BAUKULTURaltdorf ENTDECKENWAKKERPREIS 2007

Ein Spaziergang mit dem Schweizer Heimatschutz In Zusammenarbeit mit dem innerschweizer heimatschutz und der gemeinde altdorf

Schweizer heimatschutz patrimoine suisse Heimatschutz svizzera protecziun da la patria

altdorf

Altdorf wurde erstmals im 13. Jh. namentlich erwähnt. Parallel zur zunehmenden

Bedeutung des Gotthardpasses entwickelte sich der Ort zum wichtigsten Han- E F SS LÜ A 3 EL G KAPUZINERWE ER 6 delsplatz des Urnerlandes. Vom 16. bis ins 18. Jh. errichteten hier erfolgreiche ST 4 R G A SANG SSE L Söldner und Aristokratenfamilien ihre Herrensitze. Diese Häuser sowie die di- E 5 VOG

I versen öffentlichen Bauten jener Zeit verleihen dem Ortskern noch heute seinen L 7 2 HERRENGASSE einzigartigen Charakter. Im 19. und 20. Jh. haben in erster Linie die neue Bahn- TELL ENGÄSS BI W R SGAS KEN SE LÖ 1 hofstrasse und die Gebäude der Firma Dätwyler unübersehbare Spuren im Orts- STRA E E 8 SCHÜ SS S TZEN SS SSE CH GASS A RA E 18 WA R T bild hinterlassen. Die räumliche Entwicklung des Hauptortes des Kantons Uri M LDM ST FS A L IE TT

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N GA Z PITA 19 HELLG 17 setzt sich bis heute fort, aktiv mitgestaltet von den zuständigen Behörden. S H AT AS TRASSE SS L S BA SE BAUM NP EN E H G Altdorf erhält vom Schweizer Heimatschutz den Wakkerpreis 2007. Die Gemein- GA LE HA RT 16 EN DÄ E ST HELLG de wird ausgezeichnet für ihre klare, landschaftsverträgliche Raumentwicklung TRASS 12 R. TWYLERSTRA RFERS A SEEDO . S R 13 SE und die erstaunliche Vielzahl gelungener Neubauten und Sanierungen. Diese ge- ST N SSE E 11 14 SSE hen auf die wirkungsvollen Steuerungselemente zurück, welche Altdorf seit meh- G 10 GITSCH STRA WE GOTT IK SE ASSE TT 9 S KLOSTERG H reren Jahren einsetzt. Wichtige Planungsmittel sind Kernzonen- und Quartier- AR BR RA DSTRA T E SSE FS RASS 15 16 RE FA richtpläne, Wettbewerbe und Studienaufträge. Ein gut besetztes Fachgremium GROSSMA O ST E EN OB AHNH SCH B E beurteilt zudem die Bauvorhaben in der Kernzone. Die hohen Anforderungen an GIT GOTT K STO GASS HA O STR. RDS R ATT F NM GM F TR NEUMÜHLEWEG die architektonische Qualität zeigen sich sowohl in den Projekten, welche die LAN EL ASS G SE E A AS KREUZ S TTS SE A KLAUSENSTRASSE Gemeinde selber realisiert hat, als auch bei zahlreichen privaten Vorhaben, deren IG T L

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S ND SE S S S gute Gestaltung gefördert wurde. SE A RÜ G RA

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Mit dieser Publikation laden wir Sie zu einem Spaziergang durch Altdorf ein. S G GE AS

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Entdecken Sie mit uns die wichtigsten Bauten der Vergangenheit und die Quali- GH GASS IN I

TT täten der Architektur des 20. Jahrhunderts. Anhand der vorgestellten Gebäude A NDL

RÜ HOF GUR G BAHN TENMUNDS und Projekte der letzten Jahre erfahren Sie, was in Altdorf abseits des be- RY TRASSE ST N WEL Ä E TIG IN ASSE CH rühmten Telldenkmals alles geleistet wurde und was zur Auszeichnung mit dem MATTS T S TR

A TR begehrten Wakkerpreis 2007 geführt hat. SSE . 20 Der Schweizer Heimatschutz wünscht Ihnen viel Vergnügen!

1. Rathausplatz und telldenkmal

Turm mit Telldenkmal: ab 13. Jh.; um 1800 (Wiederherstellung); 1890–95 (Renovation) Rathaus: 1805/06, Niklaus Purtschert, Luzern; 1985/87, Germann & Achermann, Altdorf (Innen- renovation)

Das Telldenkmal ist Altdorfs berühmtestes Monument. Über das Hauptwerk Richard Kiss- lings von 1895 und seine Geschichte besteht eine umfangreiche Literatur. Im Rundgang durch Altdorf richtet sich das Augenmerk deshalb für einmal nicht auf das alles über- strahlende Nationaldenkmal, sondern auf den Rathausplatz, der mit seiner Form und den angrenzenden Gebäuden eine nähere Betrach- tung verdient. Das harmonische Bild des nahezu quadra- tischen Rathausplatzes wird etwas getrübt durch die stark befahrene Verbindung Tells- gasse/Schmiedgasse und den entsprechenden eine Umgestaltung des Platzes dem Rathaus Das Rathaus wurde im Stil des Klassizismus Wechsel im Platzbelag. Trotzdem sind das Rat- zu einer repräsentativeren Wirkung verhalf. erbaut. Es ersetzte den Vorgängerbau von ca. haus mit seiner dreiachsigen Hauptfassade Im Zuge dieser Umgestaltung wurde auch der 1676/77, der beim Dorfbrand vom 5. April und der freistehende Turm mit dem Telldenk- bestehende Turm, der in seiner Substanz zu 1799 Totalschaden erlitt. Mit seinem T-förmi- mal als dominierende Bauten erkennbar. Die- den ältesten Bauwerken Altdorfs gehört, als gen Grundriss ist es der einzige bekannte Rat- ser Eindruck geht auf das 16. Jh. zurück, als «Rathauscampanile» freigestellt. hausbau dieser Art in der Schweiz.

