Ja Zur Gentechfrei-Initiative Und Zum Sonntagsverkauf
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AZ 3900 Brig Montag, 28. November 2005 Auflage: 27 354 Ex. 165. Jahrgang Nr. 275 Fr. 2.— www.walliserbote.ch Redaktion: Tel. 027 922 99 88 Abonnentendienst: Tel. 027 948 30 50 Mengis Annoncen: Tel. 027 948 30 40 Auseinanderklaffen von Volks- und GLOSSE Ständemehr Pfeifen B e r n. – (AP) Bei der Zuerst singen die Einen Volksabstimmung über die und pfeifen die Andern. Ausdehnung der Sonntags- Dann singen die Andern arbeit haben Volk und Kan- und pfeifen die Einen. Alles tone bereits zum zweiten mit Musik. Und ist diese Mal im laufenden Jahr ge- Ouvertüre vorüber, beginnt gensätzlich gestimmt. Die der bluternste Spass na- Kluft war dabei so gross wie mens Länderspiel. Spätes- noch nie, spielte aber wie tens seit den letzten beiden schon bei Schengen/Dublin türkisch-schweizerischen am 5. Juni keine Rolle, da Tschuttertreffen liefern allein das Volksmehr aus- Landeshymnen wieder Dis- schlaggebend war. kussionsstoff. Wegen Pfei- Laut einer Zusammenstel- fen. So pfeift jetzt FIFA- lung der Bundeskanzlei sind Chef Sepp Blatter sozusa- Volks- und Ständemehr in gen präventiv auf Hymnen der Geschichte des Bundes- im Stadion. Was der Walli- staats mit dem jüngsten Fall ser SVP in die Nase sticht. 17 Mal auseinander geklafft. Sie bläst zur Attacke: Sie Mit 17 verwerfenden Stän- will das Erlernen der den gegen ein siegreiches Schweizer Hymne zum ob- Volksmehr von 50,6 Prozent ligatorischen Schulfach war die Diskrepanz im aufmotzen. Stimmverhalten beim Refe- Unser Vorschlag: In Stadi- rendum über die Revision en werden Hymnen künftig des Arbeitsgesetzes so gross gepfiffen statt gesungen wie noch nie. oder andersartig intoniert. Analoge Fälle, wo das Aus- In Schulen wird Toleranz einanderklaffen wegen des Ladenpassage Shop Ville unter dem Zürcher Hauptbahnhof. Das Referendum gegen die Liberalisierung der Sonntagsarbeit auf Bahnhöfen zum Pflichtstoff. Wer bei fehlenden Erfordernisses und Flughäfen scheiterte knapp. Foto Keystone der Toleranz-Prüfung des doppelten Mehrs nicht durchfällt, dem droht harte ausschlaggebend war, hatte Strafe: Drei Landeshymnen es zuvor vier gegeben. Sie sind auswendig zu pfeifen liegen allerdings lange zu- – nicht im Schulhaus, son- rück. Bei drei dieser Ab- Ja zur Gentechfrei-Initiative dern in einem Stadion. stimmungen wurden die Lothar Berchtold Vorlagen angenommen, ob- wohl die Mehrheit der Kan- tone dagegen war. Einmal, und zum Sonntagsverkauf Bundesrat Blocher beim Bundesbeschluss über die Bewilligungspflicht für verteidigt Vorgehen die Eröffnung und Erweite- Überraschend deutliche Annahme des fünfjährigen Gentech-Moratoriums B e r n. – (AP) Bundesrat rung von Gasthöfen, war es Christoph Blocher hat den Ent- umgekehrt: Die Vorlage B e r n. – (AP) Die Schweiz er- Stände liessen den Bundesrat Bedeutung des Entscheids he- den städtischen Agglomeratio- scheid des Bundesrats gegen wurde im Frühling 1952 von hält ein fünfjähriges Moratori- und die bürgerliche Parlaments- runter, wären gentechnisch ver- nen gaben schliesslich den Aus- Auslandsengagements der 53,9 Prozent der Stimmen- um für gentechnisch veränderte mehrheit erstmals in einer Ab- änderte Organismen