<<

GRUNDLAGEN , DORNSODE UND LANGENMOOR

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 99 Institut für Partizipatives Gestalten

LAGE IM RAUM

© OpenStreetMap-Mitwirkende

Das Dorferneuerungsgebiet liegt inmitten des Elbe-Weser- Süden und ist etwa 70 Kilometer von Alfstedt entfernt. Dreiecks und umfasst die Gemeinde Alfstedt (Samtgemeinde Alfstedt ist durch die Bundesstraße 495, die direkt durch ) im Landkreis /Wümme sowie Teile den Ort verläuft, verkehrlich angebunden. Die Fahrtzeit der Gemeinde Armstorf (Samtgemeinde Börde Lamstedt) zum Oberzentrum Bremerhaven beträgt etwa 45 Minuten im Landkreis Cuxhaven. Im Norden grenzt die Dorfregion mit dem Auto. Nach Bremen dauert die Fahrt mehr als eine an die Gemeinden Stinstedt, Mittelstenahe und Hollenseth Stunde. Der nächste Bahnhof liegt in Bremervörde bzw. (alle Samtgemeinde Börde Lamstedt), im Osten an ländlich in . Die Autofahrt von Dornsode über die Kreisstraße geprägte Ortsteile der Stadt Bremervörde und im Süden und 31 bis an die Bundesstraße in Alfstedt dauert ca. sieben Westen an die Gemeinde Ebersdorf (Samtgemeinde - Minuten. Von Langenmoor, das nur durch eine Gemein- quelle). destraße angebunden ist, ist aufgrund schlechter Straßen Das Mittelzentrum Bremervörde liegt etwa zehn Kilometer mit bis zu 15 Minuten Fahrtzeit nach Alfstedt zu rechnen. südlich von Alfstedt. Das Grundzentrum Lamstedt befindet Der Ostezufluss Mehe verläuft in West-Ost-Richtung durch sich etwa zehn und das Mittelzentrum Hemmoor etwa das Gemeindegebiet Alfstedt und markiert abschnittsweise 20 Kilometer nördlich von Alfstedt. Das nächstgelegene die Grenze zwischen Alfstedt und Dornsode. Oberzentrum ist Bremerhaven und liegt etwa 45 Kilometer westlich von Alfstedt. Das Oberzentrum Bremen liegt im

100 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

NATURRAUM

Die Dorfregion liegt im Naturraum der Wesermünder Geest In den Niederungen finden sich daneben häufig Moore. – einem Teilraum der Stader Geest. Im Westen grenzt die Westlich des Siedlungsbereichs Langenmoor erstreckt sich Wesermünder Geest an die Wesermarschen, im Norden auf 910 ha das Naturschutzgebiet Langes Moor. Noch bis in an die Stader Elbmarschen, im Osten, getrennt durch die die 1990er Jahre für den industriellen Torfabbau genutzt, Marschen der Hamme-Oste-Niederung, an die Zevener befinden sich weite Teile nun in der Wiedervernässung. Das Geest, und im Süden grenzt die Region an das Teufelsmoor. Lange Moor ist teils durch Grünlandbewirtschaftung, teils durch abgetorftes Ödland und teils durch unkultiviertes Die Wesermünder Geest ist durch einen im Norden in Moorland gekennzeichnet. Südlich des Langen Moores liegt Nord-Süd Richtung und bei Oerel nach Süd-Ost schwenkenden das Knüllensmoor, ein Teil des Landschaftsschutzgebietes Endmoränenzug gekennzeichnet, der die saaleeiszeitliche Knüllensmoor, Bullensee, Reckinberg. Eisstillstandslinie markiert. Während die Endmoränen in der Wingst bis zu 74 m über NN erreichen, flachen die Erhebungen Die potentiell natürliche Vegetation auf den sandigen im Bereich der Dorfregion deutlich ab. Hier ist die Landschaft Geestböden besteht vornehmlich aus Birken-Eichen-, sanft gewellt. Die höchsten Erhebungen sind im Ort Alfstedt Eichen-Hainbuchen- sowie Buchenwäldern. Im Bereich der Kniepenberg mit 21 m und östlich von Dornsode der der Hochmoore findet sich baumfreie, torfmoosreiche Reckinberg mit 23 m. Das Gebiet ist von zahlreichen Flüssen, Hochmoorvegetation. Bächen und Entwässerungsgräben durchzogen.

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 101 Institut für Partizipatives Gestalten

DORFGESCHICHTE - ALFSTEDT

Alfstedt liegt im Elbe-Weser-Dreieck im Landkreis km. Rotenburg/W. an der Grenze zum Landkreis Cuxhaven. Die Die Besiedlung begann schon in ferner Vorzeit: In der Feldmark Alfstedt umfasst 1646 Hektar. Sie besteht aus einer Mittleren Steinzeit (7000-4000 v. Chr.) gab es in der Feldmark Geestinsel in der Mitte, die an drei Seiten von Niederungen Alfstedt Wohnplätze mit Feuersteinschlagstellen. Aus der eingefasst wird. jüngeren Steinzeit (4000-1700 v. Chr.) wurden unter anderem Im Norden der Feldmark bildete die Mehe eine uralte ein Feuersteinbeil, ein Steindolch und ein Sandsteinschaber natürliche Grenze. Im Westen ist der Westerbeck eine in der Gemarkung Alfstedt gefunden. natürliche Grenze, ebenso wie der Wallbeck im Osten. Das Aus der Bronzezeit (1700-750 v. Chr.) stammt ein Alfstedter und Ebersdorfer Holz schließlich stellt im Süden Rasiermesser mit Tierkopfgriff, welches 1954 geborgen ebenfalls eine natürliche Grenze dar. wurde und heute das Wappen von Alfstedt ziert. Die Länge der Gemarkung in West-Ost-Richtung vom Alfstedt ist als eine altsächsische Gründung anzusehen, Holtbohmsmoor bis zur Abbenseth-Iselersheimer möglicherweise ist die Siedlung in der Zeit der Chauken (bis Mehebrücke beträgt ungefähr 6,7 km, in Nord-Süd- Richtung Mitte des 2. Jh.s) entstanden. Darauf weist auch der altsäch- von der Blocksbergsheide bis zum Ebersdorfer Holz etwa 4,8

102 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen sische Name hin. Alvet ist ein Personenname, ho steht für in Bredemehe. 1569 brannte Alfstedt erstmals ab. 1591 Wald, also „Wald des Alvet“. hatte der Hof in Bredemehe als Vorwerk der Burg in Vörde imposante Ausmaße. Nach einer Steuerliste gehörten Die Besiedlung begann wohl in dem südlich vom heutigen ein 14 Fach Haus (= ca. 30m lang), eine 48 Fach Scheune Alfstedt gelegenen Herchdorf oder Harstorb. Herchdorf (ca. 100m lang) dazu. Im Dreißigjährigen Krieg gab es steht für „Dorf des Horic“, eine Siedlung, die im Spätmittel- wiederholte Übergriffe aufgrund der Lage an der Heerstraße alter wüst gefallen ist. Im Frühmittelalter zählten die Börde zwischen Bremervörde und der Ostebrücke in Brobergen. Oerel und damit auch Alfstedt und Herchdorf zum Gau Die Bevölkerungszahl blieb mit etwa 60 Personen seit der Wigmodien. Reformationszeit bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges Die urkundliche Ersterwähnung erfolgte 1272. Der in etwa konstant. Erzbischof von Bremen überließ dem Rat und den 1663 gab es 30 eigenständige Haushalte mit etwa 120 Bürger*innen der Stadt die bisher von ihm betriebene Einwohner*innen. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts stieg Münze. Als Entschädigung für das Münzrecht hatte die die Bevölkerungszahl auf etwa 200 an, hundert Jahre später, Stadt Stade umfangreiche Rechtstitel an den Erzbischof 1848, gab es 60 Wohngebäude und 365 Einwohner*innen. abgetreten, unter anderem im halben Dorf Alfstedt und Die Pächter lösten die Pachtverhältnisse und wurden aus zwei Häusern in Ebersdorf, mit Getreide und Geld 18 Eigentümer von Grund und Boden. Die Häuser waren Stader Scheffel Roggen. Um 1500 waren in Alfstedt 15 Fachwerkhäuser, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts volle Höfe vorhanden, zwei davon wüst. Das ganze Dorf umgebaut oder auch durch Massivbauten erweitert wurden. gehörte dem Erzbischof von Bremen, ebenso wie die Mühle

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 103 Institut für Partizipatives Gestalten

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl Im Ort, der über Jahrhunderte von der Landwirtschaft auf 397 in 70 Wohngebäuden an. Im Ersten Weltkrieg geprägt wurde, setzte nun ein Strukturwandel ein. verloren 41 Männer aus Alfstedt ihr Leben. In der Weimarer Mechanisierung, Rationalisierung, Intensivierung und Spezial- Republik wurde die Bautätigkeit erst langsam wieder isierung führten nach der Flurbereinigung zu sichtbaren aufgenommen. Veränderungen. Um 1960 gab es noch 90 landwirtschaftliche Betriebe und nach dem Abschluss der Flurbereinigung 1968 1930 hatte Alfstedt 470 Einwohner*innen in 81 Haushalten. ging die Zahl auf 70 Betriebe zurück. 2011 gab es noch elf Bei den Wahlen erhielten die radikalen Nationalsozialisten Vollerwerbsbetriebe, der Konzentrationsprozess ist jedoch erstmals die meisten Stimmen der ursprünglich konservativen noch nicht abgeschlossen. Gleichzeitig entstanden in den Bevölkerung. Mit der Machtübernahme durch die Nazis 1933 Bereichen Handwerk und Handel zahlreiche Arbeitsplätze und erfolgte auch in Alfstedt die Gleichschaltung von Politik und das „Wirtschaftswunder“ mit Neubauten und Infrastrukture- Gesellschaft. Zwölf Jahre später wurde mit dem Ende des inrichtungen wurde auch in Alfstedt deutlich sichtbar. Aber Zweiten Weltkriegs auch das Unrechtssystem der National- auch die Schließung von Versorgungs- und Bildungseinrich- sozialisten beendet. 47 junge Männer waren in diesem tungen wie Post, Bank, Lebensmitteleinzelhandel und Schule Krieg gefallen. Die Bevölkerung verdoppelte sich später sowie die zunehmende Überalterung der Bevölkerung sind nahezu, aufgrund der hohen Anzahl von Flüchtlingen und Teil des Strukturwandels in Alfstedt. Vertriebenen. Derzeit bieten über dreißig mittelständische Betriebe mit 1950 wurden 841 Einwohner*innen gezählt, das entspricht etwa 300 versicherungspflichtigen Arbeitsplätzen eine in etwa auch der derzeitigen Einwohner*innenzahl.

104 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

Beschäftigungsmöglichkeit direkt in Alfstedt. Etwa 240 Beschäftige pendeln zu ihren Arbeitsplätzen außerhalb des Ortes. Das Steuereinkommen pro Einwohner*in ist doppelt so hoch wie in den übrigen Orten der Samtgemeinde Geestequelle und ein Anzeichen für die gute wirtschaftliche Entwicklung. Das breite kulturelle Angebot der Vereine mag ebenfalls für eine lebendige Dorfgemeinschaft stehen, die auch für junge Erwachsene attraktiv sein kann. Im derzeitigen Baugebiet am Hohenfelde waren nach wenigen Jahren alle Bauplätze „ausverkauft“ und für das neu auszuweisende Baugebiet liegen bereits zahlreiche Voranmeldungen von Interessent*innen vor.

