GEMEINDE Bebauungsplan Wohngebiet „Gartenstraße“ OT Zwochau

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Planungsstand: Satzung/ Erfüllung der Maßgaben

Auftraggeber: Planverfasser: SIGMUS GmbH Dipl. Ing. Andrea Kautz Lindenstraße 3 Architekt für Stadtplanung 04435 / OT Glesien Am Rosentalweg 10 06526 Sangerhausen Tel. 03464 579022 Fax 03464 579024 [email protected]

Zwochau, Mai 2018/ November 2018

Gemeinde Wiedemar Bebauungsplan Wohngebiet „Gartenstraße“ OT Zwochau Begründung

Inhaltsverzeichnis 1.1. Ziel und Zweck der Planung 2 1.2. Aufstellungsverfahren 2 1.3. Räumlicher Geltungsbereich 3 1.4. Rechtsgrundlagen 4 1.5. Übergeordnete Planungen und bestehende örtliche Pläne 5 1.5.1. Landesentwicklungsplan 2013 (LEP 2013) 5 1.5.2. Regionalplan Westsachsen 2008 5 1.5.3 Braunkohlenplan als Sanierungsrahmenplan Tagebau -Südwest/ Breitenfeld 6 1.5.4. Flächennutzungsplan (FNP) 6 2. Planungsbericht 7 2.1. Städtebauliches Konzept 7 2.2. Planinhalt und Festsetzungen 8 2.2.1. Art und Maß der baulichen Nutzung 8 2.2.2. Überbaubare Grundstücksflächen 8 2.2.3. Verkehrserschließung 9 2.3.4. Ver- und Entsorgung 9 2.3.5. Grünordnerische Festsetzungen 11 2.4. Immissionsschutz 12 2.5. Hinweise 12 2.6. Flächenbilanz 14

Anlagen: Umweltbericht zum B-Plan „Gartenstraße“, Gemeinde Wiedemar, OT Zwochau, Gierstädt, November 2018 Gutachten „Bewertung der Versickerungsversuche zur Niederschlagsversickerung BV: Be- bauungsplan „Gartenstraße“ Gemeinde Wiedemar, OT Zwochau, Ing.-Büro Volz, Bitterfeld, 5.11.2018

Bebauungsplan Wohngebiet „Gartenstraße“ Gemeinde Wiedemar, OT Zwochau – Mai/ November 2018 Seite 1

1. Einleitung 1.1. Ziel und Zweck der Planung

Der Gemeinde Wiedemar liegen gegenwärtig für die Ortschaft Zwochau mehrere Anfragen nach Baugrundstücken vor. Im Sinne einer positiven Beeinflussung der Bevölkerungsentwicklung ist die Gemeinde Wie- demar sehr daran interessiert Bauland anzubieten, damit insbesondere jungen Familien eine Perspektive in Zwochau geboten werden kann. Familien, die hier bauen wollen, werden sich voraussichtlich langfristig an den Ort gebunden fühlen und damit zur weiteren Entwicklung der Region beitragen. Zwochau bietet gute Voraussetzungen zur Erfüllung der Wohnfunktion. In ca. 18 km Entfer- nung befindet sich , in ca. 12 km Entfernung Delitzsch, / Saale erreicht man nach ca. 25 km. Die unmittelbare Nachbarschaft zur Leipziger Neuseenlandschaft bietet sowohl landschaftliche Reize wie auch zahlreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Notwendige infrastrukturelle Einrichtungen, wie zum Beispiel Schule, Kindereinrichtungen und Einkaufs- möglichkeiten befinden sich im Ort. Der Standort selbst befindet sich am östlichen Rand des Ortskernes und umfasst die Flurstü- cke 183/5 und 10/21 der Flur 4 in der Gemarkung Zwochau mit einer Größe von 8.658 m². Der Eigentümer der o. g. Grundstücke, die SIGMUS GmbH, Lindenstraße 3, 04435 Schkeu- ditz/ OT Glesien, hat an die Gemeinde Wiedemar einen Antrag gestellt, die entsprechenden Schritte zur planungsrechtlichen Vorbereitung für individuelle Wohnbebauung einzuleiten. Der südliche und mittlere Teil der Grundstücke wurde zum Zeitpunkt des Aufstellungsbe- schlusses noch für Wohnzwecke genutzt. Inzwischen sind die Gebäude abgerissen worden, so dass die Flächen vollständig für die Neubebauung zur Verfügung stehen. Für Zwochau wurde 1993 eine Klarstellungssatzung aufgestellt, nach der der im Zusammenhang bebaute Ortsteil eindeutig definiert wird. Dementsprechend befindet sich der nördliche Teil des Plangebietes außerhalb des im Zusammenhang bebauten Ortsteiles, so dass zur Gewährleistung einer geordneten städtebaulichen Entwicklung ein Bebauungsplan aufgestellt werden soll. Mit dem Aufstellungsbeschluss wird das nach BauGB geregelte Planverfahren eingeleitet. Ge- mäß § 2 (4) BauGB wird eine Umweltprüfung durchgeführt, deren Ergebnisse in einem Um- weltbericht beschrieben und bewertet werden. Der Umweltbericht ist Teil der Begründung des Bebauungsplans. Sein Ergebnis wird in der Abwägung berücksichtigt.

