Fußballprofi Mustafi, Vater Kujtim

Donny, der Weltmeister Fußball Shkodran Mustafi war der große Unbekannte in Joachim Löws WM-Kader. Jetzt ist er eine tragende Säule in der Mannschaft des FC Valencia – und der Stolz seiner albanischen Familie.

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eter Lim ist in der Stadt, der Milliar - um, lag eingeklemmt unter dem Kran. Der springt hoch zum Kopfball – 1:0 für Valen - där. Es heißt, der Mann aus Singapur Fuß wurde viermal operiert. Die Berufs - cia. applaudiert, die Fans brül - Pwerde den traditionsreichen FC Va - genossenschaft zahlt eine kleine Rente. len. Sie träumen, Real Madrid hin, FC Bar - lencia vor dem ewig drohenden Konkurs Jetzt arbeitet Vater Mustafi, gemeinsam celona her, schon vom siebten spanischen retten. mit Agent Bulut, an der Karriere des Soh - Meistertitel. Unternehmer Lim, Sohn eines Fisch- nes. Vor vier Wochen hat er dem Jungen Kujtim Mustafi war viereinhalb, als sein verkäufers und mit einem Vermögen von das Auto aus Bebra gebracht, 18 Stunden Vater ihn und die Mutter nach Deutschland gut 1,7 Milliarden Euro einer der brauchte er. Zweimal wurde Kujtim Mus - nachholte. Shkodrans mittlerweile verstor - 800 Reichsten der Erde, habe Geld mitge - tafi geblitzt. Er hatte vergessen, den Tem - bener Opa verdiente in Nordhessen als bracht. Nach zehnmonatigen Verhandlun - pomaten einzuschalten. Gastarbeiter sein Geld, Bau und Forst - gen wolle er endlich mit seiner Holding Als Nationalspieler bekommt Shkodran arbeit. Die Familie stammt aus Gostivar, bei dem hoch verschuldeten Fußballklub Mustafi bei Mercedes einen Rabatt, auch einer mehrheitlich von Albanern bewohn - einsteigen und für 94 Millionen Euro gut auf Leasingraten. Nächsten Monat erhält ten Stadt in Mazedonien, damals Jugosla - 70 Prozent der Aktien kaufen. Die Zei- er das neue Modell – in Orange, nicht la - wien. Bis zu Anfang dieses Jahrtausends tungen schreiben von einer neuen Zeit - ckiert, sondern foliert, man nennt das Car flammten immer wieder ethnische Kon - rechnung. Wrap. flikte auf. Im Wagen des Abwehrspielers Shkodran Der Vater wird den Wagen wieder ans Einmal im Jahr, vor Saisonbeginn, be - Mustafi, einem silbernen Geschoss mit Mittelmeer fahren. Er mag Autos. Neulich sucht der Migrantensohn und Fußballprofi leistungsgesteigertem V8-Biturbomotor, nach dem Länderspiel gegen Irland in Gel - Mustafi für eine Woche die Verwandten verbreitet sich die Nachricht vom Ge - senkirchen hat ihn der Sohn überrascht, als in Gostivar. Es helfe, auf dem Boden zu schäftsabschluss am vorvergangenen Sams - der in Bebra bei den Eltern übernachtete. bleiben, meint der Weltmeister. „Es gibt tag gegen Mittag. Der Spielervater Kujtim Frühmorgens holte er ein Geschenk für den dort Menschen, die leben von 200 bis Mustafi sitzt im Fond neben der Freundin Vater ab und stellte es vor die Tür: ein 300 Euro im Monat, und man selbst tankt des Spielerberaters Ali Bulut und be - manchmal für 200 Euro sein Auto.“ kommt die Botschaft offenbar von seinem Shkodran Mustafi ist nach dem Spiel Sohn zugespielt. Der sitzt mit den Kame - gegen den FC Elche ins Restaurant nach - raden im Mannschaftshotel und hat Besuch gekommen, einen Italiener in der Altstadt, von dem neuen Klubeigentümer. Lim will gleich hinter der Parkanlage im ehema ligen angeblich 100 Millionen Euro in die Mann - Flussbett. Er mag den italienischen Lebens - schaft investieren. stil. Aus Genua, wo er in der spiel - „Schön zu hören“, meint Berater Bulut, te, als er noch nicht Weltmeister war, ist der am Steuer sitzt, „dass unser Junge seine Freundin Alessandra angereist. We - auch sein Geld bekommt.“ Er lacht über gen eines Todesfalls in der Familie muss seine Bemerkung und tritt aufs Gaspedal. sie am nächsten Morgen früh zurück. Mit dumpfem Klang fliegt die 585-PS-Kut - Berater Bulut und seine Gefährtin essen sche über die Avinguda del Port Richtung mit, Shkodrans Bruder Adrian, 16, ist mit Strand. dem Vater aus Bebra gekommen. Zu Hau - Über Geld muss sich die Familie des se sprechen und speisen die Mustafis nor - deutschen Nationalspielers Mustafi, 22, kei - malerweise albanisch. Jetzt sucht der älte - ne Sorgen mehr machen. Der Junge mit re Bruder für den jungen das Essen aus. den albanischen Wurzeln, vor fünf Mona - Valencia-Verteidiger Mustafi Alle nennen den Fußballer „Donny“, so ten noch ein Unbekannter in Joachim „Keine Fehler mehr erlauben“ hieß er in Bebra schon als kleiner Junge. Löws Aufgebot, ist Weltmeister. Und er Keiner weiß mehr, warum. Vater Mustafi hat einen Fünfjahresvertrag bei einem Ver - schwarzes Exemplar der S-Klasse in Lang - hat insgesamt fünf Kinder und einen Afri - ein, der sich mit Lims Hilfe nun sogar an - version – auf dem Rücksitz könnte er längs kanischen Löwenhund. Die Jüngste ist schickt, wieder ein europäischer Topklub fast ausgestreckt liegen, sagt der Vater. Man zweieinhalb. Der Sohn Luan, 10, wurde zu werden. „Wir kommen aus einer Arbei - habe mehrere Fernseher in der Fahrgast - schon zum Stützpunkttraining in Bad Hers - ) . terfamilie“, sagt Kujtim Mustafi, 39, ein zelle. „Fast zu schade zum Fahren.“ feld eingeladen wie einst Shkodran, der R (

