärm und Überbelastung des Natur- haushaltes in den nächsten Jahren zu lösen. Die gesellschaftspolitischen Probleme, welche der moderne Städtebau bringt, sind beträchtlich. Sie können nicht durch das tedmisch Machbare gelöst werden, um so mehr als völlig unsicher ist, ob die große Mehrheit die ihr aufgezwungene Lebensform überhaupt will. Mit der Massierung im städtischen Be- reich besteht verstärkte Gefahr, daß die ländlichen Regionen in ihrer Entwicklung im- mer weiter zurückbleiben, um so mehr, als jüngere Kräfte in die städtischen Zentren ab- wandern, da ihnen berufliches Fortkommen und entsprechender sozialer Aufstieg auf dem Lande nicht gesichert erscheinen. Die Folge ist die Sozialerosion des ländlichen Raumes. Eine Sanierung der Städte erscheint nur möglich, wenn es gelingt, den ständig — 86 — wachsenden Verdichtungsprozeß zu stoppen. Dabei ist wichtig, daß die bisherigen volks- wirtschaftlichen Gesetze der Industrialisierung — Verdichtung bei der Standortbildung angesichts der modernen Verkehrs- und Kommunikationsmöglichkeiten — nicht mehr gelten. Wenn die Verhältnisse in den Verdichtungsräumen stabilisiert sind, ist erst eine Konsolidierung und verstärkte Entwicklung des ländlichen Raumes möglich. Dabei muß sich die Agrarpolitik weit stärker als bisher auf die Entwicklung des ländlichen Raumes unter starker Berücksichtigung der Gesetze der Ukologie verlegen. Die geforderte aus- gewogene Entwicklung der verschiedenen Räume und damit der Chancengleichheit wird nur möglich sein, wenn das Land, wie es bisher häufig geschieht, nicht als Ergänzungs- raum der Stadt, sondern als gleichwertiger und eigenständiger Lebensraum angesehen wird. Das Buch will den Denkprozeß in dieser Richtung anregen. Seine Lektüre ist für jeden, der sich für Planungsaufgaben interessiert und der insbesondere mit landschaftspflege- rischen und ökologischen Aufgaben betreut ist, sehr empfehlenswert. K. SAUER

Vorstand

Ehrenvorsitzender: Dozent Dr. M. SCHNETTER, 7802 Merzhausen, Alte Straße 29.

1. Vorsitzender: Oberlandesgeologe Dr. H. PRIER, 78 Freiburg i. Br., Häher- weg 21.

2. Vorsitzender: Oberstudienrat D. KNOCH, 783 Emmendingen, Mozart- straße 8.

Schriftführer: Dr. P. LÖGLER, 78 Freiburg i. Br., Runzstraße 75.

Rechner: Techn. Angest. K. BÜRGER, 78 Freiburg i. Br., Stadtstraße 13. Schriftleiter der „Mitteilungen" und Bibliothekar: Oberregierungsdirektor Prof. Dr. K. SAUER, 7802 Merzhausen, Weber- straße 10a. Girokonto des Vereins: 23 202 07 Öffentl. Sparkasse Freiburg i. Br. Postscheckkonto des Vereins: Karlsruhe 210 19-759 Geschäftsstelle des Vereins: Freiburg i. Br., Albertstraße 5, Telefon 3 19 39 Den Mitgliedsbeitrag von DM 15,— (für Pensionäre, Studierende und Schüler DM 8,—) bitten wir, falls nicht schon geschehen, auf eines der oben genannten Konten zu überweisen. Das Vereinsjahr ist das Kalenderjahr.

An alle Mitglieder!

Schriftwechsel, der sich auf den Druck der Zeitschrift bezieht, und Manu- skripte für die Mitteilungen sind an den Schriftleiter zu richten. Bei der Abfassung der Manuskripte beachte man: Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Arbeiten selbst und allein verantwortlich. Manuskripte, die zum Abdruck gelangen sollen, müssen in M a s c h i n e n s c h r i f t ein- gereicht werden, Blätter einseitig beschrieben in weitem Abstand. Diesen Anforderungen nicht entsprechende Manuskripte werden zurück- gereicht und erst nach Erfüllung der Bedingungen angenommen. Literatur- zitate im Text n u r durch Namen und Jahreszahl (z. B. MÜLLER 1950). Namen von Autoren in KAPITÄLCHEN (MÜLLER). Tier-, Pflanzen- und Fossilnamen mit lateinischer Endung in kursiv (Felis, Prunus, Ceratites), Hervorhebungen gesperrt (einfach unterstreichen), Oberschriften halb- fett (doppelt unterstreichen). Fußnoten durchlaufend beziffern. Text zu den Abbildungen auf besonderes Blatt und nicht auf die Zeichnungen! Die Autoren erhalten nach Möglichkeit 50 Sonderdrucke unentgeltlich. Weitere Sonderdrucke gegen Bezahlung können nach der 1. Korrektur be- stellt werden. Satzänderungen nach der 1. Korrektur gehen zu Lasten des Verfassers.

Bemerkung: kursiv (Felis, Prunus, Ceratites) mit Schlangenlinie unterstreichen gesperrt einfach unterstreichen halbfett doppelt unterstreichen Verkaufspreise der zur Zeit noch verfügbaren Hefte der „Mitteilungen des Badischen Landesvereines für Naturkunde und Naturschutz, Neue Folge".

Band 5, Heft 4/5 DM 6,— Heft 6 DM 6,— Band 6, Hefte 1-2 je DM 6,— Hefte 4-5 je DM 8,— Band 7, Hefte 1-2 je DM 8,— Heft 3/4 DM 12,— Hefte 5-6 je DM 12,— Band 8, Hefte 1-4 je DM 14,— Band 9, Heft 1 DM 18,— Heft 2 DM 16,— Heft 3 DM 18,— Heft 4 DM 20,— Band 10, Heft 1 DM 20,— Heft 2 DM 20,— Heft 3 DM 20,— Heft 4 DM 20,— Band 11, Heft 1 DM 20,—

Mitglieder erhalten auf vorstehende Preise einen Nachlaß von 40 u/o.

Bestellungen sind zu richten an die Geschäftsstelle des Badischen Landesver- eines für Naturkunde und Naturschutz, 78 Freiburg i. Br., Albertstraße 5. Die Kosten für die bestellten Hefte werden einschließlich der für Porto und Verpackung erst bei der übersendung fällig. Es wird daher gebeten, den Betrag erst nach Erhalt der Rechnung auf das Postscheckkonto oder Girokonto des Vereines zu überweisen.

Druck: Druck- und Verlagsgesellsc haft Emmendingen MITTEILUNGEN 'ÜAc,ivN2whcereill) fL'iuA; (Äättt ,r‘zLm[e, unckl\ratim,e.f0. ffltuNier

N.F. 11, Heft 2 (1974) 15. Dezember 1974 INHALT

PAUL, W.: Zur Stratigraphie und Fazies des Unteren (ku) und Mittleren (km) Keu- pers (Ober-Ladin, Kam, Nor) der Westbaar und des Klettgaues (1). Mit Abb. 21-22 und Taf. 5-7 87

BRAUN, P.: Seit wann sind die heißen Quellen von Baden-Baden dem Menschen be- kannt? Mit Abb. 23-26 99

RASTETTER, V.: Fünfter Beitrag zur Moosflora des Ober-Elsaß 101

RASTETTER, V.: Dritter Beitrag zur Pilzflora des Ober-Elsaß 105

RASTETTER, V.: Zweiter Beitrag zur Phanerogamen- und Gefäß-Kryptogamen- Flora des Haut-Rhin 119

EIDEL, K.: Die Steinfliegen (Plecoptera) des Wutachgebietes. Mit Abb. 27-30 . . 135

KAISER, H. & FRIEDRICH, R.: Die Libelle Orthetrum albistylum am Oberrhein . 145

DUDERSTADT, R.: Untersuchungen zur Wanzenfauna des Isteiner Klotzes. Mit Abb. 31 und Taf. 8-9 147

EIDEL, K.: Die Köcherfliegen (Trichoptera) des Wutachgebietes. Mit Abb. 32-37 181

GAUSS, R.: Zweiter Nachtrag zur Hautflüglerfauna im badischen Raum. Mit Taf.10 197

KORMANN, K.: Schwebfliegen als Blütenbesucher an Umbelliferen (Diptera, Syrphi- dae) 203

Der Kaiserstuhl — Weinplantage oder Weinlandschaft? Dokumentation einer Vor- trags- und Diskussionsveranstaltung am 13. Oktober 1973 211

ENDRISS, G.: Kaffeeanbau am Kaiserstuhl? 223

Vereinsnachrichten 225

Satzung des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz e V 231 Bücher- und Zeitschriftenschau 235

Min. bad. Landesver. Abb. 21-37 Freiburg im Breisgau N . F 11 2 87-256 Naturkunde u. Naturschutz . Taf. 5- 10 15. Dezember 1974 — 87 —

Mitt. bad. Landesver. I Abb. 21-22 Freiburg im Breisgau Naturkunde u. Naturschutz N. F 111. 1 2 1 87-98 I Taf 5-7 15. Dezember 1974

Zur Stratigraphie und Fazies des Unteren (ku) und Mittleren (km) Keupers (Ober-Ladin, Karn, Nor) der Westbaar und des Klettgaues (1)

von

WILLI PAUL, Vöhrenbach* Mit Abb. 21-22 und Tafel 5-7

In zwangloser Folge sollen Beiträge zu diesem Gegenstand und zu einer gegen- wärtig wohl noch im weiten Feld stehenden Monographie des Keupers in seinem Donau-Rhein-Zuge oder auch weiterhin geliefert werden: Im Gewann Gaishalde an der unteren Gauchach — Markung Döggingen, TK 1:25 000 Blatt 8116 Bonndorf, etwa r = 34 56 950, h = 53 05 350 — hat das 600 m NNW davon an der alten Trasse der B 31 gelegene Gipswerk Posthaus während einiger Jahrzehnte das Gipslager vor allem des „Unteren Gipshori- zontes" der gegenwärtig gebräuchlichen Gliederung des Gipskeupers (km 1) ab- gebaut. Der Abbau ist vor kurzem aufgelassen worden und verfällt nun verhält- nismäßig rasch, hat aber ganz zuletzt Studium und Aufnahme eines ausgezeich- neten, weil zusammenhängenden und Anschluß an Liegendes und Hangendes zei- genden Schichtprofiles nicht nur des Unteren Gipshorizontes, sondern auch des Kohlenkeupers (ku) gestattet. Gewissermaßen als Nebenprodukt konnte eine Vielzahl von Beobachtungen syn- bis postdiagenetischer Wandlungen und Wan- derungen vor allem des sulfatischen Sedimentes getätigt und eine stattliche Menge hierauf bezüglichen Belegmateriales aufgesammelt werden. Auch über diese Phä- nomene soll hier berichtet und zu manchen von ihnen eine Deutung versucht werden. Zunächst aber sei das aufgenommene Schichtprofil im einzelnen beschrie- ben und dargestellt (Abb. 21). Es setzt im Niveau der Gauchach (ca. 668 m + NN) an einer ihrer Prallstellen in dem einstmals der Materialabfuhr dienenden Hohlweg ein und verbleibt in diesem bis zum ersten Einsetzen von lagerhaftem Gips und zugleich von der tief- sten Abbausohle. Der Obere Muschelkalk ist noch mit 7 m erschlossen. Davon entfallen 4,5 m auf den Trigonodus-Dolomit s. str. mit fünf der für ihn so kennzeichnen- den plumpen Bänken unterschiedlicher Mächtigkeit mit einem leicht auswittern- den Unter- und einem ruppigen, widerständigen Oberteil. Darüber legen sich in einer Mächtigkeit von nicht ganz 2,5 m die „glatten", bis über meterdicken Bänke des Hangend oolith es, von unten nach oben zunehmend kryptoolithisch aus-

Anschrill des Verfassers: W. PAUL, D-7741 Vöhrenbach, Hagenreutestraße 6. — 88 —

Myophoriopis-Bank II, vergipst

20 50

Myophoriopis-Bank 1, 15 45 vergipst, mit Riesen- fasergips-Bank IV Myoconcha-Bank, vergipst Riesenfasergips-Bank III Lingu/a-Bänkchen Myoconcha-Bank, dolomi- tisch Riesenfasergips-Bank II

10 40

Riesenfasergips-Bank I \\\

Anthrakonit-Bank? 5 35

Haupt-Alabaster-Bank

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25 -5 ■ i ( ■

Abb. 21: Aufgenommene Schichtenfolge. — 89 — gebildet. Von dem ansonsten die Formationsgrenze Muschelkalk/Keuper mar- kierenden Grenzbonebed ist hier nicht viel zu sehen, auch nicht von den auf die- ser Grenze zu erwartenden, meist von Trypanites weisei MÄGDEFR. besiedelten Scheibengeröllen aus aufgearbeitetem halbverfestigtem Sediment. An dem einen wie dem andern fehlt es indessen schon in nächster Nähe nicht. Da dort die Schei- bengerölle teils aus aufgearbeitetem Hangendoolith, teils und vorzugsweise aus dem Material der darüber folgenden Unteren Dolomite (s. u.) des Kohlenkeupers bestehen, dürfte über die stratigraphische Zuordnung jener dünnen Grenzschicht — zum Kohlenkeuper — kaum Zweifel bestehen. Ober einem 0,1 m mächtigen Wechsel flasrig-linsiger, heller Dolomitplättchen mit dunklen Tonmergeln setzen die eigentlichen Unteren D o 1 o m i t e des Kohlenkeupers ein als 1,25 in mächtiges, geschlossenes und nur bei ungefähr + 0,8 m durch 5 cm dunklen Schieferton geteiltes Wulstplattenpaket. Fischhartteile sind vornehmlich auf den Schichtflächen in wechselnder Dichte verstreut. Im übri- gen erinnert der ganze Komplex, von seinem dolomitischen Charakter und seiner sehr viel helleren Farbe abgesehen, gar nicht wenig an tonarme Partien der Un- teren Tonplattenregion des Oberen Muschelkalkes im Wutachgebiet, worin eine ähnliche Genese — in tieferem Wasser — zum Ausdruck kommen könnte. Nahezu 0,9 m mächtig folgen über den Unteren Dolomiten die schwarzgrauen Estherien-Schiefertone (Palaeestheria sp.), über welche sich die hier 1 m dicke ALB E R 1'1-Bank legt, ein trockenei-farbiger, ziemlich homogener und nur spärliche, bonebed-bestreute Schichtklüfte aufweisender Dolomit; er ist im Ge- gensatz zu den von weiter NE (M. SCHMIDT 1910) berichteten Verhältnissen frei von syn- oder postdiagenetischen Gipseinlagerungen. Die rund 2,5 m mächtigen, in trockenem Zustand ziemlich hellfarbigen soge- nannten Pflanzenschi e fer, in Sediment, Sedimentation und Fossilinhalt offenbar ausgesprochen terrestrischen Ursprungs, mit wechselnder, etwas über der Mitte des ganzen Komplexes bis zur Bildung von Sandsteinbänkchen gesteigerter Beteiligung von Quarz-Feinsand, sind in der nächsten Umgebung des Aufschlus- ses — leider nicht in diesem selbst — durch das Auftreten von regelrechten Stein- kohleflözen von besonderem Interesse. F. SCHALCH (1910 a &b) berichtet über wiederholte Versuche um bergbauliche Gewinnung im 18. und 19. Jahrhundert, konnte aber offenbar die Lage der Flöze innerhalb des ganzen Komplexes nicht mehr feststellen. Der Verfasser des vorliegenden Beitrages glaubt sich erinnern zu können, daß in einem in der Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg aufgewältig- ten und längst wieder verschütteten Stollen das dortige Flöz recht nahe unter den Lingula-Dolomiten (s. u.) ausbiß, also dem hangendsten Teil des Komplexes angehörte. F. SCHALCH berichtete a. a. O. von einem zweiten, 2,4 m tiefer aus- beißenden Flöz, welches demnach dem liegendsten Teil zuzuordnen wäre — vor- ausgesetzt, daß nicht tektonische Verstellung eine Täuschung bewirkt hat. Er- wähnung verdient das Auftreten kohliger, senkrecht zur Schichtebene orientier- ter Pflanzenwurzeln und deren Seitentriebe in den Sandsteinbänkchen (bei denen es sich in Wirklichkeit um Linsen handelt), wie es von M. SCHMIDT (1914) aus der Ost-Baar berichtet wird. Etwa 10 cm unter der Obergrenze des hier als „Pflanzenschiefer" ausgeschie- denen Komplexes erscheint ein zwischen 5 und 10 cm dickes Bänkchen grau- gelben Dolomites, in welchem man vielleicht das Aquivalent der in der Ost-Baar und auch weiterhin so genannten „An t h r a k o n i t b a n k" erblicken darf. Von der namengebenden Gesteinsausbildung und von dem anderswo zu verzeichnen- den Fossilreichtum ist allerdings nichts zu erkennen. — 90 —

Den nun und bis zu den Lingula-Dolomiten folgenden Abschnitt von ca. 0,8 m Mächtigkeit wird man hier — wiederum nach dem Vorgang in der NE Nachbar- schaft — als A n o p /ophora-Schicht en zusammenfassen sollen. Es sind zu- nächst nahezu 0,4 m nicht sonderlich feste Dolomitplatten mit einer etwas vor- tretenden, verworren-schichtigen und an- und abschwellenden drusigen Mittel- partie und dünnschichtigen Liegend- und Hangendpartien. Darüber stellen sich 20 cm dunkelgraue Schiefertone und eine 15 cm dicke gelbbraune Dolomitbank ein, letztere von einer nur wenige Millimeter messenden Schiefertonlage wellig durchsetzt. Nur 1 cm Schieferton trennt die Anoplophora-Schichten von den Lingula -D olomiten, einem 1,8 m mächtigen Paket von hellfarbigen Dolo- mitplatten und mit folgender Gliederung: Zuunterst liegt eine verhältnismäßig feste drusige Dolomitbank von 30 cm Dicke. Sie geht in 35 cm mürben, eben- falls drusigen Dolomit über, der in der Wand bald herausbricht und eine Hohl- kehle bildet. Darüber stellt sich eine wieder recht widerständige Dolomitplatte von 25 cm Dicke ein. Dann folgen in einer Mächtigkeit von 0,6 m dünnplattige (Größenordnung: 5 cm), verhältnismäßig ebenschichtige, hellgraue und etwas mergelige Dolomite, die ebenfalls in der Aufschlußwand recht bald eine Hohl- kehle bilden. Bekrönt wird der ganze Komplex schließlich von einer 30-40 cm dicken, gelbbraunen dolomitischen Schillbank mit häufigen ganz erhaltenen Klappen von Myophorien und mit Einschlüssen von Vertebratensand. Es ist der früher in der badischen und in der südwürttembergischen Landeskartierung als Grenzmarke vom Kohlenkeuper zum Gipskeuner benützte ,Grenzdolomit`. Neuerdings findet indessen die Schichtenfolge des Kohlenkeupers damit noch nicht ihren Abschluß. In unserem Aufschluß setzt sie sich vielmehr noch für 6 m ins Hangende fort und erweist sie sich als so kennzeichnend wie auch so wohl erhalten, daß er den Rang eines locus typicus verdiente. Es überrascht, daß sogleich über der die Lingula-Dolomite abschließenden Schillhank ohne jeden Übergang Gips einsetzt, dazu in Gestalt einer geschlosse- nen, schräg klüftenden Bank von nahezu 0,5 m Dicke und ohne jegliche eigent- liche sedimentäre Schichtung, dafür recht grobkristallin und von einer Struktur, die unverkennbar auf sprossendes Wachstum in der Vertikalen und offenbar eher von unten nach oben als umgekehrt hinweist. Mitunter wird jene Schillbank der Lingula-Dolomite seitwärts auf kürzeste Distanz durch diese basale Gipsbank unter entsprechender Zunahme von deren Mächtigkeit restlos verdrängt. Dar- über folgt, nicht minder überraschend, für die nächsten 2,5 m ein in Millimeter- bis Zentimeter-Größenordnung vielfach wiederholter Wechsel von Gips der soeben beschriebenen Art mit gelblichgrauem, feinkristallinem Mergeldolo- m i t (Taf. 5, Fig. 1). Letzterer erinnert bei näherer Untersuchung in mancher Hinsicht an die hangenden Dolomitmergel des Mittleren Muschelkalkes. Seine Bänkchen, Plättchen und Flitter sind oftmals auf ihrer Unterseite und nur auf dieser offenbar korrosiv skulpiert und entsprechend mit dem Gips verzahnt. Man hat den Eindruck, als würden die — übrigens nur in ihren dickeren Lagen über größere Distanz aushaltenden, sonst gern aufgespaltenen oder linsig zerscherten — dolomitischen Komponenten der Wechsellagerung regelrecht im Gips schwimmen (Taf. 5, Fig. 2). Seinen Abschluß findet der ganze Komplex — genau wie er sei- nen Anfang genommen hat — mit einer 0,5 m mächtigen geschlossenen Gips- bank ohne eigentliche Schichtung, grobkristallin und mit noch viel deutlicheren Anzeichen eines von unten nach oben sprossenden Wachstums. Man möchte von einer Riesenfaser gips -B a n k sprechen, deren in beinahe einem Viertelkreis gebogene Fasern hier nach SW vergieren (Taf. 5, Fig. 3). — 91 —

Ohne Übergang folgen über dieser Gipsbank 35 cm ausgesprochen grün- getönt e Sc hief ertone, die in den liegendsten 5 cm etwas karbonatreicher und daher etwas standfester sind als im höheren Teil. Sie sind durch die erwähnte Farbtönung von allen anderen, liegenden wie hangenden, Schiefertonen des Koh- lenkeupers selbst im Bruchstück wohl zu unterscheiden. Sie werden von einem 0,5 m mächtigen und selten mehr als drei Bänke umfas- senden Paket eines recht harten, grauen bis graugelben Dolomites überlagert, der meist reichlich Schal und die erstmals von F. SCHALCH (1906 a & b) beschriebene marine Zweischaler-Fauna — vor allem Gervilleia sp., Myophoria vulgaris V. SCHLOTH. u. Myoconcha gastrochaena GIEB., letztere als eine Art Leitfossil — so- wie bis walnußgroße Gipskonkretionen führt. F. SCHALCH hat a. a. 0. diese weit- hin aushaltende und leitende Bank nach ihrem typischsten Fossil als Myoconcha- Bank bezeichnet. In Nordschwaben und Franken wird ihr der dortige, Kohlen- keuper und Gipskeuper voneinander scheidende ,Grenzdolomit' zugeordnet. Im Hinblick auf die langwährende Verwirrung der Keuper-Stratigraphie durch die Belegung zweier stratigraphisch verschiedener Leitbänke mit dieser Bezeichnung erscheint es rätlich, der Empfehlung von K. MiJNZING (1969) zu folgen und zwi- schen oberem Neckar und Hochrhein den Begriff ,Grenzdolomit' überhaupt zu meiden. Im übrigen handelt es sich bei der Myoconcha-Bank in dem hier betrachteten Aufschluß und auch weiterhin nicht um eine singuläre Leitbank, sondern um einen ausgesprochenen Leithorizont: Über dem 0,5 m mächtigen Dolomitpaket folgen in einer vielleicht nicht durchweg primären Mächtigkeit (s. u.) von 0,6 m schwärzlich-graue Schiefertone. Sie führen zahlreiche Gipskonkretio- nen von Knötchen-, Laibchen- bis Blumenkohl-Form in allen Dimensionen vom Millimeter bis zum Dezimeter (Taf. 5, Fig. 4). Stellenweise erlangen diese Kon- kretionen unter enger Scharung bei im einzelnen kleiner Basis eine Vertikal- erstreckung von der Sohl- bis zur Dachfläche des Schieferton-Komplexes, wobei der Ton in Fetzchen, Häuten und Zwickeln zwischen solchen Konkretionen nur noch ein bescheidenes Dasein fristet (Taf. 5, Fig. 5). Überall in der Umgebung der Gipskonkretionen wird er von im Prinzip horizontal orientierten kurzen Fasergips-Kluftfüllungen durchzogen. Dieser in solcher Weise von Gipskonkretionen durchwucherte Schieferton- Komplex wird von einer 10 cm dicken, auf Schichtflächen und -klüften mitunter reichlich Lingula sp. führenden Bank von grauem Dolomit bedeckt. Sie bildet die Unterlage einer dritten, 25-50 cm dicken Riesenf aser gips- bank von diesmal vollendet zu nennender Ausbildung, Flitter und Plättchen sowohl des Liegenden als des Hangenden umschließend, an einer Stelle auch ga- gatartige Kohle mit Kluftfüllungen aus normalem Fasergips, und mit ihren Fa- sern einhellig nach S vergierend (Taf. 5, Fig. 6). Den Abschluß des Myoconcha-Horizontes und die Grenze zum Gipskeuper bildet eine der Riesenfasergips-Bank aufliegende völlig vergipste Schi 11- und Muschelbank von rund 30 cm Dicke. Sie führt lagenweise zahlreiche Klappen vor allem von Myophoriopis sp., etwas vereinzelt auch von Myoconcha gastrochaena Gien. in einer für solche Metamorphose von Sulfat nach Karbonat verhältnismäßig guten Erhaltung (Taf. 5, Fig. 7). Es erscheint in hohem Maße unwahrscheinlich, daß die berichteten Gipseinlage- rungen im höheren Teil des Kohlenkeupers — von den Lingula-Dolomiten auf- wärts — synsedimentärer Natur sind. Der Augenschein spricht vielmehr dafür, daß alles Sulfat größtenteils erst während der Diagenese des ursprünglichen Se- - 92— dimentes — Karbonate, Ton und deren Gemenge — eingewandert ist und in der Hauptsache unter grobmechanischer Aufspaltung (geschichteter halbverfestigter Karbonate) oder Aufblähung (noch nicht gänzlich gesetzter Tone), zum geringe- ren Teil unter Verdrängung des mehr oder minder fertigen Sedimentes gewisser- maßen Molekül für Molekül Platz gegriffen hat. Die Vorstellung liegt nahe, daß das Sulfat aus dem unmittelbaren Hangenden des Kohlenkeupers, d. i. aus dem Grundgips, zugewandert ist, und dies zur Zeit von dessen Ausfällung nach ent- sprechender Anreicherung der in den erst halbverfestigten Kohlenkeuper-Sedi- menten noch vorhandenen Porenwässer. Als nicht mehr syn-, sondern postdiage- netische Bildungen wird man die verhältnismäßig geringmächtigen Fasergips- Schichtkluft- und -Bruchkluftfüllungen ansehen sollen, welche unter größerer Hangendlast Zerrspalten in statu nascendi zu verschließen pflegen. Ohne Obergang — wenn man nicht die Vergipsung der Hangendbank des Myoconcha-Horizontcs als solchen ansehen will — setzen nun, zunächst in einer Mächtigkeit von etwas über 5 m, die lagerhaften, echter Ausfällung am Boden des Keuper-Salinars entsprungenen Gipse des Unteren Gipshorizontes (der gegenwärtig gebräuchlichen Gliederung des Gipskeupers) ein — kaum gebankt, aber in einer allerdings etwas eigenen Art gut geschichtet: Die Schich- tung, im Millimeter- bis Zentimeter-Bereich liegend und in der Hauptsache durch Korngrößenschwankungen und Nuancierung der weißlich- bis schwärzlich- grauen Farbe des Sedimentes, nicht aber durch eigentliche Schichtklüfte bewirkt, erweist sich lagen- und streckenweise als mitunter recht kräftig gestört (Taf. 6, Fig. 1). Die einzelnen Schichten erscheinen zerrissen, gestreckt, überschoben, ge- staucht und ab und zu auch regelrecht, wenn auch meist nur flach, gefaltet (Taf. 6, Fig. 2). Aber trotz solcher Deformationen, die sich in der Vertikalen von Schicht zu Schicht immer wieder wandeln, bleiben die Schichten oder ihre Trümmer in festem gegenseitigem Zusammenhang, der erst durch beginnende Auslaugung des Sulfatgehaltes gelockert wird. Dann wird auch verhältnismäßig bald die zwar nicht allzu große, aber (von rekristallisierten Bereichen abgesehen) nie ganz feh- lende Tonbeimengung des Sedimentes immer deutlicher dem Blick erkennbar (Taf. 6, Fig. 3). Dieser liegendste Gipskomplex wird abgeschlossen mit einer uni 10 cm dicken, grauen, harten Dolomitbank, über der sich eine ebensomächtige stark tonige Lage einstellt, die von teils steil, teils flach geneigten Fasergipsklüften durchsetzt wird. Es ist fraglich, ob es sich hierbei primär um einen eigentlichen Tonhorizont han- delte. Es kann sich ebensowohl um eine früheste, am weitesten ins Gebirge hin- eingreifende Auslaugungszone handeln. Gleiches gilt von einer über einem folgenden, meterdicken Gipslager auftreten- den gleichen tonigen Lage. In den nun folgenden rund 9 m lagerhaften Gipses der vorhin beschriebenen Art kehren bei + 4,0 m und bei + 4,5 m solche tonige Lagen mit Fasergipsklüf- ten wieder, von denen ebenso ungewiß ist, ob sie durchlaufen und leitend sind. Bei + 6,5 m erscheint eine 30 cm dicke, man darf wohl sagen: Bank von schich- tungslosem, weißem, rötlich getönten offensichtlich rekristallisiertem Gips (= Ala- baster), die sich bei näherer Betrachtung als aus einzelnen Plunzen zusammen- gesetzt erweist, die bei i. a. vertikaler Entwicklung im ganzen nach SW vergieren und zwischen sich in Häuten und Zwickeln dunkeln Schieferton einschließen (Taf. 6, Fig. 4). 'Zwei Meter darüber, also über dem vorhin abgegrenzten Gipskomplex von 9 m Mächtigkeit, folgt in 1,3 m Mächtigkeit ein weiterer Gipsplunzen-Horizont. — 93 —

In seinem basalen Teil ist er von ähnlicher Kompaktheit wie der vorige, in der Mitte hat der Schieferton die Oberhand, und oben sind es die übrigens an Größe zunehmenden Plunzen. Konnte man bei der untersten (s. o.) Plunzenbank noch annehmen, daß es sich bei dem in den Zwickeln der Plunzen befindlichen Schieferton um fraktionierten, vordem diffus verteilten, aber normalen und somit bescheidenen Tongehalt eines ursprünglichen Gips-Ton-Gemenges handelt, so läßt sich eine solche Annahme bei dem höheren Plunzen-Horizont kaum noch aufrechthalten. Hier muß schon ursprünglich erheblich mehr Ton sedimentiert worden sein, und diese Wahr- scheinlichkeit wird durch die Ausbildung des unmittelbaren Hangenden fast zur Gewißheit erhärtet: Für die folgenden 3,8 m herrscht Ton — in Gestalt von eher zerschert als zer- klüftet zu nennenden Schiefertonen — durchaus vor, überdies in reiner Form. Zunächst erscheinen 1 m schwarzgrauer Schieferton mit steil aufsetzenden dünnen Gips-Kluftfüllungen, dann eine ausgesprochene weiß-hellgrau-rosa getönte Ala- basterbank — ohne Zweifel eine spätdiagenetische Bildung mit zwar nicht fa- seriger, aber doch den Riesenfasergips-Bänken des oberen Kohlenkeupers ent- sprechender schaliger Spaltungstendenz mit Vergenz nach S, 40 cm dick, und zu- letzt ein im ganzen nahezu 2,5 m mächtiger Wechsel von 4 Schieferton-Lagen mit 3 z. T. recht grobkristallinen hellfarbigen Gipsbänken. Für die folgenden 5 m kehrt die von vorher bekannte Fazies von ursprünglich (wir sind mit unserem Profil unterdessen schon etwas in den [noch] von der da- nubischen Landoberfläche bedingten Auslaugungsbereich hineingerückt) dickban- kigen, aber geschichteten Gipsen wieder. Deren Tonanteil ist im unteren Meter grünlichgrau, im Rest rotgrau getönt, in gewissem Umfange offensichtlich durch ganz frühe, vielleicht unmittelbar auf die Diagenese folgende Auslaugung zu Schiefertonlagen konkretisiert, ganz besonders unten: Im Gegensatz zu den diesbezüglichen Verhältnissen in den bisher betrachteten Schiefertonen sind hier die aufsetzenden Fasergipsfüllungen keine millimeter- dünnen, ideal planparallel begrenzten Tafeln. Sie sind vielmehr bis dezimeter- stark, dafür aber von geringerer Vertikalausdehnung, sind durch mitunter weit schichtparallel in die Schiefertone hineingreifende Apophysen stark gerieft und zeigen im Querbruch mehr oder weniger deutlich einen Aufbau aus liegenden Schlingen ähnlich einem d6pliant; auch ein (stehender) Schlingenbau bietet sich mitunter bei Betrachtung von der Unterseite der eigenartigen Gebilde. Ihr Bau- stoff scheint dem unmittelbaren Hangenden zu entstammen — nach ihrer dem dunkeln Rot übergehender Erdbeeren gleichenden intensiven Außen- und stark abgeschwächten Innenfärbung zu urteilen (s. u.). Die Schlingen sind wohl kaum das Ergebnis einer eigentlichen Faltung, sondern eher eines eingeengten Wachsens. Das Phänomen ist in dem hier behandelten Aufschluß auf den im vorhergehen- den Abschnitt erwähnten, nur meterdicken graugrünen Schichtenstoß beschränkt (Taf. 6, Fig. 6 u. 7 und Taf. 7, Fig. 1 u. 2). Bei + 4,3 m und bei + 4,9 m ziehen wieder zwei Plunzenbänke durch von 30 bzw. 10 cm Dicke. Bei + 5,3 m sind die bankigen (s. o.) Gipse zu Ende. Nun folgen 1 m dunkle, rotgetönte Schiefertone, wieder durchsetzt von dün- nen Fasergips-Kluftfüllungen, darüber 1 m Gipsplunzen — ganz unten verhält- nismäßig spärlich in Schieferton steckend, darüber, jetzt einander berührend, zu- nächst von kleinerem, dann von großem (dem größten des ganzen Schichtprofiles) Kaliber (Taf. 6, Fig. 5). Dann folgen nacheinander 0,8 m Schiefertone, unten rötlichgrau, oben grünlichgrau getönt, 0,2 m ziemlich kompakte Plunzenbank — 94 — mit S-Vergenz ihrer Komponenten, 0,4 m lockere Plunzenbank und schließlich 1,8 m Schiefertone, unten grünlichgrau, ober schwarzgrün, wieder mit zahlrei- chen Fasergipsfüllungen und einer dünnen Gipsbank nahe der Obergrenze. Alle Schiefertonkomplexe (nicht: Tonlagen oder Tonhorizonte) sowohl in die- sem Niveau als auch weiter unten, in der Umgebung der Alabaster-Bank, aber auch weiter ins Hangende hinauf, sind stark zerschert, so intensiv, daß sie in blei- stiftdicke Griffel zerfallen. Das hat zur Folge, daß sich in der Aufschlußwand in kurzer Frist tiefe Hohlkehlen bilden, in welche die standfesteren Fasergips- Kluftfüllungen wie Septen hineinragen. Bemerkenswerterweise streichen die Scherklüfte oftmals anders als die Fasergipsklüfte. Mit einer gegenüber dem bisher hier bekannt Gewordenen nochmals modifi- zierten Riesenfasergips-Bank geht der nicht oder nicht merklich durch Auslau- gung verfälschte Teil unseres Gipskeuper-Schichtprofiles zu Ende. Weiter auf- wärts — wir befinden uns immerhin noch 10 m unter der hier noch erhaltenen danubischen Landoberfläche — setzt lebhafte, in etwa 5 m unter Gelände voll- endete Auslaugung ein und hinterläßt praktisch gipsfreie, die einstige Schichtung noch mehr oder minder bewahrende, aber jeglichen Rückschluß auf Lithologie und Mächtigkeiten verwehrende, in der I-Iauptsache graugrün getönte Tone. Jene abschließende ,Riesenfasergips-Bank' besteht in ihrem liegenden, zwischen 5 und 10 cm mächtigen Abschnitt aus einer völlig vergipsten Muschelbank, sehr ähnlich derjenigen im Dach des Myoconcha-Horizontes, aber nur noch Klappen von Myophoriopis sp. führend, in ihrem mittleren, 20 bis 25 cm messenden Abschnitt aus einer kompakten, feinkristallinen und weißen Gipsbank mit einer oder meh- reren hellgrauen, unscharf begrenzten, auf dem Querbruch faltenartig auf- und absteigenden und nach S viergierenden Zonen, im hangenden Abschnitt aus einer 5 cm dicken grauen Dolomitbank. Wenn man den Mittelabschnitt dieser Bank schichtparallel aufspaltet, zeigt sich die faltenartig auf- und absteigende graue Zone als Schnittbild vieleckiger bis runder, von unten nach oben und von oben nach unten ineinandergreifender, größenordnungsmäßig 5 cm dicker Zapfen mit jenem hellgrauen Gips als trennendes Mittel (Taf. 7, Fig. 3). über etwa 5 m schon beträchtlich ausgelaugten Gipsen und deren Rückständen erscheint noch einmal eine resistentere, 5 bis 15 cm dicke Bank aus weißem, kri- stallinem Gips, die strichweise auf ihrer Oberseite zahlreiche Steinkerne von Myophoriopis sp. führt. Sie ist von dünnen mergeldolomitischen Plättchen ein- gerahmt, denen indessen noch kein Fossil entnommen werden konnte (Taf.7, Fig. 4). In der dargestellten, die untersten 30 m des Gipskeupers lückenlos und in aus- gezeichneter Erhaltung umfassenden Schichtenfolge hat man es — anders als in dem sulfatischen Anteil des oberen Kohlenkeupers — größtenteils mit primären, zwar postdiagenetisch etwas veränderten, aber an der Stelle ihres Niederschlages im Gipskeuper-Salinar verbliebenen Sedimenten zu tun. Es sind dies vor allem die geschichteten, aber ungebankten mächtigen Gipslager und die Schiefertone, die man tiefer im Gebirge als Tonsteine bezeichnen würde. Zu den postsedimen- tären und syndiagenetischen Bildungen wird man die verhältnismäßig spärlichen Alabasterbänke und die singuläre (Muschel- und) Riesenfasergipsbank der Han- gendregion, ganz besonders aber die gar nicht seltenen Gipsplunzen-Bänke zäh- len sollen. Deren eine solche Bezeichnung durchaus rechtfertigenden Konkretio- nen sind offenbar in Proto-Schiefertonen aus von oben, aus dem jeweiligen Aus- fällungsbereich am Boden des Salinars, eindringenden, das vorhandene Poren- wasser anreichernden oder (wahrscheinlicher) verdrängenden Konzentraten ge- — 95 — wachsen. Daß es hier im Gegensatz zu den oben berichteten Verhältnissen im oberen Kohlenkeuper zur Ausscheidung von Plunzen anstelle mehr oder minder planer Einlagerungen kam, dürfte mit der Verschiedenheit der heimgesuchten Sedimente ursächlich zusammenhängen; soweit im oberen Kohlenkeuper Proto- Schiefertone der Immigrationen unterworfen wurden, haben sich ebenfalls Kon- kretionen von allerdings etwas anderem Typus gebildet — dies letztere eine vor- erst schwerlich zu erklärende Tatsache. Die Alabaster- oder sonstwie homogenen, kristallinen, meist weißen oder reinere Farbtönungen aufweisenden Gips-Bänke und die in recht stattlicher Dicke auftretenden Riesenfasergips-Bänke in ihren wechselnden Erscheinungen sind vermutlich keine Wucherungen in Sedimenten oder deren Vorstufen, sondern zwischen solchen, das heißt von Schichtklüften oder -flächen ausgehend und diese nach Maßgabe ihres Wachstums und letztlich ihrer Ernährung weitend. Die Fasergipse in herkömmlichem Sinne, die nur selten eine Dicke von 5 cm erreichen, in der Regel erheblich darunter bleiben, treten in zwei Varianten auf, denen vielleicht — was noch nicht untersucht ist — verschiedenes Alter und ver- schiedene Bildungsursa chen zuzuordnen sind. Die in den Schieferton-Komplexen aufsitzenden, in der Ifauptsache Bruchkluftfüllungen bildenden Varianten ten- dieren zu ± isotropen Kristallfilzen von nicht ganz geringer Festigkeit. Sie dürf- ten in der Hauptsache zu der Zeit entstanden sein, als das mesozoische Schicht- gebäude erstmals du rch Sockelbewegungen auf Torsion beansprucht wurde, also wahrscheinlich ab Beginn der Kreide. Die anisotropen sehr feinfaserkristallinen Varianten erfüllen vorzugsweise Schichtklüfte in den sedimentären Gipslagern oder durchsetzen deren Schichtung in sehr flachem Winkel, auf solche Weise von Schichtkluft zu Schi chtkluft springend (Taf. 7, Fig. 5). Die Fasern, meist mehr oder weniger sigmoidal gebogen und hierin zweifellos kluft(= schickt-)parallele Be- wegungen anzeigend, könnten sich — analog gleichartigen Erscheinungen im epi- metamorphen Benich der Erdkruste — als Zerrkluftprodukt unter großer Han- gendlast im Gefo'ge ebenso großer seitlicher Pressung nach Maßgabe des Aufrei- ßens gebildet hai)en. Es erhebt sich die Frage, wann in den Gipslagern des Keu- pers Verhältnis' e solcher Art, wenn auch nicht Intensität, bestanden haben könn- ten. Eine Antv ort suchend, denkt man bei einer solchen zu einem guten Teil sali- naren Formation beinahe unwillkürlich an die bei der Hydratation von Anhy- drit (als sold.er scheint das Sulfat auch heute noch tiefer im Gebirge vorzuliegen) infolge der u. U. sechzigprozentigen Volumzunahme auftretenden ganz ungemei- nen lateralen Drücke, die bei nicht allzugroßer Hangendlast zum Aufplatzen des Schichtverbandes führen müssen. Dieser Vorgang wäre vorerst theoretisch bei einer geologisch jungen Hydratation, etwa im Zuge der Abtragung vor allem unter einer danubischen Landschaft, zu erwarten. Die eingangs beschriebenen und als etwas eigenartig bezeichneten, unbedenk- lich als im Kleinen gestört zu nennenden Schichtungsverhältnisse in den sonst kompakten Gipslagern scheint man neuerdings so gut wie ganz subaquatischen Gleitungen des nur erst wenig verfestigten Sediments zuschreiben zu wollen. Dem wäre entgegenzuhalten, daß gerade dem germanischen Keupersalinar mit seiner im Vergleich zu seiner Ausdehnung unwahrscheinlichen Seichtheit eine der wich- tigsten Voraussetzungen für Gleitungen seines Sediments, nämlich ausreichendes Bodengefälle, gänzlich gefehlt haben mußte. Den primär eingelagerten Schiefer- ton-Komplexen, die wesentlich länger als das ausgefällte Sulfat in hochmobilem Zustand verharrt haben dürften, fehlt jegliches Anzeichen gleitungsbedingter De- formation, ganz besonders auch an ihren Liegend- und Hangendkontakten mit — 96 — den Sulfatlagern. Die spärlichen und dünnen Karbonateinschaltungen — alle zweifellos echter Sedimentation entsprungen — sind weder gefaltet noch zerbro- chen. Sedimentgleitungen als Ursache der effektiv unruhigen, ja wirren Schich- tung dürften also weit hintanstehen. Man könnte an Aufarbeitung halbverfestigten sulfatischen Sediments etwa durch Grundwellen denken. Es erhebt sich aber die Frage, ob solch seichte Ge- wässer überhaupt zu stärkeren Wellen befähigt sind oder ob die Windwirkung nicht vielmehr zu einer Verlagerung der dünnen Wasser- oder Laugenhaut und zu ausgedehntem Trockenlaufen geführt hat. Rezente Vergleichsobjekte von der, was wichtig erscheint, riesigen Ausdehnung des Germanischen Keupersalinars fehlen. Man sollte aber auch an die Möglichkeit einer Hydratation des (wahrschein- lich primär als solchen sedimentierten) Anhydrits denken lange nach erfolgter Sedimentation und Diagenese, zwischen und unter felsenfesten Tonsteinen und Sandsteinen des Mittleren Keupers und unter den wahrscheinlich ungemein po- renwasserreichen, in Diagenese befindlichen mächtigen Tonserien am Boden der jurassischen Flachsee. Unter solcher Hangendlast und der sich letztlich zu dieser addierenden Quellungspression wären Bewegungsabbildungen, wie sie auf dem Querbruch der mächtigen Gipslager zu sehen sind — einschließlich lückenloser Verheilung aller Rupturen — möglicherweise befriedigend zu deuten. Damit wären implizite zwei Hydratationsphasen postuliert, die notwendig eine Dehydratation zwischen sich voraussetzen — die ebenfalls nicht von vorn- herein ausgeschlossen zu sein bräuchte. Solche Vorstellungen sind vollumfänglich hypothetischer Natur, als solche im Augenblick nicht beweisbar, aber auch nicht etwa mit den Ergebnissen von Unter- suchungen über gegenwärtig im Gang befindliche Hydratationsvorgänge in sali- naren Sedimenten der oberrheinischen Trias allein zu widerlegen (H. ANRICH 1958). Die vorstehenden Ausführungen sollen vor allem dazu anregen, sich mit diesen Problemen unserer noch voller ungelöster Rätsel steckenden Germanischen Trias noch viel mehr als bisher in die Breite und in die Tiefe zu beschäftigen. Zum Abschluß seien einige über den Rahmen des beschriebenen Schichtprofiles hinausreichende ergänzende Bemerkungen verstattet: Solche gelten zunächst den bis dahin im Detail nicht bekannten und infolge- dessen schwerlich zu deutenden lithologischen Verhältnissen in dem höheren Teil des Kohlenkeupers zwischen den Lingu/a-Dolomiten und dem Myoconcha-Hori- zont (= Mauchach-Bank nach F. ZELLER 1907). Es zeigt sich nun, daß kaum ein anderer gipsführender Komplex des Keupers sich so wenig auslaugungsresistent erweist wie gerade dieser. Nahezu überall im Ausgehenden dieses Komplexes, der überdies und fatalerweise in die Niederung vor der Keuper-Unterlias-Schicht- stufe fällt, sind Gips und Mergeldolomite restlos in Lösung gegangen und weg- geführt. Zurückgeblieben ist ein grauer bis gelbbrauner Zellenkalk mit heute größtenteils leeren Zellen, die vordem wahrscheinlich von Trümmern jener Mer- geldolomite eingenommen waren, und mit etwas weniger zahlreichen eckigen Einschlüssen von grünlichen Schiefertonen, die unschwer mit denen des Schiefer- tonpaketes unmittelbar unter der Myoconcha-Bank s. str. identifiziert werden können. Die schwärzlichen Schiefertone des unmittelbaren Hangenden dieser Bank sind im Zellenkalk nicht vertreten, so wenig wie diese Bank selbst. Das braucht nicht zu wundern. Die Myoconcha-Bänke sind — soweit nicht in Gips umgewandelt — für triassische Verhältnisse sehr verwitterungsresistent, tragfest und zerbröckeln kaum, sind also bei der Auslaugung ihres Liegenden unter Be- — 97 —

wahrung des Schichtverbandes als Ganzes nachgesackt, was den einer festen Un- terlage ermangelnden grünen Schiefertonen versagt war. Die unversehrte Erhal- tung des höheren Kohlenkeupers im Gaishalde-Aufschluß ist dem Umstand zu- zuschreiben, daß bis in jüngste geologische Vergangenheit — bis zum Ausgreifen der rückschreitenden Erosion im Gefolge des Überlaufens der Wutach zum Hoch- rhein auf dieses Gebiet — die Landoberfläche als Teil der Schichtniederung vor der Keuper-Unterlias-Schichtstufe 30-40 m darüber stand. Es bleibt nur noch die Frage nach dem Grund für die mit Abstand so geringe Lösungsresistenz der (sekundären) Gipslager im höheren Kohlenkeuper. Ihre Einnistung in Karbonate und nur zum geringsten Teil in einstige Tone bot ohne Zweifel geringen Schutz gegen zirkulierende Wässer. Die Herkunft des Zellenkalkes, m. a. W. des Binde- mittels für die Sackungsbrekzie, ist nicht mit hinreichender Sicherheit belegbar. In erster Linie käme der kalkige Anteil der in Lösung gegangenen Mergeldolo- mite jenes eigenartigen Schichtwechsels oder der dolomitischen Myoconcha-Bänke in Betracht, der von weiterher zugeführt worden sein könnte.

R 0

0.5km

Abb. 22: Schnitt durch die Keuper-Schichtniederung im Aufschlußbereich, mit danubi- scher und rheinischer (= gestrichelt) Morphologie. Kreis mit Pfeil: Lage des Aufschlusses im höheren Kohlenkeuper.

Aber auch die mächtigen Gipslager des Gipskeupers „unterliegen im Ausge- henden gleich denen des Mittleren Muschelkalkes einer mitunter recht lebhaften .Auflösung durch die von oben zutretenden Niederschlagswässer. Am weitesten vorangeschritten ist dieser Vorgang in der liegendsten Partie dieses Schichtglie- des ... Der durch solche Lösetätigkeit verursachte Mächtigkeitsschwund wird meist unterschätzt. Obschon er sich kaum einmal bis unter die Stufenkante= er- streckt, macht er sich unter exponierten Vorsprüngen derselben oder gar unter losgelösten Ausliegern noch mit Beträgen in der Größenordnung des Meter- zehners bemerkbar. Daß er — im Gegensatz zu den Verhältnissen beim Mitt- leren Muschelkalk — nicht weiter unter die Schichtstufe hinuntergreift, hängt damit zusammen, daß die deren Deckkörper entsprechende Hangendpartie des Schichtgebäudes keine Karsteigenschaft besitzt und daß der ganze Schichtver- band nicht durch voraufgegangene Salzauflösung aufgelockert und zerbrochen ist" (W. PAUL 1958, S. 322). Mächtigkeitsangaben aus oberflächennahen Auf- schlüssen ganz besonders in der Keuper-Schichtniederung der danubischen Schicht-

1 — gegenüber dem höheren Kohlenkeuper indessen doch um eine Größenordnung ge-

ringeren - 2 der Keuper-Unterlias-Schichtstufe — 98 — stufenlandschaft um Breg-Brigach-Donau und Wutach-Donau sind sonach fast immer um einen im einzelnen Fall kaum einmal abzuschätzenden, aber relativ sehr hohen Betrag zu gering. Die Zuordnung des hier wiedergegebenen Schichtprofiles zu der gegenwärtig praktizierten regionalen Gliederung bereitet in den unteren zwei Dritteln des Kohlenkeupers keine Schwierigkeiten, wenn auch ein gewisser Mächtigkeits- schwund, mit dem ein Auskeilen mancher Schicht einhergeht, nicht zu verkennen ist. Für das obere Drittel des Kohlenkeupers fehlt in der NE Nachbarschaft ein Normalprofil, d. h. ein solches einerseits ohne sekundären Gips und anderseits ohne die Folgen von dessen Auslaugung. Im Gipskeuperanteil wird die Anwen- dung der regionalen Gliederung ausgesprochen problematisch; man sieht sie auch in der Nachbarschaft nicht unbedingt überzeugend angewandt.

Schrifttum:

ANRICH, H.: Zur Frage der Vergipsung in den Sulfatlagern des Mittleren Muschelkalks und Gipskeupers in Südwestdeutschland. — Neues Jb. Geol. Paläont., Abb. 106, S. 293-338, Stuttgart 1958. MÜNZING, K.: Beiträge zur Stratigraphie des Keupers auf der nördlichen Baar. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 10, S. 1-18, Freiburg (Breis- gau) 1969. — Erläuterungen zu Blatt Villingen-Schwenningen-Ost der Geol. Karte von Baden- Württemberg 1: 25 000. Mskr. abgeschlossen 1971. PAUL, W.: Zur Morphogenese des Schwarzwaldes II. — Jh. geol. Landesamt Baden-Würt- temberg, 3, S. 263-359, Freiburg (Breisgau) 1958. SCHALCH, F.: Nachträge zur Kenntnis der Trias am südöstlichen Schwarzwald. — Mitt. bad. geol. Landesanstalt, 5, 1906. — Erläuterungen zu Blatt Bonndorf der Geol. Spezialkarte von Baden 1:25 000. — Heidelberg 1906. SCHMIDT, M.: Erläuterungen zu Blatt Rottweil a. N. der Geologischen Spezialkarte von Württemberg. — Stuttgart 1910. — Erläuterungen zu Blatt Schwenningen a. N. der Geologischen Spezialkarte von Württemberg. — Stuttgart 1914. ZELLER, F.: Beiträge zur Kenntnis der Lettenkohle und des Keupers in Schwaben. — Neues Jb. Mineral. etc., Beil.-Bd. 25, S. 1-134, Stuttgart 1907.

(Am 25. 4. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

Tafel 5

Fig. 1: Wechsellagerung Mergeldolomit/Gips des höheren Kohlenkeupers im Aufschluß.

Fig. 2: Wechsellagerung Mergeldolomit/Gips des höheren Kohlenkeupers im Handstück.

Fig. 3: Dachbank der Wechsellagerung Mergeldolomit/Gips im höheren Kohlenkeuper (= Riesenfasergips-Bank II); Klüftung = Wachstum einheitlich vergierend.

Fig. 4: Gipswucherungen von vorwiegend horizontalem Wuchs in den oberen Schiefer- tonen des Myoconcha-Horizontes, senkrecht zur Schichtebene gesehen.

Fig. 5: Gipswucherungen von vorwiegend vertikalem Wuchs in den oberen Schiefertonen des Myoconcha-Horizontes, parallel zur Schichtebene gesehen.

Fig. 6: Riesenfasergips-Bank III mit aufliegender vergipster Schillbank (von 18 cm bis 29 cm) als Abschluß des Myoconcha-Horizontes.

Fig. 7: Schillbank, vergipst, im Dach des Myoconcha-Horizontes mit Myoconcha gastro- chaena GIEB. und Myophoriopis sp. auf einer Schichtfläche.

Aufnahmen: W. PAUL. WILLI PAUL, Tafel 5 Zur Stratigraphie und Fazies des Unteren (ku) und Mittleren (km) Keupers (Ober-Ladin, Karn, Nor) der Westbaar und des Klettgaus (1).

Fig. 3

Fig. 6 Fig. 7 Tafel 6

Fig. 1: Gips des Unteren Gipshorizontes, wenig gestört, wohl noch mit ursprünglicher Schichtung.

Fig. 2: Gips des Unteren Gipshorizontes, gestaucht, Aufbrüche gekappt.

Fig. 3: Gips des Unteren Gipshorizontes, mit abgescherten Knick- und Stauchfalten.

Fig. 4: Unterste Plunzenbank, tangential durchbewegt und zusammengeschoben, quer zur Vergenz.

Fig. 5: Zweitoberste Plunzenbank des Aufschlusses, Oberseite.

Fig. 6: Sackungs- und schubgestaudite rote „Faser"-Gipsbildungen bei Meter 35 über mo/ku, im Schichtverband.

Fig. 7: wie Fig. 6.

Aufnahmen: W. PAUL. WILLI PAUL, Tafel 6 Zur Stratigraphie und Fazies des Unteren (ku) und Mittleren (km) Keupers (Ober-Ladin, Karn, Nor) der Westbaar und des Klettgaus (1).

Fig. 1

Fig. 3

Fig. 6 Tafel 7

Fig. 1: Sackungs- und schubgestauchte rote „Faser"-Gipsbildungen bei Meter 35 über mo/ku, aus dem Verband gelöst; horizontaler Schlingenbau. Fig. 2: wie Fig. 1; vertikaler Schlingenbau. Fig. 3: Myophoriopis-Bank I, vergipst, mit Riesenfasergips-Bank IV. Der Block steht auf dem Kopf — die Schillbank liegt in Wirklichkeit unten.

Fig. 4: Myophoriopis-Bank II mit Steinkernen von Myophoriopis sp. Fig. 5: Grundgipslager im Liegendteil des Gipskeupers an der Gauchach S vom Posthaus mit Fasergipsbildung auf den Schichtklüften als Indiz für Stauchung des Schicht- körpers bei der Hydratation des vorher als Anhydrit vorhandenen Sulfats.

Aufnahmen: W. PAUL. WILLI PAUL, Tafel 7 Zur Stratigraphie und Fazies des Unteren (ku) und Mittleren (km) Keupers (Ober-Ladin, Kam, Nor) der Westbaar und des Klettgaus (1).

Fig. 3 Fig. 4

Fig. 5

— 99 —

Mitt. bad. Landesver. Abb. Freiburg Im Breisgau N. F. 11 99-100 Naturkunde u. Naturschutz 23-26 15. Dezember 1974

Seit wann sind die heißen Quellen von Baden-Baden dem Menschen bekannt?

von

PAUL BRAUN, Baden-Baden" Mit Abb. 23-26

Die Beantwortung dieser Frage hängt immer von dem jeweiligen Stand der vorgeschichtlichen Forschung ab. Ältere Veröffentlichungen drücken die Vermutung aus, vor den Römern hät- ten auch die Kelten die heißen Quellen gekannt und auch genutzt. Eine andere Vermutung spricht von jagenden vorgeschichtlichen Menschen, die in kalten Win- tern auf die Dampfwolken der heißen Quellen aufmerksam gemacht werden konnten. Durch jahrelange Nachforschungen des Verfassers wurden in Mittelbaden viele steinzeitliche Fundplätze nachgewiesen, die größtenteils der Mittelsteinzeit zugeordnet werden konnten (laufende Veröffentlichung in den Badischen Fund- berichten ab 1956). Die Funde zeigten sich zuerst in der Rheinebene zwischen Rastatt und Kehl, dann gelang es anschließend, in die Vorbergzone und von da weiter in das ge- birgige Gelände vorzustoßen. So befinden sich im Raum um Baden-Baden an den verschiedensten Stellen Fundplätze der Mittelsteinzeit, die den einwand- freien Schluß zulassen, daß dem Menschen diezer Zeit die heißen Quellen be- kannt gewesen sein müssen. Die Schwierigkeit, hier den direkten Fundbeweis zu erbringen, ist infolge der starken Überbauung des in Frage kommenden Gebietes groß und jeder noch so gering erscheinende Aufschluß bei Bauarbeiten mußte zur Beobachtung genützt werden. Als man noch in den Nachkriegsjahren den hinte- ren Schloßgarten, der seitlich oberhalb des Quellgebietes liegt und vorher mit Rasen angelegt war, als Gemüsegarten verwendete, konnte dort eine Fundstelle der Mittelsteinzeit entdeckt werden (Abb. 23). Es handelt sich dabei um eine Schlagstelle für Steinwerkzeuge. Dabei fanden sich 3 sogenannte Kratzer, von denen das zuletzt gefundene Stück abgebildet ist (Abb. 24). Vor zwei Jahren hat man auf dem Schloßberg, der über dem Quellgebiet liegt, einen der dort noch selten vorkommenden kleinen Gärten überbaut. Im Bau- schutt lag wenige cm über dem gewachsenen Boden eine steinzeitliche — allerding atypische — Klinge; der erste steinzeitliche Fund innerhalb der Altstadt von Baden-Baden (Abb. 25). Beim Bau einer Treppe am Berghang in unmittelbarer Nähe der Quellfassungen, fand sich im vergangenen Jahr im aus- geworfenen Schutt ein typisches Klein-Werkzeug der Mittelsteinzeit.

Anschrift des Verfassers: P. BRAUN, D-757 Baden-Baden, Lange Straße 68a. — 100 —

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Abb. 23: Lage der Fundstellen.

Abb. 24 Abb. 26 Abb. 25 Deutlich erkennbar ist es an der charakteristischen feinen Retusche an der linken Seite und der durch eine Kerbe herausgearbeiteten Spitze (Abb. 26). Daß der Mensch der Mittelsteinzeit die heißen Quellen von Baden-Baden ge- kannt hat, dürfte zweifellos feststehen; ob er sie in irgendeiner Weise gnützt haben könnte, diese Frage können wir nicht beantworten. (Am 21. 8. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen) — 101 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau I N. F. 1 1 121-104 1 Naturkunde u. Naturschutz I 2 I 15. Dezember 1974

Fünfter Beitrag zur Moosflora des Ober-Elsaß

von VINCENT RASTETTER, Habsheim (Haut-Rhin)*

Dieser fünfte Beitrag will sich mit einigen bemerkenswerten Funden aus Rhein- ebene (mit Hardtwald), Südvogesen und Sundgau befassen. In den Südvogesen konnten wir Leiocolea bantriensis, Diplophyllum taxi- folium, Metzgera pubescens feststellen; die Zentralvogesen brachten uns: Oclon- toschisma elongatum, Cephalozza lammersiana, Scapania mucronata, Scapania scandica. In den Vorhügeln fanden wir Seligeria calcarea; im Sundgau Cyno- dontium fallax, im Hardtwald Dicranum viride. Zwischen Hohneck und Kastel- berg: Sphagnum compactum. In den Vogesen fand ferner PHimpri (siehe Herzogia, Heft 1, Band 3, S. 37 bis 52) sehr interessannte Laub- und Lebermoose wie Plagiobr. zierii, Plagiopus oederi, Cololejeunia calcarea, Anomobryum fili forme, Mylia taylori, Frullania jackii usw. Dieser Umstand beweist, daß ein Gebiet wie die Vogesen dem Bryolo- gen immer wieder Neuentdeckungen erlaubt oder auch Wiederbestätigungen alter Standorte aus dem vergangenen Jahrhunert hervorbringt. Dies gilt auch für Rheinebene, Vorhügel und Sundgau! Die nachstehende Fundliste stammt aus den Jahren 1970-1974.

Laubmoose

Seligeria calcarea (DICKS.) Br. eur. Das interessante Moos fanden wir spärlich und wegen seiner Winzigkeit kaum wahrnehmbar im alten Steinbruch des Florimont bei Ingersheim an schattigen, trockenen Kalkwänden im Mai 1970 und 1973. Es wuchs ohne jegliche Begleitpflanze; nur 1-2 m davon be- obachteten wir Eucladium verticillatum, das mehr feuchtere Stellen bevorzugt. Scheint neu für das Gebiet. Wir hielten zuerst das Moos für S. doniana, H. KOPPE berichtigte die Bestimmung. Das Moos könnte an ähnlichen Stellen in den Vor- hügeln vorkommen. Blindia acuta (Hubs) Br. eur. An Kieselgestein der Ruine Wildenstein, bei ca. 600 m. Dicranum longifolium EHRH. An Granitgestein am Tänchel, im Wald, bei 900 m. D. v iride (SuLL) LINDB. Die in unserem vierten Beitrag erwähnte D. fulvum Hoox. ist Dicranum viride. Dieses seltene Moos kommt sehr zerstreut im Hardt- wald an der Basis von Carpinus betulus vor, bei 240 m. Im Sundgau in den Bu- chenwäldern bei Bisel, Burnhaupt-le-Bas usw. kommt die Pflanze scheinbar aus- schließlich auf Fagus an derem Grunde vor, bei 350-410 m.

Anschrift des Verfassers: V. RASTETTER, 26, rue de la Daivrance, F-68440 Habs- heim. — 102 —

D. s trictum SOHL. Das bereits 1969 gefundene Moos konnten wir auch an anderen Stellen im Hardtwald beobachten, und zwar meist auf Baumstrünken (wohl Pinus silvestris) und ausnahmsweise an lebenden Pinus silvestris-Stämmen. Cynodontium fallax LIMPR. Dieses bryogeographisch sehr interessante Moos fanden wir im Sundgau am Grunde von Fagus silvatica. H. Dr. KOPPE, dem ich eine Dicranum virile-Probe zugeschickt habe, entdeckte die Pflanze inmitten der Hauptprobe! Cynodontium fallax dürfte neu sein für ein Großteil des Ge- bietes und der bemerkenswerte tiefe Standort dieses mehr alpinen Mooses (bei 410 m!) und das Vorkommen auf Fagus sind sehr auffallend. Pottia lanceolata (HEDw.) MÜLL. Am steinigen und kalkreichen linken Ufer des Grand-Canal d'Alsace nö. Petit-Landau, mit Tortella inclinata, Bryum sp. bei 227 m. Bei uns in der Ebene noch nicht beobachtet; im Vorhügelgebiet ver- breitet! Grimmia doniana SM. Südöstl. Abhang am Großen Belchen, auf Grau- wacken-Felsblöcken bei 1350-1400 m. Selten. G. torquata HORNSCH. f. propagulifera. Am Krappenfels (Spitzköpfe- Hohneck) auf feuchtem Granit, selten! Bei 1200 m. Physcomitrella patens BR. & SCH. An schrägen Wänden einer Abfluß- rinne zwischen Nationalstraße Nr. 66 und Bahnlinie, SO von Habsheim, sehr zahlreich und fruchtend, auf neutraler Unterlage. Bei 245 m. Mniobryum carneum (L) LIMPR. Auf feuchter Erde im Hardtwald SO Habsheim zwischen RN 66 und Bahnlinie, auf Kalkunterlage. 245 m. Mnium rostratum SCHRAD. Rheinwald nö. von Klein-Landau zwischen Rhein und Grand-Canal d'Alsace auf vermoderndem Baumstamm, nicht häufig, 227 m. Neckera crispa (L) HEow. Zahlreich an Mauern der Ruine Wildenstein (wohl mit Kalkmörtel neutral gewordene Unterlage!) mit N. complanata. Selten an Gestein! 600 m. Amblystegiella subtilis (HEDW.) LOESKE. Auf gefällten, faulenden Baumstämmen im Rheinwald nö. von Klein-Landau, nicht häufig und wohl übersehen wegen seiner Kleinheit. Bei 226 m. Brachythecium rutabulum (L) Br. eur. v a r. robustum Br. eur. An Porphyrgestein der Ruine Wildenstein, zusammen mit Metzgera pubescens, bei 600 m. Plagiotbecium elegans (HooK) Sun. An Kieselgestein der Ruine Wil- denstein, bei 600 m, hat viel Ähnlichkeit mit P. depressum. Platygyrium repens (BRIE)) Br. eur. Ist verbreiteter im Hardtwald als vor- erst angenommen, meistens auf Quercus sessilis, aber auch auf Populus tremula und sogar auf Holzdächern.

Sphagnaceae Sphagnum cornpacturn DC. In einem sehr nassen Wiesenmoor zwischen Hohneck und Kastelberg längs der Route des Cretes (Hochvogesen) bei 1250 m.

Lebermoose Ptilidium pulcherrimum (WEB.) HAMPE. Hie und da im Hardtwald bei Habsheim, immer selten und nicht nur auf Quercus beobachtet, sondern eben- falls auf Carpinus betulus, 240 m. Vogesen: bei Osenbühr oberhalb Guebersch- wihr auf gefällten Quercus-Stämmen, 500-600 m. — 103 —

Trichocolea tomentella NEES. Auf feuchter Erde längs eines Wasser- laufs, bei Orschwihr, im Gebiet der Vorhügel, massenhaft (legit SIMON, det.!). Anastrepta orcadensis (Hoox) ScHIETN. Im Hohneckgebiet auch an Felsen im Frankenthal mit Scapania scandica, aber selten. Bei 1200 m, auf Gra- nit. Leiocolea bantriensis (Hoox.) BRUCH. An nassen Grauwackenschiefer- felsen längs der Straße Urbes —Bussangpaß mit Bryum sp. Trichocolea tomen- tella, Mnium punctatum! Bei 600 m, nicht häufig. Leptoscyphus anomalus (Hoox) LINDE. Hochmoor der Faignes d'Or- timont unterhalb Route des Crestes Kastelberg, bei 1100 m. Odontoschisma elongatum (LINDE,) Ev. Seltenes Moos, das wir auf einer moorigen Wiese zwischen Hohneck und Kastelberg, längs der Route des Cretes, fanden und neu für die Vogesen ist. Bei 1250 m (Juli 1970). Im benachbarten Schwarzwald vorhanden, aber selten. Oft zusammen mit Leptoscypha anomala, Sphagnum compactum, Dicranodontium longirostre. Calypogeia mülleriana (ScHIFFN.) K. M. Im Reisbergmoor, oft in rei- nen Rasen, bei 1250 m nö. des Schluchtpasses. C. fissa (L) RADDI. Im Masmünstertal, oberhalb des Dorfes Dolleren an Hohlwegen, massenhaft, bei 600-700 m. Nowellia curvifolia (DicRs.) MITT. versus v a r. myriantha MEYL. Mit dem Typus auf faulenden Kiefernstämmen im Rheinwald nö. von Klein- Landau zwischen Rhein und Grand-Canal, 227 m. Cephalozia fluitans (NEES) Sp. An Kolken im Rotriedmoor zwischen Hohneck und Amphersbach, in den Vogesen nicht sehr häufig, oft mit Gymno- colea inflata verwechselt. C. lamme rsiana (Hüe.) SFR. Auf totem Holz am Südrand des Blanche- mersees, selten, 990 m. Zwischen Hohneck und Kastelberg, moorige Wiese (1970). Cephaloziella starkei (FUNK) SCHIFF. An schattigem Kieselgestein im Steinbachtal (Südvogesen), 450 m. Diplophyllum taxifolium (WAHL) Dum. In oft dichten Rasen am Stor- kenkopf (Großer Belchen) auf Grauwacke. Neu für die Südvogesen. Bei 1350 m. Scapania scandica (ARN. U. BUCH) MACVIC. Auf übererdeten Felsnischen am oberen Frankenthal (Hohneck) spärlich auf Granit, bei 1200 m. Sc.paludosa K. M. An der Fontaine de la Duchesse am Kastelberg, quellige Orte zusammen mit Philonotis seriata, Euphrasia picta, Sedum villosum, Epilob. palustre usw., 1250 m. S c. mucronata BUCH. Felsiger Gipfel des Tanet n6. des Schluchtpasses auf Granit bei 1290 m. Scheint in den Vogesen selten zu sein! Sc. nemorosa DuM. Auf totem Pinus si/v.-Stamm im Rheinwald nö. Klein- Landau zwischen Rhein und Grand-Canal d'Alsace, bei 227 m. In unserem 4. Beitrag als Sc. umbrosa zuerst bestimmt. PHILIPP' machte uns darauf aufmerk- sam, daß Sc. umbrosa nicht so tief herabsteigt. Eine Überprüfung unseres Mate- rials ergab tatsächlich, daß es sich um Sc. nemorosa handelte. Confirm. F. KOPPE. Dieses Lebermoos ist selten auf Holz anzutreffen, im Hardtwald bei 240 m tra- fen wir es auf Erde an. Im Sundgau hie und da bei Bisel, usw. pubescens (SCHR.) RADDI. An Gestein mit Brachythecium rutabulum an der Ruine Wildenstein. Herr Dr. F. KOPPE war wie immer so freundlich, uns einige kritische Moose zu be- stimmen, zu korrigieren oder zu bestätigen. Es sei ihm an dieser Stelle recht herzlich ge- dankt! — 104 —

Schrifttum:

Zu den bereits in meinem ersten und vierten Beitrag erwähnten Werken kommen noch hinzu: MÜLLER, K.: Die Lebermoose, Pars 1 und 2, in Rabenhorst's Kryptogamenflora von Deutschland, Osterreich und der Schweiz. — Leipzig 1954-1957, Reprint 1971, Verlag Cramer. VAN DEN BERGHEN, C.: Les (1-lepatiques), in: Flore G&Ierale de Belgique Vol. 1, fasc. 1, 2 & 3. — Bruxelles 1955. DEMARTET, F. & CASTAGNE, E.: Les Bryophytes, in: Flore Generale de Belgique Vol. 2, fasc. 1, 2 & 3. — Bruxelles 1959.

(Am 6. 4. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

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Min. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau N. F. 11 Naturkunde u. Naturschutz 2 105-118 15. Dezember 1974

Dritter Beitrag zur Pilzflora des Oberelsaß

von

VINCENT RASTETTER, Habsheim (Haut-Rhin)*

Dieser dritte Beitrag bringt wiederum eine reiche Ausbeute zutage und dies trotz der ungünstigen Witterung der letzten Jahre. Zu Dank verpflichtet sind wir Herrn PAUL HERTZOG, Lehrer in Volgelsheim (Ober-Elsaß), ein guter Mykologe, der dazu beigetragen hat, daß die Liste der aufgeführten Pilze sich wesentlich er- weitert hat. Seine Funde sind mit „H" in Klammern gekennzeichnet. Das erforsche Gebiet umfaßt Südvogesen, Rheinebene, Sundgau und Elsässer Jura. Einige bemerkenswerte holzbewohnende Pilze wie Stereum, Raduloinyces, Schizopora, Merulius usw., die noch wenig beobachtet wurden oder z. T. ver- kannt geblieben sind, konnten in die Liste aufgenommen werden. Ferner sind auch Neufunde aus den schwierigen Gruppen der Gattungen Cortinarius, Rus- sula, Lactarius, Inocybe, Boletus, Psalliota, Lepiota zu verzeichnen. Die Fund- ergebnisse stammen aus den Jahren 1970 bis 1974. Boletus Satanas LENZ & B. cavipes. Im Nadelwald bei Osenbühr (Vo- gesen), 500 m (selten). Boletus lericophaeus ss. GILB. Unter Birken im Ried (H). B. impolitus FR. Bei Munchhouse, Biesheim, Kastenwald im Laubwald auf Kalkboden (H). B. satanoides SMOTL. Sehr selten bei Biesheim (H) auf Kalk. B. cyanescens FR. ex BuLL. Schnepfenried (Vogesen) (H). B. castaneus FR. ex BULL. Biesheim-Kastenwald (H). B. cavipes OP. Selten, Nadelwald bei Osenbühr mit der Form aureum (H). B. queleti SCHULZ. Laubwald bei Munchhouse (H). B. aereus FR. ex BuLL. Laubwald im Kastenwald und bei Biesheim (H). B. subtomentosus FR. ex L ibidem (H) u. var. spadiceus SCHAFFT. bei Munchhouse (H). B. carpini SCH. ibidem. B. albidus ROQUES. Biesheim und Ried bei Illhäusern (H), Kalkboden. B. chrysenteron FR. ex BuLL. var. armeniacus Q. Sondernach, Mün- stertal unter Fagus und Picea (H). B. luridus FR. ex SCHAFFE. Munchhouse, Biesheim, Kastenwald (H). B. elegans FR. ex SCFIUM. Buchenwald mit Larix, zwischen Wittersdorf und Hirsingue. B. viscidus FR. ex L. Mit vorigem Pilz.

Anschrift des Verfassers: V. RASTETTER, 26, rue de la D6livrance, F-68440 Habs- heim. — 106 —

Phylloporus rhodoxanthus SCHWEIN. Münstertal (Wasserbourg-Haß- lach). Immer einzeln und selten (H). Hygrophorus fornicatus FR. Ried unterhalb Colmar (H). H. aureus FR. ex ARRH. Unter Pinus silv. bei Hirtzfelden (H) u. nö. Flug- platz Habsheim. H. sciophanus FR. Grasige Stellen bei Hirtzfelden (H). H. caprinus FR. ex Scor. Unter Kiefern bei St-Marc (H). H. melizeus FR. (non RIcx.). Bei Pfirt (H). H. pratensis u. nemoreus LASCH. Kastenwald, Biesheim (H). H.dichrous KÜHN-Rom. Kastenwald (H). Wohl verbreiteter, aber oft mit olivaceo-albus verwechselt. H. marzuolus (FR.) BRES. Oberhalb Guebwiller leg HOCH. H.miniatus FR. Grasige Stellen am Schnepfenried (H). H.croceus Bum.. Grasige Stellen am Schnepfenried (H). H. puniceus FR. Grasige Stellen am Schnepfenried (H). H. gliocyclus FR. Kiefernpflanzung nö. des Habsheimer Flugplatzes (1970). H. ligatus FR. Kiefernpflanzung nö. des Habsheimer Flugplatzes, aber nicht ganz typisch. Fuß trocken und nicht wie beim vorigen schleimig (Nov.73). Boden entkalkt. 240 m. H. agathosmus FR. Unter Pinus silv. nö. vom Habsheimer Flugplatz. Zer- streut. Nur schwach nach bitteren Mandeln riechend. Boden entkalkt, 240 m. Selten in der Ebene. H. pustulatus FR. Mehrmals aus den Südvogesen gesehen, aber selten. H. subradiatus FR. ex ScHum. Nur ein Exemplar im Hardtwald bei Habs- heim (leg. JEAN RASTETTER) aber viel größer als der Typ (Hut bis 10 cm), Stiel schön gilbend am Fuß. Der Pilz ist sehr kräftig, Lamellen breit, weißlich. Unter Laubholz. (Nov. 1973) auf entkalktem Boden, 240 m. H. hypo theus FR. Zahlreich unter Pinus silv. nö. vom Habsheimer Flug- platz auf entkalktem Boden, 240 m. Schizophyllum commune FR. Auf verkohltem Baumstumpf auf einer Brandstelle im Wald bei Habsheim. Eigenartiger Standort! Lentinellus ursinus (FR) KUHN. Auf totem Birkenstamm und gefälltem Carpinus-Stamm im Hardtwald ö. von Habsheini. Ein recht seltener Pilz! Panellus serotinus (FR. ex SCHR.) KÜHN. Auf totem Birkenholz im Hardtwald bei Habsheim, oft zahlreich und in großen Exemplaren! P. mitis (FR. ex Frits.) KÜHN. Auf dürren Ästen von Pinus silv. im Hardt- wald bei Habsheim. Nicht häufig. Ge op etalum geogenius (DC). Biesheim, Kastenwald (H). G.rickenii KÜHN. Auf Sägemehl bei Volgelsheim (H). Lentinus de gener KALCHB. Auf Populus-Stumpf im Rheinwald bei Vol- gelsheim. Selten! (H). Pleurotellus candidissimus (BK-CuRT.). Auf dürren Ästen von Popu- lus tremula im Hardtwald ö. von Habsheim, selten. P. porrigens (FR. ex PERS.). Auf totem Holz in den Westvogesen, bei Xon- rupt-Longemer (leg. Lwv). Immer zerstreut in den Vogesen! Marasmius candidus BOLT. Biesheim bei Neu-Breisach (H). M. scorodonius FR. Vogesen bei Wasserbourg (H). M. t r e m u la e VEL. Auf Blättern von Populus tremula im Ried unterhalb Colmar (H). Marasmius brassicolens Rom. Auf Kalkboden am linken Ufer des Grd. — 107 —

Canal d'Alsace nö. von Klein-Landau. Nicht typisch, aber durchdringender Ge- ruch nach faulendem Wasser oder altem Kohl! M. collinus (FR. ex Sow.) SINGER. Heideboden auf dem Habsheimer Flug- platz, selten. Hat Ähnlichkeit mit M.oreades! M. androsaceus ss. Q. Auf Nadeln von Pinus silv. nö. vom Habsheimer Flugplatz. M. acervatus FR. ss. KARST. Truppweise und büschelig unter Picea excelsa, an der Westseite des Reisberg, Hochvogesen bei 1230 m. Selten. Collybia tuberosa FR ex Bum.. Auf Pflanzenresten bei Drei-Ähren (Vo- gesen) (H). Mycena flavipes Q. Auf Fagus bei 1200 m am Schnepfenried (H), Baum- stumpf unterhalb Ferme Kohlschlag (Vogesen). Immer selten. Mycena acicula FR. ex SCHAEFF. Auf Fagus-Stumpf am Schnepfenried (H). Geopetalum carbonarium (FR. ex A-ScHw.). Truppweise und büsche- lig auf Brandplätzen im Hardtwald sü. der Straße Habsheim— Hombourg (1973-74), Exemplare bis zu 5-6 cm im Durchmesser. Noch wenig beobachtet! Auch im Kastelwald bei Colmar auf Brandplatz, aber viel schmächtiger (H). Mycena abramsi MURR. Grasige Stellen bei Pinus silo. nö. vom Habs- heimer Flugplatz. Nah verwandt mit M. aetites ss. Ricx. (Aus der Fragili- pedes-Gruppe!) M. crocata FR. ex SCHRAD. Unter Fagus silo. im Wald bei Bendorf (Els. Jura), selten. M.haematopus FR. ex PERS. Auf totem Fagus-Ast im Wald bei Bendorf (Els. Jura). Selten. Delicatula candida (BRES) KÜHN & Rom. Am Stengel von Consolida officinalis im Ried (H). Omphalia abiegna Bx.-BR. Auf Baumstumpf bei Masevaux (det. PERRII•I) (H). Omphalia chrysophylla FR. Auf faulendem Picea- oder Abies-Stumpf beim Rotriedmoor, Hohneckgebiet (835 m), selten. Hat Ähnlichkeit mit Cantha- rellus tubaeformis. Omph alia pyxidata FR. ex BULL. Auf Kalkboden am linken Ufer des Grd. Canal d'Alsace nö. von Klein-Landau, selten. Ist vielleicht identisch mit 0. hepatica FR. ex BATscm? Laccaria proxima BOUD. Vogesen: Auf nasser Erde eines Waldweges bei Osenbühr, nicht häufig. L. tortilis (FR. ex BoLT) BOUD. Auf nackter Erde bei St-Gilles (Münstertal) (H). Clitocybe suaveolens FR. ex SCHUM. Grasige Stellen bei Pinus silo. nö. Flugplatz bei Habsheim. Auch im Kastenwald (H). C. dealbata FR. ex Sow. Bei Neu-Breisach (H). Grasige Stellen in einer Kiesgrube nö. des Forsthauses von Rixheim, Heide auf dem Flugplatz von Habs- heim. C. pityophila FR. ex SECR. Unter Pinus silo. nö. des Flugplatzes von Habs- heim. C. cerussata FR. Unter Pinus silv. nö. des Flugplatzes von Habsheim. Gleicht einem kleinen Clit. nebularis! (= Cl. alba [BAT.] SING). C. vibecina FR. Unter Pinus silv. nö. des Flugplatzes von Habsheim. Alle diese Arten sind schwer voneinander zu unterscheiden! — 108 —

C. connata FR. ex ScHum. Vogesen: bei Freland in der Nähe von Abies (leg. Mme. BERNARD!). C. inornata (FR. ex Sow.) Gin. Unter Laubholz (?) bei Bendorf (Els. Jura). Riecht unangenehm nach Fisch. Scheint selten zu sein (H). C. ericetorum FR. ex BuLL. Ried unterhalb Colmar (H). C. g e o t r o p a FR. ex MüLL. Ried unterhalb Colmar (H). C. candicans FR. ex PERS. Vogesen, bei Osenbühr (H). C. brumalis FR. Bei Munchhouse (H). C. diatreta FR. Bei Hirtzfelden (H). C. clavip es FR. ex PERS. Unter Fagus silo. im Sundgau, Wald nö. Bisel, Boden entkalkt, Geruch sehr angenehm. Ist selten. C. sinopica FR. Vogesen: Brandplatz am Schnepfenried (H); Flugplatz bei Habsheim, mit Carex fritschii, auf kleinen Brandplätzen (Mai 1971), angenehm nach Mehl riechend. Immer selten. C. senilis FR. ss. Joss. In der Nähe von Eryngium campestre wachsend, auf dem Bollenberg bei Westhalten (leg. SimoN), Kalkboden. Nach Mehl riechend. Selten! Tricholoma olivascens BOUD. Vogesen: Münstertal bei Hasslach (H). T. ustaloides Rom. Biesheim (H). Unter Pinus silo. nö. des Flugplatzes Habsheim, 240 m. T. album FR. ex SCH. Wald bei Biesheim (H); Kastenwald (H); im Hardt- wald bei Habsheim, hie und da. T. orirubens Q. Kastenwald (H); hie und da im Hardtwald bei Habsheim, zerstreut! T. scalpturatum FR. Kastenwald und Wald bei Biesheim (H); unter Pinus silv. bei Habsheim. T. terreum FR. ex SCH. In großen Hexenringen, manchmal büschelig unter Pinus silo. nö. Flugplatz bei Habsheim (Nov. 1973). Sehr schmackhaft! T. se junctum FR. ex Sow. Kastenwald und Wald bei Biesheim (H). T. sap onace um FR. Kastenwald und Wald bei Biesheim (H). T. acerb um FR. ex Bum.. Kastenwald (H). T. subannulatum (BATSCH) BRES. Wald bei Hirtzfelden (H). T. imbricatum FR. Wald bei Hirtzfelden unter Kiefern (H); nicht selten unter Pinus silo. nö. des Flugplatzes von Habsheim, 240 m. T. albobrunneum ss. Ricx. Wald bei Hirtzfelden unter Pinus (H). T. pessundatum FR. Wald bei Hirtzfelden unter Pinus (H). T. p op ulinum LGE. Unter Populus tremula im Hardtwald ö. von Habs- heim, 240 m, selten! T. e q u es t r e FR. ex L. Unter Pinus silo. bei Hirtzfelden (H); unter Carpinus bet. und Quercus sessilis im Hardtwald bei Ile-Napoleon, 240 m. T. pardinum Q. Unter Abies bei Osenbühr (Vogesen) (H). Vidit! Schöne violette Reaktion mit T14, die bei den anderen Tricholoma nicht stattfindet! Sel- ten in den Vogesen. Giftig! T. decorum FR. In den Vogesen hie und da, aber immer selten (H) und ! Lyo phyllum georgii (CLUS.) SINGER. Grasige Stellen bei Biesheim, Ka- stenwald, Neu-Breisack, Hardtwald ö. von Baldersheim-Battenheim (MEYER, vidit!); auf dem Habsheimer Flugplatz. L. constrictum (FR.) SINGER. Flugplatz bei Habsheim, nicht häufig. Nach Mehl riechend. Sporen stark höckerig! L. persicolor FR. Grasige Stellen am Schnepfenried (H). — 109 —

L. immundum (BK.-BR.) KÜHN. Bei Biesheim (H). L. semitale (FR.) KÜHN. Unter Laubholz bei Drei Ähren (H). Rhodocybe truncata (ScH. ex FR.) SING. Bei Biesheim (H), Ensisheim, im Rotläuble. Lyothyllum atratum Sl. FR. L. atratum (FR.) K& Rom. Mit länglichen Sporen (6-8 x 4-6 u Brand- plätze im Hardtwald sü. der Straße Habsheim — Hombourg mit Flammula car- bonaria, Geopetalum carbon. Noch selten beobachtet, Geruch stark mehlartig. L. ambustum (FR. ss. RicR) KÜHN-Rom. Mit voriger Art, aber weit seltener. Sporen rundlich und mit großen und breiten Warzen und Höckern. Geruch eher spermatisch, nicht mehlig! Macrocystidia cucumis (FR. ex PERS.) HEIM. Selten unter Pinus silv. nö. Flugplatz Habsheim. Auch in den Vogesen (GRÜNENBERGER det.!). Fällt durch die enormen Cystidien auf. Rhodopaxillus irinus (FR.). Unter Pinus nö. des Habsheimer Flugplat- zes. Jung fast weiß, dann leicht rötlich am Scheitel, dann alt isabellfarben. Geruch stark nach Wurzeln von Acorus calamus! Ried, Kastenwald und Biesheim (H). Tephrocybe impexa (KARST) n. c. Kastenwald (H). Rhodopaxillus nudus (FR. ex BuLL.). Bei Biesheim (H); häufig und in großen Exemplaren unter Pinus silv. nö. Habsheimer Flugplatz. Rh. saevus (GILL.). Ziemlich häufig auf dem Flugplatz Habsheim. Rh. panaeolus (FR.). Neu-Breisach, Hirtzfelden, Ried (H). Rhodophyllus incanus FR. Grasige Stellen bei Hirtzfelden, Kastenwald (H). R h. undatus FR. Mooriger Boden bei Bisel (H). Rh. sericellus FR. ex Bum,. Grasige Stelle am Schnepfenried (H); Heide auf dem Flugplatz bei Habsheim, 240 m. Rh. caccabus K. Mischwald mit Picea, Larix und Fagus am Schnepfenried (H). Rh. aprilis BRITZ. Kastenwald (H). Rh. lividoalbus K& R. Kastenwald und Biesheim (H). Rh. asprellus FR. Bei Hirtzfelden (H). Rh. clypeatus (BRITz) R. Hecken im Kastenwald (H). Rh. sepium NouL-DASS. Hecken bei Neu-Breisach (H); Habsheim unter Prunus sp. Rh. griseo-luridus KÜHN. Laubwald bei Wintzenheim (H). Rh. lividus FR. ex Bum– Im Kastenwald, auf Kalk (H); bei Bendorf (Els. Jura). Leptonia sarcitulus (K. ä R.) n. var. Grasige Stellen auf dem Habshei- mer Flugplatz. Selten. L. euchrous (FR. ex P.). Hardtwald ö. von Habsheim auf faulendem Holz. Selten. Inocybe eutheles Bx. & BR. In der Nähe von Pinus silv. nö. vom Flug- platz Habsheim, selten. 1. scabella ss. BRES. var. minor K. Hardtwald bei Habsheim, 240 m. Nach bitteren Mandeln riechend. 1. bresadolae MASSEE (= 1. repanda Q.). Lehmiger Weg im Hardtwald nö. vom Habsheimer Flugplatz. 1. petiginosa FR. Waldweg oberhalb Wattwiller. Selten (det. MAILLOT P.). I. hirtella BRES. Bei Biesheim (H). — 110 —

1. patouillardi BRES. Bei Biesheim und Munchhouse (H). 1. godeyi Gin. Bei Biesheim und Munchhouse (H). Naucoria pellucida (ss. Q.). An Feldwegen, gedüngte Stellen, nicht sel- ten, auch im Winter. Acker ö. von Habsheim, Flugplatz Habsheim. Hebeloma mesophaeum Fa. ex PERS. In großen Truppen unter Pinus silv. nö. Flugplatz von Habsheim, 240 m, mit Individuen versus H. strophosum FR. H. porphyrosporum R. MAIRE. Kastenwald (H). Rhodophyllus sericeus (Bum.. ex FR.) QuL.. Grasige Stellen auf dem Flugplatz Habsheim, nicht selten bis November. Rh. mammosus (FR. ex L.) var. typicus. Vereinzelt unter Pinus silv. nö. Flugplatz Habsheim. Hebeloma populinum Rom. Unter Populus tremula, im Hardtwald ö. von Habsheim, selten! Cortinarius prasinus FR. ex ScH. Bei Biesheim (H). C. o d o rat u s JOGUET. Kastenwald bei Colmar. Geruch sehr durchdringend, aber angenehm (H). Scheint sehr selten zu sein. C. subturbinatus R. HY. Wald bei Biesheim, Kastenwald (H). C. multiformis FR. Wald bei Biesheim, Kastenwald (H). C. cephalixus SECR. Wald bei Biesheim, Kastenwald (H); Hardtwald bei Ile-Napoleon! C. calochrous FR. ex PERS. Wald bei Biesheim, Kastenwald (H). C. arcuatorum R. HY. Wald bei Biesheim, Kastenwald (H). C. caerulescens SCHAEF. Wald bei Biesheim, Kastenwald. Auch im Hardt- wald ö. Habsheim (H). C. largus FR. Wald bei Biesheim, Kastenwald (H). C. praestans CORD. Wald bei Biesheim, Kastenwald (H). C. odorifer BRITZ. Kastenwald (H). C. caesiocyaneus BRITZ. Kastenwald (H). C. guttatus R. HY. Kastenwald (H). C. flavovirens R. HY. Biesheim, Kastenwald (H). C. caesiogriseus J. ScH. ap. MOSER. Wald bei Biesheim (H). C. balteatocumatilis (HY.) ex ORT. Wald bei Biesheim (II). C. arquatus FR. Biesheim und Kastenwald (H). C. latobalteatus (J. SCH. ap. Mos.). Kastenwald (H). C. subbalteatus K. Kastenwald und Biesheim (H). C. c itrinus (LANGE) R. HY. Wald bei Ile-Napoleon unter Linde, Carpinus, Quercus, selten! C. salor FR. Hardtwald bei Habsheim unter Carpinus, Quercus, auf Kalk, selten. C. cyanopus (= C. amoenolens R. HY.). Wald bei Ile-Napoleon unter Carpinus, Tilia, selten; auf Kalk unter Buche bei Bendorf (Els. Jura). C. atrovirens KALCHBR. Unter Abies bei Bendorf (leg. et det. GRÜNENBER- GER) (Els. Jura). C.purpurascens FR. Hardtwald bei Habsheim (Mischwald). C. ele gan tis s im us R. HY (— C. aura, tioturbinatus SEcR.). Auf Kalk im Buchenwald bei Bendorf (Els. Jura). Leg. BERNARD, det.! C. ruf oolivaceus FR. ex PERS. Hardtwald ö. Habsheim unter Carpinus, Quercus, auf Kalk; ebenda mit Exemplaren, die von Anfang an violette Lamel- len aufweisen! Wohl eine var. — 111 —

C. urbicus FR. Unter Salix am Rhein bei Volgelsheim (H. det.!). Selten. C. vulpinus VEL. ss. HY. Wald bei Biesheim und Kastenwald (H). C. causticus FR. Kastenwald und bei Biesheim (H). C. vibratilis FR. Unter Abies bei Osenbühr, Vogesen. Selten. C. mucosus FR. ex Bum.. Unter Pinus silv. bei Drei Ähren (H). C. depressus FR. ss. DENTIN. Col de Fouchy, Geruch stark nach Methylsali- cilat! (H). C. bivelus FR. 5S. KONR. Laubwald bei Drei Ähren (H). C. armeniacus FR. Unter Picea am Schnepfenried (H), Vogesen. C. limonius FR. Unter Picea am Schnepfenried (H), Vogesen. C. evernius FR. Unter Picea am Schnepfenried (H), Vogesen. C. subsertipes Rom. Im Kastenwald (H). C. bulliardii PERS. Wald bei Biesheim (H). C. concinnus KARST. Ein sehr seltener Pilz, den wir im Wald zwischen Hei- mersdorf und Bisel (Sundgau) fanden, unter Salix auf moorigem Boden. Der Pilz verfärbt sich augenblicklich schön violett mit KOH (Sept. 70 u. 71); HERZOG fand ihn auch bei Drei Ähren auf Moorboden (Vogesen). C. traganus FR. Bei Osenbühr (Vogesen). C. ltscoruni (FR.) LGE. Bei Biesheim (H). C. rufoolivaceus FR. ex PERS. Wälder bei Biesheim und Kastenwald (H). C. argillaceo-incarnatus Hy. Selten unter Carpinus in einer verlasse- nen Kiesgrube bei Forsthaus GEHREN, im Hardtwald nö. der Straße Rixheim Ottmarsheim. Gymnopilus penetrans FR. Auf totem Holz von Pinus silv. im Hardt- wald bei Habsheim, mit Exemplaren versus G. liquiritiae (FR.), die durch breite Lamellen auffällt! Phaeocollybia cidaris FR. ss. RICK. vix FR. Unter Picea excelsa am Schnepfenried (H). Phaeocollybia festiva (FR.). Unter Picea excelsa am Schnepfenried (H). Geophila epixantha (FR.) ss. Ricx. Stiel wurzelnd, lang. Auf Nadelholz bei Osenbühr (Vogesen). G. capnoides (FR.). Wie vorige Art und auch sonst noch hie und da. Dryophila mülleri (FR.) K. & R. Im Sundgau scheint diese Art vorherr- schend (H!). Vidit ROMAGNESI! Oft mit D. adiposa verwechselt! D. alnicola (FR.). Vogesen, bei Osenbühr auf faulendem Holz, selten. D. astragalina (FR.). Selten in den Vogesen: bei Osenbühr. D. carbonaria (FR.) (= Flammula c.). Brandplatz bei Wintzenheim (H); wir fanden den Pilz zahlreich auf Brandplätzen im Hardtwald sü. der Straße Habsheim —Hombourg, oft in großen Exemplaren, zusammen mit Geopetalum carbonarium während des ganzen Winters 1973-1974! Agrocybe vervacti (FR. ss. LGE.) Rom. Grasige Stellen bei Hirtzfelden (H). A. erebia (FR.) KÜHN. An Wegrändern bei Wintzenheim (H) und hie und da. Drosophila pennata (FR.). Auf Brandplätzen im Hardtwald bei Habs- heim mit Dryophila carb. und Geopetalum carb. aber selten; HERZOG fand den Pilz auch bei Wintzenheim. D.maculata (PEcx) K. & Rom. Wald bei Bisel. D.cotonea (Q) K. & Rom. Buchenwald bei Bisel, Boden sauer (H). Selten. Coprinus boudieri Q. Auf Brandplätzen bei Wintzenheim (H), Sporen in einer einzig dastehenden Form, kronenförmig-dreizackig. Selten! — 112 —

C. gonophyllus Q. Auch auf Brandplätzen im Hardtwald bei Habsheim, aber selten. Weicht durch die Lamellen etwas vom Typus ab! C. lagopus FR. eben- da. Galera marginata (FR. ex B.) KÜHN. Nicht häufig im Hardtwald nö. vom Flugplatz von Habsheim an Pinus silv. Nach Mehl riechend! Soll sehr giftig sein! Lepiota hystrix MÖLL-LGE. Bei Biesheim (H). L. eriophora PECK. Bei Biesheim (H). L. echinacea LGE. Bei Biesheim (H). L. castanea Q. Bei Biesheim (H). L. i gn ip es LOCQ. Unter Pinus silv. nö. des Flugplatzes von Habsheim, Bo- den entkalkt. Nicht häufig! L. am ar a Nos. Scheint eine nov sp. zu sein! Sporen projektilförmig (Steno- sporae). Hyphen mit Schnallen. Hut bräunlich, am Scheitel dunkler. Hat Ähn- lichkeit mit L. castanea, aber Fleisch bitter ! Truppweise unter Pinus silv. nö. vom Flugplatz von Habsheim, sehr selten! Die Art scheint in der Literatur oder Floren noch nicht erwähnt zu sein! Eine ausführlichere Beschreibung dieses Pilzes erscheint später. L. c r i s t a t a FR. ex BOLT. Unter Pinus nö. des Flugplatzes von Habsheim. L. cortinarius LGE. Am Col de Fouchy (H). L. echinata (FR. ex RoTH) Q. Grasige Stellen bei Wasserbourg (H). L. sericata K. & R. Unter Gebüsch im Ried unterhalb Colmar (H). L. ignivolvata Bouss-Joss. Sehr seltene Art, deren Basis schön orange- feuerrot gezont ist. An der Pilzausstellung in Mülhausen 1972 gesehen, wohl aus den Vogesen! Bei Guebwiller. L. badhami BR. Auf Sägemehl bei Volgelsheim (H). Wird schön grün mit N1-140H! L. ex c o r ia ta FR. ex Scx. var. rubescens DUF. Auf Matten im Münstertal- St-Gilles (H). L. gracilenta FR. Bei Biesheim (H). L. procera Scor. Biesheim und Kastenwald (H). L. pudica BULL. Triften bei Volgelsheim (H). L. r h a co d es FR. ex VITT. Unter Pinus silv. nö. des Flugplatzes von Habs- heim. Psalliota aestivalis (MöLL). Bei Hirtzfelden (H). P. semotus FR. Bei Hirtzfelden (H). P.langei (MöLL). Bei Hirtzfelden (H). P. vaporaria ss. MÖLL.-SCHAEFF. Auf Pflanzenresten der Gebüsche längs des Rheins bei Volgelsheim-Fessenheim (H). P. edulis VITT. Massenhaft längs des Grd. Canal d'Alsace (H). P.macrocarpa MöLL. Bei Biesheim unter Laubholz (H). P.macrospora MÖLL.-SCHAEFF. Ried unterhalb Colmar (H). P. bispora LGE. Grasige Stellen bei Volgelsheim, Rheinwald (H). P. meleagris Scx. J. Biesheim und Kastenwald (1-1); Wäldchen an der Dol- P.campestris L. Bei Neu-Breisach, Ried usw. (H). P. a r v e n s i s SCH. Bei Neu-Breisach, Ried usw. (H). P. silvatica FR. ex Scx. Bei Biesheim (H). P. xanthoderma GENEV. Matten bei Neu-Breisach (H). Beim Reiben oder durch Schnitt stark gilbend! — 113 —

Pluteus leoninus FR. ex Scx. Hie und da im Laubwald auf faulem Holz (Quercus), Hardtwald bei Habsheim. P. lutescens FR. Im Buchenwald bei Bisel (H & !). Selten. V olvaria pusilla ss. RICK. Bei Hirtzfelden (H). Selten. V. 1 ov e i an a BR. Auf alten Clitocybe nebularis bei Hirtzfelden, nicht häufig. V. bombycina FR. ex Scx. Auf Stumpf von Acer sp. bei Volgelsheim (H). V. parvula FR. ex W. Matten bei Neu-Breisach (H). V. murinella SS. GILB, LGE. Bei Munchhouse im Hardtwald (Laubmisch- wald). V. hypopitys FR. Bei Munchhouse, Biesheim (H). Amanita lividopallens GILL. Bei Biesheim (H). A. solitaria BuLL. Bei Biesheim (H); Triften, kleine Waldstücke längs des Rheins bei Ottmarsheim, Kembs usw. Immer vereinzelt. Ein schmackhafter Pilz. A. echinocephala VITT. Bei Biesheim (H); Wäldchen nö. von Klein-Landau, am linken Ufer des Grd. Canal d'Alsace, auf Kalk unter Linden, Acer campestre, Corylus. Nicht häufig. Einmal ein Exemplar versus A. vittadinii MOR. A. cae saria FR. ex Scor. Bei Hirtzfelden unter Eichen, auf Kalk (H). Im- mer selten. A. vaginata FR. ex BuLL. f. nivalis BRES. Bei Biesheim (H). A. umbrinolutea SECR. Hie und da im Hardtwald bei Habsheim, nicht häufig. Limacella lenticularis (FR. ex LATSCH). Wäldchen an der Doller bei Lutterbach (legit GREMILLET, det.!). Noch selten beobachtet. Nach Mehl riechend! L. glio d er ma FR. Im Hardtwald bei Habsheim, Mischwald (Pinus silv. und Laubholz). Die Exemplare ohne Mehlgeruch (var. vel sp. delicata FR.?). Russula brunneoviolacea CRAWSH. Im Buchenwald, Münstertal bei 1200 m (H). R. cu r tip es MöLL.-SCH. Im Buchenwald, Münstertal bei 1200 m (H). A. amoena Q. Unter Buchen und Fichte bei Sondernach (Vogesen) (H). R. amoenicolor Rom. Münstertal bei 600 m (H). R. sanguinea BuLL. Unter Pinus bei Hirtzfelden, Drei Ähren (H). R. alutacea FR. Kastenwald (H). R. olivacea FR. Munchhouse, Biesheim, Kastenwald (H), Hardtwald bei Habsheim. R. adusta PERS. Bei Hirtzfelden, Drei Ähren (H). R. mustelina FR. Unter Picea im Münstertal (H). R. maculata Q. Kastenwald (H). R. persicina KROMB. Bei Biesheim (H). R. exalbicans SECR. Im Ried unterhalb Colmar unter Betula (H). R. clariana HEIM. Im Ried unterhalb Colmar und bei Pfirt (H). R. amoenolens Rom. Im Kastenwald (H). R. pectinatoides PECH. Haslach im Münstertal (H). R.heterophylla FR. Biesheim, Kastenwald, Munchhouse (H), Hardtwald bei Habsheini. R. azurea BRES. Unter Nadelholz im Münstertal (H). R. parazurea J. SCH. Unter Laubholz bei Wintzenheim (H). R. claroflava GROVE. Am Gaschney (Vogesen) (H); im Reisbergmoor, nö. des Schluchtpasses (Hochvogesen) unter Betula carpathica bei 1250 m (mit Prof. P. JAEGER, Straßburg). R. vinosa LINDBL. Mischwald bei Drei Ähren (H). — 114 —

R. livescens BATSCH SS. BRES. Bei Biesheim (H). R.rhodopoda Zv. Mischwald bei Wintzenheim (H). R. paluclosa BRITZ. Drei Ähren, mooriger Boden unter Nadelholz (H); im Rotriednioor unterhalb Hohneck bei 835 m. R. emetica var. betularum (HORA) ROMAGNESI comb. nov. Im Rotried- moor unter Fichten und im Sphagnetum, selten. Geschmack sehr scharf! R. laurocerasi MELZ. mit var. illota Rom. Im Hardtwald bei Habsheim, hie und da. Riecht stark nach bitteren Mandeln. Lactarius picinus FR. Unter Picea im Münstertal (H). L. azonites BuLL. Laubwald im Münstertal (H). L.speciosus (LGE.). Rom. Im Kastenwald (H). L.decipiens Q. Bei Osenbach, Laubwald (H). L. flexuosus FR. Nadelwald bei St-Marc (H). L. glutinopallens LGE. Unter Picea am Schnepfenried (H). L. trivialis FR. Am Etang de Machey, im Moor (Westvogesen) (H). L.aurantioochraceus VASILJEVA. Biesheim unter Eichen, sehr selten (H). L. theiogalus FR. Am Schnepfenried (H). L. acerrimus BRITZ. Hardtwald bei Habsheim unter Eichen, Carpinus usw. auf Kalk. Selten. Tu la sn e lla v i o la c e a (JoH. OLs) JuEL. Auf Betula verrucosa im Hardt- wald ö. von Habsheim, nicht häufig. Dacryomyces deliquescens (BULL.) DUBY. Auf verschiedenen faulen Holzunterlagen im Hardtwald, Vogesen, nicht selten. Sparassis crispa (WULF). Am Grunde einer Abies alba (wohl auf deren Wurzel) ein großes Exemplar am Gustiberg bei Lautenbach (Vogesen) (leg. BRAUN, Rixheim). Sehr schmackhafter Pilz. Immer zerstreut! Clavaria dendroidea FR. Selten im Hardtwald aus Pinus-Asten oft mit Cl. stricta PERS. C 1. juncea FR. Auf faulenden Blättern (Populus, Quercus), im Hardtwald ö. von Habsheim, aber selten, bei 240 m. Cytidia flocculenta (FR.) V. HOEHN & L. Auf totem Salix-Ast bei Rouffach leg. & det. PERRIN (Valdoie) Conf.! Vidit JAHN! Selten. Corticium evolvens FR. Wald nö. von Klein-Landau linkes Ufer des Grd. Canal auf gefällter Linde, nicht häufig. C. centrifugum (LEv) BRES. Auf sehr faulenden Betula-Stämmen im Hardtwald bei Habsheim. Peniophora polygonia (PERS.). Auf gefälltem Stamm von Populus tre- mula im Hardtwald bei Habsheim. P. incarnata (PERS.) COOKE. Auf morschem Holz im Hardtwald bei Habs- heim, nicht häufig. P. ruf omarginata (PERs.). Auf gefälltem Stamm von Tilia cordata im Hardtwald bei Ile-Napoleon, selten. 240 m. Skeletocutis amorpha (FR. ex FR.) KOTL. & Pouz. Auf morscher Unter- lage im Hardtwald bei Habsheim, selten. Vuilleminia comedens (NEEs) R. MAIRE. Nicht selten auf toten Quer- cus-Asten im Hardtwald bei Habsheim; auch im Heiterenwald bei Neu-Breisach. Phlebia aurantiaca (Sow.) KARST. var. radiata. Auf totem Quercus- Holz und auch Betula verrucosa im Hardtwald bei Habsheim. Merulius porium FR. Hardtwald auf toten Ästen von Carpinus betulus, nicht selten. — 115 —

M. rufus PERS. Auf totem Carpinus-Ast im Hardtwald bei Habsheim, selten. Stereum hirsutum (WILLD.) PERS. Auf Quercus verbreitet; hingegen sahen wir den Pilz auf totem Stamm von Pinus silv., wo er selten anzutreffen ist (Hardtwald bei Habsheim). St. sulphuratum BR. & RAV. Im Hardtwald bei Habsheim besonders auf toten Asten von Carpinus betulus, nicht selten; auch auf Populus! S. sanguinolentum (ALB. & SCHW.) FR. Auf totem Holz von Pinus silv. im Hardtwald bei Habsheim, nicht selten. S. r u go s um (PERS. ex FR.) FR. Auf totem Holz von Betula verrucosa im Hardtwald bei Habsheim, selten. S. ga us a p atum (FR.) FR. Im Hardtwald bei Habsheim auf Carpinus, Quer- cus, hie und da. S. subtomentosum Pouz. Selten im Hardtwald bei Habsheim auf mor- schem Holz von Betula. Lopharia spadicea (PERS. ex FR.) Born. Auf totem Baumstumpf von Populus nigra am linken Ufer des Grd. Canal d'Alsace nö. von Klein-Landau, selten, bei 227 m. Laxitextum bicolor (PERS. ex FR.) LEN-rz. Auf morschem Holz von Betula verrucosa im Hardtwald bei Habsheim, selten. Hymenochaete rubiginosa (DicKs) LEv. f. semi-resupinata. Auf totem Stamm von Quercus sess. Hymenium mehr bleigrau als beim Typus! Radulomyces molaris (CHAILL. in FR.) MP. CHRIST. Auf toten Quercus- Asten im Hardtwald bei Habsheim, nicht sehr häufig. Hyphodontia (= Odontia) crustosa (PERS. ex FR.) JOHN ERIKSS. Hardtwald bei Habsheim, auf totem Quercus-Ast, bei 240 m, hie und da. Hyphodontia barba-jovis (FR.) J. ERIKSS. Hardtwald bei Habsheim auf morschem Betula verrucosa-Stamm, selten. Schizopora paradoxa (SCHRAD. ex FR.) DONK. Häufig im Hardtwald bei Habsheim auf Carpinus, Quercus usw. Verwechselt mit Radulomyces! Stecherinum ochraceum (PERS. ex FR.) SF. GRAY. Selten im Hardt- wald bei Habsheim auf totem Carpinus-Holz. Hyphoderma setigerum (FR.) DONK. Auf gefälltem Quercus-Stamm im Hardtwald bei Habsheim, 240 m. Sistotrema confluens PERS. In Pinus silv.-Wäldern bei Hirtzfelden, sel- ten. Riecht nach Salol oder Harz! (H). Calodon amicum QuRL. Im Kastenwald (H). Hypochnicium punctulatum (CooRE) J. ERIKSS. Auf sehr morschem Holz von Betula verrucosa, besonders auf der inneren Seite der Rinde! Sporen warzig. Vielleicht verbreitet, aber wohl wenig beachtet. Hardtwald bei Habs- heim. Bondarzewia montana (QULL) SING. (-= Polyporus m. [Quh.]). An Abies-Stumpf in einem Wald oberhalb Dolleren (Masmünstertal) — H. u. ! — Baumstumpf im Wald bei Osenbühr (H!). Bei 500 m. Immer selten; Geschmack sehr bitter! Leptoporus albellus (PECK). Auf morschem Betula verr.-Stamm im Hardtwald bei Habsheim. Geschmack mild! Selten. Incrustoporia semipileatus (PECK) DONK. Hardtwald bei Habsheim, auf totem Betula verr.-Stamm, bei 240 m. Nicht häufig. Ebenda auf totem Capri- nus. Gloeoporus amorphus (FR.) KILL (= Leptoporus a. [FR.] QuEL). Nicht — 116 — selten an der Schnittfläche gefällter Pinus si/v.-Stämme im Hardtwald bei Habs- heim. Lep top or us a dustus (Mun.) Q. Bjerkandera adusta [WILLD. ex FR.] KARST.) f. resupinatus. Auf totem Carpinus-Holz im Hardtwald bei Habs- heim, hie und da. Bjerkandera fumosa (PERS. ex FR.) KARST. Hardtwald bei Habsheim auf totem Carpinus-Holz, 240 m. Nicht häufig. Pycnoporellus fulgens (FR.) DONK. (= Phaeolus fibrillosus KARST.). Auf gefälltem Stamm von Abies alba in einem Wald bei Bellherbe (Haut-Doubs), Oktober 1972. Leg. u. det. PERRIN-Valdoie. Confirm.! Vidit JAHN. Ein sehr sel- tener Pilz, der mehr auf Mittel- und Nordeuropa beschränkt ist. Cerrena uni c olo r (BULL. ex FR.) MURRILL (= Coriolus unicolor [BULL.] FR.) f. resupinatus. Im Hardtwald bei Habsheim auf totem Carpinus-Stamm, selten. Hirschioporus abietinus (DicKs ex FR.) DONK. Hardtwald bei Habs- heim auf totem Pinus silv.-Stamm. Nicht selten aber Verwechslung mit folgen- der Art. H. fusco-violaceus (EHRBG. ex FR.) DONK. Hardtwald bei Habsheim auf totem Pinus silv.-Stamm, nicht selten. /rp ex la c t e us FR. Auf totem Holz von Carpinus betulus im Hardtwald bei Habsheim, selten. Trametes betulina (L. ex FR.) PILAT (= Lenzites b.). Hie und da im Hardtwald auf Carpinus betulus (gefällt). Trametes confragosa (Bon.. ex FR.) JoERsT. Nicht selten, besonders auf Birkenstämmen im Hardtwald bei Habsheim. T. tricolor Lenzites tricolor BuLL.). Wohl nur stark gefärbte Form der vorigen Art. Auch auf Betula verr. im Hardtwald. Hymenium stark lamellen- förmig, Hut deutlich dunkel- bis weinrot gezont! T. trogii BERK. ap. TROG. Nicht selten an Baumstümpfen längs des Rheins nö. Kraftwerk Fessenheim und linkes Ufer des Grd. Canal d'Alsace. Sonst sehr zerstreut! Vorwiegend auf Populus nigra! Gloeophyllum sepiarium (WULF ex FR.) KARST. Hie und da im Ge- birge und Ebene auf Nadelholz. Im Masmünstertal nahe des Dorfes Dolleren. Trametes cinnabarina (JACQ.) FR. Auf Cerasus-Stamm am Hardtwald bei Habsheim, selten! T. odorata (WULF) FR. Abies-Stamm unterhalb Hohneck gegen Rotried- moor, bei 900 m. Riecht angenehm nach Anis oder Lebkuchen (Zentralvogesen, nicht selten). T. suaveolens (L) FR. Auf Salix caprea? bei Ruffach leg. et det. PERRIN, Valdoie-Frankr. Riecht ebenfalls nach Anis. Selten! Diplomitoporus flavescens (BRES.) DOMANSKI (= Trametes fl. BRES.). Auf toten Pinus silv.-Asten und -Stämmen im Hardtwald bei Habsheim. Ein sel- tener Pilz, der nach JAHN nur einmal bei Müllheim (Baden) in Deutschland ge- funden worden ist! Bei 240 m, März und November 1972 (nicht 1973 u. 1974). Ungulina mar g i na t a (FR.) PAT. Auch auf Betula verrucosa im Hardt- wald bei Habsheim. P hellinus r ob u s tu s (KARST.). Auf Quercus sessilis, hie und da im Hardt- wald. Ph. f erruginosus (SCHRAD) PAT. SS. BRES, Auf Populus, Betula im Hardt- wald bei Habsheim hie und da. — 117 —

X anthoc hrous ribis (SCHUH.) PAT. Auf Prunus spinosa (f. pruni-spino- sae!). Habsheim, Hügel an einem Hohlweg w. des Dorfes. Poria taxicola (PERS.) BRES. Auf toten Pinus silv.-Stämmen im Hardt- wald bei Habsheim, nicht häufig. Poria medulla-panis PERS. Im Rheinwald zwischen Rhein und Grd. Ca- nal d'Alsace nö. von Klein-Landau aus Cerasus avium-Stamm (Unterseite des gefällten Stammes!). Selten. Hymenoscyphus herbarum (PERS. ex FR.) DENNIS. Auf totem Stengel von Solidago canaderzs. in meinem Garten. Diatrype stigma (HOFF. ex FR.) FR. Auf totem Holz und Ästen von Car- pinus im Hardtwald bei Habsheim, hie und da. Orbilia xanthostigma (FR.) FR. Auf dürrem Ast bei der Fischzucht- anstalt Blotzheim (det. P. MAILLOT: Herimoncourt-Frankr.). Morchella rotunda (FR. ex PERS.) Bouo. Kleine Wäldchen bei Geiss- wasser unweit Neu-Breisach. Unter Tilia cordata bei Habsheim, Hardtwald. M. h y b ri da (Sow.) (= Mitrophora h.). Zwischen Grd. Canal d'Alsace und Rhein ö. von Fessenheim, in sehr kräftigen Exemplaren, auf Kalk, 227 m. Verpa bohemica (KROMEH.). Unter Weiden mit voriger Art, selten. Anthracobia melaloma (ALB.&ScHw.) Boun. Brandplatz bei Wintzen- heim (H); Brandplätze sü. der Straße Habsheim — Hombourg, im Hardtwald mit Funaria hygrometrica! Cordyceps militaris (L. ex ST-AHA.) Liux. Auf einer trockenen Wiese bei Habsheim, November 1970, aber selten! Zu großem Dank verpflichtet sind wir den Herren Prof. Dr. A. PILAT, Prag (Museum), und Dr. H. JAHN, Detmold-Heiligenkirchen, die uns sehr bereit- willig einige kritische Arten bestimmt, korrigiert oder bestätigt haben.

Schrifttum:

Zur Bestimmung vieler Arten haben wir noch folgende Werke konsultiert: DENNIS, R., G., W.: British Ascomycetes, Verlag Cramer 1968. JAHN, H.: Stereoide Pilze in Europa. — Westfäl. Pilzbriefe, 8, S. 69-176, Juli 1971. - Die resupinaten Phellinus-Arten in Mitteleuropa. — Westfäl. Pilzbriefe, 6, S. 37 bis 124, 1967. - Mitteleuropäische Porlinge und ihr Vorkommen in Westfalen. — Bibliotheca Mycologica, 29, reprint 1970, Verlag J. Cramer, Lehre. - Resupinate Porlinge, Poria sl. in Westfalen und im nördlichen Deutschland. — Westfäl. Pilzbriefe, 8, 3, 1970/71. Einige resupinate und halbresupinate „Stachelpilze" in Deutschland. — Westfäl. Pilzbriefe, 7, S. 113-144, 1969. MAILLOT, P.: Les Champignons destructeurs du bois. — Bull. ste d'hist. natur. Pays Montbeliard 1961-1967. MOSER, M.: Die Gattung Phlegmacium. — Verlag J. Klinkhardt, Bad Heilbrunn, 1960. — Basidiomyceten II, Röhrlinge und Blätterpilze (). — 3. Aufl. in H. GAMS, Kleine Kryptogamenflora, Bd. II b /2, Verlag G. Fischer, Stuttgart 1967. NEUHOFF, W.: Die Milchlinge. — Verlag Klinkhardt, Bad Heilbrunn, 1952. REHM, H.: Ascomyceten Hysteriaceen & Discomyceten. — In: RABENHORST'S Krypto- gamenflora, 3. Abtl., Die Pilze (Neudruck), Cramer-Verlag, 1963. RICKEN, An.: Die Blätterpilze (Agaricaceae). — Leipzig 1915. SCHAEFFER, J.: Russula-Monographie. — Verlag Klinkhardt, Bad Heilbrunn, 1952. — 118 —

WINTER, G.: Ascomyceten: Gymnoasceen & Pyrenomyceten, 2. Mtl. — In: RABENHORST'S Kryptogamenflora Deutschland-Österreich und der Schweiz, Verl. Cramer (Neu- druck), 1963. Für die bereits verwendete Literatur siehe meine Arbeit „Versuch einer Phytosoziolo- gischen Gliederung der Pilze" in dies. Mitt., N. F. 8, 4, S. 679 ff., Freiburg 1965.

(Am 6. 4. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

Nachtrag

Paxina leuco m e la s (PERS.) 0. KuKrzE. Selten unter Pinus silvestris bei Niffer-Kembs auf kalkhaltigem Sandboden. Legit M. HAXAIRE, det.! Ein schmackhafter Pilz (April 1974). Lamprospora polytrichi (ScHum. ex. FR.) LE GAL. Selten auf Brand- plätzen im Hardtwald, sü. der Straße Habsheim —Hombourg, bei 240 m (April 1974) mit dem Moos Funaria hygrometrica. Encoelia fur f uracea (RoTH ex. PERS.) KARST. An totem Carpinus betu- lus-Stämmchen im Hardtwald sü. der Straße Habsheim — Hombourg, bei 240 m, recht selten (April 1974).

Professor H. ROMAGNESI, Paris, hatte die Freundlichkeit, die drei Pilze durchzusehen und meine Bestimmungen zu bestätigen oder zu revidieren. Es sei ihm an dieser Stelle gedankt.

(Am 10. 5. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

Nachtrag während der Drucklegung

M arasmius cinerella KARST. Auf Nadeln von Pinus silvestris nö. Flug- platz Habsheim, stark nach Mehl riechend. Mycena iodiolus LUND. nö. Flugplatz Habsheim. M. vitrea ss. RicR. ebenda. T ephrocybe ozes ss. RicR. Unter Kiefern nö. Flugplatz Habsheim, riecht stark nach Mehl. Rhodopaxillus sordidus FR. Flugplatz Habsheim, Acker. Cortinarius suaveoleus BAT. JOACH. s. selt. im Elsässer Jura unter Abies bei Bendorf (leg. GRÜNENBERGER, det. H. u.!). Russula badia Q. In den Vogesen hie und da, auch Sundgau und bei Hirtz- felden, sehr scharf. R. cavipes BRITZ. Elsässer Jura bei Bendorf (H. u.!). Phylacteria terrestris EHRNB. Bei Hirtzfelden, unter Pinus silvestris. Tryomyces gloeocystidiatus Kort,. Pouz. Auf totem Pinus silvestris nö. Flugplatz Habsheim, selten! Chondrostereum purpureum (PERS. ex FR.) Pouz. Hardtwald bei Habsheim auf Carpinus-Stumpf. Gloeophyllum abietinum (DuLL. ex FR.) KARST. Auf Pinus silvestris bei Hirtzfelden. (Am 17. 12. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen) — 119 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau 1 N. F. 1 1 2 - Naturkunde u. Naturschutz 1 119 133 I 15. Dezember 1974

Zweiter Beitrag zur Phanerogamen- und Gefäß-Kryptogamen-Flora des Haut-Rhin

von

VINCENT RASTETTER, Habsheim (Haut-Rhin)*

Nach unserem letzten Beitrag von 1966 und 1967 (Nachtrag) sind nun acht Jahre verstrichen. In der Zwischenzeit konnten wir etliche neue Standorte feststellen, die pflanzengeographisch interessant sind. Neufunde für das Gebiet konnten nicht verzeichnet werden (mit Ausnahme von Potamogeton obtusifolius, das im Sundgau erstmalig gefunden wurde). Leider sind auch Pflanzen im Rückgang begriffen (klimatische Faktoren?) oder ernsthaft bedroht durch Kulturmaßnahmen oder Bauprojekte. Es seien genannt: Legouzia spec. veneris, Agrostemma, Nigella arv., Antirrhinum orontium, Trig- lochin palustris, Liparis, Sisyrinchium, Corrigiola, Mentha pulegium, Juncus tenageia, Polycnemum arvense et majus, Sclerochloa, Scirpus mucronatus, Iris sibirica, Thalictrum galioides usw. Durch menschliche Eingriffe vernichtet wur- den folgende seltene Pflanzen: Spiranthes aestivalis, Scirpus supinus, Gratiola neglecta, Festuca maritima, die wir noch vor ca. 20 Jahren beobachten konnten. Der bekannte Gratiola-Weiher bei Richwiller ist als Müllabladestelle benutzt worden. Alle oben erwähnten Pflanzen sind edaphisch und ökologisch sehr empfindlich und verschwinden, sobald irgendeine mechanische oder physikalische Störung ein- tritt. So ist eine kleine Senkung des Bodenwassers sofort spürbar; dies konnten wir oftmals bei anhaltender Trockenheit feststellen. Das behandelte Gebiet um- faßt Rheinebene, Süd- und Zentralvogesen, Sundgau und Elsässer Jura. Einige Funde auch aus dem Unter-Elsaß.

Gefäß-Kryptogamen Equisetum arvensis L. f. nemorosum A. BR. An schattigen, feuchten Stellen in einem Wald bei Bendorf (Els. Jura), 550 m, Kalkboden. Equis. telmateja EHRH. Im Sundgau nicht selten. Stößt bis gegen Rhein- ebene bei Bartenheim-Blotzheim vor (1967). Fehlt längs des Rheins. E. hiemale L. f. doellii MILDE. Selten in einem trockenen Rheinarm bei Kembs-Löchle auf Kalk, 245 m. E. variegatum SCHL. Sö. Neudorf verschwunden; hie und da noch zwischen Neudorf und Rosenau an etwas gestörten Stellen.

Anschrift des Verfassers: V. RASTETTER, 26, rue de la Delivrance, F-68440 Habs- heim. — 120 —

Ceterach of ficinarum WILLD. Noch immer an der Ruine Ortenberg bei Selestat, aber spärlich an einer Mauer. Bei 480 m (1973). Blechnum spicant (L) WITH. Im Sundgau selten. Wald nö. Bisel auf ent- kalkter Unterlage im Buchenwald, bei 410 m (1970). Cryptogramma crispa (L) R. BR. In Felsnischen am Storkenkopf auf Grauwacke. Standort weniger reichlich als am Großen Belchen. Bei 1350 m. Phyllitis scolopendrium (L) NEW. Kalkfelsen gegen Heidenfluh- Grotte des Nains bei Pfirt (1967). Polypodium vulgare L. In den Pinus-Wäldern bei Hirtzfelden auf Sand- boden, zerstreut, bei 210 m.

Phanerogamen Potamogeton fluitans ROTH. Ried bei Ohnenheim, im Blindgraben bei der Mühle (1971) bei 175 m; kleiner Nebenarm der Ill bei Modenheim (1973). P. ob t usi f olius M. & K. Am Rand des Burgerweihers im Wald zwischen Heimersdorf und Bisel, zahlreich und schön fruchtend. Erster Nachweis für den Sundgau und obere Rheinebene. Boden entkalkt, bei 410 m (1970-71). P. coloratus VAHL. Scheint am Standort bei der Güsthütte (Ohnenheimer Ried) in einem Graben verschwunden zu sein. Seit Jahren nicht mehr beobachtet, wohl durch Rückgang des Bodenwassers. 1973 vergebens gesucht und auch 1971 vermißt! Alopecurus agrestis L. Kiesgrube längs des Rheins zwischen Neudorf und Rosenau auf Kalk; im Rückgang begriffen; bei 250 m (1973). Digita ria ischaemum (SCHR.) MUEHLBG. Am linken Ufer des Grd. Canal d'Alsace nö. von Klein-Landau, auf Kalk, 227 m (1973); Mühlhausen längs des Ablaufkanals (1973). Poa bulbosa L. v a r. adulterina A. & GR. Hardtwald bei Habsheim. Selten! Diese Varietät ist mehr schattenliebend als der Typus. Fast sämtliche Pflanzen waren vivipar (Mai 1973). Melica transsilvanica SCHUR. Eine kräftige Kolonie längs eines Weges am Südabhang des Florimont bei Ingersheim. Bei 260 m (Mai 1971). Verschwun- den durch Entgrasungsmittel. Lolium multiflorum LAM. In einem Kleeacker bei Habsheim (1972). Agropyrum caninurn (L) P. B. Im Hardtwald bei Habsheim (1972 bis 1973) bei 240 m. Sehr selten in der Ebene. Hordeum secalinum (LAM.) Dom. Feuchte Wiese im Ried bei Ohnenheim, unweit der Brücke über die Ill. 175 m, selten (Mai 1973). Sieglingia decumbens (L) BERNH. Straßenrand zwischen Sewen und Al- feldsee auf Granit, 600 m. Calamagrostis littorea x epigeios. Selten in einem feuchten Graben bei der Fischzuchtanstalt Blotzheim (1967). Häufiger als C. littorea! Stipa pennata L. sl. ssp. joannis CELAK. Noch immer an der Südseite des Florimont bei Ingersheim. Schöner Bestand, gesehen 1971 und 1973. Elymus europaeus L. Ein neuer Standort im Hardtwald sö. von Habs- heim längs der Percee Centrale, gegen Kembser Straße, 240 m, Boden entkalkt (1970-72-73). Sehr selten in der Ebene, in der Nähe von Pinus silv. Cynodon dactylon (L) PERS. Hie und da in Kunstrasen bei Mülhausen gegen Bahnhof (1973), Kembs; steiniger, sandiger Boden Ostrand des Flugplatzes bei Habsheim, 240 m (1971-72-73). — 121 —

Andropogon ischaemum L. Oft an Straßenrändern: Niederwald ö. von Hirtzfelden, Rotläuble, ö. von Fessenheim gegen Kraftwerk (1972-73). Schoenus nigricans L. Schöner Bestand, welcher unbedingt zu schützen ist, da einziger Standort, der im Ht-Rhin noch vorhanden ist. Zwischen Neudorf und Rosenau (1970-72-73). Cladium mariscus L. Ebenfalls noch schöner Bestand in Ausbreitung be- griffen und reichlich fruchtend. Unbedingt zu schützen, da im Ht-Rhin nur noch da vorhanden! Cyperus fuscus L. Ufer des Neuweihers zwischen Heimersdorf und Bisel (1971) bei 410 m. Bei der Fischzuchtanstalt Blotzheim, feuchter Weg (1967). Scirpus supinus L. Die Pflanze konnte 1973 nicht mehr gefunden werden, da die kleine Kiesgrube als Müllabladestelle dient. Noch zahlreich 1967! Eleocharis acicularis (L) R. & ScH. u. E. ovata (R) R. & ScH. Am trockenen Rand des Neuweihers zwischen Heimersdorf und Bisel, auf entkalktem Boden, bei 410 m (1971). Carex praecox SCHREB. Am Südrand des Habsheimer Flugplatzes eine Kolonie auf entkalktem Boden (1972-73). WEIMER, Wiesbaden u.! C. pulicaris L. Feuchter Graben am Straßenrand zwischen Sewen und Al- feldsee mit Drossera rot. bei 600 m (1967). C. cyperoides L. Neuweiher zwischen Heimersdorf und Bisel, am feuch- ten aber nicht überschwemmten Ufer (1971). C. ornithopoda Wittn. An Porphyrgestein der Vogelsteine am Rossberg, 1100 m. Selten in den Vogesen! C. ornithopoda x digitata. Pflanzen, die diesem Bastard entsprechen, konnten wir längs des Rheines und am linken Ufer des Grd. Canal d'Alsace be- obachten, auf Kalk, bei 227 m (1973-74). C. s t r i g o s a HUDS. Verbreitet im Illwald w. Ohnenheimer Ried mit C. sil- vatica,Glechoma, Impatiens n-t. usw. C. filiformis G000. Moor am Westufer des Longemersees, ein Stock (1964). Der Standort in der Ebene, im Ried w. von Ohnenheim scheint erloschen zu sein. Schon seit langen Jahren nicht mehr beobachtet. Wohl verschwunden durch Sen- kung des Grundwasserspiegels! C. hirta L. var. hirtifo rmis (PERS.) KUNTH. Selten, im Hardtwald sü. der Straße Habsheim— Hombourg unter Pinus silv. (1971-72) bei 240 m. Anthericum ramosum L. Els. Jura: Kalkfelsen an der Heidefluh bei Pfirt, bei 550 m (1967). Carex distans L. Scheint in der Rheinebene im Rückgang begriffen: moo- rige Wiese bei der Fischzuchtanstalt Blotzheim (1971) bei 245 m. C. hornschuchiana HOPPE. Els. Jura: feuchte Wiese beim Blochmont (1967) auf Kalk. ursinum L. Els. Jura: längs der Lucelle (1967). A. victorialis L. Eine schöne Kolonie am Fuße des Rotenbachkopfes, sehr feuchter Standort (bei 1250 m); Gipfel des Storkenkopfs und SSO-Seite des Gro- ßen Belchen auf Grauwacke (1968-70-71). Lilium martagon L. An den Vogelsteinen beim Rossberg (Süvogesen) auf Porphyr, bei 1100 m (1967). Scilla bifolia L. Gipfel des Felsachkopfs (Südvogesen) bei 1100 m (Mai 1973). Ornithogalum umbellatum L. Zwischen Neudorf und Rosenau (1967) auf Kalk; Hügel w. von Habsheim; in einem Robinia-Wald, zahlreich (1973). — 122 —

Iris sibirica L. Bei Kembs-Löchle noch immer, aber oft durch unkontrollier- tes Abpflücken bedroht (1973). Sisyrinchium angustifolium MILL. Zwischen Rosenau und Neudorf an sumpfigen Stellen längs des Rheins noch immer, aber ein schöner Standort zer- stört (1967). Kommt noch vor, nicht weit davon aber spärlich (1971-72-73). Tamus communis L. Auf Porphyr im Steinbachtal am Wolfskopf, bei 550 m (1967-73). Epipactis rubiginosa GAUD. Heidefluh bei Pfirt auf Kalk, bei 500 m (1967). Listera cordata R. BR. Sehr zerstreut in den Zentralvogesen am Rotried (Hohneckgebiet) auf Moorboden unter Picea, Abies mit Deschampsia flexuosa, Polytrichum commune usw. Bei 835-900 m. Spiranthes spiralis (L) CHEVALL. Entkalkte Triften bei Bendorf im Els. Jura mit Parnassia pal., Succisa prat., Pedicul. silvat.usw. bei 500 m (1973). S p. aestivalis (PoIR) Rica. Standort sö. von Neudorf vernichtet durch In- dustrieanlagen. Goodyera repens R. BR. Zahlreich in den Pinus-Wäldern bei Hirtzfelden, aber nicht jedes Jahr; unter Eichen oberhalb Eguisheim-Gueberschwihr (1971). Coeloglossum viride (L) HARTM. Hardtwald nö. Flugplatz Habsheim auf entkalktem Boden (1973), bei 240 m. Sehr selten in der Ebene. Im Ried hie und da bei Ohnenheim! Platanthera bifolia (L) RIcH. Eine Form mit kleinen Blüten am Glaser- berg bei Winckel (Els. Jura) auf leicht entkalktem Boden. Bei 710 m. Ophrys sphegodes MILL. var. fucifera RCHB. Auf der ehemaligen Neudörferheide, in weniger Exemplaren mit Orchis militaris (1970), Standort bedroht (Mai 1970) durch Industrieanlagen. Noch 1974. Orchis ustulata L. Mit obigen Pflanzen vergesellschaftet! Orchis maculata L. Entkalkte Wiese an einem Abhang zwischen Winkel und Lucelle (Els. Jura). Selten im Jura! (1967). Anacamptis pyramidalis (L) RicH. Glaserberg bei Winkel und Kalk- trift am Blochmont (Els. Jura) (1967). Liparis loeselii (L) RicH. Noch immer auf moorigen Wiesen bei der Fisch- zuchtanstalt Blotzheim, an sehr nassen Stellen mit Carex stricta usw., aber nicht jedes Jahr (1967-68-70). Epipogon gmelini Rica. Unter Picea an moorigen Stellen am Rotried- moor (Hohneck) leg. u. deter. PERRIN, Lehrer in Valdoie (Frankreich), der mir eine Photographie überließ (1972). Immer selten! Salix nigricans x cinerea. Selten bei der Fischzuchtanstalt Blotzheim, feuchtes Gebüsch (1971-72), bei 243 m (Vidit NEUMANN, Wien!). S. caprea x cinerea. Nonnenbruch bei Lutterbach, bei 260 m (1970). S. incana SCHRK. f. longebracteata NOB. Fällt auf durch die sehr lan- gen, die Kapsel erreichenden Tragblätter. Am linken Ufer des Grd. Canal d'Al- sace nö. Klein-Landau (1971). Salix repens x nigricans u. repens x cinerea. Pflanzen, die diesen Kombinationen entsprechen, im Ried zwischen Elsenheim und Illhäusern, auf feuchten Wiesen, bei 180 m (1973). Thesium pratense EHRH. Entkalkte Wiese an einem Abhang bei Winkel (Els. Jura). Glaserberg, bei 700 m (1967). Asarum europeaum L. Straßenrand zwischen Krüth und Col d'Oderen (Südvogesen) mit Actaea spic. bei 750 m (1973). — 123 —

Rumex crispus x obtusifolius. Unbebaute Orte zwischen Rixheim und Flugplatz Habsheim, bei 240 m (1967). Selten! R. obtusifolius x conglomeratus. Straßenrand an der Bockbrücke zwi- schen Rixheim und Ottmarsheim, 239 m (1971). Polygonum minus 1-Rum. Im Sundgau nicht selten an feuchten Ufern der Fischteiche: Neuweiher bei Bisel (1971); Weiher bei Largitzen (1962). Chenopodium botrys L. Zahlreich an einem Straßenrand bei Ottmars- heim (1973) und an der Bockbrücke. Auch an den Salzwasser-Becken der Kali- minen zwischen Rhein und Grd. Canal d'Alsace ö. von Fessenheim in einer schwächeren Form, die oft nicht über 10 cm hoch ist (1973). C h. ficifolium L. Sehr zahlreich an einer Abflußrinne auf frisch aufgewor- fener Erde, sö. von Habsheim zwischen Bahnlinie und RN 66 (1971). Der Ba- stard mit Ch. album scheint dort auch vorzukommen. Ch. chenopodioides (L) AELL. var. lengyelianum AELL u. var. de- genianum AELL. Auf salzhaltigem Boden bei den Klärbecken der Kaliminen zwischen Grd. Canal d'Alsace und Rhein ö. Fessenheim, zahlreich auch in einer f. humile NOB., die oft massenhaft freie Stellen förmlich bedeckt (Aug. 1973)! Bis jetzt wurden diese halophilen Pflanzen nur unweit der Abfallhalden der Kaliminen bei Mülhausen beobachtet. Ch. glaucum L. mit var. salsum Nos. mit obigen Pflanzen. C h. pumilio R. BR. Wieder nach langen Jahren bei Illzach längs der Doller an der ehemaligen Müllabladestelle der Stadt Mülhausen beobachtet (Sept. 1973). C h. album x probstii. In meinem Garten ein kräftiger Stock (1973). Ch. probstii AELL. Zwischen Illzach und Burtzweiler an unbebauten Orten längs der Doller (1973). Blätter durch Erythrismus schön rot werdend! Auch auf den Bastard mit album übergegangen! C h. polyspermum L. var. acutifolium (SM) GAUD. In wenigen Exem- plaren in einer kleinen Kiesgrube bei Richwiller (1973); auch in Mülhausen längs der Zillisheimerstraße (1973). C h. berlianderi MOQ. ssp. zschackei (MuRR). Am Ufer des Ablaufkanals in Mülhausen mit Pflanzen, die annähernd der Kombin. berlandieri x album ent- sprechen! Rumex hydrolapathum. Films. Linkes Blindufer im Ried bei Ohnen- heim, 175 m. Atriplex hastata L. var. salina WALLR. Auf salzhaltigem Boden zwi- schen Grd. Canal d'Alsace und Rhein ö. Fessenheim, massenhaft, mit dem Ty- p u s, der aber weit weniger häufig ist. Sap onaria officinalis L. var. alluvionalis (DESM.) BORB. & WOHLE. Mit drüsigem Kelch längs des Rheins bei Fessenheim auf Kalk (1971) bei 210 m. Die f. glaberrima SER. an einem Straßenrand bei Kembs-Löchle, 240 m. Corrigiola littoralis L. In einer kleinen Kiesgrube nö. Richwiller, aber sehr bedroht durch menschliche Eingriffe (Müllabladestelle) (1967-1973). Im Rückgang begriffen! Ranunculus sceleratus L. Hardtwald sö. Habsheim zwischen Bahn- linie und RN. 66 auf Kalk, 245 m; Rheinufer nö. des Kraftwerks Fessenheim, auf Kalk, selten. (1971) bei 210 m. Thalictrum galioides NESTL. Im ehemaligen Rheinarm bei Kembs- Löch16, 1973 noch 3 bis 4 Stück im Molinietum. Immer selten und im Rückgang. Actea spicata L. Ein schöner Stock längs der Straße Krüth —Paß von — 124 —

Oderen (Südvogesen) mit Asarum europ., Melandryum diurnum usw. Bei 750 m (1973). Thalictrum aquilegifolium L. Auf der Rheininsel sü. Kembser Kraft- werk auf Kalk (1967). Ceratophyllum demersum L. Massenhaft in einem Fischteich bei der Fischzuchtanstalt Blotzheim (1970). Seither verschwunden! Adonis flammea JACQ. Unter der Saat ö. von Hirtzfelden (1966-67), selten! Draba muralis L. Rheindamm auf Kalk sö. von Ottmarsheim (1970). Vogelia paniculata (L) HORN. Längs der Straße Habsheim —Hombourg im Hardtwald (1973) bei 240 m. Sinapis cheiranthus KocH. Noch immer am Steinkopf beim Paß von Bussang auf Grauwackenschiefer, 800 m (1966-67). Dentaria digitata Lmx. Ruine des Pfirter Schlosses 1966 auf Kalk, 600 m. Arabis turrita L. Els. Jura: Wald zwischen Pfirt und Heidenfluh 1967 auf Kalk. Hesperis matronalis L. Hardtwald w. von Klein-Landau (1963) in einer kahlen und behaarten Form. Sisymbrium pannonicum JACQ. Ufer des Canal du Rhöne au Rhin ö. von Hirtzfelden (1963). Drosera rotundifolia L. Feuchter Straßenrand zwischen Sewen und Al- feldsee, 600 m (1967). Sedum villosum L. In den Vogesen selten geworden: Quellige Orte an der Fontaine de la Duchesse, Westseite des Kastelbergs, 1250 m (1971). Parnassia palustris L. Oberflächig entkalkte Trift bei Bendorf mit Spi- ranthes spiralis. Bei 500 m (1973). Agrimonia odorata (G) MILL. Wegrand im Ried bei Ohnenheim an der Mühle (1969). Geum rivale L. Längs der Lucelle im Els. Jura, auf Kalk (1967). Rosa rubrifolia VILL. Nicht selten um Ruine Freundstein zwischen Hart- mannsweilerkopf und Großer Belchen bei 900 m (1971). Potentilla alba x sterilis (Comb. medians). Eine Pflanze im Hardt- wald nö. des Habsheimer Flugplatzes (Mai 1972). Immer sehr selten. Standort auf dem Flugplatz vernichtet! Sorbus ambigua NYM. Abhang am Großen Belchen gegen SSO mit S. aria u.chamaemespilus. Auf Grauwacke bei 1350 m (1970-71-72). Potentilla reptans L var. m o //is BORBAS. Auf Kalkgeröll in einer alten Grube ö. von Rümersheim, 220 m. Sehr selten. Potentilla canescens x recta. Die Pflanzen, die wir in unserem ersten Beitrag als P. canescens v. grandiflora Non. bezeichneten, ist eher ein Bastard zwischen beiden, da wir an Exemplaren, die 1967 am selben Standort bei Hirtz- felden gesammelt wurden, einige Drüsenhaare am Blütenstand feststellen konn- ten. Potentilla supinci L. Große Stauden im Hardtwald an feuchten, schatti- gen Stellen zwischen Bahnlinie und RN 66 (1970). Potentilla verna x opaca. Kalktrift zwischen Rhein und Grd. Canal ö. von Klein-Landau (1970). Rosa spinosissima x agrestis. Kalkgeröll auf dem Schössleberg bei Westhalten, 370 m (1973). Rosa rugosa THUNB. Am Grd. Canal d'Alsace bei Ottmarsheim, auf der — 125 —

Rheininsel sü. Kembser Kraftwerk verwildert. Am Rhein ö. von Fessenheim einige Exemplare mit weißen Blüten (1970). Medicago arabica (L) ALL. Auf einer Wiese bei Habsheim mit Exempla- ren schwach gefleckt bis fleckenlos (1972-1973). Trifoliumfragiferum L. Im Ohnenheinier Ried (1966). Tetragonolobus siliquosus ROTH. Salzboden bei den Klärungsbecken der Kaliminen zwischen Grd. Canal d'Alsace und Fessenheim (1973). Els. Jura: Am Blochmont, feuchte Wiese, 700 m (1967). Lotus uliginosus SCHKUHR. Feuchtes Ufer am Neuweiher zwischen Bisel und Heimersdorf (Sundgau), Boden entkalkt (1971). V icia lathyroides L. Nicht selten auf einer trockenen Trift nö. von Rich- willer, Boden entkalkt, bei 260 m (1969). Vicia sepium L. f. ochroleuca RATS. Grauwackenschiefer am Steinkopf bei Paß von Bussang im Steingeröll (1967), 800 m. Geranium palustre L. Straßenböschung zwischen Illhäusern und Elsen- heim (1966). Im Elsaß selten. G. molle L. Zahlreich an der ehemaligen Schleuse bei Baldersheim (1969). Mercurialis perennis L. Rheinwald nö. von Klein-Landau zwischen Rhein und Grd. Canal d'Alsace auf Kalk, 227 m (1969). Euphorbia lathyris L. Steinbachtal bei Cernay an einem Parkplatz (1969); Habsheim, in einem Kartoffelacker (1969). Callitriche hamulata KTZG. Am Rotriedmoor, im Bach (Hohneck, 835 m) (1971). Viola schultzii BILL. Immer noch in einer verlassenen Kiesgrube im Hardtwald ö. von Rixheim, aber spärlich. V. canina x schultzii. Entkalkte Heide am Südrand des Habsheimer Flugplatzes (Mai 1969) bei 240 m. Standort vernichtet durch Ackerbau! In einer kleinen Lichtung im Hardtwald nö. Habsheim mit Carex frischii, Genista ger- manica, Teucrium scorodonium, auf entkalkter Unterlage mit Exemplaren, die mehr schultzii- und dann mehr canina-Habitus aufweisen. Überhaupt ist die canina-Sippe eine recht schwierige Angelegenheit. V. stagnina KIT. I.I. V. elatior sowie V. pumila CHAIX haben wir vergeblich im Ried zwischen Ohnenheim und Illhäusern gesucht, wo die Pflan- zen 1954-1955 noch zahlreich vorkamen. Dieser Rückgang scheint auf klima- tische und wohl auch auf edaphische Störungen zurückzuführen sein. V. m i rabilis L. Etwas weniger häufig im Hardtwald als vor 15 Jahren; der Bastard mit riviniana sehr selten geworden. Hingegen gedeiht er sehr gut in meinem Garten. V. mirabilis x sivestris com. supersilvestris. Pflanzen, die dieser Kreuzung entsprechen, im Hardtwald ö. von Habsheim. Blätter grüngelb, Sten- gel mit rötlichen Schuppen am Wurzelhals, Blüten hellviolett-amethystfarben, geruchlos. Seit 1955 beobachtet!, und zwar mit V. mirabilis, auf Kalk, bei 240 m. Euphorbia maculata L. Massenhaft auf steinigem Kalkboden am linken Ufer des Grd. Canal d'Alsace nö. von Klein-Landau, 227 m, mit Poa angustifol., Eragrostis minor, Vulpia dertonenis, Melilotus albus, Thymus sp. (Aug. 1972 bis 1973). Adventivpflanze, RR. im Elsaß. Exemplare bis zu 40 cm Durchmesser. Viele Pflanzen wuchsen auf kleinen Brandplätzen, in Begleitung von Tortella inclinata! Peplis portula L. Alte Kiesgrube bei Richwiller zahlreich 1973! — 126 —

Epilobium lanceolatum SEE. & MAURI. Kiesgrube am Ochsenfeld bei Cernay, Boden entkalkt (1967), bei 260 m. E. roseum x parviflorum. Schattige Stellen im Hardtwald bei Habsheim gegen Bahnlinie Schlierbach (1970), 245 m. E. hirsutum x parvif lorurn. Mit voriger Art zusammen! 0 enanth e lamarckiana auct. non SERINGE (= Oe. erythrosepala BOR- BAS) var. ohne anthocyan. Pigment (det. DESCHATRES). Kalkhaltiges Geröll am Rheinufer nö. des Kraftwerks Fessenheim (1979). Pflanzen der Oe. lamarckiana nahestehend aber ohne rote Betüpfelung des Stiels und des Blütenstandes! 0 e.ammophila FOCKE. Steiniger Straßenrand bei Napoleonsinsel, 1972 bis 1973. Selten. 0 e. syrticola BART. Straßenrand längs des Grd. Canal d'Alsace unweit des Kraftwerks Fessenheim 1970. 0 e. atrovirens SH. & BARTL. Längs der EDF.- Straße zwischen Chalampe und Rümersheim (1972-73). Hat sich streng an diesen Standort gehalten und wurde noch nirgends in der Umgebung gefunden! Circaea alpina L. Ein schöner Bestand längs der Straße vorn Alfeldsee zum Els. Belchen, an einer Quelle, bei 900 m (1967). Mooriges Ufer längs des Sees von Blanchemer (Westvogesen), 1000 m (1972). Anthriscus alpestris (WIMM. & GR.) THELL. Feuchter Wald oberhalb des Lac de Blanchemer mit Impatiens n-t., Ranunculus platanifol., Soyeria palu- dosa, Abies alba, Mnium undulatum, Prenanthes purpur., Senecio fuchsii, Oxalis acetosella. Selten in den Vogesen (1971-72) bei 1050 m. Ammi majus L. Ein schöner und kräftiger Stock längs der Straße Rixheim- Ottmarsheirn, an der Bockbrücke (1973). Immer selten! Hydrocotyle vulgaris L. Acker im Ohnenheimer Ried, in kräftigen Exemplaren (1966), 175 m, zwischen Neudorf und Rosenau 1973/74. Cornus mas L. Rheinwald nö. von Klein-Landau, zwischen Rhein und Grd. Canal d'Alsace (1969-70) bei 227 in auf Kalk. Sehr selten geworden! Pyrola media Sw. Grasige Trift längs der Straße zum Großen Belchen (Vo- gesen), bei 1340 m (1970-71-72). Sehr selten in den Vogesen. Im benachbarten subalpinen Fagus-Wald auch vorhanden, aber im Schatten steril! Auf Grauwacke. P. minor L. Längs des Moors beim Ermitage du Fre Joseph unweit des Ven- tron-Passes, 880 m (1966). Samolus valerandi L. Auf einem Acker im Ohnenheimer Ried in sehr kräftigen Exemplaren (1967), 175 in. Ist stark im Rückgang begriffen! Erythraea pulchellum (SM.) DRUCE. Unweit der Klärgruben der Kali- minen ö. von Fessenheim, 220 m (1973). Gentiana utriculosa L. Im Ohnenheimer Ried nicht mehr so häufig wie vor 20 Jahren! Gesehen 2-3 Pflanzen 1971. Gentiana germanica WILLD. Nicht selten auf grasigen Triften bei Ben- dorf (Els. Jura). Bei 550 in, auf Kalk, mit f. minor C. F. MEYER (pr. var.). Pflänzchen wenigblütig, kaum 5-10 cm hoch oder nur 1-blütig (f. uniflora WILLD.). Gentiana germanica, die auch sehr schön im Ohnenheimer Ried vor- kommt (1967), gehört zur ssp. eu-Germanica BR-BL. G. ciliata L. f. debilis BEAUV. & BESSE. Mit voriger Art vermischt, aber viel seltener! Collomia grandif lora DOUGL. Straßenrand zwischen Uffholtz und Hartmannswiller-Kopf auf Porphyr (1972). — 127 —

Anchusa procera BESSER. Eine schöne hohe und stattliche Pflanze, die oft mit A. officinalis L. verwechselt wird. Bei Mülhausen, Rixheim; Modenheim. Centuculus minimus L. Zahlreich in einem entkalkten Acker unter der Saat längs der Bahnlinie Rädersheim—Merxheim (1966-67), 230 m; Sundgau: entkalkter Acker w. von Friesen bei 410 m (1965). Pulmonaria montana LEJ. ssp. montana SAUER. Im Nonnenbruch- Wald bei Lutterbach, nicht selten (1953-1954-1969) bei 260 m. P.mollis (WOLFF) SAUER ex HORNEM. ssp. alpigena SAUER. Im Steinbach- tal bei Cernay auf Porphyr (1953-1954-1973). Beide Pulmonaria von Dr. W. SAUER, München, revidiert! Ajuga chamaepitys (L) SCHREB. Ufer des Grd. Canal d'Alsace nö. von Klein-Landau mit einer Zwergform (f. humilis NoB) 3-7 cm hoch! 227 m auf Kalk (1973). T. botrys L. Linkes Ufer des Grd. Canal d'Alsace nö. Klein-Landau auf Kalk. Teucrium scordium L. Kleine nasse Vertiefung im Ohnenheimer Ried (1966) bei 175 m. Prunella grandiflora (L) JAcQ. Bei Bendorf auf kalkigen Triften (Els. Jura), 550 m, 1973. Thymus pulegioides L. ssp. e f fusus (HOST) RONN. var. fios-cucu/i (LYKA) RONN. Kleine Kiesgrube bei Richwiller (1968). Th. pulegioides L. ssp. paroiflorus (Opiz) MACHUL var. scleroder- ma (BRIQ) RONN. Mit voriger Art 1967). Th. praecox Oriz var. fallax (LvKA in HEGT, p. 2320, Fl. v. Mittel- Europa). Vogelsteine am Rossberg (Südvogesen) auf Porphyrgestein bei 1000 rn (1967). Th. pulegioides L. ssp. pulegiodes, var. glaber (MILLER) Ronniger. Vogelsteine am Rossberg (1967). Calamintha o f ficinalis MICH. ssp. nepeta (L) BRIQ. em. GAMS. Seit 20 Jahren am Dollerufer zwischen Burtzweiler und Illzach beobachtet. Letzte Beobachtung Sept. 1973 u. 14. Sept. 1974. — Standort durch Autobahn vernichtet. Mentha pulegium L. Nur noch selten in einer Kiesgrube nö. Richwiller. Im Rückgang begriffen! (1973) — 1974! Lamium hybridum Vitt.. Auf aufgeworfener Erde im Hardtwald, an einem sonnigen Rand sü. des Habsheimer Flugplatzes, sehr selten (Mai 1973). Boden entkalkt! Anthirrinum orontium L. Kiesgrube zwischen Neudorf und Rosenau, Kalkboden (1973). Selten geworden! Burtzweiler—Strueth. (Sept. 1974). Atropa belladonna L. Straßenrand an der Bockbrücke (1971). V erbascum floccosum x blattaria. In Habsheim bei meinem Haus, ein Stock (1967), 240 m. Veronica teucrium L. ssp. pseudochamaedrys JAcQ. An einem son- nigen Waldweg ö. von Blodelsheim im Hardtwald (1970). Linaria supina L. Kiesgrube auf entkalktem Boden bei Richwiller (1973). L. min o r DESF. Massenhaft in einem Acker im Ohnenheimer Ried, 175 m (1966). Scrofularia alata GILIB. versus sbsp. neesii WIRTG. Schattige Orte im Hardtwald gegen Bahnlinie Habsheim — Schlierbach (1970), 245 m, selten! Gratiolia neglecta TORREY. 1973 vergeblich im kleinen Weiher nö. Rich- — 128 — willer gesucht. Der Weiher wird durch Müllablagen verunreinigt. 1967 noch vor- handen. Limosella aquatica L. In einer Kiesgrube zahlreich bei Richwiller (1973). V eronica peregrina L. Rheinufer nö. des Kraftwerks Fessenheim, zahl- reich (1971). V. triphyllos L. In Weinbergen bei Ruffach (1968). Selten geworden! V. mon t ana JusL. Im Fagus-Wald zwischen Feldbach und Pfirt (1970). V. scutellata L. Feuchte Wiese im Nonnenbruch zwischen Lutterbach und Thann (1969), 260 m. Asperula odorata L. Selten im Hardtwald bei Ile-Napoleon auf entkalk- ter Unterlage bei 245 m (1967-68). parisiense L. Selten in einer Kiesgrube an der Bockbrücke zwi- schen Rixheim und Ottmarsheim, 239 m (1971). G. boreale L. Eine schöne Kolonie längs der Bahnlinie in Habsheim (1972 bis 1973), 240 m. Ein eigentümlicher Standort, da die Pflanze eher in Molinieten vorkommt! In der Nähe wächst auch Buphtalmum salicifolium, das ökologisch ungefähr mit G. boreale die gleichen Bedürfnisse teilt. Die beiden Arten kommen bei Kembs-Löchle in einem ehemaligen Rheinarm vor mit wechselfeuchter Unter- lage mit Molinia coerulea, Oenanthe lachenalii, Selinum carvifolia, Equisetum hiemale, Phragmites conzmunis, Lysimachia vulgaris. Legouzia speculum-veneris (L) FISCH. Selten unter der Saat ö. von Habsheim bei 240 m. Boden entkalkt. Nicht mehr so häufig wie früher (1969). Phyteuma orbiculare L. Im Mesobrometum des Ohnenheimer Riedes noch ziemlich häufig. 175 m (1973). Adenostyles albifrons RcHs. Im Tannenwald beim Paß von Bussang, 680 m. Aster novi-belgii L. Linkes Ufer des Grd. Canal d'Alsace unweit der ehemaligen Schleuse von Hombourg. 230 m (1969). Inula salicina x vaillantii. Der Standort zwischen Neudorf und Ro- senau längs des Rheins vor Jahren fast vollständig vernichtet. Seither haben sich wieder einige Pflanzen eingestellt und 1973 konnten wir auch zahlreiche Stöcke beobachten! Inula graveolens L. Ein neuer Standort mit zahlreichen Exemplaren bei den Klärgruben der Kaliminen zwischen Rhein und Grd. Canal ö. von Fessen- heim. Salzpflanze, die auch bei den Abraumhalden der Umgebung von Mülhau- sen vorkommt. August 1973! Bidens radiata x tripartita. Nicht selten im Rinckenweiher bei Friesen mit den Eltern (Sundgau, 410 m). Galinsoga quadriradiata R. & P. Im Rebgelände bei Orschwihr, als Unkraut (1973). Anthemis cotula L. Acker nach der Ernte auf der „Neumatt" nö. Rich- willer, mit Matricaria inodora, Hypericum humifusum, Gnaphalium uligino- sum usw. Entkalkter Boden, 225 m (Sept. 1973). L. Nordrand des Flugplatzes Habsheim, 240 m (1967); linkes Ufer des Grd. Canal d'Alsace nö. Klein-Landau auf Kalk, selten, 227 m (Sept. 1973). A. crithimifolia W.&K. var. alsaticum PROD. Standort zwischen Semmwald und Sundhoffen bei Colmar durch Kulturmaßnahmen vernichtet. Seit 1967 nicht mehr gesehen! — 129 —

Doronicum pardalianches L. Im Hardtwald ö. der Schleuse Balders- heim in dichten Kolonien, aber nicht blühend (1971). Senecio fuchsii GMEL. In einem kleinen Wald im Ried Ohnenheim 1966. Selten in der Ebene, bei 175 m Kastelwald bei Colmar (21. 4. 1974) bei 190 m. Carthamus lanatus L. Auf Boden mit Wollabfällen gedüngt, in meinem Garten! Scorzonera humilis L. Eine Pflanze im Moor des Sewensees, 500 m (1971). T h rin cia hirta ROTH. ( = Leontodon saxatilis LAM.). Steiniger Weg bei einer Abraumhalde der Kaliminen im Nonnenbruch bei Lutterbach (1970). Pterotheca nemausensis CASS. Seit 1959 zwischen Rixheim und Mül- hausen nicht mehr beobachtet! Taraxacum tortilobum. Linkes Ufer des Grd. Canal d'Alsace nö. Klein- Landau, auf Kalk, 227 m (1971-1973--1974), det. V. SoEsT! Crepis blattarioides (L) VILL. Unterhalb Rotriedmoor am Waldweg nach Amphersbach (Hohneckgebiet). Bei 750 m. Tiefster in den Vogesen beob- achteter Standort (1969-1970). C rep is tectorum L. Straßenrand zwischen Lutterbach und Thann auf ent- kalktem Boden (1973). Hieracium aurantiacum L. ssp. claropurpureum N-P. Schwalben- nest am Hohneck und besonders am Großen Belchen. H.alpinum L. Ein schöner Standort an gegen Norden gerichteten Fels- nischen, auf Granit, im oberen Frankenthal (Hohneck) bei 1200 m (1970-71 bis 72). Die Pflanze blüht bereits im Juli, ist deshalb schwer aufzufinden, wenn ver- blüht! In meinen Garten verpflanzt, blüht H. alpinum bereits Anfang Juni! H.zizianum TAUSCH. Trockene Wiese bei Habsheim (Mai 1973). H.auriculoides LANG. ssp. turrilacense ZAHN. Eine große Kolonie zwischen Ingersheim und Bennwihr, an der Straßenböschung. 200 m (Mai 1973). H. inuloides TAUSCH. ssp. latobrigorum ZAHN var. genuinum ZAHN. Ein kräftiger Stock am Straßenrand zwischen Hohneck und Kastelberg, 1971 (1200 in). H. laevigatum WILLD. ssp. rigidum (HARTM.) ZAHN var. genuinum ZAHN. Grasige Abhänge gegen Tanneckgipfel nö. des Schluchtpasses. Bei 1270 m (1971). Für wertvolle Hinweise und Bestimmungen sind wir folgenden Spezialisten zu Dank verpflichtet: den Herren A. NEUMANN/Wien t (Salix); P. AETTEN/Basel f (Chenopo- diurn, Amarantaceae); de RETz/Le CHEsNAT/Frankreich (Hieracium); DEEEAT/Vincen- nes, Frankreich (Thymus).