1.2. Aufstellungsverfahren

Verfahrensschritte Durchführung Aufstellungsbeschluss 08.09.2016 Frühzeitige Beteiligung nach § 3 (1) BauGB 26.04.2017 Frühzeitige Beteiligung nach § 4 (1) BauGB 02.05. bis zum 09.06.2017 Auslegungsbeschluss zum formellen Entwurf 10.08.2017 Bekanntmachung des Auslegungsbeschlusses 19. 08.2017 Öffentliche Auslegung nach § 3 (2) BauGB 28.08. bis zum 29.09.2017 Behördenbeteiligung sowie Beteiligung der sonstigen Träger öffentli- 25.08.2017 cher Belange und der Nachbargemeinden nach § 4 (2) BauGB Eingeschränkte Beteiligung nach § 4 (3) BauGB 22.05.2018 Abwägungsbeschluss 14.06.2018 Satzungsbeschluss 14.06.2018 Erneute öffentliche Auslegung gemäß § 4a Abs. 3 BauGB 26.11. bis zum 14.12.2018 Beitrittsbeschluss In-Kraft-Treten des Bebauungsplans durch ortsübliche Bekanntma- chung

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1.3. Räumlicher Geltungsbereich

Das Plangebiet befindet sich am östlichen Rand des Ortskernes von Zwochau und umfasst die Flurstücke 183/5 und 10/21 der Flur 4 in der Gemarkung Zwochau mit einer Größe von 8.658 m². Die genauen Abgrenzungen sind der Planzeichnung zu entnehmen. Im südlichen Teil des Plangebietes fand in der Vergangenheit Wohnnutzung statt, der nördliche Teil war Gartenfläche. In den vergangenen Monaten wurden die Gebäude abgerissen. Das Gebiet wird begrenzt: - im Süden von Gartenstraße, - im Westen von Wohnbebauung, - im Osten von der Gartenstraße sowie von angrenzender Wohnbebauung, - im Norden von landwirtschaftlich genutzter Fläche.

Zum räumlichen Geltungsbereich des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes gehören des Weiteren die folgenden externen Ausgleichsflächen: 1. Gemarkung Zwochau, Flur 2, Flurstücke 507 mit ca. 75 m², 506 mit ca. 20 m², 2. Gemarkung Zwochau, Flur 1, Flurstücke 31/11 mit ca. 755 m², 3. Gemarkung Zwochau, Flur 2, Flurstück 4/6 mit ca. 25 m² 4. Gemarkung Zwochau, Flur 2, Flurstück 468 mit ca. 465 m² 5. Gemarkung Lissa, Flur 4, Flurstücke 32/12 mit ca. 55 m², 31/4 mit ca. 30 m², 30/4 mit ca. 30 m², 29/4 mit ca. 30 m², 28/4 mit ca. 30 m², 27/4 mit ca. 30 m², 26/4 mit ca. 30 m², 22/5 mit ca. 95 m², 21/4 mit ca. 25 m², 16/2 mit ca. 15 m², 19/18 mit ca. 75 m², 19/19 mit ca. 335 m², 79 mit ca. 85 m² 40/13 mit ca. 185 m² und 34/5 mit ca. 25 m².

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Die in der Übersicht dargestellten Flächen für die externen Ausgleichsmaßnahmen sind im Umweltbericht flurstücksbezogen dargestellt. Sie nehmen insgesamt eine Fläche von 2.415 m² ein. Unter Einbeziehung der externen Ausgleichsflächen hat der Geltungsbereich damit eine Ge- samtgröße von 11.073 m².

1.4. Rechtsgrundlagen

Die Bearbeitung basiert auf folgenden Rechtsgrundlagen in den derzeitig aktuellen Fassun- gen: Bundesgesetze/ -verordnungen - Raumordnungsgesetz (ROG), Artikel 2 des Bau- und Raumordnungsgesetzes (Bau- ROG), - Baugesetzbuch (BauGB),

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- Baunutzungsverordnung (BauNVO), - Planzeichenverordnung 1990 (PlanzV), - Bundes-Naturschutzgesetz, - Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) Landesgesetze/ -verordnungen in den derzeitig aktuellen Fassungen - Landesentwicklungsplan 2013 (LEP 2013), - Verordnung der Sächsischen Staatsregierung über den Landesentwicklungsplan Sachsen, - Regionalplan Westsachsen 2008.

1.5. Übergeordnete Planungen und bestehende örtliche Pläne

Die Gemeinde Wiedemar gehört zum ländlichen Raum in unmittelbarer Nachbarschaft zum Verdichtungsraum Halle-Leipzig. Benachbarte Oberzentren sind Leipzig und Halle. Die be- nachbarten Mittelzentren sind Schkeuditz und Delitzsch.

1.5.1. Landesentwicklungsplan 2013 (LEP 2013)

Das Plangebiet gehört zu den Räumen mit besonderem Handlungsbedarf (Kap. 2.1.3) in Be- zug auf die Bergbaufolgelandschaften des Braunkohlenbergbaus. Die vorliegende Planung steht nicht im Widerspruch mit dem dort (Z 2.1.3.2) formulierten Ziel.