Die Dorfgeschichte Alfstedt wurde von Herrn Hinrich Kahrs geschrieben. Herzlichen Dank dafür!

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 105 Institut für Partizipatives Gestalten

DORFGESCHICHTE - DORNSODE

Dornsode ist eines der kleinsten Dörfer in der Börde schwedische Herrschaft. Es wurden viele Höfe vernichtet. Die Lamstedt. Es liegt im Süden der Börde, an der Grenze zum Bauern konnten ihre Abgaben nicht mehr bezahlen. Landkreis Rotenburg- Wümme. 1255 wurde Dornsode als Ort 1715 ging das Gebiet mit Dornsode an den Kurfürsten von zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt. Dornsode selbst Hannover. 1756 gab es zwei Bauern mit Namen Buck und liegt auf der Geest, aber es ragt ins Moor hinein. zwei Kleinbauern. Die Bauern waren Pächter des Adligen des 1255 hieß das kleine Dorf Durensa. Der Name kommt folgen- Geesthofes in Klint. Die Bauern hatten sehr viele Schafe, jede dermaßen zustande: Duren- Dornen, Sa- Sod, also Dornsode. Woche wurde ein Schaf geschlachtet. Die Schafe wurden An dem einzigen Brunnen damals im Dorf standen Rosen, so vor dem Schlachten im Schafsee gewaschen, die Wolle sollte dass kein Tier den Brunnen verschmutzen konnte. sauber sein, sie wurde gesponnen und gewebt. Dann wurde Kleidung daraus gefertigt. Der Schafsee ist schon lange Ab dem 12. Jahrhundert hatten die von Marschalks das ausgetrocknet. Sagen über Dornsode. Die Bauern mussten den von Marschalks Abgaben zahlen. 1832 ist der alte Friedhof angelegt worden. Schon 1865 wurde er aufgegeben. Der jetzige Friedhof wurde 1865 eingeweiht. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges kam Dornsode unter

106 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

1895 gab es 65 Einwohner*innen und sieben Höfe. Zum Fahrrad verteilt. 1956 wurde die Poststelle in Dornsode Moor hin war alles Sumpfgebiet. Der Sumpf wurde mit viel eingerichtet.Seit 1990 kommt die Post wieder aus Lamstedt, Fleiß und Schweiß zu Land umgerabeitet. per Auto. 1840 ist von einem Lehrerverzeichnis die Rede. Die Kinder 1961 bekam Dornsode eine zentrale Wasserleitung aus der wurden von Haus zu Haus unterrichtet. Um 1909 gab es fünf Wingst. Schulkinder. Zum Frühjahr 1916 waren es zwölf Schulkinder. Es gibt in Dornsode ein starkes Vereinsleben. Die Feuerwehr Von 1840 bis 1936 unterrichteten 48 Lehrer in Dornsode. Es wurde 1923 gegründet. 1937 wurde ein Feuerwehrgerätehaus waren strafversetzte Lehrer*innen oder Lehrer, die gerade gebaut, es war bis1991 in Betrieb, dann wurde das Dorfge- mit der Ausbildung fertig waren. meinschaftshaus gebaut, in dem die Feuerwehr ihren Platz 1921 wurde ein Fachwerkhaus für die Schule gebaut. bekam. Den Schützenverein gibt es seit 1930. Wegen des Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam Dornsode in den Krieges wurde der Schützenverein stillgelegt. Im Jahr 1950 Jahren 1946-47 elektrischen Strom. Die Straße wurde mit wurde der Verein neu gegründet. Am Wald wurde 1955 ein Hamburger Trümmerschutt befestigt. Es wurde auch eine Schießstand errichtet. Die Damenabteilung kam 1973 dazu. neue Schule gebaut. Die alte Schule wurde verkauft. Es Heute hat der Schützenverein seinen Platz im Dorfgemein- wurde eine Gastwirtschaft darin errichtet. schaftshaus. Es kamen immer mehr Siedlungen dazu. Die Post wurde 1958 bekam Dornsode einen Segelflugplatz. Er wurde täglich von Lamstedt aus vom Landbriefträger mit dem mitten in der Heidelandschaft angelegt. In den 1970er

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 107 Institut für Partizipatives Gestalten

Jahren wurde jährlich ein großer Flugtag veranstaltet, Kinder fahren jetzt mit dem Schulbus nach Armstorf und es kamen etliche 1000 Besucher, um sich die Flugschau Lamstedt. Die kleinen Kinder nach Armstorf, die größeren anzusehen. 2005 zog der Segelflugverein nach Stade. nach Lamstedt oder Westersode. Die Dornsoder Schule wurde 1970 verkauft, durch diesen Verkauf bekam das Dorf Fast alle Dornsoder Frauen gehören dem DRK Verein in Straßenlaternen. Armstorf an. In diesem Jahr (2015) wurden sechs Frauen zur 50-jährigen Mitgliedschaft mit einem Blumenstrauß, einer Zurzeit leben in Dornsode ca. 130 Bürger*innen. Auch in so Urkunde und Nadel ausgezeichnet. Viele Jahre gab es auch einem kleinen Dorf wie Dornsode bleibt die Zeit nicht stehen, eine Gymnastikgruppe, gegründet 1977. Die ersten Jahre besonders in der Landwirtschaft sieht man die modernsten fanden die Übungsabende auf dem Saal der Gastwirtschaft Maschinen. Alle Häuser und Höfe sind modernisiert und statt, bis die Mehrzweckhalle erbaut wurde, die sich das Dorf durch hübsche Gärten verschönert worden. auch verdient hatte. Leider gibt es die Gymnastikgruppe Die Dorfgeschichte Dornsode wurde von Herrn Norbert Sawatzki nicht mehr. geschrieben. Herzlichen Dank dafür! Anfang der 1970er Jahre wurde ein Wochenendgebiet ausgewiesen. Viele Hamburger*innen hatten hier ihr Wochenenddomizil. Heute ist es ein Wohngebiet. Die Dornsoder Volksschule wurde 1966 geschlossen, die

108 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

DORFGESCHICHTE - LANGENMOOR

Die ersten Siedler*innen kamen 1833 ohne Einwilligung und Olleid Schulz war eine Bettlerin, die in Bremervörde Kenntnis der Behörden nach Langenmoor. verhaftet wurde. Durch ihre Verhaftung erfuhren die Ordnungshüter erstmalig von der Siedlung am Rande des Die Großgrundbesitzer aus Dornsode hatten kein Land Königsmoores, Langenmoor. abgeben wollen und so waren die Bauern weiter gezogen. 1854 wurde die Römerbrücke entdeckt, die Großenhain, 1848 hatte Langenmoor 18 Wohnsiedlungen. 1874 waren Dornsode und Langenmoor verbunden hat. es bereits 82 Einwohner*innen, vier Pferde, neun Kühe, 13 Bienenvölker. Von 1852 bis 1960 haben hier 53 Lehrer unterrichtet. Viele waren strafversetzt. 1912 wurde laut Chronik die Schule im 1854 siedelte Herr Kaiser aus Wesermünde an und betrieb Dorfmittelpunkt gebaut. Die Schule wurde auf Rundhölzern eine Torfkokerei. gebaut. Später entstand das Lied „Olleid Schulz vom Bullensee Es kamen keine Siedler*innen dazu. Kaisertum Langenmoor“. Dieses Lied ist sozusagen die „Langenmoorer Nationalhymne“ . 1945 wurde im Königsmoor wieder Torf abgebaut, Brenntorf

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 109 Institut für Partizipatives Gestalten und Streutorf. Die ersten Arbeiter waren Straftäter, das 2014 begann die Landflucht. Herr Brauer zog nach Lamstedt. Gefängnis steht heute noch in Großenhain. Bis zu 60 Jünemann zog nach Duderstadt, Hinck zog nach Hemmoor. Arbeiter waren dort tätig. Das Dorfleben leidet darunter sehr. Die freigewordenen 1946 wurde Langenmoor an den elektrischen Strom Häuser fanden aber immer wieder schnell neue angeschlossen. Besitzer*innen aus Bremerhaven, Hamburg und Hameln.

1955 wurde die Entwässerung 6m über NN nach Die Dorfgeschichte Dornsode wurde von Herrn Egon Brauer geschrieben. Moorausmoor (2m über NN) verlegt. Herzlichen Dank dafür! 1957 wurde die Straße nach Armstorf gebaut. 1960 wurde die Schule geschlossen. 1963 bekam Langenmoor sauberes Trinkwasser. 1995 wurde kein Torf mehr abgebaut, da aus dem Moor ein Naturschutzgebiet wurde. 2008 wurde das große 175-jährige Dorfjubiläum gefeiert. 2013 wurde die Schule an einen Privatmann verkauft.

110 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

AUSGANGSLAGE

BEVÖLKERUNG UND SIEDLUNGSSTRUKTUR und später im Norden Neubaugebiete entwickelt. Im Ortskern gibt es noch viel historische Bausubstanz, Die drei Orte der Dorfregion sind hinsichtlich ihrer besonders landwirtschaftlicher Art. Bevölkerungstruktur und Einwohner*innenzahlen sehr unterschiedlich. Langenmoor, als relativ abgelegener In Dornsode besteht neben dem landwirtschaftlich Siedlungssplitter, beherbergt 31 Einwohner*innen, in geprägten Ortskern ein Wochenendhausgebiet, das Dornsode wohnen 136 und in Alfstedt 856 Menschen. Dabei zunehmend als Wohngebiet genutzt wird. ist die Einwohner*innenzahl in Langenmoor bis 1985 auf 61 In Langenmoor gibt es keine Neubaugebiete und nur wenig Personen angestiegen und seitdem kontinuierlich gesunken. historische Bausubstanz. Die meisten der ursrpünglichen In Dornsode wuchs die Bevölkerung sehr langsam, aber Fachwerkhöfe sind aufgrund des moorigen Untergrundes stetig. Die Einwohner*innenzahl von Alfstedt liegt seit über abgerissen und in den 1960er und 1970er Jahren durch 20 Jahren stabil bei über 800. Neubauten ersetzt worden. Alfstedt und Dornsode sind ursprünglich klassische Haufendörfer mit stark landwirtschaftlicher Prägung und SOZIOKULTURELLE INFRASTRUKTUR einer langen Geschichte. Langenmoor hingegen ist ein In Alfstedt besteht ein vielfältiges und aktives Vereins- relativ junges Straßendorf, das als Moorkolonie gegründet leben. Freiwillige Feuerwehr (gemeinsam mit Ebersdorf), wurde. Schützenverein, Sportverein, Angelverein, Mühlenverein, Beide Siedlungsstrukturen unterscheiden sich Heimatfrünn, HSV-Fanclub, Gesangsverein sowie Reit- stark voneinander. In den Haufendörfern sind die und Fahrverein werden von der Bevölkerung mit viel landwirtschaftlichen Höfe unregelmäßig um einen zentralen Engagement betrieben und fördern die Dorfgemeinschaft. Platz (Alfstedt) oder die topographischen Gegebenheiten Hinzu kommt eine für die Größe des Ortes hohe Anzahl an (Dornsode) angeordnet. In Langenmoor zeigt sich ein Bild Orten für Zusammenkünfte und fürs Gemeinschaftsleben: von straßenseitig schmalen, aber sehr langen Grundstücken Der Saal der Gaststätte Steffens, das Heimathaus, das mit relativ orthogonalem Grundriss. Schützenheim und die Sporthalle, die alte Mühle sowie zwei aktive Gaststätten. In Alfstedt haben sich zunächst entlang der Bundesstraße