(Am 6. 4. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

Nachtrag

Anemone silvestris L. Einen neuen Standort dieser seltenen Ranunculacee konnten wir in einem Waldstück nö. von Neu-Breisach und ö. von Kunheim, längs des Grd. Canal d'Alsace, bei 185 m feststellen! Er liegt ca. 20 km vom klas- sischen Standort im Heiterenwald entfernt. Der Boden ist kalkreich, und als Be- gleitpflanzen seien genannt: Euphorbia chamaecyparissias, Carex ornithopoda, Lonicera xylosteum, Cornus sanguineus, Grataegus monogyna, Viburnum lan- — 130 — tana, Brachypodium pinnatum, Ligustrum vulgare, Carex glauca, Populus nigra und alba, Quercus sp., Carpinus betulus usw. Die Fläche betrug ca. 10 qm. Legit und determinavit V. R. am 21. 4. 1974. Anemone silv. ist im Elsaß arg bedroht!

Nachtrag

Hieracium racemosumW. & K. ssp. provinciale (JORD.) ZAHN (vel affine?). Silikatvorhügel der Südvogesen ob. Gebweiler, auf Porphyr bei 500 m (2. 9. 1972). Neu für die Vogesen und wohl auch für Schwarzwald. Ist eine ost- süd-mediterrane Pflanze, deren Verbreitung von Spanien bis zur Balkanhalb- insel reicht und von diesen dann nö. in die wärmeren Gebiete Mitteleuropas (bis ins nördlichere Nordwestdeutschland) eindringt, besonders von Ungarn aus, wo diese Art nicht selten ist! Die Pflanze wuchs an etwas schattigen Stellen eines Quercus sessilis-Waldes. H. lachenalii GMEL. ssp. anfractum (FR.) ZAHN var. anfractum ± svar. pilosiceps ZAHN. Hang gegen SSO am Großen Belchen auf Grauwacke bei 1350 m, 1. und 17. 8. 1972. H. lachenalii GMEL. ssp. pseudoconsociatum G. DIDIER & ZAHN. Südöstlicher Hang am Großen Belchen bei 1350 in, 17. 8. 1972. H. lachenalii ssp. anfractum (FR.) ZAHN var. membranaceum (A-T.) ZAHN mit var. anfractum (FR.) Z. Mit vorigen Pflanzen. H. fuscocinereum NORRL. Am Großen Belchen, SSO-Hang, auf Grau- wacke. Neu für Frankreich. Bei 1350 m (1. 8. 1972). H. murorum L. ssp. silvularum (JORD.) ZAHN var. mediiforme ZAHN. Am Großen Belchen, SO-Hang. H. murorum L. ssp. pseudolsilvularum ZAHN., H. murorum L. ssp. oblongurn (JORD.) SUDRE, H. murorum ssp. gentile (JORD.) ZAHN var. sil- vivagum (JORD.) ZAHN. Am Großen Belchen auf Grauwacke bei 1350m (17. B. 1972). H. murorum L. ssp. silvularum (JORD.) ZAHN. mit vorigen Arten! H. lachenalii GMEL. ssp. lachenalii und ssp. irriguum (FR.) ZAHN var. irriguum. Mit vorigen Arten! H. mougeotii FROEL. ssp. vogesiacum (MouG.) ZAHN var. vogesia- c um. SO-Hang am Großen Belchen auf Grauwacke. 1. 8.1972 bei 1350-1380 m. H. praecox SCH. ssp. medium (JORD.) ZAHN. Auf Granit an der Südseite der Ruine Ramstein bei Selestat bei 450 m (Unter-Elsaß), 30.5. 1973. H. praecox ScH. Bir. ssp. heteroschistum ZAHN. Trockene und felsige Triften auf Kalk am Schößleberg bei Westhalten bei 370 m, 23. 5. 1973. H. prenanthoides VILL. ssp. praeruptorum (GoDR.) ZAHN. Am Gro- ßen Belchen, SSO-Hang, auf Grauwacke, bei 1350-1390 m, 17.8.1972. H. inuloides TAUSCH ssp. tridentatifolium ZAHN. In Habsheim kul- tiviert am 12. 8.1973, vom Großen Beleben stammend (Aug. 1972). H. inuloides TAUSCH ssp. tridentatifolium ZAHN ± var. tridenta- tifolium. Großer Belchen, SSO-Hang, auf Grauwacke bei 1360 m (Aug.-Sept. 1972). H. sabaudum L. ssp. concinnum (JORD.) ZAHN var. virentiforme ZAHN. Waldrand beim Forsthaus Osenbühr (600 m). H. sabaudum L. ssp. lactucaceum ZAHN. Osenbühr (Südvogesen) an einem Waldweg (600 m). — 131 —

H. sabaudum L. ssp. pseudoconcinnum Rossi & ZAHN. Ob. Gehwei- ler, auf Porphyr, bei 500 m (2.9. 1972). H. sabaudum L. ssp. subrectum JORD.) ZAHN. Längs der Bahnlinie Habsheim — Schlierbach, bei 240 m (16.8.1972). H. lachenalii GMEL. ssp. festinum JORD.) ZAHN ± var. umbratico- lum JORD.) ZAHN. Auf Zementblöcken bei der Fischzuchtanstalt Blotzheim, bei 240 m (28.5. 1966). H. lachenalii GMEL. ssp. an fractum (FR.) ZAHN ± var. haemato- phylloides ZAHN. Nordosthang am Rotenbachkopf auf Grauwacke, bei 1200 m (7.8.1968). H. levigatum WILLO. ssp. magistri (GoDR.) ZAHN. Hohneckgebiet auf Granit, Triften am Kastelberg gegen Route des Gretes, Westseite, bei 1230 m (17.8.1972) (mit Professor JAEGER aus Straßburg!).

Subgenus Pilosella

Hieracium adriaticum NAEG. ± ssp. caricinum (A-T.) ZAHN. Stei- niger und kalkhaltiger Wegrand an der Route EDF. zwischen Neudorf und Ro- senau (4.6. 1973). H. anchusoides A-T. ssp. anchusoides ± var. alpestre (A-T.) ZAHN. Xerobrometum längs der EDF.-Straße zwischen Neudorf und Rosenau auf Kalk. Bei 240 m (4.6.1973). Selten! Eher alpin! H. bracchiatum BERT. ssp. bracchiatum var. genuinum NP. svar. longipilum NP. Verlassene Kiesgrube im Hardtwald ö. Rixheim auf steini- ger und kalkhaltiger Unterlage! (14.6. 1969). H. bra chia tu m BERTOL. (pilosella > piloselloides vel bauhini) subsp. rastet- teri de RETZ subsp. nov. Verlassene Kiesgrube im Hardtwald ö. Rixheim auf steiniger und kalkhaltiger Unterlage, 240 m. 14.-21. 6. und 5.-14. 7. 1969. Sehr selten! H. pilosella L. ssp. bruennense NP. Am Großen Belchen; längs der Straße, bevor man aus dem Hotel kommt, auf Grauwacke (14. 7. 1970) bei 1260 m. H. pratense TAUSCH ( = caespitosum Dum.) ssp. und var. pratense svar. Iongipaum NP. Habsheim, auf einer Magerwiese, hinter meinem Haus, bei 240 m (1. und 9.6.1973). H. calodon (TAUSCH) NP. ssp. sphaleron NP. Habsheim, auf einer Ma- gerwiese hinter meinem Haus, 240 m (Juni 1970). H. auricula L. ssp. auricula var. genuinum NP. svar. epilosum NP. Feuchte Wiesen beim Moor des Sewensees (Südvogesen). Bei 500 m (Juni) 1970). H. auranticaum L. ssp. claropurpureum NP. Noch immer zahlreich auf Triften (Grauwacke) am Großen Belchen vorhanden. (Am 11. 6. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

Nachtrag Gaudinia fragilis (L) P. B. Feuchte Wiese im Ried ö. der RN 83 zwi- schen Colmar und Selestat. Sehr selten. Juni 1974. Bei 175 In. Panicum capillare L. Selten in einem Chenopodietalia nö. Mulhouse, ge- gen Strueth, auf einer ehemaligen Schuttabladestelle, Aug. 1974. — 132 —

Stellaria glauca WITH. (= St. palustris RETZ.). Sehr selten in einer feuch- ten Wiese ö. der RN 83, bei 175 m, zwischen Colmar u. Selestat. Scheint im Rückgang begriffen! Atriplex tatarica L. Längs der Eisenbahn zwischen Colmar und Station Bennwihr, eine schöne Kolonie, bei 200m. Juni und (September 1974 kultiviert!). 26. 10. 1974 daselbst schön fruchtend beobachtet. Potamogeton pusillus L. In einem Graben im Ried ö. von St-Hippo- lyte-RN 83 mit Chara sp. zahlreich, Juni 1974. P.acutifolius LINK. Im Neuweiher (Sundgau) zwischen Bisel und Heimers- dorf, nicht häufig, 400 m. Ranunculus lingua L. Sehr selten und im Rückgang begriffen: Wassergra- ben im Ried ö. von St-Hippolyte-RN 83 mit Potamogeton pusillus und Chara sp. bei 175 m. Viola stagnina Krr. Selten, aber massenhaft auf einer feuchten Wiese im Ried ö. von St-Hippolyte-RN 83 bei 175 m. Standort arg bedroht. Tordylium maximum L. Selten an der Bahnlinie Colmar—Bennwihr, bei 200 m. L a t h y r u s nissolia L. Massenhaft auf einer trockenen, entkalkten Wiese am Ostrand des Habsheinier Flugplatzes. Immer selten und unbeständig. Juli 1974, bei 240 m. Utricularia neglecta LEHM. Im Burgerweiher, zwischen Heimersdorf und Bisel, im Wald. Die Pflanze blühte, was selten ist. Bei 400 m (1974). Gratiola of ficinalis L. Eine kleine Kolonie im Ried ö. von St-Hippo- lyte-RN 83, bei 175 m. Auch im Rückgang begriffen! Juni 1974. Peucedanum palustre (L) MOENCH. Nicht selten auf einer feuchten Wiese im Ried ö. von St-Hippolyte-RN 83; zwischen Wittelsheim und Bahnlinie Mul- house — Colmar (1974). Achillea ptarmica L. f. linearis Dc. Feuchte Wiese im Ried ö. St-Hip- polyte-RN 83 zwischen Colmar und Selestat. Arctium tomentosum x minus. Eine Pflanze, die dieser Kombination entspricht, im Ried zwischen RN 83 und Ohnenheim. Kopfstand von t omen- tosum. Blätter auf der Unterseite nicht filzig, mehr graugrün wie bei minus. Aug. 1974 bei 175 m. Scorzonera humilis L. Feuchte Wiese im Ried ö. von St-Hippolythe- RN 83 zwischen Colmar und Selestat. Bei 175 m. Juni 1974. Die Pflanze ist im Ried selten geworden! Bidens cernua L. Hie und da im Sundgau, am Rande von Fischteichen: Vierliweiher zwischen Friesen und Lepuix-Delle, Aug. 1974, bei 400 m. Chenopodium album x Berlandieri ssp. pseudozschackei. Pflan- zen, die diesem Bastard entsprechen, auf einer ehemaligen Schuttabladestelle der Stadt Mulhouse, gegen Strueth. Aug. 1974. Ch. stricturn x Berlandieri ebenda. V erbascum lychnitis x floccosum. Zwischen Wolfgantzen und Wek- kolsheim, zwei Pflanzen (1974). Coronopus didymus (L) SM. Auf Lehmboden längs der Rue Gay-Lus- sac in Mülhausen, selten.

Folgende Pflanzen konnten wir im August 1974 wieder feststellen, die aber immer selten oder unbeständig sind: Isoötes lacustris u. echinospora. Westufer des Sees von Longemer, 735 m, im Wasser angeschwemmt oder untergetaucht. — 133 —

Carex filiformis Goon. Ufer des Longemersees (Westvogesen), schon im Wasser stehend. Marsilea quadrifolia L. Zwei Pflanzen auf nacktem Schlamm des unte- ren Stinesweihers bei Friesen (400 m). Elatine triandra SCHKUHR. Auf nacktem Schlamm mit voriger Pflanze und in Gesellschaft von Lindernia pyxidaria und Heleocharis ovata, zahlreich. Lindernia pyxidaria ALL. Auf dem ausgetrockneten, schlammigen Boden des Stinesweihers mit vorigen Pflanzen. Sehr kräftige Exemplare. Überaus zahl- reich (mehrere tausend Exemplare waren vorhanden), so daß man sie hätte mähen können. Noch nie sah ich so viele Pflanzen dieser sonst seltenen Art bei- sammen. Unter Bide .rzs radiatus waren dann die meisten Exemplare küm- merlich wegen Lichtmangel!

Die drei folgenden Pflanzen konnten wir nicht mehr feststellen. Sie müssen als verschollen gelten: Subularia aquatica L. Durch Badebetrieb am Longemersee verschwun- den. 1952 noch gesehen. Gratiola neglecta TORR. Der kleine Weiher bei Richwiller, wo die Pflanze lange Jahre zahlreich vorkam, wurde als Schuttabladestelle benutzt und wird zugeschüttet. Wir haben die Pflanze im August 1973 und 1974 vergeblich gesucht! Scirpus supinus L. Ist ebenfalls seit Jahren nicht mehr beobachtet worden bei Richwiller!

(Am 5. 9. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

— 135 —

Mitt. bad. Landesver. Abb. Freiburg im Breisgau 2 1 135 — 143 Naturkunde u. Naturschutz 27 - 30 15. Dezember 1974

Die Steinfliegen (Plecoptera) des Wutachgebietes

von

KARL EIDEL, Freiburg i. Br.*

Mit Abb. 27-30

Die Steinfliegen oder auch Uferfliegen genannt gehören zusammen mit den Eintagsfliegen und Libellen zu den ältesten Insekten oder Urflüglern. Sie machen ihre Entwicklung im Wasser durch. Die ausgewachsenen Larven verlassen es, ohne ein Puppenstadium durchzumachen (hemimetabole Entwicklung) und er- scheinen als Imagines zu bestimmten Zeiten im Jahr. Schon als Student an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität in Freiburg habe ich mich mit dieser interessanten Insektengruppe beschäftigt und vielleicht war der erste Er- folg eines jungen Forschers, nämlich die sensationelle Entdeckung von Arcynop- teryx compacta Mc LACH. im Feldberggebiet, richtungweisend für die späteren hydrobiologischen Studien. Heute gilt der Schwarzwald und die sich im Osten daran anschließende Baar, die „Landschaft mit den weiten Himmeln", wie sie auch genannt wird, als best durchforschtes Mittelgebirge Deutschlands. Die Steinfliegen sind mehr als andere Insektengruppen auf kaltes und sauberes Wasser angewiesen; infolgedessen war von vornherein das Hauptaugenmerk auf die Quellen, auf die von den Steilwänden herabfließenden Bäche und die Gauchach gerichtet, weniger war von der Wutach selbst zu erwarten, was sich im Lauf der Beobachtungen auch bestätigte. Auch heute noch, wo so viel von der Reinhaltung unserer Gewässer gesprochen und geschrieben wird, berichtet die Badische Zeitung in Freiburg (Osterausgabe 1974) über „Neues Fischsterben in der Wutach". Es heißt da wörtlich: „Ein Teil der 150 Kilogramm Forellen, die die Sportfischervereinigung Wutach e. V. am vergangenen Sonntag eingesetzt hatte, ist am Mittwoch verendet im Bereich der Schattenmühle aufgefunden wor- den. Der Schaden beläuft sich auf 5000 Mark". Weiter wird von „drei Fischster- ben allein im vergangenen Jahr" geschrieben. Das Untersuchungsgebiet ist das gleiche, wie es bei den Köcherfliegen (Trichop- tera) des Wutachgebietes abgesteckt wurde.

Die Reihenfolge der gefundenen Arten richtet sich nach ILLIES (1967). Um Fehldiagnosen zu vermeiden, habe ich in einigen Fällen die Hilfe des Herrn HANS MENDL in Kempten im Allgäu in Anspruch genommen, wofür ich ihm auch an dieser Stelle herzlich danke.

"- Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. KARL EIDEL, D-78 Freiburg i. Br., Hallerstr. 12. — 136 —

Familie Taeniopterygidae

Brachyptera risi MORT. Nur in der Gauchachschlucht beobachtet; vereinzelt. — Flugzeit: Ende März bis Anfang Juli.

Brachyptera seticornis KLP. In der Gauchachschlucht zwischen Burgmühle und Mündung weniger häufig; auch an der Wutach oberhalb der Schattenmühle. — Flugzeit: Ende März bis Ende Mai.

Taeniopteryx auberti K. u. S. Diese Steinfliege wurde erst im Jahre 1964 neu beschrieben. über den Auf- enthalt und die Verbreitung berichten die Autoren (1967, S. 345): „Submcintane und montane Frühlingsart, die hinsichtlich ihres Auftretens mit den Flüssen und größeren Bächen verbunden ist. Imagines wurden oft auf dem Schnee gesammelt. Larven leben auf dem steinigen Boden in der schnellen Strömung." — Der auf- gezeichnete Biotop entspricht dem Lotenbach. Auch die angegebene Flugzeit — März und April — stimmt mit den Funden in der Klamm, die in dieser Jahres- zeit oft noch total vereist ist, überein. Im Untersuchungsgebiet sind mit Sicherheit noch weitere Taeniopterygiden zu erwarten.

Familie

Amphinemura sulcicollis STEPH. Den verschiedensten Gewässertypen — außer den Quellen — angepaßt; des- halb im ganzen Areal weit verbreitet, auch in der verunreinigten Gutach von Kappel-Gutachbrücke bis zur Wutach. — Flugzeit: Anfang Mai bis Ende August.

Amphinemura triangularis Aufenthalt und Flugzeit wie die vorige Art.

Nemoura cambrica STEPH. In der Wutach (Rümmelesteg), Gauchach und vor allem in den seitlichen Zu- flüssen wie Lotenbach, Röthenbach usw. — Hauptflugzeit: Mai.

Nemoura cinerea REIZ. In Gutach, Wutach, Gauchach und seitlichen Zuflüssen weit verbreitet. Stellt an die Reinheit des Wassers keine Ansprüche. — Flugzeit: Juni bis August.

Nemoura flexuosa AUB. Sie ist mit N. marginata nahe verwandt und oft verwechselt worden. Erst die Darstellung von Zwick (1970) brachte Klarheit in das Durcheinander der Na- men und Fehlbestimmungen. Mein umfangreiches Sammelmaterial der Nemouri- den aus den Schluchten ist noch nicht ganz durchgesehen, aber jetzt schon kann man sagen, daß N. flexuosa recht häufig ist. So konnten Imagines überall an den Ufern der Gauchach gesammelt werden. Ihr Aufenthalt in den seitlichen Zuflüs- — 137 —

sen der Wutach ist mit Sicherheit zu erwarten. — Flugzeit: Ende März bis Mitte Juni.

Nemoura marginata PICT. Die häufigste Steinfliege im Untersuchungsbereich, vor allem auch in den Kalk- sinterquellen. — Flugzeit: Mai bis August.

Nemurella picteti KLP. Es ist der Ubiquist unter den Steinfliegen, der kein auch noch so verschmutztes Wasser scheut, und hat die längste Flugdauer, nämlich von Ende März bis Ende Oktober.

Protonemura intricata Ris. In Sinterquellen, kleinen Waldbächen über den Schluchten, in stark durchlüf- teten Sturzbächen und in der Wutach ab Schattenmühle häufig. — Flugzeit: Mitte Mai bis Ende August.

Protonemura lateralis PICT. Immer nur vereinzelt in klaren, sauerstoffreichen, schnell fließenden Seiten- bächen. Am Ende der langen Mittellappen der d d befindet sich ein auffallend dunkler Dorn. — Flugzeit: Mai bis Juli.

Protonemura nitida PICT. In verschiedenen Quelltypen, Quell- und Sturzbächen häufig; vereinzelt auch in der Wutach ab Stalleggbrücke. Die auffallend langen Haare an den Mittel- lappen (ILLIEs 1955, S. 46, Fig. 33 C) sind bei den d d nicht vorhanden; dage- gen enden die seitlichen kurzen Fortsätze mit 2 scharfen Dornen. — Flugzeit: September und Oktober.

Protonemura praecox MORT. Sie ist im Frühling die häufigste Steinfliege und überall — außer in Quellen — zu finden.

Protonemura risi BIANCH. syn. Protonemura fumosa Sie zählt zu den häufigsten Steinfliegen der Schluchtzonen der Gutach, Wutach und Gauchach. Wenn ILLIES (1955, S. 43) meint: „Die Art wurde bisher weit- gehend mit der vorigen (gemeint ist P. auberti ILLIES) verwechselt worden, so trifft dies mit Sicherheit für den Schwarzwald und die Baar nicht zu. Hier müßte P. auberti erst noch entdeckt werden. Nach dieser Feststellung müßte in der Ru- brik 9 (ILLIES 1967, S. 224) d. i. „Zentrales Mittelgebirge" das Zeichen —, das bedeutet: „Die Art kommt in diesem Gebiet mit Sicherheit nicht vor" geändert werden in 0, d. h. „Die Art ist in diesem Gebiet mit Sicherheit vorhanden". P. risi gehört allen Wasserbereichen an. In der Wutach bisher nur an Druckquellen festgestellt. — Flugzeit: Mitte Mai bis Ende Oktober. — 138 —

Familie

Diese Familie ist am zahlreichsten vertreten, und zwar mit folgenden Arten: Leuctra albida Kmp. Sie gehört zu den kleinen Formen, die weit verbreitet und sehr häufig sind. Am Ende der Flugperiode werden immer mehr 99 als d d angetroffen. — Flugzeit: Juli bis Ende Oktober.

Leuctra braueri KmP. Eine typische Spätjahrsform. Besonders zu vermerken ist: An frisch geschlüpf- ten Imagines kann man die charakteristische Chitinisierung auf Tergit 7 noch kaum erkennen; ferner wurde im oberen Teil des Lotenbach, am Anfang der Klamm, ein d gefunden, das auch auf Tergit 6 eine Chitinisierung aufweist, die wie eine Kleinausgabe des Tergits 7 aussieht (Abb.27). Weit verbreitet in Quel- len und Bächen des Untersuchungsgebiets. — Flugzeit: Anfang August bis Mitte September.

Abb. 27: Leectra bratier i KMP. Abdominal-Ende (3) dorsal mit abartigem Ter- git 6.

Leuctra cingulata Kmp. MENDL (1968b) hat endlich mit einer kleinen eindrucksvollen Arbeit ein lang diskutiertes Thema beendet. Dabei hat sich herausgestellt, daß L. cingulata Kmp. nicht identisch ist mit der vorn Schwarzwald und anderswo gemeldeten L. carin- thiaca MOSELY, sondern daß die erst genannte eine typische Alpenart ist. Als ich die neue Schrift in Händen hatte, verglich ich die Beschreibungen und Zeichnun- gen mit meinem Sammelmaterial aus der Wutachschlucht und stellte fest, daß ich 2 g g und 1 9 bereits 1966 an einer kleinen Kalksinter-Quelle am Weg vom Rümmelesteg zum Josefsfelsen (bei Bachheim) gefunden hatte. Bei der neuer- lichen eingehenden Durchforschung der Gewässer in den Schluchten konnte ich die Beobachtung machen, daß die Art im Muschelkalkgebiet weit verbreitet ist, — 139 — vor allem in der Lotenbachklamm, in der Gauchachschlucht und zahlreichen klei- nen Wasseradern. Es ist bis heute die einzige Stelle außerhalb des Alpenbereichs, wo L. cingulata gefunden wurde. — Die Flugzeit dauert von Mitte Mai bis Ende Oktober.

Leuctra digitata Nur in der mittleren und unteren Gauchachschlucht (2 3 g u. 1 y) beobachtet; sie hat sonst eine boreo-alpine Verbreitung. — Flugzeit: September und Oktober.

Leuctra fusca L. Im unteren Teil der Wutachschlucht (oberhalb der Wutachmühle) und in der gesamten Gauchachschlucht angetroffen. Eine sehr interessante Abnormität dieser Art entdeckte ich bei der Burgmühle am 25. 10. 1973. Die charakteristischen Chi- tinzipfel auf den Tergiten des Hinterleibs beim a, die für die Bestimmung der Arten richtungsweisend sind, weichen von der Normalform erheblich ab. Statt vieler Worte soll eine Vergleichsabbildung die Verhältnisse darstellen (Abb. 28 bis 30). — Flugzeit: September und Oktober.

Abb. 28: Leuctra fusca L., Abdominal - Ende (g) dorsal.

Leuctra handlirschi Kmr. 200 m oberhalb der Burgmühle ist an der rechten Seite der Gauchach auf der Höhe der Flußsohle eine gemauerte Quellfassung. Hier traf ich ein g von L. handlirschi. Es hatte brachyptere Flügel, wie ich das bei beiden Geschlechtern in den höchsten Quellzonen des Südschwarzwaldes (1460 m) sah. Dort wie hier sind es sehr kleine dunkle Tiere, die mehr an den Sumpf- und Wasserpflanzen herumklettern als von ihren Flügeln Gebrauch machen. — Fundzeit: 2. 10. 1973.

Leuctra hippopus Kir. Wenn in der Wutachschlucht Petasites hybridus in voller Blüte steht und die gelben Sterne der Anemone ranunculoides aufleuchten, ist die Zeit gekommen, — 140 — wo L. hippopus aus dem Wasser aussteigt. Sie ist selten. — Flugzeit dauert bis Mitte Juni.

Leuctra inermis Kmr. überall im Gebiet zu finden. Es liegt hier der einwandfreie L. inermis-Typ vor. — Flugzeit: Anfang Mai bis Mitte August.

Abb. 29: Leuctra fusca L., Tergit 6, normale Form.

Leuctra major BRINCK syn. Leuctra cylindrica DE GEER Sie führt mit Recht den Artnamen major, denn sie ist hier die größte Leuctride und ist schon mit bloßem Auge erkennbar. Ich kenne sie nur von zwei Stellen: Kalkquelle in der Gauchachschlucht, 300 m vor der Mündung am Weg und von der Wutach, 200 m oberhalb der Wutachmühle. — Flugzeit: September und Oktober.

Abb. 30: Leuctra fusca L., Tergit 6, abartige Form.

Leuctra nigra OL. Weit verbreitet in den Seitenbächen zur Gutach und Wutach, weniger im Kalk- gebiet. — Flugzeit Mai und Juni.

Leuctra pseudocingulata MENDL Sie ist mehr in den Gneis- und Granitzonen der Flußsysteme zu beobachten, ganz selten in der Gauchachschlucht. — Flugzeit: August/September. — 141 —

Leuctra pseudosignifera Aus. Sie liebt die sauberen Bäche und ist eine der häufigsten Leuctriden des Früh- jahrs, die als Imago Mitte März erscheint und noch Ende Mai fliegt. Oft konnte sie auf Schnee abgelesen werden.

Familie

Capnia nigra PICT. Die Art ist mir vom Schwarzwald her bekannt, wo sie oft in großer Zahl unter Steinen beisammensitzt, um das letzte Entwicklungsstadium zur Imago abzuwar- ten. In der Wutach konnte ich sie im März und April einige Male auf Steinen im Flußbett oder auf Geröll am Ufer einsammeln, vor allem aber an kleinen Tänn- chen abkäschern. Wenn die Imagines ausgefärbt sind, dann sind die Genitalien so dunkel, daß man Einzelheiten nicht mehr erkennen kann.

Capnia vidua KLP. Auch sie war mir bekannt und wie nicht anders zu erwarten war, handelt es sich auch hier um die von AUBERT (1950, S. 315) beschriebene Subspezies Capnia vidua collarti. — Fundorte: Lotenbach, oberhalb der Wasserfälle; Wutach, 200 m oberhalb der Schattenmühle. — Flugzeit: März bis Mai.

Capnopsis schilleri ROST. Dieses Insekt, das ich im Schwarzwald schon seit Jahren suche und bis heute noch nicht gefunden habe, traf ich in der Gauchachschlucht an, fast in der Mitte zwischen der Burgmühle und der Einmündung in die Wutach. Das eine Exemplar bemerkte ich auf einem aus dem Wasser herausragenden Felsbrocken, das andere geriet beim Abkäschern von verdorrten Grashalmen am Ufer in das Netz. Ich glaubte zuerst, zwei auffallend kleine Nemouriden gefangen zu haben, später erst sah ich unter dem Mikroskop ein d und ein 9 dieser außerordentlich selte- nen Steinfliege. Wo sie im europäischen Bereich gemeldet ist, geht aus einer Zu- sammenstellung von MENDL (1968, S. 111) hervor; er schreibt: „Das Vorkom- men dieser Art ist sehr interessant. Skandinavien: weit verbreitet; Deutschland: Prießnitzer Heide bei Dresden (loc. class.), Lohr am Main (STADLER), Allgäu; Frankreich: Epinal (AusERT); Österreich: Gutenstein (KEMPNY); Italien (CoN- HDLio); Europäische Sowjetunion und Kaukasus (ZHILTz0vA)". Zu beachten sind auch die Bemerkungen von MENDL (1968, S. 112), daß C. schilleri „in gebirgs- nahen Hochmoorgebieten zu finden sein wird, nachdem 1 d in dem Hochmoor- gebiet nördlich des Hohen Ifen" festgestellt wurde, und „Diese Art, die in Skan- dinavien recht häufig vertreten ist, kommt dort fast ausschließlich in stark flie- ßenden Gewässern vor". Der Fundort in der Gauchachschlucht entspricht genau den skandinavischen Verhältnissen. — Flugzeit: 2. 4. 1974.

Familie Perlodidae

Perlodes microcep'hala PICT. An einer kleinen Wasserader, die etwa 300 m oberhalb der Burgmühle von rechts in die Gauchach fließt, war Mitte April 1 9 zu sehen. — 142 —

Diura bicaudata L. Nur eine Beobachtungsstelle und zwar am Ufer des Lotenbachs, 50 m vor der Einmündung in die Wutach. 1 a . Flügellänge brachypter. — Flugzeit Mitte Mai.

Isoperla görtzi ILLs. Am Lotenbach, unterhalb des großen Wasserfalls. 1 9 ; sie ist im Schwarzwald häufiger als in den Muschelkalkregionen. — Flugzeit: Juli.

Isoperla grammatica POD. Im unteren Teil der Wutachschlucht vereinzelt, in der Gauchachschlucht häufi- ger. — Flugzeit: Anfang Mai bis Ende August.

Isoperla oxylepis DESP. Am Ufer der Haslach, kurz vor der Einmündung in die Gutach. 1 a. — Flug- zeit: 8. 7. 1965.

Isoperla rivulorum PICT. Die im benachbarten Südschwarzwald häufige Art war in der Wutachschlucht selten. Einmal zeigte sich ein d in einem kleinen Bach bei Bad Boll, der heute wegen Bau einer Wasserleitung trockengelegt ist. Das Genital erscheint an der Breitseite wie ausgefranst und außerdem werden zwei Zahnnebenfelder sichtbar. — Flugzeit: Mitte Mai. Familie Perlidae

Dinocras cephalotes GURT. Etwa 150 m oberhalb der Burgmühle führt ein kurzer Quellbach an der Fluß- sohle in mehreren Adern sein kaltes Wasser in die Gauchach. Das kleine Areal ist dicht mit Kräutern und über zwei Meter hohen Pestwurzbeständen besiedelt. Unter den gefangenen Insekten dieses Biotops befand sich ein d von D. cephalo- tes. Es war eine brachyptere Form, die durch die außerordentliche Körpergröße von 20 mm auffiel. Man schrieb an diesem Tag den 15. Mai 1974.

Familie Chloroperlidae

Siphonoperla torrentium PIcT. Weit verbreitet in den Schluchten und Klamms. — Flugzeit: April bis Ende Juli. Zusammenfassung

Es hat sich wie bei den Köcherfliegen (Trichoptera) gezeigt, daß das Unter- suchungsgebiet noch lange nicht ausgeschöpft ist. Der Beitrag kann daher nur als Grundlage für weiteres Forschen aufgefaßt werden. SCHWOERBEL (1971) nennt für sein weit umfangreicheres Gebiet um die Wutach 7 Plecopterenarten, von denen mir bisher in den Schluchten nur Amphinemura stand fussi Ris nicht begeg- net ist. Besonders erwähnenswert ist die Anwesenheit von: Taeniopteryx auberti K. u. S., Nemoura flexuosa AUB., Leuctra cingulata KMP. und Capnopsis schilleri ROST. — 143 —

Mit Sicherheit sind noch weitere Steinfliegen zu erwarten, so daß man — ohne ein Prophet zu sein — sagen kann: Die Zahl von 50 Arten wird eines Tages überschritten sein.

Schrifttum:

AUBERT, J.: Note sur les Plecopteres europeens du genre Taeniopteryx PICTET (Nephe- lopteryx KLAPALEK) et sur Capnia vidua KLAPALEK. — Mitt. schweiz. ent. Ges., 23, S. 303-316, 1950b. — Plecoptera. — In: Fauna Helvetica. — Fauna 1, Lausanne 1959. EIDEL, K.: Beiträge zur Biologie einiger Bäche des Schwarzwaldes mit besonderer Berück- sichtigung der Insektenfauna der Elz und Kinzig. — Arch. Hydrobiol., 25, S. 543 bis 615, Stuttgart 1933. — Die Plecopteren des Schwarzwaldes. — Arch. Hydrobiol., Suppl. 22, S. 65-89, 1955. ILLIES, J.: Steinfliegen oder Plecoptera. — In: DAHL, Die Tierwelt Deutschlands, Teil 43, Jena 1955. — Plecoptera. — In: Limnofauna Europaea, S. 220-229, Stuttgart 1967. Kts, B. & SOWA, R.: Taeniopteryx auberti n. sp., eine neue Plecopterenart aus den Kar- pathen. — Bull. Acad. polon. Sci., Cl. II, Scr. Sci. biol., 12, S. 343-346, 1964. MENDL, H.: Steinfliegen aus Bayern — neu für Deutschland. — Bayr. Tierwelt, 1, S. 97 bis 114, 1968. — Zur Unterscheidung von zwei Leuctra-Arten (L. cingulata KEMPNY u. L. pseudo- cingulata nov. nom.). — Mitt. schweiz. ent. Ges., 41, S. 305-319, 1968b. SCHWOERBEL, J.: Hydrobiologie des Wutachgebietes. — In: Die Wutach. Naturkundliche Monographie einer Flußlandschaft, S. 481-500, Freiburg 1971. ZWICK, P.: Was ist Nemoura marginata F. J. PICTET 1836? Bestimmung eines Neotypus und Beschreibung einer neuen europäischen Nemoura-Art (Ins. Plecoptera). — Rev. suisse de Zool., 77, 261-272, 1970.

(Am 27. 4. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

— 145 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau N. F. 11 2 145-146 Naturkunde u. Naturschutz 15. Dezember 1974

Die Libelle Orthetrum albistylum am Oberrhein

von

HEINRICH KAISER, Köln & ROLAND FRIEDRICH, San Francisco*

Im südlichen Oberrheintal sind von der Libellengattung Orthetrum (Libellu- lidae, Anisoptera) die drei in Deutschland regelmäßig vorkommenden Arten 0. cancellatum, 0. coerulescens und 0. brunneum wohlbekannt (PORTMANN 1921; 0. brunneum ROSENBOHM 1922a). Diese Arten sind ebenfalls aus der Karlsruher Gegend (JuRziTzA 1963), vom Bodensee (SCHMIDT 1927; ROSENBOHM 1922a, b) und von der schwäbisd-i-bayerischen Hochebene (z. B. SCHMIDT 1927, FREY 1951) beschrieben worden. Die in Südosteuropa und Asien vorkommende Art Orthetrum albistylum da- gegen, die in Ungarn noch verhältnismäßig häufig sein soll (SCHMIDT 1929; AGUESSE 1968), wurde in Deutschland bisher nur mit einem Exemplar südlich von München gefunden (FREY 1951). Aufgrund des Verbreitungsschwerpunkts der Art und ihres Auftretens bis nach Österreich ist anzunehmen, daß dieses Exemplar von Osten her eingewandert ist. Wir haben nun 0. albistylum auch in der südlichen Oberrheinebene gefunden, und zwar an einem Baggersee südwestlich von Neuenburg. Es ist dies einer der Baggerseen, die beim Autobahnbau ausgehoben wurden und an denen regel- mäßig und meist in hoher Dichte 0. cancellatum vorkommt. Im Sommer 1965 entdeckten wir dort neben zahlreichen 0. cancellatum auch einzelne 0. albisty- lum, die im Flug aber nur schwer von 0. cancellatum zu unterscheiden sind. Am 29. Juni fingen wir 1 9, am 14. Juli 2 d 3 von 0. albistylum. Am Verhalten war 0. albistylum nicht von 0. cancellatum zu unterscheiden (FUDAKOWSKI 1930), auch bevorzugten beide Arten die gleichen Uferstellen. Das eine 9 fingen wir in Kopula mit einem d von 0. cancellatum; zwischen beiden Arten kommen also auch interspezifische Paarungen vor. Häufig beobachteten wir 99 von 0. albistylum bei der Eiablage. In den folgenden Jahren (1966 bis 1969) fanden wir am Neuenburger Bagger- see kein Exemplar von 0. albistylum mehr. Allerdings war die gesamte Libellen- fauna dort stark zurückgegangen. Wir führen dies darauf zurück, daß einerseits der Wasserstand niedriger, andererseits die Ufervegetation durch starken Bade- betrieb weitgehend zerstört war. Bemerkenswert ist noch, daß im Jahr 1965 Aeschna af finis im südlichen Ober- rheingebiet besonders häufig war. Am Neuenburger Baggersee beobachteten wir neben patroullierenden 3 auch ein Paar in Kette bei der Eiablage. Auch im

Anschriften der Verfasser: Dr. H. KAISER, Zoologisches Institut der Universität Köln, Lehrstuhl für Physiologische Ökologie, D-5 Köln 41, Weyertal 119; Dr. R. FRIED- RICH, Department of Microbiology, University of California, San Francisco, Calif. 94143 USA. — 146 —

Breisgau fingen wir häufiger Ae. af finis. Diese Art gilt in Süddeutschland zumeist als selten und wird als Einwanderer aus dem Südwesten angesehen (PORTMANN 1921; ROBERT 1959; JURZITZA 1963). Es sei dahingestellt, ob es sich bei dem Fund von 0. albistylum um einen ein- maligen Fall von Zuwanderung handelte oder ob häufig einzelne Exemplare auf- tauchen und nur zwischen den zahlreichen, ihnen sehr ähnlichen 0. cancellatum übersehen werden. Am Baggersee bei Neuenburg konnte sich die Art jedenfalls nicht halten, was aber in erster Linie der Verschlechterung der Lebensbedingun- gen dort zuzuschreiben sein mag, die die gesamte Libellenfauna betrafen. Es ist eigenartig, daß die südosteuropäisch-asiatische Art 0. albistylum gerade in der südlichen Oberrheinebene auftritt, die sonst als Einwandergebiet für aus- gesprochen mediterrane Formen dient. Eine Erklärung kann darin gesucht wer- den, daß 0. albistylum — obwohl sonst im westlichen Mittelmeerraum aus- gesprochen selten — im Südosten Frankreichs lokal häufig vorkommt (AGUESSE 1968) und deshalb durchaus eine Einwanderung in die Oberrheinebene von Süd- westen her denkbar ist. Diese Deutung wird noch dadurch gestützt, daß gleich- zeitig mit 0. albistylum auch Ae. affinis besonders häufig war, eine Libellenart, die mit großer Wahrscheinlichkeit von Südwesten her einwandert.

Schrifttum:

AGUESSE, P.: Les Odonates de l'Europe occidentale, du Nord de l'Afrique et des Des Atlantiques. — Faune de l'Europe et du Bassin MediterranLn, 4, Masson, Paris 1968. FREY, G.: Die Libellen der schwäbisch/bayerischen Hochebene. — Entom. Arbeiten Mu- seum G. FREY, 2, S. 104-115, 1951. FUDAKOWSKI, Beitrag zur Biologie einiger Odonaten-Arten. — Konowia, 9, S. 1-7, 1930. JURZITZA, G.: Libellenbeobachtungen in der Umgebung von Karlsruhe/Baden. 3. Mit- teilung. — Beitr. naturk. Forsch. SW-Deutschl., 22, S. 107-111, 1963. PORTMANN, A.: Die Odonaten der Umgebung von Basel. — Dissertation Basel 1921. ROBERT, Die Libellen. — Kümmerly u. Frey, Bern 1959. ROSENBOHM, A.: Beiträge zur Libellenfauna des Oberrheins und Bodensees. — Mitt. bad. Landesver. Naturk. u. Naturschutz, N. F. 1, S. 218-219, 1922a. - Weitere Beiträge zur Libellenfauna des Oberrheins und des Bodensees. — Mitt. bad. Landesver. Naturk. u. Naturschutz, N. F. 1, S. 248-251, 1922h. - Beiträge zur Libellenfauna des Oberrheins und Bodensees. 3. Teil. — Beitr. natur- wiss. Erforsch. Badens. — H. 2/3, S. 72-74, 1929. SCHMIDT, E.: Beiträge zur Kenntnis der süddeutschen Libellenfauna. — Mitt. bad. ento- mol. Vereinigung Freiburg, 2, S. 60-63, 1927. — Libellen, Odonata. — In: BROHMER, P., ED.: Die Tierwelt Mitteleuropas, 4, S. 1 bis 66, 1929.

(Am 18. 4. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

Nachtrag bei der Korrektur: Am 21. Juli 1974 beobachteten Herr CHR. FISCHER, Schleswig, und Herr Dr. 0. VON HELVERSEN, Freiburg, mehrere g g von O. albistylum an einem kleinen Baggersee nördlich von Neuenburg. Die Art scheint demnach regelmäßig einzuwandern oder sich im Gebiet zu entwickeln.

(Am 28. 11. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

— 147 —

Mitt. bad. Landesver. Abb. 31 Freiburg ins Breisgau N. F. 111 147 —1S3 I Naturkunde u. Naturschutz Tal. 8 - 9 15. Dezember 1974

Untersuchungen zur Wanzenfauna des Isteiner Klotzes

von

ROSE DUDERSTADT, Hannover* Mit Abb. 31 und Tafel 8-9

Inhalt Seite I. Einleitung 147 II. Methoden 148 III. Der Isteiner Klotz 149 IV. Die Biotope, ihr Pflanzenbestand und ihre Wanzenfaun t 149 Der Sporn 151 Das Weinbergmauergebiet 152 Der Kessel 153 Der Weinberg 155 Das Luzernefeld 157 Das Waldgebiet 159 Das Cerastietum 162 Die Solidago-Clematis-Wiese 163 V. Weitere Heteropterenfunde am Isteiner Klotz 166 VI. Wanzenfunde früherer Autoren im Gebiet des Isteiner Klotzes 166 VII. Vergleich der Biotope 167 VIII. Diskussion 177 IX. Zusammenfassung 178 Schrifttum 178

I. Einleitung

Der Isteiner Klotz nimmt ähnlich wie der Kaiserstuhl, der Spitzberg bei Tü- bingen oder auch der Tuniberg in klimatischer, floristischer und fauvistischer Hin- sicht eine Art Inselstellung in Deutschland ein. Im Gegensatz zum Vulkangestein des Kaiserstuhls besteht der Isteiner Klotz aus Kalk, auf dem sich, durch das milde Klima begünstigt, eine besondere und vielseitige Vegetation mit seltenen Pflanzenassoziationen findet: Malmkalkflühen mit Pionier- und Felsbandgesell- schaften und Trockenrasen auf den teilweise extremen Bedingungen ausgesetzten, mehr oder minder steil abfallenden Felsen, ferner Flaumeichenwald, Hainbuchen- wald, Strauch-Buchenwald, echter Buchenwald, Eichen-Winterlinden-Wald, Som- lindenwald, Ahorn-Linden-Mischwald und Eschen-Ahorn-Wald („Arbeitskreis"

Anschrift der Verfasserin: R. DUDERSTADT, D-3000 Hannover, Franziusweg 6. — 148 —

Heimatschutz Markgräflerland), dazu zahlreiche einzelne seltene Pflanzen. Der Mannigfaltigkeit der Florenelemente entspricht ein außerordentlicher Formen- reichtum der Tierwelt, der besonders durch das Auftreten xerothermer, mediter- raner Arten charakterisiert ist. Beispiele aus der Schmetterlings- und Käferfauna und einiger anderer Insektengruppen liegen bereits vor; Wanzen dagegen wur- den bisher nicht ausführlich untersucht. In der Literatur existieren nur wenige Angaben zur Heteropterenfauna des Isteiner Klotzes, die meisten Funde stam- men von MEESS (1900 und 1907). Noch mehr als der Kaiserstuhl ist der Isteiner Klotz in seinem Bestand be- droht: durch den Bahnbau und die Rheinrektifikation im vorigen Jahrhundert, den Festungsbau und die Sprengungen der militärischen Anlagen in diesem Jahr- hundert, den Weinbau und in neuerer Zeit den zunehmenden Abbau des Kalk- gesteins durch zwei Zementwerke wurden schon große Teile des Gebietes ver- nichtet. So blieb vom „Sporn" (s. S. 151) nach den Sprengungen nur noch ein schmaler Grat übrig. Der Anstoß zu dieser Arbeit wurde daher im Mai 1971 gegeben, als die Indu- strie an weiteren Teilen des Landschaftsschutzgebietes des Isteiner Klotzen er- neut bedrohliches Interesse zeigte. Es erschien wünschenswert, eine Bestandsauf- nahme der Hemipterenfauna des Gebietes zumindest zu versuchen. Freilich läßt sich in dem begrenzten Zeitraum von nur zwei Jahren keine vollständige Arten- erfassungsliste selbst eines nur kleinen Teilgebietes erarbeiten. Eine Basis für spätere, gezieltere Untersuchungen dürfte aber hiermit geschaffen worden sein. Zu Dank verpflichtet bin ich: Herrn Prof. OSCHE (Universität Freiburg) für die Anregung zu dieser Arbeit und wertvolle Hinweise bei der Anfertigung; Frau Prof. WILMANNS (Universität Freiburg) für ihre Hilfe bei der Aufstellung der Pflanzenlisten; Herrn Prof. REMANE (Universität Marburg) für die Anleitung zur Bestimmung der Wanzen und Herrn WOLGANG PANKOW für das Überlassen seines Wanzenmaterials.

II. Methoden

Die Arbeit wurde im Mai 1971 begonnen und im August 1973 (vorläufig) ab- geschlossen. In den Monaten April bis Oktober wurde im Durchschnitt einmal wöchentlich in den verschiedenen Biotopen gefangen, um so auch zeitliche Ver- schiebungen im Auftreten der Imaginalstadien erfassen zu können. Dabei be- währte sich vor allem die Technik des Streifens mit einem stabilen Netz, ergänzt durch Bodensuche. Nur in den Biotopen mit bodennaher Vegetation wie auf dem Sporn und dem Cerastietum brachte diese Methode geringe Ergebnisse ein, da sich die Tiere hier vor allem unter den Pflanzen aufhalten. Sie konnten durch Aussieben von Pflanzen und Erde der Streuschicht und durch systematische Bo- densuche am besten gefangen werden, während Bodenfallen sich nicht bewährten: sie brachten nur wenige Zufallsfunde. Im Winter wurden in den verschiedenen Biotopen Stichproben durch Aussieben der Bodenstreu vorgenommen, um die überwinternden Wanzen zu erfassen. Die gefangenen Tiere wurden in der üblichen Weise präpariert. Ein Kasten mit Belegexemplaren befindet sich in der Sammlung des Zoologischen Institutes der Universität Freiburg. Bei der Determination war Herr Prof. REMANE (Zoologi- sches Institut der Universität Marburg) behilflich; einige Exemplare seltener Ar- ten sind in seiner Sammlung enthalten. — 149 —

III. Der Isteiner Klotz

Der Isteiner Klotz liegt 12 km nördlich Basel und gehört der Vorbergzone des Schwarzwaldes an. Vor der Rheinrektifikation floß der Rhein unmittelbar am Sporn vorbei; jetzt liegt zwischen dem Fluß und dem Felsen ein breiter Streifen Rheinaue, durchzogen von Autobahn und Landstraße. Wie erwähnt, besteht der Isteiner Klotz aus Kalk, dem sich in der Nacheiszeit Löß auflagerte. Die Lößschicht kann bis zu 10 m Mächtigkeit erreichen. An vie- len Stellen tritt jedoch der nackte Fels zutage wie z. B. am Sporn oder an den charakteristischen, steil abfallenden Flühen. Entsprechend der Bodenbildung ent- wickelte sich die Vegetation: weite Flächen sind mit wärmeliebenden Waldgesell- schaften und Weinkulturen bewachsen, daneben finden sich auf den Felsen den hier herrschenden extremen Bedingungen ausgesetzt Xerobrometen und andere Gesellschaften. Wie auch der Kaiserstuhl stellt der Isteiner Klotz eine Wärmeoase im mittel- europäischen Raum dar. Das Klima wird sowohl vom Schwarzwald als auch von der Rheinaue bestimmt. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 10,2° C, sie liegt höher als in der Rheinebene, da hier am Klotz durch seine erhöhte Lage noch weitere Faktoren hinzukommen: Nebelbildung und nächtliche Kaltluftansamm- lungen sind erschwert, außerdem treten verschiedene Föhne auf. Die mittleren Höchsttemperaturen im Sommer lagen bei 33-34° C, in extrem heißen Som- mern bei 37-39° C, das durchschnittliche Temperaturminimum im Winter bei —12 bis — 13° C, nur selten wurden Werte bis — 20° C gemessen. Früh- und Spätfröste treten selten auf. Die Niederschlagsmenge ist gering, wie auch in der Rheinebene. „Insgesamt darf man das Klima des Isteiner Klotzen als warm, relativ trocken, ziemlich ausgeglichen, frostarm und windschwach bezeichnen" (Temperaturwerte nach V. RUDLOFF in SCHÄFER/WITTMANN 1966). Eigene Temperaturmessungen wurden nicht vorgenommen, da die Arbeit zur Hauptsache eine Artenerfassung anstrebt. Allgemein läßt sich sagen, daß die milden klimatischen Bedingungen offensichtlich die Phaenologie der Wanzen be- einflussen: seticornis und Adelphocoris lineolatus traten z. B. schon im Mai und Juni als Imagines auf, so daß man pro Jahr zwei Generationen statt der sonst üblichen einen vermuten könnte. Andere Arten waren um einige Tage bis zu zwei Wochen früher als in anderen Gebieten Deutschlands zur Imago ent- wickelt (z. B. Coptosoma scutellatum ab Mitte Juni statt ab Juli u. a.). Nur im Jahre 1973 machte sich der Kälterückfall im April auch am Isteiner Klotz bemerkbar, indem einerseits die Populationsdichte vieler Wanzenarten sehr viel geringer war als in den beiden Jahren vorher, andererseits auch das Er- scheinen der Imagines sich um einige Tage verzögerte (z. B. Icodema infuscatum um fünf bis sechs Tage später als 1972).

IV. Die Biotope, ihr Pflanzenbestand und ihre Ileteropterenfauna

Um über eine reine Artenerfassung hinauszugehen, wurden einige Biotope mit unterschiedlichen abiotischen und biotischen Faktoren ausgewählt und getrennt untersucht (zur Lage der Biotope im Gebiet s. Zeichnung S. 150). Bei der Auswahl fanden weniger die botanisch wertvollen Gebiete wie die verschiedenen wärme- liebenden Waldgesellschaften nördlich des Sporns Berücksichtigung als vielmehr — 150 — solche, die für eine so pflanzengebundene Tiergruppe wie die Wanzen unter- schiedliche ökologische Bedingungen bieten. Dabei nimmt eine Sonderstellung ein der Sporn (sp) mit seiner niedrigen Vegetation und dem im Sommer extrem heißen Mikroklima. Beinahe ebensolche extremen Temperaturen finden sich an der Weinbergs- mauer (ma) mit gewöhnlicher, buntgemischter Ruderalvegetation am Weg vom Ort Istein in Richtung Sporn. Der Kessel (ke) unten an der Straße, ein ehemaliger Steinbruch, wurde hin- zugenommen als jüngeres, anthropogen entstandenes Biotop, interessant vor allem durch seinen Bestand an Weiden und die im hinteren Teil auf der wasser- stauenden Steinbruchsohle wachsenden Phragmites-, Carex- und Juncus-Arten. Ebenfalls unter starkem anthropogenem Einfluß steht die Vegetation der Weinberge (we) selbst; sowohl durch Düngung als auch durch regelmäßiges Hacken und Spritzen ergeben sich Veränderungen der natürlichen Vegetation. Als „wanzenreichste" Biotope erwiesen sich die beiden „Wiesen", einmal das Luzernefeld (1u) unterhalb des „Feuerplatzes", zum anderen der Gold- rutenbestand (wi), der, solange die Goldrute noch kleinwüchsig ist, ebenso wie das Luzernefeld einen großen Reichtum an Pflanzenarten aufweist. Im Mischwald (wa) fanden sich zwar ebenfalls viele Wanzenarten, aber jeweils nur durch wenige Individuen vertreten. Hauptsächlich handelt es sich da- bei um an spezielle Pflanzen (z. B. Eiche, Schlehe, Hasel) gebundene Miriden. Das C e ras tietum bildet einen winzigen Einbruch im Mischwald, weist aber eine ganz andersartige Fauna auf. nach Klein-Kerns

nach Efringen-Kirchen

Abb. 31: Lage der Biotope im Fanggebiet. — 151 —

Der Sporn (sp) Zu diesem Biotop wurde lediglich die von höherer Vegetation freie „Nase" des Sporns gerechnet. Das Gebiet ist nur wenige Meter breit. Es erstreckt sich in etwa südlicher Richtung mit unterschiedlich starkem Gefälle, bis es nach einigen tiefer liegenden Vorsprüngen ganz steil abfällt. An zahlreichen Stellen tritt der nackte Fels zutage. Daß sich trotzdem eine wenn auch nur niedrige Vegetation entwickeln konnte, liegt daran, daß sich in den vielen Verwitterungsrissen und -spalten, die der Felsen aufweist, Feinerde ansammelte und damit dem Teucrio- Melicetum als einer typischen Pioniergesellschaft den erforderlichen Untergrund lieferte (s. Taf. 8, Fig. 1-2); das Teucrio-Melicetum kommt als Pionier- oder Dauergesellschaft auf kalkreichen, leicht austrocknenden Felsen und Schutthalden mit Feinerdegehalt vor, MÜLLER 1961). Der Felsen unterliegt vor allem im Som- mer extremen Bedingungen (Kalk ist bekanntlich ein schlechter Wärmeleiter). Durch seine freie Lage ist der Felsen schutzlos der direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt, und der Wind trocknet jede Feuchtigkeit sofort aus. Im Hochsommer kann man Bodentemperaturen bis 70° C und Lufttemperaturen bis 41° C mes- sen. Daher gehören zur Vegetation vor allem Sedum-Arten und frühblühende Therophyten. Die reich entfaltete Vegetation des Frühjahrs verdorrt bald voll- kommen und überdauert die Trockenzeit mit Hilfe unterirdischer Organe, wobei die mit Erde gefüllten Spalten zum Temperatur- und Feuchtigkeitsausgleich bei- tragen. Die Flora enthält fast ausschließlich südmediterrane und mediterrane Elemente, darunter auch einige sonst seltene Pflanzen wie Minuartia fastigiata und Trinia glauca. Kennarten: Melica ciliata, Sedum album, Teucrium chamaedrys und montanum, Stachys recta, Satureja acinos, Festuca pallens, Arenaria leptoclados. Ferner: Dianthus carthusianorum, Allium sphaerocephalum, Geranium rotundifolium, Poten- tilla arenaria, Polygonatum odoratum, Asperula cynanchica, Silene nutans, Centaurea rhenana, Poa bulbosa, Reseda lutea, Helianthemum nummularium, Carex humilis, Glo- bularia elongata, Euphorbia cyparissias, Erophila verna, Trinia glauca, Minuartia fasti- giata. Liste der auf dem Sporn gefangenen Heteropteren („J” bedeu- tet, die Art ist für dieses Biotop indigen): Chlamydatus evanescens Box.: an Sedum im Mai und Juni mehrfach gefan- gen (J). Dictyla echii SCHRK. : saugt an verschiedenen Boraginaceen; wurde nur ver- einzelt gefangen. Da in diesem Biotop keine Boraginaceen wachsen, dürfte es sich um verirrte Tiere der anliegenden Gebiete handeln. Piesma maculata LAP. : kommt allgemein auf Ödfeldern vor; wurde Mitte Mai vereinzelt gefangen, es handelt sich dabei wahrscheinlich um überwinterte Tiere. Macroplax preyssleri FIES.: an und unter Helianthemum im Mai und Ende Juli bis September mehrfach gefangen (J). Tropistethus holosericeus Sz.: an Thymus im Mai mehrfach gefangen (J). Ischnocoris hemipterus Sz.: an und unter Thymus und Sedum im Mai mehr- fach gefangen (J). Megalonotus cf. chiragra F.: im Mai einmal gefangen (J). — 152 —

Legnotus limbosus GEOFFR. : im Mai 1 Tier gefangen, wahrscheinlich von den anliegenden Biotypen verirrt. Gesamtzahl: 8 Arten, davon indigen: 5 Arten. Arten, die am Isteiner Klotz nur in diesem Biotop gefunden wurden: Chlamydatus evanescens und Ischnocoris hemipterus an Sedum (zwar wächst Sedum auch im Cerastietum, doch ist das Biotop schattiger und von zahlreichen Ameisen besiedelt, die als Störfaktor zu werten sind), Megalonotus cf. chiragra. Den extremen Bedingungen auf dem Sporn entspricht nicht nur die geringe Artenzahl der Wanzen, sondern auch eine minimale Individuenzahl. Im Hoch- sommer, wenn fast die gesamte Vegetation vertrocknet, fielen die Netzfänge äußerst dürftig aus und nur durch Bodensuche und Aussieben ließen sich noch einige Exemplare auch anderer Insektengruppen nachweisen. Die günstigste Fang- zeit mit der naturgemäß größten Besiedlungsdichte lag im Frühjahr.

Das Weinbergmauergebiet (ma) Die Weinbergmauer zieht sich längs des Weges vorn Sporn zum Ort Istein hin und schützt den höher liegenden Weinberg vor dem Abrutschen (s. Taf. 8, Fig. 3). Das Gebiet senkt sich etwas in Richtung Istein. Der Boden besteht aus Löß und Geröll, beides durch Abschwemmen vom darüberliegenden Weinberg her an- gereichert. Da die Mauer südexponiert steht und hangabwärts nur Weinreben wachsen, ist auch sie der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt, so daß im Som- mer hier extrem hohe Temperaturen herrschen, wenn auch nicht in dem Maße wie auf dem Sporn. Die Vegetation besteht vorwiegend aus eurasiatischen Ruderalpflanzen und Ackerunkräutern, sie enthält nur wenige mediterrane Elemente. Es wird ein- bis zweimal im Jahr gemäht. Zwischen Weg und Mauer hat sich ein buntes Gemisch verschiedener Pflanzenarten angesiedelt, das sich keiner bestimmten Assoziation zuordnen läßt. Der Streifen mit höheren Kräutern (Brennessel, Artemisia, Coro- nilla u. a) ist etwa einen Meter breit und geht dann in die Grasvegetation des Weges über. Vorherrschende Pflanzenarten: Saponaria of ficinalis, Coronilla varia, Agropyron repens, Potentilla reptans, Glecho- rna hederacea, Taraxacum of ficinale, Erigeron ramosus, Dactylis glomerata, Picris hiera- cioides, Urtica dioica, Convolvulus arvensis, Geranium molle und columbinum, Ama- ranthus retroflexus, Artemisia vulgaris, Arrhenatherum elatius, Galium mollugo, Malva neglecta, Achillea millefolium, Origanum vulgare, Verbena of ficinalis. Ferner: Solanum nigrum, Sonchus oleraceus und asper, Lactuca scariola, Rubus fruticosus, Polygonum dumetorum, Rosa canina, Clematis vitalba, Isatis tinctoria, Plantago lan- ceolata, Brachypodium pinnatum, Euonymus europaeus, Vicia cracca, Medicago varia, Chenopodium hybridum, Foeniculum vulgare, Cynodon dactylon, Crepis capillaris, Medicago lupulina, Erodium cicutarium, Mercurialis annua, Astragalus glycyphyllos, Salvia pratensis, Cichorium intybus, Inula conyza.

Liste der an der Weinbergmauer gefangenen Heteropteren: Exolygus rugulipennis Pole.: weit verbreitete Art ruderaler Standorte; im Mai, Juli bis Anfang August und Mitte September häufig gefangen (J). — 153 —

Exolygus pratensis L.: polyphag an Laubhölzern und Kräutern; im Mai und Mitte Juli bis Oktober häufig gefangen (J). Anthocoris minki DHRN. : nach Literaturangaben (Soumw000 and LEs-roN 1959) lebt A. minki auf Fraxinus excelsior, Acer campestre, Ulmus glabra und Populus nigra (in Pemphigus-Gallen), die aber in diesem Biotop nicht vorkom- men. Ende Mai und Ende Juli vereinzelt gefangen, die Nährpflanze ließ sich nicht ermitteln. Heterogaster urticae F.: an Urtica im Juni vereinzelt gefangen (J). Aphanus rolandri L.: durch Bodensuche im August ein Exemplar gefangen. Die Art kommt allgemein auf Kalkböden in milden Klimazonen vor (J). Pyrrhocoris apterus L.: an verschiedenen Kräutern, besonders Malve, von April bis September einschließlich der Larvenstadien häufig gefangen (J). Mesocerus marginatus L.: wahrscheinlich an Polygonum. Ende Juli bis Okto- ber häufig gefangen (J). Coriomeris denticulatus Scor.: an Medicago im Mai/Juni und Ende Juli bis September häufig gefangen (J). Corizus hyosciami L.: polyphag an verschiedenen Kräutern (Coronilla, Achil- lea); Ende Juli bis Oktober häufig gefangen (J). subrufus GMEL. : polyphag an verschiedenen Kräutern (Geranium, Origanum); Mai bis September häufig gefangen (J). Gesamtzahl: 10 Arten, davon indigen: 9 Arten.

Arten, die am Isteiner Klotz nur in diesem Biotop gefunden wurden: Anthocoris minki (s. o.), Heterogaster urticae (an Urtica; obwohl Urtica auch in anderen Biotopen wächst, konnte H. urtica dort nicht nachgewiesen werden), Aphanus rolandri, Pyrrhocoris apterus. Die anderen Arten leben polyphag und sind auch in anderen Biotopen häufig. Die Individuenzahl war relativ hoch, doch wurde die Besiedlungsdichte im Hoch- sommer durch die ein- bis zweimalige Mand gestört. Daher liegt auch die Arten- zahl niedrig trotz der für viele Heteropteren-Arten günstigen abiotischen Fak- toren (starke Wärmeeinstrahlung und Windschutz). Außerdem fällt ins Gewicht, daß in diesem Biotop nur im letzten Jahr gesammelt wurde.

Der Kessel (ke) Hier handelt es sich um einen jüngeren, anthropogen entstandenen Biotop, einen ehemaligen Steinbruch. Der Boden ist eben, hart und steinig. An den Seiten liegen größere Geröllhalden. Auf der stauenden Sohle hat sich Schutt abgelagert. In Richtung Felsen nimmt die Staunässe zu, so daß es im Frühjahr sogar zur Aus- bildung von Wasserlachen kommt. Die Vegetation setzt sich daher je nach Feuch- tigkeitsgrad aus verschiedenen Elementen zusammen. Im westlichen Teil siedelten Ruderalpflanzen wie Echium vulgare, Cicborium intybus, Tanacetum vulgare. Den Hauptbestand im ganzen Biotop bilden Weiden und Pappeln. Der Boden ist sonst nur wenig mit Pflanzen bedeckt, es finden sich vor allem Pionier- und typische Kalk-Magerrasenpflanzen wie Carex flacca, Dianthus carthusianorum, Helianthemum nummularium, Thymus serpyllumu.a., daneben auch die Feuchte- zeiger TUssilago farfara und Eupatorium cannabinum. Im östlichen Teil herr- schen feuchteliebende Pflanzen wie Phragmites-, Carex- und Juncus-Arten vor. — 154 —

Durch die umgebenden Felsen liegt das Gebiet windgeschützt (s. Taf. 9, Fig. 1), die Sonneneinstrahlung wird dagegen nur wenig behindert; im Sommer trocknen die Wasserlachen vollständig aus.

Vorherrschende Pflanzenarten: Salix incana, purpurea, caprea und alba, Populus nigra und tremula. Ferner: Pastinaca sativa, Festuca cinerea, Medicago lupulina, Thymus serpyllum, Sanguisorba minor, Echium vulgare, Pimpinella saxifraga, Scrophularia canina, Poa compressa, Ori- ganum vulgare, Senecio jacobaea, Agrostis gigantea, Hippophae rhamnoides, Solidago serotina, Digitalis lutea, Epilobium dodonaei, Arrhenatherum elatius, Stachys recta, Silene cucubalus, Hieracium spec., Galium mollugo, Daucus carota, Dianthus carthusia- norum, Cichorium intybus, Helianthemum nummularium, Coronilla varia und emerus, Tanacetum vulgare, Inula conyza, Clematis vitalba, Melilotus officinalis, Centaurea jacea. Feuchte liebende Pflanzen: Tussilago farbara, Eupatorium canabinum, Carex flacca, Phragmites communis, jun- cus inflexus, Juncus articulatus, Festuca arundinacea, Nostoc commune.

Liste der im Kessel gefangenen Heteropteren: Stenodema laevigaturn L.: an Gräsern sehr häufig gefangen: im Mai und Juni überwinterte Tiere, von Ende Juli bis Mitte Oktober die neue Generation (J). Ktenocoris cf. varipes Box.: an Medicago, Lotus u. a. ab Ende Juli bis Mitte September häufig gefangen (J). Adelphocoris annulicornis SHLBG.: an verschiedenen Kräutern Anfang August vereinzelt gefangen (J). Adelphocoris seticornis F.: an Medicago und Coronilla Ende Mai, Mitte Juni bis Mitte September häufig gefangen (s. Kap. Der Isteiner Klotz) (J). Adelphocoris lineolatus Gz.: an verschiedenen Leguminosen von Mai bis Mitte September häufig gefangen (s. Kap. Der Isteiner Klotz) (J). Exolygus pratensis L.: an verschiedenen Kräutern und Laubhölzern im Mai und Mitte Juli bis Anfang Oktober häufig gefangen (J). Orthops cf. kalmi L.: an verschiedenen Umbelliferen im Mai und Ende Juli bis Mitte September häufig (J). Agnocoris REUT. spec.: an Weide im Mai und Juni vereinzelt gefangen (J). Charagochilus gyllenhali FALL.: an Ga/ium-Arten im Mai und September ver- einzelt gefangen (J). luteicollis PANZ.: an Clematis vitalba Ende Juli/Anfang August ver- einzelt gefangen (J). Orthotylus marginalis REUT.: Mitte bis Ende Juni an Salix vereinzelt gefan- gen (J). Orthotylus interpositus K. Sclim.: an Salix purpurea im Juni vereinzelt ge- fangen (J). Orthotylus diapharnis KB.: an Salix Ende Juli vereinzelt gefangen (J). Pilophorus confusus KB.: lebt zoophag an Weide, im Juni bis September ver- einzelt gefangen ( J). Pilophorus perplexus DGL. Sc.: ebenfalls zoophag an Weide (u. a. Laubhöl- zern), Ende Juni vereinzelt gefangen (J). Nabis apterus F.: auf verschiedenem Gesträuch im August häufig (J). — 155 —

Nabis myrmecoides COSTA: auf verschiedenen Kräutern im August und Sep- tember häufig gefangen (J). Nabis pseudoferus REM.: an Gräsern im Mai, August und September häufig gefangen (J). Nabis ferus: L.: an Gräsern im Mai und Ende Juli bis Anfang September mehrfach gefangen (J). Nabis rugosus L.: an Gräsern von Mai bis September sehr häufig (J). Tingis crispata H. S.: am oberen Rand des Kessels im Mai und Juli an Arte- misia in großer Zahl gefangen (J). Dictyla echii SCHRK.: an Echium von Mai bis September häufig (J). saltatoria L.: an den feuchten Stellen Mitte Mai häufig bis zum Aus- trocknen der Wasserlachen (J). Cymus melanocephalus FIEB.: an Juncus Anfang Mai vereinzelt gefangen (J). Cymus glandicolor HAHN an Carex im Mai und Juli häufig gefangen (J). Macroplax preyssleri FIES.: an Helianthemum im Mai und Ende Juli bis Sep- tember mehrfach gefangen (J). Tropistethus holosericeus Sz.: im Mai an Thymus mehrfach gefangen (J). Rhopalus subrufus GMEL.: an verschiedenen Kräutern von Mai bis September häufig gefangen (J). Rhopalus conspersus FIEB.: an Thymus im September vereinzelt (J). Rhopalus parumpunctatus SCHELL.: an verschiedenen Kräutern im Mai und von August bis September häufig (J). Stictopleurus punctatonervosus Gz.: an Senecio u. a. Kräutern im Mai und Ende Juli bis Oktober häufig gefangen (J). Aelia acuminata L.: an Gräsern von Mitte April bis Oktober häufig gefangen (J). Holcostethus vernalis WFF.: an verschiedenen Kräutern im Mai/Juni und Sep- tember/Oktober häufig gefangen (J).

Coptosoma scutellatum GEOFFR. : an Coronilla ab Mitte Juni bis August häu- fig (J)• Gesamtzahl: 34 Arten, davon indigen: 34 Arten.

Arten, die nur in diesem Biotop gefunden wurden: Infolge der von den anderen Biotopen stark abweichenden Vegetation findet sich im Kessel die größte Artenzahl an Wanzen, die speziell an dieses Biotop gebunden sind, viele davon monophag an Weidenarten: Orthotylus marginalis, Orthotylus interpositus, Orthotylus diaphanus, Pilo- phorus confusus und Pilophorus perplexus an Weide, Rhopalus conspersus an Thymus, Halticus luteicollis an Clematis vitalba. benötigt die Feuchtigkeit, Cymus glandicolor und Cymus melanocephalus leben an Juncus und Carex. Die spezielle Nährpflanze von Adelphocoris annulicornis ließ sich nicht ermitteln. Der Individuenreichtum war 1973 auffallend gering. In den Jahren davor ließ die Besiedlungsdichte nur im Hochsommer nach, da die Feuchte liebenden Pflanzen stark unter dem Austrocknen des Bodens litten.

Der Weinberg (we) Als Weinbergbiotop wurde dasjenige ausgesucht, das die bestentwickelte Flora zeigte, d. h. das am wenigsten durch Spritzen oder Hacken bearbeitet wurde. Das — 156 —

Gebiet liegt auf der Höhe und senkt sich etwas in Richtung Westen. Der Boden besteht vorwiegend aus Löß (Taf. 9, Fig. 2). Die Fauna ließ sich relativ kontinuierlich verfolgen: Durch Vernichtung der Vegetation bedingte Lücken konnten durch Beobachtungen in den anderen Jah- ren oder durch Ausweichen auf Nachbarweinberge ausgeglichen werden. Unter- suchungen über die Einflüsse der gespritzten Gifte und die Zerstörung der Vege- tation auf die Phaenologie der Wanzen wurden nicht angestellt, es läßt sich da- her auch nicht mit Sicherheit aussagen, wieviele Arten ihren Fortpflanzungs- zyklus in diesem Biotop durchlaufen können. Die typische Assoziation des Weinberges ist das Geranio-Allietum, das sich am Isteiner Klotz in fast idealer Ausbildung findet. Die Pflanzen sind starken menschlichen Eingriffen ausgesetzt, sowohl chemisch als auch mechanisch. Dem- entsprechend ist die Artenzahl nicht sehr groß. Die Mehrzahl der Pflanzenarten gehört zu etwa gleichen Teilen dem medi- terranen-submediterranen und eurasiatisdien Element an.

Vorherrschende Pflanzenarten: Geranium molle, Galium mollugo, Convolvulus arvensis, Allium vineale, Corydalis cava, Lamium purpureum, Taraxacum officinale. Stellenweise Calendula arvensis, Mus- cari racemosum und Ornithogalum nutans. Im Frühjahr herrscht Cardaria drabavor. Da diese Weinbergflora unmittelbar übergeht in das Trifolio-Agrimonetum des Weges daneben, seien dessen Arten noch kurz erwähnt: Lohnen perenne, Medicago falcata, Trifolium repens, Agrimonia eupatoria, Rumex obtusifolius.

Liste der im Weinberg gefangenen Heteropteren: Stenodema laevigatum L.: im Mai und Ende Juli bis Oktober vereinzelt ge- fangen. Ktenocoris cf. varipes Bor": an verschiedenen Kräutern im Randgebiet mehr- fach gefangen ab Ende Juli bis Mitte September. Adelphocoris seticornis P.: Mitte Juni bis Mitte September vereinzelt von Kräutern gestreift. Adelphocoris lineolatus Gz.: von Mai bis September häufig auf Leguminosen vor allem im Randgebiet gefangen. Exolygus rugulipennis POPP.: an verschiedenen Kräutern Juli bis September vereinzelt gefangen. Exolygus pratensis L.: Juli bis Oktober häufig gestreift. Orthotylus tenellus FALL.: an Laubhölzern im Randgebiet Mitte Juni ver- einzelt gefangen. Nabis pseudoferus REM.: im August und September mehrfach gestreift. Nabis rugosus L.: von Mai bis September mehrfach gestreift. Kleidocerys resedae PANZ.: im Mai ein Exemplar gestreift. Beosus maritimus Scor.: im Mai ein Exemplar gefangen. Mesocerus marginatus L.: vor allem an Rumex auf dem Weg im Mai und Ende Juli bis Oktober häufig gefangen. Rhopalus subrufus GMEL.: an verschiedenen Kräutern von Mai bis September häufig gefangen. — 157 —

Stictopleurus punctatonervosus Gz.: an verschiedenen Kräutern von Ende Juli bis Oktober häufig gefangen. Stictopleurus abutilon Rossi: an verschiedenen Kräutern, vor allem Legumi- nosen, im Mai und September vereinzelt gefangen. Graphosoma lineatum L.: von Mai bis August vereinzelt von Blüten gestreift. Aelia acuminata L.: von Gräsern am Rand gestreift, von Mitte April bis Okto- ber häufig. Holcostethus vernalis WFF.: an verschiedenen Kräutern im Mai/Juni und Sep- tember/Oktober häufig gefangen.

Carpocoris purpureipennis DEG. : Mai bis Juli mehrfach von verschiedenen Blüten gestreift. Dolycoris baccarum L.: von verschiedenen Kräutern (bes. Blüten) im Mai/ Juni und im September mehrfach gestreift. Palomena prasina L.: von Gebüsch und Kräutern gestreift, im Juli Larven, im Mai, August und Oktober mehrere Imagines.

Palomena viridissima PODA : im Mai und Oktober vereinzelt von Gebüsch ge- streift. Eurydema ornatum L.: im Mai und Juni häufig von Cruciferenblüten gestreift. Eurydem oleraceum L.: häufig an Blüten verschiedener Kräuter im Mai und August/September. Coptosoma scutellatum GEOFER.: häufig an Leguminosen von Juni bis August. Gesamtzahl: 25 Arten, davon indigen: nicht eindeutig geklärt. Eine Aussage, wie viele der Arten für den Weinberg tatsächlich indigen sind, läßt sich nur schwer machen. Die Artenzusammensetzung des Weinberges entspricht etwa der- jenigen des angrenzenden Wegrandes: polyphage Wanzen, die, solange die Wein- bergvegetation vorhanden ist, auch auf diese ausweichen. So handelt es sich z. B. bei Stenodema laevigatum, Nabis pseudoferus, Nabis rugosus und Aelia acumi- nata sicher um Arten, die von der Grasvegetation des Weges stammen, während Ktenocoris cf. varipes, Orthotylus tenellus, Kleidocerys resedae u. a. der anschlie- ßenden Gebüsch- und Laubholzzone angehören. Als typische Besucher lassen sich einige Pentatomiden ansehen, die vor allem im Frühjahr, aber auch im Hoch- sommer, wenn die Weinbergvegetation in voller Blüte stand, häufig anzutreffen waren, wie Eurydema ornatum und E. oleraceum, Dolycoris baccarum, Carpo- coris purpureipennis und Graphosoma lineatum.

Arten, die nur in diesem Biotop gefunden wurden: Orthotylus tenellus, Beosus maritimus, Palomena prasina, Palomena viridissi- ma und Eurydema ornatum. Warum diese Arten nicht auch in den anderen Bio- topen vorkamen, läßt sich allerdings nicht erklären, denn alle fünf Arten sind keineswegs auf spezielle Faktoren angewiesen, die ihnen nur der Weinberg bietet. Der Individuenreichtum war nicht sehr groß, nur die blütenbesuchenden Pentato- miden wurden in Mengen gefunden.

Das Luzernefeld (lu) Hier handelt es sich um einen aufgelassenen Luzerneacker auf Fettwiesenstand- ort. Das Gebiet liegt zwischen dem Weinberg und dem Waldgebiet. Die Neigung in Richtung Westen beträgt 20-30°. Der Standort ist relativ trocken infolge intensiver Sonneneinstrahlung und windgeschützt durch den umgebenden Wald. — 158 —

In der Vegetation herrscht die Luzerne vor, aber auch die anderen unten auf- geführten Pflanzenarten sind in großer Zahl vertreten. Es sind vor allem ge- wöhnliche Fettwiesenpflanzen. Die Wiese wird ein- bis zweimal im Jahr gemäht (Anfang Juni und August).

Vorherrschende Pflanzenarten: Medtcago sativa, Erigeron annuus, Daucus carota, Lathyrus pratense, Arrhenatherum elatius, Galium mollugo, Salvia pratensis, Origanum vulgare, Centaurea jacea, Pasti- naca sativa, Artemisia vulgaris, Lotus corniculatus, Vicia sepium, Coronilla varia, Knau- tia arvensis, Dactylis glomerata, Urtica dioica, Echium vulgare.

Liste der im Luzernefeld gefangenen Heteropterenarten: Stenodema laevigatum L.: an verschiedenen Gräsern im Mai/Juni und Juli bis Oktober sehr häufig gefangen (J). Adelphocoris seticornis F.: an Vicia und anderen Kräutern von Ende Mai bis September häufig (s. Kap. Der Isteiner Klotz) (J). Adelphocoris lineolatus Gz.: an Leguminosen von Mai bis September häufig gefangen (s. Kap. Der Isteiner Klotz) (J). Liocoris tripustulatus F.: Anfang Juli bis August mehrfach gefangen, die Art lebt vor allem an Urtica (J). Exolygus rugulipennis Pore.: im Mai und Juli bis September häufig an ver- schiedenen Kräutern (J). Exolygus pratensis L.: an verschiedenen Kräutern im Mai und Mitte Juli bis Oktober häufig (J). Orthops campestris L.: an Umbelliferen, besonders Daucus carota, Ende Juli/ Anfang August mehrfach gefangen (J). Orthops cf. kalmi L.: an Umbelliferen im Mai und Ende Juli bis September häufig gefangen (J). Poeciloscytus microphthalmus WAGN.: an Galium im August mehrfach gefan- gen (J). Poeciloscytus unifasciatus F.: an Galium von Ende Mai bis Ende Juli mehr- fach gefangen (J). Capsus ater L.: an Gräsern von Ende Mai bis Ende Juni vereinzelt gefangen (J). Halticus apterus L.: an Leguminosen von Anfang August bis Mitte September mehrfach gefangen (J). Macrotylus herrichi REUT.: an Salvia pratensis Mitte Mai bis Ende Juni mehr- fach gestreift (J). chrysanthemi WFF.: im Juni/Juli mehrfach an verschiedenen Kräutern gefangen (J). Plagiognathus arbustorum F.: im Juni bis August mehrfach von verschiedenen Kräutern gestreift (J). Criocoris crassicornis HAHN: an Galium Ende Juli/August mehrfach gefan- gen (J). Anthocoris nemorum L.: von Mai bis August an verschiedenen Kräutern mehr- fach gefangen (J). Nabis myrmecoides COSTA: im August und September häufig gefangen, im Juni/Juli auch Larven (J). Nabis rugosus L.: an Gräsern von Mai bis September sehr häufig gefangen (J). Phymata crassipes F.: im Juni/Juli vereinzelt auf Blüten (J). — 159 —

Tingis crispata H. S.: an Artemisia mehrfach im Mai und Juli (J). Dictyla echii SCHRK.: an Echium von Mai bis September häufig (J). Platyplax salviae SCHILL.: an Salvia pratensis Mitte Mai bis Mitte August häufig gefangen (J). Acompus rufipes WFF.: eigentliche Nährpflanze ist Valeriana, die aber im Biotop fehlt. Im Mai/Juni und September einzelne Exemplare gestreift, wahr- scheinlich verflogene Tiere. Pterotmetus staphyliniformis BURM.: Anfang August mehrfach gestreift (J). Mesocerus marginatus L.: Im Mai und Ende Juli bis Oktober häufig auf ver- schiedenen Kräutern gefangen. Ceraleptus gracilicornis H. S.: im Mai vereinzelt auf Klee (J). Coriomeris denticulatus Scor.: im Mai/Juni und Ende Juli bis September häufig an Leguminosen (Medicago) (J). Alydus calcaratus L.: Ende Juni bis Oktober mehrfach auf Blüten gefangen (Leguminosen) (J). Corizus hyosciami L.: Ende Juli bis Oktober häufig auf Blüten (J). Eurygaster maura L.: im Mai und Mitte Juli bis September vereinzelt an Grä- sern (J). Graphosoma lineatum L.: Mai bis August vereinzelt auf Blüten (J). HAHN: im August vereinzelt auf Galium (J). Aelia acuminata L.: an Gräsern von Mitte April bis Oktober häufig gefangen (J). Holcostethus vernalis WFF.: im Mai/Juni und September/Oktober häufig ge- streift (J). Holcostethus sphacelatus F.: im Mai und Oktober vereinzelt an Artemisia (J). Carpocoris purpureipennis DEG.: von Mai bis Juli häufig auf Blüten (J). Dolycoris baccarum L.: im Mai/Juni und September mehrfach von Blüten ge- streift (J). Eurydema oleraceum L.: im Mai, August und September häufig auf Blüten (J). Coptosoma scutellatum GEOFFR.: an Medicago und Coronilla von Juni bis August häufig (J). Gesamtzahl: 40 Arten, davon indigen: 38 Arten.

Arten, die nur in diesem Biotop gefunden wurden: Liocoris tripustulatus (Urtica), Orthops campestris (Daucus carota), Macro- tylus herrichi (Salvia pratensis), Plagiognathus chrysanthemi (eine sonst sehr häu- fige polyphage Art), Phymata crassipes, Pterotmetus staphyliniformis, Ceralep- tus gracilicornis (Klee), Staria lunata (Galium) und Holcostethus sphacelatus (Artemisia). Das Luzernefeld enthielt neben dem Solidago-Bestand den größten Indivi- duenreichtum; in beiden Fällen liegen günstige klimatische Bedingungen zusam- men mit einem reichhaltigen Nahrungsangebot vor.

Das Waldgebiet (wa) Der Mischwald stellt das umfangreichste Biotop dar. Er erstreckt sich vom Ende des Weinbergmauergebietes bis zum Sporn. Dabei wird er von fast allen anderen Biotopen umgeben, nur an der Südseite fällt der Felsen streckenweise steil ab. Der Wald enthält typische wärme- und kalkliebende Arten aus der Ordnung — 160 — der Quercetalia pubescentis und am Rand, am Übergang zur Wiese, Elemente des Ligustro-Prunetum. Im Innern ist kaum Unterwuchs vorhanden. Das Gebiet ist relativ trocken, die Humusschicht gut entwickelt. In ihr ließen sich die meisten überwinternden Wanzen nachweisen.

Vorherrschende Pflanzenarten: Quercus petraea und Quercus petraea x pubescens, Acer campestre, Fraxinus excel- sior, Carpinus betulus, Viburnum lantana, Crataegus monogyna, Ligustrum vulgare, Corylus avellana, Cornus sanguinea, Prunus spinosa, Rosa spec., Lonicera xylosteum, Hedera helix, Coronilla emerus, Fragaria vesca, Campanula trachelium, persicifolia, und rapunculoides, Valerina of ficinalis, Bryonia dioica, Geranium robertianum, Chry- santhemum corymbosum, Inula conyza, Helleborus foetidus, Calamintha vulgare, Ga- leopsis tetrahit, Bupleurum falcatum, Genus urbanum, Corydalis cava, Polypodium vul- gare, Asplenium trichomanes, Carex muricata, Brachypodium silvaticum.

Liste der im Waldgebiet gefangenen Heteropterenarten: Camptobrochis lutescens ScHiLL.: Mitte April/Mai mehrfach von verschiede- nen Laubhölzern gestreift (J). Campyloneura virgula H. S.: Ende Juli/August vereinzelt von Eiche und Esche gestreift (J). Stenodema laevigatum L.: an Gräsern von Juli bis Oktober mehrfach gefan- gen (J). Phytocoris longipennis FLOR: an Laubhölzern Anfang August vereinzelt ge- fangen (J). Ktenocoris ulmi L.: an Laubhölzern Mitte Juni mehrfach gefangen (J). Ktenocoris cf. varipes Box.: auf Gebüsch und Laubhölzern von Juli bis Sep- tember mehrfach gefangen (J). Adelphocoris seticornis F.: von verschiedenen Kräutern von Mai bis Mitte September mehrfach gefangen (J). Adelphocoris lineolatus Gz.: an Leguminosen von Mai bis September mehr- fach gefangen (J). Exolygus rugulipennis Popo.: an verschiedenen Kräutern im Mai und Juli bis September mehrfach gefangen (J). Exolygus pratensis L.: auf Laubhölzern und Kräutern im Mai und Juli bis Oktober mehrfach gestreift (J). Agnocoris REUT. spec.: lebt normalerweise an Weide (s. Kessel), Nährpflanze hier ungewiß; im Mai und Juni vereinzelt gefangen. Poeciloscytus microphthalmus WAGN.: im August vereinzelt von Gebüsch ge- streift, saugt gewöhnlich an Galium-Arten; es liegt daher nahe, daß es sich um verflogene Tiere vom Luzernefeld oder dem Solidago-Bestand handelt. Poeciloscytus unifasciatus F.: von Ende Mai bis Ende Juni vereinzelt von Ge- büsch und niedriger Vegetation gestreift, lebt ebenfalls an Galium, daher s. vor- herige Art. Halticus apterus L.: an Leguminosen von August bis September mehrfach ge- fangen (J). Orthotylus prasinus FALL.: Mitte Juni bis August vereinzelt gefangen an Laub- hölzern (J). Cyllocoris histrionicus L.: Ende Mai vereinzelt an Eiche (J). Dryophilocoris flavoquadrimaculatus DEG.: im Juni vereinzelt an Eiche (J). Harpocera thoracica FALL.: im Mai vereinzelt an Eiche (J). — 161 —

Criocoris crassicornis HAHN.: im August vereinzelt gefangen, lebt gewöhnlich an Galium, das aber im Biotop fehlt; es handelt sich daher wahrscheinlich um verflogene Tiere vom Luzernefeld (J). Hylopsallus perrisi MLS.: Ende Mai/Juni mehrfach an Eiche (J). Psallus cf. varians H. S.: Ende Mai einige 99 gefangen (J). Icodema infuscatum FIES.: an Eiche Ende Mai/Anfang Juni häufig gefan- gen (J). L.: Ende Mai vereinzelt an Eiche (J). L.: im Juni vereinzelt an Hasel ( J). Anthocoris nemoralis F.: im Juni ein Exemplar gestreift (J). Anthocoris nemorum L.: von Mai bisAugust mehrfach von Laubhölzern ge- streift (J). Nabis apterus F.: im August mehrfach auf Gebüsch (J). Nabis myrmecoides COSTA: im August und September mehrfach von Kräu- tern gestreift (J). Nabis pseudoferus REM.: im August und September vereinzelt (J). Nabis rugosus L.: Mai bis September mehrfach an Gräsern (J). Derephysia foliacea FALL.: Ende Juli/Anfang August vereinzelt von verschie- denen Kräutern gestreift (J). Dictyla echii SCHRK.: von Mai bis September von verschiedenen Kräutern ge- streift, vereinzelt (J). minor H. S.: im Januar mehrere Exemplare aus Bodenstreu ge- siebt (J). Kleidocerys resedae PANZ.: vereinzelt von Laubhölzern im Mai gestreift (J). Platyplax salviae ScHILL.: von Mai bis August mehrfach gestreift, die Tiere stammten wahrscheinlich vom angrenzenden Luzernefeld. Eremocoris podagricus F.: im November durch Sieben der Bodenstreu mehr- fach gefunden (J). Gonocerus acuteangulatus Gz.: im August und Oktober vereinzelt auf Ge- sträuch (Cornus sanguineus) (J). Alydus calcaratus L.: Ende Juni bis Oktober mehrfach auf Blüten (J). Rhopalus parumpunctatus ScHILL.: im August und September mehrfach von verschiedenen Kräutern gestreift (J). Elasmostethus minor HORV.: im August vereinzelt an Lonicera xylosteum (J). Holcostethus vernalis WFF.: im Mai/Juni und September/Oktober vereinzelt gestreift. Dolycoris baccarum L.: im Mai/Juni und September vereinzelt gestreift. Arma custos F.: Ende August ein Exemplar auf Eiche gefangen. Coptosoma scutellatum GEOFFR.: Juni bis August mehrfach an Coronilla eme- rus. Gesamtzahl: 44 Arten, davon indigen: 39 Arten.

Arten, die nur in diesem Biotop gefangen wurden: Die Zahl, der nur hier vorkommenden Wanzenarten liegt relativ hoch, und zwar handelt es sich dabei vorwiegend um an Laubhölzern lebende Miriden (allein 7 Miriden, die nur auf Eiche nachgewiesen wurden): An Laubhölzern: Camptobrochis lutescens, Campyloneura virgula, Phyto- coris longipennis, Orthotylus prasinus, Cyllocoris histrionicus (Eiche), Dryophi- — 162 — locoris flavoquadrimaculatus (Eiche), Harpocera thoracica (Eiche), Hylopsallus perrisi (Eiche), Psallus cf. varians (Eiche), Icodema infuscatum (Eiche), Phylus melanocephalus (Eiche), Phylus coryli (Hasel), Anthocoris nemoralis und die Pentatomide Anna custos. Außerdem Elasmostethus minor an Lonicera xylo- steum und Gonocerus acuteangulatus auf Gesträuch. Der Individuenreichtum ist scheinbar gering. Die Besiedler der hohen Bäume sind durch das Streifen nicht erfaßbar, da immer nur die untersten Zweige er- reichbar waren. Das wurde sehr deutlich bei einem Fang einen Tag nach einem Sturm, an dem die Zahl der gefangenen Individuen sehr viel höher lag, da zahl- reiche Tiere in tieferen Regionen Schutz gesucht hatten bzw. herabgeweht wor- den waren.

Das Cerastietum (ce) Dieses Biotop nimmt nur einen kleinen Bereich von wenigen Quadratmetern ein. Es ist an einem exponierten Felsen im Mischwaldgebiet gelegen mit einer Steigung von etwa 40-50°. Durch den umgebenden Wald liegt das Gebiet wind- geschützt; außerdem ist es südexponiert, aber allzu intensive Sonnenbestrahlung wird durch die umgebenden Bäume verhindert. Das Cerastietum kommt vor als Pionier- oder Dauergesellschaft auf offenen Löß- und Kalkrohböden mit flach- gründiger, leicht austrocknender Anfangsbodenbildung. Viele der Arten gehören dem submediterranen Verbreitungsgebiet an. Zusätzlich finden sich Festuco-Brometea-Arten.

Vorherrschende Pflanzenarten: Allyssum montanum, Teucrium chamaedrys, Stachys recta, Euphorbia cyparissias, Album sphaerocephalum, Sedum album, Sedum mite, Cerastium arvense, Potentilla arenaria, Asperula glauca, Helianthemum nummularium, Dianthus carthusianorum, Ge- ranium rotundifolium, Medicago falcata, Phleum phleoides, Bromus erectus, Polygonum dumetorum. In der Randzone: Prunus spinosa, Ligustrum vulgare, Fraxinus excelsior, Quercus petraea x pubescens, Hedera helix.

Liste der auf dem Cerastietum gefangenen Heteropteren- arten: Stenodema laevigatum L.: an Gräsern im Mai/Juni und Juli bis Oktober mehrfach gefangen (J). Adelphocoris lineolatus Gz.: an Medicago von Mai bis September mehrfach gefangen (J). Derephysia foliacea FALL.: Ende Juli/Anfang August vereinzelt (J). Platyplax salviae Scmtl..: Mitte Mai bis August mehrfach (J). Rhyparochromus alboacuminatus Gz.: im Juni vereinzelt (J). Syromastes rhombeus L.: im Mai vereinzelt an Caryophyllaceen (J). Rhopalus parumpunctatus ScHILL.: im August und September vereinzelt (J). Aelia acuminata L.: an Gräsern von Mitte April bis Mitte Oktober mehrfach gefangen (J). Holcostethus vernalis WFF.: an verschiedenen Kräutern im Mai/Juni und September/Oktober mehrfach gestreift (J). — 163 —

Eurydema oleraceum L.: im August und September mehrfach auf Blüten (J). Coptosoma scutellaturn GEOFFR.: an Medicago von Juni bis August häufig (J). Gesamtzahl: 11 Arten, davon indigen: 11 Arten.

Arten, die nur in diesem Biotop gefunden wurden: Rhyparochromus alboacuminatus, ein Tier trockener Grasflächen. Entspre- chend der geringen Ausdehnung des Biotops und dem dürftigen Nahrungsange- bot von nur niedriger Vegetation existieren hier nur wenige Arten. So vermißt man z.B. auch Arten, deren Standpflanzen vorkommen, wie die typischen Sedum- Bewohner Chlamydatus evanescens, Tropistethus holosericeus und Ischnocoris hemipterus, die auf dem Sporn vorkommen. Ihr Fehlen läßt sich möglicherweise erklären durch die großen Mengen von Ameisen, die das Felsstück bevölkern und wohl als Störfaktor wirken. Aus den genannten Gründen war auch der Individuenreichtum nicht groß; ebenso wie auf dem Sporn nahmen die Funde gerade im Hochsommer, der sonst wanzenreichsten Zeit, rapide ab infolge Austrocknung des Bodens und dem damit verbundenen Verdorren der Nährpflanzen, wenngleich dies hier nicht in dem extremen Maße auftrat wie auf dem Sporn.

Die Solidago-Clematis-Wiese (wi) Die Wiese erstreckt sich zwischen Waldgebiet und Weinbergen etwa von West nach Ost mit 15-25 °/o Neigung. Sie läßt sich keiner Pflanzengesellschaft zu- ordnen, denn sie besteht aus einem bunten Gemisch von Arten, eingewandert aus den umgebenden Weinbergen und dem Wald; im Herbst wird dieser Bewuchs von Solidago und Clematis überwuchert, so daß man nur noch mit Mühe ein- dringen kann. Dazwischen eingestreut finden sich Apfel- und Birnenbäume sowie Jungwuchs anderer Busch- und Baumarten. Die Wiese liegt trocken, warm und windgeschützt und wird zur Zeit nicht mehr gemäht. Vorherrschende Pflanzenarten: Erigeron annuus, Dactylis glomerata, Pastinaca sativa, Achillea millefolium, Poten- tilla repens, Arrhenatherum elatius, Solidago serotina, Clematis vitalba.

Ferner: Daucus carota, Trifolium repens und pratensis, Artemisia vulgaris, Knautia arvensis, Coronilla varia, Vicia sepium, Agrimonia eupatoria, Euphorbia amygdaloides und cypa- rissias, Verbena of ficinalis, Origanum vulgare, Cirsium arvense, Cirsium vulgare, Ranun- culus repens, Galium mollugo und cruciata, Helleborus foetidus, Melilotus albus, Picris hieracioides, Rubus fruticosus, Salvia pratensis, Hedera helix, Rosa spec., Inula conyza, Plantago lanceolata, Chrysanthemum leucanthemum, Geranium molle, Centaurea jacea, Clinopodium vulgare, Senecio jacobaea, Urtica dioica, Brachypodium pinnatum, Agro- pyron repens, Bromus erectus, Festuca rubra, Malus domestica, Pirus domestica. Jung- wuchs von Prunus spinosa, Viburnum lantana, Ulmus campestris, Acer campestre, Fra- xinus excelsior, Corylus avellana.

Liste der im Solidago-Bestand gefangenen Heteropteren- arten: Deraeocoris ruber L.: Ende Juli/Anfang August an Urtica u. a. mehrfach ge- fangen (J). Dicyphus pallidus H.S.: Ende Juni und Anfang August vereinzelt gefangen; — 164 — da die Art normalerweise an Stachys silvatica lebt, muß es sich um verflogene Tiere handeln (im Waldgebiet nördlich des Untersuchungsgebietes kommt Sta- chys silvatica vor). Dicyphus errans WFF.: Ende Juni bis Ende August vereinzelt gefangen, lebt ebenfalls an Stachys oder anderen klebrig behaarten Pflanzen (J?). Stenodema laevigattim L.: an Gräsern im Mai/Juni und Juli bis Oktober sehr häufig gefangen ( J). Notostira elongata GEOFFR.: an Gräsern von Ende Juni bis September mehr- fach gefangen ( J). Phytocoris tiliae F.: Anfang September ein Exemplar gefangen. Die Art lebt auf Laubhölzern (J). Ktenocoris isimi L.: Mitte Juni mehrfach gefangen, die Art lebt ebenfalls auf Laubhölzern (J). Ktenocoris cf. varipes Box.: Ende Juli bis Mitte September häufig von ver- schiedenen Kräutern gestreift (J). Adelphocoris seticornis F.: Ende Mai und Mitte Juni bis Mitte September häufig an Vicia u. a. gefangen (J). Adelphocoris lineolatus Gz.: an verschiedenen Leguminosen von Mai bis Mitte September häufig (J). Exolygus rugulipennis Popo.: an verschiedenen Kräutern im Mai und Juli bis Anfang August und Mitte September bis Oktober häufig gefangen ( J). Exolygus pratensis L.: an verschiedenen Kräutern im Mai und Mitte Juli bis Anfang Oktober häufig (J). Exolygus gemellatus H. S.: vereinzelt an Artemisia im September ( J). Orthops cf. kalmi L.: an Umbelliferen im Mai und Ende Juli bis Mitte Sep- tember häufig (J). Poeciloscytus microphthalmus WAGN.: an Galium-Arten im August mehrfach gefangen (J). Charagochilus gyllenhali FALL.: an Galium im Mai und September vereinzelt gefangen ( J). Capsus ater L.: an Gräsern Ende Mai bis Ende Juni vereinzelt gefangen (J). Halticus apterus L.: an Leguminosen Anfang August bis Mitte September mehrfach gefangen (J). Plagiognathus arbustorum F.: von verschiedenen Kräutern von Juni bis Au- gust mehrfach gestreift ( J). Megalocoleus molliculus FALL.: an Achillea Anfang August vereinzelt ge- fangen (J). Orius niger WFF.: Anfang August mehrfach gestreift (J). Orius cf. horvathi REUT. Anfang August mehrfach gestreift (nur 99) (J). Orius minutus L.: Ende August mehrfach gestreift (J). Anthocoris nemorum L.: Anfang August mehrfach gestreift (J). Nabis myrmecoides COSTA: im August und September sehr häufig, im Juni und Juli Larven (J). Nabis pseudoferus REM.: an Gräsern im Mai, August und September häufig ( J). Nabis ferus L.: an Gräsern im Mai und Ende Juli bis September mehrfach ge- fangen (J). Nabis rugosus L.: an Gräsern von Mai bis September sehr häufig (J). Tingis crispata H. S.: an Artemisia im Juli mehrfach gefangen (J). Dictyla echii SCHRK. : von Mai bis September häufig (J). — 165 —

Berytinus clavipes F.: im Mai, Juni und August vereinzelt gestreift, im Januar aus Bodenstreu gesiebt. Die Art lebt normalerweise an Ononis-Arten, die aber in diesem Biotop nicht vorkommen (J?). Nysius senecionis ScHILL.: im Mai vereinzelt, im Juli häufig an Senecio und Erigeron (J). Platyplax salviae ScHILL.: Mitte Mai bis Mitte August häufig an Salvia pra- tensis (J). Acompus rufipes WFF.: im Mai/Juni und September mehrfach gefangen, lebt normalerweise an Valeriana. Stygnocoris pedestris FALL.: im August und September mehrfach gestreift (J). Scolopostethus thomsoni REUT.: im Mai ein Exemplar an Urtica (J). Mesocerus marginatus L.: von Juli bis Oktober häufig (J). Syromastes rhombeus L.: an Caryophyllaceen im Mai vereinzelt (J). Coriomeris denticulatus Scor.: im Mai/Juni und Ende Juli bis September häu- fig an Leguminosen (J). Corizus hyosciami L.: Ende Juli bis Oktober häufig auf Blüten (J). Myrmus miriformis FALL.: im September vereinzelt gestreift (J). Rhopalus subrufus GMEL.: an verschiedenen Wiesenpflanzen von Mai bis Sep- tember häufig (J). Rhopalus parumpunctatus ScHILL.: an verschiedenen Kräutern im Mai und August bis September häufig (J). Stictopleurus punctatonervosus Gz.: an Achillea, Senecio u. a. im Mai und Juli bis Oktober häufig (J). Stictopleurus abutilon R6sst: an Achillea, Senecio, Artemisia u. a. im Mai und September vereinzelt gefangen (J). Eurygaster maura L.: an Gräsern im Mai und Juli bis September vereinzelt ge- fangen (J). Piezodorus lituratus F.: im Juli ein Exemplar gestreift; die Art lebt an Luzerne und Coronilla (J). Aelia acuminata L.: an Gräsern von Mitte April bis Oktober häufig (J). Neottiglossa leporina H.S.: im September vereinzelt an Gräsern (J). Holcostethus vernalis WFF.: im Mai/Juni und September/Oktober häufig ge- streift (J). Dolycoris baccarum L.: im Mai/Juni und September mehrfach gefangen (J). Eurydema oleraceum L.: im Mai, August und September häufig (J). Coptosoma scutellatum GEOFFR.: an Coronilla u. a. häufig gefangen von Juni bis August (J). Gesamtzahl: 53 Arten, davon indigen: 49 (51?) Arten. Das reichhaltige Spektrum der Nährpflanzen und die offenbar für viele Arten günstigen klimatischen Bedingungen liefern die Grundlagen für Arten- und In- dividuenreichtum in diesem Biotop.

Arten, die nur in diesem Biotop gefunden wurden: Typische Heteropteren normaler Wiesen: Notostira elongata, Megalocoleus molliculus (Achillea), Nysius senecionis (Senecio), Myrmus miriformis, Neotti- glossa leporina, Orius niger, Orius minutus, Stygnocoris pedestris. Außerdem Deraeocoris ruber (Urtica u. a.) und Exolygus gemellatus (Artemisia). Als Irr- läufer ist Dicyphus pallidus anzusehen. — 166 —

V. Weitere Heteropterenfunde am Isteiner Klotz

Wanzen, die außerhalb dieser 8 Biotope gefangen wurden (in der Tabelle mit a bezeichnet): Megaloceraea recticornis GEOFFR.: an Glatthafer im Juni vereinzelt gestreift. Leptopterna dolobrata L.: an Gräsern (Dactylis, Phleum, Alopecurus) Mitte Juni vereinzelt gefangen. Brachytropis calcaratum FALL.: an Gräsern von Mai bis Juli vereinzelt ge- fangen. Trigonotylus cf. ruficornis GEOFFR.: an Gräsern Ende Juli vereinzelt gefangen. binotatus F.: an Gräsern Ende Juli vereinzelt gefangen. Ktenocoris singeri WAGN.: am Fuße des Sporns oberhalb des Friedhofes an Rumex Anfang August mehrfach gefangen. Die Art lebt normalerweise im Hoch- staudenried, vielleicht handelt es sich um verflogene Tiere aus dem Rheingebiet. Orthops cervinus H.S.: an Laubhölzern Ende Juli vereinzelt gestreift. Polymerus holosericeus HHN.: Mitte Juni bis Ende Juli vereinzelt an Galium gefangen. Capsodes gothicus L.: an verschiedenen Kräutern im Juni vereinzelt gefangen. Pseudoloxops coccineus M. D.: Ende Juli eine Larve von Esche gestreift (det. REMANE). Macrotylus solitarius M. D.: Ende Juli vereinzelt an Stachys silvatica. Poliopterus albipennis FALL.: an Artemisia im Juni vereinzelt gefangen. Auch für diese Art liegt der Erscheinungstermin der Imagines im Juni relativ früh. Psallus lepidus FIEB.: Ende Juni vereinzelt an Esche. Außerdem wurden noch zwei weitere Exemplare der Gattung Psallus gefan- gen, die sich keiner der mitteleuropäischen Arten zuordnen ließen: ein Tier liegt im Bau des Genital-Apparates zwischen den Arten cruentatus und masseei WOODR., das andere stimmt im Bau des Genital-Apparates mit keiner der bisher beschriebenen mitteleuropäischen Arten überein. Hoplomachus thunbergi FALL.: im Juni vereinzelt an Hieracium pilosella. Orius laticollis REUT.: Ende Juli einmal an Weide gefangen. Copium clavicorne L.: im Juni ein Exemplar an Teucrium chamaedrys gefan- gen. Lasiosomus enervis H. S.: im August vereinzelt gestreift. Peritrechus gracilicornis PUT.: im Februar aus Bodenstreu gesiebt. Ceraleptus lividus STEIN: im Juni vereinzelt unter Klee. Pentatorna rufipes L.: im Juni eine Larve gefangen. Rhaphigaster nebulosa PODA.: im Juli eine Larve gefangen. Stollia venustissima SCHRK.: im Juni und Oktober vereinzelt an Stachys.

VI. Wanzenfunde früherer Autoren im Gebiet des Isteiner Klotzes

Funde von MEESS (1900 und 1907) außer den bereits aufgeführten Arten: Dicranocephalus agilis Scor., Campylomma verbasci H. S., Megalonotus an- tennatus SCHIEL. , Eremocoris plebejus FALL., Rhinocoris erythropus L., Aradus truncatus FIEB., Aradus cinnamomeus PANZ., Hebrus pusillus FALL., Eurycolpus flaveolus STAL, Tingis cardui L. Einige dieser Arten könnten auch heute noch im Gebiet leben, da ihre Nährpflanzen vorhanden sind, z. B.: Dicranocephalus agilis — 167 —

(lebt an Euphorbia cyparissias), Rhinocoris erythropus (lebt räuberisch), Eury- colpus flaveolus (lebt an Bupleurum falcatum) und Tingis cardui (lebt an Cir- sium lanceolatum). Dagegen sind für andere der genannten Arten die Lebens- bedingungen im heutigen Gebiet des Isteiner Klotzen im engeren Sinne nicht vor- handen: es fehlen Kiefernbestände für Aradus cinnamomeus und Gewässer für Hebrus pusillus (s. u.). Außerdem führt MEESS einige Arten an, die man heute nicht mehr ohne wei- teres übernehmen kann, da die Artabgrenzungen sich inzwischen stark geändert haben: Carpocoris fuscispinus Box., Carpocoris nigricornis F. (in einigen Biotopen ließ sich Carpocoris purpureipennis nachweisen, in der Literatur sind dagegen nur wenige Funde für C. purpureipennis in Baden angegeben, auch SCHWOERBEL führt sie für den Spitzberg nicht auf, nennt statt dessen C. fuscispinus und C. pudicus. Das liegt daran, daß die Gattung Carpocoris erst kürzlich gründlich überarbeitet und damit eindeutige Artabgrenzungen geschaffen wurden [TAMA- NINI 1958]; Carpocoris purpureipennis ist aber wohl unsere verbreitetste und häufigste Art), Corizus capitatus FAB., Corizus conspersus FIEB., Corizus crassi- cornis, Scolopostethus cif finis SCHILL., Psallus variabilis FALL. Erschwert wird die Deutung dieser Angaben dadurch, daß MEESS als Fundort- angabe nur „Istein" schreibt. Da unter dieser Bezeichnung auch einige Arten auf- treten, die aufgrund ihrer ökologischen Ansprüche nicht auf dem Isteiner Klotz gefunden worden sein können (die uferbewohnende Hebrus pusillus und die an Pinus gebundenen Arten Aradus cinnamomeus und Eremocoris plebejus), scheint von MEESS ein größeres Gebiet als das in dieser Arbeit untersuchte als „Istein" bezeichnet worden zu sein.

VII. Vergleich der Biotope

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die in den verschiedenen Bio- topen gefangenen Wanzen. Dabei bedeuten:

a: außerhalb der Biotope gefangen ke: Kessel we: Weinberg ma: Wcinbergmauergebiet wa: Waldgebiet 1: vereinzelt gefangen wi: Solidago-Clematis-Wiese 2: mehrfach gefangen ce: Cerastietum 3: häufig gefangen lu: Luzernefeld 4: sehr häufig gefangen sp: Sporn

In den drei folgenden Spalten sind zum Vergleich dazu Funde vom Spitzberg (SCHWOERBEL 1966), vom Kaiserstuhl (mündliche Angaben von REMANE und eigene Fänge) und Funde anderer Sammler vom Isteiner Klotz (MEESS 1900 und 1907) aufge- nommen. Sb: Spitzberg Ks: Kaiserstuhl Is: Isteiner Klotz Außerdem wurden als Abkürzungen verwendet: D für Deutschland, ND für Nord- deutschland, SD für Süddeutschland, MD für Mitteldeutschland. Die Angaben zur Ver- breitung sind WAGNER (1952, 1966 und 1967) entnommen.

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VIII. Diskussion

In dem nur wenige Quadratkilometer großen Untersuchungsgebiet konnten während der stichprobenartigen Untersuchungen in den Jahren 1971 bis 1973 immerhin rund 140 Wanzenarten nachgewiesen werden. Fast alle festgestellten Arten dürften im Untersuchungsgebiet ansässig sein. Nur bei wenigen Arten mußte diese Frage wegen zu geringer Zahl gefangener Indivi- duen offenbleiben. Dabei zeigten die verschiedenen Biotope, mehr oder weniger korreliert mit ihrer jeweiligen ökologischen Vielfalt, sehr unterschiedlich hohe Arten- und auch Individuenzahlen. Die höchste Artenzahl fand sich in der Soli- dago-Clematis-Wiese (wi), die niedrigste auf dem Sporn (sp). Dasselbe gilt für die Individuenzahl. Vergleicht man die Summe von 140 Arten mit derjenigen der insgesamt aus Mitteleuropa bekannten (ca. 1050), so zeigt sich, daß mehr als ein Achtel aller mitteleuropäischen Arten in dem kleinen Gebiet des Isteiner Klotzen gefunden wurden. Das ist besonders bemerkenswert, weil das Untersuchungsgebiet natür- lich nur einen winzigen Teil der in Mitteleuropa existierenden chorologischen und ökologischen Bedingungen aufweist. (Dementsprechend fehlen einige Gruppen ökologisch spezialisierter Wanzen vollkommen: sämtliche Cryptoceraten [als Wasserbesiedler] und ebenso die wasseroberflächenbesiedelnden Amphibiocori- sae kommen nicht vor). Besiedler von Verlandungszonen, Hoch- und Nieder- mooren, Halophytenzonen, atlantischen und montanen Zwergstrauchheiden u. a. m. fehlen ebenfalls.) Schlüsselt man die gefundenen Arten nach der geographischen Lage ihres Ver- breitungsareals auf, so finden sich neben einer großen Zahl weitverbreiteter Arten wesentlich mehr Arten mit weiter südlich (mediterran bis submediterran) gelege- nem Hauptteil des Areals als solche mit ausgesprochen nördlicher gelegenem Areal — ein Befund, der nach den klimatischen und ökologischen Bedingungen des Untersuchungsgebietes zu erwarten war. Einige der gefundenen Arten haben nicht nur in Süddeutschland die Nordgrenze ihrer Verbreitung, sondern leben in diesem Gebiet nur noch an einzelnen Stellen. Der bemerkenswerteste Vertreter dieses „südlichen" Elementes in der Fauna des Isteiner Klotzes ist die mediterran verbreitete Miride Icodema infuscatum (FIEB.), für die dies die erste Fundmeldung zu sein scheint. Auch bei den beiden anhand mitteleuropäischer Literatur nicht determinierbaren Arten der Gattung Psallus FIEB. dürfte es sich um mediterran verbreitete Arten handeln. Von den sonstigen am Isteiner Klotz gefundenen Arten haben südlicher ge- legene Verbreitungs-Hauptareale: Phymata crassipes, Tingis crispata, Copium clavicorne, Ischnocoris hemipterus, Peritrechus gracilicornis, Ceraleptus gracili- cornis, Staria lunata, Neottiglossa leporina. Zahlreiche weitere (z. T. eurosibi- risch verbreitete) Arten kommen zwar noch bis Norddeutschland (z. T. sogar Schweden) vor, sind dort aber entweder selten oder fehlen in den nordwestlichen Gebieten der norddeutschen Tiefebene, z. B.: Megaloceraea recticornis, Dicyphus errans, Exolygus gemellatus, Polymerus holosericeus, Halticus luteicollis, Halti- cus apterus, Orthotylus interpositus, Macrotylus herrichi, Macrotylus solitarius, Chlamydatus evanescens, Orius laticollis, Cymus inelanocephalus, Platyplax salviae, Macroplax preyssleri, Eremocoris podagricus, Beosus maritimus, Apha- nus rolandri, Rhyparochromus alboacuminatus, Pyrrhocoris apterus, Syromastes rhombeus, Gonocerus acuteangulatus, Coriomeris denticulatus, Rhopalus sub- rufus, Rhopalus conspersus, Stictopleurus punctatonervosus, Stictopleurus abuti- — 178 —

Ion, Graphosoma lineatum, Rhaphigaster nebulosa, Holcostethus vernalis, Hol- costethus sphacelatus, Carpocoris purpureipennis, Arma custos, Legnotus lim- bosus,Coptosoma scutellatum. Allein die hier aufgezählten 42 Arten machen fast ein Drittel aller der im Rahmen dieser Arbeit festgestellten aus! Sehr lohnend wäre ein ausführlicher Vergleich der Heteropterenfauna des Isteiner Klotzes mit den Faunen ähnlicher „Wärme-Inseln", z. B. mit Kaiser- stuhl und Tuniberg, doch muß dazu eine eingehende Erforschung aller dieser Ge- biete abgewartet werden. Anhand der vorliegenden Ergebnisse läßt sich bereits mit Sicherheit belegen, daß der Isteiner Klotz auch aus der Insektengruppe der Heteropteren eine artenreiche Fauna mit hohem Anteil südlicher, im Gebiet nur noch inselartig ver- breiteter Arten besitzt. Gerade durch die geringe Ausdehnung des Gebietes wird es für spezielle Untersuchungen (Artenfluktuation) wichtig — nicht nur aus die- sem Grund sollte es vor Zerstörung oder auch nur weiterer Einengung sorgfältig geschützt werden!

IX. Zusammenfassung

Von 1971 bis 1973 wurden Untersuchungen über die Wanzenfauna (Hemi- ptera ) des Naturschutzgebietes Isteiner Klotz (Südbaden) durch- geführt. Auf dem nur kleinen Gebiet wurden dabei insgesamt 140 Arten fest- gestellt, von denen fast alle dort dauernd ansässig sein dürften. Die Verteilung der gefundenen Arten auf die unterschiedlichen Biotope wird dargestellt. Fast ein Drittel der dort lebenden Arten sind — der Klimatologie und dem Pflanzenkleid des Gebietes entsprechend — solche mit überwiegend südlicher gelegenem Ver- breitungs-Hauptareal. Mindestens eine dieser Arten — Icodema infuscatum (FIEB.) () — scheint bisher nicht aus Deutschland bekannt gewesen zu sein. Der Isteiner Klotz beherbergt also auch von der Gruppe der Heteropteren eine artenreiche Fauna mit einigen sonst kaum angetroffenen Arten. Ausführliche Untersuchungen sind zum genaueren Vergleich jedoch noch nötig, können aber nur im Fall der Erhaltung des Gebiets durchgeführt werden.

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(Am 29. 3. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen) Tafel 8

Fig. 1: Der Sporn in Richtung Süden.

Fig. 2: Die Vegetation des Sporn im Hochsommer.

Fig. 3: Das Weinbergmauergebiet.

Aufnahmen: R. DUDERSTADT. ROSE DUDERSTADT : Tafel 8 Untersuchungen zur Wanzenfauna des Isteiner Klotzes.

Fig. 3 Tafel 9

Fig. 1: Der Kessel.

Fig. 2: Der Weinberg.

Aufnahmen: R. DUDERSTADT ROSE DUDERSTADT : Tafel 9 Untersuchungen zur Wanzenfauna des Isteiner Klotzes.

Fig. 1

Fig. 2

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Min. bad. Landesver. Abb. Freiburg im Breisgau N. F. 11 2 181-195 Naturkunde u. Naturschutz 32-37 15. Dezember 1974

Die Köcherfliegen (Trichoptera) des Wutachgebietes

von

KARL EIDEL, Freiburg *

Mit Abb. 32 - 37

Im Vorwort des großangelegten Buches „Die Wutach" (SAUER & SCHNETTER 1971) schreiben die Herausgeber: „... Die Monographie soll aber auch die Lücken aufzeigen, die in der naturwissenschaftlichen Erforschung der Landschaft um die Wutach noch auf- zufüllen sind, und damit zu weiterer Arbeit anregen." überschaut man das Inhaltsver- zeichnis, so fällt sofort auf, daß dieser Hinweis — von wenigen Ausnahmen abgesehen — fast für den gesamten Bereich der Hydrobiologie gilt. Ein Beitrag von SCHWOERBEL (1971) gibt eine allgemeine Übersicht über das Vorkommen der Wasserorganismen im Wutachgebiet. Er schreibt einleitend: „Es ist merkwürdig, daß die Wutach niemals Ge- genstand einer eingehenden hydrobiologischen Untersuchung gewesen ist. Dies ist um so erstaunlicher, als das Wutachgebiet ein von Botanikern und Zoologen bevorzugtes Areal für faunistisch-ökologische Arbeiten war und noch immer ist." Vielleicht wirkten doch die vielen Berichte in Zeitungen und Zeitschriften über die katastrophale Verschmutzung der Wutach und das mehrmals im Jahr dort beobachtete Fischsterben so schockierend auf die Hydrobiologen, daß sie es vorzogen, ihre Aufmerksamkeit mehr naturnahen und unverdorbenen Gewässern zuzuwenden. — Sobald man irgendwo in die Schlucht ein- steigt, erkennt man bald, daß es dort auch noch eine Reihe anderer Lebensräume im Wasser gibt, deren Untersuchung neue Erkenntnisse bringen könnte, z. B. Sinterquellen an den Steilhängen, Schicht- und Druckquellen an der Flußsohle, herabstürzende Wasser- fälle in den Seitenschluchten und dazwischen stille Buchten, von Wasser nur leicht über- rieselte Felspartien usw.

In dem Abschnitt „Systematische Übersicht über die Wasserfauna der Wutach und ihrer Zuflüsse" hat SCHWOERBEL (1971) auch die Insekten aufgenommen. Es bleibt aber den Spezialisten unter den Entomologen vorbehalten, einzelne Klas- sen genauer zu untersuchen; dadurch erst wird man ein umfassendes Bild der Zu- sammenhänge, Abhängigkeiten, Lebensweisen, tiergeographischen Besonderhei- ten u. a. erhalten. über das Untersuchungsgebiet, wie es SCHWOERBEL (1971, S. 482) sich abge- steckt hat, kann man verschiedener Meinung sein. Eines ist sicher: Um ein so riesiges Areal auszuschöpfen, braucht es jahrelanger Sammelätigkeit und Beob- achtung. Vor allem sind es die langen Einzugsgebiete, die auch anderswo im Schwarzwald oder der Baar sein könnten und nur wenig mit dem Charakter einer Schlucht zu tun haben. Aber SCHWOERBEL wird seine Gründe für diese Wahl des Untersuchungsgebiets gehabt haben.

Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. KARL EIDEL, D-78 Freiburg i. Br., Hallerstr. 12. — 182 —

Beim Thema „Naturkundliche Monographie einer Flußlandschaft", wie der Beitext zum Wutachbuch heißt, hätten sich noch zwei andere Möglichkeiten an- geboten: 1. Man hätte sich auf den Flußlauf selbst beschränkt und zwar von der Quelle bis zur Mündung und hätte die Mündungsgebiete der seitlichen Zuflüsse mitein- geschlossen. Aus dieser Sicht wären außerordentlich interessante Ergebnisse zu erwarten gewesen. Nach Auffassung der Geographen gilt als „Quelle" der Ur- sprung des längsten Einzugsgebiets eines Flußsystems. Sie läge für die Wutach im „Grüble", d. h. zwischen Feldberg und Seebuck in einer Höhe von 1440 m. Von hier eilt das Seebächle zunächst durch die baumfreie Zone und stürzt als hoher Wasserfall hinunter zum Feldsee. Zahlreiche und auch gerade hydrobiologische Forschungsergebnisse der letzten Jahre haben bewiesen, daß man sich faunistisch wie floristisch in einem rein alpinen Gebiet befindet. Im weiteren Verlauf wären Feldsee (mit Feldseemoor), der Seebach im Bärental und schließlich der Titisee (mit dem Titiseemoor) miteinbezogen worden. Mit derselben Berechtigung wie die Untersuchungsstellen 24 und 25 bei SCHWOERBEL (1971, S. 482) hätten solche weiter oben, etwa am Gasthaus Löffelschmiede oberhalb des Titisees und am Rainmarteshof im obersten Bärental oder sogar an der Skihütte, 250 m über dem Feldsee in 1350 m Höhe, liegen können. Andere Beobachtungsstellen, wie etwa 8, 9, 10, 20, 27, 28 liegen weiter vom Flußlauf ab und wären aus diesem Grund weggefallen. 2. Die andere Möglichkeit würde sich beschränken auf die Wasserläufe, soweit sie durch die Schluchten und Klamms fließen, einschließlich der Quellen an den Steilhängen und ihren Abläufen, ferner würden Quellen mit sehr kurzen Quell- bächen über den Schluchten bis zum Steilabfall miteinbezogen. Unter dieser Be- trachtungsweise sind die Forschungsergebnisse des nachfolgenden Beitrags zu ver- stehen. Die Reihenfolge der Arten richtet sich nach BOTOSANEANU (1967). Auch an dieser Stelle möchte ich den Herren Dr. WALTER DÖHLER in Klingen- berg am Main und Dr. WOLFGANG TOBIAS in Frankfurt am Main, die bei einigen zweifelhaften Fällen zu Rate gezogen wurden, herzlich danken.

Familie Rhyacophilidae

Rh y ac op bila dorsalia GURT. syn. Rhyacophila persimilis MC LACH. syn. Rhyacophila obtusidens MC LACH. Die drei bezeichneten Arten werden heute unter einem Namen zusammen- gefaßt. Schon früher (EIDEL 1937, S. 44) kam ich nach Auswertung eines umfang- reichen Sammelmaterials vom Rhein (zwischen Kehl und Karlsruhe) zu dem Schluß, daß Rh. persimilis und Rh. obtusidens identisch sind. Heute hat sich aller- orts die Erkenntnis durchgesetzt, daß auch Rh. dorsalis miteinzubeziehen ist. Die laterale Chitingräte des g Genitals ist fast gerade, in der Mitte leicht aufwärts gebogen, die Endspitze sehr dunkel. Vorkommen: Unterlauf der Gauchach; Wutach, von Einmündung der Gauch- ach bis Achdorf, immer nur vereinzelt. — Flugzeit: Anfang August bis Anfang November.

Rh yacoph ila fasciata HAG. syn. Rhyacophila septentrionis MC LACH. Dort, wo der Lotenbach als „braver Waldbach" an der Straße von Bonndorf nach Gündelwangen (Höhe 780 m) entlangfließt, auch am Steilabfall in der — 183 —

Klamm, konnten einzelne Imagines gefangen werden. Die Art wurde oft mit Rhyacophila nubila ZETT. verwechselt, die ich selbst in den Schluchten noch nicht fand. Die Unterschiede werden sehr deutlich, wenn man einen der Genitalfüße des d entfernt; auch der Fortsatz des 9. Tergits ist ein gutes Artmerkmal. Anders wie bei der Zeichnung bei SCHMID (1970) sehen die lateralen Chitingräten des Penis von Rh. fasciata meiner Tiere aus: sie sind wesentlich kürzer, am Grunde breiter und die etwa in der Mitte sich befindlichen starken Dornen sind nach un- ten gerichtet (Abb. 32 u. 33). — Flugzeit: Juni/Juli.

Abb. 32: Rhyacophila fasciata HAG. Hinterleibsende des 8 (lateral) und Rückenschuppe (dorsal) nach SCHMID (1970) umgezeichnet.

Abb. 33: Rhyacophila nubila ZETT. Hinterleibsende des g (lateral) und Rückenschuppe (dorsal) nach SCHMID (1970) umgezeichnet.

Rhyacophila hirticornis Mc LAcx. Nur ein einziges d war die Ausbeute fleißigen Suchens. Die Fundstelle ist eine fast kreisrund erscheinende Kalksinterquelle mit einem Durchmesser von ca. 30 m. Sie liegt links oberhalb des Wanderwegs etwa in der Mitte zwischen der Stallegg- brücke und dem Räuberschlößle, hoch über der Wutach. Nachdem Rh. hirticor- nis im benachbarten Schwarzwald noch nicht gesehen wurde, scheint sie an Kalk gebunden zu sein. — Flugzeit: 29.6. 1967.

Rhyacophila obliterataMcLAcH. Bevorzugter Wohnraum sind die kleinen, steil abfallenden Bäche. Mit Aus- nahme der Lotenbachklamm, wo es häufiger vertreten war, fand man das Insekt — 184 — sonst nur immer vereinzelt. Es ist eine ausgesprochene Spätjahrsform, die Mitte September erscheint und noch Mitte November gesichtet werden kann.

Rhyacophila praemorsa MCLACH. Sehr selten ist Rh. praemorsa und nach meinen Beobachtungen außerordentlich empfindlich auf Wasserverunreinigungen. Aus diesem Grund sind die Imagines an den Ufern der Wutach nie gesehen worden. Sie scheint aber auch das kalk- haltige Wasser nicht zu lieben, denn in den Gneis- und Granitgebieten des Schwarzwaldes ist sie sehr häufig, während in der Lotenbachklamm unterhalb des großen Wasserfalls sich nur 2 8 (3 zeigten. — Flugzeit: Juli und August.

Rhyacophila pubescens PICT. Zum ersten Mal begegnete mir Rh. pubescens im Jahre 1951 bei Hausen im Donautal zwischen Beuron und Sigmaringen (1952, S. 283). Immer fand sie sich an kleinen Quellen, die an der Talsohle aus dem Weißen Jura (Malm) entsprin- gen. Im Schwarzwald, auf Urgestein und Buntsandstein, blieb jedes Suchen ohne Erfolg. Ich äußerte damals die Vermutung, daß sie auch weiter westlich im mitt- leren Wutachabschnitt, d. h. in einer anderen kalkreichen Formation, nämlich dem Muschelkalk, zu finden sein müßte. Im Jahre 1965 veröffentlichte TOBIAS eine Schrift mit dem Titel „Ergänzende Beobachtungen zur Trichopterenfauna des Südschwarzwaldes", worin er auch Rh. pubescens als „neu für den Schwarz- wald" anführte. Das war für mich eine Überraschung. Streng genommen, so mei- nen die Geographen, liegt die Lotenbachklamm, wo TOBIAS sie antraf, nicht mehr im Schwarzwald, sondern in der Baar, und jeder, der diesen schmalen Felsen- pfad entlang dem Lotenbach einmal hinaufstieg, konnte die auffallenden Kalk- sinterbildungen, die durch das herabfallende Wasser verursacht wurden, an den Felswänden beobachten. Die Orte Gündelwangen, das weiter westlich, und Göschweiler, das an der anderen Seite der Wutach liegt, gehören bereits zur Baar; denn, so wird bei den Geologen argumentiert, ist die Grenze Schwarz- wald/Baar an der Oberfläche dort, wo der Buntsandstein unter dem über- lagerten Muschelkalk verschwindet, und das ist noch weiter westlich. Zwar gibt es viele Stellen unten in der Wutachschlucht, wo die großen Blöcke von Buntsand- stein (z. B. oberhalb der Stalleggbrücke), ja sogar das Grundgebirge mit Bärental- granit (z. B. im Mündungsbereich des Lotenbach) anstehen, d. h. durch die erodie- rende Wirkung des Wassers sichtbar geworden sind. Trotz dieser Erscheinungs- formen rechnet man das Gebiet nicht mehr zum Schwarzwald. Bei meinen Unter- suchungen im Gebiet der Wutach und Gauchach konnte ich immer wieder fest- stellen, daß der Lebensraum von Rh. pubescens — ähnlich wie im Donautal — die kalkreichen Quellen und Quellbäche sind. — Flugzeit: Mitte Juni bis Ende September.

Rhyacophila tristis PICT. Mit einer Körperlänge von 5-6 mm gehört Rh. tristis zu den kleinsten Rhy- acophila-Arten überhaupt. Sie ist oft mit Rhyacophila aquitanica MC LACH. ver- wechselt worden, der sie in vielen Merkmalen ähnlich ist. Sicher wird die Deter- mination erst, wenn man — wie oben für Rh. fasciata angegeben wurde — einen Genitalfuß abtrennt. Der Vergleich der beiden folgenden Abbildungen (Abb. 34 u. Abb. 35) nach SCHMID (1970) macht die Unterschiede deutlich. Frisch ge- — 185 — schlüpfte Tiere sind hellbraun; später werden sie dunkelbraun bis schwarz. Die Larven bevorzugen die stark wasserführenden Seitenbäche zur Wutach und Gauchach. In der Wutach selbst leben sie nicht — oder besser gesagt: nicht mehr, dagegen in der Gauchach, die nur oben beim Gipswerk auf Gemarkung Döggin- gen zeitweise verschmutzt wird. — Flugzeit: Anfang Juni bis Ende August.

Abb. 34: Rhyacophila tristis PICT. Hinterleibende des g (lateral) nach SCHMID (1970).

Abb. 35: Rhyacophila aquitanica McLAcH. Hinterleibende des g (lateral) nach SCHMID (1970).