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E schwerer Mann mit weichen Zügen. „Wir Die neue Zeitrechnung beim FC Valen - Weltmeister. Der Papa war mal Torwart. G A M

I haben nicht gehungert, aber wir mussten cia beginnt am Abend um 19 Uhr. 2000 Da war er noch leichter.

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T rechnen. Das ist jetzt anders. Aber wir Menschen warten in der Dämmerung bei „Ich kann perfekt italienisch essen“, E G

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. sind als Personen die Gleichen geblieben.“ noch gut 20 Grad Celsius hinter einer scherzt Kujtim Mustafi. Die spanische Kü - L (

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E Im nordhessischen Bebra, wo die Fami - Absperrung vor dem Stadion Mestalla, da che schätzt der Spielervater weniger. Nach G E I

P lie wohnt, kommen bald die Dachdecker. nähern sich über die Avinguda de Suècia der Vertragsunterzeichnung des Sohnes in S

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E Kujtim Mustafi zeigt Fotos von der Bau - zwei schwarze Limousinen. Aus der ersten Valencia musste er auf Einladung des Ver - D

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S stelle, das neue Haus, gut 400 Quadratme - steigt ein Mann mit strubbeliger Frisur, die einspräsidiums Paella essen, es waren U C O

F ter für drei Generationen, bekommt auch Leute skandieren: „Mister Lim, Mister Schnecken drin.

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T einen Naturpool. Früher war der Mann im Lim.“ Der Mann winkt. Auf dem Fernsehschirm im Restaurant N E G

A Sicherheitsdienst tätig, selbstständig, sagt Als Lim, 61, etwas später die Tribüne laufen Szenen des Spiels vom Abend. Va -

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T er. Sie haben Diskotheken bewacht. zum Heimspiel gegen den FC Elche betritt, lencia gewann 3:1. Mustafi, der Innenver - C A T

N An der Strandpromenade wählt Vater begrüßt ihn eine Choreografie der Fans teidiger, sieht sein Tor, er muss sich dazu O C

/ Mustafi gleich das erste Café. Er ist nicht aus hochgehaltenen Farbtafeln in Blau und umdrehen. Er betrachtet den Treffer ohne

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R mehr gut zu Fuß. 2008 erlitt er einen Ar - Orange, jetzt schon fast intim und auf Va - erkennbare Gemütsregung. „Es ist mit das A U D

L beitsunfall in seinem erlernten Beruf als lencianisch: „Benvingut Peter“ – willkom - Schwerste an meinem Beruf, mit Emotio - E I N

A Baumaschinenführer. Ein Baukran, den er men Peter. nen richtig umzugehen“, findet er. Man D