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 111 Institut für Partizipatives Gestalten

In Dornsode bietet die Mehrzweckanlage Platz für die nahverkehr angebunden. Unterstützend wurde von der freiwillige Feuerwehr, den Schützenverein sowie für Samtgemeinde Börde Lamstedt ein Anruf-Sammel-Taxi Zusammenkünfte und Feste aller Art. Sport- und Jugendan- eingerichtet. Die nächsten Bahnhöfe liegen in Oerel (Strecke gebote sind nur in geringem Maße durch Selbstorganisation Bremerhaven – Buxtehude) beziehungsweise Hemmoor, vorhanden . Die Gaststätte im Ort wurde geschlossen. Hechthausen und Himmelpforten (Strecke Cuxhaven – Hamburg). In Langenmoor war die alte Schule lange Zeit der Ort für gemeinschaftliche Aktivitäten. Mittlerweile ist das Gebäude Der Zustand der Straßen ist auf den Fernverkehrswegen in Privatbesitz und steht derzeit nicht für die Dorfgemein- (B495) und in Alfstedt generell in Ordnung. Die Dorfstraße in schaft zur Verfügung. Dornsode ist den zunehmend größeren landwirtschaftlichen Maschinen nicht mehr gewachsen, die Schützenstraße ist in DASEINSVORSORGE schlechtem Zustand. Die Langenmoorer Straße ist aufgrund des moorigen Untergrundes in sehr schlechtem Zustand. Die In keinem der drei Orte gibt es Ärzt*innen, in Dornsode und B495 in Alfstedt birgt durch eine häufig auftretende schnelle Langenmoor gibt es außerdem keine Einkaufsmöglichkeiten. Fahrweise Gefahren. In Alfstedt können zumindest einige Dinge des täglichen Bedarf bei der Tankstelle, bei der Bäckerei oder beim KOMMUNIKATION Schlachter erworben werden. Die Mobilfunknetzabdeckung ist in allen drei Orten sehr In Alfstedt gibt es eine Kinderkrippe und bis vor kurzem schlecht. Häufig gibt es, unabhängig vom Netzbetreiber, gab es einen Kindergarten. Dieser wird in Zukunft in keinen Empfang. Ebersdorf eingerichtet. Bis 2011 wurden Kinder zudem in der Grundschule in Alfstedt unterrichtet. Seitdem gehen Alfstedt wurde mittlerweile größtenteils an das Breitband- die Kinder in Ebersdorf zur Schule. Die Kinder aus Dornsode internet angeschlossen. Dornsode und Langenmoor sind und Langenmoor besuchen den Kindergarten und die allerdings noch nicht durch Glasfaserkabel erschlossen. Die Grundschule in Armstorf. Weiterführende Schulen gibt es in Verbindungsgeschwindigkeiten sind hier besonders für Lamstedt, Hemmoor, Oerel und Bremervörde. Gewerbetreibende viel zu gering.

VERKEHR ENERGIE Die Orte der Dorfregion sind nur minimal – hauptsächlich Die zentrale Gas- und Stromversorgung erfolgt über die EWE über den Schulbus – an den öffentlichen Personen- AG.

112 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

In Alfstedt besteht seit 1994 ein durch Ortsansässige DRITTPLANUNGEN gegründeter Windpark. Dabei wurden zunächst sieben Südlich von Ebersdorf, in etwa fünf km Entfernung von Anlagen mit insgesamt 3900 kW installiert. 2012 Alfstedt, kreuzt die Trasse der geplanten A 20 die B 495. wurde eines der Windräder durch eine 3000 kW Anlage Hier soll eine Anschlussstelle entstehen. Die Verkehrsan- ersetzt. In Dornsode und in Alfstedt besteht je eine bindung von Alfstedt verbessert sich dadurch erheblich. Biogasanlage. Teilweise wird die hier gewonnene Wärme an Die Fahrtzeiten nach Hamburg, Bremen und Bremerhaven Anwohner*innen verteilt. Daneben gibt es eine Vielzahl an werden spürbar reduziert. Der fragliche Teilabschnitt 6 der A privaten Photovoltaikanlagen. 20 befindet sich seit 2012 im Planfeststellungsverfahren. WIRTSCHAFT Voraussichtlich im Jahr 2017 wird eine Flurbereinigung für Umwelt und Klima im Bereich des Naturschutzgebietes Die Wirtschaftsstruktur in Dornsode ist stark durch die Langes Moor und in dessen unmittelbarer Umgebung Landwirtschaft geprägt. Die meisten Arbeitsplätze liegen begonnen. Die Vorbereitung zur Durchführung läuft bereits. in diesem Wirtschaftszweig. Daneben gibt es noch kleinere Die Dorferneuerungsplanung ist hier vor allem durch das Dienstleister*innen. Vorhaben des Wegebaus betroffen - die Langenmoorer In Langenmoor sind die meisten Arbeitnehmer*innen Straße soll im Rahmen der Flurbereinigung erneuert werden. Pendler*innen. Im Ort selbst besteht noch ein Des Weiteren wurden für die Dorferneuerungsplanungen landwirtschaftlicher Betrieb im Haupterwerb. die Regionalen Raumordnungsprogramme der Landkreise Ein anderes Bild zeigt sich in Alfstedt. In dem ehemals Rotenburg/Wümme und Cuxhaven sowie die Regionalen landwirtschaftlich geprägten Ort besteht mittlerweile Entwicklungskonzepte der LEADER-Region Hadler- eine vielfältige Wirtschaftsstruktur. Neben kleineren Region (Dornsode und Langenmoor) und der ILE-Region Dienstleister*innen (Frisör, Bauingeneursbüro, Bäckerei, Moorexpress Stader Geest berücksichtigt. Versicherungsvertretung, Reinigungsunternehmen, Für Alfstedt ist das ILEK Moorexpress Stader Geest Fleischerei, Tierarztpraxis, Tankstelle, Gaststätten) finden ausschlaggebend. Die Dorferneuerungsplanung nimmt sich viele, auch größere Handwerksbetriebe (Zimmereien, direkt Bezug auf die dort umrissenen Handlungsfelder und Maurer, Haustechnik, Elektrotechnik, Malerbetrieb). Entwicklungsziele. Außerdem ist in Alfstedt der Hauptsitz eines Schuhhandels- unternehmens mit Filialen in ganz Norddeutschland sowie Im Wesentlichen dienen die geplanten Vorhaben der mehrerer Unternehmen aus der Erneuerbare-Energien- Dorferneuerung insbesondere der Verbesserung der Wohn- Branche. und Wohnumfeldqualitäten als zentralem Entwicklungsziel

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 113 Institut für Partizipatives Gestalten des Handlungsfeldes „Gestaltung des demographischen Fördermöglichkeiten über ILE gesucht werden. Auch eine Wandels“ (ILEK S. 74). Unter den im ILEK aufgeführten Vernetzung mit ähnlichen Projekten, wie beispielsweise in relevanten Aktivitäten für das Handlungsfeld finden sich Oerel, kann auf diesem Wege gelingen. Maßnahmen zur Barrierefreiheit, zur Schaffung genera- Für die Ortschaften Dornsode und Langenmoor ist das tionenübergreifender Begegnungs- und Freizeitmögli- REK der Hadler Region von Bedeutung. Auch hier gibt es chkeiten, zur Schaffung von Wohnraum für junge Familien deutliche Überschneidungen von Dorfentwicklungsplan und zum Ausbau von Betreuungsangeboten für Kinder. und REK: Die Vorhaben in Dornsode dienen sämtlich der Diese Aktivitäten werden durch die geplanten Vorhaben in Stärkung der informellen Dorfgemeinschaftsstrukturen. Alfstedt bedarfsgerecht angegangen – durch die Schaffung Damit wird zur Erreichung der Entwicklungsziele des von Begegnungs- und Betreuungsmöglichkeiten in der REK, besonders im Handlungsfeld „Demographische alten Schule und dem Gemeindesaal, die Verbesserung der Entwicklung“, beigetragen. Durch die Schaffung und den allgemeinen Barrierefreiheit im öffentlichen Raum sowie Erhalt von Gemeinschaftsorten (Soziales Wohnzimmer dem Ziel, Wohnraum für junge Menschen und Familien im Langenmoor, MZA Dornsode) oder die Verbesserung der Ortskern zu schaffen. Auch im Handlungsfeld „Klimaschutz Begegnungsorte im öffentlichen Raum (Bushaltestelle, und Innenentwicklung“ gibt es deutliche Überschnei- Altes Feuerwehrgerätehaus) sowie die Attraktivierung dungen: Durch die Dorfentwicklungsplanung wird des Ortsbildes (Umgestaltung der Straßenräume) wird unmittelbar das Entwicklungsziel „Stärkung der Ortskerne“ der Vereinsamung entgegengewirkt, das Leben und die (ILEK S. 79) adressiert – sowohl durch die Maßnahmenp- Gemeinschaften in den Ortskernen gestärkt und Leerstand lanung als auch durch die Möglichkeit der Privatförderung vermieden. für ortsbildgerechte Sanierungen. Besonders hervorzuheben ist das Vorhaben „Wohnen im Alter“ der Dorfentwicklung. Ziel ist die Schaffung Die Berücksichtigung der Regionalen Handlungsstrategie altersgerechter Wohnangebote durch die Initiative der für die Region Lüneburg (RHS) findet sich bereits in der Bewohner*innen von Alfstedt. Zum einen entspricht es strategischen Ausrichtung der Dorfentwicklungsplanung. passgenau den Zielvorstellungen des ILEK Moorexpress Das Ziel der Schaffung von Kommunikation und Begegnung Stader Geest. Zum anderen ist die Dorfentwicklung als in den Orten dient der Erhaltung und Steigerung der Attrak- Förderinstrument für ein solches Vorhaben durch nicht- tivität der Orte. Das Motiv „Das Miteinander miteinander öffentliche Träger nur wenig geeignet. In der Umsetzung- gestalten“ in Alfstedt dient zudem der Wahrnehmung der sphase sollte daher in enger Abstimmung mit dem Regional- Mitverantwortung der Bevölkerung für die zukunftsfähige management der ILE-Region Moorexpress Stader Geest nach Entwicklung des Ortes.