Rhyacophila vulgaris PICT. Von ihr liegen mir die meisten Aufzeichnungen vor. Der Grund dafür ist sicher in zwei Lebensgewohnheiten zu suchen: Einmal sind die Larven sehr anpassungs- fähig. Sie halten sich in den kleinsten Sinterquellen auf, die arm an Sauerstoff sind. Solche sieht man zahllos an den Steilhängen, sowohl hoch oben wie tief unten in den Schluchten. Dann kann man sie auch in den Druckquellen finden, die stark wasserführend sind und wenig über dem Flußspiegel der Wutach oder Gauchach zwischen Felsenspalten ihren Ursprung haben. Ihr Ablauf beträgt oft nur wenige Meter bis zur Verschmelzung mit dem vorbeiziehenden Fluß. Sie leben in den kleinen, ruhig dahinfließenden Bächen ebenso wie an Stellen stark strömenden Wassers, ja selbst an den Ufern der Wutach konnte ich einige Imagi- nes erbeuten (unterer Abschnitt der Schlucht bis zur Wutachmühle). — Der an- dere Grund ist die ungewöhnlich lange Flugzeit. Nach meinen Notizen beginnt sie Mitte Juli und dauert bis Ende Oktober. — 186 —

Familie Glossosomatidae

Glossosoma boltoni CURT. Über das Vorkommen dieser Art sind mir mehrere Stellen bekannt geworden, die im Einzugsgebiet der Gutach liegen. Die Bäche befinden sich durchweg im Bereich des Schwarzwaldes, d. h. auf Gneis und Granit. Im Muschelkalkgelände der Baar habe ich sie noch nicht entdeckt. — Hauptflugzeit sind die Sommer- monate.

Synagapetus dubitans McLAcH. Ganz in der Nähe des abbruchreifen ehemaligen „Kurhauses" von Bad Boll entspringt aus dem Boden eine Druckquelle. Hier und an dem klaren Bach, der das Wasser in einem kurzen Lauf zur Wutach hinführt, entdeckte ich mehrere d von S. dubitans. In der Rubrik 9 der Limnof auna Eu r op a ea zeichnet BOTOSANEANU (1967, S. 292) ein ? , d. h. „Der Fundort der Art ist nicht ein- deutig in diesem Gebiet (gemeint ist „Zentrales Mittelgebirge") zu lokalisieren; es besteht die Möglichkeit, daß er in einem benachbarten Gebiet liegt". Nachdem die Verhältnisse hier eindeutig klar sind, kann in die Rubrik das Zeichen 0 gesetzt werden, d. h. „Die Art ist in diesem Gebiet mit Sicherheit vorhanden, und zwar an mindestens einem Fundort . . .". — Flugzeit: Mai und Juni.

Agapetus delicatulus McLAcx. An der gleichen Stelle und am gleichen Tag ging mit Rhyacophila hirticornis MC LACH. auch A. delicatulus ins Netz. Das war ein großer Glücksfall, denn seit- her habe ich das Insekt in den Schluchten nie mehr gesehen. Für Deutschland wurde es zum ersten Mal aus dem Schwarzwald gemeldet (EinEL 1952, S. 283). „Schlecht bekanntes Areal", so bemerkt BOTOSANEANU (1967, S. 293). Vielleicht rührt das daher, weil es auch im europäischen Bereich sehr selten ist. In seiner Rubrik „Ökologie" müßte die Zahl 2 (= Quellen) ergänzt werden.

Agapetus fuscipes GURT. kenne ich von der Gauchachschlucht. Auch diese Art ist im ganzen Untersuchungs- gebiet selten, mit Ausnahme der Druckquellen an der Flußsohle, wohingegen viele Stellen an Quellen und Bächen des Schwarzwaldes mir bekannt geworden sind. — Flugzeit: Ende März bis Ende Juni.

Familie Hydroptilidae

Ptilocolepus granulatus PICT. Bekannt als typischer Quellenbewohner, jedoch ist die Anwesenheit in Kalk- sinterquellen wesentlich geringer als etwa in den überaus wasserreichen Bunt- sandsteinquellen des Nordschwarzwaldes. Die Quellbäche gehören ebenfalls zum Lebensraum der Larven. — Flugzeit in der Gauchadisdilucht: Juni und Juli.

Allotrichia pallicornis EATON Mit einer Körperlänge von 3h/2-4 mm und einer Flügelspannweite von 9 1/2 mm ist sie die kleinste Trichoptere in diesem Bereich. Ihr Entwicklungsraum — 187 — ist der untere Abschnitt der Gauchach. — Flugzeit: September und Oktober. Bei einer gezielten Forschung nach diesen unscheinbaren Hydroptiliden dürfte mit Sicherheit die eine oder andere Art noch zu erwarten sein.

Familie Philopotamidae

Philopotamus ludificatus McLAcH. und Philopotamus variegatus Scor. Beide Trichopteren sind schon mit bloßem Auge leicht zu unterscheiden. Die erstere ist sehr dunkel und die Vorderflügel auffallend gefleckt; die andere ist heller, Fühler und Taster gelblich. Ph. ludificatus kommt in jedem schattigen Waldbach vor, soweit er im Grundgebirge des Schwarzwaldes fließt. Kalkgebiete werden gemieden. Ph. variegatus ist in den Bächen auf beiden geologischen For- mationen äußerst selten (Verhältnis 1000:1). Von letzterer wurde ein (3 in der Lotenbachklamm, unterhalb des Wasserfalls am 2.7.1973 erbeutet.

W ormaldia occipitalis Es gibt im ganzen Untersuchungsgebiet keine Quelle, wo nicht W. occipitalis gesehen worden wäre. Sie ist überhaupt die häufigste Köcherfliege in diesem Bio- top und tritt an manchen Stellen, so z. B. an einer Quelle am rechten Ufer der Gauchach, 50 m oberhalb der Gaststätte „Burgmühle" geradezu massenhaft auf. — Flugzeit: Juni bis Mitte November (!).

Wormaldia subnigra McLAcH. Sie ist weit seltener und von der vorigen Art deutlich durch die dunkle Körper- farbe und andere Merkmale zu unterscheiden. In der mittleren Lotenbachklamm gehört sie zur Fauna hygropetrica. — Flugzeit: Juli.

Familie Hydropsychidae

Hydropsyche instabilis CURT. TOBIAS (1972) hat eine Neubearbeitung der Familie Hydropsychidae vorgelegt und damit eine Reihe von Verwechslungen der Arten und Meinungsverschieden- heiten unter den Trichopterologen ausgeräumt. Beim Studium dieser Schrift — es werden nur die Imagines berücksichtigt — kann man feststellen, daß die Unterschiede oft sehr gering sind und sicher auch in der Zukunft Fehldiagnosen nicht ausgeschlossen werden können. Noch schwieriger und unsicherer wird die Artzugehörigkeit der Larven zu beurteilen sein, ja man kann sagen: Nach dem heutigen Stand der Kenntnisse ist das nicht oder nur zum Teil möglich. Die hier gemachten Angaben beziehen sich aus diesem Grund auch nur auf gefangene Imagines. — Abgekäschert wurde H. instabilis in größerer Anzahl an einer Sumpfquelle, die ein Areal von etwa 400 m 2 umfaßt. Sie liegt etwa 100 m ober- halb der Straße Schattenmühle— Bonndorf, kurz vor der Einmündung in die Straße Gündelwangen — Bonndorf. Der Quellbach mündet von rechts in den Lotenbach. Die Art ist aber keineswegs auf Quellen beschränkt; sie wurde auch an der Wutach, 1 km vor Achdorf unterhalb eines Wehrs, und in der mittleren Gauchachschlucht (Burgmühle) gesammelt. — Flugzeit: Juli bis August. — 188 —

Hydropsyche pellucidula CURT. Die zweite Hydropsyche hat nach TOBIAS eine weite Verbreitung in Europa. Sie ist auch für einen Nichtspezialisten leicht an den auffallend großen lateralen Auswuchtungen — „Zahn des Phallus" — zu identifizieren. — Fundort: An meh- reren Stellen in der Wutachschlucht, u. a. wenig unterhalb des Rümmelestegs. — Flugzeit: Juni und Juli. Nachdem die guten Beschreibungen von TOBIAS vorliegen, die er mit hervor- ragenden Abbildungen versehen hat, werden in Zukunft vermutlich noch weitere Arten dieser Familie in den Schluchten entdeckt.

Familie Polycentropodidae Polycentropus flavomaculatus PICT. Von der Stalleggbrücke an bis Achdorf waren einzelne Imagines am Wutach- ufer ins Netz gegangen. Von den Seitenschluchten liegen mir keine Fundnotizen vor. Die Appendices praeanales sind beim 8 nicht „abgerundet viereckig", wie dies ULMER (1909, 5.47) beschreibt, sondern haben nach oben einen schmaler werdenden Fortsatz (Abb. 36). Die Gabel 3 des Vorderflügels ist sitzend oder gestielt, nie aber ist der Stiel länger als die Gabel. — Flugzeit: Mitte Juni bis Mitte August.

Abb. 36: Polycentropus flavomaculatus Picr. Appendix des g (lateral).

Familie Psychomyiidae Tinodes rostocki MCLACH. Die Imago wurde erstmals von dem berühmten Entomologen MAC LACHLAN (1874-1880, S. 420) beschrieben. Der Lebensraum sind die gut durchlüfteten schattigen Sturzbäche, wo man unterhalb von Wasserfällen eine besondere Dichte beobachten kann. Typisch ist die Lotenbachklamm, seltener die Gauchachschlucht. — Flugzeit: Mitte Juni bis Ende August.

Familie Brachycentridae

Micrasema longulum MCLACH. SCHWOERBEL (1971) traf ein 8 bei der Schattenmühle, oberhalb der Einmün- dung des Lotenbachs an, und ich selbst notierte ein einziges c3 in der Gauchach- schlucht, 200 m vor der Mündung. Man kann aus diesem Ergebnis den Schluß ziehen, daß das Insekt zu den selteneren Formen in den Schluchten gehört. — Flugzeit: Juni und Juli. — 189 —

Familie Limnephilidae

Apa' tania fimbriata Picr. Die Mitteilung, daß A. fimbriata nur ein einziges Mal ausfindig gemacht wurde, wird den Trichopterenkenner verwundern, denn im benachbarten Schwarzwald ist sie fast in jeder Quelle und jedem Bach zu sehen. Der Grund dieser Beob- achtung liegt vermutlich darin, daß die Lebensweise der Larve kalkhaltiges Was- ser nicht verträgt. — Fundort hier: Quelle von rechts an der Flußsohle der Gauchach, 200 m oberhalb der Burgmühle, gegenüber dem schmalen Felsenpfad (3 d d ). — Flugzeit: 3. 10. 1973.

Drusus annulatus STEPH. Sehr viele Aufzeichnungen in meinem Tagebuch liegen mir von D. annulatus vor. Es scheint, als könne sich die Larve den verschiedensten Gewässertypen an- passen. Sie ist in allen Quellformen, Quellbächen, gemächlich dahinziehenden Wald- und steil abfallenden Sturzbächen anzutreffen; dazu kommt, daß sie auch in leicht verschmutztem Wasser leben kann. Einzelne Orte anzugeben, würde zu weit führen. SCHWOERBEL (1971) notiert das Insekt vom unteren Abschnitt der Gauchach und von der Wutach, unterhalb der Einmündung der Gauchach. — Flugzeit in den Schluchten: Anfang August bis Mitte November (0; an den Quellen oberhalb der Steilhänge bereits Mitte Juni.

Drusus trifidusMcLAcH. Rein äußerlich ist diese Art leicht von der vorigen durch die geringere Körper- größe zu unterscheiden. Ein anderes gutes Erkennungsmittel sind die dunkel- braunen Flügel im Gegensatz zu den gelben von D. annulatus. Anders geartet sind auch die Lebensgewohnheiten, denn die Larve bewegt sich nur in den kalten Druckquellen, die an der Talsohle, wenige Meter vom Ufer entfernt, entspringen und gleich darauf ihre Wasser in den vorbeiziehenden Fluß ergießen. In keinem Fall zieht sie mit dem Wasser dort hinein. — Fundorte: Quellen bei Bad Boll, mittleren und unteren Gauchach, am linken Ufer der Wutach, und zwar am Weg Rümmelesteg —Wutachmühle, 50 m oberhalb der Abzweigung nach Bachheim. — Flugzeit: Mai bis August.

Ecclisopteryx guttulata PICT. Es gelang bisher nur der Fang eines einzigen d am Ufer der Gauchach etwa 200 m oberhalb der Burgmühle am 15.5. 1974.

Limnephilus extricatus McLAcH. Am Abfluß der Druckwasserquelle bei Bad Boll ging ein g in den Käscher. ULMER (1909, S. 263) schreibt für den Aufenthalt der Larven: „In reinen, lang- sam fließenden Bächen." Das würde hier zutreffen. BOTOSANEANU (1967, S. 301) dagegen, gibt in der Rubrik Ökologie das Zeichen 0, d. h. im „Süßwasser all- gemein, keine Spezialisierung". Nachdem ich L. extricatus auch vom Titiseemoor im Schwarzwald kenne, hat diese Angabe ebenfalls ihre Berechtigung. — Flug- zeit: 26. 5. 1953. — 190 —

Anabolia nervosa CURT. Niemand, selbst unter den Spezialisten, hätte vermutet, daß A. nervosa in der Wutachschlucht anzutreffen ist. BOTOSANEANU (1967, 5.302) vermerkt unter Ökologie: „Seen (stehende Gewässer allgemein)" und ULMER (1909, S. 256) schreibt: „In langsam fließenden Bächen ... mit Pflanzenwuchs und sandigem Grund." Beides paßt zu meinen bisherigen Beobachtungen im Schwarzwald. Wenn man aber einmal in der Zeit der Schneeschmelze oder nach einem starken Gewitterregen an den Ufern in der Schlucht stand und die Gewalt des hoch- gehenden, tosenden Wildwassers erlebte, glaubt man nicht mehr, daß A. nervosa darin haust. Man weiß, daß die Larve ihren Köcher aus kleinen Steinchen auf- baut und daran Holzteile befestigt (Abb. 37), die das Gehäuse spezifisch leichter machen, was bei ruhigem Wasser für das Tier günstig ist, was aber bei reißenden Fluten die Gefahr des Weggeschwemmtwerdens erhöht. — Fundorte waren: Wutach, 200 m oberhalb Schattenmühle und oberhalb Wutachmühle, mittlere Gauchachschlucht. — Flugzeit: September und Oktober.

Abb. 37: Gehäuse von Anabolia nervosa GURT.

Potamophylax latipennis GURT. Man ist sich heute in Fachkreisen immer noch nicht einig, ob P. latipennis CURT. und P. stellatus GURT. zwei „gute Arten" oder ob sie identisch sind. DöH- LER (1963, S. 20) meint: „P. stellatus GURT. (incl. P. latipennis CuRT.)", das be- deutet, man müßte sie zu einer Art zusammenfassen, während BOTOSANEANU (1967, S. 302) beide Namen getrennt aufführt, zwar mit dem Vermerk: „Nach mehreren Autoren — (zu ergänzen ist P. latipennis) — identisch mit P. stellatus CURT.; nach NEBOISS sind die Typen der 2 Arten identisch (latipennis hat Priori- tät)." Ich kenne den Typ P. latipennis von den Wasserfällen in der Lotenbach- klamm (1 (3). - Fugzeit: 3.10.1972.

Halesus radiatus interpunctatus ZETT. An einem unfreundlichen Oktobertag saß 1 9 versteckt zwischen dem Außen- verputz und einem Schlagladen der Pumpstation des kleinen Elektrizitätswerks bei der Burgmühle in der Gauchachschlucht, das einwandfrei als H. rad. interp. bestimmt werden konnte. Die Art ist in Europa weit verbreitet.

M e la mp o p hy la x melampus MC LACH. (früher Halesus melampus Mc LACH.) Als der englische Forscher MAC LACHLAN (1874-1880, S. 158) dieses Insekt beschrieb, nannte er als Fundorte die Schweiz (Airolo, Gotthard). Später kamen weitere Plätze dazu: Wallis und Murgtal (leg. FELBER), Piemont und Österreich (leg. NAVAS). Es hatte bis dahin den Anschein, als läge hier eine rein alpine Art vor. Dann aber wurde M. melampus im Mittelschwarzwald entdeckt (EIDEZ 1933, S. 564, S. 597 u. S. 612) und in der folgenden Zeit an mehreren Stellen des südlichen Schwarzwaldes, namentlich im Feldberggebiet. Während für den Auf- enthalt in den Alpen Höhen bis 2000 m angegeben wurden, lagen die Fund- — 191 — plätze im Schwarzwald wesentlich tiefer (600-900 m). Entscheidend für das Vorkommen scheint danach nicht die Höhenlage, sondern die Wassertemperatur zu sein. Im Untersuchungsbereich der Wutach konnte bis jetzt nur ein Ort aus- gemacht werden. Er liegt etwa 12 km Luftlinie östlich der Schwarzwaldgrenze, und zwar in der Gauchaschlucht, ca. 200 m oberhalb der Burgmühle. Nach dem heutigen Stand der Kenntnisse ist also der Schwarzwald mit der Baar das ein- zige Mittelgebirge in Europa, wo M. melampus vorkommt. Kaltes, sauberes, mittelmäßig bis stark fallendes Wasser und geringe Lichteinstrahlung scheinen hier den Aufenthalt zu begünstigen. — Flugzeit: 7. 10. 1972.

Melampophylax mucoreus HAGEN sy-n. Halesus guttatipennis MC LACH. Zwei ganz verschiedenen Biotopen gehört dieses Insekt in unserer engeren Heimat an. Zum ersten Mal fand ich es im Jahre 1947 am Rheinufer bei Brei- sach (Emu 1949, S. 384). Dort hat das Landschaftsbild in den letzten Jahren eine grundlegende Änderung erfahren und man wird heute vergebens nach ihm suchen. Durch die Ableitung des Wassers bei Basel vom ehemaligen Rheinstrom in das betonierte französische Kanalsystem war das Flußbett teilweise aus- getrocknet. Infolgedessen sank der Grundwasserspiegel ab, was erhebliche land- wirtschaftliche Schäden zur Folge hatte. Frankreich und die Bundesrepublik einig- ten sich schließlich auf die sogenannte „Schlingenlösung", d. h. es wird immer eine gewisse Menge Wasser dem Strombett zugeführt und außerdem bewahren Stauwehre das Wasser vor dem raschen Abfluß. Hydrologisch kann man sagen: Aus einer lebendigen Stromlandschaft wurden „Seebecken", die sauerstoffarm und mit Mengen von Schmutzstoffen gefüllt sind. Jedem Hydrobiologen ist klar, daß durch diese Wandlung die gesamte Fauna im ehemaligen Rheinstrom ver- nichtet wurde. Die Funde von M. mucoreus im Jahr 1947 berechtigen aber zu der Annahme, daß man das Insekt dem Bereich der „Flüsse und großen Ströme" zurechnen darf und das aber bedeutet, daß in der Rubrik „Ökologie" der Limno- fauna Europaea (BOTOSANEANU 1967, S. 303) zur Zahl 3 (d. i. „Bäche und kleine Flüsse") die Zahl 4 ergänzt werden müßte. — Der andere Biotop ist das rasch fließende klare Wasser der Gauchach, wo vor allem im Mittelabschnitt die Schlucht durch die hohen Felswände besonders eindrucksvoll ist. Hier konnten im Monat Oktober g d und yy in großer Zahl gefangen werden. Aber auch in der Wutach wurden Imagines, allerdings nur vereinzelt, beobachtet, z. B. 200 m oberhalb der Wutachmühle. Hier ist das Wasser durch die eingemündete Gauch- ach und zahlreicher anderer — weiter oberhalb zufließender — Seitenbäche und Quellen an der Flußsohle wesentlich reiner als etwa am Stallegger Elektrizitäts- werk oder im Verlauf der Gutach. Für den genannten Bereich des Vorkommens sei nochmals auf einen Eintrag in Limnofauna Europaea (1967, S. 303) hingewiesen. In der Rubrik 9 (= Zentrales Mittelgebirge) müßte das Zeichen 0, d. h. „die Art ist in diesem Gebiet noch nicht gefunden worden, muß aber mit großer Wahrscheinlichkeit von hier erwartet werden", durch das Zeichen • ersetzt werden, d. h. „die Art ist in diesem Gebiet mit Sicherheit vorhanden, und zwar an mindestens einem Fundort . ..". Das weitere Auftreten in Großbritan- nien, Holland, Belgien, der Schweiz und den Pyrenäen deutet darauf hin, daß M. mucoreus eine westeuropäische Art ist. Parac hiona picicornis PICT. = Hypnotranus picicornis SCHMID Eine in Nord- und Zentraleuropa weit verbreitete Art, die aber immer nur im Gebirge angetroffen wird. Unten in den Schluchten habe ich sie nie gesehen, da- — 192 — gegen auf der Hochebene der Baar, und zwar in Quellbereichen und an kleinen Bachläufen, die mit leichtem Gefälle durch schattige Waldbestände dahinziehen. Manche y sind kurzflügelig, d. h. die Flügel erreichen nicht das Hinterleibs- ende. — Flugzeit: Juni.

Enoicyla pusilla BURM. 50 m vor der Mündung des Lotenbach in die Wutach wurde 1 g dieser Art am 14. 9. 1974 gefangen. Bei sämtlichen Exemplaren, die ich vom Schwarzwald kenne, ist die Gabel I des Vdfl. sitzend, während die obige Imago eine deutlich gestielte Gabell zeigt, was bei englischen Tieren die Norm zu sein scheint.

Enoicyla reichenbachi Km,. syn. Enoicyla amoena HAGEN Sie ist unter den Trichopteren eine der wenigen Arten, deren Larven und Pup- pen terrestrisch leben, sich aber gerne an feuchten Stellen aufhalten. Der Fund eines einzigen d an der Gauchach, 200 m vor der Einmündung in die Wutach, ist deshalb bemerkenswert, weil bisher nur noch eine Stelle in Süddeutschland den Aufenthalt dieses Insekts anzeigte, nämlich das Rheinufer bei Rust (Emu. 1952, S. 285). Die Literatur berichtet übereinstimmend von einer „herbstlichen Form"; die Flugzeit bei uns lag in der ersten Hälfte des Monats Oktober.

Chaetopteryx villosa FABR. Es ist bekannt, daß von dieser Art eine kleine und eine größere Form existiert. Hier war nur die kleine Form zu sehen. Dabei ist auffallend, daß sehr viele Exemplare in bezug auf die Flügellänge brachypter sind, d. h. die Flügel reichen bei beiden Geschlechtern nur bis an das Ende des 6. Hinterleibsegments. In den Monaten Oktober und November dringen die Sonnenstrahlen nur noch kurz in die Schluchten. Es ist naß und frostig. Die Tiere gebrauchen nur selten die Flügel zu einem kurzen, unbeholfenen Flug; zumeist klettern sie über Geröll dem Ufer zu oder hängen träge an Schilf, Weiden und dergleichen.

Annitella obscurata Mc LACH. früher: Chaetopteryx obscurata Mc LACH. Sie ist im gesamten Gebiet weit verbreitet, vielleicht auch deshalb, weil die Larven an die Wasserqualität keine besonderen Anforderungen stellen. Neben einer vollflügeligen Rasse gibt es eine brachyptere. A. obscurata ist die häufigste Spätjahrsköcherfliege und kommt stellenweise geradezu massenhaft vor.

Familie Goeridae

Silo pallipes FABR. und Silo piceus BRAU. Für den Aufenthalt der Larven von S. pallipes schreibt ULMER (1909, S. 273): „In Bächen, auch der Ebene"; für S. piceus einschränkend: „In rasch fließenden Bächen (Gebirge)". Nach meinen Beobachtungen im Schwarzwald und der Rhein- ebene verhält es sich umgekehrt. Dies bestätigt sich auch hier. S. pallipes be- wohnt die gut durchlüfteten Bäche vorn Typ des Lotenbachs, während S. piceus ausschließlich in der — oft auch verschmutzten — Wutach (z. B. 100 m oberhalb der Wutachmühle) zu Hause war. — Flugzeit für beide Imagines: Juni/Juli. — 193 —

Familie Lepidostomatidae

Crunoecia irrorata GURT. Jede kleine Quelle, auch jede Kalksinterquelle, beherbergt die Larve von C. irrorata. Nach manchen Autoren führt sie eine semiterrestrische Lebensweise. Außerdem gehört sie dem hygropetrischen Biotop an. Vielleicht ist das auch die Ursache, warum in den starken Druckquellen an der Flußsohle keine Larven und keine Imagines anzutreffen waren. — Flugzeit: Mitte Juli bis Mitte September.

Familie Sericostomatidae

Sericostoma flavicorne SCHNEID. In meinen Aufzeichnungen habe ich notiert: „2. 7. 1966; unterhalb Rümmele- steg (Wutach) 2 g g und 1 9; Maxillartaster sehr prominent; untere Chitin- gräte kürzer als die obere; Fühler nicht geringelt." Das würde dem Typus S. tur- batum MCLACH. entsprechen. BOTOSANEANU (1967, S. 308) hat in die Bezeich- nung S. flavicorne die bisher als „gute Arten" beschriebenen Sericostomatiden S. turbatum MCLACH. und S. timidum HAG. einbezogen.

Familie Beraeidae

Beraea maurus CURT. An einer kleinen Kalksinterquelle in der Gauchachschlucht am Weg von der Wutachmühle zur Burgmühle, etwa 200 m oberhalb der Einmündung der Gauch- ach in die Wutach gelang das Einbringen eines g und eines 9. ULMER (1909, S. 244) gibt nach seinen Beobachtungen für die Larven einen ähnlichen Lebens- raum an: „Auf feuchten (überrieselten) Felsen und in Quellen." — Flugzeit: Juni/Juli.

Beraea pullata GURT. Der Lotenbach, der am „Schnepfenstand" in der Nähe von Bonndorf in 840 m Höhe seinen Ursprung hat, fließt zunächst als kleiner, schattiger Waldbach mit geringem Gefälle in nördlicher Richtung. Kurz vor dem Steilabfall zur Schatten- mühle und noch vor der Straße Gündelwangen —Bonndorf, unter welcher der Bach durchgeleitet wird, liegt der Fundort eines einzigen g. Nach den meisten Autoren bevorzugt B. pullata „Seen und stehendes Wasser allgemein". Ich selbst habe an mindestens 20 Plätzen im Schwarzwald und anderswo B. pullata immer nur an Bächen gesehen. Nach diesen eindeutigen Fundstellen müßte in der Rubrik „Ökologie" der Limnofauna Europaea (BOTOSANEANU 1967, S. 308) die Zahl 3 (= Bäche) ergänzt werden. — Flugzeit: Juni.

Erno de s vicina McLAcH. Drei Aufzeichnungen liegen mir von dieser Art vor: 1. Wutachschlucht: Kalk- sinterquelle am Weg zwischen Stalleggbrücke und Nägelefelsen; 1 g (29.6. 1967); 2. kleine Kalkquelle, 100 m über der Wutachsohle unterhalb von Bachheim; 1 d (26.7. 1966) und 3. Lotenbachklamm beim großen Wasserfall; einige g g (26. 7. 1972). Aus diesen wenigen Aufzeichnungen geht hervor, daß E. vicina zu den selte- — 194 — nen Köcherfliegen im Untersuchungsgebiet gehört. Im allgemeinen an Quellen angetroffen, was auch die Literatur ausweist, scheint sie auch in die Quellbäche einzuziehen (hygropetrische Form?).

Familie Odontoceridae Odontocerum albicorne Scor. Am 8. 7. 1965 sah ich bei der Einmündung der Haslach in die Gutach ein <3 und ein 9 in copula. An dieser Stelle zeigt sich in besonders auffälliger Weise, wie sehr die Gutach verschmutzt ist, in welche jahrzehntelang schon die ungereinigten Abwässer der Papierfabrik in Neustadt eingeleitet werden — im Gegensatz zur Haslach, die als sauberer Bergbach von Lenzkirch herunterkommt. — An dieser Stelle wechselt übrigens die Gutach ihren Namen und heißt fürderhin Wutach.

Zusammenfassung

Das Suchen und Finden von Köcherfliegen in den Schluchten und Klamms um die Wutach und Gauchach erbrachte 46 Arten. Zu ergänzen wären noch weitere 5 Arten, die SCHWOERBEL (1971, S. 493) in seinem Bericht über die „Hydrobio- logie des Wutachgebietes" erwähnt und die er in meinem Untersuchungsbereich gefunden hat; es waren: Rhyacophila nubila ZETT. Gauchach, unterer Abschnitt; Lotenbach, kurz vor der Einmündung in die Wutach; Wutach, oberhalb der Einmündung des Lotenbach. Halesus digitatus SCHRK. Gauchach, unterster Abschnitt; Wutach, unterhalb der Einmündung der Gauch- ach.

Halesus tesselatus RAMB. Gauchach, unterster Abschnitt. Allogamus auricollis PICT. Bei SCHWOERBEL noch Halesus auricollis PICT. Gauchach, unterster Abschnitt. Hydatophylax infumatus McLAcH. Bei ScHwoERBEI. noch Stenophylax infumatus MCLACH. Gauchach, unterster Abschnitt. Die von SCHWOERBEL gesammelten Insekten lagen mir zur Kontrolle nicht vor. Auf eine Anfrage schrieb er: „Die von mir aufgeführten und selbst gesammelten und bestimmten Imagines sind leider einer Hochwasserkatastrophe im Keller der alten Falkauer Station zum Opfer gefallen. Damals war der Keller mehr als halbvoll unter Wasser und alles, was hier an Sammlungsmaterial untergebracht war, gurgelte durcheinander und war nicht mehr zu retten." Zusammengenommen sind es also 51 Trichopterenarten, die bis heute fest- gestellt wurden. Ich betrachte dies keineswegs als Endergebnis, denn ich weiß, von wieviel Zufälligkeiten das Auffinden einer Art oft abhängt, sondern eher als einen Anfang, der jüngere Forscher anregen soll, die Anzahl der Insekten im Lauf der nächsten Jahre zu erweitern und zu ergänzen, über Lebensgewohnhei- ten zu berichten, um so das Bild abzurunden. — Besonders interessant war bei — 195 — dieser Arbeit die Tatsache, daß ein Wasserlauf seinen Weg über verschiedene geo- logische Formationen nimmt, was oft eine deutliche Veränderung der Fauna zur Folge hatte. So blieben manche Arten, die im westlich benachbarten südlichen Schwarzwald mit Gneis und Granit als Unterlage noch häufig gesehen wurden, im Muschelkalk ganz aus, während andere Arten das kalkreiche Wasser beson- ders bevorzugten. Auffallend arm war die Trichopterenfauna in Gewässern über der Buntsandsteinformation.

Schrifttum:

BOTOSANEANU, L.: Trichoptera. — In: J. ILL1Es, Limnofauna Europaea. Eine Zusammen- stellung aller die europäischen Binnengewässer bewohnenden mehrzelligen Tier- arten mit Angaben über die Verbreitung und Ökologie, S. 285-309, Stuttgart (Fischer) 1967. DÖHLER, W.: Liste der deutschen Trichopteren. — Nachr.-B1. bayer. Ent., 12, S. 17-22, München 1963. EIDEL, K.: Beiträge zur Biologie einiger Bäche des Schwarzwaldes mit besonderer Be- rücksichtigung der Insektenfauna der Elz und Kinzig. — Arch. Hydrobiol., 25, S. 543-615, Stuttgart 1933. Beiträge zur Insektenfauna des Rheins. — Beitr. naturk. Forsch. Südwestdeutsch- land, 2, 1, S. 40-48, Karlsruhe 1937. Trichopterenstudien im Schwarzwald 1947. — Arch. Hydrobiol., 42, S. 377-387, Stuttgart 1949. Beiträge zu Badens Trichopterenfauna. — Mitt. Bad. Landesver. Naturk. u. Na- turschutz, N. F. 5, 6, S. 283-287, Freiburg i. Br. 1952. MC LACHLAN, R.: A monographic revision and synopsis of the Trichoptera of the Euro- pean fauna, S. 1-523, London (Voorst) und Berlin (Friedländer & Sohn) 1874 bis 1880. SAUER, K., F., J. & SCHNETTER, M.: Die Wutach. Naturkundliche Monographie einer Flußlandschaft, herausgeg. i. Auftr. d. Bad. Landesver. Naturk. u. Naturschutz, Freiburg i. Br. 1971. SCHMID, F.: Le genre Rhyacophila et la famille des Rhyacophilidae (Trichoptera). — Memoires Societe entomol. Canada, 66, 1970. SCHWOERBEL, J.: Hydrobiologie des Wutachgebietes. — In: Die Wutach. Naturkundliche Monographie einer Flußlandschaft, S. 481-500, Freiburg i. Br. 1971. TOBIAS, W.: Ergänzende Beobachtungen zur Trichopteren-Fauna des Südschwarzwal- des. — Ent. Z., 75, S. 249-269, Stuttgart 1965. — Zur Kenntnis europäischer Hydropsychidae. — Senckenberg. biol., 53, 3/4, Frank- furt 1972. ULMER, G.: Trichoptera. — In: A. BAUER, Süßwasserfauna Deutschlands. Eine Excur- sionsfauna (5/6), S. 1-326, Jena (Fischer) 1909.

(Am 27. 4. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

— 197 —

Mitt. bad. Landewer. 1 Taf. Freiburg im Breisgau N F 11 2 197-201 Naturkunde u. Naturschutz . . 1 3 15. Dezember 1974

Zweiter Nachtrag zur Hautflüglerfauna im badischen Raum*

von

RUDOLF GAUSS, Kirchzarten' *

Mit Tafel 10

Zur Hautflüglerfauna des badischen Raumes wird ein weiterer Nachtrag vor- gelegt, der in erfreulicher Weise zeigt, daß trotz erheblicher und einschneidender Umweltveränderungen und Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen noch immer für unser Gebiet, teilweise für die Bundesrepublik und sogar für Westeuropa neue Insektenarten festgestellt oder auch früher schon seltene Arten wiedergefunden und bestätigt werden. Außer aculeaten werden diesmal auch zwei nichtaculeate Familien aufgeführt, die in Europa mit nur je zwei Arten vertreten sind, von denen jeweils eine außer- ordentlich selten und für unser Gebiet noch nicht bekannt waren. Es handelt sich hier um Leucospidae (Überfam. Chalcidoidea) und Ibaliidae (Überfam. Cynipoidea).

Familie: Chrysididae Gattung: Chrysis LINNE hybrida LEP.: Die in Deutschland bislang nur aus dem Südosten bekannte und dort seltene Art, die in ihrer Farbenpracht wohl zu den schönsten Gold- wespen zählt, wurde am 31. V. und 3. VI. 1973 von Freund W. PERRAUDIN auf dem Schönberg bei Freiburg i. Br. in je einem y und g erbeutet und am 12. VI. vom Verfasser durch Beobachtung mehrerer Exemplare und den Fang eines bestätigt. Als Wirt dürfte die dort auch nistende Osmia caementaria GERST. in Frage kommen.

sculpturata MocKs.: Diese südliche und in Deutschland bislang unbekannte Art hat ebenfalls PERRAUDIN am 14. VII. 1967 in Bad Krozingen in einem 9 gefangen und damit erstmals für unseren Raum nachgewiesen. Das Tier wurde jetzt bei der Aufarbeitung des als „gewöhnliche ignita" angesehenen Materials bei der Nachbestimmung durch W. LINSENMAIER, Ebikon, entdeckt und als diese Seltenheit determiniert.

Aus der Fachschaft für Entomologie des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz, Freiburg i. Br. und der Abt. Waldschutz d. Forstl. Vers.- u. Forsch.- Anstalt Baden-Württemberg, Wittental. '>"- Anschrift des Verfassers: Oberamtsrat R. GAUSS, D-7815 Kirchzarten, Burgerstr. 6. — 198 —

Familie: Sapygidae Gattung: Sapyga COSTA similis FABR.: Die im Verzeichnis 1967 als neu für Baden bezeichnete Keu- lenwespe wurde vorn Verfasser in weiteren ?? am 15. VI. 1970 und am 9. VI. 1971 in Wittental gefangen. Beide Tiere saßen an Fichtenstammstücken, die in verlassenen Holzwespengängen Osmia rufa LINNE, aber auch verschiedene Speciden-Arten beherbergten.

Familie: Mutillidae Gattung: Myrmilla WESM.

calva VrLL.: Diese für unseren Raum erstmals 1957 bei Lahr von ZIRNGIEBL nachgewiesene Trugameise konnte vorn Verfasser am 30. IV. 1972 bei Burk- heim (Kaiserstuhl) durch Fang eines 9 bestätigt werden.

Familie: Pompilidae Gattung: Dipogon Fox monticolum WAHIS: Die im Verzeichnis 1967 unter austriacum WOLF aufge- führte Art kommt bei uns nicht vor, sondern im südosteuropäischen Raum. Bei der hier aber gemeinten Art handelt es sich um D. monticolum WAHIS, eine tatsächlich für Baden und Westdeutschland neue Wegwespenart, wie Verfasser von WAHIS freundlicherweise nachbestimmt und auch von WOLF bestätigt wurde.

Gattung: Calicurgus LEE. hyalinatus (FABR.): In seiner ausgezeichneten Publikation „Pompilidae" in der Reihe „Insecta Helvetica" hat WOLF bei dieser Art neben einer var. duplono- tatus BLÜTHG., die nach einem Exemplar mit zwei weißen Flecken auf dem Pronotum benannt war, eine weitere var. strittianus WOLF mit zwei weißen Flecken auf dem Clypeus benannt. Um unser Institut herum hat Verfasser in den Jahren 1963 bis 1971 insgesamt 23 g gefangen (auch bei den var. handelt es sich nur um e d ), von denen 10 (43,5 °/0) vollkommen schwarz, also Nomi- natform, 3 (13,1 0/o) var. duplonotatus, 3 (13,1 O/o) var. strittianus sind. Die restlichen 7 d g haben nun sowohl auf dem Clypeus als auch auf dem Prono- tum je zwei weiße Flecke (30,3 °/o). Dies Ergebnis, das als wohl aus einer Population stammend bezeichnet werden kann, wirft zwingend die Frage auf, ob weitere Variationen zu benennen sind oder alle Färbungsunterschiede in der Variationsbreite der Art liegen und daher nicht benannt werden sollten, zumal nach MAYR, 1967, die „besonders gern und oft willkürlich in der Ento- mologie gebrauchte" Benennung var. als nicht eindeutig überhaupt abzulehnen ist. Familie: Vespidae Gattung: Polistes LATR. bischoffi (WEYR.): Diese der Untergattung Leptopolistes Brü-r-Ho. angehörende Polistine, die im Verzeichnis 1967 als neu für Baden und Deutschland gemeldet wurde, ist inzwischen in Anzahl im Kaiserstuhl von mehreren Orten vom Ver- fasser, am Hohentwiel und bei Weiler am Bodensee von E. SENF und wiederum vom Verfasser in Wittental bestätigt worden, wobei in letztgenanntem Fund- ort im September 1970 an einem einzigen Solidago-Strauch 16 g a und 3 99 erbeutet werden konnten, in den Folgejahren aber nichts beobachtet wurde. — 199 —

Gattung: Leptochilus SAUSS. alpestris (SAuss.): Diese südliche Eumenine, die bei uns als selten aus dem Bau- land (BALLES) bekannt war, wurde am 8. VII. und 25. VIII.1972 in einem c3 und einem 9 von E. SENF auf dem Hohentwiel gefangen.

Gattung: Eumenes LATR. dubius sareptanus ANDR., im Verzeichnis 1967 als selten für das Rheinvorland und den Kaiserstuhl angegeben, wurde von E. SENF in mehreren Exemplaren am 19. IX. 1971 beim Mindelsee-Ried/Ostrand-Bodanrück gefangen, wo SENF im Dezember auch zwei verlassene Lehmpillen an Grashalmen fand.

Familie: Sphecidae Gattung: Gorytes LATR. bicinctus Rossi: Diese seltene Sphecide, von LEININGER und STRITT vom nörd- lichen Rheinvorland gemeldet, fing Verfasser in einem 9 am 7. IX. 1973 in Wittental.

bilunulatus COSTA: Diese wie die vorgenannte Art zur Untergattung Lestipho- rus LEP. gehörende Grabwespe wurde bislang nur in einem Exemplar in Thü- ringen durch SCHMIEDEKNECHT für Deutschland nachgewiesen. Am 28. VIII. 1971 fing Verfasser ein vollkommen frisches c3 im Geroldstal bei Kirc hzarten (Schwarzwald) und konnte diese Art auch für den südwestdeutschen Raum nachweisen (Taf. 10).

Gattung: Psenulus KOHL schencki (TouRN.): Von dieser Art fing ich am 7. VI. 1968 in Wittental ein Pärchen in Kopula, dessen a vollkommen der Artdiagnose entsprach. Das aber hatte nicht den feinst nadelrissig in Längsrichtung gestreiften Metathorax wie normale 99, sondern ähnlich dem der 5 S, nur war er noch stärker skulp- turiert und grob und tief netz- oder wabenartig gerunzelt. K. SCHMIDT (1971) stellt einen derartigen Metathorax von einem von SCHENCK als Psen. fulvi- cornis nov. sp. (1857) beschriebenen Einzelstück dar. Es ist beinahe anzuneh- men, daß das ScHENcK'sche Tier ebenso wie das vom Verfasser in Kopula mit normalem schencki- c3 angetroffene 9 lediglich monströs chitinisierte Stücke der Art P. schencki (TouRN.) sind.

Gattung: Passaloecus SHucx. insignis (VD. LIND.) (= roettgeni VERH.): Von dieser kleinen Sphecide fing ich am 8. V. 1972 in Wittental ein nicht ganz 4 mm großes 5, das wegen seiner Kleinheit (normale Stücke sind 5-6 mm groß) Färbungs- und Oberflächen- struktur-Abweichungen aufweist, die eine Bestimmung fast unmöglich machen, wenn nicht das gute Merkmal der Kiele auf der Antennenunterseite so exakt ausgeprägt wäre.

Gattung: Trypoxylon scutatum CHEVR.: Von diesem seltenen Spinnenjäger, den bisher nur STROHM aus dem Kaiserstuhl nachgewiesen hat, fing Verfasser am 21. VI. und 24. VIII. 1970 ein d und drei 99 von einem am Boden liegenden trockenen, teils ver- morschten Obstbaumast bei Schelingen (Kaiserstuhl). — 200 —

Gattung: Crabro FABR. alpinus IMH.: Diese seltene und erst in fünf Exemplaren aus dem Schwarzwald nachgewiesene Sphecide fing ich am 25. VI. 1970 im Forstdienstbezirk Schmelz- platz des Forstamtes Kirchzarten auf demselben Stein, der mir am 3. VI. 1969 ein ö beschert hatte, je ein ö und 9.

Überfamilie: Cynipoidea (Gallwespenartige)

Familie: Ibaliidae Gattung: lbalia LATR.

leucospoides HOCHENW. : Dieser nicht seltene Nadelholzwespen-Parasit wird vom Juli bis Oktober in allen Nadelwäldern angetroffen, so daß Einzeldaten sich hier erübrigen. Erwähnenswert ist aber, daß, zumindest in unserem Fang- material, die 99 uni das fünffache stärker als die d 5 vertreten sind. drewseni BORR.: Die zweite Vertreterin ihrer Gattung wurde bislang in Eu- ropa erst von 18 Fundorten bekannt, davon in Deutschland einer bei Han- nover. Ein weiteres Stück konnte Verfasser als 9 am 3. V. 1967 von einem Fichtenstamm am Schluchsee (Schwarzwald), der stark von der Holzwespe Sirex juvencus LINNE befallen war, fangen.

Überfamilie: Chalcidoidea (Erzwespenartige)

Familie: Leucospidae Gattung: Leucospis FABR. dorsigera FABR.: Die häufigere der beiden Arten, die wegen der Größe, der Schwarzgelb-Färbung und der längsgefalteten Flügel eher an Vespiden als an Erzwespen denken lassen, wurde vom Verfasser im Schwarzwald, im Rhein- vorland, im Kaiserstuhl und bei Hockenheim von Juni bis August in drei und sechs yy gefangen. gigas FABR.: In Deutschland soll diese größte Chalcidide 1805 nach LATREILLE bei Mainz gefunden worden sein. Dieser Fund wurde aber nicht bestätigt oder belegt. Daher ist es von einigem Interesse, daß vom Verfasser am 28. VII. 1970 auf der Rheininsel bei Ketsch, Nordbaden, ein 9 auf einer Umbelliferenblüte gefangen wurde, zunächst auch als Vespide angesprochen!

Schrifttum:

DE BEAUMONT, J.: Sphecidae, in: Insecta Helvetica, 3 (Fauna). — Schweiz. ent. Ges., Zürich 1964. BERLAND, L.: Faune de France, 10, Hymenopteres vespiformes I (Sphegidae, Pompili- dae, Scoliidae, Sapygidae, Mutillidae). — Paris 1925. BERLAND, L. & BERNARD, F.: Faune de France, 34, HymLopteres vespiformes III (Clep- tidae, Chrysidae, Trigonalidae). — Paris 1938. GAUSS, R.: Verzeichnis der im badischen Gebiet bekanntgewordenen acuelaten Haut- flügler und Goldwespen (Hymenoptera) sowie von stylopisierten Arten. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 9, S. 529-587, 1967. GAUSS, R. & PERRAUDIN, W.: Neufunde, Nachträge und Berichtigungen zur Hautflügler- fauna im badischen Gebiet. — Ibid., N. F. 10, S. 355-363, 1970. LINSENMAIER, W.: Revision der Familie Chrysididae (Hymenoptera). — Mitt. schweiz. ent. Ges., 32, S. 1-240, 1959. — 201 —

MAYR, E.: Artbegriff und Evolution. — Verl. Parey, Hamburg u. Berlin 1967. SCHMIDT, K.: Beiträge zur Kenntnis der Hymenopterenfauna des Mittelrheingebietes, insbesondere des Mainzer Sandes. — Mz. naturw. Arch., 8, S. 292-302, 1969. - Die Grabwespen-Typen A. SCHENCK'S in der Sammlung C. L. KIRSCHBAUM im Landesmuseum Wiesbaden. — Beitr. Ent., 21, 61-66, 1971. - Passaloecus clypealis FABSTER in Ost-Holstein. — Schr. naturw. Ver. Schlesw.- Holst., 41, S. 73-79, 1971. SPRADBERY, J., P.: The biology of Ibalia drewseni Borries (Hymenoptera: Ibaliidae), a parasite of siricid woodwasps. — Proc. Royal entom. Soc. London, 45, S. 104 bis 113, 1970. WOLF, H.: Pompilidae, in: Insecta Helvetica, 5 (Fauna). — Schweiz. ent. Ges., Zürich 1972.

(Am 8. 4. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen) Tafel 10

Gorytes (Lestiphorus) bilunulatus COSTA, g, eine für Westdeutschland neue Grabwespe. Zeichnung: R. GAUSS. RUDOLF GAUSS: Tafel 10 Zweiter Nachtrag zur Hautflüglerfauna im badischen Raum.

— 203 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau 1 N. F. 11 - Naturkunde u. Naturschutz 1 2 1 233 209 15. Dezember 1974

Schwebfliegen als Blütenbesucher an Umbelliferen (Diptera, Syrphidae)

von

KURT KORMANN, Walzbachtal*

Die Umbelliferen zählen unter den Blütenpflanzen zu den bedeutendsten Nah- rungsquellen für Dipteren, von denen die Syrphiden einen großen Teil der Be- sucher bilden. Die Anziehungskraft großflächiger Blütenstände, die manchmal von vielen Fliegen umschwärmt und belagert sind, aber auch die kurze Blüten- röhre und die dadurch leichte Erreichbarkeit des Nektars sind Gründe für einen überdurchschnittlichen Blütenbesuch. In der Literatur werden die Umbelliferen, sofern der Blütenbesuch berührt wird, mit an erster Stelle genannt. So zählt SACK (1930) ca. 50 verschiedene Arten auf. Für Südwestdeutschland sind nur wenige Angaben über Blütenbesuch zu finden und SCHUMACHER (1968) gibt nur eine Art für Umbelliferen an. Wenn auch allgemein eine gute Kenntnis der Besucher besteht, so wird jedoch nicht die Abundanz der einzelnen Arten im Zusammenhang innerhalb eines ge- wissen Biotops erfaßt, der für die Zusammensetzung der Fauna charakteristische Züge prägt. Nur durch Beobachtungen an verschiedenartigen Biotopen können Vergleiche angestellt, ständige und gelegentliche Besucher ermittelt und für ein- zelne Arten eine gewisse Artstetigkeit abgeleitet werden. Der vorliegende Bei- trag bildet nur einen Anfang, da erst durch die Vielfalt von Beobachtungen ein klares Bild gewonnen werden kann. Als Beobachtungspflanzen wurden Aegopodium podagraria, Daucus carota, Heracleum sphondylium, Torilis japonica und Pastinaca sativa ausgewählt, die auch in der Literatur hauptsächlich erwähnt werden. Aegopodium ist durch die frühe Blütezeit unter den häufigen Umbelliferen, die in der Übergangszeit der Frühlings- und Sommerpflanzenwelt liegt, für Blütenbesucher eine reiche Nah- rungsquelle. Chaerophyllum temulentum, zur selben Zeit zwischen Hecken und schattigen Plätzen blühend, wird nicht so häufig angeflogen, hat aber dieselbe Artenzahl aufzuweisen. Beobachtungen werden hier nicht angeführt. Die übrigen genannten Pflanzen geben durch ihr massenhaftes Auftreten der sommerlichen Landschaft ihr Gepräge. Sie gehören in dieser Jahreszeit zu den bedeutendsten Nahrungspflanzen der Dipteren. Im wesentlichen wurde direkt beobachtet. Nur schwierig zu unterscheidende, leicht zu verwechselnde und seltene Arten wurden gefangen und nach SACK (1930) und SfiGUY (1961) bestimmt. Bei wenigen Arten der Gattung Chilosia läßt sich durch Beobachten eine einwandfreie Diagnose stellen, und so wird die Artenzahl

Anschrift des Verfassers: K. KORMANN, D-7519 Walzbachtal 2, Waldstraße 45. — 204 — höher liegen, da nur Fliegen mit erkennbaren Unterscheidungsmerkmalen ge- sammelt wurden.

Blütenbesucher an Aegopodium podagraria Beobachtet wurde an zwei Biotopen zu verschiedenen Zeiten und unterschied- licher Lage. Es sollte sich dadurch zeigen, ob und wie sich die beiden Faktoren auf den Blütenbesuch auswirken.

Biotop I liegt ca. 1 km östlich von Jöhlingen bei Karlsruhe, etwa 40 in vorn Wald (Misch- wald) entfernt an einem Feldweg entlang eines Rapsfeldes, das zur Beobachtungs- zeit fast verblüht war. An den Bestand von Aegopodium podagraria, mit einer Ausdehnung von 5-6 m auf 2 in, schließen sich Hecken von Rubus fruticosus an, zwischen denen sich kleinere Bestände der Beobachtungspflanze befinden. Außer kleineren Flecken von Galium mollugo sind keine nennenswerten Konkurrenz- pflanzen vorhanden. Beobachtungszeitraum: 7.6. — 10. 6.1973. Beobachtungszeit: 10-16.00 Uhr. Bemerkung: Beobachtet wurde 1 9 von Vespa silvestris, das sich auf die Blü- tendolden stürzte, um Fliegen zu fangen.

Artenliste: Pipiza lugubris FABR. vereinzelt. Heringia virens FABR. nicht selten (Umbelliferen, SACK 1930). Chilosia variabilis PANZ. vereinzelt (Umbelliferen, SACK 1930). Chilosia barbata LOEW häufig. Chilosia illustrata HARR. vereinzelt (Umbelliferen, SACK 1930). Chilosia albitarsis MEIG. 1 (3. Platychirus peltatus MEIG. nicht selten (auf Dolden, SACK 1930). Episyrphus compositarum VERR. 1 c3. Epistrophe diaphana ZETT. 1 (3. Sphaerophoria scripta L. nicht selten. Chrysotoxum cautum HARR. 1 9. Chrysotoxum vernale LOEW vereinzelt (Doldenblumen, SACK 1930). Chrysotoxum festicum L. 1 6'. Chrysotoxum bicinctum L. vereinzelt (Pastinaca, Pimpinella, SACK 1930). Volucella bombylans f. bombylans L. 1 9. Volucella pellucens L. vereinzelt. Eristalornyia tenax L. vereinzelt. Eristalis arbustorum L. sehr häufig (Dolden, SACK 1930). Eristalis nemorum L. 1 g . Eristalis pertinax Scor. häufig (Dolden, SACK 1930). Myiatropa florea L. sehr häufig. Eumerus strigatus FALL. 1 a . Syritta pipiens L. vereinzelt (Umbelliferen, KORMANN 1973). Myiolepta luteola GMELIN 1 9.

Der Blütenbesuch war zahlen- und artenmäßig sehr gut, während er sonst an anderen Biotopen etwas schwächer war. Es ist möglich, daß die Fliegen durch das Rapsfeld ein besonders gutes Nahrungsangebot fanden, jedoch nach dem Ver- blühen von Aegopodium podagraria angezogen wurden. Regelmäßig wurden Eristalis arbustorum, pertinax und Myiatropa florea sowie Fliegen der Gattung — 205 —

Chilosia angetroffen. Auffallend war das vereinzelte Auftreten von Chilosia illu- strata, die sich sonst sehr häufig auf Umbelliferen einfindet. Biotop II befindet sich ca. 2 km westlich von Jöhlingen und wurde schon beschrieben (KoR- MANN 1973). Der Bestand von Aegopodium podagraria, ca. 4 auf 5 m, liegt zwi- schen jungen Fichten, der aber im Vorjahr nicht zum Blühen kam. An Konkur- renzpflanzen ist nur eine Asternart in unmittelbarer Nähe (kaum Blütenbesuch), sonst nur Lamium album und Vicia spec. (nur von Hummeln und Bienen be- sucht).

Beobachtungszeitraum: 17. 6. — 1.7.1973. Beobachtungszeit: 10-18 Uhr. Bemerkung: Es wurden mehrere Exemplare von Stratiomyia potamida aus der Familie Stratiomyidae gefangen, eine sonst nur selten zu beobachtende und wun- derschöne Art. Artenliste: Pipiza bimaculata MEIG. 1 9. Pipiza lugubris FABR. häufig. Heringia virens FABR. vereinzelt (Umbelliferen, SACK 1930). Chrysogaster chalybeata MEIG. 1 9 (Umbelliferen, SACK 1930). Chrysogaster solstitialis FALL. vereinzelt (Doldenblüten, SACK 1930, KORMANN 1973). Chilosia scutellata FALL. nicht selten. Chilosia pagana MEIG. nicht selten. Chilosia variabilis PANZ. häufig (Doldenblüten, SACK 1930). Chilosia barbata Loew sehr häufig. Chilosia illustrata HARR. sehr häufig (Doldenblüten, SACK 1930; Aegopodium, KORMANN 1973). Chilosia impressa LoEw sehr häufig. Platychirus albimanus FABR. vereinzelt (Dolden, SACK 1930). Ischyrosyrphus laternarius MÜLL. 1 g (Aegopodium, KORMANN 1973). Ischyrosyrphus glaucius L. 1 9 (Doldenblüten, SACK 1930). Episyrphus cinctellus ZETT. vereinzelt. Episyrphus compositarum VERR. 1 d, 1 9. Epistrophe annulata ZETT. 1 g . Epistrophe grossulariae MEIG. 1 9 (Doldenblüten, SACK 1930). Leucozona lucorum L. nicht selten. Syrphus lapponicus ZETT. 1 9 . Syrphus ribesii L. 1 9 (Doldenblüten, SACK 1930). Sphaerophoria scripta L. vereinzelt. Chrysotoxum bicinctum L. vereinzelt (Aeg. podagraria, KORMANN 1973). Chrysotoxum veralli Com.. 1 a. Volucella bombylans f. plumata DEG. 1 9. Volucella pellucens L. häufig. Eristalomyia tenax L. häufig. Eristalis arbustorum L. sehr häufig (Dolden, SACK 1930). Eristalis rupium FABR. 1 . Eristalis pertinax Scor. häufig (Dolden, SACK 1930). Eristalis nemorum L. vereinzelt (Dolden, SACK 1930). Myiatropa florea L. sehr häufig. Tubifera trivittata FABR. 1 9. Tubifera pendula L. 1 9. Penthesilea oxyacanthae MEIG. vereinzelt (Umbelliferen, SACK 1930). Syritta pipiens L. nicht selten. Myiolepta luteola GMELIN nicht selten. — 206 —

Bedingt durch die Waldlage war Volucella pellucens sehr häufig, Penthesilea oxyacanthae war vereinzelt und Leucozona lucorum trat nicht selten auf. Sehr zahlreich war Chilosia illustrata. Durch die späte Blütezeit von Aegopodium podagraria wies die Zusammensetzung der Syrphidenfauna kaum andere Arten auf, wie sie sonst an Biotopen mit früher blühenden Pflanzen zu beobachten wa- ren. Das besonders zahlreiche Auftreten von Blütenbesuchern nach regnerischem Wetter in den späten Abendstunden wurde hier erneut beobachtet (KoRmANN 1972).

Blütenbesucher an Heracleum sphondylium, Daucus carota, Pastinaca sativa und Torilis japonica

Durch das gemischte Vorkommen dieser überall häufigen Umbelliferen war ein günstiges Beobachtungsergebnis zu erwarten. Biotop liegt an der Landstraße zwischen Jöhlingen und Gondelsheim an einem Wald- parkplatz. An beiden Seiten zieht sich ein Streifen mit Gräsern und niederen Pflanzen hin, der auf der einen Seite von der Straße, auf der anderen Seite von Niederwald und reichen Beständen von Brombeerhecken begrenzt wird. Außer den Umbelliferen, die überall vorhanden sind, blühen noch folgende Pflanzen: Cir- sium arvense, Convolvulus sepium, Eupatorium cannabinum, Epilobium hirsu- tum und Tanacetum vulgare. Beobachtungszeitraum: 22. 7. — 4. 8. 1973. Beobachtungszeit: 10-13 Uhr. Bemerkung: Aus der Familie der Conopiden wurde Abrachyglossum capita- tum an Heracleum sphondylium festgestellt.

Artenliste: Pipiza noctiluca L. 1 c3 (Dolden, SACK 1930). Heringia virens FABR. vereinzelt (Umbelliferen, SACK 1930). Chrysogaster solstitialis FALL. 1 g (Doldenblüten, SACK 1930). Chilosia pagana MEIG. vereinzelt. Chilosia variabilis PANZ. sehr häufig (Doldenblüten, SACK 1930). Chilosia illustrata HARR. sehr häufig (Doldenblüten, SACK 1930; Umbelliferen, KOR- MANN 1973). Chilosia impressa Loew vereinzelt (Pastinaca, Daucus, SACK 1930). Melanostoma mellinum L. häufig. Ischyrosyrphus glaucius L. 1 (Doldenblüten, besonders Pastinaca, Pimpinella, SACK 1930). Episyrphus balteatus DEC. gemein (Doldenblüten, SACK 1930). Episyrphus cinctellus ZETT. vereinzelt (Wiesendolden, Pastinaca, SACK 1930). Epistrophe annulata ZETT. 1 g. Scaeva pyrastri L. sehr häufig (Doldenblüten, SACK 1930). Syrphus ribesii L. vereinzelt. Syrphus vitripennis MEIG. häufig. Syrphus corollae FABR. häufig (Dolden, SACK 1930). Syrphus latilunulatus COLL. vereinzelt. Sphaerophoria scripta L. nicht selten. Chrysotoxum bicinctum L. vereinzelt (Pastinaca, Pimpinella, SACK 1930). Chrysotoxum lestivum L. 1 9 (Heracleum, Pastinaca, Pimpinella, SACK 1930). Chrysotoxum veralli CoLL. vereinzelt. — 207 —

Volucella pellucens L. vereinzelt. Volucella inanis L. 1 (3. Eristalomyia tenax L. häufig. Eristalis arbustorum L. nicht selten (Dolden, SACK 1930). Eristalis pertinax Scor. nicht selten (Dolden, SACK 1930). Myiatropa florea L. vereinzelt. Eumerus strigatus FALL. 1 9. Syritta pipiens L. nicht selten (Umbelliferen, KORMANN 1973). Ferdinandea nigrifrons EGG. 1 a.

Heracleum zog die meisten Besucher an, gefolgt von Daucus, Torilis und Pa- stinaca. Eine Bevorzugung der Blütenfarbe gelb (Pastinaca) gegenüber weiß war nicht festzustellen. Weiß war allen anderen Blütenfarben überlegen, was weniger an der Farbe als an der Pflanzenart liegt. An den Blütenständen von Heracleum konnte man 50-60 Fliegen zählen, von denen Episyrphus balteatus mit ca. 80 0/0 vertreten war. Vorbeifahrende Autos ließen die Fliegen wie ein Staubwolke hochwirbeln, doch eine Verminderung des Anflugs wurde dadurch nicht bewirkt. An den übrigen Pflanzen war die Besucherzahl gering und auch Cirsium war nur mittelmäßig besucht, was auf eine geringe Bestandsdichte zurückzuführen ist. Sehr reizend war zu beobachten, wie an Convolvulus schon Fliegen auf der Blütenkrone warteten, bis die Kelchröhre von einem Besucher frei wurde. Selbst ein Herausdrängen war nicht selten.

Beobachtungen und Bemerkungen zu einzelnen Arten

Chrysogaster solstitialis FALL. wurde bis jetzt von mir nur an Umbelliferen, hauptsächlich Aegopodium beobachtet. Es ist daher verwunderlich, daß kein ein- ziges Stück an Biotop I gesehen wurde. Chilosia variabilis PANZ. wird von SACK (1930) und SEGUY (1961) namentlich für Umbelliferen angegeben, doch ist diese Art überall gemein und vor allem in Wäldern anzutreffen. Chilosia illustrata HARR. wurde von mir bis jetzt nur an Doldenblüten fest- gestellt, was auch an Biotopen mit Konkurrenzpflanzen nachgewiesen wurde (KoRmANN 1973). Auch SACK (1930) und SEGUY (1961) nennen nur diese. Ischyrosyrphus laternarius MÜLL. wurde bis jetzt nur an Aegopodium beob- achtet, was vielleicht mit der früheren Flugzeit gegenüber glaucius zusammen- hängt. Ischyrosyrphus glaucius L., in der Flugzeit später, wurde bis jetzt nur an Heracleum und Aegopodium vereinzelt gefunden. 1 9 mit weißen Binden liegt vor, doch sind Tiere mit bläulicher Farbe häufiger. Eine Vorliebe für Umbelli- feren scheint bei beiden Ischyrosyrphus-Arten zu bestehen. Episyrphus balteatus DEG. fliegt das ganze Jahr von Februar bis Oktober. Der Höhepunkt der Flugzeit liegt im Juli und ist durch massenhaftes Auftreten ge- kennzeichnet. Es ist die gemeinste Art in dieser Zeit. Epistrophe diaphana ZETT. wurde erstmalig für das Kraichgauer Hügelland nachgewiesen und ist Epistrophe grossulariae sehr ähnlich. Epistrophe annulata ZETT. noch nicht in SACK (1930) aufgeführt. Die Art ist im Gebiet nicht selten und es kann mit einer weiten Verbreitung innerhalb Deutschlands gerechnet werden. Leucozona lucorum L. wurde sehr häufig am Biotop II gefunden. Sehr auf- — 208 — fällig war hier das Auftreten nur von am Ende der Beobachtungszeit, wäh- rend anfangs nur gefangen wurden. Scaeva pyrastri L. Der Höhepunkt der Flugzeit liegt im Juli. In dieser Zeit überall zu beobachten. Syrphus latilunulatus Com,. wurde 1931 beschrieben. Bei der Determination nach SACK (1930) kommt man auf Juniger und es darf angenommen werden, daß diese bisher vielfach übersehen wurde. Die Art wurde in Frankreich, Dänemark (SGuY 1961) und Norwegen (NIELSEN 1971) gefunden. Chrysotoxum bicincturn L. ist sehr typisch für Doldenblütler, während die anderen Chrysotoxum-Arten vereinzelt wie auch sonst vorkommen. Chrysotoxum veralli CoLL. wurde erstmalig für Deutschland von HEESE (1971) nachgewiesen und die Unterscheidungsmerkmale klar umrissen. Feld- entomologisch ist diese durch ihre durchschnittlich geringe Größe von ähnlich ge- zeichneten Arten sofort zu unterscheiden. Volucella pellucens L. ist kein typischer Besucher der Umbelliferen. Das zeigte sich deutlich, daß die Blüten nur von der Seite angeflogen und die Randblüten durch das Gewicht der Fliegen hinabgezogen wurde. Eristalis pertinax, Myiatropa florea und andere größere Fliegen flogen direkt auf die Blütenstände. Sofern an- dere Konkurrenzpflanzen wie zum Beispiel Cirsium arvense vorhanden sind, werden diese auch fast ausschließlich besucht. Eristalis rupium FABR. kommt im Gebirge vor und ist für das Kraichgauer Hügelland ein außergewöhnlicher Fund. Penthesilea oxyacanthae MEIG. wurde besonders zahlreich an Rubus idaeus (KoRmANN 1972) gefangen. Eine Vorliebe für Hecken und Sträucher bestätigt auch, daß die Fliegen nur an niedrigen oder niederliegenden, nicht an freistehen- den Dolden zu finden waren. SACK (1930) und SEGUY (1961) geben Umbelliferen an, doch gehört diese Art nicht zu den typischen Besuchern dieser Pflanzenfamilie. Myolepta luteola GMELIN erstmalig für das Kraichgauer Hügelland nachgewie- sen. Die Häufigkeit an Biotop II läßt auf ein bevorzugtes Vorkommen in Wäl- dern schließen. Im Sitzen ist die Fliege Chilosia impressa sehr ähnlich. Ferdinandea nigrifrons EGG. Die Verbreitung dieser Art dürfte wesentlich grö- ßer sein, da diese in SACK (1930) nur als Synonym von cuprea genannt wird.

Zusammenfassung

Es wurden 54 Syrphidenspecies als Blütenbesucher an Umbelliferen (Aegopo- dium, Heracleum, Daucus, Torilis und Pastinaca) festgestellt, was auf einen zahlreichen Blütenbesuch an Pflanzen dieser Familie schließen läßt.

Schrifttum:

HEESE, W.: Zur Unterscheidung und zum Vorkommen von Chrysotoxum octomacula- tum und Chrysotoxum veralli. — Entom. Nachr., 14, 4, S. 57-59, Dresden 1970. KORMANN, K.: Syrphiden und Conopiden als Blütenbesucher an Rubus idaeus. – Ento- mol. Z., 82, 11, S. 124-128, Frankfurt 1972. Blütenbesucher an Cirsium arvense (Diptera: Syrphidae, Conopidae). — Mitt. bad. Landesver. Naturk. u. Naturschutz, N. F. 11, S. 29-31, Freiburg i. Br. 1973. Beitrag zur Syrphidenfauna Südwestdeutschlands. — Beitr. naturk. Forsch. Südw.- Dtl., 32, S. 143-158, Karlsruhe 1973. — 209 —

NIELSEN, T. R.: Syrphidae (Dipt.) from Jaeren, Norway, I. With Description of Two New Species. — Norsk ent. Tidsskr., 18, S. 53-73, Oslo 1971. SCHUHMACHER, H.: Die Schwebefliegen im Raum Heidelberg. — Beitr. naturk. Forsch. Südw.-Dtl., 27, 2, S. 101-108, Karlsruhe 1968. SACK, P.: Schwebfliegen oder Syrphidae. — In: DAHL, Die Tierwelt Deutschlands, 20, S. 1-118, Jena 1930. SEGUY, E.: Dipteres Syrphides de I'Europe occidentale. — Mem. Mus. nat. Hist. nat., 23, S. 1-248, Paris 1961.

(Am 3. 1. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

— 211 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau Naturkunde u. Naturschutz N. F.11 I 2 211 - 222 15. Dezember 1974

Der Kaiserstuhl - Weinplantage oder Weinlandschaft?

Dokumentation einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung am 13. Oktober 1973

Aus Anlaß der problematischen Rebumlegungen im Kaiserstuhl luden Aktion Umweltschutz, Badischer Landesverein für Naturkunde und Naturschutz und Schwarzwaldverein am 13. Oktober 1973 zu einer öffentlichen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung in Freiburg ein. Am Nachmittag kamen in Kurzvor- trägen Vertreter der Wissenschaft (Prof. Dr. 0. WILMANNS), des Naturschutzes (OFR H. REINING), des Regierungs-Präsidiums, Abt. Landwirtschaft (Oberreg.- Landwirtsch.-Dir. F. FÜNFGELD), des Flurbereinigungsamtes Freiburg (Reg.- Verm.-Dir. HAHLEN) und der Medizin (Dr. med. K. RASBACH) zu Wort. Kurz- fassungen ihrer Vorträge werden im folgenden abgedruckt. Ab 20 Uhr fand un- ter der Gesprächsleitung von M. DOELFS (Bad. Zeitung, Freiburg) eine Podiums- diskussion statt, an der als Vertreter des Naturschutzes Hauptkonservator G. Fuchs (Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege, Freiburg) und Dozent Dr. R. ZUNDEL (für die Aktionsgemeinschaft Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg), für das Regierungspräsidium Freiburg, Abt. Landwirt- schaft, Oberrcg. -Landwirtsch. - Dir. F. FÜNFGELD, für das Flurbereinigungs- amt Freiburg Reg.-Verm.Dir. H. Mahlen und für die Winzergenossenschaft im Kaiserstuhl Herr B. SALWEY (Oberrotweil) teilnahmen. Kurzfassungen ihrer Bei- träge werden ebenfalls nachfolgend abgedruckt, sofern sie nicht schon in den Kurzvorträgen enthalten sind. Eine während der Veranstaltung verlesene Resolu- tion faßt die Argumente und Forderungen aus der Sicht des Naturschutzes und der Landschaftspflege noch einmal zusammen. D. KNOCH (Emmendingen)

„Worin liegt die naturkundliche Bedeutung des Kaiserstuhls?" von

OTTI WILMANNS °

Als Bürger des viertgrößten Industriestaates brauchen wir außerhalb unserer Städte eine freie Landschaft, welche für den einzelnen Menschen Erlebniswert besitzt. Ein solcher kann in der Bereicherung liegen, die derjenige erfährt, der sich nicht nur passiv von der Landschaft beeindrucken läßt, sondern der in ihr aktiv beobachtet, der daraus Schlüsse ziehen kann und dadurch die Individuali- tät der Landschaft oder doch einzelne Elemente ihres komplexen Gefüges —

Anschrift der Verfasserin: Prof. Dr. 0. WILMANNS, Biologisches Institut II der Uni- versität, D-78 Freiburg i. Br., Schänzlestraße 9-11. — 212 —

Relief, Gestein, Boden, Vegetation, Tierwelt, Siedlungen — versteht. Gerade der Kaiserstuhl bietet eine Fülle von Möglichkeiten an, nicht nur — wie bekannt — für den Wissenschaftler, sondern auch für den Nicht-Fachmann. Einige derartige kaiserstuhlspezifische naturwissenschaftliche Zusammenhänge von natur- kundlicher Bedeutung seien hier angerissen.

A. Beispiele aus dem geowissenschaftlichen Bereich: 1. Die — scheinbar einfältige — Frage nach den Ursachen für die Lage des Kaiserstuhls führt sogleich auf einen weitgreifenden geologischen Zusammen- hang; selbst eine geologische Schulkarte zeigt zwei Hauptstörungszonen der Erdkruste in der weiteren Umgebung, in deren Schnittbereich als einem Raum stärkster Labilität das Vulkangebirge entstehen konnte. 2. Die Mannigfaltigkeit vulkanischer Gesteine und Mineralien ist hier auf kleinstem Raum besonders groß (s. Limberg-Steinbrüche, Orberg). Dies ist nur deutbar als Folge einer Sonderung des Glutflusses in der Tiefe. Die petrographisch-geophysikalische Problematik einer solchen Magmendiffe- rentiation wird dem Mineraliensammler hier unmittelbar deutlich. 3. Der Formenschatz des Lößmantels — Kastentäler mit zirkusförmi- gen Talschlüssen, Kleinterrassen, Hohlwege — ist durch die Großterrassen- Rebflurbereinigungen besonders gefährdet. Er läßt sich verstehen, wenn man das zur Entschlüsselung historischer Vorgänge grundsätzlich wesentliche Ak- tualitätsprinzip zugrundelegt: „Die Gegenwart ist der Schlüssel zur Vergan- genheit." Kastenartige Talformen z. B. entstehen auch gegenwärtig unter dem Einfluß von Schmelzwässern im subarktischen Eisrandgebiet; nicht anders dürften die Täler im Löß, im eiszeitlichen Flugstaub der Gletschervorländer, entstanden sein. Schrittweise Entstehung von Hohlwegen durch lineare Wassererosion auf zu- sammengepreßtem Löß sowie seitlicher Schollenabbruch läßt sich unmittelbar vom Wanderer beobachten. Ursprünglich-natürliche und jugendlich-anthro- pogene Züge also bedingen die eigenartige Landschaftsmorphologie dieser Kul- turlandschaft im besten Sinne, die nur aus ihrem vorgeschichtlichen und ge- schichtlichen Werdegang zu verstehen ist. Wenn sich in diesem Gebiet solch einzigartige geologische Verhältnisse mit einer klimatischen Sonderstellung paaren, so muß dies auch eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt zur Folge haben. Sollen freilich alle biologischen Mög- lichkeiten ausgeschöpft sein, so muß zusätzlich der Mensch eingegriffen haben: mit Maßen und mit Vernunft; er darf das Konto der naturgegebenen Möglich- keiten nicht überzogen, d. h. er muß die standörtliche Nivellierung vermieden haben. Der Kaiserstuhl gehört heute noch, eben noch, zu den in diesem Punkte positiv ausgezeichneten Landschaften. Daß er es bleibe, ist der Kern unserer Sorge. — Gegenwärtig zeichnet er sich noch durch qualitativen Reichtum an sel- tenen und wissenschaftlich bedeutenden Pflanzen- und Tierarten aus, Lebens- gemeinschaften, die sich aus ihren besonderen Umweltbedingungen und ihrer Ge- schichte verstehen lassen. Einige Ökosysteme des Kaiserstuhls gehören zur mittel- europäischen „Spitzenklasse".

B. Einige Beispiele aus dem biowissenschaftlichen Bereich: 4. Ein charakteristisches Vegetation sm osaik aus Strauch-, Saum- und Kryptogamengesellschaften bieten die Hohlwege. Es läßt sich standörtlich aus — 213 —

dem Neigungswinkel der Lößpartien und der damit verbundenen Regen- wasserversorgung ableiten. 5. Die Vol 1 trock en rasen (Xerobrometen) auf den flachgründigsten Fels- hängen finden im Kaiserstuhl ihre reichste Entwicklung in Mitteleuropa über- haupt. Sie sind an extreme Wassermangelsituationen angepaßt und dadurch von den durch ihren Orchideenreichtum berühmten Halb trocken r a sen (Mesobrometen) geschieden. Hier treffen sich in besonderem Maße Pflanzen, deren Hauptverbreitung im Mittelmeerraum liegt, mit solchen aus den kon- tinentalen Steppen. Dies gilt auch für die Tierarten der Trockenrasen und verwandter Standorte; sie bedürfen dringend moderner Studien. Wir müssen befürchten, daß vieles von dem, was in der älteren Literatur genannt ist, heute schon verschwunden ist; Tiere geraten ja viel leichter als ortsfeste Pflanzen aus dem für sie geeig- neten Lebensraum hinaus, z. B. in gespritzte Weinberge hinein, und gehen zu- grunde. Daraus folgt auch die Notwendigkeit großer, geschlossener Schutz- gebiete! 6. Die Frage nach dem Schicksal d er Trockenrasen berührt 3 Problem- kreise. a) Zur Beurteilung ihrer Entstehung liefert der Kaiserstuhl wichtige Argu- mente. Verbreitungskarten zeigen für eine Reihe von Arten ein zersplitter- tes Areal; daraus ist zu folgern, daß diese unter rezenten Bedingungen nicht wandern können, daß es sich vielmehr um Relikte einer Zeit der Wald- freiheit oder Waldarmut, also einer Steppenperiode handeln muß, um Kronzeugen früherer Klima- und Vegetationsverhältnisse. b) Daraus folgt weiter, daß diese Kaiserstuhlpopulationen, die seit Jahrtau- senden von denen des Hauptareals getrennt sind, mit hoher Wahrschein- lichkeit auch eine genetisch abweichende Entwicklung durchlaufen haben, ein für die gegenwärtigen Verhältnisse standortsgemäßes Erbgut besitzen und als potentielle Genspender keinesfalls aufs Spiel gesetzt werden dür- fen. c) Die Erhaltung des Trockenrasens ist ohne Zweifel möglich, erfolgt aber nicht „von selbst", bedarf vielmehr der Einsicht und des guten Willens. Die Xerobrometen sind von Natur aus (jedenfalls teilweise) waldfrei; um sie herum muß eine genügend große Pufferzone erhalten bleiben. Die Mesobrometen dagegen, Zeugen früherer Wirtschaftsweise, durchlaufen eine Sukzession über Strauchgesellschaften zu Wäldern im Laufe der Jahr- zehnte. Der Badberg bietet hierfür ein erstklassiges Demonstrationsobjekt. Die Erhaltung setzt momentanen Verzicht auf rentable Nutzung voraus und muß methodisch noch erprobt werden. Trotz der Aussparung so manchen Aspektes müssen wir als entscheidende Tat- sache festhalten: Der Kaiserstuhl bietet eine Fülle naturwissenschaftlicher Zu- sammenhänge, die auch für den interessierten Nicht-Fachmann und damit für unsere Gesellschaft wesentliche Erlebniswerte bedeuten; kulturelle Werte, die sich prinzipiell nicht in klingende Münze umrechnen lassen, die aber zur immateriel- len Bereicherung beitragen. Hierüber müssen sich der einzelne wie die Öffentlich- keit im klaren sein, wenn es jetzt um die zukünftige Gestaltung dieser einzig- artigen, wertvollen, aber auch leicht irreversibel zerstörbaren Landschaft und ihrer Lebewelt geht. — 214 —

Die Situation des Natur- und Landschaftsschutzes im Kaiserstuhl von H. REINING, Breisach*

Der Kaiserstuhl ist in den letzten Jahren wieder zunehmend ins Blickfeld einer breiten Öffentlichkeit gerückt. Anlaß dazu gaben die ungeheuren Geländeumge- staltungen durch die Flurbereinigungsverfahren und die Ausweitungen der Reb- flächen durch private Maßnahmen. Die Natur- und Landschaftsschützer haben zwar immer versucht, die Ver- änderungen in einigermaßen erträgliche Bahnen zu lenken. Man war sich bewußt, daß die Winzer durch die Flurbereinigungen eine erhebliche Arbeitserleichterung bekämen, und daß auch Arbeitszeit eingespart werden könne. Diese Arbeitszeit- einsparung führte im Laufe der letzten Jahre jedoch vielfach dazu, daß viele Winzer versuchten, ihre vorhandenen Rebflächen zu vergrößern und die Betriebe dadurch aufzustocken. Dieses Bestreben ist sowohl bei Groß- bis hin zu den Nebenerwerbsbetrieben zu beobachten und ist bei der guten Ertragslage des Weinbaues auch verständlich. Dadurch wurde jedoch der Druck auf die noch freie Landschaft immer größer. Neben den meisten Wiesen und Ackerflächen mußten auch immer wieder Wälder den Rodungsmaschinen weichen und zwar ohne Unterschied, ob sie in Staats-, Gemeinde- oder Privateigentum standen. Den Bemühungen der Forstverwaltung, gewisse Waldungen zu erhalten, war immer nur ein Teilerfolg beschieden; Kompromisse mußten geschlossen werden. Im ganzen hat man in den letzten 15 Jahren im Forstbezirk Breisach, der außer den Gemarkungen Bahlingen und Endingen den ganzen Kaiserstuhl umfaßt, von einer Waldfläche von ca. 1600 ha nahezu 130 ha für den Weinbau ausgestockt. Mit Ausnahme der Pflanzungen im Lilienhof stehen dem fast keine Aufforstun- gen gegenüber. Ich meine zwar, daß dieser Flächenverlust durch die Aufforstun- gen in Ihringen kompensiert wurde und gerade noch tragbar war. Allerdings er- geben sich auf einigen bisher schon waldarmen Gemarkungen erhebliche Pro- bleme. Sicherlich ist jetzt jedoch die Zeit gekommen, wo man weiteren Aus- stockungen kritisch gegenüberstehen und in aller Regel auch, wie schon in letzter Zeit geschehen, die Anträge ablehnen muß. Wenn der Natur- und Landschaftsschutz bisher die Arbeiten, wenn auch widerwillig, akzeptiert hat, dann darf er andererseits auch von den Winzern er- warten, daß berechtigte Forderungen ebenfalls berücksichtigt werden. Gewisse Mindestflächen müssen für die übrige Bevölkerung erhalten und geschützt wer- den. Im Kaiserstuhl wurden daher in den letzten Jahren einige Flächen mit seltenen Pflanzen unter Naturschutz gestellt. Das älteste Naturschutzgebiet dort ist sicher- lich die Amolterer Heide, die in den letzten Jahren jedoch infolge Umgestaltung der Umgebung an Schutzwürdigkeit verloren hat. Im Jahre 1955 wurde in Oberrotweil der Büchsenberg mit 11,8 ha unter Schutz gestellt. Der erste Antrag hierzu stammt bereits aus dem Jahre 1939. Die Be- arbeitung unterblieb jedoch wegen des Krieges. Allerdings wußte später zunächst niemand, daß das Verfahren nicht abgeschlossen war. Die Fläche mit der Nieder- waldflora und dem reichlich vorhandenen Diptam wurde daher schon in der Zwischenzeit von allen Behörden als Naturschutzgebiet betrachtet.

Anschrift des Verfassers: Oberforstrat H. REINING, D-7814 Breisach, Forstamt, Eisenbahnstraße 15. — 215 —

In Burkheim ist seit 1965 die 2 ha große Rheinhalde geschützt. An dem sehr flachgründigen trockenen Hang finden wir eine besonders charakteristische Step- penheideflora. Welche Mühe und Sorge die Ausweisung eines Naturschutzgebietes machen kann, zeigen die Akten „Badberg". Der erste Antrag stammt aus dem Jahre 1930. Er wurde neu belebt, als 1934 bekannt wurde, daß die Absicht besteht, auf dem Berg eine Jugendherberge zu bauen. 1947 schließlich wurde die 34 ha große Flä- che einstweilen sichergestellt. Nach langem Hin und Her und etlichen Einsprü- chen konnte endlich 1963 die amtliche Bekanntmachung beurkundet werden, die endgültige Naturschutzverordnung und damit Eintragung des Naturschutzgebie- tes erfolgte im Jahre 1969. 39 Jahre Bearbeitungszeit — fast hätte es zu einem Jubiläum gereicht. Nachdem in Sasbach große Pläne mit dem Umberg bekannt wurden, konnten 1971 ca. 30 ha im Bereich der Steinbrüche vorläufig sichergestellt werden. Die endgültige rechtliche Anordnung erfolgte vor wenigen Wochen. Außer auf der Gemarkung Amoltern sind somit im Augenblick ca. 78 ha Na- turschutzgebiet vorhanden.

Folgende Flächen sollen nächstens noch unter Schutz gestellt werden: 1. Erweiterung Büchsenberg 8,2 ha 2. Achkarren - Bickensohl - Oberrotweil — Schneckenberg 9,0 ha 3. Oberrotweil — Ebnet 1,0 ha 4. Bickensohl — Bitzenberg 3,5 ha 5. Schelingen — Öhrberg 7,0 ha 6. Schelingen — Dachslocherbuck 7,0 ha (der leider in der Zwischenzeit ungenehmigt z. T. geschoben worden ist)

In allen Fällen handelt es sich um verhältnismäßig kleine Flächen, die zumeist für den Rebenanbau wegen der Flachgründigkeit der Standorte auch nur von ge- ringem Interesse sind. Dazu sollten auch noch einige bestimmte charakteristische Hohlwege in das Naturdenkmalbuch eingetragen werden. Eine Auswahl ist hier noch nicht getrof- fen worden. Um die Erhaltung eines Teils der Landschaft in ihrer derzeitigen Natürlichkeit zu garantieren, insbesondere um wesentliche Waldteile zu retten, sollen in abseh- barer Zeit auch Teile des Kaiserstuhls unter Landschaftsschutz gestellt werden. Damit soll der Weinbau nicht etwa eingeschränkt und auch noch notwendige Flurbereinigungen völlig verhindert werden. Es wäre so aber möglich, auf lau- fende Maßnahmen mehr Einfluß zu nehmen, naturverträgliche Formen der Land- schaftsumwandlung zu finden und zumindest große Teile der Landschaft und Na- tur zu erhalten. — 216 —

Die Rebflurbereinigungen am Kaiserstuhl aus weinbaulicher Sicht von FRITZ FÜNFGELD, Freiburg i.Br.*

Ursprünglich wurde die Rebe von unseren Vorfahren in der Ebene angepflanzt. Etwa ab dem Jahre 1000 weisen zahlreiche Weinlagenamen (Brandholz, Fohren- berg u. a.) auf umfangreiche Waldrodungen in Berglagen hin. Im 17. Jahrhun- dert erreichte der Weinbau seine größte Auswirkung. Nach einem katastrophalen Niedergang und einer Verarmung der weinbautreibenden Bevölkerung bis Mitte dieses Jahrhunderts beträgt heute die Rebfläche in der Weinbauzone B — also das gesamtbadische Weinbaugebiet — nach einem mühsamen und opfervollen Wiederaufbau ca. 15 000 ha, wovon der Kaiserstuhl/Tuniberg als größtes Untergebiet des badischen Weinbaus ca. 4500 ha ausweist. Der Niedergang hatte seinen Grund in dem zu geringen Einkommen aus dem Wein, bedingt durch Fehlherbste, Absatzschwierigkeiten und der gegebenen Betriebsstruktur, die sich mit zunehmender Kommerzialisierung in unserer Landwirtschaft immer ungün- stiger auswirkte. Die laufende Realteilung brachte eine ständige Verkleinerung der Rebflächen mit sich, und zwar gerade dort, wo das Klima am günstigsten und wegen der Steillagen aber ein hoher und zugleich schwerer Arbeitsaufwand nötig war. Bei karger Lebenshaltung waren genügend Arbeitskräfte in den kleinen Winzerbetrieben noch bis in die dreißiger Jahre da. Mit steigender Arbeitsintensität, sinkendem Arbeitskräftebesatz, zunehmender Marktverflech- tung und Streben nach einem endlich lebenswerteren Dasein unserer Winzer kam der Betriebsstruktur rasch eine enorme Bedeutung zu. Man spürte plötzlich ihre Mängel. Die Betriebsgröße war zu klein, um noch existieren zu können, die Flur ungünstig geformt, um von der schweren Handarbeit wegzukommen. Man fand eine Betriebszersplitterung größten Ausmaßes, dabei war das Rebgelände kaum von Wegen erschlossen. Pfade verbanden oft als einziger Zugang weit über Berg und Tal auseinanderliegende Grundstücke, was für uns alle das begehrte bunte Bild der Mannigfaltigkeit bewirkte. Der Transport von Stalldünger, Pfählen, aber auch der Traubenernte konnte nur auf dem Rücken der Winzer erfolgen. Und je steiler die Lage oder je entfernter ein Grundstück, desto extensiver wurde ein Weinberg bewirtschaftet. Die Stockzahl von 10 000 bis 12 000 Reben je Hek- tar im alten Pfahlweinbau bewirkte einen enormen Handarbeitsaufwand mit ca. 3000 Arbeitsstunden pro Jahr und Hektar und minderte zudem die Qualität des Weines erheblich. Der flächenmäßige Tiefstand im Jahre 1949 ist deshalb nicht verwunderlich. All diese Mängel verhinderten neben der starken Reblaus- verseuchung einen sinnvollen Einsatz der möglichen Produktionsfaktoren und die Nutzung potentieller technischer Fortschritte. Die den Kaiserstuhl bewohnen- den Menschen und auch die sie Betreuenden seitens des Staates und des Berufs- standes standen so 1950 vor der bangen Frage: Was wird aus diesem Weinbau und damit der Existenz der dort lebenden Menschen, die wir immer vordergrün- dig sehen müssen, in der Zukunft? Das Konzept hierzu war die Strukturverbesse- rung im weitesten Sinne auf der Grundlage des ab dem Jahre 1953 für jede Wein- baugemeinde aufgestellten Rebenaufbauplanes, dessen Grundlage die Rebflur- bereinigung mit dem planmäßigen Wiederaufbau der reblausverseuchten Euro- päerrebe auf die reblausresistente Pfropfrebe gewesen ist.

"- Anschrift des Verfassers: Oberregierungslandwirtschaftsdirektor F. FÜNFGELD. D-78 Freiburg i. Br., Reg.-Präsidium Freiburg, Erbprinzenstraße 2. — 217 —

Bis heute wurden vom Flurbereinigungsamt Freiburg (ohne den Tuniberg) 63 Rebflurbereinigungen mit etwa 3 000 ha Gebietsfläche 7 Obstflurbereinigungen „ „ 350 ha

1 Normalflurbereinigung in der Ebene 33 1 200 ha

1 Zweckflurbereinigung 33 33 900 ha sowie 1 beschleunigte Zusammenlegung mit 300 ha somit zusammen 5 750 ha Gebietsfläche durchgeführt. In dieser Zeit wurden nach den Rebenaufbauplänen (ohne den Tuniberg) im sogenannten Einzelaufbau 836 ha im gemeinschaftlichen Aufbau 1 681 ha und nach § 1 Weinwirtschaftsgesetz 1 620 ha insgesamt 4 137 ha Reben neu gepflanzt. Heute steht fest, daß ohne Flurneuordnung der Weinbau am Kaiserstuhl in nicht allzu ferner Zeit in den alten unwegsamen Terrassen bei Aufgabe der wein- baulichen Nutzung zum Erliegen kommen würde und dann kein Mensch mehr da wäre, der zu erwartenden Verhurstung und Verödung in dieser alten Kultur- landschaft entgegenzutreten. Daher ist der Kaiserstühler Winzer m. E. auch der beste Landschaftspfleger! Man wird heute einen guten Kompromiß suchen müs- sen, der alle befriedigt, einmal durch die endgültige Abgrenzung der Rebanlagen und zum anderen durch den Einbau der ökologischen Belange in die technischen Überlegungen. Für Weinplantagen fehlt der Raum und der Boden. Der Kaiser- stuhl wird aber immer eine Weinlandschaft sein und bleiben.

„Rebflurbereinigungen, insbesondere im Löß" von H. HAHLEN"

Ihr Ziel ist, optimale Wirtschaftsverhältnisse für den Weinbau zu erreichen durch glatte, gutgeschnittene, erschlossene, im Wasserhaushalt sicher erfaßte Flä- chen, welche rationelle Bearbeitung mit Maschinen ermöglichen und hierbei den Zeitaufwand und die Produktionskosten maximal senken, um damit die Fort- existenz der Voll- und Nebenerwerbswinzerbetriebe und die Bewirtschaftung des nur zum Rebbau geeigneten Geländes auf Dauer zu sichern. Sie erfolgen in den traditionellen Rebgebieten des Tuniberges, des Kaiserstuhles und des Breisgaues. Landschaften, die von Menschenhand kleinterrassiert wurden, deren Bewohner auf den Ertrag der Sonderkultur Rebbau angewiesen sind. Der Löß, eine Staubsand-Ablagerung, hat aus seinem Grob- und Feinaufbau eine hohe Wasseraufnahme- und -abgabefähigkeit. Sie sinkt bei Verlehmung. Lößlehm wird bei Wasseraufnahme knetbar und kippt aus dem festen in einen breiig-flüssigen Aggregatzustand um, der jede Standfestigkeit verliert und unter Auflagedruck nicht mehr beherrschbar wird. Eine Lößoberfläche verstopft sich

Anschrift des Verfassers: Reg.-Vorm.-Dir. H. HAHLEN, D-78 Freiburg i. Br., Flur- bereinigungsamt, Runzmattenweg 100. — 218 — beim Aufprall von Starkregen; auf ihr bildet sich eine abschließende Schlämm- schicht. Bei Gefälle kommt es zum Abfluß, wobei die Lößfeinstteile abgeschleppt werden. Die Erosion steigert sich rasant von schmalen Gerinnen zu tiefeingesäg- ten und getreppten, im Innern ausgekolkten Gräben. Im Kaiserstuhl treten häufig kurzzeitige Starkregen auf. Erdbauarbeiten haben dadurch außerordentlich hohes Risiko. Die Erosionsempfindlichkeit des Lösses läßt nur eine Bewirtschaftung in der Terrasse zu mit optimaler Tiefe von 70 m. Durch ein Längs- und ein bergseitiges Quergefälle von 2 bis maximal 4 °/o er- hält die Terrasse sichere Wasserführung. Es darf kein Tropfen Oberflächenwasser auf die Böschungskante kommen und in der Terrassenfläche keine irgendwie ge- artete Wasseransammlung entstehen. Oberflächenwasser muß alsbald abgefangen und in Vorfluteinrichtungen unschädlich abgeführt werden. So verschwindet bei einem neugestalteten Rebberg vom Tal her gesehen der Rebbestand hinter den in der Tiefenstaffelung übereinander sich darbietenden Böschungen. Die Terrassen werden, soweit nicht aus gewachsenem Löß herausgeschnitten, schichtweise verdichtet aufgebaut. Bei einer Terrassentiefe von 60 m bleibt wegen Außenberme, Wendeweg außen und Wirtschaftsweg innen eine Wirtschaftstiefe von 50 m. Bei einer Böschungsausbildung 1:1 ergeben sich

bei eine Böschungs- eine Brutto- eine 50 m tiefe Geländeneigung Höhe = Tiefe geländetiefe Nettorebfläche in °/o in m in rn d. h. 15 10 70 71 °/o 25 20,5 80,5 62 0/o

Die Bauphase birgt die gefährliche Anfälligkeit einer „offenen Wunde", so- lange das System der Wasserführung aus den Terrassen auf die Schwarzdecken der Wirtschaftswege mit ihren Seitenrinnen über die Einlaufschächte in die Rohr- leitungen und Sammelleitungen, Rückhaltung und den Vorfluter noch nicht voll funktionsfähig ist. Die Zeilenrichtung wird von innen nach außen angestrebt, um damit frei von Zwangsbedingungen für den Verlauf der Außenkante der Terrassen zu sein und geschwungener, ohne geometrisch strenge Linien, das Gelände nachvollziehen zu können. Dieses kommt im übrigen auch der Zuteilung an die Winzer zugute, in- dem Vor- und Nachteile im Nachbarbereich der Böschungsfüße verteilt werden. Die Böschungflächen werden eingegrünt. Zusätzlich wird im Verlauf der Wirt- schaftswege und an geeigneten Stellen eine planmäßige Bepflanzung mit Büschen und Bäumen durchgeführt. Die Böschungen bilden durch ihre Höhe und ihre Nei- gung 1:1 absolute Oasen für die ungestörte Entwicklung von Insekten, Kleintie- ren, Pflanzen usw. in einem Umfang, wie dieser bisher nicht vorhanden ge- wesen ist. In den Rebflurbereinigungen im Kaiserstuhl sind nicht einseitig weinbauöko- nomische Gesichtspunkte berücksichtigt worden. Ein abgewogener Ausgleich mit anderen und allgemeinen Interessen z. B. der Forstwirtschaft, des Naturschutzes und der Landschaftspflege wurde stets gesucht, gefunden und in angemessener Weise verwirklicht. — 219 —

Der Kaiserstuhl als Naherholungsgebiet von K. RASBACH, Glottertal

Dieser Vortrag erscheint in erweiterter Form in dies. Mitt. Neue Folge, Band 11, Heft 3, 1975.

Anschrift des Verfassers: Dr. med. K. RAsBAcii, D - 7801 Glotterbad.

Kurzfassung der Ausführungen bei der Kaiserstuhl-Diskussion von R. ZUNDEL *

Die oft zu hörende Polarisierung „Entweder Flurbereinigung so, wie sie we- gen der Eigengesetzlichkeit des Maschineneinsatzes und anderer Sachzwänge gegenwärtig praktiziert wird — oder aber Verwilderung des Kaiserstuhles und somit Zerstörung als Erholungslandschaft" ist falsch; denn zur Sicherung der Abwechslung in der Kulturlandschaft würden die bereits flurbereinigten Flächen voll ausreichen. Auch das Argument der Existenzsicherung berechtigt nicht zur immer weiteren Ausdehnung der Rebflächen, zumal der größte Teil derselben heute schon im Nebenerwerb bewirtschaftet wird und rings um den Kaiserstuhl genügend weitere nichtlandwirtschaftliche Arbeitsplätze in zumutbarer Entfer- nung zur Verfügung stehen. Der Kaiserstuhl ist eine einmalige Mehrzwecklandschaft, die nicht nur Wein zu produzieren hat. Deshalb darf am Ende der (mit Steuergeldern mitfinanzierten!) Flurbereinigung anstelle der aus Natur und Menschenwerk gewachsenen Kultur- landschaft keine reine Rebensteppe übrigbleiben. Der Naturschutz fordert daher zweierlei: 1. Verzicht auf weitere Ausdehnung der Rebflächen — also keine weitere Umwandlung von Wäldern, Gehölzen und sonstigen wertvollen Biotopen (insbesondere Meso- und Xerobrometen). Vor allem auch für den Er- holungs- und Fremdenverkehr sind Wälder und Einzelbäume sehr wichtig (Bio- klima, Strahlenschutz, Landschaftsvielfalt). 2. Landschaftsgerechte Umgestaltung der vorhandenen Reb- flächen durch Vermeidung aufdringlich-geometrischer Geländeformen, Erhal- tung der wertvollsten Hohlwege, Bepflanzung (nicht nur Einsaat) der Böschun- gen, Gabionen (Steinbefestigungen), Wassergräben und Rückhaltebecken mit standortsgemäßen Gehölzen, an markanten Stellen auch Vermehrung großwer- dender Einzelbäume. Auf der Basis der Vorarbeiten der Naturwissenschaftlerinnen WILMANNS/RAS- BACH sollten in einem umfassenden Gutachten (Landschaftsplan) alle größeren und kleineren schützenswerten Landschaftsbestandteile erfaßt werden, b ev o r die Flurbereinigung fortgesetzt wird.

Anschrift des Verfassers: Dozent Dr. R. ZUNDEL, Forstl. Versuchs- u. Forschungs- anstalt Baden-Württ., D-78 Freiburg i. Br., Sternwaldstraße 16. — 220 —

Kurzfassung der Ausführungen bei der Kaiserstuhl-Diskussion von BENNO SALWEY, Oberrotweil*

Wir Landwirte und Winzer verfolgen sehr aufmerksam die Diskussion über den Kaiserstuhl als Weinlandschaft, Naherholungsgebiet und Ziel vieler Men- schen aufgrund seiner geologischen und biologischen Besonderheiten und seines reizvollen Landschaftsbildes. Dieses durch die Jahrhunderte von den dort an- sässigen Bewohnern geschaffene Landschaftsbild soll möglichst erhalten bleiben. Der Landwirt und Winzer ist jedoch durch die technische Entwicklung bei der lohnintensiven Kultur des Weinbaus gezwungen, den Anteil der menschlichen Arbeitskraft auf ein Minimum zu beschränken. Die Weinberge an den steil ansteigenden Lößhängen des Kaiserstuhls wurden im Laufe der Zeit je nach Lage in mehr oder weniger großen Terrassen angelegt, die durch die Realteilung zur unrentablen Bewirtschaftung im Zeitalter der Tech- nik verurteilt sind. Die 1941 begonnene Flurbereinigung am Henkenberg, Gemarkung Oberrot- weil, zeigte den Winzern die Möglichkeit einer einfacheren Bewirtschaftung, so daß sie sich entschlossen, nach und nach das gesamte Rebgelände am Kaiserstuhl neu zu ordnen. Die Flurbereinigungen in weniger steilen Lagen wurden ohne große Diskussio- nen hingenommen. Erfahrungen wurden gesammelt. Man stellte fest, daß der Löß in Steillagen bei Unwetter abgeschwemmt wurde und in den Weinbergen erhebliche Schäden entstanden. Um nun die Lößterrassen wirtschaftlich zu gestalten, entschloß man sich, grö- ßere ebene Flächen mit höheren Rainen zu schaffen und damit die Landschaft „zu verändern". Die Diskussion um die Flurbereinigung am Kaiserstuhl begann, und seine Be- sucher machen dem Winzer den Vorwurf, eine vollkommen neue Landschaft zu schaffen und damit das ursprüngliche Bild mit Taleinschnitten und Hohlgassen zu vernichten. Menschen, deren Familien spätestens seit dem Dreißigjährigen Krieg mit den Reben des Kaiserstuhls leben, in guten und mageren Jahren, werden verdammt, weil sie die Möglichkeiten der Technik in Anspruch nehmen wollen, um wirt- schaftlich zu überleben. Man sagt ihnen sogar, Wein kann man billiger woanders kaufen, die Haupt- sache ist, die Umwelt wird für den erholungsuchenden Menschen aus der Stadt nicht gestört. überlegt man sich dabei, wieviel Arbeit und Mühe alljährlich Ge- nerationen hindurch aufgebracht worden sind, um dieses so reizvolle Landschafts- bild zu erhalten? Wie diese Landschaft auch in Notzeiten ihren Menschen die Möglichkeit gab, zu überleben, wie viele Bewohner Freiburgs den Kaiserstuhl aufsuchten, um etwas von seinen Früchten zu holen, ohne an das „Naherholungs- gebiet Kaiserstuhl" zu denken? Wir Landwirte und Winzer wissen, wie schnell sich in der Natur etwas ver- ändern kann, wenn die pflegerische Hand aufhört, das Land zu bebauen. Die so- genannten Sozialbrachen beweisen es. Das gleiche Los wird den kleinen Reb- terrassen zuteil werden, wenn es den Winzern nicht möglich ist, Maschinen und Geräte einzusetzen, um die manuelle Arbeit zu erleichtern und einzuschränken.

Anschrift des Verfassers: B. SALWEY, D-7801 Oberrotweil, Hauptstraße 2. — 221 —

Ich glaube, die Diskussion am 13. Oktober 1973 könnte der Anfang sein zum weiteren Meinungsaustausch, wobei Befürworter der Flurbereinigungen und Geg- ner alles Für und Wider abwägen und einen Weg finden, das Bestmögliche für Winzer und Erholungsuchende zu finden. Die Bereitschaft zur tätigen Mitarbeit ist dabei notwendig, allein Forderungen an den Staat und die anderen zu stellen, reicht nicht aus. Ob die z. B. in Oberrotweil geschaffene Neuanlage von 1972/74 die beste Möglichkeit zur neuen Gestaltung der Landschaft am Kaiserstuhl sein wird, sollte überprüft werden. Ein Versuch in Ihringen wird darüber Aufschluß geben. Vielleicht könnte ein Vorschlag, das Gefälle nach innen etwas abzubauen und die Erdwälle auf den hohen Rainen zu schleifen, dafür eine Zeile Reben mit star- kem Rahmen zu pflanzen, damit für den Beschauer der Weinberg schneller zu erkennen ist, dazu beitragen, die neugeschaffenen Anlagen zu harmonisieren. Einzelheiten hier festzulegen ist nicht Aufgabe dieses Beitrages. Wir sind der Meinung, daß der Weinbau und die Lößterrassen zum Kaiser- stuhl gehören. Wir wollen alles tun, die Kaiserstuhllandschaft weiterhin so zu pflegen, daß sie viele Besucher anzieht, daß die Freiburger bei uns wandern und uns helfen, die Kaiserstuhlflora zu erhalten. Wir wünschen aber, daß wir in unserer Arbeit in den Weinbergen, Obstanlagen, Feldern, Wiesen und Wald unterstützt und nicht gestört werden. Daß der Kaiserstühler Wein mit seiner besonderen Qualität in aller Welt Bot- schafter dieser gesegneten Landschaft und ihrer Menschen sein möge, ist unser besonderer Wunsch.

Der Kaiserstuhl — Weinplantage oder Weinlandschaft

Resolution, verfaßt von Vertretern des Naturschutzes anläßlich einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung in Freiburg am 13.10.1973

Trotz seiner geringen Ausdehnung gehört der Kaiserstuhl bisher aufgrund sei- ner geologischen und biologischen Besonderheiten, seines reizvollen Landschafts- bildes und seiner Bedeutung für Weinbau und Fremdenverkehr zu den bemer- kenswertesten und bekanntesten Landschaften Süddeutschlands. Gegenwärtig ist jedoch eine Entwicklung zu beobachten, durch die mit beäng- stigender Geschwindigkeit und in bisher nicht gekanntem Ausmaß Stück um Stück dieser Landschaft im Zuge von Rebumlegungen in eine zwar ökonomisch rentable, aber ökologisch wie ästhetisch zerstörte Reb-Monokultur umgewandelt wird. Wir sind uns darüber im klaren, daß der Kaiserstuhl eine Kulturlandschaft ist, d. h. daß sein heutiges Bild weitgehend vom Menschen geprägt wurde, und daß auch weiterhin im Interesse eines rationellen Weinbaues Rebumlegungen und damit Landschaftsveränderungen notwendig sind. In der Zeit des wachsenden Umwelt- bewußtseins darf aber nicht zugelassen werden, daß mit großzügiger staatlicher Subventionierung eine biologisch reichhaltige und harmonische Kulturlandschaft unwiederbringlich zerstört wird. Es müssen Kompromisse zwischen den ökonomi- schen Interessen des Weinbaues und der Erhaltung der charakteristischen Kaiser- stuhllandschaft im Interesse der erholungsuchenden Bevölkerung und des Frem- denverkehrs gefunden werden. — 222 —

Die folgenden Forderungen betrachten wir als Diskussionsgrundlage zur Er- reichung dieses Zieles: 1. Für das Gebiet des Kaiserstuhls ist ein Landschaftsplan aufzustellen. Von seiten der Flurbereinigung muß vor weiteren Umlegungen eine planeri- sche Zielvorstellung für alle Flächen, die noch umgelegt werden sollen, aus- gearbeitet und veröffentlicht werden. Diese Planung ist mit Landschafts- planern, Biologen und Fremdenverkehrsfachleuten zu diskutieren und gege- benenfalls in Vereinbarung mit deren Vorstellungen zu modifizieren. /. Bei allen Maßnahmen der Flurbereinigung sind in Zukunft weit stärker als bisher Belange der Landschaftspflege, der Ökologie und der Naherholung zu beachten, auch wenn dadurch wirtschaftliche Interessen beeinträchtigt werden. Als Beispiele sind hier zu nennen: — Neugestaltete Rebflächen müssen besser an die bestehende Landschafts- struktur angepaßt werden. Überdimensionale Böschungen und übertrieben geometrische künstliche Formen müssen verhindert werden. — Nach einer Umlegung ist an geeigneten Stellen (Böschungen, Wegränder) für eine ausreichende standortgerechte Bepflanzung mit Sträuchern und Bäumen zu sorgen; die Erhaltung dieser Neupflanzungen muß gesichert sein. Wege sind in Zukunft nicht nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern auch nach den Anforderungen des Erholungsbetriebs (Wanderer, Spaziergänger) anzulegen. 3. Das Gebiet des zentralen Kaiserstuhls, das im Osten durch die Kammhöhen der Höhenzüge begrenzt wird und im Westen bis zur Ortschaft Oberbergen reicht, umfaßt die landschaftlich reizvollsten und naturwissenschaftlich wert- vollsten Gebiete des Kaiserstuhls, die zugleich die größte Bedeutung für den Erholungsverkehr haben. Dieses Gebiet soll als zusammenhängendes Land- schaftsschutzgebiet ausgewiesen werden; dadurch können großflächige weitere Rebumlegungen hier generell verhindert werden. 4. Im gesamten Kaiserstuhl müssen die verbliebenen Waldflächen grundsätzlich geschützt werden, Ausstockungsgenehmigungen zur Umwandlung von Wald in Rebland sollten nur in Ausnahmefällen erteilt werden. Ebenso sollte auch der Anteil der Wiesenflächen nicht weiter zurückgehen, weder durch Um- wandlung in Rebland, noch durch Aufforstungen. 5. Zur Pflege und Erhaltung der Kaiserstuhllandschaft (vor allem der Wiesen- flächen und Naturschutzgebiete) sowie für Einrichtungen des Fremdenver- kehrs (Wanderwege, Parkplätze, Erholungseinrichtungen) müssen von Land, Kreis und Gemeinden wesentlich mehr Mittel als bisher zur Verfügung ge- stellt werden. Für diese Zwecke reicht bereits ein Bruchteil der für die Reb- umlegungen benötigten Millionensummen aus, der dementsprechend für Natur- schutz und Landschaftspflege abzuzweigen ist. — 223 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau I N. F. 11 — Naturkunde u. Naturschutz 1 2 1 223 224 I 15. Dezember 1974

Kaffeeanbau am Kaiserstuhl? von GERHARD ENDRISS, Freiburg i. Br.

Während des letzten Krieges ging die Nachricht durch die ganze deutsche Presse, daß am Kaiserstuhl Kaffee angebaut würde. Auch heute noch wird ab und zu über diese Meldung gesprochen, und vor einigen Jahren kam eine Anfrage an die Archivverwaltung in Freiburg aus München, was aus diesem Kaffeeanbau geworden sei. Daß kein Kaffeeanbau stattfindet, aus klimatischen Gründen auch nicht stattfinden kann, davon überzeugt sich jeder Kaiserstuhlwanderer. Wie es aber zu dieser merkwürdigen Mitteilung kam, dem wurde bisher nicht nach- gegangen. So unternahm es der Unterzeichnete festzustellen, ob sich Hinweise finden würden. Als Anbauort wurde Wasenweiler gefunden; auch der Anbauer wurde in der Person des Landwirts und Winzers BRIEM ermittelt. Dankenswerterweise gab Herr BRIEM freundlichst Auskunft über die Vorgänge. Es begann damit, daß die Familie BRIEM in Wasenweiler im Krieg von be- kannten Elsässern Samen von Gemüsebohnen erhielten, die aus Südfrankreich stammten. Sie wurden gesteckt und entwickelten sich zu Buschbohnen. Die "sta- cheligen" Schoten enthielten im Herbst 4-5 Bohnenkerne. Als Bohnensorte wurde die Bezeichnung Perlbohnen genannt. Das ist in Ordnung, denn man kann nach den Früchten u. a. Zucker-, Wachs-, Speck-, Perlbohnen usw. entscheiden. Hier muß aber ein Zeitungsberichterstatter falsch geschaltet haben. Er muß an die Perlbohnen des Perlkaffees gedacht haben, die ihm wohl näher lagen. Und schon war die falsche Meldung in der Zeitung. Familie BRIEM erhielt daraufhin eine Unmenge von Zuschriften von überallher. Herr BRIEM kam in der Folgezeit als Soldat an die Ostfront. Dort erreichte ihn eines Tages ein Erlaß seines Gene- rals, auf dringende Anforderung des Reichsnährstandes erhalte er Sonderurlaub, um seine Kaffeekultur zu pflegen! Heute meint er, das sei für ihn der Haupt- erfolg seines Anbaus gewesen. Bei seiner Rückkehr zur Front fand er seine Ein- heit bei einem andern Verband. Der General, der so großzügig Urlaub gewährt hatte, war nicht mehr da. Herr BRIEM wurde der Urlaubszeitüberschreitung be- schuldigt. Doch ging die Anklage im Chaos der Ostfront unter. Im Herbst kamen dann Frauen des Reichsnährstandes aus Berlin nach Wasen- weiler, um die Bohnen zu ernten. Sie versuchten, sie zu rösten und einen Kaffee- trunk herzustellen. Wie der gemundet hat, darüber ließ sich nichts mehr in Er- fahrung bringen. Ob sie sich nicht über den fehlenden Kaffeeduft gewundert haben? Jedenfalls waren diese Frauen frei von jeglichen botanischen Kenntnissen. Auch sonst fällt auf, daß keinerlei Nachprüfung der Meldung stattfand. Auf die Frage an Herrn BRIEM, ob nicht der zuständige Landwirtschaftsrat von Breisach

Anschrift des Verfassers: Dr. G. ENDRISS, D-78 Freiburg i. Br., Alban-Stolz-Str. 5. — 224 — eingeschaltet wurde, verneinte er. Auch an der Universität Freiburg hätte es trotz des Krieges noch Botaniker gegeben, die dem Spuk hätten ein Ende bereiten kön- nen. Die Kultur ging sang- und klanglos unter. Nach wie vor wird in Europa kein Kaffee angebaut. über die heutige Ausdehnung des Kaffeeanbaus unterrich- tet der „Weltatlas der Kaffeeländer", herausgegeben von BERNHARD RoTHros im Verlag Gordian - Max Rieck GmbH, Hamburg 1972. Wasenweiler steht nicht im Verzeichnis.

(Am 29. 6. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen) — 225 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau I N. F. 11 I 2 225 — 230 Naturkunde u. Naturschutz 15. Dezember 1974

Vereinsnachrichten

Mitgliederversammlung für das Jahr 1973 am 30. März 1974, 15.15 Uhr, im Museum für Naturkunde, Freiburg i. Br.

Der 1. Vorsitzende des Vereins, Herr PRIER, begrüßte die zur Mitgliederver- sammlung erschienenen 13 Mitglieder; er stellte die satzunggemäße Einberufung fest und gab die Tagesordnung bekannt.

1. Bericht des 1. Vorsitzenden, 2. Bericht des Rechners, 3. Bericht des Schriftleiters, 4. Ehrungen, 5. Verschiedenes.

Der Vorsitzende berichtete zunächst über die Mitgliederbewegung. Der Verein hatte am 1. März 1973 einen Mitgliederstand von 567. Im laufenden Berichtsjahr sind 9 Mitglieder ausgetreten bzw. ausgeschieden, 11 Mitglieder sind gestorben. Im gleichen Zeitraum sind 32 Neuzugänge zu verzeichnen. Das ergibt zum 1. März 1974 einen Mitgliederstand von 579. Die Anwesenden gedachten dann der Toten des vergangenen Jahres.

Mitglied seit Prof. Dr. LUDWIG ARMBRUSTER, Lindau 1920 Oberstudiendirektor MAX HUBER, Dingelsdorf 1924 Buchhändler ADOLF SCHUMACHER, Kiel 1957 Dipl.-Berging. Dr. ANTON KREUTZWALD, Kaltbrunn-Vortal 1961 Oberstudiendirektor a. D. Dr. ARTUR GOEBEL, Freiburg 1940 Oberstudienrat HELMUT GERBER, Singen 1936 Hauptlehrer JACOB WEBER, Stühlingen 1923 Prof. Dr. ADOLF MAIER, Freiburg 1927 Frau GRETE BORN, Freiburg 1958 Oberlehrerin i. R. JOHANNA SCHAAF, Freiburg 1948 Dr. EBERHARD SCHMIDT, Sulzburg 1923

über die Vereinstätigkeit war folgendes zu berichten: Im vergangenen Jahr wurden 6 Vorträge gehalten; sie fanden alle im Hörsaal des Museums für Natur- kunde statt und waren von insgesamt 371 Personen besucht.

15. 1. 1973 Prof. Dr. 0. WILMANNS, Freiburg i.Br.: „Farnpflanzen bewältigen Grenz- standorte". 5. 2. 1973 Prof. Dr. H. SCHÖNAMSGRUBER, Landesstelle für Naturschutz und Land- schaftspflege Baden-Württemberg, Ludwigsburg: „Ist Naturschutz auch 1973 noch aktuell?" (mit Farblichtbildern). 12. 2. 1973 Prof. Dr. R. PFLUG, Geol.-Paläontologisches Institut der Universität Frei- burg: „Die geologische Erforschung der Serra do Espinhaco, Brasilien" (mit Farblichtbildern und Farbfilm). — 226 —

7. 5. 1973 Dr. P. HUGLIN, Colmar, Directeur de recherche ä 1'Institut national de la Recherche agronomique (INRA): „Weinbauforschung und Weinbaupraxis" (mit Lichtbildern). 19. 11. 1973 Dr. G. ENDRISS, Freiburg i. Br.: „An der Siedlungsgrenze in Westkanada" (mit Farblichtbildern). 10. 12. 1973 Dr. P. LÖGLER, Museum für Naturkunde, Freiburg i. Br.: „Island — die Insel im Nordatlantik (Farblichtbilder) und der Vulkanausbruch auf Hei- maey (Farbfilm).

Außerdem wurden 6 Exkursionen durchgeführt:

11. 3. 1973 Wasservogelexkursion an den Bodensee und zum Wollmatinger Ried. Füh- rund: H. JACOBS, Konstanz, G. HOLZWARTH, F. SAUMER, Freiburg i. Br. 5. 5. 1973 Besichtigung von Bachuferbeständen im Dreisamtal (Wagensteigbach und Dreisam): Pflege, Uferwege, Sicherstellung. Besuch des Parks beim Sanato- rium Wicsneck (140 Baum- und Straucharten) und der Burg Wiesneck. Füh- rung: OFR i. R. H. KLEIBER, Freiburg i. Br. 3. 6. 1973 Exkursion in die Wutachschlucht, gemeinsam mit der Societe d'Histoire Naturelle de Colmar. Führung: W. PAUL, Vöhrenbach, E. OBERDORFER, Freiburg i. Br., J. KLESS, Konstanz, E. STRAUSS, Freiburg. Fahrt Freiburg — Rötenbach — Göschweiler — Schattenmühle — Bonndorf — Lindenbuck — Münchingen. Fußwanderung Gänsbachtal — Ried — Immenloch — Wu- tachmühle. Bus Ewattingen — Blumegg. Fußweg zum Augleinbuck. Bus nach Aselfingen — Besuch des Aubachs. Rückfahrt Mundelfingen — Dög- gingen — Freiburg. 8. 7. 1973 Waldkundliche Exkursion in das Feldberggebiet (Die Pflanzengesellschaft des autochthonen Fichten-Gebirgswaldes im Feldberggebiet und der Tannen- Buchen-Fichten-Wirtschaftswald). Führung: OFR a. D. G.Wurriö, Neu- stadt. Freiburg — Hinterzarten — Alpersbada — Lochrütte. Höhenwande- rung über Spänplatz — Batzenwald — Rinken — Seewald — Felsenweg — Raimartihof. Rufenholzplatz — Rufensteg — Fürsatzplatz — Naturschutz- gebiet Bistenwald — Thomahütte. 14. 10. 1973 Geologische Exkursion in die Wutachschlucht. Thema: „Der Bonndorfer Graben und seine Landschaft, im besonderen die Schluchten der Wutach." Führung: W. PAUL, Vöhrenbach. Freiburg — Göschweiler — Auf der Wacht — Schattenmühle — Boll — Isakshöhe — Bonndorf — Münchingen — Sand- wiesen. Fußmarsch Wutachgraben — Wutachmühle. Bus Ewattingen — Blumegg — Augleinbuck. Fußmarsch Überathen — Aselfingen. Bus Mundel- fingen — Döggingen Göhrenhag — Dittishausen — Oberbränd — Frie- denweiler. 21. 10. 1973 Geologische Exkursion ins Hegaugebiet. Führung: Dr. A. SCHREINER, Geol. Landesamt Freiburg i. Br. Hegaublick (Aussicht) — Hohenhewen (Basalt, Gips) — Poppele (neuer Deckentuffschlot) — Duchtlingen (Deckentuff aus Seesedimenten). An diesen Exkursionen haben 322 Personen teilgenommen. Bei der Mitgliederversammlung des vergangenen Jahres wurde die neue Ver- einssatzung beraten und verabschiedet. Die Satzung ist inzwischen im Vereins- register des Amtsgerichtes Freiburg eingetragen und somit rechtskräftig. Sie ist in diesem Heft (S. 231) veröffentlicht. Außerdem ist der Verein inzwischen durch die Bescheinigung des Finanzamtes Freiburg I vom 21. 1. 1974, Az. II/11 2, „wegen Förderung der Wissenschaft und Volksbildung als wissenschaftlichen und volksbildenden Zwecken dienend und zu den in § 4 Abs. 1 Ziff. 6 KStG — 227 —

bezeichneten Körperschaften, Personenvereinigungen oder Vermögensmassen gehörend anerkannt worden". Vereinsbeiträge und Spenden für den Verein sind also künftig steuerlich ab- zugsfähig. In Naturschutzangelegenheiten wurden im vergangenen Jahr, insbesonders auch durch die Aktivität unseres Naturschutzreferenten Herrn KLEIDER, wieder einige Aktionen durchgeführt. Am Arlesheimer See wurden vom Kuratorium verschiedene Maßnahmen be- raten und durchgeführt. Die Bemühungen galten vor allem der Insel, welche sich für die Vogelwelt als besonders attraktiv erwiesen hat. Es gelang bis jetzt jedoch nicht, die geplante Erdbrücke herzustellen. Es wurde eine zweite Insel geschaffen, die bis jetzt gut von den Vögeln, insbesondere den Enten, angenommen wurde. Bei der Flurbereinigung am Kienberg auf Gemarkung Ebringen haben wir uns eingeschaltet, um die Interessen des Vereins, der dort Grundbesitz hat, und die allgemeinen Naturschutzinteressen zu wahren. Inzwischen hat Herr KLEIBER An- trag auf Errichtung eines Naturschutzgebietes gestellt. Das vereinseigene Grundstück auf Gemarkung Oberbergen wurde gemäht und hergerichtet. Hierbei hat besonders Herr KNOCH mit einer Schülergruppe wert- volle Arbeit geleistet. Weiterhin hat Herr KLEIBER mitgearbeitet bei der geplanten Unterschutz- stellung eines 5 ha großen, ornithologisch interessanten Gebietes bei Breisach so- wie beim geplanten Landschaftsschutzgebiet Dreisamtal. Zu Punkt 2 der Tagesordnung erstattete Herr BÜRGER den Kassenbericht. Er weist für das Jahr 1973 folgendes aus: Einnahmen: DM Ausgaben: DM Stand am 31. 12.1972 4 188,54 Mittlungen 10 202,54 Beiträge 7 913,— Veröffentlichungen 609,77 Reg.-Präs. Zuschuß 6 000,— Vervielfält. Druck 525,65 Spenden 656,— Exkursionen 1 667,— Bettelkasse 240,66 Spark,-Gebühren 110,74 Exkursionen 2 180,— Beiträge 220,— Verkauf Mitteilungen 413,99 Zeitschriften, Bücher 480,75 Veröffentl. Landesstelle 748,80 Bürokosten 216,83 Verk. Wutach-Monographie 3 585,— Porto 2 429,28 Versch. (Porto-Rückerst.) 90,39 Verschiedenes 363,24 26 016,38 16 825,80 Sparbuch 5 331,93 Giro 2 358,33 Postscheck 1 487,92 Bar 12,40 9 190,58 Insgesamt 26 016,38

Herr JENNE, der zusammen mit Herrn STRAUSS die Kassenbücher geprüft hatte, bat die Versammlung, dem Rechner Entlastung zu erteilen; sie wurde ein- stimmig gegeben. Herr PRIER dankte Herrn BÜRGER für seine selbstlose und mühevolle Arbeit. Es folgte dann der Bericht des Schriftleiters: Herr SAUER stellte fest, daß den Mitgliedern Heft 1 des Bandes 11 rechtzeitig habe zugestellt werden können. Es sei im Umfang und in der Ausstattung be- scheidener als die früheren, was auf die stark gestiegenen Druckkosten zurück- zuführen sei. Man werde in Zukunft noch mehr einschränken und die Wünsche — 228 — der Autoren nach Illustrationen noch kritischer als bisher prüfen müssen. Dies sei um so wichtiger, als Zuschüsse aus Werbefunkmitteln des Südwestfunks ab 1974 nicht mehr verteilt würden. Man habe sogar bis heute noch keine Entscheidung, ob der Verein aufgrund seines rechtzeitig gestellten Antrages für das Rechnungs- jahr 1973 etwas erhalte. Er gab dann eine Übersicht über den Inhalt für Heft 2, 1974. Die Nachfrage nach der Wutach-Monographie sei weiterhin sehr rege. Beim Schriftentausch seien wieder zahlreiche Neuzugänge zu registrieren, ins- besondere von Vereinen und Institutionen, die sich mit entomologischen Fragen beschäftigen. Aufgrund der Zeitschrift seien auch wieder Neuanmeldungen zur Mitgliedschaft erfolgt. Im Rahmen der allgemeinen Berichterstattung bat Herr PRIER noch Herrn KNOCH um einen kurzen Bericht über die Verwendung der Mittel aus dem Sum- sER-Fonds. Zu Punkt 4 der Tagesordnung, Ehrungen, gab Herr PRIER folgendes bekannt: In diesem Jahr haben wir wieder eine Anzahl von 25jährigen Mitgliedsjubiläen. Es sind dies:

Aufbaugymnasium Lahr Reg.-Landwirtschaftsrat Dr. EUGEN BENDER, Meersburg Dr. GERHARD ENDRISS, Freiburg i. Br. Dr. h. c. ADOLF HORION, Überlingen Schriftsteller Dr. FRIEDRICH GEORG JÜNGER, Überlingen Prof. i. R. HERMANN SCHILLI, Freiburg i. Br. Oberstudienrätin GERTRUD VELTE, Freiburg i. Br. Vogelwarte Radolfzell, Schloß Möggingen

Außerdem bat er die Mitgliederversammlung, dem Vorschlag des Vorstandes zu folgen und zwei altverdiente, treue Mitglieder durch die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft zu ehren. Herr SAUER begründete den Vorschlag, Herrn Ingenieur ADOLF WANGART, Schopfheim, die Ehrenmitgliedschaft zu verleihen. Herr WANGART ist Mitglied seit 1936 und aktiv gewesen bei der Gestaltung vieler Exkursionen, insbesondere nach 1945, als der Verein wieder zu neuem Leben erweckt werden mußte. Er war besonders an den ur- und frühgeschichtlichen Problemen in der engeren und wei- teren Umgebung von Freiburg interessiert und war eng befreundet mit ROBERT LASS. Viele wichtige Funde hat die urgeschichtliche Wissenschaft Herrn WANGART zu verdanken. Darüber hinaus war er aber ein Förderer der naturwissenschaft- lichen Erforschung seiner Heimat, der er in vielfältiger Weise diente. Erwähnt seien nur seine aufsehenerregenden Studien über die Maße des Freiburger Mün- sters, die er von der naturwissenschaftlich-mathematischen Seite her anpackte und die in der hervorragenden Veröffentlichung gipfeln „Das Münster zu Freiburg im Breisgau im Rechten Maß", die ihm Anerkennung im In- und Ausland brachte. Der zweite Vorschlag bezog sich auf das Vorstandsmitglied Herrn Prof. Dr. KURT SAUER, Merzhausen. Her PRIER führte dazu folgendes aus: „Herr Professor SAUER begeht in diesem Jahr ein recht bemerkenswertes Jubi- läum: Er ist 25 Jahre Schriftleiter des Badischen Landesvereins. In dieser Zeit hat er 3912 Seiten, wenn ich richtig gezählt habe, redaktionell bearbeitet. Man könnte einmal ausrechnen, um die Statistik weiterzuführen, wie vielen Autoren Herr SAUER in dieser Zeit hat hinterherlaufen müssen, um die Zeitschrift jeweils recht- zeitig in Druck geben zu können. Das erspare ich mir, denn er ist ja selbst einer — 229 — von den Autoren. Aus seiner Feder stammen 10 Arbeiten mit etwa SO Seiten sowie eine große Anzahl von Buchbesprechungen. Die Entwicklung der ‚Mitteilungen des Badischen Landesvereins' geht aus von dem 64seitigen Heft 3 des Bandes V der ‚Mitteilungen', dem ersten Heft, das unter Herrn SAUER'S Redaktion erschienen ist, mit insgesamt 4 Ganzton- Abbildungen, bis hin zu den 100-200seitigen Heften der letzten Jahre mit zahl- reichen hochwertigen, zum Teil farbigen Abbildungen. Das Niveau der Beiträge und damit der Zeitschrift war schon immer sehr hoch. Die traditionelle Gliede- rung: wissenschaftliche Arbeiten, naturwissenschaftliche Dokumentation, Bücher- schau und Vereinsnachrichten hat sich dabei, wie ich glaube, gut bewährt und gibt einen Kompromiß oder vielmehr eine Synthese zwischen wissenschaftlicher Zeit- schrift und Vereinsorgan. Die erfolgreiche Ausprägung dieses Erscheinungsbildes unserer Zeitschrift, die ja auch ein Aushängeschild nach außen ist, verdanken wir dem 25jährigen, tatkräftigen und konsequenten Wirken des Schriftleiters. Eine Krönung der Tätigkeit von Herrn SAUER als Schriftleiter des Vereins war zweifellos die Herausgabe der 1971 erschienenen Wutach-Monographie. Hier war ganz besonders deutlich zu sehen, wie vielschichtig er seine an sich schon schwierige Aufgabe als Schriftleiter ausgebaut hat, besonders am Beispiel der Be- schaffung von Zuschüssen. Auch sonst arbeitet Herr SAUER, wie wir alle wissen, im Vorstand des Vereins außerordentlich aktiv mit. Nebenbei gesagt ist er 35 Jahre Mitglied unseres Ver- eins. Er hat in den vergangenen Jahren Akzente gesetzt, die für die weitere Ent- wicklung des Vereins von entscheidender Bedeutung waren. Wir hoffen daher, daß Herr SAUER auch im zweiten Vierteljahrhundert sich der ‚Mitteilungen' annimmt und daß er auch weiterhin in allen anderen Berei- chen der Vereinführung uns seine reiche Arbeitskraft und sein Können zur Ver- fügung stellt." Der Bitte von Herrn PRIER an die Versammlung, die Zustimmung zur Ernen- nung der neuen Ehrenmitglieder zu geben, wurde einstimmig stattgegeben. Er überreichte dann Herrn SAUER die Ehrenurkunde und ein Buchgeschenk. Die Ur- kunde für Herrn WANGART, der an der Versammlung nicht teilnehmen konnte, wurde später zugestellt. Herr SAUER bedankte sich für die ihm zuteil gewordene Ehrung mit herzlichen Worten und stellte fest, daß er in den 25 Jahren mit Freude an der Herausgabe der Zeitschrift, die international anerkannt ist, gearbeitet habe. Er erklärte sich bereit, die Last des Schriftleiters so lange weiter zu übernehmen, wie es seine dienstlichen Verpflichtungen zulassen. „Der Band 11 wird noch bearbeitet — der Mitgliedsbeitrag weiterbezahlt!" Zu Punkt 5, Verschiedenes, stellte Herr BÜRGER, der Rechner des Vereins, den Antrag, die Mitgliedsbeiträge von bisher 15,— DM auf 25,— DM für normale Mitglieder und von 8,— DM auf 15,— DM für Pensionäre, Studierende und Schüler vom Jahr 1975 an zu erhöhen. Der Vorsitzende gab dazu bekannt, daß der gesamte Vorstand über dieses Vorhaben bereits beraten habe und aufgrund der angespannten finanziellen Verhältnisse einstimmig der Ansicht ist, daß die Beitragserhöhung unumgänglich ist. Der Badische Landesverein ist mit Sicherheit einer der allerletzten Vereine, der in Anpassung an die gestiegenen allgemeinen Kosten seine Beiträge erhöht. Herr SAUER stellte außerdem fest, daß in Zukunft die Druckkostenzuschüsse aus den Mitteln des Werbefunks für die Zeitschrift wegfallen; wenn wir dann keine Eigenmittel aufbringen, wird aus der Zeitschrift ein hektographiertes Blättchen. Nach eingehender Diskussion ergab die folgende — 230 —

Abstimmung eine einstimmige Annahme der Erhöhung der Mitgliederbeiträge im vorgeschlagenen Modus. Herr HUNGERER gab schließlich bekannt, daß Forstdirektor F. HOCKENJOOS Mitte April in den Ruhestand geht, und beantragte, dem verdienten Forstmann, der sich auf vielen Gebieten mit Erfolg um den heimischen Naturschutz bemüht hat, die Ehrenmitgliedschaft zu verleihen. Herr HUNGERER wurde beauftragt, Herrn HOCKENJOOS den Vorschlag zu unterbreiten. Vorbehaltlich seiner Zustim- mung ermächtigte die Versammlung den Vorstand, die Ehrenmitgliedschaft zu verleihen und die Urkunde zu übergeben. Mit einem herzlichen Dank an alle Vorstandsmitglieder für ihre geleistete Ar- beit, an die Rechnungsprüfer und nicht zuletzt an die Exkursionsleiter und Vor- tragsredner des vergangenen Jahres schloß der Vorsitzende die Mitgliederver- sammlung.

H. PRIER P. LÖGLER

Dr.--ERWIN-SumsER-Naturschutzfonds

Der Kontostand des Dr.-ERNvIN-SumsER-Naturschutzfonds betrug im vergan- genen Herbst (Stand 28.9.1973) 158,95 DM und wurde im letzten Jahresheft unserer Mitteilungen veröffentlicht. Seit Januar 1974 sind in beachtlichem Maße

Spenden eingegangen, nämlich zusammen 1730, — DM. 25 Spender haben mit Beträgen zwischen 5,— DM und 200,— DM zu dieser erfreulichen Bilanz bei- getragen. Ihnen sei im Namen des Vorstandes und der aktiven Naturschützer im Verein recht herzlich gedankt. Die großzügigen Spenden setzen uns in die Lage, in vermehrtem Maße Pflegemaßnahmen und Naturschutzvorhaben zu unter- stützen.

Einnahmen: Alter Kontostand vom 28. 9. 1973 DM 158,95 Zinsen 1973 DM 12,38 Spenden DM 1 730,— Summe: DM 1 901,33

Ausgaben: Mähgeld für Erica-tetralix-Standort im Hotzenwald DM 50,— Mähkosten für vereinseigenes Wiesengrundstück im Kaiserstuhl DM 100,— Summe: DM 150,—

Somit verbleiben auf dem Konto (Stand vom 21.9.1974) 1751,33 DM. Weitere Spenden sind erwünscht. Auf Wunsch werden Spendenbescheinigungen für das Finanzamt ausgestellt. Konto des Dr.-ERWIN-SumsER-Naturschutzfonds Nr. 5 310 427 bei der Öffentl. Sparkasse Freiburg i. Br. D. KNOCH — 231 — Satzung des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz e.V.

§ 1 Name, Sitz und Zweck (1) Der Verein führt den Namen „Badischer Landesverein für Naturkunde und Naturschutz e.V.", abgekürzt „BLNN". (2) Der BLNN hat seinen Sitz in Freiburg im Breisgau und ist in das Vereins- register des Amtsgerichtes Freiburg i. Br. eingetragen. (3) Der Verein ist eine wissenschaftliche Vereinigung, deren Zweck und Aufgabe es ist die Natur zu erforschen und deren Kenntnis zu vermitteln, die Liebe zur Natur zu wecken und zu fördern, die Belange des Natur- und Umweltschutzes zu unterstützen und der Zerstörung der Natur entgegenzuwirken. (4) Der Verein ist überparteilich und überkonfessionell. (5) Er verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne der Gemeinnützigkeitsverordnung vom 24. Dezember 1953 und zwar ins- besonders durch Förderung der Wissenschaft von der Natur, einschließlich der naturwissenschaftlichen Heimatkunde, der Volksbildung auf naturwissen- schaftlichem Gebiet und des Naturschutzes. Etwaige Gewinne dürfen nur für die satzungsmäßigen Zwecke verwendet werden. Die Mitglieder erhalten keine Gewinnanteile und in ihrer Eigenschaft als Mitglieder auch keine sonstigen Zuwendungen aus Mitteln des Vereins. Sie erhalten bei ihrem Ausscheiden oder bei Auflösung oder Aufhebung des Vereins nicht mehr als ihre eingezahlten Kapitalanteile und den gemeinen Wert ihrer geleisteten Sacheinlagen zurück. Es darf keine Person durch Verwaltungsaufgaben, die den Zwecken des Vereins fremd sind, oder durch unverhältnismäßig hohe Vergütungen be- günstigt werden.

§ 2 Tätigkeit Zur Erreichung des unter § 1 (3) angegebenen Zweckes werden Vorträge und Lehrausflüge veranstaltet. Den Mitgliedern mit gleichen Interessen wird es ermöglicht, sich zu Fachschaften zusammenzuschließen. Die Angehörigen einer Fachschaft bestimmen einen Leiter aus ihrer Mitte. Der Verein gibt als wissenschaftliche Veröffentlichung die „Mitteilungen des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz e.V." heraus. Sie stehen den Mitgliedern und, falls die wirtschaftlichen Verhältnisse es erlau- ben, auch Nichtmitgliedern zur Veröffentlichung geeigneter Arbeiten zur Ver- fügung. Darüber hinaus erscheinen unregelmäßig und in gewissen Zeitabstän- den naturkundliche Arbeiten monographischer Art. Der BLNN verfügt über eine wissenschaftliche Bibliothek. Außerdem pflegt er Schriftentausch mit in- und ausländischen wissenschaftlichen Institutionen. — 232 —

§ 3 Mitgliedschaft (1) Mitglieder können alle natürlichen Personen sowie juristische Personen und Behörden werden. (2) Der Verein besteht aus ordentlichen und Ehrenmitgliedern. (3) Zu Ehrenmitgliedern können solche Personen ernannt werden, die sich durch hervorragende Leistungen in der Naturkunde oder durch Verdienste um den Verein ausgezeichnet haben. Der Vorschlag zu ihrer Wahl kann von einzel- nen Mitgliedern ausgehen. Die Ernennung erfolgt nach Anhören der Mit- gliederversammlung durch den ersten Vorsitzenden. Ehrenmitglieder zahlen keinen Beitrag; sie haben alle Rechte der ordentlichen Mitglieder. (4) Die Mitgliedschaft wird formlos bei einem Vorstandsmitglied beantragt. Sie erlischt durch Tod, Austritt oder Ausschluß. Der Austritt ist dem Vorstand spätestens zum 30. November vor Jahresschluß schriftlich mitzuteilen. (5) Die ordentliche Mitgliedschaft beginnt und endet mit dem Kalenderjahr.

54 Rechte und Pflichten der Mitglieder (1) Alle Mitglieder haben das Recht zur Teilnahme an den Veranstaltungen des Vereins sowie zur Benutzung der Bücherei. (2) Jedes Mitglied erhält die Mitteilungen des BLNN kostenlos und portofrei vom Beginn der Mitgliedschaft an zugesandt. (3) Das aktive und passive Wahlrecht der Mitglieder regelt sich nach den dies- bezüglichen gesetzlichen Bestimmungen für die Wahlen zum Deutschen Bun- destag. (4) Die Mitglieder haben die Pflicht, die Ziele und Zwecke des BLNN zu unter- stützen und das Ansehen des Vereins zu fördern. (5) Die Mitglieder zahlen einen jährlichen Beitrag, dessen Höhe die Mitglieder- versammlung auf Vorschlag des Vorstandes festsetzt. Die Beiträge werden jeweils am 1. Januar bzw. mit der Aufnahme als Mitglied fällig und sind spätestens zum 1. April auf eines der Vereinskonten zu überweisen. (6) Satzungswidriges oder vereinsschädigendes Verhalten kann den Ausschluß aus dem Verein zur Folge haben. Der Vorstand beschließt darüber mit ein- facher Mehrheit. Zuvor soll dem Betroffenen jedoch Gelegenheit zu schrift- licher Äußerung gegeben werden. Berufung an die Mitgliederversammlung ist zulässig. Ein zweijähriger Verzug in der Zahlung des Mitgliedsbeitrages führt zum Ausschluß.

55 Organe und ihre Aufgaben (1) Organe des BLNN sind: Die Mitgliederversammlung, der Vorstand, der Beirat. (2) Die ordentliche Mitgliederversammlung findet einmal jährlich statt. Sie wird durch den 1. Vorsitzenden einberufen, wobei die Benachrichtigung der Mit- glieder acht Tage vorher unter Bekanntgabe der Tagungsordnung zu er- folgen hat. Sie ist zuständig für: — 233 —

a) Wahl des Vorstandes und der zwei Kassenprüfer; b) Entgegennahme mit nachfolgender Aussprache des Jahresberichtes, er- stattet vom 1. Vorsitzenden; des geprüften Kassenberichtes für das abgelaufene Vereinsjahr, erstattet vom Rechner; des Schriftleiter-Berichtes; c) die Festsetzung des Jahresbeitrags; d) Satzungsänderungen, wobei eine Mehrheit von drei Vierteln der auf eine Einladung mit entsprechender Tagungsordnung erschienenen Mitglieder erforderlich ist. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung kann bei Bedarf jederzeit vom 1. Vorsitzenden einberufen werden. Er ist dazu verpflichtet, wenn der zehnte Teil der Mitglieder eine solche unter Angabe des Grundes verlangt. Für den Modus der Einberufung gelten je nach Zweck § 5 (2) oder § 6 (1). (3) Der Vorstand besteht aus dem 1. Vorsitzenden, dem 2.Vorsitzenden, dem Schriftführer, dem Schriftleiter und dem Rechner. Der 1. Vorsitzende führt, repräsentiert und vertritt den Verein. Der 2. V o rsi t z ende vertritt den 1. Vorsitzenden und unterstützt ihn ins- besondere bei der Planung des Veranstaltungsprogramms und seiner Durch- führung. Der 1. und 2. Vorsitzende vertreten den Verein gerichtlich und außergericht- lich im Sinn des § 26, Abs. 3 BGB. Beide sind einzeln vertretungsberechtigt. Der Schriftführer besorgt den Schriftverkehr, fertigt die Niederschrif- ten über die Mitgliederversammlung und führt das Mitgliederverzeichnis. Der Schrift l e i t er gibt die „Mitteilungen" und sonstigen wissenschaft- lichen Veröffentlichungen des Vereins heraus. Er leitet auch den Schriften- tausch. Der Rechner besorgt die Kassenführung. Ferner obliegen ihm der Versand der „Mitteilungen" und die Erledigung des Schriftverkehrs für die Verrech- nung. Die Tätigkeit des Vorstandes ist ehrenamtlich. Die Mitgliederversammlung wählt die Vorstandsmitglieder mit einfacher Mehrheit auf 4 Jahre in geheimer Abstimmung. Die Mitgliederversammlung kann einstimmig eine öffentliche Abstimmung beschließen. Die einzelnen Mit- glieder des Vorstandes können während ihrer Amtsdauer von einer Mit- gliederversammlung in geheimer Abstimmung mit Dreiviertel-Mehrheit der erschienenen Mitglieder wieder abberufen. werden. An deren Stelle sind neue Vorstandsmitglieder mit einfacher Stimmenmehrheit zu wählen. (4) Vom Vorstand kann ein Beirat gebildet werden, der aus auf bestimmten Ge- bieten fachlich oder organisatorisch besonders erfahrenen Persönlichkeiten be- stehen soll. Der Beirat unterstützt und berät den Vorstand in seiner Arbeit. Die Amtsdauer des Beirates ist identisch mit der des Vorstandes. Fachschafts- leiter sind Beiräte.

§ 6 Auflösung des Vereins (1) Die Auflösung des Vereins kann nur durch eine außerordentliche Mitglieder- versammlung mit Dreiviertel-Mehrheit der erschienenen Mitglieder beschlos- sen werden. Dazu sind die Mitglieder mindestens 4 Wochen vorher unter An- kündigung des Zwecks einzuladen. — 234 —

(2) Bei Auflösung oder Aufhebung des Vereins oder bei Wegfall seines bisherigen Zweckes fällt das Vermögen des Vereins, soweit es die eingezahlten Kapital- anteile der Mitglieder und den gemeinen Wert der von den Mitgliedern ge- leisteten Sacheinlagen übersteigt, an das Kultusministerium des Landes Baden- Württemberg oder dessen Rechtsnachfolger, welches es unmittelbar und aus- schließlich für gemeinnützige Zwecke im Sinne des §1, Abs.(3) dieser Satzung zu verwenden hat.

Vorstehend genannte neue Satzung wurde heute in das Vereinsregister unter Nr. 477 eingetragen.

Freiburg i. Br., den 22.11.1973

Amtsgericht — Registergericht —

gez. Unterschrift Justizangestellte als Urkundsbeamtin der Geschäftsstelle — 235 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau N. F. 11 1 2 1 235-256 Naturkunde u. Naturschutz 15. Dezember 1974

Bücher- und Zeitschriftenschau

GUENTHER, E., W., BUNDE, H. & NoBis, G.: Geologische und paläontologische Unter- suchungen im Valsequillo bei Puebla (Mexiko). — Das Mexiko-Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 6, 177 S., 2 Kart., 36 Abb., 32 Tab., 14 Taf., Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1973, geb., DM 81,—.

Zur Rezension liegt der 6. Band des deutsch-mexikanischen Gemeinschaftsprojekts zur Erforschung des Puebla-Beckens in Mexiko vor. Darin werden in vier verschiedenen deutschsprachigen Beiträgen die Ergebnisse geowissenschaftlicher Forschungen seit 1965 mitgeteilt, die den Zeitraum von der letzten Eiszeit bis zur Gegenwart behandeln. Sie sollen zeigen, welche Umweltbedingungen der Mensch bei seinem ersten Auftreten vor etwa 25 000-28 000 Jahren in diesem Gebiet vorfand und welche Großwildfauna er an- traf. Zu dieser Fauna gehörten vor allem Pferde, Elefanten, Gabelantilopen, Bison, Tapir, Edentaten und einige Raubtiere, wie GUENTHER in einer Einführung und Über- sicht über die wichtigsten Ergebnisse darlegt. BUNDE berichtet über die geologisch-sedi- mentologischen Befunde und begründet auf Schwermineralzonen eine stratigraphische Gliederung der jungtertiären und pleistozänen Ablagerungen. Eine geologische Schwarz- Weiß-Karte und zahlreiche Profilzeichnungen bereichern diesen Teil. In weiteren speziel- len Beiträgen werden von Noeis die Pferdefunde und von GUENTHER die Elefantenvor- läufer ausführlich behandelt und abgebildet. Nach Vergleichen mit europäischen Elefan- ten wird auf zwei größere Einwanderungswellen geschlossen. Das überdurchschnittlich gut ausgestattete Buch wird vor allem die Fachwissenschaftler ansprechen. W. OHMERT

TTHENIUS, E.: Eiszeiten — einst und jetzt. — 64 S., 20 farb. Bild., Kosmos-Bibliothek Nr. 284, Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1974, kart., DM 4,80.