steht an der Grenze zur Löwengasse. Im hin- der aufgebaut werden. 1966 wurden zwei Flü- 2. Zierihaus teren Bereich durchbricht er die hohe Gassen- gel mit zusätzlichen Zellen und Besprechungs- mauer und wird in ortstypischer Weise zur räumen angebaut. Das in diesen Bauten unter- Rathausplatz 2 Gassenbegrenzung. Die Zone zwischen Büro- gebrachte «Haus der Stille» nimmt Gäste auf, 1801/02; 1895, Josef Gisler; 1995/96, Germann & trakt und Altbau dient als glasbedeckter Er- die einige Tage abseits des Alltags verbringen Achermann, Altdorf (Um- und Anbau) schliessungsraum für das ganze Gerichtsge- möchten. Unter dem Giebeldach des Ostflügels bäude und ist zugleich Warte- und Empfangs- befindet sich ein freistehender Meditations- bereich. Der zweite neue Baukörper, der Ge- raum, der mit seiner ovalen Form und dem richtssaal, ist ein dreiseitig freistehender seitlich einfallenden Licht eine Atmosphäre Holzbau. Er befindet sich im ehemaligen Gar- der Ruhe und Abgeschiedenheit schafft. ten des Wohnhauses. Mit seiner Transparenz Die in Terrassen angelegten Gärten dienen der und der feingliedrigen Struktur ist er Teil des Klostergemeinschaft noch heute zur Selbst- von Mauern umschlossenen Gartenraums. versorgung. Auf dem Klostervorplatz steht ein Gründungskreuz und eine Linde mit um- laufender Sitzbank. Von hier geniesst man ei- 3. Kapuzinerkloster nen eindrücklichen Ausblick auf das Dorf und bei Allen Heiligen die Reussebene.

Das unmittelbar nach dem Dorfbrand errichte- Kapuzinerweg te und um 1895 zusätzlich ausgeschmückte 1581-84; 1737; 1804; 1966, Moritz Räber, Zieri-Haus ist seit 1978 im Besitz des Kantons. Luzern (Anbau); 1997, Drost + Dittli Architekten, Es wurde 1995/96 vom Architekturbüro Ger- (Dachausbau) mann & Achermann umgebaut, restauriert und um zwei Gebäude erweitert. Im Erdge- schoss des Altbaus befinden sich die Büros des Das am Hang über dem Dorf gelegene Kloster Landgerichts, im Obergeschoss die des Ober- war ab 1581 die erste Kapuzinerniederlassung gerichts. Seitlich des Altbaus wurde zeitgleich nördlich der Alpen. Das Kloster sollte Altdorf ein zweigeschossiger Bürotrakt erstellt, der in seiner Funktion als Stützpunkt der Gegen- im Erdgeschoss die Gerichtskanzlei aufnimmt. stärken. Es fiel 1799 den Flam- Der in Massivbauweise errichtete Baukörper men zum Opfer und musste in der Folge wie-

4. Historische Natursteinmauern

Ab 15. Jh.

Der Weg vom Dorf hinauf zum Kloster und 2005 die Sanierung der Mauern voran und von da hinunter zur Pfarrkirche ist in seinen leistete somit einen grossen Beitrag zur Pflege Grundzügen erhalten und lässt noch heute die und zum Erhalt des einmaligen Ortsbildes – Strassenbaukunst des 16. Jh. erahnen. Wich- und auch zum Schutz der Natur, denn die tiges Element des Weges sind die Naturstein- Mauern bieten vielen seltenen Pflanzen und mauern, die in ähnlicher Form im gesamten Tieren einen Lebensraum. Das Mauersanie- Dorf anzutreffen sind und mit einer Gesamt- rungsprojekt unter dem Namen ALMAUSA länge von rund 16 Kilometern einen charakte- (finanziert durch die öffentliche Hand, den ristischen Teil des Ortsbildes darstellen. Die Fonds Landschaft Schweiz und die Grund- ältesten Mauern (z. B. beim Gründliweg) ge- stückseigentümer) soll weitergeführt werden: hen bis ins 15. Jh. zurück. Entstanden sind In einer zweiten Etappe wird die Instandstel- die Ummauerungen der Grundstücke nach lung der Trockenmauern in der Umgebung dem Vorbild spanischer, französischer und ne- angepackt. apolitanischer Höfe. Die relativ kostspieligen Bauwerke konnten sich die Altdorfer dank des in fremden Kriegsdiensten erworbenen Reich- tums leisten. Aus den privaten Mauern ent- wickelte sich nach und nach ein ganzes Sys- tem von Gassen und Wegen. Obwohl viele dieser Natursteinmauern von überregionaler Bedeutung sind, war die wert- volle Bausubstanz zum Teil vom Zerfall be- droht. Die Gemeinde trieb zwischen 2002 und

5. Pfarrkirche St. Martin mit Kirchenbezirk

Pfarrkirche: 1602-07, Rocco Ruggia, ; 1800-09, Franz Josef Rey, Muri; 1969, Josef Utiger, Altdorf (Renovation) Beinhaus: 1596, vermutl. Antoni Isenmann Ölbergkapelle: 1656-57