114 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

Hinsichtlich der Handlungsfelder der RHS sind zudem auch konkretere Überschneidungen vorhanden: Die Neugestaltung der Straßen dient dem Erhalt der Infrastruktur und der Verbesserung der Erreichbarkeit der Ortschaften. Auch die Verbesserung der Kommunikation- sinfrastruktur ist deckungsgleich. Das Projekt „Wohnen im Alter“ in Alfstedt verknüpft zudem in besonderem Maße lokale Innovation mit bürgerschaftlichem Engagement und Beteiligung.

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 115 Institut für Partizipatives Gestalten

FACHBEITRAG INNENENTWICKLUNG

VERFAHRENSSCHRITTE ZUR INNENENTWICKLUHG

116 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

Unsere Gesellschaft verändert sich. In Deutschland werden Entwicklungen im Auge zu behalten und sich aktiv mit seit einiger Zeit und vor allem in den nächsten Jahrzehnten diesem Thema auseinanderzusetzen. insgesamt weniger Menschen leben, dabei wird die Während der Arbeit des Arbeitskreises Dorferneuerung Gesellschaft älter und in ihren Lebensformen vielfältiger. sind der Umgang mit dem demographischen Wandel, Ganz besonders auf dem Land und für viele Dörfer hat den (zu erwartenden) Leerständen und Möglichkeiten das enorme Folgen: Viele Gemeinden erleben einen einer positiven Innenentwicklung in der Dorfregion Einwohner*innenschwund und damit einhergehend eine beständig diskutiert worden. Auch für die künftige (auch schleichende Veränderung der Ortskerne. Immer mehr gemeindeübergreifende) Bauleitplanung sind nachhaltige Häuser stehen leer, Neubaugebiete füllen sich nicht mehr. Erkenntnisse über die Innenentwicklungspotentiale einer Gemeinde unabdingbar. In den vergangenen Jahren ist daher das Thema „Innenent- wicklung“ immer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit Intention des Fachbeitrages ist es, die Innenentwicklungs- gerückt. Ziel der Innenentwicklung ist es, die Lebendigkeit potentiale des Dorferneuerungsgebiets aufzuzeigen, sie von Dörfern zu erhalten, indem man die Nachnutzung und auszuwerten und auf dieser Grundlage aufbauend die Umnutzung von z.B. Baulücken, leer stehenden Häusern, weitere Entwicklung einer Strategie und die Planung Althofstellen, Scheunen und gewerblichen Brachflächen von Maßnahmen zu ermöglichen. Diese können dann unterstützt und dem Neubau „auf der grünen Wiese“ bzw. innerhalb der Förderphase zur Dorferneuerung angegangen der Ausweisung von Neubaugebieten vorzieht. werden und durch ihre Umsetzung zur positiven (Innen-) Entwicklung der Dorfregion beitragen. Eine Bestandsaufnahme der Häuser und Flächen, die schon heute nach- oder umgenutzt werden können, bringt oft erstaunliche Schätze in der Gemeinde hervor, so genannte Innentwicklungspotentiale, die das Dorf nicht kurzfristig, Vorgehen sondern auf lange Sicht stärken. Daher ist das Thema „Innenent- Zunächst wurde durch die Samtgemeinden Geestequelle wicklung“ ein Förderschwerpunkt der Dorferneuerungsplanung und Börde Lamstedt in Absprache mit dem Planungsbüro in Niedersachsen. ein erster Entwurf des Demographie- und Leerstand- Auch im Dorferneuerungsgebiet sind Leerstände und zum skatasters erstellt. Die so entstandenen Karten wurden Verkauf stehende Häuser zu vermelden sowie demogra- ehrenamtlich von den Mitgliedern des Arbeitskreises durch phisch bedingte zukünftige Leerstände zu erwarten. Erhebungen vor Ort korrigiert und ergänzt. Auf dieser Daher ist es wichtig, die aktuellen, überregional bedingten Grundlage wurden dann die nun vorliegenden Karten

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 117 Institut für Partizipatives Gestalten wiederum von der Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem ANALYSE UND AUSWERTUNG Planungsbüro überarbeitet. Hierfür ein herzliches „Danke • Analyse Basisdaten schön“ an alle Beteiligten! Folgende Arbeiten wurden • Analyse der Innenentwicklungspotentiale insgesamt zur Erstellung des Demographie- und Leerstands- • Ergebnisauswertung Planungsprozess gesamt katasters durchgeführt:

BESTANDSAUFNAHME PLANUNGSPROZESS Auswertung von Melderegisterdaten (Samtgemeinde) Eine Strategieentwicklung und Maßnahmenplanung als Grundlage für konkrete Umsetzungsprojekte mit dem Arbeits- • Häuser ohne gemeldete Bewohner*innen (möglicher kreis erfolgte kontinuierlich, besonders beim Arbeitskreis Leerstand) zum Thema Innenentwicklung. Entsprechende Maßnahmen • Häuser, in denen der*die jüngste Bewohner*in 70 Jahre ist wurden im Entwicklungskonzept verankert. (mögliches Leerstandsrisiko)

Auswertung Baulücken (Samtgemeinde) • Baulückendarstellung auf Grund von Flurdaten • Vorstellung der vorläufigen Ergebnisse (IPG) • Vortrag zu den Ergebnissen, Analyse und Auswertung

Ehrenamtliche Helfer*innen vor Ort • Ergänzung und Korrektur der Karten durch Arbeitskreis- mitglieder • Informationen wurden in Erhebungsbögen sowie Karten eingetragen und an die Samtgemeinde weitergeleitet

Eingabe der Daten (Samtgemeinde) • Darstellung der Ergebnisse in Karten

118 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

Rahmenbedinungen Bevölkerung begonnen hat, zu schrumpfen. Bis 2050 rechnet das Statistische Bundesamt trotz deutlich steigender BEVÖLKERUNGSRÜCKGANG IN DEUTSCHLAND Zuwanderungszahlen mit einem Rückgang um etwa 13 Millionen Einwohner*innen. Das entspricht in etwa Die Differenz zwischen Geburten- und Sterberate ist seit der Einwohner*innenzahl der zwölf größten Städte in dem Jahr 1972 negativ. Von 2003 bis 2011 konnte der Deutschland. Ganz ohne Einwanderung würden im Jahr natürliche Schwund auch durch Zuwanderung nicht mehr 2100 nur noch 25 Millionen Menschen in Deutschland leben. gebremst werden. In 2003 waren es zunächst minus 5.000 Menschen, danach aber in steigender Tendenz bis schließlich In den Jahren 2012 und 2013 hat die Einwohner*innenzahl um minus 130.000 Menschen im Jahr 2006. Deutschlands nach einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes durch Zuwanderung trotz der bisher Bisher wird daher davon ausgegangen, dass Deutschlands anders lautenden Prognosen erneut zugenommen. Die

Alterdurchschnitt 2012-2030, Wegweiser Bevölkerungsentwicklung 2012-2030, Wegweiser Kommune (Bertelsmann Stiftung) Kommune (Bertelsmann Stiftung) 50 0 % -4,7 % -6,2 % -4,6 % -12,1 % 49 -2 % 48

47 -4 %

46 -6 % 45 -8 % 44

43 -10 % 42 -12 % 41 Börde Lamstedt Geestequelle LK Cuxhaven SG Börde Lamstedt 40 -14 % LK Rotenburg/Wümme SG Geestequelle 2012 2015 2020 2025 2030

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 119 Institut für Partizipatives Gestalten

Volkszählung hat 2013 jedoch gleichzeitig ergeben, dass in Lamstedt. Deutschland nur 80,2 Millionen Einwohner*innen leben. Die Für die Samtgemeinde Geestequelle ist ein noch Zahl liegt damit um 1,5 Millionen unter der aus den alten wesentlich stärkerer Rückgang der Bevölkerung um 12,1% Datenbeständen fortgeschriebenen Schätzung. prognostiziert, 7,5 % mehr als im Kreisdurchschnitt im Dennoch ist zu vermerken, dass, nach acht Jahren Rückgang, Landkreis Rotenburg/Wümme. Über die Verteilung des die Bevölkerungszahl das dritte Jahr in Folge gestiegen Rückganges innerhalb der Samtgemeinde können keine ist. Ursache hierfür sind die hohen Wanderungsgewinne gesicherten Aussagen getroffen werden. gegenüber dem Ausland, die das Geburtendefizit (die Während die Bevölkerungszahl, besonders im ländlichen Differenz aus Geburten und Sterbefällen) zwischen 2011 und Raum, deutlich zurückgeht, steigt gleichzeitig der Altersdurch- 2013 mehr als nur ausgleichen konnten. Im Jahr 2013 lag schnitt erheblich an. In der Samtgemeinde Börde Lamstedt das Saldo bei 400000 Personen mehr, die aus dem Ausland um 4,6 Jahre auf 48,7 Jahre. In der Samtgemeinde Geeste- zugezogen als ins Ausland fortgezogen sind. Einen Wander- quelle um 4,5 Jahre auf 47,7 Jahre. Ein zunehmend größerer ungsgewinn von mehr als 300000 Personen gab es zuletzt Anteil der Bevölkerung wird im Rentenalter sein, ebenso wird 1995. die Zahl der Betreuungs- und Pflegebedürftigen ansteigen. BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG IN DER DORFREGION ALFSTEDT, DORNSODE UND LANGENMOOR Für die Orte der Dorfregion liegen keine Einzeldaten vor. Diese werden lediglich auf Samtgemeinde- und Kreisebene veröffentlicht. Für die Samtgemeinde Börde Lamstedt ist ein Bevölkerungs- rückgang um 6,2 % prognostiziert, 1,5 % mehr als im Kreisdurchschnitt. Innerhalb der Samtgemeinde ist zu erwarten, dass die kleineren Orte und deren Außenbereiche – wie Dornsode und Langenmoor – aufgrund der schwachen infrastrukturellen Anbindung und der peripheren Lage eher stärker vom Rückgang betroffen sind als der Hauptort

120 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

Ergebnisse - Alfstedt

LEERSTÄNDE In Alfstedt wurden durch Auswertung des Melderegisters 379 bewohnte Gebäude und insgesamt vier Leerstände erfasst. Die Auswertung der Einwohner*innenmeldedaten ergab damit eine Leerstandsquote von rund 1 %. Nach Überprüfung der Daten durch den Arbeitskreis sind mit Stand Juli 2015 zehn Leerstände (darunter ein leerstehendes Wirtschaftsgebäude) erfasst. Somit liegt die Leerstands- quote in Alfstedt bei aktuell rund 2,5 %. Die Hälfte dieser Leerstände liegt im Bereich des alten Ortskerns.

DEMOGRAPHIE In Alfstedt sind die Bewohner*innen von 30 Wohngebäuden (das sind 8 % aller Wohnhäuser) 70 Jahre oder älter. Bei diesen Häusern besteht ein erhöhtes Leerstandsrisiko. Dabei ist eine Konzentration dieser Leerstandsrisiken in drei Bereichen zu erkennen: Knickweg / Teelstraße, Rosenweg / Blockenden sowie Pommernweg.

