Demenzwegweiser Bensheim Informationen, Hilfe und Beratungs- angebote für Betroffene und Angehörige Inhalt

Vorwort 3 Was ist Demenz – was ist es nicht? 6 Demenz – der Weg zur Diagnose 9 Wie verhalte ich mich „richtig“ im Umgang mit desorientierten Menschen? 11 Beratungsangebote 15 Die rechtliche Betreuung 20 Wohnumfeldgestaltung 21 Niederschwellige Betreuungs- und Unterstützungsangebote 24 Angebote für Angehörige 28 Ambulante Pflege- und Betreuungsangebote 32 Teilstationäre Betreuungsangebote / Tagespflege 37 Stationäre Betreuungsangebote / Stationäre Pflege 39 Palliativmedizin / Hospiz 42 Zielsetzung des Netzwerks 45 Impressum / Netzwerkpartner 46 2

Vorwort

„Wenn nach und nach das eigene Leben aus dem Gedächtnis rutscht“, so könnte man laienhaft die Krankheit Demenz umschrei- ben. Doch hinter einer Demenzerkrankung steckt leider noch viel mehr: Neben der Gedächtnisstörung ist die Orientierung des Erkrank- ten betroffen. Die Erkran- kung hat Auswirkungen auf die Psyche, auf das Verhal- ten und beeinträchtigt auch körperliche Funktionen. 3 All das erhöht die Relevanz schaftliches Engagement der Planung von Pflegemaß- anstoßen. nahmen oder Therapien, denn nur die Kombination Das im Mai 2013 gegründe- aus verschiedenen sozialen, te Netzwerk Demenz stellt pflegerischen und therapeu- sich diesen Aufgaben. Aktu- tischen Ansätzen kann für ell setzt sich das Netzwerk den Betroffenen eine Ver- aus 31 Institutionen, Unter- besserung bringen. nehmen, Vereinen, Selbst- ständigen und Interessierten Auch in Bensheim steigt die zusammen. Zahl demenziell veränderter Menschen. Die Stadt Bens- Mit regelmäßigen Veranstal- heim sieht ihre Aufgabe tungen wie das Angehöri- darin, die Lebenssituation gentreffen jeden ersten Don- von Menschen mit Demenz nerstag im Monat, Work- zu verbessern und stabilisie- shops, Fachtagungen und ren, pflegende und betreu- Lesungen richtet sich das ende Angehörige zu entlas- Angebot an Betroffene und ten, das Thema Demenz zu deren Angehörige. enttabuisieren und die Öffentlichkeit zu sensibili- Dass die Nachfrage an Ange- sieren. Wir wollen Solidari- boten für Demenzkranke in tät schaffen und bürger- den letzten Jahren gestiegen ist und auch weiter steigen 4 wird, zeigen uns die Erfah- Danken möchte ich auch der rungen aus der Vergangen- Bürgerstiftung, die diese Bro- heit. schüre finanziert hat.

Mit dieser aktualisierten Allen Betroffenen wünsche Neuauflage des Demenz- ich viel Kraft und ein biss- Wegweisers wollen wir kon- chen Zuversicht in der krete Hilfestellungen geben, Gewissheit, auch in der über verschiedene Anlauf- schwierigen Situation nicht stellen und Ansprechpartner alleine zu stehen. informieren und einen allge- meinen ersten Überblick über das Thema Demenz geben.

Es freut mich sehr, dass sich an so vielen Stellen Rolf Richter zahlreiche Menschen an Bürgermeister der Stadt Bensheim dem Netzwerk beteiligen. und Vorsitzender des Stiftungsrats Mein Dank gilt all denen, die Bürgerstiftung der Stadt Bensheim sich für Demenzkranke in unserer Stadt engagieren und den Betroffenen und ihren Angehörigen zur Seite stehen. 5 In allen Industrienationen wird eine Zunahme von demenziell erkrankten Men- schen festgestellt und Demenz thematisiert.

Manchmal erzeugt diese Diskussion zum „Phänomen Demenz” einen zwiespältig faszinierten Schrecken. Demenz ist oftmals das Gegenteil jener Anforderun- gen, die wir gewohnt sind an andere und an uns selbst zu stellen. Häufig wird der Blick auf die ungeheuren Kosten, die dem Gemeinwe- sen durch die steigende Zahl dementer Menschen tat- Robert Kneschke - Fotolia.com © sächlich oder vermeintlich Was ist Demenz – zukünftig drohen, gerichtet. was ist es nicht? Selbstverständlich erfolgt auch gelegentlich die Mel- dung einer medizinischen Lösung der „Krankheit 6 Demenz”, die sich leider bis- Der Mensch hat Probleme zu lang stets als Fehlanzeige erkennen wo er sich befin- herausstellte. Der mediale det, möglicherweise welche Umgang mit dem Thema Tageszeit ist oder wohin er Demenz prägt auch unsere auf dem Weg ist oder war. Erwartungen und erweitert Vielleicht kann er sich nicht nicht unbedingt unsere verständlich machen. Viel- Handlungsmöglichkeiten. leicht erkennt er uns nicht mehr. Solche Menschen füh- Demenz – ren uns also in Situationen, nichts mehr zu machen? in denen wir sehr an unsere Grenzen stoßen. Es fällt uns schwer diese Frage zu beantworten und Aber, ist dieser Mensch in deshalb beginnt in dieser jedem Fall dement? Hat er Situation das Problem. Wir gar jene Form, die sprich- begegnen Menschen, die wörtlich geworden ist – offenkundig nicht orientiert Alzheimer? sind. Dies geschieht in der Haben wir einen Menschen Nachbarschaft, im Bus vor uns, der kein Durstge- oder auf der Straße, viel- fühl mehr hat, dehydriert ist leicht auch im Laden oder und nachdem sein Flüssig- im Verein und irgendwann keitshaushalt wieder stimmt, auch in der eigenen Familie. so orientiert ist wie Sie und ich? Ist es ein Mensch, der 7 durch den Wechsel eines also in der Regel nicht, ob Medikamentes oder die Kom- der Mensch dement ist. Eine bination verschiedener Stof- Abklärung der Ursache ist fe in diese Situation geraten dringend notwendig. Besteht ist? Vielleicht ist er auch der Verdacht einer demen- Diabetiker. Ein hoher Anteil ziellen Erkrankung, sollte die- älterer Menschen, die in sem ebenfalls unbedingt Krankenhäuser eingeliefert nachgegangen werden, weil werden, leidet übrigens eine frühzeitige Diagnose die unter Orientierungsschwie- Lebensumstände der Betrof- rigkeiten der letztgenannten fenen und ihrer Angehörigen Art. positiv beeinflussen kann. Jeder von uns ist einige Was auch immer die Ursa- Male in seinem Leben nicht che für die Orientierungs- recht orientiert: durch eine schwierigkeiten sein mag, körperliche Erkrankung, als der Mensch ist hilfsbedürftig Nachwirkung einer Operati- und braucht unsere Unter- on, auf Grund von Diabetes, stützung – auch wenn es für Bluthochdruck, Stress, einer ihn nicht einsichtig ist. Schilddrüsenerkrankung oder durch eine andere Ursa- © Bianca Artz und Hans Seydel che. Selbst für die Medizi- ner sind demenzielle Erkran- kungen nicht einfach zu diagnostizieren. Wir wissen 8 Demenz – der Weg zur Diagnose Petair - Fotolia.com ©