Bereits von weither sichtbar ist die katholische um die Gebeine aus dem Friedhof zu sammeln Pfarrkirche St. Martin am Fuss des Kapuzi- und so Platz für weitere Bestattungen zu nerhügels. Sie wurde nach dem Dorfbrand von schaffen. Auf der anderen Seite der Pfarrkir- 1799 unter Verwendung des Mauerwerks des che befindet sich die Ölbergkapelle im Stil des Vorgängerbaus erstellt. Der Kirchenschatz so- Frühbarocks, die bis zur Friedhoferweiterung wie die Paramente (Textilien für liturgische in der zweiten Hälfte des 19. Jh. die rückwär- Feiern) konnten gerettet werden. Die einschif- tige Friedhofbegrenzung markierte. Im Chor fige Kirche mit Tonnengewölbe ist ein nach sind das Altargemälde «Christus am Ölberg» italienischem Vorbild entstandenes Bauwerk, und ein Gemäldezyklus der Vorpassion von das am Übergang zum Frühbarock steht. Die Antonio Busca (beide 1658) zu sehen. und drei Alemannengräbern (Ende 7. Jh.). Ei- klassizistische Ausstattung zählt mit zu den Auf einem Rundgang über den Friedhof las- nes dieser Gräber birgt vermutlich die sterb- schönsten der Schweiz. Besonders bemerkens- sen sich kunstvoll gearbeitete Grabmäler ent- lichen Überreste des Kirchenstifters: Die rei- wert sind die Stuckarbeiten am Tonnengewöl- decken und auch die Gebäude am Kirchplatz, chen Grabbeigaben lassen auf einen vorneh- be des Kirchenschiffs und am Chorgewölbe z. B. das Pfarrhelferhaus (Nr. 3) und der neue men Adligen schliessen. Die anderen beiden von Johann Josef Moosbrugger sowie die De- Pfarrhof (Nr. 7) lohnen eine nähere Betrach- Gräber sind ein Erwachsenen- und ein Kinder- ckenmalereien von Giovanni Battista Bagutti. tung. grab. Die Fundstücke, die einen wichtigen Ein- Die vor der Pfarrkirche gelegene spätgotische Bei der Renovation der Pfarrkirche fanden Ar- blick in die Urner Geschichte geben, befinden Beinhauskapelle St. Anna wurde 1596 gebaut, chäologen 1969 die Überreste von drei Kirchen sich heute im Historischen Museum Uri.

Dätwyler-Stiftung umgebaut und dem Kunst- 6. Wohnhaus im Vogelsang und Kulturverein Uri zur Verfügung gestellt. Es bietet heute als «Haus für Kunst Uri» auf 2006, Drost + Dittli Architekten, Zürich zwei Geschossen, in einer Erweiterungshalle und im Hof Raum für Ausstellungen. Das westlich des Kirchenbezirks gelegene Quar- Das «Haus für Kunst» wird von einem mäch- tier im Vogelsang ist von grossen Bürgerhäu- tigen Dreiecksgiebel dominiert, der über einer sern, terrassierten Gärten und zahlreichen breiten Loggia thront. Es stellt eine bunte Mi- Gewölbekellern geprägt. Zwei dieser Gewölbe- schung aus vielen klassischen (Apsis, Arka- keller beherbergen das «Kellertheater im Vo- den, Säulen, Rundbogen usw.) aber auch länd- gelsang», ein Kleintheater, welches schon seit lich anmutenden Elementen dar. Ein origi- 1969 besteht und Veranstaltungen verschie- nelles Haus, das nicht nur verspielt und denster Stilrichtungen anbietet (www.kiv.ch). gleichzeitig festlich wirkt, sondern auch Auf diesen Gewölbekellern steht ein neueres Leistung wesentlich zur Auszeichnung der durch seine anspruchsvolle Grundrisskonzep- Wohnhaus, das in seiner Ausrichtung und sei- Gemeinde mit dem Wakkerpreis beigetragen. tion auffällt. nem Volumen von der Tradition der Bürger- häuser inspiriert wurde. Mit seiner gut sichtbaren Platzierung über 7. Haus für Kunst dem Friedhof und der zeitgemässen Formen- Herrengasse 2 sprache löste der Neubau Diskussionen aus. Er wurde auch vom «Fachgremium Kernzone 1845; 2004, Heinz Meier, Altdorf (Renovation) Altdorf» beurteilt, welches die Qualitäten des gewagten Entwurfs erkannte und die Realisie- Das 1845 für den Bezirkssäckelmeister Joh. rung unterstützte. Das Fachgremium beur- Josef Walker erbaute Wohnhaus ging 1900 an teilt neue Bauvorhaben im Dorfkern zusam- den späteren Landammann und Nationalrat men mit der Baukommission auf Ausrichtung, Martin Gamma über, der im Nebengebäude kubische Gestaltung, Materialwahl sowie Farb- eine Druckerei einrichten liess. Dieses Neben- und Dachgestaltung. Das vom Gemeinderat gebäude, einst ein Mehrzweck-Ökonomiebau, gewählte Fachgremium stellt ein wichtiges wurde vor wenigen Jahren im Auftrag von Planungsinstrument dar. Es hat mit seiner Gammas Enkel, Dr. Max Dätwyler, und der