BAULÜCKEN Die Auswertung ergab eine Anzahl von zehn Baulücken bzw. teilweise bebaubaren Baulücken in Alfstedt. Auffällig ist eine Konzentration von möglichen Bauflächen im Bereich Rosenweg / Ringweg. Die übrigen Baulücken sind im Ort Leerstand verteilt. Hinzu kommen einige landwirtschaftlich genutzte Flächen im Ortskern, die aber aufgrund von Immissions- Baulücke verdacht für eine Bebauung nicht in Frage kommen. (Ohne Maßstab)

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 121 Institut für Partizipatives Gestalten

Ergebnisse - Dornsode

LEERSTÄNDE In Dornsode wurden laut Melderegister zehn Leerstände bei fünfzig Wohngebäuden erfasst. Durch die Arbeitskreis- mitglieder wurde die Anzahl der Wohngebäude auf 49 und die Anzahl der Leerstände nach unten auf drei korrigiert. Es ergibt sich somit eine Leerstandsquote von rund 6 %. Zwei der Leerstände befinden sich in der Schützenstraße und sind eher als Wochenendhäuser zu bezeichnen. Der dritte Leerstand ist eher eine gering bebaute Brachfläche.

DEMOGRAPHIE In Dornsode gibt es drei Haushalte, die ausschließlich von Menschen über 70 Jahren bewohnt werden, das ist eine Quote von rund 7 %. Eine besondere Konzentration ist dabei nicht festzustellen. Zwei der Häuser liegen in der Schützenstraße und eines im Außenbereich an der Großenhainer Straße.

BAULÜCKEN In Dornsode bestehen noch einige Baugrundstücke im Bereich Schützenstraße. Diese sind aber nach Aussage des Arbeitskreises bereits reserviert. Daneben gibt es im Ortskern noch Baulücken, die aber unter landwirtschaftlicher Nutzung stehen und zudem aufgrund der hohen Konzentration landwirtschaftlicher Betriebe aus Immisionsgründen nicht Leerstand für eine Bebauung geeignet sind. Aus Mangel an Baugrund- stücken für die Eigenentwicklung (Nachfrage besteht) laufen Baulücke Planungen für die Ausweisung weiterer Baugrundstücke im Bereich Schützenstraße. (Ohne Maßstab)

122 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

Ergebnisse - Langenmoor

DEMOGRAPHIE In Langenmoor wurden vier Leerstände bei 15 Wohnge- bäuden erfasst. Auch hier konnte die Anzahl der Leerstände durch den Arbeitskreis auf zwei Leerstände reduziert werden. Die Leerstandsquote in Langenmoor beträgt somit rund 13 %.

BAULÜCKEN In Langenmoor ist vereinzelt noch Platz zwischen Grundstücken. Im Sinne einer konzentrierten Innenent- wicklung sollte jedoch von einer weiteren Verdichtung der Streusiedlung abgesehen werden.

DEMOGRAHPIE In Langenmoor gibt es laut Melderegister keine Haushalte, in denen ausschließlich Menschen über 70 Jahre wohnen.

Leerstand

Baulücke

(Ohne Maßstab)

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 123 Institut für Partizipatives Gestalten

Bewertung Aufgrund der abgeschiedenen Lage und der nicht vorhandenen Infrastruktur kommen Innenentwicklungs- In Alfstedt besteht angesichts der Bestandsaufnahme ein maßnahmen in Langenmoor nicht in Frage. hinreichendes Innenentwicklungspotential. Angesichts des zu erwartenden Bevölkerungsrückganges sollte zur Nach der aus dem niedersächsischen „Modellprojekt Zeit vorhandener Wohnraumbedarf möglichst im Ortskern Umnutzung landwirtschaftlicher Altgebäude und gedeckt werden. Baulücken, Leerstände und Leerstands- Hofanlagen als Beitrag zur Vitalisierung der Ortskerne“ risiken erlauben diese Bedarfsdeckung. Besonderes hervorgegangenen Einordnungskategorien (Strategie 1 Augenmerk sollte auf den Bereichen mit einer hohen Kontrolliertes Wachstum, Strategie 2 Stabilisierung und Konzentration von Leerstandsrisiken gelegt werden. Zwar Strategie 3 Anpassung), fällt das gesamte Dorferneu- gestaltet sich eine konkrete Planung dabei schwierig und es erungsgebiet in die Kategorie 3 Anpassung: gibt keine unmittelbare Verfügbarkeit, aber dies erlaubt der Gemeinde auch, eine mittelfristige Strategie zu entwickeln. STRATEGIE 3: ANPASSUNG Die Schaffung von Wohnraum für junge Erwachsene „Die Anpassungsstrategie berücksichtigt die rückläufige (Mietwohnungen), junge Familien und vor allem für Einwohnerentwicklung, die sich ändernde Altersstruktur, ältere Menschen sollte dabei in den Blick genommen die relativ schwache regionale Wirtschaftsentwicklung werden. Gerade bei letzterer Gruppe ist ein erhöhter sowie die sinkenden Immobilienpreise durch Konzen- Wohnraumbedarf in Verbindung mit Betreuungs- und tration auf die eigenen endogenen Potentiale (wenn Pflegebedarf zu erwarten. möglich im Sinne eines Themendorfes), auf die alleinige In Dornsode besteht im Ortskern aufgrund der Konzen- Innenentwicklung und Bewältigung der Leerstand- tration landwirtschaftlicher Betriebe kein Innenentwick- sproblematik, auf eine möglichst gute Anbindung an lungpotential. Im ehemaligen Wochenendhausgebiet an der die zentralen Orte sowie auf den Erhalt möglichst vieler Schützenstraße können hingegen weitere Baugrundstücke landwirtschaftlicher Betriebe.“ ohne weiteres Zersiedeln der Landschaft im Rahmen einer Nachverdichtung erschlossen werden. Strukturell teilt sich das Dorf damit in ein landwirtschaftliches Mischgebiet (in der Dorfstraße landwirtschaftliche Betriebe und Wohnraum im Bestand) und ein Wohngebiet in der Schützenstraße auf. Im Sinne des Immissionsschutzes ist diese Aufteilung notwendig.

124 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

Empfehlungen • Prüfung aller Baulücken auf Verwertbarkeit, Vermarktung gemeindeeigener Baulücken Mit dem Demographie- und Innenentwicklungskataster • Eigentümer*innenansprache und Beratung verkaufs- liegen nun Erkenntnisse für die Dorfregion vor, die eine williger Baulückenbesitzer*innen gezielte Strategieentwicklung und Maßnahmenplanung • Eigentümer*innenansprache und Beratung verkaufs- ermöglichen, um die mit der demographischen Entwicklung williger Besitz*innen von leerstehenden Häusern und der zunehmenden Entdichtung der Siedlungsstrukturen • Modernisierung, z.B. Architekturwettbewerb oder verbundenen Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Testplanungen zum Umbau leerstehender Häuser In der Arbeitskreisarbeit sind dabei folgende Maßnahmen • Klärung der Gründe bei Wohnungen und Häusern ohne entstanden: Meldedaten • Schaffung von Wohnraum für junge Erwachsene und • Frühzeitige Maßnahmenentwicklung zum Umgang Familien mit vom Leerstand bedrohten Häusern im Dorferneu- • Schulgebäude umnutzen erungsgebiet in circa 15-20 Jahren bei gleichzeitiger • Willkommenskultur aufbauen Problematik fehlender Energiestandards und aus heutiger • Entwicklung von Wohnraum für Wohnen im Alter Sicht ungünstiger Hausschnitte (1960/70er-Jahre- Siedlungen) • Diskussion und Strategieentwicklung zum grundsätzlichen Hinzu kommen weitere Empfehlungen und Fragestel- zukünftigen Umgang mit leerfallenden landwirtschaftlichen lungen, die sich aus der Erstellung des Demographie- und Wohn- und Nebengebäuden Leerstandskatasters ergeben haben. Folgende Maßnahmen • Lenkung klein- und mittelständischer Betriebe auf werden vorgeschlagen: geeignete Standorte im Innenbereich z.B. Baulücken (ggf. • Erhalt und Stärkung der allgemeinen Lebensqualität und nach Abriss leerstehender Gebäude) des Dorflebens • Pflege des Ortsbildes durch ggf. notwendigen Rückbau • Stärkung des Ortsbildes leerstehender Gebäude • Bewusstseinsbildung zum Thema Innenentwicklung • Fortführung des Leerstands- und Demographiekatasters durch Vorträge, Exkursionen etc. • Vorrangige Förderung von Um- und Nachnutzung leerste- hender Bausubstanz • Spezielle Förderung von Neubauten in bestehende innerörtliche Baulücken

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 125 Institut für Partizipatives Gestalten

ZUR EIGENTÜMER*INNENANSPRACHE Durch entsprechende Erfahrung liegt es nahe, zu vermuten, dass Eigentümer*inneninteressen oftmals ein großes Hemmnis der aktiven Innenentwicklung darstellen. Erhöhte Preisvorstellungen oder die geringe Bereitschaft von Eigentümer*innen, ihre potenziellen Entwicklungs- flächen im Bestand einer Aktivierung oder Verwertung zuzuführen, wird daher häufig als ein Hauptgrund genannt, warum solche Flächen nicht verfügbar sind und daher neue Siedlungsflächen am Ortsrand ausgewiesen werden müssen. Oftmals entsteht durch die konkrete Überprüfung der Situation ein neues Bild. Daher empfehlen wir zur Klärung: • Die systematische Ansprache der Eigentümer*innen von innerörtlichen Baulandpotenzialen (Baulücken, geringfügig bebaute Grundstücke) • Eine Befragung der Leerstandseigentümer*innen, um umfassende Informationen zu Gebäudestruktur und Sanierungszustand der Gebäude, ebenso wie zu den Interessen der Eigentümer*innen zu erhalten • Eine vertiefende Auswertung der Informationen, um eine zielgruppengerechte Beratung und weitere gezielte Unterstützungsmaßnahmen aufbauen zu können.

126 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

LANDWIRTSCHAFTLICHER FACHBEITRAG

Einleitung Landschaft ist durch wellige Geestrücken, sandige Böden und Hochmoore gekennzeichnet. Die Dorfregion Alfstedt, Dornsode und Langenmoor besteht aus der Gemeinde Alfstedt (Samtgemeinde Geestequelle, Mit der 2014 eingeleiteten Dorferneuerung für die Landkreis Rotenburg/Wümme) und den Ortschaften Dorfregion Alfstedt, Dornsode und Langenmoor soll Dornsode und Langenmoor (Gemeinde Armstorf, der Erhalt und die Gestaltung des dörflichen Charakters Samtgemeinde Börde Lamstedt, Landkreis Cuxhaven). sowie die Verbesserung der Lebensbedingungen durch den Rückgriff auf vorhandene Stärken der Dörfer erreicht Die Landkreise Cuxhaven und Rotenburg/Wümme sind werden. vorwiegend ländlich strukturiert. Im Landkreis Cuxhaven wird 76 % und im Landkreis Rotenburg/Wümme 71 % Der vorliegende landwirtschaftliche Fachbeitrag ist der Fläche landwirtschaftlich genutzt. Die Landwirtschaft eng in das Beteiligungsverfahren zur Dorferneuerung ist damit sowohl landschaftlich, als auch wirtschaftlich eingebunden. Aus statistischem Grundlagenmaterial prägend. In den Gemeinden Armstorf und Alfstedt beträgt wurde, soweit möglich, ein landwirtschaftliches Profil der der Anteil landwirtschaftlicher Flächen sogar 83 %. Dorfregion erstellt. In direkten Gesprächen mit lokalen Expert*innen der Landwirtschaft wurden die Ergebnisse Naturräumlich befindet sich die Dorfregion in der Stader vorgestellt und ergänzt. Geest und darin in dem Teilraum Wesermünder Geest. Die

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 127 Institut für Partizipatives Gestalten

Überregionale und regionale Bedeutung der Wümme (Stand 2006), Dornsode und Langenmoor hingegen DRUCKANSICHT 04.08.15 10:03 Landwirtschaft befinden sich im Bereich des RROP des Landkreises Cuxhaven- DRUCKANSICHT (Stand - 2012).

