WMA WiesbAdener Musik AkAdeMie

informationen Januar 2013

Kulturamt duale ausbildung alles unter einem daCH – der Heimvorteil sCHillerPlatZ

Liebe Leserin, lieber Leser,

das besondere Gütesiegel einer Berufsaka- Kernkompetenz des Unterrichtens. Genau- demie ist die duale Ausbildung, die gleich- so wichtig sind Erfahrungen in puncto zeitige Verknüpfung von theoretischem Kommunikation mit Eltern, Unterrichts- Studium und beruflicher Praxis. Dass es der organisation, Verwaltungsfragen und Wiesbadener Musikakademie gelungen ist, Veranstaltungsorganisation. Die wichtigen den Bachelor-Studiengang nach diesem Ideal „technischen“ Handgriffe für den Lehrberuf zu realisieren, hat eine einfache Ursache: werden studienbegleitend erfahren. Organi- die Koexistenz zweier Institute unter einem sation, Logistik, Kommunikation und gemeinsamen Dach. Die anspruchsvolle Menschenführung werden nicht in grau- Ausbildung der Studierenden ist in den er Theorie besprochen, sondern als reale Betrieb einer großen Musikschule mit über Herausforderung erlebt. Das zwischen Aka- 2.000 Schülerinnen und Schülern einge- demie und Musikschule verzahnte Modell bettet. Der kontinuierliche Wechsel zwi- wurde über einen langen Zeitraum entwi- schen Theorie und Praxis ist unmittelbarer ckelt. Dieser Prozess ist noch nicht abge- Bestandteil des Studienalltags. schlossen. Fortlaufende Beobachtung und Auswertung sorgen dafür, dass das duale Bereits ab dem ersten Tag ziehen sich unter- Prinzip ständig verfeinert wird. richtspraktische Module durch den Studien- gang. Dank einem Stufenverfahren wird die Wer von Anfang an erfährt, was Musik- „Kunst des Unterrichtens“ in kleinen Schrit- schularbeit im Eigentlichen ausmacht, ten aufgebaut. Das beginnt mit der passiven setzt entsprechende Studienschwerpunkte Hospitation, der rasch kleine eigene Unter- und hat die Chance für einen optimalen richtsversuche folgen. Am Ende stehen Berufsstart. Jedes Semester wird damit zum eigenverantwortliches Unterrichten und persönlichen Prüfstein für den gewählten die Supervision im Unterrichtsstudio. Dank Berufsweg. Das gibt Sicherheit, sorgt für der Partnerschaft mit der leistungsstarken Kompetenz und stattet angehende Musik- Musikschule funktioniert dieses Modell pädagogen mit bestmöglichen Startchancen reibungslos. Und im Alltag weiten sich die aus. Der Heimvorteil Schillerplatz bedeutet Synergien sogar noch aus. Ob Kammermu- für alle Studierenden einen dauerhaften sik, Ensemblespiel, Orchester oder Sonder- Gewinn – bessere Studienbedingungen kann projekte – stets finden sich Studierende mit man sich nicht wünschen. ihrem späteren Berufsalltag konfrontiert. Bei einer derart dichten Kooperation wundert es nicht, dass Studierende häufig sogar als offi- zielle Vertretungslehrkräfte in der Musik- schule eingesetzt werden, abgesichert durch die breite Palette an theoretischem Unterbau Christoph Nielbock und immer in „Rufweite“ der Fachlehrkräfte direktor der wiesbadener musikakademie und Methodiker.

Das lässt ein besonderes Klima entstehen. Die Grenzen zwischen Theorie und Praxis sind fließend. Nahtlos wachsen Studierende in ihr künftiges berufliches Umfeld. Die pädagogische Persönlichkeit kann sich in einem kontrollierten Klima in Ruhe entwi- ckeln und ausformen. Das Studium gewinnt einen realitätsnahen Charakter und bezieht seine besondere Qualität aus dem ständigen

Kontakt mit der Musikschul-Praxis. Dabei Foto: Claus geht es nicht allein um die pädagogische

2 „Pianisten am Keyboard – wie soll das denn funktionieren?“ Lisa Ammer und Stefanie Göstl

Als wir an der Wiesbadener Musikakademie im Wintersemester 2011/12 das Studieren als erster Bachelor-Studienjahrgang begonnen haben, sahen wir auf der Stundentafel ein Modul namens „Keyboard“! Kann das sein? Sollten wir uns wirklich an das kurze Ding mit „nur“ 61 Tasten trauen?

Das klärte sich im ersten Kurs ganz Nach anfänglicher Verwirrung, wie Unsere Meinung: Das Seminar bei schnell. Martin Pfeifer, ein äußerst man die „Plastikschachtel“ bedienen Martin Pfeifer ist sinnvoll, facetten- engagierter, junger und cooler soll, lernten wir den Umgang mit reich, gut gestaltet und macht auf Dozent machte uns Mut zur Tat. hunderten, teilweise leuchtenden jeden Fall FUN! Und als künftige Also schritten wir voran: Jeder von Knöpfen und Drehreglern. Der Klavierlehrer wissen wir jetzt genau, insgesamt fünf Hauptfachpianisten Knoten in unserem Kopf löste sich. wo die eigentlichen Unterschiede setzte sich an ein Keyboard und Wir lernten, wie das Einstellen von sind, wie wir am besten damit um- bekam einen Einblick, was uns in Style, Voice und vielen anderen gehen und vor allen Dingen – was diesem Modul erwarten wird. Wir Funktionen möglich ist. Das Ergebnis wir unseren Schülern dazu sagen waren überrascht, dass das Keyboard ist ein richtig guter Sound und somit können. s so vielfältig einsetzbar ist. Die Stil- kommt endlich „Leben in die Bude“! richtungen reichen von Rock / Pop Wir haben gelernt, diese nicht nur zu über Jazz bis hin zu lateinamerika- spielen, sondern auch für Keyboard- nischer Musik. Gruppen zu arrangieren.

Ein wichtiger Aspekt des Unterrichts Warum wir als war die Improvisation, die uns nach KLAVIERpädagogen KEYBOARD- Anfangsschwierigkeiten lange nicht unterricht haben? geheuer war! Aber: Übung macht ja Viele Kinder und Jugendliche haben bekanntlich den Meister! Wir lernten den Wunsch, Rock/Pop und Moder- verschiedene Skalen und Tonleitern, nes zu spielen. Die Begleitung mit die uns das Improvisieren erleichter- Rhythmus darf hier natürlich nicht ten. Mit viel Geduld, Zeit und Mut fehlen! Für Schüler ist Keyboard setzten wir dieses Wissen auf der oft ein möglicher Einstieg für Band- Tastatur um und es fing an, uns Spaß projekte verschiedenster Art. Diese zu machen! Grundlage bietet auch einen guten Übergang zum Klavier-Spiel.