familienhaus und zwei Dreifamilienhäuser mit 8. EWA und Haus im grosszügig gestalteten Grundrissen errichtet. eselmätteli Östlich und westlich, entlang einer rechtwink- lig vom Grossmattweg abzweigenden Spielstras- se, sind gegenseitig versetzte Mehrfamilienhäu- Haus im Eselmätteli: 1684/85, Johann Jakob ser aufgereiht. Die parallel angeordneten Bau- Scolar; 1773/74 körper haben jeweils auf der Südseite den priva- EWA: 1996/97, H2S Architekten (R. Harder, ten Bereich und auf der Nordseite die öffentliche J. Spreyermann, B. Strub), Zürich Erschliessung. Die Spielstrasse und die verschiedenen Wege bil- Das Haus im Eselmätteli ist einer der prächtigs- se platziert – und bilden so eine grosszügige den zusammen mit einem neuen Platz und den ten Herrensitze im Kanton. Das stattliche Haus Hofsituation. Die Neubauten stehen mit ihren Grünflächen einen gut nutzbaren öffentlichen bildet am Rand des historischen Ortskerns von Glasfassaden in einem bewussten Gegensatz zu Raum, der auch für das angrenzende Quartier Altdorf den krönenden Abschluss einer ganzen den massiven Herrenhäusern. Eine Beton-Um- eine Bereicherung darstellt. Die Überbauung Reihe von Herrenhäusern entlang der Herren- fassungsmauer mit einer Oberfläche aus grob- überzeugt nicht nur durch die unaufgeregte Ar- gasse. Ursprünglich erbaut für den Landvogt Jo- körnigem Urner Kies interpretiert die histo- chitektursprache, sondern auch durch die ein- hann Franz Scolar, begeistert es noch heute, vor rischen Natursteinmauern auf neue Weise. fache Struktur und die hohen räumlichen Qua- allem mit seiner kostbaren Barock- und Rokoko- litäten, die durch die geschickte Anordnung von Ausstattung. Einzelne Teile davon sind schweiz- 9. Wohnüberbauung Gebäuden, Mauern und Bäumen entstehen. weit einmalig, so etwa die Stuckdecke von 1686 oder die bemalten Deckenbespannungen (um gRossmatt 1720 und 1773). Seit der Renovation 1995 dient das Haus im Eselmätteli als Verwaltungsgebäude Grossmattweg 36-74 der Elektrizitätswerke Altdorf AG (EWA). 1992, Lüthi + Schmid, Luzern Die Neubauten des EWA gehen auf einen 1994 durchgeführten Wettbewerb zurück. Das Büro- Die Wohnüberbauung Grossmatt steht auf gebäude, der Lager- und der Einstelltrakt sind einem 7 500m2 grossen Areal unweit des Bahn- an die drei Parzellenseiten des dreieckigen hofs. Das Projekt entstand aus einem Studien- Grundstücks gerückt – Ökonomiebauten wer- auftrag mit vier Architekturbüros. Nördlich des den in Altdorf traditionellerweise in dieser Wei- verlängerten Grossmattwegs wurden ein Zwei-

10. Bahnhofstrasse

Ein unübersehbares Element im Altdorfer Orts- bild ist die schnurgerade Bahnhofstrasse, die den Dorfkern mit dem einen Kilometer entfernten Bahnhof verbindet. Die 1882 eröffnete Gotthard- bahn führte neu auf gerader Linie von Flüelen nach Erstfeld – die Korrektion der Reuss machte dies möglich – und der Verkehr lief zur Enttäu- schung der Altdorfer erstmals am Dorf vorbei. Dass die Bahnhofstrasse als neues Element in den historisch gewachsenen Kern eingeführt wurde, ist deutlich zu sehen. Sie stösst zwischen Rathaus und Gemeindehaus mehr oder weniger zufällig auf die Tellsgasse. Entlang der Bahn- Gebäude. Das von der Heimatstilbewegung ge- Weitere sehenswerte Bauten sind das vom Archi- hofstrasse entstanden am Anfang des 20. Jh. vor prägte Bauwerk mit dem mächtigen Treppen- tekten Werner Furger renovierte Wohnhaus Flo- allem nahe des Ortskerns neue Gebäude. Die Be- hausturm wurde im Urner Wochenblatt 1915 als ra von 1890 (Bahnhofstrasse 19) und die Villa bauungen in der Nähe des Bahnhofs erfolgten «hehres Kunstwerk» und eine «Zierde der Ge- Dätwyler der Architekten Theiler und Helber von später. gend» bezeichnet. 1998 erhielt der Schulhaus- 1923/24 (Bahnhofstrasse 27, Bild rechts), das seit Eines der wichtigsten Gebäude an der Bahnhof- platz eine neue Pausenhalle (CAS Architekten). 1997 von der Musikschule Uri als «Haus für Mu- strasse ist das Marianistenschulhaus (Bahnhof- Das nahe gelegene Postgebäude an der Bahn- sik» genutzt wird. Im Garten werden ausgewähl- strasse 33, Bild links) der Luzerner Architekten hofstrasse 9 ist ein weiteres bedeutendes Bau- te Kunstwerke zum Thema Musik präsentiert. Theiler & Helber. Schulhäuser waren zu Beginn werk. Es wurde 1902-04 errichtet, 1967 mit Speziell zu erwähnen sind ein Brunnen von Paul des 20. Jh. die wichtigste öffentliche Bauaufgabe. einem eingeschossigen Anbau erweitert (Hans Gugelmann, Schönenwerd, Figuren von Toni Für entsprechendes Echo in der Presse sorgte da- Bossart, Altdorf) und 2000 umgebaut (HTS Walker, Flüelen und ein Pavillon des Architekten her das 1914–15 als Knabenschulhaus erstellte Architekten, Altdorf). Paul Klaus, Zürich.

über den schweizer heimatschutz Ja, auch ich möchte etwas tun. ich werde Mitglied des Schweizer Heimatschutzes. Der Schweizer Heimatschutz (SHS) ist die füh- Der Jahresbeitrag inkl. 4 Nummern der Zeitschrift «Heimatschutz» rende Schweizer Non-Profit-Organisation im BETRägt CHF 50.–. Bereich Baukultur. Wir sind ein Verein mit 24 000 Mitgliedern und Gönnern und bestehen Ich wünsche weitere Unterlagen zum Schweizer Heimatschutz. seit 1905 als Dachorganisation von 25 kanto- nalen Sektionen. Wir setzen uns dafür ein, dass Baudenkmäler aus verschiedenen Epo- NAME/VORNAME: chen vor dem Abbruch bewahrt werden und weiterleben. Wir fördern aber auch zeitgemäs- se, gute Architektur bei Neubauten. Weiter in- STRASSE/NR.: formieren wir die Bevölkerung mit unseren Publikationen über die Schätze der Schweizer Baukultur. Jährlich verleihen wir einer Ge- PLZ/ORT: meinde den Wakkerpreis für ihre vorbildlichen Leistungen in der Siedlungsentwicklung. Mit dem Verkauf des Schoggitalers unterstützen BERUF/JAHRGANG: wir seit Jahrzehnten wegweisende Projekte in Heimat- und Naturschutz. DATUM/UNTERSCHRIFT: www.heimatschutz.ch