Dem Autor, Professor an der Universität Wien, ist es gelungen, auf knappstem Raum eine den neuesten Stand der wissenschaftlichen Vorstellungen repräsentierende Zusam- menfassung über die Erscheinung Eiszeiten, ihre Ursachen und Wirkungen vorzulegen. Da dieses Phänomen seit eh und je weite Kreise interessiert, war eine Kurzdarstellung wieder einmal erwünscht. — Zuerst wird geklärt, was eine Eiszeit ist, wobei THENIUS eine erdgeschichtliche Zeitspanne als solche bezeichnet, in der es zur Bildung ausgedehn- ter Eiskappen in den Polgebieten gekommen ist. Das 2. Kapitel zeigt die Gebiete auf, wo die Eiszeit noch gegenwärtig ist, in den Polgebieten und Hochgebirgen, wobei auf das Eis der Antarktis 89 °/o und das Grönlands 10 °/o entfallen! Neben den Inlandeis- massen werden die Gletscher und ihre Wirkungen beschrieben sowie die periglazialen Erscheinungen und die typischen Pflanzen und Tiere. Dieser überblick über das Gegen- wärtige leitet über zu Kapitel 3 „Einstige Eiszeiten", welches den größten Umfang hat. In diesem ist wieder der jüngsten Eiszeit und jener des Permo-Karbon der meiste Raum gewidmet. Gleichzeitig wird darin in die klassischen und modernen Methoden der Eis- zeitforschung eingeführt. Das Büchlein schließt mit der Übersicht über die Ursachen der Eiszeiten, wobei von den 50 verschiedenen Hypothesen und Theorien die begründeten kurz abgehandelt und gewertet werden. Der Gelehrte kommt nach Prüfung der einzel- nen Argumente zum Schluß, daß erst das Zusammenwirken verschiedener Faktoren die Entstehung bewirkt, nämlich: mindestens ein Kontinent in Pollage, ein Ozean als — 236 —

Feuchtigkeitsspender, isostatische Hebungen und Senkungen und sonstige (z. B. Erd- bahnschwankungen, Albedo, Lößstaub, vulkanische Aschen). Der Text wird durch klare und gut verständliche farbige Bilder wirksam ergänzt. K. SAUER

DESAUTELS, P., E.: Minerale, Kristalle, Steine. Ein Gang durch das Reich der Mine- rale. — 225 S., 125 Farbfot., 130 zwei- und 25 einfarb. Abb., Ott Verlag, Thun u. Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1974, geb. (Ln.), DM 58,—.

Das nahezu DIN-A-4-Format besitzende Buch will keine Einführung in die Minera- logie sein, sondern den Leser in erzählender Form durch die Welt der Mineralien führen. Es geht dem Autor, der Vorstand der Mineralogischen Abteilung des Smithonian Institute in Washington ist, darum, Interesse und Neigung des Amateurs weiter zu entwickeln, dabei gleichzeitig alle Gebiete des Mineralreiches zu berühren, um so anzuregen, sich mit den Dingen zu befassen. Das zuerst in den USA erschienene Buch wurde von drei deut- schen Geowissenschaftlern in unsere Muttersprache übertragen und entsprechend bearbei- tet. Man muß ihnen vorweg bestätigen, daß sie ihre Aufgabe sehr gut gelöst haben. Bei dem Bestreben des Autors spielt das Bild eine wichtige, ja sogar entscheidende Rolle. Für deren Herstellung hat er sich des bekannten Fachmannes LEE BOLTIN bedient, Mitarbeiter am Museum of Natural History of New York. Trotzdem ist aber kein Bil- derbuch entstanden, da die Illustrationen immer nur dann mit vollem Gewinn betrachtet werden können, wenn der begleitende Text geistig verarbeitet ist. So unterscheidet sich das Werk wohltuend von vielen, welche nur schöne Erscheinungen präsentieren. Nach kurzer Einleitung über die Geschichte der Forschung vom Mythos bis zur mo- dernen Zeit folgt ein ausgezeichnetes Kapitel über die Kris t alle, deren innere Ord- nung und Systematik (Kurzfassung eines allgemeinverständlichen Kristallographie- Lehrbuches!). Ebenso kann Kapitel 3 als Kompendium der Edelsteinkunde bezeich- net werden, das auch die wichtigsten Dinge über die Verarbeitung enthält. Kapitel 4 befaßt sich mit den Eigenschaften und den speziellen Erscheinungsfor- me n , z.B. den Meteoriten, wobei der Fall von Ensisheim und auch bereits die kürzlich abgeschlossene Tiefbohrung im Nördlinger Ries erwähnt sind. Das folgende Kapitel „D i e Schatztruhen" tut mit der Beschreibung von 6 Grubenrevieren dar, welche Schwierigkeiten bei der Suche von Bodenschätzen gegeben sind (Diamanten Südafrikas; Opale Australiens; Zink-Vorkommen von Franklin, New Jersey; Gold Kaliforniens; Keeweenaw — Kupfer von Michigan; Edelsteinstadt Ratnapura in Ceylon). Das 6. Ka- pitel hat die an Form und Schönheit herausragenden Stufen, die Meisterstücke zum Gegenstand, die „Reembrandts" der erschöpften und aufgelassenen alten Fundstätten, und die „Modernen", die aus frisch aufgetanen Gewinnungsstätten stammen. Für den Interessenten sind einige namentlich aufgeführt. Das Kapitel „Die Er dwissen- sc ha f ten" macht klar, daß Mineralien und ihre Lagerstätten nicht ohne Zusammen- hang mit der Geologie im weitesten Sinne und ihren sehr exakten Forschungsmethoden gesehen werden können. Das 8. Kapitel „Die Rohstoffe " bringt sehr deutlich zum Ausdruck, daß der Mensch für seine Existenz in erheblichem Maße der mineralischen Rohstoffe bedarf (z. B. Eisen-, Aluminium- und Goldvorkommen; universelle Bedeu- tung des Quarzes; Uran; Rubin für die Laser- und Masertechnik; Schwefel, Granat, Flußspat; in diesem Zusammenhang künstliche Kristall- und Mineralherstellung). Da das Buch ja den Amateur begeistern und neue schaffen soll, ist es konsequent, wenn das Buch mit zwei Kapiteln schließt, die sich einerseits mit dem Sammeln befassen und den Sammlungen und Museen andererseits; für beide gilt, man soll nicht Stufen sammeln, um sie anzuhäufen, man soll sie verstehen! Zur Darbietung des Stoffes in Wort und Bild sei gesagt, daß sie gelungen ist. Die Farbaufnahmen sind von meist giater Qualität. Dafür muß man den Verlagen danken und dafür, daß der Preis noch im Rahmen bleibt. K. SAUER — 237 —

PAPE, H.: Der Gesteinssammler. — 100 S., 36 Zeichn., 30 Fot. in Schwarzweiß, 19 in Farbe, Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1974, kart., DM 19,80.

Der Verfasser, Diplomchemiker und -geologe, will eine Anleitung zum Sammeln und Erkennen von Gesteinen und zum Aufbau einer Sammlung geben. Er versteht es, dem angehenden Sammler an einzelnen Aufschlüssen, z. B. den Granitsteinbruch, die in soge- nannten Schlüsselkapiteln abgehandelt sind, über die dort einsetzende Tätigkeit des Sammelns und Erkennens der Gesteine die geologischen Zusammenhänge begreiflich zu machen. Der Liebhaber und der Geologiestudent der ersten Semester werden so dazu geführt, die Fundstücke nicht nur zu bergen, zu etikettieren und, was heute leider bei vie- len Gesteins- und Mineraliensammlern der Fall ist, als Wertobjekt zu betrachten, sondern sie als Grundlage für eine naturwissenschaftliche Erkenntnis anzusehen und ihren Bil- dungswert zu erkennen. Die Skizzen sind durchweg gut und auf dem neuesten wissen- schaftlichen Stand und sehr instruktiv. Bei den Fotos zeigt sich, daß es durchaus nicht notwendig ist, alle farbig zu bringen. Schwarzweißaufnahmen sind oft viel sprechender, wenn didaktische Ziele verfolgt werden. Auch im Text wird der heutige Stand ge- boten. Hinweise, wo die geologischen Karten in der Bundesrepublik, Norwegen, Schwe- den und Frankreich zu beziehen sind, auf weiterführendes Schrifttum sowie eine lexigra- phische Erklärung zu einigen wichtigen Grundbegriffen beschließen das empfehlenswerte Werk. K. SAUER

WOOLEY, A., R.; Bisflor, A., C.; HAMILTON, W., R.: Der Kosmos-Steinführer. —317 S. mit 600 Farbfot. u. 370 Zeichn., Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stutt- gart 1974, brosch., DM 19,80. Das für den Gebrauch im Gelände geschriebene Buch gliedert sich in drei Teile: Mine- rale, Gesteine unter Einschluß der Meteorite und Tektite, Fossilien. Jeder dieser beginnt mit einer kurzgefaßten Einleitung, die durch Zeichnungen erläutert ist und Informatio- nen enthält, welche zum Verständnis des jeweils nachfolgenden beschreibenden Haupt- stückes notwendig sind. 146 Seiten befassen sich mit den Mineralen, also fast die Hälfte des Bandes, was sehr ausführlich erscheint angesichts der Tatsache, daß ein spezieller Komos-Mineralienführer erschien. Die Gesteine sind auf weniger als 70 Seiten abgehan- delt, wobei zwischen Eruptiv-, nietamorphen und Sediment-Gesteinen unterschieden wird. Die beigegebenen farbigen Abbildungen der Handstücke sind zum größten Teil typisch ausgefallen. Es würde für den mit dem Stoff noch weniger Vertrauten sicher nützlich sein, wenn man die Tiefengesteine in Plutonite und Vulkanite unterteilt hätte. Bei den Vulkaniten vermißt man eine Abbildung des Limburgits. Die Definition Ignim- brit ist verbesserungsbedürftig. Bei den Oolithen sollte man darlegen, daß sie aus Ooiden aufgebaut sind und nicht Oolithen! Auch die Kurzdarstellung ihrer Genese ist nicht völlig zutreffend. Allgemein kommt vielfach die Genese der Gesteine zu kurz, da sich die Einführungen zu sehr auf Kurzerläuterungen verschiedener Termini beschränken. Die Abbildungen des Fossilteils sind gut, was nicht wundern kann, da das reiche Material des Britischen Museums in London für die Auswahl zur Verfügung stand. Das Buch im im großen ganzen eine gute Einführung, jedoch wird der Benutzer schon gewisse Grundvorstellungen mitbringen müssen. K. SAUER

WALTER, H.: Allgemeine Geobotanik. Eine kurze Einführung. — 256 S., 135 Abb., 22 Tab., Uni-Taschenbücher, 284, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1973, Kst. flex., DM 17,80. Diese kurze, nur das Wesentliche und dabei insbesondere die Verhältnisse in Mittel- europa berücksichtigende Einführung in das weite Gebiet der Allgemeinen Geobotanik behandelt in Teil I die „Floristische Geobotanik oder Arealkunde", in Teil II die „Histo- rische Geobotanik". Dabei stützt sich beide Male der Verfasser auf das größere Werk — 238 —

„Arealkunde" (1970), das aus seiner und H. STRAKA% Feder stammt. Der Teil III, „Zönologische Geobotanik" überschrieben, beschäftigt sich nicht mit den einzelnen Pflan- zenarten, sondern mit den Pflanzengemeinschaften, aus denen sich die Pflanzenwelt eines Gebietes zusammensetzt. Der Verfasser schöpft hier hauptsächlich aus H. ELLENBERG% „Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen" (1963), ohne jedoch völlig mit ELLENBERG übereinzustimmen. In Anlehnung an die nach WALTER sehr bewährte Arbeitsweise russi- scher Geobotaniker sollte nach WALTER% Ansicht bei den Grundeinheiten der Pflanzen- gemeinschaften, den Assoziationen, das Hauptgewicht auf die aufbauenden Dominanten und nicht auf die Charakterarten gelegt werden; denn erstere seien für den Haushalt ausschlaggebend, letztere dagegen seien oft ökologisch ohne Bedeutung; man könne sie entfernen, ohne daß die Gemeinschaft gestört werde. Auch die Bezeichnung „Pflanzen- soziologie" lehnt WALTER ab; bei den Pflanzengemeinschaften handle es sich weniger um ein soziales als um ein konkurrierendes Zusammensein der Arten. Der Band schließt in Teil IV mit der „Ökologischen Geobotanik". Als Grundlage dient dabei des Verfassers ausführliches Werk „Standortslehre" (1960). In dieser Einführung gibt der bekannte Hohenheimer Emeritus in allgemein verständ- licher Sprache, unterstützt durch gut ausgewählte Abbildungen, einen vortrefflichen überblick über die behandelten Gebiete. Der Band vermittelt jedem Naturfreund, dem die ausführlicheren Werke nicht zur Hand sind, reichen Genuß und Gewinn; er regt zu eigener Beobachtung an; denn, wie der Verfasser im Vorwort schreibt: „Geobotanik kann nicht aus Büchern gelernt werden." Den Fachbotaniker werden die kritischen Bemerkun- gen des Verfassers zur Pflanzengesellschaftslehre, wie sie von BRAUN-BLANQUET und seiner Schule vertreten wird, zum Nachdenken und zur Stellungnahme herausfordern. Einige Hinweise für eine Neuauflage. — S. 101: Die Zahlenskala für die Schätzung der Mengenverhältnisse in einem Pflanzenbestand (Tab. 5) weicht von der von BRAUN- BLANQUET in seiner „Pflanzensoziologie" (1964) vorgeschlagenen etwas ab. — S. 112: Crepis biennis, nicht C. perennis. — S. 142: Eine Art Rhinanthus pratensis gibt es nicht. Gemeint ist wohl Rh. minor; denn diese Art kann auf allen Grünlandflächen vorkom- men. — S. 142: Chrysanthemum leucanthemum (nach neuester Nomenklatur Leucan- themum vulgare) wird auf der Wiese durch Düngung zurückgedrängt, ist also kein Zei- ger für stärker gedüngtes Grünland. — S. 163: Die Abbildung 98 ist zu wenig erläu- tert. — S. 166: Die Baar liegt zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb und nicht zwischen Schwarzwald und Jura. Der Jura als geographischer Begriff liegt linksrheinisch in der Schweiz. F. WACKER

BORNKAMM, R.: Einführung in die Botanik. — 171 S., 104 Abb., 14 Tab., Uni-Taschen- bücher, 114, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1973, Kst. flex., DM 14,80.

Wer sich rasch eine gute Kenntnis des Wesentlichen der Botanik verschaffen will, der greife zu diesem Bändchen des Berliner Botanikers. Morphologie, Physiologie und Öko- logie zugleich berücksichtigend, wird im Hauptteil Bau und Leistung der Samenpflanze dargestellt. Der Leser lernt den Bau des Samens, die verschiedenen Zellformen, deren Einzelteile und Aufgaben kennen. Die Keimung und die daran anschließenden Wachs- tumsvorgänge werden dargelegt. Einem Abschnitt über die vegetative Entwicklung, die, bedingt durch innere und äußere Faktoren, zu einem reich gegliederten Kormus führt, wird ein anderer über die generative Entwicklung, d. h. die Blütenbildung, Fortpflan- zung, Vererbung, das Fruchten und Verbreiten gegenübergestellt. In einem zweiten, kürzeren Hauptteil werden Entwicklung und Merkmale der verschiedenen Pflanzen- gruppen von den Einzellern bis zu den Samenpflanzen besprochen. Im kurzen Schlußteil wird auf die Pflanze als Glied der belebten Umwelt, auf die Beziehungen zwischen Pflanze und Pflanze und zwischen Pflanze, Tier und Mensch eingegangen. Das Bändchen bietet eine wohlgelungene Überschau über das Gesamtgebiet der Bota- nik. Es eignet sich insbesondere für solche Studierende, für die Botanik nicht Hauptfach — 239 — ist. Andererseits regt es den biologisch Interessierten zum tieferen Eindringen in dieses oder jenes Gebiet der Botanik an. Zum vollen Verständnis der Ausführungen über die physiologischen Vorgänge in der Pflanze sollte der Leser allerdings Grundkenntnisse in physiologischer Chemie besitzen. Unter dieser Voraussetzung kann der Erwerb des Bändchens den Freunden der Botanik empfohlen werden. Für eine Neuauflage sei auf einige Fehler und wünschenswerte Ergänzungen hin- gewiesen: Bei Abb. 2 fehlt bei der Zeichnung das Symbol E. — In der Erläuterung zu Abb. 36 sind „links" und „rechts" miteinander zu vertauschen. — In Abb. 4 ist 10 -8 nicht mit 1 ym, sondern mit 1 gumm zu benennen. — S. 52 unten ist statt 0,2-0,8 m wohl 0,2-0,8 mol zu setzen. — Bei Abb. 71 stimmen Abbildung und Erläuterung nicht über- ein. — Bei Abb. 79 sollte der terminus „coenokarp" erläutert werden. F. WACKER

LARCHER, W.: Ökologie der Pflanzen. — 320 S., 150 Abb., 40 Tab., Uni-Taschen- bücher, 232, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1973, Kst. flex., DM 19,80. In einer Zeit, in der viel von Umweltschutz geredet wird, ist das Erscheinen dieses Kurzlehrbuchs des Innsbrucker Botanikers über 'Ökologie der Pflanzen, d. h. über die Beziehungen zwischen den Pflanzen und ihrer Umwelt, sehr willkommen; ist doch die Umwelt des Menschen um so erträglicher, je weniger seine pflanzliche Umwelt gestört ist. Der Verfasser verzichtet darauf, das sehr umfangreiche Gesamtgebiet der Ökologie der Pflanzen darzustellen, weil das ins Rahmen eines Kurzlehrbuches nur sehr oberflächlich möglich wäre. So beschränkt er sich darauf, hauptsächlich die grundlegenden Vorgänge und Wirkungsweisen zwischen Pflanze und Umwelt unter günstigen Bedingungen dar- zustellen. Verhältnisse an den Grenzen des Pflanzenlebens, Standortkunde und regionale Besonderheiten werden nur wenig berührt. Fragen des Wettbewerbs und der Inter- ferenz, d. h. der Wechselbeziehungen und gegenseitigen Abhängigkeiten der Organis- men, bleiben unerörtert. Nach einer kurzen Beschreibung der Pflanzenumwelt — Hydrosphäre, Atmosphäre, Lithosphäre und Boden, Biosphäre — werden in größeren Kapiteln zuerst die Sonnen- strahlung als Energiequelle, dann je für die Einzelpflanze, den Pflanzenbestand oder ein Ökosystem, d.h. für eine durch vielfache Wechselbeziehungen strukturell und funktio- nell mit ihrer unbelebten Umwelt verflochtene Organismengemeinschaft, nach einer all- gemeinen Erläuterung der betreffenden Vorgänge Kohlenstoffhaushalt, Stickstoffhaushalt, Mineralstoffhaushalt, Wasserhaushalt und die Temperaturwirkungen eingehend behan- delt. Kapitel über Klimarhythmik und Vegetationsrhythmik, ferner eine Zusammen- schau der Vielfalt der Umwelteinflüsse und der Gegenwirkungen der Pflanzen sowie ein Quellenverzeichnis und Sachregister beschließen das Buch. Sehr hilfreich sind die zahl- reichen Abbildungen, Diagramme und Tabellen, zu denen der Verfasser selbst manches beisteuern konnte. In 50 Gleichungen werden die beschriebenen Vorgänge mathematisch exakt erfaßt. Zu dem Buch werden bei seinem im Vergleich zur Qualität des Inhalts wohlfeilen Preis insbesondere Studierende und auch Lehrer der Biologie, der Geographie, der Land- und Forstwirtsch aft und des Gartenbaus gerne greifen; es wird allen, die in die behandelten Stoffe tiefer eindringen und dabei den neuesten Stand des Wissens kennenlernen möch- ten, gute Dienste leisten. Jedoch werden beim Leser zum Verständnis der Ausführungen über die Photosynthese die Kenntnis der physiologischen Grundlagen vorausgesetzt. Einige Mängel, die bei der Durchsicht auffielen, seien vermerkt: Die jährliche Fest- legung von Kohlenstoff durch die Pflanzen auf der ganzen Erde beträgt 155 • 10 9 t und nicht bloß 155 t (S. 105 unten). — Im phänologischen Kalender für das nördliche Alpen- vorland ist die Weizenernte um drei Wochen zu früh angesetzt (S. 284). — Die Abb. 149 (S. 295) ist zuwenig erläutert. — Manche im Text erwähnte Autoren fehlen im Quellen- verzeichnis, z. B. J. J. TUMANOV (S. 265). F. WACKER — 240 —

WILMANNS, 0.: Ökologische Pflanzensoziologie. — 288 S., 30 Abb., 7 Tab., Uni- Taschenbücher, 269, Quelle & Meyer, Heidelberg 1973, Kunstst. flex., DM 18,80.

Die Verfasserin, seit 1961 an der Universität Freiburg Geobotanik und Systematik lehrend, hat in dem vorliegenden Taschenbuch neueste Ergebnisse der Pflanzensoziologie und Ökologie zusammengefaßt, wie sie aus ihren Freiburger Vorlesungen hervorgegan- gen sind. Basierend auf dem pflanzensoziologischen System von BRAUN-BLANQUET wer- den dem Leser im ersten Teil die Grundbegriffe und Aspekte der Pflanzensoziologie erläutert. Sie reichen von der Symmorphologie über Synsystematik, Synchorologie, Syn- dynamik bis hin zur Symphylogenie und Synchronologic. Es folgt ein interessanter, auf physiognomischen und ökologischen Kriterien beruhender Bestimmungsschlüssel, der es ermöglicht, Pflanzengesellschaften (auf der Ebene der Klasse, gelegentlich der Ordnung oder des Verbandes) zu bestimmen. Im Hauptteil wird die Vegetation Mitteleuropas anhand von 14 Formationen beschrieben. Die Formationen umfassen die höchsten sozio- logischen Einheiten wie z. B. Wasserpflanzengesellschaften, Röhrichte, Felsspaltengesell- schaften, Quellfluren, Magerrasen, Wälder usw. Innerhalb der Formationen werden die wichtigsten synsystematischen Einheiten (Syntaxa) bis herab zur Assoziation mitsamt ihren Charakterarten behandelt und, was den besonderen Reiz und Wert des Buches aus- macht, auf ihre Standortsbedingungen untersucht. Hierbei werden neben den ökologi- schen Zusammenhängen auch florengeschichtliche Ursachen, Fragen der Bewirtschaftung und aktuelle Probleme der Erhaltung und des Naturschutzes aufgezeigt und erörtert. So wird beispielsweise im Kapitel Wasserpflanzengesellschaften eine allgemeine Charakte- ristik des Lebensraumes Wasser gegeben, werden die morphologischen und physiologi- schen Anpassungen der Wasserpflanzen beschrieben und schließlich Einblicke in Gliede- rung und Ökologie der Biozönose eines Sees gewährt. Am Beispiel der „Mesobromion- Landschaft", der Calluna-Heiden und der Strauchgesellschaften werden Probleme der Sozialbrache und Landschaftspflege, am Beispiel der Grünlandgesellschaften Fragen der Abhängigkeit von Wasserhaushalt, Düngung und Beweidung behandelt, um nur einiges herauszugreifen. Es ist erstaunlich, mit welchem Geschick und Fleiß dem Leser schwer erreichbare Spezialliteratur zugänglich gemacht, aufbereitet und in neue Zusammenhänge und Be- züge eingearbeitet wurde. Die Lektüre vermittelt so echtes Verständnis für die Zusam- mensetzung und Entstehung einer Pflanzengesellschaft. Nicht nur Studenten, an die sich das Taschenbuch in erster Linie wendet, sondern auch aufgeschlossene Wanderer, Natur- schützer und Landschaftspfleger werden dieses wertvolle, auf aktuelle Anwendungsgebiete immer wieder Bezug nehmende Kompendium sehr begrüßen. D. KNOCK

RADKE, G., J.: Landschaftsgeschichte und -ökologie des Nordschwarzwaldes. — Hohenheimer Arbeiten, 68, 121 S., 35 Abb., 10 Tab., 45 Pollendiagr. auf Falttaf., Ver- lag Eugen Ulmer, Stuttgart 1973, kart., DM 35,50.

Seit den klassischen Arbeiten von 0. FEUCHT (1907) über die Vermoorung des Kniebis- gebietes, von H. HAUSRATZ (1912) über die Breitlohmisse oder der Monographie K. MÜLLER'S (1924) über das Wildseemoor haben Thesen und Antithesen über die Ge- schichte der Grindenvermoorung im nördlichen Schwarzwald immer wieder die wissen- schaftlichen Geister bewegt. Während 0. FEUCHT auf Beobachtungen hinwies, denen zufolge sich die Missen in historischer Zeit ausgebreitet haben sollen, und K. MÜLLER eine mittelalterliche Ent- stehung selbst für das mächtige Wildseemoor nachzuweisen versuchte, kamen OBER- DORFER (1938) und HAUFF (1957) bei Untersuchung weniger Torfprofile zu dem Schluß, daß im Gegenteil die Öffnung der hohen Plateaulagen durch die mittelalterlichen Rodun- gen und den mittelalterlichen Viehauftrieb der Moorbildung ein Ende gesetzt habe. Zu- vor konnte P. STARK schon 1929 jedenfalls für das Wildseemoor eindeutig zeigen, daß dessen Geschichte weit in die vorkulturelle Nacheiszeit zurückreicht. Es ist nun das große Verdienst RADKE'S, durch eine räumlich umfassende und qualitativ — 241 — sehr gründliche Analyse, auch unter Anwendung von Radiokarbon-Datierungen, die Widersprüche aufgelöst und Klarheit in die Geschichte der Vermoorungen gebracht zu haben. Der Autor unterscheidet dabei: 1. die waldfreien eigentlichen Hochmoore, deren Geschichte durchweg mindestens bis 2000 Jahre v. Chr. oder wie beim Wildseemoor bis an die Grenze des Spätglazials, also 8000-8500 Jahre v. Chr. zurückreicht, 2. die be- waldeten Missemoore und 3. die unbewaldeten Grinden-Moorheiden, die mit ihren Torf- bildungen beide sich erst seit dem frühen Mittelalter entwickelt haben. Dabei erscheint die oberste Schicht der Grinden-Moorheiden heute zum Teil wieder erodiert, was bei gleichzeitig noch ungenau bekannter zeitlicher Einschätzung der liegenden Pollenspektren zu der Vorstellung vom Stillstand des Moorwachstums durch menschlich bedingte Ein- flüsse oder klimatischen Wandel geführt hat. Die Torfe der Grinden-Moorheiden und Missemoore sind wenigstens teilweise über Standorten entstanden, die zuvor Buchen-Tannenwälder (mit Fichten- oder Kiefern- beimischung) getragen und wesentlich bessere Bodenverhältnisse als heute aufgewiesen haben müssen. Zugleich wird erneut und nun auf breiter Basis vor Augen geführt, wie die heutige Fichten-Vorherrschaft des hohen Nordschwarzwaldes sich erst im Laufe der letzten 150 Jahre entwickelt hat. Sehr eingehend wird das verschiedenartige und verschieden große Torfwachstum der eigentlichen Hochmoore in den verschiedenen Zeitabschnitten der Nacheiszeit analysiert und mit den säkularen Klimaschwankungen in Verbindung gebracht. Die Ausbreitung der Hochmoore erfolgte vor allem in den starken Wachstumszeiten um ca. 6000, 4000 und 3000 Jahren v. Chr., während eine merkliche Transgression der Moore in späterer und historischer Zeit nicht mehr stattfand. Ein Keim zu einer sekundären, menschlich bedingten Hochmoorentwicklung wurde erst wieder im Mittelalter mit der Entstehung der Missenmoore und Grinden-Moorheiden gelegt. Im ganzen ein beachtlicher Fortschritt in der Erkenntnis der Landschaftsökologie des hohen Nordschwarzwaldes. — Schade, daß ein großer Teil der Abbildungen drucktech- nisch so schlecht geraten ist. E. OBERDORFER

Phytocoenologia, Journal of the International Society for Geography and Eco- logy, Vol. 1, Nr. 1, Gebrüder Borntraeger, Berlin, Stuttgart, Verlag von J. Cramer, Lehre, 1973, DM 72,—. Die starken Impulse, die für die Analyse und Synthese von Pflanzengesellschaften vor allem von der durch J. BRAUN-BLANQUET entwickelten Arbeitsmethode auf die moderne Vegetationskunde ausgingen, haben zu einer weltweiten Neubelebung und Intensivie- rung in der Erforschung der Vegetation und ihrer Zusammenhänge mit Klima und Boden geführt. Nicht nur, daß sich neue Aspekte für eine Vegetationsgliederung ergaben, die kausale Analyse führte zugleich zu Ergebnissen, die sich heute für die Probleme der Landeskultur oder des Naturschutzes als ungeheuer fruchtbar erwiesen. Das gilt für unsere Heimat ebenso wie für ferne Räume, mit denen unser Schicksal unlösbar ver- bunden ist. Pflanzensoziologische oder — wie man heute sagt — „phytocoenologische" Arbeiten dieser Art waren seither in vielen naturwisenschaftlichen Zeitschriften, nicht nur rein botanischer Art verstreut publiziert, und es wurde für den Fachmann wie für den Inter- essenten laufend schwieriger, den überblidk zu behalten. So ergab sich ein immer stärkeres Bedürfnis nach Zeitschriften, die pflanzensoziologische Arbeiten von allgemeiner Bedeu- tung zusammengefaßt zur Darstellung bringen. Dem globalen, grenzüberschreitenden Charakter der Forschungsrichtung entsprechend konnten diese nur einen internationalen Charakter haben. Nach der in Holland erscheinenden „Vegetatio" ist jetzt auf die Initiative von R. TÜXEN auch auf deutschem Boden eine neue Zeitschrift ins Leben gerufen worden, um den vielen andrängenden Arbeiten zu rechtzeitiger Veröffentlichung zu verhelfen. Als Herausgeber zeichnen neben TÜXEN führende Pflanzensoziologen aus aller Welt, z. B. — 242 —

ELLENBERG (Göttingen), G6HU (Lille), RIVAS-MARTINEZ (Madrid), NEUHÄUSL (Prag), MIJAwAIU (Yokohama) U. a. Bei der großen Bedeutung, die heute die angewandte Pflanzensoziologie gewonnen hat, ist die Kenntnis einer solchen Zeitschrift auch für den in begrenzten Räumen ar- beitenden Heimatforscher von großem Interesse. Er wird darin immer Probleme finden, die auch ihn berühren oder die seinen Horizont weiten, So bringt z. B. im vorliegenden ersten Heft S. PIGNATTI (Triest) (in deutscher Sprache) auf pflanzensoziologischer Grund- lage eine Auswertung der phänologischen Ergebnisse, die 1963 in ganz Europa (von Spa- nien bis Rumänien, von Schweden bis Italien) an 204 Stationen verschiedener Buchen- wald-Gesellschaften (darunter auch Stationen im Schwarzwald) ermittelt wurden. Da- neben gibt es pflanzensoziologische Ergebnisse aus Argentinien und Indien, die schon aus methodischen Gründen auch für uns von Interesse sind. Für die folgenden Hefte wer- den Arbeiten z. B. über Röhrichte und Streuwiesen österreichischer Flußauen oder der alpinen Rasenvegetation Japans mit europäischen Parallelen angezeigt. Es scheint uns außerordentlich wünschenswert, daß die Kenntnis der Zeitschrift nicht nur auf enge Fachzirkel beschränkt bleibt, sondern auch im großen Kreis der im ört- lichen Rahmen arbeitenden oder interessierten Pflanzensoziologen Beachtung fände. E. OBERDORFER

HUBBARD, CH., E.: Gräser. Beschreibung, Verbreitung, Verwendung., — Übersetzung aus dem Englischen und Bearbeitung von Professor Dr. P. BOEKER, Bonn. — 461 S., 163 Abb., Uni-Taschenbücher, 233, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1973, Kst. flex., DM 19,80. Der Verfasser dieser Monographie aller in England heimischen Gräser, die sich weit- gehend mit den auch bei uns vorkommenden mit Ausnahme solcher streng alpiner oder kontinentaler Verbreitung decken, ist der langjährige Gräserspezialist und Leiter des Herbars und der Bibliothek an den berühmten Royal Botanic Gardens in Kew bei Lon- don. In dem Buch folgt auf eine ausführliche Beschreibung des Baus der Graspflanze und eine Übersicht der verschiedenen Grasstandorte (Dünen, Seeufer, Wiesen und Weiden, Sportplätze usw.) mit den dort jeweils vorkommenden Gräsern ein Schlüssel zur Be- stimmung blühender Gräser. Den Hauptteil bilden die Abbildungen und Beschreibungen von 155 Grasarten. Die für jede Art ganzseitige, sehr sorgfältige Abbildung (Zeichnung) zeigt neben der Gesamtpflanze auch alle zur Erkennung wichtigen Einzelteile (Ligula, lDhrchen, Spelzen, Blütenteile, Spelzfrüchte und „Samen"). Die Gesamtpflanze und ihre Einzelteile werden ausführlich beschrieben. Außerdem sind Vorkommen, Standort- ansprüche, Art der Nutzung, Blütezeit und Chromosomenzahl angegeben. Der Über- setzer hat die Vorkommen in Deutschland hinzugefügt. Häufig werden auch seltenere, nicht abgebildete Arten je derselben Gattung genannt und wird auf die Unterschei- dungsmerkmale gegenüber Arten von ähnlichem Habitus aufmerksam gemacht. Weitere Teile des Buches sind Beschreibungen der vegetativen Merkmale und der „Samen" (Spelz- früchte und Körner) der Gräser je mit einem dazugehörenden Bestimmungsschlüssel. Weitere Kurzabschnitte lauten: Die Verwendungsmöglichkeiten für die Gräser — Ge- treidearten mit Bestimmungsschlüssel (hier vermißt man Triticum spelta und die ver- schiedenen Formen von Hordeum distichon) — Futtergräser (deren Bewertung weicht in England mit seinem maritimen Klima von der bei uns etwas ab) — Gräser für die Festigung von Böden, Sand und Schlick — Rasengräser mit Bestimmungsschlüssel — Ziergräser — Die Klassifikation der Gräser — Unterschiede zwischen den Gräsern, Bin- sen und Seggen. Das Buch schließt mit Verzeichnissen der Literatur (meist der englischen), der deutschen und botanischen Pflanzen (letzteres enthält auch die Synonyme). Der deutsche Benutzer mißt den Wert dieser englischen Gräsermonographie an dem klassischen deutschen Gräserbuch, dein „Taschenbuch der Gräser" von E. KLAPP. Dieses ist straffer und zum Bestimmen im Gelände wohl geeigneter, die Schlüssel sind hier über- sichtlicher, augenfällige Merkmale, z. B. der Blattoberfläche („Schispur") sind von KLAPP — 243 — besser hervorgehoben, auch macht er genauere pflanzensoziologische Angaben und bringt Ansaatvorschläge und Beispiele von Saatmischungen. Demgegenüber ist bei HUBBARD den Abbildungen mehr Platz eingeräumt (150 Seiten, bei KLAPP 50 Seiten). Er hat neben den diagnostisch wichtigen Einzelteilen stets auch die ganze Pflanze samt Wurzeln ab- gebildet, während KLAPP außer den ersteren, denen er auch die Abbildungen des Blatt- und oft auch des Halmquerschnittes beifügt, nur die des Blütenstandes bringt. Die Ab- bildungen der Einzelteile sind bei HUBBARD etwas schematisiert, bei KLAPP wirklichkeits- näher; beides hat Vor- und Nachteile. Ein Bestimmungsschlüssel anhand der „Samen" fehlt bei KLAPP. Im ganzen gesehen ergänzen sich die beiden Werke vortrefflich. Jedem, der sich mit Gräsern näher befaßt, sei es als Liebhaber oder als Land- und Forstwirt, Gärtner oder Landschaftspfleger, kann die Anschaffung des Buches von HUBBARD, auch wenn er das von KLAPP schon besitzt, sehr empfohlen werden, zumal der Preis erschwing - lich ist. In den Schlüsseln fehlt bei HUBBARD häufig hinter den Merkmalsbeschreibungen der Hinweis auf die Buchseite, auf der die Alternativmerkmale zu finden sind. Oft sind mehrere Seiten zeitraubend danach abzusuchen. Bei einer Neuauflage sollte dem ab- geholfen werden. Noch besser aber wäre, den Schlüssel durch Einrücken der untergeord- neten Merkmale wie im „BERTSCH" und „OBERDORFER" übersichtlicher zu machen. Auch wären im Gelände ein eingeheftetes Band als Seitenzeichen und auf der Einbandinnen- seite ein Maßstab nützlich. F. WACKER

RAUH, W.: Bromelien für Zimmer und Gewächshaus. — Band 2: Die Bromelioideen und Pitcairnioideen. Unter Mitarbeit von H. LEHMANN und J. MARNIER-LAPOSTOLLE. —245 S., 71 Farbfot., 141 Schwarzweißfot., 44 Zeichn., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1973, Ln., DM 80,—.

Bromelien gehören zu den Pflanzen, die ähnlich wie Kakteen und Orchideen als Zim- merpflanzen immer mehr in Mode kommen. Die etwa 2000 Arten umfassende Familie ist auf die Tropen und Subtropen Amerikas beschränkt. Berühmt geworden sind die Bromelien durch ihre Fähigkeit, als Epiphyten in ihren Blattrosetten Wasser zu sammeln und aus diesen Zisternen ihren gesamten Wasserbedarf zu decken. Einige Arten der Gat- tung können sogar auf Telegraphendrähten leben. Ihre Beliebtheit als Zim- mer- und Gewächshauspflanzen verdanken die Bromelien einmal ihren herrlichen Blüten, bzw. den oft blütenartig gefärbten Hochblättern, zum anderen auch ihrer oft xerophy- tischen Lebensweise, die es dem Bromelienliebhaber ermöglicht, die Pflanzen zusammen mit Kakteen am sonnigen Fenster jahrelang und ohne große Mühe zu halten. Während in Band 1 (erschienen 1971) neben einer allgemeinen Einführung in Bau, Le- bensweise und Kultur die bekannten Gattungen Tillandsia, Vriesea u. a. (Unterfamilie: ) behandelt werden, stellt der vorliegende Band 2 die Unterfamilien der Bromelioideae und Pitcairnioideae mit insgesamt 39 Gattungen und etwa 210 Arten vor. Zu ihnen zählt auch Ananas comosus, die einzige Bromelie von wirtschaftlicher Bedeu- tung. Sie gelangte schon 1690 als erste Vertreterin der Familie nach Europa. Die einzelnen Gattungen und Arten werden ausführlich und übersichtlich beschrieben. Die Diagnosen enthalten Angaben über Blüten- und Blattmorphologie, Biologie, Heimat und, soweit vorhanden, Kulturerfahrungen. Ein Bestimmungsschlüssel erleichtert das Auffinden der Gattung. 71 Arten werden auf herrlichen Forbfotos, alle übrigen Arten auf Schwarzweißfotos und sehr gut gelungenen Zeichnungen dargestellt. Die ideale Kom- bination von wissenschaftlicher Genauigkeit und lebendiger Praxisnähe verdankt das Buch der Tatsache, daß neben dem Wissenschaftler (W. RAUH) auch der Praktiker (H. LEH- MANN) und der Liebhaber (J. MARNIER-LAPOSTOLLE) ZU Worte kommen. Letzterer ist Besitzer des berühmten Botanischen Gartens in Les Cedres in Südfrankreich und der darin enthaltenen größten Bromeliensammlung der Welt, die den Autoren zu Studien- zwecken jederzeit offenstand. Mit dem vorliegenden Buch wenden sich die Verfasser nicht nur an den einzelnen Liebhaber und Züchter, sondern auch an Behörden und Innenarchitekten, die sich mit der — 244 —

Gestaltung von Ausstellungen, Vorhallen, Ministerien usw. befassen und denen die repräsentativen Bromelien als „Schmuckpflanzen der Zukunft" empfohlen werden. — Mit seiner prächtigen Bildausstattung, die den hohen Preis rechtfertigt, wird das schöne Buch sicher viele Freunde und Bewunderer gewinnen. D. KNOCH

WYNIGER, R.: Insektenzucht. Methoden der Zucht und Haltung von Insekten und Mil- ben im Laboratorium. — 368 S. und 497 Textabb., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1974, Balacron geb., DM 90,—. Lange haben angewandte Entomologen und Insektenliebhaber auf eine umfassende Darstellung von Fang-, Zucht- und Haltungsmethoden und -techniken von Insekten, aber auch der Zusammensetzung und Herstellung natürlicher und auch künstlicher Nähr- substrate warten müssen, nachdem zahlreiche Einzelarbeiten und Bücher früherer Auto- ren veraltet oder vergriffen oder aber in der Literatur verstreut und schwer zu erhalten waren. Nun ist in dem vorgenannten Werk ein derartiges Buch erschienen, in dem der Ver- fasser nicht nur alle bekannten und bewährten Methoden zusammenfaßt, sondern auch eigene Zuchttechniken und erprobte Futterarten für Insekten und Milben in reichhaltiger Fülle und ausgezeichneter Darstellung anbietet. Es hätte aber bei der „Methodensammlung" bleiben und nicht die den Rahmen spren- gende Ausweitung zu einem Entomologie-Lehrbuch mit mehrfach nicht zutreffenden Familien-Kurzdiagnosen werden sollen. Dem Verfasser wären einige Fehler, die in einer dem Werk zu wünschenden Neuauflage unbedingt korrigiert werden müssen, nicht unter- laufen. Dazu einige Beispiele, die auch zeigen dürften, daß bei der Korrektur nicht sorgfältig genug gelesen wurde: S. 70: Abb. 79 ist kein Putzbein, sondern ein ausgesprochenes Sammelbein von Bienen. S. 158: Ichneumoiden haben niemals gekniete Fühler. Diese sind immer mehr/weniger fadenförmig. Der Flinterleib schließt nie breit an die Brust, sondern mehr/weniger, wenn auch manchmal kaum sichtbar, gestielt. Die genannte „dunkle Zeichnung" im Vorder- flügel haben die meisten Hymenopteren. Es handelt sich dabei um eine Aderverstärkung, die Flügelmal oder Pterostigma genannt wird. Die einzige Schlupfwespe, für die die Zuchttechnik ausführlich geschildert wird, steht schon auf S. 157 unter den Halmwespen, bei denen — wie auch bei Holz- und Battwespen — der Hinterleib tatsächlich breit der Brust ansitzt. Die genannte Art Pimpla thrinella F. (auch im Register so aufgeführt) ist unbekannt. Sehr wahrscheinlich ist die oft gezüchtete Art Pimpla turionellae L. gemeint. S. 162: In der Diagnose für Torymidae ist nicht richtig, daß die Tiere „mit sehr stark entwickelten Hinterflügeln und Vorderbrust" ausgestattet sind, und die Heloridae sind nicht „kleinste Wespen", sondern größer als fast alle Chalcidiae, manche Braconidae und und andere Wespenarten, z. B. Gallwespen. S. 163: Abb. 231 ist unverständlich, wie auch der dort genannte Name Neozeloboria, der auch nicht im synoptischen Katalog „Hymenoptera of America north of Mexico" zu finden ist. Das Weibchen unserer Myrmosa melanocephala kann es nach den Knopf- antennen der Zeichnung und nach der im Text genannten dunklen Färbung nicht sein, da es größtenteils hellrotbraun ist. Auf der gleichen Seite: Goldwespen sind auch, meist sogar, rot und gold gefärbt und ihre Flügeladerung ist nicht derart rudimentär wie dieselbe der Abb. 228, auf die ver- wiesen wird, aber eine Torymide darstellt. S. 164: Bei Embolemidae stellt „den Dryciniden sehr ähnlich". Die Familie heißt Dryinidae (fehlt auch im Register), von der die Emboleinae nur eine Unterfamilie sind. S. 181: Necrobia rufipes muß es richtig heißen und nicht rufipens, wie es auch im Register steht. S. 182: Schnellkäfer, Elateridae, haben keinen „frei beweglichen Stachel" an der Vor- derbrust, sondern eine in einen starren Dorn auslaufende Vorderbrust. Daher liegt der — 245 —

Unterschied zu Buprestidae auch nur in der Kurze und nicht in der Beweglichkeit dieses Brustfortsatzes. S. 193: Rhipzphortdae leben nicht raptorisch, sondern parasitisch. S. 208: Platypodzdae, zwischen Borke und Splint fressend ist ausgesprochen unrichtig, da — wie schon der deutsche Name Kernkafer sagt — sie als Holzbrüter und Pilzfresser tief in das Kernholz eindringen. S. 212: Strepsiptera. Das Mannchen treibt den Oedeagus nicht an „irgendeiner Stelle in das Weibchen", sondern nur in die Brutspaltenmembran im Cephalothorax. Außer- dem hat nur die winzige Familie der Mengenzlhdae fieilebende Weibchen, wahrend die aller anderen, also die große Mehrzahl larvenartig im Wirt bleiben. S. 213: Bei der Aufzahlung der Strepsipteren-Familien sind bei 7. Elenchidae als Zika- den-Parasiten nicht genannt. S. 293: Die Größenangabe der Schwebfliege Syi Aus corollae F. muß von 15 mm auf die Hallte reduziert werden. S. 294: Conopiden-Larven leben nicht in Hummel-, Bienen- und Wespennestern para- sitisch, sondern in den Abdomina der Imagines. Diese werden von den legebereiten Conopiden-Weibchen in der Luft angegriffen und in den Intersegmentalhauten mit Eiern belegt. Im Text wird leider nirgends auf das Literatur-Verzeichnis Bezug genommen. Dieses Verzeichnis ist recht umfangreich, enthält aber nach Ansicht des Referenten zu viel Be- stimmungs-Literatur und zu wenig bereits bestehende Literatur über Zuchtmethoden. So sind z. B. folgende Arbeiten nicht genannt: STEMMLER-MORATH, Aarau, 1954, Haltung von Tieren; C. SCHMITT, München, 1921, Anleitung zur Haltung wirbelloser Tiere; E. WAGNER, Hamburg, 1930, Insektenzucht. Auch die wichtigen Arbeiten über Zucht und Vermehrung von Ameisen und Termiten von K. GOSSWALD und A. HERFS u. a. sind nicht erwahnt. Die technischen Textzeic hnungen sind alle recht anschaulich und klar, während die biologischen haufig nicht den Ansprüchen gerecht werden. Alles in allem: Ein langerwartetes — aber unerwartet teueres — Buch, das eine emp- findliche Lücke schließt und jedem, der mit Insekten- und Milbenzucht zu tun hat, eine große Hilfe sein wird. Vor einer Neuauflage sollte es aber, besonders im biologisch- morphologisch-systematischen Teil, der auf ein Minimum zu straffen ist, da gute Lehr- bücher der speziellen Entomologie vorhanden sind, gründlich überarbeitet werden. R. GAUSS

SANDHALL, A.: BLV Bestimmungsbuch Insekten + Weichtiere. 208 S., 432 Farbfot , 250 Zeichn., BLV Verlagsgesellschaft, München-Bern-Wien 1974, geb., DM 25,—.

Das 1973 in Schweden erschienene und danach von WoLroallo DUAL (Zool. Sammlung des Bayrischen Staates in München) in das Deutsche ubertragene Buch will den inter- essierten Laien in die vielfaltige Welt der Insekten und Wirbellosen einführen. Es war fur den Autor kein leichtes Unterfangen, aus den uber 40 000 in Europa lebenden Arten 400 auszusuchen. Er ließ sich bei seiner Auswahl von dem Gedanken leiten, solche zu bringen, die haufig und leicht erkennbar sind, bemerkenswerte Formen und Farben be- sitzen oder eine besonders auffallende Lebensweise (z. B. Schmetterlinge, Kafer). Auch ökologisch wichtige Tiere und schädliche sind ausreichend berücksichtigt. Alle Arten sind lebend und in ihrer natürlichen Umgebung fotografiert. Geordnet ist in 11 Gruppen ent- sprechend dem Lebensraum (z. B. Blumen und Früchte; Nadelbäume; Süßwasser usw.). Die erläuternden Kurztexte beinhalten die deutschen und wissenschaftlichen lateinischen Namen, Größenangabe; hauptsachliche Erscheinungszeit im Jahr; Haufigkeit; Lebens- raum. Abgeschlossen wird mit einer Beschreibung der Lebensweise. Am Ende des Wer- kes steht eine Anleitung, wie Kleintiere fotografiert werden, gefolgt von einer über- sieht über das Tierreich bis zur Art. übersichtliche Zeichnungen über den Körperbau von Insekt und Spinne sowie die Metamorphose der Insekten schließen sich an. Die oft — 246 — vorkommenden Fachbegriffe werden erlautert. Die Farbbilder sind scharf und in der Qualitat so, daß die typischen Eigenschaften gut erkannt werden konnen. Das Buch er- reicht das gesteckte Ziel, ein handliches, gute Kenntnis vermittelndes Nachschlagewerk bei Gelandegängen zu sein. K. SAUER

THIELCKE, G., BLUME, D. (Pädagogische Beratung), WILLMANN, G. (Sprecher): Biologie der Vogelstimmen 1. — Artspezifität, optische Darstellung, Funktion.— Schallplatte, 17 cm 0, 45 U/min., Klettnummer 79311, Ernst Klett Verlag, Stuttgart, DM 9,80.

Diese Vogelstimmenschallplatte ist von dem bekannten Ornithologen und Vertreter der neuen Forschungsrichtung der Bioakustik Dr. GERHARD THira CKE vom Max-Planck- Institut für Verhaltensphysiologie, Vogelwarte Radolfzell, nach eigenen Aufnahmen zu- sammengestellt. Im Unterschied zu den Schallplatten, die bis heute in ständig wachsen- der Zahl dem Naturfreund angeboten werden, soll diese Platte dem Hörer nicht allein verschiedene Vogelstimmen vorstellen, sondern ihm in einer „Biologie der Vogelstim- men" Artspezifität, optische Darstellung und Funktion des Gesanges klarmachen. Da diese Platte in erster Linie für den Biologieunterricht in der Schule gedacht ist, hat bei der Aufbereitung und Darstellung dieses neuen Lehrstoffes ein erfahrener Padagoge, DIETLR BLUME, Gladenbach, mitgewirkt. Es beginnt mit einem in seiner Stimmenvielfalt und in seiner Klangfülle verwii renden Morgenkonzert, in dem ungeübte Zuhörer nur schwer Einzelstimmen verfolgen können. Am Beispiel von drei leichten und einer schwie- rigeren Vogelstimme (Zilpzalp, Buchfink, Wachtel bzw. Nachtigall) wird gezeigt, daß jede Vogelart ihren artspezifischen Gesang besitzt. Beim Zilpzalp laßt sich aus einem Vergleich von Sangern aus Suddeutschland, Schweden und Jugoslawien erkennen, daß der Gesang selbst in weiten geographischen Raumen gleich ist. Beim Abspielen der Ge- sänge in wechselnder Reihenfolge erhalt der Hörer Gelegenheit, die vier Sanger sich fest einzupragen. Der Sprecher arbeitet dabei wohltuend zurückhaltend und mit sparsamen Worten. — Die zweite Plattenseite beginnt mit dem Waldkauzgesang, dessen Stimme leicht faßbar ist und mit der menschlichen Stimme nachgeahmt werden kann. An diesem Beispiel erlautert THIELCKE in einem Begleittext die optische Darstellung der Vogelstim- men im Klangspektrogramm, das beim Überspielen der Tonaufnahme auf einen Klang- spektrographen entsteht. Der an das Notenbild der Musik gewohnte Leser erkennt schnell das Prinzip der Abbildung: die Tonhöhe, in der Lage auf der Ordinate gemessen in Kilohertz (kHz); die Tondauer in der Länge des dunklen Bandes bezogen auf die Abszisse in Sekunden; die relative Lautstarke an der verschiedenen Schwärzung des Ban- des; als ungewohnt erscheinen die darüberliegenden helleren Bander, Obertöne, wie sie auch bei den Musikinstrumenten mitschwingen. Nach diesem Beispiel können wir auch den Tonverlauf in den komplizierteren Klangspektrogrammen von Zilpzalp, Buchfink, Nachtigall und Wachtel verstehen und verfolgen. Um das Bild der schwierigeren Ge- sänge von Arten mit langen und schnellablaufenden Tonfolgen ebenso analysieren zu können, lernt der Hörer die aus der Filmvorführung bekannte Methode der Dehnung kennen, bei der z. B. die Wiedergabe mit vierfach verringerter Geschwindigkeit erfolgt. Dies wird am Beispiel des Waldbaumläufers gezeigt, dessen kurzer Gesang aus einer so schnellen Tonfolge besteht, daß auch der musikalische und geübte Beobachter die Zahl der Tonelemente kaum feststellen kann. Hier erkennt man, daß der „Moment" der Vögel, d. h. das Auflösungsvermögen des Vogelohrs viel größer ist als das des Menschen, bei dem ja allgemeinen ca. 20 Eindrücke pro Sekunde schon verschmelzen. Für den Zwergtaucher kann bewiesen werden, daß der Gesang ein Wechselgesang eines Paares ist, bei dem auf einen Ton des Männchens jeweils ein Ton des Weibchens folgt. Im Klang- spektrogramm wird das sehr deutlich. Für diese Art wird eine besondere Bedeutung des Gesanges erkennbar, die des Syndaronisierens der Partner in der Balz. Neben der alt- bekannten Bedeutung des Gesanges Anlocken und Wiederfinden der Partner kann eine weitere wichtige Funktion, die der Revierabgrenzung und -verteidigung, vorgestellt wer- den: So spielte THIELCKE einem Revierbesitzer (Waldkauz, Zilpzalp und Gartengras- mücke) die Tonbandaufnahme eines Artgenossen vor. Die Antwort wird nun hastiger, — 247 — weniger musikalisch, ja die Stimme kann sich fast überschlagen. — So lernt der Schüler und jeder Naturfreund an Hand dieser Schallplatte leicht eine Anzahl wichtiger biologi- scher Erscheinungen des Vogelgesanges. Im Begleittext werden von dem Pädagogen die verschiedenen Möglichkeiten und Gesichtspunkte vorgeschlagen, wie man diese Platte in den Unterricht der einzelnen Lernstufen einbauen kann. Als einführende Literatur in die Bioakustik der Vögel werden folgende Werke genannt: BLUME, D.: Ausdrucksformen unserer Vögel. Ziemsen-Verlag (Wittenberg). THIELCKE, G.: Vogelstimmen. Springer- Verlag (Berlin-Heidelberg). — Diese Schallplatte mit den technisch gut wiedergegebenen Vogelgesangen und seinem Begleittext kann jedem, der Freude an Vogelstimmen hat, sehr empfohlen werden. M. SCHNETTER

READE, W.; HOSKIN, E.: Vögel in der Brutzeit (deutsche -Obersetzung u. Bearbeitung K. RUGE, Staatliche Vogelschutzwarte Ludwigsburg). — 308 Seiten, 168 Farbfot., 41 Schwarzweißfot. 19 Taf., (Vogeleier) und 48 Zeichn., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1974, brosch., DM 18,—. Dieser kleine, handliche Band ist nicht als ein Bestimmungswerk im Sinne eines feld- ornithologischen Führers gedacht, sondern als eine Art Enzyklopädie der Brutbiologie der in Mittel- und Nordeuropa nistenden Vögel. In ihr werden das gesamte Brutverhal- ten, die Kleider der Alt- und Jungvögel, die Eier und Nester sowie der typische Brut- biotop kurz beschrieben und, soweit möglich, in Bildern gezeigt Die Aufnahmen stammen fast ausschließlich von dem Englander ERIC HOSKING, einem der berühmtesten Vogel- fotografen der Welt. Dies allein macht schon den besonderen Wert des Buches aus. Man kann die Aufnahmen nur mit Freude und Bewunderung betrachten und viel aus ihnen lernen. Für jede Art ist jeweils als Dokument eine sehr charakteristische Situation des Verhaltens, des Nestes und des Biotopes ausgewählt, z. B. Nestformen auf Bäumen, in Büschen, auf bewachsenem oder nacktem Boden oder auf Vogelbergen, dazu Altvögel brütend, fütternd oder im An- bzw. Abflug, Einzelnester oder Kolonien, Tarnung bei Altvögeln, Eiern oder Jungen. Besonders geglückte Schnappschüsse sind: Jungkuckuck stemmt ein Wirtsei zum Nestrand, Grünschenkel entfernt Eischale, Sandregenpfeifer- paar löst sich bei der Brut ab, Waldohreule landet mit Maus im Schnabel am Nest. Die Eier sind auf besonderen Tafeln in natürlicher Größe und guter Qualitat zusammen- gestellt. Der zusammenhängende Text enthalt in Kürze die wichtigsten Daten für jede Art: Deutscher und lateinischer Name, Brutperiode, Brutgebiet, Nest, Eierzahl, Beteili- gung der Partner, Dauer der Brut-- und Nestlingszeit, kurze Beschreibung der Altvögel und ihrer feldornithologischen Kennzeichen, Zustand und Befiederung der Nestlinge, Hinweise auf Gesang, Balz und Besonderheiten im Verhalten. Dabei ist es ein Vorzug der deutschen Ausgabe, daß die gemeinsamen Eigenschaften der Ordnungen bzw. Fami- lien jeweils vorangestellt werden. Einige einführende Kapitel behandeln Fragen wie: Vögel wahrend der Brutzeit, Beobachten brutender Vögel, Anmerkungen zu den Bildern. Außerdem V erzichtet der Übersetzer auf genauere Ratschläge zum Aufsuchen der Nester und warnt dringend vor Störungen und Veränderungen am Nestplatz. Diese entstehen leicht beim Fotografieren und fuhren allzu oft zur Aufgabe des Nestes oder zum Er- kalten der Eier bzw. der Nestlinge. Wie notwendig diese Rücksicht ist, belegt der Über- setzer durch die Beigabe der „Roten Liste", die die Deutsche Sektion des Internationalen Rates für Vogelschutz zusammengestellt hat. Sie enthalt Grad und Ursache des Rück- ganges und Schutzmaßnahmen für die einzelnen Arten. Ausgestorben, bzw. gefährdet sind 89 Arten, d. h. 39 °/o der Brutvogelarten. Am Schluß wird auf die wichtigste Literatur und auf ornithologische Vereinigungen hingewiesen. — Auf kleinem Raum wird hier eine reiche Fülle von Forschungsergebnissen geboten, die sonst nur in großen Hand- büchern oder in Spezialliteratur zu finden sind und die zum eigenen Beobachten anregen. MARTIN und KATE SCHNETTER — 248 —

BIELFELD, H.: Prachtfinken. Ihre Haltung und Pflege. — 208 S., 16 Farbfot., 68 Schwarz- weißfot., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1973, Alkorphanband, DM 26,—.

Die Prachtfinken — eine Familie der Singvögel — bevolkern mit ungefahr 125 Arten die Steppen, Savannen und lichten Trockenwälder in Afrika, Australien, Südostasien und sind vor allem im Gebiet der indo-australischen Inselwelt zu echten Waldbewohnern geworden. Obwohl die zaunkönigs- bis hänflingsgroßen Vögel nicht gerade über einen ansprechenden und ausdauernden Gesang verfügen und auch so gut wie niemals hand- zahm werden, gehören sie heute doch zu den beliebtesten Kafig- und Volierenvogeln. Sie fanden schon bei ihrem ersten Erscheinen in Europa viele Freunde und ihre Haltung und Zucht nahm mit der Einfuhr immer neuer Arten innerhalb der letzten 100 Jahre standig zu Trotzdem fehlt es oft noch an den elementarsten Kenntnissen und Voraus- setzungen fur die Haltung und Zucht dieser beliebten Exoten Mit der Pflege von Prachtfinken hat sich der Autor im Verlaufe von zwei Jahrzehnten beschaftigt; dabei hat er sich von Grund auf mit allen Fragen der Haltung und Zucht vertraut gemacht und gibt nun hier seine Erfahrungen weiter, die weit uber das hinaus- gehen, was man sonst in ahnlichen Sach- und Fachbüchern lesen kann. Mit Recht verlangt der Autor vom Vogelhalter auch einiges an Verantwortungsgefühl und Verzicht. Vogel- haltung im besten Sinne heißt Sorge für gutes und abwechslungsreiches Futterangebot, genaue Einhaltung der täglichen Futterungszeiten, tlerwachung und Sauberhaltung der Lebensraume, schnelles Erkennen und Behandeln etwa auftretender Krankheiten und nicht zuletzt immer wieder genaues Beobachten und Notieren aller Lebensaußerungen als Voraussetzung für ein besseres Kennenlernen der gepflegten Arten. Zu allen diesen Fi agen nimmt der Verfasser ausgiebig Stellung und vermittelt daruber hinaus wertvolle Ratschlage. Zwei Drittel des Buches sind dann der Beschreibung der Gattungen und Arten gewidmet. In einem ubersichtlichen Schema sind alle Merkmale beschrieben, und 75 der 125 Arten sind im Bild vorgestellt. Alles in allem: Eine gelungene „Prachtfinken-Mono- graphie". P. LOGLER

TROMMLR, G.: Greifvögel. Lebensweise, Schutz und Pflege der Greifvögel und Eulen. — 180 S., 8 Farbt., 16 Schwarzweißtaf. und 25 Zeichn., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1974, Alkorphan flex., DM 28,—. Greifvögel und Eulen gehören heute zu den am meisten gefährdeten Vogelarten Euro- pas. Es ist daher zu begrüßen, daß der Verfasser im vorliegenden Buch nicht so sehr die Artbeschreibung als vielmehr die Ursachen des erschreckenden Rückgangs vieler Greif- vogel und die umfangreiche Problematik eines wirksamen Greifvogelschutzes in den Vordergrund stellt. Im ersten Teil werden 26 einheimische Greifvogel- und Eulenarten einzeln beschrie- ben. Der kurze, manchmal fast etwas zu knapp gehaltene Text umfaßt Lebensweise, Vor- kommen und geschatzte Bestandszahlen für die Bundesrepublik. Die Artbeschreibungen werden ergänzt durch bunte Abbildungen aller behandelten Arten, zum Teil auch durch sehr gute Farb- und Schwarzweißfotos. Hinweise zur Falknerei, Volierenhaltung und zum Bau von Nistkästen für Eulen werden durch Zeichnungen verdeutlicht. Im Haupt- teil des Buches werden ausführlich die verschiedenen Gefahren für unsere Greifvogel- bestande behandelt und, soweit vorhanden, durch Zahlen belegt. Es folgen Beschreibun- gen der Falknerei und der Volierenhaltung, Angaben über Hegemaßnahmen im Winter und am Horstplatz, Zuchtergebnisse in Gefangenschaft und schließlich Anleitungen zur Behandlung kranker Tiere und zur Freilassung gesundgepflegter Greife. Rechtliche Hinweise zum Greifvogelschutz gibt im Anhang ein kurzes Kapitel von U. HAMMER. Als Hauptgrunde fur die rapide Abnahme der Greife führt TROMMER an: die Verande- rung der Brut- und Nahrungsbiotope, die Anreicherung von Pestiziden in der Nahrungs- kette und das dadurch bedingte fruhzeitige Absterben der Embryonen, Abschuß durch Jager, Aushorstungen, Klettersport (bei Uhu und Wanderfalke), Fotografen und Eier- sammler. Unbeabsichtigte Störungen werden durch Holzfallerei, Waldwegebau, Ab- — 249 —

brennen von Riedflachen und Touristen verursacht. Der Verfasser, im Vorwort und auf auf dem Einband als Ornithologe, Greifvogelschützer, Jager und Falkner (!) apostro- phiert, wendet sich mit Recht gegen die überhandnahme der „wilden" Falknerei und der Falkenhöfe, da sie ja durch Aushorstungen im In- und Ausland zur Abnahme der Greif- vögel beitragen. Ein von Ornithologen und Naturschützern immer wieder gefordertes Haltungsverbot fur Greifvogel will der Verfasser jedoch nicht auf die ernsthafte Falknerei ausgedehnt wissen. Hier tritt nun das Dilemma zutage, welches immer ent- steht, wenn Falkner mit dem propagierten Greifvogelschutz Ernst machen und bei sich selbst beginnen sollen. So verschweigt der Verfasser wohlweislich, daß auch die ernst- haften Falkner ihre Greifvögel der Natur entnehmen müssen, solange die künstliche Nachzucht vieler Arten noch nicht gelingt. Ganz abgesehen von der Schwierigkeit, in der Praxis ernsthafte und „wilde" Falkner zu unterscheiden. Die Existenzberechtigung der Falkner nur daraus abzuleiten, daß sich einzelne Falkner nicht nur verbal, sondern auch praktisch für den Greifvogelschutz einsetzen, erscheint angesichts der erwahnten Be- denken als sehr gewagt, zumal der Greifvogelschutz heute vielerorts wirksamer von Arbeitsgemeinschaften neutraler Mitarbeiter (wie z. B. die Arbeitsgemeinschaft Wander- falkenschutz Baden-Württemberg) durchgeführt wird. Auch das vorn Verfasser beklagte überhandnehmen von Falkenhöfen und unqualifizierten Falknern geht ja letzten Endes auf die Aktivitat und Reklame der ernsthaften Falkner und der Falkenorden zurück, die sich jetzt selbst über ihre Werbewirksamkeit wundern und sich viel zu spat von ihren „wilden" Brüdern distanziert haben. Zu lange haben die Falkner auch die Schuld für die Abnahme der Greifvögel allein den Pestiziden zugeschoben. Erst die neuerdings durch- geführten Horstbewachungen durch Ornithologen zeigen, daß zum Beispiel die Wander- falken in Baden-Wurttemberg trotz Pestizideinwirkung durchaus normale Nachwuchs- raten aufweisen, wenn man menschliche Störungen fernhält. Sieht man davon ab, daß der Rezensent die Existenzberechtigung der Falknerei und die Verdienste der Falkner im Greifvogelschutz anders beurteilt, ergibt sich in den mei- sten übrigen Punkten Obereinstimmung. Die Forderungen des Verfassers, die gesetzlichen Grundlagen für einen wirksameren Greifvogelschutz und bessere Kontrollen für Haltung und Handel zu schaffen, können von jedem Freund unserer Greifvögel und Eulen nur bekraftigt und unterstützt werden. D. KNOCH

KRUGER, W.: Stoffwechselphysiologische Versuche mit Pflanzen. — Biologische Arbeitsbücher 13, 107 S., 60 Zeichn. u. Diagramme, Verlag Quelle & Meyer, Heidel- berg 1974, kart., DM 17,80. In der bewährten Reihe der Biologischen Arbeitsbücher ist Band 13 erschienen. Die Stoffwechselphysiologie der Pflanzen eignet sich besonders gut für den Biologieunter- richt aller Schulgattungen, weil Experimente dazu weit weniger aufwendig sind als solche zum tierischen Stoffwechsel. Außerdem wurden nur Versuche ausgewählt, die auch von Schulen mit nicht allzu großer apparativer Ausstattung durchgeführt werden kön- nen. Es handelt sich im wesentlichen um Versuche zur qualitativen und quantitativen Analyse pflanzlicher Substanzen, zur Wasseraufnahme der Pflanze, zur Fotosynthese und schließlich zu Atmungs- und Garungsvorgangen, Themen also, die in der Realschule und in der Mittel- und Oberstufe des Gymnasiums eine zentrale Stellung einnehmen. Die übersichtliche Sammlung von rund 80 Versuchen ist fur den Biologielehrer eine wichtige Unterrichtshilfe, durfte aber auch jedem interessierten Schüler wertvolle Anregungen vermitteln. D. KNOCH

SCHMIDT, E.: Ökosystem See. — Biologische Arbeitsbücher 12. 170 S., 37 Abb., 1 Taf , Verlag Quelle & Meyer, Heidelberg 1974, kart., DM 19,50. Die bisher in deutscher Sprache vorliegenden Einführungen in die Limnologie sind in der Konzeption auf den akademischen Bereich ausgerichtete und bieten dem Lehrer, der ohne einschlagige Erfahrung in der Gewasserökologie nach praktischen Anknüpfungs- — 250 — punkten für den Unterricht sucht, leider nur wenig. Das vorliegende Buch wurde mit dem Ziel geschrieben, diese Lücke zu schließen. Nach einer Einführung in die Grundbegriffe der Limnologie werden die Hauptbereiche des Sees, Uferzone, Freiwasserbereich und Seeboden, dargestellt. Dazu werden metho- dische Hinweise für Übungsaufgaben, die von Schülern durchgeführt werden können, gegeben und Demonstrationsversuche für den Unterricht beschrieben. Als in dieser Hinsicht besonders ergiebig erweist sich die Lebensgemeinschaft der Ufer- zone. In einfachen Versuchen wird der ökologische Zweck der Besonderheiten in der Anatomie und Physiologie der Uferpflanzen gezeigt. Die Veränderung der Ufervege- tation durch Kultureinflüsse wird als Beispiel für eine auch Schülern ohne weiteres zu- gängliche ökologische Kausalanalyse dargestellt. In einigen Demonstrationen zur At- mung der Wassertiere wird die begrenzende Wirkung des Sauerstoffgehaltes auf die Fauna im Wasser sehr klar. Schwieriger zugänglidi für Unterricht und Praktikum sind das Pelagial und das Ben- thal des Sees. Diese Lebensbereiche werden in Form eines Kurzlehrbuches der Limnologie dargestellt; die Hinweise auf Demonstrationen und Praktikumsversuche werden spärlich oder fehlen ganz. Dieser Mangel ist sicherlich in dem größeren apparativen Aufwand zu suchen, der für die Untersuchung dieser schwerer zuganglichen Bereiche erforderlich ist und die Möglichkeiten des Schulbiologen zumeist übersteigt. In die Problematik der Seen- cutrophierung führt der Autor ein mit der monographischen Beschreibung des Eutro- phierungsvorganges an einigen Seen, die als Lehrbeispiele gelten können (Murtensec, Zürichsee, Bodensee, Tegeler See, Großer Plöner See u. a.). Dieser Abschnitt des Buches ist eine gute Ergänzung zu den Lehrbüchern der Limnologie und macht die Lektüre für alle, die sich mit Ökologie lehrend und lernend befassen, besonders lesenswert. Einige kleine Schwächen des Buches liegen im Detail. So liegt ein Widerspruch in der wiederholten Feststellung, daß Wasserproben aus dem Pelagial nur mit einem teuren RurrNER-Schöpfer gewonnen werden können, wenn am Ende doch die mit geringem Aufwand herstellbare MEYER'sche Schöpfflasche empfohlen wird. (Eine derartige Flasche aus PVC, die dem Wasserdruck nachgibt, funktioniert auch noch in größerer Tiefe, und bei vorheriger Füllung mit Stickstoff sind die Wasserproben auch zur Sauerstoffbestim- mung verwendbar.) Die Produktion des Sees ist etwas zu einseitig dargestellt. Es fehlt die Herausarbeitung der bei gleicher Biomasse stark unterschiedlichen Umsatzgeschwindigkeiten bei den ver- schiedenen Organismengruppen. So wird im Kapitel über die Nahrungskette des Pelagials die relative Produktion von Phytoplankton und Zooplankton mit 100:27 (12) angege- ben, später das Verhältnis der Biomassen mit 1: 2. Diese beiden Angaben stehen sich so- lange unverstandlich gegenüber, wie nicht klar herausgestellt wird, daß das viel schneller wachsende Phytoplankton bei gleicher Biomasse eine vielfach höhere Produktion pro Zeiteinheit aufweist. Doch unbeschadet der kritischen Punkte lohnt sich die Anschaffung des Buches für alle Biologielehrer und andere ökologisch und limnologisch Interessierten. Derjenige, der ein Praktikum der Gewässerökologie neu aufbauen oder verbessern will, wird geradezu dankbar darauf zurückgreifen. W. GELLER

REICHELT, G.: Ökologie exemplarisch: Der Bodensee. — CVK Biologie Kolleg., 63 S., zahlreiche farb. Abb., Cornelsen-Velhagen & Klasing, Verlag für Lehrmedien, Berlin 1974 (Schülerbuch), DM 7,80; 24 S. (Lehrerheft), DM 2,20. Das für den Grund- und Leistungskurs der Sekundarstufe II sowie für das Grund- studium an Universitäten und Hochschulen bestimmte Buch mit Lehrerheft versucht, an- hand des Beispieles Bodensee in die Ökologie einzuführen und ihren Stellenwert bei der Sanierung der gestörten Umwelt darzulegen. Zunächst wird der See im Steckbrief vorgestellt, dann seine Nutzung und Bedeutung behandelt (Erholung, Trinkwasserspeicher, Fischproduktion, Landwirtschaft, Industrie, Verkehrsraum, Lebensstätte seltener Pflanzen und Tiere). Ausführlich wird dargelegt, — 251 — wie ein gesunder See funktioniert. Das Bild eines kranken Sces schließt sich folgerichtig direkt an mit den Symptomen, deren Beurteilung, den Emisionsquellen und den Ab- hilfemaßnahmen. Zum Schluß sind die hydrobiologischen Arbeitsgerate vorgestellt, wel- che gewissermaßen das Handwerkszeug darstellen. Das beigegebene farbige Foto- und Skizzenmaterial ist didaktisch hervorragend. Steht nur zu hoffen, daß die Lehrpläne für Biologie soviel Zeit und Raum lassen, daß das Beispiel Ökologie mit Hilfe dieses sehr guten Buches auch behandelt werden kann) Ern ahnt sei, daß zur Arbeit im Medien- verbund auch noch eine Diathek, Arbeitstransparente und Kurzfilme sowie eine Ver- suchskartei entwickelt und vom Verlag herausgebracht werden. K. SAUER

ENGELHARDT, W.: Umweltschutz, Gefährdung und Schutz der natürlichen Umwelt des Menschen. — 110 mehr- u. einfarb. Fot. u. Graf., Bayerischer Schulbuch-Verlag, Mün- chen 1973, geb., DM 17,80.

In den Lehrplänen aller Bundesländer soll das Thema „Umwelt" schwerpunktmäßig behandelt werden. Es fehlte jedoch bisher an einem deutschsprachigen Schulbuch, das sachlich ist und bewußt auf alle emotionalen Aspekte verzichtet. W. ENGELHARDT, Pro- fessor in München und gleichzeitig Präsident des Deutschen Naturschutzringes e.V., legt jetzt ein solches vor, das speziell für die Sekundarstufe II konzipiert ist. Es behandelt die Gründe für die herrschende Umweltkrise, die Begriffsbestimmungen des Umwelt- schutzes, seine ethische Aufgabe und seine juristischen Probleme. Der engen Beziehung von Raumordnung, Landesplanung und Umweltschutz ist ein Kapitel gewidmet. Den Hauptteil nehmen die Unterbereiche des Umweltschutzes (Landschaft und Landschafts- haushalt, Reinhaltung des Wassers; Beseitigung von Abfällen, Reinhaltung der Luft; Schutz der Nahrung; Schutz der Tierwelt; Natur- und Landschaftsschutz) ein. Man kann das Werk getrost als eine Fibel des Umweltschutzes bezeichnen, die über den verfolgten Zweck hinaus auch Fachhochschülern, Hauptschullehrern und dem interessierten Bürger die notwendige sachliche Information zu dem heute überaus akuten Thema vermittelt. Der Verlag hat hinsichtlich der Illustration keine Mühe und Kosten gescheut. Die Fotos und Grafiken sind sehr verständlich und didaktisch geschickt ausgesucht und gefertigt. Da Buch ist sehr gut gelungen und kann jedem empfohlen werden, dem an sachlicher Information gelegen ist. K. SAUER

Biologisch-ökologische Indikationen der Umweltbelastung im Raum Stuttgart Esslingen (Hohenheimer Arbeiten, Heft 74). Von K. KREEB, E. BAUER, B. DJALALI, W. EHMKE & R. SCHMIDT. 62 S., Abb. u. Tab., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1973, brosch., DM 11,—.

Berichtet wird über Kartierungen der Flechtenvegetation, bei welchen aus dem Ver- schwinden von Arten in Richtung auf die Stadtzentren indirekt auf das Ausmaß ver- schiedener schadlicher stadteigener Faktoren geschlossen werden kann. Für die Verände- rung in der Flechtenvegetation sind neben der Luftverunreinigung wahrscheinlich auch stadtklimatische Einflüsse (Lufttrockenheit und nächtliche Erwärmung) verantwortlich. Wenngleich diese Methoden chemisch-physikalische Analysen nicht ersetzen können, so haben sie doch den Vorteil, mit relativ geringem Aufwand Schadenszonen auszumachen, die dann mit anderen Methoden eingehend untersucht werden können. Die Veröffent- lichung berichtet über drei Kartierungen im Bereiche Stuttgart, Esslingen und Waiblin- gen, welche von Mitarbeitern der Abteilung für Uko-Physiologie und Vegetationskunde der Universität Hohenheim durchgeführt wurden. K. SAUER — 252 —

Umweltforschung 3. — Vortrage des vierten Seminars „Umweltforschung" der Uni- versität Hohenheim 1973 (Hohenheimer Arbeiten, Schriftenreihe Univ. Hohenheim, 67), 77 S., 1 Abb., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, kart , DM 12,80.

Das Heft enthalt die Vortrage des Seminars vom 26 1. 1973 „Wirtschaftliches Wachstum und Umwelt" (JOSUA WERNER), „Die Umwandlung volks- wirtschaftlicher Kosten in betriebliche Kosten" (F.X.BrA), „Land- wirtschaft und Umweltplanung" (H. RooM), „Umweltbelastung — Informations- und Entscheidungsproblem des privaten Haushalts" (L.BLossER-RusLN), „Soziologische Aspekte der Umweltproblematik" (E. W. BUCHHOLZ), „Verfassungsrechtliche Aspekte des Umweltschut- z e s " (K.-H. HALL). Die Zusammenfassung und Schlußfolgerungen vermittelt ERWIN REISCH. K. SAUER

JACOB, H.: Zur Messung der Erlebnisqualität von Waldbeständen. — Beiheft 9 zu Landschaft + Stadt, 124 S., 24 Farb- u. 2 Schwarzweißbild., 24 Kurven, 31 Tab., Ver- lag Eugen Ulmer, Stuttgart 1973, brosch., DM 40,—.

Die vorgelegte Untersuchung strebt an, wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse uber die Resonanz des Menschen auf bestimmte Gestaltungselemente der Umwelt zu erhalten und sie zu objektivieren. Ermittelt wurde das Erlebnispotential verschiedener spezi- fischer Waldbestande. Eruiert werden Arbeitsmöglichkeiten für den Grenzbereich Land- schaftsplanung/Psychologie. Insoweit kommt der Studie wegweisende Bedeutung zu. K. SAUER

Landschaft + Stadt. — Beitrage zur Landespflege und Landesentwicklung. — Heraus- gegeben v. K. BUCHWALD U. v. a. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, Jahrespreis DM 45,—. Die Hefte 4 von Jg. 5 (1973) und 1-3 von Jg. 6 (1974) liegen zur Rezension vor. Auf die Fülle der Beitrage kann nicht eingegangen werden. Erwahnt werden sollen: „N a - t ur p ar ke als Freizeitlandschaften" von G. Ducxwrrz, der sich kritisch mit diesen auseinandersetzt. Sie können fehlende Freizeitmöglichkeiten in der Nahe von Wohnungen nicht ersetzen (3, 1974) G. BAUER beschaftigt sich in dem Beitrag „ A n - thropogene Landschaftsformen als Naturschutzgebiete" (3, 1974) mit der Frage, ob künstliche Biotope (z B aus der Nutzung entlassene ödlander wie Kies-, Sand- und Tongruben, Tagebaue, Steinbrüche) unter Schutz gestellt werden sollen und welche Kriterien zu beachten sind Die Frage wird bejaht, Die Ausweisung als Schutz- gebiete dient der Erhaltung seltener und gefahrdeter Tiere in vielfaltigen Biotopen und von „Freilaboratorien" für Forschung und Lehre. Man kann auf diese Weise der raschen Abnahme geeigneter Lebensraume entgegenwirken. Erwahnt sei nur, daß M. SCHNETTER dies schon vor mehr als einem Jahrzehnt am Arlesheimer Weiher im Stadtteil Tiengen von Freiburg i. Br. praktiziert hat! Mit einem verwandten Thema ist die Arbeit von D. V. ACKEN „Geplante Wildnis" — Der Shenandoah National Park in Virginia, USA" befaßt (1, 1974). Es existiert wieder ein Urwald „2. Generation" mit guten Lebensbedingungen fur viele eingewanderte oder wieder eingeburgerte Tiere. R. ZUNDEL (Freiburg) geht auf die „Aufgaben und Probleme des stadtnahen Wa Ides" ein (3, 1974). Die Walderhaltung und Sicherung seiner Funktionen mussen bei Orts-, Regional- und Fachplanungen noch mehr als bisher gewährleistet sein. Ein wichtiges Problem untersucht die Arbeit von M. AUEMULLER „Der Einfluß w as s e r - wirtschaftlicher Maßnahmen auf die Abflußverhaltnisse eines Flußgebietes, dessen Landschaftshaushalt und Landnutzung" am Beispiel der Lippe (2, 1974). Er ist negativ und muß durch entsprechende Maßnahmen wieder gewendet werden. G DARMER'S Studie „Feldornithologische Sied- lungsdichte -Untersuchungen" (1, 1974) ist ein Beitrag ökologische Indikation zur Landschaftsplanung E GLRBER's „Bodenzoologische und vogelkund- — 253 — lache Bestandsaufnahmen" sind eine brauchbare Methode „zur Beurtei- lung der ökologischen Wirksamkeit von Rekultivierungsmaßnah- men" (3, 1974). Die Zeitschrift hat sich einen festen Platz gesichert im Rahmen des Schrifttums der Landespflege- und -entwicklung und wird immer mehr ein unentbehrliches Werkzeug. K. SAUER

SAUER, F.: Das bayerische Voralpenland in Farbe. — 70 S., 116 Farbfot. Bunte Kos- mos-Taschenführer. Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1974, brosch., DM 7,80. Eingeführt wird in die Voralpenlandschaft, welcher ihr heutiges Aussehen im wesent- lichen die letzte Eiszeit gegeben hat. Einer geologischen Einleitung folgen Bemerkungen über Wetter und Klima, die Menschen, ihre Bedeutung für die Inkulturnahme der Land- schaft, aber auch ihre negativen Einflüsse auf diese. 24 Landschaftsraume werden jeweils auf einer Textseite beschrieben und durch je 4 Farbaufnahmen illustriert. Eine gute Orientierungshilfe sind für den Wanderfreund da- bei die kleinen Lageskizzen. Bemerkungen uber die Jahreszeiten beschließen das Büch- lein, welches das gesteckte Ziel im großen ganzen erreicht hat. Bei der Auswahl der Ab- bildungen sollte man stoffbezogener werden und mehr auf typische achten, nicht allein auf nur schöne. K. SAUER

BALLENBERCER, G. & HAAS, E.: Die Schwäbische Alb in Farbe. — Ein Reiseführer für Naturfreunde. — 72 S. mit 112 Farbfot., farb. geol. Kartenausschnitt und Straßen- karte. Bunte Kosmos-Taschenführer, Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stutt- gart 1973, kart., DM 7,80.

Ein Reiseführer wird vorgestellt, der weniger durch den Text als durch in der Regel gute Farbaufnahmen dem Wanderer die Landschaft der Alb näherbringen möchte. Eine Kurzeinleitung versucht, die Landschaft zu charakterisieren nach Natur und Geschichte. Eine geologische Einführung mit einem Ausschnitt aus der Geologischen Schulkarte von Baden-Wurttemberg folgt. Zum Text ware zu bemerken, daß die alte QUENSTEDT'SChe Einteilung nicht mehr Grundlage wissenschaftlicher Arbeit ist, man hat sich auch hier auf die internationale wissenschaftliche Gliederung umgestellt. Der Bergbau ging übrigens nicht auf Roteisen-, sondern auf Brauneisenerz um. Bilder führen zunächst über die Schwäbische Albstraße, danach werden das Vorland, der Steilabfall, die Hochflache, die Taler, die Höhlen gezeigt und stichwortartig erlautert. Fur den geologisch Interessierten sind die wichtigsten Jura-Leitfossilien sowie typische Fundstellen aufgeführt, dazu gibt es Abbildungen typischer Albpflanzen. Für diejenigen, welche zum ersten Mal mit diesem Mittelgebirge Bekanntschaft machen wollen, ist das Büchlein eine brauchbare Einführung. K. SAUER

GRUBER, W.: Der Schwarzwald in Farbe. Ein Reisefuhrer für Naturfreunde. — 72 S., 120 Farbfot. Bunte Kosmos-Taschenführer, Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1974, kart., DM 7,80. Das Buchlein ist ein Versuch, Naturfreunde durch Bilder mit kurzen Texten in die Landschaft des Schwarzwaldes einzuführen. Dieser Versuch kann schon nicht gelingen, weil von den 120 Aufnahmen 48 dem Kaiserstuhl, der Oberrheinebene und der Wutach- schlucht gewidmet sind. Somit ist der Titel nicht gerechtfertigt, wenngleich die genann- ten Landschaften als Untertitel angefuhrt sind. Der Rezensent kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß es ohne Konzept, ohne Leitlinie verfaßt wurde, indem man in der Qualitat fast durchweg gute Farbbilder aneinandergereiht hat. Auf solche Weise kann die Absicht, einen Reiseführer zu gestalten, nicht realisiert werden. Außerdem sind zuviel spe- — 254 — zielle Dinge, die in einer Einfuhrung nicht zu suchen haben, in die Veröffentlichung ein- gegangen. So sind z. B. aus dem Kaiserstuhl und dem Schwarzwald 14 Nahaufnahmen von Mineralien enthalten, zu deren Determination man schon sehr gute Kenntnisse und Erfahrung haben muß, wobei sich die Fragestellung ergibt, ob es für den Anfanger sinn- voll ist, Aufnahmen unter UV-Licht zu zeigen, wenn das Material in der Natur ganz anders aussieht. Das abgebildete Mineral Todorokit, das nur den Spezialisten inter- essiert, hat in einer Einfuhrung nichts zu suchen, bei allem Respekt vor der Sammelleiden- schaft des Autors. Es ist eine Binsenwahrheit geworden, daß Skilifte gerne benutzt werden, was im Text keiner Erwahnung bedurft hatte. Es ist auch nicht angebracht, gleich zwei Aufnahmen von solchen Einrichtungen zu bringen, die in allen Mittelgebirgen vorhanden sind und für den Schwarzwald keineswegs typisch. Auf die Aufzahlung weiterer Unzulanglich- keiten sei verzichtet. K. SAUER

AICHrLE, D.; AICHELE, R.; SCHWEGLER, H.-W. & SCHWEGLER, A.: Die Natur im Jahres- lauf. — 78 S., 120 Farbfot. Seen, Moore, Wasserläufe. — 78 S., 120 Farbfot., Bunte Kosmos-Taschenbücher, Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1974, brosch., je DM 7,80.

Das erste Buchlein möchte mit seinen Bildern und dem knappen Text eine Anleitung zur Naturbeobachtung im Laufe eines Jahres sein, um beizutragen, daß die Menschen wieder ihre natürliche Umwelt erfassen und ihrer bewußt werden. Das zweite verfolgt im Grunde denselben Zweck an dem ausgesuchten Beispiel der Seen, Moore und Wasserlaufe. Es zeigt aber auch deren Bedeutung für die Existenz des Menschen auf und die Gefahren, welche diesem durch die unvernünftige Verschmutzung drohen. K. SAUER

WILMANNS, 0.; WIMMENAUER, W. & FUCHS, G.: Der Kaiserstuhl, Gesteine und Pflanzenwelt. — 241 S., 253 Schwarzweiß-, 28 Farbabb. nach Aufnahmen von H. u. K. RASBACH. Natur- und Landschaftsschutzgebiete Baden-Württemberg, 8, Ludwigsburg 1974, geb., DM 39,—. Das Buch setzt sich zum Ziel, einem breiteren Leserkreis den heutigen Wissensstand auf den Fachgebieten Mineralogie, Geologie und Botanik für das Vulkangebirge am Ober- rhein nahezubringen, dessen Landschaft seit 40 Jahren tiefgreifende Veränderungen er- fahren hat. — OTTI WILMANNS gibt eine Einführung, welche das Landschaftsbild und die Klimadaten behandelt (Geographische Lage und Gliederung, Lößmantel und Rebflur- bereinigungen) und das Gebirge allgemein vorstellt. W. WIMMENAUER hat den geowissenschaftlichen Beitrag über Gesteine und Minerale geschrieben. Er zeigt den gewaltigen Fortschritt auf, den die mineralogisch-geologische Forschung seit der letzten zusammenfassenden Darstellung im Jahre 1933 durch MAX PFANNENSTIEL genommen hat und der zu einem wesentlichen Teil den Arbeiten des Autors zu verdanken ist. Nach einem allgemeinen Oberblick werden die geologischen Haupteinheiten beschrieben, der sedimentare Sockel, der Vulkan mit den subvulkanischen Gesteinen des Zentrums, den Phonolithstöcken und Gangen, die nachvulkanische Ge- schichte bis zum Quartur und schließlich der Löß, die Flußablagerungen des Pleistozans und die Sedimente des Holozans. Von der Arbeitsrichtung des Verfassers her ist es ver- standlich, daß den Gesteinen und ihren Mineralen spezielle Aufmerksamkeit geschenkt wird. Kurz und knapp wird der Leser mit den magmatischen Gesteinen (Ergußgesteine, Tuffe und Tuffbreccien, Essexitgange, Phonolithstöcke, phonolotische und andere Gange, Karbonatit) bekannt gemacht. Dazu kommen die kontaktmetamorphen Gesteine des Tertiärs. Schade ist, daß die Sedimente, wenngleich schlecht aufgeschlossen, etwas zu kurz gekommen sind. Die Zusammenfassung über Herkunft und Entwicklung der magmati- — 255 — sehen Gesteine behandelt die Prozesse, die aus einem einheitlichen „Urmagma" die Viel- falt der Gesteine erzeugt haben. Neben der „fraktionierten Kristallisationsdifferentia- tion" ist der Einfluß der Gase des Magmas von Bedeutung. Die Entstehung der Kar- bonatite im Herzen des Gebirges (Schelingen, Oberbergen) nimmt breiten Raum ein, welche — erkannt und bewiesen von WINIMENAL ER - magmatischer Provenienz und nicht etwa auf- oder angeschmolzene Jura- oder Tertiar-Kalksteine sind. Hinweise in Form von 25 gezielten Aufschlußbeschreibungen machen den Beschluß, wobei Lutzel- und Limberg gebührend Referenz erwiesen wird. Der sehr konzentrierte und dadurch für den Laien nicht immer auf Anhieb zu erfassende Terz wird in hervorragender Weise durch die Landschafts-, Aufschluß-, Gesteins- und Mineralaufnahmen von HELGA und KURT RASBACH ergänzt. Es hätte die Darstellung trefflich abgerundet, wenn ein Kapitel bei- gegeben worden wäre, das versucht, die Vorgänge fur den gewünschten breiteren Leser- kreis in ihrem zeitlichen Ablauf zu erfassen, was dem Rezensenten bei seiner Tatigkeit im Kaiserstuhl immer wieder mitgeteilt wird. Dabei wird keineswegs verkannt, daß man bei einem solchen Unterfangen stark verallgemeinern und zusammenfassen muß. Das sollte aber kein Hinderungsgrund sein, in der mit Sicherheit zu erwartenden 2. Auflage eine genetische Zusammenfassung des Ablaufes zu bringen, die eben nicht jeder Leser anhand der mitgeteilten Fakten selbst konzipieren kann. 0. WILMANNS hat den umfangreichen Text „Vegetation" ubernommen und in die Unterkapitel Weinberge, Trockenrasen und ökologisch verwandte Gesellschaften, Walder, Talböden, Dörfer, Straßen und Steinbrüche gegliedert. Auch bei ihr wird die Darstel- lung durch Exkursionsvorschläge abgeschlossen. Die Darbietung ist ausgezeichnet gelun- gen und zeigt wie bei den Geowissenschaften den neuesten Forschungsstand auf. Sie bringt die tiefgreifenden Veranderungen in Vegetationsbestand und -form zu Bewußtsein, die dank der modernen Untersuchungsmethoden, die in der Vegetationskunde Einzug ge- halten haben, erfaßt werden konnten. Was hier das Wort vielleicht nicht vermag, bewir- ken die Standort- und Pflanzenaufnahmen des Ehepaares RASBACH, welche den höchsten Ansprüchen an Qualität genügen. GERHARD FUCHS behandelt den Naturschutz und die Landschaftspflege, die angesichts der geologischen und botanischen Besonderheiten der absolut speziellen und einmaligen Landschaft und der nicht zu umgehenden Auseinandersetzung zwischen Veranderung bringender Nutzung und möglichst ungestörter Erhaltung (vgl. S. 211-222 dies. Mitt.) besonders hohen Stellenwert erhalten haben. Wichtig und aktuell sind die Kapitel Pflege der Schutzgebiete und der Landschaft. Der Kaiserstuhl zeigt wie selten eine andere Land- schaft die rasche und tiefgreifende Veränderung der Landnutzung. Es hat den Anschein, daß man jetzt von dem Extrem (bedingungslose Produktion) abkommt und die Flur- neuordnung auch unter dem Aspekt des Erholungsangebotes sieht und sich früh- und rechtzeitig aus allen Lagern vor Beginn irgendwelcher Maßnahmen zu einer vernünftigen Planung zusammenfindet. So hat dieses Buch neben der Aufgabe, den neuesten Stand der erdwissenschaftlichen und botanischen Erkenntnis darzulegen, die ebenso wichtige erfüllt, klar zu machen, daß eine so einzigartige Landschaft nur dann sinnvoll genutzt werden kann, wenn ihre natürliche Besonderheit respektiert wird. Wird das Buch, das jeder Freund des Kaiserstuhls besitzen sollte, Hefe für eine Gesamtmonographie des Vulkan- gebirges? Wir heißen Euch hoffen! K. SAUER

ERTEL, R.: Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried. — 60 S. mit 36 Fot., 4 Farbtaf., 2 Kart., 1 Graf., Ludwigsburg 1974, brosch., DM 5,—. Die von der Landesstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Baden-Württemberg herausgegebene Broschüre stellt ein Naturschutzgebiet vor und dokumentiert, daß solche Einrichtungen nicht für Spezialisten reserviert sind, sondern weiten Kreisen ein besseres Verstandnis für die Zusammenhänge zwischen Landschaft, Pflanze und Tier vermitteln sollen. Sie ist der erste der „Führer durch Natur- und Landschaftsschutzgebiete Baden- Württembergs" und beschäftigt sich mit dem mit dem Europadiplom ausgezeichneten — 256 —

Ried am Untersee bei Konstanz. Abschnitte über die Landschaft, Tier- und Pflanzenwelt sowie Schutzmaßnahmen und -bemühungen geben für die Besucher, die ausdrücklich e r - wünscht sind (S. 56 f.; Führungen finden statt!), ein abgerundetes Bild dieses einzig- artigen Naturraumes, welcher in Süddeutschland seinesgleichen sucht. Die beigegebenen Landschafts-, Pflanzen- und Tieraufnahmen sind eine Augenweide! K. SAUER

Vorstand

Ehrenvorsitzender: Dozent Dr M SCIINI T ri R, 7802 Merzhausen, Alte Straße 29.

1. Vorsitzender: Oberlandesgeologe Dr H PRIER, 78 Freiburg i. Br , Haher- weg 21.

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Schriftführer: Dr. P. LOGLI R, 78 Freiburg i. Er , Runistraße 75.

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Schriftwechsel, der sich auf den Druck der Zeitschrift bezieht, und Manu- skr ipte fur die Mitteilungen sind an den Schriftleiter zu richten. Bei der Abfassung der Manuskripte beachte man: Die Autoren sind fur den Inhalt Ihrer Arbeiten selbst und allein verantwol dich. Manuskripte, die zum Abdruck gelangen sollen, mussen in Maschinenschrift ein- gereicht werden, Blatter einseitig beschrieben in weite m Abstand. Diesen Anforderungen nicht entsprechende Manuskripte werden zuruck- gereicht und erst nach Erfullung der Bedingungen angenommen. Literatur- zitate im Text nur durch Namen und Jahreszahl (z. B. MULI LR 1950) Namen %on Autoren in KAPITALCHEN (MÜLLER). Tier-, Pflanzen- und Fossilnamen mit lateinischer Endung in kursiv (Fehs, Prunus, Ceratites), Hervorhebungen gesperrt (einfach unterstreichen), Oberschriften halb- fett (doppelt unterstreichen) Fußnoten durchlaufend beziffern. Text zu den Abbildungen auf besonderes Blatt und nicht auf die Zeichnungen!

Die Autoren erhalten nach Moglichkeit 50 Sonderdr ucke unentgeltlich Weitere Sonderdrucke gegen Bezahlung konnen nach der 1. Korrektur be- stellt werden. Satzandeiungen nach der 1. Korrektur gehen zu Lasten des Verfassers.

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Verkaufspreise der zur Zeit noch verfügbaren Hefte der „Mitteilungen des Badischen Landesvereines für Naturkunde und Naturschutz, Neue Folge".

Band 5, Heft 4/5 DM 6,— Heft 6 DM 6,— Band 6, Hefte 1-2 je DM 6,— Hefte 4-5 je DM 8,— Band 7, Hefte 1-2 je DM 8,— Heft 3/4 DM 12,— Hefte 5-6 je DM 12,— Band 8, Hefte 1-4 je DM 14,— Band 9, Heft 1 DM 18,— Heft 2 DM 16,— Heft 3 DM 18,— Heft 4 DM 20,— Band 10, Heft 1 DM 20,— Heft 2 DM 20,— Heft 3 DM 20,— Heft 4 DM 20,—

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Mitglieder erhalten auf vorstehende Preise einen Nachlaß von 40 u/o.

Bestellungen sind zu richten an die Geschäftsstelle des Badischen Landesver- eines für Naturkunde und Naturschutz, 78 Freiburg i. Br., Albertstraße 5. Die Kosten für die bestellten Hefte werden einschließlich der für Porto und Verpackung erst bei der Obersendung fällig. Es wird daher gebeten, den Betrag erst nach Erhalt der Rechnung auf das Postscheckkonto oder Girokonto des Vereines zu überweisen.

Druck: Druck und Verlag Emmendingen MITTEILUNGEN „ - de,Ac,ftvi/\,ffllüme cNN ttur^eunäe utviKut- ,ec.0. AhNi.e'f)

N. F. 11, Heft 3/4 (1976) 1. August 1976

INHALT

Seite MÜNZING, K.: Zur Stratigraphie Breisgauer Lösse (Südbaden). Mit Abb. 38 . . . 257

STUBENDORFF, U.: Ein kryoturbates Sandlößprofil mit Eiskeilen bei Gottenheim . 273

DüLL, R.: Moosflora von Süddeutschland, II. Teil: Die Laubmoose (MUSCI): 3. Fortsetzung 275

KNOCH, D.: Pilzfunde der Gattung Phlegmacium (Schleimköpfe) in Südbaden (II) Mit Taf. 11 311

GROSSMANN, A., L.: Zum Neufund der Pampastrespe — Bromus willdenowii KUNTH — in Lörrach 321

SENF, E.: Die Odonaten-Fauna des westlichen Bodenseegebiets 327

KORMANN, K.: Beitrag zur Kenntnis von Mesembrius peregrinus LOEW (Diptera, Syrphidae). Mit Abb. 39-40 337

KORMANN, K.: Schwebfliegen als Blütenbesucher an Rubus idaeus und Ranunculus repens (Diptera, Syrphidae) 341

KLIMETZEK, D.: Bildschlüssel der Ameisenfauna Badens. Mit Abb. 41-50 . . . . 345

GAUSS, R.: Aberrante Gallen der Knoppern-Gallwespe Andricus quercuscalicis BURGSD.) im Raum Stuttgart während einer starken Vermehrung. Mit Abb. 51 359

BAUM, F. & ROPPEL, J.: Bemerkenswerte neue Käferfunde aus der Umgebung von Freiburg i. Br. 363

FRENZEL, P.: Nachweise zweier seltener Daphnia-Arten (Cladocera, Crustacea) in Südwestdeutschland. Mit Abb. 52-61 385

RASBACH, K.: Der Kaiserstuhl als Naherholungsgebiet. Mit Taf. 12-16 393

BURGATH, K.: Ein Dia wird zur Antiquität — Streiflichter zur Zerstörung und Erhaltung unseres Naturraumpotentials. Mit Taf. 17 397

OEHME, R.: Gerhard Endriß zum Gedächtnis 403

Vereinsnachrichten 407

Bücher- und Zeitschriftenschau 419

Mitt. bad. Landesver. Abb. 38-61 Freiburg im Breisgau N. F. 11 3/4 257-441 Naturkunde u. Naturschutz Taf. 11-17 1. August 1976 — 257 —

Mitt. bad. Landesvcr. Abb. Freiburg im Breisgau N. F. 11 314 257-272 Naturkunde u. Naturschutz I I 1 38 1. August 1976

Zur Stratigraphie Breisgauer Lösse (Südbaden)

von

KLAUS MÜNZING, Freiburg i. Br.* Mit Abb. 38 und 4 Tabellen

Zusammenfassung : Die bisher beinahe ausschließlich auf bodenkundlicher Grundlage beruhende Lößstratigraphie wird durch paläontologische Befunde ergänzt und z. T. berichtigt. Der oberste Boden ist Eem, die tiefsten Löße können eine Phase der Elstereiszeit repräsentieren. Die ältesten Böden haben mindestens altpleistozänes Alter.

Inhalt Seite Einleitung 257 A. Stand der Lößstratigraphie im Breisgau 258 B. Molluskenfaunen von Heitersheim 262 C. Paläontologische Befunde zur Stratigraphie 265 D. Stratigraphische Ergebnisse 267 E. Schrifttum 270

Einleitung

In den letzten zweieinhalb Jahrzehnten wurden einige größere Breisgauer Lößprofile eingehend untersucht. Es sind dies von Norden nach Süden (vgl. Abb. 38) Riegel (GUENTHER 1954, 1961; SCHMID 1959, S. 74-77), Bötzingen (KHODARY-EISSA 1968), Heitersheim (GUENTHER HL BRONGER 1962/63; BRON- GER 1966) und Buggingen (BRONGER 1969, 1969/70). Bei der stratigraphischen Einstufung der einzelnen Profilabschnitte wurde die Paläontologie, wenn über- haupt, nur am Rande berücksichtigt. Maßgebend waren bodenkundliche Gesichts- punkte und die Verhältnisse in den gut bearbeiteten Lößgebieten Niederöster- reichs und der Tschechoslowakei. Hier wird nun der Versuch unternommen, paläontologische Befunde aus den einzelnen Profilen für die Stratigraphie zu nützen. Ich benütze in Anlehnung an WOLDSTEDT (1969, S. 38-45) die norddeutsche Pleistozängliederung (Tab. 1). An sich war man im nichtvergletscherten Süd- deutschland meist bemüht, sich in irgendeiner Weise an das PENCK'Sdle System anzulehnen. Die Parallelisierung von norddeutscher und alpiner Gliederung galt zumindest ab Mindel-Elster in den Grundzügen als gesichert.

"- Anschrift des Verfassers: Obergeologierat Dr. KLAUS MÜNZING, Geologisches Lan- desamt Baden-Württemberg, Albertstraße 5, D-7800 Freiburg i. Br. — 258 —

Die Untersuchungen von FRENZEL (1972, 1973 a, b) und WERNER (1974) haben nun das Riß/Würm-Interglazial und seine Parallelisierung mit dem Eem des nordischen Vereisungsgebietes in Frage gestellt. Riß/Würm in der Fassung PENCK'S entspricht nach FRENZEL und WERNER der Füramoos-Warmzeit. Diese hat interstadialen Charakter und repräsentiert vielleicht ein „Großes Inter- stadial". Da Aquivalente des Eem in Süddeutschland zweifellos vorhanden sind (? Zeifen-Warmzeit im Alpenvorland nach FRENZEL 1973a, S. 284; Teile des Travertins von Stuttgart-Bad Cannstatt, usw.), weiche ich auf die unten wieder- gegebene Gliederung aus. Tab. 1: Stratigraphische Gliederung.

Weichsel-Kaltzeit Eem-Warmzeit Jungpleistozän

Saale-Kaltzeit z. T. Rügen-Warmzeit Jüngeres Mittelpleistozän = Kap Arkona-Warmzeit Saale-Kaltzeit z. T.

Wa&en-Dömnitz-Warmzeit Fuhne Mehlbeck)-Kaltzeit Älteres Mittelpleistozän Holstein-Warmzeit

Elster-Kaltzeit Mosbachium Altpleistozän

Über die Gliederung des prä-elsterzeitlichen Altpleistozäns gehen die Meinun- gen noch sehr auseinander. Es empfiehlt sich vielleicht, den Begriff Mosbachium wenigstens vorläufig (als Folge von Warm- und Kaltzeiten) beizubehalten.

Ob die Saale-Eiszeit im ursprünglichen Sinne eine oder zwei Warmzeiten (Treene und Rügen) enthält, ist umstritten. Doch mehren sich in den letzten Jahren die Beweise für mindestens eine Warmzeit innerhalb des Saale-Komplexes (L0IEK 1971, S. 8; FREN- ZEL 1973 b, S. 329, Tab. 1). Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß die häufig benützten Begriffe Paudorf, Göttweig und Krems nicht mehr verwendet werden, da ihre Stellung im namengebenden Niederösterreich äußerst unsicher ist (FINK 1973, S. 391 und 415). — Die Gemeinde- namen sind infolge der Verwaltungsreform z. T. verschwunden, z. T. verändert. Da die Reform noch nicht abgeschlossen ist, werden die Namen nach dem Stand vom 31. Dezem- ber 1972 wiedergegeben. So werden sie sich auch noch für längere Zeit auf den Meßtisch- blättern finden.

A. Stand der Lößstratigraphie im Breisgau (Tab. 2)

Eine eingehende historische Darstellung der Lößforschung in ganz Südbaden gab KHODARY-EISSA (1968, S. 7-14). An neueren Arbeiten sind die Schriften von BRONGER (1969, 1969/70) und GUENTHER (1971) zu nennen. KHODARY- EISSA, der seine Einordnung der Bötzinger Abfolge in die Gliederung des Eiszeit- alters ausdrücklich als Versuch bezeichnet (S. 129), geht von der Oberen Verleh- mungszone (C) seines Profils aus. Maßgebend ist ihm „der auf dem INQUA- Kongreß 1961 in Warschau formulierte und von FINK (1962) zitierte stratigra- — 259 —

phische Leitsatz: der letzte ausgeprägte Waldboden vor dem heutigen wurde im letzten Interglazial gebildet" (S. 128). Die Obere Verlehmungszone wird mit dem Riß/Würm-Interglazial (= Eem) parallelisiert, die tieferen Böden mit älte- ren Interglazialen entsprechend den Arbeiten von WOLDSTEDT (1962) und GRAUL (1962). Diesen Vergleich stützt er durch die Untersuchung der Mittleren Verleh- mungszone (E), deren erheblich stärkere Verwitterung und Bodenbildung seiner Ansicht nach für eine Einstufung in das „Große Interglazial" = Mindel/Riß- Interglazial (= Holstein) spricht. Die Bötzinger bodenkundlichen Befunde lassen sich nicht ohne weiteres auf Riegel und Heitersheim übertragen, weshalb er eine von BRONGER (1966) abweichende Auffassung verficht. Bei der naturgemäß do- minierenden bodenkundlichen Betrachtung wurde die interglaziale Mollusken- fauna der Verbraunungszone (L, S. 121 - 129) nur ungenügend gewürdigt. Es zeigen sich hier deutlich die Grenzen einer reinen Bodenstratigraphie. Die Verbraunungszone (L) ist ein schwächer entwickelter Bodenrest als die Obere Verlehmungszone (C), zudem nur als Erosionsrest erhalten. Doch ihre reiche Fauna (MÜNZING 1969) gestattet die Einstufung ins Eem, sie muß der Ausgangs- punkt einer Chronologie der Lößabfolge von Bötzingen sein. Zudem zeigen Bötzingen und das noch zu erwähnende Buggingen exemplarisch, daß auf eng- stem Raum Schichtlücken vorhanden sein können. Der Vergleich von Profilen und deren Einstufung sollte daher durch möglichst viele Untersuchungen aus ver- schiedenen Fachrichtungen gesichert sein. BRONGER (1969, 1969/70, sie sind offenbar weitgehend gleichzeitig erschie- nen, denn in 1969/70 wird 1969 als im Druck befindlich zitiert) verzichtet in zwei Schriften, die dem Profil Buggingen gewidmet sind, auf eine Einordnung in das stratigraphische System des Pleistozäns. Er schreibt (1969/70, S. 318): „Ein unter gewissen Vorbehalten gemachter Vergleich aller Paläoböden untereinander erbringt für diesen Raum (Breisgau, evtl. Südbaden) die wichtige Tatsache, daß sich hier alt- und jungpleistozäne Böden im Verwitterungsgrad nicht wesentlich voneinander unterscheiden. Infolge ihrer typologischen Ahnlichkeit lassen sich keine ,Leithorizonte` für bestimmte Warmzeiten angeben, insbesondere nicht für ein sog. ,großes Interglazial` im Mittelpleistozän." 1969 (S. 120) parallelisiert er den obersten Bugginger mit dem Oberen Heiters- heimer Boden und den drittobersten Bugginger mit dem Unteren Heitersheimer Boden. Der zweitoberste Bugginger wird mit dem Riegeler Boden des Heiters- heimer Profils = Riegel D des Riegeler Profils gleichgesetzt. Zumindest die obe- ren vier,wahrscheinlich alle fünf Paläoböden des Bugginger Profils und die Böden des Heitersheimer Profils sind unter einem anspruchsvollen Laubwald mehr oder weniger ozeanischen Typs entstanden (S. 122). GUENTHER (1971, bes. S. 58-62) hat von den Säugerfunden Athenheims aus- gehend, eine Stratigraphie der oberrheinischen Lösse gegeben, die er grund- sätzlich bereits 1961 (S. 52) bei der Darstellung von Riegel entwickelte:

1971 1961 Riegel E warmes Würm-Interstadial Stillfried A Riegel D warmes Würm-Interstadial Interstadial Riegel C Eem Kremser Bodenbildung

Dabei wird 1961 die Kremser Bodenbildung dem Riß/Würm-Interglazial gleichgesetzt. Doch wird die Auffassung anderer Forscher erwähnt, wonach Krems Mindel/Riß und Stillfried A letztinterglazial ist. — 260 —

Tab. 2: Bodenstratigraphie und Chronologie der Lößabfolgen im Breisgau.

GUENTHER BRONGER 1966 Riegel Bötzingen Heitersheim Buggingen 1971 KHODARY 1968 ob. Löß Löß Würm- Arcy- Riegel F2 Jüngerer Löß Ob. Verbr.-Z. Interst. Paudorf (B I—B IV) ob. Löß Löß Löß Würm- Börup- Riegel F, Verbrau- Untere Interst. Ammersf. nungszone (L) Verbr.-Z. ob. Löß Jüng. Löß Löß (B V— B VI) warmes Riß/Würm Riegel E Obere VLZ Oberer oberer Boden Würm- = Eem (C) Heitersheimer Interst. Boden Riß II mittl. Löß Löß Löß (= Saale z.T.) warmes Riß I/II Riegel D Riegeler zweitob. Älterer Löß 1 Würm- — Igl. Boden Boden (D) Interst. Riß I mittl. Löß Löß Löß (Saale z. T.) Eem Mindel/Riß Riegel C Mittl. VLZ Unterer drittoberster = Holstein. (E) Heitersheimer Boden „Gr. Inter- Boden glazial" Mindel unterer Älterer Löß 2 Löß Löß (= Elster) Löß (F) Riegel B Schwarzwald- zweitunt. schotter Boden Günz/Mindel- unterer Untere VLZ Löß Interglazial Löß (G) fünfter = unt. Boden Günz Älterer Löß 3 (H) Prägünz- Bolus u. VLZ-Rest sandiger Warmzeit Dogger (J) Lehm Tertiär? Schwarzwald- schotter

In Buggingen und unterhalb Riegel [ fand eine chronologische Einordnung nicht statt (vgl. Text). — Ammersf. = Ammersfoort, Verbr.-Z. = Verbraunungszone, VLZ = Verleh- mungszone.

Zum Abschluß einige Einzelfragen im Weichsel ( = Würm der Autoren). BRON- GER (1966) beschreibt im Hangenden seines Oberen Heitersheimer Bodens eine Obere und Untere Verbraunungszone. Sie werden von GUENTHER (1971, S. 56, Bild 1) mit Riegel F, und F2 gleichgesetzt, wobei mir allerdings die Stellung die- — 261 —

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ser Böden im Riegeler Profil nicht klar ist. Ein Horizont könnte der „Bahlinger Boden" (GUENTHER 1961, S. 50) sein. SEMMEL (1973, S. 295, Fußnote 3) kennt über dem Oberen Heitersheimer Boden den Lohner Boden (= Stillfried B) und einen gut entwickelten Naßboden, wahrscheinlich vergleichbar dem Erbenheimer Boden 2 der hessischen Gliederung.

B. Molluskenfaunen von Heitersheim

Faunen von Bötzingen wurden bereits untersucht (MüNzn.rc 1969). über Würmfaunen (bzw. hier Weichsel) des oberrheinischen Tieflandes berichtete ich 1966 (S. 59) und 1973 (S. 170 - 178). Hier werden nun 1972 aufgesammelte Be- stände von Heitersheim vorgelegt (Tab. 3). In Tabelle 3 sind die Schnecken nach den Standortansprüchen der Gegenwart angeordnet (Loni( 1964, 1965). 2: Hier sind anspruchslose Waldarten vereinigt, die aber auch aus dem Wald heraus- gehen können, wenn nur etwas Deckung vorhanden ist. Sie leben also heute im Wald, der Waldsteppe, Gebüsch (und offene, mäßig feuchte Standorte) und sind etwas spe- zialisierter als Gruppe 7. Diese umfaßt ausgesprochene Ubiquisten, doch ist die Grenze zwischen beiden Gruppen nicht scharf. 5: Offenes Gelände im weitesten Sinne. Die hier vereinigten Formen können, vor allem wenn man sehr große Gebiete betrachtet, alle offenen Standorte von feuchten Wiesen bis zu den offenen Steppen bewohnen. 7: Offenes und bewaldetes Gelände, mäßig feucht bzw. indifferent (vgl. 2). 8: Offenes und bewaldetes Gelände, feucht (jedoch nicht sumpfig). (-h) Arten, die nur in geringer Anzahl oder nur örtlich im Löß auftreten („Gäste der Lößfauna"). Noch heute in Mitteleuropa lebend. + Bezeichnende Lößarten. Dort überaus häufig, doch noch heute bei uns lebend. Leitarten der Lößfauna, charakteristisch für sehr kalte Klimaabschnitte. Die bei- den hierher gehörenden Schnecken sind völlig oder in Europa völlig ausgestorben.

Die etwa 1971 stillgelegte Grube ließ im Herbst 1972 das BRONGER'Sle Profil in großen Zügen erkennen, aber natürlich nicht alle Einzelheiten. So fand ich z. B. die fossilreiche Zone in etwa 12 m Tiefe (= etwa 1 m unter dem obersten fossilen Boden) nicht vor. Da die Wände nicht ohne weiteres zugänglich waren, konnte nicht aus allen Teilen der Wand soviel Sediment gewonnen werden, wie für eine Faunenanalyse notwendig ist. Die Proben wurden daher nur in der Umgebung des Oberen Hei- tersheimer Bodens an der Südwand und aus dem Löß über den Schwarzwald- schottern, der am Grubeneingang in einem Baggerschlitz aufgeschlossen war, ent- nommen. Die Lage der Proben a—h (alle Löß) im Profil vgl. Abb. 38: a) (47 dm3): Zwischen Schwarzwaldschotter und dem Lößkindelhorizont des unteren fossilen Bodens. Es wurden nur die Lagen direkt über dem Schwarzwaldschotter ausgebeutet. b) (7 dm3): Zwischen mittlerem und oberem Boden. Die genaue stratigraphische Lage ließ sich nicht feststellen. Es war ein deutlich geschichteter, rostfleckiger Löß mit sehr vielen Schalen. Vielleicht 2 m über mittlerem fossilem Boden? c) (18 dm3): Etwa 1 m unter dem oberen fossilen Boden. d) (17 dm3) Unmittelbar unter dem oberen fossilen Boden (Lößkindelhorizont) e) (36 dm3): Unmittelbar über dem oberen fossilen Boden. — 263 —

f) (18 dm 8): 10-50 m über oberem fossilem Boden, Löß noch schwach rötlich g) (37 dm'): Fossilreiche Zone etwa 2 m über oberem fossilem Boden. Sediment zeigt Krümmelgefüge. „Untere Verbraunungszone" BRONGER'S. h) (18 dm3): 50 cm über der „Unteren Verbraunungszone".

Probe a enthält mit Vallonia tenuilabris und Pupilla loessica zwei ausgespro- chene Leitarten für sehr kalte Klimaabschnitte. Sie werden begleitet von einer Anzahl akzessorischer Arten (Helicigona, Vitrea, Eucobresia, Cochlicopa, Clau- silia corynodes, Euconulus), die eine gewisse Feuchtigkeit anzeigen. Succinea ist für Lößverhältnisse z. T. sehr groß. Bei Pupilla muscorum fanden sich 2 Riesen- formen von 3,9 mm Länge. Die große Zahl der Schalen deutet auf relativ gün- stige Lebensverhältnisse hin. Wahrscheinlich hängt das mit der Nähe des Grund- wassers in den liegenden Schwarzwaldschottern zusammen, doch ist auch die untersuchte Sedimentmenge von Bedeutung. Die Faunen b, c und d sind zwar z. T. reich an Stücken, doch artenarm. Pupilla sp.? in d ist eine Spitze und gehört einem nicht näher bestimmbaren Vertreter der Vertiginidae oder Pupillidae an. Sie wurde aufgeführt, um zu zeigen, daß noch die eine oder andere Art mehr vorkommen kann. Die Lebensverhältnisse waren ungünstig; auch an günstigen Stellen konnten sich nur wenige der anpas- sungsfähigsten Arten halten. Bei den Faunen e und f hoffte ich, umgelagerte Reste warmzeitlicher oder frühglazialer Formen zu finden. Doch zeigten sich nur arme, kaltzeitliche Gesellschaften. Zwischen dem hangenden Löß und dem liegenden Boden besteht also eine Schichtlücke. Die „Untere Verbraunungszone" (g) wurde besonders intensiv besammelt, um festzustellen, ob das von BRONGER (1966) nach Bestimmungen von Herrn Dr. S. G. A. JAECKEL veröffentlichte Vorkommen von Vallonia tenuilabris zutrifft. Die Vallonien waren alle costata (alle Mündungen überprüft!). Gegenüber rezenten Schalen waren die Rippen allerdings z. T. sehr stark abgeschwächt. Auch diese Fauna mit der hochkaltzeitlichen Leitform Pupilla loessica muß als typische Löß- fauna bezeichnet werden. Der schon im Gelände deutliche Schalenreichtum weist auf etwas bessere Lebensbedingungen gegenüber dem Liegenden hin. 14 Arten bei über 2000 ausgelesenen Stücken sind allerdings nicht viel, wobei 5 Arten zu- sammen über 95 °/o stellen. Die Fauna aus Löß h bietet beinahe das gleiche Bild wie g. Die geringen Unter- schiede sind auf die kleinere Probe zurückzuführen. Pupilla loessica wurde im Breisgau bisher nur in Wittental (M1iNZING 1973, S. 172) gefunden. Die Vallonien aller Proben wurden besonders genau unter- sucht. Es fanden sich Vallonia tenuilabris (nur ganz unten) und Vallonia costata, aber weder pulcbella noch excentrica. Wie bereits von Probe g berichtet, waren auch bei den Stücken aus anderen Proben die Rippen z. T. sehr abgeschwächt. Ausschlaggebend für die Bestimmung waren die Mündungsverhältnisse. Vergleich mit dem Kaiserstuhl: Das Lößprofil Bötzingen im Kaiserstuhl wurde bodenkundlich (KHoDARY-EissA 1968) und paläontologisch (MüNZING 1969) be- arbeitet. Die Stichproben von Heitersheim erlauben natürlich keinen ins einzelne gehenden Vergleich. Gemeinsam ist beiden Gebieten das Vorkommen von armen Faunen eines kalt-trockenen (hier b—f) und von reicheren Faunen eines kalt- feuchten Klimas (hier a, g, h). Diese beiden Typen finden sich im ganzen Ober- rheinischen Tiefland und in der Vorbergzone (MüNziNG 1973, S. 177). Die Thanatozonösen des Kaiserstuhls scheinen reicher als die von Heitersheim zu sein. Die kaltzeitliche „Untere Verbraunungszone" von Heitersheim hat nichts mit — 264 — der interglazialen „Verbraunungszone" von Bötzingen zu tun. Doch zeigen sich Beziehungen zu den Faunen der Naßböden im östlichen Kraichgau und im Neckarbecken (MüNziNG 1971, 1973). Diese sind meist wesentlich individuen- reicher als das Liegende oder Hangende, oft auch formenreicher und führen eben- falls hin und wieder hochkaltzeitliche Leitformen.

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C. Paläontologische Befunde zur Stratigraphie a) Mollusken (Landschnecken) Interglaziale Faunen aus fossilen Böden in Lößserien wurden im Kaiserstuhl schon wiederholt gefunden: Wasenweiler (LAis 1913; Profil SCHMID 1959, S. 71), Oberrotweil (LAis 1933, S. 94) und Bötzingen (MüNziNG 1969, S. 105). Der- artige Funde scheinen in Mitteleuropa an besonders trockene Räume gebunden zu sein (Kaiserstuhl, Rheinhessen, Trockengebiete von Niederösterreich und der Tschechoslowakei). Auch im Kaiserstuhl verdanken sie ihre Erhaltung offenbar nur besonders günstigen Umständen, aus der Vorbergzone oder anderen Teilen Baden-Württembergs wurden sie noch nicht nachgewiesen. Schichtlücken und Umlagerungen im Profil Wasenweiler gestatten keine ge- nauere stratigraphische Einordnung der Fundschicht. Sie ist aber sicher älter als Eem. Die allein bemerkenswerte Form, Cochlostoma septemspirale, ist im mittel- europäischen Pleistozän bisher nur aus Stuttgart bekannt (Travertine einer mittel- pleistozänen Warmzeit von Stuttgart-Münster; jüngere Abteilung des „Großen Interglazials" nach REIFF 1965; GARTE, REIFF & STRÖBEL 1969, S. 36 und 37; REIFF 1973, S. 410-412). Die Lage der Verbraunungszone von Bötzingen ist im Profil fixiert (KHODARY -EISSA 1968, Abb. 22, S. 121, Tab. 12 auf S. 135) und ent- hält eine reiche Fauna des Eem (MüNzING 1969, S. 108; 1973, S. 163). Sie ist daher ein wichtiger, vielleicht der wichtigste Ausgangspunkt für die Einordnung der Breisgauer Lößabfolgen in die Pleistozänstratigraphie. Glaziale Faunen sind im ganzen Pleistozän sehr einheitlich. In Teilen Süd- westdeutschlands und im Elsaß haben Vallonia tenuilabris und Perforatella bidentata (kommt auch in Interglazialen vor) einen beschränkten Leitwert. Vallonia tenuilabris (BRAUN): In Württemberg fand GEYER (1917) bei der Untersuchung von 33 Lößvorkommen diese Art nur im Löß I von Heilbronn- Böckingen (wohl frühe Saale, MÜNZING 1971, S. 155) und in der Ziegelei Höfer in Stuttgart-Münster. Dort wurden nach FREISING (1957, S. 17) weichsel- und saalezeitliche Bildungen abgebaut; das Lager von Vallonia tenuilabris ist nicht bekannt. In Steinheim/Murr (Kgr. Sammet) erhielt ich sie aus den trogotherii- primigenius-Kiesen, das ist frühe Saale. In Bötzingen lag sie im Älteren Löß 2 (F) und Fließerde G I (MüNzING 1969, S. 111). Weit verbreitet ist sie in alt- und mittelpleistozänen Ablagerungen des Ober- rhein- und Neckargebietes (Frankenbacher Sande kalter Anteil = Elster; Achen- heim, Hangenbieten, Mothern, Jockgrim, Mosbach usw., vgl. GEISSERT 1970, Tab. 5). MAZENOT (1965, S. 78) nennt sie typisch für den älteren Löß Frank- reichs. Nach GEISSERT (1968, S. 677) am Oberrhein immer älter als Weichsel Würm). Anders ist es weiter östlich und nördlich. Im Ries z. B. gibt HOLLAUS (1969, S. 53, 56) von zwei weichselzeitlichen Fundorten Vallonia cf. tenuilabris und V. tenuilabris als sehr selten an. Nach meinen Erfahrungen spricht Vallonia tenuilabris sicher für Präeem. Viel- leicht starb sie bei uns im älteren Teil des Saale-Komplexes aus. Wenn man von stratigraphisch heute nicht mehr sicher einzustufenden Funden aus der Zeit vor 1914 einmal absieht (z. B. in den Erläuterungen der badischen geologischen Karten 1:25 000), so scheinen zwei Aufschlüsse gegen meine Erfah- rungen zu sprechen: Heitersheim (BRONGER 1966, Mollusken, Tab. 5, S. 71) und Hangenbieten (RAssAi 1971). Bei Heitersheim kann ich nur nochmals betonen, daß ich die Form entgegen BRONGER in der Unteren Verbraunungszone nicht — 266 — fand, obwohl mir wesentlich mehr Schalen zur Verfügung standen und im Bereich oberer fossiler Boden — Untere Verbraunungszone meine Probenfolge dichter war. Im Löß über den liegenden Schwarzwaldschottern war sie unverkennbar da, wenn auch nicht allzu häufig. RASSAI (1971, S. 35) meldet ein reiches Vorkommen aus einem Löß, den er in das frühe Altwürm Altweichsel) stellt. Die Einstufung beruht darauf, daß ein in Hangenbieten als Riegel C bezeichneter Boden nach dem Vorgang von GUENTHER (1971, S. 60) als Eem gedeutet wird. Die Funde RASSAI'S liegen 9 bis 10 m unter Oberfläche, d. h. nach seinem Bild 2 (S. 27) zwischen seinen Böden D, und Er schreibt aber (S.41, Die Lösse über Riegel D): „WERNERT (1957, S. 31) beschreibt im Profil von Hangenbieten einen „Lehm brun-rougeatre', einen braunrötlichen Lehm von 0,50 m Mächtigkeit mit meist zylindrischen Konkre- tionen im Liegenden. Er entspricht den von uns untersuchten rotbraunen Böden der Alt-Würm-Interstadiale" (also D, +D 2). „Er enthält Equus-Funde, auch Reh und Hirsch, die für ein gemäßigt, warmes Klima typisch sind." Nicht erwähnt ist der Nachweis von Elephas antiquus durch WERNERT (1957, S. 31; 1969, S. 8). Das ist keine Interstadial-, sondern eine Interglazialfauna! Beim genauen Ver- gleich der WERNERT'schen Profile und Texte, der nicht einfach ist, kam ich zur Auffassung, daß der Waldelefant in einem rötlichbrauncn Lehm etwa bei 175m des Profils (WERNERT 1957, S. 23) lag, der Riegel D., (RAssAt) entspricht. Damit läge eine interglaziale Fauna bzw. ein Faunenelement über Vallonia tenuilabris, d. h. die Schnecke liegt nicht in weichselzeitlichen Sedimenten, sondern ist älter. MAZENOT (1963, S. 29) meldet reichlich Vallonia tenuilabris aus dem Loess ä Brands Helix bei 173 m des Profils. Es dürfte der gleiche Horizont wie der von RASSAI sein. Perforatella bidentata (GasELIN): Fehlt in Baden-Württemberg in Ablagerun- gen der Weichseleiszeit und des Eem. Von GEYER (1913, S. 288) aus den diluvia- len Schottern der Murr genannt, und zwar ausschließlich als sehr selten aus der Sandgrube Müller, Markung Murr (westl. Steinheim/Murr). Ich fand sie in der neuen Grube Sigrist auf Markung Murr im höheren Schotter E nach SCHIRMER (1972, S. 11), das wäre jüngere Saale-Eiszeit. Aus dem Jüngeren Löß Ostfrank- reichs gibt sie MAZENOT (1965, S. 78) als Einzelerscheinung an, jedoch nicht aus dem Elsaß. Regelmäßig vertreten ist sie dagegen in den alt- und mittelpleisto- zänen Sedimenten des oberrheinischen Tieflandes (vgl. GEISSERT 1970, Tab. 5; Bötzingen Älterer Löß 2 [E], MÜNZING 1969, S. 11) und des Neckarbeckens (Hochterrassenschotter von Lauffen a. N., GEYER 1913, S. 296, 1914, S. 134; Frankenbacher Sande, MÜNZING 1968, 1971; Schotter von Bissingen-Bietigheim, GEYER 1914, S. 124; Mauer, GEYER 1910). Die zeitliche Stellung von Perforatella bidentata ist ebenfalls Präeem. Am Ende der Saale-Eiszeit ist sie bei uns ausgestorben. b) Säugetiere Das Heitersheimer Profil enthielt einige wenige Säugerreste, u. a. das Molaren- bruchstück eines trogontheroiden Elefanten (GUENTHER & BRONGER 1962/63; BRONGER 1966, S. 67) und Pferdezähne (BRONGER 1966, S. 68). Die Typusform von Mammonteus trogontherii (PoHLIG) ist nach ADAM (1961, S. 5) in der Jüngeren Steppenzeit des präelsterglazialen Mosbachiums zu finden (z. B. auch warmer Anteil der Frankenbacher Sande b. Heilbronn a. N., ADAM 1966, S. 12) Übergangsformen zu Mammonteus primigenius (BLUMENBACH) kom- — 267 —

men noch in der frühesten Saale-Eiszeit vor, zu Archidiskodon meridionalis (NEs-ri) im älteren Mosbachium. Von Steinheim/Murr nennt ADAM (1961, S. 18; 1964, S. 7) M. trogontherii mit primigenoiden Merkmalen (1954, S. 19; 1961, S. 12) aus den untersten Lagen der trogontherii-primigenius-Schotter = früheste Saale-Eiszeit. Von Achenheim kennt WERNERT (1957, S. 34) den jüngsten M. trogontherii aus dem typischen oberen Älteren Löß, der in die Saale-Eiszeit gestellt wird (Warthe nach WoLD- sTEDT 1969, S. 44). Bei einer stratigraphischen Beurteilung geht man am besten von den klaren Verhältnissen bei Steinheim/Murr aus. Sie geben als Mindestalter des Molarenbruchstücks frühe Saale an. Die Einstufung GUENTHER'S (GUENTHER & BRONGER 1962/63, S. 221) in das Würm (= Weichsel) kann ich nicht folgen. WERNERT (in BRONGER 1966, S. 68) stellt die Pferdezähne in die Nähe von „Equus robustus POMEL" aus dem mittleren und unteren Älteren Löß von Achen- heim. Allohippus robustus (PomEL) ist an sich eine Form des Altpleistozäns. Die von WERNERT (1957) als robustus bekanntgemachten Reste werden durch den Zusatz Typ Taubach — La Micoque näher charakterisiert, also durch jungpleistozäne Fundorte. Die genaue Bezeichnung der Achenheimer Pferde ist also unklar. Hier dürfte nur ein Spezialist bei einer Neuuntersuchung genaueres über deren syste- matische Stellung aussagen können. Zur stratigraphischen Einstufung schreibt WERNERT (in BRONGER 1966, S. 68): „Ich würde es (das Pferd) eher als mittelquartär, denn als jungquartär anspre- chen." Der mittlere und untere Ältere Löß wurden in einer oder mehreren mittel- pleistozänen Warmzeiten umgelagert (vgl. WOLDSTEDT 1969, S. 45, nach WER- NERT 1957 Mindel/Riß-Interglazial im weiteren Sinne) und führen eine Misch- fauna aus kälte- und wärmeliebenden Arten. Von den heute im Elsaß und Süd- westdeutschland fehlenden Mollusken werden genannt (MAZENOT 1963, S. 16, 17): Vallonia tenuilabris und Columella columella als kaltzeitliche Leitformen, Azeca menkeana, Zonites acieformis KLEIN (auf älteres Mittelpleistozän be- schränkt) und Zonites sp. als interglaziale Leitformen. Da „Equtis robustus" noch aus den obersten Partien des mittleren Älteren Lösses genannt wird (WERNERT 1957, S. 35), kommt als Mindestalter theoretisch noch die Rügen-Warmzeit in Frage. Doch wird es der Wirklichkeit mehr entsprechen, wenn man nur von einer mittelpleistozänen Warmzeit, deren genaue Stellung offen bleiben muß, spricht.

D. Stratigraphische Ergebnisse

Die Paläontologie liefert also folgende Datierungsmöglichkeiten (vgl. Abb. 38): Ecm: Bötzingen, Verbraunungszone (L): reiche Mollusleenfauna Frühe Saale als Mindestalter: Heitersheim, Übergangszone Unterer Heitersheimer Boden zum hangenden Löß: trogontheroider Elefantenmolar Mittelpleistozüne Warmzeit: Heitersheim, oberer Teil des Unteren Heitersheimer Bodens: „Equus robustus" Präeem (? Frühe Saale) als Mindestalter: Bötzingen, Älterer Löß 2 (F) einschließlich Fließerde GI; Heitersheim, Löß im Liegenden des Unteren Heiters- heimer Bodens: Vallonia tenuilabris — 268 —

Präeem (Jüngste Saale) als Mindestalter: Bötzingen, Älterer Löß 2 (F) einschließlich Fließerde GI: Perforatella bidentata Als gesichertes Forschungsergebnis darf auch gelten, daß der obere Jüngere Löß = Jüngere Löß II SCHMID = Oberer Löß GUENTHER weichselzeitlich ist. Die Lößabfolgen mit den boden- und biostratigraphischen Befunden und der z. T. versuchsweisen Einstufung in die Vollgliederung des Pleistozäns sind auf Tabelle 4 dargestellt. Es soll nun zunächst die Einstufung in das Jung- und jüngere Mittelpleistozän begründet werden. Ausgangspunkt ist die Verbraunungszone (L) von Bötzingen = Eem. Sie zeigt, daß der Jüngere Löß in einen weichsel- und saalezeitlichen Anteil aufgeteilt wer- den kann. Die Mammutfunde im Jüngeren Löß (DEECKE 1931, S. 131 und 132) widersprechen dieser Ansicht nicht, denn Mammonteus primigenius (BLUMEN- BACH) kommt in der Weichsel- und Saaleeiszeit vor. Dieses Ergebnis (Oberster Boden = Eem) kann gut auf Heitersheim übertragen werden. Hier hat die Übergangszone Unterer Heitersheimer Boden zum hangen- den Löß als Mindestalter frühe Saale. Daraus ergibt sich zwanglos, daß der Rie- geler Boden in die Rügen-Warmzeit und der Obere Heitersheimer Boden, der zudem vom Weichsel-Löß überlagert wird, in das Eem eingestuft werden kann. Das ist die bereits von BRONGER (1966, S. 74) mit anderer Begründung vertretene Einordnung. Es ist auch naheliegend, die obersten Böden in Buggingen (BRONGER 1969, S. 120) und Riegel (Riegel E, BRONGER 1966, S. 66, S. 74) ins Eem zu stel- len. Neben der engen Nachbarschaft sprechen die ähnliche Ausbildung (Riegel- Heitersheim—Buggingen), die Abfolge und die Überlagerung mit Weichsel-Löß für diese Auffassung. Während die Folge vom drittobersten fossilen Boden (= Riegel C, Mittlere Verlehmungszone E, Unterer Heitersheimer Boden) an aufwärts einigermaßen befriedigend in die Pleistozän-Gliederung eingeordnet werden kann, ist das mit den tieferen Abschnitten nicht der Fall. Schon die örtliche Stratigraphie kann sich nur auf die Abfolge und gewisse bodenkundliche Erkenntnisse stützen (Riegel, Heitersheim, Buggingen, vgl. die Arbeiten von BRONGER). Es mag Zufall sein, daß der Löß unter dem Unteren Heitersheimer Boden und der Mittleren Ver- lehmungszone in Bötzingen, welche die gleiche Position in der Abfolge einneh- men, reichlich und typisch Vallonia tenuilabris enthält. In Heitersheim konnte ich allerdings den Löß über dem unteren Boden aus technischen Gründen nicht unter- suchen. Der Untere Heitersheimer Boden entstand in einer mittelpleistozänen Warm- zeit. Ob er ein Äquivalent der Wa&en-Dömnitz-Zeit oder des Holstein ist, bleibt unsicher. Die reiche Fauna der antiquus-Schotter von Steinheim/Murr, die aller- dings noch vor der Entdeckung der Wacken-Dömnitz-Zeit ins Holstein eingestuft wurde (ADAM 1954), wird nach vorläufigen Untersuchungen von SCHIRMER (1972, S. 11) durch zwei Interglaziale von der heutigen Zeit getrennt. Die Position des Unteren Heitersheimer Bodens wäre also vielleicht die der Steinheimer Wald- zeit, unabhängig von deren Stellung in der gegenwärtigen Vollgliederung des Eiszeitalters. In Tabelle 4 wurden versuchsweise die tieferen Schichtglieder dieser Vollglie- derung zugeordnet. Nimmt man eine konkordante Schichtfolge an, erhält man als Mindestalter der ältesten Lösse eine Phase der Elstereiszeit. Der unterste fossile Boden in Buggingen und der Verlehmungszone J in Bötzingen sind dann Bil- Tab. 4: Zeitliche Einstufung Breisgauer Lößserien.

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3. 2. BADISCHERL ANDE SVEREIN F ÜR 7800 Fre iburg i. Br. Im Januar 1977 rd Druc kfehlerber icht igun (1) W "Mitte ilungen de s Badischen Landesvere ins E für Naturkunde und Na turschutz " Opi

Im Be itrag MÜN ZING: "Zur Strat igraphie Bre isgauer •(;) Co Co cu (S üdbaden ) " , Tab. 4: Ze it liche E instufung Bre isgauer Lößser ien, Se ite 269, muß es in der 4) (1) N Spalte r icht ig he ißen: O — 270 —

dungen einer altpleistozänen Warmzeit. Die Fossilien widersprechen dieser An- nahme nicht. Wie die Profile Bötzingen, Riegel und Buggingen zeigen (KHODARY-EISSA 1968, Abb. 23; SCHMID 1959, Abb. 4; BRONGER 1969, Fig. 2), sind einigermaßen voll- ständige Schichtfolgen nur bei Beobachtungen in größeren Aufschlüssen oder bei zusätzlicher Auswertung von Schürfen und Bohrungen zu erhalten. In kleineren Aufschlüssen sind Schichtlücken beinahe die Regel (vgl. für den Kaiserstuhl auch SCHMID 1959, S. 59). Im Breisgau wird man sich daher bei der Datierung von Lößabfolgen meist mit dem Mindestalter begnügen müssen, wenn nicht besonders günstige Umstände (z. B. geeignete Fossilien) vorliegen oder neue Methoden eingesetzt werden kön- nen.

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(Am 17. 2. 1975 bei der Schriftleitung eingegangen) — 273 —

Mitt. bad. Landesvcr. Freiburg im Breisgau N. F. 11 3/4 273-274 Naturkunde u. Natursdmtz 1. August 1976

Ein kryoturbates Sandlößprofil mit Eisk eilen bei Gottenheim

von

U. STUBENDORFF, Freiburg i. Br.''

Am Ausgang des Kirchtales W von Gottenheim (TK 1:25 000 Blatt Freiburg i. Br. Nr. 7912) befindet sich z. Z. an einer E—W streichenden Lößwand am N-Ende des Tuniberges (r 3405380/h 5354220) auf 202 m ü. N.N. ein Sandlöß- profil gut aufgeschlossen, auf welches mich Herr Reg.Dir. Dr. A. SCHREINER vom Geologischen Landesamt dankenswerterweise aufmerksam machte. Ein ähnliches Sandlößprofil beschreibt STEINMANN (1893) schon aus dieser Gegend, ohne jedoch Eiskeile und Kryoturbationen beobachtet zu haben. Da der Aufschluß möglicher- weise in Kürze verschwinden wird, soll das Profil hier festgehalten werden:

13) 381 cm — Oberkante der Lößwand: Löß ohne erkennbare Schichtung. 12) 380-381 cm: Flugsand, Molluskenbruchstücke. 11) 357-380 cm: Löß ohne Flugsandlagen. 10) 335-357 cm: Löß mit vereinzelten dünnmächtigen Flugsandlagen, Mollusken- bruchstücke, Eiskeile. 9) 330-335 cm: schräggeschichteter Flugsand, Molluskenbruchstücke. 8) 293-330 cm: Löß ohne Flugsandlagen, Molluskenschalen. 7) 285-293 cm: schräggeschichteter Flugsand, Molluskenschalen und Mollusken- bruchstücke. 6) 170-285 cm: Löß ohne Flugsandeinschaltungen, Molluskenschalen. 5) 98-170 cm: Flugsand in Wechsellagerung mit Löß, zahlreiche Molluskenbruch- stücke, Eiskeile. 4) 88— 98 cm: schräggeschichteter Flugsand, vereinzelt Feinkies, Molluskenschalen. 3) 34— 88 cm: Löß mit sehr dünnen Flugsandlagen, Molluskenschalen. 2) 23— 34 cm: Flugsand, Gerölle bis max. 2,5 cm Längsdurchmesser, Mollusken- schalen. 1) 0— 23 cm: Lößkindelhorizont, Flugsand und -kies bis max. 3,0 cm Längs- durchmesser (!), Molluskenschalen. Die Sohle der Lößwand ist verschüttet.

Die beschriebenen Flugsandlagen bilden im Lößverband keine durchgehenden Horizonte. Sie dünnen nach ca. 5-7 m nach E und W hin aus. Sowohl Ober- als auch Unterkante der Sandlagen zeigen ein kryoturbates, wellig verwürgtes Re- lief. In den Horizonten 5) und 10) wurden jeweils zwei Eiskeile beobachtet. Sie haben eine Länge von 6-15 cm und an ihrer Oberseite eine Breite von 2,5 - 4 cm. Die Füllung besteht aus Löß und Feinsand. Kiese und Sand bestehen vorwiegend

Anschrift des Verfassers: Dipl.-Geol. U. STUBENDORFF, Geologisch-Paläontologi- sches Institut der Universität, Hebelstraße 40, D-7800 Freiburg i. Br. — 274 — aus kieseligem Material aus der Rheinniederterrasse, untergeordnet aber auch aus Schwarzwaldmaterial, die alle die von SCHREINER (1958) beschriebenen Spu- ren der äolischen Bearbeitung zeigen. Die in den einzelnen Horizonten aufgetre- tenen Gastropoden wurden als Succinea oblonga DRAP. und Clausilia parvula bestimmt. Die Basis des Lößkindelhorizontes wurde mit dem Höhenmesser (Thommen Typ 3 B 4) auf 202 m ü. N.N. bestimmt und für das Profil gleich Null gesetzt. Somit befinden sich die Flugsandlagen mit den Kiesen ca. 10-15 m über der Niederterrasse.

Schrifttum:

SCHREINER, A.: Niederterrasse, Flugsand und Löß am Kaiserstuhl (Südbaden). — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 7, 2, S. 113-125, Freiburg i. Br. 1958. STEINMANN, G.: Ober Pleistocän und Pliocän in der Umgegend von Freiburg i. Br. — Mitt. bad. geol. Landesanst., 2, S. 743-791, Heidelberg 1893. ZOTZ, L. F.: Ein Sandlößprofil von Wasenweiler am Kaiserstuhl. — Mitt. bad. Landes- ver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 2, S. 66-77, Freiburg i. Br. 1926.

(Am 19. 3. 1975 bei der Schriftleitung eingegangen)

— 275 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau N. F. 11 275-310 Naturkunde u. Naturschutz 1. August 1976 3/4

Moosflora von Süddeutschland

von

RUPRECHT DÜLL, Duisburg*

II. Teil: Die Laubmoose (MUSC/): 3. Fortsetzung

Die Erklärungen der Abkürzungen finden sich bei DüLL (1969e: S. 39-52 und 1970d: S. 301-306 = Lebens- und Wuchsformen!). Für die überlassung von Fundorten und Herbarmaterial bin ich wiederum den bereits (so DOLL 1971, S. 509) genannten Herren, außerdem jedoch den Herren BICKER (Weingarten), Dr. FREY (Tübingen) und G. PHiLippi (Karlsruhe) zu herz- lichem Dank verpflichtet. An weiterer Moosliteratur bzw. Angaben über Bryophyten enthaltender Lite- ratur erschien seit 1972 noch:

DüLL, R.: Analysen zur Bryogeographie der Moosflora der nördlichen badischen Ober- rheinebene zwischen Karlsruhe und Heidelberg. — Herzogia, 3, S. 1-15, 1973. — Moosflora von Südwestdeutschland. II. T. Laubmoose (MUSCI): 2. Forts. — Min. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 10, 4, S. 701-730, 1972. FUTSCHIG, J., HEGEWALD, E. & MEINUNGER, L.: Carnpylopus subulatus SCHPR.: Anato- mie, Okologie und Verbreitung in Deutschland. — Herzogia, 3, S. 151-163, 1973. LOTTO, R. u. H.: Zur Verbreitung von Brotherella lorentziana (MOL.) LOESKE in der Bundesrepublik Deutschland und in 'Osterreich. — Dass., S. 61-74, 1973. Primirrt, G.: Zur Verbreitung basi- und neutrophiler Moose im Schwarzwald. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 10, 4, 729-754, 1972. — Die Moosvegetation der Wälder in der Rheinaue zwischen Basel und Mann- heim. — Beitr. naturk. Forschg. Südwestdeut., 31, S. 5-64, 1972 (a). — Beiträge zur Moosflora der Vogesen. — Herzogia, 3, S. 37-52, 1973. Da das Manuskript bei Erscheinen der Literatur bereits abgeschlossen war, konnte diese Literatur nur noch ausnahmsweise verwendet werden.