1.5.2. Regionalplan Westsachsen 2008

Gemäß den Zielen der Regionalplanung sind für das Plangebiet folgende Ziele und Grunds- ätze der Raumordnung zu berücksichtigen: Innerhalb der Gemeinde Wiedemar haben die Ortsteile Wiedemar, Kyhna und Zwochau die Funktionen eines gemeindlichen Versorgungs- und Siedlungskerns zu erfüllen. Die nächstgelegenen zentralen Orte sind Delitzsch und Schkeuditz. Zwochau gehört zu den Räumen mit besonderem landesplanerischen Handlungsbedarf – Bergbaufolgelandschaft (LEP Kap.3.3). Hervorzuheben ist Z 3.3.5: „Die Städte und Gemeinden Böhlen, Borna, Delitzsch, Deutzen, Espenhain, Groitzsch, Großpösna, Kitzen, Kitzscher, Leipzig, Löbnitz, Markkleeberg, Neu- kieritzsch, Pegau, , Regis-Breitingen, Rötha, Schkeuditz, Zwenkau und Zwochau als „Entwicklungsschwerpunkte Bergbaufolgelandschaft“ im Raum mit besonderem landesplane- rischem Handlungsbedarf „Bergbaufolgelandschaften Braunkohlenbergbau“ sind im Zuge von Maßnahmen zur Beseitigung struktureller Nachteile, zur nachträglichen Wiedernutzbarma- chung und zur Förderung der regionalen Entwicklung besonders zu unterstützen.“ Zwochau grenzt an das Vorranggebiet Landwirtschaft der Delitzscher und Markranstädter Platte und gehört zu den nachrichtlich aus dem Landesentwicklungsplan Karte 7 – Gebietsku- lisse für die Ausweisung eines ökologischen Verbundsystems dargestellten Verbindungsflä- chen. Nördlich der Ortslage von Zwochau befindet sich ein SPA- Gebiet (Europäisches Vogelschutz- gebiet) Ebenfalls nördlich und westlich der Ortslage befindet sich ein Vorranggebiet Landwirtschaft (Plankapitel 9.1). Östlich der Ortslage verläuft die Grenze der „Bereiche mit Originärausweisungen der Braun- kohlenpläne“.

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Das Plangebiet befindet sich innerhalb der Grenzen der Plangebiete der Braunkohlenpläne. Darin ist der Zwochauer See als Tagebaurestsee teilweise als Vorranggebiet für Erholung ausgewiesen. Das westlich daran anschließende Areal ist als Vorbehaltsgebiet Erholung (Plankapitel 8.1) dargestellt. Zwochau gehört zum regionalen Schwerpunkt der Bergbausanierung (Kap. 4.1) sowie zu den regional bedeutsamen Grundwassersanierungsgebieten (Kap.4.3.1) In Bezug auf die Thematischen Tourismusschwerpunkte (Gebietskulissen) (Plankapitel 8.3), die als nachrichtliche Übernahmen im Regionalplan aufgenommen worden, gehört Zwochau zur Mühlenregion . Die in diesem Zusammenhang formulierten Ziele und Grundsätze werden durch die vorlie- gende Planung nicht beeinträchtigt.

1.5.3 Braunkohlenplan als Sanierungsrahmenplan Tagebau De- litzsch-Südwest/ Breitenfeld

Der Braunkohlenplan als Sanierungsrahmenplan ist lt. § 8 Abs. 1 des Gesetzes der Raumord- nung und Landesplanung des Freistaates Sachsen (SächsLPlG) Teil des Regionalplans. Der Braunkohlenplan, der bei stillgelegten oder stillzulegenden Tagebauen als Sanierungsrahmen- plan aufzustellen ist, legt im Braunkohlengebiet Ziele der Raumordnung und Landesplanung fest, soweit dies für die geordnete Durchführung von Abbau und Sanierung erforderlich ist. Aus dem Braunkohlenplan gehen für das Plangebiet selbst keine Änderungen hervor. Die in der Nachbarschaft festgelegten Vorrang- und Vorbehaltsgebiete (Vorranggebiet Forstwirt- schaft zur Erhöhung des Waldanteils, Vorranggebiet Natur und Landschaft/ Restsee und Vor- behaltsgebiet Erholung/ Landfläche) sind in gleicher Form Bestandteil des Regionalplans. Es wird davon ausgegangen, dass eine Beeinträchtigung durch die vorliegende Planung nicht erfolgen wird.

1.5.4. Flächennutzungsplan (FNP)

Im Flächennutzungsplan des Verwaltungsverbandes Wiedemar (2003) wird analog zur o. g. Klarstellungssatzung ein Teil des Plangebietes als Wohnbauland dargestellt, der nördliche Teil als Grünfläche. Die Anpassung des Flächennutzungsplans wird zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, so dass der Bebauungsplan zunächst als vorzeitiger Bebauungsplan aufgestellt wer- den wird. Die Möglichkeit, einen vorzeitigen Bebauungsplan aufzustellen, eröffnet § 8 Abs. 4 BauGB, wenn dringende Gründe es erfordern und wenn der Bebauungsplan der beabsichtig- ten städtebaulichen Entwicklung des Gemeindegebietes nicht entgegenstehen wird. Die dringenden Gründe liegen in der vorliegenden Planung in der Erfüllung des anstehenden Wohnbedarfs. Dem Eigentümer der Grundstücke im Plangebiet liegen gegenwärtig mehrere Anfragen zur Wohnbebauung vor. Die Gemeinde Wiedemar hatte in den letzten Jahren eine rückläufige Bevölkerungsentwick- lung zu verzeichnen. Für den Zeitraum 2012 bis 2030 wird ein Rückgang um 9,2 Prozent prog- nostiziert (Bertelsmann Stiftung, http://www.wegweiser-kommune.de/statistik/wiedemar+kom- munale-daten+demographischer-wandel+2014+tabelle, 19.07.2016). Dem will die Gemeinde u. a. dadurch entgegenwirken, dass sie Maßnahmen ergreift, den Wohnstandort Wiedemar attraktiv zu gestalten. Dazu gehört auch, die individuellen Bedürfnisse der Bewohner zu be- rücksichtigen. Eine formelle Herangehensweise, nach der anhand negativer Einwohnerent- wicklungen lediglich der bauliche Bestand festgeschrieben wird, lässt keinen Spielraum für solche positiven Entwicklungen. Deshalb ist die Gemeinde Wiedemar bemüht, Chancen für die Weiterentwicklung der ländlich geprägten Ortsteile aufzugreifen. Innerhalb des Gemeinde- gebietes bieten sich dabei auf Grund ihrer Lage und Ausstattung besonders die Ortsteile Wie- demar und Zwochau an.