Ausschneiden und einsenden an: Schweizer Heimatschutz, Postfach, 8032 Zürich glasten Eingangshalle sind zwei Wohnungen 11. Schulhaus Bernarda und der Projektionsraum untergebracht. Das Familienunternehmen Leuzinger hat seit Bahnhofstrasse 40 1906 die Schweizer Kinogeschichte geprägt. Als 1947/48, Fritz Metzger, Zürich (Altbau); erste haben Willy und Mathilde Leuzinger in der 1996–98, Hans Peter Ammann, Zentral- und Nordostschweiz das Film- und Kino- erlebnis zu den Leuten gebracht. So waren sie ab Das Schulhaus Bernarda ist nicht nur wegen der 1916 an Jahrmärkten und Dorffesten unterwegs Bauten aus den späten 1940er-Jahren sehens- und präsentierten in Zelten und Theatern Film- wert, sondern auch dank der Erweiterung von vorführungen unter dem Namen «Schweizer Na- 1995. Architekt der ursprünglichen Gebäude ist tional-Cinema». Ab den 1920er-Jahren drehte Fritz Metzger (1898–1977), der zu den bedeu- besticht durch die gelungene Lichtführung und Willy Leuzinger selber Dokumentarfilme. Das tendsten europäischen Kirchenarchitekten des die sich vielfältig öffnenden Durchblicke. Unternehmen betreibt heute noch zwei Kinos in 20. Jh. gezählt wird. Der 1947/48 gebaute Kom- Rapperswil und dasjenige in Altdorf. Das einzig- plex mit ehemaliger Mädchenschule und Schwes- 12. Cinema Leuzinger artige Archiv der Familie wird zurzeit aufgear- ternhaus bildet zusammen mit dem gegenüber- beitet. Im Internet werden unter www.filmarchiv- liegenden Schulhaus Marianisten einen Schwer- Baumgartenstrasse 8 leuzinger.ch die historischen Dokumente und For- punkt an der Bahnhofstrasse (vgl. 10). schungsresultate nach und nach veröffentlicht. Das ursprüngliche Wettbewerbsprojekt sah den 1963, Felix Schmid, Rapperswil Abriss des nordöstlich anschliessenden Florenti- ni-Flügels und dessen Ersatz durch einen grös- Von 1925 bis 1963 fungierte das Tellspielhaus als seren Schultrakt vor. Die Stimmbürger lehnten Kino für die Vorführungen der Foto- und Film- dieses Projekt jedoch ab. So kam es zum parallel pioniere Willy und Mathilde Leuzinger. 1963 hinter das Bernarda-Schulhaus gesetzten Klas- plante der Architekt Felix Schmid das Cinema sentrakt. Er ist über eine breite 3-geschossige Leuzinger, welches bis heute als feste Spielstätte Eingangshalle mit dem in seiner architekto- und einziges Kino im Kanton dient. Das Gebäude nischen Qualität erhaltenen Altbau verbunden. in der zeittypischen Architektursprache mit viel Das Gebäude des Architekten Hans Peter Am- Beton und Naturstein ist praktisch unverändert mann vereint sich mit dem bestehenden zu einem erhalten. Der Kinosaal zeigt sich von aussen als neuen Ganzen. Die grosszügige Eingangshalle geschlossener Kubus. Über der grosszügig ver-

13. Schulhaus St. Karl

Gotthardstrasse 18 1953, Josef Utiger, Altdorf; 2001, Lussi + Halter Architekten mit Stefan Koepfli Landschaftsarchitek- tur, Luzern Eine der sehr gut gelungenen Realisierungen der letzten Jahre in Altdorf ist der Umbau und die Erweiterung der Schulanlage St. Karl. Aus einem Projektwettbewerb gingen die Architekten Lussi + Halter mit dem Landschaftsarchitekten Stefan Koepfli als Sieger hervor. Es entstand eine selbstverständlich erscheinende Ergänzung des bestehenden Schulhauses von 1953, die sich har- monisch in die Hofumfassung des angrenzenden Frauenklosters (vgl. 14) einfügt. Der Erweite- rungsbau schliesst mit einem leichten Versatz an das bestehende Gebäude an. Hier führt eine ge- schickt platzierte, einladend wirkende Freitreppe zum gedeckten Eingang. Die grosszügige Kiesfläche auf der Nordseite der Schulanlage wird sowohl zum Pausenplatz wie auch zum öffentlichen Park – eine geglückte Her- vorhebung des öffentlichen Raums am Übergang vom Dorf zur Landschaft. Von hier führt ein sch- maler Kiesweg zwischen dem neuen Velounter- stand und den hohen Natursteinmauern des Frauenklosters direkt zur Gotthardstrasse.