V. Ord. GRIMMIALES: Fam. Grimm ia c ea e (Fortsetzung zu 1972, S. 730, Nr. 426.)

427. Coscinodon cribrosus (HEDW.) SPRUCE (inkl. var. humilis [MILDE] ROTH).

Moos sonniger, kalkfreier Felsen der Gebirge. — ÖZW: T 1 (2); L (4) 5; W 5; R 1. —

Lf: BCpulv. Wf: Ap. — Hügelst. (ab 300 - 400m) bis subalp. St. (c. 1400m). — Holarc.; bor. (mt.). —

* Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. R. DüLL, Gesamthochschule, Lehrstuhl für Bio- logie, Lotharstraßc 65, D-4100 Duisburg. — 276 —

S W -D t.: [S F W : Adelmannsfelden (b. MA 62), rev. HG 73: zu 428.!]. sS c hw : Wt: unt. Albtal (Hz: SGHT 27) u. ob. Albt. ob Albbrudt (Hz 39): c. spg. Stbl: Prägt. ob Präg (PH 68). Ds: Wolterdingen/Bregt.!! Neu: n Breitnau (HEGEW. 70!) u. c. spg. Hinterzarten (SCHI 27). Fr: b. Wieden mehrf. (PH 56, 68), ob. Wagensteigt. b. St. Märgen (PH 56), Baldenweger Budt/Feldberg, + v. hum. (Lösen: Hz, Hz 04) u. Höllental (W. SCHPR.: S 60 usw., b. Hz 04). sSchw/sHü: Er: Gneisf. d. Kartäuser Str. in Freiburg, + v.hum. (SCHI 27).

428. Schistidium apocarpum (HEDw.) B. S.G. subsp. apoc. em. POELT Grimmia apo- carpa HEDW. s.str.).

Moos an kalk- und nährstoffreichem Silikatgestein, an Mauern und selten auch an Holz. — ÖZW: T 2; L 4; W 2-4; R (2) 3-4. — Lf: BCcacc, BCpuly. Wf: Aca, Ap. — (Eb.) Hügelst. bis ob. Bergst. (c. 1200 m). — Cosm.; g. bor. — Meist c. spg. — Alteste Angabe: Tübingen (GMELIN 1772). — S W - D t.: N e : g u. S F W : zv. — Schw: zv, aber vor allem ruderal an Mauern usw. Höchster F.O.: Fr: ob d. Feldsees, c. 1200 m! u. Fds: Ruhstein-Hotel, 920 m!!. — J u : g; Höchster F.O.: Tut: ob Gosheim, 965 m (Dos 66). — D o, B o u. A v : v—g. h g : Sin: Hohenhöwen, 700 m!!. — Rheingeb. (H R h, R h u. H ü) v—g, oft an sek. St.O. Tief- ster P.O.: Ma: Ketsch, 95 m!!. — 0 : meist zv, vorwiegend an Mauern u. ä. An Sandst. z. B. Hd: Rohrbach!! u. Ebb: Neckarsteinach!!, öfter im Grundgebirge an Felsen.

429. Sch. apocarpum subsp. papillosum (CULM.) POELT ( = Sch. pap. CuEm. sowie Sch. gracile (SCHL.) HERZ. discr. = Grimmia pap. (CULM.) BERTSCH). Moos neutraler, nährstoffreicher (bis kalkhaltiger), weniger trockener und schattigerer Silikatfelsen. — ÖZW: T 1; L 3 (4); W 3-4; R (2) 3. — Lf/Wf: wie vor. — (Hügelst.: ab c. 180 m) bis ob. Bergst. (c. 1200 m). — Holarc.; bor.mr. — Erst nach 1952 eindeutig unterschieden. S W -D t.: N e : Tü: c. spg. Rammert b. Bühl (km4, 400 m), t. FK!. — sSchw : Bon: c. spg. Wutacht. b. Stallegg u. gegenüber d. „Räuberschlößle", je 700 m, Granit!!. Sub „gracile" zit. werden: Wt: Tiefenstein ob Albbrudt u. Waldshut (WB 94) u. Fr: Seebuck (Hz 39) u. am Feldsee (SCHI 27). — nSchw: Bad: Quellfassg. b. Geroldsau (D 70b) u. sub „gracile": Fds: R. Allerheili- gen, Mauer (BuRcH. 90). — h g : c. spg. Sin: Hohenkrähen, Phonolith u. Tut: Höwenegg, Basalt (D 70b). — 0 : Ebb: Wehrmauer unt. Gaimühle (sm; 180 m) (D 70) u. auf Basalt am Katzenbuckel (R 26 sub „grac.").

430. Sch. apocarpum subsp. /ongidens (PHIL.) WIJE & MARG. (=, Sch. trichodon (BRID.) POELT = Sch. longidens (PHIL.) CULM. = Grimmia tri. BRID. = Gr. gracilis auct. P• P•)• Moos lichter, trockener Kalkfelsen (o. kalkhalt. F.). Gebirge. — ÖZW: T 1; L 4-5; W 4-5; R 4-5. — Lf: BCpulv. Wf: Ap. — (Hügelst.: ab 375 m) unt. bis ob. Bergst. (bis über 1000 m). — ± holarc.; bor. mt. — S W - D t.: N e : Tü: c. spg. „Tiefenstein" b. Bietenhausen (m; 420 m)!! u. Rammert-0- Hg. so Derendingen (km4; 375 in: t. FK.!!. Eventuell auch hierher gehören: Hn: Dach in Wimpfen u. Mos: Kalkmauer zw. Mosbach-Neckargeral (R 26). J u : (r) Tut: c. spg. Kalkf. b. Bhf. Hattingen (t. FK)!!. (c) Sig: c. spg. r Donauhg. ob Inzigkofen!!. (e) Mün: Böttental b. Mehrstetten, Marbach-Blankenstein, Hental (EG 16, rev. POELT 53) u. c. spg. Föhrental b. Wittlingen!!. (f) Ehi: c. spg. Schmiechen (EG 26) u. Weilersteußlingen (1g. EG; beide rev. POELT 53). Ulm: Tiefental b. Blaubeuren (EG 16, rev. PoEur 53). Weitere PO bei EGGLER (16 u. 26) gehören sicher auch hierher, ebenso wie: Rt: Lichtenstein b. Honau (B 49) u. Wsg: Kl. Boßler b. Weilheim/T. (FREY: 720 bis 40 m) u. Rdl: Zwicfalten (EG 16). — 277 —

D Bc: . Biberach (EG lg., rev. PoEur 53) u. b. Winterreute auf Nagelfluh (EG 16 sub „grac."). Slg: Gneisbl. im Federseeried (BERTSCH, rev. POELT 53). — A v : (Aa) Wg: Adelegg (HÄCKLER: rev. POELT 53 u. dass., bayr. Grenzgeb: Riedholz [F. BERTSCH, rev. POELT 53] u. Eistobel dass., c. 700 m [t. FK] !!). — [H g : Sin: Hohentwiel (B 49, 59) gehört sicher zu 429., s. dort.]

431. Sch. apocarpum subsp. brunnescens (LIMPR.) LOESKE (= Sch. br. LIMPR.). Moos sonniger Kalkfelsen warmer Lagen. — ÖZW: T 5; L 5; W 5; R 5. — Lf/Wf : wie vor. — Untere Bergst. (600-740 m). — Euras.; submed.-kont. (mt.). — S W -D t.: J u : (c) Tut: ob. Donautal b. Fridingen (F. KOPPE). (b) Rt: Traifelberg ob. Honau, c. 770 m (dt. FK)!! u. (f) Ulm: Tiefental b. Blaubeuren, auch an wj-F., c. 600 m (dt. FK)!!. In Deutschland bisher nur von hier bekannt. Zunächst Niederösterreich.

432. Sch. apocarpum subp. confertum (FUNCK) LOESKE (= Sch. conf. [FuNcK] B.S.G. = Grimmia conferta FuNcE). An ähnlichen St.O. wie vor., aber auch auf nährstoffreichem Grundgebirgsstein. — ÖZW: T ? 2; L 5; W 5; R 3-5. — Lf/Wf: wie vor. — ± holarc (afr.); gern. — (Eb., ab c. 100 m) Hügelst. bis ob. Bergst. (— 915 m). — S W -D t.: N e : Ebb: b. Ernsttal (R 26) (u. bayr. Grenzgeb.: Mar: b. Homburg [KNEU: SCHT 27]). — sSchw: Wol: Lauterbacht. b. Schramberg, Granit (HG 73, WA 03) u. Vl: Nußbach (B 59). — J u : (b) Ebi: „Gräbelesberg" b. Hossingen, trock. 850 u. 915 m (t. FK)!! u. B1 : „Böllat" b. Burgfelden, 900 m (t. FK) dsg. c. spg. (D 70b). — H g : Sin: Hohenhöwen, Lavagest. (Hz 04). — s H ü : Fr: Kalkf. am Ölberg b. Ehrenstetten (Hz 00, 04) u. Kaiserstuhl: Limburg, Basalt (Hz 04), Liitzelberg b. Sasbach c. spg. (Lavatuff, 200 m)!! u. Badberg b. Vogts- burg, Marmor c. spg. (Hz 04,!!). — nRh : Br: Rußheim (BAUSCH: WB 94, b. Hz 04 [sub 0]). — n H ü : Hd: an F. b. Heidelberg (v. HOLLE, A. BR., C. SCHPR.: S 60 usw.; VONNOH: WB 94) u. b. Schriesheim (GöttIG: S 60, b. WB 94). (Hess. Grenzgeb.!!).

1- 433. Sch. apocarpum subsp. pulvinatum (HEDW.) C. JENS. (= Sch. pulv. [HEDw.] BRID. = Grimmia sphaerica SCHIMP. = G. flaccida [DE NOT.] LINDE.). An sonnigen, kalkfreien Felsen. — ÖZW: T 4-5; L 5; W 5; R 1-2. — Lf/Wf: wie vor. — Hügelst. (c. 150 m). — Eur.-w.as.(afr.)n.am.; submed. — S W - D t.: nur n H ü : Hd: Porphyrf. im Ludwigst. b. Schriesheim, c.150 m (v. HOLLE: S 60, b. Hz 04). Nicht wieder bestätigt. — Zunächst Elsaß. —

434. Sch. alpicola (HEDw.) LIMPR. (= Grimmia a. HEDW. = Sch. apocarpum var. rivula- ris (WEB. & MOHR) WARNST. p. p.). Wohl nur im Grundgebirge (Granit, Gneis) an Gestein in und an Gebirgsbächen, meist reich c. spg. — ÖZW: T 1-2; L 3-4 (5); \V 1 (2); R (2) 3. — Lf/Wf: wie vor. — (Eb.: ab c. 110 m) Hügel- bis unt. Bergst. (c. 800 m). — Holarc. (-s.am.); bor. mt. — var. rivularis (BRID.) WAHLENG.: S W -D t.: sSchw: im Grundgebirge zv: Wt: Hauensteiner Murg. Stbl: Prägt. u. Lö: Wiesent. St. Blasien. Bon: Wutachschlucht (Hz 99,!!) u. Rötenbach. Neu: Ravenna- schl. b. Höllsteig, 800 m!!, Eisenbach, Menzenschwand. Fr (4x). — nSchw: Alpirsbach/ Wol. Fds: Reinerzau. Wdb: Enz/Wildbad. Bad: Murg b. Raumünzach u. Gernsbach. — 0 : früher: Hd: Neckar b. Heidelberg, c. 110 m (S 1860: WB 94, b. Hz 04). — var. lati f olia (ZETT.) - 278 -

Moos lichter, trockener Kalkfelsen. - ÖZW: T 1-2; L 4 (5); W 4 (5); R 4 (5). - Bisher nur Hügel- (c. 200 m) bis unt. Bergst. (500 m). - Immer c. spg. - S W-D t.: N e : Mos: Mauer d. F. Hornberg b. Steinach (m; 200 m, dt. FK)!. - J u : (b) Rt: „Florianberg" ob. Metzingen (wj; 500 m)!!. -

435. G. anodon B.S.G. (= Schistidium a. [B.S.G.] LOESKE). Wärmeliebendes Moos lichter, sonniger St.O. an Kalkfelsen und Mauern. - ÖZW: T 1-2; L 5; W 5; R (4) 5. - Lf/Wf: wie vor. - Hügel- (ab 180 m) bis unt. Bergst. (c. 700 m). - ± holarc.; g.euryoc. (mt.). - S W-D t: J u : (d) Tut: Bärenthal (B 49, 59). (b) Rt: c. spg. Kalkf. am Urselhochberg b. Unterhausen, 620 m (D 65). Gd: Weißenstcin (B 49, 59) u. (f): Ehi: c. spg. Bahndamm b. Gerhausen auf Kalk (EG 16). - n H ü (Vb): Hd: Mauern am Heidelberger Schloß (A. BR.: S 60 usw.) u. c. spg. dsg. am Martinsberg b. Lcutershausen, 180 m (D 70c). -

436. G. erinita BRID. Meist an Mauern, selten an Kalkfelsen. Stark im Rückgang. - ÖZW: T 5; L 5; W 5; R (4) 5. - Lf/Wf: wie vor. - Eb. (ab c. 100 m) bis Hügelst. (unt. Bergst.: 600-700 m). - Eur.-w.as.; submed. - Selten c. spg. - S W-D t.: N e : Es: Eßlingen (HocusT.: HG 73). S: Cannstatt (GMELIN: HG 73). Lb: Besighcim (KOLB: HG 84). Kün: Laibach (HR: HG 84). Mgh: Mergentheim (dsg.). Wth: Wertheim, b. Main (KNEU: ScErr 27). - J u : (b) Tut: Hohburg b. Tut. (HG 73). Rt: Hohenurach (SCHPR: Ma 62) u. (f) Rdl: Dürrenwaldstetten (HR 87). - D o : Ehi: c. spg. Munderkingen (EG 16) u. f Ehi-Nasgenstadt (EG 26). Bc: Ummen- dorf (b. HR 87) u. Wse: Mühlhausen (HR: HG 84). - A v : Wg: Eglofs (dsg.). - B o Tt: Ailingen (b. HR 87) u. Friedrichshafen (b. HG 84). Ob: Maurach (b. Hz 04) u. Salem (WB 91: Cr. B. 183). Kn: Konstanz (b. Hz 04). - H g : Sin: am Hohentwiel (? auf F.) (b. Hz 04). - s H ü : Kaiserstuhl: Fr: 5x, so c. spg. Mauer w Oberrotweil (MAIER,!!). - n H ü : Pforzheim (b. Hz 04) u. Königsbach (KNEU: SCHT 27). Ka: Jöhlingen (dsg.). Bruchsal (ANONYM.!, 1967). Hd (Vb): Heidelberg (A. BR: GE 1836; WB 91: Cr. B. 183). - sR h : Fr: Altbreisach (Hz 99). - n R h : Ka: Karlsruhe (S 60, b. Hz 04) u. Durlach (b. Hz 04; KNEU: SCHT 27). Ma: 3x (b. Hz 04; BUCHL. 53). - 0 : am Wertheimer Schloß (Hz 04).

437. G. laevigata (BRio.) BRUCH (= G. leucophaea GREV. = G. campestris BURCH., HOOK., ? BRUCH). Auf kalkfreiem, aber nährstoffreicherem Gestein (Grundgeb., Erruptivgest.) sonniger Felsen, selten anderer St.O. - ÖZW: T 3-4; L 5; W 5; R 2-3. - Lf/Wf: wie vor. - (Eb.) Hügelst. (ab c. 160 m) bis ob. Bergst. (c. 1200 m). - ± cosm.; eurymed. - Selten C. spg. - S W-D t.: sSc hw : Wt: Schlüchttal b. „Falkenstein" (KM: Hz 04). Stbl: Schönau u. c. spg. Utzenfluh. Fr: Beleben u. Seewand/Feldberg (Hz 04). - H g : Sin: Hohentwiel (GERWIG: Hz 04,!!) u. Mägdeberg b. Mühlhausen!. - s H ü : Fr: Kaiserstuhl (A. BR: S 60 usw.), Limburg c. spg. (Hz 04). - s R h : Dach in Betzenhausen (ScHT. 27). - nH ü (Vb): Hd: b. Heidelberg (GE 1836, HOLLE: S 60 usw.) u. Ludwigstal b. Schriesheim, c. 160 m (A. BR: GE 36, Biso-1: Hz 04,!!). - (0 : Mil/Bay.: Amorbach). -

438. G. tergestina TOMMASINI An sonnigen Jurakalkfelsen, an der benachbarten Weinstraße auf Tertiärkalk bei nur 250 m. - In Deut. nur noch im Frankenjura. - ÖZW: T 5; L 5; W 5; R 5. - Lf/Wf: - 279 -

wie vor. - (Hügelst., ab unter 480 m) unt. bis ob. Bergst. (- 930 m). - Euras.; sub- med. - Selten c. spg. - SW-D t.: Ju : (r) Tut: Hattingen!!, (d): b. Böttingen 2x, -910m (EG 26,!!), (c): b. Mühlheim!!. Sig: b. Beuron (Hz 04) u. Sigmaringen (HG 84). (b) BI: Lochen, 930 m (HG 73,!!), Schafberg u. c.spg. am Wenzelstein (b. HG 84). Rt: Pfullingen (HG 64 b. HG 73), Unterhausen!! u. Dettinger Roßberg (HG 73). Nt: Hohenneuffen!!. Gsl: Weiler (HR 87) u. c. spg. b. Deggingen u. Geislingen (b. HG 84). Oberkingen (HR 87). Gd: Rech- berg u. c.spg. Rosenstein (b. HG 84). (e): Mün: unt. Böttental (EG 26). Ebi: Meßstetten (HG 73). (f) Rdl: Friedingen (EG 26), Ittenhausen u. Dürrenwaldstetten (HR 87). Hdh: Herbrechtingen!! u. Neresheim, b. d. Steinmühle, 480 m!. - Ehi: Schmiechen u. Ulm: Blaubeuren (HR 87). Insgesamt auf der Alb ziemlich verbreitet, nach BERTSCEI (59): 42x. -

439. G. ovalis (HEDW.) LINDB. (= G. ovata WEB. & MOHR = G. ciffinis (HORNSCH.) B.S.G.). Moos trockener, sonniger Silikatfelsen. - ÖZW: T 1-2; L 4-5; W 4 (5); R 1-2. - Lf/Wf: wie vor. - (Eb. u. Hügelst., ab c. 160 m) unt. Bergst. bis subalp. St. (- über 1300 m). - ± cosm.; bor. mt. - Selten c. spg. - S W - D t.: Ne : „Steinriegel" im Schönbuch b. Bebenhausen c. spg. (KA 64, b. HR 87). Ob noch? sSchw : Stbl: b. „Hüttlebuck" (JAN 06). Neu: Brcitnau (HEGEW.) u. c.spg. Ravennaf. b. Höllsteig, 800 m!!. Fr: Kybf. b. Freiburg (JAN 05), St. Wilhelm u. Seebuck am Feld- berg (WB 94). VI: Triberg (WB 94). Wol: 4x. - nSchw: Wol: Alpirsbach u. Röthen- bach (WÄ 95). Fds: c. spg. Oppenau (BuRcH, 90); Allerheiligen an Mauer (dsg.) u. Rein- erzau (B 49). Wdb: „Dobel", f. affinis (MOHL: MA 62). Bad: B.Baden (WB 94) u. Bern- stein (b. HG 84,!!). Cw: Murgtal (WB 94), M.t. b. Röth (HG 73) u. auch an Mauern b. Neubulach (WÄ 03). Im Schw verbr. (Hz 04). - A v : Wse: errat. Block b. Wolfegg (DucxE: HG 73). - nHü : (Vb) Hd: Handschuhsheim!, Schriesheim! u. Leutershausen! an Grundgebirgs- felsen, 160-200 m. „Ludwigst." b. Sehr. (BiscH: S 60 usw., Cr. B. 745). - 0 : Hd: „Kronenburg" ob Dossenheim (QP; 300 m: t. FK)!!. Wth: Wertheim (WB 94 usw.). - Nach HERZOG (04) im 0 verbreitet.

440. G. commutata HUEB. (= Dryptodon ellipticus (FUNCK) HARTM. non BRto.). An ähnlichen St.O. wie vor., aber mehr in wärmeren Lagen. Nach SAYRE (Bryologist 54: 91-94, 1951) mit 439. identisch. - ÖZW: T 2; L 4-5; W 4-5; R 1-2. - Lf/Wf: wie vor. - (Eb.) Hügelst. (ab c. 150 m) bis ob. Bergst. (- c. 1200 m). - Holarc.; g. bor. mt. - Selten c. spg. - S W - D t.: N e : Tü: Schönbuch im Goldersbacht. n Lustnau an F.bl. (ko; 390 m)!. - sSchw: Stbl: c. spg. Utzenfluh (Hz 04) u. an Mauer in Geschwend!!; Schönau (Hz 04). Neu: Bärental (b. Hz 04). Fr: 4x, bis Seewand/Feldberg, c. 1200 m (Hz 04, SCHT 27). - nSchw: Ach: Eichhaldefirst ob Ottenhöfen!!. - H g : Sin: Vulkanberge 4x, Hohentwiel auch c.spg.!!. - HR h : Säck: Urgeb.bl. im Rhein b. Laufenburg (JAR 65, Hz 04; Cr. B. 745). - n Hü : Hd: Heidelberg (Stoca: S 60 usw.) u. „Branich" b. Schriesheim, 160 m (Ein- scfnc, D!). -

441. G. donniana SM. (= G. obtusa SCHWAEGR., incl. 442. subsp. arenaria (HAMPE) DIX. (= G. ar. HAMPE). An Grundgebirgsfelsen an ähnlichen St.O. wie vor. - ÖZW: T 1; L (4) 5; W (4) 5; R 1 (2). - Lf/Wf: wie vor. - (Hügelst.: c. 200 m) unt. Bergst. bis subalp. St. (-1280 m). - Holarc. (s.am.); bor. mt. - (Vogesen). - S W - D t.: sSchw: Neu: c. spg. an d. Löffelstr. zw. Hinterzarten u. Höllsteig (ScHT — 280 —

27). Vl: Gneisf. b. Triberg (WINTER: Hz 04) u. c. spg. Granitbl. b. Gentsche (J. MÜLLER 1935, hb. Wuppertal!). Wol: Bernecktal b. Schramberg (B 49, 59). — 0 : Hd: Porphyrf. b. Dossenheim (S: WB 94,: Hz 04). (Hs: Neunkirchen [R 26].) subsp. arenaria: sS c h w : Fr: c.spg. an sonn. Gneisf. am Schauinslandgipfel (ScET 27). —

443. G. montana B.S.G. An trockenen, kalkfreien, meist schattigen Silikatfelsen im Gebirge. — ÖZW: T 1-2; L 4-5; W 4-5; R 1 (2). — Lf/Wf: wie vor. — (Hügelst.) unt. Bergst. bis subalp. St. — Eur.n.amer.; n.euryoc.mt. — Selten c.spg. — S W -D t.: sSchw: Fr: Belchen (ScHT 27), Feldberggeb. bis Baldenweger Buck, Schauinsland u. Hofsgrund (ScHT 27). Neu: Ravennaf. b. Höllsteig c.spg., 800 m (D 70 b). Wol: Schiltach (b. Hz 04). — nSchw : Ach: Eichhaldefirst ob Ottenhöfen (WB 94, b. Hz 04). Bad: im Murgtal u. F. hinter d. Alten Schloß b. B.Baden (A. BR.: S. 60 usw.). — O : Hd: Blockh. d. „Buchenrot" b. Lampenhain (Gr; 320 m)! u. am Kirchberg ob Dossenheim (QP; ab 280 m)! sowie Ebb: Bloch. d. Stückelsklinge b. Neckarhausen (sm; 275 m)!, alle dt. FK!. — (Hs.: Mauer in Sensbach [R 26] .) —

444. G. teretinervis LIMPR. (= Schistidiurn teretinerve LIMPR.). Moos trockener, meist sonniger Kalkfelsen. In Deut, nur noch aus den Bay. Alpen und der Eifel (Gerolstein/Pfalz) bekannt. — ÖZW: T ? 5; L 5; W 5; R 5. — Lf/Wf: wie vor. — Untere Bergst. (c. 500-600 m). — Eur.n.am.; dealpin. — Bei uns nur steril. — S W -D t.: J u : (c) Tut: Fridingen u. Sig: Laiz (B 49, 59), Gebrochen Gutenstein (Pm- Lulu!). (f) Ehi: wj-F. bei Ehingen, 530-40 m u. b. Blaubeuren (E 16, dt. LOESKE). -

445. G. incurva SCHWAEGR. (= G. contorta [WAHL.] SCHIMP.). An trockenen, geschützten Grundgebirgsfelsen des Hochschwarzwaldes. Auch Vogesen. In Deut. selten. — ÖZW: T 1; L 4-5; W 4-5; R 1 (2). — Obere Bergst. (1150-70 m). — Eurosib.-n.am.; subarc.alp. — Nur steril im Gebiet. — S W D t.: s S c h w : Fr: „Große Spalte" d. Kandelfelsen b. Waldkirch, c. 1170 m (Hz 04) u. Feldberg: Seewand b. Felsenweg (KM 01 b), cc. 1280 m sowie Fuß d. Seewand soc. Andreaea rupestris, 1150 ru (PH 68).

446. G. pulvinata (HEDW.) SM. Häufiges Moos an Kalkfelsen u. anderem kalkhaltigen o. mindestens nährstoffreichen (z. B. Biotit-Granit) Gestein, meist an Mauern u. ä., auf Dächern oder selten auch an Borke. — ÖZW: T (2) 3; L 4-5; W 4-5; R 3-4 (5). — Lf/Wf: wie vor. — Eb. (ab 95 m) bis ob. Bergst. (s Sc hw bis über 1000 m, Vog. bis 1200 m.) — ± cosm.; g.eurymed. — Meist c.spg. — S W -D t.: N e : Kalkgeb. g, sonst v, aber meist nur an Mauern bzw. Kalksandstein (z. B. km4). Älteste Angabe: Tübingen (GMELIN 1772). — S F W : wohl zv. Angaben: Sdf : Schorndorf (b. MA 62) u. Sha: Steinbach (m)!!. — sSchw : meist z (-zv), wohl nur sek. St.O.: Stbl!!, Bon!!, Fr, so im Bärental am Feld- berg noch über 1000 m (Hz 04). Vl: 800 m!. Wol!!. — nSch w - : Wol, Fds!!, so am Ruh- stein b. 920 m. Wdb!!, Bad !!. — Ju : v — g, am Böllat b. Burgfelden bei 910 m!!. Hfg. an Felsen. — D o u. B o wohl v—g, aber meist an sek. St.O. H g: v, bes. an Felsen. — In A v selte- ner, z. B. Wg!!. — s H ü u. n1-111 an Mauern u. Gestein v—g, Br: Untergrornbach u. Hd: Dossenheim auch an Juglans-Bk.!!. — HR h u. Rh sicher v—g, meist an Mauern. — 0 : wie in Schw vorwiegend an sek. St.O., bes. Mauern zv—v. An F. Hd: Heilig- kreuzsteinach, Neckarsteinachll. — — 281 —

446a. G. pulvinata var. africana (HEDw.) HooR. f. ( = G. orbicularis BRUCH). An sonnigen, trockenen Mauern, Kalkfelsen oder zumindest nährstoffreichem Gestein (z. B. Basalt) der wärmsten Lagen. — ÖZW: T 5; L 5; W 5; R (3) 4-5. — Lf/Wf: wie vor. — Eb. (ab 110 m) bis Hügelst. (unt. Bergst.: —780 m). — ± holoarc. (-s.am.); submed. — Meist c.spg. — Elsaß. — S W -D t.: N e : Mos: Weinbergsmauern zw. Mosbach—Neckargerach (R 26) (u. Mar/ Bay.: Kalmut b. Homburg [KNEU: Surr 27]). — J u (c): Tut: Kalkf. zw. Mühlheim-Kolbingen, 800 m (FK/KK 65). (f) Ner: Dolomitf. d. Steinamühle b. Ncresheim (D 70b). Ulm: Kalkf. am Kienlesberg (HG 73). — Nach BERTSCH (49, 59) auch D o : Mm: Kellmünz u. A v : Wangen. Unsicher! — s Hü : Fr: Munzingen/Tuniberg (ScHT 27) u. Kaiserstuhl 6x, so Badberg (Hz 04,!!) u. b. Sasbach!! auf vulk. Gestein. s R h : Fr: Breisach (b. Hz 04). n H ü : Ka: Wein- garten-Jöhlingen (b. Hz 04) u. (Vb) Hd: Mauern b. Heidelberg (A. BR: S 60 usw.). —

447. G. funalis (ScHwAEGR.) B.S.G. (= G. spiralis HOOK. & TAYL.). Moos trockener, seltener feuchter Grundgebirgsfelsen, meist schattiger Standorte des südl. Hochschwarzwaldes, meist in den höheren Lagen (Tauern bis 3350 in!), reliktisch in tiefeingeschnittenen Tälern. — ÖZW: T 1; L 4-5; W (3) 4-5; R 1. Lf/Wf: wie vor. — (Unt. Bergst.: ab 600 m), ob. Bergst. bis subalp. St. (— 1400 m). — ± holarc. (afr.); subarc.alp. — Hier nur steril. Vogesen. — Deut. nur noch sehr selten Allgäu, Arbcr und Harz. S W- D sSchw : Stbl: KI. Utzenfluh im Wiesental auf Tonschiefer, 600 m (Hz 04). Fr: Feldberggebiet mehrf. bis Baldenweger Buck (Hz 04, JAN 05, PH 56b), „Heid- stein" b. Belchen (Hz 04), ob. Gfällwand/Oberriedert. (Hz 04) u. Höllent. b. Hirsch- sprung, 600 m (Hz 04). —

448. G. torquata GREV. An schattig-feuchten, kalkfreien Grundgebirgsfelsen. Fast ausschließlich im südl. Hoch- schwarzwald. — ÖZW: T 1; L 2-3; W 3; R 2 (3). — Lf/Wf: wie vor. — Unt. Bergst. (ab c. 600 m) bis subalp. St. (— c. 1400 m). — Eur.-n.am.; subarc.alp. — Hochvogesen. — Immer steril, aber Brutkörper. — S W -D t.: sSchw: Wt: Schlüdattal b. „Falkenstein", 600 m (KM: Hz 04). Stbl.: b. St. Blasien im Hochschw. (ZICKENDRAHT: Hz 04), Schwarzatal (Hz 04). Fr: Feldberg- geb. mehrf., bis Seebuckgipfel., 1400 m (Hz 04), Beleben, Schauinsland, Torwand, Todt- nau (Hz 04) u. Oberried, 600 m (GEHEEB: Hz 04,!!). —

449. G. trichophylla GREV. (= G. schultzei HUEB. p.p.). Moos trockenen, meist lichten Silikatgesteins, sehr selten auch an ausgelaugtem Jura- kalk. — ÖZW: T 3; L 4-5; W 4 (5); R 2-3. — Lf/Wf: wie vor. — Hügelst. (120 m) bis (ob.) unt. Bergst. (c. 1200 m). — Eur.n.am.(afr.); eurymed. — Bei uns sehr selten c.spg., aber meist Brutkp. — S W - D t.: sSchw : Wt: Tiefenstein/Albt. (b. Hz 04). Mül/Fr: am Staufen (Hz 04). Neu: Hinterzarten c. 800 m (b. SCHT 27). Bon: c.spg. „Räuberschlößle" b. Gündelwan- gen, 700 m!!. Fr: c.spg. am Scheibenf. im Zastlert. (Hz 04) u. Seewand am Feldberg, c. 1200 m (SCHT 27) u. Simonswald (Hz 04). Wol: Falkenstein b. Schramberg!!. — nSchw: Wdb: b. Sprollenhaus!!. Bh: Obertal. Bad: 3x, so Reichental!! u. Mauer b. Frauenalb, 430 m. Pf: Neuenbürg (D 70b). — J u : (f) Hdh: wj-Block im Wald St. Margret b. Nattheim, 600 m (D 69). — A v : Wse: errat. BI. b. Weißenbronnen b. Wolfegg (HR: HG 84). — s H ü : Fr: Kaiserstuhl: Dach in Schelingen (ScHT 27). — n H ü : Ka: auf d. Turm- berg b. Durlach (A. BE: S 60 usw.). ([Vb] Hp/Hs.: „Starkenburg" b. Heppenheim, 130 m [D 704.) — 0 : v, so Hd (20x), ab 200 m; c.spg. b. Dossenheim (D 69); Beerf!!, Hp!!, Ebb!!, ab 120 m! u. Mos: Neckargerach (R: Hz 04). — — 282 —

450. G. hartmannii ScHtmr. Dryptodon h. [SCHIMP.] LIMPR.). An schattigen, kalkfreien und meist trockenen Silikatfelsblöcken u. F. — ÖZW: T 1 (2); L 3 (4); W 4 (5); R 1-2. — Lf/Wf: wie vor. — Hügelst. (ab c. 150 m) bis subalp. St. (— über 1250 m). — Eur.-w.as.-n.am.; bor.mt. — Keine spg. beobachtet, aber immer mit Brutkp. — S W -D t.: Ne : Tü: Schönbuch an Rhätsandst.bl. im Goldersbacht. n. Lustnau, 390 m!! u. oberh. Bebenhausen (HG 73,!!) u. im „Steinriegel" dass. (HG 73). Schw meist v. sSchw : Säk 2x, ab 400 m, Mül: Sirnitz. Stbl: 2x, Neu: Breitnau (HEGEw.!). Fr: c. 15x, 300-1300 m (Seebuck)!. Vl: Triberg. Wol: 3x. — nS chw: Wol: Schiltach + 2x. Fds: 5x, so Oppenau, 420 m!! u. Ruhstein, 1030 m!!. Bad: Reichental u. Geroldsau!!. Ka: Völkersbach 2x, 350 m!!. — A v : im Altmoränengeb. an errat. Bl.: Wse: 6x (b. HG 73; HR 87). Rv: Waldburg (HR 87) u. Frankenberg (B 49). Ltk: Eintürnen-Arnach (HR 87). Tt: Schleinsee (HR 87) u. Achberg (B 49). — sH ü : Kaiserstuhl: Fr: Bitzenberg b. Achkarren, 340 m (PH 56b) u. Totenkopf b. Oberrotweil (D 70b). — 0 : zv. Hd: 10x, ab 150 m u. Ebb: 4x, ab 180 m (D 69). (0 / Hs.!). —

451. G. decipierzs (SCHULTZ) LINDE. (= G. schultzii [BRID.] HUEB.). Moos trockener, sonniger Grundgebirgsfelsen. — ÖZW: T 2; L 4-5; W 5; R 2 (? 3). — Lf/Wf: wie vor. — Hügelst. (ab 180 m bis ob. Bergst. (c. 1000 — Eur.; n.-eury- ocean. — Vogesen. Selten c.spg. — S W-D t.: sSc hw : Stbl: Schwarzatalsperre b. Häusern, 700 m (HEGEW.: D 70b!). Fr: 9x, so b. Oberried, Höllental, Münstertal, Kybfels, Schauinsland, Belchen u. Zastler- tal. c.spg. Gfällf. b. Oberried (Hz 99). — nSc hw : Wdb: auf dem „Dobel" (v. MA 1823: HG 73). — D o : Mm: errat. Bl. b. Rot, c. 500 m (DUCKE: HG 73). — H g : Sin: c.spg. 0-Hg. Hohentwiel, 600 in (D 70b). — n H ü : Hd: am Auerfels b. Handschuhsheim (QP; 180 m, t. FK!). — 0 : Hd: Heidelberg (GE 1836, b. Hz 04), Kl. Oelberg b. Schriesheim an Porphyr (A. BR: GE 36, VONNOH: HZ 04) u. „Eichelberg" b. Lampenhain (D 70b). —

452. G. elatior BRUCH (= Dryptodon incurvus [HoRNscH. & HOPPE]). Trockene, kalkfreie Silikatfelsen, vor allem der alpinen Stufe. — ÖZW: T 1; L 4-5; W (3) 4; R 2 (? 3). — Lf/Wf: wie vor. — Obere Bergst./subalp. St. (± 1200 in). — Holarc.; subarc.alp. — Hochvogesen. — Deut. noch Harz u. Bayr. Alpen. S W - D t.: sSchw: Fr: nur Hochsdiwarzw./Feldberggeb.: zieml. hfg. u. c.spg. an d. Seewand b. Felsenweg b. 1200 m (Hz 99, Hz 04). —

453. G. elongata KAULF. Trockene, sonnige, kalkfreie Gneisfclsen. — ÖZW: T 1; L 4-5; W 4-5; R 1-2. — Lf/Wf: wie vor. — (Unt. Bergst.: 700 in) bis subalp. St. (1430 m). — ± holarc.; sub- arc.alp. — Deut. nur noch Bayr. Wald u. Fichtelgeb. S W - D t.: sSchw: Fr: unterm „Denkmal" b. Todtnau (Gn; 700 m) (D 70b) u. Feld- berg: am Alp. Steig zw. Kannendobel u. Hüttenwasen, 1180 m (PH 68b) u. noch mehrf. bis zum S.Hang d. Baldenweger Bucks b. 1430 m (Hz 04, PH 56b). —

454. Racomitrium patens (HEow.) HUEB. (= Grimmia p. [HEDW.] B.S.G.). Moos meist schattigen, trockenen bis feuchten, kalkfreien Silikatgesteins. — ÖZW: T 1; L 3-4; W 3-4; R 1-2. — Lf/Wf: wie vor. — Untere Bergst. (ab c. 800 tn) bis subalp. St. (c. 1430). — ± holarc. ; bor.mt. — Hochvogesen. — Öfter c.spg. — S W -D t.: sSchw : Neu: Neuglashütten u. Bärental (HEGEW.). Fr: Feldberggeb. vielfach (seit A. BRAUN), am Osterrain b. 1430 m!!, öfter c.spg. „Kapfenberg" b. Todt- nau (Hz 04). — nSchw: Wdb: Wilder Hornsee (B 59; zweifelhaft!, s. Wildsee). Fds: — 283 — c.spg. Allerheiligen (WÄ 03). Hornisgrinde (HG 73), Wildsee c.spg.; Ruhstein, Vogels- kopf u. Zuflucht (HG, WÄ. u. B 59). — 0 : zweifelhafte Angabe: Ebb: Wolfsschlucht b. Zwingenberg (R 26).

455. R. aciculare (HEDW.) BRID. Charaktermoos besprühter und zeitweise überschwemmter kalkfreier Silikatgesteine an klaren Fließgewässern des Gebirges. Selten auch an feucht-schattigen Felsen in Block- halden. — ÖZW: T 1; L 3-4; W (1) 2 (3); R 1-2. — Lf/Wf: wie vor. — Hügelst. (ab 130-270 m) bis ob. Bergst. (über SSO m r; 1100 m). Eur.n.am.(afr.); bor.mt. — Hfg. c.spg. — Schw : meist v. sSchw : Säk: 3x. Stbl: St. Blasien (JAN 06). Neu: 5x!. — 880m. Fr: c. 10 x!, bis 1100 m (Feldsee). Vl: Vöhrenbach-Langenbach (KLEINIG!). Wol: 3x!. — nSch w : Wol: 3x. Fds: c. 15x!, bis c. 900 m. Wdb: 2x!. Bh: ob. Obertal!!. Ach: Otten- höfen ab 280 m!!. Bad: 3x! u. Ka: Völkersbach u. Malsch, 300 m!!. Bad: Geroldsauer Wasserfall, ab 270 m!!. Cw: 2x. D o : Bc: rr, aber c.spg. Gigelberg u. Birkendorf an Molasse (EG 16). 0 : zv. Hd: 6x, ab 170 m (D 65, 69). Ebb: c. 8x, ab 130 m (dsg.). Mos: Fahrenbach (SroLE: Hz 04). —

456. R. aquaticum (P. BEAUV.) BRID. R. protensum A. BR. ap. HUEB.). An ähnlichen St.O. wie vor., aber häufiger an nur feucht-schattigen Silikatf. — ÖZW: T 1-2; L (2) 3 (4); W 2-3 (4); R 1-2. — Lf: BCpulv. — Wf: Apk. — (Hügelst.: ab c. 300 m) unt. bis ob. Bergst. (subalp St.: — 1450 m). — ± holarc. (+ s.am., Kerguelen, Neuseeld.); bor.mt. — Vogesen (700-1200 m). — SW-Dt: nur Schw: zv. sSchw: Säk: b. Bergsee b. Säk., 380 m u. Schöpfobacht. (Lt 09). Stbl: Geschwendt, 580 m!!. Neu: Neuglashütten (HEGEW.) u. Bärental (PH). Fr: über 10x, so c.spg. Höllental, ab 550 m! bis Zastlerwand/Feldberg, 1450 m (PH 56b). VI: c.spg. Triberger Wasserfall, 850 m!!. Wol: 3x, auch c.spg.!. — nSchw: Wol: 3x. Fds: 7x, so c.spg. „Zwickgabel" u. bis zur Hornisgrinde. Wdb: Sprollenhaus!!. Ach: c.spg. ob Ottenhöfen, 460-720 m!!. Bad: „Lanzenf." ob Geroldsau!! u. Geroldsauer Wasserfall ab 293 m!!, dass. 1826 von A. BRAUN entdeckt u. sub R. cataractarum bei BRIDEL 1826 publ.; Murgtal u. Herrenalb (HG 84). —

457. R. heterostichum (HEDW.) BRID. subsp. heterostichum. Die typische Form an sonnigen, trockenen, kalkfreien Silikatfelsen. Die mod. graci- lescens (B.S.G.) R.DüL.L. (= var. grac. B.S.G.) ist eine Standortsform feuchtschattiger bis nasser St.O. und ist durch alle Übergänge mit der langhaarigen, typischen Form verbun- den (vgl. D 70b). — ÖZW: T 2-3; L (3) 4-5; W (3) 4-5; R 1-2. — Lf/Wf: wie vor. — Hügel- (ab 120 m) bis ob. Bergst. (bis subalp. St.: — 1430 m). ± disj.holarc. (± Tasm.); g.euryoc.(mt.). — Ziemlich selten u. nur im Schw, A v u. 0 c.spg. — SW - D t.: Ne (nur Keupergeb.): Rotesteig (EG 16). BI: Owinger Wasen (HR: HG 84; ? Jura-Sandst.). Tü: „Pfaffenberg" b. Wendelsheim (km2; D 65). Tü: Schönbuch: ob. Goldersbacht. b. Bebenhausen (ko; HG 73; b. B 49 = „Tübg."). S: Häslacher Sandgrube (v. MA 62; b. B 59: „Stuttg."). Wn: Stetten i. R. (km4; Bu 54). — SF W : Sdf: b. Schorn- dorf (HAIsr? v. MA 62) u. Gd: b. Schwäb. Gmünd (k; HR: HG 84). — S c h sy : v. sSchw: Wt!!, Stbl!!, Bon!!, Neu!!, Fr!! u. Wol!!. c.spg.: Bon: Gündel- wangen, 680 n-i!!. Neu: ob. Titisee (HEGEW.) u. Rötenbach, 810 m!!. Fr: Schauinsland u. Todtnauberg (HEGEW.). mod. grac.: Fr: „Hirschsprung" im Höllent., 650 m (Hz 39). — nSchw: Wol, Fds (c.spg.: Oppenau (BuRcu. 90), Wdb!!, Ach: c.spg. Ottenhöfen, 815 m!!, Bad (c.spg.: ob. Reichental, 600 m!!), Cw u. Ka: Moosbronn, 430 m!!. mod. grac.: Bad: „Orgelf." ob Reichental, 610 m!! u. „Bernsteinf." b. Bernbach, 660 m!!. —Höchste Vork.: Belchen u. Feldberggipfel bei 1430 m. — A v : errat. Blöcke im Altmoränengeb. Wse: Oberessendorf, Hummertsried, Oster- hofener Berg, Roßberg b. Urbach, Wolfegg, Wurzach. Rv: c.spg. Vogt u. an d. „Wald- — 284 — burg"; Bodnegg. Wg: Eisenharz. Tt: b. „Schleinsee" (alle HR [87]). — Hg : Sin: vulk. Tuffbl. am Hohenhöwen, 700 m (D 69). — nH ü (Vb): Hd: SW-Hg. d. Oclbergs b. Dossenheim (QP; 230 m) (D 70 c). — 0 : v: Hd (v), Ebb (6x), Wertheim u. Hp (2x). c.spg.: Hd: 4x ab 260 m u. Hp: zw. Seidenbuch u. Knoden, 500 m (D 69). — mod. grac.: Hd: „Sengesselloch" b. Ziegelhau- sen, 450 m, Schleuse b. Neckarhausen, 120 m u. Hp: zw. Seidenbuch u. Knoden (D69).-

458. R. heterostichum subsp. affine (WEB. & MOHR) AMANN R. h. var. alopecurum [BRID.] HUEB). An ähnlichen, wohl meist nur lichten St.O. wie vor. — Eine Parallelform zu mod. gra- cilescens ist mod. obtusum (SM.) DÜLL (= R. obtusum LINDE. = var. obt. [SM.] DELOG.). - ÖZW: T 1-2; L (3) 4 (5); W (3) 4; R 1-2. — Lf: BCpulv. — Wf: ?Apk. — Hü- gelst. (c. 300-450 m). — Eurosib.n.am.; n.euryoc. — Nur ster. im Gebiet, wohl oft übersehen. — Vogesen. — S W -D t.: nach W. BAUR (1894) ist „var. alopecurum" wohl ebenso häufig wie der Typ (ohne weitere Angaben). — nSchw : Bad: b. Geroldsau, sub „var. alopec." (BAUSCH: S 60) u. zwi. Bühlertal u. Kurhaus Sand an F. (Grundgeb., 450 m) dt. F. KOPPE!

459. R. heterostichum subsp. sudeticum (FuNcx) DIx. (= R. sud. [FuNcx] B.S.G.). Moos des sonnigen, kalkfreien Silikatgesteins der oberen Gebirgslagen. — ÖZW: T 1; L (4) 5; W 4-5; R 1-2. — Lf: BCpulv. — Wf: Ap. — (Untere: ab 710 m) obere montane bis subalpine Stufe (-1450 m). — Holarc.; bor.mt. — Im Gebiet selten c.spg. — Hochvogesen (800-1300 m). — S W -D t.: sSchw: Neu: Felbsbl. am Wegrd. b. Neuglashütten, 1100 m, c.spg. (HEGET., t. FK: D 70b). Fr: Belchen u. Herzogenhorn (Hz 04); Feldberggeb.: mehrf. zwi. 1350-1450 m (PH 56b) c.spg. am Osterrain, 1420 m (t. FK)!!; Erstfund A. BRAUN (b. S 60). — nSchw: Fds: Buntsandst.bl. b. d. Enzquellen auf d. Plateau b. Urnagold, c. 800 m (HG 65: 73) u. Hornisgrinde: Biberkesselsvand, c. 1100 m (OB 38) u. am Katzen- kopf (B 49, 59). Ach: Eichhaldefirst b. Ottenhöfen (OP; 710 m) (PH 68). — Meist in d. Umbilicaria cylindrica-Ass. —

460. R. microcctrpum (HEDW.) BRID. (= R. ramulosum LINDE.). An ähnlichen St.O. wie vor. — ÖZW: T 1; L (4) 5; W 3-4; R 1 (2). — Lf: BCpulv. — Wf: Apk. — Unt. Bergst. (ab c. 700 m) bis subalp. St. (— 1450 m). — Eur.n.am.; bor. mt. — Im Gebiet nur steril. — Hochvogesen. — S W - D t.: sSchw : Fr: Feldberg (Cmnix 1805: S 60 usw.; J: Hz 04); an nassen Felsen an einer Quelle zwi Feldberg u. Baldenweger Buck (ScHT 27). — Ju (e) Gsl: Treffelhausen (B 49, 59; unbestätigt!). — A v : Wse: errat. Block b. Wolfegg (DUCKE: HG 73). —

461. R. fasciculare (HEnw.) BRID. Moos lichter, meist feuchter, kalkfreier Silikatfelsen, fast nur der oberen Bergstufe (im nördl. Deut. auch in der Ebene!). — ÖZW: T 1; L 3-4; W 3-4; R 1-2. — Lf/Wf: wie vor. — (Hügelst.: lx, 300 m; unt. Bergst.: ab 600 na; meist über 800 m) ob. Bergst. bis subalp. St. (-1420 m). — Holarc.; bor.mt. — Im Gebiet nur steril. — Hochvogesen (1000-1200 m). — S W - D t.: sSchw: Stbl: Prägtal (Hz 04). Neu: Titisee (J: WB 94, b. Hz 04) u. Bärental am Feldberg (Hz 04). Fr: Tief-St.O.: Oberrieder Tal b. d. Hohbruck (Hz 04) u. Höllental (nur b. Hz 98) sowie „Napf" b. St. Wilhelm, 820 m!! u. am Silberberg b. Fahl, 850 m!!. Herzogenhorn, Belchen (Hz 04) u. Feldberg: vielfach zwi. Zastlerkluse, 1050 m (PH 56b) u. Osterrain, 1420 m!!. Erstfunde: über 4000' am Feldberg (SICKB: - 285 -

S 60). - nSchw: nur Fds: Hornisgrinde, am Katzenkopf (Dreifürstenstein) (WIi. 95). - 0 : Hd: Heidelberg (HOLLE: WB 94 usw.); am „Wolfsbrunnenhang" am Königstuhl- N.Hg. lx in Blockhalde (sm, c. 300 m: t. FK: D 69). -

462. R. canescens (HEDW.) BRID. (incl. var. ericoides [HEDW.] HAMPE). Vor allem auf kalkfreien Sandböden lichter, trockener St.O., aber auch auf den Schei- telflächen von Gestein aller Art, auch auf oberflächlich ausgelaugtem Kalkgestein. Selten (als ± haarlose Form) an zeitweise nassen St.O. (sehr formenreich). - ÖZW: T 1-2; L (3) 4-5; W (3-)5; R 2 (3). - Lf/Wf: wie vor. - Ebene (ab 95 m) bis subalp. St. (-1400 m). - Holarc.(afr.); gern. - Ziemlich selten c.spg. - S W- D t.: I (r): Wol: Fischbach-Burgberg (so/mu; 700 m)!!. Ne: [non Rw (EG 16)], Tü: Ammert. b. Reusten (mo!)!!. Tü (Keuper!): 7x, c.spg. Wendelsheim u. Steinriegel/ Schönbuch!!. S (kp): 3x (v. MA 62). Wth: Dertingen (mu!)!!. - SF W : Gd: Leinweiler u. Gschwend (Rom 60a) u. Elw: Neuler (b. V. MA 62). - Schw: zv. sSchw: Wt!!, Stbl!!, Bon!!, Neu!!, Fr!!, am Feldberg bis zum F.bg.- turm, 1400 m!!, die var. eric. am Seebuck (WB 94). VI!!. - nSchw : Wol, b. Röten- bach c.spg. (W.Ä. 03) u. b. Alpirsbach v. eric. (v. MA 62). Fds!!, Oppenau c.spg. (BuRcH. 90), c.spg. Hornisgrinde, dass. auch v. eric. (WB 94). Wdb!!, Ach!!. Bh!!. Bad!!. Ka: c.spg. Grünwettersbach (S. 60). - J u : südwestl. u. mittl. Alb r (B 59), sonst z-zv. (c) Tut!, (e) Sig!, (b/e) Rd, (e) Mün: vielf., im Heutal c.spg. (EG 26), (d) Wsg: Donnstetten!!. (b) Gsl: Deggingen c.spg. (b. HG 84). (f): Aa: Böhmenkirch u. Ner: Neresheim!!. Ehi u. Ulm zv (EG 16, 26). Ulm: Hessenhöfe c.spg. (EG 26). - IV: nur Heideflächen des Iller- u. Argentales nicht selten (B 59). D o : c.spg. Ulm: b. Mähringen (HG 73). Bc: „Halde" b. Bc u. Winterreute (EG 16). Wse: Willis (Hot. 98) u. Mm: liiert. b. Aitrach (BRIELMAIER!). - A v : Wg: 4x, c.spg. Schwarzgrat, 1050 m! u. Hergatz (Hol. 27). s H ü : Fr: Kaiserstuhl 3x, so b. Sasbach!!. - n H ü : Ka: Durlach c.spg. (S 60) u. (Vb) Hd: b. Schriesheim u. Dossenheim!!. - s R h Fr: Oberhausen (PH 71). - n R h : Ka: Bulach-Oberreut an Bunker!!, c.spg. Karlsruhe (WB 94) u. Neureut (S 60). Hd u. Ma: Binnendünen zv!!. b. Schwetzingen c.spg. u. auch v. eric. (K. SCHPR: SCHMIDLE 93). - 0 : Hd: „Wolfsbrunnen" am Königstuhl c.spg. u. v. eric. (WB 94) u. „Heiligenberg"!!. Ebb: „Hasmersgrund" b. Ebb u. b. Reisenbach 2x!!. Wertheim (Wie 99).

463. R. lanuginosurn (HEDW.) BRID. (= R. hypnoides LINDE.). Moos wechselfeuchter, sonniger Silikatfelsblöcke, kalkmeidend. - OZW: T 1; L 4-5; W 4 (5), R 1. - Lf/Wf: wie vor. - (Hügelst.: ab 200 m) unt. Bergst. bis subalp. St. (- 1400 m). - ± cosm.; bor.mt. - Zieml. selten c.spg. - S W- D t.: Ne : Tü: Schönbuch im Steinriegel b. Bebenhausen an Rhätsandst. (KA 64, b. HR 87; EGGER 59). - Schw : v. sSchw : Stbl: Prägtal. Mül: Sirnitz c.spg. (WB 94). Neu: Ravennaschlucht b. Höllsteig!!. Fr: vielf. u. oft c.spg., ster. noch bei 1400 m auf d. Belchen (Hz 99). VI: Triberg!!. Wol: 3x, Berneckt. c.spg. (WIi. 03). - nSchw: Wol: Rötenbach (b. Ho 73). Fds: 8x! bis auf d. Hornisgrinde. Wdb: „Dobel" (b. v. MA 62) u. Enzklösterle (JUNG!). Bh: Bühlertal, 450 m!!. Ach: c.spg. 2x, so im „Hirschloch ob Ottenhöfen, 820 !!. Bad: 4x!. Cw: Neubulach (WÄ 03) u. Dennach!!. A v : Wg: Eisenbacht. u. Kirchbergkamm an d. Adelegg, ab 820 m (KLEMENT : UB 68; unbestätigt). 0 : z. Hd: 9x, ob. Schlierbach ab 240 m (vgl. D 69). Ebb: 5x, bei Hirschhorn ab 200 m (D 69). (Fth/Hs.: „Heiligenberg" b. Schannenbach [D 69]). - - 286 -

VI. Ord. : 1. Fam. Ephemeraceae

464. Ephemerum serratum (HEDW.) HAMPE Pioniermoos lichter, grundfeuchter St.O. auf lehmigen oder sandig-lehmigen Stoppel- äckern und anderen offenerdigen St.O., z. B. Wegböschg. und lichten Waldwegen. - ÖZW: T 4; L 3-4 (5); W 2-3; R 2-3. - Lf: BT. - Wf: Ar. - Eb. (ab c. 100 m) bis unt. Bergst. (r: -750 m). - Eur.n.am.; euryoc. - Fast immer c.spg. - Im Rückgang. - SW-D t.: Ne : Rw: 7x, b. „Beckenhöhle" b. Rw bis 680 m (EG 16). BI: b. Erlaheim (HR: HG 84). Tü: um Tübingen 6x, so auch im Rammert b. Bühl u. Weilheim!! u. im Schönbuch, z. B. b. Bebenhausen (1 a; 465 m: HARMS!). S: Stuttgart (b. HG 73). Kün: Meßbach u. Mgh: Dörzbach (b. HG 84). - Schw : nur Randgeb.!. sSchw: Säk: Bergsee b. Säk. (Lt 09) u. Fr: b. Kirchzarten (Hz 04) u. K. gen Oberried (PH 56). - nSchw: Wol: Alpirsbach (KösTLIN: v. MA 62, unbestät.). - J u : wohl nur auf lehm. o. tonigem Untergrund: (c): Sigmaringen (B 59). (a) Ds: Gutmadingen, 700 m (FK 66) u. „Scheffheu" b. Aselfingen, 750 m (D 65). (b) Rt: auf d. Dettinger Roßberg (HG 73). (f) Ehi: Altsteußlingen (EG 26). - D o : Ehi: Bergnasgenstadt u. Gamerschwang (EG 16). Rdl: Obermarchtal u. Bc: 3x (EG 16). Mm: Bonlanden (b. Hol. 98) u. Mettenberg, 650 m (EG 16). Wse: 5x (Hit 87). - A v : Wse: Oberessendorf u. Pfarr b. Wolfegg (dsg.). Wg: Eisenharz u. Isny (HR: Hg 84). - B o : Ob: Salem (b. Hz 04). - s Hü : Lö: Kandern (PH 56). Fr: zv (Hz 04, PH 56), auch im Kaiserstuhl. - nHü : (kr) Vai: Mühlacker (B 49) u. (Vb) Hd: Dossenheim (D 70c). - sR h : Fr: Mooswald (Hz 04) u. zw. Fr. u. Kaiserst. z. h. (PH 56). (Elsaß). - n Rh : Og: Ichenheim (WB: Hz 04). Ka: Beiertheim (WB: Hz 04) u. Ettlingen-Karlsruhe (A. BR: S 60 usw., Hem!). Hd: Heidelberg (K. SCHPR: S 60 usw.) u. Ma: Mannheim (dsg.) u. Hockenheim (BucHE. 53). - O : Hd: Wilhelmsfeld, 350 m (D 69).

464a. E. serratum var. angustifolium B.S.G. E. minutissimum LINDB.). In Deut. bisher selten in Hessen, im nördl. Rheinland u. Oldenburg, öfter in Westfalen und Schleswig-Holstein. Sicher oft übersehen. Suboc. - SW -D t.: bisher nur: 0 : Hd: c.spg. am „Hauskorb" östlich Wilhelmsfeld an Weg- böschg. soc. Acaulon muticum (su/srn; c. 300 m); D 65 sub 464.!. -

465. E. cohaerens (HEDW.) HAMPE Pioniermoos auf Schlamm, seltener auch auf Brach- und Kleeäckern. - ÖZW: T 5; L 4 (5); W 2-3; R 3. - Lf/Wf: wie vor. - Ebene (ab c. 100 m) bis Hügelst. (r unt. Bergst.: - c. 600 m). - Eur.n.am.; submed.suboc. - In jüngerer Zeit nicht mehr bestä- tigt. - Elsaß. - SW -D t.: Ne : am „Gähkopf" b. Stuttgart auf Kleeacker, 390 m, Keuperton: c.spg. jun. (KOLB: HG 84; lg. 9.78 in Sru!). - D 0 : Mm: Egelsee (B 59) u. Rv: Weingarten (J. MILDE 1869: „Weingarten in Württ.", Zit. HG 73 bzw. „b. Ravensburg" (LIMPR. 1890), je lg. ZICKENDRAHT). - B o : üb: var. badense LIMPR. b. Salem (lg. J 6.10.1879: WB 94, b. Hz 04!). - sR h : Mül: Steinenstadt am Rhein (Hz 00, 04). (Rheinufer b. Straßburg [W. SCHPR: Hz 04]). - n R h : Og: Rheingegend von Ichenheim (JAE 65; non Hz usw. zit.). Ma: 2x auf sand. Erdlößen im Hockenheimer Wald (BucHL. 53) u. in ausgetrock. Pfützen im Mannheimer Schloßgarten (JAE: S 60 usw.; Cr. B. 171). -

466. E. sessile (BRUCH & ScHusw.) C. MÜLL. (= E. stenophyllum SCHPR.). Pioniermoos feuchter, nährstoffreicher Brach- und Kleeäcker. - ÖZW: T 4; L 4; W 3; R 3. - Lf/Wf: wie vor. - Eb. (c. 150 m) bis unt. Bergst. (- c. 700 m). - Eur.?n.am.; suboc. - In diesem Jahrhundert nur lx gefunden. - Elsaß. - — 287 —

S W -D t.: Ne : Rw: auf Lias b. Zepfenhahn neben d. Eggerwald auf Kleeacker (SAUT: HG 84) u. Rw/B1: Rosenfeld, b. d. (Jura-)Sandst.brüchen (HR: HG 84). — J u : (a) Rw: b. Schörzingen auf Dogger (SAUT: HG 84). — sR h : Fr: selten auf Brachacker b. Holzhausen (lg. PH 54: 56). —

467. E. recurvifolium (DicKs.)BouL. (= Ephemerella recurvifolia SCHPR.) Ackermoos, besonders auf feuchten Brach- und Kleeäckern auf kalkhaltigen, nährstoff- reichen Böden. — ÖZW: T 4; L 4; W 3; R 4. — Lf/Wf: wie vor. — Eb. (ab c. 100 m) bis unt. Bergst. (bis über 700 m). — Eur.; euryoc.med. — In letzter Zeit nicht mehr be- stätigt, sicher stark im Rückgang. — Ne : Kün: b. Meßbach auf einem Muschelkalk-Brachacker (lg. HR 81: HG 84). — Ju (a): BI: Plettenberg (B 49, 59; unbestät.) u. (f) Ehi: Kleeacker b. Merzenberg, 570 m (EG 16). — D o : Wse: zw. Hummertsried u. Eggmannsried spärl. auf Kleeacker, 650m (HR 87).— s Rh : Fr: Acker zw. Leben u. Mooswald (Hz 00, 04). — n R h : Ma: Äcker zw. Mann- heim u. Schwetzingen (HUEB: GE 1836) u. auf Lehmb. im Gemeindewald von Schwetzin- gen (ZEYHER: S 60, b. Hz 04). — Wohl immer c.spg. —

2. Fam. Schistostegaceae

468. Schistostega pennata (HEDW.) WEB. & MOHR (= Sch. osmundacea [DICKS.] WEB. & MOHR). Als wohl einzige einheimische Art meidet dieses Moos tropfbar flüssiges Wasser, es wächst deshalb ausschließlich an regengeschützten Standorten, also insbesondere in hel- len Höhlen, Höhlungen und Nischen (insbesondere auch unter überhängenden Weg- böschungen und unter Baumwurzeln) aller Art auf kalkfreiem (!) Untergrund bei aus- reichender Luftfeuchtigkeit. Erst unter einem bestimmten Lichtminimum wird allein das reflektierende Protonema ausgebildet. Ausführliches zur Ökologie vgl. bei DüLL (70b) und DÜLL-HERMANNS (72). — ÖZW: T 2; L 1 (2); W 3 (4); R 1 (? 2) (pH 3, 4). — Lf/Wf: wie vor. — Hügelst. (ab 130m) bis subalp. St. (1350m; Z.Alpen bis 2530 m!).— Disj.holarc.; euryoc.mt. — Öfter c.spg. — Vogesen. — S W-D t.: Schw: zv. sSchw : Neu: Hinterzarten c.spg. (Sur 27) u. Höllsteig (D 70b). Fr: v, von Bleichheim, 270 m (PH 68) bis c.spg. am Seebuck am Feldberg, 1350 m (D 70b). VI: Triberger Wasserfall (D 65). — nSchw : Fds: v von Freudenstadt bis zur Hornisgrinde, 1000 m!. Wdb: Höfen (B 59). Bh: Herrenwies u. Bad: v!!. Cw: B.Lieben- zell u. Pf: Neuenbürg (B 59). — 0 : zv im Neckartal u. den Seitentälern!. Hd!!, ab 130 m b. Neckarhausen u. Ebb (D 65, 70b). Erstfund f. S W -D t.: Hd: „Wolfsbrunnen" am Königstuhl b. Hd. (HEER: GE 1836); nahebei noch reichlich vorhanden. —

3. Fam.

469. Physcomitrella patens (HEDW.) BRUCH & SCHIMP. Physcomitrium p. (HEDW.) LOESKE = Phascum lucasianum B.S.G.). Charakt. Pioniermoos der nährstoffreichen schlammigen Ufer der Gewässer (vgl. auch PH 68: 712). — ÖZW: T 3 (4); L 4 (5); W 2; R 3-4. — Lf/Wf: wie vor. — Eb. (ab 95 m) bis Hügelst. (r unt. Bergst.: —600 m). — Eurosib.; g.euryoc. — S W- D t.: N e : S: b. Stuttg. (Mull. 1822: HG 73) u. Schlammges. am Stuttg. Pfaffen- see (KREH 29, dt. REIMERS). Es: Eßlingen (HOCHST: HG 73). - S F W : Elw: b. Eil wangen in ausgetrock. Fischteichen, + var. megapolitana SCHPR. (RATHGEB: HG 73). — sSc hw : (/Rand!): Säk: Schlickb. d. Randgürtels d. Bergsees b. Säckg. (Lf 09). — D o : Bc: Rißegg, feuchte Erde, jetzt t (EG 16) u. Mm: b. Rot (DUCKE: HG 73). — — 288 —

A v : Wse: b. Wolfegg (dsg.). — B o : Üb: Salem (J: WB 94 usw.) u. Kn: Konstanz (LEI- NER: S 60 usw.; Cr. B. 172 u. Br. E. 161) u. b. Konst. an Wiesengr. (BAUM. 11). : Wt: Albbru&, Schlammfl. d. Rheins (PH 68). — sRh—nRh: Schlammfl. am Rhein (bes. an den Mündungen der Seitenflüsse) und in Altrheinarmen zv: Fr: mehrf., Lr: Ottenheim (PH 68), Og: Ichenheim (WB: Hz 04), Bh: Rand d. Rheinniedrg. b. Hild- mannsfeld u. dsg. b. Ra: Ottersdorf (PH 68), Ra: h (PH 68), Ka! u. Br mehrf. (PH 68), Ma (seit HUEB: GE 1836) mehrf.! (PH 68). (Els.: Münchhausen [PH 68]). — Hd: auf schlamm. Boden z b. Heidelberg (K. SCHPR: S 60 usw.). (0 /Hs: selten [R 26]). —

470. P. x hampei LIMPR. (= P. patens x Physcomitrium sphaericum). — An ähnlichen St.O. wie vor. — Übriges Deut. sehr selten (noch 4x). — S W -D t.: nur: sSchw: (/Rand): Säk: zusammen mit vor. sehr spärlich am Bergsee b. Säckingen (L1 09). —

471. Physcomitrium sphaericum (LUDWIG) BRID. Auf feuchtem Lehm oder Schlammboden sowie Brachäckern. — ÖZW: T (3) 4; L 4 bis 5; W 2 (3); R 3 (4). — Lf/Wf: wie vor. — Eh. (ab 95 m) bis Hügelst. (r unt. Bergst.: — c. 700 m). — Euras.; eurymed. — Nur c.spg. — Im Rückgang. — S W - D t.: SF W : Ellwangen (MoHL: HG 73). — sSch w (/Rand): Säk: mit vor. am Bergsee b. Säekingen (Li 09). — D o : Slg: Saulgau, c. 580 m (JUNG: v. MA 62; HG nicht bestät.) u. A v : Wse: Wolf- egg (JUNG: v. MA 62, b. HG 73). — s H ü /sSchw: Mül: b. Badenweiler (Vuutus: S 60; Hz 04 nicht bestätigt). — n R h : Ka: auf lehm. Boden am Albufer b. Mühlburg (A. BR: S 60 usw.) u. Ma: auf feuchtem Tonboden in d. Umgebung von Ketsch, oft soc. 473. (BUCHL. 53). —

472. P. eurystomum SENDT. Pioniermoos fast ausschließlich auf Schlammböden der Ufer nährstoffreicher Gewäs- ser. — ÖZW: T 5; L 4-5; W 2; R 3 (4). — Lf/Wf: wie vor. — Euras.; submed. — Eb. (ab 100 m) bis Hügelst. (lx unt. Bergst.: c. 500 m). — Wie vor. — S W- D t.: sS chw (/Rand): Säk: Bergsee b. Säckingen (Lt 09). — D o : Wse: abgelass. Teich zw. B.Wurzach u. Aichstetten (lg. Ltis 67: 68; t. FK). — s R h : Lö: Kleinkems u. zw. Rheinweiler u. Bellingen (Hz 04). Mül: Badenweiler, Steinenstadt (Hz 04) u. Zienken b. Müllheim (Vummus: Hz 04). Fr: Sasbach (Hz 04). — n R h : Og: Ichenheim (WB: Hz 04). Ka: Neureut-Eggenstein (KNEU 21b, dt. LOESKE), Baggersee w Leopoldshafen u. n d. Leimersheimer Fähre, c. 100 m!!. —

? 472a. P. eurystomum fo. acuminata (ScHL.) LOESKE (= P. acuminatum [ScHL.] LOESKE). An ähnlichen St.O. wie vor. Deut. sehr selten (noch 6x). SW-Dt. unsicher. S W - D t.: B o : Tt: Kreßbronn/Bodensee (B 59, unbestät.): c. 395 m. — s H ü : Fr: „nach einem nicht ganz auf die Beschreibg. passenden Pröbchen von LÖSCH b. d. Ackerbauschule an d. R. Hochburg b. Windenreute (Hz 04). —

473. P. pyriforme (HEDW.) BRID. Pioniermoos feuchter, nährstoffreicher, bes. lehmiger, auch kalkhaltiger Böden lichter, meist ruderaler St.O. — ÖZW: T 3; L 4-5; W 2-3; R 3-4. — Lf/Wf: wie vor. — Eb. (ab 95 m) bis Hügelst. (r in d. unt. Bergst.: —740 m). — Eur.(afr.)w.as.-n.am. (-1- Austr.); euryoc.-eurymed. — Auf Äckern seltener werdend. — S W-D t.: Baar: Ds: Hüfingen (WB: Hz 04). — Ne : Rw: 3x (EG 16; WX 95). Tü: Tübingen (GMELIN 1772; HG 73), Spitzberg (Wn.m. 66) u. Schönbuch 2x (KA 64). Stutt- - 289 -

gart (B 59). Backnang (W. HARTMANN: V. MA 62). Mgh: Mergentheim (BAUER: V. MA 62). Wth: Maintal b. Wertheim (S -ron. b. FAMILLER). n Sc h w : Wdb: Wildbad (KösnAN: v. MA 62) u. Wol: Alpirsbach (dsg.) u. Rötenbach (WÄ 03). - J u : (c/d) Tut: „Hirschsteig" unt. Irrendorf gegen d. Donaut., 740 m (FK 66). (f) Ehi: r b. Laufenmühle im Lautert. u. h im Allmendingerried (EG 26). - D o : Ulmer Ried (GMELIN: v. MA 62). Bc u. Ehi mehrf. (EG 16). Rdl: 2x. Slg: Schus- senried (b. HG 73) u. b. Oggelshausen (PAUL 22), Saulgau (JUNG: v. MA 62). Wse: Wald- see (HG 73) u. Hummertsried (HR 87). Mm: Rot (HG 73). Ltk: Seibranz (BRIELMAIER: LOB 68). - A v : Wse: Michelwinnaden (HR 87), Wolfegg (b. HG 73). Wg: Malaichen (Lüa 68!) u. Wangen (JUNG: v. MA 62), Isny (b. HG 84). - B o : Rv: b. Weingarten u. Albertshofen (BIcKER!). Ob: Salem (J: Hz 04). Konstanz (dsg.; HEGEW.) u. Sin: Radolf- zell (Hz 04). - sHü : Fr: Kirchzarten (Hz 04) u. Denzlingen (b. Hz 04). Kaiserstuhl 3x, so b. Ober- bergen!!. ff n Hü : (kr) Vai: Mühlacker (B 59) u. Hd: Ochsenbach!!. (Vb) Hd: Kl. Neu- burg b. Ziegelhausen (D 70c). - s R h : Fr: b. Freiburg mehrf. (Hz 04). - n R h : Ach: Oberachern (b. Hz 04). Ka: 4x, so b. Leopoldshafen!!. Ma: dsg., so b. Ketsch, 95 m!!. Hd: b. Handschuhsheim usw. (Hz 04). - (0/bay.: Wth: b. Hasloch an Mauern [WIBEL 1799]). -

474. tetragona (BRID.) BRID. Pioniermoos auf kalkhaltigen oder lehmigen Äckern sowie auf Erdblößen auf feuch- tem Löß. - ÖZW: T 4; L 4-5; W (2) 3-4; R (3) 4. - Lf/Wf: wie vor. - Eb. (ab c. 100 m) Hügelst. (u. r unt. Bergst.: - c. 700 m). - Eur.n.am.; euryoc. submed. - In Deut. selten u. sicher meist verschollen. - S W- D t.: Baar: Ds: Donaueschingen (WB 02: Hz 04). Ne : Rw: Acker b. d. Dunnin- gerstr. b. Zimmern u. Muschelkalkacker b. Horgen-Zimmern, 800 m (EG 16). - J u : (a) Rw: Stoppelacker b. Schörzingen auf Dogger (SAUT., lg. 79: HG 84). - D o : Ehi: lehm. Acker soc. 464. b. Gamerschwang, 550 m (EG 16). - n Hü : (Vb) Hd: b. Dossenheim u. im Ludwigstal b. Schriesheim, Löß (GöRIG u. lg. SICKB. 52 b. S 60 usw.). - n R h : Ma: auf lehm. u. tonigem Boden, bes. Erdblößen in Wiesen in kleinen Trupps b. Ketsch u. Rohrhof, r (BucHL: 53). -

Funaria obtusa (HEDW.) LINDB. (= Entosthodon obtusus [HEDW.] LINDB. = E. ericeto- rum [BALS. & DE NOT.] B.S.G.). Moos des feuchten, anlehmigen Heidebodens in lückiger Pioniervegetation. - ÖZW: T 3; L 4; W 3; R 2. - Lf/Wf: wie vor. - Moos der Ebene u. Hügelstufe. - Eur.; eurymed.suboc. - In Deut. zunächst in Hessen u. Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Au- ßerdem früher zerstreut in Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein u. Branden- burg; dort heute selten oder erloschen. - Elsaß. - SW-D e u t.: Nach SEUBERT (1860) „in Baden auf ..., selten", dsg. W. BAUR (1894): „genaue Standorte sind mir nicht bekannt geworden". Im Herbar BAUSCH (HELD!) liegt ein Beleg von „Phascum subulatum" mit dem Zusatz „Bryum ericetorum NECKER", in dieser gemischten Probe findet sich jedoch allein F. fascicularis steril (lg. 3. 1859). - Die Art dürfe damit für SW-Deut. vorläufig zu streichen sein.

475. F. fascicularis (HEDW.) LINDB. (= Entost. f. [HEDW.] C. MÜLL.). Pioniermoos grundfeuchter Löß- und Lehmböschungen sowie auf nährstoffreichen, aber meist kalkarmen Stoppel- und Brachäckern u. ä. St.O. - ÖZW: T 4; L 4 (5); W (2) 3; R 2-3. - Lf/Wf: wie vor. - Eb. (ab 95 m) bis Hügelst. (r unt. Bergst.: - c. 600 m). - Eur.w.as.; submed. euryoc. - Meist c.spg. - Elsaß. - Wohl stark im Rückgang. - S W-D t.: N e : Tü: Waldhauscn, 480 m (D 70b). S: Botnanger Heide (KOLB: HG 84; „Stuttg.": B 49). - sSchw : Fr: im Höllental, cc. 600 m S 60 usw.). - n Sc hw : Wol: Alpirs- — 290 —

bach, im Herrgarten (Kösrux: v. MA 62; WÄ 03: nicht wiedergefunden!). Cw: B.Lieben- zell (KEPPLER: HG 73). — D o : Bc: Ummendorf, 590 m u. „Aspen" b. Rißegg (EG 16). Slg: Saulgau (b. V. MA 62) u. Schussenried (EG 16). Mm: Bonlanden (B 59), Rot u. im Elend (HG 73). — A v : Wse: b. Wolfegg (b. HG 73). — B o : Tt: Friedrichshafen (WINTERHOFF: D 70b). — s H ü : Fr: „Hebsack" (Hz 00) u. Herdern b. Fr; Sexau (Hz 04). Im Kaiserstuhl 5x. — n H ü : Ka: Ettlingen (LEUTZ: Hz 04; HEIDI) u. Nöttingen!!. (Vb) Hd: um Heidelberg (K. SCHPR: S 60 usw.) u. Dossenheim (D 70c). — s R h : Fr: b. Freiburg 2x (Hz). — nR h : Og: Ichenheim (WB 94, b. Hz 04), Ma: 4x. — 0 : Waldweg im ob. Mühltal b. Dossenheim (QP; 290 m)!. —

476. F. calcarea WAHLENB. var. mediterranea (LINDB.) C. JENSEN (= F. med. LINDE.; incl. F. muehlenbergii TURN. - F. dentata CBomE). Pioniermoos zeitweise feuchter, (meist) kalkhaltiger Löß- und Lehm-St.O. an sonnigen Wegböschungen, Weinbergsrändern u. ä. St.O. — ÖZW: T 5; L 4-5; W 3-4; R 4-5. — Lf/Wf: wie vor. — (Eb.) Hügelst. (von c. 150-300 m). — Eur.w.as.; submed. s.str. (= F. dentata CROME) kommt nur nahe der Grenze (HR h : Aargau:—F. calcarea lk. Rheinufer b. Stein (L: 09) sowie selten im übrigen Deut. vor (abweichend: T = 5!). — Elsaß. — Immer c.spg. — Wohl im Rückgang. — SW-Deut s H ü : Mül: zw. Buggingen u. Niederweiler (Hz 00, 04). Fr: Dottin- gen (PH 56) u. Tuniberg b. Munzingen (SICKE: WB 94 usw.). Im Kaiserstuhl b. Vogtsburg (Pp: 56) u. 2x ob. Oberrotweil, 260-300 m (D 70b). — n H ü : Og: b. Durbach, Grund- geb. (KNEU: SCHT 27). Ka: Turmberg b. Durlach (A. BR: S 60 usw.; PH 56, L. BAUER, lg. 1960; Cr. B. 184), Grötzingcn (KNEU: SCHT 27) u. (kr) Berghausen (WB 94, b. Hz 04). (Vb) Hd: ob. Hemsbach gen Laudenbach (Gr, 200 m: D 70b). —

477. F. hygrometrica HEDW. Charakteristisches Ruderalmoos an nährstoffreichen (nitrophil!), offenerdigen Pionier- St.O. aller Art, auch in Mauerfugen, auf verschmutzem Holz, Saprokoll usw. Zeiger eutrophierter Verhältnisse. Außerhalb der menschlichen Siedlungen, der Kalkgebiete und in höheren Lagen seltener und nicht selten fehlend. Stellt sich oft bereits wenige Monate später an Brandstellen — wenn diese feucht sind, soc. Marchantia polymorpha — ein. — ÖZW: T 3 (verschleppt!, oft Neophyt); L 4-5; W (2) 3 (4); R 3-4. — Lf/Wf: wie vor. — Eb. (ab 95 m) bis Bergst. (— über 1250 m: subalp. St. verschleppt!). — ± cosm.; g.eurymed. — Immer c.spg. — Auf genaue Verbreitung ist zu achten. — In Ausbrei- tung!. — S W-D t.: N e : v, so Horb, Tü!, S u. Mgh. — S F W : z—v, so Gd!, Sha u. Elw!. — sSchw : z so Stbl, Fr! (Feldberg bis über 1250 m!). — nSchw: z, so Wol, Fds, Wdb!, Bad!, Cw, Pf! u. Kal. — J u: z—zv, so Tut, Sig!, Hch, Rd, Wsg, Rdl, Aa u. Ner!. Auch an Lampen in Höhlen (DoB: 66), Höchster F.O.: Hch: Bärenhöhle b. Erpfingen, 800 m (dsg.). — D o : v, so Ulm, Rdl, Slg, Bc, Ehi, Ltk. — A v : Wg: Schwarzgrat, 1040 m!. — B o : v, so Kn, üb! u. Sin. — s H ü : v, so Fr!. — n H ü : v, so Ka!, Br!, Hd!. — s R h : v—g, so Fr!. — n R h v—g, so Ach!, Ka!, Ma!, Hd!. — 0 : z—v, so Hd!, Hp! u. Ebb!. — 4. Fam.Splachnaceae

478. Tayloria serrata (HEDW.) B.S.G. var. tenuis (WITH.) B.S.G. (= T. ten. [SM.] Seximp.). Auf morschem, feuchtem Holz und verrottetem Dung sehr selten in den Mittelgebir- gen, öfter im Alpengebiet. — ÖZW: T 1; L 4-5; W 3; R 3. — Lf: BCpulv. — Wf: Ap. — Ob. Bergst. (c. 900 m). — Eur.n.am.; subarc.alp. — S W -D t.: nSchw: an einer fast unzugänglichen Stelle am Vogelskopf beim Ruh- stein schön c.spg. (1895), jetzt aber durch eine immer üppiger wuchernde Farnkolonie bedroht (WÄ 03). (Gipfel = 950 m). — 291 —

479. Tetraplodon angustatus (HEovq.) B.S.G. Saprophiles Moos auf Nagerleichen und Fuchslosung, außerhalb des Gebietes auch auf Raubvogelgewöllen u. a. Raubtierkot. In Deut. nur noch am Schafstein/Rhön und im Allgäu über 820 m. — ÖZW: T 1; L 4-5; W 3; R 4. — Lf: BT u. Wf: Ar. — Obere Bergst. (ab c. 900 m). — Holarc.; subarc.alp. — Fast ausgestorben im Gebiet. — S W -D t.: nur J u (b): Tut: auf d. Dreifaltigkeitsberg, 910 m: 2x auf Fuchslosung, lx auf toter Maus c.spg. (EG 16). Rw: ster. am Oberhohenberg (SAUT. 1877: HG 84; K. MAIER 1960 lg.) u. c.spg. auf d. Plettenberg, c. 1000 in (SAUT. 1876: HG 84). —

480. Splachnum sphaericum HEDW. fide Holm. & TAYL. (= S. ovatum HEDW. = S. pedun- culatum LINDE.). Auf verrotteten Exkrementen von Wiederkäuern an lichten, sumpfigen St.O. ins- besondere der Gebirge, so bes. in Hochmooren. — ÖZW: T 1; L 5; W 2; R (2) 3. — Lf/Wf: wie vor. — Ob. Bergst. bis subalp. St. (c. 1000-1300 m). — Eurosib.n.am. — Subarc.alp. — Meist c.spg. — Vogesen. — Jetzt meist verschollen. — SW-D t.: sSchw : Fr: r, aber c.spg. am Feldberg in d. Mulde zwi. F. u. Stüben- wasen (beweidet) auf feuchtem Sand (Hz 39), cc. 13-1400 m. VI: Blinder See b. Scho- nach (PH 56), c. 1000 m. — t nS chw : Fds: 1833 auf d. Höhe d. „Katzenkopfes" an d. Hornisgrinde in wenigen Räschen von A. BRAUN gefunden (HG 73; b. Hz 04). —

481. S. ampullaceum L. cx HEDW. Wie vor., aber hauptsächlich in der Ebene (ab c. 100 m) und den unteren Gebirgs- lagen, r subalp. St. (-1250 m). — ÖZW: T 1 (2); L 5; W 2 (3); R (2) 3. — Lf/Wf: wie vor. — ± holarc.; bor.(mt.). — Meist c.spg. — Vogesen. — Sehr stark im Rück- gang. — S W-D t.: t SFW: Elw: b. Dietrichsweiler (RATPIGEB: V. MA 62, b. HG 73). — sSc h w : Neu: Hinterzarten (A. BR: WB 94, b. Hz 04), Oberzarten, Höllsteig, Erlen- bruck u. Titisee (Hz 04). Fr: Alpersbach u. Feldberg: b. d. Zastlerhütte, 1250 in (b. Hz 04) sowie 6x im Hochschwarzw. (PH 56). VI: Blinder See b. Schonach (PH 56). — nSchw: nur t Fds: ob. Kl. ReichenbachMurgt. (A. BR: V. MA 62; nach HG 73 1). — D o : Wse: Wurzacher Ried nicht selten (DUCKE: HG 73), so b. 652 m nächst Diet- manns u. Willis, soweit der Viehtrieb geht (DUCKE & HÄCKLER: Hot. 98; K. MAIER 1960 lg. = st.). — A v : Ltk: Rötseer Moos b. Kißlegg (HG 73) u. im Rotmoos b. Isny (v. MA 62, b. HG 73). — B o : Pfu: Burgweiler Ried (= Pfullendorfer R. (S 60, J: WB 94, b. Hz 04). — n R h : Br: im Waghäusler Moor (HUEBNER : GE 1836, A. BR., S 60: WB 94 (nur noch in ster. Räschen); b. Hz 04). —

VII. Ord. EUBRYALES: 1. Fam. Bryaceae

482. Orthodontium lineare SCHWAEGR. ( = incl. 0. germanicum F. KOPPE). Moos auf nährstoffarmem Humus, besonders an Borkenbasen (bes. Pinus, Betula und Quercus) und auf trock. Torf, wie auch auf feuchtem, morschem Holz. Anfang des Jahr- hunderts aus dem Kapland nach England eingeschleppt und von dort über die Nieder- lande und Norddeutschland inzwischen in allen Teilen Deutschlands (außer Sachsen- Anhalt) eingebürgert u. z. T. schon häufig (Neophyt!). — ÖZW: T 4; L (2) 3 (4); W 3; R 1-2. — Lf: BCcaec. — Wf: Aca. — Unt. Bergst. — S.Afr.(eur.); euryoc. — Meist c.spg. — Jetzt auch S.Amer., Austral., Neuseeland. Schweden bis Scane. S W-D t.: nSchw : Wdb: b. Wildbad (MuHLE: D 70b) u. Bad: Loffenau (DIERSSEN: D 70b). — A v : Wg: zw. Blockwiesen u. Schmidtsfelden (KLEMENT, lg. 1966: LÜB 67). — — 292 —

483. Anomobryum filiforme (DicKs.) SOLMS in RABENH. var. concinnatum (SPRUCE) LOESKE (= A. CO', [SPRUCE] LINDB.). Felsmoos schattig-feuchter St.O., besonders nahe Wasserfällen u. ä. auf nährstoffreiche- rem Silikatgestein. Anderwärts auch auf feuchtem Humus und Sand. — ÖZW: T 1-2; L 2; W 3 (2); R 2-3. — Lf/Wf: wie vor. — Unt. bis obere Bergst. (c. 600-1200 m). — ± cosm.; subarc.alp. — Vogesen. — Vermehrung ausschließlich durch axilläre Brutknos- pen. — In Deut. nur noch in den Alpen. — (Weiteres vgl. PH 73a). — S W -D t.: sSchw Stbl: KI. Utzenfluh b. Utzenfeld/Wiesental, c. 600 m (Hz 01: 04; PH 56 [-1-- 72!]). Fr: Oberriedertal, c. 600 m (PH 56) u. Feldberg: am Seebuckabsturz (Hz 39) u. am Südrand d. Seewand (dsg.), c. 1200 m. A v : nahe der Grenze im bayr. Allgäu: Lindau: Eistobel b. Riedholz (mi4; 700 bis 720 m: G. PHmull!). —

484. Plagiobryum zierii (Heow.) LINDE. Kalkholdes Moos schattig-feuchter Felsen, auch besonders an Wasserfällen im Ge- birge. — ÖZW: T 1; L 2-3; W 2-3; R (3) 4-5. — Lf/Wf: wie vor. — Unt. bis ob. Bergstufe (c. 600-1200 in); in Tallagen an Relikt-St.O. wie vor. — Holarc.; subarc. alp. — Vogesen. — Deut. noch Alpen u. sehr selten im Mittelgebirge. — Öfter c.spg. — (Vgl. PH 73a). — S W -D t.: sSchw: Stbl: Prägtal (KM 34). Fr: beim Hirschsprung-Tunnel im Höl- lent., c. 600 m (KM 34). Fahler Wasserfall (PH, D 70b): 965 m. Feldberg: Seebuckwand (SCHI 27) u. Seewand c.spg., 1200 m (lg. D 62 usw.)!. — J u : (c) Tut: „Teufelsküche" b. Beuron r, c.spg., c. 660 m. (f) Ehi: Tiefental b. Scheik- fingen, auch c.spg., 600-660 m. Ulm: Sontheimer Höhle (alle EG 16; „Blaubeuren" b. B 59 ist mit dem 2. F.O. identisch). —

485. Pohlia minor SCHWAEGR. P. polymorpha HOPPE Ez. HORNSCH.; incl. subsp. acu- minata [H. & H.] WIJK & MARG.) (nach NYHOLM = var. von 486.!). Nach MOENKEMEYER (1927) Moos auf Erdblößen, an Wegrändern, steinigen Abhängen und in Felsspalten der subalp. u. alp. Stufe. — ÖZW: T 1; L 3 (? 4); W 3; R 1-2. — Lf/Wf: wie vor. — Unt. Bergst. (cc. 660-700 m), sonst subalpin. — Holarc.; subarc. — In Deut. nur noch Bayern. — S W - D t.: A v : Wse: senkrechte Wand eines alten Torfstichs im Breitmoos b. Wolf- egg (q4; c. 660-700 m) (HR: HG 84). Beleg nicht zu erhalten.

486. P. elongata HEDW. (= Webera el. [HEDW.] SCHWAEGR.). Auf schattiger, feuchter, moosarmer Erde und an erdigen Felsen im Gebirge. — ÖZW: T 1 (2); L 2-3; \V 3; R 1-2. — Lf/Wf: wie vor. — (Hügelst. ab cc. 300 m) unt. Bergst. bis subalp. St. (— c. 1400 m). — ± holarc.(afr.); bor.mt. — Vogesen. — Meist c.spg. (nur solche Angaben sicher). — S W -D t.: N e : Schönbuch b. Bebenhausen b. „Steinriegel" (KA 64, HG 73; B 59: „Tübg."). Stuttgart (B 59). — S F W : Gp: „Kastenklingen" b. Börtlingen (FREY). Gd: „Taubental" b. Schwäb. Gmünd (HR 87) u. Elw: b. Ellwangen (MoHL: v. MA 62). Immer auf Keuper. — Sc h w : „Gebirgsgegenden" hfg. (Hz 04). — sSchw: Säk (Stbl): Wehratal (Hz 04). Stbl: b. „Tannhäuser" (JAN 06). Mül: „Blauen" u. Neu: Bärental (Hz 04). Fr: c. 8x, von nahe Freiburg u. dem Höllental! bis zum „Zastler" am Feldberg, c. 1400 m!!. Vl: Tri- berg (Hz 04). Wol: Schramberg (WÄ 03). — nSc h w : Wol: Alpirsbach u. Rötenbach (WÄ 03). Fds: 4x, so b. Allerheiligen!! u. am „Biberkessel"/Hornisgrinde, 1000 m!!. Bad: B.Baden usw. (S 60, Hz 04), „Seekopf" b. Herrenwies!! u. Herrenalb (B 49). — D o : Bc: 4x (EG 16), z. B. Kirchberg (HR 87). Mm: Oberdettingen u. Moosbach (b. HG 73), Hauerz (HoL 98). Ltk: Reichenhofen (SCHÖNHAR : UB 68). — A v : Wse: zw. Wolfegg u. Waldburg (b. HG 73), WO., „fo. macrocarpa SCHPR." (DUCKE: V. MA 62). — — 293 —

B o Tt: Doberatzweiler )B 49) u. Ob: Salem u. Heiligenberg (WB: Hz 04). — 0 : Hd: Heidelberg (S 60, b. Hz 04). „Odenwald" (Huee: GE 1836). —

487. P. longicollis (HEDW.) LINDB. (= Webera I. HEDW.). In erdigen Felsrissen u. ä. in Blockhalden, an Grundgebirgsfelsen der höheren Gebirge und Alpen. — ÖZW: T 1; L 2-3; W (2) 3; R 2. — Lf/Wf: wie vor. — (Obere Bergst.: ab c. 1200.m) subalp. St. (-1450 m). — Holarc.; subarc.alp. — Meist c.spg. — Hoch- vogesen. — Deut. nur noch auf dem „Brocken" u. in Bayern. — S W -D t.: sSchw : Fr: Feldberg: feuchte Felsen im „Zastlerloch" u. am NW-Hg. d. F. gegen den „Napf" (Hz 00, 04) sowie am „Baldenweger Buck" (JAN 06). —

488. P. cruda (HEDW.) LINDE. (- Webera er. [1-1Enw Scmun.). Moos auf feuchter Erde über Felsen, in Felsnischen und Erdüberhängen auf nährstoff- reicher, aber meist kalkfreier Unterlage. — ÖZW: T 1-2; L 2-3; W 3 (4); R 2-3 (? 4). — Lf/Wf: wie vor. — Hügelst. (ab 165 m) bis subalp. St. (— 1400 m). — ± cosm.; gem.mt. — Selten c.spg. — S W -D t.: N e : c.spg. auf Muschelkalk b. Talhausen (EG 16). Tü: „Spitzberg" (WILM: 66), „Rammert" b. Bühl!! u. Schönbuch b. Bebenhausen (HG 73, !!). Bb: Schönb. b. Walden- hausen, 370 m!!. S: b. Stuttgart (b. v. MA 62). — S F W : Cr: Markertshofen (b. HG 73) u. Elw: b. Ellwangen (b. V. MA 62). — 5 chw: z—zv. sS chw : Stbl: b. „Tannhäuser" (JAN 06) u. im Schwarzatal (Hz 04). Bon: Wutachschl. b. Gündelwangen!!. Neu: Wutacht. b. Neustadt (Hz 04) u. Rötenbach- schlucht!!. Fr: c. 8x, so Oberrieder- u. Höllental!!, b. Fahl u. am Feldberg b. 1400 m sowie c.spg. an d. „Seewand", 1200 m!!. — VI: Vöhrenbach-Langenbach, 800 m (KLEI- NIG!). Wol: Hardt (B 49). — nSchw : Wol: lx, so b. Reutin c.spg. (WÄ 03). Pf : bei Schwann (so; 485 m)!!. — Ju : immer auf Humus (über Kalk). (r) Bon: Wutachschl. b. Bachheim!!; (c) Tut: Bärenthal u. Beuron (FK 65) u. (d) c.spg. „Grauental" b. Böttingen, 910 m!!. (c) Sig: Inzigkofen (Mü 97). (b) BI: Schafberg (HG 73), Lochen u. Wenzelstein (b. HG 84); (d) Wsg: „Kanzel" b. Donnstetten, 800 m!!. — D o : Bc: b. Mettenberg u. c.spg. b. \Vennedach (EG 16), „Heinrichsburg" (HR 87). Mm: Rot (b. v. MA 62) u. b. Bonlanden (b. HG 73). Wse: Hummertsried/Eggmannsried, Osterhofer Berg u. b. Oberessendorf (HR 87). — A v : Wse: Wolfegg (b. HG 73) u. Wg: Adelegg (b. HG 84). — B o : Tt: „Degersee" b. Hörbolz u. Rv: Sturmtobel b. Ravens- burg (B 49). — Hg : Sin: c.spg. 0-Hg. d. Hohenkrähen (Phonolith; 450-600 m), hfg.!!. — s H ü : Fr: Kaiserstuhl, am N-Hg. d. „Totenkopfs" b. Oberbergen (Porph., 450 m)!!. — nHü : (Vb) Hd: Oelberg-W.Hg. b. Dossenheim, c. 200 m!!. — 0 : Hd: Heidelberg (BIscHoFr: WB 94, b. Hz 04), „Wilde Rot" b. Handsdmhsheim, 200 m!. Hp: ob. d. Apfelbacht. b. Großsachsen, ab 165 m! u. Ebb: zwi. U.- u. Oberhöll- grund (sm; 320 m)!. —

489. P. nutans (HEDW.) LINDB. Wehem n. HEDW.). Moos auf kalkfreier Unterlage, besonders auf Rohhumus, morschem Holz und saurer Borke (Basen!) sowie auch auf feuchtem Sand, Silikatgestein, Dächern usw., sehr formen- reich. — ÖZW: T 1-2; L 2-4; W (2) 3-4; R 1-2. — Lf/Wf: wie vor. — Ebene (ab 100 m) bis subalp. St. (— c. 1400 m). — ± holarc.; gern. — Hfg. c.spg. — An trocke- nen und lichten St.O. hfg. die fo. saltans HEGEW. Besonders in Mooren auf feuchtem Torf und zwischen Sphagnen die fo. sphagnetorum KOPSCH (= var. sph. MÖLLER) und fo. longiseta HUEB. - S W - D t.: N e Kalkgebiete ziemlich selten, sonst ± v. (Ir) VI: Schwenninger Moos (MAAS 53). Rw: zieml. r (EG 16). Horb: c.spg. fo. sphag. „Bodenloser See" b. Dettensee!. Tü: zr!!; S; Lb; Tbb: Großrinderfeld!!. — S F W : sicher zv—v, z. B. Elw! u. Gd!; Elw: Rotenbachtal auch fo. — — 294 —

Schw: v—g. Fr: Feldberg noch bis 1400 m am Feldbergturm!!. sSchw: Stbl, Mül, Neu u. Fr. fo. long.: Stbl: Schluchseemoor u. Neu: Hinterzartener Moor (Hz 04). — nSchw: Fds!, Wdb!, Bad!, Ach! u. Kal. fo. long.: Wdb: „Wilder Hornsee" b. Kalten- bronn, 900 m!! u. fo. sphag.: Fds: Kniebis-Moor (b. HG 84). — Ju : z bis r. — (a) Tut: „Lupfen", 880 m!!. (c) Sig: Langenbrunn (FK 65). (d) Tut: Irrendorf (FK 65). (e) Mün: b. Seeburg!!. Wsg: Schopfloch!. — (IIIf) z im wj-Geb., sonst auf Lehm zv: Ehi, Ulm, Aa!!, auch fo. sphag. in d. „Neuen Hülbe" b. Rötenbach (Tf/L; c. 660 m) u. fo. longis. dass.!!. Hdh!, Ner. IV : meist zv. D o : Ehi, Rdl, Slg, Mm, Bc u. Wse. Slg: fo. long. „Wildes Ried" b. Steinhausen, Torfstich!!. — A v : Wse u. Wg!. fo. long.: Wg: b. Eisenharz (b. HG 84) u. Wse: im Brunnenholzried (B 25, dt. LOESKE), in letzt. auch fo. sphag. (dsg.). — B o : Pfu, üb, Kn u. Sin. fo. long.: Pfullendorf (b. Hz 04), üb: b. Salem (WB 91) u. Kn: „Heidel- moos" b. Kn. (b. Hz 04). fo. sphag.: Sin: Moor b. Güttingen (KNEU: SCHT 27, dt. LOESKE). - s H ü : wohl sz. Fr: Kaiserstuhl: „Totenkopf" b. Oberrotweil (L; 400 m)!!. — n Hü (kr) Ka: Weingarten!!. Br: Untergrombach!!. Hd: Ochsenbach u. Meckesheim!!. — sR h : sicher sz. — n R h : Ka: sz, z. B. Bulach-Oberreut, Eggenstein, Blankenloch u. Friedrichstal (alle qb!)!!. Br: dsg., Linkenheim (ds), Graben, Neudorf, Hochstetten u. Reilingen (qb!)!!. Hd: Walldorf (ds!)!! u. Ma: Entenpfuhl b. Ketsch, 102 m (qb)!!. — 0 : v. Hd!, Hp!, Ebb!, Mos.

490. P. sphagnicola (B.S.G.) BRorx. Webera sph. ScHimr. in B.S.G.). In Hoch- und Zwischenmooren der Gebirge, wie der Ebene im Norden. — ÖZW: T 1; L 4-5; W 2 (3); R 1. — Lf/Wf: wie vor. — Unt. bis ob. Bergst. (c. 500-1100 m). — ± holarc.; bor.mt. — In Deut. selten. — S W-D t.: sSchw: Mül: ster. auf d. Insel im „Nonnmattweiher" b. d. Sirnitz, 910 m (Hz 00, 04). Neu: am „Hummelweiher" soc. Polytrichum strictum, reich c.spg. (Scwr 27). Fr: Feldberg: im Feldseemoor, 1100 m (SCHUM: 37). — nSchw: Fds: östl. Biber- kesselmoor, c. 1050 m u. Bad: Hochmoor am Herrenwieser See, 835 m (OB 38; unbe- stät.). — B o : Sin: kl. Moor d. östl. „Buchsees" b. Güttingen, c. 500 m (KNEu: Scwr 27). —

t 491. P. cucullata BRUCH (= Webera c. [SCHWAEGR.] SCHIMP.). Besonders in Schneetälchen der höh. Gebirge und Alpen, auf feuchter, sandiger Erde in der Nähe von Wasserläufen der subalpinen Stufe (ab c. 1200 m aufwärts). — ÖZW: T 1; L 4-5; W (2) 3; R 1. — Lf/Wf: wie vor. — ± holarc.; subarc.alp. — Hochvoge- sen. — Deut. noch Alpen, Harz u. Erzgeb. — SW-D t.: sSchw: Fr: am Feldberg über 1200 m auf feuchter Erde in schönen Ra- sen, ster. S 60 usw.; nur vor 1860 beobachtet).

492. P. drummondii (C. MÜLL.) ANDR. (= P. commutata [SGH:mr.] LINDB. = Webera ludwigii SCHIMP. non Pohlia 1. [SPRGL.] BROTH.). Wie vor. — ÖZW: wie vor., aber R 1-2. — Lf/Wf: wie vor. — Ob. Bergst. bis sub- alp. St. (1150—c. 1400 m; Alpen: —3800 m). — Holarc. (-hs.am.); subarc.alp. — Hoch- vogesen (1300 m). — Deut. außerhalb d. Alpen selten im höh. Mittelgeb. — S W- D t.: sSchw : Fr: Feldberg (SICKE: S 60 usw.), über d. Zastlerviehhütte im Z.loch, c. 13-1400 m (Hz 00: dt. RUTHE, Hz 04). [Feldberg, lg. A. BR: s. 5011. —

493. P. proligera (LINDB.) BROTH. (= Webera pr. [LINDB.] KINDE.). Pioniermoos an Waldwegböschungen, Ausstichen und in Felsritzen auf lehmiger oder lehm.sandiger, steiniger Erde. — ÖZW: T 1; L 3-4; W 3; R 2. — Lf/Wf: wie vor. — Untere (c. 500 m) u. obere Bergst. (c. 1000 m). — ± holarc.; bor.mt. — Hochvogesen. — Im Gebiet ohne spg., aber Brutknospen. — - 295 -

S W- D t.: sSc hw : Fr: Feldberggeb.: in Felsspalte neben einem Wasserfall an d. Notschreistr. oberh. d. Steinwasens b. St. Wilhelm, cc. 1000 m (Sur 27). - D o : Mm: Wald östl. Boos b. Memmingen (Hol, 98, b. FAMILLER; D 70b). -

494. P. camptotrachela (REN. & CARD.) BROTH. (= P. annotina [HEDW.] ap. LOESKE 1905 [incl. P. ann. LINDB. 1879 = P. grandiflora LINDB. f.]. = Webera an. BRUCH in SCHWAEGR.; non P. ann. LIMPR.). Pioniermoos feuchter Wege, Sandplätze (lehm.!), Grabenränder usw.- COZW: T1-2; L 3-4; W 3; R 2 (3). - Lf/Wf: wie vor. - (Eb. u. Hügelst.: ab 120 m) unt. Bergst. (- ob. Bergst.: - cc. 1200 m). - Eurosib.n.am.; bort.mt. - Selten c.spg., immer Brut- knospen. - Verwechslung mit 495. möglich!. - S W -D t.: N e : Tü: Schönbuch b. Bebenhausen am Kirnberg (KA: HR 87). ? Stuttgart (Cross: v. MA 62). - SF W : Sha: b. Geiselhardt (GRÄTER: HG 73). - sSc h w : Mül: am Fuß d. „Blauen" b. Badenweiler (1g. HG 26. 8. 1865: STu!)!. Fr: „Bromberg", Zähringer Schloß (Hz 04) u. Roßkopf b. Freiburg (Surr 27), am Feldberg im Zastlerloch r, cc. 1200 m (Hz 04). Wol: Schramberg u. Schiltach (WÄ 03). - nSchw: Wol: Alpirsbach u. Rötenbach (WÄ 03). Fds: Kniebisplateau zw. „Ochsen" u. „Lamm" (HG 73, STu!); „Ruhstein" s. 495!. Cw: Neubulach (WÄ 03). - D o : zv. ?Ulm (v. MA 62). Bc: 9x, c.spg.: Reute, Häusern (EG 16) u. Eberhardszell (HR 87). Wse: 4x (HR 87) u. ? Mm: Rot (DUCKE: v. MA 62). - A v : Wg: Hohlweg an d. Adelegg (HR 87). - s H ü : Fr: am Kaiserstuhl (GoLL: Hz 04). - n R h : Ra: Rastatt (S 60 usw.), östl. Durmersheim (PH 68) u. Ka: Karlsruhe (S 60 usw.). - 0 : Hd: Königstuhl-N.Hg. unterm Gr. Felsenmeer (D 70) u. „Lochmühle" b. Schönau, 220 m (D 70). Wth: b. Wertheim (STOLL: FAMILLER). -

495. P. rothii (CORR.) BROTH. (= Webera erecta LIMPR. = W. annotina LIMPR. = W. rothii CORR. = Pohlia annotina BUCH, [LEERS] LINDB. et auct., non HEDW.). - Pioniermoos ähnlich vor., besonders in Zwergbinsenges. auf basenreichen Böden. - OZW: T 3; L 4; W 3; R 2 (3). - Lf/Wf: wie vor. - Eb. (ab 95 m) bis subalp. St. (-1450 m). - Eurosib.n.am.; g.euryoc. - Elsaß. - Im Gebiet nur mit Brutknospen. - Bei BERTSCH (59) verschiedene Angaben zu 495. tatsächlich zu 494. gehörig! - Sicher oft übersehen. - S W -D t.: sSchw: Fr: feuchter Sand d. Quellrieds unterm Osterrain gegen den Baldenweger Buck am Feldberg, c. 1450 m (Hz 39). Ds: Bregtal b. Wolterdingen, Weg, 760 m!!. Vl: Triberg (WB: Hz 04). - nSchw: Fds: zw. Ruhstein u. Achern (CoRRENs 99, b. Hz 04). - s H ü : s. 494! - n Hü : (kr) Pf: um Bretten mehrf., zw. Wössingen u. Stein u. Ka: Hinterwald b. Jöhlingen (PH 68). - n R h : Ka: Baggersee w Leopoldshafen! u. Ma: b. Ketsch, 95 m! u. Ho&enheim (PH 68). - n H ü (Vb): Hd: Weinbergsmauer b. Kl. Neuburg/Ziegelhausen!. - 0 : Hd: Mühltal b. Dossenheim (D 65). Ebb: 2x!, schon R 26. -

496. P. bulbifera (WARNST.) WARNST. (= Webera b. WARNST. = W. annotina var. tenuifolia SCHIMP. = W. silvatica WARNST.). Wie vor., aber auch auf Moorboden u. Teichschlamm. - ZYZW: T 1; L 3-4; W 3; R 2-3 (4). - Lf/Wf: wie vor. - Eh. (ab c. 200 m) bis ob. Bergst. (c. 1050 m). - ± holarc.(afr.); euryoc. - Elsaß (Sennheim [PH 68]). - Im Gebiet nur mit Brutknospen. - NW-Dt. ziemlich verbreitet. - S W - D t.: sSchw: Fr: feuchter Waldb. b. „Goldenen Raben", 1050 m (ScHr 27 sub W. silv.). - s R h : Fr: kies., offene Sandfläche an d. Autobahn b. Krozingen (d 4; c.200 m; dt. FK: D 70b). - 0 : Ebb: Brunnen an d. Überhauer Pflanzschule b. Zwin- genberg (R 26 sub W. ann. v. ten.). - - 296 -

497. Leptobryum pyriforme (HEDW.) WILS. Webera pyriformis HEDw.). Vor allem ruderal an Kalkmörtelmauern, in Blumentöpfen und Gartenbeeten und be- weideten Torfwiesen, wie auf Fluß- und Teichschlamm und an schattig-feuchten Kalk- felsen, bes. Kalktuff und Dolomit. - ÖZW: T 1-2; L (1) 2-4; W (2) 3 (4); R (3) 4.-5. - Lf/Wf: wie vor. oder auch BT/Ar. - Eb. (ab c. 100 m) bis subalp. St. (- c. 1400 m). - ± cosm.; gern. - Meist c.spg., auch mit Brutkörpern. - S W - D t.: N e : Rw: 4x (EG 16, HG 73). Bl/Rw: Rosenfeld (b. HG 84). Horb: R. Albeck (W8. 95). Tü: Tübingen (schon GMELIN: V. MA 62), z. B. Botan. Garten!!. an Kalktuff b. Weilheim!!. S: Schlamm d. Pfaffensees (KREN 29) u. Cannstatt auf Tuff (b. HG 84!). Es: Eßlingen (b. HG 73). Mgh: Mergentheim (b. v. MA 62). - SF W : Gd: auf km4 b. Schw. Gmünd (HR 87). - sSchw: Mül: Badenweiler (S 60) u. Fr: Schauinslandstr., 800 m (ScI-IT 27) u. Feld- berg: Höhle zw. Feldberg u. Seebuck (PH 56). Wol: R. Falkenstein b. Schramberg (B 59). -nSchw: Wol: 3x an Mauern (W Ä.. 03). Fds: 3x, so an Mauer b. Allerheiligen!!. Bad: Mauer am Kl. Frauenalb!! u. Cw: Neubulach (WÄ 03). - Ju : zv, bes. in Höhlen (vgl. DOBAT 66). Sin: Engen. Bon: Wutacht. Tut: 8x. Sig: 6x, so (e) Trochtelfingen!!. Ebi: 3x. Hch: Erpfingen. Rt: 3x. Mün: Gundelfingen. Wsg: 3x. Rdl: 3x. Ehi: 4x. Aa: „Wental"!!. Hdh: Herbrechtingen. Höchster F.O.: Ebi: „Hütten- kirchle" b. Bitz, 890 m (Doc 66). - D o : Ulm (HG 73). Bc: Essendorf (EG 16). Mm: Rot (b. HG 73) u. Tannheim (b. HG 84). Wse: zw. Wurzach u. Aichstetten (UR 68, dt. FK) u. Ltk: in Ai. (HoE 98). - A v : Wse: Bergatreute (HR 87) u. Wolfegg!!. - B o : Rv: Weingarten (BICKER!). Kn: Kon- stanz u. Ob: 3x (b. Hz 04) u. b. Salem (J: S 60). Sto: Bodman!! - sH ü : Fr: 5x, so am Schloßberg in Freiburg!!. - n Hü : (kr) Vai: Serres (B 59). - n R h : Ka: b. Ettlingen usw. (Hz 04) u. „Bodenseeufer" b. Eggenstein (KNEU 21b). Ma: b. Mannheim (HuEB: GE 1836). - 0 : Bei HERZOG (04) in Tabelle, aber kein F.O. Nicht wieder nachgewiesen. -

[Mniobryun2 pulchellum (HEDW.) LOESKE = Pohlia pulchella (HEDw .) LINDB.; non incl. Webera hamata SCHMIDT = Pohlia hamata SCHMIDT (b. B 59): für SW-Deut. zu streichen !] .

498. M. lutescens (LIMPR.) LOESKE Pohlia 1. [LIMPR.] MÖLLER = Webera 1. LIMPR. = Leptobryum 1. [LIMPR.] MOENK.; incl. var. hamatum [SCHMIDT] Podp. = We- bera hamata SCHMIDT). Stumpf gelbgrünes Moos kalkfreier, aber wohl meist nährstoffhaltiger, meist sandiger bis sand.-lehm., feuchter St.O. unter Böschungsüberhängen an u. auf feuchten Waldwegen u. a. offenerdigen, schattigeren St.O. Wohl meist übersehen. - ÖZW: T 4; L (1) 2-3; W 3 (4); R 2 (? 3). - Lf/Wf: wie vor. - Hügelst. (ab c. 180 m) bis unt. (r ob.: 1000 m) Bergst. - Eur.; euryoc.mt. - Selten c.spg. - übriges Deut. z. T. nicht selten. - S W - D t.: N e : Tü: Tailfinger Mark, lehmige Erdblöße im Wald, c. 465 m u. Rt: lehm. Wegrand im Wald im Merzenbachtal b. Mittelstadt (k, c. 320 m)!!. - sSchw: Fr: am Schauinsland zw. 700, 900 u. 1000 m (Hz 00, 04; SCHT 27). Bei Frei- burg nicht selten (6x) u. bis 350 in herab (SCHT 27), so auch zw. Ladstatt u. Rottedesruhe, 460 m an Wegböschg. var. hamatum 1. cl. der W. hamata SCHMIDT 1924: 27). - nSchw: Bad: unt. Lochfelsental b. Lautenbach (Gr; 350 (D 70 b). - D o : Rv: c.spg. bei Weingarten (lg. BICKER, dt. D!). - nHü : (Vb): Hp: zwi. Hemsbach u. Laudenbach, 180 m (D 70c), c.spg.!. - 0 : Hd: Oelberg-N.Hg. b. Schriesheim (QP; 230 m)!!. Hp: ob. d. Apfelbachtals b. Großsachsen (L/Gr; 240 m)!!. Ebb: b. Lindach (s; 320 m)! u. Überhauer Pflanzschule (R 26) u. ob. Zwingenbergschlucht b. Zwingenberg (s; 280 m)!. - - 297 -

499. M. delicatulum (HEDW.) DIXON (= M. carneum [WEB. & MoHR] LIMPR. = We- bera carnea [WEB. & MoHR] SCHIMP.). Pioniermoos lehmiger, toniger oder lehm.sand., offenerdiger, nährstoff- und auch kalk- haltiger, feuchter bis nasser St.O., so bes. auch auf Stoppeläckern, an Wegen usw. - ÖZW: T 2; L 3-5; W 3; R 3-4. - Lf/Wf: wie vor. - Eb. bis Hügelst., r unt. Bergst. (c. 100-730 m). - ± holarc.; euryoc. - Öfter c.spg. - Elsaß. S W -D t.: Ne : Rw: 4x, meist c.spg. (WA. 95, EG 16). Tü: im Keuper b. Tübg. (HG 73), dsg. im Rammert b. Dettingen!! u. im Schönbuch b. Bebenhausen auf Kalktuff (HG 73). Rt: Merzenbacht. b. Mittelstadt (km)!!. S: b. Untertürkheim auf Kalkt. (HG 73). N e / 0 : Wth: um Wertheim (STOLL: Hz 04). - Ju : (r) Ds: Gauchachtal b. Mundelfingen (al/m; c. 600 m)!!. (a) Ds: b. Gutmadin- gen, 700 m u. Dreilerchen, 730 m (FK 66). (cd) Tut: Hintelestal b. Kolbingen u. (c) Sig: Hausen i. T. (FK 66). (f) c.spg. b. Oberschelklingen, cf. dil. L (EG 26). - D o : Bc: c.spg. b. Ummendorf u. Rindenmoos (EG 16). - A v : Wg: Eglofs c.spg. (b. HG 84), beim Kaibach zwi. Wangen u. Kisslegg sowie an d. Eschach über Eisenbach am Schwarzgrat auf Uferalluv, (HR 87). - B o : Salem u. Kn: Konstanz (b. Hz 04). - HR h : Wt: Waldshut (WB 94, Hz 04). - s Hü : Fr: Freiburg (WB 94) u. b. Her- dern (Hz 04). Im Kaiserstuhl b. Oberschaffhausen, auch c.spg. (Gor" 82). - nHü : (kr) Vai: Mühlacker (B 49) u. Ka: Durlach usw. (b. Hz 04). (Vb) Hd: c.spg. an Lehmböschg. ob. Leimen!! u. Hp: zw. Hemsbach u. Laudenbach, 150 ml. - s Rh : Fr: Äcker b.Betzen- hausen u. Lehen (ScHT 27). - n R h : Ach: Achern (Hz 04). Ka: Karlsruhe (WB 94, KNEU: SCHT 27) u. b. Eggenstein (SGHT 27). Ma: Schwetzingen (b. SCHMIDLE 93), Ketsch u. Brühl (BucHL: 53). -

500. M. wahlenbergii (WEB. & MOHR) JENN. M, albicans [WAHLENB.1 SCHIMP. = Webera al. [WAHL.] SCHIMP.). Moos feuchter bis nasser, nährstoffreicher, auch kalkhaltiger, meist lehmiger bis lehm.- sand., lichter, offenerdiger St.O., bes. auf Wegen, in Quellfluren und in der Überschwem- mungszone des Rheins. - ÖZW: T 1-2; L (1) 2-4; W (2) 3 (4); R 3-4. - Lf: BCcaec(e). - Wf: Aca(e). - Eb. (ab c. 100 m) bis mittl. Bergst. (- c. 800 m). - ± cosm.; gern. - Selten c.spg. - SW-D t.: Ne : (r) Ds: Donaueschingen (b. Hz 04). Wol: Burgberg, 700 m!!. Rw: 4x (EG 16). Tü: 2x auf mo, so b. Rottenburg!!; im Keuper im Rammert: Weilheim u. Derendingen!!, im Schönbuch: 3x, so b. Kayh u. Breitenholz!!; b. Stockach!!. S: Stuttgart (B 59). Hn: Weinsberg c.spg. u. Sha: Mönchsberg (EG 16). - sSchw : Stbl: Schwarzatal b. Häusern (HEGEW.). Neu: Neustadt (b. Hz 04) u. Rö- tenbachschlucht u. Bon: b. Stallegg, je 750 rn!!. Fr: c. 4x um Freiburg (Hz 04 usw.). - nSchw : Og: B.Griesbach (sm)!. Bad: Loffenau u. Herrenalb (HG 84) u. Cw: gen Bulach (v. MA 62). - Ju : z: (r) Bon: Wutachschl.: Münchingen!! Ds: Mundelfingen (b. Hz 04) u. ob. Asel- fingen (wb; 750 m)!!. Hch: Erpfingen, 800 m u. Rt: Genkingen in Höhle (Don 66), b. Urach u, Gütersteiner Wasserf.!!. Mün: „Föhrental" (HG 73) u. „Wartstein" (EG 16). Nt: Neidlinger Wasserf. (A. STIRN!). Wsg: Machtolsheim (EG 26). Gd: ob. Heubacht!!. Rdl: Obermarchtal u. Zwiefalten. Ehi: 4x. Ulm: 5x (EG 16). - D o : zv: Ehi: Gamerschwang. Bc: 1 lx (EG 16). Ltk: Leutkirch (B 49) u. b. Zeil (HG 73,!!). - A v : Wg: Adelegg 3x, auch c.spg. (HG 73) (u. Schüttentobel, 740 m!!). Wse: „Weißenbronnen" b. Wolfegg!!. - B o : Rv: Weingarten (BicRER!). Üb: 3x (Hz 04) u. Kn: Konstanz c.spg. (LEINER: Hz 04). - sRh/ n R h : am Rhein von Rheinweiler bis Ichenheim (Hz 04), so b. Neuenburg (Hz 00) u. b. Freiburg (b. WB 94). - n R h : Og: Offenburg (b. Hz 04). Ka: Karlsruhe (b. Hz 04), Leopoldshafen u. n L.!!. Ma: Schwetzingen (b. Hz 04). - s Hü : Fr: b. Frei- burg (b. WB 94), so am Schloßberg (Hz 99) u. 5x im Kaiserstuhl, so b. Oberrotweil!!. - n Hü : (kr) Ka: Weingarten (b. Hz 04) u. b. Ochsenbach!! - 0 : Hd: ob. Handschuhsheim!, Hp: ob. Großsachsen u. Laudenbach!. Ebb: Hirsch- horn! u. benachbartes Hessen!. — 298 —

500a. M. wahlenbergii var. glaciale (BRID.) WIJK & MARG. Sippe der Quellfluren der höheren Gebirge. In Deut. bisher nur noch in Bayern, Erz- gebirge, bei Neuruppin und im Thür. Wald. Alle Angaben aus der subalpinen Stufe (Alpen bis 3200 m, Bayr. Alpen Normalform bis 1895 m, v. glac. bis 2046 m) dürften hierher gehören. — Subarc.alp. — S W-D t.: sSchw: Fr: Feldberg: quell. Stellen d. Zastlerwand bei 1450 m (Hz 00, 04) u. Quellflur unterh. d. Todtnauer Hütte, 1280 m (D 65).

-I- 501. M. ludwigii (SCHWAEGR.) LOESKE (= Pohlia 1. [SCHWAEGR.] BROTH.). An ähnlichen St.O. wie vor., auf feuchtem Sand alpiner Bachufer, in nassen Schnee- tälchen usw. — ÖZW: T 1; L 4-5; W 2-3; R 1-2. — Lf: BCcaec. — Wf: Aca. — Subalp. St. (um 1400 m). — Eur.w.as.n.am.; subarc.alp. — In Deut. nur noch in den Alpen. — Im Gebiet nur steril. — S W-D t.: sSchw: Fr: Feldberg, an Stellen, wo der Schnee am spätesten schmilzt (A. BRAUN in hb. LÖSCH: Hz 04). Wohl noch vor 1860 gesammelt!. —

502. Brytim capillare HEDW. subsp. capillare (B. capillare HEDW. s. str.). An nährstoff- oder auch kalkreichen Felsen, an Mauern, auf Waldboden, morschem Holz usw. an zeitweise trockenen, aber meist schattigeren St.O. ziemlich häufig. An Borke und auf morschem Holz meist fo. flaccida B.S.G. (= B. flaccidum BRID. bei Sven 1973 ''), auf deren genauere Verbreitung geachtet werden sollte. — ÖZW: T 1-2; L 3-4; W (3) 4; R 2-4. — Lf/Wf: wie vor. — Eb. (ab 100 m) bis subalp. St. (-1350 m). — ± cosm.; gern. — 2-häusig, aber nicht selten c.spg. Zumindest fo. fl. mit Brutkp. — S W-D t.: N e v, so Rw!, Tü!, Gp usw. — S F W : zv, so Elw!. Schw: zv, vor allem an Mauern. Z. B. Fr! (Feldberg u. Belchen bis 1350 m)! u. Stbl!. —nSchw : Fds!, Wdb, Cw u. Bad!. — J u : v. Alteste Angabe GMELIN 1772. Bon!, Ds!, Sig!, Rw, Hch (— 800 m), Rd, Wsg (— 800 m)!, Ehi, Ulm u. Hdh, Aal. — D o : v, z. B. Ulm!, Slg, Ltk. — B o : v, z. B. üb!, Rv! u. H g : Sin!. — A v : zv; Wg!. — HR h : wohl v. — sHü u. nHü : v, z.B. Lö!, Fr!; Ka!, Br!, Hd!, Hp!. — sRh u. nR h : v, so Fr; Ra, Ka!, Br! u. Ma. — 0 : zv, meist an Mauern o. (fo. fl.) an Borke. So Hd!, Hp!, Ebb!, Wth. — [B. obconicunz HORNSCH. = B. capillare var. cenomanicum Pore. gehört nach SYED (73) als syn. zu B. pallescens (s. dort).]

503. B. capillare subsp. torquescens (DE NOT.) KINDB. (= B. t. B.S.G.). Bei uns ein Moos halbschatt. bis sonniger Mauern und Felsen aus Lavagestein, Kalk, Granit oder Gneis. — ÖZW: T 5; L 3-4; W 4 (5); R 4-5. — Lf/Wf: wie vor. — Hügelst. (ab c. 180 in) bis unt. Bergst. (Jura: — 820 m). — ± cosm.; submed.suboc. — Einhäusig: meist c.spg. — Elsaß. — S W -D t.: Wie viele Brya wohl oft übersehen!. — sSchw: Wol: Niedergieß b. Hornberg an Granit (EG 26). — J u : (a/b) Ds: Ruine Wartenberg b. Gutmadingen auf Mauer, 820 m (FK 66) u. (c) Tut: oberh. Bärenthal an F. (wj; 750 m)!!. — Bo: Hg: Sin: an Phonolith am Hohentwiel u. c.spg. an Basalttuff am Mägdeberg b. Mühlhausen, je 600 m!!. — s Hü : Lö: Isteiner Klotz, Kalk (ScH± 27). Fr: Schloßberg b. Freiburg, Gneis (Scwr 27). Kaiserstuhl: „Rappenbuck" b. Bötzingen (SICKB. usw.: Hz 04) u. c.spg. b. Ober- schaffhausen (GoLL 82); „Lützelberg" b. Sasbach an Lavaf., 180 m (D 70b). —

SYED, H.: A taxonomic study of Bryum capillare HEDW. and related species. — Journ. Bryol., 7, S. 265-326, 1973. — 299 —

504. B. capillare subsp. elegans (NEES) LINDE. (= B. el. NEES = B. cap. var. el. incl. var. cochlearifolium [BRID.] HARTM. et var. ferchelii B.S.G.). An Kalkf., seltener auch an Mauern o. an kalkhaltigen Grundgebirgsstandorten in ± schattiger, meist feuchter Lage, auch in Höhlen. — ÖZW: T 1 (2); L 2-3 (4); H 3 (4); R (3) 4-5. — Lf/Wf: wie vor. — (r Eb.: 100 m) Hügelst. bis ob. Bergst. (— 1000 bis 1200 m). — Eur.(? disj.as.); bor.mt. — Im Gebiet wohl nur steril. — S W -D t.: N e : Tü: Kalkf. zwi. Poltringen u. Reusten (mo; 370 m)!!. — sSchw : Fr: Gneisf. im Grubercoloir an d. Belchen-N-Seite (Hz 04, t. RUTHE). — J u : zv, Charaktermoos: Tut: 3x, so Irrendorf, 870 m u. Mühlheim, 750 m!!; Tut-Sig: zw. M. u. Neidingen h (FK 66); Hch: Burg Salmendingen, 810 m (b. HG 73). Rt: ob. Metzingen, 450 m!! u. b. Honau (HG 73). Mün: 3x. Wsg: b. Donnstetten, 810 m (b. HG 73). Gsl: Haldensteinhöhle b. Urspring (Doe 66). Rdl: Zwiefalten, Ehi: 4x u. Ulm: 2x (EG 16). Aa: n Böhmenkirch (WALLACE!). — n H ü : (Vb): Hd: Mauer in Alt-Rohrbach (so; 120-30 m)!. — n Rh : Br: dsg. am „Rotten" b. Hochstetten (al; 100 m)!. —

505. B. cuspidatum (B.S.G.) SCHIMP. (= B. cap. subsp. cusp. [B.S.G.] SCHIMP. = B. cap. var. 177aCrOCarpt4171 LIMPR. = B. affine [BRUCH] LINDB.). Bei uns Moos feuchter Mauern. — ÖZW: T 1; L 3 (4); W 3 (4); R 3-4. — Lf/Wf: wie vor. — Eb. (ab c. 100 m) u. unt. Bergst. (c. 550 m). — Holarc.; bor. — Deut. meist selten. — S W -D t.: Ju : Talmühle b. Engen/Baar c.spg.; Kalk, c. 550 m (ScHT 27). — nR h : Ka: Schloßgartenmauer in Karlsruhe (A. BRAUN & SEUBERT: WB 94 usw.) u. Ma: Mauern d. Schwetzinger Schloßg., soc. B. pallescens, c. 100 m (BUCHL. 53; unbe- stät.). —

B. atrovirens BRID. agg. (=B. erythrocarpum SCHWAEGR. non BRID.): 506.-511. Folgende F.O.-Angaben lassen sich vorläufig nicht den bei CAUNDWELL, A. C. & NY- HOLM, E. (Trans. Brit. Bryol. Soc., 4, 4 (1964) unterschiedenen Arten zuordnen (wahr- scheinlich beziehen sich die meisten Angaben auf B. rubens!). N e : Tü: „Spitzberg" (HG 73, CORR. 99), Schloßberg b. Tü. (FIG 73) u. Kreßbach (CoRR. 99). — S F W : Elw: Fronrot (KEMMLER: HG 73). — D o : Bc: Ummendorf c.spg. (EG 16), Unterried (B 59) u. Ehi: Berg (B 59). — s H ü : Fr: Zarten u. Freiburg (A. BR: Hz 04), Kirchzarten (SICEB: Hz 04) u. Ober- schaffhausen/Kaiserstuhl (Gon 82). — nHülnSchw: Bad: b. B.Baden am Weg zum Alten Schloß (A. BR: S 60 usw.). — s R h : Fr: b. d. Schießständen u. d. Lehener Ziege- lei c.spg. (ScHT 28). — nR h : Ka: Karlsruhe (S 60 usw.) u. Bodensee b. Neureut-Eggen-- stein (KNEU 21) u. Ma: b. Ma-Rheinau u. Hd: Rohrhof (Bucm.: 53). —

506. B. rubens MITT. (= B. atrov. subsp. r. [MITT.] Dix.). Pioniermoos nährstoffreicher, lehmiger o. lehm.-sand., grundfeuchter, lichter bis halb- schatt. St.O., auf Ackern, Wegen, an Böschungen usw., ausnahmsweise auch auf (nähr- stoffr.) Humus. — ÖZW: T 4; L 4-5; W 3; R 3-4. — Lf/Wf: wie vor. — Eb. (ab c. 100 m) bis unt. Bergst. (r bis 850 m: Jura!). — Euras.; submed. curyoc. — Selten c.spg., aber gegen den Herbst meist mit Brutknollen. — Ruderalmoos (wie folg., außer 508.!). — In tieferen Lagen wohl allgemein verbreitet. — N e : Tü: Schönbuch: Goldersbacht. b. Bebenhausen!, „Unt. Wald" b. Nebringen, 490 m u. Tailfinger Mark!!. — J u : (r) Neu: Rötenbach-Löffingen, 830 m!. (a) Ds: ob. Aselfingen, 750 m!. (d) Tut: Irrendorfer Hardt, 850 m (FK 66). (c) Sig: Hausen i. T. u. Tiergarten-Gutenstein (FK 66). — B o : Rv: „Wolfsberg" b. Weingarten (BICKER, dt. D!). — n H ü : (kr) Ka: nw Nöttingen!! u. b. Ettlingen (S 60 usw.; hb. BAUSCH: HEM!, lg. 1859). Br: Michelsberg b. U.grombach!!. Hd: b. Maischbach! u. (Vb): b. Kl. Neuburg b. — 300 —

Ziegelhausen u. mehrf. b. Dossenheim an d. Bergstr.!. — n R h : Ach: Appenweier!. Ka: Oberreut-Bulach! u. Ma: zw. Ketsch u. Brühl, c. 100 m!. — 0 : Hd: 5x (D 70). Ebb: b. Höllgrund u. auf d. Katzenbuckel, 540 m!!. Mos: Seebach- grund b. Fahrenbach c.spg. auf Wiesenweg (so; 370 m)!!. —

507. B. micro-erythrocarpum C. MÜLL. & KINDB. Wohl an ähnlichen St.O. wie vor., soc. 506. oder Mniobryum delicatulum. SW-Dt.: bisher nur J u : (d) Tut: Irrendorfer Hardt, auf lehm. Boden, L/wj, 850 m (FK 66). u. n H ü : (Vb) Hp: Acker oberh. d. Str. Hemsbach-Laudenbach (L; 150 m)!!.— Deut. noch N.R.Westfalen, Schleswig-Holst. u. Brandenburg. —

508. B. radiculosum BRID. B. murorum [ScHnvir.] BERK. = B. murale Vor allem auf Kalkerde oder kalkhaltigem Substrat auf Mauern, insbes. in Weinber- gen. Bisher nur in den wärmsten Lagen des Rhein- u. Neckartales. — ÖZW: T 5; L 4-5; W 4; R (3—) 5. — Lf: BCcaec(pulv.) — Wf: Aca(Ap). — Eh. u. Hügelst. (c. 200 bis 400 m). — Eur.n.am.; submed.euryoc. — Im Gebiet bisher fast nur ster., aber meist mit Brutknöllchen. — Im übrigen Deut. nur noch im Rheintal s.l. (bis Eifel) und bei Erfurt/ Thür. — S W -D t.: N e : Hn: Weinberge am Gundelsheimer Schloß/Neckart. auf Kalkerde, soc. Didymodon cordatus!!. — sH ü : Fr: sonn. Mauer b. Sölden im Hexental (Hz 04), Sandstr. b. Fr-Herdern u. Steinmauer am Lehener Bergli (Scwr 28). Mauern im Kaiserstuhl b. Oberschaffhausen, r c.spg. (Gott 82, SICKE: WB 94 usw.). — sR h : b. Umkirch u. Breisach (ScHT 28). —

509. B. klinggraeffii SCHIMP. Pioniermoos feuchter, nährstoffreicher, sandiger bis lehmiger, offener St.O., wie auch auf Uferschlamm. — ÖZW: T 1-2; L 4-5; W 2-3; R 3-4. — Lf: BCcaec. — Wf: Aca. — Eb. (ab c. 100 m) bis unt. Bergst. (— c. 650 m). — Euras.; bor. — Übriges Deut. ziemlich selten, aber meist übersehen. — Im Gebiet nur steril, aber mit Brutknöllchen. — S W-D t.: J u : (c) Tut: b. „R. Maria Hilf" b. Fridingen, 650 m u. Sig: verlehmte Mauer unter Werenwag b. Langenbrunn, 600 m (FK 66). — D o : Wse: Teichschlamm zw. Wurzach u. Aichstetten (LüB 68!). — A v : Wg: sand. Weiherboden b. Eglofs (HR: HG 84). — nR h : Og: Ichenheim (WB: Hz 04). Ka: b. Daxlanden (dsg.). Ma: Rheinniederg. b. Brühl u. Talhaus, c. 100 m, b. Brühl auch auf d. Niederterr. (PH 71). Auf feucht. Sand- boden ..., selten (BucHt 53). Hd: Brühl-Rohrhof (PH 71). —

510. B. sauteri B.S.G. Pioniermoos offenerdiger, lichter, meist nur wechselfeuchter, nährstoff- bis kalkreicher St.O. auf Äckern, an Wegböschungen u. ä. Stellen. — ÖZW: T 4; L 4-5; W 3 (4); R 3-4. — Lf/Wf: wie vor. — Hügelst. bis unt. Bergst. (— c. 800 m; Alpen auch höher!). — Eur.w.as.; cf. euryoc. — Im Gebiet bisher nur steril, aber immer mit Brut- knöllchen. — Übriges Deut. selten, aber sicher oft übersehen (kein „Alpenmoos"!). — S W -D t.: N e : Tü: Ackerrd. n Wankheim am Rammen, soc. 511., 420 m!! u. Rt: Wegrd. im Merzenbacht. b. Mittelstadt, 320 m!!. Keuper! — Ju (a): Ds: Brachacker n Achdorf am Eichberg (wb/wj; c. 800 m)!!. — n H ü Ka: Kleeacker im Kraichgau wnw Nöttingen (mu; 250 m)!!. — 0 : Hd: Wegbs. am Hauskorb o Wilhelmsfeld (sm/su; c. 300 m)!!. —

511. B. violaceum CRUNDW. & NYHOLM Auf wechsel- bis dauerfeuchten Pionier-St.O. auf nährstoff- oder auch kalkreicher Unterlage. Moos lehmiger Böden vor allem auf Äckern und an Wegrändern. — ÖZW: T 3; L 4 - 5; W 3; R (2) - 4. — Lf/Wf: wie vor. — Eh. bis Hügelst. (c. 95-420 m). — — 301 —

Holarc. (+ Patag.); g.euryoc. — Im Gebiet nur ster., aber meist mit Brutknöllchen. — Übriges Deut. bisher meist selten, aber sicher fast immer übersehen. — S W -D t.: N e Tü: Ackerrd. n Wankheim (km; 420 m), dt. FK!!. — n Hü : (kr) Vai: Markg. Stumpental b. Serres, Kalk (lg. UHLARZ, dt. D!). — (Vb) Hd: Brachacker n Dossenheim, soc. 506. (P-Schutt, 210 m). — n R h : Ma: beim Rhein- kanal b. Ketsch (al; 95 m)!!. — 0 : Hd: soc. 510. bei Wilhelmsfeld!!. —

512. B. alpinem HUDS. ex WITH. subsp. alpinem (= B. alpinem s.str.). Moos lichter bis sonniger, feuchter bis nasser Grundgebirgs- und Lavafelsen, außerhalb des Gebietes auch auf feuchtem Sand. — ÖZW: T 2-3; L 4-5; W 2 (3); R 2. — Lf: BCcaec(pulv). — Wf: Aca(Ap). — Hügelst. (ab c. 160 m bzw. 110 m?) bis subalp. St. (bis über 1300 m). — ± holarc.(afr.); submed.euryoc.mt. — Selten c.spg. — Vogesen. — S W -D t.: Schw: zv im Grundgeb. sSchw: Wt: Hauensteiner Murgt., 380 m (L1 09). Säk: Wehrat. u. Wiesent. Stbl: 5x, so b. Horbach!! u. b. Stbl. c.spg. (PH 56). Mül: F. am Nonnmattweiher (Hz 00). Neu: 2x, b. Höllsteig c.spg. (b. Hz 04). Fr: zv, auch c.spg. Von nahe Freiburg bis zum Belchen (Hz 04). Wol: 3x. — nSchw : Wol: 2x. Fds: 4x, so ob Oppenau, 350 m (Irene D!) u. c.spg. b. Reinerzau (WÄ 03). Ach: b. Ottenhöfen 2x! u. Laufert. b. Achern (b. Hz 04). Bad: b. Geroldsau c.spg. (A. BR 1820, b. Hz 04) st. KNEU: SCHT 27), b. Gaggenau (b. Hz 04) u. im Murg- u. Kinzigtal v (WÄ 03). — Bo: h g : Sin: an Phonolith-F. d. Hohentwiel, c. 600 m!!, auch fo. viridis (Hz 04). — n Hü (Vb) 0 : Hp: b. d. Apfelbachmühle b. Großsachsen, 160 m (D 70). ? HR h : Säk: auf Gneis im Rhein b. Laufenburg, r c.spg. (JAE 1865): bei Hz 04 nicht aufgeführt. Wegen der spg. wohl kaum B. gemmiparum! ? O : Hd: bei Heidelberg, cf. 110 m (K. SCHPR: S 60, aber nicht b. Hz 04). Vorkommen wahrscheinlich (vgl. F.O. sub nHü!).—

512a. B. alpinem var. mildeanum (JuR.) PODP. (= B. mildeanum [JuR.] Pooe.). An ähnlichen St.O. wie vor., aber möglicherweise nur eine Standortsform trockener St.O. — Im übrigen Deut. seltener. — Auch r c.spg. — S W -D t.: N e : Sha: auf Muschelkalk an d. Bühler b. Eschenau, r c.spg. (KEMMLER 1857, b. HG 73). Sehr abweichender F.O. fürs Gebiet; ob noch? sSchw: Bon: Uferf. an d. Wutach b. E.werk b. Stallegg!!. Fr: unterh. Hofsgrund am Schauinsland u. an d. Seewand (c. 1200 m) am Feldberg (Hz 04). — nSchw: Ach: Edelfrauengrab b. Ottenhöfen, 420 m (dt. FK)!!. — D o : Mm: c.spg. b. Bonlanden (FlÄcKLER: HR 87, dt. SANIo). — (n H ü (Vb): an der Hess. Bergstr. selten). —

513. B. alpinem subsp. gemmiparum (DE NOT.) KINDB. (= B. gern. DE NOT.) incl. var. rhenanum JANZEN et var. mediterraneum DE NOT.). Wassermoos lichter, zumindest zeitweilig überspülter Kalksteine und -felsen und mit kalkhaltigem Detritus bedeckter Grundgebirgsf. — ÖZW: T 5; L 4-5; W (1) 2; R 4 bis 5. — Lf: BA, BCcaec(pulv). — Wf: Aca(Ap). — Eb. u. Hügelst. (c. 190-320 m s.m.). — Euras.; submed.euryoc. — Spg. unbek. — Übriges Deut. nur noch in d. Nahe unt. Idar-Oberstein (FuTscnicr). — S W -D t.: HR!, : Wt: am Kadelburger Laufen im Rhein, 320 m (PH 60) u. Wutach- ufer b. Tiengen!. Säk: v. rhen. zw. Säckg. u. Wallbach (u. lk. Rh.ufer b. Stein) (Li 09). — s R h : Lö: v. rhen. b. Rheinweiler (JAN 06, dt. PODPERA); b. Rheinfelden (PH 60) u. v. rhen. b. Istein (Scwr 28, dt. PODPERA). Fr: zw. Breisach u. Rothaus, 190 m (PH 56b) u. v. rhen. b. Burkheim u. Breisach (Scwr 28, dt. PODPERA). - — 302 —

514. B. alpinum subsp. geheebii (C. MÜLL.) Pore. (= B. geh. C. MÜLL.). Ufermoos kalkhaltiger Gesteine an Rhein und Aare. — ÖZW: T 5; L 4-5; W 1-2; R 4-5. — Lf/Wf: wie vor. — Eb./Hügelst. (c. 270-350 m). — C.eur./end.; submed. suboc. — Spg. unbekannt, ? Vermehrung durch Bruchknospen. — Einz. deut. F.O.: S W - D t.: H R h : Lö: „Rheinhalde" b. Grenzach b. Basel an Nagel- fluhfelsen, 270 m (AMANN & STEIGER in AM 33: 106). In der benachbarten Schweiz: Rheinfall b. Schaffhausen (wj, 390 m) (WEBER: AM 18: 233) u. am Aareufer b. Brugg (GEHEEB 1861 u. 1885: AM 18: 233). — „Bodensee" (B 59). —

515. B. alpinum subsp. gerwigii (C. MÜLL.) PODP. (= B. g. [C. MÜLL.] LIMPR.; nach AMANN [18: 232] zur Untergattung Argyrobryum, d. h. Wasserform des Bryum argenteum). — Wie vor. — Eb. (ab c. 150 m) bis Hügelst. (c. 390 m). — C.eur./end.; submed.suboc. — Spg. unbekannt, Vermehrung durch Brutknospen. — Deut. nur hier. — S W - D t.: H R h : (Sch: an überfluteten wj-Felsen oberh. d. Rheinfalls b. Schaffhau- sen/Schweiz, c. 390 m [R. GERWIG 5. 2. u. 29. 3. 1865: AM 18; J 91: WB 94; b. Hz 04; CULMANN : AM 18] sowie b. Glattfelden [Eglisau] u. Kaiserstuhl [b. AM 18]). Säk: auf Nagelfluhbl. am Rheinufer zw. Säckg. u. Wallbach (L1 09). — s R h : Lö: an zeitweise überfluteten Kalkbl. am Rheinufer b. Rheinweiler (JAN 05; Hz 00, 04), dass. bei 250 m an ähnl. St.O. eine wohl hierher gehörige Form (lg. D. 14. 10. 63)!. — n R h : Og: Ichen- heim, c. 150 m, am Rheinufer (WB!: Hz 04). —

516. B. muehlenbeckii B.S.G. var. schmidtii PODP. (GAMS 57: B. alpinum-Verw.). Nach MOENKEMEYER (27) an nassen Stellen, Wasserläufen, auf F. u. stein. Erde, kalk- meidend. In höheren Lagen Europas, im Alpengebiet ..., Riesengeb., Mährischem Ge- senke, Tatra u. Kaukasus ... — ÖZW: T 1; L ? 4; W 2; R (? 1) 2. — Lf/Wf: wie vor. — Bergst. — Eur.w.as.n.am.(afr.); subarc.alp. — Einz. deut. F.O., nur ster. — S W - D t.: sSch w Fr: Bachf. (Grundgeb.!) im Münstertal am Belchen 1921, r U. (SCHT 28, dt. PODPERA 1. Cl.). —

517. B. cyclophyllum (ScHw AEGR.) B.S.G. In nassen Torfmooren, ausnahmsweise auch auf Teichschlamm, zwischen Sauergräsern und ähnlichem. — ÖZW: T 1; L 4; W 2; R 1. — Lf: BCcaec. — Wf: Aca. — Im Gebiet nur: unt. Bergst. (cc. 500-600 m). — ± holarc.; subarc. (Relikt). — Bei uns wohl nur steril, in jüngerer Zeit (nach 1887) nur noch einmal (Oberschwaben) nachgewiesen. — Vogesen. — SW-D t n S chw : Fds: j am Rand d. Moores b. Kloster Reichenbach (A. BRAUN: V. MA 62, b. HG 73: seither nicht wieder gefunden). Wdb: beim Wildbad (A. BR.: Hz 04). — A v : Wse: kl., tiefer Sumpf im Breitmoos b. Wolfegg, ster. (HR: HG 84). — D o : Wse: am Rand d. Wurzacher Riedes gen Wengen neben Moorgr. u. in einem Sumpfe, meist vereinzelt sowie im Füramooser Ried 2x in tiefen Sümpfen, ster. in schönen Räs- chen, z. T. soc. Scapania irrigua (HR 87). Lehm.-sand. Schlammboden d. Waldweihers zw. Wurzach u. Aichstetten (Lib 68, t. FK). —

518. B. weigelii SPRENGEL (= B. duvalii VOLT). Moos kalkfreier, aber wahrscheinlich nährstoffhaltiger Sumpfwiesen und Torfmoore, selten auch auf nassem Mineralboden. — ÖZW: T 1; L 4-5; W (1) 2; R 1-2. — Lf: BCcaec(c). — Wf: Ace(c). — (Eb.: nRh/Hs., c. 90 m) Hügelst. bis ob Bergst. (ab cc. 200 bis über 1100 m); Bay.: — 1690 m). — Holarc.; bor.mt. — Im Gebiet nur ster., stark im Rückgang. — Hochvogesen (12-1300 m). — SW- D t.: (Ir) Vl: Sümpfe im Schwenninger Moos (SCHLENKER 08). — sSc hw : Säk: Todtmoosau im Wehratal (KM: Hz 04). Fr: Schauinsland, Hofsgrund, - 303 -

Kandel, Belchen u. Herzogenhorn (b. Hz 04); Feldberggeb.: St. Wilhelmer Tal, Feldsee- ufer, 1110 mi u. Toter Mann (b. Hz 04). - nSchw: Fds: st. b. Besenfeld im Schorrental auf überries. Boden (HG 71: 73) u. b. Loßburg unweit d. Kinzigquelle (WÄ 03). - J u (e): Wsg: Schopflocher Torfgrube (Tf/Bas., c. 750 m) (B 59; WALLACE, lg. 66!). - D o : Sig: Engelswies b. Meßkirch (GERwm: WB 94 usw., jetzt wohl t). - (Im benachbarten Hessen: nH ü : Da: Bessunger Teich u. n R h : Pfungstadt [R26]). - 0 : Hd: Glashüttental b. Heidelberg (ARNOLD: S 60 usw.) (u. an d. hess. Grenze: Beerf: Strobersklingen b. Unterabtsteinach [Gr/Tf; c. 400 m: FUTSCHIG!]). -