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Dabei wird sich die Gemeinde Wiedemar auf solche Standorte konzentrieren - die an bereits vorhandenen stadttechnischen Erschließungen liegen und damit gute Voraussetzungen bieten, entsprechend der Ortstypik weiter entwickelt zu werden; - die guten Voraussetzungen in Bezug auf die sonstige infrastrukturelle Ausstattung (Versorgungseinrichtung, soziale Infrastruktur und medizinischer Betreuung, Dienst- leistung usw.) bieten und - die eine verträgliche Einordnung in das vorhandene Orts- und Landschaftsbild ermög- lichen. Die Standortwahl für die vorliegende Planung berücksichtigt diese Kriterien. Hinsichtlich der verkehrlichen Anbindung bestehen Erschließungsmöglichkeiten von der Gar- tenstraße. Die erforderlichen Medien zur Ver- und Entsorgung des Plangebietes liegen eben- falls in diesem Bereich an. Die Anforderungen an die infrastrukturelle Versorgung können in kurzer Entfernung im Ort sowie in den benachbarten Mittel- und Oberzentren bedient werden. Hinsichtlich der Auswirkungen auf das Orts- und Landschaftsbild kann hier davon ausgegan- gen werden, dass sich die geplante Bebauung unmittelbar an die vorhandene Ortslage an- schließen wird und bei Einhaltung der entsprechenden Festsetzungen zur Weiterführung der dörflichen Strukturen keine Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Bezüglich der o. g. Kriterien sowie aus Gründen der Flächenverfügbarkeit gibt es gegenwärtig für den Standort keine akzeptablen Alternativen. Andere Standorte in unmittelbarer Angrenzung an die vorhandene Ortsbebauung wären re- gelmäßig mit umfangreichen Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden bzw. würden land- wirtschaftlich genutzte Flächen beanspruchen. Auf Grund dessen, dass für den oben beschriebenen Standort in Zwochau sämtliche, im Zu- sammenhang mit der Planung und Erschließung auftretenden Kosten vom Eigentümer der Flächen auf der Grundlage eines abzuschließenden städtebaulichen Vertrags übernommen werden, bietet sich für die Gemeinde Wiedemar die Möglichkeit, ohne eigene finanzielle Auf- wendungen einen attraktiven Wohnstandort zu entwickeln. Somit wird davon ausgegangen, dass die vorliegende Planung der beabsichtigten städtebau- lichen Entwicklung der Gemeinde Wiedemar nicht entgegenstehen wird.

2. Planungsbericht 2.1. Städtebauliches Konzept

Es ist vorgesehen, das Plangebiet den benachbarten Strukturen entsprechend als Wohn- baustandort zu entwickeln. Diese Zielstellung wird mit der Festsetzung der Art der baulichen Nutzung als „Allgemeines Wohngebiet“ gemäß § 4 BauNVO umgesetzt. Nach erfolgter Erschließung und Parzellierung werden die Grundstücke an die künftigen Bau- herren verkauft. Sämtliche Erschließungsanlagen liegen in unmittelbarer Nachbarschaft an und können genutzt werden. Die Anbindung an das öffentliche Straßennetz wird über die Gartenstraße erfolgen. Die Umsetzung der Planung wird entsprechend der aktuellen Nachfrage abschnittsweise erfol- gen. Der Bebauungsplan wird entsprechende Festsetzungen treffen, die geplante Neubebauung harmonisch in das vorhandene Ortsbild zu integrieren, sich dabei allerdings auf ein Mindestmaß beschränken, um genügend Raum für innovative Lösungsansätze offen zu lassen. Zur Bewertung der Schutzgüter von Natur und Landschaft wurde ein Umweltbericht erarbeitet. Darin werden u. a. auch die Belange des Artenschutzes untersucht sowie auch Maßnahmen

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vorgeschlagen, die zur Kompensation des mit der Umsetzung der Planung verbundenen Ein- griffs in Natur und Landschaft im Bebauungsplan festgesetzt werden.