Frau S. (72 Jahre) kommt in halt, an Absprachen am Tele- Begleitung ihrer Schwieger- fon könne sie sich nicht tochter in die Praxis. Frau mehr erinnern. Bei der neu- S. selbst gibt als Grund für rologischen Untersuchung die Konsultation einen zeigt sich ein altersentspre- Schwindel an, ansonsten chend unauffälliger Befund. gehe es ihr gut. Von der Bei der psychiatrischen Schwiegertochter ist zu Untersuchung ergibt sich erfahren, dass der Familie kein Hinweis auf eine De- seit einem Jahr zunehmen- pression. Bei der testpsy- de Gedächtnisstörungen auf- chologischen Untersuchung fallen, vor allem für Namen bestätigt sich der Verdacht von Bekannten, es komme auf eine Hirnleistungsstö- zu Fehlleistungen im Haus- rung. Im Elektroenzephalo- 9 gramm (EEG) ergeben sich ning und medikamentöse Hinweise auf eine Funk- Behandlung mit einem Cho- tionsstörung des Gehirns. linesterasehemmer, besser Im kranialen Computertomo- überbrückt werden. Sie kann gramm (Bildgebung des weiter alleine zuhause leben Gehirns) zeigt sich eine und sich selbst versorgen. Hirnatrophie (Reduktion der © Andrea Peter Gehirnmasse). In der Blutun- tersuchung ergibt sich kein Hinweis auf eine Erkran- kung, die eine Demenz Ansprechpartner erklären könnte. Unter einer Vitos Klinik für Psychiatrie und spezifischen antidementiven Psychotherapie in Behandlung konnte eine Ver- Telefon 06252 16-0 besserung der Hirnleistung www.vitos-heppenheim.de erreicht werden. Zu Fehllei- Neurologische Praxis und Ge- stungen im Haushalt ist es dächtnisambulanz Dr. Meyer seitdem nicht mehr gekom- Telefon 06251 4444 men. Es bestehen zwar E-Mail info@ immer noch Gedächtnisstö- therapiegemeinschaft.de rungen, diese können jedoch von Frau S. und Neurologie und Psychiatrie ihren Angehörigen durch Dr. Josef Gillen gezielte Maßnahmen, z.B. Telefon 06251 38883 regelmäßiges Gedächnistrai- E-Mail [email protected] 10 Wie verhalte ich Erkrankten oder aus anderen mich „richtig“ im Gründen „verwirrten“ Men- schen. Zum einen sind die Umgang mit Einschränkungen je nach Ver- desorientierten laufsstadium der Krankheit sehr unterschiedlich, zum Menschen? anderen sind auch kranke Menschen Individuen. Daher soll ein Beispiel Das Verstehen von Krank- gelungener Kommunikation heitsbildern bringt Menschen geschildert werden: auf verschiedene, gute Ideen, doch die Umsetzung Eines Nachmittags bemerkt wird mehrfach erschwert, Herr K. vor seinem Haus in weil sich Barrieren, Abgrün- einer norddeutschen Kreis- de vor einem aufbauen. Der stadt eine ältere Dame, die Umgang bzw. das Dasein unschlüssig ihr Fahrrad hin mit Personen, deren Konzen- und her schiebt. Nach einer trationsfähigkeit stark einge- Weile begibt er sich auf den schränkt ist und die womög- Bürgersteig und fragt, ob er lich zeitlich und örtlich orien- helfen könne und was die tierungslos sind, ist eine Dame suche. große Herausforderung. Herr K. bekommt keine ver- Es gibt kein Patentrezept für ständliche Auskunft. Er be- den Umgang mit demenziell merkt, dass die betagte 11 Dame erschöpft wirkt. Er bit- fast beiläufig den Ort. Herr tet sie zu sich in sein Haus K. bemüht das Telefonbuch. und reicht einen Kaffee und Die alte Dame wird abge- Wasser. Nun bekommt er holt. auf seine wiederholte vor- Es stellt sich heraus, dass sichtige Frage nach dem die alte Dame falsch abge- Ziel der Dame die Antwort, bogen war und 32 km in die sie wolle ihre Freundin Phi- Kreisstadt des Nachbarkrei- lomena besuchen. Mit ses geradelt ist. Zu ihrer einem Vornamen kann Herr Freundin wären es knapp K. naturgemäß auch noch 2 km nur geradeaus gegan- nicht viel anfangen; zumal gen. Die alte Dame war an er in seiner Straße nieman- einer Alzheimer-Demenz den dieses Namens kennt. erkrankt. Andererseits kann die alte Dame nicht sagen wo sie Was lässt sich bezüglich der selbst wohnt. Einen Aus- Kommunikation sagen: weis hat sie nicht mit. Im Laufe des Gesprächs • Herr K. hat sich gast- erwähnt die Dame, dass freundlich verhalten. ihre Freundin mit Herrn T. • Er hat den ohnehin vor- zusammenwohnt und sie handenen Druck auf die nicht verheiratet sind. Auf alte Dame nicht erhöht. die Frage wo denn Herr T. • Er hat freundlich und wohne, nennt sie spontan, ruhig reagiert. 12 De Visu - Fotolia.com ©