519. B. neodamense ITZIGS. ( = B. pseudotriquetrum subsp. neod. [Frz.] Am.; incl. B. ovatum LINDB. & ARN. [fehlt SW!]). In kalkhaltigen, nährstoffreichen Flachmooren („rieh fenn") sowie dsg. in nassen Sand- ausstichen u. ä., z. B. soc. Meesia triquetra u. Scorpidium scorpioides. - ÖZW: T 1; L 4-5; W 2; R 4 (5). - Lf/Wf: wie vor. - Eb. (ab c. 150 m) bis unt. Bergst. (c. 690 m); Bay.: -780 m, var. ovatum [ JUR.] LINDB. : - 1600 m). - ± holarc.; bor. - Im Gebiet wohl nur ster., sehr stark im Rückgang, im übrigen Deut. (außer Bay.) meist schon t. - Elsaß. - S W-D t.: Ju (c): ?t: Sig: Moor b. Hanfertal (Mü 97) u. (f) Ehi: am Schmiecher See mehrf. (HR 87; wohl t: EG 16). - D o : Bc: Ummendorfer Ried (EG 16). Wse: Wurzacher Ried (B 49). - A v : Ltk: Immenried, cc. 690 m (B 49). Wse: Schwaigfurtweiher (B 49). Wg: Eglofs (HR 83: 87), Hengelesweiher b. Großholzleute (HR 87), Mittelsee b. Primisweiler (lg. B 43: Lüs 68), Kolbenseemoos (u. cf. auch Wg:) Elizer See u. Kreuzweiher (B 49). Alle jüngeren An- gaben (nach EG 16) von BERTSCH. S R h : ? Lö: b. Kleinkems (Hz 04) u. nR h : Og: b. Ichenheim, c. 150 m (WB u. Hz 04). -

520. B. pseudotriquetrum (HEDW.) SCHWAEGR. subsp. pseud. (= B. ventricosum DICKS.; ? incl. B. submersum LimPR.). Moos nährstoff- bis kalkreicher Sumpfwiesen, Quellmoore, Naßwiesen, nasser Weg- ränder und überrieselter Felsen und Kalktuffbildungen (hier auch Kalktuffbildner!). - ÖZW: T 1-2; L 3-5; W 2; R 3-4. - Lf: BCcaee. - Wf: Ace. - Eb. (ab c. 100 m) bis ob. Bergst., seltener subalp. St. (-1350 m). - Holarc.(s.am.); gern. - Nicht selten c.spg. - Im Rückgang. - S W - D t.: (Ir) Vl: Schwenninger Moos (MAASS 52/53). - N e : z. Rw: auch c.spg. (EG 16). Tü: am Kochhartgrund b. Tailfingen (m; c. 350 m) u. im Schönbuch im Golders- bacht. b. Bebenhausen, soc. Cratoneuron commutatum (km4)!!. Bb: Sindelfingen (b. HG 73) u. S: Stuttgart (B 59). Mgh: St. Wendel b. Dörzbach, Kalkt. (HR: HG 84) u. Sha: 3x, wohl Kalkg. (b. HG 73). „Im Bauland" (Hz 04). - SF W : Gd: Welzheimer W. b. Schadberg (km4; RoDi 60a) u. Elw: Stauweiher b. Rechenberg (km4)!!. - „In Baden sehr hfg." (Hz 04). „Bis auf die höchsten Schwarzwaldberge" (WB 94). sSch vv : z: Stbl: Schlageten/Albt. u. Säk: Hauensteiner Murgt. (Lt 09). Fr: vielf., so noch am Feldberg: Felsenweg b. 1350 m in Quellfi.!!. Neu: z. B. im Bärental (PH 56b). Wol: c.spg. im Berneckt. b. Schramberg (WÄ 03). - nSchw : wohl zv, meist im Grund- geb.: Wol: 3x (WÄ 03). Fds: 4x, am Ruhstein c.spg. (W.Ä. 03). Wdb: Wegrd. am Hohloh- see, 960 m!!. Bad: Loffenau u. Cw: Neubulach (WÄ. 03). - J u : z. (r) Bon: b. Göschweiler, auch c.spg.!!. Ds: ob. Gauchachschl. (PH 65). Tut: (a) 3x, so b. Durchhausen, 850 m u. c.spg. b. Balgheim!!; (d): „Bäratal" ob. Fridingen (Wmm./D!). (c) Sig: Moor b. Sigmaringen (Mü 97). (b) Bl: Plettenberg (b. HG 84) u. c.spg. Rt: Gütersteiner Wasserfall!!. Wsg: Wiesenstein (b. HG 84). (f) Ehi: c. 6x (EG 16) u. Aa: b. Essingen (B 59). - IV: „Häufig" (HG 73). - B 59: 35x. - D o : Ulm (HG 73). Ehi: h, 4x c.spg. (EG 16). Rdl: Datthausen c.spg. (EG 16). Slg: c. 4x (PAUL 22), so b. Oggelshausen!. Bc: h, oft c.spg. (EG 16). Wse: Wurzacher R. c.spg., dsg. Ltk: Stadtweiher in Leutkirch (HoL - 304 -

98). - A v : Wse: Brunnenholzried (B 25) u. Breitmoos!!. Wg: Torfmoore h, auch am Schwarzgrat (HG 73)!. - B o : Üb: überlingen (WB 91: Cr. B. 757). Kn: sub B. sub- mersum (soc. Pachyfissidens) am Grund d. Bodensees (LEINER: Hz 04), Wollmatinger- ried u. Hegne sowie Sin: Wangen u. Hemmenhofen (BAUM. 11). - H R h („In Baden sehr hfg." (Hz 04). Sin: Büsingen (WB 91: Cr. B. 757). Säk: zw. Säckg. u. Wallbach am Rh. = fo. inundata PODP. (LI 09). - s R h : Lö-Mül: var. duva- lioides ITZIGs. auf Schlammb. am Rh. zw. Rheinweiler u. Bellingen (Hz 04). Fr: b. Got- tenheim (Hz 98) u. Oberhausen!!. - n R h : Br: im Hochstettener Moor, c. 101 m (D 70b). - s Hü : Fr: feuchte Wi. am Schönberg (Hz 98). - n Hü : (kr) Vai: Mühl- acker (B 59). - 0 : sz. Hd: Heiligkreuzsteinach (R 26,!!), b. Wilhelmsfeld u. an Bachbeton d. Loch- mühle b. Schönau!!. Ebb: dsg. am Matzenberg b. Lindach, c.spg.!!. 0 / N e Wth: Main- tal b. Wertheim (STOLZ: evt. in Bayern. -

521. B. pseudotriquetrum subsp. bimum (BRID.) HARTM. (= B. bim. [BRID.] TURN.). An ähnlichen St.O. wie vor., aber wohl nicht auf Wegen und vielleicht weniger an Kalk gebunden. - ÖZW: T 1-2; L 4-5; W 2; R (2) 3-4. - Lf/Wf: wie vor. - Eb. (ab c. 95 m) bis subalp. St. (- 1390 m). - ± holarc. (s.am., Neuseeld.); gem. - Seltener c.spg. - Im Rückgang. - Sippenwert? - S W - D t.: (Ir) VI: Schwenninger Moos (SCHLENKER 08). - N e : Rw: c.spg. b. Rott- weil (HG 73, EG 16) u. st. b. Talhausen (EG 16). TO: Sümpfe am Schloßberg b. Tübg. S: Stuttgart (b. HG 73). [Sha: Wiesengr. b. Obersontheim (KEMMLER: v. MA 62, b. HG 73) sub vor.!]. - S FW : Elw: „Hammerschmiedweiher" b. Adehnannsfelden, 430 m!!. - sSc h w : Fr: „Renke" b. St. Peter (b. Hz 04) u. am Feldberg: Seebuck, 1240 m u. Baldenweger Buck, 1390 m (OB 56, dt. PH). - nSchw : Ach: Gottschlägtal ob Otten- höfen (Tf/QP; 600 m)!!. - J u : (a) Tut: „Pottaschenbrunnen" b. Bachzimmern (wb; 750 m)!!. (c) Sig: Sigmarin- ger Moor (MB 97). (c) Hch: in d. „Bärenhöhle" b. Erpfingen, 800 m (DoB 66). (f) Ehi: auf Kalktuff b. d. „Laufenmühle" b. Ehingen (EG 16). - IV: zv. D o : (Ulm: Ulmer Ried/Bay. [HG 73]). Ehi: Rottenacker c.spg. u. Bc: 3x, so c.spg. Ummendorf (EG 16). Mm: Bonlanden (B 59) u. im Rottal (b. HG 73). Wse: Wurz- acher Ried (b. HG 73) u. Ltk: Brunnentobel b. Zeil, 760 m (Hol, 98). - A v : Wse: b. Wolfegg (b. HG 73) u. Wg: auf d. Schwarzgrat (HR 87). Rv: „Schreckensee" b. Alts- hausen!!. - B o : Pfu: Ilmensee (b. Hz 04) u. Pfrunger Ried (GöRs 59, dt. MAASS). Ob: 4x (b. Hz 04) u. Kn: Wollmatinger Ried (LEINER: Hz 04; Cr. B. 735). - n H ü : Vai: Mühla&er/Kraichgau (B 49/59). - n R h : Ka: b. Karlsruhe, var. cuspi- datum (A. BR: S 60; WB 91: Cr. B. 756), Neureut (S. & BAUSCH: S 60 usw.). Br: Wag- häusel (b. Hz 04). Ma: Ketsch u. Hd: Brühl-Rohrhof (BUCHL. 53). - 0 : Hd: Restbachtal b. Altenbach! u. Wth: Wertheim (b. Hz 04) u. b. Grünau (WIBEL 1799). -

522. B. turbinaturrz (HEDW.) TURNER Moos lichter, feuchter bis nasser St.O. in Sumpfwiesen, an sandigen bis torfigen Stellen auf nährstoff- bis kalkreichem Untergrund. - ÖZW: T 1-2; L (3) 4; W 2 (3); R (2) 3 (4). - Lf: BCcaec(e). - Wf: Aca(e). - Eb. c.110 m) bis unt. Bergst. (- c. 6-700 m). - ± holarc.(s.am.); gem. - Selten c.spg. - S W - D t.: ?N e : (unbestätigt): Sha: \Vinzenweiler (KEMMLER: v. MA 62) u. Mgh: zw. Holzbronn u. Merg. an Muschelkalk (FUCHS: v. MA 62). - s Schw : Bon: unter d. Staumauer d. Wutach b. Stallegg (PH 65,!!). Neu: Neustadt (Hz 04). - nSchw : Wdb: Gompelscheuer (E. GÄRTNER: V. MA 62; unbestät.). - J u (r): Bon: Wutachschl. b. d. Wutachmühle (Hz 04). - D o : Bc: unt. Eberhardszell (HR 87) u. c.spg. b. Ummendorf (EG 16). Wse: b. Diet- manns am Röthelenberg (HR 87). Slg: am Moosburger Weg u. b. Oggelshausen (PAUL 22). - A v : Wg: Eglofs (HR: HG 84) u. vor Eisenbach am Schwarzgrat (HR 87). - - 305 -

B o : Kn: Konstanz u. Ob: Oberlingen (Hz 04; Cr. B. 758). - HR h : Säk: zw. Säckg. u. Wallbach (Li 09). - nR h : Ka: Torffeld Neureut (S 60: S & BAUSCH; b. Hz 04; jetzt sicher t). -

523. B. schleicheri SCHWAEGR. (= B. turbinatum var. gracilescens A. BR. & var. lati- folium A. BR.). Quellmoormoos sonniger, kalkfreier St.O. sowie an Bachrändern im Gebirge. - oZW: T 1; L 4-5; W 2; R 2. - Lf: BCcaee. - Wf: Ace. - (? Eb.: c. 110 m) Unt. Bergst. (ab c. 700 m) bis subalp. St. (- c. 1400 m). - Keine Angaben zu c.spg. - Im Gebiet wahrscheinlich fast nur var. lat. - Vogesen. - S W -D t.: sSchw : Stbl: Todtmoos gen Präg (PH 56). Mül: Sirnitz b. Beleben (PH 56) u. Ds: Donaueschingen/Baar (WB: Hz 04). Fr: Schauinsland u. Herzogenhorn mehrf. (Hz 04, PH 56). Feldberggebiet vielf. bis unter den Gipfel, c. 1400 m (Hz 04, 39; PH 56;!!). - A v : Wg: „Kolbenmoos" b. Wangen (B 59; B 49:?; unbestät.) sowie im Eisenbachtal an d. Adelegg, c. 820-920 m (KLEMENT: LÜR 68!). - n R h : Ka: Neureut (A. BR. & S: WB 94, b. Hz 04: sub v. grac.; jetzt sicher t). -

524. B. pallens Sw. (= incl. fo. nematomorphum PODP. B. fallax MILDE non JuR1, non = B. submersum LIMPR. [S. 521.!]). - Auf feuchtem, nährstoff- bis kalkreichem Substrat, so auf Sand, Torfboden, an Kalk- felsen (bes. Dolomit, Kalktuff u. Molasse), Mauern und kalkhaltigem o. basischem and. Gestein. - ÖZW: T 1; L 3-4; W (2) 3; R 3-5. - Lf: BCcaec. - Wf: Aca. - Eb. (ab c. 100 m) bis ob. Bergst. (bis über 850 m). - Holarc.(s.am.); bor.mt. - öfter c.spg. - Bayr. Alpen bis 2483 m. - Steril z. T. mit 521. verwechselt. - S W - D t.: N e (aa): Wol: zw. Burgberg u. Fischbach, 700 m!!. Rw: Herrenzimmern u. b. Bösingen (EG 16). Tü: Wolfsschl. b. Niedernau (HH 84). Im Keuper: Bb: Torfmoor b. Sindelfingen (MoHL: v. MA 62; zweifelh.!). S: Stuttgart (B 59) u. Untertürkheim (HG 73). Hn: c.spg. b. Weinsberg (HG 73) u. Saline Wimpfen (R 26). - sSchw : Stbl: b. „Tannhäuser" b. Stbl. auf Porphyr (JAN 06) [u. Neu: c.spg. an d. Str. zw. Titisee u. Falkau (Hz 00) = zu 527.]. - nSch w : Fds: 4x, so c.spg. b. Besen- feld (HG 73) u. Schönmünzach (I- Na. 03). Bad: im Murgtal (WB 94, b. Hz 04) u. Cw: Neuhulach (WA 95). - J u : zv (c) Tut: 2x, so ob. Bärenthal c.spg.!!. (e) Sig: b. Trochtelfingen c.spg., 705 m!!. Ebi: Unterdigisheim u. b. Hossingen (HG 73, 84). Rt: Uracher Wasserfall, 450 m (SCHIMP.: v. MA 62,!!) u. U. Festungsberg (SGHINR: v. MA 62). Wsg: 3x, so b. Donnstet- ten, 800 m (WALLACE!) u. c.spg. Unterdrackenstein (HG 73). Vielf. in Mün, Ehi u. Ulm (s. EG 16). Ehi: Allmendinger Ried (EG 16). (f) Aa: c.spg. Wental b. St. Bartholomä (WALLACE!) u. Ner: b. Neresheim (b. HG 73). - D o SIg: Moosburger Weg im Federseegeb. (PAUL 22). - A v : auf Molasse: Wse: 3x, auch c.spg. (b. HG 73, HR 87). Wg: (Riedholzer Wasserfall [B 49,!!]), c.spg. Eisen- bacher Tobel (HG 73) u. b. Eisenharz (b. HG 84). Rv: Vogt, gen Rötenbach (b. HG 84). - B o : Kn: b. Konstanz u. Ob: Salem u. b. Hödingen (b. WB 94). - n H ü : (kr) Br: Untergrombach (b. Hz 04), dass. am Kaiserberg auf Löß (b. SCHT 28). - n R h : Ma: auf feucht., anmoor. Sandb. u. altem Gemäuer im ganzen Gebiet. (BucHL. 53; unbestätigt!). - 0 : Hd: Heidelberg (5 60 usw.). (Hess. 0 mehrf. [R 26]). -

525. B. intermedium (LUDW.) BLANDOW. Moos lichter, feuchter, offenerdiger, nährstoff- bis kalkhaltiger St.O. auf Sand, Lehm und Schlamm sowie an Mauern u. auf Wegen. - OZW: T 1; L (3) 4-5; W 2-3; R 3 (4). - Lf/Wf: wie vor. - Eb. (cc. 200 m), Hügelst. bis unt. Bergst. (- c. 630 m). - Eurosib.n.am. (Austr., Neuseeld.); bor. - Wohl meist c.spg. - Bayr. Alpen bis 2050 m. - Sicher meist übersehen. - — 306 —

S W - D t.: nSchw : Fds: Mauern d. R. Allerheiligen, cc. 600 m (BuRcH. 90). — A v : Wse: r aber c.spg. an Torfwand im Breitmoos b. Wolfegg, c. 630 m (t. FK)!!. — B o : Ob: b. Oberlingen (J: S 60 usw.) u. Kn: b. Konstanz (LEINER: S 60 usw.; Cr. B. 82). — sHü/ sRh : Fr: bei Freiburg (Srdto: S 60 usw.). — 0 : Hd: c.spg. auf lichtem, nass. Waldweg im ob. Mühltal b. Dossenheim (P/su; c. 300 m)!!. —

526. B. cirrhatum HOPPE & HORNSCH. An ähnlichen St.O. wie vor. — ÖZW: T 2 (3); L (2) 3-4 (5); W (2) 3 (4); R 3-4. — Lf/Wf: wie vor. — (Eb.: nach Hz 04, aber ohne F.0.!) Hügelst. bis ob. Bergst. (c. 890m u. höher!). — ± holarc. (+ s.hemisph.); g.eurymed. — Öfter c.spg. — Bayr. Alpen bis 2535 m. — Sicher oft übersehen. — S W-D t.: Ne : Rw: c.spg. „Kapfberg" b. Horgen (mm; 660 m)!!. Tü: „Spitzberg" r (WILM. 66) u. Rt: Mauer in Betzingen (STEuDEL: HG 73). — sSchw : Fr: Feldberg (Stdto.: WB 94, b. Hz 04). — J u : (c) Tut: c.spg. in Höhlen b. Kolbingen u. Fridingen (Dos 66). (e) Ebi: b. Ebingen (HG 73) u. „Hüttenkirchle" b. Bitz, 890 m (Dos 66). Mün: „Bettelmannshöhle" b. Bichis- hausen (DoB 66) u. (f) Ner: Neresheim (PFEILST: HG 73). — D o : Wse: Haidgau u. Dietmanns (B 49/59). Ltk: Riedwiesen b. „Mühlbach" b. Gospoldshofen (BRIELM.: LÜB 68, t. FK). — A v : Wse: Rötenbach (B 49/59). — B o : Rv: Weingarten u. Tt: Tettnang (B 49/59). H g Sin: Mauern auf d. Hohentwiel (D 70b) u. c.spg. im Binninger See, 490 rn!!. —

527. B. pallescens SCHWAEGR. (= [nach SYED 73, s. S. 29] B. obconicum HORNSCH. = B. capillare var. cenomanicum PODP. = B. c. subsp. obc. [H.] Moos feuchter Felsen, Mauern und steiniger, nährstoff- bis kalkreicher St.O. — ÖZW: T 1; L 3-4; W 3; R (? 2) 3-4. — Lf: BCcaec(e). — Wf: Aca(e). — Eb. (ab c. 100 m) bis ob. Bergst. (— c. 1200 m; bayr. Alpen bis 2480 m). — ± holarc.(z.afr.,Neuseeld.); bor.mt. — Wohl meist c.spg. — S W- D t.: sSchw : Wt: Schlüchtal u. c.spg. (Hz 04) u. Neu: c.spg. an d. Str. Fal- kau—Titisee (Hz 00, 04). Fr: Höllent. u. Oberriedert. (Hz 04) sowie Feldberg: c.spg. an d. Seewand (Gn; c. 1200 m, t. FK)!!. — nSchw: Fds: Murgt. b. Schönmünzach, Gr (HG 73); im Kinzig- u. Murgt. v u. überall c.spg. (Vii 03). Bad: B.Baden, an M. (SCHMIDLE 93), Lichtental u. Gertelbach (b. Hz 04). — J u : (c) Tut: Fridingen, auf schatt. Kalkschotter (FK 66), Tut/Sig: Donaut. (b. Hz 04) u. Sig: Wildenstein (Mü 97) u. Antonst. b. Sigm. (Mü 97). — D o : Mm: Rot u. Buch b. Hauerz (DUCKE: HG 73). - B o : Konstanz (LEINER: S 60 usw.). — sRh /sHü : Fr: Freiburg (SICKE: WB 94, b. Hz 04), dass. in d. Lorettostr. (GEH: Hz 04 et JAN 05: sub B. obcon.). — s H ü : Fr: Schloßberg in Fr. (JAN 05, sub B. obcon.). — n R h : Ka: Karlsruhe (S 60, b. Hz 04), an Mauern in Ka. (A. BR: S 60 usw.: sub B. obcon.). Ma: an Mauern d. Schwetzinger Schloßg., c. 100 m (BucHr... 53). —

528. B. caespiticium HEDW. Typisches Ruderalmoos, immer auf nährstoffreicherem Boden, auch auf Kalk. Beson- ders an Mauern, Wegrändern sowie an Felsen, auf Dächern usw. — ÖZW: T 1-2 (? 0); L 3-5; W (3) 4; R 3-4 (5). — Lf: BCcaec. — Wf: Aca. — Eb. (ab c. 95 m) bis Bergst. u. subalp. St. (— c. 1350 m). — Cosm.; gern. — Öfter c.spg. — Wegen der angeblichen Häufigkeit fehlen meist genauere Angaben. S W -D t.: GENTH (1836): v. Dsg. HEGELMAIER (73): 1—IV. WB 94: Häufigste Bryum- Art. HERZOG (04): g. — N e : sicher v—g. So: Rw!, Tü!, S u. Mgh. — S F W : wohl weniger h. Elw. — sSchw: ? r. Bon: Wutachschl. b. Stallegg (PH 65) u. Fr: Feldberg, am Felsenweg, - 307 -

cc. 1350 m (JAN 05). - nSchw : z. Wol: Alpirsbach. Fds: Wildsee. Wdb: Wildbad. Baden-B. Cw: Teinach. - J u : sicher v. Rt u. Gsl. - IV: wohl meist v. D o Mm u. B o : Ob; Kn: Konstanz (Cr. B. 387). - V: wohl v-g. HR h: Wt. - s H ü : Lö! u. Fr. - n H ü : Vai u. Ka: Durlach (Cr. B. 387). (b): Hd!. - s R h : sicher v-g. -nRh: Mau.Hd.- 0 : wohl z. Hd!, Hp: Großsachsen !. Ebb: Lindach u. U.höllgrund!!. Wth: Wertheim (W1BE.L. 1799). -

528a. B. caespiticium var. imbricatum B.S.G. B. kunzei HORNSCH. = B. caesp. var. kunzei [HORNSCH.] WARNST. = B. c. subsp. k. [H.] Nach MOENKEMEYER (27) Moos an Mauern und trockenen Felsen. Im Gebiet nur an Gestein des Rheinufers (Kalk). - ÖZW: T 2; L 4-5; W 4 (5); R 3-4. - Lf/Wf: wie vor. - Ebene (c. 220-50 m). - Euras.; bor. - Im Gebiet nur steril. - Im übrigen Deut. selten. In Bayern bis 2556 m. - Meist übersehen. - S W -D t.: sR h : Lö: Rheinufer b. Istein u. Fr: dsg. b. Burkheim (ScHT 28). -

529. B. badium (Bam.) ScHimr. B. caesp. subsp. badium LINDE.). Moos an schlammigen Ufern, feuchten, erdigen Böschungen, nassen Wegen, aber auch auf erdigen Felsen; nährstoff- u. kalkliebend. - ÖZW: T ? 2; L 4-5; W 2; R (3) 4-5. - Lf/Wf: wie vor. - Eb. (ab c. 150 m) bis unt. Bergst. (- c. 600 m). - Euras.; gem. - Ofter c.spg. - Nach NYHOLM nur dunkler gefärbte Sonnenform von B. caespiticium. - SW -D t.: Ju : (f) Ehi: im Brielt. b. Briel auf erdbedeckten Kalkf. c.spg. (EG 16) u. c.spg. an wj-F. b. Schmiechen, 560 m (EG 26). - D o : Ulm: auf Kiesboden an d. Iller (PFEILST: HG 73). Bc: Moosweiher b. M. Biberach c.spg. (EG 16). - A v : Wg: b. Eglofs auf Sand an d. Argen (HR 87). - B o : Tt: Boden- seeufer zw. Fischbach u. Friedrichshafen (Ha: HG 84). Kn: Konstanz (J: Hz 04) u. im Wollmatinger Ried (BAUM. 11).- n R h : Og: Ichenheim, cc. 150 m (WB 94, b. Hz 04). Ka: Daxlanden (dsg.). Ma: um Ketsch u. Hd: bei Brühl-Rohrhof (BucHL. 53; unbestät.). - (nur hess. 0). -

530. B. funkii SCHWAEGR. (? incl. B. bicolor DicRs. fo. gracilentum TAYL. = B. grac. TAYL. ap. C. MÜLL.: s. u.). Kalkstetes Moos sonniger Trockenrasen, evt. an lichten Wegrändern auch ruderal. - ÖZW: T 3-4; L 4-5; W (3) 4-5; R (3) 4-5. - Lf/Wf: wie vor. - Eb. (ab 95 m) bis unt. Bergst. (- 700 m). - ± euras.; eurymed. - Selten c.spg. - S W - D t.: N e : (aa) Wol: zw. Burgberg u. Fischbach, 700 m (D 70b). Rw: c.spg. b. Bühlingen (EG 16). Tü: [Nellingsheim (D 70b), rev. = 533.], 2x b. Reusten (D 70b) u. b. Bondorf!! u. Kün: b. Dörzbach an d. Wendelkapelle (HR 87). (a) Tü: am „Hirschlän- der" im Schönbuch b. Dettenhausen (km, 440 m)!!. - sSchw: alle Angaben gehören zu Plagiobryum (vgl. auch PH 72). - nSchw: Wol: Waldwege b. Rötenbach u. zw. Schenkenzell u. Reinerzau (WÄ 03): diese Angaben ge- hören sicher nicht hierher, ehe zu 531.! J u : z, aber sicher oft übersehen. (r) Ds: Gipsf. zw. Wutachmühle u. Mundelfingen (PH 68). Tut: Bahnunterführg. zw. Hattingen u. Talmühle (ScHT 28). (a): Bärenthal (B 49/59), auf Kalktuffbr. (wb; 675 m)!! Sig (c): Mauer b. Langenbrunn unter Weren- wag, mit Brutkn. (FK 66). (b) Wsg: U.drackenstein b. Wiesensteig, c.spg. (HR: HG 84) u. (f) Ehi: 3x, so b. Laufenmühle c.spg. (EG 16). - D o : z. Bc: 6x, auch c.spg. (HR 87, EG 16). Wse: 4x, so b. Füramoos c.spg. (HR 87). - A v : Wse: Breitmoos b. Wolfegg, auf Kiesschotterweg (HR 87). Rv: b. Vogt auf Kalk- tuff u. Wg: Schaulings b. Eglofs (HR: HG 84). - B o : Ob: an Molassef. im Bruckfelder Tobel u. b. Goldbach (J: WB 94, b. Hz 04). - s H ü : Fr: Schönberg b. Fr. gen Uffenhausen in Steinbruch (Hz 04, t. PH 72). - n H ü : Br: Michelsberg b.U.grombach/Kraichgau (L,200 m)!!. - s R h : Lö: bei Rheinweiler auf — 308 —

Kalkst. am Rh. (Hz 00) bzw. (wohl ident.) Ivlül: zw. R. u. Bellingen am Rh.ufer (Hz 04). n R h : Bad: b. Oos auf sand. Boden (S 60 usw.). Ka: Bunker an d. Leimersheimer Fähre!! u. Ma: mit Brutkn. oberh. d. Hochwasserlinie am Rheinkanal b. Ketsch, fo. (D 70b). — Wahrscheinlich gehört zu dieser Art auch „B. bicolor fo. gracilentum" als Form feuch- ter, meist ruderaler St.O. Z. B. PODPERA, GRADSTEIN U. HEGEWALD sehen in ihr eine Form von B. bicolor, nach Verf. u. F. KOPPE gehört sie wegen ihrer breit eiförmigen, hohlen Blätter jedoch eher zu B. funkii. In SW-Dt. wurde sie nachgewiesen: n Hü (b) Hd: ehem. Weinberg b. KI. Neuburg b. Ziegelhausen (Gr; 200 m)!! und ist sicher weit verbreitet. —

531. B. bicolor DICKS. B. atropurpureum auct. non WÄHLEND. = B. erythrocarpum BRID. 11011 SCHWAEGR.). Nährstoff- und kalkliebendes Moos lichter, feuchter St.O. So besonders an ruderalen Stellen, wie als Pioniermoos. An Wegen, auf Mauern usw. — ÖZW: T (3) 4; L 4-5; W (2) 3-4; R 3-4. — Lf/Wf: wie vor. — Eb. (ab c. 100 m) bis ob. Bergst. (— c. 1000 m; Bay. nur bis 500 m). — ± holarc.(s.hemisph.); eurymed. — Öfter c.spg., meist mit veget. Vermehrung durch Bulbillen. — S W -D t.: N c : Hch: Bisingen (HG 84). Tü: Neckart. b. Rottenburg (m; 350 m)!! u. im Kp. 4x, so b. Weilheim u. Bebenhausen, 460 m!!. S: „Gähkopf" b. Stuttg. (b. HG 84). — n S c hw : Wol: b. Rötenbach (WÄ 03) u. Cw: Calw (Scriüz: HG 73). — J u : (c) Tut: ob. Mühlheim, 750 m!! u. (d) Irrendorfer Hardt, 850 m (FK 66). (b) BI: auf d. Plettenberg, cc. 1000 m (SAUT: HG 73). (e) Wsg: Donnstetten, c. 800 m u. b. Wie- sensteig (b. HG 84). — D o : Ehi: b. Berg (B 49/59). — Bc: 3x c.spg. (EG 16). Mm: b. Rot (B 49/59). — A v : Eglofs (HR: HG 84). — B o : Kn: b. Konstanz (J & LEINER : S 60 usw.; Cr. B. 980). — H R h : Säk: zw. Sä&g. u. Wallbach am Rh.ufer (L1 09). — s H ü : Fr: Schloßberg in Fr. (Hz 04) u. c.spg. am Tuniberg (ScHT 28). Kaiserstuhl 2x, so c.spg. b. Bötzingen (Gott 82). — n Hü : (b) Hd: 3x, so auch im Neckart. b. KI. Neuburg b. Ziegelhausen!!. — s R h : Fr: c.spg. Lehener Ziegelei (ScHT 28). — n R h : Ach: b. Appenweier!!. Ka: Karls- ruhe (SCHMIDT: S 60 usw.) u. Ma: Rheineb dass. (BucHT. 53). — 0 : Hd: lehm. Stoppelacker im Schafbacht. b. Schönau (Grundg., 300 m)!!.

532. B. versicolor B.S.G. Auf nährstoff- bis kalkhaltigem Uferschlamm u. feuchtem Sand. — ÖZW: T 5; L 4 bis 5; W 2 (3); R 3-4. — Lf/Wf: wie vor. — Eb. (ab c. 100 m) bis unt. Bergst. (cc. 5-600 m; in Bay.: —800 m). — Eur. n.am.; submed.euryoc. — Spg. aus SW-Deut. nicht erwähnt. — Übriges Deut. zieml. r, Stromtalmoos. — S W - D t.: D o : Bc: Argental b. Oberdorf u. Mm: Mooshausen/Illert. (B 49/59; un- bestät.), b. Oberopfingen (HÄCKLER: Hot 98) u. Illerufer b. Bonlanden (ders. b. HR 87).— s R h : Lö: b. Istein von A. BRAUN entdeckt (WB 94, b. Hz 04). — n R h : (Strasbourg (W. SCHPR.: WB 94, b. Hz 04). Og: Ichenheim (WB 94: b. Hz 04; Cr. B. 981). Ka: Alt- rheinufer b. Leopoldshafen (SCHMIDT: S 60 usw.) u. Ma: Rheinufer b. Talhaus-Speyer u. Ma-Sandhofen (BucHT. 53). —

533. B. argenteum HEDW. (incl. var. lanatum [P. BEAUV.] B.S.G.). Sehr widerstandsfähiges (z. B. gegen SO 2 ! u. a. Gifte), aber nährstoffliebendes, „nitro- philes" Ruderalmoos der verschiedensten St.O., so auch auf Asphalt und zwischen Pfla- stersteinen, bes. var. lanatum auch in Trockenrasen nährstoffreicherer oder kalkhaltiger Böden. — ÖZW: T 1-2 (? 0); L 4-5; W (2) 3-4 (5); R (2) 3-4). — Lf/VVf: wie vor. — Eb. bis subalp. Stufe verschleppt (von 95-1250 m). — ± cosm.; gem. — Meist c.spg., dazu reiche Vermehrg. durch Bruchspr. u. Brutknospen. Sehr formenreich. — S W- D t.: N e : v—g. So Rw! u. Tü!, dort auch v. lan.!. — S F W : z—v, z. B. Gd!, Elw! — — 309 —

Schw : in Siedlungsnähe meist z—v. Fr: Feldberg bis über 1250 m!. — J u : meist v—g, auch in Trockenrasen, dort h v. lan., so: Ehi u. Ulm (EG 16). Tut: Hohenkarpfen, 900 m! u. Bl: Plettenberg u. Lochen, 1000 m! IV: v—g. — D o : Mm: Marstetten. v. lan., dsg. hg/B o : Sin: Mägdeberg b. Mühl- hausen!!. — V: meist g. v. lan.: Hp: Birkenauer Tal!. — Ma: Ketsch, 95 m. — 0 : zv, aber nur ruderal, so Hd! u. Ebb!. — Wth: Wertheim (WIRE1. 1799). —

534. B. inclinatum (Bern.) BLAND. Moos verschiedenster, feuchter, meist nährstoffreicher St.O., so auf anlehmigem Sand, an Mauern, Felsen und auch auf Torf u. morschem Holz. — ÖZW: T 1-2; L 3-4; W 2-3; R 2-3 (? 4). — Lf/Wf: wie vor. — Eb. (c. 100 m) bis subalp. St. (— c. 1400 m; Bay.: —2470 m). — ± holarc. Magellan-Is.); gern. — Selten c.spg. — S W -D t.: N e : Rw: feucht. Kp. b. Rosenfeld (HR: HG 84). Tü: Brücke b. Kirchen- tellinsfurt (HG 84). Sha: b. Winzenweiler (KEMNILER 54: V. MA 62, b. HG 73). — sSchw: Fr: Feldberg: an morsch. Holz am „Toten Mann" (Hz 04) sowie F. am Baldenweger Buck, cc. 1400 m (JAN 06); Mauer b. Neumühl im Münstertal (Hz 04). — nSchw : Fds: Oppenau (A. BR: S 60 usw.) u. Sankenbacht. b. Baiersbronn (HG 84). — u : (c) Sig: Mauer d. Burg Wildenstein, 820 m (FK 66) u. Sigmar. Moor (Mü 97). — D o : Bc: Mauer d. Steigmühle in Biberach (b. HG 84) u. Ehi: Str.böschg. am Ehinger Berg c.spg. (EG 16). — B o : Kn: Konstanz (LEINER: WB 94 usw.) u. Regnatshauser Ried (J: WB 94 usw.). — H g : Sin: c.spg. am Fuß d. Hohenkrähen auf schatt.-trock. Erde (Phonol., 440 m)!!. — sRh/sHü: Fr: Freiburg (A. BR: & S 60 usw.). — nR h : Ka: Karlsruher Schloß- gartenmauer (dsg.) u. auf Torf b. Neureut (BAuscx: S 60 usw.; c. 110 m). (Ma: hess. Grenzgeb.: sand. Ausstiche b. Lampertheim, c. 100 m [R 26]). —

535. B. longisetun2 BLAND. (= B. incl. subsp. long. [BLAND] Poor.). Torfmoos, besonders an Abstichen, aber auch auf Torfschlamm und in Torfriedern. — ÖZW: T 1; L 3-4; W 2-3; R 1 (2). — Lf/Wf: wie vor. — Unt. Bergst. (c. 580 bis 650 m). — Eur.n.am.; subarc. (Glazialrelikt). — ? Meist c.spg. — Außer in Bayern nur noch im norddeut. Tiefland, dort z. T. t. — S W -D t.: D o : Slg: im Federseegeb. spärlich auf Torfschlamm im ältesten Teil d. Banngeb. u. in den Moosburger gr. Seeteilen, 580 m, sowie im Steinhauser Ried, 580 m, massenhaft auf Saprokoll in den Torfstichen mehrf. (PAUL 22,!!). Wse: lx im Wurzacher Ried gefd., 653 m (HR 87). t 536. B. uliginosum (Brun.) B.S.G. B. cernuurn [SW. ap. HEDW.] LINDB.). Moos feuchter bis nasser Torfwiesen sowie dass. an Grabenrändern u. ähnl. St.O. — ÖZW: T 1 (2); L 4; W 2-3; R 2-3. — Lf/Wf: wie vor. — Eb. u. unt. Bergst. (-5-600 m). — ± holarc.; bor. — Im Gebiet c.spg.?:. — In Deut. meist ± selten. — Elsaß. — Wohl stark im Rückgang. — S W-D t.: J u (c): Sig: Unterh. Wildenstein im Donautal (Mü 97; unbestätigt). — nR h : Ka: an Gräben der Neureuter Torfwiesen (A. BR: S 60 usw.). —

537. B. algovicum SENDT. ex C. MÜLL. (nach CRUNDWELL 1970) B. pencitilum [HoRNscx.] ScHrmr. = B. angustirete KINDB.; incl. Ptychostomurrz compactum GENTH 1836). Moos des nährstoffreichen bis kalkhaltigen Bodens in feuchten Ausstichen, an Mauern in Felsritzen usw. — ÖZW: T 1-2; L 3-4; W 3-4; R 3-4. — Lf:Wf: wie vor. — Eb. (ab c. 100 m) bis unt. Bergst. (— c. 600 m). — ± holarc. (s.am.); gem. — Wohl oft c.spg. — Nach HERZOG (04) u. a. Autoren „häufig", jedoch kaum F.O. und Belege bekannt. Vom Verf. noch nicht beobachtet. — — 310 —

SW- D t.: N e : Mgh: b. Mergentheim an Weinbergsmauern in der Arkau bei dem Bade (FUCHS: v. MA 62). — nSchw: Fds: bei d. mhd. Mühle zu Ehlenbogen im Kinzigtal u. Cw: Bad Teinach (WÄ 03). — J u : (c) Sig: am Grunde von Bäumen b. Sigmaringen an d. Donau (Mü 97). (f): Ehi: c.spg. an Mauern b. Untermarchtal u. Ehingen (EG 16). — D o : Bc: an Markstein bei Voggenreute c.spg. (EG 16). — ( R h : Ma: b. Lampertheim/Hs. [R 26]). —

B. warneum BIUD. ist aus dem Gebiet noch nicht bekannt, wird aber nahe der Gebiets- grenze angegeben aus Hessen: nR h : Ma: auf feuchtem Sand in Ausstichen bei Lampen-

heim, soc. 534. u. 537. (R 26). — Fortsetzung folgt (Mniaceae usw.).

(Am 12. 12. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

Nachtrag zu S.301

511a. Bryum tenuisetum LIMPR. In Deut. bisher sehr selten und bisher u. a. nur aus NRW und Brandenburg nachgewiesen. Neu für SW-Deut. Ne : Tü: lehm. Stoppelacker der Waldhäuser Höhe, soc. Funaria fascicularis, 480 m lg. 10. 1961, dt. F.K.). — 311 —

Mitt. bad. Landesver. Taf. Freiburg Im Breisgau N. F. 11 3/4 311-319 Naturkunde u. Naturschutz 11 1. August 1976

Pilzfunde der Gattung Phlegmacium (Schleimköpfe) in Südbaden (II)

von

DIETER KNOCH, Emmendingen* Mit Tafel 11

Unter dem Titel „Pilzfunde der Gattung Phlegmacium (Schleimköpfe) in Südbaden (I)" erschien in diesen Mitteilungen eine Zusammenstellung aller bis 1970 in Südbaden festgestellten Phlegmacium-Arten (KNocH 1972). Sie basierte im wesentlichen auf Funden aus dem Zeitraum von 1966 bis 1970 und auf der Auswertung von Literaturangaben. Da in der Zwischenzeit (1971-1975) viele Neufunde (26 Arten) und für andere Arten neue Fundorte bekannt wurden, kann bereits jetzt eine Fortsetzung in Form eines 2. Beitrages erfolgen. Angeregt wurden die Untersuchungen vor allem durch die Tatsache, daß die Verbreitung vieler von MOSER (1960) neu beschriebener oder neu gefaßter Arten in Deutschland und besonders in Südbaden unbekannt war. Zudem durfte man gerade in Süddeutschland mit der Vielfalt verschiedenster Landschaften wie kaum sonstwo in Deutschland eine Fülle von Phlegmacium-Arten erwarten. Hinzu kam das ökologisch-soziologische Interesse, Näheres über den Zeigerwert und Gesellschaftsanschluß dieser sehr empfindlich auf Nährstoffgehalt und Basizi- tät des Bodens reagierenden Artengruppe zu erfahren. Die hier wiedergegebenen Ergebnisse bestärken den Eindruck, daß die Haupt- fundgebiete für Phlegmacium-Arten in der Vorbergzone des Schwarzwaldes (auf Kalk), im Kaiserstuhl und in der Baar (Kalkgebiete der Schwarzwaldostab- dachung) liegen. Die Wälder der Rheinauen, der Oberrheinebene (Niederterrasse) und des Schwarzwaldes sind dagegen mit Ausnahme der nährstoffreichsten Standorte ziemlich arm an Phlegmacium-Arten. Die für die Suche nach Phleg- macien ebenfalls günstigen Gebiete am Randen, im Klettgau und Ilegau konnten wegen der weiten Entfernung nicht untersucht werden. Während die warmen Eichen-Buchenwälder der Vorbergzone viele Arten mit vermutlich submediter- ranem Verbreitungsschwerpunkt aufweisen, findet man in den Kalkfichtenwäl- dern der Baar eine ausgesprochen alpine Phlegmacienflora. Die anläßlich der 7. Mykologischen Dreiländertagung 1972 in Brienz/Schweiz in einem Kalk- fichtenwald bei Interlaken gefundenen Phlegmacium-Arten Cortinarius varius, variecolor, infractus, odorifer, elegantior, glaucopus, russeoides, atrovirens, ar- quatus, vitellinus u. fraudulosus entsprechen völlig dem Artengehalt der Nadel- wälder in der Baar.

Anschrift des Verfassers: Studiendirektor D. KNOCH, Mozartstraße 8, D-7830 Em- mendingen. — 312 —

Entsprechend ihrer meist engen Bindung an Laub- oder Nadelbäume und ihrer Vorliebe für Kalkböden lassen sich die Phlegmacien pflanzensoziologisch gut ein- ordnen. Auf der Baar gehören die Kalkfichtenwälder dem Pyrolo-Abietetum OBERD. 57 an. Fast alle dort gefundenen Phlegmacium-Arten eignen sich als Charakter- oder Differentialarten dieser Gesellschaft. Einige Arten (wie z. B. Cortinarius odorif er, variecolor, varius u. a.) greifen aber noch in nährstoff- reichere Tannen-Buchenwälder des Schwarzwaldes (Abieti-Fagetum rhenanum OBERD. 38) über. Andere sind nur sauren, wenn auch mineralkräftigen Urgesteins- böden eigen. Zu ihnen zählen Cortinarius cumatilis, herpeticus, claricolor var. turmale, allutus und pseudocrassus. Die beiden letzten Arten haben ihren Schwer- punkt bereits in ärmeren Gesellschaften (Luzulo-Fagetum MEUS 37, Luzulo- Abietetum OBERD. 57 und Vaccinio vitis-idaeo-Abietetum OBERD. 57). Spha- gnumreiche echte Fichtenwälder (Bazzanio-Piceetum BR.-BL. et Siss. 39) schließ- lich kennzeichnen Cortinarius subtortus u. scaurus. — In der Vorbergzone sind Orchideen- und Waldmeisterbuchenwälder (Carici-Fagetum MOOR 52 u. Aspe- rulo-Fagetum H. MAY. 64) die bevorzugten Waldgesellschaften. Die meisten der im Gebiet neu nachgewiesenen Arten stammen aus dem Nadel- waldgebiet der Baar. Hier herrschen in Höhen zwischen 700 und 900 m NN op- timale Bedingungen für das Wachstum von Phlegmacium-Arten. Mit Sicherheit muß hier in den nächsten Jahren noch mit weiteren Neufunden gerechnet wer- den. Im September und Oktober 1973 und 1975 wuchsen in manchen Wald- strecken unvorstellbar große Mengen von Phlegmacien in üppigen Ringen und Kreisen. Es versteht sich von selbst, daß bei dem zeitlich so eng begrenzten Auf- treten längst nicht alle Arten und Formen genau erfaßt werden konnten. — Nicht so überreich an Phlegmacien waren die Eichen-Buchenwälder der Emmendinger Vorbergzone in der Berichtsperiode, was man auf die allgemeine Niederschlags- armut dieser Lagen, aber auch auf die besondere Trockenheit der letzten Jahre zurückführen kann. Lediglich das Jahr 1975 brachte hier wieder bessere Ernten und zugleich Neufunde. Große Sorge bereiten in der Vorbergzone forstliche Um- wandlungen, die die einzigartigen Laubwaldstandorte selte- ner Phlegmacien immer mehr einengen und bedrohen. Es handelt sich um warme Eichen-Buchenwälder (mit Hainbuche) auf Kalk oder Lößlehm, die in nur schmalem Gürtel das offene Lößkulturland säumen. Sie werden mehr und mehr in Ahorn-Eschen-Bestände, Tannen-Lärchen- oder Douglasienkulturen umgewandelt, in denen nicht die geringsten Chancen für den Erhalt dieser ein- maligen Pilzflora bestehen. Hier können auch die wenigen neu angelegten Eichen- Kulturen, in denen die Rotbuche weitgehend ausgeschaltet ist, keinen Ersatz bie- ten. Die Erhaltung dieser nicht nur mykologisch, sondern auch floristisch, ornithologisch und entomologisch äußerst inter- essanten Wälder kann nur durch schonende, naturnahe Be- wirtschaftung unter Beibehaltung von Eiche, Buche und Hainbuche erreicht werden. Dies ist nur möglich, wenn im Bereich der Forsteinrichtung und Forstplanung weit mehr als bisher wissenschaftliche Belange des Tierarten- und Ve- getationsschutzes berücksichtigt und insgesamt 1 andschafts- gerechtere Lösungen angestrebt werden. Im ersten Teil dieser Arbeit (1972) wurden alle Veröffentlichungen angegeben, die Funde von Phlegmacien in Südbaden enthalten. Zwischenzeitlich erschienen — 313 — von HAAS (1972) die „Beiträge zur Kenntnis der Pilzflora im Raum zwischen Brigach, Eschach und Prim". Im Zentrum dieses Gebietes, das Teile des Ost- schwarzwaldes, der nördlichen Baar und der Schwäbischen Alb und somit auch württembergische Landesteile umfaßt, liegen die Städte Villingen-Schwennin- gen. Da die Arbeit in einer für den Pilzfreund schwer erreichbaren Zeitschrift erschienen ist, werden wichtige Funde in der Fundliste erwähnt. Um dem Leser die geographische Einordnung zu erleichtern, wird in der Fundliste statt „Raum zwischen Brigach, Eschach und Prim" die kürzere und bekanntere Bezeichnung „Raum Villingen-Schwenningen" verwandt. HAAS gibt in seinen Pilzlisten die beachtliche Anzahl von 38 Phlegmacium-Arten an. Mit Ausnahme der Arten Cortinarius pansa, latus und fulgens stimmen alle Arten mit den vom Verfasser im südlichen Teil der Baar (Gebiet Bräunlingen-Löffingen-Rötenbach) beobach- teten überein. Die nachfolgende Fundliste enthält: 1. alle seit 1971 neu in Südbaden nach- gewiesenen Arten. Sie werden in Fortsetzung von Teil I durchlaufend numeriert. 2. Arten, die schon in Teil I angegeben sind, für die aber neue wichtige Fund- und Verbreitungsangaben gemacht werden können. Sie erscheinen ohne laufende Nummer. Alle Funde ohne Namensangabe stammen vom Verfasser. Außerdem wurden Fundmeldungen von R. M. DÄHNCKE, Hornberg, D. u. P. LABER, Titisee- Neustadt, B. OERTEL, Tübingen, und H. SCHWÖBEL, Pfinztal-Wöschbach, ver- wertet. Den genannten Damen und Herren sei für ihre wertvolle Mitarbeit herz- lich gedankt. Besonderer Dank gebührt Herrn H. SCHWÖBEL, der viele Arten erstmals bestimmt, wichtige Bestimmungen bestätigt und mit wertvollen Hin- weisen und Anregungen zum Gelingen der Untersuchungen wesentlich beigetra- gen hat.

Da sich infolge der Kreisreform die Zahl der Landkreise verringert und deren Fläche vergrößert hat, sind die hier verwandten neuen Kreisangaben nicht mit denen in Teil I vergleichbar. Kreis Emmendingen: EM (früher EM), Kreis Breisgau-Hochschwarzwald: FR (früher FR/NEU), Ortenaukreis: OG (früher OG/LR), Kreis Waldshut: WT (frü- her WT/SAK) und Kreis Schwarzwald-Baar: VS (früher VL/DS).

Fundliste

Gattung: Cortinarius (Schleierlinge) Untergattung : Phlegmacium (Schleimköpfe und Klumpfüße)

47. Cortinarius subhygrophanicus (Mos.) n. c. Ein Fund vom Oktober 1974 aus Buchen-Tannenmischwald über Gneis bei St. Peter/Schwarzwald (leg. D. u. P. LABER, det. H. SCHWÖBEL).

48. Cortinarius fulminoides (Mos.) n. c. (Taf. 11, Fig. 4) Diese Art wurde im September 1975 mehrfach in üppigen Ringen zwischen Rötenbach und Göschweiler sowie bei Bräunlingen-Waldhausen im Kalkfichten- wald beobachtet. Der lebhaft orange-fuchsig-braune Hut war stets mit auffallend vielen kleinen weißen Fetzen des Velum universale bedeckt, was für die Art typisch zu sein scheint. Die erstmalige Bestimmung der Art besorgte H. SCHWÖBEL. R. M. DÄHNCKE fand die Art am 20. 9. 1975 4 km südwestlich von Villingen — 314 —

ebenfalls im Kalkfichtenwald (schriftl. Mitteilung; die Bestimmung wurde von SCHWÖBEL bestätigt). Nach MOSER (1960) ist die Art bisher nur aus Tirol be- kannt geworden.

49. Cortinarius variegatus BRES. Vielgestaltiger Schleimkopf Die Art wurde von R. M. DÄHNCKE am 26. 10. 1975 bei Welschensteinach Kinzigtal/OG; Grundgebirge) in einem Fichten-Buchenwald gefunden( DÄHNCKE 1976). Der Pilz wuchs büschelig und in Reihen. Ein Belegfoto zeigt gut den typi- schen violetten Velumüberzug an der Stielbasis. Ansonsten ähnelt der Pilz stark Cortinarius sebaceus FR. MOSER (1960) gibt als Standort hauptsächlich Nadel- wald, seltener Laubwald an.

Cortinarius vespertinus FR. Blasser Schleimkopf D. u. P. LABER beobachteten die Art im Gebiet Titisee-Hinterzarten (Gneis, Fichtenwald; Sept. 1975).

50. Cortinarius albidus PECK ssp. europaeus Mos. Weißer Klumpfuß Ein reiches Vorkommen konnte im Oktober 1973 2 km westlich von Bräun- lingen/Baar im Kalkfichtenwald festgestellt werden (leg. OERTEL u. KNOCH; det. SCHWÖBEL). In den folgenden Jahren wurde die Art am gleichen Standort, aber auch bei Löffingen nur noch vereinzelt beobachtet. Der kräftige Pilz, dessen Hut- durchmesser sogar 20 cm erreichte, ist nur im Jugendstadium weißlich und wird später ockerbraun. Er ist dann nur noch schwer kenntlich.

51. Cortinarius claricolor FR. Weißgestiefelter Schleimkopf Neben der bisher öfters gefundenen Varietät turmale ist der Typus erst ein- mal registriert worden (Sept. 1974 bei Neueck, 1000 m NN, 3 km westlich Furt- wangen/Schwarzwald auf Grundgebirge). HAAS (1972) nennt die Art für den Raum Villingen-Schwenningen.

52. Cortinarius balteatoclaricolor J.SCHFF. (= C. claricolor ss. KONR. & MAUBL. = C. durus ORTON) Im September 1975 wurde bei Bräunlingen-Waldhausen (Baar) im Kalk- fichtenwald eine Art gesammelt, deren Bestimmung durch H. SCHWÖBEL und unabhängig davon durch den Verfasser zur genannten Artbezeichnung führte. Die Art ist kaum bekannt und in MOSER (1960) nur mit wenigen Zeilen erwähnt. Ein Bild existiert davon nicht. Der zahlreich in Ringen wachsende Pilz mit Hüten bis 15 cm Durchmesser und weißem, keulig verdicktem Stiel gleicht etwas C. fraudulosus, hat aber deutlich gelb- bis rotbraune Hutfarbe und am Hutrand reichlichen Besatz weißlicher Velumreste.

Cortinarius ruf oalbus KÜHN. Seit 1970 alljährlich am Ort der Erstentdeckung (Eichberg bei Emmendingen) beobachtet. Der Pilz ist seither an zwei weiteren Stellen in warmen Eichen- Buchenwäldern gefunden worden: bei Emmendingen-Windenreute und 2 km südlich Kiechlinsbergen im Kaiserstuhl. An letzterer Stelle mit C. auroturbinatus, C. caerulescens, C. multiformis und C. amoenolens vergesellschaftet. — Die Art — 315 —

zeigt Übergänge zur benachbarten Cortinaritts fluryi (Mos.) n. c. und ist viel- leicht identisch mit ihr.

53. Cortinarius crocolitus QUEL. Ein Fund stammt von der Heidburg (Paßhöhe zwischen Elz- und Kinzigtal). Im Gebiet herrschen saure Fichten-Kiefern-Birkenwälder auf Granit vor.

Cortinarius vitellinopes (SECR.) SCHROET. Stinkender Schleimkopf Zu den in Teil I genannten zwei Fundplätzen kamen 1975 drei neue Fund- plätze bei Emmendingen und Landeck dazu. Innerhalb der Emmendinger Laub- mischwälder (auf zu Versauerung neigenden Lößlehmen) ist die Art nur an den basenreichsten, pflanzensoziologisch zu den Orchideenbuchenwäldern ( = Carici- Fagetum) vermittelnden Standorten anzutreffen.

54. Cortinarius arcuatorum R. HRY. Violettgesäumter Klumpfuß Der kalkliebende und wohl auch wärmeliebende Pilz wurde innerhalb Deutsch- lands nur aus der Umgebung Stuttgarts und Karlsruhes bekannt. Mit zwei Exem- plaren konnte die Art neu für Südbaden nachgewiesen werden. Fundort: Eichen- Buchen-Hainbuchenwald auf Kalk 1 km östl. Emmendingen (7. 10. 1975). In Begleitung wuchsen folgende Phlegmacien: C. praestans, C. magicus, C. largus, C. nemorensis und C. multiformis. Auf genaue Abgrenzung gegen die sehr ähn- liche Art C. fulvoincarnatus JoAcH. muß bei künftigen Funden geachtet wer- den. 55. Cortinarius arquatus FR. Gelbbescheideter Klumpfuß Vereinzelte Funde in Kalkfichtenwäldern der Baar (z. B. bei Bräunlingen im September 1974). Nach HAAS (1972) an wenigen Orten im Raum Villingen- Schwenningen. Im September 1974 erschien die Art 2 km nördlich Emmendingen an einem Wegrand. In unmittelbarer Nähe wuchsen Buche, Eiche, Esche und Tanne.

56. Cortinarius haasii (Mos.) n. c. (= Phlegmacium arquatum var. haasii Mos.) Im September 1975 an einigen Stellen zwischen Bräunlingen-Waldhausen und Unterbränd (Kalkfichtenwald) festgestellt. HAAS (1972) versieht die Art für den Raum Villingen-Schwenningen mit der Bezeichnung „an wenigen Orten".

57. Cortinaritts caesiocortinatus jr . SCHFF. ap. Mos. Rundsporiger Klump- fuß Im Oktober 1973 wurde die Art erstmals bei Bräunlingen-Waldhausen im Kalkfichtenwald gesammelt (leg. OERTEL U. KNOCH, det. SCHWÖBEL). HAAS (1972) nennt Einzelvorkommen im Raum Villingen-Schwenningen.

58. Cortinaritts pansa FR. Plattfüßiger Klumpfuß HAAS (1972) gibt die Art für den Raum Schwenningen an. Der von MOSER und HAAS als kalkliebende Nadelwaldart bezeichnete Pilz muß also in der Baar erwartet werden.

59. Cortinarius elotus FR. Blaßblättriger Klumpfuß Ein Fund aus dem Kalkfichtenwald bei Bräunlingen (Okt. 1973; leg. OERTEL und KNOCH; det. H. SCHWÖBEL). — 316 —

Cortinarius magicus EICHH. n. nov. (= Phlegmacium subglaucopus Eicxx.) E 1 - f enringklumpfuß Nach seiner Erstentdeckung bei Emmendingen (1970) trat der Pilz im Septem- ber 1973 wieder an derselben Stelle sowie 1 km davon entfernt auf. Im Septem- ber 1975 kam eine dritte Stelle bei Emmendingen dazu; weiterhin am Schönberg bei Freiburg, wo im Kalkbuchenwald ein prächtiger Hexenring mit mindestens 50 teils sehr kräftigen Exemplaren auftrat. Auch an den vorgenannten Stellen war die Ringbildung immer sehr ausgeprägt.

60. Cortinarius fulvoochrascens HRY. (= C. fuscomaculatus J. SCHFF.) Im Oktober 1973 bei Friedenweiler/Mittlerer Schwarzwald im sauren Fichten- wald gefunden (OERTEL U. KNOCH). Im September 1974 von D. u. P. LABER bei Hinterzarten im Fichtenwald auf Gneis gefunden. Die Beobachtungen stehen im Einklang mit MOSER (1960), der einen sauren Standort („meist auf ziemlich sau- rem Boden") angibt, aber im Gegensatz zu HAAS (1972), der die Art nach Fun- den im Raum Schwenningen als neutrophil, also kalkhold betrachtet.

Cortinarius amoenolens HRY. Buchen-Klumpfuß Neue Fundorte: Schönberg bei Freiburg und Kaiserstuhl (bei Kiechlinsbergen), jeweils im Kalkbuchenwald. Bei Emmendingen meist nur im Bereich mit Kalk geschotterter Wege.

61. Cortinarius sodagnitus R. HRY. Violetter Klumpfuß Neu für Südbaden ist ein Fund im Eichen-Hainbuchenwald bei Weisweil (Rheinauenwald), der anläßlich einer Exkursion mit dem Bad. Landesverein am 1. 10. 1972 gemacht wurde (KNOCH 1973).

62. Cortinarius dionysae R.HRY. Mehligriechender Klumpfuß (Taf. 11, Fig. 2) Im September 1971 erstmals entdeckt und seither an mehreren Stellen in Kalk- fichtenwäldern der Baar (Rötenbach-Göschweiler und Bräunlingen-Waldhausen) festgestellt. Je ein Fund im Tannenwald auf Kalk am Schönberg bei Freiburg (Okt. 1973) und im Tannenfichtenwald auf basenreichen Gneisen im Südschwarz- wald (Urberg, WT). Die am intensiven Mehlgeruch und Mehlgeschmack leicht kenntliche Art wächst gern in Gesellschaft von Cortinarius odorifer u. infractus.

Cortinarius coerulescens (SCHFF. ex SECR.) FR. Blauer Klumpfuß Im günstigen Herbst 1975 konnte die Art im Kaiserstuhl (Kiechlinsbergen), am Schönberg bei Freiburg (Ebringen) und bei Emmendingen-Landeck, jeweils im Kalkbuchenwald gefunden werden.

Cortinarius cumatilis FR. Taubenblauer Schleimkopf Neue Fundorte: Im Herbst 1975 an zwei Stellen bei Hinterzarten (mäßig saure Fichtenwälder über Gneis; LABER) und bei Haslach/Kinzigtal (Buchen- Kiefern-Birken-Bestand auf Gneis; DÄHNCKE). Es scheint sich zu bestätigen, daß die Art auf milde Urgesteinsböden beschränkt ist und den Kalkfichtenwäldern der Baar fehlt. — 317 —

63. Cortinarius cumatilis var. robustus Mos. D. u. P. LABER fanden den Pilz im Bannwald Conventwald bei St. Peter/ Schwarzwald (Tannen-Buchenwald auf Gneis; Okt. 1975).

Cortinarius praestans (CORD.) Gni. Schleiereule, Blaugestiefelter Schleimkopf Im Oktober 1975 an drei Stellen bei Emmendingen im kalkreichen Eichen- Buchenmischwald festgestellt. Die Art wuchs in Gesellschaft von Cortinarius lar- gus, nemorensis, coerulescens und vitellinopes, einmal mit Cortinarius magicus und arcuatorum. Am Schönberg bei Freiburg wurde die Art 1975 wieder be- stätigt.

64. Cortinarius latus FR. HAAS (1972) nennt die Art für den Raum Villingen-Schwenningen.

Cortinarius varius FR. Ziegelgelber Schleimkopf Nach D. u. P. LABER (schriftl. Mitt.) im Raum Hinterzarten in Fichtenwäldern auf Gneis regelmäßig anzutreffen. Der Pilz mit Schwerpunkt in Kalknadelwäl- dern greift also gerade noch in den nährstoffreichen Flügel mäßig saurer Nadel- wälder über.

65. Cortinarius herpeticus FR.

Drei Funde von D. u. P. LABER (Sept. 1974) aus dem Gebiet Hinterzarten, davon ein Fund in der var. polychrous. Standort: feuchter Fichtenwald auf Gneis. MOSER (1960) erwähnt einen Fund von SCHWÖBEL aus dem Gebiet Mug- genbrunn (Feldberggebiet, Gneis) in der var. polychrous. Ein der Freiburger Pilzberatung vorgelegter Fund (Okt. 1972) aus der Umgebung Freiburgs (Gneis) gehört hierher, ebenso ein Fund von R. M. DÄHNCKE aus dem Triberger Gebiet (Moorrandlage; Fotobeleg). Die Angabe MOSER'S, wonach die Art saure und feuchte, nicht dagegen moorige Fichtenwälder bevorzugt, kann also für den Schwarzwald bestätigt werden.

Cortinaritts orichalceus FR. Blutroter Klumpfuß Im Herbst 1973 und 1975 an einer Stelle im Kalkfichtenwald bei Bräunlin- gen-Waldhausen. HAAS (1972) gibt die Art an wenigen Stellen im Raum Villin- gen-Schwenningen an. Insgesamt dürfte die Art bei uns recht selten sein.

Cortinarius ruf oolivaceus FR. Violettroter Klumpfuß Die in Teil I geäußerte Vermutung, daß die Art auch in Südbaden vorkommen müsse, hat sich inzwischen bestätigt. Am 22. 10. 1973 konnte ich 2 Ex. am Schön- berg bei Freiburg (warmer Eichen-Buchenwald auf Kalk) finden.

66. Cortinarius xanthophyllus CKE. Goldblättriger Klumpfuß (Taf. 11, Fig. 3) Diese Art konnte nach MOSER (1960) in Mitteleuropa noch nicht sicher nach- gewiesen werden. Eine Abbildung fehlt in MOSER'S Phlegmacien-Monographie. Der Erstnachweis gelang am 26. 10. 1973 3 km nordöstlich von Emmendingen in einem Eichen-Buchenwald. Die Bestimmung des Pilzes, der an der braunroten — 318 —

Hutfarbe, den schön gelben Lamellen und Sporengröße eindeutig zu erkennen ist, wurde von H. SCHWÖBEL bestätigt. Erster sicherer Nachweis für Deutsch- land!

Cortinarius odorifer BRITZ. Anis-Klumpfuß Neue Fundorte: Kalkfichtenwald zwischen Rötenbach und Göschweiler an zwei Stellen (1973-1975). Nach HAAS (1972) im Raum Villingen-Schwennin- gen. Kalkfichtenwald 4 km südwestlich Villingen (Sept. 1975; DÄHNCKE). Be- merkenswert sind auch drei Fundplätze des sonst meist hochmontan verbreite- ten Pilzes wegen ihrer niedrigen Seehöhe: Tannen auf Kalk bei Emmendingen in 300 m (1975), Tannenwald auf Kalk am Schönberg bei Freiburg (Okt. 1973) in 450 m und Nadelwald auf Gneis bei Kappel bei Freiburg.

67. Cortinarius aureofulvus Mos. Von HAAS (1972) für den Raum Villingen-Schwenningen angegeben. Exem- plare aus dem Raum Tuttlingen wurden am 14. 10. 1973 in Hornberg vorgelegt. D. u. P. LABER haben die Art im Bereich der Gauchachschlucht festgestellt (Kalk- nadelwald).

Cortinarius auroturbinatus (SECR.) LGE. Prächtiger Klumpfuß Neue Nachweise vom Schönberg bei Freiburg (Okt. 1973) und vom Kaiser- stuhl (Kiechlinsbergen), jeweils im Kalkbuchenwald.

68. Cortinarius splendens R. HRY. Schöngelber Klumpfuß Diese dem Cortinarius vitellinus sehr ähnliche, aber meist kleine und für den Laubwald angegebene Art ist auch den Kalkfichtenwäldern der Baar eigen. Funde liegen aus dem Gebiet Bräunlingen-Waldhausen (Okt. 1973, Sept. 1975) vor. Auch HAAS (1972) gibt die Art für den Raum Villingen-Schwenningen an („an wenigen Stellen").

69. Cortinarius atrovirens KALCHBR. Schwarzgrüner Klumpfuß Die ersten Funde dieses durch seinen dunkelolivgrünen Hut und sein intensiv gelbes Fleisch leicht zu erkennenden Pilzes wurden im Oktober 1973 im Raum Bräunlingen-Waldhausen gemacht (OERTEL u. KNocH). Im September 1975 wurde er in diesem Gebiet an mehreren Stellen gesammelt. R. M. DÄHNCKE vermerkte die Art im Kalkfichtenwald bei Locherhof südöstlich von Schramberg. Ein Fund wurde am Schönberg bei Freiburg unter Tannen auf Kalk gemacht (Okt. 1973). Insgesamt ist die streng an Kalk gebundene Art als ziemlich selten einzustufen.

70. Cortinarius nanceiensis R. MRE. (Taf. 11, Fig. 1) Diese Art konnte sicher erst im Herbst 1973 und 1975 bei Bräunlingen-Wald- hausen (Baar) im Kalkfichtenwald festgestellt werden. Alle im ersten Teil (KNocx 1972) gemachten Angaben über Cortinarius nanceiensis var. percomium sind zu streichen. Diese Funde gehören zweifelsfrei zu Cortinarius russeoides. Wegen des auffallenden Erdgeruches, der nicht zu C. nanceiensis paßt, waren bereits damals Zweifel an der richtigen Artbestimmung aufgekommen. Die Fehl- bestimmung kam zustande, weil nach MOSER'S Bestimmungsschlüssel braune Ve- lumgürtel am Stiel nur bei C. nanceiensis und nicht bei C. russeoides vorkom- — 319 — men. Auf Grund dieser Gürtel mußten alle Formen trotz des auf C. russeoides hinweisenden Geruchs der Art C. nanceiensis zugeordnet werden, bis der Fehler im Bestimmungsgürtel aufgeklärt werden konnte. Der richtige Cortinarius nan- ceiensis, der nicht immer so dunkel kastanienbraun wie auf Taf. 11, Fig. 1 er- scheint, zeigt jedoch immer homogene Farbverteilung und nicht die bei C. russe- oides so typische Sprenkelung und Tropfung. Die Art ist seltener als C. russeoides. Nach SCHWÖBEL (briefl. Mitt.) handelt es sich hier nicht um die für Nadelwald angegebene var. percomium, sondern um den Typus, der also entgegen den An- gaben bei MOSER (1960) auch im reinen Nadelwald vorkommt.

Cortinarius russeoides Mos. Stinkender Klumpfuß Alle im ersten Fundbericht unter Cortinarius nanceiensis var. percomium ge- machten Angaben gehören C. russeoides an. Demnach ist die Art regelmäßig im Kalknadelwald der Baar, selten auf basenreichen Gneisen des Südschwarzwaldes (Urberg, WT) anzutreffen.

71. Cortinarius subfulgens ORTON ( = C. fulgens ss. LGE.) R. M. DÄHNCKE fand die Art im Kalkfichtenwald bei Locherhof südöstlich von Schramberg (det. H. HAAS). Vermutlich gehört auch C. fulgens hierher, die HAAS (1972) für den Raum Villingen-Schwenningen angibt.

72. Cortinarius olivellus HRY. Im Oktober 1973 im Kalkfichtenwald bei Bräunlingen-Waldhausen gefunden (KNOCH, OERTEL; det. SCHWÖBEL).

Schrifttum: (Hier nur grundlegende oder neuere Literatur seit 1972; die übrigen Literaturangaben entnehme man: KNOCH 1972.)

DÄHNCKE, R. M.: Schwarzwälder Pilzlehrschau. — Südwestdeutsche Pilzrundschau, 12, 1, S. 21-22, 1976. HAAS, H.: Beiträge zur Kenntnis der Pilzflora im Raum zwischen Brigach, Eschach und Prim. — Schrift. d. Ver. f. Gesch. u. Naturgesch. d. Baar, Donauesch., 29, S. 145 bis 201, 1972. KNOCH, D.: Pilzfunde der Gattung Phlegmacium (Schleimköpfe) in Südbaden (I). — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 10, 3, S. 499-507, 1972. Pilzkunde Exkursion in die Baar (Wutachgebiet) am 26. 9. 1971. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 10, 4, S. 773-776, 1972. Pilzkundliche Exkursion in die Oberrheinebene bei Forchheim/Weisweil am 1. 10. 1972. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 11, 1, S. 55-58, 1973. MICHAEL-HENNIG, E. & 13.: Handbuch für Pilzfreunde. — Bd. IV, Jena 1967. MOSER, M.: Die Gattung Phlegmacium (Schleimköpfe). — Die Pilze Mitteleuropas, Bd. IV, Bad Heilbrunn (J. Klinkhardt) 1960. — Die Röhrlinge und Blätterpilze. — Stuttgart 1967. RASTETTER, V.: Dritter Beitrag zur Pilzflora des Ober-Elsaß. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 11, 2, S. 87-98, 1974.

(Am 7. 3. 1976 bei der Schriftleitung eingegangen) Tafel 11

Fig. 1: Cortinarius nanceiensis R. MRE. im Kalkfichtenwald bei Bräunlingen-Waldhau- sen (Baar). Sept. 1975.

Fig. 2: Cortinarius dionysae HRY. Mehligriechender Klumpfuß im Kalkfichtenwald (All- mendholz) bei Rötenbach (Baar). Sept. 1975.

Fig. 3: Cortinarius xanthophyllus CKE. Goldblättriger Klumpfuß in lehmigem Eichen- Rötenbach (Baar). Sept. 1975.

Fig. 4: Cortinarius fulminoides (Mos.) n. c. im Kalkfichtenwald (Allmendholz) bei Buchenwald bei Emmendingen. Okt. 1973.

Aufnahmen: D. KNOCH. DIETER KNOCH : Tafel 11 Pilzfunde der Gattung Phlegmacium (Schleimköpfe) in Südbaden (II).

Fig. 1 Fig. 2

Fig. 3 4

— 321 —

Mitt. bad. Landesvcr. Freiburg im Breisgau N. F. 11 3/4 321-326 Naturkunde u. Naturschutz 1. August 1976

Zum Neufund der Pampastrespe — Bromus willdenowii KUNTH — in Lörrach

von

ANTON L. GROSSMANN, Lörrach

Im Frühjahr 1972 wurde nach der Fertigstellung des Erweiterungsbaues der Pädagogischen Hochschule Lörrach die nackte Böschung unterhalb und neben dem Neubau mit Mutterboden aufgefüllt und mit Grassaat eingesät. Am Rand des Zuganges zum Erweiterungsbau wurden vom Gartenamt der Stadt Lörrach einige Ziersträucher angepflanzt. Im Verlauf des Sommers 1972 gingen unter den eingesäten Gräsern und aus den Pflanzballen der Ziersträucher zahlreiche „Unkräuter" auf, die zu Arten gehörten, die dank einer ungemein starken Produktion von kleinen flugfähigen Samen jeden Boden „infizieren" können und somit zu den typischen Erstbesied- lern von nährstoffreichen Böden gehören. Unter diesen Unkräutern wie Acker- kratzdistel (Cirsium arvense [L.] Scopou), Weißer Gänsefuß (Chenopodium album L.), Ackersenf (Sinapis arvensis L.), Gewöhnliches Rispengras (Poa trivia- lis L.) fiel mir ein Gras wegen seiner großen abgeflachten Ahrchen auf, das habi- tuell offenbar zur Gattung Trespe (Bromus L.) zu stellen war, sich aber mit Hilfe der gängigen Bestimmungsfloren nicht sicher identifizieren ließ. Ein für mein Her- bar entnommenes Exemplar legte ich dem Gräserspezialisten Dr. H. J. CONERT vom Senckenberg-Museum in Frankfurt am Main vor, der das Gras als Bromus unioloides (WILLDENOW) HUMBOLDT, BONPLAND et KUNTH bestimmte. Dieses Gras stammt aus Südamerika, zählt dort wegen seines schnellen Wuch- ses zu den wertvollen Futtergräsern und wird aus diesem Grund auch in ande- ren Ländern, besonders den Südstaaten der USA angebaut. In Mitteleuropa ist Bromus unioloides bisher nur an wenigen Orten beobachtet worden und hat so- mit auch kaum Aufnahme in die Bestimmungsfloren gefunden. Es fehlt in ROTH- MALER, MEUSEL & SCHUBERT'S „Exkursionsflora" (1972) und GARCKE'S „Illu- strierter Flora" (1972) genauso wie in KLAPP'S „Taschenbuch der Gräser" (1965), WEYMAR'S „Buch der Gräser und Binsengewächse" (1967) und AICHELE-SCHWEG- LER% „Unsere Gräser" (1965). Lediglich in SCHMEIL-FITSCHEN'S „Flora von Deutschland" (1968) ist Bromus unioloides unter dem Namen Bromus cathar- ticus VAHL verschlüsselt. OBERDORFER führt es in seiner „Pflanzensoziologischen Exkursionsflora für Süddeutschland" (1970) unter den seltenen und unbestän- digen Neuankömmlingen auf. Ebenso ist das Gras in HEGI's „Illustrierter Flora von Mittel-Europa (Bd. I, 1935, S. 474) nur mit einigen Fundorten erwähnt,

"- Anschrift des Verfassers: Prof. A. L. GROSSMANN, Pädagogische Hochschule, D-7850 Lörrach. — 322 — jedoch nicht verschlüsselt und erst recht nicht unter den in Mitteleuropa heimi- schen oder eingebürgerten Bromus-Arten beschrieben. Bei HUBHARD (1973, S. 73) ist Bromus unioloides gleicherweise lediglich mit wenigen Merkmalen beschrie- ben, fehlt jedoch im Bestimmungsschlüssel. Auch aus anderen zum Vergleich herangezogenen deutschen und europäischen Gebietsfloren ergibt sich das Bild eines nur hier und da beobachteten, eingeschlepp- ten und unbeständigen Grases. VOLLMANN („Flora von Bayern", 1914) gibt Funde von Nürnberg und Ludwigshafen, wo sich Bromus uniolides seit 1899 einzubürgern schien, an. In Österreich ist das Gras nach JANCHEN (1960, S. 789) nur 1949-58 bei Graz und 1923 in Vorarlberg beobachtet worden. Aus der CSR werden bei Dos'-1'AL (1958) lediglich drei Fundorte (Pisek, Olmütz, Brünn) ge- nannt. Die Schweizer Floren (BINZ-BECHERER 1970, HESS-LANDOLT-HIRZEL, Bd. I, 1967) erwähnen Bromus unioloides nicht, obwohl das Gras seit 1900 mehrfach bei Basel (BINz 1911) und an anderen Orten des Schweizer Mittellan- des (u. a. bei Solothurn, Derendingen, Langenthal, Aarau) gefunden wurde (THELLUNG 1919, PROBST 1949). Möglicherweise ist Bromus unioloides in der Schweiz seit längerem wieder verschollen. Im Elsaß ist die Art u. a. bei Straß- burg, Colmar und Münster beobachtet worden (ISSLER-LOYSON-WALTER 1965). Die Durchsicht einiger neuerer deutscher Lokalfloren ergab, daß Bromus unio- loides in Nordwestdeutschland in letzter Zeit nicht gar zu selten adventiv auf- tritt und immer wieder Funde gemeldet werden, wenn auch eine beständige Ein- bürgerung bisher kaum festgestellt werden konnte (RUNGE 1955; HÖPPNER- PREUSS 1971). Versuche, das Gras zu Futterzwecken in Norddeutschland anzu- bauen, sind fehlgeschlagen, da die Vegetationszeit zu einjähriger Nutzung zu kurz, zu mehrjähriger die Winterfestigkeit der Pflanze gänzlich unzureichend ist (HERTZSCH 1943). Dagegen scheint das Gras in England auf flachgründigen und armen Böden genügend Erträge zu liefern, muß aber, da es den Boden nicht völlig deckt, mit anderen trockenresistenten Pflanzen gemischt werden (ARM- STRONG 1943). Beim Studium weiterer, insbesondere auch amerikanischer Floren und Gra- mineenwerke (BLomQuisT 1948; HITCHCOCK 1950; GOULD 1951; GLEASON 1952; PARODI 1958; KUCERA 1961; BURKART 1969; HERNANDEZ 1970) zeigte sich, daß die Beschreibungen der unter „Bromus unioloides" verstandenen Pflanze wider- sprüchliche Angaben enthalten und daß auch in der Nomenklatur eine unge- wöhnliche Vielfalt herrscht. So konnten z. B. bei HITSCHCOCK (1950) wie bei MANSFELD (1960) nicht weniger als 15 Synonyma notiert werden. Angesichts dieser verwirrenden Sachlage waren freilich die Schwierigkeiten, die bei den Be- stimmungsversuchen auftraten, verständlich. Vor einigen Jahren ist die Frage, was unter „Bromus unioloides" zu verstehen sei, auf unterschiedlichen Wegen einer Klärung zugeführt worden. Genetische Experimente mit Gräsern verschiedener Herkunft aus dem Formenkreis von „Bromus unioloides" durch STEBBINS (1949) und HALL (1955) haben erwiesen, daß unter diesem Namen bisher zwei nah verwandte Arten zusammengeworfen wur- den, die sich jedoch in morphologischer, arealgeographischer, ökologischer wie auch genetischer Hinsicht unterscheiden lassen. Vergleichende Prüfungen des Ty- pus-Materials, das den Erstbeschreibungen zugrunde lag, durch RAVEN (1960) führten dann zum Ergebnis, daß das in den südamerikanischen Pampas weit ver- breitete und außerordentlich wertvolle Futtergras gemäß den Regeln der botani- schen Nomenklatur — 323 —

Bromus willdenowii KUNTH 1 heißen muß, während der Name Bromus unioloides einer nahestehenden Art zu- kommt, die HUMBOLDT, BONPLAND et KUNTH nach Funden aus Ecuador (Quito) beschrieben hatten. Bromus unioloides H.B.K. ist von den Anden Kolumbiens bis nach Chile und Patagonien verbreitet. Der Name Bromus catharticzts VAHL ist, wie HUBBARD (1956) und PARODI (1956) zeigen konnten, als ungültig zu ver- werfen. Merkwürdigerweise haben diese Untersuchungen zur taxonomischen und nomenklatorischen Abklärung von „Bromus unioloides" s. 1. in den jüngsten Auf- lagen europäischer Floren, soweit sie das Gras überhaupt aufgenommen haben, noch keinen Niederschlag gefunden. Lediglich in EHRENDORFER'S „Liste der Ge- fäßpflanzen Mitteleuropas" (2. Aufl., 1973, S. 43) wird Bromus willdenowii mit dem Synonym B. unioloides (WILLDENOW) RASPAIL, non H.B.K. korrekt be- nannt. EHRENDORFER betrachtet die Art als in Deutschland eingebürgert, in den Nachbarländern Schweiz, Österreich, CSSR und Ungarn als vorübergehend ein- geschleppt. Da Bromus willdenowii offenbar noch keinen deutschen Namen hat, eine wört- liche Übersetzung („Willdenows Trespe") jedoch nicht sinnvoll erscheint, wird der Name

Pampas-Trespe vorgeschlagen. Eine Übersetzung der südamerikanischen Bezeichnung „Cebadilla criolla" = „Kreolische (d. h. spanisch-amerikanische) Trespe" ist zu ungenau, um das Gras mit einem deutschen Namen charakterisieren zu können. Bromus willdenowii ist sehr variabel. Die in den Niederlanden aufgetretenen Formen wurden von KLoos (1918) näher beschrieben (vgl. auch THELLUNG 1919, S. 711 ff.). Die Durchsicht von Herbarmaterial des Senckenberg-Museums be- stätigte die Formenvielfalt. Es erscheint jedoch nicht gerechtfertigt, diesen For- men im Augenblick ein größeres taxonomisches Gewicht beizumessen. Die Merk- malsvariabilität erklärt allerdings auch die Schwierigkeiten, B. willdenowii von B. unioloides s. str. in jedem Fall deutlich unterscheiden zu können. Nach PARODI (1964, S. 736) ist die Pampas-Trespe in der Pampasregion Süd- amerikas von Süd-Brasilien über Uruguay bis Nordwest-Argentinien beheimatet. Das Gras wächst und blüht besonders im Winter und Vorfrühling, jedoch auch in feuchten und nicht zu heißen Sommern. Die tiefen Temperaturen der Pampas- region erträgt es gleich gut wie Dürrezeiten, wenn auch der Futterertrag durch Trockenheit sehr beeinträchtigt wird. Es ist außerordentlich weideresistent und schlägt dank zahlreicher Erneuerungstriebe nach Beweidung oder Mand schnell wieder aus. Zu seiner Plastizität hinsichtlich der Boden- und Klimaansprüche tritt die Vermehrungsfreudigkeit hinzu und das Vermögen, als Pionier kahle und durch Beweidung degradierte Standorte wieder zu besiedeln. Dank dieser Eigen- schaften, des guten Geschmacks für das Vieh und des hervorragenden Futter- wertes wird die Pampas-Trespe über ihr natürliches Verbreitungsgebiet hinaus in weiten Gegenden der warmgemäßigten Länder angebaut, so besonders in den

1 KARL LUDWIG WILLDENOW, 1765-1812. Erster Professor der Botanik an der neuen Universität Berlin, Reorganisator des Berliner Botanischen Gartens. Botanischer Lehrer A. V. HUMBOLDT'S. Er beschrieb das Gras als Erster als Festuca unioloides (1803). — 324 — humiden Südstaaten der USA. Hier ist sie unter dem Namen „Rescue grass" (-= „Rettungsgras") bekannt und geschätzt, weil sie vom Herbst über den Winter bis ins Frühjahr hinein wächst und gewissermaßen das Weidevieh in der sonst vegetationslosen Jahreszeit vor dem Hunger rettet (PoHL 1968). Das in den semiariden und ariden Südstaaten der USA adventiv an Straßen, Dämmen und wüsten Plätzen gefundene „Rescue grass" ist jedoch in der Regel nicht die verwilderte Pampas-Trespe, sondern der echte Bromus unioloides, der in seiner Heimat, den Anden Südamerikas, auf trockenen Standorten vorkommt. Eine ausführlichere Darstellung über die Nomenklatur und die habituellen Un- terschiede der beiden Arten ist an anderer Stelle erfolgt (GROSSMANN 1973). Die Pampas-Trespe gehört dank ihrer Fruchtbarkeit, ihres schnellen Wuchses und ihrer unspezialisierten Standortansprüche — abgesehen von den Ländern, wo sie als Futterpflanze angebaut wird — heute zu den über die ganzen gemä- ßigten Zonen verschleppten Gräsern. Wie ihr Auftreten in Lörrach allerdings er- klärt werden kann, ist auch nach Rückfrage beim städtischen Gartenamt nach der Herkunft der Pflanzballen und des Mutterbodens nicht möglich. In diesem Zu- sammenhang ist eine Bemerkung HACKEL ' S (1887, S. 76) nicht uninteressant, daß „Bromus unioloides" als Ziergras gesät würde. Leider hat sich die Hoffnung, daß die Pampas-Trespe nach ihrem überraschen- den Auftreten in den nächsten Jahren wiedererscheinen würde, nicht erfüllt; so sind vorläufig weitere Beobachtungen über ihre Ausbreitungstendenz nicht mög- lich. Jeder Neufund dieses Grases darf zweifellos großes Interesse beanspruchen.

Nachbemerkung

Der schon 1972 verfaßte Aufsatz war unter dem Titel „Ein südamerikanisches Gras — die Pampas-Trespe— auf dem Gelände der Pädagogischen Hochschule Lörrach" zur Publikation in einer Schriftenreihe der Pädagogischen Hochschule bestimmt, die jedoch bis heute nicht zustande gekommen ist. Er wurde im Lite- raturverzeichnis zu meiner anderen Veröffentlichung über Bromus unioloides (GROSSMANN 1973) genannt. Für die jetzige Publikation wurden einige mir in- zwischen bekannt gewordene Tatsachen und Literaturstellen berücksichtigt.

Ich danke an dieser Stelle herzlich den Herren Dr. H. J. CONERT, Senckenberg-Mu- seum Frankfurt a. M., für die Bestimmung, für Literaturhinweise und für die freund- liche Durchsicht des Manuskripts, Dr. P. AELLENt, Basel, für Literaturhinweise, W. BAUM- GARTNER, Riehen bei Basel, für Belege vom Baseler Rheinhafen (vgl. BAUMGARTNER 1973), Prof. H. IVIELzER, Zeltweg/Steiermark, für seine brieflichen Bemerkungen und Belege von Bad Vöslau/Niederösterreich sowie H. LIENENBECKER, der das Gras bei Steinhagen/Westfalen aufsammelte.

Schrifttum:

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(Am 26. 11. 1975 bei der Schriftleitung eingegangen) — 327 —

Min. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau 1 N. F. 11 3/4 1 327-335 Naturkunde u. Naturschutz 1. August 1976

Die Odonaten-Fauna des westlichen Bodensee- gebiets*

von

EBERHARD SENF, Ohningen**

ROSENBOHM versuchte 1965 einen überblick über die Odonaten-Fauna Badens zu geben. Allerdings liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit hinsichtlich der Fund- orte im Bodensee-Gebiet. Wenn man bedenkt, daß seine Sammel- und Beobach- tungstätigkeit in den zwanziger Jahren am Untersee erfolgte, so sind zwischen- zeitlich beinahe 50 Jahre vergangen, in denen keine bedeutsame Arbeit mehr über Libellen im Bodensee-Gebiet erschienen ist (siehe auch STOBBE et al., 1967/68). Es war daher an der Zeit, die Odonaten-Fauna des Unterseegebiets sowie der unmittelbar benachbarten Gewässer im Binnenland darzustellen. Dabei stellt sich die Aufgabe, nicht nur den gegenwärtigen Bestand an Libellen aufzuzeigen, son- dern auch eine gewisse Korrektur hinsichtlich der damals bestehenden Vorstellun- gen vorzunehmen. Für die Ermutigung zu einer solchen Arbeit danke ich meinem Berater in entomologischen Fachfragen, Herrn Oberamtsrat R. GAUSS, Kirchzarten, beson- ders herzlich. Natürlich ist ein Zeitraum von sieben Jahren (die Artenliste bezieht sich auf die Zeit von 1968 bis 1974) nicht ausreichend, um die Libellenfauna eines derart biotop-verschiedenen Gebietes voll zu erfassen. Immerhin wurde in dieser Zeit bereits eine Fülle von Daten und Material zusammengetragen, die diese Ver- öffentlichung durchaus rechtfertigen. In diesem Zusammenhang ist Herrn EBER- HARD THIMM, Radolfzell, besonders zu danken, der mir seine Fund- und Be- obachtungsdaten zur Verfügung stellte. Auch gebührt ihm das Verdienst, eine für das Gebiet neue Libellen-Art (Nehallenia speciosa) entdeckt zu haben. ROSENBOHM hat in seiner zusammenfassenden Arbeit (1965) 58 Arten für das Untersee-Gebiet aufgeführt. Läßt man die von ihm selbst als „Irrgäste" bezeich- neten Funde und diejenigen Arten aus, deren Bestimmung sehr fraglich erscheint, so bleiben 51 Arten übrig, von denen 45 im Gebiet wiedergefunden wurden und 1 Art als neu hinzukommt. Für diese Gesamtzahl der für die Gegenwart nach- gewiesenen 46 Arten kann noch ein Zuwachs erwartet werden, was jeweils in der Artenliste zum Ausdruck gebracht wird. Die von ROSENBOHM gefundenen, aber nicht bestätigten Arten, sind in Klam- mern aufgeführt. Seine bereits zuvor genannten „Irrgäste" sind davon ausge- nommen.

Aus der Fachschaft für Entomologie des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz, Freiburg i. Br. Anschrift des Verfassers: Dipl.-Psych. EBERHARD SENF, Stiegerstraße 11, D-7763 "Chningen. — 328 —

Auf die von ROSENBOHM angestellten Betrachtungen über die zoogeographische Verbreitung der Arten einzugehen, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Nur soviel sei gesagt: seine Prozentzahlen über die Herkunft der Arten sind un- brauchbar, weil die Zuordnung zu Faunen-Kreisen („mediterran", „östlich", „eurasiatisch" etc., etc.) in keiner Weise mehr dem heutigen Wissen entspricht, in vielen Fällen sogar völlig irreführend ist. Das vorliegende Material bietet eine Fülle von Möglichkeiten, über Biologie, insbesondere Ökologie und Verhalten einzelner Arten zu berichten. Doch müs- sen kurze Hinweise bei den entsprechenden Arten genügen. Nur soviel sei noch kurz erwähnt: Das Niederschlagsmaximum fällt im Gebiet in die Zeit von Juni bis September (WAIBEL 1968), was sich oftmals recht ungün- stig auswirkt und daher in manchen Jahren zu erheblichen Ausfällen bei einzel- nen Libellen-Arten geführt hat. Die Sammel- und Beobachtungstätigkeit von ROSENBOHM in den zwanziger Jahren hat demgegenüber aber eine Reihe von recht günstigen Sommern aufgewiesen. So jedenfalls stellt sich die bisherige Kenntnis über die klimatischen Gegebenheiten von damals dar, was das Vor- kommen einzelner, heute fehlender Arten teilweise erklären könnte. Bearbeitete Gebiete (in Klammern Abkürzungen für im Text häufiger vor- kommende Bezeichnungen). Alle liegen im Bereich des Landkreises Konstanz:

Tümpel und Sumpfgebiete auf dem Bodanrück zwischen Konstanz und Bodman bzw. Radolfzell, Unterseegebiet zwischen Konstanz und Radolfzell, Wollmatinger Ried (Wo), Mindelsee und angrenzende Riede (Mi), Buchenseen bei Güttingen (Bu), Mettnau bei Radolfzell (Me), Graues Ried bei Weiler, Binninger Ried, Weitenried bei Volkertshausen, Tiefenried bei Tengen, Radolfzeller Aach zwischen Bohlingen und Mündung in den See, Ufergebiet an der Höri zwischen Radolfzell und Ohningen.

Aber auch die meisten anderen wasserführenden Biotope des Gebiets wurden untersucht.

Artenliste

Unterordnung: Zygoptera Familie: Calopterygidae Calopteryx virgo (L.) „In allen Regionen", schreibt ROSENBOHM. Doch ist die Art, wie auch die nach- folgende, nur noch sehr spärlich anzutreffen, z. B. in der Nähe des Grauen Rieds, an einzelnen Stellen der Bäche auf dem Bodanrück, an der 0-Seite des Mindel- see-Rieds im Einzugsbereich der Bäche, im Gebiet der Buchenseen und an der Radolfzeller Aach. Allerdings kommen die Arten noch relativ häufig am Rhein zwischen Stein und Rheinau (auf deutscher Seite) vor. Dies zeigt ihre Vorliebe für fließende Gewässer. Die entsprechenden Fließgewässer sind aber leider, zu- mindest wenn es Bäche anbetrifft, weitgehend verwachsen, großenteils ver- — 329 — schmutzt oder teilweise korrigiert, was den rapiden Rückgang der beiden Arten erklärt. V—II

Calopteryx splendens (HARRIs) Erläuterungen: siehe vorhergehende Art. Die Biotope beider Arten sind sehr ähnlich. Diese Art begnügt sich aber auch mit sehr langsam fließenden Gewässern. V—VIII

Familie: Lestidae Sympecma fusca (VANDERLINDEN) Erläuterungen: siehe nachfolgende Art. Ganzjährig.

Sympecma paedisca (BRAUER) Die beiden Sympecma-Arten überwintern als Imago als einzige der bei uns vorkommenden Libellen. Ihre Fortpflanzung erfolgt im zeitigen Frühjahr. Merk- würdig und beachtenswert ist die Tatsache, daß die in Mitteleuropa recht häufige fusca in den östlichen Mindelsee-Rieden, zumindest jahrweise, praktisch durch paedisca verdrängt wird, eine Art, die sonst sehr selten ist: S. paedisca kommt außerdem vereinzelt am Zeller See, auf der Mettnau und im Wollmatinger Ried vor. Wegen der Überwinterung sind beide Arten durch Schilfbrände sehr gefährdet. Glücklicherweise überwintert ein großer Teil der Bestände meist weit entfernt vorn Schilfgürtel, nämlich in Wäldern oder Buschzonen. Ganzjährig.

Lestes virens (CHARPENTIER) Mi, Bu, Me, Wo. VIII—X

Lestes viridis (VANDERLINDEN) Bu, Me. VI—IX

Lestes sponsa (HANSEMANN) Me, Wo, Bu, Mi. VI—X

(Lestes barbarus [F.] u. Lestes dryas [KIRBY] konnten bisher nicht entdeckt werden. Ein Vorkommen von dryas ist jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen.)

Familie: Platycnemididae Platycnemis pennipes (PALLAS) In allen Gebieten eine der häufigsten Kleinlibellen. V—IX — 330 —

Familie: Coenagrionidae Ischnura elegans (VANDERLINDEN) überall häufig. V—VIII

Ischnura pumilio (CHARPENTIER) Selten, bisher nur Mi und Ufer bei Hegne. VII und VIII

Nehallenia speciosa (CHARPENTIER)

Die kleinste Art unserer Libellen-Fauna wurde am 23. 6. 1970 von EBERHARD THIMM in der Nähe der Mettnau-Tümpel, Radolfzell, erstmals gefangen. Die sehr seltene Libelle ist ein Neufund für das westliche Bodenseegebiet. Zwar hatte schon ROSENBOIIM ein Vorkommen im Gebiet vermutet, doch gelang ihm nie die Entdeckung. Die Kleinheit und eine gewisse Flugträgheit führen allerdings dazu, daß sie leicht übersehen werden kann. Der Biotop auf der Mettnau wird pflan- zensoziologisch ziemlich genau mit dem Begriff Cirsio-Molinietum schoenetosum umschrieben (LANG 1973), während sonst nach SCHIESS (1973) eher das Carice- tum elatae als Biotop-Schwerpunkt bekannt ist. Die Art wurde jährlich zwischen Mitte VI und Anfang VIII immer nur in wenigen Exemplaren angetroffen.

Erythromma najas (HANSEMANN) Mi, Bu. V—VIII

(Erythromma viridulum CHARPENTIER konnte noch nicht entdeckt werden. Ro- SENBOHM gibt sie für das Binninger Ried an mit dem Bemerken, daß der Fundort vernichtet sei.)

Pyrrhosoma nymphula (SuLzER) In allen Gebieten, besonders häufig im Grauen Ried. V—VII

Ceriagrion tenellum (DE VILLERS) Die in Deutschland sonst sehr seltene Art kommt jahrweise an den Buchenseen sehr häufig vor. Hier kommt es dann zu der paradoxen Erscheinung, daß die zu- vor genannte nahe verwandte und häufige Art (P. nymphula) von ihr verdrängt wird und kaum zu finden ist. Am Mindelsee kommt tenellum auf weiten Strecken der Uferzone vor, doch ist keine Dominanz der einen über die andere Art er- kennbar. VI—VIII

Enallagma cyathigerum (CHARPENTIER) In allen Gebieten häufig. V—VIII — 331 —

Coenagrion puella (L.) In allen Gebieten, häufig. V—VII

Coenagrion pulchellum (VANDERLINDEN) In allen Gebieten, häufig. V—VIII

Coenagrion mercuriale (CHARPENTIER) Nur je ein Fund: Me und Bu. VII und VIII

(Coenagrion ornatum SELYS, von ROSENBOHM „bei Radolfzell" und für Mi an- gegeben, konnte bisher nicht bestätigt werden.)

Unterordnung: Anisoptera Familie: Aeschnidae Anax imperator LEACH In allen Gebieten einzelne Exemplare (Territorialverhalten). VI—VIII

Anax parthenope (SELYS) Die Art wurde bisher an zwei Stellen des nördlichen Mindelsee-Ufers gefunden und am Ufer zwischen Wangen und Ohningen. VI—VII.

(Brachytron pratense wurde noch nicht entdeckt, obwohl ROSENBOHM gleich mehrere Fundorte im Gebiet angibt.)

Anaciaeschna isosceles (MÜLLER) Mi, Bu, Graues Ried, Me. VI—VIII

Aeschna juncea (L.) Am Mindelsee immer einige Exemplare, besonders an den alten Torfstichen; sonst nur vereinzelt vorkommend. Die Art ist eher in der montanen und sub- alpinen Region zu Hause. VIII—X

Aeschna mixta LATREILLE Die spätfliegende Art ist in allen Gebieten häufig. VIII—XI

Aeschna cyanea (MÜLLER) In allen Gebieten. V—X — 332 —

(Aeschria affinis VANDERLINDEN wurde von ROSENBOHM „beobachtet im Woll- matinger Ried von 1921 bis 1929". Die Irrtums-Wahrscheinlichkeit ist bei dieser Art groß, wenn man sie nur „beobachtet" und nicht fängt. Trotzdem ist das Vor- kommen dieser aus Südeuropa selten einwandernden Art nicht gänzlich aus- geschlossen, vor allem für den angegebenen Zeitraum nicht, da damals offenbar günstigere klimatische bzw. meteorologische Voraussetzungen gegeben waren.)

Familie: Gomphidae Onychogomphus forcipatus (L.) Die Art, die am Rhein auch am deutschen Ufer gegenüber Rheinau häufiger vorkommt, wurde mehrfach am Höri-Ufer zwischen Wangen und Öhningen ge- funden. ROSENBOHM irrt, wenn er meint, sie auch an kleineren Bächen im Bin- nenland gefunden zu haben. Der Biotop ist nur an größeren fließenden Gewäs- sern gegeben. VI—VII

Gomphus vulgatissimus (L.) In allen Gebieten, häufiger Bu. VI—VII

Gomphus pulchellus SELYS Die in Mitteleuropa eher seltene Libelle ist jahrweise häufiger zu finden: Bu und Mi. V—VII

(Gomphus simillimus SELYS, die im Südwesten Europas beheimatete Art, wurde nach ROSENBOHM angeblich einmal im Wollmatinger Ried gefangen. Eine Verwechslung mit G. pulchellus liegt nahe: siehe hierüber ROBERT 1959.)

Familie: Cordulegasteridae Cordulegaster bidentatus SELYS Ein Exemplar wurde am Bachteil zwischen Liggeringen und Möggingen frisch- tot aufgefunden (Ende VII). Der Biotop ist inzwischen zerstört. Die Art kommt noch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Weitenried vor. Sie wurde dort nur beobachtet, aber an Färbung und Flugverhalten erkannt. (Cordulegaster boltoni [DoNov.] wird von ROSENBOHM für den Mindelsee angegeben. Die Art kommt jedoch im Gebiet nicht vor, weil ihr Lebensraum in der montanen und subalpinen Region liegt.)

Familie: Corduliidae Cordulia aenea (L.) Bu und Mi. V—VII

Somatochlora metallica (VANDERLINDEN) In allen Gebieten. VI—IX — 333 —

Somatochlora flavomaculata (VANDERLINDEN) In allen Gebieten. VII—IX

Familie: Libellulidae Libellula quadrimaculata L. In allen Gebieten. V—VIII

Libellula depressa L. Bu, Mi, Graues Ried, Me. V—VIII

Libellula fulva MÜLLER Mi, besonders Bu. V—VII

Orthetrum cancellatum (L.) In allen Gebieten. VI—VIII

Orthetrum coerulescens (F.) In allen Gebieten, häufig in den östlichen Rieden des Mindelsees. VI—VIII

Orthetrum brunneum (FoNscoLomsE) Bisher fand ich die Art nur an einer Stelle am nördlichen Ufer des Mindelsees. VII—VIII

Sympetrum danae (SuLzER) In allen Gebieten, besonders häufig Mi. VII—IX

Sympetrum depressiusculum (SELYS) In allen Gebieten, besonders auf Sumpfwiesen, wobei offene Wasserflächen nicht erforderlich sind. VII—X

Sympetrum sanguineum (MÜLLER) In allen Gebieten. VII—X

Sympetrum flaveolum (L.) In allen Gebieten. VII—IX — 334 —

Sympetrum meridionale (SELYS) Die mediterrane Art kommt in allen Gebieten vereinzelt vor. Jahrweise tritt sie jedoch sehr häufig auf, was auf eine Zuwanderung aus Südeuropa zurück- zuführen ist. Besonders stark vertreten war sie im September 1970 an den Buchenseen. 1974 wanderte sie trotz der schlechten meteorologischen Bedingun- gen unseres Gebiets in stattlicher Zahl ein. Allerdings waren die Voraussetzun- gen für die Entwicklung südlich des Alpenkammes in diesem Jahr (im Gegensatz zu hier) sehr günstig. Die Zuwanderer sind oft in Gebieten zu finden, die weitab von Gewässern und Sümpfen liegen, auch an Berghängen und auf den Hügeln. 1974 konnte ich die Art in der Nähe der Ruine des Hohentwiel und an den s-exponierten Hängen des Schiener Berges gehäuft feststellen. VII—IX

Sympetrum fonscolombei (SELYs) In allen Gebieten, jedoch nur immer wenige Exemplare. VI—VIII

Sympetrum striolatum (CHARPENTIER) In allen Gebieten, häufig. VII—XI

Sympetrum vulgatum (L.) In allen Gebieten, häufig. VII—X

(Sympetrum pedemontanum: ROSENBOHM gibt Mi und Wo als Fundort an, be- zeichnet die Art aber als „Irrgast". Sie konnte bisher im Gebiet nicht festgestellt werden.)

Leucorrhinia caudalis (CHARPENTIER) Bisher konnte ich sie nur an den alten Torfstichen des Mindelsee-Gebietes fest- stellen. VI

(Leucorrhinia pectoralis wurde von ROSENBOHM für das Mindelsee-Gebiet an- gegeben. Sie wurde bisher nicht entdeckt. Ein heutiges Vorkommen ist jedoch keineswegs ausgeschlossen.)

Rückblick

Die Frage, „ob der Artenbestand jetzt konstant oder die Fauna noch nicht aus- geglichen ist" (RosENBoHm 1965), stellt sich heute nicht mehr. Sind wir doch eher „zufrieden", noch eine solche Artenfülle im Gebiet aufweisen zu können. Die zunehmende Eutrophierung und Verschmutzung des Untersees, auch der Tümpel und Seen im Binnenland, ja sogar der kleinen Bäche, aber auch andere Eingriffe des Menschen, die oft nur als minimal angesehen werden, aber auf Dauer dann besonders einschneidend sind, lassen die Lebensbedingungen der Libellen immer — 335 —

schlechter werden. Die Odonaten-Fauna ist heute im wesentlichen im Mindelsee- Gebiet und im Bereich der Buchenseen interessant. Die bereits vor Jahrzehnten begonnene Entwässerung des Wollmatinger Rieds hat dort zur Artenverarmung geführt. Auch künstliche Gewässer, wie die z. B. kürzlich aus ornithologischen Gründen neu angelegten Teiche an der SW-Seite des Mindelsees, bieten keine we- sentlichen Lebensvoraussetzungen, können doch dort bisher nur wenige Groß- libellen-Arten und die üblichen Coenagrioniden festgestellt werden. Das hat sei- nen Grund darin, daß sich die für die Nahrung der Libellen-Larven notwendige Wasser-Fauna und die für das Fortpflanzungsverhalten oft wichtige Wasser-Flora nur über Jahrzehnte hinweg, wenn überhaupt, entwickeln können. Daher bleibt zu hoffen, daß die noch als „natürlich" anzusprechenden Gewäs- ser und auch Sumpfgebiete möglichst lange erhalten bleiben. Besonders gilt dieser Wunsch hinsichtlich des Fundortes von Nehallenia speciosa auf der Mettnau, Ra- dolfzell. Die Realisierung gewisser Pläne und Vorstellungen über einen Natur- lehrpfad in diesem Gebiet würde unausweichlich die Vernichtung des dortigen Vorkommens dieser sehr seltenen Art bedeuten.

Schrifttum:

LANG, G.: Die Vegetation des westlichen Bodenseegebietes. — Gustav Fischer Verlag, Jena 1973. ROBERT, P.-A.: Die Libellen. — Kümmerly & Frey, Bern 1959. ROSENBOHM, A.: Beiträge zur Libellen-Fauna des Oberrheins und Bodensees. — Mitt. bad. Landesver. Naturk. u. Natursch., N. F. 1, S. 218-219, Freiburg i. Br. 1922. - Weitere Beiträge zur Libellen-Fauna des Oberrheins u. Bodensees. — Ibid., N. F. 1, S. 248-251, Freiburg i. Br. 1922. Beiträge zur Libellen-Fauna des Oberrheins u. Bodensees. 3. Teil. — Ibid., N. F. 2, S. 72-74, Freiburg i. Br. 1926. — Zwei für Baden und Deutschland neue Libellen. — Archiv Insektenkunde d. Orh.geb. u. d. angrenz. Länder, 2, S. 134-135, 1926. - Beiträge zur Libellen-Fauna des Oberrheins u. Bodensees. 4. Teil. — Mitt. bad. Landesver. Naturk. u. Natursch., N. F. 3, S. 42, Freiburg i. Br. 1929. Beitrag zur Odonaten-Fauna Badens. — Ibid., N. F. 8, S. 551-563, Freiburg i. Br. 1965.

SCHIESS, H.: Beitrag zur Kenntnis der Biologie von Nehallenia speciosa. — Odonatolo- gica 2, 1, 1973. SCHMIDT, EB.: Zur Odonatenfauna des Hinterzartener Moores. — D. E. Z., N. F. 14, S. 371-386, 1967. SCHMIDT, ER.: Beiträge zur Kenntnis der süddeutschen Libellenfauna, Berichtigungen und Nachtrag. — Arch. Insektenkunde des Oberrheingeb. u. angrenz. Länder, 2, S. 60-63 u. 135-136, 1926. STOBBE, D., HEILIGTAG, H. R. & WITTORF, L.: Odonatologischer Bericht vom Bodensee- lager. — Jb. 1967/68 deutsch. Jugendbund. Naturbeobachtung, Hamburg 1967/68. STRomm, K.: Insekten der badischen Fauna. 1. Beitrag. — Mitt. d. Bad. Ent. Ver. Frei- burg/Br., 1, S. 218-219, 1925. WAIBEL, K.: Witterung u. Klima. — Der Landkreis Konstanz, Amtliche Kreisbeschrei- bung, Band I, Thorbecke Verlag, Konstanz 1968.

(Am 20. 3. 1975 bei der Schriftleitung eingegangen)

— 337 —

Mitt. bad. Landesver. 1 Abb. Freiburg im Breisgau N. F. 11 337-340 Naturkunde u. Naturschutz 39-40 1. August 1976

Beitrag zur Kenntnis von Mesembrius peregrinus LOEW (Diptera, Syrphidae)

von

KURT KORMANN, WalZbadltal Mit Abb. 39-40

Im Jahre 1971 (KoRmANN 1973) konnte Mesembrius peregrinus zum ersten Mal (1 y) für Südwestdeutschland nachgewiesen werden. Nach SACK (1930) soll diese Art nur vereinzelt in Deutschland vorkommen. Eine Nachprüfung 1974 am selben Biotop ergab eine Häufigkeit, wie sie sonst nur bei weit verbreiteten Arten beobachtet wird.

Biotop, Flugzeit und Blütenbesuch Der Fundort liegt westlich von Knielingen bei Karlsruhe. Es ist eine Wiese mit einem flachen Graben, der selten Wasser führt und entlang eines Wäldchens (volkstümlich „Ackerhecke") auf die Hochwasserdämme des Rheines zieht. Ne- ben den üblichen Wiesenpflanzen hat sich im Bereich des Grabens Aegopodium podagraria angesiedelt. Die Fliege wurde vom 27. 5. bis 28. 6. 1974 als Blütenbesucher zuerst an An- thriscus silvestris und nach dem Verblühen an Aegopodium podagraria beob- achtet. An anderen Blütenpflanzen wurde kein Besuch registriert. Nach der Blüte- zeit von Aegopodium war trotz intensivem Suchen am Biotop kein einziges Tier mehr zu finden. SACK (1932) und Si:GUY (1961) geben eine Flugzeit von Mai bis August an. Der Höhepunkt liegt nach bisherigen eigenen Beobachtungen Mitte Juni. Der Blütenbesuch konzentrierte sich fast ausschließlich auf die Wiese, während die Aegopodium-Bestände des Waldes nur am Rande vereinzelt aufgesucht wur- den. Das Verbreitungsareal war äußerst begrenzt und endete ca. 100 in vom Hochwasserdamm entfernt.

Häufigkeit und Zusammensetzung der Arten am Biotop Die Lampetiinae und Eristalinae lagen in der Häufigkeit an erster Stelle, an- geführt von Mesembrius peregrinus. Es folgten Parhelophilus versicolor (fast ebenso häufig), Myiatropa florea (nicht ganz so häufig) und Eristalis arbustorum (nicht selten). Von den Syrphinae und Zeliminae waren nur Syrphus torvus und 7ropidia scita häufig anzutreffen.

c Anschrift des Verfassers: KURT KORMANN, Waldstraße 45, D -7519 Walzbachtal 2. — 338 —

Das größte Kontingent stellten die Arten, die sich im Wasser entwickeln. Nur wenige waldbewohnende Arten waren zu finden.

Feldentomologische Hinweise

Die Art ist allgemein durch die glänzenden Hinterrandsäume (beim 9 breiter als beim g) und die stark verdickten Femora leicht von ähnlich gefärbten Arten zu unterscheiden. Beim 8 ist das konische Abdomen ein auffallendes Merkmal (s. Abb.).

Abb. 39: Abb. 40: Mesembrius peregrinus LOEW, Mesembrius peregrinus LOEW, Abdomen g Abdomen

Färbungsvariationen der ??

In der Literatur sind widersprechende Angaben bei der Beschreibung der yy zu finden. Während SCHINER (1862) gelbe Seitenflecken am 2. Segment des Ab- domens angibt, führt SACK (1930) auch solche für das 3. Segment an. Der Grund für diese Verschiedenheiten zeigte sich beim näheren Betrachten. Am Anfang der Beobachtungen und des Sammelns waren nur 9 9 mit hellem Abdomen zu sehen, während später überwiegend mit dunklem Abdomen vorhanden waren. Eine vollständige Verdunklung des Abdomens ist mir aus der Literatur nicht bekannt. Bei den g a zeigte sich keine Veränderung. Material: 44 g a und 18 yy. Das Verhältnis der Geschlechter war am Bio- top 1:5.

Bei den y waren drei Typen festzustellen: 1. ? ? mit großen, gelben Flecken am 2. und kleinere am 3. Abdominalseg- ment (s. Abb.). 2. 9 9 mit gelben Flecken am 2. Abdominalsegment, die von normaler Größe bis fast zum Verschwinden sein können. 3. 9 9 mit ganz dunklem Abdomen.

— 339 —

Der Anteil der -Typen war am:

27. 5. (1 9 ) - 1 Typ 1.

31. 5. (1 9 ) - 1 ? Typ 2.

11.6. (1 9 ) - 1 ? Typ 1.

15.6. (2 9) - 2 ? 2 Typ 2.

17. 6. (1 ) - 1 ? Typ 2.

19.6. (6 9 9) - 6 ? Typ 3.

25. 6. (3 9) - 1 9 Typ 1; 1 9 Typ 2; 1 9 Typ 3.

28.6. (3 9 9) - 1 ? Typ 2; 2 ? 9 Typ 3. Beim Vergleich der Daten und den Typen zeigte sich, daß das Abdomen im Laufe der Flugzeit verdunkelt wird. Ein seitliches Betrachten läßt die ursprüng- lich dunkle Zeichnung samtschwarz erscheinen, während das Gelb als ein dunkles Grau zu sehen ist. Ein Unterschied zwischen ö a und 9 9, der bei SCHINER (1862), SACK (1930, S. 32) und SEGUY (1961) nicht erwähnt wird, sind die Vordertarsen, die bei den d d ganz gelb und bei den 9 ganz schwarz sind. Außerdem sind die Enden der Vordertibien (bis zur Hälfte) bei den ? ? schwarz, während die d d manch- mal einen braunen Wisch in der Mitte der Tibien haben.

Verhaltensweise Ein mehr oder minder ausgesprochenes Territorialverhalten konnte nur mor- gens beobachtet werden. Angreifende Fliegen wurden verjagt und der Verteidi- ger konnte größtenteils auf seinen Platz zurückkehren. Am Nachmittag flogen die a a sehr unstet über oder zwischen den Gräsern und Pflanzen umher; setzten sich auf Blätter, oder besuchten Blüten. Andere umherfliegende Arten wurden kurz angegriffen, aber nur selten verfolgt. Die Verhaltensweise ist Myiatropa florea sehr ähnlich. Beim Umherfliegen gaben die d ö einen summenden Ton von sich (Helophilus NIELSEN 1966), der etwas höher als bei Myiatropa florea lag; aber sehr deutlich von dem höheren Ton von Helophilus versicolor zu unterscheiden war. Die 9 9 bevorzugten kleine Einschnitte und Ausbuchtungen, vor allem die Grenze zwischen Wiese und Getreidefeld, wo sie sich auf niedrige Grashalme und auf den Boden setzten. Zweimal konnte ich das Paarungsverhalten beobachten. Aufmerksam wurde ich durch einen summenden Ton, der von einer Stelle ausging. Ein hing an einem Grashalm und das Ö schwebte summend in einem Abstand von ca. 20 cm. Nach ungefähr einer Minute wurde das 9 nur ganz kurz angeflogen und ergrif- fen. ö und 9 flogen weg und setzten sich putzend auf ein Blatt. Nach einer Weile gingen beide wieder dem Blütenbesuch nach. Ob bei dem kurzen Anflug eine Kopula stattgefunden hat, konnte ich nicht feststellen. Auffallend war, daß in beiden Fällen das 9 nach unten hing. Die Beobachtungen erfolgten nachmittags zwischen 14 und 15 Uhr.

Zusammenfassung Mesembrius peregrinus wurde als häufige Syrphide bei Knielingen/Karlsruhe als Blütenbesucher an Anthriscus silvestris und Aegopodium podagraria fest- gestellt. Die Verhaltensweise wurde studiert. Bei den ? konnte eine Verdunk- lung des Abdomens innerhalb der Flugzeit beobachtet werden. — 340 —

Schrifttum:

KORMANN, K.: Beitrag zur Syrphidenfauna Südwestdeutschlands. — Beitr. naturk. Forsch. Südw.-Dtl., 32, S. 143-158, Karlsruhe 1973. NIELSEN, T.: Species of the genus Helophilus (Dipt., Syrphidae) found an Jaeren, Roga- land. — Norsk ent. Tidskr., 4, 13, S. 429-439., Oslo 1966. SACK, P.: Schwebfliegen oder Syrphidae. — In: DAHL, Die Tierwelt Deutschlands, 20, S. 1-118, Jena 1930. — Syrphidae. — In: E. LINDNER, Die Fliegen der palaearktischen Region, 31, 451 S., Stuttgart 1932. SCHINER, R.: Fauna austriaca. Die Fliegen. — Bd. 1, Wien 1862. SEGUY, E.: Dipteres Syrphides de l'Europe occidentale. — Mem. Mus. nat. Hist. nat., 23, S. 1-248, Paris 1961.

(Am 18. 2. 1975 bei der Schriftleitung eingegangen) — 341 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau N. F. 11 Naturkunde u. Naturschutz 1. August 1976 314 I 341-344 I

Schwebfliegen als Blütenbesucher an Rubus idaeus und Ranunculus repens (Diptera, Syrphidae) von

KURT KORMANN, WalZbaChtal

Lage und Bewuchs eines Biotops sind für die Qualität und Quantität des Blü- tenbesuchs von Bedeutung, wie an einem Biotop von Rubus idaeus und Ranun- culus repens als dominierende Pflanzen beobachtet wurde. Außerdem wurde als Vergleich ein Biotop mit Ranunculus repens herangezogen, ohne daß dabei Rubus idaeus den Anflug beeinträchtigte. So konnten aus dem Beobachtungsergebnis von zwei verschiedenen Biotopen Schlüsse auf den Einfluß unterschiedlicher Faktoren gezogen werden. Für Südwestdeutschland wurde der Blütenbesuch an Rubus idaeus zusammen- hängend dargestellt (KonmANN 1972), während für Ranunculus repens nur ver- einzelte Angaben (KoRmANN 1973) vorliegen. So gehört auch Ranunculus repens zu den Pflanzen, die einen überdurchschnittlichen Blütenbesuch aufweisen kön- nen, wobei Blütenfarbe und massenhaftes Auftreten einen wesentlichen Einfluß ausüben. SACK (1930) nennt Rubus idaeus nicht, während Ranunculaceen häufig er- wähnt werden und Ranunculus repens angegeben wird. SLGuY (1961) führt beide Beobachtungspflanzen an. Determiniert wurde nach SACK (1932) und SGUY (1961). Nomenklatur und Reihenfolge der Arten wurden von SRGL1Y (1961) übernommen.

Beschreibung der Biotope Biotop 1 liegt ca. 2 km westlich von Jöhlingen, Krs. Karlsruhe, in der Nähe der B 293, von der ein Weg entlang des Waldes zu einer Lichtung führt, die einen Durchmesser von ca. 50 m hat. Sie liegt an einem aufgelassenen Steinbruch und ist von Mischwald umgeben. Die südliche Seite ist mit niederen Fichten bewachsen und die nördliche fast frei von Baumwuchs. Größere Flächen mit Ranunculus repens (R.r.) und kleinere mit Potentilla anserina (P.a.), Aegopodium podagra- ria (Ae.p.), Chrysanthemum leucanthemum (Chr.1.) und Euphorbia cyparissias (Eu.c.) breiten sich aus. Am Rande sind noch Sambucus nigra (S.n.), Ligustrum vulgare, Cornus sanguinea und Rubus idaeus vereinzelt eingestreut. Biotop II ist eine Waldschneise, die ca. 4 km östlich von Jöhlingen liegt und in nord-südlicher Richtung zieht. Der Bewuchs ist aufgelockert und große Flä- chen sind mit Ranunculus repens überzogen. Dazwischen liegen kleinere Vor- kommen von Geranium robertianum (G.r.), Stellaria media (St.m.) und Ajuga reptans (A.r.), die als Konkurrenzpflanzen nur wenig in Erscheinung treten.

". Anschrift des Verfassers: KURT KORMANN, Waldstraße 45, D-7519 Walzbachtal 2. — 342 —

Rubus idaeus (R.i.) und Rubus fruticosus (R.f.) finden sich am Rande in kleine- ren und größeren Beständen. Die Schneise neigt sich von Süden nach Norden und hat einen Höhenunterschied von ca. 30 m. An den tieferliegenden Stellen bilden sich kleinere Wasseransammlungen.

Beobachtungszeit An Biotop I erstreckten sich die Beobachtungen nur auf 1972, da in den fol- genden Jahren die Bestände von Ranunculus repens durch unbekannte Ursache, wahrscheinlich Trockenheit, sehr zurückgingen. Es wurde von Mitte Mai bis Mitte Juni in der Zeit von 9-13 Uhr und 15-16 Uhr beobachtet. Von B io to p II liegen die Ergebnisse von 1972 bis 1974 vor. In den einzel- nen Jahren zeigten sich in der Zusammensetzung und Häufigkeit nur unwesent- liche Unterschiede. Bemerkenswert ist nur das vollkommene Fehlen von Leuco- zona lucorum (auch im übrigen Gebiet) im Jahre 1974. Im Schnitt erfolgten die Beobachtungen von Mitte Mai oder Anfang Juni bis Mitte Juni, in der Zeit von 10-13 Uhr. Blütenbesucher an Ranunculus repens (Biotop I) Artname R.r. P.a. Ae.p. Eu.c. Chr.1. S.u.

Pipiza quadrimaculata PANZ. h. v. Pipiza austriaca MEIG. v. Heringia varipes MEIG. v. Chrysogaster solstitialis FALL. v. Cheilosia albitarsis MEIG. h. v. v. v. v. Cheilosia illustrata HARR. h. Cheilosia impressa LOEW v. Platychirus albimanus FABR. v. v. Epistrophe annulata ZETT. h. v. Epistrophe grossulariae MEIG. 1 c Episyrphus balteatus DEC. v. Leucozona lucorum L. v. Dasysyrphus tricinctus FALL. 1 Dasysyrphus arcuatus FALL. h. Dasysyrphus lunulatus MEIG. v. Syrphus ribesii L. v. Syrphus vitripennis MEIG. v. Syrphus lapponicus ZETT. h. Sphaerophoria scripta L. v. Chrysotoxum cauturn HARR. h. Chrysotoxum festivum L. v. Zelima sylvarum L. v. Zelima nemorum FABR. v. Zelima florum FABR. v. Ferdinandea cuprea Scor. v. Myiatropa florea L. v. v. Lampetia equestris FABR. v. L. e. f. valida MEIG. v. L. e. f. narcissi FABR. v. L. e. f. bulborum ROND. v. Volucella pellucens L. v. Eristalis arbustorum L. v. Eristallis pertinax Scor. v. v. — 343 —

Blütenbesucher an Ranunculus repens und Rubus idaeus (Biotop II) Artname R.r. R.i. R.f. A.r. St.m. G.r.

Heringia varipes MEIG. v . Cheilosia albitarsis MEIG. h. v. Cheilosia variabilis PANZ. v. h. Cheilosia chloris MEIG. 1 Cheilosia impressa LOEW v. v. Rhingia campestris MEIG. h. v. Pyrophaena rosarum FABR. Platychrus albimanus FABR. Epistrophe annulata ZETT. h. v. Epistrophe grossulariae MEIG. 1

Episyrphus balteatus DEG. -v. v. Leucozona lucorum L. v. v. Dasysyrphus arcuatus FALL. h. v. Syrphus annulipes ZETT. 1? Syrphus ribesii L. v. Syrphus vitripennis MEIG. v. Spaerophoria scripta L. v. Olbiosyrphus laetus FABR. 1 Chrysotoxum cautum HARR. h. v. Chrysotoxum festivum L. v. Penthesilea berberina FABR. v. P. b. f. oxyacanthae MEIG. h. Zelima lenta MEIG. v. Zelima sylvarum L. v. Zelima nemorum FABR. v. Calliprobola speciosa Rossi 1? Temnostoma bombylans FABR. h. v. Temnostoma vespiforme L h. v. Myiatropa florea L. v. v. v. Tubifera pendula L. h. v. Volucella bombylans L. v. v. Volucella pellucens L. v. h. v. Eristalis arbustorum L. v. Eristalis pertinax Scor. v. v.

Abkürzungen: h. = häufig, v. = vereinzelt. Abkürzungen von Pflanzennamen unter Biotopbeschreibung.

Beobachtungsergebnis Die Zusammensetzung der Syrphidenfauna und die Intensität des Blüten- besuchs an zwei verschiedenen Biotopen richtete sich nach: 1.1 der Lage des Biotops. Der Anteil silvicoler Syrphidengattungen war sehr groß (Zelima, Penthesilea, Temnostoma und Calliprobola). Der Blütenbesuch von Zelima-Arten war sehr gering. 1.2 der Beschaffenheit des Biotops. Pyrophaena rosarum und Tubifera pendula flogen sehr lokal in der Nähe von Wasseransammlungen. 1.3 dem Bewuchs des Biotops. Die Gattung Penthesilea wurde fast nur an Rubus idaeus festgestellt (keine Konkurrenz von Ranunculus repens), während die — 344 —

Gattungen Cheilosia, Epistrophe, Dasysyrphus und Syrphus bevorzugt und nicht selten Ranunculus repens besuchten. 2.1 der Farbe der Blüten. Temnostoma bombylans und vespiforme, die sonst im Gebiet nicht an Ranunculus repens zu finden waren, flogen diese mehr an als Rubus idaeus (Konkurrenz von gelb). 2.2 der Art der Blüten. Rhingia campestris wurde fast nur an Ajuga reptans an- getroffen. Die Labiatae haben eine lange Blütenröhre und der Nektar kann nur von langrüsseligen Fliegen erreicht werden. 2.3 der Leuchtkraft der Blüten. Potentilla anserina war kaum von Syrphiden be- sucht, obwohl der Standort unmittelbar an Ranunculus repens grenzte. 2.4 dem Alter der Blüten. Zur Blütezeit von Sambucus nigra waren die Blüten von Ranunculus repens abgängig, wodurch die Dominanz von gelb nicht mehr in Erscheinung trat (KuGLER 1952).

Zusammenfassung Es wurden an Rubus idaeus 23 und an Ranunculus repens 31 Syrphidenarten als Blütenbesucher festgestellt und der Blütenbesuch sowie Konkurrenzerschei- nungen diskutiert.

Schrifttum:

KORMANN, K.: Syrphiden und Conopiden als Blütenbesucher an Rubus idacus. — Entomol. Zeitschr., 82, 11, S. 124-128, Frankfurt 1972. — Beitrag zur Syrpidcnfauna Südwestdeutschlands. — Beitr. naturk. Forsch. Südw.-Dtl., 32, S. 143-158, Karlsruhe 1973. KUGLER, H.: Schwebfliegen bestäuben Blumen. — Orion, 7, 6, S. 219-222, München 1952. SACK, P.: Schwebfliegen oder Syrphidac. — In: DAHL, Die Tierwelt Deutschlands, 20, S. 1-118, Jena 1930. — Syrphidae. — E. LINDNER, Die Fliegen der palaearktischen Region, 31, 451 S., Stuttgart 1932. S6GUY, E.: Diptres Syrphides de l'Europc occidentale. — Mim. Mus. nat. Hist. nat., 23, S. 1-248, Paris 1961.

(Am 18. 2. 1975 bei der Schriftleitung eingegangen) — 345 —

I Freiburg im Breisgau Mitt. bad. Landesver. 1 Abb. 41-50 I N. F. 11 1 3/4 1 345-357 1 1. August 1976 Naturkunde u. Naturschutz

Bildschlüssel der Ameisenfauna Baden"

von

DIETRICH KLIMETZEK, EMMendillgell »»* Mit Abb. 41-50

Die badische Ameisenfauna ist sehr vielgestaltig und umfaßt mit 67 nachge- wiesenen Arten etwa 80 °/o der in Deutschland bekanntgewordenen Formiciden (GAUSS 1967; GAUSS & PERRAUDIN 1970; GAUSS in lit.). Die Determination die- ser kleinen bis winzigen Tiere ist oft schwierig, da die morphologischen Merkmale sowie Färbung und Beborstung sehr variabel und Übergangsformen häufig sind. Überdies fehlt ein neuer Bestimmungsschlüssel. Die Monographie von STITZ (1939) ist das letzte umfassende Werk über die Ameisen Deutschlands. Seit ihrem Erscheinen sind zahlreiChe neue Erkenntnisse gewonnen worden; dies gilt insbesondere auch für den systematischen Teil. Dies- bezügliche Angaben und Hinweise liegen in der — meist fremdsprachigen — neueren Literatur bislang nur verstreut vor. Einige der damals anerkannten Ar- ten sowie die meisten der von STrrz noch zahlreich beschriebenen Unterarten und Varietäten wurden inzwischen aufgegeben, viele Artbezeichnungen haben sich geändert, neue Arten sind hinzugekommen. Schließlich ist dieses Werk in- folge seiner detaillierten Beschreibungen der einzelnen Arten für den Nicht- Myrmekologen meist zu speziell und für den praktischen Gebrauch zu unhand- lich, zumal die Bestimmungstabellen nicht in geschlossener Form angeordnet sind. Der hier vorgelegte Bildschlüssel will in erster Linie dem Liebhaber-Entomolo- gen, der sich wegen der schwierigen Bestimmung mit den Ameisen bislang kaum befaßt hat, den Zugang zu dieser Tiergruppe erleichtern. Daneben kann er bei Exkursionen und Freilandaufnahmen als gutes Hilfsmittel dienen, um die gefun- denen Formiciden an Ort und Stelle systematisch einzuordnen. Alle in Baden nachgewiesenen Formiciden (vgl. Tab. 1) sind berücksichtigt. Dazu gehören auch eingeschleppte Arten, soweit sie sich hier dauerhaft angesie- delt haben. Auf die Einbeziehung von Unterarten und Varietäten wurde ver- zichtet. Bei der Determination wird im vorliegenden Schlüssel ausschließlich von den Arbeiterinnen ausgegangen, da sie — im Gegensatz zu den geflügelten Ge- schlechtstieren — während des ganzen Jahres zu finden sind. Bei den Arbeiterin- nen ist zwar die Variabilität am stärksten ausgeprägt, andererseits die Bestim- mung infolge klarer Differenzialmerkmale oftmals einfacher durchzuführen.

":" EN HOMMAGE A IMME. E. M. ZÖLLE-GOZLAN. Aus dem Forstzoologischen Institut der Universität Freiburg i. Br. Anschrift des Verfassers: FAss. Dr. D. KLIMETZEK, Bahnhofstraße 13, D-7830 Em- mendingen. — 346 —

Die für die systematische Einordnung wichtigsten morphologischen Merkmale werden für die beiden artenreichsten Unterfamilien (M y r mic in a e und F o r- m i c in a e) in Abb. 41 gezeigt. Bezüglich der Behaarung der Ameisen sind ab- stehende, starre und meist längere Borsten von der sogenannten Pubescens zu unterscheiden, welche die enganliegende, feine Körperbehaarung bezeichnet und manchen Ameisen einen seidigen Schimmer verleiht. Das Stielchen ist bei den Knotenameisen (My rmicina e) unterteilt in den eigentlichen Petiolus und den Postpetiolus. Der Fühlerschaft wird bei der Zahl der Fühlerglieder mitgerechnet.

8

Abb. 41: Teile des Ameisenkörpers. A: Kopf und B: Seitenansicht einer Schuppenameise (Formica ruf a L.), C: Seitenansicht einer Knotenameise (Myrmica laevinodis Nu.) (nach STITZ und GÖSS'WALD).

1. Atemöffnung (Stigma) 16. Petiolusdorn 2. Epinotumsdorn 17. Rücken (Thorax) 3. Fühlereinlenkung 18. Schenkel (Femur) 4. Fühlergeißel (Flagellum) 19. Schiene (Tibia) 5. Fühlerkeule (Clava) 20. Schuppe (Petiolus) 6. Fühlerschaft (Scapus) 21. Sporn (Calcar) 7. Fuß (Tarsus) 22. Stachel (Aculcus) 8. Hinterleib (Gaster) 23. Stielchen (Pedicel) 9. Hinterrücken (Epinotum) 24. Stirnaugen (Ocellen) 10. Hüfte (Coxa) 25. Stirnfeld 11. Kiefertaster (Maxillarpalpen) 26. Stirnleiste (Carina) 12. Kopfschild (Clypcus) 27. Stirnrinne 13. Mittelrücken (Mesonotum) 28. Vorderrücken (Pronotum) 14. Netzaugen (Facettenaugen) 29. Wange (Gena) 15. Oberkiefer (Mandibel)

— 347 — Blatt 1

FORMICIDAE

STIELCHEN 2- GLIEDRIG STIELCHEN 1- GLIEDRIG

Myr micinae (st.6)

EINSCHNÜRUNG ZWISCHEN KEINE EINSCHNÜRUNG ZWISCHEN 1.u.2. GASTRALSEGMENT 1.u.2. GASTRALSEGMENT

Ponerinae

STIRNRINNE VORHANDEN KEINE STIRNRNRINNE

Hypoponera punctatissima Ponera coarctata

GASTER VON OBEN 5 SEGMENTE GASTER VON OBEN 1. SEGMENTE CLYPEUS NICHT ZWISCHEN DIE CLYPEUS ZWISCHEN DIE STIRN- STIRNLEISTEN VERLÄNGERT LEISTEN VERLÄNGERT

Dolichoderinae

EPINOTUM NICHT GEKANTET,

Hypoclinea quadripunctata Tapinoma erraticum

Abb. 42 — 348 — Blatt 2

FORMICINAE

FÜHLER 12-GLIEDRIG FÜHLER 11-GLIEDRIG

MIT V

Plagiolepis xene

Plagiolepis pygmaea

FÜHLEREINLENKUNG IN DEM WINKEL FÜHLEREINLENKUNG HINTER DEM ZWISCHEN STIRNLEISTE u. CLYPEUS- WINKEL ZWISCHEN STIRNLEISTE HINTERRAND u. CLYPEUSHINTERRAND, i. a. KEINE OZELLEN

CaMpOnOtUS (BL 3)

MANDIBELN SCHMAL. AM ENDE MANDIBELN BREIT. ZUGESPITZT, UNGEZÄHNT GEZÄHNT

Polyergus rufescens

GLIED 2-5 DER FÜHLERGEIBEL GLIED 2-5 DER FUHLERGEIBEL EINZELN EBENSO LANG o. KÜRZER EINZELN LÄNGER ALS JEDES DER ALS JEDES DER FOLGENDEN GLIEDER. FOLGENDEN GLIEDER. STIRNFELD STIRNFELD UNDEUTLICH ABGEGRENZT, SGHARF ABGEGRENZT, STIGMEN DES STIGMEN DES EPINOTUMS OVAL, EPINOTUMS SPALTENFÖRMIG, OZELLEN WINZIG OZELLEN DEUTLICH

Formica 031_5)

Abb. 43 — 349 — Blatt 3

CAMPONOTUS

KOPF VORNE WINKLIG ABGESTUTZT (ei) KOPF VORNE NICHT WINKLIG STIRNLEISTEN GERADE (2) ABGESTUTZT. STIRNLEISTEN GEBOGEN 22 CC:I=1) Camponotus truncatus

THORAX GLEICHMÄßIG GERUNDET. THORAX ZWISCHEN MESO— u. EPINOTUM SEITLICH NICHT GEKANTET EPINOTUM BREIT AUSGESCHNITTEN. SEITLICH GEKANTET 4%4 \,7 Camponotus piceus

VORDERRAND DES CLYPEUS IN DER VORDERRAND DES CLYPEUS MITTE ± TIEF AUSGESCHNITTEN OHNE AUSSCHNITT

Camponotus fallax

VORDERRANG DES CLYPEUS IN DER VORDERRAND DES CLYPEUS IN DER MITTE NICHT ZUNGENFÖRMIG VORSPRINGEND MITTE ZUNGENFÖRMIG VORSPRINGEND

Camponotus aethiops

THORAX SCHWARZ THORAX NICHT SCHWARZ WIE DER GANZE KÖRPER VORDERFLÄCHE DES 1. GAS— VORDERFLÄCHE DES 1. GAS- TRALSEGMENTES ± AUSGE— TRALSEGMENTES FAST DEHNT ROTBRAUN. GASTER VÖLLIG SCHWARZ. GASTER GLÄNZEND MATT

Camponotus vagus Camponotus ligniperda Camponotus herculectnus

Abb. 44

— 350 — Blatt 4 LASIUS 1 1 1 FÄRBUNG DES GANZEN FÄRBUNG DES GANZEN FÄRBUNG DES GANZEN KÖRPERS BRAUN BIS DUNKEL- KÖRPERS GELB BIS ROT- KÖRPERS SCHWARZ, BRAUN. DIE BEIDEN LETZTEN LICH. DIE BEIDEN LETZTEN SEHR STARK GLIEDER DER KIEFERNTASTER GLIEDER DER KIEFERNTASTER GLÄNZEND LANG. ZUSAMMEN VIEL LÄNGER KURZ. ZUSAMMEN SO LANG ALS DAS DRITTLETZTE, GROBE WIE DAS DRITTLETZTE, AUGEN s KLEINE. AUGEN

Lasius fuliginosus

1 1 THORAX BRAUN BIS THORAX GELBL ICHBRAUN DUNKELBRAUN IrC(21 BIS RÖTLICHBRAUN

1 FÜHLERSCHÄFTE u. FÜHLERSCHÄFTE STIRNRINNE BIS STIRNRINNE UNDEUTLICH, SCHIENEN REICHLICH u. SCHIENEN NUR ZUM VORDEREN FÜHLERSCHAFT AB- ABSTEHEND BEHAART KURZ u. ANLIEGEND OZELLUS DEUTLICH, STEHEND od. SPÄRLICH STIRNFELD BEHAART BEHAART DEUTLICH

Lasius Lasius niger Lasius alienus Lasius brunneus emarginatus

SCHUPPE BREITER ALS HOCH SCHUPPE HÖHER ALS BREIT n

Lasius flavus

OBERRAND DER SCHUPPE FLACHWINKLIG AUSGESCHNITTEN OBERRAND DER SCHUPPE TIEF SPITZWINKLIG AUSGESCHNITTEN KÖRPERBEHAARUNG LANG, KÖRPERBEHAARUNG KURZ, SPARSAM, TIBIEN NICHT REICHLICH, TIBIEN AB- STEHEND BEHAART ABSTEHEND BEHAART n

Lasius Lasius umbratus bicornis

Abb. 45 — 351 — Blatt 5

FORMICA

VORDERRAND DES CLYPEUS IN VORDERRAND DES CLYPEUS DER MITTE AUSGESCHNITTEN NICHT AUSGESCHNITTEN

Formica sanguinea

HINTERRAND DES KOPFES NICHT HINTERRAND DES KOPFES ODER GANZ SCHWACH AUSGERUNDET TIEF AUSGERUNDET

Formica exsecta GLIED 5 u. 6 DER KIEFERN- GLIED 5 u. 6 DER KIEFERN- TASTER EINZELN LÄNGER ALS 2, TASTER EINZELN = SO LANG WIE 2, GEII3ELGLIEDER 6,7 u.B GEMELGLIEDER 6,7 u. WENIG DICKER ALS 2 u. 3 1 VIEL DICKER ALS 2 u. 3 KÖRPER GÄNZLICH SCHWARZ KÖRPER NICHT GÄNZLICH SCHWARZ 1 STIRNFELD, THORAX STIRNFELD, THORAX KOPF u. THORAX KOPF u. THORAX ROT u. GASTER STARK u. GASTER MATT, BRAUN GLÄNZEND, EPI- EPINOTALWINKEL 1OBERSEITE DES THORAX I NOTALWINKEL ECKIG ABGERUNDET t UNBEHAART BEHAART •Cl%3

Formica Formica Formica Formica Formica transkaucasica fusca cinerea cunicularia rufibarbis

KOPF VON VORN OHNE AB- (772 KOPF VON VORN MIT LANG STEHENDE LANGE HAARE ■() 577 ABSTEHENDEN HAAREN

OBERSEITE DES OBERSEITE DES KOPF u. THORAX KOPF OBEN SCHWARZ THORAX BEHAART THORAX = UN- GANZ ROT, SEHR BEHAART STARK BEHAART SCHWARZER SCHWARZER FLECK AUF PRO- FLECK AUF PRO- THORAX SCHARF THORAX UNDEUT- ABGEGRENZT LICH ABGEGRENZT CinJ •CD,J

Formica Formica Formica Formica Formica rufa polyctena truncorum pratensis lugubris

Abb. 46

— 352 — Blatt 6 MYRMICINAE

MIT KEINE Anergates atratulus r - MANDIBELN MANDIBELN OHNE GEZÄHNTEN INNENRAND MIT GEZAHNTEM INNENRAND MANDIBELN SCHMAL, SICHELFÖRMIG MANDIBELN BREIT Q_Wa CCcO Coccf GEDiza Strongylognathus testaceus Harpagoxenus sublaevis I SPORNE AN DEN TIBIEN ‘.,,...SPORNE AN DEN TIBIEN DER MITTEL- u. HINTERBEINE DER MITTEL- u. HINTERBEINE DEUTLICH GEKÄMMT EINFACH

MyrrniCC/(131. st 1 POSTPETIOLUS VORN ÜBER DER MITTE POSTPETIOLUS VORN IN DER MITTE DES 1. GASTRALSEGMENTES EINGELENKT, DES 1. GASTRALSEGMENTES GASTER HERZFÖRMIG ZUGESPITZT EINGELENKT mcy Cremastogaster scutellaris

PETIOLUS IN SEITENANSICHT PETIOLUS ANDERS GESTALTET ± VIERECKIG, NICHT GESTIELT Mfq/

Myrmecina graminicola

FÜHLER 11- od. 12- GLIEDRIG FÜHLER 10- GLIEDRIG, KEULE 2-GLIEDRIG, SEHR KLEINE FORM

Diplorhoptrum fugax

EPINOTUM EPINTUMO OHNE DORNEN :3:n0 MIT DO RNEN

FÜHLERKEULE NICHT SCHARF ABGESETZT, GROßE FORM

Monomorium pharaonis

Abb. 47 — 353 — Blatt 7

von Blatt 6

PETIOLUS MIT LANGEM, PETIOLUS KURZER od. DÜNNEREN STIEL SEHR KURZ GESTIELT

FUHLERKEULE STARK FÜHLERICEULE SCHWACH POSTPETIOLUS POSTPETIOLUS VERDICKT, DIE 4 LETZ- VERDICKT, DIE 4 LETZ- UNTEN MIT UNTEN OHNE DORN TEN GLIEDER ZUSAM- TEN GLIEDER ZUSAM- SPITZEM, SCHRÄG MEN LÄNGER ALS DER MEN KÜRZER ALS DER NACH VORN GERICH- ÜBRIGE TEIL DER ÜBRIGE TEIL DER TETEM DORN, FÜHLER GEIßEL GEIßEL 11- GLIEDRIG

-Ake

Stenamma Aphaenogaster Formicoxenus westwoodll subterranea nitidulus

HINTERRAND DES LYPEUS ZWISCHEN HINTERRAND DES CLYPEUS STIRNLEISTEN u. MANDIBULARECKEN NICHT AUFGEBOGEN AUFGEBOGEN, KOPF u. SCHULTERN WINKELIG

Tetramorium caespitum

FÜHLER 11- GLIEDRIG FÜHLER 12- GLIEDRIG

TIBIEN MIT ABSTEHENDEN TIBIEN NUR MIT AN- STARREN KURZEN HAAREN LIEGENDER PUBESCENS, OHNE ABSTEHENDE BORSTEN

Leptothorax acervorum Leptothorax muscorum (BI. 8)

Abb. 48

— 354 — Blatt 8

von Blatt 7

RÜCKEN ZWISCHEN MESO- u. EPINOTUM RÜCKEN ZWISCHEN MESO- u. MIT DEUTLICHEM QUEREINDRUCK EPINOTUM OHNE QUEREINDRUCK QUERBINDE AUF ABDOMINALSEGMENT 1

DUNKEL, HELLER, BREIT SCHMAL Leptothor ix Leptothorax nylanderi parvulus

CLYPEUS MIT MEDIANEM LÄNGSEIN- CLYPEUS OHNE MEDIANEN DRUCK, VON 2 LÄNGSKIELEN EINGESCHLOSSEN LÄNGSEINDRUCK

id

Leptothorax clypeatus

EPITONALDORNEN SEHR KURZ, ZAHN- EPINOTALDORNEN LÄNGER, FÖRMIG. FÜHLERKEULE GELB NICHT ZAHNFÖRMIG

Leptothorax corticalis

THORAX FEIN GESTREIFT GERUNZELT, THORAX GROB GESTREIFT GERUNZELT, EPINOTALDORNEN MÄßIG LANG EPINOTALDORNEN SEHR LANG, SCHON AM GRUNDE SCHMAL, LEICHT GEKRÜMMT

Leptothorax affinis

GASTER MIT AUSNAHME GASTER HELL BIS GELB DER BASIS BRAUN 1 1 1 GASTRALSEGMENT 1 MIT AUF GASTRALSEGMENT 1 MIT EINEM KOPF KOPF DEM RÜCKEN VOLLSTÄNDI- IN DER MITTE DES RÜCKENS BRAUN SCHWARZ- GEM BRAUNEN QUERBAND, UNTERBROCHENEN BRAUNEN BRAUN EPINOTALDORNEN LANGER QUERBAND, EPINOTALDORNEN ALS BEI L.INTERRUPTUS, KÜRZER ALS BEI L.UNIFASCIATUS, KOPF = GEPUNKTET KOPF FEIN LÄNGSGESTREIFT

Leptothorax Leptothorax Leptothorax Leptothorax tuberum nigriceps unifasciatus interruptus

Abb. 49 — 355 — Blatt 9

MYRMICA 1 1 EPINOTUM OHNE DORNEN, EPINOTUM MIT LANGEN DORNEN, FÜHLERKEUL E 5-GLIEDRIG FUHLERKEULE 3-4-GLIEDRIG 22(0

Manica rubida

FÜHLERSCHAFT HINTER SEINER EIN- FÜHLERSCHAFT AM GRUNDE LENKUNG WINKELIG GEBOGEN o. GEKNICKT M ÄßIG u. GLEICHMÄßIG GEBOGEN

FÜHLER HINTER FÜHLER HINTER KUPPE DES PETIOLUS KUPPE DES PETIOLUS SEINER EINLEN- SEINER EINLEN- IN SEITENANSICHT IN SEITENANSICHT KUNG WINKELIG KUNO SCHARF BREIT, FLACH KONVEX, SCHMAL WINKELIG, GEBOGEN GEKNICKT DORNEN LANG KURZ ABGERUNDET,

7 I Myrmica Myrmica ruginodis laevinodis 1 SKULPTUR, AUCH AM SKULPTUR OBERFLACH- FÜHLERSCHAFT IN SEI- FÜHLERSCHAFT STIELCHEN-KNOTEN, LICHER, STIELCHENKNO- TENANSICHT AN DER IN SEITENANSICHT STARK AUSGEBILDET TEN OBEN GLATT KNICKUNG ± OHNE ZAHN- AN DER KNICKUNG FÖRMIGEM FORTSATZ MIT DEUTLICHEM ZAHN I=LOBUS) fc) IDo 'etc) Myrmica Myrmica sulcinodis rugulosa Myrmica scabrinodis LOBUS IN FLÄCHENAN- LOBUS IN FLÄCHENANSICHT BREITER, STIRNLEISTEN1 SICHT SCHMALER, STIRN- Ca. 1/3 DER KOPFBREITE LEISTEN Ca. 1 14 DER KOPFBREITE EPINOTALLAPPEN KLEINER EPINOTALLAPPEN GRÖBER ALS DER EPINOTALAUSSCHNITT ALS DER EPINOTALAUSSCHNITT

Myrmica schencki Myrmica sabuleti Myrmica lobicornis

Abb. 50

— 356 —

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2. 1. — 357 —

Die vorliegende Arbeit entstand nach einem Beispiel von HUDDLESTON et al. (1968). Sie stützt sich im wesentlichen auf die Tabellen von STITZ (1939), die je- doch nach neueren Veröffentlichungen (insbesondere YARROW 1954, 1955; BETREM 1960; COLLINGWOOD 1964; BOLTON & COLLINGWOOD 1975) erweitert und ergänzt wurden. Die schematischen und oft stark vereinfachten Zeichnun- gen — nach STITZ und COLLINGWOOD - haben meist einen unterschiedlichen Maßstab; sie zeigen Beborstung und Körperstrukturierung nur, soweit diese als Bestimmungsmerkmale verwendet werden. Der Bildschlüssel ist aus Raumgrün- den auf die wichtigsten Differentialmerkmale beschränkt; bezüglich weiterer Kennzeichen der Arten wird auf die genannte Literatur verwiesen.