doch auch schlag, obwohl 15 ganze und Swisscom verteidigt. Das Veto den verworfen, obwohl die Agrarprodukte, aber keine Ein- stimmung über die Biotechno- im Falle eines Neins bis 2010 vier halbe Kantone mehrheit- des Bundesrats erfolgte offen- Mehrheit der Kantone zu- schränkung der bestehenden logie im Regen stehen. Die nicht zum Einsatz gekommen. lich Nein stimmten. Rund 150 bar aus Angst vor milliarden- stimmte. Sonntagsverkäufe. Dies ist das Volksinitiative «für Lebensmit- Die Unterlegenen sorgten sich Geschäfte auf 25 Bahnhöfen schweren Verlusten bei der Massgeblich für den Aus- Fazit der Volksabstimmung, bei tel aus gentechnikfreier Land- aber über ein falsches Signal und sechs Flughäfen, in denen Swisscom, für die der Bund ge- gang einer Abstimmung war der die Gentechfrei-Initiative wirtschaft» wurde mit 55,7 Pro- für den Forschungsstandort etwa 2000 Angestellte beschäf- radestehen müsste. Der Bund das Auseinanderklaffen von überraschend deutlich ange- zent Ja angenommen und zwar Schweiz. tigt sind, bleiben damit am sei mit einer Beteiligung von Volks- und Ständemehr nommen und das Referendum flächendeckend in allen Kanto- Lange auf des Messers Schnei- Sonntag geöffnet. CVP-Bun- derzeit 66,1 Prozent grösster letztmals am 24. November gegen die Sonntagsarbeit nur nen. Die von linksgrünen Krei- de stand der Ausgang des Refe- desrat Deiss versprach, der Aktionär der Swisscom. Würde 2002. Die Asylinitiative der hauchdünn verworfen wurde. sen und den Bauernorganisatio- rendums über die Revision des Sonntag bleibe ein Tag der Be- bei einem Auslandsengage- SVP scheiterte damals am Volkswirtschaftsminister Jo- nen unterstützten Initianten Arbeitsgesetzes. Erst mit den sinnung und mahnte mit Blick ment der Swisscom etwas hauchdünnen Volks-Nein seph Deiss nahm das Ergebnis sprachen von einem Sieg für die am Schluss eintreffenden Zah- auf die Debatte im Nationalrat schief gehen, müsste der Bund von 50,1 Prozent, während im Bundeshaus mit einem la- Landwirtschaft. Die Gegner aus len aus dem Kanton Zürich über eine weiter gehende Libe- den Schaden übernehmen, weil eine Mehrheit von zwölfein- chenden und einem weinenden bürgerlichen Parteien und Wirt- kippte das Resultat ins Ja. 50,6 ralisierung der Sonntagsarbeit er als Grossaktionär eine Ga- halb Ständen zustimmte. Auge zur Kenntnis. Volk und schaft spielten die praktische Prozent Ja-Stimmen vorab aus zur Vorsicht. rantenstellung habe. Seite 8 AUSLAND Walliser Bote Montag, 28. November 2005 2 NOTIERT Schneechaos im Rekordstaus und Stromausfälle Münsterland Regen M ü n s t e r. – (AP) Eine bei- verschlimmert Lage spiellose Winterkatastrophe M u z a f f a r a b a d. – (AP) Wintereinbruch stürzt weite Teile Westeuropas ins Chaos ist mit dem Schneechaos am Wegen heftigen Regens sind Wochenende über Nordrhein- am Sonntag die Hilfsflüge in D e n H a a g / W i e n. – (AP) Westfalen und Südnieder- das pakistanische Erdbeben- Der Wintereinbruch hat am sachsen hereingebrochen. gebiet eingestellt worden. Wochenende weite Teile West- Rund 250000 Menschen wa- Die Streitkräfte erklärten, das europas in ein Chaos mit Re- ren ohne Strom, weil 50 schlechte Wetter verhindere kordstaus, Unfällen, Flugab- Hochspannungsmasten um- den Einsatz von