• Er hat unsere ältere Sicherlich wird nicht in Dame wieder zu Kräften jedem Fall der Kommunika- kommen lassen. tionsverlauf so ideal sein wie • Er hat nicht versucht, die beschrieben. Möglicherweise Irrtümer oder Verständ- lässt sich der Sachverhalt nisprobleme der Dame nicht klären und z.B. die Poli- rational zu widerlegen zei muss um Hilfe gebeten oder sie zurechtzuwei- werden. Bezüglich des Ver- sen. haltens hat Herr K. vor allem die wichtigste Vorausset- zung gezeigt – die richtige Haltung. 13 Glauben Sie, dass Sie in Bekannten werden nicht ein- den folgenden geschilderten gehalten, Gegenstände wer- Situationen angemessen den gesucht, der Haushalt und ruhig reagieren könn- und Mahlzeiten werden ten? nebensächlich. Sie finden Sie finden Schuhe im Kühl- Ihre Bäckerei oder Metzgerei schrank oder die Milch im nicht mehr wieder, das Backofen. Vieles, z.B. But- Bedienen der Fernbedienung ter oder Toilettenpapier, für den Fernseher oder Bank- wird in Massen gekauft, geschäfte bereiten Proble- überall sind kleine Merkzet- me, Geld „verschwindet“, tel, der Anrufbeantworter Hobbys und Interessen wer- wird nicht mehr abgehört, den vernachlässigt? Termine zum Arzt, Verabre- dungen in Vereinen oder mit © Bianca Artz und Hans Seydel

14 Gerhard Seybert - Fotolia.com © Beratungs- Verhalten ihres Mannes in dem Hauptdarsteller der Sen- angebote dung wieder. Dieses ist gekennzeichnet durch Miss- Die Eheleute Meier sind trauen, Angst, Unsicherheit, Mitte 70 und seit 50 Jahren Beschuldigungen und Reiz- miteinander verheiratet. In barkeit. Nachdem Frau Meier ihren ruhigen Rentenalltag ihren Mann liebevoll und schleichen sich seit einigen doch bestimmend konse- Monaten vermehrt Missver- quent bittet, einen Facharzt ständnisse ein, weil der Ehe- aufzusuchen, wird die Diag- mann sich zunehmend nose Demenz vom Alzhei- zurückzieht und sich selt- mertyp gestellt. Das „unan- sam verhält. Er mag an kei- genehme“ Verhalten bekam nen gesellschaftlichen Ver- eine Bezeichnung, die noch anstaltungen mehr teilneh- mehr Ängste schürte. Die men, fragt immer wieder Eheleute hatten auf Grund nach bereits Gesagtem oder des Nichtwissens im Um- Geplantem und Vorwürfe gang miteinander viele Strei- bezüglich Geldern und ver- tigkeiten, die Ehefrau war in legten Dingen plagen den ihrer Lebenssituation völlig Alltag. Die Ehefrau sieht überlastet, so dass jegliche eines Abends fern und trifft Anforderungen, die von ver- auf einen Bericht zur Alzhei- schiedenen Hilfsanbietern mer-Demenz. Sie findet das auf Grund von bürokrati- 15 schen Strukturen gestellt Suche nach einem geeigne- wurden, zu komplex waren. ten Dienst oder einer geeig- Sie benötigten bezüglich neten Einrichtung. Dazu Aufklärung, Entlastung und gehören bei Bedarf auch die Antragstellungen einen kom- persönliche Kontaktaufnah- petenten Ansprechpartner me und der Kontaktaufbau und wandten sich an eine zu entsprechenden Diensten Beratungsstelle. und die Koordinierung aller an der Versorgung Beteilig- Die Beratung und Begleitung ten. Die Beratung ist indivi- erfolgen nach Kontaktauf- duell ausgerichtet und nahme entweder in Ihrem nimmt Bezug auf die erhal- Zuhause, in der Beratungs- ten gebliebenen Potenziale stelle, telefonisch oder per des Erkrankten sowie auf die E-Mail. Die Beratungsstellen Ressourcen des familiären informieren und beraten im Umfeldes. Kenntnisse über Rahmen der Einzelfallhilfe Krankheitsbilder und unabhängig und trägerneut- -verläufe bei gerontopsy- ral über die im jeweiligen ört- chiatrischen Erkrankungen, lichen Zuständigkeitsbereich zu denen die Demenz zählt, vorhandenen Angebote. Sie sind nach wie vor bei pfle- klären gemeinsam mit den genden Angehörigen, ehren- Hilfesuchenden und/oder amtlich und professionell Angehörigen den Hilfebe- Tätigen Gründe, ein Bera- darf und unterstützen die tungsgespräch in Anspruch 16 GordonGrand - Fotolia.com ©

zu nehmen. Ebenso werden bieten einen weiteren Anlass Informationen über ange- der Kontaktaufnahme, denn messene Formen der Kom- für manche Menschen ist es munikation, der Betreuung gut, aus der engen Häuslich- und Beschäftigung, der keit und eventuellen Isolati- Finanzierungsstrukturen, on herauszukommen. Priori- Vorsorgemöglichkeiten und tät hat zunächst dennoch therapeutischen Behandlun- die Stabilisierung der häusli- gen benötigt. Informationen chen Situation, die Beglei- zu stationären Einrichtungen tung und Stützung der Fami- 17 lien, bevor institutionelle trages zu „Kommunikation Angebote in Anspruch mit demenziell Erkrankten“ genommen werden. die Prinzipen von Geduld und Eindeutigkeit in Bezug Der Erfolg einer Intervention auf den Kommunikationsstil seitens einer Beratungsstel- aufgezeigt werden, erklärt le zeigt sich bei einer sich bereits Vieles. Weiter- demenziellen Entwicklung hin schaffen das Involvieren nicht in der absoluten verschiedener Helfer sowie Verbesserung, sondern in das Sicherstellen der Kos- der Verzögerung der Ver- tenbegleichung der Angebo- schlechterung. te eine große Entlastung. Im Vordergrund stehen sei- © Bianca Artz tens des primären Netzwer- kes oftmals die psychische Bewältigung der Erkran- kung, die Aufklärung zum Krankheitsbild und die Ent- lastung der Paar- und Pfle- gebeziehung. Nachdem den Familienmitgliedern in Ge- sprächen, im Austausch mit Gleichgesinnten, z.B. in einer Angehörigengruppe, oder der Besuch eines Vor- 18 Beratungsstellen