Für kritische Durchsicht der Abbildungsvorlagen danke ich den Herren Dr. C. BARONI- URBANI (Basel) und R. GAUSS (Kirchzarten b. Freiburg). Für die Anfertigung der Rein- zeichnung danke ich dem früheren Institutsmitarbeiter Herrn L. HORN.

Summ ary

A pictorial key based on the worker forms is given for 67 species of ants found in Baden/ W.-Germany; this includes some of the more common, introduced species. Names of subspecies or varieties are not used.

Schrifttum:

BARONI-URBANI, C.: Catalogo delle specie die Formicidae d'Italia. — Mcm. Soc. entom. Ital., 50, S. 5-287, 1971. BERNARD, F.: Les fourmis d'Europe occidentale et septentrionale. — Faune de l'Europe et du Bassin Mediterraneen, 3, S. 1-411, 1968. BETREM, J. G.: Ober die Systematik der Formica rufa-Gruppe. — Tijdschr. v. Entom., 103, S. 51-81, 1960. BOLTON, B. & COLLINGWOOD, C. A.: Hymenoptera — Formicidae. — Handbooks for the Identification of British Insects (Roy. entom. Soc. London), 6 (3c), S. 1-34, 1975. COLLINGWOOD, C. A.: The identification and distribution of British ants. 1. A revised key to the species found in Britain. — Trans. soc. Brit. Entom., 16, 93-114, 1964. GAUSS, R.: Verzeichnis der im badischen Gebiet bekanntgewordenen aculeaten Haut- flügler und Goldwespen (Hymenoptera) sowie von stylopsierten Arten. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 9, S. 529-587, 1967. GAUSS, R. & PERRAUDIN, W.: Neufunde, Nachträge und Berichtigungen zur Hautflüg- lerfauna im badischen Gebiet. — Ibid., N. F. 10, S. 355-363, 1970. HUDDLESTON, E. W. et al.: Pictorial key of the ants of Hawaii based on the worker forms. — Proc. Hawaiian Entom. Soc., 20, S. 71-79, 1968. STITZ, H.: Hautflügler oder Hymenoptera. I: Ameisen oder Formicidae. — In: DAHL, F. (Hrsg.): Die Tierwelt Deutschlands, 37. Teil, S. 1-428, 1939. WHEELER, G. C. & WHEELER, J.: The subfamilies of Formicidae. — Proc. entom. Soc. Wash., 74, S. 35-45, 1972. YARROW, I. H. H.: The British ants allied to Formica fusca L. (Hym., Formicidae). —Trans. Soc. Brit. Entom., 11, S. 229-244, 1954. The British ants allied to Formica rufa L. (Hym., Formicidae). — Ibid., 12, S. 1 bis 48, 1955.

(Am 27. 9. 1975 bei der Schriftleitung eingegangen)

— 359 —

Min. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau N. F. 3/4 359-362 Abb. 51 Naturkunde u. Naturschutz 1 1. August 1976

Aberrante Gallen der Knoppern-Gallwespe (Andricus quercuscalicis BURGSD.) im Raum Stuttgart während einer starken Vermehrung 1974*

von

RUDOLF GAUSS, Kirchzarten**

Mit Abb. 51

Wohl in keiner Sparte der Cecidologie gibt es derart viele, noch offene Probleme entomologischer und auch botanischer Natur wie bei den gallbildenden Cynipidae mit ihrer morphologischen Vielfalt, teilweiser Parthenogenese, Wirts- pflanzen-Wahl und Auslösung der unterschiedlichsten Gallausformung. Schon die Bevorzugung der Eichenarten durch etwa 80% aller Gallenbildner an frischtrei- benden Pflanzenteilen wie Wurzeln, Knospen, Trieben, Blüten und Früchten, be- sonders aber der zur Arterhaltung wohl notwendige Wirtswechsel der agamen Generationen einiger Cynipidenarten auf S ti el- oder Traubeneiche (Quer- cus robur u. petraea) zu bisexuellen Generationen auf Zerreiche (Quercus cerris) stellen bislang ungenügend oder nicht gelöste Fragen. Nach der mir zur Verfügung stehenden neuesten entomologischen und botanischen Literatur ist bis heute noch nicht geklärt, wodurch die außerordentlich differenzierte art- und generationsspezifische Gallenbildung ausgelöst wird. Diesen Problemen gesellen sich nun noch weitere hinzu, die bei der Unter- suchung von Gallen anläßlich einer starken Vermehrung von Andricus quercus- calicis BURGSD., der Knoppern-Gallwespe, 1974 im Forstamt Stuttgart auftauchten. Aus dem Befallsgebiet, in dem die Knoppern-Gallen schon seit 1890 bekannt sind, da in den dortigen Waldungen die zur Bildung der bisexuellen Generatio- nen vom A. quercuscalicis erforderlichen Zerreichen seit langem vorhanden wa- ren, erhielten wir im September und Oktober 1974 sowie im Februar 1975 Ein- sendungen mit 853 Eicheln, die insgesamt 1841 Gallen aufwiesen. Die typischen Gallen von A. quercuscalicis sind als oben kaminartig offene, meist (wenn nicht in Anzahl aus einem Fruchtbecher kommend) radialsymmetri- sche Gebilde bekannt, die außen unregelmäßig gehöckert sind und am Grunde der Kammer je eine eirunde Innengalle beherbergen. Jede Einzelgalle entwickelt

Aus der Forstl. Versuchs- und Forschungsanstalt, Baden-Württemberg, Abt. Wald- schutz, Stegen-Wittental — Referat gehalten auf 1. Rencontre de Cecidologie in Straß- burg am 3. 3. 1975. 0 * Anschrift des Verfassers: RUDOLF GAUSS, Oberamtsrat, Burgerstraße 6, D-7815 Kirchzarten. — 360 —

sich aus dem Fruchtbecherboden heraus neben der gesunden, meist aber verküm- merten Eichel. Da mir an einer Galle die längliche, fast schlitzartige Kaminöffnung auffiel, die normalerweise mehr oder weniger rund ist, schnitt ich sie vorsichtig der Länge nach auf. Zu meiner großen Überraschung waren statt der üblichen einen gleich drei Innengallen auf dem Gallengrund vorhanden und außerdem eine seitlich weit in die Kammer reichende, nicht ganz geschlossene Synergus-Galle, deren Larveninhalt heute noch lebt und hoffentlich die Imago ergibt. Hierbei handelt es sich um eine Einzelgalle, die die verkümmerte Eichel und den ganzen Frucht- becher überwallt hat. Aufgrund dieser Entdeckung machte ich mir die Mühe und schnitt insgesamt 150 Gallen. Dadurch erhielt ich weitere zwölf Exemplare mit je zwei nor- mal ausgebildeten Innengallen ohne Trennwand in einer Kammer. Von diesen zwölf Gallen stammten drei aus einer, fünf aus je zwei, zwei aus je drei und zwei aus je vier Gallen pro Eichel. Als weitere Überraschung erwiesen sich drei Gallen, die ich als Großgallen be- zeichnen möchte. Jede wies ohne Trennung im Gallplastem zwei Kammern mit je einem Kamin und je einer Innengalle auf. Alle drei stammten aus je zwei Gallen pro Eichel.

Abb. 51: Aufgeschnittene Knoppern von Andricus quercuscalicis BURGSD. Links: normal mit 1 Innengalle, rechts: anormal mit 2 Innengallen.

Als letzte Novität wurden fünf Gallen ermittelt, deren Fuß sich nicht zwi- schen Eichel und Fruchtbecherwand befand, sondern aus der Eichel selbst, ent- weder mitten hindurch oder an deren Innenwand entlang sich entwickelt hat. Im Falle der mehrfachen Innengallen in einem Gallhohlraum kann man ver- muten, daß verschiedene Wespenweibchen in kurzen Zeitabständen und sehr dicht nebeneinander ihr Ei abgelegt haben und daß die Wirtspflanze wie auf eine Ablage mit auch nur einer Gallbildung reagiert hat. Beide oder mehrere Gall- wespenlarven entwickelten sich trotzdem völlig normal. Daß diese Wirtsreaktion die Ausnahme bildet, zeigen die oft ringsum mit bis zu zehn Gallen besetzten Fruchtbecher, bei denen jede Galle jedoch, wenn auch häufig in diminuierter Form, alle typischen Merkmale aufweist. Die doppelte Kammerbildung in einer Galle ist wahrscheinlich durch ein früh- zeitiges Zusammenwachsen ehemals zweier Gallanlagen entstanden. — 361 —

Bei den die Eicheln durchwachsenden Gallen kann möglicherweise fehlende Koinzidenz zwischen Eiablage und Eichelentwicklung eine ausschlaggebende Rolle gespielt haben. Dies würde darauf hindeuten, daß die Eiche als Wirts- pflanze in einem gewissen Entwicklungsstadium gleichsinnig auf den Gallbil- dungsreiz durch die Eilarven vom Fruchtbecherboden wie auch von der unferti- gen Eichel aus reagieren kann. Soweit meine Deutungsversuche als Entomologe. Wahrscheinlich wird erst der Biochemiker eine Lösung ermöglichen, wenn er die Substanzen, die die Gall- wespenlarven der verschiedenen Arten und auch Generationen an die Wirts- pflanze nach der Embryonal-Entwicklung abgeben, isolieren und eventuell syn- thetisieren kann. Weitere Unregelmäßigkeiten, die bereits aus der Literatur bekannt sind, konnte ich an zwei Gallen feststellen. Es sind eine Innengalle, die statt am Grunde festzusetzen, sich im oberen Teil des Gallhohlraumes direkt unter der Kaminöffnung befand und eine Knopper mit zwei Kaminen aus nur einer Kam- mer mit einer Innengalle.

Zusammenfassung

Anläßlich einer starken Vermehrung von Andricus quercuscalicis BURGSD. 1974 im Forstamt Stuttgart wurden von 150 geschnittenen aus 1841 erhaltenen Gallen mehr als 10 0/0 mit bislang nicht in der Literatur erfaßten Unregelmäßig- keiten ermittelt: Dreizehn Knoppern wiesen mehr als eine Innengalle auf (zwölf hatten je zwei und eine sogar drei in je einer Kammer). Drei Knoppern hatten je zwei Kammern mit je einer Innengalle und bei fünf Gallen war das Wachstum nicht, wie üblich, zwischen Fruchtbecher und Eichel, sondern durch die Eichel hin- durch erfolgt. Für die Anomalien werden Deutungsmöglichkeiten genannt.

Resume

A l'occasion d'une surpopulation de Andricus quercuscalicis BURGSD., observee en 1974 dans la region forestiere de Stuttgart, j'ai coupe 150 des 1841 galles, que j'ai re9u. Plus de 10 °/o presentaient des anomalies inconnues dans la littera- ture cecidologique recent: Treize de ces galles presentaient plus d'une galle interne (douze galles posse- daient chacune deux et une meme trois). Trois autres avaient deux chambres separees par une cloison, chacune avec une sortie et une galle interne. Cinq autres galles presentaient une croissance anormale traversant le gland et pas, comme c'est norrnalement le cas, entre la cupule et le gland. Des possibilitees de l'origine des anomalies citees sont discutees.

Schrifttum:

BUHR, H.: Bestimmungstabellen der Gallen (Zoo- und Phytocecidien) an Pflanzen Mit- tel- und Nordeuropas. — Jena 1964/65. DALLA-TORRE, G. G. & KIEFFER, J. J.: Cynipidae, in: SCHULZE, F. E., Das Tierreich, Berlin 24, 1910. EADY, R. D. & QUINLAN, J.: Hymenoptera, Cynipoidae, in: Handbooks for the iden- tification of British Insects, Vol. VIII, Partl (a), London 1963. — 362 —

EBERLE, G.: Knopperngalle und Zerreiche. — Jahrb. nassauisch. Ver. Naturk., 91, S. 83 bis 96, 1954. — Bechcrwandständige Knopperngallen. — Ibid., 92, S. 27-29, 1956. FRANZ, E.: Eichenknoppern. — Natur u. Volk, 82, S. 361-365, 1952. KÄSTNER, A.: Lehrbuch der speziellen Zoologie, I, 3 B. — Stuttgart 1973. KIEFER, J. J.: Les Cynipides, in: ANDRE, E., Species des Hymenopteres. — Paris 1897 bis 1905. — Die Gallwespen, in: SCHRÖDER, CHR., Die Insekten Mitteleuropas, insbesondere Deutschlands, III, Hymenopteren. — Stuttgart 1913. PFÜTZENREITER, F.: Über das Vorkommen der Knopperngallwespe Cynips quercus- calicis in Deutschland. — Aus der Heimat, 61, S. 96-102, 1953. PFÜTZENRE/TER, F. & WEIDNER, H.: Die Eichengallen im Naturschutzgebiet Favoritepark in Ludwigsburg und ihre Bewohner, in: Der Favorite-Park. — Die Natur- u. Landschaftsschutzgebiete Baden-Württemberg, Bd. 1, S. 88-130, 1959. RIEDEL, M.: Gallen und Gallwespen. — Stuttgart 1910. STRASSBURGER, E.: Lehrbuch der Botanik. — Stuttgart 1971. WEBER, H.: Botanik. — Stuttgart 1972. WIMMER, E.: Über das Vorkommen der Knoppern-Gallwespe (Cynips calicis BURGSD.) in Deutschland. — Z. angew. Entom., 8, S. 445-447, 1922.

(Am 15. 3. 1975 bei der Schriftleitung eingegangen)

— 363 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau N. F. 11 3/4 363-383 Naturkunde u. Naturschutz 1. August 1976

Bemerkenswerte neue Käferfunde aus der Umgebung von Freiburg i. Br.

von

FRANK BAUM, Ehrenkirchen & JOACHIM ROPPEL, Freiburg i. Br.*

Nachdem in früheren Jahrgängen dieser Zeitschrift regelmäßig Aufsätze fauni- stisch-koleopterologischen Inhaltes erschienen sind — zu nennen sind hier vor allem die umfangreichen Beiträge von HARTMANN (1907-1926), LAUTERBORN (1921-1944) und WOLF (1935-1944 und 1963) — wollen wir versuchen, durch Mitteilung neuer Funde aus der weiteren Umgebung von Freiburg i. Br. die bis- herigen Kennnisse zu ergänzen und zu erweitern. Nach wie vor erweist sich dieser Raum, der mit Rheinauwäldern, Kaiserstuhl, Mooswäldern, Vorbergzone und Hochschwarzwald so unterschiedliche Land- schaftstypen aufweist wie kaum ein zweites Gebiet gleicher Größe in Deutsch- land, als außerordentlich ergiebig und reizvoll für koleopterologische Sammel- tätigkeit. Trotz der Zerstörung vieler wertvoller Biotope im Zuge von starker Bautätigkeit, von Waldausstockungen, Rebflurbereinigungen und Meliorationen 1 ist der Reichtum an interessanten Gebieten, in denen jederzeit neue Beobachtun- gen gelingen können, noch immer groß. Nicht wenige dieser Gebiete sind jedoch durch unterschiedliche Planungsvorhaben bedroht, andere warten schon seit lan- gem auf angekündigte oder empfohlene Unterschutzstellung (so vor allem im Kaiserstuhl und im Mooswaldgebiet). Neben ihrer allgemein faunistischen Bedeutung sollen unsere Funde daher auch Material und Grundlage für die Unterschutzstellung solcher Gebiete liefern; die ökologisch stark differenzierte und gut untersuchte Gruppe der Käfer kann dabei ohne weiteres als Indikator für biologisch besonders reichhaltige und erhaltens- werte Flächen dienen. Die folgende Liste umfaßt einerseits bemerkenswerte Neufunde seltener Ar- ten, andererseits aber auch Angaben über die Verbreitung solcher Arten, die für unseren Raum charakteristisch und stellenweise nicht selten sind, im allgemeinen aber als Besonderheiten gelten (und z. T. bisher auch für den Freiburger Raum galten). Reihenfolge und Nomenklatur der Zusammenfassung entsprechen dem „Verzeichnis der Käfer Mitteleuropas" (HÖRION 1951).

Anschriften der Verfasser: F. BAUM, Schwarzwaldstraße 64, D-7801 Ehrenkirchen; J. ROPPEL, Tennenbacher Straße 1, D-7800 Freiburg. Beispiele für ehemals faunistisch und floristisch reichhaltige, heute ganz oder teil- weise zerstörte bzw. in Allerweltslandschaften umgewandelte Gebiete: die Feuchtgebiete der Faulen Waag, des Gottenheimer Riedes und das Ochsenmoos bei Opfingen, der Lim- berg und zahlreiche Halbtrockenrasen im Kaiserstuhl, überbaute Flächen im Mooswald- gebiet und manches andere. — 364 —

Wir danken Msgr. AD. HÖRION für faunistische Hinweise und den Herren J. KLESS, R. KÖSTLIN, G. A. LOHSE, H. MEYBOHM und H. PAULUS für Hilfe bei der Determination. Zu danken haben wir auch unseren Freunden RENATE LEPACH, W. PANKOW, H. PAULUS und U. WINTZEK für die Mitteilung interessanter Funde, die für diese Arbeit mitverwendet wurden. In Klammern hinter Fundangaben findet sich die Abkürzung des jeweiligen Sammlers: (B) = BAUM, (L) = LEPACH, (Pa) = PANKOW, (P1) = PAULUS, (R) ROPPEL und (W) = WINTZEK. Bei geographischen Angaben sind meist die Nummern der betreffenden topographischen Karte (Maßstab 1:25 000) ange- fügt. Familie Carabidae Carabus glabratus PAYK. 2 Ex. dieses großen blauschwarzen Laufkäfers wurden im Juli 1970 im (8113) St. Wilhelmer Tal in 900 m Höhe gefunden (B), sowie 2 weitere Ex. im Mai 1974 jeweils auf einem schuttreichen feuchten Nordhang bei (8115) Kappel in ca. 1000 m Höhe und in der Umgebung des (8113) Notschrei (R). Nach MANDL & PERRAUDIN (1965) ist die Art im Schwarzwald stets sehr selten.

Leistus spinibarbis F. Südeuropäische, im ganzen Mittelmeergebiet verbreitete Art, die in Deutsch- land an Wärmestellen lebt und im Kaiserstuhl häufiger vorkommt. 3 Ex. wurden im April 1971 bei (8112) Sulzburg/Markgräfler Land am Fuß eines Obstbaumes gefunden, zusammen mit einigen Ex. Cylindronotus aeneus Scor. (B). Im Gebiet des (8012) Schönberg bei Freiburg konnte die Art im Frühjahr 1974 in mehreren Ex. gefunden werden (B, P1). Im Gegensatz zu den düster gefärbten übrigen Gattungsvertretern ist diese größere Art an ihrem Blauschiller sofort kenntlich.

Leistus piceus FRÖHL. Von dieser montanen, im Schwarzwald offenbar spärlich verbreiteten Art lag aus Baden bisher nur der Fund von KLESS (1961) aus der Wutachschlucht vor. Ein weiteres Ex. wurde im Juli 1974 im (8113) Obermünstertal in 800 m Höhe an einem Perlpilz (Amanita rubescens GRAY) gefunden (B).

Diachromus germanus L. Dieser markante, buntgezeichnete Laufkäfer ist mediterraner Herkunft und findet sich in Deutschland — im allgemeinen selten — in Wärmegebieten. In der Rheinebene und der Vorbergzone des Breisgaues ist die Art jedoch allgemein ver- breitet und stellenweise ausgesprochen häufig. Neben zahlreichen Beobachtungen aus dem Freiburger Mooswaldgebiet liegen folgende Funde aus der Vorbergzone vor: (8311) Isteiner Klotz, (8111) Innerberg b. Badenweiler, (8112) Kastelberg b. Sulzburg, (8112) Staufener Burgberg und (8012) Schönberg b. Freiburg (B). Manchmal findet sich die Art im Juni gesellschaftlich an blühenden Gräsern oder Getreide beim Pollenfraß: so bei (7913) Denzlingen (B), (7912) Gottenheim und Bötzingen (R).

Dolichus halensis BON. Der in Größe und Färbung recht auffallende Käfer ist in Deutschland vorwie- gend im Osten verbreitet und scheint erst in neuerer Zeit im Südwesten häufiger — 365 — geworden zu sein. Die ersten Funde für Baden gelangen WOLF (1963) erst 1960 im Kaiserstuhl. Neue Funde von Löß- und Ackerboden liegen vor von (8012) Opfingen (B) und Tiengen (Pa, W) sowie von (7912) Bötzingen/Kaiserstuhl (R).

Agonum viridicupreum GZE. Dieser metallisch grüne Laufkäfer, der vorwiegend sumpfiges Gelände be- wohnt, ist südeuropäischer Herkunft und in Deutschland nur lokal verbreitet. Aus Baden lagen bisher keine Funde vor. 1971-73 wurde die Art mehrfach an Gräben und auf feuchten Wiesen westlich des Mooswaldes bei (8012) Tiengen und Opfingen sowie (7912) Hochdorf gefunden (B,Pa,R).

Demetrias monostigma SAM. Die Art kommt in Südwestdeutschland ziemlich selten vor, konnte aber in den letzten Jahren regelmäßig, wenn auch stets einzeln, an alten Stubben im (7913) Freiburger Mooswald gefunden werden (B).

Drypta dentata ILL. Dieser leuchtend türkisgrüne, elegante Laufkäfer ist eine Charakterart des Breisgaues und stellenweise ausgesprochen häufig. In Mitteleuropa ist die medi- terrane Art diskontinuierlich verbreitet: im Osten in Österreich und an Wärme- stellen in Sachsen, dann westlich der Alpen durch Frankreich bis Südwestdeutsch- land und Südengland; beide Areale zeigen bisher noch keine Verbindung. Aus Südwestdeutschland liegen neuere Funde nur aus der Oberrheinebene und aus dem unteren Neckartal vor. Im Breisgau ist die Art charakteristisch für nicht zu intensiv genutztes Kulturland, Obsthaine und Wiesen. Unter Steinen und am Fuß alter Bäume finden sich nicht selten Überwinterungsgemeinschaften mit bis zu 50 Tieren. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang, daß FISCHER (1843) Drypta dentata ausdrücklich als „nicht gefunden" anführt. Es kann daraus zwar nicht zwingend geschlossen werden, daß die Art damals im Freiburger Raum gar nicht oder nur selten vorgekommen ist; immerhin ist auffallend, daß FISCHER diese markante Art, die heute im Breisgau kaum übersehen werden kann, nicht gefunden hat.

Familie Hydrophilidae Dactylosternum insulare CAST. Nach HORION (i. 1.) handelt es sich bei diesem Käfer um eine Adventivart, die — aus Südeuropa stammend — heute bis Südbaden vorgedrungen ist. An feuchten und warmen Biotopen könnte die Art am ehesten zu finden sein. Wir fanden jeweils 1 Ex. bei (7912) Hugstetten unter der Rinde eines alten Tulpen- Baumes (B) und bei (7912) Bötzingen zwischen faulenden Wasserpflanzen in einem halbvertrockneten Tümpel (R); beide Ex. LOHSE det. Die Art meldete zum ersten Mal für Deutschland GLADrrscx (1972) aus der Umgebung von Rußheim b. Karlsruhe. Weitere Funde müssen zeigen, ob sich die Art bei uns auf Dauer einbürgern kann. Familie Catopidae Nemadus colonoides KR. Dieser recht unscheinbare Käfer lebt vorzugsweise im Inneren alter, anbrü- chiger Bäume. In Anzahl wurde die nach HÖRION (1949) seltene Art aus dem Mulm alter Apfelbäume bei (7913) Vörstetten gesiebt (R). — 366 —

Sciodrepoides fumatus SPENCE Bisher aus dem Südwesten Deutschlands wenig gemeldete Art; 1 Ex. fand sich in Wurzelhalsgesiebe von alten Eichen im Mooswald bei (7912) Gottenheim (R).

Familie Scydmaenidae Neuraphes ruthenus MACH. Eine Art mehr östlicher Verbreitung, die aus Mitteleuropa bisher nur sehr selten gemeldet wurde. Der einzige süddeutsche Fund gelang STÖCKLEIN 1921 in Niederbayern (nach HORION 1949), aus Westdeutschland lag bisher kein Fund vor. Einige Ex. wurden nun aus dem Mulm einer alten, gestürzten Buche bei (8115) Kappel/Hochschwarzw. gesiebt (R, MEYBOHM det.).

Familie Silphidae Agyrtes bicolor LAP. Diese seltene Art wurde in einem Ex. im Mooswald bei (7913) Gundelfingen gesiebt (P1). Für Baden lag bisher lediglich die Meldung von WOLF (1935-1944) von (7912) Gottenheim vor.

Familie Pselaphidae Euplectus punctatus MuLs. Die winzige Art ist nach HÖRION (1949) überall in Deutschland selten, vor allem aber im Süden. An alten Eichen im Mooswaldgebiet bei (7912) Gottenheim und Hochdorf konnte sie in Anzahl durch Sieben erhalten werden (Pa, R; MEY- BOHM det.).

Bibloporus bicolor DENNY Diese für Südwestdeutschland ebenfalls bemerkenswerte Art wurde aus Bu- chenmulm bei (8115) Kappe! gesiebt (R).

Batrisodes adnexus HAMPE Gleichfalls eine selten gemeldete Art. Aus dem Mulm alter Apfelbäume wur- den bei (7913) Vörstetten mehrere Ex. durch Sieben erhalten (R).

Familie Histeridae Hololepta plana SULZ. Dieser eigenartig abgeplattete, schwarze Stutzkäfer findet sich praktisch aus- schließlich zwischen den faserigen Rindenschichten toter oder gefällter Pappeln, wo er von Insektenlarven lebt. Die Art kommt meist selten und nicht in allen Gebieten Deutschlands vor. Im Breisgau scheint sie in den letzten Jahrzehnten — gemessen an den wenigen älteren Meldungen — deutlich häufiger geworden zu sein, was vielleicht mit dem Vordringen des Pappelanbaues zusammenhängt. Neuere Funde: mehrfach im ganzen Freiburger Mooswaldgebiet (7912, 7913, 8012), (7712) Taubergießengebiet, Rheinwald bei (7512) Ichenheim (B), Rhein- wald bei (7911) Burkheim und (7912) Bötzingen (R).

Carcinops quatuordecimstriata STEPH. Dieser in unserem Raum nur spärlich gemeldete Käfer fand sich im September 1973 in verrottenden Fellen bei (7912) Holzhausen in Gesellschaft von vielen Necrobia violacea L. und N. rufipes DEC. (R). — 367 —

Platysoma frontale PAYK. 1 Ex. dieser in Südwestdeutschland weit verbreiteten, aber nur sporadisch vor- kommenden Art fand sich im (7913) Zähringer Mooswald unter der Rinde eines verpilzten Stubbens im Juni 1970 (B).

Hister merdarius HOFFM. Diese glänzend schwarze Art zählt zu den nidikolen Käfern und wird viel- leicht auch aus diesem Grund selten gemeldet. In einer großen Nesthöhle eines alten Apfelbaumes bei (7913) Vörstetten fanden sich 1972 in feuchtem Moder, der Knochen und Fellreste enthielt, ca. 30 Ex. in Gesellschaft von Trox scaber L. (R).

Familie Lycidae Dictyopterus cosnardi PAYK. Dieser Rotdeckenkäfer kommt nach HÖRION (1953) in Süddeutschland selten und sporadisch mit vorwiegend montaner Verbreitung vor. Unsere zahlreichen Funde aus dem (7913) Zähringer Mooswald sowie ein Fund aus einem typischen Steppenheidewald am (7811) Limberg/Kaiserstuhl sprechen allerdings gegen einen ausgesprochen montanen Charakter (B).

Platycis minuta F. Eine seltene Art der deutschen Mittelgebirge, die bisher aus dem Hochschwarz- wald nicht bekannt war. 1 Ex. wurde bei der Höfener Hütte im (8014) Höllen- tal in 1050 m Höhe auf Gesträuch gefunden (B).

Familie Cleridae Tillus unifasciatus F. Neben zahlreichen Ex. im Kaiserstuhl fing WOLF (1935-1944) 1 Ex. dieses hübsch gezeichneten Buntkäfers 1934 im (7913) Zähringer Mooswald. Im glei- chen Waldgebiet wurde die Art von uns mehrfach bestätigt: 1 Ex. im Juli 1970 aus Gras neben Eichenklaftern gestreift (B), 1 Ex. im Juni 1973 an einer alten ge- fällten Eiche, 1 Ex. aus einem von Scolytiden befallenen Eichenast geschnitten (R).

Pseudoclerops mutillarius F. Dieser bunte und stattliche, durch seine Färbung Hymenopteren der Gattung Mutilla L. nachahmende Buntkäfer konnte im Juni 1973 im Rheinwald südlich von Breisach in Anzahl an Eichenklaftern erbeutet werden (Pa, R). Auch im Rheinwald bei (7911) Burkheim ist das Tier mehrfach an Eichenholz angetrof- fen worden (P1). Die sonst mediterran verbreitete Charakterart warmer Eichen- wälder kommt heute nur noch an sehr wenigen Stellen in Deutschland vor, zu denen insbesondere das südliche Oberrheingebiet zu zählen ist.

Familie Derodontidae Laricobius erichsoni Rosx. Dieser gewöhnlich als selten bezeichnete Nützling an Nadelbäumen, die von Rinden- und Blattläusen befallen sind, fand sich einmal in 4 Ex. im Stammoos- gesiebe alter Fichten am (7913) Freiburger Schloßberg im Winter 1972 (R). Nach — 368 —

DENZ (i. 1.) wurde die Art allerdings in früheren Jahren schon in Hunderten von Exemplaren aus dem Freiburger Raum zur biologischen Schädlingsbekämpfung nach Kanada verschickt.

Familie Lymexylonidae Lymexylon navale L. Diese im Gegensatz zum eng verwandten Hylecoetus dermestoides L. seltene und an alte Laubwälder gebundene Art wurde im (7913) Zähringer Mooswald an einer sehr alten, z. T. rindenlosen Eiche in einigen Ex. gefangen (B).

Familie Elateridae Corymbites virens Neuere Funde dieses stattlichen, bunten Schnellkäfers, von dem bisher nur wenige Meldungen aus dem Schwarzwald vorlagen: 2 Ex. auf Salweidengebüsch bei (8115) Kappel im Mai 1974 (R), 2 Ex. fliegend bei (8212) Marzell im Juni 1972, 1 Ex. fliegend im (8113) St. Wilhelmer Tal im Mai 1973 (B).

Corymbites castaneus L. Diese gelb-schwarze, vor allem in alten Buchenwäldern lebende Art war bis- her aus dem Schwarzwald nicht bekannt. Wir konnten die Art mehrfach nach- weisen: 1 Ex. fliegend im Mai 1971 im (8113) oberen St. Wilhelmer Tal (Buchen- hochwald) (B), 2 Ex. April 1974 auf einer Lichtung am Rande des (7913) Zäh- ringer Mooswaldes mit dem Netz erbeutet und 4 Ex. im Mai 1974 von Salweide am Ufer der Gutach bei (8115) Kappel gekätschert, in Gesellschaft von vielen Corymbites purpureus PODA. (R).

Hypoganus cinctus PAYK. Dieser Schnellkäfer führt offenbar eine versteckte Lebensweise, da er viel öfters in der Puppenwiege als im Freien gefunden wird. HORION (1953) nimmt daher eine nächtliche Lebensweise an. Von uns konnte er demgegenüber zweimal um die Mittagszeit an einer gefällten alten Eiche im (7913) Zähringer Mooswald be- obachtet werden. Zahlreiche weitere Funde aus morscher Eichenborke, toten Eichenschwämmen und weißfaulem Rindenholz von Eiche liegen aus dem Moos- waldgebiet und aus der (7813) Vorbergzone bei Emmendingen vor (B, R). Die Art erweist sich also — wie so manche andere bei gezielter Suche — als durch- aus nicht so selten, wie bisher angenommen.

Denticollis rubens 1 Ex. des stattlichen roten Schnellkäfers wurde im (8113) oberen St. Wilhel- mer Tal im Juli 1970 an einem Laubholzklafter in 1050 m Höhe gefangen (B).

Familie Cerophytidae Cerophytum elateroides LATR. 1 Ex. dieser nur selten gefundenen Art konnte im Mai 1964 im (7811) Rhein- wald bei Burkheim gefangen werden (P1). Aus Südbaden liegt bisher nur eine Meldung von WOLF (1935-1944) aus dem gleichen Rheinwaldgebiet vor. — 369 —

Familie Eucnemidae Melasis buprestoides L. WOLF (1935-1944) fand diese Art vereinzelt an Buchenholz im Schwarzwald bei Freiburg. Ein neuerer Fund gelang im (7913) Zähringer Mooswald im Mai 1969: hier schwärmten zahlreiche Exemplare mittags um altes Eichenklafterholz (B). Im Februar 1974 konnten aus einem ca. 50 cm langen Erlenwipfelast über 20 Tiere aus dem Puppenlager herausgeschnitten werden (R).

Eucnemis capucina AHR. Die Art ist vielleicht der häufigste Vertreter der Familie, die fast nur Raritä- ten aufzuweisen hat. Wir fanden sie sowohl im (7913) Zähringer Mooswald: etwa 20 Ex. im Mai 1971 am Stamm einer gefällten alten, anbrüchigen Eiche, als auch im Kulturland bei (7913) Vörstetten: etwa 10 tote Ex. im morschen Ast eines alten Apfelbaumes, November 1972 (B).

Dirrhagus pygmaeus F. Ein Stück wurde im Mooswald bei (7912) Schupfholz im Juli 1970 gestreift (B), ein weiteres Ex. schlüpfte aus einem eingetragenen rotfaulen Apfelbaumast von (7913) Vörstetten (R). Die Art ist neu für Südbaden.

Dirrhagus emyi ROUGET Bis vor kurzem war diese seltene Art für Deutschland nur aus Südbayern be- kannt (HoRioN 1953). Mittlerweile liegen auch aus Baden Funde vor von Forch- heim b. Karlsruhe (GLADITSCH leg.) und aus dem (7712) Taubergießengebiet (GLADITSCH und SCHMID leg.; beide Funde nach KLESS 1969). Ein weiteres Ex. wurde im Juli 1970 im Wäldchen am (7912) Lehener Berg b. Freiburg gestreift (B).

Familie Buprestidae Dicerca alni FISCH. Für Baden kennen wir an Funden des seltenen Erlenprachtkäfers nur die An- gaben von WOLF (1935-1944) aus dem (7912) Erlenschachen bei Wasenweiler und aus dem (7913) Zähringer Mooswald. In einem Teil dieses Waldgebietes, der inzwischen durch Industrieansiedelung zerstört ist, fanden wir im Mai 1974 2 Brutbäume mit vielen Larven, von denen 20 Ex. schlüpften (R, PAULUS det.). Auch am Mooswaldrand bei (8012) Tiengen konnte die Art, die wahrscheinlich weiter verbreitet ist, gefangen werden (Pa, P1).

Buprestis rustica L. Die metallisch gänzende, große Art ist in Nadelwäldern boreomontan verbrei- tet. Funde aus dem Hochschwarzwald liegen nach HORION (1955) viele Jahr- zehnte zurück. In den Jahren 1971-1972 konnten nun auf einem südexponier- ten Hang bei (8115) Kappel 6 Ex. der Art gefangen werden, die in der heißen Julimittagssonne geschälte Fichtenstämme anflogen. Die Tiere ließen sich, im Ge- gensatz zu manchen kleineren Verwandten, bequem mit der Hand ergreifen (R).

Buprestis octoguttata L. Dieser schöne, an Kiefern lebende Prachtkäfer ist in ganz Südwestdeutschland eine ausgesprochene Seltenheit; für Südbaden kennen wir nur Funde aus dem — 370 —

Kaiserstuhl von WOLF (1935-1944) sowie einige Ex. in Sammlung STROHM, Na- turkundemuseum Freiburg. Ebenfalls im Kaiserstuhl fand sich an einem xero- thermen Südhang bei (7911) Oberrotweil 1 Ex. in einem morschen Kiefernast sowie eine Larve in einem Kiefern-Wurzelstumpf (R, PAULUS det.).

Anthaxia candens PANZ. Der ganz besonders „prächtige" Kirschenprachtkäfer scheint bei systematischer Nachsuche durchaus nicht so selten zu sein, wie bisher angenommen wurde. In der Rinde anbrüchiger oder toter Kirschbäume kann man die Tiere fast regel- mäßig finden, zumal die Art als Imago überwintert. Im Freien trifft man da- gegen die an Goldwespen erinnernden Käfer kaum je an (vgl. dazu GAUSS 1963). Wir fanden tote Exemplare, jeweils unter Kirschrinde, am (7712) Johanniter- wald bei Kenzingen, im Kulturland bei (7913) Vörstetten, bei (8012) Ehren- stetten und bei (8211) Kaudern (B); in großer Zahl wurden die fertigen Käfer im Winter 1972 aus der Rinde eines abgestorbenen Kirschbaumes bei (8013) Kirchzarten geschnitten (R); weitere Funde liegen vor vorn (8012) Tuniberg bei Tiengen (Pa) sowie vom (8012) Schönberg bei Ebringen (L, R, Pa). Hier ist der Kirschenprachtkäfer eine Charakterart der zahllosen absterbenden Kirschbäume.

Anthaxia fulgurans SCHRK. Diese kleine, leuchtend bunte Art ist vorwiegend im Mittelmeergebiet verbrei- tet und kommt in Deutschland nur ganz selten im Südosten und Südwesten an Wärmestellen vor. Aus dem Kaiserstuhlgebiet stammt der einzige Fund für Baden durch WOLF (1935-1944). Hier konnte die Art von uns in den Jahren 1968 bis 1973 am xerothermen Litzelberg bei (7811) Sasbach und in den Rheinwäldern nördlich und südlich von Breisach mehrfach gefangen werden (B, Pa, P1, R).

Coraebus sinuatus CREUTZ. Dieser kleine, sehr lebhafte Prachtkäfer fand sich im Juni 1973 in 2 Ex. auf Blüten von Helianthemum nummularium MILL. am Südhang des (7912) Bad- berges im zentralen Kaiserstuhl (R).

Agrilus ater L. Die seltene und hübsch gezeichnete Art flog im Juni 1974 um die Mittagszeit einen Pappelklafter im Rheinwald von Breisach an (R).

Familie Helodidae Prionocyphon serricornis MüLL. Dieser durch seine gesägten Fühlerglieder ausgezeichnete Käfer ist eine Cha- rakterart kleiner Faulstellen in hohlen Bäumen oder Astlöchern. Im Juni 1973 fanden sich im naßfaulen Mulm einer gestürzten Buche am (8017) Wartenberg/ Baar die weißen asselförmigen Puppen, die innerhalb von 14 Tagen die fertigen Käfer ergaben (R). Wir kennen für Baden nur den Fund von WOLF (1935-1944) aus dem Breisacher Rheinwald.

Familie Dermestidae Attagenus punctatus Scor. 1 Ex. dieser seltenen Pelzkäferart konnte im Mai 1969 an einer Hausmauer in Freiburg-Zähringen abgelesen werden (B). — 371 —

Megatoma undata L. Im Mai 1971 schlüpften einige Tiere aus zerfressenem Laubholz, das aus dem (7913) Zähringer Mooswald eingetragen worden war. Im gleichen Waldstück fanden sich 2 Ex. unter toter Fichten- bzw. Birkenrinde (B). Ein anderes frisch geschlüpftes Stück konnte im Februar 1974 aus einem Vogelnestballen bei (7913) Vörstetten gesiebt werden. Vermutlich hatte sich hier die Larve von den ver- filzten Federresten ernährt (R).

Ctesias serra F. Im April 1971 wurden die lang und dicht behaarten Larven dieser Art zwi- schen Spinnweben und Insektenresten hinter der Rinde einer alten, anbrüchigen Eiche im (7913) Zähringer Mooswald gefunden und zur Zucht eingetragen. Im Mai desselben Jahres schlüpften die fertigen Käfer. An dieser Eiche konnte dar- auf im selben Monat noch eine Imago gefangen werden (B).

Trinodes hirtus LATR. Unbeabsichtigt waren zusammen mit den Larven der vorhergehenden Art auch die viel kleineren dieser Art eingetragen worden; sie ergaben im Juni die win- zigen, borstigen Käfer. Beide Arten, deren Biologie recht ähnlich zu sein scheint, könnten wahrscheinlich bei gezielter Suche häufiger gefunden werden (B).

Familie Nosodendridae Nosodendron fasciculare OL. Diese recht seltene Art wird meist am ausfließenden, gärenden Saft von Laub- bäumen gefunden. Im (7913) Zähringer Mooswald konnten wir im Juli 1972 eine ganze Kolonie der Käfer beim Naschen am Saftfluß eines alten Ahornbau- mes beobachten (R). WOLF (1935-1944) fand die Art am Büchsenberg im Kaiser- stuhl.

Familie Byrrhidae Curimopsis austriaca FRANZ Bei einer Revision der Sammlung WOLF (im Zoolog. Inst. der Univ. Freiburg) fanden sich überraschenderweise 6 Ex. dieser bisher nur aus dem südöstlichen Mitteleuropa (östliches Österreich) bekannten Art. WOLF gibt als Fundort (7912) Wasenweiler/Kaiserstuhl, Mai 1936 und 1937 an. In der zoologischen Staats- sammlung München befinden sich ebenfalls einige Belegstücke (aus der Umgebung Münchens). Somit gehört diese Art auch zur deutschen Fauna. Das Vorkommen in Südbaden steht sicherlich in Verbindung mit dem in der Nordschweiz (Um- gebung Basel und Zürich) (P1).

Familie Elminthidae Firnis rietscheli STEFAN Diese Art war bislang nur in 2 Ex. aus dem Nonnenwald beim Ammersee/ Oberbayern bekannt. PAULUS konnte sie im Juli 1968 auch bei Balderschwang/ Allgäu nachweisen. Ein weiteres Stück fand sich in der Lothenbachklamm/ Wutachschlucht (P1), so daß die Art auch für Baden nachgewiesen ist. — 372 —

Familie Ostomidae Tenebrioides fuscus GOEZE Im Gegensatz zur eng verwandten synanthropen Art T. mauretanicus L. kommt diese Art in Mittel- und Süddeutschland nur selten unter der Rinde von Laubbäumen vor. HORION (1960) bezeichnet sie als „Urwaldrelikt", das vor- wiegend an alten Eichen lebt, wobei Funde von anderen Baumarten der Bestäti- gung bedürften. Bei unseren Funden aus dem Gebiet der Freiburger Mooswälder fällt auf, daß nur 1 Ex. von einer alten Eiche stammt, die zudem frei im Kultur- land bei (7913) Vörstetten steht; an den zahlreichen Alteichen der Mooswälder wurde die Art von uns dagegen nie gefunden. 4 Ex. wurden jedoch unter der Rinde anbrüchiger Kirsch- und Apfelbäume bei (7913) Vörstetten, (7912) Hoch- dorf und Bötzingen, ferner 4 Ex. gemeinschaftlich im (7913) Mooswald bei Vör- stetten unter Ahornrinde gefunden (B, R). Weitere Funde: (8013) Kirchzarten (W) sowie (8012) Tuniberg bei Tiengen (Pa), jeweils unter Kirschrinde.

Thymalus limbatus F. Eine überwiegend montan verbreitete Art, die an verpilzten Stämmen vor- kommt und in Deutschland nirgends häufig auftritt. Aus Baden-Württemberg lag bisher nur der Fund von NOWOTNY aus dem Wildseemoor/Nordschwarz- wald vom Jahr 1949 vor (nach HORION 1960). Dazu kommen folgende neue Funde: (8214) Blößling bei Bernau in 1050 m Höhe (3 Ex.), (8113) Breitnauer Kopf in 1000 m Höhe (1 Ex.) sowie 2 Ex. am (8112) Maistollen bei Ehrenstetten in 600 m Höhe; sämtliche Funde unter verpilzten Baumrinden (B).

Familie Cucujidae Uleiota planata L. Diese eigenartig abgeflachte, unter toten Rinden lebende Art ist nach HORION (1960) im Süden Deutschlands nur stellenweise und nicht häufig anzutreffen. In den niederen Lagen des Breisgaues kann man die Art jedoch regelmäßig finden; im Mooswaldgebiet ist sie geradezu gemein unter Rinden aller Art: Eiche, Pap- pel, Birke, Esche, Ahorn, Apfel, Kirsche, Hainbuche und sogar Fichte. Manchmal finden sich unter der Rinde toter Stämme Gruppen mit Dutzenden von Tieren.

Pediacus depressus HBST. Dieser kleine Plattkäfer ist in Deutschland, im allgemeinen selten, unter der Rinde alter Eichen zu finden. Für Baden lag bisher nur ein Fund von WOLF (1935 bis 1944) bei Breisach vor. Dazu kommt eine weitere Meldung: 2 Ex. im Juli 1971 an der Schnittfläche einer gefällten, sehr alten und anbrüchigen Eiche im (7913) Zähringer Mooswald (B).

Familie Endomychidae Mycetina cruciata SCHALL. Diese mycetobionte, bunt gezeichnete Art mit montaner Verbreitung ist an- scheinend in Südwestdeutschland ausgesprochen selten. Aus dem Hochschwarz- wald lag bisher nur der Fund aus dem Jahr 1952 von KARDASCH aus dem (8114) oberen Zastler Tal vor (nach HORION 1961). Wir fanden im August 1970 am Fuß einer Ziegenlippe (Boletus subtomentosus QuEL.) im lichten Wald oberhalb (8013) Weilersbach in ca. 700 m Höhe etwa 25 Ex., die hier im lockeren Mycel — 373 —

versammelt waren (B). Ein weiteres Stück wurde im Winter 1972 aus Fichten- stammoos am (7913) Freiburger Schloßberg in etwa 400 m Höhe gesiebt (R).

Familie Coccinellidae Epilachna argus GEOFFR. Dieser große, wärmeliebende Marienkäfer mediterraner Herkunft lebt bei uns an Zaunrübe (Bryonia dioica JACQ.) und ist vor allem im Kaiserstuhlgebiet nicht selten, wie schon WOLF (1935-1944) angibt. Wir fanden ihn im Kaiserstuhl mehrfach bei Schelingen, am Badberg und am Umberg, daneben am (8012) Blan- kenberg bei Opfingen, an Trockenhängen des (8012) Schönberges bei Ebringen und Ehrenstetten und bei (8311) Kleinkerns, stets an Zaunrübe (B). Aus dem Rheinwaldgebiet südlich Breisach liegen mehrere Funde von der gleichen Fraß- pflanze vor (Pa, R).

Coccinula 14-pustulata L. Eine Art mit mehr östlicher Verbreitung, die aus Südbaden bisher nicht be- kannt war (auch aus Württemberg keine Meldungen, dagegen einige Nachweise aus Nordbaden; Zusammenfassung bei KOSTENBADER 1969). Aus Südbaden kom- men nun folgende Funde hinzu: 2 Ex. (8112) Staufener Burgberg in Blüten von Taraxacum officinale WEB., 2 Ex. am (8012) Blankenberg bei Opfingen gestreift, 1 Ex. bei (7912) Vogtsburg/Kaiserstuhl, 1 Ex. auf Blüte von Daucus carota L. am Rand des (7913) Zähringer Mooswaldes (B). Vom (8311) Isteiner Klotz ist die Art ferner in 5 Ex. durch PANKOW nachgewiesen.

Familie Bostrychidae Bostrychus capucinus L. Diese nach HÖRION (1961) nur sporadisch und selten auftretende Art ist im Gebiet der Freiburger Mooswälder und der Rheinwälder um Breisach im Früh- sommer regelmäßig an älteren gefällten Eichen anzutreffen (B, L, Pa, P1, R). ROPPEL konnte im Januar 1974 aus dem vertrocknenden Wurzelhals eines heraus- gerissenen Pappel stumpfes Hunderte von Larven herausschneiden (PAuLus det.). Der Befall wäre unbemerkt geblieben, hätten nicht zuvor Vögel einen Teil der Larven herausgepickt. Aus Südbaden lag bisher lediglich die alte Meldung von WOLF (1935-1944) aus dem Kaiserstuhl vor. Die Häufigkeit dieser Art in unserem Raum scheint in den letzten Jahren zugenommen zu haben, was viel- leicht durch das Absinken des Grundwasserspiegels im Bereich der Mooswälder und die dadurch bedingte langsame Austrocknung der Alteichen gefördert wird.

Familie Anobiidae Hedobia regalis DFT. Eine Art mediterraner Herkunft, die in Südbaden thermophilen Charakter hat und nur sporadisch und selten auftritt. Aus dürren Apfelzweigen von (7913) Vörstetten konnte die Art durch Zucht erhalten werden (R).

Gastrallus laevigatus OL. Ebenfalls eine seltene Art, die totes Holz bewohnt. Die Art, die sich auch in Mistelgewächsen entwickeln soll, konnte aus abgestorbenen Nußbaumästen aus dem westlichen Kaiserstuhl gezogen werden (R). — 374 —

Familie Oedemeridae Xanthochroa carniolica GISTL Diese südliche Art ist in ihrem deutschen Vorkommen auf Baden beschränkt (HokioN 1956), wird aber auch hier — wohl wegen ihrer vorwiegend nächtlichen Lebensweise — nicht häufig gefangen. Neue Funde liegen vor aus dem (7913) Zähringer Mooswald, von (8013) Weilersbach (600 in Höhe!), aus dem Stadt- gebiet von Freiburg und von (8012) Ehrenstetten (B; in den letzten drei Fällen Lichtanflug). 2 weitere Ex. konnten durch Zucht aus morschem Kiefernholz von der (7912) Eichelspitze/Kaiserstuhl erhalten werden (R). In der Umgebung von (7913) Denzlingen konnte die Art im Mai 1973 am Licht durch PAULUS nach- gewiesen werden. In einem feucht liegenden Kiefernstamm wurden mehrere hundert Larven in Gesellschaft von Criocephalus rusticus L. festgestellt (P1).

Familie Serropalpidae Orchesia fasciata ILL., Orchesia undulata KR. und Orchesia minor WALK. Alle drei Arten entwickeln sich in Baumschwämmen und werden in Südwest- deutschland nicht häufig angetroffen. Wir haben sie im Gebiet der Freiburger Mooswälder regelmäßig fangen können, meist im Winterquartier unter Eichen- stammoos oder Ahornrindenschuppen (hier manchmal alle drei Arten gesell- schaftlich, oder auch zusammen mit Pogonochaerus hispidulus Pin. und Litargus connexus GEOFFR.; B, R). 0. undulata auch am (8013) Hirzberg bei Freiburg unter toter Rinde und im Kulturland bei (8012) Wolfenweiler an einem Baum- schwamm einer alten Weide, jeweils im Frühjahr in einem Ex. (B). Bei nächt- lichen Exkursionen lassen sich die bei Tage so lebhaften und scheuen Tiere in aller Ruhe im Licht einer Taschenlampe beobachten.

Abdera flexuosa PAYK. Dieser in Habitus und Temperament den Vertretern der Gattung Orchesia LATR. sehr ähnliche Käfer fand sich einmal unter abgestorbener, verpilzter Erlen- rinde im April 1972 bei (7912) Bötzingen im Winterversteck (R). Das Tier ist wohl in ganz Deutschland verbreitet, wird jedoch wie die vorangegangenen Ar- ten nicht häufig gefunden.

Phloeotrya vaudoueri MuLs. Diese Art hat in Deutschland nur wenige, sehr zerstreut liegende Fundplätze und ist uns bisher aus Baden-Württemberg nicht bekannt geworden. Neben ver- schiedenen anderen Seltenheiten, die an alte Eichenwälder gebunden sind, ließ sich diese Art im (7913) Zähringer Mooswald nachweisen: 1 Ex. im September 1969 unter Eichenklafterrinde (B, LOHSE vid.).

Hypulus quercinus QUENS. Auch diese hübsch gezeichnete Art ist ein Charaktertier alter Eichenwaldungen und daher wohl heute überall eine Rarität. Wir fanden im Mai 1969 mehrere Ex. an einem alten Eichenstubben im (7913) Zähringer Mooswald, wo sie unauf- fällig und reglos verharrten, wie schon KERSTENS angibt (nach HÖRION 1956). 2 weitere Ex. wurden an derselben Stelle ein Jahr später aus dem Waldgras ge- streift (B). Ebenfalls an Eichenstubben wurden ca. 2 km weiter westlich im glei- chen Waldgebiet einige Ex. gefangen (L). Im Januar 1974 konnten 8 fertig ent- — 375 — wickelte Tiere aus einem kleinen, halb verrotteten Hainbuchenstumpf heraus- geschnitten werden (Zähringer Mooswald, R). Aus Südbaden war die Art bisher unbekannt.

Melandrya dubia SCHALL. Im gleichen Waldstück, in dem der erste Fund von Hypulus quercinus glückte — einem hainartigen Alteichenbestand des Zähringer Mooswaldes — fanden sich auch 3 Ex. dieser seltenen Art. Sie ist ebenfalls neu für Südbaden und gilt gene- rell für Westdeutschland als außerordentliche Seltenheit. 1 Ex. wurde fliegend gefangen, eines auf Eichenklafterholz laufend, während das dritte tot am Fuß einer Alteiche lag (B). Im gleichen Gebiet ist die nah verwandte Melandrya cara- boides L. eine häufige Erscheinung.

Familie Alleculidae Prionychus ater F. Dieser durch seine Größe auffällige und im Westen Deutschlands nicht häufige Käfer bewohnt trockenen Mulm im Inneren hohler Laubbäume. Das Nachttier fand sich im August 1973 in einigen Ex. an mächtigen, anbrüchigen Kirsch- und Apfelbäumen bei (7913) Vörstetten (L, R). Die drahtwurmähnlichen, ocker- farbenen Larven haben eine mindestens dreijährige Entwicklung und werden oft in Gesellschaft der Larven von Liocola lugubris HBST. und Potosia fieberi KR. angetroffen. Familie Tenebrionidae Eledona agaricola HBST. Dieser in ganz Deutschland verbreitete, aber vielfach seltene kleine Schwarz- käfer entwickelt sich in Baumschwämmen; in alten, vertrocknenden Exemplaren lassen sich oft ganze Scharen der im pulvrigen Pilzfleisch sitzenden Käfer finden, so bei (7913) Vörstetten und (8311) Lörrach an Kirsche, bei (8012) Munzingen an Weide und (7812) Teningen an einer alten Eiche (B, R).

Diaperis boleti L. Ebenfalls eine mycetobionte Art, die im Gegensatz zu fast allen anderen Fa- milienvertretern auffallend bunt (schwarz-orange) gezeichnet ist. In Deutschland wird sie nach Westen hin seltener und gilt für das Rheingebiet als Seltenheit. Wir fanden sie im Kaiserstuhl am (7912) Vogelsangpaß unter verpilzter Kiefernrinde und im Obstanbaugebiet bei (7913) Vörstetten in einem weißen Baumpilz an Kirsche (R). In den Freiburger Mooswäldern kommen die hübschen Käfer regel- mäßig und meist gesellschaftlich in alten Exemplaren des Birkenporlings (Pipto- porus betulinus PERS.) vor, der an anbrüchigen Birken nicht selten ist (B).

Platydema violaceurn CAST. Dieser in Deutschland nur vereinzelt auftretende Schwarzkäfer fand sich im Oktober 1970 in einem schwarzfaulen Laubbaumstumpf im Rheinwald nördlich von (7911) Breisack, unter morscher Pappelrinde konnten im Frühjahr 1976 vier weitere Ex. gefangen werden (R).

Alphitobius diaperinus PANZ. 1 Ex. dieser in ganz Deutschland seltenen, eigentlich synanthropen Art fand sich Ende September 1973 auf einem abgeernteten Maisfeld bei (8012) Tiengen — 376 —

im Schutz der Winkeleisen eines Hochspannungsmastes sowie in großer Anzahl an alten Getreidesäcken in einer Scheune bei (8011) Hartheim (R).

Hypophloeus fasciatus F. Die Art kommt vorwiegend an alten Eichen vor, wo die Käfer in den Bohr- löchern anderer xylophager Arten leben, und ist wohl aus diesem Grund selten zu finden. Im (7913) Zähringer Mooswald wurde die Art 1970 und 1971 in größerer Zahl an den rindenlosen Stellen einer mächtigen alten Eiche, die inzwi- schen gefällt wurde, beobachtet (B). Im Gegensatz zu Hypophloeus fasciatus F. sind die beiden anderen Gattungs- vertreter H. unicolor Pin. und H. bicolor OL. im Mooswaldgebiet unter toten Rinden nicht selten.

Cylindronotus lanipes L. Die kupferbraune und große, erst durch FREUDE (1950) für Baden nachgewie- sene Art fand sich im Mai 1972 unter der Rinde eines alten Kirschbaumes am (8311) Isteiner Klotz (L, LOHSE det.).

Familie Scarabaeidae Sisyphus schaefferi L. Der an Trockenhängen lebende und in Mitteleuropa immer seltener werdende Pillendreher konnte im September 1973 im zentralen Kaiserstuhl bei (7812) Schelin- gen an Rinderkot gefangen werden (R). Unseres Wissens ist eine dortige Weide der einzige Ort im Kaiserstuhl, wo im Trockenrasengebiet noch regelmäßig Vieh weidet. Das Ende der dortigen Beweidung würde mit großer Wahrscheinlichkeit das Verschwinden dieser Art und anderer seltener thermophiler Coprophagen in unserem Raum bedeuten. Der Pillendreher ebenso wie der verwandte, stattliche Mondhornkäfer (Copris lunaris L.) wurden in den dreißiger Jahren noch regel- mäßig im (7912) Liliental/Kaiserstuhl gefunden (WOLF 1935-1944; STROHM 1933). Dort ist aber die Schafhaltung schon seit Jahren aufgegeben worden, so daß auch der interessante Mondhornkäfer nur noch bei Schelingen ein Refugium besitzt; hier wurde er in den letzten Jahren von verschiedenen Sammlern beob- achtet (B, R, L).

Onthophagus verticornis LAICH. Diese nur spärlich verbreitete Art wurde am (7912) Badberg/Kaiserstuhl im Mai 1964 und 1965 mehrfach gefunden (P1).

Typhoeus typhoeus L. Der seltene, an sandigen Boden gebundene Stierkäfer wurde in einem Ex. von PAULUS im Mai 1964 beim (7912) Lilienhof/Kaiserstuhl an Kot gefunden. Im April 1976 wurde bei (7912) Bötzingen ein weiteres Stück von FEIGE gefangen (in coll. ROPPEL). Auch WOLF (1935-1944) und STROHM (1933) berichten schon vom Vorkommen der im südlichen Baden sonst kaum bekannten Art im Kaiser- stuhl.

Aphodius scrutator HBST. Diese mediterrane, in Mitteleuropa thermophile Art ist in Deutschland eine ausgesprochene Seltenheit; aus diesem Jahrhundert sind nach HORION (1958) nur — 377 — aus Südbayern Funde bekannt, während badische Funde über hundert Jahre zu- rückliegen (FISCHER 1843). Der durch seine Größe und Färbung unter den zahl- reichen anderen Vertretern der Gattung Aphodius auffallende Käfer wurde im Mai 1971 von GEIS bei (7812) Schelingen wiederentdeckt (nach HEILIGMANN, i. 1.). Wir fanden die Art im Herbst 1972 und 1973 dann mehrfach am gleichen Ort auf kleinen Parzellen von Halbtrockenrasen unter frischem Rindermist (L, R).

Diastictus vulneratus STRm. Von dieser kleinen, an sandige Böden gebundenen Art liegt nur eine Meldung aus Südbaden vor: (7912) Badberg/Kaiserstuhl, PAPPERITZ leg. 1952 (nach Ho- R1ON 1958). Ein weiteres Ex. wurde unter verrottetem Kaninchenkot im Rhein- wald südlich Breisach gefunden (R). Dieses Rheinwaldgebiet ist durch fortschrei- tende Austrocknung charakterisiert, so daß in Zukunft mit einer verstärkten An- siedelung wärmeliebender, an Sandböden gebundener Arten zu rechnen ist.

Rhyssemus germanus L. Am gleichen Biotop wie die vorhergehende Art fanden sich auch mehrere Ex. dieses zierlichen Dungkäfers (R).

Rhizotrogus maculicollis VILLA Dieser für ganz Deutschland nur aus dem Kaiserstuhl bekannte Julikäfer fin- det sich dort auch heute noch, besonders auf den weiten Halbtrockenrasen des (7912) Badberges. Die Art fliegt bereits im zeitigen Frühjahr an warmen Tagen vormittags bis zum frühen Nachmittag, so im April 1973 und 1976 (B,L,R).

Amphimallon atrum HBST. Diese mehr im Jura-Kalkgebiet Baden-Württembergs verbreitete, seltene Art wurde bei (8117) Blumberg am Fuße des Eichberges in einem Ex. gefangen (P1). Die Art fliegt ebenfalls am Tage.

Amphimallon ruficorne F. HORION (1958) nennt für diese in Südwestdeutschland ausgesprochen seltene Art nur die Meldung von LAUTERBORN (1921-1944) im (8111) Rheinwald bei Grißheim. Ein weiteres Ex. wurde im Mai 1966 beim morgendlichen Schwarm- flug in der Nähe von Breisach erbeutet (P1).

Anoxia villosa F. Diese große und markante, maikäferähnliche Art besiedelt in Deutschland ein relativ kleines Areal, das sich im Anschluß an das französische Vorkommen im Elsaß von Karlsruhe nordwärts bis zu den Sandgebieten am unteren Main er- streckt; hier ist die Art in ausgedehnten Kiefernwäldern manchmal nicht selten. Außerhalb dieses Gebietes, also auch in Südbaden, ist die Art bisher nicht gefun- den worden. Um so bemerkenswerter ist ein Fund im Juli 1973, bei dem 1 Ex. gegen 21 Uhr nach Anflug an eine Straßenlaterne am Rand des (7913) Zähringer Mooswaldes gefangen wurde (R). Ob es sich dabei um ein autochthones Vor- kommen, Einschleppung oder eventuell um eine neue Ansiedelung handelt, müs- sen zukünftige Funde zeigen. (Eine gewisse Parallele liegt in dem einzigen bekannten südbadischen Fund des nahe verwandten, ebenfalls sandbewohnenden Walkers, Polyphylla fullo F.: — 378 — um 1820 wurde ein Ex. durch Prof. SPENNER im Freiburger botanischen Garten gefangen [nach FISCHER 1843]. Auch bei dieser großen Art liegen die nächsten bekannten Fundorte nördlich von Karlsruhe.).

Gnorimus octopunctata F. Der dunkelbraune bis schwarze, weißgefleckte Verwandte des häufigeren grün- schillernden Gnorimus nobilis F. ist in Südwestdeutschland ausgesprochen selten. Außer dem Fund von GAUSS (1963) bei (8013) Zarten ist uns für Baden keine weitere Meldung aus diesem Jahrhundert bekannt geworden. Ein fliegendes Ex. dieses Rosenkäferverwandten konnte Ende Juni 1973 am Rand des (7913) Zäh- ringer Mooswaldes mit dem Netz erbeutet werden (R).

Trichius sexualis BED. Dieser nur im Süden Deutschlands vorkommende, wärmeliebende Pinselkäfer fand sich öfters, wenn auch stets einzeln, auf Schirmblüten an Bachläufen und schattigen Waldrändern bei (7912) Bötzingen, auf der (7912) Eichelspitze/Kaiser- stuhl (R), im Freiburger Mooswaldgebiet und am (8311) Isteiner Klotz (B) sowie am (8012) Tuniberg und im Rheinwald südlich Breisach (Pa.).

Liocola lugubris HBST. Der im Süden Deutschlands seltene, stattliche Rosenkäfer findet sich im Gegen- satz zu seinen häufigeren Verwandten Cetonia aurata L. und Potosia cuprea F. wohl nur ausnahmsweise auf Blüten. Die Art entwickelt sich im Mulm größerer Höhlen im Inneren alter Laubbäume. Im Oktober 1972 fand sich 1 Ex. an einem rotfaulen, abgebrochenen Eichenast im (7913) Zähringer Mooswald. Im Spät- sommer 1973 wurden zwei frisch geschlüpfte Tiere an einem alten Eschenahorn (Acer negundo L.) beobachtet, in dessen Mulm sie sich entwickelt hatten (alter Friedhof/Freiburg, R). Aus dem Mulm alter Apfel- und Kirschbäume bei (7913) Vörstetten eingetragene Larven wurden mehrfach bis zur Imago gezüchtet (B, R). Larven und Flügeldecken fanden sich im Mulm einer hohlen Eiche am (8012) Ölberg bei Ehrenstetten (B).

Potosia aeruginosa DRURY Dieser leuchtend grüne und mit 2,5 cm Länge größte unserer Rosenkäfer ist einer der schönsten heimischen Käfer überhaupt. Er ist ein typischer Bewohner alter Eichenwälder, wo er sich bevorzugt in Baumhöhlen und alten Spechtlöchern der Wipfelregion entwickelt. Auch die Imagines dürften sich vorwiegend im obe- ren Teil der Bäume aufhalten und kommen nur selten an Blüten. Deshalb und aufgrund ihrer speziellen Biotopansprüche ist die Art selten und schwer zu fin- den. Im Freiburger Mooswald haben schon LAUTERBORN (1921-1944) und KLESS (1972) Larven und Flügeldecken der Art gefunden. Im gleichen Gebiet haben wir dreimal Reste der Käfer in hohlen, abgestürzten, starken Eichenästen gefunden. Der Fund der Larven gelang in typischer Weise: eine alte Eiche war im (7913) Zähringer Mooswald von einem Gewittersturm unigeworfen worden (Juni 1970), wobei der Stamm in ca. 10 m Höhe gespalten worden war. Hier fand sich eine ausgedehnte Höhlung, angefüllt mit feuchtem, schwarzem Mulm, der zahlreiche Fragmente der Käfer sowie etwa 30 Larven in verschiedenen Grö- ßen enthielt. Ein Teil wurde zu Hause weitergezüchtet und ergab, jeweils im August 1970, 1971 und 1975, die fertigen Käfer (B, R). — 379 —

Potosia fieberi KRAATZ Diese ebenfalls sehr seltene, an Baumhöhlen gebundene Art wurde für Nord- baden erstmals durch NOWOTNY (1951) gemeldet. Für Südbaden erfolgte der erste Nachweise durch KLESS (1972) an einer alten Eiche am Rand des Freiburger Mooswaldes. Im Obstanbaugebiet bei (7913) Vörstetten lebt die Art auch in alten Apfel- und Kirschbäumen, wie ein Lebendfang im September 1972 und ein Zuchterfolg im Juni 1973 beweisen (R). Die Art, die . früher als Variation von Potosia cuprea F. betrachtet wurde, wird heute auch aufgrund der klaren ökolo- gischen Differenzierung allgemein als „gute Art" angesehen.

Familie Cerambycidae Megopis scabricornis Scor. Der fast 5 cm lange, braune Körnerbock ist für Deutschland nur aus dem Süd- westen, und auch hier stets selten gemeldet worden. Aus Südbaden liegen aus diesem Jahrhundert nur wenige Meldungen vor (vgl. Zusammenfassung bei HÖRION 1974). Ein gewisses Refugium besitzt die Art im Breisgau vorerst noch in den alten, z. T. überalterten Streuobstgebieten nördlich von Freiburg und im nördlichen Kaiserstuhlgebiet. Wir fanden im Spätsommer 1972 einige tote Ex. am Fuß einer anbrüchigen Kirsche bei (7913) Vörstetten (B, R). Im darauf- folgenden Jahr konnten wir an verschiedenen Brutbäumen mehrere Ex. lebend beobachten, immer erst nach Einbruch der Dunkelheit (L, R). Ein starkes Buchen- scheit mit vielen Larven in verschiedenen Größen (PAULUS det.) konnte im April 1973 bei (7913) Wildtal zur Zucht eingetragen werden (R).

Pachyta lamed L. Ein fliegendes Ex. dieser großen, düsteren Bockkäferart wurde am 2. August 1970 in ausgedehnten Nadelwaldungen bei (8214) Ibach im Grenzgebiet zwi- schen Schwarzwald und Hotzenwald in etwa 1000 m Höhe gefangen (B). Die Mitteilung eines weiteren Fundes verdanken wir freundlicherweise Herrn J. MEID, Wiesental: 1 Ex. an einem Holzstoß im Wald ca. 2 km südlich von (8114) Menzenschwand am 30. Juli 1970, in etwa 900 m Höhe (GRÄFINGER leg., GLADITSCH det.). Diese Funde sind nun insofern bemerkenswert, als die Art in Westdeutschland außerhalb der bayerischen Alpen bisher nicht gefunden worden ist. HORION (i.1.) teilt über die Faunistik der holarktischen, boreomontanen Art folgendes mit: im früheren Preußen (im Anschluß an das nordeuropäische Areal) und Schlesien- Sudeten, Sachsen (Erzgebirge, Vogtland), Thüringen (in Hochlagen) Harz (ältere Funde), Bayern (Einzelfunde im mittleren Alpengebiet: Walchensee, Zugspitz- gebiet). Zu dem Fund im Schwarzwald — er paßt gut in das angegebene boreomon- tane Verbreitungsschema, zu welchem es verschiedene Parallelen gibt (z.B. Nebria Gyllenhali SCHÖNH., oder auch der zweite, im Schwarzwald häufigere Gattungs- vertreter Pachyta quadrimaculata L.) — schreibt HÖRION folgendes: „Ich kann nicht annehmen, daß diese auffallende Art schon 1950-53 2 im hohen südlichen Schwarzwald (Feldberggebiet) vorhanden war. Wahrscheinlich eine rezente Zu- wanderung." Obgleich eine Klärung der Frage, ob autochthones Vorkommen oder Neuzuwanderung, kaum mehr möglich sein wird, neigen wir eher zu der

HÖRION hat damals viel im Feldberggebiet gesammelt. — 380 —

Annahme, daß die Art im Schwarzwald von jeher heimisch ist und aufgrund ihrer Seltenheit und ihres Verhaltens (keine Blütenbesuche!) bisher übersehen wurde. Dafür spricht die relativ große Entfernung der beiden Fundorte vonein- ander, ebenso wie die Tatsache, daß zumindest der Fund von Ibach in einem sied- lungsfernen, großen und recht ursprünglichen Waldgebiet gemacht wurde, das mit zahlreichen Hochmooren an nordische Wälder erinnert. Dennoch kann die Möglichkeit einer passiven Verschleppung aus dem Alpenraum nicht völlig ausgeschlossen werden; recht unwahrscheinlich wird jedoch ein solcher Transport durch die Tatsache, daß sich die Larve in den Wurzeln von Nadelbäumen und nicht im Stammholz entwickelt. Eine aktive Zuwanderung in den Schwarz- wald in jüngster Zeit halten wir dagegen für unmöglich.

Cortodera humeralis SCHALL. Diese Art, über deren Biologie noch kaum näheres bekannt ist, war für Baden bisher nicht gemeldet worden. Im Juni 1963 konnte 1 Ex. in der Wutachschlucht gestreift werden (Pa). PAULUS meldet ein weiteres Ex. von (8011) Oberrimsin- gen, Mai 1964.

Judolia sexmaculata L. Von dieser boreomontan verbreiteten Art, die sich in Fichtenwurzeln entwik- kelt, lag bisher für Baden lediglich die Meldung von NOWOTNY aus dem Jahr 1955 von Wildbad/Schwarzwald vor (nach HORION 1974). 2 Ex. dieser seltenen Art wurden im Juli 1970 und 4 Ex. im Juni 1974 bei (8115) Kappel in etwa 900 m Höhe an Umbelliferenblüten gefangen (R).

Strangalia revestita L. 1 Ex. wurde im Mai 1971 am Rand eines Steppenheidewaldes am (7811) Lim- berg/Kaiserstuhl gestreift (B). Unweit von dieser Stelle wurde ein weiteres Stück durch PAULUS im Rheinwald von Burkheim an Ulme erbeutet (Mai 1966). Ein drittes Ex. wurde aus einer Puppe, die in einem morschen, sonnenexponierten Eichenwurzelstumpf am Rand des (7913) Zähringer Mooswaldes lag, durch Zucht erhalten (R).

Strangalia aurulenta L. Eine seltene Art, die in Deutschland nur im Rheingebiet gefunden wird und auch in Baden nur stellen- und zeitweise vorkommt (Zusammenfassung der spär- lichen Funde bei HOR10N 1974). Uns gelangen folgende neue Funde: 2 Ex. vom (8014) Spirzendobel bei Buchenbach (R), 1 totes Ex. bei (7911) Gündlingen aus morschem Holz (B) und ein Fund von der (7912) Eichelspitze/Kaiserstuhl (Pa). Aus morschem Buchenholz bei (7813) Emmendingen konnten 2 weitere Ex. der hübschen, schwarz-gelben Art 1972 gezüchtet werden (R).

Strangalia arcuata PANZ. Eigenartigerweise liegen die einzigen bekannten südbadischen Fundorte dieser ebenfalls schwarz-gelb gebänderten Art in den Freiburger Mooswäldern (vgl. WACHMANN 1968); hier ist die Art von Mitte Mai bis Anfang Juli auf Umbelli- feren-Blüten regelmäßig zu finden und zählt dann zu den häufigsten Bockkäfern überhaupt (B, R, Pa). Gezielte Suche in anderen Wäldern der Niederterrasse ist nötig, um in die Verbreitung dieser in Mitteleuropa an Erle gebundenen Art — 381 —

Klarheit zu bringen. In den recht gut besammelten feuchten Rheinauwäldern bei Breisach oder im Taubergießengebiet ist die Art bisher ebensowenig gefunden worden wie in der Vorbergzone oder im Schwarzwald.

Rhopalopus femoratus L. Die „häufigste" Art der Gattung Rhopalopus MuLs. wurde im Mai 1966 von PAULUS im (7811) Rheinwald von Burkheim gefangen. Ein zweites Ex. wurde aus eingetragenen Eichenwipfelästen im Frühjahr 1973 gezüchtet (Zähringer Mooswald, R).

Rhopalopus spinicornis AB. Auch diese bisher nur für Nordbaden nachgewiesene Art konnte im Gebiet der (7811) Rheinwälder bei Burkheim erbeutet werden (Juni 1973 an einem Erlen- Eichenklafter, P1).

Phymatodes pusillus F. Von dieser seltenen, wärmeliebenden Art wurden im Februar 1974 am Rande des (7913) Zähringer Mooswaldes Puppen aus Eichenästen herausgeschnitten, die von Scolytiden befallen waren; nach etwa 14 Tagen ergaben sie die fertigen, jedoch noch nicht ausgefärbten Käfer (R).

Callidium aeneurn DEG. Die seltene und schöne, eigentlich mehr im Gebirge verbreitete Art wurde für den Bereich der Rheinebene bisher nur durch HARTMANN (1907) gemeldet (von Kehl aus Roßkastanien). Dazu kommen neue Funde aus dem Rheinwald bei Breisach: 3 Ex. schlüpften im April 1974 aus etwa 3 cm dicken Kiefernwipfel- ästen (R). Ein weiteres Ex. stammt von MAYER aus der Gegend von (8114) Men- zenschwand (in Sammlung ROPPEL); im gleichen Gebiet hat auch PANKOW im Juni 1963 1 Ex. erbeuten können.

Xylotrechus antilope SCHÖNH. Dieser grazile Wespenbock mediterraner Herkunft wird nicht oft gefangen, weil er sich vorwiegend in dürren Wipfelästen älterer Eichen entwickelt und sich wohl auch die Imagines gern in diesem „akrodendrischen" Biotop aufhalten. Wir konnten ihn aus entsprechenden Ästen gestürzter oder gefällter Eichen des (7913) Zähringer Mooswaldes mehrfach züchten; im Juni und Juli trafen wir ihn auch hin und wieder an derartigen, liegengebliebenen Ästen und auf Eichenstämmen laufend an (B, R). Im Rheinwald südlich von Breisach konnte die Art am gleichen Biotop nachgewiesen werden (Pa).

Clytus tropicus PANZ. Dieser ebenfalls schwarz-gelb gezeichnete und seltene, wärmeliebende Wes- penbock wurde im Juni 1969 und Mai 1975 im (7913) Zähringer Mooswald an Klafterholz alter Eichen in je einem Ex. erbeutet (B, R).

Plagionotus detritus L. Der im Vergleich zum häufigen Gattungsvertreter P. arcuatus L. wesentlich seltenere stattliche Wespenbock wurde im Mai 1964 im (7811) Rheinwald bei Burkheim und im Juni 1974 südlich von Breisach an gefällten Eichenstämmen mehrfach gefangen (P1, R). — 382 —

Monochamus sutor L. Eine boreomontane Art, die im Schwarzwald selten gefangen wird. Von den Biotopansprüchen her könnte die Art sicher häufiger sein, ist aber spärlich ver- breitet, weil das geschlagene Nadelholz meist sofort geschält wird. Im August 1973 konnten auf einem Kahlschlag im (8013) Schauinslandgebiet in etwa 1100 Höhe 6 Ex., meist im Fluge mit dem Netz erbeutet werden (R).

Anaesthetis testacea F. Diese zarte braune Art lebt in fast abgestorbenen dünnen Wipfelästen von Laubbäumen und gilt als selten, weil sie nächtliche Aktivität zeigt und meist an den Brutstellen bleibt. Im März 1973 konnten mehrere Ex. aus Eichenästen vorn (7913) Zähringer Mooswald und aus Walnußästen des westlichen Kaiserstuhl- gebietes gezüchtet werden (R).

Calamobius filum Rossi Der schlanke und zierliche Getreidebock mit überlangen Fühlern entwickelt sich in Gräsern und erreicht in unserem Raum die Nordgrenze seines Verbrei- tungsgebietes. In Südbaden liegen heute die einzigen bekannten deutschen Vor- kommen, z. B. im (8311) Rheinvorland des Isteiner Klotz, wo die Art schon von den „alten" Sammlern gefangen wurde (HARTMANN 1907; LAUTERBORN 1921 bis 1944). Im Breisgau fanden wir die Käfer zahlreich am Rheindamm in der Umgebung von Breisach mit seiner Trockenvegetation, außerdem im Gras an den Böschungen des Mühlgrabens bei (8012) Tiengen (B, Pa, R). Die Gestalt der Larve ähnelt viel mehr der einer Agapanthia-Larve, und die Art gehört daher zweifellos in deren nächste Verwandtschaft. Die systematische Einordnung zwi- schen den Gattungen Pogonochaerus ZETT. und Acanthoderes SERV. bei FREUDE, HARDE & LOHSE (1966) erscheint daher nicht gerechtfertigt (PAuLus).

Acanthoderes clavipes SCHRK. Dieser in Mitteleuropa mehr in montanen Lagen verbreitete grauscheckige Bockkäfer ist im Rheinwaldgebiet bei Breisach im Juni und Juli, vor allem auf Pappelklaftern, mehrfach angetroffen worden (Pa, P1, R). Aus der montanen Region, wo er eigentlich eher anzutreffen sein soll, ist uns nur ein neuerer Fund bekannt: (8013) Zastler Tal, Kimmic leg. 1970.

Saperda perforata PALL. Die schöne, vor allem im Norden und Osten Deutschlands verbreitete Art ist für Baden zum ersten Mal durch HEISE 1968 bei Breisach festgestellt worden (nach HÖRION 1974). — Aus mehreren Puppen, die aus einem alten, liegenden Pappelstamm südlich von Breisach herausgeschnitten worden waren, konnten im Mai 1973 2 weitere Ex. gezogen werden (R).

Schrifttum:

FISCHER, L. H.: Enumeratio coleopterorum circa Friburgum Brisgoviae indigenarum. — Dissertation, Freiburg 1843. FREUDE, H., HARDE, K. W. & LOHSE, G. A.: Die Käfer Mitteleuropas. — Band 9, Kre- feld 1966. — 383 —

GAUSS, R.: Bemerkenswerte badische Käferfunde. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 8, S. 439-443, 1963. GLADITSCH, S.: Dactylosternum insulare CAST., ein Erstfund für Deutschland und einige weitere für Baden neue Käferarten. — Beitr. naturk. Forsch. Südwestdeutsch- land, 31, S. 153, 1972. HARTMANN, F.: Beiträge zu Badens Käferfauna — 1. Teil: Mitt. bad. zool. Ver- ein, 18, S. 152-198, 1907; 2. Teil: Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Natur- schutz, Nr. 251, S. 1-16 u. 30-38, 1911; 3. Teil: ebenda, N. F. 1, S. 274-284, 1924; Teil 4: ebenda, N. F. 2, S. 41-56, 1926. HORION, A.: Faunistik der mitteleuropäischen Käfer. — Band 1, Krefeld 1941; Band 2, Frankfurt 1949; Band 3, München 1953; Band 4, Tutzing 1955; Band 5, Tutzing 1956; Band 6, Überlingen 1958; Band 7, Überlingen 1960; Band 8, Überlingen 1961; Band 12, Überlingen 1974. — Verzeichnis der Käfer Mitteleuropas. — Stuttgart 1951. KLESS, J.: Die Käfer und Wanzen der Wutachschlucht. — Mitt. bad. Landesver. Natur- kunde u. Naturschutz, N. F. 8, S. 79-152, 1961. — Die Käferfauna des Landschaftsschutzgebietes Taubergießen. — Mitt. entomol. Ver. Stuttgart, 4, S. 1-28, 1969. — Käferfunde an einer alten Eiche. — Mitt. entomol. Ver. Stuttgart, 7, S. 17, 1972. KOSTENBADER, H. U.: Die Coccinelliden Südwestdeutschlands. — Mitt. entomol. Ver. Stuttgart, 4, Sonderheft 1, 1969. LAUTERBORN, R.: Faunistische Beobachtungen aus dem Gebiet des Oberrheins und des Bodensees. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 1 -4, 1921-1944. MANDL, K. ä. PERRAUDIN, W.: Beitrag zur Kenntnis der Caraben-Fauna des Schwarz- waldes. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 8, S. 569, 1965. NOWOTNY, H.: Beobachtungen über die Insektenwelt des Naturdenkmals Stutensee. — Beitr. naturk. Forsch. Südwestdeutschland, 10, S. 46-56, 1951. STROHM, K.: Die Käfer des Kaiserstuhles, in: Der Kaiserstuhl, eine Naturgeschichte des Vulkangebirges am Oberrhein, Freiburg i. Br. 1933. WACHMANN, E.: Einige seltenere Käferarten aus der Umgebung Freiburgs. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 9, S. 791-793, 1968. WOLF, E.: Beiträge zur Coleopterenfauna der Freiburger Bucht und des Kaiserstuhles, 1.-9. Beitrag. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 3, 4 und 8, 1935-1944 und 1963.

(Am 5. 12. 1974 bei der Schriftleitung eingegangen)

— 385 —

Mitt. bad. Landesver. Abb. Freiburg im Breisgau N. F. 11 I 3/ 4 I 3S5 - 391 Naturkunde u. Naturschutz 52-61 1. August 1976

Nachweise zweier seltener Daphnia- Arten (Cladocera, Crustacea) in Südwestdeutschland

von

PETER FRENZEL, Insel Reichenau" Mit Abb. 52-61

Bei mehrjährigen faunistischen Sammlungen vorwiegend in der nördlichen Oberrheinebene konnten mit Daphnia parvula und Daphnia curvirostris zwei seltene Cladocera-Arten nachgewiesen werden, davon letztere erstmals für Süd- deutschland. Von folgenden Fundorten liegt Material vor:

Daphnia parvula FORDYCE, 1901 Altrheinarm bei Philippsburg/Baden, IX/1974. Ne&ar bei Marbach, XI/1974 1. Neckar zwischen Unter- und Obertürkheim, XI/1974 1 .

Daphnia curvirostris EYLMANN, 1887 Schloßteiche in Schwetzingen, X/1973. Tümpel bei Hockenheim, VT/1973. Weiher bei Hockenheim, III, IV/1973. Regentümpel bei Brühl, 1/1974. Sumpf bei Waaghäusel, V, VI/1974.

Daphnia curvirostris ist nach den Angaben bei FLÖSSNER (1972) in Deutsch- land bisher nur aus der Umgebung von Dresden, Leipzig, Aschersleben, Berlin, Stade und von der Insel Borkum bekannt. Diese zerstreuten Nachweise dürften vermutlich auf die differierenden taxonomischen Auffassungen zurückgehen, die teilweise D. curvirostris nur als Subspecies von D. pulex gelten lassen (HERBST 1962). JOHNSON (1952) konnte jedoch meines Erachtens in seiner Arbeit über die britischen Daphnia-Arten die Species sicher abgrenzen. D. curvirostris besiedelt im Untersuchungsgebiet ausschließlich eutrophe Bio- tope und scheint Flachwasser zu bevorzugen. Dies wurde zum einen in einer be- eindruckenden Massenentfaltung in dem überschwemmten Sumpf bei Waag- häusel deutlich, zum anderen in einer Beobachtung an einem fast völlig mit Schilf durchwachsenen Tümpel: Hier wurde D, curvirostris bei einer Probenahme aus- schließlich im Flachwasser über unbewachsenem Schlamm erbeutet, während sich

Anschrift des Verfassers: Dr. PETER FRENZEL, Riedstraße 17, D-7752 Insel Reichenau. 1 Herr F. PROSI, Heidelberg stellte freundlicherweise diese Proben zur Verfügung. — 386 — in nur einem Meter Entfernung in den Lückenräumen des Röhrichts statt dessen D. pulex fand. D. curvirostris ist an den Fundorten mit typischen Bewohnern eutropher Kleingewässer vergesellschaftet, wie D. magna, D. pulex, D. longispina, Eucyclops serrulatus und Cyclops strenuus. Leider konnte kein Fundort über längere Zeit kontrolliert werden, weshalb über das jahreszeitliche Vorkommen keine sicheren Angaben gemacht werden können. 3 <3 traten in den Monaten Mai und Oktober auf.

Abb. 52: D. curvirostris 9, Weiher bei Hockenheim, 10. III. 1973.

Auch bei dem gemeinsamen Vorkommen mit D. longispina beziehungsweise D. pulex — mit letzterer trat D. curvirostris in dem Gewässer bei Waaghäusel gleichzeitig in die Sexualphase ein — konnte keine wechselseitige Introgression beobachtet werden. Beim von D. curvirostris (Abb. 52, 53) ist der Ventralrand stärker als der Dorsalrand gewölbt und etwa bis zur Mitte bedornt. Die dorsale Dornenreihe

Abb. 53: D. curvirostris 9, überschwemmter Sumpf bei Waaghäusel, 17. V. 1974. -337—

reicht nur wenig über den Ansatzpunkt der Spina hinaus. Die Spina ist variabel und erreicht maximal 1/3 der Schalenlänge. Der Ventralrand des Kopfes variiert von fast gerade bis stark konkav mit deutlicher Vorwölbung über dem Auge. Das Rostrum ist spitz, die Antennula ist reduziert, die Aesthetasken inserieren direkt am Kopfboden. Das Nebenaugenpigment ist stark entwickelt. Die vier Abdominalanhänge (Abb. 54) sind schwach behaart. Die Abdominalzähne neh-

Abb. 54: D. curvirostris y, Postabdomen, Regentümpel bei Brühl, 27. I. 1974. men proximal an Größe zu, lateral stehen schwache Borstenbüschel. Die Furcal- kralle trägt zwei basale Nebenkämme, deren erster mit bis zu 14 und deren zwei- ter mit bis zu 12 Stacheln. Distal ist die Furcalkralle fein gestrichelt. Die maxi- male beobachtete Körperlänge betrug 2,1 mm.

Abb. 55: D. curvirostris S, Fundort wie Abb. 53. — 388 —

Beim d (Abb. 55) ist der Dorsalrand der Schale mehr oder weniger gerade. Der Ventralrand ist etwa zur Hälfte bestachelt. Der Ventralrand des Kopfes (Abb. 56) ist an der Insertionsstelle der Antennula deutlich vorgewölbt. Das Flagellum ist etwa so lang wie die Antennula und etwa fünfmal so lang wie die Sensillen. Die Abdominalanhänge (Abb. 57) sind reduziert, der erste davon ist beborstet. Die Furcalkralle trägt zwei basale Nebenkämme mit maximal je fünf Stacheln.

0.25

Abb. 56: D. curvirostris , gleiches Tier wie Abb. 55.

Daphnia parvula galt lange Zeit als ausschließlich nearktische Form, jedoch konnte die Art neuerdings von FLÖSSNER et. al. (in Druck) 2 aus dem Würzbur- ger Raum und von EINSLE (pers. Mitt.) aus dem Bodensee-Obersee und dem Bergsee bei Säckingen nachgewiesen werden. Die Frage, ob die Species einge- schleppt oder autochthon ist, soll hier nicht erörtert werden und läßt sich wohl auch nicht definitiv beantworten. Alle drei Gewässer sind als eutroph zu bezeichnen. Der Altrheinarm bei Phi- lippsburg hat mit einer Tiefe von etwa 16 m seenartigen Charakter, jedoch be- dingt durch eine leichte Strömung keine thermische Schichtung. Hier machte

2)

O

Abb. 57: D. curvirostris 5, Postabdomen, Fundort wie Abb. 53.

2 Herr FLÖSSNER stellte freundlicherweise das Manuskript zur Verfügung. — 389 —

D. parvula mit ca. 13 000 Individuen/m2 nur etwa 1 °/o der Individuen des Cru- staceenplanktons aus. Es traten vorwiegend nebenkammlose Daphnia-Arten und Bosmina longirostris sowie Cyclopidae der Genera Cyclops, Acanthocyclops, Alesocyclops und Thermocyclops auf. Außer Partheno- von D. parvula wur- den einige Ephippial-9 und a a gefunden. Beim von D. parvula (Abb. 58) sind dorsaler und ventraler Schalenrand etwa gleich stark gewölbt, der ventrale ist etwa bis zur Hälfte bestachelt. Die Spina ist kurz und steht etwa in der Medianen, bei den Tieren aus dem Neckar

Abb. 58: D. parvula 9, Altrhein bei Philippsburg, 4. IX. 1974. ist sie fast zu einer stumpfen Ecke reduziert. Der Kopf (Abb. 59) zeigt die cha- rakteristische Form mit steiler „Stirn" und kurzem Rostrum. Die Antennula ist bis auf eine Vorwölbung des Kopfbodens verschwunden, die Sensillen überragen meist die Rostrumspitze. Nebenaugenpigment konnte auch an frischem Material nicht nachgewiesen werden. Das Postabdomen (Abb. 60) ist distal verschmälert und trägt neben den acht bis neun Analstacheln eine zarte laterale Borstenreihe. Die ersten beiden Abdominalanhänge sind basal miteinander verwachsen, der erste ist nach vorn, der zweite nach hinten gerichtet. Der dritte und vierte An- hang sind reduziert. Eine leichte Beborstung ist auf dem zweiten und dritten Anhang wahrzunehmen.

0.25 Abb. 59: D. parvula ?, Kopf, Fundort wie Abb. 58. — 390 —

Die wenigen g g sind durchweg zu schlecht erhalten, als daß die Körperform exakt beschrieben werden könnte. Die Antennula ist etwa dreimal so lang wie breit, das Flagellum etwa doppelt so lang wie die Sensillen und nur wenig kür- zer als das Glied. Form und Bewehrung des Postabdomens (Abb. 61) ähneln weitgehend den Verhältnissen beim 9. Der erste Abdominalanhang ist reduziert, der zweite schwächer als beim 9. Der zweite und dritte Anhang tragen Borsten.

Abb. 60: D. parvula , Postabdomen, Fundort wie Abb. 58.

Zusammenfassung

Es werden fünf Einzelnachweise von D. curvirostris und drei von D. parvula aus Südwestdeutschland beschrieben. Die Partheo-9 y und die g g werden be- schrieben und abgebildet.

Abb. 61: D. parvula ,3, Postabdomen, Fundort wie Abb. 58. — 391 —

Schrifttum:

BROOKS, J. L.: The Systematics of North American Daphnia. — Mem. Connect. Acad.

Arts Sci., 13, S. 1 - 180, 1957. FLÖSSNER, D.: Branchiopoda. — Tierwelt Deutschlands, Teil 60, 1972. FLÖSSNER, D. & KRAUS, K.: Zwei für Mitteleuropa neue Cladoceren-Arten (Daphnia ambigua SCOURIIELD und Daphnia parvula FORDYCE) aus Süddeutschland. — Crustaceana (im Druck). HERBST, H. V.: Blattfußkrebse (Phyllopoden: Echte Blattfüßer und Wasserflöhe). — Kosmos, Stuttgart 1963, 130 S., 1973. JOHNSON, D. S.: The British Species of the Genus Daphnia (Crsestacea, Cladocera). — Proc. zool. Soc., London, 122, S. 435-462, 1952.

(Am 28. 11. 1975 bei der Schriftleitung eingegangen)

- 393 —

Mitt. bad. Landesver. Taf. Freiburg im Breisgau N. F. 111 3/4 393-395 Naturkunde u. Naturschutz I I I 12-16 I 1. August 1976

Der Kaiserstuhl als Naherholungsgebiet

von

KURT RASBACH, Glottertal° Mit Tafel 12-16

Inzwischen sind die Zusammenhänge, in denen das Wort „Erholung" eine Rolle spielt, Legion. Die Vokabel ist buchstäblich in jedermanns Munde und dies mit einer Selbstverständlichkeit, als könne es über den Begriff der Erholung kei- nerlei Streit geben, sowenig wie über die Feststellung, ob es gerade regnet oder die Sonne scheint. Ein solcher Tatbestand muß jedem verdächtig sein, der weiß, daß beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation in jahrelanger Diskussion versucht hat zu definieren, was Gesundheit sei. Die World Health Organisation hat schließlich eine Formel gefunden, die sich dann aber von zweifelhaftem Wert erwies, als sie praktisch Anwendung finden sollte. Ja, was ist das: Gesundheit, Krankheit, Erholung? Hier interessiert die „Erholung" und deshalb die Frage: Was ist aus medizinischer Sicht unter „Erholung" zu verstehen? Bei dem Bemühen, sich zunächst einmal etwas allgemein und vereinfachend auszudrücken, kann etwa so formuliert werden: Unter Erholung können alle Vorgänge im menschlichen Organismus verstanden werden, durch die ein ein- geschränktes Leistungsvermögen reduziert oder beseitigt wird, wobei gleich hin- zugefügt werden muß, daß in diesem Zusammenhang Leistungsvermögen einmal als die Summe der körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte eines Menschen verstanden werden soll. Vollständiger und vor allem auch medizinisch exakter — und jetzt auf den Idealfall projiziert: Von Erholung darf gesprochen werden, wenn im Rahmen eines sehr komplexen psychophysischen Geschehens folgende Ziele erreicht werden: a) eine optimale körperliche Leistungsfähigkeit; b) eine bestmögliche Entwicklung des geistigen Leistungsvermögens und c) Ausgeglichenheit der seelischen Verfassung (stets bezogen auf die indivi- duelle Ausgangssituation wie Konstitution, Alter etc.). Da Erholung — im Idealfall — zu einer Normalisierung aller neurovegetati- ven und psychischen Steuer- und Regulationsvorgänge führt, kommt es gleicher- maßen im körperlichen, geistigen und seelischen Bereich zu einem geordneten und ökonomischen Zusammenspiel. Der menschliche Organismus reagiert ausgewogen in seiner Gesamtheit, und dies schließlich — auch das ist sehr wichtig — sowohl unter Ruhe- als auch unter Belastungsbedingungen. Endlich muß das, was den Namen Erholung zu Recht verdient, auch „Reserven" schaffen, die im Falle von unerwarteten oder unerwünschten „Überlastungen" zur Verfügung gestellt wer-

Anschrift des Verfassers: Dr. KURT RASBACH, Kurklinik, 7804 Glottertal über Frei- burg. — 394 —

den können. Alle Forderungen zusammengenommen stellen sicher ein sehr hohes Verlangen dar, und deshalb wurde auch vorn „Idealfall" gesprochen. Wenn zu dem Gesagten kritisch bemerkt werden sollte, auch das hier Ausgeführte sei wis- senschaftlich noch zu wenig konkret, so muß erwidert werden, daß es erstens eine umfassende Wissenschaft von der Erholung und den Erholungsvorgängen noch nicht gibt, daß aber bereits Teilgebiete (wie der Trainings- und Erholungsvor- gang auf dem Herz-Kreislauf-Sektor) schon sehr gut durchschaubar gemacht wer- den konnten, und daß zweitens — wohl nicht unwesentlich — bereits vieles er- kannt wurde, was zwar als „Erholung" bezeichnet wird, es aber nicht ist. Wenn heute überhaupt so viel von Erholung gesprochen wird und jemand nach eigener Meinung oder der eines Arztes „erholungsbedürftig" ist, so drängt sich die Frage auf: Wodurch kommt es überhaupt zu dem so weit verbreiteten Er- holungsbedürfnis? Hier spielen zweifelsohne die Lebensbedingungen unserer Tage eine entschei- dende Rolle. Medizinisch betrachtet bietet sich das Lebewesen Mensch so dar: körperlich unter- oder fehlbelastet, geistig und seelisch überfordert. Das program- mierte Muß des Alltags, das Untergehen in der Anonymität der Masse, das dem technischen Fortschritt auf weite Strecken Ausgeliefertsein, die Notwendigkeit ständiger Anpassungszwänge an eine sich von Tag zu Tag hektisch ändernde Welt, das alles führt sehr leicht zur Leistungsminderung der körperlichen Kräfte, belastet ungewöhnlich stark die geistige Entfaltung und strapaziert die seelische Befindlichkeit bis zur psychischen Dekompensation. Schon die Bewältigung an sich „üblicher" Alltagsaufgaben treibt viele Men- schen unserer Tage über kurz oder lang in den Zustand der Frustration, ge- schweige denn, wenn die familiäre oder berufliche Situation — fremd- oder eigenverschuldet — zu einer außergewöhnlichen Belastung führt. Von hundert Hilfesuchenden beispielsweise, die sich im Sprechzimmer eines praktischen Arztes einfinden, leiden ca. die Hälfte an sogenannten funktionellen Organstörungen, „Erschöpfungs- und Versagenszuständen". Ganz offenkundig führen die meisten „Erholungsbedürftigen", ob nun durch eigenes Fehlverhalten oder von persönlich nicht beeinflußbaren Umständen ver- ursacht — wenn man einmal so sagen darf — ein „Leben gegen ihre Natur" mit den oben genannten Konsequenzen. Da dabei immer wieder die im Einzelfall gegebenen Verhältnisse einer starken Beachtung bedürfen, um zu verstehen, warum es „schließlich so weit gekommen ist", wird die Beurteilung eines „Er- schöpfungs- oder Versagenszustandes" auch für den kundigen Arzt nicht selten recht schwierig. Wie dem im einzelnen auch sei, in der Diskussion um die Frage, was Erholung fördert, muß festgestellt werden, daß zu den fundamentalen Vor- gängen, die Leistungs- und Anpassungsfähigkeit, kurz, die Lebensfähigkeit des menschlichen Organismus schlechthin, garantieren, ein permanentes Wechselspiel von Anspannung und Entspannung, von Belastung und Entlastung, von Aktivi- tät und Ruhe gehört. Betrachtet man die genannten Begriffspaare, so läßt sich feststellen, daß sie das Prinzip des Gegensätzlichen enthalten. Werden jetzt noch die Worte Aktivität durch Leistung und Ruhe durch Erholung ersetzt (was durchaus zulässig ist), dann ergibt sich als Schlußfolgerung, daß Vorgänge, die zur Erholung führen sollen, das Gegenteil von vorangegangenen Geschehnissen sein müssen. Dies sei an einem einfachen Beispiel erläutert: Eine Ermüdung infolge körperlicher Be- tätigung wird am wirkungsvollsten durch körperliche Ruhe beseitigt; umgekehrt — 395 —

wird eine körperliche Schwäche infolge Inaktivität durch körperliche Belastung am schnellsten ausgeglichen. Eingedenk dieses Grundsatzes löst sich auch der scheinbare Widerspruch auf, der darin besteht, daß der eine Mensch etwas als erholsamen Vorgang ansieht, welcher von einem anderen Menschen als strapaziös bezeichnet wird. So schwer verständlich es auch erscheinen mag: Nicht so sehr von einer be- stimmten Tätigkeit oder einem besonderen Erlebnis hängt es ab, ob ein Vorgang der Erholung dienlich ist oder nicht, weit mehr sind es die individuellen leib- seelischen Voraussetzungen und situativen Bezüge, die über den Erholungswert eines Geschehnisses entscheiden. Was muß praktisch geschehen, um Erholung zu erreichen? Die Antwort ist jetzt nicht mehr schwer, nachdem das Grundsätzliche zum Wesen der Erholung gesagt wurde: Milieuwechsel im weitesten Sinne des Wortes; das heißt für die meisten Stadtbewohner — und deren werden ja immer mehr — hinaus in eine Land- schaft ohne Lärm, ohne Luftverschmutzung, ohne Menschengedränge und ohne industrielle Anlagen, aber ebenso auch Freistellung von beruflicher Verantwor- tung, körperliche Bewegung im Sinne eines Ausgleichs, geistige Beschäftigung mit Dingen der eigenen Wahl und Schaffung positiver Erlebniswerte. Bei dieser Feststellung wird klar, was Erholungslandschaft für den modernen Menschen ist: eine der unveräußerlichen Grundlagen seiner physischen und psychischen Exi- stenz. Und welche besonderen Voraussetzungen muß ein Naherholungsgebiet erfül- len? Es muß schnell erreichbar sein, um an halben oder ganzen freien Wochen- tagen oder an Sonn- und Feiertagen von Erholungsuchenden genutzt werden zu können; es muß klimatische Eigenschaften aufweisen, die Erholung fördern kön- nen; durch entsprechende Reliefgestaltung sollen ausreichende Möglichkeiten zu körperlicher Ertüchtigung gegeben sein. Ein Erholungsgebiet ist um so wert- voller, je mehr unterschiedliche Landschaftselemente dem Auge Abwechslung an- bieten; es muß über ein gut beschildertes, abwechslungsreiches und den Füßen des Wanderers freundliches Wegnetz (was nicht aus geteerten Straßen bestehen darf) verfügen, um nur das Wichtigste zu nennen. „Wertsteigernd" für ein Erholungsgebiet ist — und das soll noch besonders erwähnt werden — wenn es Möglichkeiten für die Ausübung eines Hobbys er- laubt. Einige der wesentlichen Überlegungen, die sich bei der Frage nach dem Wert des Kaiserstuhls als Naherholungsgebiet ergeben, sollen nun anhand einiger Bild- beispiele erörtert werden. Tafel 12

Fig. 1: Ein Blick auf die Badberg-Südseite zeigt dem Auge ein außergewöhnliches Land- schaftselement. Dem Unvoreingenommenen mag der kahle Rücken und sein spär- licher Bewuchs zunächst fremd und abweisend erscheinen. Indessen sind es vor allem die wechselnden Geländeformen auf kleinem Raum und die sich schnell ver- ändernden Ausblicke, die ihre eigene Anziehungskraft haben. Nicht das Gewal- tige, das Herausfordernde einer Gebirgslandschaft bietet sich dem Erholung- suchenden, sondern die kleinen, anheimelnden Formen eines überschaubaren Ge- birges, das in ungewohntem Maße dem von der Zivilisation überforderten Men- schen das Gefühl von Geborgenheit vermittelt. Speziell für den Badberg muß hier betont werden, daß der Wanderer die vorgezeichneten Pfade nicht verläßt, weil das Gebiet seiner geologischen und biologischen Besonderheit willen zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.

Fig. 2: Durch seine freie Lage in der Freiburger Bucht bietet der Kaiserstuhl Ausblicke in alle Himmelsrichtungen. Die Figur 2 ist die Aussicht von der Eichelspitze über den Badberg hinweg bis zu den im Februar noch schneebedeckten Vogesen. Das Bild macht besonders deutlich, daß schon im ausgehenden Winter im Kaiserstuhl gewandert werden kann. Zu den milden Temperaturen im Frühjahr gesellen sich relativ niedrige Niederschläge und Nebelfreiheit der Kammlagen. Insbesondere Menschen, die sich nicht dem Wintersport widmen, vorwiegend auch ältere Er- holungsuchende, ziehen aus den genannten klimatischen Verhältnissen ihren Nutzen.

Aufnahmen: RASBACH KURT RASBACH : Der Kaiserstuhl als Naherholungsgebiet. Tafel 12

Fig. Tafel 13

Fig. 1: Auch da, wo der Mensch seit Jahrhunderten in die Landschaft eingegriffen hat, wo aber die ursprünglichen Geländeformen weitgehend erhalten blieben, wirken sie auf den Wanderer keineswegs befremdend. Die Figur 1 zeigt einen Blick in ein Kastental, an dessen Hängen sich die relativ schmalen und unregelmäßigen Terrassen hinaufziehen.

Fig. 2: Der hufeisenförmige Kamm des Kaiserstuhls ist noch weitgehend bewaldet. Die Wälder bestehen meist aus abwechslungsreichen, schattenspendenden Laubmisch- wäldern; infolge der immer noch großen und zusammenhängenden Ausdehnung und ihrer guten Wege erlauben sie Wanderungen unterschiedlicher Dauer und Schwie- rigkeit. Immer wieder hat der Wanderer die Möglichkeit, von der Höhe abzu- zweigen, um schon bald die Landstraße oder ein Dorf zu erreichen. Im Bereich des Lilientales (hier gesehen vom Aussichtsturm Neunlinden) befindet sich das Versuchsgelände der Baden-Württembergischen Forstlichen Versuchs- und For- schungsanstalt. Ein instruktiver Lehrpfad erlaubt es, verschiedenste, besonders auch ausländische Baumarten kennenzulernen. Die Abbildung zeigt außerdem, wie nicht nur geschlossener Wald, sondern auch Buschgruppen und einzelne Bäume das Landschaftsbild vorzüglich bereichern.

Aufnahmen: RASBACH KURT RASBACH: Der Kaiserstuhl als Naherholungsgebiet. Tafel 13

Fig. 2 Tafel 14

Kaum eine andere Landschaft in Deutschland bietet das geographische Element des Hohl- wegs so stark entwickelt wie im Kaiserstuhl. Die Benutzung als Zufahrtsweg in die Wein- berge und die Erosion haben zur Ausbildung dieser oft meterhohen Gassen beigetragen; obwohl weitgehend anthropogenen Ursprungs, wirken sie in der Kaiserstuhl-Landschaft ausgesprochen naturnah. Durch ihre reiche Vegetation und ihre vielfältigen Formen bilden sie eine wünschenswerte, stark kontrastierende Abwechslung zu den Waldwander- wegen. Ihr Erholungswert liegt deshalb nicht zuletzt im Außergewöhnlichen. Wanderwege sind dann besonders hoch einzuschätzen, wenn sie nicht zu stark eingeebnet sind. Eine bewegte, nicht zu harte Oberfläche kommt der Greiffunktion des mensch- lichen Fußes besonders entgegen. Dies ist deshalb so wichtig, weil die naturgegebene Beanspruchung unserer Füße die gesamte Körperhaltung im medizinisch wünschenswer- ten Sinn beeinflußt. Besonders die Stadtbewohner wissen, wie ermüdend und belastend das Pflastertreten ist, wobei es in den Füßen, Beinen und im Rücken zu Schmerzen kommt, die bis in die Kopfschwarte ausstrahlen können. Das Relief des kleinen Gebirges ist durchaus geeignet, dem Erholungsuchenden mit aller- einfachsten Mitteln ein wirksames Herz-Kreislauf-Training zu ermöglichen, was auch Rückwirkungen auf die Atmungs-, die großen Stoffwechselorgane und das vegetative Nervensystem hat. Durch Überwindung wechselnd starker Steigungen und dazwischen- liegender, mehr waagerechter Wegstrecken lassen sich Pulsbeschleunigungen erreichen, die für das Herz-Kreislauf-System trainingswirksam sind. Wer ein objektives Trainings- kriterium will, kann es leicht durch Zählen seines Herzschlages an der Halsschlagader erhalten. Die Faustregel hierzu: Man ziehe von der Zahl 180 sein Alter ab und erhält damit die medizinisch geforderte Trainings-Pulszahl. Ebenfalls geeignet zur Eigenkon- trolle ist die Beachtung folgenden Grundsatzes: „Spürbar belasten, nicht völlig veraus- gaben." Unter diesen Voraussetzungen läßt sich das Herz-Kreislauf-System optimal und ohne Gefahren ertüchtigen. Spitzenleistungen und übertriebener Ehrgeiz sind über- flüssig und nicht ungefährlich. Selbst in der wärmeren Jahreszeit sind die Möglichkeiten im Kaiserstuhl infolge zahlreicher schattenspendender Laubwälder kaum eingeschränkt.

Aufnahme: RASBACH KURT RASBACH : Der Kaiserstuhl als Naherholungsgebiet. Tafel 14 Tafel 15

Durch die Wanderwege der oben erwähnten Art wird — wie schon gesagt — die Kör- perhaltung günstig beeinflußt; es kommt dabei zur Haltungsschulung. Das Wandern nach dem Prinzip Belastung und Entlastung zielt auf die körperliche Ertüchtigung ab. Bereits dadurch werden im physisch-psychischen Wechselbezug geistige und seelische Erholung gefördert. Das Landschaftserlebnis trägt zusätzlich seinen Teil zu allgemeinem Wohl- befinden bei. Wenn dann schließlich — wie im Kaiserstuhl — noch ein Hobby betrieben wird, können auch die psycho-positiven Momente der Liebhaberei wirksam gemacht wer- den. Nicht zu unterschätzen ist gerade beim naturkundlichen Hobby auch der Erlebnis- wert des Ästhetischen. Es ist bemerkenswert festzustellen, wie in den letzten Jahren eine durch Zivilisation überlastete Bevölkerung wieder mehr Beziehung zur Natur sucht, besonders da, wo sie in großer Vielfalt erhalten ist. Dies kann heute noch für den Kaiser- stuhl gelten, wie hier vier Beispiele zeigen sollen.

Fig. 1: Doldiger Milchstern, ein nicht häufiges Weinbergsunkraut. Fig. 2: Ein für Mitteleuropa einmaliges Gestein, der Carbonatit von Schelingen mit Kristallen von Koppit. Fig. 3: Aufschluß im Steinbruch VI am Limberg, der vielfältigen Einblick in die Erd- geschichte gibt.

Fig. 4: Die wärmeliebende Gottesanbeterin, ein Beispiel für ein seltenes Insekt. Aufnahmen: RASBACH KURT RASBACH: Der Kaiserstuhl als Naherholungsgebiet. Tafel 15

Fig. 3 Fig. 4 Tafel 16

Fig. 1: Bei den neuesten Entwicklungen im Kaiserstuhl muß man sich darüber im klaren sein, daß eine ausschließlich nach technisch-ökonomischen Gesichtspunkten vor- genommene Umgestaltung der Landschaft deren Erholungswert mindert bzw. vernichtet. Viele der neu entstandenen Großterrassen mit ihren hohen Böschun- gen, breiten, geteerten Wegen können dem durch die industrielle Entwicklung mit ihrer Mechanisierung und Automation in zunehmendem Maße bedrohten Men- schen nicht die erhoffte Ruhe und seelische Entspannung in dieser naturfernen Umgebung geben. Die Figur 1 zeigt deutlich die ungeheuren Veränderungen der letzten Jahre: im Vordergrund eine bereits mehrere Jahre alte Rebanlage neuen Stils, im Mittel- grund eine Riesenbaustelle zur Anlage weiterer Großterrassen, im oberen Bild- abschnitt die alte Kleinterrassenlandschaft mit einzelnen Bäumen und dem ge- schlossenen Wald auf dem Kamm des Gebirges. Die neuen Großterrassen mit ihren riesigen Böschungen haben viele Kaiserstuhl-Besucher aufgeschreckt. Die Aufregung über diese Neuanlagen, die erstaunlich weite Kreise zog, wurde mehr- fach als sentimentale Gemütsregung von Schwärmern und weltfremden Roman- tikern abgetan. Indessen ist das große Entsetzen ganz anders zu verstehen. Der psychologische Hintergrund für die Betroffenheit einer breiten Öffentlichkeit liegt in der Tatsache begründet, daß sich der Mensch angesichts solcher Werke in den Konflikt gedrängt sieht, der ihn zunehmend mehr im technischen Zeitalter befällt: Auf der einen Seite steht die Bewunderung der technischen Möglichkei- ten, auf der anderen die Einsicht, daß sich die Technik mehr und mehr als all- gewaltige Kraft erweist, von der Bedrohung und Unheil ausgeht. In einer sol- chen Situation tritt das heute so weit verbreitete Phänomen der Angst und Ver- unsicherung auf, also ein jeder Erholung zuwiderlaufendes Erlebnisgeschehen. Be- zeichnenderweise sind es auch nicht die Fremden allein, die sich irritiert fühlen, auch viele Kaiserstühler haben zu empfinden vermocht, was man das „Unbehagen in der Zivilisation" nennen kann. Unsere Umgangssprache hat einfache Worte, um Stimmung und Befindlichkeit auszudrücken; so sprechen wir davon, daß man sich an Kanten und Ecken stößt. Auch wenn dies nicht buchstäblich geschieht, so ist es im übertragenen Sinne durchaus zutreffend.

Fig. 2: Damit zeichnet sich die Notwendigkeit ab, in der Zusammenarbeit zwischen an- sässiger Bevölkerung, Verbänden, staatlichen Institutionen und unabhängigen Fachleuten alle weiteren landschaftsbeeinflussenden oder umgestaltenden Maß- nahmen zu diskutieren. Besonders die Politiker sind aufgerufen, die Landschaft nicht nur als wirtschaftlichen Nutzraum, sondern ebenso als kulturellen und der Gesunderhaltung dienenden Bestandteil unserer Umwelt zu betrachten. Unter dem Aspekt des Naherholungsgebietes Kaiserstuhl ist das Problem des Weinbaus kein bedeutenderes als das unserer Volksgesundheit.

Aufnahmen: RASBACH KURT RASBACH: Der Kaiserstuhl als Naherholungsgebiet. Tafel 16

Fig. 2

— 397 —

Min. bad. Landesver. Taf. Freiburg im Breisgau N. F. 11 3/4 397-402 Naturkunde u. Naturschutz I I I 17 1. August 1976

Ein Dia wird zur Antiquität - Streiflichter zur Zerstörung und Erhaltung unseres Naturraumpotentials

von KLAUS BURGATH, Bonn/Freiburg i. Br.* Mit Tafel 17

Zu den botanischen „Highlights" jenseits des Rheines zählt die Riedgegend zwischen Ohnenheim und Heidolsheim im Mittelelsaß. Mit überschattetem Ver- gnügen denke ich dabei an die Exkursion unseres Vereins zu den Ragwurz-be- standenen Eisenzeit-Grabhügeln vor 18 Jahren zurück. Gleichermaßen anregende Erinnerungen verbinden sich mit der späteren „Nachentdeckung" diverser, von früheren Autoren (beisp. RASTETTER 1966) für das Ohnenheimerried ausgewie- sener Raritäten wie Schlauch- und Lungenenzian, Sumpfknabenkraut oder Sibi- rische Schwertlilie. Seit wenigen Jahren tritt dieses Gebiet mit menschlichem Beistand in eine neue Phase seiner Geschichte ein. Der Übergang erfolgt mit geradezu revolutionärem Tempo. Stand am Anfang eine lokale Düngungsphase, gekennzeichnet durch Größenwachstum weniger Spezies, gekoppelt mit Reduktion des Artenreichtums, so findet derzeit eine totale Umbesetzung statt. Gleich den Zinken einer Gabel schiebt sich in Streifen eine neue Spezies in die Riedwiesen vor: Zea mays, zu deutsch: der Mais (Taf. 17, Fig. 1). Im Gefolge hat sich die großartige Schlauch- enzian-Population im Riedteil westlich Ohnenheim auf ein Exemplar reduziert. Die Konsequenz: ein Dia genügte, diesen „Exoten" zu erfassen. Im nächsten Jahr dürfte ihm Antiquitätenwert zukommen. Dem Lungenenzian widerfährt fort- schreitend entsprechendes, Iris sibirica ist durch Trockenlegen und Verfüllung sumpfiger Mulden bereits endgültig verschwunden. Immerhin, der „stumme Frühling" steht erst vor der Tür: die ehedem zahl- reichen Brachvögel sind zumindest akustisch vereinzelt noch wahrzunehmen. Hinter dem Aufschub steht eine massive und lautstarke Traktorenfront. Mancher wird argumentieren, das alles hat für uns zweite Priorität und ist in erster Linie ein Problem d es Nachbarlandes. Nur, wer führt uns zum Schlauch- und Lungenenzian diesseits des Rheins? — Und die „trennende" Rhein- linie? Sie birgt die Anlage in sich, Achse der Keimzelle einer Nation Europa werden zu können. Daran sollten wir uns mit Stolz und Verpflichtung orientie- ren. Zur Betonung der Absicht dieser Ausführungen noch ein zweites Beispiel. An der Straße Badenweiler — Neuenweg liegt das ehemalige Gasthaus Auerhahn.

Anschrift des Verfassers: Dr. K. BURGATH, Sautierstraße 65, D-7800 Freiburg i.Br. — 398 —

Nahebei im Sirnitzgebiet ist für das Jahr 1967 der Neufund eines mächtigen Eisenglanz-Quarzganges zu verzeichnen; weitgehend verborgen unter der Kraut- schicht eines Hochwaldes und nur bei direkter Sonnenbestrahlung auffallend — durch die starke Reflexion der gut ausgebildeten Eisenglanzkristalle. Auf Jahre hinaus war das Vorkommen allein den einschlägigen Fachkreisen bekannt. Ich zeigte es gelegentlich auf Exkursionen — als Beispiel eines unver- ritzten Ganges, wie man bergmännisch sagt. Die Indiskretion eines Jägers verhalf zu falsch verstandener Popularität. Nach den Jägern kamen die Sammler und dann ... die Händler, in der Urgeschichte eine aufsteigende Fortentwick- lung, in diesem Falle zweifellos eine Regression. Inzwischen ist die Zerstörung und Ausbeutung weit fortgeschritten (Taf. 17, Fig. 2). In Freiburger Handlungen wurden Eisenglanzproben für 30 DM angeboten, wie man sie an der Sirnitz ohne Mühe auflesen konnte. Die Faktoren der Preisgestaltung: unentgeltliches Rohstoffangebot und unkontrollierbare Investitionskosten mit entsprechend ma- nipulierbarer Einkommensteuer. Es erscheint merkwürdig, daß der freie Handel mit solchem Staatseigentum keinerlei Überwachung erfährt, während das ge- werbsmäßige Sammeln von Wildpflanzen bestimmten Regelungen unterliegt und die Entnahme urgeschichtlicher Gegenstände grundsätzlich untersagt ist. Die Fälle „Ohnenheim" und „Sirnitz" sind Dokumente der rapiden Verarmung unseres Naturraumpotentials. Entsprechende Beispiele in beliebiger Zahl ließen sich anfügen. Kritik erfährt jedoch allein durch die Darstellung unerfreu- licher Tatbestände noch keine Rechtfertigung. Sie verliert an Substanz, wenn anderen die ungleich schwierigere Aufgabe der Erarbeitung geeigneter Folgemaßnahmen zugeschoben wird (diese Tatsache sollte sich auch der „harte Kern" der Wyhler Resistance zu eigen machen: auf der Grundlage sowohl notwendiger wie kostenmäßig vertretbarer Energiesicherung kann nur der ideologisch unbelastete Dialog zwischen den „Wächtern der Biosphäre" und „Vertretern der Technosphäre" zu einer sinnvol- len Lösung führen!). Zugleich leistet man einer gefährlichen, stets passend ausdeutbaren — und nicht ganz zu widerlegenden — Meinung Vorschub, wie sie im Kampf um das REY- Nows-Aluminiumwerk in Hamburg geäußert wurde: „... im übrigen können die berechtigten Ansprüche der Bürger nach Umweltschutz nur durch das Geld einer florierenden Wirtschaft befriedigt werden". Globale Lösungsvorschläge wie etwa der Wunsch nach Konservierung natür- licher Ökologiesysteme, fußend auf der Behauptung der ökologischen Verarmung wirtschaftlich genutzter Gebiete sind gleichermaßen gefährlich. Gravierendes Bei- spiel ist die Weinbergsanierung in Unterfranken: eine Untersuchung des Instituts für angewandte Zoologie der Universität Würzburg ergab, daß Arten- und In- dividuenzahl von Laufkäfern auf flurbereinigten Flächen gegenüber belassenen Gebieten um ein Vielfaches erhöht sind! Vorschläge zur Erhaltung partieller Teile unseres Natur- raumpotentials müssen also differenzierter — oder anders — ansetzen. Von vorneherein sollte hier eines klar sein: wir werden auf Dauer nicht daran vorbeikönnen, weitere Teile unseres Naturraumes zur landwirtschaft- lichen oder industriellen Nutzung freizugeben. Andernfalls setzen wir uns dem — bereits aufkeimenden — Vorwurf der Rücksichtslosigkeit aus. Schließ- lich ist es unhaltbar, aus lokalem Eigeninteresse Wohlstand und geregelte Ver- — 399 —

sorgung zu genießen, hingegen die Erarbeitung der hierzu notwendigen Grund- lagen angesichts ihrer negativen Begleiterscheinungen den wirtschaftlichen Bal- lungsräumen oder den bislang so willigen Entwicklungsländern zuzuschieben (welche dann sehen sollen, wie sie mit der „ecological pollution" fertigwerden). Zwangsläufig werden die zur Nutzung vorgesehenen Bereiche des öfteren auch naturwissenschaftlich wertvolle Zonen einschließen, die es unbedingt zu erhalten gilt. Maßnahmen in dieser Richtung werden jedoch nur dann erfolgreich sein, wenn bestehender Naturschutz anders als bisher ausgelegt und — daran orientiert — geforderter Naturschutz besser als bisher begründet wird. Werfen wir einen Blick auf die „aktuelle Situation": der Wert zahlreicher bestehender Naturschutzgebiete eröffnet sich doch nur einer kleinen Runde von Eingeweihten und bleibt weiten Kreisen unserer Mitmen- schen verschlossen — mangels Unfähigkeit der verantwortlichen Stellen, eine „volkstümliche" Aufklärung zu betreiben. Ich möchte dies nicht verallgemeinern. Im berühmten Deggenreuscher Wald bei Donaueschingen wurde beispielsweise Vorbildliches geleistet. Negativ zu bewerten ist hingegen eine Verfahrensweise, wie sie für das Woll- matinger Ried am Bodensee praktiziert wird. Hier hat man, sicher zu Recht, einem natürlichen Lebensraum das europäische Naturschutzdiplom umgehängt — in der Nachfolge unter Berufung hierauf jedoch die Türe zur Außenwelt weit- gehend zugeschlagen. Aber ist dieses Gebiet nicht Allgemeingut, zu dessen Schutz und Unterhaltung die Allgemeinheit beiträgt? Hat sie damit nicht auch das Recht auf Partizipation am realen Wert durch Information „vor Ort"? Eine kurze Be- schreibung ist inzwischen wohl erschienen (ERTEL 1974), sie dürfte jedoch nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten bekannt sein (ich habe zumindest — trotz vieler Erkundigungen bei „Naturschützern" — erst sehr spät von ihrer Existenz erfahren). Ich meine deshalb, hier sollte „Massenaufklärung" dem sonst berech- tigten Ruf nach (wie wir aus Erfahrung wissen: irreparablen) Eingriffen zuvor- kommen. Treffend hat sich in diesem Sinne — orientiert an der Industriegroßzone Mül- hausen — ein elsässischer Naturfreund (FERNEx 1971) geäußert: «... pour sauver la nature, il faut la montrer ä ceux qui n'ont pas eu le privi- lCge d'apprendre ä temps ä la connaitre et ä l'aimer Le naturaliste est un privilegie ... en consequence il doit contribuer ä la conservation de la nature, et la meilleure arme pour cela, c'est de la faire partager: montrer aux citoyens ce qu'elle recle de plus beau, de plus u n i que!» 1. Möglicherweise läßt sich eine markige Formulierung im „Bericht der Bundes- republik Deutschland über die Umwelt des Menschen" (1972) in entsprechender Weise verstehen. So heißt es unter den „Zielen und Maßnahmen" (zur Erhaltung ökologisch wertvoller Gebiete) u. a.: „Erstellung eines Planes für die quantitative Erfassung der Arten, ihrer biolo- gischen Ansprüche und Lebensmöglichkeiten, besonders aber auch der Belastung und Belastbarkeit durch bestandsvermindernde — natürliche wie anthropo-

Ohersetzung: "Um die Natur zu retten, muß man sie jenen zeigen, die nicht recht- zeitig die Möglichkeit hatten, sie kennen und lieben zu lernen ... Der Naturfreund ist privilegiert ... er muß dazu beitragen, die Natur zu erhalten. In diesem Zusammenhang ist es am aussichtsreichsten, dem Bürger das zu zeigen, was sie an Schönstem und Einzig- artigem verbirgt." — 400 —

gene — Einflüsse; Erstellung eines Katalogs der Schutzmaßnahmen; Popu- larisierung dieses ganzen Programms in Form einer geziel- ten, systematischen Erziehungs- und ,public relations'-Ar- beit." Aber: man freute sich am Wort; interessanter wäre — nach drei Jahren — eine Bilanz der Tat! Denn oft scheint es, als sei die „Entfremdung der Bevölkerung von ihren natürlichen Lebensgrundslagen" (deren Auffangen als eine der vor- dringlichen Aufgaben im 1970 formulierten „Umweltschutz-Sofortprogramm der Bundesregierung" herausgestellt wurde), noch nicht einmal im Ansatz be- seitigt. Gemäß den vorstehenden Ausführungen läßt sich die zentrale Aufgab e so zusammenfassen: auf breitester Basis verständliche Aufklärung in erster Linie über den pädagogischen Wert zu schützender Objekte, mit der Maßgabe, den Schutz der Natur „vor der Be- völkerung" durch Naturschutz „durch die Bevölkerung" ab- zulösen. Einige Streiflichter zum praktischen Verfahren : naturwissenschaft- liche Erkenntnisse kann man oberflächlich glauben oder kreativ begreifen. Für den zweiten, zweifellos wünschenswerteren Weg ist die Orientierung am konkreten Objekt unumgänglich. Angesichts der überragenden Bedeutung, welche nun ge- rade den Naturwissenschaften heute beigemessen wird, sollte man die genannte Prämisse als schlagkräftiges Argument im Kampf um die Erhaltung wichtiger Naturobjekte verwenden (Beispiel Eisenglanzvorkommen Sirnitz: wäre seine Bedeutung für die praktische Ausbildung von Geowissenschaftlern gegenüber den zuständigen Behörden betont worden, hätte es vermutlich „im Urzustand" kon- serviert werden können). In der zunehmenden Forderung anwendungsorientierter Ausbildung dürfte es wenig Überzeugungskraft kosten, klarzulegen, daß la g ers t ät tenkund liche (und andere geologisch aussagekräftige) Aufschlüsse zu De- monstrationszwecken erhalten bleiben müssen. Wem dies noch zuwenig einleuch- tend erscheint: aus solchen Bausteinen rekrutiert der Lagerstättenforscher und Feldprospektor seine Erfahrung. Und wer die Gefahren der Sicherung unseres künftigen Rohstoffbedarfs sieht (glücklicherweise ein zunehmender Teil der Be- völkerung), deren Abwendung u. a. kontinuierliche Neufunde von Lagerstätten durch entsprechend geschulte Experten erfordert, dem dürfte auch die grund- legende volkswirtschaftliche Bedeutung solcher Lehrobjekte klarwerden. Was die „ biologischen Naturobjekte" anbetrifft, so lassen sich für sie wohl unschwer gleichermaßen einleuchtende Kriterien ins Feld führen. Beispiels- weise haben WILMANS und RASBACH (1973) in den „Erläuterungen zur Karte schutzbedürftiger Gebiete im Kaiserstuhl" in dieser Richtung argumentiert. Je- doch dürfte — in Anlehnung an die Situation Wollmatinger Ried — der Impact dieser Publikation angesichts ihres geringen Bekanntheitsgrades nur von begrenz- ter Wirkung sein. Um die vorstehenden Ausführungen noch einmal zu unterstreichen: Zukünftige Überlegungen sollten grundsätzlich davon aus- gehen, daß idealistischer Naturschutz nur dem Kenner ein- leuchtet, während praxisorientierte Erhaltung erfolgver- sprechender ist. — 401 —

Und wenn — wie im Fall Ohnenheim — die Zerstörung natürlicher Objekte Regenerationsmöglichkeiten endgültig ausschließt? Globale Lösungen stehen nicht an, bestimmte zerstörungsspezifisch orientierte Rettungsmaßnahmen könnten hingegen erfolgreich sein. In diesem Zusammen- hang möchte ich an unsere botanischen Gärten erinnern. In ihnen verbindet sich nüchterne didaktische Funktion mit dem Reiz exotischen Erlebens. Den Kost- barkeiten (und vielen Durchläufern) unserer Vegetationszone wurde und wird dabei kein oder nur unzureichender Raum zugebilligt. Bisher mag man hierbei von der Anschauung ausgegangen sein, daß die entsprechenden Pflanzenarten noch in genügender Zahl „in freier Natur" zu finden sind. Allein ein Blick auf die Orchideenkarten im Beiheft 1 zu den „Veröffentlichungen der Landesstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Baden-Württemberg" (1973) lehrt schon eines Besseren. Für andere Pflanzenarten sieht das Bild gewiß nicht günstiger aus. Um es herausfordernd auszudrücken: ich würde mich freuen, könnte mir jemand einen botanischen Garten nennen, wo auch deutsche Orchideen zu finden sind — oder ein Querschnitt unserer Enzianarten. Aus der Familie Gentianaceae sind mir von dort — mit Ausnahme des gelben Enzians — nur Hochgebirgsvertreter bekannt. Und ich möchte behaupten, daß Schlauch- und Lungenenzian — zumin- dest bei uns — aussterben, während man in „Alpengärten" Gentiana clnsii und Gentiana kochiana züchtet, welche in den Alpen aufgrund natürlicher Gegeben- heiten hervorragenden und praktisch nicht gefährdeten Schutz genießen 2 . Zur Gegenmaßnahme sollte der Gedanke einer Art „botanischen Recyclings" aufgegriffen werden, d. h. Übernahme und Züchtung gefährdeter Arten in botanisch en Gärten, zunächst zur Erhaltung und mit dem Fernziel der Wiedereinbürgerung in geeigneten Landschaftszonen. Natürlich stellt sich hier das grundsätzliche Problem, aufgrund der Vielzahl gefährdeter Arten die verschiedensten Biotope im Rahmen einer vorgegebenen, beschränkten Gar- tenfläche kombinieren zu müssen. Wenn man aus den artifiziellen Pflanzenasso- ziationen verschiedener Vegetations- und Klimabereiche in zahllosen botanischen Gärten rückschließen darf, scheint es immerhin lösbar zu sein. Grundsätzlich ist in Fragen des botanischen Recyclings bereits ein Lichtblick zu verzeichnen: wie zu vernehmen war, soll sich eine Tübinger Gruppe mit der Erhaltung und Züchtung deutscher Orchideen beschäftigen. Hier kann man nur hoffen, daß ein Beispiel Schule macht. Ich will nun zum Schluß kommen, nicht ohne eine prinzipielle Präventivmaß- nahme zur Erhaltung wichtiger Bereiche unseres Naturraumes zur Diskussion zu stellen: den Einsatz jährlich fortzuschreibender Ausstellungen über gefährdete sowie partiell und endgültig zerstörte Natur- objekte (ein geeigneter Rahmen wäre in Rathäusern und Naturkundemuseen gegeben). Wieder muß dabei einfach von der Tatsache ausgegangen werden, daß „gelehrte Bücher" zum Kernproblem des Naturschutzes i. w. S. nur von „Ohne- hinschützern" gelesen werden, während es andererseits dringend geboten er- scheint, der Allgemeinheit den nüchtern-praktischen und weniger emotional zu verspürenden Substanzverlust ihres Lebensrau- mes in optisch-eindeutiger, ruhig etwas reißerischer „Show"-Form vor Augen zu führen (eine 1975 in Köln gezeigte, entsprechend aufgezogene Ausstellung der mit ähnlichen Problemen behafteten und bislang — bei uns — nicht gerade popu-

Inzwischen hat leider auch dort schon ein genereller „Alpenblumen-Ausverkauf" in bestimmten Regionen — z. B. Südtirol und bayrische Alpen — begonnen! — 402 —

lären Sparte Urgeschichte „Das neue Bild der alten Welt" wurde von Besuchern nahezu gestürmt!).

Die vorstehenden Ausführungen ziehen im einzelnen sicherlich Kritik nach sich. Vermutlich sind die vorgeschlagenen Maßnahmen — in abgewandelter Form — auch bereits Inhalt interner Überlegungen. Sollte dieser Beitrag je- doch — und sei es auch nur in Teilaspekten — zu neuer Diskussion anregen kön- nen, so wäre bereits ein Gewinn zu verzeichnen. Anschließend sollten wir handeln, bevor uns ein leicht abgewandeltes Wort der „Grenzen des Wachstums" schmerzlich bewußt wird: „Wenn man sich ent- scheidet, nichts zu tun, entscheidet man sich in Wirklichkeit, die Gefahren der Zerstörung zu vergrößern." Dias von Antiquitätenwert werden uns die Natur nicht ersetzen können. Und der unrealistische Glaube an natürliches Recycling kommt einer Selbsttäuschung nahe — wenn er sich auch an dem Gedanken orien- tieren mag, daß die künstlichen Grabhügel von Ohnenheim nach zweieinhalb Jahrtausenden wieder Orchideen trugen ...

Schrifttum:

Bericht der Bundesrepublik Deutschland über die Umwelt des Menschen (zusammen- gestellt von der Bundesregierung mit Unterstützung durch die Länder, anläßlich der Umweltkonferenz der Vereinten Nationen im Juni 1972 in Stockholm) — Herausgeg. v. Bundesminister des Innern, 159 S., 1972. BOURLIERE, F.: Eurasien. — Flora und Fauna, 188 S., Rowohlt 1975. ERTEL, R.: Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried. — Führer durch Natur- und Land- schaftsschutzgebiete Baden-Württembergs, Bd. 1, 60 S., Landesst. Naturschutz u. Landschaftspfl. Baden-Württemberg, Ludwigsburg, Favoriteschloß 1974. FERNEX, M.: Pour la sauvegarde de nos richesses naturelles. — Bull. Soc. industr. Mul- house, 4, S. 103-105, 1971. KÜNKELE, S. & VOGT, M.: Zur Verbreitung und Gefährdung der Orchideen in Baden- Württemberg. — Beih. Veröff. Landesst. Naturschutz u. Landschaftspfl. Baden- Württemberg, 1, S. 8-72, 1973. MEADOWS, D. & MEADOWS, M.: Die Grenzen des Wachstums (The Limits to Growth). – DVA, Stuttgart 1972. RASTETTER, V.: Beitrag zur Phanerogamen- und Gefäß-Kryptogamen-Flora des Haut- Rhin. — Mitt. bad. Landesver. Naturkunde u. Naturschutz, N. F. 9, 1, S. 151 bis 237, 1966. Umweltschutz-Sofortprogramm der Bundesregierung. — Reihe „betrifft" des Bundes- innenministeriums, Veröffentl. Nr. 3, 56 S., 1970. WILMANNS, 0. & RASBACH, H.: Erläuterungen zur Karte schutzbedürftiger Gebiete im Kaiserstuhl. — Beih. Veröff. Landesst. Naturschutz u. Landschaftspfl. Baden- Württemberg, 2, S. 5-35, 1973.

(Am 4. 11. 1975 bei der Schriftleitung eingegangen)

Tafel 17

Fig. 1: Teilansicht des Ohnenheimer Riedes (Mittelelsaß). Mais-Monokulturen (wie ganz links und rechts im Bild) engen unaufhaltsam die letzten Überreste eines einst ausgedehnten Wiesenareals mit großartigen En- zian- und Orchideenbeständen ein. Der wirtschaftliche Gewinn im Zukunfts- aspekt ist zweifelhaft — aber die Finanzierung landwirtschaftlicher Überschuß- berge gehört in der EWG ja mittlerweile zur Gewohnheit.

Fig. 2: Ausschnitt des Eisenglanz-Quarzganges von der Sirnitz (Badenweiler/Mark- gräflerland). Das Bild spricht für sich. Nicht natürliche Trüffelsucher, sondern „Naturfreunde" einer besonderen Spezies waren hier am Werk — und hinterließen ein Zeugnis vom Sammlervandalismus unserer Tage. KLAUS BURGATH : Ein Dia wird zur Antiquität — Tafel 17 Streiflichter zur Zerstörung und Erhaltung unseres Naturraumpotentials.

Fig. 2

— 403 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau N. F. 11 3/4 403-406 Naturkunde u. Naturschutz 1. August 1976

Gerhard Endriß zum Gedächtnis

von

RUTHARD OEHME, Freiburg i. Br.*

GERHARD ENDRISS wurde am 1. Dezember 1905 in Ulm an der Donau ge- boren. Er verlebte Kindheit und Jugend im Pfarrhaus am Grünen Hof, mitten in der Altstadt. Der Vater JULIUS ENDRISS, viele Jahre Geistlicher an der Drei- faltigkeitskirche, war wissenschaftlich tätig. Er hat über die Geschichte Ulmer Kirchen, über die Reformation und die Aufklärung in der ehemaligen Reichsstadt gearbeitet. Die historischen Neigungen des Vaters schienen sich dem Sohn nicht vererbt zu haben, denn er studierte Geographie und Naturwissenschaften an den Universitäten München und Tübingen. Seine Dissertation, mit der er in Tübingen promovierte, galt der Vaterstadt: Stadtgeographie von Ulm an der Donau (1931). Sie baut auf persönlichen Befragungen, umfangreichem handschriftlichem Material und umfassender Literaturauswertung auf. Diesem Teilzweig der Anthropogeographie galt auch die zweite größere Arbeit, die Stadtgeographie des bayerischen Regierungsbezirkes Schwaben und Neuburg (1934). Er behandelte die Städte und Märkte nach ihrer Lage in den naturräumlichen Einheiten und bot anschließend eine vergleichende Ubersicht. Er folgte dabei überkommenen Vorbildern und stützte sich stark auf statistisches Material, gestaltete eher statisch als dynamisch-funktional. Der Vaterstadt und den Nachbarlandschaften blieb er weiterhin treu, in Teilstudien und Übersichtsarbeiten. Es seien ausgewählt: Speis und Trank in Ulm a. d. Donau (1953), Landwirtschaftsgeographische Fragen des Ulmer Raumes (1954), Von der Bedeutung einheimischer landwirtschaftlicher Er- zeugnisse für das mittelalterliche Ulm (1964). Er verglich Ulm mit Augsburg (1953) und referierte über das Problem der Vereinödungen, wobei er auch Ober- schwaben mit einbegriff (1936, 1961). Dem Regierungsbezirk Schwaben widmete er 1950 eine kleine Landeskunde. Die Studie: Das Filsgebiet Raum Göppingen- Geislingen an der Steige (1955) galt der Heimat seiner Vorfahren. Die Familie ENDRISS war in Göppingen ansässig. 1936 kam GERHARD ENDRISS als Privatassistent zu FRIEDRICH METZ an das Geographische Institut der Universität Freiburg i. Br. Er wurde mit Fragen der Raumforschung und mit der Vorbereitung von Reisen und Exkursionen betraut. Die Begegnung und Zusammenarbeit mit METZ scheint mir für seine weitere wis- senschaftliche Entwicklung von Bedeutung. METZ war ein Meister der landes- kundlichen Darstellung, historisch wie geographisch gleich stark interessiert, eine Persönlichkeit, die ein immenses Wissen auf den verschiedensten Gebieten besaß und das auf Exkursionen angesichts der Landschaft in meisterhafter Weise zu

* Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. R. OEHME, Maltererstraße 14, D-7800 Freiburg i. Br. — 404 — kombinieren verstand. Durch ihn lernte GERHARD ENDRISS die Landschaften um Freiburg, die Schweiz, das Elsaß, Südtirol und andere Gebiete Mitteleuropas ken- nen. Er wandte sich geographischen, landeskundlichen Fragen des südbadischen Landes zu, das ihm Heimat wurde und Heimat blieb. Er ging der Wiesenbewäs- serung nach (1939, 1940, 1943, 1948, 1949, 1950), wobei er 1952 auch Schweizer, Walliser Verhältnisse zum Vergleich heranzog. Einige Zeit lang galt dem Hotzen- wald ein stärkeres Interesse (1937), ein Überblick (1940), die Salpeterer (1941). Zu einem zentralen Arbeitsgebiet wurde ihm der Kaiserstuhl, dessen Kultur- geographie, insbesondere dessen Weinbau, er zahlreiche Aufsätze gewidmet hat. Er führte auf Exkursionen Geographen des In- und Auslandes, Naturwissen- schaftler und Naturfreunde auch in dieses kleine Gebirge ein. Die Studien im südwestdeutschen Raum erfuhren eine kurze Unterbrechung durch einige Jahre Tätigkeit an der Abteilung für Landeskunde des Reichsamtes für Landesaufnahme in Berlin. Nach dem Zusammenbruch kehrte er nach Frei- burg zurück und wurde Referent für Landeskunde beim Statistischen Landesamt Baden. Nach dem Zusammenschluß der Länder Baden und Württemberg wurde er in die Abteilung für Landesbeschreibung in das Statistische Landesamt Baden- Württemberg übernommen und später der staatlichen Archivverwaltung unter- stellt. Die Arbeiten an der Beschreibung des Kreises Freiburg brachten ihn in eng- sten Kontakt mit den früheren Arbeitsbereichen und führten zu Fragestellungen wirtschafts- und siedlungsgeographischer Art: Wirtschaft und Siedlung im Lande Baden (1949), Veränderungen in der Kulturlandschaft des Landes Baden (1950), Arbeiten zur Landwirtschaftsgeographie (1950), zum Wirtschaftsgefüge der Ge- meinden (1950), zu Bevölkerungsfragen und den Konfessionsverhältnissen, im gleichen Jahr. Es folgten die Oberbadischen Dorfuntersuchungen (1955), eine Arbeit über Flurbereinigung und Dorfauflockerung sowie Dorfuntersuchungen im Raume von Freiburg, Studien über Korn-, Wein- und Holzbauern, über so- zialgeographische Probleme im gleichen Raum (1962) und Die Dorferneuerung und Veränderung der Landschaft (1966). Der Stadt Freiburg selbst hat er nur einige Skizzen gewidmet, über die Freiburger Stadtbälle (1954), den Einzugs- bereich des Freiburger Marktes (1958) sowie ein kurzes Referat über Freiburg, eine zähringische Gründung (1961). Wir übergehen weitere mehr allgemein ge- haltene agrargeographische Notizen und Berichte. In den letzten beiden Jahrzehnten wurde der Weinbau mehr und mehr Mittel- punkt seiner Studien, und dabei verlagerten sich seine Interessen vom geogra- phischen stärker auf den historischen Sektor. Vom Kaiserstuhl ausgehend bezog er den gesamten südbadischen und den elsässischen Weinbau in seine Betrachtun- gen ein. Die Brücke nach Südtirol war seit langem in zahlreichen Exkursionen geschlagen, und seine Kenntnisse über Wein- und Obstbau dieses Landes wurden auf eigenen Reisen vertieft (1966). Er kannte die Schweizer Weinbaugebiete und war mehrfach in Burgund, dem, wie Südtirol, seine besondere Liebe galt. Er be- reiste spanische und portugiesische Rebgebiete. Auf einer Flugreise bezog er die Kapprovinz in seine Untersuchungen ein. Wäre ihm die Gesundheit erhalten ge- blieben und damit ein längeres Leben geschenkt, er hätte noch weitere ferne Weinbaulandschaften in seine Forschungen einbegriffen. Eine Reihe von Ver- öffentlichungen über den Weinbau und die durch ihn geprägten Landschaften sind die Frucht seiner Wanderungen und Reisen, Die Weinbaulandsc haft vom Kaiserstuhl und Kalterer See (1957, 1959), die kartographische Darstellung des Weinbaues von Achkarren ... (1962), der inhaltsreiche Aufsatz vom Batzenberg — 405 — und seinem Rebbau, der weit mehr enthält als nur die Beschreibung dieses kleinen Rebgebietes, durch das er auch eine schöne Exkursion geführt hat. Er ging der Legende von Lazarus von Schwendi und der Tokajerrebe nach (1965); er beschrieb die Rebsorten des Markgräflerlandes, berichtete über Weinmärkte und -kon- gresse (1969), bot 1970 eine historisch-geographische Betrachtung des badischen Weinhaues. Er registrierte die Landschaftsveränderungen durch die neuen Reh- umlegungen (1957, 1960). GERHARD ENDRISS berichtete fast alljährlich im Badischen Landesverein für Naturkunde und Naturschutz über seine Reisen, aber auch über seine Arbeiten zur Geographie und Geschichte von Wein und Weinbau. Seine Vorträge fanden einen guten Widerhall. Wiederholt kam es im Anschluß unter den Kennern des Weinbaues aus der näheren und weiteren Umgebung zu einer lebhaften und er- gebnisreichen Diskussion. Seine Kurzreferate in den Berichten des Landesvereins dokumentieren diese Vorträge. Auch im Alemannischen Institut hat er mit- gearbeitet. Alljährlich sprach er im Verein für Naturwissenschaften und Mathe- matik seiner Vaterstadt Ulm. Seine Forschungen brachten ihn mit vielen Persön- lichkeiten des In- und Auslandes zusammen. Er fand trotz seiner zurückhalten- den, z. T. etwas spröden Wesensart Zugang zu den Winzern im Land, unter denen er sich manchen Freund gewann, und er schlug Brücken zu Gelehrten und Weinkennern jenseits der Grenzen. Er war stolz, daß ihm seine Arbeiten die Anerkennung von Weinbrüderschaften benachbarter Länder gebracht hatten. Er war Ehrenmitglied der Gesellschaft der Geschichte des Weines, an deren Ver- anstaltungen teilzunehmen ihm eine Ehrenpflicht war. Erstaunlicherweise hatte GERHARD ENDRISS neben den mitteleuropäischen und südlichen Weinländern noch eine andere „geographische" Liebe: die nordischen Länder, insbesondere Finnland. Die kurzen Studien, die er in Finnland über die Nordgrenze der Ökumene tätigte, hat er im Anschluß an den Internationalen Geographentag in Kanada fortgeführt. Er plante sie auszubauen. Er wäre auch den deutschen religiösen Minderheiten in diesem Land gern weiter nachgegangen. Er besuchte ziemlich regelmäßig die deutschen und, wenn es ihm räumlich und zeitlich möglich war, internationale geographische Tagungen. Er hat dabei selbst Vorträge gehalten und mehrfach in deutschen Zeitschriften über diese Veranstal- tungen berichtet. ENDRISS bemühte sich in seinen Vorträgen und Publikationen, es dürften zwi- schen 70 und SO sein, um eine nüchterne, sachliche Darstellung. Seinem Grund- satz, sich streng jeder Phantastik zu enthalten, den er in seinem Buch 1934 ausgesprochen hat, ist er treu geblieben. Dabei war er keineswegs humorlos. Im Gegenteil: er flocht in seine Arbeiten und Vorträge manche witzige hintergrün- dige Bemerkung ein. Er liebte ein wenig das Absonderliche und befaßte sich mit Fragen, die nicht an der großen Straße der zünftigen wissenschaftlichen Forschung liegen, wie das seine letzte Studie über den Kaffeebau im Kaiserstuhl bezeugt, der Bericht über einen Schildbürgerstreich und eine Eulenspiegelei, die der Reichs- nährstand gegen Ende des Krieges begangen bzw. ausgelöst hatte. Eine Arbeit über die Weinkarte des Bremer Ratskeller, die er unter der Feder hatte, ist wohl nicht mehr zum Abschluß gelangt. GERHARD ENDRISS war ein echter Schwabe, etwas eigenwillig und zum Eigen- brötlerischen neigend. Er brauchte seine Zeit, um aus sich herauszugehen, und er konnte in Gesellschaften lange schweigend dasitzen. Wem er sich erschloß, dem blieb er ein treuer und zuverlässiger Freund. — 406 —

Er war der geborene Privatgelehrte, der sich nur glücklich fühlte, wenn er Themenstellung und Ausführung einer Arbeit ganz nach eigenen Intentionen gestalten konnte. An dienstlichen Verpflichtungen trug er daher wohl manchmal etwas schwer. In den letzten Jahren fühlte er sich vereinsamt und bangte vor der Zukunft, wiewohl er gut versorgt wurde. Sein Gesundheitszustand war anscheinend nicht so, wie er ihn Freunden und Bekannten darstellte. Um seine letzte Erkrankung hat er kaum Aufhebens gemacht. Nur sehr wenige wußten davon. Die Nachricht von seinem Tod traf alle unerwartet. Am 31. Oktober 1975 wurde er nach würdiger Feier auf dem Göppinger Fried- hof im Erbbegräbnis der Familie beigesetzt.