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S gerade abrüsten wollte, stürzte und traf Dann beginnt das Spiel. Ecke von links dürfe nie lange zufrieden sein, dazu sei O T O

F ihn am Rücken. Kujtim Mustafi knickte in der 13. Minute, Shkodran Mustafi nach der Karriere noch Zeit. Ständig müs -

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se man einmal gezeigte Leistungen bestä - maligen Dortmunder Götze die Europa - tigen, Erwartungen erfüllen. meisterschaft der U-17-Teams. Jetzt ist er Weltmeister nach 131 gespiel - Für Jugend-Länderspiele des DFB hatte ten Minuten in Brasilien , das ist auch eine Mustafi, geboren im Krankenhaus von Bad Bürde. „Dadurch vergessen die Leute, dass Hersfeld, erst den mazedonischen Pass ab - ich erst 22 bin. Ich darf mir keine Fehler geben müssen, deshalb verzögerte sich der mehr erlauben.“ Start seiner internationalen Karriere um Der Kopfball zum 1:0 gegen Elche war fast ein Jahr. Der Vater hatte es versäumt, sein erster Treffer für den neuen Klub, für ihn die doppelte Staatsbürgerschaft zu zum fünften Mal in Folge spielte er über beantragen. 90 Minuten. Er ist jetzt angekommen. Der Weil der Sohn erst 15 war, musste auch Neuzugang dirigiert die gesamte Defensiv - ein Elternteil zur deutschen Staatsbürger - abteilung. Er kratzt dafür alle Spanisch - Kanzlerin Angela Merkel, Weltmeister Mustafi schaft wechseln, kein Problem für Kujtim vokabeln zusammen, die er aufgeschnappt Nie lange zufrieden sein Mustafi, der bereitwillig den jugoslawi - hat: „Salimos!“, ruft er, raus!, wenn er die schen Pass abgab. „Wir waren ja weder Abwehrreihe nach vorn schiebt. Jugoslawen noch Mazedonier“, sagt der Er wirkt spritzig und fit. Das war er zu Vater. „Wir sind Albaner.“ Saisonbeginn nicht, als er noch an den Fol - Es war keine leichte Zeit zu Anfang in gen seines Muskelbündelrisses laborierte, Hamburg. Donny, damals noch Stürmer, den er sich im WM-Achtelfinale gegen Al - spürte mit 14 erstmals eine Verantwortung gerien zuzog. nicht nur für sich selbst. „Die ganze Fami - Jenes Spiel ist es, das wohl die meisten lie ist stolz auf einen. Man denkt plötzlich: Deutschen von ihm in Erinnerung haben, Wenn ich es jetzt nicht schaffe, bin ich der 2:1 am Ende, ein Auftritt jedoch, bei dem Versager.“ So erzählt er es am Sonntag - die ganze Mannschaft außer Torwart Ma - mittag in Valencia – bei Cappuccino, nicht nuel Neuer konfus wirkte, hilflos. Mustafi Caf é con leche, morgens um sechs hat er fremdelte auffällig auf der rechten Außen - schon Alessandra zum Flughafen gebracht. position, nicht sein gewohntes Umfeld, „Jung Frei Leben“ steht auf seinem Shirt „völlig durch den Wind“, so urteilte der eines Münchner Modelabels. Diese Desi- Kommentator im ZDF. Irgendwann in der gner schickten ihm jetzt die Sachen manch - ersten Halbzeit schmiss Mustafi, ein Miss - mal zu, damit er sie trage und so für sie verständnis mit Thomas Müller, den Ball Jugendspieler Götze, Mustafi 2006 werbe, erklärt Mustafi. Er gibt immer die beim Einwurf ins Leere. „Du bist eine Maschine“ Vereinsadresse an. Von dem Kameraden Sein Vater hat viele Talente spielen se - zum Beispiel, der deutlich weniger Minu - der hessische Landtag . Die Stadt Gostivar hen, die vom Leistungsdruck Magen - ten bei der WM spielte, blieb den Leuten lud ihn ins Rathaus ein , und auf ein Tele - schmerzen bekamen, dem Druck, den ehr - im Gedächtnis, dass er im Finale dabei war. gramm aus dem Kosovo hin fuhren Vater geizige Eltern erzeugten. „Bei Donny war Mustafi hielt sich da nur noch zur Behand - und Sohn Mustafi auch nach Priština. Dort es so, dass er die Fußballkarriere immer lung in Brasilien auf, und dann gehörte er gratulierte Staatspräsidentin Atifete Jahja - selbst gewollt hat“, sagt Kujtim Mustafi, auch noch zu der WM-Wohngruppe, die ga zum WM-Titel. „er wollte es unbedingt.