2.2. Planinhalt und Festsetzungen 2.2.1. Art und Maß der baulichen Nutzung

Die Art der baulichen Nutzung wird im Bebauungsplan als „Allgemeines Wohngebiet“ (WA) gemäß § 4 BauNVO festgesetzt: Das Allgemeine Wohngebiet dient vorwiegend dem Wohnen. Zulässig sind Wohngebäude, die der Versorgung des Gebiets dienenden Läden, Schank- und Speisewirtschaften sowie nicht störenden Handwerksbetriebe, Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheit- liche und sportliche Zwecke. Die nach § 4 Abs. 3 BauNVO ausnahmsweise zulässigen Nutzungen 1. Betriebe des Beherbergungsgewerbes 2. sonstige nicht störende Gewerbebetriebe 3. Anlagen für Verwaltungen 4. Gartenbaubetriebe 5. Tankstellen werden nicht in die Festsetzungen des Bebauungsplanes aufgenommen. Damit soll gewährleistet werden, dass die verfügbaren Flächen weitestgehend für Wohnzwe- cke genutzt werden. Für die Unterbringung der im § 4 Abs. 3 BauNVO genannten Einrichtun- gen sind an anderer Stelle bei Bedarf ausreichende Alternativen verfügbar. Das Maß der baulichen Nutzung wird gemäß § 16 BauNVO durch die Festsetzung der in der Planzeichnung eingetragenen Grundflächenzahl sowie der Zahl der Vollgeschosse bestimmt. Die Grundflächenzahl wird mit 0,4 festgesetzt. Ausnahmen nach § 19 (4) Satz 2 BauNVO werden nicht zugelassen, d.h. eine Überschreitung der festgesetzten Grundflächenzahlen ist nicht gestattet. Damit soll in diesem Baugebiet eine lockere Bebauung gewährleistet werden, in der die unversiegelten Flächenanteile überwiegen. Die Wohngebäude im Umfeld sind überwiegend ein- bis zweigeschossig. Dementsprechend wird festgesetzt, dass im vorliegenden Bebauungsplangebiet die Höhe der baulichen Anlagen zwei Vollgeschosse nicht überschreiten darf. Damit soll gewährleistet werden, dass die Ge- bäudehöhe dem umliegenden Bestand angepasst wird. In der Stellungnahme des Landkreises Nordsachsen (26.04.2017) wurde angeregt, die Fest- setzungen zur Gebäudehöhe zu überarbeiten. Diesem Hinweis wird nicht gefolgt. Die Ge- meinde Wiedemar möchte mit den vorhandenen Festsetzungen eine gestalterische Vielfalt ermöglichen. Weiterhin wurde angeregt, Festsetzungen zur Bauweise zu ergänzen. Diesem Hinweis wird gefolgt, indem die offene Bauweise festgesetzt wird. Damit wird sichergestellt, dass sich die geplante Bebauung hinsichtlich ihrer Bauweise an die Umgebung, die überwiegend von ein- zelnstehenden Gebäuden in offener Bauweise geprägt ist, anpasst.

2.2.2. Überbaubare Grundstücksflächen

Die Festsetzung der überbaubaren Grundstücksflächen erfolgt durch die Eintragung von Bau- grenzen, die die maximal nutzbare Fläche umschließen, welche von Gebäuden oder deren Teilen überbaut werden darf. Ein Vortreten von Gebäudeteilen in geringfügigem Ausmaß wird zugelassen.

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Auf den nicht überbaubaren Grundstücksflächen sind Nebenanlagen im Sinne des § 14 BauNVO zugelassen. Damit soll die Möglichkeit gegeben werden, die privaten Baugrundstücke individuell zu gestalten.

2.2.3. Verkehrserschließung

Die Anbindung des Wohngebietes an das öffentliche Straßennetz wird über die Gartenstraße erfolgen. Es wird davon ausgegangen, dass die prognostizierte Frequentierung problemlos abgewickelt werden kann. Zur inneren Erschließung wird das vorhandene Straßennetz ergänzt und im Bebauungsplan als öffentliche Verkehrsfläche festgesetzt. Es wird angestrebt, die öffentlichen Flächen in einer Breite anzubieten, die genügend Platz für die Nutzung als Mischverkehrsfläche bietet. Am Ende der Erschließungsstraße wird ein Wendehammer festgesetzt. Die Größe der festge- setzten Wendeanlage entspricht dem Bild 56 der „Richtlinie für die Anlage von Stadtstraßen, RASt 06“ und ist für Fahrzeuge bis 9,00m Länge (2-achsiges Müllfahrzeug) geeignet. Dabei ist davon auszugehen, dass zum Wenden ein Rangiermanöver erforderlich wird. Die zum Wenden benötigten Flächen müssen freigehalten werden. Dafür sind entsprechende verkehrs- organisatorische Maßnahmen zu ergreifen. Zusätzlich wird am Eingang in das Plangebiet eine Fläche für Nebenanlagen festgesetzt, auf der die Müllbehälter am Abfuhrtag bereitgestellt wer- den können (siehe Punkt 2.3.4). Der ruhende Verkehr wird innerhalb der privaten Baugrundstücke untergebracht. Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Der Ortsteil Zwochau ist durch die Buslinien 190, 202 und 209 der Fa. Auto-Webel GmbH, Delitzsch, an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden. Innerhalb der Ortschaft Zwochau befindet sich das Planungsgebiet im fußläufigen Einzugsbe- reich (ca. 300 m) der nächstgelegenen Bushaltestelle (Baltzerstraße/Hort). Diese Haltestelle wird jedoch nur mit wenigen Fahrten der Linie 209 und ausschließlich an Schultagen bedient. Die Haltestellen „Leipziger Straße" und „Am Teich" werden in dichtem Takt durch die PlusBus- Linie 190 bedient und liegen jeweils in einer Fußwegeentfernung von mehr als 600 m vom geplanten Wohngebiet entfernt. Im Rahmen der Behördenbeteiligung wurde vom Mitteldeutschen Verkehrsverbund (Stellung- nahme vom 9.5.2017) angeregt, eine direkte Fußwegeverbindung zwischen dem Plangebiet und der Straße „An der Schanze“ vorzusehen. Die Gemeinde folgt dieser Anregung nicht, da die Errichtung einer solchen Wegeverbindung mit unverhältnismäßig hohen Aufwendungen verbunden wäre. Die Grundstücke in der vorgeschlagenen Trasse befinden sich zum Teil in privatem Eigentum und sind teilweise überbaut.

2.3.4. Ver- und Entsorgung

Für die Ver- und Entsorgung des Plangebietes werden die vorhandenen Erschließungsanla- gen ergänzt, so dass die Erschließung der neuen Grundstücke über die künftige öffentliche Straße erfolgen wird. Im östlichen Teil des Plangebietes befinden sich Verteilungsanlagen des Niederspannungs- netzes. Sofern Umverlegungen der Anlagen erforderlich werden sind die Kosten dafür vom Veranlas- ser zu tragen. Im Übrigen sind die erforderlichen Abstände bzw. Schutzstreifen zu beachten.