Seniorenberatung Kommunaler Seniorenbeirat Diakonisches Werk Bergstraße Telefon 06251 550096 Telefon 06251 1072-26 /-34 E-Mail [email protected] E-Mail senioren.bensheim@ dw-b.de Anlaufstelle für ältere Men- schen im Caritas Zentrum Pflegestützpunkt Kreis Berg- Franziskushaus / Mehrgenera- straße (gesetzlich Versicherte) tionenhaus Telefon 06252 95987-41 /-40 Telefon 06251 85425-0 E-Mail pflegestuetzpunkt@ E-Mail franziskushaus@ kreis-bergstrasse.de caritas-bergstrasse.de compass private pflegeberatung Telefon 0800 101 88 00 (bundesweit gebührenfrei) E-Mail info@ compass-pflegeberatung.de

19 Die Vorsorgevollmacht, zur rechtlichen Betreuung, Betreuungs- und Patienten- erhalten Sie kostenlos bei verfügung den Mitarbeitenden Ihrer Betreuungsstelle und dem Die rechtliche Caritas Betreuungsverein.

Betreuung © Lucie Woköck

Jeder Mensch kann im Caritasverband e.V. Laufe seines Lebens aus Betreuungsverein für den Kreis Gesundheits-, Unfall- oder Bergstraße e.V. Altersgründen unerwartet in Telefon 06252 990128 die Lage kommen, auf frem- E-Mail de Hilfen angewiesen zu [email protected] sein. Sofern Angehörige oder andere Personen nicht Kreis Bergstraße ausdrücklich dazu bevoll- Abteilung Gesundheit mächtigt sind die Angele- Betreuungsbehörde / genheiten für Betroffene zu Sozialpsychiatrischer Dienst regeln, stellt sich die Frage Telefon 06252 155854 nach einer rechtlichen E-Mail gesundheit@ Betreuung. kreis-bergstrasse.de Informationen zur Vorsorge- vollmacht, Betreuungs- und Patientenverfügung, sowie 20 Wohnumfeld- gestaltung

Jegliche Veränderungen im Der äußere Rahmen und die Wohnumfeld können den Ebene der Begegnung sollten Menschen verunsichern. sich, soweit es geht, den Menschen, die an Demenz Bedürfnissen der Kranken erkrankt sind, benötigen in anpassen. Deshalb ist bei ihrem alltäglichen Umfeld notwendigen Veränderungen klare Strukturen. behutsam vorzugehen. a.ghizzi - Fotolia.com ©

21 Räumliche Orientierung Gefahrenverminderung • Beibehaltung der gewohn- • Sichern von Küchenherden ten Umgebung von Möbeln und anderen Haushaltsgerä- und Erinnerungsstücken ten durch Absperrventile, • Akzeptieren des von dem Zeitschaltuhren, Gas- und Betroffenen als angenehm Temperaturmelder empfundenen Maßes an • Begrenzung der Heißwasser- Ordnung bzw. Unordnung temperatur • Reduzierung von Reizen im • Vermeidung von Stolperfal- Raum, wie z.B. stark len, z.B. Teppichen, starken gemusterte Tischdecken farblichen Bodenübergängen • Kennzeichnung von Räumen • Handläufe in großen Fluren und Orten durch Bilder oder bei Eingangstreppen- • Beleuchtung hell und mög- stufen lichst schattenfrei • Anbringung von Handgriffen im Bad oder WC

• Sicheres Verwahren von Medikamenten und Haus- haltschemikalien • Überprüfen von Haltbarkeits- daten bei Lebensmitteln • Sichern von Fenstern und Türen (Terrasse)

22 Informationen für das Angebote in soziale Umfeld Bensheim • Informieren der Nachbarn über die Krankheit des Stadtverwaltung Bensheim Betroffenen mit Angabe Team Stadtplanung und einer Kontaktmöglichkeit Demographie (Telefonnummer) für Telefon 06251 14-296 und -190 Notfälle E-Mail altersgerechterumbau@ • Name und Telefonnummer bensheim.de in die Geldbörse legen Hessische Fachstelle für • Bereithalten aktueller Wohnberatung HFW Fotos des Betroffenen Telefon 0561 5077-137 • Anbringen wichtiger Tele- E-Mail hfw@ fonnummern am Telefon awo-nordhessen.de Mobile Wohnberatung © Claudia Sänger www.mobile-wohnberatung.de Telefon 06251/14-296 und - 190 Sicher Wohnen – Einbruchschutz durch die polizeiliche Beratungs- stelle Telefon 06151 969-4030 E-Mail Beratungsstelle.ppsh@ polizei.hessen.de 23 Niederschwellige Die ehrenamtlichen Helfer Betreuungs- und des Besuchsdienstes bieten an, ältere Mitbürger regel- Unterstützungs- mäßig zu Hause zu besu- angebote chen, miteinander zu erzäh- len, gemeinsam Zeitung zu lesen oder beim Spaziergang zu begleiten. Herrn M. fällt es wegen zunehmender körperlicher Wer besucht werden möchte Gebrechen immer schwerer oder wer den Besuchsdienst die eigene Wohnung ohne für seine Angehörigen in Hilfe zu verlassen. Er lebt Anspruch nehmen möchte, allein und hat nur noch kann sich an die zuständigen wenig Kontakt zur Außen- Ansprechpartner wenden. welt. Viele gute Freunde und Bekannte sind bereits Frau K. lebt seit einiger Zeit gestorben. Er ist darauf bei ihrer Tochter, weil es ihr angewiesen, selbst Besuch immer schwerer fiel, ihren zu bekommen. eigenen Haushalt allein zu Ein regelmäßiger Besuchs- führen. Sie wurde immer ver- dienst hat sich zum Ziel gesslicher und benötigt gesetzt, die Situation älterer Unterstützung schon bei klei- und sich allein fühlender nen Dingen des Alltags. Oft Menschen zu verbessern. wird ihr die Zeit zuhause zu 24 Gerhard Seybert - Fotolia.com © lang und sie wünscht sich Demenz und an Senioren, Unterhaltung mit anderen die gerne einige Stunden in Senioren. An einem Senio- Gemeinschaft mit anderen renkreis teilzunehmen, ist verbringen möchten. Die ihr aufgrund zunehmender Angehörigen werden in die- Demenz ohne Betreuung ser Zeit entlastet und kön- nicht mehr möglich. Aus der nen eigenen Aktivitäten Zeitung erfuhr ihre Tochter nachgehen. Nach einem von einem Seniorenfrüh- gemeinsamen Frühstück gibt stück. es musikalische und kreative Das Angebot richtet sich an Angebote, Gymnastik, ältere Menschen mit Gedächtnistraining oder 25 auch Spaziergänge. Auf Angebote in Wunsch kann in der Regel ein Fahrdienst in Anspruch Bensheim genommen werden. Hat der Medizinische Dienst Besuchsdienst zu Hause der Krankenkassen (MDK) „Zeit schenken“ eine Demenz gemäß §45 Seniorenfrühstück SGB XI anerkannt, können „Zeit teilen“ die Teilnehmer die Kosten für niedrigschwellige Kooperation von Caritas Betreuungsangebote über Zentrum Franziskushaus/ die Pflegekasse geltend Mehrgenerationenhaus, machen. Pfarreienverbund Bensheim und Caritas Sozialstation © Cornelia Tigges-Schwering Heppenheim/Bensheim/ Telefon 06251 854-250 E-Mail franziskushaus@ caritas-bergstrasse.de