“ in Berlin den umstrittenen Gaucho-Tanz Donny Mustafi trifft gern albanische Shkodran Mustafi erzählt, dass ihm in aufführte – angeblich eine Verhöhnung des Freunde und Angehörige. Von Italien aus schwierigen Momenten ein Satz geholfen geschlagenen Gegners Argentinien. fuhr er oft zu Verwandten nach Zürich und habe, der sich ihm einprägte – der Satz, „Für mich hatte nicht Priorität, wie ich Winterthur. In seinem Mobiltelefon hat er den sein Vater sagte, als der ihn im Ham - im Gedächtnis der Leute bleibe“, sagt er. ein Foto von einem Plakatspruch, er zeigt burger Internat absetzte: „Egal was pas - „Für mich hatte Priorität, dass ich nach der es mit einer gewissen Selbstironie: „Scheiß siert, du hast dein Zimmer zu Hause, und WM Teil der Nationalmannschaft bleibe.“ Ausländer. Kommen in die Schweiz und es wird immer dein Zimmer bleiben.“ Das hat er geschafft. Keine Frage, Shko - nehmen den Albanern die Arbeitsplätze Diese Gewissheit habe ihm den Druck dran Mustafi ist ein Gewinner der WM. weg“. Der Vater lacht mit. genommen. Mit 17 verließ Mustafi das „Ich hatte auf dem Platz eine bestimmte Es ist spät geworden beim Italiener in Gymnasium und wechselte zum FC Ever - Aufgabe. Solange ich erfülle, was der Trai - Valencia. Shkodran Mustafi möchte das ton, in die englische , wie ner erwartet, bin ich mit mir zufrieden.“ Gespräch am folgenden Tag fortsetzen. er dachte. Doch in zweieinhalb Jahren Shkodran Mustafi hat einen nüchternen Der Trainer, ein Portugiese und Vertrauter wurde er von Trainer David Moyes kein Blick auf das Fußballgeschäft. Als sich sei - von Investor Lim, hat zwei Tage freigege - einziges Mal in der Premier League einge - nerzeit in Genua Albaniens Trainer Gianni ben. Mario Götze hat eine Nachricht ge - setzt. Er hielt trotzdem durch. De Biasi meldete und ihm den Eintritt in schickt, er gratuliert frech zu Mustafis sel - Oft hat er an die Verwandten gedacht, seine Nationalmannschaft anbot, überlegte tenem Torerfolg: „Du bist eine Maschine.“ Opa und Onkel, die aus Gostivar emigrier - er kurz und fand heraus: „Sich gegen die Mit Götze, dem Schützen des finalen ten, „ohne Jobgarantie“, wie er sagt. Er Heimat der Eltern zu entscheiden ist nicht WM-Tors von Rio, verbindet Mustafi eine dagegen hatte in der Fremde wenigstens leicht. Aber ich wollte nicht der Held einer lange Fußballvergangenheit. Schon 2006 immer einen Vertrag. Für alle Fälle hatte Nation werden, sondern ich wollte Karrie - kickten sie gemeinsam bei einem Turnier er einen Ersatz-Berufswunsch: Polizist. re machen, viel erreichen.“ in Italien, als der gerade 14-jährige Donny Fußballer lernen, in Stresssituationen Dies ist ihm mit seiner Entscheidung für bei Borussia Dortmund vorspielte. Es gab zunächst einfache Dinge zu tun. Mustafi Deutschland bislang mehr als ordentlich auch Kontakte zu Bayern München, doch hilft es, wenn er in schwieriger Gemütslage gelungen. In Bebra gab es nach dem WM- schließlich ging der albanische Hesse ins im Koran liest. „Einfach nur Mensch sein. Triumph ein Fest mit Tanzgruppen für den Fußballinternat des Hamburger SV. Als Man ist in erster Linie nur ein Mensch, der Sohn der Stadt, in Wiesbaden empfing ihn HSV-Spieler gewann er 2009 mit dem da - die Gebote zu erfüllen hat.“