Hubschrau- sagen und Stromausfällen ge- stürzten. Auch am ersten Ad- bern in Kaschmir. Die Stras- stürzt. Besonders schlimm ventssontag blieben 120000 sen seien aber noch passier- war die Lage in den Nieder- Einwohner in 20 Gemeinden bar. Die Niederschläge mach- landen, im südenglischen des Münsterlands noch im- ten Hoffnungen der Hilfsor- Cornwall und in Westfrank- mer ohne Elektrizität. ganisationen zunichte, der reich. Während sich die Lage Fast 2000 Unfälle auf spie- Winter beginne in diesem dort bis zum Sonntag norma- gelglatten Strassen, ein Toter, Jahr etwas später, was eine lisierte, versank das österrei- 140 Verletzte und mehr als bessere Versorgung der Opfer chische Bundesland Kärnten sechs Millionen Euro Sach- in den entlegenen Regionen buchstäblich im Schnee. schaden sind die Bilanz des erlaubt hätte. Bei dem Erdbe- chaotischen Wochenendes. ben der Stärke 7,6 am 8. Ok- Von Anthony Deutsch Nach endlosen Staus auf Au- tober kamen mehr als 87000 tobahnen, stundenlang nicht Menschen ums Leben. Drei «Nichts geht mehr», zitierte die vorwärts kommenden Zügen Millionen wurden obdachlos; österreichische Nachrichten- und einem vorübergehend ge- die meisten leben seitdem in agentur APA einen Polizeispre- schlossenen Flughafen ent- Zeltlagern und Notunterkünf- cher zur Lage auf den Autobah- spannte sich bis Sonntag aber ten. «Wir wissen nicht, wie nen am Samstagabend. Quer- die Verkehrslage wieder. wir überleben sollen», sagte stehende Fahrzeuge, wie auch Katastrophenalarm herrschte der Regierungsangestellte anderswo oft Lastwagen mit allerdings weiter in den Krei- Shahid Kazmi. Sommerreifen, blockierten die sen Borken, Steinfurt und Strassen. Es krachte fast im Mi- Coesfeld mit insgesamt über 76 Tote bei nutentakt. In Villach fiel rund einer Million Einwohnern. zwei Busunfällen ein Meter Schnee. Die Behör- Elektriker arbeiten am Sonntag bei Gronau in Niedersachsen an einer unterbrochenen Starkstromlei- Die Bezirksregierung in B a n g a l o r e. – Bei zwei den gaben am Sonntag für meh- tung. Bis zu 250000 Menschen waren im Münsterland vorübergehend ohne Stromversorgung. Münster richtete einen Kri- Busunfällen im Süden Indi- rere österreichische Bundeslän- Foto Keystone senstab ein. In Ochtrup ens sind nach Angaben vom der Lawinenwarnungen aus. (Kreis Steinfurt) informierten Samstag mindestens 76 Men- gen. Zehntausende hatten am übernachteten. Mit Traktoren Decken und Kaffee. In Mittel- sich Ministerpräsident Jürgen schen ums Leben gekommen. 800 Kilometer Staus Samstag wegen beschädigter und Geländewagen holten El- frankreich wurde vorüberge- Rüttgers und Innenminister Wie die Behörden mitteilten, In den Niederlanden verursach- Leitungen keinen Strom. tern und Freunde rund 300 hend die Autobahn 71 gesperrt. Ingo Wolf vor Ort und dank- bargen Rettungskräfte bei der te das Winterwetter wie im be- Auch in Belgien kam es zu Schüler aus einer eingeschnei- Auch bei Saint-Nazaire an der ten den 4000 ehrenamtlichen Stadt Pattukkottai rund 300 nachbarten Münsterland erheb- Stromausfällen und Behinde- ten Schule in Newquai. Atlantikküste kam es zu erheb- Helfern, die unter anderem Kilometer südwestlich von liche Schwierigkeiten. Die Be- rungen im Bahn- und Flugver- Auch in Schottland kam es laut