3 Hand und Instrument – Forum Musikpädagogik mit Prof. Dr. Christoph Wagner und Prof. Ulrike Wohlwender Johannes Möller | Dozent für Klavier, Klaviermethodik und Kammermusik

Spannende und hilfreiche Erkenntnisse rund um die Musikerhand – das versprach der musikpädagogische Fortbildungstag am 9. März 2012 im Forum der WMA. In Kooperation mit dem Verlag Breitkopf & Härtel waren Prof. Dr. Christoph Wagner und Prof. Ulrike Wohlwender zu Gast in der Wiesbadener Musikakademie.

Bereits im Jahr 2005 veröffentlichten sie mit dem Buch „Hand und Instrument – Musik- physiologische Grundlagen, praktische Kon- sequenzen“ das Standardwerk zu Fragen der Musikerhand. Christoph Wagner ist Doyen der deutschen Musikermedizin, Gründer und langjähriger Leiter des Instituts für Musik- physiologie der Hochschule für Musik und Theater Hannover. In seiner Arbeit geht es ihm um das Verstehen und Beurteilen von Händen, die Verbindung von Wissenschaft und Praxis, präzise Analysemethoden und aus den Ergebnissen abgeleitete Konse- quenzen für die Ausbildung der Hand und die Behebung von Problemen.

Auch wenn beim Musizieren die vielfäl- tigsten Faktoren zu bedenken sind, bleibt doch die Hand Schnittstelle zwischen Körper und Instrument. Es kommt bei der Beurtei- lung ihrer Eignung jedoch nicht nur auf die Größe bzw. Reichweite an, sondern ebenso auf Muskelkraft, Form, Gelenkwiderstände, Längendifferenzen zwischen den Fingern, Spannweiten der Finger untereinander und aktive sowie passive Bewegungsumfänge.

Zur Erstellung eines individuellen Handpro- fils werden ca. 40 Eigenschaften zusammen- getragen und vermessen. Die Biomecha- nische Handmessung (BHM) ergibt dann ein Bild der Stärken und Schwächen der jewei- Prof. Ulrike Wohlwender ligen Hand. Daraus wieder lassen sich Konse- quenzen für wichtige langfristige oder kurz- fristige Entscheidungen ziehen. Zu den langfristigen zählen die Frage der Instrumen- tenwahl, der Zeitpunkt des Beginns, die Stu- dienrichtung, wenn nicht sogar die Berufs- wahl überhaupt.

Kurzfristig sollte der Musiker jederzeit seine Haltung am Instrument überprüfen, seine Technik beobachten, ggfls. andere Fingersät- ze wählen oder sich für andere, besser geeig- nete Literatur entscheiden. Wichtig ist, stets so zu spielen, wie es für den Einzelnen gut ist. Alle Parameter des Instrumentalspiels könnten zur Disposition stehen.

4 Carol Baggott-Forte

Prof. Dr. Christoph Wagner

Zur Stärkung der Hand empfiehlt Prof. Wagner isometrische Übungen, die ohne Instrument kurz aber intensiv durchzufüh- ren sind. Am Instrument sollte keine Kraft Meisterin des vokalen trainiert werden, sondern Koordination und Sensibilität. Von Stretching ist abzuraten. Feintunings – Masterclass Wichtig ist, die Gelenke in einer Mittelstel- „The Liberated Voice“ lung zu halten, um die erforderliche Kraft mit Carol Baggott-Forte zu minimieren. Maria Tuczek-Graf | Dozentin für Gesang und Gesangsmethodik

Als kürzeres und einfacheres Messverfahren bietet sich die Pragmatische Handeinschät- In Kooperation mit der WMA fand im Januar 2012 zung (PHE) an. Hier werden Handlänge und die Masterclass „The Liberated Voice“ -breite, die Fingerlängendifferenzen zwischen mit Carol Baggott-Forte (Toronto) statt. 3. und 1. sowie zwischen 3. und 5. Finger und 10 verschiedene Fingerspannen gemessen. Durch Auflegen der Hand auf ein Messblatt Alle Gesangsstudierenden der Musikakademie hatten die kann man schnell ersehen, zu welcher Möglichkeit, aktiv wie passiv von dieser anspruchsvollen Vergleichsgruppe man mit seinen Werten Veranstaltung zu profitieren. Carol Baggott-Forte erwies gehört, ob man im z. B. durchschnittlichen sich als Virtuosin des Stimmbaus. Mithilfe von funktionalen Normbereich oder darüber bzw. darunter Stimmübungen erfährt die Stimme ein individuelles Fein- liegt. tuning bis die Kehle sich selbst organisiert und balanciert. Die Stimme beginnt zu glänzen und offenbart ihre wahre, Der Vortrag, der auch durch einen Film aus ungekünstelte Schönheit und Seele - „Voice building” als dem Zürcher Zentrum Musikerhand (ZZM), Grundlage künstlerischen Tuns und im weitesten Sinne und das die Arbeit von Prof. Wagner fortsetzt tiefgreifend als Balancierung der Persönlichkeit. und weiterentwickelt, bereichert wurde, stieß auf lebhaftes Interesse bei den Studie- Hörbar und sichtbar für alle Zuhörenden war die Verbesse- renden. Zum Schluss verwiesen die Vortra- rung und Entwicklung innerhalb der Woche bei allen genden noch einmal auf die Komplexität Sängern. Die fünf aktiven Studierenden bekamen durch die des Themenfeldes und weiteten den Blick fühlbare Leichtigkeit und Leichtgängigkeit der Stimme auf die Ganzheitlichkeit des Musizierens, einen starken Impuls für ihren sängerischen Weg. Auch die in der die mentale, psychologische Einstel- zuhörenden Studierenden profitierten nicht nur in Hinsicht lung mindestens auf größeres Verständnis der funktionalen stimmtech- eine ebenso nischen Zusammenhänge; das empathische Hören hatte große Rolle auch eine nachhaltige positive Auswirkung auf ihr Singen spielt wie die und die Motivation zum Üben. Beschaffenheit der Hand. s Eine ergebnisreiche Woche! Ein Kurs voll höchster Inten- sität und Wirksamkeit, in produktiver und offener Atmosphäre gemeinsamen Johannes Möller Lernens. Alles geprägt vom pädagogischen Eros und hohen Berufsethos Carol Baggott-Fortes – das war gelebte Gesangspädagogik mit Vorbildfunktion. s Maria Tuczek-Graf