142 DER SPIEGEL 12 / 0./1 Der Wechsel nach Genua war ein Fort - Flick überhörte er, weil er gerade in sei - auf Spanisch. Bulut versteht. Er schaut schritt, obwohl er auch einen Abstieg be - nem Sportwagen-Cabrio offen fuhr. Dann Petra an, seine junge Freundin, eine Erzie - deutete: Sampdoria spielte in der zweiten Löw. Es sei eilig. Mustafi rief sofort seinen herin aus Ingolstadt. „Nicht, dass er auch Liga. Mustafi stieg mit Genua auf und ge - Vater an. Der wollte es nicht glauben und die Frauen tauschen will“, sagt Bulut und wöhnte sich an manche Merkwürdigkeiten schaute im Internet nach, ob es stimmte. lacht sich tot. der italienischen Fußballkultur. Der Chef - Mustafi nachnominiert – davon stand da An diesem Tag hat es in der Familie coach Delio Rossi rauchte auf dem Trai - noch nichts. Mustafi sogar noch ein neues Auto gege - ningsplatz. Und gleich am Anfang, nach An jenem Tag war der Spieler gerade ben. Als sich Peter Lim, der Milliardär aus einem verlorenen Heimspiel gegen Varese, in Eisenach gewesen, um sich seinen neu - Singapur, der Mannschaft vorstellte, über - wartete sein Vater vergebens am verabre - en Leasing-Mercedes-AMG anzuschauen, reichte er jedem Spieler ein Präsent: ein deten Treffpunkt. Die aufgebrachten Fans ebendiesen Schlitten, den nun auf Valen - Miniaturmodell eines 12C-Sportwagens ließen die Spieler nicht aus dem Stadion. cias Straßen der Berater Bulut fahren darf, von McLaren. Lim hält Anteile an der In Valencia läuft Mustafi unbehelligt weil es ihm solchen Spaß macht. Am Rück - britischen Autofabrik. Shkodran Mustafi durch die Stadt. Bei einem anderen Italie - spiegel hängt Mustafis Gebetskette. blickte das Geschenk irritiert an. ner, den er fürs Mittagessen vorschlägt, An der Ampel kurbelt links neben Bulut Die Leute vom Verein hätten ihn dann kennen sie ihn nicht, man müsste lange die Beifahrerin eines alten Kleinwagens aufgeklärt, sagt er. Das Objekt sei hand - für einen Tisch anstehen. Er zieht ein we - das Fenster runter. Ob er nicht tauschen gefertigt und 10 000 Euro wert. niger gut besuchtes Lokal vor. Man kann wolle, ruft über ihre Schulter der Fahrer Wieder lachen alle. Jörg Kramer noch draußen sitzen. Für den Bruder be - stellt er Chicken Wings. „Valencia war genau der richtige Schritt“, sagt Ali Bulut, 58, der Berater. „Er musste den nächsten Schritt machen, wir mussten die WM ausnutzen.“ Bulut hat ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt. Mit 14 Jahren kam er allein aus Anatolien nach Aschaf - fenburg, er hatte 1500 Mark gespart, die er als Assistent im Dolmuş verdient hatte, dem türkischen Sammeltaxi. In Deutschland machte Bulut eine Aus - bildung zum Koch und, mit geliehenem Geld, bald ein Restaurant auf. Er wurde Großgastronom im Rheinland, war mit Willy Brandt und Johannes Rau bekannt. Gerade erst rief Rezzo Schlauch von einer Istanbul-Reise an: wie noch mal der Wein heiße, den sie getrunken hätten. In Leverkusen war Bulut, der Türke, so - gar mal Karnevalsprinz. „Wer hätte das ge - dacht: Prinz Ali I. aus tausendundeiner Nacht“, stand auf seinem Orden. Eines Tages sprach ihn ein Gast in sei - nem Lokal an, es war der Vizepräsident von Fenerbahçe Istanbul. Er suchte für den Klub einen Trainer. Ali Bulut vermittelte ihm Holger Osieck – und später auch den Abwehrspieler Mustafa Doğan vom KFC Uerdingen. Das war der Einstieg ins Spielervermittler-Geschäft. Man muss die richtigen Leute kennen und zusammenbringen. Bulut, inzwischen wohnhaft am Zürichsee, schaltete einen italienischen Agenten ein, als es darum ging, Mustafi nach der WM bei Sampdoria Genua loszueisen. Der Verein bekam acht Millionen Euro Ablöse. „Der Weltmeister-Titel hat natürlich ge - holfen, zu einem größeren Verein zu wech - seln“, sagt Shkodran Mustafi. Den Mo - ment, als Joachim Löw anrief, um ihn für den verletzten auf den letzten Drücker zum Abflug nach Brasilien zu be - stellen, wird er nie vergessen. „Es ist nicht so, dass man es auf Anhieb versteht.“ Er war ja nach dem Trainingslager in Südtirol bereits aussortiert. Den ersten An - ruf des damaligen Co-Trainers Hans-Dieter

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