26 Gedächtnistraining Frühstückstreffen im Rahmen der „Zeit für uns“ Gedächtnisambulanz Gruppenangebot für Männer Praxis Dr. Meyer mit Demenz Telefon 06251 4444 Deutsches Rotes Kreuz E-Mail info@ therapiegemein- Kreisverband Bergstraße e.V. schaft.de Telefon 06252 700445

27 Robert Kneschke - Fotolia.com © Angebote für benehmen.“ Sie erkennt auf Angehörige Grund der enormen Bela- stung nicht, dass die Verän- derungen im Wesen und Ver- Eine Dame betreut und halten des Mannes krank- pflegt ihren demenzerkrank- heitsbedingt sind. Ein Ver- ten Ehemann seit Jahren. ständnis für ihre Probleme Ihr Motto war stets: „Ich im Umgang mit dem mache das allein! Das kann Erkrankten gibt es wegen kein Fremder! Ich brauche Unkenntnis vielleicht weder keine Hilfe. Ich muss das von ihren eigenen Familien- Schicksal meistern.“ Eines mitgliedern, noch von den Tages bemerkt sie, dass sie Nachbarn und Freunden. kein eigenes Leben mehr „Es ist doch alles gar nicht hat, alles dreht sich um die so schlimm!“, „Es wird Pflege und Betreuung ihres schon wieder!“ sind Aussa- Mannes. Die Grenzen ihrer gen von Außenstehenden, Hilfsbereitschaft und Geduld die es oftmals gut meinen, im Umgang sind längst über- aber den Alltag mit einem schritten, oftmals ist sie demenziell veränderten, wütend, traurig oder fühlt doch (einst) geliebten Men- sich schuldig. „Mein Mann schen nicht erleben. ist nur bei mir so, im Kon- takt mit anderen Menschen kann er sich doch auch 28 bilderstoeckchen - Fotolia.com ©

Ein Kontakt zu Menschen, ständnisvollen und wert- die sich in ähnlichen Situa- schätzenden Umgang Aner- tionen befinden, ist hilfreich kennung und emotionale Ent- – egal, ob die Diagnose erst lastung. Gefühle wie Trauer, kürzlich bekannt ist oder Wut und Enttäuschung wer- bereits länger besteht. den in der Gruppe ebenso thematisiert wie schwierige Gesprächskreise für Ange- oder belastende Situationen. hörige / Angehörigengrup- Gleichzeitig können Rat- pen geben Raum für einen schläge und Hinweise auf Erfahrungsaustausch und der Grundlage von Erfahrun- vermitteln durch einen ver- gen, die nur Angehörige 29 selbst machen können, wei- Angebote für ter gegeben werden. Diese Angehörige Gesprächskreise vermitteln vor allem das Erleben, dass Pflegende und Betreuer mit Angehörigentreffen im Rahmen ihren Problemen nicht allei- der Gedächtnisambulanz ne dastehen. Sie themati- Praxis Dr. Meyer sieren ebenso die individu- Telefon 06251 4444 elle Pflegesituation und E-Mail info@ den Zugang zu möglichst therapiegemeinschaft.de vielen Informationen, wie z.B. Hinweise auf Entlas- Selbsthilfekontaktstelle im tungsangebote, Finanzie- Kreis Bergstraße rungsmöglichkeiten der Telefon 06252 990128 Pflege und Betreuung, E-Mail Rechtsfragen und das Wis- selbsthilfekontaktstelle@ sen über Umgangsmöglich- caritas-bergstrasse.de keiten mit den Erkrankten.

© Bianca Artz Diakoniestation Bensheim-Zwingenberg Telefon 06251 66654 E-Mail info@diakoniestation- bensheim-zwingenberg.de

30 Caritas Betreuungsverein Kreis Bergstraße e.V., Heppenheim Telefon 06252 990130 E-Mail bv@ caritas-bergstrasse.de

Angehörigentreffen jeden 1. Donnerstag im Monat Bürgerhaus Kronepark 15.00–16.30 Uhr Telefon 06251 1092-615 E-Mail bensheim-sdl@ awo-hessensued.de libzia - Fotolia.com