Quelle: Auszug aus Topografischen Karten RÄUMLICHE EINORDNUNG © LGN In den Zielen des Landesraumordnungsprogramms Niedersachsen ist formuliert, dass die Landwirtschaft als raumbedeutsamer und die Kulturlandschaft prägender Wirtschaftszweig erhalten und in ihrer sozio-ökonomischen Funktion gesichert werden soll. Ökonomische und ökologische Belange sind dabei in Einklang miteinander zu bringen. Die Dorfregion liegt zwischen den Mittelzentren Bremervörde und Hemmoor. Alfstedt befindet sich direkt an der Bundesstraße 495. Die Fahrtzeit zum Oberzentrum Bremerhaven beträgt etwa 45 Minuten. Nach Bremen dauert die Fahrt etwas mehr als eine Stunde. Der nächste Bahnhof liegt in Bremervörde bzw. in Oerel. Die Autofahrt von Dornsode über die Kreisstraße 31 bis an die Bundesstraße in Alfstedt dauert ca. sieben Minuten. Von Langenmoor, das nur durch eine Gemeindestraße angebunden ist, ist aufgrund schlechter Straßen mit bis zu 15 Minuten Fahrtzeit nach Alfstedt zu rechnen.

Der Ostezufluss Mehe verläuft in West-Ost-Richtung durch Abb. 1: Regionales Raumordnungsprogramm Landkreis Rotenburg/ das Gemeindegebiet Alfstedt und markiert abschnittsweise Wümme (2005), Auszug die Grenze zwischen Alfstedt und Dornsode. Raumordnerisch ist das Geestland um Alfstedt herum Das Dorferneuerungsgebiet ist Gegenstand zweier weitestgehend als Vorsorgegebiet für Landwirtschaft Regionaler Raumordnungsprogramme (RROP): Alfstedt festgelegt. Der Lauf der Mehe ist als Vorsorgegebiet für liegt im Bereich des RROP des Landkreises Rotenburg/

http://www.entera-online.com/001_rropRotenburg2005_endfassung/php/druck/dummy.php Seite 1 von 1

128 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

Natur und Landschaft gekennzeichnet. Zudem befindet großen Naturschutzgebiet Langes Moor befindet sich eines sich östlich des Ortes, teils auf Vorsorgegebiet für der größten Naturschutzgebiete des Landkreises Cuxhaven Landwirtschaft, ein ausgedehntes Vorsorgegebiet für im Dorferneuerungsgebiet. Direkt daran anschließend Erholung. Nordwestlich des Dorfes ist ein Vorrangstandort erstreckt sich zwischen Langenmoor und Dornsode für Windenergiegewinnung festgelegt, auf dem sich bereits das Landschaftsschutzgebiet Bullensee / Reckin-Berg/ ein Windpark befindet. Ein Teil des Gebietes zwischen Knüllensmoor auf 324 ha. Im Raumordnungsprogramm sind dem Windpark und dem Ort ist raumorderisch nicht näher beide Areale als Vorranggebiete für Natur und Landschaft bestimmt. ausgewiesen. Darüber hinaus sind die übrigen Feldmarken um Langenmoor und Dornsode fast sämtlich sowohl als Vorbehaltsgebiete für Natur und Landschaft, als auch als Vorbehaltsgebiete für Landwirtschaft festgelegt.

ÖKONOMISCHE BEDEUTUNG DER LANDWIRTSCHAFT Im Vergleich mit dem Bundes- und Landesdurchschnitt ist der Anteil der Landwirtschaft an der Bruttowertschöpfung (Gesamtwert der erzeugten Waren und Dienstleistungen, abzüglich des Wertes der Vorleistungen) im Landkreis Rotenburg/Wümme und Cuxhaven sehr hoch, nimmt aber im Zeitverlauf deutlich ab. Im Vergleich zur Gesamtbrutto- wertschöpfung in Deutschland steigt der absolute Wert der landwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung zudem wesentlich langsamer an, in den Landkreisen Rotenburg/ Abb. 2: Regionales Raumordnungsprogramm Landkreis Cuxhaven (2012), Wümme und Cuxhaven jedoch erheblich schneller als im Auszug Bundesdurchschnitt: Die große ökonomische Bedeutung der Landwirtschaft in Für die Orte Dornsode und Langenmoor ergibt sich den Landkreisen Rotenburg/Wümme und Cuxhaven erklärt raumordnerisch ein anderes Bild, da hier weite Gebiete sich aus dem hohen Anteil an landwirtschaftlich genutzter dem Natur- und Landschaftsschutz vorbehalten sind. Mit Fläche (71 % bzw. 76 %). dem westlich der Ortschaft Langenmoor liegenden 910 ha

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 129 Institut für Partizipatives Gestalten

Es ist allerdings zu beachten, dass in den vorliegenden Zahlen LANDWIRTSCHAFTLICHE PRODUKTION IN DER die reine Produktion landwirtschaftlicher Rohmaterialien DORFREGION ALFSTEDT, DORNSODE UND verzeichnet ist. Vor- und nachgelagerte Wirtschaftszweige LANGENMOOR spielen ebenfalls eine große Rolle: Düngemittel, Saatzucht, Während die Landwirtschaft im Landkreis Rotenburg/ Landmaschinen im vorgelagerten Bereich einerseits, und Wümme bereits eine vergleichsweise hohe Bedeutung hat, Handel, Veredelung, Schlachtung und Molkerei andererseits, ist dies in Alfstedt umso stärker der Fall. 83 % der Fläche wird sind unmittelbar mit der landwirtschaftlichen Produktion landwirtschaftlich genutzt. In der Gemeinde Armstorf liegt verknüpft. Aus dieser Perspektive wird die zahlenmäßig der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche mit 75 % gering erscheinende Bedeutung der Landwirtschaft im Kreisdurchschnitt. Dabei ist zu beachten, dass ein großer relativiert. Lokal gilt dies besonders für Alfstedt. Mit einem Anteil der Fläche Moorgebiet ist und somit nur extensiv Landhandel, der Raiffeisen Genossenschaft, einer Fleischerei nutzbar. und einer Bäckerei sind vor Ort einige Betriebe tätig, die die Wertschöpfung der Landwirtschaft sowohl vor- als auch Dabei ist die Landwirtschaft in der Dorfregion demselben nachgelagert verlängern. Strukturwandel unterlegen, der auch das übrige

Abb. 3: Anteil der landwirtschaftl. Produktion an der Bruttowertschöpfung in %, Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung in den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland 1992 und 1994 bis 2012Reihe 2, Band 1 7 % 6 % 6,44 % 5 % 4,72 % 4 % 4,60 % 3 % 3,32 % 2 % 2,05 % 1 % 1,55 % 1,14 % 0,84 % 0 % 1996 2012 1996 2012 1996 2012 1996 2012 Deutschland Niedersachsen LK Cuxhaven LK Rotenburg/Wümme

130 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

Abb. 4: Anteil Landwirtschaftlich genutzter Flächen in %, 1993 und 2013, LSN 90 % 85 % 83 % 75 % 75 % 78 % 76 % 75 % 71 % 73 % 60 % 63 % 60 % 45 %

30 %

15 %

0 % 1993 2013 1993 2013 1993 2013 1993 2013 1993 2013 Niedersachsen LK ROW Alfstedt LK CUX Armstorf

Bundesgebiet in den letzten Jahrzehnten prägt: Die Anzahl In der Betrachtung der Luftbilder zeigt sich, dass die Schläge der Betriebe nimmt drastisch ab, während die Größe der je um Alfstedt und Dornsode unregelmäßig angeordnet sind Betrieb durchschnittlich bewirtschafteten Fläche kontinui- und vornehmlich ackerbaulich genutzt werden. Ausnahmen erlich zunimmt. Der landwirtschaftliche Strukturwandel bilden die Uferbereiche der Mehe, die Dauergrünland sind, bedeutet also, dass eine kleine Anzahl von Landwirt*innen sowie die Schläge um die Wohnbebauung in Langenmoor. zunehmend industriell arbeitet und sehr große Flächen Letztere bieten ein Bild, das sonst eher bei Marschhufen- bewirtschaftet. In Alfstedt hat sich die Anzahl der Betriebe dörfern üblich ist: von den Grundstücken abgehende, von 28 in 2001 auf 18 in 2010 verringert. Die von einem angezogene Grünlandschläge. Betrieb dabei durchschnittlich bewirtschaftete Fläche ist Die Entwicklung der Bodennutzung ist in den Gemeinden im selben Zeitraum von 36 ha auf 53 ha angestiegen. In Alfstedt und Armstorf nahezu identisch. Während 1991 der Gemeinde Armstorf ergibt sich ein ähnliches Bild: Hier in Alfstedt rund 62 % und in Armstorf sogar 75 % der ist die Anzahl der Betriebe von 57 auf 43 gesunken und landwirtschaftlichen Flächen als Dauergrünland genutzt die pro Betrieb bewirtschaftete Fläche von 44 ha auf 64 ha wurden, hat sich dieses Verhältnis nahezu umgekehrt. Im angestiegen. Jahr 2010 wurde in Alfstedt mit 59 % und in Armstorf mit 58 % der überwiegende Anteil der Flächen für Ackerbau

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 131 Institut für Partizipatives Gestalten

Abb. 7: Bodennutzung in Abb. 8: Bodennutzung in Abb. 9: Bodennutzung in Abb. Abb.8: Bodennutzung 10: Bodennutzung in in Alfstedt 1991, LSN Alfstedt 2010, LSN Armstorf 1991, LSN AlfstedtArmstorf 2010, LSN2010, LSN