5 und Dr. Ellen Glaesner | Dozentin für Musikwissenschaft und Klavier

Assistent der intendAnz An der stAAtsoper wiesbAden in der spielzeit 1927/28

Am Abend des 6. Mai Er plante zunächst eine eine Uraufführung in An- begründete der Intendant 1928 war das Preußische provisorische Wiederauf- wesenheit des preußischen den besonderen Wert, den Staatstheater in Wiesbaden nahme unter dem Titel Kultusministers Dr. Carl er auf die Aufführung eines festlich erleuchtet: Für alle „Festwochen im Mai“ Heinrich Becker und des zeitgenössischen Werkes Beteiligten ein besonderes zum Jahrestag der ersten preußischen Generalinten- legte. Die Resonanz in der Datum, da Intendant Dr. Maifestspiele, welche am danten Heinz Tietjen an. Presse war entsprechend Paul Bekker beschlossen 6. Mai 1896 begonnen Auch Leo Kestenberg, wis- groß. Das „Wiesbadener hatte, die Tradition der hatten. Auf dem Spielplan senschaftlicher Mitarbeiter Tagblatt“ vom 7. Mai 1928 Maifestspiele, die seit dem standen an diesem 6. Mai im Preußischen Kultusmi- würdigte Rosenstock ersten Weltkrieg unterbro- 1928 drei Einakter von nisterium in Berlin, war („…wusste mit elastischer chen war, fortzusetzen. Ernst Krenek. Seit 1925 unter den geladenen Gä- Hand all die Zickzack- sten. Der Intendant wollte sprünge des Krenekschen an diesem Abend einen Talents zu folgen und das gesellschaftlichen Rahmen kunstgeübte Orchester schaffen, in dem sich Per- und die Darsteller zu sonen aus den geistigen beschwingtem Mitgehen Kreisen der Stadt mit anzufeuern.“), Paul Bekker, prominenten Kurgästen dem die Spielleitung oblag begegnen sollten. Und so („…bewies all die Sorgfalt enthalten die Gästelisten, und den Kunstgeschmack, die sich immer noch im wodurch er uns verwöhnt Hessischen Hauptstaatsar- hat“) und Ernst Krenek chiv befinden, außer den („der junge originelle Kom- schon Genannten weitere ponist wurde gestern vom illustre Namen: General- Publikum im Kreise der intendant Freiherr von Darsteller durch lebhaften und zu Frankenstein aus Beifall und Hervorrufe München oder Prof. Georg geehrt“). Schünemann, Direktor der Berliner Musikhochschule. Auch in der „Biebricher Aber auch Intendanten, Tagespost“ und in der Kapellmeister und Ober- „Rheinischen Volkszei- bürgermeister reisten aus tung“ fanden sich in den näherer und entfernterer folgenden Tagen Berichte. Umgebung an. Entspre- Am 8. Mai 1928 erbat die chend erging am 5. Mai „Rheinische Musik- und 1928 eine Anweisung des Theater-Zeitung“ Bildma- Intendanten an das Orche- terial der Uraufführung im ster, im Frack zu erschei- Intendantenbüro. Der nen. Und die Nachfrage „Musical courier“ berich- nach Karten war groß. tete am 14. Juni 1928 von „another „Jonny“-success“. Da zur gleichen Zeit in In der Tat war Ernst Wiesbaden eine Aus- Kreneks Oper „Jonny spielt war der junge Komponist stellung „Das deutsche auf“ mit großem Erfolg - ein Schüler Franz Schre- Porzellan“ und ein inter- 1927 in Leipzig uraufge- kers - zunächst in Kassel nationales Tennisturnier führt worden. und dann in Wiesbaden stattfanden, weilten Assistent von Paul Bekker. genügend interessierte Das Werk gehört zur so Die musikalische Leitung und interessante Gäste genannten Zeitoper, inte- des Premierenabends oblag in der Kurstadt. In einem griert aber auch Elemente Generalmusikdirektor Faltblatt zur Festwoche aus Jazz und zeitgenös- Joseph Rosenstock. Die sischer Unterhaltungsmu- Frankfurter Zeitung vom sik sowie eine opernhafte 17. April 1928 kündigte Intrigen- und Liebesge-

6 „Im 6. Semester müsst ihr Gruppenunter- richt geben.“ – Für die Sänger heiSSt das DIE LIEDERBANDE Lea Benedikter, Marlene Gaßner, Sebastian Möller, Monika Schmid

Foto: Martin Kaufhold Dr. Ellen Glaesner

schichte. Man erkannte in Dieser in Dr. Hirschmanns Einführung lichen Gang unter die Dusche mit der Musik der drei Einakter zum sechsten Semester noch recht ab- typischen Geräuschen oder im Nach- dasselbe musiksprachliche strakt klingende Begriff wird für uns ahmen wilder Tiere eine gesunde und Idiom wieder. In den drei jeden Mittwochnachmittag zur sehr le- entspannte Stimmgebung vermittelt. Einaktern, deren Text bendigen Realität. Dann treffen sich im Krenek selbst verfasst Orchesterprobensaal der WMK in der Ebenso wie die stimmbildnerischen hatte, werden verschiedene Regel zwischen sechs bis zehn Kinder, werden auch musikalische Parameter Facetten des Umgangs mit die meisten im Alter zwischen acht und spielerisch erlernt. So erfahren die Macht, Gesellschaft und In- zehn Jahren, und freuen sich darauf, für Kinder z. B. anhand des Liedes „Die dividualität des Menschen eine Stunde zu singen und sich dazu alte Moorhexe“ die einzelnen Noten- aufgezeigt. „“ rhythmisch zu bewegen. werte zu unterscheiden oder im vertritt Gewalt und Will- „Elefantenkanon“, was dynamische kür, in „Das geheime Kö- Mit dabei wir vier, die sich, unter dem Abstufungen für musikalische Effekte nigreich“ gelangt der König wachsamen Blick der Dozentinnen erzeugen können. zu der Einsicht, dass „nicht Ursula Ott und Christine Quer alle äußere Machtsymbole die Mühe geben, nicht nur eine gewisse Einer der wichtigsten „Parameter“, die Gewalt über das Leben bie- Ordnung in die doch sehr quirlige wir den Kindern vermitteln wollen, ten, sondern Resignation „Bande“ zu bringen, sondern gleichzei- ist Spaß an der Musik. Wenn sich die und innere Überlegenheit.“ tig auch stimmbildnerische und musi- Kinder auf die kommende Stunde (Ernst Krenek, Meine drei kalische Parameter den Kindern mit freuen und begeistert den Probensaal Einakter, in: M. Blätter d. doch sehr unterschiedlichen musika- stürmen, man im Laufe eines Jahres Anbruch 10:1928, S. 158ff.) lischen Vorkenntnissen zu vermitteln. deutliche Entwicklungen nicht nur auf und „“ stimmlicher Ebene sondern auch im oder „Die Ehre der Nation“ Hierbei liegt es uns sehr am Herzen, Sozialgefüge der Gruppe feststellt oder persifliert diese beiden nicht nur moderne Kinderlieder zu sin- wenn ein sonst eher in sich gekehrtes Grundtypen und wirft ein gen, sondern die Kinder auch mit kind- Kind plötzlich in einer rhythmischen kritisch-ironisches Auge gerechten traditionellen Volksliedern Übung Begeisterung und noch unge- auf die Gesellschaft. vertraut zu machen. Vor dem eigent- ahntes Talent offenbart, dann ist das lichen „Lieder-Singen“ werden in der für uns Studenten oft der Moment, Am 7. Mai 1928 verfasste Aufwärmphase jeder Stunde Körper in dem wir die Liederbande trotz der Ernst Krenek folgenden und Stimme spielerisch aktiviert. Hier- sehr zeitintensiven Vorbereitung als Dankesbrief an das The- bei werden die Einsing-Übungen in Bereicherung im Studium sehen, ater: „Es gereicht mir zu eine Geschichte verpackt, der die da hier angewandte Musikpädagogik besonderer Genugtuung, Kinder gedanklich folgen können. Und praktiziert wird. s dass meine Werke an so wird unbewusst beim morgend- einem Abend zur Auffüh- rung kamen, der weiteste Resonanz finden und eine alte, glanzvolle Tradition im Geiste der Gegenwart erneuern sollte. Dass dieser Zweck, wie ich aus dem offenbaren großen Erfolg des Abends schließen darf, erreicht worden zu sein scheint, danke ich den her- vorragenden und aufopfe- rungsvollen Leistungen der leitenden Persönlichkeiten sowie des Solo-, Chor-, Ballett-, Orchester- und technischen Personals. Fast ein ganzes Jahr lang ihr Kollege und Mitarbeiter ge- wesen zu sein, erfüllt mich mit freudigem Stolz.“ s