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31 Ambulante Pflege- Sie vereinbart einen unver- bindlichen Gesprächstermin und Betreuungs- und erfährt, dass sie – auch angebote ohne eine Pflegestufe zu haben – Unterstützung erhalten kann, in dem sie die Frau Erna K. lebt alleine. Sie Kosten privat zahlt. Sie leis- ist 78 Jahre alt und stellt in tet sich gleich ab der nächs- letzter Zeit immer häufiger ten Woche eine Haushalts- fest, dass sie Dinge ver- hilfe, die auch mit ihr ein- gisst, verlegt und sich nicht kaufen geht. Diese Unter- mehr so gut orientieren stützung ist für Frau K. eine kann. Die Körperpflege kann große Entlastung. sie ohne Unterstützung Nach einem Jahr geht es ihr noch selbst bewältigen, und deutlich schlechter. Sie die Strukturierung ihres All- bekommt die Diagnose „De- tags gelingt ihr ebenfalls menz“ und nach Antragstel- noch alleine. lung erhält sie eine Pflegelei- Sie berichtet einer Freundin stung und einen zusätzlichen von ihrer Vergesslichkeit Betrag zur Betreuung. und bekommt den Rat, sich Ab sofort erhält sie im Rah- an einen ambulanten Pflege- men des Sachleistungsbetra- dienst zu wenden, dieser ges der Pflegestufe die not- könne helfen. wendige Unterstützung beim 32 Duschen, weil die eigene Pflegedienst die Tabletten Körperpflege Schwierigkei- und Tropfen nicht nur rich- ten bereitet. tet, sondern drei Mal am Der Betreuungsbetrag wird Tag eine Schwester kommt, für einen zusätzlichen um ihr die Medikamente zu wöchentlichen Besuch einer reichen. Die Termine beim Betreuungskraft genutzt, Arzt oder Frisör vereinbart um sich auf vielfältige der Pflegedienst nicht nur Weise sinnvoll mit ihr zu für Frau K., sondern beglei- beschäftigen: Mit ihr Kaffee tet sie hierzu und betreut sie zu trinken, sich mit ihr zu entsprechend. Frau K. ver- unterhalten, spazieren zu gisst während des Fort- gehen oder mit ihr zu spie- schreitens ihrer Erkrankung len. Die Krankheit schreitet zunehmend auch Essen und voran, Frau K. kann nicht Trinken. mehr sicher ihre Medika- Eine erneute Überprüfung mente einnehmen und die ergibt, dass ihr eine Erhö- Organisation ihrer Termine, hung der Pflegeleistung zum Beispiel bei Ärzten, zusteht. Es kommt jetzt kann sie alleine auch nicht jeden Morgen jemand vom mehr bewältigen. Hier Pflegedienst, der ihr ein Früh- unterstützt sie der Pflege- stück richtet, mittags ist dienst ebenfalls. Der Arzt eine Freundin bei ihr, um mit verordnet ihr die „Medika- ihr zu essen, abends wird – mentengabe“, so dass der wieder vom Pflegedienst – 33 Peter Maszlen - Fotolia.com

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das Abendbrot gerichtet Unterstützung. Der Pflege- und sie erhält Hilfe beim dienst organisiert den Ein- Waschen und Umkleiden. kauf aller notwendigen Frau K. ist sehr froh in ihrer Lebens- und Haushaltsmit- gewohnten Umgebung blei- tel. Für Frau K. ist diese Art ben zu können und nimmt der Betreuung mittlerweile die Hilfe, die immer wieder lebensnotwendig, denn allei- an ihre Bedürfnisse ange- ne könnte sie ihre Angele- passt wird, gern an. genheiten schon lange nicht mehr regeln. Und wichtig ist Bei der Haushaltsführung auch, dass Frau K. so oft benötigt sie nun auch mehr Ansprache und Anregung 34 von außen erhält, sodass sie stattfindet, begleiten. Eine nicht vereinsamt. weitere willkommene Abwechslung in ihrem Zu ihrer Sicherheit hat sie Wochenplan ist der Besuch jetzt auch einen Hausnotruf. einer Tagespflege. Durch Dies bedeutet, dass sie im diese beiden Angebote Notfall, zum Beispiel wenn begegnet sie immer wieder sie stürzt und nicht mehr freundlichen Menschen und alleine aufstehen kann, nur kann an den verschiedens- einen Knopf drücken muss ten Aktivitäten teilnehmen. und dadurch eine Telefon- verbindung zur Notrufzentra- Das tut ihr gut. le hergestellt wird. Dieser Das Fallbeispiel zeigt auf, Notruf ist 24 Stunden be- dass der Pflegedienst in setzt und es kommt dann Zusammenarbeit mit Ange- schnellstmöglich die Pflege- hörigen oder Betreuern, je kraft oder auch der Notarzt nach Bedarf und Bedürfnis- zu Hilfe. Der „Knopf“ hängt sen, einen individuellen entweder als Kette um ihren Unterstützungsplan erstellt. Hals oder ist an ihrem Hand- Dieser wird in den verschie- gelenk als Armband befes- denen Bereichen Pflege, tigt. Hauswirtschaft und Betreu- Frau K. lässt sich auch zu ung immer wieder überprüft einem Seniorenfrühstück, und angepasst. das einmal in der Woche © Kerstin Güthge 35 Ambulante Pflege- Ambulanter Pflegedienst Adele Telefon 06251 175374 und Betreuungs- E-Mail [email protected] angebote KommMit – mobiler Pflegedienst SERVICETEAM Telefon 06251 8606528 mobil GmbH E-Mail Telefon 06251 5826380 [email protected] E-Mail info@ serviceteam-odenwald.de Caritas-Sozialstation Heppenheim-Bensheim-Lorsch Diakoniestation Telefon 06252 12423-0 Bensheim-Zwingenberg E-Mail sst.heppenheim@ Telefon 06251 66654 caritas-bergstrasse.de E-Mail info@diakoniestation- bensheim-zwingenberg.de SINAH – Begleitung allein lebender älterer Personen bei Pflegedienst Pusteblume der Krankenhausentlassung Telefon 06251 64382 Telefon 06252 9598748 E-Mail info@ E-Mail sinah@ pflegedienst-pusteblume.de kreis-bergstrasse.de