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Anlage zur Stellungnahme MIT- NETZ Strom vom 19.9.2017 - Be- standsplan

Zur Klärung, wie mit nicht verunreinigtem Niederschlagswasser im Plangebiet umzugehen ist, wurde die Versickerungsfähigkeit im Plangebiet untersucht. Dazu wurde das Gutachten „Be- wertung der Versickerungsversuche zur Niederschlagsversickerung BV: Bebauungsplan „Gar- tenstraße“ Gemeinde Wiedemar, OT Zwochau, Ing.-Büro Volz, Bitterfeld, 5.11.2018 in Auftrag gegeben. Der Gutachter stellt fest, dass der getestete Lockergesteinshorizont eine für die Auf- gabenstellung ausreichende Durchlässigkeit aufweist, so dass eine Versickerung gemäß den Vorgaben der DWA A 138 möglich ist. Dementsprechend wird zum Umgang mit Niederschlagswasser die folgende Festsetzung ge- mäß § 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB im Bebauungsplan aufgenommen: Innerhalb der Bauflächen WA ist das anfallende Niederschlagswasser zu versickern bzw. zu sammeln. Dabei ist das Regelwerk DWA A 138 zu beachten. Es ist grundsätz- lich ein Mindestabstand zum höchsten Grundwasserstand von 1 m einzuhalten. Gege- benenfalls sind hierfür geeignete Regenwasseranlagen innerhalb der privaten Bau- grundstücke zu errichten. Das auf den öffentlichen Verkehrsflächen sowie auf der öffentlichen Verkehrsfläche be- sonderer Zweckbestimmung anfallende Niederschlagswasser kann in die Vorflut ein- geleitet werden. Der derzeit vorhandene Graben im Baugebiet wird wieder verschlossen, so dass eine Einlei- tung von Niederschlagswasser nicht mehr möglich sein wird. Für die Ableitung des Niederschlagswassers aus der Straßenentwässerung wird im nordwest- lichen Plangebietsteil eine Verkehrsfläche mit besonderer Zweckbestimmung festgesetzt, über

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die die Zuwegung bis zur Einleitstelle in den nördlich, außerhalb des Plangebietes verlaufen- den Graben erfolgen wird. Löschwasserversorgung Bezüglich der Löschwasserversorgung wurde vom DERAWA Zweckverband bestätigt, dass eine Löschwasserversorgung von 48m³/ Stunde über einen Zeitraum von zwei Stunden mit den angrenzenden Hydranten möglich ist. Dieser Grundschutz wird nur über Hydranten in den öffentlichen Verkehrsflächen abgesichert. Im Rahmen der Erschließungsplanung sind die technischen Voraussetzungen (u. a. Tragfä- higkeit der Verkehrsfläche) zu beachten. Insbesondere bei der geplanten Stichstraße/Sackgasse ist darauf zu achten, dass die Wen- deanlage auch für Feuerwehrfahrzeuge nutzbar ist. Das Abstellen von Kraftfahrzeugen im Wendehammer ist durch verkehrsorganisatorische Maßnahmen zu unterbinden. Baumbe- stände (Neupflanzung oder im Bestand) im Bereich von Feuerwehrzufahrten sind so zu ge- stalten, dass für Feuerwehrfahrzeuge (auch überörtlich) eine jederzeit ungehinderte Durch- fahrtshöhe von mindestens 3,50 m gewährleistet wird. Müllentsorgung Am Eingang in das Plangebiet wird eine Fläche für Nebenanlagen festgesetzt, auf der die Müllbehälter am Abfuhrtag bereitgestellt werden können.

2.3.5. Grünordnerische Festsetzungen

Im Zusammenhang mit der Erarbeitung des vorliegenden Bebauungsplanes wurden ein Um- weltbericht mit integriertem Grünordnungsplan erarbeitet. Im Ergebnis dessen wurden die folgenden Festsetzungen in die Planung übernommen: Anpflanzungen von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen sowie Bindun- gen für Bepflanzungen und für die Erhaltung von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen sowie von Gewässern (§ 9 Abs. 1 Nr. 25 und Abs. 6 BauGB) Bindungen für den öffentlichen Bereich Die in der Planzeichnung ausgewiesene öffentliche Grünfläche ist mit kleinkronigen Bäumen und Sträuchern zu bepflanzen. Die Bäume und Sträucher sind aus der Baum-und Gehölzliste I auszuwählen. Bindungen für den privaten Bereich - Entlang der Grenze der rückwärtigen Grundstücksflächen ist eine Strauch- Baumhecke anzulegen. Dabei sind je Grundstück mindestens 2 Bäume und 10 Sträucher anzu- pflanzen. Entwicklungsziel ist die Durchgrünung des Plangebietes mit standortgerechten Bäumen und Gehölzen. - Die Gestaltung der privaten Freiflächen (Gärten) hat auf mindestens 80% der nicht überbaubaren Grundstücksflächen als Grünfläche/ Gartenfläche zu erfolgen. Die Festsetzungen sollen bewirken, dass sich die Grundstücksgestaltung in die umgebende dörfliche Struktur einfügt.

Ausgleichs-und Ersatzmaßnahmen außerhalb des Bebauungsplanes Um den mit der Umsetzung der Planung zu erwartenden Eingriff in Natur und Landschaft voll- ständig ausgleichen zu können, sind Maßnahmen außerhalb des räumlichen Geltungsbe- reichs des Bebauungsplanes erforderlich.