7 gefragt Dr. Ute Ringhandt | Dozentin für Musikwissenschaft, Werkanalyse, Tonsatz und Hörerziehung kennst du dAs lAnd, wo die zitronen blÜhn, iM dunkeln lAub die gold-orAngen glÜhn, ein sAnfter wind voM blAuen hiMMel weht, die Myrte still und hoch der lorbeer steht, kennst du es wohl? Dr. Ute Ringhandt

„Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn“ ist eines jener Goethe-Gedichte, die womöglich „zu“ berühmt und bekannt geworden sind. Man kennt die Verse, man kennt das Land – hat man damit alles verstanden? Hat man in seinen Versfüßen, im regel- mäßigen Wechsel von Hebung und Senkung – fast immer auftaktig: „Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,/ Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht...“ – die Anspan- nung im ersten Vers bemerkt? „Kennst du das Land?“ Und weiter unten: „Kennst du es wohl?“ Die Antwort wird nicht abgewartet, so selbstverständlich erscheint sie.

Karl friedriCH Zelter Karl Friedrich Zelter war vermutlich einer der ersten, den die viel gestellte Frage musikalisch umtrieb. Und der auf Anhieb den Ton traf. Denn schon in der ersten Phrase seiner Vertonung verlässt er die Grundtonart G-Dur, um die musika- lische Frageformel schlechthin, den phrygischen Halbschluss, an ihr Ende zu setzen.

und Hugo wolf? Er macht den ersten Teilvers zur Kernfrage franZ sCHubert seiner Vertonung überhaupt. 1. durch die Wahl der entlegenen Tonart Es spricht manches dafür, dass Ges-Dur, die ihm dadurch zur Tonart der Schubert Zelters Vertonung kann- Sehnsucht nach dem fernen Lande wird; te. Auffällig jedenfalls, dass er der 2. durch die melodische Bewegung insistierend wiederholten Frage b – ces – b, den klagenden, „Kennst du es wohl?“ mit verschie- fragenden Halbtonschritt; denen musikalischen Mitteln 3. durch die plagale Wendung besonderen Nachdruck verleiht: Ges-Dur – ces-moll – Ges-Dur, So bricht der liedhafte Ton der die halbschlüssig und damit fragend klingt; Strophe plötzlich und unvermittelt 4. durch den unruhvollen synkopischen ab und schlägt um ins Rezitati- Rhythmus, der das ganze Lied durchzieht; vische; das Tempo („mäßig“) wird 5. und schließlich dadurch, dass Wolf die außer Kraft gesetzt („a piacere“), genannte Wendung mit einem eigenen die Frageformel zum sogenannten Phrasierungsbogen und der Spielanweisung alterierten phrygischen Halb- „hervortretend“ versieht – deutlicher lässt schluss geschärft. sich in Tönen kaum fragen.

8 rouwen HutHer studierender 1999 – 2004 bei riCHard staab „warum ausgereCHnet wiesbaden?“