36 Teilstationäre lingsbeschäftigung – Torte Betreuungs- zu backen – fallen ihr die Zutaten nicht mehr ein und angebote / sie verwechselt Salz mit Tagespflege Zucker. Nach dem Besuch des Hausarztes und eines Facharztes wird die Diagno- Ein Ehepaar Mitte 70 be- se „senile Demenz Alzheimer wohnt ein Einfamilienhaus Art“ gestellt. Aufgrund eines in einer Wohnsiedlung. Die Beratungsgesprächs in einer beiden Kinder leben mit Fachklinik nimmt der Ehe- ihren Familien 20 bzw. 400 mann Kontakt mit der Ta- Kilometer entfernt. Der Ehe- gespflege vor Ort auf. Dort mann ist ehemaliger Han- beginnt die Unterstützung delsvertreter und sie war als an zwei Tagen in der Woche Hausfrau für die Erziehung und wird später auf alle fünf der Kinder zuständig. In den Öffnungstage ausgeweitet. letzten Jahren unterstützte Die Ehefrau erfährt hier viel sie ihre Kinder bei der Ver- Sicherheit, Zuwendung und sorgung der Enkel. Für diese Vertrautheit und der pflegen- Unterstützung fuhr sie de Ehemann kompetente Be- regelmäßig mit dem Auto. ratung, Austausch mit ande- Eines Tages kommt sie sehr ren Betroffenen und einige spät und nur auf Umwegen Stunden unbesorgte freie zu Hause an. Bei ihrer Lieb- Zeit. 37 Mit der Pflege eines ambu- tet den Gästen in familiärer lanten Dienstes und Betreu- Atmosphäre geregelte Struk- ungsbesuchen zu Hause turen im Tagesablauf sowie sowie einer regelmäßigen abwechslungsreiche Aktivi- Nutzung des Kurzzeitpflege- täten. angebotes ist für das Ehe- Pflegende Angehörige erfah- paar ein gemeinsames ren eine spürbare Entlas- Leben in den eigenen vier tung, können Fragen an das Wänden für möglichst lange dortige Fachpersonal stellen Zeit gegeben. und erhalten Informationen Der Besuch einer Tagespfle- zu in ihrer Situation wichti- ge zeigt speziell Menschen gen Themen. Im Kontakt zu mit demenzieller Erkrankung anderen Angehörigen stellen oder psychischen Verände- sie oft fest, dass diese glei- rungen Möglichkeiten auf, che oder ähnliche Erfahrun- neben dem häuslichen und gen oder Schwierigkeiten familiären Umfeld Kontakte haben. zu Gleichaltrigen zu knüp- © Claudia Sänger fen, sowie Hilfe und Unter- stützung in den Aufgaben Tagespflegeangebote des täglichen Lebens zu erhalten. Die Tagespflege Caritasheim „St. Elisabeth“ hat von Montag bis Freitag, Telefon 06251 1080-16 in der Zeit von 8.00 Uhr bis E-Mail ch.bensheim@ 16.30 Uhr geöffnet und bie- caritas-bensheim.de 38 Stationäre Betreu- Herr und Frau S. konnten ungsangebote / sich mit ihren 85 Jahren noch sehr gut selbst versor- Stationäre Pflege gen und auch das Haus instand halten. Sie nahmen rege am gesellschaftlichen Das Ehepaar S. lebt seit 40 Leben teil und pflegten viele Jahren im eigenen Haus. soziale Kontakte bis sich vor Die Kinder und ihre Familien zwei Jahren bei Frau S. sind berufsbedingt in weiter leichte demenzielle Verände- entfernte Städte gezogen. rungen zeigten. In der ersten Melpomene - Fotolia.com

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39 Zeit wurden diese durch Das Leben mit seiner Frau situatives Einschalten des gestaltet sich für Herrn S. Ehemannes überspielt. Mit immer schwieriger, vor allem der Zeit wurden die Zeichen weil er ihre Wesensverände- einer fortschreitenden rung nicht als Krankheit Demenz immer deutlicher. annehmen kann. Er erkennt Schlüssel wurden gesucht, in ihr seine sonst so ord- alltägliche Dinge befanden nungsliebende, gesellige und sich nicht mehr am ge- lustige Frau nicht wieder. wohnten Platz, sondern Seine Geduld und seine fanden sich an unüblichen Fürsorge kommen an seine Orten wieder, Sachen wur- Grenzen, als sie ihn nicht den gehortet, die örtliche mehr erkennt, ihn grundlos Orientierung fehlte zeitwei- beschimpft, eingeschaltete se, Gesprächsinhalte wur- elektrische Geräte unbeauf- den nicht mehr richtig ver- sichtigt lässt, sich verläuft folgt und weitere demenziel- und wiederholte Male stürzt. le Anzeichen häuften sich. Die Häufung solcher Ereig- Die Schwerhörigkeit des nisse ist der Anlass für ihn Ehemannes und eine zuneh- und seine Kinder, seiner mende Inkontinenz der Ehe- Frau ein Zuhause, in dem sie frau waren der Anlass für bestmöglich betreut werden beide, sich stückweise aus kann, zu suchen. dem gesellschaftlichen Leben zu entfernen. 40 Einrichtungen mit einem Stationäre besonderen stationären Betreuungs- Pflege- und Betreuungsan- gebot, welche den Bedürf- angebote nissen von Menschen mit Demenz entgegenkommen, AWO-Sozialzentrum sind hier die Option für ein Telefon 06251 1092-0 geeignetes Wohnumfeld. E-Mail bensh-post@ awo-hessensued.de Fachkräfte im Pflege- und Betreuungsbereich stehen Caritasheim „St. Elisabeth“ Betroffenen rund um die Telefon 06251 1080-0 Uhr mit Rat und Tat zur E-Mail ch.bensheim@ Seite. caritas-bergstrasse.de Zu den Einrichtungen der stationären Pflege zählen Seniorenzentrum am in erster Linie die Pflege- Fürstenlager heime, Einrichtungen mit Telefon 06251 701590 Tages-, Nacht-, Kurzzeit-, E-Mail wojtowicz.vfim@ Verhinderungs- und Lang- t-online.de zeitpflege.