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Als externe Ausgleichsmaßnahme soll entlang des Gienickenbachs in den Gemarkungen Zwochau und Lissa eine flächige Initialpflanzung umgesetzt werden. Entsprechend der Bio- topwertberechnung wird damit der erforderliche Ausgleich vollständig erfolgen. Die für die Aus- gleichsmaßnahmen in Anspruch zu nehmenden Grundstücke befinden sich im Eigentum der Gemeinde Wiedemar, so dass die Umsetzung der Kompensationsmaßnahme rechtlich gesi- chert ist. Die detaillierte Kartendarstellung und Maßnahmebeschreibung ist dem Umweltbe- richt zu entnehmen.

2.4. Immissionsschutz Die Bauleitplanung muss auch den Immissionsschutz berücksichtigen. Zur Bewältigung von bestehenden oder zu erwartenden Immissionskonflikten dient in erster Linie der Trennungs- grundsatz nach § 50 BI. Da eine ausreichende Trennung von störenden und störempfindlichen Nutzungen nicht in je- dem Fall durch eine räumliche Anordnung erreicht werden kann, bietet § 9 Abs. 1 Nr. 24 BauGB Möglichkeiten zur Festsetzung, um einen ausreichenden Schutz vor schädlichen Um- welteinwirkungen wie insbesondere Lärm und Geruchsbelästigungen und sonstigen Gefahren sicherzustellen. Es wird davon ausgegangen, dass mit der vorliegenden Planung keine immissionsschutzrecht- lichen Konflikte erzeugt werden, so dass keine expliziten Festsetzungen zum Immissionsschutz getroffen werden. Im unmittelbaren Umfeld des geplanten Wohngebietes befinden sich keine Nutzungen, von de- nen unzumutbare Immissionsbelastungen zu erwarten sind bzw. ist der Abstand zwischen der geplanten Wohnbebauung zu derartigen Nutzungen in keinem Fall geringer, als zu bereits vor- handener baulicher Nutzung. Das Plangebiet liegt im Bauschutzbereich des Verkehrsflughafens Leipzig/ Halle nach § 12 Abs. 3 Nr. 1 b) Luftverkehrsgesetz (LuftVG). Vom Referat Luftverkehr und Binnenschifffahrt der Lan- desdirektion Sachsen wurde in der Stellungnahme vom 8.5.2017 festgestellt, dass aufgrund der üblichen Bauhöhen von Bauwerken in einem Wohngebiet diese nicht der Zustimmung nach § 12 Abs. 3 Nr. 1 b) LuftVG unterliegen. Ungeachtet dessen wird vorsorglich darauf hingewiesen, dass wegen der Nähe zum Flughafen Leipzig/ Halle mit einer Fluglärmbelästigung durch den Flughafenbetrieb für die zukünftigen Anwohner im allgemeinen Wohngebiet zu rechnen ist. Es wird davon ausgegangen, dass auf Grund dessen, dass sich das geplante Wohngebiet in vorhandene Wohnbebauung einbetten wird, keine unzumutbaren Belastungen bezüglich der Fluglärmbelästigung zu erwarten sind. Ergänzend wird auf „Quaas: Der Schutz vor unzumutbarem Fluglärm in der Planfeststellung - Rechtliche Anwendungsprobleme nach dem Luftverkehrsgesetz“ verwiesen: „Für den Fluglärm steht darüber hinaus fest, dass die in anderen Vorschriften oder technischen Regelungswerken verwendeten Grenz- oder Orientierungswerte für die Beurteilung von Schallimmissionen (TA Lärm, VDI-Richtlinie 2058, DIN 18005 etc.) mangels Vergleichbarkeit mit den Auswirkungen von Fluggeräuschen und aufgrund anderer Zielsetzung nicht herangezogen werden können.“ Vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie wurde in der Stellungnahme vom 26.09.2017 zusammenfassend festgestellt, dass die Belange der Anlagensicherheit/Störfallvor- sorge, der Vorsorge vor Fluglärm und des Fischartenschutzes einschließlich Fisch- und Teich- wirtschaft vom geplanten Vorhaben nicht berührt werden.

2.5. Hinweise Bergbau Östlich des Plangebietes verläuft die Abschlussbetriebsplangrenze des Braunkohlentagebaues Delitzsch-Südwest (Betriebsnr. 6410) der LMBV Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwal- tungsgesellschaft mbH, Walter-Köhn-Straße 2 in 04356 Leipzig.