Es ist eines der vier Altdorfer Herrenhäuser, wel- 14. frauenkloster st. karl che vom Dorfbrand 1799 verschont blieben. Seine innere Struktur und Ausstattung sind sehr gut Gotthardstrasse 12 erhalten. 1677, vermutl. Michael Kuen, ; 1704; Die Erweiterungsbauten für das Heilpädagogi- 1974/75, Josef Utiger, Altdorf (Gesamtsanierung); sche Zentrum mit Internat und Schulräumen er- 2000, Arnold + Thalmann Architekten, Altdorf folgten unter Leitung des Architekturbüros Stu- (Umbau Schulzimmertrakt) der, Studer + Naef. Sie sind im typischen Stil der 1970er-Jahre gestaltet, der heute (noch) nicht Die Kapuzinerinnen im Kloster St. Karl waren überall auf Gegenliebe stösst. Wer sich nicht von während mehr als 300 Jahren Teil der Geschichte der etwas ausser Mode geratenen Farbgebung Altdorfs. Sie übernahmen lange Zeit die Schulbil- einst Blumengarten, ist seit 1912 Friedhof. Die ablenken lässt, stellt fest, dass die prägnanten dung der Altdorfer Mädchen und stellten in Not- Kirche wurde 1704 erneuert, der Chor erhielt Al- Bauten geschickt platziert sind – entlang der zeiten ihr Haus der Bevölkerung zur Verfügung. täre nach Entwürfen von Caspar Moosbrugger. Klostergasse sind Sport- und Schwimmhalle so- Das Kloster diente in seiner langen Geschichte Als eines der wenigen Gebäude blieb das Frau- wie Klassenräume untergebracht, im südlichen auch als Gefängnis, Lazarett oder Gerichtshaus. enkloster 1799 vom Dorfbrand verschont. Bereich liegt das Internat. Im Zusammenspiel der Vor wenigen Jahren entschlossen sich die Schwes- neuen Gebäude mit dem Herrenhaus und den das tern zur Auflösung des Klosterbetriebes und ver- 15. Heilpädagogisches ganze Gelände umfassenden Natursteinmauern machten das Kloster einer kirchlichen Stiftung. zentrum entstehen abwechslungsreiche, gut funktionie- Seither sind verschiedene Mieter im Gebäude un- rende Freiräume. tergebracht, zurzeit wird nach einer neuen Voll- Gotthardstrasse 14 nutzung für das Gebäude gesucht. Das Kloster wurde als dreigeschossiger Bau in 1977-79, Studer, Studer + Naef, Zürich einigem Abstand zur bestehenden Kapelle Zum Oberen Hl. Kreuz errichtet. Als Architekt wird Das mächtige Herrenhaus am Eingang zum Heil- der damals für Einsiedeln tätige Bregenzer Mi- pädagogischen Zentrum wurde nach neusten Er- chael Kuen vermutet. Die vier Flügel des Kloster- kenntnissen vermutlich im 2. Viertel des 17. Jh. gebäudes umschliessen einen quadratischen In- erbaut. Das so genannte Haus in der Stoffelmatt nenhof mit Kreuzganggarten. Der kleine Frei- (auch Haus beim Oberen Hl. Kreuz genannt) raum zwischen Gotthardstrasse und Gebäude, diente ab 1887 als kantonale Erziehungsanstalt.

16. Dätwyler AG

Pneufabrik: 1931, 1940, Otto R. Salvisberg; 1947, Roland Rohn, Zürich Verwaltungsgebäude: 1956, 1965, Roland Rohn Personalhaus: 1965, Roland Rohn Kabelfabrik: 1966, Roland Rohn Bodenbelagsgebäude/Suva Loftpark: 1951-64, Roland Rohn; 2003, BSS Architekten,

Die ersten Bauten auf dem Dätwyler-Areal wur- den Ende des 19. Jh. errichtet. Sie dienten ab 1910 der «Schweizerischen Draht- und Gummi- werke AG», deren Direktion 1914 Adolf Dätwyler übernahm. In der Folge expandierte das Unter- nehmen stark. Unter der Leitung des Zürcher Der lange Riegel des Verwaltungsgebäudes ist Das Bodenbelagsgebäude (Bild folgende Seite) an Architekten Roland Rohn entstand über mehrere von der Strasse abgerückt. Auffallendes Element der Dätwylerstrasse geht auf einen Ursprungs- Jahrzehnte ein Ensemble von Bauten, das noch vor der einheitlichen Fassade ist das elegante bau von 1942 zurück. Es wurde von Roland Rohn heute durch die räumliche und architektonische Vordach, das den Eingang kennzeichnet. Direkt in mehreren Etappen erweitert und umgebaut, Qualität überzeugt. an das Verwaltungsgebäude schliesst das Perso- um laufend neuen Ansprüchen zu genügen. In In den 1930er- und 1940er-Jahren ergänzte der nalhaus (Bild rechts) mit einem grossen, dreisei- einer letzten Umbauetappe (BSS Architekten) er- Architekt Otto R. Salvisberg die Pneufabrik und tig verglasten Speisesaal im Hauptgeschoss an. hielt das Gebäude vor wenigen Jahren eine neue fasste sie zur Gotthardstrasse mit einer einheit- Im Untergeschoss sind Schulungsräume, das Nutzung: Unter dem Namen «Loftpark» finden lichen geschwungenen Fassade (Bild links). Esszimmer der Direktion und eine Cafeteria un- sich hier nun Loft- und Alterswohnungen, ein Rohn erweiterte das Fabrikationsgebäude gegen tergebracht. Dem Gebäude vorgelagert und zur Tagesheim, eine Alterswohngruppe für Demenz- Südwesten mit einem Anbau, der durch den mar- Hälfte im Untergrund verborgen, befinden sich kranke, Büroräume und ein Fitness-Center. Die kanten Uhrenturm und das ausladende Vordach eine Turnhalle und ein Schwimmbad (heute still- nördlich anschliessende Kabelfabrik mit den mit pilzförmiger Stütze zu einem eigentlichen gelegt), die über ein langes Fensterband seitlich weithin sichtbaren Sheddächern ist der letzte Wahrzeichen der Dätwyler AG wurde. belichtet werden. Bau Rohns auf dem Gelände der Dätwyler AG.