© Sigrid Schmeer

41 Palliativmedizin / Nun verweigert sie seit einer Hospiz Woche jede Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Der Sohn hat Angst, dass seine Seit 13 Jahren wohnt Frau Mutter unter Hunger oder S., 99 Jahre alt, bei ihrem Durst leidet! Er fühlt sich Sohn und wird bei weit fort- hilflos, wenn er nichts tun geschrittener Demenz liebe- kann, um ihre Not zu lin- voll von ihm gepflegt. Sie dern. ist vollständig auf Hilfe an- Die Hausärztin zieht ein Pal- gewiesen, kann nicht selb- liativnetz zur Mitbehandlung ständig essen, nicht spre- hinzu. chen, sich nicht bewegen. Seit einigen Wochen hat Bei einem ersten Hausbe- sich ihr Allgemeinzustand such durch das Team (Ärztin mehr und mehr verschlech- und Krankenschwester) tert, eine Mobilisation in wurde bei Frau S. eine den Pflegesessel ist nicht Schmerztherapie eingeleitet. mehr möglich, bei Pflege- Mit dem Pflegedienst verein- maßnahmen schreit sie laut. baren wir die Gabe eines Durch das ständige Liegen kurzwirksamen Schmerzme- hat sie Kontrakturen (ver- dikaments vor Pflegemaß- kürzte Muskulatur, versteif- nahmen und besprechen die te Gelenke) und zunehmend Vorgehensweise zur Versor- auch Druckgeschwüre. gung der Druckgeschwüre. 42 Gabriele Rohde - Fotolia.com ©

Ein langes Gespräch mit ge das Durstgefühl bei tro- dem Sohn über den mut- ckenem Mund lindern kann. maßlichen Willen seiner Mut- ter in dieser Situation (sie Bei unseren nachfolgenden verfasste keine Patienten- Besuchen erleben wir Frau verfügung) und über pflege- S. deutlich ruhiger und ent- risch-ethische Fragen – u.a. spannter, sie leidet nicht bei künstliche Ernährung am der Pflege, nimmt mit Hilfe Lebensende – entlasten ihn einer Pipette immer wieder merklich. Er weiß nun z.B., ein wenig Flüssigkeit zu wie er durch gute Mundpfle- sich. Der Sohn ist sehr er- 43 leichtert, fühlt sich aller- Hinweis: Die palliativmedizini- dings ausgelaugt und müde. sche Versorgung kann vom Hausarzt verordnet werden. Das Angebot der Unterstüt-

zung durch eine ehrenamtli- che Hospizhelferin des Hos- Angebote in pizvereins nimmt er gerne an. Die Gespräche entlasten Bensheim ihn, er traut sich für kurze Zeit das Haus zu verlassen, Hospiz-Verein Bergstraße e.V. seine Mutter ist nicht allein. Telefon 06251 680404 E-Mail post@ Frau S. verstirbt 10 Tage hospiz-verein-bergstrasse.de später ganz friedlich. Palliativnetz Bergstraße GbR Eine Fachkraft des Hospiz- Telefon 06251 845580 vereins hilft dem Sohn bei der Pflege der Verstorbenen Diakoniestation und unterstützt ihn dadurch Bensheim-Zwingenberg in einem würdevollen Ab- Telefon 06251 66654 schiednehmen. E-Mail info@diakoniestation- Einige Wochen später bensheim-zwingenberg.de besucht der Sohn einmal das Trauercafé des Hospiz- vereins.

© Lucia Stenger 44 Zielsetzung des gemeinsam, mit den jeweili- gen Stärken der Netzwerk- Netzwerks partner, zu meistern. Das Netzwerk Demenz be- Das Netzwerk Demenz Bens- steht seit dem 13.5.2013. heim hat die infrastrukturelle Das Projekt „Demenzweg- Verbesserung für Demenz- weiser Bensheim“ ist das kranke und Angehörige zur erste Netzwerk-Projekt und Zielsetzung. ein erster Schritt, die Bürge- Das Netzwerk Demenz steht rinnen und Bürger über das allen Interessierten offen, Thema Demenz zu informie- die sich privat oder beruflich ren und fallbezogen An- mit Demenz beschäftigen sprechpartner zu nennen. und im Sinne der Zielsetzung Durch den Wegweiser soll dazu beitragen möchten, es gelingen, das Thema De- dass sich Bensheim als menz verständlicher zu ma- demenzfreundliche Kommu- chen und damit auch die ne etabliert. von Demenz betroffenen Das Netzwerk ist Teil der Personen gesellschaftlich „Vernetzten Stadt“. Ziel ist einzubinden. es, die Herausforderungen der Zukunft, hier einen zu erwartenden Anstieg der Menschen mit Demenz, 45 Haben auch Sie Interesse Impressum am Netzwerk Demenz Bensheim mitzuwirken? Herausgeber Bürgerstiftung Bensheim in

Kooperation mit dem Netzwerk Ansprechpartner Demenz Bensheim Kirchbergstraße 18 Stadt Bensheim 64625 Bensheim Team Stadtplanung und Demographie Projektleiter Telefon 06251 14-296 und Stadt Bensheim 06251 14-190 Team Stadtplanung und E-Mail demographie@ Demographie bensheim.de Telefon 06251 14-296 und 06251 14-190 E-Mail demographie@ bensheim.de www.bensheim.de

46 Netzwerkpartner Kreisseniorenbeirat Bergstraße, Landesseniorenvertretung Hes- Acuritas OHG, Ambulanter Pfle- sen e.V., Langer Lernerfolg, gedienst Adele, Arbeiterwohl- Mobile Wohnberatung der Hand- fahrt Bensheim, Caritas Betreu- werkskammer , Part- ungsverein im Kreis Bergstraße nerin Kinaesthetics DE, Pflege- e.V., Caritas Sozialstation, dienst Pusteblume, Pflegestütz- Caritasheim St. Elisabeth, Cari- punkt Kreis Bergstraße, Ret- tas Zentrum Franziskushaus / tungshundestaffel Bergstraße- Mehrgenerationenhaus, com- Odenwald e.V., Selbsthilfekon- pass private pflegeberatung, taktstelle im Kreis Bergstraße, Deutsches Rotes Kreuz, Diako- Seniorenzentrum Fürstenlager, niestation Bensheim/Zwingen- Pflegedienst SERVICETEAM berg, Diakonisches Werk Berg- Odenwald mobil, SINAH, Vitos straße, Dr. Meier-Therapie- Heppenheim zentrum, Dr. Wimmer & Kolle- gen, Hospiz Ver- ein Bergstraße, KommMit – mobi- ler Pflegedienst, Kommunaler Seniorenbeirat, Kreis Bergstraße Fachstelle für Leben im Alter, 47 Petair - Fotolia.com © E-Mail Telefon Kirchbergstraße Bürgerstiftung Diese 3. Birgit Annemarie Sigrid Hans Claudia Maria Kerstin Markus Bianca Redaktion Auflage, Seydel Steinmann Broschüre Rief Schmeer Artz Güthge Sänger Foltin 06251 [email protected] Peter Stand: Bensheim 14 18 wurde 272 März finanziert 2016 durch: netzwerk demenz bensheim

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