25 % 38 % 41 % 41 %42 %

62 % 59 % 59 %58 % 75 %

Ackerland Dauergrünland Ackerland Dauergrünland genutzt. In beiden Gemeinden ist der Grünlandanteil mit Daten, die Rückschlüsse auf einzelne Betriebe zulassen, nicht über 40 % aber noch deutlich höher als im niedersächsischen veröffentlicht. Durchschnitt (rund 27 %). Insgesamt ist die Anzahl der Großvieheinheiten (GV, steht für Neben dieser Entwicklung hin zum Ackerbau gibt es 500 kg Lebendgewicht) in Alfstedt zwischen 1991 und 2010 eine parallele Entwicklung beim Ackerbau selbst. Bei konstant geblieben, während sich die Anzahl der viehhal- den angebauten Feldfrüchten hat sich der Anteil von tenden Betriebe halbiert hat. Futtermais von etwa 50 % in 1991 auf rund 75 % in 2010 In der Gemeinde Armstorf hat sich die Anzahl der Großvieh- erhöht. Beide Tendenzen spiegeln die große Rolle der einheiten im selben Zeitraum um rund acht% erhöht, Milchwirtschaft in der Dorfregion und den Strukturwandel während die Anzahl der viehhaltenden Betriebe um rund ein in der Landwirtschaft wider: Silomais hat sich aufgrund Drittel zurückgegangen ist. des Ertrages in der zunehmend intensiver werdenden Milchviehwirtschaft mit Stallhaltung als bevorzugtes Futter- Landwirtschaftlich ist die Dorfregion besonders durch die mittel durchgesetzt. Milchproduktion gekennzeichnet. Die Landkreise Cuxhaven und Rotenburg/Wümme sind die größten Milchproduzenten Hinsichtlich der Tierhaltung liegen nur unvollständige Daten Niedersachsens. Neben der Rinderhaltung gibt es nur in vor; aus Gründen der statistischen Anonymität werden sehr geringem Maße Haltung von Schweinen, Geflügel,

132 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

Abb. 11: Anzahl viehhaltender Betriebe und Anzahl Großvieheinheiten Alfstedt, 1991-2010, LSN 40 38 3000

32 2500 24 182000 16 1.858 1.803 8 1500 GV Anzahl Anzahl BetriebeAnzahl

1991 Anzahl Betriebe Anzahl GV 2010

Abb. 12: Anzahl viehhaltender Betriebe und Anzahl Großvieheinheiten Armstorf, 1991-2010, LSN 70 65 4800 4.745 56 4600 42 42 4400 28 4.357

14 4200 GV Anzahl Anzahl BetriebeAnzahl

1991 Anzahl Betriebe Anzahl GV 2010

Schafen oder Pferden und die Entwicklung ist generell hat. Die Anzahl der pro Betrieb durchschnittlich gehaltenen rückläufig. Einzig bei der Pferdehaltung ist ein leichter Rinder hat sich dabei um 66 auf 115 Tiere erhöht, liegt Anstieg zu erkennen. Bei der Haltung von Schweinen liegen aber immer noch deutlich unter dem Kreisdurchschnitt im keine aktuellen Daten vor, da sowohl in Alfstedt als auch Landkreis Rotenburg/Wümme (145 Rinder pro Betrieb). in Armstorf jeweils nur ein Betrieb aktiv ist. Die Anzahl der In der Gemeinde Armstorf hat sich die Anzahl der gehaltenen Tiere wird daher aus Datenschutzgründen nicht gehaltenen Rinder zwischen 1991 und 2010 um rund fünf veröffentlicht. % auf 6476 Tiere erhöht. Die Anzahl der rinderhaltenden In Alfstedt hat sich die Anzahl der gehaltenen Rinder Betriebe hat sich im selben Zeitraum von 58 auf nun 40 zwischen 1991 und 2010 kaum verändert, während sich die verringert. Pro Betrieb werden damit 161 Rinder gehalten. Zahl der rinderhaltenden Betriebe auf nunmehr 17 halbiert Das ist ein Anstieg um 55 Tiere pro Betrieb. In Armstorf

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 133 Institut für Partizipatives Gestalten werden pro Betrieb 48 Rinder mehr gehalten als im aufgrund der wirtschaftlichen Situation auf den Höfen. Kreisdurchschnitt im Landkreis Cuxhaven (113 Rinder pro Eine Reihe von Betrieben befindet sich vor allem aufgrund Betrieb). sehr hoher Pachtpreise demnach an einem Punkt, an dem investitionsintensive Auflagen oder ein Einbruch Die Anzahl der gehaltenen Rinder hat sich im selben des Milchpreises zur Aufgabe oder zum Wechsel in den Zeitraum von 1515 auf 1365 Tiere verringert, die Zahl der Nebenerwerb führen können. Eine Fortsetzung des Betriebe mit Rinderhaltung hat sich von 15 auf sieben landwirtschaftlichen Strukturwandels – also die Entwicklung verringert. Die durchschnittliche Anzahl an Rindern pro hin zu weniger, aber dafür größeren Betrieben – ist zu Betrieb hat sich somit von 101 auf 195 fast verdoppelt und erwarten. liegt deutlich über dem Durchschnitt im Landkreis Stade (165 Tiere pro Betrieb). Die Betriebe in Dornsode und Langenmoor sind den Gesprächen zufolge gut aufgestellt. Die Hofnachfolge ist Möglichkeiten der Weiterentwicklung der weitestgehend gesichert oder aufgrund des Alters der Landwirtschaft Betriebsleiter*innen noch kein akutes Thema. DIVERSIFIZIERUNG: ENERGIEGEWINNUNG, NACHFOLGESITUATION DIREKTVERMARKTUNG, TOURISMUS Prognosen über die zukünftige Entwicklung sind allgemein Wie landesweit zu beobachten, gibt es auch in der sehr unsicher. Vieles beeinflusst die Entscheidung darüber, Dorfregion einen Trend weg von der Nahrungsmittel- ob ein Betrieb weitergeführt wird: Agrarpolitische Rahmen- produktion hin zur Energieproduktion. In Alfstedt und bedingungen, die Entwicklung der Preise auf den globalen Dornsode gibt es je eine Biogasanlage und auf sehr vielen Märkten, die Entwicklung der erneuerbaren Energien, Dächern von Ställen und Wohngebäuden sind Photovoltaik- Umweltstandards, der demographische Wandel und vieles anlagen installiert. Zwischen Alfstedt und Dornsode mehr bestimmen den Rahmen der zukünftigen Entwicklung. befindet sich ein Windpark, der von Altstedter Bürger*innen Auch die Situation vor Ort spielt eine große Rolle. Gibt betrieben wird. Daneben haben sich in Alfstedt weitere es eine*n potentielle*n Hofnachfolger*in und ist diese*r Unternehmen aus der Erneuerbare Energien-Branche gewillt, den Betrieb fortzuführen? angesiedelt (Anlagenplanung und Betrieb). Hinsichtlich Aus Gesprächen mit Schlüsselakteur*innen aus der der Biogas- und Windenergieproduktion besteht weiteres Landwirtschaft in Alfstedt wurde ersichtlich, dass die Ausbaupotential. Weiterführung des Betriebs auf vielen Höfen ungesichert ist – einerseits, weil Nachfolger*innen fehlen, andererseits

134 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

Direktvermarktung und Tourismus spielen in der Dorfregion ERHALTUNG HISTORISCHER BAUSUBSTANZ UND derzeit keine große Rolle. Es mangelt an der nötigen UMNUTZUNG Infrastruktur. Das Naturschutzgebiet Langes Moor besitzt Während in Langenmoor der weitaus größte Teil der dabei durchaus touristisches Potential – im Rahmen eines historischen Bausubstanz aufgrund des moorigen Bodens Flubereinigungsverfahrens wird darüber nachgedacht, (Rad-) früh absackte und in den 1960er und 1970er Jahren Wanderwege durch das Moor zu erschließen/führen um ersetzt wurde, gibt es in den Haufendörfern Alfstedt dieses Potential zu heben. Potential für Direktvermarktung und Dornsode noch einen historischen Kern mit stark besteht am ehesten in Alstedt, das verkehrsgünstig an der landwirtschaftlicher Prägung, der besonders durch die B 495 liegt. Mancherorts haben sich Rohmilchautomaten unregelmäßige Anordnung der Höfe erkennbar wird. In etabliert, die auch in Alfstedt funktionieren könnten. Dornsode sind die Höfe dabei größtenteils Mischformen aus historischer Bausubstanz und moderneren Wohn- und

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 135 Institut für Partizipatives Gestalten

Wirtschaftsgebäuden. Aufgrund der unvermindert starken BERÜCKSICHTIGUNG DER LANDWIRTSCHAFT BEI landwirtschaftlichen Aktivität muss hier zunächst auch nicht DER ORTSENTWICKLUNG über Umnutzungen nachgedacht werden. Im Rahmen der Während der gesamten Arbeitskreisarbeit und dem Dorferneuerung sollten allerdings die bis dato erhaltenen gemeinsamen Planungsprozess waren Landwirt*innen historischen Elemente möglichst weiterhin erhalten werden. vertreten und haben die Belange dieses Wirtschafts- In Alfstedt gibt es besonders im alten Kern noch sehr gut zweiges vertreten. Dies spiegelt sich vor allem in den erhaltene Höfe, die nicht mehr alle im Vollerwerb genutzt verkehrsinfrastrukturellen Maßnahmen wider: der werden. Hier bieten sich Chancen für Nachnutzungen, die Behebung innerörtlicher Gefahrenschwerpunkte in den Erhalt der Bausubstanz mit der Schaffung von Wohn- Alfstedt, der Schaffung von Ausweichmöglichkeiten für und Gewerbeflächen verbinden. landwirtschaftliche Maschinen in Dornsode oder der Erneuerung der Straße in Langenmoor.

136 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

AUSWERTUNG DER UMFRAGE WOHNEN IM ALTER IN ALFSTEDT

Während der Planungsarbeit für das Projekt „Wohnen im Alter Ergebnisse der 3 Fragenkomplexe dargestellt. Der erste in Alfstedt“ wurde schnell deutlich, dass mehr Informationen Fragenblock betrifft die aktuelle und perspektivische benötigt werden: Wie denken die Alfstedter*innen über Wohnsituation. Der zweite Fragenblock bezieht sich darauf, Wohnen im Alter? Welche Perspektiven und Absichten welche Wohnformen im Alter vorstellbar sind. Der dritte bestehen? Welche Wohnformen sind denkbar? Daher Fragenblock dreht sich um die Unterstützungsstrukturen im wurde noch während der Planungsphase eine Umfrage Ort. durchgeführt. Die Umfrage wurde gemeinsam vom IPG und der Arbeits- 60 Alfstedter*innen haben sich daran beteiligt. Somit bietet gruppe „Wohnen im Alter in Alfstedt“ entwickelt und sich zwar kein repräsentatives, aber doch ein deutliches ausgewertet. An alle Beteiligten an dieser Stelle ein Bild davon, welche Form ein Projekt zum Wohnen im Alter herzliches Dankeschön! in Alfstedt annehmen kann. Im Folgenden werden die

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 137 Institut für Partizipatives Gestalten

FRAGENKOMPLEX 1 - AKTUELLE UND PERSPEKTIVISCHE WOHNSITUATION

1.1 Wollen Sie im Alter in Alfstedt bleiben? 1.2 Wollen Sie im Alter in Ihrer Wohnung / Ihrem Haus bleiben? 100 % 100 % 75 % 75 % 50 % 50 % 25 % 25 %

0 % <55 J 55-69 J >69 J Gesamt < 55 Jahre > 69 Jahre 0 % <55 J 55-69 J >69 J Gesamt < 55 Jahre > 69 Jahre Ja Nein k.A. Ja Nein k.A.