eheMAlige studierende der wMA berichten Rouwen Huther

Das war die meist gestellte Frage, einigermaßen anständiger Beruf. schule für Musik in Karlsruhe und nachdem ich mich für ein Studium Nach dem Motto: wenn das mit machte dort meinen Master (Oper). an der Wiesbadener Musikakademie der Bühne nichts wird, kann er ja Nach meinen ersten Engagements entschieden hatte. Die Antwort war notfalls unterrichten und ist kein wurde mir klar, dass ich zwar ein für mich von Anfang an sonnenklar brotloser Künstler! absoluter Theatermensch bin, dass und immer die gleiche: Ich will zu ich aber auch gerne mit „normalen Richard Staab! Er war mein erster Aus dem „anständigen Beruf“ wurde Menschen“ zu tun habe und das Un- Gesangslehrer an der Musikschule in sehr schnell eine Passion. Wie ana- terrichten nach wie vor eine große Mosbach und ich will nun bei ihm lysiere ich eine Stimme, wie behebe Herausforderung bedeutet. Die Mi- an der WMA studieren. Wiesbaden ich technische Probleme? Und zwar schung macht’s! Deshalb bin ich nicht kannte ich bis dahin nicht. Und so so, dass es beiden sowohl – Lehrer nur gerne in Opernhäusern wie der habe ich am Tag der Aufnahmeprü- wie Schüler – Spaß macht?! Wie Staatsoper „Unter den Linden“ Berlin, fung vergebens die Schwebebahn finde ich neue Wege, wenn die alten dem Prinzregententheater München, gesucht. Wuppertal und Wiesbaden nicht weiterführen? Das fand ich dem Nationaltheater Mannheim oder kann man ja auch leicht verwechseln. spannend und ich genoss das Aus- dem Teatro Luciano Pavarotti in Mo- Nun, dem musikalischen Insider wird probieren am „lebenden Objekt“. dena als Solist zu Gast, sondern bringe spätestens jetzt klar sein: Huther ist auch mit der gleichen Leidenschaft ein Tenor. Nicht nur im eigenen Gesangsunter- meinen Mitmenschen den guten Ton richt, sondern auch im Methodik- bei – Anfängern wie Fortgeschrittenen. Ich begann also 1999 meine Aus- Unterricht habe ich sehr viel über bildung zum Staatlich geprüften die menschliche Stimme und Ge- In Wuppertal war ich übrigens bis Gesangspädagogen, was viele wohl- sangtechnik erfahren. Ich bekam heute nicht. Dafür wohne ich wie meinende Ratgeber sehr beruhigte. jedoch auch meine ersten großen an meinem ersten Studientag noch Schließlich sei das zumindest ein Gesangs-Auftritte durch die WMA. immer in Wiesbaden, in unmittel- Neben Orchesterkonzerten, in denen barer Nähe zur WMA.s ich als Solist auftreten durfte, wurde KatHarina ich nach einem Notruf seitens des Hessischen Staatstheaters Hofmann, in Wiesbaden durch die WMA geb. geHrKe zu einem Vorsingen geschickt und wurde tatsächlich engagiert. Gretel wird gehänselt: 24 Vorstellungen im Großen 20 Variationen im Stil von Bach Haus in einer Hauptrolle – bis Bossa Novavon Katharina diese Erfahrung war für meine Hofmann und Regina Hapel künstlerische Entwicklung sehr von Zimmermann GmbH & Co wichtig. Der Weg zum (Musiknoten - April 2008) Katharina Hofmann, geb. Zum Abschluss meines regu- guten Klang Gehrke war von 1982 bis 1987 lären Studiums an der WMA (Hauptfach Querflöte) am gab es dann ein ganz besonderes à Stimmen und Service vor Ort Wiesbadener Konservatorium Geschenk. Durch den intensiven à Reparaturen in eigener Werkstatt und arbeitet heute freiberuflich Einsatz von Direktor Christoph à Meisterbetrieb im Klavier- und Cembalobau als Instrumentalpädagogin, Nielbock erhielten wir die Mög- à Neue und gebrauchte Instrumente, Chorleiterin und unterrichtet lichkeit, in Kooperation mit auch Mietklaviere Musikalische Früherziehung. der Hochschule für Musik und à Ausstellungstücke, z. T. im Preis Darstellende Kunst Frankfurt reduziert zusätzlich zum Staatsexamen à Termine nach Vereinbarung das pädagogische Diplom abzu- legen. Somit bin ich einer der Peter Engelken ersten Diplomanden der WMA. Klavier- und Cembalobaumeister Niederseelbacher Straße 58 Da schon seit Beginn meines 65527 Niedernhausen Telefon (0 61 27) 27 83 Studiums zwei Herzen – ach! Telefax (0 61 27) 9 13 70 – in meiner Brust schlugen, Mobil (01 72) 3 01 80 23 entschied ich mich noch für ein [email protected] künstlerisches Aufbaustudium www.klavierservice-engelken.de zum Opernsänger an der Hoch- 9 Buchbesprechung: Barbara Busch / Christoph Henzel (Hg.), Kindheit im Spiegel der Musikkultur. Eine interdisziplinäre Annäherung (Augsburg 2012) Johannes Möller

„In jedem Kind liegt eine wunder- gungen und zeigen Konsequenzen – Medien – Musik (Thomas Münch), bare Tiefe.“ Auch wenn in diesem für die (Schul-)Pädagogik auf, wäh- Konzertpädagogik (Barbara Stiller) berühmten Ausspruch Robert Schu- rend sich Andreas C. Lehmann gezielt und Singen mit Kindern (Heike manns etwas von romantischer Kind- mit dem Musiklernen von Kindern Henning) bieten. Abschließend setzt heitsverklärung mitschwingt, lässt unter Einbezug neuester Forschungs- sich Barbara Busch sowohl in histo- doch die differenzierte Beschäftigung ergebnisse beschäftigt. rischer Perspektive als auch in der mit diesem Thema etwas von der Untersuchung aktueller Tendenzen „Tiefe“ dieser Lebensphase deutlich Ein zweiter Abschnitt beschäftigt mit der Frage nach „Fluch oder werden. Das im „Forum Musikpäda- sich mit Kindheit als Thema der Mu- Segen“ der Kindorientierung in der gogik“ des Augsburger Wißner-Ver- sikwissenschaft; Christoph Henzel Instrumentalpädagogik differenziert lags neu erschienene Buch „Kindheit und Ariane Jeßulat untersuchen an auseinander. im Spiegel der Musikkultur. Eine in- Beispielen aus der pädagogischen terdisziplinäre Annäherung“ lädt den Klaviermusik mit Schwerpunkt auf „Kindheit ist ein außerordentlich interessierten Musikpädagogen zu in- Robert Schumann fundiert das „klin- komplexer Bereich, den auch erfah- formativer wie facettenreicher Refle- gende“ Bild der Kindheit und seinen rene Praktiker stets wieder hinter- xion über das Phänomen „Kindheit“ Wandel. fragen müssen.“ Dieser Satz aus dem ein. Der zehn Aufsätze enthaltende Beitrag von Barbara Stiller (S. 117) Band basiert auf einer Ringvorlesung Der dritte Teil des Buches geht könnte gleichsam als Motto über an der Musikhochschule Würzburg. auf die musikpädagogischen He- dem Buch stehen: Es ermöglicht in rausforderungen der Kindheit ein. seinem interdisziplinären Ansatz Zunächst dokumentieren die Zunächst denkt Wolfgang Lessing und mit seiner vielseitigen thema- Beiträge von Volker Fröhlich und über das Kindheitsbild bei Theodor tischen Palette auf hohem Reflexi- Maria Fölling-Albers den aktu- W. Adorno und die Verbindung zwi- onsniveau eine intensive Beschäfti- ellen Stand der Kindheitsforschung schen Kindheit und Kunst nach. Es gung mit einem nur oberflächlich zwischen Mythos und wissenschaft- folgen drei Texte, die einen höchst gesehen „alltäglichen“ Thema, das lichem Konstrukt, geben einen informativen aktuellen Überblick, jedem Musikpädagogen in seiner historischen Überblick über die sich aber auch eine kritische Auseinan- „Tiefe“ und Komplexität klar wer- verändernden Ansichten und Bedin- dersetzung zu den Themen Kinder den sollte. s

WIR STELLEN VOR: CHRISTINE QUER DOZENTIN FÜR ELEMENTARE MUSIKPÄDAGOGIK AN DER WMA Dr. Thomas Hirschmann | Dozent für Musikwissenschaft