Roland Rohn (1905–1971) baute in erster Linie Booms in der Schweiz, der reichlich Stoff für hit- für grosse Schweizer Industrieunternehmen. zige Diskussionen lieferte. Zusammen mit drei in Nachdem er das Büro von Otto R. Salvisberg einer Reihe platzierten Wohngebäuden mit Sat- übernommen hatte, wurde er unter anderem mit teldach bildet das Wohnhochhaus am Rand des der Erstellung der Sitze der Brown Boveri (Baden Waldes den nördlichen Abschluss des Gebietes und Birrfeld), der Aufzugsfabrik Schindler (Ebi- der Dätwyler AG. kon) und der Hoffmann-La Roche () beauf- Sehenswert ist auch die südöstlich der Dätwyler tragt. Mit seinem umfangreichen Werk ist er ei- AG gelegene Siedlung Turmmatt (1941–43, Neu- ner der prägenden Architekten der Schweizer mühleweg/Turmmattweg) des Architekten Her- Moderne. mann Meyer, die erstaunlich grosszügige Grund- risse und Aussenräume aufweist. Zurzeit wird für die 32 Wohnungen in den drei niedrigen Ge- 17. Hochhaus und Wohn- bäudezeilen ein Sanierungs- und Verdichtungs- siedlung Waldmatt II projekt erarbeitet.

1951, Roland Rohn, Zürich

Die Dätwyler AG prägt mit ihren Produktionsge- bäuden nicht nur einen Teil des Altdorfer Orts- bildes. Für die Angestellten der Firma entstan- den über die Jahre auch hochwertige Wohn- bauten. Weit über die Region hinaus machte die Wohnsiedlung Waldmatt II von Roland Rohn von sich reden: Das Hochhaus von 1951 gilt mit sei- nen neun Geschossen als erstes Wohnhochhaus der Zentralschweiz. Es stand am Anfang eines bis in die 1970er-Jahre andauernden Hochhaus-

18. Suworow-Haus Hellgasse 9 1550; 2005/06, Werner Furger, Altdorf und André Meyer, Luzern

Das Suworow-Haus (auch Haus Jauch genannt) ist eines der bedeutendsten Gebäude des Kantons Uri. Dies nicht etwa weil der russische Feldmar- schall Alexander Suworow darin eine Nacht ver- brachte, sondern weil das Vorbild für viele spä- tere Urner Herrenhäuser im Innern intakt erhal- ten ist. Der repräsentativste Raum ist die Prunkstube im 1. Obergeschoss: das Einbaubuffet von 1556 ist das älteste in situ erhaltene und zudem das künstlerisch bedeutendste der Innerschweiz. Die eingebaute «Gutsche» (Lotterbett) aus der Bauzeit wird sogar als die älteste der Schweiz und Süd- deutschlands bezeichnet. Die im ganzen Raum vorhandenen Holzintarsien zeigen antike Rui- nen, ideale Stadtansichten und Innenräume. Die Renovation des Suworow-Hauses, eines der wenigen vom Dorfbrand 1799 verschonten Ge- bäude, geht auf einen von der Gemeinde mitiniti- ierten Studienauftrag zurück. Die 2005/06 er- die herausragende originale Bausubstanz. Ein Sehenswert ist auch die auf dem von einer Mauer folgten Arbeiten unter Leitung von Werner Fur- neuer Treppenhausturm in Sichtbeton wurde zum gefassten Gartenareal stehende, um 1730 erbaute ger und André Meyer nahmen viel Rücksicht auf sichtbaren Zeichen für die Wiederbelebung. Privatkapelle.

1932, andererseits das markante Gebäude der Die Hauptfassade wurde dabei umgestaltet. Sie 19. Lehnplatz mit Zeughaus ehemaligen Schweizerischen Volksbank (Bild erinnert nun mit dem Rundbogenportal sowie und Tellspielhaus rechts), ein typischer Bau der 1960er-Jahre mit der gelben, in Sgraffitotechnik angebrachten Rasterfassade und abgehobenem Faltdach (1963, Scheinarchitektur auf den roten Mauerflächen Zeughaus: 1804-06; 1856/60, Johann Caspar Architekt Josef Utiger). an einen Tempel. Das Haus ging 1999 an die Ge- Wolff, Zürich; 1904; 1954 Das Tellspielhaus (Bild links, im Hintergrund) meinde über und nimmt seit der gelungenen Sa- Tellspielhaus: 1865-67; 1925, Keiser & Bracher, richtet sich mit seiner Hauptfassade zum Unter- nierung auch das Büro von Tourist Info Uri auf Zug; 1976, Paul Schilter, Altdorf (Renovation); lehn. An seiner Stelle stand früher das Gemeinde- (www.uri.info). Das Tellspielhaus Altdorf wird 2000, Werner Furger, Altdorf (Renovation) haus von 1865-67, das 1925 zum Festspielhaus heute unter dem Namen «theater (uri)» geführt Lehnplatz: 1998, Germann & Achermann, Altdorf für die Tellspiel-Gesellschaft umgebaut wurde. (www.theater-uri.ch). mit Metron AG, Brugg (Umgestaltung)

Mitten auf dem grosszügigen Lehnplatz steht das markante Zeughaus. 1804-06 als kantonale Sust für den Gotthardverkehr erstellt und unter Johann Caspar Wolff zur Kaserne umgebaut, wurde das Gebäude 1904 zum kantonalen Zeug- haus. Seit 1954 zieren Sgraffitofiguren von Franz Fedier die Fassade. Das Zeughaus unterteilt den Platz in das Unterlehn – mit dem Lehnbrunnen (auch Uraniabrunnen genannt) von 1596 und ei- ner Steinplastik von Ulrich Rückriem (1998) – und das Oberlehn mit Kastanienbaumreihe. An der oberen und unteren Schmalseite des Ober- lehn fallen zwei Gebäude auf: Einerseits der erste Flachdachbau Altdorfs, ein Geschäftshaus von

Bauten kilometerweit als groteske Naturver- auf die Dimensionen der Bauwerke. Die neben 20. Eidg. Getreidemagazine schandelung!». Vor allem der als «Bundeskirche» den Getreidemagazinen stehenden, eher un- bezeichnete Silobau sorgte für Empörung, brach- scheinbar wirkenden Lagerschuppen sind älter Areal Eyschachen te er doch bisher unbekannte Grössenverhält- als die beiden mächtigen Hochbauten. Die höl- Sacklager mit Pilzdecken: 1912, Robert Maillart & nisse in die Region. Im Rückblick sind die Getrei- zernen Gebäude mit teilweise gemauerten Giebel- Cie., Zürich und St. Gallen demagazine eindrückliche Zeugnisse für die Aus- fronten wurden bereits 1896/97 für die Getreide- Silobau: 1912-13, E. Züblin & Cie, Zürich und wirkungen des neuen Baumaterials Eisenbeton lagerung erstellt. Gebr. Bühler, Uzwil; 1990, Germann & Achermann, Altdorf (Renovation)