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Im unmittelbaren Bereich des Bauvorhabens sind nach den Kenntnissen des Sächsischen Ober- bergamtes (Stellungnahme v. 10.5.2017) keine stillgelegten bergbaulichen Anlagen vorhanden, die Bergschäden oder andere nachteilige Einwirkungen erwarten lassen. Das Vorhaben liegt im Geltungsbereich des Betriebsplanes Grundwasserwiederanstieg "Delitz- sch-Südwest/Breitenfeld". Informationen darüber erteilt die LMBV mbH. Nach Informationen der LMBV (Stellungnahme 08.06.2017) ist mit flurnahen Grundwasserstän- den < 2 m unter Geländeoberkante zu rechnen. Ausgehend vom derzeitigen Kenntnis- und Ar- beitsstand des hydrogeologischen Modells wird sich ein mittlerer stationärer Grundwasserstand zwischen +108m NHN und +109 m NHN im oberen Hauptgrundwasserleiter einstellen. Es wird darauf hingewiesen, dass die Angaben zu den prognostizierten Endwasserständen auf Mittel- werten unter Ansatz von mittleren meteorologischen Verhältnissen und gemittelten hydrogeolo- gischen Parametern beruhen und demnach nur einschätzenden Charakter haben und dem jet- zigen Kenntnisstand entsprechen. Saisonale Schwankungen sind bei der vorgenannten Angabe noch zu berücksichtigen. Für ge- plante Bebauungen wird ein Baugrundgutachten zur Ermittlung der ortskonkreten hydrogeologi- schen Verhältnisse empfohlen. Da das Plangebiet innerhalb der bergbauliehen Grundwasserbeeinflussung liegt, besteht An- passungspflicht für Bauvorhaben. Damit ist eine Bewertung eventuell geplanter anzeige- bzw. genehmigungspflichtiger Baumaßnahmen nach §§ 110 bis 113 Bundesberggesetz (BBergG) erforderlich. Daher werden folgende Maßnahmen empfohlen: - Durchführung einer Baugrunduntersuchung für das Bauvorhaben gemäß geltendem Baurecht des Landes Sachsen. - Einreichen der Ergebnisse der Baugrunduntersuchung und der geplanten Tragwerkkon- struktion zur Einsicht gemäß § 11 0 bis § 113 BBergG bei der LMBV mbH, Abteilung Bergschadensmanagement/Sperrbereiche (KF 1). Daraus ableitbare Forderungen hin- sichtlich einer Anpassungs- bzw. Sicherungspflicht werden dem Antragsteller von der LMBV mbH zugestellt. Nach § 112 BBergG ist ein Anspruch auf Ersatz eines Bergschadens ausgeschlossen, wenn die §§ 110 bis 113 BBergG bei der Errichtung, Erweiterung und Änderung von Bauwerken nicht beachtet wurden/ werden. Natürliche Radioaktivität Das Plangebiet liegt nach den vorliegenden Kenntnissen des Landesamtes für Umwelt, Land- wirtschaft und Geologie (Stellungnahme 6.6.2017) in einem Gebiet, in dem erhöhte Radonkon- zentrationen in der Bodenluft wahrscheinlich kaum auftreten. Es ist jedoch nicht mit Sicherheit auszuschließen, dass auf Grund lokaler Gegebenheiten und der Eigenschaften des Gebäudes hinsichtlich eines Radonzutrittes dennoch erhöhte Werte der Radonkonzentration in der Raum- luft auftreten können. In Deutschland existieren bisher keine gesetzlichen Regelungen mit einem verbindlichen Grenz- wert zu Radon in Gebäuden. Aus Gründen der Vorsorge werden dementsprechend Empfehlun- gen für Schutzmaßnahmen ausgesprochen. Die Richtlinie der EU1 nennt als maximalen Referenzwert 300 Bq/m3, oberhalb der Radonkon- zentrationen in Innenräumen als unangemessen betrachtet werden. Zum vorsorgenden Schutz vor erhöhter Strahlenbelastung durch Zutritt von Radon in Aufent- haltsräume wird empfohlen, bei geplanten Neubauten generell einen Radonschutz vorzusehen oder von einem kompetenten Ingenieurbüro die radiologische Situation auf dem Grundstück und den Bedarf an Schutzmaßnahmen abklären zu lassen. Bei geplanten Sanierungsarbeiten an bestehenden Gebäuden wird empfohlen, die Radonsituation durch einen kompetenten Gutach- ter ermitteln zu lassen und ggf. Radonschutzmaßnahmen bei den Bauvorhaben vorzusehen.

1 Richtlinie 2013/59/EURA TOM des Rates, vom 05.12.2013 Gemeinde Wiedemar, Bebauungsplan Wohngebiet „Gartenstraße“, OT Zwochau – Mai/ November 2018 Seite 13

Es wird empfohlen, den Bauaufgaben angepasste Baugrunduntersuchungen in Anlehnung an die DIN 4020 I DIN EN 1997-2 durchzuführen. Archäologie Das Landesamt für Archäologie ist vom exakten Baubeginn (Erschließungs-, Abbruch-, Aus- schachtungs- oder Planierarbeiten) mindestens drei Wochen vorher zu informieren. Die Baube- ginnsanzeige soll die ausführenden Firmen, Telefonnummer und den verantwortlichen Bauleiter nennen. Das Landesamt für Archäologie (Stellungnahme 16.5.2017) weist darauf hin, dass das Vorha- ben in einem archäologischen Relevanzbereich liegt. Im Zuge der Erdarbeiten können sich ar- chäologische Untersuchungen ergeben. Bauverzögerungen sind dadurch nicht auszuschließen. Den mit den Untersuchungen beauftragten Mitarbeitern ist uneingeschränkter Zugang zu den Baustellen und jede mögliche Unterstützung zu gewähren. Die bauausführenden Firmen sind bereits in der Ausschreibung davon zu informieren. Anlagenschutzbereiche der Flugsicherung Zum Schutz vor Störungen sind um Flugsicherungseinrichtungen Schutzbereiche, so genannte „Anlagenschutzbereiche“, eingerichtet. Die Gemeinde Zwochau liegt in einem Anlagenschutzbereich der Flugsicherung. Die Entscheidung gemäß § 18a Luftverkehrsgesetz (LuftVG), ob Flugsicherungseinrichtungen durch einzelne Bauwerke gestört werden können, wird vom Bundesaufsichtsamt für Flugsiche- rung getroffen, sobald über die zuständige Luftfahrtbehörde des Landes die konkrete Vorha- bensplanung (z.B. Bauantrag) vorgelegt wird.

2.6. Flächenbilanz

Plangebietsfläche 8.658 m² davon Allgemeines Wohngebiet 7.522 m² öffentliche Verkehrsfläche 855 m² Verkehrsfläche besonderer Zweckbestimmung 159 m² Fläche für Nebenanlagen 63 m² öffentliche Grünfläche 60 m² sonstiger Geltungsbereich des Bebauungsplanes: externe Ausgleichsflächen 2.415 m²

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