(Am 4. 3. 1976 bei der Schriftleitung eingegangen) — 407 —

Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau 1 N. F. 11 1 3/4 1 407-411 Naturkunde u. Naturschutz 1. August 1976

Vereinsnachrichten

Mitgliederversammlung für 1974 am 17. März 1975, 19.00 Uhr, im Hörsaal des Naturkundemuseums Freiburg i. Br.

Herr PRIER, der erste Vorsitzende des Vereins, begrüßte die 30 Teilnehmer und stellte die ordnungsgemäße Einberufung der Mitgliederversammlung fest. Er er- öffnete die Sitzung mit der Bekanntgabe der Tagesordnung:

1. Bericht des ersten Vorsitzenden 2. Bericht des Rechners 3. Bericht des Schriftleiters 4. Neuwahl des Vorstandes 5. Verschiedenes

Der erste Vorsitzende berichtete zunächst über die Mitgliederbewegung im ver- gangenen Jahr. Am 1. März 1974 hatte der Verein 579 Mitglieder. Seither sind 6 Mitglieder ausgetreten und 5 Mitglieder gestorben; bei 14 Neuzugängen ergibt sich zum 1. März 1975 ein Mitgliederstand von 582. Die Anwesenden gedachten dann der im Berichtsjahr verstorbenen Mitglieder:

Mitglied seit GLATTES, HERMANN, Fabrikant, Breisach 1932 WANGART, ADOLF, Ingenieur, Schopfheim (Ehrenmitglied) 1936 STENGEL, Georg, Konrektor a. D., Wolfach 1953 ROST, JAN, F., Schlächtenhaus über Lörrach 1970 v. BOTHMER, ULRICH, Rickelshausen/Böhringen 1970

Herr FRIER dankte dann einer Reihe von Mitgliedern für ihre langjährige Mit- gliedschaft und verlas die Liste der Jubilare. 70 Jahre Mitglied ist die Kloster- bibliothek Beuron; 50 Jahre Mitglied: Baurat i. R. ERICH WAGNER, Freiburg; 40 Jahre gehören dem Verein an: Oberstudienrätin i. R. GERTRUD MERGENTHA- LER, Freiburg; Dr. FRITZ MOOG, Limburgerhof; Naturkundemuseum Freiburg; Buchhandlung H.-F. SCHULZ, Freiburg. 25 Jahre Mitglied sind: Aufbaugymna- sium Meersburg; Direktor a. D. AUGUST BINDERT, Freiburg; Dipl.-Landwirt WALTHER BRÜGEL, Freiburg; Dr. HANS REST, Freiburg; Dr. ERIKA SCHILLINGER, Freiburg; Gymnasialprofessor LUDWIG UIBEL, Freiburg; Reg.-Direktor a. D. Dr. ALOYS WILHELM, Freiburg.

über die Vereinsveranstaltungen konnte folgendes berichtet werden: Im ver- gangenen Jahr fanden 6 Vorträge statt; sie wurden alle im Museumshörsaal, Adelhauserstraße 33, abgehalten: — 408 —

21. 1. W. MEYER, Emmendingen: „Kenya — Land ohne politische Probleme? — oder das Musterland der schwarzafrikanischen Staaten? (mit Farblichtbildern). 12. 2. Dr. C. KÖNIG, Staatl. Museum für Naturkunde, Stuttgart: „Bei Geiern und Adlern in Südspanien" mit Dias, Farbfilm und Tonbandaufnahmen. 11. 3. Dr. K. RASBACH, Glotterbad: „Die Azoren — ein wenig bekannter Archipel im Atlantik" (mit Farblichtbildern). 4. 11. Dr. GISELA KROTT, Säddngen: „Eine Reise zu den Galapagos-Inseln" (mit Lichtbildern). 25. 11. Dr. CH. Kopp, Tierhygienisches Institut Freiburg: „Blei in der Natur" (mit Lichtbildern). 9. 12. Dr. H. Gossow, Forstzoologisches Institut der Universität Freiburg: „Freiland- studien an alpinem Rotwild" (mit Farblichtbildern).

Die Vorträge waren von 401 Teilnehmern besucht.

Außerdem wurden 1974 vier Exkursionen durchgeführt, an denen sich 130 Personen beteiligten.

3. 3. Wasservogelexkursion zum Aare-Stausee bei Klingnau/Schweiz. Führung: G. HOLZWARTH, F. SAUMER. 18. 5. Exkursion zum Naturschutzgebiet „Arlesheimer See" im Mooswald. Führung: 0. HOFFRICHTER, D. KNOCH. 28. 9. Pilzkundliche Exkursion über den Schönberg bei Freiburg. St. Georgen — Berg- hauser Kapelle — Hohfirst — Bollschweil. Führung: D. KNOCH. 6. 10. Geologische Exkursion in das Gebiet um die Geroldseck bei Lahr (Buntsandstein u. Rotliegendes). Führung: Dr. J. LEIBER, Freiburg i. Br.

Herr PRIER berichtete schließlich über das vereinseigene Grundstück am Kien- berg auf Gemarkung Ebringen. Das Flurbereinigungsverfahren, das insbesondere die tiefer gelegenen Rebfluren umfaßt, ist inzwischen in Gang gekommen. Der obere Teil mit der Gipfelregion soll nach einem Vorschlag von Herrn KLEIBER Naturschutzgebiet werden. Die größte Schwierigkeit dabei ist aber die Nutzung der Gipfelregion und des Ostabhanges als Truppenübungsplatz der französischen Streitkräfte. Es sind bisher noch keine Entscheidungen gefallen. Herr KLEIBER, unser Naturschutzbeirat, und der erste Vorsitzende werden sich weiter darum kümmern und zu gegebener Zeit wieder berichten. Zum Schluß seines Berichtes gab Herr PRIER bekannt, daß der Naturschutz- referent des Vereins, Herr Oberforstrat a. D. HANS KLEIBER, im vergangenen Jahr sein Amt als Kreisbeauftragter für Naturschutz und Landschaftspflege nach langjähriger Tätigkeit abgegeben hat. Ein wichtiger Abschnitt in Leben und Werk von Herrn KLEIBER ist so beendet, ohne daß er sich damit schon aufs Altenteil zurückgezogen hätte. In einer Laudatio, die Herr PRIER verlas, würdigte unser Ehrenvorsitzender, Herr SCHNETTER, die Verdienste von Herrn KLEIBER in fol- gender Weise:

Herr KLEIBER hat in 45 Jahren seiner Tätigkeit im aktiven Dienst und im Ruhestand nicht nur als Forstmann, sondern von Anfang an auch als Natur- schützer seiner Heimat gedient. Er hat als Forstamtsleiter erreicht, um nur we- nige Beispiele zu nennen, daß außergewöhnlich schöne Auwaldbestände er- — 409 —

halten blieben, andere Böden vor der Verfichtung bewahrt wurden und große Bestände von Märzenbecher und Königsfarn nicht dem Wegebau und der Drainage im Mooswald zum Opfer fielen. Als Leiter der Kreisstelle für Natur- schutz und Landschaftspflege hat er in fast 10 Jahren bei den Bebauungsplänen, Flurbereinigungen und Rebumlegungen, die in dieser Zeit im Rahmen der wirtschaftlichen Entwicklung in besonders großer Zahl vorgenommen wurden, außergewöhnliche Arbeit leisten müssen. Da bei den staatlichen Behörden und bei den Gemeinden nur wenig Verständnis für Umweltfragen vorhanden war, nahmen sie kaum Rücksicht auf das Landschaftsbild und auf die natürliche Pflanzenwelt. So bestand seine Leistung nicht in einigen spektakulären Er- folgen, sondern in einer kaum überschaubaren Menge von Einzelmaßnahmen. Dabei hat er ohne zu resignieren erleben müssen — wie er scherzhaft zu sagen pflegt —, daß in 50 °/o der Fälle ohne sein Zutun, in 40 Obo gegen sein Zutun und nur in 10 0/0 mit ihm entschieden wurde. Trotzdem hat er viele Schäden abwenden und zahlreiche sehr wertvolle Erfolge erringen können. Nennen wir davon u. a. die Einrichtung der Naturschutzgebiete „Vogelsang" am Schön- berg, „Arlesheimer See" (nach siebenjährigem Kampf), „Honigbuck" im Moos- wald und „Badberg" (Abschluß des 1929 von E. OBERDORFER begonnenen Verfahrens). Andere Vorschläge sind seit Jahren in der Schublade noch stecken- geblieben; z. B. Neuershauser Mooswald (mit einer der größten Reiherkolo- nien der Bundesrepublik), Vogelschutzgebiet Kiesgrube Breisach, der Kienberg und die zahlreichen Anträge auf Landschaftsschutzgebiete ostwärts von Frei- burg. In mühevoller Kleinarbeit hat er über 400 Bäume, Baumgruppen, Stein- brüche oder Felsen als Naturdenkmale eintragen lassen, das sind mehr als das dreifache der Zahl in den benachbarten Kreisen. 7 Waldlehrpfade wurden ein- gerichtet, für den größten, am Schönberg, steht eine ausführliche Beschreibung vor der Veröffentlichung. Bekannte Parkanlagen mit wertvollen Baumbestän- den wurden auf seinen Rat von den Eigentümern, oder wie in Wiesneck mit seinen 150 Baum- und Straucharten, in eigenem Einsatz gelichtet und gepflegt. überhaupt liegt Herrn KLEIBER die bisher fast völlig verabsäumte Landschafts- pflege besonders am Herzen; so kam durch Lichten des Waldes der herrliche Diptambestand am Büchsenberg wieder zur Entwicklung. Das Fehlen von Naturschutzwarten machte ein ständiges Bereisen des Kreisgebietes notwendig. Dabei waren leider stets Schäden festzustellen, die dann immer neuen Einsatz erforderten. Seine Aufklärungsarbeit auf den Exkursionen und in den Vorträgen mit seinen ausgezeichneten Dias im Rahmen des Landesvereines, des Bundes für Vogel- schutz, des Schwarzwaldvereines und anderer Organisationen sind den Mit- gliedern bekannt. Sie haben nicht nur Wissen vermittelt, sondern Liebe zur Natur und Interesse am Naturschutz geweckt. Auch nach dem Ausscheiden aus seinen Ämtern setzt Herr KLEIBER unentwegt seine Arbeit für den Natur- schutz fort.

Herr PRIER gab dann den Vorschlag des Vorstandes bekannt, Herrn KLEIBER in Würdigung dieser Verdienste zum Ehrenmitglied des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz zu ernennen. Dieser Vorschlag wurde von den Anwesenden einstimmig angenommen und Herr PRIER ernannte Herrn KLEIBER zum Ehrenmitglied; er dankte ihm außer- dem nochmals für alles, was er für die Erhaltung der Natur bisher geleistet hat, insbesondere auch im Rahmen der Vereinstätigkeit. — 410 —

Herr BÜRGER erstattete sodann den Kassenbericht für das Jahr 1974; er weist folgendes aus:

Einnahmen: DM Ausgaben: DM Kassenbestand Mitteilungen 9 348,38 am 31. 12. 1973 9 190,58 Veröff. d. Landesstelle 266,84 Beiträge 7 062,- Vervielfältigungen 248,60 Zuschuß Reg.-Präs. 6 000,- Sparkassengebühren 99,76 Spenden 1 273,— Spenden f. SumsER.-Ponds 733,— Spenden für SumsER-Fonds 733,— Beiträge 320,— Bettelkasse 260,92 Vorträge 175,— Exkursionen 149,- Bürobedarf 652,84 Verkauf von „Mitteilungen" 99,60 Bücher, Zeitschriften 679,55 Veröffentl. der Landesstelle 140,- Irrläufer u. a. 159,12 Verk. Wutach-Monographie 3 883,50 Porto 1 817,16 Zinsen 634,35 14 500,25 Verschiedenes 385,55 Sparbuch 13 108,78 29 811,50 Giro 1 499,45 Postscheck 623,65 bar 79,37 29 811,50

Herr STRAUSS, der zusammen mit Herrn JENNE die Kassenprüfung vorgenom- men hatte, berichtete, daß alle Buchungen ordnungsgemäß durchgeführt worden sind, und bescheinigte dem Rechner eine wirtschaftliche und sparsame Kassenfüh- rung. Er bat die Anwesenden um Entlastung für den Rechner; diese wurde ein- stimmig erteilt. Herr PRIER dankte dem Rechner für die mühevolle Arbeit und den damit verbundenen zeitlichen Aufwand.

Es folgte dann der Bericht des Schriftleiters, der insbesondere auf die zu er- wartenden Schwierigkeiten für die weitere Herausgabe der Mitteilungen wegen des Wegfalles des Zuschusses des Regierungspräsidiums Freiburg i. Br. hinwies. Der Band 11 soll noch in der bisherigen Form beendet werden. Dann wird zu überlegen sein, ob eine andere Druckart die Herausgabe lediglich mit den Mit- gliedsbeiträgen ermöglicht. Dies wird sicher nur mit erheblichen Abstrichen an Umfang und Güte der Illustrationen gehen. Es muß deshalb erwogen werden, die Autoren zu Druckkostenzuschüssen zu verpflichten, insbesondere wegen der Illustrationen. Er konnte auf die erfreuliche Feststellung hinweisen, daß zwei Mitglieder schon freiwillig die Kosten für die Klischees der Bebilderung ihrer Ar- beiten übernommen haben. Die Zeitschrift als Aushängeschild der Tätigkeit des Vereins und als Bindeglied zu den Mitgliedern dürfe keinesfalls der wirtschaft- lichen Rezession zum Opfer fallen. Der Schriftentausch entwickelt sich weiter günstig. Nach Verdankung dieses Berichts stellte Herr PRIER fest, daß damit die Amts- periode des Vorstandes zu Ende gegangen ist. Er dankte allen Vorstandskollegen für die Arbeit, die sie in den vergangenen vier Jahren geleistet haben. Außer- dem dankte er auch allen anderen Mitarbeitern, vor allem den Vortragsrednern und Exkursionsführern. Er stellte den Antrag auf Entlastung des Vorstandes für die zu Ende gegan- gene Amtsperiode und bat Herrn RASBACH, die weitere Leitung der Versamm- lung zu übernehmen.

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Die Mitgliederversammlung erteilte dem Vorstand einstimmig Entlastung. Da die neue Satzung vorsieht, daß ein neuer Vorstand geheim gewählt wird, wenn sich nicht alle Anwesenden für eine öffentliche Wahl aussprechen, ließ Herr RASBACH zuerst über diesen Punkt abstimmen; es sprachen sich alle Anwesenden für eine öffentliche Wahl aus. Herr RASBACH schlug vor, den Vorstand in gleicher Zusammensetzung wie bisher für weitere vier Jahre zu wählen. Bei 5 Stimm- enthaltungen (die Vorstandsmitglieder) stimmten alle Anwesenden für diesen Voschlag. Die einzelnen Vorstandsmitglieder erklärten sich bereit, die Wahl an- zunehmen. Der Vorstand für die kommenden vier Jahre setzt sich also wie folgt zusammen:

1.Vorsitzender: Obergeologierat Dr. H. PRIER 7800 Freiburg i. Br., Häherweg 21 2. Vorsitzender: Studiendirektor D. KNOCH 7830 Emmendingen, Mozartstraße 8

Schriftführer: Dr. P. LÖGLER 7800 Freiburg i. Br., Zasiusstraße 120 Rechner: K. BÜRGER 7800 Freiburg i. Br., Stadtstraße 13 Schriftleiter der „Mitteilungen" und Bibliothekar: Präsident Prof. Dr. K. SAUER 7802 Merzhausen, Weberstraße 10a

Herr PRIER dankte namens des Vorstandes für das entgegengebrachte Ver- trauen und die Wiederwahl. Zu Punkt 5 der Tagesordnung, Verschiedenes, waren keine schriftlichen Mel- dungen eingegangen. In der anschließenden Diskussion wurde beraten, wie man bei der Herausgabe der Vereinszeitschrift künftig sparsamer verfahren könne. Herr SAUER erklärte sich bereit, neue Kalkulationen und verschiedene Verlags- angebote einzuholen. Herr BÜRGER machte die Anwesenden darauf aufmerksam, daß Spenden- und Beitragszahlungen, auch Aufwendungen für Exkursionen, steuerlich abgesetzt werden können. Damit schloß die Versammlung, und anschließend hielt das Vereinsmitglied Dr. K. BURGATH von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover, einen Lichtbildervortrag mit dem Thema „Vom Mittelmeer zur Sa- hara" (Natur- und volkskundliche Studien in Marokko).

H. PRIER P. LÖGLER 1. Vorsitzender Schriftführer

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Mitt. Bad. Landesver. Freiburg im Breisgau N. F. I1 1 3/4 1 413-417 1 Naturkunde u. Naturschutz 1 1. August 1976

Vereinsnachrichten

Mitgliederversammlung für 1975 am 22. März 1976, 19.30 Uhr, im Hörsaal des Naturkundemuseums Freiburg i. Br.

Der 1. Vorsitzende, Herr PRIER, stellte zu Beginn der Versammlung die ord- nungsgemäße Einberufung fest, begrüßte die Teilnehmer und gab die Tagesord- nung bekannt:

1. Bericht des 1. Vorsitzenden 2. Bericht des Rechners 3. Bericht des Schriftleiters 4. Verschiedenes

Die Mitgliederbewegung im vergangenen Jahr sieht wie folgt aus: Am 1.3. 1975 hatte der Verein 582 Mitglieder. Inzwischen sind 13 Mitglieder gestorben, 16 Mitglieder sind ausgetreten, 18 weitere Mitgliedschaften gelöscht (Auflösung von Schulen, Ämtern u. a.). Demgegenüber sind 14 Neuzugänge zu verzeichnen, so daß sich zum 1. März 1976 ein Mitgliederstand von 549 ergibt. Die in diesem Jahr negative Mitgliederbewegung hängt u. a. damit zusammen, daß in der letz- ten Phase der Kreisreform wieder einige Institutionen aufgelöst wurden, die Mit- glieder waren.

Herr PRIER gedachte dann der verstorbenen Mitglieder: BOEHMEL, FRIEDRICH, Prof. i. R., Freiburg 1920 BRÄULER, ROSEMARIE, Dr., Freiburg 1961 GOETZ, FRIEDRICH, Bankkaufmann i. R., Freiburg 1962 KOETHER, JOSEF, Freiburg 1967 FIDEL, KARL, Dr. Prof., Freiburg 1933 RASCHDORFF, HELMUT, Dr. med. vet., Herbolzheim 1971 ENDRISS, GERHARD, Dr., Agrargeograph, Freiburg 1949 STRITT, WALTER, Studiendirektor i. R., Karlsruhe (Ehrenmitglied) 1922 PFANNENsTIEL, MAX, Dr., Univ.-Prof., Freiburg (Ehrenmitglied) 1927 VOGT, GERTRUD, Freiburg 1969 DITTRICH, WALTER, Kunstmaler, Rorgenwies bei Stockach 1965 GAMS, HELMUT, Dr., Univ.-Prof., Innsbruck 1923 JENNE, WILHELM, Oberlehrer i. R., Freiburg 1933

Prof. Dr. MAX PFANNENSTIEL, Ordinarius emeritus für Geologie und Paläonto- logie an der Universität Freiburg, war einer der Wiederbegründer des Badischen Landesvereins nach dem zweiten Weltkrieg im Jahre 1946. Im Februar 1975 hat Prof. PFANNENSTIEL im Verein noch einen Vortrag über das Thema „Der fossile Mensch in der Geschichte der Geologie" gehalten, der, in Themastellung und den Ergebnissen gleichermaßen ungewöhnlich und interessant, uns allen noch in bester — 414 —

Erinnerung ist, nicht zuletzt auch wegen der Prof. PFANNENSTIEL eigen gewese- nen faszinierenden Art des Vortrags. Wir verlieren in ihm einen großartigen Menschen. Dr. GERHARD ENDRISS, Freiburg, Agrargeograph, hat uns im letzten Jahr noch einen Dia-Vortrag über „Weinkundliche und geographische Studien in Nord- spanien und " gehalten. Er behandelte damit, und dies nicht zum ersten Male in diesem Kreis, sein Lieblingsthema, den Wein und den Weinbau. Wir trauern um ein besonders eifriges Vereinsmitglied, um einen hochbegabten und liebenswürdigen Menschen. Herr Oberlehrer i. R. WILHELM JENNE, Freiburg, war ein besonders treues Mit- glied, das aktiv im Verein mitarbeitete. Seit Jahren revidierte er den jährlichen Kassenbericht des Rechners. Prof. WALTER STRITT, Karlsruhe, starb im 84. Lebensjahr. Er war ein hervor- ragender Spezialist auf dem Gebiet der Hautflügler, insbesondere der Blatt-, Halm- und Holzwespen. Seine umfassenden Kenntnisse hat er in 38 Veröffent- lichungen dargestellt, deren erste im Jahr 1934 erschienen ist. Neben seinen Ver- pflichtungen als Schulmann hat STRITT seine freie Zeit vor allem der entomologi- schen Forschung gewidmet und war auch bei den Landessammlungen für Natur- kunde in Karlsruhe als ständiger Mitarbeiter tätig. Der Badische Landesverein für Naturkunde und Naturschutz hat ihn 1962 zu seinem Ehrenmitglied er- nannt. Allen unseren Verstorbenen wollen wir ein ehrendes Andenken bewahren. Auch in diesem Jahr konnte der 1. Vorsitzende über eine lange Reihe von Mit- gliederjubiläen berichten: 70 Jahre Mitglied ist der Schwarzwaldverein, Hauptgeschäftsstelle Freiburg. — Seit 65 Jahren gehört Apotheker A. FUNK, Singen a. H., dem Verein an. — 55 Jahre Mitglied sind: Prof. i. R. HELMUT HARRER, Achern, und Schwarzwald- verein, Ortsgruppe Stühlingen. Seit 50 Jahren gehören folgende Mitglieder dem Verein an:

Oberlandesgeologe i. R. Dr. LUDWIG ERB, Freiburg (Ehrenmitglied) Fabrikdirektor i. R. Dr. EWALD HERZOG, Carona Prof. i. R. Dr. ERWIN HUNGERER, KirChZarteIl (Ehrenmitglied) Kreislandswirtsduftsschule Freiburg Kreisverwaltung Freiburg Landesverein Badische Heimat, Freiburg Markgräflich Badische Verwaltung, Salem Mineraloge Dr. KURT OBENAUER, Düsseldorf Schwarzwaldverein, Ortsgruppe Achern

), „ Baden-Baden " ,, Emmendingen „ ,, Kenzingen „ Lörrach Buchhändler KARL ZIMMER, Freiburg

25 Jahre Mitglied sind: Oberlehrer 1. R. KARL LUDWIG BAUMGARTNER, Haagen Prof. i. R. ERNST BRANDSTETTER, Baden-Baden Dr. GÜNTHER BUCHLOH, Stuttgart-HOheIlheirn Geol.-Paläontologisches Institut der Universität Freiburg Dr. med. WINFRIED JAUCH, Konstanz — 415 —

Dr. ERWIN JÖRG, Direktor der Landessammlungen für Naturkunde, Karlsruhe MERCEDES VAN KAMPEN, Freiburg Dr. med. JOSEF LAULE, Bräunlingen Gymnasialprofessor Dr. GÜNTHER REICHELT, Donaueschingen Dr. HANS V. RUDLOFF, Meteorologe, Freiburg Oberstudienrat ARNOLD SCHRÖTER, Neustadt

Im Berichtsjahr 1975 fanden 5 Vorträge im Museumshörsaal statt:

13. 1. 1975: Dr. G. ENDRISS, Freiburg i. Br.: „Weinkundliche und geographische Stu- dien in Nordspanien und Portugal" (mit Farblichtbildern). 3. 2. 1975: Prof. Dr. M. PFANNENSTIEL, Freiburg i. „Der fossile Mensch in der Geschichte der Geologie". 17. 3. 1975: Dr. K. BURGATH, Bundesanstalt für Bodenforschung, Hannover: „Vom Mittelmeer zur Sahara". (Natur- und volkskundliche Studien in Ma- rokko) mit Farblichtbildern. 17. 11. 1975: H. OPITZ, Seelbach: „Die Vogelwelt des Breisgaus und Hochschwarz- waldes" — Verbreitungsanalysen ausgewählter Vogelarten (mit Farb- lichtbildern). 8. 12. 1975: Dr. K. W. HARDE, Leiter der entomologischen Abteilung des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart: „Die Costa Brava Spaniens mit den Augen eines Biologen gesehen", mit Farblichtbildern und Farbfilm. Die 5 Vorträge waren von insgesamt 267 Personen besucht.

Folgende Exkursionen wurden 1975 durchgeführt: 9. 3. 1975: Wasservogelexkursion in das Gebiet Stausee-'Kraft/Elsaß und zum Rheinstau und Restrhein bei Nonnenweier. Führung: G. HoLzWARTH und F. SAUMER, Freiburg. 4. 5. 1975: Geologisch-botanische Exkursion in die Vogesen. Freiburg — Ribeau- ville — Aufstieg nach Dusenbach (Bilstein-Granit) — Pepinire-Gneis, Brezouard-Granit, Verrerie-Granit) — Aufstieg zum Taennchel — Kammpfad (Buntsandstein) — Abstieg zum Col du Haut de Ribeau- ville (Perm); Fußmarsch zum Petit Haut (verschiedene Gneise). Rück- fahrt Ribeauville — Freiburg. Führung: P. FLUOR, Ste Marie-aux-Mines, J. SCHAAL, Colmar. 24. 5. 1975: Führung durch die Neuanlagen und die Gewächshäuser des Botanischen Gartens. Prof. Dr. D. VOGELLEHNER, Freiburg. 7. 6. 1975: Botanische Exkursion (Wiesenpflanzen) in die Freiburger Bucht. Füh- rung: Dr. F. WACKER, Freiburg. 22. 6. 1975: Besichtigung des Heimatmuseums Triberg und der Wasserfälle; Wan- derung auf dem Gutachtalweg von Triberg nach Hornberg. Führung: J. FEHRENBACH, Triberg. 31. 8. 1975: Geologisch-heimatkundliche Exkursion zum Hohen Randen, gemein- sam mit der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen. Führung: Dr. H. HÜBSCHER, Schaffhausen. Randen — Randenhof — Hoher Randen — Hagen — Zelgli — Schloßranden — Beggingen (Geologischer Aufbau, Stratigraphie, Tektonik, Morphologie, Hydrographie, Siedlungsgeogra- phie). 11. 10. 1975: Pilzkundliche Exkursion in den Kaiserstuhl, bzw. Emmendinger Vor- bergzone. Führung: D. KNOCH, Emmendingen. An den 7 Exkursionen haben 249 Personen teilgenommen. — 416 —

Als Vorschau auf das Sommerprogramm 1976 gab Herr PRIER bekannt, daß wieder eine Reihe von Exkursionen geplant ist u. a. zum Taubergießengebiet, in die Mooswälder von Freiburg, zum Belchen (Botanik und Ornithologie) und in die Freiburger Bucht (Wiesenpflanzen). Außerdem sind noch eine bodenkund- helle und eine Pilzexkursion vorgesehen. Inzwischen sind wir dazu übergegangen, unsere Mitglieder ab und zu durch Ku rz mitteil un gen über aktuelle Vorgänge zu informieren. Sie erscheinen unter der Redaktion unseres 2. Vorsitzenden Herrn D. KNocx unter Mitarbeit des Schriftführers Herrn LÖGLER. Herr PRIER dankte den beiden Herren für die Herausgabe dieser Mitteilungen, die ein sehr positives Echo gefunden hat.

Als Punkt 2 der Tagesordnung erstattete Herr BÜRGER den Kassenbericht. Er weist für 1975 folgendes aus: Einnahmen: DM Ausgaben: DM Stand am 31.12. 1974 15 311,25 Mitteilungen 15 482,44 Mitgliedsbeiträge 8 553,- Veröffentl. Landesstelle 149,87 Zuschuß Reg.-Präs. 6 000,— Vervielfältigungen 478,70 Spenden 875,— Gebühren Sparkasse/PS 119,97 Bettelkasse 210,16 Beiträge 250,— Exkursionen 146,- Vorträge 150,— Verkauf Mitteilungen 644,20 Bürobedarf 386,43 Veröffentl. Landesstelle 366,- Bücher/Zeitschriften 466,39 Verk. Wutach-Monographie 2 460,- Exkursionen 65,- Verschiedenes 55,56 Porto 2 496,- Zinsen 442,13 Verschiedenes 126,98 35 063,30 20 171,78

Sparbuchbestand 13 412,84 Giro 435,65 Postscheck 1 014,93 Bar 28,10 35 063,30

Bevor Herr PRIER die Prüfer um ihren Revisionsbericht bat, stellte er fest, daß es durch die schwere Krankheit und den Tod von Herrn JENNE notwendig ge- worden war, kurzfristig einen neuen zweiten Revisor zu suchen. Herr MUTTERER hat sich freundlicherweise bereit erklärt. Herr PRIER bat die Versämmlung, nach- träglich die Zustimmung zu geben, wie auch dazu, daß Herr MUTTERER zusam- men mit Herrn STRAUSS auch künftig die Prüfungen vornimmt. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Herr STRAUSS stellte Antrag auf Entlastung des Rechners, nachdem er die ord- nungsgemäße und vorbildliche Rechnungsführung von Herrn BÜRGER fest- gestellt hatte. Der Entlastung wurde von allen Mitgliedern zugestimmt und Herr PRIER dankte Herrn BÜRGER für seine umfangreiche Arbeit als Rechner. Da Herr SAUER wegen einer Vortragsverpflichtung am Erscheinen verhindert war, verlas Herr PRIER den Bericht des Schriftleiters: Die Drucklegung des Jahresheftes 1975 der „Mitteilungen" hat sich wegen der Finanzlage, d. h. wegen der Entscheidung über die Beihilfe des Kulturreferates des Regierungspräsidiums Freiburg verzögert. Letztmalig sind gegen Ende des Jahres 1975 6000,— DM für 1975 bewilligt worden. Der Druckauftrag ist in- — 417 — zwischen erteilt; es erscheint in ca. 2 Monaten als Doppelheft 3/4 des Bandes XI der Neuen Folge, der damit abgeschlossen ist. Wie die Dinge ab Band XII, Heft 1, 1977, weitergehen, muß in diesem Jahr überlegt werden. Das jetzt im Druck befindliche Heft wird etwa 180 Seiten umfassen und ist in der Thematik wieder weit gestreut, so daß ein vielfach interessierter Leserkreis angesprochen ist. Enthalten sind Originalbeiträge geologischer, mineralogischer, bryologischer, entomologischer und landschaftspflegerischer Art, daneben Bericht- erstattung über das Vereinsgeschehen, die jetzt etwas kürzer gehalten werden kann wegen des in bestimmten Zeitabständen erscheinenden vervielfältigten Mit- teilungsblattes, dessen Betreuung dankenswerterweise der 2. Vorsitzende, Herr StD. KNOCH, übernommen hat, der auch für das Mitteilungsheft einen pilzkund- liehen Beitrag beisteuert. Die Zeitschrift wird auf jeden Fall erhalten bleiben. An die Mitglieder ergeht die herzliche Bitte, Beiträge zur Veröffentlichung bei der Schriftleitung einzu- reichen. Der Schriftentausch entwickelt sich befriedigend, es kommen immer mehr An- fragen von in- und ausländischen gelehrten Gesellschaften zum Zwecke der Ein- leitung des Schriftentausches. Die Schriftleitung ist für Wünsche und Anregungen für die Gestaltung und den Inhalt der Zeitschrift immer dankbar. Der Schriftleiter dankt den Mitgliedern, welche die Kosten für die Klischees ihrer Arbeiten im kommenden Doppelheft selbst übernommen haben und dadurch die Mittel für die Drucklegung schonten. Das kommende Doppelheft dürfte etwa 13 600,— DM kosten, Klischeeherstellung eingeschlossen. Dazu kommt die Mehr- wertsteuer; es ist damit trotz der Inflationsrate billiger als Heft 2, allerdings unter der Voraussetzung, daß die Autoren keine über das normale Maß hinaus- gehenden Korrekturen verursachen, was in den letzten Jahren leider immer wie- der vorgekommen ist. Der Verein muß hinfort diese zusätzlichen Auslagen den Autoren auferlegen. Zu Punkt 4, „Verschiedenes", lagen keine schriftlichen Anfragen vor; da auch bei der Versammlung keine weiteren Wortmeldungen eingingen, dankte der 1. Vorsitzende nochmals allen, die im vergangenen Jahr für den Verein tätig wa- ren, besonders den Vorstandsmitgliedern, den Exkursionsführern und den Vor- tragsrednern. Im Anschluß an die Mitgliederversammlung hielt der Direktor des Garten- amtes Freiburg einen Lichtbildervortrag zu dem Thema „Grünplanung und deren Realisierung im Bereich des Freiburger Gartenamtes".

H. PRIER P. LÖGLER 1. Vorsitzender Schriftführer

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Mitt. bad. Landesver. Freiburg im Breisgau 1 N. P. 11 1 3/4 1 419-441 Naturkunde u. Naturschutz 1, August 1976

Bücher- und Zeitschriftenschau

BEURLEN, K.: Geologie, Die Geschichte der Erde und des Lebens. — 318 S., 323 z. T. mehrfarb. Abb., 8 farb. Taf., 5 Lebensbilder. Kosmos, Franckh'sche Verlagshand- lung, Stuttgart 1975, geb. DM 48,—. Das Buch ist als Einführung für Naturfreunde, für Lehrer und auch Studenten gedacht, welche die Geologie als lebendige Wissenschaft erstehen läßt. Vorgestellt wird zunächst das Material der Erdrinde, die Gesteine, die magmatischen, sedimentären und nietamor- phen. Ein Kapitel schließt sich an, das die Wirkungen aus der Tiefe schildert, also Vul- kanismus, vertikale Erdkrustenbewegungen (Epirogenese), Brüche und Falten (Oro- genese), Kontinentaldrift, Erdbeben. Es gipfelt in einer Darstellung des Aufbaues des Erdkörpers. Der Abschnitt „Methoden erdgeschichtlicher Auswertung" macht mit der Arbeitsweise der Geowissenschaften bekannt, die es ermöglicht, die Dokumente, welche sich in den Aufschlüssen bieten, zu lesen und auszuwerten, sie in eine begründete zeit- liche Ordnung zu bringen. Erst dann haben sie Aussagewert. Behandelt werden das Lage- rungsgesetz und seine Bedeutung für die Erdgeschichte, das Formationsprofil und seine Aufgliederung, die Korrelation der Profile (geologische Karte, Leit- und Faziesfossilien), absolute Altersbestimmung. Damit ist die Oberleitung geschaffen zum „Ablauf der Erd- geschichte", einer prägnanten Darstellung, wirksam unterstützt durch sehr instruktive Lageskizzen und Fossilzeichnungen die alles Unwesentliche unterdrücken und dadurch eine an das Plakative reichende Aussagekraft erhalten. Dadurch wird gerade dem An- fänger das Eindringen in den Stoff sehr erleichtert, ebenso durch die sehr übersichtlichen stratigraphischen Tabellen, welche die Gliederungen verschiedener Gebiete Mitteleuropas gegenüberstellen. Erläutert werden viele Begriffe und Vorgänge an Beispielen aus Mitteleuropa bzw. Baden-Württemberg, so daß der in diesem Lande Wohnende wegen der Ortskenntnisse speziellen Gewinn aus dieser wohlgelungenen Darstellung ziehen wird. Sie beruht auf dem derzeitigen Kenntnisstand. Gut ausgewählt sind die farbigen Bilder über die vul- kanischen Phänomene. Derjenige, der in die Materie weiter eindringen will, wird die Hin- weise zum eigenen Weiterstudium dankbar begrüßen. Die Anschriften des Geologischen Landesamtes Baden-Württemberg und des Statistischen Landesamtes bedürfen in einer Neuauflage der Korrektur. Schade ist, daß der Rotpasser bei den meisten Abbildungen nicht genau sitzt. Aber solche technischen Mängel, zu denen auch die Unschärfe und ge- ringe Farbtreue der Tafel 1 gehören, vermögen das Gesamturteil nicht zu schmälern, daß eine vortreffliche, sprachlich klare und gut verständliche Einführung in die Geologie für den Naturfreund geschaffen wurde. Ihr ist weite Verbreitung zu wünschen u. a. auch deshalb, um den Menschen zu zeigen, daß sie sich nicht weiterhin als unumschränkte Herrscher über die Erde fühlen können, um in bedenkenlosem Raubbau zu verschwen- den oder zu zerstören, was in Millionen und Milliarden von Jahren gewachsen ist, und sich so selbst auszulöschen. K. SAUER

BANCROFT, P.: Die schönsten Minerale und Kristalle aus aller Welt. — 176 S. mit 72 Farbtafeln und 1 Karte, Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1975, geb. Leinen DM 58,—. Die Zahl der Mineraliensammler steigt mehr und mehr an, wobei die Gründe für diese Betätigung unterschiedlicher Art sind. Den meisten wird es nicht beschieden sein, Stufen — 420 —

höchster Vollendung finden oder erwerben zu können. Die schönsten und wertvollsten Stücke sind mittlerweile Raritäten und auf öffentliche oder private Sammlungen in aller Welt verteilt und für den Durchschnittssammler somit kaum zu besichtigen. So hat der Autor nach Beratung durch Sachverständige aus der ganzen Welt aus 2000 Stufen die abgedruckten Farbtafeln ausgesucht, die wohl am schönsten sind. Die Aus- wahlkriterien sind genannt. Dazu bemerkt wird, daß die Entscheidungen trotzdem nur subjektiv sein können. Der Leser ist dankbar für das Kurzkapitel für Sammler und Sammlungen in historischer Sicht und nach dem heutigen Bestand, wobei auch die priva- ten berücksichtigt sind. Auch auf die Gefahren, welche den schönen Stücken von der heutigen Umwelt her oder durch nicht sachgemäße Lagerung drohen, ist hingewiesen. Bestimmend aber natürlich ist der Tafelteil, in dem eine Parade der schönsten Stufen vom Aquamarin bis zum roten Turmalin am Auge vorüberzieht. Zu jedem Bild wird auf der linken Seite der Name der Sammlung aufgeführt, dazu die Maße, Fundort und der weitere Weg bis zum heutigen Standort. Es sei bemerkt, daß aus der Privatsammlung Paul Becker in Idar-Oberstein drei Stufen abgebildet sind. Eine große Zahl stammt aus des Sammlung der Smithsonian Institution in Washington D.C. (USA), das DESAUTELS leitet, der selbst ein hervorragendes, leider bereits vergriffenes Buch über Minerale her- ausgebracht hat (vgl. dies. Mitt., N. F. 11, S. 236). Nicht unerwähnt soll bleiben, daß ein anerkannter Fachmann, Prof. Dr. WEISKIRCHNER aus Tübingen, die Übersetzung aus dem Amerikanischen hervorragend und mit außerordentlicher Fachkenntnis besorgt hat. Das Buch ist sehr geeignet als Geschenk für Freunde und Sammler von Mineralen. Man könnte es die ideale Mineraliensammlung nennen, die jedem erschwinglich ist! K. SAUER

DEL CALDO, A.; MORO, C.; GRAMACCIOLI, C., M.; BOSCARDIN, M.: Minerale bestim- men. — 152 S., 180 Farbaufn. u. 75 z. T. mehrfarb. Zeichn., Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1974, brosch. DM 24,—. Die vorgelegte deutsche Übersetzung des italienischen Werkes „Guida ai Minerali", vorgenommen von A. ROLF, ist wohl als Ergänzung zu dem aus dem gleichen Verlag stammenden Buch von PAFF, „Der Mineraliensammler" gedacht. Die fachwissenschaftliche Beratung lag in Händen von Prof. Dr. HARDER (Göttingen). Anhand der durchweg gelungenen Farbaufnahmen und Zeichnungen wird eingeführt in die Praxis der Mineralbestimmung, die physikalischen Eigenschaften der Minerale, deren chemische Zusammensetzung, die Klassifikation nach STRUNZ. Eine ausführliche Tabelle ermöglicht die Bestimmung. Schließlich wird der Leser damit vertraut gemacht, wie man Minerale sucht und dabei auch in die größeren Zusammenhänge der Lagerstätte eingeführt. Sehr nützliche Hinweise, wie man eine Sammlung aufbaut, beschließen das Bändchen, das für angehende Mineraliensammler sehr zweckmäßig ist. Die Autoren haben eine gute Synthese zwischen Bild und Text geliefert. K. SAUER

PAPE, HG.: Leitfaden zur Gesteinsbestimmung. — 3. Aufl., VIII, 152 S., 65 Abb., 9 Tab., Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1975, kart. DM 11,80. Der als Praktikumsbuch entstandene Leitfaden für Studenten der Geowissenschaften und des Bauingenieurwesens wendet sich in der heutigen Form auch an weite Kreise der Natur-, Bergbau- und Ingenieurwissenschaften, aber auch an Naturfreunde, die mehr über Gesteine wissen wollen. Dankbar ist zu bemerken, daß auch ein Abriß der Gesteins- systematik eingefügt wurde. Im petrographischen Teil werden nach einleitenden Angaben die Systematik der Silikate, also der wichtigsten gesteinsbildenden Minerale, die Ver- witterung der Gesteine, die Sedimentgesteine, die Vorgänge von Diagenese und Meta- morphose und die systematische Übersichtsdarstellung der Gesteinsklassen auf der Grund- lage des Mineralbestandes (Modalbestandes) gebracht. Dabei sind die Übersichtsdarstel- lungen, welche, da nach demselben Schema entwickelt, untereinander vergleichbar sind, eine sehr gute Hilfe. Die Tabellen zur Bestimmung der wichtigsten gesteinsbildenden — 421 —

Minerale und Gesteine schließen sich an. Neu hinzugekommen ist ein durch knappe Texte erläuterter Teil mit Gesteinsabbildungen in Lupenvergrößerung, also so, wie sie sich bei der Benutzung des Bestimmungsschlüssels darbieten. Ein sehr gediegenes und didaktisch geschickt gefaßtes Bestimmungsbuch ist entstanden, das von den Interessenten mit gro- ßem Gewinn benutzt werden kann, um so mehr, als es immer auch zum Denken anregt. K. SAUER

KIPFER, A.: Mineralindex. — 206 S., Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1974, brosch. DM 12,80. Ein preiswertes Nachschlagewerk hat bis heute gefehlt, welches speziell auch für den Amateursammler sämtliche von der IMA (International Mineralogical Association) ge- nehmigten, dazu die gebräuchlichen, veralteten und nicht mehr zutreffenden Mineral- namen enthält. Die Neuerscheinung will diese Lücke füllen, ohne ein Lehrbuch zu er- setzen. Der Autor konnte sich bei der Zusammenstellung des Rates anerkannter Fach- leute der Universitäten Bern und Basel sowie der ETH Zürich bedienen. Das handliche Büchlein (Taschenformat!) enthält 12 800 Mineralnamen und ist in einen Nomenklatur- und einen Registerteil gegliedert. Im ersteren sind alle am 30. 6. 1974 gültigen Namen und Varietäten aufgeführt. Vielfach sind auch der deutsche und der internationale (in Klammern) Name angegeben. Bezeichnungen, die heute nicht mehr gebraucht werden sollten, unnötige und noch nicht genau definierte oder bekannte Formeln sind ebenfalls entsprechend gekennzeichnet. Vor jedem Namen ist die Klasse nach STRUNZ mit arabi- scher Ziffer angegeben. Nach den Namen folgen drei Leer-Kolonnen, in die der Samm- ler seine Eintragungen machen kann. Das Register beinhaltet die bis heute gebrauchten Namen und Bezeichnungen, soweit sie nicht bereits im Nomenklaturteil aufgeführt sind. Ein Teil bringt die fremdsprachigen Bezeichnungen, für den Besucher fremdländischer Ausstellungen und Börsen sehr angenehm. Eine Tabelle mit den Elementen und deren Verwendungsmöglichkeiten macht den Beschluß. Ein handliches, auch dem Wissenschaftler nützliches Buch wurde geschaffen. K. SAUER

DOEBL, G.: Die Sonne. — 184 S., 36 Abb., 8 Taf. mit 15 Fot., Franckh'sche Verlagshand- lung, Stuttgart 1975, brosch. DM 19,80. Vorgelegt wird eine Astrophysik für jedermann mit dem Ziele, nicht nur Sachkenner anzusprechen, sondern auch der Astronomie neue Freunde zu gewinnen. Angesichts des beschränkten Raumes konnte keine Vollständigkeit angestrebt werden. Es wurde, da die astronomische Forschung in vollem Flusse ist, ein Augenblicksbild gegeben, das die 1974 bekannten Forschungsergebnisse berücksichtigt. Um so mehr ist der Versuch anzuerken- nen und hervorzuheben, das Thema Sonne in allgemein verständlicher Form zu behan- deln, da die Spezialliteratur dem ernsthaft interessierten Freund der Astronomie oft sehr schwer zugänglich und kaum greifbar ist. Mit besonderem Interesse wird der geowissen- schaftlich interessierte Leser sicher das Kapitel über die Geburt der Sonne studieren, das eine Kurzschilderung der Kosmogonie ist. K. SAUER

FELLENBERG, G.: Chromosomale Proteine, Funktion und Bedeutung bei höheren Or- ganismen. — 159 S., 24 Abb., 15 Tab., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1974, geb. (Ln.) DM 52,—. Der am botanischen Institut der Technischen Universität Braunschweig tätige Verfasser hat auf Anregung des Verlags es unternommen, die zumeist in den letzten anderthalb Jahrzehnten erzielten und in ungezählten Einzelarbeiten vorwiegend in Englisch nieder- gelegten Ergebnisse der Untersuchungen an chromosomalen Proteinen von Eukaryonten des Pflanzen- und Tierreichs, die dem Verständnis der genetischen Informationsweiter- gabe dienen, zusammenfassend darzustellen. Je in einzelnen Abschnitten werden Defini- — 422 —

tion, Nomenklatur und Vorkommen chromosomaler Proteine, nämlich der Protamine, Histone und sauren chromosomalen Proteine, sowie Methoden zu ihrem Nachweis be- handelt, ferner Biochemie und Struktur. Evolution und Stoffwechsel dieser Proteine, ihre Beziehungen zur Zellteilung, ihre Heterogenität, d. h. die Veränderungen der Protein- garnitur während der Entwicklung vom Gameten und Embryo bis zum reifen und altern- den Eukaryonten, und die Besonderheiten je nach Spezies, Organ und Gewebe. Auf diese sehr eingehenden Darstellungen, die stets auch auf noch zu Erforschendes hinwei- sen und sich besonders an den Physiologen und Chemiker wenden, folgt zum Schluß ein Abschnitt, der wohl einen größeren Leserkreis, darunter insbesondere den Genetiker an- spricht. Hier werden die Wirkungen der chromosomalen Proteine auf den Stoffwechsel umrissen. Es sind dies ihr Einfluß sowohl auf die Verfügbarkeit der Matrizen und der RNS als auf die DNS-Synthese, ferner auf die durch verschiedene Faktoren bedingten Histon-DNS-Bindungen, und die Wirkung applizierter Histone. Das Buch, dem ein 454 Titel umfassendes Schrifttumsverzeichnis und ein ausführliches Sachregister beigegeben ist, wird allen Biologen, die über die notwendigen physiologisch- chemischen Kenntnisse verfügen und in die Materie tiefer eindringen oder selbst forschen möchten, ein willkommenes und unentbehrliches Rüstzeug sein. Es ist ein vielversprechen- der Anfang für die neue Buchreihe. F. WACKER

RENSING, L.; HARDELAND, R.; RUNGE, M. & GALLING, G.: Allgemeine Biologie. Eine Einführung für Biologen und Mediziner. — 411 S., 190 größtenteils zweifarb. Abb., Uni-Taschenbücher Bd. 417, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1975, Kst. flex. DM 23,80. In der bewährten Reihe der Uni-Taschenbücher, in der schon mehrfach Titel mit bio- logischen Themen erschienen, wird der Band „Allgemeine Biologie" vorgestellt. Die vier Verfasser, je zwei Professoren der Botanik und Zoologie, wollen laut Vorwort Organi- sation und Funktionieren biologischer Systeme aufzeigen. In Einzelkapiteln über die Zelle, Genetik, Entwicklung, Evolution, Organismus von Pflanze und Tier, Ökologie und Verhalten werden alle wichtigen Bereiche der allgemeinen Biologie behandelt. Die Glie- derung des Buches orientiert sich bewußt an der zunehmenden Komplexität, die sich aus der Reihenfolge Zelle - vielzelliger Organismus - Ökosystem ergibt. Mit Recht wird die Kenntnis molekularer, physiologischer und ökologischer Mechanismen als grund- legende Voraussetzung für ein modernes Biologie-Verständnis angesehen. Der gut ver- ständliche Text wird durch zahlreiche übersichtliche Abbildungen illustriert. Erleichtert wird die Benutzung durch optisch hervorgehobene Zusammenfassungen am Ende jeden Kapitels. Obwohl nur als Einführung gedacht, sind überall die neuesten Erkenntnisse eingearbeitet, besonders augenfällig im Bereich der Molekulargenetik und Nervenphy- siologie. Das empfehlenswerte Buch, das sich in erster Linie an Studenten der Medizin, Biologie und verwandter Fächer richtet, dürfte auch für Lehrer und Teilnehmer von Lei- stungskursen in der gymnasialen Oberstufe eine wertvolle Stoffquelle sein. D. K NOCH

MOSTLER, G.; KRUMWIEDE, D.; MEYER, G.: Methodik und Didaktik des Biologie- unterrichtes. — 355 S., 106 Abb., 64 Tab., Verlag Quelle & Meyer, Heidelberg 1975, Kst. DM 39,—. Die enorme Erweiterung biologischer Kenntnisse und ihre wachsende Bedeutung für die Bewältigung gesellschaftlicher Probleme zwingen immer wieder dazu, die Lehrpläne für Biologie aller Schulgattungen neu zu überdenken und sie den Erfordernissen der Zeit anzupassen. Eine starke Veränderung der Stoffpläne hat naturgemäß auch die teils be- vorstehende, teils eingeführte Reform der gymnasialen Oberstufe hervorgerufen. Schließ- lich ist auch die Didaktik und Methodik eines Faches dauernden Wandlungen unterwor- fen, wie die Curriculum-Forschung beweist. Ein Blick in das vorliegende Buch zeigt über- deutlich, in welchem Ausmaß sich die Schulbiologie in den letzten Jahrzehnten gewan- delt hat. Nach den im gleichen Verlag erschienenen Vorläufern von STEINECKE und später — 423 —

SIEDENTOP wird hier nun von drei Verfassern der neueste Stand der Schulbiologie prä- sentiert. Dem Biologielehrer wird eine Fülle von Beispielen, Anregungen und Hilfen für die konkrete Unterrichtsgestaltung geboten. Den einführenden Kapiteln über geschicht- liche Entwicklung der biologischen Wissenschaften, der Schulbiologie und der staatlichen Lehrpläne folgen Ergebnisse der Curriculumforschung (inkl. Erfahrungen anderer Staa- ten). Besonders wertvoll sind die methodischen und didaktischen Hinweise zur Behand- lung wichtiger biologischer Stoffbereiche (Systematik, Pflanzensoziologie, Verhaltens- lehre, Mikro- und Immunbiologie, Kybernetik, Evolution, Sexualerziehung, Welternäh- rung, Umweltschutz, Drogen u. a.). Wie kaum ein anderes Fach verfügt die Schulbiologie über eine breite Palette von Anschauungs- und Arbeitsmitteln. Von der herkömmlichen Wandkarte bis zum schulinternen Fernsehen, von der Lupe bis zur Mikroprojektion, vom Schulgarten bis zum Vivarium reichen die Möglichkeiten, über deren richtigen Einsatz und methodischen Wert ein gesondertes Kapitel Aufschluß gibt. Sehr willkommen für den Anfänger wie den erfahrenen Lehrer dürften die Beispiele zur Planung und Durch- führung von Unterrichtseinheiten sein. Themen solcher Einheiten sind: Wasserhaushalt der Pflanzen, Organismus Mensch, Rauschmittel, Physiologie des Sehens, Gewässerver- schmutzung, Strahlenbiologie und Osmose. Die am Ende einzelner Kapitel zitierte Fach- literatur empfindet der Benutzer als nützlich und angenehm. Sie erleichtert die vor- bereitende Unterrichtsarbeit. Es ist wohl selbstverständlich, daß die Fragestellung des Buches nur eine schwerpunktmäßige und exemplarische Behandlung der biologischen Wissensstoffe zuläßt. Es sollte jedoch jedem Lehrer, der um den neuesten fachwissen- schaftlichen und methodisch-didaktischen Wissensstand bemüht ist, unerläßliche Lektüre sein, ohne die Weiterbildung kaum möglich ist. D. KNOCH

KOEPF, H., H.; PETTERSSON, B., D. R. SCHAUMANN, W.: Biologische Landwirtschaft. Eine Einführung in die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise. — 300 S., 32 Fotos auf Tafeln, 17 Zeichn. im Text, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1974, geb. DM 42,—. Diese Einführung in die von dem Anthroposophen RUDOLF STEINER begründete bio- logisch-dynamische (bd) Wirtschaftsweise ist eine Gemeinschaftsarbeit von Anhängern STEINER'S. Der aus Herbrechtingen bei Heidenheim a. d. B. stammende, früher in Hohen- heim lehrende, jetzt am Emerson College in Sussex in England wirkende Professor Dr. H. KOEPF hat das Werk redigiert und die grundlegenden Teile verfaßt; Lic. agr. B. PET- TERSSON, Järna in Schweden, steuerte Ergebnisse von Qualitätsuntersuchungen bei; Dr. med. vet. W. SCHAUMANN, Bad Vilbel, schrieb die Abschnitte über das Tier; ohne im Titel genannt zu sein, lieferten u. a. noch Beiträge K. VON HEYNITZ über Ackerbau- betriebe, G. MERCKENS über Garten- und Beerenobstbau und A. BROCKMANN über Obst- bau. Das Buch ist in elf Kapitel gegliedert. Die einleitenden Kapitel enthalten u. a. die Ge- schichte der bd Bewegung und nennen als Ziel des bd Landbaus „die Erhaltung der nach- haltigen Leistungsfähigkeit der Produktionsmittel (des Bodens, der Pflanzen und Tiere), die Qualität unserer Umwelt und Nahrungsmittel, das (gute) Verhältnis des Bauern und Gärtners zu seiner Arbeit". Damit sei die Landwirtschaft mehr als nur ein Ge- werbe, das nach ALBRECHT THAER, dem Begründer der wissenschaftlichen Landwirtschaft (1810), um des Gewinnes willen betrieben wird. Die bd Methode sei ein planmäßiges Vorgehen, beruhe auf einer nach dem Spirituellen hin erweiterten modernen Erkenntnis- haltung. Die Betriebe sollen den Standortbedingungen entsprechend vielseitig sein mit ausgewogenem Anbauverhältnis zwischen bodenverbessernden (insbesondere Legumi- nosen) und bodenerschöpfenden Kulturen (Hackfrüchte), also mit vielfeldrigen Frucht- folgen, denen Gründüngung nicht fehlen soll, oft auch mit Nachbarschaftspflanzungen (Mischanbau). Für die bd Düngung sind zwei Leitsätze STEINER'S maßgebend: 1. Pflan- zen sollen in einer belebten Erde wachsen, die durchzogen ist mit allmählich sich zer- setzender organischer Substanz. 2. Das Mineralische (zugeführte Mineralstoffe) sollte so wirken, wie es auch sonst in der Natur wirkt. — Danach soll vorwiegend betriebseigener — 424 —

Dünger verwendet und der tierische Dung samt allen organischen Abfällen sachgemäß kompostiert werden. Bd Präparate, die teils aus fermentierten ausgewählten pflanzlichen und tierischen Substanzen (Brennesseln, Eichenrinde, Blüten von Schafgarbe, Kamille, Löwenzahn und Baldrian vermischt mit Kuhdung, Rindsgekröse u. a.), teils aus gemah- lenem Quarz oder Feldspat bestehen, sollen durch Zugabe die Düngerwirkung des Kom- posts erhöhen und durch Aussprühen von Auszügen auf die Nutzpflanzen deren Licht- nutzung anregen und damit die Qualität der Erzeugnisse verbessern. Tierhaltung ist für jeden bd Betrieb unerläßlich; denn dieser soll eine ausgewogene biologische Ganzheit sein: Verwertung der nicht marktfähigen Erzeugnisse, z. B. von Rübenblatt, Gras, Heu und Stroh im eigenen Betrieb, so daß die darin enthaltenen Nährstoffe über den Tier- magen als Dung zum Boden zurückkehren. Um die Nährstoffverluste durch den Ver- kauf tierischer und pflanzlicher Erzeugnisse etwas aufzufangen, sind im bd Betrieb in beschränktem Maß der Zukauf einiger langsam wirkender, natürlich vorkommender Dünger zugelassen und zwar an organischen Düngern Algenkalk, Guano, Haarabfälle, Horn-, Blut- und Knochenmehl, an mineralogischen Düngern Kalk, Rohphosphate, Tho- masmehl, chlorfreies Kalisalz und Basaltmehl. Nicht verwendet werden dürfen insbeson- dere die treibenden und rasch wirkenden mineralischen Stickstoffdünger. Dem Unkraut soll, unter Verzicht auf Herbizide und Wuchsstoffe, durch mechanische Mittel und geeig- nete Fruchtfolgen zu Leibe gerückt werden, notfalls selbst durch Abflammen. Durch Heranziehen kräftiger, widerstandsfähiger Pflanzen, was durch Vermeiden treibender Düngemittel erreicht werde, sei Krankheits- und Schädlingsbefall weitgehend vermeid- bar. Zur Bekämpfung dienen biologische Mittel, z. B. Einsetzen natürlicher Feinde der Schädlinge, im Garten- und Obstbau außerdem Spritzungen mit Netzschwefel und Aus- zügen aus Brennessel, Schachtelhalm, Derris (tropische Leguminose) und Pyrethrum (Chrysanthemum cinerariaefolium). Stark giftige und schwer abbaubare Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel (adorierte Kohlenwasserstoffe und organische Phos- phorverbindungen) werden gemieden. Daneben wird versucht, Ertrag und Qualität durch Ausrichten von Saat und Pflege nach der Stellung des Monds und der Gestirne zu ver- bessern. Die Tiere erhalten hauptsächlich wirtschaftseigenes Futter, dabei, besonders im Winter, viel selbstgebaute Würzkräuter; auf den Zukauf von männlichen Zuchttieren und Milchviehmischfutter wird jedoch nicht verzichtet. In weiteren Kapiteln wird u. a. die Bereitung der bd Spritzpräparate und der Zusatzpräparate zu den Wirtschafts- düngern dargelegt. Beschreibungen bd wirtschaftender Betriebe unterschiedlicher Stand- ortsbedingungen und der bd Methode im Garten-, Obst- und Weinbau lassen die recht arbeitsaufwendige bd Wirtschaftsweise (Verzicht auf Spezialisierung und weitgehend auch auf Anwendung arbeitssparender chemischer Mittel) erkennen. Unter der Über- schrift „Tierhaltung und Futtererzeugung" wird ausgeführt, daß auch in diesem Bereich auf Spezialisierung verzichtet und eine möglichst naturgemäße Haltung und Ernährung angestrebt wird. Je ein besonderes Kapitel ist der Behandlung des kranken Tiers, der Qualitätserzeugung im Landbau, dem Nachweis und der Klassifizierung der Qualität gewidmet. Im Kapitel „Biologisch-dynamische Erzeugung und Verbraucher" erfährt der Leser, daß die bd wirtschaftenden Betriebe sich zum Demeterbund zusammenschlossen. Dieser überwacht in den Betrieben die Anwendung der bd Anbau- und Erzeugungs- grundsätze und anerkennt bei deren Einhaltung die Erzeugnisse als „Demetererzeug- nisse". Für diese werden aber als Ausgleich für den erhöhten Arbeitsaufwand in den Betrieben „die ihnen gerechterweise zustehenden Preise gefordert". Im Schlußkapitel wird angesichts der Zunahme der Bevölkerung und der Ansprüche an die Versorgung sowie der technischen und chemischen Möglichkeiten unserer Zeit in das Lebensgeschehen einzugreifen erwartet, daß der Bauer und Gärtner nicht „durch wirtschaftlichen Druck in eine umweltfeindlich Spezialisierung gedrängt" wird. Der kritische Leser, der nicht Anhänger der bd Wirtschaftsweise ist, wird doch viele der vorgetragenen Grundsätze anerkennen müssen, so, um nur einige zu nennen, den Verzicht auf allzu große Vereinfachung der Fruchtfolgen, die Betonung des Werts der Gründüngung, die sorgfältige Boden-, Kompost- und Stallmistpflege, die Vermeidung nur schwer abbaubarer giftiger Pflanzenschutzmittel. Andererseits ist aber zu sagen, daß — 425 — bei allgemeiner Anwendung die „Naturdünger" nicht ausreichen würden, um für die wachsende Weltbevölkerung genügend Nahrungsmittel zu erzeugen. Als Ergänzung sind deshalb Mineraldünger, insbesondere auch die mineralischen Stickstoffdünger unentbehr- lich, zumal bei ausgewogener und nicht einseitiger Verwendung der verschiedenen Dün- ger die Erzeugnisse im Ernährungs- und Gesundheitswert und in der Haltbarkeit solchen bei reiner Naturdüngung erzielten mindestens gleichwertig sind. Auch einseitige Natur- düngergaben, z. B. von Jauche, führen zu schweren Qualitätsmängeln. Was den Pflanzen- schutz betrifft, so ist auch er bestrebt, schwer abbaubare giftige Mittel durch mildere mehr und mehr zu ersetzen oder, wo es geht, biologische Methoden anzuwenden. Aber auch hier läßt sich um der Ernährungssicherung willen nicht ganz auf jedes chemische Mittel verzichten. Doch manches Mittel wäre entbehrlich, wenn der Käufer auf das bloße Aus- sehen der Ware geringere Anforderungen stellte. Im übrigen ist bei uns die Überwachung der Lebensmittel so ausgebaut, daß nur von schädlichen Rückständen freie Feld- und Gartenerzeugnisse auf den Markt gelangen. Es besteht also kein Grund, aus Furcht vor gesundheitlicher Schädigung oder im Glauben an bessere Qualität zu den teureren De- metererzeugnissen zu greifen. Es ist sehr zu begrüßen, daß mit dem Erscheinen des Buches jetzt eine zusammen- fassende Darstellung der biologischen Landwirtschaft vorliegt. Verdienstvoll ist der Hin- weis auf die Gefahren jeder Einseitigkeit in der Bewirtschaftung und der Anwendung der Mittel. Möge das Buch eine unparteiische Forschung anregen, sine ira et studio die Wirkungen der verschiedenen Wirtschaftsweisen umfassend, also nicht bloß auf die Er- zeugung, sondern auch auf die Umwelt, die der bd Präparate auf Ertrag und Qualität der Erzeugnisse und den angeblichen Einfluß der Gestirne zu überprüfen. Kurz vor Drucklegung der Mitteilungen erschien das Buch schon in 2. Auflage, ein Beweis für die Wirksamkeit der Werbung für „Biologische Landwirtschaft". Diese 2. Auf- lage unterscheidet sich nach Inhalt und Umfang (303 S.) nur unwesentlich von der 1. Auf- lage. Von den insgesamt 52 Unterabschnitten des Buches sind bloß 15 geringfügig ge- ändert, gekürzt oder erweitert worden; meist wurden ältere Versuchsergebnisse durch neuere ersetzt. Das Literaturverzeichnis ist auf den neuesten Stand gebracht. Unser 1974 gefälltes Urteil über die Lebensmittel aus „Biologischem Anbau" wird durch Prüfungsergebnisse der Stiftung Warentest in test 2/1976 gestützt. Danach sind diese Erzeugnisse nicht besser als Normalkost, aber teurer. F. WACKER

BÖTTICHER, W.: Technologie der Pilzverwertung. Biologie, Chemie, Kultur, Verwer- tung, Untersuchung. — 208 S., 30 Abb., 26 Tab., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1974, Balacron geb. DM 48,—.

Der Verlag hätte kaum einen berufeneren Autor finden können als W. BÖTTICHER, den langjährigen Leiter der Zentralstelle für Pilzforschung und Pilzverwertung in Mün- chen. Wie aus dem Untertitel hervorgeht, geht es nicht nur um die eigentliche Pilzver- wertung, sondern um Biologie, Chemie, Kultur der Pilze und schließlich um Unter- suchungsmethoden von Pilzerzeugnissen. Zunächst werden die bekanntesten und zugleich volkswirtschaftlich wichtigen Speisepilze vorgestellt. Es werden sodann die einzelnen Inhaltsstoffe von Pilzen behandelt und in ihrer Bedeutung für Ernährung, Heilzwecke, ja sogar Futterzwecke diskutiert. Besonders aufschlußreich sind ausführliche Tabellen über die chemische Zusammensetzung verschiedener Pilzarten. Sie werden verglichen mit Analysen anderer Lebensmittel wie Gemüse, Fleisch usw. Interessant, daß Pilze genauso mit Pestiziden befrachtet sind wie die übrige Pflanzen- und Tierwelt, daß Quecksilber sogar bedenklich angereichert wird. Auch über radioaktive Verunreinigungen wird be- richtet, insbesondere die Anreicherung von Caesium 137. Nach Untersuchungen aus den sechziger Jahren würden Toleranzgrenzen aber erst bei einem Genuß von über 100 Kilo Pilzen pro Jahr überschritten. — Nach ausführlicher Behandlung aller Giftpilze und Pilpvergiftungen folgt das interessante Kapitel über Pilzkulturen. Neben der altbekann- ten Champignonkultur wird besonders auf die in Japan und in Ostblockländern ent- — 426 —

wickelten Verfahren eingegangen, Pilze auf Stroh, Holz oder sonstigen pflanzlichen Ab- fällen zu züchten. Die Verfahren finden in der Bundesrepublik derzeit immer größere Anwendung, ohne die Bedeutung für Ernährung und Volkswirtschaft zu gewinnen wie etwa in Japan, Ungarn oder der DDR. Selbstverständlich wird auch der Stand der For- schung, Mykorrhizapilze wie Steinpilz und Pfifferling zu züchten, wiedergegeben. Die Pilzverwertung im industriellen und häuslichen Bereich bildet den Hauptteil des Buches. Hier werden die mannigfachen Verfahren der Pilztrocknung, Konservierung durch Eindosen, Silieren und Essigbehandlung, des Tiefgefrierens und der Bestrahlung erläutert und durch Bilder aus der industriellen Fertigung ergänzt. Eine Schilderung der Untersuchungsmethoden von Pilzerzeugnissen sowie die Darstellung lebensmittelrecht- licher Beurteilungsnormen runden das Bild ab. Ein über 20 Seiten starkes Literaturver- zeichnis zeugt von der Fülle der Fakten und Quellen, die der eifrige Verfasser berück- sichtigt und eingearbeitet hat. Der hohe Informationswert und die Berücksichtigung modernster Erkenntnisse und Techniken machen das Buch zu einem zuverlässigen Nach- schlagwerk, auf das nicht nur Ernährungswissenschaftler und Lebensmittelchemiker, son- dern wegen seines allgemeinen Wissensgehaltes auch Pilzfreunde jeder Richtung gerne zurückgreifen werden. D. KNOCH

DÄHNCKE, R., M.: Pilzsammlers Kochbuch. — 138 S., 73 Farbfotos, Gräfe und Unzer Verlag München, geb. DM 29,80. Pilze sammeln ist zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung geworden. Die vielen volks- tümlichen Pilzbücher auf dem Markt beweisen es. Das Pilzbuch von R. M. DÄHNCKE unterscheidet sich in mancher Hinsicht von den üblichen Ausgaben. Es will Bestimmungs- buch und Kochbuch zugleich sein, ein Unterfangen, das man als gelungen bezeichnen kann, wenn man davon absieht, daß wegen des ausführlichen und attraktiven Kochteils nur noch 54 Pilzarten abgebildet werden konnten. Dies ist zu verschmerzen, weil in der Pilzküche meist nur wenige Arten verarbeitet werden und weil es zur Bestimmung wei- terer Arten genug Bildwerke gibt. Die Verfasserin, als Leiterin der Schwarzwälder Pilz- lehrschau in Hornberg und Ausbilderin von Pilzberatern bekannt geworden, hat in durchweg gut gelungenen Farbfotos die häufigsten Speisepilze und die gefährlichsten Giftpilze dargestellt. Die meisten Pilze wurden im Atelier mit Kunstlicht aufgenommen, was sich aber nicht nachteilig, hinsichtlich Ausleuchtung und Farbechtheit sogar positiv auswirkt. Der Mangel an echter Umgebung ist durch geschickte Verwendung standorts- gerechter Beigaben wie Moos, Kräuter, Zapfen oder Früchte ausgeglichen. Der Textteil besticht durch gute Standortbeschreibungen, ausführliche Hinweise auf Verwechslungs- möglichkeiten und wichtige Tips für die Pilzküche. Eine Attraktion ist der Kochteil, einmal wegen der herrlichen, appetitanregenden Fotos von Pilzgerichten, die jeder Feinschmeckerzeitschrift zur Ehre gereichen würden, zum an- deren wegen der interessanten Pilzrezepte, die sich eng an die französische Küche an- lehnen und mehr als bisher üblich auf Aroma, Eigenart und Kochfähigkeit einzelner Pilzarten Rücksicht nehmen. Den über 80 Einzelrezepten ist eine Aroma- und Geschmacks- tabelle vorangestellt, die je nach Aroma, Kochfähigkeit und Verwendungsmöglichkeit 6 Kategorien unterscheidet. Der Rezensent kann jedoch nicht ganz zustimmen, wenn hier beispielsweise Wieseltäublinge und Schwarzfaserige Ritterlinge in Kategorie I (Beste Aromapilze), Pfifferling und Perlpilz dagegen in Kategorie II (Gute Aromapilze) und Steinpilz und Marone in Kategorie III (Gute Aromapilze, etwas schleimig kochend) untergebracht sind. In Kategorie IV (Mischpilze) findet man dann den Schopftintling neben Rötlichem Holzritterling, den Goldröhrling neben Breitblättrigem Holzritterling (muß wohl heißen: Schleimrübling) beisammen. Hier gilt wohl wie so oft die alte römi- sche Weisheit: „De gustibus non est disputandum!" Lesenswert ist das Einführungskapitel „Alles über Pilze". Hier erfährt der Pilzsamm- ler alles Nötige über Vorkommen, Aufbewahrung, Speisewert und Giftigkeit der Pilze. Von besonderem Wert sind die von der Verfasserin gesammelten Erfahrungen über Pilz- — 427 — zucht auf Holz und Stroh. — Alles in allem: Pilzsammlers Kochbuch ist bestens geeignet als Geschenk für Pilzsammlers Gattin. D. KNOCK

WEBERLING, F. SCHWANTES, H., 0.: Pflanzensystematik. Einführung in die Syste- matische Botanik. Grundzüge des Pflanzensystems. — 2., überarbeitete Aufl., 389 S., 106 Abb., Uni-Taschenbücher 62, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1975, Kst. flex. DM 19,80. Es spricht für die Güte dieser in Heft 1, N. F. 11 (1973) dieser Mitteilungen bespro- chenen Einführung, daß schon nach drei Jahren auf die erste eine zweite Auflage folgt. Die Stoffgliederung des Buches ist nicht geändert worden. Die Verfasser haben aber bei gründlicher Durchsicht eingeschlichene Fehler beseitigt, manche Sätze zur Verdeutlichung abgeändert oder erweitert und, soweit als möglich, Verbesserungsvorschläge — z. T. auch von uns vorgebrachte — sowie neue Forschungsergebnisse berücksichtigt. Neu eingefügt ist je eine Abbildung fossiler Pteridophyten und des Entwicklungszyklusses der Angio- spermen; das Sach- und Namenverzeichnis ist von 18 auf 21 Seiten erweitert worden. Es ist zu hoffen, daß auch die zweite Auflage dieser als Kurzlehrbuch gedachten und auf neuesten Stand gebrachten sehr empfehlenswerten Einführung wieder rasch einen Ab- nehmerkreis finden möge. F. WACKER

EBERLE, G.: Pflanzen am Mittelmeer, Mediterrane Pflanzengemeinschaften Italiens und Griechenlands mit Ausblick auf das ganze Mittelmeergebiet. — 2. Aufl., 310 S., 265 Schwarzweiß-Fot., 13 Textfig., hrsg. von der Senckenberg. Naturforsch. Ges. Frankfurt a. M., Verlag W. Kramer, Frankfurt 1975, Ln. Innerhalb der recht umfangreichen volkstümlichen Literatur über die Pflanzenwelt des Südens nimmt das nun in zweiter Auflage vorliegende Buch von EBERLE eine heraus- ragende Stellung ein. Der Autor versteht es wie immer, in meisterhaftem Stil ein reiches Wissen über die Pflanzen am Mittelmeer in gedrängter, und doch leicht eingehender und anschaulich geschriebener Form dem Leser nahezubringen. Eine besondere Note erhält die Darstellung durch ihre Ausrichtung auf Lebensgemein- schaften, der die jedermann verständlichen Vegetationsformen zugrunde liegen, die das Landschaftsbild der Mittelmeerländer prägen, z. B. die Ölbaumhaine, die immergrünen und sommergrünen Eichenwälder, die Kiefernforste, Macchien, Steppen, die Vegetation der Küsten und Sümpfe, um nur einiges zu nennen, und natürlich auch die Kulturpflan- zen und eingebürgerten Ankömmlinge verwandter Klimagebiete aus aller Welt, die dem Vegetationsbild der mediterranen Region mit den Agaven oder Opuntien aus Amerika oder den Eucalyptus-Bäumen aus Australien heute einen vom ursprünglichen Bild so stark abweichenden Zug verleihen. Etwas störend mag für den einen oder anderen wirken, daß so manche gut eingebür- gerte deutsche Bezeichnungen häufiger Mittelmeergehölze, wie Steineiche, Kermeseiche oder Johannisbrotbaum durch neue oder weniger bekannte Namen ersetzt werden. Eine Kleinigkeit, die das Gewicht des Buches wenig stört. Mehr Kopfzerbrechen mag die Be- bilderung machen. Sie ist natürlich von hervorragender Qualität und in der bekannten Künstlerschaft EBERLE'S gestaltet. Man frägt sich aber doch, warum sie so ganz auf die Schwarz-Weiß-Methode abgestellt ist und auf jede farbige Darstellung verzichtet. Denn diese vermag gerade bei Blüten- und Vegetationsbildern durch die Farbdifferenzierung doch vieles deutlicher zu machen. Wer Mittelmeerpflanzen nach fotografischen Aufnah- men ansprechen will, der greift besser z. B. zu P. u. P. SCHÖNFELDER („Das blüht am Mittelmeer"), dem eben jetzt auch neu erschienenen Bunten Kosmos-Taschenführer. Man vergleiche z. B. die nichtssagenden Lichtbilder des Zistrosenwürgers bei EBERLE mit dem entsprechenden Farbbild bei SCHÖNFELDER, das diese interessante Erscheinung der Mittel- meerflora in ihrer so eigentümlichen Form und Farbe hervorragend nahe bringt. In an- — 428 —

deren Fällen mag natürlich auch das Schwarz-Weiß-Bild genügen oder vermittelt die Aufnahme bei EBERLE sogar einen besseren Eindruck, als eine wenn auch farbige, so doch schlechter komponierte Aufnahme bei SCHÖNFELDER (vgl. Trichofolium stellatum). Aber wem es vor allem darauf ankommt, eine lebendige Schilderung der Mittelmeer- vegetation zu lesen, und wer Freude an stimmungsvoll gestalteten Schwarz-Weiß-Effek- ten der fotografischen Kunst hat, wird nicht ohne Gewinn zum „EBERLE" greifen! E. OBERDORFER

GÖTZ, E.: Die Gehölze der Mittelmeerländer. — 114 S. mit über 500 Abb., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1975, hart. DM 28,—. Sehr viele der zahlreichen Mittelmeerurlaubsreisenden interessieren sich auch für die dort vorkommenden Gehölze. Sie würden sich gerne mit diesen näher beschäftigen, wenn sie für die Urlaubszeit, in der die Blüte längst vorbei ist, eine entsprechende Anleitung hätten, die es ihnen gestattet, auch aus den Blattformen Systematik lernen zu können. Hier hilft der Autor für die 600 beschriebenen Arten, der einen Gehölzschlüssel geschaf- fen hat, welcher sich nach den Blättern orientiert und der von sehr vielen Arten die vegetativen Unterschiede wohl zum ersten Mal im Bild darstellt. Von Bedeutung ist, daß die Zusammenstellung für den gesamten Mittelmeerraum verwendbar ist und des- halb den Beflissenen die Benutzung der vielen Einzelwerke erspart, die vielfach schwer zugänglich und auch auf eine Reise nicht ohne weiteres mitzunehmen sind. Das Buch ist eine wertvolle Hilfe für alle, die tiefer in die Gehölzkunde des mediterranen Raumes eindringen wollen. K. SAUER

LAMB, E. & B.: 100 Kakteen in Farbe. — 176 S., 100 Farbaufn., 2 Kart., BLV Verlags'- gesellschaft München, geb. DM 26,—. Die beiden englischen Autoren, bekannt als Spezialisten, haben erkannt, daß die vielen Kakteenfreunde ein gut verständliches Pflege- und auch Bestimmungsbuch benötigen, das jetzt in deutscher Obersetzung vorliegt (M. FRIEDRICH). Zunächst ist zu bemerken, daß 100 Pflanzen vorgestellt werden, die aber nicht ausschließlich Kakteen sind, vielmehr Sukkulenten, also wasserspeicherndes Gewebe besitzen. Jeweils eine Art von 100 aus- gewählten Gattungen ist abgebildet mit einem jeweils halb- bis ganzseitigen Text, der das Vorkommen, die Art und die Kultur beschreibt. Die Farbbilder sind von großer Brillanz. Das Buch ist jedem Kakteenliebhaber zu empfehlen. K. SAUER

TRISKA, J.: Kosmos — Pflanzenwelt, Europäische Flora. — 307 S., 446 farb. Abb., 10 doppels. Farbfot., Kosmos-Verlag, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1976, geb. DM 29,50.

Das zuerst in der Tschechoslowakei erschienene und von H.-W. SCHWEGLER bearbeitete und von K. LAUSCHER ins Deutsche übertragene Werk möchte dem Menschen der Groß- stadt, der in einer gestörten, nicht mehr naturgemäßen Umwelt lebt, wieder mit der Pflanzenwelt vertraut machen, möchte ihm die Antwort vermitteln auf die Fragen, um welche Pflanzen es sich handelt, wobei die typische Eigenschaften klar erfassenden vier- farbigen Halbtonzeichnungen eine gute Hilfe sind. Zehn Biotope werden vorgestellt: Wasser, Sumpf und Ufer, Meeresstrand, Torfmoor, Felsen, sonniger Rain, Wiese, Acker, Schutt und Ödland, Wald. Dabei wird jeweils auf Nahrungsbeschaffung, Verbreitung, Schutz gegen schädliche Umwelteinflüsse eingegangen. Das Buch ist für den in der Bota- nik noch wenig kundigen und jungen Leser eine zweckmäßige Einführung in unsere Heimatpflanzenwelt. Literaturhinweise zeigen den Weg für am weiteren Studium Inter- essierte auf. Ein lobenswertes Buch, dem weite Verbreitung zu wünschen ist. K. SAUER — 429 —

KoscH, A. & SACHSSE, H.: Was find ich in den Alpen. — 221 S., 700 vierfarb. u. 54 einfarb. Abb., Kosmos-Verlag, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1976, lam. DM 19,80. Die Neuausgabe will demjenigen, der die Alpen als Alpinist, Wanderer oder Urlauber besucht, Begleiter sein. Der Schwerpunkt liegt auf der Pflanzen- und Tierwelt, die sich anhand der Texte und Abbildungen bestimmen läßt. Zu kurz kommt die Erdgeschichte, die auf 9 Seiten und 3 Farbtafeln abgehandelt wird. Der Text wird der Absicht, eine kurze Einführung in den Bau und die Entstehung der Alpen vorzulegen, nicht gerecht. Bei den Fossilnamen sollte die moderne Nomenklatur verwendet werden. Man vermißt einen Hinweis auf ein- und weiterführende erdwissenschaftliche Literatur. K. SAUER

SCHUBERT, M.: Mehr Blumenfreunde durch Hydrokultur. 3. Aufl., 207 S., 30 Farbfot., 68 Zeichnungen, DLV Verlagsgesellschaft, München-Bern-Wien 1975, lam. DM 25,—. Das in dritter, neu bearbeiteter Auflage erschienene Buch schildert in völlig neuer Darstellung sowohl im Großen wie im Kleinen, was sich im neuen System der Dauerver- sorgung durch Ionenaustauscher bis hin zu den jetzt schon verhältnismäßig zahlreich vorhandenen Hydrogärtnereien und Hydrofachgeschäften nebst vielen anderen Einzel- heiten grundlegend geändert hat. Aus einem teils mißtrauisch teils immer noch ablehnend betrachteten Sondergebiet für Naturfreunde und -spezialisten ist plötzlich ein Betäti- gungsfeld von weitestem Interesse geworden. Das dürfte z. T. dadurch bedingt sein, daß der heutige Wohnstil und auch die persönlichen Lebensformen mit den traditionellen Ge- pflogenheiten der Pflege der Zimmerpflanzen im erdgefüllten Blumentopf nicht mehr so recht in Einklang gebracht werden können. Andererseits bietet die Hydrokultur in mo- dernem Rahmen Möglichkeiten, mit denen die bisherige Blumenkultur kaum noch Schritt halten kann. Das Buch ist ein wertvoller Hinweis und Leitfaden für alle, die sich auf die Hydrokultur umstellen wollen. Auf die Schwierigkeiten und Fehler, welche gemacht werden können, wird aber auch deutlich hingewiesen. K. SAUER

JAKOB, L.; LEMPERLE, E. & WEISS, E.: Der Wein — Bereitung, Behandlung, Unter- suchung. — 302 S., 60 Abb., 25 Tab., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1974, gebunden DM 42,—. Das von ERNST VOGT, langjährigem Direktor des Weinbauinstituts in Freiburg und verdientem Mitglied unseres Vereins, begründete Werk liegt in völlig neu bearbeiteter 6. Auflage vor. Zwei der drei Autoren sind Mitglieder des Freiburger Instituts! Für seine Bedeutung und Güte spricht die hohe Auflagenzahl. Die Redaktion lag in Händen von L. JAKOB (Landau). Das Buch hat das alte Ziel beibehalten, den fachlich interessierten, im Weinbau tätigen Personenkreis anzusprechen, das ihm schon Prof. VOGT im Jahre 1950 ge- steckt hatte. Die bewährte Gliederung wurde übernommen. Die Kapitel Wein und Wein- bau, Die Weintraube stammen aus der Feder von JAKOB und bringen das Wissenswerte und Notwendige. Behandelt werden dann von WEISS die Gewinnung des Traubenmostes, von LEMPERLE die wichtigsten Vorgänge der Gärung. Naturgemäß ist dem Ausbau der Weine (WEiss) breiter Raum gegeben, wobei die entscheidenden Fortschritte der letzten Jahre in den Methoden berücksichtigt sind. Ebenfalls auf dem modernsten Stand sind die Ausführung über Anreicherung und Entsäuerung (JAKOB). Fehler und Krankheiten der Weine folgen (JAKOB). LEMPERLE hat den Beitrag Zusammensetzung und Beurteilung des Weines geschrieben, dem auch ein Abschnitt über den Wein in der Heilkunde an- gefügt ist. Einige Spezialkapitel wie Dessertweine, Schaumweine, weinhaltige Getränke; Obst- und Beerenweine; Rückstände der Weinbereitung und ihre Verwertung sowie der Moste und Weine runden das gehaltvolle Lehrbuch ab. Das Werk ist für den Fachmann geschrieben und in Stoff und Darstellung erfreulich gestrafft und klar. Es kann aber auch dem ernsthaften Weinfreund, der an dem edelsten — 430 —

Getränk auf der Welt ernsthaft interessiert ist und sein ganzes Wirkungsspektrum kennt, uneingeschränkt empfohlen werden, weil es auf zahlreiche Fragen, z. B. solche im Zu- sammenhang mit der neuen Weingesetzgebung präzis und auch für den Laien verständ- lich Antwort gibt.

K. SAUER ZECH, J .: Obst aus eigenem Garten. — 79 S., 26 Abb. u. 32 Farbfot., Kosmos-Verlag, Franckh'sche Verlagshandlung, kart.-lam. DM 8,60. Das Büchlein steht unter der Devise „Moderner Obstbau — biologisch richtig" und will eine Anleitung geben, speziell für Städter, die einen Garten oder ein Grundstück vor der Stadt besitzen, zur Erzeugung selbstgezogenen Obstes. Behandelt werden Pflanzung, Nachbarschaftsrecht, Boden, Nährstoffe und Düngung, Unterlagen, Vermehrung und Selbstanzucht, Veredelungsmethoden, Lagerung, Krankheiten und Schädlinge an Kern-, Stein- und Beerenobst, Mangelerscheinungen, Pflanz- und Schnittsysteme. Die Ausfüh- rungen werden durch die guten Abbildungen und Farbfotos belegt. Ein guter Leitfaden für Liebhaber des Obstbaues und auch für den Profi. K. SAUER

LEWIS, E., H.: Das große Buch der Schmetterlinge. Die Tagfalter der Welt. — Aus dem Engl. übersetzt von F. R. HELLER, DIN A 4, XVI, 304 S., davon 208 Farbtaf., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1974, geb. DM 132,—. 208 Tafeln bringen in über 6000 naturgetreuen Farbbildern eine Übersicht über die Tag- falter der Erde. Die Abbildungen sollen Bestimmungshilfe sein. Damit ist die Aufgabe des Buches fixiert. Es soll Irrtümer, die sich bei der Determination lediglich anhand aus- führlicher Wortbeschreibungen ergeben können, durch das gute und naturgetreue Bild ausschalten. Um dies zu erreichen, wird es vielfach erforderlich, Männchen und Weibchen abzubilden sowie auch die Unterseiten. Die Farbtafeln sind nach Faunenregionen an- geordnet. Der Text wurde bewußt kurz gehalten. Er gibt in jedem Falle den wissen- schaftlichen Namen und das Verbreitungsgebiet, meist aber noch weitere Daten, z. B. den deutschen Namen, Biotop, Futterpflanze der Raupe. Alle Namen der behandelten Tiere sind in einem Register enthalten. Die Bestimmung der Schmetterlinge ist durch die sinnvolle Konzeption des Buches durch Aufschlagen und Vergleich mit den Bildern unter Hinzuzug des Textes bereits in den allermeisten Fällen möglich. Natürlich wird es im- mer Fälle geben, zu denen Spezialisten hinzugezogen werden müssen. Die Farbtafeln wurden im Original aus England übernommen. So erklären sich einige Unstimmigkeiten und Verwechslungen, die aus technischen Gründen nicht behoben werden konnten. Ver- sucht wurde, sie durch eine Berichtigungstabelle zu eliminieren. Das von Wissenschaftlern des Britischen Museums in London geplante und verfaßte Buch soll den Tagfaltern neue Freunde gewinnen, nicht jedoch Sammler, die ihre Auf- gabe nur im sinnlosen Töten sehen. Vielmehr sollten Filmen und Photographieren in den Vordergrund treten, das Sammeln aber den wenigen ernsthaften Wissenschaftlern vor- behalten bleiben. Die Jagd mit der Kamera gibt dazu vortreffliche Gelegenheit, sich zu- sätzliche Kenntnisse über Lebensraum und -weise der Tagfalter zu erwerben, also die Natur zu beobachten. Für solche Zwecke ist das Buch ein vortreffliches Rüstzeug. K. SAUER

ZANDER, E. & MAURIZIO, A.: Der Honig. Herkunft, Gewinnung, Eigenschaften und Un- tersuchung des Honigs. Bd. 6 Handbuch der Bienenkunde, begründet von E. ZAN- DER, herausgegeben von F. K. BÖTTCHER (Bayerische Landesanstalt für Bienenzucht, Erlangen). — 2. Aufl., völlig neu bearbeitet von A. MAURIZIO, Liebefeld-Bern unter Mitarbeit von H. DUISBERG, Bremen; J. EVENIUS t, E. FOCKE, Gelle; G. VORWOHL, Stuttgart-Hohenheim. — 212 S., 75 Abb., 18 Tab., Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 1975, geb. DM 52,—. Von dem klassischen Werk der wissenschaftlichen Imkerei, dem »Handbuch der Bie- nenkunde", dessen 7 Bände E. ZANDER seit 1919 in mehreren Auflagen herausgab, er- — 431 — scheint mit dem vorliegenden Werk nunmehr ein 4. Band in völlig neuer Gestalt (vgl. die Besprechungen in N. F. 9, 1967, S. 659, und N. F. 10, 1961, S. 658). Die Bearbeitung dieses Stoffes 48 Jahre nach der Erstauflage war sicher eine besonders schwierige Auf- gabe, da auf dem Gebiet der Chemie, Physik und der medizinischen Wirkung des Honigs eine außerordentlich große Zahl von neuen Ergebnissen aufgrund moderner Unter- suchungsmethoden vorliegt. Dr. A. MAURIZIO war Mitarbeiterin der Abteilung Bienen- kunde der Eidgenössischen Anstalt für Milchwirtschaft und Referentin für Bienenbotanik bei der Apimondia, der Weltorganisation der Imker. Sehen wir einmal von der einzig- artigen Rolle des Honigs im Altertum und Mittelalter als alleiniger Zuckerform ab, so zeigt dieses Buch eindrucksvoll, welche neue wichtige Bedeutung er heute als Genuß- und Heilmittel gewonnen hat und wieviel wissenschaftliche, praktische und gesetzgebe- rische Aktivitäten ihm in allen Ländern gewidmet werden. über die Menge des auf der Welt erzeugten Honigs, der Ex- und Importe, über die Zahl der Völker u. a. werden einige interessante Angaben gebracht (Allgem. Teil A). Leider liegen nur wenige, dazu oft widerspruchsvolle Daten vor, jedenfalls aber erstaunliche Zahlen. Danach werden von etwa 40 Millionen Völkern 1/2 bis 1 Million t Honig jährlich erzeugt, von denen allerdings nur ein kleiner Teil im Handel erscheint. In der Bundesrepublik wurden von 1948 bis 1973 zuerst von ca. 2 Millionen, dann nur noch von 1 Million Völkern durch- schnittlich 13 000 t geerntet, mit Schwankungen zwischen 6000 und 22 000 t. Dazu wur- den jährlich 40 000-50 000 t Honig importiert, aus fast allen Teilen Amerikas und vom Balkan, so daß auf den Kopf heute 1 kg kommt gegenüber 300 g 1914. Wir sind das größte Honigimportland der Welt, verständlich, wenn man den hohen Genuß-, Ernäh- rungs- und Gesundheitswert bedenkt (Spez. Teil B). So steht fest: schnelle Wirkung bei Erschöpfung (Traubenzucker), Verdauungsförderung, Beseitigung der Magenübersäue- rung, Unterstützung der Leberfunktion, Verstärkung der Durchblutung und Sauerstoff- versorgung des Herzens, Normalisierung des Herzschlages. Erstaunlich ist die bakterio- statische Wirkung selbst in hoher Verdünnung (homöopathische Wirkung) und damit die Heilwirkung bei Wunden und Entzündungen. Im übrigen zeigt das Kapitel „Physikali- sche und chemische Eigenschaften des Honigs", wie schnell die Erkenntnisse auf diesem Gebiet angewachsen sind und wieviel moderne Untersuchungsmethoden es jetzt gibt (z. B. Gaschromatographie zum Nachweis der Aromastoffe). Sie ermöglichen auch eine sehr gewissenhafte Prüfung des Honigs mit international standardisierten Methoden (Spez. Teil A). Damit werden nicht nur Fälschungen bei Angaben über Herkunft und Zu- sammensetzung, sondern auch Schäden bei unsachgemäßer Behandlung und Lagerung nachweisbar sowie Garantien auf national und international festgelegte Qualitäten mög- lich. Wieviel gesetzgeberische Arbeit auf den Honig verwandt wurde und wird, zeigt Spez. Teil C. Bereits seit 1930 liegt ein ausführliches Honiggesetz vor, ergänzt in den 60er Jahren, z. T. vereinheitlicht in der EG und vom Deutschen Imkerbund zur Ge- währung des Gütezeichens noch verschärft. Stark verbessert sind die Kenntnisse von der Entstehung des Honigs (Allgem. Teil B). Siebröhrensaft wird als Sekret der Nektardrüsen zu Nektar, bei der Passage des Neben- magens der Blattläuse zu Honigtau, beide sind untereinander und im Vergleich zum Sieb- röhrensaft deutlich unterschieden. Dabei kann man die Ausscheidungen des Nektars als Osmoregulation des Zuckergehaltes in der Pflanze betrachten. Ihre rhythmischen Schwankungen korrespondieren mit dem Zeitgedächtnis der Bienen. Nektarwert, d. i. Zucker in mg pro Blüte und Tag, sowie Honig- bzw. Trachtwert, d. i. die Honigmenge pro Hektar und Saison, geben Hinweise für den richtigen Bieneneinsatz. Erstaunlich der Beitrag der Biene zur Entstehung des Honigs (Allgem. Teil C): Zusatz von Speichel mit Fermenten, Filterung von Feststoffen im Trichter des Honigmagens, weitere Zugabe von Fermenten und Verdunsten des Wassers bei der mehrfachen Übergabe von Biene zu Biene, beim Auswürgen und Schlucken von Tropfen und beim Transport von Zelle zu Zelle. Honig ist wirklich ein Produkt der Biene mit erhöhtem Nährwert und besserer Haltbarkeit gegenüber dem Siebröhrensaft. Bei der Technik der Honigernte werden neben dem Schleudern auch alte Formen des Kalt- und Warmpressens, des Auslaufens usw. erwähnt (Allgem. Teil D). Dabei werden bereits strenge Vorschriften für die Be- — 432 —

handlung des Honigs gegeben. Dies zeigt, wie sehr heute in jedem Bereich für eine hohe Qualität des Honigs gesorgt wird. Sicher wird dieser Band nicht nur bei Wissenschaftlern, sondern auch bei Imkern und Naturfreunden starkes Interesse finden. Für den Fachmann werden im Literaturver- zeichnis 651 Arbeiten genannt. M. SCHNETTER

PROBST, K.: Das große Buch der Meeresaquaristik, bearbeitet von J. LANGE. - 219 S. mit 155 Farbfot., 60 Zeichn., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1975, geb. DM 98,—. KARL PROBST, ein Praktiker der Meeresaquaristik, der das Erscheinen des Werkes nicht mehr erleben durfte — es wurde nach seinem Tode von J. LANGE (Wilhelma, Stuttgart) bearbeitet — veröffentlicht hier seine lebenslangen Erfahrungen. Aufbau und Informa- tion des Buches sind deutlich auf die Bedürfnisse des Praktikers abgestellt. Doch werden nicht nur Rezepte gegeben, vielmehr wird immer versucht, biologisches Verständnis zu wecken und die Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten aufzuzeigen, nach denen das Leben im Meer verläuft. Nur unter einem solchen Leitbild kann letzten Endes ja auch eine Liebhaberei sinnvoll sein. Er befaßt sich mit den natürlichen Lebensräumen, um die Grundlagen zu liefern für eine möglichst naturgetreue Nachbildung im Aquarium. Im systematischen Teil werden die speziellen Fischgruppen vorgestellt, dazu seltenere und z. T. wirbellose, welche für einen Aquarianer manchmal das Salz in der Suppe abgeben. Für jedes Tier sind Kurzinfomationen in Telegrammstil über horizontale und vertikale Verbreitung, Haltbarkeit, Größe und Temperaturbedarf gegeben. Eine Aufstellung über die deutschen und europäischen Schauaquarien und eine solche über weiterführende Fach- literatur beschließen den Band, dessen ausgezeichnete Farbdarstellungen besonders her- vorgehoben werden sollen. Die Vorlagen stammen z. T. vom Autor oder von anderen bekannten Tierfotografen. Das Werk, dem eine weite Verbreitung zu wünschen ist, wird aufgrund seiner fachlichen wie auch Ausstattungs-Qualität den Freunden dieser an- spruchsvollen und schon recht wissenschaftlichen Liebhaberei sehr willkommen sein und ihr auch neue zuführen. K. SAUER

RIEDEL, D.: Fisch und Fischerei. — 287 S., 237 Abb., 7 Tab., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1974, DM 39,80. Ein weit bekannter Fischereifachmann schreibt, wie es im Vorwort heißt, ein „un- wissenschaftliches" Buch. Das gilt nur für den bewußt allgemein verständlich gehaltenen Stil, wo Fachausdrücke im Rahmen des Möglichen vermieden oder „eingedeutscht" wur- den. Im ersten Hauptabschnitt über das Wesen der Fische wird mit reicher Bebilderung die Grundlage zur Anatomie und Physiologie der Fische gegeben, Kenntnisse, die in dieser Art von Literatur meist fehlen und als Basis für das Verständnis des Fischlebens zu kurz kommen. Das Kapitel über die wichtigsten einheimischen Süßwasserfische wurde konzipiert nach dem bewährten Muster des früher führenden, aber seit Jahrzehnten vergriffenen Buches von HEIN, NITZSCHE und RÖDER, wobei die freundliche Bitte geäußert wird, die Abbil- dungen der Regenbogenforelle und der Nase bei der nächsten Auflage zu ersetzen, des- gleichen die Fotos 13 (Goldfisch) und 14 (Jap. Zierkarpfen). Das Wichtigste über die Entwicklungsgeschichte der Fische lesen zu können, verdient hervorgehoben zu werden. Neunaugen und Aale sind wohl für viele Leser die geheimnisvollsten Fische, zumal die Biologie der Neunaugen erst in neuester Zeit genau aufgeklärt wurde und über den Aal und seine Wanderungen immer noch etwas gerätselt wird. Einen Sonderabschnitt diesen Fischen zu widmen, ist sehr begrüßenswert! Für die Sportfischer ist der ökologische Teil über die Umwelt „Wasser — Gewässer — Fisch" mit instruktiven Schemazeichnungen zu den Seentypen und ihrer jeweiligen Fisch- — 433 —

fauna die unerläßliche Basis zur Hege der Gewässer und Fischbestände. Die Beziehungen zwischen Mensch und Fisch haben sich über lange geschichtliche Zeiträume gewandelt vom Fischfänger über den Fischzüchter zum hochspezialisierten Fischwirt. Mit ausgezeich- net instruktiven Bildern betont, gibt der Verfasser diesem Kapitel mit den Stichworten „Geschichte der Binnenfischerei, Fischerei in Flüssen und Seen, Teichwirtschaft, Aqua- kultur" eine Darstellung, die seine Fachkenntnisse und auch sein persönliches Engage- ment für die Fischerei widerspiegeln. Das gilt für die Sport- und Freizeitfischerei, ein Faktor immer steigenden Wertes in unserer heutigen Gesellschaft und ihrer Lebens- gestaltung. Wie selten findet man Literatur über den Fisch in der Mythologie, der Religion und der Kunst! Für diesen liebevoll ausgearbeiteten Beitrag mit Material aus den vorder- asiatischen Kulturkreisen — wohl zusammengetragen während langjähriger beruflicher Tätigkeit des Autors in diesem Raum — sei der besondere Dank des Rez. gesagt. Kein Fisch- und Fischereibegeisterter, kein Naturfreund kann vorübergehen an den Schäden, die der Lebensraum der Fische erfahren hat durch den Wasserbau und heute noch erdulden muß durch die immensen Abweissereinleitungen: Signifikante Beispiele zeigen den Ernst der Situation nicht nur für die Fischerei, sondern auch für den Men- schen. Zusammenfassend: Ein Buch im besten Sinne populärwissenschaftlich ideal insbesondere für alle Sportfischer, die sich auch für die Sportfischerprüfungen umfassend informieren wollen. R. GEISLER

KUHN, G.: Die Fischerei am Oberrhein, geschichtliche Entwicklung und gegenwärtiger Stand. — 196 S., 80 Abb., Verlag Eugen Ulmer (Hohenheimer Arbeiten, Heft 83), Stuttgart 1976, kart. DM 28,—. Die Arbeit zeigt die historische Entwicklung der Fischerei am Oberrhein auf, die lange Zeit Haupteinnahmequelle der in der Rheinniederung gelegenen Orte war, und gibt eine Analyse der gegenwärtigen Lage des Berufsstandes. Begonnen wird mit einer Kurzdar- darstellung der natürlichen Gegebenheiten, auf die eine Schilderung der Fischerei bis zur Korrektion von TULLA folgt. Kapitel schließen sich an über „Die Umgestaltung der hydro- logischen Verhältnisse durch die Rheinkorrektion und ihre Auswirkungen auf die Fische- rei", „Die Flußbaumaßnahmen am Oberrhein im 20. Jahrhundert", „Die Verschmutzung des Oberrheins als Folge von Industrialisierung und Bevölkerungsverdichtung", „Das Aufkommen und der Niedergang der Aalschockerfischerei am Oberrhein". Danach be- faßt sich der Autor mit der Beschreibung der Gewässer nach dem gegenwärtigen Stand im Hinblick auf ihren fischereilichen Nutzungswert. Anschließend wird der Gütezustand der Gewässer behandelt, dem Ausführungen über die regionale Verbreitung und wirt- schaftliche Bedeutung der im Untersuchungsgebiet vorkommenden Fischarten, die Aal- wirtschaft, die Bewirtschaftung der Oberrheingewässer, die Berufs- und Sportfischerei am Oberrhein folgen. Beschlossen wird mit einem Ausblick und einer Zusammenfassung der Ergebnisse. Ziel der Arbeit war, neben einer Schilderung der rheinfischereilichen Belange den größeren Rahmen aufzuzeigen und zum Verständnis der Notwendigkeit beizutragen, die Kulturlandschaft der Rheinniederung, also die Natur am Oberrhein, zu schützen und zu bewahren. Wie es mit einem gebrachten Zitat von R. LAUTERBORN, dem Altmeister der Rheinforschung, nochmals eindringlich belegt sei, das lautet: „Nirgends fühlt sich der Mensch so hemmungslos als Herr der Erde wie hier. Er hat den Lauf des wilden Rheins gebändigt und seinen Zwecken dienstbar gemacht: Stets auf Gewinn aus, sieht der Mensch im Strom nur zu oft die bequeme Schiffahrtsstraße, die ihn dem Weltverkehr an- schließt, den Spender von soundso vielen Pferdekräften für seine Maschinen — und dann die große Kloake, die allen Unrat aus seinen Städten und Fabriken wegschwemmen soll." Diese Äußerung ist über 40 Jahre alt, was uns zum Nachdenken anregen sollte, ob wir immer das richtige getan haben! K. SAUER — 434 —

DOST, EL: Einheimische Stubenvögel — Ihre Pflege und Züchtung. — Ulmers Tier- buchreihe, 227 S., 32 Farbfot., 22 Abb., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1969, geb. DM 9,80. Lizenzausgabe für die Bundesrepublik Deutschland und Westberlin. Copy- right 1954 by Urania-Verlag, Leipzig-Jena-Berlin. Der Autor ist ein erfahrener und erfolgreicher Vogelliebhaber, der mit zahlreichen Veröffentlichungen auf seinem Gebiet hervorgetreten ist. Entgegen allgemeiner Erwar- tung ist die Vogelhaltung in den letzten Jahrzehnten nicht zurückgegangen, wenn sie auch lokal unterschiedlich stark betrieben wird. Das ist im andern Teil Deutschlands vor allem in Thüringen und Sachsen der Fall, bei uns besonders in der Pfalz und im Rheingebiet. Man kann sogar von einem Anwachsen sprechen, doch ist dies der zuneh- menden Haltung von Exoten zuzuschreiben. Die allgemeine Abnahme der Singvögel in der Natur ist bestimmt nicht auf die Vogelhaltung zurückzuführen. Vogelhalter sind in der Regel auch Vogelschützer. Es ist der besondere Wert dieses Buches, die vielfältigen Erfahrungen aus vergangenen Generationen und die zahlreichen Erkenntnisse der mo- dernen Wissenschaft und der Liebhaberei zusammenzufassen und so für die Zukunft zu erhalten. Das klassische Werk der Vogelliebhaberei vom Beginn dieses Jahrhunderts, der mehrbändige „NEUNZIG", hat zwar immer wieder neue Auflagen erlebt, doch ein neues Werk kann leichter die zahlreichen Fortschritte in moderner Form darstellen. — Der allgemeine Teil: »Aus der Praxis der Vogelpflege und -züchtung" behandelt u. a. folgende Fragen: Wert der Vogelliebhaberei, Arten für Käfig, Vogelstube oder Voliere, gesetzliche Bestimmungen in der Bundesrepublik, Einkauf und Versand, Futtermittel (mit wertvoller Tabelle), Pflege, Fütterung und Krankheiten, Zucht des Mehlkäfers und an- derer Insekten, Sammeln von Wildinsekten. Im speziellen Teil wird jeder Singvogel einzeln ausführlich behandelt, der für die Liebhaberei erlaubt ist oder nur für wissen- schaftliche Arbeiten gehalten werden kann. Viele Vogelhalter werden sich freuen, die Vögel in guten Abbildungen dargestellt zu finden. 271 Literaturangaben, die meisten von ihnen in der Zeitschrift „Gefiederte Welt" veröffentlicht, ermöglichen dem für eingehen- dere Fragen Interessierten, sich weiter zu unterrichten. M. SCHNETTER

THIELCKE, G.: Biologie der Vogelstimmen II. — Amsel und Kohlmeise, Funktion der Rufe. — Schallplatte, 17 cm 0, 45 U/min., Klettnummer 79312, Ernst Klett Verlag, Stuttgart, DM 9,—. G. THIELCKE versucht mit dieser zweiten Schallplatte der Reihe » Biologie der Vogel- stimmen" das gesamte Stimminventar von Amsel und Kohlmeise darzubieten. Wieder erläutert und erklärt ein Sprecher die Tonbeispiele, ein Heft bringt die Analyse der Klangspektrogramme, anhand derer man die Stimme genau verfolgen kann (vgl. N. F.11, S. 246). Bei der Amsel weist er auf den jahreszeitlichen Unterschied im Gesang hin; je nach der Ausschüttungsmenge des Geschlechtshormones ist der Gesang anfangs leiser und gepreßter, erst später erklingt er in seiner vollen Lautstärke. Von den über 100 bekann- ten Strophen sind 6 wiedergegeben, die den gemeinsamen Grundbau zeigen. Auch bei der Kohlmeise finden sich starke Variationen eines Grundmusters. Das reichhaltige Ruf- repertoire beider Arten aufzunehmen und die Funktion der einzelnen Laute zu deuten, ist eine schwierige, noch nicht vollständig gelöste Aufgabe. So sind bei der Amsel nicht weniger als 7 Rufe festgestellt worden, die hauptsächlich der Warnung in unterschied- lichem Erregungsgrad dem Ausdruck der Angst und dem sozialen Kontakt dienen. Da- neben gibt es die sehr markanten Lock- oder Bettelrufe der Jungen. Bei der Kohlmeise ist die Zahl der Rufe wohl als Ausdruck ihres stärkeren Revierverhaltens und der Grup- penbildung außerhalb der Brutzeit noch ausgeprägter. Dabei finden sich auch inter- spezifisch gleiche bis ähnliche Alarmrufe und ein Zischen als Abschrecklaut am Nest, so wie es auch bei jungen Schleiereulen üblich ist. Bemerkenswert ist die Entwicklung des Bettelrufes der Nestjungen mit deutlichem Stimmbruch. Erfreulich ist, daß für die Dar- stellung der Rufe zusätzlich die menschliche Sprache herangezogen wurde, da so auch ohne Schallplatte ein Ruf charakterisiert werden kann. Wieder ist eine pädagogische An- — 435 —

Weisung über den Gebrauch der Platte im Schulunterricht beigefügt, wobei auch an eigene Tonaufnahmen gedacht wird. — So ist diese Schallplatte aus der sich hoffentlich bald erweiternden Reihe für jeden Ornithologen und Lehrer, der an Vogelstimmen Gefallen findet, bestens zu empfehlen. M. SCHNETTER

BETTMANN, H.: Die Waldschnepfe, 2. überarbeitete Aufl. — 110 S., 11 Schwarz-Weiß- Fotos, 10 Zeichn. u. Diagr., BLV Verlagsgesellschaft, München 1975, lam. DM 26,—. BErrmANN's Schnepfenreport ist für Jäger, Vogelkundler und Naturfreunde gedacht, wobei ich bemerken möchte, daß wohl die Jäger, die den „Vogel mit dem langen Gesicht" am meisten mögen, auch von dem Buch am meisten gewinnen können. Manches Kapitel, wie z. B. das über die „Methode der Geschlechtsbestimmung" und das über die „Stimmlaute" liest sich sehr trocken, ebenfalls dürften die Diagramme mit ihrem Begleittext nur für ganz speziell Interessierte eindrucksvoll und von Wert sein. Die Kapitel „Schuß- und Schonzeiten in Europa" sowie „Schnepfengehege" sind fast nur auf den Waidmann zugeschnitten. Alles in allem ein interessantes, mit viel Beobachtung und Kleinarbeit zusammengetra- genes Buch, m. E. aber doch zu speziell abgefaßt, so daß es mir nur für den Jägerkreis und Vogelkundler geeignet erscheint. G. KROTT

NEAL, E.: Der Dachs (ins Deutsche übersetzt von ELISABETH GOETHE) und Ergänzungs- kapitel: Der Dachs in Deutschland von FRIEDRICH GOETHE, 153 S., 23 Schwarz- Weiß-Fotos, 8 Skizzen u. Zeichn., BLV Verlagsgesellschaft, München 1975, gebunden DM 29,—.

Der englische Biologe NEAL schildert anschaulich in über viele Jahre fortgesetzter Be- obachtung den Tierfreunden und Jägern das Verhalten des europäischen Dachses. Die Aussagen über 'Ökologie und Biologie sind so umfassend — begleitet von guten Fotos — nicht nur von wissenschaftlicher Genauigkeit, sondern auch so farbig und allgemein ver- ständlich gemacht, daß sie auch beim laienhaften Naturfreund gut ankommen. Seine Aufnahmen zeugen von seiner Begabung als hervorragendem Naturfotograf und dokumentieren, was er in seinem Buch über die Lebensweise des Dachses schreibt, vor- trefflich. Frau GOETHE hat eine sachkundige Übersetzung geliefert. Das Ergänzungskapitel von F. GOETHE ist ein guter Beitrag über den Dachs in Deutsch- land. Der Informationswert des Buches dürfte in weiten Kreisen, nicht nur bei den Jäger- freunden liegen, weil es eine Monographie des Dachses in deutscher Sprache bis dato nicht gegeben hat. G. KROTT

HARING, F.: Schafzucht. — 4. Aufl., 368 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1975, geb. DM 38,—.

Mit der von Prof. Dr. HARING herausgebrachten „Schafzucht" wurde in der Reihe der Tierzuchtbücherei ein Buch zum vierten Mal aufgelegt. Diese Neuauflage unterscheidet sich völlig von den in den letzten Jahrzehnten von Prof. Dr. R. GÄRTNER bearbeiteten drei früheren Ausgaben. An der Neugestaltung des Buches haben als namhafte Fachleute Frau Prof. GRUHN und CHRISTIAN BRÜNE aus dem Tierzuchtinstitut der Universität Göt- tingen und von seiten der Veterinärmedizin Prof. DEDd, vom Tierärztlichen Unter- suchungsamt Aulendorf mitgewirkt. Das Erscheinen dieser Neuauflage muß besonders begrüßt werden, nachdem die Schaf- zucht nach ihrem starken Abbau in den Nachkriegsjahren nun doch wieder an Bedeutung gewinnt und die Zahl der zu einem erschwinglichen Preis zu erstehenden und den neue- — 436 —

sten Wissensstand vermittelnden Fachbücher über die Zucht und Haltung des Schafes nicht gerade sehr umfangreich ist. Diese neue „Schafzucht" war notwendig, weil sich in den vergangenen Jahren auf dem gesamten Gebiet der Schafhaltung ein Umschwung vollzogen hat, seien es der Wandel in den sechziger Jahren von der Wolle zum Fleisch, die an Bedeutung gewinnende Jung- tiermast und die zunehmende Anwendung von Kreuzungsmethoden oder seien es der Wandel in den Haltungssystemen und die zu Beginn der siebziger Jahre sich anbahnende Verwendung des Schafes in der Beweidung von Brachflächen, von steilen Hanglagen zur Vermeidung von Verunkrautung und Verbuschung im Rahmen der Landschaftspflege. Die Beschreibung der Schafrassen des Inlandes und der wichtigsten europäischen Län- der nimmt in diesem Buch einen weiten Raum ein. Sie geschieht jedoch nicht — wie häu- fig in Lehrbüchern — in trockener systematisierender Art, sondern bleibt lebendig und zeigt die Rassen neben ihrer geschichtlichen Entwicklung immer im Zusammenhang mit ihrer Umwelt. Der Beschreibung von Landschafrassen, die für die Landschaftspflege, auch für Hobby- und Nebenerwerbslandwirte interessant sein könnten, wird genügend Raum gewidmet. Die neuesten Erkenntnisse auf dem Gebiet der Populationsgenetik sind berücksichtigt, auch über Zuchtmethoden und Kreuzungszuchtversuche bei Landschafen wird informiert. Die Erzeugung und Vermarktung von Wolle und Fleisch wird so umfassend behandelt wie die Organisationsformen und die Produktionstechnik. Der Abschnitt über die be- triebswirtschaftlichen Gesichtspunkte vermittelt Kenntnisse über den Flächen-, Arbeits- und Kapitalbedarf, die gerade für den Anfänger unter den Schafhaltern unentbehrlich sind. In einem besonderen Abschnitt über die Schafhaltung in der Brachlandnutzung und Landschaftspflege wird über die ökonomischen Aspekte, die staatliche Förderung und über Modellrechnungen zur Wirtschaftlichkeit der Landschaftspflege mit Schafen berichtet. Die Beschreibung von über 50 Krankheiten vermittelt einen reichhaltigen Oberblick und gibt wertvolle Hilfen zur Gesunderhaltung der Schafbestände. Als beachtenswert hervorzuheben ist für den besonders Interessierten ein auf das Inhaltsverzeichnis sich beziehendes umfangreiches elfseitiges Literaturverzeichnis. Ein alphabetisch geordnetes Sachregister beschließt ein Buch, das mit seinen 179 Ab- bildungen und 103 Tabellen in komprimierter Form und gut verständlich alles Wichtige auf den neuesten Stand gebracht wiedergibt. Das Buch sollte nicht nur von Studierenden der Landwirtschaft und Tierzucht gelesen werden; es gehört genauso in die Hand eines jeden Praktikers, unabhängig davon, ob er die Schafzucht rein betriebswirtschaftlich, aus Liebhaberei oder zur Landschaftspflege betreibt. Das von Dr. HARING und seinen Mitarbeitern herausgebrachte und vom Verlag Ulmer neuaufgelegte Buch ist seinen Preis wert. FURTHMANN

LESER, H.: Landschaftsökologie. — 432 S., 49 Abb., 20 Tab., Uni-Taschenbücher 521, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1976, Kst. flex. DM 23,80. Der Verfasser dieses Lehrbuches, ein Schüler des jüngst verstorbenen namhaften Geo- graphen C. TROLL, ist Ordinarius für physische Geographie und Vorsteher des Geogra- phischen Instituts der Universität Basel. Mit seinem Buch wird erstmals die Landschafts- ökologie unter Heranziehung vieler eigener Arbeiten und der weit zerstreuten, insbeson- dere auch aus dem anderen Teil Deutschlands stammenden, sich meist nur mit Ausschnit- ten der angesprochenen Disziplin befassenden Literatur umfassend behandelt. Der Ver- fasser weist jedoch im Vorwort darauf hin, daß eine „große" Landschaftsökologie noch zu schreiben sei. Dabei denkt er wohl u. a. an vermehrte Beispiele und eingehende Be- schreibung der Methoden, besonders auch solcher, die noch zu entwickeln sind. Nach den Ausführungen in den einleitenden Kapiteln versteht der Verfasser unter Landschaftsökologie mit C. TROLL „das Studium des gesamten, in einem bestimmten Landschaftsausschnitt herrschenden komplexen Wirkungsgefüges zwischen den Lebens- gemeinschaften (Biozönosen) und ihren Umweltbedingungen, was sich räumlich in einem — 437 —

bestimmten Verbreitungsmuster oder einer naturräumlichen Gliederung verschiedener Größenordnung äußert". Es handelt sich demnach bei der Landschaftsökologie nicht bloß um eine Landschaftsgliederung wie bei der „Naturräumlichen Gliederung Deutschlands 1:200 000", die auf das Wirkungsgefüge ihrer Einheiten nur in Ansätzen eingeht. Der Gegenstand der Landschaftsökologie ist nicht allein die Natur, sondern deren heutige, reale, d. h. vom Menschen beeinflußte und geprägte Erscheinungsform. Mit Landschafts- ökologie befassen sich somit nicht nur Geographen, sondern neben Geologen, Meteorolo- gen, Pedologen, Zoologen, Phytologen auch Sozialwissenschaftler. Ausführlich wird auf die Methodik der Landschaftsökologie eingegangen. Die in der Landschaftsökologie ein- gesetzten verschiedenen Methoden der beteiligten Disziplinen sollen zum Ziele haben, die raumfunktionalen Strukturen aufzuhellen und ihre Prozesse zu quantifizieren. Im Kapitel „Landschaftsökologische Raumgliederung" erfährt man, daß als kleinste Einheit die topische Dimension ausgeschieden werden kann; es folgen die chorische (mikro-, meso-, makro- und megachorische), die regionale (von G. HAASE die regionische genannt) und schließlich die globale Dimension. Die Arbeitsweisen in den einzelnen Dimensions- stufen sind unterschiedlich. Geforscht wird hauptsächlich in der topischen und der chori- schen Dimension. Die Gliederung soll vorwiegend induktiv erfolgen. Des weiteren ver- sucht der Verfasser landschaftsökologische Modelle zu bieten, er gibt aber zu, daß die Modellbildung selbst in der kleinsten, der topischen Dimension, noch in den Anfängen steckt. Ein großes Schlußkapitel befaßt sich mit der praktischen Anwendung der land- schaftsökologischen Forschungsergebnisse. Da Textdarstellungen schwierig und nicht an- schaulich sind, ist der Schwerpunkt die Darstellung auf Karten und zwar auf groß- (> 1:100 000), mittel- (< 1:100 000-1: 500 000) und kleinmaßstäblichen (< 1: 500 000 oder < 1:1 000 000). Sie sind durch quantitative Angaben, oft in Diagrammform, mög- lichst zu ergänzen. Als Anwendungsgebiete werden genannt und erläutert: Raumord- nung, Landes-, Regional- und Siedlungsplanung, Forst- und Agrarwirtschaft, Landes- pflege, Landschaftspflege, Naturschutz, Landesrekultivierung, Umweltschutz, Raum- erkundung in Geologie, Pedologie und Geographie, regionale Geographie, geotechnische Arbeiten in Hoch-, Tief- und Wasserbau, Kartographie, Erholungsgebietsplanung, Geo- medizin. Dieser Aufzählung des Verfassers kann noch die Landesverteidigung zugefügt werden. Vollen Nutzen aus dem Buch wird insbesondere der ziehen, der in den Fällen, mit denen er sich befaßt, auch den reichlich gebotenen Literaturhinweisen nachgeht und nach- gehen kann. Das Buch gehört nicht nur in die Hand junger, unter Examensdruck stehen- der Geographen, sondern der vielen Forscher, die zur Landschaftsökologie beitragen, insbesondere aber der Planer und Praktiker auf jeglichem Gebiet, nicht zuletzt auch der geldgebenden Verwaltungen und der Politiker. Manche Fehlplanung wäre vermieden worden, und vieles ließe sich künftig besser machen — Kaiserstuhl, Mooswald —, wenn in der Praxis die landschaftsökologischen Zusammenhänge nicht, wie leider so oft, un- beachtet blieben. F. WACKER

Landschaft + Stadt — Beiträge zur Landschaftspflege und Landesentwicklung. — Hrsg. v. K. BUCHWALD u. V. a., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1975, Jahrespreis DM 54,—. Dem Rezensenten liegt der 188 Seiten starke Jahrgang 7 (1975) vor. Der Beitrag von AZCARATE u. a. „Vorschläge zur Organisation der Landschaftsrahmen- planun g" tritt dafür ein, daß die Landschaftsrahmenplanung Regionalverbänden über- tragen wird, um die demokratisch legitimierten Kommunalverbände zu stärken. E. KRAUSE berichtet über die „Sportschiffahrt als Problem der Landschaftspla- nung am Beispiel des Bodensee s". Die Ausführungen sind von Bedeutung für dieses internationale Gewässer erster Ordnung. Am Beispiel der Stadt Freiburg ermittelt H. KENNEWEG „Objektive Kennziffern für die Grünplanung in Stadt- gebieten aus In frarot-F arbbildern ". Zwei Informationen werden als Kenn- — 438 —

ziffern vorgeschlagen, um die Grünversorgung der Einwohner zu kennzeichnen, gewon- nen aus der Auswertung von Infrarot-Luftbildern, einmal „Einwohner pro Baum" und dann „Quadratmeter Grünfläche pro Einwohner". Wesentliche Voraussetzung war, daß sehr genaue Daten der Bevölkerungsstatistik zur Verfügung standen. Sehr anregend und zeitnah sind die Anregungen von U. SCHLÜTER, „Überlegungen zur Planung von Altarmen beim Ausbau von Wasserläufen", die auch für die Land- schaft am Oberrhein Bedeutung haben. F. TRILLITZSCH berichtet in „Kulturland- erhaltung in der Schweiz" davon, daß die Kantone durch Bundesbeschluß ver- pflichtet sind, für die Dauer von drei Jahren die Landschaftsteile zu bezeichnen, deren Besiedlung und Bebauung aus Gründen des Landschaftsschutzes, zur Erhaltung ausrei- chender Erholungsräume oder zum Schutz von Naturgewalten vorläufig einzuschränken oder zu verhindern sind. Mit dem Problem „Brache als Umwelt" setzt sich G. HARD auseinander und behandelt die Bedingung ihrer Erlebniswirksamkeit. A. SCHMIDT fixiert „Standort der Landschaftsplanung und ihr Verhält- nis zur Landesplanung, Regional- und Bauleitplanung unter Zu- grundelegung der Landschaftspflegegesetze in Hessen, Rheinland- Pfalz und Nordrhein-Westfalen". Weitere Beiträge befassen sich mit Kleingärten, Dauercampingparzellen und Wochen- endhausgrundstücken aufgrund einer Fragebogenaktion, mit Landschaftspflegeproblemen im Ausland, der Labilität und Stabilität alpiner Landschaften. Große Bereiche der Landespflege, der Raumordnung, der Ökologie und Soziologie werden angesprochen. Eine Fundgrube über Literatur zur Landespflege und Landesent- wicklung sind die kritischen Rezensionen von Veröffentlichungen, welche jedem Heft beigegeben sind. K. SAUER

KÖPF, U. & SCHOLZ, F.: Land um Alb, Enz und Nagold. — Wanderbücher des Schwarzwaldvereins, 7, 228 S., 10 Abb. u. 1 Karte, Verlag Rombach, Freiburg i. Br. 1973, Kst. flex. DM 14,—. In der bewährten Reihe der Wanderbücher des Schwarzwaldvereins beschreibt Band 7 den Ostteil des Nordschwarzwaldes zwischen Karlsruhe und Pforzheim im Norden und Freudenstadt—Alpirsbach im Süden. Im Kernstück liegen Wildbad, Calw und Nagold. Die erste Buchhälfte ist der Naturlandschaft (Landschaftsentwicklung, Oberflächenformen, Klima, Pflanzen, Tierwelt) und der Kulturlandschaft (Besiedlung, Brauchtum, Bevölke- rung, Forstwirtschaft, Bergbau und Industrie) gewidmet und beschließt mit wichtigen Gedanken zur Natur- und Kulturerhaltung. Im zweiten Teil werden auf etwa hundert Seiten die Wanderwege des Gebietes beschrieben, wobei alle berührten Orte kultur- und naturgeschichtlich gewürdigt werden. Wichtig für den Wanderer sind ein Unterkunftsver- zeichnis und eine dreifarbige Übersichtskarte des• Wandergebietes. — Die inhaltliche Geschlossenheit verdankt das Büchlein der guten Zusammenarbeit von nur zwei Autoren. Diese Selbstbeschränkung wirkt sich allerdings auf die Qualität mancher für den Wan- derer interessanten Wissensgebiete nachteilig aus. Auf den 15 Seiten über Pflanzen- und Tierwelt wird der Leser fast ausschließlich über Wald und Bäume informiert, obwohl der Autor (Köre)—offensichtlich ein Forstmann— an anderer Stelle ausführlich über Forstwirtschaft berichtet (12 S.). Über die Flora außer- halb des Waldes (Wiesen, Weiden, Sümpfe, Bachläufe, Moore) erfährt er gar nichts. Ebenso unerwähnt bleiben auch eine so wichtige Touristenattraktion wie das Natur- schutzgebiet „Wildseemoor" (größtes Hochmoor im Schwarzwald) und der „Große Wild- see" (größter Hochmoorkolk in Deutschland) mit der so interessanten Fauna und Flora. Lediglich bei der Beschreibung der Wanderwege sind in wenigen Sätzen einige Moor- pflanzen angeführt (Sphagnum wird mit „Moorpflänzchen" übersetzt!). Die Kenntnis der Tierwelt beschränkt sich im wesentlichen auf jagdbares Wild. An Vögeln werden neben Rebhuhn, Fasan, Auer- und Haselhuhn nur noch Waldkauz, Roter Milan und Eis- vogel erwähnt. Kein Wort über Singvögel (z. B. Spechte oder Meisen) oder die im Ost- schwarzwald (besonders Enz-Nagold-Platten) so charakteristischen Brutvögel Wald- — 439 — schnepfe, Tannenhäher, Rauhfußkauz und Zitronengirlitz. Statt des sibyllinischen Satzes: „Kenner wissen um das heimliche Leben verschiedener Eulenarten", hätte das Studium der faunistischen Literatur hier viele, für den Wanderer mitteilenswerte Informationen zutage gebracht. Bei der Lektüre dieses und ähnlicher Wanderbücher gewinnt man manchmal den Ein- druck, daß sich der Wanderer hauptsächlich in Klöstern und Krypten und nicht in der freien Landschaft aufhält. Dieser Gefahr einer gewissen Kopflastigkeit sollte man durch ein vermehrtes und verbessertes Angebot aktueller biologischer Information begegnen. Trotz spezieller Kritik ist das Wanderbuch dem Wanderer ein zuverlässiger Führer und eine unentbehrliche Hilfe. D. KNOCH

BIBELRIETHER, H. & STRUNZ, H.: Nationalparkführer Bayerischer Wald. — 158 S., 36 Fot., 36 Wanderkart., 2 Übersichtskart., BVL Verlagsgesellschaft, München-Bern- Wien 1975, kart. DM 16,—. Der Nationalpark Bayerischer Wald ist eines der größten geschlossenen Waldgebiete Mitteleuropas, in dem Gestein, Pflanze und Tier an Ort und Stelle geruhsam zu beob- achten sind. Das Buch möchte dabei behilflich sein und zum heute bei vielen Menschen begehrten Erlebnis der ursprünglichen Natur beitragen. Für die rund 200 km Wander- wege werden 36 Vorschläge für mehrstündige bis ganztägige Wanderungen geboten, bei deren Verwirklichung man beschaulich spazieren gehen, die ursprüngliche Waldnatur erleben oder beim Wandern lernen kann. Damit erhalten die Nationalparke — Natur- schutzgebiete höchster Ordnung — einen guten Sinn, denn sie sind offen und nicht ver- schlossen, das Naturerlebnis also nicht nur auf wenige beschränkt. Dabei darf man natür- lich voraussetzen, daß man sich nur auf den markierten Wegen bewegt, welche so ein- gerichtet sind, daß man das bestmögliche Erlebnis hat. Die den Wandervorschlägen vorangestellte Einleitung macht mit Ziel und Sinn der Nationalparke bekannt und gibt so den Schlüssel. Wer diese unberührte Gegend erleben und seine Naturkenntnisse er- weitern will, hat in diesem Führer eine vorzügliche Hilfe. K. SAUER

VOGT, H.: Teneriffa in Farbe. — 71 S., 7 Abb., 49 Farbfot., Kosmos-Verlag, Franckh'- sehe Verlagshandlung, Stuttgart 1976, kart. DM 8,80. Wer auf Teneriffa nicht ausschließlich baden, sondern auch Einblick in die Natur der Insel erhalten möchte, sollte das Büchlein zur ersten Einführung in die Hand nehmen. Es will gezielt den Naturfreund ansprechen, ihn vorbereiten, zur überwältigenden Natur hinführen, ohne aber ein erschöpfender Reiseführer zu sein. Nach einem kurzen Über- blick über Geschichte, Klima, Vulkanismus und Vegetation werden für ein Besichtigungs- programm Vorschläge gemacht und auf weiterführendes Schrifttum hingewiesen. Meistens gute, in einigen Fällen nicht ganz farbechte Farbfotos ergänzen den Text und sind für den unentschlossenen Naturfreund ein weiterer Ansporn, die Insel zu besuchen. K. SAUER

Das Taubergießengebiet — eine Rheinauelandschaft. — XIV, 644 S., 147 Abb. (6 farb.), 78 Tab., Ludwigsburg 1975, Balacron DM 48,—. Die Absicht des Buches, das als Band VII der „Natur- und Landschaftsschutzgebiete Baden-Württemberg" herausgebracht wurde, ist, allen, die mit dem Taubergießengebiet in irgendeiner Weise Berührung haben, die Vielfalt seines Wertes und seine Schönheit und vor allen Dingen auch seine absolute Schutzwürdigkeit als Naturraum vor Augen zu führen. Anerkannte Fachleute und Spezialisten, darunter eine ganze Anzahl Mitglieder unseres Vereins, schildern die Bemühungen um die Schutzstellung dieses Gebietes, die bereits 1933 begannen, die geographische Lage und die Standortgeschichte, Bereiche aus der Pflanzenwelt (S. 177-533) und der Tierwelt. — 440 —

Anlaß für die Monographie war ein im Jahre 1970 erstelltes Gutachten, das sich mit der Schutzwürdigkeit befaßte. Auf diesem fußt die Darstellung, die vom Institut für Ökologie und Landschaftspflege der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württem- berg unter der fachkundigen Schriftleitung von TH. MÜLLER zusammengestellt ist. Wie so oft, wenn eine monographische Bearbeitung eines Einzelraumes in Angriff genommen wird, zeigt sich, daß der Wissensstand recht unterschiedlich ist, was im vorliegenden Falle besonders im Vergleich des Umfangs der Beiträge zwischen Pflanzen- und Tierwelt augenfällig wird. Damit ist aber keine Beurteilung des wissenschaftlichen Wertes vor- genommen, der in allen Arbeiten in gleicher Weise vorhanden ist. Aus Platzgründen muß eine in das Einzelne gehende Würdigung unterbleiben. Die Darlegungen machen deutlich, daß dem bisherigen Landschaftsschutzgebiet unbe- dingt der Charakter eines Naturschutzgebietes verliehen werden muß, um schon ein- getretene Beeinträchtigungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren und weitere ganz zu unterbinden. Die hervorragenden Ausführungen des französischen Forschers R. CARBIENER aus Strasbourg, der sich mit dem linksrheinisch gelegenen Teil befaßt, ergeben, daß die Schaffung eines internationalen Reservates zu beiden Seiten des Rheines vorgesehen wer- den muß. Dazu werden bereits auch Verwirklichungsvorschläge am Schluß des Werkes gemacht, die nur auf der Basis einer wissenschaftlich gründlichen Erarbeitung formuliert werden konnten. Jedem Freund des Taubergießen, der die manchmal nicht leichte wis- senschaftliche Kost nicht scheut, wird das Buch zum Studium dringend empfohlen. Zum Schluß sei die Anregung erlaubt, für einen weiteren Kreis vielleicht eine Broschüre her- auszugeben ähnlich, wie sie für das Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried geschaffen wurde. K. SAUER

LARCHER, W.: Ökologie der Pflanzen. — 2. verbesserte Aufl., 320 S., 150 Abb., 40 Tab., Uni-Taschenbücher 232, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1976, Kst. flex., DM 19,80. Das in Heft 2, N. F. 11 (1974) dieser Mitteilungen besprochene Taschenbuch ist inzwi- schen schon in 2. Auflage erschienen. Von kleinen Änderungen, Ergänzungen und auch einigen Auslassungen abgesehen, blieben Inhalt und Stoffgliederung im wesentlichen un- verändert. Zwei Abbildungen wurden durch geeignetere ersetzt, eine neue — Tempera- turverteilung in einem Faßkaktus — ist eingefügt und das Quellenverzeichnis sowie die Liste der Umrechnungen erweitert worden (bei der Umrechnung von 1 W . s in 1 W . h ist ein Fehler unterlaufen). Kleine, von uns in der 1. Auflage beanstandete Mängel wur- den nur z. T. beseitigt. In der neuen Auflage fehlt S. 31 die Anmerkung, die Ausdrücke yr-1 (S. 25) und CAM (S. 201) sind nicht erläutert. Bei der Fülle des Gebotenen und dem unverändert wohlfeilen Preis ist auch der 2. Auflage wieder bald ein großer Abnehmer- kreis zu wünschen. F. WACKER

BIELFELD, H.: Weber, Witwen, Sperlinge als Volierenvögel. — 160 S., 47 Farb- fotos. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1976, Alkorphanband, DM 26,—. Die 4 Familien der Weber-, Witwen-, Kuckucksweber- und Sperlingsvögel, deren Systematik und Artbestimmung in neuster Zeit H. E. WOLTERS vom Alexander König- Museum, Bonn, gründlich revidiert hat, sind einerseits mit der Familie der echten Finken (Fringillidae) und andererseits mit der der Prachtfinken (Estrildidae) nahe verwandt. über die letztere Gruppe ist 1973 eine gute Monographie für Vogelliebhaber und Züchter vom Autor des vorliegenden Bandes erschienen (vgl. die Besprechung N. F. 11, Heft 2, 5.248, 1974). Sind die Prachtfinken wegen der Farbenpracht ihres Gefieders und der Leichtigkeit ihrer Haltung gern gesehene Stuben- und Volierenvögel, so kommt bei den Webern und Witwenvögeln zu der Schönheit ihres Federkleides noch ihr besonderes Brut- verhalten und ihr einzigartiger Nestbau sowie bei den Sperlingen deren Lern- und An- passungsfähigkeit hinzu. Nicht umsonst gehört der Haussperling heute zu den weitest- — 441 —

verbreiteten Vogelarten. Die Webervögel sind mit ihren eindrucksvollen hängenden Nestbauten oder „Reihensiedlungen" wohl die geschicktesten Baumeister in der Tierwelt (113 Arten in 34 Gattungen). Die Witwenvögel (14 Arten in 4 Gattungen) sind so ge- nannt nach der vorherrschenden schwarzen Farbe ihres Gefieders und den bis über 50 cm langen, beim Flug wie ein Schleier wallenden Schwanzfedern. Sie gewinnen zusätzlich Interesse wegen ihres Brutparasitismus bei den Prachtfinken. Da diese Vögel keine be- sonderen Schwierigkeiten in ihrer Haltung bereiten, vor allem wenn man Innen- und Außenvolieren benutzt, ist ihre Beliebtheit bei den Vogelhaltern verständlich. Die mo- dernen Verkehrsmittel erlauben zudem den leichten Import aus ihrer tropischen Heimat in Afrika und Südostasien. Die Verwandten unseres Haussperlings (29 Arten in 7 Gat- tungen) eignen sich besonders gut für die Haltung in gemischten Gruppen. — Wie in seinem Band über die Prachtfinken ist es dem Verfasser auch hier geglückt, viel Wissens- wertes in anschaulicher Form in dem handlichen Band zu bringen. Von den insgesamt 157 Arten sind 46 in guten Farbfotos dargestellt. Bedauerlich ist, daß bei den Witwen in keinem einzigen Falle eine Art mit ihrem gesamten Schwanz gezeigt wird. Ausführlich schildert der Autor das Balz-, Brut- und Sozialverhalten, den Jahreszyklus, Nestbau und Lebensraum sowie die Heimat und Nahrung. Diese besteht aus mehlhaltigen Sämereien, daneben aus Beeren, Früchten, Knospen und vor allem bei der Jungenaufzucht aus Insek- ten. — In dem Kapitel über Haltung und Zucht ist wohl nichts vergessen, was der Lieb- haber für seine Praxis braucht: Art und Größe der Käfige oder der Innen- und Außen- volieren, günstige Artenkombinationen, Ausstattung mit geeigneten Sitz- und Nist- gelegenheiten und Nistmaterial, Futterplätze, Tränken und Badeeinrichtungen. Für Fut- ter- und Fütterungsmethoden gibt der Autor hier ausführliche allgemeine Anweisungen, dazu Tips für eigene Insektenzuchten und Spezialfutter, Vitamine, Wirkstoffe, Mauser- hilfen usw. Schließlich vervollständigen Angaben über Hygiene und Krankheiten und deren Behandlung dieses Kapitel. Von den 160 Seiten entfallen 121 auf den speziellen Teil. Die einzelnen Arten sind in systematischer Reihenfolge aufgezählt mit einer genauen Beschreibung des Gefieders in den verschiedenen Kleidern. Dies erlaubt eine Bestimmung der nicht immer leicht zu unterscheidenden Arten. Hinzu kommen spezielle Angaben über Heimat, Lebensraum, Lebensweise, Balz- und Brutverhalten, Nestbau, Jungenaufzucht und das geeignete Fut- ter. So ist das Werk für jeden Ornithologen eine anregende Monographie über diese interessanten Familien und für den Vogelhalter ein unentbehrlicher praktischer Führer für seine Liebhaberei. M. SCHNETTER

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Schriftführer: Dr. P. LÖGLER, 78 Freiburg i. Br., Runzstraße 75.

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An alle Mitglieder! Schriftwechsel, der sich auf den Druck der Zeitschrift bezieht, und Manu- skripte für die Mitteilungen sind an den Schriftleiter zu richten. Bei der Abfassung der Manuskripte beachte man: Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Arbeiten selbst und allein verantwortlich. Manuskripte, die zum Abdruck gelangen sollen, müssen in Maschinenschrift ein- gereicht werden, Blätter einseitig beschrieben in w e i t em Abstand. Diesen Anforderungen nicht entsprechende Manuskripte werden zurück- gereicht und erst nach Erfüllung der Bedingungen angenommen. Literatur- zitate im Text n u r durch Namen und Jahreszahl (z. B. MÜLLER 1950). Namen von Autoren in KAPITÄLCHEN (MÜLLER). Tier-, Pflanzen- und Fossilnamen mit lateinischer Endung in kursiv (Fells, Prunus, Ceratites), Hervorhebungen g e s p er r t (einfach unterstreichen), Überschriften halb- fett (doppelt unterstreichen). Fußnoten durchlaufend beziffern. Text zu den Abbildungen auf besonderes Blatt und nicht auf die Zeichnungen! Die Autoren erhalten nach Möglichkeit 50 Sonderdrucke unentgeltlich. Weitere Sonderdrucke gegen Bezahlung können nach der 1. Korrektur be- stellt werden. Satzänderungen nach der 1. Korrektur gehen zu Lasten des Verfassers.

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Band 6, Hefte 1-2 je DM 6,— Hefte 4-5 je DM 8,—

Band 7, Hefte 1-2 je DM 8,— Heft 3/4 DM 12,— Hefte 5-6 je DM 12,—

Band 8, Hefte 1-4 je DM 14,—

Band 9, Heft 1 DM 18,— Heft 2 DM 16,— Heft 3 DM 18,— Heft 4 DM 20,—

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