1.1 Wollen Sie im Alter in Alfstedt bleiben? 1.2 Wollen Sie im Alter in Ihrer Wohnung / Ihrem Ja Nein k.A. Gesamt Haus bleiben? < 55 33 0 2 35 Ja Nein k.A. Gesamt Jahre < 55 27 3 5 35 Jahre 55-69 14 0 0 14 Jahre 55-69 14 0 0 14 Jahre > 69 10 0 1 11 > 69 9 1 1 11 Jahre Jahre Gesamt 57 0 3 60 Gesamt 50 4 6 60

138 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

1.3 Ist Ihre Wohnung / Ihr Haus barrierefrei 1.4 Planen Sie - bei Bedarf - den Umzug in ausgebaut? eine Einrichtung / eine Wohnung, die besser für das Alter geeignet ist? 80 % 80 % 60 % 60 % 40 % 40 % 20 % 20 %

0 % <55 J 55-69 J >69 J Gesamt < 55 Jahre > 69 Jahre 0 % <55 J 55-69 J >69 J Gesamt < 55 Jahre > 69 Jahre Ja Nein k.A. Ja Nein k.A.

1.4 Planen Sie - bei Bedarf - den Umzug in eine 1.3 Ist Ihre Wohnung / Ihr Haus barrierefrei Einrichtung / eine Wohnung, die besser für das ausgebaut? Alter geeignet ist? Ja Nein k.A. Gesamt Ja Nein k.A. Gesamt < 55 4 27 4 35 < 55 9 24 2 35 Jahre Jahre 55-69 7 7 0 14 55-69 2 11 1 14 Jahre Jahre > 69 5 6 0 11 > 69 3 5 3 11 Jahre Jahre Gesamt 16 40 4 60 Gesamt 14 40 6 60

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 139 Institut für Partizipatives Gestalten

1.5 Wohnen Sie derzeit allein? 1.6 Wohnen Sie mit einem Partner / einer Partnerin? 90 % 90 % 67,5 % 67,5 % 45 % 45 % 22,5 % 22,5 %

0 % <55 J 55-69 J >69 J Gesamt < 55 Jahre > 69 Jahre 0 % <55 J 55-69 J >69 J Gesamt Ja Nein k.A. < 55 Jahre > 69 Jahre Ja Nein k.A.

1.6 Wohnen Sie mit einem Partner / einer 1.5 Wohnen Sie derzeit allein? Partnerin? Ja Nein k.A. Gesamt Ja Nein k.A. Gesamt < 55 3 29 3 35 < 55 28 6 1 35 Jahre Jahre 55-69 1 12 1 14 55-69 12 2 0 14 Jahre Jahre > 69 4 7 0 11 > 69 4 4 3 11 Jahre Jahre Gesamt 8 48 4 60 Gesamt 44 12 4 60

140 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

FRAGENKOMPLEX 2 - MÖGLICHE WOHNFORMEN IM ALTER 1.7 Ist Ihre Familie in der Nähe? 2.1 Selbstständiges Wohnen im Haus/in der Wohnung 100 % 90 %

75 % 67,5 %

50 % 45 %

25 % 22,5 %

0 % 0 % < <55 55 JJahre 55-69 J > >6969 JJahre Gesamt <55< 55 J Jahre 55-69 J Jahre >69> 69 J Jahre GesamtGesamt Ja Nein k.A. Ja, aber nur in Alfstedt Ja, in der Umgebung Nein k.A.

2.1 Selbstständiges Wohnen im Haus/in der Wohnung Ja, aber Ja, in der Nein k.A. Gesamt 1.7 Ist Ihre Familie in der Nähe? nur in Umgebung Ja Nein k.A. Gesamt Alfstedt < 55 29 5 1 35 < 55 20 10 1 4 35 Jahre Jahre 55-69 13 1 0 14 55-69 11 2 0 1 14 Jahre Jahre > 69 9 2 0 11 > 69 9 0 0 2 11 Jahre Jahre Gesamt 51 8 1 60 Gesamt 40 12 1 7 60

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 141 Institut für Partizipatives Gestalten

2.2 Selbstständiges Wohnen in gemeinschaftlicher 2.3 Wohnen bei der Familie mit Tagespflegeeinrichtung Wohnanlage 70 % 60 % 52,5 % 45 % 35 % 30 % 17,5 % 15 % 0 % <55 J 55-69 J >69 J Gesamt 0 % < 55 Jahre 55-69 Jahre > 69 Jahre Gesamt <55< 55 J Jahre 55-69 J Jahre >69> 69 J Jahre GesamtGesamt Ja, aber nur in Alfstedt Ja, aber nur in Alfstedt Ja, in der Umgebung Ja, in der Umgebung Nein k.A. Nein k.A.

2.2 Selbstständiges Wohnen in gemein- 2.3 Wohnen bei der Familie mit Tagespflegeein- schaftlicher Wohnanlage richtung Ja, aber Ja, in der Nein k.A. Gesamt Ja, aber Ja, in der Nein k.A. Gesamt nur in Umgebung nur in Umgebung Alfstedt Alfstedt < 55 16 12 3 4 35 < 55 10 7 13 5 35 Jahre Jahre 55-69 3 4 5 2 14 55-69 1 3 9 1 14 Jahre Jahre > 69 1 6 2 2 11 > 69 4 1 3 3 11 Jahre Jahre Gesamt 20 22 10 8 60 Gesamt 15 11 25 9 60

142 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

2.4 Selbstständiges Wohnen in gemeinschaftlicher 2.5 Senioren-Wohngemeinschaft (mit Betreuung) Wohnanlage mit Betreuung und Pflege 60 % 40 % 45 % 30 % 30 % 20 % 15 % 10 %

0 % <55 J 55-69 J >69 J Gesamt < 55 Jahre 55-69 Jahre > 69 Jahre Gesamt 0 % <55 J 55-69 J >69 J Gesamt < 55 Jahre 55-69 Jahre > 69 Jahre Gesamt Ja, aber nur in Alfstedt Ja, in der Umgebung Ja, aber nur in Alfstedt Ja, in der Umgebung Nein k.A. Nein k.A.

2.4 Selbstständiges Wohnen in gemein- schaftlicher Wohnanlage mit Betreuung und 2.5 Senioren-Wohngemeinschaft (mit Pflege Betreuung) Ja, aber Ja, in der Nein k.A. Gesamt Ja, aber Ja, in der Nein k.A. Gesamt nur in Umgebung nur in Umgebung Alfstedt Alfstedt < 55 14 12 2 7 35 < 55 11 10 9 5 35 Jahre Jahre 55-69 3 5 3 3 14 55-69 0 5 6 3 14 Jahre Jahre > 69 4 2 1 4 11 > 69 3 6 2 0 11 Jahre Jahre Gesamt 21 19 6 14 60 Gesamt 14 21 17 8 60

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 143 Institut für Partizipatives Gestalten

2.6 Altenheim 2.7 Gemischtes Wohnen (jung und alt) 80 % 60 %

60 % 45 %

40 % 30 %

20 % 15 %

0 % 0 % <55 J 55-69 J >69 J Gesamt <55< 55 J Jahre 55-6955-69 J Jahre >69> 69 J Jahre GesamtGesamt < 55 Jahre 55-69 Jahre > 69 Jahre Gesamt Ja, aber nur in Alfstedt Ja, in der Umgebung Ja, aber nur in Alfstedt Ja, in der Umgebung Nein k.A. Nein k.A.

2.6 Altenheim 2.7 Gemischtes Wohnen (jung und alt) Ja, aber Ja, in der Nein k.A. Gesamt Ja, aber Ja, in der Nein k.A. Gesamt nur in Umgebung nur in Umgebung Alfstedt Alfstedt < 55 1 5 25 4 35 < 55 14 10 5 6 35 Jahre Jahre 55-69 0 2 11 1 14 55-69 4 3 6 1 14 Jahre Jahre > 69 0 0 7 4 11 > 69 6 3 2 0 11 Jahre Jahre Gesamt 1 7 43 9 60 Gesamt 24 16 13 7 60

144 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

FRAGENKOMPLEX 3 - UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUREN IM ALTER

3.1 Erhalten Sie im Alltag Unterstützung im Haushalt? 60 %

45 %

30 % …ja, von der Familie …ja, von Nachbarn, Bekannten 15 % ja, von professionellen Pflegediensten nein keine Angabe 0 % <55 J 55-69 J >69 J Gesamt < 55 Jahre 55-69 Jahre > 69 Jahre Gesamt

3.1 Erhalten Sie Unterstützung im Alltag im Haushalt …ja, von der …ja, von ja, von professionellen nein k.A. Gesamt Familie Nachbarn, Pflegediensten Bekannten

< 55 Jahre 7 3 2 12 13 37 55-69 Jahre 7 0 0 6 1 14 > 69 Jahre 4 0 0 6 1 11

Gesamt 18 3 2 24 15 62

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 145 Institut für Partizipatives Gestalten

3.2 Erhalten Sie im Alltag Unterstützung im Garten? 0,6

0,45

0,3 …ja, von der Familie …ja, von Nachbarn, Bekannten 0,15 ja, von professionellen Pflegediensten nein keine Angabe 0 <55 J 55-69 J >69 J Gesamt < 55 Jahre 55-69 Jahre > 69 Jahre Gesamt

3.2 Erhalten Sie Unterstützung im Alltag im Garten …ja, von der …ja, von ja, von professionellen nein k.A. Gesamt Familie Nachbarn, Pflegediensten Bekannten

< 55 Jahre 7 2 2 11 15 37 55-69 Jahre 8 1 0 4 1 14 > 69 Jahre 4 1 0 4 2 11

Gesamt 19 4 2 19 18 62

146 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor Grundlagen

3.3 Erhalten Sie im Alltag Unterstützung beim Einkauf? 0,5

0,375

0,25 …ja, von der Familie …ja, von Nachbarn, Bekannten 0,125 ja, von professionellen Pflegediensten nein keine Angabe 0 <55 J 55-69 J >69 J Gesamt < 55 Jahre 55-69 Jahre > 69 Jahre Gesamt

3.3 Erhalten Sie Unterstützung im Alltag beim Einkauf

…ja, von der …ja, von ja, von professionellen nein k.A. Gesamt Familie Nachbarn, Pflegediensten Bekannten

< 55 Jahre 9 4 1 11 12 37 55-69 Jahre 7 0 0 6 1 14 > 69 Jahre 4 0 0 4 3 11

Gesamt 20 4 1 21 16 62

Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor 147 Institut für Partizipatives Gestalten

3.4 Erhalten Sie im Alltag Unterstützung bei Fahrten? 0,5

0,375

0,25 …ja, von der Familie …ja, von Nachbarn, Bekannten 0,125 ja, von professionellen Pflegediensten nein keine Angabe 0 <55 J 55-69 J >69 J Gesamt < 55 Jahre 55-69 Jahre > 69 Jahre Gesamt

3.4 Erhalten Sie Unterstützung im Alltag bei Fahrten

…ja, von der …ja, von ja, von professionellen nein k.A. Gesamt Familie Nachbarn, Pflegediensten Bekannten < 55 Jahre 8 4 1 11 14 38 55-69 Jahre 6 1 0 6 1 14 > 69 Jahre 4 0 0 5 2 11

Gesamt 18 5 1 22 17 63

148 Dorfentwicklung Alfstedt, Dornsode und Langenmoor