Schon in früher Jugend entdeckt die ihr Studium bei dem Begründer die in Remscheid geborene Chri- der Rhythmik Emile Jaques-Dalcro- stine Quer ihre Liebe zur Musik ze absolviert hatte, zur Teilnahme und zur Bewegung. Als 4-jährige bei den „Internationalen Rhyth- bekommt sie ihren ersten „Ele- mik-Tagungen“ der Akademie

mentar-Unterricht“ beim Leiter der Remscheid eingeladen. Dort lernt Foto: WMA dortigen Musikschule Karl Lorenz, sie Persönlichkeiten wie Rosalia dem damaligen Vorsitzenden des Chladek, Trudi Schoop, Hugo schule in Essen, danach Klavier Deutschen Rhythmik-Verbandes. Kükelhaus und Cary Rick kennen an der Musikhochschule Münster. Begeistert erhält sie danach Unter- und findet genau das, wonach sie Erste Lehraufträge erhielt sie in richt in Blockflöte und Klavier und gesucht hatte: Das Fach Rhythmik, Stuttgart und Essen. singt im Kinderchor. in dem Musik und Bewegung in einem gleichberechtigten Verhält- Christine Quer ist seit 2001 Do- Parallel dazu erlernt sie klassisches nis zueinander stehen. Eines bringt zentin im Studiengang Elementare Ballett und betreibt erfolgreich das andere zur Geltung, eines kann Musikpädagogik an der WMA. Kunstturnen. Schon mit 13 Jahren durch das andere ausgedrückt Sie war maßgeblich an der inhalt- unterrichtet sie klassisches Ballett werden. lichen Entwicklung des Diplomstu- im Remscheider Turnverein. diengangs EMP in Kooperation mit Mit 14 wird sie von Karl Lorenz, Nach dem Abitur studiert sie zuerst der Musikhochschule Frankfurt einem Schüler von Elfriede Feudel, Rhythmik an der Folkwang Hoch- beteiligt. s

10 von der übZelle ins ratHaus – das streiCHQuartett der wma erZäHlt Miriam Settelmeier, Laura Horvath, Clara Holzapfel, Hwoayeong Lee (v.l.n.r.)

8. April 2011, WMA Jubiläum, das dann so weit: nach einigen Tonlei- Streichquartett spielt den 1. Satz tern und kleinen Übungsstücken aus einem Beethoven-Quartett. Der wagten wir uns an Beethoven. Startschuss für intensive Probenar- Der erfolgreichen Konzertpremi- beit und spannende Auftritte. Doch ere folgten schnell weitere Auf- wie hat alles angefangen? tritts-Anfragen. Es begann Anfang 2010 im 3. Se- Offensichtlich hatten wir in Abgesehen vom Spaß, den wir mester, als sich Hwoayeong, Clara Wiesbaden regelrecht eine Markt- bei den Proben haben, konnten wir und Miriam zufällig im Studenten- lücke geschlossen. Damit standen auch viel Auftritts- und Spielerfah- zimmer trafen um sich eine kurze wir allerdings vor einem neuen Pro- rung sammeln und uns auch außer- Pause zu gönnen. Spontan kam uns blem. Uns fehlte das Repertoire, musikalisch weiterbilden; denn so die Idee, mal etwas im Ensemble zu denn dem Oberbürgermeister und manchen Vortrag über „ Die Ge- spielen, um die „Einzelhaft“ in un- anderen Repräsentanten in der Stadt schichte der Krankenschwestern“, seren Übzellen zu verkürzen. Da konnten wir uns schlecht mit den „Das Cern“, „Röntgenstrahlen“ und wir drei Streicher sind, war die immer gleichen Stücken vorstellen. einige politische Themen haben Sache schnell klar, ein Cellist muss- Da half uns nur eins: schnell Noten wir musikalisch begleitet. te noch her. suchen und üben, üben, üben. Was uns noch fehlt ist ein Name! Die Wahl fiel rasch auf Andres Mittlerweile ist viel passiert. Egal Auf den gemeinsamen Busfahrten Hancke aus unserem Semester, und ob Hochzeit, Preisverleihung, Eröff- ist uns aufgefallen, wie schwierig es nachdem wir in Carl-Gustav Settel- nung oder Empfang – Kurhaus, Kir- ist, etwas passendes zu finden. Hier meier den passenden Dozenten ge- che, Rathaus oder Schloss Biebrich: eine kleine Kostprobe unserer miss- funden hatten, konnten wir losle- die „Musikalischen Gelegenheits- glückten Versuche: „little women gen. Das dachten wir! Doch statt geschäfte“, kurz Mugge genannt, quartett“, „Streichhörnchen“, „Wir- schöner Quartett-Literatur hieß es laufen bestens. Wir konnten schon sind-für-sie-da-Quartett“. erstmal die Grundlagen des Quar- viele Veranstaltungen musikalisch Da unsere Namensbemühungen tettspiels zu erlernen. Saubere Into- umrahmen und unser Repertoire bis jetzt erfolglos geblieben sind, nation, aufeinander hören, Einsätze um einige Stilrichtungen erweitern. spielt für sie weiterhin das Streich- geben…doch irgendwann war es Mit Laura Horvath als Cellistin tre- quartett der Wiesbadener Musik- ten wir mittlerweile als lupenreines akademie! Buchungen nehmen wir Frauen-Quartett auf, das sorgt für jederzeit gerne entgegen. s die ganz besondere Note. 11 KlassiK? lustig! Lena Schmid und Eva-Maria Gebauer

einen kooperAtion der clownschule MAinz Mit studenten der wiesbAdener MusikAkAdeMie MAchte kindern klAssische Musik schMAckhAft.