Vielen Zugreisenden sind die beiden mächtigen Getreidemagazine an der Bahnlinie bekannt. Hier wurden bis 2001 von der für den Kriegsfall Getreidereserven angelegt. Das rund 30 Meter hohe Silogebäude bot Platz für 10'000 Tonnen «Bundesweizen». Das niedrigere Sackmagazin ist vor allem aus bautechnischen Gründen herausragend. Der Ingenieur Robert Maillart (1872-1940) errichtete das Gebäude als eine seiner frühesten Pilzdeckenkonstruktionen in Beton. Maillart war einer der Pioniere des Stahl- betons. Er machte sich mit spektakulären Bogen- brücken und den weit gespannten, ohne Unter- züge auskommenden Pilzdecken einen Namen. Die ungewohnt grossen Bauten in exponierter Lage sorgten weit über die Region hinaus für Diskussionen. In seiner Zeitschrift äusserte sich der Heimatschutz 1913 so: «Ein Riesenspeicher, der in einer modernen Industriestadt am Platze wäre; im Talboden von Altdorf wirken solche

Der Wakkerpreis literatur (auswahl) impressum

Der Schweizer Heimatschutz (SHS) vergibt jährlich einer po- Elisabeth Crettaz-Stürzel: Heimatstil: Reformarchitektur Herausgeber: litischen Gemeinde den Wakkerpreis. Das Preisgeld hat mit in der Schweiz 1896-1914, Frauenfeld 2005 Schweizer Heimatschutz (SHS) 20 000 Franken eher symbolischen Charakter. Der Wert der Postfach, 8032 Zürich Alois Diethelm: Roland Rohn, 1905-1971, Zürich 2003 Auszeichnung liegt in der öffentlichen Anerkennung vorbild- T 044 254 57 00, www.heimatschutz.ch licher Leistung. Helmi Gasser: Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri, Altdorf Spendenkonto 80-2600-7 1. und 2. Teil, GSK, 2004 In Zusammenarbeit mit: Erstmals ermöglicht wurde der Wakkerpreis 1972 durch ein Helmi Gasser, Hans Stadler-Planzer: Das Haus im Esel- Vermächtnis des Genfer Geschäftsmannes Henri-Louis Wak- Innerschweizer Heimatschutz mätteli Altdorf, Schweizerische Kunstführer, GSK, Bern 1998 ker (1875-1972) an den Schweizer Heimatschutz. Weitere Sonnenbühlweg 1, 6010 Kriens seither eingegangene Legate erlauben es dem SHS, den Preis Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte T 041 312 00 00, www.innerschweizer-heimatschutz.ch bis heute vergeben zu können. (Hrsg.): INSA: Inventar der neueren Schweizer Architektur, Gemeinde Altdorf, Bauabteilung 1850-1920, Bd.1, Zürich 1984 Gemeindehausplatz 4, 6460 Altdorf, www.altdorf.ch Der Wakkerpreis zeichnet Gemeinden aus, welche bezüglich Hannes Ineichen (Hrsg.): Hans Peter Ammann, Ortsbild- und Siedlungsentwicklung besondere Leistungen Besonderer Dank an: Bauten und Projekte 1960-2001, Sulgen 2004 vorzeigen können. Die Auszeichnung von Stein am Rhein, Anton Arnold, Roland Dubacher, Hans Willi Hach, Bauabtei- Guarda, Ernen etc. in den 1970er Jahren erfolgte vor dem Karl Iten: «Aber den rechten Wilhelm haben wir…». lung Gemeinde Altdorf Hintergrund, dass die Erhaltung historischer Zentren nicht Die Geschichte des Altdorfer Telldenkmals, Altdorf 1995 Werner Furger, Innerschweizer Heimatschutz, Co-Präsident selbstverständlich war. Im heutigen Fokus stehen Gemeinden, Sektion Uri Hans Muheim: Das Rathaus von Uri in Altdorf, die ihren Siedlungsraum unter zeitgenössischen Gesichts- Schweizerische Kunstführer, GSK, Bern 1989 Konzept und Text: Peter Egli, Schweizer Heimatschutz punkten sorgfältig weiterentwickeln. Hierzu gehören insbe- sondere das Fördern gestalterischer Qualität bei Neubauten, Gestaltung: Fauxpas Grafik, Zürich ein respektvoller Umgang mit der historischen Bausubstanz fOTOs Druck: Gisler Druck AG, Altdorf sowie eine vorbildliche, aktuelle Ortsplanung. © Christof Hirtler, Altdorf, ausser Nr. 12 (Cinema Leuzin- Zürich/Altdorf, 2007 Die Preisträger der vergangenen Jahre waren 2006 Delémont ger): © Foto-Aschwanden, Altdorf (JU), 2005 die SBB (Ausnahme aus Anlass des 100-Jahr-Jubi- läums des Schweizer Heimatschutzes), 2004 Biel (BE), 2003 Sursee (LU), 2002 Turgi (AG) und 2001 Uster (ZH). hier Logo Dätwyler Stiftung platzieren hIER LOGO kORPORATI- ON uRI platzieren

Dies ist der 19. Rundgang in der Reihe «Baukultur entdecken». Weitere Publikationen werden laufend produziert. Bestellen Sie die bisher erschienenen Rundgänge auf unserer Homepage (www.heimatschutz.ch) oder per Telefon (044 254 57 00).