In zwei Nachmittagsvorstellungen für Stück auseinandergebaut und trotz- Gegen Ende des Konzerts konnte zeigten Clowns der Clownschule dem konnte noch schöne und lustige Paloma sich nicht mit dem Gedanken Mainz (die Einzige übrigens in Musik hervorgebracht werden. abfinden, dass das Klavier einmal Deutschland) in Zusammenarbeit mit Beim „Danse espagnol“ von schweigen sollte und entriss dem Studenten der Wiesbadener Musik- Manuél de Falla für Violine und Kla- Spieler des Glockenspiels die Schlä- akademie, dass Klassik alles andere vier ging es temperamentvoll zu. Die gel. Nur nach Besänftigung Palomas als langweilig ist. Die vielen kleinen Clowns Paloma und Aziza verwandel- konnte der „Zauberlehrling“ von Paul und großen Zuschauer erlebten einen ten sich in einen wilden Stier und Dukas erklingen. Damit Paloma dem bunten Querschnitt durch Werke in einen kühnen Torero. Karneval „GeFlügel“ doch noch einmal in solis- berühmter Komponisten. gab es auch: Der „Schwan“ aus dem tischer Form lauschen konnte, gab Um den jungen Zuschauern einen Karneval der Tiere von Camille Saint- eine Studentin „The little negro“ von breit gefächerten Einblick zu gewäh- Saëns, vorgetragen von Violoncello Claude Debussy zum Besten. ren, gab es in jedem Programmpunkt und Klavier, dürfte einigen Kindern Schließlich hatte das Publikum so ein anderes Instrument zu bestaunen. schon bekannt gewesen sein. viele Melodien gehört, dass diese un- So zum Beispiel die Trompete in dem Moderne Musik durfte natürlich bedingt in einem Lied zusammenge- Stück „Cornet“ von Henry Heron zu alldem nicht fehlen. Von Francis fasst werden mussten. So sangen zum oder das Klavier in einer Chopin Poulenc gab es eine Sonate für Quer- Schluss alle gemeinsam „In meinem Etüde. Das berühmte Alla Turca von flöte und Klavier zu hören. Auch Kopf sind 1001 Melodien“. Vielleicht „Mozzen“, ursprünglich für das „Ge- dabei war das Publikum gebannt und kann so die eine oder andere Melodie Flügel“ vorgesehen, durfte natürlich äußerst aufmerksam. in den Köpfen der Zuschauer bewahrt nicht fehlen. In diesem Konzert werden. s wurde es ungewöhnlicherweise auf dem Xylophon gespielt. Auch die Kla- rinette wurde gebührend vorgestellt: Während dem Stück „Immer kleiner“ von Adolf Schreiner wurde sie Stück

Lena Schmid

Clara Holzapfel 12 studierende unterwegs

PriCKelnde einbliCKe Auf Einladung der Sektkel- schied zwischen Sekt lerei Henkell trafen sich im und Champagner sowie die Februar rund 20 Studieren- Lagerdauer. de im prächtigen Marmor- Durch riesige Sektkeller, saal, ein repräsentatives vorbei an uralten Wein- Michael Thoß und Alexander Six Foyer, ursprünglich streng fässern – die dem Gründer klassizistisch, das vom Adam Henkell von Ge- endliCH ferien Unternehmen bis heute für schäftsfreunden aus aller (denKste) Repräsentation, Empfänge, Welt geschenkt wurden – 24 Stunden Autofahrt, nach dieser wanderten wir Feste und Konzerte genutzt und einer Verpackungsstra- 5 Konzerte, 4 Muggen, guten Mutes zur Probe, ge- wird. ße, die ein wenig an eine 3 Proben, 2 Weinproben treu dem Motto: erst die Ar- Hier empfing uns ein Modelleisenbahn erinnert, und 1 Ziel: 10 Tage beit dann das Vergnügen. smarter älterer Herr italie- landeten wir schließlich im Toscana mit Wiesbaden Den Erfolg monatelan- nischer Abstimmung und Degustierraum des Hauses, Symphonic Brass! gen Übens ernteten wir in erklärte u. a., was sich hinter um nun sinnlich drei Pro- Nach 12 Stunden Fahrt den großen Konzerten an den Begriffen Degorgierhal- dukte des Hauses zu ver- muss ein Blechbläser was? verschiedensten Orten, in le, Enthefung, Rüttelpulte, kosten. Ausgestattet mit Richtig – Essen. So kehrten drei Kirchen, im Kino und Gär- und Ruhelager ver- einem Pikkolo-Präsent des wir Sonntagabend, nach- in der Disco, sowie in Quar- birgt. Auch informierte er Hauses ging’s dann wieder dem wir von den „örtlichen tett und Zehner-Besetzung über die einzelnen Produk- beschwingt in die Übräume Reiseleitern“ Michael und im Rathaus und sogar tionsprozesse, den Unter- zurück. Marcello empfangen wur- auf dem Friedhof. Unter der den, erst einmal im Risto- bewährten Leitung von rante Ponte Nuovo in Ta- Joachim Tobschall war das vernelle ein. Allerdings nur Ensemble stets in Topform. in halber Besetzung - die Dank der Chöre, die uns andere Hälfte war irgend- bei unseren Konzerten wo um Bologna mit Motor- unterstützten und einigen schaden liegen geblieben. Besichtigungen, lernten wir Und prompt wurden uns Land und Leute besser ken- Nudeln serviert, die, wie nen. Und auch wir wuch- very britisH wir nach dem dritten Nach- sen beim nächtlichen Bei- Wir, Olga Zaitseva (Vocals, Olga Zaitseva schlag feststellen durften, sammensitzen immer mehr Violine) Marek Herz (Gitar- nur die Vorspeise zu einem zusammen. Übrigens – re), Christopher Herrmann Hier gab es Musik aus den herrlichen Schweinebraten an der Fülle und Qualität (Cello), Mathias Hößel (Per- verschiedensten Ländern. mit frittierten Kartoffeln der gastronomischen Ver- cussion) und Torsten Knoll Wir haben mit unserem waren. Gekrönt wurde das sorgung hat sich bis zur (Piano, Melodica) spielten Programm aus Balkanbeats Ganze mit einem himm- Abfahrt nichts geändert. mit unserer Band auf und ukrainischer russischer lischen Tiramisu. Leider nur manches Eigen- Einladung der Partnerstadt Folklore für gute Laune bei Entsprechend italie- gewicht… Turnbridge Wells zur Eröff- den Engländern gesorgt. nischer Sitte gab es zum Ein großes Dankeschön nungsfeier der Olympischen Die Reise nach England Abendessen natürlich an den Deutsch-Italie- Spiele 2012 in London. und die „Teilnahme“ an Wein. Nachdem dieser edle nischen Partnerschafts- Die Feierlichkeiten einer Olympiade waren für Tropfen – aus der Chianti verein Amicizia, Michael wurden in einem großen uns ein unvergessliches Er- Region – nach einer langen Müller und Marcello Park auf Großleinwand aus- lebnis. Wir sind begeistert Nacht verdunstet war Caldori, die uns zusammen gestrahlt und viele Sport- zurückgekehrt, haben un- (selbstverständlich blieben mit der Musikakademie begeisterte verfolgten das glaublich nette und freund- wir wach bis die Kollegen und der Musikschule Spektakel. Vor allem der liche Engländer kennen eingetroffen waren), blieb diese wunderschöne Reise Auftritt „ihrer“ Königin ließ gelernt und uns sehr über uns nichts anderes übrig, ermöglicht haben! die Engländer jubeln. die herzliche Aufnahme uns zur ersten Weinver- Michael Thoß Samstags konnten wir gefreut. Dies nicht zuletzt, kostung zu begeben. Und Radfahren live am Bucking- da die Sonne uns sehr hold ham Palace verfolgen, war und wir von dem ty- sonntags sind wir auf dem pischen englischen Wetter „Mela“-Fesitval aufgetreten. verschont blieben! 13 WMA-Kurzmeldungen

Aktivitäten und Erfolge 2012

Akademietag 2012 NLP – gehirngerechtes Lernen für Musiker mit Sebastian Mauritz, Göttingen: „Ich glaube fest daran, dass Menschen dafür gemacht sind, zufrieden zu sein und mit einem hohen Maß an Selbststeuerung ihr Leben zu leben.“ Fotos (2): Kevin Petzinger

à mit besonderer à premiere à viel beschäftigt auszeichnung Ini Gerath, Dozentin für Franz Vorraber, Dozent für Ferner erschien 2012 bei Christian Claus war Szenischen Unterricht Klavier an der WMA, Thorofon seine neue Solo Diplom-Absolvent „mit an der WMA, hatte am spielte 2012 u. a. in Berlin, CD. Die Aufnahme ent- besonderer Auszeichnung“ 6. Dezember 2012 Premiere bei den Schumann Fest- stand im Schumann Haus in 2011 an der WMA und für ihre Inszenierung der wochen, bei den Kloster- in Leipzig auf einem histo- Praktikant für die Saison ‚Lustigen Witwe‘ am konzerten in Maulbronn rischen Flügel (1860) von 2011/2012 für Klarinette Staatstheater Wiesbaden. und im Gewandhaus zu Wilhelm Wieck, einem und Baßklarinette beim Leipzig. Zahlreiche seiner Cousin von Clara Wieck. Symphonieorchester des à Preisträger eigenen Werke wurden Zu hören sind neben der SWR Baden-Baden. Jens Hunstein, Dozent für uraufgeführt, u. a. das Sonate von Clara Wieck, Christian Claus setzte Improvisation Jazz/Pop Klavierquintett mit dem die Fantasiestücke op.12 sein Studium nahtlos bei an der WMA, wurde mit Bläserquintett der Staats- von Robert Schumann und Prof. Laura Ruiz-Ferreres seiner Rüsselsheimer kapelle Berlin, das 1. Kla- die Gespenstergeschichten in Frankfurt fort. Schulbigband „IKS Swing- vierkonzert mit dem Leip- op. 20 von Franz Vorraber. kids“ zum dritten Mal ziger Kammerorchester, in Folge Preisträger beim das Nonett mit dem Deutschen Orchester- Gewandhausoktett, die wettbewerb. Suite op. 11, Sätze von Liebe op. 29 und children’s dances op. 21 für Klavier Solo.

14 Musik liegt in der Luft Wie viele Töne hat wohl ein Akkordeon? Und wie wird eine Violine gespielt? Geheimnisvolle Klänge, leises Knistern und klare Töne...Ob mit Querflöte, Violoncello, Viola, Klavier oder der eigenen Stimme - dies alles konnten Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren von Studierenden erfahren. Ein Projekt im 5. Semester in Kooperation mit dem Amt für Soziale Arbeit. Studien- informationstage der WMA vom 22. -26. April 2013 Tag der offenen Tür am 27. APRIL 2013

Chorkonzert mit Wir heißen das Schicksalslied neue Semester von Brahms und herzlich willkommen! Lauda Sion von Mendelssohn Bartholdy im Laiendormitorium, Kloster Eberbach

à Veröffentlichung I à Veröffentlichung II à Spezialpreis à Musikwissenschaft Cornelia Zimanowski, Dr. Ute Ringhandt, Angela Schmidt (Studie- Dr. Ellen Glaesner setzt Dozentin für Pflichtfach Dozentin für Musikwissen- rende WMA von 2004 – ihre Buchbesprechungen Klavier, Improvisation schaft, Werkanalyse, 2009) ist Preisträgerin im mit einem Artikel fort, der Klassik und Liedbeglei- Tonsatz und Hörerziehung, internationalen Wettbe- noch 2012 im Jahrbuch der tung, veröffentlichte bei hat gemeinsam mit werb ,,Music & Earth“2012 Gesellschaft für Bayerische ARE Musik Verlag Mainz Andreas Dorschel (Graz) in Sofia, Bulgarien. Sie Musikgeschichte Band 75 „Erntedank“ für Sopran- und Thomas Gerlich wurde mit dem Spezial- erscheinen wird: Rezension Saxophon und Orgel, (Basel) „Heinrich Poos, preis Klassik ausgezeich- zu Studien zur Musikwis- „Spielstück“ für Violine Ausgewählte Schriften“, net. senschaft. Beihefte der und Cembalo (Klavier), Frankfurter Beiträge Denkmäler der Tonkunst „Choral 42“ für Violine, zur Musikwissenschaft, in Österreich. Unter Lei- Flöte und Klavier sowie Band 36. Tutzing 2012, tung von Martin Eybl und „Andante“ für Saxophon- herausgegeben. Elisabeth Th. Fritz-Hilscher Quartett. im Auftrag der DTÖ, Fünfunddreißigster Band, Tutzing 2009. Es handelt sich um eine Textsamm- lung zu verschiedenen Aspekten der Musik- geschichte in Österreich.

15 WMA Wiesbadener Musik Akademie

Schillerplatz 1-2

Impressum

Wiesbadener Musikakademie Berufsakademie für Musikpädagogik der Landeshauptstadt Wiesbaden Schillerplatz 1-2 65185 Wiesbaden Telefon (0611) 313044 Telefax (0611) 313918 [email protected] Kurhaus Wiesbaden www.wma-wiesbaden.de

WMA Magazin 2011/12

Herausgeber: Wiesbadener Musikakademie Redaktionsleitung: Christoph Nielbock Projektmanagement: Karin Traudes-Beck Redaktionsteam: Dr. Ellen Glaesner, Dr. Ute Ringhandt, Johannes Möller Autoren: Lisa Ammer, Lea Benedikter, Marlene Gaßner, Eva-Maria Gebauer, Dr. Ellen Glaesner, Stefanie Göstl, Dr. Thomas Hirschmann, Clara Holzapfel, Laura Horvath, Rouwen Huther, Hwoayeong Lee, Johannes Möller, Sebastian Möller, Dr. Ute Ringhandt, Lena Schmid, Monika Schmid, Miriam Settelmeier, Michael Thoß, Maria Tuczek-Graf Fotos: WMA, soweit nicht anders vermerkt Layout und Herstellung: D+K Horst Repschläger GmbH | www.dk-repschlaeger.de Druck: Richter Druck & Medien Center GmbH & Co. KG Auflagenhöhe: 2.000